Bildungssituation und Bildungsverhalten migrantischer Gruppen in ...

jungen Ausländerrinnen angestiegen sei. Im Berichtsjahr liegt ihre Quote bei 37 Prozent und
damit nahe der der jungen deutschen Frauen, die 40 Prozent beträgt. Als allgemeine
Vorbehalte der Betriebe gegenüber ausländischen Jugendlichen nennt der Familienbericht
Bedenken in Bezug auf die Integration in die Belegschaft, hinsichtlich der sprachlichen
Kommunikation, hinsichtlich der Akzeptanz durch die Kundschaft, hinsichtlich möglicher
Ausbildungsabbrüche aus familiären Gründen oder bedingt durch die Rückkehr ins
Herkunftsland. 35
Man muss also feststellen, dass in und hinter modernsten Organisationsstrukturen und
Personalrekrutierungsverfahren informelle Strukturen liegen können, mit denen schlicht
Ressourcen zum Vorteil der sie nutzenden Gruppen verteidigt werden. Nicht korrekt wäre es,
auf den Hinweis zu verzichten, dass diese Strukturen dann aufgebrochen werden können,
wenn im personalwirtschaftlichen Konzept z. B. der Wert der interkulturellen Kompetenzen
erkannt und entsprechend gehandelt wird. Wobei z. B. dem Handwerk eine gewisse
Vorreiterrolle zugesprochen werden kann. Laut dem sechsten Familienbericht waren zu
diesem Zeitpunkt im Handwerk die ausländischen Jugendlichen mit einem Anteil von 9% an
allen Auszubildenden sogar etwas überrepräsentiert. 36 Zunehmend werden auch von kleinen
und mittleren Unternehmen Managementstrategien des „Diversity“ (Verschiedenheit)
angewandt. 37 Diese Unternehmensstrategien setzen auf die besondere Produktivität von
Belegschaften, deren Mitglieder sich aus ganz unterschiedlichen Menschen z. B. hinsichtlich
ihrer national-ethnischen Herkunft, ihrer Religion, Hautfarbe, sexuellen Orientierung, des
Lebensalters oder z. B. einer körperlichen Behinderung zusammensetzen. Hier kommen bei
weitem nicht allein unterschiedliche Sprachkenntnisse zum Tragen. Man erhofft sich vielmehr
eine besondere Kreativität im Arbeitsleben durch das Zusammenwirken der
unterschiedlichsten individuellen Perspektiven. Dies setzt dann unverzichtbar die
35 Sechster Familienbericht. Familien ausländischer Herkunft in Deutschland. Leistungen – Belastungen –
Herausforderungen, 20.10.2000. Deutscher Bundestag Drucksache 14/4357, 14. Wahlperiode 20. 10. 2000.
S. 181.
36 Sechster Familienbericht. Familien ausländischer Herkunft in Deutschland. Leistungen – Belastungen –
Herausforderungen, 20.10.2000. Deutscher Bundestag Drucksache 14/4357, 14. Wahlperiode 20. 10. 2000.
S. 181.
37
Hier sind auch Beschäftigungsträger unternehmensberaterisch aktiv, die Erwerbslose in Maßnahmen des
zweiten Arbeitsmarktes qualifizieren. Hierdurch werden also Zugangsmöglichkeiten in Arbeit für
Erwerbslose ohne Ansehen ihrer Herkunft geschaffen und Benachteiligung auf Grund verschiedener bisher
als Handykap angesehener Merkmale abgebaut. Z. B.: „Hamburger Diversity Netzwerk“ der einfal GmbH
Hamburg, www.einfal.de.
18