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Download-PDF (8,1 MB, in German) - Werner Otto

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Als Fünfj ähriger erlebt <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong>, der sich angesichts später folgender<br />

Schrecken gerne an das Leben im monarchistischen Deutschland er<strong>in</strong>nerte,<br />

Truppenverladungen im Raum Seelow. Viele Jahre später ruft er<br />

sich mit der ihm eigenen kritischen Nachdenklichkeit die Ernsthaftigkeit<br />

<strong>in</strong>s Gedächtnis, die dabei geherrscht habe. Vom Jubel, wie er <strong>in</strong> den<br />

Großstädten herrschte, sei damals <strong>in</strong> Seelow nichts zu spüren gewesen.<br />

„Unter den Jubelnden <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und anderen Großstädten waren wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

viele ohne Familien“, so <strong>Otto</strong> später, „denn wer e<strong>in</strong>en Angehörigen<br />

zum Fronte<strong>in</strong>satz verabschieden musste, tat das schon wesentlich<br />

verhaltener.“ Auch e<strong>in</strong> Onkel <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong>s zieht als Offi zier <strong>in</strong> den Krieg<br />

– zu Pferde.<br />

Die Bilder s<strong>in</strong>d bekannt: Soldaten sitzen <strong>in</strong> Eisenbahnwaggons, die mit<br />

Texten wie „Im Herbst sehen wir uns wieder“ und „Bis bald auf dem Boulevard“<br />

beschrieben s<strong>in</strong>d. Selbst viele derjenigen Deutschen, die jahrelang<br />

für Frieden und Völkerverständigung gekämpft hatten, werden 1914 von<br />

Kriegsbegeisterung erfasst, und viele glauben den Ankündigungen der Politiker,<br />

die ihnen e<strong>in</strong>e Rückkehr „wenn die Blätter fallen“ versprechen.<br />

„Me<strong>in</strong>e Generation taumelte sozusagen begeistert <strong>in</strong> die Unordnung h<strong>in</strong>e<strong>in</strong><br />

und verwechselte sie mit Freiheit“, schrieb der 1901 geborene Schriftsteller<br />

Hans Erich Nossack später, die Erwachsenen hätten sich verhalten<br />

„wie K<strong>in</strong>der, die eben dem Schulzwang entronnen waren“.<br />

Zwar war <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> bei Kriegsbeg<strong>in</strong>n noch e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d, doch es ist nicht<br />

auszuschließen, dass er – wäre er e<strong>in</strong>ige Jahre älter gewesen – die Ereignisse<br />

voller Skepsis und Misstrauen beobachtet hätte. Der Junge war früh<br />

nachdenklich und vorausblickend, er kann die Tragweite von weit reichenden<br />

Entwicklungen schon damals ungewöhnlich schnell erfassen –<br />

e<strong>in</strong>e Eigenschaft, die für se<strong>in</strong> Leben von entscheidender Bedeutung se<strong>in</strong><br />

wird. <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> besuchte nach dem Krieg das Prenzlauer Gymnasium,<br />

se<strong>in</strong> Schulweg führte an der Marienkirche vorbei. Die Liebe zu Berl<strong>in</strong> und<br />

der Mark Brandenburg wird ihn nie verlassen, aber der Junge kann damals<br />

nicht ahnen, auf welch verschlungenen Wegen er e<strong>in</strong>es Tages wieder<br />

hierher zurückfi nden wird.<br />

Schon als K<strong>in</strong>d tut sich <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> schwer mit langatmigen Vorträgen<br />

und weitschweifi gen, komplizierten Erläuterungen. Am liebsten möchte<br />

Der Erste<br />

Weltkrieg<br />

Der Krieg beg<strong>in</strong>nt<br />

am 28. Juli 1914 mit<br />

der Kriegserklärung<br />

Österreich-Ungarns<br />

an Serbien.<br />

Wie alles begann<br />

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