11I2010 - hoteljournal.ch
11I2010 - hoteljournal.ch
11I2010 - hoteljournal.ch
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
26 <strong>11I2010</strong>
HOTELIER-TaLk kuRT BaumgaRTnER<br />
erFolGsHotelier Kurt BaumGartner (scuol)<br />
mit PoWer<br />
an die sPitze<br />
Unglaubli<strong>ch</strong>, was der Mann in nur zehn Jahren ges<strong>ch</strong>affen hat: eine kleine, aber<br />
hö<strong>ch</strong>st erfolgrei<strong>ch</strong>e Hotelgruppe im Unterengadin. Die Zahlen spre<strong>ch</strong>en für si<strong>ch</strong>: 90<br />
bis 100 Prozent Auslastung, 80 000 Überna<strong>ch</strong>tungen, 150 Jahresangestellte, 25 000<br />
Gäste, knapp 20 Millionen Jahresumsatz, 50 Millionen Investitionen. Do<strong>ch</strong> Erfolgshotelier<br />
Kurt Baumgartner (45) ist no<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t am Ziel: In den nä<strong>ch</strong>sten zwei Jahren<br />
investiert er no<strong>ch</strong>mals 20 bis 25 Millionen in neue Projekte. Was treibt den gebürtigen<br />
Luzerner und Hobby-Radfahrer an?<br />
<strong>11I2010</strong><br />
27
Interview und Texte: Hans R. Amrein<br />
Porträt-Bilder: Tanya Hasler<br />
K<br />
urt Baumgartner, viele sagen, in der<br />
Hotellerie könne man kein gutes Geld<br />
verdienen. Sie beweisen das Gegenteil.<br />
Ihr Rezept?<br />
Ganz einfa<strong>ch</strong>: Dank einer überdur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>en<br />
Auslastung verdienen wir Geld.<br />
Geld, das wir wieder in unsere Häuser und Projekte<br />
investieren können.<br />
«Jedes ni<strong>ch</strong>t verkaufte Bett ist ein verlorenes<br />
Bett», sagt Kempinski-Chef Reto Wittwer.<br />
Ri<strong>ch</strong>tig. Leere Betten bedeuten keine Auslastung,<br />
kein Umsatz, kein Gewinn, keine Investitionen.<br />
Aber hohe Fixkosten. Ein Teufelskreis.<br />
Für «Hotelier» stieg Kurt Baumgartner ins Bad von Scuol (hier mit seinem Tö<strong>ch</strong>ter<strong>ch</strong>en).<br />
Die Kooperation zwis<strong>ch</strong>en dem öffentli<strong>ch</strong>en Engadin Bad Scuol und den Belvédère Hotels sei eine<br />
«hervorragende Win-Win-Situation», so Baumgartner.<br />
Sie haben vor elf Jahren das damals heruntergekommene<br />
Hotel Belvédère gekauft. In nur zehn<br />
Jahren haben Sie die Überna<strong>ch</strong>tungszahlen von<br />
3700 auf über 45 000 gesteigert.<br />
Am Anfang haben wir aggressiv investiert – mit<br />
dem Ziel, ein hervorragendes Vierstern-Produkt<br />
zu s<strong>ch</strong>affen.<br />
Mögli<strong>ch</strong>st jedes Zimmer verkaufen, egal zu<br />
wel<strong>ch</strong>em Preis, könnte man dem au<strong>ch</strong> sagen.<br />
Das führt do<strong>ch</strong> zwangsläufig zu Preisdumping.<br />
Nein, ni<strong>ch</strong>t bei uns! Was wir dem Gast bieten,<br />
sind sehr attraktive Preise. Und vor allem ein<br />
überdur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>es Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />
Das hat si<strong>ch</strong> inzwis<strong>ch</strong>en herumgespro<strong>ch</strong>en.<br />
Deshalb erzielen wir eine derart gute Auslastung.<br />
Die Hotellerie ist wie das Airline-Business: Der<br />
Flieger muss voll, beziehungsweise ausgelastet<br />
sein. Die Zimmerauslastung ist das A und O der<br />
Hotelbran<strong>ch</strong>e.<br />
Kurt Baumgartner ist ein Familienmens<strong>ch</strong> (hier posiert er mit seiner Frau Julia und den Kindern<br />
auf der grossen Terrasse des Hotels Belvédère). Familiäre Atmosphäre soll au<strong>ch</strong> in den Hotels eine<br />
Rolle spielen. Baumgartner sagt: «Wir sind ja kein amerikanis<strong>ch</strong>er Investmentfonds.»<br />
Wie ho<strong>ch</strong> ist denn nun die Auslastung in den drei<br />
Baumgartner-Hotels?<br />
Im Belvédère liegt sie bei 95 bis 98 Prozent (auf<br />
365 Öffnungstage gere<strong>ch</strong>net), im Dreistern-Haus<br />
Belvair bei 90 Prozent (auf 330 Tage gere<strong>ch</strong>net)<br />
und im Guarda Val, unserem Vierstern-Boutique-<br />
Hotel, bei 65 bis 70 Prozent, auf 270 Tage gere<strong>ch</strong>net,<br />
wobei wir das Haus ja erst im Mai 2009 übernommen<br />
haben.<br />
Das sind Spitzenwerte, absolut einmalig in der<br />
S<strong>ch</strong>weizer Ferien-Hotellerie. Viele Hoteliers wären<br />
mehr als glückli<strong>ch</strong>, sie würden nur annähernd sol<strong>ch</strong>e<br />
Zahlen errei<strong>ch</strong>en. Wie s<strong>ch</strong>affen Sie das?<br />
Es gibt vers<strong>ch</strong>iedene Erfolgsfaktoren: die Lage<br />
im Unterengadin, die Nähe zum S<strong>ch</strong>weizer Nationalpark,<br />
die wunderbare Bergnatur, Scuol als<br />
Bäder- und Wellnessdestination, unsere Investitionspolitik<br />
der letzten Jahre, unser motiviertes<br />
Team. Meine Kollegen sagen immer: Kurt, Du bist<br />
privilegiert, denn Du hast das öffentli<strong>ch</strong>e Engadin-Bad<br />
direkt vor der Tür. I<strong>ch</strong> sage nur: Meine<br />
Vorgänger hatten das Bad au<strong>ch</strong> direkt vor der Tür<br />
– und sind trotzdem Konkurs gegangen.<br />
Der Hotelier und seine Frauen-Crew: Sandy Lindemann (stv. Direktorin), Liane Szalek (Chef de<br />
Service), Esther Rausa (Leiterin Administration/HR), Nina Stöcklin (Front Office Managerin).<br />
Dank der Kooperation mit dem öffentli<strong>ch</strong>en<br />
Engadin Bad Scuol konnten Sie Investitionen<br />
(in den Spa-Berei<strong>ch</strong>) von 20 bis 30 Millionen<br />
umgehen.<br />
28 <strong>11I2010</strong>
HOTELIER-Talk KuRT BaumgaRTnER<br />
Ja, das hat was, wobei wir dem Engadin Bad einen anständigen Eintrittspreis<br />
bezahlen. Do<strong>ch</strong> für beide, das Bad und die Hotels, ist das<br />
eine hervorragende Win-Win-Situation.<br />
Als Sie vor elf Jahren das Belvedere na<strong>ch</strong> dem Konkurs von den<br />
Banken erwerben konnten, was haben Sie zuerst gema<strong>ch</strong>t?<br />
Das Hotel war komplett am Boden! Zuerst haben wir die Lobby<br />
umgebaut, denn sie ist die erste Visitenkarte eines Hotels. Dann<br />
haben wir, wie gesagt, sehr aggressiv ins ganze Haus investiert.<br />
Aggressiv investieren, das tönt s<strong>ch</strong>ön und gut. Aber woher nimmt<br />
man die nötigen Mittel? Sie hatten ja nie einen Mäzen oder eine<br />
Hotelgruppe im Hintergrund.<br />
Wir hatten den Vorteil, dass wir das Hotel zu einem vernünftigen<br />
Preis aus dem Konkurs direkt von der Bank erwerben konnten,<br />
damit hatten wir au<strong>ch</strong> die Bank wieder im Boot. Und die Bank hatte<br />
grosses Interesse, dass das Haus wieder auf Vordermann kommt.<br />
Do<strong>ch</strong> wir mussten dann gute Zahlen liefern, denn die Banken wollen<br />
nur eines: na<strong>ch</strong>haltige, gute Zahlen sehen.<br />
Die Hotellerie ist wie das<br />
aIrline-Business: Der Flieger<br />
muss voll sein.<br />
Sie hatten damals kein eigenes Kapital oder Vermögen, das Sie<br />
einsetzen konnten.<br />
Ja, aber unser Businessplan war sehr gut, sodass die Banken und<br />
andere Gläubiger bei der Finanzierung mitgeholfen haben.<br />
Das Geld musste ja irgendwie abgesi<strong>ch</strong>ert sein.<br />
Wir haben für rund 3,6 Millionen Bürgs<strong>ch</strong>aften und Si<strong>ch</strong>erheiten hinterlegt.<br />
Dazu kamen Versi<strong>ch</strong>erungen und vieles mehr. Die Banken<br />
wollten sehen, dass wir uns persönli<strong>ch</strong> und na<strong>ch</strong>haltig engagieren.<br />
Was stand denn damals im Businessplan? Was war Ihre Vision?<br />
Das Belvédère sollte ein Ganzjahres-Ferien- und Wellnesshotel<br />
werden, das eine Kooperation mit dem öffentli<strong>ch</strong>en Engadin Bad<br />
eingeht.<br />
Wellnesshotels gab es au<strong>ch</strong> vor elf Jahren viele in der S<strong>ch</strong>weiz …<br />
Aber kein Wellnesshotel in der wunders<strong>ch</strong>önen, einmaligen Natur<br />
des Unterengadins!<br />
Die Jahre zwis<strong>ch</strong>en 2000 und 2005 waren Erfolgsjahre. Es ging<br />
ständig aufwärts mit dem Hotel.<br />
Ri<strong>ch</strong>tig, wir erlebten einen wahren Boom. S<strong>ch</strong>ritt für S<strong>ch</strong>ritt wurde<br />
dann in die Zimmer investiert, später kam der eigene Belvédère-<br />
Spa mit Beauty- und Massage-Anwendungen, Sauna und Dampfbad<br />
dazu …<br />
Sie haben jeden verdienten Franken in das Haus investiert.<br />
So war und ist es. Während der letzten zehn Jahre haben wir<br />
uns keine Dividende ausbezahlt. Jeder Rappen wurde ins Hotel<br />
gesteckt.<br />
1999 haben Sie das marode Hotel übernommen – und kurz<br />
darauf setzte der Boom ein. Das ging unglaubli<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>nell.<br />
Die Gründe?<br />
Erstens haben wir auf den ri<strong>ch</strong>tigen Ar<strong>ch</strong>itekten gesetzt. Dann<br />
wurde der Vereina-Tunnel geöffnet. Wäre der Tunnel ni<strong>ch</strong>t entstanden,<br />
hätten wir das Hotel ni<strong>ch</strong>t übernommen. Zudem hatte das<br />
Haus die ri<strong>ch</strong>tige Grösse, und es stand an der ri<strong>ch</strong>tigen Lage. Und<br />
das gute konjunkturelle Umfeld war ein weiterer Erfolgsfaktor. ›<br />
DIE HOTELs<br />
Belvédère Hotels Scuol ist eine Hotelgruppe im Unterengadiner<br />
Tourismuszentrum Scuol. Sie bes<strong>ch</strong>äftigt rund 160<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und besitzt drei Hotels,<br />
ein SPA und ein Restaurant – das Hotel Belvédère mit dem<br />
SPA Vita Nova, das Romantik- und Boutique-Hotel Guarda<br />
Val mit Gourmet-Restaurant und Wellnessberei<strong>ch</strong> «San tras<br />
aua», das Badehotel Belvair im Bäderkomplex des Engadin<br />
Bad Scuol und das Restaurant Nam Thai. Laut Rating<br />
2010 von «Sonntags-Zeitung» und «Bilanz» gehören das<br />
Hotel Belvédère und das Romantik- und Boutique-Hotel<br />
Guarda Val zu den «besten 50 Wellness- und Ferienhotels<br />
der S<strong>ch</strong>weiz». Die Gruppe der Belvédère Hotels Scuol ist im<br />
Besitz von Kurt und Julia Baumgartner.<br />
DIE ErfOLgssTORy<br />
1876 eröffnete das Hotel Belvédère in Scuol und feierte<br />
zusammen mit dem S<strong>ch</strong>weizer Tourismus seine erste Blütezeit.<br />
1999 übernahm die heutige Besitzerfamilie Baumgartner<br />
das Hotel für rund 7 Mio. Franken und ma<strong>ch</strong>te es<br />
S<strong>ch</strong>ritt für S<strong>ch</strong>ritt zu einem der besten Hotels im Unterengadin.<br />
Sie verhalf dem Vierstern-Superior-Hotel zu neuem<br />
Glanz und Erfolg, kaufte 2004 das Badehotel Belvair und<br />
eröffnete 2009 das erste S<strong>ch</strong>weizer Romantik- und Boutique-Hotel<br />
Guarda Val. Fast 50 Millionen Franken investierte<br />
die Familie von 1999 bis 2009 in das Unternehmen –<br />
finanzielle Mittel, wel<strong>ch</strong>e dur<strong>ch</strong> die Betriebe erarbeitet<br />
wurden!<br />
In dieser Zeitspanne explodierten die Logiernä<strong>ch</strong>te von<br />
3700 auf über 80 000, die drei Hotels sind zu beinahe<br />
100 Prozent ausgebu<strong>ch</strong>t und die Zahl der Bes<strong>ch</strong>äftigten<br />
stieg von 13 auf 160. Dur<strong>ch</strong> die heutige Grösse der Hotelgruppe<br />
können die Betriebe ganzjährig ausgelastet werden.<br />
Dank dem hoteleigenen SPA Vita Nova geniessen Gäste<br />
ein umfassendes Wellness-Angebot in einem ar<strong>ch</strong>itektonis<strong>ch</strong>en<br />
Highlight von Renato Maurizio; dank dem direkten<br />
Ans<strong>ch</strong>luss der Hotels über eine beheizte Passerelle können<br />
sie im Bademantel das 13 000 Quadratmeter grosse Engadin<br />
Bad Scuol errei<strong>ch</strong>en. Dort geniessen sie unabhängig<br />
vom Wetter 365 Tage im Jahr die Bädertradition des Engadins<br />
– mit Wellness, Römis<strong>ch</strong>-Iris<strong>ch</strong>em Bad und Aussenbecken<br />
sowie – im ärztli<strong>ch</strong> geleiteten medizinis<strong>ch</strong>en Therapiezentrum<br />
– einem umfassenden Gesundheitsangebot, wel<strong>ch</strong>es<br />
von Versi<strong>ch</strong>erungen anerkannt wird.<br />
DIE neuen PROjekTE<br />
Die nä<strong>ch</strong>sten Ausbauetappen sind bereits geplant. Das<br />
Erdges<strong>ch</strong>oss im Badehotel Belvair soll zu einem Bistro ausgebaut<br />
werden, alle Hotels der Gruppe sollen CO2-neutral<br />
beheizt werden. Zwis<strong>ch</strong>en dem neuen Romanitk- und Boutique-Hotel<br />
Guarda Val und dem Hotel Belvédère entstehen<br />
2011 zwei weitere Gebäude, die si<strong>ch</strong> ar<strong>ch</strong>itektonis<strong>ch</strong><br />
ins historis<strong>ch</strong>e Ortsbild von Scuol einfügen. Sie beherbergen<br />
weitere Hotelzimmer, mehrere Boutiquen, ein Coiffeurges<strong>ch</strong>äft<br />
sowie zehn bis zwölf luxuriöse Eigentumswohnungen.<br />
Eine Passerelle wird das Guarda Val, die beiden neuen<br />
Gebäude und das Hotel Belvédère unterirdis<strong>ch</strong> verbinden,<br />
sodass alle Gäste im Bademantel vom Zimmer ins Engadin<br />
Bad Scuol gelangen oder ohne Regens<strong>ch</strong>irm und Winterjacke<br />
die vers<strong>ch</strong>iedenen Restaurants besu<strong>ch</strong>en können. Hotelier<br />
Baumgartner ist überzeugt: «Das touristis<strong>ch</strong>e Potenzial<br />
der Nationalparkregion Unterengadin ist no<strong>ch</strong> lange ni<strong>ch</strong>t<br />
ausges<strong>ch</strong>öpft.»<br />
www.belvedere-scuol.<strong>ch</strong><br />
<strong>11I2010</strong><br />
29
2004 haben Sie das Dreistern-Hotel Belvair übernommen,<br />
2007 entstand der Neu-Anbau «Ala<br />
Nova» beim Belvédère, 2008 haben Sie das Thai-<br />
Restaurant im Bad eröffnet, 2009 folgte das Boutique-Hotel<br />
Guarda Val …<br />
Ja, das war wie ein S<strong>ch</strong>neeballeffekt. Allein in<br />
den Neubau «Ala Nova» haben wir 9,5 Millionen<br />
investiert.<br />
Und es geht glei<strong>ch</strong> weiter: Kurt Baumgartner findet<br />
keine Ruhe und investiert fris<strong>ch</strong> und fröhli<strong>ch</strong><br />
in weitere Projekte.<br />
Im nä<strong>ch</strong>sten Jahr entstehen zwis<strong>ch</strong>en Guarda<br />
Val und Belvédère zwei neue Gebäudekuben mit<br />
weiteren Hotelzimmern, zehn bis zwölf Appartements,<br />
mehreren Boutiquen, Coiffeurshop, Seminarräumen<br />
und Büros für die Verwaltung. Zudem<br />
wird das ganze Erdges<strong>ch</strong>oss im Belvair umgebaut.<br />
Da entsteht ein Bistro. Im alten Belvédère ma<strong>ch</strong>en<br />
wir neue Nasszellen und eine CO2-neutrale Heizungszentrale.<br />
Das Investitionsvolumen beträgt<br />
rund 20 bis 25 Millionen.<br />
Einer der wi<strong>ch</strong>tigsten Erfolgsfaktoren ist das<br />
hervorragende Preis-Leistungs-Verhältnis, wie Sie<br />
betonen. Der Gast kriegt hier viel Leistung für<br />
wenig Geld. Viel Leistung bedeutet aber au<strong>ch</strong> viel<br />
Aufwand. Wie re<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> das?<br />
Dur<strong>ch</strong> hohe Auslastung!<br />
Impressionen aus dem Belvédère<br />
Sie bieten eine Art «Discount-Ferien» an?<br />
Nein, aber man kann hier für 140 bis 240 Franken<br />
(pro Person und Tag) Ferien ma<strong>ch</strong>en – und<br />
alles ist dabei: Frühstücksbüfett, Abendessen mit<br />
kreativem Fünfgang-Menü, 13 000 Quadratmeter<br />
Wellness mit diversen Bädern, Fitness, Bergbahnen,<br />
Postauto, Rhätis<strong>ch</strong>e Bahn …<br />
Kurt Baumgartner verkauft seine Hotels in erster<br />
Linie über den Preis.<br />
Nein, über die Qualität.<br />
Wie lautet Ihre Marketingphilosophie?<br />
Das beste Marketing ist das Produkt selber!<br />
Die Gäste kommen, sind begeistert und kehren<br />
zurück. Und vor allem: zufriedene Gäste ma<strong>ch</strong>en<br />
eine tolle Mund-zu-Mund-Propaganda.<br />
Wie ho<strong>ch</strong> der Anteil Stammgäste?<br />
Sehr ho<strong>ch</strong>! Si<strong>ch</strong>er zwis<strong>ch</strong>en 50 und 60 Prozent.<br />
Wie vermarkten Sie Ihre Hotels in der übrigen<br />
S<strong>ch</strong>weiz und im Ausland? Haben Sie eine Werbestrategie?<br />
Klassis<strong>ch</strong>e Eigenwerbung bringt ni<strong>ch</strong>ts. Wi<strong>ch</strong>tig<br />
ist unser Kooperationsnetzwerk, bestehend<br />
aus Tourismusorganisationen, Private Selection<br />
Hotels, Graubünden Tourismus usw. Aber die<br />
beste Werbung ma<strong>ch</strong>en unsere Stammgäste.<br />
Wie würden Sie das Produkt «Belvédère Hotels<br />
Scuol» positionieren?<br />
Was sind wir? Ein Ferienhotel? Ein Familienhotel?<br />
Ein Wellnesshotel? I<strong>ch</strong> habe mit dieser Positionierungsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
ein wenig Mühe. Das Belvédère<br />
ist Vierstern-Superior-Ferienhotel, das zu<br />
95 Prozent von Individualgästen lebt. Ein Drei-<br />
Generationenhaus. Zielgruppe: mittlere bis obere<br />
Einkommenskategorie.<br />
30 <strong>11I2010</strong>
HOTELIER-Talk KuRT BaumgaRTnER<br />
Sie spre<strong>ch</strong>en vers<strong>ch</strong>iedene Kundensegmente<br />
an – Familien, Rentner, Junge, Sportler,<br />
Badende …<br />
Ri<strong>ch</strong>tig, je na<strong>ch</strong> Jahreszeit sind das völlig vers<strong>ch</strong>iedene<br />
Gästesegmente. Im Winter ist es der sportli<strong>ch</strong>e<br />
Skigast, im Frühling der Kurgast, im November<br />
der Wellnessgast …<br />
Und im Belvair logieren die Rentner.<br />
Da steigen in der Tat eher ältere Kunden ab. Kategorie<br />
50 plus. Ein Dreistern-Haus, gute Gastronomie,<br />
gepflegt, alles ein wenig einfa<strong>ch</strong>er. Das Boutique-Hotel<br />
Guarda Val hingegen ist unser Individualistenhaus.<br />
Keine Kinder, keine Halbpension,<br />
hervorragende Kü<strong>ch</strong>e, s<strong>ch</strong>öne Weine, obere Einkommenskategorie.<br />
Spre<strong>ch</strong>en wir über Ihre Preispolitik. Je na<strong>ch</strong> Jahreszeit,<br />
na<strong>ch</strong> Angebot und Na<strong>ch</strong>frage sinken oder<br />
steigen die Zimmerpreise. Yield-Management ist<br />
im Hause Baumgartner eine Realität.<br />
Ri<strong>ch</strong>tig, unser zentrales Reservationsbüro –<br />
zuständig für alle drei Hotels – lanciert gezielt<br />
Sonderangebote und Aktionen. Sol<strong>ch</strong>e Aktionen<br />
sind aber immer zeitli<strong>ch</strong> begrenzt! Von Preisdumping<br />
kann keine Rede sein.<br />
Sie sind ein Ganzjahresbetrieb, haben 365 Tage<br />
im Jahr geöffnet. Au<strong>ch</strong> im April und November,<br />
wenn die meisten Ferienhotels in der Bergen<br />
ges<strong>ch</strong>lossen sind. Warum ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong> Sommerund<br />
Wintersaison?<br />
Als Bäder- und Wellness-Destination sind wir<br />
unabhängig vom Wetter und der Jahreszeit. Unser<br />
Vorteil. Und als Ganzjahresbetrieb bieten wir<br />
unseren Mitarbeitenden eben Ganzjahresjobs.<br />
Ein weiterer Vorteil, wenn es um die Personalrekrutierung<br />
geht. Es ist ni<strong>ch</strong>t einfa<strong>ch</strong>, gute Leute<br />
hier ins Unterengadin zu holen.<br />
Der Hotelier ist als Gastgeber ein Idealist, andererseits<br />
muss er – als Unternehmer – knallhart<br />
re<strong>ch</strong>nen. Wie s<strong>ch</strong>affen Sie diesen Spagat?<br />
Es brau<strong>ch</strong>t Leidens<strong>ch</strong>aft, Herzblut und Engagement<br />
in der Hotellerie. Das ist unbestritten. Aber<br />
i<strong>ch</strong> muss mir immer au<strong>ch</strong> bewusst sein: Die Hotellerie<br />
ist kein Hobby, es ist ein hartes Ges<strong>ch</strong>äft. I<strong>ch</strong><br />
muss Geld verdienen. Viele Hoteliers vergessen<br />
das. Freude und Emotionen folgen zwangsläufig,<br />
wenn die Zahlen stimmen. Aber wenn die Zahlen<br />
ni<strong>ch</strong>t stimmen …<br />
… ist die Freude weg und Sie haben s<strong>ch</strong>laflose<br />
Nä<strong>ch</strong>te.<br />
Sie sagen es. I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>lafe übrigens tief und sehr gut!<br />
Kein Wunder, bei diesen Zahlen. Was aber, wenn<br />
die Auslastung mal unter 50 oder 60 Prozent<br />
sinkt?<br />
Dann müsste i<strong>ch</strong> mir in der Tat etwas Besonderes<br />
einfallen lassen. Ein Risiko, dessen i<strong>ch</strong><br />
mir bewusst bin. Do<strong>ch</strong> als Hotelinhaber und<br />
selbstständiger Unternehmer habe i<strong>ch</strong> gegenüber<br />
Hotelmanagern einen Vorteil: I<strong>ch</strong> kann s<strong>ch</strong>nell<br />
und unbürokratis<strong>ch</strong> ents<strong>ch</strong>eiden.<br />
Wie wi<strong>ch</strong>tig ist es, dass Sie als Hotelier an der<br />
Front präsent sind?<br />
Unheimli<strong>ch</strong> wi<strong>ch</strong>tig! Wir sind ja kein amerika- ›<br />
<strong>11I2010</strong><br />
Das Haupthaus: Belvédère.<br />
Das Badehotel: Belvair.<br />
Das Boutique-Hotel: Guarda Val.<br />
Belvédère Hotels Scuol<br />
(Hotels Belvédère, Belvair, Guarda<br />
Val, Restaurant Nam Thai)<br />
KlassifizIERung: Belvédère 4 Sterne Superior;<br />
Belvair 3 Sterne; Guarda Val 4 Sterne<br />
Eröffnung: Belvédère 1876 (Übernahme 1999),<br />
Belvair 1989 (Übernahme 2004), Guarda Val 1864<br />
(Übernahme 2008)<br />
InhaBER: Kurt und Julia Baumgartner<br />
DIREkTIOn: Belvédère: Kurt und Julia Baumgartner;<br />
Vize-Direktion: Sandy Lindemann<br />
Belvair: Angelo und Esther Rausa-Zettel;<br />
Guarda Val: Heribert und Silvia Dietri<strong>ch</strong><br />
zImmER: Belvédère 72; Belvair 33; Guarda Val 36<br />
BETTEn: Belvédère 134; Belvair 66; Guarda Val 72<br />
mITaRBEITEnDE total: Belvédère 92; Belvair 28;<br />
Guarda Val 30<br />
LERnenDE: Belvédère 5;<br />
Belvair und Guarda Val 2<br />
Restaurants: 4, unterteilt in<br />
mehrere Säle mit gesamt 330<br />
Sitzplätzen<br />
Bar: rund 220 Sitzplätze in drei Bars<br />
inkl. Belvédère Bar & Wein Lounge<br />
TERRassen/<br />
GaRTEnREstaurants:<br />
3 Terrassen mit 280 Plätzen<br />
Dur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nITTLIcHER<br />
zImmERPREIs: 300 Franken<br />
(Zimmer Frühstück = ZF)<br />
mIn. ZimmERPREIs:<br />
230 Franken (ZF) in der Vorsaison<br />
Max. ZimmERPREIs:<br />
600 Franken (ZF) über Silvester<br />
HERkunft der GäsTE:<br />
S<strong>ch</strong>weiz 85 %, Deuts<strong>ch</strong>land 10 %,<br />
übrige Länder 5 %<br />
fERIEngäsTE: 97 Prozent<br />
sEminar-GäsTE: 3 Prozent<br />
AuslänDIscHE GäsTE: 15 Prozent<br />
BankETT- und Seminarräume:<br />
3<br />
WELLness/sPa: Eigene Anlagen im<br />
Guarda Val und Belvedere mit total<br />
9 Anwendungskabinen und zwei<br />
Saunalands<strong>ch</strong>aften, dazu direkter<br />
Zugang der Hotels Belvédère und<br />
Belvair (ab Winter 2011/2012 au<strong>ch</strong><br />
Guarda Val) ins Engadin Bad Scuol mit<br />
13 000 m 2 Wellnesszone<br />
ParkPLätze/Parkhaus: 73 in<br />
zwei Tiefgaragen, 60 Aussenplätze<br />
Betriebszahlen<br />
ÜBERnacHTungen pro JaHR:<br />
80 000<br />
zImmERauslastung: Belvédère<br />
95 %, Belvair 84 %, Guarda Val<br />
66 % (alle drei Hotels auf 365 Tage<br />
gere<strong>ch</strong>net)<br />
JaHREsumsatz: 19 Mio. Franken<br />
in allen drei Betrieben (Belvédère<br />
11,2 Mio.; Belvair 4,4 Mio., Guarda<br />
Val 3,4 Mio.)<br />
AnTEIL F&B am Gesamtumsatz:<br />
35 % Beherbergungsmoyenne:<br />
113 Franken über alle 3 Betriebe<br />
REVPAR: 171 Franken über alle 3<br />
Betriebe<br />
WaREnREnDITE: 65 %<br />
aDREsse:<br />
Belvedere Hotels Scuol, 7550 Scuol<br />
www.belvedere-hotels.<strong>ch</strong><br />
info@belvedere-scuol.<strong>ch</strong><br />
31
Impressionen aus dem Guarda Val<br />
32 <strong>11I2010</strong>
HOTELIER-Talk KuRT BaumgaRTnER<br />
nis<strong>ch</strong>er Investmentfonds, sondern ein persönli<strong>ch</strong><br />
geführter Familienbetrieb. Der Gast s<strong>ch</strong>ätzt es,<br />
wenn er den Hotelier kennt.<br />
Sie gelten als innovativer, ideenrei<strong>ch</strong>er<br />
Hotelier.<br />
Innovation hat sehr viel mit Investition zu tun.<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Sie können nur innovativ sein, wenn Sie laufend<br />
investieren.<br />
Sie haben in den letzten Jahren über 50 Millionen<br />
investiert.<br />
Ja, etwa 55 Millionen. Und in den nä<strong>ch</strong>sten zwei<br />
Jahren folgen weitere 20 bis 25 Millionen. Übrigens:<br />
Alle Investitionen wurden oder werden über<br />
das operative Ges<strong>ch</strong>äft finanziert. Hinter dem<br />
Baumgartner steckt kein rei<strong>ch</strong>er Mäzen!<br />
Sie verkaufen heute über 80 000 Überna<strong>ch</strong>tungen<br />
im Jahr. Fazit: knapp 20 Millionen Jahresumsatz.<br />
Ein Spitzenwert!<br />
Im Kanton Graubünden gehören wir mit 80 000<br />
Logiernä<strong>ch</strong>ten si<strong>ch</strong>er zu den ganz Grossen.<br />
I<strong>ch</strong> kenne keinen S<strong>ch</strong>weizer Hotelier, der in nur<br />
zehn Jahren eine kleine, feine Hotelgruppe mit<br />
sol<strong>ch</strong>en Erfolgszahlen aufgebaut hat. Eine ungewöhnli<strong>ch</strong>e<br />
Leistung.<br />
Es ma<strong>ch</strong>t mir viel Spass.<br />
Würden Sie ein 18-Punkte-Restaurant mit 35<br />
Sitzplätzen eröffnen?<br />
Nie im Leben! Das re<strong>ch</strong>net si<strong>ch</strong> nie.<br />
Und eine Pizzeria mit 150 Sitzplätzen?<br />
Au<strong>ch</strong> kein Thema. Passt ni<strong>ch</strong>t zu unserer Ge -<br />
s<strong>ch</strong>äftsphilosophie.<br />
Au<strong>ch</strong>, wenn Sie damit eine Menge Geld<br />
verdienen könnten?<br />
Au<strong>ch</strong> dann ni<strong>ch</strong>t.<br />
Wie lautet Ihre Investitionspolitik?<br />
Ri<strong>ch</strong>tig, sinnvoll und na<strong>ch</strong>haltig investieren.<br />
Was ist eine sinnvolle Investition?<br />
Man sollte in die Zimmer investieren. Investitionen<br />
in Wellness nur, wenn es au<strong>ch</strong> Sinn ma<strong>ch</strong>t.<br />
Hände weg von Nebenges<strong>ch</strong>äften. Warum soll<br />
i<strong>ch</strong> als Hotelier ein Fitnesscenter, einen Coiffeursalon<br />
oder ein Veloladen betreiben? Das ma<strong>ch</strong>en<br />
andere besser.<br />
Was würden Sie nie aus der Hand geben?<br />
Die Finanzen, inklusive Preispolitik.<br />
Sie sind in den Hotels stets präsent. Man sieht<br />
Sie in der Lobby neue Gäste begrüssen, auf<br />
der Terrasse Kissen s<strong>ch</strong>ütteln, Teller und Gläser<br />
abräumen. Sind Sie ein Workaholic?<br />
<strong>11I2010</strong><br />
I<strong>ch</strong> arbeite s<strong>ch</strong>on sehr gerne. Viele reden von<br />
Burnout, Stress und sol<strong>ch</strong>en Dingen. Aber i<strong>ch</strong><br />
empfinde meinen Job als positiven Stress.<br />
Nie müde, etwas ausgebrannt?<br />
Natürli<strong>ch</strong> gibt es Phasen, wo i<strong>ch</strong> auftanken muss.<br />
Dann steige i<strong>ch</strong> auf mein Velo, ma<strong>ch</strong>e eine Tour<br />
und geniesse die wundervolle Natur des Engadins.<br />
Was treibt Sie an als Hotelunternehmer? Warum<br />
gehen Sie finanzielle Risiken ein, investieren Millionen<br />
und expandieren in Zeiten, wo andere auf<br />
die Bremse treten?<br />
Wir hatten das Glück, in den letzten Jahren stets<br />
volle Betten gehabt zu haben. Wenn man voll belegt<br />
ist, gibt es zwei Varianten: Preise erhöhen oder<br />
Kapazitäten erhöhen. Preise erhöhen ist gefährli<strong>ch</strong>,<br />
das muss man si<strong>ch</strong> gut überlegen. Wir haben uns<br />
für die zweite Variante ents<strong>ch</strong>ieden. Das Ziel eines<br />
Hoteliers muss sein: 365 Tage offen, 100-prozentige<br />
Auslastung – und das zu mögli<strong>ch</strong>st hohen Preisen.<br />
Die grossen Hotelketten ma<strong>ch</strong>en es uns vor.<br />
Hotels sollten eine bestimmte Grösse haben.<br />
Absolut. Und i<strong>ch</strong> frage mi<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on, wohin die<br />
Reise der S<strong>ch</strong>weizer Klein-Hotellerie geht. Wie<br />
wollen Sie als «Haus Erika» oder «Hotel Alpenblick»<br />
mit 15 oder 20 Betten überleben?<br />
Das kleine «Hotelimperium» der Baumgartners<br />
wä<strong>ch</strong>st und wä<strong>ch</strong>st. Wo sind die Grenzen?<br />
Unsere Parzellen sind nä<strong>ch</strong>stens ausges<strong>ch</strong>öpft.<br />
Ein weiteres Hotel übernehmen.<br />
Jetzt heisst es zuerst einmal konsolidieren. I<strong>ch</strong><br />
kann ja ni<strong>ch</strong>t das ganze Dorf übernehmen.<br />
Warum ni<strong>ch</strong>t ein Hotel in der Lenzerheide,<br />
in Davos oder Arosa?<br />
Nein! Unsere Welt ist und bleibt Scuol im Unterengadin.<br />
Da habe i<strong>ch</strong> alles persönli<strong>ch</strong> im Griff,<br />
da bin i<strong>ch</strong> präsent und nahe bei meinen Gästen.<br />
Was, wenn der «Hotelkönig von Scuol» eines<br />
Tages ni<strong>ch</strong>t mehr mag und abtritt?<br />
I<strong>ch</strong> bin jetzt 50 und habe na<strong>ch</strong> wie vor den Plaus<strong>ch</strong>.<br />
Wir haben vier Kinder. Viellei<strong>ch</strong>t steigt eines später<br />
mal in die Hotellerie ein. Wi<strong>ch</strong>tig ist, dass wir<br />
unsere Investitionsfähigkeit und Konstanz erhalten<br />
können.<br />
Was, wenn Ihnen morgen ein Investor 50<br />
Millionen bietet?<br />
Den gab es tatsä<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on. Geld i<strong>ch</strong> wi<strong>ch</strong>tig,<br />
aber ni<strong>ch</strong>t der einzige Antrieb in der Hotellerie.<br />
Solange mir das Hotel Freude ma<strong>ch</strong>t, bleibe i<strong>ch</strong><br />
Hotelier. Und es ma<strong>ch</strong>t mir tägli<strong>ch</strong> enorm Freude.<br />
Was würden Sie mit den 50 Millionen<br />
ma<strong>ch</strong>en?<br />
Wahrs<strong>ch</strong>einli<strong>ch</strong> ein Hotel kaufen.<br />
H<br />
Hut ab! Was Kurt Baumgartner im kleinen<br />
Scuol im Unterengadin aufgebaut<br />
hat, verdient Respekt. Zu Re<strong>ch</strong>t<br />
wurde er zum «Bündner des Jahres<br />
2010» gewählt. Andere Hoteliers klagen,<br />
weil sie zu wenig Betten haben.<br />
Baumgartner baut S<strong>ch</strong>ritt für S<strong>ch</strong>ritt<br />
seine Hotels aus und verfügt heute<br />
über eine Grösse, die es ihm erlaubt,<br />
seine Betriebe ganzjährig auszulasten.<br />
Andere Hoteliers klagen, weil die Banken<br />
den Kredithahn zudrehen. Fazit:<br />
Investitionsstau. Baumgartner verdient<br />
– dank überdur<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>nittli<strong>ch</strong>er Auslastung<br />
– gutes Geld, das er sofort wieder<br />
in seine Hotels investiert. Fast 55 Millionen<br />
hat der Mann in nur zehn Jahren<br />
investiert. Ohne Mäzen im Hintergrund!<br />
Geld, das seine Betriebe hart erarbeitet<br />
haben. Alle spre<strong>ch</strong>en von Kooperationen.<br />
Baumgartner spri<strong>ch</strong>t ni<strong>ch</strong>t nur<br />
davon, er handelt und kooperiert – mit<br />
dem öffentli<strong>ch</strong>en Engadin Bad, mit Lieferanten<br />
und Bergbahnen. Der Hotelier<br />
gehört an die Front, sagen viele. Baumgartner<br />
ist stets präsent und «spielt»<br />
seine Gastgeberrolle perfekt. Sti<strong>ch</strong>wort<br />
«Positionierung». Baumgartner setzt<br />
drei komplett vers<strong>ch</strong>iedene Konzepte<br />
um, die unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>e Zielgruppen<br />
anspre<strong>ch</strong>en. Und er hat Erfolg. Andere<br />
Hoteliers stehen auf der Kostenbremse<br />
und bauen Arbeitsplätze ab. Baumgartner<br />
hat am Anfang 13 Leute bes<strong>ch</strong>äftigt,<br />
heute sind es 160. Er ist einer der<br />
grössten Arbeitgeber in der Region.<br />
Andere Hoteliers kaufen billig im Ausland<br />
ein, wenn sie ihre Häuser sanieren.<br />
Baumgartner setzt auf lokale Handwerker<br />
und leistet so seinen Beitrag zur<br />
Werts<strong>ch</strong>öpfung in der Region.<br />
FazIT: Kurt Baumgartner ist einer der<br />
innovativsten, mutigsten und kreativsten<br />
Hotelunternehmer der S<strong>ch</strong>weiz.<br />
Denn er s<strong>ch</strong>afft den Spagat zwis<strong>ch</strong>en<br />
«Geld und Geist», do<strong>ch</strong> er ist si<strong>ch</strong> stets<br />
bewusst: Die Hotellerie ist kein Hobby.<br />
Es ist ein knallhartes Ges<strong>ch</strong>äft.<br />
33