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<strong>Füllstandmessung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Radar</strong><br />
Leitfaden für die Prozessindustrie<br />
Peter Devine<br />
© VEGA Grieshaber KG<br />
Alle Rechte vorbehalten.Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt.<br />
Jede Verwertung bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Herausgebers.<br />
VEGA Grieshaber KG , Am Hohenstein 113, 77761 Schiltach.<br />
Devine, Peter<br />
<strong>Füllstandmessung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Radar</strong> - Leitfaden für die Prozessindustrie<br />
ISBN 3-00-008216-6<br />
Umschlaggestaltung: LinkDesign, Schramberg.<br />
Druck: BaurOffset, Villingen-Schwenningen<br />
Autor<br />
Peter Devine<br />
Technische Beratung<br />
Karl Grießbaum<br />
Satz und Layout<br />
Liz Moakes<br />
Zeichnungen und Illustration<br />
Evi Brucker
Inhalt<br />
Vorwort ix<br />
Danksagung xi<br />
Einleitung xiii<br />
Teil I<br />
1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s 1<br />
2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s 13<br />
3. <strong>Radar</strong>typen 33<br />
1. CW-<strong>Radar</strong> 33<br />
2. FMCW-<strong>Radar</strong> 36<br />
3. Pulsradar 39<br />
Teil II<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong> 47<br />
1. FMCW-<strong>Radar</strong> 48<br />
2. Pulsradar 54<br />
3. Frequenzwahl 62<br />
4. Genauigkeit 68<br />
5. Leistung 74<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen 77<br />
1. Hornantennen 81<br />
2. Dielektrische Stabantennen 92<br />
3. Standrohrantennen 101<br />
4. Parabolantennen 106<br />
5. Planarantennen 108<br />
Richtcharakteristik von Antennen 110<br />
6. Installation 115<br />
A. Mechanischer Einbau 115<br />
1. Flüssigkeitsanwendungen - Hornantenne 115<br />
2. Flüssigkeitsanwendungen - Stabantenne 117<br />
3. Allgemeine Einbauhinweise 120<br />
4. Standrohre und Bypass-Rohre 127<br />
5. Messung durch Behälterwand und <strong>Radar</strong>fenster 134<br />
6. Messung von Schüttgütern <strong>mit</strong> Hornantennen 139<br />
B. Elektrische Anschlussvarianten 141<br />
1. Nicht-Ex-Anwendungen 141<br />
2. Geräte für Ex-Anendungen 144
Aufgrund der Verschiedenheit und<br />
Komplexität der vorhandenen Anwendungen,<br />
wie Flüssigkeiten, Pulver<br />
und Feststoffe, wäre es unrealistisch<br />
und unverantwortlich, irgend ein Füllstandmessverfahren<br />
als „universell" zu<br />
bezeichnen. Allerdings legt die<br />
Geschwindigkeit, <strong>mit</strong> der sich<br />
<strong>Radar</strong>sensoren in den letzten Jahren<br />
etabliert haben nahe, dass diese<br />
Technologie näher an jener Definition<br />
ist, als es irgendein ein anderes<br />
Verfahren jemals war.<br />
Ich selbst bin in den letzten zwanzig<br />
Jahren an Entwicklung, Anwendung,<br />
Verkauf und Marketing von Füllstandsensoren,<br />
Controllern und Indikatoren<br />
der meisten Typen beteiligt gewesen. In<br />
dieser Zeit hat meiner Meinung nach<br />
kein Verfahren annähernd die<br />
Bedeutung des <strong>Radar</strong>s erlangt. Dies gilt<br />
speziell für seine umfassende Eignung<br />
nicht nur für konventionelle, sondern<br />
auch für extreme Prozessanwendungen<br />
für die überwiegende Mehrheit von<br />
Substanzen fast jeglicher Größe oder<br />
Komplexität.<br />
Dieses einmalige Prinzip in<br />
Verbindung <strong>mit</strong> der bestehenden<br />
Signalverarbeitungssoftware, den<br />
Herstellungsmaterialien, der Einfachheit<br />
der Installation und der digitalen<br />
Kommunikation ermöglicht es, dass<br />
dieses Verfahren als „erste Wahl" für<br />
<strong>Füllstandmessung</strong>en in Betracht<br />
kommt. Während es noch vor kurzer<br />
Zeit als teuer und spezialisiert betrachtet<br />
wurde - ist dies ist nicht länger der<br />
Fall.<br />
Vorwort<br />
Der Zweck dieser Veröffentlichung<br />
ist wirklich spezifisch. Es sollen einige<br />
komplizierte Prinzipien erklärt werden,<br />
und es soll gezeigt werden, dass durch<br />
die Betrachtung einiger einfacher<br />
Regeln eine offensichtlich hochentwickelte<br />
Technologie einfach und<br />
zuverlässig für einen großen Bereich<br />
von Industrie- und Prozessanwendungen<br />
benutzt werden kann.<br />
Wir hoffen, dass dieses Handbuch<br />
dazu anregt, sich für <strong>Radar</strong> zu interessieren,<br />
falls Sie nicht bereits <strong>Radar</strong><br />
benutzen, oder eine größere Wissenstiefe<br />
ver<strong>mit</strong>telt, falls Sie bereits etwas<br />
Erfahrung haben. Wir freuen uns, von<br />
Ihnen zu hören.<br />
Mel Henry<br />
Geschäftsführung<br />
<strong>Vega</strong> Controls Ltd.<br />
ix
Beim Schreiben und Zusammenstellen<br />
dieses Buch hatte ich die<br />
unschätzbare Hilfe einiger Kollegen,<br />
sowohl in der Entwicklungsabteilung<br />
als auch innerhalb des Produktmanagements,<br />
von VEGA in Schiltach.<br />
Ein besonderer Dank gilt Karl<br />
Grießbaum für seine genaue<br />
Erläuterung der „Geheimnisse" des<br />
Pulsradars, seinen Einblick in die<br />
Funktionsweise des FMCW-<strong>Radar</strong>s<br />
und die Zeichnungen zu den<br />
Erklärungen. Ein Dank auch an Jürgen<br />
Skowaisa und Jürgen Motzer für ihre<br />
technischen Beiträge zum Buch.<br />
Die Veröffentlichung dieses Buches<br />
ist eine Zusammenfassung des<br />
Produktwissens und der Erfahrung bei<br />
<strong>Radar</strong>-Füllstandanwendungen in der<br />
VEGA-Firmengruppe und den Vertriebspartnern<br />
weltweit.<br />
Diese Erfahrung hat sich <strong>mit</strong> dem<br />
Beginn der VEGAPULS 50 Serie,<br />
den Zweileiter-<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräten,weiter<br />
vergrößert.<br />
Ich möchte mich bei all jenen<br />
bedanken, die zu den Kapiteln der<br />
<strong>Radar</strong>anwendungen beitrugen. Dies<br />
schließt Doug Anderson, Dave<br />
Blenkiron, Chris Brennan, Graeme<br />
Cross und John Hulme in<br />
Großbritannien, Paal Kvam von<br />
Hyptech in Norwegen, Doug Groh und<br />
seine Kollegen von Ohmart VEGA in<br />
USA, und Jürgen Skowaisa und Roger<br />
Ramsden von VEGA Deutschland ein.<br />
Ein Dank auch an die VEGA-<br />
Vertriebsabteilungen in Deutschland<br />
und Großbritannien für ihre Hilfe beim<br />
Danksagung<br />
Anfertigen und Redigieren von Bildern<br />
und Fotos.<br />
Ein Dank an alle anderen ungenannten<br />
Mitwirkenden.<br />
Schließlich sind die wichtigsten<br />
Mitwirkenden an diesem Buch alle<br />
Anwender der VEGA-<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte<br />
weltweit, ohne die unser<br />
hohes Fachwissen in der Prozessradar-<br />
Füllstandmesstechnik nicht möglich<br />
wäre.<br />
Peter Devine<br />
Produktmanager<br />
<strong>Vega</strong> Controls Ltd.<br />
xi
Für die <strong>Füllstandmessung</strong> hat die<br />
<strong>Radar</strong>technik viele technische Vorteile.<br />
<strong>Radar</strong> ermöglicht berührungslose<br />
Sensoren, die praktisch unbeeinflusst<br />
von Änderungen der Prozesstemperatur,<br />
des Drucks oder der Gas- und<br />
Staubschichten innerhalb eines Behälters<br />
sind.<br />
Außerdem wird der Messwert nicht<br />
durch Änderungen der Dichte, der<br />
Leitfähigkeit und der Dielektrizitätszahl<br />
des zu messenden<br />
Produktes oder von der Luftbewegung<br />
über dem Produkt beeinflusst.<br />
Diese Vorteile wurden für die<br />
Prozessindustrie <strong>mit</strong> der Entwicklung<br />
des Zweileiter-<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerätes,<br />
das wenig kostet und hohe<br />
Anforderungen erfüllt, immer mehr<br />
von Bedeutung.<br />
Dieser Durchbruch im Sommer<br />
1997 erzeugte einen einmaligen Boom<br />
in der Verwendung von berührungslosem<br />
Mikrowellenradar für Füllstandanwendungen<br />
bei Flüssigkeiten und<br />
Feststoffen.<br />
Dieses Buch soll ein Fachbuch für<br />
all jene sein, die an der Technologie,<br />
der Anwendung und der praktischen<br />
Installation von <strong>Radar</strong>-Füllstandsensoren<br />
interessiert sind. Hochgenaue,<br />
eichfähige Messungen werden in diesem<br />
Buch nur am Rande behandelt.<br />
Es werden die Geschichte des<br />
<strong>Radar</strong>s, die physikalischen Grundlagen<br />
und Verfahren, sowie verschiedene<br />
Einleitung<br />
<strong>Radar</strong>antennen, mechanische und elektrische<br />
Installationen dargestellt.<br />
<strong>Radar</strong> wird <strong>mit</strong> anderen Prozess-<br />
Füllstandmessverfahren verglichen,<br />
und es werden viele Beispiele der<br />
unzähligen Anwendungsmöglichkeiten<br />
des <strong>Radar</strong>sensors in der Industrie gegeben.<br />
Die <strong>Radar</strong>-Füllstandsmessung ist<br />
„erwachsen" geworden. Wir hoffen,<br />
dass dieses Buch Ihnen helfen wird,<br />
das Potential dieser neuesten und fast<br />
universellen Füllstandmesstechnik zu<br />
erkennen.<br />
Mehr als alles andere hoffe ich, dass<br />
es Ihnen gefällt, in den Seiten dieses<br />
Buches zu blättern.<br />
Peter Devine<br />
Produktmanager<br />
<strong>Vega</strong> Controls Ltd<br />
xiii
Teil I<br />
Geschichte des <strong>Radar</strong>s<br />
Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />
<strong>Radar</strong>typen<br />
xv
1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s<br />
James Clerk Maxwell sagte bereits<br />
1864 in seiner Theorie des Elektromagnetismus,<br />
die Existenz von<br />
Funkwellen vorher. Mathematisch zeigte<br />
er, dass sich alle elektromagnetischen<br />
Wellen, unabhängig von ihrer<br />
Wellenlänge, <strong>mit</strong> der gleichen<br />
Geschwindigkeit im freien Raum ausbreiten.<br />
Diese Geschwindigkeit liegt<br />
etwa bei 300.000 Kilometern pro<br />
Sekunde, der Lichtgeschwindigkeit.<br />
Heinrich Rudolf Hertz bestätigte<br />
Maxwells Theorie durch seine<br />
Experimente, die er von 1886 bis 87 an<br />
der Technischen Universität Karlsruhe<br />
durchführte. Er benutzte einen Elektrodenabstandssender<br />
zur Erzeugung<br />
von Entladungsstößen hochfrequenter<br />
elektromagnetischer Schwingungen<br />
(Wellen) bei 455 MHz bzw. einer<br />
Wellenlänge von 0,66 Metern.<br />
Hertz bestätigte, dass diese elektromagnetischen<br />
Funkwellen dieselbe<br />
Geschwindigkeit wie Licht haben, und<br />
durch metallische und nichtleitende<br />
Körper reflektiert werden können.<br />
Zusätzlich zu den Reflexionseigenschaften<br />
zeigte Hertz, dass Funkwellen,<br />
genauso wie Licht, über Brechung,<br />
Beugung, Polarisation und Interferenzen<br />
verfügen. Wie wir heute wissen,<br />
waren diese frühen Experimente <strong>mit</strong><br />
reflektierenden Funkwellen an metallischen<br />
Platten die ersten Formen des<br />
<strong>Radar</strong>s.<br />
Der deutsche Ingenieur Christian<br />
Hülsmeyer stellte den ersten Vorläufer<br />
des <strong>Radar</strong>geräts her. 1904 wurde es in<br />
verschiedenen Ländern unter dem<br />
Namen „Telemobiloskop” patentiert,<br />
und wurde beschrieben als „ein<br />
Hertz`sche Wellen erzeugender und<br />
empfangender Apparat, der zur<br />
Anzeige von und dadurch zur Warnung<br />
vor der Gegenwart eines metallischen<br />
Körpers (wie Schiff oder Zug), in der<br />
Ausbreitungsrichtung solcher Wellen<br />
dient”.<br />
Bild 1.1 - J.C.M.F: James Clerk Maxwell -<br />
sagte die Existenz von Funkwellen in seiner<br />
Theorie des Elektromagnetismus vorher.<br />
Bild 1.2 - I.N.T.: Heinrich Hertz -<br />
Hertz bestätigte durch Experimente, dass<br />
elektromagnetische Funkwellen dieselbe<br />
Geschwindigkeit wie Licht haben und durch<br />
metallische und nichtleitende Körper reflektiert<br />
werden können.<br />
1
Bild 1.3 - D.M.M.: Christian Hülsmeyer<br />
produzierte den ersten patentierten Vorläufer<br />
des <strong>Radar</strong>gerätes 1904<br />
Ein zusätzliches Patent im gleichen<br />
Jahr beschreibt „Verbesserungen im<br />
Hertz`sche Wellen erzeugenden und<br />
empfangenden Apparat zur Bestimmung<br />
der Position und des Abstandes<br />
metallischer Gegenstände”.<br />
Eine erfolgreiche Vorführung des<br />
Telemobiloskops auf dem Internationalen<br />
Schifffahrtskongress in Rotterdam<br />
und der deutschen Marine fand 1904<br />
statt. Das Telemobiloskop wurde<br />
jedoch als unausgereift angesehen und<br />
war kein kommerzieller Erfolg.<br />
Guglielmo Marconi wurde als<br />
Pionier der transatlantischen Funkverbindung<br />
berühmt. 1922 erkannte<br />
Marconi außerdem die Möglichkeit<br />
der Nutzung des Kurzwellenfunks zur<br />
Erkennung von metallischen Gegenständen.<br />
Marconi stellte sich den<br />
Nutzen des Funks zur Schiff-Schiff-<br />
2<br />
Erkennung bei Nacht und im Nebel<br />
vor. Leider hatte er zu diesem<br />
Zeitpunkt nicht die Unterstützung und<br />
die Hilfs<strong>mit</strong>tel diese Ideen weiter auszuführen.<br />
Vor dem 2. Weltkrieg wurde das<br />
<strong>Radar</strong> unabhängig voneinander in verschiedenen<br />
Ländern wie Großbritannien,<br />
Deutschland, Italien, den<br />
Vereinigten Staaten, Frankreich und der<br />
Sowjetunion weiter entwickelt.<br />
1934, nach einer Serie von Experimenten<br />
in den Marineforschungslaboratorien<br />
der Vereinigten Staaten,<br />
wurde ein Patent für Taylor, Young und<br />
Hyland für ein „System zur Gegenstandserkennung<br />
durch Funk” bewilligt.<br />
Bild 1.4 - GEC Marconi Guglielmo Marconi -<br />
erkannte 1922 die Möglichkeit der Nutzung<br />
des Kurzwellenfunks zur Erkennung von<br />
metallischen Gegenständen.
Bild 1.5 - I.W.M.: Sir Robert Watson-<br />
Watt - spielte in den Dreißiger- und<br />
Vierzigerjahren des 20. Jahrhunderts<br />
eine entscheidende Rolle in der<br />
Entwicklung des britischen <strong>Radar</strong>s.<br />
Der britische Wissenschaftler Robert<br />
Watson-Watt überreichte im Februar<br />
1935 einen Artikel dem „Tizard<br />
Com<strong>mit</strong>tee for the Scientific Survey of<br />
Air Defence” über „die Erkennung und<br />
Ortung von Flugzeugen <strong>mit</strong>tels<br />
Funkmethoden”.<br />
Danach wurde ein praktischer Versuch<br />
<strong>mit</strong> Hilfe eines BBC Rundfunksenders<br />
in Daventry durchgeführt. In<br />
ca. 9 km Entfernung wurde ein getrennter<br />
Empfänger, der an ein Oszilloskop<br />
angeschlossen war, zur Erkennung<br />
eines Flugzeuges, das zwischen<br />
Sender und Empfänger flog, benutzt.<br />
Sowohl das amerikanische System<br />
als auch das Watson-Watt Experiment<br />
waren CW-<strong>Radar</strong>systeme (CW: continuous<br />
wave - kontinuierliche Wellen).<br />
Eine konstante einzelne Frequenz wird<br />
von einem Punkt übertragen und von<br />
einem Empfänger an einer anderen<br />
Stelle detektiert, dies bezeichnet man<br />
als CW-Welleninterferenzradar oder als<br />
bistatisches CW-<strong>Radar</strong>. Der Empfänger<br />
kann auch Frequenzverschiebungen,<br />
1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s<br />
verursacht durch den Dopplereffekt,<br />
des vom Zielobjekt reflektierten<br />
Signals erkennen. Die Interferenz zwischen<br />
der Frequenz des direkten und<br />
des reflektierten Signals bei einer<br />
geringfügig unterschiedlichen Frequenz<br />
zeigt die Gegenwart eines Zielobjektes<br />
an.<br />
Man kann diesen Effekt auch am<br />
Fernsehbildschirm beobachten, falls<br />
man unglücklicherweise in der Einflugschneise<br />
eines Flughafens wohnt. Das<br />
Bild am Bildschirm kann <strong>mit</strong> regelmäßigen<br />
horizontalen Streifen flimmern,<br />
die sich vertikal über den Bildschirm<br />
schieben, wenn ein Flugzeug im<br />
Anflug ist. Dieser Effekt verringert<br />
sich, wenn das Flugzeug direkt darüber<br />
ist, und verstärkt sich wieder, wenn das<br />
Flugzeug weiterfliegt. Das CW-<br />
Welleninterferenzradar in Daventry war<br />
kein praktisches Gerät. Es konnte zwar<br />
das Vorhandensein, aber nicht die Position<br />
eines Zielobjektes erkennen.<br />
Die britischen Bemühungen setzten<br />
sich nach Daventry in Orford Ness und<br />
dann in der Nähe von Bawdsey Manor<br />
an der Suffolk Küste fort. Es war klar,<br />
dass man ein Pulsradar benötigt, um<br />
die benötigte Entfernungs- und Richtungsinformation,<br />
die für ein Verteidigungssystem<br />
wichtig sind, zu liefern.<br />
Unter der Leitung von Watson-Watt<br />
entwickelten die Briten ein Verteidigungssystem<br />
von CH- (chain home)<br />
<strong>Radar</strong>stationen, die schließlich alle<br />
Küstenanflüge auf England erfassten.<br />
Die normalen „Chain Home <strong>Radar</strong>s”<br />
hatten eine relativ niedrige Frequenz,<br />
die zwischen 22 und 33MHz lag.<br />
(Wellenlänge zwischen 10 und 13,5<br />
Metern) Sie hatten eine Sendeleistung<br />
von 200 kW und eine Reichweite von<br />
190 km.<br />
3
Bild 1.6 - I.W.M.: Britische „Chain Home<br />
<strong>Radar</strong>” Antennen - <strong>Radar</strong> war während des<br />
2. Weltkriegs ein wichtiges Werkzeug in der<br />
Verteidigung Großbritanniens.<br />
Die CH-<strong>Radar</strong>systeme <strong>mit</strong> ihrer<br />
hohen Reichweite waren jedoch<br />
unfähig tieffliegende Flugzeuge zu<br />
erfassen, deshalb wurden sie von CHL<br />
(Chain Home Low) <strong>Radar</strong>sendern<br />
ergänzt, diese hatten eine kürzere<br />
Reichweite und deckten die geringeren<br />
Höhen ab, die von den CH-<br />
Trans<strong>mit</strong>tern übersehen wurden. Sie<br />
wurden bei 200 MHz betrieben.<br />
(Wellenlänge 1,5 Meter)<br />
Es ist erwiesen, dass das CH- und<br />
CHL-Netzwerk von <strong>Radar</strong>stationen im<br />
Sommer 1940 eine entscheidende Rolle<br />
in der Schlacht um England spielte.<br />
Dies ermöglichte es, die Jagdflugzeuge<br />
der Royal Air Force an den Orten einzusetzen,<br />
wo sie gebraucht wurden. So<br />
wurde die begrenzte Anzahl der Piloten<br />
und deren Maschinen nicht mehr für<br />
lange Patrouillenflüge „verschwendet”.<br />
Die deutsche <strong>Radar</strong>entwicklung in<br />
den späten 1930ern wurde ebenso im<br />
4<br />
Geheimen durchgeführt. Während in<br />
Großbritannien die Entwicklungsanstrengungen<br />
auf die Luftverteidigung<br />
konzentriert waren, wurden in Deutschland<br />
verschiedene <strong>Radar</strong>entwicklungen<br />
für die Marine, Armee und die Luftwaffe<br />
durchgeführt.<br />
In die deutsche Marineforschung<br />
einbezogene Firmen produzierten eine<br />
Reihe von Seeaufklärungs-<strong>Radar</strong>empfängern,<br />
Seetakt genannt, die auf<br />
Schiffen montiert wurden. Sie wurden<br />
bereits 1938 geliefert, hatten eine<br />
Frequenz von 366 MHz (Wellenlänge<br />
82 cm), und waren auf namhaften<br />
Schlachtschiffen wie Bismarck und<br />
Graf Spee installiert.<br />
Die deutsche Marineentwicklung<br />
produzierte die „Freya-Reihe” von<br />
Aufklärungsradar, die <strong>mit</strong> 125 MHz<br />
arbeiteten (Wellenlänge 2,4 m). Diese<br />
stellte sich als wirksames Langstreckenradar<br />
für Flugzeuge heraus, und<br />
wurde daher zur Frühwarnung an die<br />
Luftwaffe geliefert. Allerdings konnte<br />
es keine Höheninformationen liefern.<br />
Andere bekannte deutsche <strong>Radar</strong>systeme<br />
waren die Parabolantennen-<br />
Sender „Würzburg” und „Würzburger<br />
Riese”. Die normalen „Würzburgs”<br />
wurden im allgemeinen zur<br />
Ausrichtung von Suchscheinwerfern<br />
und Abwehrgeschützen genutzt und die<br />
„Würzburger Riesen” zum Aufspüren<br />
von Eindringlingen und zur Führung<br />
von Nachtjagdflugzeugen, die jene<br />
abfangen sollten.<br />
In gleicher Weise wie das britische<br />
„Chain-Home-System” bildeten die<br />
Deutschen ein Verteidigungsnetzwerk<br />
<strong>mit</strong> „Himmelbett”-<strong>Radar</strong>stationen. Die<br />
vier „Pfosten” des Betts, bestanden aus<br />
einem Freya-Frühwarnradar, einem<br />
Würzburg-<strong>Radar</strong> zur Aufspürung von
eindringenden Flugzeugen, einem<br />
Würzburg-<strong>Radar</strong> um die Nachtkampfflugzeuge<br />
zum Eindringling zu führen<br />
und einem „Seeburgtisch” um das<br />
Abfangen darzustellen.<br />
Bild 1.7 - I.W.M.: Oben - die berühmte<br />
Aufklärungs-Luftaufnahme einer deutschen<br />
Würzburg-<strong>Radar</strong>antenne bei Bruneval in<br />
Nordfrankreich. Diese Aufnahme alarmierte<br />
die Briten, die dadurch von der Existenz und<br />
dem fortgeschrittenen Stadium des deutschen<br />
Abwehrradars erfuhren, und führte zu einem<br />
Angriff, bei dem einzelne Teile des <strong>Radar</strong>s<br />
zur Analyse nach England gebracht wurden.<br />
Bild 1.8 - P.D.: Rechts - das deutsche<br />
Würzburg-<strong>Radar</strong> wurde zur Ausrichtung von<br />
Suchscheinwerfern und Abwehrgeschützen<br />
zur Aufspürung von einzelnen Eindringlingen<br />
und zur Führung von Nachtjagdflugzeugen<br />
genutzt.<br />
1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s<br />
Dieses Verteidigungssystem, benannt<br />
nach dem für die Nachtkampfflugzeuge<br />
verantwortlichen General, wurde als<br />
„Kammhuber-Linie” bekannt.<br />
5
Sowohl Großbritannien als auch<br />
Deutschland entwickelten Flugzeugradar<br />
zum Abfangen von Kampfflugzeugen<br />
bei Nacht. 1937 starteten<br />
britische Versuche für Flugzeugradar<br />
<strong>mit</strong> der Produktion des „AI Mark I”,<br />
welches im Mai 1939 „in die Luft”<br />
ging. Das erste praktische britische<br />
Flugzeug-Abfang-<strong>Radar</strong> war das „AI<br />
Mark IV”, das zum ersten Mal im<br />
August 1940 getestet wurde.<br />
In Deutschland war das Lichtenstein-Flugzeug-<strong>Radar</strong><br />
Mitte 1941 verfügbar.<br />
Die charakteristische äußere<br />
<strong>Radar</strong>antennengruppe der Lichtenstein<br />
verursachte einen merklichen aerodynamischen<br />
Luftwiderstand. Dies konnte<br />
die Flugzeuggeschwindigkeit um fast<br />
40 km/h reduzieren. 1943 war die<br />
Reichweite bis zu 6000 Metern erweitert<br />
worden.<br />
Bild 1.9 - I.W.M.:Britisches Flugzeugradar -<br />
AI Mark IV, entwickelt zum Abfangen von<br />
Kampfflugzeugen bei Nacht.<br />
6<br />
Es wurde den <strong>Radar</strong>forschern klar,<br />
dass eine kürzere „zentimetrische”<br />
Wellenlänge nützlicher für eine Anzahl<br />
von Anwendungen wäre. Die höhere<br />
Frequenz könnte für eine<br />
Bodenabbildungs <strong>Radar</strong>einheit genutzt<br />
werden, um Städte und andere geographische<br />
Merkmale zu lokalisieren.<br />
Die Problematik bestand darin, ein<br />
Verfahren zu finden, das genügend<br />
Leistung bei der gewünschten<br />
Wellenlänge von 10 Zentimetern<br />
erzeugte.<br />
Bild 1.10 - I.W.M.: Deutsches Flugzeugradar<br />
„Lichtenstein”,Verfügbar Mitte 1941 . Die äußeren<br />
<strong>Radar</strong>antennen verursachten einen merklichen<br />
aerodynamischen Luftwiderstand.
Im späten Februar 1940 gelang John<br />
Randall und Harry Boot (Forscher an<br />
der Universität Birmingham) der entscheidende<br />
Durchbruch, als sie die<br />
weltverändernde Erfindung, das Hohlraum-Magnetron<br />
testeten.<br />
Das Herz dieses Hohlraum-Magnetrons<br />
war ein einfacher fester Kupferblock<br />
<strong>mit</strong> sechs eingefrästen Hohlräumen.<br />
Im Zentrum war die Kathode.<br />
Legte man ein starkes Magnetfeld und<br />
Hochspannung zwischen dem Kupferblock<br />
und der Kathode an, schwang der<br />
Elektronenstrom synchron innerhalb<br />
der Hohlräume <strong>mit</strong>, anstatt direkt zur<br />
Kupferblockanode zu fließen. Die<br />
Schwingungsfrequenz wurde <strong>mit</strong> ungefähr<br />
3 GHz berechnet (10 Zentimeter<br />
Wellenlänge).<br />
Die theoretischen Berechnungen des<br />
Prototyps des Hohlraum-Magnetrons<br />
waren richtig. Die eigentliche<br />
Wellenlänge wurde <strong>mit</strong> 9.87 Zentimeter<br />
bestimmt und die Leistung des<br />
Prototyps war 400 Watt.<br />
1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s<br />
Bild 1.11 - GEC: Hohlraum-Magnetron - die<br />
weltverändernde Erfindung erfunden 1940 von<br />
John Randall und Harry Boot.<br />
Die Fabrikation des Hohlraum-<br />
Magnetrons folgte sehr schnell und die<br />
Ausgangsleistung wurde merklich<br />
vergrößert. Großbritannien entwickelte<br />
Flugzeugabfang-<strong>Radar</strong>geräte für Nacht<br />
kämpfe <strong>mit</strong> einen verbesserten Fernund<br />
Nahbereich. Es war das<br />
AI Mark VII , das Mitte 1942 eingeführt<br />
wurde. Das verbesserte AI Mark<br />
VIII ging in die Massenproduktion und<br />
wurde vielfältig genutzt.<br />
Bild 1.12&1.13 - H.R.A.: Das Hohlraum-Magnetron wurde im zentrimetrischen „Mikrowellen”-<br />
Flugzeugradar benutzt und erzeugte einen Quantensprung in der Leistung. Die <strong>Radar</strong>-<br />
Parabolantenne wurde in einer Nasenanordnung aus Kunststoff geschützt.<br />
7
Großbritannien benutzte das Hohlraum-Magnetron<br />
auch in der Entwicklung<br />
eines H2S genannten Bodenabbildungsradars.<br />
Dieses Gerät ermöglichte<br />
es, Flugzeuge genau zu ihren<br />
Bestimmungsorten zu navigieren, ohne<br />
die Hilfe von am Boden befindlichen<br />
Funkfeuern oder Leitstrahlen.<br />
Großbritannien teilte diese geheime<br />
Mikrowellentechnologie <strong>mit</strong> den<br />
Vereinigten Staaten, wo zusätzliche<br />
Entwicklungen im Strahlungs-Labor<br />
des Massachusetts Institute of<br />
Technology (MIT) stattfanden. Durch<br />
die am MIT durchgeführte Arbeit wurden<br />
weitere Flugzeugabfang- und<br />
Feuerleitradargeräte produziert und an<br />
die alliierten Truppen geliefert. Das<br />
amerikanische SCR-720 (als AI Mark<br />
X in Großbritannien bekannt) wurde<br />
Ende 1942 zuerst an die US-Luftwaffe<br />
geliefert.<br />
Diese <strong>Radar</strong>einheit war noch lange<br />
nach Kriegsende ein Standardgerät.<br />
Geheimhaltung zu Kriegszeiten<br />
bedeutete, dass man Funkerfassungsgeräten<br />
kodierte Namen gab. In<br />
Großbritannien wurde das „Chain<br />
8<br />
Home <strong>Radar</strong>“, in der Hoffnung seine<br />
wirkliche Funktion zu verschleiern, als<br />
RDF, nach den bestehenden Funkpeilsystemen,<br />
bezeichnet. <strong>Radar</strong> als<br />
„Dezimeter-Telegrafie” oder „De-Te”<br />
verschleiert.<br />
Die Amerikaner führten das allgemein<br />
benutzte Palindrom RADAR oder<br />
„Radio Detection and Ranging” ein.<br />
Die Geschichte der Entwicklung des<br />
<strong>Radar</strong>s im Laufe des Zweiten Weltkrieges<br />
ist ein riesiges Themengebiet.<br />
Viele Geräte wurden entwickelt. Maßnahmen<br />
und Gegenmaßnahmen wurden<br />
im <strong>Radar</strong>krieg unternommen.<br />
Seit 1945 wird <strong>Radar</strong> mehr und<br />
mehr für zivile Anwendungen genutzt.<br />
Die riesigen Würzburg-Parabolantennen<br />
wurden später als Radioteleskope<br />
genutzt.<br />
Die Entwürfe wurden weiterentwickelt<br />
und vergrößert, und können am<br />
Jodrell-Bank-Observatorium nahe<br />
Manchester besichtigt werden. Das<br />
dortige <strong>Radar</strong>system hat einen Parabolspiegeldurchmesser<br />
von 75 Metern.<br />
Bild 1.14 - P.D: „AWAC” Frühwarnflugzeug <strong>mit</strong> <strong>Radar</strong>system. Ziele können auch über weite<br />
Entfernungen erfasst werden.
Der Planet Venus ist, von der Erde<br />
aus gesehen, einer der hellsten<br />
Himmelskörper. Allerdings konnten<br />
die Rätsel unseres nahen Nachbarn im<br />
Sonnensystem nur <strong>mit</strong> der Hilfe des<br />
<strong>Radar</strong>s aufgedeckt werden. Die<br />
Oberfläche der Venus ist in dichte<br />
Dunstwolken gehüllt, die aus<br />
Kohlendioxydgas, <strong>mit</strong> einem Druck<br />
von 90 Bar und einer durchschnittlichen<br />
Temperatur von 750 K, bestehen.<br />
Um den Radius der Umlaufbahn der<br />
Venus zu bestimmen wurden erdgebundene<br />
Pulsradarmessungen über<br />
einen längeren Zeitraum durchgeführt.<br />
Doppler-Verschiebungsmessungen von<br />
der Oberfläche wurden benutzt um die<br />
Umlaufgeschwindigkeit des „eingehüllten<br />
Planeten” zu bestimmen. Der<br />
„Venus-Tag” wurde <strong>mit</strong> 243 Erden-<br />
Tagen er<strong>mit</strong>telt.<br />
Während der Siebzigerjahre des<br />
20. Jahrhunderts wurden durch <strong>Radar</strong>vermessungen<br />
des Planeten Oberflächenmerkmale<br />
wie Krater entdeckt.<br />
1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s<br />
Bild 1.15 - P.D: Jodrell Bank - das Observatorium<br />
in der Nähe von Manchester - <strong>mit</strong> einem<br />
Parabolspiegeldurchmesser von 75 Metern.<br />
Bild 1.16 - P.D: Ortung durch <strong>Radar</strong> ist nicht immer wünschenswert. Riesige Geldsummen wurden<br />
ausgegeben, um die Tarnung des F117 Jagdflugzeuges zu verbessern und die <strong>Radar</strong>reflexion zu<br />
minimieren.<br />
9
<strong>Radar</strong>-Technologie ist ein Teil unseres<br />
täglichen Lebens. Das Hohlraum-<br />
Magnetron wird in Mikrowellenherden<br />
benutzt. CW-<strong>Radar</strong> (Dauerstrichradar)<br />
wird zur automatischen Türerkennung<br />
und Fahrzeug-Geschwindigkeitsmessung<br />
benutzt. Andere bekannte zivile<br />
<strong>Radar</strong>-Anwendungen sind Luftverkehrsüberwachung,<br />
Schifffahrt und<br />
Wetterradar.<br />
In den Dreißiger Jahren entwickelte<br />
Funk-Höhenmesser benutzten eine<br />
<strong>Radar</strong>form, die als FM-CW oder als<br />
frequenzmoduliertes Dauerstrichradar<br />
bezeichnet wird.<br />
Das gleiche FM-CW-Messverfahren<br />
wurde in den Siebzigern des 20.<br />
Jahrhunderts zur Produktion des ersten<br />
<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerätes benutzt.<br />
Anfänglich wurden diese <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte<br />
benutzt, um Erdölerzeugnisse<br />
in Supertankern zu messen.<br />
Weiterentwicklungen der FM-CW-<br />
Füllstandmessgeräte führten Mitte der<br />
80er zu ihrer Verwendung in<br />
Lagertanks an Land. Diese teuren, hoch<br />
genauen Systeme waren ursprünglich<br />
für eichfähige Messungen von<br />
10<br />
Edölerzeugnissen vorgesehen. Später<br />
wurden FM-CW-<strong>Radar</strong>sender <strong>mit</strong><br />
geringer Genauigkeit auch für die<br />
Fertigungsindustrie verfügbar.<br />
In den späten 80ern wurden Pulsradar-Füllstandmessgeräte<br />
für Anwendungen<br />
der Prozessmesstechnik weiterentwickelt.<br />
Die Verfügbarkeit von<br />
geeigneten Dioden und Festkörperkomponenten<br />
wie GaAs-FET-Oszillatoren<br />
ermöglichte es, kostengünstige <strong>Radar</strong>-<br />
Füllstandmessgeräte auf den Markt zu<br />
bringen.<br />
1997 wurde eine bedeutende<br />
Verbesserung bei der Spezifikation<br />
erzielt: VEGA produzierte das erste<br />
eigensichere Zweileiter-<strong>Radar</strong>füllstandmessgerät<br />
der Welt. Da<strong>mit</strong> war zum<br />
ersten Mal ein <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerät<br />
verfügbar, das die hohen<br />
Anforderungen erfüllte und preisgünstig<br />
war.<br />
Es ist anzunehmen, dass diese<br />
Entwicklung im neuen Jahrtausend<br />
weitergeht, und dass <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte<br />
ebenso gebräuchlich werden<br />
wie z.B. Differenzdruck-Messumformer.<br />
Bild 1.17 - VEGA: Im Bereich der<br />
<strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong>en ergaben<br />
sich technologische Fortschritte durch<br />
eigensichere Zweileitersensoren.
Vergleich: Früher - Heute<br />
Bild 1.18 & 1.19 - I.W.M: Eine unbearbeitete Echokurve auf dem<br />
Oszilloskop musste von geübten Bedienungspersonal interpretiert<br />
werden, die das britische „Chain Home Low”-<strong>Radar</strong> benutzten.<br />
Bild 1.20 - VEGA: Umfassende Informationen sind bei der PC-<br />
Echokurve des neuesten Zweileiter-Füllstandmessgerätes verfügbar.<br />
1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s<br />
11
Inhalt<br />
Vorwort ix<br />
Danksagung xi<br />
Einleitung xiii<br />
Teil I<br />
1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s 1<br />
2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s 13<br />
3. <strong>Radar</strong>typen 33<br />
1. CW-<strong>Radar</strong> 33<br />
2. FMCW-<strong>Radar</strong> 36<br />
3. Pulsradar 39<br />
Teil II<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong> 47<br />
1. FMCW-<strong>Radar</strong> 48<br />
2. Pulsradar 54<br />
3. Frequenzwahl 62<br />
4. Genauigkeit 68<br />
5. Leistung 74<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen 77<br />
1. Hornantennen 81<br />
2. Dielektrische Stabantennen 92<br />
3. Standrohrantennen 101<br />
4. Parabolantennen 106<br />
5. Planarantennen 108<br />
Richtcharakteristik von Antennen 110<br />
6. Installation 115<br />
A. Mechanischer Einbau 115<br />
1. Flüssigkeitsanwendungen - Hornantenne 115<br />
2. Flüssigkeitsanwendungen - Stabantenne 117<br />
3. Allgemeine Einbauhinweise 120<br />
4. Standrohre und Bypass-Rohre 127<br />
5. Messung durch Behälterwand und <strong>Radar</strong>fenster 134<br />
6. Messung von Schüttgütern <strong>mit</strong> Hornantennen 139<br />
B. Elektrische Anschlussvarianten 141<br />
1. Nicht-Ex-Anwendungen 141<br />
2. Geräte für Ex-Anendungen 144
2. Physikalische Grundlagen<br />
Die Lichtgeschwindigkeit im freien<br />
Raum ist 299.792.458 Meter pro<br />
Sekunde, aber wer kann die Zeit so<br />
genau messen? Die Berechnungen in<br />
diesem Buch werden <strong>mit</strong> 300.000<br />
Kilometer pro Sekunde oder 3×108 Elektromagnetische Wellen<br />
Meter pro Sekunde durchgeführt.<br />
Maxwells Theorien vom Elektromagnetismus<br />
wurden durch die Versuche<br />
von Heinrich Hertz bestätigt. Das<br />
zeigte, dass sich alle Formen von<br />
elektromagnetischer Strahlung <strong>mit</strong><br />
Lichtgeschwindigkeit im freien Raum<br />
ausbreiten. Dies bezieht sich ebenso<br />
auf Langwellenrundfunkübertragungen,<br />
Mikrowellen, auf infrarotes, sichtbares<br />
und ultraviolettes Licht, sowie auf<br />
Röntgen- und Gammastrahlen.<br />
Maxwell zeigte, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
von Licht im<br />
freien Raum durch folgende Gleichung<br />
bestimmt wird:<br />
c o<br />
=<br />
Amplitude<br />
1<br />
( µ o x ε o<br />
Abb. 2.1<br />
(Gl. 2.1)<br />
C o Geschwindigkeit der elektromagnetischen<br />
Welle im Vakuum in<br />
Meter/Sekunde<br />
µ o<br />
ε o<br />
die Permeabilität im freien Raum<br />
(4 π x 10 -7 Henry / Meter)<br />
die Dielektrizitätskonstante im freien<br />
Raum (8.854 x 10 -12 Farad / Meter)<br />
)<br />
Die Geschwindigkeit einer elektromagnetischen<br />
Welle ist das Produkt aus<br />
der Frequenz und der Wellenlänge.<br />
c<br />
=<br />
f x λ<br />
c Geschwindigkeit der<br />
elektromagnetischen Welle in<br />
Meter/Sekunde<br />
f Geschwindigkeit von<br />
elektromagnetischen Wellen in<br />
Sekunde -1<br />
λ Wellenlänge in Meter<br />
Das ursprüngliche Hohlraum-Magnetron<br />
hatte eine Wellenlänge von<br />
9,87 Zentimetern. Dies entspricht einer<br />
Frequenz von 3037,4 MHz<br />
(3,0374 GHz).<br />
Die Frequenz eines Pulsradar-<br />
Füllstandmessgerätes ist z.B. 26 GHz<br />
oder 26·10 9 Schwingungen pro<br />
Sekunde. Dies entspricht einer<br />
Wellenlänge von 1,15 Zentimetern.<br />
Die elektromagnetischen Wellen<br />
haben einen elektrischen Vektor und<br />
einen magnetischen Vektor, die<br />
senkrecht zueinander und senkrecht zur<br />
Ausbreitungsrichtung der Welle stehen.<br />
Dies wird im Abschnitt über die<br />
Polarisation weiter erörtert und<br />
veranschaulicht. Der elektrische Vektor<br />
hat eine wichtige Bedeutung bei <strong>Radar</strong>messungen.<br />
λ Richtung der Welle<br />
(Gl. 2.2)<br />
13
Das elektromagnetische Spektrum<br />
14<br />
Die Mikrowellenfrequenzen des<br />
elektromagnetischen Spektrums.<br />
Der Bereich für <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong>en<br />
liegt zwischen 6,3 GHz<br />
(4,7 cm) und 26 GHz (1,15 cm).
2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />
Abb. 2.2: Elektromagnetisches Spektrum<br />
Alle elektromagnetischen Wellen breiten sich <strong>mit</strong> Lichtgeschwindigkeit im freien Raum<br />
aus. Dieses Spektrum zeigt die Frequenzbereiche und die Wellenlängen von elektrischen<br />
Wellen bis zu Gammastrahlen.<br />
15
Dielektrizitätskonstante Permeabilität µ oder<br />
relative Permeabilität µ r<br />
In der Elektrostatik hängt die Kraft<br />
zwischen zwei Ladungen von der<br />
Stärke, der Trennung der Ladungen und<br />
der Zusammensetzung des Mediums<br />
zwischen den Ladungen ab. Die<br />
Dielektrizitätskonstante ε ist die Eigenschaft<br />
des Mediums, welche die Größe<br />
der Kraft bewirkt. Je größer die Dielektrizitätskonstante<br />
ist, desto niedriger ist<br />
die Kraft zwischen den Ladungen. Der<br />
Wert der Dielektrizitätskonstanten im<br />
freien Raum (im Vakuum) ist:<br />
ε 0 = 8.854 x 10 -12 Farad / Meter.<br />
Relative Dielektrizitätskonstante<br />
oder Dielektrizitätszahl<br />
ε r<br />
Das Verhältnis der Dielektrizitätskonstanten<br />
eines Mediums zu der<br />
Dielektrizitätskonstante im freien<br />
Raum ist eine dimensionslose Kennzahl,<br />
die als „relative Dielektrizitätskonstante”<br />
oder als „Dielektrizitätszahl“<br />
bezeichnet wird. Zum Beispiel ist<br />
die Dielektrizitätszahl von Luft bei<br />
20ºC nahe der des Vakuums (ca.<br />
1.0005), während die Dielektrizitätszahl<br />
von Wasser bei 20ºC ca. 80 ist.<br />
(DK als Abkürzung für die Dielektrizitätszahl<br />
ist weit verbreitet.)<br />
Die Dielektrizitätszahl des zu<br />
messenden Produktes ist für <strong>Radar</strong>-<br />
<strong>Füllstandmessung</strong>en sehr wichtig. In<br />
nichtleitenden Stoffen dringt ein Teil<br />
der Mikrowellenenergie durch das<br />
Produkt und der Rest wird von der<br />
Oberfläche reflektiert.<br />
Diese Eigenschaft von Mikrowellen<br />
kann vorteilhaft benutzt werden, sie<br />
kann aber auch in einigen Fällen Messprobleme<br />
verursachen.<br />
16<br />
Der magnetische Vektor einer<br />
elektromagnetischen Welle hat auch<br />
Einfluss auf die Geschwindigkeit von<br />
elektromagnetischen Wellen. Betrachtet<br />
man die Geschwindigkeit in<br />
nichtmagnetischen Gasen und<br />
Dämpfen, so ist dieser Einfluss<br />
vernachlässigbar. Verglichen <strong>mit</strong> den<br />
Effekten der relativen Dielektrizitätskonstanten<br />
oder der Dielektrizitätszahl<br />
hat die relative Permeabilität des zu<br />
messenden Produktes keinen wichtigen<br />
Einfluss auf das reflektierte Signal. Bei<br />
nicht magnetischen Gasen, die dem zu<br />
messenden Produkt überlagert sind, ist<br />
die relative Permeabilität µ r = 1.<br />
Frequenz, Geschwindigkeit<br />
und Wellenlänge<br />
Wie bereits erwähnt, hängen die Frequenz<br />
(f), Geschwindigkeit (c) und<br />
Wellenlänge (λ) der elektromagnetischen<br />
Wellen über die Gleichung<br />
c = f x λ zusammen. Die Frequenz<br />
bleibt von Änderungen im Ausbreitungsmedium<br />
unbeeinflusst. Allerdings<br />
können sich die Geschwindigkeit und<br />
Wellenlänge je nach den elektrischen<br />
Eigenschaften des Ausbreitungsmediums<br />
ändern. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
wird berechnet (Gl. 2.3):<br />
c Geschwindigkeit der elektromagnetischen Welle im<br />
Medium in Meter/Sekunde<br />
c o<br />
c<br />
µ r<br />
εr =<br />
c o<br />
(µ r x ε r<br />
Geschwindigkeit von elektromagnetischen Wellen<br />
im freien Raum<br />
Die relative Permeabilität (µ Medium / µ 0 )<br />
Die Dielektrizitätszahl<br />
)<br />
(Gl. 2.3)
2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />
Änderungen der Wellenlänge und<br />
Geschwindigkeit von Mikrowellen sind<br />
in manchen <strong>Radar</strong>-Füllstandanwendungen<br />
vorhanden. Änderungen der<br />
Temperatur, des Druckes und der<br />
Gaszusammensetzung haben nur einen<br />
geingen Einfluss auf die Laufzeit von<br />
Mikrowellen, da sich die Dielektrizitätszahl<br />
des Ausbreitungsmediums<br />
ändert.<br />
<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte können<br />
zur Messung von leitenden Flüssigkeiten<br />
durch dielektrische “Fenster”<br />
<strong>mit</strong> niedrigem ε r , wie Glas, Polypropylen<br />
und PTFE, verwendet<br />
werden. Die optimale Dicke des<br />
dielektrischen Fensters ist λ/2 oder ein<br />
Vielfaches von λ/2.<br />
Polypropylen hat z.B. eine Dielektrizitätszahl<br />
von 2.3, λ/2 ist 16 mm bei<br />
einer Frequenz von 6,3 GHz,<br />
verglichen <strong>mit</strong> λ/2 von ca. 26 mm im<br />
Vakuum. Daraus ergibt sich auch, dass<br />
die Geschwindigkeit von Mikrowellen<br />
in Polypropylen nur ca. zwei Drittel der<br />
Leerer Behälter: großes Echo vom<br />
Metallboden<br />
Geschwindigkeit in Luft beträgt.<br />
Nichtleitende Flüssigkeiten <strong>mit</strong><br />
niedriger Dielektrizitätszahl können<br />
mehr Energie absorbieren als sie von<br />
der Oberfläche reflektieren. Die<br />
Geschwindigkeit der Mikrowellen<br />
innerhalb der Flüssigkeit ist langsamer<br />
als im Gasraum darüber.<br />
Sind zum Beispiel ca. 0.5 Meter<br />
Lösungs<strong>mit</strong>tel auf dem Boden eines<br />
metallischen Behälters, dann erkennt<br />
ein <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerät ein größeres<br />
Echo vom Boden des Behälters,<br />
als vom Produkt. Dieses große Echo<br />
erscheint durch die geringere<br />
Aubreitungsgeschwindigkeit innerhalb<br />
des Lösungs<strong>mit</strong>tels weiter entfernt als<br />
es wirklich ist. Um sicherzustellen,<br />
dass das <strong>Radar</strong> dem Füllstand des<br />
Lösungs<strong>mit</strong>tels folgt und nicht dem<br />
Behälterboden, der sich bei der Befüllung<br />
nach unten bewegt, muss dieser<br />
Effekt von der Echoverarbeitungs-<br />
Software berücksichtigt werden!<br />
Abb. 2.3: Auswirkung der Dielektrizitätszahl auf die Laufzeit des <strong>Radar</strong>s<br />
Wenn der Behälter <strong>mit</strong><br />
Lösungs<strong>mit</strong>tel gefüllt<br />
ist, werden zwei Echos<br />
empfangen.<br />
Das Echo vom Boden<br />
des Behälters scheint<br />
durch die geringere<br />
Laufgeschwindigkeit<br />
des Mikrowellensignals<br />
im Lösungs<strong>mit</strong>tel weiter<br />
weg.<br />
Flüssigkeits-Echo<br />
17
Der gleiche Effekt tritt auf, wenn man die Trennschichtmessung von Öl und<br />
Wasser oder Lösungs<strong>mit</strong>tel und auf Wasser basierende Flüssigkeiten <strong>mit</strong>tels<br />
Füllstandmessgeräten <strong>mit</strong> geführter Mikrowelle betrachtet.<br />
Auswirkungen auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
von Mikrowellen<br />
<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte können<br />
fast universell eingesetzt werden, weil<br />
sie so gut wie unbeeinflusst durch<br />
Prozesstemperatur, Temperaturgradienten,<br />
Vakuum und normale Druckschwankungen,<br />
Gas oder Dunstzusammensetzung<br />
und Bewegung des<br />
Ausbreitungsmediums sind.<br />
Allerdings verursachen Veränderungen<br />
dieser Prozesszustände leichte<br />
Schwankungen in der Ausbreitungsgeschwindigkeit,<br />
weil sich die<br />
Dielektrizitätszahl des Ausbreitungsmediums<br />
verändert.<br />
18<br />
Öl-Echo<br />
Referenzecho<br />
(Wasser ohne Öl)<br />
Wasser-Echo<br />
Abb. 2.4: Trennschichtmessung<br />
von Öl/Wasser<br />
<strong>mit</strong>tels Füllstandmessgeräten<br />
<strong>mit</strong> geführter Mikrowelle.<br />
Beachten Sie, dass das Echo<br />
des Wassers eine geringere<br />
Amplitude hat und weiter<br />
weg erscheint. Die<br />
Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
des Mikrowellensignals in Öl<br />
ist langsamer als in Luft.<br />
Berechnung der Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
von<br />
Mikrowellen<br />
Temperatur, Druck und die Gaszusammensetzung<br />
des Gasraumes<br />
haben Auswirkung auf die<br />
Dielektrizitätszahl des Ausbreitungsmediums.<br />
Dies beeinflusst die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
und da<strong>mit</strong><br />
die Laufzeit der <strong>Radar</strong>wellen<br />
Die Dielektrizitätszahl oder die<br />
relative Dielektrizitätskonstante können<br />
wie folgt berechnet werden:<br />
εr = 1 + (εrN - 1) x<br />
θN x P<br />
θ x PN (Gl. 2.4)<br />
εr berechnete Dielektrizitätszahl (relative<br />
Dielektrizitätskonstante)<br />
εrN Dielektrizitätszahl von Gas/ Dampf unter<br />
Normalbedingungen (Temperatur 273K, Druck 1 bar<br />
absolut)<br />
θN Temperatur unter Normalbedingungen, 273 Kelvin<br />
PN Druck unter Normalbedingungen, 1 bar absolut<br />
θ Prozesstemperatur in Kelvin<br />
P Prozessdruck in bar absolut
2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />
Aus Gleichung 2.4 und Gleichung<br />
2.3 kann man den prozentualen Fehler,<br />
der durch Schwankungen in der<br />
Dielektrizitätszahl von unterschiedlichen<br />
Gasen und den relativen Folgen<br />
von Änderungen der Prozesstemperatur<br />
und des Druckes verursacht wird,<br />
berechnen.<br />
Gase und Dämpfe<br />
Definitionsgemäß ist die Dielektrizitätszahl<br />
im Vakuum gleich 1. Die<br />
Dielektrizitätszahlen der Gase und<br />
Dämpfe über dem Produkt<br />
Gas/Dampf<br />
ε rN (Dielektrizitätszahl<br />
unter Normal -<br />
bedingungen)<br />
unterscheiden sich davon, haben aber<br />
nur eine geringe Auswirkung auf die<br />
Genauigkeit des <strong>Radar</strong>s.<br />
<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte werden<br />
üblicherweise in Luft kalibriert. Aus<br />
diesem Grund zeigt folgende Tabelle<br />
1. Dielektrizitätszahl von unterschiedlichen<br />
Gasen bei normaler<br />
Temperatur und Druck (273 K,<br />
1 bar)<br />
2. Prozentualer Fehler der Laufzeit in<br />
Gasen verglichen <strong>mit</strong> Luft<br />
%-Fehler gegenüber<br />
Luft (bei normaler<br />
Temperatur und Druck)<br />
Vakuum 1.0000 + 0.0316<br />
Luft 1.000633 0.0<br />
Argon 1.000551 + 0.0041<br />
Ammoniak / NH 3 1.006976 + 0.3154<br />
Bromwasserstoff HBr 1.002994 - 0.1178<br />
Chlorwasserstoff HCl 1.004078 - 0.1717<br />
Kohlenmonoxid / CO 1.000692 - 0.00295<br />
Kohlendioxid / C0 2 1.000985 - 0.0176<br />
Äthan / C 2H6 1.001503 - 0.0434<br />
Äthylen / C 2H4 1.001449 - 0.0407<br />
Helium 1.000072 + 0.0280<br />
Wasserstoff / H 2 1.000275 + 0.0179<br />
Methan / CH 4 1.000878 - 0.0122<br />
Stickstoff / N 2 1.000576 + 0.00285<br />
Sauerstoff / O 2 1.000530 + 0.0052<br />
Tabelle 2.1: Die Dielektrizitätszahlen unter Normalbedingungen, εε rN und der<br />
prozentuale Fehler der durch die Dielektrizitätszahlen von typischen Prozessgasen<br />
unter Normalbedingungen verursacht wird.<br />
19
Temperatur<br />
Hohe Temperaturen oder große Temperaturgradienten haben eine sehr geringe<br />
Wirkung auf die Laufzeit von Mikrowellen innerhalb von Luft oder eines<br />
Gasraumes. Bei einer Temperatur von 2000ºC ist die Abweichung nur 0.026 % des<br />
Messwertes bei 0ºC. <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte <strong>mit</strong> Luft- oder Stickstoffkühlung<br />
werden, z.B. für flüssiges Metall und Stahlanwendungen benutzt.<br />
% Fehler<br />
Abb. 2.5: Temperatureffekt bei <strong>Radar</strong>messungen unter Normaldruck<br />
20<br />
0.03<br />
0.025<br />
0.02<br />
0.015<br />
0.01<br />
0.005<br />
0.0<br />
0<br />
250 500 750 1000 1250 1500 1750 2000<br />
Temperatur in °C
2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />
Druck<br />
Druck hat einen geringen aber merklichen Einfluss auf die Geschwindigkeit von<br />
elektromagnetischen Wellen. Bei einem Druck von 30 Bar ist der Fehler nur<br />
0.84 %. Bei steigendem Druck wird dieser Einfluss stärker und bei einem Druck<br />
von 100 Bar ergibt sich bereits eine Geschwindigkeitsänderung von 2.8 %. Wenn<br />
sich der Druck zwischen dem Luftdruck und maximal 100 Bar laufend verändert,<br />
können die Geschwindigkeitsschwankungen durch Verwendung eines Drucksensors<br />
kompensiert werden.<br />
% Fehler<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
0<br />
50 100 150 200 250 300 350 400<br />
Druck in bar (absolut)<br />
Abb. 2.6: Der Einfluss des Drucks auf <strong>Radar</strong>messungen in Luft bei einer konstanten<br />
Temperatur von 273K.<br />
21
Hohlleiter, Standrohre und Bypass-Rohre<br />
In den vorausgehenden Gleichungen<br />
haben wir angenommen, dass sich die<br />
Mikrowellen im „freien Raum“ im<br />
Vakuum fortbewegen. In der Praxis hat<br />
die Nähe von metallischen<br />
Behälterwänden und anderen Strukturen<br />
Einfluss auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />
der Mikrowellen. Dies<br />
gilt besonders dann, wenn <strong>Radar</strong>-<br />
Füllstandmessgeräte in Bypass-Rohren<br />
oder Standrohren eingebaut sind oder<br />
wenn eine Hornantenne <strong>mit</strong> einer<br />
Hohlleiterverlängerung eingebaut ist.<br />
Leitende Produkte<br />
Heinrich Hertz zeigte <strong>mit</strong>tels eines<br />
Elektrodenabstandsenders, dass elektromagnetische<br />
Wellen von Metallgegenständen<br />
und Objekten <strong>mit</strong> relativ<br />
hoher Dielektrizitätszahl reflektiert<br />
werden.<br />
<strong>Radar</strong>sensoren messen leitende<br />
wässrige Flüssigkeiten wie z.B. Säuren<br />
und Laugen, wie auch andere leitende<br />
Produkte zuverlässig: Von flüssigem<br />
Metall bis zu Kohlestaub reichen seine<br />
Einsatzgebiete.<br />
Das elektrische Feld E wird kurzgeschlossen,<br />
wenn die Mikrowellen des<br />
<strong>Radar</strong>s auf eine leitende Oberfläche<br />
treffen. Der resultierende Strom im<br />
leitenden Produkt bewirkt, dass die<br />
Mikrowellen zurückgeleitet oder von<br />
22<br />
Wenn sich Mikrowellen innerhalb<br />
eines metallischen Rohres ausbreiten,<br />
dann scheint es, dass die<br />
Aubreitungsgeschwindigkeit geringer<br />
wird, weil die Mikrowellen von der<br />
Innenwand des Rohres reflektiert<br />
werden und Ströme auf der Innenfläche<br />
des Rohres entstehen. Ist eine<br />
<strong>Füllstandmessung</strong> <strong>mit</strong> Standrohr von<br />
Vorteil, wird der sogenannte Hohlleitereffekt<br />
durch Kalibrierung<br />
ausgeglichen. Dieser Effekt wird später<br />
genauer in den Kapiteln über Antennen<br />
und mechanischen Installationen<br />
besprochen.<br />
Elektromagnetische Wellen zeigen die gleichen Eigenschaften<br />
wie Licht<br />
· Reflexion · Brechung<br />
· Polarisation · Interferenz<br />
· Beugung<br />
Reflexion der elektromagnetischen Wellen<br />
der Oberfläche reflektiert werden.<br />
<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte messen<br />
leitfähige Flüssigkeiten und Festkörper<br />
besonders gut, weil die Mikrowellen,<br />
<strong>mit</strong> Frequenzen zwischen 6,3 GHz und<br />
26 GHz, von den leitenden Oberflächen<br />
reflektiert werden und dadurch relativ<br />
große Echos erzeugen.<br />
Nichtleitende Produkte<br />
Der Wert der Dielektrizitätszahl<br />
(relative Dielektrizitätskonstante ε r )<br />
wird umso wichtiger, wenn eine<br />
Flüssigkeit oder ein Festkörper<br />
nichtleitend ist. Die theoretische<br />
Summe der Reflexionen an einer<br />
dielektrischen Schicht kann <strong>mit</strong><br />
Gleichung 2.5 berechnet werden:
2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />
Sendeleistung: P1<br />
Reflektierte Leistung: P2<br />
Dielektrizitätszahl: ε r<br />
Der Anteil an reflektierter Leistung an der<br />
dielektrischen Schicht,<br />
Toluon<br />
Flüssigkeit <strong>mit</strong> einer niedrigen<br />
Dielektrizitätszahl, ε r = 2.4<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Π<br />
=<br />
0<br />
P2<br />
P1<br />
Als Beispiel zwei typische Flüssigkeiten:<br />
Π x 100% reflektierte Leistung<br />
Π = 1-<br />
Aceton<br />
Flüssigkeit <strong>mit</strong> einer Dielektrizitätszahl,<br />
ε r = 20<br />
10 20 30 40 50 60 70 80<br />
Abb. 2.7: Die reflektierte <strong>Radar</strong>leistung hängt von der Dielektrizitätszahl des zu<br />
messenden Produktes ab.<br />
Π<br />
=<br />
1-<br />
4 x ε r<br />
4 x 2.4<br />
4 x<br />
Π = 1-<br />
( 1 + 2.4 ) 2<br />
( 1 + εr) 2<br />
(Gl. 2.5)<br />
4,46 % der Leistung wird reflektiert. 40 % der Leistung wird reflektiert.<br />
Dielektrizitätszahl ε r<br />
20<br />
( 1 + 20 ) 2<br />
23
Bei <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong>en wird die von der Produktoberfläche reflektierte<br />
Energie ab einer Dielektrizitätszahl ε r kleiner 5 kritisch. Das folgende Diagramm<br />
zeigt diesen wichtigen Bereich.<br />
Die meisten elektrisch leitenden Produkte oder Produkte <strong>mit</strong> einer Dielektrizitätszahl<br />
größer 1,5 können <strong>mit</strong> <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräten gemessen werden.<br />
Standrohre können verwendet werden, die Mikrowellen für Produkte <strong>mit</strong> niedrigen<br />
Dielektrizitätszahlen zu bündeln.<br />
24<br />
Π x 100% reflektierte Leistung<br />
Dämpfung L, dB<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
1.0<br />
1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 4.5 5.0<br />
Dielektrizitätszahl εr Abb. 2.8: Die reflektierte <strong>Radar</strong>leistung hängt von der Dielektrizitätszahl des zu<br />
messenden Produktes ab. Dieses Diagramm zeigt den kritischen Bereich.<br />
0<br />
- 10<br />
- 20<br />
- 40<br />
- 60<br />
1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 4.5 5.0<br />
Dielektrizitätszahl ε r<br />
Abb. 2.9: Reflexionsdämpfung in dB: Dämpfung L = 10 log P
2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />
Polarisation<br />
Die elektromagnetischen Wellen<br />
haben einen elektrischen Vektor E und<br />
einen magnetischen Vektor B, die in<br />
Phase aber rechtwinklig zueinander<br />
stehen. Die Ausbreitungsrichtung der<br />
Wellen ist senkrecht zu den<br />
elektrischen und magnetischen<br />
Vektoren,<br />
Diagramm.<br />
wie im nachfolgenden<br />
Die Polarisation definiert die<br />
Ausrichtung der elektromagnetischen<br />
Wellen und bezogen auf die Richtung<br />
des elektrischen Vektors. Die meisten<br />
Prozess-<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte<br />
B<br />
E<br />
zeigen lineare Polarisation wie im<br />
Diagramm. Die Richtung der linearen<br />
Polarisation wird durch die<br />
Ausrichtung der Antenneneinkopplung<br />
festgelegt. Die Eigenschaften der<br />
Polarisation von Mikrowellen können<br />
bei der Anwendung von <strong>Radar</strong> für<br />
<strong>Füllstandmessung</strong>en wichtig sein.<br />
In der Fernseh- und Mikrowellentechnik<br />
wird die lineare Polarisation je<br />
nach der relativen Ausrichtung der<br />
Antennen, auch als horizontale oder<br />
vertikale Polarisation, bezeichnet.<br />
Ausbreitungsrichtung<br />
der Mikrowellen<br />
Abb. 2.10: Das Diagramm zeigt die lineare Polarisation und die relative Ausrichtung des<br />
elektrischen Vektors E, des magnetischen Vektors B und die Ausbreitungsrichtung der<br />
Mikrowellen.<br />
25
Eine andere Polarisationsform ist die<br />
elliptische Polarisation. Eine bestimmte<br />
elliptische Polarisationsform ist die<br />
kreisförmige Polarisation, dort drehen<br />
sich der elektrische Vektor E und der<br />
magnetische Vektor B um 360º im<br />
Bereich einer einzigen Wellenlänge.<br />
Die Polarisationsrichtung wird umgedreht,<br />
wenn ein linear oder kreisförmig<br />
polarisiertes Signal reflektiert wird. Es<br />
ist bei kreisförmiger Polarisation möglich,<br />
durch die Umkehrung der Polarisation<br />
zwischen einem direkten Echo<br />
und einem zweifach reflektierten Echo<br />
zu unterscheiden.<br />
Abb. 2.11: Die kreisförmige Polarisation hat zur Folge, dass sich die elektrischen und<br />
magnetischen Vektoren innerhalb einer Wellenlänge um 360º drehen.<br />
26<br />
λ<br />
Kreisförmige Polarisation kann auch<br />
in Suchradars benutzt werden, um die<br />
Reflexionen von Flugzeugen oder<br />
Schiffen von Interferenzechos des<br />
Regens zu unterscheiden. Die fast<br />
kugelförmigen Regentropfen verursachen<br />
eine bestimmte Umkehrung der<br />
Polarisation, die leicht von der<br />
Empfangsantenne unterdrückt werden<br />
kann. Allerdings liefern die gestreuten<br />
Reflexionen eines Schiffes oder<br />
Flugzeuges ungefähr die gleiche<br />
Summe von gedrehter und nicht<br />
gedrehter Energie, die die Erkennung<br />
ermöglicht.
2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />
Bei <strong>Radar</strong>geräten kann die lineare<br />
Polarisationen benutzt werden, um die<br />
Auswirkung von “falschen Echos” in<br />
Prozessbehältern minimieren. Diese<br />
Störechos können z.B. von Sonden,<br />
Schweißnähten, Rührwerken und<br />
Leitblechen stammen.<br />
Die Auswirkung von Störechos<br />
innerhalb eines Behälters kann, in einigen<br />
Anwendungen, durch Drehen des<br />
<strong>Radar</strong>gerätes im Verbindungsflansch<br />
oder Einschraubstutzen merklich<br />
reduziert werden. Das Prinzip wird<br />
unten veranschaulicht und im Abschnitt<br />
der mechanischen Installationen in<br />
Kapitel 6 ausführlich behandelt.<br />
Polarisation kann zur Reduzierung der Amplitude von Störechos<br />
benutzt werden.<br />
B<br />
Abb. 2.12: Wenn ein metallischer oder hoch dielektrischer Gegenstand in der gleichen<br />
Ebene wie der elektrische Vektor der polarisierten Mikrowellen ausgerichtet wird,<br />
empfängt das <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerät ein Echo <strong>mit</strong> großer Amplitude empfangen.<br />
B<br />
E<br />
E<br />
Ausbreitungsrichtung<br />
der Mikrowellen<br />
Ausbreitungsrichtung<br />
der Mikrowellen<br />
Abb. 2.13: Wenn der gleiche Gegenstand rechtwinklig zur Ebene des elektrischen<br />
Vektors ausgerichtet wird, hat das empfangene Echo eine kleinere Amplitude.<br />
Großes Echo<br />
Kleines Echo<br />
27
Beugung<br />
Der Strahlungswinkel wird oft in<br />
Verbindung <strong>mit</strong> <strong>Radar</strong>sendern diskutiert.<br />
Dies erweckt den Eindruck,<br />
dass die <strong>Radar</strong>antenne einen fein<br />
gebündelten Strahl gegen ein Ziel<br />
richtet. Das ist nicht der Fall.<br />
Eigentlich dazu entwickelt, einen<br />
gerichteten Strahl zu erzeugen, strahlt<br />
eine <strong>Radar</strong>antenne etwas Energie in<br />
alle Richtungen. Die Form des Strahls<br />
Antenne<br />
erinnert an eine Keule. Die Hauptkeule<br />
ist für den größten Teil der<br />
abgestrahlten Leistung verantwortlich.<br />
In der kleineren Nebenkeule wird<br />
schwächere Energie abgestrahlt. Dieses<br />
Phänomen wird teilweise von der<br />
Beugung verursacht. Außerdem<br />
verursachen Auslöschungen die<br />
Nullpunkte oder Kerben, die die<br />
charakteristischen Nebenkeulen bilden.<br />
Abb. 2.14: Die Keulenstruktur des Antennenstrahls wird durch Beugung und Auslöschung<br />
hervorgerufen.<br />
Brechung<br />
Mikrowellen werden, in der gleichen<br />
Weise wie Licht an einer Luft/Glasoder<br />
Luft/Wasser-Schnittstelle, durch<br />
eine Änderung des Dielektrikums<br />
gebrochen. Dies kann ein Fenster<br />
(PTFE/Glas/Polypropylen) oder eine<br />
nichtleitende Flüssigkeit wie z.B. ein<br />
Lösungs<strong>mit</strong>tel sein.<br />
28<br />
Nebenkeulen<br />
reflektierte<br />
Energie<br />
gebrochene<br />
Energie<br />
Auslöschung<br />
a<br />
β<br />
Hauptkeule<br />
Der Brechungswinkel hängt vom<br />
Winkel der einfallenden Welle und vom<br />
Verhältnis der Dielektrizitätszahlen an<br />
der Schnittstelle ab.<br />
Man kann die Brechungseigenschaften<br />
von elektromagnetischen<br />
Wellen ausnutzen, um eine<br />
dielektrische Linse herzustellen, die<br />
Mikrowellen fokussiert.<br />
a<br />
Mikrowelle<br />
Schnittstelle<br />
dielektrisches Fenster /<br />
Produkt<br />
Abb. 2.15:<br />
Brechung & Reflexion
2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />
Interferenz - Phase<br />
Problematische Interferenzeffekte werden hauptsächlich durch ungewolltes<br />
Mischen von phasenverschobenen Signalen verursacht. Mikrowellensignale haben<br />
eine sinusförmige Wellenform.<br />
Phasenwinkel<br />
45°<br />
Abb. 2.16: In dieser Abbildung haben beide Sinussignale die gleiche Frequenz und<br />
Amplitude, aber das zweite Signal ist um 45º phasenverschoben<br />
Interferenz kann „konstruktiv“ sein, wo phasengleiche Signale ein Signal <strong>mit</strong><br />
einer höheren Amplitude erzeugen, oder sie kann destruktiv sein, wo sich um 180º<br />
phasenverschobene Signale tatsächlich auslöschen.<br />
phasengleiche Signale<br />
180º phasenverschobene Signale<br />
konstruktive Interferenz<br />
destruktive Interferenz (Auslöschung)<br />
Abb. 2.17: Schemazeichnung von konstruktiver und destruktiver Interferenz<br />
29
Interferenz<br />
Mikrowellen haben die gleiche<br />
Interferenzcharakteristik wie Licht.<br />
Dies kann möglicherweise Messprobleme<br />
verursachen. Die Ursachen<br />
für Interferenzen sollten beachtet und<br />
bei Auswahl und Installation<br />
berücksichtigt werden.<br />
Folgende Fehler können zu<br />
Signalinterferenzen führen: unzweckmäßige<br />
Antennenform, falsche Montage<br />
des Sensors, Einbau in einem<br />
Stutzen oder zu nahe an der<br />
30<br />
A<br />
C<br />
B’<br />
B B”<br />
Behälterwand bzw. an Behältereinbauten.<br />
Das Kapitel über die<br />
Montage sollte dem Benutzer von<br />
<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräten helfen,<br />
Fehlerquellen zu umgehen.<br />
Allerdings nutzen wir die Vorteile<br />
der destruktiven Interferenz, wenn in<br />
leitende oder hoch dielektrische<br />
Flüssigkeiten durch ein „dielektrisches<br />
Fenster“, gemessen wird.<br />
+ =<br />
Abb. 2.18: Interferenz verursacht durch eine Antenne, die zu nahe an der Behälterwand<br />
positioniert ist. Wird ein <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerät zu nahe an einer Behälterwand<br />
positioniert, können Interferenzen vorkommen. Bei der indirekten Reflexion A B' B'' C<br />
kann die Phase um 180º gegenüber der direkten Reflexion A B C verschoben sein. Aus<br />
diesem Grund können sich Mikrowellen teilweise durch destruktive Interferenz aufheben.
2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />
Die Dicke des dielektrischen<br />
Fensters muss der halben Wellenlänge<br />
des Fenstermaterials entsprechen.<br />
Bie der halben Wellenlänge heben<br />
sich die Reflexionen der oberen un<br />
unteren Fensteroberfläche gegenseitig<br />
auf.<br />
Es gibt eine 180º Phasenverschiebung<br />
zwischen diesen Reflexionen und<br />
ausgesendete<br />
Welle<br />
Kunststoffbehälter-Decke<br />
ausgesendete Welle<br />
Reflexion <strong>mit</strong> Phasenverschiebung<br />
von der oberen Oberfläche<br />
Reflexion ohne Phasenverschiebung<br />
von der inneren Oberfläche<br />
sie heben sich auf. Diese Installationsart<br />
wird in Kapitel 6 über die Montage von<br />
<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräten erklärt.<br />
Dort finden Sie eine Tabelle, die die<br />
optimale Dicke der wichtigsten<br />
Kunststoff- und Glasarten zeigt, die für<br />
die Durchdringung <strong>mit</strong> <strong>Radar</strong>sensoren<br />
geeignet sind.<br />
Reflexion <strong>mit</strong> Phasenverschiebung<br />
von der oberen Oberfläche<br />
Reflexion ohne Phasenverschiebung<br />
von der inneren Oberfläche<br />
Abb. 2.19: Die Auslöschung ist ein Vorteil beim Einsatz von <strong>Radar</strong>sensoren, um durch ein<br />
niedrig dielektrisches Fenster zu messen. Die Reflexion von der oberen Fensteroberfläche<br />
und die Reflexion von der inneren zweiten Fensteroberfläche löschen sich gegenseitig<br />
aus, wenn die Fensterdicke eine halbe Wellenlänge beträgt.<br />
D<br />
31
Inhalt<br />
Vorwort ix<br />
Danksagung xi<br />
Einleitung xiii<br />
Teil I<br />
1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s 1<br />
2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s 13<br />
3. <strong>Radar</strong>typen 33<br />
1. CW-<strong>Radar</strong> 33<br />
2. FMCW-<strong>Radar</strong> 36<br />
3. Pulsradar 39<br />
Teil II<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong> 47<br />
1. FMCW-<strong>Radar</strong> 48<br />
2. Pulsradar 54<br />
3. Frequenzwahl 62<br />
4. Genauigkeit 68<br />
5. Leistung 74<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen 77<br />
1. Hornantennen 81<br />
2. Dielektrische Stabantennen 92<br />
3. Standrohrantennen 101<br />
4. Parabolantennen 106<br />
5. Planarantennen 108<br />
Richtcharakteristik von Antennen 110<br />
6. Installation 115<br />
A. Mechanischer Einbau 115<br />
1. Flüssigkeitsanwendungen - Hornantenne 115<br />
2. Flüssigkeitsanwendungen - Stabantenne 117<br />
3. Allgemeine Einbauhinweise 120<br />
4. Standrohre und Bypass-Rohre 127<br />
5. Messung durch Behälterwand und <strong>Radar</strong>fenster 134<br />
6. Messung von Schüttgütern <strong>mit</strong> Hornantennen 139<br />
B. Elektrische Anschlussvarianten 141<br />
1. Nicht-Ex-Anwendungen 141<br />
2. Geräte für Ex-Anendungen 144
1a. CW, Dauerstrichradar<br />
Beim Dauerstrich- oder CW-<strong>Radar</strong><br />
wird eine kontinuierliche unmodulierte<br />
Frequenz übertragen und dessen Echos<br />
werden vom Zielgegenstand empfangen.<br />
Ist der Zielgegenstand ortsfest, ist<br />
die Frequenz des Rückkehrechos gleich<br />
der übertragenen Frequenz. Die<br />
Entfernung des Gegenstandes kann<br />
nicht gemessen werden.<br />
Allerdings ändert sich die Frequenz<br />
des Rückkehrechos eines beweglichen<br />
Gegenstandes je nach der Geschwindigkeit<br />
und Richtung des Gegenstandes.<br />
Dies ist der bekannte „Doppler-<br />
Effekt“. Der Doppler-Effekt wird an<br />
der Änderung des Sirenentons eines<br />
Notfahrzeuges, das an einem Fußgänger<br />
vorbei rast, offensichtlich. Die<br />
Tonhöhe des Sirenentons wird höher,<br />
Empfangsfrequenz f t + f dp<br />
3. <strong>Radar</strong>typen<br />
wenn es sich dem Hörer nähert und<br />
wird niedriger, wenn es sich entfernt.<br />
Der Doppler-Effekt wird von Astronomen<br />
auch zur Überwachung der<br />
Expansion des Universums benutzt.<br />
Durch das Messen der „Rotverschiebung“<br />
des Spektrums entfernter Sterne<br />
und Galaxien kann die Geschwindigkeit<br />
der Expansion gemessen und das<br />
Alter von entfernten Gegenständen<br />
geschätzt werden.<br />
Die Frequenz eines reflektierten<br />
Signals ist höher, als die Frequenz des<br />
gesendeten Signals, wenn sich ein<br />
Gegenstand dem cw-<strong>Radar</strong>sender<br />
nähert. Die Echo-Frequenz ist<br />
niedriger, wenn sich der Gegenstand<br />
vom Sender entfernt.<br />
Frequenz des Sendesignals f t , Wellenlänge λ<br />
Geschwindigkeit des<br />
Zielobjektes v<br />
Abb. 3.1: CW-<strong>Radar</strong> verwendet die Doppler-Verschiebung um Geschwindigkeitsmessungen<br />
abzuleiten.<br />
33
In Abb. 3.1 bewegt sich das Flugzeug<br />
zum CW-<strong>Radar</strong> hin. Deshalb ist die<br />
empfangene Frequenz höher als die<br />
übertragene Frequenz und das Vorzeichen<br />
von f dp ist positiv. Wenn sich<br />
das Flugzeug vom <strong>Radar</strong> <strong>mit</strong> der<br />
gleichen Geschwindigkeit fort bewegen<br />
würde, wäre die empfangene Frequenz<br />
f t - f dp .<br />
v<br />
1b. CW-Welleninterferenzradar oder bistatisches CW-<strong>Radar</strong><br />
1c. Mehrfrequenz-CW-<strong>Radar</strong><br />
Dauerstrichradar wird für Geschwindigkeitsmessungen<br />
benutzt, aber<br />
die Entfernung zu einem ortsfesten<br />
Gegenstand kann nicht berechnet<br />
werden. Allerdings gibt es eine Phasenverschiebung<br />
zwischen dem<br />
übertragenen Signal und dem<br />
reflektierten Signal. Wenn die<br />
Startposition des Objektes bekannt ist,<br />
kann das CW-<strong>Radar</strong> durch Messen der<br />
Phasenverschiebung des Echosignals<br />
eine Änderung der Position bis zur<br />
halben Wellenlänge (λ/2) der<br />
34<br />
λ x fdp = =<br />
2<br />
c x f dp<br />
2 x f t<br />
[Gl. 3.1]<br />
Das CW-<strong>Radar</strong> wurde in frühen<br />
<strong>Radar</strong>-Erkennungsversuchen benutzt,<br />
wie z. B. bei dem berühmten Daventry-<br />
Experiment von Robert Watson-Watt<br />
und seinen Kollegen. Bei diesem<br />
Experiment waren Sender und Empfänger<br />
<strong>mit</strong> einen beachtlichen Abstand<br />
voneinander entfernt. Ein beweglicher<br />
Gegenstand wurde vom Empfänger<br />
erkannt, weil es Interferenzen zwischen<br />
der direkt vom Sender empfangenen<br />
Die Geschwindigkeit des Zielobjektes<br />
in der Richtung des <strong>Radar</strong>s wird <strong>mit</strong><br />
Gleichung 3.1 berechnet.<br />
c Geschwindigkeit der<br />
Mikrowellen<br />
v Geschwindigkeit des Zielobjekts<br />
ft Frequenz des Sendesignals<br />
fdp Doppler-Überlagerungsfrequenz, sie<br />
ist proportional zur Geschwindigkeit<br />
ft ± fdp Empfangsfrequenz,<br />
das Vorzeichen von fdp hängt<br />
davon ab, ob sich das Zielobjekt<br />
nähert oder entfernt<br />
Frequenz und der vom Zielobjekt<br />
reflektierten Dopplerverschiebungs-<br />
Frequenz gab. Obwohl man die<br />
Anwesenheit des Gegenstandes<br />
entdecken kann, können seine Position<br />
und die Geschwindigkeit nicht<br />
berechnet werden.<br />
Diese Interferenzen treten z.B. auf,<br />
wenn ein tieffliegendes Flugzeug das<br />
Bild auf einem Fernsehschirm<br />
beeinträchtigt. Siehe Abb. 3.2.<br />
übertragenen Frequenz erkennen.<br />
Obwohl die weitere Bewegung<br />
detektiert wird, ist die Position<br />
unbestimmt. Der nutzbare Messbereich<br />
ist dadurch sehr eingeschränkt. Der<br />
eindeutige Bereich ist gleich λ/2 der<br />
Differenzfrequenz, wenn die Phasenverschiebungen<br />
zweier leicht<br />
unterschiedlicher CW-Frequenzen gemessen<br />
werden. Diese Technik<br />
beschränkt sich auf ein einzelnes Ziel.<br />
Anwendbar bei Vermessungs- und<br />
Objektküberwachungsaufgaben.
Reflektor<br />
reflektiertes Signal<br />
(frequenzverschobener<br />
„Doppler-Effekt“)<br />
Sendesignal<br />
indirekter Übertragungsweg<br />
3. <strong>Radar</strong>typen<br />
Sendesignal<br />
(direkter Übertragungsweg)<br />
Fernsehempfangsinterferenz<br />
Sender<br />
Abb. 3.2: Die Auswirkungen eines tieffliegenden Flugzeuges beim Fernsehempfang sind<br />
ähnlich der Erkennungsmethode durch ein CW-Welleninterferenzradar .<br />
35
2. FMCW, frequenzmoduliertes Dauerstrichradar<br />
Ein Einzelfrequenz-CW-<strong>Radar</strong> kann<br />
nicht für Entfernungsmessungen benutzt<br />
werden, weil es keinen Zeitbezugspunkt<br />
gibt, um die Verzögerung<br />
der Rückkehrechos vom Ziel zu<br />
berechnen. Ein Zeitbezugspunkt kann<br />
durch die Modulierung der Frequenz<br />
erreicht werden.<br />
Betrachtet man die Frequenz des<br />
Sendesignals als linear aufsteigende<br />
Rampe, dann ist die Differenz der<br />
Sendefrequenz und der Frequenz des<br />
reflektierten Signals proportional zur<br />
Entfernung zum Ziel.<br />
Ist R die Entfernung zum Ziel und<br />
c die Lichtgeschwindigkeit, dann ist die<br />
Laufzeit:<br />
36<br />
Frequenz<br />
∆t<br />
Abb. 3.3: Das Prinzip des FMCW-<strong>Radar</strong>s.<br />
f d<br />
∆t =<br />
Allerdings ist dieses Verfahren auf<br />
die Messung eines einzelnen Zieles<br />
beschränkt.<br />
In Abb. 3.3 kann man sehen, dass<br />
man die Zeit ∆t berechnen und daraus<br />
die Entfernung R ableiten kann, wenn<br />
die lineare Änderungsgeschwindigkeit<br />
des Sendesignals bekannt ist und man<br />
die Differenz zwischen der gesendeten<br />
und empfangenen Frequenz f d misst.<br />
gesendete Frequenz<br />
2 x R<br />
c<br />
empfangene Frequenz<br />
∆t =<br />
2 x R<br />
c<br />
Zeit<br />
(Gl. 3.2)
In der Praxis muss das FMCW-<br />
Signal zwischen zwei unterschiedlichen<br />
Frequenzen zyklisch sein.<br />
Funk-Höhenmesser modulieren zwischen<br />
4.2 GHz und 4.4 GHz. <strong>Radar</strong>füllstandmessgeräte<br />
modulieren typischer-<br />
3. <strong>Radar</strong>typen<br />
FMCW-Kurvenformen Sendefrequenz<br />
Empfangsfrequenz<br />
4.4GHz<br />
4.2GHz<br />
10 GHz<br />
9 GHz<br />
Frequenz<br />
Frequenz<br />
Frequenz<br />
Zeit<br />
weise zwischen ca. 9 GHz und 10 GHz<br />
oder 24 GHz und 26 GHz.<br />
Die zyklische Modulation von<br />
FMCW-<strong>Radar</strong>sendern hat unterschiedliche<br />
Formen, diese sind Sinus, Sägezahn<br />
oder Dreieck.<br />
Zeit<br />
Zeit<br />
Abb. 3.4:<br />
Sinus-Schwingung<br />
Wird üblicherweise in<br />
Flugzeug-Funkhöhenmessern<br />
zwischen<br />
4.2 und 4.4 GHz<br />
benutzt.<br />
Abb. 3.5<br />
Dreieckschwingung<br />
Wird in FMCW-<br />
<strong>Radar</strong>sendern benutzt.<br />
Abb. 3.6<br />
Sägezahnschwingung<br />
Wird in den meisten<br />
FMCW-Prozessradar-<br />
Füllstandmessgeräten<br />
benutzt.<br />
37
Betrachtet man eine Dreieckschwingung<br />
kann man eine Unterbrechung im<br />
Ausgangssignal der Differenzfrequenz<br />
f d erkennen. In der Praxis überlagert<br />
man das empfangene Signal <strong>mit</strong> einem<br />
Teil der gesendeten Frequenz, um eine<br />
positive Differenzfrequenz zu<br />
erzeugen, unabhängig davon ob sich<br />
38<br />
Frequenz<br />
Differenz-<br />
Frequenz<br />
f d<br />
die Modulation vergrößert oder<br />
verkleinert.<br />
Das untenstehende Diagramm setzt<br />
voraus, dass sich die Entfernung des<br />
Ziels nicht ändert. Wenn sich das Ziel<br />
bewegt, würde sich eine Doppler-<br />
Verschiebung in der Differenzfrequenz<br />
ergeben.<br />
Abb. 3.7 und 3.8: Der Richtungswechsel zwischen der steigenden und fallenden<br />
Frequenzrampe verursacht eine kurze Unterbrechung im Messwert der Differenzfrequenz.<br />
Dies muss ausgefiltert werden. Die gesendete Frequenz wird durch die rote<br />
Linie und die empfangene Frequenz durch die dunkelblaue Linie dargestellt. Die<br />
Differenzfrequenz wird im unteren Diagramm in hellblau gezeigt.<br />
Zeit<br />
Zeit
3. Pulsradar<br />
a. Einfaches Pulsradar<br />
Pulsradar wird und wurde für<br />
Entfernungsmessungen seit den ersten<br />
Anfängen der <strong>Radar</strong>-Technologie verwendet.<br />
Die Grundform des Pulsradars<br />
ist eine reine Laufzeitmessung. Man<br />
sendet kurze Pulse im Millisekundenoder<br />
Nanosekundenbereich und misst<br />
die Laufzeit zum und vom Ziel.<br />
Die Pulse eines Pulsradars sind<br />
keine Monopulse <strong>mit</strong> einer einzelnen<br />
3. Puls<br />
gesendeter Puls<br />
Abb. 3.9: Einfaches Pulsradar<br />
Das Pulswiederholintervall t (die<br />
Zeit zwischen zwei aufeinander<br />
folgenden Pulsen) ist der Kehrwert der<br />
Pulsfolgefrequenz f r oder PRF (engl.<br />
Pulse Repetition Frequency). Die Pulsdauer<br />
oder auch Impulsbreite τ ist ein<br />
Bruchteil des Pulswiederholintervalls.<br />
Das Pulswiederholintervall t<br />
definiert den tatsächlich größmöglichen<br />
Bereich des <strong>Radar</strong>s.<br />
Beispiel:<br />
Die Pulsfolgefrequenz (PRF) ist wie<br />
folgt definiert:<br />
t<br />
Ziel:<br />
fr =<br />
1<br />
t<br />
R =<br />
τ<br />
3. <strong>Radar</strong>typen<br />
elektromagnetischen Energiespitze,<br />
sondern sie sind kurze Wellenpakete.<br />
Die Anzahl der Wellen und die Länge<br />
des Pulses hängt von der Pulsdauer und<br />
der benutzten Trägerfrequenz ab.<br />
Um das Rückkehrecho zu<br />
empfangen ist zwischen den<br />
regelmäßig wiederkehrenden Pulsen<br />
eine relativ lange Zeitverzögerung,<br />
bevor der nächste Puls gesendet wird.<br />
2. Puls 1. Puls<br />
Ist das Pulswiederholintervall t zum<br />
Beispiel 500 Mikrosekunden, dann ist<br />
die Pulsfolgefrequenz zweitausend<br />
Pulse pro Sekunde. In 500 Mikrosekunden<br />
werden sich die <strong>Radar</strong>pulse<br />
150 Kilometer weit ausbreiten. Beachtet<br />
man die Rückkehr eines Echos, das<br />
vom Ziel reflektiert wird, so erhält man<br />
eine größtmögliche theoretische Reichweite<br />
von 75 Kilometern.<br />
Ist die benötigte Zeit für die<br />
Rückkehr T, und c die Lichtgeschwindigkeit,<br />
dann ist die Entfernung zum<br />
T x c<br />
2<br />
(Gl. 3.3)<br />
39
. Puls-Doppler-<strong>Radar</strong><br />
Die von einem Standard-Pulsradar<br />
übertragenen Pulse können als sehr<br />
kurze Stöße eines Dauerstrichradars<br />
betrachtet werden. Man hat eine<br />
unmodulierte Einzelfrequenz während<br />
der Dauer des Pulses.<br />
Ist die Frequenz der Wellen des<br />
übertragenen Pulses ft und bewegt sich<br />
das Ziel <strong>mit</strong> der Geschwindigkeit v<br />
zum <strong>Radar</strong> hin, dann ist die Frequenz<br />
des Rückkehrpulses ft + fdp , wobei fdp die Doppler-Überlagerungsfrequenz ist.<br />
Dies wurde bereits beim CW-<strong>Radar</strong><br />
beschrieben. Genauso verhält es sich<br />
<strong>mit</strong> der empfangenen Frequenz. Sie ist<br />
ft - fdp , wenn sich das Ziel vom <strong>Radar</strong><br />
fort bewegt. Deshalb kann man das<br />
Puls-Doppler-<strong>Radar</strong> zur Geschwindigkeits-,<br />
Entfernungs- und Richtungsmessung<br />
verwenden.<br />
Die Fähigkeit eines Puls-Doppler-<br />
<strong>Radar</strong>s Geschwindigkeiten zu messen,<br />
ermöglicht es, ortsfeste Ziele zu<br />
ignorieren. Dies wird als MTI-<strong>Radar</strong><br />
(engl. moving target indication)<br />
bezeichnet.<br />
Im Allgemeinen kann man <strong>mit</strong><br />
einem MTI-<strong>Radar</strong> genaue Entfernungsmessungen<br />
und ungenaue Geschwindigkeitsmessungen<br />
machen, während<br />
man <strong>mit</strong> einem Puls-Doppler-<strong>Radar</strong><br />
genaue Geschwindigkeitsmessungen<br />
und ungenaue Entfernungsmessungen<br />
machen kann.<br />
40<br />
Die Geschwindigkeit des <strong>Radar</strong>ziels<br />
wird in Gleichung 3.4 berechnet:<br />
c<br />
=<br />
Dies ist die gleiche Berechnung wie<br />
beim CW-<strong>Radar</strong>. Die Entfernung zum<br />
Ziel wird über die Laufzeit des Pulses<br />
berechnet:<br />
R<br />
λ x fdp 2<br />
=<br />
=<br />
T x c<br />
2<br />
c x fdp 2 x ft (Gl. 3.4)<br />
(Gl. 3.3)<br />
Das Puls-Doppler-<strong>Radar</strong> wird zur<br />
Überwachung von zivilen und<br />
militärischen Flugzeugbewegungen genutzt.<br />
Auch bei der Wettervorhersage<br />
kommt das Pulsradar zum Einsatz:<br />
Eine Doppler-Verschiebung wird<br />
innerhalb Gewitterwolken gemessen,<br />
die man dadurch von der Erdoberfläche<br />
unterscheiden kann.<br />
Das Puls-Doppler-<strong>Radar</strong> wird auch<br />
auch benutzt, um die extremen Windgeschwindigkeiten<br />
innerhalb eines<br />
Tornados oder Wirbelsturmes zu<br />
messen.
Puls-Doppler-<strong>Radar</strong><br />
f t + f dp f t<br />
R<br />
3. <strong>Radar</strong>typen<br />
Abb. 3.10: Das Puls-Doppler-<strong>Radar</strong> liefert die Geschwindigkeit, Entfernung und Richtung eines Ziels.<br />
41
c. Pulskompression und Chirp-<strong>Radar</strong><br />
Eine kürzere Pulsdauer ermöglicht<br />
beim Pulsradar eine bessere Zielauflösung<br />
und so<strong>mit</strong> eine höhere<br />
Genauigkeit. Allerdings benötigt ein<br />
kürzerer Puls eine merklich höhere<br />
Spitzenleistung, wenn die Bereichsleistung<br />
erhalten bleiben soll. Ein<br />
kurzer Puls wird unvermeidlich zu<br />
einem reduzierten Bereich führen, da es<br />
eine Grenze der maximalen<br />
verfügbaren Leistung gibt.<br />
Bei einer begrenzten Spitzenleistung<br />
wird eine längere Pulsdauer τ mehr<br />
42<br />
Frequenz<br />
Amplitude<br />
f1<br />
f2<br />
t1 t2<br />
t1 t2<br />
τ<br />
abgestrahlte Energie und deswegen<br />
mehr Reichweite haben (<strong>mit</strong> einem<br />
Standard-Pulsradar), dies aber auf Kosten<br />
der Auflösung und der Genauigkeit.<br />
Pulskompression innerhalb eines<br />
Chirp-<strong>Radar</strong>s (chirp = piepsen,<br />
zwitzschern, zirpen) ist eine Methode,<br />
um die Genauigkeit eines kurzen<br />
Pulsradars und die Leistung eines<br />
längeren Pulses zu erreichen. Im<br />
Wesentlichen ist das Chirp-<strong>Radar</strong> eine<br />
Kreuzung zwischen einem Pulsradar<br />
und einem FMCW-<strong>Radar</strong>.<br />
Abb. 3.11: Chirp-<strong>Radar</strong>-Kurvenform. Chirp ist eine Kreuzung zwischen einem Pulsradar<br />
und einem FMCW-<strong>Radar</strong>.<br />
Zeit<br />
Zeit
Jeder Puls eines Chirp-<strong>Radar</strong>s hat<br />
eine lineare Frequenzmodulation und<br />
eine konstante Amplitude.<br />
Der Echoimpuls wird durch einen<br />
Filter bearbeitet, der das Echo<br />
komprimiert. Die Zeitverzögerung ist<br />
umgekehrt proportional zur Frequenz.<br />
langer frequenzmodulierter Echopuls<br />
Eine andere Methode der Echokompression<br />
verwendet die binäre Phasenmodulation.<br />
Dabei wird das<br />
übertragene Signal <strong>mit</strong> Segmenten des<br />
Pulses in Phase oder um 180°<br />
phasenverschoben verschlüsselt. Die<br />
Rückkehrechos werden von einem<br />
Filter entschlüsselt, der eine höhere<br />
Amplitude und ein komprimiertes<br />
Signal erzeugt.<br />
Die Bezeichnung Chirp-<strong>Radar</strong><br />
kommt von der kurzen schnellen Frequenzänderung<br />
des Pulses, die analog<br />
zum Zwitschern (engl. chirp) eines<br />
Vogels ist.<br />
3. <strong>Radar</strong>typen<br />
Deswegen wird die zuerst<br />
eintreffende niedrige Frequenz am<br />
meisten verlangsamt und die<br />
nachfolgenden höheren Frequenzen<br />
holen <strong>mit</strong> der Erzeugung eines<br />
schärferen Echosignals und einer<br />
verbesserten Echoauflösung auf.<br />
Zeitverzögerung<br />
Abb. 3.12: Pulskompression des Chirp-<strong>Radar</strong>echosignals.<br />
Filter<br />
Frequenz<br />
Pulskompression des Chirp-<strong>Radar</strong>echosignals<br />
komprimiertes<br />
Signal<br />
Die genannten Methoden der <strong>Radar</strong>erkennung<br />
werden in großem Umfang<br />
bei Langstreckenentfernungen oder zur<br />
Geschwindigkeitsmessung benutzt. Im<br />
nächsten Kapitel sehen wir, welche<br />
dieser Methoden bei den speziellen<br />
Problemen bei der Messung flüssiger<br />
oder fester Pegel innerhalb eines<br />
Prozessgefäßes und Silos angewendet<br />
werden können.<br />
43
Teil I<br />
Inhalt<br />
Vorwort ix<br />
Danksagung xi<br />
Einleitung xiii<br />
1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s 1<br />
2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s 13<br />
3. <strong>Radar</strong>typen 33<br />
1. CW-<strong>Radar</strong> 33<br />
2. FMCW-<strong>Radar</strong> 36<br />
3. Pulsradar 39<br />
Teil II<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong> 47<br />
1. FMCW-<strong>Radar</strong> 48<br />
2. Pulsradar 54<br />
3. Frequenzwahl 62<br />
4. Genauigkeit 68<br />
5. Leistung 74<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen 77<br />
1. Hornantennen 81<br />
2. Dielektrische Stabantennen 92<br />
3. Standrohrantennen 101<br />
4. Parabolantennen 106<br />
5. Planarantennen 108<br />
Richtcharakteristik von Antennen 110<br />
6. Installation 115<br />
A. Mechanischer Einbau 115<br />
1. Flüssigkeitsanwendungen - Hornantenne 115<br />
2. Flüssigkeitsanwendungen - Stabantenne 117<br />
3. Allgemeine Einbauhinweise 120<br />
4. Standrohre und Bypass-Rohre 127<br />
5. Messung durch Behälterwand und <strong>Radar</strong>fenster 134<br />
6. Messung von Schüttgütern <strong>mit</strong> Hornantennen 139<br />
B. Elektrische Anschlussvarianten 141<br />
1. Nicht-Ex-Anwendungen 141<br />
2. Geräte für Ex-Anendungen 144
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />
Die Vorteile des <strong>Radar</strong>s für die<br />
Füllstandmesstechnik sind bekannt.<br />
<strong>Radar</strong> ermöglicht berührungslose<br />
Füllstandsenoren, die praktisch unbeeinflusst<br />
von Änderungen der<br />
Prozesstemperatur, des Drucks oder<br />
Gas- und Staubschichten innerhalb<br />
eines Behälters sind.<br />
Außerdem ist die Messgenauigkeit<br />
unbeeinflusst von Änderungen der<br />
Dichte, der Leitfähigkeit und der<br />
Dielektrizitätszahl des zu messenden<br />
Produktes oder von Luftbewegungen<br />
über dem Produkt.<br />
Um das Mikrowellenradar bei der<br />
<strong>Füllstandmessung</strong> in Lager- und<br />
Prozesstanks einsetzen zu können,<br />
mussten erst einige technische<br />
Probleme berücksichtigt werden.<br />
Die Lichtgeschwindigkeit beträgt<br />
ungefähr 300.000 Kilometer pro<br />
Sekunde, das <strong>Radar</strong>signal 6,7 Nanosekunden<br />
oder 0,0000000067 Sekunden,<br />
um sich 1 Meter und zurück auszubreiten.<br />
Wie kann man diese geringe<br />
Laufzeit messen und da<strong>mit</strong> genaue<br />
Informationen über den Inhalt eines<br />
Behälters bekommen?<br />
Gegenwärtig gibt es zwei gebräuchliche<br />
Messverfahren für <strong>Füllstandmessung</strong>en.<br />
Diese sind das frequenzmodulierte<br />
Dauerstrichradar (FMCW-<br />
<strong>Radar</strong>) und das Pulsradar.<br />
In diesem Kapitel werden FMCWund<br />
Pulsradar-Füllstandmessverfahren<br />
erklärt und <strong>mit</strong>einander verglichen. Wir<br />
betrachten die verschiedenen<br />
Frequenzen, die Genauigkeit und die<br />
technischen Fortschritte besonders bei<br />
den Zweileiter-Füllstandmessgeräten.<br />
47
1. FMCW, frequenzmoduliertes Dauerstrichradar<br />
Das FMCW-<strong>Radar</strong>messverfahren<br />
wird seit den Dreißigerjahren bei<br />
militärischen und zivilen Flugzeugfunkhöhenmessern<br />
verwendet. Diese<br />
Methode wurde in den frühen 70ern zur<br />
<strong>Füllstandmessung</strong> von Rohöl in<br />
Supertankern entwickelt. Anschließend<br />
wurde das gleiche Verfahren für eichfähige<br />
<strong>Füllstandmessung</strong>en in großen<br />
Lagertanks an Land benutzt. FMCW-<br />
Sender sind unlängst für Anwendungen<br />
in Prozessbehältern angepasst worden.<br />
FMCW- oder frequenzmoduliertes<br />
Dauerstrich-<strong>Radar</strong> ist eine indirekte<br />
Methode zur Entfernungsmessung. Die<br />
übertragene Frequenz wird zwischen<br />
zwei bekannten Werten f 1 und f 2 moduliert,<br />
und der Unterschied zwischen<br />
dem übertragenen Signal und dem<br />
Echosignal f d wird gemessen. Diese<br />
Differenzfrequenz ist direkt proportional<br />
zur Laufzeit und so<strong>mit</strong> zur<br />
Entfernung. (Beispiele für Modulationsfrequenzen<br />
von FMCW-<strong>Radar</strong>-<br />
48<br />
f 2<br />
Frequenz<br />
∆ t<br />
gesendetes Signal<br />
Füllstandmessgeräten sind 8,5 bis 9,9 GHz,<br />
9,7 bis 10,3 GHz und 24 bis 26 GHz.)<br />
Die Theorie des FMCW-<strong>Radar</strong>s ist<br />
einfach. Allerdings gibt es bei<br />
Anwendungen in Prozessbehältern<br />
viele praktische Probleme, die angesprochen<br />
werden müssen.<br />
Ein FMCW-<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerät<br />
benötigt einen spannungsgesteuerten<br />
Oszillator (VCO) um das Signal<br />
zwischen den beiden übertragenen<br />
Frequenzen f 1 und f 2 sägezahnförmig<br />
zu modulieren. Der Frequenzdurchlauf<br />
muss gesteuert werden und so linear<br />
wie möglich sein. Eine lineare<br />
Frequenzmodulation wird entweder<br />
durch eine genaue Frequenzmessung<br />
<strong>mit</strong> geschlossenem Regelkreis des<br />
Ausgangs oder durch sorgfältige<br />
Linearisierung einschließlich Temperaturkompensation<br />
des VCO-Ausgangs<br />
erreicht.<br />
f1 t1 Zeit<br />
Abb. 4.1: Die FMCW-<strong>Radar</strong>technik ist eine indirekte Methode der <strong>Füllstandmessung</strong>.<br />
fd ist proportional zu ∆t, welches proportional zur Entfernung ist.<br />
f d<br />
empfangenes<br />
Signal
spannungsgesteuerter Oszillator<br />
f (t + ∆t)<br />
Richtkoppler<br />
Richtkoppler<br />
f(t)<br />
f (t + ∆t)<br />
Linearisierungssteuerung<br />
V(t)<br />
Mischer<br />
f(t)<br />
Spannungsregler Frequenzmessung<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />
Filter<br />
linearer Sägezahngenerator<br />
Zwischenfrequenzverstärker<br />
Abstastung und<br />
Fast Fourier Transformation<br />
(FFT)<br />
Steuerung<br />
Mikroprozessor<br />
Abb. 4.2: Typisches Blockschaltbild eines FMCW-<strong>Radar</strong>s. Es wird eine sehr genaue Linearisierung benötigt.<br />
49
FMCW-Blockschaltbild (Abb. 4.2)<br />
Der wesentliche Bestandteil eines<br />
frequenzmodulierten Dauerstrichradars<br />
ist der Linearisierungsregelkreis.<br />
Ein linearer Sägezahngenerator speist<br />
einen Spannungsregler, der die<br />
Frequenz des spannungsgesteuerten<br />
Oszillators sägezahnförmig moduliert.<br />
Es wird eine sehr genaue Linearisierung<br />
benötigt. Die Ausgangsfrequenz<br />
wird als Teil der geschlossenen<br />
Schleifensteuerung gemessen.<br />
Einfache Lagertankanwendungen<br />
haben üblicherweise große ruhige<br />
Oberflächen keine bedeutenden Störechos<br />
von Einbauten im Tank und eine<br />
relativ langsame Füllstandänderung.<br />
Für diese idealen Zustände wurde das<br />
FMCW-<strong>Radar</strong> ursprünglich entwickelt.<br />
Die Bedingungen bei Prozessbehältern<br />
sind jedoch ganz anders und<br />
stellen hohe Anforderungen an jede<br />
<strong>Füllstandmessung</strong>.<br />
Signale <strong>mit</strong> kleiner Amplitude und<br />
50<br />
Das frequenzmodulierte Signal<br />
wird zur <strong>Radar</strong>antenne geleitet und<br />
so<strong>mit</strong> zum Produkt im Behälter. Die<br />
empfangenen Echofrequenzen werden<br />
<strong>mit</strong> einem Teil des Sendesignals<br />
gemischt. Die Differenzfrequenzen<br />
werden gefiltert und vor der Fast<br />
Fourier Transformation (FFT) verstärkt.<br />
Die FFT-Analyse erzeugt ein<br />
Frequenzspektrum, das Basis für die<br />
Echoverarbeitung, sowie für die<br />
Auswahlscheidung der Echos ist.<br />
Bild 2:<br />
Typischer emaillierter<br />
Prozessbehälter <strong>mit</strong><br />
Rührwerk. Ein <strong>Radar</strong>-<br />
Füllstandmessgerät<br />
muss verschiedenste<br />
Störechos von Rührwerksflügeln<br />
und anderen<br />
Einbauten verarbeiten<br />
können.<br />
vielfältigen Störechos sind in chemischen<br />
Reaktoren <strong>mit</strong> Bewegung und<br />
niedrig-dielektrischen Flüssigkeiten<br />
alltäglich.<br />
Schüttgutanwendungen können<br />
durch die innere Struktur der Silos und<br />
welligen Produktoberflächen Mehrfachechos<br />
erzeugen und so<strong>mit</strong><br />
Probleme verursachen.<br />
Ein FMCW-<strong>Radar</strong>-Füllstandsensor<br />
sendet und empfängt Signale<br />
gleichzeitig.
f 2<br />
f 1<br />
fd1 , -f d2 , -fd3 , -fd4 , -fd5 gesendetes Signal<br />
Füllstandecho<br />
Störechos<br />
In einem aktiven Prozessbehälter<br />
werden diese verschiedenen Echos als<br />
unterschiedliche Frequenzen empfangen.<br />
Diese Signale <strong>mit</strong> verschiedenen<br />
Frequenzen werden von der Antenne<br />
gleichzeitig empfangen. Die Amplitude<br />
des Füllstandechosignals ist im<br />
Verhältnis zum gesendeten Signal<br />
klein. Ein Störecho vom Ende der<br />
Antenne kann eine deutlich größere<br />
Amplitude haben, als das wirkliche<br />
Füllstandecho. Das System muss diese<br />
gleichzeitigen Signale trennen und<br />
erkennen, bevor die Echos verarbeitet<br />
werden und eine Echoentscheidung<br />
durchgeführt wird.<br />
Die Trennung der verschiedenen<br />
empfangenen Echofrequenzen wird <strong>mit</strong><br />
Hilfe der Fast Fourier Transformation<br />
(FFT) realisiert. Dies ist ein mathema-<br />
t 1<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />
Abb. 4.3a: FMCW-<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerät in einem aktivenProzessbehälter.<br />
<strong>Radar</strong>sensor<br />
tisches Verfahren, welche das Durcheinander<br />
von verschiedenen Frequenzen<br />
im Zeitbereich in ein Spektrum im<br />
Frequenzbereich umwandelt.<br />
Die relative Amplitude jedes Frequenzanteils<br />
im Frequenzspektrum ist<br />
proportional zur Größe des Echos und<br />
die Differenzfrequenz selbst ist proportional<br />
zur Entfernung vom Sender.<br />
Die Fast Fourier Transformation<br />
benötigt eine erhebliche Verarbeitungsleistung<br />
und ist ein relativ langwieriges<br />
Verfahren.<br />
Eine Echoanalyse kann nur nach<br />
einer vollendeten FFT-Berechnung<br />
durchgeführt werden, erst dann kann<br />
eine Echoentscheidung zwischen dem<br />
echten Füllstandecho und einer Anzahl<br />
möglicher Störechos getroffen werden.<br />
51
Mischung von Empfangsfrequenzen eines FMCW-<strong>Radar</strong>s<br />
Amplitude Amplitude<br />
f d1 ,f d2 ,f d3 ,f d4 ,f d5 usw. gemischt<br />
Abb. 4.3b: gemischte Echos werden gleichzeitig empfangen.<br />
Überlagerung verschiedener Differenzfrequenzen<br />
empfangen von einem FMCW-<strong>Radar</strong><br />
Abb. 4.3c: Die einzelnen Frequenzen müssen aus dem gleichzeitig<br />
empfangenen Frequenzpaket herausgefiltert werden.<br />
52<br />
Einzelne Differenzfrequenzen fd1 ,fd2 ,fd3 sind dargestellt.
Frequenzspektrum der Echos<br />
Jedes Echo bildet eine Hüllkurve<br />
Amplitude<br />
Komplexe Prozessbehälter und<br />
Schüttgutanwendungen können sich als<br />
zu schwierig für einige FMCW-<strong>Radar</strong>s<br />
herausstellen. Sogar ein einfacher horizontaler<br />
zylindrischer Tank kann ein<br />
ernstes Problem darstellen. Ein zylindrischer<br />
Tank erzeugt viele große<br />
Vielfachechos. Diese werden durch den<br />
Parabolspiegeleffekt des zylindrischen<br />
Tankdaches verursacht. Manchmal sind<br />
die Amplituden der Vielfachechos<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />
Frequenz<br />
Abb. 4.4: FMCW-Frequenzspektrum nach der FFT Analyse.<br />
Der FFT-Algorithmus wandelt die Signale aus dem Zeitbereich in den Frequenzbereich<br />
um. Das Ergebnis ist ein Spektrum der Differenzfrequenzen. Die relative Amplitude jedes<br />
Frequenzanteiles ist proportional zur Größe des Echos, und die Frequenz ist proportional<br />
zur Entfernung zum Sender. Ein Echo besteht nicht aus einer einzelnen Frequenz, sondern<br />
aus einem Frequenzband.<br />
größer als das tatsächliche Füllstandecho.<br />
Die Prozessoren, welche die FFT-<br />
Analyse durchführen, werden gleichzeitig<br />
von unterschiedlichen Signalen,<br />
verteilt über den kompletten<br />
Dynamikbereich, beschäftigt. Dadurch<br />
kann das FMCW-<strong>Radar</strong> das richtige<br />
Echo nicht identifizieren.<br />
Wir werden noch sehen, dass diese<br />
Probleme beim alternativen Pulsradarverfahren<br />
nicht auftreten.<br />
53
2. Pulsradar-Füllstandmessgeräte<br />
Pulsradar-Füllstandmessgeräte bestimmen<br />
die Distanz durch direkte<br />
Messung der Laufzeit des Mikrowellenpulses,<br />
abgestrahlt vom Sender<br />
und reflektiert von der Oberfläche des<br />
zu messenden Produktes.<br />
Pulsradar-Geräte arbeiten im Zeitbereich<br />
und benötigen deswegen keine<br />
Fast Fourier (FFT) Analyse, die ein<br />
FMCW-<strong>Radar</strong> charakterisiert.<br />
Wie schon erwähnt, liegt die<br />
Laufzeit für eine Entfernung von ein<br />
paar Metern im Nanosekundenbereich.<br />
Aus diesem Grund benötigt man ein<br />
besonderes Zeittransformationsverfahren<br />
um diese extrem kurzen Zeiten<br />
54<br />
genau messen zu können. Es wird eine<br />
Zeitlupenaufnahme der Mikrowellenpulse<br />
<strong>mit</strong> einer gedehnten Zeitachse<br />
benötigt. Gedehnt bedeutet in diesem<br />
Fall Millisekunden anstelle von<br />
Nanosekunden.<br />
Das Pulsradar benutzt ein gleichförmiges<br />
periodisch wiederkehrendes<br />
Signal <strong>mit</strong> einer hohen Pulswiederholfrequenz<br />
(PRF). Durch ein<br />
sequenzielles Samplingverfahren können<br />
die äußerst schnellen und gleichförmigen<br />
Signale in ein verwertbares,<br />
gedehntes Zeitsignal transformiert<br />
werden.<br />
Abb. 4.5: Ein Pulsradar arbeitet im reinen Zeitbereich. Millionen von Pulsen werden<br />
proSekunde abgestrahlt, eine spezielle Samplingtechnik wird zur Erzeugung eines<br />
gedehnten Ausgangssignals verwendet.
Um dieses Prinzip zu veranschaulichen,<br />
betrachtet man das Sinus-<br />
Signal in Abb. 4.6. Es ist ein gleichförmig<br />
wiederkehrendes Signal <strong>mit</strong> einer<br />
Periodendauer T1. Wird die Amplitude<br />
(Spannungswert) der Sinus-Schwingung<br />
<strong>mit</strong> einer Periodendauer T2, abge-<br />
Signalperiode<br />
(Sinuskurve)<br />
Samplingsignal<br />
Zeitgedehntes<br />
Signal<br />
Ein bekanntes Beispiel für dieses<br />
Prinzips ist die Verwendung eines<br />
Stroboskops, um die schnellen periodischen<br />
Bewegungen von drehenden<br />
oder sich hin und her bewegenden<br />
Maschinen zu verlangsamen.<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />
tastet, die geringfügig größer ist als T1,<br />
wird am Ausgang ein zeitgedehntes<br />
Abbild der ursprünglichen Sinus-<br />
Schwingung erzeugt. Der Zeitmaßstab<br />
der gedehnten Ausgangsspannung wird<br />
durch die Zeitdifferenz zwischen T1<br />
und T2 bestimmt.<br />
Abb. 4.6: Ein Beispiel für das sequenzielle Sampling einer Sinusschwingung.<br />
Die Samplingzeit T2 ist geringfügig größer als die Signalperiode T1. Am Ausgang ergibt<br />
sich ein zeitgedehntes Abbild des Originalsignals.<br />
Signalperiode<br />
(<strong>Radar</strong>-Echo)<br />
Samplingsignal<br />
T1<br />
T2<br />
T1<br />
Sendepuls Echo<br />
T2<br />
Abb. 4.7 zeigt, wie das Prinzip des<br />
sequenziellen Samplings bei der<br />
Pulsradar-Messung angewendet wird.<br />
Das Beispiel zeigt einen VEGAPULS-<br />
Sender <strong>mit</strong> einer Mikrowellenfrequenz<br />
von 6,3 GHz.<br />
Abb. 4.7: Sequenzielles Sampling eines Pulsradar-Echos. Millionen von Pulsen pro<br />
Sekunde produzieren ein periodisch wiederkehrendes Signal. Ein Sampling-Signal <strong>mit</strong><br />
einer geringfügig größeren Wiederholfrequenz erzeugt ein zeitgedehntes Abbild der<br />
gesamten Echokurve.<br />
55
Dieses periodische Signal besteht<br />
aus dem eigentlichen Sendepuls und<br />
einem oder mehreren Echopulsen.<br />
Diese sind Echos von der Produktoberfläche,<br />
Störechos oder Vielfachechos.<br />
Die Sendepulse und deshalb<br />
auch die Echopulse haben eine Sinusform,<br />
die von der Pulsdauer abhängt.<br />
Ein 6,3 GHz Puls von 0,8 ns Dauer<br />
wird in Abb. 4.8 gezeigt.<br />
Die Pulswiederholdauer ist als Zeit<br />
T1 in Abb. 4.7 dargestellt. Die Periode<br />
Beispiel:<br />
Das Pulsradar-Füllstandmessgerät VEGAPULS 50 <strong>mit</strong> einer Sendefrequenz von<br />
6,3 GHz besitzt folgende Pulswiederholfrequenzen.:<br />
Sendepuls 3,58 MHz T1 = 279,32961 ns<br />
Abtastpuls 3,58 MHz - 43,7 Hz T2 = 279,33302 ns<br />
Hierdurch ist der Zeitdehnungsfaktor<br />
81920, dies ergibt eine gedehnte<br />
Pulswiederholperiode von 22,88 ms.<br />
Es gibt ein praktisches Problem<br />
beim Abtasten der kurzen (0,8 ns)<br />
Sende-/Echopulse von 6,3 GHz. Ein<br />
elektronischer Schalter müsste sich<br />
innerhalb von Pikosekunden öffnen<br />
und schließen um eine genügend<br />
genaue Probe aus der 6,3 GHz-Sinus-<br />
Schwingung zu entnehmen. Dies<br />
müssten sehr spezielle und teure<br />
Bauteile sein.<br />
56<br />
T1 ist für Sende- und Empfangspuls<br />
identisch.<br />
Allerdings wiederholt sich das<br />
Sampling-Signal <strong>mit</strong> der Periode T2,<br />
sie ist etwas länger als die Zeit T1.<br />
Dies ist das gleiche Zeitdehnungsverfahren<br />
durch sequenzielles Sampling<br />
wie bereits für eine Sinus-<br />
Schwingung beschrieben. Der Faktor<br />
der Zeitdehnung wird bestimmt durch<br />
T1 / (T2-T1).<br />
Abb. 4.8: Sendepulspaket.<br />
Die Form des 6,3 GHz Pulses<br />
<strong>mit</strong> einer Pulslänge von 0,8 ns.<br />
Die Lösung ist das sequenzielle<br />
Sampling <strong>mit</strong> einer Kreuzkorrelation zu<br />
verbinden.<br />
Anstelle von sehr schnellen Probeentnahmen<br />
wird ein Samplingsignal<br />
von genau der gleichen Form wie der<br />
Sendepuls, aber <strong>mit</strong> einer geringfügig<br />
größeren Periodendauer, verwendet.<br />
Abb. 4.9 vergleicht sequenzielles<br />
Sampling durch schnelles Schalten <strong>mit</strong><br />
sequenziellem Sampling durch Kreuzkorrelation<br />
<strong>mit</strong> einem Samplepuls.
Sampling <strong>mit</strong> Pikosekunden<br />
Sendepuls /Echo<br />
Sampling<br />
Anstelle der Verwendung einer<br />
kurzen Spannungsprobe bedeutet die<br />
Kreuzkorrelation die Multiplikation<br />
eines Punktes des Sendesignals oder<br />
des Echos <strong>mit</strong> dem entsprechenden<br />
Punkt aus dem Samplingpuls. Diese<br />
Multiplikation führt zu einem Punkt<br />
des resultierenden Signals. Alle diese<br />
Multiplikationsergebnisse, nacheinander,<br />
führen zur Bildung des vollständigen<br />
Multiplikationssignals.<br />
Abb. 4.10 zeigt eine kurze Folge<br />
von Multiplikationen zwischen dem<br />
empfangenen Signal (E) und dem<br />
Samplingpuls (M). Die resultierenden<br />
E x M-Kurven werden auf Seite 58<br />
gezeigt.<br />
Dann wird die E x M-Kurve integriert<br />
und auf der gedehnten Kurve als<br />
ein Punkt dargestellt. Das Vorzeichen<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />
Sampling durch Kreuzkorrelation<br />
Abb. 4.9: Vergleich zwischen Sampling <strong>mit</strong> Schalten und Kreuzkorrelation.<br />
Das Pulsradar verwendet Kreuzkorrelation <strong>mit</strong> einem Samplepuls. Dadurch ist die<br />
Entnahme einer Probe im Pikosekundenbereich nicht nötig.<br />
und die Amplitude des zeitgedehnten<br />
Signals ergeben sich aus der Summe<br />
der Signale aus der E x M über und<br />
unter der Nulllinie. Der integrierte Wert<br />
entspricht direkt der Zeitposition des<br />
empfangenen Pulses E relativ zum<br />
Samplingpuls M.<br />
Das empfangene Signal E und das<br />
Samplesignal M in Abb. 4.10 sind vergleichbar<br />
<strong>mit</strong> dem periodischen Signal<br />
(Sinus) und Samplesignal in Abb. 4.6.<br />
Das Ergebnis der Integration von<br />
E x M in Abb. 4.10 ist direkt vergleichbar<br />
<strong>mit</strong> dem gedehnten Zeitsignal in<br />
Abb. 4.6.<br />
57
Integral<br />
E x M<br />
E<br />
M<br />
E x M<br />
Abb. 4.10: Kreuzkorrelation zwischen dem empfangenen Signal E und dem<br />
Samplingsignal M. Das Produkt aus E x M wird integriert und bildet das gedehnte<br />
Zeitsignal. Dieses Verfahren erzeugt ein komplettes Abbild der Echokurve.<br />
Das Pulsradar-Auswählverfahren ist<br />
mathematisch kompliziert, aber technisch<br />
sehr einfach zu verwirklichen.<br />
Die Erzeugung eines Referenzsignals<br />
<strong>mit</strong> einer geringfügig unterschiedlichen<br />
Periodendauer, die Multiplikation <strong>mit</strong><br />
dem Echosignal und die Integration des<br />
resultierenden Signals sind Funktionen,<br />
die ohne großen Aufwand <strong>mit</strong> analoger<br />
Technik realisiert werden können.<br />
Standardbauteile wie Diodenmischer<br />
zur Multiplikation und Kondensatoren<br />
können verwendet werden.<br />
58<br />
max<br />
0<br />
min<br />
Diese Methode transformiert das<br />
hochfrequente Empfangssignal in ein<br />
genaues Abbild <strong>mit</strong> einer beachtenswert<br />
gedehnten Zeitachse. Das Ausgangssignal<br />
des Mikrowellenmoduls ist<br />
eine Zwischenfrequenz, ähnlich einem<br />
Ultraschallsignal. Der 6,3 GHz Mikrowellenpuls<br />
wird so z.B. zu einer<br />
Zwischenfrequenz von 76 kHz. Die<br />
Pulswiederholfrequenz (PRF) von 3,58 MHz<br />
reduziert sich auf ca. 44 Hz.
Pulsechos in einem Behälter sind zeitlich getrennt<br />
Amplitude<br />
Sendeimpuls<br />
t 1 t 2 t 3 t 4 t 5<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />
Abb. 4.12: Bei einem Pulsradar sind alle Echos (Nutz- und Störechos) zeitlich getrennt.<br />
Vielfachechos, die durch Reflexionen eines parabolischen Tankdeckels verursacht werden,<br />
können dadurch einfach getrennt und ausgewertet werden.<br />
Das Pulsradar funktioniert vollständig<br />
im Zeitbereich und benötigt nicht<br />
die beim FMCW-<strong>Radar</strong> benötigten<br />
schnellen und teuren Prozessoren. Es<br />
muss keine Fast Fourier Transformation<br />
(FFT) durchgeführt werden.<br />
Die komplette Pulsradar-Signalverarbeitung<br />
muss lediglich die<br />
Echoanalyse durchführen.<br />
Ein Teil des Sendepulses wird als<br />
Referenzpuls genutzt und ermöglicht so<br />
eine automatische Temperaturkompensation<br />
innerhalb des Mikrowellenmoduls.<br />
Die Echos eines Pulsradars sind<br />
einzeln und zeitlich getrennt. Dies<br />
bedeutet, dass das Pulsradar besser zur<br />
Handhabung von Vielfachechos und<br />
Störechos geeignet ist, die oft in<br />
Prozess- und Schüttgutbehältern vorkommen.<br />
Das Pulsradar nimmt buchstäblich<br />
jede Sekunde Millionen von „Schüs-<br />
Zeit<br />
sen“ vor. Die Echos der Produktoberfläche<br />
werden nach der zuvor beschriebenen<br />
Methode „gesampelt“. Durch<br />
dieses Verfahren verfügt das Pulsradar<br />
über eine ausgezeichnete Mittelwertbildung.<br />
Dies ist in schwierigen<br />
Anwendungen, in denen nur geringe<br />
Energiemengen von einem Produkt <strong>mit</strong><br />
niedrigen DK-Wert oder einer<br />
bewegten Produktoberfläche reflektiert<br />
werden, besonders wichtig.<br />
Die Mittelwertbildung des Pulsverfahrens<br />
reduziert das Grundrauschen,<br />
wodurch auch schwächere Echos<br />
detektiert werden können. Eine<br />
sorgfältig konzipierte Schaltung <strong>mit</strong><br />
hochwertigen Bauteilen kann Echos<br />
über einen Dynamikbereich von ungefähr<br />
80 dB detektierten. Dies kann den<br />
Unterschied zwischen einer zuverlässigen<br />
und einer unzuverlässigen<br />
Messung ausmachen.<br />
59
60<br />
Antenne<br />
Abb. 4.11: Blockschaltbild eines Pulsradar Mikrowellenmoduls
<strong>Radar</strong>-Blockschaltbild (Abb. 4.11)<br />
Das Puls-Ausgangssignal (Zwischenfrequenz)<br />
des Mikrowellenmoduls<br />
ist in Frequenz und Wiederholrate<br />
ähnlich einem Ultraschallsignal.<br />
Dieses Pulsradarsignal wird durch<br />
Hardware erzeugt. Im Gegensatz zum<br />
FMCW-<strong>Radar</strong>, benutzt das Pulsradar<br />
keine FFT-Analyse. Deswegen<br />
benötigt es keine teuren und energieverbrauchenden<br />
Prozessoren.<br />
Das Mikrowellenmodul erzeugt<br />
zwei identische Pulsfolgen <strong>mit</strong> geringfügig<br />
unterschiedlicher Periodendauer.<br />
Ein stabiler Oszillator und<br />
Pulsformer erzeugt Pulse <strong>mit</strong> einer<br />
Frequenz von 3,58 MHz. Ein zweiter<br />
veränderlicher Oszillator und Pulsformer<br />
wird auf eine Frequenz von<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />
3,58 MHz - 43,7 Hz, und da<strong>mit</strong><br />
einer geringfügig längeren<br />
Periodendauer, geregelt. GaAs-FET-<br />
Oszillatoren werden zur Erzeugung<br />
der Mikrowellenpulse benutzt.<br />
Die erste Pulsfolge wird über die<br />
Antenne zum zu messenden Produkt<br />
geführt. Die zweite Pulsfolge sind die<br />
zuvor genannten Samplepulse.<br />
Die von der Antenne empfangenen<br />
Echosignale werden verstärkt und <strong>mit</strong><br />
dem Samplingpuls gemischt um die<br />
zeitgedehnte Zwischenfrequenz zu<br />
erzeugen.<br />
Ein Teil des Sendesignals wird als<br />
Referenzpuls benutzt, dies ermöglicht<br />
eine automatische Temperaturkompensation<br />
der Mikrowellenmodulelektronik.<br />
Bild 3: Zweileiter-Pulsradar-Füllstandmessgerät eingebaut in einen Prozessbehälter.<br />
61
3. Frequenzwahl<br />
<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte für Prozessbehälter<br />
arbeiten bei Mikrowellenfrequenzen<br />
zwischen 6,3 GHz und ca.<br />
26 GHz. Die Frequenzen wurden von<br />
den Herstellern aus unterschiedlichen<br />
Gründen gewählt, wie z.B. Lizenzüberlegungen<br />
und Zulassungsmöglichkeiten,<br />
die Verfügbarkeit von Mikrowellenbauteilen<br />
und zu erwartende<br />
technische Vorteile.<br />
62<br />
6,3 GHz<br />
Es gibt Argumente für hochfrequente<br />
und niederfrequente <strong>Radar</strong>frequenzen,<br />
sowie allen Frequenzen<br />
dazwischen. In der Praxis ist keine der<br />
Frequenzen für jede Anwendung<br />
geeignet. Vergleicht man 6,3 GHz und<br />
26 GHz-<strong>Radar</strong> <strong>mit</strong>einander, kann man<br />
die wichtigsten Vorteile der beiden<br />
Frequenzen erkennen.<br />
26 GHz<br />
Abb. 4.14: Vergleich der Antennengröße eines 6,3 GHz und eines 26 GHz-<strong>Radar</strong>s.<br />
Beide Geräte haben fast identische Öffnungswinkel der Antennen. Aber dies ist nicht<br />
allein ausschlaggebend, wenn es um die Wahl der <strong>Radar</strong>frequenz geht.
Je höher die Frequenz eines <strong>Radar</strong>-<br />
Füllstandmessgerätes ist, umso gebündelter<br />
ist die abgestrahlte Energie<br />
(Öffnungswinkel) bei gleicher Antennengröße.<br />
Hornantennen <strong>mit</strong> kleineren Öffnungswinkeln<br />
können da<strong>mit</strong> auch in<br />
kleineren Stutzen benutzt werden.<br />
Eine 1½" (40 mm) Hornantenne bei<br />
26 GHz hat ungefähr den gleichen Öffnungswinkel<br />
wie eine 6" (150 mm)<br />
Hornantenne bei 6,3 GHz.<br />
Aber das ist nur eine Eigenschaft der<br />
Antennengröße. Der Antennengewinn<br />
einer Antenne ist abhängig vom<br />
Quadrat des Durchmessers der Antenne<br />
und umgekehrt proportional zum<br />
Quadrat der Wellenlänge.<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />
Antennengröße - Öffnungswinkel<br />
Der Antennengewinn ist proportional<br />
zu:<br />
Durchmesser 2<br />
Wellenlänge2 Fokussieren bei verschiedenen Frequenzen<br />
Der Vorteil einer Antenne hängt<br />
auch vom Apertur-Wirkungsgrad der<br />
Antenne ab. Deshalb besitzt eine kleine<br />
Antenne bei einer hohen Frequenz<br />
nicht unbedingt den gleichen<br />
Wirkungsgrad wie eine größere<br />
Antenne bei einer niedrigeren<br />
Frequenz. Eine 4" (100 mm) Hornantenne<br />
bei einem 26 GHz <strong>Radar</strong><br />
besitzt eine ausgezeichnete Strahlfokussierung.<br />
Eine komplette Beschreibung des<br />
Antennengewinns und des Öffnungswinkels<br />
von <strong>Radar</strong>antennen finden Sie<br />
in Kapitel 5.<br />
5 GHz 10 GHz 15 GHz 20 GHz 25 GHz<br />
Abb. 4.13: Bei gleichem Antennendurchmesser ergibt sich bei einer höheren Frequenz<br />
eine bessere Fokussierung.<br />
63
Strahlfokussierung und Störechos<br />
Eine Antennencharakteristik bei<br />
26 GHz bietet einen enger gebündelten<br />
Strahl, was in manchen Anwendungen<br />
vorteilhaft ist.<br />
64<br />
Die Wellenlänge eines 26 GHz-<br />
<strong>Radar</strong>s beträgt nur 1,15 cm, bei einer<br />
Frequenz von 6,3 GHz beträgt sie<br />
4,8 cm.<br />
Abb. 4.15a:<br />
Ein niederfrequentes <strong>Radar</strong> besitzt einen<br />
größeren Öffnungswinkel.<br />
Ist die Installation nicht optimal, wird es<br />
deswegen mehr Störechos wahrnehmen.<br />
Abb. 4.15b:<br />
Ein Hochfrequenzradar hat bei einer<br />
vorgegebenen Antennengröße einen viel<br />
kleineren Öffnungswinkel.<br />
Dies ist wichtig, da die kürzere<br />
Wellenlänge der höheren Frequenz, z.B.<br />
26GHz, stärker von der inneren<br />
Behälterstruktur, z.B. Schweißnähte,<br />
Flansche oder Rührwerke, reflektiert<br />
wird. Die engere Bündelung umgeht<br />
dieses Problem.
<strong>Radar</strong>sender <strong>mit</strong> hoher Frequenz<br />
sind durch Streuung von bewegten<br />
Oberflächen beeinflussbar. Dies ist<br />
bedingt durch das Verhältnis zwischen<br />
Wellenlänge und Größe der Oberflächenschwankung.<br />
Das Hochfrequenzradar empfängt<br />
von einer bewegten Flüssigkeitsoberfläche<br />
deutlich weniger Signal als<br />
ein gleichwertiges 6,3 GHz-<strong>Radar</strong>.<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />
Bewegte Oberflächen und Schüttgutmessungen<br />
Kondensation und<br />
Anhaftungen<br />
Hochfrequenz-<strong>Radar</strong>sensoren werden<br />
durch Kondensation und<br />
Anhaftungen an der Antenne stärker<br />
beeinflusst. Bei höheren Frequenzen,<br />
wie z.B. 26 GHz, ergibt sich eine stärkere<br />
Signaldämpfung. Bei einer kleineren<br />
Antenne hat der gleiche Überzug<br />
oder der gleiche Kondensationsniederschlag<br />
natürlich einen größeren<br />
Einfluss auf die Funktionalität.<br />
Eine 6" (150 mm) Hornantenne bei<br />
6,3 GHz wird durch Kondensation<br />
absolut nicht beeinflusst. Auch gegenüber<br />
Produktanhaftungen ist sie unempfindlicher.<br />
Niederfrequente Sender werden von<br />
bewegten Oberflächen weniger beeinflusst.<br />
Wichtig ist, unabhängig von der<br />
Frequenz, dass die <strong>Radar</strong>elektronik und<br />
die Signalverarbeitungssoftware sehr<br />
kleine Signale verarbeiten können. Wie<br />
bereits erwähnt, hat das Pulsradar hier,<br />
unabhängig von der Frequenz, einen<br />
Vorteil.<br />
Abb. 4.16:<br />
Hochfrequenz-<strong>Radar</strong>sensoren werden<br />
durch Amplitudenschwankungen von<br />
bewegten Oberflächen beeinträchtigt. Dies<br />
ist bedingt durch das Verhältnis zwischen<br />
Wellenlänge und Größe der<br />
Oberflächenschwankung. Wichtig ist, dass<br />
die <strong>Radar</strong>elektronik und die Signalverarbeitungssoftware<br />
sehr kleine Signale<br />
verarbeiten können. Ein 6,3 GHz-<strong>Radar</strong><br />
wird vergleichsweise wenig von einer<br />
bewegten Oberfläche beeinflusst. Ein<br />
niederfrequentes <strong>Radar</strong>gerät ist im<br />
Allgemeinen besser für Schüttgutanwendungen<br />
geeignet.<br />
Dampf und Staub<br />
Tiefere Frequenzen wie z.B.<br />
6,3 GHz werden auch nicht durch<br />
starke Staub- oder Dampfentwicklung<br />
beeinträchtigt. Diese Frequenzen werden<br />
sehr erfolgreich bei Messungen<br />
wie z.B. in Zement, Flugasche, Hochöfen<br />
und Dampfkesseln eingesetzt.<br />
In dampfhaltiger und staubiger<br />
Atmosphäre leidet ein höherfrequentes<br />
<strong>Radar</strong> an zunehmender Signalabschwächung.<br />
65
Schaum<br />
Die Wirkung von Schaum auf<br />
<strong>Radar</strong>signale ist schwer zu definieren.<br />
Es hängt viel von der Art des Schaums<br />
ab einschließlich der Schaumdichte,<br />
Dielektrizitätszahl und Leitfähigkeit.<br />
Generell detektieren niederfrequente<br />
<strong>Radar</strong>messgeräte, z.B. 6,3 GHz,<br />
Schäume geringer Dichte besser, als<br />
<strong>Radar</strong>messgeräte <strong>mit</strong> höheren Frequenzen,<br />
z.B. bei 26 GHz.<br />
Ein 26 GHz-<strong>Radar</strong>signal wird z.B.<br />
von einer sehr dünnen Schicht Reinigungs<strong>mit</strong>telschaum<br />
komplett absorbiert.<br />
Ein 6,3 GHz-<strong>Radar</strong>signal wird<br />
durch diese Art von Schaum hindurch<br />
die Flüssigkeitsoberfläche messen,<br />
auch wenn die Schaumhöhe dicker als<br />
150 mm oder sogar 250 mm ist.<br />
Allerdings wird sich abhängig von der<br />
Abb. 4.17: Bündelung abhängig von der <strong>Radar</strong>frequenz.<br />
Schaumdicke ein kleiner Messfehler ergeben,<br />
da die Mikrowellen im Schaum<br />
verlangsamt werden.<br />
Bei Messungen <strong>mit</strong> Schaum ist es<br />
wichtig, so viele Informationen wie<br />
möglich über die Anwendung zu erhalten.<br />
Mindestabstand<br />
Verglichen <strong>mit</strong> niederfrequenten<br />
<strong>Radar</strong>geräten haben Geräte <strong>mit</strong> einer<br />
hohen Frequenz einen geringeren<br />
Mindestabstand. Dies ist bei Messungen<br />
in kleinen Behältern und in<br />
Standrohren ein zusätzlicher Vorteil.<br />
Bessere Bündelung bei höheren Sendefrequenzen bedeutet:<br />
Bündelung<br />
66<br />
- Höherer Antennengewinn (Richtfaktor)<br />
- weniger Störechos<br />
- kleinere Antennengröße<br />
5 GHz 10 GHz 15 GHz 20 GHz 25 GHz<br />
Frequenz
Signalamplitude<br />
Signalamplitude<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />
Verringerte Signalamplitude aufgrund<br />
von Dämpfung bei höheren Sendefrequenzen<br />
verursacht durch:<br />
- Kondensation<br />
- Anhaftungen<br />
- Dampf und Staub<br />
5 GHz 10 GHz 15 GHz 20 GHz 25 GHz<br />
Frequenz<br />
Abb. 4.18: Signalstärke abhängig von der <strong>Radar</strong>frequenz.<br />
Höhere Signaldämpfung verursacht<br />
durch bewegte Produktoberfläche:<br />
- Wellenbewegung<br />
- Kegelförmige Materialanhäufungen<br />
bei Schüttgütern<br />
- Signalschwankungen<br />
5 GHz 10 GHz 15 GHz 20 GHz 25 GHz<br />
Frequenz<br />
Abb. 4.19: Signalstärke von bewegten und welligen Oberflächen abhängig von der<br />
<strong>Radar</strong>frequenz.<br />
67
4. Genauigkeit Bandbreiten bei Pulsradar-<br />
Es gibt keine grundlegenden Genauigkeitsunterschiede<br />
zwischen FMCWund<br />
Pulsradar-Füllstandmessgeräten.<br />
In diesem Buch wird im Wesentlichen<br />
die Messung in Prozessbehältern<br />
behandelt, bei denen „Prozessgenauigkeit“<br />
und kostengünstige Lösungen<br />
gefragt sind.<br />
Die erreichbare Genauigkeit eines<br />
Prozessradars ist abhängig von der Anwendung,<br />
dem Antennendesign, der<br />
Qualität der Elektronik sowie der verwendeten<br />
Signalverarbeitungssoftware.<br />
Der Bereich „Eichfähige Messungen“<br />
für Füllstandanwendungen wird in<br />
diesem Buch nicht behandelt.<br />
Eichfähigen <strong>Radar</strong>systeme werden in<br />
großen Lagertanks der Petrochemie<br />
verwendet. Große Parabolantennen<br />
oder planare Antennengruppen erzeugen<br />
ein scharf gebündeltes Signal. Es<br />
wird viel Verarbeitungsleistung und<br />
Vorortkalibrierung benötigt, um die<br />
hohe Genauigkeit zu erreichen. Auch<br />
eine Temperatur- und Druckkompensation<br />
wird durchgeführt.<br />
Auflösung und Bandbreite<br />
In der Prozess-Füllstandmesstechnik<br />
arbeitet sowohl FMCW- als auch<br />
Pulsradar <strong>mit</strong> einer „Echohüllkurve“.<br />
Die Breite der Echos, hängt von der<br />
Bandbreite des <strong>Radar</strong>senders ab. Eine<br />
größere Bandbreite führt zu schmaleren<br />
Echos und verbessert dadurch die<br />
Auflösung. Die Auflösung ist eine von<br />
vielen Faktoren, die die Genauigkeit<br />
von Prozessradar-Füllstandmessgeräten<br />
beeinflussen.<br />
68<br />
Geräten<br />
Die Trägerfrequenz eines Pulsradars<br />
liegt üblicherweise im Bereich zwischen<br />
6,3 GHz und ca. 26 GHz.<br />
Die Pulsdauer ist ein wichtiger<br />
Faktor, wenn es darum geht, zwei<br />
angrenzende Echos zu trennen. Ein<br />
Puls von 1 ns hat z.B. eine Länge von<br />
ungefähr 300 mm. Daher ist es für<br />
<strong>Radar</strong>sensoren schwierig, zwischen<br />
zwei Echos zu unterscheiden, die<br />
weniger als 300 mm voneinander<br />
getrennt sind. Eine kürzere Pulsdauer<br />
bedeutet deshalb eindeutig eine bessere<br />
Auflösung.<br />
Eine kürzere Pulsdauer benötigt eine<br />
größere Bandbreite bzw. ein größeres<br />
Spektrum von Frequenzen.<br />
Beträgt die Pulslänge z.B. 1 ns bei<br />
einer Trägerfrequenz von 6,3 GHz, so<br />
ergibt sich ein Spektrum von<br />
Frequenzen über und unter der<br />
nominellen Trägerfrequenz. Der<br />
Amplitudenverlauf des Spektrums<br />
bildet eine<br />
sin x<br />
x<br />
Kurve.<br />
Der Verlauf dieser Kurve wird in<br />
Abb. 4.21 gezeigt.<br />
Die Bandbreite von Nulldurchgang<br />
zu Nulldurchgang BW nn des Pulsradars<br />
ist:<br />
2<br />
τ<br />
wobei τ die Pulsdauer ist.<br />
Aus der Kurve ist ersichtlich, dass<br />
sich die Amplituden abseits der<br />
Hauptpulsfrequenz deutlich reduzieren.
kürzerer Puls<br />
bessere Auflösung<br />
Abb. 4.20: Auflösung eines Pulsradars.<br />
Die Mindestauflösung wird durch die<br />
Pulslänge definiert. Ein kürzerer Puls hat<br />
eine größere Bandbreite und eine bessere<br />
Auflösung.<br />
Hüllkurve des Pulsradars<br />
In Abb. 4.22 wird gezeigt, wie eine<br />
Pulsradar-Echokurve in der Prozessfüllstandmessung<br />
verwendet wird.<br />
Eine höhere Pulsfrequenz <strong>mit</strong> einer<br />
kürzeren Pulsdauer führt zu besserer<br />
Auflösung und zu besserer Genauigkeit,<br />
weil die Vorderflanke der Hüllkurve<br />
steiler ist.<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />
5.4 GHz<br />
Pulsfrequenz 6.3 GHz<br />
Bandbreite BW nn,<br />
2<br />
gleich τ<br />
7.2 GHz<br />
Abb. 4.21: Die Bandbreite von<br />
Nulldurchgang zu Nulldurchgang eines<br />
Pulsradars.<br />
BW nn entspricht 2/ττ, wobei ττ die<br />
Pulslänge ist. Ein 6,3 GHz-<strong>Radar</strong> <strong>mit</strong><br />
einer Pulslänge von 1 ns hat z.B. eine<br />
Bandbreite von 2 GHz.<br />
Abb. 4.22: Hüllkurve eines Pulsradars.<br />
Höhere Frequenz<br />
kurze Pulsdauer<br />
Niedrigere Frequenz <strong>mit</strong><br />
längerer Pulsdauer<br />
Abb. 4.23: Eine kürzere Pulsdauer führt zu einer besseren Auflösung.<br />
Eine Kombination aus kürzerer Pulsdauer und höherer Frequenz<br />
führt zu einer steileren Hüllkurve und ermöglicht dadurch eine<br />
bessere Genauigkeit.<br />
69
FMCW-<strong>Radar</strong>-Bandbreite<br />
Die Bandbreite eines FMCW-<strong>Radar</strong>s<br />
ist die Differenz zwischen der Anfangsund<br />
Endfrequenz des linearen Frequenzhubs.<br />
Im Gegensatz zum Pulsradar sind<br />
die Amplituden des FMCW-<strong>Radar</strong>s<br />
über den ganzen Frequenzbereich<br />
konstant.<br />
Fequenz<br />
Amplitude<br />
70<br />
∆F<br />
T s<br />
f d<br />
∆f d<br />
f d<br />
Fast Fourier Transformation<br />
Zeit<br />
Frequenz<br />
Eine größere Bandbreite erzeugt<br />
kleinere Differenzfrequenzen für jedes<br />
Echo aus dem Frequenzspektrum. Dies<br />
führt genauso wie die Verkürzung der<br />
Pulsdauer beim Pulsradar zu einer<br />
verbesserten Auflösung.<br />
Dies wird in den folgenden Diagrammen<br />
und Gleichungen erklärt.<br />
f d =<br />
∆F x 2R<br />
Ts x c<br />
(Gl. 4.1)<br />
DF Frequenzhub (sweep)<br />
Ts sweep-Zeit<br />
R Distanz<br />
fd Differenzfrequenz<br />
c Lichtgeschwindigkeit<br />
Die FAST FOURIER<br />
TRANSFORMATION erzeugt für<br />
jedes Echo ein Frequenzspektrum<br />
vergleichbar dem bei fd .<br />
Es ergibt sich eine Mehrdeutigkeit<br />
∆fd für jedes Echo fd .<br />
∆f d<br />
= 2<br />
T s<br />
(Gl. 4.2)
Amplitude<br />
Aus Gleichung 4.3 wird ersichtlich,<br />
dass die Auflösung bei einem FMCW-<br />
<strong>Radar</strong> ∆R gleich<br />
ist.<br />
Beispiele:<br />
Ein linearer Frequenzhub von 2 GHz<br />
hat eine Auflösung von 150 mm,<br />
während eine 1GHz-Bandbreite zu<br />
einer Auflösung von 300 mm führt.<br />
In Prozessanwendungen wird jedes<br />
Echo aus dem Frequenzspektrum <strong>mit</strong><br />
einer Hüllkurve bearbeitet. Die obigen<br />
Gleichungen (Gleichungen 4.1 bis 4.3)<br />
zeigen, dass die Fast Fourier<br />
R<br />
∆R<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />
Entfernung<br />
Abb. 4.24 - 4.26: Auflösung beim FMCW-<strong>Radar</strong><br />
c<br />
∆F<br />
Die Mehrdeutigkeit der Entfernung<br />
R ist ∆R<br />
∆R<br />
R<br />
∆R<br />
R<br />
∆R<br />
R<br />
=<br />
=<br />
=<br />
∆R =<br />
∆f d<br />
f d<br />
2<br />
T s<br />
∆F x 2 R<br />
Ts x c<br />
c<br />
∆F x R<br />
c<br />
∆F<br />
(Gl. 4.3)<br />
Transformation (FFT) in Prozessradar-<br />
Anwendungen keine einzelne<br />
Differenzfrequenz für jedes Echo im<br />
Behälter erzeugt. Statt dessen erzeugt<br />
sie einen Differenzfrequenzbereich ∆f d<br />
für jedes Echo innerhalb einer<br />
Hüllkurve. Dies führt zu Mehrdeutigkeiten.<br />
71
FMCW-<strong>Radar</strong> Frequenzspektrum - Bandbreite und Auflösung<br />
Frequenzspektrum - kleine Bandbreite des Frequenzhubs<br />
Amplitude<br />
Frequenzspektrum - große Bandbreite des Frequenzhubs<br />
Amplitude<br />
Wie beschrieben, verwenden sowohl<br />
FMCW- als auch Puls-Prozess-<strong>Radar</strong>sensoren<br />
zur Messung eine Hüllkurve.<br />
Eine größere Bandbreite führt zu einer<br />
besseren Auflösung. Das entsprechend<br />
kurze Echo hat einen steileren Anstieg,<br />
wodurch eine genauere Messung<br />
ermöglicht wird. Andere Einflüsse auf<br />
die Genauigkeit sind das Signal-<br />
Rausch-Verhältnis und Interferenzen.<br />
Hüllkurven der<br />
Echos<br />
Frequenz<br />
Hüllkurven der<br />
Echos<br />
Abb. 4.28: Darstellung der Hüllkurve des Frequenzspektrums bei einem FMCW-<strong>Radar</strong>.<br />
Die gleichen 4 Echos werden für <strong>Radar</strong>sender unterschiedlicher Bandbreite dargestellt.<br />
Eine größere Bandbreite im Frequenzhub verbessert die Auflösung.<br />
Andere Einflüsse auf die Genauigkeit<br />
72<br />
Frequenz<br />
Ein größeres Signal-Rausch-Verhältnis<br />
ermöglicht eine genauere<br />
Messung. Interferenzen hingegen<br />
führen zu einer Verformung der wirklichen<br />
Echokurve und verursachen so<br />
Ungenauigkeiten in der Messung.<br />
Um eine optimale Genauigkeit zu<br />
erzielen sind die wichtigsten Faktoren<br />
die Wahl der Antenne und die mechanische<br />
Installation.
Hochgenaues <strong>Radar</strong><br />
Im Allgemeinen ist eine hohe<br />
Genauigkeit von ±1 mm in aktiven<br />
Prozessbehältern oder Schüttgutsilos<br />
nicht sinnvoll.<br />
Ein typischer Reaktorbehälter in der<br />
Chemie hat z.B. Rührwerke, Stromstörer<br />
und andere Einbauten, sowie sich<br />
ständig verändernde Produkteigenschaften.<br />
Obwohl Anwendungen <strong>mit</strong> „Eichfähigen“<br />
Geräten in diesem Buch nicht<br />
behandelt werden, wird in diesem<br />
Abschnitt beschrieben, wie eine höhere<br />
Genauigkeit erreicht werden kann.<br />
Pulsradar<br />
Für die meisten Prozessanwendungen<br />
ist die Messung der Hüllkurve hinreichend<br />
genau. Wenn die Oberfläche<br />
einer Flüssigkeit ruhig und eben ist,<br />
und das Echo ein ausreichendes Signal-<br />
Rausch-Verhältnis hat, ist es allerdings<br />
auch möglich, innerhalb der Hüllkurve<br />
die Phase jeder einzelnen Schwingung<br />
zu betrachten.<br />
Abb. 4.29: Bei einem Pulsradar kann eine<br />
höhere Genauigkeit durch das Vermessen<br />
der Phase einer einzelnen Schwingung<br />
innerhalb der Hüllkurve erreicht werden.<br />
Dies ist nur bei Anwendungen <strong>mit</strong><br />
langsamer Füllstandsänderung möglich.<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />
Die Hüllkurve eines Hochfrequenzradars<br />
<strong>mit</strong> einer kurzen Pulsdauer ist<br />
allerdings steil genug, um einen sehr<br />
genauen und kostengünstigen Füllstandsensor<br />
für Lagerbehälter zu realisieren.<br />
FMCW-<strong>Radar</strong><br />
Um ein genaues FMCW-<strong>Radar</strong> zu<br />
erreichen, ist ein möglichst linearer<br />
Frequenzhub nötig.<br />
Wie beim Pulsradar kann die<br />
Hüllkurve des Frequenzspektrum auch<br />
beim FMCW-<strong>Radar</strong> betrachtet werden,<br />
wenn die Anwendung ein einzelnes<br />
Echo, z.B. in einem Lagertank, erzeugt.<br />
Dies wird durch das Messen des<br />
Phasenwinkels der Differenzfrequenz<br />
erreicht. Dies ist allerdings nur bei<br />
„Eichfähigen“ Messungen praktikabel,<br />
bei denen schnelle und teure Prozessoren<br />
<strong>mit</strong> Temperatur- und Druckkompensation<br />
verwendet werden.<br />
f 2<br />
f 2<br />
Frequenzfehler<br />
t 1<br />
Abb. 4.30: Die Linearität des Frequenzhubs<br />
eines FMCW-<strong>Radar</strong>s muss genau<br />
überwacht werden.<br />
73
5. Leistung<br />
Mikrowellenleistung<br />
<strong>Radar</strong> ist eine ungefährliche Art der<br />
<strong>Füllstandmessung</strong>. Die Mikrowellen-<br />
Spitzenleistung der meisten Prozess-<br />
<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte ist geringer<br />
als 1 mW. Diese Sendeleistung ist für<br />
Behälter und Silos bis 40 m Höhe oder<br />
mehr ausreichend.<br />
Die durchschnittliche Sendeleistung<br />
hängt beim FMCW-<strong>Radar</strong> von der<br />
Länge und der Wiederholrate des<br />
Frequenzhubs und beim Pulsradar von<br />
der Pulslänge und der Pulswiederholungsfrequenz<br />
ab.<br />
Eine Erhöhung der Mikrowellenleistung<br />
erzeugt größere Signalamplituden.<br />
Allerdings wird gleichzeitig <strong>mit</strong><br />
der Amplitude des eigentlichen Echos<br />
der Produktoberfläche auch die Amplitude<br />
der Störechos sowie das Rauschen<br />
ansteigen. Die durchschnittliche Mikrowellensendeleistung<br />
eines Pulsradars<br />
beträgt nur 1µW.<br />
Verarbeitungsleistung<br />
Ein FMCW-<strong>Radar</strong> benötigt mehr<br />
Verarbeitungsleistung. Diese Verarbeitungsleistung<br />
wird benötigt, um <strong>mit</strong><br />
dem FFT-Algorithmus das Echofrequenzspektrum<br />
zu berechnen. Dieser<br />
Mehrbedarf an Verarbeitungsleistung<br />
hat die Möglichkeiten der Hersteller<br />
von FMCW-<strong>Radar</strong>s eingeschränkt, zuverlässige,<br />
eigensichere Zweileiter-<br />
<strong>Radar</strong>sensoren zu bauen.<br />
Pulsradar-Sensoren arbeiten im Zeitbereich,<br />
sie brauchen deshalb keine<br />
leistungsfähigen Prozessoren zur FFT-<br />
Analyse.<br />
74<br />
Sicherheit<br />
Die geringe Leistungsabgabe von<br />
Mikrowellenradarsendern bedeutet<br />
auch, dass <strong>Radar</strong> eine äußerst sichere<br />
Methode zur <strong>Füllstandmessung</strong> ist.<br />
Zweileiter-<strong>Radar</strong><br />
Pulsradar<br />
Der geringe Energiebedarf des Pulsradars<br />
ermöglichte den ersten eigensicheren<br />
Zweileiter-<strong>Radar</strong>sensor zur<br />
<strong>Füllstandmessung</strong>. Es wurde Mitte<br />
1997 erstmals auf den Markt gebracht.<br />
Die Geräte der Serie VEGAPULS 50<br />
haben bewiesen, dass sie auch unter<br />
schwierigen Bedingungen, z.B.<br />
Prozessanwendungen, sicher arbeiten.<br />
Die Fähigkeiten der Zweileiter-<br />
4 … 20 mA-Sensoren sind gleichwertig<br />
<strong>mit</strong> den bisher bekannten Vierleiter-<br />
Geräten.<br />
Das Pulsmikrowellenmodul benötigt<br />
nur eine 3,3 Volt Stromversorgung bei<br />
einem maximalem Leistungsverbrauch<br />
von 50 mW. Dieser fällt auf 5 mW ab,<br />
wenn es sich im Standby-Modus<br />
befindet. Der Unterschied zwischen<br />
dem Zweileiter- und dem Vierleitersensor<br />
ist, dass der Zweileiter-<strong>Radar</strong>sensor<br />
immer nur Pulspakete sendet<br />
und den Ausgang ca. 1 mal pro Sekunde<br />
aktualisiert. Der Vierleitersensor<br />
sendet kontinuierlich Pulse und aktualisiert<br />
den Ausgang 2 mal pro Sekunde.<br />
Der komplette 4 … 20 mA Sensor,<br />
<strong>mit</strong> seiner hochwertigen Elektronik,<br />
arbeitet selbst <strong>mit</strong> einer Versorgungsspannung<br />
von nur 14 V Gleichspannung.<br />
Dadurch können andere<br />
Messprinzipien problemlos eingesetzt<br />
werden.
Gepulstes FMCW-<strong>Radar</strong><br />
Der niedrige Leistungsbedarf des<br />
Pulsradars ermöglichte es, leistungsfähige<br />
Zweileitergeräte herzustellen.<br />
Ein FMCW-<strong>Radar</strong> benötigt hingegen<br />
mehr Verarbeitungsleistung und Zeit,<br />
um die FFT-Analyse durchzuführen.<br />
Sogenannte „gepulste“ FMCW-<strong>Radar</strong>s<br />
konnten durch die Energieeinsparung<br />
zweileiterfähig gemacht werden.<br />
Allerdings bleibt solch ein Gerät auf<br />
Anwendungen in einfachen Lagertanks<br />
beschränkt, da die Aktualisierungszeit<br />
zu lang ist und die Verarbeitungsleistung<br />
sich als zu begrenzt<br />
für schwierige Prozessanwendungen<br />
erweist.<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />
Zusammenfassung der <strong>Radar</strong>-Technologien<br />
FMCW- (frequenzmoduliertes Dauerstrich-) <strong>Radar</strong><br />
Ist eine indirekte Methode zur <strong>Füllstandmessung</strong>.<br />
Benötigt eine Fast Fourier Transformation (FFT), um die Signale in ein<br />
Frequenzspektrum umzuwandeln<br />
Die FFT-Analyse benötigt viel Verarbeitungsleistung und deswegen sind<br />
FMCW-Prozessradars auf Vierleiter-Versorgung beschränkt und<br />
nicht Zweileiterfähig.<br />
Das FMCW-<strong>Radar</strong> muss eine große Zahl von Vielfachechos<br />
(verursacht durch die parabolischen Wirkungen von horizontalen<br />
zylindrischen oder ausgewölbten Behältern) aufwändig verarbeiten.<br />
PULS-<strong>Radar</strong><br />
Ist eine direkte Laufzeitmessung.<br />
Benutzt ein spezielles Sampling-Verfahren, um eine<br />
zeitgedehnte Zwischenfrequenz zu erzeugen.<br />
Die Zwischenfrequenz wird durch Hardware erzeugt und benötigt<br />
keine FFT-Analyse.<br />
Durch die niedrige Verarbeitungsleistung ist es möglich, ein<br />
eigensicheres 4 … 20 mA-Zweileiterradar auch für schwierige<br />
Prozessanwendungen zu verwenden.<br />
75
Teil I<br />
Inhalt<br />
Vorwort ix<br />
Danksagung xi<br />
Einleitung xiii<br />
1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s 1<br />
2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s 13<br />
3. <strong>Radar</strong>typen 33<br />
1. CW-<strong>Radar</strong> 33<br />
2. FMCW-<strong>Radar</strong> 36<br />
3. Pulsradar 39<br />
Teil II<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong> 47<br />
1. FMCW-<strong>Radar</strong> 48<br />
2. Pulsradar 54<br />
3. Frequenzwahl 62<br />
4. Genauigkeit 68<br />
5. Leistung 74<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen 77<br />
1. Hornantennen 81<br />
2. Dielektrische Stabantennen 92<br />
3. Standrohrantennen 101<br />
4. Parabolantennen 106<br />
5. Planarantennen 108<br />
Richtcharakteristik von Antennen 110<br />
6. Installation 115<br />
A. Mechanischer Einbau 115<br />
1. Flüssigkeitsanwendungen - Hornantenne 115<br />
2. Flüssigkeitsanwendungen - Stabantenne 117<br />
3. Allgemeine Einbauhinweise 120<br />
4. Standrohre und Bypass-Rohre 127<br />
5. Messung durch Behälterwand und <strong>Radar</strong>fenster 134<br />
6. Messung von Schüttgütern <strong>mit</strong> Hornantennen 139<br />
B. Elektrische Anschlussvarianten 141<br />
1. Nicht-Ex-Anwendungen 141<br />
2. Geräte für Ex-Anendungen 144
Die Antenne eines <strong>Radar</strong>-<br />
Füllstandmessgeräts hat die Aufgabe,<br />
die maximale Mikrowellenenergie in<br />
Richtung des zu messenden Füllstands<br />
abzustrahlen und die maximale Energie<br />
des Echos zur Analyse in der<br />
Elektronik zu empfangen.<br />
Es gibt fünf Antennen-Grundformen<br />
in der <strong>Füllstandmessung</strong>:<br />
· Hornantenne (Konusantenne)<br />
· Dielektrische Stabantenne<br />
· Standrohrantenne<br />
· Parabolantenne<br />
· Planarantenne<br />
Hornantennen und dielektrische<br />
Stabantennen werden bei Prozess-<br />
<strong>Füllstandmessung</strong>en standardmäßig<br />
verwendet. Wir gehen im folgenden<br />
noch genauer auf die Entwicklungen<br />
im Antennendesign und des Antennen-<br />
Wirkungsgrads ein. Gerade für<br />
schwierige Prozessbedingungen werden<br />
die Hornantenne und Sonderversionen<br />
der dielektrischen Stabantenne<br />
auch in Standrohranwendungen<br />
in der Prozessindustrie benutzt.<br />
Parabolantennen und Planar-Antennen<br />
werden eher für „eichfähige<br />
Messungen“ als für <strong>Füllstandmessung</strong>en<br />
in Prozessbehältern eingesetzt. Wir<br />
gehen auf die Eigenheiten dieser<br />
Antennen ein, obwohl ihre<br />
Einsatzmöglichkeiten in Prozessbehältern<br />
derzeit noch sehr gering sind.<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
Grundlagen<br />
Eine wichtige Funktion einer<br />
Antenne ist die Richtwirkung. Die<br />
Richtwirkung ist die Fähigkeit einer<br />
Antenne, die größtmögliche Menge der<br />
abgestrahlten Mikrowellenenergie<br />
gegen die zu messende Flüssigkeit oder<br />
den zu messenden Festkörper zu richten.<br />
Es wird immer etwas Mikrowellenenergie<br />
in jede Richtung abgestrahlt<br />
werden, egal wie gut einen Antenne<br />
entworfen wird. Das Ziel ist es, diese<br />
Richtwirkung zu maximieren.<br />
Abb. 5.1 zeigt das Strahlungsdiagramm<br />
einer typischen Hornantenne.<br />
Eine 250 mm (10") Hornantenne, die<br />
bei einer Frequenz von 6,3 GHz<br />
arbeitet.<br />
Die Messungen werden in einiger<br />
Entfernung zur Antenne gemacht. Dies<br />
wird als Fernfeld bezeichnet. Es ist eindeutig,<br />
dass die meiste Energie in der<br />
Hauptkeule enthalten ist, aber es gibt<br />
auch beachtliche Energiemengen in den<br />
verschiedenen Nebenkeulen.<br />
Technische Informationen und Verkaufsliteratur<br />
von <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräten<br />
definieren den Öffnungswinkel<br />
für unterschiedliche Antennen<br />
einheitlich nicht als direkt gebündelten<br />
Strahl. Definitionsgemäß wird der<br />
Winkel bestimmt, bei dem sich die<br />
Mikrowellenenergie auf 50 Prozent des<br />
Wertes an der zentralen Achse des<br />
Strahls reduziert hat.<br />
In Dezibel angegeben ist das der<br />
-3dB-Punkt.<br />
77
Umfang der gemessenen Mikrowellenenergie die<br />
Hauptkeule und Nebenkeulen zeigen.<br />
Der -3dB-Punkt ist der Öffnungswinkel, bei dem die<br />
Energie auf 50% reduziert ist.<br />
Energie der Nebenkeule<br />
78<br />
Max.:<br />
180<br />
20,4 dB<br />
150<br />
150<br />
main lobe direction<br />
angular width (3dB)<br />
side lobe suppression<br />
120<br />
120<br />
:<br />
:<br />
:<br />
Farfield E_Abs (Theta); Phi=90,0 deg.<br />
0,0 deg.<br />
14,9 deg.<br />
21,6 dB<br />
90<br />
90<br />
0<br />
0 10 20 30<br />
Abb. 5.1: Typisches Strahlungs-Diagramm eines <strong>Radar</strong>-Füllstandsenders.<br />
Die Strahlungs-Diagramme unterschiedlicher Antennen und <strong>Radar</strong>frequenzen werden<br />
am Ende dieses Kapitels verglichen.<br />
60<br />
60<br />
30<br />
30
Das Maß, wie effektiv die Antenne<br />
die Mikrowellenenergie ausrichtet,<br />
wird als „Antennengewinn“ bezeichnet.<br />
Der Antennengewinn ist das Verhältnis<br />
zwischen der abgestrahlten<br />
isotrope Energie/Strahler<br />
Isotroper Strahler (Kugelstrahler), die abgestrahlte<br />
Leistung ist in allen Richtungen gleich.<br />
Gerichtete Leistung von der Antenne<br />
Abb. 5.2: Illustration des Antennengewinns.<br />
Der Antennengewinn "G" kann wie folgt berechnet werden:<br />
Mit: η = Antennenwirkungsgrad<br />
D = Antennendurchmesser*<br />
A = Antennenfläche*<br />
λ = Wellenlänge*<br />
( )<br />
* verwenden Sie immer die gleiche Einheit<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
Leistung je Raumwinkel in einspezielle<br />
Richtung, und der abgestrahlten Leistung<br />
je Raumwinkel, wenn die Leistung<br />
isotrop abgestrahlt würde, das<br />
heißt, in allen Richtungen gleich.<br />
gerichtete Energie/Strahler<br />
2<br />
π x D<br />
4π x A<br />
G = η x = η x 2<br />
λ λ<br />
(Gl. 5.1)<br />
Antennenwirkungsgrade zwischen<br />
η = 0.6 und η = 0.8 sind für<br />
<strong>Radar</strong>füllstandantennen typisch.<br />
Durch Gleichung 5.1 ist ersichtlich,<br />
dass sich die Richtwirkung proportional<br />
<strong>mit</strong> der Antennenfläche<br />
verbessert. Eine größere Antenne hat<br />
bei einer vorgegebenen Frequenz<br />
einen kleineren Öffnungswinkel.<br />
79
Öffnungswinkel/Strahlwinkel<br />
in Grad (-3dB)<br />
Außerdem kann man sehen, dass der<br />
Antennengewinn und so<strong>mit</strong> die Richtwirkung<br />
umgekehrt proportional zum<br />
Quadrat der Wellenlänge ist.<br />
Bei einer vorgegebenen Antennengröße<br />
wird der Öffnungswinkel bei<br />
höheren Frequenzen kleiner werden<br />
(kürzere Wellenlängen). Zum Beispiel<br />
ist der Öffnungswinkel eines 6,3 GHz-<br />
<strong>Radar</strong>s <strong>mit</strong> einer 200 mm (8") Hornantenne<br />
fast gleich groß, wie bei einem<br />
26 GHz-<strong>Radar</strong> <strong>mit</strong> einer 50 mm (2")<br />
Das folgende Diagramm zeigt den<br />
Zusammenhang zwischen Hornantennendurchmesser<br />
und dem Öff-<br />
80<br />
Öffnungswinkel<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
φ = 70° x λ<br />
D<br />
Antennenöffnungswinkel (Durchmesser / Frequenz)<br />
Hornantenne. Dies bedeutet, dass eine<br />
26 GHz-Antenne <strong>mit</strong> gleichem Öffnungswinkel<br />
leichter und einfacher zu<br />
installieren ist. Dies ist nicht der<br />
einzige Gesichtspunkt, wie bereits in<br />
Kapitel 4 erwähnt, bei der Auswahl des<br />
Sensors.<br />
Für eine Standard-Hornantenne kann<br />
der Öffnungswinkel F nach der<br />
Gleichung 5.2 berechnet werden. Das<br />
ist der Winkel bei -3 dB Leistungsabfall.<br />
(Gl. 5.2)<br />
nungswinkel der gebräuchlichsten<br />
<strong>Radar</strong>frequenzen. Diese sind<br />
6,3 GHz, 10 GHz und 26 GHz.<br />
6.3 GHz<br />
10 GHz<br />
26 GHz<br />
50 75 100 125 150 175 200 225 250<br />
Antennendurchmesser in Millimeter<br />
Abb. 5.3: Der Graph zeigt den Zusammenhang zwischen dem Hornantennendurchmesser<br />
und dem Öffnungswinkel für 6,3 GHz, 10 GHz und 26 GHz-<strong>Radar</strong>.
1. Hornantennen<br />
Die metallische Hornantenne oder<br />
Konusantenne hat sich in der<br />
Prozessindustrie als geeignet gezeigt.<br />
Das Horn ist mechanisch stabil und im<br />
Allgemeinen praktisch unbeeinflusst<br />
durch Kondensation und Produktanhaftungen,<br />
besonders bei niedrigeren<br />
<strong>Radar</strong>frequenzen wie 6,3 GHz.<br />
Es gibt verschiedene Ausführungen<br />
von Hornantennen. Die Mikrowellen,<br />
die im Mikrowellenmodul erzeugt werden,<br />
werden über ein Hochfrequenzkabel<br />
zur Einkopplung in einen Hohlleiter<br />
übertragen. Der Metallhohlleiter führt<br />
die Mikrowellen zum Horn der<br />
Antenne. Ein Material <strong>mit</strong> geringem<br />
Dk-Wert wie PTFE, Keramik oder Glas<br />
wird oft im Inneren des Hohlleiters<br />
benutzt.<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
Am Übergang vom Hohlleiter zum<br />
Horn der Antenne wird dieses Material<br />
zu einem spitzen Kegel geformt. Der<br />
Winkel dieses Kegels hängt von der<br />
Dielektrizitätszahl des Materials ab.<br />
Keramik hat zum Beispiel einen<br />
spitzeren Winkel als PTFE.<br />
Die Mikrowellen werden von<br />
diesem spitzen Kegel kontrolliert ausgestrahlt<br />
und dann durch das<br />
Metallhorn auf das Ziel fokussiert.<br />
Nach der Reflexion von der Produktoberfläche<br />
werden die Echos<br />
innerhalb der Hornantenne für die Verarbeitung<br />
in der Elektronik gesammelt.<br />
Abb. 5.4: Der Übergang der<br />
Mikrowellen vom niedrig<br />
dielektrischen Hohlleiter in<br />
das metallische Horn, wo sie<br />
gegen das zu messenden<br />
Produkt fokussiert werden.<br />
81
Hornantenne Ausführung 1<br />
Abb. 5.5 1. HF-Kabel<br />
2. Signaleinkopplung<br />
In diesem ersten Designbeispiel<br />
einer Hornantenne wird die HF-Energie<br />
über ein Kabel in einen <strong>mit</strong> Luft gefüllten<br />
Hohlleiter <strong>mit</strong> rechteckigem<br />
Querschnitt eingekoppelt. Danach folgt<br />
ein Übergang von rechteckigem zu<br />
kreisförmigem Querschnitt. Ab diesem<br />
Punkt ist der Hohlleiter <strong>mit</strong> PTFE<br />
gefüllt. Zur Anpassung dient ein λ/4-<br />
Transformator. Nun folgt eine Sektion<br />
in der der Hohlleiter <strong>mit</strong> Glas gefüllt<br />
ist. Am Übergang zum Horn wechselt<br />
die Füllung dann wieder zurück zu<br />
PTFE. Ein PTFE Kegel dient zur<br />
Anpassung an die luftgefüllte Antenne<br />
und den Freiraum. Das metallische<br />
Horn fokussiert die Mikrowellen zum<br />
zu messenden Gegenstand.<br />
82<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
9<br />
3. Hohlleiter (luftgefüllt),<br />
Übergang<br />
von rechteckigem<br />
zu kreisförmigem<br />
Querschnitt<br />
4. PTFE Anpassung<br />
5. glasgefüllter<br />
Hohlleiter<br />
6. Metallgitter<br />
7. Dichtung zwischen<br />
Glas und PTFE<br />
8. PTFE Konus<br />
9. metallische<br />
Hornantenne<br />
Eine Antenne <strong>mit</strong> diesem Aufbau<br />
kann bis zu einer Prozesstemperatur<br />
von 250ºC und bis zu einem Druck von<br />
300 Bar eingesetzt werden.<br />
Die prozessseitige Abdichtung zwischen<br />
PTFE und Glas stellt in diesem<br />
Design ein potentielles Problem dar. Da<br />
die Wärmeausdehnung von Glas und<br />
PTFE unterschiedlich ist, kann es zu<br />
Kondensation zwischen dem Glas und<br />
PTFE kommen. Dies würde das Aussenden<br />
und Empfangen der Mikrowellen<br />
beeinflussen.<br />
Die explosionsgeschützte Ausführung<br />
solch einer Antenne benötigt an<br />
der Verbindungsstelle von Gehäuse und<br />
Flansch ein metallisches Gitter um die<br />
Glasfüllung des Hohlleiters herum.
Hornantenne Ausführung 2<br />
Abb. 5.6:<br />
Bei diesem Antennendesign wird die<br />
HF-Energie direkt in die PTFE-Füllung<br />
des Hohlleiters eingekoppelt. Der<br />
Metallhohlleiter wird in den Flansch<br />
geschweißt, zwischen dem Metallhohlleiter<br />
und der PTFE-Füllung wird <strong>mit</strong> 2<br />
O-Ringen abgedichtet. Diese Dichtungen<br />
schützen die Einkoppelstelle vor<br />
aggressiven Medien. Als Dichtmaterial<br />
kann z.B. VITON für V4A-Hornantennen<br />
oder KALREZ für Hastelloy-<br />
Hornantennen verwendet werden.<br />
Die Mikrowellen werden nur innerhalb<br />
eines einzelnen Stückes aus PTFE<br />
geführt, dieses endet zur Anpassung an<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
1. HF-Kabel:<br />
2. Signaleinkopplung<br />
3. Hohlleiter<br />
(PTFE gefüllt)<br />
4. Prozessabdichtung,<br />
VITON oder<br />
KALREZ<br />
5. PTFE-Konus<br />
6. metallische<br />
Hornantenne<br />
das Horn in einem Konus. Der PTFE-<br />
Kegel und das metallische Horn fokussieren<br />
die Mikrowellen im Sende- und<br />
Empfangsfall.<br />
Eine Antenne dieses Designs kann<br />
bis zu einer Prozesstemperatur von<br />
+150°C und einem Prozessdruck von<br />
40 bar eingesetzt werden.<br />
Wird die Antenne <strong>mit</strong> Luft oder<br />
Stickstoff gekühlt, kann sie auch noch<br />
bei sehr hohen Produkttemperaturen<br />
unter geringem Druck eingesetzt werden.<br />
83
Hornantenne Ausführung 2a<br />
Abb. 5.7: Sehr hohe Temperaturen, Normaldruckbedingungen.<br />
Luft/Stickstoffkühlung durch den Flansch.<br />
Diese Abwandlung der vorherigen<br />
Antenne ermöglicht eine Kühlung <strong>mit</strong><br />
Luft oder Stickstoff.<br />
Hierzu werden zwei Löcher, 180°<br />
versetzt, seitlich durch den Flansch in<br />
die Hornantenne nahe an den PTFE-<br />
Kegel gebohrt. Der konstante Fluss von<br />
Luft oder Stickstoff hindert heiße Gase<br />
daran, das PTFE und die VITON-<br />
Dichtung zu beschädigen. Der komplette<br />
Flansch und Hornantennenbereich<br />
werden gleichzeitig effektiv<br />
gekühlt.<br />
Dieses Verfahren wird erfolgreich<br />
bei sehr hohen Temperaturen, z.B. bei<br />
+1500°C, in der Stahlindustrie eingesetzt.<br />
Anwendungen sind z. B. die<br />
84<br />
Luft / N 2<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1. HF-Kabel<br />
2. Signaleinkopplung<br />
3. Hohlleiter PTFE<br />
gefüllt<br />
4. Bohrungen zur<br />
Luft/Stickstoffkühlung<br />
der<br />
Antenne<br />
5. metallisches Horn<br />
Standmessung in Hochöfen oder die<br />
Messung von flüssigem Stahl in<br />
Gusspfannen. Die Mikrowellen werden<br />
durch die Luftbewegung innerhalb des<br />
Horns nicht beeinflusst.<br />
Zusätzlich zum Kühlen wird dieses<br />
Verfahren des Lufteinblasens auch bei<br />
Schüttgutanwendungen benutzt. In<br />
Anwendungen <strong>mit</strong> sehr viel leitfähigem<br />
Staub, z.B. Kohle, entstehen<br />
Anhaftungen im Inneren des Horns,<br />
was eine Abschwächung des<br />
Messsignals verursachen würde.<br />
Wenn starke Produktanhaftungen<br />
erwartet werden, kann auch <strong>mit</strong> Wasser<br />
gespült werden.
Hornantenne Ausführung 3<br />
Abb. 5.8: Emaillierte Antenne.<br />
Diese Antenne ist ebenfalls eine Abwandlung<br />
der Abb. 5.6.<br />
Hohlleiter, PTFE-Übergang und<br />
Prozessflansch sind Standardteile. Der<br />
Flansch ist PTFE plattiert. Der Unterschied<br />
liegt in der Verwendung eines,<br />
<strong>mit</strong> Email (Glas) beschichteten Horns.<br />
Dies führt zu ausgezeichneten Produktbeständigkeiten<br />
ohne auf teure Metalle<br />
wie z.B. Tantal ausweichen zu müssen.<br />
Die äußere Form der Antenne ist ein<br />
einfacher Zylinder. Die Innenmaße der<br />
Antenne sind identisch <strong>mit</strong> einer<br />
standardmäßigen Hornantenne <strong>mit</strong><br />
130 mm Durchmesser. An der Unterseite<br />
der Antenne befindet sich ein<br />
großer Radius als Übergang zwischen<br />
dem äußeren Zylinder und dem inneren<br />
Horn.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
1. Signaleinkopplung<br />
2. PTFE- Hohlleiter<br />
3. PTFE-Plattierung<br />
4. Teflondichtung<br />
5. Flansch<br />
6. Stahlkern<br />
7. Email-<br />
Beschichtung<br />
Die Oberseite des Zylinders besitzt<br />
einen Flansch zur Abdichtung zwischen<br />
dem PTFE beschichteten Geräteflansch<br />
und dem Horn, sowie der emaillierten<br />
Antenne und dem Behälterflansch. Die<br />
emaillierte Antenne wird an den<br />
Geräteflansch geschraubt, zur internen<br />
Abdichtung wird zusätzlich eine<br />
Teflondichtung verwendet.<br />
Die Antenne wird aus kohlenstoffhaltigem<br />
Stahl <strong>mit</strong> blauem Emailüberzug<br />
hergestellt; das identisches<br />
Email wird auch bei der Herstellung<br />
von emaillierten Behältern verwendet.<br />
Diese Ausführung kombiniert die sehr<br />
guten Eigenschaften einer Hornantenne<br />
<strong>mit</strong> hervorragender Produktverträglichkeit.<br />
85
Hornantenne Ausführung 4<br />
Abb. 5.9: Hochtemperatur / Hochdruck Antenne <strong>mit</strong> keramischem Hohlleiter.<br />
Die obige Antenne wurde sowohl für<br />
Hochtemperatur- als auch für Hochdruckanwendungen<br />
entworfen. Die<br />
mechanische Festigkeit und Dichtungsfähigkeit<br />
von PTFE verschlechtert sich<br />
bei Erhöhung der Temperatur und ist<br />
deswegen auf 200ºC begrenzt.<br />
Diese Sonderausführung des <strong>Radar</strong>s<br />
hat einen chemisch und thermisch stabilen<br />
keramischen (Al 2 O 3 ) Hohlleiter<br />
innerhalb einer Edelstahl- oder Hastelloy-C-Hornantenne<br />
und des Flansches.<br />
Der keramische Hohlleiterkonus wird<br />
durch ein spezielles Hartlötverfahren<br />
<strong>mit</strong> einer VACON-Stahlbuchse verschmolzen.<br />
Man verwendet VACON,<br />
weil es einen Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />
ähnlich wie Keramik hat,<br />
während normaler Edelstahl sich dop-<br />
86<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
1. Verbindung zum<br />
HF-Kabel vom<br />
Mikrowellenmodul<br />
2. Koaxialleitung zur<br />
Signaleinkopplung<br />
3. Signaleinkopplung<br />
im keramischen<br />
Hohlleiter<br />
4. VACON / Keramik<br />
Hartlötung<br />
5. Grafitdichtung<br />
6. keramischer<br />
Hohlleiterkonus<br />
pelt so stark wie Keramik ausdehnt.<br />
Eine Grafitdichtung dichtet auf der<br />
Prozessseite zwischen Edelstahl und<br />
Keramik ab. Die ganze Hohlleiteranordnung<br />
ist dichtgeschweißt um<br />
sicherzustellen, dass die Einkopplung<br />
gasdicht und die unterschiedlichen<br />
Wärmeausdehnungen nicht zu<br />
Undichtheiten führen.<br />
Um ständigen Prozesstemperaturen<br />
von 400ºC zu widerstehen, wird das<br />
Elektronikgehäuse des <strong>Radar</strong>s mechanisch<br />
von der hohen Prozesstemperatur<br />
über ein Distanzrohr isoliert. Das<br />
Mikrowellenmodul wird über das HF-<br />
Kabel und eine luftgefüllte Koaxialleitung<br />
<strong>mit</strong> der Einkopplung im<br />
keramischen Hohlleiter verbunden.
Abb. 5.10: Schnittbild einer Keramikeinkopplung.<br />
Abb. 5.11: Dieses Antennendesign <strong>mit</strong><br />
Grafitdichtung kann bis zu 160 bar bei<br />
400°C widerstehen. Es hat sich gezeigt,<br />
dass Grafitdichtungen Metalldichtungen<br />
aus Tantal überlegen sind.<br />
Einkopplung in Keramik<br />
VACON / Keramik Hartlötung<br />
Grafit- / Tantaldichtung<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
1. koaxialer Leiter<br />
2. Signlaeinkopplung<br />
3. Keramik-Hohlleiter<br />
4. Hartlötung<br />
zwischen Keramik<br />
und VACON<br />
5. VACON-Hülse<br />
6. Grafitdichtung<br />
7. metallische<br />
Hornantenne<br />
87
Anwendungen <strong>mit</strong> Hornantennen<br />
a. Messung durch eine Teflonscheibe<br />
Eine Anwendungsmöglichkeit eines<br />
Hornantennenradars ist die Messung<br />
durch ein dielektrisches Fenster <strong>mit</strong><br />
niedrigem Dielektrizitätswert.<br />
Hastelloy-, Tantal- und die besonders<br />
beschichtete Email-Hornantenne<br />
wurden bereits besprochen. Zur Mes-<br />
88<br />
sung von leitfähigen Flüssigkeiten oder<br />
Füllgütern <strong>mit</strong> einem DK-Wert >10 ist<br />
auch die Messung durch eine dielektrische<br />
Scheibe oder Linse möglich.<br />
Bei einigen Antennen ist die PTFE-<br />
Scheibe bereits Teil der Konstruktion.<br />
Antennengehäuse<br />
Hornantenne<br />
Prozessflansch<br />
PTFE-Fenster<br />
Abb. 5.12: <strong>Radar</strong>gerät <strong>mit</strong> Gehäuse um die Hornantenne und Prozessabtrennung<br />
<strong>mit</strong> PTFE-Scheibe.<br />
Abb. 5.13: Zur besseren Funktion kann die Scheibe auch konisch geformt sein.<br />
Die Spitze kann sowohl in die Antenne als auch zum Prozess gerichtet sein.
. Hornantenne <strong>mit</strong><br />
Rohrverlängerung<br />
Im ersten Abschnitt von Kapitel 6<br />
wird genauer beschrieben , wie ein<br />
Hornantennenradar installiert werden<br />
sollte. Es wird empfohlen, das Ende der<br />
Antenne mindestens 10 mm in den<br />
Behälter ragen zu lassen. Eine<br />
Hornantenne <strong>mit</strong> einem Durchmesser<br />
von 150 mm ist 205 mm lang.<br />
Ist der Stutzen länger als 200 mm,<br />
sollte eine Hohlleiterverlängerung zwischen<br />
dem <strong>Radar</strong>flansch und der<br />
Hornantenne eingesetzt werden. Hohlleiterverlängerungen<br />
sollten nur bei<br />
sehr gut reflektierenden Produkten<br />
benutzt werden.<br />
c. Gebogene Hohlleiterverlängerungen<br />
Ebenso wie gerade Hohlleiterverlängerungen<br />
sind auch gebogene Ausführungen<br />
möglich. Hier<strong>mit</strong> kann auch<br />
noch bei ungünstigen Messbedingungen<br />
oder bei seitlich eingebauten<br />
Flanschen gemessen werden.<br />
Eine einfache 90º-Biegung oder eine<br />
„S“-förmige Biegung des Rohres sind<br />
möglich.<br />
Die Hohlleiterverlängerung sollte<br />
frei von inneren Schweißnähten sein<br />
und der minimale Biegeradius von<br />
200 mm darf nicht unterschritten<br />
werden.<br />
Abb. 5.15: Gebogene<br />
Hohlleiterverlängerungen.<br />
Die Polarisation der Geräte ist wichtig.<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
Abb. 5.14: Hornantennenverlängerungen<br />
ermöglichen die Messung durch lange<br />
Stutzen oder dicke Behälterwände bzw.<br />
Isolierungen.<br />
Hohlleiterverlängerung<br />
<strong>mit</strong> „S“-Biegung<br />
Hohlleiterverlängerung<br />
<strong>mit</strong> 90°-Bogen<br />
89
<strong>Radar</strong>antennen für hochfrequente <strong>Radar</strong>geräte<br />
Die meisten der in diesem Kapitel<br />
beschriebenen Antennen wurden für<br />
Mikrowellenfrequenzen zwischen<br />
6,3 GHz und 10 GHz entworfen. Im<br />
Verlauf dieses Kapitels wird auch die<br />
Verwendung von <strong>Radar</strong> in Messrohren<br />
besprochen. Dort gibt es einen minimalen<br />
kritischen Durchmesser für jede<br />
Frequenz. Ein Messrohr ist ein<br />
Hohlleiter. Der minimale theoretische<br />
Rohrdurchmesser für ein 6,3 GHz-<br />
<strong>Radar</strong> ist 31 mm.<br />
Bei einer höheren Frequenz ist der<br />
minimale Durchmesser des Hohlleiters<br />
kleiner.<br />
Knapp über diesem minimalen<br />
Durchmesser breiten sich die Mikrowellen<br />
innerhalb des Hohlleiters <strong>mit</strong><br />
einem einzelnen Mode und daher einer<br />
einzigen Geschwindigkeit aus.<br />
Vergrößert man den Hohlleiterdurchmesser,<br />
breiten sich mehr Moden<br />
bei einer vorgegebenen Frequenz aus.<br />
Eine mehrmodige Ausbreitung in<br />
einem Messrohr führt zu Messproblemen.<br />
Verursacht wird dies dadurch,<br />
dass sich unterschiedliche Moden <strong>mit</strong><br />
unterschiedlichen Geschwindigkeiten<br />
im Messrohr ausbreiten, hierdurch wird<br />
das Ziel in mehreren Echos abgebildet.<br />
Die Messung wird ungenau oder<br />
unmöglich.Aus diesem Grund muss die<br />
Einkopplung eines Hochfrequenz-<br />
<strong>Radar</strong>s in einen kleinen Hohlleiter<br />
90<br />
erfolgen. Die kleinen Hohlleiterbaugruppen<br />
eines Hochfrequenz-<br />
<strong>Radar</strong>s sind jedoch anfälliger für<br />
Verunreinigungen durch Kondensation<br />
und Anhaftungen, verglichen <strong>mit</strong> tieferen<br />
Frequenzen wie 6,3 GHz.<br />
Ein patentiertes Hochfrequenz-<br />
Antennendesign von VEGA minimiert<br />
die potenziellen Probleme bei kleinen<br />
Hohlleiterbaugruppen.<br />
Eingekoppelt wird in einen dünnen<br />
und deswegen einmodigen <strong>mit</strong> PTFE<br />
gefüllten Hohlleiter. In Richtung zum<br />
Horn befindet sich eine sorgfältig<br />
dimensionierte Verdickung der Hohlleiterfüllung,<br />
der Einmodebetrieb wird<br />
hier beibehalten.<br />
Der vergrößerte Durchmesser des<br />
PTFE-Hohlleiters reduziert die ungünstigen<br />
Wirkungen von Kondensation<br />
und Anhaftung an der kegelförmigen<br />
Spitze der Einkopplung am Übergang<br />
zum Horn.<br />
Vergleichen Sie diese Ausführung<br />
<strong>mit</strong> der Hornantennenausführung 2,<br />
Abb. 5.6. Das 6,3 GHz-<strong>Radar</strong> benötigt<br />
keine Verdickung im Hohlleiterdurchmesser<br />
und der Winkel des metallischen<br />
Hornes ist nicht so spitz wie<br />
beim Hochfrequenzradar.<br />
Ein Viton- oder Kalrez-O-Ring<br />
dichtet zwischen dem PTFE und dem<br />
Edelstahlkörper des Hohlleiters ab.
Abb. 5.16: Hornantennen-Ausführung für hohe Frequenzen (26 GHz).<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
1. HF-Kabel vom<br />
Mikrowellenmodul<br />
2. Signaleinkopplung in<br />
die PTFE gefüllte Hohlleiteranordnung<br />
<strong>mit</strong><br />
kleinerem Durchmesser<br />
3. Sorgfältig dimensionierter<br />
Übergang vom kleinen<br />
Durchmesser zum<br />
größeren Durchmesser<br />
ohne Einfluss auf den<br />
Hohlleitermode<br />
4. VITON oder KALREZ<br />
Prozessdichtungen zwischen<br />
PTFE und<br />
Edelstahlkörper des<br />
Hohlleiters<br />
5. Konusförmiger PTFE-<br />
Körper zum Übergang<br />
in das metallische Horn<br />
der Antenne<br />
6. Metallische<br />
Hornantenne des<br />
Hochfrequenzradars.<br />
Sie hat einen spitzeren<br />
Winkel als bei niederfrequenten<br />
<strong>Radar</strong>s.<br />
91
2. Dielektrische Stabantennen<br />
Die dielektrische Stabantenne ist<br />
eine äußerst nützliche Variante bei der<br />
<strong>Füllstandmessung</strong> in Prozessbehältern.<br />
Die <strong>Radar</strong>sensoren können in 40 mm<br />
(1½") kleinen Behälterstutzen verwendet<br />
werden und können auch in vorhandene<br />
Behälteröffnungen eingebaut werden.<br />
Dielektrische Stabantennen werden<br />
aus PP, PTFE oder Keramik<br />
hergestellt, die kostengünstigen Materialien<br />
dieser Antenne sind <strong>mit</strong> den<br />
meisten aggressiven Flüssigkeiten einschließlich<br />
Säuren, Laugen und<br />
Lösungs<strong>mit</strong>tel verträglich.<br />
Das Design der dielektrischen<br />
Stabantennen ist in den letzten Jahren<br />
verbessert worden. Im Wesentlichen<br />
werden die Mikrowellen vom Mikrowellenmodul<br />
<strong>mit</strong> einem HF-Kabel zum<br />
Signalkoppler in den Hohlleiter eingespeist.<br />
Der Hohlleiter kann, wie die<br />
Hornantenne, <strong>mit</strong> Luft oder einem<br />
niedrig dielektrischem Material wie<br />
PTFE gefüllt sein.<br />
Der Hohlleiter führt die Mikrowellen<br />
zur Antenne. Die Mikrowellen<br />
breiten sich entlang des parallelen<br />
Stababschnitts aus, bis sie den konisch<br />
zulaufenden Abschnitt des Stabs erreichen.<br />
Der konisch zulaufende Stababschnitt<br />
hat die Funktion einer Linse<br />
92<br />
und fokussiert die Mikrowellen in<br />
Richtung des zu messenden Produktes.<br />
Die Größe und Form des dielektrischen<br />
Stabs hängt von der zu übertragenden<br />
Frequenz der Mikrowellen ab. Die<br />
Echos werden in gleicher Weise zur<br />
Auswertung in der <strong>Radar</strong>elektronik<br />
empfangen.<br />
Bei der Anwendung des Stabantennenradars<br />
gibt es einige wichtige Überlegungen.<br />
Zuallererst muss der konisch zulaufende<br />
Abschnitt des Stabs ganz im<br />
Behälter sein.<br />
Wenn der konisch zulaufende Abschnitt<br />
in einem Stutzen ist, wird er ein<br />
„Klingeln“ bzw. Rauschen verursachen,<br />
welches das <strong>Radar</strong> beeinträchtigt.<br />
Dies wird in Kapitel 6<br />
genauer erklärt.<br />
Bilden sich an der Stabantenne<br />
viskose, leitfähige und klebende<br />
Produktanhaftungen (Abb. 5.17), verschlechtert<br />
sich der Antennenwirkungsgrad.<br />
Produktanhaftungen sind bei Hornantennen<br />
kein Problem, bei Stabantennen<br />
wirken sie allerdings der<br />
zuverlässigen Funktion des <strong>Radar</strong>s entgegen.
Abb. 5.17: Dielektrische Stabantenne.<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
Die Mikrowellen bewegen sich am inaktiven,<br />
parallelen Abschnitt des Stabes entlang<br />
zum konisch zulaufenden Abschnitt.<br />
Der konisch zulaufende Abschnitt des<br />
Stabes fokussiert die Mikrowellen gegen<br />
die zu messende Flüssigkeit.<br />
Es ist sehr wichtig, dass sich der komplette<br />
konisch zulaufende Abschnitt des Stabs im<br />
Behälter befindet.<br />
Es sollte vermieden werden, dass die<br />
Stabantenne ins Produkt eintaucht.<br />
Wenn eine Stabantenne <strong>mit</strong> viskosen, leitfähigen<br />
und klebenden Produkten benetzt<br />
wird, verschlechtert sich der Antennenwirkungsgrad.<br />
93
Stabantennen-Ausführung 1<br />
Abb. 5.18: Stabantenne für kurze Behälterstutzen.<br />
Dies ist ein einfacher und kostengünstiger<br />
Aufbau der Stabantenne, er<br />
ermöglicht ein <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerät<br />
<strong>mit</strong> guter Beständigkeit. Sie<br />
ist ideal für drucklose oder bei<br />
niedrigem Druck arbeitende Behälter<br />
wie z.B. Säure- und Laugentanks. Sie<br />
empfiehlt sich für die Verwendung in<br />
kurzen 1½" NPT oder G-Prozessanschlüssen.<br />
Die Stutzenhöhe sollte<br />
60 mm nicht überschreiten.<br />
Das Einschraubgewindeteil ist aus<br />
94<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1. HF-Kabel<br />
2. PVDF<br />
Einschraubgewinde<br />
3. Signaleinkopplung<br />
im PP/PTFE<br />
gefüllten Hohlleiter<br />
4. Inaktiver Teil <strong>mit</strong><br />
Füllung und Hülle<br />
aus PP/PTFE<br />
5. Massiver konischer<br />
Teil aus PP/PTFE,<br />
fokussiert die<br />
Mikrowellen<br />
PVDF, die Antenne aus Polypropylen<br />
(PP) oder PTFE (Teflon) hergestellt.<br />
Das HF-Kabel vom Mikrowellenmodul<br />
koppelt in einen PTFE/PP<br />
gefüllten Hohlleiter ein. Dieser metallische<br />
Hohlleiter ist innerhalb des parallelen<br />
aus PTFE/PP hergestellten Abschnitts<br />
der Antenne komplett gekapselt.<br />
Der metallische Hohlleiter leitet<br />
die Mikrowellen direkt zum konisch<br />
zulaufenden Abschnitt der Antenne, wo<br />
sie zum Füllgut fokussiert werden.
Stabantenne-Ausführung 2<br />
Abb. 5.19: Stabantenne für kurze Behälterstutzen.<br />
Bei dieser Ausführung einer Stabantenne<br />
geschieht die Einkopplung der<br />
Mikrowellen in einen luftgefüllten<br />
Hohlleiter. Die Mikrowellen werden so<br />
zur Antenne geleitet. Mittels eines<br />
kleinen Konus geht die Füllung in<br />
Teflon über. Die Mikrowellen breiten<br />
sich durch den PTFE-Hohlleiter zum<br />
dielektrischen Stab aus. Der konisch<br />
zulaufende Abschnitt des Stabs<br />
fokussiert die Mikrowellen zum<br />
Füllgut.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
1. HF-Kabel<br />
2. Signaleinkopplung<br />
3. luftgefüllter<br />
Hohlleiter<br />
4. PTFE-Konus<br />
5. Prozessverbindung<br />
6. massiver paralleler<br />
PTFE-Abschnitt,<br />
der verlängert werden<br />
kann<br />
7. massiver konisch<br />
zulaufender PTFE-<br />
Abschnitt<br />
Wenn diese Antennenart in einem<br />
langen Stutzen verwendet wird, dann<br />
wird der parallele Abschnitt erweitert<br />
um sicherzustellen, dass der konisch<br />
zulaufende Abschnitt gänzlich innerhalb<br />
des Behälters ist.<br />
Eine verlängerte massive PTFE-<br />
Stabantenne kann ein „Klingeln“ erzeugen,<br />
was durch unerwünschte Abstrahlung<br />
von Mikrowellen innerhalb des<br />
Stutzen verursacht wird. Siehe<br />
Abb. 5.20.<br />
95
Abb. 5.20: Verlängerte, massive Stabantenne aus PTFE.<br />
Diese Ausführung leidet unter erhöhtem „Klingeln“, Rauschen im Nahbereich, verursacht<br />
durch unerwünschte Abstrahlung von Mikrowellen am parallelen Teil der Antenne.<br />
Dies kann zu Resonanzen im Stutzen führen.<br />
Theoretisch bewegen sich die<br />
Mikrowellen innerhalb des parallelen<br />
Abschnitts auf der ganzen Länge ohne<br />
Abstrahlung fort. In der Praxis wird<br />
jedoch etwas Mikrowellenenergie an<br />
den parallelen Seiten abgestrahlt, bevor<br />
der konische Teil erreicht wird.<br />
Bei einigen PTFE-Stabantennen<br />
kann die Länge der Antenne durch<br />
anschraubbare Teile verändert werden.<br />
Zusätzlich zum beschriebenen<br />
„Klingel“ Problem kann diese<br />
Ausführung durch Kondensation zwischen<br />
den verschraubten Teilen stark<br />
96<br />
gedämpft werden. Das PTFE dehnt sich<br />
bei hohen Temperaturen und unter<br />
gewissen Prozesszuständen aus. Dies<br />
führt zu einer Trennung der<br />
Stababschnitte.<br />
Die potenziellen Probleme von massiven<br />
PTFE-Stabantennen sind durch<br />
Weiterentwicklungen verhindert worden.<br />
Es ist wichtig, einen vollkommen<br />
inaktiven parallelen Abschnitt innerhalb<br />
eines Stutzens zu haben. Dies wird<br />
durch Abschirmung des Antennenteils<br />
im Stutzen realisiert.
Stabantennen-Ausführung 3<br />
Abb. 5.21: Verlängerte Stabantenne <strong>mit</strong> inaktivem Teil und Einkopplung<br />
unter dem Stutzen.<br />
Diese Antenne wird für Stutzen der<br />
Länge 100 mm oder 250 mm eingesetzt.<br />
Alle medienberührenden Teile der<br />
Antenne sind aus PTFE. Der parallele<br />
Abschnitt, der sich innerhalb des<br />
Stutzens befindet, hat einen PTFE-<br />
Überzug auf einem Metallrohr.<br />
Unter diesem parallelen Abschnitt<br />
befindet sich der aktive Teil der<br />
Antenne, er ist aus massivem, konisch<br />
zulaufenden Teflon gefertigt.<br />
Das HF-Kabel vom Mikrowellenmodul<br />
speist die Mikrowellen über eine<br />
axiale Einkopplung in den gefüllten<br />
Hohlleiter ein. Die parallel und konisch<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
1. HF-Kabel<br />
2. Verguss für<br />
Explosionsschutz<br />
3. Signaleinkopplung<br />
im inaktiven Teil<br />
4. Inaktiver Bereich<br />
5. Konischer, aktiver<br />
Teil der Antenne,<br />
massives PTFE<br />
zulaufenden Abschnitte sind <strong>mit</strong>einander<br />
verbunden und können einer<br />
Prozesstemperatur von 150ºC widerstehen<br />
.<br />
Diese Antennenausführung wird <strong>mit</strong><br />
1½"-Einschraubgewinde oder Teflon<br />
beschichtetem Flansch verwendet.<br />
Die flanschbeschichtete Version<br />
wurde für größtmögliche chemische<br />
Beständigkeit gegen Säuren, Laugen<br />
und Lösungs<strong>mit</strong>tel konzipiert. Die<br />
Flanschauflage aus PTFE ist dichtungsfrei<br />
<strong>mit</strong> der Beschichtung des Stabs<br />
verbunden.<br />
97
Verlängerte Stabantenne für<br />
Stutzenlängen bis 250 mm<br />
Abb. 5.22: Verlängerte Stabantenne <strong>mit</strong> inaktivem Teil und Einkopplung unterhalb des<br />
Stutzens. Alle medienberührenden Teile sind aus PTFE gefertigt.<br />
Für Anwendungen in weniger aggressiver Umgebung wird ein Edelstahlverlängerungsrohr<br />
anstelle des PTFE beschichteten Rohres benutzt. Der konisch<br />
zulaufende Abschnitt der Antenne wird aus PPS hergestellt<br />
98<br />
Verlängerte Stabantenne für<br />
Stutzenlängen bis 100 mm<br />
Abb. 5.23: Verlängerte Stabantenne <strong>mit</strong> inaktivem Teil aus Edelstahl und PPS Antenne.<br />
Verwendbar für chemisch weniger aggressives Füllgut.
Stabantennen-Ausführung 4<br />
Diese Stabantenne wird zusammen<br />
<strong>mit</strong> Teflon plattierten Flanschen verwendet.<br />
Die Mikrowellen werden in einen<br />
PTFE gefüllten Hohlleiter eingekoppelt,<br />
der diese zur Stabantenne führt.<br />
Hohlleiterfüllung und Atennenstab sind<br />
über ein PTFE Gewinde <strong>mit</strong>einander<br />
verbunden. Der Antennestab wird <strong>mit</strong><br />
der Flanschauflage aus einem Teil<br />
hergestellt. Die Flanschauflage sowie<br />
die obere Schicht des inaktiven<br />
Antennenteiles bestehen aus kohlenstoffhaltigem<br />
und so<strong>mit</strong> leitfähigem<br />
PTFE.<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
Abb. 5.24: Verlängerte Stabantenne <strong>mit</strong> eingelegtem Metallgitter als inaktivem Teil.<br />
Die Flanschplattierung und die Beschichtung des inaktiven Teil sind aus leitfähigem<br />
Teflon hergestellt. Der eigentliche Antennenstab ist aus reinem PTFE hergestellt.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7<br />
8<br />
1. HF-Kabel<br />
2. Signaleinkopplung<br />
3. PTFE gefüllter<br />
Hohlleiter<br />
4. Geschraubte Verbindung<br />
5. Leitfähige Beschichtung<br />
(Flansch und inaktiver<br />
Teil)<br />
6. Eingelegtes metallisches<br />
Gitter. Schirmt den<br />
inaktiven Teil ab<br />
7. PTFE Füllung<br />
8. Konische, aktive<br />
Antennenspitze<br />
Der aus PTFE bestehende parallele<br />
Teil der Antenne ist, unter der leitfähigen<br />
Schicht, <strong>mit</strong> einem metallischen<br />
Gitter belegt, um wie ein Hohlleiter zu<br />
wirken.<br />
Am Ende des parallelen Abschnitts<br />
geht das kohlenstoffhaltige PTFE in<br />
reines PTFE über. Ab hier beginnt der<br />
aktiv strahlende, konische Teil der<br />
Antenne, hergestellt aus massivem<br />
PTFE.<br />
Mit dieser Antenne hat man die<br />
Möglichkeit in 100 mm oder 250 mm<br />
langen Stutzen zu arbeiten. Wie bereits<br />
erwähnt, muss der konisch zulaufende<br />
Abschnitt gänzlich innerhalb des<br />
Behälters sein.<br />
99
Stabantennen-Ausführung 5<br />
Abb. 5.25: Dies ist eine keramische Hochtemperaturstabantenne.<br />
Es gibt eine Temperaturtrennung zwischen der Elektronik und der Mikrowelleneinkopplung<br />
(ähnlich der Hochtemperatur-Hornantenne in Abb. 5.10). Der keramische<br />
Stab hat einen kleineren Durchmesser als der gleichwertige PTFE-Stab.<br />
Stabantennen können auch <strong>mit</strong><br />
einem dielektrischen, aus Keramik<br />
(Al 2 O 3 ) hergestellten Stab gebaut werden.<br />
Keramik hat gute Chemikalien- und<br />
Wärmebeständigkeit. Allerdings muss<br />
100<br />
1. Signaleinkopplung<br />
2. Keramik gefüllter Hohlleiter<br />
3. Abdichtung (Graphit oder<br />
Tantal)<br />
4. Aktiv abstrahlender,<br />
konischer Keramikstab<br />
bei der Installation sorgfältig vorgegangen<br />
werden, da sie zerbrechlich ist und<br />
so<strong>mit</strong> unabsichtlich beschädigt werden<br />
kann.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4
3. Standrohrantennen<br />
Für allgemeine Messungen in der<br />
Prozessindustrie sind konische Hornantennen<br />
und dielektrische Stabantennen<br />
weit verbreitet.<br />
Im Allgemeinen sind Hornantennen<br />
mechanisch und elektrisch robuster, sie<br />
behalten ihre guten Messeigenschaften<br />
auch bei Anhaftungen oder Kondensation.<br />
Andererseits sind dielektrische<br />
Stäbe kleiner, wiegen weniger und können<br />
aus kostengünstigeren Materialien<br />
wie z.B. PP oder PTFE hergestellt<br />
werden.<br />
• Stark bewegte Oberflächen: Bei der<br />
Messung in einem Rohr „sieht“ das<br />
<strong>Radar</strong> immer eine ruhige Oberfläche<br />
ohne Messwertschwankungen<br />
Flüssigkeiten <strong>mit</strong> niedrigem DK-Wert<br />
(z.B. Flüssiggas): Ein Messrohr konzentriert<br />
und lenkt die Mikrowellen auf<br />
eine kleine Fläche. Dies ergibt die<br />
größtmögliche Signalstärke, insbesondere<br />
bei Flüssigkeiten <strong>mit</strong> niedrigem<br />
DK-Wert, bzw. schlechten Reflexionseigenschaften.<br />
Giftige und gefährliche Chemikalien:<br />
Die Installation in einem Standrohr<br />
ermöglicht den Einsatz eines Kugelhahns.<br />
Dadurch kann der Behälter<br />
auch bei abgenommenem Gerät dicht<br />
verschlossen werden.<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
Allerdings gibt es Anwendungen<br />
innerhalb der Prozessindustrie, bei<br />
denen das <strong>Radar</strong>gerät aus Gründen des<br />
Behälteraufbaus oder der Funktionalität<br />
nicht direkt im Behälter montiert werden<br />
kann. In diesen Fällen ist ein<br />
Messrohr (Bypassrohr oder ein Standrohr<br />
innerhalb des Behälters) eine<br />
Alternative.<br />
Bypass- und Standrohre werden aus folgenden Gründen eingesetzt:<br />
Kleine Behälter: Standrohre oder<br />
Bypass-Rohre können für die<br />
Messung in sehr kleinen Prozessgefäßen<br />
benutzt werden. Hier kann<br />
für die Montage einer Horn- oder<br />
Stabantenne nicht genug Raum vorhanden<br />
sein. Für das Standrohr<br />
genügt eine kleine Öffnung.<br />
Schaum: In einem Standrohr kann<br />
Schaum die Messung kaum beeinflussen.<br />
Ersetzt Schwimmer oder Verdränger:<br />
Das <strong>Radar</strong>gerät kann direkt in bestehende<br />
Bypassrohre installiert werden.<br />
101
Standrohrantennen Typ 1: Hornantennen<br />
Abb. 5.26: Installation einer Hornantenne in einem Stand- oder Bypassrohr.<br />
In den meisten Standrohrmessungen<br />
werden Hornantennen verwendet. Der<br />
Innendurchmesser eines Messrohres<br />
liegt üblicherweise zwischen 40 mm<br />
und 150 mm. Es sind aber auch größere<br />
Durchmesser möglich.<br />
Bei <strong>Radar</strong>geräten <strong>mit</strong> 6,3 GHz<br />
benötigen 40 mm und 50 mm Rohre<br />
kein Horn. Der PTFE oder Keramik-<br />
Konus der Einkopplung genügt als<br />
Anpassung, das Gerät kann direkt ins<br />
Rohr installiert werden.<br />
102<br />
DN50<br />
DN80 DN100 DN150<br />
∅ 50 ∅ 80 ∅ 100 ∅ 150<br />
Für 80 mm und größer wird die<br />
geeignete Hornantenne, angepasst an<br />
den Rohrdurchmesser, benötigt.<br />
Wie bereits in Kapitel 2 „Physikalische<br />
Grundlagen des <strong>Radar</strong>s" erwähnt,<br />
verwenden <strong>Radar</strong>geräte eine<br />
lineare Polarisation. Diese muss zu<br />
Löchern, Schlitzen (bessere Durchmischung)<br />
oder seitlichen Abgängen<br />
ausgerichtet werden (siehe auch<br />
Kapitel 6).
Standrohrantenne Typ 2: Stabantenne<br />
Abb. 5.27: Stabantenne für den Einsatz in 50 mm und 80 mm Rohren.<br />
Die standardmäßigen Stabantennen<br />
sollten nicht innerhalb von Messrohren<br />
installiert werden. Dies würde zu einem<br />
hohen „Klingeln“ führen und die Messung<br />
stark beeinflussen, bzw. unmöglich<br />
machen.<br />
Allerdings kann eine Sonderausführung,<br />
eine kurze Stabantenne auf<br />
Standrohren, <strong>mit</strong> einem Durchmesser<br />
von 50 mm und 80 mm verwendet<br />
werden.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
1. HF-Kabel<br />
2. Signaleinkopplung<br />
3. Teflon Flanschauflage<br />
4. Kurze Stabantenne<br />
Diese Ausführung ähnelt der<br />
Konstruktion vom Stabantennendesign<br />
3. Alle medienberührenden Teile sind<br />
aus PTFE und die kurze Antenne ist<br />
außerhalb des Flanschzentrums montiert.<br />
Dieses asymmetrische Design<br />
verbessert das Signal/Rauschverhältnis<br />
innerhalb eines Messrohrs.<br />
103
Laufzeit innerhalb eines Messrohrs<br />
Die Geschwindigkeit der Mikrowellen<br />
innerhalb eines Messrohrs ist langsamer,<br />
verglichen <strong>mit</strong> der Geschwindigkeit<br />
im freien Raum. Der Faktor um<br />
den sich die Laufzeit verlangsamt,<br />
hängt vom Durchmesser des Rohrs und<br />
der Wellenlänge des Signals ab.<br />
k [%] = - (100 ·(1 - 1 - x ))<br />
104<br />
d 2<br />
Die Mikrowellen induzieren Ströme<br />
in die Seiten des Rohrs. Für ein rundes<br />
Rohr oder einen Hohlleiter wird die<br />
Geschwindigkeitsänderung k abhängig<br />
von den Messfrequenzen nach der folgenden<br />
Gleichung berechnet:<br />
Messfrequenz 6,3 GHz: x = 777,85<br />
Messfrequenz 26 GHz: x = 45,67<br />
d: Durchmesser des Rohres in mm<br />
(Gl. 5.3)<br />
Abb. 5.28: Die Laufzeit der Mikrowellen<br />
innerhalb eines Standrohrs ist langsamer<br />
als in Luft. Dieser Fehler muss von der<br />
Software des <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerätes<br />
ausgeglichen werden.
Mikrowellen breiten sich innerhalb<br />
eines Hohlleiters <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />
Moden aus. Ein wichtiger Wert ist der<br />
minimale Durchmesser des Rohrs, ab<br />
welchem die Ausbreitung der Mikrowellen<br />
im Rohr überhaupt erst möglich<br />
ist.<br />
Dieser Wert des kritischen Durchmessers<br />
d c hängt von der Wellenlänge<br />
der Mikrowellen ab: Je höher die<br />
Frequenz der Mikrowellen, desto kleiner<br />
die Wellenlänge und so<strong>mit</strong> der minimale<br />
Durchmesser des zu verwendenden<br />
Messrohrs.<br />
Ausbreitungsgeschwindigkeit in %<br />
der Lichtgeschwindigkeit c<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
Gleichung 5.4 zeigt die Beziehung<br />
zwischen kritischem Durchmesser und<br />
der Wellenlänge.<br />
Zum Beispiel: 6.3 GHz hat eine<br />
Wellenlänge von ~ 47 mm. Der minimale<br />
theoretische Rohrdurchmesser ist<br />
d c = 28 mm.<br />
Bei einer Frequenz von 26 GHz,<br />
einer Wellenlänge von 11,5 mm, ist der<br />
minimale Rohrdurchmesser<br />
d c = 6,75 mm. In der Praxis sollte der<br />
Durchmesser höher sein. Der<br />
Durchmesser für 6,3 GHz sollte mindestens<br />
40 mm betragen.<br />
Abb. 5.29: Hier ist die Abhängigkeit zwischen Rohrdurchmesser und Laufzeit<br />
zu erkennen.<br />
Höhere Frequenzen, wie z.B.<br />
26 GHz, führen bei Durchmessern<br />
>80 mm zu mehrmodiger Ausbreitung<br />
und so<strong>mit</strong> zu Messfehlern.<br />
d c =<br />
λ<br />
1.71<br />
(Gl.. 5.4)<br />
0.6 0.8 1.0 1.2 1.4 1.6 1.8 2.0 2.2 2.4 2.6 2.8 3.0<br />
Rohrdurchmesser/Wellenlänge d / λ<br />
Die Installationsanforderungen von<br />
<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräten in Standrohren<br />
werden im nächsten Kapitel erklärt.<br />
105
4. Parabolantenne<br />
Abb. 5.30: Typische Parabolantenne<br />
Thema dieses Buches ist die <strong>Radar</strong>füllstandmessung<br />
in Prozessbehältern.<br />
Obwohl sie üblicherweise bei eichfähigen<br />
Messungen und nicht bei Prozessbehältern<br />
eingesetzt werden, wird<br />
hier der Vollständigkeit halber auch die<br />
Parabolantenne erwähnt.<br />
Die Parabolantenne ist jedem gut<br />
bekannt: Die parabolische Form wird<br />
von Satellitenantennen, Radioteleskopen<br />
bis hin zu Autoscheinwerfern<br />
und Taschenlampenreflektoren<br />
benutzt.<br />
Das Hauptmerkmal einer parabolischen<br />
Antenne ist der parabolische<br />
Hauptreflektor. Dies ist üblicherweise<br />
106<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
1. Sinaleinkopplung<br />
2. Parabolischer<br />
Hauptreflektor<br />
3. Primärstrahler<br />
4. Subreflektor, fokussiert<br />
auf Hauptreflektor<br />
eine Edelstahlkonstruktion und wird<br />
verwendet um die Mikrowellen so gut<br />
wie möglich zu fokussieren.<br />
Die Mikrowellen werden durch das<br />
Zentrum der Antenne zum Hauptstrahler<br />
oder Erreger geführt, dieser<br />
befindet sich in der Nähe des Brennpunkts<br />
des Parabols.<br />
Die Mikrowellenenergie wird vom<br />
Erreger abgestrahlt, der Subreflektor<br />
stahlt sie zum Hauptreflektor. Dieser<br />
bündelt die Energie und strahlt sie ab.<br />
Die empfangene Energie wird vom<br />
Hauptreflektor auf den Subreflektor<br />
und von dort zurück in den Erreger<br />
gestrahlt.
Parabolantennen werden hauptsächlich<br />
bei eichfähigen Messungen in<br />
großen Lagertanks eingesetzt. Der<br />
Nutzen von parabolischen Antennen in<br />
diesen Anwendungen ist klar. Die gute<br />
Fokussierung durch die parabolische<br />
Form ergibt einen hohen Antennengewinn.<br />
Dies wiederum führt zu<br />
engeren Öffnungswinkeln und höherer<br />
Empfindlichkeit.<br />
Allerdings sind Parabolantennen<br />
groß, schwer, relativ komplex und teuer<br />
in der Herstellung. Diese Faktoren<br />
beschränken den Einsatz von parabolischen<br />
Antennen in den meisten Prozessanwendungen.<br />
Der zentral zum Hauptreflektor im<br />
Brennpunkt der Antenne sitzende<br />
Subreflektor führt zu Abschattungen.<br />
Dies kann den Antennenwirkungsgrad<br />
reduzieren.<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
Parabolische Antennen wurden z.B.<br />
in Bitumenlagertanks eingesetzt. Dort<br />
führte ein Materialniederschlag auf<br />
dem Hauptreflektor zu einer geringeren<br />
Signalabschwächung. Sobald jedoch<br />
der Subreflektor vom Produkt überzogen<br />
wurde, führte dies zu einer drastischen<br />
Verschlechterung der Antenneneigenschaften.<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden,<br />
dass die Parabolantenne ein<br />
Nischenprodukt für den Einsatz bei<br />
eichfähigen Messungen in Lagertanks<br />
<strong>mit</strong> langsamen Füllstandänderungen ist.<br />
Sie ist nicht für die schwierigeren<br />
Einsatz- und Umgebungsbedingungen<br />
in den meisten Prozessbehältern geeignet.<br />
Bild: Parabolantennen gibt es seit den<br />
ersten <strong>Radar</strong>geräten.<br />
107
5. Planarantenne<br />
Abb. 5.31: Seitenansicht einer Planarantenne.<br />
Planar- oder Elementantennen wurden<br />
ursprünglich für Raumfahrtradaranwendungen<br />
entworfen und gebaut.<br />
Entfernt man die Nasenspitze eines<br />
modernen Kampfflugzeugs, kommt<br />
eine flache kreisförmige <strong>mit</strong> dielektrischem<br />
Material beschichtete planare<br />
Antenne zum Vorschein. Sie ist <strong>mit</strong><br />
kleinen Schlitzen versehen und ersetzt<br />
die traditionelleren parabolischen Antennen.<br />
Diese Antenne ist ein typisches<br />
Beispiel für die Planarantennen, die<br />
auch für die Verwendung auf <strong>Radar</strong>-<br />
Füllstandmessgeräten entwickelt worden<br />
sind.<br />
Verglichen <strong>mit</strong> parabolischen Antennen<br />
haben Planarantennen den Vorteil,<br />
108<br />
1<br />
2<br />
3<br />
1. Elektronikgehäuse<br />
2. Prozessflansch<br />
3. Antennenspeisung<br />
4. Grundträger aus rostfreiem<br />
Stahl<br />
5. Mikrowellendurchlässiges<br />
Material<br />
6. Antennenelemente<br />
(Array)<br />
7. PTFE-Abdichtung<br />
relativ klein und besonders leicht zu<br />
sein.<br />
Die Konstruktion einer planaren<br />
Array-Antenne für ein <strong>Radar</strong>-<br />
Füllstandmessgerät ist komplex. Die<br />
Antenne wird <strong>mit</strong> einer runden<br />
Edelstahlplatte, dem Grundträger, nach<br />
hinten abgeschlossen. Diese gibt der<br />
Konstruktion Stabilität. Die Stahlplatte<br />
ist <strong>mit</strong> einem mikrowellendurchlässigen<br />
Material beschichtet. Die Dicke<br />
dieses Materials stellt sicher, dass keine<br />
Mikrowellenenergie nach hinten abgestrahlt<br />
wird. Durch möglichst optimale<br />
Anpassung wird das „Klingeln“ der<br />
Antenne und das Abstrahlverhalten<br />
optimiert.<br />
4<br />
5<br />
6<br />
7
Die Mikrowellen gelangen über ein<br />
HF-Kabel zur Mikrowellenleiterplatte.<br />
Hier sorgt ein genau dimensioniertes<br />
Speisenetzwerk für die phasengleiche<br />
Ansteuerung der vielen kleinen<br />
Antennenelemente.<br />
Die einzelnen Antennenelemente<br />
sind in einem bestimmten Muster auf<br />
der Leiterplatte aufgebracht. Manche<br />
von ihnen sind zu Untergruppen<br />
zusammengefasst. Durch Überlagerung<br />
der Richtcharakteristik jedes einzelnen<br />
Antennenelements ergibt sich die<br />
Gesamtcharakteristik der Antenne.<br />
Durch eine entsprechend große Zahl<br />
von Einzelelementen ergibt sich so eine<br />
sehr gute Richtwirkung.<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
Abb. 5.32: Schnittbild einer Planarantenne eines <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerätes.<br />
1<br />
2<br />
3<br />
4<br />
5<br />
1. Edelstahlplatte, die der<br />
Antenne Stabilität gibt<br />
2. HF-Kabel zur<br />
Mikrowellenleiterplatte<br />
3. Isolationsschicht zwischen<br />
Stahlplatte und<br />
Leiterplatte<br />
4. Antennenelemente, die<br />
auf dielektrischem<br />
Material aufgebracht<br />
sind, fokussieren die<br />
Mikrowellenenergie<br />
5. PTFE-Prozessdichtung<br />
<strong>mit</strong> antistatischen<br />
Elementen<br />
Um gute chemische Resistenz zu<br />
gewährleisten wird die Antenne <strong>mit</strong><br />
PTFE ummantelt. Eine Beschichtung<br />
<strong>mit</strong> antistatischem Material ermöglicht<br />
auch den Einsatz in explosionsgefährdeten<br />
Bereichen.<br />
Planare Antennen besitzen bei einer<br />
entsprechend hohen Anzahl von Einzelelementen<br />
eine sehr gute Richtcharakteristik<br />
<strong>mit</strong> geringen Nebenaussendungen.<br />
Dies benötigt jedoch eine<br />
große Grundfläche und beschränkt den<br />
Einsatz solcher Antennen hier<strong>mit</strong> auf<br />
hochfrequente Geräte. Diese Antennen<br />
werden für Anwendungen direkt im<br />
Behälter, aber auch für Standrohre<br />
eingesetzt.<br />
109
Richtcharakteristik von Antennen<br />
· Am Anfang dieses Kapitels wurde<br />
der Öffnungswinkel einer Antenne folgendermaßen<br />
definiert: Der Öffnungswinkel<br />
ist der Winkel, bei dem sich die<br />
Leistung der abgestrahlten Mikrowellenenergie<br />
auf 50 % oder -3 dB<br />
reduziert hat.<br />
Wir haben die Richtwirkung und<br />
den Antennengewinn behandelt und<br />
erläutert, dass sogar die besten<br />
Antennen Nebenkeulen besitzen. Das<br />
Ziel ist die Richtwirkung zu max-<br />
imieren und die Größe der<br />
Nebenkeulen zu minimieren.<br />
Die metallische Hornantenne und<br />
die dielektrische Stabantenne sind die<br />
am häufigsten eingesetzten Antennen<br />
bei <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräten. Die<br />
folgenden Seiten zeigen Antennendiagramme<br />
für unterschiedliche Antennentypen,<br />
Frequenzen und Größen.<br />
Die Ergebnisse können folgendermaßen<br />
zusammengefasst werden :<br />
1.Abhängigkeit des Öffnungswinkels vom Horndurchmesser<br />
Die folgenden Diagramme zeigen die unterschiedlichen Richtcharakteristiken von<br />
Hornantennen <strong>mit</strong> 100 mm, 150 mm und 250 mm Durchmesser bei 6,3 GHz.<br />
110<br />
· Größere Hornantennen haben einen kleineren Öffnungswinkel.<br />
· Dielektrische Stabantennen besitzen stärkere Nebenkeulen als<br />
Hornantennen.<br />
· Je höher die Frequenz umso kleiner der Öffnungswinkel bei gleicher<br />
Antennengröße.<br />
Max.: 14,3 dB<br />
180<br />
150<br />
150<br />
120<br />
120<br />
main lobe direction : 0,0 deg.<br />
angular width (3dB) : 32,1 deg.<br />
side lobe suppression : 16,9 dB<br />
Farfield E_Abs (Theta); Phi=90,0 deg.<br />
90<br />
90<br />
60<br />
30<br />
0<br />
-10 0 10 20<br />
60<br />
30<br />
Abb. 5.33:<br />
Hornantenne<br />
100 mm<br />
Durchmesser bei<br />
6,3 GHz:<br />
Öffnungswinkel<br />
32°
Max.: 15,4 dB<br />
180<br />
150<br />
150<br />
120<br />
120<br />
main lobe direction : 0,0 deg.<br />
angular width (3dB) : 27,9 deg.<br />
side lobe suppression : 20,9 dB<br />
Max.: 20,4 dB<br />
180<br />
150<br />
150<br />
120<br />
120<br />
main lobe direction : 0,0 deg.<br />
angular width (3dB) : 14,9 deg.<br />
side lobe suppression : 21,6 dB<br />
Farfield E_Abs (Theta); Phi=90,0 deg.<br />
90<br />
90<br />
Farfield E_Abs (Theta); Phi=90,0 deg.<br />
90<br />
90<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
60<br />
30<br />
0<br />
-10 0 10 20<br />
60<br />
60<br />
30<br />
30<br />
0<br />
0 10 20 30<br />
60<br />
30<br />
Abb. 5.34:<br />
Hornantenne<br />
150 mm<br />
Durchmesser bei<br />
6,3 GHz:<br />
Öffnungswinkel<br />
27°<br />
Abb. 5.35:<br />
Hornantenne<br />
250 mm<br />
Durchmesser<br />
bei 6, 3 GHz:<br />
Öffnungswinkel<br />
15°<br />
111
2.Vergleich dielektrischer Stabantenne und Hornantenne<br />
Hier werden eine Horn- und eine<br />
dielektrische Stabantenne bei 6,3 GHz<br />
verglichen. Obwohl die Öffnungs-<br />
112<br />
Max.: 15,2 dB<br />
180<br />
150<br />
150<br />
120<br />
120<br />
main lobe direction : 0,0 deg.<br />
angular width (3dB) : 32,0 deg.<br />
side lobe suppression : 14,6 dB<br />
Max.: 15,4 dB<br />
180<br />
150<br />
150<br />
120<br />
120<br />
main lobe direction : 0,0 deg.<br />
angular width (3dB) : 27,9 deg.<br />
side lobe suppression : 20,9 dB<br />
Farfield E_Abs (Theta); Phi=90,0 deg.<br />
90<br />
90<br />
Farfield E_Abs (Theta); Phi=90,0 deg.<br />
90<br />
90<br />
winkel ähnlich sind, hat die Stabantenne<br />
deutlich mehr Nebenkeulen.<br />
60<br />
30<br />
0<br />
-10 0 10 20<br />
-10<br />
0<br />
60<br />
60<br />
60<br />
10<br />
30<br />
30<br />
0<br />
20<br />
30<br />
Abb. 5.36:<br />
Dielektrische<br />
Stabantenne bei<br />
6,3 GHz:<br />
Öffnungswinkel<br />
32°<br />
Abb. 5.37:<br />
Hornantenne<br />
150 mm<br />
Durchmesser bei<br />
6,3 GHz:<br />
Öffnungswinkel<br />
27°
3. Frequenzabhängigkeit des Öffnungswinkels<br />
Die folgenden Diagramme zeigen<br />
den Öffnungswinkel eines 26 GHz-<br />
<strong>Radar</strong>s <strong>mit</strong> Hornantennen von 40 mm<br />
und 80 mm Durchmesser.<br />
Max.: 19,3 dB<br />
180<br />
150<br />
150<br />
120<br />
120<br />
main lobe direction : 0,0 deg.<br />
angular width (3dB) : 18,2 deg.<br />
side lobe suppression : 17,2 dB<br />
Max.: 24,3 dB<br />
180<br />
150<br />
150<br />
120<br />
120<br />
main lobe direction : 0,0 deg.<br />
angular width (3dB) : 9,4 deg.<br />
side lobe suppression : 22,1 dB<br />
Farfield E_Abs (Theta); Phi=90,0 deg.<br />
90<br />
90<br />
90<br />
90<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen<br />
Diese sollten <strong>mit</strong> den bisherigen<br />
6,3 GHz Antennendiagrammen verglichen<br />
werden.<br />
-10<br />
Farfield E_Abs (Theta); Phi=90,0 deg.<br />
0<br />
60<br />
60<br />
60<br />
10<br />
30<br />
0<br />
20<br />
30<br />
30<br />
0<br />
0 10 20 30<br />
60<br />
30<br />
Abb. 5.38:<br />
Hornantenne <strong>mit</strong><br />
40 mm<br />
Durchmesser bei<br />
26 GHz:<br />
Öffnungswinkel<br />
18°<br />
Abb. 5.39:<br />
Hornantenne <strong>mit</strong><br />
80 mm<br />
Durchmesser bei<br />
26 GHz:<br />
Öffnungswinkel<br />
9°<br />
113
Teil I<br />
Inhalt<br />
Vorwort ix<br />
Danksagung xi<br />
Einleitung xiii<br />
1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s 1<br />
2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s 13<br />
3. <strong>Radar</strong>typen 33<br />
1. CW-<strong>Radar</strong> 33<br />
2. FMCW-<strong>Radar</strong> 36<br />
3. Pulsradar 39<br />
Teil II<br />
4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong> 47<br />
1. FMCW-<strong>Radar</strong> 48<br />
2. Pulsradar 54<br />
3. Frequenzwahl 62<br />
4. Genauigkeit 68<br />
5. Leistung 74<br />
5. <strong>Radar</strong>antennen 77<br />
1. Hornantennen 81<br />
2. Dielektrische Stabantennen 92<br />
3. Standrohrantennen 101<br />
4. Parabolantennen 106<br />
5. Planarantennen 108<br />
Richtcharakteristik von Antennen 110<br />
6. Installation 115<br />
A. Mechanischer Einbau 115<br />
1. Flüssigkeitsanwendungen - Hornantenne 115<br />
2. Flüssigkeitsanwendungen - Stabantenne 117<br />
3. Allgemeine Einbauhinweise 120<br />
4. Standrohre und Bypass-Rohre 127<br />
5. Messung durch Behälterwand und <strong>Radar</strong>fenster 134<br />
6. Messung von Schüttgütern <strong>mit</strong> Hornantennen 139<br />
B. Elektrische Anschlussvarianten 141<br />
1. Nicht-Ex-Anwendungen 141<br />
2. Geräte für Ex-Anendungen 144
Mechanischer Einbau<br />
Der richtige Einbau ist für die<br />
Funktion eines Füllstandradars von<br />
sehr großer Bedeutung. Obwohl die<br />
Signalverarbeitungssoftware moderner<br />
Geräte inzwischen auch schlechte<br />
6. Installation<br />
1. Flüssigkeitsanwendungen - Hornantenne<br />
Stutzen / Muffen<br />
Üblicherweise werden <strong>Radar</strong>sensoren<br />
auf einem Behälterstutzen oder<br />
einer Muffe installiert. Referenzpunkt<br />
für die Messung ist die Unterseite des<br />
Geräteflansches.<br />
Die Vorderkante der Hornantenne<br />
sollte immer mindestens 10 mm aus<br />
dem Stutzen heraus in den Behälter<br />
ragen.<br />
Korrekter<br />
Einbau<br />
10 mm<br />
Abb. 6.1 Abb.6.2<br />
Echoverhältnisse zuverlässig auswerten<br />
kann, ist dies immer noch die wichtigste<br />
Vorausetzung für eine funktionierende<br />
Messung.<br />
Die Hornantenne eines Gerätes <strong>mit</strong><br />
einem Flansch DN 150 (6") ist z.B.<br />
205 mm lang. Ist der Montagestutzen<br />
deutlich länger als 195 mm, sollte eine<br />
Hohlleiterverlängerung verwendet werden.<br />
So kann garantiert werden, dass<br />
das Ende der Hornantenne über den<br />
Stutzen hinausragt.<br />
Falscher<br />
Einbau<br />
115
Hohlleiterverlängerung und<br />
gebogene Hohlleiter<br />
Eine Hohlleiterverlängerung sollte<br />
verwendet werden, wenn ein <strong>Radar</strong>gerät<br />
<strong>mit</strong> Hornantenne in einem langen<br />
Stutzen installiert wird. Hierfür wird<br />
ein Edelstahlrohr zwischen den PTFE /<br />
keramischen Hohlleiter im Flansch und<br />
der Hornantenne montiert. Es ist auch<br />
möglich, die Hohlleiterverlängerung<br />
für einen seitlichen Einbau des Gerätes<br />
abzubiegen. Der minimale Biegeradius<br />
für diesen Antennentyp ist 200 mm, der<br />
Winkel sollte nicht über 90° betragen.<br />
Bei der Verwendung eines gebogenen<br />
Hohlleiters ist die Ausrichtung der<br />
linearen Polarisation des <strong>Radar</strong>s<br />
wichtig. Die Polarisationsrichtung des<br />
<strong>Radar</strong>s sollte horizontal sein, wenn die<br />
Biegung nach unten verläuft.<br />
Verlängerte und gebogene Hohlleiter<br />
sind für Flüssigkeiten <strong>mit</strong> guten<br />
Reflexionseigenschaften geeignet. Sie<br />
sollten nicht bei Flüssigkeiten <strong>mit</strong><br />
niedrigen DK-Werten oder bei<br />
Schüttgütern verwendet werden.<br />
116<br />
Abb. 6.3: Einbau von Geräten <strong>mit</strong><br />
Hornantenne.<br />
Minimale Messdistanz bei<br />
Geräten <strong>mit</strong> Hornantenne<br />
Mit einer Hornantenne ist es normalerweise<br />
möglich, flüssige Medien bis<br />
an die Unterkante der Antenne zu<br />
messen. Dies ist allerdings nur<br />
möglich, wenn die Flüssigkeit gute<br />
Reflexionseigenschaften hat.<br />
Das Eintauchen der Antennen in die<br />
Flüssigkeit, eventuell sogar <strong>mit</strong> Anhaftungen,<br />
verursacht insbesondere bei<br />
6,3 GHz-Geräten kaum Probleme.
2. Flüssigkeitsanwendungen - Stabantenne<br />
Stutzen / Muffen<br />
Eine PTFE-Stabantenne eignet sich<br />
gut bei chemisch aggressiven Produkten<br />
wie Säuren und Laugen. Sie wird<br />
oft in der chemischen und pharmazeutischen<br />
Industrie benutzt, wo Mischungen<br />
aus Lösungs<strong>mit</strong>teln, Säuren und<br />
Laugen alltäglich sind.<br />
Die PTFE-Stabantennen <strong>mit</strong> Tri-<br />
Clamp und spaltfreier Dichtkonstruktion<br />
sind speziell für Anwendungen in<br />
der Lebens<strong>mit</strong>telindustrie und für<br />
sterile Behälter optimiert.<br />
Die Stabantenne wird für Flüssigkeiten<br />
und Schlämme, aber nicht für<br />
Schüttgutanwendungen benutzt. Der<br />
Sensor ist meistens in einem einfachen<br />
Stutzen oder in einer Gewindemuffe<br />
eingebaut. <strong>Radar</strong>sensoren <strong>mit</strong> Stabantenne<br />
werden passend für geschraubte<br />
Abb. 6.4: Typische Einbau<br />
einer Stabantenne: Der aktive<br />
konische Teil der Antenne muss<br />
komplett in den Behälter ragen.<br />
Für längere Stutzen sollten<br />
Antennen <strong>mit</strong> inaktiver Länge<br />
verwendet werden.<br />
6. Installation<br />
Verbindungen wie 1½" (NPT oder G),<br />
Flanschanschlüsse von DN 50 (2") bis<br />
DN 150 (6") oder hygienische Lebens<strong>mit</strong>telanschlüsse<br />
geliefert.<br />
Beim Einbau ist wichtig, dass der<br />
komplette konische Teil der Antenne<br />
aus dem Stutzen in den Behälter<br />
ragt.<br />
Für den Einbau in langen Stutzen<br />
sind Stabantennen <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />
inaktiven Längen verfügbar.<br />
Typische Längen für diesen inaktiven<br />
Teil, und so<strong>mit</strong> die maximale Länge<br />
des Stutzens, sind 100 mm und<br />
250 mm.<br />
117
Falscher Einbau einer Stabantenne<br />
Wenn der konische Abschnitt einer<br />
Stabantenne in einem Stutzen montiert<br />
wird, erzeugen die abgestrahlten Mikro-<br />
118<br />
wellen ein starkes Rauschen (Klingeln).<br />
Dies führt speziell im Nahbereich zu<br />
einer Verringerung der Messsicherheit.<br />
Abb. 6.5:<br />
Richtig:<br />
Antenne <strong>mit</strong> angepasstem<br />
inaktiven Teil für lange<br />
Stutzen.<br />
Normale Rauschkurve <strong>mit</strong><br />
deutlichem Echo.<br />
Abb. 6.6:<br />
Falsch:<br />
Kurze Stabantenne in einem<br />
langen Stutzen. Produziert<br />
hohes „Klingeln“. Im Nahbereich<br />
kann dies sogar das<br />
Echo überdecken.
Stabantenne direkt auf dem<br />
Behälter<br />
<strong>Radar</strong>sensoren <strong>mit</strong> Stabantenne können<br />
direkt in eine Öffnung in der<br />
Decke eines Tanks montiert werden.<br />
Dies kann entweder über einen Flansch<br />
oder ein Einschraubgewinde geschehen.<br />
Maximale Füllhöhe bei einer<br />
Stabantenne<br />
Wie bereits erklärt, ist es wichtig,<br />
dass der konische Abschnitt einer Stabantenne<br />
komplett innerhalb des Behälters<br />
ist. Die Gerätesoftware kann das<br />
„Klingeln“ bei einem falschen Einbau<br />
nicht eliminieren. Eine Erhöhung der<br />
Verstärkung würde dies noch weiter<br />
verschlechtern.<br />
Die Länge der Stabantenne ab dem<br />
Flansch bestimmt die maximale Befüllhöhe<br />
im Behälter. Im Idealfall sollte<br />
das flüssige Füllgut die Stabantenne<br />
nicht berühren. Allerdings ist dies<br />
manchmal unvermeidlich, hierbei muss<br />
Folgendes in Betracht gezogen werden.<br />
Mechanische Belastung<br />
Es sollte beachtet werden, dass die<br />
PTFE-Antennen nur beschränkten<br />
mechanischen Belastungen widerstehen<br />
können. Beim Auftreten einer Querkraft<br />
kann sie sich biegen und verformen<br />
oder sogar brechen. Hat die<br />
Anwendung starke Füllgutbewegungen?<br />
Kann die Biegekraft Schaden am<br />
Stab verursachen?<br />
6. Installation<br />
Anhaftungen auf der Stabantenne<br />
Wie schon erklärt, werden die<br />
Mikrowellen bei einer Stabantenne<br />
vom konischen Abschnitt des Stabs<br />
ausgesandt. Taucht nun der Stab in eine<br />
viskose Flüssigkeit ein, und das<br />
Produkt bildet auf der Antenne einen<br />
Überzug, so gefährdet dies die<br />
Messung. Bilden sich starke<br />
Anhaftungen, dann wird das <strong>Radar</strong><br />
nicht mehr funktionieren.<br />
Berühren niedrigviskose Flüssigkeiten<br />
wie z.B. Lösungs<strong>mit</strong>tel oder<br />
wasserbasierende Produkte die Stabantenne,<br />
kann dies sogar einen<br />
Selbstreinigungseffekt haben und die<br />
Messung bleibt stabil. Bei solchen<br />
Medien kann die Antenne bis zur<br />
Hälfte eintauchen. Jedoch ist auch hier<br />
schon <strong>mit</strong> deutlich verringerter<br />
Messsicherheit und Genauigkeit zu<br />
rechnen.<br />
Nach Möglichkeit sollte ein<br />
Eintauchen der Antenne gänzlich vermieden<br />
werden.<br />
119
3. Allgemeine Einbauhinweise:<br />
Horn- und Stabantenne bei Flüssigkeitsanwendungen<br />
Folgendes sollte bei der Montage eines <strong>Radar</strong>gerätes <strong>mit</strong> Horn- oder<br />
Stabantenne auf einem Behälter berücksichtigt werden.<br />
Montage in Behältern <strong>mit</strong><br />
gewölbtem Deckel<br />
Ein <strong>Radar</strong>sensor sollte nicht im<br />
Zentrum eines gewölbten Deckels oder<br />
zu nahe an der Gefäßwand montiert<br />
werden. Die ideale Position ist ungefähr<br />
½ Radius von der Außenwand entfernt.<br />
Gewölbte Tankdeckel können<br />
sonst als parabolischer Reflektor<br />
wirken.<br />
Ist der <strong>Radar</strong>sensor im „Brennpunkt“<br />
eines parabolischen Deckels<br />
montiert, empfängt er deutlich überhöhte<br />
Vielfachechos. Dies wird vermieden,<br />
wenn der Sensor wie zuvor<br />
beschrieben eingebaut wird.<br />
Abb. 6.7: Die ideale Position für das<br />
Gerät ist bei Behältern <strong>mit</strong> gewölbtem<br />
Deckel bei der Hälfte des Radius.<br />
120<br />
r<br />
r/2<br />
Paraboleffekt<br />
Wird ein <strong>Radar</strong>füllstandmessgerät<br />
im Zentrum eines gewölbten Deckels<br />
montiert, empfängt der Sensor stark<br />
überhöhte Vielfachechos. Der Effekt<br />
dieser Vielfachechos kann deutlich auf<br />
der Echokurve betrachtet werden.<br />
Abb. 6.8 zeigt, dass das dritte Vielfache<br />
eine deutlich höhere Amplitude<br />
aufweist als das erste, tatsächliche<br />
Echo. Dieser Effekt kann auch in<br />
liegenden Rundtanks vorkommen.<br />
Vielfachechos können bei Pulsradar<br />
durch die Software erkannt werden, da<br />
sie zeitlich deutlich getrennt sind. Wie<br />
bereits in Kapitel 4 beschrieben, ist<br />
dies bei FMCW ein größeres Problem.<br />
Echokurve<br />
Abb. 6.8: Dieser Effekt tritt auf, wenn das<br />
Gerät in der Spitze eines gewölbten<br />
Deckels montiert werden.
Störechos<br />
Ebene Flächen, Einbauten z.B. Versteifungen<br />
oder auch Einbauten <strong>mit</strong><br />
scharfen Kanten verursachen große<br />
Störechos. An diesen Objekten werden<br />
hohe Störamplituden produziert. Runde<br />
Profile hingegen produzieren eine diffuse<br />
Reflexion und so<strong>mit</strong> nur geringe<br />
Störechos. Sie sind deshalb vom Gerät<br />
leichter zu verarbeiten als große<br />
Störechos, die von einer ebenen Fläche<br />
stammen.<br />
Können flache Reflexionsebenen im<br />
Messbereich des <strong>Radar</strong>s nicht ver-<br />
Abb. 6.10: Durch diffuse Reflexion an<br />
runden Teilen werden deutlich geringere<br />
Störechos produziert.<br />
Abb. 6.9: Profile <strong>mit</strong> ebenen Flächen<br />
oder scharfen Ecken verursachen<br />
starke Störechos.<br />
6. Installation<br />
mieden werden, sollten diese <strong>mit</strong> einem<br />
zur Seite ablenkenden Streublech versehen<br />
werden. Die dann mehrfach<br />
gebrochenen <strong>Radar</strong>signale sind in der<br />
Amplitude deutlich kleiner und deshalb<br />
von der Software leichter zu verarbeiten.<br />
Diese Maßnahmen müssen umso<br />
gewissenhafter durchgeführt werden, je<br />
geringer der DK-Wert des Produkts ist<br />
und je höher die Genauigkeitsanforderungen<br />
sind.<br />
Abb. 6.11: Ein Streublech verteilt die<br />
Mikrowellenenergie zur Seite und<br />
reduziert da<strong>mit</strong> die Störechoamplitude.<br />
121
Vermeiden vom Störechos Absätze<br />
Bei der Einbauposition des <strong>Radar</strong>gerätes<br />
sollte darauf geachtet werden,<br />
dass sich keine Streben und kein<br />
Befüllstrom im Detektionsbereich des<br />
<strong>Radar</strong>s befinden.<br />
Die folgenden Beispiele zeigen typische<br />
Messprobleme und wie sie vermieden<br />
werden können.<br />
122<br />
Behälterprofile <strong>mit</strong> flachen Absätzen<br />
rechtwinklig zur Hauptstrahlrichtung<br />
des <strong>Radar</strong>s erzeugen starke Störechos.<br />
Durch den Einbau eines Streublechs<br />
kann die Störechoamplitude deutlich<br />
reduziert werden, um so<strong>mit</strong> eine zuverlässige<br />
Messung zu ermöglichen.<br />
Einbauten <strong>mit</strong> einer rechtwinkligen<br />
Fläche zum Sensor, z.B. Einlässe,<br />
Achsen, sollten <strong>mit</strong> einem „Dach“ versehen<br />
werden (Abb. 6.13). Hier<strong>mit</strong><br />
wird das <strong>Radar</strong>signal ebenfalls gestreut,<br />
die übrigen Störechos können<br />
von der Signalverarbeitungssoftware<br />
herausgefiltert werden.<br />
Abb. 6.12: Streublech an einem<br />
Absatz im Behälter.<br />
Abb. 6.13: Streublech auf Einbauten.
Behältereinbauten<br />
Einbauten wie z.B. Streben, Leitern,<br />
Versteifungen und Sonden verursachen<br />
oft Störechos. Durch einen gute Wahl<br />
der Einbauposition können viele<br />
Störechos bereits im Vorfeld vermieden<br />
werden.<br />
Auch Schweißnähte im Behälter<br />
können Störechos produzieren. Speziell<br />
bei höherfrequenten <strong>Radar</strong>geräten, die<br />
nahe an der Wand montiert sind,<br />
können diese die Messung bei einem<br />
6. Installation<br />
schlecht reflektierenden Produkt gefährden.<br />
Durch Anbringen von kleinen<br />
Blechen können diese Störechos<br />
verkleinert werden. Die Störamplitude<br />
sinkt und kann von der<br />
Signalverarbeitung besser verwertet<br />
werden. Bei der Herstellung des<br />
Behälters können Störechos durch<br />
Verschleifen der Schweißnähte<br />
minimiert werden.<br />
Abb. 6.14: Der Sensor sollte abseits<br />
von Einbauten, z.B. Leitern, montiert<br />
werden.<br />
Abb 6.15: Winkelbleche an<br />
Schweißnähten oder Versteifungen<br />
können Störechos reduzieren.<br />
123
Anhaftungen<br />
Ist der <strong>Radar</strong>sensor zu nahe an der<br />
Behälterwand montiert, können Produktanhaftungen<br />
Störechos erzeugen.<br />
Polarisation<br />
Wie schon in Kapitel 2 besprochen,<br />
sind die Mikrowellen der VEGA -<br />
<strong>Radar</strong>geräte linear polarisiert.<br />
Obwohl die Polarisation eine größere<br />
Bedeutung in Standrohren und<br />
Bypassrohren hat, kann sie auch bei<br />
Anwendung in „normalen“ Behältern<br />
von Bedeutung sein. Die Amplitude<br />
124<br />
Abb. 6.16: Störechos durch Anhaftungen an der<br />
Behälterwand sollten vermieden werden.<br />
Der Sensor sollte deshalb immer etwas<br />
Abstand zur Behälterwand haben. Der<br />
ideale Kompromiss ist ½ Radius.<br />
von Störechos, z.B. von Streben oder<br />
der Behälterwand, kann oft durch<br />
Drehen des <strong>Radar</strong>sensors um 45º oder<br />
90º reduziert werden.<br />
Die Richtung der Polarisation wird<br />
durch das Einkoppelsystem festgelegt,<br />
es ist am Gerät durch die Position des<br />
Typenschildes erkennbar.
Ausrichtung des <strong>Radar</strong>gerätes bei Flüssigkeitsanwendungen<br />
(Stab- oder Hornantenne)<br />
Bei Flüssigkeitsanwendungen muss<br />
das <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerät möglichst<br />
senkrecht nach unten zur zu<br />
messenden Oberfläche geführt werden.<br />
Fließende Produkte<br />
Ein <strong>Radar</strong>sensor sollte nicht direkt<br />
über oder in der Nähe einer Befüllung<br />
montiert werden. Dadurch wird ver-<br />
6. Installation<br />
Wird das Gerät angewinkelt, sinkt die<br />
Echoamplitude und die Gefahr von<br />
Störechos wächst.<br />
Abb. 6.17: Bei Messungen von<br />
Flüssigkeiten muss der Sensor<br />
senkrecht ausgerichtet sein.<br />
mieden, dass anstelle der Produktoberfläche<br />
der Befüllstrom gemessen<br />
wird.<br />
Abb. 6.18: Montieren Sie<br />
den <strong>Radar</strong>sensor abseits von<br />
Befüllströmen.<br />
125
Sensor zu nah an der Behälterwand<br />
Wird der <strong>Radar</strong>sensor zu nahe an der<br />
Behälterwand montiert, kann dies<br />
starke Interferenzen verursachen. Die<br />
Echos von Anhaftungen, Nieten oder<br />
Schweißnähten überlagern sich <strong>mit</strong><br />
dem richtigen Echo. Es muss ausreichend<br />
Abstand vom Sensor zur<br />
Behälterwand eingehalten werden, um<br />
dies zu verhindern.<br />
Abhängig von der Antennengröße<br />
haben verschiedene <strong>Radar</strong>füllstand-<br />
126<br />
messgeräte unterschiedliche Öffnungswinkel<br />
(Kapitel 5: <strong>Radar</strong>antennen).<br />
Im Allgemeinen sollte darauf geachtet<br />
werden, dass sich die Behälterwand<br />
nicht innerhalb des 3dB-Öffnungswinkels<br />
der Antenne befindet.<br />
Bei ungünstigen Einbaubedingungen<br />
bzw. Störungen durch die<br />
Behälterwand können die Messverhältnisse<br />
durch Verändern der<br />
Polarisation optimiert werden.<br />
Abb. 6.19: Richtdiagramm einer Antenne <strong>mit</strong> 150 mm Durchmesser<br />
bei 6,3 GHz.
4. Standrohre und Bypassrohre<br />
<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte werden<br />
oft für Messungen in Standrohren oder,<br />
Bypassrohren eingesetzt. Diese Art von<br />
Installation kann bei Messungen <strong>mit</strong><br />
Schaum, starken Turbulenzen, mechanisch<br />
komplexen Behältern oder bei<br />
Flüssigkeiten <strong>mit</strong> sehr niedrigem DK-<br />
Wert notwendig sein. <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte<br />
werden oft auch benutzt,<br />
um vorhandene Geräte in Rohren zu<br />
ersetzen, z.B. Verdränger und<br />
Schwimmer.<br />
Schaumbildung<br />
Ein dichter, leitfähiger Schaum auf<br />
dem Produkt kann die Messung stören.<br />
Unter diesen Bedingungen ist es wahrscheinlich,<br />
dass der <strong>Radar</strong>sensor die<br />
Oberfläche des Schaums messen wird.<br />
Es gibt aber auch Anwendungen <strong>mit</strong><br />
Schaum geringer Dichte, der von<br />
<strong>Radar</strong>wellen problemlos durchdrungen<br />
wird. Allerdings kann hier keine<br />
generelle Aussage getroffen werden,<br />
deshalb muss bei Messungen <strong>mit</strong><br />
Schaum stets <strong>mit</strong> Umsicht und<br />
Erfahrung vorgegangen werden. Lassen<br />
Sie sich bei solch einer Anwendung<br />
vom Sensorhersteller beraten.<br />
Flüssigkeiten <strong>mit</strong> sehr niedriger<br />
Dielektrizitätszahl<br />
Selbst nichtleitende Produkte und<br />
Flüssigkeiten <strong>mit</strong> äußerst niedriger<br />
Dielektrizitätszahl wie z.B. Flüssiggas<br />
können in Standrohren trotzdem genau<br />
und zuverlässig gemessen werden. Wie<br />
schon in Kapitel 5 erklärt, konzentriert<br />
das Standrohr die Mikrowellen und<br />
erzeugt so ein starkes Echo von der<br />
Produktoberfläche. Produkte <strong>mit</strong><br />
Dielektrizitätszahlen bis zu 1,5 können<br />
so gemessen werden.<br />
6. Installation<br />
Turbulente Produktoberfläche<br />
Starke Turbulenzen, verursacht durch<br />
Rührwerke oder heftige chemische<br />
Reaktionen, beeinflussen die <strong>Radar</strong>messung.<br />
Ein Standrohr oder<br />
Bypassrohr <strong>mit</strong> hinreichender Größe<br />
erlaubt eine zuverlässige Messung<br />
sogar <strong>mit</strong> starken Turbulenzen im<br />
Behälter. Voraussetzung hierfür ist,<br />
dass das Produkt im Rohr nicht<br />
anhaftet. Leichte Anhaftungen verursachen<br />
jedoch in größeren Rohren, z.B.<br />
100 mm Durchmesser, kaum Probleme.<br />
Allgemeine Hinweise zur<br />
<strong>Radar</strong>messung in Rohren<br />
Ein Standrohr muss unten offen sein<br />
und sich über dem vollen Messbereich<br />
ausdehnen (d.h. von 0 % bis 100 %<br />
Füllstand). Zum Druckausgleich muss<br />
das Rohr über dem 100 % Punkt eine<br />
Bohrung besitzen. Ausgleichsbohrungen<br />
oder Schlitze müssen auf einer<br />
Achse liegen und dürfen maximal auf<br />
zwei gegenüberliegenden Seiten des<br />
Rohrs angebracht werden. Die Ausrichtung<br />
der Löcher zur Polarisation muss<br />
beachtet werden, bei VEGA-Sensoren<br />
müssen diese senkrecht unter dem<br />
Typschild angebracht sein.<br />
Als eine Alternative zum Standrohr<br />
im Gefäß kann ein <strong>Radar</strong>sensor auch<br />
außerhalb des Behälters auf einem<br />
Bypassrohr installiert werden. Die<br />
Polarisation muss wie in Abb. 6.21<br />
dargestellt, zu den Prozessverbindungen<br />
ausgerichtet werden.<br />
127
128<br />
E E E<br />
Abb. 6.20: Position von Entlüftungsbohrung<br />
und Polarisation auf einem<br />
Standrohr.<br />
Abb. 6.21: Polarisationsrichtung bei<br />
einem Bypassrohr.<br />
Abb. 6.22: Installation auf einem<br />
Bypassrohr. <strong>Radar</strong>sensoren können<br />
Verdrängersysteme und Schwimmer<br />
problemlos ersetzen.
Polarisation Laufzeitänderung der<br />
Die Sensorpolarisation muss in<br />
einem Bypassrohr in Richtung der Prozessverbindungen<br />
und in einem Standrohr<br />
in Richtung der Ausgleichsbohrungen<br />
oder Schlitze ausgerichtet<br />
werden. Die Löcher oder Schlitze<br />
müssen auf einer Achse liegen.<br />
Eine korrekte Polarisation verbessert<br />
die Messung erheblich. Störechos werden<br />
dadurch reduziert und so<strong>mit</strong> das<br />
Signal-Rausch-Verhältnis optimiert.<br />
Standrohr zur Messung von inhomogenen Produkten<br />
6. Installation<br />
Mikrowellen<br />
Wie bereits in Kapitel 2 und Kapitel<br />
5 erklärt, reduziert sich in einem Standrohr,<br />
abhängig vom Durchmesser, der<br />
maximale Messbereich. Verursacht<br />
wird dies dadurch, dass sich die Mikrowellen<br />
im Rohr langsamer, als<br />
Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. In<br />
einem Rohr <strong>mit</strong> 50 mm Durchmesser<br />
(2") verringert sich die Laufzeit um<br />
20 % und die maximale Länge beträgt<br />
dadurch noch 16 m. Bei einem Rohr<br />
von 100 mm Durchmesser (4")<br />
reduziert sich die nutzbare Länge auf<br />
19 m.<br />
Abb. 6.23: Durch Schlitze wird eine gute Durchmischung von inhomogenen Produkten<br />
erreicht. Die Polarisation muss in Richtung der Schlitze ausgerichtet werden.<br />
129
Anhaftende Produkte Messrohr <strong>mit</strong> Kugelhahn<br />
Um Messprobleme und Messfehler<br />
bei der Messung von anhaftenden<br />
Produkten in Standrohren zu vermeiden,<br />
sollte das Rohr einen Innendurchmesser<br />
von mindestens 100 mm<br />
(4") haben. Sollen inhomogene<br />
Produkte oder Produkte gemessen werden<br />
die eine Trennschicht ausbilden,<br />
muss das Standrohr Löcher oder lange<br />
Schlitze haben. Diese Öffnungen stellen<br />
sicher, dass die Flüssigkeit durchmischt<br />
wird und, dass sie sich an den<br />
richtigen Füllstand angleicht. Je inhomogener<br />
das Produkt, desto mehr Öffnungen<br />
müssen vorhanden sein.<br />
Die Löcher und Schlitze müssen aus<br />
Gründen der Polarisation in zwei um<br />
180º versetzten Reihen positioniert<br />
werden. Der <strong>Radar</strong>sensor muss so ausgerichtet<br />
werden, dass die Polarisation<br />
in Richtung der Löcher ausgerichtet ist.<br />
130<br />
E<br />
Abb. 6.24: Die Polarisation muss in<br />
Richtung der Schlitze oder Löcher ausgerichtet<br />
sein.<br />
E<br />
Zur Abtrennung des Rohrs bzw. des<br />
Messgeräts vom Prozess kann ein<br />
Kugelhahn verwendet werden. Mit dem<br />
Kugelhahn ist es möglich, Wartungsarbeiten<br />
durchzuführen, ohne den<br />
Behälter zu öffnen. Dies ist bei<br />
Flüssiggas und giftigen Erzeugnissen<br />
besonders wichtig. Bei geöffnetem<br />
Ventil sollten möglichst keine Kanten<br />
im Durchlass zu sehen sein, dies würde<br />
sonst zu Störechos führen.<br />
Abb. 6.25: Mit einem Kugelhahn kann<br />
der <strong>Radar</strong>sensor vom Behälter getrennt<br />
werden, ohne den Behälter zu öffnen,<br />
bzw. den Prozess zu stoppen.
Konstruktionsrichtlinien für Standrohre<br />
Diagramm 1 (Seite 132)<br />
Für Messung in Stand- oder Bypassrohren<br />
werden Geräte <strong>mit</strong> Flanschgrößen<br />
DN50 (2"), DN80 (3"), DN100<br />
(4") und DN 150 (6")benutzt.<br />
Diagramm 1 zeigt die Konstruktion<br />
eines Stand- oder Bypassrohrs <strong>mit</strong><br />
einem Rohrdurchmesser und Flansch<br />
DN50.<br />
Das Standrohr muss innen glatt sein<br />
(Rauhigkeitswert Rz < 30). Ideal ist ein<br />
durchgehendes Rohr ohne Verbindungsstellen<br />
im Messbereich. Werden<br />
größere Rohrlängen benötigt, sollten<br />
die Teilstücke <strong>mit</strong> Vorschweißflanschen<br />
oder Rohrverschraubungen verbunden<br />
werden. Hierbei ist jedoch darauf zu<br />
achten, dass die Stoßstellen möglichst<br />
spaltfrei und ohne Durchmessersprung<br />
ausgeführt werden. Beim Schweißen<br />
darf kein Verzug entstehen, die<br />
Rohrstärke muss angepasst werden, um<br />
nicht durch das Rohr durchzuschweißen.<br />
Rauhigkeiten und Schweißnähte im<br />
Rohr müssen sorgfältig entfernt werden.<br />
Diese würden sonst Störechos<br />
verursachen und Anhaftungen begünstigen.<br />
Schlitze und Löcher müssen<br />
sorgfältig entgratet werden.<br />
6. Installation<br />
Diagramm 2 (Seite 133)<br />
Diagramm 2 zeigt die Konstruktion<br />
eines Standrohrs für einen <strong>Radar</strong>sensor<br />
<strong>mit</strong> einem DN100 (4") Flansch.<br />
<strong>Radar</strong>sensoren <strong>mit</strong> Flanschen von<br />
DN80 (3"), DN100 (4") und DN150<br />
(6") müssen zur Messung im Standrohr<br />
<strong>mit</strong> einer Hornantenne ausgerüstet sein.<br />
Der Antennendurchmesser sollte hierbei<br />
möglichst nahe am Innendurchmesser<br />
des Rohrs liegen. Zur Messung<br />
in Rohren DN50 und DN80 sind<br />
spezielle Stabantennen vorhanden. Die<br />
Flanschverbindung zum Gerät ist nicht<br />
mehr kritisch, da sie hinter der<br />
Abstrahlebene der Antenne liegt.<br />
Bei starker Bewegung im Behälter<br />
(z.B. Rührwerk) muss das Standrohr<br />
entsprechend befestigt werden, dies gilt<br />
auch für sehr lange Rohre.<br />
Bei der Messung von Flüssigkeiten<br />
<strong>mit</strong> niedrigem DK-Wert kann oft der<br />
Nullpunkt nicht sicher gemessen werden,<br />
oder es kommt zu starken<br />
Messfehlern im Bodenbereich.<br />
Ausgelöst wird dies dadurch, dass das<br />
Echo des Behälterbodens hinter dem<br />
Rohrende ein stärkeres Echo erzeugt,<br />
als das Produkt selbst. In solchen<br />
Anwendungen kann der Einbau eines<br />
Streublechs am Ende des Rohrs von<br />
Vorteil sein. Die Mikrowellen werden<br />
hier<strong>mit</strong> zur Seite abgelenkt und das<br />
starke Bodenecho hierdurch vermieden.<br />
Allerdings geht dadurch am Rohrende<br />
Raum verloren, da außerhalb des Rohrs<br />
nicht gemessen werden kann.<br />
131
Diagramm 1<br />
Abb. 6.26<br />
132<br />
100%<br />
Verbindungsmuffe<br />
0%<br />
Ablenkplatte<br />
Rz ≤ 30<br />
Vorschweißflansch<br />
Löcher müssen<br />
gratfrei sein<br />
150…500<br />
~45˚<br />
2.9…6<br />
5…15<br />
2.9<br />
Alle Abmessungen in mm<br />
<strong>Radar</strong>sensor<br />
VEGAPULS 54<br />
Flansch DN 50<br />
Rohrdruchmesser 50 mm<br />
Vorschweißflansch<br />
0.0…0.4<br />
0.0…0.4<br />
Schweißungs der<br />
Verbindungsmuffe<br />
Schweißung des<br />
Vorschweißflansches<br />
1.5…2<br />
Halterung des Standrohres<br />
minimal messbare<br />
Füllhöhe (0%)<br />
Tankboden
Diagramm 2<br />
Abb. 6.27<br />
100%<br />
Verbindungsmuffe<br />
0%<br />
Ablenk-<br />
Platte<br />
Rz ≤ 30<br />
Vorschweißflansch<br />
Löcher müssen<br />
gratfrei sein<br />
150…500<br />
~45˚<br />
3.6<br />
5…15<br />
3.6<br />
Alle Abmessungen in mm<br />
<strong>Radar</strong>sensor<br />
VEGAPULS 54<br />
Flansch DN 100<br />
Rohrdurchmesser 100 mm<br />
0.0…0.4<br />
0.0…0.4<br />
Schweißflansch<br />
Schweißung der<br />
Verbindungsmuffe<br />
Schweißung des<br />
Vorschweiflansches<br />
1.5…2<br />
6. Installation<br />
Halterung des Standrohres<br />
minimal messbare<br />
Füllhöhe (0%)<br />
Behälterboden<br />
Schweißung des<br />
Schweißflansches<br />
133
5. Messung durch die Behälterwand und <strong>Radar</strong>fenster<br />
Die Mikrowellensignale von <strong>Radar</strong>füllstandmessgeräten<br />
durchdringen<br />
dielektrische Materialien wie z.B.<br />
PTFE, Polypropylen und Glas. Dies ist<br />
für einige Anwendungen sehr wichtig,<br />
z.B. bei der Messung von hochreinen<br />
Flüssigkeiten in der Pharmaindustrie<br />
oder der Halbleiterfertigung, oder bei<br />
hochaggressiven Produkten in der<br />
chemischen Industrie. In diesen Fällen<br />
ist es aus Sicherheitsgründen und im<br />
Hinblick auf die Produktqualität von<br />
Vorteil wenn der Behälter geschlossen<br />
bleibt.<br />
Abb. 6.28: Gut reflektierende Medien können direkt durch die Behälterwand oder durch<br />
ein Messfenster gemessen werden.<br />
134<br />
Ein solche Messung ist bei Produkten<br />
<strong>mit</strong> guten Reflexionseigenschaften<br />
möglich, sie können bei geeignetem<br />
Behältermaterial direkt von oben,<br />
durch die Behälterdecke, gemessen<br />
werden. Produkte <strong>mit</strong> guter elektrischer<br />
Leitfähigkeit und <strong>mit</strong> einer Dielektrizitätszahl<br />
von mehr als 10 sind dafür<br />
geeignet. Bei Messungen in denen es<br />
prozess- oder produktbedingt zu starken<br />
Niederschlägen oder Kondensation<br />
an der Behälterdecke kommt, ist dieses<br />
Verfahren <strong>mit</strong> Vorsicht anzuwenden.
Reflexionen an der Behälterwand<br />
Wie Licht folgen auch Mikrowellen<br />
den Gesetzen der Reflexion. Obwohl<br />
bei geeignetem Behältermaterial der<br />
größte Teil der Energie durch die<br />
Behälterwand hindurch dringt, wird<br />
immer ein Teil dort reflektiert. Bei<br />
ebener Tankdecke und Aufsetzen des<br />
<strong>Radar</strong>gerätes auf dem Tank wird dieser<br />
Teil der Sendeenergie direkt in die<br />
Antenne zurückreflektiert (Abb. 6.29).<br />
Dies führt zu erhöhtem Rauschen im<br />
Nahbereich.<br />
Abb. 6.29: Eine flache Behälterdecke<br />
produziert eine Störreflexion direkt<br />
zurück in die Antenne.<br />
Messung durch ein dielektrisches Fenster<br />
Mit einem Pulsradar kann auch<br />
durch „dielektrische Fenster“ in<br />
Metalltanks gemessen werden. Das<br />
Fenster muss groß genug und sollte im<br />
6. Installation<br />
Die Qualität der Messung wird<br />
verbessert, wenn das <strong>Radar</strong>gerät über<br />
einem schrägen Bereich des Deckels<br />
(35º bis 50º) in einem Abstand von ca.<br />
400 mm zum Behälter montiert wird.<br />
Der Winkel stellt sicher, dass die<br />
Reflexionen von der Tankwand nicht<br />
direkt in die Antenne strahlen und es<br />
so<strong>mit</strong> nicht zu Störechos kommt.<br />
(Abb. 6.30)<br />
Abb. 6.30: Die Messung über einem<br />
angeschrägten Bereich des Behälterdeckels<br />
verbessert die Messung deut-<br />
Idealfall auch angewinkelt sein. Auch<br />
hier sollte der Sensor auf Abstand zum<br />
Fenster montiert werden.<br />
Anmerkung: Prüfen Sie die<br />
Bestimmungen für den Einsatz von<br />
<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräten außerhalb<br />
von geschlossenen Behältern in ihrem<br />
Land. Die geltenden Regeln können<br />
sehr unterschiedlich sein.<br />
Abb. 6.31: Optimale Installation für<br />
ein 6,3 GHz-<strong>Radar</strong> zur Messung<br />
durch ein dielektrisches Fenster.<br />
135
Messung durch ein dielektrisches Fenster<br />
In einigen Ländern ist es verboten<br />
FMCW-<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte<br />
außerhalb eines Metallgefäßes zu<br />
betreiben. In solchen Fällen muss das<br />
Gerät, um die Vorteile eines „dielektrischen<br />
Fensters“ nutzen zu können, in<br />
einem metallischen Stutzen über einem<br />
Kunststoff oder Glasfenster installiert<br />
werden (Abb. 6.32). Dies kann jedoch<br />
einen hohen Störpegel verursachen.<br />
136<br />
Abb. 6.32<br />
Bei Messungen durch ein Fenster<br />
kann eine Verbesserung erzielt werden,<br />
wenn die Scheibe eine konische Form<br />
erhält (siehe Abb. 6.32). Solch eine<br />
Trennscheibe kann bei geeigneter<br />
Dimensionierung als Linse wirken und<br />
die Mikrowellen zusätzlich fokussieren.<br />
Diese Form begünstigt zusätzlich<br />
das Ablaufen und Abtropfen von<br />
Kondensat.<br />
<strong>Radar</strong>-Sensor<br />
metallischer<br />
Stutzen<br />
konische<br />
Teflonscheibe
Dimensionierung des dielektrischen Fensters<br />
Die Wahl der richtigen Materialdicke<br />
ist für die Messung durch ein<br />
Fenster sehr wichtig.<br />
Die entstehenden Interferenzen<br />
durch das Fenster bestehen aus zwei<br />
unterschiedlichen Echos. Das erste<br />
Echo stammt von der äußeren<br />
Oberfläche des Fenstermaterials, an der<br />
die Mikrowellen ins Fenster eindringen.<br />
An dieser erste Oberfläche, dem<br />
Übergang von DK = 1 auf den DK-<br />
Wert des Fenstermaterials, gibt es eine<br />
Gesendete<br />
Welle<br />
Kunststoffdeckel<br />
Sendesignal<br />
Reflexion <strong>mit</strong><br />
Phasendrehung<br />
Phasendrehung{<br />
Reflexion ohne<br />
6. Installation<br />
180º-Phasendrehung der Mikrowellen.<br />
Das zweite Echo, beim Verlassen des<br />
Fensters, besitzt keine Phasendrehung.<br />
Hier geht es von einem dichteren in ein<br />
weniger dichtes Medium. Durch Wahl<br />
der Fensterdicke als λ/2 der<br />
Mikrowellenfrequenz löschen sich<br />
diese beiden Echos aus (siehe auch<br />
Kapitel 2).<br />
Reflexion <strong>mit</strong><br />
Phasendrehung<br />
von der Oberfläche<br />
Reflexion ohne<br />
Phasendrehung von<br />
der inneren Oberfläche<br />
Abb. 6.33: Die optimale Dicke des Fenstermaterials beträgt λλ/2 der <strong>Radar</strong>frequenz.<br />
D<br />
Gegenseitige Auslöschung<br />
137
Die Tabelle zeigt die optimale Dicke für die wichtigsten Kunststoffe und Gläser<br />
die zum Durchstrahlen geeignet sind. Es wird die optimale Dicke für<br />
6,3 GHz und 26 GHz gezeigt.<br />
Fenstermaterialien für <strong>Radar</strong>sender: Frequenz 6,3 GHz<br />
zu durchdringendes Material εr optimale Dicke D in mm<br />
PE Polyethylen 2,3 15,5 (31; 46,5 …)<br />
PTFE (Teflon) 2,1 16,5 (33; 49,5 …)<br />
PVDF Polyvinyl ~7 9 (18; 27; 36 …)<br />
PP Polypropylen 2,3 15,5 (31; 46,5 …)<br />
Borosylikat-Glas 5,5 10 (20; 30; 40 …)<br />
Rassotherm-Glas 4,6 11 (22; 33; 44 …)<br />
Labortherm-Glas 8,1 8,5 (17; 26,5; 34…)<br />
Quarzglas ~4 12 (24; 36; 48…)<br />
POM Polyoxymethylen 3,7 12,5 (25;37,5; 50 …)<br />
Polyester 4,6 11 (22; 33; 44 …)<br />
Plexiglas Polyacrylat 3,1 13,5 (27; 40,5; 54 …)<br />
PC Polycarbonat ~2,8 14 (28; 42 ...)<br />
Fenstermaterialien für <strong>Radar</strong>sender: Frequenz 26 GHz<br />
zu durchdringendes Material εr optimale Dicke D in mm<br />
PE Polyethylen 2,3 3,8 (7,6; 11,4 ...)<br />
PTFE (Teflon) 2,1 4 (8,0; 12,0 ...)<br />
PVDF Polyvinyl ~7 1,8 (3,6; 5,4 ...)<br />
PP Polypropylen 2,3 3,8 (7,6; 11,4 ...)<br />
Borosylikat-Glas 5,5 2,5 (5; 7,5 …)<br />
Rassotherm-Glas 4,6 2,7 (5,4; 8,1 …)<br />
Labortherm-Glas 8,1 2 (4,0; 6,0; 8,0 …)<br />
Quarzglas ~4 2,9 (5,8; 8,7 …)<br />
POM Polyoxymethylen 3,7 3 (6,0; 9,0 ...)<br />
Polyester 4,6 2,7 (5,4; 8,1 ...)<br />
Plexiglas Polyacrylat 3,1 3,2 (6,4; 9,6 ...)<br />
PC Polycarbonat ~2,8 3,6 (7,2; 10,8 ...)<br />
Anmerkung: Die optimale Dicke kann auch durch Aufschichten einiger Lagen<br />
identischen Materials erreicht werden. Die Schichten müssen jedoch ohne Luftspalt<br />
aufeinander liegen. Vielfache der optimalen Dicke führen ebenfalls zu guten<br />
Ergebnissen, jedoch verursacht die Dicke des Fenstermaterials eine<br />
Signaldämpfung.<br />
138
6. Messung von Schüttgütern <strong>mit</strong> Hornantennen<br />
Zur Messung von Schüttgütern werden<br />
fast ausschließlich Hornantennen<br />
verwendet. Dies schließt alle pneumatisch<br />
beförderten Erzeugnisse wie<br />
Pulver, Granulate und Körner ein. Die<br />
Stabantenne hat ihre Stärke in<br />
Flüssigkeitstanks.<br />
Die Oberflächen von Schüttgütern in<br />
Silos und Behältern sind selten flach.<br />
Bei Produkten wie z.B. Pulver oder<br />
Granulat sieht das Profil bei Befüllung<br />
und Entleerung zumeist unterschiedlich<br />
aus. Der Winkel des Schüttkegels hängt<br />
vom Produkt selbst, der Füll- und<br />
Entleermethode und von Form und<br />
Abmessungen des Silos ab.<br />
6. Installation<br />
<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte, ebenso<br />
wie Ultraschallwandler, sollten außerhalb<br />
der Mitte zum tiefsten Punkt des<br />
Behälters ausgerichtet montiert werden.<br />
Auch hier sollte das Ende des Horns<br />
mindestens 10 mm in den Behälter<br />
ragen.<br />
Der <strong>Radar</strong>sensor wird angewinkelt<br />
montiert um immer möglichst senkrecht<br />
zur Produktoberfläche zu senden.<br />
So wird über die gesamte Füllhöhe die<br />
beste Echoamplitude erreicht.<br />
Der <strong>Radar</strong>sensor sollte abseits vom<br />
Befüllstrom und von Einbauten montiert<br />
werden um möglichst wenig<br />
Störechos zu erhalten.<br />
Abb 6.34: Für Schüttgutanwendungen<br />
werden Hornantennen verwendet. Die<br />
Antenne ist außerhalb der Mitte montiert<br />
und zum tiefsten Punkt im Silo ausgerichtet.<br />
Dies ergibt bei verschiedenen<br />
Schüttkegeln das beste Messergebnis.<br />
139
Abb. 6.35 und 6.36: Schüttkegel von typischen Schüttgutanwendungen beim Befüllen und<br />
Entleeren.<br />
Hohe Temperaturen und anhaftende Produkte<br />
Bei Anwendungen <strong>mit</strong> hohen Temperaturen<br />
oder stark anhaftenden<br />
Staubablagerungen auf der Antenne<br />
sollte diese <strong>mit</strong> Druckluft oder Stickstoff<br />
gespült werden.<br />
140<br />
Hierzu wird der Flansch von zwei<br />
gegenüberliegenden Seiten bis zum<br />
Konus der Teflonfüllung durchbohrt.<br />
An diesen Stellen kann dann die Luftbzw.<br />
Stickstoffspülung angeschlossen<br />
werden.<br />
Abb. 6.37: Luft- bzw. Stickstoffspülung<br />
zum Kühlen und Reinigen der Antenne.<br />
Luft- bzw. Stickstoff
B. Elektrische Anschlussvarianten<br />
In den vergangenen Jahren hat sich<br />
die Auswahl an unterschiedlichen<br />
<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräten erhöht.<br />
Zudem haben sich eine Vielzahl von<br />
elektrischen Anschlussmöglichkeiten<br />
für Standard- und Ex-Anwendungen<br />
auf dem Markt etabliert. Diese<br />
umfassen 4 … 20 mA- und verschiedene<br />
Feldbussensoren. Bei der<br />
Auswahl eines <strong>Radar</strong>sensors müssen<br />
die entsprechenden Verkabelungskosten<br />
berücksichtigt werden.<br />
1. Nicht-Ex-Anwendungen<br />
a. 4 … 20 mA, Zweileiter-<strong>Radar</strong>sensor<br />
Abb. 6.38<br />
6. Installation<br />
Seit ihrer Markteinführung haben<br />
sich eigensichere Zweileiter-<br />
<strong>Radar</strong>sensoren als vollwertiger Ersatz<br />
für traditionelle Sensoren wie z.B.<br />
Differenzdruckmessumformer oder<br />
Verdränger durchgesetzt. FMCW-<br />
<strong>Radar</strong>sensoren benötigen jedoch noch<br />
immer die erhöhte Energie aus einer<br />
Vierleiterversorgung. In diesem<br />
Abschnitt werden die möglichen<br />
Beschaltungskonfigurationen für alle<br />
Arten von <strong>Radar</strong> betrachtet.<br />
b. Vierleiter-<strong>Radar</strong>sensor <strong>mit</strong> 4 … 20 mA Stromausgang<br />
Abb. 6.39<br />
4 … 20 mA, 24 VDC<br />
20/250 VAC / VDC<br />
4 … 20 mA<br />
c. HART ® -Protokoll<br />
Die meisten Zweileiter- und Vierleiter-, 4 … 20 mA <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte<br />
sind <strong>mit</strong> dem HART®-Protokoll, aufmoduliert auf dem Stromsignal,<br />
verfügbar. Dadurch wird Folgendes möglich:<br />
- Fernparametrierung <strong>mit</strong> dem HART ® -Handheld Programmiergerät<br />
- Einspeisung der HART ® -Daten direkt in das Prozessleitsystem<br />
- multi-drop Betrieb <strong>mit</strong> bis zu 16 Sensoren parallel an einem Strang<br />
141
d. Feldbus (VBUS)<br />
bis zu 15 Sensoren parallel auf zwei Drähten<br />
<strong>mit</strong> VEGALOG 571 und EV-Eingangskarten maximal 255 Messungen zusammenfassbar<br />
142<br />
VBUS<br />
VEGALOG 571 <strong>mit</strong> bis<br />
zu 255 Sensoren<br />
bis zu 15 Sensoren an<br />
einer Zweidrahtleitung<br />
verschiedene Industrie-Standard-<br />
Kommunikationen<br />
Abb. 6.40
e. Feldbus (Profibus PA)<br />
max. 32 Sensoren gemeinsam an einem Segmentkoppler<br />
Profibus PA<br />
Segmentkoppler<br />
6. Installation<br />
Profibus DP<br />
Abb. 6.41<br />
143
2. Geräte für Ex-Anwendungen<br />
a. eigensicher ia, 4 … 20 mA, Zweileiter-Sensoren <strong>mit</strong> HART ®-Protokoll<br />
Abb. 6.42<br />
b. 4 … 20 mA, Zweileiter-EEx-d-ia Sensoren <strong>mit</strong> Verkabelung<br />
in erhöhter Sicherheit.<br />
- Versorgung 12 bis 36 VDC<br />
- Zener-Barriere in integriertem Ex-d Gehäuse,<br />
eigensicherer Gehäuseteil für Sensorelektronik und zur Bedienung<br />
- keine zusätzliche Trennbarriere erforderlich<br />
Abb. 6.43<br />
144<br />
Ex-Bereich<br />
Bedienung,<br />
Display und<br />
Elektronik<br />
eigensicher<br />
ausgeführt<br />
Ex-Bereich<br />
Ex ia<br />
Ex ia<br />
Ex d<br />
Nicht-Ex-Bereich<br />
Nicht-Ex-Bereich<br />
4 … 20 mA, 24 VDC<br />
4 … 20 mA,<br />
24 VDC Ex e<br />
Zenerbarriere<br />
Zener<br />
barrier
c. Vierleiter, EEx d ia Versorgung<br />
- Versorgung 24 VDC<br />
- eigensicherer 4 … 20 mA Stromausgang<br />
4 … 20 mA<br />
eigensicher<br />
Zener<br />
barrier<br />
Ex-Bereich<br />
d. Vierleiter, 4 … 20 mA, Ex e Versorgung- Exd-Gehäuse<br />
Ex-Bereich<br />
6. Installation<br />
Ex d 24 VDC, Ex e<br />
Ex d<br />
24 VDC, Ex e<br />
4 … 20 mA<br />
Abb. 6.44<br />
Abb.6.45<br />
e. Vierleiter eigensicher (ib) <strong>mit</strong> Trennübertrager und Datenkoppler<br />
Ex d<br />
Stromversorgung<br />
Stromversorgung &<br />
digitale Kommunikation<br />
Ex-Bereich<br />
Nicht-Ex-Bereich<br />
Nicht-Ex-Bereich<br />
4 … 20 mA<br />
Nicht-Ex-Bereich<br />
Display oder<br />
Signalverarbeitungseinheit<br />
Abb.6.46<br />
145
f. Feldbus (VBUS)<br />
- max. 15 Sensoren an zwei Leitungen in Ex e, Verdrahtung in erhöhter Sicherheit<br />
- separate Energieversorgung der Sensoren in erhöhter Sicherheit<br />
146<br />
Separate<br />
Spannungsversorgung<br />
Ex e<br />
VEGALOG 571 <strong>mit</strong> bis<br />
zu 255 Sensoren<br />
VBUS<br />
bis zu 15 Sensoren an einer<br />
Zweidrahtleitung, Ex e<br />
verschiedene Industrie-<br />
Standard-Kommunikationen<br />
Abb 6.47
g. Feldbus (VBUS)<br />
- max. 15 Sensoren Ex-e (je fünf Sensoren pro Strang, drei Stränge) pro VBUS-Karte<br />
- Verdrahtung in erhöhter Sicherheit ohne externe Versorgung VBUS<br />
Fünf Sensoren an jeder Zweidrahtleitung<br />
versorgt durch diese Leitung<br />
Ex e<br />
Verkabelung<br />
VEGALOG 571<br />
6. Installation<br />
verschiedene Industrie-<br />
Standard-Kommunikationen<br />
Abb. 6.48<br />
147
h. Feldbus (VBUS)<br />
- max. 15 Sensoren, eigensicher Ex ia, pro Ausgangskarte<br />
- je 5 Sensoren pro Zweileiter- Schleife, max. 3 Schleifen pro EV-Karte<br />
148<br />
VBUS<br />
VEGALOG 571<br />
verschiedene Industrie-<br />
Standard-Kommunikationen<br />
VBUS<br />
Fünf Sensoren an einer Zweidrahtleitung<br />
eigensicher<br />
Abb. 6.49
i. Feldbus (Profibus PA)<br />
- Ex ia eigensicher, max. 8 Sensoren pro Zweiader-Schleife<br />
- Verbindung über Segmentkoppler zu Profibus DP<br />
Profibus PA<br />
Segmentkoppler<br />
6. Installation<br />
Profibus DP<br />
Acht Sensoren an<br />
einer Zweidrahtleitung eigensicher<br />
Abb. 6.50<br />
149