Militärische Untersuchung Militärakademie Au ... - Villmergerkriege
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gezogen. 143 Trotzdem hatten die Zürcher ihre Stellung nur mit Mühe halten können. Als die<br />
Schwyzer im Begriffe waren, das vierte Mal anzugreifen, brachte wie bereits im Segel ein Kavallerieangriff<br />
die Entscheidung. Die Rittmeister Eschmann und Meyer stürmten mit den zwei Kavalleriekompanien<br />
über den Laubeggrain gegen die Schwyzer Truppen. Dieser Angriff entlastete die<br />
bedrängte Besatzung der Bellenschanze ganz wesentlich und demoralisierte die zahlenmässig<br />
immer noch übermächtigen Schwyzer entscheidend. Die Schwyzer flohen beim Anblick der zürcherischen<br />
Reiter „als ein ganz zersträute Herd über Kopf und Halß“ 144 und sammelten sich wieder<br />
in Schindellegi. 145<br />
IV.<br />
Militärischer Aspekt<br />
Mit den Defensionalordnungen von 1647 und 1668 wurde erstmals versucht, eine Militärorganisation<br />
auf eidgenössischer Ebene einzuführen. Im Zeitalter des Absolutismus und bei einem Gebilde<br />
wie dem Corpus Helveticum war dies nicht einfach. Die militärische Qualität war in den einzelnen<br />
Orten deshalb auch sehr unterschiedlich. Besonderer Schwachpunkt aller Wehrwesen waren vor<br />
allem die vielfach ungenügende Offiziersausbildung sowie die Qualität der Spezialwaffen (Artillerie<br />
und Kavallerie). In militärischen Gesellschaften wurde versucht, diesem Übel entgegenzutreten,<br />
wie das weiter unten erwähnte Beispiel des Zürcher Artillerie-Kollegiums zeigt. 146<br />
Zudem geschah es, dass nach dem Ersten Villmergerkrieg vielerorts wieder Spiess und Hellebarde<br />
den Vorzug gegeben wurde, weil die katholischen Truppen mit diesen Waffen grosse Wirksamkeit<br />
erzielt hatte. 147 Es schien, dass die „ruchen“ Eidgenossen den Sieg im Ersten Villmergerkrieg<br />
ihren Schlachthaufen und ihrer ungestümen Kampfführung zu verdanken hatten. <strong>Au</strong>s diesem<br />
Grunde wurde vorübergehend sogar die in Bern und Zürich eingeleitete Entwicklung moderner<br />
Formen der Kampfführung angehalten. Die Modernisierung der Kriegsführung sollte erst wenige<br />
Jahre vor dem Zweiten Villmergerkrieg wieder voran getrieben werden. 148<br />
4.1 Das Zürcher Wehrwesen des 17. Jahrhunderts<br />
Anfangs des 17. Jahrhunderts wurden grosse Anstrengungen unternommen, das über lange Zeit<br />
vernachlässigte und zu diesem Zeitpunkt rückständige Zürcher Wehrwesen von Grund auf zu erneuern<br />
und zu reorganisieren. Im Jahre 1620 wurde dem Zürcher Rat das von Johannes Haller<br />
verfasste „Defensional“ vorgelegt, in dem dieser die Reorganisation des Zürcher Wehrwesens, die<br />
Einteilung des Zürcher Gebiets in acht Militärquartiere und die Errichtung eines Hochwachtennetzes<br />
zur raschen Alarmierung von Bevölkerung und Truppen forderte. Von wenigen Änderungen<br />
abgesehen wurden Hallers Vorschläge von einer eigens dafür ins Leben gerufenen Militärkommis-<br />
142 Schneider, Rittmeister, S. 165. Ochsner, Besetzung, S. 126f.<br />
143 Ochsner, Besetzung, S. 127. Guggenbühl, Anteil, S: 188.<br />
144 Schneider, Rittmeister, S. 166.<br />
145 Den Panner hätten die Schwyzer sogar bis nach Rothenthurm zurückgetragen. Fassbind, Geschichte des Kantons<br />
Schwyz, S. 370.<br />
146 Schaufelberger, Blätter, S. 10.<br />
147 Feuerwerker-Gesellschaft, 1855, S. 190, Anm. 118.<br />
148 Kurz, Schweizerschlachten, S. 245.<br />
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