Zur Identität des gruppenanalytischen ... - Rudolf-heltzel.de
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Therapiegruppen, Aktivitätsgruppen und Arbeitsgruppen verschie<strong>de</strong>nster Art, wobei<br />
das Krankenhaus als Ganzes als ein zusammengehöriges therapeutisches Feld gesehen<br />
wur<strong>de</strong> (Main 1946). Dies be<strong>de</strong>utete mehreres (siehe Hilpert et al. 1981, S. 17<br />
– 20): Die Klinik wur<strong>de</strong> als sozialer Organismus verstan<strong>de</strong>n, <strong><strong>de</strong>s</strong>sen Teilbereiche<br />
miteinan<strong>de</strong>r zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen; die Integration<br />
dieser Elemente erfor<strong>de</strong>rte enge Zusammenarbeit <strong>de</strong>r Gruppe <strong>de</strong>r therapeutisch Tätigen,<br />
und dies wie<strong>de</strong>rum hieß, eine möglichst freie Kommunikation zwischen <strong>de</strong>n<br />
Beteiligten zuzulassen und zu för<strong>de</strong>rn; ein weiteres zentrales Charakteristikum war<br />
die kontinuierliche gemeinsame Reflexion aller Vorgänge in <strong>de</strong>r Gemeinschaft („a<br />
culture of enquiry“, Main 1977). – An<strong>de</strong>rs als <strong>de</strong>r im Mill Hill Hospital wirken<strong>de</strong> Sozialpsychiater<br />
Maxwell Jones (<strong><strong>de</strong>s</strong>sen Name zumeist ausschließlich – und irrtümlich! –<br />
mit <strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>r Therapeutischen Gemeinschaft verbun<strong>de</strong>n wird) setzte sich Main<br />
für Ein<strong>de</strong>utigkeit in <strong>de</strong>r Struktur <strong>de</strong>r Klinik, d. h. für klare Rollen<strong>de</strong>finitionen und sinnvolle<br />
Hierarchien ein (Anm. 3). Und selbstverständlich be<strong>de</strong>utete Northfield im Unterschied<br />
zu Mill Hill die Reflexion unbewußter Gruppen- und Institutionsdynamik.<br />
Main verhehlte nicht die zentrale Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r verantwortlichen Leiter als Mo<strong>de</strong>lle<br />
für die angestrebte Organisationskultur, und er sah das komplexe System <strong>de</strong>r Therapeutischen<br />
Gemeinschaft als Element eines größeren Ganzen, womit die Einbeziehung<br />
<strong><strong>de</strong>s</strong> gesellschaftlichen Kontexts möglich war.<br />
Es läßt sich unschwer erkennen, daß diese – mehr als 50 Jahre zurückliegen<strong>de</strong>n -<br />
Erfahrungen Fragen berühren, mit <strong>de</strong>nen gruppenanalytisch arbeiten<strong>de</strong> Supervisoren<br />
und Berater in Organisationen heute zu tun bekommen. Aus meiner Sicht sind<br />
die Ressourcen, die diese Historie birgt, lange nicht ausgeschöpft – wie überhaupt<br />
zu fragen ist, wie es kommt, daß <strong>de</strong>r psychoanalytische und gruppenanalytische Beitrag<br />
zu diesem Teil <strong>de</strong>r Psychiatriegeschichte so beharrlich in Vergessenheit gerät –<br />
trotz<strong>de</strong>m es an Beiträgen zur Aufarbeitung nicht fehlte (Anm. 4). - Festzuhalten<br />
bleibt: „Die Bewegung <strong>de</strong>r therapeutischen Gemeinschaft entstand in einer Situation<br />
wissenschaftlichen, kulturellen und politischen Umbruchs. Sie war von vornherein interdisziplinär<br />
orientiert und nahm Einflüsse aus Psychiatrie, Psychoanalyse, Psychologie,<br />
Soziologie und Anthropologie auf.“ (Hilpert et al. 1981, S. 11) Auch wenn Foulkes,<br />
Main und ihre Mitarbeiter nicht als externe Berater, son<strong>de</strong>rn als Reformer wirkten,<br />
die die Klinik von innen heraus umgestalteten, können (und sollten!) heutige