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„NEUER WALL/KÖNIGLICHER HOF“ - Stadt Moers

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STADT MOERS<br />

„NEUER <strong>WALL</strong>/KÖNIGLICHER HOF“<br />

DOKUMENTATION DES KOOPERATIVEN GUTACHTERVERFAHRENS<br />

MIT ZWEI ÖFFENTLICHEN DISKUSSIONSFOREN


INHALT<br />

1 PERSPEKTIVE.............................................. 04<br />

2 GESCHICHTE................................................ 06<br />

3 PLANGEBIET................................................ 13<br />

4 AUFGABE..................................................... 14<br />

5 DIALOG........................................................ 20<br />

6 ERGEBNIS.................................................... 24


1 PERSPEKTIVE<br />

Als eine der wichtigsten Aufgaben<br />

der nächsten Jahre hat die <strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong><br />

die Profilierung und Stärkung des<br />

öffentlichen Raumes rund um den<br />

„Königlichen Hof“ im Herzen der <strong>Moers</strong>er<br />

Innenstadt als Thema einer<br />

qualitätsvollen <strong>Stadt</strong>entwicklung<br />

rund um den Erlebnisbereich der <strong>Moers</strong>er<br />

Innenstadt erkannt.<br />

Diese stadträumlich sehr bedeutsame<br />

Schnittstelle zwischen der Hauptgeschäftslage<br />

rund um die Steinstraße<br />

bzw. der Altstadt und der Homberger<br />

Straße ist heute mit Verkehrsfunktionen<br />

überlagert und soll zukünftig<br />

vor allem bessere Aufenthalts-<br />

und Gestaltqualitäten aufweisen.<br />

Die <strong>Stadt</strong> hat sich zur Durchführung<br />

einer „informellen“ Planungsstufe in<br />

Form eines Gutachterverfahrens entschieden,<br />

um über konkurrierende<br />

Entwürfe eine möglichst unterschiedliche<br />

Ideenvielfalt zur Neugestaltung<br />

des „Königlichen Hofes“ samt dem<br />

dazugehörigen städtebaulichen Umfeld<br />

bekommen zu können.<br />

Das nun vorliegende Ergebnis dieses<br />

Verfahrens bietet beste Voraussetzungen<br />

für die Umwandlung des „Königlichen<br />

Hofes“ zu einem äußerst<br />

attraktiven Aufenthalts- und Verknüpfungsraum<br />

in der Innenstadt<br />

und für die jetzt anstehende Durchführung<br />

der verbindlichen Bauleitplanung<br />

nach Baugesetzbuch für die<br />

ersten Teilbereiche.<br />

Einigen wichtigen Weichenstellungen<br />

der jüngsten Vergangenheit ist es zu<br />

verdanken, dass diese spannende<br />

Gestaltungsaufgabe jetzt in der Diskussion<br />

mit den Bürgerinnen und<br />

Bürgern aus <strong>Moers</strong> bearbeitet wurde.<br />

So konnten im Rahmen des moers-<br />

Konzepts als Masterplan für die Innenstadt<br />

alle Handlungsfelder und<br />

eine Vielzahl von Einzelprojekten der<br />

zukünftigen <strong>Stadt</strong>entwicklung gemeinsam<br />

verabredet werden.<br />

Hierzu zählt neben den Zielen der<br />

Stärkung des öffentlichen Raumes<br />

u.a. auch die Rücknahme von Verkehrsfunktionen<br />

der Straße „Neuer<br />

Wall“ vor allem durch die Stärkung<br />

der äußeren Innenstadt-Erschließung<br />

(sog. „Grafschafter Rund“). Zudem<br />

ermöglicht die Verlagerung der zentralen<br />

Haltestelle für den Busverkehr<br />

vom derzeitigen Standort in den Bereich<br />

der Straße „Neuer Wall“ sowie<br />

die Herausnahme der Buslinienführung<br />

aus der Homberger Straße alle<br />

Neugestaltungsoptionen des „Königlichen<br />

Hofes“.<br />

An der Schnittstelle zwischen Steinstraße<br />

und Homberger Straße soll<br />

hier zukünftig ein attraktiver und<br />

multifunktional nutzbarer öffentlicher<br />

Raum mit hohen Gestalt- und Aufenthaltsqualitäten<br />

entstehen.<br />

Auch die Entscheidung des Rates der<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong> vom Mai 2007, den<br />

Standort der ehemaligen Post direkt<br />

am „Königlichen Hof“ für die Entwicklung<br />

eines innenstadtintegrierten<br />

Einkaufszentrums mit einer verträglichen<br />

Angebotsergänzung zu<br />

priorisieren, hat Einfluss auf die<br />

städtebauliche Entwicklungsperspektive,<br />

denn am „Königlichen Hof“ wird<br />

sich zukünftig über eine private Investition<br />

ein anderes Bild der Einkaufsstadt<br />

<strong>Moers</strong> abzeichnen können.<br />

Auch diesen städtebaulichen Programmbaustein<br />

galt es im Rahmen<br />

des Gutachterverfahrens mit zu berücksichtigen.<br />

Die städtebaulich-freiraumplanerische<br />

Aufgabenstellung spiegelte<br />

auch den immer wieder in der <strong>Stadt</strong><br />

diskutierten Wunsch wider, den<br />

„Ringschluss“ des <strong>Moers</strong>er Schlossparks<br />

über eine bessere stadträumliche<br />

Vernetzung der Wall- und Grabenanlage<br />

zu ermöglichen bzw. die<br />

Qualitäten bis in die Innenstadt erlebbar<br />

auszugestalten. Nur so kann der<br />

einzigartige Park und insbesondere<br />

der Abschnitt zwischen dem „Königlichen<br />

Hof“ und dem heutigen Standort<br />

der <strong>Moers</strong>er Zentralbibliothek im<br />

Norden gestärkt und profiliert werden.<br />

Der noch heute ablesbare historische<br />

<strong>Stadt</strong>grundriss mit den Hinweisen auf<br />

die mittelalterliche <strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong> und<br />

ihre Befestigungsanlage wurde im<br />

4


Rahmen des Gutachterverfahrens<br />

2007 gerade im Abschnitt des „Königlichen<br />

Hofes“ unter Aktivierung des<br />

Gestaltthemas „Wasser in der <strong>Stadt</strong>“<br />

neu interpretiert. Somit kann der<br />

„Königliche Hof“ als Teil des Innenstadtgeschehens<br />

zu einem neuen<br />

Mittelpunkt für <strong>Moers</strong> avancieren und<br />

zudem die noch heute durch die Barrieren<br />

der Verkehrsräume geteilten<br />

Handelslagen der Altstadt bzw. der<br />

Steinstraße und der Homberger Straße<br />

vereinen.<br />

Der von der Empfehlungskommission<br />

zur Umsetzung empfohlene Entwurf<br />

des Teams RKW Architektur und<br />

Städtebau mit GTL Landschaftsarchitekten<br />

hat es geschafft, uns eine zukunftsfähige<br />

städtebauliche Perspektive<br />

aufzuzeigen, die auf hervorragende<br />

Weise alle funktionalen Anforderungen<br />

in ein überzeugendes gestalterisches<br />

Gesamtkonzept einbindet,<br />

neue Nutzungs- und Aufenthaltsbereiche<br />

schafft und gleichzeitig<br />

die Wegebeziehungen zwischen den<br />

Einkaufsbereichen in der <strong>Moers</strong>er Innenstadt<br />

verknüpft.<br />

Königlicher Hof<br />

Günter Wusthoff<br />

Beigeordneter der <strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong><br />

Aktuelles Luftbild, im Focus:<br />

Der Königliche Hof<br />

5


2 GESCHICHTE<br />

Die Aufgabenstellung des städtebaulich-freiraumplanerischen<br />

Gutachterverfahrens<br />

steht im Kontext einer facettenreichen<br />

geschichtlichen Entwicklung.<br />

Heute hat <strong>Moers</strong> mehr als<br />

100.000 Einwohner, die auf ein vitales<br />

Wirtschafts-, Einkaufs-, Kultur- und<br />

Naherholungsangebot zurückgreifen<br />

können. Die historische Entwicklung<br />

der <strong>Stadt</strong> lässt sich in der Kernstadt<br />

noch heute u.a. an den Linien der barocken<br />

mittelalterlichen Wall- und<br />

Grabenanlage und dem dazugehörigen<br />

Schlosspark ablesen. Der nachfolgende<br />

Katalog soll daher auf die<br />

gesamtstädtische Geschichte aufmerksam<br />

machen und insbesondere<br />

die Situation rund um die Wall- und<br />

Grabenanlage als elementarer Bestandteil<br />

des Schlossparks sowie die<br />

aktuelleren Entwicklungen rund um<br />

den „Königlichen Hof“ näher bringen:<br />

<strong>Stadt</strong>grundriss um 1500 <strong>Stadt</strong>grundriss um 1600<br />

2.1 Meilensteine Schloss,<br />

Wall- und Grabenanlage<br />

Mittelalterliche Entwicklung und Befestigungsanlage<br />

900 erste urkundliche Erwähnung<br />

der Siedlung <strong>Moers</strong><br />

1100 Errichtung der Burg des<br />

Grafen von <strong>Moers</strong>. Die<br />

Baugeschichte des <strong>Moers</strong>er<br />

Schlosses, der ehemaligen<br />

Burg, ist mehr oder<br />

weniger ungeklärt. Sicher<br />

ist, dass es bis 1600 be-<br />

<strong>Stadt</strong>grundriss um 1800 <strong>Stadt</strong>grundriss um 1900<br />

6


wohnt und danach bis Anfang<br />

des 19. Jahrhunderts<br />

unbewohnt und unverändert<br />

war. Der Bau wurde<br />

bis ins 19. Jh. durch Anbauten<br />

und Abriss immer<br />

wieder verändert. In Folge<br />

Entstehung einer Siedlung<br />

nördlich der Burg<br />

1300 Verleihung der <strong>Stadt</strong>rechte<br />

1400 Beginn des Ausbaus der<br />

Befestigung im Altstadtbereich<br />

mit Mauer und doppeltem<br />

Graben<br />

Neue Festungsanlagen unter der<br />

Herrschaft der Oranier<br />

1597 Die Grafschaft <strong>Moers</strong> wurde<br />

an Moritz von Nassau-<br />

Oranien durch Schenkung<br />

übertragen.<br />

1601 Neubefestigung der <strong>Stadt</strong><br />

nach niederländischem<br />

System durch Prinz Moritz<br />

von Nassau-Oranien<br />

1601-1609 Errichtung des Kastells,<br />

der neuen Befestigung des<br />

Schlosses als fast regelmäßiges<br />

Fünfeck mit fünf<br />

Bastionen an den Ecken<br />

1611-1620 Befestigung der Alt- und<br />

Neustadt sowie des<br />

Schlosses durch einen alle<br />

Teile umschließenden Befestigungsgürtel<br />

aus einem<br />

Wassergraben, Bastionen<br />

und zwischen diesen<br />

angelegten Inseln (Ravelins).<br />

Die Wälle waren<br />

Luftbild von 1962<br />

7


Erdwerke ohne Mauern<br />

und daher ungewöhnlich<br />

breit. Durch die Neubefestigung<br />

entstanden insbesondere<br />

in der Neustadt<br />

erhebliche Erweiterungen<br />

im <strong>Stadt</strong>grundriss. Die neu<br />

entstehenden Baublöcke<br />

lehnten sich eng an die<br />

oranische Befestigungsanlage<br />

an und bildeten mit<br />

dieser eine Einheit.<br />

Niederlegung der Festungswerke<br />

durch Friedrich den Großen<br />

1763-1764 Friedrich der Große veranlasst<br />

die Schleifung der<br />

Festungswerke, Abtragung<br />

des inneren Wallrings mit<br />

den Bollwerken und Zuschüttung<br />

der Gräben.<br />

Durch die nun aufgehobene<br />

Trennung zwischen<br />

Kastell, Altstadt und Neustadt<br />

entstanden neue Flächen,<br />

wie z.B. der Neumarkt<br />

und Teile des Kastellplatzes.<br />

Durch Intervention<br />

des Magistrats<br />

blieben die äußeren Wallanlagen<br />

vorwiegend zum<br />

Schutz vor Rheinhochwassern<br />

erhalten und wurden<br />

landschaftlich umgestaltet.<br />

Noch Ende des Jahrhunderts<br />

wurde die<br />

Dammkrone aus Gründen<br />

des Hochwasserschutzes<br />

erheblich verbreitert und<br />

erhöht. Im Bereich der Altund<br />

Neustadt wurde in<br />

Folge ein Ring von Privatgärten<br />

in der aufgefüllten,<br />

ehemaligen Grabenzone<br />

bis zu einem schmalen<br />

verbliebenen <strong>Stadt</strong>graben<br />

hin angelegt.<br />

2.2 Meilensteine Schlosspark<br />

1836 Vermutliche Beauftragung<br />

des Hofgartendirektors<br />

Maximilian Friedrich Weyhe<br />

aus Düsseldorf durch<br />

den <strong>Moers</strong>er Fabrikanten<br />

Wintgens zur Neuplanung<br />

eines Privatparks östlich<br />

des heutigen öffentlichen<br />

Schlossparkes (die Gehölzwahl<br />

und der Planungsstil<br />

deuten darauf<br />

hin)<br />

1905 Erwerb von Schloss und<br />

dazugehörigem Park<br />

durch die <strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong><br />

(Größe: über 5 ha), damals<br />

erörterte Verwendung:<br />

Entweder öffentlicher<br />

Wettbewerb für die Aufstellung<br />

eines Bebauungsplanes<br />

für Wohnbereiche<br />

oder Freigabe für die<br />

Öffentlichkeit und Anreiz<br />

für fremde Besucher<br />

1906 Eröffnung des westlichen<br />

Parkteils für die Allgemeinheit<br />

1909 Ausschreibung eines Architektenwettbewerbs,<br />

bei<br />

dem Teile des Parks als<br />

<strong>Stadt</strong>erweiterungsgebiet<br />

vorgesehen waren, die Ideen<br />

wurden nicht verwirklicht,<br />

die Parkanlagen blieben<br />

als Grünfläche erhalten<br />

1913 Hinzukauf der großen Wintegens’schen<br />

Baumwollspinnerei<br />

sowie des dazugehörigen<br />

Parks mit weiteren<br />

ca. 5 ha durch die<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong>/Bürgermeister<br />

Glum<br />

1914 Freigabe des gesamten<br />

Parks für die Öffentlichkeit<br />

1927 Abermalige Erweiterungsgedanken<br />

zum <strong>Stadt</strong>park<br />

1929 Ausschreibung eines Wettbewerbs<br />

über die Gestaltung<br />

eines Erweiterungsgeländes<br />

(südliches Hornwerk)<br />

zu einem Volks- und<br />

Bürgerpark mit anschließender<br />

Realisierung<br />

1930 Bau des Park-Cafés (zerstört<br />

im Krieg, wiederaufgebaut<br />

1954) auf dem<br />

Standort der ehemaligen<br />

Remise<br />

1933 Abschluss der Parkerweiterungsarbeiten<br />

(Planung:<br />

Massias) auf der Fläche<br />

des ehemaligen Hornwerkes<br />

8


1971-1979 Planung und Ausführung<br />

des Freizeitparkes, westlich<br />

gegenüber dem<br />

Schlosspark (Gartenarchitekten<br />

Wrede/Ernst), geplant<br />

als Entlastung für<br />

die „stille Erholung“ im alten<br />

Landschaftspark rund<br />

um das Schloss<br />

1990 Katastrophale Sturmschäden<br />

in den Alleen auf den<br />

Wallanlagen<br />

1991-1993 Aufstellung des Parkpflegewerkes<br />

für den Schlosspark<br />

und die Wallanlagen<br />

durch die <strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong><br />

(Verfasser: Gustav und Rose<br />

Wörner, Wuppertal),<br />

anschließend Beginn der<br />

Wiederherstellung der<br />

Lindenallee im Bereich<br />

des Ostringes mit gut entwickelten<br />

Kaiserlinden aus<br />

einheitlicher, niederrheinischer<br />

Herkunft<br />

1993 Umbau des Park-Cafés,<br />

Freilegung archäologischer<br />

Grabungen mit Teilen<br />

der mittelalterlichen<br />

Befestigung<br />

2007 Fertigstellung des wiederhergestellten<br />

Wassergrabens<br />

rund um die „Nepix<br />

Kull“ im Südosten des<br />

Parks<br />

9


2.3 Meilensteine Plangebiet<br />

bzw. „Königlicher Hof“<br />

1763-1764 Vermutliche Errichtung<br />

Hotel zum „Königlichen<br />

Hof“ und Gasthof „Steinschen“<br />

nachdem die Befestigungsanlagen<br />

rund<br />

um die <strong>Stadt</strong> beseitigt<br />

wurden. Das Hotel erhielt<br />

seinen Namen aufgrund<br />

des Besuchs von Friedrich<br />

Wilhelm des IV. im Hotel<br />

1866-1867 Neubau des Lehrerseminars<br />

(jetzt Gymnasium<br />

Adolfinum) an der Wilhelm-Schroeder-Straße<br />

1930 Eröffnung der „Trotzburg“<br />

an der Ecke Wilhelm-<br />

Schroeder-Straße<br />

1944 Zerstörung des „Hotel zum<br />

Königlichen Hof“ im Krieg,<br />

danach nicht mehr aufgebaut<br />

1947 Eröffnung des Bierpavillon<br />

Café Roos am „Königssee“<br />

1955 Bau eines modernen Geschäftshauses<br />

mit Post an<br />

der Stelle des ehemaligen<br />

Hotels, Platz am „Kö“ entwickelt<br />

sich in der Nachkriegszeit<br />

zum Verkehrsknotenpunkt<br />

1971 Abriss des Bierpavillon<br />

Café Roos<br />

1971 Beginn der Neubaumaßnahmen<br />

der Straße „Neuer<br />

Wall“ als 4-spurige<br />

Straße unter Wegfall der<br />

auf der ehemaligen Grabenzone<br />

liegenden Privatgärten<br />

sowie Neubau eines<br />

Fußgängertunnels am<br />

„Königlichen Hof“.<br />

1972 Eröffnung der Fußgängerzone<br />

„Steinstraße“<br />

1972 Eröffnung des neuen zentralen<br />

Bushaltepunktes am<br />

„Königlichen Hof“<br />

1973 Bau des Wall-Zentrums<br />

1975 Einweihung der Zentralbibliothek<br />

(heute: Hanns<br />

Dieter Hüsch-Haus)<br />

1983 Die Wall- und Grabenanlage<br />

wird als bedeutendes<br />

und eindrucksvolles Ensemble<br />

des frühzeitlichen<br />

<strong>Stadt</strong>- und Verteidigungsbaus<br />

unter Denkmalschutz<br />

gestellt, um den Erhalt,<br />

die Sicherung und die<br />

Pflege des überkommenen<br />

Erscheinungsbildes der<br />

Anlage zu fördern.<br />

1984 Umbau Kaufhalle als Arrondierung<br />

der Handelssituation<br />

am Rande der Altstadt<br />

1986 Fußgängerunterführung<br />

zwischen Homberger Straße<br />

und Steinstraße wurde<br />

aufgegeben und geschlossen<br />

1992 Eröffnung eines Teilabschnittes<br />

des Neubaus der<br />

Sparkasse am Ostring<br />

1998 Umbau der Homberger<br />

Straße/Einrichtung einer<br />

Fußgängerzone<br />

2003 Eröffnung der Grafschafter<br />

Passage an der Homberger<br />

Straße<br />

2004 Vorbereitung der Sanierung<br />

des Gymnasiums<br />

Adolfinum<br />

2006 Beginn der Planungen zu<br />

einem Einkaufszentrum<br />

am Standort „Königlicher<br />

Hof“<br />

2007 Baubeginn des Projektes<br />

Servicewohnen “Am<br />

Schlosspark” an der Uerdinger<br />

Straße mit Aufwertung<br />

des Eingangs zum<br />

Schlosspark<br />

10


Café Roos 1956 Königlicher Hof 1989<br />

Zitat aus dem Buch „<strong>Moers</strong>er Straßen“<br />

(2006, Erstauflage 1999):<br />

Obwohl die Bezeichnung „Königlicher<br />

Hof“ als Ortsangabe in <strong>Moers</strong> nicht<br />

mehr wegzudenken ist, als dem markanten<br />

Punkt in der <strong>Moers</strong>er Innenstadt,<br />

so hat es dieser Name zu keiner<br />

Zeit bis heute geschafft, in das<br />

örtliche Straßenverzeichnis als amtliche<br />

Adresse aufgenommen zu werden.<br />

Dennoch prangt auch heute am<br />

höchsten Gebäude des Platzes der<br />

Name „Königlicher Hof“. Genau genommen<br />

handelt es sich seit seinem<br />

Ursprung um die Einmündung der<br />

Homberger Straße in die Uerdinger<br />

Straße (heute auch in den „Neuen<br />

Wall“). Dieser Ort war lange Zeit in<br />

diesem Jahrhundert das Zentrum<br />

bzw. der Versammlungspunkt in<br />

Wallzentrum 1986<br />

11


unserer <strong>Stadt</strong>. Bedingt durch den<br />

dort zwangsläufig vorbeiführenden<br />

Straßenverkehr mit Bus, O-Bus und<br />

Straßenbahnen wies er die größte<br />

Straßenbreite im <strong>Stadt</strong>gebiet auf. Mit<br />

der Neugestaltung der Innenstadt<br />

(<strong>Stadt</strong>kernsanierung) veränderte man<br />

hier einschneidend die innerörtliche<br />

Straßenführung durch den Bau des<br />

„Neuen Walles“ 1971. Damit fiel nicht<br />

nur der von vielen <strong>Moers</strong>ern frequentierte<br />

Bierpavillon Café Roos (gegenüber<br />

den Gebäuden der NRZ und<br />

Rheinischen Post) dem Abrissbagger<br />

zum Opfer, sondern es wurde hier<br />

erstmalig seit Jahrhunderten die<br />

Struktur der Wallanlage angetastet.<br />

Mit dieser Veränderung einhergehend<br />

entstanden der „Königssee“ (zwischen<br />

„Ostring“ und „Neuer Wall“)<br />

sowie Parkdeck und Busbahnhof.<br />

Auch ein unterirdischer Fußgängertunnel<br />

zwischen Homberger Straße<br />

und Steinstraße entstand im Rahmen<br />

dieser Neuplanungen, der aber<br />

schon 1986 aufgegeben und zugeschüttet<br />

wurde.<br />

Zitat aus der Zeitung „Der Grafschafter“<br />

(1930):<br />

„Der „Königliche Hof“ hat seinen Namen<br />

erhalten durch den Besuch des<br />

Königs Friedrich Wilhelm IV., der aus<br />

Anlass der 150jährigen Zugehörigkeit<br />

der Grafschaft zu Preußen am<br />

25.03.1852 in <strong>Moers</strong> weilte. Am<br />

Schlusse des offiziellen Festmahles<br />

erschien eine Deputation des Bürgervereins<br />

vor dem König, der dadurch<br />

erfuhr, dass der Bürgerverein „Im<br />

Neuen Hof“ (Gaststätte auf dem<br />

Grundstück des heutigen Königlichen<br />

Hof-Gebäudes) zum Festmahle versammelt<br />

war. Sofort äußerte der König<br />

den Wunsch, hinzugehen. Das Erscheinen<br />

des Königs erregte großen<br />

Jubel und der damalige Besitzer Johann<br />

Kerschen taufte den Gasthof<br />

„Im Neuen Hof“ zum Andenken an<br />

den Besuch des Königs um in „Im<br />

Königlichen Hof“. Der Gasthof „Im<br />

Neuen Hof“ galt damals als der renommierteste<br />

Gasthof in <strong>Moers</strong>.“<br />

Dieses Gaststättengebäude fiel 1944<br />

Brandbomben zum Opfer und es entstand<br />

1956 das heutige Gebäude. Der<br />

Volksmund nennt diese Ortsbezeichnung<br />

kurzerhand “Kö“.<br />

12


3 PLANGEBIET<br />

Das Plangebiet umfasst den äußeren<br />

Geltungsbereich von der südlich gelegenen<br />

Kautzstraße bis zur nördlichen<br />

Kreuzung an der „Trotzburg“ (Kreuzung<br />

der Rheinberger Straße/Unterwallstraße/Wilhelm-Schroeder-Straße/Neuer<br />

Wall). Dieser Umgriff einschließlich<br />

der südlich gelegenen<br />

Projektfläche für ein potenzielles<br />

neues Einkaufszentrum wurde bewusst<br />

vorgegeben, um eine denkbare<br />

städtebauliche Gesamtperspektive<br />

aufzeigen zu können. Dies bezieht<br />

sich vor allem auf mögliche Vernetzungen<br />

im Kontext des öffentlichen<br />

Raumes und der Stärkung der Wallund<br />

Grabenanlage insgesamt und zudem<br />

auch auf die mögliche Arrondierung<br />

städtischer Wohnangebote.<br />

Königlicher<br />

Hof<br />

Im Focus des Plangebietes sind der<br />

„Königliche Hof“ als Entree zur Steinstraße<br />

und der dazugehörige südliche<br />

Anschluss an die Wall- und Grabenanlage<br />

des Schlossparks. Ebenfalls<br />

gehören dazu der „Königssee“ und<br />

das Parkdeck samt Straße „Neuer<br />

Wall“ sowie die sogenannte „Trotzburgkreuzung“<br />

mit dem Eingangsbereich<br />

der Wall- und Grabenanlage im<br />

nördlichen Plangebiet.<br />

13


4 AUFGABE<br />

Die städtebaulich-freiraumplanerische<br />

Entwurfsaufgabe rund um den<br />

„Königlichen Hof“ stand im Zusammenhang<br />

mit dem moersKonzept/masterplan<br />

innenstadt aus dem<br />

Jahre 2006 für die gesamte Innenstadt<br />

und die hier definierten Ziele<br />

und Maßnahmen zu den Handlungsfeldern<br />

„Bebauung“, „Grün“ und<br />

„Verkehr“. Die <strong>Moers</strong>er Innenstadt<br />

steht dabei im Focus einer lebendigen<br />

Angebotsvielfalt und kurzer Wege<br />

für Erlebnis, Erholung, Einkaufen,<br />

Kultur, Arbeiten und Wohnen für alle<br />

Generationen.<br />

Der Handlungsspielraum für Umgestaltungen<br />

im Bereich des „Königlichen<br />

Hofes“ wird im Wesentlichen<br />

aus der Verkehrsberuhigung der<br />

Straßen „Neuer Wall“ und „Uerdinger<br />

Straße“ mit einer abschnittsweisen<br />

Sperrung für den Individualverkehr<br />

der Haagstraße im Süden und der<br />

Dr.-Hermann-Bähr-Straße im Norden<br />

ermöglicht. Die perspektivische Herausnahme<br />

der Buslinienführung aus<br />

der Homberger Straße und die zukünftige<br />

Führung über die Augustastraße/Uerdinger<br />

Straße schafft neue<br />

Voraussetzungen für die Gestaltung<br />

eines repräsentativen öffentlichen<br />

Raumes im Herzen der <strong>Stadt</strong> und an<br />

der Schnittstelle des Einkaufserlebnisses<br />

rund um die Steinstraße und<br />

die Homberger Straße. Dabei wird eine<br />

attraktive Anbindung der Innenstadt<br />

über die Angebote des öffentlichen<br />

Personennahverkehrs und der<br />

zahlreichen Buslinien in der Nähe<br />

des „Königlichen Hofes“ inklusive der<br />

notwendigen Rettungsfahrzeugtrassen<br />

und Taxistellplätze bestehen bleiben.<br />

Folgende Einzelbestandteile sind<br />

zu einem harmonischen städtebaulich-freiraumplanerischen<br />

Entwurf<br />

zusammenzufügen:<br />

4.1 Gesamtstädtische<br />

Vernetzung über die<br />

Stärkung der Wall- und<br />

Grabenanlage herstellen!<br />

Kaum eine andere <strong>Stadt</strong> des Niederrheins<br />

hat eine vergleichbar ausgeprägte<br />

städtebauliche Struktur mit<br />

Hinweisen auf die <strong>Stadt</strong>geschichte<br />

wie <strong>Moers</strong>. Und kaum eine andere<br />

<strong>Stadt</strong> hat einen so wertvollen<br />

Schlosspark, dessen Entwicklungsgeschichte<br />

immer wieder auf den Zu-<br />

14


sammenhalt zwischen fachlich versierten<br />

Planungen und bürgerschaftlichem<br />

Engagement hinweist. Diese<br />

Potenziale gilt es für die Zukunft der<br />

<strong>Stadt</strong> nutzbarer und erlebbarer zu<br />

gestalten. Dabei besteht die Chance,<br />

die historische Wall- und Grabenanlage<br />

zum Beispiel über die Aktivierung<br />

des Wassers in der <strong>Stadt</strong> bis an<br />

das städtische Leben rund um den<br />

„Königlichen Hof“ heranzuführen und<br />

damit auch den Lückenschluss im<br />

Bereich des Südringes herzustellen.<br />

Hier wurde in jüngster Vergangenheit<br />

im Zusammenhang mit dem Projekt<br />

„Servicewohnen am Schlosspark“ bereits<br />

eine neue Eingangssituation<br />

hergestellt. Im Norden des Plangebietes<br />

ermöglicht der zukünftige Verzicht<br />

auf einen überdimensionierten<br />

Kreuzungspunkt zugunsten eines<br />

stadtgestalterisch verträglich einzubindenden<br />

Kreisverkehrs zumindest<br />

eine Reduzierung der Barrierewirkung<br />

und somit auch eine sinnvolle<br />

und lukrative Anbindung für Fußgänger<br />

und Radfahrer in Höhe der heutigen<br />

Zentralbibliothek. <strong>Moers</strong> kann<br />

zukünftig den „Ringschluss“ des<br />

<strong>Stadt</strong>parks herstellen bzw. verloren<br />

geglaubtes Terrain zurückgewinnen<br />

und somit die Innenstadt als Erlebnismittelpunkt<br />

stärken.<br />

4.2 Kristallisationspunkt<br />

„Königlicher Hof“ samt<br />

„Königssee“ profilieren!<br />

Als Bindeglied zwischen den Einzelhandelslagen<br />

und der Wall- und Grabenanlage<br />

kommt dem neuen, zentralen<br />

öffentlichen Raum am „Königlichen<br />

Hof“ eine besondere Bedeutung<br />

zu. Gesucht wurde eine prägnante<br />

Gestaltung mit hervorragenden Aufenthaltsqualitäten<br />

für alle Generationen<br />

und multifunktionaler Nutzungsoption<br />

(z.B. Kirmes/Sonderfeste etc.).<br />

Eine der „Platzkanten“ wird dabei zukünftig<br />

über den Haupteingangsbereich<br />

des neuen Einkaufszentrums<br />

markiert und dabei die heutige Fassadenabwicklung<br />

des 50er Jahre Ensembles<br />

ersetzen. Die Gesamtgestaltung<br />

der Fassade und mögliche Eingänge/Öffnungen<br />

sollten im Rahmen<br />

der Aufgabenstellung mit betrachtet<br />

werden. Die Neugestaltung des „Königssees“<br />

samt dazugehöriger Wallund<br />

Grabenanlage waren Gegenstand<br />

der städtebaulichen und freiraumplanerischen<br />

Betrachtung und Ideenentwicklung.<br />

15


Dabei wurde insbesondere auch angeregt,<br />

das Thema des Wassers in<br />

der <strong>Stadt</strong> zu interpretieren und auch<br />

für den „Königlichen Hof“ erfahrbar<br />

zu machen. Die Schaffung neuer<br />

gastronomischer Angebote kann hier<br />

die gewünschte Frequentierung und<br />

ein angemessenes Innenstadtambiente<br />

schaffen. Die Entwicklung einer<br />

zeitgemäßen und einheitlichen<br />

<strong>Stadt</strong>möblierung sollte ebenfalls angedacht<br />

werden. Illumination, temporäre<br />

und dauerhafte Kunstinstallationen,<br />

Witterungsschutz, Veranstaltungsoptionen<br />

und Spielangebote für<br />

Kinder- und Jugendliche konnten das<br />

mögliche Programm ergänzen.<br />

4.3 Attraktive Erreichbarkeit<br />

des Buslinienangebotes<br />

sicherstellen!<br />

Teil der Aufgabe war auch die Beibehaltung<br />

eines zentralen Bus-Umsteigepunktes<br />

am „Neuen Wall“ mit direktem<br />

Kontakt zu den Haupteinkaufslagen<br />

der Altstadt. Alle für die<br />

Innenstadt relevanten Buslinien werden<br />

diesen neuen Punkt - nach der<br />

entsprechenden Verkehrsberuhigung<br />

für den Individualverkehr - zukünftig<br />

ansteuern. Diese Verlagerung macht<br />

den Weg für die Neugestaltung des<br />

„Königlichen Hofes“ und seiner<br />

Nachbarschaft für einen fußgängerfreundlichen<br />

Gebrauch erst frei. Der<br />

neue Standort ist als Verpflichtung<br />

gegenüber einem weiterhin attraktiven<br />

Angebot des öffentlichen Perso-<br />

16<br />

Bestands- und Projekthinweise


nennahverkehrs zu verstehen und<br />

war dementsprechend sowohl städtebaulich<br />

zu integrieren als auch angemessen<br />

zu gestalten.<br />

Diese Neugestaltungsabsicht steht in<br />

direktem Zusammenhang mit der zukünftigen<br />

Gestalt der Uerdinger Straße<br />

und dem „Neuen Wall“. Hier galt<br />

es, neue stadträumliche Qualitäten<br />

unter Beibehaltung der vorhandenen<br />

Fuß- und Radwegeachse, der zukünftigen<br />

Busführungen und nicht zuletzt<br />

der notwendigen Rettungsfahrzeugkorridore<br />

und Taxenpositionen nachzuweisen.<br />

4.4 Erlebbare Bezüge zum<br />

neuen Einkaufszentrum<br />

herstellen,<br />

Wohnen ermöglichen<br />

und Umfeld gestalten!<br />

Die Adresse rund um den „Königlichen<br />

Hof“ wird in den nächsten Jahren<br />

voraussichtlich ihr Gesicht im Zuge<br />

einer Privatinvestition eines neuen<br />

innenstadtintegrierten Einkaufszen–<br />

trums verändern. Diese Investition<br />

mit einer verträglichen Angebotsergänzung<br />

hat Auswirkungen auf das<br />

zukünftige städtebauliche Erscheinungsbild<br />

und die damit einhergehenden<br />

funktionalen Zusammenhänge.<br />

So soll gemäß der bisherigen<br />

Vorüberlegungen ein zentraler Eingangsbereich<br />

in Richtung Altstadt<br />

bzw. Steinstraße konzipiert werden.<br />

Vorgabenplan<br />

17


Die innere Passage soll komfortables<br />

und witterungsgeschütztes Einkaufen<br />

ermöglichen und einen ebenerdigen<br />

Anschluss an die „Grafschafter Passage“<br />

bekommen. Zudem wird auch<br />

verstärkt Wert gelegt auf das äußere<br />

Erscheinungsbild des Einkaufszentrums<br />

und aller dazugehörigen Fassaden<br />

samt denkbarer Nebeneingänge<br />

z.B. im Übergang zur Wall- und Grabenanlage<br />

südlich der Haagstraße.<br />

Auch dem Wohnen im Umfeld wird<br />

ein besonderer Stellenwert zugeordnet,<br />

denn im Umfeld der Kautzstraße<br />

- die schon heute die Erschließung<br />

der „Grafschafter Passage“ sicherstellt<br />

und zukünftig auch die Anbindung<br />

des neuen Einkaufszentrums<br />

übernimmt - wird traditionell auch<br />

gewohnt. Eine Arrondierung mit neuen<br />

Wohnangeboten wurde vor allem<br />

auch bei möglichem Entfallen des<br />

Parkhauses an der Kautzstraße diskutiert.<br />

Die wegfallenden Stellplätze<br />

könnten dann möglicherweise im<br />

neuen Einkaufszentrum kompensiert<br />

werden.<br />

4.5 Verknüpfungen zur Altstadt<br />

- über den „Neuen<br />

Wall“ hinweg unter<br />

Einbeziehung des<br />

Wall-Zentrums -<br />

herstellen!<br />

Der Neubau der Straße „Neuer Wall“<br />

samt dazugehörigen Zuführungen<br />

und Kreuzungen wurde nach den damaligen<br />

Vorstellungen der „autogerechten“<br />

<strong>Stadt</strong> der 70er Jahre realisiert.<br />

Annähernd zeitgleich wurde<br />

das dominante Ensemble des „Wall-<br />

Zentrums“ mit Wohnen in den Obergeschossen<br />

und Handelsflächen im<br />

Erdgeschoss gebaut.<br />

Das Gebäude wurde direkt am Rande<br />

der kleinteiligen <strong>Moers</strong>er Altstadt<br />

samt dazugehörigem öffentlichem<br />

Parkdeck ohne Berücksichtigung der<br />

hier gelegenen Reste der historisch<br />

bedeutsamen Befestigungs- und Grabenanlagen<br />

realisiert.<br />

Das „Wall-Zentrum“ blieb in den letzten<br />

Jahrzehnten eine Barriere im<br />

<strong>Stadt</strong>gefüge, der Handel im Erdgeschoss<br />

unterliegt ständigen Fluktuationen.<br />

Mit der Neugestaltungschance<br />

der Straße „Neuer Wall“ verbindet<br />

<strong>Moers</strong> jetzt auch den Wunsch, das<br />

zukünftig mehr denn je erlebbare<br />

Grün rund um den „Königssee“ mit<br />

der Altstadt – also unter Einbeziehung<br />

des „Wall-Zentrums“ – zu verknüpfen.<br />

Die Verbesserung der Fußgängerverknüpfungen<br />

im Gefüge des<br />

öffentlichen Raumes geht damit einher.<br />

Im Rahmen der Aufgabenstellung<br />

war es auch möglich, über attraktive<br />

städtebauliche Arrondierungen<br />

nachzudenken. Das im Osten des<br />

„Wall-Zentrums“ realisierte Parkdeck<br />

am „Neuen Wall“ mit seinen Parkplätzen<br />

ist für die Altstadt von enormer<br />

Bedeutung und sollte in der Kapazität<br />

erweitert werden.<br />

4.6 Abschnittsweise<br />

Realisierung – auch unter<br />

dem Gesichtspunkt<br />

kleinerer Maßnahmen im<br />

öffentlichen Raum –<br />

vorausdenken!<br />

Die Aufgabenstellung wurde im Wesentlichen<br />

geprägt durch das Aufzeigen<br />

einer städtebaulichen Entwicklungsperspektive<br />

für den gesamten<br />

Betrachtungsraum mit einer Focussierung<br />

auf die Neugestaltung des<br />

„Königlichen Hofes“. Die Realisierung<br />

wird auch private Investitionspartner<br />

mit einbeziehen müssen, wie<br />

das Beispiel des neuen Einkaufszentrums<br />

am Standort „Königlichen Hof“<br />

belegt.<br />

Die Konzentration auf die begleitende<br />

Umgestaltung des öffentlichen Raumes<br />

ist aus Sicht der <strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong> eine<br />

wichtige Zukunftsinvestition und<br />

soll zeitnah auch in kleineren Maßnahmenpaketen<br />

beginnen können.<br />

Teil der Aufgabenstellung war daher<br />

neben der langfristigen Perspektive<br />

als „Vision“ einer denkbar optimalen<br />

Entwicklung im Herzen der <strong>Stadt</strong><br />

auch deren Umsetzungschance und<br />

vor allem das Aufzeigen eines Stufenkonzeptes<br />

zur abschnittsweisen<br />

Neugestaltung des öffentlichen Raumes.<br />

18


moersKonzept verkehr<br />

4.7 Weitere zu integrierende<br />

Maßnahmen und<br />

Vorgaben:<br />

- Integration des geplanten neuen<br />

Kreisverkehrs an der Trotzburg<br />

sowie Taxistellplätze und Radabstellanlagen<br />

- Einbindung des geplanten Einkaufszentrums<br />

„Königlicher Hof“<br />

- Gastronomische Nutzung am „Königssee“<br />

in Anlehnung an das in<br />

den 50er Jahren am „Ufer“ des<br />

„Königssees“ gelegene beliebte<br />

“Café Roos”<br />

- Kompensation, Bedarf und Kapazitätserweiterung<br />

von Stellplätzen<br />

- Barrierefreiheit, Kinderfreundlichkeit<br />

und Nachhaltigkeit<br />

4.8 Sonstiges<br />

Optionale Bausteine<br />

Der Anbau an das historische Rathaus<br />

(ehemaliges Finanzamt) und<br />

auch das „gläserne“ Gebäude der<br />

Zentralbibliothek sind in die Jahre<br />

gekommen. Dieser Bereich könnte<br />

gegebenenfalls eine Veränderung erfahren,<br />

um eine neue Raumkante<br />

entstehen zu lassen.<br />

Denkmalschutz<br />

Seit 1983 sind unter dem Namen<br />

„Denkmalbereich Nr. 1 Wall- und<br />

Grabenanlage“ bauliche Anlagen und<br />

Freiflächen besonderen Anforderungen<br />

des Denkmalschutzes unterstellt.<br />

Der räumliche Geltungsbereich<br />

umfasst hier den gesamten Bereich<br />

der ablesbaren historischen ehemaligen<br />

Verteidigungsanlage samt dazugehöriger<br />

Schloss- und <strong>Stadt</strong>parkbestandteile<br />

im „Innern“ dieses Ringes.<br />

In der Begründung wird insbesondere<br />

auf die Bedeutung der geschichtlichen<br />

und städtebaulichen Entwicklung<br />

der <strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong> hingewiesen<br />

und der Denkmalwert – trotz einschneidender<br />

Eingriffe insbesondere<br />

durch verkehrlich notwendige Maßnahmen<br />

der letzten Jahrzehnte – erwähnt.<br />

Die Fläche des Parkdecks am<br />

„Neuen Wall“ und der „Königssee“<br />

samt begleitendem Wasser- und Alleebereich<br />

parallel zum Ostring gehören<br />

zum Denkmalbereich Nr. 1.<br />

19


5 DIALOG<br />

Internes Auftaktbriefing<br />

[11. September 2007]<br />

Der Startschuss zum kooperativen<br />

Gutachterverfahren erfolgte mit einer<br />

Ortsbesichtigung für die Entwurfsteams.<br />

Unter fachkundiger Führung<br />

durch Vertreter der <strong>Stadt</strong>verwaltung<br />

<strong>Moers</strong> konnten sich die Städtebauer<br />

und Landschaftsarchitekten einen<br />

Eindruck von dem Plangebiet rund<br />

um den „Königlichen Hof“ verschaffen.<br />

Im Rahmen des zum Auftakttermin<br />

durchgeführten Rückfragenkolloquiums<br />

wurden die Teams von lokalen<br />

Experten in die inhaltlichen<br />

Rahmenbedingungen des kooperativen<br />

Verfahrens eingeführt.<br />

Mit diesen Hintergrundinformationen<br />

ausgestattet waren die Entwurfsteams<br />

nun aufgefordert bis zum 19.<br />

Oktober 2007 erste Eindrücke und<br />

Ideen für die städtebauliche Neustrukturierung<br />

zu entwickeln.<br />

20


Öffentliche Zwischenpräsentation<br />

[19. Oktober 2007]<br />

Die vier Entwurfsteams kamen rund<br />

vier Wochen nach der Erstinformation<br />

in der Aula der Hermann-Runge-Gesamtschule<br />

zusammen, um der<br />

Empfehlungskommission und der <strong>Moers</strong>er<br />

Bürgerschaft ihre Vorschläge<br />

und ersten Zeichnungen für die Neugestaltung<br />

im Herzen der <strong>Moers</strong>er Innenstadt<br />

vorzustellen. Die ersten Ideen<br />

der Teams hatten dabei konkrete<br />

Formen in den Entwürfen angenommen.<br />

Empfehlungen zur Ausarbeitung<br />

[19. Oktober 2007]<br />

Parallel setzte sich die Jury mit den<br />

Entwurfsteams zusammen, um ihnen<br />

weitere Empfehlungen für die folgende<br />

Ausarbeitungsphase mitzugeben.<br />

Vier weitere Wochen hatten die<br />

Teams erneut Zeit um ihre Entwürfe<br />

zu überarbeiten.<br />

Die Teams aus Städtebauern und<br />

Landschaftsarchitekten präsentierten<br />

vor einem Publikum von rund 12o Personen<br />

Entwürfe mit unterschiedlichen<br />

Ansätzen und Lösungsideen. In einem<br />

Punkt waren sich jedoch alle einig:<br />

Der neu gestaltete Königliche Hof<br />

muss unbedingt den „Ringschluss“<br />

der Wall- und Grabenanlagen herstellen<br />

und so einen öffentlichen Raum<br />

mit hoher Aufenthaltsqualität schaffen.<br />

In einer angeregten Diskussion unter<br />

der Moderation von Jörg Faltin nutzten<br />

die interessierten Zuhörer und Zuhörerinnen<br />

die Gelegenheit, ihre Fragen<br />

an die Planer zu stellen und ihnen<br />

ihre Anregungen und Wünsche mit<br />

auf den Weg zu geben. Im Anschluss<br />

an die Präsentation nahmen viele<br />

Bürgerinnen und Bürger das Angebot<br />

wahr, vor den Plänen intensiv im kleinen<br />

Kreis mit Experten zu diskutieren.<br />

21


Öffentliche Abschlusspräsentation<br />

[27. November 2007]<br />

Zum Abschluss des kooperativen Gutachterverfahrens<br />

präsentierten die<br />

Entwurfsteams ihre endgültigen Entwürfe<br />

in einer großen Abschlusspräsentation<br />

vor rund 200 interessierten<br />

Gästen. Im Rahmen einer angeregten<br />

Abendveranstaltung wurden alle<br />

Teambeiträge gleichermaßen durch<br />

die zahlreiche Beteiligung der Bürgerschaft<br />

gewürdigt.<br />

22


Abschluss<br />

Zum Abschluss des Verfahrens wählte<br />

die Empfehlungskommission nach<br />

eingehender Diskussion der abgegebenen<br />

Entwürfe ein Team zum Sieger<br />

des Gutachterverfahrens. Einstimmig<br />

votierten alle Beteiligten für den Entwurf<br />

von den Städtebauern/Architekten<br />

RKW Architektur+Städtebau, Düsseldorf<br />

und GTL Gnüchtel Triebswetter<br />

Landschaftsarchitekten, Düsseldorf.<br />

Damit wurde eine attraktive Perspektive<br />

für die zukünftige Entwicklung<br />

des „Königlichen Hofes” gefunden!<br />

„Mit diesem Entwurf haben wir nun<br />

eine überzeugende, in Teilen geniale<br />

Grundlage für die nächste Phase der<br />

Planung des neuen „Königlichen Hofes”.<br />

Mit der prämierten Lösung kann<br />

eine urbane und der Innenstadt angemessene<br />

Situation im Herzen der<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong> entstehen.”<br />

[Prof. Dr. Franz Pesch, Vorsitzender<br />

der Empfehlungskommission,<br />

Stuttgart]<br />

„Es war wichtig, die interessierten<br />

<strong>Moers</strong>er Bürgerinnen und Bürger<br />

frühzeitig einzubinden. Viele haben<br />

die Gelegenheit genutzt und sich auch<br />

aktiv in die Planungen eingebracht.<br />

Das schafft beste Voraussetzungen<br />

für die Realisierung.“<br />

[Jörg Faltin, Moderator der Foren<br />

und Koordinator des Verfahrens,<br />

Düsseldorf]<br />

„Mit dem kooperativen Gutachterverfahren<br />

konnte auch die Öffentlichkeit<br />

intensiv in die Planungen eingebunden<br />

werden und somit einen entscheidenden<br />

Teilbeitrag leisten. Mit<br />

den zwei öffentlichen Foren wurde<br />

eine neue Planungskultur der Region<br />

erprobt – ein bei städtebaulichen<br />

Verfahren zukunftsfähiges Vorgehen.”<br />

[Günter Wusthoff, Beigeordneter der<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong>]<br />

23


6 ERGEBNIS<br />

EMPFEHLUNG ZUR REALISIERUNG:<br />

Entwurfsteam „Region“<br />

RKW Architekten/Prof. Johannes Ringel + Matthias Pfeifer, Düsseldorf<br />

mit: Jens Thormeyer, Willi Landers<br />

GTL Landschaftsarchitekten/Markus Gnüchtel, Düsseldorf<br />

mit: Gunter Fischer, Katrin Riese, Simon Treppmann<br />

WEITERE ENTWURFSTEAMS:<br />

Entwurfsteam „International“<br />

B/R/S Architectes/Prof. Uli Seher, Paris (F)<br />

mit: Fatima Ruiz, Architecte DPLG; Matthias Schweisshelm, Dipl.- Ing. Architecte;<br />

Audrey Lavernhe, Architecte DE; Emilie Klasen, Architecte DE<br />

agence ter, Prof. Henri Bava, Paris (F)<br />

mit: Dipl.- Ing. Daniel Lauber, Dipl.- Ing. Jo Ehmann, Dipl.- Ing Roland Erb<br />

Entwurfsteam „Deutschland“<br />

Winking Architekten/Prof. Bernhard Winking, Hamburg<br />

mit: Frauke Meyer- Speulda, Stefan Waselowsky<br />

WES & Partner Landschaftsarchitekten/Prof. Hinnerk Wehberg, Hamburg<br />

mit: Tim Clasen, Marc Springer, Yushu Liu, Clemens Plückhahn<br />

Entwurfsteam „NRW“<br />

pablo molestina Architekten/Prof. Pablo Molestina, Köln<br />

Landschaftsarchitekt Kamel Louafi/Kamel Louafi, Berlin<br />

mit: Dörte Eggart, Patrick Bairstow, Petra Anders, Margrett Meriitt, Milena Jeschke, Marc Pouzol<br />

24


EMPFEHLUNGS-<br />

KOMMISSION<br />

Stimmberechtigte Mitglieder<br />

- Prof. Dr. Franz Pesch, Stuttgart<br />

- Prof. Christl Drey, Köln am 28.<br />

November 2007 vertreten durch<br />

Harald Wennemar, Düsseldorf<br />

- Hannelore Kossel, Landschaftsarchitektin,<br />

Berlin<br />

- Prof. Dr. Hartmut H.Topp, R+T<br />

Topp, Skoupil, Kaiserslautern<br />

- Günter Wusthoff, Beigeordneter<br />

der <strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong><br />

- Monika Convent, Amtsleiterin<br />

<strong>Stadt</strong>planungsamt, <strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong><br />

- Hartmut Hohmann, SPD-Fraktion,<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong><br />

- Rudolf Niedobetzki, CDU-Fraktion,<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong><br />

- Christopher Schmidtke, Bündnis90/Die<br />

Grünen, <strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong><br />

- Dino Maas, FDP-Fraktion, <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Moers</strong><br />

- Jorge Müller, FBG-Fraktion, <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Moers</strong><br />

- Gabriele Kaenders, OLILI/Die Linke,<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong><br />

- Mark Rosendahl, Vorsitzender<br />

ASPU, <strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong><br />

Stellvertretende Mitglieder<br />

- Raic Schumacher, <strong>Stadt</strong>planungsamt<br />

<strong>Moers</strong><br />

- Antonio Commatteo, FBG Fraktion,<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong><br />

Beratung, Betreuung und Vorprüfung<br />

- Georg Pins, Tiefbauamt <strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong><br />

- Stefan Oppermann, Leiter Grünflächenamt<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong><br />

- Andreas Meuskens, NIAG<br />

- Jörn Heintel, NIAG<br />

- Dr. Wolfgang Kühn, LINEG<br />

- Manfred Gramse, Initiativkreis<br />

<strong>Moers</strong> e. V.<br />

- Wilhelm Bommann, Einzelhandelsverband<br />

Niederrhein e. V.<br />

- Astrid Schulte, IHK<br />

- Andree Haack, IHK<br />

- Martin Vollmer- König, Rheinisches<br />

Amt für Bodendenkmalpflege<br />

- Antje Müller, <strong>Stadt</strong>planungsamt<br />

<strong>Moers</strong><br />

- Michael Schmidt, Sozialentwicklungsplanung<br />

<strong>Stadt</strong> <strong>Moers</strong><br />

- Jörg Faltin, Claudia Rengier,<br />

Birthe Nagel Faltin + Sattler,<br />

Düsseldorf<br />

25


RKW Architektur + Städtebau,<br />

Prof. Johannes Ringel<br />

+ Matthias Pfeifer<br />

mit GTL Landschaftsarchitekten,<br />

Markus Gnüchtel<br />

Auszug aus dem<br />

Erläuterungsbericht:<br />

Der Entwurf sieht vor, die ehemaligen<br />

Wall- und Grabenanlagen mit<br />

dem <strong>Stadt</strong>graben wiederzuerfinden<br />

und so die erneute Lesbarkeit der<br />

historischen <strong>Stadt</strong> zu ermöglichen.<br />

Hier wird das neue „Wallquartier“ mit<br />

drei Baublöcken ausgebildet, welche<br />

mit einer Nutzungsmischung von<br />

Gastronomie, Wohnen und Innenstadtgewerbe<br />

belegt sind. Der rekonstruierte<br />

<strong>Stadt</strong>raum lässt eine neue<br />

<strong>Stadt</strong>ansicht entstehen. Dabei wird<br />

durch die Anlage von bis zu zwei Tiefgeschossebenen<br />

mit maximal 520<br />

Stellplätzen unter den neuen Baublöcken<br />

auf bestmögliche Weise das<br />

Problem des Wegfalls der Stellplätze<br />

durch Aufgabe der Parkbastion gelöst.<br />

Bei der Rekonstruktion des innerstädtischen<br />

Straßennetzes wird die<br />

derzeitig übergeordnete Straße<br />

„Neuer Wall“ zurückgebaut und zur<br />

Innenstadtstraße umformuliert. Die<br />

neu entstandenen Fußgängerbereiche<br />

bleiben frei von motorisiertem<br />

Individualverkehr.<br />

26


Der Entwurf zeigt die Orientierung<br />

am vorhandenen Grabenprofil und<br />

dessen Ergänzung auf. Die Wall- und<br />

Grabenanlagen werden als innerstädtische<br />

Grünanlage mit besonderer<br />

Qualität erkannt und als stadtumfassende<br />

Anlage ausgebaut.<br />

Hierbei wird nicht nur der Wasserlauf<br />

des Grabens vervollständigt und in<br />

großen Teilen verbreitert, auch der<br />

jetzige „Königssee“ findet Berücksichtigung<br />

in den Neuplanungen. Er<br />

wird, übersetzt als großflächiges<br />

Wasserbecken, unweit seiner vorigen<br />

Lage am „Königlichen Hof“ angesiedelt.<br />

Bezugnehmend auf das ehemalige<br />

See-Café Roos ist ein solches im<br />

Wankelhaus vorgesehen - mit Sonnenterrasse<br />

und Nähe zum Wasser.<br />

Der Platz am „Königlichen Hof“ fungiert<br />

als einer der wichtigsten öffentlichen<br />

Räume zwischen neu entstehendem<br />

Handelsschwerpunkt und<br />

Erholung in der <strong>Stadt</strong>.<br />

Der Vorschlag zur Bebauung beruht<br />

auf der Idee, die Wall- und Grabenanlage<br />

von <strong>Moers</strong> enger durch bauliche<br />

Kanten nachzuziehen und somit ablesbar<br />

mit dem <strong>Stadt</strong>grundriss zu<br />

verzahnen. Diese Funktion kann<br />

durch die gegenwärtige Bebauung<br />

entlang der Westseite des „Neuen<br />

Walls“ sowohl durch ihre Bauflucht<br />

wie auch ihre inhaltliche und gestalterische<br />

Ausprägung nicht geleistet<br />

werden.<br />

Darüber hinaus vertreten wir die Auffassung,<br />

dass der „Neue Wall“ auch<br />

als vom MIV befreiter ÖPNV- Knoten<br />

erhebliche Qualitätseinschränkungen<br />

für einen unmittelbar angrenzenden<br />

Grünraum bedeutet.<br />

Unser Vorschlag der Bebauung, als<br />

Trennung zwischen Straße und Grünraum,<br />

bedeutet somit sowohl eine<br />

Kantenschließung entlang des „Neuen<br />

Walls“, der somit "normale"<br />

<strong>Stadt</strong>straße wird, als auch eine qualitativ<br />

hochwertige Arrondierung der<br />

Wallanlage.<br />

27


Hierbei treten Gebäude und Freiraum<br />

in eine Symbiose: zum einen stellt<br />

die Wallanlage einen attraktiven<br />

Grünzug dar, der Wohn- und Lebensqualität<br />

in seiner Nachbarschaft<br />

deutlich erhöht. Zum anderen bieten<br />

die umgebenden Gebäude die Gelegenheit,<br />

den Grünraum von seinen<br />

Seiten aus mit öffentlichen Nutzungen<br />

wie Gastronomie und Unterhaltung<br />

zu bespielen.<br />

Insbesondere der südliche "Wankel"<br />

an der Schnittstelle zwischen „Königlichem<br />

Hof“ und „Königssee“ / Wallanlage<br />

wird seiner herausragenden<br />

Stellung am Schnittpunkt zwischen<br />

Grün und Platz, zwischen Fußgängern<br />

und ÖPNV, zwischen Wasser<br />

und Land als Caféhaus gerecht.<br />

Die Gliederung der Bebauung in einzelne,<br />

solitärhafte Bauten bietet den<br />

Vorteil, die Durchlässigkeit von Ost<br />

nach West zu erhalten und an den<br />

entscheidenden Schnittstellen zur Innenstadt<br />

wie z.B. an der Dr. Hermann-Bähr-Straße<br />

zu akzentuieren.<br />

Unser Blick nach Norden wird als<br />

"Landschaftsfenster" zwischen Wankelhaus<br />

und bestehender östlicher<br />

Nachbarschaft über den neuen Königssee<br />

als Bestandteil der Wall- und<br />

Grabenanlage ausgebildet.<br />

28


Beurteilung der<br />

Empfehlungskommission:<br />

Die Wall- und Grabenanlage wird in<br />

guter Form, abgeleitet aus dem Gesamtkonzept<br />

und der Zielsetzung<br />

„Parkpflegewerk“, ausgebildet und<br />

überzeugend nach Süden weitergeführt.<br />

Die beidseitige Bespielung<br />

schafft nicht nur westlich der Wallund<br />

Grabenanlage, sondern auch am<br />

Ostring eine deutliche Verbesserung<br />

der Aufenthaltsqualität. Einzig die<br />

Reduzierung der den <strong>Moers</strong>er <strong>Stadt</strong>wall<br />

prägenden doppelten Baumreihe<br />

auf eine einzelne Baumreihe wird<br />

hierbei nicht befürwortet. Vorhandene<br />

Lauf- und Fußwege sind grundsätzlich<br />

positiv in das Konzept integriert,<br />

jedoch wären zusätzliche Querungen<br />

des Grabenbereiches ggf.<br />

wünschenswert.<br />

Durch den südlich positionierten<br />

Baukörper ist die Fassung des Platzes<br />

„Königlicher Hof“ und die Wegeführung<br />

von der Homberger Straße in<br />

die Steinstraße hervorragend gelungen.<br />

Der südliche Bereich bietet gute<br />

Aufenthaltsqualität im Übergangsbereich<br />

„Königlicher Hof“/ neue Wasserfläche;<br />

im nördlichen Bereich<br />

scheint die Ausformulierung der Außenräume<br />

in Abhängigkeit von der<br />

Struktur der zukünftigen Bebauung<br />

optimierbar. Grundsätzlich ist in den<br />

vorgeschlagenen Bereichen eine Bebauung,<br />

die dem Erleben der Wallund<br />

Grabenanlagenstrukturen nicht<br />

im Wege steht, möglich, jedoch ist<br />

keine massive, vollflächige Bebauung<br />

des Ravelins wünschenswert. Die<br />

Proportionen der neuen Bebauung<br />

wirken dem Umfeld bzw. dem<br />

menschlichen Maßstab teilweise<br />

nicht angemessen. Das unterirdische<br />

Parkraumangebot muss dem hier<br />

entstehenden Bedarf gerecht werden.<br />

Die Lösung zur Aufstellung der Busse<br />

in optimaler Lage nahe der Steinstraße<br />

ist funktional.<br />

Die Umsetzung in Baustufen ist plausibel<br />

und gut umsetzbar. Auch die<br />

Realisierung des vorgegebenen Verkehrskonzeptes<br />

mit der Sperrung<br />

des Abschnittes des „Neuen Walls“<br />

und dem Bau des neuen Kreisverkehrs<br />

ist Hand in Hand mit der parallelen<br />

Verlegung des zentralen Bushaltepunktes<br />

möglich.<br />

29


Um Konflikte an dieser wichtigen<br />

Nahtstelle der beiden Einkaufsbereiche<br />

zu vermeiden, ist zu prüfen, ob<br />

der erste Bushaltepunkt erst nördlich<br />

des Gebäudes liegen sollte, was einen<br />

Versatz der Stellflächen auf den gegenüberliegenden<br />

Seiten des „Neuen<br />

Walls“ bewirken würde.<br />

Zielprojektion<br />

Wegebeziehungen<br />

Das nördlich an die „Gastronomie am<br />

See“ angrenzende Gebäude wurde in<br />

der Jurydiskussion sehr kritisch gesehen.<br />

Es sollte im weiteren Planungsprozess<br />

geklärt werden, ob darauf<br />

nicht verzichtet werden kann.<br />

Blickbeziehungen<br />

Hinweise zur Weiterentwicklung:<br />

Der Mikrostandort des Gebäudes<br />

„Gastronomie am See“ ist in Abhängigkeit<br />

von der Organisation der Bushaltepunkte<br />

und der Verschattung der<br />

Freiflächen zu überprüfen.<br />

Baustufen<br />

In diesen Untersuchungen ist zu berücksichtigen,<br />

dass dieses Gebäude<br />

eine Schlüsselfunktion für die Verbindung<br />

der Geschäftsbereiche an Steinstraße<br />

und Homberger Straße übernimmt.<br />

Das Gutachterverfahren hat gezeigt,<br />

dass sich auch die nördliche Teilfläche<br />

des Planungsgebiets (ehemaliges<br />

Ravelin) für eine Bebauung eignet. Allerdings<br />

müssen Bauvolumen und Zuschnitt<br />

des Baufeldes so gewählt<br />

werden, dass die ehemalige <strong>Stadt</strong>befestigung<br />

in zeitgemäßer Interpretation<br />

ablesbar bleibt. Bei der Festlegung<br />

der Nutzung der oder des<br />

Gebäude(s) ist darauf zu achten, dass<br />

die Erdgeschosszone einen Beitrag<br />

zur Belebung des öffentlichen Raums<br />

leistet (innenstadtadäquate Nutzung).<br />

Die exponierte Stellung der Gebäude<br />

erfordert höchste architektonische<br />

Qualität. Es wird empfohlen, die Realisierung<br />

auf Verfahren zu stützen, die<br />

eine hervorragende Architektur garantieren.<br />

30


Schnitt Ost-West “Uferpromenade”<br />

Schnitt Ost-West “Königlicher Hof”<br />

Schnitt Ost-West “Café am Wallgraben”<br />

31


BRS Architectes, Prof. Uli Seher,<br />

Paris/F<br />

mit agence ter, Prof. Henri Bava,<br />

Paris/F<br />

Auszug aus dem<br />

Erläuterungsbericht:<br />

Die attraktiven Elemente der <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Moers</strong> können im Sinne einer Identitätsfestigung<br />

ausgebaut werden.<br />

Hierzu raten wir langfristig jeglichen<br />

Individualverkehr aus der Innenstadtzone<br />

herauszunehmen und auf drei<br />

Hauptpole außerhalb der Wall- und<br />

Grabenanlagen zu verteilen. Im Zuge<br />

von städtebaulichen Neugestaltungen<br />

sollte darauf geachtet werden dass<br />

keinerlei Freiflächen zusätzlich bebaut<br />

werden (Grünreserven der <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Moers</strong>).<br />

Das wiederhergestellte einheitliche<br />

Bachsystem unterstreicht den Ringschluss<br />

der ehemaligen Festungsanlage.<br />

Durch die Schließung des Grüngürtels<br />

und im Zuge der Sperrung für<br />

den motorisierten Individualverkehr<br />

wird die Trennwirkung des „Neuen<br />

Walls“ so weit wie möglich aufgehoben.<br />

Im Bereich der Bastion „Königlicher<br />

Hof“ werden die Grünflächen in Form<br />

einer dichten Baumbepflanzung vervollständigt.<br />

Begleitend zum verkehrsberuhigten<br />

Bereich füllt ein einheitliches<br />

Baumdach die Bastionstaschen<br />

auf.<br />

32


Im Bereich der Bastion „Trotzburg“<br />

wird die Erdgeschossebene des Parkhauses<br />

in eine attraktive Platzsituation<br />

umgestaltet, gesäumt durch den<br />

durchgängigen höher liegenden<br />

Bachlauf.<br />

Um die zentrale Bushaltestelle wird<br />

sie in zwei Richtungszonen geteilt.<br />

Durch die Verlagerung der Hauptumsteigestelle<br />

und der von der <strong>Stadt</strong> beschlossenen<br />

Verkehrsberuhigung<br />

entsteht an der Aufweitung der Grabenanlage<br />

ein neuer zentraler Platz<br />

mit Aufenthaltsqualität für alle Generationen.<br />

Die Wasserfläche des „Königssees“<br />

wird angehoben und in einen fließenden<br />

Bachlauf umgewandelt, welcher<br />

über das natürliche Gefälle in den<br />

<strong>Moers</strong>bach im Norden eingeleitet<br />

wird. Die Fortführung der Grabenanlage<br />

über den „Königlichen Hof“ wird<br />

durch den Wasserlauf gekennzeichnet,<br />

welcher in einem raumbestimmenden<br />

Brunnenelement seinen Ursprung<br />

findet. Dieser Brunnen ist Anziehungspunkt,<br />

Mittelpunkt und<br />

Platzkante zugleich und begleitet den<br />

neu gestalteten Baustein der <strong>Moers</strong><br />

Arkaden.<br />

Drei brückenähnliche Platzsituationen<br />

verbinden die Neustadtbereiche<br />

über die Wall- und Grabenanlage mit<br />

dem <strong>Stadt</strong>zentrum.<br />

Beurteilung der<br />

Empfehlungskommission:<br />

Die städtebauliche Idee einer autofreien<br />

Innenstadt wird in einer gesamtstädtischen<br />

Betrachtung aus<br />

dem Alleinstellungsmerkmal Wallring<br />

abgeleitet. Das ist städtebaulich<br />

nachvollziehbar, stößt aber auf Probleme<br />

der Erreichbarkeit und Orientierung<br />

in der <strong>Stadt</strong>. Die Wallanlage<br />

zwischen „Königlichem Hof“ und<br />

Trotzburg ist durch Bach und doppelte<br />

Baumreihe relativ schmal, aber<br />

dennoch signifikant herausgearbeitet.<br />

Der schmale Bach jedoch bringt<br />

das Element Wasser nicht ausreichend<br />

zur Geltung. Die Übergänge im<br />

Norden und Süden sind in ihrer gestalterischen<br />

Ausprägung schwach.<br />

Der Kreisverkehr an der Trotzburg<br />

wird negiert, ohne daraus gestalterische<br />

Chancen zu entwickeln. Der<br />

großen Fläche des heutigen Parkdecks<br />

ist keine klare Nutzung zugeordnet.<br />

Hohe Aufenthaltsqualitäten<br />

sind hier nicht zu erwarten. Die richtungsweise<br />

Entzerrung der Bushaltestelle<br />

hat den Vorteil einer schlanken<br />

Verkehrsanlage und höherer Frequenzen<br />

am „Wall-Zentrum“. Die<br />

Nachteile längerer Fußwege halten<br />

sich in Grenzen. Die Brücken im Süden<br />

als Haltestellenzugänge mit kleinem<br />

Witterungsschutz ergeben sich<br />

nicht aus den Haupt-Laufrichtungen.<br />

Die Verschwenkung der Busspur am<br />

„Königlichen Hof“ belastet die Aufenthaltsqualität<br />

am wichtigen Ort des<br />

Überganges von der Homberger<br />

Straße zur Steinstraße.<br />

33


Winking Architekten, Prof. Bernhard<br />

Winking, Hamburg<br />

mit WES und Partner, Prof. Hinnerk<br />

Wehberg, Hamburg<br />

Auszug aus dem<br />

Erläuterungsbericht:<br />

Die Maßnahmen am „Neuen Wall/Königlichen<br />

Hof“ in <strong>Moers</strong> dienen der<br />

Wiederbelebung der historischen<br />

Wallanlage. Durch die Neuorganisation<br />

des öffentlichen Nahverkehrs<br />

(Bushaltestelle am „Neuen Wall“)<br />

und Überplanung des Parkplatzkonzeptes<br />

für die Innenstadt ergibt sich<br />

die Möglichkeit, die <strong>Stadt</strong>kante neu<br />

zu formulieren und die Wallanlage an<br />

die Innenstadt heranzuführen.<br />

Der Entwurf verfolgt dabei drei<br />

Hauptaspekte: Erstens die Rekonstruktion<br />

der Wallanlage nach historischem<br />

Vorbild und Anlage des<br />

Cafés am Ufer des „Königssees“ in<br />

Verbindung mit einer breiten Stufenanlage<br />

zum Wasser.<br />

Zweitens die Anlage von Arkaden in<br />

Varianten, die sowohl einen grünen<br />

<strong>Stadt</strong>rand formulieren als auch als<br />

Haltestelle für die Linienbussen dienen<br />

können, wobei die wallseitige Arkade<br />

als Promenade ausgestaltet<br />

wird und gleichzeitig das Café Roos<br />

aufnehmen kann.<br />

Drittens Verbindung der Arkaden mit<br />

einer Neubebauung (Wohnen) des<br />

vorhanden Parkhauses gegenüber<br />

34


dem „Wall-Zentrum“. Hier kann eine<br />

reizvolle innenstadtnahe Wohnlage<br />

entwickelt werden.<br />

In allen Fällen werden Baumreihen<br />

vor dem „Wall-Zentrum“ und entlang<br />

der Ausfallstraßen vom neuen Kreisel<br />

vorgeschlagen. Die Bushaltestelle<br />

liegt in Randlage zwischen der<br />

Dr.-Hermann-Bähr-Straße und der<br />

Steinstraße. Die Taxen können durch<br />

den Flächenzugewinn am „Neuen<br />

Wall“ angeordnet werden.<br />

Der Vorplatz des neuen Einkaufszentrums<br />

würde in seiner Gestalt der<br />

Fortführung der Wallanlagen interpretieren.<br />

Der „Königliche Hof“ könnte<br />

so in Ergänzung mit der neuen<br />

Uferkante, den Sitzstufen und den<br />

Bänken unter den Bäumen am See<br />

sowie dem Café zu einem beliebten<br />

Treffpunkt in der City werden. In der<br />

Nahtstelle zwischen dem Wohnen am<br />

Wasser und der Parkanlage stellen<br />

wir uns einen Spielplatz für die Anwohner<br />

vor.<br />

Beurteilung der<br />

Empfehlungskommission:<br />

Das Team sieht eine Bebauung des<br />

Parkdecks über einer zweigeschossigen<br />

Tiefgarage vor. Im Bereich des<br />

„Königssees“ ist auch weiterhin eine<br />

Wasserfläche geplant, jedoch mit neu<br />

geschnittener Kontur. Das Café Roos<br />

wird in Form einer pavillonartigen<br />

Bebauung am See wiederhergestellt.<br />

In der Straße „Neuer Wall“ werden<br />

die vorgesehen Bushaltestellen dargestellt,<br />

die beidseitig durch sehr<br />

lange, linienförmige „Arkaden“ begleitet<br />

werden.<br />

Grundsätzlich wird eine Bebauung<br />

des Parkdecks begrüßt, ihre Dichte<br />

wird jedoch kontrovers diskutiert. Die<br />

zwei Parkebenen führen zu einer<br />

Entspannung der allgemeinen Parksituation,<br />

die Realisierbarkeit wird jedoch<br />

kritisch gesehen. Die Anlage<br />

des Sees wird als Ergänzung einer<br />

Platzgestaltung positiv gewertet.<br />

Dem gezeigten Pavillon fehlt jedoch<br />

die Kraft, die gesuchten stadträumlichen<br />

Beziehungen herzustellen. Im<br />

Bereich des „Königlichen Hofes“ wird<br />

das vorhandene Baumensemble als<br />

Kontur der Wallanlage weitgehend<br />

geschlossen. Dadurch können Platzräume<br />

mit hoher Aufenthaltsqualität<br />

unter den Bäumen entstehen. Insgesamt<br />

scheint die Zonierung des „Königlichen<br />

Hofes“ jedoch unklar. Das<br />

erklärte Ziel, die Homberger Straße<br />

mit der Steinstraße zu verbinden,<br />

wird nur teilweise erreicht.<br />

Die Gestaltung der Straße „Neuer<br />

Wall“ erscheint zu stringent. Entlang<br />

der vorhandenen Bebauung entwickelt<br />

die geplante „Arkade“ eine positiv<br />

wahrgenommene Bebauungskante.<br />

Durch die gegenüberliegende<br />

Arkade entsteht jedoch ein zu linearer<br />

und in der Dimension nicht angemessener<br />

Straßenraum.<br />

35


pablo molestina architekten,<br />

Prof. Pablo Molestina, Köln<br />

mit Kamel Louafi, Berlin<br />

Auszug aus dem<br />

Erläuterungsbericht:<br />

Um die Wallanlage von <strong>Moers</strong> strukturell<br />

zu stärken, soll, ergänzend zur<br />

vorgesehenen Kulturinsel „Nepix<br />

Kull“ und zum zentralen Kulturbereich,<br />

eine „Perlenkette“ kultureller<br />

Einrichtungen wie Institute, Cafés,<br />

Kinos etc. entlang des landschaftsarchitektonisch<br />

wiederhergestellten<br />

Walls entstehen.<br />

Als ein Element dieser „Perlenkette“<br />

soll auf dem bestehenden Parkdeck<br />

ein neues öffentliches Gebäude inmitten<br />

eines Labyrinths entstehen.<br />

Der See wird zum Straßenniveau hin<br />

angehoben, und mit Wasserinstallationen/<br />

- skulpturen ausgestattet. Die<br />

Wasserfläche kann gequert werden.<br />

Im Süden bildet ein Holzdeck mit einem<br />

Cafépavillon das Bindeglied zwischen<br />

dem Wasser und dem großzügigen,<br />

offenen Platz am „Königlichen<br />

Hof“. Diesen Platz rahmen nördlich<br />

der vorhandenen Platanen die “Königssofas”<br />

(besondere Sitzelemente)<br />

und ein Weg mit eingelassenen Kieseln<br />

als Verweis auf den ehemaligen<br />

Wall- und Grabenverlauf.<br />

Den alten Verlauf der Wall- und Grabenanlage<br />

dokumentiert der „Kieselweg“.<br />

Der Neubau im Norden soll ein<br />

öffentliches und attraktives Angebot<br />

36


einhalten wie z.B. eine Mediathek.<br />

Der Entwurf sieht vor, das Gebäude<br />

weitgehend aufzuständern und von<br />

der Straße „Neuer Wall“ aus zu erschließen.<br />

Das Gebäude orientiert<br />

sich mit seiner Geometrie an der<br />

Wallanlage. Seine weiche Form gibt<br />

dem Bau eine skulpturale Erscheinung.<br />

Der Bereich des heutigen Parkdecks<br />

wird zum Labyrinth umgestaltet. Ein<br />

grüner Vorhang aus hochstämmigen<br />

Bäumen wird konsequent entlang<br />

des gegenüberliegenden Gebäudes<br />

aus den 70er Jahren vorgesehen.<br />

Brücken über den die Mediathek umfließenden<br />

Wallgraben ermöglichen<br />

weitläufige Spaziergänge zwischen<br />

Wallanlage und Innenstadt.<br />

Das Parkdeck selbst kann im Sinne<br />

der ergänzten Verkehrsberuhigung<br />

unterhalb des angehobenen Wasserbeckens<br />

erweitert und über die gleiche<br />

Zufahrt wie das bereits vorhandene<br />

Parkdeck erschlossen werden.<br />

Die Bushaltstellen sind seitlich, an<br />

der Ostseite zwischen den vorhandenen<br />

Bäumen, angeordnet, welche so<br />

konzeptionell eingebunden sind. In<br />

nördlicher Richtung sind die aus dem<br />

Ostring verlagerten Taxistellplätze.<br />

Beurteilung der<br />

Empfehlungskommission:<br />

Die Idee, die in großen Teilen gut erhaltenen<br />

Wallanlagen der <strong>Stadt</strong><br />

<strong>Moers</strong> zu vervollständigen und wieder<br />

als ganz besondere ortstypische<br />

Elemente erlebbar zu machen, wird<br />

positiv gesehen. Durch Anhebung<br />

wird die Wasserfläche im südlichen<br />

Ravelin erfahrbar. Mit vielfältigen<br />

Wegen auch über das Wasser wird<br />

die Aufenthaltsqualität deutlich verbessert.<br />

Jedoch erfüllt der neue „Königliche<br />

Hof“ mit Café-Pavillon nicht<br />

die gestalterischen und funktionalen<br />

Anforderungen an den wichtigsten<br />

Verbindungspunkt zwischen Altstadt<br />

und Homberger Straße.<br />

Die Belebung des nördlichen Ravelins<br />

mit einem attraktiven Solitärgebäude<br />

mit öffentlicher und kultureller<br />

Nutzung ist ein interessanter, dem<br />

Ort angemessener Vorschlag. Völlig<br />

unterschiedlich ist jedoch die Besetzung<br />

der nördlichen Freifläche mit<br />

einem unüberschaubarem Heckenlabyrinth.<br />

Die Anbindung der unterirdischen<br />

Stellplätze über die Oberwallstraße<br />

ist nicht erwünscht. Die Bushaltestellen<br />

entsprechen den Anforderungen.<br />

Die überdachten Wartebereiche bilden<br />

durch die offene Gestaltung keine<br />

Barrieren.<br />

37


IMPRESSUM<br />

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38


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