01.06.2015 Aufrufe

inter|esse 2/2015

In der Ausgabe 2/2015 widmet sich inter|esse folgenden Schwerpunkten: Deutschland braucht eine Demografie-Strategie, Wachstum durch Zuwanderung, Wachstum durch Investitionen in die Infrastruktur und unterschätzte Lebenserwartung.

In der Ausgabe 2/2015 widmet sich inter|esse folgenden Schwerpunkten: Deutschland braucht eine Demografie-Strategie, Wachstum durch Zuwanderung, Wachstum durch Investitionen in die Infrastruktur und unterschätzte Lebenserwartung.

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ankenverband<br />

mehr und mehr auf kohlenstofffreie Energieträger umgestellt<br />

werden. Da erneuerbare Energie durch Nutzung<br />

von Wind und Sonne weitgehend dezentral gewonnen<br />

wird und die erzeugten Mengen mit den natürlichen<br />

Gegebenheiten stärker schwanken, müssen die Stromnetze<br />

zur Sicherung der Versorgungssicherheit entsprechend<br />

angepasst werden.<br />

Um das heutige Wohlstandsniveau auch in Zukunft<br />

sichern zu können, sind diese Infrastrukturmaßnahmen<br />

dringend notwendig. Der damit verbundene Investitionsbedarf<br />

wird auch grundsätzlich anerkannt.<br />

So will die Bundesregierung etwa für die Erneuerung<br />

von Verkehrswegen noch in der laufenden Legislaturperiode<br />

rund 5 Mrd. € zusätzlich aus Steuermitteln<br />

zur Verfügung stellen. Dies betrifft aber eben nur den<br />

Verkehrssektor und bewegt sich in einer Größenordnung,<br />

die kaum ausreichen dürfte. Berechnungen des<br />

IWF aus dem vergangenen Jahr legen der Bundesregierung<br />

eine massive Ausweitung der Infrastrukturinvestitionen<br />

auf rund 54 Mrd. € über die kommenden<br />

vier Jahre nahe. Und auch das Institut der deutschen<br />

Wirtschaft sieht den Investitionsbedarf mit 120 Mrd. €,<br />

verteilt über die kommenden zehn Jahre, in einer ähnlichen<br />

Größenordnung.<br />

Angesichts knapper öffentlicher Mittel einerseits und<br />

des hohen Investitionsbedarfs andererseits, ist es nur<br />

folgerichtig, dass aktuell auch über neue Lösungsansätze<br />

diskutiert wird, wie privates Kapital einbezogen werden<br />

kann. Das wäre sehr sinnvoll und könnte zu effizienteren<br />

Lösungen führen. Es ersetzt allerdings nicht den<br />

Einsatz öffentlicher Mittel. Auch müssen die Rahmenbedingungen<br />

für privatwirtschaftliche Investoren insofern<br />

stimmen, als diese gezwungen sind, bei allen Projekten<br />

mit einer Rendite zu kalkulieren. Während die klassische<br />

staatliche Finanzierung öffentlicher Infrastruktur über<br />

Haushaltsmittel „nur“ eine volkswirtschaftliche Rentabilität<br />

erfordert, müssen private Investitionen immer auch<br />

betriebswirtschaftlich rentabel sein.<br />

Banken leisten schon heute einen wichtigen Beitrag zur<br />

Finanzierung von Infrastrukturinvestitionen. Allerdings<br />

können spezielle großvolumige und langfristige Projekte<br />

von den Banken nicht alleine gestemmt werden.<br />

Sie benötigen dazu weitere Partner, insbesondere institutionelle<br />

Investoren. Damit diese eingebunden werden<br />

können, bedarf es Finanzierungsstrukturen, die es<br />

ihnen ermöglicht entweder als Refinanzierer oder aber<br />

direkt als Eigenkapital- oder Fremdkapitalgeber aufzutreten.<br />

Grundsätzlich sind Infrastrukturinvestitionen als langfristig<br />

angelegte Assetklasse durchaus attraktiv, da sie<br />

in der Regel eine höhere Verzinsung als Unternehmensanleihen<br />

bieten. Zudem gelten Infrastrukturkredite als<br />

vergleichsweise risikoarme Investments, da sie eine geringere<br />

Kreditausfallwahrscheinlichkeit als etwa Unternehmensfinanzierungen<br />

aufweisen.<br />

In jedem Fall bringt die Übertragung des unternehmerischen<br />

Risikos bei Infrastrukturinvestitionen auf Private<br />

wichtige Vorteile für die öffentliche Hand mit sich: Kostenund<br />

Terminsicherheit, eine höhere Effizienz und Qualität.<br />

Voraussetzung sind stabile Einnahmen, die durch Steuern<br />

oder Nutzerentgelte gesichert werden. Bei den aktuell<br />

diskutierten Lösungsansätzen geht es aber auch darum,<br />

Fehler, die bei Öffentlich-Privaten-<br />

Partnerschaften (ÖPP) in der Vergangenheit<br />

teilweise gemacht wurden –<br />

Stichwort: unklare Risikoteilung – zu<br />

vermeiden. Sinnvoll wäre es zudem,<br />

durch Pooling von Infrastrukturprojekten<br />

und die Zentralisierung von<br />

Entscheidungsprozessen zu großvolumigeren<br />

Vorhaben zu kommen.<br />

Das würde ökonomisch nachhaltige<br />

Finanzierungslösungen erleichtern,<br />

von denen beide Seiten, öffentliche<br />

wie private Hand, profitieren können.<br />

Weitere Aspekte zum Thema im<br />

Positionspapier des Bankenverbandes<br />

„Nullwachstum – das Schicksal<br />

einer alternden Gesellschaft?“,<br />

unter: bankenverband.de/media/files/<br />

Positionspapier_BdB_Demographie_<br />

Wachstum.pdf<br />

<strong>inter|esse</strong> 2 ◆ <strong>2015</strong> 7

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