FLUG REVUE 06/2015
IATA-Satistik: Wie sicher ist fliegen? Bombardier unter Zeitdruck: Cseries im Flugtest Boeing 747-8: Neue Nachfrage für den Jumbo?
IATA-Satistik: Wie sicher ist fliegen?
Bombardier unter Zeitdruck: Cseries im Flugtest
Boeing 747-8: Neue Nachfrage für den Jumbo?
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Juni<br />
Kurs<br />
Schafft die<br />
Luftverkehrssteuer ab!<br />
Fluggeräte im Heft<br />
56 AgustaWestland A129<br />
Mangusta<br />
16 Boeing 747-8<br />
32 Bombardier CSeries<br />
52 Lockheed Martin F-35A<br />
46 Lockheed Martin U-2S<br />
88 North American B-25<br />
Mitchell<br />
54 Piaggio Aerospace P.1HH<br />
HammerHead<br />
82 Tupolew Tu-104<br />
Fotos: Thomalla<br />
Der deutsche Staat hat im vergangenen<br />
Jahr nach Berechnungen<br />
des Instituts der deutschen<br />
Wirtschaft rund 1,041 Milliarden Euro mit<br />
der Luftverkehrssteuer eingenommen. Das entspricht<br />
der Summe, die bei der Einführung im Januar<br />
2011 erwartet worden war. Damals wollte<br />
man die Steuer wieder streichen, wenn die Luftfahrt<br />
in den Emissionshandel einbezogen würde.<br />
Dies ist nun geschehen, aber von einer Abschaffung<br />
der Steuer will niemand mehr etwas wissen.<br />
Die – abhängig von der Flugstreckenlänge –<br />
von jedem Passagier zu entrichtende Abgabe<br />
schadet dem Luftverkehrsstandort Deutschland<br />
nachhaltig. Bis zu zwei Millionen Passagiere fliegen<br />
nach Schätzung des Bundesfinanzministeriums<br />
deswegen nicht mehr von deutschen Flughäfen.<br />
Sie weichen auf Airports im benachbarten<br />
Ausland aus.<br />
Es sind nämlich nicht nur die Luftverkehrsabgabe<br />
und der Emissionshandel, mit denen die<br />
Fluggesellschaften und ihre Passagiere in Deutschland<br />
belastet werden.<br />
Auch die Sicherheitsmaßnahmen an den<br />
deutschen Airports sieht der Staat schon lange<br />
nicht mehr als hoheitliche Aufgabe an, sondern<br />
lässt sich die Ausgaben für die Polizei in<br />
Form einer Sicherheitsabgabe (des sogenannten<br />
„Fummel-Fünfers“) von jedem Passagier ersetzen.<br />
Und die Airlines müssen diese Gebühr auch noch<br />
für den Staat einziehen. Nach dieser Logik müssten<br />
aber auch die wöchentlichen Polizeieinsätze<br />
bei Fußballspielen auf die Stadionbesucher abgewälzt<br />
werden, was natürlich nicht geschieht.<br />
Die Mehrfachbelastungen der Passagiere hierzulande<br />
sind wettbewerbsverzerrend und deshalb<br />
nicht akzeptabel. Es gibt nur eine Konsequenz:<br />
Die Luftverkehrssteuer muss endlich gekippt<br />
werden!<br />
Volker K. Thomalla<br />
Chefredakteur<br />
Zahl<br />
des<br />
Monats144<br />
Flugzeuge vom Typ Boeing 777 hat die Fluggesellschaft Emirates in ihrer Flotte.<br />
Damit ist sie größter Betreiber dieses Musters. Sie betreibt mit 59 Flugzeugen auch<br />
die größte Airbus-A380-Flotte.<br />
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<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 3
56<br />
Die italienischen Heeresflieger<br />
statten ihre Mangustas mit neuen<br />
Sensoren und neuen Waffen aus.<br />
<strong>06</strong>/<strong>2015</strong><br />
TAKE-OFF<br />
16 Boeing 747-8<br />
Warum Boeing den Jumbo Jet noch<br />
lange nicht abschreibt<br />
INHALT<br />
ZIVILLUFTFAHRT<br />
24 Air Canada kehrt zurück<br />
Nach jahrelanger Durststrecke verdient<br />
Canadas Flag Carrier wieder Geld.<br />
30 20 Jahre FR im Web<br />
Die <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> feiert ein Jubiläum<br />
32 CSeries in der Flugerprobung<br />
Mit der CS300 fliegt nun auch die größte<br />
Variante des Bombardier-Flaggschiffs<br />
36 Etihad Regional unter Druck<br />
Die Regionalfluglinie aus der Schweiz<br />
muss ihr Geschäftsmodell anpassen<br />
38 IATA-Unfallstatistik<br />
Wie sicher sind die Airlines in den<br />
verschiedenen Regionen?<br />
BUSINESS AVIATION<br />
42 Geschäftsreisejets auf der AERO<br />
In Friedrichshafen stellen immer mehr<br />
Jet-Hersteller ihre Flugzeuge aus<br />
MILITÄRLUFTFAHRT<br />
46 Lockheed Martin U-2<br />
Der legendäre Höhenaufklärer bleibt<br />
trotz Konkurrenz weiter im Dienst<br />
52 F-35 für die Niederlande<br />
Die Koninklijke Luchtmacht startet<br />
Truppenversuche in Edwards AFB<br />
4 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong><br />
42<br />
24<br />
Auf der AERO waren die Business-Jet-<br />
Hersteller sehr gut vertreten.<br />
Air Canada befindet sich nach erfolgreicher<br />
Sanierung wieder im Steigflug.<br />
Fotos: Gian Carlo Vecchi, Air Canada, RECARO, ESA, Schoenmaker, Messe Friedrichshafen<br />
Titelfotos: Bombardier, Sean Wilson, NTSB, ESA,Steinke
MILITÄRLUFTFAHRT<br />
54 Piaggio P.1HH HammerHead<br />
Italien bestellt unbemanntes Überwachungsflugzeug<br />
auf Basis der Avanti<br />
56 AgustaWestland A129 Mangusta<br />
Der leichte Kampfhubschrauber der<br />
Italiener wird modernisiert<br />
60 Freundeskreis Luftwaffe<br />
Tornado-Instandsetzung in Manching<br />
TECHNIK<br />
66 Aircraft Interiors Expo <strong>2015</strong><br />
Die weltgrößte Kabinenmesse fand wie<br />
in jedem Jahr in Hamburg statt<br />
RAUMFAHRT<br />
76 Service für Orion<br />
In Bremen entsteht die erste Hardware<br />
für die NASA-Raumkapsel<br />
80 Test für die Asteroidenabwehr<br />
Die ESA entwickelt die Einschlagsonde<br />
Asteroid Impact Mission<br />
81 Raumfahrt-Nachrichten<br />
66<br />
Nicht nur Flugzeugsitze wurden in<br />
Hamburg präsentiert, sondern alles, was<br />
der Kunde für die Kabine braucht.<br />
www.flugrevue.de<br />
Zwei F-35A der Holländer sind an Truppen-<br />
52 versuchen auf der Edwards AFB beteiligt.<br />
UNSERE TITELTHEMEN finden Sie hier<br />
38<br />
66<br />
56<br />
82<br />
46<br />
32<br />
16<br />
76<br />
Die ESA wird das Servicemodul für die<br />
76 NASA-Raumkapsel Orion bauen.<br />
Das komplette Heft gibt es auch als E-Paper fürs iPad.<br />
Mehr Infos: www.flugrevue.de<br />
HISTORIE<br />
82 Tupolew Tu-104<br />
Das erste Düsenverkehrsflugzeug der<br />
UdSSR entstand aus einem Bomber<br />
RUBRIKEN<br />
3 Kurs im Juni<br />
6 Leserforum<br />
8 News<br />
15 VIP-Interview Generalleutnant<br />
Karl Müllner, Inspekteur der Luftwaffe<br />
40 AIRSpot<br />
72 Briefing: Head-up-Display<br />
86 Service Modelle, Termine, Impressum<br />
88 Nachbrenner: North American B-25J<br />
„Paper Doll“ ist top in Schuss<br />
90 Vorschau<br />
NEUE SERIE<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 5
Leserforum<br />
redaktion@flugrevue.de <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>, Ubierstraße 83, 53173 Bonn<br />
AUSGABE 5/<strong>2015</strong><br />
Es gibt noch mehr treue Leser!<br />
Das besondere Leserjubiläum im Leserforum<br />
bringt mich zurück in das Jahr 1961, als ich<br />
meine erste <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> erstand. Ich glaube,<br />
es war die Novemberausgabe und als Typenbeschreibung<br />
wurde die Hawker Hunter<br />
behandelt, natürlich von Gert W. Heumann.<br />
Ich habe zwar nie ein Abo gehabt, bin Ihnen<br />
aber trotzdem treu gefolgt.<br />
K.-H. Schlicht, per E-Mail<br />
Boeing führte mit dem BBJ<br />
Winglets an der 737-Familie ein.<br />
•<br />
AUSGABE 6/<strong>2015</strong><br />
Wir müssen Lehren aus der<br />
Katastrophe von 4U9525 ziehen<br />
Der Absturz des Airbus A320 des Germanwings-Fluges<br />
4U9525 mit 150 Toten ist eine<br />
Katastrophe. Die Katastrophe in der Katastrophe<br />
ist die Tatsache, dass der Absturz<br />
den Ermittlungen zufolge absichtlich durch<br />
den Ersten Offizier herbeigeführt wurde. Mit<br />
hoher Priorität werden von allen Verantwortungsträgern<br />
Maßnahmen diskutiert und<br />
umgesetzt, um Risiken dieser Art weiter zu<br />
minimieren. Die Zwei-Personen-Anwesenheitspflicht<br />
im Cockpit und die Einbeziehung<br />
von psychischen Checks in die jährlichen<br />
fliegerärztlichen Kontrollen sind Beispiele<br />
dafür. Darüber hinaus gibt es noch eine technologische<br />
Möglichkeit zur weiteren Risikominimierung,<br />
die allerdings – um das vorweg<br />
zu nehmen – aus vielerlei Aspekten hoch<br />
problematisch ist: Die Programmierung der<br />
Bordcomputer nach den Asimov’schen Roboter-Gesetzen.<br />
In der bemannten Raumfahrt<br />
Schreiben lohnt sich!<br />
Unter allen Leserbrief-Autoren des vergangenen<br />
Monats haben wir ein hochwertiges<br />
Herpa-Sammlermodell einer ATR 72-500 in<br />
der Lackierung der Fluggesellschaft Firefly<br />
aus Malaysia verlost. Das fein ausgearbeitete<br />
Modell im Maßstab 1:200 hat einen<br />
Wert von 48 Euro und wird bei Klaus Bischl<br />
in Seehausen landen.<br />
AUSGABE 5/<strong>2015</strong><br />
Leserforum: Warum hat die 777 keine Winglets?<br />
Die Antwort auf den Leserbrief von Hans-Jürgen Hellmich ist nur teilweise richtig.<br />
Nur bestimmte Kurzstreckenflugzeuge oder Militärtransporter weisen noch keine strömungsoptimierten<br />
Wingtips zur Reduzierung der schädlichen Randwirbel auf. Diese<br />
Tragflächenspitzen können nach oben oder unten weisen, geschwungen sein oder<br />
auch gerade. Bei Dornier hielten diese Flügelenden mit der Entwicklung des „Tragflügels<br />
Neuer Technologie“ Einzug. Boeing spricht von Raked Wingtips in den neuesten<br />
Versionen an der 747-8i und an der 777.<br />
Klaus Bischl, Seehausen<br />
werden meines Wissens in wesentlichen Teilbereichen<br />
die Asimov’schen Gesetze angewendet.<br />
Eine Rückkehr eines bemannten<br />
Raumfahrzeuges vom Orbit oder vom Mond<br />
punktgenau auf einen Landeplatz der Erde<br />
wäre anders gar nicht möglich oder mit unakzeptablen<br />
Risiken verbunden. Eine Diskussion<br />
über die potenzielle Einbeziehung dieser<br />
Gesetze in die Sicherheitsarchitektur der zivilen<br />
Luftfahrt wird viel Zeit in Anspruch nehmen.<br />
In gewissen Flugsituationen stünde der<br />
Roboter in der Entscheidungshierarchie über<br />
dem Piloten! Eine Entscheidung in diese Richtung<br />
findet möglicherweise keine Mehrheit,<br />
aber es wäre den Schweiß der Edlen wert,<br />
diese Möglichkeit zu diskutieren. Sicherheit<br />
ist das höchste Gut der zivilen Luftfahrt.<br />
Eckhard Dietrich, Frankfurt am Main<br />
•<br />
AUSGABE 3/<strong>2015</strong><br />
Orions erster Trip ins All<br />
Ich muss sagen, Ihre Artikel über die Raumfahrt<br />
sind immer sehr gut, abwechslungsreich<br />
und spannend geschrieben. Ich bin 14 Jahre<br />
alt, komme aus der Schweiz und bin ein großer<br />
Fan der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>.<br />
Orion wird wahrscheinlich nie wirklich Erfolg<br />
haben. Alle Elemente des US-Orion-Programms<br />
sind obszön teuer und die NASA<br />
kann sich das leider bei ihrer aktuellen finanziellen<br />
Ausstattung nicht leisten.<br />
Orion, sie fliegt. Schön, aber das Trägersystem<br />
SLS muss man auch noch entwickeln.<br />
Das würde auch wieder Unmengen an Geld<br />
verschlingen. Ursprünglich wollte man ja auf<br />
Trägersysteme von privaten Organisationen<br />
zurückgreifen.<br />
Der Senat wollte davon aber nichts wissen,<br />
sondern sagte, man solle die gelernten Sachen<br />
aus dem Shuttle Programm anwenden.<br />
Nun hat die NASA den Salat. Die Rakete wird<br />
langsam fertig, und irgendwann wäre Orion<br />
theoretisch auch flugbereit, aber die NASA<br />
mag sich einen Flug nicht mehr leisten, weil<br />
nur schon der Bau einer Rakete immens teuer<br />
wäre.<br />
Tim Suppiger, Meggen, Schweiz<br />
Foto: Thomalla<br />
Meinung<br />
gefragt<br />
Gerne veröffentlichen wir Ihre Meinung. Schicken Sie uns Ihren Leserbrief (für Rückfragen bitte unbedingt mit<br />
Adresse und Telefonnummer) an: E-Mail: redaktion@flugrevue.de, Fax: +49 228 9565-247<br />
Die in Leserbriefen geäußerte Meinung muss nicht mit der der Redaktion übereinstimmen. Wir behalten uns die Kürzung von Leserbriefen aus redaktionellen Gründen vor.<br />
6 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
Foto: Airbus<br />
TRIEBWERKE FÜR DIE LETZTEN 50 AIRBUS A380<br />
Emirates wechselt zu Rolls-Royce<br />
Für ihre letzten 50 von 140 seit längerem fest bestellten<br />
Airbus A380-800 wechselt Emirates den Triebwerkslieferanten.<br />
Die Fluggesellschaft bedachte Rolls-<br />
Royce überraschend mit dem Auftrag für Trent-900-Triebwerke<br />
im Wert von 8,7 Mrd. Euro, dem größten Einzelauftrag<br />
in der Geschichte von Rolls-Royce. Bisher hatte<br />
Emirates alle ihre A380 mit Triebwerken der Engine Alliance<br />
ausgestattet. Der neue Triebwerkslieferant könnte für<br />
Emirates auch eine Schlüsselrolle bei der von der Airline<br />
erhofften Modernisierung der A380 mit neuen Triebwerken<br />
spielen. Emirates hatte dafür schon Trent-Triebwerke der<br />
aktuellen Generation von Boeing 787 und A350 als Wunschmotorisierung<br />
ins Spiel gebracht. Möglichst schon Anfang<br />
des nächsten Jahrzehnts will die Fluggesellschaft diese<br />
nächste Variante einsetzen. Der Triebwerks-Großauftrag<br />
dürfte helfen, dafür den Weg zu bereiten.<br />
KF-X: KAI und Lockheed Martin ausgewählt<br />
Die südkoreanische Beschaffungsbehörde DAPA wählte am 31. März Korea Aerospace<br />
Industries und Lockheed Martin für die Entwicklung eines neuen Kampfflugzeugs aus, das<br />
2025 in Dienst gehen soll. Für das KF-X-Programm hatten am 24. Februar auch Korean Air<br />
und Airbus Defence & Space einen Vorschlag vorgelegt. Bis Mitte des Jahres sind nun<br />
abschließende Verhandlungen geplant. Der Entwicklungsvertrag hat ein Volumen von etwa<br />
sieben Milliarden Euro. 60 Prozent davon wird Südkorea beitragen, 20 Prozent Indonesien<br />
und 20 Prozent die Firmen selbst. Der Bedarf liegt bei höchstens 200 Flugzeugen.<br />
Foto: KAI<br />
Foto: Embraer<br />
Größter E-Jet-Betreiber in Europa<br />
Air France KLM hat 17 weitere E-Jets bei Embraer bestellt und wird mit<br />
71 Exemplaren der größte Betreiber der Regionaljet-Familie in Europa. KLM<br />
Cityhopper erhält 15 E175 und zwei E190. Sie ergänzen die 28 E190, die<br />
sich bereits bei der KLM-Regionaltochter in Dienst befinden und ersetzen<br />
die restlichen 19 Fokker 70. Der Auftrag schließt außerdem Optionen für<br />
17 weitere E-Jets ein, die an die Air-France-Tochter HOP! gehen könnten.<br />
8 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Foto: Boeing<br />
Zweiter Dreamliner<br />
fliegt ins Museum<br />
Das Pima Air Museum in Tucson hat von<br />
Boeing den zweiten Dreamliner-Prototyp,<br />
ZA002 (Foto vom Erstflug 2009), als Dauerleihgabe<br />
erhalten. Dieser war vor allem<br />
für Systemtests im Einsatz. Auch in Seattle<br />
steht mittlerweile ein Dreamliner (ZA003)<br />
im Museum. Der erste 787-Prototyp,<br />
ZA001, ist derzeit noch eingelagert, aber<br />
schon für das US-Luftfahrtmuseum in Washington,<br />
D.C., reserviert.<br />
Helmdisplay<br />
Foto: Elbit<br />
Elbit Systems wird sein CHDTS (Color<br />
Helmet Display and Tracking System) für<br />
Tests in der MH-60S Seahawk an die US<br />
Navy liefern. Das Helmdisplay wird im Rahmen<br />
der Erprobung des Bewaffnungsrüstsatzes<br />
für den Marinehubschrauber geprüft.<br />
Es bietet der Crew farbige Symbole<br />
für diverse Flugdaten, so dass sie nicht auf<br />
das Instrumentenbrett schauen müssen.<br />
Zudem kann dank des integrierten Helmtrackers<br />
der Sensorbehälter im Bug der<br />
MH-60S gesteuert werden. Beim Waffeneinsatz<br />
werden Zielsymbole eingespiegelt,<br />
was die Genauigkeit erhöht.<br />
Schweiz reduziert<br />
F-5-Flotte<br />
Nachdem bei 16 ihrer Tiger II Risse in<br />
der tragenden Struktur gefunden wurden,<br />
wird die Schweizer Luftwaffe künftig nur<br />
noch 26 der Kampfjets betreiben. Die<br />
Maßnahme ermöglicht Einsparungen.<br />
Dennoch werden notwendige Reparaturen<br />
rund eine Million Franken kosten, so das<br />
Verteidigungsministerium in Bern. Bei<br />
Kontrollen der 36 noch regelmäßig<br />
geflogenen F-5E/F wurden bei 16 Jets Risse<br />
festgestellt. Sechs Tiger-Einsitzer sollen<br />
repariert und weiter betrieben werden. Da<br />
die Anzahl der Standplätze bei der Industrie<br />
begrenzt ist, wird die Reparatur voraussichtlich<br />
bis Ende erstes Quartal 2016<br />
dauern. Verteidigungsminister Maurer will<br />
nun einen neuen Anlauf für die Beschaffung<br />
von Kampfflugzeugen nehmen.<br />
„Mehr Sitze ... bringen 20 Mio.<br />
Dollar Mehreinnahmen jährlich<br />
Frank Vermeire,<br />
für jede A380“ A380-Marketingchef bei Airbus<br />
Plan für europäische Drohnenentwicklung<br />
Beim 17. Deutsch-Französischen Ministerrat in Berlin wurde am 31.März die Absicht<br />
bestätigt, „gemeinsam mit Italien … im Zeitraum 2020 bis 2025 eine neue Generation<br />
europäischer Drohnen zu entwickeln“. Damit kommt ein von Airbus Defence & Space,<br />
Alenia Aermacchi und Dassault Aviation seit Juni 2013 gefordertes Programm für ein<br />
„MALE 2020“ ein Stück voran. Es wird nun erwartet, dass die drei Regierungen auf der<br />
Paris Air Show im Juni eine „technische Vereinbarung“ unterzeichnen, um eine erste<br />
Studi zu beginnen, die aus Sicht von Dassault „ein paar Dutzend Millionen Euro“<br />
kosten wird. Den drei Firmen geht es darum, Entwicklungskapazitäten und Know-how<br />
im Militärflugzeugbereich zu erhalten. Die MALE 2020 soll auch bewaffnungsfähig sein.<br />
Foto: Airbus Defence & Space<br />
A400M der Luftwaffe<br />
fliegt nach Afrika<br />
Im Rahmen der Einsatzprüfung des<br />
neuen Transporters der Luftwaffe hat<br />
das LTG 62 am 31. März den ersten<br />
Auslandsflug mit der A400M durchgeführt.<br />
Er ging gleich nach Dakar. Die<br />
A400M schaffte die Strecke von Wunstorf<br />
über Frankreich, Spanien, Marokko<br />
und entlang der afrikanischen Westküste<br />
am 31. März nonstop in sieben Stunden<br />
und 15 Minuten. Sie war damit um<br />
ein Vielfaches schneller und effizienter<br />
als die Transall. Als Fracht war ein Wasserversorgungssystem<br />
Waterclean 3000<br />
von Kärcher an Bord, das an die senegalesische<br />
Armee übergeben wird.<br />
Im Netz<br />
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www.flugrevue.de/newsletter<br />
Foto: Luftwaffe/Breuer<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 9
News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
MINISTERPRÄSIDENT MODI IN PARIS<br />
36 Rafales für Indien<br />
Bei einem Besuch in Paris kündigten Indiens Ministerpräsident<br />
Modi und Präsident Hollande am 10. April<br />
eine schnelle Lieferung von Dassault Rafales aus<br />
französischer Fertigung an. Die Details der Übereinkunft<br />
müssen noch ausgearbeitet werden. Dabei sollen die Konditionen<br />
besser sein als bei dem seit drei Jahren im Verhandlungsstadium<br />
befindlichen Vertrag für 126 Medium Multi-<br />
Role Combat Aircraft (MMRCA). Die Ausstattung wird<br />
dem von den indischen Luftstreitkräften getesteten MM-<br />
RCA-Standard entsprechen, wobei Frankreich für einen längeren<br />
Zeitraum die Betreuung sicherstellt. Seit der Ankündigung<br />
des Modi-Besuchs in Frankreich war über eine Einigung<br />
zum Rafale-Kauf spekuliert worden. Die jetzige Lösung<br />
gibt Luft für den Abschluss der MRCA-Verhandlungen,<br />
bei denen es zuletzt darum ging, wer die Garantien für die<br />
bei HAL in Lizenz gefertigten 108 Maschinen übernimmt.<br />
Foto: Armée de l´Air/Jeuland<br />
Foto: Airbus<br />
CIT verdoppelt A321-Bestellung<br />
Die Leasingfirma CIT Group hat ihre laufenden Bestellungen für<br />
den Airbus A321 um fünf auf zehn Flugzeuge verdoppelt. Damit<br />
hat CIT bei Airbus bereits 205 Flugzeuge der Airbus-Standardrumpffamilie<br />
geordert, darunter 155 „ceo“ (current engine option) mit<br />
herkömmlichen Triebwerken und 55 „neo“ (new engine option) mit<br />
künftigen Antrieben. Eine neue A321 kostet, laut aktuellem Airbus-<br />
Listenpreis, 113,7 Millionen Dollar, eine neue A321neo sogar 124,4<br />
Millionen Dollar. Das größte Mitglied der Airbus-Standardrumpffamilie<br />
erobert sich allmählich die Führungsrolle unter den neuen Bestellungen<br />
der A320-Familie. Airbus will den Jet für bis zu 240 Passagiere<br />
konfigurieren und damit die künftige Boeing 737 MAX 9<br />
mit 204 Sitzen in Einklassenbestuhlung deutlich überbieten.<br />
MD 530F in Afghanistan<br />
Die afghanischen Luftstreitkräfte haben Anfang April formell<br />
ihre ersten von MD Helicopters gelieferten MD 530F Cayuse Warrior<br />
in Dienst gestellt. Sechs der leichten Beobachtungs- und Kampfhubschrauber<br />
wurden am 17. März mit einer Boeing 747 der Atlas Air<br />
nach Kabul geflogen, sechs weitere sollen bis Ende August folgen.<br />
Den Auftrag für die neuen Hubschrauber hatte MD Helicopters erst<br />
im Oktober 2014 erhalten. Bereits seit 2011 sind sechs unbewaffnete<br />
MD 530F für die Ausbildung in Afghanistan im Dienst (6000 Flugstunden<br />
bisher). Sie sollen nachgerüstet werden. Zur Bewaffnung<br />
zählen unter anderem Behälter mit 12,7-mm-MGs von FN Herstal, die<br />
bei einer Präsentation nahe Kabul vorgeführt wurden.<br />
Foto: USAF/Aston<br />
10 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong>
Wittmund<br />
Die Luftwaffe wird nun doch nicht<br />
24 Eurofighter nach Holloman in New Mexico<br />
verlegen, sondern die Taktische Luftwaffengruppe<br />
„Richthofen“ in Wittmund wieder<br />
zum Geschwader ausbauen, um die Eurofighter-Flotte<br />
in Deutschland zu konzentrieren.<br />
„Der mögliche Rückgriff auf alle Luftfahrzeuge<br />
des Verfügungsbestands stärkt die<br />
Durchhaltefähigkeit und Flexibilität des<br />
Flottenmanagements“, heißt es.<br />
Foto: USAF/Ken Wright<br />
C-5M stellt 45 Weltrekorde auf<br />
Eine Super Galaxy der USAF hat bei einem etwa einstündigen Flug von der Travis<br />
Air Force Base in Kalifornien aus neue Rekorde in der Gewichtsklasse C-1T erreicht.<br />
Die Lockheed Martin C-5M startete am 3. April mit einer Abflugmasse von 331 680 Kilogramm,<br />
wobei 120 205 Kilogramm als Nutzlast gerechnet wurden. Sie kletterte in<br />
27,5 Minuten auf 11 275 Meter. Dabei ergaben sich diverse Steigzeitrekorde.<br />
Foto: Airbus<br />
Mexiko erster Abnehmer der C295W<br />
Airbus Defence & Space lieferte die erste C295 mit Winglets an die mexikanische Marine.<br />
Die SEMAR (Secretaría de Marina-Armada de México) hat sich entschieden, zwei bereits bestellte<br />
Flugzeuge in der C295W-Version zu übernehmen. „Wir hatten einige Bedenken, eine<br />
gemischte Flotte mit und ohne Winglets zu betreiben, aber als wir die besseren Leistungen<br />
der neuen Version untersucht haben, war klar, dass sie bedeutende Vorteile im Einsatz bringt,<br />
die wir nicht ignorieren konnten“, sagte Konteradmiral José Maria Garcia Macedo.<br />
1500 Airbus A330<br />
Airbus hat mehr als 1500 Exemplare<br />
der A330 verkauft. Die Marke<br />
wurde nach den Ordern von<br />
Turkish Airlines über vier A330-200<br />
Frachter und von der Air Lease<br />
Corporation über 25 A330-900neo<br />
erreicht. Ende März befanden sich<br />
1157 von 1174 ausgelieferten<br />
A330 in Dienst. Der Auftragsbestand<br />
betrug 182 Exemplare der<br />
aktuellen Serie plus 145 Einheiten<br />
der modernisierten neo-Reihe<br />
mit den neuen Trent-7000-Triebwerken<br />
von Rolls-Royce.<br />
❱❱❱ kurz notiert<br />
Deutschland hat den Auftrag über den Betrieb des Unbemannten<br />
Flugsystems Heron 1 durch Airbus Defence and Space in<br />
Afghanistan um ein weiteres Jahr bis Anfang 2016 verlängert.<br />
Eine gecharterte Antonow An-124 brachte Anfang April zwei<br />
Sea Lynx für die Fregatte „Bayern“ nach Dschibuti. Wegen<br />
der Probleme mit Rissen im Heckausleger konnten die<br />
Bordhubschrauber nicht von Anfang an bei der Einsatzfahrt vor<br />
dem Horn von Afrika dabei sein.<br />
Robert Leduc ist neuer Chef von Sikorsky. Er löst Mick Maurer<br />
ab, der bei UTC nun strategische Projekte managt. UTC-Präsident<br />
Hayes will den Hubschrauberhersteller eventuell abstoßen.<br />
Nach mehrmonatiger Renovierung hat der Frankfurter<br />
Flughafen seine Besucherterrasse am Terminal 2 Ende<br />
April wieder täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet.<br />
Der Vorstandsvorsitzende von Austrian Airlines, Jaan Albrecht,<br />
wechselt ab Juni als neuer Chef zu SunExpress, die Langstreckenflüge<br />
im Auftrag der neuen Eurowings übernimmt.<br />
Mehr Fluggastbrücken für „MUC“<br />
Am Flughafen München erhält das neue Satellitengebäude am<br />
Terminal 2 im April seine ersten Fluggastbrücken. Der über eine<br />
unterirdische Kabinenbahn angebundene Erweiterungsbau mit einer<br />
Kapazität von elf Millionen Passagieren pro Jahr nutzt die landseitigen<br />
Einrichtungen des Terminals 2 mit und soll, nach mehrmonatigem<br />
Probebetrieb, im Sommer 2016 öffnen. 27 Flugzeuge<br />
können direkt am neuen Gebäude parken, davon sind elf Positionen<br />
mit Mehrfachbrücken für Großraumflugzeuge ausgelegt.<br />
Foto: Flughafen München<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 11
News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
Foto: Fraport AG<br />
NEUES TERMINAL SOLL 2022 ERÖFFNEN<br />
Fraport-Aufsichtsrat: Grünes Licht für T3<br />
Der Aufsichtsrat der Fraport AG hat Mitte April den<br />
Bau des Terminals 3 am Frankfurter Flughafen beschlossen.<br />
Ab Jahresende <strong>2015</strong> soll das bis zu drei<br />
Milliarden Euro teure Terminal für internationale Verbindungen<br />
im Süden des Flughafens entstehen und 2022 in Betrieb<br />
gehen. Den Prognosen nach ürfte der Rhein-Main-<br />
Flughafen bis dahin 68 bis 73 Millionen Passagiere im Jahr<br />
abfertigen. Die heutige Terminalkapazität liegt aber nur bei<br />
64 Millionen Passagieren. Zunächst wird der auf unserer<br />
Grafik grau dargestellte Bereich mit Vorfahrt, Parkhaus,<br />
Zentralgebäude und V-förmigen Piers errichtet. Er kann<br />
später um die weiß dargestellten Gebäudeteile ergänzt werden.<br />
Die Anbindung an die anderen Terminals und die<br />
Bahnhöfe übernimmt eine Kabinenbahn. Der Flughafen<br />
Frankfurt/Main stand 2014 beim Passagierverkehr weltweit<br />
an 12. Stelle und kam bei der Fracht sogar auf Rang 8.<br />
Foto: Raytheon<br />
Radar für Tomahawk Block IV<br />
Mit einem aktiven Sensor soll die Tomahawk Block IV auch bewegliche<br />
Ziele an Land und auf See angreifen können. Raytheon entwickelt<br />
dafür derzeit mit eigenen Mitteln ein System, das aus einem Radarsender<br />
und einem passiven Empfänger für elektromagnetische Strahlung<br />
besteht. Erste Versuche wurden im Februar durchgeführt. Weitere Tests<br />
an Bord eines T-39-Jets (Foto) sollen die Leistungen des Sensors im<br />
realen Flug gegen diverse Ziele aufzeigen. Der Marschflugkörper Tomahawk<br />
ist eine der meistverwendeten Abstandswaffen der US Navy –<br />
2000 wurden bereits im Kampfeinsatz verschossen. Die Tomahawk hat<br />
nach dem Start von Schiffen oder U-Booten aus eine Reichweite von<br />
etwa 1600 Kilometern.<br />
American Airlines kann nach der Integration von US Airways nun mit einer einheitlichen Betriebsgenehmigung fliegen, nachdem die<br />
US-Luftfahrtbehörde FAA (Federal Aviation Administration) die entsprechende Genehmigung erteilt hat. In den letzten 18 Monaten hatten<br />
American und US Airways ihre Verfahren so weit angeglichen, dass ab dem 8. April fast alle Abläufe bei Flugbetrieb, Wartung und Einsatzplanung<br />
für alle Flüge der beiden Carrier identisch sind. In der Flugsicherung erhalten die Flüge das Call Sign „American“.<br />
12 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Zu den RAF-Staffel, die dieses Jahr ihren 100. Gründungstag feiern, gehört<br />
auch die 29(R) Squadron. Sie ist seit 2003 mit dem Eurofighter ausgerüstet.<br />
Foto: Peter Foster<br />
Foto: Airbus<br />
Neue A330 zugelassen<br />
242 Tonnen maximale Startmasse (statt zuvor<br />
235 Tonnen) schafft die Anfang April durch die<br />
EASA zugelassene, neueste Version des Airbus<br />
A330-300, auf deren FAA-Zulassung und erste Auslieferung<br />
sich Delta Air Lines bei Redaktionsschluss<br />
dieser Ausgabe vorbereitete. Delta will <strong>2015</strong> und<br />
2016 je vier Flugzeuge dieser Version übernehmen<br />
und 2017 nochmals zwei. Die bei Delta mit CF6-<br />
80E1-Triebwerken von GE bestückten Twins sind mit<br />
34 flachen Schlafsesseln in der Business Elite Class,<br />
32 Sitzen der Economy Comfort Class und 227 Sitzen<br />
der regulären Economy Class bestuhlt.<br />
Polen wählt<br />
H225M Caracal<br />
Als neuen Mehrzweckhubschrauber<br />
will Polen die Caracal<br />
beschaffen. Die Stückzahl<br />
wurde allerdings auf 50 reduziert.<br />
Die Entscheidung für<br />
Airbus Helicopters wurde am<br />
21. April bekannt gegeben.<br />
Laut Verteidigungsministerium<br />
erfüllten die anderen Angebote<br />
von PZL Swidnik (AgustaWestland<br />
AW149) und Sikorsky/PZL<br />
Mielec (S-70i Black Hawk,<br />
S-70B Seahawk) „nicht den<br />
formalen Anforderungen und<br />
technischen Anforderungen<br />
unter anderem bezüglich der<br />
Lieferungen und der Ausrüstungen“.<br />
Vor einem endgültigen<br />
Vertrag muss die H225M (ehemals<br />
EC725) allerdings noch<br />
eine Testphase absolvieren.<br />
Ziel ist ein Lieferbeginn 2017.<br />
16 000 Stunden für<br />
PurePower-Familie<br />
Die Triebwerksfamilie von Pratt & Whitney<br />
hat mittlerweile 16 000 Stunden und<br />
31 000 Flugzyklen auf Prüfständen und in<br />
der Luft absolviert. Derzeit fliegen acht<br />
Flugzeuge mit Getriebefans: An zwei<br />
Airbus A320neo und sechs Bombardier<br />
CSeries haben PurePower-Triebwerke mehr<br />
als 3500 Teststunden in der Luft verbracht.<br />
Pratt & Whitney verbucht Bestellungen<br />
über mehr als 6300 Exemplare der Antriebsfamilie<br />
einschließlich Optionen; 60<br />
Kunden aus 30 Ländern haben sich für die<br />
Triebwerke des Unternehmens entschieden.<br />
Die Erprobung läuft weiter auf Hochtouren:<br />
In diesem Jahr stehen der Erstflug des<br />
Mitsubishi Regional Jets (MRJ) mit dem<br />
PW1200G, die Zulassung des PW1400G<br />
für die Irkut MC-21 und der Beginn der<br />
Erprobung des PW1900G für die E2-Generation<br />
der E-Jets von Embraer an.<br />
Foto: Pratt & Whitney<br />
Das hochpräzise Referenzmessinstrument<br />
zur Kompensierung von<br />
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News ZIVIL- UND MILITÄRLUFTFAHRT<br />
Foto: Dassault Aviation/Gosset<br />
MODERNISIERUNGSPROGRAMM BEI DASSAULT<br />
Indien erhält erste Mirage 2000 I/TI<br />
Knapp fünf Jahre nach Auftragserteilung haben Dassault<br />
und Thales in Istres die ersten beiden modernisierten<br />
Mirage 2000 an Indien übergeben. Der Einsitzer<br />
war seit 16. Dezember 2013 im Flugtest, während<br />
der Doppelsitzer nach der Umrüstung bereits seit 5. Oktober<br />
2013 wieder flog. Nach den Musterumbauten beim<br />
Hersteller sollen die weiteren Arbeiten bei Hindustan Aeronautics<br />
in Bangalore durchgeführt werden. Das Programm<br />
dürfte sich bis 2021 hinziehen und insgesamt 49 Flugzeuge<br />
umfassen. Neben einer Lebensdauerverlängerung um etwa<br />
15 Jahre umfassten die Arbeiten vor allem die Integration<br />
eines praktisch komplett neuen Avionik- und Waffensystems.<br />
Dazu gehören das RDY-3-Radar, ein neues EloKa-<br />
System, Link-16-Datenfunk und Helmvisier (aus Israel).<br />
Die Mirage 2000 fliegen bei den Staffeln No. 1 Tigers und<br />
No. 7 Battle Axes.<br />
Foto: US Navy<br />
Sternenkrieger-Lackierung bei ANA<br />
Im Stil des Roboters „R2-D2“ aus dem Film „Star Wars“ lackiert die<br />
größte japanische Fluggesellschaft, ANA, im Herbst eine Boeing 787-9 aus<br />
ihrem Bestand. Fünf Jahre lang soll der ”R2-D2 Jet”, der in Partnerschaft<br />
mit Disney und Lucasfilm Ltd. entsteht, auf Transpazifikstrecken für ANA-<br />
Flüge nach Japan werben. Am 12. Juni eröffnet ANA mit Houston ihre<br />
neueste US-Destination, womit 37 weltweite Ziele angesteuert werden.<br />
X-47B schafft Luftbetankung<br />
Zum ersten Mal hat ein unbemanntes Fluggerät in der Luft<br />
Kraftstoff von einem Tanker aufgenommen. Der Test am<br />
22. April war die letzte geplante Demonstration im X-47B-<br />
Programm. Der zweite X-47B-Prototyp übernahm vor der<br />
Küste von Maryland und Virginia etwa 1800 kg Kraftstoff<br />
von einem K-707-Tanker der Omega Aerial Refueling Services.<br />
Der Vorgang erfolgte nach Freigabe durch den Tanker voll<br />
autonom. Für die Annäherung und die Ankopplung an den<br />
Schlauch nutzte die X-47B dabei ein System, das Differential-<br />
GPS-Daten und Bilder eines optischen Sensors verarbeitet.<br />
Foto: ANA<br />
14 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong><br />
www.flugrevue.de
VIP-Interview<br />
Generalleutnant Karl Müllner führt die Luftwaffe seit Mai 2012. Er durchlief eine typische Karriere als<br />
Kampfflugzeugpilot (Ausbildung auf der F-4F Phantom), mit dem Höhepunkt als Kommodore des Jagdgeschwaders<br />
74. Im Verteidigungsministerium kümmerte er sich um Militärpolitik und Rüstungskontrolle.<br />
Wo steht die Luftwaffe in der<br />
Umsetzung der Reformprozesse?<br />
Sind Anpassungen nötig?<br />
Seit 2012 haben wir unsere Organisationsstruktur<br />
erheblich optimiert. Stäbe<br />
wurden reduziert, taktische Verbände<br />
und Einheiten gestärkt. Mit der Aufstellung<br />
des Luftfahrtamtes der Bundeswehr<br />
konnten zahlreiche bisher durch<br />
die Luftwaffe in Pilotfunktion wahrgenommene<br />
Aufgaben zentralisiert werden.<br />
Dies hat uns weitere Spielräume<br />
eröffnet, unsere Führungsorganisation<br />
weiter zu verschlanken und zu verbessern.<br />
Das wird zum 1. Juli dieses Jahres<br />
umgesetzt.<br />
Welche Einsatzanforderungen<br />
kann die Luftwaffe angesichts der<br />
Materialprobleme derzeit überhaupt<br />
erfüllen?<br />
Die Debatte um die materielle Einsatzbereitschaft<br />
der fliegenden Waffen systeme<br />
der Bundeswehr hat in der Öffentlichkeit<br />
leider ein zu negatives Bild<br />
davon gezeichnet, was die Luftwaffe<br />
leisten kann und was nicht. Zunächst<br />
einmal können wir alle unsere laufenden<br />
Einsatzanforderungen erfüllen. Dazu<br />
trägt die vorbildliche Motivation und<br />
hohe Leistungsbereitschaft aller Angehörigen<br />
der Luftwaffe wesentlich bei.<br />
Das verdient Anerkennung. Angesichts<br />
der sich ändernden sicherheitspolitischen<br />
Lage in und um Europa muss jedoch<br />
die Frage gestellt werden, ob das<br />
reicht, um auf künftige mögliche Herausforderungen<br />
angemessen und glaubhaft<br />
reagieren zu können. Aus meiner<br />
Sicht müssen wir hier besser werden.<br />
Die durch die Bundesministerin für Verteidigung<br />
eingerichteten Task Forces zur<br />
Verbesserung der materiellen Einsatzbereitschaft<br />
werden dazu ebenso beitragen<br />
wie die mittlerweile durch das Bundeskabinett<br />
geplante Erhöhung des Verteidigungsetats.<br />
Ich bin daher optimistisch,<br />
„Wir müssen<br />
Fähigkeitslücken<br />
schließen.“<br />
dass wir als Luftwaffe auch künftig unseren<br />
geforderten Beitrag zur Sicherheit<br />
unseres Landes werden leisten können.<br />
Foto: Luftwaffe<br />
Wo liegen die Prioritäten bei<br />
neuen Beschaffungen?<br />
Die Luftwaffe hat mehrere Prioritäten.<br />
Dabei geht es zum einen darum, vorhandene<br />
benötigte Fähigkeiten auch künftig<br />
zu erhalten, zum anderen aber auch darum,<br />
vorhandene und absehbare Fähigkeitslücken<br />
zu schließen. Zum Fähigkeitserhalt<br />
gehören der Ersatz der betagten<br />
Transall durch die A400M sowie<br />
spätestens im nächsten Jahrzehnt die<br />
Ablösung der alternden CH-53-Transporthubschrauber.<br />
In der Luftverteidigung<br />
brauchen wir ebenfalls in der<br />
Mitte des nächsten Jahrzehnts die Ablösung<br />
der bisherigen Patriot-Luftabwehrsysteme<br />
durch ein neues taktisches<br />
Luftverteidigungssystem, das auch zur<br />
Raketenabwehr befähigt ist.<br />
Wie steht es aus Ihrer Sicht<br />
um den Kauf von unbemannten<br />
Fluggeräten? Müssen MALEs<br />
bewaffnet werden?<br />
Im Bereich der Aufklärung gilt es, die<br />
nach der Außerdienststellung der<br />
Breguet Atlantic im Jahr 2010 und nach<br />
dem Stopp des Euro-Hawk-Projektes<br />
bestehende Fähigkeitslücke bei der Signalaufklärung<br />
zu schließen. Die Erfahrungen<br />
aus den Einsätzen haben uns zudem<br />
gezeigt, dass wir über unzureichende<br />
Fähigkeiten bei der lang andauernden<br />
Überwachung in Einsatzgebieten verfügen.<br />
Diese Fähigkeitslücke kann nur<br />
mit einem ausreichend leistungsfähigen<br />
MALE UAV geschlossen werden. Und<br />
ja, dieses sollte bewaffnungsfähig sein.<br />
Denn ich halte es für eine moralische<br />
Pflicht, unseren Soldaten am Boden unmittelbar<br />
helfen zu können, wenn sie<br />
durch einen Hinterhalt in Not geraten.<br />
Wie weit ist die Luftwaffe mit der<br />
Übernahme der CH-53 von den<br />
Heeresfliegern vorangekommen?<br />
Die Übernahme der CH-53 ist weitestgehend<br />
abgeschlossen. Die aktuellen<br />
Einsatzverpflichtungen, beispielsweise<br />
in Afghanistan, können wir in vollem<br />
Umfang erfüllen. Nachholbedarf haben<br />
wir jedoch bei der aufgabengerechten<br />
Ausbildung des Personals, wo sich bereits<br />
vor der Übernahme der CH-53<br />
vom Heer ein Stau gebildet hatte. Noch<br />
nicht abgeschlossen ist auch die Konzentration<br />
der technisch-logistischen<br />
Unterstützung in Holzdorf.<br />
Die Fragen stellte Karl Schwarz<br />
FR<br />
Mehr im<br />
Internet:<br />
Weitere Informationen zu den vielfältigen Aufgaben der Luftwaffe, ihrer Verbände, ihrer Ausrüstung und ihrer<br />
aktuellen Einsätze finden Sie auf www.luftwaffe.de.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 15
Take-Off<br />
Lufthansa übernimmt ihre letzten Jumbos<br />
Die nächste 747-8 in der Endmontage geht an Air China. Lufthansa baut ihre Sitze im Abteil der Economy Class erst in Frankfurt ein.
DER GRÖSSTE<br />
RETROJET<br />
DER WELT<br />
Von SEBASTIAN STEINKE<br />
Fotos: ROYAL S. KING (2),<br />
ALTMANN (1), STEINKE<br />
Während Lufthansa die Übernahme ihrer vorletzten<br />
bestellten 747-8 mit einer spektakulären Retrojet-<br />
Lackierung begeht, schmiedet Boeing neue Pläne,<br />
wie der legendäre Vierstrahler noch bis weit ins<br />
nächste Jahrzehnt hinein gebaut werden könnte.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 17
Take-Off<br />
Lufthansa übernimmt ihre letzten Jumbos<br />
Frisch lackiert und<br />
spiegelblank wartet<br />
der Retrojet auf die<br />
Auslieferung.<br />
ZEHN<br />
AUF EINEN<br />
STREICH<br />
Jumbo-Geburt:<br />
Im Montagedock<br />
werden die<br />
Rumpfsektionen<br />
verbunden.<br />
Die kostbaren<br />
Triebwerke werden<br />
erst ganz am Ende<br />
installiert.<br />
18 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong><br />
www.flugrevue.de
Letzte Boeing-Kontrolle vor dem Auslieferungsflug. Mit<br />
dem Verlassen des Vorfelds ist der Kunde verantwortlich.<br />
Im Auslieferungszentrum stärkt sich die Besatzung des<br />
Retrojet-Überführungsfluges am Buffet.<br />
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<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 19
Take-Off<br />
Lufthansa übernimmt ihre letzten Jumbos<br />
Rückkehr vom Abnahmeflug. Wegen der veränderten Materialmischung wird<br />
die einst aluminiumsilberne Rumpfunterseite heute zum Schutz immer lackiert.<br />
Die 747-8 ist das Flugzeug<br />
mit den niedrigsten<br />
Betriebskosten<br />
pro Sitz“, behauptet Boeings Jumbo-<br />
Programmvorstand Bruce Dickinson<br />
(oben links). „Sie schlägt sogar eine<br />
A380, obwohl die mehr Sitze hat. Der<br />
Flügel ist besser und die Triebwerke – die<br />
Dinge, auf die es ankommt, sind moderner<br />
als bei der A380“, sagt Dickinson bei<br />
einer Präsentation in Everett. „Der Jumbo<br />
hat seine eigene Nische. Besonders,<br />
wenn man, so wie Lufthansa, eine große<br />
Premium-Kabine einbaut. Deshalb passt<br />
die 747-8 auch perfekt in Boeings künftige<br />
Produktfamilie.“ Von der kleinen 737<br />
MAX 7 bis zur großen 747-8 könne der<br />
US-Hersteller damit das gesamte Kapazitätsspektrum<br />
fein abgestuft abdecken,<br />
erklärt der Ingenieur anhand einer Grafik.<br />
Beim europäischen Konkurrenten<br />
Airbus klaffe dagegen eine größere Sitzplatzlücke<br />
zwischen der A350-1000 und<br />
A380-800. Boeing rechnet langfristig mit<br />
Die mittleren Rumpfsektionen<br />
werden noch vor der Sektionsmontage<br />
mit „ihrem“ Flügel verbunden.<br />
der 747, selbst wenn es eines Tages parallel<br />
die zweistrahlige 777X gibt, dies<br />
soll der Auftritt des Programm-Managers<br />
demonstrieren.<br />
Seine neue Zuversicht begründet er<br />
auch mit einer steigenden Frachternachfrage:<br />
„Der weltweite Frachtermarkt erholt<br />
sich schon seit einem Dreivierteljahr<br />
und wächst in den Jahren 2014 und<br />
<strong>2015</strong>. Das ist wichtig fürs 747-Programm“,<br />
sagt Dickinson. Noch entscheidender<br />
werde aber mittelfristig der<br />
wachsende Ersatzbedarf für die heutige<br />
Frachterflotte sein, darunter viele 747-<br />
400F. Ab den Jahren 2022 und 2023<br />
müssten viele dieser Frachter ersetzt<br />
werden. Laut Boeing-Marktforschung<br />
würden in den nächsten 20 Jahren weltweit<br />
insgesamt 840 neue Frachter benötigt,<br />
darunter 590 große, wie 777F und<br />
747-8F. Hier winken dreistellige Aufträge<br />
für neue Frachtjumbos, hofft Bruce<br />
20 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong><br />
www.flugrevue.de
Dickinson. „Wir blicken einfach auf die<br />
Ersatzzyklen der Airlines.“<br />
Damit die 747-8, angesichts der allgemeinen<br />
Nachfrageschwäche bei Vierstrahlern<br />
und eines schwindenden Auftragsbestandes,<br />
die Zeit bis dahin übersteht,<br />
setzt Boeing auf Sparmaßnahmen.<br />
„Wir bauen derzeit 16 Flugzeuge pro<br />
Jahr, aber wir könnten die 747 auch mit<br />
geringerer Stückzahl profitabel herstellen“,<br />
sagt Dickinson. Immer höhere Produktionseffizienz<br />
und eine immer besser<br />
eingespielte, allerdings auch leicht verkleinerte<br />
Mannschaft verbilligten den<br />
Aufwand pro Flugzeug. Gerade baut<br />
Boeing gleich zehn Passagierflugzeuge<br />
der Version Boeing 747-8 Intercontinental<br />
in Folge, unter anderem für Lufthansa,<br />
Korean Air und Air China. Auch damit<br />
will der Hersteller Kosten sparen.<br />
Denn der aufwendigere Bau der Jumbo-<br />
Passagierausführung mit großem Buckel,<br />
Küchen, Waschräumen und Passagierkabine<br />
dauert erfahrungsgemäß 25 bis 30<br />
Prozent länger als der Bau eines Frachters,<br />
von denen Boeing dreimal so viele<br />
produziert. Durch den Bau in Reihe, mit<br />
den immer gleichen Handgriffen, habe<br />
man pro „Intercontinental“ rund 15 000<br />
Mannstunden gespart, gab Boeing bekannt.<br />
Bruce Dickinson will aber auch sein<br />
Produkt noch optimieren, um dessen Absatz<br />
wieder anzukurbeln. „Wir investieren<br />
immer weiter in den Jumbo.“ Neu<br />
gebaute 747-8 seien im Kerosinverbrauch<br />
schon jetzt 3,5 Prozent niedriger<br />
als die ersten Exemplare von 2012, rechnet<br />
Dickinson vor. Auch die Betriebskosten<br />
seien um zwei Prozent gesenkt worden.<br />
Boeing habe die Jumbo-Struktur<br />
schon um über vier Tonnen abgespeckt<br />
und nehme gerade nochmals 450 Kilogramm<br />
Masse heraus. Zunehmend rücken<br />
jetzt Detailarbeiten ins Blickfeld.<br />
So verbessere man gerade die Aerodynamik,<br />
indem man die Aufhängung aller<br />
Ruderflächen für die Verhältnisse in extrem<br />
kalter Höhenluft, also für den Reiseflug,<br />
feinjustiere, so dass dann keinerlei<br />
Ritzen oder Fugen mehr bestünden.<br />
LUFTHANSAS NUMMER 20<br />
BLEIBT BEI BOEING<br />
Ironischerweise haben gerade Boeings<br />
erfolgreiche Bemühungen, die 747-8 zu<br />
verbessern, den Hersteller einen festen<br />
Auftrag gekostet: Ursprünglich hatte<br />
Erstkunde Lufthansa nämlich 20 Flugzeuge<br />
geordert, darunter die erste gebaute<br />
747-8 Intercontinental, für die nur ein<br />
kleines Testprogramm als Ergänzung<br />
zum Frachter vorgesehen war. Weil aber<br />
dieses Flugzeug für die mittlerweile erfolgten<br />
Triebwerksupdates, die verspätete<br />
Zulassung des Hecktanks und weitere<br />
Verbesserungen länger als erwartet in<br />
der Luft war, passen seine Wartungsintervalle<br />
nicht mehr zu denen der restlichen<br />
Flotte. Deshalb war Lufthansa von<br />
der Abnahme dieses – jedenfalls für ihren<br />
Bestand - „Exoten“ wieder zurückgetreten.<br />
Boeing hat diese 747-8 dennoch<br />
im Serienstandard bis vor kurzem aufwendig<br />
nachgerüstet, vermutlich, um sie<br />
als VIP-Jet zu verkaufen.<br />
Lufthansa-Flugbetriebsleiter Kapitän Uwe<br />
Strohdeicher (ganz oben, links) übernahm<br />
den Retrojet von Bruce Dickinson. Über<br />
der Irischen See begannen im Cockpit die<br />
Vorbereitungen zum Anflug auf Frankfurt.<br />
Mit der Auslieferung des „größten<br />
Retrojets der Welt“, wie der Lufthansa-<br />
Direktor für den Flugzeugeinkauf, Stefan<br />
Sippel, in Everett seine in historischen<br />
Farben lackierte 747-8, Nr. 18, D-<br />
ABYT, nannte, und mit der bei Erscheinen<br />
dieser Ausgabe geplanten<br />
Übernahme der abschließenden Nr. 19,<br />
D-ABYU, geht bei Lufthansa eine Ära zu<br />
Ende. Nicht weniger als 80 Jumbo Jets<br />
der unterschiedlichen Generationen hat<br />
die deutsche Airline seit 1970 übernommen.<br />
Auch von Airbus hat Lufthansa<br />
kürzlich ihren vorläufig letzten neuen<br />
Vierstrahler – von 14 bestellten A380 –<br />
erhalten.<br />
Neue Flugzeuge, auch aus Everett, erhält<br />
Lufthansa aber weiterhin. So sind<br />
die örtlichen Abnahmeteams von Lufthansa<br />
Technik bereits mit den ab Anfang<br />
2016 an Swiss auszuliefernden sechs<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 21
Take-Off<br />
Lufthansa übernimmt ihre letzten Jumbos<br />
Die letzten neuen Lufthansa-747-8 in Everett: Retrojet Nr. 18 in der Mitte, rechts Nr. 19<br />
und vorne die schon in LH-Grundfarben lackierte, aber nachträglich abbestellte Nr. 20.<br />
BUCKEL<br />
STATT<br />
DOPPELDECK<br />
Boeing 777-300ER beschäftigt. Der Kauf<br />
dreier weiterer 777 für Swiss ist bereits<br />
von Lufthansa genehmigt und angekündigt.<br />
In den Jahren 2019 und 2020 kommen<br />
von hier auch neue Boeing 777-9X<br />
für Lufthansa. Und nicht zu vergessen<br />
die 777-Frachter, die nach dem Joint<br />
Venture Aerologic nun auch Lufthansa<br />
Cargo direkt erhält.<br />
STILLE EINFÜHRUNG<br />
OHNE FANFAREN<br />
Die geplante Feier in Seattle zur Übernahme<br />
der „Yankee Tango“ wurde von<br />
Lufthansa, wie auch ein Festakt zum<br />
60-jährigen Bestehen des 1955 juristisch<br />
neu gegründeten Unternehmens, wegen<br />
des Germanwings-Unglücks kurzfristig<br />
abgesagt.<br />
Nach der Auslieferung erhielt der Retrojet<br />
in Frankfurt bei Lufthansa Technik<br />
die noch fehlenden Sitze für die Premi-<br />
Der nagelneue Retrojet schwebte am 26. März, aus Everett kommend, als<br />
DLH9917 in Frankfurt ein.<br />
Boeing 747 bei Lufthansa - Technische Daten<br />
Lufthansa betreibt seit 1970 Jumbo Jets der Serien 747-100 und 747-200, -400 und -8. Der<br />
Einsatz erfolgte zeitweise auch bei den Töchtern Lufthansa Cargo und Condor. Mit den jüngsten<br />
Auslieferungen ist der Jumbo-Betrieb bei Lufthansa noch für Jahrzehnte gesichert.<br />
747-100 747-400 747-8<br />
Spannweite 59,64 m 64,4 m 68,4 m<br />
Länge 70,51 m 70,7 m 76,3 m<br />
Höhe 19,47 m 19,4 m 19,4 m<br />
Kabinenbreite 6,2 m 6,13 m 6,1 m<br />
Flügelfläche 511 m² 541 m² 554 m²<br />
Standardbestuhlung 365 Sitze 344 Sitze 362 Sitze<br />
maximale Startmasse 333 400 kg 396 900 kg 442 300 kg<br />
Reisegeschwindigkeit 940 km/h 925 km/h 920 km/h<br />
Reichweite 9000 km 12 750 km 13 100 km<br />
Triebwerk 4 x P&WJT9D-3 4 x CF6-80C2 4 x GEnx-2B67<br />
bei Lufthansa eingesetzt seit März 1970 seit Mai 1989 seit Juni 2012<br />
um Economy und die Economy Class,<br />
bevor die „Köln“ am 15. April erstmals<br />
mit zahlenden Passagieren nach New<br />
York startete. Lufthansa bedient die Ziele<br />
Bangalore, Boston, Buenos Aires, Chicago,<br />
Hongkong, Los Angeles, Mexiko-<br />
Stadt, New York und Rio de Janeiro mit<br />
ihrem zweiten Flaggschiff. Mit ihren<br />
knapp 400 Plätzen gilt die leise 747-8 bei<br />
Lufthansa als Ergänzung für die A340-<br />
600 mit rund 300 Sitzen und die A380-<br />
800 mit 526 Sitzen. Obwohl die Boeing<br />
747-8 rund 5,6 Meter länger ist als eine<br />
Boeing 747-400 und 50 Sitze mehr hat,<br />
verbraucht sie weniger als ihre kürzere<br />
Vorgängerin.<br />
FR<br />
22 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong><br />
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Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend<br />
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Zivilluftfahrt<br />
Air Canada erfolgreich saniert<br />
Ahornblatt<br />
im Aufwind<br />
Air Canada sieht dank neuer Flugzeugtypen, einem<br />
Abkommen mit den Piloten und einem gestärkten Hub<br />
Toronto besseren Zeiten entgegen.<br />
Von ANDREAS SPAETH<br />
Fotos: Air Canada<br />
Jetzt endlich ist Air Canada an ihrem<br />
Drehkreuz Toronto-Pearson<br />
dort, wo sie immer hin wollte: Sie<br />
hat mit der Flughafenbehörde ein zehnjähriges<br />
Abkommen geschlossen, um die<br />
hohen Nutzungsgebühren zu begrenzen,<br />
und sie ist mit ihren Star-Alliance-Partnern<br />
gemeinsam im modernen Terminal<br />
3 unter einem Dach. „Ein riesiger Vorteil“,<br />
sagt Benjamin Smith, Chef der Passagiersparte<br />
von Air Canada. Auch die<br />
mühsame Anfahrt nach Pearson gehört<br />
seit dem Frühjahr der Vergangenheit an,<br />
seitdem der neue Expresszug in die Innenstadt<br />
fährt. Das aufgemöbelte Drehkreuz<br />
ist nur einer von mehreren Faktoren,<br />
die Air Canada Aufwind bescheren.<br />
Kanadas größte Fluggesellschaft, weltweit<br />
nach ihrer Transportleistung (2013)<br />
auf Platz 17 hinter Turkish Airlines und<br />
24 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong>
37 sparsame Boeing<br />
Dreamliner bilden<br />
künftig das Rückgrat der<br />
erneuerten Langstreckenflotte<br />
von Air Canada.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 25
Zivilluftfahrt<br />
Air Canada<br />
erfolgreich<br />
saniert<br />
Beförderte Passagiere<br />
34,9<br />
Mio.<br />
35,7<br />
Mio.<br />
38,5<br />
Mio.<br />
2012 2013 2014<br />
Im Netz<br />
www.aircanada.com<br />
Gewinn<br />
$<br />
84<br />
Mio US$<br />
10<br />
Mio. US$<br />
2013 2014<br />
vor KLM, hat gerade einen guten Lauf.<br />
„Die vergangenen Jahre waren richtig<br />
gut, aber das letzte Jahrzehnt war<br />
schwierig“, räumt Benjamin Smith ein.<br />
„Für uns war es noch schwieriger als für<br />
andere: Toronto war das Epizentrum<br />
von SARS in Nordamerika, Mitte des<br />
letzten Jahrzehnts haben wir eine volle<br />
Restrukturierung vergleichbar dem US-<br />
Chapter 11 hinter uns, und dann dauerte<br />
es sehr lange, die schwierige Fusion mit<br />
Canadian Airlines zu verarbeiten.“<br />
KOSTENSENKENDE EINIGUNG<br />
MIT DEN PILOTEN<br />
Doch nun steht alles auf Grün: „Wir haben<br />
unsere Pensionszahlungen geregelt,<br />
unsere Bargeldreserven erhöht, vor allem<br />
aber unsere Flotte endlich gezielt<br />
modernisiert, unser Produkt verbessert<br />
und endlich eine hervorragende Umsteiger-Infrastruktur<br />
an den großen Flughäfen<br />
geschaffen, dank derer wir nun den<br />
US-Markt in einer Weise angreifen können,<br />
wie es früher nicht möglich war“,<br />
erklärt Smith. „Wir haben große Anstrengungen<br />
unternommen, um unsere<br />
Airline in ein wesentlich nachhaltigeres<br />
Geschäftsmodell zu verwandeln“, betont<br />
er.<br />
Dabei hat die kanadische Airline etwas<br />
erreicht, das etwa der Lufthansa bisher<br />
fehlt – ein weitreichendes Abkommen<br />
mit ihren Piloten. „Mit denen einen<br />
Deal über zehn Jahre zu bekommen, war<br />
ein zentraler Punkt unseres ‚Go<br />
Forward’-Plans“, sagt Benjamin Smith.<br />
Es war eine große Anstrengung, eine gemeinsame<br />
Strategie mit den Cockpitbesatzungen<br />
festzuklopfen. „Das ist ein<br />
riesiger Meilenstein für Air Canada, wir<br />
hatten zwei Jahrzehnte lang kein belastbares<br />
Abkommen mit den Piloten“, so<br />
Smith. „Die genauen Abmachungen sind<br />
nicht öffentlich, aber aus finanzieller<br />
Perspektive sind wir extrem zufrieden.“<br />
Seit 2013 ist Air Canada wieder profitabel,<br />
und Smith ist unbescheiden genug<br />
zu verkünden: „Wir haben das beste Produkt<br />
in Nordamerika.“<br />
Es ist ein ungleiches Duell zwischen<br />
Kanada und dem großen Nachbarn im<br />
Süden, den USA. Das fängt schon mit<br />
schwierigeren äußeren Bedingungen an:<br />
Air Canada – Daten und Fakten<br />
IATA-Code: AC<br />
ICAO-Code: ACA<br />
Eigentümer: ACE Aviation Holdings (11 %),<br />
Streubesitz und andere (89 %)<br />
Betriebsaufnahme: 1. Januar 1965<br />
(als Air Canada), Vorgänger: 1937<br />
Mitarbeiter: 27 000<br />
Flotte: (März <strong>2015</strong>)<br />
Embraer 190: 45<br />
Airbus A319: 18<br />
Airbus A320: 42<br />
Airbus A321: 11<br />
Airbus A330-300: 8<br />
Boeing 767-300ER: 20<br />
Boeing 777-200LR: 6<br />
Boeing 777-300ER: 17<br />
Boeing 787-8: 8<br />
Flugzeugbestellungen:<br />
Airbus A321: 3<br />
Boeing 737 MAX 8: 33<br />
Boeing 737 MAX 9: 28<br />
Boeing 777-300ER: 2<br />
Boeing 787-8: 7<br />
Boeing 787-9: 22<br />
Drehkreuze:<br />
Toronto, Montreal, Calgary, Vancouver<br />
Streckennetz:<br />
186 Ziele, 61 davon in Kanada, 50 in den USA<br />
und 75 internationale Destinationen, darunter<br />
Frankfurt und München in Deutschland<br />
26 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong>
„In den USA ist die Nutzung der Infrastruktur<br />
viel billiger, kanadische Flughäfen<br />
sind extrem teuer“, erklärt Benjamin<br />
Smith. „Wir haben Gesamtkosten von<br />
13 Milliarden Dollar pro Jahr. Wenn wir<br />
in den USA ansässig wären, dann wäre<br />
es eine Milliarde billiger.“<br />
NEUE PLÄNE FÜR<br />
EUROPA-FLÜGE<br />
Und natürlich ist Kanada geografisch<br />
und demografisch im Nachteil. „Wir haben<br />
gerade mal die Bevölkerung von Kalifornien,<br />
aber diese 33 Millionen Kanadier<br />
sind sehr weiträumig verteilt“, sagt<br />
der leitende Manager. Daher ist Erfolg<br />
im US-Markt für seine Firma entscheidend.<br />
Möglich wird das durch ein Open-<br />
Sky-Abkommen mit dem Nachbarn, das<br />
den Kanadiern unbegrenzten Zugang gewährt.<br />
„Wir sind der größte ausländische<br />
Carrier in den USA und fliegen 50<br />
Ziele dort an“, bestätigt Air-Canada-<br />
Vorstandschef Calin Rovinescu. „Wir<br />
befördern viel Verkehr von sekundären<br />
US-Städten wie Pittsburgh, Boston oder<br />
Cleveland, die keine eigenen Direktdienste<br />
haben, via Toronto oder Vancouver<br />
zu interkontinentalen Zielen.“ Und:<br />
„Das sind fantastische Märkte für uns,<br />
aber auch Los Angeles zum Beispiel.“<br />
Toronto ist nach Air Canadas Strategie<br />
vor allem ein Drehkreuz für Asienflüge<br />
von vielen US-Städten aus und kann dabei<br />
auf geringere Reisezeiten verweisen,<br />
als sie bei Umsteigeverbindungen via<br />
Chicago, New York-JFK, Newark oder<br />
Atlanta üblich sind. Auch für Europäer<br />
sind Flüge via Kanada oft die schnellere<br />
Lösung. „Der Transfer ist reibungslos,<br />
ohne das Abholen des Gepäcks beim<br />
Umsteigen, wie es in den USA verlangt<br />
wird. Unsere Mindestumsteigezeit zwischen<br />
Europa und US-Zielen sind 80 Minuten“,<br />
ergänzt Benjamin Smith.<br />
Mit einem Viertel aller Flüge und 20<br />
Prozent des Umsatzes ist der USA-Verkehr<br />
für Air Canada bisher schon ein be-<br />
Air Canada ist Marktführer im Inland. Im Hintergrund rollt ein<br />
Flugzeug ihrer Niedrigpreistochter Rouge (Rot) zum Start.<br />
Landeanflug eines Airbus A330 in Frankfurt. Dank der<br />
Star Alliance ist Air Canada in Europa gut vernetzt.<br />
Dieser A319-Retrojet trägt<br />
die historischen Farben von<br />
Air-Canada-Vorläufer TCA.<br />
Fotos: Kawin Kowsari/AirTeamImages, Mathieu Pouliot/AirTeamImages, Spaeth, Flink<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 27
Zivilluftfahrt<br />
Air Canada erfolgreich saniert<br />
Air Canada betreibt 23 Boeing 777,<br />
darunter auch sechs 777-200LR.<br />
deutendes Geschäftsfeld, das noch ausgebaut<br />
werden soll. „Es gibt Gelegenheiten<br />
für uns, die es früher nicht gab. Jetzt<br />
zeigen wir unsere Muskeln und gehen in<br />
neue Märkte, bei denen wir sicher sind,<br />
Erfolg zu haben“, kündigt Benjamin<br />
Smith an.<br />
Entscheidenden Anteil daran hat die<br />
neue Boeing-787-Flotte. „Die 787 öffnet<br />
uns Routen, die sonst nicht möglich gewesen<br />
wären“, schwärmt Rovinescu. Etwa<br />
auf den neuen Strecken von Toronto<br />
nach Dubai und Delhi. „Mit unserem<br />
Fokus auf Profitabilität hätten wir nie<br />
die Boeing 777 nach Delhi eingesetzt, da<br />
wären die Erträge nicht ausreichend“, so<br />
der CEO. „Dafür wird nun unsere erste<br />
787-9 ab November diese Strecke bedienen,<br />
die ist dafür das perfekte Flugzeug.“<br />
Derzeit betreibt Air Canada acht 787-8,<br />
sieben weitere werden erwartet, außerdem<br />
ab Herbst noch 22 gestreckte 787-<br />
9. Die kürzere 787 ist mit 255 Sitzen<br />
ausgestattet, die längere mit 289. Aktuell<br />
fliegt die 787-8 von Toronto nach<br />
London, Paris, Kopenhagen und Tel Aviv<br />
sowie saisonal nach Zürich und Tokio,<br />
außerdem ersetzt sie ab Vancouver die<br />
767 auf den Strecken nach Tokio, Seoul<br />
und Schanghai.<br />
NEUES INTERESSE AN EIGENEN<br />
DEUTSCHLAND-FLÜGEN<br />
Fast zeitgleich mit Delhi und mit gleichem<br />
Fluggerät beginnen im November<br />
die Nonstop-Flüge nach Dubai. „Bisher<br />
haben wir das mit unserem Joint-Venture-Partner<br />
Lufthansa via Frankfurt<br />
oder München angeboten, aber so erhöhen<br />
wir unsere eigene Präsenz in der Region“,<br />
sagt Benjamin Smith. Mit Etihad<br />
unterhält Air Canada auch ein Code<br />
Sharing auf den drei wöchentlichen Flügen<br />
nach Abu Dhabi.<br />
Allerdings weist kaum ein Staat die<br />
Golf-Carrier in derart enge Schranken<br />
wie Kanada, Anlass für jahrelange Auseinandersetzungen.<br />
„Das Luftverkehrsabkommen<br />
erlaubt arabischen und kanadischen<br />
Gesellschaften jeweils sechs Flüge<br />
pro Woche. Wir wollen keinen Open<br />
Sky, weil das die Emirate unmäßig bevorteilen<br />
würde“, sagt Benjamin Smith.<br />
„Für das lokale Aufkommen reichen<br />
sechs Frequenzen wöchentlich völlig<br />
aus, derzeit gibt es schon neun. Das ist<br />
genug.“<br />
Im Inland ist die Fluggesellschaft<br />
Marktführer mit 52 bis 57 Prozent Anteil.<br />
„Wir haben Billigflug-Konkurrenz<br />
vor allem durch WestJet“, sagt Benjamin<br />
Smith, „aber wir können sie auf dem gegenwärtigen<br />
Niveau auf Abstand halten.“<br />
Mit 67 Prozent aller Flüge macht<br />
der Inlandsverkehr operationell den<br />
größten Anteil aus, mit 38 Prozent des<br />
Umsatzes den zweitgrößten nach dem<br />
Pünktlicher Winterbetrieb in Montreal<br />
trotz harter klimatischer Bedingungen.<br />
Ihre 45 zweistrahligen Regionaljets hat Air Canada bei Embraer in Brasilien<br />
bestellt und nicht bei Bombardier in der kanadischen Heimat.<br />
internationalen Geschäft (außer USA).<br />
„Transatlantik ist einer unserer am besten<br />
laufenden Märkte. Wir sind in einem<br />
Joint Venture sowohl mit Lufthansa als<br />
auch mit United Airlines.“ Das bedeutet,<br />
dass Air Canada etwa ab Frankfurt und<br />
München nicht alles selbst bedient. Ab<br />
Frankfurt geht es einmal täglich nach<br />
Montreal und Calgary sowie zweimal<br />
täglich nach Toronto, außerdem einmal<br />
täglich von München nach Toronto. „Es<br />
kann gut sein, dass wir auch ab Frankfurt<br />
wieder selbst Vancouver anfliegen,<br />
was derzeit nur Lufthansa bedient, während<br />
Lufthansa im Gegenzug wieder<br />
Calgary aufnehmen könnte“, meint Benjamin<br />
Smith. Seine Strategie beschreibt<br />
er so: „Wir wollen unsere Position über<br />
dem Atlantik stärken, Kapazität und<br />
Durchdringung auf dem US-Markt ausweiten<br />
und mehr im Pazifik machen.<br />
Und dann gibt es noch kleinere Gelegenheiten<br />
in Südamerika und Afrika.“ FR<br />
Fotos: Air Canada (2), Mathieu Pouliot/AirTeamImages<br />
28 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
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Britain“ feiern. Zahlreiche interessante Exponate bietet auch das<br />
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<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Online<br />
Wer heute aktuelle Informationen<br />
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Luft- und Raumfahrt sucht,<br />
wird im Internet bestimmt fündig. Eine<br />
der ersten Anlaufstellen sollte dabei<br />
www.flugrevue.de sein, denn neben dem<br />
monatlichen Heft mit ausführlichen Hintergrundinformationen<br />
liefert die Redaktion<br />
jede Menge topaktuelle Nachrichten<br />
auch auf unserer Website, die es bereits<br />
seit zwei Jahrzehnten gibt.<br />
Mitte der 1990er Jahre zählte die<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> zu den Pionieren in dem<br />
schnell wachsenden neuen Medium. Für<br />
eine schnelle Umsetzung der noch<br />
„handgemachten“ Webseiten wurde eine<br />
Kooperation mit der amerikanischen<br />
HAI (Helicopter Association International)<br />
geschlossen, so dass die Adresse damals<br />
noch www.flug-revue.rotor.com<br />
lautete. In der Anfangszeit begnügte<br />
man sich noch mit einem wöchentlichen<br />
News-Dienst, dessen Schwerpunkt auf<br />
den Branchenentwicklungen in Europa<br />
lag. Dazu waren von Anfang an viele Basisdaten<br />
zu Fluggesellschaften, Flughäfen<br />
oder Luftstreitkräften zu finden. Ein<br />
weiterer Schwerpunkt bildete die Flug-<br />
<strong>2015</strong><br />
Heute bietet die Website der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> ein breites Angebot an<br />
Meldungen, Bildergalerien und Flugzeuginfos aus allen Bereichen.<br />
Steigflug im Web<br />
Als die <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> online ging, musste man dem Leser noch erklären, wie er ins Internet<br />
kommt. Auch zwei Jahrzehnte später ist unser Informationsangebot im Netz ungeschlagen.<br />
1996 1998 Jahres gehörten bald zum Service.<br />
In den 1990er Jahren dominierte noch Text, und<br />
Sonderseiten wie hier mit den Erstflügen eines<br />
die Seitengestaltung war sehr einfach gehalten.<br />
30 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
zeuggalerie mit ausführlichen technischen<br />
Daten und Informationen zu den<br />
wichtigsten in Entwicklung oder Produktion<br />
stehenden Mustern aus allen<br />
Bereichen. Entsprechend dem internationalen<br />
Charakter der Luft- und Raumfahrtindustrie,<br />
waren viele Texte auch in<br />
Englisch verfügbar. Die Website war eine<br />
Visitenkarte für das Heft.<br />
INFO-ANGEBOT AUSGEBAUT<br />
Seit dieser Zeit hat sich natürlich im<br />
Web mit seinen oftmals schnelllebigen<br />
Trends viel getan. Auch die <strong>FLUG</strong> RE-<br />
VUE hat ihr Internetangebot stetig den<br />
jeweiligen technischen Möglichkeiten<br />
und Präsentationstrends angepasst. Wo<br />
früher einzelne Seiten arbeitsaufwendig<br />
mit HTML-Hilfsprogrammen erstellt<br />
wurden, werkelt heute ein modernes<br />
Content Management System im Hintergrund,<br />
das den Redakteuren einen einfachen<br />
Zugriff auf alle notwendigen Texte<br />
und Bilder ermöglicht.<br />
Die 2008 erfolgte Umstellung erlaubte<br />
einen weiteren stetigen Ausbau<br />
der online verfügbaren Informationen.<br />
Auch neue Angebote wie die beliebte<br />
Fotocommunity konnten so realisiert<br />
werden. Hier finden sich inzwischen<br />
tausende Bilder von 1200 Fotografen.<br />
Im Zentrum stehen aber nach wie vor<br />
die aktuellen Meldungen aus den Bereichen<br />
Zivilluftfahrt, Militär, Raumfahrt<br />
und Technik, die einen kompakten<br />
Überblick über die Entwicklungen in<br />
der Branche bieten. Ausgewählte Artikel<br />
aus früheren Ausgaben der <strong>FLUG</strong> RE-<br />
VUE sind nun im E-Kiosk erhältlich.<br />
Zusammen mit dem Kooperationspartner<br />
aero.de und den Schwesterzeitschriften<br />
Klassiker der Luftfahrt und<br />
aerokurier erreicht das Aerospace-Portal<br />
monatlich über 1,4 Millionen Besucher<br />
(Visits laut IVW 3/<strong>2015</strong>) und liegt damit<br />
an der Spitze aller deutschen Luftfahrtnachrichten-Websites.<br />
Etwa 4,3<br />
Millionen Seiten werden monatlich abgerufen.<br />
Knapp 600 000 der Besuche auf<br />
dem Portal werden übrigens bereits mit<br />
mobilen Geräten, also Handys oder Tablets,<br />
getätigt – ein rapide wachsender<br />
Trend, dem die <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> seit 2013<br />
mit optimierten Seiten Rechnung trägt.<br />
Online und mobil ist die <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
ONLINE-GEWINNSPIEL<br />
Mit Erscheinen dieser <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>-<br />
Ausgabe am 11. Mai <strong>2015</strong> startet<br />
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hat sich also eine Menge getan. Trotz der<br />
sich wandelnden technischen Möglichkeiten<br />
bleibt das Ziel der Redaktion aber<br />
unverändert: den Leser jederzeit aktuell<br />
mit relevanten und verlässlichen Informationen<br />
aus der Luft- und Raumfahrt<br />
zu versorgen.<br />
FR<br />
KARL SCHWARZ<br />
Foto: Fortis<br />
Lange vor Wikipedia waren bei <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
Die Gestaltung der Webseiten wurde immer<br />
2000 2007<br />
umfassende Typendaten zu finden.<br />
wieder den aktuellen Trends angepasst.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 31
Zivilluftfahrt<br />
CSeries in der Flugerprobung<br />
Nach den Erstflügen der<br />
CS300 und des fünften<br />
Prototyps der CS100<br />
nimmt die Zulassungskampagne<br />
der CSeries<br />
Fahrt auf. Die neue<br />
Bombardier-Führung<br />
kämpft gegen weitere<br />
Verspätungen.<br />
Von PATRICK HOEVELER<br />
Eigentlich sollte das bisher<br />
größte in Kanada entwickelte<br />
Flugzeug schon im vergangenen<br />
Jahr starten. Da machte jüngst<br />
die wetterbedingte Verschiebung um einen<br />
Tag keinen großen Unterschied<br />
mehr. Bei stahlblauem Himmel hob die<br />
CS300 am 27. Februar in Mirabel bei<br />
Montreal zu ihrem Jungfernflug ab. Bei<br />
dem fast fünf Stunden dauernden Flug –<br />
ein Rekord für einen Erstflug eines Bombardier-Flugzeugs<br />
– erreichte die Maschine<br />
eine Flughöhe von 12 500 Metern<br />
und eine Geschwindigkeit von 470<br />
km/h. Testpilot Andris Litavniks war<br />
voll des Lobes über die CS300: „Sie verhielt<br />
sich exakt wie vorhergesagt. Piloten<br />
werden es leicht finden, von der CS100<br />
auf die CS300 umzusteigen.“<br />
Rund drei Wochen später, am 18.<br />
März, startete auch der fünfte Prototyp<br />
FTV5 (Flight Test Vehicle) zu seinem<br />
KAMPF<br />
GEGEN DIE ZEIT<br />
Nach dem Erstflug von FTV5<br />
befinden sich jetzt fünf<br />
Exemplare der CS100 im Test.<br />
Fotos: Bombardier<br />
32 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong><br />
www.flugrevue.de
Mit bis zu 160 Sitzen ist die<br />
CS300 das größte in Kanada<br />
entwickelte Flugzeug.<br />
CSeries Festbestellungen<br />
Von Rekordzahlen ist die CSeries mit derzeit 243 fest bestellten<br />
Flugzeugen noch weit entfernt. In diesem Jahr gab es<br />
bisher nur eine Absichtserklärung von flymojo aus Malaysia.<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
2009 2010 2011 2012 2013 2014 <strong>2015</strong><br />
Auftragsbestand<br />
Gegenüber den direkten Konkurrenten der neuen E-Jet-<br />
Generation hat die CSeries noch einen deutlichen Vorsprung.<br />
Allerdings gehen Embraer-Flugzeuge erst ab 2018 in Dienst.<br />
Bombardier CS100 63<br />
Bombardier CS300 180<br />
Embraer E190-E2 60<br />
Embraer E195-E2 50<br />
Daten Bombardier CSeries<br />
CS100<br />
CS300<br />
Passagiere 110 135<br />
Triebwerk PW1519G PW1524G<br />
Leistung 84,1 kN 103,6 kN<br />
Länge 35,0 m 38,7 m<br />
Spannweite 35,1 m 35,1 m<br />
Höhe 11,5 m 11,5 m<br />
Flügelfläche 112,3 m² 112,3 m²<br />
Kabinenhöhe 2,11 m 2,11 m<br />
max. Kabinenbreite 3,28 m 3,28 m<br />
Kabinenlänge 23,7 m 27,5 m<br />
Frachtvolumen 23,7 m³ 31,6 m³<br />
max. Startmasse 52 617 bis 58 513 bis<br />
58 513 kg 65 317 kg<br />
max. Nutzlast 13 676 bis 16 284 bis<br />
14 583 kg 18 552 kg<br />
Reisegeschwindigkeit 0.78 Mach 0.78 Mach<br />
Reichweite 2778 bis 2778 bis<br />
5463 km 5463 km<br />
Startstrecke 1219 bis 1524 bis<br />
1463 m 1890 m<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 33
Zivilluftfahrt<br />
CSeries in der Flugerprobung<br />
Die fünfte CS100 ist erstmals mit einer kompletten Passagierkabine ausgestattet.<br />
Erstflug. Er verfügt über eine komplett<br />
ausgestattete Passagierkabine und führte<br />
einen Testflug mit einer Dauer von siebeneinhalb<br />
Stunden durch. Anschließend<br />
war wohl noch Treibstoff für zwei<br />
Stunden im Tank.<br />
ZUVERLÄSSIGKEIT DER<br />
TEST<strong>FLUG</strong>ZEUGE STEIGT<br />
Mit nun sechs fliegenden Exemplaren<br />
der CSeries nimmt das Testprogramm<br />
wieder Fahrt auf; mehr als 1500 Flugstunden<br />
der nötigen 2400 sind bereits<br />
absolviert. „Die Zuverlässigkeit des<br />
Flugzeugs hat sich dramatisch verbessert“,<br />
sagt Programmchef Robert Dewar.<br />
Mittlerweile fliegen alle CS100 im normalen<br />
Betriebsmodus der Software; bei<br />
der CS300 erfolgt die Umstellung nach<br />
den Flatterversuchen. FTV2 erhielt für<br />
Vereisungstests eine schwarze Lackie-<br />
rung an Leitwerk und Triebwerksgondeln,<br />
während FTV3 die Funktion des<br />
Notstromsystems nachwies. Der vierte<br />
Prototyp führt Leistungsmessungen von<br />
Wichita aus durch. Die ersten Ergebnisse<br />
scheinen positiv auszufallen. „Wir<br />
sind auf Kurs, was die geforderten Werte<br />
angeht“, sagt ein CSeries-<br />
Kunde. Erfreuliche Überraschungen<br />
könnte es bei<br />
der Reichweite geben.<br />
Über die erfolgreichen<br />
Erstflüge konnte sich Mike<br />
Arcamone, Präsident von<br />
Bombardier Commercial<br />
Aircraft, nicht lange freuen.<br />
Auch er fiel dem umfangreichen<br />
personellen<br />
Umbau zum Opfer, den<br />
der neue Bombardier-Chef<br />
Alain Bellemare mit harter<br />
Hand durchführt. Nun soll Fred Cromer<br />
als Oberhaupt der Verkehrsflugzeugsparte<br />
„das wahre Marktpotenzial“ der<br />
CSeries realisieren. Er war sechs Jahre<br />
lang Präsident des Leasingunternehmens<br />
ILFC (International Lease Finance Corporation)<br />
und Finanzchef der Fluglinie<br />
ExpressJet. Erfahrungen bei ILFC bringt<br />
auch Colin Bole als neuer Verkaufsleiter<br />
mit. Er soll einen erneuten Anlauf machen,<br />
die Verkäufe anzukurbeln. Die andauernden<br />
Wechsel in der Verkaufsabteilung<br />
kamen bei den Kunden nicht gut<br />
an. „Im Monatsrhythmus verschwand<br />
jemand. Die Ansprechpartner fehlten,<br />
und man musste immer wieder bei Null<br />
anfangen“, meint ein Käufer.<br />
Bombardier benötigt dringend weitere<br />
renommierte Kunden, zumal einige<br />
Besteller wie Iljushin Finance abzuspringen<br />
drohen. Hoffnungen setzt man auf<br />
die Präsentation des neuen<br />
Airliners auf der Paris Air<br />
Show im Juni, falls es das<br />
Testprogramm erlaubt.<br />
Nicht zuletzt aufgrund<br />
der hohen Investitionen<br />
und der Verzögerungen des<br />
CSeries-Programms ist die<br />
kanadische Firma angeschlagen.<br />
Da tut jede weitere<br />
Verzögerung weh. Ende<br />
März musste Bellemare<br />
zugeben, dass zwar die Zulassung<br />
der CS100 bis En-<br />
34 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong><br />
Das „wahre Marktpotenzial“<br />
der CSeries soll<br />
Fred Cromer als Chef der<br />
Zivilsparte erschließen.<br />
www.flugrevue.de
Die CSeries-Testflotte<br />
hat mehr als 1500 Flugstunden<br />
absolviert.<br />
Air Baltic: Erstkunde der CS300?<br />
Air Baltic hat bis zu<br />
20 Exemplare der<br />
CS300 bestellt, deren<br />
Lieferung ab September<br />
2016 geplant ist.<br />
Air Baltic wäre der Rolle des Erstkunden der CS300<br />
nicht abgeneigt. Ursprünglich waren für die 13 fest bestellten<br />
Exemplare Lieferpositionen ab der 120. CSeries<br />
vorgesehen, aber aufgrund entsprechender Entscheidungen<br />
anderer Airlines rutscht die lettische Fluglinie<br />
nach vorne. „Wir haben keine Befürchtungen, der<br />
Erstkunde zu sein, weil wir es nur für die längere<br />
Version und nicht für das Flugzeug insgesamt wären“,<br />
sagt Air-Baltic-CEO Martin Gauss. Als Vorteile sieht<br />
er die intensive Unterstützung seitens des Herstellers<br />
und die positive PR-Wirkung des Jets im Ersteinsatz.<br />
Außerdem gäbe es die sechsmonatige Erfahrung der<br />
CS100 im Dienst. Im Vergleich zu anderen Airlines<br />
leidet Air Baltic nicht so stark unter der Verspätung.<br />
Die Lieferung verschiebt sich vom vierten Quartal <strong>2015</strong><br />
auf September 2016. Um nicht erneut Leasingverträge<br />
über eine kurze Dauer abschließen zu müssen, haben<br />
die Letten einige ihrer geleasten Boeing 737 gekauft.<br />
Fotos: Bombardier<br />
de des Jahres abgeschlossen sein soll, die<br />
Übergabe an Kunden aber erst für 2016<br />
vorgesehen sei.<br />
VERSPÄTUNGEN SETZEN<br />
BOMBARDIER UNTER DRUCK<br />
Zuvor hatten die Kanadier stets die<br />
zweite Jahreshälfte <strong>2015</strong> als Ziel ausgegeben.<br />
Damit wächst die Verspätung im<br />
Vergleich zur Planung auf rund drei Jahre.<br />
Die Zulassung der CS300 soll sechs<br />
Monate nach der der CS100 folgen. Offen<br />
ist weiterhin die Frage nach dem ersten<br />
Betreiber der CS100. Laut Bombardier<br />
sei dieser bereits identifiziert, aber<br />
man überlasse die Bekanntgabe dem<br />
Kunden. Ein Kandidat wäre weiterhin<br />
die Swiss, die ihre ersten Exemplare nun<br />
für die erste Jahreshälfte 2016 erwartet.<br />
„Unabhängig vom Erstbetreiber arbeitet<br />
Swiss mit voller Kraft daran, die CSeries<br />
baldmöglichst einführen zu können.<br />
Wir werden das Flugzeug zu dem mit<br />
Bombardier vereinbarten Termin und<br />
den Konditionen übernehmen. Ob wir<br />
nun die ersten sind oder nicht, ist zweitrangig“,<br />
teilte die Schweizer Airline mit.<br />
Die Ausbildung ihrer ersten Piloten in<br />
Kanada beginnt jedenfalls im Mai dieses<br />
Jahres.<br />
FR<br />
Der Erstflug der CS300 am<br />
27. Februar in Mirabel<br />
dauerte fast fünf Stunden.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 35
Zivilluftfahrt<br />
Rückschlag für Etihad Regional<br />
Gegenwind für<br />
Etihad und Darwin<br />
Unter der Marke Etihad Regional sollte die Darwin Airline<br />
aus der Schweiz zum Zubringer für die Golf-Airline werden.<br />
Jetzt sind die hochgesteckten Ziele auf Eis gelegt.<br />
Gemäß Charles Darwin und seinem<br />
Werk „Über die Entstehung<br />
der Arten“ überleben nur die<br />
Stärksten. In der Schweiz muss die jetzt<br />
nach dem Forscher benannte Darwin<br />
Airline um ihre Zukunft bangen. Die<br />
2003 gegründete Fluggesellschaft hatte<br />
Die Darwin-Flotte aus Saab 2000 (ganz oben) wurde mit geleasten ATR 72-500<br />
(oben) aufgestockt und dient nun auch Wet-Lease-Einsätzen.<br />
nach dem Rückzug der Swiss aus Lugano<br />
dort eine Nische gefunden. Mit der<br />
Übernahme von Baboo wuchs die Regionalfluglinie,<br />
brauchte aber einen starken<br />
Partner. Den fanden die Schweizer mit<br />
Etihad Airlines aus Abu Dhabi. Die Golf-<br />
Airline hatte sich Ende 2013 überraschend<br />
an Darwin Airline mit einem Anteil<br />
von 33,3 Prozent beteiligt und wollte<br />
die Gesellschaft zu einem Hub-Feeder<br />
umbauen. „Dies bedeutet einen großen<br />
Wandel für Etihad Airways. Mit unserem<br />
neuen Partner schaffen wir einen einzigartigen<br />
Ansatz zur Netzwerkentwicklung<br />
für globale Airlines. Reisende aus Europa<br />
können nun an einer weit, weit größeren<br />
Zahl europäischer Orte in Flugzeuge der<br />
Etihad-Marke umsteigen, um über Abu<br />
Dhabi zu unseren weltweiten Destinationen<br />
zu gelangen“, freute sich damals Etihad-Präsident<br />
James Hogan.<br />
Die nun unter der Marke Etihad Regional<br />
fliegende Airline sollte als Modell<br />
für den weiteren Ausbau des Regionalnetzes<br />
der arabischen Gesellschaft dienen,<br />
die im Juni 2014 die Verbindung<br />
von Abu Dhabi nach Zürich aufnahm.<br />
Daher konzentrierte sich das neue Streckennetz<br />
von Darwin vor allem auf Zubringerflüge<br />
nach Zürich. Ein rasanter<br />
Aufbau der Routen folgte, ebenso die Erweiterung<br />
der Flotte: Vier geleaste ATR<br />
72-500 kamen ab April 2014 hinzu.<br />
Bereits am 23. Januar 2014 erfolgte<br />
der erste Flug unter der neuen Marke<br />
von Genf nach Rom. Wieder war Hogan<br />
optimistisch: „Diese Partnerschaft wird<br />
einen positiven Einfluss haben und den<br />
regionalen Wettbewerb in Europa stimulieren.“<br />
Doch mit der steifen Brise,<br />
die ihm bei den Eidgenossen um die<br />
36 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Beteiligungen von Etihad Airways<br />
Etihad hat in den letzten Jahren ein Netz von Beteiligungen an anderen Fluggesellschaften aufgebaut.<br />
Alle Airlines sind Mitglied im 2014 gegründeten Programm Etihad Airways Partners.<br />
Aer Lingus: 3 %<br />
airberlin: 29,2 %<br />
Air Serbia: 49 %<br />
Air Seychelles: 40 %<br />
Alitalia: 49 %<br />
Darwin Airline (Etihad Regional): 33,3 %<br />
Jet Airways: 24 %<br />
Virgin Australia: 24,2 %<br />
0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%<br />
Nase wehte, hatte der Australier nicht<br />
gerechnet. Das Bundesamt für Zivilluftfahrt<br />
der Schweiz (BAZL) winkte die<br />
Beteiligung an Darwin Airline nicht<br />
durch, da es einen zu großen finanziellen<br />
Einfluss von Etihad auf das Schweizer<br />
Unternehmen befürchtete.<br />
Auf Konfrontationskurs gingen auch<br />
die Lufthansa und Swiss. So nahm Swiss<br />
die Strecke von Lugano nach Zürich auf,<br />
die zuvor von Darwin in Kooperation<br />
mit ihr bedient wurde, und setzte dabei<br />
größere Flugzeuge von Austrian Arrows<br />
ein. Auch auf anderen Strecken kam es<br />
laut Etihad Regional zu einem „aggressiven<br />
Verhalten der Wettbewerber“, das<br />
sich nachteilig auf die Geschäftstätigkeit<br />
von Darwin ausgewirkt habe.<br />
Im vergangenen Oktober hatte Etihad<br />
Regional noch einen Sommerflugplan<br />
mit 37 Zielen präsentiert. Mit acht Saab<br />
2000 und vier ATR 72 sollten 492 Flüge<br />
pro Woche absolviert werden.<br />
DAS STRECKENNETZ WIRD UM<br />
ZWEI DRITTEL REDUZIERT<br />
Dann kam im Februar der Kahlschlag:<br />
Von neun Strecken ab Zürich blieb nur<br />
die Verbindung nach Genf. Die deutschen<br />
Destinationen Dresden, Düsseldorf<br />
und Leipzig/Halle fielen komplett<br />
weg. Die Zahl der Flüge pro Woche beträgt<br />
nun nur noch etwas weniger als ein<br />
Drittel. Aufgrund der fehlenden BAZL-<br />
Genehmigung konnte Etihad Airways<br />
seinem Partner kein Kapital zuführen.<br />
Nun will Darwin Airline ihr Geschäftsmodell<br />
ändern und die Aktivitäten<br />
als Wet-Lease-Dienstleister ausbauen,<br />
und zwar für Airlines der Etihad Airways<br />
Partners, aber auch für andere<br />
Flug gesellschaften. „Auf diese Weise<br />
entsteht auch ein nachhaltiges Beteiligungsmodell,<br />
von dem Investoren, Fluggäste<br />
und Mitarbeiter profitieren, und<br />
das gleichzeitig alle Zweifel in Bezug auf<br />
die Eigentums- und Beherrschungsverhältnisse<br />
der Airline ausräumt, welche<br />
fest in Schweizer Hand bleibt“, sagte<br />
Maurizio Merlo, CEO der Darwin Airline.<br />
Infolge der Umstellung fallen 28<br />
Arbeitsplätze und eine Saab 2000 weg.<br />
Zwei ATR 72-500 fliegen bereits im<br />
Wet-Lease für Alitalia.<br />
Damit schienen die Hoffnungen von<br />
Etihad auf einen Zubringer in Europa<br />
zunichte. „Unser Bekenntnis zur Zusammenarbeit<br />
mit Darwin Airline bleibt bestehen<br />
und wird nicht von aggressiven<br />
Handlungen der Wettbewerber kompromittiert“,<br />
ließ James Hogan dennoch verlauten.<br />
Gute Nachrichten gab es schließlich<br />
Anfang April: Das BAZL genehmigte<br />
den Einstieg, da das neue Geschäftsmodell<br />
die Abhängigkeit von Etihad<br />
verringere. Sollten sich die Bedingungen<br />
ändern, behält man sich aber eine Neubeurteilung<br />
vor. Darwin will jedenfalls<br />
am aktuellen Plan festhalten.<br />
FR<br />
PATRICK HOEVELER<br />
Der ursprüngliche Sommerflugplan <strong>2015</strong> sah<br />
knapp 500 Flüge pro Woche zu fast 40 Zielen vor.<br />
Nach der im Februar gezogenen Notbremse bedient Etihad<br />
Regional im Sommer nur rund ein Drittel der Strecken.<br />
Fotos: AirTeamImages (Corneloup, Roesler)<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 37
Zivilluftfahrt<br />
IATA-Unfallbilanz 2014<br />
Totalverluste von Jets – Regionen Afrika ist auf gutem Weg<br />
Die Totalverluste von Verkehrsjets sind weltweit rückläufig. Besonders in Afrika und in den<br />
GUS-Staaten haben sich in diesem Segment die Bemühungen um mehr Flugsicherheit gelohnt.<br />
Nordamerika<br />
2010 2011 2012 2013 2014<br />
0,11 0,11 0,00 0,33 0,00<br />
Europa<br />
2010 2011 2012 2013 2014<br />
0,47 0,00 0,15 0,15 0,15<br />
Gemeinschaft<br />
Unabhängiger<br />
Staaten<br />
2010 2011 2012 2013 2014<br />
3,50 6,34 1,91 1,79 0,83<br />
Nordasien<br />
2010 2011 2012 2013 2014<br />
0,36 0,00 0,00 0,00 0,00<br />
Lateinamerika<br />
+ Karibik<br />
2010 2011 2012 2013 2014<br />
1,99 1,44 0,45 0,45 0,41<br />
Afrika<br />
Naher Osten<br />
+ Nordafrika<br />
2010 2011 2012 2013 2014<br />
9,14 4,36 4,63 2,22 0,00<br />
2010 2011 2012 2013 2014<br />
1,58 2,31 0,00 0,66 0,63<br />
Industrie<br />
2010 2011 2012 2013 2014<br />
0,79 0,58 0,28 0,41 0,23<br />
Asien +<br />
Pazifik<br />
2010 2011 2012 2013 2014<br />
0,84 0,26 0,49 0,71 0,44<br />
IATA Member<br />
Airlines<br />
2010 2011 2012 2013 2014<br />
0,26 0,42 0,00 0,30 0,12<br />
Weniger Unfälle, aber<br />
mehr Todesopfer, lautet die<br />
Sicherheitsbilanz im zivilen<br />
Luftverkehr für das Jahr 2014.<br />
Flugsicherheit:<br />
Licht und Schatten<br />
38 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong><br />
Die Sicherheit im Luftverkehr hat<br />
sich im vergangenen Jahr weiter<br />
verbessert, obwohl allein bei<br />
zwei spektakulären Unfällen – dem nach<br />
wie vor ungeklärten Verschwinden des<br />
Fluges MH370 und dem Abschuss der<br />
Boeing 777-200 mit der Flugnummer<br />
MH17 – 537 Menschen ums Leben kamen.<br />
Allerdings fließen ausgerechnet<br />
diese beiden Fälle nicht in die Sicherheitsstatistik<br />
des internationalen Verbands<br />
der Fluggesellschaften, IATA (International<br />
Air Transport Association),<br />
mit ein, da beide nicht als klassischer<br />
Flugunfall gelten. Auch die bei den Attentaten<br />
vom 11. September 2001 benutzten<br />
Airliner galten nicht als durch<br />
einen Unfall zerstörte Flugzeuge.<br />
Ein Unfall, der in der IATA-Statistik<br />
auftaucht, erfüllt drei Kriterien: 1. Es<br />
befinden sich Menschen an Bord, die mit<br />
Jet-Verluste – Industrie und IATA Anstrengungen zahlen sich aus<br />
0,90<br />
0,80<br />
0,70<br />
0,60<br />
0,50<br />
0,40<br />
0,30<br />
0,20<br />
0,10<br />
0,00<br />
IATA<br />
Industrie<br />
2010 2011 2012 2013 2014<br />
dem Flugzeug fliegen wollten. 2. Der<br />
Flug findet im Rahmen eines normalen<br />
Airline-Betriebs statt. Trainings- und<br />
Testflüge sind explizit ausgeschlossen.<br />
3. Das Flugzeug wird von mindestens<br />
Das IOSA-Sicherheitsaudit,<br />
das für IATA-Mitglieder<br />
verpflichtend ist, zahlt sich für<br />
die Airlines aus: In jedem Jahr<br />
verzeichnen die IATA-Mitgliedsairlines<br />
eine geringere<br />
Unfallquote pro einer Million<br />
durchgeführter Flüge als der<br />
Industriedurchschnitt.
einem Strahltriebwerk beziehungsweise<br />
einem Turboprop angetrieben und hat<br />
eine maximale Startmasse von mindestens<br />
5,7 Tonnen. 2014 trafen diese<br />
Eigenschaften auf 73 Unfälle zu, 2013<br />
noch auf 81.<br />
ZWÖLF TÖDLICHE UNFÄLLE<br />
Unfallentwicklung Die Zahl der Flugunfälle geht stetig zurück<br />
40<br />
38<br />
36<br />
34<br />
32<br />
94<br />
Flüge<br />
in Millionen weltweit<br />
23<br />
786<br />
92<br />
22<br />
490<br />
75<br />
15<br />
414<br />
81<br />
16<br />
2010 2011 2012 2013 2014<br />
Unfälle insgesamt Unfälle mit Todesopfern Todesopfer<br />
2014 gab es nur zwölf Unfälle mit Todesopfern.<br />
Dies sind vier weniger als<br />
2013 und sogar sieben weniger als im<br />
Durchschnitt der vorangegangenen fünf<br />
Jahre. „Jeder Unfall ist einer zu viel, und<br />
Sicherheit hat immer die höchste Priorität<br />
in der Luftfahrt“, sagte Tony Tyler,<br />
der Generaldirektor und Hauptgeschäftsführer<br />
der IATA, bei der Präsentation<br />
der Sicherheitsbilanz im März<br />
dieses Jahres. Er sagte weiter: „Auch<br />
wenn die Flugsicherheit 2014 die<br />
Schlagzeilen füllte, zeigen die Daten<br />
jedoch, dass die Luftfahrt ihre Sicherheit<br />
kontinuierlich verbessert.“<br />
2014 betrug das weltweite Verhältnis<br />
von Jetunfällen mit Totalverlusten<br />
zu einer Million<br />
durchgeführter Flüge 0,23,<br />
umgerechnet also 4,4 Millionen<br />
Flüge pro Jetunfall mit<br />
Totalverlust. Ein Jahr zuvor<br />
lag diese Relation noch bei<br />
0,41 beziehungsweise einem<br />
Unfall pro 2,4 Millionen Flüge.<br />
Nie zuvor in der Geschichte der<br />
zivilen Luftfahrt hat es eine solch niedrige<br />
Zahl gegeben.<br />
Allerdings gab es 2014 eine Steigerung<br />
der Zahl der Todesopfer bei den<br />
Flugunfällen zu verzeichnen. Laut IATA-<br />
Statistik starben bei den zwölf erfassten<br />
Flugunfällen mit Todesopfern 641 Menschen.<br />
Dies sind mehr als dreimal so viel<br />
wie im Vorjahr, als nur 210 Todesopfer<br />
zu beklagen waren. Von 2010 bis 2013<br />
hatte die Zahl der Unfallopfer im zivilen<br />
Luftverkehr stetig abgenommen (von<br />
786 im Jahr 2010 auf 210 im Jahr 2013),<br />
im letzten Jahr ist sie dann wieder<br />
sprunghaft gestiegen.<br />
Die Entwicklung der Flugsicherheit<br />
ist – gemessen an der Unfallzahl – positiv,<br />
aber nicht in allen Regionen. Afrika<br />
hat bei den Unfällen mit zivilen Jets im<br />
vergangenen Jahr zur Weltspitze aufgeschlossen.<br />
Es gab dort 2014 keinen einzigen<br />
Unfall mit Jets, bei denen das Flugzeug<br />
als Totalverlust angesehen werden<br />
musste. Nur die IATA-Regionen Nordamerika<br />
und Nordasien können eine solche<br />
weiße Weste vorweisen. Dabei war<br />
Afrika vor sechs Jahren in dieser Kategorie<br />
noch das Schlusslicht mit 14,38 Unfällen<br />
pro einer Million Flüge.<br />
AFRIKA BLEIBT IM FOKUS<br />
Dennoch ist Afrika nicht aus dem Fokus<br />
der Sicherheitsexperten gewichen, denn<br />
bei den Unfällen mit Turboprop-Flugzeugen<br />
gibt es weltweit keine Region,<br />
die eine solche Unfallhäufigkeit aufweist.<br />
Auf eine Million Flüge mit Turboprops<br />
kamen 2014 in Afrika 14,13 Unfälle<br />
mit Totalverlust. Wenig besser sieht<br />
es in dieser Kategorie auch in den GUS-<br />
Staaten und in Nordasien aus: Hier stehen<br />
11,95 beziehungsweise 11,28 Unfälle<br />
mit Totalverlust jeweils einer Million<br />
Flügen mit Turboprop-Flugzeugen entgegen.<br />
Hier führen Asien/Pazifik und<br />
Unfallwahrscheinlichkeit<br />
2014 geschah nur noch ein Unfall mit<br />
einem jetgetriebenen Verkehrsflugzeug bei<br />
4,4 Millionen Flügen. Dies ist das beste Ergebnis<br />
in der Geschichte der zivilen Luftfahrt.<br />
1: 4,4 Mio.<br />
Europa mit 0,0 und 0,71 Unfällen pro<br />
einer Million Flüge die Statistik an.<br />
Airlines, die Mitglied in der IATA<br />
werden wollen, müssen sich regelmäßig<br />
einem sogenannten IOSA-Audit unter-<br />
210<br />
73<br />
12<br />
641<br />
Im vergangenen Jahr<br />
flogen laut IATA 3,3 Mil -<br />
liarden Menschen mit<br />
Verkehrsflugzeugen. Die<br />
Zahl der durchgeführten<br />
Flüge stieg auf nunmehr<br />
38 Millionen Flüge –<br />
davon 30,6 Millionen mit<br />
Jets und 7,4 Millionen<br />
mit Turboprops. Trotzdem<br />
sank die Zahl der Unfälle<br />
weiter, wie in den<br />
Vorjahren auch. Die Zahl<br />
der Todesopfer stieg<br />
2014 sprunghaft an.<br />
ziehen. Dieses IATA Operational Safety<br />
Audit fand bislang alle zwei Jahre statt.<br />
Seit Anfang dieses Jahres wurde es zum<br />
„Enhanced IOSA“ weiterentwickelt und<br />
ist ein kontinuierliches, betriebliches Sicherheitsmonitoring.<br />
„Die Gesamtleistung<br />
der IOSA-Airlines zeigt, dass die<br />
Audits einen Faktor darstellen, der einen<br />
positiven Einfluss auf die Flugsicher -<br />
heit hat“, sagte Tony Tyler. Die Statistik<br />
belegt deutlich, dass Fluggesellschaften,<br />
die sich dieser Kontrolle unterwerfen,<br />
weniger Unfälle haben als der Durchschnitt<br />
aller Fluglinien (siehe Grafik Seite<br />
38). Bei der IATA sind momentan<br />
251 Airlines Mitglied. Sie hatten 2014<br />
nur drei Unfälle, bei denen das Flugzeug<br />
anschließend als Totalverlust abgeschrieben<br />
werden musste. Besonders<br />
deutlich wird dies in Afrika, wo die Airlines,<br />
die sich dem IOSA-Audit unterziehen,<br />
eine zehnmal bessere Flugsicherheitsrate<br />
aufweisen als Airlines, die ohne<br />
Audit fliegen.<br />
„Für die Öffentlichkeit ist ein Flugunfall<br />
ein Flugunfall, egal wie er letztendlich<br />
klassifiziert wird. 2014 haben<br />
wir einen Rückgang der tödlichen Unfälle<br />
gesehen – selbst wenn man den Abschuss<br />
von MH17 mit einbezieht. Der<br />
größte Tribut, den wir denen zollen können,<br />
die ihr Leben in einer Luftfahrttragödie<br />
verloren haben, besteht darin, mit<br />
dem Bestreben fortzufahren, das Fliegen<br />
immer sicherer zu machen. Und genau<br />
dieses Ziel verfolgen wir“, sagte IATA-<br />
Chef Tony Tyler.<br />
FR<br />
VOLKER K. THOMALLA<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 39
AirSpot<br />
In unseren AirSpot-Highlights des Monats finden Sie Fotos von besonderen Flugzeugmustern,<br />
exotischen Einsätzen an ungewöhnlichen Orten, seltenen Lackierungen<br />
und fliegenden Raritäten aus der Welt der Flugzeug-Spotter.<br />
Markus Altmann,<br />
Köln / Bonn<br />
Mit dem Werbeslogan „Faster than<br />
road or rail“ („Schneller als auf der<br />
Straße oder per Bahn“) auf den Triebwerksgondeln<br />
fliegt die ursprünglich<br />
weiße, dann hellblau-grün und heute<br />
lila lackierte Bombardier Q400, G-JEDP<br />
von flybe. Mitte März war der moderne<br />
Turboprop in Köln/Bonn zu Gast und<br />
schwebte hier zur Landung ein.<br />
Timo Jäger,<br />
Köln / Bonn<br />
Obwohl sie eigentlich ein friedlicher,<br />
ziviler Frachter ist, beeindruckt die mit<br />
Haifischmaul, Totenköpfen, Krähen und<br />
Abschussmarkierungen martialisch geschmückte<br />
und in Tarnfarben lackierte<br />
Antonow An-26, LZ-ABR von Air Bright<br />
noch immer durch ihre für den Film<br />
„The Expendables“ angebrachte Lackierung.<br />
Am 4. März war sie in Köln/ Bonn.<br />
Eurospot,<br />
Toulouse, Frankreich<br />
Ihren ersten Großraumjet der Reihe<br />
Airbus A330-243 erhält demnächst<br />
Tunisair. Am 10. April kehrte der zu diesem<br />
Zeitpunkt noch nicht ausgelieferte,<br />
fabrikneue Zweistrahler mit der Übergangsregistrierung<br />
F-WWKR (künftig<br />
TS-IFM) und der Werknummer 1631<br />
vom Lackieren aus Châteauroux nach<br />
Toulouse zurück.<br />
Rainer Steidele,<br />
Marl-Loemühle<br />
Ein seltener Gast aus Österreich brachte<br />
am Osterwochenende Fallschirmspringer<br />
an den Himmel über Marl-<br />
Loemühle: Die 1972 in Belfast gebaute<br />
Shorts Skyvan SC7-3A-100, OE-FDK,<br />
einst OY-JRK bei Danish Air Transport,<br />
ist heute mit einer ungewöhnlichen<br />
Lackierung, samt hängender Zunge<br />
und Klecksen, dekoriert.<br />
Bitte beachten Sie auch unsere große Foto-Community im Internet. Auf der<br />
Webseite http://community.flugrevue.de/ finden Sie immer die neuesten Aufnahmen<br />
unserer Leser. Die Teilnahme ist für alle Einsender kostenlos.<br />
40 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Business Aviation<br />
Geschäftsreisejets auf der AERO<br />
Volles Haus<br />
Die AERO in Friedrichshafen hat sich entwickelt: In diesem Jahr waren<br />
bis auf Dassault Aviation erstmalig alle wichtigen Hersteller aus der Business<br />
Aviation auf der Messe am Bodensee vertreten.<br />
Von VOLKER K. THOMALLA<br />
Fotos: Messe Friedrichshafen<br />
Dr. Nicolas von Mende, Vorstand<br />
der Atlas Air Service<br />
AG, sagte im Gespräch<br />
mit der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> auf der AERO:<br />
„Wir sind mit der Messe sehr zufrieden.<br />
In Genf auf der EBACE kommen viele<br />
Kunden zu uns, aber zur AERO kommen<br />
noch mehr.“ Dr. von Mende vertritt<br />
mit dem Atlas Air Service sowohl die<br />
Geschäftsreiseflugzeuge von Textron<br />
Aviation als auch von Bell Helicopter.<br />
Das Unternehmen hatte mit seinen Partnern<br />
deswegen unter anderem eine Bell<br />
429, das Mock-up des neuen Bell 505 Jet<br />
Ranger X sowie eine Cessna Citation<br />
M2, eine Citation CJ4 und eine Beechcraft<br />
King Air 350 im Static Display ausgestellt.<br />
„Das Interesse der Messebesucher<br />
hat unsere Erwartungen weit übertroffen.<br />
Wir wünschen uns, dass sich die<br />
Messe für kleine und mittelgroße Hubschrauber<br />
für zivile und kommerzielle<br />
Kunden zur relevanten Hauptmesse entwickelt“,<br />
sagte von Mende. Dass auf der<br />
AERO auch in diesem Marktsegment<br />
42 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Atlas Air Service zeigte neben der Bell 429 auch<br />
Flächenflugzeuge von Textron Aviation (oben).<br />
Gulfstream präsentierte die G280 und die G150.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 43
Business Aviation<br />
Geschäftsreisejets auf der AERO<br />
Landung der<br />
Embraer Legacy<br />
500 nach einem<br />
Nonstop-Flug aus<br />
Bangor, Maine.<br />
Fotos: Herzog<br />
konkrete Abschlüsse gemacht werden<br />
können, zeigte Atlas Air Service ebenfalls.<br />
Dr. von Mende: „Wir konnten am<br />
vorletzten Messetag einen Kaufvertrag<br />
mit einem süddeutschen Flugbetrieb für<br />
eine neue Citation XLS+ abschließen.“<br />
Der brasilianische Hersteller Embraer<br />
setzte bereits vor der Messe ein Ausrufezeichen,<br />
indem er den zweistrahligen<br />
Midsize Jet Embraer Legacy 500 nonstop<br />
von Bangor im US-Bundesstaat<br />
Maine nach Friedrichshafen einfliegen<br />
ließ. Das Flugzeug stellte bei diesem<br />
Flug einen neuen Geschwindigkeits-Streckenrekord<br />
auf. Es war nach der EASA-<br />
Zulassung des Musters im Dezember<br />
2014 die erste Landung einer Legacy<br />
500 in Europa. „Wir sind begeistert, die<br />
Legacy 500 zum ersten Mal zur AERO<br />
zu bringen“, sagte Peter Griffith, Vice<br />
President für Marketing bei Embraer<br />
Executive Jets. Zusätzlich stellte der<br />
Hersteller noch den Leichtjet Phenom<br />
300 aus. Dieses Muster war im vergangenen<br />
Jahr nach Angaben des Herstellerverbandes<br />
GAMA der meistverkaufte<br />
Business Jet der Welt.<br />
BOMBARDIER ZEIGTE DEN<br />
LEARJET 75 AUF DER AERO<br />
Bombardier Business Jets war erstmalig<br />
auf der AERO vertreten. Mit dem Learjet<br />
75 zeigte der Hersteller einen seiner<br />
leichtesten und neuesten Jets. Der von<br />
zwei Honeywell-TFR731-40BR-Turbofans<br />
angetriebene Geschäftsreisejet gab<br />
sein viel beachtetes AERO-Debüt. Eckhard<br />
Breuer, Sales Director bei Bombardier<br />
Business Aircraft, sagte am Ende<br />
der viertägigen Messe: „Wir waren beeindruckt<br />
von der Entwicklung, die die<br />
AERO in den letzten Jahren hin zum<br />
Die Crew der<br />
Legacy stellte sich<br />
nach dem Flug<br />
den Fotografen.<br />
Bombardier war erstmalig auf der<br />
AERO und zeigte den Learjet 75.<br />
44 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Marktsegment der Business Jets durchlaufen<br />
hat. Neben einer Reihe guter Gespräche<br />
mit Besuchern aus diesem Geschäftsfeld<br />
haben wir uns insbesondere<br />
auch über das große Interesse der vielen<br />
begeisterten Privatpiloten an unserem<br />
Learjet 75 gefreut.“<br />
Die Gulfstream Aerospace Corporation<br />
war bereits zum zweiten Mal auf<br />
der AERO in Friedrichshafen mit eigenen<br />
Flugzeugen vertreten. In diesem Jahr<br />
hatte der Hersteller aus Savannah im<br />
US-Bundesstaat Georgia mit der<br />
Gulfstream G150 und der Gulfstream<br />
G280 die beiden leichtesten Zweistrahler<br />
aus seiner Produktpalette an den Bodensee<br />
gebracht.<br />
Für einen Paukenschlag zu Beginn der<br />
Messe sorgte Eclipse Aviation, der Hersteller<br />
des Very Light Jets Eclipse 550.<br />
Er gab zusammen mit Kestrel Aviation,<br />
dem Hersteller des geplanten einmotorigen<br />
Turboprops Kestrel 350, bekannt,<br />
dass beide Firmen fusionieren werden.<br />
Beide Unternehmen gehen in der neuen<br />
Firma One Aviation auf. Geführt wird<br />
One Aviation von Alan Klapmeier, der<br />
Cirrus Aircraft mit gegründet hat. One<br />
Aviation will nicht nur die Eclipse 550<br />
weiter produzieren, sondern auch Maintenance-Dienstleistungen<br />
für alle bisher<br />
gebauten Eclipse-500-Jets anbieten.<br />
PILATUS AIRCRAFT GEWINNT<br />
DEN INNOVATION AWARD<br />
Wenn jetzt noch der französische Hersteller<br />
Dassault Aviation an der AERO<br />
teilnehmen würde, wären alle wichtigen<br />
Jethersteller aus der Business Aviation in<br />
Friedrichshafen vertreten. Die Turboprop-Hersteller<br />
haben die Messe, die<br />
sich in erster Linie an Piloten richtet,<br />
schon lange für sich entdeckt, da sie hier<br />
bestehende und – ebenso wichtig – potenzielle<br />
Kunden treffen.<br />
Am ersten Abend der AERO veröffentlichte<br />
die <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong>-Schwesterzeitschrift<br />
aerokurier die Ergebnisse ihrer<br />
diesjährigen Leserwahl. Auch dabei<br />
spielte die Business Aviation eine Rolle.<br />
Den Innovation Award in der Kategorie<br />
„Jet der Zukunft“ konnte Pilatus Aircraft<br />
zum zweiten Mal in Folge mit nach Hause<br />
nehmen. Der neue Zweistrahler des<br />
schweizerischen Herstellers wird derzeit<br />
für den Erstflug vorbereitet, der im Mai<br />
in Stans stattfinden soll. Im nächsten<br />
Jahr könnte das Flugzeug eventuell auch<br />
in Friedrichshafen zu sehen sein, obwohl<br />
ein Großteil der Flugerprobung in den<br />
USA stattfinden soll. Dann wäre die<br />
Business Aviation auf der AERO wieder<br />
ein Stück vollständiger.<br />
FR<br />
PC-24-Programm-Manager André<br />
Zimmermann (li.) nahm die Urkunde der<br />
aerokurier-Leserwahl entgegen.<br />
Die walisische Aris Aviation stellte die Eclipse 550<br />
aus, die künftig von One Aviation produziert wird.<br />
Der Anteil an strahlgetriebenen Flugzeugen im<br />
Static Display war in diesem Jahr höher als je zuvor.<br />
AERO <strong>2015</strong> auf Erfolgskurs<br />
Zur AERO <strong>2015</strong> in Friedrichshafen, die vom 15. bis<br />
zum 18. April stattfand, kamen 33 900 Besucher<br />
aus 60 Nationen. Dies bedeutet eine Steigerung<br />
von 3200 Besuchern im Vergleich zum Vorjahr.<br />
Das Angebot, das die Besucher zu sehen bekamen,<br />
war größer als je zuvor in der fast 40-jährigen<br />
Geschichte der Messe. 645 Aussteller aus<br />
38 Nationen zeigten an den vier Messetagen<br />
ihre Produkte und Dienstleistungen rund um die<br />
Allgemeine Luftfahrt, den Luftsport und die<br />
Business Aviation.<br />
Mit der EU-Kommissarin für Transport,Violeta Bulc,<br />
und dem baden-württembergischen Verkehrsminister<br />
Winfried Hermann war auch die Politik auf<br />
der Messe prominent vertreten. Die beiden Politiker<br />
informierten sich in Friedrichshafen über den<br />
aktuellen Stand in Sachen Elektroflug. Die nächste<br />
AERO wird vom 20. bis zum 23. April 2016<br />
in Friedrichshafen stattfinden.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 45
Militärluftfahrt<br />
Lockheed Martin U-2S<br />
Dragon<br />
Foto: Dr. Séan Wilson<br />
Von DR. SÉAN WILSON / KS<br />
Ich habe die Erdkrümmung gesehen.<br />
In über 21 000 Metern Höhe<br />
zu fliegen ist wirklich wunderschön<br />
und friedlich. Ich genieße die Ruhe,<br />
höre mich atmen und das Summen<br />
des Triebwerks“, schwärmt Oberstleutnant<br />
Merryl Tengesdal, die erste und bisher<br />
einzige schwarze Pilotin der U-2.<br />
Viel Zeit, ihre Gedanken schweifen zu<br />
lassen, haben die Piloten des Höhenaufklärers<br />
allerdings nicht. Im Gegensatz zu<br />
den doch etwas monotonen Fotoflügen<br />
während des Kalten Kriegs erfordern die<br />
heutigen taktischen Missionen wie zuletzt<br />
über dem Irak und Afghanistan<br />
ständige Aufmerksamkeit. Es gibt viel<br />
mehr zu tun, man muss die Sensoren<br />
einstellen, sich mit der Situation im<br />
Kampfgebiet vertraut machen, ist in<br />
ständigem Funkkontakt mit Kommandostellen<br />
und den Soldaten am Boden, die<br />
aktuelle Bilder ihrer Umgebung verlangen<br />
und wissen wollen, wo eventuell der<br />
Gegner lauert.<br />
Die Qualität der Daten, die die bemannte<br />
U-2S liefert, werden von den<br />
Kommandeuren vor Ort immer noch<br />
mehr geschätzt als die der Northrop<br />
Grumman RQ-4 Global Hawk. Nach<br />
den Übergangsplänen der US Air Force<br />
von 2005 hätte das unbemannte Fluggerät<br />
die legendäre „Dragon Lady“ eigentlich<br />
schon 2011 voll ersetzen sollen, und<br />
auch letztes Jahr schien das Ende der<br />
U-2S nahe. Die neuen Haushaltspläne<br />
sehen nun aber vor, die Außerdienststellung<br />
von 2016 auf 2019 zu verschieben,<br />
und zwar wegen „derzeitiger Einsatzanforderungen<br />
und um das Risiko zu verringern“,<br />
bis die RQ-4 Block 30 mit verbesserten<br />
Sensoren verfügbar ist.<br />
Immer noch kann die U-2S nämlich<br />
ihren Vorteil einer größeren Sensornutz-<br />
46 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Lady<br />
Vor<br />
fast 60 Jahren flog der Höhenaufklärer<br />
U-2 zum ersten Mal, und noch immer leistet<br />
die S-Version der US Air Force wertvolle Dienste.<br />
Die Piloten auf der Beale AFB hoffen, dass dies<br />
noch einige Jahre so bleibt.<br />
fliegt weiter<br />
Die U-2S sind in Beale (BB)<br />
stationiert. Diese Maschine<br />
wurde 1986 gebaut.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 47
Militärluftfahrt<br />
Lockheed Martin U-2S<br />
In den Flughöhen der U-2S ist die<br />
Erdkrümmung sichtbar, wie hier über<br />
Nevada (links: Lake Tahoe).<br />
last (2270 kg gegenüber 1360 kg) ausspielen.<br />
Zudem genießt das mehrfach<br />
verbesserte Syers-System (Senior Year<br />
Electro-Optical Reconnaissance System)<br />
der U-2S einen besseren Ruf als die Enhanced<br />
Integrated Sensor Suite in der<br />
RQ-4B. Eine konventionelle Kamera mit<br />
extremem Teleobjektiv fliegt exklusiv in<br />
der U-2. Zudem kann die Dragon Lady<br />
gleichzeitig Sensoren für die elektronische<br />
Aufklärung mitführen. Als Relaisstation<br />
ist sie ebenfalls nutzbar, um zum<br />
Beispiel Videobilder aus Syrien und dem<br />
Nordirak zu übertragen.<br />
„Die Fähigkeit, mehrere Dinge<br />
gleichzeitig zu erledigen, ist ein Allein-<br />
stellungsmerkmal der U-2. Wir können<br />
flexibel sein. Und eine Person im Loop<br />
zu haben, ist von unschätzbarem Vorteil.<br />
Wenn man nur Sensorbilder hat, ist es<br />
einfach, sich auf ein einziges kleines Detail<br />
zu konzentrieren, aber der Pilot hat<br />
den Überblick über das Gesamtgeschehen<br />
und kann die Mission an wechselnde<br />
Wetterbedingungen und sich ändernde<br />
Situationen am Boden anpassen“, erläutert<br />
Major Brent, Ausbildungsleiter bei<br />
der 1st Reconnaissance Squadron in<br />
Beale AFB, Kalifornien.<br />
Bei der 1st RS werden jedes Jahr etwa<br />
18 Piloten auf die U-2S umgeschult.<br />
Das ist alles andere als einfach, denn die<br />
Für die Umschulung auf die Dragon<br />
Lady stehen in Beale vier TU-2S-Doppelsitzer<br />
zur Verfügung.<br />
Der Druckanzug ist ein Muss.<br />
Vor dem Start atmen die Piloten eine<br />
Stunde lang reinen Sauerstoff.<br />
www.flugrevue.de
Daten Lockheed Martin U-2S<br />
Allgemeine Angaben<br />
Muster hoch fliegender strategischer<br />
Aufklärer<br />
Hersteller Lockheed Martin,<br />
<br />
Palmdale, Kalifornien<br />
Besatzung 1<br />
Antrieb 1 x GE Aviation F118-GE-101<br />
Schub<br />
1 x 75,55 kN<br />
Abmessungen<br />
Länge<br />
Höhe<br />
Spannweite<br />
Flügelfläche<br />
19,23 m<br />
5,09 m<br />
31,39 m<br />
ca. 93 m 2 Massen<br />
Einsatz-Leermasse<br />
maximaler Kraftstoff<br />
Sensor-Nutzlast<br />
maximale Startmasse<br />
ca. 7260 kg<br />
11 165 l<br />
2270 kg<br />
18 145 kg<br />
Flugleistungen<br />
Marschgeschwindigkeit ca. 765 km/h<br />
Mach 0.715<br />
Dienstgipfelhöhe über 21 335 m<br />
Steigrate 35-45 min auf 18 000 m<br />
Startrollstrecke<br />
ca. 200 m<br />
Landerollstrecke ca. 760 m<br />
Reichweite über 11 280 km<br />
Einsatzdauer<br />
ca. 12 h<br />
Fotos: USAF, Dr. Séan Wilson (1)<br />
U-2S „fliegt anders als jedes andere<br />
Flugzeug, das ich je geflogen habe“, sagt<br />
Major Brent. „In großer Höhe ist das<br />
Verhalten des Flugzeugs ganz anders: Es<br />
ist schwieriger und anstrengender, es in<br />
niedrigen Höhen zu beherrschen – entweder<br />
tanzt man mit einer Lady, oder<br />
man ringt mit einem Drachen, wie wir<br />
so schön sagen.“ Das Auswahlverfahren<br />
ist daher strikt. Wer für eine Vorstellung<br />
eingeladen wird, kommt für zwei Wochen<br />
nach Beale. Bei Gesprächen in der<br />
Staffel kristallisiert sich heraus, ob die<br />
Kandidaten in den elitären Kreis der U-<br />
2-Piloten passen, von denen es in den<br />
letzten sechs Jahrzehnten nur knapp<br />
1000 gab.<br />
Nach einigen Tagen steht der „Klaustrophobie-Check“<br />
an: Man steckt den<br />
Probanden in den Raumanzug und „setzt<br />
ihn eine Stunde oder so in eine Ecke“.<br />
Drei Flüge im Doppelsitzer TU-2S sollen<br />
dann zeigen, wie schnell sich die potenziellen<br />
Piloten an das Handling der Dragon<br />
Lady gewöhnen.<br />
Die eigentliche Ausbildung dauert<br />
rund neun Monate. Als Erstes wird ein<br />
Type-Rating-Kurs auf der T-38 Talon<br />
durchgeführt. Der Jettrainer dient in<br />
Beale für die Inübunghaltung, denn die<br />
Der 9th Reconnaissance Wing<br />
hat neben den U-2 auch die unbemannten<br />
RQ-4 im Bestand.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 49
Militärluftfahrt<br />
Lockheed Martin U-2S<br />
Die Druckbelüftung des Cockpits<br />
wurde 2013 verbessert.<br />
Lange Missionen im Raumanzug sind<br />
für die Piloten strapaziös.<br />
Dank ihres F118-Triebwerks hat die U-2S<br />
sehr gute Start- und Steigleistungen.<br />
Die U-2-Verbände der USAF<br />
Dem 9th Reconnaissance Wing unterstehen die 1st und 99th Reconnaissance Squadron in Beale AFB. Dazu kommen Expeditionary Reconnaissance<br />
Squadrons (ERS) in Akrotiri (ganz links), Osan (5th ERS) und Al Dhafra (99th ERS), die je nach Bedarf Flugzeuge zugewiesen bekommen.<br />
Flugstunde in der U-2 ist dafür mit etwa<br />
30 000 Dollar (27 950 Euro) zu teuer.<br />
Nach sechs Wochen beginnt dann die<br />
Theorieschulung für die U-2, für die ein<br />
Monat angesetzt ist. Für die fliegerische<br />
Basisausbildung auf der Dragon Lady<br />
sind mindestens sechs Flüge im Doppelsitzer<br />
vorgesehen. Dabei geht es vor allem<br />
um das Handling in der Platzrunde<br />
und Landungen sowie um die Reaktion<br />
auf Notfälle, bevor der erste Alleinflug<br />
genehmigt wird.<br />
„Der anschließende Flug ist dein erster<br />
Höhenflug“, sagt Major Brent. „Hier<br />
ist wieder ein Fluglehrer dabei. Es gilt,<br />
mehrere Flugszenarien abzuarbeiten,<br />
wozu einige weitere Flüge notwendig<br />
sind. Den Abschluss bildet ein Checkflug.“<br />
Auf diesen Grundlagen baut die<br />
Missionsausbildung auf, bei der es darum<br />
geht, mit der U-2S die unterschiedlichen<br />
Aufträge zu erfüllen. Die Flüge<br />
werden schrittweise auf bis zu neun<br />
Stunden verlängert, damit sich die Piloten<br />
weiter an den Raumanzug gewöhnen.<br />
„Der finale Test ist ein Briefing mit<br />
allen U-2-Piloten, in dem verschiedene<br />
Einsatzszenarien präsentiert, taktische<br />
Entscheidungen überprüft und ganz generell<br />
die überlegte Einschätzung von<br />
Situationen verlangt werden“, erläutert<br />
Major Brent.<br />
Nach etwa 40 Flugstunden in der<br />
U-2 wechseln die Piloten dann zur 99th<br />
Reconnaissance Squadron, dem ebenfalls<br />
in Beale beheimateten Einsatzverband,<br />
der Teil des 9th Reconnaissance<br />
Wing ist. Die Einsätze werden allerdings<br />
von vorgeschobenen Basen aus geflogen,<br />
wie RAF Akrotiri (1st Expeditionary Reconnaissance<br />
Squadron), Osan in Südkorea<br />
(5th RS „Black Cats“) und Al<br />
Dhafra in den Vereinigten Arabischen<br />
Emiraten (99th ERS).<br />
Insgesamt 27 U-2S und fünf TU-2S<br />
stehen für die Aufklärungs- und Trainingsaufgaben<br />
bereit. Die meisten wurden<br />
in den 1980er Jahren gebaut. Im<br />
Fotos: Lockheed Martin, USAF, Dr. Séan Wilson<br />
50 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Bei Bedarf wird auf dem Rumpf eine<br />
große Datenlink-Antenne montiert.<br />
Schnitt sind sie 17 000 Stunden geflogen,<br />
die Höchstzahl liegt bei 30 000<br />
Stunden. Dies lässt noch viel Spielraum,<br />
denn Tests haben gezeigt, dass die Zelle<br />
für 75 000 Flugstunden gut sein sollte.<br />
Alle sechs Jahre oder 4000 Stunden<br />
durchlaufen die Maschinen eine Grundüberholung<br />
bei Lockheed Martin in<br />
Palmdale, die etwa 15 000 Mannstunden<br />
erfordert.<br />
Im Laufe ihrer Dienstzeit wurde die<br />
U-2S aber nicht nur gewartet, sondern<br />
immer wieder auch modernisiert, wie<br />
2003 mit dem Einbau von Bildschirmen<br />
im Cockpit. Die letzte große Maßnahme<br />
war das von September 2012 bis Juni<br />
2013 durchgeführte CARE-Programm<br />
(Cockpit Altitude Reduction Effort). Mit<br />
ihm wurde ein Problem behoben, das<br />
sich erst mit den längeren Einsatzflügen<br />
nach dem Jahr 2000 gezeigt hatte: Die<br />
Piloten klagten vermehrt über schwere<br />
Symptome der Dekompressionskrankheit.<br />
Obwohl vor dem Start mit der U-2<br />
schon immer eine Stunde lang reiner<br />
Sauerstoff geatmet wird, traten wohl<br />
Stickstoffbläschen im Blut und im Gewebe<br />
auf.<br />
Für die Inübunghaltung stehen in Beale<br />
T-38-Trainer zur Verfügung.<br />
Die Cockpitsektion der U-2S wurde<br />
deshalb verstärkt, Ventile ausgetauscht<br />
und die Programmierung der Druckbelüftung<br />
geändert. Der Cockpitdruck<br />
kann so von 3,88 psi auf 7,65 psi fast<br />
verdoppelt werden, was die äquivalente<br />
Flughöhe von 8900 auf 4500 Meter<br />
senkt. „Die CARE-Modifikation war eine<br />
der wichtigsten Verbesserungen. Obwohl<br />
es nicht nach viel klingt, merkt<br />
man gegen Ende einer Mission den Unterschied.<br />
Man fühlt sich weniger ermüdet<br />
und erholt sich schneller von den<br />
Strapazen“, sagt Major Brent.<br />
FR<br />
Das Cockpit der U-2S ist mit großen<br />
Farbbildschirmen auf dem neuesten<br />
Stand der Technik.<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 51
Militärluftfahrt<br />
F-35A der Niederlande<br />
Testprogramm<br />
in Edwards AFB<br />
Die Niederlande haben den Kauf ihrer ersten<br />
acht Serien-F-35A bestätigt. Derweil nimmt ein<br />
Team der Koninklijke Luchtmacht am Truppenversuchsprogramm<br />
in Edwards AFB teil.<br />
Verteidigungsministerin Jeanine<br />
Hennis-Plasschaert ist froh,<br />
dass „nach zwölf Jahren der politischen<br />
Debatte nun Klarheit über<br />
den Nachfolger der F-16 herrscht“.<br />
„Der Punkt, an dem es kein Zurück<br />
mehr gibt“ wurde aus ihrer Sicht am<br />
25. März erreicht, als die Niederlande<br />
in Washington einen Vertrag unterzeichneten,<br />
der die Pläne zur Abnahme<br />
der ersten acht Serienflugzeuge ab<br />
2019 bekräftigt. Die Flugzeuge werden<br />
Teil des Bauloses LRIP 11 sein.<br />
Voraussetzung für das Regierungsabkommen<br />
war die Zustimmung des niederländischen<br />
Parlaments im Februar.<br />
Mit der politischen Absicherung im<br />
Rücken ist auch die Position der holländischen<br />
Luftfahrtindustrie im Joint-<br />
Strike-Fighter-Programm gestärkt.<br />
Fokker unterzeichnete zum Beispiel im<br />
Januar mit Lockheed Martin eine Vertragsverlängerung<br />
zur Lieferung der<br />
Flaperons und Vorflügel bis 2017<br />
(LRIP 9 und 10). Dies bringt Umsätze<br />
von mehreren zehn Millionen Euro<br />
und sichert nach Firmenangaben 100<br />
Arbeitsplätze. Fokker erhielt auch einen<br />
Vertrag über die Entwicklung der<br />
Bremsschirmverkleidung für die F-<br />
35A. Laut Maxime Verhagen, dem<br />
JSF-Industriebeauftragten der Regierung<br />
in Den Haag, sind 28 niederländische<br />
Unternehmen direkt an dem<br />
Kampfflugzeugprogramm beteiligt.<br />
VIER PILOTEN WURDEN IN<br />
EGLIN AFB AUSGEBILDET<br />
Während die politischen Weichen für die<br />
F-35 gestellt wurden, war die Koninklijke<br />
Luchtmacht (KLu) mit Hochdruck<br />
dabei, ihre ersten Piloten und Techniker<br />
für die Lightning II auszubilden. Nach<br />
210 Stunden Theorie und 13 Missionen<br />
im Simulator absolvierte Major Laurens<br />
J. W. Vijge am 18. Dezember 2013 in<br />
Eglin AFB den ersten Flug eines niederländischen<br />
Piloten in der F-35. Seitdem<br />
haben auch Oberstleutnant Albert J. De<br />
Smit und zwei weitere Piloten ihre Ausbildung<br />
bei der 58th Fighter Squadron<br />
des 33rd Wing der USAF durchlaufen.<br />
De Smit ist Staffelkapitän der 323.<br />
TES (Test and Evaluation Squadron).<br />
Sie ist derzeit in Edwards Air Force<br />
Base stationiert, wohin das 37-köpfige<br />
Team der KLu inzwischen umgesiedelt<br />
ist. Die beiden ersten F-35A der Niederlande<br />
(F-001 und F-002) wurden<br />
am 17. Januar von Florida nach Kalifornien<br />
überführt. Die F-001 wurde<br />
52 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Die ersten beiden F-35A der<br />
Niederlande wurden von Eglin<br />
nach Edwards geflogen.<br />
zuvor noch auf den Block-2A-Standard<br />
gebracht und so für die anstehenden<br />
Truppenversuche vorbereitet. Die<br />
F-002 war als Flugzeug aus dem Baulos<br />
LRIP 4 bereits auf diesem Niveau.<br />
Die Teilnahme der Niederlande –<br />
und Großbritanniens mit der 17(R)<br />
Squadron – an dem auf vier Jahre angesetzten<br />
Operational-Test-and-Evaluation-Programm<br />
ist für US-Verhältnisse<br />
ein Novum und wird von den Holländern<br />
hoch eingeschätzt. „Die KLu<br />
wird eine Menge wertvoller Informationen<br />
über die Einsatzmöglichkeiten<br />
der F-35A erhalten. Außerdem haben<br />
wir direkten Einblick in neue Entwicklungen,<br />
im Gegensatz zu Ländern wie<br />
Kanada, Israel oder die Türkei, die direkt<br />
beim Pilotenausbildungszentrum<br />
der USAF in Luke AFB einsteigen“, ist<br />
sich Major Vijge sicher.<br />
LIEFERUNG NACH LEEUWARDEN<br />
AB 2019 GEPLANT<br />
Das umfangreiche Truppenversuchsprogramm<br />
der F-35A und der anderen<br />
Lightning-II-Versionen wird alle Einsatzbereiche<br />
abdecken. „Aspekte der<br />
Selbstverteidigung sowie der Bekämpfung<br />
von Luft- und Bodenzielen werden<br />
bewertet. Dazu kommt die Untersuchung<br />
der Wartungsverfahren, der Computersysteme<br />
für die Unterstützung des<br />
Die F-35 werden<br />
die F-16 ablösen.<br />
Erster holländischer<br />
Pilot war Major<br />
Laurens-Jan Vijge.<br />
Betriebs und der Logistik”, erläutert<br />
Oberstleutnant Smit.<br />
Major Vijge ist sich sicher, dass die<br />
F-35A die richtige Lösung für die Niederlande<br />
ist. „Die F-35 ist etwas<br />
schwerer als die F-16, aber die Schubkraft<br />
ist beeindruckend. Auf dem Papier<br />
haben wir zwar eine geringere Geschwindigkeit,<br />
aber weil die Waffen<br />
intern mitgeführt werden, erreichen<br />
wir die auch“, so Vijge, der zudem die<br />
Fähigkeit des Musters lobt, aus den<br />
Daten der verschiedenen Sensoren ein<br />
sehr akkurates Lagebild zu erstellen.<br />
„Das System kombiniert die Informationen<br />
nicht nur, sondern kontrolliert<br />
die Sensoren auch automatisch, um<br />
fehlende Daten zu erhalten.“<br />
Wie erwähnt läuft der Truppenversuch<br />
bis 2019. Danach beginnt die<br />
Lieferung der Flugzeuge direkt zur<br />
ersten Einsatzbasis in Leeuwarden.<br />
Volkel folgt ab 2021, und bis 2024<br />
sollen dann alle 37 geplanten Flugzeuge<br />
geliefert sein. Dafür steht ein Budget<br />
von 4,5 Milliarden Euro zur Verfügung.<br />
Die Niederlande sind von Anfang<br />
an am JSF-Programm als Level-<br />
2-Partner beteiligt und haben 800<br />
Millionen Dollar in der Entwicklungsphase<br />
investiert. Ursprünglich wollten<br />
sie 85 der Kampfjets beschaffen. FR<br />
SCHOENMAKER / HOOGENBOOM / KS<br />
Fotos: Schoenmaker (1), Ministerie van Defensie<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 53
Militärluftfahrt<br />
Piaggio Aerospace P.1HH<br />
Bei der P.1HH<br />
HammerHead<br />
wurden die<br />
Tragflächen<br />
verlängert.<br />
Italien<br />
kauft<br />
HammerHead<br />
Mit einer Ableitung seines<br />
Geschäftsreise-Turboprops<br />
Avanti erhofft sich Piaggio gute<br />
Geschäfte im Markt der unbemannten<br />
Aufklärungsflugzeuge.<br />
Dass Generalleutnant Pasquale<br />
Preziosa, der Inspekteur der Aeronautica<br />
Militare Italiana, die<br />
Entscheidung zum Kauf eines neuen<br />
UAV-Systems ausgerechnet auf der Rüstungsmesse<br />
IDEX in Abu Dhabi verkündete,<br />
kommt nicht von ungefähr: Die<br />
P.1HH HammerHead wird von Piaggio<br />
Aerospace gebaut, und dieses traditionsreiche<br />
Unternehmen gehört heute zu 98<br />
Prozent der Mubadala Development<br />
Company, einer Investmentfirma des<br />
Emirats am Golf. Geld sollte also genügend<br />
vorhanden sein, um sich neben<br />
dem Geschäftsreisebereich neue Absatzfelder<br />
zu erschließen.<br />
Die HammerHead zielt auf den MA-<br />
LE-Markt (mittlere Flughöhe, lange Einsatzdauer)<br />
der von Mustern wie<br />
MQ-9 Predator oder der israelischen<br />
Heron beherrscht wird.<br />
Dieser Konkurrenz setzt Piaggio<br />
insbesondere die hohe Zuverlässigkeit<br />
entgegen, die Einsatzfähigkeit<br />
bei jedem Wetter und die einfache<br />
Wartung. All das resultiert<br />
daraus, dass die P.1HH auf einem bewährten<br />
zivilen Geschäftsreiseflugzeug<br />
basiert. Aerodynamische Änderungen<br />
gegenüber der P.180 Avanti II betreffen<br />
eine von 14 auf 15,60 Meter erhöhte<br />
Spannweite sowie eine Verkleidung für<br />
die Satcom-Antenne auf dem Rumpf.<br />
MAXIMALE <strong>FLUG</strong>DAUER<br />
VON 16 STUNDEN<br />
Für die Entwicklung der automatisierten<br />
Flugsteuerung, des Missionsmanagementsystems,<br />
der Datenlinks und der<br />
Sensoren sowie der Bodenstation arbeitet<br />
Piaggio mit Selex ES zusammen. Als<br />
Sensoren werden vorerst der im Bug<br />
montierte elektro-optische Behälter Star-<br />
Safire 380HD und das Radar Seaspray<br />
7300E angeboten. Generell bietet der<br />
Rumpf Platz für Systeme aller Art. Sie<br />
können aus Höhen bis 13 700 Metern<br />
weite Gebiete überwachen, wobei die<br />
Einsatzdauer mit maximal 16 Stunden<br />
angegeben wird. Für die Beobachtungsmission<br />
kann die P.1HH etwa 250 km/h<br />
schnell fliegen, während die Höchstgeschwindigkeit<br />
730 km/h beträgt.<br />
Piaggio arbeitet auch an einer Marineversion<br />
seines Geschäftsreiseflugzeugs Avanti II.<br />
Für die im Februar 2013 angekündigte<br />
Entwicklung der HammerHead wurde<br />
zunächst eine normale P.180-Zelle mit<br />
den UAV-Systemen ausgerüstet. Sie begann<br />
ihr Flugtestprogramm am 14. November<br />
2013. Seit dem 22. Dezember<br />
2014 fliegt von der Militärbasis Trapani-<br />
Birgi auf Sizilien aus auch der seriennahe<br />
Prototyp 001, mit dem die militärische<br />
Zulassung erreicht werden soll.<br />
Ziel ist es, bereits Anfang 2016 mit den<br />
Lieferungen an die italienischen Luftstreitkräfte<br />
zu beginnen. Diese erhalten<br />
zunächst sechs Fluggeräte und drei Bodenstationen.<br />
Der neue Piaggio-Chef Carlo Logli ist<br />
zuversichtlich, „dass die P.1HH das erste<br />
hochmoderne europäische unbemannte<br />
MALE-System wird, das in der Lage ist,<br />
ein weites Spektrum von Überwachungsmissionen<br />
auf höchstem technologischen<br />
Niveau abzudecken“. Die HammerHead<br />
soll dabei für Piaggio erst der Anfang im<br />
Militärgeschäft sein. Noch dieses Jahr<br />
will man eine weitere Ableitung der<br />
Avanti in die Luft bringen – ein bemanntes<br />
Multi-role Patrol Aircraft, bei dem<br />
die Spannweite auf 21,4 Meter<br />
erhöht wird. Ausgestattet mit Radar,<br />
Kameras und Datenfunksystemen<br />
sowie zwei Bedienkonsolen<br />
in der Kabine soll das MPA-<br />
Modell eine Flugdauer von 6,4<br />
Stunden bieten.<br />
FR<br />
KARL SCHWARZ<br />
Fotos: Piaggio<br />
54 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Fliegende Legenden<br />
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Militärluftfahrt<br />
Kampfhubschrauber<br />
A129 Mangusta<br />
Von GIAN CARLO VECCHI / KS<br />
Afghanistan – das 7° Reggimento<br />
„Vega“ der Aviazione<br />
dell´Esercito (AVES) war in den<br />
letzten zwei Jahrzehnten bei allen wichtigen<br />
Auslandseinsätzen der italieni-<br />
Fotos: Gian Carlo VecchiAlbanien, Kosovo, Irak oder<br />
schen Streitkräfte mit dabei. Weil das in<br />
Rimini beheimatete Regiment mit der<br />
AB205, dem NH90 und der A129 Mangusta<br />
über Transport- und Kampfhubschrauber<br />
verfügt, „können wir fast alle<br />
denkbaren Missionen abdecken“, erläutert<br />
der Kommandant, Oberst Gian Luca<br />
Falessi. Gerade der Mix aus der robusten<br />
und billigen AB205 und dem modernen<br />
NH90 ist interessant, um die<br />
luftbewegliche Brigade „Friuli“ zu unterstützen.<br />
In Afghanistan war auch die<br />
Kombination von NH90 und A129 Mangusta<br />
ein typisches Bild, zum Beispiel<br />
beim Schutz von Konvois und der Suche<br />
nach Sprengfallen.
Die AH-129D ist leicht an ihrem<br />
neuen Toplite-III-Sensorbehälter<br />
auf der Nase zu erkennen.<br />
Generation D<br />
Italiens Heeresflieger lassen derzeit ihre Agusta-<br />
Westland A129 modernisieren. Die neue Version,<br />
die AH-129D, bietet dank weitreichender<br />
Sensoren und der Bewaffnung mit Spike ER<br />
bessere Einsatzmöglichkeiten.<br />
Die Erfahrungen in Afghanistan sind<br />
aus Sicht von Oberst Falessi zwar wertvoll,<br />
aber „dieses (Einsatz-)Modell funktionierte<br />
in Afghanistan, weil es dort<br />
spezielle Rahmenbedingungen gibt, an<br />
die wir uns angepasst haben. Ich persönlich<br />
denke, dass es schwierig wird, ähnliche<br />
Umstände bei anderen potenziellen <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 57
Militärluftfahrt<br />
Kampfhubschrauber<br />
A129 Mangusta<br />
Einsätzen in Krisengebieten zu finden.<br />
Deshalb müssen wir Gewohnheiten ablegen<br />
und flexibel auf neue Situationen<br />
reagieren. In unserem Training geht es<br />
darum, den Piloten die Afghanistan-<br />
Mentalität wieder abzugewöhnen und<br />
sie für neue Gefahren zu sensibilisieren.“<br />
Die Crews der 48° Gruppo Squadroni<br />
„Pavoni“ können dabei seit kurzem<br />
auf eine neue Version der Mangusta zählen:<br />
Seit letztem Herbst liefert Agusta-<br />
Westland nämlich sukzessive die von<br />
den Heeresfliegern als AH-124D bezeichnete,<br />
neue Version des Kampfhubschraubers<br />
aus, der schon seit 1990 bei<br />
der AVES in Dienst steht. „Mit dem<br />
Schon die C-Version der A129 wurde<br />
mit einem Fünfblattrotor ausgerüstet.<br />
Als Triebwerk bleibt das Gem.<br />
Die von Oberstleutnant Giannini<br />
geführte 48° Gruppo Squadroni ist die<br />
Mangusta-Staffel des 7° Reggimento.<br />
Übergang von der Charlie- zur Delta-<br />
Version machen wir einen Generationensprung,<br />
der uns neue Möglichkeiten<br />
eröffnet“, ist Oberstleutnant Luca Giannini,<br />
Kommandeur der „Pavone“-Staffel,<br />
überzeugt. Zwar haben sich die Missionen<br />
nicht grundsätzlich geändert, aber<br />
dank der höheren Reichweite von Sensoren<br />
und Lenkwaffen „können wir nun<br />
das Gelände besser für die Deckung nutzen<br />
und uns aus dem Feuerbereich des<br />
Gegners heraushalten“.<br />
Auch die Zusammenarbeit mit anderen<br />
Kräften wird einfacher. „Vor einem<br />
Angriff können wir zum Beispiel die Bilder<br />
empfangen, die eine Predator-Drohne<br />
liefert“, erläutert Giannini. Umge-<br />
Der Pilot sitzt hinten und hat noch<br />
konventionelle Instrumente.<br />
kehrt kann die AH-129D mit ihrem Laser<br />
Ziele für Präzisionsbomben beleuchten,<br />
die von Kampfjets abgeworfen<br />
werden. Dies wurde bei Versuchen auf<br />
Sardinien bereits geübt. „Mit dem neuen<br />
Toplite-III-System lässt sich eine brennende<br />
Zigarette auf acht Kilometer Distanz<br />
verfolgen“, schwärmt Giannini.<br />
Bis zu acht Rafael Spike ER können<br />
mitgeführt werden.<br />
Das Toplite-III-Sensorsystem von<br />
Rafael aus Israel gehört zu den wesentlichen<br />
Verbesserungen der AH-129D. Es<br />
ist in einem neuen, drehbaren Behälter<br />
in der Nase untergebracht, der einen<br />
Bereich von 360 Grad horizontal und<br />
+35/+85 Grad vertikal abdecken kann.<br />
Neben dem Wärmebildsensor (640 x<br />
58 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
680 Pixel) bietet Toplite III eine normale<br />
Farbkamera, jeweils mit Fünffach-<br />
Zoom. Eingebaut sind zudem ein Multispektralsensor,<br />
ein Laser-Entfernungsmesser<br />
und ein Laser-Zielbeleuchter.<br />
Mit einem Lasersensor lassen sich beleuchtete<br />
Objekte verfolgen. Während<br />
bisher die Leistung ab etwa sechs bis<br />
sieben Kilometer deutlich abfiel, lassen<br />
sich nun Ziele noch auf 20 Kilometer<br />
Entfernung gut erkennen.<br />
Wie das Toplite III stammt auch die<br />
neue Spike-ER-Lenkwaffe von Rafael.<br />
Sie ersetzt die bisher verwendete Raytheon<br />
TOW und bietet mit rund acht Kilometern<br />
die doppelte Reichweite. Vor<br />
allem aber lässt sich die Spike sehr flexibel<br />
verwenden. Dank des in der Spitze<br />
eingebauten Sensors (Infrarot und Kamera)<br />
liefert sie über ein Glasfaserkabel<br />
Bilder des Ziels zurück zum Bordschützen.<br />
Dieser kann entscheiden, ob er die<br />
Steuerung selbst übernimmt, während<br />
eines mehrminütigen Flugs gelegentliche<br />
Updates vornimmt oder nur das Ziel<br />
vorgibt. Auch ein voll autonomer Flug<br />
ist möglich. Je nach Ziel kann der Anflug<br />
niedrig oder hoch erfolgen (zum Beispiel<br />
gegen Panzer). Besonders interessant ist<br />
es, die Spike aus der Deckung zu verschießen<br />
und erst im Laufe des Flugs das<br />
Ziel zuzuweisen.<br />
Damit die Crew der AH-129D das<br />
neue Waffensystem effektiv verwenden<br />
kann, wurde das vordere Cockpit der<br />
Mangusta komplett neu gestaltet. Im<br />
Zentrum des Instrumentenbretts ist nun<br />
ein großer Farbbildschirm eingebaut,<br />
der die Bilder der Spike oder des Hubschraubersensors<br />
anzeigt. Zwei Joysticks<br />
stehen für die Bedienung zur Verfügung,<br />
wobei blaue Schalter für die Sensoren<br />
und rote für die Waffen benutzt werden.<br />
„Das ist jetzt mehr wie ein Videospiel,<br />
einfach zu erlernen, aber schwierig, voll<br />
zu nutzen. Überhaupt dauert es seine<br />
Zeit, bis man die Systeme komplett versteht<br />
und intuitiv nutzen kann“, sagt<br />
Oberst Luca Falessi.<br />
Entsprechend legen die italienischen<br />
Heeresflieger viel Wert auf eine gründliche<br />
Ausbildung. In einem Trainingszentrum<br />
(Centro Formazione Equipaggi)<br />
werden die Crews von erfahrenen Piloten<br />
und Bordschützen ausgebildet. Für letztere<br />
gibt es einen OTSWS-Simulator<br />
(Observation, Targeting and Spike Weapons<br />
System), bei dem das vordere Cockpit<br />
genau nachgebaut ist. Verschiedene<br />
Szenarien lassen sich einspielen, wobei<br />
die Rolle des Piloten von einem Simulatortechniker<br />
übernommen wird, der an<br />
einer Bedienkonsole die Mission managt.<br />
Die Mangusta-Staffeln in Rimini und<br />
beim 5° Reggimento „Rigel“ in Casarsa<br />
della Delizia (49° Gruppo Squadroni<br />
‚Capricorno‘) werden noch eine Weile<br />
mit der Einführung der D-Version beschäftigt<br />
sein. Brigadegeneral Antonio<br />
Bettelli, Kommandeur der Aviazione<br />
dell´Esercito, blickt derweil bereits ins<br />
nächste Jahrzehnt, in dem die Mangusta<br />
Daten<br />
AgustaWestland AH-129D<br />
Allgemeine Angaben<br />
Besatzung 2<br />
Antrieb 2 x Rolls-Royce Gem 1004<br />
Startleistung<br />
657 kW<br />
Dauerleistung<br />
615 kW<br />
Abmessungen<br />
Rumpflänge<br />
12,27 m<br />
Länge über drehende Rotoren 14,29 m<br />
Höhe zum Hauptrotorkopf<br />
3,35 m<br />
Spannweite<br />
3,71 m<br />
Hauptrotor-Durchmesser<br />
11,90 m<br />
Heckrotor-Durchmesser<br />
2,32 m<br />
Massen<br />
Leermasse<br />
2530 kg<br />
maximale Waffenzuladung<br />
1200 kg<br />
Kraftstoff intern<br />
750 kg<br />
maximale Startmasse<br />
4600 kg<br />
Flugleistungen<br />
Höchstgeschwindigkeit <br />
294 km/h<br />
Marschgeschwindigkeit<br />
250 km/h<br />
maximale Steigrate<br />
10,2 m/s<br />
Dienstgipfelhöhe<br />
4725 m<br />
Schwebeflughöhe ohne Bodeneffekt 1500 m<br />
im Bodeneffekt 3140 m<br />
Reichweite 510 km<br />
Einsatzdauer<br />
2 h 45 min<br />
Bewaffnung<br />
Die AH-129D verfügt über eine bewegliche<br />
20-mm-Kanone im Bug. Dazu kommen bis zu<br />
acht Spike-ER-Lenkwaffen und Behälter für<br />
ungelenkte Raketen (je 7 oder 19).<br />
weiterhin die Speerspitze der AVES bilden<br />
wird. Weitere Verbesserungen sind<br />
bis dahin notwendig, wobei eine höhere<br />
Geschwindigkeit, eine längere Flugdauer,<br />
eine einfachere Bedienung und eine<br />
bessere Integration in die Führungssysteme<br />
auf der Wunschliste stehen.<br />
FR<br />
Hier die D-Version (vorn) in<br />
Formation mit einer AH-129C.<br />
Das Instrumentenbrett des Bordschützen<br />
wird nun von einem großen<br />
Farbbildschirm dominiert. Ein Simulator<br />
ermöglicht effizientes Training.<br />
Fotos: Gian Carlo Vecchi<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 59
Freundeskreis Luftwaffe<br />
Editorial<br />
Sehr geehrte Leserinnen<br />
und Leser, verehrte Mitglieder!<br />
Tornado-<br />
Technik<br />
Am 28. April haben wir uns zu unserer<br />
Jahresmitgliederversammlung <strong>2015</strong> in<br />
Köln-Wahn getroffen. Der Redaktionsschluss<br />
für die vorliegende Ausgabe lag<br />
vor diesem Termin, so dass wir erst in<br />
der nächsten Ausgabe über die Versammlung<br />
berichten werden.<br />
Auch in diesem Jahr stellen wir fest, dass<br />
unser Veranstaltungsprogramm regen<br />
Zuspruch findet. Wir freuen uns, mit diesem<br />
Angebot wieder ein breites thematisches<br />
Interesse bedienen zu können.<br />
Die Möglichkeit für Nichtmitglieder, an<br />
allen zentral und von den Sektionen ausgeschriebenen<br />
Veranstaltungen teilnehmen<br />
zu können – soweit organisatorische<br />
Grenzen dies zulassen –, wird erfreulicherweise<br />
zunehmend genutzt.<br />
Wir begrüßen es sehr, wenn unsere Mitglieder<br />
den Zweck und die Aktivitäten<br />
des FKLw e.V. in ihrem Umfeld kommunizieren<br />
und Aufmerksamkeit für unsere<br />
Ziele erzeugen. Die Teilnahme an Veranstaltungen<br />
in Begleitung von Freunden<br />
und Bekannten ist sicherlich geeignet,<br />
Interesse an der Luft- und Raumfahrt zu<br />
wecken und die Aufgeschlossenheit für<br />
die Luftwaffe zu fördern.<br />
In diesem Sinne bitte ich Sie im Rahmen<br />
Ihrer Möglichkeiten um Unterstützung.<br />
Mit freundlichen Grüßen<br />
Botho Engelien, Präsident<br />
Zum Geburtstag<br />
Im Namen des Vorstands gratuliert Präsident Botho<br />
Engelien den folgenden Jubilaren, die im Juni<br />
Geburtstag haben, ganz herzlich: Dieter Kehrberg<br />
(93), Hans Vedder (81), Wolfgang Weinhold<br />
(81), Helmuth Diez (81), Wolfgang Küpper (80),<br />
Hans-Joachim Straßburg (75), Jürgen Emlich<br />
(75), Hans-Jörg Horsch (70), Michael Lorenz<br />
(60), Bernd Hempel (60), Eric Bast (50), Sabine<br />
R. Scholl (50), Wolfgang Stöckl (50), Markus<br />
Ziegler (50), Udo Weik (50), Hans-Josef Flecken<br />
(50) und Normann Schmid (50).<br />
Am 19. März wurde in<br />
Manching auf dem Gelände<br />
von Airbus Defence & Space<br />
die Tornado Koope ration<br />
Zelle (TKZ) offiziell in Dienst<br />
gestellt.<br />
Wie schon beim Eurofighter arbeiten<br />
Industrie und Luftwaffe jetzt<br />
auch beim Waffensystem Panavia Tornado<br />
bei der Instandsetzung in einer gemeinsamen<br />
Einrichtung. In den letzten<br />
Jahren wurde dafür neben den Systemunterstützungszentren<br />
für Tornado und<br />
Eurofighter die Eurofighter Kooperation<br />
Zelle (EKZ) am Standort Manching eingerichtet.<br />
Mit der TKZ (Tornado Kooperation<br />
Zelle) folgt eine gemeinsame<br />
Wartungseinrichtung für den Restflottenbetrieb<br />
Tornado in der Luftwaffe<br />
nach dem Ende der Instandsetzungsarbeiten<br />
in Erding. „Wir kombinieren militärische<br />
und industrielle Systeme in einer<br />
Einrichtung und verbinden die Vorteile<br />
beider Systeme. Beim Eurofighter machen<br />
wir das schon seit über zehn Jahren und<br />
wollen das jetzt auch auf den Tornado<br />
übertragen“, sagt Hilmar Eckert, Chef<br />
für Kommunikation und Protokoll bei<br />
Airbus Defence & Space. Im Zuge der<br />
Neuausrichtung der Bundeswehr und<br />
der Reduzierung der Tornadoflotte auf<br />
85 Luftfahrzeuge war eine Anpassung<br />
der technisch-logistischen Strukturen erforderlich.<br />
Auch wenn der Verband eine Störung<br />
am Luftfahrzeug nicht selber beheben<br />
kann, wird zukünftig ein Team vom<br />
EKZ geschickt. „Es soll so sein, dass ein<br />
Expertenteam aus Manching innerhalb<br />
von 24 Stunden vor Ort ist. Gleiches gilt<br />
natürlich für den Einsatz“, sagt Hilmar<br />
Eckert. Mit Ausnahme von Kriegsgebieten<br />
(Afghanistan) werden zivil-militärisch<br />
gemischte Teams entsendet.<br />
Die Industrie hat für die gemeinsame<br />
Zusammenarbeit eine ganz neue Halle<br />
gebaut. Im Februar 2014 wurde sie nach<br />
zweijähriger Bauphase fertiggestellt. Mit<br />
www.flugrevue.de
Geschäftsstelle<br />
In der neuen<br />
Halle von Airbus<br />
Defence & Space in<br />
Manching werden<br />
nun die Tornados<br />
der Luftwaffe<br />
gewartet. Die<br />
feierliche Eröffnung<br />
erfolgte am<br />
19. März (oben).<br />
Foto: Luftwaffe/Hähnel<br />
Die Geschäftsstelle Freundeskreis<br />
Luftwaffe ist von Montag bis<br />
Donnerstag von 9 bis 12 Uhr besetzt.<br />
Tel. +49 2203 64815<br />
Fax +49 2203 800397<br />
Homepage<br />
www.freundeskreis-luftwaffe.de<br />
E-Mail<br />
office@freundeskreis-luftwaffe.de<br />
Anschrift<br />
Freundeskreis Luftwaffe e.V.,<br />
Geschäftsstelle, Wahn 504 / 10,<br />
Postfach 9<strong>06</strong>110, 51127 Köln<br />
Bankverbindung<br />
VR-Bank Rhein-Sieg eG<br />
(BLZ 370 695 20),<br />
Kto.-Nr. 1114 545 011<br />
Referent für Presseund<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
c/o Geschäftsstelle FKLw,<br />
E-Mail: presse@freundeskreis-luftwaffe.de<br />
Anmeldung<br />
Sektion Dresden<br />
Leiter Rainer Appelt,<br />
Minna-Herzlieb-Str. 41, 02828 Görlitz<br />
Tel. 03581 / 765514<br />
E-Mail m.r.appelt@web.de<br />
Sektion München<br />
Leiter Heinz Gerrits,<br />
Gustav-Mahler-Weg 13, 85598 Baldham<br />
Tel./Fax 081<strong>06</strong> / 302728<br />
E-Mail c.h.gerrits@t-online.de<br />
Sektion Berlin<br />
Leiter: Günther Hoffmann,<br />
Kladower Damm 276c, 14089 Berlin<br />
Tel. 030 / 36804392<br />
E-Mail guenther_hoffmann@alice-dsl.de<br />
Sektion Nörvenich<br />
Leiter: Hans-Joachim Klimek,<br />
An der Hülle 6, 50259 Pulheim<br />
Tel./Fax 02238 / 96 68 50<br />
E-Mail ha-klimek@t-online.de<br />
Ich möchte an folgender(n) Veranstaltung(en) des Freundeskreises Luftwaffe e.V.<br />
teilnehmen (Zutreffendes bitte ankreuzen):<br />
am<br />
Anmeldeschluss<br />
Taktisches Luftwaffengeschwader 73 „S“ 8.7.<strong>2015</strong> 17.6.<strong>2015</strong><br />
18299 Laage<br />
220 Metern Länge, 75 Metern Breite<br />
und 22 Metern Höhe bietet sie nicht nur<br />
sehr viel Platz, sie ist auch mit modernster<br />
Technik ausgestattet. „Wir haben<br />
jetzt alles, was wir für Wartungs- und<br />
Instandsetzungsarbeiten benötigen, in<br />
einer einzigen Halle, sogar einen Bürokomplex.<br />
Lange Warte- und Schleppzeiten<br />
werden dadurch vermieden und<br />
viel Zeit und Geld gespart“, sagt Peter<br />
Krauter, der Teamleiter im Bereich Tornado-Einflug.<br />
Er ist verantwortlich für<br />
die verschiedenen Stationen (Docks) in<br />
der Halle, die der Tornado während der<br />
Wartung und Instandsetzung durchläuft.<br />
In der großen Halle arbeiten insgesamt<br />
218 Mitarbeiter, darunter 23 Soldaten.<br />
Bis Mitte <strong>2015</strong> sollen es 34 werden. Sie<br />
alle arbeiten gemeinsam mit gleichen<br />
Rechten und Pflichten.<br />
FR<br />
MARCEL MUTH<br />
52nd Fighter Wing* 14.7.<strong>2015</strong> 17.6.<strong>2015</strong><br />
54529 Spangdahlem<br />
Bitte vollständig ausfüllen, auch für Gäste. Coupon mit frankiertem Rückumschlag einsenden an:<br />
Geschäftsstelle Freundeskreis Luftwaffe e.V., Wahn 504/10 Postfach 90 6110, 51127 Köln<br />
Wichtiger Hinweis: Für Nichtmitglieder (Ausnahme Ehe-/Lebenspartner sowie Kinder/Enkelkinder)<br />
wird eine zusätzliche Bearbeitungsgebühr von 10 Euro vor Ort erhoben.<br />
Name<br />
Vorname<br />
Straße PLZ Ort<br />
Geburtsdatum<br />
Mitglieds-Nr.<br />
Telefon<br />
Geburtsort<br />
Personalausweis: Nr.<br />
*Gültigkeitsdatum<br />
Nationalität<br />
Freundeskreis Luftwaffe: Aufnahmeantrag siehe Kleinanzeigenmarkt<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 61
Markt<br />
Anzeigenannahme: Fax 0711/182-1027 oder jruprecht@motorpresse.de<br />
Besuchern des Deutschen Aero Clubs und des unserem Hotel naheliegenden<br />
Luftfahrtbundesamtes in Braunschweig bieten wir Übernachtungsmöglichkeiten<br />
zu äußerst günstigen Tarifen. Für Tagungen stehen sieben klimatisierte<br />
Tagungsräume mit Tageslicht zur Verfügung.<br />
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Telefon: 0531-37001-162 · Fax: 0531-37001-193<br />
Internet: Hotel-Landhaus-Seela.de · E-mail: info@Hotel-Landhaus-Seela.de<br />
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Mitglied werden im Freundeskreis Luftwaffe<br />
Das Büro des Freundeskreises Luftwaffe e.V. ist montags bis donnerstags von<br />
9.00 bis 12.00 Uhr besetzt. Rückfragen werden dort zu diesen Zeiten unter den Telefonnummern<br />
0 22 03 / 6 48 15 (mit Anrufbeantworter) und 0 22 03 / 9 08 26 53 beantwortet.<br />
Schriftliche Zusendungen können an folgende Adresse gerichtet werden:<br />
Geschäftsstelle Freundeskreis Luftwaffe e.V. – Generalsekretär – Wahn 504/10,<br />
Postfach 90 61 10, 51127 Köln<br />
Aufnahme-Antrag (bitte Druckbuchstaben)<br />
Name, Vorname:<br />
Straße, Hausnr.:<br />
PLZ, Ort:<br />
Geburtsdatum, Nationalität:<br />
Beruf, Telefon, E-Mail:<br />
Unterschrift:<br />
Einverständnis des Erziehungsberechtigten:<br />
Ich habe ein neues Mitglied geworben:<br />
Mitglieds-Nr.:<br />
(Eintrag durch Geschäftsstelle)<br />
Ich möchte Mitglied im Freundeskreis Luftwaffe e.V. werden. Der Jahresbeitrag beträgt 62,00 € und<br />
schließt den monatlichen Bezug der <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> mit ein. Schüler/Studenten (ausgenommen Bundeswehr, Polizei,<br />
duales Studium und Auszubildende) zahlen 31,00 €.<br />
Mitgliedsnummer Datum Name Unterschrift<br />
Freundeskreis Luftwaffe e.V., Postfach 90 61 10 Wahn 504 / 10, 51127 Köln<br />
%JÈS@GECP'BCLRGjI?RGMLQLSKKCP"#888"GC+?LB?RQPCDCPCLX+GREJGCBQLSKKCPUGPBQCN?P?RKGRECRCGJR<br />
SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige den Freundeskreis Luftwaffe e.V., Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen.<br />
Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die vom Freundeskreis Luftwaffe e.V. auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen.<br />
Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen.<br />
Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
Kreditinstitut (SWIFT/BIC)<br />
Name des Kontoinhabers (falls abweichend):<br />
Datum, Ort, Unterschrift:<br />
IBAN<br />
<strong>FLUG</strong>UNTAUGLICHKEIT Ð LIZENZVERLUST<br />
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<strong>06</strong> 2014<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
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der Welt<br />
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Erstflug vor 75 Jahren<br />
TRISTAR-ABSCHIED<br />
RAF steigt auf<br />
A330-Tanker um<br />
Das Luft- und Raumfahrt-Magazin<br />
Was will der Freundeskreis<br />
Luftwaffe ?<br />
Seit 1984 besteht der Freundeskreis<br />
Luftwaffe, der sich zum Ziel gesetzt<br />
hat, die Kommunikation und die<br />
Begegnung zwischen Luftfahrt, Luftwaffe<br />
und Allgemeinheit zu fördern.<br />
Er ist unabhängig und überparteilich<br />
und daher offen für alle, die sich mit<br />
der Bundeswehr und mit der Luftwaffe<br />
verbunden fühlen. Besonders bei der<br />
Jugend will der Freundeskreis nicht<br />
nur das Interesse an der Luftwaffe,<br />
sondern auch die Begeisterung für das<br />
Fliegen fördern.<br />
Mehrere Informationsveranstaltungen<br />
DÝP(SECLBJGAFCjLBCLHÈFPJGAFQR?RR<br />
bei denen nicht nur Verbände besichtigt<br />
werden können, sondern auch<br />
QCJ@QRECkMECLUGPB<br />
Darüber hinaus werden Informationsbesuche<br />
bei der Bundeswehr, den<br />
Aliierten und der Industrie angeboten.<br />
Rund 1400 Mitglieder zählt der Freundeskreis<br />
Luftwaffe im In- und Ausland.<br />
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Flugschulen<br />
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<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Juni <strong>2015</strong> 63
Anzeigenannahme: Fax 0711/182-1027 oder jruprecht@motorpresse.de<br />
Flugschulen und Sonderverkaufsstellen<br />
Bei diesen Flugschulen bzw. Sonderverkaufsstellen erhalten Sie die jeweils aktuelle Ausgabe von <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> bzw. aerokurier!<br />
Flugplatzgesellschaft<br />
Schönhagen mbH<br />
14959 Schönhagen<br />
RWL German Flight<br />
Academy GmbH<br />
Am Flughafen 20,<br />
41<strong>06</strong>6 Mönchengladbach<br />
Verkehrslandeplatz Damme<br />
Betriebsgesellschaft mbH<br />
Am Flugplatz 8, 49401 Damme<br />
Flugschule Klippel<br />
Jean-Monnet-Str. 11, 54343 Föhren<br />
Flugplatz<br />
Koblenz-Winningen GmbH<br />
56333 Winningen<br />
Rhein-Mosel-Flug GmbH & Co. KG<br />
Flugplatz, 56333 Winnigen<br />
Take-Off Model Shop<br />
Bernd Weber, Alexanderstr. 22,<br />
64653 Lorsch<br />
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dpv Service GmbH<br />
Kundenservice Fachhandel<br />
Tel.: 00 49 (0) 40 / 3 78 45 - 36 00<br />
Fax: 00 49 (0) 40 / 3 78 45 - 9 36 00<br />
E-Mail: fachhandel@dpv.de<br />
Friebe Luftfahrt-Bedarf GmbH<br />
Flughafen Neuostheim,<br />
68163 Mannheim<br />
Mt-Propeller<br />
Flugplatz, Straubing-Wallmühle,<br />
94348 Atting<br />
FUL GmbH<br />
Fachschule für Ultraleicht<br />
Am Flugplatz, 99819 Wenigenlupnitz<br />
Vöslauer Flugbetrieb<br />
Günter Watschinger GmbH,<br />
Flughafen, A-2540 Vöslau<br />
64 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Juni <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
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70138 Stuttgart<br />
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Tel. +49 (0)711 32<strong>06</strong>-8899<br />
Fax +49 (0)711 182-2550<br />
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Registergericht Stuttgart HRA 9302. Geschäftsführer:<br />
Dr. Volker Breid, Norbert Lehmann.<br />
Vertrieb: Belieferung, Betreuung und Inkasso erfolgen durch<br />
DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz),<br />
Heino Dü hrkop, Dr. Michael Rathje, Dü sternstraße 1, 20355<br />
Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />
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vorbehalten. Diese Konditionen gelten nur bei Vorlage eines gültigen Schülerausweises<br />
oder einer gültigen Immatrikulationsbescheinigung! Nach Ablauf des<br />
Bezugszeit raumes habe ich das Recht zur jederzeit mög lichen Kün digung.<br />
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PLZ<br />
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Ja, ich möchte auch von weiteren Inhalten, Vorabnachrichten, Themen und Vorteilen profitieren.<br />
Deshalb bin ich damit einverstanden, dass mich Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG und ihr zur Verlagsgruppe<br />
gehörendes Unternehmen, Rodale-Motor-Presse GmbH & Co. KG Verlagsgesellschaft mit Ihren<br />
Titeln künftig auch per Telefon und E-Mail über weitere interessante Medienangebote informieren.<br />
Dieses Einverständnis kann ich jederzeit per E-Mail an widerruf@dpv.de widerrufen.<br />
Ich bezahle per Bankeinzug und erhalte eine Gratis-Ausgabe zusätzlich.<br />
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Ich bezahle per Rechnung<br />
SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Düsternstraße 1-3,<br />
20355 Hamburg, Gläubiger-Identifikationsnummer DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen<br />
von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich mein Kreditinstitut an, die von<br />
der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die<br />
Mandatsreferenz wird mir separat mitgeteilt. Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend<br />
mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit<br />
meinem Kredit institut vereinbarten Bedingungen.<br />
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Die Frist beginnt an dem Tag, an dem Sie die erste bestellte Aus gabe erhalten, nicht jedoch vor<br />
Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anfor derungen von Art. 246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur<br />
Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses,<br />
die Bestellung zu widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a<br />
EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten an: <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> Aboservice, Postfach, 70138 Stuttgart,<br />
Telefon: + 49 (0)711 32<strong>06</strong>-8899, Telefax: +49 (0)711 182-2550, E-Mail: flugrevue@dpv.de<br />
Lieferung nach Zahlung der Abo-Gebühr solange Vorrat reicht, Ersatzlieferung vorbehalten.
Technik<br />
Aircraft Interiors Expo <strong>2015</strong><br />
Von MATTHIAS GRÜNDER<br />
Alle Jahre wieder gehen Airline-Einkäufer auf die<br />
Suche, was es denn Neues gibt auf dem Gebiet<br />
der Flugzeugausstattung, und in Hamburg werden<br />
sie fündig: Die AIX hat sich längst als die weltgrößte Fachmesse<br />
für alles etabliert, was man sich im Bereich der Flugzeugkabine<br />
nur vorstellen kann, und noch vieles mehr, denn –<br />
von zahlreichen der gezeigten Exponate hatte man bis dahin<br />
noch gar keine Vorstellung, und doch beweisen sie die ungebremste<br />
Kreativität der Anbieter. Oder hat bis dahin schon<br />
einmal jemand von einer beschichteten Bratpfanne samt dazugehörigem<br />
Herd gehört, mit der man an Bord Spiegeleier oder<br />
gar ein Steak zubereiten kann? Das Foto zeigen wir auf der<br />
nächsten Seite, und Fachleute schlugen die Hände über dem<br />
Kopf zusammen, wenn sie nur an das komplizierte Zulassungsverfahren<br />
dachten, das eine solche Erfindung absolvieren<br />
muss, damit sie an Bord eines Verkehrsflugzeuges eingesetzt<br />
werden kann. Das Gleiche gilt übrigens auch für einen kompakten<br />
Geschirrspüler aus dem Hause Lufthansa Technik.<br />
EXTRA-SCHAU FÜR ESSEN, TRINKEN<br />
UND BORDUNTERHALTUNG<br />
Bleiben wir doch gleich bei diesem Segment: Besteigt man ein<br />
Flugzeug, steht man zuerst einmal in der Galley, bevor man<br />
sich in die Kabine begibt. So ähnlich ist es auch, wenn man die<br />
Hamburger Messehallen vom Haupteingang her betritt, allerdings<br />
ist der Besucher auch ein wenig verwirrt. Blitzende Gläser<br />
und Bestecks, erlesene Weine, Speisen aus aller Herren<br />
Rundum-Wohlfühl-<br />
Programm<br />
Bei Lufthansa Technik wurde eine<br />
Lösung für die Nutzung von iPads<br />
anstelle fester Monitore entwickelt.<br />
Länder, das komplette Duty-Free-Angebot so weit das Auge<br />
reicht und auch hier noch viel mehr, als man sich gemeinhin<br />
vorstellen kann. Das ist nicht nur ein Hauch von Luxus, sondern<br />
das ganze Programm, das uns an Bord erwartet – wenn<br />
wir denn genügend Geld haben, um ab Business aufwärts zu<br />
fliegen. Dazu noch dieser himmlische Duft, denn was hier gezeigt<br />
wird, ist echt.<br />
Ein Blick auf den Hallenplan klärt auf, dass wir uns auf der<br />
Parallelmesse WTCE befinden, der World Travel Catering &<br />
Onboard Services, die seit fünf Jahren gleichzeitig mit der AIX<br />
ihre Heimat in Hamburg hat. Diese Messe hat der Besucher<br />
66 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Ausgezeichnet mit einem Crystal<br />
Cabin Award: Embraers neue Kabine für<br />
die E2-Generation der Regional-Jets.<br />
Aircraft Interiors Expo ist ein<br />
recht sperriger Begriff, und in<br />
der Branche verwendet man<br />
schon seit Jahren nur noch<br />
das Kürzel AIX. Gemeint ist<br />
die weltgrößte Fachmesse<br />
rund um die Flugzeugkabine.<br />
also noch vor sich, wenn er durch die Welt des schönen<br />
Scheins marschiert, doch dann wird es ernst.<br />
Erfahrene Besucher merken sofort, dass sich auch bei der<br />
AIX etwas grundlegend geändert hat, denn der gesamte Bereich<br />
des Inflight Entertainments ist ab jetzt in einer eigenen<br />
IFE-Zone zusammengefasst worden. 13 Aussteller, alles, was<br />
Rang und Namen hat, zeigen hier auf einer um 25 Prozent vergrößerten<br />
Ausstellungsfläche, was sich seit dem letzten Jahr<br />
geändert hat in den Angebotslisten. Selbst die Experten der<br />
Airlines haben hier die Qual der Wahl, was sie den Passagieren<br />
auf dem weiten Gebiet der gepflegten Bordunterhaltung alles<br />
Man will sie nie nutzen müssen, ist<br />
aber froh, dass es sie gibt: Rettungsmittel<br />
aller Größen.<br />
Fotos: Embraer, Matthias Gründer<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 67
Technik<br />
Aircraft Interiors Expo <strong>2015</strong><br />
Porzellan in der First Class, Plastik<br />
in der Economy – auf der WTCE gibt<br />
es das volle Programm.<br />
Heiß begehrt sind die Crystal Cabin Awards.<br />
<br />
In der Branche heißen sie nicht umsonst<br />
bieten wollen – und können. Einerseits stehen die Airlines in<br />
einem unbarmherzigen Konkurrenzkampf untereinander und<br />
versuchen, sich mit allen Mitteln gegenseitig die Fluggäste abzujagen.<br />
Da gehört eine komfortable Kabinenausstattung samt<br />
Film, Fernsehen oder Computerspielen einfach dazu. Der Kunde<br />
soll sich schließlich wohlfühlen und möglichst beim nächsten<br />
Mal wieder mit dieser Airline fliegen, doch muss das alles<br />
für ihn auch bezahlbar sein.<br />
HOCHWERTIGE AUSSTATTUNG SCHON<br />
IM BILLIGFLIEGER<br />
Andererseits muss der Kunde nach dem Flug das Gefühl haben,<br />
bequem geflogen zu sein sowie einen guten Service und<br />
kurzweilige Unterhaltung genossen zu haben, und das zu einem<br />
möglichst günstigen Preis-Leistungs-Verhältnis. Das<br />
gleicht für manchen Einkäufer der Quadratur des Kreises. So<br />
kann man im Billigflieger ganz sicher nicht verlangen, dass je-<br />
Im Rumpfheck wird<br />
es zu eng für drei<br />
Sitze, aber für einen<br />
übergewichtigen<br />
Passagier ist noch<br />
genügend Platz.<br />
Schaum ist nicht gleich<br />
Schaum, wie dieser Pilotensitz<br />
ohne den Bezug beweist.<br />
Zum Komfort gehört auch<br />
eine ausgeklügelte Temperaturund<br />
Geräuschdämmung.<br />
68 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
der Passagier seinen eigenen Monitor samt abwechslungsreichem<br />
Programm vorfindet, doch ist die Ausstattung der Sitze<br />
mit Anschlüssen für Ladegeräte oder USB-Kabel mittlerweile<br />
Standard. Auf diese Weise können die Passagiere ihre eigenen<br />
Geräte nutzen, gewohnte Spiele spielen, die Lieblingsmusik<br />
hören und so weiter.<br />
Beim Durchwandern der übrigen vier Hallen entsteht der<br />
erste, oberflächliche Eindruck, man befinde sich auf einer Messe<br />
für Passagier- oder Crewsitze, doch dieser Eindruck trügt.<br />
Natürlich sind die Großen der Branche breit vertreten, doch<br />
gibt es mittlerweile eine ganze Reihe kleinerer Anbieter, die<br />
mit innovativen Ideen oder Materialien ihre Marktnische finden.<br />
Interessant sind vor allem die Kombinationen mit IFE-<br />
Systemen und auch die mögliche Neuaufteilung der Kabine.<br />
So fand das Space-Flex-Konzept von Airbus große Beachtung,<br />
bei dem beispielsweise die für Kurzstrecken überdimensionierte<br />
Galley im Heck der A320-Familie verkleinert wird.<br />
Dadurch entsteht entweder Platz für drei zusätzliche Sitze<br />
oder für mehr Beinfreiheit. Hochgradig interessant fanden Airline-Vertreter<br />
auch die Airbus-Idee einer Unterteilung der Economy<br />
Class in drei Segmente. Diese werden „Budget“, „Comfort“<br />
und „Premium“ genannt, bieten elf, zehn oder neun Sitze<br />
„Kabinen-Oscars“.<br />
Ausgezeichnet: ein teildurchsich tiger<br />
Film von SABIC, der zur Verdunkelung<br />
genutzt werden kann.<br />
Beim Fünf-Klassen-Modell von<br />
Airbus gibt es im untersten Preissegment<br />
elf Sitze in einer Reihe.<br />
Spiegeleier zum Frühstück?<br />
Ein Steak zum Mittagessen? Mit<br />
dieser Pfanne ist alles möglich.<br />
Fotos: Matthias Gründer, Hamburg Aviation<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 69
Technik<br />
Aircraft Interiors Expo <strong>2015</strong><br />
„Kabinen-Oscar“ – Crystal Cabin Award<br />
Für die begehrten Auszeichnungen gab es auch in diesem Jahr zahlreiche<br />
Bewerbungen, unter denen dann von einer Jury die Auswahl für<br />
eine Shortlist getroffen wurde. Endlich hieß es: „The winner is ...“<br />
RECARO und<br />
Panasonic<br />
statten den CL3710 mit<br />
einem großen Monitor aus.<br />
in einer Reihe und den Airlines die Möglichkeit, die bisher<br />
doch recht deutliche Preislücke zwischen Economy und Business<br />
zu überbrücken. Wer also nicht mit zehn Leidensgefährten<br />
in einer Reihe sitzen will, entschließt sich vielleicht eher<br />
zum Wechsel in die höhere Kategorie, ohne gleich ganz tief in<br />
den Geldbeutel greifen zu müssen.<br />
SIND AIRLINES UND PASSAGIERE BEREIT, FÜR<br />
MEHR KOMFORT MEHR ZU BEZAHLEN?<br />
Kategorie Greener Cabin, Health, Safety & Environment:<br />
B/E Aerospace (USA) für einen dünnen Solarzellenfilm<br />
Industrial Design & Visionary Concepts: Embraer für die wartungsarme<br />
und geräumige Kabine der E2-Generation der Regional Jets<br />
Material & Components: SABIC Innovative Plastics (USA) für den<br />
teiltransparenten Film LEXAN XHR2000, z. B. für Fenster, aber auch als<br />
Gestaltungselement in der Kabine<br />
Passenger Comfort Hardware: SII Deutschland für den SANTO<br />
Seat für übergewichtige Passagiere in der letzten Reihe<br />
Passenger Comfort Systems: ViaSat (USA) für die Internetlösung<br />
„Exede in The Air“ mit 12 Mbps an jedem Sitz, mit der jetzt auch Spielfilme<br />
störungsfrei empfangen werden können<br />
Premium Class VIP: Etihad Airways für ihr A380-Upper Deck mit<br />
einem kompletten Apartment und neun Compartments in der First Class<br />
sowie 70 Sitzen in der Business Class<br />
University: Marc Spille aus Hamburg für einen mobilen Müllbehälter, in<br />
dem die Säcke per Vakuum raumsparend verkleinert werden können. Die<br />
dafür genutzte Technik ist die gleiche wie in den Bordtoiletten.<br />
Etihad bekam einen Preis für seinen<br />
„Palast über den Wolken“.<br />
Die Ausrüster erfüllen Wünsche,<br />
aber sie wecken auch neue.<br />
Fotos: Matthias Gründer, Hamburg Aviation, RECARO<br />
Die Patient Transport Unit von<br />
Lufthansa Technik kann in Flugzeugen<br />
aller Art installiert werden.<br />
Auch Pilotensitze unterliegen ständigen Änderungen, wie so<br />
mancher Blick unter die Bezüge zeigt. Bei Aerofoam wirbt<br />
man sogar mit Diamantstaub gegen „Hot Pants“, also mit den<br />
winzig kleinen Abfällen von Industriediamanten, die nicht einmal<br />
mehr für Schleifscheiben geeignet sind. In Pilotensitzen<br />
indessen können sie dank ihrer Temperaturempfindlichkeit einer<br />
Aufheizung vorbeugen. Apropos Bezüge, die bilden ebenfalls<br />
einen wichtigen Ausstellungskomplex. Ob Leder oder<br />
Textil – die riesige Auswahl an Materialien und Designs überrascht<br />
immer wieder, und das gilt auch für Fußbodenbeläge<br />
oder Wandbespannungen. Dabei ist die Kombination von<br />
Komfort und Aussehen auch hier vom Preis abhängig.<br />
Wie im übrigen Leben gilt auch in der Passagierluftfahrt:<br />
Höhere Qualität hat ihren Preis. Die Airline muss entscheiden,<br />
ob sie diesen an den Passagier weitergeben will, und sie muss<br />
möglichst vorhersagen können, ob dieser ihn ohne zu murren<br />
bezahlt. Das ist ein sehr schmaler Grat mit sehr viel „Gelände“<br />
links und rechts davon. Die AIX <strong>2015</strong> indessen hat einmal<br />
mehr gezeigt, dass die Anbieter Wünsche nicht nur erfüllen,<br />
sondern auch wecken. Die Innovationslust jedenfalls ist ungebrochen.<br />
FR<br />
70 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
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an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz wird mir<br />
separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungsdatum, die Erstattung des belasteten<br />
Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
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dem Sie die erste bestellte Aus gabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anfor derungen von Art. 246a § 1<br />
Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die Bestellung zu<br />
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Von Dienstgipfelhöhe über Nebenstromverhältnis bis zu Head-up-<br />
Display. In unserer neuen Rubrik finden Sie jetzt in jeder <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong><br />
eine Definition eines wichtigen Begriffs aus der Luft- und Raumfahrt.<br />
Fotos: Dassault Aviation (2), Gulfstream Aerospace, Kaps, Sikorsky Aircraft, Thomalla<br />
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Briefing<br />
Luft- und Raumfahrt von A bis Z<br />
FOLGE 003<br />
Head-Up Display<br />
Das Blickfelddarstellungsgerät, englisch:<br />
Head-up Display (HUD), spiegelt<br />
von einem LED-Bildgeber aus dem Piloten<br />
die wichtigsten Flugdaten gestochen<br />
scharf auf einen kleinen, halbdurchlässigen<br />
Spiegel ein, der sich direkt innerhalb<br />
der Cockpitscheibe befindet. Das System<br />
besteht aus einem Bildgeber, einem Optikmodul<br />
und einer Projektionsfläche im<br />
direkten Blickfeld des Piloten.<br />
Wichtiger Vorteil: In entscheidenden<br />
Flugphasen, etwa bei Schlechtwetteranflügen,<br />
kurz bevor draußen die Piste im<br />
Nebel in Sicht kommt, muss der Pilot<br />
seinen Kopf nicht mehr zum Ablesen<br />
der Instrumente nach unten wenden.<br />
Auf dem Head-up Display werden ihm<br />
ständig alle wichtigen Fluginformationen,<br />
wie Horizontlage, Geschwindigkeit,<br />
Kurs und Höhe, angezeigt. Außerdem<br />
stellt ein kleiner Marker den aktuellen<br />
Flugweg des Flugzeugs dar. Dadurch<br />
sieht man, selbst bei Seitenwind<br />
mit starkem Vorhaltewinkel, wo genau<br />
das Flugzeug beispielsweise auf einer<br />
Landebahn gleich aufsetzen wird und<br />
ob noch korrigierend eingegriffen werden<br />
muss.<br />
Weil ein HUD die Situationswahrnehmung<br />
verbessert, erlaubt die EASA<br />
damit ausgestatteten Airbus A320 Starts<br />
bei nur 75 Metern Sicht voraus, statt<br />
sonst bei mindestens 125 Metern Sicht.<br />
Die FAA zertifizierte den Business Jet<br />
Challenger 605 von Bombardier mit einem<br />
Head-up Guidance System (HGS)<br />
für Schlechtwetteranflüge bis zu Wolkenuntergrenzen<br />
von nur 100 Fuß (30<br />
Meter) über Grund. Als neueste Ergänzung<br />
lassen sich auf dem Head-up Display<br />
auch synthetische Landschaftsdaten<br />
aus dem Computer oder elektronisch<br />
aufbereitete, reale Bilder einer Bordkamera<br />
(Infrarot oder Restlichtverstärker)<br />
abbilden, so dass man etwa Nachtanflüge<br />
in engen Gebirgstälern nach Sicht<br />
durchführen kann.<br />
Bei den in Militärflugzeugen schon<br />
länger üblichen HUDs geht der Trend,<br />
nach immer breiter werdenden Anzeigeflächen,<br />
zu Helmdisplays, die ihre Daten<br />
direkt auf eine Helmscheibe oder Helmbrille<br />
des Piloten projizieren, so dass der<br />
Pilot im Luftkampf, auch wenn er stark<br />
seitlich oder nach oben schaut, alle Informationen<br />
stets im Blick hat. Ein kleines,<br />
modulares Trainer-HUD wie das<br />
CMA-7150 von Esterline wiegt komplett<br />
13,6 Kilogramm, verbraucht 95 Watt<br />
und schafft 20000 wartungsfreie Betriebsstunden<br />
ohne Störung.<br />
FR<br />
SEBASTIAN STEINKE<br />
Flugweg-Symbole<br />
beim Rockwell Collins HGS-3500<br />
(verwendet in Business Jets)<br />
steigen<br />
sinken und links steuern<br />
genau auf Kurs<br />
zu schnell („Luftbremse“),<br />
aber langsamer werdend<br />
(Energie-„Karotte“<br />
unterhalb des Flügels)<br />
etwas zu langsam<br />
(„kleine Klappe“) und<br />
noch langsamer<br />
werdend (Energie-<br />
„Karotte“ unterhalb<br />
des Flügels)<br />
HGS-3500, hier mit<br />
aufbereitetem<br />
Kamerabild der<br />
Landschaft unterlegt.<br />
787-Piloten beim Landetraining im Flugsimulator. Die<br />
beiden HUDs helfen vor allem bei Schlechtwetteranflügen.<br />
etwas zu langsam<br />
(„kleine Klappe“), aber<br />
schneller werdend<br />
(Energie-„Karotte“<br />
oberhalb des Flügels)<br />
stabile Fluglage,<br />
ausgeglichener<br />
Energiezustand (keine<br />
„Klappen“, Energie-<br />
„Karotte“ auf Höhe des<br />
Flügels)<br />
Fotos: Boeing, Rockwell Collins<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 73
Berufe in der Luftfahrt<br />
An der Unfallstelle<br />
sichtet der BFU-Unfalluntersucher<br />
alle<br />
relevanten Fakten.<br />
Der Geruch von verbranntem<br />
Fleisch, zerfetzte Leichenteile,<br />
bis zur Unkenntlichkeit gestauchte<br />
Körper. Flugunfälle sind allein<br />
in der Schilderung schon grausam. Aber<br />
das, was die Unfalluntersucher vor Ort<br />
zu sehen bekommen, ist noch viel grausamer.<br />
Das ist die Wirklichkeit, mit der<br />
sie sich beruflich auseinandersetzen, dabei<br />
aber immer einen kühlen Kopf bewahren<br />
müssen. Denn was sie an der<br />
Unfallstelle dokumentieren, kann später,<br />
bei der Findung der<br />
Unfallursache, von immenser<br />
Wichtigkeit<br />
sein. Da müssen per-<br />
In dieser Ausgabe<br />
sönliche Befindlichkeiten<br />
zugunsten der<br />
nüchternen Ermittlung<br />
in den Hintergrund<br />
treten.<br />
Bei der Untersuchung<br />
am Unfallort<br />
gilt für alle BFU-Mitarbeiter nur die Faktendokumentation.<br />
Dabei müssen drei<br />
Schritte berücksichtigt werden: 1. die<br />
Unfalluntersucher<br />
bei der BFU<br />
Reine Nervensache<br />
Es ist kein Lehrberuf, aber einer, bei dem viel technisches<br />
Verständnis gefordert ist. Der Job des Unfalluntersuchers bei<br />
der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung verlangt zudem<br />
Köpfchen, Feingefühl und vor allem eins: sehr gute Nerven.<br />
handelnden Personen (wie Piloten, Lotsen,<br />
Insassen), 2. die Technik des oder<br />
der betroffenen Luftfahrzeuge in Verbindung<br />
mit der Wartungshistorie sowie 3.<br />
die Umgebung/Umwelt, wie Wetter oder<br />
Notlandemöglichkeiten, inklusive der<br />
Überlebensmöglichkeiten durch eventuell<br />
früheres Einschreiten der Rettungskräfte.<br />
Checklisten werden da akribisch<br />
abgearbeitet, Vermessungen durchgeführt<br />
und Dokumentationen erstellt.<br />
Erst später wird der Unfallbericht verfasst,<br />
der keinerlei Wertung enthalten<br />
sollte, denn Aufgabe der Flugunfalluntersuchung<br />
ist es, Ursachen aufzuklären<br />
und neue Unfälle zu verhindern, nicht<br />
aber Piloten oder fehlerhafte Technik an<br />
den Pranger zu stellen.<br />
Zum Unfalluntersucher bei der Bundesstelle<br />
für Flugunfalluntersuchung<br />
(BFU) in Braunschweig wird man in der<br />
Regel nicht geboren. Gute, meist langjährige<br />
Berufserfahrung im Bereich der<br />
Luftfahrt, beispielsweise als Berufspilot,<br />
Ingenieur oder Psychologe, sind Grundvoraussetzung,<br />
um überhaupt in die engere<br />
Bewerberwahl zu kommen. Ein<br />
Hochschulabschluss ist hilfreich, aber<br />
nicht zwingend erforderlich, oft reicht<br />
die ATPL-Ausbildung mit entsprechend<br />
Das Mitarbeiterspektrum ist breit. Der Spezialist für<br />
Drehflüglerunfälle ist selbst aktiver Helikopterpilot.<br />
Auch wenn ein Flugunfall glimpflich ausgeht,<br />
recherchieren die BFU-Fachleute meist vor Ort.<br />
74 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong><br />
www.flugrevue.de
Die BFU<br />
Nach dem Abkommen von Chicago aus dem Jahr 1944 sind alle<br />
Staaten verpflichtet, Flugunfälle, die sich in ihrer Hoheit ereignet haben,<br />
zu untersuchen. Alleiniger Zweck ist die Verhütung von<br />
Flugunfällen beziehungsweise die Verbesserung der Flugsicherheit.<br />
Details dazu sind in Annex 13 (Artikel 26) des Abkommens<br />
festgeschrieben. Die Erfüllung der Aufgabe in der Bundesrepublik<br />
Deutschland oblag bis 1998 der Flugunfalluntersuchungsstelle (FUS)<br />
beim Luftfahrt-Bundesamt. Mit Inkrafttreten des FlUUG (Flugunfalluntersuchungsgesetz)<br />
am 1.9.1998 wurde die FUS zur eigenständigen<br />
Bundesoberbehörde BFU; sie ist dem Bundesverkehrsministerium<br />
nachgeordnet. Derzeit beschäftigt sie 35 Mitarbeiter, 18 davon sind<br />
Untersucher mit fliegerischem und technischem Background, ein<br />
In Teams<br />
diskutieren<br />
die Unfalluntersucher<br />
auch interdisziplinär<br />
ihre Fälle.<br />
Kollege ist Psychologe. Zudem gibt es Beauftragte (geeignete zivile<br />
Personen), die vor Ort Untersuchungen durchführen beziehungsweise<br />
die BFU-Untersucher am Unfallort unterstützen.<br />
solider Berufspraxis aus. Allerdings gibt<br />
es ein sehr großes Hindernis: die Verträglichkeit.<br />
Wer BFU-Unfalluntersucher<br />
werden will, sollte<br />
NICHT JEDER<br />
IST FÜR DIESEN<br />
KOMPLEXEN<br />
JOB GEEIGNET<br />
sich darüber im Klaren<br />
sein, dass er mit belastenden<br />
Unfallszenarien konfrontiert<br />
wird. Der Kandidat<br />
sollte deshalb genau<br />
abwägen, ob er das wirklich<br />
will, oder besser gesagt:<br />
ob seine Psyche<br />
stark genug für diese Belastung ist.<br />
Johann Reuß ist seit 1986 bei der BFU<br />
und derzeit der dienstälteste Unfall<br />
ermittler in Braunschweig. Er ist<br />
stellvertretender Direktor und als Major<br />
Investigator zuständig unter anderem<br />
für Unfälle mit großen Verkehrsflugzeugen.<br />
Er ist auch als Referent tätig, in der<br />
Schulung von künftigen Unfalluntersuchern.<br />
„Weltweit gibt es nur eine Handvoll<br />
Institutionen, die eine Ausbildung zum<br />
Unfalluntersucher anbieten“, berichtet<br />
er. „Das sind beispielsweise die University<br />
of Southern California (USC), das<br />
NTSB (National Transportation Safety<br />
Board, USA), bei dem ich selbst meine<br />
Ausbildung erhalten habe,<br />
eine Einrichtung in Singapur<br />
und last but not least<br />
die Cranfield University in<br />
England, mit der die BFU<br />
und auch ich als Referent<br />
eng zusammenarbeiten.<br />
Sie genießt weltweit einen<br />
hervorragenden Ruf. Pro<br />
Jahr finden dort zwei Kurse für Unfalluntersucher<br />
statt, sie dauern jeweils<br />
sechs Wochen.“<br />
Der angehende BFU-Unfalluntersucher,<br />
in Deutschland bewerben sich fast<br />
ausschließlich Männer, absolviert den<br />
Lehrgang nach etwa einem Jahr, in dem<br />
er bereits als „Auszubildender“ zu Vor-<br />
Ort-Untersuchungen mitreist und Erfahrungen<br />
sammeln kann. „Meist kristallisiert<br />
sich dabei auch schon heraus“, so<br />
Reuß, „in welche Richtung er sich später<br />
spezialisiert – auf die Allgemeine Luftfahrt<br />
oder auf die Großluftfahrt.“<br />
Die ICAO-Richtlinie erlaubt es dem<br />
Investigator in Charge, bei internationalen<br />
Untersuchungen, wie zuletzt auch<br />
beim A320-Absturz in Frankreich, eigene<br />
Mitarbeiter mit einzubringen. Das<br />
hilft dann natürlich auch den Neuen,<br />
denn sie können so in die einzelnen<br />
Fachgruppen leichter hineinwachsen.<br />
Nach drei bis fünf Jahren sind sie dann<br />
auch in der Lage, völlig selbstständig<br />
Untersuchungen durchzuführen, sei es<br />
allein, wenn es um Segelflugzeuge, ULs<br />
oder Einmots im nationalen Umfeld<br />
geht, oder im größeren Team, wenn es<br />
sich um Unfälle oder schwere Störungen<br />
in der Großluftfahrt handelt.<br />
Die Vakanzen bei den BFU-Jobs sind<br />
nicht sehr hoch, weil der überwältigende<br />
Teil der Unfalluntersucher bis zur Pensionierung<br />
bleibt und die Fluktuation<br />
ausgesprochen niedrig ist. Für aufgeschlossene<br />
Menschen aus der Luftfahrt<br />
ist der Job eine ziemlich gute Alternative,<br />
denn die BFU genießt weltweit einen<br />
exzellenten Ruf.<br />
FR<br />
RENATE STRECKER<br />
Bei Unfällen mit Verkehrsflugzeugen auf deutschem<br />
Hoheitsgebiet ist die BFU zuständig.<br />
In einer Halle am Flughafen<br />
Braunschweig lagern die Unfallwracks.<br />
Fotos: BFU, Renate Strecker (2)<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 75
Raumfahrt<br />
Kooperation NASA - ESA<br />
Service aus<br />
Wenn in zwei Jahren eine unbemannte Orion-Kapsel<br />
an der Spitze der Trägerrakete SLS ins All fliegt,<br />
wird erstmals auch das europäische Servicemodul<br />
dabei sein. In Bremen entsteht dafür die Hardware.<br />
Von MATTHIAS GRÜNDER<br />
Als die NASA im Jahre 2012<br />
verkündete, dass sie beim<br />
Bau der bemannten Raumkapsel<br />
Orion erstmals auf internationale<br />
Zusammenarbeit setzen und den Auftrag<br />
für die Entwicklung und den Bau<br />
des Servicemoduls nach Europa vergeben<br />
wolle, war das eine hohe Anerkennung<br />
für die Experten in Bremen: Hier<br />
hatte Astrium, heute Airbus Defence &<br />
Space, immerhin fünf automatische<br />
Raumtransporter ATV für die Versorgung<br />
der Raumstation gebaut, und so<br />
war man bestens gerüstet für die neue,<br />
höchst anspruchsvolle Aufgabe.<br />
Die offiziellen Verträge zwischen der<br />
NASA und der ESA und schließlich zwischen<br />
der ESA und Airbus DS wurden<br />
indessen erst im November 2014 unterschrieben,<br />
und angesichts der Planung,<br />
die den ersten Flug des neuen Raumtransportsystems<br />
Orion/SLS bereits in<br />
zweieinhalb Jahren vorsieht, sei die Frage<br />
erlaubt: Ist das überhaupt zu schaffen?<br />
„Natürlich ist der Zeitplan sehr eng“,<br />
sagt Dr. Oliver Juckenhöfel, Leiter<br />
MPCV & ATV Programme in Bremen,<br />
„aber wir mussten ja auch nicht bei Null<br />
anfangen.“ Bereits unmittelbar nach der<br />
Veröffentlichung der vorläufigen Entscheidung<br />
begannen die Experten, die<br />
einige Jahre lang ATV-Erfahrungen angehäuft<br />
hatten, mit der Arbeit, die recht<br />
schnell zu einem vorläufigen Design<br />
führte. Anfang 2014 wurde das mit Partnern<br />
der NASA und von Lockheed konsolidiert,<br />
„aber da war das alles nur Pa-<br />
Fotos: ESA, Matthias Gründer<br />
„Ein Traumjob für Ingenieure!“ Dr. Oliver Juckenhöfel kann strahlen vor dem<br />
Modell des MPCV (Multi-Purpose Crew Vehicle) in Bremen.<br />
76 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Europa<br />
Das<br />
Servicemodul beherbergt<br />
vor allem die Lebenserhaltungssysteme<br />
und den Hauptantrieb.<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 77
Raumfahrt<br />
Kooperation NASA-ESA<br />
pier“, sagt Juckenhöfel. „Dann begannen<br />
wir mit Ingenieursmodellen, und jetzt<br />
sind wir bereits in der Hardware-Phase,<br />
in der wir die ersten Komponenten bauen.“<br />
Im Januar 2017 soll dann das Flugmodell<br />
für den Systemtest an die NASA<br />
geliefert werden – ohne die Erfahrungen<br />
aus der ATV-Zeit wäre so etwas<br />
nie zu schaffen.<br />
Dabei können die Airbus-<br />
Ingenieure nur relativ wenige<br />
Baugruppen des ATV eins zu<br />
eins für Orion übernehmen,<br />
denn die Unterschiede werden schon<br />
beim Vergleich der Missionsabläufe<br />
deutlich: hier der automatische Raumtransporter<br />
mit Ziel Internationale<br />
Raumstation, wo er die meiste Zeit angekoppelt<br />
war, dort die bemannte Raumkapsel<br />
mit etwa dreiwöchiger Flugdauer<br />
im freien Raum, später sogar mit längeren<br />
Missionen in Richtung Mond. Daraus<br />
ergeben sich völlig neue Herausforderungen<br />
an die Konstruktion.<br />
Das auffälligste Merkmal am Servicemodul<br />
ist der neue Antrieb, für den ein<br />
Shuttle-Haupttriebwerk SSME ins ATV<br />
integriert werden musste. „Danach begannen<br />
die Kleinigkeiten“, erinnert sich<br />
Juckenhöfel, die Beantwortung der Frage<br />
zum Beispiel, ob man für das Antriebssystem<br />
einschließlich der Lageregelung<br />
einen isolierten Kreislauf benötigt: „Das<br />
ist zwar gut für die Wiederverwendbarkeit,<br />
bringt aber mehr Masse. Und so<br />
hangeln wir uns bei jeder Frage mit den<br />
amerikanischen Kollegen in Richtung<br />
Optimierung.“<br />
Auf jeden Fall erfährt das ursprüngliche<br />
ATV signifikante Veränderungen,<br />
SERIENBAU? MAN DARF<br />
DOCH WOHL TRÄUMEN!<br />
bevor es als Orion-Servicemodul wiedergeboren<br />
werden kann. Wenn also das<br />
Haupttriebwerk genauso betrieben wird<br />
wie die Lageregelungsdüsen, muss man<br />
von der mechanischen Druckregelung<br />
zur elektrischen wechseln. Technologisches<br />
Neuland wieder, aber für die Bremer<br />
beherrschbar. „Völlig umdenken<br />
mussten wir allerdings bei den Sicherheitsanforderungen,<br />
denn die Einsparung<br />
von Masse führt oft zum Verzicht<br />
auf Redundanz.“<br />
Beim ATV hatte die ESA zweifache<br />
Fehlertoleranz gefordert, weil der Transporter<br />
im angekoppelten Zustand Bestandteil<br />
der Station war und jederzeit<br />
von Besatzungsmitgliedern genutzt wurde,<br />
„doch das gilt heute nicht mehr“, berichtet<br />
Oliver Juckenhöfel. „Wir bekommen<br />
von der NASA eine Zuverlässigkeitszahl<br />
vorgegeben, die wir bei allen<br />
Entwürfen erreichen müssen. Also bauen<br />
wir erst ein Modell mit allen zu fliegenden<br />
Komponenten und suchen nach<br />
möglichst wenig Masse, aber höchster<br />
Sicherheit.“ Das ist immer ein Spiel mit<br />
Versuch und Irrtum: Wenn man an einer<br />
Stelle etwas wegnimmt,<br />
inwieweit verändert<br />
sich dann die Zahl?<br />
Meist stimmen die gefundenen<br />
Lösungen<br />
nicht mehr mit dem<br />
überein, was man eigentlich vorhatte,<br />
zumal die NASA gewisse Toleranzen<br />
beim ATV an der ISS tolerierte, das aber<br />
für Orion nicht mehr gilt.<br />
Sehr hilfreich ist allerdings der „alte<br />
Stamm“ bei der Arbeit am neuen System.<br />
Von den Italienern kommt die<br />
Struktur, aus der Schweiz die Mechanismen<br />
für die Solargeneratoren und so<br />
weiter, und auch in Bremen konnten etwa<br />
zwei Drittel der Mitarbeiter des früheren<br />
Programms nahtlos zum neuen<br />
übergehen. Auch von der Bodeninfrastruktur<br />
kann sehr viel weiterverwendet<br />
werden, Anlagen und Werkzeuge beispielsweise,<br />
„obwohl wir uns aus wirtschaftlicher<br />
Sicht sicher sind, dass es<br />
besser gewesen wäre, noch drei, vier<br />
oder gar fünf weitere ATVs zu bauen“,<br />
sagt der erfahrene Ingenieur. Erst dann<br />
ATV – vom Transporter zur bemannten Raumkapsel?<br />
So hätte eine druckbelüftete Rückkehrkapsel auf ATV-Basis aussehen können<br />
(links) und so das ATV-Evolution (rechts). Beide wurden nie realisiert.<br />
Einige Jahre lang wurde in Europa die Frage<br />
diskutiert, ob man nicht das Automated<br />
Transfer Vehicle (ATV) zu einem bemannten<br />
Raumfahrzeug weiterentwickeln solle. Für<br />
zwei Entwicklungsstufen hin zum bemannten<br />
Raumschiff gab es bereits verschiedene<br />
Design- und Machbarkeitsstudien. Bei<br />
der Umkonstruktion der druckbelüfteten<br />
Frachtsektion des ATV in eine ebenfalls<br />
belüftete Rückkehrkapsel wäre die größte<br />
Herausforderung hin zu einer bemannten<br />
Kapsel bereits gemeistert worden. Auch die<br />
Studie ATV-Evolution von EADS-Astrium aus<br />
dem Jahre 2008 über eine Weiterentwicklung<br />
zum Frachter mit Rückführungskapazität<br />
ging in diese Richtung.<br />
Überhaupt drängte die Industrie aus<br />
nachvollziehbaren Gründen auf eine Fortsetzung<br />
des Programms: Im Mittelpunkt<br />
der Anstrengungen stand der Erhalt der<br />
Kompetenzen, aber auch eine Amortisation<br />
der erheblichen Eigeninvestitionen in das<br />
Programm war das Ziel. Dass der ESA-Ministerrat<br />
ein bemanntes Raumflugsystem für<br />
den autonomen Zugang zum All schließlich<br />
ablehnte, hatte vor allem wirtschaftliche<br />
Gründe: Warum soll man eine Raumkapsel<br />
betreiben, wenn das Ziel Raumstation<br />
beispielsweise ein Kooperationsprojekt ist?<br />
Auch künftige Mond- und Planetenmissionen<br />
sind im Alleingang nicht zu schaffen,<br />
so dass man beim Bau der Transportsysteme<br />
ebenfalls lieber auf Zusammenarbeit setzt.<br />
Fotos: AD&S, Astrium, ESA, NASA<br />
78 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Damit Anfang 2017 das erste Flugmodell<br />
geliefert werden kann, werden<br />
jetzt bereits Baugruppen produziert.<br />
Während des ersten Orion-Flugtests EFT-1 im Dezember 2014 kam noch ein<br />
Massendummy von der NASA zum Einsatz.<br />
Von oben nach unten: Orion-Kapsel,<br />
ESA-Servicemodul, SLS-Oberstufe.<br />
hätten sich die immensen Investitionen<br />
des Raumfahrtkonzerns in das Programm<br />
wirklich amortisiert.<br />
Nun hofft man also bei Airbus DS<br />
auf eine größere Serie mit regelmäßigen<br />
Aufträgen, denn Orion wird für lange<br />
Zeit das einzige US-Raumtransportsystem<br />
für Flüge über die Erdumlaufbahn<br />
hinaus bleiben. Von einer Serienproduktion<br />
zu sprechen wäre sicherlich verfrüht,<br />
aber wenn die NASA ihren eigenen<br />
Zeitplan einhalten will, muss sie<br />
Anfang 2016 die zweite Einheit bestellen<br />
sowie mindestens eine in jedem folgenden<br />
Jahr. Hinzu kommt, dass die<br />
Amerikaner sehr auf die Sicherheit ihrer<br />
Besatzungen bedacht sind, so dass für<br />
eventuelle Rettungseinsätze immer eine<br />
Ersatzkapsel bereitstehen muss, und<br />
schließlich sind für Mondmissionen beispielsweise<br />
auch Einsätze unbemannter<br />
Frachter denkbar oder die Verwendung<br />
als „Space Tugs“, also Raumschlepper<br />
für havarierte Raumflugkörper.<br />
Die Fantasie kennt jedenfalls keine<br />
Grenzen, aber „jetzt hoffen wir erst einmal<br />
auf den Abschluss der langfristigen<br />
industriellen Vereinbarung“, sagt Juckenhöfel.<br />
„Wir haben feste Zeitpläne<br />
und arbeiten zu fixen Preisen, auch wenn<br />
man Änderungen im Design nicht ausschließen<br />
kann.“ Wenn sie sich dabei bewähren,<br />
stehen ihnen in der bemannten<br />
Raumfahrt alle Türen offen. „Ein Traum<br />
für Ingenieure“, strahlt der Doktor, „da<br />
kommt jemand und sagt: Hier hast du<br />
die Millionen, dort drei Jahre Zeit. Mach<br />
was draus! Etwas Schöneres kann man<br />
sich gar nicht vorstellen!“<br />
FR<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 79
Raumfahrt<br />
Test für die Asteroidenabwehr<br />
Kann man einen<br />
Mond ablenken?<br />
Wie reagiert die Menschheit,<br />
wenn ein Asteroid mit Kurs Erde<br />
entdeckt wird? Die ESA-Sonde<br />
„Asteroid Impact Mission“ soll<br />
diese Frage beantworten.<br />
Die Entwurfsarbeiten für AIM begannen<br />
im April <strong>2015</strong>. Das Projekt<br />
soll zur Entwicklung von<br />
Technologien künftiger Raumflugmissionen<br />
beitragen; zugleich ist es die erste<br />
Untersuchung über mögliche planetare<br />
Verteidigungstechniken seitens der ESA.<br />
Zunächst wird ab Oktober 2020 die<br />
Sonde zu den Didymos-Zwillings-Asteroiden<br />
fliegen, die 2022 bis auf elf Millionen<br />
Kilometer und damit vergleichsweise<br />
nahe an die Erde herankommen<br />
werden. Der Hauptkörper hat einen<br />
Durchmesser von 800 Metern und wird<br />
von einem 170 Meter durchmessenden<br />
Mond umkreist, der den inoffiziellen Namen<br />
„Didymoon“ trägt. Dieser kleine<br />
Mond ist das eigentliche Ziel von AIM.<br />
Die Sonde soll den Gesteinsbrocken<br />
mit optischen Instrumenten, Radar und<br />
Laser scannen, um detaillierte Aufzeichnungen<br />
seiner Oberfläche und des inneren<br />
Aufbaus zu erhalten. Außerdem<br />
wird AIM ein Landemodul absetzen.<br />
Überdies werden mehrere Minisatelliten<br />
ausgesetzt, um weitere wissenschaftliche<br />
Daten aus der nächsten Umgebung des<br />
Mondes zu sammeln. Die Ergebnisse<br />
werden dann mittels einer leistungsfähigen<br />
Laser-Datenverbindung an die Bodenstation<br />
der ESA auf der Kanareninsel<br />
Teneriffa übermittelt.<br />
AIM stellt zudem den ESA-Beitrag<br />
zur umfassenden AIDA-Mission (Asteroid<br />
Impact & Deflection Assessment)<br />
dar. Ende 2022 soll die von der NASA<br />
gesteuerte DART-Sonde (Double Asteroid<br />
Redirection Test) bei Didymos ankommen<br />
und direkt mit einer Geschwindigkeit<br />
von sechs Kilometern pro Sekunde<br />
in Didymoon einschlagen. AIM wird<br />
genau beobachten, wie DART auftrifft,<br />
und anschließend wird der Mond für<br />
Vorher-Nachher-Vergleiche detailliert<br />
untersucht, um die kinetischen Auswirkungen<br />
von DART und deren Folgen beschreiben<br />
zu können.<br />
Im Erfolgsfall sorgt die Veränderung<br />
der Umlaufbahn des Minimondes mittels<br />
Per Laserstrahl erfolgt<br />
die Datenübertragung<br />
zur Erde.<br />
Didymoon (links) ist das Ziel von AIM und DART. Bereits 2005 hatte die NASA von<br />
der Raumsonde Deep Impact aus den Kometen Tempel-1 „beschossen“ (rechts).<br />
des DART-Aufpralls erstmals dafür, dass<br />
die Menschheit die Dynamik des Sonnensystems<br />
messbar beeinflussen kann.<br />
Somit ist der Versuch die Grundlage für<br />
die weitere Entwicklung planetarer Abwehrstrategien<br />
und für ein besseres Verständnis<br />
des Einsatzes technischer Mittel<br />
bei einer tatsächlichen Bedrohung aus<br />
dem All.<br />
FR<br />
MATTHIAS GRÜNDER<br />
Fotos: ESA (3), NASA<br />
80 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
News RAUMFAHRT<br />
Foto: NASA<br />
NASA-RAUMSONDE MESSENGER<br />
Dem Ende entgegen<br />
Am 30. April ging eine großartige NASA-Mission zu Ende, als die Raumsonde<br />
MESSENGER (Mercury Surface, Space Environment, Geochemistry<br />
and Ranging) nach Verbrauch aller Treibstoffreserven auf der<br />
Oberfläche des sonnennächsten Planeten Merkur zerschellte. Vor elf Jahren<br />
war MESSENGER gestartet worden und nach sechseinhalbjährigem Flug am<br />
18. März 2011 in eine Umlaufbahn um den Merkur eingeschwenkt. Nun aber<br />
ging der Treibstoffvorrat zu Ende, und mit gezielten Bahnänderungsmanövern<br />
wurde die Sonde zum Absturz gebracht.<br />
Antrieb Sonnenlicht<br />
Fast ein Dutzend Nanosatelliten soll<br />
die neue US-Schwerlastrakete SLS beim<br />
Testflug Exploration Mission-1 neben einer<br />
unbemannten Orion-Kapsel ins All befördern.<br />
Dazu gehört auch die Near-Earth<br />
Asteroid Scout Mission, die mit Hilfe eines<br />
Sonnensegels per Lichtdruck der Sonne<br />
einen Asteroiden anfliegen und diesen<br />
fotografieren soll. Alle Nutzlasten wiegen<br />
nicht mehr als 14 Kilogramm pro Satellit.<br />
Das All ist nass<br />
Foto: NASA Foto: NASA<br />
NASA-Beobachtungen außerirdischer<br />
Welten haben ergeben, dass erstaunlich<br />
viel Wasser im Universum verteilt ist, darunter<br />
sogar an Orten, wo es von Wissenschaftlern<br />
nie vermutet worden wäre. Weil<br />
das Vorhandensein von Wasser eine der<br />
Grundbedingungen für die Entstehung von<br />
Leben ist, fühlen sich die Experten nun in<br />
der verstärkten Suche nach nassen Welten<br />
bestätigt, beginnend bei den Monden<br />
Ganymed, Europa und Callisto (Jupiter)<br />
sowie Enceladus und Titan (Saturn).<br />
Aus für TRMM<br />
17 Jahre nach dem Start beendeten die<br />
NASA und die japanische JAXA den gemeinsamen<br />
Betrieb des Klimaforschungssatelliten<br />
TRMM (Tropical Rainfall Measuring Mission),<br />
weil das Bordtriebwerk keinen Treibstoff<br />
mehr hat. Der Satellit hatte die Regenmengen<br />
in den Tropen und Subtropen der Erde<br />
gemessen und damit wesentlich zur Verbesserung<br />
von Klimavorhersagen beigetragen.<br />
❱❱❱ kurz notiert<br />
NASA-Ingenieure des Materials and<br />
Processing Laboratory beim Marshall<br />
Space Flight Center haben in zehn<br />
Tagen und 18 Stunden aus 8255 per<br />
Laser geschmolzenen Kupferschichten<br />
eine Triebwerksbrennkammer<br />
mit mehr als 200 Kühlleitungen für<br />
Flüssigwasserstoff „gedruckt“.<br />
Die Marssonde MAVEN der NASA<br />
(Mars Atmosphere and Volatile<br />
Evolution) hat am 6. April <strong>2015</strong> die<br />
1000. Umrundung des Roten Plane -<br />
ten absolviert. Seit Beginn der Primärmission<br />
hat sie bereits wertvolle<br />
Erkenntnisse über die obere Marsatmosphäre<br />
geliefert.<br />
Die Asteroidensonde Dawn war<br />
kurz nach ihrer Ankunft am Kleinplaneten<br />
Ceres im Asteroidengürtel<br />
in bester Verfassung, stellte die<br />
Bodenkontrolle fest. Zunächst befand<br />
sich die Sonde auf einer spiralförmigen<br />
Abstiegsbahn, auf der sie sich<br />
der Oberfläche immer mehr näherte.<br />
Bis zum 9. Mai wird dann die erste<br />
Erkundungsetappe abgeschlossen<br />
sein, der eine weitere Annäherungsphase<br />
folgen soll. Von dieser erhofft<br />
man sich immer bessere Daten.<br />
Foto: NASA<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 81
Historie<br />
Der Rumpf und die Tragflächengondeln<br />
wurden neu konstruiert.<br />
Passagier-<br />
Tupolew Tu-104<br />
bomber<br />
Vor 60 Jahren erschien ein Strahlverkehrsflugzeug am Himmel über der UdSSR, das seine<br />
Abstammung von einem Bomber nicht verleugnen konnte. Noch bis Anfang der 80er<br />
Jahre standen die letzten Exemplare im Dienst, bevor sie moderneren Mustern wichen.<br />
VON NIKOLAI<br />
JAKUBOWITSCH<br />
Die Tu-104 bewährte sich auf<br />
allen Mittelstrecken der Aeroflot.<br />
Beginnend mit den 50er<br />
Jahren nahm der wirtschaftliche<br />
Aufschwung<br />
in der Sowjetunion nach der Beseitigung<br />
der schlimmsten Kriegsfolgen<br />
langsam Fahrt auf. Als Problem bei der<br />
Erschließung der Rohstoffvorkommen<br />
des riesigen Landes erwies sich zunehmend<br />
die bisherige Konzentration auf<br />
die Eisenbahn als Hauptverkehrsträger,<br />
während die Vorkriegsmuster der zivilen<br />
Luftflotte deren Aufgaben nicht annähernd<br />
übernehmen konnten.<br />
Nach dem Tode Stalins konstatierte<br />
die neue politische Führung das Vorhandensein<br />
einer industriellen Basis für<br />
82 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Kurz und knapp<br />
Bauzeit: 1955 bis 1962<br />
Stückzahl: mehr als 200<br />
Herstellungsland: UdSSR<br />
Die Tu-104 war sehr zuverlässig – nur ein Exemplar<br />
stürzte 1962 wegen widriger Wetterbedingungen ab.<br />
die Entwicklung und den Bau ziviler<br />
Strahlflugzeuge, so dass nun unverzüglich<br />
diese Aufgabe gelöst werden sollte.<br />
Nachdem das Konstruktionsbüro von<br />
Andrej Tupolew bereits erfolgreich den<br />
strahlgetriebenen Bomber Tu-16 realisiert<br />
hatte, war es nur logisch, dass er<br />
nun auch als Erster den „Zivilauftrag“<br />
erhielt.<br />
Gefordert war ein Flugzeug mit einer<br />
Kapazität von 50 Passagieren und 1250<br />
Kilogramm Fracht, einer Reichweite von<br />
3500 Kilometern, einer Startstrecke von<br />
maximal 1650 Meter und einer Höchstgeschwindigkeit<br />
von 1000 Kilometern<br />
pro Stunde. Tupolews Mitarbeiter entschieden<br />
sich Anfang 1952, die Tu-16<br />
als Basis für den neuen Airliner zu nehmen,<br />
vergrößerten den Rumpfdurchmesser,<br />
verzichteten auf die „Wespentaille“<br />
des Bombers und änderten die<br />
Anbringung der Triebwerke. Ansonsten<br />
übernahmen sie zahlreiche Baugruppen,<br />
wie beispielsweise die Außenflügel, das<br />
Fahrwerk und die Leitwerke. Auch der<br />
Bug wurde samt der verglasten „Bombernase“<br />
von der Tu-16 übernommen.<br />
In einem weiteren Detail allerdings<br />
ähnelte die neue Tu-104 wieder ihrem<br />
Vorgängermodell, indem die Ingenieure<br />
nämlich im Heck einen Bremsschirm installierten,<br />
um bei der Landung sicherzugehen,<br />
dass die Maschine nicht über<br />
die Bahn hinausschießen würde.<br />
KEINE PROBLEME<br />
BEI DER <strong>FLUG</strong>ERPROBUNG<br />
Im Dezember 1954 war ein hölzernes<br />
Mock-up des Flugzeuges fertiggestellt,<br />
und im Laufe des folgenden Jahres entstand<br />
der erste Prototyp. Er zeichnete<br />
sich dadurch aus, dass der durchgehende<br />
Flügelkasten die Kabine in einen vorderen<br />
und einen hinteren Salon teilte,<br />
so dass man in der Mitte bei verringerter<br />
Stehhöhe eine Galley unterbringen<br />
konnte. Bereits am 17. Juni 1955 hob<br />
das erste Exemplar der Tu-104 mit dem<br />
Kennzeichen CCCP–Л5400 unter<br />
Kommandant Juri Alaschejew zum<br />
Jungfernflug ab. Die Flugerprobung zog<br />
sich bis zum 12. Oktober hin. Dann begannen<br />
die staatlichen Abnahmeflüge,<br />
die allerdings nicht beim Forschungsinstitut<br />
der Zivilluftflotte, sondern beim<br />
Flugforschungsinstitut der Luftstreitkräfte<br />
stattfanden. Die Tests ergaben,<br />
dass die Maschine auch von Piloten mit<br />
nur mittlerer Qualifikation sicher geflogen<br />
werden konnte, jedoch sollten die<br />
Landebahnen eine Mindestlänge von<br />
2500 Metern, in südlichen, wärmeren<br />
Gefilden sogar von 3000 Metern haben.<br />
Bei Ausfall eines der beiden Triebwerke<br />
konnte noch eine Gesamtmasse<br />
von 71 500 Kilogramm sicher befördert<br />
werden; die Dauergeschwindigkeit in<br />
11 000 Metern Höhe lag bei etwas mehr<br />
als Mach 0.7. Bei maximaler Geschwindigkeit<br />
von Mach 0.87 traten Vibrationen<br />
auf, was die Führung der Aeroflot<br />
allerdings nicht als wichtig erachtete,<br />
Fotos: Archiv Jakubowitsch, FR-Dokumentation<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 83
Historie<br />
Technische Daten<br />
Tupolew Tu-104<br />
Verwendung: Verkehrsflugzeug<br />
Antrieb: 2 Strahltriebwerke Mikulin AM-3<br />
Besatzung: 5 Mann<br />
Passagiere: 50<br />
Schub: je 85,9 kN<br />
Länge: 38,85 m<br />
Höhe: 11,9 m<br />
Spannweite: 34,54 m<br />
Flügelfläche: 186 m 2<br />
Treibstoffvorrat: 29 700 kg<br />
max. Startmasse: 71 500 kg<br />
Höchstgeschwindigkeit: 770 km/h<br />
Steigzeit auf 10 000 m: 19,6 min<br />
Gipfelhöhe: 11 500 m<br />
Reichweite: 2750 km<br />
Startstrecke: 1700 m<br />
Landestrecke: 1800 m<br />
Mit dieser Tupolew Tu-104<br />
eröffnete die Aeroflot am<br />
15. September 1956 die<br />
Erprobung auf der Strecke<br />
Moskau–Omsk–Irkutsk.<br />
Klassiker<br />
der Luftfahrt<br />
Spannende Dokumentationen<br />
über historische Flugzeuge<br />
und ihre faszinierende Technik.<br />
Ausgabe 4/15<br />
jetzt am Kiosk<br />
erhältlich<br />
84 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
In den 60er und 70er Jahren<br />
prägte die Tu-104 das Bild aller<br />
sowjetischen Flughäfen.<br />
Fotos: Archiv Jakubowitsch<br />
So sah der hintere Salon einer Tu-104<br />
mit den charakteristischen breiten<br />
Sitzen und den Gepäcknetzen aus.<br />
Erst 1981 wurden die letzten Tu-104<br />
aus dem Dienst genommen.<br />
Blick ins Cockpit über die Schulter des<br />
Bordingenieurs. Im verglasten Bug war<br />
der Navigator untergebracht.<br />
weil die Maschine im Liniendienst nie<br />
so schnell fliegen würde. Bei Flügen in<br />
Gipfelhöhe wurde die Kabine mit 0,45<br />
Atmosphären druckbelüftet.<br />
Die Serienproduktion begann 1955<br />
im Flugzeugwerk Charkow, und bereits<br />
Ende dieses Jahres fanden erste Testflüge<br />
nach England, Indien und in die<br />
Schweiz statt, wo das Flugzeug durchweg<br />
positiv beurteilt wurde (Lärmbeschränkungen<br />
gab es damals noch<br />
nicht). Die ersten Maschinen wurden<br />
im Mai 1956 an die Zivilluftflotte übergeben,<br />
und im September begann die<br />
offizielle Streckenerprobung. Der reguläre<br />
Linieneinsatz startete am 1. April<br />
1957. Damit war die Tu-104 – nach der<br />
de Havilland Comet – das zweite Serien-Passagierflugzeug<br />
der Luftfahrtgeschichte.<br />
Innerhalb kurzer Zeit wurde der Typ<br />
weiter verbessert. So erhielt er unter anderem<br />
die stärkeren RD-3M-Triebwerke,<br />
später auch größere Treibstofftanks<br />
und wurde so zuerst für 70, ab 1962<br />
sogar für 100 Passagiere modifiziert.<br />
Diese Tu-104A erflog 1958 einige spektakuläre<br />
Weltrekorde.<br />
Die Entwicklung der 100-sitzigen<br />
Tu-104B begann 1958, wofür man den<br />
Rumpf um etwas mehr als einen Meter<br />
verlängerte. Als Antriebe kamen die<br />
neuen RD-3M-500 zum Einsatz, und in<br />
der Erprobung wurde sogar eine Bestuhlung<br />
mit 115 Plätzen getestet, für<br />
den Einsatz aber nicht realisiert. Die<br />
Produktion der B-Version wurde an das<br />
Werk in Kasan übergeben. Die Tu-104E<br />
mit vergrößerter Reichweite startete am<br />
29. Januar 1960 zum Erstflug.<br />
Auch einige Spezialversionen wurden<br />
von diesem Muster gebaut, so die<br />
Tu-104Scha als „fliegendes Klassenzimmer“<br />
für die Ausbildung von Besatzungen<br />
des Raketenträgers Tu-16K-10 oder<br />
das Transportflugzeug Tu-107 für bis zu<br />
70 voll ausgerüstete Fallschirmjäger,<br />
doch blieb es bei einem Prototyp. Auch<br />
die vierstrahlige Tu-110 ergab nicht die<br />
erhofften Verbesserungen. Insgesamt<br />
wurden mehr als 200 Exemplare dieses<br />
zuverlässigen Flugzeugs gebaut, sechs<br />
davon im Jahre 1957 auch an die tschechoslowakische<br />
CSA geliefert. Erst<br />
nach Einführung der Tu-134 nahm man<br />
die Tu-104 aus dem Dienst.<br />
FR<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 85
Service MODELLE UND TERMINE<br />
[ 5]<br />
[ 2 ]<br />
[ 3 ]<br />
Herpa<br />
Kaum hat Etihad Airways den<br />
neuen Anstrich eingeführt, gibt<br />
es dessen Flaggschiff, den Airbus<br />
A380 [ 1 ] (A6-APA) schon<br />
als Modell im Maßstab 1:200.<br />
Die neue Lackierung ist gut wiedergegeben<br />
(Art.-Nr. 557092, 72<br />
Euro). Weitere neue Modelle in<br />
1:200 sind die Antonow An-2<br />
[ 2 ] (HA-ABA) des Antonow-Vereins<br />
Schweiz (AVS) aus Grenchen<br />
(Art.-Nr. 556927, 36 Euro), die<br />
Fokker 27 (F-BPNE) von Air Inter<br />
(Art.-Nr. 556965, 49,50 Euro),<br />
Flugzeuge in diesem Heft<br />
Boeing 747-8<br />
Lockheed U-2R/S<br />
1:144 Revell, Zvezda<br />
1:144 Dragon; 1:72 Special Hobby;<br />
1:48 Italeri<br />
North American 1:144 Minicraft; 1:72 Airfix, Hasegawa,<br />
B-25 Mitchell Italeri, Revell; 1:48 Academy, Revell;<br />
1:32 Hong Kong Models<br />
Tupolew Tu-104<br />
1:144 Amodel; 1:72 HpH Models<br />
ANZEIGE<br />
die Fokker 27 (PH-SAD) von<br />
NLM CityHopper (Art.-Nr.<br />
556897, 49,50 Euro) und die Vickers<br />
Viscount 800 (G-AZNA<br />
„Skianyn Vannin“) von Manx Airlines<br />
(Art.-Nr. 556866, 49,50 Euro).<br />
Die Fokker 100 im Maßstab<br />
1:500 gibt es jetzt auch in den<br />
Farben von Air Niugini (Art.-Nr.<br />
527460, 19,90 Euro).<br />
Revell<br />
Ein alter Bekannter ist mit dem<br />
Bausatz der Douglas AC-47D<br />
Gunship [ 3 ] im Maßstab 1:48<br />
[ 1 ] [ 4 ]<br />
wieder erhältlich. Der groß dimensionierte<br />
Spritzling hat fast<br />
30 Jahre auf dem Buckel, was<br />
sich unter anderem an den erhabenen<br />
Gravuren erkennen lässt.<br />
Die Detaillierung im Innenraum<br />
kann sich auch heute noch sehen<br />
lassen. Drei Figuren und Decals<br />
für zwei Maschinen der US Air<br />
Force (Vietnam und Hurlburt<br />
Field) liegen bei (Art.-Nr. 04926,<br />
118 Teile, 34,99 Euro).<br />
Der Spritzling der Bell AH-1W<br />
Super Cobra im Maßstab 1:48<br />
stammt ursprünglich von Italeri<br />
und ist aus den 90er Jahren datiert.<br />
Die Oberflächenstrukturen<br />
sind gut. Lediglich die Klarsichtkanzel<br />
ist aus etwas dickem Plastik<br />
gefertigt. Die Außenlasten<br />
bestehen aus Raketenbehältern<br />
sowie Hellfire- und Sidewinder-<br />
Flugkörpern. Der Abziehbilderbogen<br />
enthält Markierungen für<br />
drei Kampfhubschrauber des US<br />
Marine Corps auis den Jahren<br />
1988 bis 1991 (Art.-Nr. 04943,<br />
128 Teile, 19,99 Euro).<br />
Sehr gute Gravuren besitzt der<br />
Bausatz der Mikojan MiG-21<br />
F-13 Fishbed C [ 4 ] in 1:72, der<br />
rund zehn Jahre nach seinem ersten<br />
Erscheinen wieder verfügbar<br />
ist. Auch die Detaillierung ist gut.<br />
Im Vergleich zur ersten Ausgabe<br />
ist lediglich der Abziehbilderbogen<br />
etwas geschrumpft; er enthält<br />
nun Markierungen für eine<br />
sowjetische Maschine und die<br />
vom Kosmonauten Sigmund<br />
Jähn geflogene MiG-21 (Art.-Nr.<br />
03967, 83 Teile, 14,99 Euro).<br />
Wingnut Wings<br />
Bisher hatten sich die Neuseeländer<br />
bei ihren Modellen aus der<br />
Zeit des Ersten Weltkriegs im<br />
Maßstab 1:32 vor allem auf kleinere<br />
Muster konzentriert. Nun<br />
ist der deutsche zweimotorige<br />
Bomber AEG G.IV [ 5 ] in einer<br />
frühen Ausführung erschienen.<br />
Der Karton erscheint noch praller<br />
gefüllt als bisher, und auch die<br />
Bauanleitung erreicht mit 34 Seiten<br />
neue Dimensionen. An Qualität<br />
und Detaillierung gibt es wie<br />
üblich nichts auszusetzen. Fünf<br />
Decalbögen (vier davon mit Tarnstoff)<br />
sowie 17 Fotoätzteile liegen<br />
bei. Bei der Bewaffnung hat<br />
der Modellbauer die Wahl zwischen<br />
drei verschiedenen Arten.<br />
Die Reifen sind zweimal vorhanden:<br />
einmal realistisch geplättet,<br />
und einmal komplett rund. Das<br />
Modell besitzt eine Spannweite<br />
von 57 Zentimetern und kann<br />
bei Wingnut Wings über das Internet<br />
bestellt werden (www.<br />
wingnutwings.com). Der Versand<br />
ist kostenfrei. Allerdings<br />
können noch Gebühren des<br />
deutschen Zolls hinzukommen<br />
(Art.-Nr. 32034, 440 Teile, 229<br />
Dollar/ca. 215 Euro).<br />
86 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Foto: Imperial War Museum<br />
• 27.03. – 28.<strong>06</strong>.<strong>2015</strong><br />
Ausstellung „Gustav Mesmer:<br />
Mit dem Fahrrad fliegen“, Zeppelin<br />
Museum Friedrichshafen<br />
Kontakt: Zeppelin Museum Friedrichshafen<br />
GmbH, Tel.: +49 7541 380129,<br />
E-Mail: muecke@zeppelin-museum.de,<br />
www.zeppelin-museum.de<br />
• 19.05. – 21.05.<strong>2015</strong><br />
15. EBACE European Business<br />
Aviation Convention and<br />
Exhibition, Genf<br />
Kontakt: European Business Aviation<br />
Association (EBAA), 1040 Brüssel,<br />
Belgien, Tel.: +32 2 7660070,<br />
E-Mail: info-eu@ebace.aero,<br />
www.ebace.aero<br />
• 23.05. – 24.05.<strong>2015</strong><br />
Le Temps des Hélices Airshow,<br />
Champ d’Aviation de Cerny/<br />
La Ferté-Alais, Frankreich<br />
Kontakt: Amicale Jean-Baptiste Salis,<br />
Aérodrome de Cerny/La Ferté-Alais,<br />
Tel.: +33 1 64 575585, www.ajbs.fr<br />
• 23.05. – 24.05.<strong>2015</strong><br />
VE Day Anniversary Air Show,<br />
Duxford, Großbritannien<br />
Kontakt: IWM Duxford, Cambridgeshire,<br />
Großbritannien, Tel.: +44 1223<br />
835000, E-Mail: duxford@iwm.org.uk,<br />
www.iwm.org.uk<br />
• 24.05.<strong>2015</strong><br />
Cold War Jets Open Day,<br />
Bruntingthorpe Aviation,<br />
Leicestershire, Großbritannien<br />
www.bruntingthorpeaviation.com<br />
• 30.05. – 31.05.<strong>2015</strong><br />
Großes Oldtimer-Festival,<br />
Flughafen Siegerland<br />
Kontakt: VFF Geisweid e.V.,<br />
Tel.: + 49 171 369 2376,<br />
www.oldtimer-festival-siegerland.de<br />
• 31.05.<strong>2015</strong><br />
Volkel in de Wolken,<br />
Volkel City, Niederlande<br />
www.volkelindewolken.nl<br />
• 05.<strong>06</strong>. – 07.<strong>06</strong>.<strong>2015</strong><br />
World War II Weekend, Mid-<br />
Atlantic Air Museum<br />
Kontakt: Mid-Atlantic Air Museum,<br />
Tel.: +1 610 3727333, E-Mail:<br />
maam@maam.org, www.maam.org<br />
• <strong>06</strong>.<strong>06</strong>.<strong>2015</strong><br />
Arctic Airshow Sodankylä,<br />
Finnland<br />
www.airshow<strong>2015</strong>.sodik.fi<br />
• 13.6.<strong>2015</strong><br />
Tag der Bundeswehr, Manching<br />
Mit Flugvorführungen<br />
• 13.6.<strong>2015</strong><br />
Tag der Bundeswehr, Fritzlar<br />
Kontakt: Kampfhubschrauberregiment<br />
36, E-Mail: KpfHubschrRgt36S1@<br />
bundeswehr.org<br />
• 13.<strong>06</strong>.<strong>2015</strong><br />
Biggin Hill Festival of Flight,<br />
Biggin Hill, Großbritannien<br />
Kontakt: Biggin Hill Airport,<br />
Tel.: +44 1959 578571, E-Mail:<br />
info@bhfof.com, www.bhfof.com<br />
• 13.<strong>06</strong>. – 14.<strong>06</strong>.<strong>2015</strong><br />
Flugplatzfest, Bergneustadt<br />
„Auf dem Dümpel“<br />
Kontakt: Luftsport-Club Dümpel,<br />
E-Mail: info@lsc-duempel.de,<br />
www.edkf.de<br />
• 14.<strong>06</strong>.<strong>2015</strong><br />
Cosford Airshow <strong>2015</strong>,<br />
Großbritannien<br />
Kontakt: Air Show Office,<br />
Tel.: +33 1902 377922,<br />
www.cosfordairshow.co.uk<br />
• 14.<strong>06</strong>.<strong>2015</strong><br />
Mobile Legenden <strong>2015</strong>,<br />
Oldtimer- und Luftfahrtfestival,<br />
Eutingen (Gäu)<br />
Kontakt: Stefan Dangel,<br />
Tel.: +49 711 90234-44, E-Mail:<br />
stefan.dangel@mps-agentur.de,<br />
www.mobile-legenden.de<br />
• 15.<strong>06</strong>. – 21.<strong>06</strong>.<strong>2015</strong><br />
51. International Paris Air Show,<br />
Le Bourget, Frankreich<br />
Kontakt: GIFAS, E-Mail: visiteurs@<br />
siae.fr, www.paris-air-show.com<br />
• 20.<strong>06</strong>. – 21.<strong>06</strong>.<strong>2015</strong><br />
Großer Flugtag, Oehna<br />
Kontakt: Fläming Air, Tel.: +49 33742<br />
617-0, E-Mail: edbo@flaemingair.de,<br />
www.flaemingair.de<br />
• 20.<strong>06</strong>. – 21.<strong>06</strong>.<strong>2015</strong><br />
Weston International Airshow,<br />
Weston-super-Mare, Somerset,<br />
Großbritannien<br />
Kontakt: North Somerset Council,<br />
Tel.: +44 1934 888 888,<br />
E-Mail: events@n-somerset.gov.uk,<br />
www.n-somerset.gov.uk<br />
• 27.<strong>06</strong>. – 28.<strong>06</strong>.<strong>2015</strong><br />
Flughafenfest Erfurt/Weimar<br />
Kontakt: Flughafen Erfurt GmbH, Tel.:<br />
+49 361 6562200, E-Mail: info@grossflugtage.de,<br />
www.grossflugtage.de<br />
• 04.07. – 05.07.<strong>2015</strong><br />
Airshow Coburg, Flugplatz<br />
Brandensteinsebene, Bayern<br />
Kontakt: Aero-Club Coburg,<br />
Tel.: +49 171 2665999,<br />
www.airshow-coburg.de<br />
• 04.07. – 05.07.<strong>2015</strong><br />
Flugtag & 102 Jahre Flugplatz<br />
Altenburg-Nobitz<br />
Kontakt: Rotring Entertainment,<br />
Tel.: +49 34343 90810,<br />
E-Mail: info@grossflugtage.de,<br />
www.grossflugtage.com<br />
• 04.07.<strong>2015</strong><br />
Flugtag & 75 Jahre F7 & 50 Jahre<br />
SwAF C-130, Satenas, Schweden<br />
Kontakt: Försvarsmakten, Tel.: +46<br />
8 7887500, E-Mail: exp-hkv@mil.se,<br />
www.forsvarsmakten.se<br />
• 05.07.<strong>2015</strong><br />
Shuttleworth WWI Commemoration<br />
Airshow, Old Warden,<br />
Bedfordshire, Großbritannien<br />
Kontakt: The Shuttleworth Collection,<br />
Tel.: +44 1767 627927,<br />
www.shuttleworth.org<br />
• 11.07. – 12.07.<strong>2015</strong><br />
Flying Legends Air Show,<br />
Duxford, Großbritannien<br />
Kontakt: IWM Duxford, Tel.: +44<br />
1223 835000, www.iwm.org.uk<br />
Impressum<br />
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<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 87
Nachbrenner<br />
North American B-25J Mitchell<br />
Mit knapp 10 000 gebauten Maschinen ist<br />
die B-25 einer der wichtigsten mittelschweren<br />
Bomber des Zweiten Weltkriegs.<br />
Fast 50 fliegen immer noch.<br />
Von RICHARD VANDERMEULEN; Foto: RICHARD VANDERMEULEN<br />
Das Fagen Fighters WWII Museum in Granite<br />
Falls, Minnesota, ist vor allem für seine<br />
perfekt restaurierten Jäger aus dem<br />
Zweiten Weltkrieg bekannt. Nun hat sich Ron Fagen auch eines<br />
Mitchell-Bombers angenommen. Die im letzten Jahr bei<br />
den Spezialisten von Aero Trader in Kalifornien gründlich<br />
überholte und umgebaute „Paper Doll“ repräsentiert nun eine<br />
Maschine der ab Anfang 1943 in Nordafrika, Italien und<br />
88 <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> www.flugrevue.de
Paper Doll<br />
Frankreich eingesetzten 447th Bomb Squadron der 321st<br />
Bomb Group. Sie wurde auch wieder mit einem verglasten Bug<br />
inklusive Norden-Bombenzielgerät statt einer Kanonennase<br />
ausgerüstet. Als Hauptpilot der B-25J-30-NC fungiert Ron Fagens<br />
Sohn Evan. Die Anfang 1945 im North-American-Werk<br />
in Kansas City gebaute Maschine (USAAC-Kennung 44-<br />
86698, Seriennummer 108-47452) war zwar nie im Kriegseinsatz,<br />
hat aber trotzdem eine bewegte Vergangenheit. Nachdem<br />
sie zunächst in Independence, Missouri, und Pyote, Texas, eingelagert<br />
worden war, begann ihre aktive Zeit erst 1951. Die<br />
Royal Canadian Air Force nutzte den mittleren Bomber bis<br />
1961 in der Version TB-25J für Ausbildungsaufgaben. Danach<br />
wechselte das Flugzeug sehr oft den Besitzer. Unter anderem<br />
war die B-25J von 1975 bis 1992 als Feuerlöschflugzeug in Kanada<br />
aktiv. Danach kehrte sie in die USA zurück und war viele<br />
Jahre als „Sunday Punch“ auf Flugtagen zu sehen.<br />
FR<br />
www.flugrevue.de<br />
<strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> JUNI <strong>2015</strong> 89
Vorschau<br />
07/15<br />
AEROSALON<br />
PARIS<br />
In Le Bourget trifft sich vom 15. bis 21. Juni wieder die komplette Luft- und<br />
Raumfahrtbranche zur Paris Air Show. Die große Vorschau im nächsten Heft<br />
stimmt Sie auf die Top-Themen der wichtigsten Messe des Jahres ein.<br />
Die neue <strong>FLUG</strong> <strong>REVUE</strong> erscheint am 15. Juni <strong>2015</strong><br />
Die Show des Jahres<br />
Wir bitten um Verständnis, wenn angekündigte Beiträge aus aktuellen Gründen in eine andere Ausgabe verschoben werden.<br />
ZIVILLUFTFAHRT<br />
Airbus<br />
Über 8000 Verkehrsjets des europäischen<br />
Herstellers fliegen derzeit weltweit im<br />
Liniendienst. Um ihre Betreuung will sich<br />
Airbus künftig verstärkt kümmern. Gelingt<br />
es, neue Einnahmequellen anzuzapfen?<br />
MILITÄRLUFTFAHRT<br />
Greyhound<br />
Für die Versorgung ihrer<br />
Flugzeugträger nutzt<br />
die US Navy seit rund<br />
50 Jahren die C-2A.<br />
Unsere Reportage zeigt<br />
den robusten Transporter<br />
im harten Einsatz.<br />
RAUMFAHRT<br />
Mars<br />
Dem roten Planeten<br />
rücken die Forscher<br />
derzeit mit einer ganzen<br />
Reihe von Sonden und<br />
Rovern zu Leibe – immer<br />
in der Hoffnung, Spuren<br />
von Wasser zu finden.<br />
Fotos: Austrian, Dassault Aviation/K. Tokunaga, Lockheed Martin, US Navy<br />
35 % Ersparnis<br />
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