Lebenslange Leselust - Ministerium - Rheinland-Pfalz
Lebenslange Leselust - Ministerium - Rheinland-Pfalz
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Vorwort des Ministers<br />
Vorwort der Ministerin<br />
Sehr geehrte Leser,<br />
sehr geehrte Leserinnen,<br />
die 5. Sonderausgabe des rheinland-pfälzischen<br />
Senioren-Infos „Spätlese“ setzt sich mit dem Thema<br />
Alter und Lesen auseinander und will älteren<br />
Menschen und Leseinteressierten in verschiedener<br />
Hinsicht praktische Hilfen und Empfehlungen vermitteln.<br />
Im Mittelpunkt dieser Ausgabe stehen Beschreibungen<br />
von Büchern, die vor allem ältere Menschen<br />
ansprechen. Die Darstellung ist gegliedert in<br />
verschiedene Themengebiete. Aus dem immens<br />
großen Angebot kann nur eine bestimmte Auswahl<br />
präsentiert werden. Ich danke in diesem<br />
Zusammenhang der Stiftung Lesen und der Projektleiterin,<br />
Frau Sigrid Strecker, für ihre engagierte<br />
und aufgeschlossene Zusammenarbeit sowie die<br />
kompetente und fachlich orientierte Sichtung des<br />
großen Buchmarktes.<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 1<br />
„<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong>“ enthält außerdem Empfehlungen<br />
zum Aufbau und zur Durchführung von<br />
Lesekreisen. Lesen in der Gemeinschaft kann gerade<br />
für ältere Menschen eine wertvolle Tagesgestaltung<br />
sein. Ich denke hierbei an diejenigen, die als<br />
Lesepaten für andere aktiv werden können – etwa<br />
in Einrichtungen der Altenhilfe, in Altenheimen<br />
oder für Kinder in Kindertagesstätten – aber auch<br />
an die Menschen, die selbst nicht mehr in der Lage<br />
sind, zu lesen, und auf diese Weise an Literatur<br />
teilhaben können.<br />
Um die Entstehung von Lesekreisen zum Beispiel in<br />
Altenheimen zu unterstützten, führt die Stiftung<br />
Lesen mit Förderung des <strong>Ministerium</strong>s für Arbeit,<br />
Soziales, Familie und Gesundheit in fünf Regionen<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> Schulungen zu Lesepaten durch.<br />
Außerdem werden Bücherkisten zur Verfügung gestellt,<br />
mit deren Inhalt Sie für sich oder für andere<br />
lesen können. Auch hierüber informiert die 5. Sonderausgabe.<br />
Lesen bis ins hohe Alter – dies ist eine Gabe, die<br />
sich viele Menschen wünschen. Die Spätlese will<br />
Sie hierbei unterstützen. Ich wünsche Ihnen gute<br />
Unterhaltung und viele Anregungen rund um das<br />
Thema Lesen.<br />
Malu Dreyer<br />
Ministerin für Arbeit, Soziales,<br />
Familie und Gesundheit des<br />
Landes <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>
2<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort der Stiftung Lesen ........................ 4<br />
Lesen im<br />
fortgeschrittenen Lebensalter .................... 5<br />
Lesen in der Gemeinschaft ......................... 9<br />
Didaktische Hinweise zum Vorlesen und<br />
Erzählen für Seniorinnen und Senioren<br />
• Gestaltung eines Lese-/Literaturkreises ......... 9<br />
• Der Lesetreff als Literaturkreis<br />
für aktive ältere Menschen ........................... 9<br />
• Der Lesetreff für Seniorinnen<br />
und Senioren im Heim ................................ 10<br />
• Durchführung eines Lesekreises .................. 11<br />
• Tipps zum Vorlesen ..................................... 13<br />
Vorleseseminare für ehrenamtliche<br />
Vorlesepaten<br />
• Vorlesepatinnen und Vorlesepaten<br />
in Ihrer Einrichtung ..................................... 15<br />
• Vorlesepate oder<br />
Vorlesepatin werden.................................... 16
Literaturempfehlungen<br />
für ältere Menschen zum Selbstlesen<br />
und zum Vorlesen ....................................... 18<br />
Themen<br />
der Literaturempfehlungsliste:<br />
• Mit einem lachenden Auge ...<br />
Heitere Reime und klassische Gedichte,<br />
unbeschwerliche Geschichten,<br />
satirisch-gesellschaftskritische<br />
Anekdoten und bissige Betrachtungen ....... 19<br />
• Leben als Lernen – lernen fürs Leben<br />
Weisheiten, Philosophisches<br />
und Hintergründiges ................................... 26<br />
• Leben mit anderen – miteinander leben<br />
Menschen und ihre Beziehungen ................ 35<br />
• Daheim und in der Ferne<br />
Bekanntes wieder finden und<br />
Neues entdecken......................................... 45<br />
• Abgründe und Leidenschaften<br />
Spannung und Nervenkitzel –<br />
wozu Menschen fähig sind ......................... 54<br />
• Geschichten aus dem Leben<br />
(Auto-) Biografien, Familiensagas,<br />
Familienromane ........................................... 60<br />
Ratgeberlektüre<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 3<br />
• Ernährung.................................................... 68<br />
• Finanzen ...................................................... 70<br />
• Aktiv im Alter ............................................. 71<br />
• Gesundheit .................................................. 74<br />
• Körperliche Fitness – Gartenarbeit .............. 75<br />
Adressen für literaturinteressierte<br />
Seniorinnen und Senioren –<br />
Ansprechpartner<br />
• Seniorenbüros in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> ................ 76<br />
• Alten- und Pflegeheime ............................... 77<br />
• Volkshochschulen,<br />
die Literaturkurse anbieten ......................... 78<br />
• Büchereien ................................................... 84<br />
• Literatur im Internet.................................... 86<br />
Autoren & Titel<br />
in alphabetischer Reihenfolge .................. 86<br />
Impressum ................................................... 92
4<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Sehr geehrte Leserinnen, sehr geehrte Leser,<br />
liebe Literaturinteressierte,<br />
liebe ehrenamtlichen Vorlesepatinnen und Vorlesepaten<br />
„<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong>“ – unter diesem Motto möchten<br />
wir Sie zum Lesen verführen. Denn wie schon<br />
der Kulturhistoriker Egon Friedell feststellte: „Jeder<br />
Buchstabe ist ein unsterblicher Menschheitsgedanke,<br />
jedes Wort ist ein Haus, in dem vieltausendjährige<br />
Lebenserfahrung wohnt, jede Wortfolge ist ein<br />
geronnenes Stück Seelenleben.“ Lesen ist eine sinnvolle<br />
und vor allem Freude bereitende Aktivität, die<br />
ältere Menschen aktiv am gesellschaftlichen Leben<br />
teilnehmen lässt, wenn sie in Literaturkreisen oder<br />
in der Familie über das Gelesene sprechen.<br />
Heutzutage wird sehr viel über Bildung und Weiterbildung<br />
von Senioren und Seniorinnen gesprochen.<br />
Bücher stellen eine Möglichkeit dar, sich mit seiner<br />
eigenen Persönlichkeit, mit seinen Mitmenschen<br />
und mit der Gesellschaft auf einfache und produktive<br />
Weise auseinander zu setzen und so geistig<br />
aktiv zu bleiben. Seniorinnen und Senioren, die<br />
lesen, reden mit, sind informiert, engagiert und<br />
kommunikative Mitglieder der Gesellschaft. Bücher<br />
haben den Vorteil, dass sie überall leicht zu nutzen<br />
sind. Sie können zu Hause im gemütlichen Lesesessel<br />
oder im Bett gelesen werden oder in einem<br />
Kreis Literaturbegeisterter zum Gespräch dienen.<br />
Ob zu Hause oder auf Reisen, Bücher bieten für<br />
jeden Anlass Wissenswertes und Interessantes.<br />
Zum Lesen ist man nie zu alt. Die Themen sind<br />
vielfältig und für jeden Geschmack ist etwas dabei:<br />
Neben informativen, spannenden und nachdenkli-<br />
chen Texten ist auch heitere, zum Schmunzeln anregende<br />
Literatur in dieser Empfehlung enthalten.<br />
Denn wie schon der Volksmund sagt: Lachen ist<br />
die beste Medizin, und zwar in jeder Lebenslage<br />
und in jedem Alter. Besonders anregend ist das<br />
gemeinsame Erleben von Büchern.<br />
Dabei werden nicht nur Meinungen über die gelesene<br />
Literatur ausgetauscht, sondern auch viele<br />
Erlebnisse und Erfahrungen aus dem Alltag, der<br />
Kindheit oder der Berufswelt erzählt. Bücher dienen<br />
als Gesprächsanlass für Jung und Alt. Ergänzend<br />
zu den Leseempfehlungen in diesem Sonderheft<br />
vermitteln „Vorlese-Seminare für ehrenamtliche<br />
Vorlesepaten“ praktische Anregungen und<br />
Tipps zur Durchführung von Lesekreisen und Vorlesestunden.<br />
In diesem Sinne wünschen wir Ihnen mit dieser<br />
Leseempfehlungsbroschüre „<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong>“<br />
und den damit verbundenen Buchausstellungen<br />
und Vorlese-Seminaren viel Vergnügen, viel Gesprächsstoff<br />
und -anregungen und vor allem Lesefreude.<br />
Heinrich Kreibich Dipl.Päd.<br />
Geschäftsführer der Stiftung Lesen<br />
Sigrid Strecker M.A.<br />
Leseförderung in Kindergarten<br />
und Familie
Lesen im<br />
fortgeschrittenen<br />
Lebensalter<br />
So manch junger Mensch wünscht sich Zeit, um<br />
endlich einmal die Dinge in aller Ruhe und in Muße<br />
tun zu können, die ihm am Herzen liegen. Doch in<br />
der Hektik des Alltags und der Berufswelt kommen<br />
viele Interessen zu kurz, so unter anderem auch<br />
das entspannende Lesen. Jedoch besteht oft noch<br />
die Hoffnung, „wenn ich erst einmal in Pension<br />
bin“, „wenn die Kinder erst einmal aus dem Haus<br />
sind“, „wenn ich weniger Stress habe“ und so weiter,<br />
„dann beginne ich in interessanten Büchern zu<br />
schmökern“. Dieses Wunschdenken kann sich jedoch<br />
als trügerisch herausstellen. Denn „Gewonnene<br />
Jahre sind nicht automatisch erfüllte Jahre“ beschreibt<br />
A. Imhof in seinem Beitrag für den Band<br />
Sozialgeschichte und Gesellschaftspolitik der Friedrich-Ebert-Stiftung<br />
(1996) das Alter. Für die so genannte<br />
dritte Lebensphase gilt das gleiche Prinzip<br />
wie für die anderen auch: Nur wer eine Art „Lebensplan-Konzept“<br />
hat, das geistige, soziale und<br />
kulturelle Interessen einschließt, erhält sich bis in<br />
das hohe Alter seine Lebensqualität. Einfach nachholen<br />
lässt sich das Versäumte nicht ohne weiteres.<br />
Wer glaubt, wenn er erst einmal in Rente ist, endlich<br />
die Zeit zu haben „mal wieder ein gutes Buch<br />
zu lesen“, wird wahrscheinlich nie zum guten Buch<br />
greifen. 1995 hat eine Untersuchung festgestellt,<br />
dass unter den über 60-jährigen jeder Dritte ohne<br />
Bücher auskommt (forum demographie und politik,<br />
Juli 1998, S.21). Insgesamt nimmt die Zahl der<br />
Leserinnen und Leser ab, und das Leseverhalten<br />
ändert sich. Im Zuge ihrer Leseforschung hat die<br />
Stiftung Lesen festgestellt, dass auch ältere Menschen<br />
dem allgemeinen Trend des „überfliegenden<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 5<br />
Leseverhaltens“ folgen. In der Altersgruppe der 50-<br />
59-Jährigen zählten 1992 noch 14% dazu, im Jahr<br />
2000 17% (Stiftung Lesen, Leseverhalten in<br />
Deutschland im neuen Jahrtausend 2000). Bei den<br />
60-Jährigen und Älteren waren es 1992 noch 12%,<br />
2000 waren es 16%. Auch die Langzeitstudien des<br />
BAT Forschungsinstituts haben festgestellt, dass<br />
die Zahl der Senioren, die 1983 den Wunsch äußerten,<br />
im Ruhestand mehr Zeitungen und Bücher<br />
lesen zu wollen, doppelt so hoch war wie in einer<br />
Befragung 1997. Das Leseverhalten unterliegt einem<br />
Wandel. „Lesen“ im Sinne einer ruhigen und<br />
individuellen Betätigung kam dem Wunsch von<br />
Seniorinnen und Senioren entgegen, die nach der<br />
Berufstätigkeit einen Rückzug in die Privatsphäre<br />
vollziehen wollten. Jedoch hat sich diese Einstellung<br />
der Seniorinnen und Senioren mittlerweile<br />
verändert. Die Befragung von 1997 zeigt, dass die<br />
kulturellen Interessen der Seniorinnen und Senioren<br />
auffallend ausgeprägt sind. Dazu zählen Ausstellungen<br />
und Vorträge, Konzert- und Theaterveranstaltungen<br />
sowie Literaturkreise und Vorlesenachmittage.<br />
Wer sich mit Literatur auseinander setzt, bleibt<br />
auch in seinem Lebensumfeld aktiv. Bücher bieten<br />
die Chance, sich ausgiebig mit bestimmten Themen<br />
zu beschäftigen. Im Gegensatz zu Büchern<br />
geben andere Medien wie Fernsehen und Hörfunk<br />
die Zeit vor, die sie dem Rezipienten zubilligen, um<br />
sich mit Themen auseinander zu setzen. Das einfache<br />
Zurückblättern einer Seite, um nochmals etwas<br />
nachzulesen, ist in diesen Medien nicht oder nur<br />
schwer möglich. Die heutige Gesellschaft wird nach
6<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
statistischen Angaben immer älter. Dabei nimmt<br />
die Anzahl der Frauen an der älteren Bevölkerung<br />
tendenziell mehr zu als die der Männer. Aus der<br />
Forschung wissen wir außerdem, dass Frauen, vom<br />
Kindes- bis zum Seniorenalter, intensivere und beständigere<br />
Leser sind als Männer. Das heißt nicht,<br />
dass Männer als Leser nicht in Frage kommen,<br />
sondern dass sie im Alter als neue Leserschaft<br />
hinzugewonnen werden können. Das bekannte<br />
Sprichwort „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans<br />
nimmermehr“ oder hier in einer Abwandlung „Was<br />
Hänschen nicht liest, das liest Hans nimmermehr“<br />
sollte nicht dazu führen, keinerlei Leseangebote zu<br />
machen oder keine Leseanreize zu bieten.<br />
Lesestoff kann zur Lebensgestaltung und zur Lebensbewältigung<br />
hilfreich sein. Denn Lesen bietet<br />
in jedem Alter<br />
– einen Zugang zur Welt.<br />
Unabhängig vom Alter und dem Gesundheitszustand,<br />
ist lesen oder vorlesen lassen eine Möglichkeit<br />
der aktiven Teilnahme am gesellschaftlichen<br />
Leben.<br />
– geistige Nahrung.<br />
Lesestoff ermöglicht es, sich geistig mit aktuellen<br />
Themen, mit persönlichen Interessensgebieten<br />
sowie mit fantastischen oder historischen
Texten auf vergnügliche Weise auseinander zu<br />
setzen.<br />
– körperliche Aktivität.<br />
Bücher beanspruchen nicht nur unseren Geist, sondern<br />
wirken sich auf unseren gesamten Körper aus.<br />
Unsere Haltung gegenüber dem Gelesenen zeigt<br />
sich z.B. bei einem packenden Kriminalroman mit<br />
der entsprechenden angespannten Körperhaltung.<br />
Die Wangen können glühen, der Puls sich beschleunigen,<br />
der Atem geht schneller. Lesen, und insbesondere<br />
lautes Lesen, kann aktives Training für den<br />
Körper bedeuten.<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 7<br />
– Denk- und Gedächtnistraining.<br />
Lektüre ermöglicht nicht nur die Aufnahme von<br />
Informationen. Sie intensiviert auch die Konzentration<br />
und das Gedächtnis, weckt Emotionen und<br />
fördert die Kreativität. Ob nun ein schön gemachtes<br />
Sachbuch oder ein packender Roman gewählt<br />
wird: Bücher wirken sich positiv auf das menschliche<br />
Wohlbefinden aus.<br />
– einen Kommunikationsanlass und<br />
ein Kommunikationstraining.<br />
Gelesenes bietet zahlreiche Ansätze, um mit anderen<br />
ins Gespräch zu kommen. Ein Meinungsaustausch<br />
zu bestimmten Themen ist gerade bei Bü-
8<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
chern interessant, da alle Lesenden ihre eigene<br />
Vorstellung vom Buchinhalt haben, die sehr abweichen<br />
kann von der des Gesprächspartners. Lesen<br />
wird nicht als Selbstzweck angesehen, sondern bereichert<br />
das gesellschaftliche Kommunikationsverhalten.<br />
– Gesellschaft und einen Ausweg<br />
aus der Isolation.<br />
Wer liest, ist nicht isoliert. Egal ob im Lesekreis<br />
oder in einem persönlichen Gespräch mit einer<br />
Mitarbeiterin in einem Seniorenheim oder im Chatroom<br />
auf einer Seniorenseite im Internet, die Möglichkeiten<br />
des Gedankenaustausches sind vielfältig.<br />
– einen positiven Einfluss auf<br />
die Lebenseinstellung.<br />
Wer liest, ist aktiv. Sinnvolle Aktivitäten im Alter<br />
wirken sich positiv auf die Lebenseinstellung aus<br />
und diese wiederum haben Auswirkungen auf das<br />
körperliche Befinden.
Lesen in<br />
der Gemeinschaft<br />
Didaktische Hinweise zum Vorlesen und<br />
Erzählen für Seniorinnen und Senioren<br />
Gestaltung eines<br />
Lese-/Literaturkreises<br />
Lesen ist ein Gewinn für Menschen jeglichen Alters.<br />
Ob jünger oder älter, wer sich mit Literatur<br />
beschäftigt, nimmt aktiv am gesellschaftlichen Leben<br />
teil; denn lesen ist nicht nur eine Freizeitbeschäftigung,<br />
die zu Hause „im stillen Kämmerlein“<br />
stattfinden muss. Gemeinsam mit anderen Interessierten<br />
Texte lesen, vorlesen und zwanglos seine<br />
Meinung dazu äußern: dies sind die Erfahrungen<br />
derjenigen, die Literatur- und Lesekreise besuchen<br />
oder leiten.<br />
Folgende Aspekte sollte man vorher in die Planung<br />
eines Lesekreises für ältere Menschen einbeziehen:<br />
Struktur der Zielgruppe<br />
Handelt es sich um jüngere Seniorinnen und Senioren,<br />
die mobil sind, sich auch in anderen Bereichen<br />
engagieren und vielleicht auch an Exkursionen zum<br />
Thema interessiert sind? Oder sind es Bewohner<br />
von Altenheimen, die gesundheitlich beeinträchtigt<br />
sind, und die zum Beispiel nicht mehr ohne Schwierigkeiten<br />
in der Lage sind, zu einem Lesetreff zu<br />
kommen. Danach richtet sich entscheidend der<br />
Charakter des Lesetreffs.<br />
Der Lesetreff als Literaturkreis<br />
für aktive ältere Menschen.<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 9<br />
Ort<br />
Kann sein: eine Begegnungsstätte der Kirche, der<br />
Bibliothek, der Volkshochschule, des Seniorenbüros<br />
etc. Achten Sie darauf, dass die Räume bequem<br />
zugänglich sind.<br />
Zeit<br />
Nachmittags oder am frühen Abend<br />
Regelmäßigkeit der Treffen<br />
Empfehlenswert ist, einen festen Tag im Monat<br />
auszumachen. Einmal im Monat oder alle 14 Tage.<br />
Dies ist abhängig von der Beanspruchung und dem<br />
Zeitkontingent der Seniorinnen und Senioren.<br />
Art des Lesetreffs<br />
Es kann sich um einen lockeren Gesprächskreis<br />
handeln, der sich bei jedem Treffen mit einem<br />
anderen Thema beschäftigt. Es kann aber auch ein<br />
Themenzyklus gewählt werden, dies bleibt den Interessen<br />
der Mitglieder überlassen. Sinnvoll ist,<br />
dass entweder alle über die gleichen Literaturkenntnisse<br />
verfügen, sodass eine gemeinsame Gesprächsbasis<br />
vorhanden ist, oder dass ein Mitglied<br />
aus dem Kreis referiert. Außerdem können Referenten<br />
oder Autoren eingeladen werden.<br />
Organisation des Lesetreffs<br />
(Räumlichkeiten, Themenauswahl, Sonderaktionen?)
10<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Zusammensetzung der Gruppe<br />
Wie viele Senioren und Seniorinnen kommen<br />
zusammen?<br />
Kennen sich die Personen?<br />
Wie ist das Zahlenverhältnis Seniorinnen<br />
zu Senioren?<br />
Welchen kulturellen Hintergrund haben<br />
die Teilnehmenden?<br />
Kommen sie aus anderen Nationen?<br />
Verstehen alle deutsch?<br />
Bieten sich mehrsprachige Veranstaltungen an?<br />
Atmosphäre<br />
Da alle Beteiligten aus Freude und Interesse am<br />
Lesestoff kommen, sollte sich dies in einer angenehmen,<br />
freundlichen Atmosphäre widerspiegeln.<br />
Das beginnt bereits mit der Raumgestaltung, die<br />
möglichst gemütlich wirken sollte – eine starre<br />
Sitzanordnung in Reihen mit Tischen und Stühlen<br />
kann dabei abschreckend wirken. Besser ist eine<br />
Sitzgruppe im Kreis, sofern niemand mitschreiben<br />
möchte. Entsprechend sollte die Beleuchtung zwar<br />
hell, aber nicht grell wirken. Utensilien, die zu dem<br />
Lesestoff passen, wie Bilder, Pflanzen, Kerzen,<br />
eventuell Getränke und Speisen sind nicht nur erlaubt,<br />
sondern sogar erwünscht, wenn man zum<br />
Beispiel Literatur auch in Form der entsprechenden<br />
Speisen mit dem Gaumen erfahren möchte. Dazu<br />
bieten sich auch ergänzend Spaziergänge durch<br />
literarische Landschaften oder Exkursionen an<br />
Schauplätze der Handlung an. So lässt sich Literatur<br />
ganzheitlich erfahren.<br />
Der Lesetreff für Seniorinnen<br />
und Senioren im Heim<br />
Lesen kann das Leben im Heim bunter und vielfältiger<br />
gestalten und stellt eine Möglichkeit der Kontaktaufnahme<br />
mit anderen Menschen dar. Die Kontakte,<br />
die mittels Literatur entstehen können, sind<br />
an kein Alter, kein Geschlecht und keine bestimmte<br />
Kulturzugehörigkeit gebunden. Mittels Vorlesen<br />
und Erzählen können Jung und Alt in Austausch<br />
treten und jeweils eine persönliche Bereicherung<br />
ihres Lebensalltags erfahren.<br />
Ort<br />
Im Altenheim befinden sich häufig Seniorinnen und<br />
Senioren, die körperlich und gesundheitlich eingeschränkt<br />
sind. Deshalb muss der Lesekreis immer in<br />
einem leicht zu erreichenden Raum im Altenheim<br />
stattfinden (auch für Rollstuhlfahrer geeignet). Für<br />
Personen, die das Bett nicht mehr verlassen können,<br />
sollte die Möglichkeit bestehen, dass ein Vorleser<br />
oder eine Vorleserin direkt am Bett vorliest.<br />
Teilnehmerkreis<br />
Seniorinnen und Senioren aus dem Haus.<br />
Regelmäßiges Angebot<br />
Die regelmäßige Teilnahme der älteren Menschen<br />
hängt nicht von ihrem Interesse ab, sondern auch<br />
maßgeblich von ihrem körperlichen Wohlbefinden.<br />
Als Veranstaltungsrhythmus bietet sich vierzehntägig<br />
an.
Organisator und Vortragender<br />
(Vorlesepatin/-pate)<br />
Der Lesetreff sollte von einer geschulten Person<br />
geleitet und betreut werden, die bestenfalls die<br />
Teilnehmer/innen kennt und sich entsprechend auf<br />
sie einstellen kann. Diese Tätigkeit muss sich nicht<br />
ausschließlich auf organisatorische Aspekte beziehen,<br />
sondern kann auch bedeuten, dass diese verantwortliche<br />
Person für die Literaturauswahl zuständig<br />
ist, den Teilnehmerinnen und Teilnehmern<br />
ausgesuchte Textstellen vorliest und den literarischen<br />
Gesprächskreis leitet. Je vertrauter die leitende<br />
Person mit den Örtlichkeiten und den Teilnehmerinnen<br />
und Teilnehmern ist, umso besser kann<br />
sie sich auf die spezifischen Interessen und Wünsche<br />
des Kreises einstellen. Für besondere Lesungen<br />
bietet es sich an, auch einen Schauspieler,<br />
Rezitator oder Regisseur einzuladen.<br />
Teilnehmerzahl<br />
Da es sich vom Charakter der Veranstaltung her<br />
immer um eine Lesung mit Gespräch handelt, sollte<br />
die Gruppe 15 Personen nicht überschreiten.<br />
Veranstaltungsdauer<br />
Eine Stunde bis maximal 1½ Stunden kann die<br />
Veranstaltung mit Begrüßung und Gespräch zur<br />
Lesung dauern. Es ist darauf zu achten, dass gut<br />
hörbar gesprochen wird.<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 11<br />
Lesestoff<br />
Die Texte sollten nach dem Lesetreff den Teilnehmern<br />
noch zur Verfügung stehen: gedruckt als<br />
Buch oder Kopie, als Hörkassette oder Literatur-<br />
CD. Dann besteht die Möglichkeit, das Gehörte<br />
noch einmal zu vertiefen oder fortzusetzen.<br />
Zur Auswahl des Lesestoffs siehe Kapitel „Literaturempfehlungen<br />
für ältere Menschen zum Selbstlesen<br />
und Vorlesen“.<br />
Durchführung eines Lesekreises<br />
Begrüßung der Anwesenden<br />
Der Gesprächsleiter begrüßt die Anwesenden und<br />
führt in das Thema ein. Bei einem Literaturzyklus<br />
kann man das Thema vom letzten Treffen aufgreifen.<br />
Bei einem neuen Thema kann man beispielsweise<br />
ein Mitbringsel wie eine Blume, ein Bild oder<br />
einen anderen Gegenstand zeigen und damit zur<br />
Literatur überleiten. Bei jahreszeitlichen Themen<br />
bietet sich auch ein Hinweis auf das Wetter an (wie<br />
Schnee, Regen, Sonnenschein etc.) oder bei Festen<br />
eine entsprechende Dekoration (Tannenzweig,<br />
Osterstrauß etc.)<br />
Bei ersten Treffen des Lesekreises bietet sich die<br />
Darstellung der eigenen Lesebiografie an. Daran<br />
lassen sich die Vorerfahrungen, die Interessen und<br />
besonderen literarischen Vorlieben des Kreises erfassen<br />
und man kann somit gleich einen persönlichen<br />
Bezug herstellen.
12<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Es ist nicht nur höflich, sondern auch ein sehr<br />
persönlicher Einstieg in das Gespräch, wenn man<br />
sich nach Befinden der Anwesenden erkundigt und<br />
fragt, ob sie Fragen oder Wünsche haben, die zum<br />
Thema passen.<br />
Wie bei allen Regeln gilt auch hier: Keine Regel<br />
ohne Ausnahme. Eine Begrüßung der Anwesenden<br />
ist in jedem Falle sinnvoll und erzeugt gleich eine<br />
vertrauensvolle, persönliche Gesprächsebene, aber<br />
erst durch unterschiedliche Varianten wird der Lesekreis<br />
lebendig und interessant. Bereits bei der<br />
Begrüßung können verschiedene Varianten genutzt<br />
werden – ein aktuelles Thema als Aufhänger, ein<br />
Begrüßungsgedicht, ein Spruch des Tages oder gar<br />
ein Begrüßungslied. Machen Sie sich ein Konzept,<br />
aber halten Sie nicht starr daran fest, sondern<br />
bleiben Sie flexibel.<br />
Bereitstellen des Textes<br />
Abhängig davon, ob Sie eine Textanalyse planen<br />
oder einen Text vortragen und anschließend mit<br />
den Teilnehmern darüber sprechen wollen, entscheidet<br />
sich, ob die Beteiligten vorher die Literatur<br />
kennen, sich ihre Gedanken darüber gemacht haben<br />
und dann Gelegenheit zu einer durchdachten<br />
Textanalyse haben oder ob ein Referent oder Gesprächsleiter<br />
eine Textstelle vorliest und die Teilnehmenden<br />
spontan ihre Meinungen und Assoziationen<br />
dazu äußern. Dies liegt im Ermessen des<br />
Gesprächsleiters und richtet sich nach der Zusammensetzung<br />
und Charakterisierung der Lesegruppe.<br />
Ein Literaturkurs in einer Volkshochschule wird<br />
anders strukturiert sein (etwa in einer gemeinsamen<br />
Arbeitsgruppe) als ein Lesekreis in einem Altenheim,<br />
in dem ein Vortragender Literaturstellen<br />
vorliest. Aber beide Arten von Lesekreis erfordern
vom Gesprächsleiter eine hohes Maß an Vorbereitung,<br />
damit er auch flexibel auf Situationen reagieren<br />
kann.<br />
Art des Textes<br />
Kurzgeschichten, Auszüge aus Romanen, Gedichte<br />
eignen sich sehr gut für einen Lesekreis (weitere<br />
Informationen zu Inhalt und Gattungen siehe nachfolgende<br />
Leseempfehlungen). Einen gesamten Roman<br />
vorzulesen, empfiehlt sich nicht für einen Lesekreis,<br />
da der Spannungsbogen der Geschichte zu<br />
lang wäre und darüber hinaus die zur Verfügung<br />
stehende Zeit überschritten wird. Wenn Romane<br />
eingesetzt werden dann in Auszügen. Wenn es der<br />
allgemeine Buchetat erlaubt, sollten hochwertig<br />
verarbeitete Buchtitel genutzt werden, da es auch<br />
ein besonderes Erlebnis ist, qualitativ hochwertiges<br />
Papier anzufassen, umzublättern oder eine illustrierte<br />
Fassung zu betrachten. Dann wird Lesen zu<br />
einem ästhetischen Genuss für die Augen und den<br />
Geschmack. Inhaltliche Qualität und äußerliche<br />
Verarbeitung stimmen im Idealfall überein.<br />
Art des Vortrags<br />
Eine Mischung aus Lesung und Gespräch ermöglicht<br />
den Anwesenden die aktive Teilnahme am<br />
Lesekreis. Nicht nur die Themenauswahl sollte den<br />
Leserkreis dazu anregen aktiv Literatur zu erleben,<br />
sondern die lebendige Vortragsweise des Gesprächskreisleiters<br />
sollte diese Haltung auch unterstützen.<br />
Tipps zum Vorlesen<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 13<br />
Mimik, Gestik, Sprache<br />
Unabhängig davon, welche Textsorte ausgewählt<br />
wird – Prosa oder Lyrik – , immer sollte die eigene<br />
Freude des Erzählens und Vorlesens spürbar sein.<br />
Nichts überträgt sich besser und unmittelbarer auf<br />
die Zuhörer/innen. Jedoch sollten die sprachlichen<br />
Mittel ebenso wie Mimik und Gestik sparsam eingesetzt<br />
werden, um die Wirkung zu erhöhen. Wichtig<br />
ist das Gesicht des Vortragenden, dessen Ausdruck<br />
das Miterleben des Textes spiegelt und dadurch<br />
dessen Aussage unterstützen kann.<br />
Abwechslung in Geschwindigkeit und<br />
Artikulation<br />
Bringen Sie Ihre Stimme zum Einsatz; sie ist neben<br />
Mimik und Gestik das wichtigste Ausdrucksmittel<br />
beim Vorlesen und Erzählen. Sie können verschiedene<br />
Betonungen für die Aussagen der einzelnen<br />
Personen in einem Text wählen; Sie können laut<br />
und leise (bis zum Flüstern), hoch und tief, schnell<br />
und langsam reden. Sollten in Ihrem Zuhörerkreis<br />
Personen sein, die schlecht hören, fällt das Ausdrucksmittel<br />
„Flüstern“ natürlich weg. Scheuen Sie<br />
sich nicht davor, einmal aufrüttelnd laut zu werden,<br />
wenn der Text es erfordert. Sprechen Sie überdeutlich<br />
und artikulieren Sie klar. Übertreiben Sie<br />
ruhig die Deutlichkeit ihrer Aussprache.<br />
Sprechtempo<br />
Legen Sie Pausen beim Vorlesen ein und sprechen<br />
Sie zwischendurch normal. Das erhöht die Wir-
14<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
kung. Markieren Sie im Text die Stellen, an denen<br />
Sie sprachliche und gestische Mittel einsetzen<br />
wollen.<br />
Noch ein Tipp: Benutzen Sie bei der Vorbereitung<br />
einen Kassettenrecorder. Es kann hilfreich sein,<br />
der eigenen Stimme kritisch zuzuhören.<br />
Atmung<br />
Wichtig für eine ausdrucksvolle Stimme ist die<br />
entsprechende Atmung.<br />
Die richtige Sitz- bzw. Stehposition trägt ebenfalls<br />
zu einer starken, vollen Stimme bei.<br />
Blickkontakt<br />
Je freier Sie den Text vorlesen, desto mehr können<br />
Sie ihr Publikum im Blick behalten und dadurch<br />
einen engen Kontakt herstellen. Dies ermöglicht<br />
Ihnen abzuschätzen, wie die Teilnehmenden auf<br />
den Vortrag reagieren, ob sie sich dazu äußern<br />
möchten, teilnahmslos dasitzen oder begeistert zuhören.<br />
Vorlese-Seminare<br />
für ehrenamtliche<br />
Vorlesepaten<br />
Lesen gehört in Deutschland zu den allgemeinen<br />
Kulturtechniken und die meisten Bundesbürger beherrschen<br />
diese Fähigkeit. Doch für andere Menschen<br />
so vorzulesen, dass die Zuhörerinnen und<br />
Zuhörer begeistert sind, sich angesprochen fühlen<br />
und mehr hören möchten, erfordert einige Übung<br />
und Geschick. Viele Menschen haben in ihrer Verwandtschaft<br />
oder im Bekanntenkreis keine Gelegenheit,<br />
ihre Begeisterung für Bücher weiterzugeben.<br />
Das Projekt „<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong>“ möchte Damen<br />
und Herren ermutigen, aktiv den Spaß und die Freude<br />
„rund um’s Buch“ zu vermitteln. Hierzu wird in<br />
den Vorlese-Seminaren der Stiftung Lesen Wissenswertes<br />
mit vielen praktischen Tipps und Tricks vermittelt.<br />
Die Stiftung Lesen hat es sich zur Aufgabe gemacht,<br />
lesebegeisterte Freiwillige als Vorleserinnen und Vorleser<br />
zu gewinnen und zu schulen. Nach dem Besuch<br />
eines Vorlese-Seminars können Sie zu „Ehrenamtlichen<br />
Vorlesepatinnen und Vorlesepaten“ werden<br />
und erhalten eine Vorlese-Urkunde. Gleichzeitig<br />
ist die Stiftung Lesen Ansprechpartner für Multiplikatorinnen<br />
und Multiplikatoren aus Institutionen, in<br />
denen gelesen wird.<br />
Wir informieren und schulen alle Literaturinteressierten<br />
sowie Multiplikatorinnen und Multiplikatoren<br />
aus Altenheimen, Alten- und Servicezentren<br />
u.a., in denen Lesekreise, aber auch Einzelpatenschaften<br />
denkbar sind. Man kann Geschichten<br />
vorlesen, Gedichte oder Artikel aus der Zeitung.<br />
Vorlesen ist immer Begegnung und Gespräch, und<br />
Sprache trägt dazu bei, Gehirn und Gedächtnis zu<br />
trainieren.
Vorlesepatinnen und Vorlesepaten<br />
in Ihrer Einrichtung<br />
Die Vorlesesituation kann in Begegnungsstätten<br />
und Heimen für Seniorinnen und Senioren stattfinden<br />
aber auch in Kindertagesstätten, Grundschulen<br />
und Bibliotheken. Vorlesepatinnen und -paten<br />
können für ältere Menschen lesen, aber auch für<br />
Kinder. Egal für welches Alter, Jung und Alt haben<br />
Freude an Literatur und vor allem am lebhaften<br />
Gespräch über literarische Themen.<br />
Schulung für Multiplikatoren, die in<br />
der Seniorenarbeit aktiv sind<br />
Wenn Sie sich für ein Vorlesepaten-Projekt in Ihrer<br />
Einrichtung interessieren, sind Sie zu einem Vorlese-Seminar<br />
herzlich eingeladen. Wir stellen Ihnen<br />
das Projekt vor und beschäftigen uns mit folgenden<br />
Fragen:<br />
• Wie beginne ich solch ein Projekt, welchen Aufwand<br />
bedeutet es und was ist bei der Organisation<br />
zu beachten?<br />
• Was ist wichtig bei der Gewinnung und Begleitung<br />
der ehrenamtlichen Vorlesepatinnen und<br />
Vorlesepaten?<br />
• Welche verschiedenen Formen und Möglichkeiten<br />
gibt es?<br />
• Was bewirken Lesen und Vorlesen bei älteren<br />
Menschen?<br />
• Wie kann ich daraus entstehende Impulse aufnehmen?<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 15<br />
• Welche Bücher und Texte sind geeignet für die<br />
Menschen in meiner Einrichtung?<br />
Schulung für Multiplikatoren, die in<br />
der Kinderkulturarbeit aktiv sind<br />
Interessieren Sie sich dafür, eine ehrenamtliche Vorlesepatin<br />
oder einen Vorlesepaten in Ihre Kinderbetreuungseinrichtung<br />
einzuladen? Dann bekommen<br />
Sie Informationen zu folgenden Fragen in den Vorlese-Seminaren:<br />
• Welche Einrichtung eignet sich als Vorleseort<br />
(Kindertagesstätte, Bibliothek, Grundschule<br />
etc.)?<br />
• Wie erreicht man die ehrenamtlichen Vorlesepatinnen<br />
und -paten?<br />
• Wie beginnt man ein Vorlesepatenprojekt?<br />
• Auf welche Aspekte sollte man bei der Betreuung<br />
der Vorlesepatinnen und -paten achten?<br />
• Was bewirkt Vorlesen bei den Kindern?<br />
• Welche Kinderliteratur ist geeignet für welche<br />
Vorlesesituation?
16<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Vorlesepatin oder Vorlesepate werden<br />
Für engagierte ehrenamtliche Vorlesepatinnen und<br />
Vorlesepaten, die älteren Menschen vorlesen<br />
möchten:<br />
Lesen Sie gerne? Und haben Sie Spaß daran, anderen<br />
etwas vorzulesen? Dann wäre dieses Engagement<br />
vielleicht genau das Richtige für Sie. In den<br />
Vorleseseminaren der Stiftung Lesen erfahren Sie,<br />
wie Sie Vorlesepatin oder -pate werden.<br />
Aspekte, die wichtig sind für Vorlesesituationen<br />
mit Seniorinnen und Senioren:<br />
• Wo kann ich vorlesen?<br />
• Welche Formen und Möglichkeiten gibt es?<br />
• Wer sind meine Zuhörerinnen und Zuhörer?<br />
• Was bewirken Lesen und Vorlesen?<br />
• Vorlese-Techniken: Wie kann ich z.B. einen Text<br />
einteilen, wie betone ich, wo mache ich Pausen?<br />
• Welche Texte und Bücher eignen sich zum Vorlesen?<br />
• Praktische Fragen, z.B. was mache ich, wenn die<br />
Aufmerksamkeit meiner Zuhörerinnen und Zuhörer<br />
nachlässt?<br />
Aspekte, die wichtig sind für Vorlesesituationen<br />
mit Kindern:<br />
• Grundkompetenz Lesen<br />
Wie Kinder lernen. Warum ist Lesen so wichtig<br />
für die kindliche Entwicklung?<br />
• Buchauswahl?<br />
Einführung in die aktuelle Kinderliteratur anhand<br />
der unterschiedlichen Buchgattungen, Vorstellung<br />
empfehlenswerter Bilderbücher, Vorlesebücher<br />
• Vorlesetechnik<br />
Tipps zur Durchführung einer Vorlesesituation<br />
• Praktische Übungen<br />
Bilderbuchanalyse, Betonung, Aussprache, Erzählfluss<br />
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Seminare<br />
erhalten eine Vorlese-Urkunde. Wer sich als ehrenamtliche<br />
Vorlesepatin oder ehrenamtlicher Vorlesepate<br />
zukünftig engagieren möchte, kann sich außerdem<br />
im Vorleseclub der Stiftung Lesen anmelden.<br />
An wen können Sie sich<br />
wenden, wenn Sie an einem Seminar<br />
teilnehmen möchten?<br />
Die vier Referentinnen der Stiftung Lesen zeigen in<br />
eintägigen Seminaren in ganz Deutschland, dass es<br />
gar nicht so schwierig ist, ältere Menschen und<br />
Kinder durch Vorlesen für Bücher zu begeistern.
Mit Unterstützung des <strong>Ministerium</strong>s für Arbeit,<br />
Soziales, Familie und Gesundheit, Landesleitstelle<br />
„Älter werden in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>“, werden in<br />
<strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> fünf Seminare stattfinden. Ansprechpartnerinnen<br />
für das Projekt bei der Stiftung<br />
Lesen sind:<br />
Sigrid Strecker<br />
Projektleitung<br />
Telefon: 06131-28890-20<br />
Sigrid.Strecker@StiftungLesen.de<br />
Susanne Jaedtke<br />
Referentin<br />
Telefon: 06131-28890-30<br />
Susanne.Jaedtke@StiftungLesen.de<br />
Christine Kranz<br />
Referentin<br />
Telefon: 06131-28890-3<br />
Christine.Kranz@StiftungLesen.de<br />
Claudia Thalmann<br />
Referentin<br />
Telefon: 06131-28890-30<br />
Claudia.Thalmann@StiftungLesen.de<br />
Stiftung Lesen<br />
Fischtorplatz 23,<br />
55116 Mainz<br />
www.StiftungLesen.de<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 17<br />
Ansprechpartnerinnen für das Projekt „<strong>Lebenslange</strong><br />
<strong>Leselust</strong>“ beim <strong>Ministerium</strong> für Arbeit, Soziales,<br />
Familie und Gesundheit sind:<br />
Uta Becker<br />
Leiterin<br />
Landesleitstelle<br />
„Älter werden in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>“<br />
Tel: 06131-162053<br />
Fax: 06131-162074<br />
Uta.Becker@masfg.rlp.de<br />
Gabi Frank-Mantowski<br />
Landesleitstelle<br />
„Älter werden in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>“<br />
Tel: 06131-162685<br />
Fax: 06131-162452<br />
Gabi.Frank-Mantowski@masfg.rlp.de<br />
<strong>Ministerium</strong> für Arbeit, Soziales,<br />
Familie und Gesundheit<br />
Landesleitstelle<br />
„Älter werden in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>“<br />
Bauhofstraße 9<br />
55116 Mainz<br />
www.masfg.rlp.de
18<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Literaturempfehlungsliste<br />
„<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong>“<br />
Sehr geehrte Seniorinnen, sehr geehrte Senioren,<br />
auf den nachfolgenden Seiten wollen wir Sie einladen,<br />
nach Literaturtipps zu stöbern, die Ihnen möglichst<br />
viel Spaß und Freude bereiten, aber auch<br />
neue Denkanstöße geben und Wissenswertes vermitteln<br />
können. Wir hoffen, dass Sie genauso viel<br />
Vergnügen beim Lesen der Lektüre oder dem Hören<br />
der Literatur-CDs bzw. Hörkassetten empfinden<br />
wie wir bei der Auswahl und der Beurteilung<br />
der vorliegenden Empfehlungen.<br />
Aus dem übergroßen Angebot auf dem Buchmarkt<br />
sind 87 Bücher und geeignete Hörkassetten oder<br />
Literatur-CDs ausgewählt worden, die älteren Menschen<br />
Vergnügen, Lesespaß, aber auch nachdenkenswerte<br />
Aspekte vermitteln sollen. Die Bücher<br />
sind bewusst nicht nach Buchgattungen geordnet,<br />
sondern nach Themengruppen. Entscheidend für<br />
die Auswahl war außerdem ein Bezug zur heutigen<br />
oder vergangenen Lebenswelt von Seniorinnen und<br />
Senioren. Die Bücher sollen einerseits zur eigenen<br />
Lektüre dienen, andererseits auch als Gesprächsaufhänger<br />
für einen Literaturkreis oder für eine<br />
Vorleseaktion in einem Seniorenheim nützlich sein.<br />
Dabei ist es wichtig, dass die Texte, zumindest<br />
auszugsweise, auch vorgelesen werden können<br />
und sich ein Bezug zur eigenen Lebenswelt herstellen<br />
lässt. Dadurch erklärt sich die Anzahl der Erzählungen,<br />
Gedichte, Geschichtensammlungen. Entscheidendes<br />
Kriterium für die Wahl des Lesestoffes<br />
war, ob er geeignet erschien, den Senior oder die<br />
Seniorin „anzusprechen“. Zum Beispiel indem der<br />
Text zum Schmunzeln oder zum Gespräch mit anderen<br />
anregt. „<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong>“ – auch als<br />
Anregung zur aktiven Auseinandersetzung mit dem<br />
Lebensumfeld. Neben den inhaltlichen Aspekten<br />
ist der Tatsache Rechnung getragen, dass ältere<br />
Menschen Sehschwierigkeiten bekommen können.<br />
Deshalb sind auch insbesondere Bücher im Großdruck<br />
aufgenommen worden. Zusätzlich weisen<br />
wir auf Literatur auf CDs oder Hörkassetten hin.<br />
• Mit einem lachenden Auge...<br />
Heitere Reime und klassische Gedichte,<br />
unbeschwerliche Geschichten, satirisch-gesellschaftskritische<br />
Anekdoten und bissige<br />
Betrachtungen<br />
• Leben als Lernen – lernen fürs Leben<br />
Weisheiten, Philosophisches und<br />
Hintergründiges<br />
• Leben mit anderen – miteinander leben<br />
Menschen und ihre Beziehungen<br />
• Daheim und in der Ferne<br />
Bekanntes wieder finden und Neues<br />
entdecken<br />
• Abgründe und Leidenschaften<br />
Spannung und Nervenkitzel – wozu<br />
Menschen fähig sind<br />
• Geschichten aus dem Leben<br />
(Auto-) Biografien, Familiensagas,<br />
Familienromane
Mit einem lachenden Auge ...<br />
Heitere Reime und klassische Gedichte, unbeschwerte<br />
Geschichten, satirisch-gesellschaftskritische<br />
Anekdoten und bissige Betrachtungen<br />
Allerleirauh<br />
Viele schöne Kinderreime.<br />
Versammelt von Hans Magnus Enzensberger<br />
Insel Verlag, 1974<br />
385 S.; ‡ 10,–<br />
Der reizvoll nostalgisch<br />
aufgemachte Gedichtband,<br />
dessen Titel auf<br />
ein Werk der Gebrüder<br />
Grimm zurückgeht, bietet<br />
wahrhaftig so allerlei:<br />
Angefangen mit<br />
„Kribbelmärchen“ wie<br />
„Da hast ein Taler...“<br />
über Kniereiter und Ringelspiele<br />
bis zu Balladen<br />
wird hier eine Fülle<br />
von altbekannten und neu zu entdeckenden Kinderreimen,<br />
Spielen und Liedern aufgeführt. Mit<br />
Liebe und Sorgfalt sind die Reime hier zusammengestellt,<br />
thematisch geordnet und mit schönen,<br />
traditionellen Holzschnittmotiven aufgelockert<br />
worden. Der Autor nennt „Des Knaben Wunderhorn“<br />
als Vorbild der Sammlung und fühlt sich<br />
diesem hohen Anspruch verpflichtet; nicht nur<br />
nach seiner Meinung gehören Kinderreime zum<br />
„poetischen Existenzminimum“.<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 19<br />
Hier liegt ein Familienbuch im allerbesten Sinne<br />
vor; ein Lesevergnügen, das die eigene Kindheit<br />
lebendig werden lässt und sich zum Weitergeben<br />
dieser Schätze an die Jüngsten ganz hervorragend<br />
eignet.<br />
Mario Adorf<br />
Der Mäusetöter<br />
Unrühmliche Geschichten.<br />
Goldmann TB, 1997<br />
190 S.; ‡ 7,–<br />
Wenn sie nicht wahr<br />
sind, so sind sie doch<br />
gut erfunden – unter<br />
dieses Motto stellt Mario<br />
Adorf die vorliegende<br />
Sammlung von Geschichten<br />
aus seinem<br />
bewegten Leben. Die<br />
Unterhaltung des Lesers<br />
steht im Vordergrund,<br />
nicht die akribische<br />
Nachzeichnung eines Lebensweges. Kurze<br />
Episoden, Schlaglichter, Eindrücke aus seiner Kindheit<br />
und Jugend sind hier lose aneinander gereiht<br />
und ergeben doch nach und nach ein facettenreiches<br />
Lebensbild. Vom folgenreichen Aufenthalt seiner<br />
Mutter in Italien, über die vaterlosen Kindertage,<br />
den Alltag in Krieg und Nachkriegszeit, das<br />
Studium und die Anfänge seiner Schauspielerkarriere<br />
bis zu Erlebnissen beim Film reicht der Bogen
20<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
der autobiografischen Puzzleteile. Offen, humorvoll<br />
und mit südländischer Lust am Fabulieren – so<br />
zeigt sich der Autor von seiner privaten Seite.<br />
Rotraud Susanne Berner/ Edmund Jacoby<br />
Dunkel war’s der Mond schien helle<br />
Verse, Reime und Gedichte.<br />
Gerstenberg Verlag, 1999<br />
152 S.; ‡ 20,50<br />
„Dunkel war’s<br />
der Mond schien helle,<br />
als ein Auto<br />
blitzeschnelle<br />
langsam um die<br />
Ecke fuhr“...<br />
Früher kannte jedes<br />
Kind solche Lügengedichte<br />
und auch Spottverse,<br />
Zungenbrecher,<br />
Abzählreime oder Rätsel<br />
hörte man auf Schulhöfen oder Spielplätzen,<br />
beim Spielen auf der Straße oder von der Mutter<br />
zu Hause. Die sang ihren Kindern auch die alten<br />
Kinderlieder vor oder versüßte ihrem kleinen<br />
Schreihals das verhasste Nägelschneiden mit einem<br />
Fingerspiel. Fast jedes kleine Kind durfte bei<br />
Hoppe-hoppe-Reiter-Spielen einen wunderbaren<br />
Schrecken bekommen, wenn der Reiter in den Graben<br />
fiel. All das ist heute leider nicht mehr selbstverständlich;<br />
Eltern haben keine Zeit, die Großeltern<br />
leben weit weg und die Kinder beziehen ihre<br />
sprachlichen Anregungen eher aus Fernsehen oder<br />
Computerspielen. Wer da ein wenig gegensteuern<br />
möchte oder aber auch selbst die Schätze der Kindheit<br />
neu entdecken will, findet hier eine wunderbar<br />
zusammengestellte Auswahl von rund 200 Reimen<br />
und Gedichten, von Goethe über Ringelnatz bis zu<br />
den klassischen Schülerversen. Dieses gelungene<br />
„Poesiebuch“ für die ganze Familie wurde von Rotraud<br />
Susanne Berner ganz besonders schön und<br />
witzig illustriert.<br />
Ausgesuchte Gedichte auf einer<br />
CD verstärken den Eindruck<br />
der durchweg bekannten<br />
Gedichte und Reime. Mit<br />
dem Titel: Dunkel war’s der<br />
Mond schien helle. Verse, Reime<br />
und Gedichte. Jumbo Gerstenberg Verlag. Gesprochen<br />
von Donata Höffer, Peter Franke und<br />
Kindern unter der Regie und mit der Musik von<br />
Ulrich Maske, Hamburg 2000, ‡ 12,80<br />
Roald Dahl<br />
Der krumme Hund<br />
Rowohlt-Verlag, 1967<br />
120 S.; ‡ 4,50<br />
Der Tankstellenbesitzer Gordon und sein Freund<br />
Claude erleben in einem englischen Provinzdorf<br />
allerlei seltsame Dinge. Da ist zum einen ein Heustock,<br />
in dem es von Ratten wimmelt, die aber so<br />
schlau sind, dass sie nicht einmal von einem ebenso<br />
schlauen Rattenfänger gestellt werden können.
Und wieso gibt es dort<br />
nur so außergewöhnlich<br />
viele Ratten? Der alte<br />
Rummins scheint die<br />
Antwort zu kennen...<br />
Dann möchte Claude<br />
auf bequeme Weise viel<br />
Geld verdienen, um seinen<br />
Schwiegervater in<br />
spe zufrieden zu stellen.<br />
Ob er dies nun mit einer<br />
angeblich sehr ertragreichen Madenfabrik schafft,<br />
oder ob er es schafft mit seinen zwei identischen<br />
Rennhunden das große Geld zu machen, ist in<br />
diesem Büchlein auf witzige, manchmal etwas makabre<br />
Art beschrieben.<br />
Ein unterhaltsames Buch mit gelungenen Illustrationen<br />
von C.N. Tas, in dem ein gehöriger Schuss<br />
typischen englischen Humors nicht fehlt.<br />
Das Erich Kästner Lesebuch<br />
Deutscher Taschenbuch Verlag, 1999<br />
542 S.; ‡ 12,50<br />
Fast jeder kennt seine Kinderbücher; ob nun „Emil<br />
und die Detektive“, „Das doppelte Lottchen“ oder<br />
„Pünktchen und Anton“ – Kästners Romane begeistern<br />
große und kleine Leser seit Jahrzehnten. Kästner<br />
als Lyriker, als Moralist und Philosoph ist dagegen<br />
vielen nicht bekannt – und gerade hier gibt es<br />
so viel zu entdecken. Das Spektrum dieses Sammelbandes<br />
reicht vom bitteren „Kennst du das<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 21<br />
Land, wo die Kanonen<br />
blühn?“ über bissig/<br />
witzige Aufsätze zur<br />
Kunst der Politik oder<br />
den Schwierigkeiten<br />
ein Held zu sein, bis zu<br />
so erheiternden philosophischenBetrachtungen<br />
wie „Ist Existentialismus<br />
heilbar?“ Breiter<br />
Raum wird auch Überlegungen<br />
zum dunkelsten Kapitel deutscher Geschichte<br />
gewidmet, wobei der Autor auch seine<br />
eigene Haltung kritisch reflektiert. Denn wie er in<br />
den „Briefen an mich selber“ schreibt: „Wer die<br />
Menschen ändern will, der beginne nicht nur bei<br />
sich, sondern er höre auch bei sich selber auf!“<br />
Erich Kästner<br />
Drei Männer im Schnee<br />
dtv, 1990<br />
271 S.; ‡ 7,50<br />
Viele ältere Leser werden sich sicherlich noch an<br />
die wunderbare Verfilmung dieses Romans mit<br />
Claus Biederstaedt und Paul Dahlke erinnern. Auch<br />
heute ist diese heitere Verwechslungsgeschichte<br />
noch immer lesenswert.<br />
Das beliebte Motiv vom armen Schlucker, der für<br />
reich gehalten und deswegen von allen hofiert<br />
wird, ist hier liebevoll und herzerfrischend komisch<br />
aufgegriffen worden. Der Geheimrat Tobler, der
22<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
inkognito als Preisausschreibengewinnerseiner<br />
eigenen Firma den<br />
gewonnenen Traumurlaub<br />
antritt, ist eine<br />
ebenso unvergessliche<br />
Gestalt wie der arbeitslose<br />
Akademiker Hagedorn,<br />
der – verwechslungshalber<br />
– plötzlich<br />
von Luxus umgeben ist.<br />
Auch alle Nebenfiguren sind mit Sorgfalt und erkennbarer<br />
Sympathie gezeichnet. Ein Klassiker mit<br />
Schmunzelgarantie!<br />
Erich Kästner<br />
Seelisch verwendbar<br />
66 Gedichte, 16 Epigramme und<br />
1 Prosaische Zwischenbemerkung<br />
Hanser Verlag, 1998<br />
152 S.; ‡ #12,90<br />
Ein höchst vergnüglicher Querschnitt durch Kästners<br />
lyrisches Werk, zusammengestellt von Teofila<br />
Reich-Ranicki und mit einem Essay Marcel Reich<br />
Ranickis ergänzt. Der Titel leitet sich aus der „Prosaischen<br />
Zwischenbemerkung“ ab, in der sich Kästner<br />
äußerst bissig mit dem Werk der „..Lyriker mit<br />
dem lockig im Winde wallenden Gehirn...“ auseinander<br />
setzt und der Hoffnung Ausdruck gibt, selbst<br />
zu den modernen Lyrikern zu gehören, deren Gedichte<br />
„seelisch verwendbar“ sind.<br />
„Sie wurden im Umgang mit Freuden und Schmerzen<br />
der Gegenwart notiert, und für jeden, der mit<br />
der Gegenwart geschäftlich zu tun hat, sind sie<br />
bestimmt“. Von feiner Beobachtungsgabe, einem<br />
wachen Geist und liebevollem, wenn auch gelegentlich<br />
sarkastischem Humor zeugen die Gedichte<br />
Kästners, der wie<br />
Reich-Ranicki anmerkt,<br />
niemals den Ehrgeiz<br />
hatte, die Welt zu verändern.<br />
Er ist der Dichter<br />
der kleinen Ereignisse,<br />
des Alltags und der<br />
Leute von der Straße –<br />
und gerade deshalb<br />
wird er seit Generationen<br />
gelesen und geliebt.<br />
Er ist der Meister<br />
der wehmütigen Satire, der Melancholie mit einem<br />
Augenzwinkern und er gibt niemals auf, an das<br />
Gute im Menschen zu glauben.
Ephraim Kishon<br />
Beste Familiengeschichten<br />
Satiren<br />
Bastei Lübbe Verlag, 2000<br />
352 S.; ‡ 7,45<br />
Hier lernen wir die Familie<br />
Kishon kennen:<br />
den gebeutelten Vater<br />
Ephraim, Sarah, die beste<br />
Ehefrau von allen<br />
und die Kinder Rafi,<br />
Amir und Renana. In<br />
kurzen Episoden werden<br />
wir in Kishons turbulentesFamilienleben<br />
eingewiesen. Da<br />
bieten sich zahllose Themen an, angefangen mit<br />
dem völlig entnervten Vater auf der Entbindungsstation<br />
über die vergeblichen Versuche, sich gegen<br />
ein tyrannisches Hausmädchen zu wehren und dem<br />
Nervenkrieg mit den lauten Nachbarn bis zu zahlreichen,<br />
höchst unterhaltsamen und pädagogisch<br />
wertvollen Erlebnissen mit dem munteren Nachwuchs.<br />
Geschichten zum Schmunzeln und auch zum lauthals<br />
Lachen, die deshalb so viel Vergnügen bereiten,<br />
weil man so vieles wieder erkennt, was einen<br />
im eigenen Familienalltag in den Wahnsinn treibt.<br />
Ein Genuss des Zuhörens ist die Hörkassettenversion<br />
von Ephraim Kishons Buch „Beste Familiengeschichten“<br />
gesprochen von Thomas Fritsch, erschienen<br />
bei Langen Müller Audio-Books, 1998, ‡ 20,–<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 23<br />
Im gleichen Genre der Satiren<br />
ist die CD von Heinz Lüthi anzusiedeln<br />
„Das Doppelbett und<br />
andere heitere Geschichten.“<br />
Gelesen vom Autor, erschienen<br />
bei jaxx Records, 1999. ‡ 18,60.<br />
Die Geschichten sind in Buchform im Friedrich<br />
Reinhardt Verlag in Basel erschienen.<br />
Das große Eugen Roth Buch<br />
Hanser Verlag, 1995<br />
303 S.; ‡ 13,90<br />
„Ein Mensch erblickt das Licht der Welt –<br />
doch oft hat sich herausgestellt<br />
nach manchem trüb verbrachten Jahr,<br />
dass dies der einzige Lichtblick war“<br />
Diese eher bittere Erkenntnis<br />
stammt ausgerechnet<br />
von einem<br />
der bekanntesten und<br />
meistzitierten deutschen<br />
Humoristen, einem<br />
Schriftsteller, der<br />
in einem Atemzug mit<br />
Wilhelm Busch oder<br />
Christian Morgenstern<br />
genannt wird. Sein alltagsnaher<br />
Humor, der<br />
jede noch so kleine menschliche Eigenart oder<br />
Schwäche aufspürt und – wenn auch meist liebe-
24<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
voll – in’s Lächerliche zieht, wirkt immer unangestrengt<br />
und leicht. Besserwisserei und erhobener<br />
Zeigefinger sind nicht seine Sache – die hier versammelten<br />
Verse und Erzählungen drücken eher<br />
einen heiteren Skeptizismus, eine besondere Fähigkeit<br />
hinter die Fassaden zu blicken, aus. Zu seinen<br />
Lieblingsthemen gehören der „Mensch an sich“,<br />
Arztbesuche und Reiseerlebnisse, die in diesem<br />
Buch thematisch gruppiert worden sind. Aber es<br />
finden sich auch Ereignisse aus dem eigenen Familienalltag<br />
sowie sehr persönliche Erinnerungen und<br />
Anekdoten.<br />
Heinrich Spoerl<br />
Das Beste<br />
Die Feuerzangenbowle.<br />
Der Maulkorb. Der Gasmann.<br />
Piper Verlag, 2001<br />
311 S.; ‡ 8,90<br />
Wer kennt ihn nicht – den gewitzten Oberprimaner<br />
Pfeiffer (mit drei „f“), den Heinz Rühmann in<br />
der legendären Verfilmung der Feuerzangenbowle<br />
so unnachahmlich verkörperte? Aber es lohnt sich<br />
dennoch, den wunderbaren Roman zu lesen und<br />
all seine liebenswerten Gestalten wiederzutreffen.<br />
Wie in der „Feuerzangenbowle“ stehen auch in<br />
den beiden anderen Romanen dieses Sammelbandes<br />
treffend skizzierte menschliche Stärken und<br />
Schwächen im Vordergrund; ob es nun um die<br />
strafrechtliche Verfolgung einer Denkmalsentweihung<br />
oder um den plötzlichen Reichtum des Gas-<br />
manns Hermann Knittel<br />
geht. Auf’s Korn genommen<br />
werden hier<br />
immer die z.T. aberwitzigen<br />
Auswirkungen<br />
des Obrigkeitsdenkens,<br />
das vom sprichwörtlichen<br />
„kleinen<br />
Mann“ letztlich ganz<br />
zu seinem Vorteil ausgenutzt<br />
wird. Geschrieben<br />
in den Dreißiger Jahren haben diese satirischen,<br />
aber dennoch liebenswürdigen Erzählungen<br />
ihren bissigen Witz bis heute bewahrt.<br />
Kurt Tucholsky<br />
Jelänger – jelieber<br />
Von der Liebe, den Frauen und<br />
anderen Entzückungen<br />
Rowohlt Verlag, 1995<br />
318 S.; ‡ 7,50<br />
Kurt Tucholsky, der gesellschaftskritische Schriftsteller<br />
und große Satiriker hat mit boshaftem Witz<br />
die Gesellschaft des ersten Drittels des 20. Jahrhunderts<br />
karikiert und bloßgestellt – aber auch<br />
vor eigenen Schwächen nicht Halt gemacht. Und<br />
eine seiner ganz großen Schwächen waren – die<br />
Frauen!<br />
Im vorliegenden Band geht nun alles um die Liebe,<br />
um Lust, Begehren und Leidenschaft, aber auch<br />
um Zurückweisung und Überdruss. Frivol-erotische
Gedichte und ironische<br />
Betrachtungen stehen<br />
neben zarten Liebesromanzen<br />
wie „Rheinsberg“<br />
oder „Gripsholm“.<br />
Und immer scheint ein<br />
bisschen Wehmut<br />
durch, ein bisschen Wissen<br />
darum, dass mit<br />
dem Erlangen eines<br />
Ziels der Reiz der Eroberung<br />
schon wieder verflogen ist... Oder, um mit<br />
den Worten des Dichters zu sprechen: „Das ist<br />
schwer: ein Leben zu zwein. Nur eins ist noch<br />
schwerer: Einsam sein“.<br />
Kurt Tucholsky<br />
Gedichte<br />
Rowohlt Verlag, 1992<br />
834 S.; ‡ 10,90<br />
Peter Panter, Teobald Tiger, Ignaz Wrobel und Kaspar<br />
Hauser – unter all diesen Pseudonymen schrieb<br />
der Journalist und Dichter Kurt Tucholsky bissige,<br />
witzige und bittere gesellschaftskritische Gedichte.<br />
Bereits 1911 erschienen seine „Wochengedichte“<br />
im „Vorwärts“; später veröffentlichte er Kolumnen<br />
und Gedichte u.a. in der „Weltbühne“, der „Berliner<br />
Volkszeitung“ und im „Simplicissimus“. Im vorliegenden<br />
Sammelband ist eine chronologische<br />
Auflistung der Gedichte gewählt worden; auf eine<br />
Kommentierung wurde zu Gunsten der Authentizi-<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 25<br />
tät verzichtet. Einige tagespolitisch<br />
inspirierte<br />
Verse sind daher vielleicht<br />
nicht jedem verständlich.<br />
Tucholsky hat<br />
liebevoll-spöttisch über<br />
Liebessehnen und Herzeleid<br />
geschrieben –<br />
hier zeigt er sich aber<br />
auch und vor allem als<br />
gnadenloser Gesellschaftskritiker<br />
und unermüdlicher Mahner gegen<br />
den aufkommenden Nationalsozialismus. Er selbst,<br />
der große Spötter, der das Leben in vollen Zügen<br />
auskostete und dennoch das große Glück nie festhalten<br />
konnte, hat letztlich resigniert; in seinem<br />
Exil in Schweden wählte er 1934 den Freitod. Sein<br />
Werk hat ihn überdauert und seine Warnungen vor<br />
Nationalismus, Engstirnigkeit und Größenwahn<br />
sind auch heute noch gültig.
26<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Leben als Lernen – lernen fürs Leben<br />
Weisheiten, Philosophisches und Hintergründiges<br />
Ute Andresen/Dieter Wiesmüller<br />
Im Mondlicht wächst das Gras<br />
Gedichte für Kinder und alle im Haus.<br />
Ravensburger Buchverlag, 1996<br />
176 S.; ‡ 10,50<br />
Von Hans Arp über Bertolt<br />
Brecht, Matthias<br />
Claudius, Johann Wolfgang<br />
von Goethe und<br />
Heinrich Heine bis zu<br />
Theodor Storm und<br />
Christian Morgenstern<br />
reicht das Spektrum<br />
der Gedichte die in diesem<br />
großformatigen<br />
Paperbackband versammelt sind. Und nichts kann<br />
die Zielsetzung dieses Buches besser beschreiben<br />
als die Widmung von Ute Andresen:<br />
„Du bist nicht allein.<br />
Es gibt Menschen, die wissen,<br />
was du siehst und hörst,<br />
was du denkst und fühlst,<br />
was dich froh macht oder traurig,<br />
was du hoffst und fürchtest.<br />
Sie finden Worte, es zu sagen.<br />
Und du begegnest ihnen<br />
in einem Gedicht,<br />
das dich versteht.“<br />
Das Buch ist auf Grund der großen Schrift sehr<br />
leicht zu lesen, die Gedichte sind thematisch gruppiert<br />
und mit zarten, ganzseitigen Illustrationen<br />
ergänzt. Eine Lyrik-Anthologie für die ganze Familie,<br />
auf die der Titel „Lese-Schatz-Buch“ viel besser<br />
passt.<br />
Jutta Bauer/Arnhild Kantelhardt<br />
Es war eine dunkle und stürmische Nacht<br />
Vorleseklassiker<br />
Gerstenberg Verlag, 2001<br />
196 S.; ‡ 24,90<br />
Es muss gar keine<br />
dunkle und stürmische<br />
Nacht sein –<br />
auch Regennachmittage,<br />
Enkelbesuche<br />
oder einfach ein<br />
paar Minuten, die<br />
man Zeit hat, die<br />
Füße hochzulegen,<br />
bieten eine wunderbare<br />
Gelegenheit sie<br />
(wieder) zu entdecken: die spannenden, grusligen,<br />
lustigen oder nachdenklichen Geschichten, die hier<br />
versammelt sind. Da spannt der kleine Häwelmann<br />
sein Segel auf, der Eulenspiegel erzählt, wie er mit
dem Klang einer Münze bezahlte und Pu der Bär<br />
macht einen Besuch bei Kaninchen und seinen Honigtöpfen.<br />
Unbekümmert sind hier Tolstoi, Mark<br />
Twain, Brecht und Astrid Lindgren nebeneinander<br />
gestellt, verbunden durch die hinreißenden Illustrationen<br />
von Jutta Bauer. Die Geschichten haben ideale<br />
Vorleselänge – aber man darf und sollte sie sich<br />
natürlich auch selbst gönnen!<br />
Antonia S. Byatt<br />
Die Geschichte von der ältesten Prinzessin<br />
Insel-Verlag, 1995<br />
165 S.; ‡ 7,50<br />
Antonia S. Byatt trägt<br />
in diesem Buch fünf<br />
Kunstmärchen aus ihrem<br />
Werk zusammen.<br />
Ihr atmosphärisch<br />
dichter Erzählstil<br />
paart sich hier mit einer<br />
magischen und<br />
märchenhaften Symbolik.<br />
Immer wieder<br />
finden ihre Helden<br />
den Weg zum Ziel, indem<br />
sie sich mutig den Herausforderungen des<br />
Lebens stellen und dabei auf ihr Herz vertrauen. So<br />
findet die älteste Tochter eines Königs, die eigentlich<br />
einen ‚gewichtigen‘ Auftrag erfüllen soll, ihr<br />
Glück weit ab vom gewohnten Weg, mit Hilfe<br />
dreier seltsamer Kreaturen, auf die sie immer wie-<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 27<br />
der guten Mutes vertraut. Und ebenso erlangt ein<br />
armes Schneiderlein ein erfülltes Leben, indem es<br />
nicht den einfachsten Weg wählt, sondern den<br />
abenteuerlichsten, nach dem ihn sein Herz verlangt.<br />
Abschließend erklärt die Autorin im Nachwort,<br />
woher sie die Ideen für ihre Märchen nimmt<br />
und wie wichtig Märchen in der heutigen Zeit geworden<br />
sind.<br />
Der Leser wird in eine Welt voller Magie und Wahrheit<br />
entführt. Geschichten, die Mut machen, den<br />
eigenen Weg zu finden.<br />
Catherine Clément<br />
Theos Reise<br />
Roman über die Religionen der Welt<br />
Carl Hanser Verlag, 1998<br />
720 S.; ‡ 21,50<br />
Reisen bildet bekanntlich.<br />
Weltreisen müssten<br />
demnach besonders<br />
bilden. Doch wer<br />
hat schon die Zeit und<br />
das Geld, um eine ausführliche<br />
Weltreise zu<br />
unternehmen. Ältere<br />
Menschen haben Zeit<br />
so wie Tante Marthe,<br />
die gerne reist. Durch<br />
besondere Umstände darf Theo Tante Marthe auf<br />
eine Weltreise begleiten. Theo ist nämlich krank<br />
und vom Schulbesuch befreit. Thema dieser Welt-
28<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
reise sind die Weltreligionen. Auf dem Weg von<br />
Kontinent zu Kontinent lernt Theo nicht nur die<br />
verschiedenen Theorien der Religionen kennen,<br />
sondern auch die Menschen, die dieser Religion<br />
angehören und nach ihren Grundsätzen leben.<br />
Theo erlebt praktischen, direkten Religionsunterricht<br />
und erfährt Details unterschiedlicher Lebensphilosophien.<br />
Ein Buch, das sich unterhaltsam, aber nicht oberflächlich,<br />
mit den Weltreligionen und Weltbildern<br />
der Völker auseinander setzt und informativ und<br />
unterhaltsam zugleich ist<br />
Jostein Gaarder<br />
Hallo, ist da jemand?<br />
Hanser Verlag, 1999<br />
104 S.; ‡ 5,-<br />
Mitten in der Nacht<br />
wird der kleine Joakim<br />
von seinem Vater geweckt,<br />
denn sein Brüderchen<br />
will zur Welt<br />
kommen. Seine Eltern<br />
fahren ins Krankenhaus<br />
und gerade, als der zuhausegebliebeneJoakim<br />
anfängt sich zu<br />
langweilen, landet ein<br />
seltsamer kleiner Junge kopfüber im Apfelbaum.<br />
Dieser Junge, Mika, beginnt viele Fragen zu stellen<br />
und mit Joakim über die Welt, das Universum und<br />
den Ursprung des Lebens zu reden. Obwohl sich<br />
herausstellt, dass die beiden Jungen nicht vom<br />
selben Planeten stammen, entdecken sie dennoch<br />
erstaunliche Gemeinsamkeiten und können sich<br />
und ihre Welten nach und nach immer besser verstehen.<br />
Leider ist Mika schon bald spurlos verschwunden.<br />
Als Joakim dann sein neugeborenes<br />
Brüderchen zum ersten Mal sehen darf, erinnert<br />
ihn diese kleine Person an jemand ganz bestimmten...<br />
Ein wertvolles, sehr schön illustriertes Buch über<br />
das Wunder des Lebens und die seltsamen Verstrikkungen,<br />
die uns zu dem machen was wir sind.<br />
Khalil Gibran<br />
Der Prophet<br />
Walter-Verlag, 1995<br />
72 S.; ‡ 14,95<br />
Zwölf Jahre lang hat der<br />
Prophet Almustafa in der<br />
Stadt Orphalese verbracht,<br />
nun wartet sein<br />
Schiff am Hafen , um ihn<br />
in seine Heimat zurückzubringen.<br />
Nur schweren<br />
Herzens lassen die Menschen<br />
von Orphalese ihn<br />
ziehen, da sie seinen Rat<br />
und seine Lebensweisheit<br />
zu schätzen gelernt haben. Bevor er sein Schiff<br />
besteigt, stellt er sich noch einmal den Fragen der
Menschen und spricht zu ihnen von Themen, die<br />
sie bewegen: von der Liebe, vom Geben, von der<br />
Freiheit, vom Reden, vom Vergnügen, von der Religion,<br />
vom Tod und vielem mehr. Diese kurzen<br />
Reden in einfacher, klarer, aber gleichzeitig bildreicher<br />
Sprache, voll menschlicher Erfahrung und<br />
tiefer Weisheit bilden die einzelnen Kapitel des<br />
Buches. Es wird klar, dass die islamisch-arabische<br />
Lebensweisheit auch in unserer westlichen Welt<br />
durchaus ihre Gültigkeit besitzt.<br />
Ein Buch, das man immer wieder zur Hand nehmen<br />
wird, das Trost und Ermutigung bietet und sich<br />
zum stillen Lesen wie zum Vorlesen gleichermaßen<br />
eignet.<br />
Khalil Gibran<br />
Worte wie die Morgenröte<br />
Herder Verlag, 2001<br />
126 S.; ‡ 9,90<br />
Khalil Gibran wurde 1883 im Libanon geboren und<br />
wanderte im Alter von zwölf Jahren mit seiner<br />
Familie in die USA aus. Er beschäftigte sich mit<br />
Malerei, engagierte sich politisch gegen die Ausbeutung<br />
seines Heimatlandes durch die Türken und<br />
wurde schließlich mit seinem Buch „Der Prophet“<br />
weltberühmt. Seine Werke wurzeln in seiner Religiosität<br />
und in der tiefen Überzeugung, dass die<br />
wahre Schönheit des Lebens hinter dem Leid verborgen<br />
liegt. So wird der Schmerz zu Arznei, er<br />
reinigt von allem Überflüssigen und führt den geläuterten<br />
Menschen zu Besonnenheit und Mäßi-<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 29<br />
gung, Mut und Gerechtigkeit,<br />
Barmherzigkeit<br />
und Verzicht und letztlich<br />
zum großen Ziel:<br />
der Liebe. Khalil Gibrans<br />
hier zusammengestellte<br />
Worte, Lebensweisheiten<br />
und Erkenntnisse<br />
sind nach Themengebieten<br />
geordnet und sollen<br />
dem Leser Mut machen,<br />
so wie die immer wiederkehrende Morgenröte –<br />
ein Symbol der Hoffnung.<br />
Ein schönes Buch, ein weises Buch, das man sicherlich<br />
nicht in einem lesen kann, das man aber immer<br />
wieder zur Hand nehmen wird.<br />
Hermann Hesse<br />
Eigensinn macht Spaß<br />
Individuation und Anpassung.<br />
Ein Lesebuch (Großdruck)<br />
Insel Verlag, 1998<br />
275 S.; ‡ 11,50<br />
Hinter diesem durchaus provokant gemeinten Titel<br />
steht sozusagen ein Leitmotiv der Werke Hermann<br />
Hesses: der Widerstand gegen Anpassung und die<br />
Beschneidung individueller Freiheit, gegen gesellschaftliche<br />
Zwänge und Gleichmacherei. Auszüge<br />
aus Briefen und autobiografischen Texten, aus Erzählungen,<br />
Gedichten und philosophischen Betrachtungen,<br />
aber auch aus berühmten Romanen,
30<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
wie z.B. dem „Demian“,<br />
zeigen auf, wie<br />
produktiver Eigensinn<br />
und die Fähigkeit, sich<br />
in eine Gemeinschaft<br />
zu integrieren, nebeneinander<br />
bestehen<br />
können. Ohne<br />
schmerzliche Erfahrungen<br />
und Leid ist<br />
dies nicht möglich;<br />
wer aber den „Lebenskampf“ gewinnt, wer seine<br />
individuelle Natur als Richtschnur seines Handelns<br />
nimmt und anderen das gleiche Recht zugesteht,<br />
der hat die Chance auf ein geglücktes Leben.<br />
Ein weises Buch, das Mut zu einem selbstbestimmten<br />
Leben macht. Auch zum Vorlesen gut geeignet.<br />
Hermann Hesse<br />
Mit der Reife wird man immer jünger<br />
Betrachtungen und Gedichte über das Alter.<br />
Insel Verlag (Großdruck), 1990<br />
191 S.; ‡ 10,–<br />
Der Buchumschlag zeigt uns ein schönes Motiv:<br />
Hermann Hesse, lächelnd und entspannt, mit seinem<br />
kleinen Enkel David. Auch die anderen Fotografien<br />
des Buches, aufgenommen vom jüngsten Sohn<br />
des Dichters, zeigen uns einen heiteren und zufriedenen<br />
Menschen, in seinem Garten, beim Feuermachen,<br />
beim Spaziergang, mit Freunden... Angesichts<br />
der psychischen Probleme, die Hesse in jüngeren<br />
Jahren quälten, mag diese Abgeklärtheit, diese ruhige<br />
Heiterkeit nach einem so wechselvollen Leben<br />
verwundern. Doch Hesse, der sich immer wieder<br />
von der Schönheit der Natur und insbesondere vom<br />
Zauber des Frühlings inspirieren ließ, stellte fest,<br />
dass es, um all diese Schönheit wirklich zu erfassen,<br />
„... nicht nur des Geschenks<br />
einer Frühlingsstunde<br />
bedurft (habe),<br />
sondern auch der Gänge<br />
und Irrgänge, Torheiten<br />
und Erfahrungen, Lüste<br />
und Leiden sehr vieler<br />
Jahre“. Das Ende des irdischen<br />
Lebens hat für<br />
ihn keinen Schrecken<br />
und keine Endgültigkeit;<br />
es wird ihn „nach Hause wehen“, wie ein welkes<br />
Blatt...<br />
Nicht nur Ältere können aus diesen sehr lesenswerten<br />
Betrachtungen lebenswerte Erkenntnisse ziehen.
Erich Jooß<br />
Kinder des Himmels und der Erde<br />
Schöpfungsgeschichten aus aller Welt<br />
Ellermann Verlag; 1998<br />
151 S.; ‡ 14,90<br />
Seit Jahrtausenden<br />
beschäftigt die<br />
Menschheit die Frage:<br />
Wie entstand der<br />
Himmel und die<br />
Erde? Die Naturwissenschaftler<br />
haben<br />
ihre eigenen wissenschaftlichenErklärungen<br />
dafür, doch in<br />
den Religionen der<br />
Menschen werden andere Antworten gegeben. Je<br />
nach Kultur und Religionsangehörigkeit finden<br />
ganz verschiedene Erklärungsmuster Platz. In der<br />
Anthologie von Schöpfungsgeschichten von Erich<br />
Jooß werden metaphorische und für die jeweiligen<br />
Kulturen sehr passende und charakteristische Geschichten<br />
ausgewählt. Die Geschichten fördern das<br />
Interesse, sich intensiver mit den jeweiligen Völkern<br />
und Kulturen zu beschäftigen.<br />
Eine Geschichtensammlung, die auch dazu anregt,<br />
sich mit dem Mensch und seinem Verhältnis zu<br />
seiner Umwelt kritisch auseinander zu setzen<br />
Doktor Erich Kästners<br />
Lyrische Hausapotheke<br />
dtv Verlag, 1988<br />
224 S.; ‡ 7,50<br />
„Vergiss in keinem Falle,<br />
auch dann nicht, wenn vieles misslingt:<br />
die Gescheiten werden nicht alle!<br />
(so unwahrscheinlich das klingt.)<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 31<br />
Es bleibt zu hoffen,<br />
dass Erich Kästner mit<br />
diesem in den Zwanziger<br />
Jahren geschriebenen<br />
Gedicht Recht behält!<br />
Auf alle Fälle gibt<br />
es in diesem Buch viel<br />
Gescheites, Witziges,<br />
Melancholisches und<br />
Philosophisches nachzulesen.<br />
Eine Sammlung der<br />
schönsten Gedichte Kästners, als literarische Medizin<br />
für fast alle großen und kleinen Schwierigkeiten<br />
der menschlichen Existenz geeignet! Oder – um<br />
wieder mit Kästner zu sprechen – „Ein Nachschlagewerk,<br />
das der Behandlung des durchschnittlichen<br />
Innenlebens gewidmet ist“. Und das Beste an dieser<br />
Medizin: Außer Lachen sind keine Nebenwirkungen<br />
bekannt!
32<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Beate Pinkerneil (Hrsg.)<br />
Das große deutsche Balladenbuch<br />
Beltz Athenäum Verlag, Weinheim 1995<br />
907 S.; ‡ 19,90<br />
– zurzeit vergriffen –<br />
Nach den Versen und<br />
Reimen, die Kinder bereits<br />
beim Spielen lernen,<br />
wird in der Schule<br />
das Thema Gedichte<br />
oft anhand von Balladen<br />
eingeführt. Die<br />
poetisch, märchenhaft<br />
erzählten Geschichten<br />
in Gedichtform begeistern<br />
Kinder wie Erwachsenegleichermaßen.<br />
Wie viele ältere Leute können auf Anhieb<br />
noch Balladenanfänge aufsagen oder zum Teil sogar<br />
singen. Ein bekanntes Beispiel dafür ist der<br />
Erlkönig von Johann Wolfgang von Goethe: „Wer<br />
reitet so spät durch Nacht und Wind? Es ist der<br />
Vater mit seinem Kind; Er hat den Knaben wohl in<br />
dem Arm, Er fasst ihn sicher, er hält ihn warm.“ Bei<br />
Schülern ist der Herr von Ribbeck auf Ribbeck im<br />
Havelland von Theodor von Fontane ein Begriff:<br />
„Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland, Ein<br />
Birnbaum in seinem Garten stand, Und kam die<br />
goldene Herbsteszeit, Und die Birnen leuchten weit<br />
und breit, Da stopfte, wenn’s Mittag vom Turme<br />
scholl, Der von Ribbeck sich beide Taschen voll,<br />
Und kam in Pantinen ein Junge daher, So rief er:<br />
„Junge, wiste ne Beer?“ Und kam ein Mädel daher,<br />
so rief er: Lütt Dirn, Kumm ma röwer, ich hebb ‚ne<br />
Birn.“<br />
Balladen sind sowohl für Kinder als auch Erwachsene<br />
eine vergnügliche Art sich mit Poesie zu beschäften.<br />
Ludwig Reiners<br />
Der ewige Brunnen<br />
Ein Hausbuch deutscher Dichtung.<br />
Verlag C.H. Beck; 2000<br />
1024 S.; ‡ 19,90<br />
Bereits Goethe liebäugelte<br />
mit dem Gedanken,<br />
eine umfassende<br />
Sammlung deutscher<br />
Gedichte zusammenzustellen<br />
und diese<br />
thematisch zu ordnen.<br />
Leider hat er diese<br />
Idee nie verwirklicht.<br />
Die vorliegende<br />
Sammlung erschien<br />
erstmals 1955 und wurde seitdem unzählige Male<br />
neu aufgelegt. Die Widmung auf der ersten Seite<br />
lautet „Meiner neunzigjährigen Mutter als Dank<br />
für die vielen Gedichte, die sie mich von Kind an<br />
gelehrt hat“. Nun ist es heute wahrscheinlich nicht<br />
mehr selbstverständlich, dass Gedichte in der Familie<br />
weitergegeben werden. Vielen Lesern ist vielleicht<br />
noch ein Teil der „Bürgschaft“ oder „Der
Erlkönig“ bekannt – die ihnen in der Schule eher<br />
eingepaukt als nahe gebracht wurden.<br />
Im „Ewigen Brunnen“ sind nun bekannte und unbekannte,<br />
klassische und neuere Gedichte nach<br />
Themengebieten wie Jugend, Natur, Vaterland,<br />
Glauben etc. zusammengefasst; so stehen z.B. im<br />
„Buch der Liebe“ Goethe und Uhland neben Werner<br />
Bergengruen und Ricarda Huch und im „Buch<br />
der Heiterkeit“ hat Joachim Ringelnatz ebenso seinen<br />
Platz wie Wilhelm Busch. Die zarten schwarzweißen<br />
Zeichnungen von Andreas Brylka ergänzen<br />
diese Sammlung von tiefgründigen, heiteren, leidenschaftlichen,<br />
patriotischen, religiösen und weisen<br />
Versen, die – im besten Sinne – ein „Hausbuch<br />
deutscher Dichtung“ darstellen. Ein Verzeichnis<br />
von Gedichtanfängen und –überschriften sowie<br />
von Dichtern macht das Buch auch zu einem hervorragenden<br />
Nachschlagewerk.<br />
Juri Rytcheu<br />
Wenn die Wale fortziehen<br />
Unionsverlag, 1995<br />
144 S.; ‡ 7,90<br />
Ein Märchen, die Fortsetzung einer Schöpfungslegende,<br />
eine poetische Erzählung – dem auf der<br />
Tschuktschenhalbinsel im äußersten Nordosten Sibiriens<br />
geborenen Juri Rytcheu ist dies alles mit<br />
dem vorliegenden Buch gelungen. Nachgezeichnet<br />
wird die Geschichte von Nau, der Urmutter des<br />
Menschengeschlechts. Der Legende nach zeugte<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 33<br />
der Reu mit ihr Waljunge<br />
und Menschenkinder,<br />
die demnach Geschwister<br />
waren. Viele<br />
Generationen später ist<br />
die steinalte Nau noch<br />
immer da – lebendiges<br />
Zeugnis der Herkunft<br />
der Menschen, die die<br />
Verehrung der Wale als<br />
Brüder der Menschen<br />
immer wieder einfordert. Doch mit der Zeit schwindet<br />
die Achtung vor der alten Frau und die Verehrung<br />
der Wale tritt gegenüber Gier und Gewinnsucht<br />
in den Hintergrund. Eines Tages macht sich<br />
der Jäger Armagirgin daran, die Wale zu jagen:<br />
eine Jagd mit tödlichem Ausgang, ein Brudermord,<br />
der das Schicksal herausfordert.<br />
Traurig und eindringlich beschreibt dieses Buch das<br />
Ende der Einheit von Mensch und Natur; eine Vision,<br />
die von der erbarmungslosen Wirklichkeit<br />
längst eingeholt worden ist.
34<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Rafik Schami<br />
Zeiten des Erzählens.<br />
Mit neuen zauberhaften Geschichten<br />
Herder Spektrum Verlag, 2000<br />
188 S.; ‡ 8,90<br />
Eine Sammlung von<br />
Geschichten, die sich<br />
mit alltäglichen Ereignissen<br />
beschäftigt und<br />
dabei in einer poetischen<br />
Sprache die Unterschiede,<br />
Nuancen<br />
und Übereinstimmungen<br />
von orientalischer<br />
und abendländischer<br />
Kultur zeigt. Dabei<br />
kann keine Leserin oder Leser ernsthaft bleiben,<br />
denn jedem schleicht sich zumindest ein Lächeln<br />
auf die Lippen, wenn sie oder er die Geschichten<br />
liest. Rafik Schami schafft es, wohlwollend der<br />
westlichen und östlichen Gesellschaft einen Spiegel<br />
vorzuhalten, der darauf ausgerichtet ist, vorzuführen<br />
ohne zu verletzen. Letztendlich kommt es<br />
auf ein friedliches, entspanntes Zusammenleben<br />
an, das nicht von Vorurteilen geprägt ist. Alle Bevölkerungsgruppen<br />
können voneinander lernen<br />
und sich ergänzen.<br />
Besonders eindrucksvoll wirken<br />
die Geschichten, wenn sie der<br />
Autor selbst vorliest. Dazu gehören<br />
die beiden CDs: „Die Farbe<br />
der Worte. Kalenderge-<br />
schichten. Erzählt von Rafik Schami. Erschienen in<br />
Der Hör Verlag. 1999, ‡ 24,90<br />
Oscar Wilde<br />
Erzählungen und Märchen<br />
Insel-Verlag, 1997<br />
385 S.; ‡ 10,–<br />
Dieses Buch vereint<br />
zwei Märchensammlungen<br />
sowie einen Erzählband<br />
Wildes. Am Anfang<br />
stehen wunderschöne,<br />
weise Märchen,<br />
die zu mehr<br />
Nächstenliebe und Mitgefühl<br />
mahnen, indem<br />
sie Selbstsucht und<br />
Oberflächlichkeit der<br />
Menschen anprangern und geschickt ad absurdum<br />
führen. Wildes wundervoll ausgeschmückte Sprache<br />
lässt diese Kunstmärchen zu einem Lesegenuss<br />
der besonderen Art werden und vielleicht einige<br />
sensible Menschen die ein oder andere Träne vergießen.<br />
Schon weitaus rauer geht es in der Erzählsammlung<br />
‚Lord Arthur Saviles Verbrechen und<br />
andere Geschichten‘ zu. Hier lässt sich Wildes unverwechselbarer<br />
Stil erkennen. Gespickt mit Ironie<br />
und viel, viel schwarzem Humor, läuft er nicht nur<br />
beim ‚Gespenst von Canterville‘ zu Hochform auf.<br />
Diese Sammlung sämtlicher Märchen und Erzählungen<br />
Wildes führt dem Leser die wichtigsten
Grundlagen menschlichen Zusammenlebens vor<br />
Augen, die in unserer schnellen Zeit allzu gern<br />
übergangen werden.<br />
Sehr hörenswert sind außerdem die märchenhaften<br />
Erzählungen von Adelbert von Chamisso: Peter<br />
Schlemihls wundersame Geschichte gesprochen<br />
von Gerd Udo Feller. Ein Hörbuch mit Musik erschienen<br />
in Naxos Musik und Video GmbH, 1998,<br />
‡ 16,82 und Johann Wolfgang von Goethe: Sämtliche<br />
Märchen gelesen von Marianne Hoppe. Deutsche<br />
Grammophon (3 CDs) 1988, ‡ 19,95<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 35<br />
Leben mit anderen – miteinander leben<br />
Menschen und ihre Beziehungen<br />
Die schönsten Katzengeschichten<br />
Diogenes-Verlag, 1986<br />
363 S.; ‡ 9,90<br />
Katzen sind geheimnisvolle<br />
und eigenwillige<br />
Wesen. Kein Wunder<br />
also, dass besonders<br />
Künstler schon immer<br />
von ihnen fasziniert<br />
waren. In diesem Buch<br />
finden sich Geschichten<br />
aus der Feder berühmter<br />
Autoren. Unter anderem<br />
sind Guy de<br />
Maupassant, Edgar Allan Poe, Mark Twain und<br />
Ernest Hemingway vertreten, aber auch deutschsprachige<br />
Autoren, wie Robert Walser, Johann<br />
Wolfgang von Goethe oder Kurt Tucholsky. Es sind<br />
weise und heitere Geschichten, unheimliche und<br />
nachdenkliche, die sich stets um mindestens eines<br />
dieser samtpfötigen, unbegreiflichen Wesen drehen.<br />
Nicht zu vergessen sind auch die 22 herrlichen<br />
Illustrationen rund um die Katze, u.a. von Pablo<br />
Picasso, Paul Klee, Edouard Manet und Siné.<br />
Eine besonders gelungene Zusammenstellung von<br />
Katzengeschichten, die nicht nur Katzenfans begeistern<br />
wird. Ausgezeichnet illustriert.
36<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Ghazi Abdel-Qadir<br />
Spatzenmilch und Teufelsdreck<br />
dtv junior, 1999<br />
167 S.; ‡ 5,57<br />
Fatima ist so etwas wie<br />
Michaels Stiefschwester,<br />
seit seine Mutter<br />
mit Karim, Fatimas Vater,<br />
zusammen ist und<br />
die beiden bei ihnen<br />
eingezogen sind. Für<br />
Aufregung sorgt die Ankündigung<br />
von Opa<br />
Tanturi aus Jordanien,<br />
Sohn und Enkelin in<br />
Deutschland einen Besuch abstatten zu wollen.<br />
Dass er nicht wissen darf, dass Karim und Michaels<br />
Mutter gar nicht verheiratet sind, ist nur eines der<br />
Probleme, die es zu meistern gilt. Denn obwohl die<br />
ganze Familie den Alten mit seiner liebenswürdigkauzigen<br />
Art sofort ins Herz schließt, kommt es<br />
wegen seiner Frömmigkeit und seinen gänzlich anderen<br />
Lebensgewohnheiten ständig zu lustigen<br />
Missverständnissen, aber auch zu Konflikten, die<br />
meist auf Unwissen und Unkenntnis beruhen und<br />
für die es oft eine ganz einfache Lösung gibt. Vor<br />
allem mit Oma gerät er immer wieder aneinander,<br />
vor allem als er sich mit seiner Kräutersammlung<br />
als Wunderheiler betätigen will...<br />
Eine witzige und amüsante Geschichte über die<br />
Angst vor Fremdem und die Möglichkeit ihrer<br />
Überwindung durch Offenheit, Toleranz und den<br />
ehrlichen Willen, den anderen zu verstehen – für<br />
Alt und Jung gleichermaßen unterhaltsam.<br />
Aenne Biegel/Heleen Swildens<br />
Wo ist denn meine Brille?<br />
dtv Verlag (Großdruck), 1995<br />
209 S.; ‡ 7,41<br />
„(Das Alter)...stellt sich<br />
ganz von selber ein, unabwendbar<br />
und ohne<br />
unser Zutun, und im<br />
Gegensatz zu einer<br />
Grippe geht es auch<br />
nicht mehr vorbei. Man<br />
muss damit weiterleben<br />
und zu bleiben versuchen,<br />
wer oder wie<br />
man ist.“ Besser als mit<br />
ihren eigenen Worten lässt sich das Anliegen der<br />
beiden Autorinnen nicht beschreiben. Es geht ihnen<br />
um ein Altern in Würde, mit innerer Harmonie<br />
und Gelassenheit; sie sparen aber auch nicht die<br />
Schwierigkeiten, die Misserfolge und die Ängste<br />
aus, auch nicht das häufige Unverständnis der<br />
Umwelt. Der wunderbar leicht zu lesende und<br />
durchaus auch heitere Briefwechsel der beiden<br />
Frauen drückt vor allen Dingen eines aus: ihre<br />
Bereitschaft, positiv auf diesen Lebensabschnitt<br />
zuzugehen.
Erma Bombeck:<br />
Mäuse im Klavier und andere liebe Gäste.<br />
Neueste Geschichten der berühmtesten<br />
Hausfrau der Welt.<br />
Bastei Lübbe Verlag, 2001<br />
250 S.; ‡ 6,45<br />
In einer Großfamilie<br />
passieren immer Episoden,<br />
die vorher nicht<br />
eingeplant waren und<br />
da ist das Improvisationstalent<br />
der Mutter<br />
und Hausfrau gefragt.<br />
Aber die Familienmitglieder,<br />
Nachbarn und<br />
Verwandten sorgen<br />
auch dafür, dass der Alltag<br />
nicht langweilig wird, sondern immer wieder<br />
durch turbulente und heitere Aspekte kurzweilig<br />
bleibt. Auf diese Weise hat eine erfahrene Hausfrau<br />
für jede noch so brenzlige Situation eine Lösung<br />
parat. Erma Bombeck hat ihre Erfahrungen<br />
und Erlebnisse in einem ereignisreichen Haushalt in<br />
Zeitungskolumnen festgehalten. Diese kurzen Episoden<br />
fordern zum Lachen heraus und verursachen<br />
vermutlich bei vielen Leserinnen das Gefühl, so<br />
etwas oder Ähnliches schon erlebt zu haben.<br />
Ein Buch für alle, die gern einmal Schmunzeln.<br />
Noelle Chatelet<br />
Die Klatschmohnfrau<br />
Kiepenheuer & Witsch Verlag, 1999<br />
144 S.; ‡ 14,90<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 37<br />
Marthe lebt nach dem<br />
Tod ihres Mannes ein<br />
geregeltes, langweiliges<br />
Leben, das durch Routine<br />
und Vorsicht geprägt<br />
ist. Doch eines Tages<br />
ändert sich ihr Alltag<br />
vollkommen als sie die<br />
Bekanntschaft eines älteren<br />
Herrn im Café<br />
macht. Die siebzigjährige<br />
Marthe entwickelt neue Lebenskraft und –lust,<br />
sie wechselt sogar ihre langjährige Gewohnheit<br />
vom Teetrinken zum Kaffeetrinken und riskiert damit<br />
bewusst eventuelle „Herzprobleme“. Marthe<br />
erfährt mit dem Maler Felix sich selbst und ihre<br />
Umgebung neu. Das Gefühl liebens- und begehrenswert<br />
zu sein, lässt sie über ihre körperlichen<br />
Beschwerden hinwegsehen und ihre ganz persönlichen<br />
Interessen und Vorlieben ausleben, die sie ihr<br />
Leben lang anderen Bedürfnissen untergeordnet<br />
hat.<br />
Ein Buch, das allen Mut macht, sich nicht zu verleugnen<br />
und anregt, die eigenen Wünsche zuzulassen<br />
und auszuleben. Selbstverwirklichung ist nicht<br />
altersabhängig und nie zu spät.
38<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Sigrid Damm<br />
Christiane und Goethe<br />
Eine Recherche<br />
Insel Verlag, 1998<br />
600 S.; ‡ 25,80<br />
Wie lebt es sich als Geliebte<br />
und spätere Ehefrau<br />
des großen Dichters<br />
Johann Wolfgang<br />
Goethe? Dieser Frage<br />
stellt sich die Autorin<br />
Sigrid Damm und entwirft<br />
in einer detailgenauen<br />
Recherche ein<br />
Bild der Lebensweise jener<br />
Zeit. Angefangen<br />
von den Kosten für Lebensmittel bis zu den gesellschaftlichen<br />
Normen des Adels und des Bürgertums<br />
beschreibt sie das Lebensumfeld von Christiane<br />
Vulpius. Durch sachliche Informationen wird<br />
verdeutlicht, dass Christiane Vulpius versucht, in<br />
der Beziehung zu Goethe einerseits eine liebende<br />
Partnerin zu sein, die sich auch vollkommen zurückzieht,<br />
wenn es gesellschaftlich geziemend erscheint,<br />
die andererseits aber auch auf ihre Stellung<br />
und Persönlichkeit achtet, insbesondere nach der<br />
Geburt des gemeinsamen Sohnes.<br />
Ein lebensnahes Portrait einer Liebesbeziehung, die<br />
von gesellschaftlichen Normen, den persönlichen<br />
Ansprüchen und den Besonderheiten von Künstlern<br />
geprägt ist und das dadurch sehr lebensnah<br />
wirkt<br />
Reiner Engelmann (Hrsg.)<br />
Früher war auch mal heute<br />
Schriftsteller erzählen aus ihrer Kindheit.<br />
Arena Verlag, 1995<br />
139 S.; zurzeit nicht lieferbar<br />
Zwischen 1920 und 1960 sind sie geboren, die<br />
Autorinnen und Autoren, die hier ganz persönliche<br />
Erinnerungen aus ihrer Kindheit festgehalten haben.<br />
So entsteht – ganz nebenbei – auch ein Spiegelbild<br />
einer bewegten Epoche deutscher Geschichte.<br />
Doch berührt wird man eher von den Kleinigkeiten<br />
des Kinderalltags, von all dem Selbst Erlebten<br />
oder dem durch Erzählungen von Eltern und Großeltern<br />
Erfahrenen, das uns hier wiederbegegnet.<br />
Die ewig rutschenden Kniestrümpfe, die Prügelstrafen<br />
in der Schule, das Entsetzen der Eltern beim<br />
Abspielen von Rock‘n-Roll-Platten, die armseligen,<br />
aber glücklichen Weihnachtsfeste der Nachkriegszeit...<br />
Eine perfekte „Familienlektüre“, auch zum<br />
Vorlesen wunderbar geeignet.
Elke Heidenreich<br />
Nero Corleone<br />
Eine Katzengeschichte von Quint Buchholz<br />
Sanssouci Verlag, 1998<br />
87 S.; ‡ 6,90<br />
So einen kleinen Kater,<br />
schwarz und anhänglich,<br />
dem kann keiner<br />
widerstehen. Robert<br />
und Isolde, die ihren<br />
Winterurlaub in ihrem<br />
Ferienhaus in Italien<br />
verbringen, geht es<br />
auch so. Am Ende ihres<br />
Urlaubs nehmen sie<br />
den kleinen, schwarzen<br />
Kater Nero Corleone und eine rot-weiße Katze mit<br />
nach Köln. Doch das Ehepaar wusste nicht genau<br />
einzuschätzen, auf was es sich da eingelassen hat<br />
und Nero Corleone, der spitzfindige Kater, vor dem<br />
alle anderen Tiere auf dem italienischen Bauernhof<br />
gehörigen Respekt hatten, war sich auch nicht darüber<br />
im Klaren, was das Leben in Köln bedeuten<br />
würde. Eine Tiergeschichte, die aus der Sicht des<br />
Katers geschildert wird und dabei den Charakter<br />
von Katzen sehr treffend beschreibt.<br />
Von diesem Buch gibt es auch<br />
eine Hörkassettenversion von<br />
Elke Heidenreich gesprochen.<br />
Elke Heidenreich: Nero Corleone.<br />
Sonst noch was. Liebe Klara.<br />
Brief an eine Katze. Am Südpol,<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 39<br />
denkt man ist es heiß. Erschienen bei Der Hör<br />
Verlag. 1999 ‡ 13,50<br />
Peter Høeg<br />
Der Plan von der Abschaffung<br />
des Dunkels<br />
rororo Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1999<br />
296 S.; ‡ 8,50<br />
Peter besucht die Privatschule<br />
Biehl, nachdem<br />
er etliche andere<br />
Schulen und Jugendheime<br />
erlebt hat. August,<br />
sein neuer Schulkamerad,<br />
wird als klein und<br />
zurückgeblieben beschrieben,<br />
bedingt<br />
durch einen Unfall. Und<br />
dann gibt es noch die<br />
zwei Jahre ältere Katarina. Alle Schüler und Schülerinnen<br />
durchlaufen ein Schulsystem, wie es vor<br />
hundert Jahren üblich gewesen ist, in den modernen<br />
Siebzigern aber undenkbar erscheint. Der Autor<br />
Peter Høeg verarbeitet seine Schulerlebnisse<br />
und seinen Versuch, in einem gnadenlosen System<br />
zu bestehen und darüber hinaus noch Verantwortung<br />
und Schutz für Schwächere zu übernehmen.<br />
In diesem hierarchischen, von Unterdrückung geprägten<br />
System können trotzdem Zuneigung und<br />
erste Liebesgefühle zwischen Peter und Katarina<br />
entstehen.
40<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Ein Buch über Erziehungsziele und –methoden, das<br />
sehr nachdenklich stimmt<br />
Marie Luise Kaschnitz<br />
Der alte Garten<br />
Ein Märchen (Großdruck)<br />
Insel Verlag, 1999<br />
277 S.; ‡ 9,-<br />
„Mitten in der großen<br />
Stadt liegt ein sehr alter<br />
Garten...“. Dieser Garten<br />
hat früher einmal zu<br />
einem ländlichen Herrenhaus<br />
gehört, doch<br />
die alten Besitzer sind<br />
gestorben, ihre Kinder<br />
sind fortgegangen und<br />
die Stadt ist immer weiter<br />
gewachsen und hat<br />
den Garten eingeschlossen. Statt des Herrenhauses<br />
steht jetzt ein Mietshaus daneben, in dem ein<br />
kleiner Junge und seine Schwester leben, die eines<br />
Tages in den geheimnisvollen Garten eindringen.<br />
In wildem Spiel zerstören sie die Sträucher und<br />
Beete, knicken die Blumen und zertreten die Käfer<br />
und Ameisen... Doch diese Untaten bleiben nicht<br />
ungesühnt und die Kinder müssen – verwandelt –<br />
eine lange und gefahrvolle Reise in die Tiefe der<br />
Erde, in das Hoch des Himmels und die Fluten der<br />
Gewässer unternehmen. Nur dann können sie von<br />
der gerechten Strafe befreit werden.<br />
Ein poetisches Märchen über den Zauber der Natur,<br />
voll von fantastischen Wesen und Märchengestalten<br />
– eine Reise zu den Ursprüngen der Erde,<br />
die in einer einzigen Nacht stattfindet. Die wunderschöne,<br />
klare Sprache und die Einteilung in Kapitel<br />
machen das Buch auch zum Vorlesevergnügen.<br />
Angelika Kutsch (Hrsg.)<br />
Erzähl mir, wie ich früher war<br />
Großeltern-Geschichten.<br />
Oetinger Verlag, 1995<br />
160 S.; zurzeit nicht lieferbar<br />
Es ist schon eine ganz besondere Art von Beziehung<br />
– die zwischen Großeltern und Enkeln. Und<br />
fast jeder erinnert sich an große und kleine Ereignisse<br />
aus der Kindheit, die mit der Großmutter<br />
oder dem Großvater zusammenhängen. Aber nicht<br />
jeder kann diese Begebenheiten so schön nacherzählen<br />
wie die bekannten Autorinnen und Autoren,<br />
die hier ihren ganz persönlichen Geschichtenschatz<br />
zugänglich gemacht haben. Ob es nun um<br />
den Großvater geht, der beim Mühlespiel immer<br />
gewinnen will, um Großmutter Else, die beim<br />
Baumhausbauen um ein Haar verunglückt wäre,<br />
oder um die Haferflockensuppe, auf die bei Oma
immer viel mehr Zucker gestreut werden darf...<br />
Geschichten zum Lachen, zum Nachdenken und<br />
sich Erinnern für Leser aller Altersstufen.<br />
Katherine Mansfield<br />
Meistererzählungen<br />
Diogenes Verlag, 1985<br />
245 S.; ‡ 7,90<br />
Menschliche Eigenschaften,<br />
Gefühle und Abgründe,<br />
die in – oft<br />
ganz alltäglichen - Ereignissen<br />
offenbar werden,<br />
sind das große<br />
Thema der Erzählerin<br />
Katherine Mansfield.<br />
Ihre Geschichten spiegeln<br />
zugleich die Gesellschaft<br />
der ersten beiden<br />
Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts wieder. Ob sie<br />
von einer Clique eitler Künstler und geltungssüchtiger<br />
Großbürger erzählt, von schwärmerischen<br />
jungen Mädchen, glänzenden Gartenfesten oder<br />
einer Schule für höhere Töchter – immer scheint<br />
eine tiefe Abneigung gegenüber der von Dünkel,<br />
Klassenunterschieden und Unterdrückung der<br />
Rechte der Frauen geprägten Gesellschaft durch,<br />
die sie bissig beschreibt und gelegentlich karikiert.<br />
Ihr eigenes, kurzes und sehr bewegtes Leben hatte<br />
sie mit allen hellen und dunklen Seiten der menschlichen<br />
Existenz vertraut gemacht.<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 41<br />
Weitere Feinheiten menschlichen<br />
Zusammenlebens sind<br />
auf der CD Katherine Mansfield:<br />
„Seligkeit“, Erzählungen<br />
zusammengetragen. Gelesen<br />
von Gisela Zoch-Westphal. Litraton Verlag, 1995,<br />
‡ 15,–<br />
Gudrun Mebs<br />
Opa Hans, der ist mein Freund!<br />
Verlag Sauerländer, 2000,<br />
104 S.; ‡ 12,80<br />
Die kleine Suse hat es<br />
so richtig gut, denn sie<br />
hat Opa Hans. Opa<br />
Hans ist zwar schon<br />
ziemlich alt, so alt, dass<br />
er nachts seine Zähne<br />
in ein Glas tun kann,<br />
aber wenn es darum<br />
geht, mit Suse zu spielen,<br />
da strengt er sich<br />
mächtig an. Sogar rutschen<br />
tut er mit Suse, damit sie die Angst davor<br />
verliert. Dabei schmerzen ihn danach ganz schön<br />
die Knochen. Aber Suse ist auch immer für Opa<br />
Hans da. Als Opa Hans sich verirrt, ist es Suse, die<br />
ihn findet und nach Hause bringt. Denn: Suse und<br />
Opa Hans sind einfach ein tolles Team, sie gehen<br />
durch Dick und Dünn!<br />
Ein wunderschönes Buch über eine Freundschaft
42<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
zwischen Alt und Jung, das auf ganz einfache<br />
Weise zeigt, wie die Generationen voneinander<br />
lernen und miteinander leben können. Für Enkel<br />
wie für Großeltern, zum Vorlesen hervorragend<br />
geeignet.<br />
Liesel Pohl (Hrsg.)<br />
Man braucht was zum Freuen.<br />
Geschichten für die Seniorenarbeit<br />
Oncken Verlag, 2000<br />
90 S.; ‡ 8,90<br />
25 kurze Erzählungen<br />
verschiedener Autoren<br />
über scheinbar „kleine<br />
Ereignisse“: Wieso hängen<br />
bei Herrn Neumeier<br />
seit über 14 Tagen<br />
ein Paar alte Socken auf<br />
der Leine vor dem Fenster?<br />
Oder der Hotelportier,<br />
der meint, die<br />
Menschenkenntnis<br />
schlechthin zu haben und erfährt, wie sehr man<br />
sich doch täuschen kann...In der Hektik der modernen<br />
Berufswelt und der heutigen Spaßgesellschaft<br />
laden kleine Begebenheiten, zum Teil aus der Perspektive<br />
von früher geschildert, zum Verweilen ein<br />
und vermitteln ein wenig Besinnlichkeit.<br />
Geschichten, die zum Nachdenken anregen und<br />
vermeintlich Alltägliches in einem anderen, tieferen<br />
Sinn erscheinen lassen.<br />
Nicholas Sparks<br />
Wie ein einziger Tag<br />
Heyne Verlag (Großdruck), 1996<br />
222 S.; ‡ 7,95<br />
Neunundvierzig Jahre<br />
sind Allie und Noah<br />
nun schon verheiratet,<br />
und Noah, der – selber<br />
schwer krank – seine<br />
Frau, die an Alzheimer<br />
leidet, umsorgt, kommt<br />
dieses halbe Jahrhundert<br />
vor wie ein einziger<br />
Tag. Diese große<br />
Liebesgeschichte wird<br />
von dem alten Mann im Rückblick erzählt, angefangen<br />
mit der ersten Begegnung der beiden<br />
Siebzehnjährigen, über eine Zeit der – durch Intrigen<br />
herbeigeführten – Trennung, das Sich-Wiederfinden,<br />
das Gründen einer Familie und den Alltag<br />
mit Glück und Sorgen bis zu dieser letzten Station:<br />
einem Pflegeheim, in dem die beiden wohnen.<br />
Dennoch ist dieser Lebensbericht keineswegs traurig<br />
oder bitter, sondern wird getragen von dem<br />
großen, unwandelbaren Gefühl zwischen den beiden,<br />
von Zärtlichkeit und liebevoller Erinnerung.
Liv Ullmann<br />
Briefe an mein Enkelkind<br />
dtv Verlag, 1998<br />
141 S.; ‡ 14,90<br />
Liv Ullmann, die bekannte<br />
Schauspielerin<br />
und UNICEF-Sonderbotschafterin<br />
hat hier<br />
eines ihrer Herzensanliegen<br />
an zahlreiche<br />
prominente Zeitgenossen<br />
weitergegeben. Sie<br />
sollten – möglichst in<br />
Form eines Briefes,<br />
adressiert an ein reales<br />
oder fiktives Enkelkind – eigene Wertvorstellungen,<br />
Wünsche und Erfahrungen, die sie als für die<br />
Nachwelt besonders wichtig erachten, formulieren.<br />
In kurzen – teils sehr persönlichen, teils fast<br />
philosophischen – Texten haben nun Prominente<br />
wie Joan Baez, Nelson Mandela, Shimon Peres<br />
oder Lech Walesa Träume, Erinnerungen und Visionen<br />
festgehalten. Ihre Wünsche für die nächste<br />
Generation: Frieden, Liebe, persönliches Glück,<br />
Mut, eine gesunde Umwelt und vor allem – Hoffnung!<br />
Thomas Winding<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 43<br />
Mein kleiner Hund Mister in der Nacht<br />
Carlsen Verlag, 1998<br />
80 S.; ‡ 11,50<br />
(Über den kleinen Hund Mister sind zwei<br />
weitere Bände erschienen.)<br />
Wenn Tiere – in diesem<br />
Fall der kleine Hund<br />
Mister – sprechen<br />
könnten, dann...<br />
Mister wurde schlecht<br />
behandelt und geschlagen,<br />
deshalb suchte er<br />
sich kurzerhand<br />
ein neues Herrchen. Die<br />
beiden sitzen abends<br />
zusammen auf der<br />
Couch, essen Leberwurstbrote und ergänzen sich<br />
auch in anderer Hinsicht hervorragend: Mister<br />
hört gerne Geschichten, vor allem nachts, wenn er<br />
sich einsam fühlt und fürchtet, und Herrchen<br />
erzählt gerne welche...<br />
Nicht „nur“ ein Kinderbuch, wie es auf den ersten<br />
Blick scheint, da es viele versteckte Botschaften<br />
enthält, die zum Nachdenken anregen.<br />
Amüsant geschrieben und, auch wegen der netten<br />
Illustrationen, sehr gut zum Vorlesen geeignet.
44<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Sheila Och<br />
Balaban Neumann – der Hund<br />
Sauerländer Verlag, 1999<br />
77 S.; ‡ 10,80<br />
In der Familie Neumann<br />
ist der Opa gestorben<br />
und die ganze Familie<br />
vermisst ihn. Die Kinder<br />
kommen auf die<br />
Idee einen Opa-Erinnerungshund<br />
zu besorgen,<br />
der Opas Platz am<br />
Esstisch einnehmen<br />
soll. Nach anfänglichen<br />
Zweifeln und Zögern<br />
suchen sich die Neumanns einen Hund im Tierheim<br />
aus und nehmen ihn mit nach Hause. Doch sie<br />
ahnen ja nicht, welche Aufregung auf sie zukommt<br />
mit dem neuen Mitbewohner. Der Hund<br />
sorgt für viel Aufregung in der Familie Neumann<br />
und in der Nachbarschaft. Eines Tages ist Balaban<br />
verschwunden und alle Familienmitglieder sind<br />
sehr traurig darüber, bis sie eines Tages Besuch<br />
bekommen von Balaban und seinem alten Herrchen.<br />
Ab diesem Zeitpunkt ist Opas Platz am<br />
Esstisch nicht mehr leer.<br />
Ein sehr hintergründiges, trotzdem heiteres Buch<br />
über das menschliche Zusammenleben, indem ein<br />
Hund manchmal weiser scheint als die menschlichen<br />
Zweibeiner.<br />
Das gleichnamige Hörspiel unterstreicht<br />
den turbulenten<br />
Charakter der Geschichte.<br />
Erschienen bei IGEL-Records.<br />
2000, ‡ 12,70
Daheim und in der Ferne<br />
Bekanntes wieder finden und Neues entdecken<br />
Mario Adorf<br />
Der Dieb von Trastevere<br />
Geschichten aus Italien.<br />
Kiepenheuer & Witsch, 1994<br />
190 S.; ‡ 14,90<br />
Seit über 30 Jahren lebt<br />
der große Schauspieler<br />
und Komödiant Mario<br />
Adorf nun schon in Italien.<br />
Und so vermitteln<br />
seine Geschichten dem<br />
Leser einen sehr persönlichen<br />
Einblick in ein<br />
sehr aufregendes Land.<br />
Hier stehen nicht historische<br />
Ereignisse oder<br />
touristische Attraktionen im Vordergrund, sondern<br />
der italienische Alltag mit all seinen schlitzohrigen,<br />
erfinderischen, liebenswerten, nicht immer<br />
ganz gesetzestreuen, eleganten oder schäbigen,<br />
reichen oder bettelarmen Protagonisten.<br />
Da gibt es die Geschichte über ein gefälschtes Foto<br />
vom Einsturz des Campanile in Venedig, den Bericht<br />
über einen – fast stattgefundenen – Papstbesuch<br />
auf einer kleinen Insel oder die Beschreibung<br />
einer glanzvoll beginnenden und kläglich endenden<br />
Schauspielerkarriere mit Mafiaunterstützung.<br />
Ohne gewichtigen literarischen Anspruch, sympa-<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 45<br />
thisch und humorvoll erzählt kommen diese kleinen<br />
Geschichten daher – ein locker-leichter Lesespaß<br />
für Italienfans und alle, die es noch werden<br />
wollen.<br />
Wer das Vergnügen mit Mario<br />
Adorfs Geschichten noch steigern<br />
möchte, der sollte sich die<br />
Hörkassette von ihm anhören:<br />
Mario Adorf. Der Fenstersturz.<br />
Merkwürdige Geschichten. Autobiografische<br />
Geschichten Adorfs mit anderen<br />
Schauspielkollegen und Regisseuren. Der Hör Verlag.<br />
1997, ‡ 13,50<br />
Tschingis Aitmatow<br />
Dshamilja<br />
insel taschenbuch (Großdruck), 1990<br />
139 S.; ‡ 8,-<br />
„Dshamilja“ entführt<br />
den Leser in ein kleines<br />
Dorf in der kirgisischen<br />
Steppe zur Zeit des<br />
Zweiten Weltkriegs.<br />
Die Männer des Dorfes<br />
sind fast alle im Krieg,<br />
die Frauen müssen bei<br />
der täglichen Arbeit auf<br />
dem Feld mit anpacken.<br />
Unter ihnen ist auch die<br />
schöne, kindlich-verspielte, aber unnahbare Dshamilja,<br />
deren Mann ebenfalls an der Front ist und
46<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
für die alle jungen Männer des Dorfes schwärmen.<br />
So auch Danijar, ein junger verwundeter Frontsoldat,<br />
der erst vor kurzem im Dorf aufgetaucht ist.<br />
Doch Dshamilja treibt nur ihren Spott mit dem<br />
verschlossenen und sonderbaren Einzelgänger, bis<br />
sie eines Abends von seinem unendlich schönen<br />
und sehnsuchtsvollen Gesang verzaubert wird.<br />
Mit kindlichem Staunen beobachtet der 15-jährige<br />
Erzähler der Geschichte, wie sich zwischen Dshamilja<br />
und Danijar eine starke, unfassbare Liebe<br />
entwickelt, die eigentlich verboten ist.<br />
Mit großer Leichtigkeit erzählt der 30-jährige Autor<br />
Tschingis Aitmatow aus Kirgisien in seinem<br />
1958 erschienenen Erstlingsroman eine zauberhafte<br />
Geschichte, die zu Recht als „die schönste Liebesgeschichte<br />
der Welt“ bezeichnet wurde, eine<br />
Geschichte von großen Gefühlen, die sich allen<br />
Traditionen und gesellschaftlichen Verboten widersetzen.<br />
Alessandro Baricco<br />
Seide<br />
Piper Verlag, 2001<br />
132 S.; ‡ 7,62<br />
Hervé Joncour ist Seidenhändler in Südfrankreich<br />
und mit der schönen Hélène verheiratet. Es ist das<br />
Jahr 1861 und immer häufiger werden europäische<br />
Aufzuchten von Seidenraupen von Seuchen befallen.<br />
Der rätselhafte Baldabiou, Besitzer der Seidenspinnereien<br />
am Ort und Freund und Förderer Joncours,<br />
rät ihm schließlich, nach Japan zu fahren,<br />
um dort Seidenraupen<br />
zu kaufen – eine Reise<br />
ans Ende der Welt. Im<br />
Haus des mysteriösen<br />
Hara Kei trifft er auf ein<br />
Mädchen, das ihn völlig<br />
in seinen Bann zieht.<br />
Nur Blicke und eine kurze<br />
Botschaft sind es, die<br />
Hervés unstillbare<br />
Sehnsucht entfachen<br />
und ihn veranlassen, immer wieder nach Japan zu<br />
reisen. Es entspinnt sich eine rätselhafte Liebesgeschichte,<br />
die in einem erotischen Brief einen Höhepunkt<br />
findet, dessen Geheimnis erst viele Jahre<br />
später gelüftet wird...<br />
Eine hauchzarte, kleine Erzählung über die große<br />
Liebe, Sehnsucht und nie endendes Begehren. Mit<br />
einfachen Worten erzählt, melancholisch, ergreifend<br />
und von grandioser Schlichtheit.<br />
Lilian Beckwith<br />
Auf den Inseln auch anders<br />
dtv (Großdruck), 1999<br />
314 S.; ‡ 10,-<br />
„Miss Peckwitt“, eine ehemalige Lehrerin vom Festland,<br />
lebt jetzt schon lange in Bruagh, einem kleinen<br />
Dorf auf den Hebriden. Den Hintergrund der<br />
von ihr erzählten Geschichten bildet die raue Natur,<br />
das Leben mit Wind, Regen, Herbststürmen<br />
und sengender Sonne, die beschwerliche Versor-
gung mit Wasser, Kohlen,<br />
frischem Gemüse...<br />
Wirklich am Herzen<br />
aber liegen ihr die eigenwilligen<br />
Bewohner<br />
des Dorfes und ihre heiteren,<br />
skurrilen, traurigen<br />
und oft auch aberwitzigen<br />
Erlebnisse. Da<br />
ist z.B. Johnny Ulkig,<br />
der alte Sonderling des<br />
Dorfes, der unter der<br />
Tyrannei seiner Schwester leidet; da sind die kauzigen<br />
Nachbarn, die zu jeder Tages- und Nachtzeit<br />
auf einen kleinen „strupak“ mit Hafermehlkuchen<br />
und Tee vorbeischauen oder auch die Tinker, fahrendes<br />
Volk, das überall bettelt und organisiert,<br />
aber dennoch eine widerwillige Anerkennung findet.<br />
Liebevoll werden hier Alltagsbegebenheiten<br />
geschildert – keine großen Abenteuer, keine dramatischen<br />
Entwicklungen. Aber wer schon immer<br />
mal wissen wollte, wie man mit Hilfe von zwei Paar<br />
Stiefeln und einer Flasche Whisky eine Kuh aus<br />
dem Sumpf holt, ist mit diesen heiteren Geschichten<br />
bestens bedient.<br />
Lilian Beckwith<br />
Ein frischer Wind vom Meer<br />
dtv Verlag, 1998<br />
251 S.; ‡ 9,-<br />
Ingrid-Maria Gelhausen (Hg.)<br />
Sommerkinder<br />
Fischer-Verlag, 2001<br />
312 S.; ‡ 7,50<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 47<br />
Wer nicht genug bekommen<br />
kann von Miss<br />
Peckwitts heiteren Geschichten<br />
aus ihrem Inselleben,<br />
trifft hier all<br />
die wohlbekannten<br />
Charaktere wieder.<br />
Dieses Buch enthält kurze Texte aus Romanen,<br />
Autobiografien und Erzählungen, die in der ersten<br />
Hälfte des 20. Jahrhunderts geschrieben wurden.<br />
Mit dabei sind Geschichten von Virginia Woolf,<br />
Thomas und Klaus Mann, Erich Kästner, Marcel<br />
Proust, Marie Luise Kaschnitz und vielen mehr. Sie<br />
erzählen von der Vergangenheit, als man als Kind<br />
lange Tage am Meer verbrachte, durch die Hitze<br />
des Heimatortes pirschte, sich auf endlosen Reisen<br />
befand oder sich endlich einmal eingehend mit
48<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
seiner Verwandtschaft<br />
beschäftigen konnte.<br />
Mit manchmal wehmütigem<br />
Unterton sind die<br />
meisten Geschichten<br />
dennoch auf ihre eigene<br />
Weise heiter und lassen<br />
die Zeit für einen<br />
kurzen Moment still<br />
stehen, ob sie nun von<br />
Kaschnitz sehr lyrisch<br />
oder von Camus eher nüchtern geschrieben sind.<br />
Eine gelungene Zusammenstellung von Texten sehr<br />
verschiedener Autoren mit sehr verschiedenen<br />
Schreibweisen, die man am besten an einem stillen<br />
Sommertag am Strand liest, wenn die Möwen kreischen.<br />
Jack London<br />
Meistererzählungen<br />
Diogenes Verlag, 1993<br />
378 S.; ‡ 9,90<br />
Aus eigenen Erfahrungen als Goldschürfer, Seemann<br />
und Robbenfänger bezog der amerikanische<br />
Autor den Stoff für seine packenden Abenteuergeschichten,<br />
die schon von Generationen von Lesern<br />
verschlungen und vielfach verfilmt worden sind.<br />
Rund fünfzig Bücher hat Jack London im Laufe<br />
seines höchst abenteuerlichen Lebens verfasst –<br />
eine Auswahl der schönsten Erzählungen liegt nun<br />
hier vor. Furchtlose Seefahrer, Perlenfischer, von<br />
der Sippe zum Sterben<br />
zurückgelassene Indianer,<br />
chinesische Kulis,<br />
die auf hawaianischen<br />
Zuckerrohrplantagen<br />
schuften und in den<br />
Weiten Alaskas verirrte<br />
Wanderer – eine Fülle<br />
von lebendig gezeichneten<br />
Figuren tragen hier<br />
den großen Kampf der<br />
fortschreitenden Zivilisation gegen die Urgewalt<br />
der Natur aus.<br />
Katherine Mansfield<br />
Reisen in den Sommer<br />
Insel-Verlag, 1999<br />
115 S.; ‡ 7,50<br />
Katherine Mansfield<br />
musste krankheitsbedingt<br />
viele Jahre mit<br />
Aufenthalten im Ausland<br />
verbringen. Dieses<br />
Buch trägt Briefe an<br />
Freunde und Verwandte<br />
zusammen, sowie<br />
kurze Erzählungen, die<br />
von ihren ständigen<br />
Reisen und von ihren Erfahrungen<br />
mit immer neuen Menschen geprägt<br />
sind. Hier geht es um Freude, Ärgernisse, Spöttelei-
en oder Nachdenkliches und Katherine Mansfields<br />
genaue Beobachtungsgabe, ihr schier unendliches<br />
Einfühlungsvermögen und natürlich ihr enormes<br />
schriftstellerisches Talent machen jeden dieser Texte<br />
zu einem eigenen kleinen Kunstwerk. Und so ist<br />
die Geschichte von einem Tischgespräch einiger<br />
aufgeplusterter Deutscher genauso lesenswert, wie<br />
die von einer Frau, in deren Armen ein herzkranker<br />
Mann gestorben ist.<br />
Nicht unbedingt sommerlich anmutend, ist dieses<br />
Buch doch ein kleiner Schatz, der einem das Herz<br />
etwas leichter werden lässt, egal ob nun neben<br />
dem Nachttisch, in der Hängematte oder am Kamin.<br />
Susanne von Meiss/Reto Guntli<br />
Bücherwelten<br />
Von Menschen und Bibliotheken.<br />
Gerstenberg Verlag, 1999<br />
256 S.; ‡ 49,90<br />
Sich entspannen, zur Ruhe kommen, zu sich selbst<br />
finden – viele Menschen können das am besten<br />
bei einer der schönsten Beschäftigungen überhaupt:<br />
dem Lesen. Doch der wahre Lesegenuss<br />
wird nicht nur durch die gut gewählte Lektüre<br />
vermittelt; auch das Ambiente ist von großer Bedeutung.<br />
Ein gemütlicher Lesesessel, das richtige<br />
Licht, eine heimelige Atmosphäre, Fotos, Bilder, ein<br />
gutes Glas Wein – all das vermag den Spaß am<br />
Lesen noch zu steigern. Der vorliegende opulente<br />
Bildband zeigt uns neben berühmten “Büchertem-<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 49<br />
peln“, wie der Biblioteca<br />
Angelica in<br />
Rom oder der Bibliothek<br />
Friedrichs<br />
II in Sanssouci,<br />
auch die Lese- und<br />
Lebensräume von<br />
bekannten Büchersammlern.<br />
Hier<br />
reicht das Spektrum<br />
von Spezialsammlungen<br />
wie der der Fürsten Bismarck bis zu<br />
den Bibliotheken namhafter Wohndesigner, Schriftsteller,<br />
Verleger und Kunsthändler. Wunderschöne,<br />
großformatige Farbfotos geben den Zauber dieser<br />
Bücherwelten wieder und die Texte verraten uns so<br />
einiges über die ganz persönliche Einstellung der<br />
Sammler zu ihren Büchern, die Werke, die sie beeinflusst<br />
und oft ein Leben lang begleitet haben.<br />
Francois Rivière/Jean-Bernard Naudin<br />
Agatha Christies England<br />
Spurensuche in Devon.<br />
Gerstenberg Verlag, 1997<br />
168 S.; ‡ 35,–<br />
Jeder kennt die resolute, schrullige Detektivin Miss<br />
Marple; die Verfilmungen ihrer Fälle laufen ständig<br />
im Fernsehen, selbst die Filmmusik ist ein echter<br />
Klassiker. Auch der geschniegelte Detektiv Hercule<br />
Poirot mit seinem gezwirbelten Schnurrbart und<br />
seinem Lorgnon ist bereits Generationen von Le-
50<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
sern bestens bekannt.<br />
Was aber<br />
weiß man über die<br />
Schöpferin dieser legendären<br />
Figuren?<br />
Agatha Christie wurde<br />
1890 in Torquay<br />
an Englands Südwestküste<br />
geboren. Ihr Leben, ihre privaten und<br />
beruflichen Erfolge und Niederlagen und auch und<br />
vor allem ihre enge Verbundenheit zu ihrer Heimat<br />
Devonshire wird in diesem sehr schön aufgemachten<br />
Bildband dokumentiert. Ein Lebensweg, der<br />
vom verwöhnten kleinen Mädchen, das sorglos in<br />
großbürgerlichen Verhältnissen aufwächst, bis zur<br />
berühmtesten Vertreterin des englischen Kriminalromans,<br />
die von der Queen in den Adelsstand<br />
erhoben wurde, reicht. Zahlreiche Familienfotos<br />
und wunderschöne Landschaftsaufnahmen sowie<br />
ein „Kleiner Reiseführer“ ergänzen diese Biografie.<br />
Wer von den britischen Kriminalschauplätzen zu<br />
anderen exotischen Gegenden wechseln möchte,<br />
der sollte Agatha Christies „Mord im Orientexpress“<br />
und „Tod auf dem Nil“ nicht versäumen<br />
(beide Kriminalromane wurden auch verfilmt).<br />
Vita Sackville-West/Harold Nicholson<br />
Sissinghurst<br />
Portrait eines Gartens.<br />
Schöffling & Co. Verlagsbuchhandlung, 1997<br />
137 S.; ‡ 14,50<br />
Im Jahre 1930 kaufte<br />
das Schriftstellerehepaar<br />
Vita Sackville-<br />
West und Harold Nicholson<br />
ein heruntergekommenes<br />
Schloss in<br />
der Nähe des Ortes Sissinghurst.<br />
Trotz des<br />
schlechten Zustands<br />
des Anwesens schrieb<br />
Vita direkt nach der Besichtigung<br />
in ihr Tagebuch: „Ich bin von Liebe überwältigt“.<br />
Der Garten diente seit langem als Schuttabladeplatz.<br />
Trotzdem, oder gerade deshalb, sah<br />
die Schriftstellerin darin „Dornröschens Garten:<br />
aber ein Garten, der nach Befreiung schrie“. Die<br />
Anlage, Entwicklung und Pflege des heute so berühmten<br />
Gartens von Sissinghurst beschäftigte die<br />
Eheleute in den folgenden Jahrzehnten. Das Buch<br />
zeichnet diesen oft mühsamen Weg nach, auch<br />
anhand zahlreiche Briefe und Tagebuchaufzeichnungen.<br />
Das Porträt des Gartens ist zugleich das<br />
Porträt einer Ehe, die Dokumentation einer lebenslangen,<br />
von Liebe getragenen Zusammenarbeit.
Marco Schneiders (Hrsg.)<br />
Lesereise<br />
Bastei Lübbe Verlag, 2000<br />
447 S.; ‡ 7,50<br />
Diese Anthologie vereinigt<br />
Geschichten bekannter<br />
und ausgezeichneter<br />
Autoren<br />
aus dem 19. und 20.<br />
Jahrhundert. Zum Reisen<br />
sind natürlicherweise<br />
gewisse Fortbewegungsmittelnotwendig<br />
wie zum Beispiel<br />
Züge. Die Züge<br />
und Bahnhöfe stellen außerdem die Kulisse dar, in<br />
der die Handlung ihren Raum einnimmt. Zum Beispiel<br />
erlebt man mit Mark Twain die Gefahren<br />
einer Zugfahrt von St. Louis nach Chicago im Winter<br />
oder Italo Calvino führt seine Hauptperson Federico<br />
V. regelmäßig mit dem Nachtzug von einer<br />
oberitalienischen Stadt nach Rom, um dort seine<br />
Freundin zu besuchen. Egal ob die Reise in Amerika,<br />
in Italien oder in Indien stattfindet, überall<br />
stehen die Personen und ihre Erlebnisse mit den<br />
anderen Mitmenschen im Mittelpunkt der Geschichten.<br />
Eine „Lesereise“, die über verschiedene Kontinente<br />
führt und ein interessantes facettenreiches Bild von<br />
Land und Leuten bietet. Hier kommt das Sprichwort<br />
„Wenn einer eine Reise tut, kann er was<br />
erzählen“ sehr zur Geltung.<br />
Angelika Schrobsdorff<br />
Jericho.<br />
Eine Liebesgeschichte<br />
dtv (Großdruck), 1999<br />
187 S.; ‡ 8,–<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 51<br />
„Jericho“ ist die Geschichte<br />
einer Liebe zu<br />
einer Stadt, zu der biblischen<br />
Stadt Jericho. Für<br />
die Erzählerin verkörpert<br />
diese grüne friedliche<br />
Oase mitten in der<br />
Wüste einen Traum,<br />
dem sie ihr Leben lang<br />
nachhängt. Seit sie als<br />
Kind die Geschichte<br />
von der schönen deutsch-jüdischen Lydia gehört<br />
hat, die nach einem Aufenthalt im Winter Palace<br />
Hotel in Jericho Ehemann und Tochter für die Liebe<br />
zu einem Araber verlassen hat, ist Jericho für die<br />
Erzählerin der Inbegriff von Liebe und Leidenschaft.<br />
Jahre später macht sie sich auf, um „ihr“<br />
Jericho kennen zu lernen und kehrt fortan regelmäßig<br />
dorthin zurück, besonders an entscheidenden<br />
Wendepunkten ihres Lebens. So spiegelt sich im<br />
Schicksal der Stadt ihre persönliche Lebensgeschichte,<br />
gleichzeitig wird aber Jericho auch zum<br />
Spiegelbild der politischen Entwicklung im Nahen<br />
Osten, des Verhältnisses zwischen Israel und den<br />
Palästinensern.<br />
Angelika Schrobsdorff, die die jüngsten Entwicklungen<br />
in Israel selbst miterlebt hat, gelingt es, die
52<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Stadt in allen ihren Facetten für die Leser lebendig<br />
werden zu lassen.<br />
Heinrich Spoerl<br />
Die Hochzeitsreise<br />
Piper Verlag, 1988<br />
143 S.; ‡ 5,–<br />
Das Ehepaar Delius zerstreitet<br />
sich bereits in<br />
der Hochzeitsnacht<br />
heillos. Pitt, das Schoßhündchen<br />
der Braut,<br />
hat den Streit ausgelöst,<br />
der sogleich zur<br />
Einleitung der Scheidung<br />
führt. Unabhängig<br />
voneinander beschließen<br />
die Noch-Ehepartner,<br />
Ablenkung von ihren Sorgen bei einer Italienreise<br />
zu suchen. Und so trifft man sich – und<br />
etliche andere eigenwillige Reisegenossen – in einem<br />
Reisebus Richtung Bella Italia wieder... Nennt<br />
man das nun eine Scheidungs- oder eine Hochzeitsreise?<br />
Mit spitzer Feder und bissigem Humor schildert<br />
Heinrich Spoerl Irrungen und Wirrungen zwischenmenschlicher<br />
Beziehungen, wobei seine Zuneigung<br />
zu den gebeutelten Romanhelden deutlich zu erkennen<br />
ist. Heinrich Spoerls Spezialität sind humorvolle<br />
Geschichten über ganz normale Menschen<br />
in an sich ganz normalen Situationen, denen<br />
durch bösartige – oder glückliche – Zufälle die<br />
Herrschaft über ihr eigenes Leben vorübergehend<br />
aus der Hand genommen wird. Und das liest sich<br />
auch heute noch genauso unterhaltsam wie vor 50<br />
Jahren.<br />
Jean Philippe de Tonnac/Daniel Faure<br />
Hermann Hesse – Spurensuche im Tessin<br />
Gerstenberg Verlag, 1999<br />
168 S.; ‡ 35,–<br />
Dieser besonders<br />
schön gestaltete,<br />
literarisch-biografische<br />
Reiseführer ist<br />
dem Tessin gewidmet,<br />
der Wahlheimat<br />
des Schriftstellers<br />
und NobelpreisträgersHermann<br />
Hesse. Seit seiner Kindheit litt Hesse unter<br />
Depressionen und Selbstzweifeln, die später durch<br />
Eheprobleme und berufliche Schwierigkeiten verstärkt<br />
wurden. Stets auf der Suche nach der eigenen<br />
Identität wählte Hesse, der als Sohn eines<br />
baltischen Vaters und einer in Indien geborenen<br />
Mutter wechselnd in der Schweiz und in Deutschland<br />
lebte, schließlich Montagnola als Zufluchtsund<br />
Wohnort. Dort schrieb er seine bedeutendsten<br />
Werke, wie den „Steppenwolf“, „Narziss und<br />
Goldmund“ und das „Glasperlenspiel“. Dort entdeckte<br />
er auch seine Liebe zur Malerei, von der
zahlreiche, im Buch abgebildete Aquarelle zeugen.<br />
Die gelungene Verbindung von Reisebildband und<br />
Biografie mit zahlreichen Landschaftsaufnahmen<br />
und Privatfotos, mit Auszügen aus Briefen und<br />
Zitaten aus dem Werk Hesses, macht das Buch<br />
zum Lesevergnügen und Augenschmaus. Am liebsten<br />
würde man auf der Stelle die Koffer packen...<br />
Den Eindruck des Bildbands<br />
können die Hörkassetten zu<br />
Hermann Hesse, von Gert<br />
Westphal gelesen: „Über das<br />
Glück. Briefe, Gedichte und<br />
Prosa aus Klingsors letzter<br />
Sommer“ sehr gut vertiefen.<br />
Der Hör Verlag, München 1971, DM 25,90<br />
Kurt Tucholsky<br />
Schloss Gripsholm<br />
rororo Rowohlt Verlag, 2001<br />
159 S.; ‡ 6,90<br />
Endlich frei: fünf lange Ferienwochen liegen vor<br />
ihnen, dem Erzähler Kurt und seiner „Prinzessin“<br />
Lydia. Die Arbeit hinter sich lassen, in den Zug<br />
steigen und auf geht’s nach Schweden. Auf der<br />
Suche nach einer günstigen Unterkunft finden die<br />
beiden frisch Verliebten ihr Sommerparadies: das<br />
alte, malerische Schloss Gripsholm, umgeben von<br />
Wald und Wiesen, direkt an einem See gelegen.<br />
Friedlich und harmonisch ziehen die Tage ins Land.<br />
Kein Wölkchen kann dieses Ferienidyll trüben, nur<br />
die Gewissheit, dass sie irgendwann wieder nach<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 53<br />
Hause zurück müssen.<br />
Doch als zuerst Karlchen,<br />
ein Freund von<br />
Kurt, dann Lydias<br />
Freundin Billie bei ihnen<br />
auftauchen und dann<br />
auch noch ein unglückliches<br />
kleines Mädchen<br />
vor der grausamen Willkür<br />
der Leiterin des benachbartenMädchenpensionats<br />
gerettet werden muss, wird der Aufenthalt<br />
turbulenter als zunächst zu vermuten war.<br />
Eine vergnüglich-leichte Sommergeschichte, die mit<br />
viel Sprachwitz und Ironie die heitere Sommerlaune<br />
der Figuren auf die Leser überträgt.
54<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Abgründe und Leidenschaften<br />
Spannung und Nervenkitzel – wozu Menschen<br />
fähig sind<br />
Mehr Morde<br />
Kriminalgeschichten aus England und Amerika.<br />
Diogenes Verlag, 1961<br />
574 S.; ‡ 9,90<br />
Mr. Hutton hat Mrs.<br />
Hutton einmal geliebt –<br />
vor langer Zeit. Aber inzwischen<br />
ist sie kränklich<br />
und unausstehlich<br />
geworden und so ist<br />
der geplagt Ehemann<br />
gezwungen, bei anderen<br />
Frauen Aufmunterung<br />
zu suchen. Miss<br />
Spence, eine Mitdreißigerin<br />
aus der besseren Gesellschaft, scheint ein<br />
Auge auf ihn geworden zu haben. Und die kleine,<br />
naive Doris liebt ihn über alles. Trotzdem kann sich<br />
Mr. Hutton einer lähmenden Langeweile nicht erwehren.<br />
Damit ist es aber jäh zu Ende, als Mr.<br />
Hutton ganz überraschend stirbt... „Das Lächeln<br />
der Gioconda“ von Aldous Huxley ist nur eine von<br />
51 exquisiten Mordgeschichten, die Kultautoren<br />
und –autorinnen des Krimi-Genres wie z.B. Agatha<br />
Christie, Graham Greene oder Henry Slesar verfasst<br />
haben. In appetitanregenden Häppchen wird<br />
hier eine kleine Literaturgeschichte der Kriminaler-<br />
zählung serviert – locker/leicht aufbereitet, pikant<br />
oder zuckersüß, gelegentlich auch vergiftet! Ein<br />
Mordsvergnügen für Krimifans, die eine gehobene<br />
Sprache und bissige Seitenhiebe auf gesellschaftliche<br />
Zustände zu schätzen wissen.<br />
Italo Calvino<br />
Wenn ein Reisender in einer Winternacht<br />
dtv (Großdruck), 1989<br />
415 S.; ‡ 9,–<br />
Der Leser, vom Autor<br />
mit „Du“ direkt angesprochen,<br />
ist in diesem<br />
Roman die Hauptperson.<br />
Er kauft sich den<br />
neuen Roman von Italo<br />
Calvino, „Wenn ein Reisender<br />
in einer Winternacht“,<br />
muss aber bald<br />
feststellen, dass das<br />
Buch falsch gebunden<br />
ist. Beim Umtausch lernt er die Leserin Ludmilla<br />
kennen, der es mit dem Roman ebenso ergangen<br />
ist, doch erhalten beide wiederum ein fehlerhaftes<br />
Exemplar. Und so machen sie sich gemeinsam auf<br />
die Suche nach der Fortsetzung des ursprünglichen<br />
Romans, was sich als gar nicht so einfach erweist.<br />
Immer wieder landen sie in einem neuen Roman,<br />
einer spannender als der andere, doch jedes Mal<br />
ist die Fortsetzung nicht aufzufinden. Ihre Suche<br />
führt sie an die Universität, in einen Verlag und
schließlich um die ganze Welt. Allmählich wird<br />
dem Leser klar, dass er in eine groß angelegte<br />
Intrige geraten ist, dass im Hintergrund jemand die<br />
Fäden zieht: Ermes Marana, der weltweit mit Buchfälschungen<br />
sein Unwesen treibt. Ihm gilt es, das<br />
Handwerk zu legen.<br />
Ein brillant ausgeklügelter Roman über Bücher und<br />
das Lesen, in dem Calvino den Leser in einem<br />
raffinierten Verwirrspiel durch insgesamt zehn Romanausschnitte<br />
führt.<br />
Roald Dahl u.a.<br />
Die schönen Seiten der Angst<br />
Das Lesebuch des Nervenkitzels.<br />
Rowohlt Verlag, 2000<br />
318 S.; ‡ 7,–<br />
Schaurig-schön, nervenzerreißend<br />
spannend,<br />
gruselig und hintergründig-böse<br />
sind sie – die<br />
Geschichten dieser gelungenen<br />
Sammlung. Da<br />
gibt es die klassische Erzählung<br />
„Der Wunsch“<br />
von Roald Dahl: Ein kleiner<br />
Junge lässt in seiner<br />
Fantasie einen Teppich<br />
zu einem todbringenden Dschungel werden, der<br />
ihn dann schließlich verschlingt. Oder doch nicht?<br />
Ist es nur die Fantasie des Lesers, die das Grauen in<br />
den Alltag hineininterpretiert oder ist es das alltäg-<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 55<br />
liche Grauen, das uns hier bewusst gemacht wird?<br />
Ein Mord, der vor Jahrzehnten unter Schulkameraden<br />
passiert ist, ein Hausmeister, der es doch<br />
nur gut meint mit der jungen Mieterin, die schließlich<br />
friedlich und so still in ihrem Schlafzimmer<br />
liegt... Kleine, banale Begebenheiten und Figuren,<br />
die wir jederzeit auf der Straße treffen könnten,<br />
bilden den Rahmen dieser Geschichten, die ihren<br />
Nervenkitzel eben aus dem scheinbar Vertrauten<br />
beziehen.<br />
Eine Zusammenstellung klassischer und ganz neuer<br />
Gänsehaut-Storys, deren Faszination nicht nur Krimi-Fans<br />
erliegen werden.<br />
Martha Grimes<br />
Inspektor Jury spielt Katz und Maus<br />
rororo (Großdruck) Rowohlt Verlag, 1997<br />
390 S.; ‡ 8,50<br />
Auf mysteriöse Weise<br />
verschwinden Hunde<br />
und Katzen rund um Rye<br />
und werden von ihren<br />
Besitzern nur tot wieder<br />
aufgefunden. Polly Praed<br />
recherchiert für ihren<br />
neuen Roman in Rye<br />
und versucht sich durch<br />
eine literarische Reise<br />
neue Inspirationen zu<br />
holen, da ihr Verleger auf den Abgabetermin des<br />
neuen Manuskripts drängt. Wie immer lässt sie
56<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
ihren Kater Barney nicht allein zurück sondern<br />
nimmt ihn mit auf die Reise. Allerdings ist es untersagt,<br />
in die Pension „Haus Diana“ Tiere mitzubringen.<br />
Deshalb schmuggelt Polly Praed Kater Barney<br />
heimlich mit hinein. Doch nun ist er verschwunden.<br />
An der Rezeption lässt man sie nicht telefonieren<br />
und verweist auf die Telefonzelle im Ort. Aber<br />
es regnet in Strömen und seit Minuten telefoniert<br />
dort eine Frau. Da reißt Polly Praed der Geduldsfaden<br />
und energisch öffnet sie die Tür des Telefonhäuschens...<br />
Ein verzwickter Kriminalfall, der die Hilfe von Superintendent<br />
Jury von Scotland Yard, seinem Assistenten<br />
Wiggins und insbesondere die Tatkraft und<br />
scharfe Logik von Melrose Plant erfordert. Sorgt<br />
für spannende Unterhaltung wie alle Kriminalromane<br />
aus der Reihe Inspektor Jury<br />
Erich Kästner<br />
Die verschwundene Miniatur<br />
Dressler (Reihe Dressler Klassiker), 1998<br />
240 S.; ‡ 7,50<br />
Dreißig Jahre nichts als Kalbslenden, Rollschinken,<br />
Hammelkeulen und Koteletts – das hält ja kein<br />
Schwein aus, geschweige denn ein Metzger! So<br />
denkt jedenfalls der Berliner Fleischermeister Külz,<br />
der daraus den Schluss zieht, dass er in die große<br />
weite Welt ziehen will. Und die beginnt in Kopenhagen!<br />
Dass er dort ein hübsches Fräulein in großer<br />
Gefahr treffen wird, einen geheimnisvollen jungen<br />
Mann sowie sämtliche Mitglieder einer Kunsträu-<br />
berbande und dass er so<br />
unaufhaltsam in ein Räderwerk<br />
von turbulenten<br />
Ereignissen hineinrutschen<br />
wird – das<br />
konnte der brave Mann<br />
ja nicht ahnen...<br />
Kästners spannende Verwechslungsgeschichte<br />
wurde in einer dunklen<br />
Epoche geschrieben:<br />
1934 waren die Bücher des Autors in Deutschland<br />
bereits verbrannt worden und die dennoch so unbeschwert<br />
heitere Geschichte erschien erstmals in<br />
einem Schweizer Verlag. Auch nach fast 70 Jahren<br />
hat das Buch nichts von seinem augenzwinkernden<br />
Charme verloren.<br />
Guy de Maupassant<br />
Das Glück<br />
Erzählungen<br />
Diogenes Verlag, 1983<br />
261 S.; ‡ 8,90<br />
Vierzehn Novellen des großen französischen Erzählers<br />
sind in diesem Band versammelt. Da geht es –<br />
wie in der Titelgeschichte – um tiefe, beständige<br />
Liebe, aber auch um abgrundtiefen Hass, um hemmungslose<br />
Leidenschaft, maßlose Rachsucht, um<br />
Habgier, Niedertracht und Bauernschläue, Selbstsucht<br />
und Edelmut. Alle Abgründe aber auch alle<br />
Schönheit der menschlichen Seele hat Maupassant
in seinen Erzählungen<br />
eingefangen und so<br />
ein eindrucksvolles<br />
Bild der französischen<br />
Gesellschaft des 19.<br />
Jahrhunderts geschaffen.<br />
Dennoch sind seine<br />
Charaktere zeitlos<br />
und die „Moral von<br />
der Geschicht’“ nach<br />
wie vor gültig. Die elegante<br />
Sprache bietet auch heute noch pures Lesevergnügen.<br />
Brian Moore<br />
Hetzjagd<br />
Diogenes Verlag, 1997<br />
297 S.; ‡ 8,90<br />
Über vierzig Jahre ist es<br />
her, dass Pierre Brossard,<br />
damals Chef der Miliz<br />
während der Vichy Regierung<br />
in Frankreich,<br />
vierzehn Juden hinrichten<br />
ließ. Seitdem ist er<br />
auf der Hut. Immer muss<br />
er damit rechnen, dass<br />
ihn die Justiz doch noch<br />
aufspürt und endlich Gerechtigkeit<br />
walten lässt. Als er nach Jahren relativer<br />
Ruhe, die er vor allem der katholischen Kirche<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 57<br />
verdankt, feststellen muss, dass ein „Komitee Gerechtigkeit<br />
für die jüdischen Opfer von Dombey“<br />
ihm auf der Spur ist, ahnt er, dass die Gefechtspause<br />
vorbei ist. Zumal auch andere Kollaborateure<br />
befürchten, dass sein Fall die Aufmerksamkeit auf<br />
sie lenken könnte. Und all diese Gegner agieren<br />
schneller und sind weit gefährlicher als die Justiz.<br />
Eine Hetzjagd durch Südfrankreich beginnt...<br />
Brian Moore, ein Meister des literarischen Kriminalromans,<br />
zeigt auch in diesem Roman, wie Gesellschaftskritik<br />
sich mit Spannung verbinden lässt.<br />
Ein Buch, das man, hat man es einmal begonnen,<br />
nicht mehr aus der Hand legen kann.<br />
Ingrid Noll<br />
Die Apothekerin<br />
Diogenes Verlag, 1994<br />
248 S.; ‡ 8,90<br />
Die Zeit, die man in einem<br />
Krankenhausbett<br />
verbringt, dient nicht<br />
nur dazu zu gesunden,<br />
sondern lässt einem<br />
auch die Zeit zum Nachdenken,<br />
die sonst immer<br />
fehlt. Genauso ergeht es<br />
Hella Moormann, die in<br />
der Heidelberger Frauenklinik<br />
liegt und die ruhigen<br />
Nachtstunden nutzt, um ihrer Nachbarin aus<br />
ihrem ereignisreichen Leben zu erzählen. Im Laufe
58<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
des Krankenhausaufenthalts lernt der Leser Hella<br />
Moormanns Leben mit ihren Familienmitgliedern,<br />
Freunden und Bekannten kennen und erfährt, wie<br />
diese wieder aus ihrem Leben verschwinden. Hella<br />
Moormann wird immer wieder in merkwürdige<br />
Begebenheiten verwickelt, die Verdächtigungen<br />
hervorrufen.<br />
Ein Kriminalroman, der skurrile und schräge Charaktere<br />
spannungsreich darstellt<br />
Sara Paretsky<br />
Windy City Blues<br />
Vic Warshawski Kriminalgeschichten<br />
Piper Verlag, 1997<br />
287 S.; ‡ 8,90<br />
Victoria Iphigenia Warshawski,<br />
auch Vic, genannt<br />
ist eine ganz und<br />
gar außergewöhnliche<br />
Frau. Und das nicht nur,<br />
weil sie Privatdetektivin<br />
ist. Seidenblusen und<br />
Pumps stehen ihr genauso<br />
gut wie ihre Smith &<br />
Wesson, die sie ohne<br />
Skrupel zieht, wenn es<br />
denn sein muss. Sie ist intelligent, scharfsinnig und<br />
tough – und sie lässt sich von nichts und niemandem<br />
einschüchtern.<br />
Die smarte Privatdetektivin hat bereits in acht Kriminalromanen<br />
bewiesen, dass sie es durchaus mit<br />
ihren männlichen Kollegen aufnehmen kann. Die<br />
neun Geschichten, die in „Windy City Blues“ versammelt<br />
sind, sind nicht weniger spannend. Auch<br />
hier zeigt Vic, dass sie alles tut, um die Wahrheit<br />
herauszufinden. Denn wenn eine Sache für sie<br />
wichtig ist, ist es Gerechtigkeit.<br />
Sara Paretskys scharfsinniger Blick hinter die nur<br />
scheinbar heilen Fassaden und der feministische<br />
Touch zeichnen diese Geschichten genauso aus<br />
wie die überzeugende Menschlichkeit ihrer Heldin.<br />
Ein ideales Buch für „zwischendurch“.<br />
Arturo Pérez-Reverte<br />
Der Club Dumas<br />
btb Goldmann Verlag, 1997<br />
480 S.; ‡ 10,–<br />
Manche Menschen hängen<br />
so sehr an Dingen,<br />
dass sie weit reichende<br />
Handlungen unternehmen,<br />
um Besitzer dieser<br />
Schätze zu werden und<br />
zu bleiben. Nicht nur die<br />
Sammelleidenschaft<br />
oder die Freude etwas<br />
Außergewöhnliches zu<br />
besitzen, inspiriert die<br />
Sammler zu ihrem leidenschaftlichen Tun, sondern<br />
auch und insbesondere der pekuniäre Wert der<br />
Waren kann Sammler zu hitzigen Verteidigern ihres<br />
Besitzes werden lassen. Zu diesen Schätzen
können auch Bücher gehören. Ganz besonders begehrt<br />
sind Schriften aus alter Zeit, Manuskripte aus<br />
längst vergangenen Tagen, die in ihrer Einzigartigkeit<br />
einen unschätzbaren Wert für Bibliotheken<br />
und Museen darstellen - und für „Söldner der Bibliophilie“,<br />
Personen, die im Auftrag von Antiquariaten<br />
nach Büchern und Manuskripten aus längst<br />
vergangenen Tagen suchen, um sie zu verkaufen.<br />
Zu diesem Personenkreis der Söldner der Bibliophilie<br />
gehört auch Lucas Corso und er muss dabei<br />
feststellen, dass seine berufliche Tätigkeit sehr gefährlich<br />
werden kann.<br />
Ein fesselnder Kriminalroman, der in die Welt der<br />
Bücher in neuer Art und Weise einführt<br />
Bjarne Reuter<br />
Am Ende des Tages<br />
Diana Verlag, 1999<br />
400 S.; ‡ 19,95<br />
Am Donnerstagmorgen, dem 19. Oktober, erreicht<br />
den achtundsiebzigjährigen Rentner und ehemaligen<br />
Concierge Leon Culman ein eingeschriebener<br />
Eilbrief folgenden Wortlauts: „Heute, am 19. Oktober,<br />
wirst du, Leon Culman, zur Strafe für frühere<br />
Untaten hingerichtet.“ Damit beginnt eine spannende,<br />
psychologisch ausgeklügelte Kriminalgeschichte,<br />
die Leon Culman und sein familiäres<br />
Umfeld sowie seinen Bekanntenkreis unter verschiedenen<br />
Aspekten betrachtet: den Ehepartner<br />
und Familienvater Leon, den Nachbarn Leon Culman,<br />
den berufstätigen Leon. Neben den kleinen<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 59<br />
und großen Vorlieben,<br />
Gewohnheiten, Hobbys<br />
und Eigenschaften der<br />
Personen kommt ein<br />
neuer Aspekt der Wahrnehmung<br />
hinzu – alle<br />
werden plötzlich von<br />
Leon Culman unter dem<br />
Aspekt des Verdachts<br />
wahrgenommen.<br />
Ein spannender, einfühlsamer<br />
und durch seine präzise Beschreibung der<br />
Charaktere gewinnender Kriminalroman
60<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Geschichten aus dem Leben<br />
(Auto-) Biografien, Familiensagas, Familienromane<br />
Christine Brückner<br />
Jauche und Levkojen<br />
Ullstein Verlag, 1994<br />
313 S.; ‡ 7,95<br />
Dieser erste Band der<br />
berühmten Poenichen-<br />
Romane erzählt die Geschichte<br />
der Maximiliane<br />
von Quindt von ihrer<br />
Geburt im Kriegsjahr<br />
1918 bis zum Ende des<br />
Zweiten Weltkrieges.<br />
Wir lernen Poenichen,<br />
das Pommersche Landgut<br />
derer von Quindt,<br />
kennen, auf dem Maximiliane bei den Großeltern<br />
aufwächst. Der alte Quindt und vor allem ihre<br />
Heimat, Poenichen, prägen das Mädchen. Nach<br />
einer frühen Ehe mit einem Nazioffizier durchlebt<br />
sie die wirren Kriegsjahre in Pommern und macht<br />
sich im Winter ’45 mit ihren vier Kindern auf die<br />
Flucht... Deutsche Geschichte, gespiegelt im Schicksal<br />
einer modernen Mutter Courage, wird hier grandios<br />
erzählt - bewegend und mit lakonischem<br />
Witz. Diese Familiensaga, die zugleich eine berührende<br />
Liebeserklärung an eine verlorene Heimat<br />
ist, hat schon eine große Lesergemeinde begeistert.<br />
Christine Brückner<br />
Lachen, um nicht zu weinen<br />
Ein Lesebuch.<br />
Ullstein Verlag, 1997<br />
191 S.; ‡ 6,60<br />
Aus ihren „Überlebensgeschichten“,<br />
aus „Mein<br />
schwarzes Sofa“, aus<br />
„Erfahren und erwandert“<br />
und anderen Büchern<br />
der Bestsellerautorin<br />
sind hier heitere und<br />
nachdenkliche, auch autobiografische<br />
Texte zusammengestellt<br />
worden,<br />
die einen guten Einblick<br />
in das Werk und die Person Christine Brückners<br />
bieten. Anrührende Erinnerungen an ihre Kindheit<br />
im Pfarrhaus, ihre schwierige Beziehung zur Mutter,<br />
an das Erleben des Kriegsendes, stehen neben<br />
Betrachtungen über griechische Inseln oder dem<br />
Bericht über eine Reise in ihre alte Heimat im<br />
heutigen Polen. Die klare Sprache, die sensiblen<br />
Beobachtungen, die Mischung aus persönlich erlebten<br />
und einfühlsam beschriebenen fremden<br />
Schicksalen spricht Leser aller Altersstufen an.
Christine Brückner<br />
„Hat der Mensch Wurzeln?“<br />
Autobiografische Texte.<br />
Ullstein Verlag, 1997<br />
190 S.; ‡ 7,95<br />
Marion Gräfin Dönhoff<br />
Kindheit in Ostpreußen<br />
Siedler Verlag, 1988<br />
230 S.; ‡ 12,50<br />
Für alle Leser, die noch<br />
mehr über die Autorin<br />
Christine Brückner und<br />
ihre ganz persönliche Lebensgeschichte<br />
wissen<br />
wollen, sind hier zahlreiche<br />
autobiografische<br />
Texte zusammengefasst.<br />
Wie verläuft die Kindheit eines Mädchens, das<br />
dem ostpreußischen Adel angehört und als Tochter<br />
von Graf August Karl Dönhoff aufwächst? Welchen<br />
Einschränkungen ist sie unterworfen und welche<br />
Freiheiten genießt sie? Diesen Fragen stellt sich<br />
Marion Gräfin Dönhoff in ihrer Autobiografie. Ihre<br />
Zeitreise führt den Leser in die weitläufige Landschaft<br />
Ostpreußens, die ihr und ihren Geschwistern<br />
ein naturnahes Erleben und Aufwachsen auf<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 61<br />
dem Land ermöglichte.<br />
Es wird aber auch ein<br />
Einblick in die Berliner<br />
Gesellschaft vermittelt,<br />
wobei berühmte Persönlichkeiten<br />
aus Adel und<br />
Politik einbezogen werden.<br />
Doch insgesamt ist<br />
die Autobiografie von<br />
einem erfrischend natürlichen,<br />
menschlichen<br />
Standpunkt aus formuliert. Als roter Faden zieht<br />
sich eine Frage durch das Buch: Wie kann ein<br />
interessiertes, intelligentes Mädchen seinen Weg<br />
in einer Gesellschaft finden, welche die Rollen von<br />
Männern und Frauen genau definiert hat?<br />
Ingeborg Drewitz<br />
Gestern war heute<br />
Claasen Verlag, 1992<br />
384 S.; ‡ 14,32<br />
Gabriele M. wird im Inflationsjahr 1923 in Berlin<br />
geboren. Ihr Lebensweg und der ihrer Familie wird<br />
bis in die späten Siebziger Jahre nachgezeichnet:<br />
die Kindheit im aufkeimenden Nationalsozialismus,<br />
die materielle Not, das Elend, die Hilflosigkeit der<br />
Eltern angesichts des alltäglichen Grauens um sie<br />
herum, die Kriegsjahre, eine frühe Ehe, die Entbehrungen<br />
der Nachkriegszeit, Alltag und Leid in ihrer<br />
Rolle als Mutter, ihre Arbeit als Rundfunkjournalistin...<br />
Das Schicksal der Gabriele M., das ihrer
62<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Mutter und Großmutter,<br />
aber auch das ihrer Tochter,<br />
spiegelt ein ganzes<br />
Jahrhundert deutscher<br />
Geschichte wieder. Es<br />
stehen hier jedoch nicht<br />
die historischen Ereignisse<br />
im Vordergrund, sondern<br />
die Menschen, die<br />
– oft verzweifelt – um<br />
Glück, Anerkennung und ein selbstbestimmtes Leben<br />
kämpfen.<br />
Esther Freud<br />
Sommer in Gaglow<br />
Hoffmann und Campe, 1998<br />
351 S.; ‡ 9,50<br />
Während sie ihrem Vater,<br />
dem Londoner Maler<br />
Michael Linder, Modell<br />
sitzt, beginnt die<br />
junge, hochschwangere<br />
Schauspielerin Sarah,<br />
nach der Vergangenheit<br />
ihrer Familie zu fragen.<br />
Nach und nach entsteht<br />
so – in einem ständigen<br />
Wechsel von Jetztzeit<br />
und Rückblenden – das facettenreiche Bild einer<br />
Familie, eine Geschichte, die im Sommer 1914 auf<br />
einem preußischen Landgut beginnt. Zahlreiche<br />
faszinierende Gestalten werden vorgestellt, verzweigte<br />
Lebenswege und Schicksale verfolgt, große<br />
Liebesgeschichten aufgedeckt. Und Sarah<br />
träumt davon, eines Tages zu diesen Wurzeln ihrer<br />
Familie zurückzukehren...<br />
Esther Freud, der Urenkelin Sigmund Freuds, ist<br />
hier ein feinsinniger, psychologisch fundierter Familienroman<br />
geglückt.<br />
Erich Fried erzählt<br />
Wagenbach Verlag, 1997<br />
128 S.; ‡ 12,50<br />
Erich Fried (1921-1988)<br />
war ein unbequemer<br />
Dichter. Seine politischen<br />
Gedichte haben<br />
ihm böse Kritik, Zensur<br />
und Verleumdungsklagen<br />
eingebracht. Die<br />
hier vorliegenden Prosastücke<br />
stellen den Erzähler<br />
und Zeitzeugen Erich<br />
Fried vor; zahlreiche Geschichten<br />
reflektieren<br />
Selbsterlebtes und -erlittenes, andere arbeiten schonungslos<br />
grausame Kapitel der deutschen Geschichte<br />
auf. Von kleinen, beinahe banal wirkenden<br />
Begebenheiten, Gegenständen oder Erinnerungsfetzen<br />
gehen die Geschichten aus, und gerade<br />
durch diesen Ansatz im Vertrauten, Alltäglichen,<br />
gewinnen sie eine beklemmende Kraft, der
man sich nicht entziehen kann. In der Erzählung<br />
„Die grüne Garnitur“ steht eine Polstergarnitur aus<br />
der elterlichen Wohnung in Wien im Mittelpunkt<br />
und die Geschichte dieser Möbel spiegelt eine Familientragödie<br />
wieder. Der Vater stirbt nach Misshandlungen<br />
durch die Nazis auf dem Sofa, die<br />
Großmutter, die die Möbel so oft vor Pfändung<br />
oder Verkauf gerettet hat, kehrt aus Theresienstadt<br />
nicht zurück...<br />
Keine leichte Lektüre, keine<br />
Unterhaltungsliteratur<br />
– aber ein sehr lesenswerter<br />
Beitrag zur deutschen<br />
Vergangenheitsbewältigung.<br />
Wer das Persönlichkeitsbild des Autors noch besser<br />
kennen lernen möchte, der sollte sich die CD Erich<br />
Fried anhören: Mitunter sogar Lachen. Erinnerungen,<br />
gelesen vom Autor. Klaus Wagenbach Verlag,<br />
2001. ‡ 16,–.<br />
Eva Ibbotson<br />
Die Morgengabe<br />
Goldmann Verlag, 1996<br />
383 S.; ‡ 6,45<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 63<br />
Hintergrund dieses heiteren<br />
und spannenden<br />
Romans ist das London<br />
der Dreißiger Jahre.<br />
Hierhin hat es die Wiener<br />
Studentin Ruth Berger<br />
verschlagen, die eine<br />
so genannte Passehe mit<br />
dem englischen Professor<br />
Somerville eingegangen<br />
ist und so dem nationalsozialistischen<br />
Terror ihres Heimatlandes entkommen<br />
konnte. Die faszinierende Welt der Emigranten<br />
mit all ihren tragischen, komischen und<br />
skurrilen Gestalten wird nun ihr neues Zuhause.<br />
Der Leser erlebt mit dem jungen Mädchen alle<br />
Höhen und Tiefen eines Schicksals in bewegter<br />
Zeit, lernt unvergessliche Charaktere kennen und<br />
ist Zeuge ihrer – vorhersehbaren, aber deshalb<br />
nicht minder hinreißenden - Liebesgeschichte. Ein<br />
mit leichter Hand geschriebener Roman, dessen<br />
liebevoll gezeichnete Figuren einem so richtig ans<br />
Herz wachsen.
64<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Das Schönste von<br />
Anne Morrow Lindbergh<br />
Piper Verlag, 1999<br />
476 S.; ‡ 8,–<br />
Anne Morrow Lindbergh<br />
– die Ehefrau des<br />
legendären Ozeanfliegers<br />
– ist vielen Lesern<br />
sicherlich durch ihr berühmtestes<br />
Buch „Muscheln<br />
in meiner Hand“<br />
bekannt. Hier liegt nun<br />
eine Sammlung weiterer<br />
Werke vor: Prosatexte,<br />
Gedichte und vor allem<br />
auch Briefe und Tagebuchauszüge. Dies alles<br />
gibt Zeugnis von einem außerordentlichen Leben,<br />
voll von magischen und glanzvollen Momenten,<br />
familiärem Glück und abenteuerlichen Reisen, aber<br />
auch von tiefstem Leid, Zweifeln und ungelösten<br />
Fragen. Besonders die Reiseberichte zeugen von<br />
großer Sensibilität, Beobachtungsgabe und Offenheit<br />
gegenüber allem Neuen und Andersartigen.<br />
Zutiefst persönlich und anrührend ist der Buchteil<br />
„Stunden von Gold, Stunden von Blei“, in dem die<br />
Briefe und Tagebucheintragungen Anne Morrow<br />
Lindberghs die Entführung und den Tod ihres ersten<br />
Kindes im Jahre 1932 dokumentieren.<br />
Stück für Stück entsteht hier das Porträt einer ungewöhnlichen<br />
Frau und ihrer bewegten Zeit.<br />
Charlotte Link<br />
Sturmzeit<br />
Goldmann Verlag, 1997<br />
531 S.; ‡ 8,45<br />
„Sturmzeit“ ist der erste<br />
Band einer Trilogie, die<br />
mit „Wilde Lupinen“<br />
und „Die Stunde der Erben“<br />
fortgesetzt wird,<br />
und bereits erfolgreich<br />
fürs Fernsehen verfilmt<br />
wurde. Erzählt wird hier<br />
die Geschichte des Mädchens<br />
Felicia, das eine<br />
behütete Kindheit auf<br />
dem Gut seiner Familie in Ostpreußen verbringt,<br />
bevor der Erste Weltkrieg dieser Idylle ein jähes<br />
Ende setzt. Felicia wird in die Wirren der Kriegsjahre<br />
hineingezogen, erfährt und durchleidet eine große<br />
Liebe, wird in den Zwanziger Jahren zur erfolgreichen<br />
Geschäftsfrau, heiratet einen Mann, mit<br />
dem sie eine Hassliebe verbindet... In einer Zeit des<br />
politischen und gesellschaftlichen Umbruchs erfährt<br />
auch Felicia eine tief greifende Wandlung.<br />
Hervorragend recherchiert und packend erzählt,<br />
bietet dieser Roman große Gefühle, mitreißende<br />
Schicksale und eine historische Kulisse.
Leonie Ossowski<br />
Die schöne Gegenwart<br />
Piper Verlag, 2001<br />
368 S.; ‡ 19,90<br />
Die fast siebzigjährige<br />
Nele steht vor den Trümmern<br />
ihres bisherigen<br />
Lebens: ihr Mann hat sie<br />
wegen einer Jüngeren<br />
verlassen, die Arbeit im<br />
gemeinsamen Betrieb<br />
musste sie aufgeben,<br />
ihre beiden Kinder gehen<br />
eigene Wege und<br />
verstehen die Probleme<br />
der Mutter nicht. Als Nele dann ein großes, altes<br />
Haus erbt, bietet sich ihr die Gelegenheit, einen<br />
Traum in die Tat umzusetzen und ihrem Leben eine<br />
neue Richtung zu geben...<br />
Ein einfühlsamer Roman über das Älterwerden,<br />
über zerbrochene Träume, Einsamkeit, Hilflosigkeit<br />
und Ängste, aber auch über Mut, Fantasie und den<br />
Willen, das Leben gerade jetzt selbst in die Hand<br />
zu nehmen. Neles Geschichte spart bittere Momente<br />
nicht aus und ist sicher für manchen keine<br />
ganz leichte Lektüre. Aber die Autorin – Jahrgang<br />
1925 – trifft das Lebensgefühl vieler älterer Menschen<br />
und schreibt mit Herz und Engagement über<br />
Chancen und Möglichkeiten eines späten Glücks.<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 65<br />
Asta Scheib<br />
Eine Zierde in ihrem Hause<br />
Die Geschichte der Ottilie von Faber-Castell<br />
rororo Rowohlt Verlag, 2000<br />
496 S.; ‡ 9,90<br />
Wenn man heutzutage<br />
zu einem Bleistift greift,<br />
macht man sich normalerweise<br />
keine Gedanken<br />
darum, wie der Bleistift<br />
fabriziert worden<br />
ist. Dennoch ist der Markenname<br />
Faber-Castell<br />
Hobbyzeichnern ein Begriff.<br />
Die Fabrikantenfamilie<br />
Faber hatte im 19.<br />
Jahrhundert das Pech, in einer männlich geprägten<br />
Industriewelt keine männlichen Nachkommen zu<br />
haben, die den Firmenbesitz weiter ausbauen konnten.<br />
Der für damalige Zeiten moderne Großvater<br />
von Ottilie von Faber führte seine älteste Enkelin<br />
Ottilie in die Firma ein. Dies war für damalige<br />
Verhältnisse eine sehr kühne Handlung. Durch Ottilies<br />
Hochzeit mit Graf von Castell wurde die Reform<br />
wieder revidiert und die alten Herrschaftsverhältnisse<br />
wieder hergestellt. Die Ehe war eher als<br />
vernünftig, denn als glücklich zu bezeichnen . Doch<br />
Ottilie versucht ihr persönliches Glück zu erreichen,<br />
indem sie sich aus der Ehe befreit. Dieser<br />
Schritt war jedoch nicht ohne quälerische Selbstzweifel,<br />
zeitweiliger Verzicht auf die Kinder und<br />
gesellschaftliche Ächtung möglich.
66<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Eine Biografie, die trotz weit reichender gesellschaftlicher<br />
Reformen immer noch aktuelle Bezüge<br />
aufweist<br />
Ute Karen Seggelke<br />
Männer über 50<br />
Für seine Freiheit muss man sich engagieren.<br />
Gerstenberg Verlag, 2000,<br />
288 S.; ‡ 29,90<br />
Sechsundzwanzig<br />
Männer haben<br />
sich der Kamera<br />
von Ute Karen Seggelke<br />
gestellt und<br />
sich auf Fragen<br />
zum Leben im Allgemeinen<br />
und ihrem<br />
im Besonderen<br />
geäußert. Prominente,<br />
wie z.B. Ulrich Wickert, Volker<br />
Schlöndorff oder Wolfgang Joop, aber auch ganz<br />
„normale“ Zeitgenossen. Ob Luftfahrttechniker,<br />
Lehrer, Priester oder Offizier – sie alle bemühen<br />
sich seit über 50 Jahren darum, ihre Rolle als<br />
Mann zu definieren, individuelles, familiäres und<br />
berufliches Leben in Einklang zu bringen. Da ist<br />
die Rede von Kampf und Niederlagen, Ängsten<br />
und Leid, aber auch Glück, Erfolgen und Gelassenheit.<br />
Denn – wie einer von ihnen bemerkt –<br />
was uns wirklich prägt ist „einfach die Summe aus<br />
allen Erfahrungen“. Eine nachdenkliche, aber auch<br />
sehr unterhaltsame Lektüre mit sensiblen Porträtaufnahmen<br />
– nicht nur für Männer über 50 interessant!<br />
Una Troy<br />
Eine nette kleine Familie<br />
dtv, 1999<br />
248 S.; ‡ 9,–<br />
Im kleinen irischen Dorf<br />
Ballymore wächst die Familie<br />
Casey immer weiter:<br />
fünf Kinder hat die –<br />
etwas durchgedrehte –<br />
Alice im Lauf von knapp<br />
20 Jahren aus Belfast<br />
mit nach Hause gebracht,<br />
als sie – direkt<br />
nach der Ankunft des<br />
Jüngsten – stirbt. Mrs.<br />
Mead, die beliebte Dorfschullehrerin, erhält den<br />
Auftrag, ihren Nachlass zu sichten und macht eine<br />
unglaubliche Entdeckung...<br />
Ein turbulenter Familienroman der etwas anderen<br />
Art, der zahlreiche originelle Gestalten vorstellt<br />
und so manche allzu menschliche Schwäche auf’s<br />
Korn nimmt. Witzig-bissiger Lesespaß für alle die<br />
heitere und schrullige Geschichten mögen, für Kinder,<br />
Eltern und – ganz besonders – für „Patchworkfamilien“.<br />
Denn es ist durchaus nicht immer<br />
die Stimme des Blutes, die eine Sippe zusammenhält!
Edith Wharton<br />
Winter<br />
Piper Verlag, 1997<br />
160 S.; ‡ 7,50<br />
1911 erstmals erschienen,<br />
ist dieser Roman<br />
ein Beweis für Edith<br />
Whartons subtile Erzählkunst:<br />
Eine romantische<br />
Liebesgeschichte, eine<br />
beklemmende psychologische<br />
Studie und eine<br />
Familientragödie sind<br />
hier ineinander verwoben.<br />
Ethan Frome und<br />
seine tyrannische, ungeliebte Frau Zeena leben auf<br />
einem armseligen Gehöft in Neuengland. Ihr Leben<br />
verändert sich grundlegend, als die junge, hübsche<br />
Mattie auf den Hof kommt... In Rückblenden und<br />
aus ständig wechselnden Blickwinkeln erzählt, gewinnt<br />
diese Dreiecksgeschichte um Leidenschaft,<br />
gesellschaftliche Zwänge, Eifersucht und Abgründe<br />
immer mehr an Dramatik – bis zu ihrem erbarmungslosen<br />
Ende.<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 67
68<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Ratgeberlektüre<br />
Neben dem reinen Lesevergnügen dürfen in einer<br />
Literaturliste für Seniorinnen und Senioren aber<br />
auch Antworten auf Fragen des täglichen Lebens<br />
nicht fehlen.<br />
Deshalb haben wir auf den nachfolgenden Seiten<br />
einige Ratgeber zu Themen, die im Alter eine<br />
wichtige Rolle spielen, wie z.B. Ernährung, Gesundheit,<br />
Finanzen, ausgewählt. Abgeschlossen werden<br />
die Leseempfehlungen mit einigen Anregungen<br />
zu Hobby und Freizeit.<br />
Warum in einem Lesekränzchen nicht auch einmal<br />
gemeinsam aus einem Ratgeber lesen?<br />
Ernährung<br />
Udo Pollmer/Andrea Fock/Ulrike<br />
Gonder/Karin Haug<br />
Prost Mahlzeit!<br />
Krank durch gesunde Ernährung<br />
Kiepenheuer & Witsch Verlag, 2001<br />
368 S.; ‡ 13,50<br />
Ein Klassiker unter den<br />
kritischen Ernährungsbüchern<br />
in neuer Überarbeitung.<br />
Das Autorenteam<br />
hinterfragt so<br />
ziemlich alles, was uns<br />
bislang zum Thema gesunde<br />
Ernährung aufgetischt<br />
wurde, vom Kalorien<br />
zählen bis hin zu<br />
den Multivitaminen.<br />
Doch es bleibt nicht bei der Kritik. Der Leser<br />
erfährt darüber hinaus, wie richtige Ernährung<br />
„funktioniert“, wozu der Appetit da ist und warum<br />
man Chipstüten immer leer essen muss. Alle Aussagen<br />
sind durch Quellenangaben belegt und somit<br />
nachprüfbar.<br />
Aufgeschlossene Leser werden ihr Vergnügen haben:<br />
eine deftig-pikante Lesekost, die nicht schwer<br />
im Magen liegt.
Stern (Hg.)<br />
Gesund essen<br />
So kommt wieder Spaß in die Küche<br />
Die wichtigsten Ernährungsfragen<br />
Goldmann Verlag, 2001<br />
192 S.; ‡ 14,95<br />
Der Anlass war<br />
traurig, das Ergebnis<br />
ist erfreulich.<br />
Nachdem die BSE-<br />
Krise Deutschlands<br />
Ess(un) kultur erstarren<br />
ließ, produzierte<br />
die Stern-Redaktion<br />
im Eiltempo<br />
eine Serie über<br />
gesundes Essen,<br />
nach Warengruppen sortiert, schön bebildert und<br />
mit ansprechenden Rezepten garniert. Die dünnen<br />
Beilagenheftchen sind in diesem Buch zusammengefasst<br />
und geraten so zum üppigen Augenschmaus.<br />
Eine gelungene Mischung aus Reportagen, Warenkunde,<br />
Rezepten und einer Portion Zeitgeist.<br />
Jörg Zittlau/Norbert Kriegisch<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 69<br />
Praxisbuch der gesunden Ernährung<br />
Iss dich fit!<br />
Südwest Verlag, 2000<br />
448 S.; ‡ 19,95<br />
Der erhobene Zeigefinger<br />
und die<br />
subjektive Sicht der<br />
Dinge, der jeder Autor<br />
unterliegt, sind<br />
recht gut versteckt<br />
– und doch vorhanden.<br />
Dennoch liefert<br />
dieses umfangreicheNachschlagewerk<br />
nicht nur viele<br />
gut gegliederte, sondern bis auf einige Ausnahmen<br />
auch sehr aktuelle Informationen. Besonders<br />
angenehm ist der Blick über den Tellerrand, denn<br />
es wird immer wieder hervorgehoben, dass Ernährung<br />
nur ein Aspekt unter vielen ist, wenn es um<br />
Gesundheit, Wohlbefinden und Krankheit geht.<br />
Beim Thema Essen und Psyche wird dabei allerdings<br />
ein wenig zu viel „hineinorakelt“.<br />
Ein informativer Begleiter für jeden Haushalt.
70<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Finanzen<br />
Thomas Hammer<br />
100 populäre Irrtümer rund ums Geld<br />
Econ Taschenbuch Verlag, München 1998<br />
219 S.; ‡ 9,95<br />
Es gibt zwar weit mehr<br />
als 100 Irrtümer rund<br />
um Geld, Kredit, Versicherungen,<br />
Steuern und<br />
Börse, aber mit diesem<br />
Buch kann man doch<br />
vielen der verbreitetsten<br />
Vorurteile auf die Spur<br />
kommen. Die pfiffige<br />
Methode, vielfach als<br />
richtig eingestufte, tatsächlich<br />
aber falsche Aussagen aufzugreifen, und<br />
zu widerlegen, hat einen höheren „Bildungswert“<br />
als viele langatmige Ausführungen.<br />
Zum gelegentlichen Stöbern ebenso geeignet wie<br />
zum Lesen „in einem Zug“.<br />
Michael Jungblut (Hg.):<br />
Aktien – Fonds – Futures<br />
Ein Einführung in die Börse<br />
Wirtschaftsverlag Ueberreuter, 2000<br />
316 S.; ‡ 15,90<br />
Einen geradezu globalen<br />
Ansatz verfolgt dieses<br />
Buch, in dem der Leser<br />
vom Girokonto über Aktien,<br />
Anleihen und<br />
Fonds bis hin zu Derivaten<br />
grundlegend informiert<br />
wird. Besonderer<br />
Wert wird auf die richtige<br />
Zusammensetzung<br />
des Depots gelegt: Nicht der optimale Einzelwert<br />
entscheidet über den Erfolg einer Anlagestrategie,<br />
sondern die richtige Mischung von Wertpapieren.<br />
Für jeden Anleger, der noch nicht weiß, wie risikofreudig<br />
er selbst ist, ein hervorragender Einstieg in<br />
die Welt der Geldanlage.
André Kostolany<br />
Kostolanys beste Tipps für Geldanleger<br />
Econ Taschenbuch Verlag, 2000<br />
348 S.; ‡ 9,95<br />
Verpackt in kurze Episoden<br />
und illustriert durch<br />
eingängige Sprache erläutert<br />
André Kostolany<br />
Neueinsteigern komplexe<br />
wirtschaftliche Zusammenhänge<br />
auf die<br />
leichte Art. Aber auch<br />
Börsenprofis erhalten<br />
beim Altmeister der Börsenspekulanteninteressante<br />
Tipps aus seinen über Jahrzehnte bewährten<br />
Anlagestrategien, denn die Anekdoten aus dem<br />
Leben Kostolanys fesseln den Leser von der ersten<br />
Seite an. Ein interessanter, geschichtlich-autobiografischer<br />
Abriss, gespickt mit zahlreichen Anlagestrategien.<br />
Aktiv im Alter<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 71<br />
Heinz-Joachim Büker; Margret Schumacher<br />
Lesen und Erzählen<br />
Aktives Alter – Gekonnt betreuen und aktivieren<br />
Vincentz Verlag, 1992<br />
112 S.; ‡ 15,–<br />
Alte Menschen in<br />
ihrer eigenen Aktivität<br />
zu stärken,<br />
das ist immer<br />
mehr Mitarbeitern<br />
in der Altenhilfe<br />
ein Anliegen. Das<br />
„Wie“ allerdings<br />
macht oft Probleme. Dieses Buch möchte Helfer<br />
unterstützen, damit sie diese schwierige Aufgabe<br />
bewältigen können, alte Menschen zu aktivieren,<br />
verbliebene oder verschüttete Fähigkeiten zu nutzen,<br />
um somit Einsamkeit und Isolation aufzubrechen.<br />
Das Buch „Lesen und Erzählen“ erläutert die Bedeutung<br />
des Lesens für ältere Menschen, regt an<br />
zum Gestalten von Lesekreisen und bietet Beispiele<br />
für den Einsatz von Texten – mit dem Ziel, vom<br />
gemeinsamen Lesen schließlich zum Erzählen zu<br />
finden.
72<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Prof. Dr. med. Armin E. Heufelder/<br />
Priv. Doz. Dr. med. Wilfried Bieger<br />
Das Anti-Aging Konzept<br />
Erfolgreiche Strategien zum Jungbleiben<br />
Gräfe und Unzer Verlag, 2001<br />
240 S.; ‡ 22,90<br />
Lassen Sie sich nicht<br />
durch den „Modetitel<br />
– Anti-Aging-<br />
Konzept“ abschrekken.<br />
Das Buch vermittelt<br />
interessante<br />
Aspekte zum Thema<br />
Alter, was es<br />
ausmacht, wie man<br />
damit umgehen<br />
kann, welche Möglichkeiten<br />
zum persönlichen Wohlfühlen führen<br />
und anderes mehr auf sehr unterhaltsame, leicht<br />
lesbare Weise. Jedes Kapitel fängt mit Basisinformationen<br />
zu einem bestimmten Thema an und<br />
gibt in extra farblich gekennzeichneten Kästen<br />
spezielle Ratschläge zum jeweiligen Thema. Ein<br />
Ratgeber, der sowohl Basiswissen als auch Einzelaspekte<br />
gründlich und anschaulich aufbereitet.<br />
Helga Gürtler<br />
Kinder lieben Großeltern<br />
Ein Ratgeber für das Leben mit Enkeln<br />
Kösel Verlag, 2000<br />
238 S.; ‡ 15,50<br />
Enkelkinder halten jung<br />
und fit. Doch nicht immer<br />
ist man sich als<br />
Großmutter und Großvater<br />
sicher, dass man<br />
alles richtig macht. In<br />
früheren Jahren war alles<br />
anders, die jungen<br />
Eltern haben teilweise<br />
vollkommen andere<br />
Vorstellungen von kindgerechter<br />
Erziehung als die Großeltern. In diesem<br />
Ratgeberbuch werden Situationen zwischen Großeltern<br />
und Eltern beschrieben, die vielen von uns<br />
bekannt vorkommen und Hinweise für den konstruktiven<br />
Umgang miteinander gegeben. Von der<br />
kindlichen Entwicklung über die Erziehung im Zug<br />
der Zeit bis zur Streitkultur und Reimen und Liedern<br />
für Kinder ist ein breiter Bogen über zwischenmenschliche<br />
Situationen zwischen Jung und<br />
Alt gespannt.<br />
Ein Buch, das nicht nur für Großeltern interessant<br />
ist.
Gisela Schmidt<br />
Gedächtnistraining für Senioren<br />
Methoden & Spiele<br />
Don Bosco Verlag, 2001<br />
102 S.; ‡ 10,20<br />
Das vorliegende Spielprogramm<br />
ist als Anregung<br />
und Arbeitshilfe<br />
für Gruppenleiter/innen<br />
in der Altenarbeit<br />
gedacht. Es wurde in<br />
der Beschäftigungstherapie<br />
mit Gruppen entwickelt<br />
und erprobt.<br />
Die Themenvorschläge<br />
für den Umgang mit<br />
Hochbetagten ist eine Kombination aus herkömmlichen<br />
Wort- und Buchstabenspielen sowie Quizfragen<br />
und bekannten Liedern und Redewendungen<br />
der deutschen Sprache. Alle Anregungen bauen<br />
auf dem Wissens- und Erfahrungsschatz alter<br />
Menschen auf und sollen zum Gespräch anregen<br />
und das Gedächtnis auf spielerische und unterhaltsame<br />
Weise trainieren.<br />
Karl Heinz Schmitt/Peter Neysters<br />
Jeder Tag voll Leben<br />
Das Buch fürs Älterwerden<br />
Kösel Verlag, 1996<br />
413 S.; ‡ 25,50<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 73<br />
Das Begleitbuch fürs<br />
Älterwerden bietet<br />
eine Fülle von Hilfestellungen,<br />
von biografischen<br />
und literarischen<br />
Zeugnissen sowie sachlichen<br />
Informationen,<br />
damit das Älterwerden<br />
als Lebensabschnitt<br />
mit entscheidenden<br />
Umbrüchen und positiven<br />
Chancen erkannt wird. Die Autoren wenden<br />
sich an ältere Menschen und greifen dabei alltägliche<br />
Probleme und Sorgen auf. Sie zeigen ermutigende<br />
Perspektiven. So findet der Leser praktikable<br />
Hilfen für Gesundheit, Freizeit, Finanzen und<br />
Wohnen. Ergänzt wird der Ratgeberband durch<br />
eine umfangreiche Adressliste von Seniorenorganisationen.
74<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Ingrid Sehmer<br />
Senior/innen im Gespräch mit Senior/innen<br />
Dialoge, Rollenspiele, Übungen zur Sitzgymnastik<br />
R.G. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 1997<br />
95 S.; ‡ 7,57<br />
Anhand von nachgestellten<br />
Szenen entwirft<br />
Ingrid Sehmer<br />
Szenen in Heimen<br />
zwischen den fiktiven<br />
Bewohnern eines<br />
Heims und dem Altenpflegepersonal.<br />
Dabei geht sie sehr<br />
einfühlsam vor und<br />
zeigt Situationen auf,<br />
die tagtäglich vorkommen können. Die Dialoge<br />
zeigen zunächst die Befindlichkeiten der beteiligten<br />
Personen und entwickeln dann im Gespräch mittels<br />
Rollenspielen Möglichkeiten aufeinander zuzugehen.<br />
Auf diese Art und Weise können ältere<br />
Heimbewohner zur Aktivität ermuntert werden<br />
z.B. beim Singkreis mitzusingen, Atemübungen zu<br />
machen, aber auch Übungen zur Elastizität der<br />
Gelenke bei der Sitzgymnastik durchzuführen.<br />
Ein Buch für Personen, die ältere Menschen in<br />
Heimen betreuen mit praktischen Hinweisen für<br />
persönlichen Umgang sowie erläuternden Zeichnungen<br />
für die Sitzgymnastik.<br />
Gesundheit<br />
Reiner Bartl<br />
Keine Angst vor Osteoporose<br />
So bleiben Ihre Knochen dauerhaft stabil<br />
Südwest Verlag, 2000<br />
96 S.; ‡ 9,95<br />
Der Knochenschwund<br />
ist<br />
kein normaler,<br />
schicksalhafter<br />
Alterungsprozess,<br />
sondern<br />
immer auch eine<br />
Folge von Bewegungsmangel<br />
und falscher Ernährung.Frühformen<br />
lassen sich heilen und Spätformen zum<br />
Stillstand bringen. Neben den Messmethoden der<br />
Knochendichte werden die „Knochenräuber“ mit<br />
ihrer Wirkungsweise vorgestellt (vom Zucker über<br />
Kaffee bis zum Kortison). Außerdem gibt es Tipps,<br />
was jede/r für den Knochenaufbau tun kann.
Cora Creutzfeld-Glees<br />
Das praktische Hormonbuch<br />
Was ich wissen muss, um mich<br />
richtig zu entscheiden<br />
Herder Verlag, 2000<br />
217 S.; ‡ 9,90<br />
Zu wissen, was Hormone sind und was sie im<br />
weiblichen Organismus bewirken, kann Voraussetzung<br />
sein für die richtige Entscheidung. Welche<br />
Hormone zu welchem Zeitpunkt und für welche<br />
Lebensphase? Das Spektrum reicht bis hin zu<br />
massiver Beeinträchtigung der Lebensqualität bei<br />
peri- bzw. postmenopausal klimakterischen Beschwerden.<br />
Vorgestellt werden hier sowohl hormonelle<br />
therapeutische Methoden als auch alternative<br />
Behandlungsformen. Auf das Problem einer<br />
individuell geeigneten Empfängnisverhütung wird<br />
ebenfalls verständlich und fachlich kompetent eingegangen.<br />
Gartenarbeit<br />
Marie-Luise Kreuter<br />
Der Bio-Garten<br />
Blv-Verlagsanstalt, München 1997<br />
360 S.; ‡ 25,50<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 75<br />
Der Klassiker unter den<br />
ökologisch orientierten<br />
Allround-Ratgebern, der<br />
immer noch Aktualität<br />
zeigt. Hauptschwerpunkt<br />
des Buches ist allerdings<br />
nicht die Gartenplanung,<br />
sondern die<br />
Gartenpraxis. Ein Buch,<br />
in dem Hobbygärtner praktische Ratschläge und<br />
Tipps finden für die tägliche Gartenarbeit, die<br />
leicht umzusetzen sind.<br />
Martin Stangl<br />
Mein Hobby der Garten<br />
BLV-Verlagsgesellschaft, München 2000<br />
255 S.; DM 19,90<br />
Ein verständlicher und praxisorientierter Allround-<br />
Ratgeber, der sich auch ausführlich den Nutzgärten<br />
widmet. Einzelne Aspekte wie die kindgerechte<br />
Gartengestaltung kommen jedoch zu kurz. Ein<br />
Ratgeber, der sich ausschließlich an die erwachsenen<br />
Gartenfreunde wendet.
76<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Adressen für literaturinteressierte<br />
Senioren und Seniorinnen<br />
Das Thema Literatur für Senioren und Seniorinnen<br />
spielt in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bei Weiterbildungsträgern<br />
wie Volkshochschulen, Akademien, Bibliotheken<br />
und Kulturhäusern noch keine zentrale Rolle. Ausnahmen<br />
bilden dabei die Seniorenbüros des Rhein-<br />
Lahn-Kreises in Bad Ems und in Speyer. Hier gibt es<br />
seit Einrichtung der Seniorenbüros (1994) literarische<br />
Angebote und Veranstaltungen zu Schwerpunktthemen.<br />
Diese Angebote beinhalten Lesekreise,<br />
Erzählcafés, Lesungen und vieles mehr. Bibliotheken<br />
bieten zwar ein reichhaltiges Angebot an<br />
schöngeistiger Literatur, die sich aber nicht spezifisch<br />
an Seniorinnen und Senioren richtet, sondern<br />
nach Buchgattungen und Sachgruppen aufgeteilt<br />
ist.<br />
Seniorenbüro „Die Brücke“<br />
Insel Silberau<br />
56130 Bad Ems<br />
Tel: (02603) 972-336<br />
Fax: (02603) 972-400<br />
Email: KVBADEMS@RHEIN-LAHN.RLP.DE<br />
http://www.rhein-lahn-info.de/die-bruecke/inhalt.htm<br />
führt in Bad Ems und benachbarten Ortschaften<br />
Erzählcafés durch, betreibt in Nastätten und Diez<br />
je einen Kulturkreis, der u.a. Fahrten ins Theater<br />
nach Wiesbaden organisiert, hat eine Theatergruppe<br />
„Kaleidoskop“, die auch eigene Stücke schreibt<br />
und organisiert eine Lese- und Schreibwerkstatt im<br />
„Haus Felsenkeller“. Außerdem gibt es ein Internetprojekt<br />
„INTERNETZ“ Internet-Treffs für Jung<br />
und Alt, das generationenübergreifend arbeitet.<br />
Seniorenbüro der Stadt Speyer<br />
Maulbronner Hof 1A<br />
67346 Speyer<br />
Tel: (06232) 1050<br />
Fax: (06232) 61434<br />
http://www.speyer.de/de/leben/senioren<br />
organisiert Erzählcafés und bietet einen Seniorenlesekreis<br />
an. Alle vierzehn Tage trifft sich der Lesekreis<br />
„Zeitgenössische Literatur“ im Seniorenbüro.<br />
Jeweils eine Referentin oder ein Referent aus dem<br />
Kreis stellt ein Buch, einen Autor oder eine literarische<br />
Gattung vor. Sie oder er führt in das Thema
ein, liest längere Passagen vor und gibt Interpretationsansätze<br />
aus ganz persönlicher Sicht und Betroffenheit.<br />
Dann wird das Gespräch eröffnet und<br />
jeder kann sagen, welche Eindrücke er gewonnen<br />
hat und zu welchen Überlegungen er gekommen<br />
ist. Gelegentlich wagt man sich auch an die Öffentlichkeit.<br />
So wurde im März 2001 im Restaurant<br />
„Zweierlei“ ein Nachmittag mit Café-Haus-Literatur“<br />
organisiert und im Rahmen der Woche „Kreativ<br />
im Alter“ lasen Mitglieder alte Balladen und<br />
moderne Erzählgedichte vor.<br />
Wer gerne liest und sich für Literatur interessiert,<br />
ist jederzeit herzlich willkommen.<br />
Alten- und Pflegeheime<br />
Basierend auf einer telefonischen, nicht repräsentativen<br />
Befragung rheinland-pfälzischer Alten- und<br />
Pflegeheime bieten die folgend aufgelisteten Heime,<br />
literarische Aktivitäten an. Darüber hinaus gibt<br />
es noch weitere Angebote, die Sie bitte direkt vor<br />
Ort erfragen können.<br />
Arbeiter-Samariter-Bund<br />
Alten- und Pflegeheim GmbH<br />
Im Münchfeld 80<br />
55122 Mainz<br />
Tel: 06131/3895<br />
Fax: 06131/389-955<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 77<br />
Eine Altentherapeutin und ein ehrenamtlicher Mitarbeiter<br />
bieten zweimal wöchentlich einen Lesekreis<br />
an. Daneben gibt es dreimal wöchentlich eine<br />
„aktuelle Stunde“ zu tages-/wochenaktuellen Themen.<br />
St. Josef-Stift<br />
Caritas-Altenheim<br />
Raimundistr. 27<br />
55118 Mainz<br />
Tel: 06131/679071<br />
In dieser Einrichtung wird einmal pro Woche<br />
vorgelesen.<br />
Haus auf dem Hubenberg<br />
Alten- und Pflegeheim<br />
Hilserberg 26<br />
56457 Westerburg<br />
Tel: 02663/29040<br />
Vierzehntägig findet ein Lesekreis statt und in der<br />
Bibliothek gibt es ein reichhaltiges Buchangebot.
78<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Altenheim des<br />
Evangelischen Stiftes St. Martin<br />
Kurfürstenstr. 65-67<br />
56068 Koblenz<br />
Tel: 0261/1371260<br />
In dem am Heim angeschlossenen Krankenhaus<br />
gibt es eine Bibliothek, die genutzt werden kann.<br />
Daneben kommen 3-4 mal monatlich ehrenamtliche<br />
Vorleser/innen.<br />
Arbeiterwohlfahrt<br />
Alten- und Pflegeheim<br />
Laubach 20<br />
56068 Koblenz<br />
Tel: 0261/30070<br />
Bietet in einer kleinen Bücherei ein „Erzählcafé“ an.<br />
Arbeiterwohlfahrt<br />
Senioren- und Pflegeheim Trier<br />
An der Härenwiese 31<br />
54296 Trier<br />
Tel: 0651/93620<br />
Fax: 0651/9362-0<br />
Hier gibt es auf jeder Station Bücher und<br />
Zeitungen.<br />
Haus Bickenalb<br />
Alten- und Pflegeheim<br />
An der Bickenalb 1<br />
66482 Zweibrücken<br />
Tel: 06332/92470<br />
Einmal wöchentlich gibt es einen Lesekreis.<br />
Volkshochschulen, die Literaturkurse<br />
anbieten:<br />
Die aktuellen Volkshochschulprogramme der nachstehend<br />
aufgelisteten Volkshochschulen führen<br />
Kurse zu literarischen Themen. Die Liste ist nur
eine Auswahl von Kursangeboten. Die jeweils aktuellsten<br />
Angebote erfragen Sie bitte direkt vor Ort.<br />
Kreisvolkshochschule Ahrweiler<br />
Wilhelmstr. 23<br />
53474 Bad Neuenahr-Ahrweiler<br />
Tel.: (02641) 4108<br />
Fax: (02641) 34009<br />
Email: Kvhsahrwei@aol.com<br />
bietet Literaturkreise an, die sich aber nicht<br />
spezifisch an Senioren wenden<br />
VHS Bingen<br />
Freidhof 11<br />
Kulturzentrum<br />
55411 Bingen am Rhein<br />
Tel: (06721) 12327 oder 99110<br />
Fax: (06721) 10308<br />
http://vhs-bingen.de/praesentation/home.htm<br />
VHS für Ältere, aber ohne Literaturkurs-Angebot,<br />
jedoch mit zahlreichen Literaturkursen im allgemeinen<br />
Programm (kein Literaturkreis)<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 79<br />
VHS Boppard<br />
Auf Proffen 3<br />
56154 Boppard<br />
Tel: (06742) 898866<br />
Fax: (06742) 898867<br />
http://members.aol.com/VHSBoppard/index.htm<br />
Die VHS Boppard bietet allgemeine<br />
Literaturseminare an.<br />
KVHS Cochem<br />
Ravenéstr. 6<br />
56812 Cochem-Zell<br />
Tel: (02671) 61364 oder 61367<br />
http://liveserver.ionas.de/rpn/lk-cochem-zell<br />
Die Kreisvolkshochschule Cochem bietet zwar Kurse<br />
in zwei Altenheimen/-begegnungsstätten an,<br />
aber nicht zu Literatur
80<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
KVHS Kaiserslautern<br />
Kreisverwaltung Kaiserslautern<br />
Lauterstr. 8<br />
67657 Kaiserslautern<br />
Tel: (0631) 7105-0<br />
Fax: (0631) 7105-474<br />
info@Kaiserslautern-Kreis.de<br />
bietet allgemeine Literaturkurse an, darüber hinaus<br />
gibt es weitere Kursangebote speziell für Senioren<br />
(Tagesfahrten, Sprachkurse etc.)<br />
Kreisvolkshochschule Kaiserslautern<br />
Außenstelle<br />
Augustastr. 10<br />
66892 Bruchmühlbach-Miesau<br />
Tel: (06372) 1723<br />
bietet einen Literaturkreis in<br />
Bruchmühlbach-Wiesau an.<br />
Volkshochschule Kandel<br />
Turmstraße 7<br />
76870 Kandel<br />
Tel.: (07275) 95273<br />
Fax: (07275) 95275<br />
Email: vhskandel@aol.com<br />
hat ein spezielles Kursangebot für Senioren und<br />
Seniorinnen (kein Literaturkurs).<br />
VHS Koblenz<br />
Hoevelstr. 6<br />
56073 Koblenz<br />
Tel: (0261) 1293711<br />
http://www.koblenz.de/skripte/vhs-kurse.pl<br />
bietet einige allgemeine Literaturkurse an.<br />
Volkshochschule Landau in der <strong>Pfalz</strong> e.V.<br />
Marktstraße 40<br />
76829 Landau in der <strong>Pfalz</strong><br />
Tel: (06341) 86279<br />
Fax: (06341) 83872<br />
info@volkshochschule-landau.de<br />
bietet eine Akademie für Ältere und das Angebot<br />
„Senioren ans Netz – Arbeiten im Internet“
Volkshochschule Mainz<br />
Karmeliterplatz 1<br />
55116 Mainz<br />
Tel: (06131) 2625-0<br />
Fax: (06131) 2625-100<br />
http://www.vhs-mainz.de<br />
bietet eine große Auswahl an allgemeinen Literaturseminaren<br />
sowie eine zielgruppenorientierte<br />
Auswahl an Kursen für Senioren an.<br />
Volkshochschule Mayen<br />
Rosengasse<br />
56727 Mayen<br />
Tel: (02651) 88284<br />
Fax: (02631) 88292<br />
http://www.mayen.de (weiter unter: Schulen)<br />
bietet einen Literaturkreis in Zusammenarbeit mit<br />
der Mayener Bücherstube an.<br />
Volkshochschule Neustadt an<br />
der Weinstraße e.V.<br />
Hindenburgstr. 14<br />
67433 Neustadt an der Weinstraße<br />
Fax: (06321) 390539<br />
Email: info-beratung@vhs-nw.de<br />
bietet allgemeine Literaturkurse an.<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 81<br />
Volkshochschule Neuwied<br />
Bahnhofsstr. 4<br />
56564 Neuwied<br />
Tel: (02631) 39890<br />
Fax: (02631) 39844<br />
http://www.vhs-neuwied.de/kultur/31002.htm<br />
Die Literaturwerkstatt der VHS Neuwied wendet<br />
sich an Personen, für die Literatur zwar nicht zum<br />
täglichen Brot gehört, die sich dennoch für Literatur<br />
und den Literaturbetrieb interessieren und eigene<br />
Texte schon verfasst haben oder verfassen<br />
möchten. Im Mittelpunkt des Kurses steht die Arbeit<br />
an den literarischen Manuskripten der Teilnehmer/innen.<br />
Die Kursleiterin gibt Hilfen und Anregungen<br />
beim Verfassen von Lyrik, Prosa, Theater,<br />
Kinderliteratur und anderen literarischen Gattungen<br />
(außerdem allgemeine Literaturseminare).
82<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Volkshochschule Pirmasens<br />
Alleestr. 20<br />
66953 Pirmasens<br />
Tel: (06331) 842361<br />
Fax: (06331) 842540<br />
http://www.16.brinkster.com/vhsps/<br />
bietet ein spezielles Kursangebot für Senioren/innen,<br />
jedoch ohne Literaturkurse<br />
Volkshochschule Speyer<br />
Bahnhofsstr. 24<br />
67346 Speyer<br />
Tel: (06232) 106200<br />
Fax: (06232) 10610<br />
http://www.vhs-speyer.de<br />
bietet in Zusammenarbeit mit dem Seniorenbüro<br />
Speyer einen Literaturkreis an sowie weitere Seniorenveranstaltungen<br />
Kreisvolkshochschule Südwestpfalz<br />
Unterer Sommerwaldweg 40-42<br />
66953 Pirmasens<br />
Tel: (06331) 809336<br />
Fax: (06331) 809150<br />
http://www.lksuedwestpfalz.de/vhs%20vpt.htm<br />
Im Rahmen der Grenzüberschreitenden Volkshochschule<br />
Université Populaire Transfrontalière Wissembourg<br />
werden von der Kreisvolkshochschule<br />
Südwestpfalz literarische Spaziergänge angeboten
Volkshochschule Trier<br />
Domfreihof<br />
Palias Walderdorff<br />
54224 Trier<br />
Tel: (0651) 7181436<br />
Fax: (0651) 7181438<br />
http://www.trier.de/kultur/vhs.htm<br />
bietet allgemeine Literaturkurse an.<br />
Kreisvolkshochschule Trier-Saarburg<br />
Willi-Brandt-Platz 1<br />
54290 Trier<br />
Tel: (0651) 7150<br />
Fax: (0651) 715429<br />
http://www.kvhs-trier-saarburg.de<br />
bietet allgemeine Literaturkurse an<br />
Volkshochschule Zweibrücken<br />
Johann-Schwebel-Str. 1<br />
66482 Zweibrücken<br />
Tel: (06332) 209-740<br />
Fax: (06332) 209-745<br />
www.vhs-zweibruecken.de<br />
bietet einen Frauengesprächskreis an.<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 83<br />
Touristenzentralen von Städten und Gemeinden<br />
bieten literarische Spaziergänge an z. B. in Mainz.
84<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Büchereien<br />
Die Fachstellen der staatlichen, katholischen und<br />
evangelischen Büchereien in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong> bieten<br />
zahlreiche Angebote für Literaturkreise und Leseangebote<br />
für alle Altersstufen aber auch speziell für<br />
ältere Menschen. Die spezifischen Angebote bei<br />
Ihrer Stadt- und Gemeindebücherei erfragen Sie<br />
am besten direkt vor Ort.<br />
Auch die Universitätsbibliotheken in <strong>Rheinland</strong>-<br />
<strong>Pfalz</strong> bieten ein reichhaltiges Angebot an Literatur<br />
für alle Interessierten. Darüber hinaus gibt es auch<br />
so genannte „Seniorenakademien“.<br />
Landesbüchereifachstelle Koblenz<br />
Elzerhofstr. 6a<br />
56068 Koblenz<br />
Tel. 0261/390050<br />
Fax: 0261/3012250<br />
E-mail: info@landesbüchereistelle.de<br />
Hier werden zusätzlich Literaturkreise für Senioren<br />
angeboten.
Fachstelle für katholische Büchereiarbeit<br />
im Bistum Mainz<br />
Grebenstr. 24-26<br />
55116 Mainz<br />
Tel: 06131/253-292<br />
Fax: 06131/253-408<br />
E-mail: buechereiarbeit@bistum-mainz.de<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 85<br />
Hat ein reichhaltiges Angebot an Grossdruckbüchern<br />
und Hörkassetten sowie vielfältige literarische<br />
Angebote für Seniorinnen und Senioren.<br />
Die katholisch-öffentlichen Büchereien in Wörrstadt<br />
und in Lörzweiler bieten unter anderem<br />
außerdem den Service, Literatur älteren Menschen<br />
nach Hause zu bringen.<br />
Bibliothek und Medienzentrale<br />
der Evangelischen Kirche der <strong>Pfalz</strong><br />
Rossmarktstraße 4<br />
67346 Speyer<br />
Tel. 06232/667-415<br />
Die evangelischen Büchereien bieten Literaturkreise,<br />
Buchbesprechungsdienste und andere Informationsquellen<br />
für Literaturinteressierte an. Außerdem<br />
bieten sie ein reichhaltiges Angebot an Internetangeboten<br />
spezifisch für ältere Menschen.
86<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Literatur im Internet:<br />
Über das Internet erhält man Zugang zu seniorenspezifischen<br />
Homepages, die sich zum Teil auch<br />
mit Lektüre für Senioren und Seniorinnen beschäftigen.<br />
Neben Buchempfehlungen zu Belletristik<br />
und Sachthemen gibt es die Möglichkeit, eigene<br />
Texte zu veröffentlichen.<br />
http://www.graue-feder.de/<br />
Bei der Grauen Feder haben Senioren/innen die<br />
Möglichkeit, Literatur aus ihrer Feder kostenlos im<br />
Internet zu publizieren.<br />
http://www.reinepoesie.de/frame.htm<br />
Dies soll eine Sammelstelle reiner Poesie werden<br />
und sein. Sie sind eingeladen zum kurzen oder<br />
längeren Verweilen, zum Lesen, zum Nachdenken<br />
und zum Schmunzeln. Ganz besonders freuen sich<br />
die Macher der Homepage über Senioren/innen,<br />
die selbst etwas Poetisches beitragen.<br />
http://www.senioren-world.de/Page10091/<br />
page10091.html<br />
Hier werden Buchtipps für Senioren/innen gegeben<br />
(v.a. historische Romane)<br />
http://www.seniorentreff.de/<br />
Man kann über die Auswahl „Das kann jeder tun:<br />
Bücher lesen“ zu einer Auswahl von Rezensionen<br />
gelangen.<br />
http://www.forum-fuer-senioren.de<br />
Dieser Buchshop leitet weiter zu einer Auswahl<br />
interessanter Titel zu den unterschiedlichsten Lebensbereichen.<br />
http://www.happysenioren.de<br />
Dies ist eine im Aufbau befindliche Seite, die einen<br />
guten übersichtlichen Aufbau hat und auf die Rubrik<br />
„Literatur“ schließen lässt.
Autoren & Titel<br />
in alphabetischer<br />
Reihenfolge<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 87
88<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Autoren (alphabetisch)<br />
Abdel-Qadir, Ghazi ................................................... 36<br />
Adorf, Mario .......................................................19, 45<br />
Aitmatow, Tschingis.................................................. 45<br />
Andresen, Ute/Wiesmüller, Dieter ............................. 26<br />
Baricco, Alessandro .................................................. 46<br />
Bartl, Reiner ..............................................................74<br />
Bauer, Jutta / Kantelhardt, Arnhild ............................ 26<br />
Beckwith, Lilian ................................................... 46, 47<br />
Berner, Rotraud Susanne/Jacoby, Edmund ................ 20<br />
Biegel, Aenne/Swildens, Heleen ............................... 36<br />
Bombeck, Erma ......................................................... 37<br />
Brückner, Christine............................................... 60, 61<br />
Büker, Heinz-Joachim/Schumacher, Margret ..............71<br />
Byatt, Antonia S. ....................................................... 27<br />
Calvino, Italo ............................................................ 54<br />
Chamisso, Adelbert von ............................................ 35<br />
Chatelet, Noelle ........................................................ 37<br />
Clément, Catherine ................................................... 27<br />
Creutzfeld-Glees, Cora .............................................. 75<br />
Dahl, Roald ........................................................ 20, 55<br />
Damm, Sigrid ........................................................... 38<br />
Dönhoff, Marion Gräfin .............................................61<br />
Drewitz, Ingeborg .....................................................61<br />
Engelmann, Reiner (Hrsg.) ........................................ 38<br />
Enzensberger, Hans Magnus (Hg.) .............................19<br />
Freud, Esther ............................................................ 62<br />
Fried, Erich ............................................................... 62<br />
Gaarder, Jostein ........................................................ 28<br />
Gelhausen, Ingrid-Maria (Hg.): ...................................47<br />
Gibran, Khalil ...................................................... 28/29<br />
Goethe, Johann Wolfgang von................................. 35<br />
Grimes, Martha ........................................................ 55<br />
Gürtler, Helga ........................................................... 72<br />
Hammer, Thomas...................................................... 70<br />
Heidenreich, Elke ...................................................... 39<br />
Hesse, Hermann ................................................. 29, 30<br />
Heufelder, Armin E./Bieger, Wilfried ......................... 72<br />
Høeg, Peter .............................................................. 39<br />
Ibbotson, Eva ........................................................... 63<br />
Jungblut, Michael (Hg.) ............................................ 70<br />
Jooß, Erich ................................................................31<br />
Kaschnitz, Marie Luise.............................................. 40<br />
Kästner, Erich .......................................... 21, 22, 31, 56<br />
Kishon, Ephraim ....................................................... 23<br />
Kutsch, Angelika (Hrsg.) ........................................... 40<br />
Kostolany, André .......................................................71<br />
Kreuter, Marie-Luise .................................................. 75<br />
Lindbergh, Anne Morrow ......................................... 64<br />
Link, Charlotte .......................................................... 64<br />
London, Jack ............................................................ 48<br />
Lüthi, Heinz ............................................................. 23<br />
Mansfield, Katherine ........................................... 41, 48<br />
Maupassant, Guy de ................................................ 56<br />
Mebs, Gudrun ...........................................................41<br />
Meiss, Susanne von/Guntli, Reto ............................. 49<br />
Moore, Brian ............................................................ 57<br />
Noll, Ingrid ............................................................... 57<br />
Och, Sheila: ............................................................. 44<br />
Ossowski, Leonie ..................................................... 65<br />
Paretsky, Sara ........................................................... 58<br />
Pérez-Reverte, Arturo ................................................ 58<br />
Pinkerneil, Beate (Hrsg.) ........................................... 32<br />
Pohl, Liesel (Hrsg.).................................................... 42<br />
Pollmer, Udo/Fock, Andrea/<br />
Gonder, Ulrike/Haug, Karin ...................................... 68<br />
Reiners, Ludwig (Hg.) ............................................... 32<br />
Reuter, Bjarne ........................................................... 59<br />
Rivière, Francois/Naudin, Jean-Bernard ..................... 49<br />
Roth, Eugen ............................................................. 23<br />
Rytcheu, Juri ............................................................ 33<br />
Sackville-West, Vita/Nicholson, Harold ..................... 50<br />
Schami, Rafik ........................................................... 34<br />
Scheib, Asta ............................................................. 65<br />
Schmidt, Gisela ......................................................... 73<br />
Schmidt, Karl Heinz/Neysters, Peter ......................... 73<br />
Schneiders, Marco (Hrsg.) .........................................51<br />
Schrobsdorff, Angelika...............................................51<br />
Seggelke, Ute Karen ................................................. 66<br />
Sehmer, Ingrid ...........................................................74<br />
Sparks, Nicholas ....................................................... 42<br />
Spoerl, Heinrich ................................................... 24, 52<br />
Stangl, Martin .......................................................... 75<br />
Stern (Hg.) ............................................................... 69<br />
Tonnac, Jean Philippe de/Faure, Daniel .................... 52
Troy, Una ................................................................. 66<br />
Tucholsky Kurt ............................................. 24, 25, 53<br />
Ullmann, Liv ............................................................. 43<br />
Wharton, Edith ......................................................... 67<br />
Wilde, Oscar ............................................................ 34<br />
Winding, Thomas ..................................................... 43<br />
Zittlau, Jörg/Kriegisch, Norbert................................. 69<br />
Titel (alphabetisch)<br />
Bücher<br />
Agatha Christies England:<br />
Spurensuche in Devon. ............................................. 49<br />
Aktien – Fonds – Futures.<br />
Eine Einführung in die Börse. .................................... 70<br />
Allerleirauh: Viele schöne Kinderreime. ......................19<br />
Am Ende des Tages .................................................. 59<br />
Auf den Inseln auch anders ...................................... 46<br />
Balaban Neumann – der Hund ................................. 44<br />
Beste Familiengeschichten: Satiren ............................ 23<br />
Briefe an mein Enkelkind .......................................... 43<br />
Bücherwelten:<br />
Von Menschen und Bibliotheken. ............................. 49<br />
Christiane und Goethe: Eine Recherche .................... 38<br />
Das Anti-Aging-Konzept.<br />
Erfolgreiche Strategien zum Jungbleiben ................... 72<br />
Das Beste: Die Feuerzangenbowle.<br />
Der Maulkorb. Der Gasmann. ....................................24<br />
Das Erich Kästner Lesebuch .......................................21<br />
Das Glück und andere Erzählungen. ......................... 56<br />
Das große deutsche Balladenbuch ............................ 32<br />
Das große Eugen Roth Buch .................................... 23<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 89<br />
Das praktische Hormonbuch.<br />
Was ich wissen muss,<br />
um mich richtig zu entscheiden ............................... 75<br />
Das Schönste von Anne Morrow Lindbergh ............. 64<br />
Der alte Garten: Ein Märchen ................................... 40<br />
Der Bio-Garten ......................................................... 75<br />
Der Club Dumas ....................................................... 58<br />
Der Dieb von Trastevere:<br />
Geschichten aus Italien. ............................................ 45<br />
Der ewige Brunnen:<br />
Ein Hausbuch deutscher Dichtung. ........................... 32<br />
Der krumme Hund.................................................... 20<br />
Der Mäusetöter: Unrühmliche Geschichten. ..............19<br />
Der Plan von der Abschaffung des Dunkels .............. 39<br />
Der Prophet ............................................................. 28<br />
Die Apothekerin ....................................................... 57<br />
Die Geschichte von der ältesten Prinzessin ............... 27<br />
Die Hochzeitsreise .................................................... 52<br />
Die Klatschmohnfrau ................................................ 37<br />
Die Morgengabe ...................................................... 63<br />
Die schöne Gegenwart ............................................. 65<br />
Die schönen Seiten der Angst:<br />
Das Lesebuch des Nervenkitzels. .............................. 55<br />
Die schönsten Katzengeschichten ............................ 35<br />
Die verschwundene Miniatur ................................... 56<br />
Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke ............31<br />
Drei Männer im Schnee .............................................21<br />
Dshamilja ................................................................. 45<br />
Dunkel war’s der Mond<br />
schien helle: Verse, Reime und Gedichte................... 20<br />
Eigensinn macht Spaß .............................................. 29<br />
Ein frischer Wind vom Meer......................................47
90<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Eine nette kleine Familie ........................................... 66<br />
Eine Zierde in ihrem Hause:<br />
Die Geschichte der Ottilie von Faber-Castell ............. 65<br />
Erich Fried erzählt ..................................................... 62<br />
Erzähl mir, wie ich früher war:<br />
Großeltern-Geschichten. ........................................... 40<br />
Erzählungen und Märchen ....................................... 34<br />
Es war eine dunkle und<br />
stürmische Nacht: Vorleseklassiker ............................ 26<br />
Früher war auch mal heute:<br />
Schriftsteller erzählen aus ihrer Kindheit. .................. 38<br />
Gedächtnistraining für Senioren.<br />
Methoden & Spiele ................................................... 73<br />
Gedichte................................................................... 25<br />
Gesund essen.<br />
So kommt wieder Spaß in die Küche.<br />
Die wichtigsten Ernährungsfragen. ........................... 69<br />
Gestern war heute .....................................................61<br />
Hallo, ist da jemand? ................................................ 28<br />
Hat der Mensch Wurzeln?<br />
Autobiografische Texte. .............................................61<br />
Hermann Hesse – Spurensuche im Tessin ................. 52<br />
Hetzjagd................................................................... 57<br />
Im Mondlicht wächst das Gras:<br />
Gedichte für Kinder und alle im Haus. ...................... 26<br />
Inspektor Jury spielt Katz und Maus ......................... 55<br />
Jauche und Levkojen ................................................ 60<br />
Jeder Tag voll Leben.<br />
Ein Buch fürs Älterwerden ........................................ 73<br />
Jelänger – jelieber: Von der Liebe,<br />
den Frauen und anderen Entzückungen.....................24<br />
Jericho: Eine Liebesgeschichte ...................................51<br />
Keine Angst vor Osteoporose.<br />
So bleiben Ihre Knochen dauerhaft stabil ..................74<br />
Kinder des Himmels und der Erde:<br />
Schöpfungsgeschichten aus aller Welt.......................31<br />
Kinder lieben ihre Großeltern.<br />
Ein Ratgeber für das Leben mit Enkeln...................... 72<br />
Kindheit in Ostpreußen .............................................61<br />
Kostolanys beste Tipps für Geldanleger .....................71<br />
Lachen, um nicht zu weinen:<br />
Ein Lesebuch. ........................................................... 60<br />
Lesen und Erzählen. Aktives Alter<br />
– Gekonnt betreuen und aktivieren ...........................71<br />
Lesereise....................................................................51<br />
Man braucht was zum Freuen.<br />
Geschichten für die Seniorenarbeit ........................... 42<br />
Männer über 50 ....................................................... 66<br />
Mäuse im Klavier und andere liebe Gäste.<br />
Neueste Geschichten<br />
der berühmtesten Hausfrau der Welt. ....................... 37<br />
Mehr Morde: Kriminalgeschichten<br />
aus England und Amerika. ........................................ 54<br />
Mein Hobby der Garten ........................................... 75<br />
Mein kleiner Hund Mister in der Nacht .................... 43<br />
Meistererzählungen (Katherine Mansfield) ................41<br />
Meistererzählungen (Jack London) ........................... 48<br />
Mit der Reife wird man<br />
immer jünger: Betrachtungen und<br />
Gedichte über das Alter. ........................................... 30<br />
Nero Corleone .......................................................... 39<br />
Opa Hans, der ist mein Freund! ................................41<br />
Praxisbuch der gesunden Ernährung.<br />
Iss dich fit! ............................................................... 69<br />
Prost Mahlzeit!<br />
Krank durch gesunde Ernährung .............................. 68<br />
Reisen in den Sommer .............................................. 48<br />
Schloss Gripsholm .................................................... 53
Seelisch verwendbar: 66 Gedichte,<br />
16 Epigramme und<br />
1 Prosaische Zwischenbemerkung ............................ 22<br />
Seide ........................................................................ 46<br />
Senior/innen im Gespräch<br />
mit Senior/innen. Dialoge, Rollenspiele,<br />
Übungen zur Sitzgymnastik. ......................................74<br />
Sissinghurst: Portrait eines Gartens. .......................... 50<br />
Sommer in Gaglow ................................................... 62<br />
Sommerkinder ...........................................................47<br />
Spatzenmilch und Teufelsdreck................................. 36<br />
Sturmzeit .................................................................. 64<br />
Theos Reise:<br />
Roman über die Religionen der Welt........................ 27<br />
Wenn die Wale fortziehen ........................................ 33<br />
Wenn ein Reisender in einer Winternacht ................ 54<br />
Wie ein einziger Tag ................................................ 42<br />
Windy City Blues...................................................... 58<br />
Winter ...................................................................... 67<br />
Wo ist denn meine Brille? ........................................ 36<br />
Worte wie die Morgenröte ....................................... 29<br />
Zeiten des Erzählens ................................................. 34<br />
100 populäre Irrtümer ums Geld ............................... 70<br />
CDs und Kassetten<br />
<strong>Lebenslange</strong> <strong>Leselust</strong> 91<br />
Balaban Neumann – der Hund ................................. 44<br />
Beste Familiengeschichten ........................................ 23<br />
Das Doppelbett und<br />
andere heitere Geschichten ...................................... 23<br />
Der Fenstersturz. Merkwürdige Geschichten. ............ 45<br />
Die Farbe der Worte. Kalendergeschichten. .............. 34<br />
Dunkel war’s der Mond schien helle.<br />
Verse, Reime und Gedichte. ...................................... 20<br />
Mitunter sogar Lachen. ............................................ 63<br />
Nero Corleone. Sonst noch was................................ 39<br />
Liebe Klara. Brief an eine Katze.<br />
Am Südpol, denkt man ist es heiß. ........................... 39<br />
Peter Schlemihls wundersame Geschichte ................. 35<br />
Sämtliche Märchen ................................................... 35<br />
Seligkeit. Erzählungen. ...............................................41<br />
Über das Glück. Briefe, Gedichte<br />
und Prosa aus Klingsors letzter Sommer ................... 53
92<br />
spätlese 5. Sonderausgabe<br />
Impressum:<br />
Herausgeber:<br />
<strong>Ministerium</strong> für Arbeit, Soziales, Familie<br />
und Gesundheit<br />
Referat für Presse und Öffentlichkeitsarbeit<br />
Bauhofstr. 9, 55116 Mainz<br />
www.masfg.rlp.de<br />
Broschürentelefon: 06131/16 2016<br />
In Zusammenarbeit mit der Stiftung Lesen<br />
Fischtorplatz 23, 55116 Mainz<br />
Tel: 06131/28890-0<br />
www.StiftungLesen.de<br />
verantwortlich: Prof. Dr. Klaus Ring, Heinrich Kreibich<br />
(Dipl. Päd.)<br />
Projekt- und Redaktionsleitung:<br />
Sigrid Strecker M.A.<br />
Rezensionen:<br />
Dr. Eva Bertrand-Rettich,<br />
Literaturwissenschaftlerin<br />
Susanne Gilles,<br />
Germanistikstudentin<br />
Susanne Jaedtke,<br />
Referentin für Leseförderung, Deutschlehrerin<br />
Christine Kranz,<br />
Referentin für Leseförderung, Übersetzerin<br />
Andrea Scherer,<br />
Studentin der Sozial- und Kulturpädagogik<br />
Sigrid Strecker, Projektleiterin<br />
Leseförderung in Kindergarten und Familie (Senioren)<br />
Recherche:<br />
Andrea Scherer,<br />
Studentin der Sozial- und Kulturpädagogik<br />
Claudia Thalmann,<br />
Referentin für Leseförderung, Sozialarbeiterin<br />
Carina Welly, Literaturwissenschaftlerin<br />
Gestaltung, Satz & Lay-Out:<br />
m.o.p.s. Mainz, Klarastraße 23, 55116 Mainz<br />
www.mopsMainz.de<br />
Druck:<br />
Druckzentrum Lang, Rheinhessenstraße 1, 55129 Mainz<br />
Für die Auskünfte und fachliche Beratung danken wir<br />
den Seniorenbüros in Bad Ems und Speyer sowie den<br />
Altenheimen und Seniorenresidenzen sowie Büchereien<br />
in <strong>Rheinland</strong>-<strong>Pfalz</strong>.