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Füllstandmessung mit Radar - Vega

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<strong>Füllstandmessung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Radar</strong><br />

Leitfaden für die Prozessindustrie<br />

Peter Devine<br />

© VEGA Grieshaber KG<br />

Alle Rechte vorbehalten.Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Jede Verwertung bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Herausgebers.<br />

VEGA Grieshaber KG , Am Hohenstein 113, 77761 Schiltach.<br />

Devine, Peter<br />

<strong>Füllstandmessung</strong> <strong>mit</strong> <strong>Radar</strong> - Leitfaden für die Prozessindustrie<br />

ISBN 3-00-008216-6<br />

Umschlaggestaltung: LinkDesign, Schramberg.<br />

Druck: BaurOffset, Villingen-Schwenningen<br />

Autor<br />

Peter Devine<br />

Technische Beratung<br />

Karl Grießbaum<br />

Satz und Layout<br />

Liz Moakes<br />

Zeichnungen und Illustration<br />

Evi Brucker


Inhalt<br />

Vorwort ix<br />

Danksagung xi<br />

Einleitung xiii<br />

Teil I<br />

1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s 1<br />

2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s 13<br />

3. <strong>Radar</strong>typen 33<br />

1. CW-<strong>Radar</strong> 33<br />

2. FMCW-<strong>Radar</strong> 36<br />

3. Pulsradar 39<br />

Teil II<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong> 47<br />

1. FMCW-<strong>Radar</strong> 48<br />

2. Pulsradar 54<br />

3. Frequenzwahl 62<br />

4. Genauigkeit 68<br />

5. Leistung 74<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen 77<br />

1. Hornantennen 81<br />

2. Dielektrische Stabantennen 92<br />

3. Standrohrantennen 101<br />

4. Parabolantennen 106<br />

5. Planarantennen 108<br />

Richtcharakteristik von Antennen 110<br />

6. Installation 115<br />

A. Mechanischer Einbau 115<br />

1. Flüssigkeitsanwendungen - Hornantenne 115<br />

2. Flüssigkeitsanwendungen - Stabantenne 117<br />

3. Allgemeine Einbauhinweise 120<br />

4. Standrohre und Bypass-Rohre 127<br />

5. Messung durch Behälterwand und <strong>Radar</strong>fenster 134<br />

6. Messung von Schüttgütern <strong>mit</strong> Hornantennen 139<br />

B. Elektrische Anschlussvarianten 141<br />

1. Nicht-Ex-Anwendungen 141<br />

2. Geräte für Ex-Anendungen 144


Aufgrund der Verschiedenheit und<br />

Komplexität der vorhandenen Anwendungen,<br />

wie Flüssigkeiten, Pulver<br />

und Feststoffe, wäre es unrealistisch<br />

und unverantwortlich, irgend ein Füllstandmessverfahren<br />

als „universell" zu<br />

bezeichnen. Allerdings legt die<br />

Geschwindigkeit, <strong>mit</strong> der sich<br />

<strong>Radar</strong>sensoren in den letzten Jahren<br />

etabliert haben nahe, dass diese<br />

Technologie näher an jener Definition<br />

ist, als es irgendein ein anderes<br />

Verfahren jemals war.<br />

Ich selbst bin in den letzten zwanzig<br />

Jahren an Entwicklung, Anwendung,<br />

Verkauf und Marketing von Füllstandsensoren,<br />

Controllern und Indikatoren<br />

der meisten Typen beteiligt gewesen. In<br />

dieser Zeit hat meiner Meinung nach<br />

kein Verfahren annähernd die<br />

Bedeutung des <strong>Radar</strong>s erlangt. Dies gilt<br />

speziell für seine umfassende Eignung<br />

nicht nur für konventionelle, sondern<br />

auch für extreme Prozessanwendungen<br />

für die überwiegende Mehrheit von<br />

Substanzen fast jeglicher Größe oder<br />

Komplexität.<br />

Dieses einmalige Prinzip in<br />

Verbindung <strong>mit</strong> der bestehenden<br />

Signalverarbeitungssoftware, den<br />

Herstellungsmaterialien, der Einfachheit<br />

der Installation und der digitalen<br />

Kommunikation ermöglicht es, dass<br />

dieses Verfahren als „erste Wahl" für<br />

<strong>Füllstandmessung</strong>en in Betracht<br />

kommt. Während es noch vor kurzer<br />

Zeit als teuer und spezialisiert betrachtet<br />

wurde - ist dies ist nicht länger der<br />

Fall.<br />

Vorwort<br />

Der Zweck dieser Veröffentlichung<br />

ist wirklich spezifisch. Es sollen einige<br />

komplizierte Prinzipien erklärt werden,<br />

und es soll gezeigt werden, dass durch<br />

die Betrachtung einiger einfacher<br />

Regeln eine offensichtlich hochentwickelte<br />

Technologie einfach und<br />

zuverlässig für einen großen Bereich<br />

von Industrie- und Prozessanwendungen<br />

benutzt werden kann.<br />

Wir hoffen, dass dieses Handbuch<br />

dazu anregt, sich für <strong>Radar</strong> zu interessieren,<br />

falls Sie nicht bereits <strong>Radar</strong><br />

benutzen, oder eine größere Wissenstiefe<br />

ver<strong>mit</strong>telt, falls Sie bereits etwas<br />

Erfahrung haben. Wir freuen uns, von<br />

Ihnen zu hören.<br />

Mel Henry<br />

Geschäftsführung<br />

<strong>Vega</strong> Controls Ltd.<br />

ix


Beim Schreiben und Zusammenstellen<br />

dieses Buch hatte ich die<br />

unschätzbare Hilfe einiger Kollegen,<br />

sowohl in der Entwicklungsabteilung<br />

als auch innerhalb des Produktmanagements,<br />

von VEGA in Schiltach.<br />

Ein besonderer Dank gilt Karl<br />

Grießbaum für seine genaue<br />

Erläuterung der „Geheimnisse" des<br />

Pulsradars, seinen Einblick in die<br />

Funktionsweise des FMCW-<strong>Radar</strong>s<br />

und die Zeichnungen zu den<br />

Erklärungen. Ein Dank auch an Jürgen<br />

Skowaisa und Jürgen Motzer für ihre<br />

technischen Beiträge zum Buch.<br />

Die Veröffentlichung dieses Buches<br />

ist eine Zusammenfassung des<br />

Produktwissens und der Erfahrung bei<br />

<strong>Radar</strong>-Füllstandanwendungen in der<br />

VEGA-Firmengruppe und den Vertriebspartnern<br />

weltweit.<br />

Diese Erfahrung hat sich <strong>mit</strong> dem<br />

Beginn der VEGAPULS 50 Serie,<br />

den Zweileiter-<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräten,weiter<br />

vergrößert.<br />

Ich möchte mich bei all jenen<br />

bedanken, die zu den Kapiteln der<br />

<strong>Radar</strong>anwendungen beitrugen. Dies<br />

schließt Doug Anderson, Dave<br />

Blenkiron, Chris Brennan, Graeme<br />

Cross und John Hulme in<br />

Großbritannien, Paal Kvam von<br />

Hyptech in Norwegen, Doug Groh und<br />

seine Kollegen von Ohmart VEGA in<br />

USA, und Jürgen Skowaisa und Roger<br />

Ramsden von VEGA Deutschland ein.<br />

Ein Dank auch an die VEGA-<br />

Vertriebsabteilungen in Deutschland<br />

und Großbritannien für ihre Hilfe beim<br />

Danksagung<br />

Anfertigen und Redigieren von Bildern<br />

und Fotos.<br />

Ein Dank an alle anderen ungenannten<br />

Mitwirkenden.<br />

Schließlich sind die wichtigsten<br />

Mitwirkenden an diesem Buch alle<br />

Anwender der VEGA-<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte<br />

weltweit, ohne die unser<br />

hohes Fachwissen in der Prozessradar-<br />

Füllstandmesstechnik nicht möglich<br />

wäre.<br />

Peter Devine<br />

Produktmanager<br />

<strong>Vega</strong> Controls Ltd.<br />

xi


Für die <strong>Füllstandmessung</strong> hat die<br />

<strong>Radar</strong>technik viele technische Vorteile.<br />

<strong>Radar</strong> ermöglicht berührungslose<br />

Sensoren, die praktisch unbeeinflusst<br />

von Änderungen der Prozesstemperatur,<br />

des Drucks oder der Gas- und<br />

Staubschichten innerhalb eines Behälters<br />

sind.<br />

Außerdem wird der Messwert nicht<br />

durch Änderungen der Dichte, der<br />

Leitfähigkeit und der Dielektrizitätszahl<br />

des zu messenden<br />

Produktes oder von der Luftbewegung<br />

über dem Produkt beeinflusst.<br />

Diese Vorteile wurden für die<br />

Prozessindustrie <strong>mit</strong> der Entwicklung<br />

des Zweileiter-<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerätes,<br />

das wenig kostet und hohe<br />

Anforderungen erfüllt, immer mehr<br />

von Bedeutung.<br />

Dieser Durchbruch im Sommer<br />

1997 erzeugte einen einmaligen Boom<br />

in der Verwendung von berührungslosem<br />

Mikrowellenradar für Füllstandanwendungen<br />

bei Flüssigkeiten und<br />

Feststoffen.<br />

Dieses Buch soll ein Fachbuch für<br />

all jene sein, die an der Technologie,<br />

der Anwendung und der praktischen<br />

Installation von <strong>Radar</strong>-Füllstandsensoren<br />

interessiert sind. Hochgenaue,<br />

eichfähige Messungen werden in diesem<br />

Buch nur am Rande behandelt.<br />

Es werden die Geschichte des<br />

<strong>Radar</strong>s, die physikalischen Grundlagen<br />

und Verfahren, sowie verschiedene<br />

Einleitung<br />

<strong>Radar</strong>antennen, mechanische und elektrische<br />

Installationen dargestellt.<br />

<strong>Radar</strong> wird <strong>mit</strong> anderen Prozess-<br />

Füllstandmessverfahren verglichen,<br />

und es werden viele Beispiele der<br />

unzähligen Anwendungsmöglichkeiten<br />

des <strong>Radar</strong>sensors in der Industrie gegeben.<br />

Die <strong>Radar</strong>-Füllstandsmessung ist<br />

„erwachsen" geworden. Wir hoffen,<br />

dass dieses Buch Ihnen helfen wird,<br />

das Potential dieser neuesten und fast<br />

universellen Füllstandmesstechnik zu<br />

erkennen.<br />

Mehr als alles andere hoffe ich, dass<br />

es Ihnen gefällt, in den Seiten dieses<br />

Buches zu blättern.<br />

Peter Devine<br />

Produktmanager<br />

<strong>Vega</strong> Controls Ltd<br />

xiii


Teil I<br />

Geschichte des <strong>Radar</strong>s<br />

Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />

<strong>Radar</strong>typen<br />

xv


1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s<br />

James Clerk Maxwell sagte bereits<br />

1864 in seiner Theorie des Elektromagnetismus,<br />

die Existenz von<br />

Funkwellen vorher. Mathematisch zeigte<br />

er, dass sich alle elektromagnetischen<br />

Wellen, unabhängig von ihrer<br />

Wellenlänge, <strong>mit</strong> der gleichen<br />

Geschwindigkeit im freien Raum ausbreiten.<br />

Diese Geschwindigkeit liegt<br />

etwa bei 300.000 Kilometern pro<br />

Sekunde, der Lichtgeschwindigkeit.<br />

Heinrich Rudolf Hertz bestätigte<br />

Maxwells Theorie durch seine<br />

Experimente, die er von 1886 bis 87 an<br />

der Technischen Universität Karlsruhe<br />

durchführte. Er benutzte einen Elektrodenabstandssender<br />

zur Erzeugung<br />

von Entladungsstößen hochfrequenter<br />

elektromagnetischer Schwingungen<br />

(Wellen) bei 455 MHz bzw. einer<br />

Wellenlänge von 0,66 Metern.<br />

Hertz bestätigte, dass diese elektromagnetischen<br />

Funkwellen dieselbe<br />

Geschwindigkeit wie Licht haben, und<br />

durch metallische und nichtleitende<br />

Körper reflektiert werden können.<br />

Zusätzlich zu den Reflexionseigenschaften<br />

zeigte Hertz, dass Funkwellen,<br />

genauso wie Licht, über Brechung,<br />

Beugung, Polarisation und Interferenzen<br />

verfügen. Wie wir heute wissen,<br />

waren diese frühen Experimente <strong>mit</strong><br />

reflektierenden Funkwellen an metallischen<br />

Platten die ersten Formen des<br />

<strong>Radar</strong>s.<br />

Der deutsche Ingenieur Christian<br />

Hülsmeyer stellte den ersten Vorläufer<br />

des <strong>Radar</strong>geräts her. 1904 wurde es in<br />

verschiedenen Ländern unter dem<br />

Namen „Telemobiloskop” patentiert,<br />

und wurde beschrieben als „ein<br />

Hertz`sche Wellen erzeugender und<br />

empfangender Apparat, der zur<br />

Anzeige von und dadurch zur Warnung<br />

vor der Gegenwart eines metallischen<br />

Körpers (wie Schiff oder Zug), in der<br />

Ausbreitungsrichtung solcher Wellen<br />

dient”.<br />

Bild 1.1 - J.C.M.F: James Clerk Maxwell -<br />

sagte die Existenz von Funkwellen in seiner<br />

Theorie des Elektromagnetismus vorher.<br />

Bild 1.2 - I.N.T.: Heinrich Hertz -<br />

Hertz bestätigte durch Experimente, dass<br />

elektromagnetische Funkwellen dieselbe<br />

Geschwindigkeit wie Licht haben und durch<br />

metallische und nichtleitende Körper reflektiert<br />

werden können.<br />

1


Bild 1.3 - D.M.M.: Christian Hülsmeyer<br />

produzierte den ersten patentierten Vorläufer<br />

des <strong>Radar</strong>gerätes 1904<br />

Ein zusätzliches Patent im gleichen<br />

Jahr beschreibt „Verbesserungen im<br />

Hertz`sche Wellen erzeugenden und<br />

empfangenden Apparat zur Bestimmung<br />

der Position und des Abstandes<br />

metallischer Gegenstände”.<br />

Eine erfolgreiche Vorführung des<br />

Telemobiloskops auf dem Internationalen<br />

Schifffahrtskongress in Rotterdam<br />

und der deutschen Marine fand 1904<br />

statt. Das Telemobiloskop wurde<br />

jedoch als unausgereift angesehen und<br />

war kein kommerzieller Erfolg.<br />

Guglielmo Marconi wurde als<br />

Pionier der transatlantischen Funkverbindung<br />

berühmt. 1922 erkannte<br />

Marconi außerdem die Möglichkeit<br />

der Nutzung des Kurzwellenfunks zur<br />

Erkennung von metallischen Gegenständen.<br />

Marconi stellte sich den<br />

Nutzen des Funks zur Schiff-Schiff-<br />

2<br />

Erkennung bei Nacht und im Nebel<br />

vor. Leider hatte er zu diesem<br />

Zeitpunkt nicht die Unterstützung und<br />

die Hilfs<strong>mit</strong>tel diese Ideen weiter auszuführen.<br />

Vor dem 2. Weltkrieg wurde das<br />

<strong>Radar</strong> unabhängig voneinander in verschiedenen<br />

Ländern wie Großbritannien,<br />

Deutschland, Italien, den<br />

Vereinigten Staaten, Frankreich und der<br />

Sowjetunion weiter entwickelt.<br />

1934, nach einer Serie von Experimenten<br />

in den Marineforschungslaboratorien<br />

der Vereinigten Staaten,<br />

wurde ein Patent für Taylor, Young und<br />

Hyland für ein „System zur Gegenstandserkennung<br />

durch Funk” bewilligt.<br />

Bild 1.4 - GEC Marconi Guglielmo Marconi -<br />

erkannte 1922 die Möglichkeit der Nutzung<br />

des Kurzwellenfunks zur Erkennung von<br />

metallischen Gegenständen.


Bild 1.5 - I.W.M.: Sir Robert Watson-<br />

Watt - spielte in den Dreißiger- und<br />

Vierzigerjahren des 20. Jahrhunderts<br />

eine entscheidende Rolle in der<br />

Entwicklung des britischen <strong>Radar</strong>s.<br />

Der britische Wissenschaftler Robert<br />

Watson-Watt überreichte im Februar<br />

1935 einen Artikel dem „Tizard<br />

Com<strong>mit</strong>tee for the Scientific Survey of<br />

Air Defence” über „die Erkennung und<br />

Ortung von Flugzeugen <strong>mit</strong>tels<br />

Funkmethoden”.<br />

Danach wurde ein praktischer Versuch<br />

<strong>mit</strong> Hilfe eines BBC Rundfunksenders<br />

in Daventry durchgeführt. In<br />

ca. 9 km Entfernung wurde ein getrennter<br />

Empfänger, der an ein Oszilloskop<br />

angeschlossen war, zur Erkennung<br />

eines Flugzeuges, das zwischen<br />

Sender und Empfänger flog, benutzt.<br />

Sowohl das amerikanische System<br />

als auch das Watson-Watt Experiment<br />

waren CW-<strong>Radar</strong>systeme (CW: continuous<br />

wave - kontinuierliche Wellen).<br />

Eine konstante einzelne Frequenz wird<br />

von einem Punkt übertragen und von<br />

einem Empfänger an einer anderen<br />

Stelle detektiert, dies bezeichnet man<br />

als CW-Welleninterferenzradar oder als<br />

bistatisches CW-<strong>Radar</strong>. Der Empfänger<br />

kann auch Frequenzverschiebungen,<br />

1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s<br />

verursacht durch den Dopplereffekt,<br />

des vom Zielobjekt reflektierten<br />

Signals erkennen. Die Interferenz zwischen<br />

der Frequenz des direkten und<br />

des reflektierten Signals bei einer<br />

geringfügig unterschiedlichen Frequenz<br />

zeigt die Gegenwart eines Zielobjektes<br />

an.<br />

Man kann diesen Effekt auch am<br />

Fernsehbildschirm beobachten, falls<br />

man unglücklicherweise in der Einflugschneise<br />

eines Flughafens wohnt. Das<br />

Bild am Bildschirm kann <strong>mit</strong> regelmäßigen<br />

horizontalen Streifen flimmern,<br />

die sich vertikal über den Bildschirm<br />

schieben, wenn ein Flugzeug im<br />

Anflug ist. Dieser Effekt verringert<br />

sich, wenn das Flugzeug direkt darüber<br />

ist, und verstärkt sich wieder, wenn das<br />

Flugzeug weiterfliegt. Das CW-<br />

Welleninterferenzradar in Daventry war<br />

kein praktisches Gerät. Es konnte zwar<br />

das Vorhandensein, aber nicht die Position<br />

eines Zielobjektes erkennen.<br />

Die britischen Bemühungen setzten<br />

sich nach Daventry in Orford Ness und<br />

dann in der Nähe von Bawdsey Manor<br />

an der Suffolk Küste fort. Es war klar,<br />

dass man ein Pulsradar benötigt, um<br />

die benötigte Entfernungs- und Richtungsinformation,<br />

die für ein Verteidigungssystem<br />

wichtig sind, zu liefern.<br />

Unter der Leitung von Watson-Watt<br />

entwickelten die Briten ein Verteidigungssystem<br />

von CH- (chain home)<br />

<strong>Radar</strong>stationen, die schließlich alle<br />

Küstenanflüge auf England erfassten.<br />

Die normalen „Chain Home <strong>Radar</strong>s”<br />

hatten eine relativ niedrige Frequenz,<br />

die zwischen 22 und 33MHz lag.<br />

(Wellenlänge zwischen 10 und 13,5<br />

Metern) Sie hatten eine Sendeleistung<br />

von 200 kW und eine Reichweite von<br />

190 km.<br />

3


Bild 1.6 - I.W.M.: Britische „Chain Home<br />

<strong>Radar</strong>” Antennen - <strong>Radar</strong> war während des<br />

2. Weltkriegs ein wichtiges Werkzeug in der<br />

Verteidigung Großbritanniens.<br />

Die CH-<strong>Radar</strong>systeme <strong>mit</strong> ihrer<br />

hohen Reichweite waren jedoch<br />

unfähig tieffliegende Flugzeuge zu<br />

erfassen, deshalb wurden sie von CHL<br />

(Chain Home Low) <strong>Radar</strong>sendern<br />

ergänzt, diese hatten eine kürzere<br />

Reichweite und deckten die geringeren<br />

Höhen ab, die von den CH-<br />

Trans<strong>mit</strong>tern übersehen wurden. Sie<br />

wurden bei 200 MHz betrieben.<br />

(Wellenlänge 1,5 Meter)<br />

Es ist erwiesen, dass das CH- und<br />

CHL-Netzwerk von <strong>Radar</strong>stationen im<br />

Sommer 1940 eine entscheidende Rolle<br />

in der Schlacht um England spielte.<br />

Dies ermöglichte es, die Jagdflugzeuge<br />

der Royal Air Force an den Orten einzusetzen,<br />

wo sie gebraucht wurden. So<br />

wurde die begrenzte Anzahl der Piloten<br />

und deren Maschinen nicht mehr für<br />

lange Patrouillenflüge „verschwendet”.<br />

Die deutsche <strong>Radar</strong>entwicklung in<br />

den späten 1930ern wurde ebenso im<br />

4<br />

Geheimen durchgeführt. Während in<br />

Großbritannien die Entwicklungsanstrengungen<br />

auf die Luftverteidigung<br />

konzentriert waren, wurden in Deutschland<br />

verschiedene <strong>Radar</strong>entwicklungen<br />

für die Marine, Armee und die Luftwaffe<br />

durchgeführt.<br />

In die deutsche Marineforschung<br />

einbezogene Firmen produzierten eine<br />

Reihe von Seeaufklärungs-<strong>Radar</strong>empfängern,<br />

Seetakt genannt, die auf<br />

Schiffen montiert wurden. Sie wurden<br />

bereits 1938 geliefert, hatten eine<br />

Frequenz von 366 MHz (Wellenlänge<br />

82 cm), und waren auf namhaften<br />

Schlachtschiffen wie Bismarck und<br />

Graf Spee installiert.<br />

Die deutsche Marineentwicklung<br />

produzierte die „Freya-Reihe” von<br />

Aufklärungsradar, die <strong>mit</strong> 125 MHz<br />

arbeiteten (Wellenlänge 2,4 m). Diese<br />

stellte sich als wirksames Langstreckenradar<br />

für Flugzeuge heraus, und<br />

wurde daher zur Frühwarnung an die<br />

Luftwaffe geliefert. Allerdings konnte<br />

es keine Höheninformationen liefern.<br />

Andere bekannte deutsche <strong>Radar</strong>systeme<br />

waren die Parabolantennen-<br />

Sender „Würzburg” und „Würzburger<br />

Riese”. Die normalen „Würzburgs”<br />

wurden im allgemeinen zur<br />

Ausrichtung von Suchscheinwerfern<br />

und Abwehrgeschützen genutzt und die<br />

„Würzburger Riesen” zum Aufspüren<br />

von Eindringlingen und zur Führung<br />

von Nachtjagdflugzeugen, die jene<br />

abfangen sollten.<br />

In gleicher Weise wie das britische<br />

„Chain-Home-System” bildeten die<br />

Deutschen ein Verteidigungsnetzwerk<br />

<strong>mit</strong> „Himmelbett”-<strong>Radar</strong>stationen. Die<br />

vier „Pfosten” des Betts, bestanden aus<br />

einem Freya-Frühwarnradar, einem<br />

Würzburg-<strong>Radar</strong> zur Aufspürung von


eindringenden Flugzeugen, einem<br />

Würzburg-<strong>Radar</strong> um die Nachtkampfflugzeuge<br />

zum Eindringling zu führen<br />

und einem „Seeburgtisch” um das<br />

Abfangen darzustellen.<br />

Bild 1.7 - I.W.M.: Oben - die berühmte<br />

Aufklärungs-Luftaufnahme einer deutschen<br />

Würzburg-<strong>Radar</strong>antenne bei Bruneval in<br />

Nordfrankreich. Diese Aufnahme alarmierte<br />

die Briten, die dadurch von der Existenz und<br />

dem fortgeschrittenen Stadium des deutschen<br />

Abwehrradars erfuhren, und führte zu einem<br />

Angriff, bei dem einzelne Teile des <strong>Radar</strong>s<br />

zur Analyse nach England gebracht wurden.<br />

Bild 1.8 - P.D.: Rechts - das deutsche<br />

Würzburg-<strong>Radar</strong> wurde zur Ausrichtung von<br />

Suchscheinwerfern und Abwehrgeschützen<br />

zur Aufspürung von einzelnen Eindringlingen<br />

und zur Führung von Nachtjagdflugzeugen<br />

genutzt.<br />

1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s<br />

Dieses Verteidigungssystem, benannt<br />

nach dem für die Nachtkampfflugzeuge<br />

verantwortlichen General, wurde als<br />

„Kammhuber-Linie” bekannt.<br />

5


Sowohl Großbritannien als auch<br />

Deutschland entwickelten Flugzeugradar<br />

zum Abfangen von Kampfflugzeugen<br />

bei Nacht. 1937 starteten<br />

britische Versuche für Flugzeugradar<br />

<strong>mit</strong> der Produktion des „AI Mark I”,<br />

welches im Mai 1939 „in die Luft”<br />

ging. Das erste praktische britische<br />

Flugzeug-Abfang-<strong>Radar</strong> war das „AI<br />

Mark IV”, das zum ersten Mal im<br />

August 1940 getestet wurde.<br />

In Deutschland war das Lichtenstein-Flugzeug-<strong>Radar</strong><br />

Mitte 1941 verfügbar.<br />

Die charakteristische äußere<br />

<strong>Radar</strong>antennengruppe der Lichtenstein<br />

verursachte einen merklichen aerodynamischen<br />

Luftwiderstand. Dies konnte<br />

die Flugzeuggeschwindigkeit um fast<br />

40 km/h reduzieren. 1943 war die<br />

Reichweite bis zu 6000 Metern erweitert<br />

worden.<br />

Bild 1.9 - I.W.M.:Britisches Flugzeugradar -<br />

AI Mark IV, entwickelt zum Abfangen von<br />

Kampfflugzeugen bei Nacht.<br />

6<br />

Es wurde den <strong>Radar</strong>forschern klar,<br />

dass eine kürzere „zentimetrische”<br />

Wellenlänge nützlicher für eine Anzahl<br />

von Anwendungen wäre. Die höhere<br />

Frequenz könnte für eine<br />

Bodenabbildungs <strong>Radar</strong>einheit genutzt<br />

werden, um Städte und andere geographische<br />

Merkmale zu lokalisieren.<br />

Die Problematik bestand darin, ein<br />

Verfahren zu finden, das genügend<br />

Leistung bei der gewünschten<br />

Wellenlänge von 10 Zentimetern<br />

erzeugte.<br />

Bild 1.10 - I.W.M.: Deutsches Flugzeugradar<br />

„Lichtenstein”,Verfügbar Mitte 1941 . Die äußeren<br />

<strong>Radar</strong>antennen verursachten einen merklichen<br />

aerodynamischen Luftwiderstand.


Im späten Februar 1940 gelang John<br />

Randall und Harry Boot (Forscher an<br />

der Universität Birmingham) der entscheidende<br />

Durchbruch, als sie die<br />

weltverändernde Erfindung, das Hohlraum-Magnetron<br />

testeten.<br />

Das Herz dieses Hohlraum-Magnetrons<br />

war ein einfacher fester Kupferblock<br />

<strong>mit</strong> sechs eingefrästen Hohlräumen.<br />

Im Zentrum war die Kathode.<br />

Legte man ein starkes Magnetfeld und<br />

Hochspannung zwischen dem Kupferblock<br />

und der Kathode an, schwang der<br />

Elektronenstrom synchron innerhalb<br />

der Hohlräume <strong>mit</strong>, anstatt direkt zur<br />

Kupferblockanode zu fließen. Die<br />

Schwingungsfrequenz wurde <strong>mit</strong> ungefähr<br />

3 GHz berechnet (10 Zentimeter<br />

Wellenlänge).<br />

Die theoretischen Berechnungen des<br />

Prototyps des Hohlraum-Magnetrons<br />

waren richtig. Die eigentliche<br />

Wellenlänge wurde <strong>mit</strong> 9.87 Zentimeter<br />

bestimmt und die Leistung des<br />

Prototyps war 400 Watt.<br />

1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s<br />

Bild 1.11 - GEC: Hohlraum-Magnetron - die<br />

weltverändernde Erfindung erfunden 1940 von<br />

John Randall und Harry Boot.<br />

Die Fabrikation des Hohlraum-<br />

Magnetrons folgte sehr schnell und die<br />

Ausgangsleistung wurde merklich<br />

vergrößert. Großbritannien entwickelte<br />

Flugzeugabfang-<strong>Radar</strong>geräte für Nacht<br />

kämpfe <strong>mit</strong> einen verbesserten Fernund<br />

Nahbereich. Es war das<br />

AI Mark VII , das Mitte 1942 eingeführt<br />

wurde. Das verbesserte AI Mark<br />

VIII ging in die Massenproduktion und<br />

wurde vielfältig genutzt.<br />

Bild 1.12&1.13 - H.R.A.: Das Hohlraum-Magnetron wurde im zentrimetrischen „Mikrowellen”-<br />

Flugzeugradar benutzt und erzeugte einen Quantensprung in der Leistung. Die <strong>Radar</strong>-<br />

Parabolantenne wurde in einer Nasenanordnung aus Kunststoff geschützt.<br />

7


Großbritannien benutzte das Hohlraum-Magnetron<br />

auch in der Entwicklung<br />

eines H2S genannten Bodenabbildungsradars.<br />

Dieses Gerät ermöglichte<br />

es, Flugzeuge genau zu ihren<br />

Bestimmungsorten zu navigieren, ohne<br />

die Hilfe von am Boden befindlichen<br />

Funkfeuern oder Leitstrahlen.<br />

Großbritannien teilte diese geheime<br />

Mikrowellentechnologie <strong>mit</strong> den<br />

Vereinigten Staaten, wo zusätzliche<br />

Entwicklungen im Strahlungs-Labor<br />

des Massachusetts Institute of<br />

Technology (MIT) stattfanden. Durch<br />

die am MIT durchgeführte Arbeit wurden<br />

weitere Flugzeugabfang- und<br />

Feuerleitradargeräte produziert und an<br />

die alliierten Truppen geliefert. Das<br />

amerikanische SCR-720 (als AI Mark<br />

X in Großbritannien bekannt) wurde<br />

Ende 1942 zuerst an die US-Luftwaffe<br />

geliefert.<br />

Diese <strong>Radar</strong>einheit war noch lange<br />

nach Kriegsende ein Standardgerät.<br />

Geheimhaltung zu Kriegszeiten<br />

bedeutete, dass man Funkerfassungsgeräten<br />

kodierte Namen gab. In<br />

Großbritannien wurde das „Chain<br />

8<br />

Home <strong>Radar</strong>“, in der Hoffnung seine<br />

wirkliche Funktion zu verschleiern, als<br />

RDF, nach den bestehenden Funkpeilsystemen,<br />

bezeichnet. <strong>Radar</strong> als<br />

„Dezimeter-Telegrafie” oder „De-Te”<br />

verschleiert.<br />

Die Amerikaner führten das allgemein<br />

benutzte Palindrom RADAR oder<br />

„Radio Detection and Ranging” ein.<br />

Die Geschichte der Entwicklung des<br />

<strong>Radar</strong>s im Laufe des Zweiten Weltkrieges<br />

ist ein riesiges Themengebiet.<br />

Viele Geräte wurden entwickelt. Maßnahmen<br />

und Gegenmaßnahmen wurden<br />

im <strong>Radar</strong>krieg unternommen.<br />

Seit 1945 wird <strong>Radar</strong> mehr und<br />

mehr für zivile Anwendungen genutzt.<br />

Die riesigen Würzburg-Parabolantennen<br />

wurden später als Radioteleskope<br />

genutzt.<br />

Die Entwürfe wurden weiterentwickelt<br />

und vergrößert, und können am<br />

Jodrell-Bank-Observatorium nahe<br />

Manchester besichtigt werden. Das<br />

dortige <strong>Radar</strong>system hat einen Parabolspiegeldurchmesser<br />

von 75 Metern.<br />

Bild 1.14 - P.D: „AWAC” Frühwarnflugzeug <strong>mit</strong> <strong>Radar</strong>system. Ziele können auch über weite<br />

Entfernungen erfasst werden.


Der Planet Venus ist, von der Erde<br />

aus gesehen, einer der hellsten<br />

Himmelskörper. Allerdings konnten<br />

die Rätsel unseres nahen Nachbarn im<br />

Sonnensystem nur <strong>mit</strong> der Hilfe des<br />

<strong>Radar</strong>s aufgedeckt werden. Die<br />

Oberfläche der Venus ist in dichte<br />

Dunstwolken gehüllt, die aus<br />

Kohlendioxydgas, <strong>mit</strong> einem Druck<br />

von 90 Bar und einer durchschnittlichen<br />

Temperatur von 750 K, bestehen.<br />

Um den Radius der Umlaufbahn der<br />

Venus zu bestimmen wurden erdgebundene<br />

Pulsradarmessungen über<br />

einen längeren Zeitraum durchgeführt.<br />

Doppler-Verschiebungsmessungen von<br />

der Oberfläche wurden benutzt um die<br />

Umlaufgeschwindigkeit des „eingehüllten<br />

Planeten” zu bestimmen. Der<br />

„Venus-Tag” wurde <strong>mit</strong> 243 Erden-<br />

Tagen er<strong>mit</strong>telt.<br />

Während der Siebzigerjahre des<br />

20. Jahrhunderts wurden durch <strong>Radar</strong>vermessungen<br />

des Planeten Oberflächenmerkmale<br />

wie Krater entdeckt.<br />

1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s<br />

Bild 1.15 - P.D: Jodrell Bank - das Observatorium<br />

in der Nähe von Manchester - <strong>mit</strong> einem<br />

Parabolspiegeldurchmesser von 75 Metern.<br />

Bild 1.16 - P.D: Ortung durch <strong>Radar</strong> ist nicht immer wünschenswert. Riesige Geldsummen wurden<br />

ausgegeben, um die Tarnung des F117 Jagdflugzeuges zu verbessern und die <strong>Radar</strong>reflexion zu<br />

minimieren.<br />

9


<strong>Radar</strong>-Technologie ist ein Teil unseres<br />

täglichen Lebens. Das Hohlraum-<br />

Magnetron wird in Mikrowellenherden<br />

benutzt. CW-<strong>Radar</strong> (Dauerstrichradar)<br />

wird zur automatischen Türerkennung<br />

und Fahrzeug-Geschwindigkeitsmessung<br />

benutzt. Andere bekannte zivile<br />

<strong>Radar</strong>-Anwendungen sind Luftverkehrsüberwachung,<br />

Schifffahrt und<br />

Wetterradar.<br />

In den Dreißiger Jahren entwickelte<br />

Funk-Höhenmesser benutzten eine<br />

<strong>Radar</strong>form, die als FM-CW oder als<br />

frequenzmoduliertes Dauerstrichradar<br />

bezeichnet wird.<br />

Das gleiche FM-CW-Messverfahren<br />

wurde in den Siebzigern des 20.<br />

Jahrhunderts zur Produktion des ersten<br />

<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerätes benutzt.<br />

Anfänglich wurden diese <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte<br />

benutzt, um Erdölerzeugnisse<br />

in Supertankern zu messen.<br />

Weiterentwicklungen der FM-CW-<br />

Füllstandmessgeräte führten Mitte der<br />

80er zu ihrer Verwendung in<br />

Lagertanks an Land. Diese teuren, hoch<br />

genauen Systeme waren ursprünglich<br />

für eichfähige Messungen von<br />

10<br />

Edölerzeugnissen vorgesehen. Später<br />

wurden FM-CW-<strong>Radar</strong>sender <strong>mit</strong><br />

geringer Genauigkeit auch für die<br />

Fertigungsindustrie verfügbar.<br />

In den späten 80ern wurden Pulsradar-Füllstandmessgeräte<br />

für Anwendungen<br />

der Prozessmesstechnik weiterentwickelt.<br />

Die Verfügbarkeit von<br />

geeigneten Dioden und Festkörperkomponenten<br />

wie GaAs-FET-Oszillatoren<br />

ermöglichte es, kostengünstige <strong>Radar</strong>-<br />

Füllstandmessgeräte auf den Markt zu<br />

bringen.<br />

1997 wurde eine bedeutende<br />

Verbesserung bei der Spezifikation<br />

erzielt: VEGA produzierte das erste<br />

eigensichere Zweileiter-<strong>Radar</strong>füllstandmessgerät<br />

der Welt. Da<strong>mit</strong> war zum<br />

ersten Mal ein <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerät<br />

verfügbar, das die hohen<br />

Anforderungen erfüllte und preisgünstig<br />

war.<br />

Es ist anzunehmen, dass diese<br />

Entwicklung im neuen Jahrtausend<br />

weitergeht, und dass <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte<br />

ebenso gebräuchlich werden<br />

wie z.B. Differenzdruck-Messumformer.<br />

Bild 1.17 - VEGA: Im Bereich der<br />

<strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong>en ergaben<br />

sich technologische Fortschritte durch<br />

eigensichere Zweileitersensoren.


Vergleich: Früher - Heute<br />

Bild 1.18 & 1.19 - I.W.M: Eine unbearbeitete Echokurve auf dem<br />

Oszilloskop musste von geübten Bedienungspersonal interpretiert<br />

werden, die das britische „Chain Home Low”-<strong>Radar</strong> benutzten.<br />

Bild 1.20 - VEGA: Umfassende Informationen sind bei der PC-<br />

Echokurve des neuesten Zweileiter-Füllstandmessgerätes verfügbar.<br />

1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s<br />

11


Inhalt<br />

Vorwort ix<br />

Danksagung xi<br />

Einleitung xiii<br />

Teil I<br />

1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s 1<br />

2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s 13<br />

3. <strong>Radar</strong>typen 33<br />

1. CW-<strong>Radar</strong> 33<br />

2. FMCW-<strong>Radar</strong> 36<br />

3. Pulsradar 39<br />

Teil II<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong> 47<br />

1. FMCW-<strong>Radar</strong> 48<br />

2. Pulsradar 54<br />

3. Frequenzwahl 62<br />

4. Genauigkeit 68<br />

5. Leistung 74<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen 77<br />

1. Hornantennen 81<br />

2. Dielektrische Stabantennen 92<br />

3. Standrohrantennen 101<br />

4. Parabolantennen 106<br />

5. Planarantennen 108<br />

Richtcharakteristik von Antennen 110<br />

6. Installation 115<br />

A. Mechanischer Einbau 115<br />

1. Flüssigkeitsanwendungen - Hornantenne 115<br />

2. Flüssigkeitsanwendungen - Stabantenne 117<br />

3. Allgemeine Einbauhinweise 120<br />

4. Standrohre und Bypass-Rohre 127<br />

5. Messung durch Behälterwand und <strong>Radar</strong>fenster 134<br />

6. Messung von Schüttgütern <strong>mit</strong> Hornantennen 139<br />

B. Elektrische Anschlussvarianten 141<br />

1. Nicht-Ex-Anwendungen 141<br />

2. Geräte für Ex-Anendungen 144


2. Physikalische Grundlagen<br />

Die Lichtgeschwindigkeit im freien<br />

Raum ist 299.792.458 Meter pro<br />

Sekunde, aber wer kann die Zeit so<br />

genau messen? Die Berechnungen in<br />

diesem Buch werden <strong>mit</strong> 300.000<br />

Kilometer pro Sekunde oder 3×108 Elektromagnetische Wellen<br />

Meter pro Sekunde durchgeführt.<br />

Maxwells Theorien vom Elektromagnetismus<br />

wurden durch die Versuche<br />

von Heinrich Hertz bestätigt. Das<br />

zeigte, dass sich alle Formen von<br />

elektromagnetischer Strahlung <strong>mit</strong><br />

Lichtgeschwindigkeit im freien Raum<br />

ausbreiten. Dies bezieht sich ebenso<br />

auf Langwellenrundfunkübertragungen,<br />

Mikrowellen, auf infrarotes, sichtbares<br />

und ultraviolettes Licht, sowie auf<br />

Röntgen- und Gammastrahlen.<br />

Maxwell zeigte, dass die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

von Licht im<br />

freien Raum durch folgende Gleichung<br />

bestimmt wird:<br />

c o<br />

=<br />

Amplitude<br />

1<br />

( µ o x ε o<br />

Abb. 2.1<br />

(Gl. 2.1)<br />

C o Geschwindigkeit der elektromagnetischen<br />

Welle im Vakuum in<br />

Meter/Sekunde<br />

µ o<br />

ε o<br />

die Permeabilität im freien Raum<br />

(4 π x 10 -7 Henry / Meter)<br />

die Dielektrizitätskonstante im freien<br />

Raum (8.854 x 10 -12 Farad / Meter)<br />

)<br />

Die Geschwindigkeit einer elektromagnetischen<br />

Welle ist das Produkt aus<br />

der Frequenz und der Wellenlänge.<br />

c<br />

=<br />

f x λ<br />

c Geschwindigkeit der<br />

elektromagnetischen Welle in<br />

Meter/Sekunde<br />

f Geschwindigkeit von<br />

elektromagnetischen Wellen in<br />

Sekunde -1<br />

λ Wellenlänge in Meter<br />

Das ursprüngliche Hohlraum-Magnetron<br />

hatte eine Wellenlänge von<br />

9,87 Zentimetern. Dies entspricht einer<br />

Frequenz von 3037,4 MHz<br />

(3,0374 GHz).<br />

Die Frequenz eines Pulsradar-<br />

Füllstandmessgerätes ist z.B. 26 GHz<br />

oder 26·10 9 Schwingungen pro<br />

Sekunde. Dies entspricht einer<br />

Wellenlänge von 1,15 Zentimetern.<br />

Die elektromagnetischen Wellen<br />

haben einen elektrischen Vektor und<br />

einen magnetischen Vektor, die<br />

senkrecht zueinander und senkrecht zur<br />

Ausbreitungsrichtung der Welle stehen.<br />

Dies wird im Abschnitt über die<br />

Polarisation weiter erörtert und<br />

veranschaulicht. Der elektrische Vektor<br />

hat eine wichtige Bedeutung bei <strong>Radar</strong>messungen.<br />

λ Richtung der Welle<br />

(Gl. 2.2)<br />

13


Das elektromagnetische Spektrum<br />

14<br />

Die Mikrowellenfrequenzen des<br />

elektromagnetischen Spektrums.<br />

Der Bereich für <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong>en<br />

liegt zwischen 6,3 GHz<br />

(4,7 cm) und 26 GHz (1,15 cm).


2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />

Abb. 2.2: Elektromagnetisches Spektrum<br />

Alle elektromagnetischen Wellen breiten sich <strong>mit</strong> Lichtgeschwindigkeit im freien Raum<br />

aus. Dieses Spektrum zeigt die Frequenzbereiche und die Wellenlängen von elektrischen<br />

Wellen bis zu Gammastrahlen.<br />

15


Dielektrizitätskonstante Permeabilität µ oder<br />

relative Permeabilität µ r<br />

In der Elektrostatik hängt die Kraft<br />

zwischen zwei Ladungen von der<br />

Stärke, der Trennung der Ladungen und<br />

der Zusammensetzung des Mediums<br />

zwischen den Ladungen ab. Die<br />

Dielektrizitätskonstante ε ist die Eigenschaft<br />

des Mediums, welche die Größe<br />

der Kraft bewirkt. Je größer die Dielektrizitätskonstante<br />

ist, desto niedriger ist<br />

die Kraft zwischen den Ladungen. Der<br />

Wert der Dielektrizitätskonstanten im<br />

freien Raum (im Vakuum) ist:<br />

ε 0 = 8.854 x 10 -12 Farad / Meter.<br />

Relative Dielektrizitätskonstante<br />

oder Dielektrizitätszahl<br />

ε r<br />

Das Verhältnis der Dielektrizitätskonstanten<br />

eines Mediums zu der<br />

Dielektrizitätskonstante im freien<br />

Raum ist eine dimensionslose Kennzahl,<br />

die als „relative Dielektrizitätskonstante”<br />

oder als „Dielektrizitätszahl“<br />

bezeichnet wird. Zum Beispiel ist<br />

die Dielektrizitätszahl von Luft bei<br />

20ºC nahe der des Vakuums (ca.<br />

1.0005), während die Dielektrizitätszahl<br />

von Wasser bei 20ºC ca. 80 ist.<br />

(DK als Abkürzung für die Dielektrizitätszahl<br />

ist weit verbreitet.)<br />

Die Dielektrizitätszahl des zu<br />

messenden Produktes ist für <strong>Radar</strong>-<br />

<strong>Füllstandmessung</strong>en sehr wichtig. In<br />

nichtleitenden Stoffen dringt ein Teil<br />

der Mikrowellenenergie durch das<br />

Produkt und der Rest wird von der<br />

Oberfläche reflektiert.<br />

Diese Eigenschaft von Mikrowellen<br />

kann vorteilhaft benutzt werden, sie<br />

kann aber auch in einigen Fällen Messprobleme<br />

verursachen.<br />

16<br />

Der magnetische Vektor einer<br />

elektromagnetischen Welle hat auch<br />

Einfluss auf die Geschwindigkeit von<br />

elektromagnetischen Wellen. Betrachtet<br />

man die Geschwindigkeit in<br />

nichtmagnetischen Gasen und<br />

Dämpfen, so ist dieser Einfluss<br />

vernachlässigbar. Verglichen <strong>mit</strong> den<br />

Effekten der relativen Dielektrizitätskonstanten<br />

oder der Dielektrizitätszahl<br />

hat die relative Permeabilität des zu<br />

messenden Produktes keinen wichtigen<br />

Einfluss auf das reflektierte Signal. Bei<br />

nicht magnetischen Gasen, die dem zu<br />

messenden Produkt überlagert sind, ist<br />

die relative Permeabilität µ r = 1.<br />

Frequenz, Geschwindigkeit<br />

und Wellenlänge<br />

Wie bereits erwähnt, hängen die Frequenz<br />

(f), Geschwindigkeit (c) und<br />

Wellenlänge (λ) der elektromagnetischen<br />

Wellen über die Gleichung<br />

c = f x λ zusammen. Die Frequenz<br />

bleibt von Änderungen im Ausbreitungsmedium<br />

unbeeinflusst. Allerdings<br />

können sich die Geschwindigkeit und<br />

Wellenlänge je nach den elektrischen<br />

Eigenschaften des Ausbreitungsmediums<br />

ändern. Die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

wird berechnet (Gl. 2.3):<br />

c Geschwindigkeit der elektromagnetischen Welle im<br />

Medium in Meter/Sekunde<br />

c o<br />

c<br />

µ r<br />

εr =<br />

c o<br />

(µ r x ε r<br />

Geschwindigkeit von elektromagnetischen Wellen<br />

im freien Raum<br />

Die relative Permeabilität (µ Medium / µ 0 )<br />

Die Dielektrizitätszahl<br />

)<br />

(Gl. 2.3)


2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />

Änderungen der Wellenlänge und<br />

Geschwindigkeit von Mikrowellen sind<br />

in manchen <strong>Radar</strong>-Füllstandanwendungen<br />

vorhanden. Änderungen der<br />

Temperatur, des Druckes und der<br />

Gaszusammensetzung haben nur einen<br />

geingen Einfluss auf die Laufzeit von<br />

Mikrowellen, da sich die Dielektrizitätszahl<br />

des Ausbreitungsmediums<br />

ändert.<br />

<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte können<br />

zur Messung von leitenden Flüssigkeiten<br />

durch dielektrische “Fenster”<br />

<strong>mit</strong> niedrigem ε r , wie Glas, Polypropylen<br />

und PTFE, verwendet<br />

werden. Die optimale Dicke des<br />

dielektrischen Fensters ist λ/2 oder ein<br />

Vielfaches von λ/2.<br />

Polypropylen hat z.B. eine Dielektrizitätszahl<br />

von 2.3, λ/2 ist 16 mm bei<br />

einer Frequenz von 6,3 GHz,<br />

verglichen <strong>mit</strong> λ/2 von ca. 26 mm im<br />

Vakuum. Daraus ergibt sich auch, dass<br />

die Geschwindigkeit von Mikrowellen<br />

in Polypropylen nur ca. zwei Drittel der<br />

Leerer Behälter: großes Echo vom<br />

Metallboden<br />

Geschwindigkeit in Luft beträgt.<br />

Nichtleitende Flüssigkeiten <strong>mit</strong><br />

niedriger Dielektrizitätszahl können<br />

mehr Energie absorbieren als sie von<br />

der Oberfläche reflektieren. Die<br />

Geschwindigkeit der Mikrowellen<br />

innerhalb der Flüssigkeit ist langsamer<br />

als im Gasraum darüber.<br />

Sind zum Beispiel ca. 0.5 Meter<br />

Lösungs<strong>mit</strong>tel auf dem Boden eines<br />

metallischen Behälters, dann erkennt<br />

ein <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerät ein größeres<br />

Echo vom Boden des Behälters,<br />

als vom Produkt. Dieses große Echo<br />

erscheint durch die geringere<br />

Aubreitungsgeschwindigkeit innerhalb<br />

des Lösungs<strong>mit</strong>tels weiter entfernt als<br />

es wirklich ist. Um sicherzustellen,<br />

dass das <strong>Radar</strong> dem Füllstand des<br />

Lösungs<strong>mit</strong>tels folgt und nicht dem<br />

Behälterboden, der sich bei der Befüllung<br />

nach unten bewegt, muss dieser<br />

Effekt von der Echoverarbeitungs-<br />

Software berücksichtigt werden!<br />

Abb. 2.3: Auswirkung der Dielektrizitätszahl auf die Laufzeit des <strong>Radar</strong>s<br />

Wenn der Behälter <strong>mit</strong><br />

Lösungs<strong>mit</strong>tel gefüllt<br />

ist, werden zwei Echos<br />

empfangen.<br />

Das Echo vom Boden<br />

des Behälters scheint<br />

durch die geringere<br />

Laufgeschwindigkeit<br />

des Mikrowellensignals<br />

im Lösungs<strong>mit</strong>tel weiter<br />

weg.<br />

Flüssigkeits-Echo<br />

17


Der gleiche Effekt tritt auf, wenn man die Trennschichtmessung von Öl und<br />

Wasser oder Lösungs<strong>mit</strong>tel und auf Wasser basierende Flüssigkeiten <strong>mit</strong>tels<br />

Füllstandmessgeräten <strong>mit</strong> geführter Mikrowelle betrachtet.<br />

Auswirkungen auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

von Mikrowellen<br />

<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte können<br />

fast universell eingesetzt werden, weil<br />

sie so gut wie unbeeinflusst durch<br />

Prozesstemperatur, Temperaturgradienten,<br />

Vakuum und normale Druckschwankungen,<br />

Gas oder Dunstzusammensetzung<br />

und Bewegung des<br />

Ausbreitungsmediums sind.<br />

Allerdings verursachen Veränderungen<br />

dieser Prozesszustände leichte<br />

Schwankungen in der Ausbreitungsgeschwindigkeit,<br />

weil sich die<br />

Dielektrizitätszahl des Ausbreitungsmediums<br />

verändert.<br />

18<br />

Öl-Echo<br />

Referenzecho<br />

(Wasser ohne Öl)<br />

Wasser-Echo<br />

Abb. 2.4: Trennschichtmessung<br />

von Öl/Wasser<br />

<strong>mit</strong>tels Füllstandmessgeräten<br />

<strong>mit</strong> geführter Mikrowelle.<br />

Beachten Sie, dass das Echo<br />

des Wassers eine geringere<br />

Amplitude hat und weiter<br />

weg erscheint. Die<br />

Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

des Mikrowellensignals in Öl<br />

ist langsamer als in Luft.<br />

Berechnung der Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

von<br />

Mikrowellen<br />

Temperatur, Druck und die Gaszusammensetzung<br />

des Gasraumes<br />

haben Auswirkung auf die<br />

Dielektrizitätszahl des Ausbreitungsmediums.<br />

Dies beeinflusst die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

und da<strong>mit</strong><br />

die Laufzeit der <strong>Radar</strong>wellen<br />

Die Dielektrizitätszahl oder die<br />

relative Dielektrizitätskonstante können<br />

wie folgt berechnet werden:<br />

εr = 1 + (εrN - 1) x<br />

θN x P<br />

θ x PN (Gl. 2.4)<br />

εr berechnete Dielektrizitätszahl (relative<br />

Dielektrizitätskonstante)<br />

εrN Dielektrizitätszahl von Gas/ Dampf unter<br />

Normalbedingungen (Temperatur 273K, Druck 1 bar<br />

absolut)<br />

θN Temperatur unter Normalbedingungen, 273 Kelvin<br />

PN Druck unter Normalbedingungen, 1 bar absolut<br />

θ Prozesstemperatur in Kelvin<br />

P Prozessdruck in bar absolut


2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />

Aus Gleichung 2.4 und Gleichung<br />

2.3 kann man den prozentualen Fehler,<br />

der durch Schwankungen in der<br />

Dielektrizitätszahl von unterschiedlichen<br />

Gasen und den relativen Folgen<br />

von Änderungen der Prozesstemperatur<br />

und des Druckes verursacht wird,<br />

berechnen.<br />

Gase und Dämpfe<br />

Definitionsgemäß ist die Dielektrizitätszahl<br />

im Vakuum gleich 1. Die<br />

Dielektrizitätszahlen der Gase und<br />

Dämpfe über dem Produkt<br />

Gas/Dampf<br />

ε rN (Dielektrizitätszahl<br />

unter Normal -<br />

bedingungen)<br />

unterscheiden sich davon, haben aber<br />

nur eine geringe Auswirkung auf die<br />

Genauigkeit des <strong>Radar</strong>s.<br />

<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte werden<br />

üblicherweise in Luft kalibriert. Aus<br />

diesem Grund zeigt folgende Tabelle<br />

1. Dielektrizitätszahl von unterschiedlichen<br />

Gasen bei normaler<br />

Temperatur und Druck (273 K,<br />

1 bar)<br />

2. Prozentualer Fehler der Laufzeit in<br />

Gasen verglichen <strong>mit</strong> Luft<br />

%-Fehler gegenüber<br />

Luft (bei normaler<br />

Temperatur und Druck)<br />

Vakuum 1.0000 + 0.0316<br />

Luft 1.000633 0.0<br />

Argon 1.000551 + 0.0041<br />

Ammoniak / NH 3 1.006976 + 0.3154<br />

Bromwasserstoff HBr 1.002994 - 0.1178<br />

Chlorwasserstoff HCl 1.004078 - 0.1717<br />

Kohlenmonoxid / CO 1.000692 - 0.00295<br />

Kohlendioxid / C0 2 1.000985 - 0.0176<br />

Äthan / C 2H6 1.001503 - 0.0434<br />

Äthylen / C 2H4 1.001449 - 0.0407<br />

Helium 1.000072 + 0.0280<br />

Wasserstoff / H 2 1.000275 + 0.0179<br />

Methan / CH 4 1.000878 - 0.0122<br />

Stickstoff / N 2 1.000576 + 0.00285<br />

Sauerstoff / O 2 1.000530 + 0.0052<br />

Tabelle 2.1: Die Dielektrizitätszahlen unter Normalbedingungen, εε rN und der<br />

prozentuale Fehler der durch die Dielektrizitätszahlen von typischen Prozessgasen<br />

unter Normalbedingungen verursacht wird.<br />

19


Temperatur<br />

Hohe Temperaturen oder große Temperaturgradienten haben eine sehr geringe<br />

Wirkung auf die Laufzeit von Mikrowellen innerhalb von Luft oder eines<br />

Gasraumes. Bei einer Temperatur von 2000ºC ist die Abweichung nur 0.026 % des<br />

Messwertes bei 0ºC. <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte <strong>mit</strong> Luft- oder Stickstoffkühlung<br />

werden, z.B. für flüssiges Metall und Stahlanwendungen benutzt.<br />

% Fehler<br />

Abb. 2.5: Temperatureffekt bei <strong>Radar</strong>messungen unter Normaldruck<br />

20<br />

0.03<br />

0.025<br />

0.02<br />

0.015<br />

0.01<br />

0.005<br />

0.0<br />

0<br />

250 500 750 1000 1250 1500 1750 2000<br />

Temperatur in °C


2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />

Druck<br />

Druck hat einen geringen aber merklichen Einfluss auf die Geschwindigkeit von<br />

elektromagnetischen Wellen. Bei einem Druck von 30 Bar ist der Fehler nur<br />

0.84 %. Bei steigendem Druck wird dieser Einfluss stärker und bei einem Druck<br />

von 100 Bar ergibt sich bereits eine Geschwindigkeitsänderung von 2.8 %. Wenn<br />

sich der Druck zwischen dem Luftdruck und maximal 100 Bar laufend verändert,<br />

können die Geschwindigkeitsschwankungen durch Verwendung eines Drucksensors<br />

kompensiert werden.<br />

% Fehler<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0<br />

50 100 150 200 250 300 350 400<br />

Druck in bar (absolut)<br />

Abb. 2.6: Der Einfluss des Drucks auf <strong>Radar</strong>messungen in Luft bei einer konstanten<br />

Temperatur von 273K.<br />

21


Hohlleiter, Standrohre und Bypass-Rohre<br />

In den vorausgehenden Gleichungen<br />

haben wir angenommen, dass sich die<br />

Mikrowellen im „freien Raum“ im<br />

Vakuum fortbewegen. In der Praxis hat<br />

die Nähe von metallischen<br />

Behälterwänden und anderen Strukturen<br />

Einfluss auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit<br />

der Mikrowellen. Dies<br />

gilt besonders dann, wenn <strong>Radar</strong>-<br />

Füllstandmessgeräte in Bypass-Rohren<br />

oder Standrohren eingebaut sind oder<br />

wenn eine Hornantenne <strong>mit</strong> einer<br />

Hohlleiterverlängerung eingebaut ist.<br />

Leitende Produkte<br />

Heinrich Hertz zeigte <strong>mit</strong>tels eines<br />

Elektrodenabstandsenders, dass elektromagnetische<br />

Wellen von Metallgegenständen<br />

und Objekten <strong>mit</strong> relativ<br />

hoher Dielektrizitätszahl reflektiert<br />

werden.<br />

<strong>Radar</strong>sensoren messen leitende<br />

wässrige Flüssigkeiten wie z.B. Säuren<br />

und Laugen, wie auch andere leitende<br />

Produkte zuverlässig: Von flüssigem<br />

Metall bis zu Kohlestaub reichen seine<br />

Einsatzgebiete.<br />

Das elektrische Feld E wird kurzgeschlossen,<br />

wenn die Mikrowellen des<br />

<strong>Radar</strong>s auf eine leitende Oberfläche<br />

treffen. Der resultierende Strom im<br />

leitenden Produkt bewirkt, dass die<br />

Mikrowellen zurückgeleitet oder von<br />

22<br />

Wenn sich Mikrowellen innerhalb<br />

eines metallischen Rohres ausbreiten,<br />

dann scheint es, dass die<br />

Aubreitungsgeschwindigkeit geringer<br />

wird, weil die Mikrowellen von der<br />

Innenwand des Rohres reflektiert<br />

werden und Ströme auf der Innenfläche<br />

des Rohres entstehen. Ist eine<br />

<strong>Füllstandmessung</strong> <strong>mit</strong> Standrohr von<br />

Vorteil, wird der sogenannte Hohlleitereffekt<br />

durch Kalibrierung<br />

ausgeglichen. Dieser Effekt wird später<br />

genauer in den Kapiteln über Antennen<br />

und mechanischen Installationen<br />

besprochen.<br />

Elektromagnetische Wellen zeigen die gleichen Eigenschaften<br />

wie Licht<br />

· Reflexion · Brechung<br />

· Polarisation · Interferenz<br />

· Beugung<br />

Reflexion der elektromagnetischen Wellen<br />

der Oberfläche reflektiert werden.<br />

<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte messen<br />

leitfähige Flüssigkeiten und Festkörper<br />

besonders gut, weil die Mikrowellen,<br />

<strong>mit</strong> Frequenzen zwischen 6,3 GHz und<br />

26 GHz, von den leitenden Oberflächen<br />

reflektiert werden und dadurch relativ<br />

große Echos erzeugen.<br />

Nichtleitende Produkte<br />

Der Wert der Dielektrizitätszahl<br />

(relative Dielektrizitätskonstante ε r )<br />

wird umso wichtiger, wenn eine<br />

Flüssigkeit oder ein Festkörper<br />

nichtleitend ist. Die theoretische<br />

Summe der Reflexionen an einer<br />

dielektrischen Schicht kann <strong>mit</strong><br />

Gleichung 2.5 berechnet werden:


2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />

Sendeleistung: P1<br />

Reflektierte Leistung: P2<br />

Dielektrizitätszahl: ε r<br />

Der Anteil an reflektierter Leistung an der<br />

dielektrischen Schicht,<br />

Toluon<br />

Flüssigkeit <strong>mit</strong> einer niedrigen<br />

Dielektrizitätszahl, ε r = 2.4<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Π<br />

=<br />

0<br />

P2<br />

P1<br />

Als Beispiel zwei typische Flüssigkeiten:<br />

Π x 100% reflektierte Leistung<br />

Π = 1-<br />

Aceton<br />

Flüssigkeit <strong>mit</strong> einer Dielektrizitätszahl,<br />

ε r = 20<br />

10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Abb. 2.7: Die reflektierte <strong>Radar</strong>leistung hängt von der Dielektrizitätszahl des zu<br />

messenden Produktes ab.<br />

Π<br />

=<br />

1-<br />

4 x ε r<br />

4 x 2.4<br />

4 x<br />

Π = 1-<br />

( 1 + 2.4 ) 2<br />

( 1 + εr) 2<br />

(Gl. 2.5)<br />

4,46 % der Leistung wird reflektiert. 40 % der Leistung wird reflektiert.<br />

Dielektrizitätszahl ε r<br />

20<br />

( 1 + 20 ) 2<br />

23


Bei <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong>en wird die von der Produktoberfläche reflektierte<br />

Energie ab einer Dielektrizitätszahl ε r kleiner 5 kritisch. Das folgende Diagramm<br />

zeigt diesen wichtigen Bereich.<br />

Die meisten elektrisch leitenden Produkte oder Produkte <strong>mit</strong> einer Dielektrizitätszahl<br />

größer 1,5 können <strong>mit</strong> <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräten gemessen werden.<br />

Standrohre können verwendet werden, die Mikrowellen für Produkte <strong>mit</strong> niedrigen<br />

Dielektrizitätszahlen zu bündeln.<br />

24<br />

Π x 100% reflektierte Leistung<br />

Dämpfung L, dB<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

1.0<br />

1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 4.5 5.0<br />

Dielektrizitätszahl εr Abb. 2.8: Die reflektierte <strong>Radar</strong>leistung hängt von der Dielektrizitätszahl des zu<br />

messenden Produktes ab. Dieses Diagramm zeigt den kritischen Bereich.<br />

0<br />

- 10<br />

- 20<br />

- 40<br />

- 60<br />

1.0 1.5 2.0 2.5 3.0 3.5 4.0 4.5 5.0<br />

Dielektrizitätszahl ε r<br />

Abb. 2.9: Reflexionsdämpfung in dB: Dämpfung L = 10 log P


2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />

Polarisation<br />

Die elektromagnetischen Wellen<br />

haben einen elektrischen Vektor E und<br />

einen magnetischen Vektor B, die in<br />

Phase aber rechtwinklig zueinander<br />

stehen. Die Ausbreitungsrichtung der<br />

Wellen ist senkrecht zu den<br />

elektrischen und magnetischen<br />

Vektoren,<br />

Diagramm.<br />

wie im nachfolgenden<br />

Die Polarisation definiert die<br />

Ausrichtung der elektromagnetischen<br />

Wellen und bezogen auf die Richtung<br />

des elektrischen Vektors. Die meisten<br />

Prozess-<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte<br />

B<br />

E<br />

zeigen lineare Polarisation wie im<br />

Diagramm. Die Richtung der linearen<br />

Polarisation wird durch die<br />

Ausrichtung der Antenneneinkopplung<br />

festgelegt. Die Eigenschaften der<br />

Polarisation von Mikrowellen können<br />

bei der Anwendung von <strong>Radar</strong> für<br />

<strong>Füllstandmessung</strong>en wichtig sein.<br />

In der Fernseh- und Mikrowellentechnik<br />

wird die lineare Polarisation je<br />

nach der relativen Ausrichtung der<br />

Antennen, auch als horizontale oder<br />

vertikale Polarisation, bezeichnet.<br />

Ausbreitungsrichtung<br />

der Mikrowellen<br />

Abb. 2.10: Das Diagramm zeigt die lineare Polarisation und die relative Ausrichtung des<br />

elektrischen Vektors E, des magnetischen Vektors B und die Ausbreitungsrichtung der<br />

Mikrowellen.<br />

25


Eine andere Polarisationsform ist die<br />

elliptische Polarisation. Eine bestimmte<br />

elliptische Polarisationsform ist die<br />

kreisförmige Polarisation, dort drehen<br />

sich der elektrische Vektor E und der<br />

magnetische Vektor B um 360º im<br />

Bereich einer einzigen Wellenlänge.<br />

Die Polarisationsrichtung wird umgedreht,<br />

wenn ein linear oder kreisförmig<br />

polarisiertes Signal reflektiert wird. Es<br />

ist bei kreisförmiger Polarisation möglich,<br />

durch die Umkehrung der Polarisation<br />

zwischen einem direkten Echo<br />

und einem zweifach reflektierten Echo<br />

zu unterscheiden.<br />

Abb. 2.11: Die kreisförmige Polarisation hat zur Folge, dass sich die elektrischen und<br />

magnetischen Vektoren innerhalb einer Wellenlänge um 360º drehen.<br />

26<br />

λ<br />

Kreisförmige Polarisation kann auch<br />

in Suchradars benutzt werden, um die<br />

Reflexionen von Flugzeugen oder<br />

Schiffen von Interferenzechos des<br />

Regens zu unterscheiden. Die fast<br />

kugelförmigen Regentropfen verursachen<br />

eine bestimmte Umkehrung der<br />

Polarisation, die leicht von der<br />

Empfangsantenne unterdrückt werden<br />

kann. Allerdings liefern die gestreuten<br />

Reflexionen eines Schiffes oder<br />

Flugzeuges ungefähr die gleiche<br />

Summe von gedrehter und nicht<br />

gedrehter Energie, die die Erkennung<br />

ermöglicht.


2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />

Bei <strong>Radar</strong>geräten kann die lineare<br />

Polarisationen benutzt werden, um die<br />

Auswirkung von “falschen Echos” in<br />

Prozessbehältern minimieren. Diese<br />

Störechos können z.B. von Sonden,<br />

Schweißnähten, Rührwerken und<br />

Leitblechen stammen.<br />

Die Auswirkung von Störechos<br />

innerhalb eines Behälters kann, in einigen<br />

Anwendungen, durch Drehen des<br />

<strong>Radar</strong>gerätes im Verbindungsflansch<br />

oder Einschraubstutzen merklich<br />

reduziert werden. Das Prinzip wird<br />

unten veranschaulicht und im Abschnitt<br />

der mechanischen Installationen in<br />

Kapitel 6 ausführlich behandelt.<br />

Polarisation kann zur Reduzierung der Amplitude von Störechos<br />

benutzt werden.<br />

B<br />

Abb. 2.12: Wenn ein metallischer oder hoch dielektrischer Gegenstand in der gleichen<br />

Ebene wie der elektrische Vektor der polarisierten Mikrowellen ausgerichtet wird,<br />

empfängt das <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerät ein Echo <strong>mit</strong> großer Amplitude empfangen.<br />

B<br />

E<br />

E<br />

Ausbreitungsrichtung<br />

der Mikrowellen<br />

Ausbreitungsrichtung<br />

der Mikrowellen<br />

Abb. 2.13: Wenn der gleiche Gegenstand rechtwinklig zur Ebene des elektrischen<br />

Vektors ausgerichtet wird, hat das empfangene Echo eine kleinere Amplitude.<br />

Großes Echo<br />

Kleines Echo<br />

27


Beugung<br />

Der Strahlungswinkel wird oft in<br />

Verbindung <strong>mit</strong> <strong>Radar</strong>sendern diskutiert.<br />

Dies erweckt den Eindruck,<br />

dass die <strong>Radar</strong>antenne einen fein<br />

gebündelten Strahl gegen ein Ziel<br />

richtet. Das ist nicht der Fall.<br />

Eigentlich dazu entwickelt, einen<br />

gerichteten Strahl zu erzeugen, strahlt<br />

eine <strong>Radar</strong>antenne etwas Energie in<br />

alle Richtungen. Die Form des Strahls<br />

Antenne<br />

erinnert an eine Keule. Die Hauptkeule<br />

ist für den größten Teil der<br />

abgestrahlten Leistung verantwortlich.<br />

In der kleineren Nebenkeule wird<br />

schwächere Energie abgestrahlt. Dieses<br />

Phänomen wird teilweise von der<br />

Beugung verursacht. Außerdem<br />

verursachen Auslöschungen die<br />

Nullpunkte oder Kerben, die die<br />

charakteristischen Nebenkeulen bilden.<br />

Abb. 2.14: Die Keulenstruktur des Antennenstrahls wird durch Beugung und Auslöschung<br />

hervorgerufen.<br />

Brechung<br />

Mikrowellen werden, in der gleichen<br />

Weise wie Licht an einer Luft/Glasoder<br />

Luft/Wasser-Schnittstelle, durch<br />

eine Änderung des Dielektrikums<br />

gebrochen. Dies kann ein Fenster<br />

(PTFE/Glas/Polypropylen) oder eine<br />

nichtleitende Flüssigkeit wie z.B. ein<br />

Lösungs<strong>mit</strong>tel sein.<br />

28<br />

Nebenkeulen<br />

reflektierte<br />

Energie<br />

gebrochene<br />

Energie<br />

Auslöschung<br />

a<br />

β<br />

Hauptkeule<br />

Der Brechungswinkel hängt vom<br />

Winkel der einfallenden Welle und vom<br />

Verhältnis der Dielektrizitätszahlen an<br />

der Schnittstelle ab.<br />

Man kann die Brechungseigenschaften<br />

von elektromagnetischen<br />

Wellen ausnutzen, um eine<br />

dielektrische Linse herzustellen, die<br />

Mikrowellen fokussiert.<br />

a<br />

Mikrowelle<br />

Schnittstelle<br />

dielektrisches Fenster /<br />

Produkt<br />

Abb. 2.15:<br />

Brechung & Reflexion


2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />

Interferenz - Phase<br />

Problematische Interferenzeffekte werden hauptsächlich durch ungewolltes<br />

Mischen von phasenverschobenen Signalen verursacht. Mikrowellensignale haben<br />

eine sinusförmige Wellenform.<br />

Phasenwinkel<br />

45°<br />

Abb. 2.16: In dieser Abbildung haben beide Sinussignale die gleiche Frequenz und<br />

Amplitude, aber das zweite Signal ist um 45º phasenverschoben<br />

Interferenz kann „konstruktiv“ sein, wo phasengleiche Signale ein Signal <strong>mit</strong><br />

einer höheren Amplitude erzeugen, oder sie kann destruktiv sein, wo sich um 180º<br />

phasenverschobene Signale tatsächlich auslöschen.<br />

phasengleiche Signale<br />

180º phasenverschobene Signale<br />

konstruktive Interferenz<br />

destruktive Interferenz (Auslöschung)<br />

Abb. 2.17: Schemazeichnung von konstruktiver und destruktiver Interferenz<br />

29


Interferenz<br />

Mikrowellen haben die gleiche<br />

Interferenzcharakteristik wie Licht.<br />

Dies kann möglicherweise Messprobleme<br />

verursachen. Die Ursachen<br />

für Interferenzen sollten beachtet und<br />

bei Auswahl und Installation<br />

berücksichtigt werden.<br />

Folgende Fehler können zu<br />

Signalinterferenzen führen: unzweckmäßige<br />

Antennenform, falsche Montage<br />

des Sensors, Einbau in einem<br />

Stutzen oder zu nahe an der<br />

30<br />

A<br />

C<br />

B’<br />

B B”<br />

Behälterwand bzw. an Behältereinbauten.<br />

Das Kapitel über die<br />

Montage sollte dem Benutzer von<br />

<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräten helfen,<br />

Fehlerquellen zu umgehen.<br />

Allerdings nutzen wir die Vorteile<br />

der destruktiven Interferenz, wenn in<br />

leitende oder hoch dielektrische<br />

Flüssigkeiten durch ein „dielektrisches<br />

Fenster“, gemessen wird.<br />

+ =<br />

Abb. 2.18: Interferenz verursacht durch eine Antenne, die zu nahe an der Behälterwand<br />

positioniert ist. Wird ein <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerät zu nahe an einer Behälterwand<br />

positioniert, können Interferenzen vorkommen. Bei der indirekten Reflexion A B' B'' C<br />

kann die Phase um 180º gegenüber der direkten Reflexion A B C verschoben sein. Aus<br />

diesem Grund können sich Mikrowellen teilweise durch destruktive Interferenz aufheben.


2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s<br />

Die Dicke des dielektrischen<br />

Fensters muss der halben Wellenlänge<br />

des Fenstermaterials entsprechen.<br />

Bie der halben Wellenlänge heben<br />

sich die Reflexionen der oberen un<br />

unteren Fensteroberfläche gegenseitig<br />

auf.<br />

Es gibt eine 180º Phasenverschiebung<br />

zwischen diesen Reflexionen und<br />

ausgesendete<br />

Welle<br />

Kunststoffbehälter-Decke<br />

ausgesendete Welle<br />

Reflexion <strong>mit</strong> Phasenverschiebung<br />

von der oberen Oberfläche<br />

Reflexion ohne Phasenverschiebung<br />

von der inneren Oberfläche<br />

sie heben sich auf. Diese Installationsart<br />

wird in Kapitel 6 über die Montage von<br />

<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräten erklärt.<br />

Dort finden Sie eine Tabelle, die die<br />

optimale Dicke der wichtigsten<br />

Kunststoff- und Glasarten zeigt, die für<br />

die Durchdringung <strong>mit</strong> <strong>Radar</strong>sensoren<br />

geeignet sind.<br />

Reflexion <strong>mit</strong> Phasenverschiebung<br />

von der oberen Oberfläche<br />

Reflexion ohne Phasenverschiebung<br />

von der inneren Oberfläche<br />

Abb. 2.19: Die Auslöschung ist ein Vorteil beim Einsatz von <strong>Radar</strong>sensoren, um durch ein<br />

niedrig dielektrisches Fenster zu messen. Die Reflexion von der oberen Fensteroberfläche<br />

und die Reflexion von der inneren zweiten Fensteroberfläche löschen sich gegenseitig<br />

aus, wenn die Fensterdicke eine halbe Wellenlänge beträgt.<br />

D<br />

31


Inhalt<br />

Vorwort ix<br />

Danksagung xi<br />

Einleitung xiii<br />

Teil I<br />

1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s 1<br />

2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s 13<br />

3. <strong>Radar</strong>typen 33<br />

1. CW-<strong>Radar</strong> 33<br />

2. FMCW-<strong>Radar</strong> 36<br />

3. Pulsradar 39<br />

Teil II<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong> 47<br />

1. FMCW-<strong>Radar</strong> 48<br />

2. Pulsradar 54<br />

3. Frequenzwahl 62<br />

4. Genauigkeit 68<br />

5. Leistung 74<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen 77<br />

1. Hornantennen 81<br />

2. Dielektrische Stabantennen 92<br />

3. Standrohrantennen 101<br />

4. Parabolantennen 106<br />

5. Planarantennen 108<br />

Richtcharakteristik von Antennen 110<br />

6. Installation 115<br />

A. Mechanischer Einbau 115<br />

1. Flüssigkeitsanwendungen - Hornantenne 115<br />

2. Flüssigkeitsanwendungen - Stabantenne 117<br />

3. Allgemeine Einbauhinweise 120<br />

4. Standrohre und Bypass-Rohre 127<br />

5. Messung durch Behälterwand und <strong>Radar</strong>fenster 134<br />

6. Messung von Schüttgütern <strong>mit</strong> Hornantennen 139<br />

B. Elektrische Anschlussvarianten 141<br />

1. Nicht-Ex-Anwendungen 141<br />

2. Geräte für Ex-Anendungen 144


1a. CW, Dauerstrichradar<br />

Beim Dauerstrich- oder CW-<strong>Radar</strong><br />

wird eine kontinuierliche unmodulierte<br />

Frequenz übertragen und dessen Echos<br />

werden vom Zielgegenstand empfangen.<br />

Ist der Zielgegenstand ortsfest, ist<br />

die Frequenz des Rückkehrechos gleich<br />

der übertragenen Frequenz. Die<br />

Entfernung des Gegenstandes kann<br />

nicht gemessen werden.<br />

Allerdings ändert sich die Frequenz<br />

des Rückkehrechos eines beweglichen<br />

Gegenstandes je nach der Geschwindigkeit<br />

und Richtung des Gegenstandes.<br />

Dies ist der bekannte „Doppler-<br />

Effekt“. Der Doppler-Effekt wird an<br />

der Änderung des Sirenentons eines<br />

Notfahrzeuges, das an einem Fußgänger<br />

vorbei rast, offensichtlich. Die<br />

Tonhöhe des Sirenentons wird höher,<br />

Empfangsfrequenz f t + f dp<br />

3. <strong>Radar</strong>typen<br />

wenn es sich dem Hörer nähert und<br />

wird niedriger, wenn es sich entfernt.<br />

Der Doppler-Effekt wird von Astronomen<br />

auch zur Überwachung der<br />

Expansion des Universums benutzt.<br />

Durch das Messen der „Rotverschiebung“<br />

des Spektrums entfernter Sterne<br />

und Galaxien kann die Geschwindigkeit<br />

der Expansion gemessen und das<br />

Alter von entfernten Gegenständen<br />

geschätzt werden.<br />

Die Frequenz eines reflektierten<br />

Signals ist höher, als die Frequenz des<br />

gesendeten Signals, wenn sich ein<br />

Gegenstand dem cw-<strong>Radar</strong>sender<br />

nähert. Die Echo-Frequenz ist<br />

niedriger, wenn sich der Gegenstand<br />

vom Sender entfernt.<br />

Frequenz des Sendesignals f t , Wellenlänge λ<br />

Geschwindigkeit des<br />

Zielobjektes v<br />

Abb. 3.1: CW-<strong>Radar</strong> verwendet die Doppler-Verschiebung um Geschwindigkeitsmessungen<br />

abzuleiten.<br />

33


In Abb. 3.1 bewegt sich das Flugzeug<br />

zum CW-<strong>Radar</strong> hin. Deshalb ist die<br />

empfangene Frequenz höher als die<br />

übertragene Frequenz und das Vorzeichen<br />

von f dp ist positiv. Wenn sich<br />

das Flugzeug vom <strong>Radar</strong> <strong>mit</strong> der<br />

gleichen Geschwindigkeit fort bewegen<br />

würde, wäre die empfangene Frequenz<br />

f t - f dp .<br />

v<br />

1b. CW-Welleninterferenzradar oder bistatisches CW-<strong>Radar</strong><br />

1c. Mehrfrequenz-CW-<strong>Radar</strong><br />

Dauerstrichradar wird für Geschwindigkeitsmessungen<br />

benutzt, aber<br />

die Entfernung zu einem ortsfesten<br />

Gegenstand kann nicht berechnet<br />

werden. Allerdings gibt es eine Phasenverschiebung<br />

zwischen dem<br />

übertragenen Signal und dem<br />

reflektierten Signal. Wenn die<br />

Startposition des Objektes bekannt ist,<br />

kann das CW-<strong>Radar</strong> durch Messen der<br />

Phasenverschiebung des Echosignals<br />

eine Änderung der Position bis zur<br />

halben Wellenlänge (λ/2) der<br />

34<br />

λ x fdp = =<br />

2<br />

c x f dp<br />

2 x f t<br />

[Gl. 3.1]<br />

Das CW-<strong>Radar</strong> wurde in frühen<br />

<strong>Radar</strong>-Erkennungsversuchen benutzt,<br />

wie z. B. bei dem berühmten Daventry-<br />

Experiment von Robert Watson-Watt<br />

und seinen Kollegen. Bei diesem<br />

Experiment waren Sender und Empfänger<br />

<strong>mit</strong> einen beachtlichen Abstand<br />

voneinander entfernt. Ein beweglicher<br />

Gegenstand wurde vom Empfänger<br />

erkannt, weil es Interferenzen zwischen<br />

der direkt vom Sender empfangenen<br />

Die Geschwindigkeit des Zielobjektes<br />

in der Richtung des <strong>Radar</strong>s wird <strong>mit</strong><br />

Gleichung 3.1 berechnet.<br />

c Geschwindigkeit der<br />

Mikrowellen<br />

v Geschwindigkeit des Zielobjekts<br />

ft Frequenz des Sendesignals<br />

fdp Doppler-Überlagerungsfrequenz, sie<br />

ist proportional zur Geschwindigkeit<br />

ft ± fdp Empfangsfrequenz,<br />

das Vorzeichen von fdp hängt<br />

davon ab, ob sich das Zielobjekt<br />

nähert oder entfernt<br />

Frequenz und der vom Zielobjekt<br />

reflektierten Dopplerverschiebungs-<br />

Frequenz gab. Obwohl man die<br />

Anwesenheit des Gegenstandes<br />

entdecken kann, können seine Position<br />

und die Geschwindigkeit nicht<br />

berechnet werden.<br />

Diese Interferenzen treten z.B. auf,<br />

wenn ein tieffliegendes Flugzeug das<br />

Bild auf einem Fernsehschirm<br />

beeinträchtigt. Siehe Abb. 3.2.<br />

übertragenen Frequenz erkennen.<br />

Obwohl die weitere Bewegung<br />

detektiert wird, ist die Position<br />

unbestimmt. Der nutzbare Messbereich<br />

ist dadurch sehr eingeschränkt. Der<br />

eindeutige Bereich ist gleich λ/2 der<br />

Differenzfrequenz, wenn die Phasenverschiebungen<br />

zweier leicht<br />

unterschiedlicher CW-Frequenzen gemessen<br />

werden. Diese Technik<br />

beschränkt sich auf ein einzelnes Ziel.<br />

Anwendbar bei Vermessungs- und<br />

Objektküberwachungsaufgaben.


Reflektor<br />

reflektiertes Signal<br />

(frequenzverschobener<br />

„Doppler-Effekt“)<br />

Sendesignal<br />

indirekter Übertragungsweg<br />

3. <strong>Radar</strong>typen<br />

Sendesignal<br />

(direkter Übertragungsweg)<br />

Fernsehempfangsinterferenz<br />

Sender<br />

Abb. 3.2: Die Auswirkungen eines tieffliegenden Flugzeuges beim Fernsehempfang sind<br />

ähnlich der Erkennungsmethode durch ein CW-Welleninterferenzradar .<br />

35


2. FMCW, frequenzmoduliertes Dauerstrichradar<br />

Ein Einzelfrequenz-CW-<strong>Radar</strong> kann<br />

nicht für Entfernungsmessungen benutzt<br />

werden, weil es keinen Zeitbezugspunkt<br />

gibt, um die Verzögerung<br />

der Rückkehrechos vom Ziel zu<br />

berechnen. Ein Zeitbezugspunkt kann<br />

durch die Modulierung der Frequenz<br />

erreicht werden.<br />

Betrachtet man die Frequenz des<br />

Sendesignals als linear aufsteigende<br />

Rampe, dann ist die Differenz der<br />

Sendefrequenz und der Frequenz des<br />

reflektierten Signals proportional zur<br />

Entfernung zum Ziel.<br />

Ist R die Entfernung zum Ziel und<br />

c die Lichtgeschwindigkeit, dann ist die<br />

Laufzeit:<br />

36<br />

Frequenz<br />

∆t<br />

Abb. 3.3: Das Prinzip des FMCW-<strong>Radar</strong>s.<br />

f d<br />

∆t =<br />

Allerdings ist dieses Verfahren auf<br />

die Messung eines einzelnen Zieles<br />

beschränkt.<br />

In Abb. 3.3 kann man sehen, dass<br />

man die Zeit ∆t berechnen und daraus<br />

die Entfernung R ableiten kann, wenn<br />

die lineare Änderungsgeschwindigkeit<br />

des Sendesignals bekannt ist und man<br />

die Differenz zwischen der gesendeten<br />

und empfangenen Frequenz f d misst.<br />

gesendete Frequenz<br />

2 x R<br />

c<br />

empfangene Frequenz<br />

∆t =<br />

2 x R<br />

c<br />

Zeit<br />

(Gl. 3.2)


In der Praxis muss das FMCW-<br />

Signal zwischen zwei unterschiedlichen<br />

Frequenzen zyklisch sein.<br />

Funk-Höhenmesser modulieren zwischen<br />

4.2 GHz und 4.4 GHz. <strong>Radar</strong>füllstandmessgeräte<br />

modulieren typischer-<br />

3. <strong>Radar</strong>typen<br />

FMCW-Kurvenformen Sendefrequenz<br />

Empfangsfrequenz<br />

4.4GHz<br />

4.2GHz<br />

10 GHz<br />

9 GHz<br />

Frequenz<br />

Frequenz<br />

Frequenz<br />

Zeit<br />

weise zwischen ca. 9 GHz und 10 GHz<br />

oder 24 GHz und 26 GHz.<br />

Die zyklische Modulation von<br />

FMCW-<strong>Radar</strong>sendern hat unterschiedliche<br />

Formen, diese sind Sinus, Sägezahn<br />

oder Dreieck.<br />

Zeit<br />

Zeit<br />

Abb. 3.4:<br />

Sinus-Schwingung<br />

Wird üblicherweise in<br />

Flugzeug-Funkhöhenmessern<br />

zwischen<br />

4.2 und 4.4 GHz<br />

benutzt.<br />

Abb. 3.5<br />

Dreieckschwingung<br />

Wird in FMCW-<br />

<strong>Radar</strong>sendern benutzt.<br />

Abb. 3.6<br />

Sägezahnschwingung<br />

Wird in den meisten<br />

FMCW-Prozessradar-<br />

Füllstandmessgeräten<br />

benutzt.<br />

37


Betrachtet man eine Dreieckschwingung<br />

kann man eine Unterbrechung im<br />

Ausgangssignal der Differenzfrequenz<br />

f d erkennen. In der Praxis überlagert<br />

man das empfangene Signal <strong>mit</strong> einem<br />

Teil der gesendeten Frequenz, um eine<br />

positive Differenzfrequenz zu<br />

erzeugen, unabhängig davon ob sich<br />

38<br />

Frequenz<br />

Differenz-<br />

Frequenz<br />

f d<br />

die Modulation vergrößert oder<br />

verkleinert.<br />

Das untenstehende Diagramm setzt<br />

voraus, dass sich die Entfernung des<br />

Ziels nicht ändert. Wenn sich das Ziel<br />

bewegt, würde sich eine Doppler-<br />

Verschiebung in der Differenzfrequenz<br />

ergeben.<br />

Abb. 3.7 und 3.8: Der Richtungswechsel zwischen der steigenden und fallenden<br />

Frequenzrampe verursacht eine kurze Unterbrechung im Messwert der Differenzfrequenz.<br />

Dies muss ausgefiltert werden. Die gesendete Frequenz wird durch die rote<br />

Linie und die empfangene Frequenz durch die dunkelblaue Linie dargestellt. Die<br />

Differenzfrequenz wird im unteren Diagramm in hellblau gezeigt.<br />

Zeit<br />

Zeit


3. Pulsradar<br />

a. Einfaches Pulsradar<br />

Pulsradar wird und wurde für<br />

Entfernungsmessungen seit den ersten<br />

Anfängen der <strong>Radar</strong>-Technologie verwendet.<br />

Die Grundform des Pulsradars<br />

ist eine reine Laufzeitmessung. Man<br />

sendet kurze Pulse im Millisekundenoder<br />

Nanosekundenbereich und misst<br />

die Laufzeit zum und vom Ziel.<br />

Die Pulse eines Pulsradars sind<br />

keine Monopulse <strong>mit</strong> einer einzelnen<br />

3. Puls<br />

gesendeter Puls<br />

Abb. 3.9: Einfaches Pulsradar<br />

Das Pulswiederholintervall t (die<br />

Zeit zwischen zwei aufeinander<br />

folgenden Pulsen) ist der Kehrwert der<br />

Pulsfolgefrequenz f r oder PRF (engl.<br />

Pulse Repetition Frequency). Die Pulsdauer<br />

oder auch Impulsbreite τ ist ein<br />

Bruchteil des Pulswiederholintervalls.<br />

Das Pulswiederholintervall t<br />

definiert den tatsächlich größmöglichen<br />

Bereich des <strong>Radar</strong>s.<br />

Beispiel:<br />

Die Pulsfolgefrequenz (PRF) ist wie<br />

folgt definiert:<br />

t<br />

Ziel:<br />

fr =<br />

1<br />

t<br />

R =<br />

τ<br />

3. <strong>Radar</strong>typen<br />

elektromagnetischen Energiespitze,<br />

sondern sie sind kurze Wellenpakete.<br />

Die Anzahl der Wellen und die Länge<br />

des Pulses hängt von der Pulsdauer und<br />

der benutzten Trägerfrequenz ab.<br />

Um das Rückkehrecho zu<br />

empfangen ist zwischen den<br />

regelmäßig wiederkehrenden Pulsen<br />

eine relativ lange Zeitverzögerung,<br />

bevor der nächste Puls gesendet wird.<br />

2. Puls 1. Puls<br />

Ist das Pulswiederholintervall t zum<br />

Beispiel 500 Mikrosekunden, dann ist<br />

die Pulsfolgefrequenz zweitausend<br />

Pulse pro Sekunde. In 500 Mikrosekunden<br />

werden sich die <strong>Radar</strong>pulse<br />

150 Kilometer weit ausbreiten. Beachtet<br />

man die Rückkehr eines Echos, das<br />

vom Ziel reflektiert wird, so erhält man<br />

eine größtmögliche theoretische Reichweite<br />

von 75 Kilometern.<br />

Ist die benötigte Zeit für die<br />

Rückkehr T, und c die Lichtgeschwindigkeit,<br />

dann ist die Entfernung zum<br />

T x c<br />

2<br />

(Gl. 3.3)<br />

39


. Puls-Doppler-<strong>Radar</strong><br />

Die von einem Standard-Pulsradar<br />

übertragenen Pulse können als sehr<br />

kurze Stöße eines Dauerstrichradars<br />

betrachtet werden. Man hat eine<br />

unmodulierte Einzelfrequenz während<br />

der Dauer des Pulses.<br />

Ist die Frequenz der Wellen des<br />

übertragenen Pulses ft und bewegt sich<br />

das Ziel <strong>mit</strong> der Geschwindigkeit v<br />

zum <strong>Radar</strong> hin, dann ist die Frequenz<br />

des Rückkehrpulses ft + fdp , wobei fdp die Doppler-Überlagerungsfrequenz ist.<br />

Dies wurde bereits beim CW-<strong>Radar</strong><br />

beschrieben. Genauso verhält es sich<br />

<strong>mit</strong> der empfangenen Frequenz. Sie ist<br />

ft - fdp , wenn sich das Ziel vom <strong>Radar</strong><br />

fort bewegt. Deshalb kann man das<br />

Puls-Doppler-<strong>Radar</strong> zur Geschwindigkeits-,<br />

Entfernungs- und Richtungsmessung<br />

verwenden.<br />

Die Fähigkeit eines Puls-Doppler-<br />

<strong>Radar</strong>s Geschwindigkeiten zu messen,<br />

ermöglicht es, ortsfeste Ziele zu<br />

ignorieren. Dies wird als MTI-<strong>Radar</strong><br />

(engl. moving target indication)<br />

bezeichnet.<br />

Im Allgemeinen kann man <strong>mit</strong><br />

einem MTI-<strong>Radar</strong> genaue Entfernungsmessungen<br />

und ungenaue Geschwindigkeitsmessungen<br />

machen, während<br />

man <strong>mit</strong> einem Puls-Doppler-<strong>Radar</strong><br />

genaue Geschwindigkeitsmessungen<br />

und ungenaue Entfernungsmessungen<br />

machen kann.<br />

40<br />

Die Geschwindigkeit des <strong>Radar</strong>ziels<br />

wird in Gleichung 3.4 berechnet:<br />

c<br />

=<br />

Dies ist die gleiche Berechnung wie<br />

beim CW-<strong>Radar</strong>. Die Entfernung zum<br />

Ziel wird über die Laufzeit des Pulses<br />

berechnet:<br />

R<br />

λ x fdp 2<br />

=<br />

=<br />

T x c<br />

2<br />

c x fdp 2 x ft (Gl. 3.4)<br />

(Gl. 3.3)<br />

Das Puls-Doppler-<strong>Radar</strong> wird zur<br />

Überwachung von zivilen und<br />

militärischen Flugzeugbewegungen genutzt.<br />

Auch bei der Wettervorhersage<br />

kommt das Pulsradar zum Einsatz:<br />

Eine Doppler-Verschiebung wird<br />

innerhalb Gewitterwolken gemessen,<br />

die man dadurch von der Erdoberfläche<br />

unterscheiden kann.<br />

Das Puls-Doppler-<strong>Radar</strong> wird auch<br />

auch benutzt, um die extremen Windgeschwindigkeiten<br />

innerhalb eines<br />

Tornados oder Wirbelsturmes zu<br />

messen.


Puls-Doppler-<strong>Radar</strong><br />

f t + f dp f t<br />

R<br />

3. <strong>Radar</strong>typen<br />

Abb. 3.10: Das Puls-Doppler-<strong>Radar</strong> liefert die Geschwindigkeit, Entfernung und Richtung eines Ziels.<br />

41


c. Pulskompression und Chirp-<strong>Radar</strong><br />

Eine kürzere Pulsdauer ermöglicht<br />

beim Pulsradar eine bessere Zielauflösung<br />

und so<strong>mit</strong> eine höhere<br />

Genauigkeit. Allerdings benötigt ein<br />

kürzerer Puls eine merklich höhere<br />

Spitzenleistung, wenn die Bereichsleistung<br />

erhalten bleiben soll. Ein<br />

kurzer Puls wird unvermeidlich zu<br />

einem reduzierten Bereich führen, da es<br />

eine Grenze der maximalen<br />

verfügbaren Leistung gibt.<br />

Bei einer begrenzten Spitzenleistung<br />

wird eine längere Pulsdauer τ mehr<br />

42<br />

Frequenz<br />

Amplitude<br />

f1<br />

f2<br />

t1 t2<br />

t1 t2<br />

τ<br />

abgestrahlte Energie und deswegen<br />

mehr Reichweite haben (<strong>mit</strong> einem<br />

Standard-Pulsradar), dies aber auf Kosten<br />

der Auflösung und der Genauigkeit.<br />

Pulskompression innerhalb eines<br />

Chirp-<strong>Radar</strong>s (chirp = piepsen,<br />

zwitzschern, zirpen) ist eine Methode,<br />

um die Genauigkeit eines kurzen<br />

Pulsradars und die Leistung eines<br />

längeren Pulses zu erreichen. Im<br />

Wesentlichen ist das Chirp-<strong>Radar</strong> eine<br />

Kreuzung zwischen einem Pulsradar<br />

und einem FMCW-<strong>Radar</strong>.<br />

Abb. 3.11: Chirp-<strong>Radar</strong>-Kurvenform. Chirp ist eine Kreuzung zwischen einem Pulsradar<br />

und einem FMCW-<strong>Radar</strong>.<br />

Zeit<br />

Zeit


Jeder Puls eines Chirp-<strong>Radar</strong>s hat<br />

eine lineare Frequenzmodulation und<br />

eine konstante Amplitude.<br />

Der Echoimpuls wird durch einen<br />

Filter bearbeitet, der das Echo<br />

komprimiert. Die Zeitverzögerung ist<br />

umgekehrt proportional zur Frequenz.<br />

langer frequenzmodulierter Echopuls<br />

Eine andere Methode der Echokompression<br />

verwendet die binäre Phasenmodulation.<br />

Dabei wird das<br />

übertragene Signal <strong>mit</strong> Segmenten des<br />

Pulses in Phase oder um 180°<br />

phasenverschoben verschlüsselt. Die<br />

Rückkehrechos werden von einem<br />

Filter entschlüsselt, der eine höhere<br />

Amplitude und ein komprimiertes<br />

Signal erzeugt.<br />

Die Bezeichnung Chirp-<strong>Radar</strong><br />

kommt von der kurzen schnellen Frequenzänderung<br />

des Pulses, die analog<br />

zum Zwitschern (engl. chirp) eines<br />

Vogels ist.<br />

3. <strong>Radar</strong>typen<br />

Deswegen wird die zuerst<br />

eintreffende niedrige Frequenz am<br />

meisten verlangsamt und die<br />

nachfolgenden höheren Frequenzen<br />

holen <strong>mit</strong> der Erzeugung eines<br />

schärferen Echosignals und einer<br />

verbesserten Echoauflösung auf.<br />

Zeitverzögerung<br />

Abb. 3.12: Pulskompression des Chirp-<strong>Radar</strong>echosignals.<br />

Filter<br />

Frequenz<br />

Pulskompression des Chirp-<strong>Radar</strong>echosignals<br />

komprimiertes<br />

Signal<br />

Die genannten Methoden der <strong>Radar</strong>erkennung<br />

werden in großem Umfang<br />

bei Langstreckenentfernungen oder zur<br />

Geschwindigkeitsmessung benutzt. Im<br />

nächsten Kapitel sehen wir, welche<br />

dieser Methoden bei den speziellen<br />

Problemen bei der Messung flüssiger<br />

oder fester Pegel innerhalb eines<br />

Prozessgefäßes und Silos angewendet<br />

werden können.<br />

43


Teil I<br />

Inhalt<br />

Vorwort ix<br />

Danksagung xi<br />

Einleitung xiii<br />

1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s 1<br />

2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s 13<br />

3. <strong>Radar</strong>typen 33<br />

1. CW-<strong>Radar</strong> 33<br />

2. FMCW-<strong>Radar</strong> 36<br />

3. Pulsradar 39<br />

Teil II<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong> 47<br />

1. FMCW-<strong>Radar</strong> 48<br />

2. Pulsradar 54<br />

3. Frequenzwahl 62<br />

4. Genauigkeit 68<br />

5. Leistung 74<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen 77<br />

1. Hornantennen 81<br />

2. Dielektrische Stabantennen 92<br />

3. Standrohrantennen 101<br />

4. Parabolantennen 106<br />

5. Planarantennen 108<br />

Richtcharakteristik von Antennen 110<br />

6. Installation 115<br />

A. Mechanischer Einbau 115<br />

1. Flüssigkeitsanwendungen - Hornantenne 115<br />

2. Flüssigkeitsanwendungen - Stabantenne 117<br />

3. Allgemeine Einbauhinweise 120<br />

4. Standrohre und Bypass-Rohre 127<br />

5. Messung durch Behälterwand und <strong>Radar</strong>fenster 134<br />

6. Messung von Schüttgütern <strong>mit</strong> Hornantennen 139<br />

B. Elektrische Anschlussvarianten 141<br />

1. Nicht-Ex-Anwendungen 141<br />

2. Geräte für Ex-Anendungen 144


4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />

Die Vorteile des <strong>Radar</strong>s für die<br />

Füllstandmesstechnik sind bekannt.<br />

<strong>Radar</strong> ermöglicht berührungslose<br />

Füllstandsenoren, die praktisch unbeeinflusst<br />

von Änderungen der<br />

Prozesstemperatur, des Drucks oder<br />

Gas- und Staubschichten innerhalb<br />

eines Behälters sind.<br />

Außerdem ist die Messgenauigkeit<br />

unbeeinflusst von Änderungen der<br />

Dichte, der Leitfähigkeit und der<br />

Dielektrizitätszahl des zu messenden<br />

Produktes oder von Luftbewegungen<br />

über dem Produkt.<br />

Um das Mikrowellenradar bei der<br />

<strong>Füllstandmessung</strong> in Lager- und<br />

Prozesstanks einsetzen zu können,<br />

mussten erst einige technische<br />

Probleme berücksichtigt werden.<br />

Die Lichtgeschwindigkeit beträgt<br />

ungefähr 300.000 Kilometer pro<br />

Sekunde, das <strong>Radar</strong>signal 6,7 Nanosekunden<br />

oder 0,0000000067 Sekunden,<br />

um sich 1 Meter und zurück auszubreiten.<br />

Wie kann man diese geringe<br />

Laufzeit messen und da<strong>mit</strong> genaue<br />

Informationen über den Inhalt eines<br />

Behälters bekommen?<br />

Gegenwärtig gibt es zwei gebräuchliche<br />

Messverfahren für <strong>Füllstandmessung</strong>en.<br />

Diese sind das frequenzmodulierte<br />

Dauerstrichradar (FMCW-<br />

<strong>Radar</strong>) und das Pulsradar.<br />

In diesem Kapitel werden FMCWund<br />

Pulsradar-Füllstandmessverfahren<br />

erklärt und <strong>mit</strong>einander verglichen. Wir<br />

betrachten die verschiedenen<br />

Frequenzen, die Genauigkeit und die<br />

technischen Fortschritte besonders bei<br />

den Zweileiter-Füllstandmessgeräten.<br />

47


1. FMCW, frequenzmoduliertes Dauerstrichradar<br />

Das FMCW-<strong>Radar</strong>messverfahren<br />

wird seit den Dreißigerjahren bei<br />

militärischen und zivilen Flugzeugfunkhöhenmessern<br />

verwendet. Diese<br />

Methode wurde in den frühen 70ern zur<br />

<strong>Füllstandmessung</strong> von Rohöl in<br />

Supertankern entwickelt. Anschließend<br />

wurde das gleiche Verfahren für eichfähige<br />

<strong>Füllstandmessung</strong>en in großen<br />

Lagertanks an Land benutzt. FMCW-<br />

Sender sind unlängst für Anwendungen<br />

in Prozessbehältern angepasst worden.<br />

FMCW- oder frequenzmoduliertes<br />

Dauerstrich-<strong>Radar</strong> ist eine indirekte<br />

Methode zur Entfernungsmessung. Die<br />

übertragene Frequenz wird zwischen<br />

zwei bekannten Werten f 1 und f 2 moduliert,<br />

und der Unterschied zwischen<br />

dem übertragenen Signal und dem<br />

Echosignal f d wird gemessen. Diese<br />

Differenzfrequenz ist direkt proportional<br />

zur Laufzeit und so<strong>mit</strong> zur<br />

Entfernung. (Beispiele für Modulationsfrequenzen<br />

von FMCW-<strong>Radar</strong>-<br />

48<br />

f 2<br />

Frequenz<br />

∆ t<br />

gesendetes Signal<br />

Füllstandmessgeräten sind 8,5 bis 9,9 GHz,<br />

9,7 bis 10,3 GHz und 24 bis 26 GHz.)<br />

Die Theorie des FMCW-<strong>Radar</strong>s ist<br />

einfach. Allerdings gibt es bei<br />

Anwendungen in Prozessbehältern<br />

viele praktische Probleme, die angesprochen<br />

werden müssen.<br />

Ein FMCW-<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerät<br />

benötigt einen spannungsgesteuerten<br />

Oszillator (VCO) um das Signal<br />

zwischen den beiden übertragenen<br />

Frequenzen f 1 und f 2 sägezahnförmig<br />

zu modulieren. Der Frequenzdurchlauf<br />

muss gesteuert werden und so linear<br />

wie möglich sein. Eine lineare<br />

Frequenzmodulation wird entweder<br />

durch eine genaue Frequenzmessung<br />

<strong>mit</strong> geschlossenem Regelkreis des<br />

Ausgangs oder durch sorgfältige<br />

Linearisierung einschließlich Temperaturkompensation<br />

des VCO-Ausgangs<br />

erreicht.<br />

f1 t1 Zeit<br />

Abb. 4.1: Die FMCW-<strong>Radar</strong>technik ist eine indirekte Methode der <strong>Füllstandmessung</strong>.<br />

fd ist proportional zu ∆t, welches proportional zur Entfernung ist.<br />

f d<br />

empfangenes<br />

Signal


spannungsgesteuerter Oszillator<br />

f (t + ∆t)<br />

Richtkoppler<br />

Richtkoppler<br />

f(t)<br />

f (t + ∆t)<br />

Linearisierungssteuerung<br />

V(t)<br />

Mischer<br />

f(t)<br />

Spannungsregler Frequenzmessung<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />

Filter<br />

linearer Sägezahngenerator<br />

Zwischenfrequenzverstärker<br />

Abstastung und<br />

Fast Fourier Transformation<br />

(FFT)<br />

Steuerung<br />

Mikroprozessor<br />

Abb. 4.2: Typisches Blockschaltbild eines FMCW-<strong>Radar</strong>s. Es wird eine sehr genaue Linearisierung benötigt.<br />

49


FMCW-Blockschaltbild (Abb. 4.2)<br />

Der wesentliche Bestandteil eines<br />

frequenzmodulierten Dauerstrichradars<br />

ist der Linearisierungsregelkreis.<br />

Ein linearer Sägezahngenerator speist<br />

einen Spannungsregler, der die<br />

Frequenz des spannungsgesteuerten<br />

Oszillators sägezahnförmig moduliert.<br />

Es wird eine sehr genaue Linearisierung<br />

benötigt. Die Ausgangsfrequenz<br />

wird als Teil der geschlossenen<br />

Schleifensteuerung gemessen.<br />

Einfache Lagertankanwendungen<br />

haben üblicherweise große ruhige<br />

Oberflächen keine bedeutenden Störechos<br />

von Einbauten im Tank und eine<br />

relativ langsame Füllstandänderung.<br />

Für diese idealen Zustände wurde das<br />

FMCW-<strong>Radar</strong> ursprünglich entwickelt.<br />

Die Bedingungen bei Prozessbehältern<br />

sind jedoch ganz anders und<br />

stellen hohe Anforderungen an jede<br />

<strong>Füllstandmessung</strong>.<br />

Signale <strong>mit</strong> kleiner Amplitude und<br />

50<br />

Das frequenzmodulierte Signal<br />

wird zur <strong>Radar</strong>antenne geleitet und<br />

so<strong>mit</strong> zum Produkt im Behälter. Die<br />

empfangenen Echofrequenzen werden<br />

<strong>mit</strong> einem Teil des Sendesignals<br />

gemischt. Die Differenzfrequenzen<br />

werden gefiltert und vor der Fast<br />

Fourier Transformation (FFT) verstärkt.<br />

Die FFT-Analyse erzeugt ein<br />

Frequenzspektrum, das Basis für die<br />

Echoverarbeitung, sowie für die<br />

Auswahlscheidung der Echos ist.<br />

Bild 2:<br />

Typischer emaillierter<br />

Prozessbehälter <strong>mit</strong><br />

Rührwerk. Ein <strong>Radar</strong>-<br />

Füllstandmessgerät<br />

muss verschiedenste<br />

Störechos von Rührwerksflügeln<br />

und anderen<br />

Einbauten verarbeiten<br />

können.<br />

vielfältigen Störechos sind in chemischen<br />

Reaktoren <strong>mit</strong> Bewegung und<br />

niedrig-dielektrischen Flüssigkeiten<br />

alltäglich.<br />

Schüttgutanwendungen können<br />

durch die innere Struktur der Silos und<br />

welligen Produktoberflächen Mehrfachechos<br />

erzeugen und so<strong>mit</strong><br />

Probleme verursachen.<br />

Ein FMCW-<strong>Radar</strong>-Füllstandsensor<br />

sendet und empfängt Signale<br />

gleichzeitig.


f 2<br />

f 1<br />

fd1 , -f d2 , -fd3 , -fd4 , -fd5 gesendetes Signal<br />

Füllstandecho<br />

Störechos<br />

In einem aktiven Prozessbehälter<br />

werden diese verschiedenen Echos als<br />

unterschiedliche Frequenzen empfangen.<br />

Diese Signale <strong>mit</strong> verschiedenen<br />

Frequenzen werden von der Antenne<br />

gleichzeitig empfangen. Die Amplitude<br />

des Füllstandechosignals ist im<br />

Verhältnis zum gesendeten Signal<br />

klein. Ein Störecho vom Ende der<br />

Antenne kann eine deutlich größere<br />

Amplitude haben, als das wirkliche<br />

Füllstandecho. Das System muss diese<br />

gleichzeitigen Signale trennen und<br />

erkennen, bevor die Echos verarbeitet<br />

werden und eine Echoentscheidung<br />

durchgeführt wird.<br />

Die Trennung der verschiedenen<br />

empfangenen Echofrequenzen wird <strong>mit</strong><br />

Hilfe der Fast Fourier Transformation<br />

(FFT) realisiert. Dies ist ein mathema-<br />

t 1<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />

Abb. 4.3a: FMCW-<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerät in einem aktivenProzessbehälter.<br />

<strong>Radar</strong>sensor<br />

tisches Verfahren, welche das Durcheinander<br />

von verschiedenen Frequenzen<br />

im Zeitbereich in ein Spektrum im<br />

Frequenzbereich umwandelt.<br />

Die relative Amplitude jedes Frequenzanteils<br />

im Frequenzspektrum ist<br />

proportional zur Größe des Echos und<br />

die Differenzfrequenz selbst ist proportional<br />

zur Entfernung vom Sender.<br />

Die Fast Fourier Transformation<br />

benötigt eine erhebliche Verarbeitungsleistung<br />

und ist ein relativ langwieriges<br />

Verfahren.<br />

Eine Echoanalyse kann nur nach<br />

einer vollendeten FFT-Berechnung<br />

durchgeführt werden, erst dann kann<br />

eine Echoentscheidung zwischen dem<br />

echten Füllstandecho und einer Anzahl<br />

möglicher Störechos getroffen werden.<br />

51


Mischung von Empfangsfrequenzen eines FMCW-<strong>Radar</strong>s<br />

Amplitude Amplitude<br />

f d1 ,f d2 ,f d3 ,f d4 ,f d5 usw. gemischt<br />

Abb. 4.3b: gemischte Echos werden gleichzeitig empfangen.<br />

Überlagerung verschiedener Differenzfrequenzen<br />

empfangen von einem FMCW-<strong>Radar</strong><br />

Abb. 4.3c: Die einzelnen Frequenzen müssen aus dem gleichzeitig<br />

empfangenen Frequenzpaket herausgefiltert werden.<br />

52<br />

Einzelne Differenzfrequenzen fd1 ,fd2 ,fd3 sind dargestellt.


Frequenzspektrum der Echos<br />

Jedes Echo bildet eine Hüllkurve<br />

Amplitude<br />

Komplexe Prozessbehälter und<br />

Schüttgutanwendungen können sich als<br />

zu schwierig für einige FMCW-<strong>Radar</strong>s<br />

herausstellen. Sogar ein einfacher horizontaler<br />

zylindrischer Tank kann ein<br />

ernstes Problem darstellen. Ein zylindrischer<br />

Tank erzeugt viele große<br />

Vielfachechos. Diese werden durch den<br />

Parabolspiegeleffekt des zylindrischen<br />

Tankdaches verursacht. Manchmal sind<br />

die Amplituden der Vielfachechos<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />

Frequenz<br />

Abb. 4.4: FMCW-Frequenzspektrum nach der FFT Analyse.<br />

Der FFT-Algorithmus wandelt die Signale aus dem Zeitbereich in den Frequenzbereich<br />

um. Das Ergebnis ist ein Spektrum der Differenzfrequenzen. Die relative Amplitude jedes<br />

Frequenzanteiles ist proportional zur Größe des Echos, und die Frequenz ist proportional<br />

zur Entfernung zum Sender. Ein Echo besteht nicht aus einer einzelnen Frequenz, sondern<br />

aus einem Frequenzband.<br />

größer als das tatsächliche Füllstandecho.<br />

Die Prozessoren, welche die FFT-<br />

Analyse durchführen, werden gleichzeitig<br />

von unterschiedlichen Signalen,<br />

verteilt über den kompletten<br />

Dynamikbereich, beschäftigt. Dadurch<br />

kann das FMCW-<strong>Radar</strong> das richtige<br />

Echo nicht identifizieren.<br />

Wir werden noch sehen, dass diese<br />

Probleme beim alternativen Pulsradarverfahren<br />

nicht auftreten.<br />

53


2. Pulsradar-Füllstandmessgeräte<br />

Pulsradar-Füllstandmessgeräte bestimmen<br />

die Distanz durch direkte<br />

Messung der Laufzeit des Mikrowellenpulses,<br />

abgestrahlt vom Sender<br />

und reflektiert von der Oberfläche des<br />

zu messenden Produktes.<br />

Pulsradar-Geräte arbeiten im Zeitbereich<br />

und benötigen deswegen keine<br />

Fast Fourier (FFT) Analyse, die ein<br />

FMCW-<strong>Radar</strong> charakterisiert.<br />

Wie schon erwähnt, liegt die<br />

Laufzeit für eine Entfernung von ein<br />

paar Metern im Nanosekundenbereich.<br />

Aus diesem Grund benötigt man ein<br />

besonderes Zeittransformationsverfahren<br />

um diese extrem kurzen Zeiten<br />

54<br />

genau messen zu können. Es wird eine<br />

Zeitlupenaufnahme der Mikrowellenpulse<br />

<strong>mit</strong> einer gedehnten Zeitachse<br />

benötigt. Gedehnt bedeutet in diesem<br />

Fall Millisekunden anstelle von<br />

Nanosekunden.<br />

Das Pulsradar benutzt ein gleichförmiges<br />

periodisch wiederkehrendes<br />

Signal <strong>mit</strong> einer hohen Pulswiederholfrequenz<br />

(PRF). Durch ein<br />

sequenzielles Samplingverfahren können<br />

die äußerst schnellen und gleichförmigen<br />

Signale in ein verwertbares,<br />

gedehntes Zeitsignal transformiert<br />

werden.<br />

Abb. 4.5: Ein Pulsradar arbeitet im reinen Zeitbereich. Millionen von Pulsen werden<br />

proSekunde abgestrahlt, eine spezielle Samplingtechnik wird zur Erzeugung eines<br />

gedehnten Ausgangssignals verwendet.


Um dieses Prinzip zu veranschaulichen,<br />

betrachtet man das Sinus-<br />

Signal in Abb. 4.6. Es ist ein gleichförmig<br />

wiederkehrendes Signal <strong>mit</strong> einer<br />

Periodendauer T1. Wird die Amplitude<br />

(Spannungswert) der Sinus-Schwingung<br />

<strong>mit</strong> einer Periodendauer T2, abge-<br />

Signalperiode<br />

(Sinuskurve)<br />

Samplingsignal<br />

Zeitgedehntes<br />

Signal<br />

Ein bekanntes Beispiel für dieses<br />

Prinzips ist die Verwendung eines<br />

Stroboskops, um die schnellen periodischen<br />

Bewegungen von drehenden<br />

oder sich hin und her bewegenden<br />

Maschinen zu verlangsamen.<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />

tastet, die geringfügig größer ist als T1,<br />

wird am Ausgang ein zeitgedehntes<br />

Abbild der ursprünglichen Sinus-<br />

Schwingung erzeugt. Der Zeitmaßstab<br />

der gedehnten Ausgangsspannung wird<br />

durch die Zeitdifferenz zwischen T1<br />

und T2 bestimmt.<br />

Abb. 4.6: Ein Beispiel für das sequenzielle Sampling einer Sinusschwingung.<br />

Die Samplingzeit T2 ist geringfügig größer als die Signalperiode T1. Am Ausgang ergibt<br />

sich ein zeitgedehntes Abbild des Originalsignals.<br />

Signalperiode<br />

(<strong>Radar</strong>-Echo)<br />

Samplingsignal<br />

T1<br />

T2<br />

T1<br />

Sendepuls Echo<br />

T2<br />

Abb. 4.7 zeigt, wie das Prinzip des<br />

sequenziellen Samplings bei der<br />

Pulsradar-Messung angewendet wird.<br />

Das Beispiel zeigt einen VEGAPULS-<br />

Sender <strong>mit</strong> einer Mikrowellenfrequenz<br />

von 6,3 GHz.<br />

Abb. 4.7: Sequenzielles Sampling eines Pulsradar-Echos. Millionen von Pulsen pro<br />

Sekunde produzieren ein periodisch wiederkehrendes Signal. Ein Sampling-Signal <strong>mit</strong><br />

einer geringfügig größeren Wiederholfrequenz erzeugt ein zeitgedehntes Abbild der<br />

gesamten Echokurve.<br />

55


Dieses periodische Signal besteht<br />

aus dem eigentlichen Sendepuls und<br />

einem oder mehreren Echopulsen.<br />

Diese sind Echos von der Produktoberfläche,<br />

Störechos oder Vielfachechos.<br />

Die Sendepulse und deshalb<br />

auch die Echopulse haben eine Sinusform,<br />

die von der Pulsdauer abhängt.<br />

Ein 6,3 GHz Puls von 0,8 ns Dauer<br />

wird in Abb. 4.8 gezeigt.<br />

Die Pulswiederholdauer ist als Zeit<br />

T1 in Abb. 4.7 dargestellt. Die Periode<br />

Beispiel:<br />

Das Pulsradar-Füllstandmessgerät VEGAPULS 50 <strong>mit</strong> einer Sendefrequenz von<br />

6,3 GHz besitzt folgende Pulswiederholfrequenzen.:<br />

Sendepuls 3,58 MHz T1 = 279,32961 ns<br />

Abtastpuls 3,58 MHz - 43,7 Hz T2 = 279,33302 ns<br />

Hierdurch ist der Zeitdehnungsfaktor<br />

81920, dies ergibt eine gedehnte<br />

Pulswiederholperiode von 22,88 ms.<br />

Es gibt ein praktisches Problem<br />

beim Abtasten der kurzen (0,8 ns)<br />

Sende-/Echopulse von 6,3 GHz. Ein<br />

elektronischer Schalter müsste sich<br />

innerhalb von Pikosekunden öffnen<br />

und schließen um eine genügend<br />

genaue Probe aus der 6,3 GHz-Sinus-<br />

Schwingung zu entnehmen. Dies<br />

müssten sehr spezielle und teure<br />

Bauteile sein.<br />

56<br />

T1 ist für Sende- und Empfangspuls<br />

identisch.<br />

Allerdings wiederholt sich das<br />

Sampling-Signal <strong>mit</strong> der Periode T2,<br />

sie ist etwas länger als die Zeit T1.<br />

Dies ist das gleiche Zeitdehnungsverfahren<br />

durch sequenzielles Sampling<br />

wie bereits für eine Sinus-<br />

Schwingung beschrieben. Der Faktor<br />

der Zeitdehnung wird bestimmt durch<br />

T1 / (T2-T1).<br />

Abb. 4.8: Sendepulspaket.<br />

Die Form des 6,3 GHz Pulses<br />

<strong>mit</strong> einer Pulslänge von 0,8 ns.<br />

Die Lösung ist das sequenzielle<br />

Sampling <strong>mit</strong> einer Kreuzkorrelation zu<br />

verbinden.<br />

Anstelle von sehr schnellen Probeentnahmen<br />

wird ein Samplingsignal<br />

von genau der gleichen Form wie der<br />

Sendepuls, aber <strong>mit</strong> einer geringfügig<br />

größeren Periodendauer, verwendet.<br />

Abb. 4.9 vergleicht sequenzielles<br />

Sampling durch schnelles Schalten <strong>mit</strong><br />

sequenziellem Sampling durch Kreuzkorrelation<br />

<strong>mit</strong> einem Samplepuls.


Sampling <strong>mit</strong> Pikosekunden<br />

Sendepuls /Echo<br />

Sampling<br />

Anstelle der Verwendung einer<br />

kurzen Spannungsprobe bedeutet die<br />

Kreuzkorrelation die Multiplikation<br />

eines Punktes des Sendesignals oder<br />

des Echos <strong>mit</strong> dem entsprechenden<br />

Punkt aus dem Samplingpuls. Diese<br />

Multiplikation führt zu einem Punkt<br />

des resultierenden Signals. Alle diese<br />

Multiplikationsergebnisse, nacheinander,<br />

führen zur Bildung des vollständigen<br />

Multiplikationssignals.<br />

Abb. 4.10 zeigt eine kurze Folge<br />

von Multiplikationen zwischen dem<br />

empfangenen Signal (E) und dem<br />

Samplingpuls (M). Die resultierenden<br />

E x M-Kurven werden auf Seite 58<br />

gezeigt.<br />

Dann wird die E x M-Kurve integriert<br />

und auf der gedehnten Kurve als<br />

ein Punkt dargestellt. Das Vorzeichen<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />

Sampling durch Kreuzkorrelation<br />

Abb. 4.9: Vergleich zwischen Sampling <strong>mit</strong> Schalten und Kreuzkorrelation.<br />

Das Pulsradar verwendet Kreuzkorrelation <strong>mit</strong> einem Samplepuls. Dadurch ist die<br />

Entnahme einer Probe im Pikosekundenbereich nicht nötig.<br />

und die Amplitude des zeitgedehnten<br />

Signals ergeben sich aus der Summe<br />

der Signale aus der E x M über und<br />

unter der Nulllinie. Der integrierte Wert<br />

entspricht direkt der Zeitposition des<br />

empfangenen Pulses E relativ zum<br />

Samplingpuls M.<br />

Das empfangene Signal E und das<br />

Samplesignal M in Abb. 4.10 sind vergleichbar<br />

<strong>mit</strong> dem periodischen Signal<br />

(Sinus) und Samplesignal in Abb. 4.6.<br />

Das Ergebnis der Integration von<br />

E x M in Abb. 4.10 ist direkt vergleichbar<br />

<strong>mit</strong> dem gedehnten Zeitsignal in<br />

Abb. 4.6.<br />

57


Integral<br />

E x M<br />

E<br />

M<br />

E x M<br />

Abb. 4.10: Kreuzkorrelation zwischen dem empfangenen Signal E und dem<br />

Samplingsignal M. Das Produkt aus E x M wird integriert und bildet das gedehnte<br />

Zeitsignal. Dieses Verfahren erzeugt ein komplettes Abbild der Echokurve.<br />

Das Pulsradar-Auswählverfahren ist<br />

mathematisch kompliziert, aber technisch<br />

sehr einfach zu verwirklichen.<br />

Die Erzeugung eines Referenzsignals<br />

<strong>mit</strong> einer geringfügig unterschiedlichen<br />

Periodendauer, die Multiplikation <strong>mit</strong><br />

dem Echosignal und die Integration des<br />

resultierenden Signals sind Funktionen,<br />

die ohne großen Aufwand <strong>mit</strong> analoger<br />

Technik realisiert werden können.<br />

Standardbauteile wie Diodenmischer<br />

zur Multiplikation und Kondensatoren<br />

können verwendet werden.<br />

58<br />

max<br />

0<br />

min<br />

Diese Methode transformiert das<br />

hochfrequente Empfangssignal in ein<br />

genaues Abbild <strong>mit</strong> einer beachtenswert<br />

gedehnten Zeitachse. Das Ausgangssignal<br />

des Mikrowellenmoduls ist<br />

eine Zwischenfrequenz, ähnlich einem<br />

Ultraschallsignal. Der 6,3 GHz Mikrowellenpuls<br />

wird so z.B. zu einer<br />

Zwischenfrequenz von 76 kHz. Die<br />

Pulswiederholfrequenz (PRF) von 3,58 MHz<br />

reduziert sich auf ca. 44 Hz.


Pulsechos in einem Behälter sind zeitlich getrennt<br />

Amplitude<br />

Sendeimpuls<br />

t 1 t 2 t 3 t 4 t 5<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />

Abb. 4.12: Bei einem Pulsradar sind alle Echos (Nutz- und Störechos) zeitlich getrennt.<br />

Vielfachechos, die durch Reflexionen eines parabolischen Tankdeckels verursacht werden,<br />

können dadurch einfach getrennt und ausgewertet werden.<br />

Das Pulsradar funktioniert vollständig<br />

im Zeitbereich und benötigt nicht<br />

die beim FMCW-<strong>Radar</strong> benötigten<br />

schnellen und teuren Prozessoren. Es<br />

muss keine Fast Fourier Transformation<br />

(FFT) durchgeführt werden.<br />

Die komplette Pulsradar-Signalverarbeitung<br />

muss lediglich die<br />

Echoanalyse durchführen.<br />

Ein Teil des Sendepulses wird als<br />

Referenzpuls genutzt und ermöglicht so<br />

eine automatische Temperaturkompensation<br />

innerhalb des Mikrowellenmoduls.<br />

Die Echos eines Pulsradars sind<br />

einzeln und zeitlich getrennt. Dies<br />

bedeutet, dass das Pulsradar besser zur<br />

Handhabung von Vielfachechos und<br />

Störechos geeignet ist, die oft in<br />

Prozess- und Schüttgutbehältern vorkommen.<br />

Das Pulsradar nimmt buchstäblich<br />

jede Sekunde Millionen von „Schüs-<br />

Zeit<br />

sen“ vor. Die Echos der Produktoberfläche<br />

werden nach der zuvor beschriebenen<br />

Methode „gesampelt“. Durch<br />

dieses Verfahren verfügt das Pulsradar<br />

über eine ausgezeichnete Mittelwertbildung.<br />

Dies ist in schwierigen<br />

Anwendungen, in denen nur geringe<br />

Energiemengen von einem Produkt <strong>mit</strong><br />

niedrigen DK-Wert oder einer<br />

bewegten Produktoberfläche reflektiert<br />

werden, besonders wichtig.<br />

Die Mittelwertbildung des Pulsverfahrens<br />

reduziert das Grundrauschen,<br />

wodurch auch schwächere Echos<br />

detektiert werden können. Eine<br />

sorgfältig konzipierte Schaltung <strong>mit</strong><br />

hochwertigen Bauteilen kann Echos<br />

über einen Dynamikbereich von ungefähr<br />

80 dB detektierten. Dies kann den<br />

Unterschied zwischen einer zuverlässigen<br />

und einer unzuverlässigen<br />

Messung ausmachen.<br />

59


60<br />

Antenne<br />

Abb. 4.11: Blockschaltbild eines Pulsradar Mikrowellenmoduls


<strong>Radar</strong>-Blockschaltbild (Abb. 4.11)<br />

Das Puls-Ausgangssignal (Zwischenfrequenz)<br />

des Mikrowellenmoduls<br />

ist in Frequenz und Wiederholrate<br />

ähnlich einem Ultraschallsignal.<br />

Dieses Pulsradarsignal wird durch<br />

Hardware erzeugt. Im Gegensatz zum<br />

FMCW-<strong>Radar</strong>, benutzt das Pulsradar<br />

keine FFT-Analyse. Deswegen<br />

benötigt es keine teuren und energieverbrauchenden<br />

Prozessoren.<br />

Das Mikrowellenmodul erzeugt<br />

zwei identische Pulsfolgen <strong>mit</strong> geringfügig<br />

unterschiedlicher Periodendauer.<br />

Ein stabiler Oszillator und<br />

Pulsformer erzeugt Pulse <strong>mit</strong> einer<br />

Frequenz von 3,58 MHz. Ein zweiter<br />

veränderlicher Oszillator und Pulsformer<br />

wird auf eine Frequenz von<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />

3,58 MHz - 43,7 Hz, und da<strong>mit</strong><br />

einer geringfügig längeren<br />

Periodendauer, geregelt. GaAs-FET-<br />

Oszillatoren werden zur Erzeugung<br />

der Mikrowellenpulse benutzt.<br />

Die erste Pulsfolge wird über die<br />

Antenne zum zu messenden Produkt<br />

geführt. Die zweite Pulsfolge sind die<br />

zuvor genannten Samplepulse.<br />

Die von der Antenne empfangenen<br />

Echosignale werden verstärkt und <strong>mit</strong><br />

dem Samplingpuls gemischt um die<br />

zeitgedehnte Zwischenfrequenz zu<br />

erzeugen.<br />

Ein Teil des Sendesignals wird als<br />

Referenzpuls benutzt, dies ermöglicht<br />

eine automatische Temperaturkompensation<br />

der Mikrowellenmodulelektronik.<br />

Bild 3: Zweileiter-Pulsradar-Füllstandmessgerät eingebaut in einen Prozessbehälter.<br />

61


3. Frequenzwahl<br />

<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte für Prozessbehälter<br />

arbeiten bei Mikrowellenfrequenzen<br />

zwischen 6,3 GHz und ca.<br />

26 GHz. Die Frequenzen wurden von<br />

den Herstellern aus unterschiedlichen<br />

Gründen gewählt, wie z.B. Lizenzüberlegungen<br />

und Zulassungsmöglichkeiten,<br />

die Verfügbarkeit von Mikrowellenbauteilen<br />

und zu erwartende<br />

technische Vorteile.<br />

62<br />

6,3 GHz<br />

Es gibt Argumente für hochfrequente<br />

und niederfrequente <strong>Radar</strong>frequenzen,<br />

sowie allen Frequenzen<br />

dazwischen. In der Praxis ist keine der<br />

Frequenzen für jede Anwendung<br />

geeignet. Vergleicht man 6,3 GHz und<br />

26 GHz-<strong>Radar</strong> <strong>mit</strong>einander, kann man<br />

die wichtigsten Vorteile der beiden<br />

Frequenzen erkennen.<br />

26 GHz<br />

Abb. 4.14: Vergleich der Antennengröße eines 6,3 GHz und eines 26 GHz-<strong>Radar</strong>s.<br />

Beide Geräte haben fast identische Öffnungswinkel der Antennen. Aber dies ist nicht<br />

allein ausschlaggebend, wenn es um die Wahl der <strong>Radar</strong>frequenz geht.


Je höher die Frequenz eines <strong>Radar</strong>-<br />

Füllstandmessgerätes ist, umso gebündelter<br />

ist die abgestrahlte Energie<br />

(Öffnungswinkel) bei gleicher Antennengröße.<br />

Hornantennen <strong>mit</strong> kleineren Öffnungswinkeln<br />

können da<strong>mit</strong> auch in<br />

kleineren Stutzen benutzt werden.<br />

Eine 1½" (40 mm) Hornantenne bei<br />

26 GHz hat ungefähr den gleichen Öffnungswinkel<br />

wie eine 6" (150 mm)<br />

Hornantenne bei 6,3 GHz.<br />

Aber das ist nur eine Eigenschaft der<br />

Antennengröße. Der Antennengewinn<br />

einer Antenne ist abhängig vom<br />

Quadrat des Durchmessers der Antenne<br />

und umgekehrt proportional zum<br />

Quadrat der Wellenlänge.<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />

Antennengröße - Öffnungswinkel<br />

Der Antennengewinn ist proportional<br />

zu:<br />

Durchmesser 2<br />

Wellenlänge2 Fokussieren bei verschiedenen Frequenzen<br />

Der Vorteil einer Antenne hängt<br />

auch vom Apertur-Wirkungsgrad der<br />

Antenne ab. Deshalb besitzt eine kleine<br />

Antenne bei einer hohen Frequenz<br />

nicht unbedingt den gleichen<br />

Wirkungsgrad wie eine größere<br />

Antenne bei einer niedrigeren<br />

Frequenz. Eine 4" (100 mm) Hornantenne<br />

bei einem 26 GHz <strong>Radar</strong><br />

besitzt eine ausgezeichnete Strahlfokussierung.<br />

Eine komplette Beschreibung des<br />

Antennengewinns und des Öffnungswinkels<br />

von <strong>Radar</strong>antennen finden Sie<br />

in Kapitel 5.<br />

5 GHz 10 GHz 15 GHz 20 GHz 25 GHz<br />

Abb. 4.13: Bei gleichem Antennendurchmesser ergibt sich bei einer höheren Frequenz<br />

eine bessere Fokussierung.<br />

63


Strahlfokussierung und Störechos<br />

Eine Antennencharakteristik bei<br />

26 GHz bietet einen enger gebündelten<br />

Strahl, was in manchen Anwendungen<br />

vorteilhaft ist.<br />

64<br />

Die Wellenlänge eines 26 GHz-<br />

<strong>Radar</strong>s beträgt nur 1,15 cm, bei einer<br />

Frequenz von 6,3 GHz beträgt sie<br />

4,8 cm.<br />

Abb. 4.15a:<br />

Ein niederfrequentes <strong>Radar</strong> besitzt einen<br />

größeren Öffnungswinkel.<br />

Ist die Installation nicht optimal, wird es<br />

deswegen mehr Störechos wahrnehmen.<br />

Abb. 4.15b:<br />

Ein Hochfrequenzradar hat bei einer<br />

vorgegebenen Antennengröße einen viel<br />

kleineren Öffnungswinkel.<br />

Dies ist wichtig, da die kürzere<br />

Wellenlänge der höheren Frequenz, z.B.<br />

26GHz, stärker von der inneren<br />

Behälterstruktur, z.B. Schweißnähte,<br />

Flansche oder Rührwerke, reflektiert<br />

wird. Die engere Bündelung umgeht<br />

dieses Problem.


<strong>Radar</strong>sender <strong>mit</strong> hoher Frequenz<br />

sind durch Streuung von bewegten<br />

Oberflächen beeinflussbar. Dies ist<br />

bedingt durch das Verhältnis zwischen<br />

Wellenlänge und Größe der Oberflächenschwankung.<br />

Das Hochfrequenzradar empfängt<br />

von einer bewegten Flüssigkeitsoberfläche<br />

deutlich weniger Signal als<br />

ein gleichwertiges 6,3 GHz-<strong>Radar</strong>.<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />

Bewegte Oberflächen und Schüttgutmessungen<br />

Kondensation und<br />

Anhaftungen<br />

Hochfrequenz-<strong>Radar</strong>sensoren werden<br />

durch Kondensation und<br />

Anhaftungen an der Antenne stärker<br />

beeinflusst. Bei höheren Frequenzen,<br />

wie z.B. 26 GHz, ergibt sich eine stärkere<br />

Signaldämpfung. Bei einer kleineren<br />

Antenne hat der gleiche Überzug<br />

oder der gleiche Kondensationsniederschlag<br />

natürlich einen größeren<br />

Einfluss auf die Funktionalität.<br />

Eine 6" (150 mm) Hornantenne bei<br />

6,3 GHz wird durch Kondensation<br />

absolut nicht beeinflusst. Auch gegenüber<br />

Produktanhaftungen ist sie unempfindlicher.<br />

Niederfrequente Sender werden von<br />

bewegten Oberflächen weniger beeinflusst.<br />

Wichtig ist, unabhängig von der<br />

Frequenz, dass die <strong>Radar</strong>elektronik und<br />

die Signalverarbeitungssoftware sehr<br />

kleine Signale verarbeiten können. Wie<br />

bereits erwähnt, hat das Pulsradar hier,<br />

unabhängig von der Frequenz, einen<br />

Vorteil.<br />

Abb. 4.16:<br />

Hochfrequenz-<strong>Radar</strong>sensoren werden<br />

durch Amplitudenschwankungen von<br />

bewegten Oberflächen beeinträchtigt. Dies<br />

ist bedingt durch das Verhältnis zwischen<br />

Wellenlänge und Größe der<br />

Oberflächenschwankung. Wichtig ist, dass<br />

die <strong>Radar</strong>elektronik und die Signalverarbeitungssoftware<br />

sehr kleine Signale<br />

verarbeiten können. Ein 6,3 GHz-<strong>Radar</strong><br />

wird vergleichsweise wenig von einer<br />

bewegten Oberfläche beeinflusst. Ein<br />

niederfrequentes <strong>Radar</strong>gerät ist im<br />

Allgemeinen besser für Schüttgutanwendungen<br />

geeignet.<br />

Dampf und Staub<br />

Tiefere Frequenzen wie z.B.<br />

6,3 GHz werden auch nicht durch<br />

starke Staub- oder Dampfentwicklung<br />

beeinträchtigt. Diese Frequenzen werden<br />

sehr erfolgreich bei Messungen<br />

wie z.B. in Zement, Flugasche, Hochöfen<br />

und Dampfkesseln eingesetzt.<br />

In dampfhaltiger und staubiger<br />

Atmosphäre leidet ein höherfrequentes<br />

<strong>Radar</strong> an zunehmender Signalabschwächung.<br />

65


Schaum<br />

Die Wirkung von Schaum auf<br />

<strong>Radar</strong>signale ist schwer zu definieren.<br />

Es hängt viel von der Art des Schaums<br />

ab einschließlich der Schaumdichte,<br />

Dielektrizitätszahl und Leitfähigkeit.<br />

Generell detektieren niederfrequente<br />

<strong>Radar</strong>messgeräte, z.B. 6,3 GHz,<br />

Schäume geringer Dichte besser, als<br />

<strong>Radar</strong>messgeräte <strong>mit</strong> höheren Frequenzen,<br />

z.B. bei 26 GHz.<br />

Ein 26 GHz-<strong>Radar</strong>signal wird z.B.<br />

von einer sehr dünnen Schicht Reinigungs<strong>mit</strong>telschaum<br />

komplett absorbiert.<br />

Ein 6,3 GHz-<strong>Radar</strong>signal wird<br />

durch diese Art von Schaum hindurch<br />

die Flüssigkeitsoberfläche messen,<br />

auch wenn die Schaumhöhe dicker als<br />

150 mm oder sogar 250 mm ist.<br />

Allerdings wird sich abhängig von der<br />

Abb. 4.17: Bündelung abhängig von der <strong>Radar</strong>frequenz.<br />

Schaumdicke ein kleiner Messfehler ergeben,<br />

da die Mikrowellen im Schaum<br />

verlangsamt werden.<br />

Bei Messungen <strong>mit</strong> Schaum ist es<br />

wichtig, so viele Informationen wie<br />

möglich über die Anwendung zu erhalten.<br />

Mindestabstand<br />

Verglichen <strong>mit</strong> niederfrequenten<br />

<strong>Radar</strong>geräten haben Geräte <strong>mit</strong> einer<br />

hohen Frequenz einen geringeren<br />

Mindestabstand. Dies ist bei Messungen<br />

in kleinen Behältern und in<br />

Standrohren ein zusätzlicher Vorteil.<br />

Bessere Bündelung bei höheren Sendefrequenzen bedeutet:<br />

Bündelung<br />

66<br />

- Höherer Antennengewinn (Richtfaktor)<br />

- weniger Störechos<br />

- kleinere Antennengröße<br />

5 GHz 10 GHz 15 GHz 20 GHz 25 GHz<br />

Frequenz


Signalamplitude<br />

Signalamplitude<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />

Verringerte Signalamplitude aufgrund<br />

von Dämpfung bei höheren Sendefrequenzen<br />

verursacht durch:<br />

- Kondensation<br />

- Anhaftungen<br />

- Dampf und Staub<br />

5 GHz 10 GHz 15 GHz 20 GHz 25 GHz<br />

Frequenz<br />

Abb. 4.18: Signalstärke abhängig von der <strong>Radar</strong>frequenz.<br />

Höhere Signaldämpfung verursacht<br />

durch bewegte Produktoberfläche:<br />

- Wellenbewegung<br />

- Kegelförmige Materialanhäufungen<br />

bei Schüttgütern<br />

- Signalschwankungen<br />

5 GHz 10 GHz 15 GHz 20 GHz 25 GHz<br />

Frequenz<br />

Abb. 4.19: Signalstärke von bewegten und welligen Oberflächen abhängig von der<br />

<strong>Radar</strong>frequenz.<br />

67


4. Genauigkeit Bandbreiten bei Pulsradar-<br />

Es gibt keine grundlegenden Genauigkeitsunterschiede<br />

zwischen FMCWund<br />

Pulsradar-Füllstandmessgeräten.<br />

In diesem Buch wird im Wesentlichen<br />

die Messung in Prozessbehältern<br />

behandelt, bei denen „Prozessgenauigkeit“<br />

und kostengünstige Lösungen<br />

gefragt sind.<br />

Die erreichbare Genauigkeit eines<br />

Prozessradars ist abhängig von der Anwendung,<br />

dem Antennendesign, der<br />

Qualität der Elektronik sowie der verwendeten<br />

Signalverarbeitungssoftware.<br />

Der Bereich „Eichfähige Messungen“<br />

für Füllstandanwendungen wird in<br />

diesem Buch nicht behandelt.<br />

Eichfähigen <strong>Radar</strong>systeme werden in<br />

großen Lagertanks der Petrochemie<br />

verwendet. Große Parabolantennen<br />

oder planare Antennengruppen erzeugen<br />

ein scharf gebündeltes Signal. Es<br />

wird viel Verarbeitungsleistung und<br />

Vorortkalibrierung benötigt, um die<br />

hohe Genauigkeit zu erreichen. Auch<br />

eine Temperatur- und Druckkompensation<br />

wird durchgeführt.<br />

Auflösung und Bandbreite<br />

In der Prozess-Füllstandmesstechnik<br />

arbeitet sowohl FMCW- als auch<br />

Pulsradar <strong>mit</strong> einer „Echohüllkurve“.<br />

Die Breite der Echos, hängt von der<br />

Bandbreite des <strong>Radar</strong>senders ab. Eine<br />

größere Bandbreite führt zu schmaleren<br />

Echos und verbessert dadurch die<br />

Auflösung. Die Auflösung ist eine von<br />

vielen Faktoren, die die Genauigkeit<br />

von Prozessradar-Füllstandmessgeräten<br />

beeinflussen.<br />

68<br />

Geräten<br />

Die Trägerfrequenz eines Pulsradars<br />

liegt üblicherweise im Bereich zwischen<br />

6,3 GHz und ca. 26 GHz.<br />

Die Pulsdauer ist ein wichtiger<br />

Faktor, wenn es darum geht, zwei<br />

angrenzende Echos zu trennen. Ein<br />

Puls von 1 ns hat z.B. eine Länge von<br />

ungefähr 300 mm. Daher ist es für<br />

<strong>Radar</strong>sensoren schwierig, zwischen<br />

zwei Echos zu unterscheiden, die<br />

weniger als 300 mm voneinander<br />

getrennt sind. Eine kürzere Pulsdauer<br />

bedeutet deshalb eindeutig eine bessere<br />

Auflösung.<br />

Eine kürzere Pulsdauer benötigt eine<br />

größere Bandbreite bzw. ein größeres<br />

Spektrum von Frequenzen.<br />

Beträgt die Pulslänge z.B. 1 ns bei<br />

einer Trägerfrequenz von 6,3 GHz, so<br />

ergibt sich ein Spektrum von<br />

Frequenzen über und unter der<br />

nominellen Trägerfrequenz. Der<br />

Amplitudenverlauf des Spektrums<br />

bildet eine<br />

sin x<br />

x<br />

Kurve.<br />

Der Verlauf dieser Kurve wird in<br />

Abb. 4.21 gezeigt.<br />

Die Bandbreite von Nulldurchgang<br />

zu Nulldurchgang BW nn des Pulsradars<br />

ist:<br />

2<br />

τ<br />

wobei τ die Pulsdauer ist.<br />

Aus der Kurve ist ersichtlich, dass<br />

sich die Amplituden abseits der<br />

Hauptpulsfrequenz deutlich reduzieren.


kürzerer Puls<br />

bessere Auflösung<br />

Abb. 4.20: Auflösung eines Pulsradars.<br />

Die Mindestauflösung wird durch die<br />

Pulslänge definiert. Ein kürzerer Puls hat<br />

eine größere Bandbreite und eine bessere<br />

Auflösung.<br />

Hüllkurve des Pulsradars<br />

In Abb. 4.22 wird gezeigt, wie eine<br />

Pulsradar-Echokurve in der Prozessfüllstandmessung<br />

verwendet wird.<br />

Eine höhere Pulsfrequenz <strong>mit</strong> einer<br />

kürzeren Pulsdauer führt zu besserer<br />

Auflösung und zu besserer Genauigkeit,<br />

weil die Vorderflanke der Hüllkurve<br />

steiler ist.<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />

5.4 GHz<br />

Pulsfrequenz 6.3 GHz<br />

Bandbreite BW nn,<br />

2<br />

gleich τ<br />

7.2 GHz<br />

Abb. 4.21: Die Bandbreite von<br />

Nulldurchgang zu Nulldurchgang eines<br />

Pulsradars.<br />

BW nn entspricht 2/ττ, wobei ττ die<br />

Pulslänge ist. Ein 6,3 GHz-<strong>Radar</strong> <strong>mit</strong><br />

einer Pulslänge von 1 ns hat z.B. eine<br />

Bandbreite von 2 GHz.<br />

Abb. 4.22: Hüllkurve eines Pulsradars.<br />

Höhere Frequenz<br />

kurze Pulsdauer<br />

Niedrigere Frequenz <strong>mit</strong><br />

längerer Pulsdauer<br />

Abb. 4.23: Eine kürzere Pulsdauer führt zu einer besseren Auflösung.<br />

Eine Kombination aus kürzerer Pulsdauer und höherer Frequenz<br />

führt zu einer steileren Hüllkurve und ermöglicht dadurch eine<br />

bessere Genauigkeit.<br />

69


FMCW-<strong>Radar</strong>-Bandbreite<br />

Die Bandbreite eines FMCW-<strong>Radar</strong>s<br />

ist die Differenz zwischen der Anfangsund<br />

Endfrequenz des linearen Frequenzhubs.<br />

Im Gegensatz zum Pulsradar sind<br />

die Amplituden des FMCW-<strong>Radar</strong>s<br />

über den ganzen Frequenzbereich<br />

konstant.<br />

Fequenz<br />

Amplitude<br />

70<br />

∆F<br />

T s<br />

f d<br />

∆f d<br />

f d<br />

Fast Fourier Transformation<br />

Zeit<br />

Frequenz<br />

Eine größere Bandbreite erzeugt<br />

kleinere Differenzfrequenzen für jedes<br />

Echo aus dem Frequenzspektrum. Dies<br />

führt genauso wie die Verkürzung der<br />

Pulsdauer beim Pulsradar zu einer<br />

verbesserten Auflösung.<br />

Dies wird in den folgenden Diagrammen<br />

und Gleichungen erklärt.<br />

f d =<br />

∆F x 2R<br />

Ts x c<br />

(Gl. 4.1)<br />

DF Frequenzhub (sweep)<br />

Ts sweep-Zeit<br />

R Distanz<br />

fd Differenzfrequenz<br />

c Lichtgeschwindigkeit<br />

Die FAST FOURIER<br />

TRANSFORMATION erzeugt für<br />

jedes Echo ein Frequenzspektrum<br />

vergleichbar dem bei fd .<br />

Es ergibt sich eine Mehrdeutigkeit<br />

∆fd für jedes Echo fd .<br />

∆f d<br />

= 2<br />

T s<br />

(Gl. 4.2)


Amplitude<br />

Aus Gleichung 4.3 wird ersichtlich,<br />

dass die Auflösung bei einem FMCW-<br />

<strong>Radar</strong> ∆R gleich<br />

ist.<br />

Beispiele:<br />

Ein linearer Frequenzhub von 2 GHz<br />

hat eine Auflösung von 150 mm,<br />

während eine 1GHz-Bandbreite zu<br />

einer Auflösung von 300 mm führt.<br />

In Prozessanwendungen wird jedes<br />

Echo aus dem Frequenzspektrum <strong>mit</strong><br />

einer Hüllkurve bearbeitet. Die obigen<br />

Gleichungen (Gleichungen 4.1 bis 4.3)<br />

zeigen, dass die Fast Fourier<br />

R<br />

∆R<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />

Entfernung<br />

Abb. 4.24 - 4.26: Auflösung beim FMCW-<strong>Radar</strong><br />

c<br />

∆F<br />

Die Mehrdeutigkeit der Entfernung<br />

R ist ∆R<br />

∆R<br />

R<br />

∆R<br />

R<br />

∆R<br />

R<br />

=<br />

=<br />

=<br />

∆R =<br />

∆f d<br />

f d<br />

2<br />

T s<br />

∆F x 2 R<br />

Ts x c<br />

c<br />

∆F x R<br />

c<br />

∆F<br />

(Gl. 4.3)<br />

Transformation (FFT) in Prozessradar-<br />

Anwendungen keine einzelne<br />

Differenzfrequenz für jedes Echo im<br />

Behälter erzeugt. Statt dessen erzeugt<br />

sie einen Differenzfrequenzbereich ∆f d<br />

für jedes Echo innerhalb einer<br />

Hüllkurve. Dies führt zu Mehrdeutigkeiten.<br />

71


FMCW-<strong>Radar</strong> Frequenzspektrum - Bandbreite und Auflösung<br />

Frequenzspektrum - kleine Bandbreite des Frequenzhubs<br />

Amplitude<br />

Frequenzspektrum - große Bandbreite des Frequenzhubs<br />

Amplitude<br />

Wie beschrieben, verwenden sowohl<br />

FMCW- als auch Puls-Prozess-<strong>Radar</strong>sensoren<br />

zur Messung eine Hüllkurve.<br />

Eine größere Bandbreite führt zu einer<br />

besseren Auflösung. Das entsprechend<br />

kurze Echo hat einen steileren Anstieg,<br />

wodurch eine genauere Messung<br />

ermöglicht wird. Andere Einflüsse auf<br />

die Genauigkeit sind das Signal-<br />

Rausch-Verhältnis und Interferenzen.<br />

Hüllkurven der<br />

Echos<br />

Frequenz<br />

Hüllkurven der<br />

Echos<br />

Abb. 4.28: Darstellung der Hüllkurve des Frequenzspektrums bei einem FMCW-<strong>Radar</strong>.<br />

Die gleichen 4 Echos werden für <strong>Radar</strong>sender unterschiedlicher Bandbreite dargestellt.<br />

Eine größere Bandbreite im Frequenzhub verbessert die Auflösung.<br />

Andere Einflüsse auf die Genauigkeit<br />

72<br />

Frequenz<br />

Ein größeres Signal-Rausch-Verhältnis<br />

ermöglicht eine genauere<br />

Messung. Interferenzen hingegen<br />

führen zu einer Verformung der wirklichen<br />

Echokurve und verursachen so<br />

Ungenauigkeiten in der Messung.<br />

Um eine optimale Genauigkeit zu<br />

erzielen sind die wichtigsten Faktoren<br />

die Wahl der Antenne und die mechanische<br />

Installation.


Hochgenaues <strong>Radar</strong><br />

Im Allgemeinen ist eine hohe<br />

Genauigkeit von ±1 mm in aktiven<br />

Prozessbehältern oder Schüttgutsilos<br />

nicht sinnvoll.<br />

Ein typischer Reaktorbehälter in der<br />

Chemie hat z.B. Rührwerke, Stromstörer<br />

und andere Einbauten, sowie sich<br />

ständig verändernde Produkteigenschaften.<br />

Obwohl Anwendungen <strong>mit</strong> „Eichfähigen“<br />

Geräten in diesem Buch nicht<br />

behandelt werden, wird in diesem<br />

Abschnitt beschrieben, wie eine höhere<br />

Genauigkeit erreicht werden kann.<br />

Pulsradar<br />

Für die meisten Prozessanwendungen<br />

ist die Messung der Hüllkurve hinreichend<br />

genau. Wenn die Oberfläche<br />

einer Flüssigkeit ruhig und eben ist,<br />

und das Echo ein ausreichendes Signal-<br />

Rausch-Verhältnis hat, ist es allerdings<br />

auch möglich, innerhalb der Hüllkurve<br />

die Phase jeder einzelnen Schwingung<br />

zu betrachten.<br />

Abb. 4.29: Bei einem Pulsradar kann eine<br />

höhere Genauigkeit durch das Vermessen<br />

der Phase einer einzelnen Schwingung<br />

innerhalb der Hüllkurve erreicht werden.<br />

Dies ist nur bei Anwendungen <strong>mit</strong><br />

langsamer Füllstandsänderung möglich.<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />

Die Hüllkurve eines Hochfrequenzradars<br />

<strong>mit</strong> einer kurzen Pulsdauer ist<br />

allerdings steil genug, um einen sehr<br />

genauen und kostengünstigen Füllstandsensor<br />

für Lagerbehälter zu realisieren.<br />

FMCW-<strong>Radar</strong><br />

Um ein genaues FMCW-<strong>Radar</strong> zu<br />

erreichen, ist ein möglichst linearer<br />

Frequenzhub nötig.<br />

Wie beim Pulsradar kann die<br />

Hüllkurve des Frequenzspektrum auch<br />

beim FMCW-<strong>Radar</strong> betrachtet werden,<br />

wenn die Anwendung ein einzelnes<br />

Echo, z.B. in einem Lagertank, erzeugt.<br />

Dies wird durch das Messen des<br />

Phasenwinkels der Differenzfrequenz<br />

erreicht. Dies ist allerdings nur bei<br />

„Eichfähigen“ Messungen praktikabel,<br />

bei denen schnelle und teure Prozessoren<br />

<strong>mit</strong> Temperatur- und Druckkompensation<br />

verwendet werden.<br />

f 2<br />

f 2<br />

Frequenzfehler<br />

t 1<br />

Abb. 4.30: Die Linearität des Frequenzhubs<br />

eines FMCW-<strong>Radar</strong>s muss genau<br />

überwacht werden.<br />

73


5. Leistung<br />

Mikrowellenleistung<br />

<strong>Radar</strong> ist eine ungefährliche Art der<br />

<strong>Füllstandmessung</strong>. Die Mikrowellen-<br />

Spitzenleistung der meisten Prozess-<br />

<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte ist geringer<br />

als 1 mW. Diese Sendeleistung ist für<br />

Behälter und Silos bis 40 m Höhe oder<br />

mehr ausreichend.<br />

Die durchschnittliche Sendeleistung<br />

hängt beim FMCW-<strong>Radar</strong> von der<br />

Länge und der Wiederholrate des<br />

Frequenzhubs und beim Pulsradar von<br />

der Pulslänge und der Pulswiederholungsfrequenz<br />

ab.<br />

Eine Erhöhung der Mikrowellenleistung<br />

erzeugt größere Signalamplituden.<br />

Allerdings wird gleichzeitig <strong>mit</strong><br />

der Amplitude des eigentlichen Echos<br />

der Produktoberfläche auch die Amplitude<br />

der Störechos sowie das Rauschen<br />

ansteigen. Die durchschnittliche Mikrowellensendeleistung<br />

eines Pulsradars<br />

beträgt nur 1µW.<br />

Verarbeitungsleistung<br />

Ein FMCW-<strong>Radar</strong> benötigt mehr<br />

Verarbeitungsleistung. Diese Verarbeitungsleistung<br />

wird benötigt, um <strong>mit</strong><br />

dem FFT-Algorithmus das Echofrequenzspektrum<br />

zu berechnen. Dieser<br />

Mehrbedarf an Verarbeitungsleistung<br />

hat die Möglichkeiten der Hersteller<br />

von FMCW-<strong>Radar</strong>s eingeschränkt, zuverlässige,<br />

eigensichere Zweileiter-<br />

<strong>Radar</strong>sensoren zu bauen.<br />

Pulsradar-Sensoren arbeiten im Zeitbereich,<br />

sie brauchen deshalb keine<br />

leistungsfähigen Prozessoren zur FFT-<br />

Analyse.<br />

74<br />

Sicherheit<br />

Die geringe Leistungsabgabe von<br />

Mikrowellenradarsendern bedeutet<br />

auch, dass <strong>Radar</strong> eine äußerst sichere<br />

Methode zur <strong>Füllstandmessung</strong> ist.<br />

Zweileiter-<strong>Radar</strong><br />

Pulsradar<br />

Der geringe Energiebedarf des Pulsradars<br />

ermöglichte den ersten eigensicheren<br />

Zweileiter-<strong>Radar</strong>sensor zur<br />

<strong>Füllstandmessung</strong>. Es wurde Mitte<br />

1997 erstmals auf den Markt gebracht.<br />

Die Geräte der Serie VEGAPULS 50<br />

haben bewiesen, dass sie auch unter<br />

schwierigen Bedingungen, z.B.<br />

Prozessanwendungen, sicher arbeiten.<br />

Die Fähigkeiten der Zweileiter-<br />

4 … 20 mA-Sensoren sind gleichwertig<br />

<strong>mit</strong> den bisher bekannten Vierleiter-<br />

Geräten.<br />

Das Pulsmikrowellenmodul benötigt<br />

nur eine 3,3 Volt Stromversorgung bei<br />

einem maximalem Leistungsverbrauch<br />

von 50 mW. Dieser fällt auf 5 mW ab,<br />

wenn es sich im Standby-Modus<br />

befindet. Der Unterschied zwischen<br />

dem Zweileiter- und dem Vierleitersensor<br />

ist, dass der Zweileiter-<strong>Radar</strong>sensor<br />

immer nur Pulspakete sendet<br />

und den Ausgang ca. 1 mal pro Sekunde<br />

aktualisiert. Der Vierleitersensor<br />

sendet kontinuierlich Pulse und aktualisiert<br />

den Ausgang 2 mal pro Sekunde.<br />

Der komplette 4 … 20 mA Sensor,<br />

<strong>mit</strong> seiner hochwertigen Elektronik,<br />

arbeitet selbst <strong>mit</strong> einer Versorgungsspannung<br />

von nur 14 V Gleichspannung.<br />

Dadurch können andere<br />

Messprinzipien problemlos eingesetzt<br />

werden.


Gepulstes FMCW-<strong>Radar</strong><br />

Der niedrige Leistungsbedarf des<br />

Pulsradars ermöglichte es, leistungsfähige<br />

Zweileitergeräte herzustellen.<br />

Ein FMCW-<strong>Radar</strong> benötigt hingegen<br />

mehr Verarbeitungsleistung und Zeit,<br />

um die FFT-Analyse durchzuführen.<br />

Sogenannte „gepulste“ FMCW-<strong>Radar</strong>s<br />

konnten durch die Energieeinsparung<br />

zweileiterfähig gemacht werden.<br />

Allerdings bleibt solch ein Gerät auf<br />

Anwendungen in einfachen Lagertanks<br />

beschränkt, da die Aktualisierungszeit<br />

zu lang ist und die Verarbeitungsleistung<br />

sich als zu begrenzt<br />

für schwierige Prozessanwendungen<br />

erweist.<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong><br />

Zusammenfassung der <strong>Radar</strong>-Technologien<br />

FMCW- (frequenzmoduliertes Dauerstrich-) <strong>Radar</strong><br />

Ist eine indirekte Methode zur <strong>Füllstandmessung</strong>.<br />

Benötigt eine Fast Fourier Transformation (FFT), um die Signale in ein<br />

Frequenzspektrum umzuwandeln<br />

Die FFT-Analyse benötigt viel Verarbeitungsleistung und deswegen sind<br />

FMCW-Prozessradars auf Vierleiter-Versorgung beschränkt und<br />

nicht Zweileiterfähig.<br />

Das FMCW-<strong>Radar</strong> muss eine große Zahl von Vielfachechos<br />

(verursacht durch die parabolischen Wirkungen von horizontalen<br />

zylindrischen oder ausgewölbten Behältern) aufwändig verarbeiten.<br />

PULS-<strong>Radar</strong><br />

Ist eine direkte Laufzeitmessung.<br />

Benutzt ein spezielles Sampling-Verfahren, um eine<br />

zeitgedehnte Zwischenfrequenz zu erzeugen.<br />

Die Zwischenfrequenz wird durch Hardware erzeugt und benötigt<br />

keine FFT-Analyse.<br />

Durch die niedrige Verarbeitungsleistung ist es möglich, ein<br />

eigensicheres 4 … 20 mA-Zweileiterradar auch für schwierige<br />

Prozessanwendungen zu verwenden.<br />

75


Teil I<br />

Inhalt<br />

Vorwort ix<br />

Danksagung xi<br />

Einleitung xiii<br />

1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s 1<br />

2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s 13<br />

3. <strong>Radar</strong>typen 33<br />

1. CW-<strong>Radar</strong> 33<br />

2. FMCW-<strong>Radar</strong> 36<br />

3. Pulsradar 39<br />

Teil II<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong> 47<br />

1. FMCW-<strong>Radar</strong> 48<br />

2. Pulsradar 54<br />

3. Frequenzwahl 62<br />

4. Genauigkeit 68<br />

5. Leistung 74<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen 77<br />

1. Hornantennen 81<br />

2. Dielektrische Stabantennen 92<br />

3. Standrohrantennen 101<br />

4. Parabolantennen 106<br />

5. Planarantennen 108<br />

Richtcharakteristik von Antennen 110<br />

6. Installation 115<br />

A. Mechanischer Einbau 115<br />

1. Flüssigkeitsanwendungen - Hornantenne 115<br />

2. Flüssigkeitsanwendungen - Stabantenne 117<br />

3. Allgemeine Einbauhinweise 120<br />

4. Standrohre und Bypass-Rohre 127<br />

5. Messung durch Behälterwand und <strong>Radar</strong>fenster 134<br />

6. Messung von Schüttgütern <strong>mit</strong> Hornantennen 139<br />

B. Elektrische Anschlussvarianten 141<br />

1. Nicht-Ex-Anwendungen 141<br />

2. Geräte für Ex-Anendungen 144


Die Antenne eines <strong>Radar</strong>-<br />

Füllstandmessgeräts hat die Aufgabe,<br />

die maximale Mikrowellenenergie in<br />

Richtung des zu messenden Füllstands<br />

abzustrahlen und die maximale Energie<br />

des Echos zur Analyse in der<br />

Elektronik zu empfangen.<br />

Es gibt fünf Antennen-Grundformen<br />

in der <strong>Füllstandmessung</strong>:<br />

· Hornantenne (Konusantenne)<br />

· Dielektrische Stabantenne<br />

· Standrohrantenne<br />

· Parabolantenne<br />

· Planarantenne<br />

Hornantennen und dielektrische<br />

Stabantennen werden bei Prozess-<br />

<strong>Füllstandmessung</strong>en standardmäßig<br />

verwendet. Wir gehen im folgenden<br />

noch genauer auf die Entwicklungen<br />

im Antennendesign und des Antennen-<br />

Wirkungsgrads ein. Gerade für<br />

schwierige Prozessbedingungen werden<br />

die Hornantenne und Sonderversionen<br />

der dielektrischen Stabantenne<br />

auch in Standrohranwendungen<br />

in der Prozessindustrie benutzt.<br />

Parabolantennen und Planar-Antennen<br />

werden eher für „eichfähige<br />

Messungen“ als für <strong>Füllstandmessung</strong>en<br />

in Prozessbehältern eingesetzt. Wir<br />

gehen auf die Eigenheiten dieser<br />

Antennen ein, obwohl ihre<br />

Einsatzmöglichkeiten in Prozessbehältern<br />

derzeit noch sehr gering sind.<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

Grundlagen<br />

Eine wichtige Funktion einer<br />

Antenne ist die Richtwirkung. Die<br />

Richtwirkung ist die Fähigkeit einer<br />

Antenne, die größtmögliche Menge der<br />

abgestrahlten Mikrowellenenergie<br />

gegen die zu messende Flüssigkeit oder<br />

den zu messenden Festkörper zu richten.<br />

Es wird immer etwas Mikrowellenenergie<br />

in jede Richtung abgestrahlt<br />

werden, egal wie gut einen Antenne<br />

entworfen wird. Das Ziel ist es, diese<br />

Richtwirkung zu maximieren.<br />

Abb. 5.1 zeigt das Strahlungsdiagramm<br />

einer typischen Hornantenne.<br />

Eine 250 mm (10") Hornantenne, die<br />

bei einer Frequenz von 6,3 GHz<br />

arbeitet.<br />

Die Messungen werden in einiger<br />

Entfernung zur Antenne gemacht. Dies<br />

wird als Fernfeld bezeichnet. Es ist eindeutig,<br />

dass die meiste Energie in der<br />

Hauptkeule enthalten ist, aber es gibt<br />

auch beachtliche Energiemengen in den<br />

verschiedenen Nebenkeulen.<br />

Technische Informationen und Verkaufsliteratur<br />

von <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräten<br />

definieren den Öffnungswinkel<br />

für unterschiedliche Antennen<br />

einheitlich nicht als direkt gebündelten<br />

Strahl. Definitionsgemäß wird der<br />

Winkel bestimmt, bei dem sich die<br />

Mikrowellenenergie auf 50 Prozent des<br />

Wertes an der zentralen Achse des<br />

Strahls reduziert hat.<br />

In Dezibel angegeben ist das der<br />

-3dB-Punkt.<br />

77


Umfang der gemessenen Mikrowellenenergie die<br />

Hauptkeule und Nebenkeulen zeigen.<br />

Der -3dB-Punkt ist der Öffnungswinkel, bei dem die<br />

Energie auf 50% reduziert ist.<br />

Energie der Nebenkeule<br />

78<br />

Max.:<br />

180<br />

20,4 dB<br />

150<br />

150<br />

main lobe direction<br />

angular width (3dB)<br />

side lobe suppression<br />

120<br />

120<br />

:<br />

:<br />

:<br />

Farfield E_Abs (Theta); Phi=90,0 deg.<br />

0,0 deg.<br />

14,9 deg.<br />

21,6 dB<br />

90<br />

90<br />

0<br />

0 10 20 30<br />

Abb. 5.1: Typisches Strahlungs-Diagramm eines <strong>Radar</strong>-Füllstandsenders.<br />

Die Strahlungs-Diagramme unterschiedlicher Antennen und <strong>Radar</strong>frequenzen werden<br />

am Ende dieses Kapitels verglichen.<br />

60<br />

60<br />

30<br />

30


Das Maß, wie effektiv die Antenne<br />

die Mikrowellenenergie ausrichtet,<br />

wird als „Antennengewinn“ bezeichnet.<br />

Der Antennengewinn ist das Verhältnis<br />

zwischen der abgestrahlten<br />

isotrope Energie/Strahler<br />

Isotroper Strahler (Kugelstrahler), die abgestrahlte<br />

Leistung ist in allen Richtungen gleich.<br />

Gerichtete Leistung von der Antenne<br />

Abb. 5.2: Illustration des Antennengewinns.<br />

Der Antennengewinn "G" kann wie folgt berechnet werden:<br />

Mit: η = Antennenwirkungsgrad<br />

D = Antennendurchmesser*<br />

A = Antennenfläche*<br />

λ = Wellenlänge*<br />

( )<br />

* verwenden Sie immer die gleiche Einheit<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

Leistung je Raumwinkel in einspezielle<br />

Richtung, und der abgestrahlten Leistung<br />

je Raumwinkel, wenn die Leistung<br />

isotrop abgestrahlt würde, das<br />

heißt, in allen Richtungen gleich.<br />

gerichtete Energie/Strahler<br />

2<br />

π x D<br />

4π x A<br />

G = η x = η x 2<br />

λ λ<br />

(Gl. 5.1)<br />

Antennenwirkungsgrade zwischen<br />

η = 0.6 und η = 0.8 sind für<br />

<strong>Radar</strong>füllstandantennen typisch.<br />

Durch Gleichung 5.1 ist ersichtlich,<br />

dass sich die Richtwirkung proportional<br />

<strong>mit</strong> der Antennenfläche<br />

verbessert. Eine größere Antenne hat<br />

bei einer vorgegebenen Frequenz<br />

einen kleineren Öffnungswinkel.<br />

79


Öffnungswinkel/Strahlwinkel<br />

in Grad (-3dB)<br />

Außerdem kann man sehen, dass der<br />

Antennengewinn und so<strong>mit</strong> die Richtwirkung<br />

umgekehrt proportional zum<br />

Quadrat der Wellenlänge ist.<br />

Bei einer vorgegebenen Antennengröße<br />

wird der Öffnungswinkel bei<br />

höheren Frequenzen kleiner werden<br />

(kürzere Wellenlängen). Zum Beispiel<br />

ist der Öffnungswinkel eines 6,3 GHz-<br />

<strong>Radar</strong>s <strong>mit</strong> einer 200 mm (8") Hornantenne<br />

fast gleich groß, wie bei einem<br />

26 GHz-<strong>Radar</strong> <strong>mit</strong> einer 50 mm (2")<br />

Das folgende Diagramm zeigt den<br />

Zusammenhang zwischen Hornantennendurchmesser<br />

und dem Öff-<br />

80<br />

Öffnungswinkel<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

φ = 70° x λ<br />

D<br />

Antennenöffnungswinkel (Durchmesser / Frequenz)<br />

Hornantenne. Dies bedeutet, dass eine<br />

26 GHz-Antenne <strong>mit</strong> gleichem Öffnungswinkel<br />

leichter und einfacher zu<br />

installieren ist. Dies ist nicht der<br />

einzige Gesichtspunkt, wie bereits in<br />

Kapitel 4 erwähnt, bei der Auswahl des<br />

Sensors.<br />

Für eine Standard-Hornantenne kann<br />

der Öffnungswinkel F nach der<br />

Gleichung 5.2 berechnet werden. Das<br />

ist der Winkel bei -3 dB Leistungsabfall.<br />

(Gl. 5.2)<br />

nungswinkel der gebräuchlichsten<br />

<strong>Radar</strong>frequenzen. Diese sind<br />

6,3 GHz, 10 GHz und 26 GHz.<br />

6.3 GHz<br />

10 GHz<br />

26 GHz<br />

50 75 100 125 150 175 200 225 250<br />

Antennendurchmesser in Millimeter<br />

Abb. 5.3: Der Graph zeigt den Zusammenhang zwischen dem Hornantennendurchmesser<br />

und dem Öffnungswinkel für 6,3 GHz, 10 GHz und 26 GHz-<strong>Radar</strong>.


1. Hornantennen<br />

Die metallische Hornantenne oder<br />

Konusantenne hat sich in der<br />

Prozessindustrie als geeignet gezeigt.<br />

Das Horn ist mechanisch stabil und im<br />

Allgemeinen praktisch unbeeinflusst<br />

durch Kondensation und Produktanhaftungen,<br />

besonders bei niedrigeren<br />

<strong>Radar</strong>frequenzen wie 6,3 GHz.<br />

Es gibt verschiedene Ausführungen<br />

von Hornantennen. Die Mikrowellen,<br />

die im Mikrowellenmodul erzeugt werden,<br />

werden über ein Hochfrequenzkabel<br />

zur Einkopplung in einen Hohlleiter<br />

übertragen. Der Metallhohlleiter führt<br />

die Mikrowellen zum Horn der<br />

Antenne. Ein Material <strong>mit</strong> geringem<br />

Dk-Wert wie PTFE, Keramik oder Glas<br />

wird oft im Inneren des Hohlleiters<br />

benutzt.<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

Am Übergang vom Hohlleiter zum<br />

Horn der Antenne wird dieses Material<br />

zu einem spitzen Kegel geformt. Der<br />

Winkel dieses Kegels hängt von der<br />

Dielektrizitätszahl des Materials ab.<br />

Keramik hat zum Beispiel einen<br />

spitzeren Winkel als PTFE.<br />

Die Mikrowellen werden von<br />

diesem spitzen Kegel kontrolliert ausgestrahlt<br />

und dann durch das<br />

Metallhorn auf das Ziel fokussiert.<br />

Nach der Reflexion von der Produktoberfläche<br />

werden die Echos<br />

innerhalb der Hornantenne für die Verarbeitung<br />

in der Elektronik gesammelt.<br />

Abb. 5.4: Der Übergang der<br />

Mikrowellen vom niedrig<br />

dielektrischen Hohlleiter in<br />

das metallische Horn, wo sie<br />

gegen das zu messenden<br />

Produkt fokussiert werden.<br />

81


Hornantenne Ausführung 1<br />

Abb. 5.5 1. HF-Kabel<br />

2. Signaleinkopplung<br />

In diesem ersten Designbeispiel<br />

einer Hornantenne wird die HF-Energie<br />

über ein Kabel in einen <strong>mit</strong> Luft gefüllten<br />

Hohlleiter <strong>mit</strong> rechteckigem<br />

Querschnitt eingekoppelt. Danach folgt<br />

ein Übergang von rechteckigem zu<br />

kreisförmigem Querschnitt. Ab diesem<br />

Punkt ist der Hohlleiter <strong>mit</strong> PTFE<br />

gefüllt. Zur Anpassung dient ein λ/4-<br />

Transformator. Nun folgt eine Sektion<br />

in der der Hohlleiter <strong>mit</strong> Glas gefüllt<br />

ist. Am Übergang zum Horn wechselt<br />

die Füllung dann wieder zurück zu<br />

PTFE. Ein PTFE Kegel dient zur<br />

Anpassung an die luftgefüllte Antenne<br />

und den Freiraum. Das metallische<br />

Horn fokussiert die Mikrowellen zum<br />

zu messenden Gegenstand.<br />

82<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

9<br />

3. Hohlleiter (luftgefüllt),<br />

Übergang<br />

von rechteckigem<br />

zu kreisförmigem<br />

Querschnitt<br />

4. PTFE Anpassung<br />

5. glasgefüllter<br />

Hohlleiter<br />

6. Metallgitter<br />

7. Dichtung zwischen<br />

Glas und PTFE<br />

8. PTFE Konus<br />

9. metallische<br />

Hornantenne<br />

Eine Antenne <strong>mit</strong> diesem Aufbau<br />

kann bis zu einer Prozesstemperatur<br />

von 250ºC und bis zu einem Druck von<br />

300 Bar eingesetzt werden.<br />

Die prozessseitige Abdichtung zwischen<br />

PTFE und Glas stellt in diesem<br />

Design ein potentielles Problem dar. Da<br />

die Wärmeausdehnung von Glas und<br />

PTFE unterschiedlich ist, kann es zu<br />

Kondensation zwischen dem Glas und<br />

PTFE kommen. Dies würde das Aussenden<br />

und Empfangen der Mikrowellen<br />

beeinflussen.<br />

Die explosionsgeschützte Ausführung<br />

solch einer Antenne benötigt an<br />

der Verbindungsstelle von Gehäuse und<br />

Flansch ein metallisches Gitter um die<br />

Glasfüllung des Hohlleiters herum.


Hornantenne Ausführung 2<br />

Abb. 5.6:<br />

Bei diesem Antennendesign wird die<br />

HF-Energie direkt in die PTFE-Füllung<br />

des Hohlleiters eingekoppelt. Der<br />

Metallhohlleiter wird in den Flansch<br />

geschweißt, zwischen dem Metallhohlleiter<br />

und der PTFE-Füllung wird <strong>mit</strong> 2<br />

O-Ringen abgedichtet. Diese Dichtungen<br />

schützen die Einkoppelstelle vor<br />

aggressiven Medien. Als Dichtmaterial<br />

kann z.B. VITON für V4A-Hornantennen<br />

oder KALREZ für Hastelloy-<br />

Hornantennen verwendet werden.<br />

Die Mikrowellen werden nur innerhalb<br />

eines einzelnen Stückes aus PTFE<br />

geführt, dieses endet zur Anpassung an<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

1. HF-Kabel:<br />

2. Signaleinkopplung<br />

3. Hohlleiter<br />

(PTFE gefüllt)<br />

4. Prozessabdichtung,<br />

VITON oder<br />

KALREZ<br />

5. PTFE-Konus<br />

6. metallische<br />

Hornantenne<br />

das Horn in einem Konus. Der PTFE-<br />

Kegel und das metallische Horn fokussieren<br />

die Mikrowellen im Sende- und<br />

Empfangsfall.<br />

Eine Antenne dieses Designs kann<br />

bis zu einer Prozesstemperatur von<br />

+150°C und einem Prozessdruck von<br />

40 bar eingesetzt werden.<br />

Wird die Antenne <strong>mit</strong> Luft oder<br />

Stickstoff gekühlt, kann sie auch noch<br />

bei sehr hohen Produkttemperaturen<br />

unter geringem Druck eingesetzt werden.<br />

83


Hornantenne Ausführung 2a<br />

Abb. 5.7: Sehr hohe Temperaturen, Normaldruckbedingungen.<br />

Luft/Stickstoffkühlung durch den Flansch.<br />

Diese Abwandlung der vorherigen<br />

Antenne ermöglicht eine Kühlung <strong>mit</strong><br />

Luft oder Stickstoff.<br />

Hierzu werden zwei Löcher, 180°<br />

versetzt, seitlich durch den Flansch in<br />

die Hornantenne nahe an den PTFE-<br />

Kegel gebohrt. Der konstante Fluss von<br />

Luft oder Stickstoff hindert heiße Gase<br />

daran, das PTFE und die VITON-<br />

Dichtung zu beschädigen. Der komplette<br />

Flansch und Hornantennenbereich<br />

werden gleichzeitig effektiv<br />

gekühlt.<br />

Dieses Verfahren wird erfolgreich<br />

bei sehr hohen Temperaturen, z.B. bei<br />

+1500°C, in der Stahlindustrie eingesetzt.<br />

Anwendungen sind z. B. die<br />

84<br />

Luft / N 2<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

1. HF-Kabel<br />

2. Signaleinkopplung<br />

3. Hohlleiter PTFE<br />

gefüllt<br />

4. Bohrungen zur<br />

Luft/Stickstoffkühlung<br />

der<br />

Antenne<br />

5. metallisches Horn<br />

Standmessung in Hochöfen oder die<br />

Messung von flüssigem Stahl in<br />

Gusspfannen. Die Mikrowellen werden<br />

durch die Luftbewegung innerhalb des<br />

Horns nicht beeinflusst.<br />

Zusätzlich zum Kühlen wird dieses<br />

Verfahren des Lufteinblasens auch bei<br />

Schüttgutanwendungen benutzt. In<br />

Anwendungen <strong>mit</strong> sehr viel leitfähigem<br />

Staub, z.B. Kohle, entstehen<br />

Anhaftungen im Inneren des Horns,<br />

was eine Abschwächung des<br />

Messsignals verursachen würde.<br />

Wenn starke Produktanhaftungen<br />

erwartet werden, kann auch <strong>mit</strong> Wasser<br />

gespült werden.


Hornantenne Ausführung 3<br />

Abb. 5.8: Emaillierte Antenne.<br />

Diese Antenne ist ebenfalls eine Abwandlung<br />

der Abb. 5.6.<br />

Hohlleiter, PTFE-Übergang und<br />

Prozessflansch sind Standardteile. Der<br />

Flansch ist PTFE plattiert. Der Unterschied<br />

liegt in der Verwendung eines,<br />

<strong>mit</strong> Email (Glas) beschichteten Horns.<br />

Dies führt zu ausgezeichneten Produktbeständigkeiten<br />

ohne auf teure Metalle<br />

wie z.B. Tantal ausweichen zu müssen.<br />

Die äußere Form der Antenne ist ein<br />

einfacher Zylinder. Die Innenmaße der<br />

Antenne sind identisch <strong>mit</strong> einer<br />

standardmäßigen Hornantenne <strong>mit</strong><br />

130 mm Durchmesser. An der Unterseite<br />

der Antenne befindet sich ein<br />

großer Radius als Übergang zwischen<br />

dem äußeren Zylinder und dem inneren<br />

Horn.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

1. Signaleinkopplung<br />

2. PTFE- Hohlleiter<br />

3. PTFE-Plattierung<br />

4. Teflondichtung<br />

5. Flansch<br />

6. Stahlkern<br />

7. Email-<br />

Beschichtung<br />

Die Oberseite des Zylinders besitzt<br />

einen Flansch zur Abdichtung zwischen<br />

dem PTFE beschichteten Geräteflansch<br />

und dem Horn, sowie der emaillierten<br />

Antenne und dem Behälterflansch. Die<br />

emaillierte Antenne wird an den<br />

Geräteflansch geschraubt, zur internen<br />

Abdichtung wird zusätzlich eine<br />

Teflondichtung verwendet.<br />

Die Antenne wird aus kohlenstoffhaltigem<br />

Stahl <strong>mit</strong> blauem Emailüberzug<br />

hergestellt; das identisches<br />

Email wird auch bei der Herstellung<br />

von emaillierten Behältern verwendet.<br />

Diese Ausführung kombiniert die sehr<br />

guten Eigenschaften einer Hornantenne<br />

<strong>mit</strong> hervorragender Produktverträglichkeit.<br />

85


Hornantenne Ausführung 4<br />

Abb. 5.9: Hochtemperatur / Hochdruck Antenne <strong>mit</strong> keramischem Hohlleiter.<br />

Die obige Antenne wurde sowohl für<br />

Hochtemperatur- als auch für Hochdruckanwendungen<br />

entworfen. Die<br />

mechanische Festigkeit und Dichtungsfähigkeit<br />

von PTFE verschlechtert sich<br />

bei Erhöhung der Temperatur und ist<br />

deswegen auf 200ºC begrenzt.<br />

Diese Sonderausführung des <strong>Radar</strong>s<br />

hat einen chemisch und thermisch stabilen<br />

keramischen (Al 2 O 3 ) Hohlleiter<br />

innerhalb einer Edelstahl- oder Hastelloy-C-Hornantenne<br />

und des Flansches.<br />

Der keramische Hohlleiterkonus wird<br />

durch ein spezielles Hartlötverfahren<br />

<strong>mit</strong> einer VACON-Stahlbuchse verschmolzen.<br />

Man verwendet VACON,<br />

weil es einen Wärmeausdehnungskoeffizienten<br />

ähnlich wie Keramik hat,<br />

während normaler Edelstahl sich dop-<br />

86<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

1. Verbindung zum<br />

HF-Kabel vom<br />

Mikrowellenmodul<br />

2. Koaxialleitung zur<br />

Signaleinkopplung<br />

3. Signaleinkopplung<br />

im keramischen<br />

Hohlleiter<br />

4. VACON / Keramik<br />

Hartlötung<br />

5. Grafitdichtung<br />

6. keramischer<br />

Hohlleiterkonus<br />

pelt so stark wie Keramik ausdehnt.<br />

Eine Grafitdichtung dichtet auf der<br />

Prozessseite zwischen Edelstahl und<br />

Keramik ab. Die ganze Hohlleiteranordnung<br />

ist dichtgeschweißt um<br />

sicherzustellen, dass die Einkopplung<br />

gasdicht und die unterschiedlichen<br />

Wärmeausdehnungen nicht zu<br />

Undichtheiten führen.<br />

Um ständigen Prozesstemperaturen<br />

von 400ºC zu widerstehen, wird das<br />

Elektronikgehäuse des <strong>Radar</strong>s mechanisch<br />

von der hohen Prozesstemperatur<br />

über ein Distanzrohr isoliert. Das<br />

Mikrowellenmodul wird über das HF-<br />

Kabel und eine luftgefüllte Koaxialleitung<br />

<strong>mit</strong> der Einkopplung im<br />

keramischen Hohlleiter verbunden.


Abb. 5.10: Schnittbild einer Keramikeinkopplung.<br />

Abb. 5.11: Dieses Antennendesign <strong>mit</strong><br />

Grafitdichtung kann bis zu 160 bar bei<br />

400°C widerstehen. Es hat sich gezeigt,<br />

dass Grafitdichtungen Metalldichtungen<br />

aus Tantal überlegen sind.<br />

Einkopplung in Keramik<br />

VACON / Keramik Hartlötung<br />

Grafit- / Tantaldichtung<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

1. koaxialer Leiter<br />

2. Signlaeinkopplung<br />

3. Keramik-Hohlleiter<br />

4. Hartlötung<br />

zwischen Keramik<br />

und VACON<br />

5. VACON-Hülse<br />

6. Grafitdichtung<br />

7. metallische<br />

Hornantenne<br />

87


Anwendungen <strong>mit</strong> Hornantennen<br />

a. Messung durch eine Teflonscheibe<br />

Eine Anwendungsmöglichkeit eines<br />

Hornantennenradars ist die Messung<br />

durch ein dielektrisches Fenster <strong>mit</strong><br />

niedrigem Dielektrizitätswert.<br />

Hastelloy-, Tantal- und die besonders<br />

beschichtete Email-Hornantenne<br />

wurden bereits besprochen. Zur Mes-<br />

88<br />

sung von leitfähigen Flüssigkeiten oder<br />

Füllgütern <strong>mit</strong> einem DK-Wert >10 ist<br />

auch die Messung durch eine dielektrische<br />

Scheibe oder Linse möglich.<br />

Bei einigen Antennen ist die PTFE-<br />

Scheibe bereits Teil der Konstruktion.<br />

Antennengehäuse<br />

Hornantenne<br />

Prozessflansch<br />

PTFE-Fenster<br />

Abb. 5.12: <strong>Radar</strong>gerät <strong>mit</strong> Gehäuse um die Hornantenne und Prozessabtrennung<br />

<strong>mit</strong> PTFE-Scheibe.<br />

Abb. 5.13: Zur besseren Funktion kann die Scheibe auch konisch geformt sein.<br />

Die Spitze kann sowohl in die Antenne als auch zum Prozess gerichtet sein.


. Hornantenne <strong>mit</strong><br />

Rohrverlängerung<br />

Im ersten Abschnitt von Kapitel 6<br />

wird genauer beschrieben , wie ein<br />

Hornantennenradar installiert werden<br />

sollte. Es wird empfohlen, das Ende der<br />

Antenne mindestens 10 mm in den<br />

Behälter ragen zu lassen. Eine<br />

Hornantenne <strong>mit</strong> einem Durchmesser<br />

von 150 mm ist 205 mm lang.<br />

Ist der Stutzen länger als 200 mm,<br />

sollte eine Hohlleiterverlängerung zwischen<br />

dem <strong>Radar</strong>flansch und der<br />

Hornantenne eingesetzt werden. Hohlleiterverlängerungen<br />

sollten nur bei<br />

sehr gut reflektierenden Produkten<br />

benutzt werden.<br />

c. Gebogene Hohlleiterverlängerungen<br />

Ebenso wie gerade Hohlleiterverlängerungen<br />

sind auch gebogene Ausführungen<br />

möglich. Hier<strong>mit</strong> kann auch<br />

noch bei ungünstigen Messbedingungen<br />

oder bei seitlich eingebauten<br />

Flanschen gemessen werden.<br />

Eine einfache 90º-Biegung oder eine<br />

„S“-förmige Biegung des Rohres sind<br />

möglich.<br />

Die Hohlleiterverlängerung sollte<br />

frei von inneren Schweißnähten sein<br />

und der minimale Biegeradius von<br />

200 mm darf nicht unterschritten<br />

werden.<br />

Abb. 5.15: Gebogene<br />

Hohlleiterverlängerungen.<br />

Die Polarisation der Geräte ist wichtig.<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

Abb. 5.14: Hornantennenverlängerungen<br />

ermöglichen die Messung durch lange<br />

Stutzen oder dicke Behälterwände bzw.<br />

Isolierungen.<br />

Hohlleiterverlängerung<br />

<strong>mit</strong> „S“-Biegung<br />

Hohlleiterverlängerung<br />

<strong>mit</strong> 90°-Bogen<br />

89


<strong>Radar</strong>antennen für hochfrequente <strong>Radar</strong>geräte<br />

Die meisten der in diesem Kapitel<br />

beschriebenen Antennen wurden für<br />

Mikrowellenfrequenzen zwischen<br />

6,3 GHz und 10 GHz entworfen. Im<br />

Verlauf dieses Kapitels wird auch die<br />

Verwendung von <strong>Radar</strong> in Messrohren<br />

besprochen. Dort gibt es einen minimalen<br />

kritischen Durchmesser für jede<br />

Frequenz. Ein Messrohr ist ein<br />

Hohlleiter. Der minimale theoretische<br />

Rohrdurchmesser für ein 6,3 GHz-<br />

<strong>Radar</strong> ist 31 mm.<br />

Bei einer höheren Frequenz ist der<br />

minimale Durchmesser des Hohlleiters<br />

kleiner.<br />

Knapp über diesem minimalen<br />

Durchmesser breiten sich die Mikrowellen<br />

innerhalb des Hohlleiters <strong>mit</strong><br />

einem einzelnen Mode und daher einer<br />

einzigen Geschwindigkeit aus.<br />

Vergrößert man den Hohlleiterdurchmesser,<br />

breiten sich mehr Moden<br />

bei einer vorgegebenen Frequenz aus.<br />

Eine mehrmodige Ausbreitung in<br />

einem Messrohr führt zu Messproblemen.<br />

Verursacht wird dies dadurch,<br />

dass sich unterschiedliche Moden <strong>mit</strong><br />

unterschiedlichen Geschwindigkeiten<br />

im Messrohr ausbreiten, hierdurch wird<br />

das Ziel in mehreren Echos abgebildet.<br />

Die Messung wird ungenau oder<br />

unmöglich.Aus diesem Grund muss die<br />

Einkopplung eines Hochfrequenz-<br />

<strong>Radar</strong>s in einen kleinen Hohlleiter<br />

90<br />

erfolgen. Die kleinen Hohlleiterbaugruppen<br />

eines Hochfrequenz-<br />

<strong>Radar</strong>s sind jedoch anfälliger für<br />

Verunreinigungen durch Kondensation<br />

und Anhaftungen, verglichen <strong>mit</strong> tieferen<br />

Frequenzen wie 6,3 GHz.<br />

Ein patentiertes Hochfrequenz-<br />

Antennendesign von VEGA minimiert<br />

die potenziellen Probleme bei kleinen<br />

Hohlleiterbaugruppen.<br />

Eingekoppelt wird in einen dünnen<br />

und deswegen einmodigen <strong>mit</strong> PTFE<br />

gefüllten Hohlleiter. In Richtung zum<br />

Horn befindet sich eine sorgfältig<br />

dimensionierte Verdickung der Hohlleiterfüllung,<br />

der Einmodebetrieb wird<br />

hier beibehalten.<br />

Der vergrößerte Durchmesser des<br />

PTFE-Hohlleiters reduziert die ungünstigen<br />

Wirkungen von Kondensation<br />

und Anhaftung an der kegelförmigen<br />

Spitze der Einkopplung am Übergang<br />

zum Horn.<br />

Vergleichen Sie diese Ausführung<br />

<strong>mit</strong> der Hornantennenausführung 2,<br />

Abb. 5.6. Das 6,3 GHz-<strong>Radar</strong> benötigt<br />

keine Verdickung im Hohlleiterdurchmesser<br />

und der Winkel des metallischen<br />

Hornes ist nicht so spitz wie<br />

beim Hochfrequenzradar.<br />

Ein Viton- oder Kalrez-O-Ring<br />

dichtet zwischen dem PTFE und dem<br />

Edelstahlkörper des Hohlleiters ab.


Abb. 5.16: Hornantennen-Ausführung für hohe Frequenzen (26 GHz).<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

1. HF-Kabel vom<br />

Mikrowellenmodul<br />

2. Signaleinkopplung in<br />

die PTFE gefüllte Hohlleiteranordnung<br />

<strong>mit</strong><br />

kleinerem Durchmesser<br />

3. Sorgfältig dimensionierter<br />

Übergang vom kleinen<br />

Durchmesser zum<br />

größeren Durchmesser<br />

ohne Einfluss auf den<br />

Hohlleitermode<br />

4. VITON oder KALREZ<br />

Prozessdichtungen zwischen<br />

PTFE und<br />

Edelstahlkörper des<br />

Hohlleiters<br />

5. Konusförmiger PTFE-<br />

Körper zum Übergang<br />

in das metallische Horn<br />

der Antenne<br />

6. Metallische<br />

Hornantenne des<br />

Hochfrequenzradars.<br />

Sie hat einen spitzeren<br />

Winkel als bei niederfrequenten<br />

<strong>Radar</strong>s.<br />

91


2. Dielektrische Stabantennen<br />

Die dielektrische Stabantenne ist<br />

eine äußerst nützliche Variante bei der<br />

<strong>Füllstandmessung</strong> in Prozessbehältern.<br />

Die <strong>Radar</strong>sensoren können in 40 mm<br />

(1½") kleinen Behälterstutzen verwendet<br />

werden und können auch in vorhandene<br />

Behälteröffnungen eingebaut werden.<br />

Dielektrische Stabantennen werden<br />

aus PP, PTFE oder Keramik<br />

hergestellt, die kostengünstigen Materialien<br />

dieser Antenne sind <strong>mit</strong> den<br />

meisten aggressiven Flüssigkeiten einschließlich<br />

Säuren, Laugen und<br />

Lösungs<strong>mit</strong>tel verträglich.<br />

Das Design der dielektrischen<br />

Stabantennen ist in den letzten Jahren<br />

verbessert worden. Im Wesentlichen<br />

werden die Mikrowellen vom Mikrowellenmodul<br />

<strong>mit</strong> einem HF-Kabel zum<br />

Signalkoppler in den Hohlleiter eingespeist.<br />

Der Hohlleiter kann, wie die<br />

Hornantenne, <strong>mit</strong> Luft oder einem<br />

niedrig dielektrischem Material wie<br />

PTFE gefüllt sein.<br />

Der Hohlleiter führt die Mikrowellen<br />

zur Antenne. Die Mikrowellen<br />

breiten sich entlang des parallelen<br />

Stababschnitts aus, bis sie den konisch<br />

zulaufenden Abschnitt des Stabs erreichen.<br />

Der konisch zulaufende Stababschnitt<br />

hat die Funktion einer Linse<br />

92<br />

und fokussiert die Mikrowellen in<br />

Richtung des zu messenden Produktes.<br />

Die Größe und Form des dielektrischen<br />

Stabs hängt von der zu übertragenden<br />

Frequenz der Mikrowellen ab. Die<br />

Echos werden in gleicher Weise zur<br />

Auswertung in der <strong>Radar</strong>elektronik<br />

empfangen.<br />

Bei der Anwendung des Stabantennenradars<br />

gibt es einige wichtige Überlegungen.<br />

Zuallererst muss der konisch zulaufende<br />

Abschnitt des Stabs ganz im<br />

Behälter sein.<br />

Wenn der konisch zulaufende Abschnitt<br />

in einem Stutzen ist, wird er ein<br />

„Klingeln“ bzw. Rauschen verursachen,<br />

welches das <strong>Radar</strong> beeinträchtigt.<br />

Dies wird in Kapitel 6<br />

genauer erklärt.<br />

Bilden sich an der Stabantenne<br />

viskose, leitfähige und klebende<br />

Produktanhaftungen (Abb. 5.17), verschlechtert<br />

sich der Antennenwirkungsgrad.<br />

Produktanhaftungen sind bei Hornantennen<br />

kein Problem, bei Stabantennen<br />

wirken sie allerdings der<br />

zuverlässigen Funktion des <strong>Radar</strong>s entgegen.


Abb. 5.17: Dielektrische Stabantenne.<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

Die Mikrowellen bewegen sich am inaktiven,<br />

parallelen Abschnitt des Stabes entlang<br />

zum konisch zulaufenden Abschnitt.<br />

Der konisch zulaufende Abschnitt des<br />

Stabes fokussiert die Mikrowellen gegen<br />

die zu messende Flüssigkeit.<br />

Es ist sehr wichtig, dass sich der komplette<br />

konisch zulaufende Abschnitt des Stabs im<br />

Behälter befindet.<br />

Es sollte vermieden werden, dass die<br />

Stabantenne ins Produkt eintaucht.<br />

Wenn eine Stabantenne <strong>mit</strong> viskosen, leitfähigen<br />

und klebenden Produkten benetzt<br />

wird, verschlechtert sich der Antennenwirkungsgrad.<br />

93


Stabantennen-Ausführung 1<br />

Abb. 5.18: Stabantenne für kurze Behälterstutzen.<br />

Dies ist ein einfacher und kostengünstiger<br />

Aufbau der Stabantenne, er<br />

ermöglicht ein <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerät<br />

<strong>mit</strong> guter Beständigkeit. Sie<br />

ist ideal für drucklose oder bei<br />

niedrigem Druck arbeitende Behälter<br />

wie z.B. Säure- und Laugentanks. Sie<br />

empfiehlt sich für die Verwendung in<br />

kurzen 1½" NPT oder G-Prozessanschlüssen.<br />

Die Stutzenhöhe sollte<br />

60 mm nicht überschreiten.<br />

Das Einschraubgewindeteil ist aus<br />

94<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

1. HF-Kabel<br />

2. PVDF<br />

Einschraubgewinde<br />

3. Signaleinkopplung<br />

im PP/PTFE<br />

gefüllten Hohlleiter<br />

4. Inaktiver Teil <strong>mit</strong><br />

Füllung und Hülle<br />

aus PP/PTFE<br />

5. Massiver konischer<br />

Teil aus PP/PTFE,<br />

fokussiert die<br />

Mikrowellen<br />

PVDF, die Antenne aus Polypropylen<br />

(PP) oder PTFE (Teflon) hergestellt.<br />

Das HF-Kabel vom Mikrowellenmodul<br />

koppelt in einen PTFE/PP<br />

gefüllten Hohlleiter ein. Dieser metallische<br />

Hohlleiter ist innerhalb des parallelen<br />

aus PTFE/PP hergestellten Abschnitts<br />

der Antenne komplett gekapselt.<br />

Der metallische Hohlleiter leitet<br />

die Mikrowellen direkt zum konisch<br />

zulaufenden Abschnitt der Antenne, wo<br />

sie zum Füllgut fokussiert werden.


Stabantenne-Ausführung 2<br />

Abb. 5.19: Stabantenne für kurze Behälterstutzen.<br />

Bei dieser Ausführung einer Stabantenne<br />

geschieht die Einkopplung der<br />

Mikrowellen in einen luftgefüllten<br />

Hohlleiter. Die Mikrowellen werden so<br />

zur Antenne geleitet. Mittels eines<br />

kleinen Konus geht die Füllung in<br />

Teflon über. Die Mikrowellen breiten<br />

sich durch den PTFE-Hohlleiter zum<br />

dielektrischen Stab aus. Der konisch<br />

zulaufende Abschnitt des Stabs<br />

fokussiert die Mikrowellen zum<br />

Füllgut.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

1. HF-Kabel<br />

2. Signaleinkopplung<br />

3. luftgefüllter<br />

Hohlleiter<br />

4. PTFE-Konus<br />

5. Prozessverbindung<br />

6. massiver paralleler<br />

PTFE-Abschnitt,<br />

der verlängert werden<br />

kann<br />

7. massiver konisch<br />

zulaufender PTFE-<br />

Abschnitt<br />

Wenn diese Antennenart in einem<br />

langen Stutzen verwendet wird, dann<br />

wird der parallele Abschnitt erweitert<br />

um sicherzustellen, dass der konisch<br />

zulaufende Abschnitt gänzlich innerhalb<br />

des Behälters ist.<br />

Eine verlängerte massive PTFE-<br />

Stabantenne kann ein „Klingeln“ erzeugen,<br />

was durch unerwünschte Abstrahlung<br />

von Mikrowellen innerhalb des<br />

Stutzen verursacht wird. Siehe<br />

Abb. 5.20.<br />

95


Abb. 5.20: Verlängerte, massive Stabantenne aus PTFE.<br />

Diese Ausführung leidet unter erhöhtem „Klingeln“, Rauschen im Nahbereich, verursacht<br />

durch unerwünschte Abstrahlung von Mikrowellen am parallelen Teil der Antenne.<br />

Dies kann zu Resonanzen im Stutzen führen.<br />

Theoretisch bewegen sich die<br />

Mikrowellen innerhalb des parallelen<br />

Abschnitts auf der ganzen Länge ohne<br />

Abstrahlung fort. In der Praxis wird<br />

jedoch etwas Mikrowellenenergie an<br />

den parallelen Seiten abgestrahlt, bevor<br />

der konische Teil erreicht wird.<br />

Bei einigen PTFE-Stabantennen<br />

kann die Länge der Antenne durch<br />

anschraubbare Teile verändert werden.<br />

Zusätzlich zum beschriebenen<br />

„Klingel“ Problem kann diese<br />

Ausführung durch Kondensation zwischen<br />

den verschraubten Teilen stark<br />

96<br />

gedämpft werden. Das PTFE dehnt sich<br />

bei hohen Temperaturen und unter<br />

gewissen Prozesszuständen aus. Dies<br />

führt zu einer Trennung der<br />

Stababschnitte.<br />

Die potenziellen Probleme von massiven<br />

PTFE-Stabantennen sind durch<br />

Weiterentwicklungen verhindert worden.<br />

Es ist wichtig, einen vollkommen<br />

inaktiven parallelen Abschnitt innerhalb<br />

eines Stutzens zu haben. Dies wird<br />

durch Abschirmung des Antennenteils<br />

im Stutzen realisiert.


Stabantennen-Ausführung 3<br />

Abb. 5.21: Verlängerte Stabantenne <strong>mit</strong> inaktivem Teil und Einkopplung<br />

unter dem Stutzen.<br />

Diese Antenne wird für Stutzen der<br />

Länge 100 mm oder 250 mm eingesetzt.<br />

Alle medienberührenden Teile der<br />

Antenne sind aus PTFE. Der parallele<br />

Abschnitt, der sich innerhalb des<br />

Stutzens befindet, hat einen PTFE-<br />

Überzug auf einem Metallrohr.<br />

Unter diesem parallelen Abschnitt<br />

befindet sich der aktive Teil der<br />

Antenne, er ist aus massivem, konisch<br />

zulaufenden Teflon gefertigt.<br />

Das HF-Kabel vom Mikrowellenmodul<br />

speist die Mikrowellen über eine<br />

axiale Einkopplung in den gefüllten<br />

Hohlleiter ein. Die parallel und konisch<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

1. HF-Kabel<br />

2. Verguss für<br />

Explosionsschutz<br />

3. Signaleinkopplung<br />

im inaktiven Teil<br />

4. Inaktiver Bereich<br />

5. Konischer, aktiver<br />

Teil der Antenne,<br />

massives PTFE<br />

zulaufenden Abschnitte sind <strong>mit</strong>einander<br />

verbunden und können einer<br />

Prozesstemperatur von 150ºC widerstehen<br />

.<br />

Diese Antennenausführung wird <strong>mit</strong><br />

1½"-Einschraubgewinde oder Teflon<br />

beschichtetem Flansch verwendet.<br />

Die flanschbeschichtete Version<br />

wurde für größtmögliche chemische<br />

Beständigkeit gegen Säuren, Laugen<br />

und Lösungs<strong>mit</strong>tel konzipiert. Die<br />

Flanschauflage aus PTFE ist dichtungsfrei<br />

<strong>mit</strong> der Beschichtung des Stabs<br />

verbunden.<br />

97


Verlängerte Stabantenne für<br />

Stutzenlängen bis 250 mm<br />

Abb. 5.22: Verlängerte Stabantenne <strong>mit</strong> inaktivem Teil und Einkopplung unterhalb des<br />

Stutzens. Alle medienberührenden Teile sind aus PTFE gefertigt.<br />

Für Anwendungen in weniger aggressiver Umgebung wird ein Edelstahlverlängerungsrohr<br />

anstelle des PTFE beschichteten Rohres benutzt. Der konisch<br />

zulaufende Abschnitt der Antenne wird aus PPS hergestellt<br />

98<br />

Verlängerte Stabantenne für<br />

Stutzenlängen bis 100 mm<br />

Abb. 5.23: Verlängerte Stabantenne <strong>mit</strong> inaktivem Teil aus Edelstahl und PPS Antenne.<br />

Verwendbar für chemisch weniger aggressives Füllgut.


Stabantennen-Ausführung 4<br />

Diese Stabantenne wird zusammen<br />

<strong>mit</strong> Teflon plattierten Flanschen verwendet.<br />

Die Mikrowellen werden in einen<br />

PTFE gefüllten Hohlleiter eingekoppelt,<br />

der diese zur Stabantenne führt.<br />

Hohlleiterfüllung und Atennenstab sind<br />

über ein PTFE Gewinde <strong>mit</strong>einander<br />

verbunden. Der Antennestab wird <strong>mit</strong><br />

der Flanschauflage aus einem Teil<br />

hergestellt. Die Flanschauflage sowie<br />

die obere Schicht des inaktiven<br />

Antennenteiles bestehen aus kohlenstoffhaltigem<br />

und so<strong>mit</strong> leitfähigem<br />

PTFE.<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

Abb. 5.24: Verlängerte Stabantenne <strong>mit</strong> eingelegtem Metallgitter als inaktivem Teil.<br />

Die Flanschplattierung und die Beschichtung des inaktiven Teil sind aus leitfähigem<br />

Teflon hergestellt. Der eigentliche Antennenstab ist aus reinem PTFE hergestellt.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7<br />

8<br />

1. HF-Kabel<br />

2. Signaleinkopplung<br />

3. PTFE gefüllter<br />

Hohlleiter<br />

4. Geschraubte Verbindung<br />

5. Leitfähige Beschichtung<br />

(Flansch und inaktiver<br />

Teil)<br />

6. Eingelegtes metallisches<br />

Gitter. Schirmt den<br />

inaktiven Teil ab<br />

7. PTFE Füllung<br />

8. Konische, aktive<br />

Antennenspitze<br />

Der aus PTFE bestehende parallele<br />

Teil der Antenne ist, unter der leitfähigen<br />

Schicht, <strong>mit</strong> einem metallischen<br />

Gitter belegt, um wie ein Hohlleiter zu<br />

wirken.<br />

Am Ende des parallelen Abschnitts<br />

geht das kohlenstoffhaltige PTFE in<br />

reines PTFE über. Ab hier beginnt der<br />

aktiv strahlende, konische Teil der<br />

Antenne, hergestellt aus massivem<br />

PTFE.<br />

Mit dieser Antenne hat man die<br />

Möglichkeit in 100 mm oder 250 mm<br />

langen Stutzen zu arbeiten. Wie bereits<br />

erwähnt, muss der konisch zulaufende<br />

Abschnitt gänzlich innerhalb des<br />

Behälters sein.<br />

99


Stabantennen-Ausführung 5<br />

Abb. 5.25: Dies ist eine keramische Hochtemperaturstabantenne.<br />

Es gibt eine Temperaturtrennung zwischen der Elektronik und der Mikrowelleneinkopplung<br />

(ähnlich der Hochtemperatur-Hornantenne in Abb. 5.10). Der keramische<br />

Stab hat einen kleineren Durchmesser als der gleichwertige PTFE-Stab.<br />

Stabantennen können auch <strong>mit</strong><br />

einem dielektrischen, aus Keramik<br />

(Al 2 O 3 ) hergestellten Stab gebaut werden.<br />

Keramik hat gute Chemikalien- und<br />

Wärmebeständigkeit. Allerdings muss<br />

100<br />

1. Signaleinkopplung<br />

2. Keramik gefüllter Hohlleiter<br />

3. Abdichtung (Graphit oder<br />

Tantal)<br />

4. Aktiv abstrahlender,<br />

konischer Keramikstab<br />

bei der Installation sorgfältig vorgegangen<br />

werden, da sie zerbrechlich ist und<br />

so<strong>mit</strong> unabsichtlich beschädigt werden<br />

kann.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4


3. Standrohrantennen<br />

Für allgemeine Messungen in der<br />

Prozessindustrie sind konische Hornantennen<br />

und dielektrische Stabantennen<br />

weit verbreitet.<br />

Im Allgemeinen sind Hornantennen<br />

mechanisch und elektrisch robuster, sie<br />

behalten ihre guten Messeigenschaften<br />

auch bei Anhaftungen oder Kondensation.<br />

Andererseits sind dielektrische<br />

Stäbe kleiner, wiegen weniger und können<br />

aus kostengünstigeren Materialien<br />

wie z.B. PP oder PTFE hergestellt<br />

werden.<br />

• Stark bewegte Oberflächen: Bei der<br />

Messung in einem Rohr „sieht“ das<br />

<strong>Radar</strong> immer eine ruhige Oberfläche<br />

ohne Messwertschwankungen<br />

Flüssigkeiten <strong>mit</strong> niedrigem DK-Wert<br />

(z.B. Flüssiggas): Ein Messrohr konzentriert<br />

und lenkt die Mikrowellen auf<br />

eine kleine Fläche. Dies ergibt die<br />

größtmögliche Signalstärke, insbesondere<br />

bei Flüssigkeiten <strong>mit</strong> niedrigem<br />

DK-Wert, bzw. schlechten Reflexionseigenschaften.<br />

Giftige und gefährliche Chemikalien:<br />

Die Installation in einem Standrohr<br />

ermöglicht den Einsatz eines Kugelhahns.<br />

Dadurch kann der Behälter<br />

auch bei abgenommenem Gerät dicht<br />

verschlossen werden.<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

Allerdings gibt es Anwendungen<br />

innerhalb der Prozessindustrie, bei<br />

denen das <strong>Radar</strong>gerät aus Gründen des<br />

Behälteraufbaus oder der Funktionalität<br />

nicht direkt im Behälter montiert werden<br />

kann. In diesen Fällen ist ein<br />

Messrohr (Bypassrohr oder ein Standrohr<br />

innerhalb des Behälters) eine<br />

Alternative.<br />

Bypass- und Standrohre werden aus folgenden Gründen eingesetzt:<br />

Kleine Behälter: Standrohre oder<br />

Bypass-Rohre können für die<br />

Messung in sehr kleinen Prozessgefäßen<br />

benutzt werden. Hier kann<br />

für die Montage einer Horn- oder<br />

Stabantenne nicht genug Raum vorhanden<br />

sein. Für das Standrohr<br />

genügt eine kleine Öffnung.<br />

Schaum: In einem Standrohr kann<br />

Schaum die Messung kaum beeinflussen.<br />

Ersetzt Schwimmer oder Verdränger:<br />

Das <strong>Radar</strong>gerät kann direkt in bestehende<br />

Bypassrohre installiert werden.<br />

101


Standrohrantennen Typ 1: Hornantennen<br />

Abb. 5.26: Installation einer Hornantenne in einem Stand- oder Bypassrohr.<br />

In den meisten Standrohrmessungen<br />

werden Hornantennen verwendet. Der<br />

Innendurchmesser eines Messrohres<br />

liegt üblicherweise zwischen 40 mm<br />

und 150 mm. Es sind aber auch größere<br />

Durchmesser möglich.<br />

Bei <strong>Radar</strong>geräten <strong>mit</strong> 6,3 GHz<br />

benötigen 40 mm und 50 mm Rohre<br />

kein Horn. Der PTFE oder Keramik-<br />

Konus der Einkopplung genügt als<br />

Anpassung, das Gerät kann direkt ins<br />

Rohr installiert werden.<br />

102<br />

DN50<br />

DN80 DN100 DN150<br />

∅ 50 ∅ 80 ∅ 100 ∅ 150<br />

Für 80 mm und größer wird die<br />

geeignete Hornantenne, angepasst an<br />

den Rohrdurchmesser, benötigt.<br />

Wie bereits in Kapitel 2 „Physikalische<br />

Grundlagen des <strong>Radar</strong>s" erwähnt,<br />

verwenden <strong>Radar</strong>geräte eine<br />

lineare Polarisation. Diese muss zu<br />

Löchern, Schlitzen (bessere Durchmischung)<br />

oder seitlichen Abgängen<br />

ausgerichtet werden (siehe auch<br />

Kapitel 6).


Standrohrantenne Typ 2: Stabantenne<br />

Abb. 5.27: Stabantenne für den Einsatz in 50 mm und 80 mm Rohren.<br />

Die standardmäßigen Stabantennen<br />

sollten nicht innerhalb von Messrohren<br />

installiert werden. Dies würde zu einem<br />

hohen „Klingeln“ führen und die Messung<br />

stark beeinflussen, bzw. unmöglich<br />

machen.<br />

Allerdings kann eine Sonderausführung,<br />

eine kurze Stabantenne auf<br />

Standrohren, <strong>mit</strong> einem Durchmesser<br />

von 50 mm und 80 mm verwendet<br />

werden.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

1. HF-Kabel<br />

2. Signaleinkopplung<br />

3. Teflon Flanschauflage<br />

4. Kurze Stabantenne<br />

Diese Ausführung ähnelt der<br />

Konstruktion vom Stabantennendesign<br />

3. Alle medienberührenden Teile sind<br />

aus PTFE und die kurze Antenne ist<br />

außerhalb des Flanschzentrums montiert.<br />

Dieses asymmetrische Design<br />

verbessert das Signal/Rauschverhältnis<br />

innerhalb eines Messrohrs.<br />

103


Laufzeit innerhalb eines Messrohrs<br />

Die Geschwindigkeit der Mikrowellen<br />

innerhalb eines Messrohrs ist langsamer,<br />

verglichen <strong>mit</strong> der Geschwindigkeit<br />

im freien Raum. Der Faktor um<br />

den sich die Laufzeit verlangsamt,<br />

hängt vom Durchmesser des Rohrs und<br />

der Wellenlänge des Signals ab.<br />

k [%] = - (100 ·(1 - 1 - x ))<br />

104<br />

d 2<br />

Die Mikrowellen induzieren Ströme<br />

in die Seiten des Rohrs. Für ein rundes<br />

Rohr oder einen Hohlleiter wird die<br />

Geschwindigkeitsänderung k abhängig<br />

von den Messfrequenzen nach der folgenden<br />

Gleichung berechnet:<br />

Messfrequenz 6,3 GHz: x = 777,85<br />

Messfrequenz 26 GHz: x = 45,67<br />

d: Durchmesser des Rohres in mm<br />

(Gl. 5.3)<br />

Abb. 5.28: Die Laufzeit der Mikrowellen<br />

innerhalb eines Standrohrs ist langsamer<br />

als in Luft. Dieser Fehler muss von der<br />

Software des <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerätes<br />

ausgeglichen werden.


Mikrowellen breiten sich innerhalb<br />

eines Hohlleiters <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />

Moden aus. Ein wichtiger Wert ist der<br />

minimale Durchmesser des Rohrs, ab<br />

welchem die Ausbreitung der Mikrowellen<br />

im Rohr überhaupt erst möglich<br />

ist.<br />

Dieser Wert des kritischen Durchmessers<br />

d c hängt von der Wellenlänge<br />

der Mikrowellen ab: Je höher die<br />

Frequenz der Mikrowellen, desto kleiner<br />

die Wellenlänge und so<strong>mit</strong> der minimale<br />

Durchmesser des zu verwendenden<br />

Messrohrs.<br />

Ausbreitungsgeschwindigkeit in %<br />

der Lichtgeschwindigkeit c<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

Gleichung 5.4 zeigt die Beziehung<br />

zwischen kritischem Durchmesser und<br />

der Wellenlänge.<br />

Zum Beispiel: 6.3 GHz hat eine<br />

Wellenlänge von ~ 47 mm. Der minimale<br />

theoretische Rohrdurchmesser ist<br />

d c = 28 mm.<br />

Bei einer Frequenz von 26 GHz,<br />

einer Wellenlänge von 11,5 mm, ist der<br />

minimale Rohrdurchmesser<br />

d c = 6,75 mm. In der Praxis sollte der<br />

Durchmesser höher sein. Der<br />

Durchmesser für 6,3 GHz sollte mindestens<br />

40 mm betragen.<br />

Abb. 5.29: Hier ist die Abhängigkeit zwischen Rohrdurchmesser und Laufzeit<br />

zu erkennen.<br />

Höhere Frequenzen, wie z.B.<br />

26 GHz, führen bei Durchmessern<br />

>80 mm zu mehrmodiger Ausbreitung<br />

und so<strong>mit</strong> zu Messfehlern.<br />

d c =<br />

λ<br />

1.71<br />

(Gl.. 5.4)<br />

0.6 0.8 1.0 1.2 1.4 1.6 1.8 2.0 2.2 2.4 2.6 2.8 3.0<br />

Rohrdurchmesser/Wellenlänge d / λ<br />

Die Installationsanforderungen von<br />

<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräten in Standrohren<br />

werden im nächsten Kapitel erklärt.<br />

105


4. Parabolantenne<br />

Abb. 5.30: Typische Parabolantenne<br />

Thema dieses Buches ist die <strong>Radar</strong>füllstandmessung<br />

in Prozessbehältern.<br />

Obwohl sie üblicherweise bei eichfähigen<br />

Messungen und nicht bei Prozessbehältern<br />

eingesetzt werden, wird<br />

hier der Vollständigkeit halber auch die<br />

Parabolantenne erwähnt.<br />

Die Parabolantenne ist jedem gut<br />

bekannt: Die parabolische Form wird<br />

von Satellitenantennen, Radioteleskopen<br />

bis hin zu Autoscheinwerfern<br />

und Taschenlampenreflektoren<br />

benutzt.<br />

Das Hauptmerkmal einer parabolischen<br />

Antenne ist der parabolische<br />

Hauptreflektor. Dies ist üblicherweise<br />

106<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

1. Sinaleinkopplung<br />

2. Parabolischer<br />

Hauptreflektor<br />

3. Primärstrahler<br />

4. Subreflektor, fokussiert<br />

auf Hauptreflektor<br />

eine Edelstahlkonstruktion und wird<br />

verwendet um die Mikrowellen so gut<br />

wie möglich zu fokussieren.<br />

Die Mikrowellen werden durch das<br />

Zentrum der Antenne zum Hauptstrahler<br />

oder Erreger geführt, dieser<br />

befindet sich in der Nähe des Brennpunkts<br />

des Parabols.<br />

Die Mikrowellenenergie wird vom<br />

Erreger abgestrahlt, der Subreflektor<br />

stahlt sie zum Hauptreflektor. Dieser<br />

bündelt die Energie und strahlt sie ab.<br />

Die empfangene Energie wird vom<br />

Hauptreflektor auf den Subreflektor<br />

und von dort zurück in den Erreger<br />

gestrahlt.


Parabolantennen werden hauptsächlich<br />

bei eichfähigen Messungen in<br />

großen Lagertanks eingesetzt. Der<br />

Nutzen von parabolischen Antennen in<br />

diesen Anwendungen ist klar. Die gute<br />

Fokussierung durch die parabolische<br />

Form ergibt einen hohen Antennengewinn.<br />

Dies wiederum führt zu<br />

engeren Öffnungswinkeln und höherer<br />

Empfindlichkeit.<br />

Allerdings sind Parabolantennen<br />

groß, schwer, relativ komplex und teuer<br />

in der Herstellung. Diese Faktoren<br />

beschränken den Einsatz von parabolischen<br />

Antennen in den meisten Prozessanwendungen.<br />

Der zentral zum Hauptreflektor im<br />

Brennpunkt der Antenne sitzende<br />

Subreflektor führt zu Abschattungen.<br />

Dies kann den Antennenwirkungsgrad<br />

reduzieren.<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

Parabolische Antennen wurden z.B.<br />

in Bitumenlagertanks eingesetzt. Dort<br />

führte ein Materialniederschlag auf<br />

dem Hauptreflektor zu einer geringeren<br />

Signalabschwächung. Sobald jedoch<br />

der Subreflektor vom Produkt überzogen<br />

wurde, führte dies zu einer drastischen<br />

Verschlechterung der Antenneneigenschaften.<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden,<br />

dass die Parabolantenne ein<br />

Nischenprodukt für den Einsatz bei<br />

eichfähigen Messungen in Lagertanks<br />

<strong>mit</strong> langsamen Füllstandänderungen ist.<br />

Sie ist nicht für die schwierigeren<br />

Einsatz- und Umgebungsbedingungen<br />

in den meisten Prozessbehältern geeignet.<br />

Bild: Parabolantennen gibt es seit den<br />

ersten <strong>Radar</strong>geräten.<br />

107


5. Planarantenne<br />

Abb. 5.31: Seitenansicht einer Planarantenne.<br />

Planar- oder Elementantennen wurden<br />

ursprünglich für Raumfahrtradaranwendungen<br />

entworfen und gebaut.<br />

Entfernt man die Nasenspitze eines<br />

modernen Kampfflugzeugs, kommt<br />

eine flache kreisförmige <strong>mit</strong> dielektrischem<br />

Material beschichtete planare<br />

Antenne zum Vorschein. Sie ist <strong>mit</strong><br />

kleinen Schlitzen versehen und ersetzt<br />

die traditionelleren parabolischen Antennen.<br />

Diese Antenne ist ein typisches<br />

Beispiel für die Planarantennen, die<br />

auch für die Verwendung auf <strong>Radar</strong>-<br />

Füllstandmessgeräten entwickelt worden<br />

sind.<br />

Verglichen <strong>mit</strong> parabolischen Antennen<br />

haben Planarantennen den Vorteil,<br />

108<br />

1<br />

2<br />

3<br />

1. Elektronikgehäuse<br />

2. Prozessflansch<br />

3. Antennenspeisung<br />

4. Grundträger aus rostfreiem<br />

Stahl<br />

5. Mikrowellendurchlässiges<br />

Material<br />

6. Antennenelemente<br />

(Array)<br />

7. PTFE-Abdichtung<br />

relativ klein und besonders leicht zu<br />

sein.<br />

Die Konstruktion einer planaren<br />

Array-Antenne für ein <strong>Radar</strong>-<br />

Füllstandmessgerät ist komplex. Die<br />

Antenne wird <strong>mit</strong> einer runden<br />

Edelstahlplatte, dem Grundträger, nach<br />

hinten abgeschlossen. Diese gibt der<br />

Konstruktion Stabilität. Die Stahlplatte<br />

ist <strong>mit</strong> einem mikrowellendurchlässigen<br />

Material beschichtet. Die Dicke<br />

dieses Materials stellt sicher, dass keine<br />

Mikrowellenenergie nach hinten abgestrahlt<br />

wird. Durch möglichst optimale<br />

Anpassung wird das „Klingeln“ der<br />

Antenne und das Abstrahlverhalten<br />

optimiert.<br />

4<br />

5<br />

6<br />

7


Die Mikrowellen gelangen über ein<br />

HF-Kabel zur Mikrowellenleiterplatte.<br />

Hier sorgt ein genau dimensioniertes<br />

Speisenetzwerk für die phasengleiche<br />

Ansteuerung der vielen kleinen<br />

Antennenelemente.<br />

Die einzelnen Antennenelemente<br />

sind in einem bestimmten Muster auf<br />

der Leiterplatte aufgebracht. Manche<br />

von ihnen sind zu Untergruppen<br />

zusammengefasst. Durch Überlagerung<br />

der Richtcharakteristik jedes einzelnen<br />

Antennenelements ergibt sich die<br />

Gesamtcharakteristik der Antenne.<br />

Durch eine entsprechend große Zahl<br />

von Einzelelementen ergibt sich so eine<br />

sehr gute Richtwirkung.<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

Abb. 5.32: Schnittbild einer Planarantenne eines <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerätes.<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

5<br />

1. Edelstahlplatte, die der<br />

Antenne Stabilität gibt<br />

2. HF-Kabel zur<br />

Mikrowellenleiterplatte<br />

3. Isolationsschicht zwischen<br />

Stahlplatte und<br />

Leiterplatte<br />

4. Antennenelemente, die<br />

auf dielektrischem<br />

Material aufgebracht<br />

sind, fokussieren die<br />

Mikrowellenenergie<br />

5. PTFE-Prozessdichtung<br />

<strong>mit</strong> antistatischen<br />

Elementen<br />

Um gute chemische Resistenz zu<br />

gewährleisten wird die Antenne <strong>mit</strong><br />

PTFE ummantelt. Eine Beschichtung<br />

<strong>mit</strong> antistatischem Material ermöglicht<br />

auch den Einsatz in explosionsgefährdeten<br />

Bereichen.<br />

Planare Antennen besitzen bei einer<br />

entsprechend hohen Anzahl von Einzelelementen<br />

eine sehr gute Richtcharakteristik<br />

<strong>mit</strong> geringen Nebenaussendungen.<br />

Dies benötigt jedoch eine<br />

große Grundfläche und beschränkt den<br />

Einsatz solcher Antennen hier<strong>mit</strong> auf<br />

hochfrequente Geräte. Diese Antennen<br />

werden für Anwendungen direkt im<br />

Behälter, aber auch für Standrohre<br />

eingesetzt.<br />

109


Richtcharakteristik von Antennen<br />

· Am Anfang dieses Kapitels wurde<br />

der Öffnungswinkel einer Antenne folgendermaßen<br />

definiert: Der Öffnungswinkel<br />

ist der Winkel, bei dem sich die<br />

Leistung der abgestrahlten Mikrowellenenergie<br />

auf 50 % oder -3 dB<br />

reduziert hat.<br />

Wir haben die Richtwirkung und<br />

den Antennengewinn behandelt und<br />

erläutert, dass sogar die besten<br />

Antennen Nebenkeulen besitzen. Das<br />

Ziel ist die Richtwirkung zu max-<br />

imieren und die Größe der<br />

Nebenkeulen zu minimieren.<br />

Die metallische Hornantenne und<br />

die dielektrische Stabantenne sind die<br />

am häufigsten eingesetzten Antennen<br />

bei <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräten. Die<br />

folgenden Seiten zeigen Antennendiagramme<br />

für unterschiedliche Antennentypen,<br />

Frequenzen und Größen.<br />

Die Ergebnisse können folgendermaßen<br />

zusammengefasst werden :<br />

1.Abhängigkeit des Öffnungswinkels vom Horndurchmesser<br />

Die folgenden Diagramme zeigen die unterschiedlichen Richtcharakteristiken von<br />

Hornantennen <strong>mit</strong> 100 mm, 150 mm und 250 mm Durchmesser bei 6,3 GHz.<br />

110<br />

· Größere Hornantennen haben einen kleineren Öffnungswinkel.<br />

· Dielektrische Stabantennen besitzen stärkere Nebenkeulen als<br />

Hornantennen.<br />

· Je höher die Frequenz umso kleiner der Öffnungswinkel bei gleicher<br />

Antennengröße.<br />

Max.: 14,3 dB<br />

180<br />

150<br />

150<br />

120<br />

120<br />

main lobe direction : 0,0 deg.<br />

angular width (3dB) : 32,1 deg.<br />

side lobe suppression : 16,9 dB<br />

Farfield E_Abs (Theta); Phi=90,0 deg.<br />

90<br />

90<br />

60<br />

30<br />

0<br />

-10 0 10 20<br />

60<br />

30<br />

Abb. 5.33:<br />

Hornantenne<br />

100 mm<br />

Durchmesser bei<br />

6,3 GHz:<br />

Öffnungswinkel<br />

32°


Max.: 15,4 dB<br />

180<br />

150<br />

150<br />

120<br />

120<br />

main lobe direction : 0,0 deg.<br />

angular width (3dB) : 27,9 deg.<br />

side lobe suppression : 20,9 dB<br />

Max.: 20,4 dB<br />

180<br />

150<br />

150<br />

120<br />

120<br />

main lobe direction : 0,0 deg.<br />

angular width (3dB) : 14,9 deg.<br />

side lobe suppression : 21,6 dB<br />

Farfield E_Abs (Theta); Phi=90,0 deg.<br />

90<br />

90<br />

Farfield E_Abs (Theta); Phi=90,0 deg.<br />

90<br />

90<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

60<br />

30<br />

0<br />

-10 0 10 20<br />

60<br />

60<br />

30<br />

30<br />

0<br />

0 10 20 30<br />

60<br />

30<br />

Abb. 5.34:<br />

Hornantenne<br />

150 mm<br />

Durchmesser bei<br />

6,3 GHz:<br />

Öffnungswinkel<br />

27°<br />

Abb. 5.35:<br />

Hornantenne<br />

250 mm<br />

Durchmesser<br />

bei 6, 3 GHz:<br />

Öffnungswinkel<br />

15°<br />

111


2.Vergleich dielektrischer Stabantenne und Hornantenne<br />

Hier werden eine Horn- und eine<br />

dielektrische Stabantenne bei 6,3 GHz<br />

verglichen. Obwohl die Öffnungs-<br />

112<br />

Max.: 15,2 dB<br />

180<br />

150<br />

150<br />

120<br />

120<br />

main lobe direction : 0,0 deg.<br />

angular width (3dB) : 32,0 deg.<br />

side lobe suppression : 14,6 dB<br />

Max.: 15,4 dB<br />

180<br />

150<br />

150<br />

120<br />

120<br />

main lobe direction : 0,0 deg.<br />

angular width (3dB) : 27,9 deg.<br />

side lobe suppression : 20,9 dB<br />

Farfield E_Abs (Theta); Phi=90,0 deg.<br />

90<br />

90<br />

Farfield E_Abs (Theta); Phi=90,0 deg.<br />

90<br />

90<br />

winkel ähnlich sind, hat die Stabantenne<br />

deutlich mehr Nebenkeulen.<br />

60<br />

30<br />

0<br />

-10 0 10 20<br />

-10<br />

0<br />

60<br />

60<br />

60<br />

10<br />

30<br />

30<br />

0<br />

20<br />

30<br />

Abb. 5.36:<br />

Dielektrische<br />

Stabantenne bei<br />

6,3 GHz:<br />

Öffnungswinkel<br />

32°<br />

Abb. 5.37:<br />

Hornantenne<br />

150 mm<br />

Durchmesser bei<br />

6,3 GHz:<br />

Öffnungswinkel<br />

27°


3. Frequenzabhängigkeit des Öffnungswinkels<br />

Die folgenden Diagramme zeigen<br />

den Öffnungswinkel eines 26 GHz-<br />

<strong>Radar</strong>s <strong>mit</strong> Hornantennen von 40 mm<br />

und 80 mm Durchmesser.<br />

Max.: 19,3 dB<br />

180<br />

150<br />

150<br />

120<br />

120<br />

main lobe direction : 0,0 deg.<br />

angular width (3dB) : 18,2 deg.<br />

side lobe suppression : 17,2 dB<br />

Max.: 24,3 dB<br />

180<br />

150<br />

150<br />

120<br />

120<br />

main lobe direction : 0,0 deg.<br />

angular width (3dB) : 9,4 deg.<br />

side lobe suppression : 22,1 dB<br />

Farfield E_Abs (Theta); Phi=90,0 deg.<br />

90<br />

90<br />

90<br />

90<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen<br />

Diese sollten <strong>mit</strong> den bisherigen<br />

6,3 GHz Antennendiagrammen verglichen<br />

werden.<br />

-10<br />

Farfield E_Abs (Theta); Phi=90,0 deg.<br />

0<br />

60<br />

60<br />

60<br />

10<br />

30<br />

0<br />

20<br />

30<br />

30<br />

0<br />

0 10 20 30<br />

60<br />

30<br />

Abb. 5.38:<br />

Hornantenne <strong>mit</strong><br />

40 mm<br />

Durchmesser bei<br />

26 GHz:<br />

Öffnungswinkel<br />

18°<br />

Abb. 5.39:<br />

Hornantenne <strong>mit</strong><br />

80 mm<br />

Durchmesser bei<br />

26 GHz:<br />

Öffnungswinkel<br />

9°<br />

113


Teil I<br />

Inhalt<br />

Vorwort ix<br />

Danksagung xi<br />

Einleitung xiii<br />

1. Geschichte des <strong>Radar</strong>s 1<br />

2. Physikalische Grundlagen des <strong>Radar</strong>s 13<br />

3. <strong>Radar</strong>typen 33<br />

1. CW-<strong>Radar</strong> 33<br />

2. FMCW-<strong>Radar</strong> 36<br />

3. Pulsradar 39<br />

Teil II<br />

4. <strong>Radar</strong>-<strong>Füllstandmessung</strong> 47<br />

1. FMCW-<strong>Radar</strong> 48<br />

2. Pulsradar 54<br />

3. Frequenzwahl 62<br />

4. Genauigkeit 68<br />

5. Leistung 74<br />

5. <strong>Radar</strong>antennen 77<br />

1. Hornantennen 81<br />

2. Dielektrische Stabantennen 92<br />

3. Standrohrantennen 101<br />

4. Parabolantennen 106<br />

5. Planarantennen 108<br />

Richtcharakteristik von Antennen 110<br />

6. Installation 115<br />

A. Mechanischer Einbau 115<br />

1. Flüssigkeitsanwendungen - Hornantenne 115<br />

2. Flüssigkeitsanwendungen - Stabantenne 117<br />

3. Allgemeine Einbauhinweise 120<br />

4. Standrohre und Bypass-Rohre 127<br />

5. Messung durch Behälterwand und <strong>Radar</strong>fenster 134<br />

6. Messung von Schüttgütern <strong>mit</strong> Hornantennen 139<br />

B. Elektrische Anschlussvarianten 141<br />

1. Nicht-Ex-Anwendungen 141<br />

2. Geräte für Ex-Anendungen 144


Mechanischer Einbau<br />

Der richtige Einbau ist für die<br />

Funktion eines Füllstandradars von<br />

sehr großer Bedeutung. Obwohl die<br />

Signalverarbeitungssoftware moderner<br />

Geräte inzwischen auch schlechte<br />

6. Installation<br />

1. Flüssigkeitsanwendungen - Hornantenne<br />

Stutzen / Muffen<br />

Üblicherweise werden <strong>Radar</strong>sensoren<br />

auf einem Behälterstutzen oder<br />

einer Muffe installiert. Referenzpunkt<br />

für die Messung ist die Unterseite des<br />

Geräteflansches.<br />

Die Vorderkante der Hornantenne<br />

sollte immer mindestens 10 mm aus<br />

dem Stutzen heraus in den Behälter<br />

ragen.<br />

Korrekter<br />

Einbau<br />

10 mm<br />

Abb. 6.1 Abb.6.2<br />

Echoverhältnisse zuverlässig auswerten<br />

kann, ist dies immer noch die wichtigste<br />

Vorausetzung für eine funktionierende<br />

Messung.<br />

Die Hornantenne eines Gerätes <strong>mit</strong><br />

einem Flansch DN 150 (6") ist z.B.<br />

205 mm lang. Ist der Montagestutzen<br />

deutlich länger als 195 mm, sollte eine<br />

Hohlleiterverlängerung verwendet werden.<br />

So kann garantiert werden, dass<br />

das Ende der Hornantenne über den<br />

Stutzen hinausragt.<br />

Falscher<br />

Einbau<br />

115


Hohlleiterverlängerung und<br />

gebogene Hohlleiter<br />

Eine Hohlleiterverlängerung sollte<br />

verwendet werden, wenn ein <strong>Radar</strong>gerät<br />

<strong>mit</strong> Hornantenne in einem langen<br />

Stutzen installiert wird. Hierfür wird<br />

ein Edelstahlrohr zwischen den PTFE /<br />

keramischen Hohlleiter im Flansch und<br />

der Hornantenne montiert. Es ist auch<br />

möglich, die Hohlleiterverlängerung<br />

für einen seitlichen Einbau des Gerätes<br />

abzubiegen. Der minimale Biegeradius<br />

für diesen Antennentyp ist 200 mm, der<br />

Winkel sollte nicht über 90° betragen.<br />

Bei der Verwendung eines gebogenen<br />

Hohlleiters ist die Ausrichtung der<br />

linearen Polarisation des <strong>Radar</strong>s<br />

wichtig. Die Polarisationsrichtung des<br />

<strong>Radar</strong>s sollte horizontal sein, wenn die<br />

Biegung nach unten verläuft.<br />

Verlängerte und gebogene Hohlleiter<br />

sind für Flüssigkeiten <strong>mit</strong> guten<br />

Reflexionseigenschaften geeignet. Sie<br />

sollten nicht bei Flüssigkeiten <strong>mit</strong><br />

niedrigen DK-Werten oder bei<br />

Schüttgütern verwendet werden.<br />

116<br />

Abb. 6.3: Einbau von Geräten <strong>mit</strong><br />

Hornantenne.<br />

Minimale Messdistanz bei<br />

Geräten <strong>mit</strong> Hornantenne<br />

Mit einer Hornantenne ist es normalerweise<br />

möglich, flüssige Medien bis<br />

an die Unterkante der Antenne zu<br />

messen. Dies ist allerdings nur<br />

möglich, wenn die Flüssigkeit gute<br />

Reflexionseigenschaften hat.<br />

Das Eintauchen der Antennen in die<br />

Flüssigkeit, eventuell sogar <strong>mit</strong> Anhaftungen,<br />

verursacht insbesondere bei<br />

6,3 GHz-Geräten kaum Probleme.


2. Flüssigkeitsanwendungen - Stabantenne<br />

Stutzen / Muffen<br />

Eine PTFE-Stabantenne eignet sich<br />

gut bei chemisch aggressiven Produkten<br />

wie Säuren und Laugen. Sie wird<br />

oft in der chemischen und pharmazeutischen<br />

Industrie benutzt, wo Mischungen<br />

aus Lösungs<strong>mit</strong>teln, Säuren und<br />

Laugen alltäglich sind.<br />

Die PTFE-Stabantennen <strong>mit</strong> Tri-<br />

Clamp und spaltfreier Dichtkonstruktion<br />

sind speziell für Anwendungen in<br />

der Lebens<strong>mit</strong>telindustrie und für<br />

sterile Behälter optimiert.<br />

Die Stabantenne wird für Flüssigkeiten<br />

und Schlämme, aber nicht für<br />

Schüttgutanwendungen benutzt. Der<br />

Sensor ist meistens in einem einfachen<br />

Stutzen oder in einer Gewindemuffe<br />

eingebaut. <strong>Radar</strong>sensoren <strong>mit</strong> Stabantenne<br />

werden passend für geschraubte<br />

Abb. 6.4: Typische Einbau<br />

einer Stabantenne: Der aktive<br />

konische Teil der Antenne muss<br />

komplett in den Behälter ragen.<br />

Für längere Stutzen sollten<br />

Antennen <strong>mit</strong> inaktiver Länge<br />

verwendet werden.<br />

6. Installation<br />

Verbindungen wie 1½" (NPT oder G),<br />

Flanschanschlüsse von DN 50 (2") bis<br />

DN 150 (6") oder hygienische Lebens<strong>mit</strong>telanschlüsse<br />

geliefert.<br />

Beim Einbau ist wichtig, dass der<br />

komplette konische Teil der Antenne<br />

aus dem Stutzen in den Behälter<br />

ragt.<br />

Für den Einbau in langen Stutzen<br />

sind Stabantennen <strong>mit</strong> unterschiedlichen<br />

inaktiven Längen verfügbar.<br />

Typische Längen für diesen inaktiven<br />

Teil, und so<strong>mit</strong> die maximale Länge<br />

des Stutzens, sind 100 mm und<br />

250 mm.<br />

117


Falscher Einbau einer Stabantenne<br />

Wenn der konische Abschnitt einer<br />

Stabantenne in einem Stutzen montiert<br />

wird, erzeugen die abgestrahlten Mikro-<br />

118<br />

wellen ein starkes Rauschen (Klingeln).<br />

Dies führt speziell im Nahbereich zu<br />

einer Verringerung der Messsicherheit.<br />

Abb. 6.5:<br />

Richtig:<br />

Antenne <strong>mit</strong> angepasstem<br />

inaktiven Teil für lange<br />

Stutzen.<br />

Normale Rauschkurve <strong>mit</strong><br />

deutlichem Echo.<br />

Abb. 6.6:<br />

Falsch:<br />

Kurze Stabantenne in einem<br />

langen Stutzen. Produziert<br />

hohes „Klingeln“. Im Nahbereich<br />

kann dies sogar das<br />

Echo überdecken.


Stabantenne direkt auf dem<br />

Behälter<br />

<strong>Radar</strong>sensoren <strong>mit</strong> Stabantenne können<br />

direkt in eine Öffnung in der<br />

Decke eines Tanks montiert werden.<br />

Dies kann entweder über einen Flansch<br />

oder ein Einschraubgewinde geschehen.<br />

Maximale Füllhöhe bei einer<br />

Stabantenne<br />

Wie bereits erklärt, ist es wichtig,<br />

dass der konische Abschnitt einer Stabantenne<br />

komplett innerhalb des Behälters<br />

ist. Die Gerätesoftware kann das<br />

„Klingeln“ bei einem falschen Einbau<br />

nicht eliminieren. Eine Erhöhung der<br />

Verstärkung würde dies noch weiter<br />

verschlechtern.<br />

Die Länge der Stabantenne ab dem<br />

Flansch bestimmt die maximale Befüllhöhe<br />

im Behälter. Im Idealfall sollte<br />

das flüssige Füllgut die Stabantenne<br />

nicht berühren. Allerdings ist dies<br />

manchmal unvermeidlich, hierbei muss<br />

Folgendes in Betracht gezogen werden.<br />

Mechanische Belastung<br />

Es sollte beachtet werden, dass die<br />

PTFE-Antennen nur beschränkten<br />

mechanischen Belastungen widerstehen<br />

können. Beim Auftreten einer Querkraft<br />

kann sie sich biegen und verformen<br />

oder sogar brechen. Hat die<br />

Anwendung starke Füllgutbewegungen?<br />

Kann die Biegekraft Schaden am<br />

Stab verursachen?<br />

6. Installation<br />

Anhaftungen auf der Stabantenne<br />

Wie schon erklärt, werden die<br />

Mikrowellen bei einer Stabantenne<br />

vom konischen Abschnitt des Stabs<br />

ausgesandt. Taucht nun der Stab in eine<br />

viskose Flüssigkeit ein, und das<br />

Produkt bildet auf der Antenne einen<br />

Überzug, so gefährdet dies die<br />

Messung. Bilden sich starke<br />

Anhaftungen, dann wird das <strong>Radar</strong><br />

nicht mehr funktionieren.<br />

Berühren niedrigviskose Flüssigkeiten<br />

wie z.B. Lösungs<strong>mit</strong>tel oder<br />

wasserbasierende Produkte die Stabantenne,<br />

kann dies sogar einen<br />

Selbstreinigungseffekt haben und die<br />

Messung bleibt stabil. Bei solchen<br />

Medien kann die Antenne bis zur<br />

Hälfte eintauchen. Jedoch ist auch hier<br />

schon <strong>mit</strong> deutlich verringerter<br />

Messsicherheit und Genauigkeit zu<br />

rechnen.<br />

Nach Möglichkeit sollte ein<br />

Eintauchen der Antenne gänzlich vermieden<br />

werden.<br />

119


3. Allgemeine Einbauhinweise:<br />

Horn- und Stabantenne bei Flüssigkeitsanwendungen<br />

Folgendes sollte bei der Montage eines <strong>Radar</strong>gerätes <strong>mit</strong> Horn- oder<br />

Stabantenne auf einem Behälter berücksichtigt werden.<br />

Montage in Behältern <strong>mit</strong><br />

gewölbtem Deckel<br />

Ein <strong>Radar</strong>sensor sollte nicht im<br />

Zentrum eines gewölbten Deckels oder<br />

zu nahe an der Gefäßwand montiert<br />

werden. Die ideale Position ist ungefähr<br />

½ Radius von der Außenwand entfernt.<br />

Gewölbte Tankdeckel können<br />

sonst als parabolischer Reflektor<br />

wirken.<br />

Ist der <strong>Radar</strong>sensor im „Brennpunkt“<br />

eines parabolischen Deckels<br />

montiert, empfängt er deutlich überhöhte<br />

Vielfachechos. Dies wird vermieden,<br />

wenn der Sensor wie zuvor<br />

beschrieben eingebaut wird.<br />

Abb. 6.7: Die ideale Position für das<br />

Gerät ist bei Behältern <strong>mit</strong> gewölbtem<br />

Deckel bei der Hälfte des Radius.<br />

120<br />

r<br />

r/2<br />

Paraboleffekt<br />

Wird ein <strong>Radar</strong>füllstandmessgerät<br />

im Zentrum eines gewölbten Deckels<br />

montiert, empfängt der Sensor stark<br />

überhöhte Vielfachechos. Der Effekt<br />

dieser Vielfachechos kann deutlich auf<br />

der Echokurve betrachtet werden.<br />

Abb. 6.8 zeigt, dass das dritte Vielfache<br />

eine deutlich höhere Amplitude<br />

aufweist als das erste, tatsächliche<br />

Echo. Dieser Effekt kann auch in<br />

liegenden Rundtanks vorkommen.<br />

Vielfachechos können bei Pulsradar<br />

durch die Software erkannt werden, da<br />

sie zeitlich deutlich getrennt sind. Wie<br />

bereits in Kapitel 4 beschrieben, ist<br />

dies bei FMCW ein größeres Problem.<br />

Echokurve<br />

Abb. 6.8: Dieser Effekt tritt auf, wenn das<br />

Gerät in der Spitze eines gewölbten<br />

Deckels montiert werden.


Störechos<br />

Ebene Flächen, Einbauten z.B. Versteifungen<br />

oder auch Einbauten <strong>mit</strong><br />

scharfen Kanten verursachen große<br />

Störechos. An diesen Objekten werden<br />

hohe Störamplituden produziert. Runde<br />

Profile hingegen produzieren eine diffuse<br />

Reflexion und so<strong>mit</strong> nur geringe<br />

Störechos. Sie sind deshalb vom Gerät<br />

leichter zu verarbeiten als große<br />

Störechos, die von einer ebenen Fläche<br />

stammen.<br />

Können flache Reflexionsebenen im<br />

Messbereich des <strong>Radar</strong>s nicht ver-<br />

Abb. 6.10: Durch diffuse Reflexion an<br />

runden Teilen werden deutlich geringere<br />

Störechos produziert.<br />

Abb. 6.9: Profile <strong>mit</strong> ebenen Flächen<br />

oder scharfen Ecken verursachen<br />

starke Störechos.<br />

6. Installation<br />

mieden werden, sollten diese <strong>mit</strong> einem<br />

zur Seite ablenkenden Streublech versehen<br />

werden. Die dann mehrfach<br />

gebrochenen <strong>Radar</strong>signale sind in der<br />

Amplitude deutlich kleiner und deshalb<br />

von der Software leichter zu verarbeiten.<br />

Diese Maßnahmen müssen umso<br />

gewissenhafter durchgeführt werden, je<br />

geringer der DK-Wert des Produkts ist<br />

und je höher die Genauigkeitsanforderungen<br />

sind.<br />

Abb. 6.11: Ein Streublech verteilt die<br />

Mikrowellenenergie zur Seite und<br />

reduziert da<strong>mit</strong> die Störechoamplitude.<br />

121


Vermeiden vom Störechos Absätze<br />

Bei der Einbauposition des <strong>Radar</strong>gerätes<br />

sollte darauf geachtet werden,<br />

dass sich keine Streben und kein<br />

Befüllstrom im Detektionsbereich des<br />

<strong>Radar</strong>s befinden.<br />

Die folgenden Beispiele zeigen typische<br />

Messprobleme und wie sie vermieden<br />

werden können.<br />

122<br />

Behälterprofile <strong>mit</strong> flachen Absätzen<br />

rechtwinklig zur Hauptstrahlrichtung<br />

des <strong>Radar</strong>s erzeugen starke Störechos.<br />

Durch den Einbau eines Streublechs<br />

kann die Störechoamplitude deutlich<br />

reduziert werden, um so<strong>mit</strong> eine zuverlässige<br />

Messung zu ermöglichen.<br />

Einbauten <strong>mit</strong> einer rechtwinkligen<br />

Fläche zum Sensor, z.B. Einlässe,<br />

Achsen, sollten <strong>mit</strong> einem „Dach“ versehen<br />

werden (Abb. 6.13). Hier<strong>mit</strong><br />

wird das <strong>Radar</strong>signal ebenfalls gestreut,<br />

die übrigen Störechos können<br />

von der Signalverarbeitungssoftware<br />

herausgefiltert werden.<br />

Abb. 6.12: Streublech an einem<br />

Absatz im Behälter.<br />

Abb. 6.13: Streublech auf Einbauten.


Behältereinbauten<br />

Einbauten wie z.B. Streben, Leitern,<br />

Versteifungen und Sonden verursachen<br />

oft Störechos. Durch einen gute Wahl<br />

der Einbauposition können viele<br />

Störechos bereits im Vorfeld vermieden<br />

werden.<br />

Auch Schweißnähte im Behälter<br />

können Störechos produzieren. Speziell<br />

bei höherfrequenten <strong>Radar</strong>geräten, die<br />

nahe an der Wand montiert sind,<br />

können diese die Messung bei einem<br />

6. Installation<br />

schlecht reflektierenden Produkt gefährden.<br />

Durch Anbringen von kleinen<br />

Blechen können diese Störechos<br />

verkleinert werden. Die Störamplitude<br />

sinkt und kann von der<br />

Signalverarbeitung besser verwertet<br />

werden. Bei der Herstellung des<br />

Behälters können Störechos durch<br />

Verschleifen der Schweißnähte<br />

minimiert werden.<br />

Abb. 6.14: Der Sensor sollte abseits<br />

von Einbauten, z.B. Leitern, montiert<br />

werden.<br />

Abb 6.15: Winkelbleche an<br />

Schweißnähten oder Versteifungen<br />

können Störechos reduzieren.<br />

123


Anhaftungen<br />

Ist der <strong>Radar</strong>sensor zu nahe an der<br />

Behälterwand montiert, können Produktanhaftungen<br />

Störechos erzeugen.<br />

Polarisation<br />

Wie schon in Kapitel 2 besprochen,<br />

sind die Mikrowellen der VEGA -<br />

<strong>Radar</strong>geräte linear polarisiert.<br />

Obwohl die Polarisation eine größere<br />

Bedeutung in Standrohren und<br />

Bypassrohren hat, kann sie auch bei<br />

Anwendung in „normalen“ Behältern<br />

von Bedeutung sein. Die Amplitude<br />

124<br />

Abb. 6.16: Störechos durch Anhaftungen an der<br />

Behälterwand sollten vermieden werden.<br />

Der Sensor sollte deshalb immer etwas<br />

Abstand zur Behälterwand haben. Der<br />

ideale Kompromiss ist ½ Radius.<br />

von Störechos, z.B. von Streben oder<br />

der Behälterwand, kann oft durch<br />

Drehen des <strong>Radar</strong>sensors um 45º oder<br />

90º reduziert werden.<br />

Die Richtung der Polarisation wird<br />

durch das Einkoppelsystem festgelegt,<br />

es ist am Gerät durch die Position des<br />

Typenschildes erkennbar.


Ausrichtung des <strong>Radar</strong>gerätes bei Flüssigkeitsanwendungen<br />

(Stab- oder Hornantenne)<br />

Bei Flüssigkeitsanwendungen muss<br />

das <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgerät möglichst<br />

senkrecht nach unten zur zu<br />

messenden Oberfläche geführt werden.<br />

Fließende Produkte<br />

Ein <strong>Radar</strong>sensor sollte nicht direkt<br />

über oder in der Nähe einer Befüllung<br />

montiert werden. Dadurch wird ver-<br />

6. Installation<br />

Wird das Gerät angewinkelt, sinkt die<br />

Echoamplitude und die Gefahr von<br />

Störechos wächst.<br />

Abb. 6.17: Bei Messungen von<br />

Flüssigkeiten muss der Sensor<br />

senkrecht ausgerichtet sein.<br />

mieden, dass anstelle der Produktoberfläche<br />

der Befüllstrom gemessen<br />

wird.<br />

Abb. 6.18: Montieren Sie<br />

den <strong>Radar</strong>sensor abseits von<br />

Befüllströmen.<br />

125


Sensor zu nah an der Behälterwand<br />

Wird der <strong>Radar</strong>sensor zu nahe an der<br />

Behälterwand montiert, kann dies<br />

starke Interferenzen verursachen. Die<br />

Echos von Anhaftungen, Nieten oder<br />

Schweißnähten überlagern sich <strong>mit</strong><br />

dem richtigen Echo. Es muss ausreichend<br />

Abstand vom Sensor zur<br />

Behälterwand eingehalten werden, um<br />

dies zu verhindern.<br />

Abhängig von der Antennengröße<br />

haben verschiedene <strong>Radar</strong>füllstand-<br />

126<br />

messgeräte unterschiedliche Öffnungswinkel<br />

(Kapitel 5: <strong>Radar</strong>antennen).<br />

Im Allgemeinen sollte darauf geachtet<br />

werden, dass sich die Behälterwand<br />

nicht innerhalb des 3dB-Öffnungswinkels<br />

der Antenne befindet.<br />

Bei ungünstigen Einbaubedingungen<br />

bzw. Störungen durch die<br />

Behälterwand können die Messverhältnisse<br />

durch Verändern der<br />

Polarisation optimiert werden.<br />

Abb. 6.19: Richtdiagramm einer Antenne <strong>mit</strong> 150 mm Durchmesser<br />

bei 6,3 GHz.


4. Standrohre und Bypassrohre<br />

<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte werden<br />

oft für Messungen in Standrohren oder,<br />

Bypassrohren eingesetzt. Diese Art von<br />

Installation kann bei Messungen <strong>mit</strong><br />

Schaum, starken Turbulenzen, mechanisch<br />

komplexen Behältern oder bei<br />

Flüssigkeiten <strong>mit</strong> sehr niedrigem DK-<br />

Wert notwendig sein. <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte<br />

werden oft auch benutzt,<br />

um vorhandene Geräte in Rohren zu<br />

ersetzen, z.B. Verdränger und<br />

Schwimmer.<br />

Schaumbildung<br />

Ein dichter, leitfähiger Schaum auf<br />

dem Produkt kann die Messung stören.<br />

Unter diesen Bedingungen ist es wahrscheinlich,<br />

dass der <strong>Radar</strong>sensor die<br />

Oberfläche des Schaums messen wird.<br />

Es gibt aber auch Anwendungen <strong>mit</strong><br />

Schaum geringer Dichte, der von<br />

<strong>Radar</strong>wellen problemlos durchdrungen<br />

wird. Allerdings kann hier keine<br />

generelle Aussage getroffen werden,<br />

deshalb muss bei Messungen <strong>mit</strong><br />

Schaum stets <strong>mit</strong> Umsicht und<br />

Erfahrung vorgegangen werden. Lassen<br />

Sie sich bei solch einer Anwendung<br />

vom Sensorhersteller beraten.<br />

Flüssigkeiten <strong>mit</strong> sehr niedriger<br />

Dielektrizitätszahl<br />

Selbst nichtleitende Produkte und<br />

Flüssigkeiten <strong>mit</strong> äußerst niedriger<br />

Dielektrizitätszahl wie z.B. Flüssiggas<br />

können in Standrohren trotzdem genau<br />

und zuverlässig gemessen werden. Wie<br />

schon in Kapitel 5 erklärt, konzentriert<br />

das Standrohr die Mikrowellen und<br />

erzeugt so ein starkes Echo von der<br />

Produktoberfläche. Produkte <strong>mit</strong><br />

Dielektrizitätszahlen bis zu 1,5 können<br />

so gemessen werden.<br />

6. Installation<br />

Turbulente Produktoberfläche<br />

Starke Turbulenzen, verursacht durch<br />

Rührwerke oder heftige chemische<br />

Reaktionen, beeinflussen die <strong>Radar</strong>messung.<br />

Ein Standrohr oder<br />

Bypassrohr <strong>mit</strong> hinreichender Größe<br />

erlaubt eine zuverlässige Messung<br />

sogar <strong>mit</strong> starken Turbulenzen im<br />

Behälter. Voraussetzung hierfür ist,<br />

dass das Produkt im Rohr nicht<br />

anhaftet. Leichte Anhaftungen verursachen<br />

jedoch in größeren Rohren, z.B.<br />

100 mm Durchmesser, kaum Probleme.<br />

Allgemeine Hinweise zur<br />

<strong>Radar</strong>messung in Rohren<br />

Ein Standrohr muss unten offen sein<br />

und sich über dem vollen Messbereich<br />

ausdehnen (d.h. von 0 % bis 100 %<br />

Füllstand). Zum Druckausgleich muss<br />

das Rohr über dem 100 % Punkt eine<br />

Bohrung besitzen. Ausgleichsbohrungen<br />

oder Schlitze müssen auf einer<br />

Achse liegen und dürfen maximal auf<br />

zwei gegenüberliegenden Seiten des<br />

Rohrs angebracht werden. Die Ausrichtung<br />

der Löcher zur Polarisation muss<br />

beachtet werden, bei VEGA-Sensoren<br />

müssen diese senkrecht unter dem<br />

Typschild angebracht sein.<br />

Als eine Alternative zum Standrohr<br />

im Gefäß kann ein <strong>Radar</strong>sensor auch<br />

außerhalb des Behälters auf einem<br />

Bypassrohr installiert werden. Die<br />

Polarisation muss wie in Abb. 6.21<br />

dargestellt, zu den Prozessverbindungen<br />

ausgerichtet werden.<br />

127


128<br />

E E E<br />

Abb. 6.20: Position von Entlüftungsbohrung<br />

und Polarisation auf einem<br />

Standrohr.<br />

Abb. 6.21: Polarisationsrichtung bei<br />

einem Bypassrohr.<br />

Abb. 6.22: Installation auf einem<br />

Bypassrohr. <strong>Radar</strong>sensoren können<br />

Verdrängersysteme und Schwimmer<br />

problemlos ersetzen.


Polarisation Laufzeitänderung der<br />

Die Sensorpolarisation muss in<br />

einem Bypassrohr in Richtung der Prozessverbindungen<br />

und in einem Standrohr<br />

in Richtung der Ausgleichsbohrungen<br />

oder Schlitze ausgerichtet<br />

werden. Die Löcher oder Schlitze<br />

müssen auf einer Achse liegen.<br />

Eine korrekte Polarisation verbessert<br />

die Messung erheblich. Störechos werden<br />

dadurch reduziert und so<strong>mit</strong> das<br />

Signal-Rausch-Verhältnis optimiert.<br />

Standrohr zur Messung von inhomogenen Produkten<br />

6. Installation<br />

Mikrowellen<br />

Wie bereits in Kapitel 2 und Kapitel<br />

5 erklärt, reduziert sich in einem Standrohr,<br />

abhängig vom Durchmesser, der<br />

maximale Messbereich. Verursacht<br />

wird dies dadurch, dass sich die Mikrowellen<br />

im Rohr langsamer, als<br />

Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. In<br />

einem Rohr <strong>mit</strong> 50 mm Durchmesser<br />

(2") verringert sich die Laufzeit um<br />

20 % und die maximale Länge beträgt<br />

dadurch noch 16 m. Bei einem Rohr<br />

von 100 mm Durchmesser (4")<br />

reduziert sich die nutzbare Länge auf<br />

19 m.<br />

Abb. 6.23: Durch Schlitze wird eine gute Durchmischung von inhomogenen Produkten<br />

erreicht. Die Polarisation muss in Richtung der Schlitze ausgerichtet werden.<br />

129


Anhaftende Produkte Messrohr <strong>mit</strong> Kugelhahn<br />

Um Messprobleme und Messfehler<br />

bei der Messung von anhaftenden<br />

Produkten in Standrohren zu vermeiden,<br />

sollte das Rohr einen Innendurchmesser<br />

von mindestens 100 mm<br />

(4") haben. Sollen inhomogene<br />

Produkte oder Produkte gemessen werden<br />

die eine Trennschicht ausbilden,<br />

muss das Standrohr Löcher oder lange<br />

Schlitze haben. Diese Öffnungen stellen<br />

sicher, dass die Flüssigkeit durchmischt<br />

wird und, dass sie sich an den<br />

richtigen Füllstand angleicht. Je inhomogener<br />

das Produkt, desto mehr Öffnungen<br />

müssen vorhanden sein.<br />

Die Löcher und Schlitze müssen aus<br />

Gründen der Polarisation in zwei um<br />

180º versetzten Reihen positioniert<br />

werden. Der <strong>Radar</strong>sensor muss so ausgerichtet<br />

werden, dass die Polarisation<br />

in Richtung der Löcher ausgerichtet ist.<br />

130<br />

E<br />

Abb. 6.24: Die Polarisation muss in<br />

Richtung der Schlitze oder Löcher ausgerichtet<br />

sein.<br />

E<br />

Zur Abtrennung des Rohrs bzw. des<br />

Messgeräts vom Prozess kann ein<br />

Kugelhahn verwendet werden. Mit dem<br />

Kugelhahn ist es möglich, Wartungsarbeiten<br />

durchzuführen, ohne den<br />

Behälter zu öffnen. Dies ist bei<br />

Flüssiggas und giftigen Erzeugnissen<br />

besonders wichtig. Bei geöffnetem<br />

Ventil sollten möglichst keine Kanten<br />

im Durchlass zu sehen sein, dies würde<br />

sonst zu Störechos führen.<br />

Abb. 6.25: Mit einem Kugelhahn kann<br />

der <strong>Radar</strong>sensor vom Behälter getrennt<br />

werden, ohne den Behälter zu öffnen,<br />

bzw. den Prozess zu stoppen.


Konstruktionsrichtlinien für Standrohre<br />

Diagramm 1 (Seite 132)<br />

Für Messung in Stand- oder Bypassrohren<br />

werden Geräte <strong>mit</strong> Flanschgrößen<br />

DN50 (2"), DN80 (3"), DN100<br />

(4") und DN 150 (6")benutzt.<br />

Diagramm 1 zeigt die Konstruktion<br />

eines Stand- oder Bypassrohrs <strong>mit</strong><br />

einem Rohrdurchmesser und Flansch<br />

DN50.<br />

Das Standrohr muss innen glatt sein<br />

(Rauhigkeitswert Rz < 30). Ideal ist ein<br />

durchgehendes Rohr ohne Verbindungsstellen<br />

im Messbereich. Werden<br />

größere Rohrlängen benötigt, sollten<br />

die Teilstücke <strong>mit</strong> Vorschweißflanschen<br />

oder Rohrverschraubungen verbunden<br />

werden. Hierbei ist jedoch darauf zu<br />

achten, dass die Stoßstellen möglichst<br />

spaltfrei und ohne Durchmessersprung<br />

ausgeführt werden. Beim Schweißen<br />

darf kein Verzug entstehen, die<br />

Rohrstärke muss angepasst werden, um<br />

nicht durch das Rohr durchzuschweißen.<br />

Rauhigkeiten und Schweißnähte im<br />

Rohr müssen sorgfältig entfernt werden.<br />

Diese würden sonst Störechos<br />

verursachen und Anhaftungen begünstigen.<br />

Schlitze und Löcher müssen<br />

sorgfältig entgratet werden.<br />

6. Installation<br />

Diagramm 2 (Seite 133)<br />

Diagramm 2 zeigt die Konstruktion<br />

eines Standrohrs für einen <strong>Radar</strong>sensor<br />

<strong>mit</strong> einem DN100 (4") Flansch.<br />

<strong>Radar</strong>sensoren <strong>mit</strong> Flanschen von<br />

DN80 (3"), DN100 (4") und DN150<br />

(6") müssen zur Messung im Standrohr<br />

<strong>mit</strong> einer Hornantenne ausgerüstet sein.<br />

Der Antennendurchmesser sollte hierbei<br />

möglichst nahe am Innendurchmesser<br />

des Rohrs liegen. Zur Messung<br />

in Rohren DN50 und DN80 sind<br />

spezielle Stabantennen vorhanden. Die<br />

Flanschverbindung zum Gerät ist nicht<br />

mehr kritisch, da sie hinter der<br />

Abstrahlebene der Antenne liegt.<br />

Bei starker Bewegung im Behälter<br />

(z.B. Rührwerk) muss das Standrohr<br />

entsprechend befestigt werden, dies gilt<br />

auch für sehr lange Rohre.<br />

Bei der Messung von Flüssigkeiten<br />

<strong>mit</strong> niedrigem DK-Wert kann oft der<br />

Nullpunkt nicht sicher gemessen werden,<br />

oder es kommt zu starken<br />

Messfehlern im Bodenbereich.<br />

Ausgelöst wird dies dadurch, dass das<br />

Echo des Behälterbodens hinter dem<br />

Rohrende ein stärkeres Echo erzeugt,<br />

als das Produkt selbst. In solchen<br />

Anwendungen kann der Einbau eines<br />

Streublechs am Ende des Rohrs von<br />

Vorteil sein. Die Mikrowellen werden<br />

hier<strong>mit</strong> zur Seite abgelenkt und das<br />

starke Bodenecho hierdurch vermieden.<br />

Allerdings geht dadurch am Rohrende<br />

Raum verloren, da außerhalb des Rohrs<br />

nicht gemessen werden kann.<br />

131


Diagramm 1<br />

Abb. 6.26<br />

132<br />

100%<br />

Verbindungsmuffe<br />

0%<br />

Ablenkplatte<br />

Rz ≤ 30<br />

Vorschweißflansch<br />

Löcher müssen<br />

gratfrei sein<br />

150…500<br />

~45˚<br />

2.9…6<br />

5…15<br />

2.9<br />

Alle Abmessungen in mm<br />

<strong>Radar</strong>sensor<br />

VEGAPULS 54<br />

Flansch DN 50<br />

Rohrdruchmesser 50 mm<br />

Vorschweißflansch<br />

0.0…0.4<br />

0.0…0.4<br />

Schweißungs der<br />

Verbindungsmuffe<br />

Schweißung des<br />

Vorschweißflansches<br />

1.5…2<br />

Halterung des Standrohres<br />

minimal messbare<br />

Füllhöhe (0%)<br />

Tankboden


Diagramm 2<br />

Abb. 6.27<br />

100%<br />

Verbindungsmuffe<br />

0%<br />

Ablenk-<br />

Platte<br />

Rz ≤ 30<br />

Vorschweißflansch<br />

Löcher müssen<br />

gratfrei sein<br />

150…500<br />

~45˚<br />

3.6<br />

5…15<br />

3.6<br />

Alle Abmessungen in mm<br />

<strong>Radar</strong>sensor<br />

VEGAPULS 54<br />

Flansch DN 100<br />

Rohrdurchmesser 100 mm<br />

0.0…0.4<br />

0.0…0.4<br />

Schweißflansch<br />

Schweißung der<br />

Verbindungsmuffe<br />

Schweißung des<br />

Vorschweiflansches<br />

1.5…2<br />

6. Installation<br />

Halterung des Standrohres<br />

minimal messbare<br />

Füllhöhe (0%)<br />

Behälterboden<br />

Schweißung des<br />

Schweißflansches<br />

133


5. Messung durch die Behälterwand und <strong>Radar</strong>fenster<br />

Die Mikrowellensignale von <strong>Radar</strong>füllstandmessgeräten<br />

durchdringen<br />

dielektrische Materialien wie z.B.<br />

PTFE, Polypropylen und Glas. Dies ist<br />

für einige Anwendungen sehr wichtig,<br />

z.B. bei der Messung von hochreinen<br />

Flüssigkeiten in der Pharmaindustrie<br />

oder der Halbleiterfertigung, oder bei<br />

hochaggressiven Produkten in der<br />

chemischen Industrie. In diesen Fällen<br />

ist es aus Sicherheitsgründen und im<br />

Hinblick auf die Produktqualität von<br />

Vorteil wenn der Behälter geschlossen<br />

bleibt.<br />

Abb. 6.28: Gut reflektierende Medien können direkt durch die Behälterwand oder durch<br />

ein Messfenster gemessen werden.<br />

134<br />

Ein solche Messung ist bei Produkten<br />

<strong>mit</strong> guten Reflexionseigenschaften<br />

möglich, sie können bei geeignetem<br />

Behältermaterial direkt von oben,<br />

durch die Behälterdecke, gemessen<br />

werden. Produkte <strong>mit</strong> guter elektrischer<br />

Leitfähigkeit und <strong>mit</strong> einer Dielektrizitätszahl<br />

von mehr als 10 sind dafür<br />

geeignet. Bei Messungen in denen es<br />

prozess- oder produktbedingt zu starken<br />

Niederschlägen oder Kondensation<br />

an der Behälterdecke kommt, ist dieses<br />

Verfahren <strong>mit</strong> Vorsicht anzuwenden.


Reflexionen an der Behälterwand<br />

Wie Licht folgen auch Mikrowellen<br />

den Gesetzen der Reflexion. Obwohl<br />

bei geeignetem Behältermaterial der<br />

größte Teil der Energie durch die<br />

Behälterwand hindurch dringt, wird<br />

immer ein Teil dort reflektiert. Bei<br />

ebener Tankdecke und Aufsetzen des<br />

<strong>Radar</strong>gerätes auf dem Tank wird dieser<br />

Teil der Sendeenergie direkt in die<br />

Antenne zurückreflektiert (Abb. 6.29).<br />

Dies führt zu erhöhtem Rauschen im<br />

Nahbereich.<br />

Abb. 6.29: Eine flache Behälterdecke<br />

produziert eine Störreflexion direkt<br />

zurück in die Antenne.<br />

Messung durch ein dielektrisches Fenster<br />

Mit einem Pulsradar kann auch<br />

durch „dielektrische Fenster“ in<br />

Metalltanks gemessen werden. Das<br />

Fenster muss groß genug und sollte im<br />

6. Installation<br />

Die Qualität der Messung wird<br />

verbessert, wenn das <strong>Radar</strong>gerät über<br />

einem schrägen Bereich des Deckels<br />

(35º bis 50º) in einem Abstand von ca.<br />

400 mm zum Behälter montiert wird.<br />

Der Winkel stellt sicher, dass die<br />

Reflexionen von der Tankwand nicht<br />

direkt in die Antenne strahlen und es<br />

so<strong>mit</strong> nicht zu Störechos kommt.<br />

(Abb. 6.30)<br />

Abb. 6.30: Die Messung über einem<br />

angeschrägten Bereich des Behälterdeckels<br />

verbessert die Messung deut-<br />

Idealfall auch angewinkelt sein. Auch<br />

hier sollte der Sensor auf Abstand zum<br />

Fenster montiert werden.<br />

Anmerkung: Prüfen Sie die<br />

Bestimmungen für den Einsatz von<br />

<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräten außerhalb<br />

von geschlossenen Behältern in ihrem<br />

Land. Die geltenden Regeln können<br />

sehr unterschiedlich sein.<br />

Abb. 6.31: Optimale Installation für<br />

ein 6,3 GHz-<strong>Radar</strong> zur Messung<br />

durch ein dielektrisches Fenster.<br />

135


Messung durch ein dielektrisches Fenster<br />

In einigen Ländern ist es verboten<br />

FMCW-<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte<br />

außerhalb eines Metallgefäßes zu<br />

betreiben. In solchen Fällen muss das<br />

Gerät, um die Vorteile eines „dielektrischen<br />

Fensters“ nutzen zu können, in<br />

einem metallischen Stutzen über einem<br />

Kunststoff oder Glasfenster installiert<br />

werden (Abb. 6.32). Dies kann jedoch<br />

einen hohen Störpegel verursachen.<br />

136<br />

Abb. 6.32<br />

Bei Messungen durch ein Fenster<br />

kann eine Verbesserung erzielt werden,<br />

wenn die Scheibe eine konische Form<br />

erhält (siehe Abb. 6.32). Solch eine<br />

Trennscheibe kann bei geeigneter<br />

Dimensionierung als Linse wirken und<br />

die Mikrowellen zusätzlich fokussieren.<br />

Diese Form begünstigt zusätzlich<br />

das Ablaufen und Abtropfen von<br />

Kondensat.<br />

<strong>Radar</strong>-Sensor<br />

metallischer<br />

Stutzen<br />

konische<br />

Teflonscheibe


Dimensionierung des dielektrischen Fensters<br />

Die Wahl der richtigen Materialdicke<br />

ist für die Messung durch ein<br />

Fenster sehr wichtig.<br />

Die entstehenden Interferenzen<br />

durch das Fenster bestehen aus zwei<br />

unterschiedlichen Echos. Das erste<br />

Echo stammt von der äußeren<br />

Oberfläche des Fenstermaterials, an der<br />

die Mikrowellen ins Fenster eindringen.<br />

An dieser erste Oberfläche, dem<br />

Übergang von DK = 1 auf den DK-<br />

Wert des Fenstermaterials, gibt es eine<br />

Gesendete<br />

Welle<br />

Kunststoffdeckel<br />

Sendesignal<br />

Reflexion <strong>mit</strong><br />

Phasendrehung<br />

Phasendrehung{<br />

Reflexion ohne<br />

6. Installation<br />

180º-Phasendrehung der Mikrowellen.<br />

Das zweite Echo, beim Verlassen des<br />

Fensters, besitzt keine Phasendrehung.<br />

Hier geht es von einem dichteren in ein<br />

weniger dichtes Medium. Durch Wahl<br />

der Fensterdicke als λ/2 der<br />

Mikrowellenfrequenz löschen sich<br />

diese beiden Echos aus (siehe auch<br />

Kapitel 2).<br />

Reflexion <strong>mit</strong><br />

Phasendrehung<br />

von der Oberfläche<br />

Reflexion ohne<br />

Phasendrehung von<br />

der inneren Oberfläche<br />

Abb. 6.33: Die optimale Dicke des Fenstermaterials beträgt λλ/2 der <strong>Radar</strong>frequenz.<br />

D<br />

Gegenseitige Auslöschung<br />

137


Die Tabelle zeigt die optimale Dicke für die wichtigsten Kunststoffe und Gläser<br />

die zum Durchstrahlen geeignet sind. Es wird die optimale Dicke für<br />

6,3 GHz und 26 GHz gezeigt.<br />

Fenstermaterialien für <strong>Radar</strong>sender: Frequenz 6,3 GHz<br />

zu durchdringendes Material εr optimale Dicke D in mm<br />

PE Polyethylen 2,3 15,5 (31; 46,5 …)<br />

PTFE (Teflon) 2,1 16,5 (33; 49,5 …)<br />

PVDF Polyvinyl ~7 9 (18; 27; 36 …)<br />

PP Polypropylen 2,3 15,5 (31; 46,5 …)<br />

Borosylikat-Glas 5,5 10 (20; 30; 40 …)<br />

Rassotherm-Glas 4,6 11 (22; 33; 44 …)<br />

Labortherm-Glas 8,1 8,5 (17; 26,5; 34…)<br />

Quarzglas ~4 12 (24; 36; 48…)<br />

POM Polyoxymethylen 3,7 12,5 (25;37,5; 50 …)<br />

Polyester 4,6 11 (22; 33; 44 …)<br />

Plexiglas Polyacrylat 3,1 13,5 (27; 40,5; 54 …)<br />

PC Polycarbonat ~2,8 14 (28; 42 ...)<br />

Fenstermaterialien für <strong>Radar</strong>sender: Frequenz 26 GHz<br />

zu durchdringendes Material εr optimale Dicke D in mm<br />

PE Polyethylen 2,3 3,8 (7,6; 11,4 ...)<br />

PTFE (Teflon) 2,1 4 (8,0; 12,0 ...)<br />

PVDF Polyvinyl ~7 1,8 (3,6; 5,4 ...)<br />

PP Polypropylen 2,3 3,8 (7,6; 11,4 ...)<br />

Borosylikat-Glas 5,5 2,5 (5; 7,5 …)<br />

Rassotherm-Glas 4,6 2,7 (5,4; 8,1 …)<br />

Labortherm-Glas 8,1 2 (4,0; 6,0; 8,0 …)<br />

Quarzglas ~4 2,9 (5,8; 8,7 …)<br />

POM Polyoxymethylen 3,7 3 (6,0; 9,0 ...)<br />

Polyester 4,6 2,7 (5,4; 8,1 ...)<br />

Plexiglas Polyacrylat 3,1 3,2 (6,4; 9,6 ...)<br />

PC Polycarbonat ~2,8 3,6 (7,2; 10,8 ...)<br />

Anmerkung: Die optimale Dicke kann auch durch Aufschichten einiger Lagen<br />

identischen Materials erreicht werden. Die Schichten müssen jedoch ohne Luftspalt<br />

aufeinander liegen. Vielfache der optimalen Dicke führen ebenfalls zu guten<br />

Ergebnissen, jedoch verursacht die Dicke des Fenstermaterials eine<br />

Signaldämpfung.<br />

138


6. Messung von Schüttgütern <strong>mit</strong> Hornantennen<br />

Zur Messung von Schüttgütern werden<br />

fast ausschließlich Hornantennen<br />

verwendet. Dies schließt alle pneumatisch<br />

beförderten Erzeugnisse wie<br />

Pulver, Granulate und Körner ein. Die<br />

Stabantenne hat ihre Stärke in<br />

Flüssigkeitstanks.<br />

Die Oberflächen von Schüttgütern in<br />

Silos und Behältern sind selten flach.<br />

Bei Produkten wie z.B. Pulver oder<br />

Granulat sieht das Profil bei Befüllung<br />

und Entleerung zumeist unterschiedlich<br />

aus. Der Winkel des Schüttkegels hängt<br />

vom Produkt selbst, der Füll- und<br />

Entleermethode und von Form und<br />

Abmessungen des Silos ab.<br />

6. Installation<br />

<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte, ebenso<br />

wie Ultraschallwandler, sollten außerhalb<br />

der Mitte zum tiefsten Punkt des<br />

Behälters ausgerichtet montiert werden.<br />

Auch hier sollte das Ende des Horns<br />

mindestens 10 mm in den Behälter<br />

ragen.<br />

Der <strong>Radar</strong>sensor wird angewinkelt<br />

montiert um immer möglichst senkrecht<br />

zur Produktoberfläche zu senden.<br />

So wird über die gesamte Füllhöhe die<br />

beste Echoamplitude erreicht.<br />

Der <strong>Radar</strong>sensor sollte abseits vom<br />

Befüllstrom und von Einbauten montiert<br />

werden um möglichst wenig<br />

Störechos zu erhalten.<br />

Abb 6.34: Für Schüttgutanwendungen<br />

werden Hornantennen verwendet. Die<br />

Antenne ist außerhalb der Mitte montiert<br />

und zum tiefsten Punkt im Silo ausgerichtet.<br />

Dies ergibt bei verschiedenen<br />

Schüttkegeln das beste Messergebnis.<br />

139


Abb. 6.35 und 6.36: Schüttkegel von typischen Schüttgutanwendungen beim Befüllen und<br />

Entleeren.<br />

Hohe Temperaturen und anhaftende Produkte<br />

Bei Anwendungen <strong>mit</strong> hohen Temperaturen<br />

oder stark anhaftenden<br />

Staubablagerungen auf der Antenne<br />

sollte diese <strong>mit</strong> Druckluft oder Stickstoff<br />

gespült werden.<br />

140<br />

Hierzu wird der Flansch von zwei<br />

gegenüberliegenden Seiten bis zum<br />

Konus der Teflonfüllung durchbohrt.<br />

An diesen Stellen kann dann die Luftbzw.<br />

Stickstoffspülung angeschlossen<br />

werden.<br />

Abb. 6.37: Luft- bzw. Stickstoffspülung<br />

zum Kühlen und Reinigen der Antenne.<br />

Luft- bzw. Stickstoff


B. Elektrische Anschlussvarianten<br />

In den vergangenen Jahren hat sich<br />

die Auswahl an unterschiedlichen<br />

<strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräten erhöht.<br />

Zudem haben sich eine Vielzahl von<br />

elektrischen Anschlussmöglichkeiten<br />

für Standard- und Ex-Anwendungen<br />

auf dem Markt etabliert. Diese<br />

umfassen 4 … 20 mA- und verschiedene<br />

Feldbussensoren. Bei der<br />

Auswahl eines <strong>Radar</strong>sensors müssen<br />

die entsprechenden Verkabelungskosten<br />

berücksichtigt werden.<br />

1. Nicht-Ex-Anwendungen<br />

a. 4 … 20 mA, Zweileiter-<strong>Radar</strong>sensor<br />

Abb. 6.38<br />

6. Installation<br />

Seit ihrer Markteinführung haben<br />

sich eigensichere Zweileiter-<br />

<strong>Radar</strong>sensoren als vollwertiger Ersatz<br />

für traditionelle Sensoren wie z.B.<br />

Differenzdruckmessumformer oder<br />

Verdränger durchgesetzt. FMCW-<br />

<strong>Radar</strong>sensoren benötigen jedoch noch<br />

immer die erhöhte Energie aus einer<br />

Vierleiterversorgung. In diesem<br />

Abschnitt werden die möglichen<br />

Beschaltungskonfigurationen für alle<br />

Arten von <strong>Radar</strong> betrachtet.<br />

b. Vierleiter-<strong>Radar</strong>sensor <strong>mit</strong> 4 … 20 mA Stromausgang<br />

Abb. 6.39<br />

4 … 20 mA, 24 VDC<br />

20/250 VAC / VDC<br />

4 … 20 mA<br />

c. HART ® -Protokoll<br />

Die meisten Zweileiter- und Vierleiter-, 4 … 20 mA <strong>Radar</strong>-Füllstandmessgeräte<br />

sind <strong>mit</strong> dem HART®-Protokoll, aufmoduliert auf dem Stromsignal,<br />

verfügbar. Dadurch wird Folgendes möglich:<br />

- Fernparametrierung <strong>mit</strong> dem HART ® -Handheld Programmiergerät<br />

- Einspeisung der HART ® -Daten direkt in das Prozessleitsystem<br />

- multi-drop Betrieb <strong>mit</strong> bis zu 16 Sensoren parallel an einem Strang<br />

141


d. Feldbus (VBUS)<br />

bis zu 15 Sensoren parallel auf zwei Drähten<br />

<strong>mit</strong> VEGALOG 571 und EV-Eingangskarten maximal 255 Messungen zusammenfassbar<br />

142<br />

VBUS<br />

VEGALOG 571 <strong>mit</strong> bis<br />

zu 255 Sensoren<br />

bis zu 15 Sensoren an<br />

einer Zweidrahtleitung<br />

verschiedene Industrie-Standard-<br />

Kommunikationen<br />

Abb. 6.40


e. Feldbus (Profibus PA)<br />

max. 32 Sensoren gemeinsam an einem Segmentkoppler<br />

Profibus PA<br />

Segmentkoppler<br />

6. Installation<br />

Profibus DP<br />

Abb. 6.41<br />

143


2. Geräte für Ex-Anwendungen<br />

a. eigensicher ia, 4 … 20 mA, Zweileiter-Sensoren <strong>mit</strong> HART ®-Protokoll<br />

Abb. 6.42<br />

b. 4 … 20 mA, Zweileiter-EEx-d-ia Sensoren <strong>mit</strong> Verkabelung<br />

in erhöhter Sicherheit.<br />

- Versorgung 12 bis 36 VDC<br />

- Zener-Barriere in integriertem Ex-d Gehäuse,<br />

eigensicherer Gehäuseteil für Sensorelektronik und zur Bedienung<br />

- keine zusätzliche Trennbarriere erforderlich<br />

Abb. 6.43<br />

144<br />

Ex-Bereich<br />

Bedienung,<br />

Display und<br />

Elektronik<br />

eigensicher<br />

ausgeführt<br />

Ex-Bereich<br />

Ex ia<br />

Ex ia<br />

Ex d<br />

Nicht-Ex-Bereich<br />

Nicht-Ex-Bereich<br />

4 … 20 mA, 24 VDC<br />

4 … 20 mA,<br />

24 VDC Ex e<br />

Zenerbarriere<br />

Zener<br />

barrier


c. Vierleiter, EEx d ia Versorgung<br />

- Versorgung 24 VDC<br />

- eigensicherer 4 … 20 mA Stromausgang<br />

4 … 20 mA<br />

eigensicher<br />

Zener<br />

barrier<br />

Ex-Bereich<br />

d. Vierleiter, 4 … 20 mA, Ex e Versorgung- Exd-Gehäuse<br />

Ex-Bereich<br />

6. Installation<br />

Ex d 24 VDC, Ex e<br />

Ex d<br />

24 VDC, Ex e<br />

4 … 20 mA<br />

Abb. 6.44<br />

Abb.6.45<br />

e. Vierleiter eigensicher (ib) <strong>mit</strong> Trennübertrager und Datenkoppler<br />

Ex d<br />

Stromversorgung<br />

Stromversorgung &<br />

digitale Kommunikation<br />

Ex-Bereich<br />

Nicht-Ex-Bereich<br />

Nicht-Ex-Bereich<br />

4 … 20 mA<br />

Nicht-Ex-Bereich<br />

Display oder<br />

Signalverarbeitungseinheit<br />

Abb.6.46<br />

145


f. Feldbus (VBUS)<br />

- max. 15 Sensoren an zwei Leitungen in Ex e, Verdrahtung in erhöhter Sicherheit<br />

- separate Energieversorgung der Sensoren in erhöhter Sicherheit<br />

146<br />

Separate<br />

Spannungsversorgung<br />

Ex e<br />

VEGALOG 571 <strong>mit</strong> bis<br />

zu 255 Sensoren<br />

VBUS<br />

bis zu 15 Sensoren an einer<br />

Zweidrahtleitung, Ex e<br />

verschiedene Industrie-<br />

Standard-Kommunikationen<br />

Abb 6.47


g. Feldbus (VBUS)<br />

- max. 15 Sensoren Ex-e (je fünf Sensoren pro Strang, drei Stränge) pro VBUS-Karte<br />

- Verdrahtung in erhöhter Sicherheit ohne externe Versorgung VBUS<br />

Fünf Sensoren an jeder Zweidrahtleitung<br />

versorgt durch diese Leitung<br />

Ex e<br />

Verkabelung<br />

VEGALOG 571<br />

6. Installation<br />

verschiedene Industrie-<br />

Standard-Kommunikationen<br />

Abb. 6.48<br />

147


h. Feldbus (VBUS)<br />

- max. 15 Sensoren, eigensicher Ex ia, pro Ausgangskarte<br />

- je 5 Sensoren pro Zweileiter- Schleife, max. 3 Schleifen pro EV-Karte<br />

148<br />

VBUS<br />

VEGALOG 571<br />

verschiedene Industrie-<br />

Standard-Kommunikationen<br />

VBUS<br />

Fünf Sensoren an einer Zweidrahtleitung<br />

eigensicher<br />

Abb. 6.49


i. Feldbus (Profibus PA)<br />

- Ex ia eigensicher, max. 8 Sensoren pro Zweiader-Schleife<br />

- Verbindung über Segmentkoppler zu Profibus DP<br />

Profibus PA<br />

Segmentkoppler<br />

6. Installation<br />

Profibus DP<br />

Acht Sensoren an<br />

einer Zweidrahtleitung eigensicher<br />

Abb. 6.50<br />

149

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