budoka - Dachverband für Budotechniken Nordrhein-Westfalen e.V.
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JUDO NW Dan-Kollegium<br />
Darf man Yoseki<br />
während der<br />
Kata den Rücken<br />
zukehren?<br />
Ja, darf man. Wenn es technisch<br />
notwendig ist. Das ist der<br />
Fall, wenn Tori und Uke Techniken<br />
demonstrieren und es sich<br />
aus dem natürlichen Bewegungsablauf<br />
dieser Techniken<br />
heraus ergibt, dass ihr Rücken<br />
Yoseki zugewendet ist. Wird<br />
Uke zum Beispiel geworfen,<br />
darf er über die Körperseite, auf<br />
die er gefallen ist, aufstehen,<br />
auch wenn er dabei Yoseki den<br />
Rücken zukehrt.<br />
Wenn sich Tori und Uke<br />
ohne Demonstration einer Technik<br />
über die Matte bewegen,<br />
zum Beispiel im Verlauf der<br />
Begrüßungs- oder Verabschiedungszeremonie,<br />
sollen sie Yoseki<br />
nicht den Rücken zukehren.<br />
Auf diese Antwort haben<br />
sich die Wertungsrichter <strong>für</strong> die<br />
NRW-Kata-Meisterschaft beim<br />
Lehrgang in Gladbeck am 2.<br />
April 2005 inhaltlich verständigt.<br />
Es gab Verständigung auch<br />
mit Blick auf andere Fragen, die<br />
zu klären waren; zu diesem<br />
Zweck hatte der NWDK-Prüfungsbeauftragte<br />
Horst Lippeck<br />
die Wertungsrichter schließlich<br />
eingeladen.<br />
So gab die NRW-Kata-Meisterschaft<br />
im vergangenen Jahr<br />
Anlass zu Debatten über das<br />
Verhalten verschiedener Judoka<br />
vor und beim Begrüßungsprocedere.<br />
Uneinigkeit bestand im<br />
letzten Jahr zum einen darin, ob<br />
Wertungsrichter bei der Bewertung<br />
des Gesamteindrucks<br />
Punkte abziehen sollen, wenn<br />
Judoka auf dem Weg zur Matte<br />
hin mit nackten Füßen daherkommen<br />
und sich ihre Fußsohlen<br />
am Stoff des Hosenbeins<br />
abwischen, bevor sie die Matte<br />
betreten. Zum anderen bestand<br />
Uneinigkeit über das Begrüßungsprocedere<br />
vor der Kata:<br />
Soll sich ein Judoka verbeugen,<br />
bevor bzw. während er die Matte<br />
betritt? Ich beginne mit der<br />
Antwort der Wertungsrichter<br />
auf diese Frage.<br />
Bei vielen Judoka ist sie zu<br />
sehen: Die Verbeugung, wenn<br />
sie das Dojo zu Beginn des<br />
Trainings betreten und es nach<br />
seinem Abschluss wieder verlassen.<br />
Dem einen gilt die Verbeugung<br />
als Verneigung vor dem Ort<br />
der Übung und Unterweisung,<br />
vor dem Dojo also. Für den<br />
anderen ist die Verbeugung eine<br />
Verneigung vor dem Geist des<br />
Judo insoweit, als das der Weg,<br />
der im Dojo geübt wird, das Ziel<br />
ist und das Lernen des Judo<br />
nicht endet. Die Motivation <strong>für</strong><br />
beides liegt in der japanischen<br />
Tradition mit ihren religiös/<br />
philosophischen Ritualen und<br />
Inhalten; wer ihnen als europäischer<br />
Judoka folgen will, wenn<br />
er ein Dojo zum Training, zum<br />
Wettkampf oder zur Kata-<br />
Meisterschaft betritt und es<br />
nach dem Judo wieder verlässt,<br />
der soll das tun. Außer als Verneigung<br />
vor Judoka oder vor<br />
Offiziellen im Dojo sind weitere<br />
Verbeugungen aber nicht nötig.<br />
Die Antwort auf die Frage also,<br />
ob sich ein Judoka verbeugen<br />
soll, bevor bzw. während er die<br />
Matte betritt, lautet ganz einfach<br />
nein. Beim erstmaligen<br />
Betreten der Matte ist kein<br />
Verbeugen erforderlich; im Wiederholungsfall<br />
ohnehin nicht<br />
und beim endgültigen Verlassen<br />
der Matte auch nicht. Beim<br />
Verlassen des Dojo kann der<br />
japanischen Tradition wie beim<br />
Betreten gefolgt und eine Verbeugung<br />
gemacht werden.<br />
Das Betreten der Matte zur<br />
Demonstration einer Kata und<br />
die Verbeugungen sollen wie<br />
folgt vorgeführt werden:<br />
Tori und Uke, auf ihrer<br />
jeweiligen Seite stehend, betreten<br />
gemeinsam mit dem linken<br />
Fuß voran die Matte. Sind die<br />
räumlichen Verhältnisse so, dass<br />
beide schon auf der Matte stehen<br />
müssen, verfahren sie genauso:<br />
Von ihrem Standpunkt<br />
aus gehen beide gemeinsam mit<br />
dem linken Fuß einen Schritt<br />
voran. Beide verharren dann<br />
einen kurzen Moment in Shizen<br />
hontai, in der normalen Grundstellung<br />
also. Danach gehen<br />
beide, wieder mit dem linken<br />
Fuß beginnend, in der Form<br />
Tsuri ashi, mit schleifenden<br />
vorderen Fußballen also, weiter<br />
bis zum Ausgangspunkt der<br />
Kata. An dieser Stelle kommen<br />
Tori und Uke, jeder auf seiner<br />
Seite, zu stehen. Die Fersen der<br />
Füße, die nun V-förmig stehen<br />
sollen, berühren sich. Erst an<br />
diesem Ort und zu diesem Zeitpunkt<br />
beginnt die Kata. Tori<br />
und Uke verbeugen sich hin zu<br />
Yoseki (in diesem Falle Prüfungs-<br />
oder Wertungskommission)<br />
in der vorgeschriebenen<br />
Form. Dann wenden sich Tori<br />
und Uke zueinander und verneigen<br />
sich voreinander, je nach<br />
Kata im Kniesitz oder im Stand.<br />
Was das Ende der Kata<br />
angeht, so gilt entsprechendes:<br />
Nachdem sich Tori und Uke<br />
nach der Demonstration voreinander<br />
verneigt haben, wenden<br />
sich beide Yoseki zu und verneigen<br />
sich in der vorgeschriebenen<br />
Form vor Yoseki. Nach dieser<br />
Verneigung endet die Kata. Die<br />
Form, wie Tori und Uke die<br />
Matte verlassen, können sie<br />
vereinbaren: soweit Raum dazu<br />
ist oder Vereinbarungen der<br />
Offiziellen nicht dagegen sprechen,<br />
können sie zur Seite herausgehen.<br />
Sie können die Matte<br />
auch über den Punkt verlassen,<br />
über den sie die Matte betreten<br />
haben. Sie müssen zu diesem<br />
Punkt hin nicht rückwärts gehen;<br />
sie dürfen also nach der<br />
Kata Yoseki den Rücken zuwenden.<br />
Nur eins ist beim Abgang<br />
wichtig: Tori und Uke<br />
müssen dasselbe und das näherungsweise<br />
gleichzeitig tun.<br />
Die Dinge, die vor der Verbeugung<br />
zu Yoseki zu Beginn<br />
der Kata und nach der Verbeugung<br />
am Ende der Kata geschehen,<br />
werden von den Wertungsrichtern<br />
(oder Dan-Prüfern)<br />
nicht bewertet. Nackte Füße<br />
außerhalb der Matte sind also<br />
kein Bewertungskriterium. Die<br />
Judoka aber, die wie oben geschildert<br />
mit nackten Füßen<br />
durch die Halle laufen und dann<br />
zur Kata die Matte betreten<br />
wollen, können von den Wertungsrichtern<br />
bzw. Prüfern<br />
aufgefordert werden, sich vor<br />
der Kata die Füße zu waschen.<br />
Die Wertungsrichter erwarten,<br />
dass es jedem Judoka bekannt<br />
ist, dass es zu den grundlegenden<br />
Regeln der Judo- und<br />
Dojo-Etikette gehört, außerhalb<br />
der Matte nicht mit nackten<br />
Füßen herumzulaufen.<br />
Die letzte Frage, über welche<br />
die Wertungsrichter diskutierten,<br />
hat Bezug zur Form des<br />
Kniesitzes weiblicher Judoka.<br />
Nach Auffassung japanischer<br />
Judomeister sollen die Knie<br />
weiblicher Judoka im Kniesitz<br />
möglichst nah beieinander sein;<br />
ihre Oberschenkel sollten also<br />
geschlossen und nicht geöffnet<br />
sein wie die männlicher Judoka<br />
im Kniesitz. Mit Blick auf die<br />
Nage-no-kata, bei der sich Tori<br />
und Uke im Kniesitz voreinander<br />
verbeugen, verständigten<br />
sich die Wertungsrichter in diesem<br />
Zusammenhang auf folgende<br />
Sichtweise:<br />
Aus welcher Motivation<br />
heraus japanische Judomeister<br />
ihre Auffassung vertreten, sei<br />
dahingestellt; die Wertungsrichter<br />
haben Respekt davor. Die<br />
Wertungsrichter sind aber der<br />
Meinung, dass es in Europa den<br />
weiblichen Judoka überlassen<br />
sein soll, welche Form des<br />
Kniesitzes sie wählen. Ob weibliche<br />
Judoka ihre Oberschenkel<br />
beim Kniesitz geschlossen halten<br />
oder geöffnet positionieren<br />
wollen, beeinflusst weder die<br />
Bewertung noch berührt es<br />
europäische Auffassungen oder<br />
Empfindungen.<br />
Nach dieser Diskussion<br />
befassten sich die Wertungsrichter<br />
eingehend mit den Techniken<br />
der Ju-no-kata und der Kodokan<br />
Goshin Jitsu. Schließlich ging<br />
der NWDK-Lehrwart Karl-<br />
Heinz Bartsch noch kurz auf die<br />
Katame-no-kata ein. Nach dem<br />
Willen des Kodokan soll Ukes<br />
Befreiungsaktion gegen Hadaka<br />
jime (Ushiro jime) anders als<br />
bisher und deshalb wie folgt<br />
demonstriert werden:<br />
Bisher ergriff Uke mit<br />
beiden Händen Toris Unterarm,<br />
um den Arm zur Vermeidung<br />
des Würgeeffekts nach unten zu<br />
ziehen. Das Foto 1 zeigt diese<br />
Form; sie soll nicht mehr demonstriert<br />
werden.<br />
Ab sofort gilt folgende<br />
Form: Uke ergreift mit seiner<br />
rechten Hand Toris Judogi<br />
ziemlich weit oben an Toris<br />
Schulter. Ukes linke Hand ergreift<br />
deutlich unter Toris Schulter<br />
dessen Ärmel. Das Kumi<br />
kata ist also dem bei Kata seoi<br />
nage ähnlich. Das Ziel Ukes ist<br />
es, mit diesem Griff Tori so<br />
weit herunterzuziehen, dass es<br />
Uke gelingt, sein Kinn in Toris<br />
Armbeuge zu bringen, um so<br />
das Würgen zu verhindern. Das<br />
Foto 2 zeigt diese neue Form.<br />
Was Toris Verhalten angeht,<br />
gilt folgendes: Tori soll beim<br />
Würgen seinen Kopf herunternehmen<br />
und seinen Blick gegen<br />
Ukes Schulter oder Rücken<br />
richten (Foto 4). Damit vermeidet<br />
Tori eine Situation, in der es<br />
Uke gelingen könnte, mit seinen<br />
Fingern zur Verteidigung in<br />
Toris Augen zu stechen (Foto<br />
24 6/2005 der <strong>budoka</strong>