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Wirtschaftsbericht 2012 - Landesregierung Nordrhein-Westfalen

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Verhältnis verbessern. Wenn dieser Preisvorteil jedoch<br />

durch erhöhte Energiekosten wieder kompensiert wird,<br />

verliert der Anreiz, Energieeffizienzsteigerungen zu<br />

erzielen, in seinem Kernbereich an Bedeutung.<br />

Auch wenn zum Beispiel die deutsche Chemieindustrie<br />

insgesamt nach eigenen Angaben ihre Treibhausgasemissionen<br />

seit 1990 um die Hälfte gesenkt und dabei die Produktion<br />

sogar fast um 50 Prozent erhöht hat, ist festzustellen:<br />

Diese hohe Messlatte kann wegen des stark<br />

wachsenden Aufwands für weitere Verbesserungen sicherlich<br />

nicht unendlich weiter erhöht werden. Sie ist in dieser<br />

integralen Betrachtungsweise auch nicht zur Lösung konkreter<br />

Probleme in einzelnen, von hohen Strompreisen<br />

tangierten Branchen oder Einzelunternehmen geeignet.<br />

<strong>Nordrhein</strong>-<strong>Westfalen</strong> ist ein Industrieland und wird es<br />

auch künftig bleiben. Deshalb achtet die <strong>Landesregierung</strong><br />

bei allen Initiativen darauf, die industrielle Basis zu erhalten.<br />

Sie setzt sich daher seit Langem dafür ein, dass die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der energieintensiven Industrien<br />

gerade im internationalen Vergleich sichergestellt wird.<br />

Die Energiepolitik muss also weiterhin ihr Augenmerk auf<br />

bezahlbare Energiepreise für Industrie, Gewerbe, aber<br />

auch Haushaltskunden legen und dabei unter Umständen<br />

auch Einzelfälle bei der Ableitung und Abwägung ihrer<br />

Handlungsnotwendigkeiten berücksichtigen.<br />

felder, die hierbei zu berücksichtigen und abzuwägen<br />

sind, wurden bereits oben umfassender beschrieben (z.B.<br />

die erforderliche Weiterentwicklung des EEG). Bei der<br />

Abwägung genereller Befreiungen von Großabnehmern,<br />

beispielsweise in Abhängigkeit von bezogenen Energiemengen,<br />

sind dabei – wie zuletzt bei der Netzentgeltbefreiung<br />

nach § 19 Stromnetzentgeltverordnung – auch<br />

Fragen zur sozialpolitischen Ausgewogenheit zu berücksichtigen.<br />

Hierbei ist auch zu beachten, dass finanzielle Hilfen durch<br />

Abgabenentlastungen oder Subventionen und Beihilfen<br />

wegen der Binnenmarktimplikationen in der EU keine<br />

wirkliche Option (mehr) sein werden. Selbst wenn die<br />

derzeit der EU-Kommission zur Notifizierung vorliegende<br />

Beihilferegelung genehmigt und die Neuen Leitlinien für<br />

Beihilfen nach der Emissionshandelsrichtlinie im Sinne<br />

Deutschlands verabschiedet werden, ist kein weiterer<br />

Spielraum für eine finanzielle Unterstützung zu erkennen.<br />

Vielmehr ist damit zu rechnen, dass sich bei einem weiteren<br />

Anstieg der erneuerbaren Energien die Vorrangeinspeisung<br />

und die EEG-Umlage binnenmarktrelevant<br />

entwickeln werden und (weiter) in den Fokus der EU-<br />

Kommission rücken. Eine intensivere Förderung von<br />

Energieeffizienzmaßnahmen bei den Unternehmen im<br />

Einklang mit den einschlägigen europäischen Regelungen<br />

(Umweltbeihilfen/GruppenfreistellungsVO) wäre möglicherweise<br />

eine Option.<br />

Zahlreiche Regelungen im gesamten Gesetzespaket rund<br />

um die Energiewende und den Atomausstieg sind in diesem<br />

Zusammenhang aus nordrhein-westfälischer Sicht<br />

unbefriedigend, denn bekanntermaßen liegen die hiesigen<br />

Energiekosten bereits jetzt tendenziell über denen<br />

ausländischer Standorte. Das liegt auch an der kumulativen<br />

Wirkung der vielen Einzelbelastungen. Damit ist die<br />

Wettbewerbssituation deutscher Unternehmen generell<br />

erschwert.<br />

Energiewende – Chancen und Risiken für<br />

die Industrie in NRW<br />

Umwelt- und insbesondere Klimaverträglichkeit, Wirtschaftlichkeit<br />

und Versorgungssicherheit im Energiesek-<br />

Die Energiepolitik muss bei ihren Abwägungen jedoch<br />

auch im Blick behalten, dass es sich bei dem im breiten<br />

politischen und gesellschaftlichen Konsens vereinbarten<br />

Umbau der Energieversorgung um eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe handelt. Daher müssen sämtliche<br />

Verbrauchergruppen ihren Beitrag zum Umbau der<br />

Energieversorgungssysteme leisten – und dies umso<br />

mehr, als jede Ausnahme für den einen zwangsläufig zu<br />

Mehrbelastungen der anderen führen wird. Vor dem<br />

Hintergrund des Atomausstiegs dürfen die zumindest<br />

kurzfristig steigenden Strom-Beschaffungskosten nicht<br />

zur Überforderung einzelner Verbrauchergruppen führen.<br />

Die Mechanismen und energiepolitischen Handlungs-

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