Trends im Sport- und Freizeitverhalten - Daniel Gärtner - Sports and ...
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Eine neue <strong>Trends</strong>portbewegung<br />
FREESTYLE<br />
Tricking & Parkour<br />
Wissenschaftliche Seminararbeit<br />
von<br />
<strong>Daniel</strong> <strong>Gärtner</strong> 2007
Inhaltsverzeichnis II<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Inhaltsverzeichnis ............................................................................................ II<br />
Abbildungsverzeichnis................................................................................... III<br />
1 Einleitung....................................................................................................... 4<br />
2 Freestyle - Streetstyle: Eine neue <strong>Sport</strong>ausrichtung ................................. 5<br />
2.1 Skateboard als Wegbereiter einer neuen Trensportbewegung................. 5<br />
2.2 Weiterentwicklung des Skateboardsports................................................. 5<br />
3 Genese aktueller <strong>Sport</strong>trends – Tricking & Parkour .................................. 6<br />
3.1 Tricking ..................................................................................................... 6<br />
3.2 Le Parkour <strong>und</strong> Parcours.......................................................................... 8<br />
3.3 Freerunning .............................................................................................. 9<br />
4 Analyse unter pädagogischen Gesichtspunkten ..................................... 10<br />
4.1 <strong>Sport</strong>artanalyse ...................................................................................... 10<br />
4.2 Sozio-Kulturelle Analyse......................................................................... 11<br />
4.3 Organisation ........................................................................................... 12<br />
5 Möglichkeiten <strong>und</strong> Chancen....................................................................... 13<br />
5.1 Erläuterung der Problemstellung ............................................................ 13<br />
5.2 Der erste Verb<strong>and</strong> .................................................................................. 13<br />
5.3 Die erste Weltmeisterschaft.................................................................... 14<br />
5.4 Zielgruppen............................................................................................. 15<br />
5.5 Von der Zielgruppe zum <strong>Sport</strong>anbieter................................................... 16<br />
5.6 Move Artistic – Plattform für Freestylesportarten.................................... 16<br />
6 Schlußbemerkung....................................................................................... 18<br />
Literaturverzeichnis ....................................................................................... 19<br />
Zeitschriftenartikel ......................................................................................... 19<br />
Internetquellen ............................................................................................... 19
Abbildungsverzeichnis<br />
Abbildung 1: Jean Frenette mit seinem Markenzeichen, dem „Highkick“, Quelle:<br />
http://<strong>im</strong>g170.<strong>im</strong>ageshack.us/<strong>im</strong>g170/3299/jeanfrnettekd5.jpg, 01.08.2008....... 6<br />
Abbildung 2: Mike Chat, Gründer des XMA, Quelle:<br />
http://www.neokarate.net/michael_chaturantabut.htm ....................................... 7<br />
Abbildung 3: Le Parkour – Kreatives Fortbewegen auf der Straße, Quelle:<br />
http://www.inka-magazin.de/artikel/le-parkour.html............................................ 8<br />
Abbildung 4: Freerunning – Fortbewegung mit Elementen aus dem Martial Arts<br />
<strong>und</strong> Gerätturnen, Quelle: http://www.funsporting.de/funsporting.htm................. 9<br />
Abbildung 5: Werbeplakat eines kommerziellen XMA-Anbieters,<br />
Kalifornien/USA 2006, Quelle: http://www.xma.com ........................................ 12<br />
Abbildung 6: Parcouring-WM München 2007, Quelle:<br />
http://www.ganzmuenchen.de/parcouring-wm.htm .......................................... 14<br />
Abbildung 7: Move Artistic Teamleiter Marc Dressen bei einem Workshop in<br />
Köln 2007 (links) <strong>und</strong> <strong>Daniel</strong> <strong>Gärtner</strong> bei einem Workshop in Coburg (rechts),<br />
Quelle: http://www.move-artistic.de/workshops.htm......................................... 17<br />
III
Abbildungsverzeichnis 4<br />
1 Einleitung<br />
In den vergangenen Jahren konnte man eine drastische Weiterentwicklung in<br />
vielen künstlerischen <strong>Sport</strong>arten feststellen. Neue Rekorde wurden aufgestellt<br />
<strong>und</strong> kurz darauf wieder gebrochen. In der <strong>Sport</strong>art Kunstturnen musste man<br />
aufgr<strong>und</strong> der gestiegenen Schwierigkeiten der Übungen sogar die<br />
Wertungsskala (Code de Pointage) von max<strong>im</strong>al 10.0 Punkten auf 13.0 Punkte<br />
erhöhen 1 . Auch in vielen <strong>and</strong>eren kompositorischen <strong>Sport</strong>arten auf<br />
Breitensportebene kann man eine Entwicklung feststellen.<br />
Die Vermutung, dass der Einfluß von MTV, Glamour <strong>und</strong> Show aus der Filmwelt<br />
hier eine große Rolle spielt, liegt nahe. Nicht zuletzt fordern die Medien, <strong>im</strong>mer<br />
wieder neue Rekorde <strong>und</strong> Spitzenleistungen. Hollywood war in den 70er Jahren<br />
Vorreiter von verschiedenen <strong>Sport</strong>filmen. In den 80er Jahren entdeckte man<br />
den Actionfilm. Als aus China die so genannten Eastern 2 , die asiatischen Kung<br />
Fu Filme Übersee erreichten, zog Hollywood mit Kampfsportfilmen alla<br />
Bloodsport 3 nach. Zeigten die Darsteller damals nur ein kleines Repertoire aus<br />
dem Bewegungsschatz der asiatischen Kampfkünste, so nahm die Entwicklung<br />
bis zum heutigen Zeitpunkt enorm zu. Nicht mehr nur die Technik an sich,<br />
sondern auch das perfekte „Verkaufen“ der Bewegung steht heute <strong>im</strong><br />
Vordergr<strong>und</strong>. Sei es ein atemberaubender Stunt in einem neuen James Bond-<br />
Streifen, Akrobatik mit Saltos <strong>und</strong> Kampfsport in Musikvideos oder Hip Hop <strong>und</strong><br />
Breakdance in aktuellen Tanzfilmen.<br />
Sieht man genauer hin, erkennt man den Trend einer neu entst<strong>and</strong>enen<br />
<strong>Sport</strong>bewegung. Wie sich diese neuen Freestylesportarten entwickeln haben,<br />
welche Tendenzen <strong>und</strong> Unterschiede es gibt <strong>und</strong> wie sich die Akteure<br />
organisieren, wird in den nachfolgenden Kapiteln genauer betrachtet.<br />
1 Stoika, Adrian, 2006: Deutsche Übersetzung Kampfrichterausschuß, DT Kunstturnen Männer<br />
2 Eastern (von engl. East: Osten): Filmgenre des kommerziellen Unterhaltungskinos, das sich<br />
mit asiatischer Kampfkunst <strong>und</strong> der dazugehörigen Philosophie beschäftigt<br />
3 Kampfsportfilm 1984 mit Jean Claude van Damme
Abbildungsverzeichnis 5<br />
2 Freestyle - Streetstyle: Eine neue <strong>Sport</strong>ausrichtung<br />
2.1 Skateboard als Wegbereiter einer neuen Trensportbewegung<br />
Ende der 1950er Jahre kamen Surfer an der Südküste Kaliforniens auf die Idee,<br />
an einem verkleinerten Surfbrett die Rollen <strong>und</strong> Achsen von Rollschuhen<br />
anzubringen, um die Surfbewegungen auf der Straße nachahmen zu können,<br />
wenn der Wellengang gerade nicht günstig war. Der so entst<strong>and</strong>ene Prototyp<br />
des Skateboards hieß dementsprechend Asphaltsurfer. Dass diese Erneuerung<br />
gleich eine komplette <strong>Sport</strong>welt erschuf, war bis dato noch nicht klar. Anfang<br />
der 1960er-Jahre begann man, Skateboarding als eigenständige <strong>Sport</strong>art zu<br />
betreiben. Mitte der 1970er Jahre stiegen die jungen Leute in weiten Teilen der<br />
USA auf Skateboards auf, ja es brach fast eine allgemeine Skateboardmanie<br />
aus. An vielen Orten wurden Skateparks aus dem Boden gestampft. 1977<br />
kamen hier die ersten Skateboardmagazine auf den Markt, tauchten die ersten<br />
Profis der süddeutschen Skateboardszene auf <strong>und</strong> f<strong>and</strong>en in München die<br />
ersten deutschen Meisterschaften statt 4 .<br />
2.2 Weiterentwicklung des Skateboardsports<br />
Anfang der 1980er Jahre entwickelte sich eine <strong>and</strong>ere neuartige Disziplin des<br />
Skateboardings - die Halfpipe <strong>und</strong> das Streetskating. Konform ging diese<br />
Entwicklung mit der Definition des Streetstyles durch spezielle Klamotten, die<br />
die Teilnehmer der Szene bis heute definiert. Ein völlig neuer Lebensstil<br />
entst<strong>and</strong>, der sich auf viele ähnlichen <strong>Sport</strong>arten übertragen lies. In den 1990er<br />
Jahren wurde der Streetstyle <strong>im</strong>mer mehr zum Freestyle, indem sich die Szene<br />
auch an neueren <strong>Sport</strong>arten orientierte. Tricks mit seinem Körper zu machen,<br />
schien absolut <strong>im</strong> Trend zu sein. Dies war auch die Zeit, als sich der Streetstyle<br />
mit <strong>and</strong>eren, neuen <strong>Sport</strong>arten wie etwa Snowboardring <strong>und</strong> Inlineskating<br />
kombinierte. Eine Weiterentwicklung der Tricks kam durch den Einfluß des<br />
Breakdance. Ende der 90er <strong>und</strong> Anfang 2000 konnte man durch Einflüsse aus<br />
den Kampfkünsten einen neuen Freestyleboom feststellen.<br />
4 Quelle: Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, 2001
Abbildungsverzeichnis 6<br />
3 Genese aktueller <strong>Sport</strong>trends – Tricking & Parkour<br />
3.1 Tricking<br />
Spricht man heute von Freestylesportarten, dann ist der Begriff Tricking bei den<br />
Akteuren der Szene in aller M<strong>und</strong>e. Zunächst soll aber erläutert werden, wie<br />
sich dieser Trend entwickeln konnte <strong>und</strong> was genau sich dahinter verbirgt.<br />
In den 80er Jahren konnte man verfolgen, dass sich viele<br />
Kampfsportarten die Filmszene als Vorbild nahmen. Der<br />
Kanadische Kampfsportler <strong>und</strong> Filmchoreograph Jean<br />
Frenette 5 revolutionierte in den 80er Jahren die<br />
traditionellen Karateturniere, indem er die Disziplin Kata 6<br />
mit Musik untermalte <strong>und</strong> seine Techniken <strong>im</strong> Rhythmus<br />
<strong>und</strong> Takt der Musik der Jury vorführte. Er gewann<br />
dadurch zahlreiche Meisterschaften <strong>und</strong> wurde auf der<br />
Kickbox-Weltmeisterschaft der WAKO 7 1987 in München<br />
Weltmeister.<br />
Abbildung 1: Jean Frenette mit seinem Markenzeichen, dem<br />
„Highkick“, Quelle: http://<strong>im</strong>g170.<strong>im</strong>ageshack.us/<strong>im</strong>g170/3299/jeanfrnettekd5.jpg, 01.08.2008<br />
In den 90er Jahren entwickelte sich die Disziplin fortan stetig weiter. Allmählich<br />
konnte man die Orientierung am Freestyle (Vgl. 2.2) erkennen, indem die ersten<br />
Tricks, wie etwa Saltos <strong>und</strong> Überschläge in die Form eingebaut wurden. Dies<br />
war auch die Zeit, in der es zur Wortneuschöpfung kam. Aus der traditionellen<br />
Kata wurde die Freestyle-Kata, daraus das Akrobatik-Karate bzw. die Musik<br />
5 Lind, Werner, u.A.: Lexikon der Kampfkünste, <strong>Sport</strong>verlag Berlin, Berlin 2001<br />
6 Kata (jap.): Form, Gestalt, Übung – Festgelegter Ablauf verschiedener Karatetechniken in<br />
einer best<strong>im</strong>men Reihenfolge. Symbolisiert den Kampf gegen mehrere <strong>im</strong>aginäre Gegner.<br />
Auch als Turnierform auf Karate- <strong>und</strong> Kickboxturnieren bekannt. (Vgl. Lind, W., 2001)<br />
7 WAKO (World Organisation of Kickboxing Organisation): Größter Weltverb<strong>and</strong> für Kickboxen<br />
<strong>und</strong> Musik-Formen. Gegründet 1977; Gliederte Musik-Kata als feste Wettkampfdisziplin in den<br />
Verb<strong>and</strong> ein. Unter dem Begriff „Musik-Formen“ oder „Freestyle-Formen“ wird die Disziplin<br />
parallel zu den Kickboxkämpfen auf den meisten Turnieren abgehalten <strong>und</strong> gilt seit den 90er<br />
Jahren als Zuschauermagnet. (Vgl.: Zaar, Peter: Die Entstehung der WAKO, in World of<br />
Kickboxing – WOK, Ausgabe 5. 2003)
Abbildungsverzeichnis 7<br />
Formen <strong>und</strong> heute spricht man vom Tricken. Ende der 90er war der der<br />
Amerikanische Formenläufer (Bezeichnung für Wettkämpfer der Musikkata-<br />
Disziplin) Mike Chaturantanbut – kurz Mike Chat, maßgeblich an der<br />
Weiterentwicklung des Martial Arts 8 beteiligt.<br />
Er integrierte noch schwierigere Techniken <strong>und</strong> Akrobatik<br />
in die Kata <strong>und</strong> gilt als revolutionierter <strong>und</strong> Gründer des<br />
heutigen Freestyle Martial Arts. Durch die Kombination<br />
aus Show <strong>und</strong> Elementen aus dem Brasilianischen<br />
Capoeira, des Koreanischen Taekwondo <strong>und</strong> des<br />
Streetstyles wurde aus der Musik-Kata die Bezeichnung<br />
Freestyle-Karate <strong>und</strong> später XMA – Extreme Martial Arts.<br />
Abbildung 2: Mike Chat, Gründer des XMA,<br />
Quelle: http://www.neokarate.net/michael_chaturantabut.htm<br />
Anfang 2000 f<strong>and</strong> XMA bei <strong>im</strong>mer mehr Freestylern aus der Streetszene<br />
Gefallen. Im Vordergr<strong>und</strong> st<strong>and</strong> fortan vielmehr das sich bewegen können.<br />
Traditionelle Bewegungen der Kampfkünste wichen <strong>im</strong>mer mehr den Tricks.<br />
Freestyleteams 9 verbreiteten ihr Können via Internet <strong>und</strong> zeigten Möglichkeiten<br />
für <strong>im</strong>mer neuere Moves. Allmählich konnte man auf den Straßen die ersten<br />
Tricker 10 sehen, die die <strong>Sport</strong>art in Hinterhöfen ausführten <strong>und</strong> allmählich <strong>im</strong>mer<br />
mehr wahrgenommen wurden. Von nun an f<strong>and</strong> die Disziplin nicht mehr nur als<br />
Wettkampf auf Kampfsportturnieren statt, sondern verlagerte sich <strong>im</strong>mer mehr<br />
auf die Straße. Viele Breakdancer <strong>und</strong> Skater verfielen dem Tricken <strong>und</strong><br />
kombinierten vorh<strong>and</strong>ene Bewegungen mit <strong>and</strong>eren Elementen.<br />
Charakteristisch für die Entwicklung ist der entst<strong>and</strong>ene Fachjargon. So gibt es<br />
für jedes Element eine eigene Bezeichnung, durch die sich der Trend definiert.<br />
8 Martial Arts (engl. Kampfkunst) – Der Begriff wird heute umgangssprachlich häufig für<br />
Freestyle-Kampfkünste <strong>und</strong> Akrobatik-Karate verwendet.<br />
9 Die ersten bekannten Freestyleteams seit 1998: „West Coast Demoteam“, „Loopkicks“, „Team<br />
Paul Mitchell“. Im deutschen Raum bekannt sind “Kun-Tai-Ko Martial Arts” <strong>und</strong> “G-Ways”.<br />
10 Tricker (abgl. von Tricks machen): So bezeichneten sich Anfang 2000 die ersten Freestyler,<br />
die die <strong>Sport</strong>art XMA bzw. Tricken auf den Straßen <strong>und</strong> öffentlichen Plätzen ausführten.
Abbildungsverzeichnis 8<br />
3.2 Le Parkour <strong>und</strong> Parcours<br />
Parallel mit dem Tricking entwickelte sich in der Streetszene eine neue<br />
Bewegung. Einflüsse aus Frankreich waren hier maßgeblich an der Entwicklung<br />
beteiligt. Le Parkour, oder auch als Parcours, Parcour oder Parkours<br />
bezeichnet ist eine von David Belle 11 begründete <strong>Trends</strong>portart – nach dem<br />
Selbstverständnis vieler Anhänger eine Kunst – bei welcher der Teilnehmer –<br />
der Traceur (französisch: „der den Weg ebnet“ oder „der eine Spur legt“) – unter<br />
Überwindung sämtlicher Hindernisse einen möglichst kurzen Weg von A zum<br />
selbst gewählten Ziel B n<strong>im</strong>mt. Die Idealvorstellung des Traceurs, so<br />
bezeichnen sich die <strong>Sport</strong>ler, ist es, durch nichts, außer der eigenen Kreativität,<br />
in der Bewegung eingeschränkt zu sein. Parkour ist die Freiheit <strong>und</strong> Motivation<br />
Bewegung in der Perfektion auszuleben. Dabei bewegt man sich mit Eleganz,<br />
effizient durch den urbanen <strong>und</strong> natürlichen Raum. Die Wege die man nutzt<br />
entspringen den eigenen Ideen, vorh<strong>and</strong>enen Möglichkeiten <strong>und</strong> dem eigenen<br />
Können. Für gewöhnlich läuft man durch die Stadt Wege, die auch als solche<br />
gekennzeichnet sind. Hindernisse werden also überw<strong>und</strong>en <strong>und</strong> somit neue<br />
Wege geschaffen. Mauern werden überw<strong>und</strong>en, auf einem Zaun wird balanciert<br />
oder ein Abgr<strong>und</strong> übersprungen. Auch hier kann man eine eigene Fachsprache<br />
feststellen, durch diese sich die Szene mitunter definiert.<br />
Abbildung 3: Le Parkour – Kreatives Fortbewegen auf der Straße, Quelle: http://www.inkamagazin.de/artikel/le-parkour.html<br />
11<br />
David Belle, französischer Schauspieler. Gilt als Begründer der Kunst der Fortbewegung,<br />
genannt Le Parkour
Abbildungsverzeichnis 9<br />
3.3 Freerunning<br />
Eine weiterentwickelte Form des Parkour ist das Freerunning. Freerunning. Der<br />
Franzose Sébastien Foucan hat das Wort Freerunning zum ersten Mal in<br />
Engl<strong>and</strong> ausgesprochen, nachdem er in Frankreich lange Zeit die Kunst der<br />
Fortbewegung (franz.: „l’art du deplacement“) trainierte. Das Repertoire der<br />
Bewegungen <strong>im</strong> Freerunning unterliegt keiner Struktur, keinen Grenzen, es wird<br />
ständig durch die Kreativität der Anhänger erweitert. Im Freerunning wird <strong>im</strong><br />
Gegensatz zum Parkour jedoch vielmehr wert auf akrobatische Bewegungen<br />
aus dem Turnen oder auch aus dem Martial Arts Tricking gelegt.<br />
Abbildung 4: Freerunning – Fortbewegung mit Elementen aus dem Martial Arts <strong>und</strong><br />
Gerätturnen, Quelle: http://www.funsporting.de/funsporting.htm<br />
Freerunning verbreitete sich sehr schnell um die Welt <strong>und</strong> gewinnt <strong>im</strong>mer mehr<br />
Bekanntheit, wodurch es das Interesse von Firmen <strong>und</strong> Medien weckte. Das<br />
erste große internationale Freerunning-Event f<strong>and</strong> am 6. Oktober 2007 in Wien<br />
statt. Der „Red Bull – Art of Motion“ Wettbewerb lud eine begrenzte Anzahl<br />
vieler bekannter Freerunner aus aller Welt ein <strong>und</strong> präsentierte einen<br />
Wettkampf den Medien. Die meisten Teilnehmer sahen in diesem Event jedoch<br />
keinen Wettkampf, sondern eine Gelegenheit <strong>and</strong>ere kennen zu lernen um<br />
Erfahrungen auszutauschen. Einen besonderen Schub erfuhr das Freerunning<br />
durch Sebastian Foucan bei seinen Stunt-Auftritt in dem James Bond-Film<br />
Casino Royale 12 . Darin wird eine mehrminütige spektakuläre Verfolgungsjagd<br />
inszeniert.<br />
12 Britisch-Amerikanischer Actionfilm 2006, Neuverfilmung des ersten Romans von Ian Fleming
Abbildungsverzeichnis 10<br />
4 Analyse unter pädagogischen Gesichtspunkten<br />
4.1 <strong>Sport</strong>artanalyse<br />
Die beiden <strong>Trends</strong>portarten Tricking <strong>und</strong> Parkour charakterisieren sich durch in<br />
erster Linie durch den speziellen Wortschatz, wodurch einzelne Elemente<br />
genau bezeichnet werden. Man kann feststellen, dass die Aufnahme eines<br />
Neulings in eine Freestylegruppe durch das Beherrschen des Sprachschatzes<br />
um einiges erleichtert wird. Auch die typische Freestylekleidung, charakterisiert<br />
durch weite Hosen, lässige <strong>und</strong> übergroße T-Shirts ist typisch, wobei hier erste<br />
Änderungen <strong>im</strong> Bezug auf die wirkliche Funktionalität erkennbar sind. Aus<br />
sportwissenschaftlicher Sicht h<strong>and</strong>elt es sich be<strong>im</strong> Tricking <strong>und</strong> Parkour um<br />
eine Dynamisch-Kompositorische <strong>Sport</strong>art. Die <strong>Sport</strong>ler setzen sich also kreativ<br />
in Szene, wollen dies jedoch nicht bewusst zur Schau stellen, sondern<br />
genießen eher den leisen Beifall <strong>im</strong> Hintergr<strong>und</strong>. Diese ist jedoch für die<br />
meisten Akteure lebenswichtig, denn dadurch wird neue Kraft <strong>und</strong> Mut<br />
geschöpft. Die meisten Bewegungen des <strong>Trends</strong>ports fordern vor allem eine gut<br />
ausgebildete Gr<strong>und</strong>lagenkondition. Vor allem Stütz-, Stoß- <strong>und</strong> Sprungkraft sind<br />
Voraussetzung für fast alle Moves. Gr<strong>und</strong>lagenausdauer <strong>und</strong> eine spezielle<br />
Kraftausdauerfähigkeit sind essentiell, um bei Ermüdungserscheinungen den<br />
Körper trotzdem noch kontrollieren zu können. Beweglichkeit besonders in den<br />
Oberschenkelanziehern, aber auch in der Ischiocuralmuskulatur, also den<br />
Beinbeugern gehören eben so dazu, wie eine gewisse Flexibilität in der<br />
Wirbelsäule, ohne die Überschlagbewegungen oft nur schwer durchführbar<br />
sind. Leider kann man bei den meisten Aktiven feststellen, dass gerade diese<br />
motorischen Hauptbeanspruchungsformen nur in geringem Maße ausgeprägt<br />
sind. Koordinative Fähigkeiten wie Orientierungsfähigkeit, Kopplungs-,<br />
Antizipationsfähigkeit, Gleichgewicht <strong>und</strong> Rhythmusgefühl muß ein<br />
<strong>Trends</strong>portler mitbringen. Meist fangen Neuligen jedoch gleich mit den<br />
Gesamtbewegungen eines Elements an. Stürze <strong>und</strong> falsche Ausführung<br />
passieren, was kurzfristig Prellungen, Stauchungen oder sogar Brüche<br />
verursacht <strong>und</strong> langfristig Gelenksverschleiß <strong>und</strong> Wirbelsäulenschäden zur<br />
Folge hat.
Abbildungsverzeichnis 11<br />
4.2 Sozio-Kulturelle Analyse<br />
Die <strong>Sport</strong>ler der Szene lieben es, sich zu bewegen <strong>und</strong> dabei Tricks, also<br />
Kunststücke machen zu können. Laut Aussage von Murrath Karasslan, einem<br />
Aktiven aus der Münchener Trickerszene, definiert sich dabei jeder <strong>Sport</strong>ler<br />
durch die Schwierigkeit seiner moves. Je schwieriger das individuelle Können,<br />
desto mehr Anerkennung erfährt er von seiner Gruppe. Auf die Frage, welche<br />
Individuen bzw. Charaktere Mitglieder solcher inoffiziellen Gruppen sind,<br />
antwortete er: „Meist h<strong>and</strong>elt es sich um Jugendliche zwischen 12-20 Jahren<br />
aus der sozialen Unterschicht, die durch den <strong>Sport</strong> Anerkennung <strong>und</strong> soziale<br />
Nähe zu Gleichgesinnten suchen“ 13 . Er fügte hinzu, dass es sich bei den<br />
Traceuren oder den Trickern meist um Stadtbewohner h<strong>and</strong>ele, da die sozialen<br />
Verhältnisse <strong>und</strong> Angebote in Ländlichen Gegenden meist besser sind <strong>und</strong><br />
dadurch keine sozialen Brennpunkte solche <strong>Sport</strong>arten fordern.<br />
Bei näherer Analyse von Trickergruppen konnte man feststellen, dass oft ein<br />
hohes Maß an Unsicherheit bei den Aktiven zu erkennen ist. Dies wird durch<br />
eine gespielt strenge <strong>und</strong> harte Ausdrucksweise überspielt. Akzeptanz findet<br />
man nur durch eigenen Können <strong>und</strong> Mutbeweis. Die meisten Gruppen wollen<br />
anfangs keine Hilfe oder Unterstützung von dritten. Erfahren sie jedoch<br />
Zuneigung <strong>und</strong> erkennen, dass ihnen angebotene Hilfe zum Vorteil werden<br />
kann, wird der Schutzkreis der Gruppe geöffnet <strong>und</strong> man erhält Zugang.<br />
Komm<strong>and</strong>os haben die Ältesten einer jeweiligen Gruppe oder diejenigen mit<br />
dem größten Können. Solchen Leuten wird automatisch das Vertrauen<br />
geschenkt.<br />
Anders ist die Situation bei Turnieren. Sofern es sich um organisierte<br />
Wettkämpfe h<strong>and</strong>elt, findet man alle sozialen Schichten. Das liegt wohl darin<br />
begründet, dass viele Vereinsmitglieder aus Kampfsportverbänden am Tricken<br />
interessiert sind, die Zielsetzung jedoch wettkampfbetont ist <strong>und</strong> der soziale<br />
Status <strong>im</strong> Verein nicht erst durch Können <strong>und</strong> Mut aufgebaut werden muß.<br />
13 Auszug aus Interview vom 24.06.2008 mit Murrath Karasslan, einem Aktiven aus der<br />
Münchener Trickerszene. Entst<strong>and</strong>en auf dem Turnier „The Battle of Munich“ in Neufahrn.
Abbildungsverzeichnis 12<br />
4.3 Organisation<br />
Wie bereits erwähnt, organisieren sich die meisten Teams selbständig. Trainiert<br />
wird auf der Straße, wobei <strong>im</strong>mer wieder Versuche unternommen werden, in<br />
Turnhallen zu kommen. Das Scheitern ist jedoch vorprogrammiert, da meist<br />
keines der Mitglieder einem <strong>Sport</strong>verein angehört. Aus versicherungsrechtlicher<br />
Sicht bleiben dann die Türen <strong>und</strong> Tore verschlossen. Anders als be<strong>im</strong><br />
Skateboarding (Vgl. 2.1) gibt es be<strong>im</strong> Tricking <strong>und</strong> Parkour noch wenige<br />
Verbände, so dass es schwierig ist, Kontakte mit Behörden herzustellen. Wie<br />
anfangs bereits erwähnt, nahmen die Kickboxverbände, u. A. die WAKO, das<br />
Freestyle-Karate als Disziplin ins Wettkampfgeschehen auf. Jedoch gibt es in<br />
Deutschl<strong>and</strong> fast keine festen Einrichtungen <strong>und</strong> Organisationen, die den <strong>Sport</strong><br />
systematisch anbieten. Anders hingegen sieht die Situation in Amerika aus. In<br />
fast jedem B<strong>und</strong>esstaat gibt es mittlerweile XMA-Leistungszentren, die einer<br />
modernen deutschen Gerätturnhalle inklusive Federboden, Schnitzelgrube <strong>und</strong><br />
Trampolin gleichen.<br />
Abbildung 5: Werbeplakat eines kommerziellen XMA-Anbieters, Kalifornien/USA 2006, Quelle:<br />
http://www.xma.com
Abbildungsverzeichnis 13<br />
5 Möglichkeiten <strong>und</strong> Chancen<br />
5.1 Erläuterung der Problemstellung<br />
Wie <strong>im</strong> Kapitel 4 bereits beschrieben, fehlen den meisten Freestylern<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich zwei wichtige Komponenten:<br />
1) Hallen mit entsprechendem Equipment (Matten, Kästen, Würfeln)<br />
2) Qualifizierte Trainer mit turnerischer Erfahrung <strong>und</strong> Methodik<br />
Methodische Übungsreihen <strong>und</strong> ein langsames Heranführen an schwierige<br />
Elemente sind bisher größtenteils unbekannt. Die Freestyle-Szene wird <strong>im</strong>mer<br />
größer <strong>und</strong> auch die Nachfrage steigt. Dies kann man in vielen Schulen<br />
feststellen. Die gleiche Tendenz ist auch in Vereinen feststellbar. Weg vom<br />
traditionellen Turnen oder Kampfsport, hin zum normfreien Turnen <strong>und</strong><br />
Freestyle. Deshalb ist die Chance, hier zielgruppenorientierte Angebote zu<br />
schaffen, besonders groß.<br />
5.2 Der erste Verb<strong>and</strong><br />
Parkour-Erfinder David Balle erkannte genau diese Probleme <strong>und</strong> gründete<br />
2005 den ersten Weltverb<strong>and</strong>. Die Parkour Worldwide Association (PAWA)<br />
sollte sich vorwiegend um die Bereitstellung von Übungsmöglichkeiten <strong>und</strong><br />
Trainern kümmern. Dies änderte sich jedoch schnell, als der Verb<strong>and</strong> die<br />
Chance wahrnahm, die <strong>Sport</strong>art zu präsentieren, zu entwickeln <strong>und</strong> kommerziell<br />
zu vermarkten. Dafür plante die PAWA unter <strong>and</strong>erem eine Wettbewerbsreihe,<br />
um allen Aktiven der Szene die Möglichkeit zu geben, sich <strong>im</strong> sportlichen<br />
Wettkampf zu messen – dies ist jedoch gegen die verbreitete Philosophie von<br />
Parkour <strong>und</strong> wird von dem Großteil der Traceure abgelehnt, so dass der<br />
Gründer David Balle sich 2006 distanzierte.<br />
Die ehemaligen Freestlye-Karate-Weltmeisterin S<strong>and</strong>ra Hess, ist Präsidentin<br />
des Deutschen Verb<strong>and</strong>es <strong>und</strong> verfolgt die weitgehende Kommerzialisierung<br />
der <strong>Sport</strong>art. Durch Workshops <strong>und</strong> eine spezielles Ausbildungssystem schafft<br />
es der Verb<strong>and</strong>, die <strong>Sport</strong>art weitgehend einer großen Maße an Anhängern<br />
nahe zu bringen.
Abbildungsverzeichnis 14<br />
5.3 Die erste Weltmeisterschaft<br />
Die erste Parcouring–Weltmeisterschaft ging am 10.06.2007 in München<br />
erfolgreich zu Ende. Geboten wurden den r<strong>und</strong> 300.000 Zuschauern auf dem<br />
Streetlife-Festival in der Leopoldstraße internationale Konditions-<br />
Höchstleistungen von Topp-Athleten aus Deutschl<strong>and</strong> <strong>und</strong> Engl<strong>and</strong>. In<br />
insgesamt vier R<strong>und</strong>en wurde der erstmalige Weltmeister ermittelt. Er bzw. sie<br />
musste schnellstmöglich den aufgebauten Parcours überwinden. Mit coolen<br />
Tricks <strong>und</strong> eleganten Techniken wurden die unterschiedlichsten Hindernisse<br />
überw<strong>und</strong>en. Diese wurden auf der Leopoldstraße <strong>und</strong> Ludwigstraße sehr<br />
fantasievoll <strong>und</strong> abwechslungsreich kombiniert. Teilweise eigens für diese<br />
Weltmeisterschaft konzipiert, teilweise aus dem F<strong>und</strong>us der Skatehalle Wicked<br />
Woods sowie Fun Trade auf die Leopoldstraße in München transportiert,<br />
ergaben sie einen abwechslungsreichen Parkour. So sprangen die Athleten<br />
beispielsweise durch einen echten, ausrangierten Polizeibus, balancierten über<br />
eine ca. 20cm über dem Boden montierte, 3 Meter lange Stange oder sprangen<br />
von einem 4 Meter hohen Turm 14 .<br />
Abbildung 6: Parcouring-WM München 2007, Quelle: http://www.ganzmuenchen.de/parcouringwm.htm<br />
Das Organisieren des <strong>Sport</strong>s <strong>und</strong> die Verbreitung in der Öffentlichkeit ist eine<br />
wichtige Voraussetzung für jeden <strong>Trends</strong>port. Denn erst durch die Verbreitung<br />
<strong>und</strong> Vermarktung hat der <strong>Sport</strong> eine Chance, von der Bevölkerung<br />
angenommen zu werden. Um diese Dinge kümmert sich der oben genannte<br />
Verb<strong>and</strong>. Doch es fehlen <strong>im</strong>mer noch Möglichkeiten <strong>und</strong> Einrichtungen, die die<br />
Zwischenschritte vom Anfänger zum Spezialisten möglich machen.<br />
14 Quelle: http://www.ganz-muenchen.de/freizeitfitness/alle_veranstaltungen/2007/06/<br />
parcouring_world_championship/info.html, 01.08.2008, 10.30 Uhr
Abbildungsverzeichnis 15<br />
5.4 Zielgruppen<br />
Um <strong>im</strong> Bereich Tricking <strong>und</strong> Parkour zielgruppenorientiert arbeiten zu können,<br />
muß vor allem geklärte werden, wer denn nun die Zielgruppen sind. Was sind<br />
die Gr<strong>und</strong>voraussetzungen, um solche <strong>Sport</strong>arten lernen zu können?<br />
Voraussetzungen <strong>und</strong> Leistungsrade sind ja nach Vorbelastung entsprechend<br />
unterschiedlich. Deshalb empfiehlt es sich auch, Anfänger- <strong>und</strong><br />
Fortgeschrittenenkurse anzubieten. Wer bisher kaum etwas mit akrobatischen<br />
Tricks zu tun hatte sollte erst einmal bei einem Einsteigerkurs oder –workshop<br />
mitmachen. Wer bereits erste Erfahrungen in den Bereichen Breakdance,<br />
Capoeira, Martial Arts, Turnen, Freerunning oder Parcour gemacht hat, der<br />
sollte sich ruhig auch schon mal zu regelmäßig stattfindenden Kurseinheiten für<br />
Fortgeschrittene wagen um das eigene Niveau zu steigern. Im Prinzip muss<br />
man klar sagen, dass es unterschiedliche Stufen gibt <strong>und</strong> man zu Beginn auch<br />
hier keine W<strong>und</strong>er erwarten soll. Gr<strong>und</strong>sätzlich sind folgende Zielgruppen am<br />
besten geeignet.<br />
• Kinder von 7 – 10 (12) Jahren: In diesem Alter sind Kinder für<br />
spielerisches Lernen besonders empfänglich. Man spricht hier vom<br />
Goldenen Lernzeitalter (Scheid/Prohl 2007). Es empfiehlt sich, diesen<br />
Kurs isoliert von den <strong>and</strong>eren Gruppen durchzuführen, um ein Ablenken<br />
zu vermeiden. Außerdem soll nach Grosser (1999) mit dieser Zielgruppe<br />
vermehrt spielerisch trainiert werden, als zum Beispiel mit der<br />
nachfolgenden.<br />
• Jugendliche von 12 – 18 Jahre: Jugendliche am Ende dieser<br />
Altersgruppe sind für koordinatives Lernen vorübergehend nicht<br />
besonders empfänglich. Deshalb sollten die Trainingsinhalte hier eher<br />
mehr auf die Verbesserung der konditionellen Fähigkeiten gelegt werden<br />
(Weineck, 2004).<br />
• Erwachsene von 18 – (25) 30 Jahre: Auch junge Erwachsene können<br />
diese <strong>Trends</strong> erlernen. Hingewiesen muß jedoch, dass mit zunehmenden<br />
Alter die Gefahr von Verletzungen steigt <strong>und</strong> der Körper für nicht alle<br />
typischen Bewegungen, die der <strong>Sport</strong> bietet, geeignet ist.
Abbildungsverzeichnis 16<br />
5.5 Von der Zielgruppe zum <strong>Sport</strong>anbieter<br />
Ein Markt, in diesem Beispiel ein <strong>Sport</strong>markt, kennzeichnet sich dadurch, dass<br />
ein Produkt an spezielle Zielgruppen verkauft werden soll. Oft ist es der Fall,<br />
dass die Zielgruppen, also der Personenkreis mit dem Produkt wächst <strong>und</strong> erst<br />
später die eigentliche Zielgruppe entsteht (Vgl. Gutenberg 1976).<br />
Etwas <strong>and</strong>ers sieht die Situation bei Zielgruppenorientierten Angeboten in der<br />
Freestyleszene aus. Die Zielgruppen sind bereits seit vielen Jahren vorh<strong>and</strong>en,<br />
doch fehlte es bist dato an geeigneten Produkten, also Anbietern. Welche<br />
Voraussetzungen muß solch ein <strong>Sport</strong>anbieter erfüllen?<br />
• Was muß er bieten?<br />
– Location (Turnhallen, Plattformen)<br />
– Equipment (Matten, Ramps, Hilfsgeräte)<br />
– Trainer (Turn-Übungsleiter od. Kampfsportlehrer mit Kenntnissen<br />
der Szene)<br />
• Wie wird es umgesetzt?<br />
– Kommerzieller Anbieter (z.B. Showkarate.de)<br />
– Nicht-Kommerzieller Anbieter (z.B. Hochschulsport München)<br />
– Kooperationen mit Vereine<br />
– Kooperationen mit VIPs<br />
5.6 Move Artistic – Plattform für Freestylesportarten<br />
Gab es in letzter Zeit eine kleine Anzahl von Gruppen <strong>und</strong> Teams, die sich am<br />
Erstellen eines Trainingskonzepts versuchten, so gelang eine Etablierung nur<br />
den wenigsten. Das Kölner Team Move Artistic schaffte dies mitunter durch<br />
eine Kooperation mit der <strong>Sport</strong>hochschule Köln <strong>und</strong> vielen weiteren<br />
Anerkannten Einrichtungen <strong>und</strong> Stars der Szene. Move Artistic stellt quasi eine<br />
Plattform für den gesamten Freestyle-Bereich der Jugendbewegungen dar <strong>und</strong>
Abbildungsverzeichnis 17<br />
ermöglicht es eine Vielzahl von den genannten <strong>Trends</strong>portarten aus einer H<strong>and</strong><br />
zu erlernen. Funktionieren tut dies, da in ganz Deutschl<strong>and</strong> einzelne St<strong>and</strong>orte<br />
durch die Zusammenarbeit mit Schulen, Vereinen oder Universitäten<br />
entst<strong>and</strong>en, die zwar das Konzept von Move Artistic übernahmen, sich aber<br />
selbst verwalten. So startete zum Beispiel <strong>im</strong> Sommersemester 2008 an der<br />
Technischen Universität München (Hochschulsport ZHS-München) die erste<br />
Möglichkeit für Anfänger, die <strong>Sport</strong>arten von der Pike auf zu lernen. Ein<br />
geregelter Kurs – zwei Mal die Woche Training – je zwei St<strong>und</strong>en. An der<br />
Einführungsveranstaltung nahmen über 40 Personen teil. Die Zahl hat sich auf<br />
knapp 25 Aktive eingependelt, was jedoch <strong>im</strong>mer noch eine erhebliche Menge<br />
darstellt. Die ersten Kontaktmöglichkeiten für Interessierte entstehen durch so<br />
genannte Workshops, hier werden unter Anleitung von ehemaligen Turn- <strong>und</strong><br />
Kampfsporttrainern ausgewählte Techniken vermittelt. Ideal für Einsteiger oder<br />
aber diejenigen die best<strong>im</strong>mte Bewegungen Schritt für Schritt kennen lernen<br />
möchten. Hat der Athlet Gefallen gef<strong>und</strong>en, kann er an einem regelmäßigen<br />
Unterricht in seiner Region teilnehmen, wie z.B. am Hochschulsport München.<br />
Abbildung 7: Move Artistic Teamleiter Marc Dressen bei einem Workshop in Köln 2007 (links)<br />
<strong>und</strong> <strong>Daniel</strong> <strong>Gärtner</strong> bei einem Workshop in Coburg (rechts), Quelle: http://www.moveartistic.de/workshops.htm
Abbildungsverzeichnis 18<br />
6 Schlußbemerkung<br />
Die Zielgruppe der freestylebegeisterten <strong>Sport</strong>ler wächst zunehmend. Gerade in<br />
der heutigen Zeit sollte meiner Meinung nach jede Möglichkeit gefördert<br />
werden, Mensche zum <strong>Sport</strong> zu an<strong>im</strong>ieren – ja sogar zum <strong>Sport</strong> erziehen.<br />
Schafft dies kein Verein mit einer traditionellen <strong>Sport</strong>art mehr, müssen <strong>Trends</strong><br />
<strong>und</strong> Alternativen ausgebaut werden. Ich gehe sogar soweit <strong>und</strong> frage mich, ob<br />
die „Bewegungsfaulheit“ der Kinder <strong>und</strong> Jugendlichen nicht auch mit den<br />
entsprechenden Angeboten zu tun hat? Klar wird es <strong>im</strong>mer eine Gruppe geben,<br />
die auch durch die tollsten Künste nicht zum <strong>Sport</strong> zu an<strong>im</strong>ieren sind. Doch ich<br />
bin sicher, dass es einige „Schläfer“ gibt, die die richtige <strong>Sport</strong>art nur noch nicht<br />
gef<strong>und</strong>en haben. Besonders hier sollte der tägliche Medienkonsum als Hilfe<br />
eingesetzt werden. Denn genau das, was die Stars <strong>im</strong> Musikvideo von VIVA<br />
können, oder genau das, was der Filmheld auf der Leinw<strong>and</strong> macht oder der<br />
Actionstar <strong>im</strong> Computerspiel – genau das beeindruckt Kinder <strong>und</strong> Jugendliche.<br />
Die Chance, sich durch das Erlernen solcher <strong>Sport</strong>arten in Bewegung zu<br />
setzten, ist allemal höher, wenn es einen entsprechenden Anbieter oder eine<br />
Plattform dafür gibt. Die wenigsten fahren h<strong>und</strong>erte von Kilometer, um an einem<br />
Workshop teilzunehmen. Der Mensch ist faul <strong>und</strong> will alles serviert haben. Also<br />
müssen die Anbieter auf die Zielgruppen zugehen. Letztlich profitieren beide !
Literaturverzeichnis 19<br />
Literaturverzeichnis<br />
GUTENBERG, E.: GRUNDLAGEN DER BETRIEBSWIRTSCHAFTSLEHRE, BAND 2: DER<br />
ABSATZ, 15. AUFLAGE, BERLIN U.A., 1976<br />
LIND, WERNER, U.A.: LEXIKON DER KAMPFKÜNSTE, SPORTVERLAG BERLIN, BERLIN<br />
2001<br />
SCHEID, V./PROHL, R.: BEWEGUNGSLEHRE, KURSBUCH SPORT, 8. AUFLAGE,<br />
LIMPERT VERLAG, WIEBELSHEIM 2007<br />
WEINECK, JÜRGEN: SPORTBIOLOGIE, 9. AUFLAGE, SPITTA VERLAG GMBH & CO KG,<br />
ERLANGEN 2004<br />
Zeitschriftenartikel<br />
AUTOR UNBEKANNT: BIBLIOGRAPHISCHES INSTITUT & F. A. BROCKHAUS AG, 2001<br />
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BLEUEL, JENS: ZITATION VON INTERNET-QUELLEN 2000<br />
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HTTP://WWW.FUNSPORTING.DE/FUNSPORTING.HTM, 12.07.2008, 12.34 UHR<br />
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MUENCHEN.DE/FREIZEITFITNESS/ALLE_VERANSTALTUNGEN/2007/06/<br />
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XMA EXTREME MARTIAL ARTS USA:<br />
HTTP://WWW.XMA.COM