Stenografischer Bericht - Deutscher Bundestag
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18486 <strong>Deutscher</strong> <strong>Bundestag</strong> – 16. Wahlperiode – 173. Sitzung. Berlin, Freitag, den 27. Juni 2008<br />
(A)<br />
Jürgen Koppelin (FDP):<br />
Vielen Dank, Herr Kollege. – Als ich vorhin die<br />
9,1 Milliarden Euro angesprochen habe, sagten Sie: Ob<br />
diese Mittel greifen, weiß man noch gar nicht. Nun haben<br />
Sie gerade den Risikofonds der KfW erwähnt, der<br />
ein Volumen von weit mehr als 5 Milliarden Euro hatte.<br />
Diesen Fonds gibt es mittlerweile aber nicht mehr. Wo<br />
ist dieses Geld eigentlich geblieben? Das andere waren<br />
ja angeblich nur Buchwerte, und ob das Risiko eintritt,<br />
wissen wir nicht. Klären Sie mich bitte auf: Wo sind die<br />
5 Milliarden Euro geblieben?<br />
Otto Bernhardt (CDU/CSU):<br />
Das Gesamtvolumen betrug 9,1 Milliarden Euro. Davon<br />
hat die KfW den überwiegenden Teil selbst geleistet,<br />
(Jürgen Koppelin [FDP]: Die KfW? Das sind<br />
wir!)<br />
und zwar zunächst einmal die 5 Milliarden Euro, die für<br />
solche Fälle vorgesehen waren.<br />
(Jürgen Koppelin [FDP]: Na also!)<br />
wortliche: Länder, Ministerpräsidenten, Landesfinanzminister<br />
und Sparkassenverbände.<br />
(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: In NRW übrigens<br />
auch, liebe FDP! – Gegenruf des Abg.<br />
Frank Schäffler [FDP]: Ja, ja! Die hätten wir<br />
am liebsten schon längst verkauft! Das steht<br />
auch in unserem Koalitionsvertrag!)<br />
Ich habe schon bei anderer Gelegenheit gesagt: Würden<br />
wir uns mit diesem Themen in diesem Hohen Hause<br />
beschäftigen, dann würde später gefordert werden, dass<br />
wir uns auch an den Kosten beteiligen sollen. Wir sollten<br />
uns auf unsere Aufgaben konzentrieren. Wir haben das<br />
Problem der Bankenkrise, soweit es unseren Verantwortungsbereich<br />
betraf, hervorragend gelöst. Das deutsche<br />
Bankensystem hat sich als widerstandsfähig herausgestellt.<br />
Ich betone abschließend: Das Krisenmanagement<br />
mit dem Finanzminister an der Spitze hat hervorragend<br />
funktioniert.<br />
Danke schön.<br />
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU und<br />
der SPD)<br />
(C)<br />
(B)<br />
Sie mussten eingesetzt werden, sind aber, was die Liquidität<br />
angeht, noch nicht weg.<br />
(Jürgen Koppelin [FDP]: Wie bitte?)<br />
– Herr Kollege, ich mache gerne einmal ein Seminar mit<br />
Ihnen. – Dieses Geld musste zur Verfügung gestellt werden.<br />
Da die Bankenaufsicht sonst gezwungen gewesen<br />
wäre, die IKB zu schließen, musste diese Vorsorgemaßnahme<br />
getroffen werden. Ich wiederhole: Zurzeit ist das<br />
eine Vorsorgemaßnahme. Ob bzw. in welchem Umfang<br />
sie Liquidität zur Folge hat, wissen wir nicht.<br />
(Jürgen Koppelin [FDP]: Ach! Das Geld ist<br />
doch weg!)<br />
Die letzte 1 Milliarde Euro, über die jetzt entschieden<br />
wird, wird mit Sicherheit kaum zu Liquidität führen; das<br />
entsprechende Gutachten ist Ihnen bekannt.<br />
(Jürgen Koppelin [FDP]: Das ist doch keine<br />
Antwort!)<br />
Ein weiterer Aspekt, den Sie in Ihren Anträgen ansprechen,<br />
betrifft die Bankenstruktur in Deutschland.<br />
Darauf wird mein Kollege Oswald eingehen. Ich sage an<br />
dieser Stelle nur eines sehr deutlich: Jeder muss die Aufgaben<br />
erledigen, die in seinem Zuständigkeitsbereich<br />
liegen. Wir haben mit KfW und IKB genug zu tun, und<br />
dafür tragen wir die Verantwortung. Für die anderen Bereiche<br />
hat der Bund nicht die erforderliche Kompetenz.<br />
Das ändert nichts daran, dass ich mit manchem, was Sie<br />
vortragen, inhaltlich übereinstimme. Auch das letzte<br />
Gutachten, das die Wirtschaftsweisen vorgelegt haben,<br />
geht ein Stück weit in diese Richtung.<br />
Ich möchte betonen: Im Kreditwesen sollte man keine<br />
Schnellschüsse machen. Man sollte auch nicht glauben,<br />
dass es tolle einheitliche Lösungen für alle gibt. Gerade<br />
was die Landesbanken betrifft, können uns nur sehr differenzierte<br />
Lösungen weiterhelfen. Dafür gibt es Verant-<br />
Vizepräsidentin Gerda Hasselfeldt:<br />
Für die Fraktion Die Linke hat nun der Kollege<br />
Roland Claus das Wort.<br />
(Beifall bei der LINKEN)<br />
Roland Claus (DIE LINKE):<br />
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Ich will<br />
zunächst zum allgemeinen Verständnis beitragen: „IKB“<br />
steht für Industriekreditbank.<br />
(Leo Dautzenberg [CDU/CSU]: Also nicht „Internationale<br />
Kommunistische Bewegung“!)<br />
„KfW“ heißt „Kreditanstalt für Wiederaufbau“; das war<br />
ihr ursprünglicher Auftrag.<br />
Die FDP hat aus Anlass der Krise der IKB, mit der<br />
wir es seit 2007 zu tun haben, gleich drei Anträge gestellt.<br />
Wir teilen die Kritik der FDP, aber nicht die<br />
Schlussfolgerungen.<br />
Neu ist mir, Kollege Koppelin, dass Sie, wie Sie es<br />
eben dargestellt haben, die Anträge stellen, um mit der<br />
Fraktion Die Linke in einen Wettbewerb um soziale Gerechtigkeit<br />
zu treten. Ich kann Ihnen dabei nur viel Erfolg<br />
wünschen!<br />
Die IKB ist eine halbstaatliche Bank, deren Aufgabe<br />
es ist, private Kredite und staatliche Förderinstitutionen<br />
zusammenzubringen. Das geht häufig nach dem Prinzip,<br />
dass, solange es gut läuft, das Private betont wird, und<br />
wenn Schulden aufgehäuft werden, nach dem Staat gerufen<br />
wird. Wir müssen uns deshalb prinzipiell mit der<br />
Frage beschäftigen: Geht es hier um eine staatseigene<br />
Bank, oder geht es um einen bankeigenen Staat?<br />
In der Selbstdarstellung auf der Homepage der IKB<br />
kann man immer noch lesen:<br />
Viele tausend mittelständische Unternehmer haben<br />
ihre Finanzierungsentscheidung getroffen. Sie ver-<br />
(D)