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Militärische Untersuchung Militärakademie Au ... - Villmergerkriege

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Entscheidend für die Kriegstüchtigkeit eines Heeres ist der <strong>Au</strong>sbildungsstand von Offizieren und<br />

Mannschaft. Im Schwyzer Wehrwesen gab es zu dieser Zeit keine regelmässige <strong>Au</strong>sbildung der<br />

Mannschaft. Bezüglich der <strong>Au</strong>sbildung der Offiziere dürfte es – mit <strong>Au</strong>snahme der Offiziere aus<br />

den Fremden Diensten – gleich gewesen sein. Die untersuchten Quellen brachten keinen <strong>Au</strong>fschluss<br />

darüber. Truppenmusterungen wurden höchstens unmittelbar vor einem <strong>Au</strong>szug angeordnet.<br />

<strong>Au</strong>ch hier spielte die innere Haltung eine Rolle. Die Bereitschaft der Wehrmänner, sich ausbilden<br />

zu lassen, war oft sehr gering. Neben den äusseren, materiellen Einflussfaktoren spielten vor<br />

allem die innere Grundhaltung und die Motivation des Einzelnen eine zentrale Rolle. Dies zeigte<br />

sich besonders deutlich bei der Disziplin. Materielle Faktoren wie Besoldung, wirtschaftliche Belastung,<br />

zeitliche Abkömmlichkeit, Qualität der <strong>Au</strong>sbildung und Bewaffnung sowie nicht zuletzt<br />

Glaubwürdigkeit der politischen und militärischen Führung hatten eine grosse Wirkung auf die Motivation.<br />

Dass dieses Vertrauen in die militärische Führung nicht sehr hoch war, haben wir oben<br />

gesehen.<br />

Sicherlich waren die lange Dienstdauer und die Untätigkeit im Felde eine wesentlich Ursache für<br />

die schlechte Moral. Das Versagen jeglicher Logistik spielte allerdings eine viel schwerer wiegende<br />

Rolle. Die Nahrungsmittelversorgung war wie gesehen seit Beginn des Krieges miserabel. Es fehlte<br />

an Geld, an Waffen und an Verpflegung, weil die Schwyzer Obrigkeit keine kriegswirtschaftliche<br />

Planung aufgestellt hatte. Dies war mitunter einer der Gründe, weshalb es schon relativ früh zu<br />

<strong>Au</strong>flösungserscheinungen und Disziplinlosigkeiten gekommen war.<br />

In der lange Phase der Friedensverhandlungen spitzte sich diese Lage weiter zu. Viele Soldaten<br />

drängten auf eine schnelle Entscheidung oder drohten mit eigenen Aktionen. Dass dies nicht auf<br />

Frustration, Rebellion oder sogar Kriegslüsternheit zurückzuführen war, hat Fassbind oben klar<br />

gemacht. Viele Wehrmänner wurden mit der beginnenden Erntezeit dringend zu Hause benötigt. 251<br />

Ein grundsätzlich mangelndes Vertrauen in die eigene militärische und politische Führung führte<br />

dazu, dass es vielfach zu eigendynamischen Handlungen kam. Dies zeigte sich z.B., nachdem die<br />

Schwyzer den Angriff auf die zürcherischen Stellungen begonnen hatten. Ein koordiniertes Vorgehen<br />

fand nur anfänglich statt. So waren die Schwyzer z.B. mit etwa 2'000 Mann tief ins Feindesland<br />

eingedrungen und hatten im Segel eine vorteilhafte Position gegenüber den Zürchern eingenommen.<br />

Die Zürcher konnten dem Gegner in diesem Moment nicht mehr als 150-160 Mann Reserve<br />

entgegensetzen, wollte man nicht Truppenteile von den Schanzen abziehen. 252 Trotz hoher<br />

numerischer Überlegenheit gelang es den Zürchern schliesslich, den Angriff abzuwehren und die<br />

Schwyzer zurückzudrängen, weil diese völlig plan- und führungslos vorgingen. 253<br />

Alle die erwähnten politischen, finanziellen, technischen und psychologischen Rahmenbedingungen<br />

beeinflussten sich gegenseitig und führten letztlich dazu, dass das Schwyzer Wehrwesen den<br />

Ernstfall nicht bestand. Es erstaunt deshalb nicht, wenn das Schwyzer Wehrwesen kurz nach der<br />

Niederlage bei Hütten und Samstagern vollständig zusammenbrach. Am 27. Juli 1712 meldete der<br />

251 Nussbaumer, Miliz, S. 122.<br />

252 Feuerwerker-Gesellschaft, 1856, S. 240.<br />

253 Vgl. dazu im Anhang die Bildausschnitte aus Dokument 1b.<br />

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