Forderungsmanagement – klare Chefsache
Sonderdruck des Artikels "Oben auf der Agenda" von Thomas Teschner, Geschäftsführer des Softwareunternehmens DATAteam in Leipzig (www.data-team.de) und Jens Lange, Senior Consultant bei der DATAteam-Akademie. Erschienen in der gemeinderat - Das unabhängige Magazin für die kommunale Praxis Nr. 2 / 2015, Seite 14 bis 15
Sonderdruck des Artikels "Oben auf der Agenda" von Thomas Teschner, Geschäftsführer des Softwareunternehmens DATAteam in Leipzig (www.data-team.de) und Jens Lange, Senior Consultant bei der DATAteam-Akademie.
Erschienen in der gemeinderat - Das unabhängige Magazin für die kommunale Praxis Nr. 2 / 2015, Seite 14 bis 15
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Mai 2015<br />
Das unabhängige Magazin für die kommunale Praxis<br />
www.gemeinderat-online.de<br />
SONDERDRUCK<br />
KOMMUNALFINANZEN<br />
<strong>Forderungsmanagement</strong><br />
<strong>–</strong> <strong>klare</strong> <strong>Chefsache</strong><br />
Ein Beitrag von
Wirtschaft & Finanzen<br />
KOMMUNALFINANZEN<br />
<strong>Forderungsmanagement</strong><br />
Oben auf der Agenda<br />
Die politische Leitungsebene einer Kommune handelt klug, wenn sie das<br />
kommunale <strong>Forderungsmanagement</strong> als <strong>Chefsache</strong> behandelt, denn nicht<br />
zuletzt durch die Doppik steigt die Anforderung an transparentes Wirtschaften<br />
und Bilanzieren. Der erste Schritt auf dem Weg zur zügigen Realisierung des<br />
titulierten Betrages ist die Erstellung eines formgerechten Bescheids.<br />
Der Gläubiger glaubt seinem Schuldner,<br />
dieser werde die geschuldete<br />
Leistung erbringen. Der italienische<br />
Ursprung des Gläubigerbegriffes, creditere<br />
für glauben, verweist auf das Fundament<br />
alles Juristischen. Auch wenn die<br />
Rechtsordnung noch so abgewogen und<br />
intelligent ist: Ohne Vertrauen bindet sich<br />
niemand vertraglich. In den Zeiten von<br />
Schuldenunion, billigem Geld und grassierender<br />
Verschuldung privater und öffentlicher<br />
Haushalte wird dieses Fundament<br />
allmählich ins Gegenteil verkehrt. Der<br />
Glaube, die eigenen Forderungen werden<br />
beglichen werden, ist oft genug nicht mehr<br />
als ein frommer Glaube. Und die Akteure,<br />
ob Private, ob Staat, ob Zentralbanken,<br />
befördern die Verschuldung weiter.<br />
Die planmäßige und professionelle Verwaltung<br />
des enttäuschten Glaubens an den<br />
guten Schuldner ist unter der Bezeichnung<br />
<strong>Forderungsmanagement</strong> zu einer komplexen<br />
Managementaufgabe geworden.<br />
Nicht immer hilft es, von vornherein die<br />
Gläubigerposition zu meiden. Private sind<br />
angewiesen auf Aufträge und müssen Risiken<br />
eingehen. Und die öffentliche Hand<br />
befindet sich oft genug in der Position<br />
aufgedrängter Gläubigerschaft, etwa als<br />
Gläubigerin von Zwangs- und Bußgeldern,<br />
Säumniszuschlägen und Zinsen.<br />
DOPPIK SCHAFFT MEHR TRANSPARENZ<br />
Was über Jahrhunderte ihr Selbstverständnis<br />
prägte, steht für die öffentliche<br />
Hand seit einigen Jahrzehnten zur<br />
Disposition. Selbsttitulierungsrecht und<br />
Hoheitlichkeitsnimbus bewahren immer<br />
weniger davor, im Glauben an die Zahlungsmoral<br />
der Schuldner enttäuscht zu<br />
werden. Auch die Kameralistik gerät seit<br />
den 70er-Jahren unter dem Vorzeichen des<br />
Neuen Steuerungsmodells mehr und mehr<br />
unter Druck. Die Doppik mit ihrem Gebot,<br />
Ressourcenverbrauche abzubilden, lässt<br />
das kommunale <strong>Forderungsmanagement</strong><br />
für die politische Ebene zur <strong>Chefsache</strong><br />
werden.<br />
In der Welt der Verwaltungsdoppik, dem<br />
privaten Unternehmensbilanzrecht nachgebildet,<br />
stehen Erträge und Aufwendungen<br />
in einer Mittel-Zweck-Beziehung.<br />
Künftige Erträge alimentieren vorangegangene,<br />
bereits entstandene Aufwendungen.<br />
So kennt es der gut wirtschaftende<br />
Bürger von seinem privaten Haushalt. So<br />
erwartet er es auch von seinem Bürgermeister.<br />
Dank Doppik, dank echter periodengerechter<br />
Bilanzierung findet sich der<br />
Bürgermeister unversehens nackt vor den<br />
informierten Wählern, Interessenverbänden<br />
der Wirtschaft und nicht zuletzt den<br />
eigenen kommunalen Gremien.<br />
Das in Bilanzierungsfragen gern gebrauchte<br />
Bild der gläsernen, aber verschlossenen<br />
Taschen bedeutet für den Politiker:<br />
maximale Publizität der finanziellen<br />
Misere bei gleichzeitiger Unmöglichkeit,<br />
Wohltaten auf Pump auszureichen. Auf<br />
diese Weise soll die staatliche Doppik das<br />
Gebot intergenerativer Gerechtigkeit ver-<br />
Fotos: Fovito/Fotolia, Shutterstock (Titel)<br />
Mahnung: Gutes <strong>Forderungsmanagement</strong> bedeutet, als Erstes einen fehlerfreien Bescheid auf den Weg zu bringen.<br />
2 der gemeinderat sonderdruck
Wirtschaft & Finanzen<br />
wirklichen. Bilanzierungspflichtige Unternehmer<br />
im Ort werden ihre Sachkunde auf<br />
dem Felde der Bilanzanalyse beim Blick<br />
in die Rechenwerke der Heimatkommune<br />
heilsam zur Geltung bringen. Sie werden<br />
die Bilanz der Gemeinde oder Stadt, in<br />
welcher sie unternehmerisch tätig sind,<br />
als verlängertes Rechenwerk ihrer eigenen<br />
Bilanz betrachten. Stellt doch die finanzielle<br />
Solidität des Unternehmensstandortes<br />
einen wichtigen Wirtschafts- und Wettbewerbsfaktor<br />
dar.<br />
BESTANDSAUFNAHME STEHT AM ANFANG<br />
Die politische Leitungsebene einer Kommune<br />
handelt mithin klug, wenn das kommunale<br />
<strong>Forderungsmanagement</strong> als <strong>Chefsache</strong><br />
betrachtet und behandelt wird. Der<br />
Bürgermeister und sein Büro haben sich<br />
hierfür zunächst einen Überblick über die<br />
Handlungsfelder des kommunalen <strong>Forderungsmanagement</strong>s<br />
zu verschaffen:<br />
• Technisch-administrative Ausstattung<br />
der für Aufgaben des <strong>Forderungsmanagement</strong>s<br />
zuständigen Organisationseinheiten<br />
• Anreizkompatible Modellierung der auf<br />
das <strong>Forderungsmanagement</strong> bezogenen<br />
Prozessketten und Prozessabläufe<br />
• Personelle Ausstattung nach Zahl und<br />
Ausbildungsstand der für Aufgaben des<br />
<strong>Forderungsmanagement</strong>s zuständigen<br />
Organisationseinheiten<br />
• Strategische Ausrichtung und fachliche<br />
Eignung der Führungskräfte im <strong>Forderungsmanagement</strong><br />
• Planmäßige Personalentwicklung im<br />
<strong>Forderungsmanagement</strong> durch grundständige<br />
Ausbildung und kontinuierliche<br />
Weiterbildung<br />
Gutes <strong>Forderungsmanagement</strong> bedeutet<br />
in Bezug auf das rechtliche Know-how<br />
nicht an erster Stelle, alle Feinheiten des<br />
Verwaltungsvollstreckungsrechts zur Anwendung<br />
zu bringen. Vielmehr ist die<br />
rechtsfehlerfreie Bescheidung der erste<br />
Schritt auf dem Weg zur zügigen Realisierung<br />
des titulierten Betrages. Hierzu gehört<br />
die Frage, ob überhaupt ein Anspruch<br />
besteht, ob eine Ermächtigungsgrundlage<br />
für einen belastenden Verwaltungsakt<br />
gegeben ist. Jenseits dieser Fragen des<br />
allgemeinen Verwaltungsrechts und der<br />
Legitimationserfordernisse der Eingriffsverwaltung,<br />
die auf dem Gebiet des besonderen<br />
Verwaltungsrechts tätig ist, stellt<br />
das Verwaltungsvollstreckungsrecht das<br />
rechtliche Instrumentarium für das <strong>Forderungsmanagement</strong><br />
bereit.<br />
Die Mitarbeiter im kommunalen <strong>Forderungsmanagement</strong><br />
wissen, dass sie sich<br />
in einem harten Wettbewerb mit anderen<br />
Gläubigergruppen befinden. Dabei werden<br />
die Wettbewerbsbedingungen ständig neu<br />
arrangiert. Etwa durch das Handeln des<br />
Gesetzgebers. Aber auch infolge andere Ereignisse<br />
lokaler Natur (z. B. die Insolvenz<br />
eines wichtigen Arbeitgebers in der Region<br />
oder naturschutzrechtliche Widmungen).<br />
Wichtige Handlungsfelder auf dem Gebiet<br />
der Personalentwicklung beziehen<br />
sich aktuell auf jüngste vollstreckungsrechtliche<br />
Entwicklungen:<br />
• Reform der Sachaufklärung und behördliche<br />
Vermögensauskunft<br />
• Änderungen im Insolvenzrecht (Verkürzung<br />
der Restschuldbefreiung)<br />
• Fortentwicklung des Meldewesens<br />
• Förderung des elektronischen Rechtsverkehrs<br />
mit Gerichten<br />
• Im Kontext von e-Government der elektronische<br />
Bescheid<br />
Wichtige Handlungsfelder für die Führungskräfte<br />
im kommunalen <strong>Forderungsmanagement</strong><br />
ergeben sich unter anderem<br />
aus dem notwendigen Einsatz einer geeigneten<br />
IT-Vollstreckungslösung. Zu den<br />
wichtigsten Leistungsmerkmalen zählen<br />
Schnittstellen zu allen wichtigen Kassenverfahren,<br />
die Abbildbarkeit sämtlicher<br />
Geschäftsprozesse der doppischen Forderungsbewertung<br />
sowie von Sachverhalten<br />
mit insolvenz- und immobiliarrechtlichen<br />
Bezug, ein gerichtliches Mahnverfahren,<br />
privatrechtliche Forderungen, Amtshilfetauglichkeit<br />
und die Eignung für den mobilen<br />
Einsatz.<br />
Weitere Aufgaben in diesem Zusammenhang<br />
sind die stärkere Betonung der<br />
erfahrungsgemäß vernachlässigten Immobiliarvollstreckung<br />
und die interkommunale<br />
Zusammenarbeit durch Zweckverbände.<br />
Thomas Teschner / Jens Lange<br />
ERSCHIENEN<br />
in der gemeinderat <strong>–</strong> Das unabhängige<br />
Magazin für die kommunale Praxis<br />
Nr. 2/2015, Seite 14 bis 15<br />
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DIE AUTOREN<br />
Thomas Teschner ist Geschäftsführer<br />
des Softwareunternehmens DATAteam<br />
in Leipzig (www.data-team.de),<br />
Jens Lange ist Senior Consultant bei<br />
der DATAteam-Akademie<br />
(j.lange@data-team.de)<br />
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