Eule - Hans-Wendt-Stiftung Bremen
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ENTREE<br />
Graffiti sind ein zentraler Bestandteil der Jugendkultur.<br />
Oft werden sie illegal auf Oberflächen<br />
des öffentlichen Raums aufgebracht und<br />
polarisieren die BetrachterInnen in der Bewertung:<br />
einige achten sie als Kunstwerke, andere<br />
ärgern sich über Schmierereien. Heute werden<br />
vermehrt Wände für Graffitis zur Verfügung gestellt<br />
bzw. Graffitikünstler engagiert, um Werbeflächen<br />
zu gestalten. Die hier und auf Seite 14<br />
abgebildeten Ausschnitte stammen von gestalteten<br />
Wänden in Hemelingen. Foto: M. Haun<br />
VORSTAND DER HANS-WENDT-STIFTUNG: PETRA NIEDERAU UND HARDMUTH GROSS FOTOS: KEPPLER / HAUN<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
sehr geehrte Damen und Herren,<br />
jeder hat das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen! Dieser, in Artikel 12 GG kodifizierte Rechtsanspruch<br />
impliziert, dass Arbeits- und Ausbildungsplätze für alle zur Verfügung stehen. Doch bereits 1974 wurde - angesichts der sich ab-<br />
zeichnenden strukturellen Massenarbeitslosigkeit - dieses Recht zurückgenommen. Und bis heute wird mit einer Einschränkung<br />
des Rechtsanspruches und einer Mittelkürzung in der Arbeitsmarktpolitik reagiert. Somit trägt Politik - neben der Eigendynamik der<br />
Wirtschaft und ihrer unzu-reichenden staatlichen Regulierung - selbst dazu bei, dass das Recht zur Wahl des Arbeitsplatzes und der<br />
Ausbildungsstätte ausgehöhlt wird.<br />
Unabhängig von sozialer Herkunft, Geschlecht und Nationalität hat sich der Wunsch nach einer Berufsausbildung in den Lebens-<br />
entwürfen aller Jugendlichen als Voraussetzung dafür verankert, dadurch die eigene Existenz stabil und materiell abzusichern. Ohne<br />
qualifizierten Schulabschluss jedoch ist die Chance, das in Art. 12 GG formulierte Grundrecht in Anspruch zu nehmen, kaum noch<br />
gegeben. Folglich wird der innere Sinn einer Lebensphase, in der es um die Entwicklung der eigenen Identität, des persönlichen<br />
Lebensentwurfes und der -perspektive geht, gefährdet. Jugendliche erleben sich dann als dauerhaft und umfassend von der ge-<br />
sellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen und werden - auch in ihrer eigenen Selbstwahrnehmung - oftmals zu Angehörigen einer<br />
gesellschaftlichen Problemgruppe, die in aller Regel zu selbstgefährdenden Überlebensstrategien neigt.<br />
Die Zuteilung gesellschaftlicher Wertschätzung ist nach wie vor wesentlich an Berufsprestige, Besitz und Einkommen gekoppelt.<br />
Ein Leben aber jenseits der arbeitsgesellschaftlichen Normalität beeinträchtigt die Selbstachtung und das Selbstwertgefühl und be-<br />
rührt somit die Bedingungen, in denen sich die Würde des Menschen entfaltet. Nach dem Wortlaut des Grundgesetzes hat jedoch<br />
jeder Mensch einen Anspruch auf ein Leben in Würde.<br />
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Freude bei der Lektüre unserer aktuellen Herbst-/Winterausgabe!<br />
2 die <strong>Eule</strong> . Herbst.Winter 0708<br />
die <strong>Eule</strong> . Herbst.Winter 2007.08 3<br />
EdITORIaL