29.04.2015 Aufrufe

BadenSport Magazin

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Service | 27<br />

„Pyrotechnik legalisieren?“<br />

„Moment mal...“ ist eine<br />

Rubrik in BADEN SPORT, in der ein<br />

Thema von beiden Seiten beleuchtet<br />

werden soll – mittels „Pro“ und<br />

„Contra“.<br />

In dieser Ausgabe betrachten wir<br />

das Thema Pyrotechnik, das nicht<br />

nur bei Fans, sondern auch bei<br />

allen anderen Stadionbesuchern,<br />

Funktionären, bei Polizei und<br />

Ordnungsdienste - und natürlich<br />

den Vereinen eine wichtige Rolle<br />

spielt.<br />

red<br />

PRO<br />

„Pyrotechnik ist kein<br />

Verbrechen“:<br />

Fußball lebt durch seine Fans und<br />

deren Leidenschaft. Durch lebendige<br />

und bunte Pyrotechnik lassen sich<br />

Emotionen oder Choreographien unterstreichen.<br />

Bengalische Feuer sind<br />

feste Bestandteile der Fankultur, die<br />

wir auch in Karlsruhe intensiv (aus)<br />

leben. 2011 sprachen DFB und DFL<br />

mit Vertretern verschiedener Szenen<br />

aus ganz Deutschland über das kontrollierte<br />

Abbrennen von Pyrotechnik.<br />

Die Fanseite sagt, damals hätten die<br />

Verbände zugesagt, dass sie ihre Vorschläge<br />

wohlwollend prüfen wollten –<br />

wenn sie wiederum in den Stadien einige<br />

Zeit auf Pyrotechnik verzichten.<br />

DFB und DFL brachen die Gespräche<br />

ab. Diese Sache sei leider aus dem<br />

Contra<br />

„Pyrotechnik ist kein<br />

Verbrechen“:<br />

Dieser Spruch wird jedes Wochenende<br />

in den Fankurven skandiert. Formal gesehen<br />

stimmt die Aussage ja: Brennende<br />

Bengalos sind kein Straftatbestand,<br />

sondern eine Ordnungswidrigkeit. Keine<br />

Frage: Die Schäden, die Pyrotechnik<br />

verursacht, sind beträchtlich, vor allem<br />

die „Böller“ sind kreuzgefährlich, da sie<br />

bleibende Hörschäden verursachen.<br />

Horrend teuer ist allerdings die Pyro-Prävention.<br />

Tausende Ordner sind jedes<br />

Wochenende bundesweit allein damit<br />

beschäftigt – müssen aber dennoch<br />

scheitern, weil die Mini-Teile kaum zu<br />

finden sind. Ein Hase-und-Igel-Wettlauf<br />

also, bei dem der Fan-Igel stets gewinnt.<br />

Foto: Privat<br />

Foto: Privat<br />

Nina Ohlhauser,<br />

Supporters Karlsruhe<br />

Ruder gelaufen, räumte DFB-Expräsident<br />

Zwanziger ein. Selbst DFL-Chef<br />

Seifert sagt heute, dass sich DFB und<br />

DFL damals extrem unglücklich angestellt<br />

hätten. DFB und DFL lehnen<br />

Pyrotechnik in Stadien immer noch<br />

rigoros ab – und haben dies auch in<br />

Christoph Ruf,<br />

Autor und Journalist aus Karlsruhe<br />

Eines ist klar: So kann es nicht weitergehen.<br />

Eine vollständige Legalisierung,<br />

wie sie Fan-Vertreter fordern, wird es<br />

allerdings nicht geben – allein aus juristischen<br />

Gründen. Ein Vorschlag zur Güte:<br />

Wie wäre es, man greift den Vorschlag<br />

der Diskussion zum Sicherheitskonzept<br />

mehrfach betont: Dieser Punkt<br />

sei nicht verhandelbar.<br />

Wir fragen: Warum nicht? Wir wissen<br />

um die Risiken, die der Einsatz von<br />

Pyrotechnik mit sich bringen kann.<br />

Doch durch Schaffung von kontrollierten<br />

Möglichkeiten und gemeinsam<br />

erarbeiteten Sicherheitsrichtlinien<br />

und verantwortungsbewusstem Umgang,<br />

sind diese Risiken auf ein Minimum<br />

reduzierbar – und genau diese<br />

Argumente müssen zielführend sein.<br />

Wichtig dabei ist zu sagen: Pyrotechnik<br />

gehört in die Hand, auf keinen Fall<br />

in die Luft und nach Möglichkeit nicht<br />

auf den Boden. Leuchtspurgeschosse<br />

sind ebenso tabu wie die „Entsorgung“<br />

von Bengalischen Feuern in<br />

den Innenraum, aufs Spielfeld oder in<br />

Nachbarblöcke.<br />

Sind diese Tatsachen gegeben sagen<br />

wir: Pyrotechnik ist kein Verbrechen!<br />

der von Fans gegründeten Pyro-Initiative<br />

wieder auf und toleriert das Abbrennen<br />

von Bengalos in lokal begrenzten Zonen<br />

– unter Aufsicht der Feuerwehr natürlich.<br />

Eine solche Regelung hatten vor zwei<br />

Jahren etwa hundert Ultragruppen unterstützt.<br />

Anfangs stießen sie auf Wohlwollen<br />

beim DFB, ehe sich der anders<br />

besann. Vielleicht wäre jetzt die Zeit für<br />

eine Neuauflage. Sie würde die vernünftigen<br />

Leute in den Kurven stärken und<br />

ihnen das Heft des Handelns zuschieben.<br />

Schaffen sie es, dafür zu sorgen,<br />

dass sich alle an die Abmachungen halten<br />

und das wilde Zündeln im Schutz der<br />

Anonymität sein lassen, ist allen gedient:<br />

Fans, Vereinen – und nicht zuletzt den<br />

Steuerzahlern. Schaffen sie es nicht,<br />

müsste man zur harten Linie zurückkehren:<br />

Die Fans hätten ihre letzte Chance<br />

vertan.<br />

red

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!