einSteiger 2013
Regionaljournal einSteiger
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Essen und Trinken<br />
Die Atmosphäre ist entspannt.<br />
In der Lounge gruppieren sich<br />
Leute auf Polstermöbeln um<br />
niedrige Sofatische. Franzosen,<br />
Holländer und Schweizer sind ins<br />
kleine Münchsteinach gereist. Aus<br />
Deutschland dürften die Nerds<br />
aus Berlin oder Kiel die weiteste<br />
Anfahrt gehabt haben. Manche<br />
kannten sich zuvor nur aus dem<br />
Internet. Nun haben sie ihre<br />
kleinen Zelte aufgebaut, sitzen beieinander,<br />
trinken Club-Mate oder<br />
ein anderes Loscher-Getränk und<br />
plaudern real miteinander.<br />
Rund 60 Kästen Mate-Brause<br />
landen nebst anderen Getränken<br />
nach und nach in durstigen Kehlen.<br />
Von der Loscher-Brauerei hat man<br />
einen Kühlwagen gemietet, zusätzlich<br />
noch Garnituren und das<br />
als Lounge genutzte Kirchweihzelt.<br />
Ein holländischer Koch bietet täglich<br />
warmes Essen an. Der große<br />
Grill und ein Stromverteilerkasten<br />
kommen von der Münchsteinacher<br />
Metzgerei Moosmeier. Dass die Infrastruktur<br />
auf dem Land ein wenig<br />
unkonventionell organisiert wird,<br />
finden Fuhrmannek und Bayerköhler<br />
lustig. „In großen Städten<br />
würde man nicht zum Bäcker oder<br />
Metzger gehen, wenn man einen<br />
Verteilerkasten braucht.“<br />
Was sind sind das das für Leute? für Leute?<br />
Der Chaos-Knoten ist eine Abwandlung<br />
des Symbols der Bundespost fürs Kabelfernsehen,<br />
und zwar mit verlängertem und<br />
verknoteten Kabelausgang. Er fungiert als<br />
Logo des CCC<br />
Projekt 2001 während eines Camps<br />
in den Niederlanden entstanden<br />
und wird inzwischen von einem<br />
Phone Operation Center betrieben,<br />
das diese Technik dem CCC auf<br />
zahlreichen Veranstaltungen zur<br />
Verfügung stellt.<br />
Die Leute, die sich in Münchsteinach<br />
treffen, wollen zeigen, was<br />
mit Technik und Computern alles<br />
möglich ist. Sie fühlen sich gemäß<br />
ihrer Hackerethik dem Konstruktiven<br />
verpflichtet. Und sie wollen<br />
weg von dem Klischee, dass<br />
Computer-Spezialisten einsame<br />
Menschen sind, die soziale Kontakte<br />
jenseits des Netzes meiden.<br />
Gleichzeitig wollen sie ihr Wissen<br />
nutzen, um die Gutgläubigkeit in<br />
oftmals staatlich verordnete Technik-Begeisterung<br />
in Frage zu stellen.<br />
Zum Beispiel haben sie 2008<br />
den angeblichen Fingerabdruck<br />
Wolfgang Schäubles veröffentlicht,<br />
um zu zeigen, wie einfach ein Fingerabdruck<br />
gestohlen werden kann.<br />
Dies geschah aus Protest gegen die<br />
geplante Ausweitung der Verwendung<br />
von biometrischen Daten<br />
beispielsweise im Elektronischen<br />
Personalausweis.<br />
Fotos: Hanns Peter Bacherle<br />
Nicht nur herumfahrende<br />
Getränkekästen, auch ungewöhnliche<br />
Telefonanlagen verwundern<br />
den Laien. Die ICMP-Teilnehmer<br />
können mit schnurlosen Telefonen,<br />
die sie von ihren Stationen zu<br />
Hause mitgebracht haben, kostenlos<br />
untereinander kommunizieren.<br />
Diese Telefonanlage ist aus einem<br />
Videotechnik und Backen mit Mate –<br />
das Programm ist bunt<br />
Die neue computerisierte Gesellschaft<br />
hat neue Spezialisten<br />
hervorgebracht. Ein Teil von ihnen<br />
trifft sich alle zwei Jahre im kleinen<br />
Münchsteinach. Zum ICMP7<br />
wollen sie 2014 wieder ein Sommerzeltlager<br />
auf die Beine stellen<br />
– ganz praktisch, gesellig und sogar<br />
an der frischen Luft.<br />
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