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Bundesweites Integrationsprogramm Angebote der ...

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B. Sprachliche Integration<br />

2.4 Kompetenzen für die globalisierte Welt: Mehrsprachigkeit för<strong>der</strong>n und nutzen<br />

In vielen Familien mit Migrationshintergrund wird auch o<strong>der</strong> sogar ausschließlich die Sprache des<br />

Herkunftslandes gesprochen. Der Spracherwerb von Kin<strong>der</strong>n, Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

mit Migrationshintergrund in Deutschland ist deshalb vielfach von Zwei- bzw. Mehrsprachigkeit<br />

geprägt. Bereits im Jahr 2001 hat eine in Hamburg durchgeführte Untersuchung ergeben, dass<br />

dort jedes dritte Kind im Grundschulalter mit einer weiteren Sprache als Deutsch aufwächst. 75<br />

Über die Rolle von Mehrsprachigkeit ist in den letzten Jahren eine intensive Fachdebatte entstanden,<br />

in <strong>der</strong>en Mittelpunkt die Frage steht, ob und in welchem Umfang herkunftssprachlicher Unterricht<br />

durch öffentliche Mittel geför<strong>der</strong>t werden sollte. Die Befürworter argumentieren u.a., die deutsche<br />

Sprache könne als Zweitsprache nur vollständig erworben werden, wenn eine gute herkunftssprachliche<br />

Basis vorhanden sei. Das frühe Lernen mehrerer Sprachen för<strong>der</strong>e zudem die<br />

Sprachbewusstheit. Die Gegner staatlich finanzierten Herkunftssprachenunterrichts sehen eine<br />

gegenseitige positive Beeinflussung beim parallelen Lernen zweier Sprachen dagegen nicht als<br />

nachgewiesen. Wegen ihrer wichtigen Bedeutung für die Integration in Schule, Beruf und Gesellschaft<br />

sei <strong>der</strong> Vermittlung <strong>der</strong> deutschen Sprache <strong>der</strong> Vorzug zu geben.<br />

Die Priorität <strong>der</strong> Deutschför<strong>der</strong>ung als staatliche Aufgabe war im Rahmen <strong>der</strong> Entwicklung des<br />

bundesweiten <strong>Integrationsprogramm</strong>s unumstritten. Vielmehr stand hier die Frage im Mittelpunkt,<br />

welchen konkreten, ergänzenden Mehrwert Mehrsprachigkeit für einzelne gesellschaftliche Bereiche<br />

– insbeson<strong>der</strong>e für Ausbildung und Beruf und letztlich für Deutschland als Wirtschaftsstandort<br />

– bedeuten kann. Mehrsprachigkeit kann zumeist jedoch nur dann umfassend auf dem Bildungs-<br />

und Berufsweg genutzt werden, wenn die Herkunftssprache auf bildungssprachlichem Niveau beherrscht<br />

wird. Dies betrifft vor allem die Schriftsprache. Die schriftliche Beherrschung <strong>der</strong> Sprache<br />

des Herkunftslandes – die schriftliche Bilingualität –, ist jedoch weitaus seltener als die mündliche.<br />

Diskutiert wurden deshalb konkrete Möglichkeiten, wie Herkunftssprachen für den Einsatz in Ausbildung<br />

und Beruf zielgerichtet ergänzend zum Deutschen geför<strong>der</strong>t werden können.<br />

Vorrangige För<strong>der</strong>ung des Deutscherwerbs und Wertschätzung bzw. Unterstützung von Mehrsprachigkeit<br />

sind kein Wi<strong>der</strong>spruch. Einzelne Bildungspläne <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> für den Elementarbereich streben<br />

die För<strong>der</strong>ung sowohl <strong>der</strong> deutschen, als auch <strong>der</strong> Herkunftssprache an. 76 Zwei- bzw. mehrsprachige<br />

För<strong>der</strong>maßnahmen wurden von einzelnen Län<strong>der</strong>n im Rahmen des Programms „FÖR-<br />

MIG“ erprobt. 77 <strong>Angebote</strong>, die das mehrsprachige Potenzial von Kin<strong>der</strong>n in Kin<strong>der</strong>tageseinrichtungen<br />

för<strong>der</strong>n, werden zusätzlich von Kommunen getragen, häufig in Form von Mutter-Kind-<br />

Programmen wie „Griffbereit“, „Rucksack“ o<strong>der</strong> „Koala“. 78 Die För<strong>der</strong>ung des Deutschen wird hierbei<br />

mit <strong>der</strong> För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Herkunftssprache gekoppelt, Lerninhalte werden in beiden Sprachen<br />

behandelt – zu Hause in <strong>der</strong> Herkunftssprache und in <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>tagesstätte im Deutschen.<br />

Bei <strong>der</strong> Anerkennung und För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Herkunftssprachen <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> und Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergrund setzen die Län<strong>der</strong> unterschiedliche Akzente. Im Nationalen Integrationsplan<br />

haben sie sich verpflichtet, geeignete Maßnahmen zu identifizieren, die Mehrsprachigkeit im<br />

Schulalltag angemessen verankern. 79 Die Lehrpläne bzw. Richtlinien für das Fach Deutsch als<br />

Zweitsprache heben fast alle hervor, dass die Berücksichtigung <strong>der</strong> Migrantensprachen im Fach<br />

75<br />

Vgl. Fürstenau, S.; Gogolin, I; Yağmur, K. (Hg.) (2003): Mehrsprachigkeit in Hamburg. Ergebnisse einer Sprachenerhebung<br />

an den Grundschulen in Hamburg, Münster.<br />

76<br />

Vgl. Konsortium Bildungsberichterstattung 2006 (Hg.): Bildung in Deutschland. Ein indikatorengestützter Bericht mit<br />

einer Analyse zu Bildung und Migration. Im Auftrag <strong>der</strong> ständigen Konferenz <strong>der</strong> Kultusminister <strong>der</strong> Län<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Bundesrepublik<br />

Deutschland / des Bundesministeriums für Bildung und Forschung. Bielefeld, S. 166.<br />

77<br />

http://www.blk-foermig.uni-hamburg.de<br />

78 Weitere Informationen zu diesen Programmen sind unter http://www.raa.de abrufbar.<br />

79 Presse- und Informationsamt <strong>der</strong> Bundesregierung (Hg.) (2007): a.a.O., S. 26.<br />

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