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Was unzureichende Bildung kostet - Bertelsmann Stiftung

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4. Das Ergebnis: Die volkswirtschaftlichen Kosten <strong>unzureichende</strong>r <strong>Bildung</strong><br />

Schüler mit Spitzenleistungen (Spezifikation (2) in Tabelle A.2 im Anhang). In dieser Spezifikation<br />

ist der Koeffizient am Basiskompetenzanteil am niedrigsten und wird auf 1,0 geschätzt: 40 Eine<br />

Erhöhung um 10 Prozentpunkte des Anteils derer, die das in diesem Modell mit 400 PISA-Punkten<br />

gemessene Basiskompetenzniveau erreichen, geht langfristig mit einer um 0,1 Prozentpunkte höheren<br />

Wachstumsrate einher. 41<br />

Legt man bei den Berechnungen diesen Schätzkoeffizienten für den Zusammenhang zwischen<br />

<strong>Bildung</strong> und Wirtschaftswachstum zugrunde und berechnet den Effekt der Reform, welche die<br />

so definierte <strong>unzureichende</strong> <strong>Bildung</strong> um 90 Prozent reduziert (d.h. eine Reduktion des Anteils<br />

derer, die das Basiskompetenzniveau von 400 PISA-Punkten nicht erreichen), so ergibt sich für<br />

Gesamtdeutschland ein Wachstumseffekt von 2,6 Billionen Euro (vgl. Spezifikation (1) in Tabelle<br />

6). Dieser Wert ist wesentlich höher als der Wachstumseffekt von 2,0 Billionen Euro, der sich<br />

im Basisszenario unter Verwendung des Schwellenwertes von 400 PISA-Punkten ergeben würde<br />

(siehe Abschnitt B.2 im Anhang B). Er kommt sogar dem Wert des Basisszenarios mit dem höheren<br />

Schwellenwert von 420 PISA-Punkten sehr nahe. Insofern dürfte die Modellspezifikation des<br />

Basisszenarios eine deutliche Unterschätzung des tatsächlichen Reformeffektes darstellen.<br />

Darüber hinaus ist es nicht eindeutig, ob das Wachstumsmodell aufgrund der Kontrollvariablen die<br />

institutionellen Rahmenbedingungen der Volkswirtschaft konstant halten sollte. Wie in Abschnitt 2.2<br />

erläutert, spricht vieles dafür, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen langfristig eine Folge<br />

des <strong>Bildung</strong>sstandes der Bevölkerung sind. In dem Maße, wie gerade ein ausreichendes Maß an Basiskompetenzen<br />

in der Bevölkerung die Grundlage für funktionsfähige Rahmenbedingungen sind,<br />

unterschätzt die Kontrolle für institutionelle Rahmenbedingungen den langfristigen Gesamteffekt<br />

der <strong>Bildung</strong>. Wie Spezifikation (1) in Tabelle A.2 im Anhang belegt, ist der Koeffizient des Basiskompetenzanteils<br />

in einem Modell ohne die weiteren Kontrollvariablen wesentlich größer (2,7) und wird<br />

auch statistisch auf hohem Signifikanzniveau geschätzt. Der sich daraus ergebende Gesamteffekt<br />

der <strong>Bildung</strong>sreform beliefe sich auf 7,4 Billionen Euro – wesentlich höher als im Basisszenario.<br />

Zusätzlich ist nicht einfach zu begründen, ob man für den Spitzenleistungsanteil kontrollieren<br />

sollte. Ohne Kontrolle dürfte der interessierende Koeffizient am Basiskompetenzanteil nach oben<br />

verzerrt sein, weil er (aufgrund der hohen Korrelation der beiden Anteile im internationalen Vergleich)<br />

Effekte des Spitzenleistungsanteils mit abgreift. Mit Kontrolle dürfte er allerdings nach<br />

unten verzerrt sein, weil es ja denkbar ist, dass aufgrund einer Reform, die den Basiskompetenzanteil<br />

verbessert, auch einige der nun besser Geförderten – oder, aufgrund von Peer-Effekten,<br />

einige ihrer Klassenkameraden – sogar bis in den Spitzenleistungsbereich aufsteigen könnten, so<br />

dass man den Spitzenleistungsanteil nicht konstant halten sollte.<br />

40<br />

Aufgrund der Multikollinearität zwischen dem Anteil der Schüler mit Spitzenleistungen und dem Anteil der Schüler mit mindestens Basiskompetenzen<br />

kann der Koeffizient am Basiskompetenzanteil in dieser umfassenden Spezifikation nur recht unpräzise geschätzt werden und erreicht<br />

nur noch auf dem 20-Prozent-Niveau statistische Signifikanz.<br />

41<br />

Ein äquivalentes Wachstumsmodell, das den Effekt mit dem vom PISA-Konsortium sowie im vorliegenden Bericht genutzten Basiskompetenzniveau<br />

von 420 PISA-Punkten schätzt, liegt leider nicht vor.<br />

47

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