Cruiser April 2015 Die grosse Umfrage
Cruiser, das grösste Gay Magazin in der Schweiz mit der umfassenden Umfrage: so denken Teenager wirklich über Schwule
Cruiser, das grösste Gay Magazin in der Schweiz mit der umfassenden Umfrage: so denken Teenager wirklich über Schwule
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cruiser<br />
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<strong>April</strong> <strong>2015</strong><br />
So denken<br />
Teenager wirklich<br />
über Schwule<br />
Exklusiv: <strong>Die</strong> <strong>grosse</strong><br />
<strong>Cruiser</strong>-<strong>Umfrage</strong><br />
Pink Apple<br />
<strong>Die</strong> Highlights<br />
des Filmfestivals<br />
Heiratsstrafe<br />
Worum es bei der<br />
CVP-Initiative geht<br />
Zeus<br />
Wie gay war der<br />
Göttervater wirklich?
Inhalt<br />
Editorial<br />
<strong>April</strong> <strong>2015</strong><br />
04 Thema | So denken Teenager über Schwule<br />
Exklusiv: <strong>Die</strong> <strong>grosse</strong> <strong>Cruiser</strong>-<strong>Umfrage</strong><br />
Liebe Leser<br />
Hört man im Tram oder im Bus Jugendlichen zu, stellt man fest, dass<br />
diese teilweise in einer Art Geheimsprache kommunizieren. Der Jugendslang<br />
kann faszinierend sein, aber auch verstörend. In jedem zweiten Satz<br />
fallen irgendwie die Wörter «Alter», «Man(n)» und «schwul». Würden diese<br />
Begriffe in der Kombination «schwuler alter Mann» gebraucht, wäre die<br />
Jugendsprache ja noch verständlich. Aber nein: Jeder Begriff wird scheinbar<br />
wahllos irgendwo für irgendwas im Satz eingebaut. Das hat unsere<br />
Redaktion schliesslich auf die Idee gebracht nachzufragen, was Teenager<br />
von Homosexualität grundsätzlich halten. <strong>Cruiser</strong> hat – wohl bisher einzigartig<br />
in der Schweiz – aus diesem Grund eine <strong>grosse</strong> <strong>Umfrage</strong> gestartet.<br />
Passend ist diese <strong>Umfrage</strong> auch im Kontext zur alljährlichen «Pride»- und<br />
«Europride»-Diskussion. Im Falle unserer <strong>Umfrage</strong> wird nämlich klar, dass<br />
die Jugendlichen finden, Homosexualität sei noch nicht überall akzeptiert.<br />
Ob und inwiefern Veranstaltungen wie eine «Pride» Sinn machen<br />
oder eher kontraproduktiv sind, konnten wir mit unserer <strong>Umfrage</strong> nicht<br />
herausfinden.<br />
Neu haben wir im <strong>Cruiser</strong> eine Serie für alle geschichtlich Interessierten<br />
gestartet: «Homosexualität in Geschichte und Literatur» bringt spannende<br />
Aspekte und neue Blickwinkel, die manchmal durchaus auch fantasievoll<br />
sein können. Und: Wir zeigen in unserer Fotostory, warum Printmagazine<br />
unabdingbar sind. Viel Spass mit dem neuen <strong>Cruiser</strong>!<br />
Herzlich, Haymo Empl<br />
Chefredaktor<br />
09 Klatschspalte | Promis<br />
10 Serie | Homosexualität in Geschichte<br />
und Literatur Zeus und Ganymed<br />
14 Serie | Mannsbild – Berufsbild<br />
Der Maschinenbauer<br />
18 Kolumne | Pia Spatz<br />
19 Ratgeber Aids-Hilfe | Dr. Gay<br />
20 Kolumne | Michi Rüegg<br />
21 Kommentar | Adoption<br />
22 News | National<br />
24 News | International<br />
26 Szene | Tipps<br />
28 Kultur | Schweiz<br />
FOTO UMSCHLAG: FOTOLIA-FOCUSPOCUS<br />
<strong>Cruiser</strong> print<br />
Impressum<br />
Herausgeber & Verleger: Haymo Empl, empl.media<br />
Infos an die Redaktion: redaktion@cruisermagazin.ch<br />
Chefredaktor Haymo Empl<br />
stv. Chefredaktor Daniel Diriwächter<br />
Art Director Astrid Affolter, Access – bridge to work, Bereich Grafik<br />
Redaktion Print Martin Ender, Andreas Faessler, Alain Sorel, Thomas Borgmann,<br />
Marianne Weissberg, Kafi Freitag, Michi Rüegg, Pia Spatz,<br />
Vinicio Albani, Moel Maphy<br />
Layout<br />
Access – bridge to work, Bereich Grafik<br />
Lektorat Ursula Thüler<br />
Anzeigen Said Saidi, Telefon 043 300 68 28, anzeigen@cruisermagazin.ch<br />
Auflage 12 000 Exemplare, 10 Ausgaben jährlich<br />
Redaktion und Verlagsadresse:<br />
empl.media, Haymo Empl, Welchogasse 6, Postfach 5539, 8050 Zürich<br />
Telefon 043 300 68 28, Telefax 043 300 68 21, info@cruisermagazin.ch<br />
<strong>Cruiser</strong> online<br />
Herausgeber & Verleger: Haymo Empl, empl.media<br />
Infos an die Online-Redaktion: online@cruisermagazin.ch<br />
Chefredaktor Online: Daniel Diriwächter<br />
30 Serie | Persönlichkeiten<br />
Jason Donovan<br />
32 Fotostory | <strong>Cruiser</strong> creativ<br />
8 Dinge, die nur Print kann<br />
34 Kolumne | Kafi Freitag<br />
Kafi und ihr Held des Alltags<br />
36 Kolumne | Weissbergs warme Weissheiten<br />
Wo versteckt sich die Glamour-Karriere?<br />
38 Interview | Christoph Braun<br />
<strong>Die</strong> Ausnahme unter den Konzertpianisten<br />
40 Special | «Pink Apple»-Filmfestival<br />
<strong>Die</strong> Schwerpunkte<br />
42 Reportage | Heiratsstrafe<br />
Heiraten «lohnt» sich nicht<br />
46 Unterhaltung | Kreuzworträtsel<br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong> 3
Thema | <strong>Die</strong> <strong>grosse</strong> <strong>Cruiser</strong>-<strong>Umfrage</strong><br />
So denken<br />
Teenager über<br />
Schwule & Lesben<br />
Text: Haymo Empl<br />
Wie denken Teenager wirklich über Homosexualität? <strong>Cruiser</strong> hat exklusiv<br />
eine <strong>Umfrage</strong> zum Thema «Diskriminierung – so denken Jugendliche<br />
wirklich darüber» durchgeführt. Das Ergebnis überrascht.<br />
FOTOS: ACCESS – BRIDGE TO WORK<br />
4 <strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong>
«Wenn mein Kind schwul wäre,<br />
wäre das nicht schlimm.»<br />
«Ich finde, Homosexuelle sind<br />
bereits gleichgestellt.»<br />
«Schwule interessieren mich<br />
eigentlich nicht.»<br />
In Pausengesprächen fällt oft der Ausdruck<br />
«Das isch so schwul, Mann».<br />
Teenager haben diese Phrase in ihrem<br />
Standardvokabular. Unklar für Aussenstehende<br />
ist, wie und vor allem wann<br />
das Wort «schwul» in der jeweiligen<br />
Peer-Group eingesetzt wird. Und noch<br />
«<strong>Die</strong> Jugendlichen haben<br />
sich – wie bereits an dere<br />
Generationen zuvor –<br />
ihre eigene Sprache zusammengebastelt.»<br />
unklarer ist, wie positiv oder negativ<br />
der Begriff gewichtet wird. «Na, alles<br />
stabil?», fragt der Jugendliche von heute<br />
aber auch, wenn er sich nach dem<br />
Befinden erkundigt. Und: «fresh» ist das<br />
neue «cool». <strong>Die</strong> Jungen sprechen von<br />
«Smartphone-Säuseln», von «entsnowden»<br />
und vom «Likejunkey». Das ist oft<br />
alles ziemlich unverständlich, darum<br />
gibt beispielsweise Langenscheidt ein<br />
entsprechendes Wörterbuch mit fast<br />
600 Slang-Ausdrücken von Jugendlichen<br />
aus Deutschland, Österreich und<br />
der Schweiz heraus. Auch wenn sich die<br />
Bedeutung oftmals nur erahnen lässt:<br />
<strong>Die</strong> Dialoge der heutigen Jugendlichen<br />
sind originell und definitiv nicht verarmt,<br />
wie manche Sprachgurus fürchten.<br />
Kurz und prägnant sind Ausdrücke<br />
wie «gömmer Starbucks». Und mit «du<br />
bisch voll s Opfer» ist auch klar, was<br />
gemeint ist. <strong>Die</strong> Jugendlichen haben<br />
sich – wie bereits andere Generationen<br />
zuvor – ihre eigene Sprache zusammengebastelt.<br />
SMS und Co. haben zur Verkürzung<br />
beigetragen, die Globalisierung<br />
steuert Lehnwörter bei. Wie und ob die<br />
Jugendausdrücke diskriminierend sind,<br />
«<strong>Die</strong> meisten der<br />
Jugendlichen zeigen<br />
sich erstaunlich tolerant<br />
und es wird klar, dass<br />
sich die Teenager doch<br />
über einiges Gedanken<br />
machen.»<br />
darüber machen sich die Jugendlichen<br />
wenig Gedanken. Schliesslich hat man<br />
als Teenager andere Prioritäten, die für<br />
Erwachsene oft genauso unverständlich<br />
sind wie die Sprache. In unserer<br />
<strong>Cruiser</strong>-<strong>Umfrage</strong> ist einiges ans Licht gekommen<br />
– und es war weniger schlimm<br />
als befürchtet. <strong>Die</strong> meisten der Jugendlichen<br />
zeigen sich erstaunlich tolerant<br />
und es wird klar, dass sich die Teenager<br />
doch über einiges Gedanken machen.<br />
Mehr, als die (gespielte?) Gleichgültigkeit<br />
vermuten lässt. Es scheint ganz<br />
so, als ob die heutigen Teenager sehr<br />
wohl zwischen blöden Sprüchen und<br />
blankem Hass unterscheiden können.<br />
Allerdings muss in unserer <strong>Umfrage</strong><br />
berücksichtig werden, dass die teilnehmenden<br />
Jugendlichen durchwegs<br />
in städtischem Umfeld leben oder zumindest<br />
in der Agglomeration der Stadt<br />
Zürich. In anderen Kantonen käme<br />
viel leicht eine andere Wahrheit beziehungs<br />
weise Realität zu Tage.<br />
Erstaunlich ist auch, dass die von<br />
uns befragten Jugendlichen fast ausnahmslos<br />
in ihrem Umfeld eine homosexuelle<br />
Person kennen. Wie dieser<br />
Bezug aussieht, haben wir nicht erfragt,<br />
denn uns war wichtig, dass wir die<br />
Resultate in Zahlen messbar machen<br />
können.<br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong> 5
Thema | <strong>Die</strong> <strong>grosse</strong> <strong>Cruiser</strong>-<strong>Umfrage</strong><br />
«Ich kenne eigentlich niemanden,<br />
der schwul ist.»<br />
«Ich habe keine Ahnung, warum man<br />
schwul oder lesbisch ist.»<br />
«Homosexualität gehört verboten.»<br />
Schwule und Lesben<br />
sind abstossend.<br />
Ich stimme ganz zu. (11 %)<br />
Ich stimme zu. (6 %)<br />
Neutral / Keine Meinung (20 %)<br />
Ich stimme nicht zu. (11 %)<br />
Wenn mein eigenes Kind<br />
schwul oder lesbisch wäre,<br />
dann wäre das<br />
schlimm. (16%)<br />
Würde ich nicht akzeptieren. (4%)<br />
in Ordnung. (80%)<br />
Ich stimme überhaupt<br />
nicht zu. (52 %)<br />
Wie viele Lesben / Schwule<br />
kennst du in deinem Umfeld?<br />
Niemanden (15%)<br />
1 Person (15%)<br />
2 Personen (52%)<br />
4-6 Personen (10%)<br />
Schwul oder lesbisch ist man, weil<br />
Keine Ahnung (21 %)<br />
man den falschen Umgang hatte. (12 %)<br />
es einfach so ist. (53 %)<br />
es eine Laune der Natur ist. (16 %)<br />
Mehr als 6 Personen (8%)<br />
Homosexuelle sollten gleich<br />
behandelt werden wie alle<br />
anderen auch.<br />
Ich stimme ganz zu. (58%)<br />
Ich stimme zu. (11 %)<br />
Neutral / Keine Meinung (15%)<br />
Ich stimme nicht zu. (5%)<br />
Ich stimme überhaupt<br />
nicht zu. (11 %)<br />
Homosexuelle sind bei<br />
uns bereits gleichgestellt.<br />
Ich stimme ganz zu. (16%)<br />
Ich stimme zu. (32%)<br />
Neutral / Keine Meinung (20%)<br />
Ich stimme nicht zu. (21%)<br />
Ich stimme überhaupt nicht zu. (11%)<br />
FOTOS: ACCESS – BRIDGE TO WORK<br />
6 <strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong>
So wurde gefragt:<br />
«Homosexuelle sollten gleich behandelt<br />
werden wie alle anderen auch.»<br />
Homosexualität gehört verboten.<br />
Ich stimme ganz zu. (11%)<br />
Neutral / Keine Meinung (19%)<br />
Ich stimme nicht zu. (5%)<br />
«Ich hätte Mühe, wenn mein Kind<br />
schwul wäre.»<br />
Ich stimme überhaupt nicht zu. (65%)<br />
In manchen Ländern steht Homosexualität unter<br />
Todesstrafe. Ich finde das<br />
in Ordnung. (5%)<br />
<strong>Die</strong> Teilnehmenden waren alle zwischen<br />
16 und 19 Jahre alt, es wurde ano -<br />
nym über ein (smartphonetaugliches!)<br />
Onlineformular gefragt. Weder die<br />
IP-Nummer noch sonstige Daten wurden<br />
von <strong>Cruiser</strong> gespeichert oder übermittelt.<br />
<strong>Die</strong> Formulare wurden von den<br />
Teilnehmern einzeln und an verschiedenen<br />
Tagen ausgefüllt, die Teilnahme<br />
war fakultativ und erfolgte im Lehr betrieb,<br />
in der Berufsschule oder zu Hause.<br />
<strong>Cruiser</strong> hat Wert darauf gelegt, dass<br />
die Teilnehmer nicht aus einem akademischen<br />
Haushalt stammen und keinen<br />
Gymnasialabschluss haben. <strong>Die</strong> Teilnehmer<br />
haben in 32 % einen Migrationshintergrund<br />
(mindestens ein Eltern teil<br />
ist nicht in der Schweiz geboren).<br />
Von 100 zufällig ausgesuchten Personen<br />
(u. a. in sogenannten «Motivationssemestern»<br />
und «Zwischen jahren» sowie<br />
in Vorkursen für eine Berufslehre)<br />
haben 80 Jugendliche teilgenommen.<br />
Das Verhältnis Männer / Frauen ist nicht<br />
bekannt, wird aber Schätzungen zufolge<br />
in etwa ausge glichen sein.<br />
<strong>Die</strong> <strong>Umfrage</strong> ist nun auch auf unserer<br />
Webseite online: www.cruisermagazin.ch.<br />
Selbstverständlich werden dort<br />
die Resultate nicht mehr gezählt.<br />
<strong>Die</strong> werden schon ihre Gründe haben. (5%)<br />
nicht in Ordnung. (90%)<br />
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<strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong> 7
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Klatschspalte | Promis<br />
Manege frei ...<br />
Text: Daniel Diriwächter<br />
«Ich hatte zwei Möglichkeiten: Ich konnte<br />
ent weder erwürgt werden oder fallen – also<br />
entschied ich mich zu fallen.»<br />
{ }<br />
Madonna über ihren Sturz bei den «Brit Awards»<br />
FOTOS: ZVG UNIVERSAL (1), ZVG LEONARD (1), ZVG (1)<br />
Sänger Leonard überzeugte in der<br />
SRF-Arena.<br />
Leonard<br />
Zugegeben, Leonard (50) ist ein fantastischer<br />
Schlagersänger, aber nicht wirklich<br />
die erste Wahl, wenn es darum<br />
geht, die Gay-Szene zu repräsentieren.<br />
Das sahen die Verantwortlichen der<br />
SRF-Arena anders und luden Leonard<br />
zum Thema «Ehe für alle» ein, während<br />
Vertreter von LOS und «Pink Cross» aussen<br />
vor bleiben mussten. Das gab zu reden<br />
und Moderator Jonas Projer ergänzte<br />
via Twitter: «Wenn es eine Sendung<br />
zu ‹Pink Cross› wäre, wäre ‹Pink Cross›<br />
dabei». Leonard gab im Nachhinein zu,<br />
dass er unsicher war, ob er teilnehmen<br />
solle, aber offenbar wurde er von der<br />
SRF bekniet, den Ring zu steigen. Dort<br />
standen noch Verena Herzog (SVP),<br />
Giuseppe Gracia (Bistum Chur), beide<br />
erklärte Gegner der «Ehe für alle», und<br />
auf der anderen Seite Jacqueline Fehr<br />
(SP), zusammen mit Leonard. Doch der<br />
Schlagersänger überraschte und war<br />
gleichermassen präsent wie wortgewandt.<br />
Schlagfertig räumte Leonard mit<br />
Irrungen und Wirrungen auf. Ausserdem<br />
stellte er klar, dass eine «Ehe für alle»<br />
die Fortpflanzung, welche so wichtig für<br />
die Gegner ist, niemals aufhalten würde.<br />
Das Fazit von Leonard zur Sendung fällt<br />
versöhnlich aus: «Während der Sendung<br />
haben wir heftig diskutiert und gestritten,<br />
aber hinterher sassen wir alle friedlich<br />
und ohne jegliche Berührungsängste<br />
bei einem Bierchen zusammen und<br />
fanden uns sogar richtig sympathisch<br />
und nett.»<br />
Daniel Küblböck<br />
Er fegt wieder über die Mattscheibe:<br />
Daniel Küblböck, bekannt durch die<br />
erste Staffel von «DSDS», einer Zeit, als<br />
noch Fünftplatzierte mit einem Plattenvertrag<br />
die Show verliessen. Heute präsentiert<br />
er sich als gereifte Hupfdohle<br />
in der RTL-Show «Let’s Dance» und beinahe<br />
nichts erinnert an die quietschende<br />
Drama-Queen von einst. Daniel<br />
Küblböck bewies ferner Köpfchen, als<br />
er die Tantiemen der Gesangskarriere<br />
in Solarenergie investierte. Glaubt<br />
man deutschen Medien, ist der Sänger<br />
heute Millionär. Auch musikalisch ging<br />
er neue Wege, zwischenzeitlich zog es<br />
ihn ins Jazz-Genre oder sogar an eine<br />
Vorentscheidung zum Eurovision Song<br />
Contest. Mit «Save my Heart» hat Daniel<br />
Küblböck nun eine neue Single am<br />
Start. Im dazugehörigen Video schlüpft<br />
er in diverse Rollen, egal ob Mann oder<br />
Frau, und trällert sich durch die Szenerie.<br />
Privat soll es übrigens auch gut laufen<br />
– Daniel Küblböck hat einen festen<br />
Partner und lebt auf Mallorca.<br />
Diamá<br />
Claudia D’Addio erreichte vor zehn Jahren<br />
erste Aufmerksamkeit, als sie relativ erfolgreich<br />
die damalige «MusicStar»-Staffel<br />
dominierte. Und sie schaffte es dank<br />
der Grand-Prix-Koryphäe Ralph Siegel<br />
bis zum Eurovision Song Contest. Seither<br />
wurde es nie ganz still um die Künstlerin<br />
– der <strong>grosse</strong> Hit blieb allerdings aus.<br />
Mittlerweile nennt sich Claudia nur noch<br />
Diamá und fand besonders in der hiesigen<br />
Gay-Szene Unterschlupf. «Ich fühl<br />
mich da einfach am wohlsten und kann<br />
mich selbst sein», so Diamá gegenüber<br />
dem <strong>Cruiser</strong>. Mitte März veröffentlichte<br />
die Sängerin mit italienischen Wurzeln<br />
ihr erstes Album «We’re not done» – die<br />
Plattentaufe fand im Zürcher Club «Les<br />
Garçons» statt. Mit ihren neuen Songs<br />
will sie ihre Weiblichkeit zelebrieren und<br />
zeitlose Musik schaffen. «Ich folge keinem<br />
Trend», meint Diamá selbstbewusst.<br />
Geprägt durch die Show «MusicStar»,<br />
bei der es laut ihren Worten Situationen<br />
gab, die sie leer schlucken liessen, will<br />
sie heute als Künstlerin wahrgenommen<br />
werden – egal, ob ihr Debütalbum kommerziell<br />
erfolgreich wird.<br />
Diamá liebt schwule Männer.<br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong> 9
Serie | Homosexualität in Geschichte<br />
und Literatur<br />
Ein Hirtenjunge lernt<br />
fliegen<br />
Text: Alain Sorel<br />
Eines Tages startete Zeus, der oberste der griechischen Götter, die «Operation<br />
Ganymed». Er brauchte in der Liebe etwas Neues. So holte er, gut<br />
getarnt, einen jungen Hirten von der Erde zu sich auf den Olymp. Dort<br />
besetzte er einen Schlüsselposten mit seinem hübschen Günstling, der<br />
ihm fortan zu <strong>Die</strong>nsten war – und die Eifersucht seiner Gattin weckte.<br />
Es war einmal, vor langer, langer<br />
Zeit, im antiken Griechenland. Zeus,<br />
der Chef der Götter, hatte Augen mit<br />
einem Auflösungsvermögen, die heute<br />
jedem Satelliten der amerikanischen<br />
Weltraumbehörde Nasa ebenbürtig wären.<br />
Von seinem Regierungssitz hoch in<br />
den Wolken, dem Berg Olymp, sah er<br />
bis in die hintersten Winkel der Welt<br />
der Menschen. Nichts blieb ihm verborgen,<br />
was sich unter freiem Himmel tat,<br />
was sich in der Stadt und auf dem Land<br />
abspielte. Niemand entging ihm.<br />
Das ist ziemlich wörtlich zu verstehen.<br />
Zeus griff immer wieder in die Belange<br />
der Menschen ein: Mit dem Blitz,<br />
einem seiner Wahrzeichen, bestrafte er<br />
Frevler und Übeltäter, aber er war auch<br />
Meister darin, sich ihnen blitzartig anzunähern<br />
– auf eine sanfte Tour.<br />
Für Täuschungen gut<br />
Er hatte einen ausgeprägten Blick für<br />
die Schönheit von Sterblichen – und<br />
war Liebesspielen mit ihnen nicht abgeneigt.<br />
Sie lenkten ihn ab von der<br />
Schiedsrichterrolle, die er immer wieder<br />
unter seinesgleichen, den Göttern und<br />
Göttinnen, wahrzunehmen hatte. Eine<br />
Aufgabe, die oftmals schwieriger war,<br />
als einen Sack voll Flöhe zu hüten.<br />
Zeus war ein Meister der Tarnung.<br />
<strong>Die</strong> verwendete er häufig, um zum Ziel<br />
zu kommen. Er stieg hinab zur Erde und<br />
verführte Frauen als Goldregen, als Stier<br />
oder als Schwan. Aber einmal, ja einmal,<br />
als er wieder Lust auf ein Abenteuer<br />
verspürte – ein Abenteuer mit etwas<br />
Würze sollte es dieses Mal schon sein –,<br />
sah er ihn: einen 20-jährigen Burschen,<br />
der auf einer Weide die Schafe hütete.<br />
Da war es um Zeus geschehen; es war<br />
ein Moment, in dem er sich wieder einmal<br />
Rechenschaft gab, dass ihm, dem<br />
Gott, nichts Menschliches fremd war,<br />
auch nicht die Liebe zum eigenen Geschlecht<br />
zum Beispiel.<br />
«Zeus hatte einen<br />
ausgeprägten Blick<br />
für die Schönheit<br />
von Sterblichen.»<br />
Kräftige Statur<br />
Man darf sich das so vorstellen, dass<br />
Zeus den Jüngling eine Zeitlang beobachtete,<br />
bevor er sich zu einer Direktbegegnung<br />
auf seine Art entschloss. So<br />
sah er tief in den Niederungen einen<br />
schönen jungen Mann, in völliger Entspannung<br />
ausgestreckt auf dem Gras<br />
liegend, den Blick leicht verträumt gen<br />
Himmel gerichtet. Ein Hirte von kräftiger<br />
muskulöser Statur – ein Vorteil im<br />
Gelände, in dem er zum Rechten zu sehen<br />
hatte. Denn je nachdem brauchte es<br />
Ausdauer und einen langen Atem, um<br />
etwa ein verirrtes Schaf aufzuspüren<br />
und zur Herde zurückzuführen oder um<br />
sich wilder Tiere und wilder Räuber zu<br />
erwehren.<br />
Ganymed hiess der Bursche, und er<br />
war nicht nur Schafhirte, sondern auch<br />
Prinz. Solche Kombinationen muten<br />
vielleicht seltsam an, waren aber in den<br />
Mythen durchaus möglich. Ganymed<br />
stammte der Sage nach aus dem trojanischen<br />
Königshaus. Immer wieder dieses<br />
Troja, bekannt in erster Linie durch<br />
einen zehn Jahre dauernden Krieg, den<br />
es mit den Griechen führte. Und weswegen?<br />
Wegen einer Frau.<br />
Sturzflug des Adlers<br />
Zeus besah sich also den Ganymed<br />
und wusste: «Den will ich haben.» Es<br />
ist offen, ob Ganymed den Luftzug des<br />
Adlers spürte, der da jäh zu ihm herunterstürzte,<br />
und die Bewegung seiner<br />
Schwingen hörte, oder ob der Schäfer<br />
gerade ein Schläfer war. Auf jeden Fall<br />
fühlte er sich unvermittelt umkrallt<br />
und hochgehoben. Naturgemäss musste<br />
es in der etwas halsbrecherischen Position<br />
der beiden Lebewesen zu einem<br />
engen Körperkontakt gekommen sein.<br />
Schliesslich war die Beute ja nicht eine<br />
leichtgewichtige Maus, sondern ein<br />
ausgewachsenes Mannsbild, wenn auch<br />
alles andere als übergewichtig.<br />
Wer hätte für diese allein schon luftfahrtechnisch<br />
bedingte enge Tuchfühlung<br />
kein Verständnis? Zugegeben, das<br />
Bild stimmt nicht ganz. Von Tuch kann<br />
eigentlich keine Rede sein. Der Adler,<br />
der natürlich – man hat es längst erraten<br />
– Zeus höchstpersönlich war, hatte<br />
ein Gefieder und Ganymed war nackt,<br />
wenn man der bildenden Kunst Glau<br />
FOTO: FOTOLIA CARA-FOTO<br />
10 <strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong>
Göttervater Zeus: Hatte er ein Auge auf den Jüngling Ganymed geworfen?<br />
ben schenken will. Aber: Es gab todsicher<br />
keine Pflicht für die Schafhüter der<br />
antiken Welt, ihre Aufsichtspflicht über<br />
die Tiere ohne Klamotten zu erfüllen.<br />
«Dem Gott war<br />
nichts Menschliches<br />
fremd, auch nicht<br />
die Liebe zum eigenen<br />
Geschlecht.»<br />
Hitzegefühle<br />
Könnte es sein, dass dem Ganymed<br />
ganz einfach ein bisschen heiss gewesen<br />
war und er deshalb seine wetterfeste<br />
Kleidung abgelegt hatte, in der<br />
Annahme, er sei unbeobachtet? Animierte<br />
diese Situation Zeus zum Zupacken?<br />
Naheliegender ist, dass sich die<br />
Malerei eine aerodynamische Ursache<br />
zunutze machte, um die Eindringlichkeit<br />
der Szene vorzuführen. Auf vielen<br />
Darstellungen ist das Tuch zwar noch<br />
vorhanden, verflüchtigt sich aber zusehends.<br />
Dem jungen Mann fallen seine<br />
Hüllen durch den ganz offensichtlich<br />
rasanten Auftrieb ab. Es sieht fast so<br />
aus, als habe jener, der mit ihm emporschoss,<br />
nicht warten können auf ein<br />
erstes Schäferstündchen.<br />
Wie auch immer: Für den Blitzeschleuderer<br />
und Donnergroller stand<br />
schnell fest: «Mit dir will ich mehr als<br />
ein Stündchen, Schäfer.» Er schwang<br />
sich mit seiner süssen Last auf den<br />
Olymp und beschied dort dem Erdling:<br />
«Da bleibst du jetzt. Bei mir.»<br />
Ihn kümmerte nicht, ob sein irdischer<br />
Liebling bereits eine Liebschaft<br />
hatte. Ob er seinen Eltern und Geschwistern<br />
verbunden war und nun,<br />
ohne überhaupt gefragt worden zu sein,<br />
sich mit der Aussicht vertraut machen<br />
musste, für alle Ewigkeit von der Familie<br />
getrennt zu sein. Gut vorstellbar,<br />
dass Ganymed auch ganz einfach einmal<br />
von Tag zu Tag hatte leben wollen,<br />
ohne sich um das Morgen zu sorgen –<br />
ein Recht von Zwanzigjährigen.<br />
«Zeus besah sich<br />
also den Ganymed<br />
und wusste: Den<br />
will ich haben.»<br />
Zeus jedoch sprach ein Machtwort. Zeus<br />
schaffte vollendete Tatsachen. Götter<br />
machten das. Göttinnen auch. Besonders,<br />
wenn ihr Triebleben, dem sie merkwürdigerweise<br />
ebenso ausgeliefert waren<br />
wie die Menschen, durcheinander<br />
war. Eos, die Göttin der Morgenröte,<br />
deren Ressort darin bestand, den Aufgang<br />
der Sonne anzukündigen, war eine<br />
Meisterin von Liebesentführungen. Sie<br />
sah natürlich von ihrem Wagen aus, mit<br />
dem sie am Himmel ihre Bahn zog,<br />
zuhauf junge Männer auf der Erde.<br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong> 11
Serie | Homosexualität in Geschichte<br />
und Literatur<br />
Bei Tithonos lief ihr die Sache aus<br />
dem Ruder: Sie holte ihn, ebenfalls ungefragt,<br />
zu sich und erreichte für ihn<br />
Unsterblichkeit. Aber dass sie gleichzeitig<br />
auch um die ewige Jugend für ihn<br />
hätte bitten sollen, vergass sie – und<br />
so geschah, wovor wir alle so entsetzlich<br />
Angst haben und immer wieder<br />
auf ein Wundermittel hoffen: Tithonos<br />
wurde älter und älter, schrumpfte<br />
und schrumpfte, bis er nur noch eine<br />
zirpende Grille war. Begreiflich, dass<br />
unter diesen Umständen an Sex nicht<br />
mehr zu denken war. Unsterblich wie er<br />
war, durchlebte er die Hölle im Himmel.<br />
Kabinettsumbildung<br />
Zeus wäre das nie passiert. Ganymed<br />
hatte in dieser Beziehung verdammt<br />
viel Glück. Und dann machte der oberste<br />
aller Göttinnen und Götter Nägel mit<br />
«Mit dir will ich mehr<br />
als ein Stündchen,<br />
Schäfer.»<br />
Köpfen und vergoldete dem jungen<br />
Mann zumindest den Käfig. Zeus benützte<br />
den Neuzugang auf dem Olymp<br />
für eine kleine Kabinettsumbildung, die<br />
seiner Ansicht nach ohnehin längst fällig<br />
gewesen war. Er entliess Hebe, die<br />
eigene Tochter, aus ihrer Schlüsselstellung<br />
als Mundschenkin der Unsterblichen,<br />
beförderte sie weg auf den Posten<br />
der Göttin der Jugend und ernannte<br />
Ganymed zu ihrem Nachfolger. So hatte<br />
er ihn permanent um sich. Immerhin:<br />
Er schuf nicht einen Posten für seinen<br />
Günstling, sondern setzte einen Günstling<br />
in ein schon bestehendes Amt ein,<br />
was ökonomisch sparsamer ist und<br />
auch im Management des 21. Jahrhunderts<br />
noch vorkommen soll.<br />
Zeus’ Gattin Hera, die Mutter von<br />
Hebe, war damit ganz und gar nicht einverstanden.<br />
<strong>Die</strong> unermüdliche Sprungkraft<br />
ihres Gatten war Sprengkraft für<br />
Direkt am See beim Zürcher Bürkliplatz:<br />
Der nackte Hirtenjunge Ganymed mit<br />
dem Adler, der ihn als Zeus im Olymp<br />
verführen wird.<br />
ihre Ehe und hatte schon unzählige<br />
Male ihre Eifersucht auflodern lassen.<br />
Ob Hebes Nachfolger als Mundschenk,<br />
als Verantwortlicher für die<br />
göttliche Nahrung, für Nektar und Ambrosia,<br />
ausgelastet war? Oh, das wollte<br />
Zeus gar nicht. Ganymed sollte nicht<br />
Stress haben, jedenfalls nicht Stress<br />
durch Arbeit. Ob Zeus schon bei Tisch<br />
dachte: «Oh Mundschenk, deinen Mund<br />
schenk meinen Lippen …»?<br />
Der Gespiele eines bärtigen älteren<br />
Mannes zu sein, war jetzt Ganymeds<br />
Zukunft. Er kehrte nie zur Erde zurück.<br />
Zeus verewigte ihn – als Sternbild<br />
Wassermann ist er am Himmel auch in<br />
der Gegenwart sichtbar, sinnigerweise<br />
mit dem Sternbild Aquila an seiner<br />
Seite: Aquila, dem Adler. Dem Wassermann<br />
ist wie den Sternzeichen Zwillinge<br />
und Waage die Luft zugeordnet – und<br />
«luftig» wurde Ganymed ja durch Zeus<br />
in der Verkörperung des Adlers.<br />
«Oh Mundschenk,<br />
deinen Mund schenk<br />
meinen Lippen …»<br />
Einziger Mann<br />
Aber es gibt noch andere Himmelskörper,<br />
die an diesen Sagenstoff gemahnen.<br />
Sie finden sich in unserem<br />
Sonnensystem: der Planet Jupiter, das<br />
römische Pendant von Zeus, und seine<br />
vier <strong>grosse</strong>n Monde. Io heisst der<br />
eine, benannt nach einer Geliebten des<br />
Zeus, Europa der zweite, benannt nach<br />
einer Geliebten des Zeus, Kallisto, der<br />
äus serste der vier, benannt nach einer<br />
Geliebten des Zeus, und: Ganymed, mit<br />
einem Durchmesser von etwas über<br />
5200 Kilometern der grösste Mond<br />
überhaupt im Sonnensystem, benannt<br />
nach – einem Geliebten des Zeus. Zeus,<br />
immer wieder Zeus.<br />
Er stand auf Ganymed, den ewig<br />
Jungen mit der straffen, glatten Haut,<br />
aber ein Raumfahrer des Planeten Erde<br />
wird kaum je auf Ganymed stehen,<br />
dem Jupitermond. Aber jener Ganymed<br />
ist mit seinen Verkraterungen,<br />
seinen Vertiefungen und Erhebungen,<br />
seinen Spalten und Falten, seinen Verwerfungen<br />
und Narben ein Symbol für<br />
den menschlichen Körper, auf dem das<br />
Leben seine Spuren eingräbt und einbrennt<br />
und der mit seiner Endlichkeit<br />
zurecht kommen muss.<br />
<strong>Cruiser</strong>-Serie: Homosexualität<br />
in Geschichte<br />
und Literatur<br />
Mehr oder weniger versteckt findet sich<br />
das Thema der Männerliebe in der Weltge<br />
schichte, in antiken Sagen und traditionellen<br />
Märchen – in der Literatur<br />
ganz allgemein immer wieder. Der<br />
<strong>Cruiser</strong>-Journalist Alain Sorel greift<br />
einzelne Beispiele heraus und stellt diese<br />
in zeitgenössische Zusammenhänge.<br />
Historisch korrekt, aber aus eindeutiger<br />
Perspektive …<br />
Den Auftakt bildet die griechische Sage<br />
um den nackten Hirtenjüngling Ganymed,<br />
auf den Zeus als oberster Chef<br />
der Götter mehr als ein Auge geworfen<br />
hat – und dem die Stadt Zürich 1952<br />
an prominenter Lage auf der Bürkliterrasse<br />
1952 eine Statue gewidmet hat.<br />
FOTO: FOTOLIA-THOMAS ANDRI<br />
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Serie | Mannsbild – Berufsbild<br />
Unschwule Berufe:<br />
Der Maschinenbauer<br />
Text: Thomas Borgmann<br />
In technischen Unternehmen haben meist Männer das Sagen. Schwule<br />
haben da manchmal keinen leichten Stand. <strong>Die</strong>se Erfahrung hat<br />
auch Frank gemacht. Verstecken will sich der Maschinenbauingenieur<br />
trotzdem nicht.<br />
Nicht nur in seiner Berufswahl widerspricht<br />
Frank dem landläufigen Klischee,<br />
das manche Non-Homos noch<br />
«<strong>Die</strong> Homoquote in<br />
meinem beruflichen<br />
Umfeld ist erschreckend<br />
gering.»<br />
Mann, Macho, Muskelpaket:<br />
Wie viel Männlichkeit braucht<br />
ein Mann?<br />
immer von Schwulen pflegen. Auch<br />
Outfit und Auftreten des 53jährigen<br />
Maschinenbauingenieurs sind zu unschrill<br />
und parodieresistent, um sich in<br />
Filmen wie «Traumschiff Surprise» oder<br />
in einem Ralf-König-Comic wiederzufinden.<br />
Ganz normal und unspektakulär<br />
eben, und so sieht Frank sich und<br />
seine Berufswahl auch. Dabei ist ihm<br />
durchaus bewusst, dass er als Maschinenbauingenieur<br />
in der schwulen Welt<br />
einen Exotenstatus hat. Nicht nur die<br />
Homoquote in seinem beruflichen Umfeld<br />
ist erschreckend gering – nur von<br />
einem schwulen Kollegen aus dem Einkauf<br />
weiss er –, selbst Frauen gehören<br />
in seiner Abteilung zu einer Minderheit.<br />
Und auch während seines Studiums traf<br />
er bestenfalls auf zwei Kommilitonen,<br />
die wie er auf Männer stehen.<br />
Auch wenn sich Frank beruflich also<br />
am «anderen Ufer» mit heterosexueller<br />
Dominanz bewegt, hat er keine Probleme<br />
mit Kollegen und Vorgesetzten in<br />
seinem Job. Gleich im Bewerbungsgespräch<br />
hat er bei der Frage nach seinem<br />
Familienstand an seiner sexuellen<br />
Orientierung keinen Zweifel gelassen.<br />
«Wenn das Probleme gemacht hätte,<br />
hätte ich die Stelle nicht angetreten»,<br />
betont er. «Kein Job in der Welt ist es<br />
wert, dass man sich verleugnet oder<br />
versteckt». Was nicht heisst, dass er seine<br />
Sexualität zum Dauerthema macht.<br />
Nur will er eben bei Kantinen- und<br />
Pausengesprächen über Freizeit und<br />
Ferien keine Pseudopartnerin erfinden<br />
FOTOS: FRANK PAPE
Frauen sind in Franks Umfeld<br />
eine Minderheit.<br />
oder um den heissen Brei herumreden.<br />
<strong>Die</strong>se Selbstverständlichkeit, mit der er<br />
als schwuler Mann im Job auftritt, ist<br />
auch ein Grund dafür, warum ihn hier<br />
jeder akzeptiert. Mehr Konfliktstoff unter<br />
Kollegen provozierte er da schon mit<br />
der Durchsetzung eines Rauchverbots<br />
am Arbeitsplatz – zu Zeiten, als noch<br />
nicht das Gesetz die Sache regelte.<br />
Rechtswidriger Rauswurf<br />
Das allerdings war nicht immer so. Als<br />
Frank vor elf Jahren zur Jubiläumsfeier<br />
seines damaligen Arbeitgebers seinen<br />
Partner mitbrachte, lag kurz danach die<br />
Kündigung auf seinem Tisch. «Natürlich<br />
war Homosexualität nicht der offizielle<br />
Grund für die Entlassung. Doch<br />
eine Kollegin aus der Personalabteilung<br />
bestätigte später, was ich ohnehin vermutete.»<br />
Der Partner mit gleichem Geschlecht<br />
war für die Geschäftsleitung<br />
nicht akzeptabel. Dagegen hätte er klagen<br />
können. Aber in so einem Unternehmen<br />
wollte er ohnehin nicht länger<br />
bleiben.<br />
«Als Frank vor elf Jahren<br />
zur Jubiläumsfeier<br />
seines damaligen Arbeitgebers<br />
seinen Partner<br />
mitbrachte, lag kurz danach<br />
die Kündigung auf<br />
seinem Tisch.»<br />
Frank beschäftigt sich auch<br />
in seiner Freizeit mit Technik.<br />
Das aber blieb eine einmalige Erfahrung.<br />
Sein jetziger Arbeitgeber, ein<br />
Hersteller für Industrielaser, ist aus einem<br />
universitären Forschungsprojekt<br />
entstanden und pflegt mit einem hohen<br />
Migrantenanteil und eher lässigem Umgang<br />
einen toleranteren Stil. Als Konstrukteur<br />
berechnet und entwirft Frank<br />
am Computer die Geräte, die später in<br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong> 15
Serie | Mannsbild – Berufsbild<br />
Technik und Forschung zum Einsatz<br />
kommen. Eigentlich kommt das seinem<br />
Traumjob vom Konstrukteur schon<br />
«Kein Job in der Welt<br />
ist es wert, dass man<br />
sich verleugnet oder<br />
versteckt.»<br />
ziemlich nahe, wenngleich sein Talent<br />
als Bastler und Tüftler in der Routine etwas<br />
untergeht. Zum Ausgleich schraubt<br />
er in seiner Freizeit an Autos und Motorrädern.<br />
Seine Lust auf Technik zeigte<br />
sich schon in frühen Jahren. Wenn die<br />
anderen Kinder auf dem Karussell ihre<br />
Runden drehten, legte er sich lieber darunter.<br />
Er wollte einfach begreifen, wie<br />
das funktioniert.<br />
Ist Frank also der eindeutige Beleg<br />
dafür, dass Schwule und Technik sehr<br />
wohl kompatibel sind? «Auf jeden Fall<br />
geht das zusammen», so Frank, allerdings<br />
ist auch seine Erfahrung, dass<br />
diese Kombination eher selten ist.<br />
«Viele Schwule haben tatsächlich kein<br />
besonders ausgeprägtes technisches<br />
Gefühl und sind schlechte Autofahrer,<br />
weil sie die technischen Abläufe nicht<br />
erfassen», so sein Eindruck. Sein damaliger<br />
Partner habe ihn manchmal selbst<br />
beim Tanken zu Hilfe gerufen, sagt er<br />
lachend. Auch wenn er mit schwulen<br />
Freunden auf dem Motorrad seine Runden<br />
dreht, geht es vielen wohl mehr um<br />
die Atmosphäre als um die Freude am<br />
Fahren. Und wenn unterwegs einer dabei<br />
auf der Strecke bleibt, ist klar, wer<br />
die Maschine wieder startklar kriegen<br />
muss. Da zeigt sich dann schnell, dass<br />
nicht hinter jedem schwulen Bikerprofil<br />
auch ein guter Schrauber steckt.<br />
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LISTE 4<br />
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MARTIN GRAF<br />
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- <strong>2015</strong> -<br />
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Im <strong>April</strong> heisst es: einen Monat lang<br />
kein Risiko eingehen. Und im Mai zum<br />
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Warum? Um die Anzahl der<br />
Neuinfektionen zu senken und so den<br />
Sex sicherer für alle zu machen.<br />
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BREAKTHECHAINS.CH
Kolumne | Pia Spatz<br />
So sieht Pia<br />
die Welt<br />
Text: Pia Spatz<br />
Pia hat sich wieder gut in der Schweiz eingelebt<br />
und überlegt sich bereits, wie sie in Schönheit<br />
sterben könnte, ohne ihren Astralkörper dabei<br />
zu vernachlässigen.<br />
Ihr Lieben, seit geraumer Zeit weile<br />
ich wieder in helvetischen Gefilden und<br />
muss sagen, dass es mich reizt, wieder<br />
ausser Landes zu gehen – weil das Zurückkommen<br />
so schön ist! Bei quasi jeder<br />
Bar, Disco oder Sauna legt man mir<br />
den roten Teppich aus, was doch zusammengefasst<br />
eine beachtliche Strecke ergibt<br />
– auf High Heels erst recht. Sicher<br />
warten oft einige hinter der Absperrung<br />
darauf, dass sich mein wunderschönes<br />
Armani-Cape mit meinem Deuxpièces<br />
verfängt und ich rücklings auf den<br />
Allerwertesten falle (einer guten Freundin<br />
übrigens passierte das neulich), aber<br />
zur Hölle mit den Hatern. Nichts kann<br />
mich aufhalten, ich lebe für die Liebe<br />
und werde in Schönheit sterben – um<br />
ganz sicher zu gehen, nehme ich am<br />
nächsten «Checkpoint im Gespräch» teil,<br />
da wird nämlich über Schönheits-OPs<br />
gesprochen. Wie weit kann ich gehen?<br />
Ist Botox nur die Einstiegsdroge? Was<br />
passierte mit dem Gesicht von René<br />
Zellweger?<br />
Ansonsten gibt’s ja noch edles Geschmeide,<br />
um sich optisch aufzuwerten.<br />
Im Namen der «Break The Chains»-Kampagne<br />
habe ich mich sozusagen zur<br />
Schmuckbotschafterin ernannt. Ich verteile<br />
jetzt nebst Informationen, Charme,<br />
Küsschen und Sugus auch Gummibändlis,<br />
zwei verschiedene Farben, denn<br />
wenn ich etwas in den Staaten gelernt<br />
habe, ist es, dass die (schwule) Welt<br />
zweigeteilt ist – Top und Bottom bzw.<br />
aktiv und passiv. Blümchen-Sexler bilden<br />
dabei die Ausnahme, welche die Regel<br />
bestimmt. Da die Sache mit dem farbigen<br />
Fetzen in der hinteren Hosentasche<br />
heutzutage modisch ein absolutes No-<br />
Go ist und nicht entfernt ein Klum-Foto<br />
geben würde, sind nun eben die Gummibändli<br />
gefragt. Ich teile damit meine<br />
Schäfchen ganz von mir aus und ohne<br />
zu fragen ein, ob ich sie mir bei der<br />
Missio narsstellung lieber gen Himmel<br />
schauend oder eben umgekehrt vorstelle.<br />
Ein bisschen Spass erlaube ich mir ja,<br />
wenn ich so für die gute Sache durch die<br />
Nacht stolpere. Im Grunde wisst ihr<br />
doch, worum es geht: Im <strong>April</strong> kein Risiko<br />
eingehen, und im Mai gehen wir<br />
dann alle zusammen zum Test, aber ich<br />
erinnere euch gerne wieder …<br />
Am Ende dreht sich sowieso alles um<br />
Sex – bekanntlich auch beim Sport. Ich<br />
persönlich spiele ja Minigolf, um meinen<br />
Astralkörper wieder ins Gleichgewicht<br />
zu bringen. Immerhin habe ich<br />
selbst ein ganzes eigenes Minigolfterrain<br />
und ich betreibe Minigolf, wie<br />
übrigens das Laufen, auf hohen Hacken.<br />
Übrigens beim Sport hat Homophobie<br />
nun wirklich nichts mehr zu suchen. Da<br />
hilft mir und anderen wichtigen Vertretern<br />
des Sports das neue Merkblatt,<br />
das «Pink Cross» zusammen mit «Swiss<br />
Olympics» ausgearbeitet hat: Rote Karte<br />
gegen Homophobie im Sport. Könnt ihr<br />
übrigens auf der Website www.pinkcross.ch<br />
runterladen. Ah, ihr seid nicht<br />
so sportlich wie ich? <strong>Die</strong> Ratschläge<br />
nützen auch dann, wenn man(n) beim<br />
Proseccotrinken blöd angemacht wird.<br />
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Tagesaktuelle News. Jederzeit und überall.<br />
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FOTO: FOTOLIA-WERNERIMAGES
Ratgeber Aids-Hilfe | Dr. Gay<br />
Dr. Gay<br />
HIV-Ansteckungsgefahr<br />
auch,<br />
wenn beide Partner<br />
gesund sind?<br />
Lieber Dr. Gay<br />
Wie ist das, wenn man ungeschützten<br />
Sex hat und es beim Analverkehr<br />
zu Kontakt mit Sperma kommt? Ist das<br />
gefährlich, wenn beide Partner gesund<br />
sind? Was ist mit Sperma im Mund? Und<br />
wie sieht es beim Rimming aus? Kann ich<br />
mir da irgendwelche Krankheiten holen?<br />
Danke schon mal für deine Antwort.<br />
Andreas, 40<br />
Hallo Andreas<br />
Das Virus weitergeben kann nur, wer<br />
es auch in sich trägt. Wenn ihr beide<br />
sicher HIV-negativ seid, besteht kein<br />
Risiko. Ist der HIV-Status allerdings<br />
unbekannt, oder einer von euch ist<br />
HIV-positiv und nicht unter wirksamer<br />
antiretroviraler Therapie (ART), ist<br />
ungeschützter Analverkehr mit Sperma<br />
im Darm ein <strong>grosse</strong>s HIV-Risiko.<br />
Auch Sperma im Mund kann ein Risiko<br />
sein, gerade bei Frischinfizierten<br />
in der Primoinfektionsphase. Wenn du<br />
den Serostatus deines Partners nicht<br />
kennst, halte dich am besten an die Safer-Sex-Regeln:<br />
Geschlechtsverkehr nur<br />
mit Kondom, kein Sperma in den Mund.<br />
Solltest du unsicher sein, mache den Risikocheck<br />
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Lecken am After, das sogenannte Rimming,<br />
ist bezüglich HIV ungefährlich.<br />
Man kann sich dabei aber mit anderen<br />
sexuell übertragbaren Krankheiten (STI)<br />
anstecken. Hier ist es gut, wenn du auf<br />
deinen Körper achtest, und im Falle<br />
von Ausfluss, Juckreiz oder Brennen<br />
sofort zum Arzt gehst. <strong>Die</strong> meisten STI<br />
sind gut behandelbar, wenn sie frühzeitig<br />
erkannt werden. Zudem ist eine<br />
Impfung gegen Hepatitis A und B sehr<br />
empfehlenswert. Weitere Informationen<br />
über STI findest du auf www.drgay.ch.<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
Wie weiss ich,<br />
ob er auch in mich<br />
verliebt ist?<br />
Lieber Dr. Gay<br />
Ich habe jemanden kennengelernt, den<br />
ich bereits vier Mal getroffen habe. Beim<br />
letzten Mal hat er mir gesagt, er sei sich<br />
nicht sicher, ob für ihn nur Freundschaft<br />
oder mehr in Frage kommt. Ich habe<br />
dann meinen ganzen Mut zusammen genommen<br />
und ihn beim Abschied einfach<br />
geküsst. Jetzt weiss ich nicht, wie ich<br />
weiter reagieren soll, denn er schreibt<br />
mir nie von sich aus. Er sagte aber, dass<br />
er es toll findet mit mir. Soll ich ihm<br />
schreiben oder wirkt das zu aufdringlich?<br />
Wie soll ich vorgehen?<br />
Patrick, 19<br />
Hallo Patrick<br />
Mit der Liebe ist das so eine Sache. Es<br />
gibt leider kein Patentrezept. Am besten<br />
ist es, wenn du ihm zu verstehen<br />
gibst, was du von ihm erwartest. Zum<br />
Beispiel, indem du ihm sagst, dass du<br />
dir eine Beziehung mit ihm vorstellen<br />
kannst. Nur so kannst du erfahren, woran<br />
du bist. Erwarte aber nicht zu viel.<br />
Versuche, möglichst neutral an die Sache<br />
heranzugehen. Seine Bemerkung,<br />
dass er sich unsicher ist, ob nur eine<br />
Freundschaft oder eben doch mehr<br />
möglich ist, und die Tatsache, dass er<br />
sich nie meldet, kann vieles bedeuten.<br />
Vielleicht hat er kein Interesse, vielleicht<br />
ist er aber auch nur schüchtern.<br />
Darum wäre es gut, Nägel mit Köpfen<br />
zu machen. Gerade weil du ihn sehr<br />
magst, scheint es mir wichtig, dass du<br />
Klarheit schaffst.<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
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Kolumne | Michi Rüegg<br />
<strong>Die</strong> alte und die<br />
neue Weiblichkeit<br />
Text: Michi Rüegg<br />
In der Schweizer Werbung wird unterschieden<br />
zwischen der Ära vor Melanie<br />
Winiger und derjenigen mit Melanie<br />
Winiger. Im Moment begegnet uns Ex-<br />
Frau-Stress in jedem Werbeblock. Bei<br />
Swisscom findet sie, sie sei nicht normal,<br />
und wir sehen uns genötigt, ihr<br />
beizupflichten. Bei irgendeinem Anbieter<br />
von Nahrungsergänzungspulver<br />
versichert uns Melanie Winiger, sie fände<br />
das gut. Ich erinnere mich, wie sie<br />
einst Aushängeschild der italienischen<br />
Fummelkette «Oviesse» war. <strong>Die</strong> Marke<br />
ging hierzulande innert Kürze mit wehenden<br />
Fahnen unter, jetzt sieht man<br />
an den einstigen Oviesse-Standorten<br />
C&A-Läden. Und für den WC-Hersteller<br />
«Ich habe mir damals umgehend<br />
Melanie Winiger im<br />
Frauenknast vorgestellt und<br />
erschrak, wie gut sie dort<br />
hineinpassen würde.»<br />
«Geberit» schwärmte Melanie Winiger<br />
von den Dusch-WCs, deren sanfter<br />
Wasserstrahl ihre Rosette reinigt.<br />
Ich bin Melanie Winiger einmal<br />
persönlich begegnet, und sie war sehr<br />
nett. Ich habe nichts gegen Melanie<br />
Winiger als Mensch. Aber ich kann die<br />
Figur Melanie Winiger nicht ausstehen.<br />
Entsprechend gross war meine Freude,<br />
als sie nach der Stinkefinger-Attacke<br />
auf die Stadtpolizei Ärger bekam. Ich<br />
habe mir damals umgehend Melanie<br />
Winiger im Frauenknast vorgestellt und<br />
erschrak, wie gut sie dort hineinpassen<br />
würde. In «Orange Is The New Black»<br />
auf Netflix, der derzeit aktuellsten<br />
Frauenknast serie, kommen Melanie<br />
Winiger-ähnliche Charaktere vor.<br />
Einer der Gründe, weshalb ich<br />
Melanie Winiger nicht mag, ist der, dass<br />
sie nicht wirklich eine Frau ist. Sie ist<br />
ein Mann in einem <strong>grosse</strong>n, schlanken<br />
Frauenkörper. Ihre raue Stimme, die nur<br />
noch von ihrer Art übertroffen wird,<br />
hat so gar nichts Weibliches an sich.<br />
Nun könnte man meinen, ich müsste<br />
sie gerade deshalb toll finden. Doch das<br />
Gegenteil ist der Fall. Heterosexuelle<br />
Frauen behalten nur dann einen letzten<br />
Rest Attraktivität für mich, wenn sie<br />
eine üppige Weiblichkeit ausstrahlen.<br />
Üppig im charakterlichen Sinne, nicht<br />
zwingend im körperlichen. Wenn ich<br />
Melanie Winiger zuhöre, flashen Bilder<br />
von damals auf. Von sportlichen, beliebten<br />
Mitschülern, die mir die Pubertät<br />
zur Hölle werden liessen. «Bullies»<br />
heissen die auf Englisch. – Irgendwie<br />
ist Melanie Winiger seelenverwandt mit<br />
dem kollektiven Rüpel-Teenager.<br />
Interessanterweise fand ich Frauen<br />
immer nur spannend, wenn sie relativ<br />
kurz vor der Menopause standen. <strong>Die</strong><br />
reife, gut erhaltene und gepflegte Frau<br />
wäre die einzige, mit der ich tatsächlich<br />
unter gewissen Einflüssen die Männerwelt<br />
zu betrügen imstande wäre. Ob<br />
hier ödipale Momente eine Rolle spielen,<br />
will ich nicht kommentieren. Ich<br />
mag meine Mutter, wollte aber nie wieder<br />
dorthin zurück, wo ich mich neun<br />
Monate gelangweilt habe. So viel steht<br />
fest.<br />
Mein zweiter Mann war von älteren<br />
Damen dermassen angetan, dass er sich<br />
schwor, selber eine zu werden. Im Alter<br />
wollte er sich einer Geschlechtsumwandlung<br />
unterziehen. Er begründete<br />
diese Absicht damit, dass es viel lustiger<br />
sei, eine alte Dame zu sein als ein<br />
alter Mann. Tatsächlich wirken alte<br />
Männer grau und langweilig – alte Damen<br />
jedoch wie ein frisch bepflanztes<br />
Blumenbeet. Als alte Dame kann man<br />
Nilkreuzfahrten machen, stundenlang<br />
bei Patisserie im Salon de Thé plaudern<br />
und sich aufwendige Frisuren machen<br />
lassen. Man darf laut und lustig sein.<br />
Wenn man als alter Mann laut und lustig<br />
ist, gilt man als geistig verwirrt. Alte<br />
Männer erinnern mich immer irgendwie<br />
an das München der 30er-Jahre. Alte<br />
Frauen hingegen an den Geruch hochwertiger<br />
englischer Handseifen.<br />
Ich bin geneigt, dem Vorbild meines<br />
zweiten Mannes zu folgen und während<br />
meines Lebensabends die Damentoilette<br />
aufzusuchen. Als ersten Schritt<br />
habe ich mein Facebook-Geschlecht<br />
aufgeweicht. Allerdings geht das nur,<br />
wenn man die Sprache auf US-Englisch<br />
ändert. Wer UK-Englisch liest<br />
und schreibt, muss zwingend Mann<br />
«Tatsächlich wirken<br />
alte Männer grau und langweilig<br />
– alte Damen jedoch<br />
wie ein frisch bepflanztes<br />
Blumenbeet.»<br />
oder Frau sein. Doch selbst nach der<br />
Sprach umwandlung blieben mir die<br />
von Facebook angekündigten 58–71<br />
verschiedenen Gender Optionen verborgen.<br />
Anstatt aus einer Liste auszuwählen,<br />
soll man sich selber definieren.<br />
Ich habe nun «male-like» reingeschrieben.<br />
Das scheint mir einerseits meinen<br />
derzeitigen Zustand angemessen zu beschreiben,<br />
lässt aber andererseits Raum<br />
für künftige Entwicklungen.<br />
Vielleicht wird Facebook eines Tages<br />
auch hierzulande Dutzende verschiedener<br />
Geschlechter akzeptieren. Eines davon<br />
könnte «Melanie Winiger» heissen.<br />
Man wüsste, was gemeint wäre.<br />
<br />
20 <strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong>
Kommentar | Adoption<br />
Kommentar: Es geht um<br />
die Adoption<br />
Text: Dani Diriwächter<br />
«Meine Damen und Herren, es geht um<br />
die Liebe», so alt Bundesrätin Ruth<br />
Metzler vor zehn Jahren anlässlich<br />
einer Medienorientierung zum Partnerschaftsgesetz<br />
für gleichgeschlechtliche<br />
Paare. Dass die Gesellschaft die Liebe<br />
und sich selbst gerne in Klassen<br />
einstuft, war schon damals bittere<br />
Realität, doch Lesben, Schwule und<br />
Bisexuelle wollten einen Fortschritt –<br />
und bekamen ihn. 58 Prozent der Wähler<br />
stimmten für die «Ehe light». Gott<br />
weiss, wir haben danach versucht, die<br />
«Verpartnerung» so zu gestalten wie<br />
eine Hochzeit, um am Ende die Gewissheit<br />
zu haben, dass etwas fehlt; dass<br />
die Homo-Ehe eben keine echte Ehe ist.<br />
Deswegen entflammt heute die gleiche<br />
Diskussion wie damals.<br />
<strong>Die</strong> Grünliberale Fraktion reichte die<br />
parlamentarische Initiative «Ehe für<br />
alle» ein – sie ist auf gutem Kurs. <strong>Die</strong><br />
Rechtskommission des Nationalrats hat<br />
sie gutgeheissen. Seither machen die<br />
Gegner, oftmals alte Bekannte, wieder<br />
mobil. In all den Diskussionen, die in<br />
diversen Medien stattfanden und -finden,<br />
blitzte eine etwas «unbequeme<br />
Wahrheit» für die Gegner und vielleicht<br />
auch für die Befürworter auf. Denn<br />
nicht die Ehe lässt die Gemüter erhitzen.<br />
Des Pudels Kern ist ein anderer.<br />
Denn, meine Damen und Herren, es<br />
geht um die Adoption. Das letzte Recht,<br />
dass sich die LGBT-Community erkämpfen<br />
will, die letzte Bastion, welche<br />
die Gegner bis aufs Blut verteidigen.<br />
<strong>Die</strong> Initiative «Ehe für alle» würde auch<br />
die Adoption ermöglichen, ohne Wenn<br />
und Aber. Seltsam die Argumente der<br />
Gegner, etwa, dass ein Kind den Vater<br />
und die Mutter braucht. Sind denn<br />
Kinder ohne Vater und / oder Mutter<br />
nichts wert? Oder, dass die Kinder in<br />
der Schule gehänselt würden. Wir wissen:<br />
In der Schule kann jeder gehänselt<br />
werden, der aus dem Rahmen fällt, da<br />
braucht es keine homosexuellen Eltern.<br />
Oder die ganz abstruse Vorstellung,<br />
dass Schwule und Lesben die Kinder<br />
homosexuell machen würden. Hinter<br />
den Argumenten steckt viel Angst.<br />
Ausserdem wird der Eindruck erweckt,<br />
dass eine Adoption eine einfache Angelegenheit<br />
sei, was nicht der Fall ist.<br />
Selbst in der Community ist die Adoption<br />
nicht unumstritten, doch es geht<br />
darum, dass alle Menschen die gleichen<br />
Rechte haben dürfen. <strong>Die</strong>ser Idee darf<br />
man sich doch hingeben, nicht?<br />
Schliesslich geht es am Ende doch um<br />
die Liebe.<br />
Dani Diriwächter<br />
Stv. Chefredaktor<br />
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News | National<br />
Nationale News<br />
Text: Daniel Diriwächter<br />
«Homosexuelle sind in der Schweiz bereits sehr gut<br />
akzeptiert. Auch ich habe übrigens nichts gegen euch.»<br />
{ }<br />
SVP-Nationalrätin Verena Herzog im Interview mit «20Minuten»<br />
Bern<br />
Nationalrat<br />
will Homosexuelle<br />
schützen<br />
Das Anti-Diskriminierungsgesetz<br />
soll rechtlich verankert<br />
werden.<br />
44 Staaten in Europa haben bereits<br />
ein Anti-Diskriminierungsgesetz für<br />
LGBT – nicht so die Schweiz. Weswegen<br />
Na tionalrat Reynard Mathias die<br />
parlamentarische Initiative «Kampf gegen<br />
die Diskriminierung aufgrund der<br />
sexuellen Orientierung» einreichte. Mit<br />
103 zu 73 Stimmen bei 9 Enthaltungen<br />
hat der Nationalrat im März der parlamentarischen<br />
Initiative zugestimmt.<br />
Gleichzeitig hat der Nationalrat auch<br />
die Standes initiative des Kantons Genf<br />
mit 102 zu 81 bei 2 Enthaltungen angenommen.<br />
Beide Geschäfte fordern, die<br />
bestehenden Absätze im Artikel 261 bis<br />
des Schweizerischen Strafgesetzbuches<br />
nebst der Rasse, Ethnie, Religion neu<br />
auch mit der sexuellen Orientierung zu<br />
ergänzen. Nun ist der Ständerat gefordert,<br />
dessen Rechtskommission sprach<br />
sich allerdings dagegen aus.<br />
<strong>Die</strong> sexuelle Orientierung hindert niemanden<br />
an seiner sportlichen Leistungsfähigkeit<br />
– die Homophobie aber schon.<br />
<strong>Die</strong> nationale Schwulenorganisation<br />
«Pink Cross» verfasste aus diesem Grund<br />
zusammen mit Swiss Olympic ein Merkblatt,<br />
das für mehr Toleranz im Sport<br />
sorgen soll. Darin werden Coaches und<br />
Leitende über die indirekte sowie die<br />
direkte Homophobie informiert. Unter<br />
indirekter Homophobie versteht man<br />
mündliche und schriftliche Beleidigungen,<br />
die sich generell gegen Homosexuelle<br />
oder Anderssexuelle richten.<br />
Unter der direkten Homophobie hingegen<br />
werden physische, psychische, verbale<br />
und schriftliche Aggressionen und<br />
Gewalt verstanden, die sich direkt an<br />
eine homosexuelle Person richten.<br />
National<br />
Schweiz nur auf<br />
Platz 18<br />
Der Spartacus International Gay<br />
Guide hat seinen aktualisierten<br />
Gay Travel Index für <strong>2015</strong> veröffentlicht.<br />
Emirate, Somalia und Russland Schlusslichter<br />
des Gay Travel Index <strong>2015</strong>. Auch<br />
die Spitzenpositionen des Index bleiben<br />
unverändert: So liegt Schweden auf<br />
Platz 1, zusammen mit Großbritannien,<br />
gefolgt von Belgien, den Niederlanden<br />
und Frankreich, die sich Platz 2 teilen.<br />
<strong>Die</strong> Schweiz liegt nach den Angaben des<br />
Gay Travel Index nur auf Platz 18 von<br />
insgesamt 194 Ländern. Sie teilt sich<br />
diese Position mit Brasilien, Guadelupe<br />
und Martinique.<br />
Den vollständigen Gay Travel Index findest<br />
du unter www.cruisermagazin.ch<br />
Genf<br />
«Der Kreis» ist bester<br />
Schweizer Film<br />
Der Film über Röbi Rapp und<br />
Ernst Ostertag wurde mit vier<br />
Trophäen bedacht. Auch<br />
«Electroboy» gewann in zwei<br />
Kategorien.<br />
Rote Karte gegen<br />
Homophobie im<br />
Sport<br />
«Pink Cross» hat zusammen mit<br />
Swiss Olympic ein Merkblatt für<br />
Coaches und Leitende erstellt.<br />
Der deutsche Reiseführer informiert<br />
bereits seit vielen Jahren über die<br />
rechtliche Situation von Schwulen und<br />
Lesben in diversen Ländern. <strong>Die</strong> Redaktion<br />
steht dabei in regelmässigem<br />
Kontakt zum Auswärtigen Amt, zu den<br />
ausländischen Botschaften in Deutschland<br />
sowie zu LGBT-Aktivisten aus aller<br />
Welt. Wie auch im Jahr zuvor sind u. a.<br />
der Iran, die Vereinigten Arabischen<br />
Sven Schelker ist «Bester Schauspieler»<br />
für den Film «Der Kreis».<br />
FOTOS: PD<br />
22 <strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong>
Zürich<br />
Gleichstellung ohne<br />
Grenzen<br />
Das Motto der diesjährigen<br />
Zürcher «Pride» ist bekannt.<br />
Regisseur Stefan Haupt nimmt den Quartz für den besten Spielfilm entgegen.<br />
«Jetzt erst recht!» lautete das Motto der<br />
«Pride» 2014. Mit diesem Motto wies die<br />
«Zurich Pride» darauf hin, dass in Sachen<br />
Gleichstellung zwar einiges erreicht<br />
wurde, aber noch viel zu tun sei. In diesem<br />
Jahr soll der Faden mit dem neuen<br />
Motto «Gleichstellung ohne Grenzen»<br />
weitergesponnen werden. <strong>Die</strong> «Pride»-<br />
Organisatoren betonen, dass noch immer<br />
ein Kulturkampf tobe und dass Sondergesetze<br />
nicht für eine totale Gleichstellung<br />
ausreichen. Auch wurde durch den<br />
preisgekrönten und weltweit gefeierten<br />
Film «Der Kreis» die Entwicklung Zürichs<br />
einem weltweiten Publikum bekannt –<br />
dieser Schwung soll genutzt werden, um<br />
zu zeigen, dass eine Entwicklung möglich<br />
ist. <strong>Die</strong> «Pride»-Woche findet vom<br />
14. bis 21. Juni statt.<br />
In Genf wurden im März zum achtzehnten<br />
Mal die Schweizer Filmpreise vergeben.<br />
Zwei Filme über Homosexuelle<br />
waren die <strong>grosse</strong>n Abräumer: «Der Kreis»<br />
wurde in vier Kategorien ausgezeichnet<br />
– Stefan Haupt nahm in der Kategorie<br />
«Bester Spielfilm» und zusammen mit<br />
Christian Felix, Ivan Madeo und Urs Frey<br />
in der Kategorie «Bestes Drehbuch» eine<br />
Quartz-Trophäe entgegen. Weitere Trophäen<br />
gab es für Sven Schelker als «Bester<br />
Darsteller» und für Peter Jecklin als<br />
«Beste Darstellung in einer Nebenrolle».<br />
Als «Bester Dokumentarfilm» wurde<br />
«Electroboy» von Marcel Gisler ausgezeichnet.<br />
Der Film über Florian Burkhardt<br />
heimste weiter einen Preis für die beste<br />
Montage ein – Thomas Bachmann darf<br />
den «Quartz» sein eigen nennen.<br />
Der Schweizer Filmpreis wird vom Bundesamt<br />
für Kultur BAK mit den Partnern<br />
SRG SSR und der Association «Quartz»<br />
Genève Zürich realisiert und in Zusammenarbeit<br />
mit Swiss Films, der Schweizer<br />
Filmakademie und den Solothurner<br />
Film tagen organisiert.<br />
National<br />
Ehe für alle<br />
<strong>Die</strong> Rechtskommission des<br />
Nationalrats hat sich für die<br />
Initiative ausgesprochen.<br />
Homosexuelle Paare sollen in der Schweiz<br />
heiraten dürfen: <strong>Die</strong> parlamentarische<br />
Initiative der Grünliberalen Fraktion mit<br />
dem Titel «Ehe für alle» wurde von der<br />
Rechtskommission des Nationalrats gutgeheissen.<br />
Der Entscheid war allerdings<br />
knapp – mit 12 zu 9 Stimmen bei 1 Enthaltung<br />
wurde der Vorstoss angenommen.<br />
Mit der Initiative der Grünliberalen Fraktion<br />
wird aber nicht beabsichtigt, den<br />
Kirchen und anderen Religions gemeinschaften<br />
vorzuschreiben, wer bei ihnen<br />
vor den Altar treten darf. Sie bestimmen<br />
dies weiterhin selber. Stimmt nun auch<br />
die Kommission des Ständerates zu, kann<br />
die Nationalratskommission einen Erlassentwurf<br />
ausarbeiten. Da es sich um eine<br />
Verfassungsänderung handelt, hätte das<br />
Volk das letzte Wort. Siehe dazu auch<br />
unseren Kommentar auf Seite 21.<br />
Wahlbarometer der<br />
HAZ<br />
<strong>Die</strong> Homosexuellen Arbeitsgruppen<br />
Zürich befragte auch in<br />
diesem Jahr die zukünftigen<br />
Volksvertreter zu LGBT-Themen.<br />
Auf der Seite www.regenbogenpolitik.ch<br />
erhalten sämtlichen Kandidierenden für<br />
nationale, kantonale und kommunale<br />
Zürcher Wahlen die Möglichkeit, sich zu<br />
aktuellen politischen LGBT-Themen zu<br />
äussern. Für das Frühjahr <strong>2015</strong> wurden<br />
alle Bewerber um einen Sitz im Zürcher<br />
Kantons- bzw. Regierungsrat eingeladen,<br />
sich und Ihre politischen Überzeugungen<br />
den Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans -<br />
menschen und Queers persönlich vorzustellen<br />
und ihre Haltung ausführlich zu<br />
kommentieren. <strong>Die</strong> Zürcher Wähler können<br />
sich ab sofort über die Einstellung<br />
der zukünftigen Volksvertreter informieren.<br />
<strong>Die</strong> Wahlen finden am 12. <strong>April</strong><br />
statt.<br />
<br />
www.regenbogenpolitik.ch<br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong> 23
News | International<br />
Internationale News<br />
Text: Daniel Diriwächter<br />
«<strong>Die</strong> Gay-Szene ist sehr visualisiert und sexualisiert,<br />
auch Altersdiskriminierung kommt häufig vor:<br />
Wenn Schwule älter sind, werden sie bereits durch<br />
die Art, wie sich die Szene gibt, regelrecht zum<br />
Verschwinden aufgefordert.»<br />
{ }<br />
Sänger Jimmy Somerville (54) im Interview mit Queer.de<br />
Russland<br />
Ikea stoppt<br />
Werbung<br />
Wegen des russischen Homosexuellen-Gesetzes<br />
lässt der<br />
Möbelkonzern eine neue Online-<br />
Broschüre verschwinden.<br />
Ikea, sonst geradezu vorbildlich in<br />
schwullesbischer Werbung, übt sich in<br />
Russland der neuen Rechtslage wegen in<br />
der Selbstzensur. Wie der schwedische<br />
Konzern mitteilte, habe man entschieden<br />
das Journal «Ikea Family Live» nicht<br />
weiter zu veröffentlichen. Als Grund<br />
wird das russische Homosexuellen-<br />
Gesetz genannt, das jede Art von<br />
Homo-Propaganda verbietet. Nach den<br />
Angaben von Ikea zeigte das Journal<br />
aber verschiedene Aspekte des Lebens<br />
zu Hause, unabhängig von Alter, Geschlecht<br />
und sexueller Orientierung.<br />
<strong>Die</strong>s könnte als Werbung für «nichttraditionelle<br />
sexuelle Beziehungen» verstanden<br />
werden.<br />
Italien<br />
Dolce & Gabbana<br />
brüskieren LGBT-<br />
Community<br />
Das schwule Designerpaar hält<br />
nichts von Regenbogenfamilien.<br />
Sie sind Mode-Ikonen, jahrelange Geschäftspartner<br />
und waren sogar einst<br />
ein schwules Paar: Domenico Dolce and<br />
Stefano Gabbana. Derzeit erregt das<br />
Designerpaar weltweit die Gemüter der<br />
LGBT-Community. In einem Interview<br />
mit dem italienischen «Panorama»-Magazin<br />
gaben beide zu Protokoll, dass nur<br />
die traditionelle Familie die einzig wahre<br />
ist. «Das Leben hat seinen natürlich<br />
Verlauf, da gibt es Dinge, die man nicht<br />
ändern sollte», so Domenico Dolce and<br />
Stefano Gabbana. Man halte nichts von<br />
von einer «gemieteten Gebärmutter».<br />
<strong>Die</strong> Fortpflanzung solle weiter ein «Akt<br />
der Liebe» bleiben. LGBT-Organisationen<br />
und prominente Homosexuelle wie<br />
Perez Hilton oder Elton John fühlen sich<br />
brüskiert und sprechen von einer Attacke<br />
gegen Regenbogenfamilien.<br />
Lettland<br />
«EuroPride» in Riga<br />
im Kreuzfeuer<br />
Im stark homophoben Land<br />
versuchen Homo-Gegner die<br />
Parade zu blockieren – «Pink<br />
Cross» verspricht Hilfe.<br />
Im Sommer findet die «EuroPride» in der<br />
lettischen Hauptstadt Riga statt. Das<br />
Gesuch für die Parade wurde im Februar<br />
von MOZAIKA, der lettischen LGBT-<br />
Organisation und Organisatorin vom<br />
Anlass, eingereicht. Doch die Homo-<br />
Gegner versuchen nun mit einer Gesetzes -<br />
lücke den Event zu blockieren. «Pink<br />
Cross» als offizieller Botschafter der «EuroPride»<br />
in der Schweiz und die lettischen<br />
Organisatoren rufen zum Handeln auf.<br />
Mittels einer Medienmitteilung wurde<br />
darauf hingewiesen, dass die Stadtverwaltung<br />
von Riga zwei weitere Gesuche<br />
erhalten habe – exakt für den gleichen<br />
Zeitraum, in dem Umzug stattfinden<br />
soll. Ein Gesuch ist für die Bewilligung<br />
eines Festes, mit dem «die Werte der<br />
Familie» zelebriert werden sollen. Das<br />
andere betrifft einen Anlass, der auf<br />
diverse Laster wie «Rauchen, sexuelle<br />
Abweichungen oder andere Perversionen»<br />
hinweisen will. Für beide Gesuche<br />
zeichnet die homophobe Verbindung<br />
«Antiglobālisti» verantwortlich. Da deren<br />
Veranstaltungen früher am Tag starten,<br />
hat das zur Folge, dass beide den Vorteil<br />
erhalten, an populären Plätzen und<br />
Routen anwesend zu sein. <strong>Die</strong> Stadt Riga<br />
gelangte an das lettische Justizministerium<br />
mit der Anfrage, wie die Stadt in<br />
diesem Fall vorgehen soll. Fortsetzung<br />
folgt.<br />
Deutschland<br />
Rapper legt Homophobie<br />
bloss<br />
Bass Sultan Hengzt provozierte<br />
absichtlich einen schwulenfeindlichen<br />
Shitstorm.<br />
FOTO: ZVG CHATEAU DU POP / K-TEL, BASS SULTAN HENGZT – HOMEWORK EP ARTWORK COVER, ZVG US STATE DEPARTMENT<br />
24 <strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong>
Dass die Rapszene nicht gerade ein Hort<br />
des Friedens ist, weiss man seit geraumer<br />
Zeit. Dessen bewusst ist sich auch der<br />
Rapper Bass Sultan Hengzt. Der Berliner<br />
entschloss sich, auf diesen Missstand<br />
aufmerksam zu machen und postete auf<br />
Twitter das vermeintliche Cover seines<br />
nächsten Albums, das zwei sich küssende<br />
Männer zeigt. Eine gezielte Provokation,<br />
die den Nerv traf. Menschenverachtende<br />
Reaktionen waren die Folge. <strong>Die</strong> deutsche<br />
Webseite www.rap.de, die sich gegen<br />
Schwulenfeindlichkeit und Rassismus<br />
ausspricht, berichtete, dass die Fan-<br />
Reaktionen «insgesamt einen durchaus<br />
erschreckenden Blick in den Abgrund der<br />
deutschen Rapwelt bieten». Bass Sultan<br />
Hengzt nimmt in Kauf, dass er nun Fans<br />
und Käufer seiner Musik verlieren wird.<br />
Zu den Kommentaren liess er nur verlauten:<br />
«Läuft ja richtig mit Homophobie».<br />
USA<br />
Sondergesandter<br />
für Gay-Rechte<br />
<strong>Die</strong> USA ernennen ersten<br />
Sonder gesandten für die Rechte<br />
von Homosexuellen.<br />
Beispiel aus der Online-Biographie von Erwin In het Panhuis.<br />
Ein weiterer Durchbruch für die<br />
LGBT-Gemeinschaft im Land der unbegrenzten<br />
Möglichkeiten: US-Aussenminister<br />
John Kerry erkärte, dass die<br />
Vereinigten Staaten ab sofort einen<br />
Sondergesandten für die Rechte von<br />
Homosexuellen einsetzen werden. Der<br />
Auserwählte ist der Diplomat Randy<br />
Berry, der derzeit noch als Generalkonsul<br />
in Amsterdam arbeitet. Berry will<br />
sich für eine Welt ohne Gewalt und<br />
Diskriminierung der LGBT-Gemeinschaft<br />
einsetzen und die US-Strategie dazu bekannt<br />
machen und koordinieren.<br />
Deutschland<br />
HIV-PrEP<br />
reduziert Risiko<br />
Eine Studie kann belegen, dass<br />
das HIV-Medikament Truvada<br />
vor einer Infektion schützt.<br />
Wie die Deutsche Aids-Hilfe berichtete,<br />
hat eine britische Studie der Organisation<br />
PROUD mit 545 schwulen Männern<br />
mit erhöhtem HIV-Risiko gezeigt, dass<br />
die Einnahme des HIV-Medikaments<br />
Truvada vor einer HIV-Infektion schützt.<br />
<strong>Die</strong> Forscher hatten die Teilnehmer in<br />
zwei Gruppen aufgeteilt. Ein Teil der<br />
Männer bekam sofort Truvada zur täglichen<br />
Einnahme angeboten, der andere<br />
Teil sollte ein Jahr warten. Im Oktober<br />
2014 zeichnete sich jedoch bereits die<br />
hohe Schutzwirkung des Medikaments<br />
ab, sodass auch die zweite Gruppe die<br />
HIV-Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP)<br />
angeboten wurde. Bei der ersten Gruppe<br />
wurden wurden drei HIV-Infektionen, bei<br />
der zweiten wurden 19 HIV-Infektionen<br />
festgestellt. <strong>Die</strong> Forscher errechneten<br />
aus den Resultaten eine Schutzwirkung<br />
von 86 Prozent.<br />
Deutschland<br />
Bibliographie zur<br />
Homosexualität<br />
4200 historische Berichte über<br />
Lesben und Schwule sind in<br />
einem kostenlosen Web-Archiv<br />
zusammengeführt.<br />
Der Kölner Historiker und Diplom-Bibliothekar<br />
Erwin In het Panhuis hat im<br />
März eine <strong>grosse</strong> Online-Bibliographie<br />
veröffentlicht. Alte und somit urheberrechtsfreie<br />
Bücher, Bilder und Magazine<br />
wurden digitalisiert und sind nun für<br />
alle an einem Ort zugänglich und verlinkt.<br />
<strong>Die</strong> entsprechenden Dokumente<br />
sind als Scans des jeweiligen Originals<br />
kostenlos abrufbar.<br />
www.erwin-in-het-panhuis.de.<br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong> 25
Agenda | Szene-Tipps<br />
Szene-Tipps<br />
Zürich<br />
«Pink Cloud»<br />
«Kuoni wird homosexuell», titelte der<br />
Blick 2009. Und schrieb von rosa Wölkchen,<br />
die am Weltenbummler-Himmel<br />
aufziehen. Sechs Jahre später mussten<br />
die rosa Wölkchen im Blick dann dunklen<br />
Platz machen: «Reisekonzern Kuoni<br />
verkauft seine Reisebüros und damit<br />
auch ein Stück seiner Seele», titelte das<br />
Boulevardblatt. <strong>Die</strong> Verunsicherung der<br />
Kuoni-Angestellten war gross, diejenige<br />
der Reisenden ebenfalls und die LGTB<br />
Community war konsterniert: Schliesslich<br />
gehört «Pink Cloud» (mit oder ohne<br />
rosa Wolken) zum Kuoni-Konzern und<br />
wenn dieser verkauft, dann ist bald auch<br />
Schluss mit den Reisen für Schwule &<br />
Lesben. Ist dem so? «Alles Quatsch»,<br />
sagt Ray Fuhrer dem <strong>Cruiser</strong>. «Kuoni<br />
wird es als Marke weiterhin geben und<br />
‹Pink Cloud› ebenso.» Kuoni sei lediglich<br />
auf der Suche nach einem neuen Eigentümer<br />
und hätte absolut nicht vor, den<br />
Laden dicht zu machen.<br />
Das wäre auch schade, denn schliesslich<br />
ist «Pink Cloud» so etwas wie Rays<br />
Lebenswerk. Was als kleines Reisebüro<br />
für eine sehr überschaubare Zielgruppe<br />
vor über 15 Jahren in Adliswil begann,<br />
ist mittlerweile ein bestens etabliertes<br />
Reiseunternehmen mit Sitz an der<br />
Zürcher Bahnhofstrasse. «Ich hatte immer<br />
die Vision, dass ‹Pink Cloud› weiter<br />
wachsen würde und das ist mir damals<br />
mit dem Wechsel zu Kuoni auch gelungen»,<br />
sagt Ray. Und fügt an: «Einfach<br />
war die Reisebranche nie, und statisch<br />
schon gar nicht – vielleicht tun sich ja<br />
mit einem Eigentümerwechsel wieder<br />
neue Chancen auf». Einfach hatte es Ray<br />
nie mit seiner Idee, oft hagelte es auch<br />
aus den eigenen Reihen Kritik: Dann,<br />
wenn jeweils Reisen in Länder angeboten<br />
werden, in denen Homosexualität<br />
geahndet wird. «Und genau hier liegt<br />
unsere Stärke, denn ich bin selbst in<br />
jedem dieser Länder gewesen und weiss<br />
entsprechend zu beraten. Und gerade<br />
in solchen Ländern geht die Meinung<br />
des Staates und diejenige der Bevölkerung<br />
oft diametral auseinander». Zudem<br />
müsste man – wenn man schon boykottieren<br />
will – auch konsequent sein, etwa<br />
indem man auf entsprechende Konsumgüter<br />
aus diesen Ländern verzichte.<br />
«Das wäre dann konsequenterweise<br />
beispielsweise Erdöl …». Natürlich freut<br />
es Ray, wenn entsprechende Gesetze gelockert<br />
werden. Beispielsweise in Indien:<br />
«Bis 2009 war Homosexualität in Indien<br />
illegal. Vor wenigen Jahren ist dann<br />
erstmals ein Lesbenmagazin erschienen.<br />
Wir von ‹Pink Cloud› haben uns daraufhin<br />
nach der genauen Rechtslage<br />
erkundigt und schliesslich konnten wir<br />
mit gutem Gewissen ein entsprechendes<br />
Reiseprogramm zusammenstellen». Apropos<br />
zusammenstellen: Wer lieber auf<br />
eigene Faust buchen möchte, kann das<br />
ebenfalls bei «Pink Cloud» machen (auch<br />
online). Und natürlich bietet es sich an,<br />
dieses Jahr im Rahmen der «Euro Pride»<br />
die Stadt Riga zu erkunden. Wir haben<br />
dieser <strong>Cruiser</strong>-Ausgabe entsprechende<br />
Gutscheine beigelegt, gültig für sämtliche<br />
Reisen und Arrangements bei «Pink<br />
Cloud».<br />
Zürich, 4. <strong>April</strong><br />
«Inside» for Gays<br />
and Friends<br />
«Inside» nennt sich eine<br />
neue Party im Stairs Club<br />
in Zürich-Altstetten.<br />
<strong>Die</strong> Organisatoren von «Inside» möchten<br />
ein Statement gegen den unsäglichen<br />
Trend setzen, dass es in Zürich<br />
immer weniger Spiel- und Feierstätten<br />
für Schwule gibt. <strong>Die</strong> neue Party setzt<br />
auf Kontinuität und Langlebigkeit. <strong>Die</strong><br />
erste «Inside» soll der Auftakt zu einer<br />
ganzen Reihe von Partys sein. Mit John<br />
Dixon aus Paris, den m&d babes, Bobby<br />
Bella und Vasco spielen am ersten Event<br />
gleich vier Plattenprofis, die wissen, wie<br />
man eine Nacht zu einer schweisstreibenden<br />
Angelegenheit macht. Apropos:<br />
Wer sich aufgrund der Hitze im Club seines<br />
Oberteils entledigen möchte, der soll<br />
dies gerne tun. Ebenfalls wird eine Cruising-Area<br />
zu Verfügung gestellt. «Inside»<br />
wird präsentiert vom Stairs-Mit inhaber<br />
Johann Sollberger, der sich seine Sporen<br />
an der Bar des legendären Labyrinth<br />
Clubs abverdient hat und später erfolgreich<br />
als Veranstalter im Nachfolgeclub<br />
Lotus tätig war.<br />
Samstag, 4. <strong>April</strong>, ab 22 Uhr<br />
Stairs Club, Zürich<br />
Wängi, 4. <strong>April</strong><br />
Osterschmaus<br />
<strong>2015</strong> – Bella Italia<br />
Im <strong>April</strong> bietet die HOT sowie<br />
deren Partnervereine WILSCH<br />
und QUEERDOM einen Osterschmaus<br />
an.<br />
Am Ostersamstag öffnen sich die Türen<br />
des Vereinslokals der Homosexuellen<br />
Organisation Thurgau (HOT) für einen<br />
Osterschmaus, der die Besucher ins kulinarische<br />
Reich Italiens bringt. Am Herd<br />
stehen Thomas und Elias und garantieren<br />
einen genussreichen Abend. Auf<br />
der Karte steht etwa ein italienischer<br />
Fleischvogel oder eine Südtiroler Knödelart.<br />
Vereinsmitglieder bezahlen 25 Franken,<br />
alle anderen 30 Franken.<br />
Mit oder ohne rosa Wolke: Ray, der<br />
Reiseberater für die LGBT-Community<br />
<strong>Die</strong>sem <strong>Cruiser</strong> ist ein Gutschein von «Pink<br />
Cloud» beigelegt. <strong>Die</strong>ser ist gültig für alle<br />
Reisebuchungen.<br />
Samstag, 4. <strong>April</strong>, 19.30 Uhr<br />
Vereinslokal HOT, 9545 Wängi<br />
www.hot-tg.ch<br />
FOTOS: PD<br />
26 <strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong>
Szene | Tipps<br />
Zürich, 5. <strong>April</strong><br />
11 Jahre<br />
«Boyahkasha»<br />
Das bekannte Zürcher Partylabel<br />
feiert am Ostersonntag<br />
seinen 11. Geburtstag im ganz<br />
<strong>grosse</strong>n Stil.<br />
Das wird der Knaller am Ostersonntag –<br />
schon alleine der Live Act! «Boyahkasha»<br />
konnte die «Eurovision Song Contest»-<br />
Gewinnerin Loreen aus Schweden verpflichten.<br />
Ihr Lied «Euphoria» hat schon<br />
jetzt Kultstatus.<br />
Ostersonntag, ab 22.00 Uhr<br />
Plaza, Badenerstrasse 109, 8004 Zürich<br />
Tickets unter www.boyahkasha.ch<br />
Ein Ostergeschenk von den<br />
«Boyahkasha»-Jungs: Loreen im Plaza<br />
Zürich<br />
Basel, 11. <strong>April</strong><br />
queerPlanet Special<br />
Edition<br />
In Basel tritt die englische<br />
Sängerin Kelli-Leigh an einer<br />
Gay-Party auf.<br />
<strong>Die</strong> Sängerin Kelli-Leigh wird vielleicht<br />
vielen noch nicht bekannt sein, ihre<br />
Songs allerdings schon: <strong>Die</strong> Single «I got<br />
u» von Duke Dumont kann mehr als 100<br />
Millionen Zugriffe auf Youtube vorweisen.<br />
Ebenfalls wurde der Song dieses<br />
Jahr für einen Grammy und für einen<br />
«Brit Award» nominiert. In Basel stellt<br />
Kelli-Leigh im Rahmen der Party-Reihe<br />
«queerPlanet» auch ihr neues Stück<br />
vor: «Find a Way». Man darf also ein<br />
Showcase der Superlative erwarten. <strong>Die</strong><br />
DJs Olivier (F) und Taylor Cruz werden<br />
dazu die besten House, Progressive, Tribal<br />
& Electro Beats beitragen.<br />
Samstag, 11. <strong>April</strong><br />
SUD, Burgweg 7, Basel<br />
www.queerplanet.ch<br />
Schwubs - die schwulen Berner Sänger<br />
Bern, 18. <strong>April</strong><br />
Begegnung<br />
schwuler Männer<br />
unterwegs<br />
Der Verein BSM organisiert in<br />
diesem Jahr zwei Events. Der<br />
erste findet im <strong>April</strong> in Bern<br />
statt.<br />
Seit 1993 organisieren schwule und<br />
bisexuelle Männer einmal im Jahr eine<br />
Tagung, an der seither ausschliesslich<br />
Männer teilnehmen. Seit dem Sommer<br />
2001 trägt der Verein BSM die organisatorische<br />
und finanzielle Verantwortung<br />
der Tagungen. In diesem Jahr werden<br />
gleich zwei Events organisiert. <strong>Die</strong> erste<br />
Veranstaltung findet am 18. <strong>April</strong> in der<br />
Villa Stucki statt. Besonders das Thema<br />
«Schwule Väter» ist dabei gefragt. <strong>Die</strong><br />
Teilnehmer können aus insgesamt sieben<br />
spannenden Aktivitäten auswählen. Darunter<br />
verschiedene Workshops, Diskussionsrunden<br />
und ein Spaziergang durch<br />
die Berner Altstadt.<br />
Samstag, 18. <strong>April</strong><br />
Villa Stucki, Bern<br />
www.bsm-info.ch<br />
Zürich, 18. / 19. <strong>April</strong><br />
«Men Bodywork»<br />
in Zürich<br />
In Zürich tut sich einiges für<br />
Männer, die gerne Körperarbeit<br />
praktizieren.<br />
Der Zürcher Julian ist ein 38-jähriger Bodyworker,<br />
der neue, zeitgemässe Work-<br />
shop-Konzepte für Männer entwickelte.<br />
Da der Begriff seiner Meinung nach<br />
in die Jahre gekommen ist, versucht er<br />
mit neuen, moderneren Begriffen auch<br />
jüngere Männer für seine Workshops zu<br />
begeistern. In diesem Jahr finden unter<br />
Julians Leitung erstmals zwei «Men<br />
Body work Weekends» statt. Kernstück<br />
ist das Erlernen einer erotischen Männermassage.<br />
Daneben laden verschiedene<br />
Übungen und Meditationen dazu ein,<br />
sich selbst und die anderen Teilnehmer<br />
ein Stück weit besser kennenzulernen<br />
und Potenziale für ein erfülltes (Sex-)<br />
Leben zu entdecken.<br />
18. / 19. <strong>April</strong> und 10. / 11. Oktober<br />
Zürich-Altstetten<br />
www.menbodywork.ch<br />
Bern, 15. bis 18. <strong>April</strong><br />
Schwubs<br />
Das neue Programm der<br />
schwulen Berner Sänger nennt<br />
sich «Go West»<br />
Dank der unermüdlichen Arbeit von<br />
Fräulein Zack (Linda Trachsel) und ihrer<br />
Hartnäckigkeit haben es die Schwulen<br />
Berner Sänger (Schwubs) geschafft,<br />
ihren Traum zu verwirklichen und ihr<br />
Programm «Varieté» bis nach New York<br />
zu bringen. Doch die Off-Off-Broadway-Bühnen<br />
waren nur der erste Schritt<br />
im Land der unbegrenzten Möglichkeiten<br />
– nun geht es nach San Francisco.<br />
<strong>Die</strong> Sänger laden deshalb ihr geneigtes<br />
Publikum zu einer musikalischen Reise<br />
ein.<br />
15. / 16. / 17. / 18. <strong>April</strong><br />
Schlachthaus-Theater, Bern<br />
www.schwubs.ch<br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong> 27
Kultur | Schweiz<br />
<strong>Die</strong> Kultur-Tipps<br />
im <strong>April</strong><br />
Kultur<br />
Ticket<br />
Text: Daniel Diriwächter<br />
Wie verliebt man sich in weltbekannte Dichter? Kann ein Spiegel sehen?<br />
Wie läuft man den Jakobsweg? Was kommt nach dem Ende oder wo trifft<br />
man den Widersacher von James Bond? Im <strong>April</strong> werden die Fragen beantwortet.<br />
Lia Pale –<br />
My Poet’s Love<br />
Lia Pale: Verliebt in Heinrich Heine<br />
und Rainer Maria Rilke<br />
Nach Lia Pales ebenso viel diskutiertem<br />
wie gelobtem Erstling «Gone to Far»<br />
stellte sich die Frage, wie die Reise weitergeht.<br />
Das Debüt vertonte Schuberts<br />
«Winterreise» auf leichte und betörende<br />
Weise. Nun trifft die Österreicherin<br />
auf zwei junge Männer, die sich mit<br />
fortlaufender Dauer der beginnenden<br />
Beziehung zu gewieften Dichtern entwickeln<br />
werden. Sich in beide gleichzeitig<br />
verliebend, erlebt Pale alle Höhen<br />
und Tiefen einer Serenade zu dritt. Erschwerend<br />
dazu kommt, dass die zwei<br />
Herren unter ihren richtigen Namen<br />
Heinrich Heine und Rainer Maria Rilke<br />
berühmte Dichter werden sollten. Je<br />
sieben Texte – sieben aus Rilkes Gesamtwerk,<br />
sieben aus Heines «Buch<br />
der Lieder» – von Mathias Rüegg vertont,<br />
stehen zwei Vertonungen von Lia<br />
Pale–Texten gegenüber, in denen sie<br />
sich erstmals über ihre Beziehung zu<br />
den zwei Dichtergrössen äussert. Begleitet<br />
wird die Sängerin wiederum vom<br />
bewährten Gespann, den zwei Exmusikern<br />
des Vienna Art Orchestras, Ingrid<br />
Oberkanins und Hans Strasser. Live wird<br />
das Trio vom Shootingstar der europäischen<br />
Trompetenszene, dem 24-jährigen<br />
Mario Rom, ergänzt.<br />
Universal Music, Austria<br />
Erscheint am 17. <strong>April</strong><br />
Schneeweiss –<br />
ein Stück Schneewittchen<br />
Das Junge Schauspielhaus bringt im <strong>April</strong><br />
eine Neuinterpretation des Märchens<br />
«Schneewittchen» der Brüder Grimm<br />
in den Schiffbau. Unter der Regie von<br />
Antonio Viganò erscheint es in neuer<br />
Gestalt: In der Nacht, wenn die Königin<br />
schläft, führt der Spiegel ein Eigenleben,<br />
er sehnt sich nach Schneeweiss,<br />
die er aber nur besuchen kann, wenn es<br />
dunkel ist. Bis es die Königin merkt und<br />
zu verhindern versucht. <strong>Die</strong> Geschichte<br />
über Neid und Missgunst in Sachen<br />
Schönheit, über die Sehnsucht nach dem<br />
anderen wird aus verschiedenen Perspektiven<br />
erzählt – nicht nur mit Worten,<br />
sondern mit Musik, Geräuschen und vor<br />
allem mit Bewegung. Es spielen Rosario<br />
Bona und Sarah Magdalena Huisman,<br />
Regie führt Antonio Viganò.<br />
Schauspielhaus Zürich, Schiffbau/Box<br />
Premiere: 10. <strong>April</strong> <strong>2015</strong><br />
Camino de Santiago<br />
Hape Kerkeling machte ihn berühmt –<br />
den Camino de Santiago. Seither tummeln<br />
sich tausende Menschen auf<br />
dem Jakobsweg nach Spanien. Auch<br />
die Schweizer Filmemacher Jonas Frei,<br />
Manuel Schweizer, Ivan Hernandez und<br />
Alain Sahindas begaben sich auf die<br />
Spuren des Komikers und drehten gleich<br />
noch einen Film. Beim wohl beliebtesten<br />
Pilgerweg der Welt ist der Weg das<br />
Ziel. Aber auch das Abenteuer, die spirituelle<br />
Erfahrung oder gar die Erlösung.<br />
Auf menschlicher Ebene führt die Pilgerreise<br />
viele Menschen zusammen. Der<br />
Dokumentarfilm «Camino de Santiago»<br />
zeigt, wie zwischen atemberaubenden<br />
Landschaften, kulinarischen Erlebnissen<br />
und viel Musik die Welten aufeinander<br />
prallen und sich dabei neue Freundschaften<br />
anbahnen.<br />
MovieBizFilms<br />
Ab 26. März im Kino<br />
Zu Ende<br />
denken<br />
Zum Filmstart von<br />
«Zu Ende leben» am<br />
16. <strong>April</strong> wird das<br />
Buch «Zu Ende denken»<br />
neu aufgelegt. Worum<br />
geht es? Als die Filmemacherin<br />
mit dem frühen Tod ihres<br />
Vaters konfrontiert wurde, war für<br />
sie klar, dass sie sich mit dem Thema<br />
Sterben auseinandersetzen wollte. Mit<br />
ihrer Freundin, der Journalistin Elena<br />
28 <strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong>
Ibello, begannen beide, sich mit dem<br />
Unausweichlichen zu befassen. Daraus<br />
entstand zum einen die Idee, einen<br />
Dokumentarfilm zu realisieren, und<br />
zum anderen der Wunsch, ein Buch<br />
zu veröffentlichen – mit Texten von<br />
bekannten und unbekannten Menschen.<br />
<strong>Die</strong> Resonanz der angefragten<br />
Persönlichkeiten war erfolgreich.<br />
In der neuen Version sind auch Pedro<br />
Lenz, Franz Hohler oder Kurt Aeschbacher<br />
mit ihren Gedanken vertreten.<br />
Rebecca Panian / Elena Ibello,<br />
Zu Ende denken, Wörterseh Verlag<br />
Im Handel erhältlich<br />
Darling der Musikszene: Der Brite Sam Smith<br />
FOTOS: JULIA SPICKER (1), RE-PANIAN-FOTO-GIANNI PISANO (1), CHRISTOF MATTES (1), ZVG (1)<br />
Ist das Ende vielleicht nur der Anfang?<br />
<strong>Die</strong> Autorin Rebecca Panian.<br />
Brandauer liest<br />
Bonhoeffer<br />
Seine Liebe zu besonderen Charakteren<br />
ist unverkennbar: Mit der Oscarprämierten<br />
Verfilmung des Romans<br />
«Mephisto» von Klaus Mann feierte<br />
Klaus Maria Brandauer seinen internationalen<br />
Durchbruch. Hollywood-Produktionen<br />
wie «Jenseits von Afrika» und sein<br />
Mitwirken als Bösewicht im James-<br />
Bond-Film «Sag niemals nie» verschafften<br />
ihm zusätzliche Bekanntheit. Bis<br />
heute hat Brandauer mehr amerikanische<br />
Kritikerpreise erhalten als jeder andere<br />
deutschsprachige Filmschauspieler<br />
zuvor. Zum 70. Todestag des Theologen<br />
<strong>Die</strong>trich Bonhoeffer präsentiert das<br />
Zürcher Kammerorchester im Schauspielhaus<br />
Zürich eine konzertante Lesung mit<br />
dem berühmten Schauspieler und dem<br />
Starviolinisten Daniel Hope. <strong>Die</strong> Briefe<br />
Bonhoeffers, die dieser während der<br />
Haft in den Jahren vor seiner Hinrichtung<br />
durch die Nationalsozialisten verfasst<br />
hat, zeugen von Weisheit und Zuversicht.<br />
Freitag, 24. <strong>April</strong>, 18.30 Uhr und 21.00 Uhr<br />
Schauspielhaus Zürich, Pfauenbühne<br />
Sam Smith<br />
Moon & Stars <strong>2015</strong>: Bereits zum zwölften<br />
Mal wird die einmalige Kulisse der<br />
Piazza Grande in Locarno zur Bühne für<br />
bekannte Interpreten der internationalen<br />
Popszene. Während zehn Abenden<br />
lässt sich dort der Musik frönen. In diesem<br />
Sommer eröffnet der schwule Sänger<br />
Sam Smith das Festival am 8. Juli.<br />
Sam Smith gewann jüngst vier «Grammy<br />
Awards» sowie zwei «Brit Awards». Weitere<br />
Stars sind Roxette, Stress, Santana<br />
oder Gianna Nannini.<br />
8. bis 18. Juli<br />
Moon & Stars <strong>2015</strong>, Locarno<br />
www.ticketcorner.ch<br />
Der ehemalige<br />
Gegner von 007:<br />
Klaus Maria<br />
Brandauer<br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong> 29
Serie | Persönlichkeiten<br />
Was macht eigentlich …<br />
Jason Donovan<br />
Text: Haymo Empl<br />
In unserer Serie stellen wir Ikonen und Persönlichkeiten aus vergangenen<br />
Dekaden vor, berichten über gefallene Helden und hoffnungsvolle<br />
Skandalsternchen, aber auch über mutige Vorkämpfer. 80er Jahre Popstar<br />
Jason Donovan ist irgendwie nichts davon.<br />
Im Jahre 1986: Scott und Charlene treffen<br />
sich zum ersten Mal und verlieben<br />
sich nach einigen, aber nicht zu vielen<br />
Umwegen, Wirrungen, Intrigen und<br />
Schwierigkeiten ineinander. Schwierig<br />
war die junge Liebe auch, weil die<br />
Familie von Scott seit Jahren mit der<br />
Familie von Charlene zerstritten war.<br />
Relativ zügig wurde schliesslich geheiratet,<br />
nämlich 1987. Zügig für Menschenjahre,<br />
endlos in Serienepisoden.<br />
Denn Scott und Charlene waren Jason<br />
«Was würden nur all die<br />
Teenager, Hausfrauen<br />
und Grossmütter denken,<br />
wenn der Jason<br />
schwul wär!»<br />
reich (und ist es bis heute), Jason Donovan<br />
zog ein Jahr später nach, wurde<br />
ebenfalls international erfolgreich (und<br />
ist es heute nicht mehr).<br />
Zwei Serienstars – ein Welthit<br />
1988 war die Zeit des Produzententeam<br />
«Stock Aitken Waterman». <strong>Die</strong> drei Briten<br />
schafften es mit eingängigen Melodien<br />
und den fast immer gleichen Beats,<br />
so ziemlich jeden in die Hitparade zu<br />
hieven. Jason (und zu jener Zeit auch<br />
Kylie) waren nur zwei von unzähligen<br />
Acts die von «Stock Aitken Waterman»<br />
produziert wurden.<br />
1989 hatte die Hitfabrik 23 Hits für<br />
unterschiedliche Interpreten komponiert<br />
– nur zwei davon haben es nicht<br />
in die Top 10 der Hitparaden geschafft.<br />
Jasons Gesangskarriere kam aber erst<br />
so richtig in Schwung, als «Stock Aitken<br />
Waterman» beschlossen, die beiden<br />
Charaktere aus der Soap auch im realen<br />
Leben gemeinsam singen zu lassen. <strong>Die</strong><br />
Single «Especially For You» von Kylie<br />
und Jason landete in Australien direkt<br />
auf Nummer 1 der Hitparade, wenig<br />
später folgte dann der globale Siegeszug<br />
mit der Ballade und ebnete Jason<br />
Donovan den Weg zu seiner eigenen<br />
Karriere. 1989 war auch er mit diversen<br />
Liedern in allen Hitaparaden der Welt<br />
vertreten. Sein Debütalbum «Ten Good<br />
Reasons» (sinnigerweise mit 10 Liedern<br />
auf der Platte) wurde Nummer 1, ganze<br />
fünf Singles wurden aus dem Werk<br />
ausgekoppelt. Jason Donovan war nicht<br />
zu stoppen und bei weitem der erfolgreichste<br />
Sänger in Europa und Australien.<br />
Alles paletti also. Wäre da nicht<br />
immer wieder unschön und gemeinerweise<br />
über seine angebliche Homosexu<br />
Jason und Kylie: Mit «Especially For<br />
You» landeten die beiden einen Welthit.<br />
Donovan und Kylie Minogue, und die<br />
Intrigen spielten sich in den australischen<br />
Global-Television-Studios in<br />
einer von Melbournes Vorstädten ab.<br />
1985 ging die Soap «Neighbours» im<br />
australischen Fernsehen an den Start,<br />
jeden Abend wurde eine 22-minütige<br />
Episode gezeigt – die Zuschauerzahlen<br />
waren schlecht und die Serie stand kurz<br />
vor dem Aus.<br />
Bis eben Jason Donovan und Kylie<br />
Minouge ins Scheinwerferlicht traten.<br />
<strong>Die</strong> beiden Charaktere vermochten zu<br />
begeistern und die Schauspieler bezauberten<br />
auch in ihrem privaten Leben<br />
mit Charme, gutem Aussehen, einigermassen<br />
Talent … aber eben: Vor allem<br />
sahen sie gut aus. Kylie Minogue startete<br />
bereits ein Jahr später als Sängerin<br />
durch und wurde international erfolgalität<br />
gemunkelt worden. Dabei gaben<br />
sich Jason und Entourage solche Mühe:<br />
Hetero in «Neighbours», ein superkitschiges<br />
Video mit Kylie und viele tolle<br />
Frauen in den anderen Musikclips.<br />
<strong>Die</strong> Angst von Jason: Was würden<br />
nur all die Teenager, Hausfrauen und<br />
Grossmütter denken, wenn der Jason<br />
schwul wär! Daher hat Jason dann in<br />
den frühen 90ern (seine Karriere begann<br />
zu stocken, die Gerüchte wurden lauter)<br />
munter rigoros jeden verklagt, der<br />
solche Gerüchte verbreitete. Nachdem<br />
seine Hits keine mehr waren, versuchte<br />
sich Donovan – erfolgreich! – als Musicaldarsteller.<br />
Er spielte die Hauptrolle in<br />
FOTOS: PD<br />
30 <strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong>
«Joseph and the Amazing Technicolor<br />
Dreamcoat» und war 1991 zum letzten<br />
Mal in der Hitparade. Was ihn aber nicht<br />
davon abhielt, 1993 die Zeitschrift «The<br />
Face» zu verklagen, denn die hatte böserweise<br />
erneut behauptet, er sei schwul.<br />
(Wir halten hier auch fest, dass wir das<br />
überhaupt-gar-nicht-und-niemals behaupten<br />
…) Danach kam nichts mehr<br />
vom Jason. Ausser dann und wann mal<br />
eine Meldung im Fachblatt für Prominente,<br />
der britischen «Sun», weil der Jason<br />
Drogenprobleme hatte und ziemlich<br />
oft besoffen gesichtet wurde.<br />
«Was würden nur all die<br />
Teenager, Hausfrauen<br />
und Grossmütter<br />
denken, wenn der Jason<br />
schwul wär!»<br />
Ah: Und zwischen einer weiteren<br />
Klage und einer Flasche Schnaps hat er<br />
noch seine beste Freundin geheiratet.<br />
Warum, wusste auch die «Sun» nicht so<br />
recht.<br />
Jason Donovan mit neuem Haar, sichtlich ambitioniert.<br />
Alkohol und Trash-Realityshow<br />
Viele Schnapsflaschen später, im Jahre<br />
2006, Vorhang – beziehungsweise<br />
Palmenwedel – auf: Jason Donovan ist<br />
Kandidat in der britischen Version von<br />
«Ich bin ein Star, holt mich hier raus».<br />
<strong>Die</strong> tragische Endstation eines jeden<br />
Promis. Wer in der «Jungle Show» auftritt,<br />
der hat meistens verloren. Jason<br />
kämpfte sich in der Realityshow wacker<br />
durch Ekelessen und Gruselprüfungen<br />
und wurde am Schluss Dritter.<br />
(Gewonnen hatte übrigens ein gewisser<br />
Matt Wallis, den nun wirklich ausserhalb<br />
Grossbritanniens niemand kennt.)<br />
Immerhin: Durch die «Jungle Show»<br />
Jason als Kandidat in der britischen Ausgabe von «Ich bin ein Star, holt mich hier<br />
raus»<br />
kam Jason wieder zu einigen Auftritten,<br />
vor allem in den Comebackshows<br />
der 80er-Jahre. <strong>Die</strong> «Sun» vermeldete<br />
zwischendurch, der Jason hätte eine<br />
Haartransplation gemacht (mit der<br />
Gage von der «Ich bin ein Star …»-<br />
Show?) und genau wie bei RTL ist die<br />
Zweitverwertung der Realityshow-Teilnehmer<br />
dann auch das Format «Let’s<br />
Dance». Auch dort belegte er den<br />
3. Platz. Letztes Jahr durfte er immerhin<br />
als Gast zusammen mit Kylie in einer<br />
Weihnachtsshow «Especially For You»<br />
singen. Und er sah dabei wesentlich<br />
gesünder aus als auch schon (bemerkte<br />
nicht nur die «Sun» …). Praktischerweise<br />
feiert die Serie «Neighbours» dieses<br />
Jahr das <strong>grosse</strong> 30-Jahre-Jubiläum.<br />
Jason wird die Gelegenheit bestimmt<br />
nutzen, um in irgendwelchen «Come<br />
Together»- und diversen Reunion-<br />
Shows aufzutreten. Bei «Neigbhours»<br />
derweil: Noch immer straucheln verschiedene<br />
Charaktere, es wird weiter<br />
munter intrigiert. Und wer in der Soap<br />
fällt, steht früher oder später wieder<br />
auf und macht weiter. Eigentlich genau<br />
so, wie Jason es im wahren Leben auch<br />
versucht.<br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong> 31
Fotostory | <strong>Cruiser</strong> creativ<br />
Was man mit dem <strong>Cruiser</strong><br />
sonst noch so machen kann<br />
Text: Haymo Empl<br />
Es mag sein, dass ein Printmagazin steinzeitlich ist. Wer den <strong>Cruiser</strong> nicht<br />
auf Papier lesen will, sondern auf www.cruisermagazin.ch, ist mit der<br />
Printausgabe trotzdem gut bedient. Voilà – 8 Dinge, die nur Print kann:<br />
Das <strong>Cruiser</strong>-Magazin mit dem tollen<br />
Papier eignet sich I-D-E-A-L für die<br />
Kunst des Scherenschnittes. Ein Hobby,<br />
welches in der Gay-Szene bisher sträflich<br />
vernachlässigt wurde. (oben)<br />
Es gibt diverse APPS für Einkaufslisten.<br />
Aber nichts eignet sich für eine<br />
Poschti liste so gut wie eine alte <strong>Cruiser</strong>-<br />
Aus gabe. Und je nach Platzierung der<br />
eigenen Poschtiliste im Heft hat man das<br />
Weight-Watchers-Diätprogramm quasi<br />
grad noch gratis mit dazu. (links aussen)<br />
Schon wieder verlassen worden? Oder<br />
gar betrogen? <strong>Die</strong> Coverbilder vom<br />
<strong>Cruiser</strong> eignen sich in der Regel für<br />
Frust-Dartspiele aller Art. (links)<br />
FOTOS: ANDI EMPL<br />
32 <strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong>
Mann fragt sich manchmal vielleicht,<br />
wie man mit einem völlig andren Gesicht<br />
aussehen würde. <strong>Die</strong> <strong>Cruiser</strong><br />
Coverbilder eignen sich hervorragend<br />
zu diesbezüglichen Forschungs- und<br />
Studienzwecken.<br />
Nichts eignet sich besser als der <strong>Cruiser</strong><br />
für selbst ge bastelte Erpresser oder<br />
Drohbriefe. Und mit der <strong>Cruiser</strong>-Typographie<br />
werden diese sogar garantiert<br />
hübsch und stilvoll.<br />
Hier noch mit anderer Kopfbedeckung.<br />
Wichtig: Für wirklich diskrete Spionageaktionen<br />
bitte vorher das entsprechende<br />
<strong>Cruiser</strong>-Cover mit Bedacht<br />
auswählen. <strong>Die</strong> aktuelle Ausgabe beispielsweise<br />
eignet sich eher weniger (es<br />
sei denn, man wendet den Wendecover-Trick<br />
an und nimmt die Rückseite<br />
der aktuellen Ausgabe).<br />
Apropos betrogen worden sein: Gewissheit<br />
schafft nur die gute, altmodische<br />
Spionageaktion. Mit dem selbst gebastelten<br />
Hut und dem total unauffälligen<br />
<strong>Cruiser</strong> in der Hand kann man sich suhu-hu-per<br />
tarnen.<br />
Der Kracher schlechthin: Mit dem<br />
<strong>Cruiser</strong> lassen sich langweilige Festivitäten<br />
problemlos aufpimpen. Man<br />
bastelt für sich und die anderen Gäste<br />
lustige Partyhüte.<br />
Der Sommer ist quasi schon da. Das<br />
<strong>Cruiser</strong>-Papier ist sehr saugfähig und<br />
eignet sich daher bestens zur Vorbeugung<br />
von Stinksneakers – man munkelt<br />
es wird der Sommertrend schlechthin!<br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong> 33
Kolumne | Kafi Freitag<br />
Mein Mann des<br />
Monats, mein Held<br />
des Alltags<br />
Text: Kafi Freitag<br />
In meinem Alltag begegne ich vielen wichtigen und schönen Männern.<br />
Manche sind sogar wichtig UND schön. Du bist beides nicht. Und dennoch<br />
mein Mann des Monats. Weil Du mein Leben schöner machst. Und Dir<br />
darüber wahrscheinlich noch nicht mal bewusst bist.<br />
Lieber Stefan<br />
Meine Huldigung des Monats betrifft<br />
Dich. Du heisst in Tat und Wahrheit<br />
nicht Stefan, aber das spielt keine Rolle.<br />
Ich weiss, wer Du bist. Und jeder,<br />
der Dir nach dem Lesen dieser Kolumne<br />
begegnet, weiss es auch. Du bist eine<br />
Ausnahmeerscheinung. Aber das ist Dir<br />
vermutlich nicht bewusst. Nein, das ist<br />
es Dir sogar mit Sicherheit nicht. Denn<br />
das würde man merken. Du bist unprätentiös<br />
und unbedacht so, wie Du nun<br />
mal bist. Nämlich ein Glücksfall und ein<br />
Ausbund an Freundlichkeit und Gutmütigkeit.<br />
<strong>Die</strong> menschgewordene Demokratisierung.<br />
Vor Dir sind alle gleich.<br />
Wenn ich bei Dir an der Kasse stehe,<br />
dann bin ich nicht mehr und nicht weniger<br />
wert als die Nutte vor mir und der<br />
Alki hinter mir. Du kennst meinen Namen,<br />
so wie Du den der anderen kennst.<br />
Und Du kennst sie praktisch alle. Dir<br />
begegnen tagtäglich Hunderte von Gesichtern,<br />
aber wenn Du eins mehrfach<br />
gesehen hast und den Namen von der<br />
Supercard ablesen konntest, dann ist<br />
man fortan Dein Kunde, den Du mit Namen<br />
begrüsst. Das allein ist schon ein<br />
sehr bemerkenswertes Phänomen. Aber<br />
das allein macht Dich nicht aus. Es ist<br />
Deine Art, immer gleich zu sein. Mit<br />
Dir und anderen. Deinem Gesicht liest<br />
man nicht ab, ob Deine Schicht gerade<br />
begonnen hat oder demnächst zu<br />
Ende geht. Deinem Gesicht liest man<br />
nicht ab, ob Du demnächst in die Ferien<br />
fährst, oder ob Dein Ferientagekontingent<br />
bereits aufgebraucht ist. Du bist<br />
immer da und Du bist immer der Gleiche.<br />
«Wenn ich bei Dir an<br />
der Kasse stehe, dann<br />
bin ich nicht mehr und<br />
nicht weniger wert als<br />
die Nutte vor mir und<br />
der Alki hinter mir.»<br />
Dein Umfeld verändert sich immer<br />
mal wieder. Früher war Deine Filiale<br />
hässlich und ungepflegt. Heute ist sie<br />
gepflegt, aber unpraktisch. Wo Du früher<br />
einen anständigen Arbeitsplatz mit<br />
Stuhl und ein richtiges Kassenlaufband<br />
hattest, musst Du jetzt eingeengt stehen<br />
und die Waren über eine kastrierte Form<br />
von Theke schleusen. Alles ist heller und<br />
offener, und Dein Team ist nun grösser.<br />
<strong>Die</strong> Nutten sind die gleichen und die<br />
Alkis auch. Manchmal steht auch ein<br />
Banker in der Schlange, auch für ihn<br />
ist die Verkaufsstelle heute eine Option.<br />
Was Du über diese Entwicklung denkst,<br />
weiss ich nicht. Natürlich habe ich Dich<br />
Kafi Freitag<br />
(39) ist Kolumnistin und beantwortet<br />
auf www.fragfraufreitag.ch<br />
sämtliche Fragen des Alltags. Hauptberuflich<br />
führt sie eine eigene Praxis<br />
für prozessorientiertes Coaching<br />
(www.freitagcoaching.ch). Sie lebt<br />
mit Mann und Kind in Zürich.<br />
FOTO: KAFI FREITAG<br />
34 <strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong>
«Wären die Menschen<br />
ein bisschen mehr wie<br />
Du, die Welt wäre ein<br />
bessere.»<br />
Wo nur steckt Stefan, Kafis Mann des Monats?<br />
Liev Schreiber (47)<br />
spielt Ray Donovan und<br />
verdreht so ziemlich<br />
allen den Kopf.<br />
auch schon gefragt, wie das Arbeiten<br />
an diesen schrecklichen Kassen jetzt ist.<br />
Aber Du hast weder geschimpft noch<br />
gelobt. Es ist eine Tatsache und Du zerbrichst<br />
Dir Deinen Kopf nicht darüber,<br />
weil Du weisst, dass es nichts ändern<br />
würde. Du nimmst es gelassen und bist<br />
freundlich wie eh und je.<br />
Du bist der Grund, warum ich dort<br />
einkaufe. Mich können nicht die neuen<br />
Gestelle und das erweiterte Sortiment<br />
für sich gewinnen. Du allein kannst das.<br />
Wegen Dir habe ich auch schon früher<br />
dort gepostet, zu einer Zeit, als das<br />
unverpackte Gemüse noch ein Grund<br />
war, sich dem eingeschweißten Fleisch<br />
zuzuwenden. Zu einer Zeit, als der<br />
ganze Laden noch eine Schmuddligkeit<br />
ausstrahlte, die man mit einem<br />
Lebensmitteldetaillisten nicht zutrauen<br />
würde. Heute ist alles ein wenig glänzender<br />
und aufgeräumter, aber wirklich<br />
besser ist es nicht. <strong>Die</strong> Einkaufskörbe<br />
stehen vor Dreck und bei der Gemüsewaage<br />
habe ich jeweils Angst, dass die<br />
Ware auf ewig kleben bleibt.<br />
Alles um Dich herum wurde einem<br />
Facelift unterzogen, nur Du bist noch<br />
der Alte. Du bist der sichere Wert dieser<br />
Filiale. Ich habe es vor Jahren schon<br />
dem Loosli geschrieben und ich stehe<br />
auch heute noch zu meinem Wort. Deine<br />
Anwesenheit bringt diesen Laden<br />
zum Strahlen. Deine Herzlichkeit allen<br />
Kunden gegenüber, unbeeindruckt davon,<br />
welchen Status sie ausstrahlen.<br />
Wäre ich der Chef dieses Detailriesen,<br />
ich würde Dich zum Mitarbeiter des<br />
Jahres erküren und alles daran setzen,<br />
dass es Dir bei mir im Hause gut geht.<br />
Ich würde Dir die besten Arbeitsbedingungen<br />
schaffen, die nur möglich sind,<br />
und ich würde Dir zuliebe wieder eine<br />
richtige Kasse einbauen lassen.<br />
Wären die Menschen ein bisschen<br />
mehr wie Du, die Welt wäre ein bessere.<br />
So ist es immerhin mein täglicher Einkauf.<br />
Wer Dich nicht erkennt, könnte<br />
Dich als unscheinbar bezeichnen. Doch<br />
wer Dich wirklich sieht weiss, dass er<br />
eine Perle vor sich hat.<br />
Der Umbau einer Geschäftsstelle<br />
kostet zig Millionen. Dein Lohn ist<br />
ein Witz im Vergleich. Trotzdem bist<br />
Du es, welcher der Filiale ein Gesicht<br />
verleiht und mich dazu bewegt, an Deiner<br />
Kasse zu stehen und nicht bei der<br />
viel komfortableren Konkurrenz. Es ist<br />
Dein Gesicht und das soll es auch bleiben.<br />
Weil ich genau weiss, dass es Dir<br />
unangenehm wäre, wenn Du von diesem<br />
Porträt wüsstest. Nicht weil es in<br />
einem Schwulenmagazin abgedruckt<br />
wird, sondern viel mehr, weil es Dich<br />
ins Zentrum stellt.<br />
Darum bitte ich Sie, meine lieben<br />
Leser (und Leserinnen), zur absoluten<br />
Verschwiegenheit. Wenn Sie eines Tages<br />
«Stefan» vor sich haben, dann b ehalten<br />
Sie meine Worte für sich. Schenken Sie<br />
ihm stattdessen Ihr wärmstes Lächeln<br />
und nehmen Sie sich die Zeit, seinen<br />
richtigen Namen vom Schild abzulesen.<br />
Danke!<br />
Deine Kafi<br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong> 35
Kolumne | Weissbergs warme Weissheiten<br />
Hilfe, wo vesteckt sich die<br />
Glamour-Karriere?<br />
Text: Marianne Weissberg<br />
Glauben Sie auch daran, dass in Ihnen ein Genie versteckt ist?<br />
Kolumnistin Marianne Weissberg weiss, dass man bloss fleissig TV-Serien<br />
gucken muss, und schon entdeckt man die Ideal-Berufung!<br />
Lassen Sie sich etwa coachen, damit<br />
die Karriere richtig läuft? Denken Sie<br />
oft: Da muss doch ein Talent in mir<br />
schlummern, das mich zu dem macht,<br />
der/die ich eigentlich wäre: berühmt,<br />
begabt, reich, schlank, schön! Sehen<br />
Sie mich an, ich strecke den Finger auf<br />
«Ich habe dieses, mein<br />
Leben, weil ich es<br />
verdient habe, weil ich,<br />
ähem, faul bin.»<br />
und schluchze: JA, da muss doch was<br />
in mir sein, das ich noch nicht erlickt<br />
habe! Blöderweise bin ich extrem vollreif,<br />
und diese geheime Karriere liegt<br />
quasi schon hinter mir. Als ich das neulich<br />
merkte, erschrak ich tödlich. Ein<br />
Wissenschaftler, den Namen habe ich<br />
vergessen (Alzheimer ist bald, huch,<br />
eine Karriereoption), erklärte, dass wir<br />
modernen Menschen hirnen würden,<br />
was wir EIGENTLICH wären, wenn wir<br />
uns bloss mehr Mühe geben würden. So<br />
würden wir wie verrückt an uns herumbasteln,<br />
statt klein beizugeben. Denn<br />
das popelige Leben, das wir führen, sei<br />
das LEBEN. Meins, Ihres. Das andere<br />
wird es nie geben. Man kann es getrost<br />
in die Abteilung Science Fiction abstellen.<br />
Mitsamt Fick-tion, was andere<br />
auch nicht öfters machen als Sie und<br />
ich. Also selten.<br />
Lange überlegte auch ich, welche<br />
Karriere mir prinzipiell zustünde. Ich<br />
meine, ich bin doch talentiert, nett,<br />
habe noch all meine Zähne. Also wieso,<br />
verdammt noch mal, lebe ich bloss dieses<br />
munzige Leben? Wo sind Glamour,<br />
der Oscar, der Literatur-Nobelpreis, wo<br />
der Jaguar – oh, ich könnte noch stundenlang<br />
aufzählen … Dann merkte ich:<br />
Ich muss jetzt ehrlich sein. Auch zu Ihnen.<br />
Ich habe dieses, mein Leben, weil<br />
ich es verdient habe, weil ich, ähem,<br />
faul bin. Sie sollten mal mein Sofa sehen,<br />
das ist soo gemütlich, wer würde<br />
da bei Verstand je aufstehen und wie<br />
ein Schaf in ein Büro rennen? Wo es<br />
all das nicht hat, was ich liebe: frische<br />
Blumen, einen gefüllten Kühlschrank,<br />
meine Kleider, meine Haushündin, meinen<br />
lieben Fernseher.<br />
Genau, Fernseher! Der ist schuld.<br />
Ich bin ja der Meinung, dass wir das<br />
werden, was wir am liebsten in Serien<br />
gucken. Beweis: Habe ich je Spitalserien<br />
geguckt? Wääk, drum wurde ich<br />
nicht Chirurgin. Finde ich die CSI-Blutspur-Serien<br />
spannend? Grusel. Also<br />
konnte ich die Kommissarin-Laufbahn<br />
kippen. Anwaltsserien? Toll! Allerdings<br />
haben mein Bruder und mein Sohn mir<br />
die Karriere-Idee geklaut, die sind jetzt<br />
Topanwälte, ich halt nicht. Wobei, ich<br />
habe ADHS, ich könnte gar kein logisches<br />
Plädoyer halten. Koch-Serien?<br />
Yes, da war und bin ich Fan. Ich<br />
wollte sogar Köchin werden, aber das<br />
war meinen Eltern zu unfein. Oh, da<br />
fällt mir ein, ich habe ja schon zwei<br />
Kochbücher geschrieben. Immerhin.<br />
Wenn ichs mir nun so überlege: Meine<br />
Lieblingsserien sind jene über eine gebeutelte<br />
Sex-Kolumnistin (Sex and the<br />
Weissbergs aktuelles Rolemodel: <strong>Die</strong> im<br />
Bademantel auf dem Sofa fernsehende<br />
Miranda (re) in der BBC-Serie «Miranda»<br />
von / mit Miranda Hart. Fotografiert von<br />
Frau Weissbergs Sofa aus.<br />
City) und jene über eine fette, zickige<br />
Ladeninhaberin (Miranda). Ersteres bin<br />
ich, Letzteres will ich werden. Dazu<br />
jene neue Serie über die bienenfleissige<br />
Scheffin eines charmanten Literaturlabels,<br />
die in kürzester Zeit zehn Bestseller<br />
hinlegt und daneben Zeit hat für ein<br />
köstliches Liebesleben. Natürlich wäre<br />
ICH das in meinem anderen Superleben.<br />
<strong>Die</strong>se Serie müsste ich leider noch extra<br />
schreiben. Oj, wie anstrengend! Mir<br />
wird schlecht. Bitte entschuldigen Sie<br />
mich – ich muss sofort aufs bequeme<br />
Sofa!<br />
Marianne Weissberg<br />
ist Historikerin, Autorin & Inhaberin<br />
des Literaturlabels Edition<br />
VOLLREIF (www.vollreif.ch).<br />
Ihre Werke u. a. «Das letzte Zipfelchen<br />
der Macht» oder die Kolumnenkollektion<br />
«Tränen ins Tiramisu»<br />
sind längst Kult.<br />
FOTO: MARIANNE WEISSBERG<br />
36 <strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong>
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Interview | Christoph Braun<br />
«Beim Improvisieren<br />
habe ich die vollkommene<br />
Freiheit»<br />
Text: Andreas Faessler<br />
Christoph Braun ist so etwas wie die Ausnahme<br />
unter den Konzertpianisten. Sein Spiel entsteht<br />
ad hoc – zumindest fast.<br />
Ob mit Orchesterbegleitung oder Solo<br />
Rezital – ein Konzertpianist hat bei<br />
sei nen Auftritten so gut wie nie Noten<br />
vor sich. Mozart, Chopin, Rachmaninov<br />
oder was immer er auch interpretiert,<br />
das Stück wird in- und auswendig beherrscht.<br />
Das ermöglicht dem Pianisten,<br />
sich voll und ganz auf die Interpretation<br />
des Stücks zu konzentrieren. Auch<br />
wenn Christoph Braun am Flügel sitzt<br />
«Das Klavierspiel<br />
nach Noten fällt mir<br />
schwer.»<br />
und konzertiert, ist der Notenhalter<br />
leer. Doch auswendig spielt er nicht.<br />
Muss er auch nicht, denn was ihn vom<br />
Gros der anderen Konzertpianisten unterscheidet:<br />
Brauns Musik entsteht ad<br />
hoc – wenigstens so gut wie. Der Zürcher<br />
spielt an seinen Konzerten nämlich<br />
ausschliesslich Improvisationen.<br />
Somit verfügt er über ein Talent, das<br />
vergleichsweise selten ist. Zumindest<br />
ist es bei wenigen Pianisten derart ausgeprägt,<br />
dass sie damit souverän vor einem<br />
Publikum auftreten und sogar wie<br />
er Tonträger einspielen – bereits deren<br />
drei hat er herausgebracht. «Das Klavierspiel<br />
nach Noten fällt mir schwer»,<br />
bringt es Christoph Braun auf den<br />
Punkt. «Beim Improvisieren habe ich<br />
die vollkommene Freiheit. Es erlaubt<br />
mir, genauso zu spielen, wie mir in dem<br />
Moment uns Herz ist. Ich kann mich<br />
durch die immer aus dem Augenblick<br />
entstehende Musik ausdrücken.»<br />
Berufspianist zu werden war nicht<br />
sein Ziel<br />
Studiert hat der Zürcher jedoch nie, das<br />
Konservatorium kam für ihn nicht in<br />
Frage, auch wenn Improvisation mittlerweile<br />
ein offizielles Studienfach ist. «Ich<br />
wollte bei meiner Musikwahl am Klavier<br />
einfach frei sein», begründet der Pianist<br />
seine Entscheidung. Es sei auch nie sein<br />
Ziel gewesen, Berufspianist zu werden.<br />
So hat Christoph Braun, der heute<br />
mit seinem Lebenspartner in Kilchberg<br />
wohnt, damals eine Ausbildung zum<br />
Musikalienhändler abgeschlossen. Und<br />
in dieser Branche ist er auch geblieben:<br />
Seit drei Jahren arbeitet Christoph<br />
Braun bei der Suisa, der Schweizerischen<br />
Verwertungsgenossen schaft für<br />
Urheber- und Nutzungsrechte. Dort ist<br />
er zuständig für die Schweizer Radiosender,<br />
die klassische Musik spielen.<br />
Eine wenig populäre Kunst<br />
Sein Klavierspiel hat Christoph Braun,<br />
der Weltstars wie Martha Argerich oder<br />
Evgeny Kissin bewundert, mit Privatunterricht<br />
weiterentwickelt. Und im<br />
Alter von 18 Jahren hat er sein erstes<br />
Konzert gegeben. «Da habe ich meine<br />
Freude entdeckt, vor Publikum zu spielen»,<br />
erinnert er sich. <strong>Die</strong> Anerkennung<br />
der Zuschauer hat ihn immer aufs Neue<br />
motiviert voranzukommen. Früher hat<br />
Christoph Braun sehr oft nach Noten<br />
gespielt, auch vor Publikum. Seit zehn<br />
Jahren aber tritt er ausschliesslich mit<br />
seinen Improvisationen auf. Neben<br />
kleineren Hauskonzerten im privaten<br />
Rahmen hat er im Durchschnitt einmal<br />
jährlich einen <strong>grosse</strong>n Auftritt.<br />
«Als improvisierender Pianist ist es<br />
allerdings nicht einfach, an Aufträge<br />
zu kommen», räumt Christoph Braun<br />
ein. Warum? «<strong>Die</strong> Kunst des Improvisierens<br />
ist schlicht weg zu wenig populär»,<br />
meint er. «<strong>Die</strong> Leute scheinen<br />
Vorurteile gegenüber dieser Aufführungspraktik<br />
zu haben. Wahrscheinlich<br />
befürchten sie, es würde sie etwas<br />
Skurriles, Experi mentelles oder einfach<br />
etwas Unbekanntes erwarten.» Aber damit<br />
lägen die Leute in der Tat falsch:<br />
Christoph Braun hat sein improvisiertes<br />
Klavierspiel nämlich der Tonalität<br />
verschrieben. Verwegene Auswüchse<br />
wie scheppernde Dissonanzen oder bizarre<br />
Klanggebilde, wie man sie heutzutage<br />
aus der atonalen Zwölfton- und<br />
Experimentalmusik kennt, sucht man<br />
bei Braun vergebens. Seine Musik ist<br />
durchwegs harmonisch, und es zeigt<br />
sich darin sein starker Hang zur Romantik<br />
des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.<br />
«<strong>Die</strong> Tonalität bildet für mich wie<br />
FOTO: DANIEL BAUMANN<br />
38 <strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong>
Christoph Braun hat bereits im Alter<br />
von 18 Jahren sein ersten Konzert<br />
gegeben.<br />
Christoph Braun hat bereits im Alter von 18 Jahren sein erstes Konzert gegeben.<br />
«Es darf nicht<br />
willkürlich klingen.»<br />
ein Gerüst, an dem ich mich orientieren<br />
kann», sagt Braun. Dabei spielt er mit<br />
dynamischen Elementen wie Kontrast,<br />
Fülle oder Fluss und achtet stets auf<br />
ein Gleichgewicht zwischen Spannung<br />
und Entspannung. Christoph Brauns<br />
Stil ist von mehreren Komponisten der<br />
Romantik und auch der Moderne beeinflusst.<br />
Sei es Igor Strawinsky, Béla<br />
Bartók, Alexander Skrjabin, Franz Liszt,<br />
Sergej Rachmaninow, Modest Mussorgski,<br />
Sergej Prokofiew oder seit neuerem<br />
auch Ralph Vaughan Williams – deren<br />
Einfluss ist oft spürbar in Brauns Improvisationen,<br />
die im übrigen «vorbereitet»<br />
sind, wie er es nennt. Entstehen<br />
sie also doch nicht ad hoc? «Doch»,<br />
sagt er. «Bevor ich beginne, lege ich<br />
mir jedoch gedanklich eine Art Vorgabe<br />
zurecht in Form von festgelegten<br />
Akkorden und Harmonien. Sie sind wie<br />
eine Gedankenstütze für die jeweilige<br />
Improvisation, die sich aber – basierend<br />
darauf – spontan entwickelt.» <strong>Die</strong>ses<br />
Gerüst gibt Christoph Braun seinen<br />
Stücken, damit stets eine erkennbare<br />
«Architektur» vorhanden bleibt. «Es darf<br />
nicht willkürlich klingen.» Um sich und<br />
seinem Spiel selber noch mehr Raum zu<br />
geben, versieht er seine Stücke nie mit<br />
allzu konkreten Titeln. Vielmehr sind es<br />
eher stimmungsbezogene Bezeichnungen,<br />
welche den Charakter grosszügig<br />
umschreiben. «In Gedanken» etwa lautet<br />
so eine Überschrift oder «Wunschtraum».<br />
<strong>Die</strong> Freude an der Sache<br />
Bei seinen Improvisationen legt Braun<br />
erstaunliche technische Fertigkeiten<br />
zutage, die sich in einem so sauberen<br />
Spiel niederschlagen, als hätte er für<br />
jedes Stück doch Noten einstudiert –<br />
könnte man denken, wüsste mans nicht<br />
besser. So virtuos und turbulent wie<br />
eingängig und gefühlvoll zaubert der<br />
Zürcher harmonische Klangbilder aller<br />
Couleurs. Romantisch eben. Und so ist<br />
er auch im Privatleben, wie er sagt. «Ich<br />
bin auch selbst als Mensch ein Romantiker,<br />
mag es eher häuslich, unternehme<br />
gerne Reisen mit meinem Freund.»<br />
Beste Voraussetzungen für ihn, seine<br />
Fertigkeiten weiter zu entwickeln.<br />
«Mein Hauptanspruch an mich selbst<br />
ist, den Ausdruck beim Spiel noch zu<br />
verstärken und mich natürlich auch<br />
technisch zu verbessern.» Dass er mit<br />
seinen Improvisationen dereinst seinen<br />
Lebensunterhalt bestreiten kann, ist<br />
nicht sein Ziel. «Für mich ist die Freude<br />
an der Sache die Hauptmotivation.»<br />
Zweimal hat Christoph Braun bisher die<br />
Gelegenheit erhalten, mit seinem Klavierspiel<br />
Filme zu vertonen. Es handelte<br />
sich jeweils um eine Abschlussarbeit<br />
der Filmschule Zürich. «Das war eine<br />
grossartige Erfahrung. Das möchte ich<br />
gerne wieder tun», sagt Christoph Braun<br />
mit spürbarem Tatendrang. Eng mit solchen<br />
Vertonungen im Zusammenhang<br />
steht auch das Thema seines nächsten<br />
Konzerts unter der Überschrift «Internal<br />
Images». Musik, die Bilder hervorruft,<br />
erläutert Christoph Braun. Und das ist<br />
seine Mission, wenn er wieder vor einem<br />
gespannten Publikum improvisiert<br />
am Sonntag, 19. <strong>April</strong>, im Kulturhaus<br />
Helferei hinter dem Grossmünster in<br />
Zürich.<br />
Christoph Braun hören<br />
Christoph Brauns Tonträger sind auf<br />
seiner Webseite www.christophbraun.ch<br />
sowie bei iTunes und im Fachhandel<br />
erhältlich. Nächstes Konzert am<br />
19. <strong>April</strong> um 17.00 Uhr in der Helferei<br />
beim Grossmünster, Zürich.<br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong> 39
Special | «Pink Apple»-Filmfestival<br />
«Studio 54» –<br />
unbeschnitten<br />
Text: Michi Rüegg<br />
Nach mehr als 15 Jahren schafft es der Film «Studio 54» aus dem Closet<br />
heraus: Das «Pink Apple»-Filmfestival vom 29. <strong>April</strong> bis 10. Mai zeigt<br />
den neuen Director’s Cut des amerikanischen Streifens. So schwul, wie er<br />
eigentlich hätte sein sollen.<br />
1998 flackerte er über die Leinwände<br />
dieser Welt: der Film über den legendären<br />
New Yorker Club «Studio 54», damals<br />
in den Siebzigern. Doch was das<br />
Publikum zu sehen bekam, war nicht<br />
der Streifen, den Drehbuchautor und<br />
Regisseur Mark Christopher im Kopf<br />
hatte. Es sei eigentlich ein dunkler Film<br />
«<strong>Die</strong> Hälfte der<br />
Zuschauer rümpfte ob<br />
so viel sexueller Extravaganz<br />
die Nase.»<br />
gewesen, einer für ein urbanes, avantgardistisches<br />
Publikum, sagt Christopher<br />
heute. Doch die Produzenten des<br />
Filmstudios «Miramax» setzten das<br />
Werk einem Testpublikum in ländlichen<br />
Einkaufszentren vor. <strong>Die</strong> Hälfte der Zuschauer<br />
rümpfte ob so viel sexueller<br />
Extravaganz die Nase. Vor allem die<br />
Gay-Elemente vermochten die latent<br />
homophoben Testwatcher nicht so richtig<br />
zu begeistern.<br />
Also zogen die Produzenten die<br />
Notbremse. Zu vielversprechend war<br />
der Cast – mit Selma Hayek und Mike<br />
Myers in Hauptrollen –, als dass sie den<br />
Film am Mainstream vorbei in die Kinos<br />
bringen wollten. Sie setzten Regisseur<br />
Christopher einen Haufen Szenen vor,<br />
die er neu zu drehen hatte. Der Rohschnitt<br />
des Films wurde umgekrempelt<br />
und durch neue Handlung ergänzt. Aus<br />
der bisexuellen Hauptfigur Shane, einem<br />
Jersey-Boy, der in der <strong>grosse</strong>n<br />
Stadt in die höchste Liga des Nachtlebens<br />
emporsteigt, wurde ein strammer<br />
Hetero. Und aus einer kleinen weiblichen<br />
Nebenrolle machten die Miramax-<br />
Leute in der Mainstreamfassung Shanes<br />
Angebetete.<br />
Zehn Jahre nachdem der Film erschienen<br />
war, 2008, schnitt Mark<br />
Christopher den Film zu seinem Director’s<br />
Cut um. Er eliminierte 25 Minuten<br />
Material, das nach dem offiziellen<br />
Dreh ende beigemischt wurde.<br />
Und fügte 36 Minuten ein, die damals<br />
den Zuschauern nicht zugemutet<br />
wurden. Ganz so leicht wie es sich liest,<br />
gestaltete sich die Prozedur allerdings<br />
nicht: <strong>Die</strong> Archive von «Miramax» waren<br />
erst bei den Weinstein-Brüdern,<br />
gingen dann zu Disney und später zurück<br />
zur umfirmierten Miramax. Zudem<br />
war das Material auf zwei Länder<br />
verteilt, denn nur einige Szenen waren<br />
in New York gedreht worden, der<br />
Rest entstand in Kanada. <strong>Die</strong> neuen<br />
Leute bei Miramax mit der Idee eines<br />
«Nicht selten wurden<br />
allzu homosexuell<br />
anmutende Geschichten<br />
am Schnittpult<br />
neu tralisiert.»<br />
neuen, originalen «Studio 54», fanden<br />
letztlich kistenweise VHS-Kassetten,<br />
mithilfe derer Christopher schliesslich<br />
seinen Director’s Cut fertigstellen konnte<br />
– auf den Kisten war vermerkt «to be<br />
destroyed» – sie sollten eigentlich vernichtet<br />
worden sein.<br />
Es ist ein Fall von vielen, die<br />
Holly woods Selbstzensur demonstrieren<br />
– nicht selten wurden allzu homosexuell<br />
anmutende Geschichten am<br />
Schnittpult neutralisiert. Doch diese<br />
Geschichte hat ein Happy End: <strong>Die</strong> neue<br />
Fassung aus der Hand ihres Autors und<br />
Regisseurs wurde 2008 insgeheim am<br />
schwullesbischen Filmfestival von Los<br />
Angeles – «Outfest» – gezeigt. Das Publikum<br />
war von der neuen Fassung begeistert.<br />
An der diesjährigen Berlinale<br />
wurde «Studio 54» erstmals einem breiten<br />
Publikum gezeigt. Und anlässlich<br />
des diesjährigen «Pink Apple»-Filmfestivals<br />
in Zürich und Frauenfeld wird<br />
der unbeschnittene Film nun erstmals<br />
in der Schweiz gezeigt.<br />
FOTO: ZVG<br />
40 <strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong>
18. Pink Apple –<br />
die Schwerpunkte<br />
Volljährig: Es ist soweit, das grösste<br />
schwullesbische Filmfestival der<br />
Schweiz feiert seinen 18. Geburtstag.<br />
Als erwachsenes Festival darf «Pink<br />
Apple» natürlich auch Filme zeigen, die<br />
unter der Gürtellinie etwas mehr Härte<br />
zeigen. Der portugiesische Künstler Antonio<br />
Da Silva wird darum unter anderem<br />
ein paar seiner Werke präsentieren,<br />
denen man getrost eine gewisse Pornografie<br />
zugestehen kann.<br />
Kuba: Einen weiteren Schwerpunkt<br />
bildet das Thema «Homosexualität in<br />
Kuba». Auf der kommunistischen Karibikinsel<br />
ist seit 2008 ein Gesetzesvorschlag<br />
im Parlament hängig, der homosexuelle<br />
Partnerschaften anerkennen<br />
will. Bis dato gelangte er allerdings<br />
nicht zur Abstimmung. Interessanterweise<br />
lieferte gerade Kuba einen der<br />
interessantesten Gay-Filme der Neunzigerjahre:<br />
«Fresa y chocolate», ein<br />
Werk des heimischen Regisseurs Tomás<br />
Gutiérrez Alea. Der Film wurde vom<br />
kubanischen Filminstitut mitproduziert<br />
und im In- und Ausland gefeiert. Zwanzig<br />
Jahre später liegt ein neuer Beitrag<br />
aus Kuba auf dem Tisch: «Vestido de<br />
novia» von Marilyn Solaya, ein Film<br />
über eine Transgenderfrau im Jahr 1994.<br />
«Pink Apple» wirft einen Blick zurück.<br />
Lionel Baier: Vor 15 Jahren dokumentierte<br />
der Walliser Filmemacher<br />
Lionel Baier die Vorbereitungen für die<br />
«Gay Pride» in Sion. <strong>Die</strong>ses Jahr findet<br />
die Demonstration erneut im Hauptort<br />
des Alpenkantons statt. Aus Lionel<br />
Baier ist mittlerweile ein Shootingstar<br />
der Schweizer Filmszene geworden.<br />
70 Jahre Kriegsende: In den Konzentrationslagern<br />
des 3. Reiches fanden<br />
nicht nur Millionen Juden den Tod,<br />
auch Schwule, Lesben und Angehörige<br />
anderer Minderheiten wurden systematisch<br />
vernichtet. «Pink Apple» gedenkt<br />
des Endes des Zweiten Weltkriegs mit<br />
einer Filmauswahl, die den Blick auf<br />
Zürich in den Kriegsjahren wirft und<br />
befasst sich mit Oskar Wälterlin, dem<br />
damaligen (schwulen) Direktor des<br />
Schauspielhauses.<br />
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<strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong> 41
Reportage | Heiratsstrafe<br />
Heiraten «lohnt» sich<br />
nicht<br />
Text: Martin Ender<br />
Wer nicht unnötig Steuern zahlen will, tut gut daran, weder zu heiraten<br />
noch die Partnerschaft eintragen zu lassen. Noch immer gibt es die<br />
«Heiratsstrafe». <strong>Die</strong>se Steuerbenachteiligung soll nun endlich abgeschafft<br />
werden. <strong>Die</strong> Familienpartei CVP kämpft gegen diese Ungerechtigkeit –<br />
und hat dabei in ein Wespennest gestochen.<br />
Eigentlich sollte mit der Initiative bloss<br />
eine steuerliche Ungerechtigkeit bereinigt<br />
werden, die zwischen Verheirateten<br />
und Konkubinatspaaren unbestritten<br />
besteht. Doch mit dem Ansinnen<br />
«Seit über dreissig<br />
Jahren tut sich der Staat<br />
schwer beim Thema<br />
‹Heiratsstrafe›.»<br />
einer Festschreibung der Ehe als Lebensgemeinschaft<br />
von Mann und Frau<br />
in der Verfassung hat die CVP in ein<br />
Wespennest gestochen. Schwule und<br />
Lesben und deren Organisationen kritisierten<br />
als Erste eine Textpassage, die<br />
in der Initiative «Für Ehe und Familie –<br />
gegen die Heiratsstrafe» der CVP stand.<br />
Denn damit würde eine Weiterentwicklung<br />
der eingetragenen Partnerschaft in<br />
Richtung Gleichstellung mit der Ehe für<br />
alle Zeiten verunmöglicht. Aus einem<br />
scheinbar rein fiskalischen Problem ist<br />
inzwischen eine breite gesellschaftspolitische<br />
Diskussion entstanden – CVP<br />
sei Dank.<br />
Seit über dreissig Jahren tut sich der<br />
Staat schwer beim Thema «Heiratsstrafe».<br />
Aus dem Jahre 1984 liegt ein wegweisendes<br />
Urteil des Bundesgerichts<br />
vor, wonach der Steuergesetzgeber bei<br />
der progressiven Besteuerung Ehepaare<br />
im Verhältnis zu Alleinstehenden<br />
angemessen entlasten muss. Eine Präzisierung<br />
im Jahr 1994 ergab, dass ab<br />
zehn Prozent Differenz von einer Diskriminierung<br />
ausgegangen werden<br />
kann. Viele Kantone haben seitdem ihre<br />
42 <strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong><br />
Warum müssen verheiratete Paare eigentlich mehr Steuern bezahlen?<br />
Steuergesetzgebungen entsprechend<br />
angepasst, während auf eidgenössischer<br />
Ebene die Benachteiligung von<br />
Ehepaaren – und inzwischen auch von<br />
eingetragenen Partnerschaften – weiter<br />
besteht.<br />
<strong>Die</strong> CVP-Initiative<br />
Zur jüngsten Chronolgie: Im Oktober<br />
2011 stand fest, dass die CVP eine Initiative<br />
gegen die Heiratsstrafe lancieren<br />
würde. Markus Hungerbühler – Vizepräsident<br />
CVP Kanton Zürich, Präsident<br />
CVP Stadt Zürich, Vize-Fraktionspräsident<br />
und Gemeinderat der Stadt<br />
Zürich – sprach damals mit dem <strong>Cruiser</strong>.<br />
Der «in eingetragener Partnerschaft»<br />
Lebende rief zur Unterschriftensammlung<br />
auf und begründete dies mit den<br />
Worten: «Ich zahle mit meinem Partner<br />
zusammen bei den Steuern den höheren<br />
Ehepaar-Tarif. Ich sehe nicht ein, warum<br />
wir mehr Steuern zahlen sollen (...) Da<br />
gibt es einen Handlungsbedarf.» Er gestand<br />
aber auch ein, dass der Text «<strong>Die</strong><br />
Ehe ist die auf Dauer angelegte und gesetzlich<br />
geregelte Lebensgemeinschaft<br />
von Mann und Frau», der in die Bundesverfassung<br />
aufgenommen werden sollte,<br />
unglücklich sei. Er habe denn auch intern<br />
darauf hingewiesen.<br />
Am 5. November 2012 reichte die<br />
CVP mit 120 161 gültigen Unterschriften<br />
ihre Initiative «für Ehe und Familie<br />
- gegen die Heiratsstrafe» ein. <strong>Die</strong><br />
Familienpartei hielt weiterhin am traditionellen<br />
Familienbegriff fest. Von<br />
der Initiative profitieren sollten alle<br />
verheirateten Paare. <strong>Die</strong>jenigen, welche<br />
das traditionelle Einverdiener-Fami<br />
FOTO: SHUTTERSTOCK-ARROWSTUDIO
lienmodell leben, Doppelverdienerpaare,<br />
Paare, bei denen ein Partner einer<br />
Teilzeitarbeit nachgeht und vor allem<br />
auch Rentnerpaare. Da «in eingetragener<br />
Partnerschaft» Lebende steuerlich<br />
den Verheirateten gleichgestellt sind,<br />
würden ja auch sie automatisch in den<br />
Vorteil einer Steuerentlastung kommen.<br />
Entwurf des Bundesrates<br />
Inzwischen nahm auch der Bundesrat<br />
wieder einen Anlauf und arbeitet einen<br />
Vorschlag aus. Trotz Steuerausfällen in<br />
Milliardenhöhe wollte man endlich die<br />
letzte Ungleichbehandlung von Eheund<br />
Konkubinatspaaren bei den Steuern<br />
beheben. Doch das Projekt ist auf<br />
wenig Anklang gestossen, um nicht zu<br />
sagen, es wurde in der Vernehmlassung<br />
zerrissen. So ist auch der spätere Vorwurf<br />
von Evelyn Widmer-Schlumpf an<br />
den Ständerat zu verstehen: «Warum<br />
sagen Sie nicht, was Sie wollen? Warum<br />
wollen Sie noch einmal während<br />
Jahren darüber diskutieren, was Sie<br />
wollen? Wir diskutieren ja schon seit<br />
Jahren.» Der Bundesrat war leicht verärgert<br />
und beschloss im Herbst 2013,<br />
die CVP-Initiative mit gleichem Ziel zu<br />
unterstützen. Er verabschiedete die Botschaft<br />
zur Initiative und leitete sie an<br />
das Parlament weiter – samt der fragwürdigen<br />
Familien-Definition. Heisse<br />
Debatten in den beiden Räten waren<br />
damit vorprogrammiert.<br />
Heftige Diskussionen in den Räten<br />
Dezember 2014: Der Nationalrat befasste<br />
sich mit der Initiative. Hans-Peter<br />
Portmann (FDP, ZH) setzte ein klares<br />
Zeichen in seiner Argumentation vor<br />
den Räten: «Man kann diese Volksinitiative<br />
drehen und wenden, wie man<br />
will: Es ist keine steuerpolitische Frage,<br />
es ist keine finanzpolitische Frage – es<br />
ist eine gesellschaftskulturelle Frage».<br />
Er stellte auch die rhetorische Frage, ob<br />
dem Staat die Institution einer gewählten<br />
Lebensform, sprich Lebensgemeinschaft,<br />
an sich von Nutzen sei, oder<br />
eben nicht vielmehr die Tatsache, dass<br />
sich zwei Menschen in einer Kleinst<br />
«Es ist keine steuerpolitische<br />
Frage, und<br />
keine finanzpolitische<br />
Frage – es ist eine<br />
gesellschaftskulturelle<br />
Frage.»<br />
gemeinschaft verpflichten, füreinander<br />
zu sorgen und damit auch dem Staat<br />
Aufgaben und Verantwortung abnehmen<br />
und ihn entlasten. <strong>Die</strong> Gesellschaft<br />
sieht heute anders aus als noch vor ein,<br />
zwei Generationen. <strong>Die</strong> Statistikzahlen<br />
von 2013 zeigen, dass in allen Schweizer<br />
Privathaushalten 57 Prozent der erwachsenen<br />
Personen nicht in einer Ehe<br />
leben. 35 Prozent der Haushalte sind<br />
Einzelhaushalte. 28 Prozent sind kinderlose<br />
Paarhaushalte und 10 Prozent<br />
sind Mehrpersonenhaushalte. <strong>Die</strong> traditionellen<br />
Familienhaushalte machen<br />
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<strong>Cruiser</strong> <strong>April</strong> | <strong>2015</strong> 43<br />
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Reportage | Heiratsstrafe<br />
gerade einmal 27 Prozent der Haushalte<br />
aus. <strong>Die</strong> Wirtschaftskommission des<br />
Nationalrats (WAK) hat dem Volksbegehren<br />
einen direkten Gegenvorschlag<br />
gegenübergestellt, der ohne die umstrittene<br />
Ehe-Definition auskommt.<br />
«<strong>Die</strong> traditionellen<br />
Familienhaushalte<br />
machen gerade einmal<br />
27 Prozent der Haushalte<br />
aus.»<br />
Schliesslich beschloss der Nationalrat,<br />
die Initiative, falls sie nicht zurückgezogen<br />
wird, zusammen mit dem Gegenvorschlag<br />
Volk und Ständen zur Abstimmung<br />
zu unterbreiten. Gleichzeitig<br />
wurde auch eine Fristverlängerung bis<br />
2016 eingeräumt.<br />
Wir brauchen neue Familienmodelle<br />
In der Kleinen Kammer wurde die<br />
Vorlage anfangs März ebenfalls intensiv<br />
debattiert. Für Kritik sorgte vor allem<br />
die konservative Definition der Ehe.<br />
Der Ständerat sagte deshalb nein zur<br />
Initiative und nein zum CVP-Gegenvorschlag.<br />
Ein Aufatmen ging durch die<br />
Community. Doch die Bombe platze unerwartet<br />
in der Schlussabstimmung vom<br />
18. März: Nein auch zum direkten Gegenvorschlag.<br />
Damit ist die Festschreibung<br />
des CVP-Ehebegriffs in der Verfassung<br />
wieder im Rennen! <strong>Die</strong> Initiative<br />
wird wohl so vors Volk kommen, auch<br />
wenn die Vorlage in der Sommersession<br />
nochmals in den Nationalrat zurückgeht.<br />
Wegen der neuen Ausgangslage<br />
müssen die Räte noch einmal über ihre<br />
Abstimmungsempfehlung entscheiden.<br />
Der finanzielle Aspekt<br />
Wer ist eigentlich wirklich betroffen<br />
von der Heiratsstrafe? In der Regel sind<br />
es vor allem die höheren Einkommen.<br />
Doch drei Beispiele, in denen das gemeinsame<br />
Einkommen angenommene<br />
100 000 Franken beträgt, zeigen, dass<br />
die Sache so einfach nicht ist. Verdient<br />
der eine Partner 75 000 Franken und<br />
der andere 25 000 Franken, so fährt<br />
dieses Paar bei der Individualbesteuerung<br />
aufgrund der Progression per<br />
saldo schlechter als ein Paar mit Einkommen<br />
von je 50 000 Franken, und<br />
Ein-Verdiener-Paare mit einem Einkommen<br />
von 100 000 Franken fahren<br />
noch schlechter – obwohl die Haushalte<br />
in allen drei Fällen wirtschaftlich<br />
gleich dastehen. Gemäss dem<br />
Bundesrat sind noch rund 80 000 Ehepaare<br />
gegenüber Konkubinatspaaren<br />
schlechter gestellt. Mit andern Worten:<br />
<strong>Die</strong> Heiratsstrafe existiert zwar, aber in<br />
geringerem Ausmass, als die öffentliche<br />
und jahrelange Diskussion<br />
vermuten lässt. Was hat<br />
nun die ganze Diskussion<br />
gebracht? Eine Volksabstimmung,<br />
die nicht nur<br />
fiskalische Ungerechtigkeiten<br />
aus dem Weg räumen,<br />
sondern vor allem<br />
den Weg ebnen kann für<br />
einen weiter gefassten Familienbegriff.<br />
Selbst die<br />
CVP hat verlauten lassen,<br />
dass sie der steuerlichen<br />
Sache zuliebe auf den<br />
engen Familienbegriff in<br />
der Verfassung verzichten<br />
will. Weitergehende und<br />
ernst zu nehmende Ideen<br />
dazu liegen schon auf dem<br />
Tisch.<br />
«Von der Heirats strafe<br />
sind in der Regel vor<br />
allem die höheren<br />
Einkommen betroffen.»<br />
Neue Familienmodelle<br />
Rund um den Zürcher FDP-Nationalrat<br />
Hans-Peter Portmann hat sich eine<br />
überparteiliche Gruppe mit 13 Parlamentariern<br />
aus allen Parteien gebildet,<br />
die sich in der Interessengemeinschaft<br />
«Gesellschafts-Liberale ParlamentarierInnen»<br />
zusammengefunden haben.<br />
<strong>Die</strong>se hat sich zum Ziel gesetzt, «ohne<br />
Scheuklappen» einen Dialog über gesellschaftspolitische<br />
Reformen zu führen.<br />
Man sieht dabei drei Lebensformen,<br />
die dem gesetzlichen Schutz unterstellt<br />
sein sollten. Erstens, die traditionelle<br />
Ehe zwischen Mann und Frau, wie sie<br />
heute besteht. Zweitens, die eingetragene<br />
Partnerschaft; sie soll offen sein<br />
für hetero- wie auch für homosexuelle<br />
Paare. Drittens, die «erweiterte Lebensgemeinschaft»<br />
für Formen wie die<br />
Patchwork-Familie, Geschwister, die<br />
ihr Leben gemeinsam verbringen, oder<br />
Hausgemeinschaften mit Kindern von<br />
verschiedenen Eltern.<br />
«<strong>Die</strong> eingetragene<br />
Partnerschaft soll offen<br />
sein für hetero- wie<br />
auch für homosexuelle<br />
Paare.»<br />
Ausserdem haben die Grünliberalen<br />
einen Fraktionsvorstoss für eine «Ehe<br />
für alle» gemacht. Mit 12 zu 9 Stimmen,<br />
bei einer Enthaltung, leistete die<br />
Kommission der Initiative «Ehe für alle»<br />
Folge. <strong>Die</strong> Initiative fordert, dass alle<br />
rechtlich geregelten Lebensgemeinschaften<br />
für alle Paare geöffnet werden,<br />
ungeachtet ihres Geschlechts oder ihrer<br />
sexuellen Orientierung. Auch gleichgeschlechtliche<br />
Paare sollen also heiraten<br />
können, und heterosexuelle Paare<br />
sollen eine eingetragene Partnerschaft<br />
eingehen können. Stimmt die Kommission<br />
des Ständerates ebenfalls zu,<br />
kann die Nationalratskommission einen<br />
Erlass-Entwurf ausarbeiten, über den<br />
dann das Parlament befinden würde.<br />
Weil es um eine Verfassungsänderung<br />
geht, hätte das Volk das letzte Wort.<br />
<strong>Die</strong>s zum Schluss: Ehe und die eingetragene<br />
Partnerschaft lohnen sich<br />
durchaus. Wer in Franken denkt, denke<br />
an den Wegfall der Erbschaftsteuer.<br />
Aber natürlich stehen da noch andere<br />
Werte ganz oben, wie zum Beispiel die<br />
partnerschaftliche Zusammengehörigkeit.<br />
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