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Das Klausbachtal - Natur im Wandel - Nationalpark Berchtesgaden

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<strong>Das</strong> <strong>Klausbachtal</strong> <strong>im</strong> Westen des<br />

<strong>Nationalpark</strong>s <strong>Berchtesgaden</strong> ist<br />

geprägt von ausgedehnten Wäldern<br />

und steil aufragenden Felswänden.<br />

Auf ca. 7 km Länge erstreckt<br />

es sich vom Hintersee bis<br />

zum Hirschbichlpass, einem Grenzübergang<br />

zu Österreich. Die Gebirgsstöcke<br />

des Hochkalters und<br />

der Reiteralm begrenzen das Tal <strong>im</strong><br />

Osten und Westen. Linienbusse<br />

fahren von Mai bis Oktober mehrmals<br />

täglich zum Hirschbichlpass.<br />

So haben Sie an drei Haltestellen<br />

die Möglichkeit, die Wanderstrecke<br />

zu verkürzen.<br />

Ergebnis<br />

der Eiszeiten<br />

Sein heutiges Aussehen verdankt<br />

das <strong>Klausbachtal</strong> den letzten Eiszeiten.<br />

Ein mächtiger Gletscherstrom<br />

über den Hirschbichlpass<br />

schürfte bis vor ca. 10.000 Jahren<br />

ein typisches Trogtal aus. Zum<br />

heutigen Kastental mit fast ebenem<br />

Talboden wurde es durch eine<br />

abgelagerte „Schotterzunge“.<br />

<strong>Das</strong><br />

Klausbach –<br />

<strong>Natur</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong><br />

Freistaat Bayern<br />

Wer war „Klaus“<br />

oder woher hat der<br />

Bach seinen Namen?<br />

Labil und schwankend war früher<br />

der Lauf des Klausbachs. Im<br />

19. Jh. wurde er vor allem für die<br />

Holztrift in ein künstliches Bett<br />

gezwängt. Die jährlichen Überschwemmungen<br />

des Talgrundes,<br />

die Lebensgrundlage der Auwälder,<br />

bleiben so aus. Seinen Namen<br />

verdankt der Klausbach der „Klause“<br />

am Hirschbichlpass: Wasser<br />

wurde hinter einem Wehr aufgestaut.<br />

Nach dem Öffnen der<br />

Schleuse schwemmten die Wassermassen<br />

das geschlagene Holz<br />

ins Tal hinab.<br />

Ein ganz spezielles<br />

Waldgesicht<br />

Die <strong>Natur</strong> hat ihre eigenen Spielregeln<br />

und genau die gelten <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong>.<br />

Lawinen, Stürme, Borkenkäfer<br />

oder der natürliche Alterstod<br />

der Bäume verändern den<br />

Wald. Werden, Wachsen und Vergehen:<br />

<strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> greifen<br />

diese Schritte ineinander! Denn die<br />

<strong>Natur</strong> sich selbst zu überlassen,<br />

ist das vorrangige Ziel eines <strong>Nationalpark</strong>s.<br />

<strong>Das</strong>s wir <strong>im</strong> <strong>Klausbachtal</strong><br />

jedoch kaum „Urwald“ sehen, sondern<br />

überwiegend Fichtenwälder,<br />

liegt an der <strong>Berchtesgaden</strong>er Geschichte.<br />

Die natürlichen Bergmischwälder<br />

mussten für die Salinenwirtschaft<br />

den schnell wachsenden<br />

Fichten weichen. <strong>Das</strong> einheitliche<br />

Alter und die flachen Wurzeln<br />

der Fichtenbestände machen<br />

sie jedoch anfällig gegen Stürme.<br />

Der Wald als natürliches<br />

Schutzsystem<br />

Vor allem das Kl<strong>im</strong>a beeinflusst die<br />

natürliche Baumartenzusammensetzung<br />

<strong>im</strong> Bergwald. Mit zunehmender<br />

Höhe wird der Überle-<br />

benskampf der Bäume schwieriger.<br />

Natürlicherweise wären <strong>im</strong> <strong>Klausbachtal</strong><br />

bis zu einer Höhenlage<br />

von etwa 1400 m ü.NN vorwiegend<br />

Rotbuchen, Weißtannen, Fichten<br />

und Bergahorne zu finden. Darüber<br />

herrschen die gegen Kälte widerstandsfähigeren<br />

Fichten und Lärchen<br />

vor. Die alpine Waldgrenze<br />

wird schließlich bei ca. 1800 m<br />

ü.NN erreicht. Oberhalb davon ist<br />

aus kl<strong>im</strong>atischen Gründen kein<br />

Baumwuchs mehr möglich. Durch<br />

seine natürliche Struktur besitzt<br />

der Wald gerade <strong>im</strong> Gebirge eine<br />

sehr wichtige Funktion. Mit seinen<br />

Wurzeln hält er den Boden fest,<br />

seine Stämme bremsen Lawinen,<br />

Steinschlag und Muren.<br />

Schuttmassen<br />

in Bewegung<br />

Die Grenzen der Schutzfunktion<br />

des Waldes werden <strong>im</strong> Bereich des<br />

Felssturzes am Kleinen Mühlsturzhorn<br />

deutlich. Nach starken Regenfällen<br />

setzen sich in den Gräben<br />

riesige Schuttmassen in Bewegung.<br />

Die Folgen sind ein sichtbarer<br />

<strong>Wandel</strong> des Landschaftsbildes:<br />

Der Klausbach ändert seinen<br />

Lauf, Teile des alten Wanderwegs<br />

und Brücken sind verschwunden.<br />

Mit einem Rutsch …<br />

… ist alles anders. Im Februar<br />

1999 ging von den felsigen, steilen<br />

Hängen des Hochkalters eine gewaltige<br />

Lawine ab. Sie fegte sogar<br />

noch über den Wanderweg <strong>im</strong> Tal<br />

hinweg. Die vorauseilende Druckwelle<br />

mit bis zu 300 km/h legte ca.<br />

20 ha Wald um. Der niedergerissene<br />

„Lahnwald“ deutet mit seinem<br />

Namen diese starke Lawinengefährdung<br />

bereits an: „Lahn“ bedeutet<br />

Lawine!<br />

Lawinen sind ganz natürliche Vorgänge<br />

<strong>im</strong> Gebirge. Sie zerstören<br />

nicht nur, sie schaffen auch neuen<br />

Lebensraum für Tiere und Pflanzen.<br />

Im Bereich der Lawinenrinne<br />

wächst bereits eine neue Vegetation.<br />

Typische Pioniere wie die Vogelbeere<br />

oder Birke zeigen, dass<br />

sich die ehemaligen Fichten-Monokulturen<br />

ohne menschliches Zutun<br />

wieder zu natürlichen Bergmischwäldern<br />

entwickeln.<br />

Manche Spechte<br />

haben Borkenkäfer<br />

zum Fressen gern!<br />

Nicht nur Lawinen, auch Windwürfe<br />

reißen <strong>im</strong>mer wieder Löcher in<br />

den Wald. So auch 1990 der Orkan<br />

„Wiebke“. Auf der Windwurffläche<br />

„Ofental“ blieben die umgestürzten<br />

Bäume gemäß der <strong>Nationalpark</strong>idee<br />

(Kernzone) liegen. Buchdrucker –<br />

eine Borkenkäferart – können geschwächte<br />

Fichten „riechen“! Ihre<br />

Fraßgänge unter der Rinde, die an<br />

die Zeilen eines Buches erinnern,<br />

unterbrechen den Saftstrom des<br />

Baumes, so dass dieser allmählich<br />

abstirbt. Totes Holz wiederum ist<br />

ein wichtiger Bestandteil <strong>im</strong> Leben<br />

des Dreizehenspechtes. In Fichtenwäldern<br />

mit hohem Totholzanteil<br />

findet er zahlreiche Beutetiere. Je<br />

mehr Borkenkäfer in kranken oder<br />

absterbenden Fichten leben, desto<br />

häufiger ist der Dreizehenspecht in<br />

diesen Wäldern zu finden. Der Borkenkäfer<br />

steht auf dem Speiseplan<br />

dieses Spechtes ganz oben.<br />

Rotwildfütterung –<br />

Kompromiss <strong>im</strong> Winter<br />

Früher verließ das Rotwild vor Wintereinbruch<br />

die Bergwälder und<br />

suchte sich seine Nahrung in den<br />

schneeärmeren Auwäldern des<br />

Alpenvorlandes. Siedlungen und<br />

Straßen behindern heute diese<br />

Wanderungen. Da ein Überwintern<br />

<strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> aufgrund der Nahrungsknappheit<br />

hohe Verbiss- und<br />

Schälschäden an Bäumen verursachen<br />

würde, wird das Rotwild in<br />

einem 45 ha großen Wintergatter<br />

gefüttert. Im Frühjahr werden die<br />

Gatter geöffnet, das Rotwild wandert<br />

wieder in höhere Lagen.<br />

Der„König der Lüfte“<br />

In den Felswänden rund um das<br />

<strong>Klausbachtal</strong> lebt ein Steinadlerpaar.<br />

Vor allem entlang der Steilhänge<br />

kann man den Adler mit etwas<br />

Glück seine Kreise ziehen sehen.<br />

Seinen Horst baut er bevorzugt<br />

in Felsnischen zwischen 900<br />

und 1400 m Höhe. Sein Jagdgebiet<br />

liegt jedoch oberhalb davon,<br />

so dass er ohne großen Kraftaufwand<br />

die Beute <strong>im</strong> Gleitflug zum<br />

Nest tragen kann. Taktisch klug ist<br />

auch seine Jagdmethode, der<br />

Überraschungsangriff: Murmeltiere,<br />

Schneehasen, Gamskitze und<br />

Raufußhühner entkommen kaum<br />

seinem Sturzflug mit bis zu 300<br />

km/h. Steinadler sind treu: Zeitlebens,<br />

bis zu 20 Jahre, bleiben sie<br />

mit ihrem Partner zusammen in einem<br />

Revier von ca. 60 km 2 .<br />

Der Steinadler ist ein untrügliches<br />

Zeichen für ein funktionierendes<br />

Ökosystem. Er ist Gesundheitspolizist<br />

und ein Indiz für hochwertige<br />

Lebensbedingungen. Wo er lebt<br />

und für Nachwuchs sorgt, sind die<br />

Lebensräume seiner Beutetiere in<br />

gutem Zustand – sonst würde er<br />

dort keine Beute machen und in<br />

andere Gebiete abwandern. Jedoch<br />

stellt der zunehmende Freizeitdruck<br />

des Menschen eine Bedrohung<br />

für das alpine Ökosystem<br />

und damit auch für den Steinadler<br />

dar. Auswirkungen menschlicher<br />

Nutzung, wie beispielsweise Gleitschirmfliegen,<br />

wurden <strong>im</strong> Rahmen<br />

eines Steinadlerprojektes (1994 bis<br />

2000) untersucht und Schutzkriterien<br />

erarbeitet. Informationen und<br />

Ergebnisse sind <strong>im</strong> „Leitfaden zum<br />

Schutz des Steinadlers in den<br />

Alpen“ (Forschungsbericht Nr. 45)<br />

der <strong>Nationalpark</strong>verwaltung <strong>Berchtesgaden</strong><br />

zusammengefasst.<br />

Pflanzen<br />

Im Gebirge ist die Vegetation vielfältiger<br />

als <strong>im</strong> Tiefland. Der engräumige<br />

Wechsel von Kl<strong>im</strong>a, Gestein<br />

und Boden lässt sehr unterschiedliche<br />

Pflanzen nebeneinander gedeihen.<br />

Mit zunehmender Höhenlage<br />

werden die Lebensbedingungen<br />

<strong>im</strong>mer extremer, ähnlich einer<br />

Reise von Mitteleuropa bis weit in<br />

den Norden! Im Folgenden eine<br />

Dießbach-<br />

Stausee<br />

Tiere<br />

Hochalm<br />

Hirscheckbahn<br />

Eines der eindrucksvollsten Tiere<br />

<strong>im</strong> <strong>Klausbachtal</strong> ist der Steinadler.<br />

(Siehe unter „Der König der Lüfte“).<br />

5<br />

Hochkalter<br />

8<br />

Schärtenspitze<br />

Ramsau<br />

Auswahl typischer Pflanzen des<br />

<strong>Klausbachtal</strong>es:<br />

Zu Beginn des Wanderweges<br />

kommt man an einer „Mehlpr<strong>im</strong>el-<br />

Wiese“ vorbei. Im Mai und Juni<br />

stehen die rosa Blüten mit gelbem<br />

Schlund in voller Pracht. Ihren Namen<br />

hat die Mehlpr<strong>im</strong>el von ihren<br />

unterseits mehligweißen Blättern.<br />

<strong>Das</strong>s sie früh <strong>im</strong> Jahr blüht, bestätigt<br />

auch ihr wissenschaftlicher<br />

Name „Pr<strong>im</strong>ula“: lat. pr<strong>im</strong>us = der<br />

Erste.<br />

Ein sehr altes Gewächs mit einer<br />

ungewöhnlichen Wuchsform findet<br />

sich in den lichten Waldweidebereichen:<br />

Krammettsbaum oder<br />

Kronewitter! Noch nie gehört? Best<strong>im</strong>mt,<br />

der Baumwacholder ist<br />

gemeint. Er kann bis zu 800 Jahre<br />

alt werden und ist äußerst vielseitig<br />

verwendbar. Seine Früchte regen<br />

Kammerlinghorn<br />

2<br />

P<br />

1<br />

Man muss aber auch kein ausgesprochener<br />

Vogelkenner sein, um<br />

einen Specht zu erkennen. Sechs<br />

Arten leben hier <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong>.<br />

<strong>Das</strong> laute Trommeln mit dem sie ihr<br />

Revier markieren und Kontakt zu<br />

ihren Partnern aufnehmen, ist vor<br />

allem <strong>im</strong> Frühling überall <strong>im</strong> <strong>Klausbachtal</strong><br />

zu hören. Mit scharfem<br />

Blick entdeckt man sogar ihre<br />

Höhlen in Bäumen. Krallen-Füße,<br />

Hammer-Schnabel oder Harpunen-Zunge<br />

– hier soll von he<strong>im</strong>ischen<br />

Tieren die Rede sein? Kommen<br />

Sie den Tricks dieser Waldbewohner<br />

in der Spechtausstellung<br />

der <strong>Nationalpark</strong>-Infostelle Hintersee<br />

auf die Spur. Probleme mit<br />

leerstehenden „Wohnungen“ gibt<br />

es <strong>im</strong> Wald nicht. Eichhörnchen,<br />

Kleiber oder Fledermäuse nutzen<br />

4<br />

7<br />

P<br />

6<br />

4<br />

die Verdauung an, stärken den Magen<br />

und sein Holz gibt Räucherprodukten<br />

eine besondere Note.<br />

Die bläulichen Beerenzapfen werden<br />

nur alle 2 bis 3 Jahre gebildet<br />

und können als Gewürz oder zur<br />

Branntweinherstellung dienen. Vor<br />

sicht: Nur in kleinen Mengen ist<br />

dieses Gewürz genießbar!<br />

2<br />

1<br />

3<br />

P<br />

Info<br />

1<br />

Hintersee<br />

5<br />

8<br />

3<br />

Info<br />

Lattengebirge<br />

als Nachmieter gerne die verlassenen<br />

Höhlen der Spechte.<br />

So auch der Rauhfußkauz, den<br />

man vor allem <strong>im</strong> Herbst und zeitigen<br />

Frühjahr bei seinem Reviergesang<br />

mit einem anschwellenden<br />

„Hu-hu-hu-hu-hu...“ hört. Im Gegensatz<br />

zum Steinadler jagt diese<br />

Eulenart überwiegend nachts. <strong>Das</strong>s<br />

6<br />

2<br />

Taubensee<br />

9<br />

Weithin sichtbar und auf den Lawinen-<br />

und Windwurfflächen einer<br />

der Pioniere ist die Vogelbeere<br />

oder Eberesche mit ihren roten<br />

Beeren. Ihr Name hat nichts mit<br />

Eber, also dem männlichen<br />

Schwein, zu tun. Vielmehr besagt<br />

die Vorsilbe „Eber“, wie bei<br />

„Aber“glaube, dass es sich um et-<br />

Mühlsturzhörner<br />

4<br />

Edelweißlahner<br />

Wagendrischlhorn<br />

10<br />

er dabei aus großer Entfernung eine<br />

Maus auf der Erde erkennen<br />

kann, verdankt er seinen sehr lichtempfindlichen,<br />

nach vorne gerichteten<br />

Augen. Durch sie kann der<br />

Rauhfußkauz räumlich sehen.<br />

„Was sind denn das für rote Farbtupfen,<br />

die schnarrend durch die<br />

Sommerwiese fliegen?“ Zwischen<br />

Juli und Oktober hört und sieht<br />

man <strong>im</strong> <strong>Klausbachtal</strong> die Rotflügelige<br />

Schnarrschrecke. Die roten<br />

Hinterflügel, die dieser wärmeliebenden<br />

Art den Namen verleihen,<br />

sind allerdings nur während des<br />

Fluges zu sehen. Zum Zirpen streichen<br />

sie mit ihren Hinterbeinen<br />

über die Flügel.<br />

<strong>Das</strong> größte <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> lebende<br />

Waldtier bleibt dem Besucher<br />

tagsüber verborgen: <strong>Das</strong> Rotwild.<br />

7<br />

was Ähnliches handelt und nicht<br />

um das Echte: die Eberesche ist<br />

keine Esche, trotz ähnlicher Blätter.<br />

Anspruchslos und relativ kurzlebig<br />

besiedelt sie schnell offene Flächen.<br />

Ihre Früchte werden von Vögeln<br />

und Füchsen verbreitet.<br />

Eine Pflanze, nach der man nahezu<br />

seine Uhr stellen kann, ist der<br />

Schwalbenwurz-Enzian. Pünktlich<br />

zwischen 8 und 9 Uhr morgens<br />

öffnen sich seine Blüten, um sich<br />

abends zwischen 5 und 6 Uhr wieder<br />

zu schließen! Im August und<br />

September erkennt man ihn leicht<br />

an den dunkelblauen Blüten, die<br />

entlang des hohen Stengels sitzen.<br />

Eine Pflanzenart, die selbst Botanik-Muffel<br />

neugierig macht, ist der<br />

Frauenschuh, unsere größte he<strong>im</strong>ische<br />

Orchidee. Die schuhartig<br />

aufgeblase Blütenlippe wirkt als In-<br />

11<br />

3<br />

Aber zwischen November und<br />

April kann man diese scheuen Tiere<br />

an der Winterfütterung in aller<br />

Ruhe beobachten. Sein beeindruckendes<br />

Geweih braucht der<br />

Rothirsch für seine Brunftkämpfe.<br />

Rivalenkämpfe laufen nach stren-<br />

sektenfalle. Insekten, die auf der<br />

Suche nach Nektar hineinfallen,<br />

können sie nur auf einem best<strong>im</strong>mten<br />

Weg wieder verlassen. Dabei<br />

wird ihnen Blütenstaub aufgedruckt,<br />

den sie an der Narbe der<br />

nächsten Blüte abstreifen. So ist<br />

die Fremdbestäubung gesichert.<br />

1 8<br />

Staatsgrenze<br />

<strong>Nationalpark</strong>grenze<br />

Wanderwege<br />

und Bergsteige<br />

Bergbahnen<br />

<strong>Nationalpark</strong>-<br />

Informationsstellen<br />

Sehenswertes<br />

Berghütten<br />

und -gaststätten<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

Schärtenalm<br />

Blaueishütte<br />

Traunsteiner Hütte<br />

Hirschbichl<br />

Almen<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

10<br />

11<br />

Ragertalm<br />

Bindalm<br />

Litzlalm<br />

Kammerlingalm<br />

Kallbrunnalm<br />

Halsalm<br />

Mordaualm<br />

Lattenbergalm<br />

Moosenalm<br />

Schwarzbachalm<br />

Reiteralm<br />

Impressum:<br />

Bayerisches Staatsministerium für Umwelt und<br />

Gesundheit – Herausgeber: <strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />

<strong>Berchtesgaden</strong>, Doktorberg 6, D-83471<br />

<strong>Berchtesgaden</strong>, Telefon: +49(0)8652/96 86-0, Fax:<br />

+49 (0) 86 52/96 86 40 – E-mail: poststelle@npvbgd.bayern.de<br />

– Internet: www.nationalparkberchtesgaden.de<br />

– Texte: B. Bolz, B. Frühwald –<br />

Bilder: K. Wagner und L. Köppl, <strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />

– Panoramakarte: W. Krabichler, Kitzbühel<br />

– Gestaltung: N. Hasenknopf und GL-Werbestudio<br />

– Druck: <strong>Berchtesgaden</strong>er Anzeiger, <strong>Berchtesgaden</strong>.<br />

4. Auflage 2010.<br />

Gedruckt auf umweltfreundlichem Papier.<br />

gen Regeln ab, nur selten kommt<br />

es zu ernsthaften Verletzungen.<br />

Rothirsche verkünden <strong>im</strong> Herbst<br />

lauthals ihre Besitzansprüche an<br />

Brunftplatz und Weibchen. Verständigung<br />

ist dabei alles!<br />

S E H E N S W E R T E S<br />

1<br />

<strong>Nationalpark</strong>-Infostelle<br />

Hintersee mit <strong>Natur</strong>erlebnisgelände<br />

Besuchen Sie zwei faszinierende<br />

Bewohner des <strong>Klausbachtal</strong>es!<br />

Kommen Sie in unseren Ausstellungen<br />

Steinadler und Specht auf<br />

die Spur. Außerdem erhalten Sie<br />

Informationen über lohnenswerte<br />

Wanderungen, das aktuelle Wetter<br />

und was Sie sonst noch wissen<br />

wollen.<br />

Schleichen, lauschen, fühlen, tasten<br />

oder einfach staunen? Telefonieren<br />

ohne Handy? Erkunden<br />

Sie mit allen Sinnen die Gehe<strong>im</strong>nisse<br />

der <strong>Natur</strong> und lernen Sie ihre<br />

Zusammenhänge kennen. Oder<br />

genießen Sie einfach den Garten<br />

in der herrlichen Umgebung. Sie<br />

sind herzlich willkommen!<br />

2<br />

Halsalm<br />

Vorbei an der Halsgrube, wegen<br />

der dort vorkommenden Kreuzottern<br />

auch als „Schlangengrube“<br />

bezeichnet, erreicht man nach<br />

kurzem, steilem Anstieg die Halsalm.<br />

Direkt unterhalb der Ostabstürze<br />

der Reiteralm wird man mit<br />

einem wunderbaren Blick über<br />

den Hintersee und das Ramsauer<br />

Tal belohnt. Doch nicht nur uns<br />

Menschen gefällt diese herrlich<br />

gelegene Almfläche: als Wintereinstand<br />

ist sie be<strong>im</strong> Gamswild<br />

sehr beliebt.<br />

Dem Adler auf der Spur<br />

Vor senkrechten Felswänden<br />

zieht er majestätisch seine Kreise:<br />

Der Steinadler ist der „König<br />

der Lüfte“ <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> <strong>Berchtesgaden</strong>.<br />

Insgesamt fünf Paare<br />

leben hier – eines auch <strong>im</strong> <strong>Klausbachtal</strong>.<br />

Auf geführten Wanderungen<br />

„Ins Tal der Adler“ bleibt<br />

Ihnen seine faszinierende Welt<br />

nicht länger verborgen. Steinadler-Experten<br />

des <strong>Nationalpark</strong>s<br />

begleiten Sie ganzjährig in das<br />

Revier <strong>Klausbachtal</strong>, zeigen Ihnen<br />

seine natürlichen Jagdgebiete<br />

und verraten Ihnen, wo Sie einen<br />

echten Steinadlerhorst entdecken<br />

können. Infos gibt es <strong>im</strong><br />

Internet unter www.nationalparkberchtesgaden.bayern.de<br />

oder in<br />

der Infostelle Hintersee.<br />

3<br />

Rotwild-Wintergatter<br />

(November bis April)<br />

Sie möchten einen Blick auf unser<br />

größtes he<strong>im</strong>isches „Schalenwild“<br />

(Schalen = klauenförmige<br />

Zehen) werfen? Die Winterfütterung<br />

<strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> bietet ihnen<br />

diese Möglichkeit. Aus unmittelbarer<br />

Nähe kann man das Rotwild<br />

in aller Ruhe beobachten. In<br />

nebenstehender Rubrik „Tiere“<br />

erfahren Sie mehr über diesen<br />

eindrucksvollen Vegetarier.<br />

4<br />

Felssturz<br />

Meterhohe Felsblöcke und mächtige<br />

Schuttmengen lassen an der<br />

Furt der Hirschbichlstraße erahnen,<br />

welche Ausmaße der Felssturz<br />

vom September 1999 hatte.<br />

Hoch oben in den Felsen der<br />

Mühlsturzhörner erkennt man<br />

deutlich die hellen Abbruchstellen.<br />

Annähernd 250.000 Kubikmeter<br />

Fels donnerten durch die Gräben<br />

talwärts und verändern seitdem<br />

ständig das Landschaftsbild.<br />

5<br />

Infostelle Engert-Holzstube<br />

Die ehemalige Waldarbeiterhütte<br />

beherbergt heute eine Ausstellung<br />

zum Thema „Vom Wirtschaftswald<br />

zum <strong>Natur</strong>wald“. Gezeigt<br />

wird wie naturferne Fichtenwälder<br />

<strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong> zusammenbrechen<br />

und sich von selbst<br />

zu Bergmischwäldern entwickeln.<br />

6<br />

Bindalm<br />

Die weiträumige offene Alm und<br />

die Almkaser (Almhütten) der<br />

Bindalm laden von Juni bis September<br />

zum Rasten und Brotzeiten<br />

mit frischer Milch ein. Früher<br />

teilten sich Almpersonal und Vieh<br />

während der Sommermonate einen<br />

sogenannten Rundumkaser.<br />

So eine ursprüngliche Hütte kann<br />

man auf der Bindalm besichtigen.<br />

Sowohl auf den offenen Almflächen,<br />

als auch in den umliegenden<br />

Gebirgswäldern weidet das<br />

Vieh. Da Rinder junge Bäume verbeißen<br />

und Trittschäden verursachen,<br />

ist die <strong>Nationalpark</strong>verwaltung<br />

bestrebt, die Waldweide auf<br />

freiwilliger Basis zu bereinigen.<br />

Der Bauer bringt dann sein Vieh<br />

statt in den Wald auf eine abgezäunte<br />

Lichtweidefläche.<br />

7<br />

Reiteralm<br />

Weite Hochflächen zwischen<br />

1500 und 2000 m ü. NN mit steil<br />

abfallenden Rändern charakterisieren<br />

die Reiteralm, ein Plateaugebirge<br />

aus Dachsteinkalk und<br />

Ramsaudolomit. Über alpine Klettersteige<br />

wie den Bösl- oder<br />

Schaflsteig erreicht man nach anstrengendem<br />

Aufstieg das Hochplateau<br />

mit einem faszinierenden<br />

Panoramablick. Etwas einfacher<br />

geht es über den Wachterlsteig,<br />

der direkt zur Neuen Traunsteiner<br />

Hütte führt, die Bergsteiger von<br />

Mai bis Oktober mit Speise und<br />

Nachtlager versorgt.<br />

Zirben auf der Reiteralm<br />

Eine botanische Besonderheit<br />

stellen die sonst eher süd- und<br />

zentralalpin verbreiteten Lärchen-Zirbenwälder<br />

der Reiteralm<br />

dar. Die Zirbe, Zirbelkiefer oder<br />

Arve ist sehr leicht an ihrem<br />

äußerst gedrungenen Wuchs und<br />

der sehr rauen, grauen Rinde zu<br />

erkennen. Auf der Reiteralm findet<br />

man das größte Vorkommen<br />

in den deutschen Alpen.<br />

8<br />

Hochkalter<br />

Nach dem Watzmann ist der<br />

Hochkalter mit 2606 m ü. NN der<br />

zweithöchste Berg <strong>im</strong> <strong>Nationalpark</strong>.<br />

Im Gegensatz zum relativ<br />

ebenen Hochplateau der Reiteralm<br />

steigt der Hochkalter bis zum<br />

Gipfel steil an. Geübte Bergsteiger<br />

können auf beiden Gebirgsmassiven<br />

anspruchsvolle Hochgebirgstouren<br />

unternehmen. Informieren<br />

Sie sich vorher!<br />

Blaueisgletscher<br />

Im <strong>Nationalpark</strong> liegt auch der<br />

nördlichste Gletscher der Alpen.<br />

Infolge Kl<strong>im</strong>aerwärmung ging seine<br />

Oberfläche in den letzten 100<br />

Jahren um rund die Hälfte zurück.<br />

<strong>Das</strong>s er heute noch existiert, verdankt<br />

er seiner Lage auf der<br />

Nordseite hoher Berggipfel und<br />

den Lawinen, die jedes Jahr für<br />

Nachschub sorgen. Die Blaueishütte<br />

(1680 m) bietet von Mai bis<br />

Oktober die Möglichkeit zur Einkehr<br />

und Übernachtung und zu<br />

Entdeckungsreisen in die „Welt<br />

des Eises“.


Blick von der Bindalm auf die „Ramsauer Dolomiten“. Foto K. Wagner, NPV

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