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Strategie, Kombinationen und Taktik: Zug um Zug zum Erfolg

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Personalwirtschaft<br />

Magazin für H<strong>um</strong>an Resources<br />

extra<br />

11 2009<br />

Ro<strong>und</strong> Table | Recruiting Trends | Social Networks | Karrierewebsite | Bewerbungsmanagement<br />

E-Recruiting<br />

Die Klaviatur<br />

virtuos beherrschen


Ein Markt der tausend<br />

Möglichkeiten präsentiert<br />

sich Unternehmen,<br />

die fernab der ausgetreteten<br />

E-Recruiting-<br />

Pfade auf Bewerber-<br />

Pirsch gehen. Längst<br />

vorbei die Zeiten, in denen man sich<br />

lediglich zwischen mehreren Jobbörsen<br />

entscheiden musste. Twittern, bloggen,<br />

netzwerken heißt nun die <strong>Taktik</strong>. Der<br />

diesjährige Ro<strong>und</strong> Table spiegelt dann<br />

auch in der Besetzung der R<strong>und</strong>e diesen<br />

Wandel wider: Experten klassischer Jobbörsen<br />

– regional oder allgemein aufgestellt<br />

– diskutierten mit Anbietern von Executive<br />

Search <strong>und</strong> dem CEO des Business<br />

Netzwerks Xing. Kontrovers <strong>und</strong><br />

INHALT<br />

EDITORIAL/INHALT<br />

Die Klaviatur des E-Recruiting beherrschen<br />

<strong>Zug</strong> <strong>um</strong> <strong>Zug</strong> z<strong>um</strong> <strong>Erfolg</strong><br />

Die Experten des diesjährigen Ro<strong>und</strong><br />

Tables diskutierten <strong>Strategie</strong>n <strong>und</strong><br />

Möglichkeiten des E-Recruiting. | 4<br />

Die Zielgruppe unter der Lupe<br />

Wo <strong>und</strong> wie schauen sich Jobsuchende<br />

im Internet nach Stellen <strong>um</strong>? | 10<br />

Die Finger überall im Spiel<br />

Die meisten Jobsuchenden nutzen<br />

mehrere große Jobbörsen, so das<br />

Ergebnis einer Untersuchung. | 12<br />

Eine Frage der Perspektive<br />

In der Krise schichten Personaler<br />

ihre Rekrutierungsbudgets <strong>um</strong>.<br />

Sind die Online-Jobbörsen die großen<br />

Gewinner? | 14<br />

Erwacht aus dem<br />

Dornröschenschlaf<br />

Eine Studie belegt: Langsam, aber stetig<br />

findet auch der Mittelstand Gefallen am<br />

E-Recruiting. | 17<br />

ausgiebig erörtert wurde unter anderem<br />

die Frage, wer <strong>und</strong> war<strong>um</strong> in Social Networks<br />

aktiv ist <strong>und</strong> welchen Nutzen Unternehmen<br />

von einer Teilnahme am Web<br />

2.0-Leben haben. Das Resultat: Erst überlegen,<br />

was ich möchte, dann die neuen<br />

E-Recruiting-Instr<strong>um</strong>ente selektiv <strong>und</strong><br />

intelligent einsetzen (Seite 4).<br />

Der Markt der Möglichkeiten im Internet<br />

findet statt. Die <strong>Strategie</strong>, diese zu nutzen<br />

oder zu positionieren, liegt in der<br />

Hand jedes Einzelnen. Es bleibt spannend.<br />

Ihre<br />

Elke Schwuchow<br />

Nicht imitieren,<br />

sondern definieren<br />

Muss eine professionelle Karrierewebsite<br />

teuer sein <strong>und</strong> hat der Mittelstand deshalb<br />

das Nachsehen? | 20<br />

R<strong>und</strong> <strong>um</strong> die Welt<br />

Der Anbieter von Windkraftanlagen<br />

Enercon entschied sich für das weltweite<br />

Rollout eines SAP-E-Recruitings. | 24<br />

Transparenz geschickt nutzen<br />

Was können Business-Netzwerke für die<br />

Suche <strong>und</strong> das Finden von Fach- <strong>und</strong><br />

Führungskräften leisten? | 26<br />

Drei Fliegen mit einer Klappe<br />

Das webbasierte Bewerbungsmanagement<br />

der Autovision GmbH ist ein wahrer<br />

Allro<strong>und</strong>er. | 28<br />

Jobbörsen auf Talfahrt?<br />

Können Jobbörsen die erhöhte Nachfrage<br />

nach freien Stellen erfüllen? Unser diesjähriger<br />

Marktcheck vergleicht mit den<br />

Jahren 2005 <strong>und</strong> 2007. | 31<br />

Impress<strong>um</strong> | 11<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 3


E-RECRUITING Ro<strong>und</strong> Table<br />

4<br />

<strong>Strategie</strong>, <strong>Kombinationen</strong> <strong>und</strong> <strong>Taktik</strong>:<br />

<strong>Zug</strong> <strong>um</strong> <strong>Zug</strong> z<strong>um</strong> <strong>Erfolg</strong><br />

Bloggen, Netzwerken <strong>und</strong> Twittern: Wie vielversprechend sind die neuen Spielzüge <strong>und</strong><br />

Varianten beim E-Recruiting? Prof. Dr. Christoph Beck sprach beim Ro<strong>und</strong> Table<br />

der Personalwirtschaft mit führenden E-Recruiting-Experten über die Marktlage, das<br />

Portfolio der Instr<strong>um</strong>ente <strong>und</strong> zielgruppenspezifische Vorlieben.<br />

D<br />

er freie Fall der Online-Stellenangebote ist gestoppt:<br />

Im Herbst 2009 registrieren die Anbieter großer Stellenbörsen<br />

erste Aufwärtstendenzen. Parallel zur Krise<br />

übernahmen aber einige Branchen unvermindert <strong>und</strong> verstärkt<br />

die Rolle des Jobmotors: Der Ges<strong>und</strong>heitssektor,<br />

neue Energien <strong>und</strong> die öffentlichen Arbeitgeber. In diesen<br />

Bereichen verzeichnet der Monster Employment Index<br />

Zuwächse bis zu 50 Prozent. Auch die regional fokussierten<br />

Stellenbörsen spürten in den letzten Monaten Rückgänge,<br />

doch die Fachkräfte in der Region wurden trotz Krise<br />

nach wie vor gesucht. Gleiches gilt für die Top-Kräfte.<br />

„Finanzspezialisten, SAP-Spezialisten <strong>und</strong> gerade IT-Consultants<br />

wurden verstärkt nachgefragt“, berichtet Tonio<br />

Riederer von Paar, Geschäftsführer Placement24, einer auf<br />

Personalberater spezialisierten Plattform. Ein Gr<strong>und</strong> für<br />

den erhöhten Bedarf: Die Bankenkrise führte zu Übernahmen<br />

<strong>und</strong> Mergers, die mit einer Zusammenführung von<br />

Systemen verb<strong>und</strong>en war.<br />

Derzeit registriert man wieder einen Auftragszuwachs<br />

der Headhunter. Klassische Verlierer der Krise waren<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />

dagegen die Absolventen, erklärt Till A. Kaestner, Vice<br />

President Monster Europa. „Die junge Generation hat es<br />

bei Arbeitslosigkeit am stärksten getroffen, da Unternehmen<br />

sich von erfahrenen Mitarbeitern in der schwierigen<br />

Situation eher Vorteile versprachen.“ Insgesamt zeigt der<br />

Markt im Herbst 2009 stabilere Tendenzen <strong>und</strong> je nach<br />

Zielgruppenfokussierung profitieren die Anbieter von den<br />

Ausschreibungen der Zeitarbeitsunternehmen.<br />

Grenzenlose Erreichbarkeit aller Zielgruppen?<br />

Das Stellenposting in Online-Stellenmärkten ist in großen<br />

Unternehmen ein etabliertes Instr<strong>um</strong>ent, der Mittelstand<br />

holt auf, <strong>und</strong> es ist nur eine Frage der Zeit, wann die<br />

Mehrheit der Kleinunternehmen das E-Recruiting für sich<br />

entdeckt. Die Spezialisierungen <strong>und</strong> Funktionalitäten der<br />

Online-Stellenmärkte sind soweit entwickelt, dass sie auf<br />

der gesamten Klaviatur der Reichweiten-Instr<strong>um</strong>ente spielen<br />

können. Also müssten rein theoretisch die Anbieter<br />

alle Zielgruppen auf dem Arbeitsmarkt erreichen <strong>und</strong><br />

Arbeitgeber, die aktuell suchen, derzeit die freie Auswahl


unter den passenden Bewerbern haben.<br />

Doch die Rechnung geht nicht auf. „Es gibt<br />

zwei hemmende Faktoren“, erläutert Dr.<br />

Wolfgang Achilles, Geschäftsführer bei<br />

Jobware. „Z<strong>um</strong> einen ist die Mobilitätsbereitschaft<br />

der Stellensuchenden immer<br />

noch nicht ausreichend entwickelt; z<strong>um</strong><br />

anderen sind Positionen aus Branchen, die<br />

wenig Sicherheit versprechen oder in Verruf<br />

geraten sind, schwer zu besetzen.“<br />

Wenig verw<strong>und</strong>erlich ist auch, dass die<br />

Top-Management-Ebene im Internet eigene<br />

<strong>und</strong> andere Wege nutzt. „Vorstände,<br />

Geschäftsführer <strong>und</strong> Spezialisten mit<br />

einem Gehalt bis zu 300 000 Euro suchen<br />

eher nicht, sondern lassen sich bevorzugt<br />

von Personalberatern finden“, so Dr. Christian<br />

Göttsch, Geschäftsführer von Experteer,<br />

einer Plattform, die Headhuntern<br />

<strong>und</strong> Personalberatern einen <strong>Zug</strong>ang zu Profilen<br />

bietet. Statt Top-Kräften telefonisch<br />

„hinterherzujagen“, würden Personalberater<br />

diesen <strong>Zug</strong>angsweg nutzen.<br />

Dagegen hat eine Zielgruppe auf dem<br />

Arbeitsmarkt die Jobsuche im Internet<br />

entdeckt, der man viele Jahre nachgesagt<br />

hat, sie sei nicht internet-affin: Die gewerblichen<br />

<strong>und</strong> die fachlich hochspezialisierten<br />

Arbeitnehmer. „Sowohl Betriebe als<br />

auch potenzielle Bewerber nutzen erfreulicherweise<br />

das E-Recruiting sehr viel<br />

aktiver als noch vor drei bis vier Jahren“,<br />

betont R. Matthias Olten, Leiter Stellenmarkt<br />

kalaydo.de. „Es ist keine Seltenheit,<br />

dass auf ein Online-Stellenangebot<br />

als Abteilungsleiter für Grünflächen <strong>und</strong><br />

Friedhöfe, Triebfahrzeugführer im Cargoverkehr<br />

oder Ausstellungsleiter Körperwelten<br />

vier bis fünf Dutzend qualifizierte<br />

Bewerbungen eingehen.“<br />

Die Internetaffinität kennt keine Beschränkungen<br />

mehr durch Alter, Geschlecht<br />

oder Qualifikation, lautet auch die Erfahrung<br />

der Plattform meinestadt.de, die<br />

eine breite Zielgruppe vom Handwerker<br />

bis zur kaufmännischen Fachkraft<br />

anspricht. So zeigt die Analyse der<br />

Nutzer durch die Arbeitsgemeinschaft<br />

Online-Forschung, dass beispielsweise<br />

die Mehrheit der Portalbesucher aus Frauen<br />

bestehe, denen man früher eine gerin-<br />

gere Nähe z<strong>um</strong> Internet nachgesagt hat.<br />

Werner Wiersbinski, Director Stellenmarkt<br />

bei meinestadt.de: „Auffällig ist in<br />

diesem Zusammenhang, dass die lokalen<br />

Informationen im Internet an Bedeutung<br />

gewinnen. Der User, gerade im lokalen<br />

Bereich, ist dabei sehr flexibel geworden.“<br />

Der Beweis dafür seien die hohen<br />

<strong>Zug</strong>riffsraten gerade im besonders lokal<br />

geprägten Lehrstellenmarkt.<br />

E-Recruiting: Neue Spielregeln <strong>und</strong><br />

Varianten<br />

Die Dimensionen des Internets sind gewaltig,<br />

aber wo steckt das schl<strong>um</strong>mernde<br />

Bewerber-Potenzial? Wo informieren sich<br />

potenzielle Kandidaten, wo chatten, bloggen,<br />

netzwerken <strong>und</strong> chillen sie? Das sich<br />

permanent ändernde Medienverhalten<br />

einzelner Zielgruppen <strong>und</strong> neue Internetdienste<br />

stellen sowohl Dienstleister<br />

als auch Unternehmen vor neue Rekrutierungschancen<br />

<strong>und</strong> Herausforderun-<br />

„ „Manche User betreiben intensiv<br />

Reputationsmanagement, da<br />

bekannt ist, dass Personalberater<br />

gerne bei Xing auf die Suche gehen.“<br />

Professor Dr. Christoph Beck,<br />

FH Koblenz<br />

„ „Ich sehe ein Problem im Rollenverständnis<br />

der Recruiter.“<br />

Rik Hülser, Ressortleiter,<br />

Aktor Interactive<br />

„<br />

„Das HR-Management sollte<br />

sich im Recruitment professionell<br />

aufstellen <strong>und</strong> mehr Kompetenz<br />

in-house haben.“<br />

Dr. Christian Göttsch,<br />

Geschäftsführer, Experteer<br />

gen. Das gilt insbesondere für die Erreichbarkeit<br />

von passiv <strong>und</strong> latent Suchenden.<br />

Eine reine Online-Stellenschaltung vermag<br />

bei diesem Personenkreis wenig auszurichten.<br />

Till A. Kaestner, Marketing Director<br />

bei Monster Central Europe: „Wer sich<br />

als Full-Service-Dienstleister versteht,<br />

muss passgenaue Kandidaten über verschiedene<br />

Services <strong>und</strong> Produkte erreichen.<br />

Das klassische Angebot aus Stellenanzeige<br />

<strong>und</strong> Lebenslaufdatenbank muss<br />

heutzutage bei der Suche nach geeigneten<br />

Spezialisten erweitert werden. Hierzu<br />

zählen Reichweitenprodukte, mit denen<br />

man gezielt passive Kandidaten im Netz<br />

dort ansprechen kann, wo sie zu finden<br />

sind. Die geeigneten Produkte setzen dabei<br />

auf Behavioural- <strong>und</strong> Geo-Targeting-Technologien.“<br />

Das Know-how der Spezialisten ist gefragter<br />

denn je, da die Bandbreite der Varianten<br />

ständig größer wird. „Von Preisfragen<br />

über die regionale Reichweite bis<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 5


E-RECRUITING Ro<strong>und</strong> Table<br />

zur Einbindung der Anzeigen auf Facebook<br />

<strong>und</strong> Twitter wollen die K<strong>und</strong>en<br />

unterstützt werden. Hier sind wir als<br />

Berater gefordert“, so R. Matthias Olten,<br />

kalaydo.de.<br />

Das gilt auch für die Einbindung der<br />

sozialen Netzwerke. So verweist Xing im<br />

deutschsprachigen Ra<strong>um</strong> auf r<strong>und</strong> 3,5 Millionen<br />

User <strong>und</strong> will die Funktionalitäten<br />

z<strong>um</strong> effizienteren E-Recruiting weiter<br />

ausbauen. „Zahlreiche Studien zeigen,<br />

dass bereits mehr als die Hälfte der ausgeschriebenen<br />

Jobs über persönliche<br />

Kontakte <strong>und</strong> Empfehlungen vergeben<br />

werden; die Stellensuche ist natürlich<br />

auch ein Gr<strong>und</strong>, war<strong>um</strong> viele Fach- <strong>und</strong><br />

Führungskräfte auf der Plattform aktiv<br />

sind“, erläutert Dr. Stefan Groß-Selbeck,<br />

Vorstandsvorsitzender von Xing. Neben<br />

rein textbasierten Stellenanzeigen bietet<br />

das Netzwerk bald die Möglichkeit,<br />

gestaltete Anzeigen zu schalten. Darüber<br />

hinaus werden die Suchfunktionalitäten<br />

verbessert, <strong>um</strong> die aktive Suche nach<br />

6<br />

„ „Top-Kandidaten wollen nicht netzwerken,<br />

sie wollen nur von Headhuntern<br />

angesprochen werden.“<br />

Tonio Riederer von Paar,<br />

Geschäftsführer, Placement24<br />

„ „E-Recruiting wird verschiedene<br />

Komponenten haben <strong>und</strong> weit mehr als<br />

die reine Online-Stellenschaltung sein.“<br />

Till Kästner,<br />

Marketing Director, Monster<br />

„<br />

„Unternehmensinterne Recruiter müssen<br />

vertriebsorientierter arbeiten.“<br />

Matthias Olten,<br />

Leitung Stellenmarkt, Kalaydo.de<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />

passenden Bewerbern effizienter zu<br />

machen.<br />

Twitter, Video & Co.<br />

Erreichen Recruiter mit Twitter <strong>und</strong> Video<br />

ihre Zielgruppe <strong>und</strong> sogar die besseren Kandidaten?<br />

Welche Varianten müssen ausgespielt<br />

werden? Ob beispielsweise ein Video<br />

erfolgreich die Rekrutierungsmaßnahmen<br />

unterstützen kann, hängt z<strong>um</strong> einen von<br />

der Qualität des Videos <strong>und</strong> z<strong>um</strong> anderen<br />

von seinem Einsatz ab. Rik Hülser, Ressortleiter<br />

bei Aktor Interactive: „Ein Video einfach<br />

auf die eigene Unternehmens-Homepage<br />

zu stellen, reicht in aller Regel nicht.<br />

Hier können dann Plattformen wie YouTube,<br />

Myspace, Facebook oder Twitter z<strong>um</strong><br />

Einsatz kommen, <strong>um</strong> die entsprechende<br />

Information z<strong>um</strong> Video zu verbreiten.“<br />

Wichtig sei hierbei jedoch, dass man auf<br />

diesen Plattformen regelmäßig <strong>und</strong> langfristig<br />

aktiv sein müsse, <strong>um</strong> einen <strong>Erfolg</strong><br />

zu erzielen. Rik Hülser: „Ob nun mit dem<br />

Einsatz von neueren Werkzeugen <strong>und</strong> Platt-<br />

formen die besseren Leute <strong>und</strong> die<br />

gewünschte Zielgruppe angesprochen werden,<br />

ist vor allem von der Zielgruppe abhängig.<br />

So bringen beispielsweise Aktionen<br />

im Rahmen von Azubi-Marketing auf Twitter<br />

nichts, da sich die gewünschte Zielgruppe<br />

dort nicht aufhält.“<br />

Die E-Recruiting-Dienstleister zeigen sich<br />

von den Microblogging-Diensten nur teilweise<br />

überzeugt. Till A. Kaestner, Monster,<br />

bestätigt: „Es ist vorstellbar, dass Twitter<br />

neben anderen Web 2.0-Plattformen ein<br />

zielgerichteter Teil im Rahmen einer kompletten<br />

Online-Rekrutierungs-Kampagne<br />

wird. Hierbei sollte ein Full-Service-Anbieter<br />

die komplette Klaviatur bedienen können,<br />

<strong>um</strong> passgenaue Kandidaten im Netz<br />

zu erreichen.“ Jobware verfolgt diese Entwicklung<br />

<strong>und</strong> veröffentlicht seit gera<strong>um</strong>er<br />

Zeit Stellenanzeigen auf Twitter <strong>und</strong><br />

beobachtet mit Interesse die Entwicklung<br />

der Zahl <strong>und</strong> Qualität der Kandidaten. Dr.<br />

Wolfgang Achilles, Jobware: „Heute bietet<br />

aus unserer Sicht die Veröffentlichung<br />

von Stellenanzeigen auf Twitter nur eine<br />

sehr geringe Chance auf die Gewinnung<br />

des geeigneten Kandidaten.“<br />

Trend: Social Networks<br />

Die Nutzung von sozialen Netzwerken als<br />

zusätzlichem Rekrutierungsinstr<strong>um</strong>ent<br />

wird weniger kritisch betrachtet, gleichwohl<br />

die Kommentierung der Stellenmarkt-Betreiber<br />

zurückhaltend ausfällt.<br />

Womit muss der Markt rechnen, will Professor<br />

Beck wissen, bleibt Xing ein Netzwerk<br />

oder evolutioniert es zu einer Jobbörse?<br />

„Wir bleiben ein Business Netzwerk,<br />

doch Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte nutzen ihre<br />

persönlichen Kontakte natürlich auch zur<br />

Personal- <strong>und</strong> Jobsuche. Deshalb entwickeln<br />

wir neue Features“, so Dr. Stefan<br />

Groß-Selbeck. „Über Xing erreichen Stellenangebote<br />

auch potenzielle Kandidaten,<br />

die derzeit nicht aktiv auf der Suche<br />

nach einem neuen Job, aber offen für neue<br />

Karriereperspektiven sind. Diese größere<br />

Reichweite <strong>und</strong> die vielseitigen Möglichkeiten<br />

zur aktiven Suche sind Gründe,<br />

war<strong>um</strong> viele Personalmanager das<br />

Netzwerk nutzen.“


E-RECRUITING Ro<strong>und</strong> Table<br />

Die Entwicklung der Web 2.0-Funktionalitäten<br />

boomt <strong>und</strong> das Internet verändert sich<br />

quasi stündlich. Im Wettlauf <strong>um</strong> alle Kanäle<br />

können Unternehmen ka<strong>um</strong> nachziehen.<br />

Dabei stellt sich die gr<strong>und</strong>sätzliche Frage,<br />

ob die E-Recruiting-Experten die Web-<br />

Affinität der Unternehmen nicht überschätzen.<br />

Denn Unternehmen setzen sehr<br />

gerne auf traditionelle Strukturen auf,<br />

die Stellenanzeige ist gelernt <strong>und</strong> lässt<br />

sich ins Internet mit leichten Veränderungen<br />

übertragen, so Tonio Riederer von<br />

Paar, Placement24. „Aber häufig fehlt<br />

noch die Begeisterung für virtuelles Marketing,<br />

bis auf ganz wenige moderne<br />

Unternehmen. Zudem sind diese Instr<strong>um</strong>ente<br />

nicht für alle Positionen nutzbar,<br />

wie für die Top-Kräfte, die den Weg der<br />

Direktansprache schätzen.“<br />

Die Zielgruppen-Märkte<br />

Die regionalen Stellenmärkte können in<br />

einem bestimmten Qualifikationssegment<br />

auf Vorteile verweisen, da sie eindeutig<br />

8<br />

„ „Die Bewerbungsflut ist derzeit groß,<br />

die Herausforderung heißt: Nicht Masse,<br />

sondern Qualität generieren.“<br />

Dr. Wolfgang Achilles,<br />

Geschäftsführer, Jobware Online-Service<br />

„ „Immer noch finden viele Unternehmen<br />

im Internet nicht statt, aber selbst<br />

Kleinunternehmen entdecken es.“<br />

Werner Wiersbinski,<br />

Direktor Sales Stellenmarkt, allesklar.com, meinestadt.de<br />

„<br />

„Das Internet ist das Leitmedi<strong>um</strong> der bis<br />

30-Jährigen, <strong>und</strong> bald auch darüber hinaus.“<br />

Dr. Stefan Groß-Selbeck,<br />

CEO, Xing<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />

von passiven oder latent Suchenden frequentiert<br />

werden. „Wir haben den Vorteil,<br />

auch die nicht aktiv Suchenden einzufangen,<br />

weil sie andere Bedürfnisse beim<br />

Besuch der Website abdecken wollen, beispielsweise<br />

die Immobiliensuche oder<br />

eine Recherche im Veranstaltungskalender“,<br />

erläutert Werner Wiersbinski, meinestadt.de.<br />

Zudem biete die Plattform<br />

redaktionell bearbeitete Anzeigen, die<br />

Ergebnisse nicht nach Aktualität, sondern<br />

nach Relevanz sortiere. Der Nutzer<br />

erhalte zuerst das Stellenangebot angezeigt,<br />

welches am besten zu seiner Suche passe.<br />

Andere Spezial-Plattformen bilden die<br />

Schnittstelle zwischen Top-Kräften <strong>und</strong> Personalberatern.<br />

„Der hochqualifizierte Kandidat<br />

mit gehobenem Einkommen ist als<br />

Zielgruppe bei den herkömmlichen Jobbörsen<br />

nicht auf dem Radar <strong>und</strong> wird dort<br />

auch in keinster Weise bedient“, sagt Dr.<br />

Christian Göttsch, Experteer. „Wir fokussieren<br />

ausschließlich auf hochqualifizier-<br />

te, gut verdienende Kandidaten, bieten<br />

hochdotierte Stellen vom veröffentlichten<br />

Stellenmarkt <strong>und</strong> liefern <strong>Zug</strong>ang z<strong>um</strong><br />

nicht öffentlichen Markt, der über Headhunter<br />

vergeben wird.“<br />

Das Karrieremanagement des Top-Managements<br />

unterscheide sich in Vorgehen<br />

<strong>und</strong> Zielen: Sie wollen ausschließlich die<br />

passenden Angebote für ihre individuellen<br />

Vorhaben erhalten <strong>und</strong> diskret im<br />

Fokus der Headhunter bleiben, erläutert<br />

Tonio Riederer von Paar, Placement24.<br />

„Der Mehrwert des Dienstes für Personalberater<br />

liegt darin, dass die Kandidatenprofile<br />

sehr tief rubriziert sind <strong>und</strong> die<br />

Wechselbereiten dezidiert ihre Vorstellungen<br />

<strong>und</strong> Ziele <strong>um</strong>reißen.“ Unternehmen<br />

können zwar Anzeigen schalten, haben<br />

aber keinen <strong>Zug</strong>ang zu den CV-Pools, die<br />

den Headhuntern vorbehalten bleiben.<br />

Bewerberdatenbanken im Aufwind<br />

Die Vergangenheit hat gezeigt, dass Personaler<br />

ungern in Bewerberdatenbanken<br />

recherchieren, so die Erfahrung vieler<br />

Anbieter. Einerseits mögen die zeitlichen<br />

Ressourcen in den HR-Abteilungen fehlen,<br />

andererseits überzeugen nicht alle<br />

Datenbanken mit Aktualität. Doch die<br />

Online-Stellenmärkte rüsten auf. In der<br />

Vergangenheit wurden Fehler gemacht,<br />

da die Datensammlungen eher auf Größe<br />

<strong>und</strong> Vol<strong>um</strong>en abzielten, aber nicht auf<br />

Relevanz. „Das Vol<strong>um</strong>enspiel ist vorbei“,<br />

betont Till A. Kaestner, Monster, <strong>und</strong><br />

ergänzt: „Einträge, die nicht relevant sind,<br />

gehen auf Kosten der K<strong>und</strong>en.“ Monster<br />

hat von Größe auf Aktualität <strong>um</strong>geschaltet<br />

<strong>und</strong> weist z<strong>um</strong> Beispiel Lebensläufe<br />

aus, die nicht älter als drei Monate sind.<br />

Stimmt die Datenqualität, steigt die Nutzungsintensität.<br />

In der Stellensuch-Datenbank<br />

von meinestadt.de können User<br />

kostenpflichtig für acht Wochen eine Suche<br />

<strong>und</strong> ihren Lebenslauf platzieren.<br />

„Im Schnitt registrieren sich derzeit monatlich<br />

r<strong>und</strong> 1000 Unternehmen - die<br />

klassischen Kleinbetriebe <strong>und</strong> der Mittelstand<br />

- <strong>um</strong> die jeweils aktuellen Profile<br />

einzusehen“, berichtet Stellenmarktleiter<br />

Werner Wiersbinski, meinestadt.de.


Ein Business-Netzwerk wie Xing hat mit<br />

mangelnder Aktualität der Profile keine Probleme,<br />

denn wer dort präsent ist, will selbstverständlich<br />

seine geschäftlichen Aktivitäten<br />

kommunizieren <strong>und</strong> sein Netzwerk auch<br />

über berufliche Veränderungen auf dem<br />

Laufenden halten. Auch wenn die Profile von<br />

den Usern nicht unbedingt mit dem Ziel<br />

aktualisiert werden, sich für eine neue Aufgabe<br />

zu präsentieren, könnte dieses Nebenprodukt<br />

der Netzwerkaktivität für Recruiter<br />

eine sehr gute Quelle sein. Doch die Qualität<br />

der Profile unterscheidet sich von der<br />

in Lebensläufen, wendet Professor Beck ein.<br />

Manche User betrieben intensiv Reputationsmanagement,<br />

da bekannt sei, dass Personalberater<br />

gerne bei Xing auf die Suche<br />

gehen. Dr. Stefan Groß-Selbeck, Xing: „Unsere<br />

User schätzen die absolute Kontrolle über<br />

die eigenen Daten. Unsere Erfahrung zeigt,<br />

dass sie ihr Profil als digitale Visitenkarte<br />

nutzen <strong>und</strong> sie deshalb stets aktuell halten<br />

<strong>und</strong> sehr gewissenhaft pflegen.“<br />

Macht es für die Personalberater einen<br />

Unterschied, ob sie in Xing oder in einer<br />

Karriereplattform für Top-Kräfte recherchieren?<br />

Experteer-Geschäftsführer Dr.<br />

Göttsch: „Wer auf Xing sein Profil einstellt,<br />

möchte sich ein bisschen darstellen <strong>und</strong> ein<br />

bisschen finden lassen, aber nicht so, dass<br />

er damit auffällt, weder beim Chef noch<br />

bei Kollegen. Bei uns sehen nur die Headhunter<br />

den Lebenslauf, der anders als bei<br />

den Profilen eine formale Vita darstellt<br />

<strong>und</strong> diskret <strong>und</strong> anonym ist.“<br />

Wo sind die unternehmenseigenen<br />

Recruiter?<br />

Kontroverse Meinungen gibt es bei der<br />

Frage, ob das HR-Management eigentlich<br />

genügend eigenes Engagement zeigt bei der<br />

Kontaktanbahnung mit potenziellen Kandidaten.<br />

„Wenn die Fach- <strong>und</strong> Führungskräftekrise<br />

zunimmt, werden sich die Personaler<br />

Zeit nehmen müssen, Profile durchzuarbeiten<br />

<strong>und</strong> auch selbst die Kontakte<br />

herzustellen, <strong>um</strong> einen guten Kandidaten<br />

zu gewinnen“, prophezeit R. Matthias Olten,<br />

kalaydo.de. Eine stärkere vertriebsorientierte<br />

Auffassung des unternehmensinternen<br />

Recruitings sei notwendig, da zukünftig<br />

nicht damit zu rechnen sei, dass auf Ausschreibungen<br />

große Mengen an Bewerbungen<br />

eingehen, die eine freie Auswahl<br />

versprechen, so Olten.<br />

Unternehmen mangelt es nicht an Recruitern,<br />

meint dagegen Rik Hülser, Aktor<br />

Interactive, aber er bestätigt: „Ich sehe ein<br />

Problem im Rollenverständnis der Recruiter.<br />

Diese werden in vielen Unternehmen<br />

lediglich als interne Dienstleister wahrgenommen.<br />

Ihre externe Funktion kommt<br />

oft zu kurz <strong>und</strong> spiegelt sich dann häufig<br />

in einer mangelnden Kommunikationsqualität<br />

mit Bewerbern wider.“<br />

Dies führt zwangsläufig zu der Frage, wie<br />

viele Ressourcen Unternehmen vorhalten<br />

müssen, wenn sie die schwierige Suche<br />

an Dienstleister delegieren? Die Direktansprache<br />

von potenziellen Kandidaten durch<br />

den Personaler ist nicht zwingend notwendig,<br />

<strong>um</strong> Stellen erfolgreich zu besetzen,<br />

wendet Jobware-Geschäftsführer Dr. Wolfgang<br />

Achilles ein: „Qualifizierte Kandidaten<br />

lassen sich durchaus über Stellenanzeigen<br />

gewinnen, vorausgesetzt die Zielgruppe<br />

wird punktgenau erreicht. Dies<br />

setzt die passende Auswahl der zielgruppenspezifischen<br />

Fachinformationsdienste<br />

<strong>und</strong> Fachzeitschriften voraus, die jeweils<br />

genau den gesuchten Kandidaten erreichen.<br />

Diese spezifische Ansprache, die ein<br />

großes Netzwerk leistungsfähiger Partner<br />

voraussetzt, muss ein Online-Stellenmarkt<br />

heute leisten.“<br />

Ein Fazit im Herbst 2009: Recruiting wird<br />

trotz schwacher Konjunktur nicht einfacher,<br />

das Portfolio der Instr<strong>um</strong>ente wächst,<br />

<strong>und</strong> je nach Zielgruppe gilt es intelligent<br />

zu kombinieren. Eine Aufgabe, die ohne<br />

Unterstützung von Experten ka<strong>um</strong> zu<br />

bewältigen ist.<br />

Christiane Siemann, freie Journalistin, Düsseldorf


E-RECRUITING Nutzerverhalten<br />

10<br />

Die Zielgruppe unter<br />

der Lupe<br />

Wo suchen Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte nach einem<br />

neuen Job? Wie bewerben sie sich? Nutzen sie<br />

Social Networks? Auf diese <strong>und</strong> andere Fragen gibt<br />

eine Umfrage unter r<strong>und</strong> 4500 Jobsuchenden Antwort.<br />

D<br />

er Arbeitsmarkt in Deutschland ist in Bewegung. Viele<br />

Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte sind auf der Suche nach einer<br />

neuen beruflichen Herausforderung. Bevor Kandidat <strong>und</strong><br />

Unternehmen jedoch zusammenfinden, steht ein <strong>um</strong>fangreicher<br />

Bewerbungsprozess zwischen den beiden. Bei diesem<br />

fand in den letzten Jahren ein Medienwechsel statt: Der Branchenverband<br />

Bitkom hat herausgef<strong>und</strong>en, dass 94 Prozent<br />

der Unternehmen in Deutschland ihre Mitarbeiter mittlerweile<br />

über das Internet suchen. Ein Trend, der sich natürlich<br />

auch auf die Bewerber auswirkt. Denn von ihnen werden<br />

in erster Linie Online-Bewerbungen gefragt. Stepstone<br />

hat im Rahmen einer Studie r<strong>und</strong> 4500 Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte<br />

zu ihrem individuellen Bewerbungsverhalten befragt.<br />

Jobsuche findet wochentags statt<br />

Eine wesentliche Veränderung hat sich gemäß der Studie schon<br />

hinsichtlich des Zeitpunkts der Jobsuche ergeben. War früher<br />

der Samstag <strong>und</strong> damit die Wochenendausgabe der Tageszeitung<br />

für die Jobsuche gesetzt, läuft diese nun überwie-<br />

Schlussfolgerungen<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />

Tipp<br />

Für Personaler ergeben sich aus dem Bewerbungsverhalten<br />

der Kandidaten vor allem drei Schlussfolgerungen:<br />

• Jobsuche, Recherche <strong>und</strong> Bewerbung finden im Internet statt.<br />

Eine erfolgreiche Rekrutierung ist ohne das World Wide Web nicht<br />

mehr vorstellbar.<br />

• Soziale Netzwerke werden von vielen Kandidaten nicht für Karrierezwecke<br />

genutzt. Sie können also maximal eine Ergänzung zu<br />

erprobten Rekrutierungswegen darstellen – aus Zeitgründen,<br />

aber auch, weil viele Kandidaten dort nicht anzutreffen sind.<br />

• Ein Großteil der Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte bleibt auch nach der<br />

Einstellung passiv auf Jobsuche. Es ist also notwendig, Mitarbeiter<br />

durch Weiterbildungen, Sozialleistungen <strong>und</strong> leistungsgerechte<br />

Vergütung stärker emotional <strong>und</strong> rational an sich zu binden.<br />

gend in der Woche ab. Lediglich ein Viertel der Bewerber nutzen<br />

den Samstag oder Sonntag für ihre Jobsuche. Nahezu 75<br />

Prozent suchen in der Woche nach ihrem Tra<strong>um</strong>job – 22,5<br />

Prozent sogar während der Arbeitszeit. All das lässt einen<br />

eindeutigen Schluss zu: Der Karriereteil in Tageszeitungen<br />

verliert zunehmend an Bedeutung. Hintergr<strong>und</strong>: Kandidaten<br />

– beruflich stark eingeb<strong>und</strong>ene Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte<br />

erst recht – bestimmen den Zeitpunkt ihrer Jobsuche<br />

selbst. Anders sieht es aus, wenn es dar<strong>um</strong> geht, wann die<br />

Bewerbungsunterlagen erstellt werden. Hier ist die freie Zeit<br />

am Wochenende am besten geeignet. 41,2 Prozent der Studienteilnehmer<br />

geben dies an. Interessant für viele Arbeitgeber:<br />

Immerhin 13,4 Prozent erstellen ihre Bewerbungen<br />

während der Arbeitszeit.<br />

Medienwechsel auch bei der Suche vollzogen<br />

Die wichtigste Quelle für die professionelle Jobsuche aus Kandidatensicht:<br />

Online-Jobbörsen. 86,8 Prozent der Studienteilnehmer<br />

nennen diese als erste Informationsquelle, nur 50,2<br />

Prozent setzen auf Tageszeitungen als ergänzendes Instr<strong>um</strong>ent.<br />

Zudem wichtig: Die Karriere-Websites der Unternehmen selbst<br />

sowie das persönliche Netzwerk, das von einem Drittel der<br />

Teilnehmer genannt wurde. Steigende Akzeptanz erfahren<br />

übrigens Online-Bewerbungsformulare: Acht von zehn Kandidaten<br />

(80,2 Prozent) füllen diese Formulare bereitwillig aus.<br />

Nur 11,5 Prozent lehnen dies kategorisch ab.<br />

Ähnlich wie die Jobsuche, findet auch der eigentliche Bewerbungsprozess<br />

über den Online-Weg statt. So bevorzugen 64,9<br />

Prozent der Bewerber eine Online-Bewerbung per E-Mail,<br />

während nur noch 23,5 Prozent auf die traditionelle postalische<br />

Bewerbung setzen.<br />

Trotz dieser offensichtlichen Bevorzugung der E-Mail-Bewerbung<br />

haben sich noch keine festen Regeln beim Kandidaten<br />

festgesetzt. Bestes Beispiel: der Anhang. Hier sind sich die<br />

Kandidaten uneins über die Anzahl der angehängten Doku


mente. Obwohl die Personaler einen einzigen<br />

Anhang bevorzugen, entsprechen dieser<br />

Vorgabe nur 22,4 Prozent der Befragten.<br />

Dagegen versenden 28,5 Prozent der<br />

Bewerber mehr als drei Anhänge in ihrer<br />

Bewerbung. Schlussfolgerung: Viele Bewerber<br />

glauben, dass sie ihre Bewerbungsunterlagen<br />

thematisch stückeln sollen – in<br />

Foto, Lebenslauf <strong>und</strong> Arbeitszeugnisse.<br />

Größere Übereinstimmung besteht dagegen<br />

bei der Dateigröße. Über die Hälfte der<br />

Bewerber (50,3 Prozent) achtet darauf, dass<br />

der Anhang eine Größe von zwei MB nicht<br />

überschreitet – weitere 36,3 Prozent bewerben<br />

sich mit fünf MB-Anhängen.<br />

Beim Anschreiben liegt Abschreiben<br />

im Trend<br />

Was Personaler in Unternehmen immer wieder<br />

fordern, wird von vielen Bewerbern vernachlässigt:<br />

ein individuell auf das Unternehmen<br />

<strong>und</strong> die Stellenausschreibung zugeschnittenes<br />

Anschreiben. Die Ergebnisse<br />

der Studie zeigen, dass dieser Standard bei<br />

der Mehrzahl der Bewerber nicht verinnerlicht<br />

ist. So benutzen 51,4 Prozent von ihnen<br />

in der Regel frühere Anschreiben <strong>und</strong> passen<br />

diese dem jeweiligen Stellenangebot an.<br />

Nur 46,7 Prozent erstellen zu jeder Ausschreibung<br />

ein individuelles Anschreiben.<br />

Ein einheitliches, standardisiertes Anschreiben<br />

nutzen dagegen nur 1,9 Prozent.<br />

Wenn es dar<strong>um</strong> geht, im Betreff eines<br />

Anschreibens die Bezugsquelle zu nennen,<br />

verweisen 67,2 Prozent der Bewerber wahrheitsgemäß<br />

auf den Ort, an dem sie die<br />

Anzeige tatsächlich gef<strong>und</strong>en haben. Mehr<br />

als ein Viertel entscheidet allerdings von<br />

Fall zu Fall, welche Quelle sie nennen.<br />

Hinsichtlich des Lebenslaufes gibt es klare<br />

Standards, die von den Kandidaten auch<br />

Impress<strong>um</strong><br />

Redaktion: Jürgen Scholl (js), Chefredakteur; Nancy Schnittker<br />

(nbs), Redakteurin; Elke Schwuchow (es), Redakteurin;<br />

Erwin Stickling (sti), stellv. Chefredakteur; Christiane Siemann,<br />

freie Mitarbeiterin<br />

Redaktionsanschrift: Wolters Kluwer<br />

Deutschland GmbH, Luxemburger Straße 449, 50939 Köln,<br />

Telefon: 0221/94373-7653, Fax: 0221/94373-7757,<br />

E-Mail: personalwirtschaft@wolterskluwer.de,<br />

www.personalwirtschaft.de<br />

Fachbeiträge aus bereits erschienenen Ausgaben sind<br />

verfügbar unter: www.personalwirtschaft.de<br />

größtenteils eingehalten werden. So ist der<br />

tabellarische Lebenslauf mittlerweile gesetzt.<br />

94,7 Prozent der Bewerber legen ihren<br />

Lebenslauf auf diese Weise an – nur 5,3 Prozent<br />

formulieren ihn aus.<br />

Ähnlich wie beim Anschreiben allerdings<br />

auch die Tendenz beim Lebenslauf: Nur<br />

19,4 Prozent passen diesen individuell dem<br />

Unternehmen an, bei dem sie sich bewerben.<br />

Immerhin 45 Prozent entscheiden eine<br />

solche individuelle Erstellung ihrer Unterlagen<br />

von Fall zu Fall. 35,6 Prozent verwenden<br />

immer einen standardisierten Lebenslauf.<br />

Die Zeiten, als Tipps <strong>und</strong> Tricks z<strong>um</strong> Thema<br />

Karriere <strong>und</strong> Bewerbung vor allem noch<br />

aus den Regalen der Buchhandlungen kons<strong>um</strong>iert<br />

wurden, sind größtenteils vorbei.<br />

Zwar geben noch 38,9 Prozent der Befragten<br />

an, dass Bücher ihre primäre Informationsquelle<br />

diesbezüglich seien, doch 63,9<br />

Prozent informieren sich in erster Linie im<br />

Internet auf Online-Jobbörsen, weitere 45,3<br />

Prozent nutzen spezielle Bewerbungsportale.<br />

Zudem wichtig: der Rat von Fre<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> Bekannten (44,3 Prozent).<br />

Soziale Netzwerke – Vorsicht ist<br />

besser als Nachsicht<br />

Ein offenes Geheimnis: Zahlreiche Personaler<br />

nutzen soziale Netzwerke, <strong>um</strong> sich<br />

im Vorfeld eines Bewerbungsgesprächs<br />

über den Kandidaten zu informieren. Dabei<br />

können – je nach Netzwerk – sowohl berufliche,<br />

als auch private Details aus dem<br />

Leben eines Bewerbers eingesehen werden.<br />

Partybilder aus StudiVZ sind dann nicht<br />

immer hilfreich, während die Eingabe des<br />

korrekten Karrierewegs in Online-Lebenslaufdatenbanken<br />

durchaus von Vorteil sein<br />

kann. 21,9 Prozent der Bewerber gehen dies-<br />

Studie<br />

Die vollständige Studie erhalten Sie auf<br />

Anfrage unter presse@stepstone.de.<br />

bezüglich kein Risiko ein <strong>und</strong> meiden aus<br />

Karrieregründen einen Eintrag in sozialen<br />

Netzwerken. Weitere 35,7 Prozent sind<br />

zwar Mitglied in derartigen Communities,<br />

achten aber darauf, dass hier keine negativen<br />

Rückschlüsse auf ihre Person gezogen<br />

werden können. Etwas mehr als ein<br />

Drittel (33,7 Prozent) antwortet dagegen,<br />

dass sie nichts zu verbergen haben <strong>und</strong><br />

daher keine Bedenken hinsichtlich ihrer<br />

Aktivitäten in sozialen Netzwerken haben.<br />

Nach der Bewerbung ist vor der<br />

Bewerbung<br />

Interessant sind die Ergebnisse der Studie<br />

auch, wenn es <strong>um</strong> das Verhalten der Bewerber<br />

nach einer erfolgreich abgeschlossenen<br />

Bewerbung geht. So beenden in einem<br />

solchen Fall lediglich 28,8 Prozent der Kandidaten<br />

ihre aktive Jobsuche <strong>und</strong> informieren<br />

sich auch nicht weiter. Dagegen bleibt<br />

mehr als die Hälfte der Befragten (54,7 Prozent)<br />

auf passiver Jobsuche – sind also weiter<br />

ansprechbar für andere Unternehmen.<br />

13,1 Prozent suchen sogar aktiv weiter nach<br />

einem noch besseren Job. Klare Schlussfolgerung<br />

also: Nach der Bewerbung ist vor der<br />

Bewerbung!<br />

Autor<br />

Sascha Theisen,<br />

PR-Manager, StepStone<br />

Deutschland AG, Düsseldorf,<br />

sascha.theisen@stepstone.de<br />

Geschäftsführer: Dr. Ulrich Hermann<br />

Herstellung: Michael Dullau<br />

Anzeigen: Rolf Ganzer (Verkaufsleitung),<br />

Gestaltung: Art + Work, Köln, Lars Auhage, Martin Schwarz<br />

Telefon: 0221/94373-7620, E-Mail: rganzer@wolterskluwer.de<br />

Druckerei <strong>und</strong> Lieferanschrift für Beilagen:<br />

Karin Kamphausen (Anzeigenmarketing),<br />

Druckerei Wilhelm & Adam OHG<br />

Telefon: 0221/94373-7629, E-Mail: kkamphausen@wolterskluwer.de Werner-von-Siemens-Straße 29, 63150 Heusenstamm<br />

Jörg Walter (Anzeigenverkauf), wanema media,<br />

Copyright: Luchterhand, eine Marke von Wolters Kluwer Deutsch-<br />

Telefon: 0931/304699-66, E-Mail: pw@wanema.de<br />

land GmbH. © 2009 Wolters Kluwer Deutschland GmbH, Köln.<br />

Karin Odening (Anzeigendisposition),<br />

Beilagenhinweis: Mit dieser Ausgabe verteilen wir eine Beilage von<br />

Telefon: 0221/94373-7266, E-Mail: kodening@wolterskluwer.de Jobware, Paderborn. Wir bitten <strong>um</strong> fre<strong>und</strong>liche Beachtung.<br />

Info<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 11


E-RECRUITING Nutzerverhalten<br />

12<br />

Die Finger überall im Spiel<br />

Konkurrenz belebt das Geschäft. So ist es z<strong>um</strong>indest im<br />

E-Recruiting-Markt, weil die meisten aktiv Jobsuchende sich<br />

nicht auf Angebote einer einzigen Jobbörse verlassen, so das<br />

Ergebnis einer Umfrage z<strong>um</strong> Nutzungsverhalten Stellensuchender.<br />

A<br />

uf dem immer schwieriger werdenden Arbeitsmarkt<br />

können <strong>und</strong> wollen es sich die wenigsten Stellensuchenden<br />

leisten, ausgewählte oder gar nur eine einzige<br />

Jobbörse zu nutzen: Das Risiko, eine ideale Karriere-Chance<br />

am Arbeitsmarkt zu verpassen, ist schlicht zu hoch. Dafür<br />

nehmen die Bewerber in Kauf, dass sie mehrmals wöchentlich<br />

oder gar täglich die Datenbanken der Karriereportale<br />

durchforsten <strong>und</strong> aktiv nach Stellenanzeigen suchen,<br />

die auf ihr eigenes Kandidatenprofil zugeschnitten sind.<br />

Von den zu ihrem Mehrfach-Nutzungsverhalten befragten<br />

3800 Bewerbern gaben lediglich 16,3 Prozent an, ausschließlich<br />

eine einzige Jobbörse zu nutzen. Alle anderen<br />

der aktiv Stellensuchenden wollen sich potenzielle Karrierechancen<br />

nicht entgehen lassen <strong>und</strong> nutzen deshalb<br />

bis zu sechs unterschiedliche Jobbörsen (Stand 30.7.2009).<br />

Dies ist ein Ergebnis der aktuellen Jobbörsen-Nutzer-<br />

Umfrage, die von CrossPro-Research.com seit Oktober<br />

2008 unter den Nutzern der Jobbörsen <strong>und</strong> Jobsuchmaschinen<br />

in Deutschland erhoben wird. CrossPro-Research<br />

ist ein Gemeinschaftsprojekt der E-Recruiting-Marktanalysten<br />

Crosswater Systems <strong>und</strong> Profilo Rating-Agentur, das<br />

sich z<strong>um</strong> Ziel gesetzt hat, mehr Transparenz in den E-Recruiting-Markt<br />

zu bringen. Damit werden erstmals in Deutschland<br />

Umfrage-Ergebnisse aus Sicht der Bewerber über<br />

Jobbörsen <strong>und</strong> Jobsuchmaschinen erhoben <strong>und</strong> ausgewertet.<br />

Seit Beginn der Online-Umfrage im Oktober 2008<br />

haben sich mehr als 4500 Teilnehmer (Stand 6. August<br />

2009) beteiligt.<br />

Produkttreue Fehlanzeige<br />

In der explorativen Studie haben die Initiatoren der Online-<br />

Nutzer-Umfrage das Mehrfachnutzungsverhalten der Stellensuchenden<br />

adressiert <strong>und</strong> dabei folgende Fragen<br />

gestellt:<br />

● Wie häufig nutzen Sie die genannte Jobbörse/Jobsuchmaschine?<br />

● An welchen Wochentagen suchen Sie bevorzugt?<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />

● Wie viele zusätzlichen Jobbörsen/Jobsuchmaschinen<br />

inklusive dieser Jobbörse haben Sie in den letzten drei<br />

Monaten besucht?<br />

Entgegen den vielfach üblichen Marketing- <strong>und</strong> Produkt-<br />

<strong>Strategie</strong>n vieler Produzenten <strong>und</strong> Dienstleister gelten für<br />

die Personalbeschaffung im Internet andere Regeln. Nutzerpräferenzen,<br />

K<strong>und</strong>enbindung, Produkttreue – vielfach<br />

Fehlanzeige angesichts des Nutzerverhaltens von Bewerbern<br />

auf der Suche nach der nächsten Karrierechance.<br />

Die Initiatoren der Online-Umfrage wollten es mit generellen<br />

Aussagen über die Mehrfachnutzung nicht auf sich<br />

beruhen lassen, sondern fragten nach, welche zusätzlichen<br />

Jobbörsen die Stellensuchenden nutzen. Aus diesen Ergebnissen<br />

lassen sich erste, vorläufige Erkenntnisse über die<br />

Fluktuation bei der Nutzung von einzelnen Karriereportalen<br />

gewinnen. Das Nutzerverhalten wurde für die folgenden<br />

Karriereportale weiter untersucht: Arbeitsagentur,<br />

Jobpilot, Jobscout24, Jobware, Monster, Stellenanzeigen.de<br />

<strong>und</strong> Stepstone. Die Ergebnisse im Überblick<br />

zeigt der Infokasten auf Seite 13.<br />

Der Analyse der Mehrfachnutzung liegen insgesamt 1501<br />

Nutzerbewertungen zugr<strong>und</strong>e. So haben beispielsweise<br />

589 Nutzer des Karriereportals Monster angegeben, dass<br />

sie weitere Jobbörsen nutzen <strong>und</strong> zwar 8,3 Prozent der<br />

Monster-Nutzer suchen bei der Jobbörse der Arbeitsagentur,<br />

12,4 Prozent nutzen zusätzlich Jobpilot, 13,2 Prozent<br />

suchen bei Jobscout24, 7,6 Prozent bei Jobware, 16,6 Prozent<br />

bei Stellenanzeigen.de <strong>und</strong> 35,7 Prozent suchen ebenfalls<br />

bei Stepstone.<br />

Die Analyse der Mehrfachnutzung von Jobbörsen lässt<br />

erkennen, dass Bewerber intensiv von mehreren Karriereportalen<br />

Gebrauch machen. Je nach Jobbörse ist die<br />

Reziprozität - die gegenseitige <strong>und</strong> mehrfache Nutzung von<br />

Jobbörsen durch Stellensuchende - nicht gleichmäßig verteilt,<br />

sondern folgt unterschiedlichen Mustern. Dieses Verhaltensmuster<br />

hat Auswirkungen auf K<strong>und</strong>enbindung<br />

<strong>und</strong> Produkttreue (siehe Abbildung).


Quelle: Online-Umfrage zur Nutzung von Jobbörsen. Crosspro-Research.com (Stand 24.7.2009)<br />

Die Ergebnisse im Überblick<br />

Primäre Nutzung<br />

Sek<strong>und</strong>äre Nutzung weiterer Jobbörsen<br />

Anzahl ArbeitsJobJobJob- Monster Stellen-<br />

Teilnehmer agenturpilotscout24wareanzeigen Monster<br />

589 8,3% 12,4% 13,2% 7,6% 0,0% 16,6%<br />

Arbeitsagentur<br />

113 0,0% 8,8% 5,3% 0,9% 23,0% 11,5%<br />

Jobpilot<br />

132 9,8% 0,0% 18,2% 15,2% 51,5% 15,9%<br />

JobScout24<br />

125 12,8% 8,0% 0,0% 1,6% 44,8% 9,6%<br />

Jobware<br />

80 3,8% 12,5% 12,5% 0,0% 33,8% 22,5%<br />

Stellenanzeigen<br />

88 14,8% 12,5% 13,6% 8,0% 43,2% 0,0%<br />

StepStone<br />

374 9,9% 13,6% 13,4% 13,1% 48,4% 12,8%<br />

S<strong>um</strong>me der Teilnehmer: 1501<br />

Vernetzung der Karriereportale:<br />

Keine K<strong>und</strong>enbindung?<br />

Eine Interpretation der intensiven Mehrfachnutzung<br />

lässt erkennen, dass klassische<br />

Methoden der K<strong>und</strong>enbindung<br />

im E-Recruiting offensichtlich versagen.<br />

Die Mehrfachnutzung zeigt gleichzeitig<br />

die Stärken <strong>und</strong> Schwächen der<br />

großen Karriere-Portale im Recruiting<br />

auf. Alle hier untersuchten Jobbörsen<br />

sind sogenannte „Generalisten”, sie<br />

gehen mit dem Anspruch in die Arena<br />

des Wettbewerbs, Stellenangebote für<br />

alle Regionen, alle Berufe <strong>und</strong> alle Tätigkeiten<br />

zu haben. Bei Nischenjobbörsen<br />

hingegen gibt es keinen derartigen Universal-Anspruch.<br />

Wer auf der Jobbörse<br />

„Ingenieurkarriere.de” sucht, erwartet,<br />

dort eigentlich nur Stellenangebote für<br />

Ingenieure zu finden <strong>und</strong> nichts anderes.<br />

Jedoch stecken die allgemeinen<br />

Karriereportale in einem Dilemma<br />

namens Transparenz: Welcher Bewerber<br />

kennt das genaue Profil der publizierten<br />

Stellenangebote? Wer ist sicher,<br />

welche Jobbörse ein Angebot enthält,<br />

das für die eigene Karriere gute Chancen<br />

bietet?<br />

Handlungsbedarf für Personaler<br />

Die Analyse der Mehrfachnutzung von<br />

Jobbörsen durch Bewerber zeigt auf, dass<br />

es den Stellensuchenden in erster Linie<br />

dar<strong>um</strong> geht, chancenreiche Angebote<br />

Info<br />

Stepstone<br />

35,7%<br />

11,5%<br />

44,7%<br />

26,4%<br />

51,3%<br />

31,8%<br />

0,0%<br />

nicht zu verpassen – deshalb investieren<br />

sie erheblichen Zeit- <strong>und</strong> Recherche-<br />

Aufwand, <strong>um</strong> die Datenbanken mehrerer<br />

allgemeiner Karriereportale zu durchsuchen.<br />

Deshalb können Personalern<br />

Bewerberverhalten <strong>und</strong> Mehrfachnutzung<br />

von Karriereportalen eigentlich<br />

nicht gleichgültig sein – geht es doch<br />

<strong>um</strong> die möglichst zielführende Platzierung<br />

von Stellenangeboten in den universalen<br />

Jobbörsen. Ob die Schaltung<br />

einer einzigen Stellenanzeige in einem<br />

Karriereportal die richtige (oder bequeme)<br />

Lösung ist, darf hinterfragt werden.<br />

Auf der Suche nach dem ideal qualifizierten<br />

Kandidaten können auch Personaler<br />

auf eine differenzierte Medienplanung<br />

nicht verzichten – trotz Wirtschaftskrise<br />

sorgen der Fachkräftemangel <strong>und</strong> die<br />

Auswirkungen des demografischen Wandels<br />

für Handlungsbedarf. Für die Personalchefs<br />

geht es letztlich dar<strong>um</strong>, das<br />

Nutzer-Bewerber-Profil der einzelnen<br />

Karriereportale besser kennenzulernen<br />

<strong>und</strong> das Nutzerverhalten zu verstehen,<br />

<strong>um</strong> eine höhere Resonanz bei den Bewerbern<br />

sicherzustellen.<br />

Autor<br />

Gerhard Kenk,<br />

Business Development,<br />

Crosswater Systems,<br />

info@crosswater-systems.com<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 13


E-RECRUITING Reportage<br />

14<br />

Eine Frage der<br />

Perspektive<br />

In der Krise schichten Personaler ihre<br />

Rekrutierungsbudgets <strong>um</strong>. Verlage müssen mit<br />

teils drastisch gesunkenen Einnahmen aus<br />

ihren Stellenmärkten zurechtkommen. Die von<br />

vielen geteilte Annahme, Online-Jobbörsen seien<br />

der große Gewinner, ist jedoch fraglich.<br />

A<br />

m Samstag erschien das Inserat in der Zeitung, <strong>und</strong><br />

Dienstag darauf ist es in der Personalabteilung vorbei mit<br />

der Ruhe. Waschkörbe voller Bewerbungen schüttet der Bürobote<br />

aus. „In der Krise nehmen Bewerbungen sprunghaft zu“,<br />

weiß Jörg Lukowski von vielen Unternehmen. Seit die Wirtschaft<br />

ihre Websites zu Karriereportalen <strong>um</strong>krempelt, tost die<br />

Bewerbungsflut auch online. Sehr z<strong>um</strong> Verdruss der Personaler,<br />

so der Geschäftsführer des B<strong>und</strong>esverbandes der Zeitungsverleger,<br />

BDZV. „Um digitale Anhänge auszudrucken, geht<br />

viel Zeit verloren. Viele Manager ärgern sich maßlos über dieses<br />

Sammelsuri<strong>um</strong>.“ Lieber wollten Führungskräfte „ordentliche“<br />

Bewerbungen lesen.<br />

Ist die von Web-Apologeten gezeichnete schöne neue Welt des<br />

Online-Recruitings lediglich eine flirrende Fata Morgana?<br />

Information at your fingertips: Nur eine Wanderdüne, wie die<br />

Verleger aus nachvollziehbaren Gründen arg<strong>um</strong>entieren? Von<br />

wegen, meinen Top-Recruiter aus der Wirtschaft. „Print wird<br />

durch Online stark kompensiert“, sagt etwa Alfred Lukasczyk,<br />

Leiter Personalmarketing bei Evonik Industries in Essen. Auch<br />

für die Lufthansa bleiben Print-Inserate die große Ausnahme.<br />

„Seit Jahren orientiert sich das Recruiting hin zu Online“, sagt<br />

Frank Schmith, Leiter Personalmarketing beim Kranichflieger.<br />

Hauptmedi<strong>um</strong> sei die Firmen-Website, auf der allein 2008<br />

r<strong>und</strong> 120 000 Bewerbungen eintrudelten.<br />

Großes Selbstbewusstsein<br />

Fakt ist: Sintflutartig brechen Verlagen die Einnahmen aus<br />

dem Stellenmarkt weg. Bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung<br />

etwa ist dies jeder zweite Euro vom Umsatz. Während<br />

der ersten fünf Monate, so der BDVZ, wurden gut 40 Prozent<br />

weniger Stellenanzeigen verbucht als im Vergleichszeitra<strong>um</strong><br />

des Vorjahres. Viele Personaler, die ihren Medienpartnern<br />

jahrelang die Treue hielten, sind bereits abgesprungen. Media-<br />

Agenturen, die sich an der Provision von r<strong>und</strong> 15 Prozent eine<br />

goldene Nase verdienten, müssen das Licht ausknipsen. Head-<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />

hunter, die mit dem klassischen Dienstleistungsangebot<br />

aus Direkt- <strong>und</strong> anzeigengestützter Personalsuche ihre Glaspaläste<br />

finanzierten, müssen nun in Gewerbegebiete <strong>um</strong>ziehen<br />

oder gleich Insolvenz anmelden.<br />

Alle Welt meint nun, der große Gewinner im Recruiting seien<br />

die Online-Jobbörsen. Eine der größten ist Stellenanzeigen.de.<br />

Deren Geschäftsführer, Michael Weideneder, nennt Zahlen,<br />

die von großem Selbstbewusstsein zeugen: Demnach müssten<br />

Internet-Jobbörsen deutlich geringere Einbußen hinnehmen<br />

als die Verlage. „Zwar sind wir von einem Zuwachs von<br />

40 Prozent in 2008 auf ein Minus von 20 Prozent zurückgefallen.<br />

Doch wir dramatisieren nicht.“ Nach Jahren überdurchschnittlicher<br />

Steigerungsraten zwischen 40 <strong>und</strong> 60 Prozent<br />

wie im Jahr 2007 gilt die aktuelle Delle als unbedeutender<br />

Betriebsunfall.<br />

Lange stottern soll der Motor indes nicht: Laut Weideneder<br />

wird sich die Verschiebung von Print zu Online nicht zuletzt<br />

aus Kostengründen weiter fortsetzen. Gerade in der Krise<br />

würden Firmen Online-Börsen den Vorzug geben. Eine Ursache<br />

sei der Generationswechsel. „Immer mehr nachrückende<br />

Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte sind mit Internet <strong>und</strong> IT groß geworden.<br />

Selbst ältere Semester, lange Zeit eher kritisch eingestellt,<br />

entdecken nun das Netz“, weiß nicht nur Weideneder.<br />

Steckt Online Print in die Tasche?<br />

Freilich ist an dieser Analyse nichts auszusetzen. Nur die<br />

Schlussfolgerung, Online stecke Print bald in die Tasche, ist<br />

ziemlich kühn. Das belegt eine Untersuchung des Nürnberger<br />

Instituts für Arbeitsmarkt- <strong>und</strong> Berufsforschung (IAB). Sie<br />

fand heraus, mit welchen Methoden Stellen tatsächlich besetzt<br />

werden. Danach schalteten Arbeitgeber bei jedem vierten neu<br />

eingestellten Mitarbeiter zuvor Stellenanzeigen in Printmedien.<br />

Jeder dritte neue Mitarbeiter unterschrieb auf Empfehlung<br />

von Beschäftigten oder anderen Kontakten seinen Arbeitsvertrag.<br />

Aus Stellenangeboten auf Internet-Stellenbörsen resul


tierte hingegen lediglich jede zehnte Stellenbesetzung, die gleiche<br />

Quote entfiel auf Initiativbewerbungen.<br />

Alles eine Frage der Perspektiven. Auch wenn die IAB-Studie sich<br />

auf Daten des Vorjahres bezieht, lässt sich der Optimismus, den Manager<br />

von Internet-Jobbörsen derzeit verbreiten, ka<strong>um</strong> nachvollziehen.<br />

Das meint auch Wolfgang Lichius, Top-Headhunter von Kienba<strong>um</strong><br />

<strong>und</strong> Vorsitzender des Fachverbandes Personalberatung im BDU.<br />

Statt weiterer Hinzugewinne auf Kosten von Print, wie es Jobbörsen-Vertreter<br />

erwarten, hält Lichius die Verschiebung im Markt in<br />

Richtung Online-Medien für weitgehend beendet. „Unternehmen haben<br />

ihre Strukturen darauf eingestellt“, sagt er. Nach absoluten Zahlen<br />

werde Print auch in Zukunft „N<strong>um</strong>mer eins“ bleiben.<br />

Freilich ist den Personalberatern selbst derzeit nicht wohl z<strong>um</strong>ute.<br />

„Die Zahl der Rekrutierungsaufträge ist weit zurückgefallen“, rä<strong>um</strong>t<br />

Lichius ein. Einige Headhunter mussten bereits ihre Tore schließen,<br />

andere t<strong>um</strong>meln sich wegen der miesen Auftragslage auf alternativen<br />

Plätzen <strong>und</strong> versuchen beispielsweise als Mittler im Interim<br />

Management Fuß zu fassen. Über Wasser halten kann sich allein,<br />

wer K<strong>und</strong>en große Honorarnachlässe gewährt <strong>und</strong> statt der traditionell<br />

aufs Jahreseinkommen bezogenen Tantieme sich nun nach<br />

<strong>Erfolg</strong> bezahlen lässt. Motto: Gelingt es dem Headhunter, die Position<br />

binnen 30 Tagen zu besetzen, erhält er ein Honorar, <strong>und</strong> nur<br />

dann.<br />

Tr<strong>um</strong>pf der Glaubwürdigkeit<br />

Dennoch scheint der Trend zur Schaltung von Online-Inseraten das<br />

einträgliche Geschäft von Headhuntern nicht gänzlich in Frage zu<br />

stellen. Erstens, so Lichius, weil eine „zweitklassige Medienauswahl<br />

auch zweitklassige Kandidaten“ mit sich bringe. Zweitens weil<br />

sich bei Positionen auf höchster Ebene einfach nichts ändert. Hier<br />

liegen die Budgets in direkter Verantwortung des Top-Managements.<br />

Werde jemand gebraucht, sei auch Geld für den Headhunter vorhanden,<br />

sagt ein Frankfurter Personalberater. Dieses Budget sei<br />

von den Einsparungsvorbehalten der übrigen Personalkosten befreit.<br />

Verständlich ist die Nibelungentreue der Personalberater z<strong>um</strong> lukrativen<br />

Anzeigengeschäft auch deshalb, weil Print einfach seriöser<br />

als Online eingeordnet wird. Werden Online-Medien generationsbedingt<br />

zuerst von jungen Leuten frequentiert, ziehen nach Erkenntnissen<br />

der Medienforschung ältere <strong>und</strong> hochqualifizierte Bewerber<br />

die Printanzeige vor. „Stellenanzeigen“, sagt etwa der Wirtschaftswissenschaftler<br />

Matthias Ba<strong>um</strong> von der Universität Gießen, „besitzen<br />

eine andere Wertigkeit dank des Medi<strong>um</strong>s Zeitung. Im Vergleich<br />

zu Fernsehen <strong>und</strong> Hörfunk wird Zeitungen eine höhere Kompetenz<br />

zugewiesen.“<br />

Diesen Glaubwürdigkeitstr<strong>um</strong>pf spielt Print auch gegenüber den<br />

attackierenden Online-Jobbörsen aus. „Erscheint eine Stellenanzeige<br />

in der Zeitung, denkt sich der Interessent: Die wollen wirklich<br />

einstellen“, bringt Lichius diesen etwas unterschätzten Sachverhalt<br />

auf den Punkt. Beispiel Lufthansa: Zwar erscheinen auf dem Karriereportal<br />

Be-Lufthansa zahlreiche Inserate, die auch auf der gemeinsam<br />

mit anderen Konzernen unterhaltenen Website Jobstairs.de<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 15


E-RECRUITING Reportage<br />

veröffentlicht werden. Umgekehrt muss die<br />

Öffentlichkeit aber erfahren, dass die Lufthansa<br />

nun erheblich Personal abbauen will.<br />

Beispiel Siemens: Auch hier sinkt die Bereitschaft,<br />

Stellen in der Zeitung zu veröffentlichen,<br />

gen Null. Dafür schaltet der Konzern<br />

allein auf dem Karriereportal Jobware.de<br />

r<strong>und</strong> 175 Inserate.<br />

Nur nicht Farbe bekennen<br />

Dass hier nicht alles mit rechten Dingen<br />

zugeht, beobachtet auch Forscher Ba<strong>um</strong>.<br />

Dass einige Konzerne <strong>und</strong> viele mittelständische<br />

Unternehmen trotz Einstellungsstopps<br />

weiter ihre Stellenanzeigen schalten, sei<br />

nüchternem Kalkül entsprungen: „Die Kosten<br />

lägen weit höher, würde man offen einrä<strong>um</strong>en,<br />

wirtschaftlich auf der Stelle zu treten.<br />

Ob sich Bewerber belogen fühlen, ist hier<br />

sek<strong>und</strong>är.“ Ba<strong>um</strong> zufolge sind Unternehmen<br />

längst dazu übergegangen, je nach Zielgruppe<br />

verschiedene Rekrutierungskanäle<br />

zu verwenden, „Cross-Media“ heißt das im<br />

Branchenjargon. „Bei reduzierter Zahl von<br />

Stellenanzeigen die Zielgruppenansprache<br />

zu intensivieren, ist Benchmark.“ Das trage<br />

etwa dazu bei, dass die Lufthansa ihr<br />

Service-Personal gezielt in Pflegezeitschriften<br />

suche.<br />

Dieser Ansicht ist auch der Deutsche Arbeitskreis<br />

für Personalmarketing (DAPM). Bei<br />

der Wahl ihrer Rekrutierungswege sollten<br />

Firmen allerdings darauf achten, nicht zu viele<br />

Streuverluste zu generieren. „Wer einen<br />

Vertriebler in Mecklenburg-Vorpommern<br />

sucht, fährt gut mit einer Anzeige in einer<br />

regionalen Zeitung“, sagt der DAPM-Sprecher<br />

<strong>und</strong> Leiter Personalmarketing von SAP,<br />

Wolfgang Brickwedde. „Einen IT-Spezialisten<br />

findet man hingegen eher in fachlichen<br />

Blogs.“<br />

Manche Arbeitgeber sponsern sogar „Flash-<br />

Mobs“: Wie aus dem Nichts tauchen zehnbis<br />

fünfzigköpfige Kommandos auf, <strong>um</strong> ihre<br />

Botschaften mit dem Megaphon unter die Leute<br />

zu bringen <strong>und</strong> eine Show abzuziehen.<br />

„Selbst Banken finden Gefallen an der Performance-Idee“,<br />

sagt der Wiesbadener Unternehmensberater<br />

Udo Völke. Ideen für Flash<br />

Mobs wie eine Kissenschlacht auf dem Hauptbahnhof<br />

entstehen in Chatrooms. Man ver-<br />

16<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />

abredet sich per SMS, filmt das Spektakel<br />

<strong>und</strong> veröffentlicht den Clip gleich auf Youtube<br />

im Web. Firmen, die solch abgefahrene<br />

Aktionen mit dem Ziel sponsern, sich als<br />

Arbeitgeber aus der Masse abzuheben, gelten<br />

laut Völke als Topadresse.<br />

Digitales Anbandeln nimmt zu<br />

Wie man es auch wendet, allem Anschein<br />

nach nimmt das digitale Anbandeln beträchtlich<br />

zu. Sei es das Inserat auf der Jobbörse<br />

oder der eigenen Karriere-Website, sei es<br />

die Kandidatensuche in Blogs, Netzwerken<br />

oder per Flash Mob <strong>und</strong> Twitter: Statt stets<br />

die angestaubte Anzeigenvorlage aus der<br />

Schublade zu ziehen, sind nun möglichst<br />

flexible <strong>und</strong> bisweilen von Phantasie geprägte<br />

Verfahren angesagt, „solange der Auftritt<br />

zu Marke <strong>und</strong> <strong>Strategie</strong> passt“, wie Evonik-<br />

Chefrekrutierer Lukasczyk erläutert.<br />

Läuft die Zeit für die gute alte Stellenanzeige<br />

nun also endgültig ab? Für viele Akteure<br />

ist diese Frage längst beantwortet. Während<br />

aus ihrer Sicht Print mehr <strong>und</strong> mehr an<br />

Online verliert, konzentrieren sich Lufthansa,<br />

SAP <strong>und</strong> Evonik aufs Talent Management<br />

<strong>und</strong> versuchen insbesondere die webaffine<br />

junge Generation frühzeitig zu binden.<br />

Für Jobbörsen-Manager Weideneder sprechen<br />

aktuelle Marktdaten eine klare Sprache:<br />

Setzte der Print-Stellenmarkt in 2008<br />

noch etwa eine Milliarde Euro <strong>um</strong>, entfiel auf<br />

Online knapp ein Fünftel des Marktvol<strong>um</strong>ens.<br />

„Hier ist noch viel Luft nach oben“,<br />

erwartet Weideneder.<br />

Die nackten Zahlen<br />

Wenn er <strong>und</strong> seine Branchenkonkurrenten<br />

sich hierin nicht täuschen. Davon ist der<br />

Marktbeobachter Detlef Sauer überzeugt.<br />

Detlef Sauer ist Geschäftsführer der DS<br />

Mediaberatung in Reinheim <strong>und</strong> war vorher<br />

als Anzeigenleiter bei der Süddeutschen Zeitung<br />

<strong>und</strong> Leiter Marketing <strong>und</strong> Sales bei Job-<br />

Scout24.de tätig. Er wertet täglich das Geschehen<br />

auf den Online- <strong>und</strong> Print-Stellenmärkten<br />

aus, wobei er nur tatsächlich neu eingestellte<br />

Inserate zählt <strong>und</strong> nicht die nach<br />

wenigen Tagen auf Internet-Portalen wiederholt<br />

geschalteten Anzeigen, wie von anderen<br />

Instituten praktiziert. „Diese kooperie-<br />

ren mit Jobbörsen <strong>und</strong> übernehmen deren<br />

Daten <strong>und</strong>ifferenziert.“<br />

Sauer widerspricht Weideneders These, Jobbörsen<br />

seien in der Krise weit weniger<br />

gebeutelt als ihre Print-Konkurrenz.<br />

Tatsächlich zeigen Sauers Zahlen für die<br />

ersten drei Quartale, dass der Anzeigeneingang<br />

auf den Jobbörsen im Internet gigantisch<br />

eingebrochen ist. Im Vergleich z<strong>um</strong><br />

Vorjahreszeitra<strong>um</strong> wurde im ersten Halbjahr<br />

bei Monster <strong>und</strong> Co. knapp 58 Prozent<br />

<strong>und</strong> im dritten Quartal etwa 54 Prozent<br />

weniger gebucht. Im Juni registrierte<br />

Sauer auf Stellenanzeigen.de gar ein<br />

Minus von r<strong>und</strong> 70 Prozent. Pikant: Damit<br />

rangieren die Jobbörsen entgegen eigenem<br />

Bek<strong>und</strong>en hinter den Print-Stellenmärkten.<br />

Bezogen auf die Zahl der geschalteten<br />

Anzeigen brachen überregionale<br />

Titel in den ersten drei Quartalen mit r<strong>und</strong><br />

26 Prozent weit geringer <strong>und</strong> regionale Titel<br />

mit einem Minus von lediglich drei Prozent<br />

ka<strong>um</strong> ein. Etwas drastischer fallen<br />

die Zahlen dafür beim gebuchten Anzeigenra<strong>um</strong><br />

aus: In Bezug auf das in Millimeter<br />

gemessene Anzeigenvol<strong>um</strong>en verbuchten<br />

überregionale Printtitel einen<br />

Rückgang von knapp 43 <strong>und</strong> regionale<br />

<strong>um</strong> knapp 37 Prozent. Für Sauer zeigt<br />

sich damit, dass vor allem Stellenangebote<br />

für „normale“ Stellen überwiegen, dafür<br />

das Anzeigenaufkommen für Fach- <strong>und</strong><br />

Führungskräfte, die mit größeren Inseraten<br />

gesucht werden, z<strong>um</strong> Erliegen kam.<br />

Sauer zufolge sind Zeitungen gut beraten,<br />

der K<strong>und</strong>schaft, die bereits abgewandert<br />

oder kurz davor ist, mit klugen Rezepten<br />

entgegenzukommen. Ein gutes Beispiel könnte<br />

„Laufbahner.de“ sein, das seit Juni dank<br />

zweistelligem Marketingbudget auf allen<br />

Kanälen von sich reden macht. Gräbt sich<br />

der Verlag nicht sein eigenes Grab? „Nein,<br />

eine Kannibalisierung mit dem Stellenmarkt<br />

der Süddeutschen Zeitung erkenne ich nicht“,<br />

erläutert Sauer. „Vielmehr haben Zeitungsverlage<br />

mit ergänzenden Online-Börsen die<br />

Chance, abgesprungene K<strong>und</strong>en zurückzuholen<br />

<strong>und</strong> unsichere Kantonisten zu binden.“<br />

Womöglich kehrt der ein oder andere<br />

bald wieder zur Printanzeige zurück.<br />

Winfried Gertz, freier Journalist, München


D<br />

ie weltweite Wirtschaftskrise stellt nicht nur deutsche<br />

Großunternehmen vor eine Herausforderung. Auch<br />

mittelständische Unternehmen sind stark davon betroffen.<br />

Jeder siebte Mittelständler sieht sich bei anhaltender<br />

Wirtschaftsflaute in seiner Existenz bedroht, lautet ein Ergebnis<br />

einer repräsentativen Umfrage der Unternehmensberatung<br />

Ernst & Young unter 700 mittelständischen Firmen.<br />

Drastische Sparmaßnahmen sind daher in mittelständischen<br />

Firmen an der Tagesordnung. Davon sind nicht<br />

zuletzt auch die Personalabteilungen der Betriebe betroffen.<br />

Prozesse optimieren, Zeit <strong>und</strong> Kosten bei der Rekrutierung<br />

sparen <strong>und</strong> trotzdem die passenden Kandidaten<br />

finden – hier ist (kosten-) effizientes Personalmanagement<br />

gefragt. Denn nichts ist im Personalbereich schlimmer<br />

als eine langwierige, kostenintensive Suche nach<br />

geeigneten Fachkräften, die letztlich nicht das gewünschte<br />

Resultat bringt.<br />

Reichweite spricht für E-Recruiting<br />

Klassische IT-basierte Rekrutierungsmaßnahmen, wie<br />

Online-Stellenausschreibungen, gehören inzwischen z<strong>um</strong><br />

Standardrepertoire des Personalmanagements deutscher<br />

Großunternehmen. Allerdings schätzen mittlerweile auch<br />

mittelständische Betriebe die Vorteile des E-Recruiting. So<br />

kommen 40 Prozent der tatsächlichen Neueinstellungen<br />

in deutschen Mittelstandsfirmen online über die eigene<br />

Unternehmenswebseite <strong>und</strong> Internet-Stellenbörsen zustande;<br />

auf Platz zwei liegen die Printmedien mit 34 Prozent,<br />

gefolgt von der Arbeitsagentur mit 14 Prozent (siehe Abbildung<br />

1). Dies ergab die aktuelle Studie „Recruiting Trends<br />

im Mittelstand 2009“ des Centre of H<strong>um</strong>an Resources<br />

Information Systems (CHRIS) der Universitäten Frankfurt<br />

am Main <strong>und</strong> Bamberg, die in Zusammenarbeit mit<br />

Mittelstand E-RECRUITING<br />

Erwacht aus dem<br />

Dornröschenschlaf<br />

Langsam, aber stetig findet auch der Mittelstand<br />

Gefallen am E-Recruiting. Die eigene Karriere-Website,<br />

Online-Stellenanzeigen oder onlinebasiertes<br />

Bewerbermanagement gehören mittlerweile z<strong>um</strong><br />

Instr<strong>um</strong>entari<strong>um</strong> der KMU, so eine Umfrage.<br />

dem Online-Karriereportal Monster durchgeführt wurde.<br />

Dabei wurden 1000 deutsche mittelständische Unternehmen<br />

im Zeitra<strong>um</strong> zwischen August <strong>und</strong> Oktober 2008<br />

befragt.<br />

Dass der Trend im deutschen Mittelstand zunehmend in<br />

Richtung E-Recruiting geht, liegt vor allem an zwei Faktoren:<br />

der Reichweite <strong>und</strong> den Kosten.<br />

Haben mittelständische Unternehmen in der Vergangenheit<br />

ihre freien Stellen vor allem in Printmedien annonciert,<br />

so entscheiden sie sich jetzt bei ihren Anzeigen für<br />

einen Mix aus verschiedenen Kommunikationskanälen.<br />

Vergleich Großunternehmen<br />

versus Mittelstand<br />

Übersicht<br />

Mittelständische Unternehmen folgen mit drei bis vier Jahren<br />

Verspätung den Rekrutierungstrends, die sich in Großunternehmen<br />

bereits durchgesetzt haben:<br />

• Besetzbarkeit der offenen Stellen: Für die Mittelständler sind<br />

mehr als sechs von zehn Vakanzen einfach zu besetzen. Großunternehmen<br />

gehen nur in 56 Prozent der Fälle von einer einfachen<br />

Besetzung der Posten aus.<br />

• Unternehmenswebseite: Über 80 Prozent der Großunternehmen<br />

veröffentlichen ihre Stellenanzeigen auf der eigenen Webseite –<br />

bei den Mittelständlern sind es 63 Prozent.<br />

• Internetstellenbörsen: 60 Prozent der Großunternehmen annonciert<br />

Vakanzen bei Online-Karriereportalen – mehr als ein Drittel<br />

der mittelständischen Firmen veröffentlicht freie Stellen in Internet-Stellenbörsen.<br />

• Papierbewerbungen: Nur 13 Prozent der Großunternehmen<br />

möchten Bewerbungsunterlagen per Post erhalten – bei den mittelständischen<br />

Unternehmen sind es dagegen 37 Prozent<br />

• Einstellungen über Internet: Mehr als zwei Drittel der tatsächlichen<br />

Neueinstellungen in Großunternehmen kommen über das<br />

Internet zustande. In mittelständischen Betrieben ist dies in 40<br />

Prozent der Fälle so.<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 17


E-RECRUITING Mittelstand<br />

Anteil der über verschiedene<br />

Rekrutierungskanäle generierten Einstellungen<br />

Durch die Kombination von Printmedien,<br />

Online-Karriereportalen <strong>und</strong> Unternehmenswebseiten<br />

können sie mehr Jobsuchende<br />

erreichen, mehr Bewerbungen in<br />

kürzerer Zeit erhalten <strong>und</strong> so häufig<br />

schneller den passenden Kandidaten finden.<br />

Mittelständische Unternehmen veröffentlichten<br />

laut der Studie „Recruiting<br />

Trends im Mittelstand 2009“ erstmals<br />

mehr als 60 Prozent der Vakanzen kostengünstig<br />

auf der eigenen Unternehmenswebseite<br />

– das bedeutet ein Plus von 4,3<br />

Prozentpunkten im Vergleich z<strong>um</strong> Vorjahr.<br />

Auch Stellenanzeigen auf Online-Karriereportalen<br />

erfreuen sich beim deutschen<br />

18<br />

Internet<br />

Printmedien<br />

Arbeitsagentur<br />

Andere<br />

0%<br />

11,3<br />

14,1<br />

10% 20% 30% 40% 50%<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />

Abbildung 1<br />

Mittelstand immer größerer Beliebtheit:<br />

Dort werden mittlerweile 36,2 Prozent<br />

der freien Stellen veröffentlicht - das sind<br />

4,5 Prozentpunkte mehr als im Vorjahr.<br />

Denn durch die große Reichweite der<br />

Online-Stellenanzeigen wird eine große<br />

Anzahl an Bewerbungen generiert.<br />

Printmedien <strong>und</strong> Arbeitsagentur<br />

verlieren an Gewicht<br />

Anders als bei den deutschen Großunternehmen<br />

spielen die klassischen Printmedien<br />

für mittelständische Betriebe bei der<br />

Rekrutierung noch eine große Rolle. Mehr<br />

als ein Drittel der Vakanzen wird in Zei-<br />

Die Biesterfeld AG – erfolgreiche Rekrutierungen via Internet<br />

34,3<br />

40,2<br />

In der breitgefächerten Landschaft deutscher mittelständischer Unternehmen<br />

stellen vor allem jene Firmen ein hoch spannendes Beispiel dar, die<br />

den Durchbruch auf internationaler Ebene geschafft haben. Wie die Biesterfeld<br />

AG - ein mittelständisches Unternehmen aus Hamburg, das eine erfolgreiche<br />

Entwicklung vom Salzhändler z<strong>um</strong> internationalen Chemievertrieb<br />

vorweisen kann. Das traditionsreiche Unternehmen handelte schon vor<br />

mehr als 100 Jahren mit norddeutschem Steinsalz in Deutschland <strong>und</strong><br />

Skandinavien. Heute ist es auf den internationalen Handel mit Kunststoffen,<br />

Spezialchemikalien sowie Roh- <strong>und</strong> Wirkstoffen spezialisiert. Im Jahr 2007<br />

erreichte die Biesterfeld AG mit ihren 650 Mitarbeitern weltweit einen<br />

Umsatz von r<strong>und</strong> einer Milliarde Euro. Kein W<strong>und</strong>er, dass das Hamburger<br />

Unternehmen angesichts des Vol<strong>um</strong>ens <strong>und</strong> der Internationalität des<br />

Geschäfts vor großen Herausforderungen im Personalbereich steht. Traditionelle<br />

Rekrutierungsmaßnahmen <strong>und</strong> -prozesse helfen da nur noch<br />

begrenzt.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der besonderen Mitarbeiteranforderungen in einer hoch spezialisierten<br />

Branche setzt die Biesterfeld AG vor allem auf die unternehmensinterne<br />

Ausbildung, <strong>um</strong> qualifizierten Nachwuchs zu generieren. Intern bietet<br />

das Unternehmen Ausbildungsplätze z<strong>um</strong> Kaufmann für Groß- <strong>und</strong> Außenhandel<br />

sowie z<strong>um</strong> Betriebswirt im Außenhandel an.<br />

Anteil der veröffentlichten Vakanzen in<br />

verschiedenen Rekrutierungskanälen<br />

Unternehmens-<br />

Webseite<br />

Printmedien<br />

Internet-<br />

Stellenbörse<br />

Arbeitsagentur<br />

Andere<br />

14,8<br />

9,8<br />

0% 10% 20% 30%<br />

2007 2008<br />

39,4<br />

36,4<br />

31,7<br />

36,2<br />

42,7<br />

34,5<br />

40%<br />

50% 60%<br />

Abbildung 2<br />

58,6<br />

62,9<br />

70%<br />

tungen veröffentlicht. Der Gr<strong>und</strong>: Mittelständler<br />

rekrutieren neues Personal vor<br />

allem auf lokaler Ebene. Allerdings ist<br />

bei der Anzeigenschaltung in den Printmedien<br />

ein Rückgang von drei Prozentpunkten<br />

im Vergleich z<strong>um</strong> Vorjahr zu<br />

beobachten. Über ein Drittel der Mittelständler<br />

kontaktiert außerdem die jeweils<br />

zuständige Arbeitsagentur, <strong>um</strong> nach Personal<br />

zu suchen – mehr als acht Prozent<br />

weniger im Vergleich z<strong>um</strong> Vorjahr (siehe<br />

Abbildung 2).<br />

Neben den klassischen Online-Stellenanzeigen<br />

bieten Online-Jobportale als zusätzliches<br />

Rekrutierungsinstr<strong>um</strong>ent die Suche<br />

In Kooperation mit der Fachhochschule Nordakademie unterstützt das Unternehmen<br />

zudem den dualen Studiengang z<strong>um</strong> Bachelor für Betriebswirtschaft. Nur<br />

selten werden klassische Hochschulabsolventen extern direkt rekrutiert. Denn<br />

die hoch spezialisierte Tätigkeit als Berater für Chemie-Distribution erfordert ein<br />

besonderes Maß an Kenntnissen der Chemie <strong>und</strong> Betriebswirtschaft, so wie sie<br />

das hybride Berufsprofil des Wirtschaftschemie-Ingenieurs bietet. Das entsprechende<br />

Studi<strong>um</strong> wird allerdings bislang nur an wenigen deutschen Universitäten<br />

angeboten. Aus diesem Gr<strong>und</strong> setzt die Biesterfeld AG bevorzugt auf die interne<br />

Ausbildung künftiger Mitarbeiter. Doch allein <strong>um</strong> die Ausbildungsplätze zu besetzen,<br />

sind r<strong>und</strong> 200 Bewerbungen pro Jahr erforderlich.<br />

Da die Bewerber überwiegend aus Hamburg <strong>und</strong> den benachbarten B<strong>und</strong>esländern<br />

stammen, stellt die Webseite der Fachhochschule Nordakademie den<br />

wichtigsten Personalmarketingkanal für die Biesterfeld AG dar. Abiturienten finden<br />

dort einen Link z<strong>um</strong> Unternehmen als Partner der Hochschule. Auf der<br />

Webseite der Biesterfeld AG haben die Interessenten dann die Möglichkeit,<br />

zunächst an einem E-Assessment-Center teilzunehmen. Das Unternehmen entschied<br />

sich für dieses IT-basierte Vorauswahlverfahren, <strong>um</strong> bereits in einem<br />

ersten Schritt möglichst passgenaue Kandidaten zu identifizieren. Denn einer<br />

der wichtigsten Aspekte bei einer Bewerbung ist für die Biesterfeld AG die<br />

Mehrsprachigkeit der Kandidaten. So bietet das E-Assessment den Bewerbern<br />

Quelle: „Recruiting Trends im Mittelstand 2009“,<br />

Universität Frankfurt am Main et al.


in Lebenslaufdatenbanken an. Zwei Rekrutierungsmöglichkeiten,<br />

die vom deutschen Mittelstand noch sehr unterschiedlich genutzt<br />

werden. Während 58 Prozent der Mittelständler regelmäßig<br />

Anzeigen in Internet-Stellenbörsen schalten, <strong>um</strong> ihre Vakanzen<br />

zu besetzen, begeben sich gerade mal 13 Prozent von ihnen aktiv<br />

auf die Suche nach den passenden Talenten in den Lebenslaufdatenbanken<br />

der Karriereportale. Hier besteht ungenutztes Potenzial,<br />

da gerade über die Lebenslaufdatenbanken sogenannte „passive<br />

Jobsuchende“ erreicht werden können, das heißt Kandidaten,<br />

die gr<strong>und</strong>sätzlich Interesse an einem Jobwechsel hätten, sich<br />

jedoch nicht aktiv auf Stellenanzeigen bewerben. So belegt die<br />

Studie „Bewerbungspraxis 2009“ der Universitäten Frankfurt<br />

am Main <strong>und</strong> Bamberg in Zusammenarbeit mit dem Karriereportal<br />

Monster, dass fast zwei Drittel der Deutschen ihren Lebenslauf<br />

in einer Online-Datenbank bereits eingestellt haben beziehungsweise<br />

planen, dies demnächst zu tun.<br />

Bewerbermanagement unterstützt<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

Die Speicherung von Bewerbungen über den eigentlichen Rekrutierungsprozess<br />

hinaus bietet mittelständischen Unternehmen<br />

eine gute Möglichkeit, den internen Kandidatenpool zu füllen.<br />

Mit Hilfe eines solchen Pools kann der regelmäßige Bestand an<br />

geeigneten Kandidaten gewährleistet werden, <strong>um</strong> freie Stellen<br />

schnell <strong>und</strong> unkompliziert zu besetzen. Vor allem durch den<br />

Einsatz von Online-Formularen auf der eigenen Webseite erhalten<br />

Unternehmen digitale Bewerberdaten in strukturierter Form<br />

<strong>und</strong> können sie problemlos in eine interne Kandidaten-Daten-<br />

die Möglichkeit, schnell zu prüfen, ob die Berufsfelder in diesem Unternehmen<br />

die richtigen für sie sind. Dabei müssen die Kandidaten Fragen zu<br />

Sprachkenntnissen <strong>und</strong> schulischer Ausbildung beantworten sowie Logikaufgaben<br />

bearbeiten. Nach Beendigung des E-Assessment erhalten die<br />

Kandidaten eine Beurteilung <strong>und</strong> werden bei positiver Bewertung direkt<br />

aufgefordert, sich bei der Biesterfeld AG zu bewerben.<br />

Der Einsatz des E-Assessment-Tools hat sich für die Biesterfeld AG als<br />

voller <strong>Erfolg</strong> erwiesen, wie die Zahlen eindrucksvoll belegen. Wurde das<br />

Tool im Jahr 2007 in der Testphase noch von 23 Prozent der Bewerber<br />

genutzt, so stieg die Zahl der Nutzer im Folgejahr auf 88 Prozent. Zudem<br />

konnte die Passgenauigkeit der Kandidaten deutlich verbessert werden.<br />

Außerdem konnten die internen Bearbeitungsprozesse durch den Einsatz<br />

des Online-Tools nachhaltig optimiert werden: Die vormals schier endlose<br />

Reihe der Interviews konnte durch wenige, dafür jedoch gezielte Bewerbungsgespräche<br />

ersetzt werden, <strong>und</strong> es wurde ein sogenannter Entscheidungstag<br />

für alle Bereiche eingeführt. Dadurch konnte die Zeit der Bewerberauswahl<br />

deutlich verkürzt werden.<br />

bank integrieren. So betreibt mittlerweile fast die Hälfte der mittelständischen<br />

Firmen in Deutschland IT-gestütztes Bewerbermanagement.<br />

Außerdem speichern immer mehr mittelständische Unternehmen<br />

auch die Profile ihrer Mitarbeiter in internen Kandidaten-<br />

Datenbanken. Dadurch können die Qualifikationen <strong>und</strong> Stärken<br />

der Mitarbeiter schnell nachvollzogen werden <strong>und</strong> die interne<br />

Besetzung freier Stellen wird vereinfacht. Außerdem helfen<br />

interne Kandidaten-Datenbanken bei sogenannten „Boomerang<br />

Hires“: Verlässt ein guter Mitarbeiter das Unternehmen, ist eine<br />

Rückkehr zu einem späteren Zeitpunkt keineswegs ausgeschlossen.<br />

IT-basiertes Bewerbermanagement stellt daher für mittelständische<br />

Betriebe eine effektive HR-Lösung dar, die hilft,<br />

durch qualifiziertes Personal an den richtigen Stellen gerade<br />

in schwierigen Zeiten wettbewerbsfähig zu bleiben.<br />

Autor<br />

Marco Bertoli,<br />

Geschäftsführer, Monster<br />

Worldwide Central Europe,<br />

Eschborn,<br />

marco.bertoli@monster.de<br />

Anzeige<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 19


E-RECRUITING Karrierewebsite<br />

20<br />

Nicht imitieren,<br />

sondern definieren<br />

In den vergangenen Jahren hat sich die<br />

Karrierewebsite eines Unternehmens immer<br />

mehr z<strong>um</strong> Dreh- <strong>und</strong> Angelpunkt des<br />

Arbeitgeberauftritts entwickelt. Kein W<strong>und</strong>er,<br />

dass unter den Konzernen längst ein<br />

Website-Wettrüsten begonnen hat. Und<br />

der Mittelstand? Können mittelständische<br />

Unternehmen mit ihren vergleichsweise<br />

kleinen Budgets überhaupt mithalten?<br />

B<br />

ei einer Karrierewebsite kommt es nicht auf „schneller,<br />

höher, weiter“ an. Entscheidend ist vielmehr die Antwort<br />

auf die Frage nach dem konkreten Bedarf des Unternehmens<br />

sowie eine maßgeschneiderte Website-<strong>Strategie</strong>. Wenn Mittelständler<br />

ihren Bedarf sowie ihre eigenen Stärken genau in den<br />

Blick nehmen, statt Konzernseiten zu imitieren, können sie<br />

mit ihren Arbeitgeberseiten im Internet überzeugen.<br />

Die richtige Website-<strong>Strategie</strong> beginnt bei der Zielsetzung.<br />

Was soll der Arbeitgeberauftritt leisten? In den meisten mittelständischen<br />

Unternehmen erfüllen die Karriereseiten<br />

hauptsächlich Recruitingaufgaben. Meist geht es nicht dar<strong>um</strong>,<br />

b<strong>und</strong>esweit ein Arbeitgeberimage aufzubauen. Daher sollten<br />

mittelständische Karrierewebsites besonders schnell auf den<br />

Punkt kommen <strong>und</strong> kurze Wege zur konkreten Bewerbung<br />

bieten.<br />

Struktur nach Zielgruppen<br />

Wie ist die Website strukturiert? Auch der Mittelstand hat in<br />

der Regel unterschiedliche Zielgruppen: Auszubildende, Studierende,<br />

Absolventen <strong>und</strong> Professionals. Und in einer weiteren<br />

Dimension: Techniker <strong>und</strong> Ingenieure, Kaufleute <strong>und</strong> Verwaltungsfachleute,<br />

Wirtschaftswissenschaftler, Naturwissenschaftler,<br />

Juristen oder gewerbliche Mitarbeiter. Diese potenziellen<br />

Bewerber brauchen einen schnellen Überblick. Daher<br />

bietet sich auch für den Mittelstand eine Karrierestartseite als<br />

Verteilerseite für verschiedene Zielgruppen an. Genauso wichtig<br />

wie die in den beschriebenen zwei Dimensionen beispielhaft<br />

genannten Zielgruppen ist eine dritte Zielgruppen-Dimen-<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />

sion: der gesuchte „Typ“. Welche Persönlichkeiten benötigt das<br />

Unternehmen an welchen Stellen, sind es die „Forscher“,<br />

„Abenteurer“, „Führer“ oder „Kümmerer“? Wie „ticken“ diese<br />

Menschen <strong>und</strong> was erwarten sie auf der Karriereseite?<br />

Mittelständische Stärken herausstreichen<br />

Gr<strong>und</strong>legend ist eine ansprechende, informative Beschreibung<br />

des Angebots als Arbeitgeber. Das Unternehmen sollte<br />

schnell auf den Punkt kommen <strong>und</strong> statt der üblichen Plattitüden<br />

(Marktführer, hervorragende Karrierechancen in einem<br />

innovativen Unternehmen, dynamisches Umfeld, junges Team)<br />

die typisch mittelständischen Stärken herausarbeiten. Dafür<br />

müssen insbesondere die Texte stimmen, die diese Botschaften<br />

komprimiert transportieren.<br />

Hier können mittelständische Unternehmen durchaus ihre Vorteile<br />

als „Kleine“ gegenüber den „Großen“ nutzen. Die Erfahrung<br />

zeigt, dass es hier weit weniger Restriktionen innerhalb<br />

der IT oder des Marketings gibt <strong>und</strong> beide Abteilungen daher<br />

flexibler auf Anforderungen aus dem Personalbereich reagieren<br />

können. Das liegt nicht zuletzt an den weniger starren Kommunikationswegen<br />

<strong>und</strong> offeneren Systemlandschaften. Deshalb<br />

sollten die Projektverantwortlichen diese Flexibilität, die<br />

Freiheiten <strong>und</strong> den Gestaltungsra<strong>um</strong>, der sich ihnen bietet,<br />

durchaus nutzen.<br />

Startseite mit Arbeitgeber-USP<br />

Schon gleich zu Beginn der Karriere-Startseite beginnt der gute<br />

mittelständische Arbeitgeberauftritt mit einer überzeugen


den <strong>und</strong> packenden Darstellung der Vorzüge<br />

der Jobwelt im Unternehmen. Hier sollten<br />

Mittelständler einen Test machen: Können<br />

Kandidaten innerhalb kürzester Zeit<br />

erkennen, war<strong>um</strong> sie sich ausgerechnet für<br />

diesen Arbeitgeber interessieren sollten?<br />

Mit Emotionen punkten<br />

Eine Entscheidung für einen Arbeitgeber<br />

findet immer auch über Emotionen statt. Die<br />

emotionale Ansprache in Wort, Bild (auch<br />

bewegt) <strong>und</strong> gegebenenfalls Ton muss z<strong>um</strong><br />

Unternehmen passen. Hier können die Unternehmen<br />

mit Ideen, Kulturelementen <strong>und</strong><br />

Werten überzeugen. Persönlichkeit <strong>und</strong> Individualität<br />

sind solche glaubwürdigen Werte<br />

des Mittelstands. Umsatzzahlen <strong>und</strong> Marktanteile<br />

fallen im Zweifelsfall im Vergleich zu<br />

den Großen ab. Sie sollten daher z<strong>um</strong>indest<br />

nicht gleich im ersten Absatz der Karrierewebsite<br />

stehen. Der Ansprache der Zielgruppe<br />

muss eine einfache Gedankenübung<br />

„<br />

„Bei einer Karrierewebsite kommt es nicht auf<br />

schneller, höher, weiter an. Entscheidend ist<br />

vielmehr die Antwort auf die Frage nach dem<br />

konkreten Bedarf des Unternehmens sowie eine<br />

maßgeschneiderte Website-<strong>Strategie</strong>.”<br />

vorausgehen: Die potenziellen Bewerber<br />

haben einen Arbeitsplatz, auf dem sie erfolgreich<br />

sind, ihre Kollegen sind nett <strong>und</strong> wahrscheinlich<br />

bekommen sie auch noch Geld für<br />

das, was sie tun – war<strong>um</strong> sollte man sich<br />

also bei Ihrem Unternehmen bewerben?<br />

Ganz klar: Sie müssen einen Mehrwert bieten<br />

oder sich wenigstens in wichtigen Aspekten<br />

unterscheiden.<br />

Web 2.0 für den Mittelstand<br />

Welche Zusatzangebote sind jenseits von<br />

Bild <strong>und</strong> Text möglich <strong>und</strong> im Hinblick auf<br />

Ziele <strong>und</strong> Zielgruppen sinnvoll? Arbeitgeber-<br />

Videos z<strong>um</strong> Beispiel sind für Mittelständler<br />

durchaus interessant. Es müssen keine Hochglanzproduktionen<br />

sein. Gerade im Mittelstand<br />

kommt ein einfaches Video im Reportagestil<br />

besser bei den Zielgruppen an als<br />

der hochpolierte Imagefilm. Hands-on-Produktionen<br />

entsprechen der Mentalität der<br />

Zielgruppen, die gerne beim Mittelstand<br />

arbeiten möchten. Bei aufwändigen Serienmedien<br />

wie Blogs oder Podcasts sollten mittelständische<br />

Unternehmen im Auge behalten,<br />

welche Zielgruppen tatsächlich ein Interesse<br />

am regelmäßigen Kons<strong>um</strong> dieser Medien<br />

haben könnten. Hier sind mittelständische


E-RECRUITING Karrierewebsite<br />

Arbeitgeberinhalte meist weniger vielversprechend<br />

als Fachthemen. Einen Blog zu<br />

einer bestimmten Programmiersprache kann<br />

eine darauf spezialisierte, mittelständische<br />

IT-Beratung durchaus auch zur Arbeitgeberwerbung<br />

nutzen, etwa mit Hilfe eines Verweises<br />

auf eigene Stellenangebote. Unternehmen<br />

brauchen für einen solchen Blog aber<br />

Themen – <strong>und</strong> mögliche Blogger im eigenen<br />

Haus.<br />

Genutzt werden sollten die Multiplikator-<br />

Effekte von Social Media-Plattformen wie<br />

Twitter, Xing <strong>und</strong> Facebook, die man in die<br />

Karriere-Website einbinden kann. Wichtig<br />

dabei ist, vorher die internen Ressourcen zu<br />

klären. Unbedingt muss der Fehler vieler<br />

großer Unternehmen vermieden werden, die<br />

diese Plattformen nur als weiteren Kanal der<br />

One-Way-Kommunikation verstehen. Denn<br />

gerade diese Portale leben von der Interaktion<br />

<strong>und</strong> müssen daher personell bedient<br />

werden. Das schätzen <strong>und</strong> kennen die Nutzer.<br />

Und gerade hierin liegt der Vorteil des<br />

Mittelstands, der damit dem Unternehmen<br />

ein persönliches Gesicht geben kann, <strong>um</strong><br />

mit potenziellen Kandidaten im wahrsten<br />

Sinn des Wortes ins Gespräch zu kommen.<br />

Aber nicht zu jedem Unternehmen <strong>und</strong> seiner<br />

Zielgruppe passt ein Auftritt in Web 2.0.<br />

Es ist kritisch zu prüfen, ob Unternehmsprofile<br />

bei Facebook oder Twitter dem Arbeitgeber-Image<br />

wirklich weiterhelfen.<br />

Konsistent kommunizieren<br />

Auch mittelständische Unternehmen betreiben<br />

Personalwerbung, meist in Form von Stellenanzeigen.<br />

Hier kommt es auf den roten<br />

Faden an, der die unterschiedlichen Medien<br />

durchzieht. Bewerber müssen das Unternehmen<br />

in den Bilderwelten <strong>und</strong> Texten wiedererkennen,<br />

wenn sie von der Anzeige auf<br />

die Karrierewebsite wechseln. Und genauso<br />

müssen sich die Versprechen in den Anzeigen<br />

auch im Rekrutierungsprozess widerspiegeln.<br />

Es ist nicht zu weit ausgeholt, wenn<br />

man darin auch die Anwenderfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

der Website einbezieht.<br />

Website gezielt vermarkten<br />

Die schönste Karrierewebsite nützt nichts,<br />

wenn die Besucher ausbleiben. Online-Mar-<br />

22<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />

„<br />

„Der Relaunch der Karrierewebsite ist nicht<br />

nur eine spannende kreative Aufgabe, sondern<br />

erfordert als strategisches HR-Instr<strong>um</strong>ent<br />

saubere analytische <strong>und</strong> methodische Arbeit.“<br />

keting, Suchmaschinenoptimierung (SEO)<br />

<strong>und</strong> Suchmaschinenmarketing (SEM) bieten<br />

wirkungsvolle Methoden. Die Marketingziele<br />

Reichweite, Image oder Rekrutierung<br />

müssen konsequent verfolgt werden.<br />

Ein Mediaplan für die Karrieresite bringt<br />

Klarheit <strong>und</strong> bildet die Gr<strong>und</strong>lage für das<br />

<strong>Erfolg</strong>scontrolling.<br />

Ein großes Potenzial liegt im Bereich Suchmaschinenoptimierung.<br />

Schon die Indizierung<br />

der Jobs der Unternehmens-Stellenbörse<br />

bei Google bringt große Vorteile bei<br />

der Auffindbarkeit. Keyword-Advertising<br />

lockt viele Besucher an. Die Auswahl der<br />

richtigen Keywords in einem ausgewogenen<br />

Kosten-Nutzenverhältnis ist daher ein<br />

wichtiger Schritt in der Vermarktung.<br />

Bewerbermanagementsysteme<br />

nutzen<br />

Kein professionelles E-Recruiting ohne Bewerbermanagementsystem.<br />

Die meisten dieser<br />

Lösungen kosten jedoch sehr viel Geld. Speziell<br />

für den Mittelstand gibt es Out-of-thebox-Produkte,<br />

die zwar nicht individualisierbar<br />

sind, aber alles bieten, was im Rekrutierungsprozess<br />

benötigt wird. Das heißt, dass<br />

die Unternehmen ihre Recruiting-Prozesse<br />

diesen Programmen – meist geringfügig –<br />

anpassen müssen. Der Vorteil: Zahlreiche Unternehmen<br />

haben ihre Prozesse nicht wirklich<br />

definiert <strong>und</strong> haben im Zusammenhang<br />

mit der Einführung eines Bewerbermanagementsystems<br />

erstmals die Gelegenheit, sich<br />

damit auseinander zu setzen.<br />

Controlling der Website<br />

Keine <strong>Erfolg</strong>skontrolle ohne Statistik. Sie<br />

gibt z<strong>um</strong> Beispiel Auskunft über Herkunft<br />

der Besucher, Klicks, Verweilzeiten <strong>und</strong><br />

Einstiegswege. Mittlerweile sind kostengünstige<br />

Open-Source-Angebote verfügbar.<br />

Das Problem besteht eher darin, dass sich<br />

im Unternehmen jemand die Mühe machen<br />

muss, diese Angebote professionell zu handhaben<br />

<strong>und</strong> sie tatsächlich zur Optimierung<br />

des Arbeitgeber-Auftritts einzusetzen. Die<br />

Verbindung von Website-Statistik <strong>und</strong> Einstellungszahlen<br />

stellt mittelständische<br />

Arbeitgeber vor besondere Herausforderungen.<br />

Einfache Lösungen wie die Auswertung<br />

der Klickpfade auf der Website von der<br />

Karrierestartseite bis z<strong>um</strong> gesendeten Bewerbungsformular<br />

bieten einen guten Ansatz.<br />

Das erfordert jedoch auch Ehrlichkeit <strong>und</strong><br />

Offenheit gegenüber den Ergebnissen,<br />

<strong>und</strong> zwar gegenüber der derzeitigen Performance<br />

wie der geplanten Zielerreichung.<br />

Eine Nullmessung vor Veränderung von<br />

Auftritt <strong>und</strong> Prozess, eine definiertes Ziel,<br />

der Einsatz von Maßnahmen, die genau<br />

dieses Ziel unterstützen <strong>und</strong> die Überprüfung<br />

von Zielerreichung, verb<strong>und</strong>en mit<br />

Anpassungen der Maßnahmen zur Verbesserung,<br />

gehören dazu.<br />

Die Karrierewebsite ist auch für den Mittelstand<br />

das zentrale Instr<strong>um</strong>ent der Positionierung<br />

<strong>und</strong> Rekrutierung. Im Zusammenhang<br />

mit der Konzeption oder dem<br />

Relaunch einer Website muss sich das Unternehmen<br />

als Arbeitgeber eine Vielzahl von<br />

Fragen stellen. Die Antworten können durchaus<br />

vertraute Vorgehensweisen nachhaltig<br />

verändern. Jedoch ist der Relaunch der Karrierewebsite<br />

nicht nur eine spannende kreative<br />

Aufgabe, sondern erfordert als strategisches<br />

HR-Instr<strong>um</strong>ent saubere analytische<br />

<strong>und</strong> methodische Arbeit. Nur wer sich dieser<br />

Arbeit unterzieht, kann im Wettbewerb<br />

<strong>um</strong> die Kandidaten einen Platz in den vorderen<br />

Reihen erobern.<br />

Autor<br />

Arne Gehlhaar,<br />

Interactive Director,<br />

TMP Communication &<br />

Services GmbH, Wiesbaden<br />

arne.gehlhaar@tmp.de


S<br />

eit der Gründung hat sich das Unternehmen zu einem<br />

der größten Anbieter von Windkraftanlagen entwickelt<br />

<strong>und</strong> durch eine Fülle technologischer Neuerungen große<br />

Fortschritte in der Windenergienutzung ermöglicht, die<br />

die Effizienz der Windenergie gesteigert haben. Die <strong>Erfolg</strong>sgeschichte<br />

von Enercon basiert auf einer übergreifenden<br />

Innovationskultur, die vom Forschungs- <strong>und</strong> Entwicklungsbereich<br />

mit seinen r<strong>und</strong> 130 Ingenieuren bis weit<br />

in die Produktion hinein reicht.<br />

Sorgfältige internationale Personalauswahl<br />

In dem Unternehmen hat die Schaffung eines Gleichgewichts<br />

zwischen interner Personalgewinnung <strong>und</strong> der Rekrutierung<br />

externer Spezialisten Tradition. Da Experten im<br />

Bereich der Windenergie über alle Aufgabengebiete hinweg<br />

Mangelware sind, kommt der Entwickelbarkeit neuen<br />

Personals eine erhebliche Bedeutung zu. Um das Prinzip<br />

einer sorgfältigen Personalauswahl auch vor dem Hintergr<strong>und</strong><br />

einer zunehmenden Internationalisierung zu gewährleisten,<br />

entschied sich Enercon Anfang 2008, SAP-E-Recruiting<br />

unternehmensweit einzuführen. Die zuvor eingesetzten<br />

Office-Tools, mit denen die damals nahezu ausschließlich<br />

schriftlichen Bewerbungen vorher bearbeitet wurden, waren<br />

nicht sinnvoll an das Internet als globales Medi<strong>um</strong> anzuschließen<br />

<strong>und</strong> boten auch keine Prozessunterstützung zur<br />

Verarbeitung der immer größeren Zahl von Bewerbungen.<br />

Hauptziel des Projekts war es daher, Transparenz über die<br />

eingehenden Bewerbungen zu schaffen. Zudem wollte das<br />

Unternehmen die Prozesseffizienz im Recruiting steigern<br />

<strong>und</strong> Verwaltungsaufwände reduzieren.<br />

Deutschland als Pilot für Machbarkeit<br />

Trotz des internationalen Wachst<strong>um</strong>s <strong>und</strong> des damit einhergehenden<br />

globalen Personalbedarfs konzentrierte sich<br />

R<strong>und</strong> <strong>um</strong> die Welt<br />

Aufgr<strong>und</strong> weltweiter Expansion <strong>und</strong> der<br />

internationalen Suche nach Spezialisten entschied<br />

sich der Windkraftanlagenproduzent Enercon<br />

Anfang 2008 zur standortübergreifenden Einführung<br />

von SAP-E-Recruiting.<br />

Best Practice E-RECRUITING<br />

Enercon gemeinsam mit dem Talent Management-Spezialisten<br />

Promerit zunächst auf die Einführung des SAP-E-<br />

Recruiting-Systems im Heimatmarkt Deutschland. Damit<br />

sollte mit dem größten Standort, an dem pro Jahr r<strong>und</strong><br />

400 neue Mitarbeiter rekrutiert werden, ein Fallbeispiel<br />

geschaffen werden, das als Vorbild <strong>und</strong> „Machbarkeitsbeweis“<br />

für den internationalen Rollout dienen konnte.<br />

Schon während der Konzeption wurde deshalb auch die<br />

internationale Ausbaufähigkeit des Systems berücksichtigt,<br />

<strong>um</strong> spätere Schwierigkeiten bei der Einführung in den<br />

verschiedenen Ländern mit Firmenstandorten zu vermeiden.<br />

Seit Ende 2008 nutzt Enercon Deutschland E-Recruiting<br />

nicht nur für Akademiker, sondern auch für Servicemitarbeiter,<br />

Kran- <strong>und</strong> Kraftfahrer, die an den Windenergie-Anlagen<br />

arbeiten sowie seit diesem Jahr auch für Auszubildende.<br />

Damit können, derzeit noch mit Ausnahme<br />

der Produktionsmitarbeiter, sämtliche Bewerberzielgruppen<br />

abgedeckt werden. Die Umstellung auf Online-Bewerbungen<br />

war problemlos, schriftliche Bewerbungen für den<br />

deutschen Markt erreichen das Unternehmen heute nur<br />

noch in geringer Zahl.<br />

Global Template-Phase<br />

Nach einer bewussten Stabilisierungsphase begannen im<br />

Frühjahr 2009 die Vorbereitungen für den internationalen<br />

Rollout. Dabei galt es, den Zielkonflikt zwischen schnellen<br />

Einführungszyklen <strong>und</strong> den unterschiedlichen internationalen<br />

Anforderungen zu lösen. Der Ansatz dafür war<br />

ein sogenanntes „Global Template“ für die im Internet<br />

benutzten Formulare <strong>und</strong> die Prozesse im Back- <strong>und</strong> Frontend.<br />

Auf Basis des in Deutschland bewährten Systems wurde<br />

zunächst ein länderübergreifender Standard für das E-<br />

Recruiting-System im Sinne eines kleinsten gemeinsamen<br />

Nenners definiert, der für alle Standorte weltweit gül-<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 23


E-RECRUITING Best Practice<br />

tig ist <strong>und</strong> bedarfsweise durch spezifische<br />

nationale Anforderungen ergänzt<br />

werden kann. Lediglich das Global Template<br />

wird an die lokalen Bedürfnisse der<br />

Zielländer adaptiert. Die Systembasis<br />

bleibt gr<strong>und</strong>sätzlich unangetastet, <strong>um</strong><br />

sich wiederholende Diskussionen <strong>und</strong><br />

Neudefinitionen zu vermeiden (siehe<br />

Abbildung).<br />

Trotz der Orientierung auf einen möglichst<br />

hohen Vereinheitlichungsgrad konnte<br />

die Flexibilität des Systems bei der<br />

Anpassung an lokale Anforderungen wichtige<br />

Dienste leisten. Die Abbildung visualisiert<br />

diese Vorgehensweise: rot markiert<br />

sind die Systemelemente, die global als<br />

Standard festgelegt wurden, während im<br />

wesentlich kleineren grauen Bereich die<br />

Themen genannt sind, die pro Land spezifisch<br />

definiert werden können. Global<br />

definiert sind damit z<strong>um</strong> Beispiel die<br />

Datenkataloge, die eine weltweite Stellensuche<br />

über einheitliche Suchkriterien<br />

ermöglichen, die Gr<strong>und</strong>prozesse im Bewerbermanagement<br />

<strong>und</strong> alle Materialien, die<br />

für die Einführung global benötigt werden<br />

(Anleitungen <strong>und</strong> mehr). Lokal anpassbar<br />

sind etwa alle landesspezifischen Briefe<br />

(Absagen et cetera), Stellenausschreibungen<br />

(Sprache, rechtliche Vorgaben)<br />

oder auch die zur Abbildung der jeweiligen<br />

Organisationsstruktur nötigen Berechtigungskonzepte.<br />

Auch spezielle lokale<br />

Anforderungen sind abbildbar: Um der<br />

Anforderung an eine möglichst wohnortnahe<br />

Verwendung von Servicemonteuren<br />

entsprechen zu können, wurde in die<br />

Stellensuche für Deutschland eine<br />

Umkreissuche implementiert.<br />

Windkraft weltweit<br />

Aufgr<strong>und</strong> des massiven lokalen Wachst<strong>um</strong>s<br />

wurde Frankreich z<strong>um</strong> Testfall der<br />

Internationalisierung des E-Recruitings.<br />

Basierend auf dem vorhandenen Global-<br />

Template konnte der Rollout innerhalb<br />

von nur drei Monaten abgeschlossen werden.<br />

Die schnelle Implementierung entlastete<br />

spürbar das kleine HR-Team vor<br />

Ort. Durch die aufwendigen Vorarbeiten<br />

im Rahmen des Global Templates waren<br />

24<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />

Enercon GmbH<br />

Mit der Unternehmensgründung 1984 begann Diplomingenieur Aloys Wobben die ökonomischökologische<br />

<strong>Erfolg</strong>sgeschichte von Enercon. In den zurückliegenden 25 Jahren hat sich das im<br />

ostfriesischen Aurich ansässige Unternehmen von einer kleinen Gründerfirma mit innovativen Ideen<br />

für ein „Nischenprodukt“ z<strong>um</strong> deutschen Marktführer in der Zukunftstechnologie Windenergie<br />

entwickelt. International zeigt Enercon Präsenz auf den wesentlichen Märkten <strong>und</strong> unterhält<br />

Produktionsstätten in Brasilien, Indien, Schweden, Portugal <strong>und</strong> der Türkei. Weltweit beschäftigt<br />

Enercon über 12 000 Mitarbeiter <strong>und</strong> erzielt eine Bilanzs<strong>um</strong>me von r<strong>und</strong> drei Milliarden Euro.<br />

Global Template <strong>und</strong> lokale Freiheiten Abbildung<br />

Global Configuration<br />

Project organization:<br />

• Processes<br />

• Templates<br />

Basic system processes:<br />

• Requisition/publishing<br />

• Applicant-Management/selection<br />

• Relationship-Management/talent pools<br />

• Contract-Management/hiring<br />

Regulations/SOPs:<br />

• SLAs<br />

• Approval processes<br />

• Selection guidelines<br />

• Policies<br />

Visual Design:<br />

• Branding<br />

• Usabiliy<br />

Auf Basis des in Deutschland bewährten Systems wurde zunächst ein länderübergreifender<br />

Standard für das E-Recruiting-System im Sinne eines kleinsten gemeinsamen Nenners definiert,<br />

der für alle Standorte weltweit gültig ist.<br />

zudem viele Fragen bereits geklärt <strong>und</strong><br />

<strong>um</strong>fangreiches Material vorhanden, was<br />

auch die normalerweise kritische Anfangsakzeptanz<br />

bei den Nutzern des Systems<br />

im Vergleich zu einer isolierten Systemeinführung<br />

deutlich erhöhte.<br />

Eine besondere Herausforderung auf internationaler<br />

Ebene stellt der anstehende<br />

Kanada-Rollout dar. Im Gegensatz zu den<br />

bisherigen Einführungen soll SAP-E-<br />

Recruiting in Kanada nicht nur zur normalen<br />

Ersatz- <strong>und</strong> Wachst<strong>um</strong>srekrutierung<br />

genutzt werden, sondern ab dem zweiten<br />

Quartal 2010 das zentrale Werkzeug z<strong>um</strong><br />

kompletten Neuaufbau von Standorten<br />

sein. Bei diesem „Project Recruiting“ muss<br />

das Unternehmen eine hohe Zahl von Pro-<br />

Global data catalogue:<br />

• Job families<br />

• Skills/competencies<br />

• Qualification criteria<br />

• Structure of data overview<br />

• Correspondence<br />

Roles:<br />

• Roles and authorizations<br />

• Organization<br />

Communication concept:<br />

• Change-Management concept<br />

• Training material<br />

• Policies for website integration<br />

Reporting:<br />

• Basic KPls<br />

• Basic reporting concept<br />

Local Configuration<br />

Local Adaptions, e.g.<br />

• Processes<br />

• Authorizations<br />

• Workflows<br />

• Local Fields/values<br />

• Local Developments<br />

• Statutory regulations<br />

• Content<br />

• Brand specifics<br />

• Letter templates/<br />

correspondence<br />

• Configurations<br />

•…<br />

Info<br />

duktions- <strong>und</strong> Servicemitarbeitern direkt<br />

neu rekrutieren <strong>und</strong> gleichzeitig die administrativen<br />

Funktionen für die neuen Mitarbeiter<br />

aufbauen – inklusive HR. Im Vergleich<br />

zu Frankreich müssen jedoch in<br />

Kanada zwei Amtssprachen <strong>und</strong> vor allem<br />

auch zwei unterschiedliche Kulturkreise<br />

mit abweichenden Recruitingphilosophien<br />

abgedeckt werden: das eher<br />

europäisch geprägte Quebec <strong>und</strong> der englischsprachige<br />

Rest Kanadas, der sich<br />

weit stärker an US-amerikanischen Prozessen<br />

<strong>und</strong> Gewohnheiten orientiert.<br />

Durch den kompletten Neuaufbau der<br />

lokalen Organisation sind zudem die technischen<br />

Rahmenbedingungen ungleich<br />

komplexer: So existiert derzeit noch kei-


ne entsprechende Karriereseite im Internet,<br />

über die sich die Bewerber in Zukunft<br />

online bewerben können. Das aber ist für<br />

jedes E-Recruiting-System eine notwendige<br />

Voraussetzung <strong>und</strong> bedeutet, dass<br />

neben der klassischen Prozessintegration<br />

auch ein entsprechendes Website-Konzept<br />

parallel aufgesetzt werden muss.<br />

Damit erweitert sich der Umfang des Projekts<br />

deutlich – aus einer Systemeinführung<br />

wird ein HR-Komplettwerkzeug,<br />

das auch entsprechende Personalmarketing-Inhalte<br />

bieten muss.<br />

Wachst<strong>um</strong> mit Pragmatismus<br />

Für den bisherigen <strong>Erfolg</strong> von Enercon war<br />

entscheidend, dass angesichts des Wachst<strong>um</strong>stempos<br />

<strong>und</strong> der Internationalität<br />

Wert auf sinnvolle Prozesse <strong>und</strong> ein klar<br />

geregeltes Zusammenspiel der gesamten<br />

Recruiting-Organisation gelegt wurde. So<br />

wurden im System eindeutige Verant-<br />

wortlichkeiten <strong>und</strong> Zuständigkeiten durch<br />

sogenannte „Lead Recruiter“ definiert<br />

<strong>und</strong> die systemseitige Einbindung der<br />

Personal suchenden Fachbereiche auf ein<br />

Minim<strong>um</strong> reduziert. Die Verantwortung<br />

für die Prozessführung ist klar dem Personalbereich<br />

zugeordnet; gleichzeitig<br />

akzeptieren die Fachbereiche das System<br />

als wichtiges Hilfsmittel zur Besetzung<br />

ihrer Vakanzen.<br />

Internationale E-Recruiting-Projekte scheitern<br />

teilweise bereits in der Global Template<br />

Phase, da die Unternehmen versuchen,<br />

ein möglichst perfektes Template zu<br />

entwerfen, das stark standardisiert ist,<br />

zusätzlich aber auch alle erdenklichen<br />

Länderanforderungen möglichst kleinteilig<br />

abbilden kann. Dazu kommt, dass viele<br />

Unternehmen im Rollout zu schnell zu<br />

viele Länder integrieren möchten, obwohl<br />

die Gr<strong>und</strong>lage, das Global Template, noch<br />

nicht ausgereift ist. Enercon hingegen<br />

setzte auf die <strong>Strategie</strong>, zunächst ein erstes<br />

Land live zu setzen. Hierdurch stand den<br />

ersten globalen Rollout-Teams bereits von<br />

Anfang an ein etabliertes <strong>und</strong> vor allem<br />

akzeptiertes System z<strong>um</strong> „Durchspielen“<br />

<strong>und</strong> z<strong>um</strong> Abgleich mit den eigenen Prozessen<br />

zur Verfügung, was theoretische<br />

Diskussionen über den Umfang des Global<br />

Templates deutlich reduzierte.<br />

Autor<br />

Jörg Höfig,<br />

Personalreferent, ENERCON<br />

Service Deutschland GmbH,<br />

joerg.hoefig@enercon.de<br />

Autor<br />

Marcus Reidenbach,<br />

Senior Consultant bei der<br />

Promerit AG,<br />

marcus.reidenbach@<br />

promerit.com


E-RECRUITING Social Networks<br />

26<br />

Transparenz geschickt nutzen<br />

Ka<strong>um</strong> jemand, der sich mittlerweile nicht in einem Social Network t<strong>um</strong>melt. Besonders<br />

die Business Netzwerke rüsten im Bereich E-Recruiting auf. Doch was können diese wirklich<br />

für die Suche <strong>und</strong> das Finden von Fach- <strong>und</strong> Führungskräften <strong>und</strong> darüber hinaus leisten?<br />

„E<br />

s ist nicht wichtig, welche Kontakte, sondern welches<br />

Wissen Du hast.“ Diese bekannte Maxime mag<br />

im ersten Moment veraltet klingen, da alte Seilschaften<br />

<strong>und</strong> heimliche Handschläge immer mehr dem offenen<br />

<strong>und</strong> kostenlosen „Networking“ im Internet Platz zu machen<br />

scheinen. Tatsache ist jedoch, dass es für den Einzelnen<br />

immer schwieriger wird, sich nur noch auf persönliche<br />

Beziehungen zu verlassen, da seine Fähigkeiten <strong>und</strong> seine<br />

Jobskills mittlerweile genau bewertet <strong>und</strong> verglichen<br />

werden können <strong>und</strong> ihm als digitales Profil quasi vorauseilen.<br />

Für einige Bewerber vielleicht ein Fluch, für viele<br />

jedoch eine echte Chance: Aktiv genutzt bietet die digitale<br />

Welt Fach- <strong>und</strong> Führungskräften eine ideale Plattform,<br />

Personalsuche in digitalen Netzwerken<br />

1. Ihr Unternehmensprofil ist die wichtigste Anlaufstelle<br />

Erstellen oder aktualisieren Sie Ihr Unternehmensprofil. Einige Online-<br />

Businessnetzwerke bieten Ihnen die Möglichkeit, ein Unternehmensprofil<br />

individuell zu gestalten.<br />

2. Treffen Sie als Mitglied in relevanten Gruppen interessante Kandidaten<br />

Mitgliedergruppen sind ein wichtiger Bestandteil von sozialen Netzwerken.<br />

Suchen Sie nach Gruppen, die sich mit relevanten Themen <strong>und</strong> Branchen auseinander<br />

setzen <strong>und</strong> treten Sie diesen Gruppen bei. Als Gruppenmitglied haben Sie<br />

optimale Kontaktmöglichkeiten zu den jeweiligen Experten <strong>und</strong> High Potentials.<br />

3. Zeigen Sie Präsenz <strong>und</strong> gründen Sie Ihre eigene Unternehmensgruppe<br />

Eine eigene Unternehmensgruppe innerhalb eines Online-Businessnetzwerks<br />

gibt Ihnen die beste Möglichkeit, den unterschiedlichen Zielgruppen Ihres<br />

Unternehmens Diskussionsforen zu bieten <strong>und</strong> sie mit News zu versorgen.<br />

4. Halten Sie Ausschau, welche Experten spannende Fragen stellen <strong>und</strong><br />

gute Antworten geben<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />

<strong>um</strong> die eigenen Fähigkeiten <strong>und</strong> Berufserfahrungen effektiv<br />

zu präsentieren. Zusätzlich kann auch das Netzwerk<br />

vertrauenswürdiger Kontakte die Recruiter überzeugen.<br />

Der Nutzen digitaler Netzwerke für HR-Profis<br />

Immer mehr Menschen suchen online nach dem nächsten<br />

Arbeitgeber <strong>und</strong> präsentieren sich, ihr Netzwerk <strong>und</strong> ihr<br />

Können im Internet. Für Personalverantwortliche wird es<br />

damit insgesamt immer einfacher, einen Experten aus<br />

einem bestimmten Bereich, einen Geschäftskontakt oder<br />

einen zukünftigen Angestellten im Internet zu finden.<br />

Digitale Kontakte <strong>und</strong> Online-Businessnetzwerke ergänzen<br />

<strong>und</strong> erweitern bereits die Suchoptionen der Recrui-<br />

Um die Möglichkeiten digitaler Netzwerke <strong>und</strong> des direkten Recruitings zu nutzen, sollten Unternehmen <strong>und</strong> HR-Teams folgende Aspekte beachten.<br />

Die richtige Präsentation des Unternehmens selbst ist zentraler Ausgangspunkt, <strong>um</strong> online hoch qualifizierte Kandidaten zu finden:<br />

Wenn Sie ein Unternehmen aus dem IT-Sektor sind, behalten Sie die Fragen<br />

<strong>und</strong> Antworten im Blick, die im Bereich IT in Online-Businessnetzwerken von<br />

anderen Mitgliedern veröffentlicht werden.<br />

5. Verwenden Sie erweiterte Recherchemöglichkeiten, <strong>um</strong> Ihren Wunschkandidaten<br />

zu finden<br />

Online-Businessnetzwerke eignen sich hervorragend, <strong>um</strong> gezielt auf die Suche<br />

nach speziell ausgebildeten Fachkräften in allen Ländern zu gehen.<br />

6. Nutzen Sie die Stellenbörsen auf Online-Businessnetzwerken<br />

Viele Online-Businessnetzwerke bieten die Möglichkeit, eigene Stellenangebote<br />

zu veröffentlichen, <strong>und</strong> kombinieren Stellenanzeigen, aktive Suche nach Kandidaten,<br />

Empfehlungen von Personen <strong>und</strong> die vielfältigen Möglichkeiten eines globalen<br />

Netzwerks miteinander.<br />

7. Gepflegte Profile Ihrer Mitarbeiter machen den besten Eindruck<br />

Motivieren Sie auch Ihre Mitarbeiter, ein Profil auf relevanten Online-Businessnetzwerken<br />

zu eröffnen <strong>und</strong> vor allem professionell zu pflegen. Ganz im Sinne


ter. Denn als Teil dieser digitalen Netzwerke<br />

haben sie die Möglichkeit, aktiv nach<br />

Talenten zu suchen <strong>und</strong> geeignete Kandidaten<br />

direkt anzusprechen.<br />

Viele der Fach- <strong>und</strong> Führungskräfte sind<br />

sich bereits bewusst, dass die Chancen<br />

steigen, von Personalern entdeckt <strong>und</strong><br />

angesprochen zu werden, wenn sie ihre<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Erfahrungen der (Online-)<br />

Welt präsentieren. Diese Möglichkeiten<br />

übersteigen die Wahrscheinlichkeit,<br />

bei einem Networking-Event diskret<br />

über ein Schulterklopfen angesprochen zu<br />

werden, deutlich. Persönliche Empfehlungen<br />

in der realen Welt werden damit<br />

zwar nicht gänzlich ersetzt, digitale Netzwerke<br />

gehören jedoch schon heute zu den<br />

zukunftweisenden Werkzeugen der HR-<br />

Profis.<br />

Ein weiterer Vorteil des Recruitment 2.0:<br />

Die Suche nach neuem Personal lässt sich<br />

intuitiv einschränken. SAP-Spezialisten,<br />

Marketing Manager oder CFOs – die Suche<br />

kann in Businessnetzwerken ganz einfach<br />

auf die Person mit der nötigen Erfahrung<br />

eingegrenzt werden. Von hier aus<br />

des „Employee Branding“ sind Ihre Mitarbeiter wichtige Botschafter Ihres Unternehmens <strong>und</strong> zeigen<br />

anderen Fach- <strong>und</strong> Führungskräften die Qualität Ihres Personals.<br />

Checkliste<br />

8. Zeigen Sie, dass die besten Experten bei Ihnen arbeiten<br />

Ermuntern Sie Ihre Mitarbeiter, sich aktiv an Experten-Diskussionen innerhalb von Online-Businessnetzwerken<br />

zu beteiligen <strong>und</strong> relevante Fragen zu beantworten. So zeigen Sie, dass die besten Experten bei<br />

Ihnen angestellt sind <strong>und</strong> begehrte Fachkräfte in Ihrem Unternehmen in guter Gesellschaft sind.<br />

9. Bieten Sie potenziellen Bewerbern aktuelle Informationen Ihres Unternehmens z<strong>um</strong> Download an<br />

Stellen Sie sicher, dass z<strong>um</strong>indest die erste Managementebene auf ihren Profilen die aktuellen Präsentationen<br />

zu Ihrem Unternehmen als Download zur Verfügung stellt.<br />

10. Treten Sie bereits bestehenden Al<strong>um</strong>ni-Gruppen bei <strong>und</strong> nehmen Sie aktiv an Diskussionen teil<br />

Online-Businessnetzwerke sind ein optimaler Ort für Al<strong>um</strong>ni-Gruppen von Organisationen oder Unternehmen.<br />

Stellen Sie fest, ob ehemalige Mitarbeiter Ihres Unternehmens eine Gruppe gegründet haben, <strong>um</strong><br />

auch nach der Beschäftigung in Kontakt zu bleiben. Um in der Lage zu sein, auf negative Diskussionen<br />

zu reagieren beziehungsweise sie aktiv zu steuern, sollte sich mindestens ein Mitglied Ihrer Geschäftsführung<br />

dieser Gruppe anschließen.<br />

ist es nur noch ein kleiner Schritt, <strong>um</strong> herauszufinden,<br />

mit wem der Kandidat zuvor<br />

gearbeitet hat <strong>und</strong> was diese Kontakte<br />

über den Kandidaten zu sagen haben.<br />

Außerdem lassen sich die Auskünfte verifizieren,<br />

die der Kandidat über sich selbst<br />

preisgibt. Und das alles, ohne die Suchkosten<br />

unnötig in die Höhe zu treiben.<br />

Tranzparenz als Merkmal direkten<br />

Recruitings<br />

Ein zweiseitiger Lebenslauf enthält in der<br />

Regel nur die individuelle Wahrnehmung<br />

der eigenen Person. Darin präsentiert<br />

sich jeder Kandidat in bestmöglicher Weise.<br />

Mit Hilfe professioneller Online-Netzwerke<br />

können Recruiter aufkommende<br />

Unstimmigkeiten im Lebenslauf mit wenigen<br />

Klicks identifizieren. HR-Profis gewinnen<br />

somit weiter an Vertrauen, da sie das,<br />

was Kandidaten über sich selbst sagen,<br />

jetzt auch eigenhändig überprüfen können.<br />

So werden die Risiken, dass eine<br />

Neueinstellung schon nach drei Monaten<br />

schief läuft, von vornherein auf ein Minim<strong>um</strong><br />

reduziert.<br />

Diese Transparenz im Recruitment gilt aber<br />

in beide Richtungen: Auch der angesprochene<br />

Kandidat weiß durch einen Check<br />

im Online-Netzwerk ganz genau, wer sich<br />

ihm zuwendet. Auf diese Weise kann sich<br />

die Personalabteilung auf die Anziehungskraft<br />

<strong>und</strong> den guten Ruf ihres Unternehmens<br />

stützen, <strong>um</strong> Kandidaten für sich zu<br />

gewinnen. Mit dem LinkedIn Service<br />

„Custom Company Profiles“ z<strong>um</strong> Beispiel<br />

erhält ein Interessent, der sich ein<br />

bestimmtes Unternehmensprofil ansieht,<br />

individuell relevante Informationen zu<br />

Berufsbezeichnungen <strong>und</strong> -funktionen<br />

innerhalb des Unternehmens. So können<br />

Interessenten sofort sehen, ob das Unternehmen<br />

für sie als nächster Arbeitgeber<br />

in Frage kommt.<br />

Autor<br />

Mike Pilcher,<br />

Director of Corporate Solutions,<br />

LinkedIn Europe, London,<br />

linkedin@faktor3.de<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 27


E-RECRUITING Bewerbungsmanagement<br />

Drei Fliegen mit<br />

einer Klappe<br />

Effiziente <strong>und</strong> passgenaue Bewerberauswahl,<br />

Mitarbeiter beurteilen <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en zufrieden<br />

stellen, all das verspricht das webbasierte<br />

Bewerbungsmanagement der Autovision GmbH.<br />

E<br />

ffizienz, Kostenoptimierung <strong>und</strong> vor allem Qualitätssteigerung<br />

- dies sind die Ziele, die der Wolfsburger<br />

Personaldienstleister Autovision GmbH bei der Personalauswahl<br />

<strong>und</strong> -entwicklung verfolgt. Hierzu hat das Unternehmen<br />

in Kooperation mit P-manent Consulting <strong>und</strong> Pro<br />

Facts Assessment & Training ein Bewerbungsmanagementsystem<br />

implementiert, das durch die Integration<br />

moderner Technologien auf der einen Seite <strong>und</strong> psychodiagnostischer<br />

Methoden auf der anderen Seite eine<br />

zukunftsweisende Lösung im Bereich des HR-Managements<br />

darstellt. Gr<strong>und</strong>lage des Bewerbungsmanagementsystems<br />

bildet die vollständig webbasierte Software Persis,<br />

die als E-Recruiting Portal ERPort an die speziellen<br />

Bedürfnisse der Geschäftsprozesse der Autovision angepasst<br />

wurde.<br />

Für das Projektteam der Autovision bestand die Herausforderung<br />

zunächst darin, die komplexe Zielsetzung des<br />

Projekts allen Beteiligten zu vermitteln. Während der<br />

anschließenden Umsetzung des Projekts galt es, die verschiedenen<br />

Dienstleister <strong>und</strong> Prozesse in einer Plattform<br />

zu synchronisieren <strong>und</strong> im laufenden Betrieb zu integrieren.<br />

Einfache <strong>und</strong> schnelle Datenerfassung<br />

Über ein sehr <strong>um</strong>fangreiches Online-Marketing der Autovision<br />

sowie ihrer für Suchmaschinen hochoptimierten Webseite<br />

werden Jobinteressierte zunächst direkt z<strong>um</strong> Bewerberportal<br />

geleitet, <strong>um</strong> dort ihre Bewerbung abzugeben. Damit<br />

der Bewerber die Webseite nicht vorzeitig verlässt <strong>und</strong> große<br />

Bewerberzahlen generiert werden können, erfolgt der Prozess<br />

der Datenerfassung einfach <strong>und</strong> schnell: Die Jobinteressierten<br />

haben die Wahl, sich lediglich auf eine spezielle<br />

Position zu bewerben oder – nach Registrierung<br />

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Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />

<strong>und</strong> Anlage eines Bewerberkontos – ein Bewerberprofil<br />

anzulegen. Letzteres dient unter anderem dazu, dass der<br />

Bewerber automatisch auf Stellen, die seinen Wünschen<br />

entsprechen, aufmerksam gemacht wird.<br />

Eine schlanke Datenerfassung wird weiterhin dadurch<br />

gewährleistet, dass abhängig von der Zielgruppe unterschiedlich<br />

komplexe Bewerberbögen vorgegeben werden.<br />

Ingenieure müssen daher mehr <strong>und</strong> differenziertere Fragen<br />

beantworten als Hilfskräfte. Die hierfür passenden Fragenkataloge<br />

zu erarbeiten <strong>und</strong> mit den jeweiligen Geschäftsbereichen<br />

abzustimmen, war ein zeitaufwändiges Unterfangen.<br />

Als Besonderheit wurden stellenbezogene Fragen<br />

integriert, die es dem Recruiter ermöglichen, eine Passung<br />

auch zu anderen Bereichen festzustellen <strong>und</strong> parallele<br />

Bewerbungsprozesse anzustoßen.<br />

Neben den Online-Bewerbungen werden auch weiterhin<br />

Papierbewerbungen eingesendet, die bisher zeitaufwändig<br />

in der Bearbeitung waren <strong>und</strong> daher ein möglichst frühzeitiges<br />

Überführen in einen der Internetbewerbung gleichartigen<br />

elektronischen Prozess notwendig machen. Eine<br />

vorgeschaltete Scan-Straße mit einer Spezialsoftware z<strong>um</strong><br />

Erfassen <strong>und</strong> Klassifizieren der Bewerbungsunterlagen mit<br />

gleichzeitiger Texterkennung erstellt aus den Papierbewerbungen<br />

„echte“ elektronische Akten, die mittels Volltextsuche<br />

durchsucht werden können.<br />

Eignungsdiagnostik in der Toolbox<br />

Die treffsichere Besetzung von Positionen ist ebenso wie<br />

die Beurteilung von Mitarbeiterpotenzialen ein sensibles<br />

<strong>und</strong> schwieriges Unterfangen, bei dem möglichst viele, aus<br />

unterschiedlichen Quellen stammende Informationen<br />

aggregiert <strong>und</strong> zur Entscheidungsfindung herangezogen<br />

werden sollten. Die Autovision hat im Sinne eines quali


tativ hochwertigen Auswahlprozesses gut<br />

aufeinander abgestimmte, vereinheitlichte<br />

Filterprozeduren etabliert, deren wesentliche<br />

Bestandteile messgenaue diagnostische<br />

Instr<strong>um</strong>ente bilden.<br />

Damit neben biografischen Informationen<br />

<strong>und</strong> Hard Facts (Schulabschluss etc.)<br />

eines Bewerbers oder Mitarbeiters auch<br />

dessen Leistungsverhalten <strong>und</strong> Potenziale<br />

im Auswahl- beziehungsweise Beurteilungsprozess<br />

berücksichtigt werden,<br />

integriert ERPort die „HR-Solutions-Toolbox“.<br />

Die HR-Solutions-Toolbox beinhaltet<br />

eine Reihe von eignungsdiagnostischen<br />

Verfahren für die Personalauswahl<br />

<strong>und</strong> -entwicklung wie Einzel-Assessments,<br />

Gruppen-Assessments, Interview-Systeme,<br />

360-Grad-Feedbacks sowie diverse<br />

Online-Assessments, die auf der Basis<br />

eines einheitlichen Kompetenzmodells<br />

konzipiert wurden <strong>und</strong> passgenau für die<br />

verschiedensten Bewerber- <strong>und</strong> Mitarbei-<br />

tergruppen eingesetzt werden können.<br />

Sobald ein Bewerber im ERPort registriert<br />

ist <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>anforderungen erfüllt,<br />

stößt der Recruiter ein oder mehrere<br />

Assessment-Verfahren an, welche durch<br />

aussagekräftige Daten bezüglich der persönlichen,<br />

sozialen oder auch kognitiven<br />

Kompetenzen das Bewerberprofil vervollständigen.<br />

Ist zu Beginn des Bewerbungsprozesses<br />

noch eine hohe Quantität an<br />

Interessenten wünschenswert, so wird<br />

durch den Einsatz der diagnostischen Verfahren<br />

der HR-Solutions-Toolbox die Qualität<br />

der verbleibenden Bewerber sichergestellt.<br />

Aus der Kombination von Hard<br />

Facts mit anforderungsspezifischen Kompetenzen<br />

(z.B. K<strong>und</strong>enorientierung, Problemlösefähigkeit)<br />

entstehen somit hochwertige<br />

Entscheidungsvorlagen.<br />

Die Resultate jedes diagnostischen Verfahrens,<br />

das von einem Recruiter in der<br />

HR-Solutions-Toolbox initiiert wird, lie-<br />

gen in ERPort für weitere Auswertungen<br />

sowie als individuelle Ergebnisberichte z<strong>um</strong><br />

Download bereit. Dies gilt nicht nur für<br />

die komplett elektronisch abgebildeten<br />

Verfahren, wie die Online-Assessments<br />

oder die 360-Grad-Feedbacks, sondern<br />

auch für das Interview-System sowie die<br />

Gruppen- <strong>und</strong> Einzel-Assessment Center.<br />

Face-to-Face goes online<br />

Für jedes Interview kann ein zielgruppenspezifischer<br />

Interviewleitfaden vorbereitet<br />

<strong>und</strong> im Anschluss an das Auswahlgespräch<br />

in das System eingegeben werden.<br />

Die Interviewleitfäden inklusive<br />

handschriftlicher Notizen können darüber<br />

hinaus eingescannt <strong>und</strong> dem Bewerber<br />

zugeordnet werden. Der Prozessstart<br />

der Einzel- <strong>und</strong> Gruppen-Assessment Center<br />

erfolgt ebenfalls in der HR-Solutions-<br />

Toolbox. Hier ist im nächsten Schritt mit<br />

dem „ac pilot“ eine Software eingeb<strong>und</strong>en,


E-RECRUITING Bewerbungsmanagement<br />

die einerseits die Vorbereitung <strong>und</strong> Durchführung<br />

der Assessment Center unterstützt<br />

(Zeitplanung, Unterlagenerstellung,<br />

etc.) <strong>und</strong> andererseits mit der HR-Solutions-Toolbox<br />

kommuniziert, <strong>um</strong> die Teilnehmerdaten<br />

<strong>und</strong> -ergebnisse auszutauschen.<br />

Damit der Recruiter bei der Vielzahl<br />

<strong>und</strong> Unterschiedlichkeit der laufenden<br />

Bewerbungsprozesse die Übersicht<br />

behält <strong>und</strong> diese bequem steuern kann,<br />

werden die jeweiligen Statusinformationen<br />

der verschiedenen Prozesse in einer<br />

Bewerberübersicht angezeigt, so dass<br />

schnell auch große Assessment-Aufkommen<br />

bearbeitet werden können. Umfangreiche<br />

Detailinformationen (Verfahrensart,<br />

Start- <strong>und</strong> Endzeitpunkt, Erinnerungen<br />

etc.) ergänzen die Bewerberübersicht<br />

ebenso wie verschiedene Steuerungsfunktionen<br />

<strong>und</strong> der Download der Ergebnisberichte.<br />

Die elektronische Abbildung aller Verfahren<br />

der HR-Solutions-Toolbox <strong>und</strong> ihre<br />

Verzahnung mit ERPort ermöglichen nicht<br />

nur die personenbezogene Auswertung,<br />

sondern auch eine Zusammenfassung<br />

aller Ergebnisse <strong>und</strong> damit die Möglichkeit<br />

zur Profilsuche oder auch z<strong>um</strong> Vergleich<br />

von Ergebnisprofilen. Somit kann<br />

der Recruiter nicht nur fachliche Anforderungen<br />

für eine bestimmte Position<br />

definieren, sondern darüber hinaus<br />

bequem überfachliche Kompetenzen in den<br />

Auswahlprozess mit einbeziehen. Eine<br />

gezielte kompetenzbasierte Suche nach<br />

geeigneten Bewerbern ist ebenso möglich<br />

wie eine breit angelegte Suche nach<br />

Talenten.<br />

Bewerber, Mitarbeiter <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en<br />

integriert<br />

Da auch der Einsatz der r<strong>und</strong> 6500 Mitarbeiter<br />

der Autovision durch ERPort<br />

unterstützt wird, welches mit dem vorhandenen<br />

Personalinformationssystem<br />

SAP wechselseitig Daten austauscht, steht<br />

das gesamte System auch internen Personalprozessen<br />

zur Verfügung. Durch die<br />

Kopplung an das Personalinformationssystem<br />

können alle zielgruppenspezifischen<br />

Verfahren der HR-Solutions-Toolbox<br />

30<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de<br />

Das Bewerbungsmanagement bei der Autovision Abbildung<br />

Bewerber<br />

kann Lebenslauf<br />

scannen lassen<br />

sendet Bewerbung<br />

nimmt an Online-<br />

Assessments teil<br />

Sicht auf Stellen<br />

der Autovisionsseite<br />

Datenbank/Autovision<br />

Bewerber<br />

kann Lebenslauf scannen lassen<br />

sendet Bewerbung<br />

nimmt an Online-Assessments teil<br />

auch für die internen Auswahl- <strong>und</strong> Entwicklungsprozesse<br />

genutzt werden. Potenzialanalysen<br />

zu Beginn von Talentprogrammen<br />

oder 360-Grad-Feedbacks sind<br />

somit ebenso möglich wie Management<br />

Audits für die Führungskräfte <strong>und</strong> erhöhen<br />

die Aussagequalität von Entscheidungen.<br />

Neben der Nutzung für die Recruiter <strong>und</strong><br />

die internen Personalprozesse öffnet sich<br />

die ERPort-Plattform auch für K<strong>und</strong>en<br />

der Autovision GmbH. So können die Kernprozesse<br />

des Bewerbungsmanagements<br />

direkt genutzt <strong>und</strong> K<strong>und</strong>en darin eingeb<strong>und</strong>en<br />

werden. Die Vorteile liegen klar<br />

auf der Hand: Der K<strong>und</strong>e der AutoVision<br />

nutzt die große Reichweite der Plattform<br />

<strong>und</strong> lässt sich über die Experten von der<br />

Autovision solche Bewerbungen direkt<br />

weiterleiten, die aufgr<strong>und</strong> der festgelegten<br />

Anforderungen geeignet sind. Durch<br />

diese Art des Recruiting Process Outsourcing<br />

(RPO) werden die Grenzen fast<br />

fließend. K<strong>und</strong>e <strong>und</strong> Dienstleister sind<br />

auf einer Plattform unmittelbar verb<strong>und</strong>en<br />

(siehe Abbildung).<br />

Insgesamt konnte über den Einsatz der<br />

Instr<strong>um</strong>ente der HR-Solutions-Toolbox <strong>und</strong><br />

deren Integration in die IT-Landschaft der<br />

Aufbau eines Kompetenzmanagementsystems<br />

wesentlich vorangetrieben werden.<br />

pro facts<br />

HR-Solutions-Toolbox<br />

Autovision (Berater)<br />

1. Ausschreibungen<br />

2. Akten<strong>um</strong>läufe<br />

3. Gespräche<br />

4. startet Online-Assessments<br />

K<strong>und</strong>e<br />

sieht nur eigene Daten <strong>und</strong><br />

Berwerbungen<br />

kann Testergebnisse einsehen<br />

eigenes Layout der<br />

Korrespondenz<br />

bekommt Akten<strong>um</strong>lauf<br />

bekommt Gesprächsanfrage<br />

Statistiken<br />

Layout Autovision beim Login<br />

eigenes Layout bei Ausschreibungen<br />

Somit werden nicht nur das Recruiting<br />

<strong>und</strong> die Entwicklung der eigenen Mitarbeiter<br />

qualitativ verbessert, sondern auch<br />

bereits bei der Einstellung das Onboarding<br />

zielgerichteter gestaltet. Durch<br />

die gezielte Kombination der Verfahren der<br />

HR-Solutions-Toolbox im Sinne eines Blended<br />

Assessments kann eine Erhöhung der<br />

Trefferquote realisiert werden. Mit dem<br />

integrativen Ansatz von ERPort <strong>und</strong> der<br />

HR-Solutions-Toolbox wird eine hohe Prozesstransparenz<br />

geschaffen, die nicht<br />

zuletzt zu einer Effizienzsteigerung führt.<br />

Die Autovision erreicht durch die Kombination<br />

der Systeme Kosteneinsparungen<br />

<strong>und</strong> vor allem eine Qualitätssteigerung<br />

bei der Personalgewinnung, wovon ihre<br />

K<strong>und</strong>en gleichermaßen profitieren können.<br />

Autoren<br />

Prof. Dr. Stefan Etzel,<br />

Mitglied der Geschäftsleitung,<br />

pro facts assessment & training, Herzogenrath,<br />

stefan.etzel@profacts.de<br />

Stefan Wulf,<br />

Leiter Business Development, AutoVision<br />

GmbH | People Services<br />

Business Development, Wolfsburg,<br />

stefan.wulf@autovision-gmbh.com<br />

Dirk Linn,<br />

Geschäftsführer, p-manent consulting GmbH,<br />

Düsseldorf, dirk.linn@p-manent.de


U<br />

m diese Frage beantworten zu können, wurden die Jobbörsen<br />

von 153 Anbietern in eine Auswertung aufgenommen,<br />

bei denen Zahlenmaterial aus den Jahren 2005,<br />

2007 <strong>und</strong> 2009 vorliegt. Außerdem werden, wie schon in der<br />

Auswertung von 2007, keine Jobbörsen einbezogen, die mit<br />

anderen Anbietern kooperieren oder sich Datenbanken teilen.<br />

112 Jobbörsen erfüllen diese Vorraussetzungen. Bei der<br />

Gesamtbetrachtung dieser 112 Jobbörsen fällt zuerst positiv<br />

auf, dass 2009 (2 158 406) über 413 474 Stellenangebote mehr<br />

als 2007 (1 744 932) angeboten wurden. Hat die Finanzkrise<br />

etwa doch keinen Einfluss auf die Jobbörsen? Leider nur<br />

auf den ersten Blick. Denn gerade die kleineren Jobbörsen<br />

mit bis zu 100 Stellenangeboten haben einen Rückgang von<br />

über 52 Prozent. Die mittelgroßen Anbieter (bis 10 000 Stellenangebote)<br />

haben im Durchschnitt Verluste von über 33<br />

Prozent in allen Bereichen zu verbuchen. Nur durch enorme<br />

Zuwächse der großen Jobbörsen (>50 000 Angebote), wie vor<br />

allem bei den drei Allgemeinen Jobbörsen Icjobs.de, jobjet.de<br />

<strong>und</strong> gigajobs.de fällt dies zuerst nicht auf. Alleine diese Drei<br />

verzeichnen ein Plus von 570 455 Angeboten.<br />

Intransparenz verunsichert<br />

Leider machen andere namhafte Anbieter wie Jobpilot, Monster<br />

oder Jobscout24 in diesem Jahr auf ihren Anbieterseiten<br />

gar keine Angaben mehr zu der Größe des Angebots.<br />

Dabei sind auch bei den bekanntesten Anbietern extreme<br />

Rückgänge zu verzeichnen. Laut crosswater-systems.com<br />

liegen diese Rückgänge bei Monster bei 35,88 Prozent <strong>und</strong><br />

jobscout24 bei 47,54 Prozent - gemessen von April/Mai<br />

2008 zu April/Mai 2009.<br />

Durch die Finanzkrise wird die These von 2007 noch<br />

bestärkt, dass nur die großen Anbieter weiterhin auf dem<br />

Markt trotz der schweren Zeiten zulegen können <strong>und</strong> die<br />

kleineren vor allem speziellen Jobbörsen (bis 100 Stellenangebote)<br />

ka<strong>um</strong> noch von Arbeitgebern in Anspruch genom-<br />

Marktcheck E-RECRUITING<br />

Jobbörsen auf Talfahrt?<br />

Gerade in Zeiten der Finanzkrise ist eine erhöhte Nachfrage<br />

der Bewerber nach Stellenangeboten eine logische Konsequenz.<br />

Doch können die Jobbörsenanbieter diese Nachfrage<br />

befriedigen? In der diesjährigen Marktübersicht sind noch<br />

153 von den 162 in 2007 geprüften Jobbörsen im Rennen.<br />

men werden. Der Arbeitgeber muss jetzt besonders darauf<br />

achten, wo er seine Stellenangebote platzieren will. Eine<br />

Streuung der zu besetzenden Stelle in mehreren Jobbörsen,<br />

<strong>um</strong> vielleicht auch in speziellen Jobbörsen spezielle<br />

Bewerber finden zu können, sind im Moment zu kostenintensiv.<br />

Wichtiger ist es jetzt, eine möglichst große Zielgruppe<br />

mit nur einer Anzeige erreichen zu können.<br />

Mit Zusatzangeboten punkten<br />

Der Auftraggeber achtet auch auf Zusatzangebote, welche<br />

die Jobbörsen anbieten. Gerade allgemeine Jobbörsen,<br />

deren Kerngeschäft die Stellenanzeigen sind, werden in<br />

diesem Bereich immer kreativer <strong>und</strong> komfortabler. Gehaltsrechner,<br />

Stellenangebote per Mail <strong>und</strong> Standardbewerbungstipps<br />

waren gestern. Heute wird immer mehr versucht,<br />

die interessierten Bewerber mit allen Mitteln der<br />

medialen Kunst zu erreichen. Dazu gehören inzwischen<br />

Stellenangebote als Podcast oder über Twitter (z.B.<br />

jobstairs.de), per SMS auf das Handy, durch RSS auf den<br />

Rechner des Suchenden (z.B. stellenanzeigen.de) oder entsprechende<br />

Channels beziehungsweise Foren (z.B.<br />

jobpilot.de), in denen sich Bewerber auch austauschen<br />

<strong>und</strong> Fragen an den Auftraggeber stellen können.<br />

Anbieter, die die Jobbörse nur als eine von vielen Elementen<br />

auf ihrer Internetseite haben, werden durch fehlende<br />

Zusatzangebote (z<strong>um</strong> Teil aus Kostengründen <strong>und</strong> z<strong>um</strong> Teil<br />

wegen mangelnder Erfahrung beziehgunsweise technischer<br />

Möglichkeiten) das Nachsehen haben <strong>und</strong> entsprechend<br />

langfristig vom Markt verschwinden.<br />

Autor<br />

Ingo Starker,<br />

Mitarbeiter der Regionaldirektion<br />

Hessen, B<strong>und</strong>esagentur für<br />

Arbeit,<br />

ingo_starker@gmx.de<br />

Sonderheft 11 |2009 www.personalwirtschaft.de 31

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