cruiser
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Mai 2015
Juhuu!
Endlich wieder
Gay-Olympics
Alles über
den Eurovision
Song Contest
Exklusiv:
Grosses
Tipp-Poster
Götterwelt
War Zeus wirklich schuld
an Hyakinthos Tod?
Nullnumer
Was macht eigentlich
Sängerin Gunvor?
Ost Side Story
Das neue Musical im
«Hechtplatz».
© European Broadcasting Union 2004-2015. All rights reserved.
Inhalt
Editorial
Mai 2015
04 Thema | ESC
Brücken, Balladen und ein Bart
Foto Umschlag: Shutterstock-stepstock
Liebe Leser
Es ist wieder soweit! Die Gay-Olympics aka «Eurovision Song Contest»
gehen in die nächste Runde. Ein Teil der Cruiser-Redaktion wartet seit
Monaten (eigentlich seit dem letztjährigen Sieg von Concita Wurst) auf
das Gesangsspektakel und dem damit verbunden Outfitdebakel. Cruiser
zelebriert den Song Contest ausgiebig in dieser Nummer; wir haben
keine Mühen und Kosten gescheut und daher ein exklusives Tipp-
Poster beigelegt. Ein wirklich ausgeklügeltes und intensiv getestetes
System garantiert Spass für die ganze Community. Auf der Rückseite
des Posters stellen wir zudem die Teilnehmer aus gut 40 Ländern mit
Bild vor. Selbstverständlich begleiten wir den Event auch online unter
www.cruisermagazin.ch
Kürzlich sass die Cruiser-Chefredaktion im Theater und musste eine
grottenschlechte Aufführung in der Box des Schauspielhauses Zürich
erdulden. Dani guckte einigermassen interessiert 120 Minuten lang auf
die Bühne, derweil ich die Scheinwerfer zählte und danach Danis graue
Haare auf der rechten Seite (es waren nur ungefähr vier, die andere
Seite konnte ich schlecht zählen, denn das wäre mit einem störenden
Sitzwechsel verbunden gewesen). Nach dieser fürchterlichen Darbietung
kam uns die Idee, unsere Kulturseiten etwas auszubauen, damit
wir unsere Leser besser vor derartigen Pannen schützen können. Neu
haben wir in unseren Kulturseiten absolute Geheimtipps – von der
Cruiser-Redaktion getestet und für gut befunden.
Viel Spass mit dem neuen Cruiser!
Cruiser print
Herzlich, Haymo Empl
Chefredaktor
Impressum
Herausgeber & Verleger: Haymo Empl, empl.media
Infos an die Redaktion: redaktion@cruisermagazin.ch
Chefredaktor Haymo Empl
stv. Chefredaktor Daniel Diriwächter
Art Director Astrid Affolter, Access – bridge to work, Bereich Grafik
Redaktion Print Martin Ender, Andreas Faessler, René Gerber, Alain Sorel,
Thomas Borgmann, Marianne Weissberg, Kafi Freitag, Michi Rüegg,
Pia Spatz, Vinicio Albani, Moel Maphy, Agron Idrizi
Layout
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Lektorat Ursula Thüler
Anzeigen Said Ramini, Telefon 043 300 68 28, anzeigen@cruisermagazin.ch
Auflage 12 000 Exemplare, 10 Ausgaben jährlich
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Cruiser online
Herausgeber & Verleger: Haymo Empl, empl.media
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Chefredaktor Online: Daniel Diriwächter
08 Special | Die Schweiz und der ESC
Bilanz der Schweizer Teilnahme am ESC
11 Tipp | Fit in den Frühling
12 Serie | Homosexualität in Geschichte
und Literatur Apoll und Hyakinthos
15 Fotostory | Was hältst du vom ESC?
16 Reportage | Robidog-Sünder
Eine Typologie
17 Nachgefragt | Peter Thommen
18 Kolumne | Pia Spatz
19 Ratgeber Aids-Hilfe | Dr. Gay
20 News | National
22 News | International
24 Serie | Persönlichkeiten
Gunvor
26 Kultur | Schweiz
27 Theaterkritik | Ost Side Story
29 Kolumne | Kafi Freitag
Kafi und ihr Held des Alltags
32 Rückblick | «Break The Chains» 2015
34 Serie | Mannsbild – Berufsbild
Der Diakon
36 Interview | Megy B.
«Ich bin ein schöner Schwindel»
38 Kolumne | Weissbergs warme Weissheiten
Meine pink Wolke der Glückseligkeit
39 Unterhaltung | Kreuzworträtsel
Cruiser Mai | 2015 3
Thema | ESC
Brücken, Balladen
und ein Bart
Text: René Gerber
Weihnachten fällt für ESC-Fans diesmal auf den 23. Mai. Mit Süssigkeiten
und hübsch verpackten Enttäuschungen. Ein traditionelles Familientreffen
mit alten Bekannten und gewohnten Melodien. Skandale bleiben bei
der 60. paneuropäischen Jubiläumskreuzfahrt durch seichte musikalische
Gewässer weitgehend auf der Strecke.
lung vor rund 30 Jahren immens. 1996
vertrat die Australierin Gina G. Grossbritannien
und kurbelte den Hype
weiter an. Vor zwei Jahren in Malmö
eine Videobotschaft aus Sydney, 2014
ein australischer Pausenact, die offizielle
Kandidatur ist bestens auf-
sen: Auch in Neuseeland, Mexiko oder
Südafrika besteht durchaus Interesse.
Ein Blick in die Geschichtsbücher
zeigt, dass einschneidende und umstrittene
Änderungen für Europas
grösste TV-Show (150 Millionen Zu -
schauer) nichts Neues sind. Die poli -
tisch bedingte Osterweiterung seit
1994, Abschaffung des Live-Orchesters
und Einführung des Televotings,
die «Free Language Rule» ab 1999 oder
die Aufteilung in zwei Semifinale ab
2008: Was früher «Grand Prix Eurovision
de la Chanson» hiess, dann
«Eurovision Song Contest» und heute
twittertauglich «ESC», hat sich in 60
Jahren immer wieder verändert und
dadurch nichts an Faszination eingebüsst.
Neuer Teilnehmer, alte Rezepte
Manche Regeln halten sich allerdings
hartnäckig: Weiterhin sind weder
Tiere noch unter 16-Jährige erlaubt,
maximal sechs Personen auf der Bühne,
keine politischen Botschaften.
Australien revolutioniert den Wettstreit
also nicht mit Kängurus und
Schicken die Australier Kylie Minogue
an den Contest?
Kinderchor, sondern fällt mit dem
smarten Sonnyboy Guy Sebastian und
einer stromlinienförmigen Uptempo-
Ballade im Teilnehmerfeld kaum auf.
Höchstens die Verwechslungsgefahr
zwischen Austria und Australia dürfte
während der Punktevergabe für etwas
Verwirrung sorgen. So chaotisch wie
1963 wirds aber hoffentlich nicht, damals
verstand der BBC-Moderator den
norwegischen Juror partout nicht,
nachträglich wurden Punkte statt der
Schweiz dem Nachbarn Dänemark
gutgeschrieben. 2012 nutzte Anke
Engelke das Verkünden der Resultate
als Plattform für ein ebenso charmantes
wie bestimmtes Demokratie-
Plädoyer. Die aufgebrezelten «Douze
Points»-Verteilenden vor nationalen
«Höchstens die
Verwechslungsgefahr
zwischen Austria und
Australia dürfte während
der Punktevergabe
für etwas Verwirrung
sorgen.»
Denkmälern haben längst Kult-Status
und werden auch in Wien für manchen
mehr oder weniger gewollten Lacher
sorgen. Doch bevor es wieder heisst «It
was a wonderful Show tonight» zurück
zu den aktuellen Kanditaten.
Unvergesslich: Die strahlende Siegerin Concitta Wurst am ESC 2014
«Rise Like A Phoenix» – eine ergreifende
Botschaft für Europa, das Highlight
an jedem CSD zwischen Manchester
und Madrid, ein Song, von
dem keiner genug kriegen konnte.
Über Conchitas Triumph war noch
kaum Bart gewachsen, als bereits die
Suche nach ihrem Nachfolger begann.
Während Königin Wurst weiterhin auf
ein Album warten liess, werkelten potenzielle
Thronfolger bereits fleissig
an ihren Beiträgen. Für die ESC-Fangemeinde
begann mit den Vorausscheidungen
die Adventszeit, immer wieder
öffnete sich ein Türchen mit einer
Überraschung.
Die grösste kam mit der einmaligen
Teilnahme zum 60. Jubiläum aus
Australien. Down Under ist die ESC-
Begeisterung seit der ersten Ausstrah-
«Die grösste Überraschung
kam mit der
einmaligen Teilnahme
Australiens zum
60. Jubiläum.»
gegleist ... Nur im unwahrscheinlichen
Fall eines Aussie-Siegs wird auch 2016
wieder ein Song ins Rennen geschickt,
der Wettbewerb müsste dann allerdings
in einer europäischen Stadt ausgetragen
werden. Neben erstauntem
Lob und hohen Erwartungen (Savage
Garden? Sia?? Kylie???) wurden auch
einige kritische Stimmen zur musikalischen
Erweiterung Europas auf den
fünften Kontinent laut. Doch gemäss
Reglement muss ein Teilnehmerstaat
lediglich Mitglied der European Broadcast
Union sein, ansonsten wären auch
der dreimalige Sieger Israel, Aserbaidschan
oder Marokko (1980 einmal
dabei) aussen vor geblieben. EBU-
Präsident Jan Ola Sand bezeichnete
Australiens Teilnahme als «sehr gewagten
und sehr bewegenden Schritt».
Dass weitere Schritte in eine ähnliche
Richtung folgen, ist nicht ausgeschlos-
European Broadcasting Union 2004-2015. All rights reserved.
Fotos: Credits Thomas Hanses EBU, EBU ©
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4 Cruiser Mai | 2015 Cruiser Mai | 2015 5
Thema | ESC
Thema | ESC
Neben Australiens Guy wird das
eine oder andere Sahneschnittchen
aufgetischt, leider meist arg fantasielos.
Italiens «Il Volo» präsentieren eine
bittersüsse Delikatesse mit internationalem
Schmelz, das Trio war immerhin
schon mit Barbra Streisand auf
Tour. Frankreich dreht das Rad zurück
und versucht für einmal gar nicht erst,
es neu zu erfinden, setzt nach einigen
gestrauchelten Hyper-Hipsters wieder
«Lordes Bruder lamentiert
in Belgien und trifft
dabei auch noch Lady
Gaga auf einen Sirup.»
auf traditionelles Chanson, Schlachtfeldhymne
statt Dancefloor-Heuler.
Selbst Russland gibt sich nach angekündigtem
Boykott versöhnlich,
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besingt mit gefälligem Pop made in
Sweden fast schon heuchlerisch die
Vielfalt der Stimmen und den fried lichen
gemeinsamen Traum. Zwischenfazit:
nett produzierte Déjà-vus in
Serie.
Solide Brücken, übergrosse
Fussstapfen
Über weite Strecken scheint der diesjährige
ESC ein unspektakulär glattrasiertes
Familienfest aktueller Chartstürmer
zu werden. Lordes Bruder
lamentiert in Belgien und trifft dabei
auch noch Lady Gaga auf einen Sirup,
David Guettas Göttibub aus Texas
houst jetzt in Schweden und Nelly
Furtados Cousine hüpft durch
Alba nien, während die Mumfords in
Litauen einen verlorenen Sohn und Sia
auf Malta eine Seelenverwandte gefunden
haben. Dazwischen ein Meer
aus dramatischen Cinemascope-Balladen
und schwülstigen Duetten, darauf
ein paar schmissige Sommerhit- Surfer.
Auch dieses Jahr wird der ESC wieder
Millionen von Gays in den Bann ziehen.
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Fotos: Fotolia-Innovated Captures, pd ©
Rasch ein Tränchen verdrückt für den
bombastischen griechischen Liebeskummer
oder Ungarns zartes Anti-
Kriegs-Plädoyer, und schon bringen
Dänemark und Holland mit ihren
sonnigen Feelgood-Refrains die gute
Laune zurück. Ein einsamer Wolf aus
Aserbaidschan kann nicht schlafen,
ein zypriotischer Pfadfinder zupft am
Lagerfeuer für die Geliebte. Doch die
Emotionen bleiben Schablonen, die
Ideen Imitate.
«Building Bridges», das diesjährige
Motto, haben sich einige zu sehr zu
Herzen genommen. Die musikalischen
Gewässer unter all diesen durchdacht
konstruierten Brücken sind gar seicht
und sanft. Wo sind die Überflieger
und Untiefen, die Paradiesvögel und
die hässlichen Entlein? Als traute sich
keiner, in die übergrossen Wurst-Fussstapfen
zu treten. Island, Irland oder
Polen? Austauschbar wie nie zuvor.
Immerhin bleibt Montenegro dem
Erfolgsrezept folkloristischer Schmachtfetzen
treu, Georgien dem wohl aussichtslosen
Konzept zwischen Kunstanspruch
und Ohrensausen und San
Marino dem Untergangskommando
unter Kapitän Ralph Siegel. Diplomatisch
eingemittet in innovativer
Songstruktur und raschem Vergessen
strandet der helvetische Beitrag von
Mélanie René wohl im Mittelfeld. Mit
der schweizerisch-norwegischen Doppelbürgerin
Debrah Scarlett haben wir
ABBA – unvergessliche Sieger für Schweden 1974
allerdings ein zweites hoffnungsvolles
Ass an Deck. Eine Sirene, neben der
etwa Deutschlands zweite Wahl nach
dem Eklat in der Vorausscheidung,
Ann-Sophie – eine laue Selah Sue- Kopie
– , oder Grossbritanniens abgestandener
Electroswing ziemlich altbacken
aussehen.
Bunte Erinnerungen, blasse
Favoriten
Favoriten sind kaum auszumachen im
diesjährigen Goldfischbecken, auch
der allseits hoch gehandelte Schwede
tritt bisher eher als Hochleistungsschwimmer
denn als Sympathieträger
in Erscheinung. Doch da gibt es noch
ein paar Inseln, die es genauer zu erforschen
gilt. Israels Nadav Gudj etwa,
der mit «Golden Boy» zum ersten Mal
einen englischen Text gekonnt mit
orientalischen Rhythmen zu einem
auffälligen Ohrwurm verstrickt. Oder
Estland und Slowenien, die leichtfüssigen
und überaus charttauglichen
Vintage-Pop auf Lager haben. Nicht zu
vergessen Finnland, dessen Punkrocker
mit Down-Syndrom ziemlich
schroff ins Seichte ragen.
Die Live-Performance wird entscheiden,
wer am 23. Mai Herzen erobert
und über die Siegerbrücke in der
Wiener Stadthalle schreitet. Zum 60.
Jubiläum darf man natürlich auch
etwas nostalgisch werden und auf
einige legendäre ESC-Momente zurück -
«Wo sind die Überflieger
und Untiefen, die
Paradiesvögel und die
hässlichen Entlein?
Als traute sich keiner,
in die übergrossen
Wurst-Fussstapfen zu
treten.»
blicken. Auf 1956 etwa, als uns die
unverwüstliche Lys Assia in Lugano
mit «Refrain» zum allerersten Sieg
trällerte. Im Folgejahr machte der
Däne Gustav seiner Duettpartnerin
einen Heiratsantrag und küsste sie
während elf Sekunden, weil ein Assistent
das Zeichen zum Abbruch vergass.
1968 kaufte sich Spanien angeblich
den Sieg, um den Tourismus
anzukurbeln, 1969 gab es nach Punktegleichstand
ganze vier Sieger. 1974
läutete ABBAs Waterloo eine neue Ära
ein und in Portugal löste die Radio-
Ausstrahlung des Eurovisions-Liedes
eine Revolution aus. Céline Dions
Sieg 1988, Gunvors skandalträchtige
Null-Punkte-Nummer zehn Jahre später
in Birmingham, wo die transsexuelle
Dana International den Pokal
abräumte … Unvergessliche Momente,
unsägliche Skandale. Doch dann kam
Frau Wurst und stellte alles Bisherige
in den Schatten.
2015 nun steht uns wohl eine ganz
klassische Eurovisions-Feier bevor, die
in Erinnerung gehen könnte als der
Abend, an dem die weiterhin überragende
und jetzt schon legendäre
Königin Conchita eine unvergessliche
Party schmiss, auf der irgendein Prinz
einen Blumentopf gewonnen hat und
auf der wir allen Unkenrufen im Vorfeld
zum Trotz so viel Spass hatten wie
noch nie. Also dann wie jedes Jahr am
ESC, dem «Happiest Weekend of the
Year», wie er in Australien auch genannt
wird!
Cruiser Mai | 2015 7
Special | Die Schweiz und der ESC
Die Schweizer Bilanz
beim ESC
Text: Thomas Borgmann
In den letzten zwei Jahrzehnten war die Schweiz nicht gerade Spitzen
reiter beim Eurovision Song Contest. Die Gesamtwertung in der Grand
Prix-Geschichte fällt für das Land jedoch ganz positiv aus. 24 der bislang
55 Beiträge landeten in der vorderen Tabellenhälfte. Damit gehört
die Schweiz zu den erfolgreicheren Teilnehmern beim Wettbewerb.
Vier Teilnahmen in vier Sprachen.
Peter, Sue & Marc vertraten die Schweiz
am häufigsten beim Grand Prix.
Mit zwei Siegen, je drei zweiten und
dritten, fünf vierten und zwei fünften
Plätzen rangiert die Schweiz in der Erfolgsstatistik
des Grand Prix d'Eurovision
auf Platz 12. Keine schlechte
Bilanz bei einer Rangliste von 51 Ländern,
die sich in der sechzigjährigen
Geschichte dem Wettbewerb gestellt
haben. Dieses respektable Ergebnis ist
natürlich auch der langjährigen Teilnahme
des Landes zu verdanken. Von
den insgesamt 60 Austragungen – der
diesjährige Wettbewerb eingeschlossen
– war die Schweiz 56 Mal dabei
und findet sich damit auf Rang 5 in
der Teilnahmestatistik wieder. Unfreiwillig
aussetzen mussten die Schweizer
in den Jahren 1995, 1999, 2001
8 Cruiser Mai | 2015
und 2003 aufgrund schlechter Vorjahresplatzierungen.
Durch die neue Teilnahme
zahlreicher Länder aus Osteuropa
in den 1990er Jahren mussten die
Länder mit den erfolglosesten Beiträgen
im Folgejahr pausieren, damit die
Show nicht den zeitlichen Rahmen
von drei Stunden sprengte.
Seit 2004 wird in einem Halbfinale
entschieden, welche Länder am Finale
teilnehmen. Nur die fünf finanzstärksten
Länder der EBU – Frankreich,
Italien, Spanien, Grossbritannien
und Deutschland – sowie der Sieger
des Vorjahres sind automatisch für das
Finale gesetzt. In den Jahren 2004 und
2007–2010 kam die Schweiz auch mit
so populären Interpreten wie DJ Bobo
über dieses Halbfinale nicht hinaus.
Erst 2011 gelang Anna Rossinelli wieder
der Einzug ins Finale, wo sie dann
aber den letzten Platz belegte. Auch
2012 und 2013 blieben die Schweizer
Beiträge in der Vorrunde hängen, bis
im letzten Jahr der Tessiner Sebalter
mit «Hunter of the Stars» die Schweiz
mit dem 13. Platz erstmals seit 2006
wieder in die Top-Twenty brachte. Die
letzte Top-Ten-Nominierung liegt genau
zehn Jahre zurück. 2005 erreichte
die estnische Girlband Vanilla Ninja
für die Schweiz den achten Platz.
Sechsmal bildete die Schweiz das
Schlusslicht bei den Punkten auf der
Wertungstafel und liegt damit im internationalen
Vergleich der Letztplatzierten
auf Platz 7. Mit jeweils 0 Punkten
schnitten die Beiträge von 1964
(Anita Traversi: «I miei pensieri»), 1967
(Géraldine: «Quel coeur vas-tu briser?»)
und 1998 (Gunvor: «Lass ihn»)
im Finale ab. Ohne einen einzigen
Punkt verabschiedete sich Piero
Esteriore mit seinem Song «Celebrate»
2004 schon in der Vorrunde aus dem
Wettbewerb. Und auch Michael von der
Heide konnte 2010 mit seinem Lied «Il
pleut de l'or» nur zwei Punkte für sich
verbuchen und landete damit ebenfalls
dem letzten Platz im Halbfinale.
Sprachvielfalt als grosses Plus
In anderen Kategorien kann die
Schweiz in der Eurovisionsstatistik
allerdings gleich mehrfach punkten.
Der erste Grand Prix fand am 24. Mai
1956 in Lugano statt. Mit dem Lied
Damals noch kein Weltstar: Mit einem
Punkt Vorsprung vor Grossbritannien
gewann die Kanadierin Céline Dion
1988 mit «Ne partez pas sans moi» den
Grand Prix für die Schweiz.
European Broadcasting Union 2004-2015. All rights reserved.
Fotos: pd ©
«Refrain» sorgte Lys Assia dafür, dass
die Siegertrophäe gleich im Land verbleiben
konnte. Aufgrund der Mehrsprachigkeit
ist kein anderes Land in
so vielen Sprachen aufgetreten wie die
Schweiz. 24 Beiträge wurden auf
Kein Goldregen für Michael von der
Heide. Mit nur zwei Punkten landete
sein «Il pleut de l’or» bereits in der
Vorrunde auf dem letzten Platz.
Französisch gesungen, 12 auf Deutsch,
elf auf Englisch, 9 auf Italienisch und
einer auf Rätoromanisch. Vor allem in
den sechziger und siebziger Jahren,
als noch in der Landessprache gesungen
werden musste, erwies sich Französisch
durchaus als Vorteil. Viele der
teilnehmenden westeuropäischen Länder,
zu denen damals auch Monaco
und Luxemburg gehörten, waren
frankophon, und Französisch war als
Sprache des Chansons ohnehin international
beliebt.
Mit insgesamt sechs Beiträgen ist
der Liedermacher, Sänger und Komponist
Peter Reber der Interpret, der am
häufigsten für die Schweiz am Song
Contest teilgenommen hat. Vier Mal
war er Teil der Formation Peter, Sue &
Marc. 1980 schrieb er gemeinsam mit
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Veronique Müller den Titel «Cinéma»
von Paola und landete damit auf Platz
vier. Platz vier errang er auch 1976 mit
«Djambo, Djambo», und er schloss seine
ESC-Karriere bis auf Weiteres 1981
mit «Io senza te» ebenfalls mit dem
vierten Platz ab. Nur mit dem von ihm
geschriebenen Beitrag «Swiss Lady»
der Pepe Lienhard Band landete er
1977 nicht auf dem vierten, sondern
nur auf dem sechsten Platz. Dafür
wurde dieser Titel der kommerziell erfolgreichste
Eurovisions-Beitrag der
Schweiz. Peter, Sue und Marc sind übrigens
nicht die einzigen Interpreten,
die viermal für die Schweiz gesungen
haben. Auch Lys Assia trat viermal an,
davon allerdings 1956 mit zwei Beiträgen.
Das Trio um Peter Reber kann
als einziges für sich verbuchen, insgesamt
in vier verschiedenen Sprachen
beim ESC gesungen zu haben. 1971 taten
sie das auf Französisch («Les illusions
de nos vingt ans»), 1976 auf Englisch
(«Djambo, Djambo»), 1979 auf
Deutsch («Trödler & Co») und 1981 auf
«Aufgrund der Mehrsprachigkeit
ist kein
anderes Land in so
vielen Sprachen aufgetreten
wie die Schweiz.»
Italienisch («Io senza te»). Darüber hinaus
nahmen sie 1973, 1974 und 1975
an der Schweizer und 1978 auch an
der deutschen Vorentscheidung teil.
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Norwegen in der Schlussrunde seine
korrigierten Wertungen übermittelten,
lag Esther Ofarim 1963 mit «T’en vas
pas» an der Spitze.
Neben Lys Assia konnte bislang nur
Céline Dion 1988 einen Sieg für die
Schweiz erringen. Lange Zeit herrschte
Unsicherheit, ob 1963 nicht Esther
Ofarim mit dem Schweizer Beitrag
«T'en vas pas» die eigentliche Gewinnerin
gewesen sei. Norwegen sollte am
Ende der Sendung seine Wertung erneut
durchgeben und vergab plötzlich
vier Punkte für Dänemark statt der zuvor
erteilten zwei und nur noch einen
für die Schweiz entgegen der zunächst
vergebenen drei Punkte. Diese geänderte
Wertung liess schliesslich Dänemark
statt die Schweiz gewinnen, und
es wurde gemunkelt, dass die Skandinavier
sich untereinander die Punkte
zuschieben. Erst Ende der 1990er Jahre
konnte geklärt werden, dass die
zweite norwegische Wertung die korrekte
war und Dänemark den Song
Contest 1963 zu Recht gewonnen hatte.
Der dritte Sieg für Helvetia ist also
noch zu holen.
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Text: Moel Maphy
Sie verstellen bereits jetzt alle Studios: grosse
Maschinen, die auf Knopfdruck mit wenig
Aufwand die Idealfigur versprechen.
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Das kann zu Schwindel, Übelkeit und
Sehstörungen führen», sagt Dieter
Bachmann, Inhaber des Zürcher Fitnesscenters
«Westside». Auch im «Westside»
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FotoS: Fotolia-Aarrttuurr
Sofort schön schlank: Powerplate ist der neue Fitnesstrend.
Fitnessqueen Daniela Baumann hat
auf TeleZüri im Januar kräftig die
Werbetrommel für ihr neues Fitnesscenter
«Loft 1» rühren dürfen. Weniger
gerührt, dafür geschüttelt wird man
auf einem der Geräte, die sie anbietet,
der Powerplate. Es handelt sich um
eine Metallplatte, die in alle drei Dimensionen
vibriert. Der Trainierende
stellt sich auf die Platte, nimmt eine
Position ein und lässt die Vibrationen
auf die Muskulatur wirken. Ein Ganzkörpertraining
kann so innerhalb
von nur gerade 15 Minuten absolviert
werden. Und natürlich (das empfehlen
Experten immer!) tut man das am
besten unter professioneller Anleitung.
Denn ganz unproblematisch ist
die Wundermaschine nicht. «Wendet
man das Gerät falsch an, ist die Ge-
Madonna und Kylie
lassen vibrieren
Aber nicht nur die Zürcher Body-Tuner
stellen sich drauf: Bachmann
weiss, dass diverse Spitzensportler
das Gerät im Training einsetzen.
Auch Promis wie Madonna, Kylie
Minogue oder Fast-Promis wie Ex-
Mister-Schweiz Sven Mellig sind begeisterte
Anhänger der Vibrationsplatte
- beruhigend. Ebenfalls ein Fan
der Maschine ist die Büroangestellte
Nadja Kawohl (25). «Die Übungen sind
anstrengend, aber nicht ermüdend.
Ich entwickelte schnell eine Trainingsroutine
und stellte fest, dass mir
die Übungen von Mal zu Mal leichter
fielen.»
Die Vibrationsmethode, wie sie bei
der Powerplate angewandt wird, wurde
von einem Sportarzt entwickelt. Sie
diente russischen Kosmonauten zur
Bekämpfung von Muskel- und Knochenschwund.
Testperson Nadja Kawohl:
«Mal abgesehen vom Muskelkater,
den ich nach den ersten Einheiten
hatte, verspüre ich mit dem Training
ein völlig neues Körpergefühl. Aufrechter.
Kraftvoller. Beweglicher.»
Klingt gut, doch Wunder sind auch
vom grossen Muskelvibrato nicht zu
erwarten. Dieter Bachmann hat festgestellt,
dass die neue Trainingsmethode
bei Frauen effizienter ist: «Das liegt
wohl an der Fettverteilung des weiblichen
Körpers.» Und selbstverständlich
muss trotz Training mit Powerplate
auch auf gesunde Ernährung geachtet
werden. «So genial die Maschine ist –
von nichts kommt nichts.» Ausserdem
brauchts ein dickes Portemonnaie:
Eine Trainingseinheit à 15 Minuten
kostet um die 40 Franken.
Cruiser Mai | 2015 11
Serie | Homosexualität in Geschichte
und Literatur
Tödliches Geschoss
ins Gesicht des Geliebten
Text: Alain Sorel
Um seinem Geliebten nahe sein zu können, stieg Apoll, einer der höchsten
griechischen Götter, von seinem Sitz herab zu Hyakinthos, dem schönen
Königssohn, und vergnügte sich mit dem Sterblichen beim Diskuswerfen.
Mit fürchterlichen Folgen. Der Gott machte sich wegen fahrlässiger Tötung
schwere Vorwürfe und verewigte den Burschen in einer Blume. Doch war
wirklich er allein schuld am fatalen Wurf? Eine Spurensuche.
Irgendwann einmal fiel den Göttinnen
und Göttern auf, dass ihr schöner
Kollege Apoll in den Ratsversammlungen
der Überirdischen nicht bei der
Sache war, ja, dass er die Zusammenkünfte
häufig sogar schwänzte. Jedenfalls
weiss dies der römische Dichter
Ovid (43 v. Chr. bis 17 n. Chr.) in seinen
«Metamorphosen» zu berichten, die
rund 250 Verwandlungen in der Entwicklung
der Welt aus der Sicht der
griechischen und der römischen Mythologie
beschreiben.
Apoll glänzte
also auf dem
Olymp, dem
Sitz der griechischen
Götter, durch
Abwesenheit.
Eine etwas paradoxe
Formulierung
in seinem Fall,
sollte er doch glänzen durch Anwesenheit.
Ihm oblag nämlich auch der
Lauf der Sonne, er war der Sonnengott
und trug den Beinamen Phoibos, was
so viel heisst wie «hell, leuchtend».
Immerhin versank die Erde nicht in
ununterbrochene Nacht und Dunkelheit,
was bei der Verfassung, in der
sich Apoll befand, alles andere als
selbstverständlich war.
Pfeile aus dem Köcher des
Liebesgottes
Apolls Zustand war die reinste Ironie
des Schicksals. Er, auch Gott des Bogenschiessens,
der gerne mit dem
Bogen unterwegs war und Übeltäter
mit einem gezielten Schuss in die
Unterwelt, den Hades, beförderte, war
selber von einem Pfeil getroffen worden.
Mitten ins Herz. Es spielte keine
Rolle, dass Apoll als Gott gar nicht getötet
werden konnte. Pfeile dieser Art
fügten auch Erdenbewohnern keinen
physischen Schaden zu. Nach der Sage
waren sie golden, stammten aus
dem Köcher des Liebesgottes
Hyakinthos: Von Apoll geliebt und
irrtümlich umgebracht?
Eros und weckten gegenseitig Begierde
und Leidenschaft, einen Glückstaumel
der Gefühle. Manchmal schickte
Eros freilich einen in Blei getauchten
Pfeil: Das hiess Zurückweisung, Ablehnung
eines Liebenden oder Abwendung
von ihm – mit Hass im Gefolge,
der, je nachdem, bei Menschen auch
mit dem Tod enden konnte. In der
bildenden Kunst wird Eros bzw. sein
römisches Pendant Amor gerne
als geflügelter Knabe dargestellt,
als charmante, schelmische Unschuld
in Person, und es scheint,
als wirke er auch im 21. Jahrhundert
auf dieser Welt fort.
Dem Ruf, auch Beschützer der
gleichgeschlechtlichen Liebe zu
sein, machte er alle Ehre, als er es
zwischen Apoll und dem Königssohn
Hyakinthos nach allen Regeln der
Kunst knistern liess. Hyakinthos war
von edler Abkunft. Die antiken
Quellen waren sich häufig nicht
einig, wer die Eltern eines Heranwachsenden
waren, aber
in einer gängigen Version
gilt Hyakinthos als Sohn
des Königs Amyklas
von Sparta und der
Diomede. Dann hätte
er eine spartanische
Erziehung genossen,
eine harte, karge,
strenge, auf körperliche
Ertüchtigung bedachte.
Mit viel Drill für
Knaben.
Foto: Fotolia-Antonio Gravante, Fotolia-ricardo ferrando
Apoll, Gott des Bogenschiessens, vergnügte sich gerne mit hübschen Jünglingen.
«Erglänzte» Männerkörper
Eine Sportart hatte es dem Prinzen besonders
angetan, bei der er auch gerne
etwas durch die Luft sausen liess: eine
«Da legen sie die Kleider
ab, erglänzen vom
Saft des fetten Öls und
beginnen den Wettkampf
mit dem breiten
Diskus.»
Scheibe. Er war ein hervorragender
Diskuswerfer, im Gegensatz zu den
meisten anderen Menschen, die höchstens
einmal eine Diskushernie kriegen.
Hyakinthos war jung, gesund,
strotzend vor Kraft. Wenn er zur
Scheibe griff, geriet der muskulöse
Körper mit den starken Armen in
schwungvolle Bewegung. Es war diese
elegante Geschmeidigkeit, welche die
Aufmerksamkeit Apolls erregte – und
garantiert nicht nur die Aufmerksamkeit.
Apoll sah ihn vom Sonnenwagen
aus – uns reicht ein Fussballspiel am
Fernsehen, um die Fantasie in Gang zu
setzen …
Diskussionslos war der Diskus für
den liebestollen Apoll der Anlass, die
Regierungsgeschäfte zu vernachlässigen
und immer und immer wieder
Sparta aufzusuchen, um seinem Liebling
nahe zu sein. Ovids Sprache ist
eindeutig: «Da legen sie die Kleider ab,
erglänzen vom Saft des fetten Öls und
beginnen den Wettkampf mit dem
breiten Diskus.» Welch ein Bild!
Apoll leistet Erste Hilfe
Ganz klar, dass Apoll dem Hyakinthos
imponieren wollte. Er beförderte die
Scheibe «hoch in die Lüfte und zerstreute
mit Wucht die im Wege stehenden
Wolken; erst nach langer Zeit fiel
die Last auf den festen Erdboden zurück
und bewies, wie sich Kraft mit
Geschicklichkeit paarte» (Ovid).
Ein toller Flug, doch – da passiert
es. Das Unglück, das dieser Beziehung
keine Zukunft schenkt. Aus irgendeinem
Grund schnellt Apolls Geschoss
beim Aufprall dem herbeieilenden
Hyakinthos mitten ins Gesicht – mit
so hoher Geschwindigkeit, dass die
freigesetzte Energie für den jungen
Spartaner tödlich ist. Der total bestürzte
Apoll leistet Erste Hilfe. Er
wärmt Hyakinthos, säubert die Wunde,
legt Heilkräuter auf, die er als Gott
sogleich zur Verfügung hat, aber er
12 Cruiser Mai | 2015 Cruiser Mai | 2015 13
Serie | Homosexualität in Geschichte
und Literatur
Fotostory | Was hältst du vom ESC?
kann die fliehende Seele nicht aufhalten.
Gegen das Schicksal sind sogar
Götter machtlos, es ist eine Instanz
über ihnen. Immer wieder verlieren
die Olympischen ihre Lieblinge, Apoll
ist nicht der einzige. Und obwohl auch
Schutzherr des berühmten Orakels von
Delphi, ist ihm das Verhängnis nicht
geweissagt worden.
«Wenn ich dich nicht
bekomme, soll dich
ein anderer auch nicht
kriegen.»
Rivale mit im Spiel?
Der Gott klagte und sah sich als Urheber
der tödlichen Verletzung seines
Geliebten. Doch war dem wirklich so?
Die Indizien weisen nämlich auf einen
geheimnisvollen Dritten hin, der da
mit im Spiel war. Apoll war nicht der
einzige, den die Schönheit von Hyakinthos
in den Bann gezogen hatte. Er
hatte einen Rivalen, den der spartanische
Königssohn offenbar hatte abblitzen
lassen oder von dem er sich abgewandt
hatte. Die Rede ist von Zephyros,
einem anderen Gott. Dessen Hauptaufgabe
war das Blasen. Mit geblähten
Wangen mischte er die Meteorologie
auf, er war der Gott des Westwindes,
aber in der Hierarchie der Götter lag
Apoll weit über ihm, war prominenter.
Zephyros hatte Grund zur Eifersucht.
In dosierter Form würzt ja Eifersucht
die Liebe, sie ist aber auch ein
starkes Tatmotiv, funktionierend nach
dem Prinzip: «Wenn ich dich nicht bekomme,
soll dich ein anderer auch
nicht kriegen.» Wenn das die Schlussfolgerung
von Zephyros war, wenn er
wie ein Erdenbewohner blind, rasend
vor Eifersucht war, so brauchte er als
Herr der Winde nur ein Lüftchen, nur
einen Hauch, um, wie der griechische
Satiriker Lukian erzählt, den Diskus in
seinem Flug abzulenken und gegen
Hyakinthos zu richten. Eine Tat aus
dem Hinterhalt. Gemäss Lukian verfolgte
der wutschnaubende Apoll seinen
Widersacher – eine aussichtslose
Sache.
Blume aus Blut als Mahnmal
Apoll kehrt zurück und kniet an der
Seite von Hyakinthos nieder, scheu
berührt er ihn. Und jetzt zeigt er seine
weitreichenden Befugnisse als Gott.
Aus dem Blut, das zu Boden tropft, erschafft
er zum ewigen Gedenken an
den Geliebten eine Blume. Der Bezug
zur Hyazinthe liegt nahe, doch bringt
die moderne Biologie sie eher mit der
Schwertlilie oder dem Rittersporn in
Verbindung. Ovid selbst schreibt: «Sie
nimmt die Gestalt an, die Lilien eigen
ist; nur ist sie purpurfarben, jene aber
silberweiss.» Und er zitiert Apoll, auch
Gott der Dichtkunst, des Gesangs und
der Musik, der noch einmal zum toten
Freund spricht: «Von dir wird die Lyra,
wenn meine Hand sie schlägt, von dir
werden meine Lieder künden, auf dir,
der neuen Blume, werden meine Seufzer
geschrieben stehen.» Die Blütenblätter
formen die Inschrift «AIAI». Sie
gelten als Klagelaute, die an Apolls
unendliche Trauer mahnen.
Cruiser-Serie: Homosexualität
in Geschichte
und Literatur
Mehr oder weniger versteckt findet
sich das Thema Männerliebe in der
Weltgeschichte, in antiken Sagen und
traditionellen Märchen – in der Literatur
ganz allgemein – immer wieder.
Cruiser greift einzelne Beispiele heraus,
würzt sie mit etwas Fantasie, stellt sie
in zeitgenössische Zusammenhänge und
wünscht bei der Lektüre viel Spass –
und hie und da auch neue oder zumindest
aufgefrischte Erkenntnisse. Die
zweite Folge befasst sich mit dem
durchtrainierten Königssohn Hyakinthos,
der eines Tages mit einem Gott
Sport treibt.
So denken wir
über den ESC
Text: Haymo Empl, Agron Idrizi
CASPAR
Nun … mich interessiert der ESC nicht
so sehr. Aber mit Freunden in einer
geselligen Runde … warum nicht?
Cruiser hat nachgefragt
und wollte
wissen, wie man den
ESC so findet.
AMANDIO
Super Show. Ich liebe das Gesangsspektakel
und freue mich, dass
Australien dabei ist. Ich lebe in
London und die Engländer zelebrieren
den Event so wirklich.
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CLAUDIA
Ehrlich gesagt konnte ich die
Faszi nation für den ESC nie richtig
verstehen. Aber ich hoffe,
die Schweiz kommt weiter.
Fotos: Agron idrizi
DUSAN
Ich bin glühender Fan des ESC und
fahre nach Wien. Seit Jahren verfolge
ich den Contest.
DENIS
Der ESC interessiert mich nicht,
das sind eher zweitklassige
Musiker.
14 Cruiser Mai | 2015
Cruiser Mai | 2015 15
Reportage | Typologie der Robidog-Sünder
Nachgefragt | Peter Thommen
Typologie der
Robidog-Sünder
«Ich war eine Art Google
zu meiner Zeit»
Text: Haymo Empl
Jetzt ist endlich Frühling und daher fallen die Hundehäufchen wieder mehr
auf (im Winter wurden diese elegant mit Schnee zugedeckt). Gerade
Gays lieben ja Hunde und Hündchen. Und sind Meister im «Haufen-nicht
Aufklauben». Wir entlarven die Sünder.
Text: Daniel Diriwächter
Peter Thommen, sein «Senf» und besonders seine Buchhandlung
«Arcados» prägten das schwule Leben in Basel in einer Zeit, als Homosexualität
noch ein erklärtes Tabu der Gesellschaft war. Nun wurde
seine Berufung zum Hobby.
«Robidog» ist die praktische Erfindung
eines Schweizers. In den grünen
Behältern lassen sich Hundehaufen in
Säckchen bequem und einigermassen
hygienisch entsorgen. WENN denn die
Haufen auch aufgeklaubt werden. Flaniert
man durch die Metropolen, kann
das zu einem wahren Hindernisparcours
werden. Es gilt, schnell und dennoch
mit Contenance den Hundehaufen
auszuweichen. Wer klaubt denn
eigentlich des Hündchens Hinterlassenschaft
nicht auf? Nach intensiven
Studien lassen sich unserer Meinung
nach vier Typen von Hundehaufennicht-Aufklaubern
ausmachen.
TYP 1 gilt diesbezüglich als wenig inspiriert.
Dieser Typus Gay kleidet sich
unauffällig, sein Hund wirkt eher gewöhnlich.
Macht Hundchen das Häufchen,
studiert der Besitzer just in diesem
Moment ein imaginäres SMS oder
beschäftigt sich mit der Fauna und
Flora der näheren Umgebung. Häufig
wird – mangels Fauna und Flora, beispielsweise
in Zürich – auch der alte
und leicht durchschaubare Trick des
Fingernagelhäutchenzurückschiebens
angewendet. Der Haufen bleibt liegen.
TYP 2 unterscheidet sich unwesentlich
von Typ 1. Er kleidet sich einen
Hauch urbaner und hat sich diesen
coolen Hundehalter-Schlendergang antrainiert.
Bei den Gay-Trullas (d.h. der
etwas flamboyanteren Version des
Typs 2) ist diese Art Mann einfach zu
erkennen, da die Robidog-Tüten elegant
um die Leine geknotet sind und
sich dieser Typ in vielen Fällen ein
klein wenig von der Masse (primär
von Typ 1) abheben möchte – beispielsweise
mittels eines raffinierten
Accessoires wie einem Ohrring (rechts
getragen) oder Pumps im selben Pink
wie die Stadt-Zürich-Robidog-Tüte.
(Ausserhalb der Stadt Zürich werden
die Pumps durch eine Halskette, meist
in schlichtem Silber, ersetzt.)
«Flaniert man durch die
Metropolen, kann das zu
einem wahren Hindernisparcours
werden –
es gilt, schnell und dennoch
mit Contenance
den Hundehaufen auszuweichen.»
TYP 3 kann sehr unangenehm sein.
Dann nämlich, wenn Hundchen mit -
ten auf dem Fussgängerstreifen am
Central – also wirklich mitten in der
Stadt Zürich – sein Häufchen macht.
Es passiert dann Folgendes: Der Verkehr
bricht kurzzeitig zusammen, weil
eine aufgebrachte ältere Dame Typ 3
darauf aufmerksam, dass der Hund
grad ordentlich gekackt hat und man
die Hinterlassenschaft doch bitte aufklauben
möchte. Typus 3 macht das
aber nicht, weil er sich diskriminiert
fühlt. Schon seit 1982. Es wird diskutiert,
politisiert und andere tapfere
Bürger schalten sich ein. Es kommt zu
besagtem Verkehrschaos.
TYP 4 hat einen Chihuahua. Dieser
Typus denkt, er hätte einen Hund (der
Hund denkt auch, er sein einer).
Chihuahuas machen in Katzenkistchen
und gehen nur ungern raus – genau
wie ihre Halter. Wenn man mal
raus muss, dann wird der Hund in eine
Louis-Vuitton-Tasche gepackt und
Hünd chen weiss, dass man in diese
Tasche nicht reinmacht. Gerne tragen
Hund und Typ 4 die gleichen Halskettchen.
Ansonsten sind Hund und Halter
aber eher harmlos (und wären gerne
mit Paris Hilton befreundet). Tragisch
wirds dann erst, wenn der Inhalt
des Katzenkistchens im Klo entsorgt
wird. Das Katzenkisten-Granulat hat
nämlich in vielen Fällen die Eigenschaft,
sofort und dauerhaft sämtliche
Abflussrohre zu verstopfen.
Foto: Fotolia-oneinchpunch, Fotolia-GiZGRAPHICS
Foto: Daniel Diriwächter
Betritt man die Buchhandlung
«Arcados» an der malerischen Rheingasse
in Basel, dann weht noch ein
Hauch Nostalgie durch den Raum.
Zwar reihen sich auf den Regalen nicht
mehr unzählige Bücher aneinander,
doch unweigerlich erinnert man sich
an früher, als solche Geschäfte noch
Dreh- und Angelpunkte waren. Wie
einst die hippen Plattenläden, in denen
sich Musikliebhaber zum Fachsimpeln
trafen, war auch «Arcados» mehr als
«nur» eine Buchhandlung.
Peter Thommen, der seinen Buchladen
1977 gründete, blickt mit etwas
Wehmut zurück, ohne dabei verbittert
zu sein. Der Mitbegründer der Homosexuellen
Arbeitsgruppen (Habs) gründete
«Arcados» damals nicht mit der
Absicht, den schwulen Markt zu
bedienen. Als studierter Sozialarbeiter
wollte er entsprechende Literatur an
den Mann bringen. Die Kundschaft
verlangte jedoch eine andere Lektüre.
So fand er eine Marktlücke.
Ein unbequemer Freund für Basel
«Schwule Buchläden entstanden in den
70er-Jahren aus der Notwendigkeit
heraus, die wichtigsten Infor ma tionen
anzubieten, um mit homosexueller
Liebe selbstverantwortlich umgehen
zu können», so Peter Thommen. Also
wurde «Arcados» zur Basler Informationsdrehschreibe.
Ein Ort, an dem
schwule Männer auch sich selber sein
konnten. So erklärt sich auch der Name
Arcados, der sich an das türkische
Wort «Arkadosch» anlehnt: Freund.
Sein Sortiment betreffend war der
Buchhändler nie zimperlich, die Auswahl
bei «Arcados» reichte von Pornos
bis zu hoher Literatur. Peter Thommen
wusste, was sich verkaufte – und fand
es. «Ich war eine Art Google zu meiner
Zeit», meint er heute. Lesezirkel oder
auch Autorenlesungen festigten Peter
Thommens Ruf – er wurde sogar als
«Schwulen-Papst» bezeichnet.
Peter Thommen scheute sich als solcher
nicht, die Dinge beim Namen zu
nennen. Da er früh auch als Verleger
tätig war, publizierte er im Alleingang
den einstigen «Arcados Anzeiger» und
später ein Wochenblatt mit dem Titel
«Thommens Senf» – unbequeme Worte
innerhalb der eigenen Szene, das war
neu und «mischte die eigenen Reihen
auf». So kritisierte er wiederholt, dass
Schwule und Lesben nicht dem Rollenbild
von Heterosexuellen nacheifern
sollen.
Eine Lebensaufgabe
Dieser «Senf» war scharf, schaffte aber
eine Institution, die aus Basel kaum
wegzudenken war. Wäre da nicht das
Internet gewesen, das seinen Siegeszug
in den 90ern gnadenlos fortsetzte.
Online-Händler wurden schneller,
günstiger, dafür unpersönlicher. Viele
Buchhandlungen gingen in den jüngsten
Jahren ein. Doch Peter Thommen
blieb standhaft.
Er selbst gibt zu, dass die Notwendigkeit
von «Arcados» oder die öko nomische
Grundlage schon seit der
Jahrhundertwende nicht mehr gilt.
Vergangenen Januar dann Peter
Thommens Ankündigung, er würde
«Arcados» nun definitiv als Hobby
betreiben. Ein Hobby, das auch eine
Lebensaufgabe ist.
Die Buchhandlung bliebt weiterhin
geöffnet, wenn auch nicht mehr regelmässig.
Noch immer wird Peter
Thommen ein offenes Ohr für die
Basler haben. Zudem verfügt er im
Keller über ein riesiges Antiquariat –
immer wieder wird er etwa von Schulen
Gelebte Geschichte: Peter Thommen
inmitten seiner über die Jahre gesammelten
Homosexuellen-Literatur.
oder Institutionen um Hintergrundinformationen
zum Schwulenleben in
der Schweiz gebeten.
Und sein «Senf» erscheint weiterhin:
Mit dem «Schwulen Gassenblatt»
oder «Swissgay.info» tut Peter Thommen
weiterhin seine Meinung in Basel
kund, oder auch im Internet – in gewohnter
Manier. Beispielsweise hat er
die Diskussion zum Verbot der Pro s-
titution im Visier. Ein Unding, wie er
findet, zumal nur Männer bestraft
würden. «Homo sexuellen-Prostitution
wird dabei völlig vergessen.»
Es wird an der Rheingasse also noch
lange nicht still – und Peter Thommen
sieht auch eine positive Veränderung
im Verhalten der Menschen. «Mit Apps
wie ‹Grindr› gehen die Schwulen nun
wieder raus, sie müssen nicht mehr zuhause
am Bildschirm ein Date suchen»,
meint er lächelnd. Eine Chance, die
neue Anonymität des Internets wieder
zu verdängen – und vielleicht mal
wie der ein gutes Buch zu lesen!
16 Cruiser Mai | 2015
Cruiser Mai | 2015 17
Kolumne | Pia Spatz
Ratgeber Aids-Hilfe | Dr. Gay
Der Versuchung
so nah
Text: Pia Spatz
Pia spürt den Frühling und suhlt sich geradezu im Wonnemonat Mai,
trotzdem hat sie auch ernste Botschaften und hört auf innere und äussere
Stimmen.
Ihr Lieben, ist es nicht herrlich? Der
Mai öffnet einmal mehr seine Tore,
oder wie ich auch zu sagen pflege:
Die fünfte Jahreszeit hat begonnen.
Eine Zeit, in der ich meine Garderobe
wechs le und meine sexy Klamotten
wieder Gassi führe – zur Freude meiner
zahlreichen Fans. Wir schreiten
wieder hinaus oder kriechen unter
Steinen und Nestchen hervor. Wir präsentieren
uns, als wäre da gar kein
Winter gewesen. Nun, Ostern hat zwar
einige Fettpölsterchen hinterlassen,
aber ich lasse mich davon nicht beirren
und beschwö re Liebe, Lust und
Zärtlichkeit (und Stretchhosen). Vieles
gibt es im Wonnemonat Mai zu erleben,
beispielsweise den «Eurovision
Song Contest», das vermeintliche Fest
der Schwulen (was feiern die Lesben?).
Aber, so versichere ich euch, dort geht
es um den Gesang, weshalb ihr mich
dort nie antreten seht (ein Glück für
zarte Ohren). – Oder der «Warme Mai»,
Kultur für unsereins. Nicht zu vergessen
findet in Zürich auch das «Pink
Apple»-Festival statt. Wie einst Schneeflittchen
oder Eva beisse ich in einen,
wohlgemerkt, süssen Apfel und lasse
mich in der hintersten Reihe des Lichtspielhauses
verführen.
Da bin ich beim Stichwort – die Verführung,
diese fiese Schlange. Ihr Lieben,
wie ihr sicher auch wisst, beginnt
im Mai die letzte und wichtigste Phase
der Kampagne «Break The Chains»,
deren Botschafterin ich auch bin. Der
nächste Schritt in dieser Kampagne,
HIV zu stoppen, steht an: der HIV-Test.
Das Warten auf das Testresultat ist ein
ziemlicher Dämpfer auf die Frühlingsgefühle,
das schläckt keine Geiss weg,
aber die «Checkpoint»-Jungs und ich
halten dir gerne das Händchen – im
übertragenen Sinne dann.
Von der Versuchung zur Verführung:
Der Teufel Alkohol ist nämlich
Thema des «Checkpoint im Gespräch»
am 21. Mai. «Eis hämmer immer no
gno», höre ich euch sagen und sehe uns
zusammen draussen sitzen und den
süssen, rosa Drink im Weinglas schlürfen.
«Eis» ist vielleicht zuviel und
«hundert länged denn doch ned» ... Solange
es uns gut tut, ist ja alles gut,
aber wenn das Glas mir sagt, was ich
tun soll, dann hört der Spass auf. Und
schlussendlich gehts doch darum, dass
wir uns gut fühlen im Leben. Nun
wünsche ich euch einen wunderbar beschwingten
Mai – wir sehen uns
draussen!
Dr. Gay
Hilfe, ich bin verliebt!
Lieber Dr. Gay
Ich habe letzte Woche einen Mann kennengelernt,
der mich total umgehauen
hat, und habe mich Hals über Kopf in
ihn verliebt! Leider weiss ich nicht, ob
er die gleichen Gefühle für mich hegt.
Am liebsten würde ich es ihm direkt sagen,
aber ich habe Angst, ihn dadurch
zu verlieren. Vielleicht ist es noch zu
früh, um ihm meine Liebe zu gestehen?
Hast du mir einen Rat?
Paul, 18
Hallo Paul
Liebe kann schön sein und Schmetterlinge
im Bauch ebenso. Es ist aber
wichtig, dass du nicht mit der Tür ins
Haus fällst und deinen Schwarm womöglich
überforderst oder gar abschreckst.
Versuche, es möglichst ruhig
und gelassen anzugehen. Lerne den
Mann erst mal etwas kennen und ver-
bringe Zeit mit ihm. Zeige ihm, dass er
dir nicht gleichgültig ist, indem du mit
ihm sprichst und dich generell für ihn
interessierst, oder indem du lächelst
und ihm vielleicht etwas länger als
üblich in die Augen schaust. Lasse deinen
Charme spielen. Mit der Zeit wirst
du erkennen, ob er ebenfalls Interesse
hat und kannst entsprechend reagieren.
Eine Beziehung muss sich je nach
Situation und Person entwickeln, es
gibt leider keine klare Anleitung, wie
man das macht. Je nach Mensch und
Charakter zeigt jeder auf andere Weise,
wie er sich für eine Person interessiert.
Was auch passiert: Geniesse das
Gefühl der Liebe. Ich wünsche dir viel
Erfolg!
Alles Gute, Dr. Gay
Ich hatte den
totalen Filmriss!
Lieber Dr. Gay
Vor kurzem habe ich mich von meinem
Freund getrennt. Um die Trennung zu
verarbeiten, bin ich gestern Abend ausgegangen
und landete am Ende des
Abends an einer Sexparty, wo offenbar
Drogen konsumiert wurden. Ich hatte
bis dahin nie Drogen probiert und muss
leider sagen, dass ich nicht mehr weiss,
was genau geschehen ist. Nun mache
ich mir Sorgen, ob ich ohne es zu wissen,
ungeschützten Sex hatte und mich vielleicht
mit HIV angesteckt habe. Denkst
du das sei möglich?
Guido, 32
Hallo Guido
Natürlich kann ich nicht beurteilen,
ob es an der Sexparty tatsächlich zu
ungeschütztem Sex gekommen ist. Fest
steht, dass Drogen die Hemmschwelle
heruntersetzen und auch Blackouts
vorkommen können. Bei intravenösem
und nasalem Konsum besteht zudem
die Gefahr einer Hepatitis-C-Übertragung.
Wenn du das Gefühl hast, an
der Party ungeschützten Analverkehr
gehabt zu haben, solltest du schnell
handeln, denn das wäre ein mögliches
HIV-Risiko. Innerhalb von 48 Stunden
nach einer Risikosituation kann dir
eine sogenannte PEP (Postexpositions-
Prophylaxe) verschrieben werden. PEP
ist eine vorbeugende, medikamentöse
Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten,
die das Risiko einer allfälligen
Infektion mit HIV senkt. Der
Erfolg ist umso besser, je schneller
nach einer Risikosituation mit der Behandlung
begonnen wird. Am besten
wendest du dich sofort an eine PEP-
Notfallstelle in deiner Nähe. Eine empfehlenswerte
Adresse ist das schwule
Gesundheitszentrum «Checkpoint». Auf
www.drgay.ch findest du diese und
weitere Adressen. Wichtig ist jetzt,
keine Zeit zu verlieren.
Alles Gute, Dr. Gay
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News | National
News | National
Nationale News
Text: Daniel Diriwächter
«Ich habe nichts gegen Lesben.
Aber ich möchte keine Gay Pride in Sion.»
{ }
Bischof Jean-Mary Lovey
Sion und Zürich vertreten sein. Die BDP
vertritt in ihren politischen Positionen
weiter die Haltung, dass der Gesetzgeber
nicht einzelne Familienmodelle,
Lebensformen oder auch sexuelle Orientierungen
bevorzugen oder benach -
tei ligen soll. Vielmehr sei die Gesetzgebung
dahingehend anzupassen, dass
dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung
getragen wird.
ist nicht von Gott gewollt.» Dies war
nicht der erste Zwischenfall – ein anderer
schwuler Student berichtet weiter,
dass hinter seinem Rücken über ihn
gelästert wurde. Seinen Worten nach
sollen viele der Kommilitonen verschiedenen
Freikirchen angehören. Rektor
Sebastian Wörwag zeigte sich gegenüber
der Presse als «sehr beunruhigt».
Jegliche diskriminierende Haltung widerspreche
dem Kodex der Hochschule.
Auf www.du-bist-du.ch können nun
auch lesbische Mädchen Hilfe suchen.
National
«Du-bist-Du»
expandiert
Die Web-Plattform öffnet sich
für lesbische Mädchen sowie
Trans-Teenager und nimmt
Liechtenstein ins Visier.
www.du-bist-du.ch hat sich als eine
Platt form von und für schwule sowie
bisexuelle Jungs etabliert. Die Berater,
alle zwischen 19 und 26, haben viel
po si tives Echo erhalten, sodass im Mai
in Zukunft nun auch Mädchen und
Trans- Teenager dort Hilfe suchen können.
Dieses umfassende Angebot soll
neu auch im «Ländle» offiziell zur Verfügung
stehen: Das Fürstentum Liechtenstein
wird in den Radius der Anlaufstelle
genommen.
Bern
BDP gründet Gleichstellungsgruppe
Die Bürgerlich-Demokratische
Partei der Schweiz fordert gleiche
Rechte und Pflichten für
alle juristischen Lebensformen.
Bereits seit März ist innerhalb der BDP
eine Gleichstellungsgruppe aktiv, die
sich dem gesellschaftlichen Wandel
stellen will. Die Arbeitsgruppe wird sich
aktiv für Gleichstellungsthemen einsetzen
sowie bei den beiden Prides in
St. Gallen
Mobbing gegen
schwule Studenten
Freikirchler sollen homosexuelle
Mitstudierende an der Fachhochschule
St. Gallen mobben.
Wie das Portal «Saiten.ch» berich tete,
kommt es an der Fachhochschule St.
Gallen (FSH) immer wieder zu homophoben
Äusserungen von strenggläubigen
Freikirchlern – ausgerechnet im
Stu dienfach «Soziale Arbeit». Beim
jüngsten Zwischenfall soll ein Studierender
den Unterricht mit den Worten
«Homosexualität ist krank» gestört haben.
Von seiner Haltung liess er sich
nicht abbringen, denn: «Homosexualität
An der Fachhochschule St. Gallen (FSH) werden Schwule Studenten gemobbt.
Fotos: fotolia
Bern
Neues Buch
verzaubert
Autorin Corinne Rufli gewährt
mit ihrem Buch «Seit dieser
Nacht war ich wie verzaubert»
Einblicke in das Leben von
frauen liebenden Frauen über
siebzig.
Renate (84) nennt sich Lesbe, ist aber
mit einem Mann verheiratet. Berti (78)
liebt Elisabeth (77) seit über vierzig
Jahren, ist vierfache Grossmutter und
geschieden. Margrit (81) führte in den
1960er-Jahren Tanzabende für Frauen
durch. Liva (82) betete nach ihrem ersten
Mal mit einer Frau das Vaterunser.
Ältere Frauen, die Frauen lieben, sind in
unserer Gesellschaft bis heute nicht
sichtbar. Erstmals blicken in diesem
Band elf Frauen über siebzig auf ihr Leben
zurück. Sie erzählen, wie sie ihre
Beziehungen in der bürgerlichen Enge
der 1940er- bis 1960er-Jahre gestalteten,
wie sie einen Mann heirateten oder
sich in eine Frau verliebten, wie sie von
der Frauenbewegung angezogen oder
abgestossen waren, und wie sie heute
leben.
Lesung: Mittwoch, 13. Mai, 19.30 Uhr
Buchhandlung Weyermann,
Herrengasse 30, Bern.
Alkohol ist die Volksdroge Nr. 1 und Thema bei «Checkpoint im Gespräch» im Mai.
Zürich
Volksdroge Nr. 1
Der Teufel Alkohol ist Thema
bei «Checkpoint im Gespräch»
am 21. Mai.
Ganz unter dem Motto «Eis hämmer immer
no gno!» fassen die Experten vom
Checkpoint Zürich ein heisses Eisen an:
den Alkohol. Es ist nicht zu verleugnen,
dass die Volksdroge Nr. 1 auch in der
Gay-Szene den ersten Rang einnimmt.
Deswegen gilt es wichtige Fragen zu beantworten:
Wann wird der Alkoholkonsum
zum Problem? Sind schwule Männer
vielleicht besonders gefährdet? Und
welche Auswirkungen hat übermässiger
Alkoholkonsum auf eine HIV-Infektion
oder die HIV-Therapie? Welche Wege
führen aus der Spirale hinaus? Dr. med.
Tibor Rasovszky, Chefarzt der Psychiatrie
bei «Arud» Zürich (Zentrum für
Suchtmedizin Zürich) und Spezialist
in Sachen Alkoholismus, erklärt und
diskutiert Ursachen, Zusammenhänge
und Möglichkeiten zur Abstinenz oder
einem kontrollierten Konsumverhalten.
Der «Checkpoint im Gespräch» findet
am Donnerstag, 21. Mai, im Restaurant
Bubbles in Zürich statt.
www.mycheckpoint.ch
Sion
Heiliger Beistand
im Wallis
Bischof Jean-Marie Lovey unterstützt
junge homosexuelle Katholiken
– trotzdem ist er gegen
die Gay-Pride in Sion.
Jean-Marie Lovey (65), katholischer
Bischof im Wallis, machte im April
Schlagzeilen, weil er sich für die homosexuelle
Jugend in Sion einsetzt. Der
Geistliche unterstützt die Selbsthilfegruppe
der 20-jährigen Clémentine
Dubuis, welche sich um junge schwule
und lesbische Katholiken kümmert.
Dubuis unterhielt sich offenbar länger
mit Jean-Marie Lovey. Sie habe ihn als
sehr offen erlebt, wie sie gegenüber
dem «Tages-Anzeiger» sagte. Weiter
habe er ihr versichert, dass ihre sexuelle
Orientierung kein Hindernis für den
Glauben sei. Aber: Jean-Marie Lovey
hält nichts von der Gay-Pride am
13. Juni, wie er gegenüber Radio Rhône
FM verkündete. Der karnevaleske Charakter
verspotte das Leiden der Homosexuellen,
so der Bischof.
20 Cruiser Mai | 2015
Cruiser Mai | 2015 21
News | International
Internationale News
Text: Daniel Diriwächter
«Vielleicht, weil homosexuelle Menschen einfach
aussehen wie … Menschen.»
{ }
Autorin J.K. Rowling auf die Frage, wieso man die Homosexualität
von Albus Dumbledore optisch nicht erkennt.
Vatikan
Papst lehnt schwulen
Botschafter ab
Der Franzose Laurent Stefanini
wird definitiv nicht Botschafter
im Vatikan.
Als bekannt wurde, dass Frankreichs
Präsident François Hollande den homosexuellen
Laurent Stefanini als Botschafter
zum Vatikan entsenden möchte,
war die Empörung gross. Nun hat
Papst Franziskus die Bewerbung des
Diplomaten abgelehnt. Frankreich muss
einen neuen Kandidaten stellen, der
besser zum Vatikan passt – bereits sind
drei neue Namen im Gespräch. Laurent
Stefanini war abgesehen von seiner
Homosexualität ein optimaler Kandidat.
Er gilt als praktizierender Katholik sowie
als Experte in Religionsfragen, wie
«Queer.de» berichtete. Zudem habe er
bereits zwischen 2001 und 2005 in der
französischen Botschaft des Kirchenstaates
gearbeitet.
Kasachstan
Diskriminierendes
Gesetz in der Pipeline
Das «Propagieren von nicht traditionellen
sexuellen Orientierungen»
könnte bald unter Strafe
stehen.
Bereits im Februar verabschiedete das
Parlament in Kasachstan ein Gesetzespaket,
das unter anderem das «Propagieren
von nicht traditionellen sexuellen
Orientierungen» unter Strafe stellt.
Es liegt nun dem Präsidenten zur Unterschrift
vor und könnte jederzeit in Kraft
treten. Der genaue Gesetzestext ist
nicht öffentlich zugänglich. Ein Antrag
auf Einsicht in den Text, den Amnesty
International bei den Behörden gestellt
hat, blieb erfolglos. In den Lokalmedien
werden jedoch Parlamentsabgeordnete
zitiert, wie sie sich zu den neuen
Bestimmungen äussern, die eindeutig
diskriminierend sind. Amnesty International
lanciert nun eine Unterschriftenaktion.
USA
Hillary Clinton wirbt
mit schwulem Paar
Die Demokratin will Präsidentin
werden und gilt auch als grosse
Hoffnung der US Gay-Community.
Mitte April stieg Hillary Rodham Clinton
offiziell in den Wahlkampf um das amerikanische
Präsidentschaftsamt. Die Ex-
Senatorin und Aussenministerin gilt
bislang als aussichtsreichste Kandidatin
der Demokraten, die auch bei amerikanischen
Schwulen und Lesben hoch im
Kurs steht. Als Startschuss zur Kampagne
in eigener Sache diente Clinton ein
140-Sekunden-Werbevideo, das umgehend
weltweit Beachtung in den sozialen
Hillary Rodham Clinton ist Anwärterin
auf das amerikanische Präsidentschaftsamt.
Medien fand. Darin ist auch ein schwules
Paar zu sehen, das unaufgeregt über sein
Leben erzählt.
USA
Tochter von Angelina
Jolie möchte lieber
ein Junge sein
Lange wurde darüber gemunkelt,
jetzt ist es offiziell. Shiloh
Jolie-Pitt: Tochter von Angelina
Jolie und Brad Pitt hat (wohl
ihre erste) Identitätskrise.
Sie trägt lieber Anzug statt Kleidchen,
Badehose statt Bikini und ihre kurzen
Haare versteckt sie gerne mal unter einer
Mütze: Shiloh hat so gar keine Lust,
die Prinzessin im Hause Jolie-Pitt zu
spielen. Doch nur bei Jungsklamotten
soll es nicht bleiben: Auch ihren Namen
möchte die Achtjährige ablegen. «Wir
müssen sie John nennen. Sonst reagiert
sie nicht», verriet Papa Pitt laut «Bild.de»
in einem Interview. Dass Shiloh lieber
Foto: ZVG United States, Jesco Denzel, ZVG
ein Junge wäre und sich auch gerne so
verhält, daraus hat der Brangelina-Clan
nie ein Geheimnis gemacht. Erst kürzlich
erschien sie mit Papa Pitt und ihren
Brüdern Pax Thien und Maddox betont
maskulin auf dem roten Teppich der
«Unbroken»-Premiere in Los Angeles.
Ob es sich bei Shiloh nur um eine Phase
handelt, wird die Zeit zeigen. So oder
so: Die Achtjährige weiss, dass ihre Familie
immer hinter ihr steht – und nur
darauf kommt es letztlich an.
Deutschland
25 Jahre Lesbenund
Schwulenverband
Bundespräsident Joachim Gauck
würdigte die Arbeit des Verbands.
Zum Geburtstag des Lesben und Schwulenverbandes
in Deutschland (LSDV),
der kurz vor der Wiedervereinigung gegründet
wurde, gab es lobende Worte des
Bundespräsidenten Joachim Gauck. Er
erwähnte, dass sich seit 1990 vieles verbessert
habe, so wurde etwa der Paragraf
175 abgeschafft und die Homo-Ehe
ermöglicht. Aber noch sei keine Zeit zum
Ausruhen: «Diese Entwicklung war kein
Selbstläufer. Sie wurde von Menschen
Der deutsche Bundespräsident
Joachim Gauck würdigt das Engagement
des LSDV.
Die eingetragene Partnerschaft ist bald auch in Chile möglich.
getragen, die gerade in der Vergangenheit
viel riskierten – ihren familiären
Rückhalt, ihren Arbeitsplatz, ihre bürgerliche
Existenz. Diesen mutigen Frauen
und Männern ist es zu verdanken,
dass der kulturelle Wandel überhaupt in
Bewegung kam, dass Tabus gebrochen
und politische Forderungen erhoben
wurden.» Mit seinen Worten will Gauck
den Verband in seinem Engagement bestärken.
Chile
«Eingetragene
Partnerschaft» wird
eingeführt
In Chile hat die Präsidentin ein
neues Gesetz unterzeichnet.
In einem halben Jahr tritt im eher konservativen
Chile eine Art «Eingetragene
Partnerschaft» für Schwule und Lesben
in Kraft. Die Präsidentin des Landes,
Michelle Bachelet, Mitglied der Sozialistischen
Partei, gibt damit nicht nur
Homosexuellen die Möglichkeit, ihre
Beziehung abzusichern – auch unverheiratete
heterosexuelle Paare können
von dem neuen Gesetz profitieren. Eine
komplette Eheöffnung liegt aber noch
in weiter Ferne.
Syrien
IS-Terror gegenüber
schwulen Männern
Medienberichten zufolge wurde
wieder ein schwuler Mann gesteinigt.
Im April berichteten englische Zeitungen
über die Steinigung eines angeblich
schwulen Mannes durch die Terrorgruppe
«Islamischer Staat». Der Vorfall soll
sich in der syrischen Stadt Holms ereignet
haben. Bilder zeigen das Opfer mit
gefesselten Händen am Rücken, dahinter
eine Gruppe von Männern, die mit
Steinen werfen. Der IS drohte ebenfalls
damit, den Terror gegenüber Homosexuel
len auch in Europa zu etablieren.
Malta
Freie Geschlechtswahl
erlaubt
Auf Malta billigte das Parlament
ein Gesetz, das die freie
Geschlechtsidentität vorsieht.
Dieses Gesetz ist einzigartig: In Malta
kann der Eintrag zum Geschlecht in den
offiziellen Papieren ab sofort selbst
bestimmt werden. Dies ist ein riesiger
Erfolg für die Transmenschen auf Malta.
Weder medizinische oder psychiatrische
Untersuchungen sind nötig, ganz zu
schweigen von einem operativen oder
hormonellen Eingriff. Eine notariell beglaubigte
Erklärung reicht aus, um das
Geschlecht aus der Geburtsurkunde zu
ändern. Zudem können Eltern darauf
verzichten, ihrem Kind ein Geschlecht
zuzuweisen, bevor es 14 Jahre alt ist.
22 Cruiser Mai | 2015 Cruiser Mai | 2015 23
Serie | Persönlichkeiten
Publireportage
Was macht eigentlich …
Text: Haymo Empl
Gunvor
In unserer Serie stellen wir Ikonen und Persönlichkeiten aus vergangenen
Dekaden vor, berichten über gefallene Helden und hoffnungsvolle
Skandalsternchen aber auch über mutige Vorkämpfer. Gunvor Guggisberg
ist irgendwie alles, weil immer unterschätzt. Eine Hommage an die ESC-
Null-Punkte-Nummer von 1998 mit Charme und Talent.
Open Languages –
so lernst du Sprachen
online!
Die Welt wurde dank dem Internet zum Dorf – die vielen Sprachen sind
glücklicherweise geblieben. Sie öffnen Tür und Tor zu diversen Kulturen.
Nur kostet das Erlernen einer Sprache Zeit. Die Firma «Open Languages»
setzt genau dort an und bietet Online Lernkurse – bequem und zeitsparend.
Blieb Gunvor nur noch der Hund, der
als Einziger zu ihr hielt?
Ja, man hat sich daran gewöhnt,
dass der Eurovision Song Contest
seinen Siegern nicht mehr die Weltkarrieren
garantiert, die Abba, Udo
Jürgens oder France Gall oder Frau
Dion einst einschlugen. Doch wenigstens
im eigenen Land, wenigstens für
eine gewisse Zeit, sind sie doch irgendwie
die Grössten. Nur Gunvor nicht.
Sie ist 1998 für die Schweiz angetreten
und wurde völlig fertig gemacht. Zu
unrecht, denn Gunvor Guggisberg
Auch nach dem ESC Debakel versuchte Gunvor, sich als Sängerin zu etablieren.
mögen wir eigentlich. Der Tagi hat
einst geschrieben: «Die verlorene Ehre
der Gunvor Guggisberg». Dabei hat
Gunvor wirklich gute Lieder gemacht.
Der Tagi hat auch geschrieben «Gunvor
ist der Tiefpunkt einer klassischen
Boulevardexistenz». Das stimmt nicht.
Gunvor kann singen und heisst übrigens
neuerdings Gunvor Meyer.
«Switzerland: Zero Points» – eine
unverdiente Niederlage
Fotos: pd
Foto: Fotolia-goodluz
Die Schulbank drücken ist dank virtuellem
Klassenzimmer bequemer geworden.
Die Freude an einer fremden Sprache
und die Motivation, sie zu erlernen,
hat verschiedene Gründe. In einer
schnelllebigen Welt wie heute ist es oft
gar nicht so einfach, die Schulbank zu
drücken – vieles muss dabei geregelt
werden. Und oft gerät das noble Vorhaben
zur blossen Idee, die wir vor uns
herschieben. Das muss nicht sein, eine
Fremdsprache lässt sich heute auch
online erlernen – ohne Einbusse der
Qualität.
Die Firma «Open Languages», gegründet
vor zwei Jahren vom Amerikaner
Daniel Jones, nimmt sich dieser
Situation an. Mit der neuen Webplattform
nimmt der Lernende spielend an
einem virtuellen Klassenzimmer teil –
inklusive Mitschülern, Lehrerin oder
Lehrer. Alles was dafür benötigt wird,
ist eine funktionierende Internetverbindung.
Mit einer Gratis-Probelektion
beginnen
Und so einfach funktioniert es:
«Open Languages» bietet derzeit acht
Sprachen an (Deutsch, Chinesisch,
Englisch, Französisch, Italienisch,
Por tugiesisch, Spanisch und Schwedisch).
Jede Lektion wird von einer
muttersprachlichen Lehrkraft gestaltet.
Um das entsprechende Level in
seiner bevorzugten Sprache herauszufinden,
lohnt es sich, eine kostenlose
Probelektion zu buchen, die auch als
Einstufungstest gilt. Nach einer einfachen
Anmeldung bekommt man die
geeigneten Kurse zugeteilt.
Eine Probelektion dauert so lange
wie eine übliche Schulstunde: 45 Minuten.
Alle diese Stunden funktionieren
mit «Skype» oder einem virtuellen
Klassenraum, der eigens für «Open
Languages» entwickelt wurde. Von
«Eine Fremdsprache
lässt sich heute auch
online erlernen – ohne
Einbusse der Qualität.»
Vorteil ist dabei ein Headset sowie
eine Webcam. Sind nach der Probelektion
die Details geklärt, erfolgt eine
Registrierung und die Angebote von
«Open Languages» öffnen sich dem Benutzer.
Diese haben es in sich: Da wären
zum Beispiel die Live-Klassen mit bis
zu fünf Schülern. Die Planung bleibt
dabei flexibel – verschiedene Termine
stehen zur Auswahl. Oder man entscheidet
sich für den Einzelunter richt
– auch das ist möglich. Neben einem
Lehrplan, der auf herkömmliche Sprachlevels
baut und entsprechendes Lehrund
Lernmaterial bietet, kann im
1:1-Unterricht der Stoff nach eigenen
Bedürfnissen gestaltet werden. Darüber
hinaus werden branchenspezifische
Sprachkurse angeboten.
Übung macht den Meister
Die Lektionen, die mit einem Zertifikat
von «Open Languages» abschliessen,
sind auch in finanzieller Hinsicht
interessant. Neben der kosten losen
Probelektion besteht die Möglichkeit,
einzelne Schulstunden mittels Kreditkarte
zu kaufen – so kosten etwa fünf
Lektionen im Einzelunterricht rund
143 Franken – je mehr Lektionen man
bucht, umso höher fällt der derzeitige
Rabatt von bis zu 20 Prozent aus.
Eines darf hingegen nicht vergessen
werden: Eine Sprache zu lernen bedeutet
Hingabe und Arbeit, denn nur
Übung macht den Meister. Besonders
ambitionierte Lernende haben aber die
zusätzliche Möglichkeit, eine eigene
Lerngruppe auf der Webseite von
«Open Languages» zu gründen – bei
fünf Teilnehmern wird ein Rabatt von
75 Prozent angeboten.
Die Online-Sprachschule erfüllt mit
ihrem Angebot ohne Frage ein steigendes
Bedürfnis unserer modernen
Zeit. Mit «Open Languages» ist es
möglich, überall zu lernen, sei es im
Café oder bequem auf dem Sofa. Und
es wäre doch toll, Familie und Freunde
mit einer neu gelernten Fremdsprache
zu überraschen, nicht?
Open Languages GmbH, Zürich
Anmeldung, Informationen und Tarife unter
www.german.openlanguages.com
24 Cruiser Mai | 2015 Cruiser Mai | 2015 25
Kultur | Schweiz
Die Kultur-Tipps
im Mai
Text: Daniel Diriwächter
Viele Perlen gibt es in diesem Monat zu entdecken – die Schönheit des
Balletts beispielsweise, aber auch den «Warmen Mai» – Kultur speziell für
die Community. Kein Wunder, spricht man vom Wonnemonat Mai.
Ballettabend im
Opernhaus Zürich
Szene aus «New Creations» im
Opernhaus Zürich
Ab dem 9. Mai sind die Choreografien
von George Balanchine, Jiří Kylián und
Hans van Manen erneut auf der Bühne
des Opernhauses Zürich erleben. Der
Ballettabend vereint drei Meisterchoreografien
des Balletts im 20. Jahrhundert.
Die Ballettaufführungen von
George Balanchine, dem Gründer des
New-York-City-Balletts und Grossmeister
der Neoklassik, haben eine lange Zürcher
Aufführungstradition. Ein Schlüssel
werk sind «The Four Temperaments»,
die 1946 zur Musik von Paul Hindemith
entstanden und die zukünftige stilistische
Entwicklung des Choreografen andeuteten.
Danach präsentiert Hans van
Manens seine «Frank Bridge Variations»
– Van Manen kleidet Benjamin Brittens
suitenartiges Varia tionenwerk in eine
Choreografie von höchster Eleganz,
kristalliner Klarheit und Formenstrenge.
Paare erahnen und finden sich, fordern
sich dabei auf zum erotischen Duell
und zur zärtlichen Verbindung. Den Abschluss
bildet «Frauensache» von Jiří
Kyliáns. Das Stück gehört zu den sogenannten
«Schwarz-Weiss-Balletten»
des tschechischen Choreografen. Acht
Tänzer innen formieren sich zu einer unbeschwerten
Hommage an den weiblichen
Tanz.
Opernhaus Zürich
Ab 9. Mai
www.opernhaus.ch
Warmer Mai 2015
Kulturliebende Schwule und Lesben
haben vor 15 Jahren festgestellt, dass
homosexuelle Themen in Zürichs Kulturszene
eher spärlich vertreten waren.
Also wurde der «Warme Mai» ins Leben
gerufen. Heute ist schwullesbische Kultur
glücklicherweise präsenter als damals.
Samuel C. Zinsli, Mitglied des
OK, ist aber der Meinung, dass es den
Kultur
Ticket
«Warmen Mai» weiterhin braucht. «Das
Publikum ist noch immer da: Lesben,
Schwule, Trans-, Bi- und Intermenschen,
die kulturell interessiert sind, egal ob
täglich oder ein, zwei Mal im Jahr – und
alle andern, die unsere Anlässe ansprechen
und neugierig machen.» Das bunte
Programm bietet für jeden kulturellen
Geschmack spannende Produktionen.
Egal ob Komödie, Musical, Drama, Liederabend
oder Lesung – alles ist dabei.
Natürlich wird auch die Schirmherrin
des «Warmen Mai», Kamilla von Arx,
wieder mit von der Partie sein. Im Keller
62 prä sentiert die, nach eigenen Angaben
«gestrandete deutsche Schrift stellerin»,
am 26. Mai einen «queeren Literaturclub».
Ein weiterer Höhepunkt ist
Fotos: Judith Schlosser (1), ZVG (2)
«Ich, Mutter und ...» – ein nicht unheiteres
Beziehungsdrama in drei Akten
von Michi Rüegg, ebenfalls im Keller 62
(20. bis 23. Mai).
Alle Daten unter www.warmermai.ch
World Press Foto in
Zürich
Bereits zum achten Mal holt die Schweizer
Bildagentur Keystone die «World
Press Photo»-Ausstellung aus Amsterdam
nach Zürich. Ab dem 7. Mai sind
die preisgekrönten Fotografien im Folium
Sihlcity zu sehen. Darunter natürlich
auch das Siegerfoto des dänischen
Fotografen Mads Nissen. Sein Bild zeigt
Jon und Alex, ein homosexuelles Paar
während eines intimen Moments in
Sankt Petersburg, Russland.
7. – 31. Mai 2015
Sihlcity, Zürich
James Purdy (1914-2009) gilt seit
seinen Romanen Malcolm (1959) und
Der Neffe (1961) als einer der wichtigsten
Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bedeutende
Autoren wie Edward Albee und Gore
Vidal, Thornton Wilder und Tenne see
Wi liam schätzten und bewunderten ihn;
Kurzgeschichten, Gedichte und Theater-
amerikanischen Schriftste ler der zweiten
»James Purdy ist der große Außenseiter der
amerikanischen Literatur.«
the new york times
Chicago, Ende der 30er-Jahre: In der Wohnung des gescheiterten
Dichters Eustace Chisholm treffen Außenseiter und Exzentriker
Die Preisgabe
seine kontrovers diskutierten Romane,
stücke wurden in mehr als 30 Sprachen
übersetzt.
Purdy starb als vielfach ausgezeichneter
Autor und erhielt unter anderem den
Bi l Whitehead Award für sein Lebenswerk
und den Preis der American Academy
of Arts and Le ters.
aufeinander. Der verschlossene Bergarbeiter und der engelsgleiche
Jüngling, die nymphomane Malerin und der lebenshungrige
Mi lionär – sie a le suchen in der Ruinenlandschaft der Welt wirtschaftskrise
verzweifelt nach der erfü lten, der erlösenden Liebe.
»James Purdys Roman ist so gut, da s im Vergleich dazu beinahe
ein wenig posierend oder unaufrichtig oder selbstverliebt wirkt …
Romane … Ich liebe dieses Buch.«
jonathan franzen,
jeder andere, den man gleich im Anschlu s daran liest, zumindest
Im Amerika der Nachkriegszeit gibt es nur sehr wenige be sere
Bestsellerautor von Die Ko rekturen und Freiheit
Die deutsche Ausgabe von James Purdys
«Die Preisgabe» (im englischen Original
«Eustace Chisholm and the Works») war
lange vergriffen, nun erscheint der Roman
erneut: Mit der neuen Ausgabe
wird Purdy, «der große Aussenseiter der
amerikanischen Literatur» (New York
Times), wieder einem breiteren Publikum
zugänglich gemacht. Als «Die Preisgabe»
1967 erstmals erschien, sorgte
das Buch für einen Skandal im New Yorker
Literaturbetrieb. Inzwischen zählt
der Roman zu den modernen Klassikern
der amerikanischen Literatur und schildert
die Geschichte einer Gruppe von
Exzentrikern um den gescheiterten
Dichter Eustace Chisholm im Chicago
der 1930er-Jahre, zur Zeit der Weltwirtschaftskrise.
Die deutsche Neuauflage
schliesst mit dem Essay «Liebesbriefe»
von Jonathan Franzen ab.
Die Preisgabe
Bruno Gmünder Verlag
Im Handel erhältlich
Christopher Coe
james purdy die preisgabe BRUNO GMÜNDER
BRUNO GMÜNDER
die
BRUNO GMÜNDER
preis
gabe
james
Roman
purdy
Mit einem Essay von Jonathan Franzen
James Purdys Kultroman erzählt die
Geschicht einer Gruppe von Exzentrikern
und Außenseitern um den gescheiterten
Dichter Eustace Chisholm. So unterschiedlich
sie sind – sie a le suchen im
Chicago der 1930er-Jahre, zur Zeit
der Weltwirtschaftskrise, verzweifelt
nach Liebe. Im Mi telpunkt stehen der
engelsgleiche Amos Ratcliffe und der verschlo
sene Grubenarbeiter Daniel Haws.
Daniel ist Schlafwandler und ahnt nichts
von seinen verborgenen Sehnsüchten.
Dennoch verliebt sich Amos in ihn. Was
aber soll er mit einem Mann anfangen, der
am Tag danach nicht mehr weiß, was er
die Nacht zuvor getan hat? Während Amos
schließlich seinen Körper verkauft, wird
Daniel klar, dass er sich tatsächlich verliebt
hat – zum ersten Mal in seinem Leben.
Doch anstatt sich Amos zu offenbaren,
flüchtet er in den Militärdienst und gerät
so in die Gewalt eines Offiziers, der davon
bese sen ist, Daniel zu unterwerfen.
Als Die Preisgabe 1967 erstmals erschien,
sorgte das Buch für einen Skandal im –
so Purdy – »zu Tode gelangweilten, trägen
Inzwischen zählt der Roman zu den
modernen Kla sikern der amerikanischen
Literatur.
und verlogenen Literaturbetrieb New Yorks«.
Ost Side Story
Text: Martin Ender
Im Mai und Juni geht das neue Musical «Ost Side
Story» im Theater am Hechtplatz über die Bühne.
Die Macher nennen das Stück im Untertitel «Die
grösste Liebesgeschichte seit Kliby & Caroline».
Man ahnt bereits den Spagat zwischen todernstem
Liebesdrama und schalkhaftem Klamauk.
Angelehnt ist die Geschichte, wie
der Titel vermuten lässt, an die «West
Side Story» – die übrigens in der Urfassung
den Namen «East Side Story»
trug. Die «West Side Story» wird auch
die Mutter des Musicals genannt, da
erstmals Tanz, Gesang und Schauspiel
einzigartig und auf hohem Niveau
miteinander verschmolzen wurden.
Die Idee für das Musical «West Side
Story» entstand 1949. Der Choreograf
und Produzent Jerome Robbins schlug
dem zu dieser Zeit bereits recht bekannten
Komponisten Leonard Bernstein
in New York vor, eine moderne
Version von Romeo und Julia auf die
Bühne zu bringen. Als Bernstein im
Juni 1955 den Text aufnahm, wählte
er als Thematik des Musicals die Rassenkonflikte
zwischen Puerto Ricanern
und Amerikanern, da ihm die erste
Idee, jüdisch-christliche Probleme zu
behandeln, zu altmodisch erschien. Im
August 1957 startete das Stück in
Washington. Bei den Zuschauern wurde
die «West Side Story» sehr gut aufgenommen
und entwickelte sich zu
einem grossen Erfolg. 1960 wurde sie
im Winter-Garden-Theater wieder aufgenommen,
im Jahr darauf verfilmt.
Die erste deutschsprachige Aufführung
fand 1968 an der Volksoper in
Wien statt. Die Verfilmung des Musicals
wurde schliesslich mit zehn
Oscars ausgezeichnet.
Bereits die «West Side Story» verband
komische und dramatische Szenen
einer grossen Liebesgeschichte.
Knapp 60 Jahre nach der Uraufführung
wird die Geschichte nun wieder
aufgegriffen und auf Schweizer Verhältnisse
adaptiert im Musical Ost Side
Story, das demnächst mit dem zeitlosen
Thema Intoleranz im Theater am
Hechtplatz aufgeführt wird.
Theaterkritik | Ost Side Story
Das Theater am Hechtplatz macht
immer wieder positive Schlagzeilen.
Ausverkaufte Vorstellungen und eine
Wiederaufnahme bescherte dem Haus
beispielsweise «Spamelot». Im Gegensatz
zu diesem «eingekauften» Stück
kommt nun eine Eigenproduktion auf
die Bühne. Durch und durch ein
Schweizer Musical! – Ganz auch in der
Tradition des Hauses. Man erinnere
sich an die schweizerdeutschen Musical
«Bibi Balù» (1964) und «Golden
Girl» (1967). Beides sogenannte Gaunerkomödien
von Hans Gmür und Karl
Suter mit Musik von Hans Möckel. Die
Bühnengrössen von damals waren unter
anderem Ruedi Walter, Margrit
Rainer, Ines Torelli, Jörg Schneider,
Edi Huber und Paul Bühlmann. Die
«Bibi Balù»-Vorstellungen waren über
300 Mal ausverkauft.
Inzwischen zeichnet längst eine
neue Generation verantwortlich für
das Hechtplatz-Theater. Und auf der
Bühne agieren junge Gesangs- und
Tanzkünstler. Ost «Side Story» ist eine
Produktion von «Shake Company» und
«Just4Fun Entertainment» in Zusammenarbeit
mit dem Theater am Hechtplatz.
Zur Handlung des neuen Musicals:
Zwei verfeindete Gangs stehen sich
gegenüber. Zürcher und St. Galler
Fussballfans duellieren sich mit knallharten
Bandagen. Es ist ein typisches
Wochenende in Zürich. Die Pendlerinnen
und Pendler verlassen die Stadt
und die Agglomeration fällt in die
kleine Grossstadt ein. Der St. Galler
Tomy ist vor einem Jahr nach Zürich
«ausgewandert». Er will sich in der
grossen Stadt etablieren und nimmt
dafür Enge, Argwohn und Anfeindungen
wegen seines unbeliebten Dialekts
in Kauf. Seine Freunde Willy und Sän-
26 Cruiser Mai | 2015 Cruiser Mai | 2015 27
Kultur | Schweiz
Kolumne | Kafi Freitag
dy, die anlässlich der «Street Parade»
aus der Ostschweiz angereist sind,
schaffen es nicht, den abtrünnigen
Freund wieder auf den richtigen Weg
nach St. Gallen zurückzubringen. Als
sich Tomy an einem Fussballspiel des
FCZ gegen den FC St. Gallen auf dem
Letzigrund in die Zürcherin Märy verliebt,
wird seine Situation noch komplizierter.
Märys Bruder Ritschi arbeitet
als Türsteher im «Kaufleuten», dealt
mit einer Partydroge aus Tigerhoden.
Zusammen mit Noldi, einem Wurstbrater
von der Langstrasse, will er die
Liebe zwischen Tomy und Märy verhindern.
Es kommt wie es kommen
muss. Es gibt Streit, die Situation zwischen
den St. Gallern und Zürchern
eskaliert bis hin zu den gezielten
Schüssen auf Noldi ...
Idee, Buch und Dialoge stammen
von Dominik Flaschka, der auch Regie
führt. Roman Riklin schrieb ebenfalls
am Buch und ist verantwortlich für
die Musik und die Songtexte. Es sind
24 eigenständige Lieder mit viel
Pop-Appeal entstanden, die dann und
wann auch mal augenzwinkernd das
Genre «Musical» persiflieren.
Cruiser ist hingegangen und hat
Probenluft geschnuppert, um herauszufinden,
wie das durchaus ernste
Thema auf der Bühne abgehandelt
wird. Noch waren die Proben nicht soweit
fortgeschritten, dass durchgespielt
wurde. Dennoch liessen die einzelnen
immer wieder wiederholten
Szenen und die Anweisungen des Regisseurs
erahnen, dass hier ein äusserst
unterhaltsames, witziges und
freches Musical entsteht. Und erwähnt
sei in diesem Zusammenhang, dass die
beiden Macher bereits bewiesen haben,
wie frisch und anders ein Musical
daherkommen kann. Dominik Flaschka
und Roman Riklin sind die Väter des
erfolgreichsten Schweizer Musicals
«Ewigi Liebi» (2007 – 2012, 650 000
ZuschauerInnen). Zusammen bringen
sie im Mai 2015 ihren neusten Streich
auf die Bühne: Die «Ost Side Story».
Ost Side Story
Theater am Hechtplatz
8001 Zürich
9. Mai – 20. Juni 2015
Kafis Jahr bringt ihr
vier Männer. Mindestens.
Text: Kafi Freitag
Wenn es um Männer geht, sollte man es nicht zu eng sehen, sondern
sie einfach nehmen, wie sie gerade kommen. Kafi tut das und widmet
ihre Liebeserklärung einem jährlichen wiederkehrenden Casanova,
dem Frühling.
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Lieber Herr Lenz
Von den vier Männern in meinem Jahr
bist Du mir der liebste. Weil Du am
besten riechst und mich befreist. Du
bist der, der mich nach dunklen, kalten
Tagen nach draussen lockt und
«Deinetwegen
zupfe ich sogar meine
2,5 Haare auf den Zehen
und verstecke diese
nicht mehr hinter
dicken Strümpfen.»
mich dazu bringt, bei wenig milden 12
Grad mit Minirock auf die Strasse zu
gehen. Deinetwegen zupfe ich sogar
meine 2,5 Haare auf den Zehen und
verstecke diese – schneeflockenweiss
zwar – nicht mehr hinter dicken
Strümpfen. Du weckst meinen Lebensmut,
meine Wildheit und Sehnsucht
und machst die Welt zu einem besseren
Ort. Kaum bist Du da, werden selbst
die grantigsten Menschen irgendwie
erträglich und es wird grundlos gelächelt,
gezwinkert, gelebt.
Du bist der kleine Bruder des ambitionierten
Sommers, der öfter verspricht,
als er hält. Du hingegen lässt
Dich nicht auf die Äste raus, Du lässt
diese spriessen und mich alljährlich
schnupfend und triefend bei meinem
Hausarzt sitzen in unbändiger Erwartung
einer Kortisonspritze. Aber das
nehme ich Dir nicht krumm. Jede Medaille
hat ihre Rückseite und Deine ist
behandelbar, da kenne ich andere!
Kaum bist Du da, werden die Gedanken
frei. Die Kleider kürzer, das Balzverhalten
verwegener. Du erweckst
Leben, wo monatelang zuvor Eiszeit
geherrscht hat und bringst Blut in
Wallung, wo vorher Blutleere herrschte.
Du machst mich froh. Jeden Zentimeter
Haut möchte ich Dir entgegenstrecken,
Dir mein Herz entgegenrecken.
Du entfachst in mir Dankbarkeit, wie
es der Sommer niemals vermag. Du
bist verheissungsvoll und satt. Prall
gefüllt mit Leben nimmt man Dich,
wie Du gerade bist, ganz ohne die hohe
Erwartungshaltung der späteren Zeit.
Du verfügst über die raffiniertesten
Verführungskünste und ich gebe mich
Dir gerne hin. Im Wissen darum, dass
Du nur von kurzer Dauer bei mir weilst
und dann auch schon wieder weiterziehst,
um einem anderen Platz zu machen:
dem launischen Sommer.
In Liebe, Deine Kafi
Sollte der Frühling nicht auch Männer
«oben ohne» machen?
Kafi Freitag
(39) ist Kolumnistin und beantwortet
auf www.fragfraufreitag.ch
sämtliche Fragen des Alltags. Hauptberuflich
führt sie eine eigene Praxis
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(www.freitagcoaching.ch). Sie lebt
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Cruiser Mai | 2015 29
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Rückblick | «Break The Chains» 2015
Warum du vom HIV-Test
nur profitieren kannst
Text: Dr. Gay
Nach einem Monat Safer Sex geht die Kampagne «Break The Chains» in die
entscheidende Phase. Ein HIV-Test steht an – für viele ein unbezwingbarer
Berg. Das muss nicht sein – wir sagen warum.
«Break The Chains» – die Ketten
sprengen, so das Motto der Kampagne,
die versucht, der HIV-Primoinfektion
Einhalt zu gebieten. Eine kurze Repe
tition: In den ersten vier Wochen
nach einer HIV-Infektion ist man
höchst ansteckend, weil sich
noch keine Antikörper entwickeln
konn ten und die Anzahl der
Viren im Körper sehr hoch ist.
Daher ist ungeschützter Sex in
dieser Zeit ein bis zu 100 Mal
grösseres Risiko.
Hast du dich also im April konsequent
an die Safer Sex-Regeln
gehalten, kannst du dich im Rahmen
der Kampagne im Mai für
nur zehn Franken auf HIV testen
lassen. Sollte dir trotzdem ein
«Ausrutscher» passiert sein, so ist
auch dann ein HIV-Test sinnvoll
– jeder kann mitmachen und sich
testen lassen.
Die Angst vor dem HIV-Test
Oft ist es weniger der finanzielle
Aspekt eines HIV-Tests als die Panik
vor einem positiven Resultat.
Die Schreckensbilder von früher
und die Angst vor Krankheiten
können lähmen. Viele Männer
haben zudem einmal oder sogar
mehrere Male auf den Gummi
verzichtet, und wollen es nicht
zugeben. Doch darüber wird selten gesprochen.
Ein HIV-Test ist sinnvoll, weil das
Wissen über den eigenen Serostatus
schlussendlich deiner Gesundheit zugute
kommt. Egal ob positiv oder negativ,
wenn du es weisst, kannst du
dich entsprechend verhalten und die
32 Cruiser Mai | 2015
richtigen Entscheidungen treffen. Im
Rahmen der «Break The Chains»-Kampagne
werden HIV-Tests im Monat Mai
bei verschiedenen Teststellen für nur
10 Franken angeboten.
Alle Teststellen findest du unter
www.breakthechains.ch. Nach einem
kleinen Pieks in den Finger dauert es
etwa 20 Minuten, bis du das Resultat
erhältst. Darüber hinaus kriegst du
eine persönliche Beratung, wirst professionell
betreut und kannst alle deine
Fragen stellen.
Ein positives Resultat?
Ein positives Testergebnis ist oftmals
ein Schock. Bei einem reaktiven Testresultat
wird aber immer ein zweiter
Test als Bestätigung durchgeführt.
Erst nach diesem zweiten Test gilt
ein positives Resultat als sicher.
Das weitere Vorgehen wirst du
dann mit dem Arzt besprechen.
Zum Beispiel ist der Beginn der
antiretroviralen Therapie eine
wichtige Entscheidung, die du vor
allem aufgrund deiner Werte zusammen
mit dem Arzt triffst.
Eine erfolgreiche HIV-Therapie
senkt die Virenlast unter die
Nachweisgrenze, was neben der
Entlastung des Immun systems
den Vorteil hat, dass du nicht
mehr ansteckend bist. HIV-positive
Menschen unter wirksamer
antiretroviraler Therapie haben
heute die gleiche Lebenserwartung
wie HIV-negative Menschen.
Hierfür ist es wie bereits erwähnt
wichtig, den richtigen Zeitpunkt
für den Beginn der Therapie zu
wählen. Und dieser kann nur bestimmt
werden, wenn man über
seinen Sero status Bescheid weiss.
Ein HIV-Test steht auch für
Lebensqualität, so oder so. Wir
sprengen die Ketten, egal ob positiv
oder negativ.
Alle Teststellen unter www.breakthechains.ch
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Serie | Mannsbild – Berufsbild
Unschwule Berufe:
Der Seelsorger
Text: Andreas Faessler
Werner B. ist katholischer Seelsorger aus Leidenschaft und religiöser
Überzeugung, er liebt seinen Beruf von Herzen. Sein Wirkungsgebiet ist
jedoch erzkatholisch-konservativ, deshalb muss er seine Homosexualität
geheim halten. Wie geht er mit der Situation um?
Schwuler katholischer Seelsorger:
Sein wahres Gesicht darf er nicht zeigen.
Man grüsst ihn freundlich, wenn er
durch die Strassen geht, man nickt,
winkt ihm zu. Der 40-jährige Diakon
Werner B. wird in der erzkatholisch
geprägten Stadt als tüchtiger Seelsorger
geschätzt, der sich aufopfernd um
die Anliegen der Menschen kümmert.
Er wirkt sympathisch, weltoffen, zeigt
viel Humor und Interesse sowie Einfühlsamkeit
für allerlei Anliegen der
Menschen. Eines aber weiss niemand
über ihn: Der Geistliche ist homosexuell.
Er ist ungeoutet, erst recht, da
sein Wirkungsgebiet hauptsächlich in
kleinen, besonders konservativen katholischen
Schwarzwälder Landgemeinden
ausserhalb der Stadt liegt.
Seine homosexuelle Neigung war
schon immer da, sagt Werner B. «Aber
so richtig wahrgenommen und es mir
auch eingestanden habe ich es erst im
vergangenen Jahr nach einer besonderen
Begegnung.» Über die Hintergründe
dieser Begegnung gibt er sich
jedoch verschwiegen. «Ich wollte von
da an zu mir selber stehen», so B. «Es
kann keiner was für seine von Gott gegebene
Person. Und darunter fällt
eben auch die sexuelle Orientierung»,
ist er überzeugt.
Menschen mit Vorurteilen
Der Diakon hat sich dafür entschieden,
seine Sexualität zu leben – wohlbemerkt
mit der nötigen Diskretion. Er
hat auch nicht im Sinn, sich in absehbarer
Zukunft zu outen, schon gar
nicht innerhalb der Kirche und ebensowenig
in der Bevölkerung.
Seine Argumentation: «In dieser
erzkatholischen Gegend sind die Leute
mehrheitlich sehr konservativ eingestellt.
Viele von ihnen hätten wohl ein
Problem damit, wenn sie wüssten,
dass der für sie zuständige Seelsorger
auf Männer steht. Sie sind da vorurteilsbehaftet».
Das weiss Werner B. aus
der Erfahrung, die er im Rahmen seiner
Tätigkeit mit Menschen gemacht
hat. Und das kritisiert er scharf: «Solche
Vorurteile kommen einem Fingerzeig
auf andere Menschen gleich. Und
wer mit dem Finger auf andere zeigt,
handelt wie jene Pharisäer, welche
die Ehebrecherin steinigen wollten.»
Werner B. wünscht sich, dass die Menschen
diese Steine niederlegen und
stattdessen Brücken bauen.
Auch Homosexualität ist
Gottes Werk
Werner B. betont dabei aber, dass es
für ihn bisher keine Belastung darstelle,
seine Sexualität verstecken zu
müssen. «Für mich zählt in erster Linie,
dass ich mit mir selber im Reinen bin.
Denn wie sagt Jesus? Liebe deinen
Nächsten wie dich selbst. Und das geht
nur, wenn man sich so akzeptiert, wie
man ist.»
Für den 40-Jährigen ist klar: Die
Sexualität ist Teil der Schöpfung. Das
gelte für die Homosexualiät genauso
wie für die Heterosexualität. Von dieser
Überzeugung bringen ihn auch die
wenigen Bibelstellen nicht ab, die
Homosexualität zur Sünde machen
wollen. «Als aufgeschlossener und vernünftig
denkender Mensch sollte man
«Als aufgeschlossener
und vernünftig denkender
Mensch sollte man
endlich begreifen, dass
die Sexualität etwas
Natürliches ist, egal ob
hetero oder homo.»
endlich begreifen, dass die Sexua lität
etwas Natürliches ist, egal ob hetero
oder homo», betont Werner B. «Und alles
Natürliche ist vom Herrgott gewollt.»
Und deshalb sieht er sich auch nicht in
Sünde, wenn er seinen Trieben nachgibt.
«Sünde besteht einzig in der bewussten
Abwendung von Gott», führt
er hierzu aus.
Die «Firmenregeln»
Dass die römisch-katholische Kirche
sich mit Sexualität – erst recht wenns
Fotos: Fotolia - gregorydean, Fotolia - ra2 studio
um ihre Würdenträger geht – allgemein
sehr schwertut, ist ja bestens
bekannt. Und geht es um die gleichgeschlechtliche
Liebe, dann findet die
Kirche besonders klare Worte: Homosexualität
ist unmoralisch, schwer
sünd haft und ein «Verstoss gegen
Gottes Gesetze». Somit die zentrale
Frage: Wie kann Werner B. seine sexuelle
Orientierung mit den Regeln seiner
Arbeitgeberin, der Kirche, vereinbaren?
Ohne zu zögern sagt er, dass
seine Neigung und sein Amt aus seiner
Sicht in keinerlei Widerspruch stünden.
«Es stimmt, dass meine Arbeitgeberin
als Institution im Grunde gegen
mich ist. Aber es ist sie selbst,
die diese Regeln gemacht hat. Und
mit denen ist meine Veranlagung tatsächlich
nicht vereinbar», führt der
40-Jährige aus. «Die Philosophie des
‹Ideenstifters› der Kirche hingegen,
unseres Herrn Jesus Christus, kennt
weder Vorurteile noch Unterdrückung!
Somit kann ich meine Veranlagung
mit dem eigentlichen, wahren Credo
der Kirche absolut vereinbaren.» Werner
B. vergleicht seine Ausführungen
mit einem Unternehmen, dessen Geschäftsleitung
Vorschriften festsetzt,
die nicht im Sinne des Firmengründers
sind. Deshalb wünscht sich der Diakon
von seiner Arbeitgeberin, dass sie sich
auf ihre eigentliche Aufgabe zurückbesinnt:
für den Menschen da zu sein,
ohne Vorbehalte, ohne Vorurteile aber
mit höchster Wertschätzung.
«Unser Papst könnte
eine Änderung einläuten
– wenn die
Menschen bereit sind,
auf ihn zu hören.»
«Für mich zählt in erster Linie, dass ich mit mir selber im Reinen bin.»
Ja zum Ehe-Zölibat
Eine Distanzierung von der Kirche
kommt für Werner B. nicht in Frage.
«Ich liebe meinen Beruf», sagt er. «Mit
meiner Weihe zum Diakon ist in mir
etwas Grossartiges geschehen. Es war
eine ungeheure Stärkung, die bis heute
anhält.» Ein Diakon hat die Möglichkeit,
selber zu entscheiden, ob er zölibatär
leben will oder nicht. Der 40-
Jährige hat sich für das Zölibat entschieden,
und zwar «im Sinne der Ehelosigkeit»,
präzisiert er. Er schliesst
aber nicht aus, eines Tages seine grosse
Liebe zu treffen. «Dann würde ich einen
Weg suchen, das mit meinem Amt
zu vereinbaren.» Dieses nämlich übt
Werner B. mit grösster Freude und
Hingabe aus. Als Seelsorger könne er
vor allem jungen Menschen helfen, die
sein «Schicksal» teilen, wie er sagt.
Vor seinem Amt als Diakon war Werner
B. mehrere Jahre als pädagogischer
Mitarbeiter in einem Jugendheim
tätig. Mehrere homosexuelle
Jugendliche haben mit ihm im Vertrauen
über ihre Veranlagung gesprochen.
Bei vielen von ihnen taten sich
die Eltern schwer mit der Neigung ihres
Kindes. «Ich mache diesen Jugendlichen
Mut, zu sich und zu ihrer Sexualität
zu stehen. Sie sollen wissen,
dass mit ihnen alles in Ordnung ist.»
Hoffnung in Franziskus I.
Grosse Hoffnung setzt Werner B. auf
Papst Franziskus. Obschon der Heilige
Vater immer wieder kontroverse, respektive
undeutliche und auch widersprüchliche
Aussagen macht bezüglich
Familie, Ehe und Sexualität,
erkennt Werner B. dennoch einen
deutlichen Impuls aus Rom. Allem voran
in Franziskus’ verheissungsvoller
Stellungnahme: «Wenn jemand homosexuell
ist und Gott sucht – wer bin
ich, um über ihn zu richten?» Diese
Botschaft sei ein grosser Schritt in die
richtige Richtung, glaubt der Diakon.
«Die Geistlichen dieser Welt müssen
das aufgreifen», findet er. «Unser Papst
könnte eine Änderung einläuten –
wenn die Menschen bereit sind, auf
ihn zu hören. Mit seiner Aussage
spricht er mir aus dem Herzen. Ich will
dazu beitragen, seine Impulse umzusetzen»,
sagt Werner B. und sieht sich
in seiner Mission gestärkt, weil unter
anderen auch der einflussreiche Kirchenfürst
Kardinal Reinhard Marx
erst vor kurzem die Stossrichtung des
Papstes übernommen hat.
Trotz dieser Zeichen aber ist sich
der Diakon sicher: «Es liegt noch ein
langer Weg vor uns, bis die Kirche so
weit ist.»
*Name von der Redaktion geändert
Du hast einen Beruf, der nicht dem
gängigen Klischee entspricht? Wir berichten
gerne darüber! Melde dich direkt unter
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34 Cruiser Mai | 2015 Cruiser Mai | 2015 35
Interview | Megy B.
«Ich bin ein schöner
Schwindel»
Text: Daniel Diriwächter
Auf ganz spezielle Art präsentiert sich Megy B. das erste Mal in Zürich
mit einem zauberhaften Cocktail voller Überraschungen. Hinter dem
Fummel verbirgt sich der Magier Marc Rudolf. Wir haben mit ihm über
Mascara und Magie gesprochen.
artigen Einsatz aller engagierten Menschen
– auch weltweit ausreichend
finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.
Und es ist sehr schön, wenn ich
mit meiner Kunst dabei helfen kann.
Sie selbst reden von der «Schönheit des
Schwindels» – welchem schönen Schwindel
können Sie nicht widerstehen?
Mir jeden Morgen zu sagen: «Megylein,
heute wird der schönste Tag deines
Lebens – warum auch nicht, du bist
doch erst 29 (lacht)!»
Samstag, 23. Mai 2015, 20:00 Uhr,
im Bernhard Theater Zürich
www.bernhard-theater.ch
Cruiser: Frau Megy B. oder Herr Rudolf,
was bevorzugen Sie?
Megy B / Marc Rudolf: Beides ist in
Ord nung. Als Schauspieler präsentiere
ich dem Publikum eine Rolle, die der
Megy B. – am Tag als Mann und abends
auf der Bühne als Frau. Würde ich auf
strikte Namenstrennung wert legen,
kämen alle durcheinander, deshalb bin
ich da flexibel.
Auf Megy B. bezogen sind Sie in der
Schweiz nicht so bekannt. Wie würden
Sie Megy B. dem Schweizer Publikum
vorstellen?
Die Kunst der Travestie ist eine der
ältesten Bühnentraditionen überhaupt.
Das Geheimnis von Megy B. ist die
Illusion, der wir uns hingeben können,
etwas Schönes zu bestaunen, dabei zu
lachen und zu weinen. Vielleicht sogar
sich in Megy B. zu verlieben, bis sich
der Zauber auflöst – wie eine Sternschnuppe,
alles eben nur ein schöner
«Ich bin sehr viel in
Las Vegas und versuche
immer etwas mit nach
Europa rüberzubringen.»
Schwindel. Und ich freue mich auf
mein erstes grosses Gastspiel in der
Schweiz. Im vergangenen Jahr durfte
ich bereits bei einer Gala in Miller's
Studio auftreten. Als das Angebot vom
Bernhard-Theater kam, war ich ganz
aus dem Häuschen.
Das neue Programm «A Kind of Illusion»
verspricht Liebe, Lust und Laster, wahrhaft
ein Cocktail – wie kreieren Sie eine
solche Show?
Ich liebe Theater und schaue mir alles
an, was das Entertainment zu bieten
hat. Ich bin sehr viel in Las Vegas und
versuche immer etwas mit nach Europa
rüberzubringen. Wenn ich sehe, wie
das Publikum sich von den Emotionen
der Künstler in eine andere Welt entführen
lässt, beflügelt das meine Fantasie.
Schlummerte die Kunstfigur schon im -
mer in Ihnen?
Den Wunsch auf die Bühne zu gehen,
hatte ich schon immer, mir war nur
nicht klar, welche Art der Unterhaltung
ich machen wollte. Also habe ich
vieles ausprobiert und mich nach meiner
Ausbildung in der Zauberschule
im «Bel Etage Theater» in München beworben.
Der Direktor meinte, dass er
für Magier keine Verwendung hätte,
aber sie bräuchten dringend einen
Künstler für die neue Travestie-Show,
und so stand die Tür zum Show business
plötzlich offen. Also sagte ich mir:
Fummel an und Mascara ins Gesicht –
und schon war Megy B. geboren.
Also eine Symbiose aus Magie und Mascara?
Durch die Zauberschule bekam ich die
Möglichkeit, mich erstmals einem Publikum
zu präsentieren. Später habe
ich mich mehr auf die Schauspielerei
konzentriert. Ich machte einen Abschluss
als Schauspieler an der Internationalen
Schule für Schauspiel. Als
ich die Rolle von Megy B. entwarf,
wollte ich mich nicht verzetteln und
beschloss, einen glitzernden Liederabend
mit magischen Momenten zu
gestalten. Ich musste mich von anderen
Travestieprogrammen unterscheiden.
«Durch meinen Beruf
habe ich die Möglichkeit,
viele Menschen zu
erreichen und sie auf
soziale Probleme aufmerksam
zu machen.»
Sie setzen sich auch für wohltätige
Zwecke ein. Gehört dies zum Beruf, oder
welche Motivation steckt dahinter?
Das liegt an meinen Eltern, sie haben
immer grossen Wert auf Hilfsbereitschaft
gelegt. Meine Mama stammt
aus Slowenien und da habe ich schon
als Kind miterlebt, wie meine Eltern
viele Projekte in diesem Land unterstützten.
Und jetzt habe ich durch
meinen Beruf die Möglichkeit, viele
Menschen zu erreichen und sie auf soziale
Probleme aufmerksam zu machen.
Gerade bei den Projekten um
den CSD in Koblenz, Köln oder in Berlin
und gerade auch bei meiner Arbeit
für die Menschen mit HIV und Aids;
denn sie brauchen weiterhin unsere
Unterstützung. Für die Umsetzung dieser
Arbeit müssen – neben dem gross-
Foto: ZVG
Der schöne Schwindel mit einem Hauch von Magie: Megy B.
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Megy B. – ihr Name steht in Deutschland
schon lange für glamouröses
Entertainment sowie für Humor, Gesang
und perfekte Illusion. Die musikalische
Leitung beim neuen Programm liegt bei
Jürgen Beyer, der auf der Bühne am
Flügel zu erleben ist. Hinter der Kunstfigur
Megy B. verbirgt sich der Entertainer
Marc Rudolf, der mit seinem Programm
neue Akzente setzen will.
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36 Cruiser Mai | 2015
Kolumne | Weissbergs warme Weissheiten
Unterhaltung | Kreuzworträtsel
Wow, meine pinke Wolke
der Glückseligkeit!
Text: Marianne Weissberg
Wie viel schöner wäre die Welt, wenn man sich gegenseitig die Wahrheit
sagen würde. Kolumnistin Marianne Weissberg fängt hier umgehend an
mit ihrer Weltverbesserung. Unter anderem an Tschortsch Kluni!
Das grosse Cruiser-Rätsel
Voilà: Das wohl erste und einzige schwule Kreuzworträtsel ever.
Trage das gesuchte Lösungswort in die entsprechenden Felder ein und
gewinne tolle Preise. Wir verlosen 30 Cruiser-Jahres abos im Wert
von je CHF 75.– und Moustache-Saunaein tritte im Wert von CHF 250.–
13
Kennen Sie diesen Moment der
Vollkommenheit? Den erlebte ich vorhin,
als ich vor diesem Baum stand,
der so überschäumend rosa in den
knütschblauen Himmel ragte, dass ich
wie vom Schlag getroffen stehenblieb,
um in dieser pinken Wolke der Glückseligkeit
zu versinken. Davor war mein
Tag zum Kotzen gewesen: Nastuch in
der Jeans vergessen, sodass sich eine
weisse Fötzelwolke in der Waschmaschine
ausbreitete. Doch dann, als ich
mit dem stinkigen Biochübeli zum
Recyceln eilte, stand vor mir dieser
sonst so unscheinbare Baum, der mir
sagte: WOW, Frau Weissberg, halte
inne und siehe, es gibt Perfektion auf
dieser Welt, ich bin es, dein Baum der
Vollkommenheit! Danke Baum, hauchte
ich. Weil ich an dir überhaupt nichts
verbessern muss. Allenthalben muss
ich das nämlich. Und würde man auf
mich hören, hätte man ein viel schöneres
Leben.
Beispiel Tschortsch Kluni. Ich finde,
so schluddrig geschrieben, passt das
zu ihm. Ich bin wohl die einzige Frau,
die ihn a) schlecht alternd und b)
einen schlechten Schauspieler findet.
Wie viel schöner wäre er und sein
Leben, wenn er endlich offen das leben
könnte, was ihn wirklich auszeichnen
würde: Sein Schwulsein! Dann hätte
er nicht dieses Alibi-Frölein Mudsch-
heddin heiraten müssen, die spargeldürr
ist, so dass er neben ihr furchtbar
schwammig beige aussieht. Wetten,
dass er im Bett nicht kann, also mit
einer Frau. Aber als bester schwuler
Freund einer Frau wäre George Clooney
absolut charming. DAS WEISS ICH! Er
würde in dieser echten Sehnsuchts-
Rolle aufblühen und vollkommen sein.
Jede Mamma schwuler Söhne würde
ihn sofort als Schwiegersohn herzen.
Komm an meinen Busen, Georgie, und
mach mir das Weisse-Blusen-Kompliment!,
würde sie juchzen. Was das ist?
Sowas kann nur ein bester schwuler
Freund, einer Frau dieses Gefühl geben,
dass sie sogar in Schlichtheit
vollkommen ist. WARUM sagt ihm
niemand, dass sein Weg, geliebt zu
werden nicht über eine magersüchtige
Muschi führt?!
«Aber als bester schwuler
Freund einer Frau
wäre George Clooney
absolut charming.
DAS WEISS ICH!»
Wie viel besser wäre die Welt, wenn
man sich also gegenseitig gnädig verbessern
würde. Beispiel: Gestern
tramp te mir eine lila Leberwurst entgegen.
Ja, Sie lesen richtig: Ein Meitli,
das Leggings trug, die ihre Säulen-Beine
wie schimmernde Würste
prangen liessen. Sie, haben Sie sich
heute Morgen mal im Spiegel angeschaut?,
platzte ich heraus. Ja, ich
habe jetzt ein schlechtes Gewissen,
aber wie soll die Kleine ein bisschen
Schönheit erlangen, wenn ihr niemand
Ratschläge dafür gibt? Oder die dicke
Pinker geht’s nimmer! Frau Weissbergs
schwuler Baum der Glückseligkeit.
Nachbarin mit dem dicken Kind. Jetzt
stopfen Sie das Balg doch nicht so
voll!, würde ich gerne rufen. Denn so
ein Kind soll es doch schöner haben im
Leben als Sie.
Ich meine nicht, dass man geschleckt
perfekt sein sollte. Aber es
gibt halt Details, die man ohne gros sen
Aufwand korrigieren könnte: George
kriegt einen Mann, die Leberwurst
einen netten Jupe, das Knödel-Baby
kein Junkfood, und ich? Ich gehe
nochmals Baum-Watchen und freue
mich, dass dieses Wunder mir zu
meiner kleinen Weltverbesserungs-
Kolumne verholfen hat!
P.S. Danach gehe ich mit dieser
Ausgabe zur Post und sende sie George,
sonst kommt der womöglich nie
drauf …
Marianne Weissberg
ist Historikerin, Autorin & Inhaberin
des Literaturlabels Edition
VOLLREIF (www.vollreif.ch).
Ihre Werke u. a. «Das letzte Zipfelchen
der Macht» oder die Kolumnenkollektion
«Tränen ins Tiramisu»
sind längst Kult.
Foto: Marianne Weissberg
1. Trägt Bart
2. Hat für Israel gesungen
3. Null-Punkte-Nummer
am ESC
4. Ein A von ABBA
5. Eingekauft von SRF
und sehr erfolgreich
6. Glühender ESC-Fan
7. Gay-Olympics
5
8. Hat NULL Ahnung
was ESC ist
9. Exteilnehmer am
ESC für die Schweiz
10. Hat nie am ESC teilgenommen,
ist dennoch unverwüstlich
11. Erste Gewinnerin am ESC
12. DJ Bobo
13. Gastkontinent am diesjährigen ESC
14. Teilnehmerland am ESC, das definitiv
nicht zu Europa gehört
15. Teilnehmerland am ESC, das nur
mit viel gutem Willen zu Europa gehört
16. Traumatisches Erlebnis für alle ESC-Fans
17. Durfte beim ESC nur 1980 mitmachen.
Gehört auch nicht zu Europa.
12
Die Lösung kannst du online auf
www.cruisermagazin.ch eintragen.
11
1 2 3 4 5 6
6
4
14
7 17 8
Das gesuchte Lösungswort der letzten
Ausgabe: «stolz stark schwul».
Die detaillierte Auflösung findest du
online unter www.cruisermagazin.ch
9
16
3
6
1
2
15/4
3
1
5
10
2
38 Cruiser Mai | 2015
Cruiser Mai | 2015 39
Foto: Fotolia-Piotr Marcinski-Internet
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