Cruiser im Mai 2015
Die Mai Ausgabe mit grossem ESC Special. In der Printversion zusätzlich mit Tipp-Wende-Poster
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cruiser<br />
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<strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
Juhuu!<br />
Endlich wieder<br />
Gay-Olympics<br />
Alles über<br />
den Eurovision<br />
Song Contest<br />
Exklusiv:<br />
Grosses<br />
Tipp-Poster<br />
Götterwelt<br />
War Zeus wirklich schuld<br />
an Hyakinthos Tod?<br />
Nullnumer<br />
Was macht eigentlich<br />
Sängerin Gunvor?<br />
Ost Side Story<br />
Das neue Musical <strong>im</strong><br />
«Hechtplatz».<br />
© European Broadcasting Union 2004-<strong>2015</strong>. All rights reserved.
Inhalt<br />
Editorial<br />
<strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
04 Thema | ESC<br />
Brücken, Balladen und ein Bart<br />
Foto Umschlag: Shutterstock-stepstock<br />
Liebe Leser<br />
Es ist wieder soweit! Die Gay-Olympics aka «Eurovision Song Contest»<br />
gehen in die nächste Runde. Ein Teil der <strong>Cruiser</strong>-Redaktion wartet seit<br />
Monaten (eigentlich seit dem letztjährigen Sieg von Concita Wurst) auf<br />
das Gesangsspektakel und dem damit verbunden Outfitdebakel. <strong>Cruiser</strong><br />
zelebriert den Song Contest ausgiebig in dieser Nummer; wir haben<br />
keine Mühen und Kosten gescheut und daher ein exklusives Tipp-<br />
Poster beigelegt. Ein wirklich ausgeklügeltes und intensiv getestetes<br />
System garantiert Spass für die ganze Community. Auf der Rückseite<br />
des Posters stellen wir zudem die Teilnehmer aus gut 40 Ländern mit<br />
Bild vor. Selbstverständlich begleiten wir den Event auch online unter<br />
www.cruisermagazin.ch<br />
Kürzlich sass die <strong>Cruiser</strong>-Chefredaktion <strong>im</strong> Theater und musste eine<br />
grottenschlechte Aufführung in der Box des Schauspielhauses Zürich<br />
erdulden. Dani guckte einigermassen interessiert 120 Minuten lang auf<br />
die Bühne, derweil ich die Scheinwerfer zählte und danach Danis graue<br />
Haare auf der rechten Seite (es waren nur ungefähr vier, die andere<br />
Seite konnte ich schlecht zählen, denn das wäre mit einem störenden<br />
Sitzwechsel verbunden gewesen). Nach dieser fürchterlichen Darbietung<br />
kam uns die Idee, unsere Kulturseiten etwas auszubauen, damit<br />
wir unsere Leser besser vor derartigen Pannen schützen können. Neu<br />
haben wir in unseren Kulturseiten absolute Gehe<strong>im</strong>tipps – von der<br />
<strong>Cruiser</strong>-Redaktion getestet und für gut befunden.<br />
Viel Spass mit dem neuen <strong>Cruiser</strong>!<br />
<strong>Cruiser</strong> print<br />
Herzlich, Haymo Empl<br />
Chefredaktor<br />
Impressum<br />
Herausgeber & Verleger: Haymo Empl, empl.media<br />
Infos an die Redaktion: redaktion@cruisermagazin.ch<br />
Chefredaktor Haymo Empl<br />
stv. Chefredaktor Daniel Diriwächter<br />
Art Director Astrid Affolter, Access – bridge to work, Bereich Grafik<br />
Redaktion Print Martin Ender, Andreas Faessler, René Gerber, Alain Sorel,<br />
Thomas Borgmann, Marianne Weissberg, Kafi Freitag, Michi Rüegg,<br />
Pia Spatz, Vinicio Albani, Moel Maphy, Agron Idrizi<br />
Layout<br />
Access – bridge to work, Bereich Grafik<br />
Lektorat Ursula Thüler<br />
Anzeigen Said Ramini, Telefon 043 300 68 28, anzeigen@cruisermagazin.ch<br />
Auflage 12 000 Exemplare, 10 Ausgaben jährlich<br />
Redaktion und Verlagsadresse:<br />
empl.media, Haymo Empl, Welchogasse 6, Postfach 5539, 8050 Zürich<br />
Telefon 043 300 68 28, Telefax 043 300 68 21, info@cruisermagazin.ch<br />
<strong>Cruiser</strong> online<br />
Herausgeber & Verleger: Haymo Empl, empl.media<br />
Infos an die Online-Redaktion: online@cruisermagazin.ch<br />
Chefredaktor Online: Daniel Diriwächter<br />
08 Special | Die Schweiz und der ESC<br />
Bilanz der Schweizer Teilnahme am ESC<br />
11 Tipp | Fit in den Frühling<br />
12 Serie | Homosexualität in Geschichte<br />
und Literatur Apoll und Hyakinthos<br />
15 Fotostory | Was hältst du vom ESC?<br />
16 Reportage | Robidog-Sünder<br />
Eine Typologie<br />
17 Nachgefragt | Peter Thommen<br />
18 Kolumne | Pia Spatz<br />
19 Ratgeber Aids-Hilfe | Dr. Gay<br />
20 News | National<br />
22 News | International<br />
24 Serie | Persönlichkeiten<br />
Gunvor<br />
26 Kultur | Schweiz<br />
27 Theaterkritik | Ost Side Story<br />
29 Kolumne | Kafi Freitag<br />
Kafi und ihr Held des Alltags<br />
32 Rückblick | «Break The Chains» <strong>2015</strong><br />
34 Serie | Mannsbild – Berufsbild<br />
Der Diakon<br />
36 Interview | Megy B.<br />
«Ich bin ein schöner Schwindel»<br />
38 Kolumne | Weissbergs warme Weissheiten<br />
Meine pink Wolke der Glückseligkeit<br />
39 Unterhaltung | Kreuzworträtsel<br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> 3
Thema | ESC<br />
Brücken, Balladen<br />
und ein Bart<br />
Text: René Gerber<br />
Weihnachten fällt für ESC-Fans diesmal auf den 23. <strong>Mai</strong>. Mit Süssigkeiten<br />
und hübsch verpackten Enttäuschungen. Ein traditionelles Familientreffen<br />
mit alten Bekannten und gewohnten Melodien. Skandale bleiben bei<br />
der 60. paneuropäischen Jubiläumskreuzfahrt durch seichte musikalische<br />
Gewässer weitgehend auf der Strecke.<br />
lung vor rund 30 Jahren <strong>im</strong>mens. 1996<br />
vertrat die Australierin Gina G. Grossbritannien<br />
und kurbelte den Hype<br />
weiter an. Vor zwei Jahren in Malmö<br />
eine Videobotschaft aus Sydney, 2014<br />
ein australischer Pausenact, die offizielle<br />
Kandidatur ist bestens auf-<br />
sen: Auch in Neuseeland, Mexiko oder<br />
Südafrika besteht durchaus Interesse.<br />
Ein Blick in die Geschichtsbücher<br />
zeigt, dass einschneidende und umstrittene<br />
Änderungen für Europas<br />
grösste TV-Show (150 Millionen Zu -<br />
schauer) nichts Neues sind. Die poli -<br />
tisch bedingte Osterweiterung seit<br />
1994, Abschaffung des Live-Orchesters<br />
und Einführung des Televotings,<br />
die «Free Language Rule» ab 1999 oder<br />
die Aufteilung in zwei Semifinale ab<br />
2008: Was früher «Grand Prix Eurovision<br />
de la Chanson» hiess, dann<br />
«Eurovision Song Contest» und heute<br />
twittertauglich «ESC», hat sich in 60<br />
Jahren <strong>im</strong>mer wieder verändert und<br />
dadurch nichts an Faszination eingebüsst.<br />
Neuer Teilnehmer, alte Rezepte<br />
Manche Regeln halten sich allerdings<br />
hartnäckig: Weiterhin sind weder<br />
Tiere noch unter 16-Jährige erlaubt,<br />
max<strong>im</strong>al sechs Personen auf der Bühne,<br />
keine politischen Botschaften.<br />
Australien revolutioniert den Wettstreit<br />
also nicht mit Kängurus und<br />
Schicken die Australier Kylie Minogue<br />
an den Contest?<br />
Kinderchor, sondern fällt mit dem<br />
smarten Sonnyboy Guy Sebastian und<br />
einer stromlinienförmigen Uptempo-<br />
Ballade <strong>im</strong> Teilnehmerfeld kaum auf.<br />
Höchstens die Verwechslungsgefahr<br />
zwischen Austria und Australia dürfte<br />
während der Punktevergabe für etwas<br />
Verwirrung sorgen. So chaotisch wie<br />
1963 wirds aber hoffentlich nicht, damals<br />
verstand der BBC-Moderator den<br />
norwegischen Juror partout nicht,<br />
nachträglich wurden Punkte statt der<br />
Schweiz dem Nachbarn Dänemark<br />
gutgeschrieben. 2012 nutzte Anke<br />
Engelke das Verkünden der Resultate<br />
als Plattform für ein ebenso charmantes<br />
wie best<strong>im</strong>mtes Demokratie-<br />
Plädoyer. Die aufgebrezelten «Douze<br />
Points»-Verteilenden vor nationalen<br />
«Höchstens die<br />
Verwechslungsgefahr<br />
zwischen Austria und<br />
Australia dürfte während<br />
der Punktevergabe<br />
für etwas Verwirrung<br />
sorgen.»<br />
Denkmälern haben längst Kult-Status<br />
und werden auch in Wien für manchen<br />
mehr oder weniger gewollten Lacher<br />
sorgen. Doch bevor es wieder heisst «It<br />
was a wonderful Show tonight» zurück<br />
zu den aktuellen Kanditaten.<br />
Unvergesslich: Die strahlende Siegerin Concitta Wurst am ESC 2014<br />
«Rise Like A Phoenix» – eine ergreifende<br />
Botschaft für Europa, das Highlight<br />
an jedem CSD zwischen Manchester<br />
und Madrid, ein Song, von<br />
dem keiner genug kriegen konnte.<br />
Über Conchitas Triumph war noch<br />
kaum Bart gewachsen, als bereits die<br />
Suche nach ihrem Nachfolger begann.<br />
Während Königin Wurst weiterhin auf<br />
ein Album warten liess, werkelten potenzielle<br />
Thronfolger bereits fleissig<br />
an ihren Beiträgen. Für die ESC-Fangemeinde<br />
begann mit den Vorausscheidungen<br />
die Adventszeit, <strong>im</strong>mer wieder<br />
öffnete sich ein Türchen mit einer<br />
Überraschung.<br />
Die grösste kam mit der einmaligen<br />
Teilnahme zum 60. Jubiläum aus<br />
Australien. Down Under ist die ESC-<br />
Begeisterung seit der ersten Ausstrah-<br />
«Die grösste Überraschung<br />
kam mit der<br />
einmaligen Teilnahme<br />
Australiens zum<br />
60. Jubiläum.»<br />
gegleist ... Nur <strong>im</strong> unwahrscheinlichen<br />
Fall eines Aussie-Siegs wird auch 2016<br />
wieder ein Song ins Rennen geschickt,<br />
der Wettbewerb müsste dann allerdings<br />
in einer europäischen Stadt ausgetragen<br />
werden. Neben erstauntem<br />
Lob und hohen Erwartungen (Savage<br />
Garden? Sia?? Kylie???) wurden auch<br />
einige kritische St<strong>im</strong>men zur musikalischen<br />
Erweiterung Europas auf den<br />
fünften Kontinent laut. Doch gemäss<br />
Reglement muss ein Teilnehmerstaat<br />
lediglich Mitglied der European Broadcast<br />
Union sein, ansonsten wären auch<br />
der dre<strong>im</strong>alige Sieger Israel, Aserbaidschan<br />
oder Marokko (1980 einmal<br />
dabei) aussen vor geblieben. EBU-<br />
Präsident Jan Ola Sand bezeichnete<br />
Australiens Teilnahme als «sehr gewagten<br />
und sehr bewegenden Schritt».<br />
Dass weitere Schritte in eine ähnliche<br />
Richtung folgen, ist nicht ausgeschlos-<br />
European Broadcasting Union 2004-<strong>2015</strong>. All rights reserved.<br />
Fotos: Credits Thomas Hanses EBU, EBU ©<br />
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4 <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> 5
Thema | ESC<br />
Thema | ESC<br />
Neben Australiens Guy wird das<br />
eine oder andere Sahneschnittchen<br />
aufgetischt, leider meist arg fantasielos.<br />
Italiens «Il Volo» präsentieren eine<br />
bittersüsse Delikatesse mit internationalem<br />
Schmelz, das Trio war <strong>im</strong>merhin<br />
schon mit Barbra Streisand auf<br />
Tour. Frankreich dreht das Rad zurück<br />
und versucht für einmal gar nicht erst,<br />
es neu zu erfinden, setzt nach einigen<br />
gestrauchelten Hyper-Hipsters wieder<br />
«Lordes Bruder lamentiert<br />
in Belgien und trifft<br />
dabei auch noch Lady<br />
Gaga auf einen Sirup.»<br />
auf traditionelles Chanson, Schlachtfeldhymne<br />
statt Dancefloor-Heuler.<br />
Selbst Russland gibt sich nach angekündigtem<br />
Boykott versöhnlich,<br />
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besingt mit gefälligem Pop made in<br />
Sweden fast schon heuchlerisch die<br />
Vielfalt der St<strong>im</strong>men und den fried lichen<br />
gemeinsamen Traum. Zwischenfazit:<br />
nett produzierte Déjà-vus in<br />
Serie.<br />
Solide Brücken, übergrosse<br />
Fussstapfen<br />
Über weite Strecken scheint der diesjährige<br />
ESC ein unspektakulär glattrasiertes<br />
Familienfest aktueller Chartstürmer<br />
zu werden. Lordes Bruder<br />
lamentiert in Belgien und trifft dabei<br />
auch noch Lady Gaga auf einen Sirup,<br />
David Guettas Göttibub aus Texas<br />
houst jetzt in Schweden und Nelly<br />
Furtados Cousine hüpft durch<br />
Alba nien, während die Mumfords in<br />
Litauen einen verlorenen Sohn und Sia<br />
auf Malta eine Seelenverwandte gefunden<br />
haben. Dazwischen ein Meer<br />
aus dramatischen Cinemascope-Balladen<br />
und schwülstigen Duetten, darauf<br />
ein paar schmissige Sommerhit- Surfer.<br />
Auch dieses Jahr wird der ESC wieder<br />
Millionen von Gays in den Bann ziehen.<br />
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Fotos: Fotolia-Innovated Captures, pd ©<br />
Rasch ein Tränchen verdrückt für den<br />
bombastischen griechischen Liebeskummer<br />
oder Ungarns zartes Anti-<br />
Kriegs-Plädoyer, und schon bringen<br />
Dänemark und Holland mit ihren<br />
sonnigen Feelgood-Refrains die gute<br />
Laune zurück. Ein einsamer Wolf aus<br />
Aserbaidschan kann nicht schlafen,<br />
ein zypriotischer Pfadfinder zupft am<br />
Lagerfeuer für die Geliebte. Doch die<br />
Emotionen bleiben Schablonen, die<br />
Ideen Imitate.<br />
«Building Bridges», das diesjährige<br />
Motto, haben sich einige zu sehr zu<br />
Herzen genommen. Die musikalischen<br />
Gewässer unter all diesen durchdacht<br />
konstruierten Brücken sind gar seicht<br />
und sanft. Wo sind die Überflieger<br />
und Untiefen, die Paradiesvögel und<br />
die hässlichen Entlein? Als traute sich<br />
keiner, in die übergrossen Wurst-Fussstapfen<br />
zu treten. Island, Irland oder<br />
Polen? Austauschbar wie nie zuvor.<br />
Immerhin bleibt Montenegro dem<br />
Erfolgsrezept folkloristischer Schmachtfetzen<br />
treu, Georgien dem wohl aussichtslosen<br />
Konzept zwischen Kunstanspruch<br />
und Ohrensausen und San<br />
Marino dem Untergangskommando<br />
unter Kapitän Ralph Siegel. Diplomatisch<br />
eingemittet in innovativer<br />
Songstruktur und raschem Vergessen<br />
strandet der helvetische Beitrag von<br />
Mélanie René wohl <strong>im</strong> Mittelfeld. Mit<br />
der schweizerisch-norwegischen Doppelbürgerin<br />
Debrah Scarlett haben wir<br />
ABBA – unvergessliche Sieger für Schweden 1974<br />
allerdings ein zweites hoffnungsvolles<br />
Ass an Deck. Eine Sirene, neben der<br />
etwa Deutschlands zweite Wahl nach<br />
dem Eklat in der Vorausscheidung,<br />
Ann-Sophie – eine laue Selah Sue- Kopie<br />
– , oder Grossbritanniens abgestandener<br />
Electroswing ziemlich altbacken<br />
aussehen.<br />
Bunte Erinnerungen, blasse<br />
Favoriten<br />
Favoriten sind kaum auszumachen <strong>im</strong><br />
diesjährigen Goldfischbecken, auch<br />
der allseits hoch gehandelte Schwede<br />
tritt bisher eher als Hochleistungsschw<strong>im</strong>mer<br />
denn als Sympathieträger<br />
in Erscheinung. Doch da gibt es noch<br />
ein paar Inseln, die es genauer zu erforschen<br />
gilt. Israels Nadav Gudj etwa,<br />
der mit «Golden Boy» zum ersten Mal<br />
einen englischen Text gekonnt mit<br />
orientalischen Rhythmen zu einem<br />
auffälligen Ohrwurm verstrickt. Oder<br />
Estland und Slowenien, die leichtfüssigen<br />
und überaus charttauglichen<br />
Vintage-Pop auf Lager haben. Nicht zu<br />
vergessen Finnland, dessen Punkrocker<br />
mit Down-Syndrom ziemlich<br />
schroff ins Seichte ragen.<br />
Die Live-Performance wird entscheiden,<br />
wer am 23. <strong>Mai</strong> Herzen erobert<br />
und über die Siegerbrücke in der<br />
Wiener Stadthalle schreitet. Zum 60.<br />
Jubiläum darf man natürlich auch<br />
etwas nostalgisch werden und auf<br />
einige legendäre ESC-Momente zurück -<br />
«Wo sind die Überflieger<br />
und Untiefen, die<br />
Paradiesvögel und die<br />
hässlichen Entlein?<br />
Als traute sich keiner,<br />
in die übergrossen<br />
Wurst-Fussstapfen zu<br />
treten.»<br />
blicken. Auf 1956 etwa, als uns die<br />
unverwüstliche Lys Assia in Lugano<br />
mit «Refrain» zum allerersten Sieg<br />
trällerte. Im Folgejahr machte der<br />
Däne Gustav seiner Duettpartnerin<br />
einen Heiratsantrag und küsste sie<br />
während elf Sekunden, weil ein Assistent<br />
das Zeichen zum Abbruch vergass.<br />
1968 kaufte sich Spanien angeblich<br />
den Sieg, um den Tourismus<br />
anzukurbeln, 1969 gab es nach Punktegleichstand<br />
ganze vier Sieger. 1974<br />
läutete ABBAs Waterloo eine neue Ära<br />
ein und in Portugal löste die Radio-<br />
Ausstrahlung des Eurovisions-Liedes<br />
eine Revolution aus. Céline Dions<br />
Sieg 1988, Gunvors skandalträchtige<br />
Null-Punkte-Nummer zehn Jahre später<br />
in Birmingham, wo die transsexuelle<br />
Dana International den Pokal<br />
abräumte … Unvergessliche Momente,<br />
unsägliche Skandale. Doch dann kam<br />
Frau Wurst und stellte alles Bisherige<br />
in den Schatten.<br />
<strong>2015</strong> nun steht uns wohl eine ganz<br />
klassische Eurovisions-Feier bevor, die<br />
in Erinnerung gehen könnte als der<br />
Abend, an dem die weiterhin überragende<br />
und jetzt schon legendäre<br />
Königin Conchita eine unvergessliche<br />
Party schmiss, auf der irgendein Prinz<br />
einen Blumentopf gewonnen hat und<br />
auf der wir allen Unkenrufen <strong>im</strong> Vorfeld<br />
zum Trotz so viel Spass hatten wie<br />
noch nie. Also dann wie jedes Jahr am<br />
ESC, dem «Happiest Weekend of the<br />
Year», wie er in Australien auch genannt<br />
wird!<br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> 7
Special | Die Schweiz und der ESC<br />
Die Schweizer Bilanz<br />
be<strong>im</strong> ESC<br />
Text: Thomas Borgmann<br />
In den letzten zwei Jahrzehnten war die Schweiz nicht gerade Spitzen <br />
reiter be<strong>im</strong> Eurovision Song Contest. Die Gesamtwertung in der Grand<br />
Prix-Geschichte fällt für das Land jedoch ganz positiv aus. 24 der bislang<br />
55 Beiträge landeten in der vorderen Tabellenhälfte. Damit gehört<br />
die Schweiz zu den erfolgreicheren Teilnehmern be<strong>im</strong> Wettbewerb.<br />
Vier Teilnahmen in vier Sprachen.<br />
Peter, Sue & Marc vertraten die Schweiz<br />
am häufigsten be<strong>im</strong> Grand Prix.<br />
Mit zwei Siegen, je drei zweiten und<br />
dritten, fünf vierten und zwei fünften<br />
Plätzen rangiert die Schweiz in der Erfolgsstatistik<br />
des Grand Prix d'Eurovision<br />
auf Platz 12. Keine schlechte<br />
Bilanz bei einer Rangliste von 51 Ländern,<br />
die sich in der sechzigjährigen<br />
Geschichte dem Wettbewerb gestellt<br />
haben. Dieses respektable Ergebnis ist<br />
natürlich auch der langjährigen Teilnahme<br />
des Landes zu verdanken. Von<br />
den insgesamt 60 Austragungen – der<br />
diesjährige Wettbewerb eingeschlossen<br />
– war die Schweiz 56 Mal dabei<br />
und findet sich damit auf Rang 5 in<br />
der Teilnahmestatistik wieder. Unfreiwillig<br />
aussetzen mussten die Schweizer<br />
in den Jahren 1995, 1999, 2001<br />
8 <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong><br />
und 2003 aufgrund schlechter Vorjahresplatzierungen.<br />
Durch die neue Teilnahme<br />
zahlreicher Länder aus Osteuropa<br />
in den 1990er Jahren mussten die<br />
Länder mit den erfolglosesten Beiträgen<br />
<strong>im</strong> Folgejahr pausieren, damit die<br />
Show nicht den zeitlichen Rahmen<br />
von drei Stunden sprengte.<br />
Seit 2004 wird in einem Halbfinale<br />
entschieden, welche Länder am Finale<br />
teilnehmen. Nur die fünf finanzstärksten<br />
Länder der EBU – Frankreich,<br />
Italien, Spanien, Grossbritannien<br />
und Deutschland – sowie der Sieger<br />
des Vorjahres sind automatisch für das<br />
Finale gesetzt. In den Jahren 2004 und<br />
2007–2010 kam die Schweiz auch mit<br />
so populären Interpreten wie DJ Bobo<br />
über dieses Halbfinale nicht hinaus.<br />
Erst 2011 gelang Anna Rossinelli wieder<br />
der Einzug ins Finale, wo sie dann<br />
aber den letzten Platz belegte. Auch<br />
2012 und 2013 blieben die Schweizer<br />
Beiträge in der Vorrunde hängen, bis<br />
<strong>im</strong> letzten Jahr der Tessiner Sebalter<br />
mit «Hunter of the Stars» die Schweiz<br />
mit dem 13. Platz erstmals seit 2006<br />
wieder in die Top-Twenty brachte. Die<br />
letzte Top-Ten-Nominierung liegt genau<br />
zehn Jahre zurück. 2005 erreichte<br />
die estnische Girlband Vanilla Ninja<br />
für die Schweiz den achten Platz.<br />
Sechsmal bildete die Schweiz das<br />
Schlusslicht bei den Punkten auf der<br />
Wertungstafel und liegt damit <strong>im</strong> internationalen<br />
Vergleich der Letztplatzierten<br />
auf Platz 7. Mit jeweils 0 Punkten<br />
schnitten die Beiträge von 1964<br />
(Anita Traversi: «I miei pensieri»), 1967<br />
(Géraldine: «Quel coeur vas-tu briser?»)<br />
und 1998 (Gunvor: «Lass ihn»)<br />
<strong>im</strong> Finale ab. Ohne einen einzigen<br />
Punkt verabschiedete sich Piero<br />
Esteriore mit seinem Song «Celebrate»<br />
2004 schon in der Vorrunde aus dem<br />
Wettbewerb. Und auch Michael von der<br />
Heide konnte 2010 mit seinem Lied «Il<br />
pleut de l'or» nur zwei Punkte für sich<br />
verbuchen und landete damit ebenfalls<br />
dem letzten Platz <strong>im</strong> Halbfinale.<br />
Sprachvielfalt als grosses Plus<br />
In anderen Kategorien kann die<br />
Schweiz in der Eurovisionsstatistik<br />
allerdings gleich mehrfach punkten.<br />
Der erste Grand Prix fand am 24. <strong>Mai</strong><br />
1956 in Lugano statt. Mit dem Lied<br />
Damals noch kein Weltstar: Mit einem<br />
Punkt Vorsprung vor Grossbritannien<br />
gewann die Kanadierin Céline Dion<br />
1988 mit «Ne partez pas sans moi» den<br />
Grand Prix für die Schweiz.<br />
European Broadcasting Union 2004-<strong>2015</strong>. All rights reserved.<br />
Fotos: pd ©<br />
«Refrain» sorgte Lys Assia dafür, dass<br />
die Siegertrophäe gleich <strong>im</strong> Land verbleiben<br />
konnte. Aufgrund der Mehrsprachigkeit<br />
ist kein anderes Land in<br />
so vielen Sprachen aufgetreten wie die<br />
Schweiz. 24 Beiträge wurden auf<br />
Kein Goldregen für Michael von der<br />
Heide. Mit nur zwei Punkten landete<br />
sein «Il pleut de l’or» bereits in der<br />
Vorrunde auf dem letzten Platz.<br />
Französisch gesungen, 12 auf Deutsch,<br />
elf auf Englisch, 9 auf Italienisch und<br />
einer auf Rätoromanisch. Vor allem in<br />
den sechziger und siebziger Jahren,<br />
als noch in der Landessprache gesungen<br />
werden musste, erwies sich Französisch<br />
durchaus als Vorteil. Viele der<br />
teilnehmenden westeuropäischen Länder,<br />
zu denen damals auch Monaco<br />
und Luxemburg gehörten, waren<br />
frankophon, und Französisch war als<br />
Sprache des Chansons ohnehin international<br />
beliebt.<br />
Mit insgesamt sechs Beiträgen ist<br />
der Liedermacher, Sänger und Komponist<br />
Peter Reber der Interpret, der am<br />
häufigsten für die Schweiz am Song<br />
Contest teilgenommen hat. Vier Mal<br />
war er Teil der Formation Peter, Sue &<br />
Marc. 1980 schrieb er gemeinsam mit<br />
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„<strong>Cruiser</strong>“<br />
Veronique Müller den Titel «Cinéma»<br />
von Paola und landete damit auf Platz<br />
vier. Platz vier errang er auch 1976 mit<br />
«Djambo, Djambo», und er schloss seine<br />
ESC-Karriere bis auf Weiteres 1981<br />
mit «Io senza te» ebenfalls mit dem<br />
vierten Platz ab. Nur mit dem von ihm<br />
geschriebenen Beitrag «Swiss Lady»<br />
der Pepe Lienhard Band landete er<br />
1977 nicht auf dem vierten, sondern<br />
nur auf dem sechsten Platz. Dafür<br />
wurde dieser Titel der kommerziell erfolgreichste<br />
Eurovisions-Beitrag der<br />
Schweiz. Peter, Sue und Marc sind übrigens<br />
nicht die einzigen Interpreten,<br />
die viermal für die Schweiz gesungen<br />
haben. Auch Lys Assia trat viermal an,<br />
davon allerdings 1956 mit zwei Beiträgen.<br />
Das Trio um Peter Reber kann<br />
als einziges für sich verbuchen, insgesamt<br />
in vier verschiedenen Sprachen<br />
be<strong>im</strong> ESC gesungen zu haben. 1971 taten<br />
sie das auf Französisch («Les illusions<br />
de nos vingt ans»), 1976 auf Englisch<br />
(«Djambo, Djambo»), 1979 auf<br />
Deutsch («Trödler & Co») und 1981 auf<br />
«Aufgrund der Mehrsprachigkeit<br />
ist kein<br />
anderes Land in so<br />
vielen Sprachen aufgetreten<br />
wie die Schweiz.»<br />
Italienisch («Io senza te»). Darüber hinaus<br />
nahmen sie 1973, 1974 und 1975<br />
an der Schweizer und 1978 auch an<br />
der deutschen Vorentscheidung teil.<br />
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Beinahe eine Gewinnerin. Bevor<br />
Norwegen in der Schlussrunde seine<br />
korrigierten Wertungen übermittelten,<br />
lag Esther Ofar<strong>im</strong> 1963 mit «T’en vas<br />
pas» an der Spitze.<br />
Neben Lys Assia konnte bislang nur<br />
Céline Dion 1988 einen Sieg für die<br />
Schweiz erringen. Lange Zeit herrschte<br />
Unsicherheit, ob 1963 nicht Esther<br />
Ofar<strong>im</strong> mit dem Schweizer Beitrag<br />
«T'en vas pas» die eigentliche Gewinnerin<br />
gewesen sei. Norwegen sollte am<br />
Ende der Sendung seine Wertung erneut<br />
durchgeben und vergab plötzlich<br />
vier Punkte für Dänemark statt der zuvor<br />
erteilten zwei und nur noch einen<br />
für die Schweiz entgegen der zunächst<br />
vergebenen drei Punkte. Diese geänderte<br />
Wertung liess schliesslich Dänemark<br />
statt die Schweiz gewinnen, und<br />
es wurde gemunkelt, dass die Skandinavier<br />
sich untereinander die Punkte<br />
zuschieben. Erst Ende der 1990er Jahre<br />
konnte geklärt werden, dass die<br />
zweite norwegische Wertung die korrekte<br />
war und Dänemark den Song<br />
Contest 1963 zu Recht gewonnen hatte.<br />
Der dritte Sieg für Helvetia ist also<br />
noch zu holen.<br />
.CH<br />
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<strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> 9<br />
• Versandkostenfrei ab 100 CHF
Tipp | Fit in den Frühling<br />
Abo<br />
Powerplate – wird man so<br />
schnell schön?<br />
Text: Moel Maphy<br />
Sie verstellen bereits jetzt alle Studios: grosse<br />
Maschinen, die auf Knopfdruck mit wenig<br />
Aufwand die Idealfigur versprechen.<br />
fahr gross, dass man sich verkrampft.<br />
Das kann zu Schwindel, Übelkeit und<br />
Sehstörungen führen», sagt Dieter<br />
Bachmann, Inhaber des Zürcher Fitnesscenters<br />
«Westside». Auch <strong>im</strong> «Westside»<br />
stehen brandneue Powerplates –<br />
und die Fitnessverrückten lieben die<br />
Maschinen.<br />
Lass ihn zu dir kommen!<br />
Und zwar regelmässig in deinen Briefkasten.<br />
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Ort<br />
FotoS: Fotolia-Aarrttuurr<br />
Sofort schön schlank: Powerplate ist der neue Fitnesstrend.<br />
Fitnessqueen Daniela Baumann hat<br />
auf TeleZüri <strong>im</strong> Januar kräftig die<br />
Werbetrommel für ihr neues Fitnesscenter<br />
«Loft 1» rühren dürfen. Weniger<br />
gerührt, dafür geschüttelt wird man<br />
auf einem der Geräte, die sie anbietet,<br />
der Powerplate. Es handelt sich um<br />
eine Metallplatte, die in alle drei D<strong>im</strong>ensionen<br />
vibriert. Der Trainierende<br />
stellt sich auf die Platte, n<strong>im</strong>mt eine<br />
Position ein und lässt die Vibrationen<br />
auf die Muskulatur wirken. Ein Ganzkörpertraining<br />
kann so innerhalb<br />
von nur gerade 15 Minuten absolviert<br />
werden. Und natürlich (das empfehlen<br />
Experten <strong>im</strong>mer!) tut man das am<br />
besten unter professioneller Anleitung.<br />
Denn ganz unproblematisch ist<br />
die Wundermaschine nicht. «Wendet<br />
man das Gerät falsch an, ist die Ge-<br />
Madonna und Kylie<br />
lassen vibrieren<br />
Aber nicht nur die Zürcher Body-Tuner<br />
stellen sich drauf: Bachmann<br />
weiss, dass diverse Spitzensportler<br />
das Gerät <strong>im</strong> Training einsetzen.<br />
Auch Promis wie Madonna, Kylie<br />
Minogue oder Fast-Promis wie Ex-<br />
Mister-Schweiz Sven Mellig sind begeisterte<br />
Anhänger der Vibrationsplatte<br />
- beruhigend. Ebenfalls ein Fan<br />
der Maschine ist die Büroangestellte<br />
Nadja Kawohl (25). «Die Übungen sind<br />
anstrengend, aber nicht ermüdend.<br />
Ich entwickelte schnell eine Trainingsroutine<br />
und stellte fest, dass mir<br />
die Übungen von Mal zu Mal leichter<br />
fielen.»<br />
Die Vibrationsmethode, wie sie bei<br />
der Powerplate angewandt wird, wurde<br />
von einem Sportarzt entwickelt. Sie<br />
diente russischen Kosmonauten zur<br />
Bekämpfung von Muskel- und Knochenschwund.<br />
Testperson Nadja Kawohl:<br />
«Mal abgesehen vom Muskelkater,<br />
den ich nach den ersten Einheiten<br />
hatte, verspüre ich mit dem Training<br />
ein völlig neues Körpergefühl. Aufrechter.<br />
Kraftvoller. Beweglicher.»<br />
Klingt gut, doch Wunder sind auch<br />
vom grossen Muskelvibrato nicht zu<br />
erwarten. Dieter Bachmann hat festgestellt,<br />
dass die neue Trainingsmethode<br />
bei Frauen effizienter ist: «Das liegt<br />
wohl an der Fettverteilung des weiblichen<br />
Körpers.» Und selbstverständlich<br />
muss trotz Training mit Powerplate<br />
auch auf gesunde Ernährung geachtet<br />
werden. «So genial die Maschine ist –<br />
von nichts kommt nichts.» Ausserdem<br />
brauchts ein dickes Portemonnaie:<br />
Eine Trainingseinheit à 15 Minuten<br />
kostet um die 40 Franken.<br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> 11
Serie | Homosexualität in Geschichte<br />
und Literatur<br />
Tödliches Geschoss<br />
ins Gesicht des Geliebten<br />
Text: Alain Sorel<br />
Um seinem Geliebten nahe sein zu können, stieg Apoll, einer der höchsten<br />
griechischen Götter, von seinem Sitz herab zu Hyakinthos, dem schönen<br />
Königssohn, und vergnügte sich mit dem Sterblichen be<strong>im</strong> Diskuswerfen.<br />
Mit fürchterlichen Folgen. Der Gott machte sich wegen fahrlässiger Tötung<br />
schwere Vorwürfe und verewigte den Burschen in einer Blume. Doch war<br />
wirklich er allein schuld am fatalen Wurf? Eine Spurensuche.<br />
Irgendwann einmal fiel den Göttinnen<br />
und Göttern auf, dass ihr schöner<br />
Kollege Apoll in den Ratsversammlungen<br />
der Überirdischen nicht bei der<br />
Sache war, ja, dass er die Zusammenkünfte<br />
häufig sogar schwänzte. Jedenfalls<br />
weiss dies der römische Dichter<br />
Ovid (43 v. Chr. bis 17 n. Chr.) in seinen<br />
«Metamorphosen» zu berichten, die<br />
rund 250 Verwandlungen in der Entwicklung<br />
der Welt aus der Sicht der<br />
griechischen und der römischen Mythologie<br />
beschreiben.<br />
Apoll glänzte<br />
also auf dem<br />
Olymp, dem<br />
Sitz der griechischen<br />
Götter, durch<br />
Abwesenheit.<br />
Eine etwas paradoxe<br />
Formulierung<br />
in seinem Fall,<br />
sollte er doch glänzen durch Anwesenheit.<br />
Ihm oblag nämlich auch der<br />
Lauf der Sonne, er war der Sonnengott<br />
und trug den Beinamen Phoibos, was<br />
so viel heisst wie «hell, leuchtend».<br />
Immerhin versank die Erde nicht in<br />
ununterbrochene Nacht und Dunkelheit,<br />
was bei der Verfassung, in der<br />
sich Apoll befand, alles andere als<br />
selbstverständlich war.<br />
Pfeile aus dem Köcher des<br />
Liebesgottes<br />
Apolls Zustand war die reinste Ironie<br />
des Schicksals. Er, auch Gott des Bogenschiessens,<br />
der gerne mit dem<br />
Bogen unterwegs war und Übeltäter<br />
mit einem gezielten Schuss in die<br />
Unterwelt, den Hades, beförderte, war<br />
selber von einem Pfeil getroffen worden.<br />
Mitten ins Herz. Es spielte keine<br />
Rolle, dass Apoll als Gott gar nicht getötet<br />
werden konnte. Pfeile dieser Art<br />
fügten auch Erdenbewohnern keinen<br />
physischen Schaden zu. Nach der Sage<br />
waren sie golden, stammten aus<br />
dem Köcher des Liebesgottes<br />
Hyakinthos: Von Apoll geliebt und<br />
irrtümlich umgebracht?<br />
Eros und weckten gegenseitig Begierde<br />
und Leidenschaft, einen Glückstaumel<br />
der Gefühle. Manchmal schickte<br />
Eros freilich einen in Blei getauchten<br />
Pfeil: Das hiess Zurückweisung, Ablehnung<br />
eines Liebenden oder Abwendung<br />
von ihm – mit Hass <strong>im</strong> Gefolge,<br />
der, je nachdem, bei Menschen auch<br />
mit dem Tod enden konnte. In der<br />
bildenden Kunst wird Eros bzw. sein<br />
römisches Pendant Amor gerne<br />
als geflügelter Knabe dargestellt,<br />
als charmante, schelmische Unschuld<br />
in Person, und es scheint,<br />
als wirke er auch <strong>im</strong> 21. Jahrhundert<br />
auf dieser Welt fort.<br />
Dem Ruf, auch Beschützer der<br />
gleichgeschlechtlichen Liebe zu<br />
sein, machte er alle Ehre, als er es<br />
zwischen Apoll und dem Königssohn<br />
Hyakinthos nach allen Regeln der<br />
Kunst knistern liess. Hyakinthos war<br />
von edler Abkunft. Die antiken<br />
Quellen waren sich häufig nicht<br />
einig, wer die Eltern eines Heranwachsenden<br />
waren, aber<br />
in einer gängigen Version<br />
gilt Hyakinthos als Sohn<br />
des Königs Amyklas<br />
von Sparta und der<br />
Diomede. Dann hätte<br />
er eine spartanische<br />
Erziehung genossen,<br />
eine harte, karge,<br />
strenge, auf körperliche<br />
Ertüchtigung bedachte.<br />
Mit viel Drill für<br />
Knaben.<br />
Foto: Fotolia-Antonio Gravante, Fotolia-ricardo ferrando<br />
Apoll, Gott des Bogenschiessens, vergnügte sich gerne mit hübschen Jünglingen.<br />
«Erglänzte» Männerkörper<br />
Eine Sportart hatte es dem Prinzen besonders<br />
angetan, bei der er auch gerne<br />
etwas durch die Luft sausen liess: eine<br />
«Da legen sie die Kleider<br />
ab, erglänzen vom<br />
Saft des fetten Öls und<br />
beginnen den Wettkampf<br />
mit dem breiten<br />
Diskus.»<br />
Scheibe. Er war ein hervorragender<br />
Diskuswerfer, <strong>im</strong> Gegensatz zu den<br />
meisten anderen Menschen, die höchstens<br />
einmal eine Diskushernie kriegen.<br />
Hyakinthos war jung, gesund,<br />
strotzend vor Kraft. Wenn er zur<br />
Scheibe griff, geriet der muskulöse<br />
Körper mit den starken Armen in<br />
schwungvolle Bewegung. Es war diese<br />
elegante Geschmeidigkeit, welche die<br />
Aufmerksamkeit Apolls erregte – und<br />
garantiert nicht nur die Aufmerksamkeit.<br />
Apoll sah ihn vom Sonnenwagen<br />
aus – uns reicht ein Fussballspiel am<br />
Fernsehen, um die Fantasie in Gang zu<br />
setzen …<br />
Diskussionslos war der Diskus für<br />
den liebestollen Apoll der Anlass, die<br />
Regierungsgeschäfte zu vernachlässigen<br />
und <strong>im</strong>mer und <strong>im</strong>mer wieder<br />
Sparta aufzusuchen, um seinem Liebling<br />
nahe zu sein. Ovids Sprache ist<br />
eindeutig: «Da legen sie die Kleider ab,<br />
erglänzen vom Saft des fetten Öls und<br />
beginnen den Wettkampf mit dem<br />
breiten Diskus.» Welch ein Bild!<br />
Apoll leistet Erste Hilfe<br />
Ganz klar, dass Apoll dem Hyakinthos<br />
<strong>im</strong>ponieren wollte. Er beförderte die<br />
Scheibe «hoch in die Lüfte und zerstreute<br />
mit Wucht die <strong>im</strong> Wege stehenden<br />
Wolken; erst nach langer Zeit fiel<br />
die Last auf den festen Erdboden zurück<br />
und bewies, wie sich Kraft mit<br />
Geschicklichkeit paarte» (Ovid).<br />
Ein toller Flug, doch – da passiert<br />
es. Das Unglück, das dieser Beziehung<br />
keine Zukunft schenkt. Aus irgendeinem<br />
Grund schnellt Apolls Geschoss<br />
be<strong>im</strong> Aufprall dem herbeieilenden<br />
Hyakinthos mitten ins Gesicht – mit<br />
so hoher Geschwindigkeit, dass die<br />
freigesetzte Energie für den jungen<br />
Spartaner tödlich ist. Der total bestürzte<br />
Apoll leistet Erste Hilfe. Er<br />
wärmt Hyakinthos, säubert die Wunde,<br />
legt Heilkräuter auf, die er als Gott<br />
sogleich zur Verfügung hat, aber er<br />
12 <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> 13
Serie | Homosexualität in Geschichte<br />
und Literatur<br />
Fotostory | Was hältst du vom ESC?<br />
kann die fliehende Seele nicht aufhalten.<br />
Gegen das Schicksal sind sogar<br />
Götter machtlos, es ist eine Instanz<br />
über ihnen. Immer wieder verlieren<br />
die Olympischen ihre Lieblinge, Apoll<br />
ist nicht der einzige. Und obwohl auch<br />
Schutzherr des berühmten Orakels von<br />
Delphi, ist ihm das Verhängnis nicht<br />
geweissagt worden.<br />
«Wenn ich dich nicht<br />
bekomme, soll dich<br />
ein anderer auch nicht<br />
kriegen.»<br />
Rivale mit <strong>im</strong> Spiel?<br />
Der Gott klagte und sah sich als Urheber<br />
der tödlichen Verletzung seines<br />
Geliebten. Doch war dem wirklich so?<br />
Die Indizien weisen nämlich auf einen<br />
gehe<strong>im</strong>nisvollen Dritten hin, der da<br />
mit <strong>im</strong> Spiel war. Apoll war nicht der<br />
einzige, den die Schönheit von Hyakinthos<br />
in den Bann gezogen hatte. Er<br />
hatte einen Rivalen, den der spartanische<br />
Königssohn offenbar hatte abblitzen<br />
lassen oder von dem er sich abgewandt<br />
hatte. Die Rede ist von Zephyros,<br />
einem anderen Gott. Dessen Hauptaufgabe<br />
war das Blasen. Mit geblähten<br />
Wangen mischte er die Meteorologie<br />
auf, er war der Gott des Westwindes,<br />
aber in der Hierarchie der Götter lag<br />
Apoll weit über ihm, war prominenter.<br />
Zephyros hatte Grund zur Eifersucht.<br />
In dosierter Form würzt ja Eifersucht<br />
die Liebe, sie ist aber auch ein<br />
starkes Tatmotiv, funktionierend nach<br />
dem Prinzip: «Wenn ich dich nicht bekomme,<br />
soll dich ein anderer auch<br />
nicht kriegen.» Wenn das die Schlussfolgerung<br />
von Zephyros war, wenn er<br />
wie ein Erdenbewohner blind, rasend<br />
vor Eifersucht war, so brauchte er als<br />
Herr der Winde nur ein Lüftchen, nur<br />
einen Hauch, um, wie der griechische<br />
Satiriker Lukian erzählt, den Diskus in<br />
seinem Flug abzulenken und gegen<br />
Hyakinthos zu richten. Eine Tat aus<br />
dem Hinterhalt. Gemäss Lukian verfolgte<br />
der wutschnaubende Apoll seinen<br />
Widersacher – eine aussichtslose<br />
Sache.<br />
Blume aus Blut als Mahnmal<br />
Apoll kehrt zurück und kniet an der<br />
Seite von Hyakinthos nieder, scheu<br />
berührt er ihn. Und jetzt zeigt er seine<br />
weitreichenden Befugnisse als Gott.<br />
Aus dem Blut, das zu Boden tropft, erschafft<br />
er zum ewigen Gedenken an<br />
den Geliebten eine Blume. Der Bezug<br />
zur Hyazinthe liegt nahe, doch bringt<br />
die moderne Biologie sie eher mit der<br />
Schwertlilie oder dem Rittersporn in<br />
Verbindung. Ovid selbst schreibt: «Sie<br />
n<strong>im</strong>mt die Gestalt an, die Lilien eigen<br />
ist; nur ist sie purpurfarben, jene aber<br />
silberweiss.» Und er zitiert Apoll, auch<br />
Gott der Dichtkunst, des Gesangs und<br />
der Musik, der noch einmal zum toten<br />
Freund spricht: «Von dir wird die Lyra,<br />
wenn meine Hand sie schlägt, von dir<br />
werden meine Lieder künden, auf dir,<br />
der neuen Blume, werden meine Seufzer<br />
geschrieben stehen.» Die Blütenblätter<br />
formen die Inschrift «AIAI». Sie<br />
gelten als Klagelaute, die an Apolls<br />
unendliche Trauer mahnen.<br />
<strong>Cruiser</strong>-Serie: Homosexualität<br />
in Geschichte<br />
und Literatur<br />
Mehr oder weniger versteckt findet<br />
sich das Thema Männerliebe in der<br />
Weltgeschichte, in antiken Sagen und<br />
traditionellen Märchen – in der Literatur<br />
ganz allgemein – <strong>im</strong>mer wieder.<br />
<strong>Cruiser</strong> greift einzelne Beispiele heraus,<br />
würzt sie mit etwas Fantasie, stellt sie<br />
in zeitgenössische Zusammenhänge und<br />
wünscht bei der Lektüre viel Spass –<br />
und hie und da auch neue oder zumindest<br />
aufgefrischte Erkenntnisse. Die<br />
zweite Folge befasst sich mit dem<br />
durchtrainierten Königssohn Hyakinthos,<br />
der eines Tages mit einem Gott<br />
Sport treibt.<br />
So denken wir<br />
über den ESC<br />
Text: Haymo Empl, Agron Idrizi<br />
CASPAR<br />
Nun … mich interessiert der ESC nicht<br />
so sehr. Aber mit Freunden in einer<br />
geselligen Runde … warum nicht?<br />
<strong>Cruiser</strong> hat nachgefragt<br />
und wollte<br />
wissen, wie man den<br />
ESC so findet.<br />
AMANDIO<br />
Super Show. Ich liebe das Gesangsspektakel<br />
und freue mich, dass<br />
Australien dabei ist. Ich lebe in<br />
London und die Engländer zelebrieren<br />
den Event so wirklich.<br />
ANZEIGE<br />
CLAUDIA<br />
Ehrlich gesagt konnte ich die<br />
Faszi nation für den ESC nie richtig<br />
verstehen. Aber ich hoffe,<br />
die Schweiz kommt weiter.<br />
Fotos: Agron idrizi<br />
DUSAN<br />
Ich bin glühender Fan des ESC und<br />
fahre nach Wien. Seit Jahren verfolge<br />
ich den Contest.<br />
DENIS<br />
Der ESC interessiert mich nicht,<br />
das sind eher zweitklassige<br />
Musiker.<br />
14 <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong><br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> 15
Reportage | Typologie der Robidog-Sünder<br />
Nachgefragt | Peter Thommen<br />
Typologie der<br />
Robidog-Sünder<br />
«Ich war eine Art Google<br />
zu meiner Zeit»<br />
Text: Haymo Empl<br />
Jetzt ist endlich Frühling und daher fallen die Hundehäufchen wieder mehr<br />
auf (<strong>im</strong> Winter wurden diese elegant mit Schnee zugedeckt). Gerade<br />
Gays lieben ja Hunde und Hündchen. Und sind Meister <strong>im</strong> «Haufen-nicht<br />
Aufklauben». Wir entlarven die Sünder.<br />
Text: Daniel Diriwächter<br />
Peter Thommen, sein «Senf» und besonders seine Buchhandlung<br />
«Arcados» prägten das schwule Leben in Basel in einer Zeit, als Homosexualität<br />
noch ein erklärtes Tabu der Gesellschaft war. Nun wurde<br />
seine Berufung zum Hobby.<br />
«Robidog» ist die praktische Erfindung<br />
eines Schweizers. In den grünen<br />
Behältern lassen sich Hundehaufen in<br />
Säckchen bequem und einigermassen<br />
hygienisch entsorgen. WENN denn die<br />
Haufen auch aufgeklaubt werden. Flaniert<br />
man durch die Metropolen, kann<br />
das zu einem wahren Hindernisparcours<br />
werden. Es gilt, schnell und dennoch<br />
mit Contenance den Hundehaufen<br />
auszuweichen. Wer klaubt denn<br />
eigentlich des Hündchens Hinterlassenschaft<br />
nicht auf? Nach intensiven<br />
Studien lassen sich unserer Meinung<br />
nach vier Typen von Hundehaufennicht-Aufklaubern<br />
ausmachen.<br />
TYP 1 gilt diesbezüglich als wenig inspiriert.<br />
Dieser Typus Gay kleidet sich<br />
unauffällig, sein Hund wirkt eher gewöhnlich.<br />
Macht Hundchen das Häufchen,<br />
studiert der Besitzer just in diesem<br />
Moment ein <strong>im</strong>aginäres SMS oder<br />
beschäftigt sich mit der Fauna und<br />
Flora der näheren Umgebung. Häufig<br />
wird – mangels Fauna und Flora, beispielsweise<br />
in Zürich – auch der alte<br />
und leicht durchschaubare Trick des<br />
Fingernagelhäutchenzurückschiebens<br />
angewendet. Der Haufen bleibt liegen.<br />
TYP 2 unterscheidet sich unwesentlich<br />
von Typ 1. Er kleidet sich einen<br />
Hauch urbaner und hat sich diesen<br />
coolen Hundehalter-Schlendergang antrainiert.<br />
Bei den Gay-Trullas (d.h. der<br />
etwas flamboyanteren Version des<br />
Typs 2) ist diese Art Mann einfach zu<br />
erkennen, da die Robidog-Tüten elegant<br />
um die Leine geknotet sind und<br />
sich dieser Typ in vielen Fällen ein<br />
klein wenig von der Masse (pr<strong>im</strong>är<br />
von Typ 1) abheben möchte – beispielsweise<br />
mittels eines raffinierten<br />
Accessoires wie einem Ohrring (rechts<br />
getragen) oder Pumps <strong>im</strong> selben Pink<br />
wie die Stadt-Zürich-Robidog-Tüte.<br />
(Ausserhalb der Stadt Zürich werden<br />
die Pumps durch eine Halskette, meist<br />
in schlichtem Silber, ersetzt.)<br />
«Flaniert man durch die<br />
Metropolen, kann das zu<br />
einem wahren Hindernisparcours<br />
werden –<br />
es gilt, schnell und dennoch<br />
mit Contenance<br />
den Hundehaufen auszuweichen.»<br />
TYP 3 kann sehr unangenehm sein.<br />
Dann nämlich, wenn Hundchen mit -<br />
ten auf dem Fussgängerstreifen am<br />
Central – also wirklich mitten in der<br />
Stadt Zürich – sein Häufchen macht.<br />
Es passiert dann Folgendes: Der Verkehr<br />
bricht kurzzeitig zusammen, weil<br />
eine aufgebrachte ältere Dame Typ 3<br />
darauf aufmerksam, dass der Hund<br />
grad ordentlich gekackt hat und man<br />
die Hinterlassenschaft doch bitte aufklauben<br />
möchte. Typus 3 macht das<br />
aber nicht, weil er sich diskr<strong>im</strong>iniert<br />
fühlt. Schon seit 1982. Es wird diskutiert,<br />
politisiert und andere tapfere<br />
Bürger schalten sich ein. Es kommt zu<br />
besagtem Verkehrschaos.<br />
TYP 4 hat einen Chihuahua. Dieser<br />
Typus denkt, er hätte einen Hund (der<br />
Hund denkt auch, er sein einer).<br />
Chihuahuas machen in Katzenkistchen<br />
und gehen nur ungern raus – genau<br />
wie ihre Halter. Wenn man mal<br />
raus muss, dann wird der Hund in eine<br />
Louis-Vuitton-Tasche gepackt und<br />
Hünd chen weiss, dass man in diese<br />
Tasche nicht reinmacht. Gerne tragen<br />
Hund und Typ 4 die gleichen Halskettchen.<br />
Ansonsten sind Hund und Halter<br />
aber eher harmlos (und wären gerne<br />
mit Paris Hilton befreundet). Tragisch<br />
wirds dann erst, wenn der Inhalt<br />
des Katzenkistchens <strong>im</strong> Klo entsorgt<br />
wird. Das Katzenkisten-Granulat hat<br />
nämlich in vielen Fällen die Eigenschaft,<br />
sofort und dauerhaft sämtliche<br />
Abflussrohre zu verstopfen.<br />
Foto: Fotolia-oneinchpunch, Fotolia-GiZGRAPHICS<br />
Foto: Daniel Diriwächter<br />
Betritt man die Buchhandlung<br />
«Arcados» an der malerischen Rheingasse<br />
in Basel, dann weht noch ein<br />
Hauch Nostalgie durch den Raum.<br />
Zwar reihen sich auf den Regalen nicht<br />
mehr unzählige Bücher aneinander,<br />
doch unweigerlich erinnert man sich<br />
an früher, als solche Geschäfte noch<br />
Dreh- und Angelpunkte waren. Wie<br />
einst die hippen Plattenläden, in denen<br />
sich Musikliebhaber zum Fachs<strong>im</strong>peln<br />
trafen, war auch «Arcados» mehr als<br />
«nur» eine Buchhandlung.<br />
Peter Thommen, der seinen Buchladen<br />
1977 gründete, blickt mit etwas<br />
Wehmut zurück, ohne dabei verbittert<br />
zu sein. Der Mitbegründer der Homosexuellen<br />
Arbeitsgruppen (Habs) gründete<br />
«Arcados» damals nicht mit der<br />
Absicht, den schwulen Markt zu<br />
bedienen. Als studierter Sozialarbeiter<br />
wollte er entsprechende Literatur an<br />
den Mann bringen. Die Kundschaft<br />
verlangte jedoch eine andere Lektüre.<br />
So fand er eine Marktlücke.<br />
Ein unbequemer Freund für Basel<br />
«Schwule Buchläden entstanden in den<br />
70er-Jahren aus der Notwendigkeit<br />
heraus, die wichtigsten Infor ma tionen<br />
anzubieten, um mit homosexueller<br />
Liebe selbstverantwortlich umgehen<br />
zu können», so Peter Thommen. Also<br />
wurde «Arcados» zur Basler Informationsdrehschreibe.<br />
Ein Ort, an dem<br />
schwule Männer auch sich selber sein<br />
konnten. So erklärt sich auch der Name<br />
Arcados, der sich an das türkische<br />
Wort «Arkadosch» anlehnt: Freund.<br />
Sein Sort<strong>im</strong>ent betreffend war der<br />
Buchhändler nie z<strong>im</strong>perlich, die Auswahl<br />
bei «Arcados» reichte von Pornos<br />
bis zu hoher Literatur. Peter Thommen<br />
wusste, was sich verkaufte – und fand<br />
es. «Ich war eine Art Google zu meiner<br />
Zeit», meint er heute. Lesezirkel oder<br />
auch Autorenlesungen festigten Peter<br />
Thommens Ruf – er wurde sogar als<br />
«Schwulen-Papst» bezeichnet.<br />
Peter Thommen scheute sich als solcher<br />
nicht, die Dinge be<strong>im</strong> Namen zu<br />
nennen. Da er früh auch als Verleger<br />
tätig war, publizierte er <strong>im</strong> Alleingang<br />
den einstigen «Arcados Anzeiger» und<br />
später ein Wochenblatt mit dem Titel<br />
«Thommens Senf» – unbequeme Worte<br />
innerhalb der eigenen Szene, das war<br />
neu und «mischte die eigenen Reihen<br />
auf». So kritisierte er wiederholt, dass<br />
Schwule und Lesben nicht dem Rollenbild<br />
von Heterosexuellen nacheifern<br />
sollen.<br />
Eine Lebensaufgabe<br />
Dieser «Senf» war scharf, schaffte aber<br />
eine Institution, die aus Basel kaum<br />
wegzudenken war. Wäre da nicht das<br />
Internet gewesen, das seinen Siegeszug<br />
in den 90ern gnadenlos fortsetzte.<br />
Online-Händler wurden schneller,<br />
günstiger, dafür unpersönlicher. Viele<br />
Buchhandlungen gingen in den jüngsten<br />
Jahren ein. Doch Peter Thommen<br />
blieb standhaft.<br />
Er selbst gibt zu, dass die Notwendigkeit<br />
von «Arcados» oder die öko nomische<br />
Grundlage schon seit der<br />
Jahrhundertwende nicht mehr gilt.<br />
Vergangenen Januar dann Peter<br />
Thommens Ankündigung, er würde<br />
«Arcados» nun definitiv als Hobby<br />
betreiben. Ein Hobby, das auch eine<br />
Lebensaufgabe ist.<br />
Die Buchhandlung bliebt weiterhin<br />
geöffnet, wenn auch nicht mehr regelmässig.<br />
Noch <strong>im</strong>mer wird Peter<br />
Thommen ein offenes Ohr für die<br />
Basler haben. Zudem verfügt er <strong>im</strong><br />
Keller über ein riesiges Antiquariat –<br />
<strong>im</strong>mer wieder wird er etwa von Schulen<br />
Gelebte Geschichte: Peter Thommen<br />
inmitten seiner über die Jahre gesammelten<br />
Homosexuellen-Literatur.<br />
oder Institutionen um Hintergrundinformationen<br />
zum Schwulenleben in<br />
der Schweiz gebeten.<br />
Und sein «Senf» erscheint weiterhin:<br />
Mit dem «Schwulen Gassenblatt»<br />
oder «Swissgay.info» tut Peter Thommen<br />
weiterhin seine Meinung in Basel<br />
kund, oder auch <strong>im</strong> Internet – in gewohnter<br />
Manier. Beispielsweise hat er<br />
die Diskussion zum Verbot der Pro s-<br />
titution <strong>im</strong> Visier. Ein Unding, wie er<br />
findet, zumal nur Männer bestraft<br />
würden. «Homo sexuellen-Prostitution<br />
wird dabei völlig vergessen.»<br />
Es wird an der Rheingasse also noch<br />
lange nicht still – und Peter Thommen<br />
sieht auch eine positive Veränderung<br />
<strong>im</strong> Verhalten der Menschen. «Mit Apps<br />
wie ‹Grindr› gehen die Schwulen nun<br />
wieder raus, sie müssen nicht mehr zuhause<br />
am Bildschirm ein Date suchen»,<br />
meint er lächelnd. Eine Chance, die<br />
neue Anonymität des Internets wieder<br />
zu verdängen – und vielleicht mal<br />
wie der ein gutes Buch zu lesen!<br />
16 <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong><br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> 17
Kolumne | Pia Spatz<br />
Ratgeber Aids-Hilfe | Dr. Gay<br />
Der Versuchung<br />
so nah<br />
Text: Pia Spatz<br />
Pia spürt den Frühling und suhlt sich geradezu <strong>im</strong> Wonnemonat <strong>Mai</strong>,<br />
trotzdem hat sie auch ernste Botschaften und hört auf innere und äussere<br />
St<strong>im</strong>men.<br />
Ihr Lieben, ist es nicht herrlich? Der<br />
<strong>Mai</strong> öffnet einmal mehr seine Tore,<br />
oder wie ich auch zu sagen pflege:<br />
Die fünfte Jahreszeit hat begonnen.<br />
Eine Zeit, in der ich meine Garderobe<br />
wechs le und meine sexy Klamotten<br />
wieder Gassi führe – zur Freude meiner<br />
zahlreichen Fans. Wir schreiten<br />
wieder hinaus oder kriechen unter<br />
Steinen und Nestchen hervor. Wir präsentieren<br />
uns, als wäre da gar kein<br />
Winter gewesen. Nun, Ostern hat zwar<br />
einige Fettpölsterchen hinterlassen,<br />
aber ich lasse mich davon nicht beirren<br />
und beschwö re Liebe, Lust und<br />
Zärtlichkeit (und Stretchhosen). Vieles<br />
gibt es <strong>im</strong> Wonnemonat <strong>Mai</strong> zu erleben,<br />
beispielsweise den «Eurovision<br />
Song Contest», das vermeintliche Fest<br />
der Schwulen (was feiern die Lesben?).<br />
Aber, so versichere ich euch, dort geht<br />
es um den Gesang, weshalb ihr mich<br />
dort nie antreten seht (ein Glück für<br />
zarte Ohren). – Oder der «Warme <strong>Mai</strong>»,<br />
Kultur für unsereins. Nicht zu vergessen<br />
findet in Zürich auch das «Pink<br />
Apple»-Festival statt. Wie einst Schneeflittchen<br />
oder Eva beisse ich in einen,<br />
wohlgemerkt, süssen Apfel und lasse<br />
mich in der hintersten Reihe des Lichtspielhauses<br />
verführen.<br />
Da bin ich be<strong>im</strong> Stichwort – die Verführung,<br />
diese fiese Schlange. Ihr Lieben,<br />
wie ihr sicher auch wisst, beginnt<br />
<strong>im</strong> <strong>Mai</strong> die letzte und wichtigste Phase<br />
der Kampagne «Break The Chains»,<br />
deren Botschafterin ich auch bin. Der<br />
nächste Schritt in dieser Kampagne,<br />
HIV zu stoppen, steht an: der HIV-Test.<br />
Das Warten auf das Testresultat ist ein<br />
ziemlicher Dämpfer auf die Frühlingsgefühle,<br />
das schläckt keine Geiss weg,<br />
aber die «Checkpoint»-Jungs und ich<br />
halten dir gerne das Händchen – <strong>im</strong><br />
übertragenen Sinne dann.<br />
Von der Versuchung zur Verführung:<br />
Der Teufel Alkohol ist nämlich<br />
Thema des «Checkpoint <strong>im</strong> Gespräch»<br />
am 21. <strong>Mai</strong>. «Eis hämmer <strong>im</strong>mer no<br />
gno», höre ich euch sagen und sehe uns<br />
zusammen draussen sitzen und den<br />
süssen, rosa Drink <strong>im</strong> Weinglas schlürfen.<br />
«Eis» ist vielleicht zuviel und<br />
«hundert länged denn doch ned» ... Solange<br />
es uns gut tut, ist ja alles gut,<br />
aber wenn das Glas mir sagt, was ich<br />
tun soll, dann hört der Spass auf. Und<br />
schlussendlich gehts doch darum, dass<br />
wir uns gut fühlen <strong>im</strong> Leben. Nun<br />
wünsche ich euch einen wunderbar beschwingten<br />
<strong>Mai</strong> – wir sehen uns<br />
draussen!<br />
Dr. Gay<br />
Hilfe, ich bin verliebt!<br />
Lieber Dr. Gay<br />
Ich habe letzte Woche einen Mann kennengelernt,<br />
der mich total umgehauen<br />
hat, und habe mich Hals über Kopf in<br />
ihn verliebt! Leider weiss ich nicht, ob<br />
er die gleichen Gefühle für mich hegt.<br />
Am liebsten würde ich es ihm direkt sagen,<br />
aber ich habe Angst, ihn dadurch<br />
zu verlieren. Vielleicht ist es noch zu<br />
früh, um ihm meine Liebe zu gestehen?<br />
Hast du mir einen Rat?<br />
Paul, 18<br />
Hallo Paul<br />
Liebe kann schön sein und Schmetterlinge<br />
<strong>im</strong> Bauch ebenso. Es ist aber<br />
wichtig, dass du nicht mit der Tür ins<br />
Haus fällst und deinen Schwarm womöglich<br />
überforderst oder gar abschreckst.<br />
Versuche, es möglichst ruhig<br />
und gelassen anzugehen. Lerne den<br />
Mann erst mal etwas kennen und ver-<br />
bringe Zeit mit ihm. Zeige ihm, dass er<br />
dir nicht gleichgültig ist, indem du mit<br />
ihm sprichst und dich generell für ihn<br />
interessierst, oder indem du lächelst<br />
und ihm vielleicht etwas länger als<br />
üblich in die Augen schaust. Lasse deinen<br />
Charme spielen. Mit der Zeit wirst<br />
du erkennen, ob er ebenfalls Interesse<br />
hat und kannst entsprechend reagieren.<br />
Eine Beziehung muss sich je nach<br />
Situation und Person entwickeln, es<br />
gibt leider keine klare Anleitung, wie<br />
man das macht. Je nach Mensch und<br />
Charakter zeigt jeder auf andere Weise,<br />
wie er sich für eine Person interessiert.<br />
Was auch passiert: Geniesse das<br />
Gefühl der Liebe. Ich wünsche dir viel<br />
Erfolg!<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
Ich hatte den<br />
totalen Filmriss!<br />
Lieber Dr. Gay<br />
Vor kurzem habe ich mich von meinem<br />
Freund getrennt. Um die Trennung zu<br />
verarbeiten, bin ich gestern Abend ausgegangen<br />
und landete am Ende des<br />
Abends an einer Sexparty, wo offenbar<br />
Drogen konsumiert wurden. Ich hatte<br />
bis dahin nie Drogen probiert und muss<br />
leider sagen, dass ich nicht mehr weiss,<br />
was genau geschehen ist. Nun mache<br />
ich mir Sorgen, ob ich ohne es zu wissen,<br />
ungeschützten Sex hatte und mich vielleicht<br />
mit HIV angesteckt habe. Denkst<br />
du das sei möglich?<br />
Guido, 32<br />
Hallo Guido<br />
Natürlich kann ich nicht beurteilen,<br />
ob es an der Sexparty tatsächlich zu<br />
ungeschütztem Sex gekommen ist. Fest<br />
steht, dass Drogen die Hemmschwelle<br />
heruntersetzen und auch Blackouts<br />
vorkommen können. Bei intravenösem<br />
und nasalem Konsum besteht zudem<br />
die Gefahr einer Hepatitis-C-Übertragung.<br />
Wenn du das Gefühl hast, an<br />
der Party ungeschützten Analverkehr<br />
gehabt zu haben, solltest du schnell<br />
handeln, denn das wäre ein mögliches<br />
HIV-Risiko. Innerhalb von 48 Stunden<br />
nach einer Risikosituation kann dir<br />
eine sogenannte PEP (Postexpositions-<br />
Prophylaxe) verschrieben werden. PEP<br />
ist eine vorbeugende, medikamentöse<br />
Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten,<br />
die das Risiko einer allfälligen<br />
Infektion mit HIV senkt. Der<br />
Erfolg ist umso besser, je schneller<br />
nach einer Risikosituation mit der Behandlung<br />
begonnen wird. Am besten<br />
wendest du dich sofort an eine PEP-<br />
Notfallstelle in deiner Nähe. Eine empfehlenswerte<br />
Adresse ist das schwule<br />
Gesundheitszentrum «Checkpoint». Auf<br />
www.drgay.ch findest du diese und<br />
weitere Adressen. Wichtig ist jetzt,<br />
keine Zeit zu verlieren.<br />
Alles Gute, Dr. Gay<br />
Eine Dienstleistung der Aids-Hilfe Schweiz<br />
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News | National<br />
News | National<br />
Nationale News<br />
Text: Daniel Diriwächter<br />
«Ich habe nichts gegen Lesben.<br />
Aber ich möchte keine Gay Pride in Sion.»<br />
{ }<br />
Bischof Jean-Mary Lovey<br />
Sion und Zürich vertreten sein. Die BDP<br />
vertritt in ihren politischen Positionen<br />
weiter die Haltung, dass der Gesetzgeber<br />
nicht einzelne Familienmodelle,<br />
Lebensformen oder auch sexuelle Orientierungen<br />
bevorzugen oder benach -<br />
tei ligen soll. Vielmehr sei die Gesetzgebung<br />
dahingehend anzupassen, dass<br />
dem gesellschaftlichen Wandel Rechnung<br />
getragen wird.<br />
ist nicht von Gott gewollt.» Dies war<br />
nicht der erste Zwischenfall – ein anderer<br />
schwuler Student berichtet weiter,<br />
dass hinter seinem Rücken über ihn<br />
gelästert wurde. Seinen Worten nach<br />
sollen viele der Kommilitonen verschiedenen<br />
Freikirchen angehören. Rektor<br />
Sebastian Wörwag zeigte sich gegenüber<br />
der Presse als «sehr beunruhigt».<br />
Jegliche diskr<strong>im</strong>inierende Haltung widerspreche<br />
dem Kodex der Hochschule.<br />
Auf www.du-bist-du.ch können nun<br />
auch lesbische Mädchen Hilfe suchen.<br />
National<br />
«Du-bist-Du»<br />
expandiert<br />
Die Web-Plattform öffnet sich<br />
für lesbische Mädchen sowie<br />
Trans-Teenager und n<strong>im</strong>mt<br />
Liechtenstein ins Visier.<br />
www.du-bist-du.ch hat sich als eine<br />
Platt form von und für schwule sowie<br />
bisexuelle Jungs etabliert. Die Berater,<br />
alle zwischen 19 und 26, haben viel<br />
po si tives Echo erhalten, sodass <strong>im</strong> <strong>Mai</strong><br />
in Zukunft nun auch Mädchen und<br />
Trans- Teenager dort Hilfe suchen können.<br />
Dieses umfassende Angebot soll<br />
neu auch <strong>im</strong> «Ländle» offiziell zur Verfügung<br />
stehen: Das Fürstentum Liechtenstein<br />
wird in den Radius der Anlaufstelle<br />
genommen.<br />
Bern<br />
BDP gründet Gleichstellungsgruppe<br />
Die Bürgerlich-Demokratische<br />
Partei der Schweiz fordert gleiche<br />
Rechte und Pflichten für<br />
alle juristischen Lebensformen.<br />
Bereits seit März ist innerhalb der BDP<br />
eine Gleichstellungsgruppe aktiv, die<br />
sich dem gesellschaftlichen Wandel<br />
stellen will. Die Arbeitsgruppe wird sich<br />
aktiv für Gleichstellungsthemen einsetzen<br />
sowie bei den beiden Prides in<br />
St. Gallen<br />
Mobbing gegen<br />
schwule Studenten<br />
Freikirchler sollen homosexuelle<br />
Mitstudierende an der Fachhochschule<br />
St. Gallen mobben.<br />
Wie das Portal «Saiten.ch» berich tete,<br />
kommt es an der Fachhochschule St.<br />
Gallen (FSH) <strong>im</strong>mer wieder zu homophoben<br />
Äusserungen von strenggläubigen<br />
Freikirchlern – ausgerechnet <strong>im</strong><br />
Stu dienfach «Soziale Arbeit». Be<strong>im</strong><br />
jüngsten Zwischenfall soll ein Studierender<br />
den Unterricht mit den Worten<br />
«Homosexualität ist krank» gestört haben.<br />
Von seiner Haltung liess er sich<br />
nicht abbringen, denn: «Homosexualität<br />
An der Fachhochschule St. Gallen (FSH) werden Schwule Studenten gemobbt.<br />
Fotos: fotolia<br />
Bern<br />
Neues Buch<br />
verzaubert<br />
Autorin Corinne Rufli gewährt<br />
mit ihrem Buch «Seit dieser<br />
Nacht war ich wie verzaubert»<br />
Einblicke in das Leben von<br />
frauen liebenden Frauen über<br />
siebzig.<br />
Renate (84) nennt sich Lesbe, ist aber<br />
mit einem Mann verheiratet. Berti (78)<br />
liebt Elisabeth (77) seit über vierzig<br />
Jahren, ist vierfache Grossmutter und<br />
geschieden. Margrit (81) führte in den<br />
1960er-Jahren Tanzabende für Frauen<br />
durch. Liva (82) betete nach ihrem ersten<br />
Mal mit einer Frau das Vaterunser.<br />
Ältere Frauen, die Frauen lieben, sind in<br />
unserer Gesellschaft bis heute nicht<br />
sichtbar. Erstmals blicken in diesem<br />
Band elf Frauen über siebzig auf ihr Leben<br />
zurück. Sie erzählen, wie sie ihre<br />
Beziehungen in der bürgerlichen Enge<br />
der 1940er- bis 1960er-Jahre gestalteten,<br />
wie sie einen Mann heirateten oder<br />
sich in eine Frau verliebten, wie sie von<br />
der Frauenbewegung angezogen oder<br />
abgestossen waren, und wie sie heute<br />
leben.<br />
Lesung: Mittwoch, 13. <strong>Mai</strong>, 19.30 Uhr<br />
Buchhandlung Weyermann,<br />
Herrengasse 30, Bern.<br />
Alkohol ist die Volksdroge Nr. 1 und Thema bei «Checkpoint <strong>im</strong> Gespräch» <strong>im</strong> <strong>Mai</strong>.<br />
Zürich<br />
Volksdroge Nr. 1<br />
Der Teufel Alkohol ist Thema<br />
bei «Checkpoint <strong>im</strong> Gespräch»<br />
am 21. <strong>Mai</strong>.<br />
Ganz unter dem Motto «Eis hämmer <strong>im</strong>mer<br />
no gno!» fassen die Experten vom<br />
Checkpoint Zürich ein heisses Eisen an:<br />
den Alkohol. Es ist nicht zu verleugnen,<br />
dass die Volksdroge Nr. 1 auch in der<br />
Gay-Szene den ersten Rang einn<strong>im</strong>mt.<br />
Deswegen gilt es wichtige Fragen zu beantworten:<br />
Wann wird der Alkoholkonsum<br />
zum Problem? Sind schwule Männer<br />
vielleicht besonders gefährdet? Und<br />
welche Auswirkungen hat übermässiger<br />
Alkoholkonsum auf eine HIV-Infektion<br />
oder die HIV-Therapie? Welche Wege<br />
führen aus der Spirale hinaus? Dr. med.<br />
Tibor Rasovszky, Chefarzt der Psychiatrie<br />
bei «Arud» Zürich (Zentrum für<br />
Suchtmedizin Zürich) und Spezialist<br />
in Sachen Alkoholismus, erklärt und<br />
diskutiert Ursachen, Zusammenhänge<br />
und Möglichkeiten zur Abstinenz oder<br />
einem kontrollierten Konsumverhalten.<br />
Der «Checkpoint <strong>im</strong> Gespräch» findet<br />
am Donnerstag, 21. <strong>Mai</strong>, <strong>im</strong> Restaurant<br />
Bubbles in Zürich statt.<br />
www.mycheckpoint.ch<br />
Sion<br />
Heiliger Beistand<br />
<strong>im</strong> Wallis<br />
Bischof Jean-Marie Lovey unterstützt<br />
junge homosexuelle Katholiken<br />
– trotzdem ist er gegen<br />
die Gay-Pride in Sion.<br />
Jean-Marie Lovey (65), katholischer<br />
Bischof <strong>im</strong> Wallis, machte <strong>im</strong> April<br />
Schlagzeilen, weil er sich für die homosexuelle<br />
Jugend in Sion einsetzt. Der<br />
Geistliche unterstützt die Selbsthilfegruppe<br />
der 20-jährigen Clémentine<br />
Dubuis, welche sich um junge schwule<br />
und lesbische Katholiken kümmert.<br />
Dubuis unterhielt sich offenbar länger<br />
mit Jean-Marie Lovey. Sie habe ihn als<br />
sehr offen erlebt, wie sie gegenüber<br />
dem «Tages-Anzeiger» sagte. Weiter<br />
habe er ihr versichert, dass ihre sexuelle<br />
Orientierung kein Hindernis für den<br />
Glauben sei. Aber: Jean-Marie Lovey<br />
hält nichts von der Gay-Pride am<br />
13. Juni, wie er gegenüber Radio Rhône<br />
FM verkündete. Der karnevaleske Charakter<br />
verspotte das Leiden der Homosexuellen,<br />
so der Bischof.<br />
20 <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong><br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> 21
News | International<br />
Internationale News<br />
Text: Daniel Diriwächter<br />
«Vielleicht, weil homosexuelle Menschen einfach<br />
aussehen wie … Menschen.»<br />
{ }<br />
Autorin J.K. Rowling auf die Frage, wieso man die Homosexualität<br />
von Albus Dumbledore optisch nicht erkennt.<br />
Vatikan<br />
Papst lehnt schwulen<br />
Botschafter ab<br />
Der Franzose Laurent Stefanini<br />
wird definitiv nicht Botschafter<br />
<strong>im</strong> Vatikan.<br />
Als bekannt wurde, dass Frankreichs<br />
Präsident François Hollande den homosexuellen<br />
Laurent Stefanini als Botschafter<br />
zum Vatikan entsenden möchte,<br />
war die Empörung gross. Nun hat<br />
Papst Franziskus die Bewerbung des<br />
Diplomaten abgelehnt. Frankreich muss<br />
einen neuen Kandidaten stellen, der<br />
besser zum Vatikan passt – bereits sind<br />
drei neue Namen <strong>im</strong> Gespräch. Laurent<br />
Stefanini war abgesehen von seiner<br />
Homosexualität ein opt<strong>im</strong>aler Kandidat.<br />
Er gilt als praktizierender Katholik sowie<br />
als Experte in Religionsfragen, wie<br />
«Queer.de» berichtete. Zudem habe er<br />
bereits zwischen 2001 und 2005 in der<br />
französischen Botschaft des Kirchenstaates<br />
gearbeitet.<br />
Kasachstan<br />
Diskr<strong>im</strong>inierendes<br />
Gesetz in der Pipeline<br />
Das «Propagieren von nicht traditionellen<br />
sexuellen Orientierungen»<br />
könnte bald unter Strafe<br />
stehen.<br />
Bereits <strong>im</strong> Februar verabschiedete das<br />
Parlament in Kasachstan ein Gesetzespaket,<br />
das unter anderem das «Propagieren<br />
von nicht traditionellen sexuellen<br />
Orientierungen» unter Strafe stellt.<br />
Es liegt nun dem Präsidenten zur Unterschrift<br />
vor und könnte jederzeit in Kraft<br />
treten. Der genaue Gesetzestext ist<br />
nicht öffentlich zugänglich. Ein Antrag<br />
auf Einsicht in den Text, den Amnesty<br />
International bei den Behörden gestellt<br />
hat, blieb erfolglos. In den Lokalmedien<br />
werden jedoch Parlamentsabgeordnete<br />
zitiert, wie sie sich zu den neuen<br />
Best<strong>im</strong>mungen äussern, die eindeutig<br />
diskr<strong>im</strong>inierend sind. Amnesty International<br />
lanciert nun eine Unterschriftenaktion.<br />
USA<br />
Hillary Clinton wirbt<br />
mit schwulem Paar<br />
Die Demokratin will Präsidentin<br />
werden und gilt auch als grosse<br />
Hoffnung der US Gay-Community.<br />
Mitte April stieg Hillary Rodham Clinton<br />
offiziell in den Wahlkampf um das amerikanische<br />
Präsidentschaftsamt. Die Ex-<br />
Senatorin und Aussenministerin gilt<br />
bislang als aussichtsreichste Kandidatin<br />
der Demokraten, die auch bei amerikanischen<br />
Schwulen und Lesben hoch <strong>im</strong><br />
Kurs steht. Als Startschuss zur Kampagne<br />
in eigener Sache diente Clinton ein<br />
140-Sekunden-Werbevideo, das umgehend<br />
weltweit Beachtung in den sozialen<br />
Hillary Rodham Clinton ist Anwärterin<br />
auf das amerikanische Präsidentschaftsamt.<br />
Medien fand. Darin ist auch ein schwules<br />
Paar zu sehen, das unaufgeregt über sein<br />
Leben erzählt.<br />
USA<br />
Tochter von Angelina<br />
Jolie möchte lieber<br />
ein Junge sein<br />
Lange wurde darüber gemunkelt,<br />
jetzt ist es offiziell. Shiloh<br />
Jolie-Pitt: Tochter von Angelina<br />
Jolie und Brad Pitt hat (wohl<br />
ihre erste) Identitätskrise.<br />
Sie trägt lieber Anzug statt Kleidchen,<br />
Badehose statt Bikini und ihre kurzen<br />
Haare versteckt sie gerne mal unter einer<br />
Mütze: Shiloh hat so gar keine Lust,<br />
die Prinzessin <strong>im</strong> Hause Jolie-Pitt zu<br />
spielen. Doch nur bei Jungsklamotten<br />
soll es nicht bleiben: Auch ihren Namen<br />
möchte die Achtjährige ablegen. «Wir<br />
müssen sie John nennen. Sonst reagiert<br />
sie nicht», verriet Papa Pitt laut «Bild.de»<br />
in einem Interview. Dass Shiloh lieber<br />
Foto: ZVG United States, Jesco Denzel, ZVG<br />
ein Junge wäre und sich auch gerne so<br />
verhält, daraus hat der Brangelina-Clan<br />
nie ein Gehe<strong>im</strong>nis gemacht. Erst kürzlich<br />
erschien sie mit Papa Pitt und ihren<br />
Brüdern Pax Thien und Maddox betont<br />
maskulin auf dem roten Teppich der<br />
«Unbroken»-Premiere in Los Angeles.<br />
Ob es sich bei Shiloh nur um eine Phase<br />
handelt, wird die Zeit zeigen. So oder<br />
so: Die Achtjährige weiss, dass ihre Familie<br />
<strong>im</strong>mer hinter ihr steht – und nur<br />
darauf kommt es letztlich an.<br />
Deutschland<br />
25 Jahre Lesbenund<br />
Schwulenverband<br />
Bundespräsident Joach<strong>im</strong> Gauck<br />
würdigte die Arbeit des Verbands.<br />
Zum Geburtstag des Lesben und Schwulenverbandes<br />
in Deutschland (LSDV),<br />
der kurz vor der Wiedervereinigung gegründet<br />
wurde, gab es lobende Worte des<br />
Bundespräsidenten Joach<strong>im</strong> Gauck. Er<br />
erwähnte, dass sich seit 1990 vieles verbessert<br />
habe, so wurde etwa der Paragraf<br />
175 abgeschafft und die Homo-Ehe<br />
ermöglicht. Aber noch sei keine Zeit zum<br />
Ausruhen: «Diese Entwicklung war kein<br />
Selbstläufer. Sie wurde von Menschen<br />
Der deutsche Bundespräsident<br />
Joach<strong>im</strong> Gauck würdigt das Engagement<br />
des LSDV.<br />
Die eingetragene Partnerschaft ist bald auch in Chile möglich.<br />
getragen, die gerade in der Vergangenheit<br />
viel riskierten – ihren familiären<br />
Rückhalt, ihren Arbeitsplatz, ihre bürgerliche<br />
Existenz. Diesen mutigen Frauen<br />
und Männern ist es zu verdanken,<br />
dass der kulturelle Wandel überhaupt in<br />
Bewegung kam, dass Tabus gebrochen<br />
und politische Forderungen erhoben<br />
wurden.» Mit seinen Worten will Gauck<br />
den Verband in seinem Engagement bestärken.<br />
Chile<br />
«Eingetragene<br />
Partnerschaft» wird<br />
eingeführt<br />
In Chile hat die Präsidentin ein<br />
neues Gesetz unterzeichnet.<br />
In einem halben Jahr tritt <strong>im</strong> eher konservativen<br />
Chile eine Art «Eingetragene<br />
Partnerschaft» für Schwule und Lesben<br />
in Kraft. Die Präsidentin des Landes,<br />
Michelle Bachelet, Mitglied der Sozialistischen<br />
Partei, gibt damit nicht nur<br />
Homosexuellen die Möglichkeit, ihre<br />
Beziehung abzusichern – auch unverheiratete<br />
heterosexuelle Paare können<br />
von dem neuen Gesetz profitieren. Eine<br />
komplette Eheöffnung liegt aber noch<br />
in weiter Ferne.<br />
Syrien<br />
IS-Terror gegenüber<br />
schwulen Männern<br />
Medienberichten zufolge wurde<br />
wieder ein schwuler Mann gesteinigt.<br />
Im April berichteten englische Zeitungen<br />
über die Steinigung eines angeblich<br />
schwulen Mannes durch die Terrorgruppe<br />
«Islamischer Staat». Der Vorfall soll<br />
sich in der syrischen Stadt Holms ereignet<br />
haben. Bilder zeigen das Opfer mit<br />
gefesselten Händen am Rücken, dahinter<br />
eine Gruppe von Männern, die mit<br />
Steinen werfen. Der IS drohte ebenfalls<br />
damit, den Terror gegenüber Homosexuel<br />
len auch in Europa zu etablieren.<br />
Malta<br />
Freie Geschlechtswahl<br />
erlaubt<br />
Auf Malta billigte das Parlament<br />
ein Gesetz, das die freie<br />
Geschlechtsidentität vorsieht.<br />
Dieses Gesetz ist einzigartig: In Malta<br />
kann der Eintrag zum Geschlecht in den<br />
offiziellen Papieren ab sofort selbst<br />
best<strong>im</strong>mt werden. Dies ist ein riesiger<br />
Erfolg für die Transmenschen auf Malta.<br />
Weder medizinische oder psychiatrische<br />
Untersuchungen sind nötig, ganz zu<br />
schweigen von einem operativen oder<br />
hormonellen Eingriff. Eine notariell beglaubigte<br />
Erklärung reicht aus, um das<br />
Geschlecht aus der Geburtsurkunde zu<br />
ändern. Zudem können Eltern darauf<br />
verzichten, ihrem Kind ein Geschlecht<br />
zuzuweisen, bevor es 14 Jahre alt ist.<br />
<br />
22 <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> 23
Serie | Persönlichkeiten<br />
Publireportage<br />
Was macht eigentlich …<br />
Text: Haymo Empl<br />
Gunvor<br />
In unserer Serie stellen wir Ikonen und Persönlichkeiten aus vergangenen<br />
Dekaden vor, berichten über gefallene Helden und hoffnungsvolle<br />
Skandalsternchen aber auch über mutige Vorkämpfer. Gunvor Guggisberg<br />
ist irgendwie alles, weil <strong>im</strong>mer unterschätzt. Eine Hommage an die ESC-<br />
Null-Punkte-Nummer von 1998 mit Charme und Talent.<br />
Open Languages –<br />
so lernst du Sprachen<br />
online!<br />
Die Welt wurde dank dem Internet zum Dorf – die vielen Sprachen sind<br />
glücklicherweise geblieben. Sie öffnen Tür und Tor zu diversen Kulturen.<br />
Nur kostet das Erlernen einer Sprache Zeit. Die Firma «Open Languages»<br />
setzt genau dort an und bietet Online Lernkurse – bequem und zeitsparend.<br />
Blieb Gunvor nur noch der Hund, der<br />
als Einziger zu ihr hielt?<br />
Ja, man hat sich daran gewöhnt,<br />
dass der Eurovision Song Contest<br />
seinen Siegern nicht mehr die Weltkarrieren<br />
garantiert, die Abba, Udo<br />
Jürgens oder France Gall oder Frau<br />
Dion einst einschlugen. Doch wenigstens<br />
<strong>im</strong> eigenen Land, wenigstens für<br />
eine gewisse Zeit, sind sie doch irgendwie<br />
die Grössten. Nur Gunvor nicht.<br />
Sie ist 1998 für die Schweiz angetreten<br />
und wurde völlig fertig gemacht. Zu<br />
unrecht, denn Gunvor Guggisberg<br />
Auch nach dem ESC Debakel versuchte Gunvor, sich als Sängerin zu etablieren.<br />
mögen wir eigentlich. Der Tagi hat<br />
einst geschrieben: «Die verlorene Ehre<br />
der Gunvor Guggisberg». Dabei hat<br />
Gunvor wirklich gute Lieder gemacht.<br />
Der Tagi hat auch geschrieben «Gunvor<br />
ist der Tiefpunkt einer klassischen<br />
Boulevardexistenz». Das st<strong>im</strong>mt nicht.<br />
Gunvor kann singen und heisst übrigens<br />
neuerdings Gunvor Meyer.<br />
«Switzerland: Zero Points» – eine<br />
unverdiente Niederlage<br />
Fotos: pd<br />
Foto: Fotolia-goodluz<br />
Die Schulbank drücken ist dank virtuellem<br />
Klassenz<strong>im</strong>mer bequemer geworden.<br />
Die Freude an einer fremden Sprache<br />
und die Motivation, sie zu erlernen,<br />
hat verschiedene Gründe. In einer<br />
schnelllebigen Welt wie heute ist es oft<br />
gar nicht so einfach, die Schulbank zu<br />
drücken – vieles muss dabei geregelt<br />
werden. Und oft gerät das noble Vorhaben<br />
zur blossen Idee, die wir vor uns<br />
herschieben. Das muss nicht sein, eine<br />
Fremdsprache lässt sich heute auch<br />
online erlernen – ohne Einbusse der<br />
Qualität.<br />
Die Firma «Open Languages», gegründet<br />
vor zwei Jahren vom Amerikaner<br />
Daniel Jones, n<strong>im</strong>mt sich dieser<br />
Situation an. Mit der neuen Webplattform<br />
n<strong>im</strong>mt der Lernende spielend an<br />
einem virtuellen Klassenz<strong>im</strong>mer teil –<br />
inklusive Mitschülern, Lehrerin oder<br />
Lehrer. Alles was dafür benötigt wird,<br />
ist eine funktionierende Internetverbindung.<br />
Mit einer Gratis-Probelektion<br />
beginnen<br />
Und so einfach funktioniert es:<br />
«Open Languages» bietet derzeit acht<br />
Sprachen an (Deutsch, Chinesisch,<br />
Englisch, Französisch, Italienisch,<br />
Por tugiesisch, Spanisch und Schwedisch).<br />
Jede Lektion wird von einer<br />
muttersprachlichen Lehrkraft gestaltet.<br />
Um das entsprechende Level in<br />
seiner bevorzugten Sprache herauszufinden,<br />
lohnt es sich, eine kostenlose<br />
Probelektion zu buchen, die auch als<br />
Einstufungstest gilt. Nach einer einfachen<br />
Anmeldung bekommt man die<br />
geeigneten Kurse zugeteilt.<br />
Eine Probelektion dauert so lange<br />
wie eine übliche Schulstunde: 45 Minuten.<br />
Alle diese Stunden funktionieren<br />
mit «Skype» oder einem virtuellen<br />
Klassenraum, der eigens für «Open<br />
Languages» entwickelt wurde. Von<br />
«Eine Fremdsprache<br />
lässt sich heute auch<br />
online erlernen – ohne<br />
Einbusse der Qualität.»<br />
Vorteil ist dabei ein Headset sowie<br />
eine Webcam. Sind nach der Probelektion<br />
die Details geklärt, erfolgt eine<br />
Registrierung und die Angebote von<br />
«Open Languages» öffnen sich dem Benutzer.<br />
Diese haben es in sich: Da wären<br />
zum Beispiel die Live-Klassen mit bis<br />
zu fünf Schülern. Die Planung bleibt<br />
dabei flexibel – verschiedene Termine<br />
stehen zur Auswahl. Oder man entscheidet<br />
sich für den Einzelunter richt<br />
– auch das ist möglich. Neben einem<br />
Lehrplan, der auf herkömmliche Sprachlevels<br />
baut und entsprechendes Lehrund<br />
Lernmaterial bietet, kann <strong>im</strong><br />
1:1-Unterricht der Stoff nach eigenen<br />
Bedürfnissen gestaltet werden. Darüber<br />
hinaus werden branchenspezifische<br />
Sprachkurse angeboten.<br />
Übung macht den Meister<br />
Die Lektionen, die mit einem Zertifikat<br />
von «Open Languages» abschliessen,<br />
sind auch in finanzieller Hinsicht<br />
interessant. Neben der kosten losen<br />
Probelektion besteht die Möglichkeit,<br />
einzelne Schulstunden mittels Kreditkarte<br />
zu kaufen – so kosten etwa fünf<br />
Lektionen <strong>im</strong> Einzelunterricht rund<br />
143 Franken – je mehr Lektionen man<br />
bucht, umso höher fällt der derzeitige<br />
Rabatt von bis zu 20 Prozent aus.<br />
Eines darf hingegen nicht vergessen<br />
werden: Eine Sprache zu lernen bedeutet<br />
Hingabe und Arbeit, denn nur<br />
Übung macht den Meister. Besonders<br />
ambitionierte Lernende haben aber die<br />
zusätzliche Möglichkeit, eine eigene<br />
Lerngruppe auf der Webseite von<br />
«Open Languages» zu gründen – bei<br />
fünf Teilnehmern wird ein Rabatt von<br />
75 Prozent angeboten.<br />
Die Online-Sprachschule erfüllt mit<br />
ihrem Angebot ohne Frage ein steigendes<br />
Bedürfnis unserer modernen<br />
Zeit. Mit «Open Languages» ist es<br />
möglich, überall zu lernen, sei es <strong>im</strong><br />
Café oder bequem auf dem Sofa. Und<br />
es wäre doch toll, Familie und Freunde<br />
mit einer neu gelernten Fremdsprache<br />
zu überraschen, nicht?<br />
Open Languages GmbH, Zürich<br />
Anmeldung, Informationen und Tarife unter<br />
www.german.openlanguages.com<br />
24 <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> 25
Kultur | Schweiz<br />
Die Kultur-Tipps<br />
<strong>im</strong> <strong>Mai</strong><br />
Text: Daniel Diriwächter<br />
Viele Perlen gibt es in diesem Monat zu entdecken – die Schönheit des<br />
Balletts beispielsweise, aber auch den «Warmen <strong>Mai</strong>» – Kultur speziell für<br />
die Community. Kein Wunder, spricht man vom Wonnemonat <strong>Mai</strong>.<br />
Ballettabend <strong>im</strong><br />
Opernhaus Zürich<br />
Szene aus «New Creations» <strong>im</strong><br />
Opernhaus Zürich<br />
Ab dem 9. <strong>Mai</strong> sind die Choreografien<br />
von George Balanchine, Jiří Kylián und<br />
Hans van Manen erneut auf der Bühne<br />
des Opernhauses Zürich erleben. Der<br />
Ballettabend vereint drei Meisterchoreografien<br />
des Balletts <strong>im</strong> 20. Jahrhundert.<br />
Die Ballettaufführungen von<br />
George Balanchine, dem Gründer des<br />
New-York-City-Balletts und Grossmeister<br />
der Neoklassik, haben eine lange Zürcher<br />
Aufführungstradition. Ein Schlüssel<br />
werk sind «The Four Temperaments»,<br />
die 1946 zur Musik von Paul Hindemith<br />
entstanden und die zukünftige stilistische<br />
Entwicklung des Choreografen andeuteten.<br />
Danach präsentiert Hans van<br />
Manens seine «Frank Bridge Variations»<br />
– Van Manen kleidet Benjamin Brittens<br />
suitenartiges Varia tionenwerk in eine<br />
Choreografie von höchster Eleganz,<br />
kristalliner Klarheit und Formenstrenge.<br />
Paare erahnen und finden sich, fordern<br />
sich dabei auf zum erotischen Duell<br />
und zur zärtlichen Verbindung. Den Abschluss<br />
bildet «Frauensache» von Jiří<br />
Kyliáns. Das Stück gehört zu den sogenannten<br />
«Schwarz-Weiss-Balletten»<br />
des tschechischen Choreografen. Acht<br />
Tänzer innen formieren sich zu einer unbeschwerten<br />
Hommage an den weiblichen<br />
Tanz.<br />
Opernhaus Zürich<br />
Ab 9. <strong>Mai</strong><br />
www.opernhaus.ch<br />
Warmer <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
Kulturliebende Schwule und Lesben<br />
haben vor 15 Jahren festgestellt, dass<br />
homosexuelle Themen in Zürichs Kulturszene<br />
eher spärlich vertreten waren.<br />
Also wurde der «Warme <strong>Mai</strong>» ins Leben<br />
gerufen. Heute ist schwullesbische Kultur<br />
glücklicherweise präsenter als damals.<br />
Samuel C. Zinsli, Mitglied des<br />
OK, ist aber der Meinung, dass es den<br />
Kultur<br />
Ticket<br />
«Warmen <strong>Mai</strong>» weiterhin braucht. «Das<br />
Publikum ist noch <strong>im</strong>mer da: Lesben,<br />
Schwule, Trans-, Bi- und Intermenschen,<br />
die kulturell interessiert sind, egal ob<br />
täglich oder ein, zwei Mal <strong>im</strong> Jahr – und<br />
alle andern, die unsere Anlässe ansprechen<br />
und neugierig machen.» Das bunte<br />
Programm bietet für jeden kulturellen<br />
Geschmack spannende Produktionen.<br />
Egal ob Komödie, Musical, Drama, Liederabend<br />
oder Lesung – alles ist dabei.<br />
Natürlich wird auch die Schirmherrin<br />
des «Warmen <strong>Mai</strong>», Kamilla von Arx,<br />
wieder mit von der Partie sein. Im Keller<br />
62 prä sentiert die, nach eigenen Angaben<br />
«gestrandete deutsche Schrift stellerin»,<br />
am 26. <strong>Mai</strong> einen «queeren Literaturclub».<br />
Ein weiterer Höhepunkt ist<br />
Fotos: Judith Schlosser (1), ZVG (2)<br />
«Ich, Mutter und ...» – ein nicht unheiteres<br />
Beziehungsdrama in drei Akten<br />
von Michi Rüegg, ebenfalls <strong>im</strong> Keller 62<br />
(20. bis 23. <strong>Mai</strong>).<br />
Alle Daten unter www.warmermai.ch<br />
World Press Foto in<br />
Zürich<br />
Bereits zum achten Mal holt die Schweizer<br />
Bildagentur Keystone die «World<br />
Press Photo»-Ausstellung aus Amsterdam<br />
nach Zürich. Ab dem 7. <strong>Mai</strong> sind<br />
die preisgekrönten Fotografien <strong>im</strong> Folium<br />
Sihlcity zu sehen. Darunter natürlich<br />
auch das Siegerfoto des dänischen<br />
Fotografen Mads Nissen. Sein Bild zeigt<br />
Jon und Alex, ein homosexuelles Paar<br />
während eines int<strong>im</strong>en Moments in<br />
Sankt Petersburg, Russland.<br />
7. – 31. <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong><br />
Sihlcity, Zürich<br />
James Purdy (1914-2009) gilt seit<br />
seinen Romanen Malcolm (1959) und<br />
Der Neffe (1961) als einer der wichtigsten<br />
Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bedeutende<br />
Autoren wie Edward Albee und Gore<br />
Vidal, Thornton Wilder und Tenne see<br />
Wi liam schätzten und bewunderten ihn;<br />
Kurzgeschichten, Gedichte und Theater-<br />
amerikanischen Schriftste ler der zweiten<br />
»James Purdy ist der große Außenseiter der<br />
amerikanischen Literatur.«<br />
the new york t<strong>im</strong>es<br />
Chicago, Ende der 30er-Jahre: In der Wohnung des gescheiterten<br />
Dichters Eustace Chisholm treffen Außenseiter und Exzentriker<br />
Die Preisgabe<br />
seine kontrovers diskutierten Romane,<br />
stücke wurden in mehr als 30 Sprachen<br />
übersetzt.<br />
Purdy starb als vielfach ausgezeichneter<br />
Autor und erhielt unter anderem den<br />
Bi l Whitehead Award für sein Lebenswerk<br />
und den Preis der American Academy<br />
of Arts and Le ters.<br />
aufeinander. Der verschlossene Bergarbeiter und der engelsgleiche<br />
Jüngling, die nymphomane Malerin und der lebenshungrige<br />
Mi lionär – sie a le suchen in der Ruinenlandschaft der Welt wirtschaftskrise<br />
verzweifelt nach der erfü lten, der erlösenden Liebe.<br />
»James Purdys Roman ist so gut, da s <strong>im</strong> Vergleich dazu beinahe<br />
ein wenig posierend oder unaufrichtig oder selbstverliebt wirkt …<br />
Romane … Ich liebe dieses Buch.«<br />
jonathan franzen,<br />
jeder andere, den man gleich <strong>im</strong> Anschlu s daran liest, zumindest<br />
Im Amerika der Nachkriegszeit gibt es nur sehr wenige be sere<br />
Bestsellerautor von Die Ko rekturen und Freiheit<br />
Die deutsche Ausgabe von James Purdys<br />
«Die Preisgabe» (<strong>im</strong> englischen Original<br />
«Eustace Chisholm and the Works») war<br />
lange vergriffen, nun erscheint der Roman<br />
erneut: Mit der neuen Ausgabe<br />
wird Purdy, «der große Aussenseiter der<br />
amerikanischen Literatur» (New York<br />
T<strong>im</strong>es), wieder einem breiteren Publikum<br />
zugänglich gemacht. Als «Die Preisgabe»<br />
1967 erstmals erschien, sorgte<br />
das Buch für einen Skandal <strong>im</strong> New Yorker<br />
Literaturbetrieb. Inzwischen zählt<br />
der Roman zu den modernen Klassikern<br />
der amerikanischen Literatur und schildert<br />
die Geschichte einer Gruppe von<br />
Exzentrikern um den gescheiterten<br />
Dichter Eustace Chisholm <strong>im</strong> Chicago<br />
der 1930er-Jahre, zur Zeit der Weltwirtschaftskrise.<br />
Die deutsche Neuauflage<br />
schliesst mit dem Essay «Liebesbriefe»<br />
von Jonathan Franzen ab.<br />
Die Preisgabe<br />
Bruno Gmünder Verlag<br />
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james purdy die preisgabe BRUNO GMÜNDER<br />
BRUNO GMÜNDER<br />
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BRUNO GMÜNDER<br />
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gabe<br />
james<br />
Roman<br />
purdy<br />
Mit einem Essay von Jonathan Franzen<br />
James Purdys Kultroman erzählt die<br />
Geschicht einer Gruppe von Exzentrikern<br />
und Außenseitern um den gescheiterten<br />
Dichter Eustace Chisholm. So unterschiedlich<br />
sie sind – sie a le suchen <strong>im</strong><br />
Chicago der 1930er-Jahre, zur Zeit<br />
der Weltwirtschaftskrise, verzweifelt<br />
nach Liebe. Im Mi telpunkt stehen der<br />
engelsgleiche Amos Ratcliffe und der verschlo<br />
sene Grubenarbeiter Daniel Haws.<br />
Daniel ist Schlafwandler und ahnt nichts<br />
von seinen verborgenen Sehnsüchten.<br />
Dennoch verliebt sich Amos in ihn. Was<br />
aber soll er mit einem Mann anfangen, der<br />
am Tag danach nicht mehr weiß, was er<br />
die Nacht zuvor getan hat? Während Amos<br />
schließlich seinen Körper verkauft, wird<br />
Daniel klar, dass er sich tatsächlich verliebt<br />
hat – zum ersten Mal in seinem Leben.<br />
Doch anstatt sich Amos zu offenbaren,<br />
flüchtet er in den Militärdienst und gerät<br />
so in die Gewalt eines Offiziers, der davon<br />
bese sen ist, Daniel zu unterwerfen.<br />
Als Die Preisgabe 1967 erstmals erschien,<br />
sorgte das Buch für einen Skandal <strong>im</strong> –<br />
so Purdy – »zu Tode gelangweilten, trägen<br />
Inzwischen zählt der Roman zu den<br />
modernen Kla sikern der amerikanischen<br />
Literatur.<br />
und verlogenen Literaturbetrieb New Yorks«.<br />
Ost Side Story<br />
Text: Martin Ender<br />
Im <strong>Mai</strong> und Juni geht das neue Musical «Ost Side<br />
Story» <strong>im</strong> Theater am Hechtplatz über die Bühne.<br />
Die Macher nennen das Stück <strong>im</strong> Untertitel «Die<br />
grösste Liebesgeschichte seit Kliby & Caroline».<br />
Man ahnt bereits den Spagat zwischen todernstem<br />
Liebesdrama und schalkhaftem Klamauk.<br />
Angelehnt ist die Geschichte, wie<br />
der Titel vermuten lässt, an die «West<br />
Side Story» – die übrigens in der Urfassung<br />
den Namen «East Side Story»<br />
trug. Die «West Side Story» wird auch<br />
die Mutter des Musicals genannt, da<br />
erstmals Tanz, Gesang und Schauspiel<br />
einzigartig und auf hohem Niveau<br />
miteinander verschmolzen wurden.<br />
Die Idee für das Musical «West Side<br />
Story» entstand 1949. Der Choreograf<br />
und Produzent Jerome Robbins schlug<br />
dem zu dieser Zeit bereits recht bekannten<br />
Komponisten Leonard Bernstein<br />
in New York vor, eine moderne<br />
Version von Romeo und Julia auf die<br />
Bühne zu bringen. Als Bernstein <strong>im</strong><br />
Juni 1955 den Text aufnahm, wählte<br />
er als Thematik des Musicals die Rassenkonflikte<br />
zwischen Puerto Ricanern<br />
und Amerikanern, da ihm die erste<br />
Idee, jüdisch-christliche Probleme zu<br />
behandeln, zu altmodisch erschien. Im<br />
August 1957 startete das Stück in<br />
Washington. Bei den Zuschauern wurde<br />
die «West Side Story» sehr gut aufgenommen<br />
und entwickelte sich zu<br />
einem grossen Erfolg. 1960 wurde sie<br />
<strong>im</strong> Winter-Garden-Theater wieder aufgenommen,<br />
<strong>im</strong> Jahr darauf verfilmt.<br />
Die erste deutschsprachige Aufführung<br />
fand 1968 an der Volksoper in<br />
Wien statt. Die Verfilmung des Musicals<br />
wurde schliesslich mit zehn<br />
Oscars ausgezeichnet.<br />
Bereits die «West Side Story» verband<br />
komische und dramatische Szenen<br />
einer grossen Liebesgeschichte.<br />
Knapp 60 Jahre nach der Uraufführung<br />
wird die Geschichte nun wieder<br />
aufgegriffen und auf Schweizer Verhältnisse<br />
adaptiert <strong>im</strong> Musical Ost Side<br />
Story, das demnächst mit dem zeitlosen<br />
Thema Intoleranz <strong>im</strong> Theater am<br />
Hechtplatz aufgeführt wird.<br />
Theaterkritik | Ost Side Story<br />
Das Theater am Hechtplatz macht<br />
<strong>im</strong>mer wieder positive Schlagzeilen.<br />
Ausverkaufte Vorstellungen und eine<br />
Wiederaufnahme bescherte dem Haus<br />
beispielsweise «Spamelot». Im Gegensatz<br />
zu diesem «eingekauften» Stück<br />
kommt nun eine Eigenproduktion auf<br />
die Bühne. Durch und durch ein<br />
Schweizer Musical! – Ganz auch in der<br />
Tradition des Hauses. Man erinnere<br />
sich an die schweizerdeutschen Musical<br />
«Bibi Balù» (1964) und «Golden<br />
Girl» (1967). Beides sogenannte Gaunerkomödien<br />
von Hans Gmür und Karl<br />
Suter mit Musik von Hans Möckel. Die<br />
Bühnengrössen von damals waren unter<br />
anderem Ruedi Walter, Margrit<br />
Rainer, Ines Torelli, Jörg Schneider,<br />
Edi Huber und Paul Bühlmann. Die<br />
«Bibi Balù»-Vorstellungen waren über<br />
300 Mal ausverkauft.<br />
Inzwischen zeichnet längst eine<br />
neue Generation verantwortlich für<br />
das Hechtplatz-Theater. Und auf der<br />
Bühne agieren junge Gesangs- und<br />
Tanzkünstler. Ost «Side Story» ist eine<br />
Produktion von «Shake Company» und<br />
«Just4Fun Entertainment» in Zusammenarbeit<br />
mit dem Theater am Hechtplatz.<br />
Zur Handlung des neuen Musicals:<br />
Zwei verfeindete Gangs stehen sich<br />
gegenüber. Zürcher und St. Galler<br />
Fussballfans duellieren sich mit knallharten<br />
Bandagen. Es ist ein typisches<br />
Wochenende in Zürich. Die Pendlerinnen<br />
und Pendler verlassen die Stadt<br />
und die Agglomeration fällt in die<br />
kleine Grossstadt ein. Der St. Galler<br />
Tomy ist vor einem Jahr nach Zürich<br />
«ausgewandert». Er will sich in der<br />
grossen Stadt etablieren und n<strong>im</strong>mt<br />
dafür Enge, Argwohn und Anfeindungen<br />
wegen seines unbeliebten Dialekts<br />
in Kauf. Seine Freunde Willy und Sän-<br />
26 <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> 27
Kultur | Schweiz<br />
Kolumne | Kafi Freitag<br />
dy, die anlässlich der «Street Parade»<br />
aus der Ostschweiz angereist sind,<br />
schaffen es nicht, den abtrünnigen<br />
Freund wieder auf den richtigen Weg<br />
nach St. Gallen zurückzubringen. Als<br />
sich Tomy an einem Fussballspiel des<br />
FCZ gegen den FC St. Gallen auf dem<br />
Letzigrund in die Zürcherin Märy verliebt,<br />
wird seine Situation noch komplizierter.<br />
Märys Bruder Ritschi arbeitet<br />
als Türsteher <strong>im</strong> «Kaufleuten», dealt<br />
mit einer Partydroge aus Tigerhoden.<br />
Zusammen mit Noldi, einem Wurstbrater<br />
von der Langstrasse, will er die<br />
Liebe zwischen Tomy und Märy verhindern.<br />
Es kommt wie es kommen<br />
muss. Es gibt Streit, die Situation zwischen<br />
den St. Gallern und Zürchern<br />
eskaliert bis hin zu den gezielten<br />
Schüssen auf Noldi ...<br />
Idee, Buch und Dialoge stammen<br />
von Dominik Flaschka, der auch Regie<br />
führt. Roman Riklin schrieb ebenfalls<br />
am Buch und ist verantwortlich für<br />
die Musik und die Songtexte. Es sind<br />
24 eigenständige Lieder mit viel<br />
Pop-Appeal entstanden, die dann und<br />
wann auch mal augenzwinkernd das<br />
Genre «Musical» persiflieren.<br />
<strong>Cruiser</strong> ist hingegangen und hat<br />
Probenluft geschnuppert, um herauszufinden,<br />
wie das durchaus ernste<br />
Thema auf der Bühne abgehandelt<br />
wird. Noch waren die Proben nicht soweit<br />
fortgeschritten, dass durchgespielt<br />
wurde. Dennoch liessen die einzelnen<br />
<strong>im</strong>mer wieder wiederholten<br />
Szenen und die Anweisungen des Regisseurs<br />
erahnen, dass hier ein äusserst<br />
unterhaltsames, witziges und<br />
freches Musical entsteht. Und erwähnt<br />
sei in diesem Zusammenhang, dass die<br />
beiden Macher bereits bewiesen haben,<br />
wie frisch und anders ein Musical<br />
daherkommen kann. Dominik Flaschka<br />
und Roman Riklin sind die Väter des<br />
erfolgreichsten Schweizer Musicals<br />
«Ewigi Liebi» (2007 – 2012, 650 000<br />
ZuschauerInnen). Zusammen bringen<br />
sie <strong>im</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong> ihren neusten Streich<br />
auf die Bühne: Die «Ost Side Story».<br />
Ost Side Story<br />
Theater am Hechtplatz<br />
8001 Zürich<br />
9. <strong>Mai</strong> – 20. Juni <strong>2015</strong><br />
Kafis Jahr bringt ihr<br />
vier Männer. Mindestens.<br />
Text: Kafi Freitag<br />
Wenn es um Männer geht, sollte man es nicht zu eng sehen, sondern<br />
sie einfach nehmen, wie sie gerade kommen. Kafi tut das und widmet<br />
ihre Liebeserklärung einem jährlichen wiederkehrenden Casanova,<br />
dem Frühling.<br />
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Lieber Herr Lenz<br />
Von den vier Männern in meinem Jahr<br />
bist Du mir der liebste. Weil Du am<br />
besten riechst und mich befreist. Du<br />
bist der, der mich nach dunklen, kalten<br />
Tagen nach draussen lockt und<br />
«Deinetwegen<br />
zupfe ich sogar meine<br />
2,5 Haare auf den Zehen<br />
und verstecke diese<br />
nicht mehr hinter<br />
dicken Strümpfen.»<br />
mich dazu bringt, bei wenig milden 12<br />
Grad mit Minirock auf die Strasse zu<br />
gehen. Deinetwegen zupfe ich sogar<br />
meine 2,5 Haare auf den Zehen und<br />
verstecke diese – schneeflockenweiss<br />
zwar – nicht mehr hinter dicken<br />
Strümpfen. Du weckst meinen Lebensmut,<br />
meine Wildheit und Sehnsucht<br />
und machst die Welt zu einem besseren<br />
Ort. Kaum bist Du da, werden selbst<br />
die grantigsten Menschen irgendwie<br />
erträglich und es wird grundlos gelächelt,<br />
gezwinkert, gelebt.<br />
Du bist der kleine Bruder des ambitionierten<br />
Sommers, der öfter verspricht,<br />
als er hält. Du hingegen lässt<br />
Dich nicht auf die Äste raus, Du lässt<br />
diese spriessen und mich alljährlich<br />
schnupfend und triefend bei meinem<br />
Hausarzt sitzen in unbändiger Erwartung<br />
einer Kortisonspritze. Aber das<br />
nehme ich Dir nicht krumm. Jede Medaille<br />
hat ihre Rückseite und Deine ist<br />
behandelbar, da kenne ich andere!<br />
Kaum bist Du da, werden die Gedanken<br />
frei. Die Kleider kürzer, das Balzverhalten<br />
verwegener. Du erweckst<br />
Leben, wo monatelang zuvor Eiszeit<br />
geherrscht hat und bringst Blut in<br />
Wallung, wo vorher Blutleere herrschte.<br />
Du machst mich froh. Jeden Zent<strong>im</strong>eter<br />
Haut möchte ich Dir entgegenstrecken,<br />
Dir mein Herz entgegenrecken.<br />
Du entfachst in mir Dankbarkeit, wie<br />
es der Sommer niemals vermag. Du<br />
bist verheissungsvoll und satt. Prall<br />
gefüllt mit Leben n<strong>im</strong>mt man Dich,<br />
wie Du gerade bist, ganz ohne die hohe<br />
Erwartungshaltung der späteren Zeit.<br />
Du verfügst über die raffiniertesten<br />
Verführungskünste und ich gebe mich<br />
Dir gerne hin. Im Wissen darum, dass<br />
Du nur von kurzer Dauer bei mir weilst<br />
und dann auch schon wieder weiterziehst,<br />
um einem anderen Platz zu machen:<br />
dem launischen Sommer.<br />
In Liebe, Deine Kafi<br />
Sollte der Frühling nicht auch Männer<br />
«oben ohne» machen?<br />
Kafi Freitag<br />
(39) ist Kolumnistin und beantwortet<br />
auf www.fragfraufreitag.ch<br />
sämtliche Fragen des Alltags. Hauptberuflich<br />
führt sie eine eigene Praxis<br />
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Nach einem Monat Safer Sex geht die Kampagne «Break The Chains» in die<br />
entscheidende Phase. Ein HIV-Test steht an – für viele ein unbezwingbarer<br />
Berg. Das muss nicht sein – wir sagen warum.<br />
«Break The Chains» – die Ketten<br />
sprengen, so das Motto der Kampagne,<br />
die versucht, der HIV-Pr<strong>im</strong>oinfektion<br />
Einhalt zu gebieten. Eine kurze Repe<br />
tition: In den ersten vier Wochen<br />
nach einer HIV-Infektion ist man<br />
höchst ansteckend, weil sich<br />
noch keine Antikörper entwickeln<br />
konn ten und die Anzahl der<br />
Viren <strong>im</strong> Körper sehr hoch ist.<br />
Daher ist ungeschützter Sex in<br />
dieser Zeit ein bis zu 100 Mal<br />
grösseres Risiko.<br />
Hast du dich also <strong>im</strong> April konsequent<br />
an die Safer Sex-Regeln<br />
gehalten, kannst du dich <strong>im</strong> Rahmen<br />
der Kampagne <strong>im</strong> <strong>Mai</strong> für<br />
nur zehn Franken auf HIV testen<br />
lassen. Sollte dir trotzdem ein<br />
«Ausrutscher» passiert sein, so ist<br />
auch dann ein HIV-Test sinnvoll<br />
– jeder kann mitmachen und sich<br />
testen lassen.<br />
Die Angst vor dem HIV-Test<br />
Oft ist es weniger der finanzielle<br />
Aspekt eines HIV-Tests als die Panik<br />
vor einem positiven Resultat.<br />
Die Schreckensbilder von früher<br />
und die Angst vor Krankheiten<br />
können lähmen. Viele Männer<br />
haben zudem einmal oder sogar<br />
mehrere Male auf den Gummi<br />
verzichtet, und wollen es nicht<br />
zugeben. Doch darüber wird selten gesprochen.<br />
Ein HIV-Test ist sinnvoll, weil das<br />
Wissen über den eigenen Serostatus<br />
schlussendlich deiner Gesundheit zugute<br />
kommt. Egal ob positiv oder negativ,<br />
wenn du es weisst, kannst du<br />
dich entsprechend verhalten und die<br />
32 <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong><br />
richtigen Entscheidungen treffen. Im<br />
Rahmen der «Break The Chains»-Kampagne<br />
werden HIV-Tests <strong>im</strong> Monat <strong>Mai</strong><br />
bei verschiedenen Teststellen für nur<br />
10 Franken angeboten.<br />
Alle Teststellen findest du unter<br />
www.breakthechains.ch. Nach einem<br />
kleinen Pieks in den Finger dauert es<br />
etwa 20 Minuten, bis du das Resultat<br />
erhältst. Darüber hinaus kriegst du<br />
eine persönliche Beratung, wirst professionell<br />
betreut und kannst alle deine<br />
Fragen stellen.<br />
Ein positives Resultat?<br />
Ein positives Testergebnis ist oftmals<br />
ein Schock. Bei einem reaktiven Testresultat<br />
wird aber <strong>im</strong>mer ein zweiter<br />
Test als Bestätigung durchgeführt.<br />
Erst nach diesem zweiten Test gilt<br />
ein positives Resultat als sicher.<br />
Das weitere Vorgehen wirst du<br />
dann mit dem Arzt besprechen.<br />
Zum Beispiel ist der Beginn der<br />
antiretroviralen Therapie eine<br />
wichtige Entscheidung, die du vor<br />
allem aufgrund deiner Werte zusammen<br />
mit dem Arzt triffst.<br />
Eine erfolgreiche HIV-Therapie<br />
senkt die Virenlast unter die<br />
Nachweisgrenze, was neben der<br />
Entlastung des Immun systems<br />
den Vorteil hat, dass du nicht<br />
mehr ansteckend bist. HIV-positive<br />
Menschen unter wirksamer<br />
antiretroviraler Therapie haben<br />
heute die gleiche Lebenserwartung<br />
wie HIV-negative Menschen.<br />
Hierfür ist es wie bereits erwähnt<br />
wichtig, den richtigen Zeitpunkt<br />
für den Beginn der Therapie zu<br />
wählen. Und dieser kann nur best<strong>im</strong>mt<br />
werden, wenn man über<br />
seinen Sero status Bescheid weiss.<br />
Ein HIV-Test steht auch für<br />
Lebensqualität, so oder so. Wir<br />
sprengen die Ketten, egal ob positiv<br />
oder negativ.<br />
Alle Teststellen unter www.breakthechains.ch<br />
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Serie | Mannsbild – Berufsbild<br />
Unschwule Berufe:<br />
Der Seelsorger<br />
Text: Andreas Faessler<br />
Werner B. ist katholischer Seelsorger aus Leidenschaft und religiöser<br />
Überzeugung, er liebt seinen Beruf von Herzen. Sein Wirkungsgebiet ist<br />
jedoch erzkatholisch-konservativ, deshalb muss er seine Homosexualität<br />
gehe<strong>im</strong> halten. Wie geht er mit der Situation um?<br />
Schwuler katholischer Seelsorger:<br />
Sein wahres Gesicht darf er nicht zeigen.<br />
Man grüsst ihn freundlich, wenn er<br />
durch die Strassen geht, man nickt,<br />
winkt ihm zu. Der 40-jährige Diakon<br />
Werner B. wird in der erzkatholisch<br />
geprägten Stadt als tüchtiger Seelsorger<br />
geschätzt, der sich aufopfernd um<br />
die Anliegen der Menschen kümmert.<br />
Er wirkt sympathisch, weltoffen, zeigt<br />
viel Humor und Interesse sowie Einfühlsamkeit<br />
für allerlei Anliegen der<br />
Menschen. Eines aber weiss niemand<br />
über ihn: Der Geistliche ist homosexuell.<br />
Er ist ungeoutet, erst recht, da<br />
sein Wirkungsgebiet hauptsächlich in<br />
kleinen, besonders konservativen katholischen<br />
Schwarzwälder Landgemeinden<br />
ausserhalb der Stadt liegt.<br />
Seine homosexuelle Neigung war<br />
schon <strong>im</strong>mer da, sagt Werner B. «Aber<br />
so richtig wahrgenommen und es mir<br />
auch eingestanden habe ich es erst <strong>im</strong><br />
vergangenen Jahr nach einer besonderen<br />
Begegnung.» Über die Hintergründe<br />
dieser Begegnung gibt er sich<br />
jedoch verschwiegen. «Ich wollte von<br />
da an zu mir selber stehen», so B. «Es<br />
kann keiner was für seine von Gott gegebene<br />
Person. Und darunter fällt<br />
eben auch die sexuelle Orientierung»,<br />
ist er überzeugt.<br />
Menschen mit Vorurteilen<br />
Der Diakon hat sich dafür entschieden,<br />
seine Sexualität zu leben – wohlbemerkt<br />
mit der nötigen Diskretion. Er<br />
hat auch nicht <strong>im</strong> Sinn, sich in absehbarer<br />
Zukunft zu outen, schon gar<br />
nicht innerhalb der Kirche und ebensowenig<br />
in der Bevölkerung.<br />
Seine Argumentation: «In dieser<br />
erzkatholischen Gegend sind die Leute<br />
mehrheitlich sehr konservativ eingestellt.<br />
Viele von ihnen hätten wohl ein<br />
Problem damit, wenn sie wüssten,<br />
dass der für sie zuständige Seelsorger<br />
auf Männer steht. Sie sind da vorurteilsbehaftet».<br />
Das weiss Werner B. aus<br />
der Erfahrung, die er <strong>im</strong> Rahmen seiner<br />
Tätigkeit mit Menschen gemacht<br />
hat. Und das kritisiert er scharf: «Solche<br />
Vorurteile kommen einem Fingerzeig<br />
auf andere Menschen gleich. Und<br />
wer mit dem Finger auf andere zeigt,<br />
handelt wie jene Pharisäer, welche<br />
die Ehebrecherin steinigen wollten.»<br />
Werner B. wünscht sich, dass die Menschen<br />
diese Steine niederlegen und<br />
stattdessen Brücken bauen.<br />
Auch Homosexualität ist<br />
Gottes Werk<br />
Werner B. betont dabei aber, dass es<br />
für ihn bisher keine Belastung darstelle,<br />
seine Sexualität verstecken zu<br />
müssen. «Für mich zählt in erster Linie,<br />
dass ich mit mir selber <strong>im</strong> Reinen bin.<br />
Denn wie sagt Jesus? Liebe deinen<br />
Nächsten wie dich selbst. Und das geht<br />
nur, wenn man sich so akzeptiert, wie<br />
man ist.»<br />
Für den 40-Jährigen ist klar: Die<br />
Sexualität ist Teil der Schöpfung. Das<br />
gelte für die Homosexualiät genauso<br />
wie für die Heterosexualität. Von dieser<br />
Überzeugung bringen ihn auch die<br />
wenigen Bibelstellen nicht ab, die<br />
Homosexualität zur Sünde machen<br />
wollen. «Als aufgeschlossener und vernünftig<br />
denkender Mensch sollte man<br />
«Als aufgeschlossener<br />
und vernünftig denkender<br />
Mensch sollte man<br />
endlich begreifen, dass<br />
die Sexualität etwas<br />
Natürliches ist, egal ob<br />
hetero oder homo.»<br />
endlich begreifen, dass die Sexua lität<br />
etwas Natürliches ist, egal ob hetero<br />
oder homo», betont Werner B. «Und alles<br />
Natürliche ist vom Herrgott gewollt.»<br />
Und deshalb sieht er sich auch nicht in<br />
Sünde, wenn er seinen Trieben nachgibt.<br />
«Sünde besteht einzig in der bewussten<br />
Abwendung von Gott», führt<br />
er hierzu aus.<br />
Die «Firmenregeln»<br />
Dass die römisch-katholische Kirche<br />
sich mit Sexualität – erst recht wenns<br />
Fotos: Fotolia - gregorydean, Fotolia - ra2 studio<br />
um ihre Würdenträger geht – allgemein<br />
sehr schwertut, ist ja bestens<br />
bekannt. Und geht es um die gleichgeschlechtliche<br />
Liebe, dann findet die<br />
Kirche besonders klare Worte: Homosexualität<br />
ist unmoralisch, schwer<br />
sünd haft und ein «Verstoss gegen<br />
Gottes Gesetze». Somit die zentrale<br />
Frage: Wie kann Werner B. seine sexuelle<br />
Orientierung mit den Regeln seiner<br />
Arbeitgeberin, der Kirche, vereinbaren?<br />
Ohne zu zögern sagt er, dass<br />
seine Neigung und sein Amt aus seiner<br />
Sicht in keinerlei Widerspruch stünden.<br />
«Es st<strong>im</strong>mt, dass meine Arbeitgeberin<br />
als Institution <strong>im</strong> Grunde gegen<br />
mich ist. Aber es ist sie selbst,<br />
die diese Regeln gemacht hat. Und<br />
mit denen ist meine Veranlagung tatsächlich<br />
nicht vereinbar», führt der<br />
40-Jährige aus. «Die Philosophie des<br />
‹Ideenstifters› der Kirche hingegen,<br />
unseres Herrn Jesus Christus, kennt<br />
weder Vorurteile noch Unterdrückung!<br />
Somit kann ich meine Veranlagung<br />
mit dem eigentlichen, wahren Credo<br />
der Kirche absolut vereinbaren.» Werner<br />
B. vergleicht seine Ausführungen<br />
mit einem Unternehmen, dessen Geschäftsleitung<br />
Vorschriften festsetzt,<br />
die nicht <strong>im</strong> Sinne des Firmengründers<br />
sind. Deshalb wünscht sich der Diakon<br />
von seiner Arbeitgeberin, dass sie sich<br />
auf ihre eigentliche Aufgabe zurückbesinnt:<br />
für den Menschen da zu sein,<br />
ohne Vorbehalte, ohne Vorurteile aber<br />
mit höchster Wertschätzung.<br />
«Unser Papst könnte<br />
eine Änderung einläuten<br />
– wenn die<br />
Menschen bereit sind,<br />
auf ihn zu hören.»<br />
«Für mich zählt in erster Linie, dass ich mit mir selber <strong>im</strong> Reinen bin.»<br />
Ja zum Ehe-Zölibat<br />
Eine Distanzierung von der Kirche<br />
kommt für Werner B. nicht in Frage.<br />
«Ich liebe meinen Beruf», sagt er. «Mit<br />
meiner Weihe zum Diakon ist in mir<br />
etwas Grossartiges geschehen. Es war<br />
eine ungeheure Stärkung, die bis heute<br />
anhält.» Ein Diakon hat die Möglichkeit,<br />
selber zu entscheiden, ob er zölibatär<br />
leben will oder nicht. Der 40-<br />
Jährige hat sich für das Zölibat entschieden,<br />
und zwar «<strong>im</strong> Sinne der Ehelosigkeit»,<br />
präzisiert er. Er schliesst<br />
aber nicht aus, eines Tages seine grosse<br />
Liebe zu treffen. «Dann würde ich einen<br />
Weg suchen, das mit meinem Amt<br />
zu vereinbaren.» Dieses nämlich übt<br />
Werner B. mit grösster Freude und<br />
Hingabe aus. Als Seelsorger könne er<br />
vor allem jungen Menschen helfen, die<br />
sein «Schicksal» teilen, wie er sagt.<br />
Vor seinem Amt als Diakon war Werner<br />
B. mehrere Jahre als pädagogischer<br />
Mitarbeiter in einem Jugendhe<strong>im</strong><br />
tätig. Mehrere homosexuelle<br />
Jugendliche haben mit ihm <strong>im</strong> Vertrauen<br />
über ihre Veranlagung gesprochen.<br />
Bei vielen von ihnen taten sich<br />
die Eltern schwer mit der Neigung ihres<br />
Kindes. «Ich mache diesen Jugendlichen<br />
Mut, zu sich und zu ihrer Sexualität<br />
zu stehen. Sie sollen wissen,<br />
dass mit ihnen alles in Ordnung ist.»<br />
Hoffnung in Franziskus I.<br />
Grosse Hoffnung setzt Werner B. auf<br />
Papst Franziskus. Obschon der Heilige<br />
Vater <strong>im</strong>mer wieder kontroverse, respektive<br />
undeutliche und auch widersprüchliche<br />
Aussagen macht bezüglich<br />
Familie, Ehe und Sexualität,<br />
erkennt Werner B. dennoch einen<br />
deutlichen Impuls aus Rom. Allem voran<br />
in Franziskus’ verheissungsvoller<br />
Stellungnahme: «Wenn jemand homosexuell<br />
ist und Gott sucht – wer bin<br />
ich, um über ihn zu richten?» Diese<br />
Botschaft sei ein grosser Schritt in die<br />
richtige Richtung, glaubt der Diakon.<br />
«Die Geistlichen dieser Welt müssen<br />
das aufgreifen», findet er. «Unser Papst<br />
könnte eine Änderung einläuten –<br />
wenn die Menschen bereit sind, auf<br />
ihn zu hören. Mit seiner Aussage<br />
spricht er mir aus dem Herzen. Ich will<br />
dazu beitragen, seine Impulse umzusetzen»,<br />
sagt Werner B. und sieht sich<br />
in seiner Mission gestärkt, weil unter<br />
anderen auch der einflussreiche Kirchenfürst<br />
Kardinal Reinhard Marx<br />
erst vor kurzem die Stossrichtung des<br />
Papstes übernommen hat.<br />
Trotz dieser Zeichen aber ist sich<br />
der Diakon sicher: «Es liegt noch ein<br />
langer Weg vor uns, bis die Kirche so<br />
weit ist.»<br />
*Name von der Redaktion geändert<br />
Du hast einen Beruf, der nicht dem<br />
gängigen Klischee entspricht? Wir berichten<br />
gerne darüber! Melde dich direkt unter<br />
redaktion@cruisermagazin.ch<br />
34 <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> 35
Interview | Megy B.<br />
«Ich bin ein schöner<br />
Schwindel»<br />
Text: Daniel Diriwächter<br />
Auf ganz spezielle Art präsentiert sich Megy B. das erste Mal in Zürich<br />
mit einem zauberhaften Cocktail voller Überraschungen. Hinter dem<br />
Fummel verbirgt sich der Magier Marc Rudolf. Wir haben mit ihm über<br />
Mascara und Magie gesprochen.<br />
artigen Einsatz aller engagierten Menschen<br />
– auch weltweit ausreichend<br />
finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.<br />
Und es ist sehr schön, wenn ich<br />
mit meiner Kunst dabei helfen kann.<br />
Sie selbst reden von der «Schönheit des<br />
Schwindels» – welchem schönen Schwindel<br />
können Sie nicht widerstehen?<br />
Mir jeden Morgen zu sagen: «Megylein,<br />
heute wird der schönste Tag deines<br />
Lebens – warum auch nicht, du bist<br />
doch erst 29 (lacht)!»<br />
Samstag, 23. <strong>Mai</strong> <strong>2015</strong>, 20:00 Uhr,<br />
<strong>im</strong> Bernhard Theater Zürich<br />
www.bernhard-theater.ch<br />
<strong>Cruiser</strong>: Frau Megy B. oder Herr Rudolf,<br />
was bevorzugen Sie?<br />
Megy B / Marc Rudolf: Beides ist in<br />
Ord nung. Als Schauspieler präsentiere<br />
ich dem Publikum eine Rolle, die der<br />
Megy B. – am Tag als Mann und abends<br />
auf der Bühne als Frau. Würde ich auf<br />
strikte Namenstrennung wert legen,<br />
kämen alle durcheinander, deshalb bin<br />
ich da flexibel.<br />
Auf Megy B. bezogen sind Sie in der<br />
Schweiz nicht so bekannt. Wie würden<br />
Sie Megy B. dem Schweizer Publikum<br />
vorstellen?<br />
Die Kunst der Travestie ist eine der<br />
ältesten Bühnentraditionen überhaupt.<br />
Das Gehe<strong>im</strong>nis von Megy B. ist die<br />
Illusion, der wir uns hingeben können,<br />
etwas Schönes zu bestaunen, dabei zu<br />
lachen und zu weinen. Vielleicht sogar<br />
sich in Megy B. zu verlieben, bis sich<br />
der Zauber auflöst – wie eine Sternschnuppe,<br />
alles eben nur ein schöner<br />
«Ich bin sehr viel in<br />
Las Vegas und versuche<br />
<strong>im</strong>mer etwas mit nach<br />
Europa rüberzubringen.»<br />
Schwindel. Und ich freue mich auf<br />
mein erstes grosses Gastspiel in der<br />
Schweiz. Im vergangenen Jahr durfte<br />
ich bereits bei einer Gala in Miller's<br />
Studio auftreten. Als das Angebot vom<br />
Bernhard-Theater kam, war ich ganz<br />
aus dem Häuschen.<br />
Das neue Programm «A Kind of Illusion»<br />
verspricht Liebe, Lust und Laster, wahrhaft<br />
ein Cocktail – wie kreieren Sie eine<br />
solche Show?<br />
Ich liebe Theater und schaue mir alles<br />
an, was das Entertainment zu bieten<br />
hat. Ich bin sehr viel in Las Vegas und<br />
versuche <strong>im</strong>mer etwas mit nach Europa<br />
rüberzubringen. Wenn ich sehe, wie<br />
das Publikum sich von den Emotionen<br />
der Künstler in eine andere Welt entführen<br />
lässt, beflügelt das meine Fantasie.<br />
Schlummerte die Kunstfigur schon <strong>im</strong> -<br />
mer in Ihnen?<br />
Den Wunsch auf die Bühne zu gehen,<br />
hatte ich schon <strong>im</strong>mer, mir war nur<br />
nicht klar, welche Art der Unterhaltung<br />
ich machen wollte. Also habe ich<br />
vieles ausprobiert und mich nach meiner<br />
Ausbildung in der Zauberschule<br />
<strong>im</strong> «Bel Etage Theater» in München beworben.<br />
Der Direktor meinte, dass er<br />
für Magier keine Verwendung hätte,<br />
aber sie bräuchten dringend einen<br />
Künstler für die neue Travestie-Show,<br />
und so stand die Tür zum Show business<br />
plötzlich offen. Also sagte ich mir:<br />
Fummel an und Mascara ins Gesicht –<br />
und schon war Megy B. geboren.<br />
Also eine Symbiose aus Magie und Mascara?<br />
Durch die Zauberschule bekam ich die<br />
Möglichkeit, mich erstmals einem Publikum<br />
zu präsentieren. Später habe<br />
ich mich mehr auf die Schauspielerei<br />
konzentriert. Ich machte einen Abschluss<br />
als Schauspieler an der Internationalen<br />
Schule für Schauspiel. Als<br />
ich die Rolle von Megy B. entwarf,<br />
wollte ich mich nicht verzetteln und<br />
beschloss, einen glitzernden Liederabend<br />
mit magischen Momenten zu<br />
gestalten. Ich musste mich von anderen<br />
Travestieprogrammen unterscheiden.<br />
«Durch meinen Beruf<br />
habe ich die Möglichkeit,<br />
viele Menschen zu<br />
erreichen und sie auf<br />
soziale Probleme aufmerksam<br />
zu machen.»<br />
Sie setzen sich auch für wohltätige<br />
Zwecke ein. Gehört dies zum Beruf, oder<br />
welche Motivation steckt dahinter?<br />
Das liegt an meinen Eltern, sie haben<br />
<strong>im</strong>mer grossen Wert auf Hilfsbereitschaft<br />
gelegt. Meine Mama stammt<br />
aus Slowenien und da habe ich schon<br />
als Kind miterlebt, wie meine Eltern<br />
viele Projekte in diesem Land unterstützten.<br />
Und jetzt habe ich durch<br />
meinen Beruf die Möglichkeit, viele<br />
Menschen zu erreichen und sie auf soziale<br />
Probleme aufmerksam zu machen.<br />
Gerade bei den Projekten um<br />
den CSD in Koblenz, Köln oder in Berlin<br />
und gerade auch bei meiner Arbeit<br />
für die Menschen mit HIV und Aids;<br />
denn sie brauchen weiterhin unsere<br />
Unterstützung. Für die Umsetzung dieser<br />
Arbeit müssen – neben dem gross-<br />
Foto: ZVG<br />
Der schöne Schwindel mit einem Hauch von Magie: Megy B.<br />
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Megy B. – ihr Name steht in Deutschland<br />
schon lange für glamouröses<br />
Entertainment sowie für Humor, Gesang<br />
und perfekte Illusion. Die musikalische<br />
Leitung be<strong>im</strong> neuen Programm liegt bei<br />
Jürgen Beyer, der auf der Bühne am<br />
Flügel zu erleben ist. Hinter der Kunstfigur<br />
Megy B. verbirgt sich der Entertainer<br />
Marc Rudolf, der mit seinem Programm<br />
neue Akzente setzen will.<br />
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36 <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong>
Kolumne | Weissbergs warme Weissheiten<br />
Unterhaltung | Kreuzworträtsel<br />
Wow, meine pinke Wolke<br />
der Glückseligkeit!<br />
Text: Marianne Weissberg<br />
Wie viel schöner wäre die Welt, wenn man sich gegenseitig die Wahrheit<br />
sagen würde. Kolumnistin Marianne Weissberg fängt hier umgehend an<br />
mit ihrer Weltverbesserung. Unter anderem an Tschortsch Kluni!<br />
Das grosse <strong>Cruiser</strong>-Rätsel<br />
Voilà: Das wohl erste und einzige schwule Kreuzworträtsel ever.<br />
Trage das gesuchte Lösungswort in die entsprechenden Felder ein und<br />
gewinne tolle Preise. Wir verlosen 30 <strong>Cruiser</strong>-Jahres abos <strong>im</strong> Wert<br />
von je CHF 75.– und Moustache-Saunaein tritte <strong>im</strong> Wert von CHF 250.–<br />
13<br />
Kennen Sie diesen Moment der<br />
Vollkommenheit? Den erlebte ich vorhin,<br />
als ich vor diesem Baum stand,<br />
der so überschäumend rosa in den<br />
knütschblauen H<strong>im</strong>mel ragte, dass ich<br />
wie vom Schlag getroffen stehenblieb,<br />
um in dieser pinken Wolke der Glückseligkeit<br />
zu versinken. Davor war mein<br />
Tag zum Kotzen gewesen: Nastuch in<br />
der Jeans vergessen, sodass sich eine<br />
weisse Fötzelwolke in der Waschmaschine<br />
ausbreitete. Doch dann, als ich<br />
mit dem stinkigen Biochübeli zum<br />
Recyceln eilte, stand vor mir dieser<br />
sonst so unscheinbare Baum, der mir<br />
sagte: WOW, Frau Weissberg, halte<br />
inne und siehe, es gibt Perfektion auf<br />
dieser Welt, ich bin es, dein Baum der<br />
Vollkommenheit! Danke Baum, hauchte<br />
ich. Weil ich an dir überhaupt nichts<br />
verbessern muss. Allenthalben muss<br />
ich das nämlich. Und würde man auf<br />
mich hören, hätte man ein viel schöneres<br />
Leben.<br />
Beispiel Tschortsch Kluni. Ich finde,<br />
so schluddrig geschrieben, passt das<br />
zu ihm. Ich bin wohl die einzige Frau,<br />
die ihn a) schlecht alternd und b)<br />
einen schlechten Schauspieler findet.<br />
Wie viel schöner wäre er und sein<br />
Leben, wenn er endlich offen das leben<br />
könnte, was ihn wirklich auszeichnen<br />
würde: Sein Schwulsein! Dann hätte<br />
er nicht dieses Alibi-Frölein Mudsch-<br />
heddin heiraten müssen, die spargeldürr<br />
ist, so dass er neben ihr furchtbar<br />
schwammig beige aussieht. Wetten,<br />
dass er <strong>im</strong> Bett nicht kann, also mit<br />
einer Frau. Aber als bester schwuler<br />
Freund einer Frau wäre George Clooney<br />
absolut charming. DAS WEISS ICH! Er<br />
würde in dieser echten Sehnsuchts-<br />
Rolle aufblühen und vollkommen sein.<br />
Jede Mamma schwuler Söhne würde<br />
ihn sofort als Schwiegersohn herzen.<br />
Komm an meinen Busen, Georgie, und<br />
mach mir das Weisse-Blusen-Kompl<strong>im</strong>ent!,<br />
würde sie juchzen. Was das ist?<br />
Sowas kann nur ein bester schwuler<br />
Freund, einer Frau dieses Gefühl geben,<br />
dass sie sogar in Schlichtheit<br />
vollkommen ist. WARUM sagt ihm<br />
niemand, dass sein Weg, geliebt zu<br />
werden nicht über eine magersüchtige<br />
Muschi führt?!<br />
«Aber als bester schwuler<br />
Freund einer Frau<br />
wäre George Clooney<br />
absolut charming.<br />
DAS WEISS ICH!»<br />
Wie viel besser wäre die Welt, wenn<br />
man sich also gegenseitig gnädig verbessern<br />
würde. Beispiel: Gestern<br />
tramp te mir eine lila Leberwurst entgegen.<br />
Ja, Sie lesen richtig: Ein Meitli,<br />
das Leggings trug, die ihre Säulen-Beine<br />
wie sch<strong>im</strong>mernde Würste<br />
prangen liessen. Sie, haben Sie sich<br />
heute Morgen mal <strong>im</strong> Spiegel angeschaut?,<br />
platzte ich heraus. Ja, ich<br />
habe jetzt ein schlechtes Gewissen,<br />
aber wie soll die Kleine ein bisschen<br />
Schönheit erlangen, wenn ihr niemand<br />
Ratschläge dafür gibt? Oder die dicke<br />
Pinker geht’s n<strong>im</strong>mer! Frau Weissbergs<br />
schwuler Baum der Glückseligkeit.<br />
Nachbarin mit dem dicken Kind. Jetzt<br />
stopfen Sie das Balg doch nicht so<br />
voll!, würde ich gerne rufen. Denn so<br />
ein Kind soll es doch schöner haben <strong>im</strong><br />
Leben als Sie.<br />
Ich meine nicht, dass man geschleckt<br />
perfekt sein sollte. Aber es<br />
gibt halt Details, die man ohne gros sen<br />
Aufwand korrigieren könnte: George<br />
kriegt einen Mann, die Leberwurst<br />
einen netten Jupe, das Knödel-Baby<br />
kein Junkfood, und ich? Ich gehe<br />
nochmals Baum-Watchen und freue<br />
mich, dass dieses Wunder mir zu<br />
meiner kleinen Weltverbesserungs-<br />
Kolumne verholfen hat!<br />
P.S. Danach gehe ich mit dieser<br />
Ausgabe zur Post und sende sie George,<br />
sonst kommt der womöglich nie<br />
drauf …<br />
Marianne Weissberg<br />
ist Historikerin, Autorin & Inhaberin<br />
des Literaturlabels Edition<br />
VOLLREIF (www.vollreif.ch).<br />
Ihre Werke u. a. «Das letzte Zipfelchen<br />
der Macht» oder die Kolumnenkollektion<br />
«Tränen ins Tiramisu»<br />
sind längst Kult.<br />
Foto: Marianne Weissberg<br />
1. Trägt Bart<br />
2. Hat für Israel gesungen<br />
3. Null-Punkte-Nummer<br />
am ESC<br />
4. Ein A von ABBA<br />
5. Eingekauft von SRF<br />
und sehr erfolgreich<br />
6. Glühender ESC-Fan<br />
7. Gay-Olympics<br />
5<br />
8. Hat NULL Ahnung<br />
was ESC ist<br />
9. Exteilnehmer am<br />
ESC für die Schweiz<br />
10. Hat nie am ESC teilgenommen,<br />
ist dennoch unverwüstlich<br />
11. Erste Gewinnerin am ESC<br />
12. DJ Bobo<br />
13. Gastkontinent am diesjährigen ESC<br />
14. Teilnehmerland am ESC, das definitiv<br />
nicht zu Europa gehört<br />
15. Teilnehmerland am ESC, das nur<br />
mit viel gutem Willen zu Europa gehört<br />
16. Traumatisches Erlebnis für alle ESC-Fans<br />
17. Durfte be<strong>im</strong> ESC nur 1980 mitmachen.<br />
Gehört auch nicht zu Europa.<br />
12<br />
Die Lösung kannst du online auf<br />
www.cruisermagazin.ch eintragen.<br />
11<br />
1 2 3 4 5 6<br />
6<br />
4<br />
14<br />
7 17 8<br />
Das gesuchte Lösungswort der letzten<br />
Ausgabe: «stolz stark schwul».<br />
Die detaillierte Auflösung findest du<br />
online unter www.cruisermagazin.ch<br />
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38 <strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong><br />
<strong>Cruiser</strong> <strong>Mai</strong> | <strong>2015</strong> 39
Foto: Fotolia-Piotr Marcinski-Internet<br />
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