Strategie, Kombinationen und Taktik: Zug um Zug zum Erfolg
Strategie, Kombinationen und Taktik: Zug um Zug zum Erfolg
Strategie, Kombinationen und Taktik: Zug um Zug zum Erfolg
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Personalwirtschaft<br />
Magazin für H<strong>um</strong>an Resources<br />
extra<br />
11 2009<br />
Ro<strong>und</strong> Table | Recruiting Trends | Social Networks | Karrierewebsite | Bewerbungsmanagement<br />
E-Recruiting<br />
Die Klaviatur<br />
virtuos beherrschen
Ein Markt der tausend<br />
Möglichkeiten präsentiert<br />
sich Unternehmen,<br />
die fernab der ausgetreteten<br />
E-Recruiting-<br />
Pfade auf Bewerber-<br />
Pirsch gehen. Längst<br />
vorbei die Zeiten, in denen man sich<br />
lediglich zwischen mehreren Jobbörsen<br />
entscheiden musste. Twittern, bloggen,<br />
netzwerken heißt nun die <strong>Taktik</strong>. Der<br />
diesjährige Ro<strong>und</strong> Table spiegelt dann<br />
auch in der Besetzung der R<strong>und</strong>e diesen<br />
Wandel wider: Experten klassischer Jobbörsen<br />
– regional oder allgemein aufgestellt<br />
– diskutierten mit Anbietern von Executive<br />
Search <strong>und</strong> dem CEO des Business<br />
Netzwerks Xing. Kontrovers <strong>und</strong><br />
INHALT<br />
EDITORIAL/INHALT<br />
Die Klaviatur des E-Recruiting beherrschen<br />
<strong>Zug</strong> <strong>um</strong> <strong>Zug</strong> z<strong>um</strong> <strong>Erfolg</strong><br />
Die Experten des diesjährigen Ro<strong>und</strong><br />
Tables diskutierten <strong>Strategie</strong>n <strong>und</strong><br />
Möglichkeiten des E-Recruiting. | 4<br />
Die Zielgruppe unter der Lupe<br />
Wo <strong>und</strong> wie schauen sich Jobsuchende<br />
im Internet nach Stellen <strong>um</strong>? | 10<br />
Die Finger überall im Spiel<br />
Die meisten Jobsuchenden nutzen<br />
mehrere große Jobbörsen, so das<br />
Ergebnis einer Untersuchung. | 12<br />
Eine Frage der Perspektive<br />
In der Krise schichten Personaler<br />
ihre Rekrutierungsbudgets <strong>um</strong>.<br />
Sind die Online-Jobbörsen die großen<br />
Gewinner? | 14<br />
Erwacht aus dem<br />
Dornröschenschlaf<br />
Eine Studie belegt: Langsam, aber stetig<br />
findet auch der Mittelstand Gefallen am<br />
E-Recruiting. | 17<br />
ausgiebig erörtert wurde unter anderem<br />
die Frage, wer <strong>und</strong> war<strong>um</strong> in Social Networks<br />
aktiv ist <strong>und</strong> welchen Nutzen Unternehmen<br />
von einer Teilnahme am Web<br />
2.0-Leben haben. Das Resultat: Erst überlegen,<br />
was ich möchte, dann die neuen<br />
E-Recruiting-Instr<strong>um</strong>ente selektiv <strong>und</strong><br />
intelligent einsetzen (Seite 4).<br />
Der Markt der Möglichkeiten im Internet<br />
findet statt. Die <strong>Strategie</strong>, diese zu nutzen<br />
oder zu positionieren, liegt in der<br />
Hand jedes Einzelnen. Es bleibt spannend.<br />
Ihre<br />
Elke Schwuchow<br />
Nicht imitieren,<br />
sondern definieren<br />
Muss eine professionelle Karrierewebsite<br />
teuer sein <strong>und</strong> hat der Mittelstand deshalb<br />
das Nachsehen? | 20<br />
R<strong>und</strong> <strong>um</strong> die Welt<br />
Der Anbieter von Windkraftanlagen<br />
Enercon entschied sich für das weltweite<br />
Rollout eines SAP-E-Recruitings. | 24<br />
Transparenz geschickt nutzen<br />
Was können Business-Netzwerke für die<br />
Suche <strong>und</strong> das Finden von Fach- <strong>und</strong><br />
Führungskräften leisten? | 26<br />
Drei Fliegen mit einer Klappe<br />
Das webbasierte Bewerbungsmanagement<br />
der Autovision GmbH ist ein wahrer<br />
Allro<strong>und</strong>er. | 28<br />
Jobbörsen auf Talfahrt?<br />
Können Jobbörsen die erhöhte Nachfrage<br />
nach freien Stellen erfüllen? Unser diesjähriger<br />
Marktcheck vergleicht mit den<br />
Jahren 2005 <strong>und</strong> 2007. | 31<br />
Impress<strong>um</strong> | 11<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 3
E-RECRUITING Ro<strong>und</strong> Table<br />
4<br />
<strong>Strategie</strong>, <strong>Kombinationen</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong>:<br />
<strong>Zug</strong> <strong>um</strong> <strong>Zug</strong> z<strong>um</strong> <strong>Erfolg</strong><br />
Bloggen, Netzwerken <strong>und</strong> Twittern: Wie vielversprechend sind die neuen Spielzüge <strong>und</strong><br />
Varianten beim E-Recruiting? Prof. Dr. Christoph Beck sprach beim Ro<strong>und</strong> Table<br />
der Personalwirtschaft mit führenden E-Recruiting-Experten über die Marktlage, das<br />
Portfolio der Instr<strong>um</strong>ente <strong>und</strong> zielgruppenspezifische Vorlieben.<br />
D<br />
er freie Fall der Online-Stellenangebote ist gestoppt:<br />
Im Herbst 2009 registrieren die Anbieter großer Stellenbörsen<br />
erste Aufwärtstendenzen. Parallel zur Krise<br />
übernahmen aber einige Branchen unvermindert <strong>und</strong> verstärkt<br />
die Rolle des Jobmotors: Der Ges<strong>und</strong>heitssektor,<br />
neue Energien <strong>und</strong> die öffentlichen Arbeitgeber. In diesen<br />
Bereichen verzeichnet der Monster Employment Index<br />
Zuwächse bis zu 50 Prozent. Auch die regional fokussierten<br />
Stellenbörsen spürten in den letzten Monaten Rückgänge,<br />
doch die Fachkräfte in der Region wurden trotz Krise<br />
nach wie vor gesucht. Gleiches gilt für die Top-Kräfte.<br />
„Finanzspezialisten, SAP-Spezialisten <strong>und</strong> gerade IT-Consultants<br />
wurden verstärkt nachgefragt“, berichtet Tonio<br />
Riederer von Paar, Geschäftsführer Placement24, einer auf<br />
Personalberater spezialisierten Plattform. Ein Gr<strong>und</strong> für<br />
den erhöhten Bedarf: Die Bankenkrise führte zu Übernahmen<br />
<strong>und</strong> Mergers, die mit einer Zusammenführung von<br />
Systemen verb<strong>und</strong>en war.<br />
Derzeit registriert man wieder einen Auftragszuwachs<br />
der Headhunter. Klassische Verlierer der Krise waren<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />
dagegen die Absolventen, erklärt Till A. Kaestner, Vice<br />
President Monster Europa. „Die junge Generation hat es<br />
bei Arbeitslosigkeit am stärksten getroffen, da Unternehmen<br />
sich von erfahrenen Mitarbeitern in der schwierigen<br />
Situation eher Vorteile versprachen.“ Insgesamt zeigt der<br />
Markt im Herbst 2009 stabilere Tendenzen <strong>und</strong> je nach<br />
Zielgruppenfokussierung profitieren die Anbieter von den<br />
Ausschreibungen der Zeitarbeitsunternehmen.<br />
Grenzenlose Erreichbarkeit aller Zielgruppen?<br />
Das Stellenposting in Online-Stellenmärkten ist in großen<br />
Unternehmen ein etabliertes Instr<strong>um</strong>ent, der Mittelstand<br />
holt auf, <strong>und</strong> es ist nur eine Frage der Zeit, wann die<br />
Mehrheit der Kleinunternehmen das E-Recruiting für sich<br />
entdeckt. Die Spezialisierungen <strong>und</strong> Funktionalitäten der<br />
Online-Stellenmärkte sind soweit entwickelt, dass sie auf<br />
der gesamten Klaviatur der Reichweiten-Instr<strong>um</strong>ente spielen<br />
können. Also müssten rein theoretisch die Anbieter<br />
alle Zielgruppen auf dem Arbeitsmarkt erreichen <strong>und</strong><br />
Arbeitgeber, die aktuell suchen, derzeit die freie Auswahl
unter den passenden Bewerbern haben.<br />
Doch die Rechnung geht nicht auf. „Es gibt<br />
zwei hemmende Faktoren“, erläutert Dr.<br />
Wolfgang Achilles, Geschäftsführer bei<br />
Jobware. „Z<strong>um</strong> einen ist die Mobilitätsbereitschaft<br />
der Stellensuchenden immer<br />
noch nicht ausreichend entwickelt; z<strong>um</strong><br />
anderen sind Positionen aus Branchen, die<br />
wenig Sicherheit versprechen oder in Verruf<br />
geraten sind, schwer zu besetzen.“<br />
Wenig verw<strong>und</strong>erlich ist auch, dass die<br />
Top-Management-Ebene im Internet eigene<br />
<strong>und</strong> andere Wege nutzt. „Vorstände,<br />
Geschäftsführer <strong>und</strong> Spezialisten mit<br />
einem Gehalt bis zu 300 000 Euro suchen<br />
eher nicht, sondern lassen sich bevorzugt<br />
von Personalberatern finden“, so Dr. Christian<br />
Göttsch, Geschäftsführer von Experteer,<br />
einer Plattform, die Headhuntern<br />
<strong>und</strong> Personalberatern einen <strong>Zug</strong>ang zu Profilen<br />
bietet. Statt Top-Kräften telefonisch<br />
„hinterherzujagen“, würden Personalberater<br />
diesen <strong>Zug</strong>angsweg nutzen.<br />
Dagegen hat eine Zielgruppe auf dem<br />
Arbeitsmarkt die Jobsuche im Internet<br />
entdeckt, der man viele Jahre nachgesagt<br />
hat, sie sei nicht internet-affin: Die gewerblichen<br />
<strong>und</strong> die fachlich hochspezialisierten<br />
Arbeitnehmer. „Sowohl Betriebe als<br />
auch potenzielle Bewerber nutzen erfreulicherweise<br />
das E-Recruiting sehr viel<br />
aktiver als noch vor drei bis vier Jahren“,<br />
betont R. Matthias Olten, Leiter Stellenmarkt<br />
kalaydo.de. „Es ist keine Seltenheit,<br />
dass auf ein Online-Stellenangebot<br />
als Abteilungsleiter für Grünflächen <strong>und</strong><br />
Friedhöfe, Triebfahrzeugführer im Cargoverkehr<br />
oder Ausstellungsleiter Körperwelten<br />
vier bis fünf Dutzend qualifizierte<br />
Bewerbungen eingehen.“<br />
Die Internetaffinität kennt keine Beschränkungen<br />
mehr durch Alter, Geschlecht<br />
oder Qualifikation, lautet auch die Erfahrung<br />
der Plattform meinestadt.de, die<br />
eine breite Zielgruppe vom Handwerker<br />
bis zur kaufmännischen Fachkraft<br />
anspricht. So zeigt die Analyse der<br />
Nutzer durch die Arbeitsgemeinschaft<br />
Online-Forschung, dass beispielsweise<br />
die Mehrheit der Portalbesucher aus Frauen<br />
bestehe, denen man früher eine gerin-<br />
gere Nähe z<strong>um</strong> Internet nachgesagt hat.<br />
Werner Wiersbinski, Director Stellenmarkt<br />
bei meinestadt.de: „Auffällig ist in<br />
diesem Zusammenhang, dass die lokalen<br />
Informationen im Internet an Bedeutung<br />
gewinnen. Der User, gerade im lokalen<br />
Bereich, ist dabei sehr flexibel geworden.“<br />
Der Beweis dafür seien die hohen<br />
<strong>Zug</strong>riffsraten gerade im besonders lokal<br />
geprägten Lehrstellenmarkt.<br />
E-Recruiting: Neue Spielregeln <strong>und</strong><br />
Varianten<br />
Die Dimensionen des Internets sind gewaltig,<br />
aber wo steckt das schl<strong>um</strong>mernde<br />
Bewerber-Potenzial? Wo informieren sich<br />
potenzielle Kandidaten, wo chatten, bloggen,<br />
netzwerken <strong>und</strong> chillen sie? Das sich<br />
permanent ändernde Medienverhalten<br />
einzelner Zielgruppen <strong>und</strong> neue Internetdienste<br />
stellen sowohl Dienstleister<br />
als auch Unternehmen vor neue Rekrutierungschancen<br />
<strong>und</strong> Herausforderun-<br />
„ „Manche User betreiben intensiv<br />
Reputationsmanagement, da<br />
bekannt ist, dass Personalberater<br />
gerne bei Xing auf die Suche gehen.“<br />
Professor Dr. Christoph Beck,<br />
FH Koblenz<br />
„ „Ich sehe ein Problem im Rollenverständnis<br />
der Recruiter.“<br />
Rik Hülser, Ressortleiter,<br />
Aktor Interactive<br />
„<br />
„Das HR-Management sollte<br />
sich im Recruitment professionell<br />
aufstellen <strong>und</strong> mehr Kompetenz<br />
in-house haben.“<br />
Dr. Christian Göttsch,<br />
Geschäftsführer, Experteer<br />
gen. Das gilt insbesondere für die Erreichbarkeit<br />
von passiv <strong>und</strong> latent Suchenden.<br />
Eine reine Online-Stellenschaltung vermag<br />
bei diesem Personenkreis wenig auszurichten.<br />
Till A. Kaestner, Marketing Director<br />
bei Monster Central Europe: „Wer sich<br />
als Full-Service-Dienstleister versteht,<br />
muss passgenaue Kandidaten über verschiedene<br />
Services <strong>und</strong> Produkte erreichen.<br />
Das klassische Angebot aus Stellenanzeige<br />
<strong>und</strong> Lebenslaufdatenbank muss<br />
heutzutage bei der Suche nach geeigneten<br />
Spezialisten erweitert werden. Hierzu<br />
zählen Reichweitenprodukte, mit denen<br />
man gezielt passive Kandidaten im Netz<br />
dort ansprechen kann, wo sie zu finden<br />
sind. Die geeigneten Produkte setzen dabei<br />
auf Behavioural- <strong>und</strong> Geo-Targeting-Technologien.“<br />
Das Know-how der Spezialisten ist gefragter<br />
denn je, da die Bandbreite der Varianten<br />
ständig größer wird. „Von Preisfragen<br />
über die regionale Reichweite bis<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 5
E-RECRUITING Ro<strong>und</strong> Table<br />
zur Einbindung der Anzeigen auf Facebook<br />
<strong>und</strong> Twitter wollen die K<strong>und</strong>en<br />
unterstützt werden. Hier sind wir als<br />
Berater gefordert“, so R. Matthias Olten,<br />
kalaydo.de.<br />
Das gilt auch für die Einbindung der<br />
sozialen Netzwerke. So verweist Xing im<br />
deutschsprachigen Ra<strong>um</strong> auf r<strong>und</strong> 3,5 Millionen<br />
User <strong>und</strong> will die Funktionalitäten<br />
z<strong>um</strong> effizienteren E-Recruiting weiter<br />
ausbauen. „Zahlreiche Studien zeigen,<br />
dass bereits mehr als die Hälfte der ausgeschriebenen<br />
Jobs über persönliche<br />
Kontakte <strong>und</strong> Empfehlungen vergeben<br />
werden; die Stellensuche ist natürlich<br />
auch ein Gr<strong>und</strong>, war<strong>um</strong> viele Fach- <strong>und</strong><br />
Führungskräfte auf der Plattform aktiv<br />
sind“, erläutert Dr. Stefan Groß-Selbeck,<br />
Vorstandsvorsitzender von Xing. Neben<br />
rein textbasierten Stellenanzeigen bietet<br />
das Netzwerk bald die Möglichkeit,<br />
gestaltete Anzeigen zu schalten. Darüber<br />
hinaus werden die Suchfunktionalitäten<br />
verbessert, <strong>um</strong> die aktive Suche nach<br />
6<br />
„ „Top-Kandidaten wollen nicht netzwerken,<br />
sie wollen nur von Headhuntern<br />
angesprochen werden.“<br />
Tonio Riederer von Paar,<br />
Geschäftsführer, Placement24<br />
„ „E-Recruiting wird verschiedene<br />
Komponenten haben <strong>und</strong> weit mehr als<br />
die reine Online-Stellenschaltung sein.“<br />
Till Kästner,<br />
Marketing Director, Monster<br />
„<br />
„Unternehmensinterne Recruiter müssen<br />
vertriebsorientierter arbeiten.“<br />
Matthias Olten,<br />
Leitung Stellenmarkt, Kalaydo.de<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />
passenden Bewerbern effizienter zu<br />
machen.<br />
Twitter, Video & Co.<br />
Erreichen Recruiter mit Twitter <strong>und</strong> Video<br />
ihre Zielgruppe <strong>und</strong> sogar die besseren Kandidaten?<br />
Welche Varianten müssen ausgespielt<br />
werden? Ob beispielsweise ein Video<br />
erfolgreich die Rekrutierungsmaßnahmen<br />
unterstützen kann, hängt z<strong>um</strong> einen von<br />
der Qualität des Videos <strong>und</strong> z<strong>um</strong> anderen<br />
von seinem Einsatz ab. Rik Hülser, Ressortleiter<br />
bei Aktor Interactive: „Ein Video einfach<br />
auf die eigene Unternehmens-Homepage<br />
zu stellen, reicht in aller Regel nicht.<br />
Hier können dann Plattformen wie YouTube,<br />
Myspace, Facebook oder Twitter z<strong>um</strong><br />
Einsatz kommen, <strong>um</strong> die entsprechende<br />
Information z<strong>um</strong> Video zu verbreiten.“<br />
Wichtig sei hierbei jedoch, dass man auf<br />
diesen Plattformen regelmäßig <strong>und</strong> langfristig<br />
aktiv sein müsse, <strong>um</strong> einen <strong>Erfolg</strong><br />
zu erzielen. Rik Hülser: „Ob nun mit dem<br />
Einsatz von neueren Werkzeugen <strong>und</strong> Platt-<br />
formen die besseren Leute <strong>und</strong> die<br />
gewünschte Zielgruppe angesprochen werden,<br />
ist vor allem von der Zielgruppe abhängig.<br />
So bringen beispielsweise Aktionen<br />
im Rahmen von Azubi-Marketing auf Twitter<br />
nichts, da sich die gewünschte Zielgruppe<br />
dort nicht aufhält.“<br />
Die E-Recruiting-Dienstleister zeigen sich<br />
von den Microblogging-Diensten nur teilweise<br />
überzeugt. Till A. Kaestner, Monster,<br />
bestätigt: „Es ist vorstellbar, dass Twitter<br />
neben anderen Web 2.0-Plattformen ein<br />
zielgerichteter Teil im Rahmen einer kompletten<br />
Online-Rekrutierungs-Kampagne<br />
wird. Hierbei sollte ein Full-Service-Anbieter<br />
die komplette Klaviatur bedienen können,<br />
<strong>um</strong> passgenaue Kandidaten im Netz<br />
zu erreichen.“ Jobware verfolgt diese Entwicklung<br />
<strong>und</strong> veröffentlicht seit gera<strong>um</strong>er<br />
Zeit Stellenanzeigen auf Twitter <strong>und</strong><br />
beobachtet mit Interesse die Entwicklung<br />
der Zahl <strong>und</strong> Qualität der Kandidaten. Dr.<br />
Wolfgang Achilles, Jobware: „Heute bietet<br />
aus unserer Sicht die Veröffentlichung<br />
von Stellenanzeigen auf Twitter nur eine<br />
sehr geringe Chance auf die Gewinnung<br />
des geeigneten Kandidaten.“<br />
Trend: Social Networks<br />
Die Nutzung von sozialen Netzwerken als<br />
zusätzlichem Rekrutierungsinstr<strong>um</strong>ent<br />
wird weniger kritisch betrachtet, gleichwohl<br />
die Kommentierung der Stellenmarkt-Betreiber<br />
zurückhaltend ausfällt.<br />
Womit muss der Markt rechnen, will Professor<br />
Beck wissen, bleibt Xing ein Netzwerk<br />
oder evolutioniert es zu einer Jobbörse?<br />
„Wir bleiben ein Business Netzwerk,<br />
doch Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte nutzen ihre<br />
persönlichen Kontakte natürlich auch zur<br />
Personal- <strong>und</strong> Jobsuche. Deshalb entwickeln<br />
wir neue Features“, so Dr. Stefan<br />
Groß-Selbeck. „Über Xing erreichen Stellenangebote<br />
auch potenzielle Kandidaten,<br />
die derzeit nicht aktiv auf der Suche<br />
nach einem neuen Job, aber offen für neue<br />
Karriereperspektiven sind. Diese größere<br />
Reichweite <strong>und</strong> die vielseitigen Möglichkeiten<br />
zur aktiven Suche sind Gründe,<br />
war<strong>um</strong> viele Personalmanager das<br />
Netzwerk nutzen.“
E-RECRUITING Ro<strong>und</strong> Table<br />
Die Entwicklung der Web 2.0-Funktionalitäten<br />
boomt <strong>und</strong> das Internet verändert sich<br />
quasi stündlich. Im Wettlauf <strong>um</strong> alle Kanäle<br />
können Unternehmen ka<strong>um</strong> nachziehen.<br />
Dabei stellt sich die gr<strong>und</strong>sätzliche Frage,<br />
ob die E-Recruiting-Experten die Web-<br />
Affinität der Unternehmen nicht überschätzen.<br />
Denn Unternehmen setzen sehr<br />
gerne auf traditionelle Strukturen auf,<br />
die Stellenanzeige ist gelernt <strong>und</strong> lässt<br />
sich ins Internet mit leichten Veränderungen<br />
übertragen, so Tonio Riederer von<br />
Paar, Placement24. „Aber häufig fehlt<br />
noch die Begeisterung für virtuelles Marketing,<br />
bis auf ganz wenige moderne<br />
Unternehmen. Zudem sind diese Instr<strong>um</strong>ente<br />
nicht für alle Positionen nutzbar,<br />
wie für die Top-Kräfte, die den Weg der<br />
Direktansprache schätzen.“<br />
Die Zielgruppen-Märkte<br />
Die regionalen Stellenmärkte können in<br />
einem bestimmten Qualifikationssegment<br />
auf Vorteile verweisen, da sie eindeutig<br />
8<br />
„ „Die Bewerbungsflut ist derzeit groß,<br />
die Herausforderung heißt: Nicht Masse,<br />
sondern Qualität generieren.“<br />
Dr. Wolfgang Achilles,<br />
Geschäftsführer, Jobware Online-Service<br />
„ „Immer noch finden viele Unternehmen<br />
im Internet nicht statt, aber selbst<br />
Kleinunternehmen entdecken es.“<br />
Werner Wiersbinski,<br />
Direktor Sales Stellenmarkt, allesklar.com, meinestadt.de<br />
„<br />
„Das Internet ist das Leitmedi<strong>um</strong> der bis<br />
30-Jährigen, <strong>und</strong> bald auch darüber hinaus.“<br />
Dr. Stefan Groß-Selbeck,<br />
CEO, Xing<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />
von passiven oder latent Suchenden frequentiert<br />
werden. „Wir haben den Vorteil,<br />
auch die nicht aktiv Suchenden einzufangen,<br />
weil sie andere Bedürfnisse beim<br />
Besuch der Website abdecken wollen, beispielsweise<br />
die Immobiliensuche oder<br />
eine Recherche im Veranstaltungskalender“,<br />
erläutert Werner Wiersbinski, meinestadt.de.<br />
Zudem biete die Plattform<br />
redaktionell bearbeitete Anzeigen, die<br />
Ergebnisse nicht nach Aktualität, sondern<br />
nach Relevanz sortiere. Der Nutzer<br />
erhalte zuerst das Stellenangebot angezeigt,<br />
welches am besten zu seiner Suche passe.<br />
Andere Spezial-Plattformen bilden die<br />
Schnittstelle zwischen Top-Kräften <strong>und</strong> Personalberatern.<br />
„Der hochqualifizierte Kandidat<br />
mit gehobenem Einkommen ist als<br />
Zielgruppe bei den herkömmlichen Jobbörsen<br />
nicht auf dem Radar <strong>und</strong> wird dort<br />
auch in keinster Weise bedient“, sagt Dr.<br />
Christian Göttsch, Experteer. „Wir fokussieren<br />
ausschließlich auf hochqualifizier-<br />
te, gut verdienende Kandidaten, bieten<br />
hochdotierte Stellen vom veröffentlichten<br />
Stellenmarkt <strong>und</strong> liefern <strong>Zug</strong>ang z<strong>um</strong><br />
nicht öffentlichen Markt, der über Headhunter<br />
vergeben wird.“<br />
Das Karrieremanagement des Top-Managements<br />
unterscheide sich in Vorgehen<br />
<strong>und</strong> Zielen: Sie wollen ausschließlich die<br />
passenden Angebote für ihre individuellen<br />
Vorhaben erhalten <strong>und</strong> diskret im<br />
Fokus der Headhunter bleiben, erläutert<br />
Tonio Riederer von Paar, Placement24.<br />
„Der Mehrwert des Dienstes für Personalberater<br />
liegt darin, dass die Kandidatenprofile<br />
sehr tief rubriziert sind <strong>und</strong> die<br />
Wechselbereiten dezidiert ihre Vorstellungen<br />
<strong>und</strong> Ziele <strong>um</strong>reißen.“ Unternehmen<br />
können zwar Anzeigen schalten, haben<br />
aber keinen <strong>Zug</strong>ang zu den CV-Pools, die<br />
den Headhuntern vorbehalten bleiben.<br />
Bewerberdatenbanken im Aufwind<br />
Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Personaler<br />
ungern in Bewerberdatenbanken<br />
recherchieren, so die Erfahrung vieler<br />
Anbieter. Einerseits mögen die zeitlichen<br />
Ressourcen in den HR-Abteilungen fehlen,<br />
andererseits überzeugen nicht alle<br />
Datenbanken mit Aktualität. Doch die<br />
Online-Stellenmärkte rüsten auf. In der<br />
Vergangenheit wurden Fehler gemacht,<br />
da die Datensammlungen eher auf Größe<br />
<strong>und</strong> Vol<strong>um</strong>en abzielten, aber nicht auf<br />
Relevanz. „Das Vol<strong>um</strong>enspiel ist vorbei“,<br />
betont Till A. Kaestner, Monster, <strong>und</strong><br />
ergänzt: „Einträge, die nicht relevant sind,<br />
gehen auf Kosten der K<strong>und</strong>en.“ Monster<br />
hat von Größe auf Aktualität <strong>um</strong>geschaltet<br />
<strong>und</strong> weist z<strong>um</strong> Beispiel Lebensläufe<br />
aus, die nicht älter als drei Monate sind.<br />
Stimmt die Datenqualität, steigt die Nutzungsintensität.<br />
In der Stellensuch-Datenbank<br />
von meinestadt.de können User<br />
kostenpflichtig für acht Wochen eine Suche<br />
<strong>und</strong> ihren Lebenslauf platzieren.<br />
„Im Schnitt registrieren sich derzeit monatlich<br />
r<strong>und</strong> 1000 Unternehmen - die<br />
klassischen Kleinbetriebe <strong>und</strong> der Mittelstand<br />
- <strong>um</strong> die jeweils aktuellen Profile<br />
einzusehen“, berichtet Stellenmarktleiter<br />
Werner Wiersbinski, meinestadt.de.
Ein Business-Netzwerk wie Xing hat mit<br />
mangelnder Aktualität der Profile keine Probleme,<br />
denn wer dort präsent ist, will selbstverständlich<br />
seine geschäftlichen Aktivitäten<br />
kommunizieren <strong>und</strong> sein Netzwerk auch<br />
über berufliche Veränderungen auf dem<br />
Laufenden halten. Auch wenn die Profile von<br />
den Usern nicht unbedingt mit dem Ziel<br />
aktualisiert werden, sich für eine neue Aufgabe<br />
zu präsentieren, könnte dieses Nebenprodukt<br />
der Netzwerkaktivität für Recruiter<br />
eine sehr gute Quelle sein. Doch die Qualität<br />
der Profile unterscheidet sich von der<br />
in Lebensläufen, wendet Professor Beck ein.<br />
Manche User betrieben intensiv Reputationsmanagement,<br />
da bekannt sei, dass Personalberater<br />
gerne bei Xing auf die Suche<br />
gehen. Dr. Stefan Groß-Selbeck, Xing: „Unsere<br />
User schätzen die absolute Kontrolle über<br />
die eigenen Daten. Unsere Erfahrung zeigt,<br />
dass sie ihr Profil als digitale Visitenkarte<br />
nutzen <strong>und</strong> sie deshalb stets aktuell halten<br />
<strong>und</strong> sehr gewissenhaft pflegen.“<br />
Macht es für die Personalberater einen<br />
Unterschied, ob sie in Xing oder in einer<br />
Karriereplattform für Top-Kräfte recherchieren?<br />
Experteer-Geschäftsführer Dr.<br />
Göttsch: „Wer auf Xing sein Profil einstellt,<br />
möchte sich ein bisschen darstellen <strong>und</strong> ein<br />
bisschen finden lassen, aber nicht so, dass<br />
er damit auffällt, weder beim Chef noch<br />
bei Kollegen. Bei uns sehen nur die Headhunter<br />
den Lebenslauf, der anders als bei<br />
den Profilen eine formale Vita darstellt<br />
<strong>und</strong> diskret <strong>und</strong> anonym ist.“<br />
Wo sind die unternehmenseigenen<br />
Recruiter?<br />
Kontroverse Meinungen gibt es bei der<br />
Frage, ob das HR-Management eigentlich<br />
genügend eigenes Engagement zeigt bei der<br />
Kontaktanbahnung mit potenziellen Kandidaten.<br />
„Wenn die Fach- <strong>und</strong> Führungskräftekrise<br />
zunimmt, werden sich die Personaler<br />
Zeit nehmen müssen, Profile durchzuarbeiten<br />
<strong>und</strong> auch selbst die Kontakte<br />
herzustellen, <strong>um</strong> einen guten Kandidaten<br />
zu gewinnen“, prophezeit R. Matthias Olten,<br />
kalaydo.de. Eine stärkere vertriebsorientierte<br />
Auffassung des unternehmensinternen<br />
Recruitings sei notwendig, da zukünftig<br />
nicht damit zu rechnen sei, dass auf Ausschreibungen<br />
große Mengen an Bewerbungen<br />
eingehen, die eine freie Auswahl<br />
versprechen, so Olten.<br />
Unternehmen mangelt es nicht an Recruitern,<br />
meint dagegen Rik Hülser, Aktor<br />
Interactive, aber er bestätigt: „Ich sehe ein<br />
Problem im Rollenverständnis der Recruiter.<br />
Diese werden in vielen Unternehmen<br />
lediglich als interne Dienstleister wahrgenommen.<br />
Ihre externe Funktion kommt<br />
oft zu kurz <strong>und</strong> spiegelt sich dann häufig<br />
in einer mangelnden Kommunikationsqualität<br />
mit Bewerbern wider.“<br />
Dies führt zwangsläufig zu der Frage, wie<br />
viele Ressourcen Unternehmen vorhalten<br />
müssen, wenn sie die schwierige Suche<br />
an Dienstleister delegieren? Die Direktansprache<br />
von potenziellen Kandidaten durch<br />
den Personaler ist nicht zwingend notwendig,<br />
<strong>um</strong> Stellen erfolgreich zu besetzen,<br />
wendet Jobware-Geschäftsführer Dr. Wolfgang<br />
Achilles ein: „Qualifizierte Kandidaten<br />
lassen sich durchaus über Stellenanzeigen<br />
gewinnen, vorausgesetzt die Zielgruppe<br />
wird punktgenau erreicht. Dies<br />
setzt die passende Auswahl der zielgruppenspezifischen<br />
Fachinformationsdienste<br />
<strong>und</strong> Fachzeitschriften voraus, die jeweils<br />
genau den gesuchten Kandidaten erreichen.<br />
Diese spezifische Ansprache, die ein<br />
großes Netzwerk leistungsfähiger Partner<br />
voraussetzt, muss ein Online-Stellenmarkt<br />
heute leisten.“<br />
Ein Fazit im Herbst 2009: Recruiting wird<br />
trotz schwacher Konjunktur nicht einfacher,<br />
das Portfolio der Instr<strong>um</strong>ente wächst,<br />
<strong>und</strong> je nach Zielgruppe gilt es intelligent<br />
zu kombinieren. Eine Aufgabe, die ohne<br />
Unterstützung von Experten ka<strong>um</strong> zu<br />
bewältigen ist.<br />
Christiane Siemann, freie Journalistin, Düsseldorf
E-RECRUITING Nutzerverhalten<br />
10<br />
Die Zielgruppe unter<br />
der Lupe<br />
Wo suchen Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte nach einem<br />
neuen Job? Wie bewerben sie sich? Nutzen sie<br />
Social Networks? Auf diese <strong>und</strong> andere Fragen gibt<br />
eine Umfrage unter r<strong>und</strong> 4500 Jobsuchenden Antwort.<br />
D<br />
er Arbeitsmarkt in Deutschland ist in Bewegung. Viele<br />
Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte sind auf der Suche nach einer<br />
neuen beruflichen Herausforderung. Bevor Kandidat <strong>und</strong><br />
Unternehmen jedoch zusammenfinden, steht ein <strong>um</strong>fangreicher<br />
Bewerbungsprozess zwischen den beiden. Bei diesem<br />
fand in den letzten Jahren ein Medienwechsel statt: Der Branchenverband<br />
Bitkom hat herausgef<strong>und</strong>en, dass 94 Prozent<br />
der Unternehmen in Deutschland ihre Mitarbeiter mittlerweile<br />
über das Internet suchen. Ein Trend, der sich natürlich<br />
auch auf die Bewerber auswirkt. Denn von ihnen werden<br />
in erster Linie Online-Bewerbungen gefragt. Stepstone<br />
hat im Rahmen einer Studie r<strong>und</strong> 4500 Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte<br />
zu ihrem individuellen Bewerbungsverhalten befragt.<br />
Jobsuche findet wochentags statt<br />
Eine wesentliche Veränderung hat sich gemäß der Studie schon<br />
hinsichtlich des Zeitpunkts der Jobsuche ergeben. War früher<br />
der Samstag <strong>und</strong> damit die Wochenendausgabe der Tageszeitung<br />
für die Jobsuche gesetzt, läuft diese nun überwie-<br />
Schlussfolgerungen<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />
Tipp<br />
Für Personaler ergeben sich aus dem Bewerbungsverhalten<br />
der Kandidaten vor allem drei Schlussfolgerungen:<br />
• Jobsuche, Recherche <strong>und</strong> Bewerbung finden im Internet statt.<br />
Eine erfolgreiche Rekrutierung ist ohne das World Wide Web nicht<br />
mehr vorstellbar.<br />
• Soziale Netzwerke werden von vielen Kandidaten nicht für Karrierezwecke<br />
genutzt. Sie können also maximal eine Ergänzung zu<br />
erprobten Rekrutierungswegen darstellen – aus Zeitgründen,<br />
aber auch, weil viele Kandidaten dort nicht anzutreffen sind.<br />
• Ein Großteil der Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte bleibt auch nach der<br />
Einstellung passiv auf Jobsuche. Es ist also notwendig, Mitarbeiter<br />
durch Weiterbildungen, Sozialleistungen <strong>und</strong> leistungsgerechte<br />
Vergütung stärker emotional <strong>und</strong> rational an sich zu binden.<br />
gend in der Woche ab. Lediglich ein Viertel der Bewerber nutzen<br />
den Samstag oder Sonntag für ihre Jobsuche. Nahezu 75<br />
Prozent suchen in der Woche nach ihrem Tra<strong>um</strong>job – 22,5<br />
Prozent sogar während der Arbeitszeit. All das lässt einen<br />
eindeutigen Schluss zu: Der Karriereteil in Tageszeitungen<br />
verliert zunehmend an Bedeutung. Hintergr<strong>und</strong>: Kandidaten<br />
– beruflich stark eingeb<strong>und</strong>ene Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte<br />
erst recht – bestimmen den Zeitpunkt ihrer Jobsuche<br />
selbst. Anders sieht es aus, wenn es dar<strong>um</strong> geht, wann die<br />
Bewerbungsunterlagen erstellt werden. Hier ist die freie Zeit<br />
am Wochenende am besten geeignet. 41,2 Prozent der Studienteilnehmer<br />
geben dies an. Interessant für viele Arbeitgeber:<br />
Immerhin 13,4 Prozent erstellen ihre Bewerbungen<br />
während der Arbeitszeit.<br />
Medienwechsel auch bei der Suche vollzogen<br />
Die wichtigste Quelle für die professionelle Jobsuche aus Kandidatensicht:<br />
Online-Jobbörsen. 86,8 Prozent der Studienteilnehmer<br />
nennen diese als erste Informationsquelle, nur 50,2<br />
Prozent setzen auf Tageszeitungen als ergänzendes Instr<strong>um</strong>ent.<br />
Zudem wichtig: Die Karriere-Websites der Unternehmen selbst<br />
sowie das persönliche Netzwerk, das von einem Drittel der<br />
Teilnehmer genannt wurde. Steigende Akzeptanz erfahren<br />
übrigens Online-Bewerbungsformulare: Acht von zehn Kandidaten<br />
(80,2 Prozent) füllen diese Formulare bereitwillig aus.<br />
Nur 11,5 Prozent lehnen dies kategorisch ab.<br />
Ähnlich wie die Jobsuche, findet auch der eigentliche Bewerbungsprozess<br />
über den Online-Weg statt. So bevorzugen 64,9<br />
Prozent der Bewerber eine Online-Bewerbung per E-Mail,<br />
während nur noch 23,5 Prozent auf die traditionelle postalische<br />
Bewerbung setzen.<br />
Trotz dieser offensichtlichen Bevorzugung der E-Mail-Bewerbung<br />
haben sich noch keine festen Regeln beim Kandidaten<br />
festgesetzt. Bestes Beispiel: der Anhang. Hier sind sich die<br />
Kandidaten uneins über die Anzahl der angehängten Doku
mente. Obwohl die Personaler einen einzigen<br />
Anhang bevorzugen, entsprechen dieser<br />
Vorgabe nur 22,4 Prozent der Befragten.<br />
Dagegen versenden 28,5 Prozent der<br />
Bewerber mehr als drei Anhänge in ihrer<br />
Bewerbung. Schlussfolgerung: Viele Bewerber<br />
glauben, dass sie ihre Bewerbungsunterlagen<br />
thematisch stückeln sollen – in<br />
Foto, Lebenslauf <strong>und</strong> Arbeitszeugnisse.<br />
Größere Übereinstimmung besteht dagegen<br />
bei der Dateigröße. Über die Hälfte der<br />
Bewerber (50,3 Prozent) achtet darauf, dass<br />
der Anhang eine Größe von zwei MB nicht<br />
überschreitet – weitere 36,3 Prozent bewerben<br />
sich mit fünf MB-Anhängen.<br />
Beim Anschreiben liegt Abschreiben<br />
im Trend<br />
Was Personaler in Unternehmen immer wieder<br />
fordern, wird von vielen Bewerbern vernachlässigt:<br />
ein individuell auf das Unternehmen<br />
<strong>und</strong> die Stellenausschreibung zugeschnittenes<br />
Anschreiben. Die Ergebnisse<br />
der Studie zeigen, dass dieser Standard bei<br />
der Mehrzahl der Bewerber nicht verinnerlicht<br />
ist. So benutzen 51,4 Prozent von ihnen<br />
in der Regel frühere Anschreiben <strong>und</strong> passen<br />
diese dem jeweiligen Stellenangebot an.<br />
Nur 46,7 Prozent erstellen zu jeder Ausschreibung<br />
ein individuelles Anschreiben.<br />
Ein einheitliches, standardisiertes Anschreiben<br />
nutzen dagegen nur 1,9 Prozent.<br />
Wenn es dar<strong>um</strong> geht, im Betreff eines<br />
Anschreibens die Bezugsquelle zu nennen,<br />
verweisen 67,2 Prozent der Bewerber wahrheitsgemäß<br />
auf den Ort, an dem sie die<br />
Anzeige tatsächlich gef<strong>und</strong>en haben. Mehr<br />
als ein Viertel entscheidet allerdings von<br />
Fall zu Fall, welche Quelle sie nennen.<br />
Hinsichtlich des Lebenslaufes gibt es klare<br />
Standards, die von den Kandidaten auch<br />
Impress<strong>um</strong><br />
Redaktion: Jürgen Scholl (js), Chefredakteur; Nancy Schnittker<br />
(nbs), Redakteurin; Elke Schwuchow (es), Redakteurin;<br />
Erwin Stickling (sti), stellv. Chefredakteur; Christiane Siemann,<br />
freie Mitarbeiterin<br />
Redaktionsanschrift: Wolters Kluwer<br />
Deutschland GmbH, Luxemburger Straße 449, 50939 Köln,<br />
Telefon: 0221/94373-7653, Fax: 0221/94373-7757,<br />
E-Mail: personalwirtschaft@wolterskluwer.de,<br />
www.personalwirtschaft.de<br />
Fachbeiträge aus bereits erschienenen Ausgaben sind<br />
verfügbar unter: www.personalwirtschaft.de<br />
größtenteils eingehalten werden. So ist der<br />
tabellarische Lebenslauf mittlerweile gesetzt.<br />
94,7 Prozent der Bewerber legen ihren<br />
Lebenslauf auf diese Weise an – nur 5,3 Prozent<br />
formulieren ihn aus.<br />
Ähnlich wie beim Anschreiben allerdings<br />
auch die Tendenz beim Lebenslauf: Nur<br />
19,4 Prozent passen diesen individuell dem<br />
Unternehmen an, bei dem sie sich bewerben.<br />
Immerhin 45 Prozent entscheiden eine<br />
solche individuelle Erstellung ihrer Unterlagen<br />
von Fall zu Fall. 35,6 Prozent verwenden<br />
immer einen standardisierten Lebenslauf.<br />
Die Zeiten, als Tipps <strong>und</strong> Tricks z<strong>um</strong> Thema<br />
Karriere <strong>und</strong> Bewerbung vor allem noch<br />
aus den Regalen der Buchhandlungen kons<strong>um</strong>iert<br />
wurden, sind größtenteils vorbei.<br />
Zwar geben noch 38,9 Prozent der Befragten<br />
an, dass Bücher ihre primäre Informationsquelle<br />
diesbezüglich seien, doch 63,9<br />
Prozent informieren sich in erster Linie im<br />
Internet auf Online-Jobbörsen, weitere 45,3<br />
Prozent nutzen spezielle Bewerbungsportale.<br />
Zudem wichtig: der Rat von Fre<strong>und</strong>en<br />
<strong>und</strong> Bekannten (44,3 Prozent).<br />
Soziale Netzwerke – Vorsicht ist<br />
besser als Nachsicht<br />
Ein offenes Geheimnis: Zahlreiche Personaler<br />
nutzen soziale Netzwerke, <strong>um</strong> sich<br />
im Vorfeld eines Bewerbungsgesprächs<br />
über den Kandidaten zu informieren. Dabei<br />
können – je nach Netzwerk – sowohl berufliche,<br />
als auch private Details aus dem<br />
Leben eines Bewerbers eingesehen werden.<br />
Partybilder aus StudiVZ sind dann nicht<br />
immer hilfreich, während die Eingabe des<br />
korrekten Karrierewegs in Online-Lebenslaufdatenbanken<br />
durchaus von Vorteil sein<br />
kann. 21,9 Prozent der Bewerber gehen dies-<br />
Studie<br />
Die vollständige Studie erhalten Sie auf<br />
Anfrage unter presse@stepstone.de.<br />
bezüglich kein Risiko ein <strong>und</strong> meiden aus<br />
Karrieregründen einen Eintrag in sozialen<br />
Netzwerken. Weitere 35,7 Prozent sind<br />
zwar Mitglied in derartigen Communities,<br />
achten aber darauf, dass hier keine negativen<br />
Rückschlüsse auf ihre Person gezogen<br />
werden können. Etwas mehr als ein<br />
Drittel (33,7 Prozent) antwortet dagegen,<br />
dass sie nichts zu verbergen haben <strong>und</strong><br />
daher keine Bedenken hinsichtlich ihrer<br />
Aktivitäten in sozialen Netzwerken haben.<br />
Nach der Bewerbung ist vor der<br />
Bewerbung<br />
Interessant sind die Ergebnisse der Studie<br />
auch, wenn es <strong>um</strong> das Verhalten der Bewerber<br />
nach einer erfolgreich abgeschlossenen<br />
Bewerbung geht. So beenden in einem<br />
solchen Fall lediglich 28,8 Prozent der Kandidaten<br />
ihre aktive Jobsuche <strong>und</strong> informieren<br />
sich auch nicht weiter. Dagegen bleibt<br />
mehr als die Hälfte der Befragten (54,7 Prozent)<br />
auf passiver Jobsuche – sind also weiter<br />
ansprechbar für andere Unternehmen.<br />
13,1 Prozent suchen sogar aktiv weiter nach<br />
einem noch besseren Job. Klare Schlussfolgerung<br />
also: Nach der Bewerbung ist vor der<br />
Bewerbung!<br />
Autor<br />
Sascha Theisen,<br />
PR-Manager, StepStone<br />
Deutschland AG, Düsseldorf,<br />
sascha.theisen@stepstone.de<br />
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Info<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 11
E-RECRUITING Nutzerverhalten<br />
12<br />
Die Finger überall im Spiel<br />
Konkurrenz belebt das Geschäft. So ist es z<strong>um</strong>indest im<br />
E-Recruiting-Markt, weil die meisten aktiv Jobsuchende sich<br />
nicht auf Angebote einer einzigen Jobbörse verlassen, so das<br />
Ergebnis einer Umfrage z<strong>um</strong> Nutzungsverhalten Stellensuchender.<br />
A<br />
uf dem immer schwieriger werdenden Arbeitsmarkt<br />
können <strong>und</strong> wollen es sich die wenigsten Stellensuchenden<br />
leisten, ausgewählte oder gar nur eine einzige<br />
Jobbörse zu nutzen: Das Risiko, eine ideale Karriere-Chance<br />
am Arbeitsmarkt zu verpassen, ist schlicht zu hoch. Dafür<br />
nehmen die Bewerber in Kauf, dass sie mehrmals wöchentlich<br />
oder gar täglich die Datenbanken der Karriereportale<br />
durchforsten <strong>und</strong> aktiv nach Stellenanzeigen suchen,<br />
die auf ihr eigenes Kandidatenprofil zugeschnitten sind.<br />
Von den zu ihrem Mehrfach-Nutzungsverhalten befragten<br />
3800 Bewerbern gaben lediglich 16,3 Prozent an, ausschließlich<br />
eine einzige Jobbörse zu nutzen. Alle anderen<br />
der aktiv Stellensuchenden wollen sich potenzielle Karrierechancen<br />
nicht entgehen lassen <strong>und</strong> nutzen deshalb<br />
bis zu sechs unterschiedliche Jobbörsen (Stand 30.7.2009).<br />
Dies ist ein Ergebnis der aktuellen Jobbörsen-Nutzer-<br />
Umfrage, die von CrossPro-Research.com seit Oktober<br />
2008 unter den Nutzern der Jobbörsen <strong>und</strong> Jobsuchmaschinen<br />
in Deutschland erhoben wird. CrossPro-Research<br />
ist ein Gemeinschaftsprojekt der E-Recruiting-Marktanalysten<br />
Crosswater Systems <strong>und</strong> Profilo Rating-Agentur, das<br />
sich z<strong>um</strong> Ziel gesetzt hat, mehr Transparenz in den E-Recruiting-Markt<br />
zu bringen. Damit werden erstmals in Deutschland<br />
Umfrage-Ergebnisse aus Sicht der Bewerber über<br />
Jobbörsen <strong>und</strong> Jobsuchmaschinen erhoben <strong>und</strong> ausgewertet.<br />
Seit Beginn der Online-Umfrage im Oktober 2008<br />
haben sich mehr als 4500 Teilnehmer (Stand 6. August<br />
2009) beteiligt.<br />
Produkttreue Fehlanzeige<br />
In der explorativen Studie haben die Initiatoren der Online-<br />
Nutzer-Umfrage das Mehrfachnutzungsverhalten der Stellensuchenden<br />
adressiert <strong>und</strong> dabei folgende Fragen<br />
gestellt:<br />
● Wie häufig nutzen Sie die genannte Jobbörse/Jobsuchmaschine?<br />
● An welchen Wochentagen suchen Sie bevorzugt?<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />
● Wie viele zusätzlichen Jobbörsen/Jobsuchmaschinen<br />
inklusive dieser Jobbörse haben Sie in den letzten drei<br />
Monaten besucht?<br />
Entgegen den vielfach üblichen Marketing- <strong>und</strong> Produkt-<br />
<strong>Strategie</strong>n vieler Produzenten <strong>und</strong> Dienstleister gelten für<br />
die Personalbeschaffung im Internet andere Regeln. Nutzerpräferenzen,<br />
K<strong>und</strong>enbindung, Produkttreue – vielfach<br />
Fehlanzeige angesichts des Nutzerverhaltens von Bewerbern<br />
auf der Suche nach der nächsten Karrierechance.<br />
Die Initiatoren der Online-Umfrage wollten es mit generellen<br />
Aussagen über die Mehrfachnutzung nicht auf sich<br />
beruhen lassen, sondern fragten nach, welche zusätzlichen<br />
Jobbörsen die Stellensuchenden nutzen. Aus diesen Ergebnissen<br />
lassen sich erste, vorläufige Erkenntnisse über die<br />
Fluktuation bei der Nutzung von einzelnen Karriereportalen<br />
gewinnen. Das Nutzerverhalten wurde für die folgenden<br />
Karriereportale weiter untersucht: Arbeitsagentur,<br />
Jobpilot, Jobscout24, Jobware, Monster, Stellenanzeigen.de<br />
<strong>und</strong> Stepstone. Die Ergebnisse im Überblick<br />
zeigt der Infokasten auf Seite 13.<br />
Der Analyse der Mehrfachnutzung liegen insgesamt 1501<br />
Nutzerbewertungen zugr<strong>und</strong>e. So haben beispielsweise<br />
589 Nutzer des Karriereportals Monster angegeben, dass<br />
sie weitere Jobbörsen nutzen <strong>und</strong> zwar 8,3 Prozent der<br />
Monster-Nutzer suchen bei der Jobbörse der Arbeitsagentur,<br />
12,4 Prozent nutzen zusätzlich Jobpilot, 13,2 Prozent<br />
suchen bei Jobscout24, 7,6 Prozent bei Jobware, 16,6 Prozent<br />
bei Stellenanzeigen.de <strong>und</strong> 35,7 Prozent suchen ebenfalls<br />
bei Stepstone.<br />
Die Analyse der Mehrfachnutzung von Jobbörsen lässt<br />
erkennen, dass Bewerber intensiv von mehreren Karriereportalen<br />
Gebrauch machen. Je nach Jobbörse ist die<br />
Reziprozität - die gegenseitige <strong>und</strong> mehrfache Nutzung von<br />
Jobbörsen durch Stellensuchende - nicht gleichmäßig verteilt,<br />
sondern folgt unterschiedlichen Mustern. Dieses Verhaltensmuster<br />
hat Auswirkungen auf K<strong>und</strong>enbindung<br />
<strong>und</strong> Produkttreue (siehe Abbildung).
Quelle: Online-Umfrage zur Nutzung von Jobbörsen. Crosspro-Research.com (Stand 24.7.2009)<br />
Die Ergebnisse im Überblick<br />
Primäre Nutzung<br />
Sek<strong>und</strong>äre Nutzung weiterer Jobbörsen<br />
Anzahl ArbeitsJobJobJob- Monster Stellen-<br />
Teilnehmer agenturpilotscout24wareanzeigen Monster<br />
589 8,3% 12,4% 13,2% 7,6% 0,0% 16,6%<br />
Arbeitsagentur<br />
113 0,0% 8,8% 5,3% 0,9% 23,0% 11,5%<br />
Jobpilot<br />
132 9,8% 0,0% 18,2% 15,2% 51,5% 15,9%<br />
JobScout24<br />
125 12,8% 8,0% 0,0% 1,6% 44,8% 9,6%<br />
Jobware<br />
80 3,8% 12,5% 12,5% 0,0% 33,8% 22,5%<br />
Stellenanzeigen<br />
88 14,8% 12,5% 13,6% 8,0% 43,2% 0,0%<br />
StepStone<br />
374 9,9% 13,6% 13,4% 13,1% 48,4% 12,8%<br />
S<strong>um</strong>me der Teilnehmer: 1501<br />
Vernetzung der Karriereportale:<br />
Keine K<strong>und</strong>enbindung?<br />
Eine Interpretation der intensiven Mehrfachnutzung<br />
lässt erkennen, dass klassische<br />
Methoden der K<strong>und</strong>enbindung<br />
im E-Recruiting offensichtlich versagen.<br />
Die Mehrfachnutzung zeigt gleichzeitig<br />
die Stärken <strong>und</strong> Schwächen der<br />
großen Karriere-Portale im Recruiting<br />
auf. Alle hier untersuchten Jobbörsen<br />
sind sogenannte „Generalisten”, sie<br />
gehen mit dem Anspruch in die Arena<br />
des Wettbewerbs, Stellenangebote für<br />
alle Regionen, alle Berufe <strong>und</strong> alle Tätigkeiten<br />
zu haben. Bei Nischenjobbörsen<br />
hingegen gibt es keinen derartigen Universal-Anspruch.<br />
Wer auf der Jobbörse<br />
„Ingenieurkarriere.de” sucht, erwartet,<br />
dort eigentlich nur Stellenangebote für<br />
Ingenieure zu finden <strong>und</strong> nichts anderes.<br />
Jedoch stecken die allgemeinen<br />
Karriereportale in einem Dilemma<br />
namens Transparenz: Welcher Bewerber<br />
kennt das genaue Profil der publizierten<br />
Stellenangebote? Wer ist sicher,<br />
welche Jobbörse ein Angebot enthält,<br />
das für die eigene Karriere gute Chancen<br />
bietet?<br />
Handlungsbedarf für Personaler<br />
Die Analyse der Mehrfachnutzung von<br />
Jobbörsen durch Bewerber zeigt auf, dass<br />
es den Stellensuchenden in erster Linie<br />
dar<strong>um</strong> geht, chancenreiche Angebote<br />
Info<br />
Stepstone<br />
35,7%<br />
11,5%<br />
44,7%<br />
26,4%<br />
51,3%<br />
31,8%<br />
0,0%<br />
nicht zu verpassen – deshalb investieren<br />
sie erheblichen Zeit- <strong>und</strong> Recherche-<br />
Aufwand, <strong>um</strong> die Datenbanken mehrerer<br />
allgemeiner Karriereportale zu durchsuchen.<br />
Deshalb können Personalern<br />
Bewerberverhalten <strong>und</strong> Mehrfachnutzung<br />
von Karriereportalen eigentlich<br />
nicht gleichgültig sein – geht es doch<br />
<strong>um</strong> die möglichst zielführende Platzierung<br />
von Stellenangeboten in den universalen<br />
Jobbörsen. Ob die Schaltung<br />
einer einzigen Stellenanzeige in einem<br />
Karriereportal die richtige (oder bequeme)<br />
Lösung ist, darf hinterfragt werden.<br />
Auf der Suche nach dem ideal qualifizierten<br />
Kandidaten können auch Personaler<br />
auf eine differenzierte Medienplanung<br />
nicht verzichten – trotz Wirtschaftskrise<br />
sorgen der Fachkräftemangel <strong>und</strong> die<br />
Auswirkungen des demografischen Wandels<br />
für Handlungsbedarf. Für die Personalchefs<br />
geht es letztlich dar<strong>um</strong>, das<br />
Nutzer-Bewerber-Profil der einzelnen<br />
Karriereportale besser kennenzulernen<br />
<strong>und</strong> das Nutzerverhalten zu verstehen,<br />
<strong>um</strong> eine höhere Resonanz bei den Bewerbern<br />
sicherzustellen.<br />
Autor<br />
Gerhard Kenk,<br />
Business Development,<br />
Crosswater Systems,<br />
info@crosswater-systems.com<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 13
E-RECRUITING Reportage<br />
14<br />
Eine Frage der<br />
Perspektive<br />
In der Krise schichten Personaler ihre<br />
Rekrutierungsbudgets <strong>um</strong>. Verlage müssen mit<br />
teils drastisch gesunkenen Einnahmen aus<br />
ihren Stellenmärkten zurechtkommen. Die von<br />
vielen geteilte Annahme, Online-Jobbörsen seien<br />
der große Gewinner, ist jedoch fraglich.<br />
A<br />
m Samstag erschien das Inserat in der Zeitung, <strong>und</strong><br />
Dienstag darauf ist es in der Personalabteilung vorbei mit<br />
der Ruhe. Waschkörbe voller Bewerbungen schüttet der Bürobote<br />
aus. „In der Krise nehmen Bewerbungen sprunghaft zu“,<br />
weiß Jörg Lukowski von vielen Unternehmen. Seit die Wirtschaft<br />
ihre Websites zu Karriereportalen <strong>um</strong>krempelt, tost die<br />
Bewerbungsflut auch online. Sehr z<strong>um</strong> Verdruss der Personaler,<br />
so der Geschäftsführer des B<strong>und</strong>esverbandes der Zeitungsverleger,<br />
BDZV. „Um digitale Anhänge auszudrucken, geht<br />
viel Zeit verloren. Viele Manager ärgern sich maßlos über dieses<br />
Sammelsuri<strong>um</strong>.“ Lieber wollten Führungskräfte „ordentliche“<br />
Bewerbungen lesen.<br />
Ist die von Web-Apologeten gezeichnete schöne neue Welt des<br />
Online-Recruitings lediglich eine flirrende Fata Morgana?<br />
Information at your fingertips: Nur eine Wanderdüne, wie die<br />
Verleger aus nachvollziehbaren Gründen arg<strong>um</strong>entieren? Von<br />
wegen, meinen Top-Recruiter aus der Wirtschaft. „Print wird<br />
durch Online stark kompensiert“, sagt etwa Alfred Lukasczyk,<br />
Leiter Personalmarketing bei Evonik Industries in Essen. Auch<br />
für die Lufthansa bleiben Print-Inserate die große Ausnahme.<br />
„Seit Jahren orientiert sich das Recruiting hin zu Online“, sagt<br />
Frank Schmith, Leiter Personalmarketing beim Kranichflieger.<br />
Hauptmedi<strong>um</strong> sei die Firmen-Website, auf der allein 2008<br />
r<strong>und</strong> 120 000 Bewerbungen eintrudelten.<br />
Großes Selbstbewusstsein<br />
Fakt ist: Sintflutartig brechen Verlagen die Einnahmen aus<br />
dem Stellenmarkt weg. Bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung<br />
etwa ist dies jeder zweite Euro vom Umsatz. Während<br />
der ersten fünf Monate, so der BDVZ, wurden gut 40 Prozent<br />
weniger Stellenanzeigen verbucht als im Vergleichszeitra<strong>um</strong><br />
des Vorjahres. Viele Personaler, die ihren Medienpartnern<br />
jahrelang die Treue hielten, sind bereits abgesprungen. Media-<br />
Agenturen, die sich an der Provision von r<strong>und</strong> 15 Prozent eine<br />
goldene Nase verdienten, müssen das Licht ausknipsen. Head-<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />
hunter, die mit dem klassischen Dienstleistungsangebot<br />
aus Direkt- <strong>und</strong> anzeigengestützter Personalsuche ihre Glaspaläste<br />
finanzierten, müssen nun in Gewerbegebiete <strong>um</strong>ziehen<br />
oder gleich Insolvenz anmelden.<br />
Alle Welt meint nun, der große Gewinner im Recruiting seien<br />
die Online-Jobbörsen. Eine der größten ist Stellenanzeigen.de.<br />
Deren Geschäftsführer, Michael Weideneder, nennt Zahlen,<br />
die von großem Selbstbewusstsein zeugen: Demnach müssten<br />
Internet-Jobbörsen deutlich geringere Einbußen hinnehmen<br />
als die Verlage. „Zwar sind wir von einem Zuwachs von<br />
40 Prozent in 2008 auf ein Minus von 20 Prozent zurückgefallen.<br />
Doch wir dramatisieren nicht.“ Nach Jahren überdurchschnittlicher<br />
Steigerungsraten zwischen 40 <strong>und</strong> 60 Prozent<br />
wie im Jahr 2007 gilt die aktuelle Delle als unbedeutender<br />
Betriebsunfall.<br />
Lange stottern soll der Motor indes nicht: Laut Weideneder<br />
wird sich die Verschiebung von Print zu Online nicht zuletzt<br />
aus Kostengründen weiter fortsetzen. Gerade in der Krise<br />
würden Firmen Online-Börsen den Vorzug geben. Eine Ursache<br />
sei der Generationswechsel. „Immer mehr nachrückende<br />
Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte sind mit Internet <strong>und</strong> IT groß geworden.<br />
Selbst ältere Semester, lange Zeit eher kritisch eingestellt,<br />
entdecken nun das Netz“, weiß nicht nur Weideneder.<br />
Steckt Online Print in die Tasche?<br />
Freilich ist an dieser Analyse nichts auszusetzen. Nur die<br />
Schlussfolgerung, Online stecke Print bald in die Tasche, ist<br />
ziemlich kühn. Das belegt eine Untersuchung des Nürnberger<br />
Instituts für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung (IAB). Sie<br />
fand heraus, mit welchen Methoden Stellen tatsächlich besetzt<br />
werden. Danach schalteten Arbeitgeber bei jedem vierten neu<br />
eingestellten Mitarbeiter zuvor Stellenanzeigen in Printmedien.<br />
Jeder dritte neue Mitarbeiter unterschrieb auf Empfehlung<br />
von Beschäftigten oder anderen Kontakten seinen Arbeitsvertrag.<br />
Aus Stellenangeboten auf Internet-Stellenbörsen resul
tierte hingegen lediglich jede zehnte Stellenbesetzung, die gleiche<br />
Quote entfiel auf Initiativbewerbungen.<br />
Alles eine Frage der Perspektiven. Auch wenn die IAB-Studie sich<br />
auf Daten des Vorjahres bezieht, lässt sich der Optimismus, den Manager<br />
von Internet-Jobbörsen derzeit verbreiten, ka<strong>um</strong> nachvollziehen.<br />
Das meint auch Wolfgang Lichius, Top-Headhunter von Kienba<strong>um</strong><br />
<strong>und</strong> Vorsitzender des Fachverbandes Personalberatung im BDU.<br />
Statt weiterer Hinzugewinne auf Kosten von Print, wie es Jobbörsen-Vertreter<br />
erwarten, hält Lichius die Verschiebung im Markt in<br />
Richtung Online-Medien für weitgehend beendet. „Unternehmen haben<br />
ihre Strukturen darauf eingestellt“, sagt er. Nach absoluten Zahlen<br />
werde Print auch in Zukunft „N<strong>um</strong>mer eins“ bleiben.<br />
Freilich ist den Personalberatern selbst derzeit nicht wohl z<strong>um</strong>ute.<br />
„Die Zahl der Rekrutierungsaufträge ist weit zurückgefallen“, rä<strong>um</strong>t<br />
Lichius ein. Einige Headhunter mussten bereits ihre Tore schließen,<br />
andere t<strong>um</strong>meln sich wegen der miesen Auftragslage auf alternativen<br />
Plätzen <strong>und</strong> versuchen beispielsweise als Mittler im Interim<br />
Management Fuß zu fassen. Über Wasser halten kann sich allein,<br />
wer K<strong>und</strong>en große Honorarnachlässe gewährt <strong>und</strong> statt der traditionell<br />
aufs Jahreseinkommen bezogenen Tantieme sich nun nach<br />
<strong>Erfolg</strong> bezahlen lässt. Motto: Gelingt es dem Headhunter, die Position<br />
binnen 30 Tagen zu besetzen, erhält er ein Honorar, <strong>und</strong> nur<br />
dann.<br />
Tr<strong>um</strong>pf der Glaubwürdigkeit<br />
Dennoch scheint der Trend zur Schaltung von Online-Inseraten das<br />
einträgliche Geschäft von Headhuntern nicht gänzlich in Frage zu<br />
stellen. Erstens, so Lichius, weil eine „zweitklassige Medienauswahl<br />
auch zweitklassige Kandidaten“ mit sich bringe. Zweitens weil<br />
sich bei Positionen auf höchster Ebene einfach nichts ändert. Hier<br />
liegen die Budgets in direkter Verantwortung des Top-Managements.<br />
Werde jemand gebraucht, sei auch Geld für den Headhunter vorhanden,<br />
sagt ein Frankfurter Personalberater. Dieses Budget sei<br />
von den Einsparungsvorbehalten der übrigen Personalkosten befreit.<br />
Verständlich ist die Nibelungentreue der Personalberater z<strong>um</strong> lukrativen<br />
Anzeigengeschäft auch deshalb, weil Print einfach seriöser<br />
als Online eingeordnet wird. Werden Online-Medien generationsbedingt<br />
zuerst von jungen Leuten frequentiert, ziehen nach Erkenntnissen<br />
der Medienforschung ältere <strong>und</strong> hochqualifizierte Bewerber<br />
die Printanzeige vor. „Stellenanzeigen“, sagt etwa der Wirtschaftswissenschaftler<br />
Matthias Ba<strong>um</strong> von der Universität Gießen, „besitzen<br />
eine andere Wertigkeit dank des Medi<strong>um</strong>s Zeitung. Im Vergleich<br />
zu Fernsehen <strong>und</strong> Hörfunk wird Zeitungen eine höhere Kompetenz<br />
zugewiesen.“<br />
Diesen Glaubwürdigkeitstr<strong>um</strong>pf spielt Print auch gegenüber den<br />
attackierenden Online-Jobbörsen aus. „Erscheint eine Stellenanzeige<br />
in der Zeitung, denkt sich der Interessent: Die wollen wirklich<br />
einstellen“, bringt Lichius diesen etwas unterschätzten Sachverhalt<br />
auf den Punkt. Beispiel Lufthansa: Zwar erscheinen auf dem Karriereportal<br />
Be-Lufthansa zahlreiche Inserate, die auch auf der gemeinsam<br />
mit anderen Konzernen unterhaltenen Website Jobstairs.de<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 15
E-RECRUITING Reportage<br />
veröffentlicht werden. Umgekehrt muss die<br />
Öffentlichkeit aber erfahren, dass die Lufthansa<br />
nun erheblich Personal abbauen will.<br />
Beispiel Siemens: Auch hier sinkt die Bereitschaft,<br />
Stellen in der Zeitung zu veröffentlichen,<br />
gen Null. Dafür schaltet der Konzern<br />
allein auf dem Karriereportal Jobware.de<br />
r<strong>und</strong> 175 Inserate.<br />
Nur nicht Farbe bekennen<br />
Dass hier nicht alles mit rechten Dingen<br />
zugeht, beobachtet auch Forscher Ba<strong>um</strong>.<br />
Dass einige Konzerne <strong>und</strong> viele mittelständische<br />
Unternehmen trotz Einstellungsstopps<br />
weiter ihre Stellenanzeigen schalten, sei<br />
nüchternem Kalkül entsprungen: „Die Kosten<br />
lägen weit höher, würde man offen einrä<strong>um</strong>en,<br />
wirtschaftlich auf der Stelle zu treten.<br />
Ob sich Bewerber belogen fühlen, ist hier<br />
sek<strong>und</strong>är.“ Ba<strong>um</strong> zufolge sind Unternehmen<br />
längst dazu übergegangen, je nach Zielgruppe<br />
verschiedene Rekrutierungskanäle<br />
zu verwenden, „Cross-Media“ heißt das im<br />
Branchenjargon. „Bei reduzierter Zahl von<br />
Stellenanzeigen die Zielgruppenansprache<br />
zu intensivieren, ist Benchmark.“ Das trage<br />
etwa dazu bei, dass die Lufthansa ihr<br />
Service-Personal gezielt in Pflegezeitschriften<br />
suche.<br />
Dieser Ansicht ist auch der Deutsche Arbeitskreis<br />
für Personalmarketing (DAPM). Bei<br />
der Wahl ihrer Rekrutierungswege sollten<br />
Firmen allerdings darauf achten, nicht zu viele<br />
Streuverluste zu generieren. „Wer einen<br />
Vertriebler in Mecklenburg-Vorpommern<br />
sucht, fährt gut mit einer Anzeige in einer<br />
regionalen Zeitung“, sagt der DAPM-Sprecher<br />
<strong>und</strong> Leiter Personalmarketing von SAP,<br />
Wolfgang Brickwedde. „Einen IT-Spezialisten<br />
findet man hingegen eher in fachlichen<br />
Blogs.“<br />
Manche Arbeitgeber sponsern sogar „Flash-<br />
Mobs“: Wie aus dem Nichts tauchen zehnbis<br />
fünfzigköpfige Kommandos auf, <strong>um</strong> ihre<br />
Botschaften mit dem Megaphon unter die Leute<br />
zu bringen <strong>und</strong> eine Show abzuziehen.<br />
„Selbst Banken finden Gefallen an der Performance-Idee“,<br />
sagt der Wiesbadener Unternehmensberater<br />
Udo Völke. Ideen für Flash<br />
Mobs wie eine Kissenschlacht auf dem Hauptbahnhof<br />
entstehen in Chatrooms. Man ver-<br />
16<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />
abredet sich per SMS, filmt das Spektakel<br />
<strong>und</strong> veröffentlicht den Clip gleich auf Youtube<br />
im Web. Firmen, die solch abgefahrene<br />
Aktionen mit dem Ziel sponsern, sich als<br />
Arbeitgeber aus der Masse abzuheben, gelten<br />
laut Völke als Topadresse.<br />
Digitales Anbandeln nimmt zu<br />
Wie man es auch wendet, allem Anschein<br />
nach nimmt das digitale Anbandeln beträchtlich<br />
zu. Sei es das Inserat auf der Jobbörse<br />
oder der eigenen Karriere-Website, sei es<br />
die Kandidatensuche in Blogs, Netzwerken<br />
oder per Flash Mob <strong>und</strong> Twitter: Statt stets<br />
die angestaubte Anzeigenvorlage aus der<br />
Schublade zu ziehen, sind nun möglichst<br />
flexible <strong>und</strong> bisweilen von Phantasie geprägte<br />
Verfahren angesagt, „solange der Auftritt<br />
zu Marke <strong>und</strong> <strong>Strategie</strong> passt“, wie Evonik-<br />
Chefrekrutierer Lukasczyk erläutert.<br />
Läuft die Zeit für die gute alte Stellenanzeige<br />
nun also endgültig ab? Für viele Akteure<br />
ist diese Frage längst beantwortet. Während<br />
aus ihrer Sicht Print mehr <strong>und</strong> mehr an<br />
Online verliert, konzentrieren sich Lufthansa,<br />
SAP <strong>und</strong> Evonik aufs Talent Management<br />
<strong>und</strong> versuchen insbesondere die webaffine<br />
junge Generation frühzeitig zu binden.<br />
Für Jobbörsen-Manager Weideneder sprechen<br />
aktuelle Marktdaten eine klare Sprache:<br />
Setzte der Print-Stellenmarkt in 2008<br />
noch etwa eine Milliarde Euro <strong>um</strong>, entfiel auf<br />
Online knapp ein Fünftel des Marktvol<strong>um</strong>ens.<br />
„Hier ist noch viel Luft nach oben“,<br />
erwartet Weideneder.<br />
Die nackten Zahlen<br />
Wenn er <strong>und</strong> seine Branchenkonkurrenten<br />
sich hierin nicht täuschen. Davon ist der<br />
Marktbeobachter Detlef Sauer überzeugt.<br />
Detlef Sauer ist Geschäftsführer der DS<br />
Mediaberatung in Reinheim <strong>und</strong> war vorher<br />
als Anzeigenleiter bei der Süddeutschen Zeitung<br />
<strong>und</strong> Leiter Marketing <strong>und</strong> Sales bei Job-<br />
Scout24.de tätig. Er wertet täglich das Geschehen<br />
auf den Online- <strong>und</strong> Print-Stellenmärkten<br />
aus, wobei er nur tatsächlich neu eingestellte<br />
Inserate zählt <strong>und</strong> nicht die nach<br />
wenigen Tagen auf Internet-Portalen wiederholt<br />
geschalteten Anzeigen, wie von anderen<br />
Instituten praktiziert. „Diese kooperie-<br />
ren mit Jobbörsen <strong>und</strong> übernehmen deren<br />
Daten <strong>und</strong>ifferenziert.“<br />
Sauer widerspricht Weideneders These, Jobbörsen<br />
seien in der Krise weit weniger<br />
gebeutelt als ihre Print-Konkurrenz.<br />
Tatsächlich zeigen Sauers Zahlen für die<br />
ersten drei Quartale, dass der Anzeigeneingang<br />
auf den Jobbörsen im Internet gigantisch<br />
eingebrochen ist. Im Vergleich z<strong>um</strong><br />
Vorjahreszeitra<strong>um</strong> wurde im ersten Halbjahr<br />
bei Monster <strong>und</strong> Co. knapp 58 Prozent<br />
<strong>und</strong> im dritten Quartal etwa 54 Prozent<br />
weniger gebucht. Im Juni registrierte<br />
Sauer auf Stellenanzeigen.de gar ein<br />
Minus von r<strong>und</strong> 70 Prozent. Pikant: Damit<br />
rangieren die Jobbörsen entgegen eigenem<br />
Bek<strong>und</strong>en hinter den Print-Stellenmärkten.<br />
Bezogen auf die Zahl der geschalteten<br />
Anzeigen brachen überregionale<br />
Titel in den ersten drei Quartalen mit r<strong>und</strong><br />
26 Prozent weit geringer <strong>und</strong> regionale Titel<br />
mit einem Minus von lediglich drei Prozent<br />
ka<strong>um</strong> ein. Etwas drastischer fallen<br />
die Zahlen dafür beim gebuchten Anzeigenra<strong>um</strong><br />
aus: In Bezug auf das in Millimeter<br />
gemessene Anzeigenvol<strong>um</strong>en verbuchten<br />
überregionale Printtitel einen<br />
Rückgang von knapp 43 <strong>und</strong> regionale<br />
<strong>um</strong> knapp 37 Prozent. Für Sauer zeigt<br />
sich damit, dass vor allem Stellenangebote<br />
für „normale“ Stellen überwiegen, dafür<br />
das Anzeigenaufkommen für Fach- <strong>und</strong><br />
Führungskräfte, die mit größeren Inseraten<br />
gesucht werden, z<strong>um</strong> Erliegen kam.<br />
Sauer zufolge sind Zeitungen gut beraten,<br />
der K<strong>und</strong>schaft, die bereits abgewandert<br />
oder kurz davor ist, mit klugen Rezepten<br />
entgegenzukommen. Ein gutes Beispiel könnte<br />
„Laufbahner.de“ sein, das seit Juni dank<br />
zweistelligem Marketingbudget auf allen<br />
Kanälen von sich reden macht. Gräbt sich<br />
der Verlag nicht sein eigenes Grab? „Nein,<br />
eine Kannibalisierung mit dem Stellenmarkt<br />
der Süddeutschen Zeitung erkenne ich nicht“,<br />
erläutert Sauer. „Vielmehr haben Zeitungsverlage<br />
mit ergänzenden Online-Börsen die<br />
Chance, abgesprungene K<strong>und</strong>en zurückzuholen<br />
<strong>und</strong> unsichere Kantonisten zu binden.“<br />
Womöglich kehrt der ein oder andere<br />
bald wieder zur Printanzeige zurück.<br />
Winfried Gertz, freier Journalist, München
D<br />
ie weltweite Wirtschaftskrise stellt nicht nur deutsche<br />
Großunternehmen vor eine Herausforderung. Auch<br />
mittelständische Unternehmen sind stark davon betroffen.<br />
Jeder siebte Mittelständler sieht sich bei anhaltender<br />
Wirtschaftsflaute in seiner Existenz bedroht, lautet ein Ergebnis<br />
einer repräsentativen Umfrage der Unternehmensberatung<br />
Ernst & Young unter 700 mittelständischen Firmen.<br />
Drastische Sparmaßnahmen sind daher in mittelständischen<br />
Firmen an der Tagesordnung. Davon sind nicht<br />
zuletzt auch die Personalabteilungen der Betriebe betroffen.<br />
Prozesse optimieren, Zeit <strong>und</strong> Kosten bei der Rekrutierung<br />
sparen <strong>und</strong> trotzdem die passenden Kandidaten<br />
finden – hier ist (kosten-) effizientes Personalmanagement<br />
gefragt. Denn nichts ist im Personalbereich schlimmer<br />
als eine langwierige, kostenintensive Suche nach<br />
geeigneten Fachkräften, die letztlich nicht das gewünschte<br />
Resultat bringt.<br />
Reichweite spricht für E-Recruiting<br />
Klassische IT-basierte Rekrutierungsmaßnahmen, wie<br />
Online-Stellenausschreibungen, gehören inzwischen z<strong>um</strong><br />
Standardrepertoire des Personalmanagements deutscher<br />
Großunternehmen. Allerdings schätzen mittlerweile auch<br />
mittelständische Betriebe die Vorteile des E-Recruiting. So<br />
kommen 40 Prozent der tatsächlichen Neueinstellungen<br />
in deutschen Mittelstandsfirmen online über die eigene<br />
Unternehmenswebseite <strong>und</strong> Internet-Stellenbörsen zustande;<br />
auf Platz zwei liegen die Printmedien mit 34 Prozent,<br />
gefolgt von der Arbeitsagentur mit 14 Prozent (siehe Abbildung<br />
1). Dies ergab die aktuelle Studie „Recruiting Trends<br />
im Mittelstand 2009“ des Centre of H<strong>um</strong>an Resources<br />
Information Systems (CHRIS) der Universitäten Frankfurt<br />
am Main <strong>und</strong> Bamberg, die in Zusammenarbeit mit<br />
Mittelstand E-RECRUITING<br />
Erwacht aus dem<br />
Dornröschenschlaf<br />
Langsam, aber stetig findet auch der Mittelstand<br />
Gefallen am E-Recruiting. Die eigene Karriere-Website,<br />
Online-Stellenanzeigen oder onlinebasiertes<br />
Bewerbermanagement gehören mittlerweile z<strong>um</strong><br />
Instr<strong>um</strong>entari<strong>um</strong> der KMU, so eine Umfrage.<br />
dem Online-Karriereportal Monster durchgeführt wurde.<br />
Dabei wurden 1000 deutsche mittelständische Unternehmen<br />
im Zeitra<strong>um</strong> zwischen August <strong>und</strong> Oktober 2008<br />
befragt.<br />
Dass der Trend im deutschen Mittelstand zunehmend in<br />
Richtung E-Recruiting geht, liegt vor allem an zwei Faktoren:<br />
der Reichweite <strong>und</strong> den Kosten.<br />
Haben mittelständische Unternehmen in der Vergangenheit<br />
ihre freien Stellen vor allem in Printmedien annonciert,<br />
so entscheiden sie sich jetzt bei ihren Anzeigen für<br />
einen Mix aus verschiedenen Kommunikationskanälen.<br />
Vergleich Großunternehmen<br />
versus Mittelstand<br />
Übersicht<br />
Mittelständische Unternehmen folgen mit drei bis vier Jahren<br />
Verspätung den Rekrutierungstrends, die sich in Großunternehmen<br />
bereits durchgesetzt haben:<br />
• Besetzbarkeit der offenen Stellen: Für die Mittelständler sind<br />
mehr als sechs von zehn Vakanzen einfach zu besetzen. Großunternehmen<br />
gehen nur in 56 Prozent der Fälle von einer einfachen<br />
Besetzung der Posten aus.<br />
• Unternehmenswebseite: Über 80 Prozent der Großunternehmen<br />
veröffentlichen ihre Stellenanzeigen auf der eigenen Webseite –<br />
bei den Mittelständlern sind es 63 Prozent.<br />
• Internetstellenbörsen: 60 Prozent der Großunternehmen annonciert<br />
Vakanzen bei Online-Karriereportalen – mehr als ein Drittel<br />
der mittelständischen Firmen veröffentlicht freie Stellen in Internet-Stellenbörsen.<br />
• Papierbewerbungen: Nur 13 Prozent der Großunternehmen<br />
möchten Bewerbungsunterlagen per Post erhalten – bei den mittelständischen<br />
Unternehmen sind es dagegen 37 Prozent<br />
• Einstellungen über Internet: Mehr als zwei Drittel der tatsächlichen<br />
Neueinstellungen in Großunternehmen kommen über das<br />
Internet zustande. In mittelständischen Betrieben ist dies in 40<br />
Prozent der Fälle so.<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 17
E-RECRUITING Mittelstand<br />
Anteil der über verschiedene<br />
Rekrutierungskanäle generierten Einstellungen<br />
Durch die Kombination von Printmedien,<br />
Online-Karriereportalen <strong>und</strong> Unternehmenswebseiten<br />
können sie mehr Jobsuchende<br />
erreichen, mehr Bewerbungen in<br />
kürzerer Zeit erhalten <strong>und</strong> so häufig<br />
schneller den passenden Kandidaten finden.<br />
Mittelständische Unternehmen veröffentlichten<br />
laut der Studie „Recruiting<br />
Trends im Mittelstand 2009“ erstmals<br />
mehr als 60 Prozent der Vakanzen kostengünstig<br />
auf der eigenen Unternehmenswebseite<br />
– das bedeutet ein Plus von 4,3<br />
Prozentpunkten im Vergleich z<strong>um</strong> Vorjahr.<br />
Auch Stellenanzeigen auf Online-Karriereportalen<br />
erfreuen sich beim deutschen<br />
18<br />
Internet<br />
Printmedien<br />
Arbeitsagentur<br />
Andere<br />
0%<br />
11,3<br />
14,1<br />
10% 20% 30% 40% 50%<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />
Abbildung 1<br />
Mittelstand immer größerer Beliebtheit:<br />
Dort werden mittlerweile 36,2 Prozent<br />
der freien Stellen veröffentlicht - das sind<br />
4,5 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.<br />
Denn durch die große Reichweite der<br />
Online-Stellenanzeigen wird eine große<br />
Anzahl an Bewerbungen generiert.<br />
Printmedien <strong>und</strong> Arbeitsagentur<br />
verlieren an Gewicht<br />
Anders als bei den deutschen Großunternehmen<br />
spielen die klassischen Printmedien<br />
für mittelständische Betriebe bei der<br />
Rekrutierung noch eine große Rolle. Mehr<br />
als ein Drittel der Vakanzen wird in Zei-<br />
Die Biesterfeld AG – erfolgreiche Rekrutierungen via Internet<br />
34,3<br />
40,2<br />
In der breitgefächerten Landschaft deutscher mittelständischer Unternehmen<br />
stellen vor allem jene Firmen ein hoch spannendes Beispiel dar, die<br />
den Durchbruch auf internationaler Ebene geschafft haben. Wie die Biesterfeld<br />
AG - ein mittelständisches Unternehmen aus Hamburg, das eine erfolgreiche<br />
Entwicklung vom Salzhändler z<strong>um</strong> internationalen Chemievertrieb<br />
vorweisen kann. Das traditionsreiche Unternehmen handelte schon vor<br />
mehr als 100 Jahren mit norddeutschem Steinsalz in Deutschland <strong>und</strong><br />
Skandinavien. Heute ist es auf den internationalen Handel mit Kunststoffen,<br />
Spezialchemikalien sowie Roh- <strong>und</strong> Wirkstoffen spezialisiert. Im Jahr 2007<br />
erreichte die Biesterfeld AG mit ihren 650 Mitarbeitern weltweit einen<br />
Umsatz von r<strong>und</strong> einer Milliarde Euro. Kein W<strong>und</strong>er, dass das Hamburger<br />
Unternehmen angesichts des Vol<strong>um</strong>ens <strong>und</strong> der Internationalität des<br />
Geschäfts vor großen Herausforderungen im Personalbereich steht. Traditionelle<br />
Rekrutierungsmaßnahmen <strong>und</strong> -prozesse helfen da nur noch<br />
begrenzt.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der besonderen Mitarbeiteranforderungen in einer hoch spezialisierten<br />
Branche setzt die Biesterfeld AG vor allem auf die unternehmensinterne<br />
Ausbildung, <strong>um</strong> qualifizierten Nachwuchs zu generieren. Intern bietet<br />
das Unternehmen Ausbildungsplätze z<strong>um</strong> Kaufmann für Groß- <strong>und</strong> Außenhandel<br />
sowie z<strong>um</strong> Betriebswirt im Außenhandel an.<br />
Anteil der veröffentlichten Vakanzen in<br />
verschiedenen Rekrutierungskanälen<br />
Unternehmens-<br />
Webseite<br />
Printmedien<br />
Internet-<br />
Stellenbörse<br />
Arbeitsagentur<br />
Andere<br />
14,8<br />
9,8<br />
0% 10% 20% 30%<br />
2007 2008<br />
39,4<br />
36,4<br />
31,7<br />
36,2<br />
42,7<br />
34,5<br />
40%<br />
50% 60%<br />
Abbildung 2<br />
58,6<br />
62,9<br />
70%<br />
tungen veröffentlicht. Der Gr<strong>und</strong>: Mittelständler<br />
rekrutieren neues Personal vor<br />
allem auf lokaler Ebene. Allerdings ist<br />
bei der Anzeigenschaltung in den Printmedien<br />
ein Rückgang von drei Prozentpunkten<br />
im Vergleich z<strong>um</strong> Vorjahr zu<br />
beobachten. Über ein Drittel der Mittelständler<br />
kontaktiert außerdem die jeweils<br />
zuständige Arbeitsagentur, <strong>um</strong> nach Personal<br />
zu suchen – mehr als acht Prozent<br />
weniger im Vergleich z<strong>um</strong> Vorjahr (siehe<br />
Abbildung 2).<br />
Neben den klassischen Online-Stellenanzeigen<br />
bieten Online-Jobportale als zusätzliches<br />
Rekrutierungsinstr<strong>um</strong>ent die Suche<br />
In Kooperation mit der Fachhochschule Nordakademie unterstützt das Unternehmen<br />
zudem den dualen Studiengang z<strong>um</strong> Bachelor für Betriebswirtschaft. Nur<br />
selten werden klassische Hochschulabsolventen extern direkt rekrutiert. Denn<br />
die hoch spezialisierte Tätigkeit als Berater für Chemie-Distribution erfordert ein<br />
besonderes Maß an Kenntnissen der Chemie <strong>und</strong> Betriebswirtschaft, so wie sie<br />
das hybride Berufsprofil des Wirtschaftschemie-Ingenieurs bietet. Das entsprechende<br />
Studi<strong>um</strong> wird allerdings bislang nur an wenigen deutschen Universitäten<br />
angeboten. Aus diesem Gr<strong>und</strong> setzt die Biesterfeld AG bevorzugt auf die interne<br />
Ausbildung künftiger Mitarbeiter. Doch allein <strong>um</strong> die Ausbildungsplätze zu besetzen,<br />
sind r<strong>und</strong> 200 Bewerbungen pro Jahr erforderlich.<br />
Da die Bewerber überwiegend aus Hamburg <strong>und</strong> den benachbarten B<strong>und</strong>esländern<br />
stammen, stellt die Webseite der Fachhochschule Nordakademie den<br />
wichtigsten Personalmarketingkanal für die Biesterfeld AG dar. Abiturienten finden<br />
dort einen Link z<strong>um</strong> Unternehmen als Partner der Hochschule. Auf der<br />
Webseite der Biesterfeld AG haben die Interessenten dann die Möglichkeit,<br />
zunächst an einem E-Assessment-Center teilzunehmen. Das Unternehmen entschied<br />
sich für dieses IT-basierte Vorauswahlverfahren, <strong>um</strong> bereits in einem<br />
ersten Schritt möglichst passgenaue Kandidaten zu identifizieren. Denn einer<br />
der wichtigsten Aspekte bei einer Bewerbung ist für die Biesterfeld AG die<br />
Mehrsprachigkeit der Kandidaten. So bietet das E-Assessment den Bewerbern<br />
Quelle: „Recruiting Trends im Mittelstand 2009“,<br />
Universität Frankfurt am Main et al.
in Lebenslaufdatenbanken an. Zwei Rekrutierungsmöglichkeiten,<br />
die vom deutschen Mittelstand noch sehr unterschiedlich genutzt<br />
werden. Während 58 Prozent der Mittelständler regelmäßig<br />
Anzeigen in Internet-Stellenbörsen schalten, <strong>um</strong> ihre Vakanzen<br />
zu besetzen, begeben sich gerade mal 13 Prozent von ihnen aktiv<br />
auf die Suche nach den passenden Talenten in den Lebenslaufdatenbanken<br />
der Karriereportale. Hier besteht ungenutztes Potenzial,<br />
da gerade über die Lebenslaufdatenbanken sogenannte „passive<br />
Jobsuchende“ erreicht werden können, das heißt Kandidaten,<br />
die gr<strong>und</strong>sätzlich Interesse an einem Jobwechsel hätten, sich<br />
jedoch nicht aktiv auf Stellenanzeigen bewerben. So belegt die<br />
Studie „Bewerbungspraxis 2009“ der Universitäten Frankfurt<br />
am Main <strong>und</strong> Bamberg in Zusammenarbeit mit dem Karriereportal<br />
Monster, dass fast zwei Drittel der Deutschen ihren Lebenslauf<br />
in einer Online-Datenbank bereits eingestellt haben beziehungsweise<br />
planen, dies demnächst zu tun.<br />
Bewerbermanagement unterstützt<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
Die Speicherung von Bewerbungen über den eigentlichen Rekrutierungsprozess<br />
hinaus bietet mittelständischen Unternehmen<br />
eine gute Möglichkeit, den internen Kandidatenpool zu füllen.<br />
Mit Hilfe eines solchen Pools kann der regelmäßige Bestand an<br />
geeigneten Kandidaten gewährleistet werden, <strong>um</strong> freie Stellen<br />
schnell <strong>und</strong> unkompliziert zu besetzen. Vor allem durch den<br />
Einsatz von Online-Formularen auf der eigenen Webseite erhalten<br />
Unternehmen digitale Bewerberdaten in strukturierter Form<br />
<strong>und</strong> können sie problemlos in eine interne Kandidaten-Daten-<br />
die Möglichkeit, schnell zu prüfen, ob die Berufsfelder in diesem Unternehmen<br />
die richtigen für sie sind. Dabei müssen die Kandidaten Fragen zu<br />
Sprachkenntnissen <strong>und</strong> schulischer Ausbildung beantworten sowie Logikaufgaben<br />
bearbeiten. Nach Beendigung des E-Assessment erhalten die<br />
Kandidaten eine Beurteilung <strong>und</strong> werden bei positiver Bewertung direkt<br />
aufgefordert, sich bei der Biesterfeld AG zu bewerben.<br />
Der Einsatz des E-Assessment-Tools hat sich für die Biesterfeld AG als<br />
voller <strong>Erfolg</strong> erwiesen, wie die Zahlen eindrucksvoll belegen. Wurde das<br />
Tool im Jahr 2007 in der Testphase noch von 23 Prozent der Bewerber<br />
genutzt, so stieg die Zahl der Nutzer im Folgejahr auf 88 Prozent. Zudem<br />
konnte die Passgenauigkeit der Kandidaten deutlich verbessert werden.<br />
Außerdem konnten die internen Bearbeitungsprozesse durch den Einsatz<br />
des Online-Tools nachhaltig optimiert werden: Die vormals schier endlose<br />
Reihe der Interviews konnte durch wenige, dafür jedoch gezielte Bewerbungsgespräche<br />
ersetzt werden, <strong>und</strong> es wurde ein sogenannter Entscheidungstag<br />
für alle Bereiche eingeführt. Dadurch konnte die Zeit der Bewerberauswahl<br />
deutlich verkürzt werden.<br />
bank integrieren. So betreibt mittlerweile fast die Hälfte der mittelständischen<br />
Firmen in Deutschland IT-gestütztes Bewerbermanagement.<br />
Außerdem speichern immer mehr mittelständische Unternehmen<br />
auch die Profile ihrer Mitarbeiter in internen Kandidaten-<br />
Datenbanken. Dadurch können die Qualifikationen <strong>und</strong> Stärken<br />
der Mitarbeiter schnell nachvollzogen werden <strong>und</strong> die interne<br />
Besetzung freier Stellen wird vereinfacht. Außerdem helfen<br />
interne Kandidaten-Datenbanken bei sogenannten „Boomerang<br />
Hires“: Verlässt ein guter Mitarbeiter das Unternehmen, ist eine<br />
Rückkehr zu einem späteren Zeitpunkt keineswegs ausgeschlossen.<br />
IT-basiertes Bewerbermanagement stellt daher für mittelständische<br />
Betriebe eine effektive HR-Lösung dar, die hilft,<br />
durch qualifiziertes Personal an den richtigen Stellen gerade<br />
in schwierigen Zeiten wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />
Autor<br />
Marco Bertoli,<br />
Geschäftsführer, Monster<br />
Worldwide Central Europe,<br />
Eschborn,<br />
marco.bertoli@monster.de<br />
Anzeige<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 19
E-RECRUITING Karrierewebsite<br />
20<br />
Nicht imitieren,<br />
sondern definieren<br />
In den vergangenen Jahren hat sich die<br />
Karrierewebsite eines Unternehmens immer<br />
mehr z<strong>um</strong> Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt des<br />
Arbeitgeberauftritts entwickelt. Kein W<strong>und</strong>er,<br />
dass unter den Konzernen längst ein<br />
Website-Wettrüsten begonnen hat. Und<br />
der Mittelstand? Können mittelständische<br />
Unternehmen mit ihren vergleichsweise<br />
kleinen Budgets überhaupt mithalten?<br />
B<br />
ei einer Karrierewebsite kommt es nicht auf „schneller,<br />
höher, weiter“ an. Entscheidend ist vielmehr die Antwort<br />
auf die Frage nach dem konkreten Bedarf des Unternehmens<br />
sowie eine maßgeschneiderte Website-<strong>Strategie</strong>. Wenn Mittelständler<br />
ihren Bedarf sowie ihre eigenen Stärken genau in den<br />
Blick nehmen, statt Konzernseiten zu imitieren, können sie<br />
mit ihren Arbeitgeberseiten im Internet überzeugen.<br />
Die richtige Website-<strong>Strategie</strong> beginnt bei der Zielsetzung.<br />
Was soll der Arbeitgeberauftritt leisten? In den meisten mittelständischen<br />
Unternehmen erfüllen die Karriereseiten<br />
hauptsächlich Recruitingaufgaben. Meist geht es nicht dar<strong>um</strong>,<br />
b<strong>und</strong>esweit ein Arbeitgeberimage aufzubauen. Daher sollten<br />
mittelständische Karrierewebsites besonders schnell auf den<br />
Punkt kommen <strong>und</strong> kurze Wege zur konkreten Bewerbung<br />
bieten.<br />
Struktur nach Zielgruppen<br />
Wie ist die Website strukturiert? Auch der Mittelstand hat in<br />
der Regel unterschiedliche Zielgruppen: Auszubildende, Studierende,<br />
Absolventen <strong>und</strong> Professionals. Und in einer weiteren<br />
Dimension: Techniker <strong>und</strong> Ingenieure, Kaufleute <strong>und</strong> Verwaltungsfachleute,<br />
Wirtschaftswissenschaftler, Naturwissenschaftler,<br />
Juristen oder gewerbliche Mitarbeiter. Diese potenziellen<br />
Bewerber brauchen einen schnellen Überblick. Daher<br />
bietet sich auch für den Mittelstand eine Karrierestartseite als<br />
Verteilerseite für verschiedene Zielgruppen an. Genauso wichtig<br />
wie die in den beschriebenen zwei Dimensionen beispielhaft<br />
genannten Zielgruppen ist eine dritte Zielgruppen-Dimen-<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />
sion: der gesuchte „Typ“. Welche Persönlichkeiten benötigt das<br />
Unternehmen an welchen Stellen, sind es die „Forscher“,<br />
„Abenteurer“, „Führer“ oder „Kümmerer“? Wie „ticken“ diese<br />
Menschen <strong>und</strong> was erwarten sie auf der Karriereseite?<br />
Mittelständische Stärken herausstreichen<br />
Gr<strong>und</strong>legend ist eine ansprechende, informative Beschreibung<br />
des Angebots als Arbeitgeber. Das Unternehmen sollte<br />
schnell auf den Punkt kommen <strong>und</strong> statt der üblichen Plattitüden<br />
(Marktführer, hervorragende Karrierechancen in einem<br />
innovativen Unternehmen, dynamisches Umfeld, junges Team)<br />
die typisch mittelständischen Stärken herausarbeiten. Dafür<br />
müssen insbesondere die Texte stimmen, die diese Botschaften<br />
komprimiert transportieren.<br />
Hier können mittelständische Unternehmen durchaus ihre Vorteile<br />
als „Kleine“ gegenüber den „Großen“ nutzen. Die Erfahrung<br />
zeigt, dass es hier weit weniger Restriktionen innerhalb<br />
der IT oder des Marketings gibt <strong>und</strong> beide Abteilungen daher<br />
flexibler auf Anforderungen aus dem Personalbereich reagieren<br />
können. Das liegt nicht zuletzt an den weniger starren Kommunikationswegen<br />
<strong>und</strong> offeneren Systemlandschaften. Deshalb<br />
sollten die Projektverantwortlichen diese Flexibilität, die<br />
Freiheiten <strong>und</strong> den Gestaltungsra<strong>um</strong>, der sich ihnen bietet,<br />
durchaus nutzen.<br />
Startseite mit Arbeitgeber-USP<br />
Schon gleich zu Beginn der Karriere-Startseite beginnt der gute<br />
mittelständische Arbeitgeberauftritt mit einer überzeugen
den <strong>und</strong> packenden Darstellung der Vorzüge<br />
der Jobwelt im Unternehmen. Hier sollten<br />
Mittelständler einen Test machen: Können<br />
Kandidaten innerhalb kürzester Zeit<br />
erkennen, war<strong>um</strong> sie sich ausgerechnet für<br />
diesen Arbeitgeber interessieren sollten?<br />
Mit Emotionen punkten<br />
Eine Entscheidung für einen Arbeitgeber<br />
findet immer auch über Emotionen statt. Die<br />
emotionale Ansprache in Wort, Bild (auch<br />
bewegt) <strong>und</strong> gegebenenfalls Ton muss z<strong>um</strong><br />
Unternehmen passen. Hier können die Unternehmen<br />
mit Ideen, Kulturelementen <strong>und</strong><br />
Werten überzeugen. Persönlichkeit <strong>und</strong> Individualität<br />
sind solche glaubwürdigen Werte<br />
des Mittelstands. Umsatzzahlen <strong>und</strong> Marktanteile<br />
fallen im Zweifelsfall im Vergleich zu<br />
den Großen ab. Sie sollten daher z<strong>um</strong>indest<br />
nicht gleich im ersten Absatz der Karrierewebsite<br />
stehen. Der Ansprache der Zielgruppe<br />
muss eine einfache Gedankenübung<br />
„<br />
„Bei einer Karrierewebsite kommt es nicht auf<br />
schneller, höher, weiter an. Entscheidend ist<br />
vielmehr die Antwort auf die Frage nach dem<br />
konkreten Bedarf des Unternehmens sowie eine<br />
maßgeschneiderte Website-<strong>Strategie</strong>.”<br />
vorausgehen: Die potenziellen Bewerber<br />
haben einen Arbeitsplatz, auf dem sie erfolgreich<br />
sind, ihre Kollegen sind nett <strong>und</strong> wahrscheinlich<br />
bekommen sie auch noch Geld für<br />
das, was sie tun – war<strong>um</strong> sollte man sich<br />
also bei Ihrem Unternehmen bewerben?<br />
Ganz klar: Sie müssen einen Mehrwert bieten<br />
oder sich wenigstens in wichtigen Aspekten<br />
unterscheiden.<br />
Web 2.0 für den Mittelstand<br />
Welche Zusatzangebote sind jenseits von<br />
Bild <strong>und</strong> Text möglich <strong>und</strong> im Hinblick auf<br />
Ziele <strong>und</strong> Zielgruppen sinnvoll? Arbeitgeber-<br />
Videos z<strong>um</strong> Beispiel sind für Mittelständler<br />
durchaus interessant. Es müssen keine Hochglanzproduktionen<br />
sein. Gerade im Mittelstand<br />
kommt ein einfaches Video im Reportagestil<br />
besser bei den Zielgruppen an als<br />
der hochpolierte Imagefilm. Hands-on-Produktionen<br />
entsprechen der Mentalität der<br />
Zielgruppen, die gerne beim Mittelstand<br />
arbeiten möchten. Bei aufwändigen Serienmedien<br />
wie Blogs oder Podcasts sollten mittelständische<br />
Unternehmen im Auge behalten,<br />
welche Zielgruppen tatsächlich ein Interesse<br />
am regelmäßigen Kons<strong>um</strong> dieser Medien<br />
haben könnten. Hier sind mittelständische
E-RECRUITING Karrierewebsite<br />
Arbeitgeberinhalte meist weniger vielversprechend<br />
als Fachthemen. Einen Blog zu<br />
einer bestimmten Programmiersprache kann<br />
eine darauf spezialisierte, mittelständische<br />
IT-Beratung durchaus auch zur Arbeitgeberwerbung<br />
nutzen, etwa mit Hilfe eines Verweises<br />
auf eigene Stellenangebote. Unternehmen<br />
brauchen für einen solchen Blog aber<br />
Themen – <strong>und</strong> mögliche Blogger im eigenen<br />
Haus.<br />
Genutzt werden sollten die Multiplikator-<br />
Effekte von Social Media-Plattformen wie<br />
Twitter, Xing <strong>und</strong> Facebook, die man in die<br />
Karriere-Website einbinden kann. Wichtig<br />
dabei ist, vorher die internen Ressourcen zu<br />
klären. Unbedingt muss der Fehler vieler<br />
großer Unternehmen vermieden werden, die<br />
diese Plattformen nur als weiteren Kanal der<br />
One-Way-Kommunikation verstehen. Denn<br />
gerade diese Portale leben von der Interaktion<br />
<strong>und</strong> müssen daher personell bedient<br />
werden. Das schätzen <strong>und</strong> kennen die Nutzer.<br />
Und gerade hierin liegt der Vorteil des<br />
Mittelstands, der damit dem Unternehmen<br />
ein persönliches Gesicht geben kann, <strong>um</strong><br />
mit potenziellen Kandidaten im wahrsten<br />
Sinn des Wortes ins Gespräch zu kommen.<br />
Aber nicht zu jedem Unternehmen <strong>und</strong> seiner<br />
Zielgruppe passt ein Auftritt in Web 2.0.<br />
Es ist kritisch zu prüfen, ob Unternehmsprofile<br />
bei Facebook oder Twitter dem Arbeitgeber-Image<br />
wirklich weiterhelfen.<br />
Konsistent kommunizieren<br />
Auch mittelständische Unternehmen betreiben<br />
Personalwerbung, meist in Form von Stellenanzeigen.<br />
Hier kommt es auf den roten<br />
Faden an, der die unterschiedlichen Medien<br />
durchzieht. Bewerber müssen das Unternehmen<br />
in den Bilderwelten <strong>und</strong> Texten wiedererkennen,<br />
wenn sie von der Anzeige auf<br />
die Karrierewebsite wechseln. Und genauso<br />
müssen sich die Versprechen in den Anzeigen<br />
auch im Rekrutierungsprozess widerspiegeln.<br />
Es ist nicht zu weit ausgeholt, wenn<br />
man darin auch die Anwenderfre<strong>und</strong>lichkeit<br />
der Website einbezieht.<br />
Website gezielt vermarkten<br />
Die schönste Karrierewebsite nützt nichts,<br />
wenn die Besucher ausbleiben. Online-Mar-<br />
22<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />
„<br />
„Der Relaunch der Karrierewebsite ist nicht<br />
nur eine spannende kreative Aufgabe, sondern<br />
erfordert als strategisches HR-Instr<strong>um</strong>ent<br />
saubere analytische <strong>und</strong> methodische Arbeit.“<br />
keting, Suchmaschinenoptimierung (SEO)<br />
<strong>und</strong> Suchmaschinenmarketing (SEM) bieten<br />
wirkungsvolle Methoden. Die Marketingziele<br />
Reichweite, Image oder Rekrutierung<br />
müssen konsequent verfolgt werden.<br />
Ein Mediaplan für die Karrieresite bringt<br />
Klarheit <strong>und</strong> bildet die Gr<strong>und</strong>lage für das<br />
<strong>Erfolg</strong>scontrolling.<br />
Ein großes Potenzial liegt im Bereich Suchmaschinenoptimierung.<br />
Schon die Indizierung<br />
der Jobs der Unternehmens-Stellenbörse<br />
bei Google bringt große Vorteile bei<br />
der Auffindbarkeit. Keyword-Advertising<br />
lockt viele Besucher an. Die Auswahl der<br />
richtigen Keywords in einem ausgewogenen<br />
Kosten-Nutzenverhältnis ist daher ein<br />
wichtiger Schritt in der Vermarktung.<br />
Bewerbermanagementsysteme<br />
nutzen<br />
Kein professionelles E-Recruiting ohne Bewerbermanagementsystem.<br />
Die meisten dieser<br />
Lösungen kosten jedoch sehr viel Geld. Speziell<br />
für den Mittelstand gibt es Out-of-thebox-Produkte,<br />
die zwar nicht individualisierbar<br />
sind, aber alles bieten, was im Rekrutierungsprozess<br />
benötigt wird. Das heißt, dass<br />
die Unternehmen ihre Recruiting-Prozesse<br />
diesen Programmen – meist geringfügig –<br />
anpassen müssen. Der Vorteil: Zahlreiche Unternehmen<br />
haben ihre Prozesse nicht wirklich<br />
definiert <strong>und</strong> haben im Zusammenhang<br />
mit der Einführung eines Bewerbermanagementsystems<br />
erstmals die Gelegenheit, sich<br />
damit auseinander zu setzen.<br />
Controlling der Website<br />
Keine <strong>Erfolg</strong>skontrolle ohne Statistik. Sie<br />
gibt z<strong>um</strong> Beispiel Auskunft über Herkunft<br />
der Besucher, Klicks, Verweilzeiten <strong>und</strong><br />
Einstiegswege. Mittlerweile sind kostengünstige<br />
Open-Source-Angebote verfügbar.<br />
Das Problem besteht eher darin, dass sich<br />
im Unternehmen jemand die Mühe machen<br />
muss, diese Angebote professionell zu handhaben<br />
<strong>und</strong> sie tatsächlich zur Optimierung<br />
des Arbeitgeber-Auftritts einzusetzen. Die<br />
Verbindung von Website-Statistik <strong>und</strong> Einstellungszahlen<br />
stellt mittelständische<br />
Arbeitgeber vor besondere Herausforderungen.<br />
Einfache Lösungen wie die Auswertung<br />
der Klickpfade auf der Website von der<br />
Karrierestartseite bis z<strong>um</strong> gesendeten Bewerbungsformular<br />
bieten einen guten Ansatz.<br />
Das erfordert jedoch auch Ehrlichkeit <strong>und</strong><br />
Offenheit gegenüber den Ergebnissen,<br />
<strong>und</strong> zwar gegenüber der derzeitigen Performance<br />
wie der geplanten Zielerreichung.<br />
Eine Nullmessung vor Veränderung von<br />
Auftritt <strong>und</strong> Prozess, eine definiertes Ziel,<br />
der Einsatz von Maßnahmen, die genau<br />
dieses Ziel unterstützen <strong>und</strong> die Überprüfung<br />
von Zielerreichung, verb<strong>und</strong>en mit<br />
Anpassungen der Maßnahmen zur Verbesserung,<br />
gehören dazu.<br />
Die Karrierewebsite ist auch für den Mittelstand<br />
das zentrale Instr<strong>um</strong>ent der Positionierung<br />
<strong>und</strong> Rekrutierung. Im Zusammenhang<br />
mit der Konzeption oder dem<br />
Relaunch einer Website muss sich das Unternehmen<br />
als Arbeitgeber eine Vielzahl von<br />
Fragen stellen. Die Antworten können durchaus<br />
vertraute Vorgehensweisen nachhaltig<br />
verändern. Jedoch ist der Relaunch der Karrierewebsite<br />
nicht nur eine spannende kreative<br />
Aufgabe, sondern erfordert als strategisches<br />
HR-Instr<strong>um</strong>ent saubere analytische<br />
<strong>und</strong> methodische Arbeit. Nur wer sich dieser<br />
Arbeit unterzieht, kann im Wettbewerb<br />
<strong>um</strong> die Kandidaten einen Platz in den vorderen<br />
Reihen erobern.<br />
Autor<br />
Arne Gehlhaar,<br />
Interactive Director,<br />
TMP Communication &<br />
Services GmbH, Wiesbaden<br />
arne.gehlhaar@tmp.de
S<br />
eit der Gründung hat sich das Unternehmen zu einem<br />
der größten Anbieter von Windkraftanlagen entwickelt<br />
<strong>und</strong> durch eine Fülle technologischer Neuerungen große<br />
Fortschritte in der Windenergienutzung ermöglicht, die<br />
die Effizienz der Windenergie gesteigert haben. Die <strong>Erfolg</strong>sgeschichte<br />
von Enercon basiert auf einer übergreifenden<br />
Innovationskultur, die vom Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsbereich<br />
mit seinen r<strong>und</strong> 130 Ingenieuren bis weit<br />
in die Produktion hinein reicht.<br />
Sorgfältige internationale Personalauswahl<br />
In dem Unternehmen hat die Schaffung eines Gleichgewichts<br />
zwischen interner Personalgewinnung <strong>und</strong> der Rekrutierung<br />
externer Spezialisten Tradition. Da Experten im<br />
Bereich der Windenergie über alle Aufgabengebiete hinweg<br />
Mangelware sind, kommt der Entwickelbarkeit neuen<br />
Personals eine erhebliche Bedeutung zu. Um das Prinzip<br />
einer sorgfältigen Personalauswahl auch vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />
einer zunehmenden Internationalisierung zu gewährleisten,<br />
entschied sich Enercon Anfang 2008, SAP-E-Recruiting<br />
unternehmensweit einzuführen. Die zuvor eingesetzten<br />
Office-Tools, mit denen die damals nahezu ausschließlich<br />
schriftlichen Bewerbungen vorher bearbeitet wurden, waren<br />
nicht sinnvoll an das Internet als globales Medi<strong>um</strong> anzuschließen<br />
<strong>und</strong> boten auch keine Prozessunterstützung zur<br />
Verarbeitung der immer größeren Zahl von Bewerbungen.<br />
Hauptziel des Projekts war es daher, Transparenz über die<br />
eingehenden Bewerbungen zu schaffen. Zudem wollte das<br />
Unternehmen die Prozesseffizienz im Recruiting steigern<br />
<strong>und</strong> Verwaltungsaufwände reduzieren.<br />
Deutschland als Pilot für Machbarkeit<br />
Trotz des internationalen Wachst<strong>um</strong>s <strong>und</strong> des damit einhergehenden<br />
globalen Personalbedarfs konzentrierte sich<br />
R<strong>und</strong> <strong>um</strong> die Welt<br />
Aufgr<strong>und</strong> weltweiter Expansion <strong>und</strong> der<br />
internationalen Suche nach Spezialisten entschied<br />
sich der Windkraftanlagenproduzent Enercon<br />
Anfang 2008 zur standortübergreifenden Einführung<br />
von SAP-E-Recruiting.<br />
Best Practice E-RECRUITING<br />
Enercon gemeinsam mit dem Talent Management-Spezialisten<br />
Promerit zunächst auf die Einführung des SAP-E-<br />
Recruiting-Systems im Heimatmarkt Deutschland. Damit<br />
sollte mit dem größten Standort, an dem pro Jahr r<strong>und</strong><br />
400 neue Mitarbeiter rekrutiert werden, ein Fallbeispiel<br />
geschaffen werden, das als Vorbild <strong>und</strong> „Machbarkeitsbeweis“<br />
für den internationalen Rollout dienen konnte.<br />
Schon während der Konzeption wurde deshalb auch die<br />
internationale Ausbaufähigkeit des Systems berücksichtigt,<br />
<strong>um</strong> spätere Schwierigkeiten bei der Einführung in den<br />
verschiedenen Ländern mit Firmenstandorten zu vermeiden.<br />
Seit Ende 2008 nutzt Enercon Deutschland E-Recruiting<br />
nicht nur für Akademiker, sondern auch für Servicemitarbeiter,<br />
Kran- <strong>und</strong> Kraftfahrer, die an den Windenergie-Anlagen<br />
arbeiten sowie seit diesem Jahr auch für Auszubildende.<br />
Damit können, derzeit noch mit Ausnahme<br />
der Produktionsmitarbeiter, sämtliche Bewerberzielgruppen<br />
abgedeckt werden. Die Umstellung auf Online-Bewerbungen<br />
war problemlos, schriftliche Bewerbungen für den<br />
deutschen Markt erreichen das Unternehmen heute nur<br />
noch in geringer Zahl.<br />
Global Template-Phase<br />
Nach einer bewussten Stabilisierungsphase begannen im<br />
Frühjahr 2009 die Vorbereitungen für den internationalen<br />
Rollout. Dabei galt es, den Zielkonflikt zwischen schnellen<br />
Einführungszyklen <strong>und</strong> den unterschiedlichen internationalen<br />
Anforderungen zu lösen. Der Ansatz dafür war<br />
ein sogenanntes „Global Template“ für die im Internet<br />
benutzten Formulare <strong>und</strong> die Prozesse im Back- <strong>und</strong> Frontend.<br />
Auf Basis des in Deutschland bewährten Systems wurde<br />
zunächst ein länderübergreifender Standard für das E-<br />
Recruiting-System im Sinne eines kleinsten gemeinsamen<br />
Nenners definiert, der für alle Standorte weltweit gül-<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 23
E-RECRUITING Best Practice<br />
tig ist <strong>und</strong> bedarfsweise durch spezifische<br />
nationale Anforderungen ergänzt<br />
werden kann. Lediglich das Global Template<br />
wird an die lokalen Bedürfnisse der<br />
Zielländer adaptiert. Die Systembasis<br />
bleibt gr<strong>und</strong>sätzlich unangetastet, <strong>um</strong><br />
sich wiederholende Diskussionen <strong>und</strong><br />
Neudefinitionen zu vermeiden (siehe<br />
Abbildung).<br />
Trotz der Orientierung auf einen möglichst<br />
hohen Vereinheitlichungsgrad konnte<br />
die Flexibilität des Systems bei der<br />
Anpassung an lokale Anforderungen wichtige<br />
Dienste leisten. Die Abbildung visualisiert<br />
diese Vorgehensweise: rot markiert<br />
sind die Systemelemente, die global als<br />
Standard festgelegt wurden, während im<br />
wesentlich kleineren grauen Bereich die<br />
Themen genannt sind, die pro Land spezifisch<br />
definiert werden können. Global<br />
definiert sind damit z<strong>um</strong> Beispiel die<br />
Datenkataloge, die eine weltweite Stellensuche<br />
über einheitliche Suchkriterien<br />
ermöglichen, die Gr<strong>und</strong>prozesse im Bewerbermanagement<br />
<strong>und</strong> alle Materialien, die<br />
für die Einführung global benötigt werden<br />
(Anleitungen <strong>und</strong> mehr). Lokal anpassbar<br />
sind etwa alle landesspezifischen Briefe<br />
(Absagen et cetera), Stellenausschreibungen<br />
(Sprache, rechtliche Vorgaben)<br />
oder auch die zur Abbildung der jeweiligen<br />
Organisationsstruktur nötigen Berechtigungskonzepte.<br />
Auch spezielle lokale<br />
Anforderungen sind abbildbar: Um der<br />
Anforderung an eine möglichst wohnortnahe<br />
Verwendung von Servicemonteuren<br />
entsprechen zu können, wurde in die<br />
Stellensuche für Deutschland eine<br />
Umkreissuche implementiert.<br />
Windkraft weltweit<br />
Aufgr<strong>und</strong> des massiven lokalen Wachst<strong>um</strong>s<br />
wurde Frankreich z<strong>um</strong> Testfall der<br />
Internationalisierung des E-Recruitings.<br />
Basierend auf dem vorhandenen Global-<br />
Template konnte der Rollout innerhalb<br />
von nur drei Monaten abgeschlossen werden.<br />
Die schnelle Implementierung entlastete<br />
spürbar das kleine HR-Team vor<br />
Ort. Durch die aufwendigen Vorarbeiten<br />
im Rahmen des Global Templates waren<br />
24<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />
Enercon GmbH<br />
Mit der Unternehmensgründung 1984 begann Diplomingenieur Aloys Wobben die ökonomischökologische<br />
<strong>Erfolg</strong>sgeschichte von Enercon. In den zurückliegenden 25 Jahren hat sich das im<br />
ostfriesischen Aurich ansässige Unternehmen von einer kleinen Gründerfirma mit innovativen Ideen<br />
für ein „Nischenprodukt“ z<strong>um</strong> deutschen Marktführer in der Zukunftstechnologie Windenergie<br />
entwickelt. International zeigt Enercon Präsenz auf den wesentlichen Märkten <strong>und</strong> unterhält<br />
Produktionsstätten in Brasilien, Indien, Schweden, Portugal <strong>und</strong> der Türkei. Weltweit beschäftigt<br />
Enercon über 12 000 Mitarbeiter <strong>und</strong> erzielt eine Bilanzs<strong>um</strong>me von r<strong>und</strong> drei Milliarden Euro.<br />
Global Template <strong>und</strong> lokale Freiheiten Abbildung<br />
Global Configuration<br />
Project organization:<br />
• Processes<br />
• Templates<br />
Basic system processes:<br />
• Requisition/publishing<br />
• Applicant-Management/selection<br />
• Relationship-Management/talent pools<br />
• Contract-Management/hiring<br />
Regulations/SOPs:<br />
• SLAs<br />
• Approval processes<br />
• Selection guidelines<br />
• Policies<br />
Visual Design:<br />
• Branding<br />
• Usabiliy<br />
Auf Basis des in Deutschland bewährten Systems wurde zunächst ein länderübergreifender<br />
Standard für das E-Recruiting-System im Sinne eines kleinsten gemeinsamen Nenners definiert,<br />
der für alle Standorte weltweit gültig ist.<br />
zudem viele Fragen bereits geklärt <strong>und</strong><br />
<strong>um</strong>fangreiches Material vorhanden, was<br />
auch die normalerweise kritische Anfangsakzeptanz<br />
bei den Nutzern des Systems<br />
im Vergleich zu einer isolierten Systemeinführung<br />
deutlich erhöhte.<br />
Eine besondere Herausforderung auf internationaler<br />
Ebene stellt der anstehende<br />
Kanada-Rollout dar. Im Gegensatz zu den<br />
bisherigen Einführungen soll SAP-E-<br />
Recruiting in Kanada nicht nur zur normalen<br />
Ersatz- <strong>und</strong> Wachst<strong>um</strong>srekrutierung<br />
genutzt werden, sondern ab dem zweiten<br />
Quartal 2010 das zentrale Werkzeug z<strong>um</strong><br />
kompletten Neuaufbau von Standorten<br />
sein. Bei diesem „Project Recruiting“ muss<br />
das Unternehmen eine hohe Zahl von Pro-<br />
Global data catalogue:<br />
• Job families<br />
• Skills/competencies<br />
• Qualification criteria<br />
• Structure of data overview<br />
• Correspondence<br />
Roles:<br />
• Roles and authorizations<br />
• Organization<br />
Communication concept:<br />
• Change-Management concept<br />
• Training material<br />
• Policies for website integration<br />
Reporting:<br />
• Basic KPls<br />
• Basic reporting concept<br />
Local Configuration<br />
Local Adaptions, e.g.<br />
• Processes<br />
• Authorizations<br />
• Workflows<br />
• Local Fields/values<br />
• Local Developments<br />
• Statutory regulations<br />
• Content<br />
• Brand specifics<br />
• Letter templates/<br />
correspondence<br />
• Configurations<br />
•…<br />
Info<br />
duktions- <strong>und</strong> Servicemitarbeitern direkt<br />
neu rekrutieren <strong>und</strong> gleichzeitig die administrativen<br />
Funktionen für die neuen Mitarbeiter<br />
aufbauen – inklusive HR. Im Vergleich<br />
zu Frankreich müssen jedoch in<br />
Kanada zwei Amtssprachen <strong>und</strong> vor allem<br />
auch zwei unterschiedliche Kulturkreise<br />
mit abweichenden Recruitingphilosophien<br />
abgedeckt werden: das eher<br />
europäisch geprägte Quebec <strong>und</strong> der englischsprachige<br />
Rest Kanadas, der sich<br />
weit stärker an US-amerikanischen Prozessen<br />
<strong>und</strong> Gewohnheiten orientiert.<br />
Durch den kompletten Neuaufbau der<br />
lokalen Organisation sind zudem die technischen<br />
Rahmenbedingungen ungleich<br />
komplexer: So existiert derzeit noch kei-
ne entsprechende Karriereseite im Internet,<br />
über die sich die Bewerber in Zukunft<br />
online bewerben können. Das aber ist für<br />
jedes E-Recruiting-System eine notwendige<br />
Voraussetzung <strong>und</strong> bedeutet, dass<br />
neben der klassischen Prozessintegration<br />
auch ein entsprechendes Website-Konzept<br />
parallel aufgesetzt werden muss.<br />
Damit erweitert sich der Umfang des Projekts<br />
deutlich – aus einer Systemeinführung<br />
wird ein HR-Komplettwerkzeug,<br />
das auch entsprechende Personalmarketing-Inhalte<br />
bieten muss.<br />
Wachst<strong>um</strong> mit Pragmatismus<br />
Für den bisherigen <strong>Erfolg</strong> von Enercon war<br />
entscheidend, dass angesichts des Wachst<strong>um</strong>stempos<br />
<strong>und</strong> der Internationalität<br />
Wert auf sinnvolle Prozesse <strong>und</strong> ein klar<br />
geregeltes Zusammenspiel der gesamten<br />
Recruiting-Organisation gelegt wurde. So<br />
wurden im System eindeutige Verant-<br />
wortlichkeiten <strong>und</strong> Zuständigkeiten durch<br />
sogenannte „Lead Recruiter“ definiert<br />
<strong>und</strong> die systemseitige Einbindung der<br />
Personal suchenden Fachbereiche auf ein<br />
Minim<strong>um</strong> reduziert. Die Verantwortung<br />
für die Prozessführung ist klar dem Personalbereich<br />
zugeordnet; gleichzeitig<br />
akzeptieren die Fachbereiche das System<br />
als wichtiges Hilfsmittel zur Besetzung<br />
ihrer Vakanzen.<br />
Internationale E-Recruiting-Projekte scheitern<br />
teilweise bereits in der Global Template<br />
Phase, da die Unternehmen versuchen,<br />
ein möglichst perfektes Template zu<br />
entwerfen, das stark standardisiert ist,<br />
zusätzlich aber auch alle erdenklichen<br />
Länderanforderungen möglichst kleinteilig<br />
abbilden kann. Dazu kommt, dass viele<br />
Unternehmen im Rollout zu schnell zu<br />
viele Länder integrieren möchten, obwohl<br />
die Gr<strong>und</strong>lage, das Global Template, noch<br />
nicht ausgereift ist. Enercon hingegen<br />
setzte auf die <strong>Strategie</strong>, zunächst ein erstes<br />
Land live zu setzen. Hierdurch stand den<br />
ersten globalen Rollout-Teams bereits von<br />
Anfang an ein etabliertes <strong>und</strong> vor allem<br />
akzeptiertes System z<strong>um</strong> „Durchspielen“<br />
<strong>und</strong> z<strong>um</strong> Abgleich mit den eigenen Prozessen<br />
zur Verfügung, was theoretische<br />
Diskussionen über den Umfang des Global<br />
Templates deutlich reduzierte.<br />
Autor<br />
Jörg Höfig,<br />
Personalreferent, ENERCON<br />
Service Deutschland GmbH,<br />
joerg.hoefig@enercon.de<br />
Autor<br />
Marcus Reidenbach,<br />
Senior Consultant bei der<br />
Promerit AG,<br />
marcus.reidenbach@<br />
promerit.com
E-RECRUITING Social Networks<br />
26<br />
Transparenz geschickt nutzen<br />
Ka<strong>um</strong> jemand, der sich mittlerweile nicht in einem Social Network t<strong>um</strong>melt. Besonders<br />
die Business Netzwerke rüsten im Bereich E-Recruiting auf. Doch was können diese wirklich<br />
für die Suche <strong>und</strong> das Finden von Fach- <strong>und</strong> Führungskräften <strong>und</strong> darüber hinaus leisten?<br />
„E<br />
s ist nicht wichtig, welche Kontakte, sondern welches<br />
Wissen Du hast.“ Diese bekannte Maxime mag<br />
im ersten Moment veraltet klingen, da alte Seilschaften<br />
<strong>und</strong> heimliche Handschläge immer mehr dem offenen<br />
<strong>und</strong> kostenlosen „Networking“ im Internet Platz zu machen<br />
scheinen. Tatsache ist jedoch, dass es für den Einzelnen<br />
immer schwieriger wird, sich nur noch auf persönliche<br />
Beziehungen zu verlassen, da seine Fähigkeiten <strong>und</strong> seine<br />
Jobskills mittlerweile genau bewertet <strong>und</strong> verglichen<br />
werden können <strong>und</strong> ihm als digitales Profil quasi vorauseilen.<br />
Für einige Bewerber vielleicht ein Fluch, für viele<br />
jedoch eine echte Chance: Aktiv genutzt bietet die digitale<br />
Welt Fach- <strong>und</strong> Führungskräften eine ideale Plattform,<br />
Personalsuche in digitalen Netzwerken<br />
1. Ihr Unternehmensprofil ist die wichtigste Anlaufstelle<br />
Erstellen oder aktualisieren Sie Ihr Unternehmensprofil. Einige Online-<br />
Businessnetzwerke bieten Ihnen die Möglichkeit, ein Unternehmensprofil<br />
individuell zu gestalten.<br />
2. Treffen Sie als Mitglied in relevanten Gruppen interessante Kandidaten<br />
Mitgliedergruppen sind ein wichtiger Bestandteil von sozialen Netzwerken.<br />
Suchen Sie nach Gruppen, die sich mit relevanten Themen <strong>und</strong> Branchen auseinander<br />
setzen <strong>und</strong> treten Sie diesen Gruppen bei. Als Gruppenmitglied haben Sie<br />
optimale Kontaktmöglichkeiten zu den jeweiligen Experten <strong>und</strong> High Potentials.<br />
3. Zeigen Sie Präsenz <strong>und</strong> gründen Sie Ihre eigene Unternehmensgruppe<br />
Eine eigene Unternehmensgruppe innerhalb eines Online-Businessnetzwerks<br />
gibt Ihnen die beste Möglichkeit, den unterschiedlichen Zielgruppen Ihres<br />
Unternehmens Diskussionsforen zu bieten <strong>und</strong> sie mit News zu versorgen.<br />
4. Halten Sie Ausschau, welche Experten spannende Fragen stellen <strong>und</strong><br />
gute Antworten geben<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />
<strong>um</strong> die eigenen Fähigkeiten <strong>und</strong> Berufserfahrungen effektiv<br />
zu präsentieren. Zusätzlich kann auch das Netzwerk<br />
vertrauenswürdiger Kontakte die Recruiter überzeugen.<br />
Der Nutzen digitaler Netzwerke für HR-Profis<br />
Immer mehr Menschen suchen online nach dem nächsten<br />
Arbeitgeber <strong>und</strong> präsentieren sich, ihr Netzwerk <strong>und</strong> ihr<br />
Können im Internet. Für Personalverantwortliche wird es<br />
damit insgesamt immer einfacher, einen Experten aus<br />
einem bestimmten Bereich, einen Geschäftskontakt oder<br />
einen zukünftigen Angestellten im Internet zu finden.<br />
Digitale Kontakte <strong>und</strong> Online-Businessnetzwerke ergänzen<br />
<strong>und</strong> erweitern bereits die Suchoptionen der Recrui-<br />
Um die Möglichkeiten digitaler Netzwerke <strong>und</strong> des direkten Recruitings zu nutzen, sollten Unternehmen <strong>und</strong> HR-Teams folgende Aspekte beachten.<br />
Die richtige Präsentation des Unternehmens selbst ist zentraler Ausgangspunkt, <strong>um</strong> online hoch qualifizierte Kandidaten zu finden:<br />
Wenn Sie ein Unternehmen aus dem IT-Sektor sind, behalten Sie die Fragen<br />
<strong>und</strong> Antworten im Blick, die im Bereich IT in Online-Businessnetzwerken von<br />
anderen Mitgliedern veröffentlicht werden.<br />
5. Verwenden Sie erweiterte Recherchemöglichkeiten, <strong>um</strong> Ihren Wunschkandidaten<br />
zu finden<br />
Online-Businessnetzwerke eignen sich hervorragend, <strong>um</strong> gezielt auf die Suche<br />
nach speziell ausgebildeten Fachkräften in allen Ländern zu gehen.<br />
6. Nutzen Sie die Stellenbörsen auf Online-Businessnetzwerken<br />
Viele Online-Businessnetzwerke bieten die Möglichkeit, eigene Stellenangebote<br />
zu veröffentlichen, <strong>und</strong> kombinieren Stellenanzeigen, aktive Suche nach Kandidaten,<br />
Empfehlungen von Personen <strong>und</strong> die vielfältigen Möglichkeiten eines globalen<br />
Netzwerks miteinander.<br />
7. Gepflegte Profile Ihrer Mitarbeiter machen den besten Eindruck<br />
Motivieren Sie auch Ihre Mitarbeiter, ein Profil auf relevanten Online-Businessnetzwerken<br />
zu eröffnen <strong>und</strong> vor allem professionell zu pflegen. Ganz im Sinne
ter. Denn als Teil dieser digitalen Netzwerke<br />
haben sie die Möglichkeit, aktiv nach<br />
Talenten zu suchen <strong>und</strong> geeignete Kandidaten<br />
direkt anzusprechen.<br />
Viele der Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte sind<br />
sich bereits bewusst, dass die Chancen<br />
steigen, von Personalern entdeckt <strong>und</strong><br />
angesprochen zu werden, wenn sie ihre<br />
Fähigkeiten <strong>und</strong> Erfahrungen der (Online-)<br />
Welt präsentieren. Diese Möglichkeiten<br />
übersteigen die Wahrscheinlichkeit,<br />
bei einem Networking-Event diskret<br />
über ein Schulterklopfen angesprochen zu<br />
werden, deutlich. Persönliche Empfehlungen<br />
in der realen Welt werden damit<br />
zwar nicht gänzlich ersetzt, digitale Netzwerke<br />
gehören jedoch schon heute zu den<br />
zukunftweisenden Werkzeugen der HR-<br />
Profis.<br />
Ein weiterer Vorteil des Recruitment 2.0:<br />
Die Suche nach neuem Personal lässt sich<br />
intuitiv einschränken. SAP-Spezialisten,<br />
Marketing Manager oder CFOs – die Suche<br />
kann in Businessnetzwerken ganz einfach<br />
auf die Person mit der nötigen Erfahrung<br />
eingegrenzt werden. Von hier aus<br />
des „Employee Branding“ sind Ihre Mitarbeiter wichtige Botschafter Ihres Unternehmens <strong>und</strong> zeigen<br />
anderen Fach- <strong>und</strong> Führungskräften die Qualität Ihres Personals.<br />
Checkliste<br />
8. Zeigen Sie, dass die besten Experten bei Ihnen arbeiten<br />
Ermuntern Sie Ihre Mitarbeiter, sich aktiv an Experten-Diskussionen innerhalb von Online-Businessnetzwerken<br />
zu beteiligen <strong>und</strong> relevante Fragen zu beantworten. So zeigen Sie, dass die besten Experten bei<br />
Ihnen angestellt sind <strong>und</strong> begehrte Fachkräfte in Ihrem Unternehmen in guter Gesellschaft sind.<br />
9. Bieten Sie potenziellen Bewerbern aktuelle Informationen Ihres Unternehmens z<strong>um</strong> Download an<br />
Stellen Sie sicher, dass z<strong>um</strong>indest die erste Managementebene auf ihren Profilen die aktuellen Präsentationen<br />
zu Ihrem Unternehmen als Download zur Verfügung stellt.<br />
10. Treten Sie bereits bestehenden Al<strong>um</strong>ni-Gruppen bei <strong>und</strong> nehmen Sie aktiv an Diskussionen teil<br />
Online-Businessnetzwerke sind ein optimaler Ort für Al<strong>um</strong>ni-Gruppen von Organisationen oder Unternehmen.<br />
Stellen Sie fest, ob ehemalige Mitarbeiter Ihres Unternehmens eine Gruppe gegründet haben, <strong>um</strong><br />
auch nach der Beschäftigung in Kontakt zu bleiben. Um in der Lage zu sein, auf negative Diskussionen<br />
zu reagieren beziehungsweise sie aktiv zu steuern, sollte sich mindestens ein Mitglied Ihrer Geschäftsführung<br />
dieser Gruppe anschließen.<br />
ist es nur noch ein kleiner Schritt, <strong>um</strong> herauszufinden,<br />
mit wem der Kandidat zuvor<br />
gearbeitet hat <strong>und</strong> was diese Kontakte<br />
über den Kandidaten zu sagen haben.<br />
Außerdem lassen sich die Auskünfte verifizieren,<br />
die der Kandidat über sich selbst<br />
preisgibt. Und das alles, ohne die Suchkosten<br />
unnötig in die Höhe zu treiben.<br />
Tranzparenz als Merkmal direkten<br />
Recruitings<br />
Ein zweiseitiger Lebenslauf enthält in der<br />
Regel nur die individuelle Wahrnehmung<br />
der eigenen Person. Darin präsentiert<br />
sich jeder Kandidat in bestmöglicher Weise.<br />
Mit Hilfe professioneller Online-Netzwerke<br />
können Recruiter aufkommende<br />
Unstimmigkeiten im Lebenslauf mit wenigen<br />
Klicks identifizieren. HR-Profis gewinnen<br />
somit weiter an Vertrauen, da sie das,<br />
was Kandidaten über sich selbst sagen,<br />
jetzt auch eigenhändig überprüfen können.<br />
So werden die Risiken, dass eine<br />
Neueinstellung schon nach drei Monaten<br />
schief läuft, von vornherein auf ein Minim<strong>um</strong><br />
reduziert.<br />
Diese Transparenz im Recruitment gilt aber<br />
in beide Richtungen: Auch der angesprochene<br />
Kandidat weiß durch einen Check<br />
im Online-Netzwerk ganz genau, wer sich<br />
ihm zuwendet. Auf diese Weise kann sich<br />
die Personalabteilung auf die Anziehungskraft<br />
<strong>und</strong> den guten Ruf ihres Unternehmens<br />
stützen, <strong>um</strong> Kandidaten für sich zu<br />
gewinnen. Mit dem LinkedIn Service<br />
„Custom Company Profiles“ z<strong>um</strong> Beispiel<br />
erhält ein Interessent, der sich ein<br />
bestimmtes Unternehmensprofil ansieht,<br />
individuell relevante Informationen zu<br />
Berufsbezeichnungen <strong>und</strong> -funktionen<br />
innerhalb des Unternehmens. So können<br />
Interessenten sofort sehen, ob das Unternehmen<br />
für sie als nächster Arbeitgeber<br />
in Frage kommt.<br />
Autor<br />
Mike Pilcher,<br />
Director of Corporate Solutions,<br />
LinkedIn Europe, London,<br />
linkedin@faktor3.de<br />
Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 27
E-RECRUITING Bewerbungsmanagement<br />
Drei Fliegen mit<br />
einer Klappe<br />
Effiziente <strong>und</strong> passgenaue Bewerberauswahl,<br />
Mitarbeiter beurteilen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en zufrieden<br />
stellen, all das verspricht das webbasierte<br />
Bewerbungsmanagement der Autovision GmbH.<br />
E<br />
ffizienz, Kostenoptimierung <strong>und</strong> vor allem Qualitätssteigerung<br />
- dies sind die Ziele, die der Wolfsburger<br />
Personaldienstleister Autovision GmbH bei der Personalauswahl<br />
<strong>und</strong> -entwicklung verfolgt. Hierzu hat das Unternehmen<br />
in Kooperation mit P-manent Consulting <strong>und</strong> Pro<br />
Facts Assessment & Training ein Bewerbungsmanagementsystem<br />
implementiert, das durch die Integration<br />
moderner Technologien auf der einen Seite <strong>und</strong> psychodiagnostischer<br />
Methoden auf der anderen Seite eine<br />
zukunftsweisende Lösung im Bereich des HR-Managements<br />
darstellt. Gr<strong>und</strong>lage des Bewerbungsmanagementsystems<br />
bildet die vollständig webbasierte Software Persis,<br />
die als E-Recruiting Portal ERPort an die speziellen<br />
Bedürfnisse der Geschäftsprozesse der Autovision angepasst<br />
wurde.<br />
Für das Projektteam der Autovision bestand die Herausforderung<br />
zunächst darin, die komplexe Zielsetzung des<br />
Projekts allen Beteiligten zu vermitteln. Während der<br />
anschließenden Umsetzung des Projekts galt es, die verschiedenen<br />
Dienstleister <strong>und</strong> Prozesse in einer Plattform<br />
zu synchronisieren <strong>und</strong> im laufenden Betrieb zu integrieren.<br />
Einfache <strong>und</strong> schnelle Datenerfassung<br />
Über ein sehr <strong>um</strong>fangreiches Online-Marketing der Autovision<br />
sowie ihrer für Suchmaschinen hochoptimierten Webseite<br />
werden Jobinteressierte zunächst direkt z<strong>um</strong> Bewerberportal<br />
geleitet, <strong>um</strong> dort ihre Bewerbung abzugeben. Damit<br />
der Bewerber die Webseite nicht vorzeitig verlässt <strong>und</strong> große<br />
Bewerberzahlen generiert werden können, erfolgt der Prozess<br />
der Datenerfassung einfach <strong>und</strong> schnell: Die Jobinteressierten<br />
haben die Wahl, sich lediglich auf eine spezielle<br />
Position zu bewerben oder – nach Registrierung<br />
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<strong>und</strong> Anlage eines Bewerberkontos – ein Bewerberprofil<br />
anzulegen. Letzteres dient unter anderem dazu, dass der<br />
Bewerber automatisch auf Stellen, die seinen Wünschen<br />
entsprechen, aufmerksam gemacht wird.<br />
Eine schlanke Datenerfassung wird weiterhin dadurch<br />
gewährleistet, dass abhängig von der Zielgruppe unterschiedlich<br />
komplexe Bewerberbögen vorgegeben werden.<br />
Ingenieure müssen daher mehr <strong>und</strong> differenziertere Fragen<br />
beantworten als Hilfskräfte. Die hierfür passenden Fragenkataloge<br />
zu erarbeiten <strong>und</strong> mit den jeweiligen Geschäftsbereichen<br />
abzustimmen, war ein zeitaufwändiges Unterfangen.<br />
Als Besonderheit wurden stellenbezogene Fragen<br />
integriert, die es dem Recruiter ermöglichen, eine Passung<br />
auch zu anderen Bereichen festzustellen <strong>und</strong> parallele<br />
Bewerbungsprozesse anzustoßen.<br />
Neben den Online-Bewerbungen werden auch weiterhin<br />
Papierbewerbungen eingesendet, die bisher zeitaufwändig<br />
in der Bearbeitung waren <strong>und</strong> daher ein möglichst frühzeitiges<br />
Überführen in einen der Internetbewerbung gleichartigen<br />
elektronischen Prozess notwendig machen. Eine<br />
vorgeschaltete Scan-Straße mit einer Spezialsoftware z<strong>um</strong><br />
Erfassen <strong>und</strong> Klassifizieren der Bewerbungsunterlagen mit<br />
gleichzeitiger Texterkennung erstellt aus den Papierbewerbungen<br />
„echte“ elektronische Akten, die mittels Volltextsuche<br />
durchsucht werden können.<br />
Eignungsdiagnostik in der Toolbox<br />
Die treffsichere Besetzung von Positionen ist ebenso wie<br />
die Beurteilung von Mitarbeiterpotenzialen ein sensibles<br />
<strong>und</strong> schwieriges Unterfangen, bei dem möglichst viele, aus<br />
unterschiedlichen Quellen stammende Informationen<br />
aggregiert <strong>und</strong> zur Entscheidungsfindung herangezogen<br />
werden sollten. Die Autovision hat im Sinne eines quali
tativ hochwertigen Auswahlprozesses gut<br />
aufeinander abgestimmte, vereinheitlichte<br />
Filterprozeduren etabliert, deren wesentliche<br />
Bestandteile messgenaue diagnostische<br />
Instr<strong>um</strong>ente bilden.<br />
Damit neben biografischen Informationen<br />
<strong>und</strong> Hard Facts (Schulabschluss etc.)<br />
eines Bewerbers oder Mitarbeiters auch<br />
dessen Leistungsverhalten <strong>und</strong> Potenziale<br />
im Auswahl- beziehungsweise Beurteilungsprozess<br />
berücksichtigt werden,<br />
integriert ERPort die „HR-Solutions-Toolbox“.<br />
Die HR-Solutions-Toolbox beinhaltet<br />
eine Reihe von eignungsdiagnostischen<br />
Verfahren für die Personalauswahl<br />
<strong>und</strong> -entwicklung wie Einzel-Assessments,<br />
Gruppen-Assessments, Interview-Systeme,<br />
360-Grad-Feedbacks sowie diverse<br />
Online-Assessments, die auf der Basis<br />
eines einheitlichen Kompetenzmodells<br />
konzipiert wurden <strong>und</strong> passgenau für die<br />
verschiedensten Bewerber- <strong>und</strong> Mitarbei-<br />
tergruppen eingesetzt werden können.<br />
Sobald ein Bewerber im ERPort registriert<br />
ist <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>anforderungen erfüllt,<br />
stößt der Recruiter ein oder mehrere<br />
Assessment-Verfahren an, welche durch<br />
aussagekräftige Daten bezüglich der persönlichen,<br />
sozialen oder auch kognitiven<br />
Kompetenzen das Bewerberprofil vervollständigen.<br />
Ist zu Beginn des Bewerbungsprozesses<br />
noch eine hohe Quantität an<br />
Interessenten wünschenswert, so wird<br />
durch den Einsatz der diagnostischen Verfahren<br />
der HR-Solutions-Toolbox die Qualität<br />
der verbleibenden Bewerber sichergestellt.<br />
Aus der Kombination von Hard<br />
Facts mit anforderungsspezifischen Kompetenzen<br />
(z.B. K<strong>und</strong>enorientierung, Problemlösefähigkeit)<br />
entstehen somit hochwertige<br />
Entscheidungsvorlagen.<br />
Die Resultate jedes diagnostischen Verfahrens,<br />
das von einem Recruiter in der<br />
HR-Solutions-Toolbox initiiert wird, lie-<br />
gen in ERPort für weitere Auswertungen<br />
sowie als individuelle Ergebnisberichte z<strong>um</strong><br />
Download bereit. Dies gilt nicht nur für<br />
die komplett elektronisch abgebildeten<br />
Verfahren, wie die Online-Assessments<br />
oder die 360-Grad-Feedbacks, sondern<br />
auch für das Interview-System sowie die<br />
Gruppen- <strong>und</strong> Einzel-Assessment Center.<br />
Face-to-Face goes online<br />
Für jedes Interview kann ein zielgruppenspezifischer<br />
Interviewleitfaden vorbereitet<br />
<strong>und</strong> im Anschluss an das Auswahlgespräch<br />
in das System eingegeben werden.<br />
Die Interviewleitfäden inklusive<br />
handschriftlicher Notizen können darüber<br />
hinaus eingescannt <strong>und</strong> dem Bewerber<br />
zugeordnet werden. Der Prozessstart<br />
der Einzel- <strong>und</strong> Gruppen-Assessment Center<br />
erfolgt ebenfalls in der HR-Solutions-<br />
Toolbox. Hier ist im nächsten Schritt mit<br />
dem „ac pilot“ eine Software eingeb<strong>und</strong>en,
E-RECRUITING Bewerbungsmanagement<br />
die einerseits die Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung<br />
der Assessment Center unterstützt<br />
(Zeitplanung, Unterlagenerstellung,<br />
etc.) <strong>und</strong> andererseits mit der HR-Solutions-Toolbox<br />
kommuniziert, <strong>um</strong> die Teilnehmerdaten<br />
<strong>und</strong> -ergebnisse auszutauschen.<br />
Damit der Recruiter bei der Vielzahl<br />
<strong>und</strong> Unterschiedlichkeit der laufenden<br />
Bewerbungsprozesse die Übersicht<br />
behält <strong>und</strong> diese bequem steuern kann,<br />
werden die jeweiligen Statusinformationen<br />
der verschiedenen Prozesse in einer<br />
Bewerberübersicht angezeigt, so dass<br />
schnell auch große Assessment-Aufkommen<br />
bearbeitet werden können. Umfangreiche<br />
Detailinformationen (Verfahrensart,<br />
Start- <strong>und</strong> Endzeitpunkt, Erinnerungen<br />
etc.) ergänzen die Bewerberübersicht<br />
ebenso wie verschiedene Steuerungsfunktionen<br />
<strong>und</strong> der Download der Ergebnisberichte.<br />
Die elektronische Abbildung aller Verfahren<br />
der HR-Solutions-Toolbox <strong>und</strong> ihre<br />
Verzahnung mit ERPort ermöglichen nicht<br />
nur die personenbezogene Auswertung,<br />
sondern auch eine Zusammenfassung<br />
aller Ergebnisse <strong>und</strong> damit die Möglichkeit<br />
zur Profilsuche oder auch z<strong>um</strong> Vergleich<br />
von Ergebnisprofilen. Somit kann<br />
der Recruiter nicht nur fachliche Anforderungen<br />
für eine bestimmte Position<br />
definieren, sondern darüber hinaus<br />
bequem überfachliche Kompetenzen in den<br />
Auswahlprozess mit einbeziehen. Eine<br />
gezielte kompetenzbasierte Suche nach<br />
geeigneten Bewerbern ist ebenso möglich<br />
wie eine breit angelegte Suche nach<br />
Talenten.<br />
Bewerber, Mitarbeiter <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en<br />
integriert<br />
Da auch der Einsatz der r<strong>und</strong> 6500 Mitarbeiter<br />
der Autovision durch ERPort<br />
unterstützt wird, welches mit dem vorhandenen<br />
Personalinformationssystem<br />
SAP wechselseitig Daten austauscht, steht<br />
das gesamte System auch internen Personalprozessen<br />
zur Verfügung. Durch die<br />
Kopplung an das Personalinformationssystem<br />
können alle zielgruppenspezifischen<br />
Verfahren der HR-Solutions-Toolbox<br />
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Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />
Das Bewerbungsmanagement bei der Autovision Abbildung<br />
Bewerber<br />
kann Lebenslauf<br />
scannen lassen<br />
sendet Bewerbung<br />
nimmt an Online-<br />
Assessments teil<br />
Sicht auf Stellen<br />
der Autovisionsseite<br />
Datenbank/Autovision<br />
Bewerber<br />
kann Lebenslauf scannen lassen<br />
sendet Bewerbung<br />
nimmt an Online-Assessments teil<br />
auch für die internen Auswahl- <strong>und</strong> Entwicklungsprozesse<br />
genutzt werden. Potenzialanalysen<br />
zu Beginn von Talentprogrammen<br />
oder 360-Grad-Feedbacks sind<br />
somit ebenso möglich wie Management<br />
Audits für die Führungskräfte <strong>und</strong> erhöhen<br />
die Aussagequalität von Entscheidungen.<br />
Neben der Nutzung für die Recruiter <strong>und</strong><br />
die internen Personalprozesse öffnet sich<br />
die ERPort-Plattform auch für K<strong>und</strong>en<br />
der Autovision GmbH. So können die Kernprozesse<br />
des Bewerbungsmanagements<br />
direkt genutzt <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en darin eingeb<strong>und</strong>en<br />
werden. Die Vorteile liegen klar<br />
auf der Hand: Der K<strong>und</strong>e der AutoVision<br />
nutzt die große Reichweite der Plattform<br />
<strong>und</strong> lässt sich über die Experten von der<br />
Autovision solche Bewerbungen direkt<br />
weiterleiten, die aufgr<strong>und</strong> der festgelegten<br />
Anforderungen geeignet sind. Durch<br />
diese Art des Recruiting Process Outsourcing<br />
(RPO) werden die Grenzen fast<br />
fließend. K<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Dienstleister sind<br />
auf einer Plattform unmittelbar verb<strong>und</strong>en<br />
(siehe Abbildung).<br />
Insgesamt konnte über den Einsatz der<br />
Instr<strong>um</strong>ente der HR-Solutions-Toolbox <strong>und</strong><br />
deren Integration in die IT-Landschaft der<br />
Aufbau eines Kompetenzmanagementsystems<br />
wesentlich vorangetrieben werden.<br />
pro facts<br />
HR-Solutions-Toolbox<br />
Autovision (Berater)<br />
1. Ausschreibungen<br />
2. Akten<strong>um</strong>läufe<br />
3. Gespräche<br />
4. startet Online-Assessments<br />
K<strong>und</strong>e<br />
sieht nur eigene Daten <strong>und</strong><br />
Berwerbungen<br />
kann Testergebnisse einsehen<br />
eigenes Layout der<br />
Korrespondenz<br />
bekommt Akten<strong>um</strong>lauf<br />
bekommt Gesprächsanfrage<br />
Statistiken<br />
Layout Autovision beim Login<br />
eigenes Layout bei Ausschreibungen<br />
Somit werden nicht nur das Recruiting<br />
<strong>und</strong> die Entwicklung der eigenen Mitarbeiter<br />
qualitativ verbessert, sondern auch<br />
bereits bei der Einstellung das Onboarding<br />
zielgerichteter gestaltet. Durch<br />
die gezielte Kombination der Verfahren der<br />
HR-Solutions-Toolbox im Sinne eines Blended<br />
Assessments kann eine Erhöhung der<br />
Trefferquote realisiert werden. Mit dem<br />
integrativen Ansatz von ERPort <strong>und</strong> der<br />
HR-Solutions-Toolbox wird eine hohe Prozesstransparenz<br />
geschaffen, die nicht<br />
zuletzt zu einer Effizienzsteigerung führt.<br />
Die Autovision erreicht durch die Kombination<br />
der Systeme Kosteneinsparungen<br />
<strong>und</strong> vor allem eine Qualitätssteigerung<br />
bei der Personalgewinnung, wovon ihre<br />
K<strong>und</strong>en gleichermaßen profitieren können.<br />
Autoren<br />
Prof. Dr. Stefan Etzel,<br />
Mitglied der Geschäftsleitung,<br />
pro facts assessment & training, Herzogenrath,<br />
stefan.etzel@profacts.de<br />
Stefan Wulf,<br />
Leiter Business Development, AutoVision<br />
GmbH | People Services<br />
Business Development, Wolfsburg,<br />
stefan.wulf@autovision-gmbh.com<br />
Dirk Linn,<br />
Geschäftsführer, p-manent consulting GmbH,<br />
Düsseldorf, dirk.linn@p-manent.de
U<br />
m diese Frage beantworten zu können, wurden die Jobbörsen<br />
von 153 Anbietern in eine Auswertung aufgenommen,<br />
bei denen Zahlenmaterial aus den Jahren 2005,<br />
2007 <strong>und</strong> 2009 vorliegt. Außerdem werden, wie schon in der<br />
Auswertung von 2007, keine Jobbörsen einbezogen, die mit<br />
anderen Anbietern kooperieren oder sich Datenbanken teilen.<br />
112 Jobbörsen erfüllen diese Vorraussetzungen. Bei der<br />
Gesamtbetrachtung dieser 112 Jobbörsen fällt zuerst positiv<br />
auf, dass 2009 (2 158 406) über 413 474 Stellenangebote mehr<br />
als 2007 (1 744 932) angeboten wurden. Hat die Finanzkrise<br />
etwa doch keinen Einfluss auf die Jobbörsen? Leider nur<br />
auf den ersten Blick. Denn gerade die kleineren Jobbörsen<br />
mit bis zu 100 Stellenangeboten haben einen Rückgang von<br />
über 52 Prozent. Die mittelgroßen Anbieter (bis 10 000 Stellenangebote)<br />
haben im Durchschnitt Verluste von über 33<br />
Prozent in allen Bereichen zu verbuchen. Nur durch enorme<br />
Zuwächse der großen Jobbörsen (>50 000 Angebote), wie vor<br />
allem bei den drei Allgemeinen Jobbörsen Icjobs.de, jobjet.de<br />
<strong>und</strong> gigajobs.de fällt dies zuerst nicht auf. Alleine diese Drei<br />
verzeichnen ein Plus von 570 455 Angeboten.<br />
Intransparenz verunsichert<br />
Leider machen andere namhafte Anbieter wie Jobpilot, Monster<br />
oder Jobscout24 in diesem Jahr auf ihren Anbieterseiten<br />
gar keine Angaben mehr zu der Größe des Angebots.<br />
Dabei sind auch bei den bekanntesten Anbietern extreme<br />
Rückgänge zu verzeichnen. Laut crosswater-systems.com<br />
liegen diese Rückgänge bei Monster bei 35,88 Prozent <strong>und</strong><br />
jobscout24 bei 47,54 Prozent - gemessen von April/Mai<br />
2008 zu April/Mai 2009.<br />
Durch die Finanzkrise wird die These von 2007 noch<br />
bestärkt, dass nur die großen Anbieter weiterhin auf dem<br />
Markt trotz der schweren Zeiten zulegen können <strong>und</strong> die<br />
kleineren vor allem speziellen Jobbörsen (bis 100 Stellenangebote)<br />
ka<strong>um</strong> noch von Arbeitgebern in Anspruch genom-<br />
Marktcheck E-RECRUITING<br />
Jobbörsen auf Talfahrt?<br />
Gerade in Zeiten der Finanzkrise ist eine erhöhte Nachfrage<br />
der Bewerber nach Stellenangeboten eine logische Konsequenz.<br />
Doch können die Jobbörsenanbieter diese Nachfrage<br />
befriedigen? In der diesjährigen Marktübersicht sind noch<br />
153 von den 162 in 2007 geprüften Jobbörsen im Rennen.<br />
men werden. Der Arbeitgeber muss jetzt besonders darauf<br />
achten, wo er seine Stellenangebote platzieren will. Eine<br />
Streuung der zu besetzenden Stelle in mehreren Jobbörsen,<br />
<strong>um</strong> vielleicht auch in speziellen Jobbörsen spezielle<br />
Bewerber finden zu können, sind im Moment zu kostenintensiv.<br />
Wichtiger ist es jetzt, eine möglichst große Zielgruppe<br />
mit nur einer Anzeige erreichen zu können.<br />
Mit Zusatzangeboten punkten<br />
Der Auftraggeber achtet auch auf Zusatzangebote, welche<br />
die Jobbörsen anbieten. Gerade allgemeine Jobbörsen,<br />
deren Kerngeschäft die Stellenanzeigen sind, werden in<br />
diesem Bereich immer kreativer <strong>und</strong> komfortabler. Gehaltsrechner,<br />
Stellenangebote per Mail <strong>und</strong> Standardbewerbungstipps<br />
waren gestern. Heute wird immer mehr versucht,<br />
die interessierten Bewerber mit allen Mitteln der<br />
medialen Kunst zu erreichen. Dazu gehören inzwischen<br />
Stellenangebote als Podcast oder über Twitter (z.B.<br />
jobstairs.de), per SMS auf das Handy, durch RSS auf den<br />
Rechner des Suchenden (z.B. stellenanzeigen.de) oder entsprechende<br />
Channels beziehungsweise Foren (z.B.<br />
jobpilot.de), in denen sich Bewerber auch austauschen<br />
<strong>und</strong> Fragen an den Auftraggeber stellen können.<br />
Anbieter, die die Jobbörse nur als eine von vielen Elementen<br />
auf ihrer Internetseite haben, werden durch fehlende<br />
Zusatzangebote (z<strong>um</strong> Teil aus Kostengründen <strong>und</strong> z<strong>um</strong> Teil<br />
wegen mangelnder Erfahrung beziehgunsweise technischer<br />
Möglichkeiten) das Nachsehen haben <strong>und</strong> entsprechend<br />
langfristig vom Markt verschwinden.<br />
Autor<br />
Ingo Starker,<br />
Mitarbeiter der Regionaldirektion<br />
Hessen, B<strong>und</strong>esagentur für<br />
Arbeit,<br />
ingo_starker@gmx.de<br />
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