Wirtschaftsbericht 2012 - Landesregierung Nordrhein-Westfalen
Wirtschaftsbericht 2012 - Landesregierung Nordrhein-Westfalen
Wirtschaftsbericht 2012 - Landesregierung Nordrhein-Westfalen
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
39<br />
Verhältnis verbessern. Wenn dieser Preisvorteil jedoch<br />
durch erhöhte Energiekosten wieder kompensiert wird,<br />
verliert der Anreiz, Energieeffizienzsteigerungen zu<br />
erzielen, in seinem Kernbereich an Bedeutung.<br />
Auch wenn zum Beispiel die deutsche Chemieindustrie<br />
insgesamt nach eigenen Angaben ihre Treibhausgasemissionen<br />
seit 1990 um die Hälfte gesenkt und dabei die Produktion<br />
sogar fast um 50 Prozent erhöht hat, ist festzustellen:<br />
Diese hohe Messlatte kann wegen des stark<br />
wachsenden Aufwands für weitere Verbesserungen sicherlich<br />
nicht unendlich weiter erhöht werden. Sie ist in dieser<br />
integralen Betrachtungsweise auch nicht zur Lösung konkreter<br />
Probleme in einzelnen, von hohen Strompreisen<br />
tangierten Branchen oder Einzelunternehmen geeignet.<br />
<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> ist ein Industrieland und wird es<br />
auch künftig bleiben. Deshalb achtet die <strong>Landesregierung</strong><br />
bei allen Initiativen darauf, die industrielle Basis zu erhalten.<br />
Sie setzt sich daher seit Langem dafür ein, dass die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der energieintensiven Industrien<br />
gerade im internationalen Vergleich sichergestellt wird.<br />
Die Energiepolitik muss also weiterhin ihr Augenmerk auf<br />
bezahlbare Energiepreise für Industrie, Gewerbe, aber<br />
auch Haushaltskunden legen und dabei unter Umständen<br />
auch Einzelfälle bei der Ableitung und Abwägung ihrer<br />
Handlungsnotwendigkeiten berücksichtigen.<br />
felder, die hierbei zu berücksichtigen und abzuwägen<br />
sind, wurden bereits oben umfassender beschrieben (z.B.<br />
die erforderliche Weiterentwicklung des EEG). Bei der<br />
Abwägung genereller Befreiungen von Großabnehmern,<br />
beispielsweise in Abhängigkeit von bezogenen Energiemengen,<br />
sind dabei – wie zuletzt bei der Netzentgeltbefreiung<br />
nach § 19 Stromnetzentgeltverordnung – auch<br />
Fragen zur sozialpolitischen Ausgewogenheit zu berücksichtigen.<br />
Hierbei ist auch zu beachten, dass finanzielle Hilfen durch<br />
Abgabenentlastungen oder Subventionen und Beihilfen<br />
wegen der Binnenmarktimplikationen in der EU keine<br />
wirkliche Option (mehr) sein werden. Selbst wenn die<br />
derzeit der EU-Kommission zur Notifizierung vorliegende<br />
Beihilferegelung genehmigt und die Neuen Leitlinien für<br />
Beihilfen nach der Emissionshandelsrichtlinie im Sinne<br />
Deutschlands verabschiedet werden, ist kein weiterer<br />
Spielraum für eine finanzielle Unterstützung zu erkennen.<br />
Vielmehr ist damit zu rechnen, dass sich bei einem weiteren<br />
Anstieg der erneuerbaren Energien die Vorrangeinspeisung<br />
und die EEG-Umlage binnenmarktrelevant<br />
entwickeln werden und (weiter) in den Fokus der EU-<br />
Kommission rücken. Eine intensivere Förderung von<br />
Energieeffizienzmaßnahmen bei den Unternehmen im<br />
Einklang mit den einschlägigen europäischen Regelungen<br />
(Umweltbeihilfen/GruppenfreistellungsVO) wäre möglicherweise<br />
eine Option.<br />
Zahlreiche Regelungen im gesamten Gesetzespaket rund<br />
um die Energiewende und den Atomausstieg sind in diesem<br />
Zusammenhang aus nordrhein-westfälischer Sicht<br />
unbefriedigend, denn bekanntermaßen liegen die hiesigen<br />
Energiekosten bereits jetzt tendenziell über denen<br />
ausländischer Standorte. Das liegt auch an der kumulativen<br />
Wirkung der vielen Einzelbelastungen. Damit ist die<br />
Wettbewerbssituation deutscher Unternehmen generell<br />
erschwert.<br />
Energiewende – Chancen und Risiken für<br />
die Industrie in NRW<br />
Umwelt- und insbesondere Klimaverträglichkeit, Wirtschaftlichkeit<br />
und Versorgungssicherheit im Energiesek-<br />
Die Energiepolitik muss bei ihren Abwägungen jedoch<br />
auch im Blick behalten, dass es sich bei dem im breiten<br />
politischen und gesellschaftlichen Konsens vereinbarten<br />
Umbau der Energieversorgung um eine gesamtgesellschaftliche<br />
Aufgabe handelt. Daher müssen sämtliche<br />
Verbrauchergruppen ihren Beitrag zum Umbau der<br />
Energieversorgungssysteme leisten – und dies umso<br />
mehr, als jede Ausnahme für den einen zwangsläufig zu<br />
Mehrbelastungen der anderen führen wird. Vor dem<br />
Hintergrund des Atomausstiegs dürfen die zumindest<br />
kurzfristig steigenden Strom-Beschaffungskosten nicht<br />
zur Überforderung einzelner Verbrauchergruppen führen.<br />
Die Mechanismen und energiepolitischen Handlungs-