15.11.2012 Aufrufe

Denis Gustavus - Interessengemeinschaft deutschsprachiger ...

Denis Gustavus - Interessengemeinschaft deutschsprachiger ...

Denis Gustavus - Interessengemeinschaft deutschsprachiger ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

darin waren sich alle einig, ein Gedicht muss<br />

schwingen und fließen, Worte gleich einer<br />

Melodie zum Klingen bringen.<br />

Vier Berliner Autorinnen und Autoren stellten<br />

sich dann, an einem Nachmittag, mit ihren<br />

Texten vor.<br />

Claudia Altmann las Kurzprosa und Lyrik.<br />

Renate Loewenbergs Prosa-Geschichten, die<br />

sich sozialen Alltagsproblemen zuwandten,<br />

bewegten tief, aber ließen auch herzlich und<br />

befreiend alle Gäste zum Lachen bringen.<br />

Fanni Fam beeindruckte durch ihre ehrliche<br />

Reflektion auf ein Stück durchlittenes Leben.<br />

Besonders begeistert aber hat der junge<br />

Dennis <strong>Gustavus</strong>, der es verstand, mit seinen<br />

Episodengeschichten ein Stück DDR-Alltag<br />

auf ganz individuelle Weise wieder lebendig<br />

erden zu lassen.<br />

Die Leiterin des Tagebuch- und Erinnerungsarchives<br />

führte die von weit her angereisten<br />

Gäste durch die Dauerausstellung des Heimatmuseums<br />

Treptow und vermochte so einen<br />

Einblick in Treptower und Berliner Geschichte<br />

zu vermitteln.<br />

Vielleicht wird es wieder ein Pfingsttreffen<br />

im kommenden Jahr geben. Heimatmuseum,<br />

Tagebucharchiv und die Berliner Autorinnen<br />

und Autoren (die nicht der IGdA angehören)<br />

stehen auch dann wieder gerne als Gastgeber<br />

zur Verfügung.<br />

Auch die zu Beginn des Jahres begonnenen<br />

Regionaltreffen der IGdA-Mitglieder werden<br />

ab September 2009 weiterhin angeboten und<br />

hoffentlich von den Teilnehmern genutzt.<br />

Karin Manke<br />

2 Texte zum Workshop von Frau Manke<br />

Am stimmungsvollen Frühjahrstreffen der<br />

IGdA in Berlin – 28. – 31.5. 2009 - führte Karin<br />

Manke mit uns einen sehr anregenden Workshop<br />

durch. Wir hatten die Aufgabe, eine<br />

Jahreszahl zu ziehen und in ca. 30 Minuten<br />

eine Lebenssituation dazu zu erinnern. Hier<br />

zwei Beispieltexte dazu:<br />

IGda<br />

1980<br />

IGDA aktuell, Heft 2/3 (2009) Seite 57<br />

Nach acht Jahren Schweigepause wagte ich<br />

mich wieder daran, das Schreiben von einem<br />

Gedicht auszuprobieren. Die Gedanken<br />

dazu sperrte ich in meinen Kopf. Ich erzählte<br />

niemand etwas davon, lief auf meinen<br />

Schuhsohlen unsicher in den größeren Buchhandlungen<br />

umher, starrte die Seiten sog.<br />

‚moderner Lyrik’ an und wusste, ich würde<br />

dem Trend, abgebrochene Zeilen zu üben,<br />

mich anpassen müssen.<br />

Allzu gut erinnerte ich mich daran, warum<br />

ich vor diesen acht Pausenjahren in eine<br />

schriftstellerische Stille verfiel. Ich hatte eine<br />

umfangreichere Herzensblüte mit abendlicher<br />

Gefühlsseligkeit und überfrachteten<br />

Altreimen an die ’Horen’, eine der wichtigsten<br />

zeitgenössischen Literaturzeitungen geschickt.<br />

Die Antwort der Redaktion hatte meine künftigen<br />

Produktionen einstweilen in ein finsteres<br />

Aus geschoben.<br />

‚Schön, sehr schön’, hatten sie klar geantwortet.<br />

Aber – es wäre ‚vor hundert Jahren so<br />

schön’ gewesen. Nicht heutzutage. Und - sie<br />

hatten Recht.<br />

Zuhause suchte ich mir ein besonderes Papier<br />

aus einer hinteren Schublade heraus<br />

und dachte eine Ansammlung von Grübelminuten<br />

nach, an welchem Objekt ich diese<br />

modisch abgebrochenen Zeilen üben oder<br />

versuchen sollte.<br />

Mein Großvater zog mir durch den Sinn. Er<br />

hatte sich erst vor vier Wochen aus dem Leben<br />

verabschiedet. Ich hatte ihn mehr als geliebt,<br />

bewundert und – ich hatte noch nicht<br />

sehr viel Erfahrung mit dem Tod von Menschen<br />

gehabt.<br />

Ich schrieb und schrieb, es strömte ein sich<br />

von selbst dehnendes Wortmeer aus meiner<br />

Erinnerung - wie er es fertig gebracht hatte,<br />

in dem gesamten 1000-jährigen Reich standzuhalten<br />

und kein Mitglied der NSDAP zu<br />

werden. Dabei war dies für den geschäftsführenden<br />

Direktor einer Kleinfabrik gar<br />

nicht so einfach gewesen.<br />

‚Ich werde es mir überlegen,’ hatte er refrainmäßig<br />

den sich wiederholenden Politanfra-

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!