Download-PDF (8,1 MB, in German) - Werner Otto
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Der Jahrhundert-Mann<br />
Zu neuen Ufern<br />
um immer wieder neue Geschäftsunterlagen zu besprechen. „Obwohl ich<br />
wesentlich jünger als Herr <strong>Otto</strong> war und noch dazu e<strong>in</strong> guter Sportler“,<br />
er<strong>in</strong>nert sich der Mann, „trat ich nach zwei Stunden ziemlich verzagt von<br />
e<strong>in</strong>em Fuß auf den anderen. <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> machte dieser nächtliche Steh-<br />
und Arbeitsmarathon überhaupt nichts aus.“ Dabei g<strong>in</strong>g <strong>Otto</strong> mit beispielloser<br />
Akribie vor. „Die Weichenstellung für die Zukunft muss bis <strong>in</strong>s<br />
letzte Detail vorbedacht se<strong>in</strong>“, hat er dazu e<strong>in</strong>mal gesagt, „schwierige D<strong>in</strong>ge<br />
müssen auf e<strong>in</strong>en Nenner gebracht werden.“ Die „Wirtschaftswoche“<br />
zitierte e<strong>in</strong>en Insider, der aus jenen Tagen berichtete: „Gefürchtet waren<br />
se<strong>in</strong>e Planungsbesprechungen, bei denen er sich nicht mit der großen L<strong>in</strong>ie<br />
zufrieden gab und völlig unerwartet nach E<strong>in</strong>zelheiten fragte.“<br />
Es gehörte ebenfalls zu <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong>s Pr<strong>in</strong>zipien, D<strong>in</strong>ge auszuprobieren<br />
und dabei auch e<strong>in</strong>mal Fehler zu riskieren. „Erkenne de<strong>in</strong>e Fehler! Versuche,<br />
de<strong>in</strong>en Fehlern, also dir selbst, <strong>in</strong>s Gesicht zu sehen“, schrieb er demonstrativ<br />
gleich zu Anfang se<strong>in</strong>es Buches „Die <strong>Otto</strong>-Gruppe“. Während<br />
e<strong>in</strong>er Weihnachtsfeier bedankte er sich sogar e<strong>in</strong>mal bei denjenigen Mitarbeitern,<br />
die im zurückliegenden Geschäftsjahr Fehler gemacht hatten.<br />
„Wenn e<strong>in</strong>igen Mitarbeitern Pannen passierten, so ist es geschehen, weil<br />
sie im Interesse des Unternehmens zu viel riskiert, sich zu weit auf Neuland<br />
vorgewagt haben. Ich betone, dass es meist die Aktivsten unter uns<br />
s<strong>in</strong>d, denen Fehler unterlaufen, dass sie aber zu denjenigen gehören, denen<br />
wir das Wachstum unseres Unternehmens zu verdanken haben.“<br />
Auch <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> wagte sich <strong>in</strong> diesen Jahren auf Neuland vor – und zog<br />
bei „Pannen“ rechtzeitig die Konsequenzen. E<strong>in</strong>e Kette von Autowaschanlagen<br />
verkaufte er rasch, als sie nicht die erhoff ten Gew<strong>in</strong>ne brachte. Er<br />
stieg 1964 bei der westfälischen Strumpff abrik Schulte & Dieckhoff e<strong>in</strong>,<br />
aber nach 29 Tagen wieder aus, als er sah, dass das Unternehmen nicht<br />
se<strong>in</strong>en Vorstellungen entsprach. Vor die Alternative gestellt, diese Firma<br />
mit allen Folgen ganz zu übernehmen oder anderweitig zu <strong>in</strong>vestieren,<br />
entschloss sich <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong>, se<strong>in</strong>e Anteile wieder an Fritz Karl Schulte<br />
zurückzuverkaufen.<br />
Diese Transaktionen zeigen deutlich: Um den Konzern fi t für die Zukunft<br />
zu machen, scheute sich <strong>Werner</strong> <strong>Otto</strong> nie, im richtigen Moment die Notbremse<br />
zu ziehen und e<strong>in</strong>en Schnitt zu machen. Dass ihm diese konse-