PS 06/2015
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<strong>06</strong><br />
JUNI<br />
<strong>2015</strong><br />
EXKLUSIV<br />
POWER-TRIO<br />
l BMW<br />
S 1000 R<br />
VERGLEICHSTEST<br />
l SUZUKI<br />
GSX-S 1000<br />
l KTM<br />
1290 SUPER DUKE R<br />
PREMIERE<br />
APRILIA<br />
RSV4 RF<br />
ALLE NEUHEITEN GETESTET<br />
TUNING<br />
SPEZIAL<br />
YAMAHA<br />
YZF-R3<br />
APRILIA<br />
TUONO V4<br />
1100 RR<br />
Mit der schnellsten<br />
Honda<br />
RC 30<br />
ALLER<br />
ZEITEN!<br />
BMW<br />
S 1000 XR<br />
Deutschland € 3,90<br />
Österreich € 4,40; Schweiz sfr 7,20;<br />
BeNeLux € 4,50; Italien € 5,20;<br />
Slowenien € 5,20; Spanien € 5,20<br />
<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
MEIN ZIEL? DIE NÄCHSTE<br />
HERAUSFORDERUNG.<br />
Dunlop Reifen sind für echte<br />
Motorradfahrer gemacht. Für alle, die an<br />
ihre Grenzen gehen. Die nie aufgeben.<br />
Und ganz besonders für alle, die die pure<br />
Leidenschaft des Fahrens genießen.<br />
dunlop.de
JUNI<br />
<strong>2015</strong><br />
INHALT 6/<strong>2015</strong><br />
Fotos: fact, andreasriedmann.at<br />
70<br />
Tuning vom Allerfeinsten! Die piekfein aufgebaute<br />
Honda RC 30 des Ex-Pro Superbike-Helden Jochen<br />
Schmid drückt 171 <strong>PS</strong> aus 836 Kubik<br />
SZENE<br />
04 NEWS/PRODUKTE<br />
BMW R 1200 RS; Kawasaki Z 300;<br />
R1-Rennverkleidung; <strong>PS</strong>-TunerGP;<br />
Gewinnspiel; Rückrufe Öhlins, KTM<br />
und Yamaha; Zubehör von ABM,<br />
LSL und Garmin; Suzuki Recursion;<br />
BMW R nineT-Umbau; Bekleidungstipps;<br />
Motorrad-Markt in Zahlen;<br />
Kurzmeldungen; Editorial<br />
TEST<br />
12 LESERWAHL<br />
Die beliebtesten Maschinen, Marken<br />
und Zubehör-Hersteller <strong>2015</strong><br />
16 PREMIERE<br />
Aprilia RSV4 RF<br />
20 PREMIERE<br />
Aprilia Tuono 1100 RR<br />
24 VERGLEICHSTEST<br />
Unverkleidete Power: BMW S 1000 R,<br />
KTM 1290 Super Duke R und Suzuki<br />
GSX-S 1000<br />
<strong>06</strong><br />
38 PREMIERE<br />
Yamaha YZF-R3<br />
42 RACER-CASTING<br />
Zonko auf der 125er-Zweitakter für<br />
den Red Bull MotoGP Rookies Cup<br />
50 PREMIERE<br />
BMW S 1000 XR<br />
54 SPORTGUMMIS VON MICHELIN<br />
<strong>PS</strong> gewann in Mugello erste Eindrücke<br />
von Michelins neuen Sportreifen<br />
56 LESERFRAGEN TECHNIK<br />
Was ist ein Dog Ring-Getriebe?<br />
SPORT<br />
90 ELEKTRONIK IM RENNSPORT<br />
Vom ersten Mapping-Schalter bis<br />
zur Einheits-ECU<br />
96 PITLANE NEWS<br />
News aus der Hobby-Racing-Szene<br />
RUBRIKEN<br />
58 LESERBRIEFE<br />
59 MARKT<br />
88 DSK-NACHRICHTEN<br />
98 VORSCHAU/IMPRESSUM<br />
<strong>PS</strong>-SPECIAL<br />
42<br />
ab Seite 69<br />
TUNING-<br />
SPECIAL<br />
Zwei Takte für ein<br />
Hallelujah bei den<br />
Nachwuchsracern<br />
EXKLUSIV<br />
POWER-TRIO<br />
l BMW<br />
S 1000 R<br />
VERGLEICHSTEST<br />
l SUZUKI<br />
GSX-S 1000<br />
l KTM<br />
1290 SUPER DUKE R<br />
YAMAHA<br />
PREMIERE<br />
Das komplette Heft gibt es auch als E-Paper fürs iPad.<br />
Mehr Infos: www.ps-online.de/ps-epaper<br />
Offizielle<br />
Mitgliederzeitschrift<br />
<strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 3
SZENE<br />
NEWS<br />
BMW R 1200 RS Boxerfreunde wird es<br />
freuen. Nach Jahren der Leere gibt es<br />
mit der RS wieder einen Sporttourer<br />
auf Boxerbasis im BMW-Programm.<br />
Wir hatten kurz Gelegenheit, die RS<br />
mal aufs Hinterrad zu stellen. Basis<br />
ist der von uns in <strong>PS</strong> 3/<strong>2015</strong> schon<br />
getestete Roadster R 1200 R. Die größte<br />
Veränderung hin zur RS ist natürlich die<br />
Verkleidung. Dadurch legt das Bike allerdings<br />
auch fünf Kilo zu. Um dies im Fahrverhalten<br />
zu kompensieren, veränderten die<br />
Techniker die Gabelfüße. Rund 15 mm wanderte<br />
die Vorderradachse nach vorn. Damit<br />
lässt sich die RS wie ihre R-Schwester überaus<br />
handlich und dennoch Boxer-typisch<br />
entspannt fahren. Allzu sportlich wird‘s<br />
dann aber auch nicht, weil es viel zu früh<br />
unter den Fußrasten und dem Hauptständer<br />
(Aufpreis) kratzt. Der mit 125 Nm Drehmoment<br />
starke Motor macht dagegen gerade<br />
auf Pass- und Landstrassen viel Freude.<br />
Nach sanfter Gasannahme gibt es Schub<br />
bereits ab 2000/min. Unser voll ausgestattetes<br />
Testexemplar mit allen BMW-Features<br />
lässt sich fast allen Lebenslagen anpassen.<br />
Die in der Höhe verstell bare Verkleidung<br />
schützt allerdings nur bis zirka 160 km/h<br />
zuverlässig vor dem entgegenstürmenden<br />
Fahrtwind. Danach wird es laut und unruhig.<br />
Somit ist uns Sportfahrern klar, das „R“ wie<br />
Reise übertrumpft das „S“ wie Sport in der<br />
R 1200 RS.<br />
Informationszentrale mit<br />
unzähligen Funktionen.<br />
Selbst das Info-Layout<br />
lässt sich den Fahrervorlieben<br />
anpassen<br />
BALL -KLEID<br />
Fotos: fact<br />
Foto: Hersteller<br />
R1-Rennverkleidung<br />
DAS PASSENDE PLASTIK FÜR DIE NEUE YAMAHA<br />
R1 GIBT ES FÜR DEN RACER-UMBAU BEI IMT<br />
ZWEIRÄDER (TEL: 027 41/6 04 53, WWW.IMT-<br />
RACING.COM). DAS KOMPLETTE PAKET KOSTET<br />
615 EURO, EIN EXTRA KOTFLÜGEL VORN 55 EURO.
Foto: Red Bull<br />
Foto: Hersteller<br />
GEWINNSPIEL<br />
NEUER RACER-FILM<br />
„On Any Sunday“ beleuchtete 1971 die Motorradwelt<br />
aus Sicht der Enthusiasten und gab dem Sport<br />
damit ein neues Image. Hollywood-Star Steve<br />
McQueen gab das Geld, Doku-Experte Bruce Brown<br />
führte Regie – ein Kultfilm! Dana Brown, Sohn von<br />
Regisseur Bruce, filmte jetzt einen zweiten Teil,<br />
„On Any Sunday – the next Chapter“, der ab sofort<br />
und auf Deutsch bei uns im <strong>PS</strong>-Shop auf www.<br />
ps-online.de. zu haben ist (DVD: 14,99/Blu-Ray:<br />
17,99). Der Film glänzt mit spektakulären, supermodernen<br />
Aufnahmen und zitiert dennoch durch<br />
Schnitt, Musikauswahl und Erzählform durchaus<br />
gekonnt und mit der nötigen Distanz das Ur-<br />
Werk aus den 1970ern. Vielleicht haben sich die<br />
aktuellen Macher zu viele Themen vorgenommen, wodurch der Film auch<br />
seine Längen bekommt, aber sowohl Freestyle-Motocross, Dirt Track und nicht<br />
zuletzt die MotoGP-Beiträge sind absolut sehenswert. Zum öffentlichen Screening<br />
am Sachsenring im Rahmen des MotoGP (Donnerstag, 9. Juli) verlosen wir 5 x 2<br />
Eintrittskarten. Als Bonuspreis gibt es einen Skullcandy-Kopfhörer im Film-<br />
Design. E-Mails mit „the next chapter“ im Betreff und mit Postanschrift an<br />
ps@motorpresse.de. Einsendeschluss ist der 17. Juni <strong>2015</strong>.<br />
RÜCKRUF VON ÖHLINS<br />
SCHWEDENGOLD MIT SCHWÄCHEN<br />
Öhlins hat einen Produktionsfehler bei verschiedenen TTX36-Stoßdämpfern<br />
festgestellt (TTX GP, TTX RT & TTX36 MKII). Aus diesem Grund<br />
ruft Öhlins die betroffenen Stoßdämpfer zurück. Motorräder mit betroffenem<br />
Stoßdämpfer sollen auf keinen Fall weiterbewegt werden, da<br />
Lebensgefahr bestehe! Der Dämpfer muss ausgebaut und überarbeitet<br />
werden. Laut Hersteller sei dieser Fehler zwischenzeitlich in der<br />
Produktion behoben, daher sind frühere oder spätere Seriennummern<br />
nicht betroffen. Alle Informationen finden Sie auf der speziell eingerichteten<br />
Webseite www.recall.ohlins.eu.<br />
EDITORIAL<br />
GAS IST RECHTS!<br />
Endlich Frühjahr! Nicht nur wegen der<br />
deutlich freundlicheren Temperaturen,<br />
die wochenends zum Turn auf der<br />
Hausstrecke einladen – wo wir doch<br />
längst unsere ersten Ausfahrten abgespult<br />
haben. Nein, die Rennsaison hat<br />
für viele von uns begonnen! Das lange<br />
Warten ist zu Ende, die Vorbereitungen<br />
für Mensch und Maschine, die Stunden<br />
in der Garage, um das Rennbike regelkonform<br />
fürs erste Rennen hinzubekommen,<br />
die Dauerläufe, um nicht<br />
ganz außer Form zu sein, die gespannte<br />
Erwartung – all das ist buchstäblich<br />
Schnee von gestern. Vom S 1000 RR-<br />
Cup über Dauerbrenner wie R6- und<br />
Triumph Triple-Cup, der Langstrecke<br />
im DLC oder dem GEC, DRC, Begleitrennen<br />
mit den Suzukis in der IDM,<br />
der nagelneuen Trofeo Italiano für<br />
Italophile oder den Sprintrennen bei<br />
den zahlreichen Trainingsanbietern,<br />
überall wird wieder angegriffen und –<br />
hart, aber hoffentlich immer fair – um<br />
Punkte und Pokale gekämpft. <strong>PS</strong> als<br />
das sportlichste Motorrad-Magazin ist<br />
selbstverständlich dabei – nicht nur<br />
durch uns rennsportaktive Redakteure,<br />
sondern auch als journalistische<br />
Begleiter der deutschsprachigen<br />
Rennszene, unserem Breitensport.<br />
Ohne den ist weder unser Heft komplett<br />
noch hat der Spitzensport überhaupt<br />
einen Nährboden. Deshalb<br />
sollten wir auch dieser Leidenschaft<br />
nachgehen – egal, ob es schnellere<br />
Fahrer gibt. Allen Racern da draußen<br />
eine schöne, erfolgreiche und verletzungsfreie<br />
Saison <strong>2015</strong>.<br />
Gas ist... Wem sag ich das?<br />
<strong>PS</strong>-TUNERGP AM SACHSENRING<br />
OPEN DOORS<br />
Die Anmeldungen für den<br />
TunerGP am 23./24. Juli am<br />
Sachsenring flattern jetzt<br />
zahlreich ins Haus, und wir<br />
können den Zuschauern<br />
spannende Bikes von der neuen<br />
R1 bis zu Power-geladenen Naked<br />
Bike-Umbauten versprechen.<br />
Arne Tode wird alle mit Top-Rundenzeiten<br />
um die Strecke prügeln<br />
– und das Beste: Die Show ist<br />
absolut frei, Zuschauer sind ausdrücklich<br />
willkommen, das<br />
Fahrerlager steht offen.<br />
Foto: fact<br />
Foto: Yvonne Hertler<br />
Uwe Seitz, leitender Redakteur<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
SZENE<br />
NEWS<br />
Der Zweizylinder aus<br />
der Ninja 300 steckt<br />
jetzt auch in dem kleinen<br />
Naked Bike Z 300<br />
KAWASAKI Z 300<br />
IM ZEICHEN DES ZORRO<br />
Zorro, der Rächer des gemeinen Volkes,<br />
maskierter Haudegen, flink wie gewitzt,<br />
kämpft für die Unterdrückten und gegen<br />
die Großen und Mächtigen. Immer hinterlässt<br />
er sein Zeichen – das Z. Zorro ist<br />
wieder da, er ist als Kawasaki Z 300<br />
zurückgekommen. Zorro 300 ist der<br />
Bruder eines Ninjas, von dem er seinen<br />
Kampfstil erlernt hat, doch er trägt mit<br />
Stolz Maske und Zeichen seiner Z-Ahnen.<br />
Und mit Recht, denn genau wie die<br />
mag er für Ahnungslose böse wirken, ist<br />
im Herzen aber einer von den Guten.<br />
Wie sein Ninja-Bruder schlägt Zorro<br />
dann am unbarmherzigsten zu, wenn die<br />
bräsigen, selbst ernannten Herrscher<br />
der Landstraße auf ihren dicken Öfen am<br />
wenigsten damit rechnen. Geradeaus<br />
kann jeder, Spitzkehren und Winkelwerk,<br />
das sind seine Spezialität. Dann wirbelt<br />
er leichtfüßig und geschmeidig innen,<br />
außen oder eben da vorbei, wo sich<br />
gerade eine Lücke auftut. Zick-zack,<br />
piff-paff, und schon ist er verschwunden.<br />
Wer’s genau wissen will: 170 Kilo fahrfertig,<br />
39 <strong>PS</strong> bei 11000 Touren, vorne<br />
110er-, hinten 140er-Sohlen. Vorne soft,<br />
hinten straff, ordentliche Bremse. Gier<br />
nach Drehzahl, Kupplung und Getriebe<br />
sehr leichtgängig. Prima Naked-Ergonomie,<br />
Platz auch für Große, ordentlich<br />
verarbeitet, schickes Zubehör, Preis<br />
5200 Euro. Details, Baby – Eat the Rich!<br />
Fotos: Kawasaki<br />
Foto: Hersteller<br />
Komplette Kits von ABM<br />
VOM TEILELIEFERANT ABM GIBT ES DIE VERSTELL-<br />
BAREN MULTICLIP-STUMMEL JETZT NICHT NUR FÜR<br />
DIE AKTUELLEN SUPERBIKES VON YAMAHA UND<br />
BMW, SONDERN AUCH ALS KITS MIT GAS- UND KUPP-<br />
LUNGSZÜGEN, STAHLFLEX-BREMSLEITUNG UND<br />
DIVERSEN VERKLEIDUNGSHALTER-TEILEN. PREISE<br />
AUF AN FRAGE. WWW.AB-M.DE<br />
6 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
Foto: Hersteller<br />
Kettenschmierung<br />
DR. WACK BIETET MIT DEM NEUEN<br />
TRANSPARENTEN S 100 DRY LUBE<br />
EIN KETTENSPRAY, DAS KETTEN GUT<br />
PFLEGEN SOLL, OHNE DIESE, FELGEN<br />
UND TEILE MIT FETTSPRITZERN ZU<br />
VERUNSTALTEN. 400-ML-SPRAYDOSE<br />
IM FACHHANDEL FÜR 16,99 EURO.<br />
LENKERGEWICHTE VON LSL<br />
DUAL DISE<br />
Die Tuning-Schmiede LSL präsentiert mit<br />
den Dual Dise neue, zweifarbig eloxierte<br />
Lenkergewichte in vier verschiedenen Farbkombinationen<br />
(Schwarz-Rot, Schwarz-<br />
Gold, Schwarz-Silber und Schwarz-Matt-<br />
Schwarz). Die Dual Dise werden mit Spreizgummis<br />
für 14- und 18-mm-<br />
Lenker-Innendurchmesser<br />
geliefert und passen auf Stahlund<br />
Aluminiumlenker. Der Preis<br />
pro Paar beträgt 39,95 Euro.<br />
www.lsl.eu<br />
Foto: lsl<br />
Garmin-Kamera<br />
Garmin bringt mit der VIRB X (299 Euro) und VIRB XE<br />
(399 Euro) zwei neue Action-Kameras. Beide Modelle<br />
haben G<strong>PS</strong>, intuitive Bedienung und sind wasserdicht<br />
bis 5 ATM. Die VIRB X erfasst 30 Frames pro Sekunde,<br />
die VIRB XE 60 fps bei Full-HD-Auflösung. Die VIRB XE<br />
kommt außerdem mit gyroskopischem Bild stabilisator.<br />
Alleinstellungsmerkmal der Kameras ist allerdings die<br />
„G-Metrix“: Daten von G<strong>PS</strong> und verschiedenster interner<br />
und externer Sensoren<br />
werden von den Kameras erfasst,<br />
und Geschwindigkeit, Höhe,<br />
Herzfrequenz oder wirkende<br />
G-Kräfte lassen sich beim<br />
Bearbeiten grafisch ins Video<br />
einbinden.<br />
Foto: Hersteller<br />
RÜCKRUF YAMAHA MT-09<br />
GETRIEBESTÖRUNG<br />
Yamaha ruft diverse MT-09-Modelle<br />
in die Werkstätten, da bei bestimmten<br />
Fahrzeugen die Schaltwelle<br />
brechen kann. Grund ist<br />
ein Bauteil, welches bei der Produktion<br />
falsch gefertigt wurde. Dies<br />
kann zur Folge haben, dass sich das<br />
Getriebe nicht mehr richtig bzw. gar<br />
nicht mehr schalten lässt. Die Modifikation<br />
beinhaltet die Montage einer neuen<br />
Schaltwelle mit einem modifizierten<br />
Schaltmechanismus. Auf www.yamahamotor.de<br />
kann unter „Service“ anhand<br />
der eigenen Fahrzeug nummer<br />
überprüft werden, ob das Motorrad<br />
betroffen ist.<br />
Fotos: Markus Jahn<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 7
SZENE<br />
NEWS<br />
Das Recursion-Konzept stand 2014 auf der Intermot<br />
und ist vermutlich schon weiter als gedacht<br />
NEUHEIT VON SUZUKI<br />
KOMMT BALD AUFGELADEN<br />
Nach neu aufgetauchten Patenten und Medieninfos aus<br />
Asien scheint die Suzuki „Recursion“ als Turbo-geladener<br />
kleiner Sportler schon recht nah an der Serienfertigung<br />
zu sein. Im Patent ist der Antrieb als<br />
588-Kubik-Reihen-Twin mit Turbolader ausgewiesen.<br />
Details wie das Ansaugrohr und ein<br />
Zwischenkühler waren am Konzeptbike (Bild)<br />
noch nicht zu sehen, sind im Patent aber wie<br />
weitere Details deutlich erkennbar. Äußere<br />
Eigenheiten wie die Einarmschwinge und der<br />
spezielle Rahmen des Konzept-Bikes sind so<br />
auch im Patent verzeichnet, was auf ein fertig<br />
entwickeltes Motorrad hindeutet. Suzuki bestätigte<br />
weder die Berichte noch dementierte man<br />
sie. Ein weiteres Zeichen, dass ein Turbo-Sportler aus<br />
Hamamatsu wohl nicht mehr in allzu weiter Ferne ist.<br />
Foto: Suzuki<br />
RÜCKRUF BEI KTM<br />
WERKSTATT BESUCHEN!<br />
KTM ruft Modelle der Typen 690 ENDURO R und<br />
690 SMC R des Modelljahres <strong>2015</strong> zur Überprüfung<br />
der hinteren ABS-Bremsleitung sowie<br />
Modelle des Typs 690 SMC R der Modelljahre<br />
2014 und <strong>2015</strong> zur Überprüfung der Distanzbuchsen<br />
in die Werkstätten der KTM Händler.<br />
Die Kunden werden angeschrieben. Außerdem<br />
kann im Bereich „Service“ auf der KTM-Webseite<br />
(www.ktm.com) nach Eingabe der Fahrgestellnummer<br />
und der Auslieferungs-Urkundennummer<br />
überprüft werden, ob das jeweilige<br />
Fahrzeug von der Rückrufaktion betroffen ist.<br />
Foto: fact<br />
R NINE T-UMBAU<br />
WUNDERLICHE WAFFE<br />
Zum 30-jährigen Firmenjubiläum hat BMW-Spezialist<br />
Wunderlich einen R nineT-Umbau vorgestellt. Die Originalgabel<br />
ist beispielsweise um 15mm verlängert und sitzt<br />
tiefer in der Gabelbrücke, was insgesamt 30mm Höherlegung<br />
bedeutet. Das bringt nicht nur mehr Federweg,<br />
sondern verbessert auch gemeinsam mit dem um 15mm<br />
längeren, ebenfalls voll einstellbaren Wunderlich-Federbein<br />
die Fahreigenschaften<br />
erheblich.<br />
Der Café Racer bietet<br />
aber noch mehr.<br />
Weitere Infos unter<br />
www.wunderlich.de<br />
Fotos: Wunderlich<br />
8 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
VON KOPF BIS FUSS<br />
OBEN &<br />
UNTEN<br />
<strong>PS</strong> präsentiert komplette<br />
Neuheiten und Verbesserungen<br />
im Detail für sportliche<br />
Motorradfahrer.<br />
AGV präsentiert<br />
mit dem AGVisor<br />
ein Visier, das dank<br />
eines LCD mit<br />
Flüssigkristallen<br />
mit einem Klick<br />
von hell auf dunkel<br />
wechselt. Es ist<br />
derzeit als Zubehör<br />
für PistaGP, Corsa<br />
und GT Veloce erhältlich.<br />
Preis: 159 Euro.<br />
www.agv.com<br />
POLO bietet mit der<br />
neuen Wyoming<br />
Lederjacke von Spirit<br />
Motors eine echte<br />
Motorradjacke im Vintage-Stil<br />
mit Taschen<br />
für Nachrüstprotektoren.<br />
Schwarz oder<br />
Braun, Größen L-XXL,<br />
Preis: 249,95 Euro.<br />
www.polo-motorrad.<br />
de<br />
TRIUMPH pflegt die<br />
Heritage mit dem<br />
King of Cool, Steve<br />
McQueen, mit neuen<br />
T-Shirts. Das Mc-<br />
Queen-DK Grey<br />
kostet 49 Euro und<br />
kommt in den Größen<br />
XS-XXXL. www.tri<br />
umphmotorcycles.de<br />
POLO bietet für noch<br />
sportlicher eingestellte<br />
Piloten einen<br />
neuen Rindleder-Einteiler<br />
– bisher gab es<br />
die FLM Pace-Kombi<br />
nur als Zweiteiler.<br />
Farbe: Weiß, Größen:<br />
48-56, Preis: 599,95<br />
Euro. www.polomotorrad.de<br />
ALPINESTARS‘ neuer<br />
Rückenprotektor<br />
heißt Nucleon KR1,<br />
ist für echte Sportfahrer<br />
und nach den<br />
CE-Anforderungen<br />
für Level 2 auf dem<br />
aktuellen Stand.<br />
Größen: XS-XL, Preis:<br />
149,95 Euro. www.<br />
alpinestars.com<br />
SIDI hat den Mag1<br />
jetzt als „Air“ sommerfit<br />
gemacht. Die<br />
Sommer-Edition des<br />
Kunstleder-Rennstiefels<br />
ist komplett perforiert,<br />
um die Füße<br />
kühl zu halten. Farbe:<br />
Weiß, Größe: 39-47,<br />
Preis: 379,95 Euro.<br />
www.jopa.nl<br />
Fotos: Hersteller<br />
BÜSE Der Leder-<br />
Handschuh „Misano“<br />
ist für sportliche<br />
Landstraßenfahrer<br />
konzipiert. Farben:<br />
Schwarz, Rot, Weiß,<br />
Gelb, Grün, Orange.<br />
Größen: 8-12, Weiß<br />
und Schwarz bis 14.<br />
Preis: 79,95 Euro.<br />
www.buese.com<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 9
KURZ & KNAPP<br />
++ BOSCH BAUT AUS++<br />
Bosch sieht großes Potenzial<br />
im weltweiten Motorradmarkt<br />
und hat aus diesem Grund<br />
einen eigenständigen Bereich<br />
aufgestellt, der „Two-Wheeler<br />
and Powersports“ heißt. „ Wir<br />
streben im Motorradmarkt als<br />
Zu lieferer die führende Position<br />
an“, sagt Bosch-Chef<br />
Dr. Dirk Hoheisel zu dieser<br />
Maßnahme.<br />
++ NORTON BEI DER TT ++<br />
Norton will sein Engagement<br />
bei der TT auf der Isle of Man<br />
weiter ausbauen. Dazu fertigt<br />
der britische Hersteller aus<br />
Silverstone jetzt ein Chassis<br />
für den Kawasaki ER-6-Motor,<br />
mit dem in der Lightweight-<br />
Klasse gefahren wird.<br />
Foto: Yvonne Hertler<br />
LESETIPP<br />
COOLER GUSTL<br />
<strong>PS</strong>-Mitarbeiter Fritz „Zonko“ Triendl<br />
führte einige Interviews mit Österreichs<br />
erfolgreichstem Grand Prix-Rennfahrer<br />
Gustl Auinger (Bild links), die allesamt<br />
einen solch hohen Unterhaltungswert<br />
hatten, dass Zonko daraus ein Buch<br />
machte. Darin erzählt einer der echten<br />
Grand Prix-Typen von einst, wie es in den<br />
70er- und 80er-Jahren im Renn-Business<br />
abging. Ein äußerst gelungenes<br />
Buch, das Hochdeutsch-Fetischisten<br />
einige Arbeit bereiten wird, aber auch<br />
etliche Lachanfälle auslösen dürfte.<br />
Zu bestellen ist „Gustl Auinger – Vollgas“,<br />
das im Verlag „Zonkos Welt“ erschienen<br />
ist, direkt unter zonko63@gmx.<br />
at. Kurzes Mail samt Adresse genügt,<br />
der Postler liefert aus. Sonderpreis für<br />
<strong>PS</strong>-Leser: 22 Euro inklusive Versand.<br />
Foto: Zonko<br />
++ KTM BLEIBT DABEI ++<br />
KTM hat sein Engagement in<br />
der Jugendförderung um weitere<br />
drei Jahre verlängert und<br />
bleibt damit Partner der erfolgreichen<br />
MX Academy bis<br />
2018. Jährlich stellt KTM 70<br />
Crossbikes für die Einsteigerkurse<br />
(siehe <strong>PS</strong> 2/<strong>2015</strong>). Infos:<br />
www. adac-mx-academy.de<br />
++ FUELL II ++<br />
Nach dem großen Erfolg der<br />
Premiere-Ausgabe hat die<br />
Motorrad-Gruppe der Motor<br />
Presse Stuttgart, auch Heimat<br />
von <strong>PS</strong>, das zweite Magazin<br />
von „FUEL“ herausgebracht.<br />
Darin geht es neben Motorrädern<br />
aus der Umbauszene vor<br />
allem um den Lifestyle. FUEL<br />
gibt es überall im Zeitschriftenhandel<br />
für 6,50 Euro.<br />
EBR-INSOLVENZ<br />
UND WIEDER SCHLUSS<br />
MOTORRAD-MARKT<br />
DER BIKE-BOOM HÄLT AN<br />
Nachdem das schlechte, noch winterliche<br />
Wetter Anfang des Jahres die Zulassungszahlen<br />
leicht unter die des Vorjahres<br />
drückte, brachte der März dann einen<br />
kräftigen Zuwachs, der das gesamte<br />
erste Quartal <strong>2015</strong> noch einmal um über<br />
Sonstige<br />
0,99 %<br />
Yamaha<br />
Victory 11,<strong>06</strong> %<br />
0,36 %<br />
Triumph<br />
6,05 %<br />
Suzuki<br />
8,13 %<br />
MV Agusta<br />
0,94 %<br />
Moto Guzzi<br />
1,16 %<br />
KTM<br />
8,75 %<br />
Kawasaki<br />
10,79 %<br />
Indian Motorcycle<br />
0,33 %<br />
Hyosung<br />
0,18 %<br />
Nach dem Buell-Aus in der Harley-<br />
Ära 2009 ist nun wohl auch Erik Buell<br />
Racing (EBR) am Ende. Die Firma in<br />
East Troy im US-Bundesstaat Wisconsin<br />
mit 126 Mitarbeitern meldete<br />
Mitte April Insolvenz an. Angeblich<br />
haben sich 20 Millionen Dollar Schulden<br />
angehäuft. Ob es weitergeht, ist<br />
ungewiss und hängt wohl vom indischen<br />
Investor Hero ab, der 2013 für<br />
25 Millionen Dollar 49 Prozent an<br />
EBR erwarb und gern mehr davon<br />
gehabt hätte. Damals wollte Erik<br />
Buell nicht – jetzt muss er vielleicht.<br />
drei Prozent über das schon sehr gute<br />
von 2014 hob. Großer Gewinner bei den<br />
Neuzulassungen bis April <strong>2015</strong> ist<br />
Yamaha mit fast 40 Prozent Zuwachs.<br />
Unser Diagramm zeigt die Marktanteile<br />
in Deutschland.<br />
Aprilia<br />
1,18 %<br />
Husqvarna<br />
1,20 %<br />
Betamotor<br />
1,03 %<br />
Honda<br />
9,58 %<br />
BMW<br />
25,01 %<br />
Ducati<br />
4,60 %<br />
Gas Gas<br />
0,28 %<br />
Harley-<br />
Davidson<br />
8,38 %
TEST & TECHNIK<br />
LESERWAHL<br />
ERGEBNIS<br />
Mit einem absoluten<br />
Beteiligungsrekord<br />
haben Sie, liebe<br />
Leser, in diesem<br />
Jahr ihre Stimmen abgegeben<br />
und ihre Favoriten vom Superbike<br />
bis zur 125er gekürt. Auch<br />
in Sachen Zubehör haben Sie<br />
eine klare Meinung und auch,<br />
welche Motorradmarken Ihnen<br />
am meisten bedeuten. Insgesamt<br />
gingen 21184 notariell beglaubigte<br />
Stimmen bei uns ein, die in<br />
den einzelnen Kategorien durchaus<br />
Überraschungen parat hielten.<br />
So stürzte beispielsweise die<br />
neue Ducati 1299 Panigale die<br />
Dauerkan didatin BMW S 1000<br />
RR vom Superbike-Thron. Die<br />
brandeue Yamaha YZF-R1 kam<br />
auf Anhieb auf den dritten Platz<br />
bei den großen Supersportlern.<br />
Ebenfalls nach Bologna geht<br />
die Krone für die neu geschaffene<br />
Kategorie „Crossover“, in der<br />
wir erstmals die mittlerweile<br />
breit aufgestellte Klasse langgabliger<br />
Straßenmotorräder zusammengefasst<br />
haben. Die neue Multistrada<br />
setzt sich dort klar gegen<br />
die komplett neue BMW S<br />
1000 XR durch.<br />
Neu auf dem Podest steht die<br />
MV Agusta Brutale 800 RR als<br />
Zweitplatzierte bei den Naked<br />
Bikes. Die bisherige Königin, die<br />
KTM 1290 Super Duke R, konnte<br />
die MV aber ebenso wenig gefährden<br />
wie die auf Platz drei gewählte<br />
BMW S 1000 R. Damit ist<br />
die Österreicherin zum dritten<br />
Mal in Folge bei den Unverkleideten<br />
ganz oben.<br />
Ebenfalls den dritten Sieg in<br />
Serie feierte die Triumph Daytona<br />
675 R in der Supersport-Klasse.<br />
Zwar ist diese Kategorie nicht<br />
gerade mit neuen Bikes gesegnet,<br />
aber die <strong>PS</strong>-Herzen sind entsprechend<br />
treu. Auf die Plätze<br />
kamen die MV Agusta F3 und die<br />
Yamaha YZF-R6.<br />
Die Kawasaki Z 1000 SX<br />
beherrscht die Kategorie „Sportliche<br />
Allrounder“ souverän. Seit<br />
es die SX gibt, hält die Kawa die<br />
20<br />
BESTER SPORTLER ÜBER 750 CM 3<br />
Die <strong>PS</strong>-Leser haben<br />
abgestimmt und in<br />
sieben Kategorien ihre<br />
heißesten Maschinen<br />
gewählt. Dazu kommen<br />
die beliebtesten Marken<br />
und die favorisierten<br />
Zubehör-Hersteller.<br />
Vorhang auf!<br />
1. Platz Ducati 1299 Panigale/S 18,5%<br />
2. Platz BMW S 1000 RR 16,1%<br />
3. Platz Yamaha YZF-R1 M 12,1%<br />
12 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
SE<br />
BESTE<br />
MOTORRAD-MARKE<br />
1. Platz BMW 19,0%<br />
2. Platz Ducati 17,5%<br />
3. Platz Yamaha 15,0%<br />
15BESTE 125ER<br />
Foto: Ducati<br />
Foto: Jahn Foto: jkuenstle.de<br />
1. Platz KTM 125 Duke 24,6%<br />
2. Platz KTM RC 125 22,0%<br />
3. Platz Aprilia RS4 SBK Replica 19,6%<br />
BESTE ENDURO/<br />
SUPERMOTO<br />
1. Platz BMW R 1200 GS 19,0%<br />
2. Platz Ducati Hypermotard SP 17,5%<br />
3. Platz KTM 690 SMC R 15,0%<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 13
Gold medaille in der <strong>PS</strong>-Leserwahl.<br />
Neu und knapp dran am<br />
Sieg ist die BMW R 1200 RS.<br />
Die kunterbunte Kategorie<br />
der Enduros und Supermotos<br />
kennt mit der BMW R 1200 GS<br />
auch fast nur einen Dauersieger.<br />
Dafür sind die Ducati und KTM<br />
auf den Plätzen echte <strong>PS</strong>-Sportskanonen.<br />
Absolut identisch zum<br />
Vorjahr ist das Ergebnis der<br />
125er. KTM beherrscht die Einsteigerklasse<br />
mit zwei Modellen<br />
eindeutig. Bei den beliebtesten<br />
Marken ist KTM jedoch auf Platz<br />
vier abgerutscht. Neu dabei auf<br />
dem Podium ist Yamaha. Keine<br />
Überraschungen gab es dagegen<br />
bei den Best Brands – von<br />
Prozentpunkten abgesehen. Wir<br />
gratulieren den siegreichen Herstellern!<br />
Die glücklichen Gewinner<br />
unserer Sachpreise unter<br />
den beteiligten Lesern werden<br />
wir in den nächsten Tagen benachrichtigen.<br />
1. Platz Ducati Multistrada/S 26,5%<br />
2. Platz BMW S 1000 XR 19,6%<br />
3. Platz BMW F 800 GS 6,9%<br />
1. Platz KTM 1290 Super Duke R 20,2%<br />
2. Platz MV Agusta Brutale 800/RR 17,5%<br />
3. Platz BMW S 1000 R 15,0%<br />
BESTES NAKED BIKE<br />
Foto: Jahn<br />
CROSSOVER<br />
BESTER SPORTLICHER<br />
ALLROUNDER<br />
Foto: jkuenstle.de<br />
BESTER SPOR<br />
1. Platz Kawasaki Z 1000 SX 20,1%<br />
2. Platz BMW R 1200 RS 18,2%<br />
3. Platz BMW K 1300 S 7,7%<br />
14 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
BEST BRANDS<br />
REIFEN<br />
FAHRWERKS-TUNING<br />
BREMSBELÄGE<br />
RÜCKENPROTEKTOREN<br />
LEDERBEKLEIDUNG<br />
HELME<br />
ZUBEHÖR/UMBAUTEN<br />
STIEFEL<br />
AUSPUFF<br />
Foto: Ducati<br />
ÖLE/SCHMIERMITTEL<br />
TLER BIS 750 CM 3<br />
Foto: fact<br />
1. Platz Triumph Daytona 675/R 28,4%<br />
2. Platz MV Agusta F3 675 23,2%<br />
3. Platz Yamaha YZF-R6 12,7%<br />
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PREMIERE<br />
APRILIA RSV4 RF<br />
(B)RENN<br />
EISEN<br />
Ein tolles Motorrad war<br />
die Aprilia RSV4 schon<br />
von Anfang an – nur fehlte<br />
es ihr zur Konkurrenz<br />
an Leistung. Jetzt<br />
scheint nicht nur dieses<br />
Problem behoben – das<br />
Superbike kann noch<br />
viel mehr.<br />
Text: Uwe Seitz<br />
Fotos: Aprilia<br />
16 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
Dem Herzstück der RSV4, dem<br />
65-Grad-V4-Motor, haben die<br />
Aprilia-Entwickler fürs aktuelle<br />
Motorrad die größte Aufmerksamkeit<br />
geschenkt. Das hat nicht<br />
nur damit zu tun, dass die neuesten<br />
Superbike-WM-Regeln noch mehr Seriennähe<br />
verlangen und der ehemalige<br />
Entwicklungsleiter Romano Albisiano<br />
jetzt auch Sportchef von Aprilia ist.<br />
Im Kampf um verkäufliche Superbikes<br />
ging es seit jeher um Leistung. Und in<br />
Zeiten von 200 <strong>PS</strong> und mehr aus der<br />
Kiste stand die RSV4 trotz diesem so<br />
emotionalen Vierzylinder mit von uns<br />
gemessenen 182 <strong>PS</strong> an der Kurbelwelle<br />
gegenüber den ganz harten Konkurrenten<br />
auf verlorenem Posten.<br />
Jetzt dürfte der V4 deutlich mehr<br />
drücken – das war beim ersten Test in<br />
Misano schon spürbar. Aprilia spricht<br />
sogar von 201 <strong>PS</strong> – bei 13 000/min. Das<br />
muss sich selbstverständlich noch auf<br />
unserem Prüfstand zeigen, doch möglich<br />
ist viel. Dafür hat sich auch viel am<br />
Triebwerk geändert.<br />
Das zeigt bereits der erste prüfende<br />
Blick auf den Motor in der Hotellobby.<br />
Wo früher das Schauglas für das Öl<br />
saß, befindet sich jetzt nur noch eine<br />
kreisrunde Naht im Gehäuse. Den Ölstand<br />
zeigt ein Peilstab an, denn durch<br />
den neu gestalteten Ölkreislauf sitzt<br />
das Motoröl nun tiefer unter dem Motor.<br />
Dank dieser Änderung soll das Motorrad<br />
unter anderem in jeglicher Schräglage<br />
noch besser mit Schmierstoff<br />
versorgt werden – und das bei weniger<br />
Motoröl im Bike. Noch aufwendiger ge-<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 17
01<br />
02<br />
01 Links am Motorgehäuse unter<br />
der Kupplung erkennt man die Naht,<br />
an der beim Vorgängermodell das<br />
Schauglas fürs Motoröl saß 02 Große<br />
Eingriffe gab es am gesamten Zylinderkopf.<br />
Der V4 dreht jetzt 500/min<br />
höher als der Vorgänger 03 In der RF-<br />
Version sind die Öhlins-Dämpfer serienmäßig,<br />
RR-Kunden können sie gegen<br />
Bares dazu ordern. Top-Material<br />
ist es auf jeden Fall 04 Per Handy<br />
kann die Elektronik über eine App<br />
auf bis jetzt 15 Strecken von Kurve zu<br />
Kurve abgestimmt werden<br />
03<br />
04<br />
ändert wurde aber vor allem das obere<br />
Motorgehäuse, auch wenn das nicht<br />
sofort sichtbar ist. Das dort verwendete<br />
neue Materialverfahren sparte allein<br />
1,3 Kilo. Im Innern änderten die Entwickler<br />
das Ventilationssystem, um<br />
Leistungsverluste durch ungünstigen<br />
Luftdruck innerhalb des Gehäuses<br />
zu vermeiden. Die rotierenden Massen<br />
wurden durch viele vermeintliche Kleinigkeiten<br />
reduziert. Noch mal deutlich<br />
Hand legten die Ingenieure am Zylinderkopf<br />
an. Die Nocken bekamen neue<br />
Profile und wiegen nun 600 Gramm<br />
weniger. Ein- und Auslasskanäle wur-<br />
18 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
DATEN<br />
APRILIA<br />
RSV4 RF<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-65-Grad-V-Motor, 4 Ventile/<br />
Zylinder, 148 kW (201 <strong>PS</strong>) bei 13000/min*,<br />
115 Nm bei 10500/min*, 1000 cm³, Bohrung/Hub:<br />
78,0/52,3 mm, Verdichtung:<br />
13,6:1, Zünd-/Einspritzanlage, 48-mm-<br />
Drosselklappen, mechanisch betätigte<br />
Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-<br />
Kupplung, Sechsganggetriebe, Kette<br />
FAHRWERK<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
einstellbar, Nachlauf: 63 mm,<br />
Radstand: 1435 mm, Ø Gabel innenrohr:<br />
43 mm, Federweg v./h.: 120/130 mm<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Leichtmetall-Schmiederäder, 3.50 x<br />
17/6.00 x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17,<br />
hinten: 200/55 ZR 17, 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit Vierkolben-<br />
Schwimmsätteln vorn, 220-mm-Einzelscheibe<br />
mit Zweikolben-Festsattel hinten,<br />
ABS<br />
GEWICHT<br />
(vollgetankt) 201 kg*,<br />
Tankinhalt: 18,5 Liter Super<br />
GRUNDPREIS<br />
21490 Euro (zzgl. NK)*<br />
* Herstellerangabe<br />
den feiner bearbeitet, die Ventile sind<br />
aus Titan, die Federn neu. Auch der<br />
Brennraum ist aufgeräumter, das<br />
Verdichtungsverhältnis ging rauf auf<br />
13,6:1. Entsprechend der mächtigeren<br />
Power ist die RSV4 neu übersetzt.<br />
Das Abgassystem ist ebenfalls neu.<br />
Doch auch das Chassis kam an die<br />
Reihe. In der RF-Version stammen die<br />
Dämpfer von Öhlins, die auch RR-Käufer<br />
mit einem aufpreispflichtigen Race<br />
Pack dazu ordern können. Der Radstand<br />
wuchs bei beiden RSV-Modellen<br />
um 15 Millimeter, vier davon entfallen<br />
für mehr Traktion auf die Schwinge im<br />
Bereich der Achsaufnahme. Der Motor<br />
sitzt etwas tiefer im Rahmen, das bedeutet<br />
besser zentralisierte Massen.<br />
Der Gabel-Offset legte um zwei Millimeter<br />
zu, dadurch ging der Nachlauf zurück,<br />
was man dem Motorrad sofort<br />
anzumerken scheint, denn die Aprilia<br />
brilliert derart mit ihrem agilen Handling,<br />
dass es einem erst etwas nervös<br />
vorkommt, nach der Eingewöhnungsrunde<br />
dann aber mit irren<br />
Linien verwöhnt.<br />
Das zunächst etwas pumpende<br />
Fahrwerk am Kurvenausgang<br />
und das sehr leichte Heck im<br />
Anbremsbereich bedurfte einer<br />
strafferen Abstimmung. Das Öhlins-<br />
Material bietet einen großen Einstellbereich<br />
und reagiert fein auf Setup-Änderungen.<br />
Danach war das extrem kompakte<br />
Motorrad zwar immer noch in<br />
Bewegung, erledigte aber seine Aufgabe<br />
in echter Rennmotorrad-Manier.<br />
Überhaupt fühlt sich die Aprilia mit der<br />
sehr Vorderrad-orientierten Sitzposition<br />
hoch über dem Lenker wie ein<br />
astreiner, kompromissloser Racer an.<br />
Das Feedback ist ähnlich phänomenal,<br />
wie man das von Race-Bikes kennt.<br />
Selbst mit viel Bewegung im Motorrad<br />
am Kurvenausgang kann man so gnadenlos<br />
am Gas bleiben und die noch<br />
einmal verfeinerte Elektronik bügelt<br />
brenzlige Situationen mit feinem Regelverhalten<br />
aus. Wirklich verbessert hat<br />
sich die Gasannahme des V4. Selbst im<br />
scharfen R-Modus ging die Aprilia sehr<br />
weich ans Gas und das Ride-by-Wire<br />
ließ sich ganz fein dosieren. Im Gegensatz<br />
zur Konkurrenz rockt die Aprilia<br />
übrigens in jedem der drei wählbaren<br />
Modi mit voller Leistung. Lediglich der<br />
Krafteinsatz unterscheidet sich. Den<br />
Rest, so die Techniker, regelt die Elektronik<br />
– auch im Regen.<br />
Große Klasse ist das reduzierte<br />
Bremsmoment des Motors, das sich<br />
über die Elektronik-Bedienung im<br />
Cockpit fein einstellen lässt. Gepaart<br />
mit der Anti-Hopping-Kupplung lässt<br />
sich damit hervorragend nach schnellen<br />
Passagen vor engen Kehren furchtlos<br />
herunterschalten – das Motorrad<br />
bleibt absolut ruhig ohne plötzliche<br />
Verzögerung beim Einkuppeln auf Kurs.<br />
In Misano ließ sich so das letzte Eck<br />
in der sehr schnellen Dreifach-Links<br />
mit einem kurzen Schaltvorgang nach<br />
unten wunderschön im dritten Gang<br />
ansteuern. Der gute Schaltautomat<br />
hat übrigens keine Blipper-Funktion.<br />
Nach wie vor ist die Traktionskontrolle<br />
des APRC-Systems<br />
eine Wucht – und wurde weiter verbessert<br />
und dem neuen Motor und<br />
Chassis angepasst. Die feinen Regeleingriffe<br />
und die per Daumenschalter<br />
jederzeit einstellbare Sensibilität machen<br />
das Aprilia-System zu einem echten<br />
Knaller. Doch die Elektroniker haben<br />
sich für die neue RSV4 noch etwas<br />
Besonderes ausgedacht. Per Smartphone<br />
kann nach vorgegebenen Werks-<br />
Settings auf 15 europäischen Strecken<br />
ein Corner-to-Corner-Setup der TC, des<br />
ABS und der Wheeliekontrolle aktiviert<br />
werden, das für uns in Misano wirklich<br />
hervorragend funktionierte und augenblicklich<br />
die Rundenzeiten drückte.<br />
Und zuletzt ein Wort zum abschaltbaren<br />
Race-ABS von Bosch. Die Brembo-Bremse<br />
ist an sich schon eine<br />
Wucht, aber das dreifach einstellbare<br />
ABS ist tatsächlich sehr „racing“. Im<br />
schärfsten Modus waren Ende Start-Ziel<br />
wilde Stoppies möglich, und das ABS<br />
regelte nur bei brutalem ersten Bremsimpuls.<br />
Für sensiblere Seelen kann es<br />
das aber auch milder. Richtig auf den<br />
Zahn werden wir der RSV4 in der kommenden<br />
<strong>PS</strong> fühlen – dann schon im<br />
ausführlichen Vergleichstest gegen die<br />
Konkurrenz.<br />
URTEIL<br />
Ein deutlich überarbeiteter Motor<br />
mit formidablen Manieren, ein sehr<br />
rennorientiertes Chassis und eine<br />
Elektronik, die auf allerhöchstem<br />
Niveau funktioniert. Sollte der V4<br />
tatsächlich halbwegs die angegebene<br />
Leistung haben, ist die Aprilia<br />
ein ganz heißer Anwärter auf die<br />
schnellsten Rundenzeiten. Ein Vertun<br />
gibt es freilich nicht: Alltag ist<br />
bestimmt nicht das ganz große<br />
Ding der neuen RSV4.<br />
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PREMIERE<br />
APRILIA TUONO V4 1100 RR<br />
THUNDER<br />
LIGHTNING<br />
20 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
Mit mehr Leistung, mehr<br />
Drehmoment und – vor allem<br />
– mehr Hubraum frischte<br />
Aprilia die erst vor zwei Jahren<br />
renovierte Tuono erneut<br />
auf. Der erste Eindruck vom<br />
aufgepeppten Power-Nakedei:<br />
Donnerwetter.<br />
Text: Peter Mayer; Fotos: Hersteller<br />
Mit einem bassigen Grollen<br />
antwortet der V4-Motor<br />
auf jeden Gasstoß. Satt,<br />
sonor, aggressiv. So, als<br />
wollte er die Botschaft aus seinem<br />
Edelstahl-Schalldämpfer geradezu<br />
hinausbrüllen. Leute, hört her: mehr<br />
Hubraum, mehr Spitzenleistung, mehr<br />
Drehmoment. Ich bin wieder der Chef.<br />
Erst im vergangenen Jahr hatte die 173<br />
<strong>PS</strong> kräftige KTM 1190 Super Duke der<br />
bislang 170 <strong>PS</strong> starken Aprilia den Vorstandsposten<br />
im Power-Naked Bike-<br />
Segment abgeluchst. Und nun? Besitzt<br />
die neue Tuono 175 <strong>PS</strong>.<br />
Postpubertäres Machtgehabe? Mag<br />
sein – aber letztlich dennoch eher ein<br />
Nebenprodukt. Denn bei bloßen Muskelspielchen<br />
beließen es die Techniker<br />
aus dem Veneto beim <strong>2015</strong>er-Modell<br />
des Donnerbolzens nicht. An vielen<br />
Stellen wurde feinjustiert oder kräftig<br />
Hand angelegt. Eine Übersicht gefällig?<br />
Motorseitig hievt eine drei Millimeter<br />
vergrößerte Bohrung den Hubraum<br />
von 1000 auf 1077 cm³, und jedes der<br />
vier Pleuel speckte um stattliche 100<br />
Gramm ab. In Sachen Fahrwerk knapsen<br />
kürzere Federelemente um 20 Millimeter<br />
(vorn) beziehungsweise 10 Millimeter<br />
(hinten) an der Fahrhöhe, wurde<br />
die Schwinge um 4 Millimeter verlängert,<br />
die Lenkerbreite um 16 Millimeter<br />
reduziert und man montierte geänderte<br />
Bremsbeläge. Letztlich erhielt die Lampenmaske<br />
eine überarbeitete Optik und<br />
soll 1,5 Kilogramm abgehungert haben.<br />
Doch trotz aller Diäten oder Kraftkuren:<br />
Zuallererst fällt die weicher gepolsterte<br />
Sitzbank auf. Viel schnuckeliger<br />
als beim Vorgängermodell sitzt es<br />
sich auf dem kommoden Schaumgummi<br />
– und dank besagt geringerer Fahrhöhe<br />
auch um 15 Millimeter niedriger.<br />
Das schafft Sympathien, die der Motor<br />
gleich aufnimmt. Sauber hängt der<br />
aufgemotzte 65-Grad-V4 am Gas, lässt<br />
sich nach einem geschmeidigen Lastwechsel<br />
am Kurvenausgang gefühlvoll<br />
aufziehen. Kein hartes Anreißen, kein<br />
übermotivierter Leistungsschub, der<br />
Hubraumnachschlag hat die bislang<br />
von diesem Treibsatz gewohnte gute<br />
Kinderstube nicht verdorben. Im<br />
Gegenteil. Die Italienerin legt so frisch<br />
los wie nie zuvor, drückt bereits beim<br />
kleinsten Dreh am Gasgriff souverän<br />
und erstklassig dosierbar voran. Klack,<br />
klack, klack lässt sich das Getriebe mit<br />
dem Schaltassistenten nahtlos durchsteppen<br />
und verstärkt damit das Gefühl<br />
der Leichtigkeit, welches der Vierling<br />
unablässig vermittelt. Doch letztlich<br />
bedeutet der spritzige Auftritt im<br />
mittleren Drehzahlbereich nur das Vo-<br />
&WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 21
spiel für den zweiten Wind. Denn ab<br />
7000 Touren holt der V4 nochmals tief<br />
Luft. Bis zu 20 <strong>PS</strong> mehr als bislang sollen<br />
dann bei 8000/min anliegen. Und<br />
dieses Versprechen nimmt man den<br />
Technikern ab. Denn selten zuvor war<br />
es so leicht, sich mit einem Wheelie<br />
aus den Kehren zu katapultieren wie<br />
mit der Tuono. Gas auf und Schlag<br />
7000 wird die Front leicht, hebt sich<br />
eine Handbreit über den Asphalt. Mühe-<br />
und schwerelos lässt sich das Power-Wheelie<br />
anschließend durchziehen.<br />
Wenn´s sein soll, bis der Drehzahlbegrenzer<br />
dem eruptiven Erlebnis bei<br />
12000 Touren ein Ende setzt. Was für<br />
ein Gefühl! Allerdings nur, wenn der<br />
Tuono-Treiber die über ein Lenkerpaddel<br />
in acht Stufen während der Fahrt<br />
kinderleicht justierbare Traktionskontrolle<br />
und die dreistufige Wheeliekontrolle<br />
in der aggressivsten Abstimmung<br />
belässt. Wenn nicht, reduziert sich das<br />
Erlebnis auf schüchterne Baby-Wheelies,<br />
die von der Elektronik bereits im<br />
Ansatz eingebremst werden.<br />
Apropos Elektronik. Es dauert ein<br />
Weilchen, bis der Tuono-Treiber sich<br />
mit den Bits und Bytes arrangiert hat.<br />
Ansprechverhalten und Schleppmoment<br />
lassen sich über die Fahrmodi<br />
Sport, Track und Race regeln, die Abstimmung<br />
des ABS gesondert über das<br />
Menu. Dass der Blockierverhinderer in<br />
der schnittigen Tuono grundsätzlich<br />
sportlich abgestimmt ist, verwundert<br />
nicht. Selbst in der zahmsten Stufe<br />
hebt die Italienerin bei der Vollbremsung<br />
noch ihr hübsches Hinterteil.<br />
Schade nur, dass die in Sachen Elektronik<br />
so hochgerüstete Aprilia die derzeit<br />
bei Neuentwicklungen so angesagte<br />
Blipper-Funktion, also das vom<br />
Bordrechner mit Zwischengas unterstützte<br />
Herunterschalten ohne Kupplung,<br />
noch nicht besitzt.<br />
Sei´s drum, denn auch beim Fahrwerk<br />
fällt auf, dass die Tuono umgänglicher<br />
geworden ist. Viel samtiger als<br />
beim Vorgängermodell saugen die<br />
spürbar weicher abgestimmten Sachs-<br />
Federelemente Bodenwellen und<br />
Schlaglöcher auf, treffen punktgenau<br />
den Kompromiss zwischen dem nötigen<br />
Feedback und dem für die Hatz auf<br />
holprigen Landstraßen sinnvollen Komfort.<br />
Gut so. Zumal die restliche Feinarbeit<br />
wiederum die sportliche Attitüde<br />
der Tuono stärker betont. Zusammen<br />
mit dem weniger gekröpften Lenker<br />
rückt auch die abgesenkte Front den<br />
Fahrer einen Tick nach vorn, lässt ihn<br />
das Vorderrad etwas stärker belasten.<br />
Und so sticht die domestizierte Italienerin<br />
zielgenau in die Kehren, hält präzise<br />
und neutral die Linie. Genuss ohne<br />
Reue. Was auch für die überarbeiteten<br />
Bremsen gilt. Mit den aggressiver ausgelegten<br />
Belägen lässt es sich mit etwas<br />
geringerer Handkraft und definierterem<br />
Druckpunkt in die Kurven hineinbremsen,<br />
auch in dieser Beziehung den Feinschliff<br />
an der neuen Tuono genießen.<br />
Und dabei vergessen, dass es eigentlich<br />
zweitrangig ist, ob die feingeschliffene<br />
Tuono auf dem Datenblatt nun<br />
wieder den Chefposten bei den Kraft-<br />
Nakedeis inne hat. Auf der Landstraße<br />
ist sie allemal ganz vorn dabei.<br />
Allerdings auch auf der Preisliste.<br />
Mit 16 490 Euro muss für die schnittige<br />
Neue genau ein Tausender mehr als für<br />
ihre Vorgängerin angelegt werden. Oder<br />
nochmals 1500 Euro mehr für die Factory-Version.<br />
Die kostet mit Gabel, Federbein<br />
und Lenkungsdämpfer von Öhlins,<br />
einem 200er-Hinterradreifen, der Heckverkleidung<br />
der RSV4 und aufwendiger<br />
Lackierung 17 990 Euro. Für beide gilt:<br />
Die Versuchung ist groß.<br />
DIE TUONO STAMMT IN DIREKTER LINIE<br />
VOM SUPERBIKE RSV4 AB – UND KANN<br />
DOCH LANDSTRASSE. SEHR GUT SOGAR
DATEN<br />
APRILIA TUONO V4 1100 RR<br />
ANTRIEB<br />
Wassergekühlter Vierzylinder-Viertakt-65-Grad-V-Motor, je<br />
zwei obenliegende, zahnrad/kettengetriebene Nockenwellen,<br />
vier Ventile/Zylinder. 129,0 kW (175 <strong>PS</strong>) bei 11000/min*, 121<br />
Nm bei 9000/min*, 1077 cm³, Bohrung/Hub: 81,0/52,3 mm,<br />
Zünd-/Einspritzanlage, 48-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe,<br />
Kette<br />
FAHRWERK<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel: 65,3 Grad,<br />
Nachlauf: 100 mm, Radstand: 1445 mm, Ø Gabel innenrohr:<br />
43 mm, Federweg v./h.: 110/130 mm<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen vorn:<br />
120/70 ZR 17, hinten: 190/55 ZR 17, 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit Vierkolben-Festsätteln vorn, 220-mm-Einzelscheibe<br />
mit Doppelkolben-Schwimmsattel hinten, ABS<br />
GEWICHT<br />
(vollgetankt) 205 kg*, Tankinhalt: 18,5 Liter<br />
GRUNDPREIS<br />
16490 Euro (inkl. NK)*<br />
* Herstellerangaben<br />
01<br />
02<br />
03<br />
01 Übersicht: trotz Fahrmodi, Traction- und Wheelie-<br />
Control – übersichtliches, nicht überladenes Display<br />
02 Schräubchen: Es geht auch ohne Kabel. Gute Abstimmung<br />
von Gabel und Federbein (Foto)<br />
03 Lampenmaske: 1,5 Kilo leichter und neue Optik<br />
URTEIL<br />
Ein aufregendes Naked Bike war die Tuono<br />
schon immer. Mit dem Hubraumnachschlag<br />
und den Detailänderungen hat der Donnerbolzen<br />
in jeder Beziehung gewonnen. Mehr<br />
Druck in der Drehzahlmitte und mehr Komfort<br />
auf der Landstraße werten die schnittige<br />
Italienerin eindeutig auf, machen sie noch<br />
prickelnder. Dafür bezahlt man für die Neue<br />
auch einen Tausender mehr – auch wenn´s<br />
ein bisschen weh tut.
TOU<br />
TEST & TECHNIK<br />
VERGLEICHSTEST POWER-NAKEDS<br />
24 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
AUF DIE<br />
HARTE<br />
RUnverkleidet, Leistung im Überfluss<br />
Text: Jo Bauer; Fotos: jkuenstle.de<br />
und Macho-Design. Japanische Nakeds<br />
vermutet man in solchen Kategorien eher<br />
nicht. Suzuki greift aber mit der GSX-S<br />
1000 und solchen Attributen im Power-<br />
Naked-Sektor an. Wird die Luft für KTM<br />
und BMW also dünn?<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 25
KTM<br />
1290 SUPER DUKE R<br />
26 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
01<br />
02<br />
03<br />
01 Cockpit 2.0. Die Favoriten können<br />
im Display individuell zusammengestellt<br />
werden<br />
02 Nicht gerade schön, aber wirkungsvoll:<br />
Der Sound der KTM ist allgemeinverträglich<br />
03 Positiv: Der Ölstand ist durch das<br />
Schauglas leicht zu kontrollieren.<br />
Negativ: Das Öl lässt<br />
sich durch den abgewinkelten<br />
Einfüllstutzen<br />
nur umständlich<br />
nachfüllen<br />
Aus aktuellem Anlass, dem<br />
Aufschlag der neuen Suzuki<br />
GSX-S 1000, haben wir die<br />
besten Naked Bikes, die KTM<br />
1290 Super Duke R und die BMW S<br />
1000 R, zu einem elementaren Wettstreit<br />
herbeizitiert. Als unser Chef das<br />
Testfeld preisgibt, fangen die Testeraugen<br />
sofort an zu leuchten. Ein Kampf<br />
um die Obertester-Mütze entbrennt.<br />
Die ist schließlich mein, und sonnige<br />
20 Grad wärmen den Asphalt, Blüten<br />
vom Kirschbaum bis zum Rapsfeld verwandeln<br />
die Natur in ein Farbenmeer<br />
und weisen uns den Weg hinaus auf<br />
die sich endlos windenden Landstraßen<br />
– die perfekte Spielwiese für solche<br />
Power Nakeds. Kurven räubern,<br />
schnelle wie langsame Ecken auskosten,<br />
Beschleunigungs-Arien in der<br />
Klangkulisse der Gruppe zelebrieren.<br />
Man hört dem Sound unserer Bikes<br />
tatsächlich an, wie welches gefahren<br />
werden will – aber dazu gleich mehr.<br />
Die Truppe räubert eng zusammen,<br />
um gleiche Bedingungen für den Test<br />
zu gewährleisten. Schnell stellt sich<br />
Glückseligkeit ein. Genau das macht<br />
solche Bikes aus. Gebaut, um zu verzaubern,<br />
den Alltag vergessen zu lassen<br />
und auf höchstem technischem Niveau<br />
fernab jeglicher Rennstrecke mit<br />
dem kurvigen Straßenverlauf vor unseren<br />
Haustüren zu verschmelzen.<br />
Die Herausforderin heißt<br />
Suzuki GSX-S 1000<br />
Okay, alle drei Bikes haben mehr<br />
Power, als je für die Landstraße nötig<br />
wäre. Die Suzuki sogar gemessene 12<br />
<strong>PS</strong> mehr, als ihr die Papiere bescheinigen.<br />
157 Pferdchen stampfen zum Galopp,<br />
übrig gelassen vom langhubigen<br />
Superbike-Triebwerk der Epoche K5<br />
bis K8. Auf zu viel Elektronik verzichtete<br />
Suzuki. Ride-by-Wire etwa bleibt<br />
hier noch Zukunftswunsch. Die harte<br />
Gasannahme der Suzi hat damit aber<br />
nichts zu tun, denn sowohl für das eine<br />
wie das andere System gibt es Beispiele,<br />
dass es mal gut oder eher schlecht<br />
funktioniert. Bei der GSX-S dürfte der<br />
Vierling jedenfalls weicher anreißen.<br />
Mit geänderten Nockenwellen – im<br />
Prinzip bekam der K5-Motor die Nockenwellen<br />
der K8 – erreichten die<br />
Ingenieure jedenfalls gegenüber dem<br />
Ur-Motor eine deutlich bessere Zylinderfüllung<br />
und einen ruhigeren Motorlauf.<br />
Dadurch unterboten sie nicht nur<br />
die strengere Abgasnorm von 2007,<br />
sondern erhöhten eben auch den Antritt<br />
im Drehzahlkeller – im Vergleich<br />
zur GSX-R K8, nicht jedoch zur K5. Und<br />
leider bis auf die letzten zwei Gänge<br />
auch nicht im Vergleich zu den beiden<br />
europäischen Kombattantinnen in diesem<br />
Test. Und noch etwas sollte Suzuki<br />
noch in Angriff nehmen: Nach der<br />
4500/min-Marke fällt die GSX-S in ein<br />
zu großes Leistungsloch, das man beim<br />
Fahren deutlich spürt und das bis zirka<br />
6500/min reicht. Gerade auf der Landstraße<br />
ist das aber der verträglichste<br />
Drehzahlbereich.<br />
Schießt man sich als Fahrer auf diese<br />
Eigenheit ein und rechnet sich dem<br />
supersportlergeprägten Naturell zu,<br />
kann man damit umgehen. Die GSX-S-<br />
Devise muss also lauten: drehen, drehen,<br />
drehen – und das mag die Suzi!<br />
Am besten hält der Pilot die Drehzahl<br />
jenseits der 7000/min. Dann untermalt<br />
– markant aus der Airbox fauchend –<br />
die sonst eher leise Suzuki den gierigen<br />
Vorwärtsdrang eindrücklich. So<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
ei den Hörnern gepackt, übertönt sie<br />
die sonst eigentlich immer kreischende<br />
BMW – ganz im Stil der „alten“ GSX-R.<br />
Deren Fans werden das lieben.<br />
Dass Schwächen wie starke Lastwechsel<br />
nicht up to date sind, demonstriert<br />
die KTM vorbildlich. Mit den beiden<br />
mächtigen Zylindern und 1301 cm³<br />
Hubraum hat sie per Konstruktion das<br />
vermeintlich ruppigere Triebwerk. Die<br />
KTM-Ingenieure erzogen den mächtigen<br />
Big Twin aber so gekonnt, dass jeder,<br />
der die 1290 Super Duke R einmal fährt,<br />
dem potenten Motor verfällt – von Lastwechseln<br />
keine Spur. Die Eckdaten dieses<br />
Treibsatzes muss man sich mal<br />
wieder auf der Zunge zergehen lassen.<br />
Um 4000/min drückt die KTM bereits<br />
gewaltige 117 Nm. Das sind bei dieser<br />
Drehzahl über 20 Nm mehr als bei der<br />
Suzuki und der BMW. Außerdem ist das<br />
die Höchstmarke, die die ebenfalls bärenstarke<br />
Bayerin bei 9200/min abliefert.<br />
Die Suzuki bietet als Maximum gegen<br />
die KTM ebenfalls überschaubare<br />
111 Nm bei 9400/min. Das Drehmoment<br />
des Twins gipfelt in einem Topwert von<br />
142 Nm bei 8100/min und wird dort von<br />
der <strong>PS</strong>- Leistung nahtlos weitergetragen,<br />
die die Super Duke bis in den Begrenzer<br />
bei 9900/min ruckfrei anschiebt.<br />
Es scheint, als möchte dieser kernige<br />
Vorschub einem die Falten aus dem Gesicht<br />
ziehen. Und selbst dabei sind der<br />
KTM unangenehme Vibrationen fremd.<br />
Wie auch der BMW. Deren Charakter<br />
entspringt unverkennbar einem<br />
Reihenvierzylinder-Rennmotor. Lastwechselfrei,<br />
das Gas lässt sich sanft<br />
SOLCHE EINLAGEN SIND FÜR DIESE<br />
POWER-NAKEDS MIT LEISTUNG IM ÜBER-<br />
FLUSS EINE LEICHTE ÜBUNG<br />
28 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
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vor allem dem Engagement unserer 700 Mitunternehmer/ -innen. Denn ein Produkt ist nur so gut, wie die Menschen,<br />
die es produzieren und eine Marke ist nur dann erfolgreich, wenn sie die Qualität ihrer Produkte Tag für Tag erneut<br />
unter Beweis stellt. Sie honorieren dies und haben uns erneut zur besten Schmierstoffmarke gewählt.<br />
Vielen Dank für Ihr Vertrauen und Ihre Entscheidung!<br />
Ernst Prost,<br />
geschäftsführender Gesellschafter<br />
der LIQUI MOLY GmbH<br />
*LIQUI MOLY wurde zum fünften Mal von den Lesern der Auto Zeitung (Ausgabe <strong>06</strong>/<strong>2015</strong>) und auto motor und sport (07/<strong>2015</strong>)<br />
sowie zum vierten Mal von den Lesern der Auto Bild (15/<strong>2015</strong>) und der Motor Klassik (13/<strong>2015</strong>) zu Deutschlands Nr. 1 in der<br />
Kategorie Schmierstoffe und Motorenöle gewählt.
anlegen. Enttäuschend ist eigentlich<br />
nur das geringe Drehmoment bei niedriger<br />
Drehzahl. Darüber kann auch die<br />
kurze Übersetzung nicht hinwegtäuschen.<br />
Im Vergleich zur Super Duke<br />
fehlt einfach der Antritt (wie deutlich<br />
im Leistungsdiagramm zu sehen).<br />
Somit muss der Fahrer gerade in langsameren<br />
Passagen den kleineren Gang<br />
bemühen, um mit der Duke mitzuspielen.<br />
Das ist vor allem lästig, wenn man<br />
es nicht so kreischend laut mag. Nimmt<br />
man auf die Geräuschkulisse dagegen<br />
keine Rücksicht und lässt das Gas<br />
stehen, ist die S 1000 R wie entfesselt.<br />
Munter lassen sich alle 168 <strong>PS</strong><br />
wunschgemäß und supersportlich<br />
abrufen und mittels Schaltautomat,<br />
den es als aufpreispflichtiges Zubehör<br />
gibt, in effektiven Vortrieb umwandeln.<br />
Mit der uns von BMW zur Verfügung<br />
gestellten, voll ausgestatteten<br />
Version mit allen vier Fahrmodi bleibt<br />
kein Wunsch offen. Ein komplexes System,<br />
das jedoch leicht um- und einzustellen<br />
ist. Geregelt wird von Fahrwerk<br />
über Motor bis hin zu Traktionskontrolle<br />
und ABS alles per Knopfdruck. Offenbaren<br />
wird sich dieser Elektronik-<br />
Wahnsinn gerade in einem Naked Bike<br />
aber nur dem, der sich damit ausführlich<br />
beschäftigt. Hat man die Funktionen<br />
jedoch einmal verstanden, ist es<br />
spannend und durchaus effektiv, damit<br />
zu spielen. Wir bevorzugen den Modus<br />
„Dynamic“. Hier regelt das ABS sportlich<br />
spät, die Traktionskontrolle greift<br />
erst nach härterem Beschleunigen ein<br />
und leichte Wheelies werden selbst in<br />
Schräglage dezent zugelassen.<br />
Das semi-aktive Fahrwerk DDC haben<br />
wir in diesem Modus auf „soft“ gestellt,<br />
um den nicht allzu ebenen, meist<br />
sogar recht holprigen Landstraßen<br />
gerecht zu werden.<br />
Bei der Frage nach der „Beladung“<br />
haben wir uns im Cockpit für ein<br />
einzelnes Helmsymbol entschieden.<br />
So eingestellt, ankern die aggressiven<br />
Brembo-Stopper vorne nun deutlich<br />
effektiver, denn die Gabel verhärtet<br />
nicht gleich und nutzt mehr Federweg<br />
beim Eintauchen. Dabei schießt das<br />
ABS nicht gleich in den Regelbereich.<br />
Einfache Ausstattung hat auch<br />
seine Vorteile<br />
Spätestens jetzt wird klar, was für ein<br />
Niveau die Naked Bikes technisch bereits<br />
bieten. Das der BMW ist hier immens.<br />
Und trotzdem nicht über alle<br />
Zweifel erhaben. In unseren harten<br />
Tests verhält es sich wie in eurer Realität<br />
auf den Straßen: Die Bedingungen<br />
ändern sich oft schlagartig. War gerade<br />
in einer langen, schnellen Kurve<br />
noch ein hartes Setup und Spurstabilität<br />
das Beste, lauert im nächsten Eck<br />
eine fiese Kante. Zack! Schon trampelt<br />
das Federbein. Etwas mehr Flex im<br />
Rahmen wäre da vielleicht hilfreich.<br />
Mit der Elektronik kann man zwar viel<br />
einstellen, Mischen während der Fahrt<br />
ist aber leider nicht möglich.<br />
Hier zeigt sich einmal mehr, dass<br />
Einfachheit in Form der Suzuki manchmal<br />
mehr sein kann. Das Fahrwerk<br />
scheint zwar in die Jahre gekommen<br />
und wenig innovativ. Das Federbein<br />
kann nur in Federvorspannung<br />
und Zugstufe<br />
eingestellt werden – eine<br />
justierbare Druckstufe<br />
fehlt. Und anfänglich<br />
01<br />
02<br />
03<br />
01 Sparsames Cockpit – und trotzdem<br />
alle Infos auf einen Blick<br />
02 Über die graue Taste „Mode“<br />
regelt man den Bordcomputer und<br />
die Traktionskontrolle<br />
03 Als Einzige rollt die neue Suzuki<br />
hinten noch auf Reifen mit 50er-<br />
Querschnitt. Vermutlich würde<br />
ein 55er noch besser funktionieren<br />
30 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
SUZUKI<br />
GSX-S 1000<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 31
01 Trotz elektronisch einstellbarem<br />
Fahrwerk geht es nicht ohne Lenkungsdämpfer<br />
02 Alle Informationen werden perfekt<br />
aufbereitet: cleveres Infotainment<br />
der BMW<br />
03 Der Schaltassistent aus BMWs<br />
„HP-Shop“ ist nur gegen Aufpreis zu<br />
haben<br />
BMW<br />
S 1000 R<br />
01 02<br />
03<br />
schob die Suzuki in Kurven nach<br />
außen – klassisches Untersteuern.<br />
Nachdem wir uns das Federbein<br />
intensiver zur Brust nahmen, fuhr die<br />
Suzuki dann aber wie verwandelt.<br />
Der Trick: die Federvorspannung auf<br />
die zweithöchste Stufe stellen und das<br />
Heck damit anheben. Selbst auf dieser<br />
Stufe bleibt immer noch genügend Negativ-Federweg.<br />
Nun prescht die Suzi<br />
deutlich williger um die Ecken. Dann<br />
haben wir die Zugstufe nur eine halbe<br />
Umdrehung aufgedreht (komplettes<br />
Setup siehe Datenkasten). Endlich<br />
klappen auch gezielte Angriffe auf Super<br />
Duke und BMW. Die Suzuki kann<br />
zwar nicht alle harten Kanten wegdämpfen,<br />
aber der simple Trick bringt<br />
schön Ruhe in die Linie.Dunlop entwickelte<br />
speziell für<br />
die GSX-S 1000 den Sportmax D214<br />
mit der Sonderkennung M. Der Reifen<br />
32 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
zeichnet sich einerseits durch hohe<br />
Grip-Reserven in rutschigeren Kurven<br />
aus. Andererseits durch ein neutrales<br />
Bremsverhalten, welches selbst hartes<br />
Bremsen in hoher Schräglage erstaunlich<br />
entspannt möglich<br />
macht.<br />
Einfachheit auch<br />
bei der Suzuki-<br />
Traktionskontrolle. Über Tasten am<br />
Lenker kann bei geschlossener Drosselklappe<br />
– auch während der Fahrt –<br />
zwischen drei Möglichkeiten ausgewählt<br />
werden. Alle drei bügeln Wheelies<br />
zuverlässig weg – für Fans von<br />
Einrad-Einlagen damit natürlich eine<br />
extrem konservative Auffassung eines<br />
Power-Nakeds. Bringt man die Suzuki<br />
metzeler.com<br />
FEEL THE RRACE, FEEL THE RROAD.<br />
Teste den neuen RACETEC RR vom 28.05. bis 29.05.15<br />
am Sachsenring im exklusiven <strong>PS</strong>-VIP-CAMP powered<br />
by METZELER. Beratung und Rennreifenschulung in der<br />
<strong>PS</strong>-Box. Metzeler-Renndienst vor Ort.
DATEN<br />
BMW<br />
S 1000 R<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 118 kW (161 <strong>PS</strong>) bei 11000/min*,<br />
112 Nm bei 9250/min*, 999 cm³, Bohrung/<br />
Hub: 80,0/49,7 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
12,0:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
48-mm-Drosselklappen, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-<br />
Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />
KTM<br />
1290 SUPER DUKE R<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-75-Grad-V-Motor, vier<br />
Ventile/ Zylinder, 127 kW (173 <strong>PS</strong>) bei 8870/<br />
min*, 144 Nm bei 6500/min*, 1301 cm³,<br />
Bohrung/Hub: 108,0/71,0 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
13,2:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
56-mm-Drosselklappen, hydraulisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-<br />
Hopping-Kupplung, Sechsganggetriebe,<br />
G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />
SUZUKI<br />
GSX-S 1000<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/Zylinder,<br />
107 kW (145 <strong>PS</strong>) bei 10000/min*,<br />
1<strong>06</strong> Nm bei 9500/min*, 999 cm³, Bohrung/<br />
Hub: 73,4/59,0 mm, Verdichtungsverhältnis:<br />
12,2:1, Zünd-/Einspritzanlage,<br />
44-mm-Drosselklappen, mechanisch betätigte<br />
Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Sechsganggetriebe, G-Kat, Kette, Traktionskontrolle<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen,<br />
Lenkkopfwinkel: 65,4 Grad, Nachlauf:<br />
98,5 mm, Radstand: 1439 mm, Upsidedown-Gabel,<br />
Ø Gabelinnenrohr: 46 mm,<br />
einstellbar in Federbasis, selbsttätige<br />
Dämpfungsverstellung, Zentralfederbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in Federbasis,<br />
selbsttätige Dämpfungsverstellung. Federweg<br />
vorn/hinten: 120/120 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/6.00 x 17,<br />
Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten: 190/55<br />
ZR 17, Erstbereifung: Pirelli Diablo Rosso<br />
Corsa, 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit radial angeschlagenen Vierkolben-<br />
Festsätteln vorn, 220-mm-Einzelscheibe<br />
mit Einkolben-Schwimmsattel hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
HINTERRADLEISTUNG IM LETZTEN GANG**<br />
116 kW (158 <strong>PS</strong>) bei 226 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,3 s; 0 –150 km/h: 5,2 s;<br />
0 –200 km/h: 8,1 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 3,6 s; 100 –150 km/h: 3,6 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
258 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2080/860/1230 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 820/980 mm, Lenkerbreite:<br />
740 mm, 207 kg vollgetankt,<br />
v./h.: 51,7/48,3 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei. Durchschnittstestverbrauch:<br />
7,3 Liter/100 km, Tankinhalt<br />
17,5 Liter, Reichweite: 250 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat. neg. Federweg: 34 mm,<br />
semi-aktives Fahrwerk, Einstellung:<br />
„Dynamic“ (Norm), Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat. neg. Federweg: 16 mm,<br />
semi-aktives Fahrwerk, Einstellung:<br />
„Dynamic“ (Norm), Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
13 100 Euro, Test maschine: 14 820 Euro<br />
(jeweils zzgl. Neben kosten)<br />
34 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong><br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,1 Grad, Nachlauf: 107 mm, Radstand:<br />
1482 mm, Upside-down-Gabel, Ø Gabelinnenrohr:<br />
48 mm, einstellbar in Zug- und<br />
Druckstufe. Zentralfederbein ohne Umlenkung,<br />
einstellbar in Federbasis, Zugund<br />
Druckstufe. Federweg vorn/hinten:<br />
120/156 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR<br />
17, hinten: 190/55 ZR 17, Erstbereifung:<br />
Dunlop Sportsmart 2, 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit radial angeschlagenen<br />
Vierkolben-Festsätteln vorn, 240-mm-<br />
Einzelscheibe mit Zweikolben-Festsattel<br />
hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
115 kW (156 <strong>PS</strong>) bei 246 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,3 s; 0 –150 km/h: 5,5 s;<br />
0 –200 km/h: 8,9 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 5,5 s; 100 –150 km/h: 4,4 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
272 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2140/900/1280 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 825/1045 mm, Lenkerbreite:<br />
750 mm, 213 kg vollgetankt,<br />
v./h.: 49,5/50,5 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnittstestverbrauch: 7,0 Liter/100<br />
km, Tank inhalt 18 Liter, Reichweite: 204 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: 25 mm (nicht einstellbar),<br />
Druckstufe: 13 K offen,<br />
Zugstufe: 19 K offen, Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: 25 mm, Druckstufe<br />
low/high: 7 K/komplett offen, Zugstufe:<br />
5 K offen, Niveau: Standard<br />
GRUNDPREIS<br />
15795 Euro (zzgl. Neben kosten)<br />
CHASSIS & BREMSEN<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65,0 Grad, Nachlauf: 100 mm, Radstand:<br />
1460 mm, Upside-down-Gabel,<br />
Ø Gabelinnenrohr: 43 mm, einstellbar in<br />
Federbasis, Zug- und Druckstufe. Zentralfederbein<br />
mit Umlenkung, einstellbar in<br />
Federbasis und Zugstufe. Federweg vorn/<br />
hinten: 120/130 mm, Leichtmetall-Gussräder,<br />
3.50 x 17/6.00 x 17, Reifen vorn:<br />
120/70 ZR 17, hinten: 190/50 ZR 17, Erstbereifung:<br />
Dunlop D214 „M“, 310-mm-<br />
Doppelscheibenbremse mit radial angeschlagenen<br />
Vierkolben-Festsätteln vorn,<br />
250-mm-Einzelscheibe mit Einkolben-<br />
Schwimmsattel hinten, ABS<br />
PERFORMANCE<br />
MAX. HINTERRADLEISTUNG**<br />
114,4 kW (148 <strong>PS</strong>) bei 224 km/h<br />
BESCHLEUNIGUNG**<br />
0 –100 km/h: 3,0 s; 0 –150 km/h: 5,0 s;<br />
0 –200 km/h: 8,5 s<br />
DURCHZUG**<br />
50 –100 km/h: 4,1 s, 100 –150 km/h: 4,2 s<br />
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT*<br />
240 km/h<br />
MAßE UND GEWICHT<br />
Länge/Breite/Höhe: 2160/825/1270 mm,<br />
Sitz-/Lenkerhöhe: 810/1020 mm, Lenkerbreite:<br />
730 mm, 212 kg vollgetankt, v./h.:<br />
51,5/48,5 %<br />
VERBRAUCH<br />
Kraftstoffart: Super bleifrei.<br />
Durchschnitts testverbrauch: 6,2 Liter/100<br />
km, Tankinhalt 17 Liter, Reichweite: 274 km<br />
SETUP<br />
SETUP GABEL<br />
stat.neg. Federweg: 22 mm,<br />
Druckstufe: 7 K offen, Zugstufe: 6 K offen,<br />
Niveau: Standard<br />
SETUP FEDERBEIN<br />
stat.neg. Federweg: 12 mm, Druckstufe:<br />
nicht einstellbar, Zugstufe: 0,5 U offen,<br />
Niveau: zweithärteste Stufe<br />
GRUNDPREIS<br />
12195 Euro (zzgl. Neben kosten)<br />
alle Dämpfungseinstellungen von komplett geschlossen gezählt; statischer negativer Federweg senkrecht stehend ohne Fahrer; U=Umdrehungen; K=Klicks<br />
* Herstellerangabe ** <strong>PS</strong>-Messung
im Vollverschleißmodus beider Reifen<br />
in Stufe eins aber zum Regeln, fährt<br />
man bereits sehr ambitioniert sportlich.<br />
1,3596 Stufe <strong>PS</strong> = zwei 1 kWregelt da 140merklich<br />
früher, 0,7355 lässt kW = 1 aber <strong>PS</strong> durchaus noch 180 eine<br />
routiniert angriffslustige Fahrweise 170<br />
durchgehen. 205 „Drei“ bedeutet dann Netz<br />
200<br />
200<br />
160<br />
und 195 doppelter Boden, da kann eigentlich<br />
185 überhaupt nichts mehr schiefge-<br />
150<br />
190<br />
190<br />
180<br />
180<br />
hen. 175Wer wheelen und burnen 140will,<br />
170<br />
170<br />
schaltet 165 die Elektronik also einfach<br />
160<br />
160<br />
130 ab.<br />
Generell 155 agiert die Suzuki in den ersten<br />
145 beiden Regelstufen auf normalen<br />
150<br />
150<br />
120<br />
140<br />
140<br />
Straßen 135 sehr unauffällig und 110 kämpft<br />
130<br />
130<br />
damit 125 auf einer Ebene mit BMW 100 und<br />
120<br />
120<br />
Super 115 Duke – auch wenn die<br />
110 110<br />
90 Mitbewerber<br />
105 dafür einen wesentlich höheren<br />
100<br />
100<br />
80<br />
technischen 95 Aufwand betreiben. Den<br />
90<br />
90<br />
Ernstfall 85 entlang eines Highsiders 70 auf<br />
80<br />
80<br />
der 75 Landstraße wollten wir – 60 sicher<br />
70<br />
70<br />
verständlich 65 – nicht provozieren.<br />
60<br />
60<br />
50<br />
Die 55 nicht allzu sportlichen Bremsen<br />
50<br />
50<br />
40<br />
der 45 Suzuki passen eigentlich zum<br />
40<br />
40<br />
Gesamtkonzept 35 des Bikes. Die 30Brembo-<br />
30<br />
30<br />
Zangen 25 beißen zwar nicht so 20 kräftig zu<br />
20<br />
20<br />
wie 15 die von BMW und KTM, vermitteln<br />
10<br />
10<br />
10<br />
aber 5dennoch Sicherheit. Das neue<br />
0<br />
0<br />
Bosch-ABS regelt spät und 0 ohne Neigung<br />
zum Überschlag. Abschalten lässt<br />
MESSWERTE<br />
Motorleistung<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
180<br />
170<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
KTM 1290 Super Duke R<br />
126,5 kW (172 <strong>PS</strong>) bei 9100/min<br />
142 Nm bei 8100/min<br />
BMW S 1000 R<br />
123,6 kW (168 <strong>PS</strong>) bei 10 800/min<br />
117 Nm bei 9200/min<br />
Suzuki GSX-S 1000<br />
115,6 kW (157 <strong>PS</strong>)<br />
bei 11300/min<br />
111 Nm bei 9400/min<br />
60<br />
150<br />
40<br />
140<br />
50<br />
130<br />
30 40<br />
120<br />
110<br />
30<br />
20<br />
100<br />
20<br />
90<br />
10<br />
80<br />
10<br />
70<br />
kW <strong>PS</strong><br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Drehmoment in Nm<br />
Selbst denjenigen, die bisher<br />
noch nicht Super Duke<br />
gefahren sind, wird anhand<br />
dieses Leistungsdiagramms<br />
klar: Am machtvollen<br />
V2 der KTM werden<br />
sich noch viele die Zähne<br />
ausbeißen! Drehmoment<br />
und Leistung über den<br />
gesamten Drehzahlbereich<br />
im Überfluss.<br />
Schön zu erkennen: Die Suzuki<br />
tritt ganz gut an, stürzt<br />
dann aber in ein Loch und<br />
macht erst bei hohen Drehzahlen<br />
wieder Ernst. Die<br />
Leistung oben sticht sogar<br />
die Angabe im Schein.<br />
Mächtiger als der Vierzylinder<br />
der Suzi macht es der<br />
BMW-Vierling, der zwar<br />
einen Tick zurückhaltender<br />
antritt, aber ab 4000/min<br />
die Sau fliegen lässt. Die S<br />
1000 R leistet sich keine<br />
Patzer, und der Motor ist<br />
Drehfreude pur.<br />
Leistung an der Kurbelwelle, Messungen auf Dynojet-Rollenprüfstand 250<br />
be<br />
heroic<br />
Kombi Fast Pace<br />
UVP € 799,95<br />
Helm Masuda<br />
UVP € 199,95<br />
Handschuh<br />
Phantom II<br />
UVP € 219,95<br />
0 1000200030004000500<strong>06</strong>00070008000900010000110001200013000<br />
Held GmbH | 87545 Burgberg GERMANY | Tel. +49 (0) 83 21 / 66 46 - 0 |<br />
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sich der Blockierverhinderer leider<br />
nicht. Das Getriebe der Suzuki arbeitet<br />
unauffällig. Es lässt sich exakt und<br />
leicht schalten. Die Übersetzung ist –<br />
ähnlich wie bei der BMW – kurz gewählt.<br />
Leider fehlt der Suzuki eine Anti-<br />
Hopping-Kupplung.<br />
BMW und KTM hingegen gönnten<br />
ihren Power-Bikes dieses nützliche und<br />
spaßbringende Feature. Denn damit<br />
stempelt das Hinterrad selbst dann<br />
nicht, wenn im Eifer des Gefechts beim<br />
Zurückschalten ein zu niedriger Gang<br />
gewählt wurde. Obendrein lassen sich<br />
dank Anti-Hopping-Funktion im Drift<br />
schöne Striche zeichnen.<br />
Nervig ist an der Österreicherin<br />
hingegen das Abstellen des ABS oder<br />
der Antischlupfregelung. Wer mit der<br />
KTM richtig spielen will, muss zumindest<br />
Letztere deaktivieren und zusätzlich<br />
das ABS auf „Supermoto“ einstellen.<br />
Dazu muss der Motor laufen und<br />
BEWERTUNG<br />
max.<br />
Punkte<br />
BMW<br />
S 1000 R<br />
KTM<br />
1290 SUPER<br />
DUKE R<br />
SUZUKI<br />
GSX-S 1000<br />
ANTRIEB<br />
Beschleunigung 10 9 8 8<br />
Durchzug 10 9 6 8<br />
Leistungsentfaltung 10 9 10 7<br />
Ansprechverhalten 10 8 9 8<br />
Lastwechselreaktion 10 9 9 6<br />
Laufkultur 10 7 9 6<br />
Getriebebetätigung 10 7 6 9<br />
Getriebeabstufung 10 9 6 9<br />
Kupplungsfunktion 10 7 9 6<br />
Traktionskontrolle 10 9 7 8<br />
Zwischensumme 100 83 79 75<br />
FAHRWERK<br />
Fahrstabilität 10 8 8 8<br />
Handlichkeit 10 8 8 7<br />
Kurvenstabilität 10 8 8 7<br />
Rückmeldung 10 8 8 7<br />
Fahrwerksabstimmung vorne 10 8 8 8<br />
Fahrwerksabstimmung hinten 10 7 7 7<br />
Bremswirkung 10 10 10 8<br />
Bremsdosierung 10 9 10 8<br />
Aufstellmoment<br />
beim Bremsen<br />
10 9 9 8<br />
ABS-Funktion 10 9 9 9<br />
Zwischensumme 100 84 85 77<br />
ALLTAG UND FAHRSPASS<br />
Sitzposition 10 8 9 8<br />
Windschutz 10 2 3 2<br />
Ausstattung 10 9 8 7<br />
Verbrauch 10 5 6 7<br />
Fahrspaß 10 9 10 8<br />
Zwischensumme 50 33 36 32<br />
GESAMTSUMME 250 200 200 184<br />
PLATZIERUNG 1. 1. 3.<br />
beide Räder müssen stillstehen. Speichern<br />
lässt sich diese Einstellung<br />
leider auch nicht. Das haben die BMW-<br />
Mannen besser gelöst, da geht das Umund<br />
Ausschalten einfacher. Unschlagbar<br />
und für Geübte ist der BMW-Modus<br />
„Dynamic pro“. Denn hier ist nur das<br />
Hinterrad-ABS deaktiviert und Drifts<br />
sowie Wheelies sind möglich.<br />
Die Fahrpräzision von BMW und<br />
Super Duke sind auf nahezu gleichem,<br />
extrem hohem Niveau. Beide verfolgen<br />
die vom Reiter gewählten Linien anstandslos.<br />
Ob im „Hanging-off“ oder<br />
klassisch über das Hineindrücken in<br />
die Kurve – das macht irrsinnig Spaß.<br />
Bei der Art der Fahrwerksjustierung<br />
geht man hingegen völlig unterschiedliche<br />
Wege. Stellt man bei der<br />
BMW alles per Tastendruck am Lenker<br />
ein, muss man bei der KTM einiges an<br />
Werkzeug bemühen. Dafür finden wir,<br />
dass das WP-Fahrwerk im Gesamteindruck<br />
eine Winzigkeit besser im Ansprechverhalten<br />
ist als das elektronische<br />
Pendant der Bayerin.<br />
Einzig hartes Beschleunigen lässt<br />
das Heck der KTM etwas rühren. Öffnet<br />
man in voller Schräglage schlagartig<br />
die Brause, greift die Traktionskontrolle<br />
zuverlässig ein. Die mittels Ride-by-<br />
Wire angeforderten 142 Nm Drehmoment<br />
werden geregelt an Pneu und<br />
Straße weitergegeben. Die gewaltige<br />
Bewegung entsteht aber zwischen<br />
Sitzbank und Schwinge.<br />
Nach unzähligen Benzinfüllungen<br />
und vielen Testkilometern wird klar:<br />
Alle drei Bikes sind verdammt gut unterwegs.<br />
Die Suzuki macht viel Spaß,<br />
leidet aber hier und da an den Schwächen<br />
eines komplett neuen Bikes, das<br />
36 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
SO VIEL SPASS BEI DER ARBEIT –<br />
POWER-NAKEDS AT THEIR BEST!<br />
noch nachreifen darf. Mehr Power in<br />
der Mitte wäre wünschenswert, gepaart<br />
mit einer sanfteren Gasannahme.<br />
Und schon wäre die Suzi noch besser<br />
bei der Musik. Die Spitzenleistung<br />
passt für den Verwendungszweck doch<br />
bestens. Dazu aggressivere Stopper,<br />
schon würde sie ganz hübsch mehr<br />
Punkte sammeln. Stärken liegen in ihrer<br />
Sparsamkeit. Die GSX-S verbrennt<br />
im Schnitt deutlich weniger Treibstoff<br />
auf 100 Kilometer als ihre Konkurrentinnen<br />
– trotz höherer Drehzahlen!<br />
Und ihre Einfachheit spricht durchaus<br />
auch für sie, wie etwa beim Fahrwerk.<br />
Es funktioniert und drückt gleichzeitig<br />
den Preis. Die Suzuki ist bis zu 3600<br />
Euro günstiger als die KTM und die<br />
getestete BMW.<br />
FAZIT<br />
KTM 1290 SUPER DUKE R Sie<br />
1. stellt sich mit der voll ausgestatteten<br />
und somit fast preisgleichen<br />
BMW auf Platz eins. Diesen V2 muss<br />
man einfach erleben. Aus dem<br />
Speedcruising-Modus kurz das Gas<br />
zupfen, und das Biest erwacht. Mit<br />
einer kürzeren Übersetzung würde<br />
sie allein die Krone an sich reißen,<br />
da sie im Durchzug (gemessen im 6.<br />
Gang) ganze drei Punkte verschenkt.<br />
BMW S 1000 R Der Schreihals!<br />
1. Immer auf Krawall gebürstet,<br />
sucht sie Gegner. Ruhig dahinrollen<br />
ist kaum ihre Stärke. Dickes Plus:<br />
Funktion und Einstellbarkeit der<br />
Elektronik suchen ihresgleichen und<br />
bremsen zu forsches Fahren gekonnt<br />
ein.<br />
SUZUKI GSX-S 1000 Dass die<br />
3. Suzuki die bisherigen Platzhirsche<br />
nicht verdrängen kann, liegt vor<br />
allem am unglaublich hohen Niveau<br />
der Europäerinnen. Fans wird die<br />
GSX-S 1000 trotzdem finden, denn<br />
für einen relativ günstigen Preis werden<br />
sportliche Landstraßen-Feger<br />
sauber bedient.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 37
PREMIERE<br />
YAMAHA YZF-R3<br />
Seit Yamaha vor rund eineinhalb<br />
Jahren aus dem Dornröschenschlaf<br />
erwacht ist, landen<br />
die Japaner einen Volltreffer<br />
nach dem anderen. Den Anfang<br />
machte Ende 2013 die MT-09, eine<br />
quicklebendige Nackte mit sagenhaftem<br />
Dreizylinder. Kurz danach kam die<br />
MT-07, ebenfalls ein Mittelklasse-Freudenspender<br />
erster Güte. Vor zwei Monaten<br />
dann der heiß ersehnte Superbike-Hammer<br />
YZF-R1 (<strong>PS</strong> 4 und<br />
5/<strong>2015</strong>). Mit der R3 landet die Marke<br />
mit den drei gekreuzten Stimmgabeln<br />
im Logo nun den nächsten Coup. Nachdem<br />
Kawasaki, Honda und zuletzt KTM<br />
dieses immer beliebtere Segment bedienen,<br />
mischt nun auch Yamaha mit.<br />
Die YZF-R3 soll die Lücke zwischen<br />
der R 125 und der R6<br />
schließen.<br />
In Sachen Styling setzen<br />
die Blauen eine erste Marke.<br />
Die scharf geschnittene<br />
Vollverkleidung mit<br />
den markanten Doppelscheinwerfern<br />
passt<br />
hervorragend in die<br />
sportliche Linie. Auch<br />
die Zweifarblackierung in<br />
Yamaha-typischem Racing-Blue<br />
mit Silber vermittelt<br />
puren Sport. Dazu formten<br />
die Designer ein spitzes<br />
Heck und verpassten der R3 eine<br />
frontlastige Optik – Auftrag erfüllt!<br />
Das Ding mit dem Easy Access<br />
Motorseitig vervollständigt der komplett<br />
neu entwickelte 321-Kubik-Zweizylinder<br />
die Modellreihe ebenfalls und<br />
könnte neue Kundschaft zu den Händlern<br />
locken. „Zielgruppe sind vor allem<br />
Aufsteiger von der Führerscheinklasse<br />
A1“, erklärt Yamaha Deutschland-Chef<br />
Jörg Breitenfeld. „Aber auch Wiedereinsteiger<br />
und Frauen sind ein Thema.“<br />
Allesamt finden sich mit der äußerst<br />
angenehmen, nicht allzu sportlichen<br />
Sitzposition bestens zurecht: Lenkerhöhe<br />
und -breite, Abstand zum Fahrer,<br />
Sitzhöhe, Kniewinkel – alles ist wunderbar<br />
arrangiert. „Easy Access“<br />
nennen das die Japaner sehr treffend.<br />
Das Haar in der Suppe ist das etwas<br />
weiche und dünne Sitzpolster. Nach<br />
spätestens zwei Stunden im Sattel verlangt<br />
der Allerwerteste eine Pause.<br />
Außer der Sitzposition gestattet<br />
auch der Antrieb den Easy Access.<br />
SPORT<br />
FREU<br />
Leistungsfanatiker müssen jetzt stark sein:<br />
Es gibt ein Leben diesseits von 200 <strong>PS</strong>! Möglicherweise<br />
ein nicht ganz so spektakuläres,<br />
doch dafür ein ebenfalls sehr launiges. Erstkontakt<br />
mit dem kleinen Feger Yamaha YZF-R3.<br />
38 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
S<br />
NDCHEN<br />
Text: Volkmar Jacob<br />
Fotos: Yamaha<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 39
Dabei trifft die R3 durchaus auch den<br />
Nerv erfahrener Hasen. Das charmante<br />
Blubbern und die angenehmen Vibrationen<br />
des mit 180 Grad Hubzapfenversatz<br />
arbeitenden Reihen-Twins schleichen<br />
sich sanft ins Hirn, und auch<br />
seine feine Elastizität stimmt selbst<br />
leistungsverwöhnte Angreifer gnädig.<br />
Diese freuen sich zudem über die weiche<br />
Gasannahme und die Art, wie tapfer<br />
der Zweizylinder durchs Drehzahlband<br />
bollert. Selbst unten herum generiert<br />
das Motörchen ausreichend Leistung<br />
für flotte Einlagen, und bei zirka<br />
7500/min überrascht es mit einer Extraportion<br />
Schub. Theoretisch jodelt der<br />
kleine Zwilling bis auf abenteuerliche<br />
13500/min, ab 11500 geht ihm<br />
aber spürbar die Puste aus. Den<br />
maximalen Output von immerhin<br />
42 <strong>PS</strong> liefert er etwas unterhalb<br />
dieser Marke. Unterm<br />
Strich ist der 321er ein äußerst<br />
sympathischer Geselle.<br />
Feiner Antrieb, fetziges<br />
Design: Erobert auch das<br />
Fahrwerk das Testerherz? Ja, weil Gabel<br />
und Federbein zwar komfortabel<br />
abgestimmt sind, aber dennoch bei<br />
zügiger Gangart nicht kapitulieren.<br />
Zumindest nicht auf der Landstraße.<br />
Allerdings lässt die<br />
Bremswirkung<br />
der Einscheiben-Anlage<br />
bei kurvigen, längeren<br />
Bergab-Passagen etwas nach – nicht<br />
weltbewegend oder gar kritisch,<br />
aber dennoch spürbar.<br />
Göttlich ist dagegen das Handling.<br />
Wie bei Bikes dieser Kategorie üblich,<br />
stürmt auch die R3 durchs Geschlängel<br />
wie ein Wirbelwind. Passend für<br />
40 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
01<br />
01 Fast wie bei den Großen: Instrumente<br />
mit Schaltblitz, Gang- und Benzinstandsanzeige.<br />
Der rote Bereich reicht von stolzen<br />
12 500/min bis 13 500/min 02 Die<br />
Einscheibenbremse genügt für den Alltag<br />
vollkommen. Bei extremem Einsatz<br />
lässt die Wirkung indes etwas nach 03<br />
Aus dem Auspufftopf tönt sympathischer<br />
Blubbersound. Der Reihen-Twin arbeitet<br />
mit 180 Grad Hubzapfenversatz<br />
N°1 IN THE WORLD<br />
02<br />
03<br />
den kleinen Sportler wählte Yamaha<br />
für die Präsentation die Umgebung von<br />
Reus in Nordspanien. Die Gegend<br />
bietet mit ihren gewundenen Sträßchen<br />
den perfekten Spielplatz für den vollgetankt<br />
nur 169 Kilogramm (Werksangabe)<br />
schweren Schleifer. Den nötigen<br />
Grip fürs sportliche Treiben liefern<br />
hochwertige Gummis. Die Michelin Pilot<br />
Street in 110/70-17 und 140/70-17<br />
passen bestens zur R3.<br />
Als besonderes Schmankerl stehen<br />
zwei Turns auf dem nahen „Circuito<br />
Calafat“ auf dem Programm. Anders als<br />
erwartet, bietet die Yamaha auch dort<br />
reichlich Kurzweil. Zwar droht sie<br />
zwischen den Kurven zu verhungern,<br />
außerdem gerät das Fahrwerk auf der<br />
letzten Rille an seine Grenzen. Und<br />
auch die Bremse könnte beim Kreiseln<br />
etwas kräftiger zubeißen. Doch für ein<br />
paar spaßige Runden diesseits des Limits<br />
taugt der kleine Sportler allemal.<br />
Auch das zeichnet die R3 aus.<br />
Und qualifiziert sie für den nächsten<br />
Volltreffer im Yamaha-Programm.<br />
DATEN<br />
YAMAHA<br />
YZF-R3<br />
ANTRIEB<br />
Zweizylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 31 kW (42 <strong>PS</strong>) bei 10750/min*,<br />
30 Nm bei 9000/min*, 321 cm³, Bohrung/<br />
Hub: 68,0/44,1 mm, Verdichtung: 11,2:1,<br />
Zünd-/Einspritzanlage, 32-mm-Drosselklappen,<br />
mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbadkupplung,<br />
Sechsganggetriebe,<br />
Kette<br />
FAHRWERK<br />
Stahl-Gitterrohrrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
65 Grad, Nachlauf: 95 mm, Radstand:<br />
1380 mm, Ø Gabel innenrohr: 41 mm, Federweg<br />
v./h.: 130/125 mm<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Leichtmetall-Gussräder, 2.75 x 17/4.00 x<br />
17, Reifen vorn: 110/70-17, hinten:<br />
140/70-17, 298-mm-Einzelscheibenbremse<br />
mit Zweikolben-Schwimmsattel<br />
vorn, 220-mm-Einzelscheibe mit Einkolben-Schwimmsattel<br />
hinten, ABS<br />
GEWICHT<br />
(vollgetankt) 169 kg*,<br />
Tankinhalt: 14,0 Liter Super<br />
GRUNDPREIS<br />
5395 Euro (zzgl. NK)*<br />
URTEIL<br />
* Herstellerangabe<br />
Die wichtige Zielgruppe der R3 von<br />
Führerscheinaufsteigern, Wiedereinsteigern<br />
und Frauen darf sich<br />
freuen. Die Yamaha ist ein hübsches<br />
Rennerchen mit einem feinen<br />
Antrieb, der auch bei unteren<br />
und mittleren Drehzahlen tapfer<br />
marschiert. Besonders gut gefällt<br />
uns das unkomplizierte Wesen der<br />
kleinen Yam: aufsitzen, fahren<br />
wohlfühlen. Daher wird sie ganz sicher<br />
ein großes Stück vom Kuchen<br />
der unteren Mittelklasse ergattern.<br />
10PLUS<br />
RACING<br />
LEICHT-<br />
ZUSÄTZLICHES<br />
GEWICHT<br />
GETÖNTES<br />
UND MAXIMAL- VISIER<br />
KOMFORT<br />
MODULAR<br />
SPORT-TOURING<br />
Jorge<br />
Lorenzo<br />
ENTWICKELT AUF<br />
DER RENNSTRECKE<br />
1250 g.<br />
± 50 g.<br />
Größe S<br />
Ab 379 ,90 €<br />
GARANTIE 5 JAHRE<br />
PINLOCK<br />
INCLUDED<br />
JET<br />
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ZONKOS ATTACKE<br />
RED BULL MOTOGP ROOKIES CUP<br />
STAIR<br />
<br />
„Hab ich das Zeug zum<br />
GP-Fahrer, Herr Auinger?“<br />
„Steck endlich mal die<br />
Pfeife weg, dann finden<br />
wir das heraus, Zonko!“
WAY TO<br />
RACING<br />
Jedes Jahr sichten Profis 120 unbekannte,<br />
junge Talente. Nur die<br />
besten zwölf schaffen es dann in<br />
den MotoGP Rookies Cup. Ich wollte<br />
es wissen und kam zur Sichtung<br />
auf einer 125er-Zweitakter.<br />
Text: Zonko; Fotos: andreasriedmann.at<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 43
Nur 65 Kilo?! Die Red Bull-<br />
Maschine, die da vor mir<br />
steht und darauf wartet, mich<br />
fürchterlich zu demütigen, ist<br />
um 15 Kilo leichter als ich. Und wirklich<br />
klein. Dagegen wirkt die 125er-<br />
Morbidelli, mit der Gustl Auinger 1986<br />
den Grand Prix in Misano gewonnen<br />
hatte, lang wie ein Dragster. Ich wollte<br />
den Helm noch einmal abnehmen und<br />
im Sinne des Zeitschindens an der Pfeife<br />
ziehen, aber der Gustl, der als Fahrercoach<br />
im Red Bull MotoGP Rookies<br />
Cup natürlich sämt liche Regungen der<br />
Piloten im Ansatz erkennt, ließ das<br />
nicht durch gehen. Aufsitzen, anschieben,<br />
fahren! Rennschaltung. Also erster<br />
Gang oben, alle weiteren unten. Eines<br />
musste ich aber unbedingt noch wissen:<br />
„Was ist, wenn ich mich einmal<br />
verschalte, also beim vollen Beschleunigen<br />
nach oben ziehe statt nach unten<br />
zu drücken, ist der Motor dann hinüber?“<br />
Kein Problem, meint der Gustl,<br />
die Buben würden den Motor manchmal<br />
passiv weit überdrehen. Für den<br />
Husqvarna-Offroad-Zweitakter wäre<br />
das kein großes Problem. Husqvarna?<br />
Kein KTM-Motor? Da war die Chance,<br />
den Helm wieder abzu nehmen, und ich<br />
nützte sie. Die Red Bull-Maschine war<br />
gar keine KTM?<br />
Das „Selection-Bike“ ist eine<br />
Metrakit, keine KTM<br />
Im Red Bull MotoGP Rookies Cup wird<br />
auf KTM-Moto3-Maschinen gefahren,<br />
aber zur Sichtung der Talente, also zum<br />
einmal jährlich stattfindenden, dreitägigen<br />
Ausleseverfahren, wer beim<br />
Cup dann mitfahren darf und wer nicht,<br />
kommen Metrakits zum Einsatz. Das<br />
sind ursprünglich spanische Rennmotorräder<br />
(mittlerweile wurde die<br />
Firma nach Italien verkauft) mit Paioli-<br />
Dämpfern und einem „alten“ 125-cm³-<br />
Zweitaktmotor von Husqvarna. 34 <strong>PS</strong>,<br />
210 km/h. Das aufgrund einer Ausgleichswelle<br />
vibrationsarme Triebwerk,<br />
das nichts mit der BMW- und KTM-Ära<br />
von Husqvarna zu tun hat, wurde<br />
damals einfach zu gekauft und für den<br />
Straßenrennsport adaptiert (mit blockierter<br />
Auslass-Steuerung und einheitlich<br />
bearbeiteten Zylindern, um<br />
Chancengleichheit zu gewährleisten).<br />
Eingesetzt wurden die Metrakits in der<br />
Pre-GP-Serie, die bis heute im Rahmen<br />
der spanischen Meisterschaft gefahren<br />
wird, inzwischen allerdings mit 250er-<br />
Viertaktern.<br />
„Zur Sichtung der Talente sind die<br />
Metrakits ideal. Das sind echte Rennmaschinen,<br />
die aber keine Lawine<br />
kosten und sehr gut zu warten sind.<br />
Und man sieht halt im Umgang mit<br />
einem Zweitakter, der unten überhaupt<br />
nicht marschiert und oben dann richtig,<br />
viel besser, ob einer für das Rennfahren<br />
geschaffen ist oder nicht“,<br />
erklärt mir der Gustl, den ich perfekt in<br />
ein Gespräch verwickelt und damit abgelenkt<br />
hatte. Vom Einsatz eines relativ<br />
günstigen, gedrosselten Viertakters<br />
wie zum Beispiel im ADAC-Junior-Cup<br />
(KTM 390) hält der Ex-Rennfahrer nicht<br />
viel: „Man hört immer wieder die Überlegung,<br />
dass Zweitaktfahren wenig<br />
Sinn hat, weil ja in der Weltmeisterschaft<br />
ausschließlich Viertakter am<br />
Start stehen, aber das ist ein großer<br />
Irrtum. Denn so ein gedrosselter Viertakter<br />
hat immer Leistung samt Drehmoment<br />
und kann auch in einem zu<br />
hohen Gang aus der Kurve beschleunigen,<br />
bei einem Zweitakter verendest du<br />
fürchterlich. Du spürst augenblicklich,<br />
„AB 6000/MIN KOMMT<br />
DREHMOMENT“
dass du einen Fehler gemacht hast.<br />
Das präzise Fahren, das in der WM<br />
unerlässlich ist, da ja auch die scharfen<br />
Viertakt-Rennmotoren nur in einem<br />
bestimmten, durchaus schmalen<br />
Fenster konkurrenzfähig funktionieren,<br />
kann man mit einem Zweitakter<br />
viel besser und kostengünstiger lernen.<br />
Und wie gesagt, man kann auch<br />
viel besser beurteilen, wie gut ein<br />
Fahrer ist, wenn er auf einem scharfen<br />
Zweitakter angreift. Also setz‘ jetzt<br />
endlich den Helm auf!“<br />
Zwei Topwege in die WM:<br />
Rookies Cup oder spanische<br />
Meisterschaft<br />
Jedes Jahr kommen im Schnitt 120<br />
junge Talente im Alter zwischen<br />
13 und 16 Jahren aus der ganzen Welt<br />
zum Sichtungsbewerb des Red Bull<br />
MotoGP Rookies Cup. Gefahren wird<br />
diese Sichtung auf einer spanischen<br />
Rennstrecke am Ende der Saison. Am<br />
ersten Tag fahren 60, am zweiten Tag<br />
die anderen 60, und am dritten Tag<br />
nehmen die jeweils zwölf besten<br />
Fahrer an der finalen Ausscheidung<br />
teil. Letztendlich setzen sich zwölf<br />
01<br />
02<br />
01 Kaum Kosten, einfachste Technik und trotzdem ein sehr selektives Fahrzeug:<br />
Die Metrakit-125er ist für die Nachwuchssichtung ein ideales Motorrad<br />
02 Der Zweitakter im Testbike stammt aus dem Husqvarna-Offroad-<br />
Bereich vor der BMW- und KTM-Ära und wurde für das Straßen-Racing<br />
entsprechend modifiziert. Großer Vorteil: Er ist sehr langlebig<br />
<strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 45
„ICH SEH, WER FÜRS<br />
RENNFAHREN<br />
GEMACHT IST“<br />
Youngster durch, die sich dann mit den<br />
zwölf Piloten, die schon eine Saison im<br />
Rookies Cup bestritten haben und eine<br />
weitere bleiben dürfen, an sieben<br />
Rennwochenenden vor unfassbarer Zuschauerkulisse<br />
im Rahmen des MotoGP<br />
matchen. Geld spielt dabei keine Rolle.<br />
Selber aufkommen muss der Rookie lediglich<br />
für die An- und Abreise und die<br />
Übernachtung. Alles andere wird von<br />
Red Bull und seinen Partnern (KTM, Alpinestars,<br />
Ipone) erledigt. Ein Traum!<br />
Gustl: „Wir wollen die besten Talente<br />
finden, und dabei spielt es überhaupt<br />
keine Rolle, wie viel Geld der Papa hat.“<br />
Der Rookies Cup ist einer der beiden<br />
Topwege in die WM. Der andere ist<br />
die spanische Meisterschaft, die mittlerweile<br />
zur Junioren-WM aufgewertet<br />
wurde. Hier wird auf höchstem Niveau<br />
gefahren, mit zum Teil 1:1-WM-Maschinen.<br />
Allerdings kostet das ein kleines<br />
Vermögen. Unter einem Jahresbudget<br />
von 80 000 Euro geht dort gar nichts,<br />
siegfähig wird man nicht unter 200 000<br />
Euro. Das ist ein Drama. Eigentlich ein<br />
Wahnsinn. Für einen Speedhero wie<br />
Gustl Auinger, der in den 80ern als<br />
„mittelloser“ Privatfahrer fünf GP-Siege<br />
in der 125er-Klasse und 18 Podium-<br />
Platzierungen einfahren konnte und<br />
1985 Dritter im Endklassement der WM<br />
war, wäre das Budget für die spanische<br />
Meisterschaft wohl eine unüberwindbare<br />
Hürde gewesen. Andererseits<br />
muss man sagen, dass der Gustl, der<br />
sein ganzes Tun und seine gesamte<br />
Energie auf das Rennfahren ausrichtete,<br />
auch beim Finden von Sponsoren<br />
nichts unversucht ließ und auch in<br />
diesem Bereich durch seine unbedingte<br />
Hartnäckigkeit und seine unbremsbare<br />
Leidenschaft sehr viel erreichte –<br />
auch wenn er dauernd am finanziellen<br />
Abgrund stand.<br />
Mit stolz geschwellter Brust<br />
in die mentale Katastrophe<br />
Das erste Mal richtig gefordert ist<br />
Fahrercoach Auinger, wenn die zwölf<br />
„Auserlesenen“ beim Pre-Season-Test<br />
auf die zwölf „routinierten“ Rookies<br />
treffen. „Die kommen mit einem großartigen<br />
Selbstvertrauen, weil sie ja bei<br />
der harten Ausscheidung über hundert<br />
Konkurrenten hergebrannt haben“, erklärt<br />
mir Gustl, „und gehen davon aus,<br />
dass sie sofort mindestens unter die<br />
ersten Zehn fahren. Alles andere ist<br />
undenkbar für sie. Die Realität schaut<br />
dann aber anders aus. Sie landen im<br />
geschlagenen Feld. Da verstehen sie<br />
dann die Welt nicht mehr und fallen in<br />
ein Loch, aus dem man ihnen helfen<br />
muss. In dieser Phase ist es ganz wichtig,<br />
ihnen zu zeigen, dass es immer<br />
klare Ursachen gibt, die man finden<br />
muss, und dass erst jetzt das richtige<br />
Rennfahren beginnt. Es geht darum,<br />
die letzten ein, zwei Sekunden zu<br />
finden. Und da geht halt nichts mehr<br />
ganz locker aus dem Handgelenk. Das<br />
müssen sie begreifen.“<br />
Ein Problem ist sicher, dass das<br />
Einsatzmotorrad im Cup keine 65 Kilo<br />
leichte Metrakit mehr ist, sondern eine<br />
250er-Viertakt-Moto3-KTM, die gemeinsam<br />
mit dem Fahrer mindestens 140<br />
46 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
Kilo wiegen muss. Ein 45-Kilo-Fahrer<br />
kriegt also ordentlich Ballast aufgebrummt.<br />
Die zwölf „routinierten“ Rookies<br />
haben schon ein Jahr Erfahrung<br />
mit genau diesem Paket. Das kann man<br />
nicht einfach durch vollen Einsatz und<br />
bedingungslosen Kampfgeist wettmachen.<br />
Gustl: „Ich sage ihnen, dass<br />
sie die Maschine wie einen Freund<br />
betrachten sollen. Der Freund soll<br />
ihnen helfen, aber das kann er nur,<br />
wenn sie ihn verstehen und ihm klar<br />
zeigen, was er für sie tun soll.“<br />
Die Rookie-KTM Moto3 hat ähnlich<br />
wie ein Zweitakter ein schmales Drehzahlband,<br />
in dem sie ihre Leistung<br />
liefert, und zudem einen unbarmherzig<br />
eingreifenden Begrenzer bei 13 000/<br />
min. Deshalb muss das Timing vom<br />
Kurveneingang bis zum -ausgang perfekt<br />
passen. Erschwerend kommt hinzu,<br />
dass die KTM eine besondere Fahrweise<br />
verlangt, weil man keine richtige<br />
Fahrwerkseinstellung für die Rollphase<br />
findet. Hart bremsen, den Anker degressiv<br />
bis zur vollen Schräglage<br />
lösen, kurz rollen und – sobald man<br />
wieder atmen kann – Gas geben, mag<br />
die Maschine gar nicht. Ohne Zug ist<br />
die KTM entweder hinten oder vorne<br />
(je nach Abstimmung) nervös und<br />
un ruhig. Richtig fährt man sie so: hart<br />
bremsen, degressiv lösen und bevor<br />
die Bremse ganz frei ist schon ans Gas<br />
gehen. Deshalb hat das Suchen möglichst<br />
später Bremspunkte wenig Sinn.<br />
Man muss sich den idealen Scheitelpunkt<br />
suchen und von dort aus Eingang<br />
und Ausgang festlegen. Gustl:<br />
„Natürlich sieht man einen unmittelbaren<br />
Erfolg, wenn man drei Meter<br />
später bremst als der Vordermann,<br />
aber man wird am Ausgang viel mehr<br />
ver lieren, weil das Timing einfach nicht<br />
passt. Das muss man einsehen. Wenn<br />
es uns gelingt, den Rookie so weit zu<br />
bringen, dass er die Stärken und<br />
Schwächen der Maschine versteht und<br />
dass er ein klares Gefühl dafür en t-<br />
wickelt, in welche Richtung das Fahrwerk<br />
abgestimmt werden muss, dann<br />
kann aus ihm ein Siegfahrer werden.<br />
Aber halt nicht gleich beim ersten<br />
Antreten gegen die Routiniers. Sofern<br />
man die letzte Sekunde finden will,<br />
darf man die Maschine nicht als irgendein<br />
Ding mit zwei Rädern und<br />
einem Motor sehen.“ Lernen müssen<br />
daher die Rookies auch, die Maschine<br />
zu spüren und die Eindrücke auf der<br />
Strecke so zu schildern, dass sie<br />
der Mechaniker verstehen kann. Denn:<br />
Ge winnen ist immer Teamwork.<br />
Ich hatte keine Chance mehr,<br />
ich musste auf die Strecke<br />
Erster oben, raufschalten nach unten,<br />
spitzer Zweitakter, Dunlop 900 GP-Profilreifen,<br />
65 Kilo, 210 km/h, 320-mm-<br />
Einscheiben-Vierkolbenanker, Paioli-<br />
Fahrwerk. Kurzer Schub vom Gustl, einkuppeln,<br />
und die 34-<strong>PS</strong>-Metrakit mit<br />
dem Bullen-Logo erwacht zum Leben.<br />
Bei 6000/min erlebe ich so etwas wie<br />
einen Drehmomentschub, den ich dort<br />
noch nicht erwartet hätte, dann zieht<br />
der Einzylinder relativ linear durch bis<br />
10 000/min, wo er noch einmal kräftig<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 47
zulegt und bis 12 500 nicht mehr nachlässt.<br />
Weiter oben wird er schwächer.<br />
Somit war klar, wo die Musik spielt.<br />
Natürlich könnte man von jemandem,<br />
der schon eine 350-<strong>PS</strong>-Turbo-Hayabusa<br />
abgefeuert hat und den Bereich<br />
jenseits der 300 km/h kennt, erwarten,<br />
dass er vollkommen cool auf einer<br />
125er angreift. Aber so war es nicht.<br />
Zwar fand ich relativ rasch eine erstaunlich<br />
angenehme Sitzposition, freute<br />
mich über sehr gutes Feedback vorne<br />
und hinten, aber der Grip im Infield<br />
des Rings in Spielberg war eine Herausforderung,<br />
sobald ich im Scheitel<br />
das Gas anlegte. Vielleicht war ich<br />
übermotiviert, weil das Handling so<br />
verführerisch leicht und präzise war<br />
und ich dem Gustl ja mein volles Potenzial<br />
zeigen wollte. Jedenfalls hatte<br />
ich einen mörder Rutscher, als ich in<br />
Schräglage nach dem Lösen der Bremse<br />
und einer kurzen Rollphase den<br />
Hahn öffnete. Ja Himmel, ein Ausbreiten<br />
vor den Augen des Meisters kam jetzt<br />
aber wirklich nicht infrage! In Gustls<br />
16 Jahre dauernder Rennkarriere gab<br />
es zwar Sterne en masse, weil der Motor<br />
fest, die Reifenhaftung flöten, einfach<br />
der Asphalt ausging oder die<br />
Bremse überhitzte, aber ich wollte mich<br />
jetzt trotzdem keinesfalls hinlegen. Das<br />
Gute war, dass das extrem geringe<br />
Gewicht der Maschine und das klar<br />
meldende Fahrwerk mir die Möglichkeit<br />
gaben, mit dem leicht auskeilenden<br />
Heck souverän umzugehen. Keine<br />
Sturzgefahr. Nach zwanzig Minuten war<br />
ich aber fix und fertig. Da ich eigentlich<br />
Zeit meines Lebens immer möglichst<br />
hubraumstarke Maschinen gefahren<br />
bin, forderte die notwendige Präzision<br />
auf der Metrakit viel Konzentration. Ich<br />
bekam aber eine Ahnung, wie toll es<br />
sein muss, wenn man auf die Metrakit<br />
eingeschossen ist und auf den Hobbyrennstrecken<br />
Superbikes herrichtet.<br />
Ich werde nie vergessen, wie damals<br />
der Bradl Stefan und der Ranseder<br />
Michi mit den 125er-Zweitakt-KTM am<br />
Pannoniaring 1.59 min gefahren sind –<br />
für alle dort ein Schock. Die lokalen<br />
Hobby racer mit den teuersten Superbikes<br />
kamen kaum unter 2.05. Die drei,<br />
die 2.02 schafften, waren echte Helden<br />
– bis zum Auftritt der beiden Jungs.<br />
Man darf sich nichts vormachen:<br />
WM-nahes Racing und Hobbyrennfahren<br />
sind Welten auseinander. Dass<br />
der Eintritt in die extrem schnelle WM-<br />
„ZWEITAKTER<br />
SIND VIEL BESSER<br />
GEEIGNET“<br />
48 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
Welt heute noch möglich ist, ohne ein<br />
Ein familienhaus für eine einzige Saison<br />
opfern zu müssen, ist schlicht weltklasse.<br />
Die großartige Idee zum Red Bull<br />
MotoGP Rookies Cup hatten Thomas<br />
Überall und Harald Bartol. 2016 gibt es<br />
den Cup bereits zum zehnten Mal. Von<br />
Anfang an ist Gustl Auinger als Fahrercoach<br />
dabei. Wie sieht er selbst seine<br />
Aufgabe dort? „Fahren können die<br />
Buben alle schon sehr gut, da brauchen<br />
sie nicht viel Hilfestellung“, sagt<br />
er, „aber als Rennfahrer fällst du mitunter<br />
in ein Loch oder verrennst dich in<br />
etwas, wenn die Dinge nicht nach<br />
Wunsch laufen. Ich habe das in meiner<br />
Karriere oft selbst erlebt. Leider hatte<br />
ich damals niemanden, der mir den<br />
Kopf zurechtgerückt und meinen Blick<br />
auf eine Lösung gelenkt hätte. Ich war<br />
manchmal wirklich rat- und hilflos. Das<br />
kann ich den Buben ersparen.“ Angesprochen<br />
auf die mitunter sehr harte<br />
Fahrweise im Rennsport, sagte er:<br />
„Wenn hier zu brutal gefahren wird,<br />
lasse ich alle 24 antreten und sage,<br />
dass sie alle meine Freunde sind. Sie<br />
begegnen draußen auf der Strecke also<br />
keinem entpersonifizierten Eisenhaufen,<br />
sondern jemandem, den ich<br />
sehr gerne mag. Das sehen sie ein.“<br />
Der Vollständigkeit halber sei hier<br />
noch erwähnt, dass der Gustl meine<br />
engagierte Fahrt auf der Metrakit<br />
durchaus würdigte, aber keine falschen<br />
Hoffnungen aufkommen ließ:<br />
„Tut mir leid, Zonko. Du bist nicht nur<br />
viel zu alt, sondern auch viel zu langsam.<br />
Die Buben würden dir reihenweise<br />
ins Heck knallen.“<br />
DATEN UND CUP-INFOS<br />
METRAKIT 125 PRE-GP<br />
ANTRIEB<br />
Einzylinder-Zweitaktmotor, membrangesteuert,<br />
34 <strong>PS</strong> bei 12000/min, 124,8 cm³, Bohrung x<br />
Hub: 54 x 54,5 mm, 38-mm-Mikuni-Vergaser,<br />
Ölbadkupplung, Sechsganggetriebe, Kette<br />
FAHRWERK<br />
Gitterrohrrahmen aus Stahl mit Aluplatte, Radstand:<br />
1215 mm +/- 15 mm, 36-mm-Paioli-USD,<br />
Paioli-Zentralfederbein, jeweils voll verstellbar<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Leichtmetall-Gussräder, 2.75 x 17/3.50 x 17,<br />
Reifen vorn: 95/70-17, Reifen hinten: 115/70-17,<br />
300-mm-Scheibenbremse mit Vierkolbensattel<br />
vorn, 168-mm-Scheibe mit Einkolbensattel<br />
hinten<br />
GEWICHT<br />
(vollgetankt) 76 kg, Tankinhalt: 11 Liter<br />
TO<strong>PS</strong>PEED<br />
210 km/h<br />
WIE KOMMT MAN IN DEN CUP?<br />
Auf der Homepage www.redbullrookiescup.<br />
com findet man alle Informationen über den<br />
Red Bull MotoGP Rookies Cup: Renntermine,<br />
Fahrer, Blogs der Fahrer, Ergebnisse und Galerien.<br />
Der „Selection-Event“ für die Saison 2016<br />
findet Anfang Oktober <strong>2015</strong> statt. Bewerbungen<br />
(Formular in der Rubrik „JOIN US“) müssen bis<br />
spätestens 31. August <strong>2015</strong> ausgefüllt werden.<br />
„Gut, vielleicht bin ich tatsächlich<br />
zu alt, fehlt mir für<br />
die GP-Karriere die jugendliche<br />
Grundaggressivität,<br />
aber mit der Turbo-Hayabusa<br />
würde ich den jungen<br />
Burschen den goldenen<br />
Lorbeerkranz im Handstreich<br />
abnehmen!“<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
Die BMW S 1000 XR attackiert das<br />
noch junge und spannende Segment<br />
der halbverkleideten, sportlichen<br />
Reisemotorräder. Mit ihrem bärenstarken<br />
Antrieb beansprucht sie von<br />
Beginn an die Führungsrolle.<br />
Text: Volkmar Jacob; Fotos: jkuenstle.de<br />
STÜRMISCHE<br />
BEGEGNUNG<br />
Den Anfang machte vor gut<br />
fünf Jahren die S 1000 RR.<br />
Freunde japanischer und europäischer<br />
Superbikes erinnern<br />
sich noch schmerzvoll an das Erscheinen<br />
des Überfliegers. 2013 folgte<br />
mit der HP4 dann ein edler und sündteurer<br />
Ableger. Anfang letzten Jahres<br />
enterte BMW schließlich mit der S 1000<br />
R das Segment der supersportlichen<br />
Naked Bikes. Nun schlagen die Bayern<br />
erneut zu und präsentieren mit der XR<br />
die vierte Maschine mit dem kraftstrotzenden<br />
Vierzylinder. „Adventure Sport“<br />
nennen sie diese noch junge Kategorie.<br />
Was genau steckt dahinter? Gewohnt<br />
unbescheiden umschreibt BMW<br />
die Neue als ein Bike, das sämtlichen<br />
Ansprüchen gerecht wird. Die XR<br />
basiert auf der S 1000 R und soll den<br />
ganz normalen Alltag ebenso meistern<br />
wie die große Tour zu zweit und natürlich<br />
auch sportliche Einlagen. Den<br />
Begriff „Gelände“ vermeiden die Weiß-<br />
Blauen jedoch eisern und reden lieber<br />
von Schlechtwegpassagen, also von<br />
Schotterstraßen oder sanften Feldwegen.<br />
Die sind auch der einzige plausible<br />
Grund für die langen Federwege der<br />
XR. 150 Millimeter vorn und 140 mm<br />
hinten erhöhen zwar die Bodenfreiheit.<br />
Aus sportlicher Sicht sind sie jedoch<br />
eher hinderlich. Denn natürlich bringen<br />
lange Federwege mehr Bewegung<br />
in die Fuhre, dazu steigert der erhöhte<br />
Schwerpunkt die Wheelie- und Stoppie-Neigung.<br />
Dennoch zieht die XR bei der Präsentation<br />
im herrlichen Hinterland von<br />
Barcelona erstaunlich stabil ihre Runden.<br />
Der Grund dafür dürfte im Dynamic<br />
ESA liegen. Das elektronische<br />
System steuert das Dämpfungsverhalten<br />
von Gabel und Federbein je nach<br />
Fahrzustand. Gingen vorher lediglich<br />
50 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
PREMIERE<br />
BMW S 1000 XR
01 Die Skalierung des Drehzahlmessers<br />
erhielt ein frisches Design, die Hardware<br />
ist aber grundsätzlich identisch mit dem<br />
Cockpit der S 1000 R<br />
02 Der Lenkungsdämpfer unterstreicht den<br />
sportlichen Charakter der XR. Er hält die<br />
Front schön ruhig, Kickback Fehlanzeige<br />
03 Die neue Schwinge besteht nun aus zwei<br />
verschweißten Gusshälften und ist 65<br />
Millimeter länger als beim Naked Bike.<br />
Das bringt Fahrstabilität<br />
WICHTIGE UNTERSCHIEDE ZUR S 1000 R<br />
MOTOR<br />
- anderes Mapping<br />
- neuer Auspuff<br />
FAHRWERK<br />
- neuer Hauptrahmen mit flacher stehendem<br />
Lenkkopf (64,5 statt 65,4 Grad)<br />
- mehr Nachlauf (117 statt 98,5 mm)<br />
- längerer Radstand (1548 statt 1439 mm)<br />
- stabilerer und längerer Heckrahmen<br />
- längere Schwinge (plus 65 mm)<br />
- mehr Federweg von Gabel und Federbein<br />
(v./h.: plus 30/20 mm)<br />
Beschleunigung und Verzögerung in<br />
den Algorithmus mit ein, erkennt die<br />
jüngste Version dank eines Federwegsensors<br />
am Federbein und einer schlauen<br />
Sensorbox auch die Schräglage. Im<br />
Verbund mit den „Fahrmodi Pro“ hat<br />
der Pilot zudem die Möglichkeit, die<br />
Dämpfungsgrundeinstellung auf weich<br />
(„Road“) oder straff („Dynamic“) zu stellen.<br />
Das funktioniert auch während der<br />
Fahrt, und den Unterschied zwischen<br />
den beiden Stufen spürt man deutlich.<br />
- progressivere Federbein-Umlenkung<br />
- höheres Fahrzeuggewicht (228 statt 207<br />
Kilo)<br />
- ABS Pro erhältlich<br />
ERGONOMIE<br />
- Lenker: 13 mm breiter, 80 mm höher<br />
und 30 mm näher am Fahrer<br />
- Distanz Bank/Raste: plus 35 mm<br />
- Sitzhöhe: plus 26 auf 840 mm<br />
SONSTIGES<br />
- Halbverkleidung<br />
- größerer Tank (20 statt 17,5 Liter)<br />
Bei Attacke schwingt das Heck in der<br />
soften Einstellung allerdings mitunter<br />
stark nach und auf „Dynamic“ trampelt<br />
es unsensibel über miesen Belag<br />
hinweg. Hier wünschen wir uns noch<br />
etwas Feinabstimmung.<br />
Das ist bei der dynamischen Traktionskontrolle<br />
DTC und beim ABS Pro<br />
nicht nötig. Je nach Fahrmodus regeln<br />
die Systeme erstaunlich spät und<br />
gestatten sportliches Angreifen. Außerdem<br />
hilft das ABS Pro, den Abflug bei<br />
einer Schreckbremsung in Kurven zu<br />
vermeiden, indem es mit zunehmender<br />
Schräglage weniger Bremsdruck zulässt.<br />
Das System funktioniert zwar<br />
bestens, kann aber logischerweise die<br />
Physik nicht außer Kraft setzen. Heißsporne<br />
aufgepasst: Stürze sind im<br />
Extremfall weiterhin möglich! Dazu<br />
werden Wheelies und Stoppies nur im<br />
Dynamic Pro-Modus zugelassen, der<br />
über einen mitgelieferten Decodier-Stecker<br />
aktiviert wird. Außerdem wächst<br />
der Leerweg des Bremshebels bei<br />
scharfer Fahrweise etwas und Anbremsdrifts<br />
funktionieren wegen des<br />
Schräglagen-ABS überhaupt nicht. Wer<br />
die Einschränkungen der Fahrassistenzen<br />
umgehen möchte, kann sie aber<br />
jederzeit abschalten. Wie üblich pflanzt<br />
BMW die genannten und weitere Features<br />
nur gegen Extra-Cash ins Bike.<br />
Ohne Aufpreis gibt’s dagegen das<br />
sagenhafte Handling. Trotz 228 Kilo<br />
Kampfgewicht (Werksangabe) und den<br />
zwar haftfreudigen, aber nicht gerade<br />
für ihre grandiose Agilität bekannten<br />
Pirelli Diablo Rosso II fegt die XR wie<br />
ein Wirbelwind durch die Ecken. Dazu<br />
52 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
01<br />
02<br />
03<br />
liefert sie vorn und hinten zwar nicht<br />
das glasklare Feedback eines Supersportlers,<br />
doch die BMW winkelt wunderbar<br />
neutral ab und bleibt sauber<br />
auf der Lieblingslinie. Falls die mal enger<br />
ausfallen sollte als angepeilt: Kein<br />
Problem, der Langgabler wechselt<br />
spielerisch auf jeden beliebigen Kurs –<br />
Weltklasse! Hierfür änderten die<br />
Münchner das Fahrwerk der S 1000 R<br />
teils radikal: anderer Hauptrahmen<br />
mit flacher stehendem Steuerkopf,<br />
verstärkter und längerer Heckrahmen,<br />
längere Schwinge, progressivere Umlenkung<br />
des Federbeins. Die längeren<br />
Federwege nannten wir schon. Wegen<br />
des höheren Fahrzeuggewichts wuchs<br />
die Zuladung jedoch lediglich um<br />
sechs auf 2<strong>06</strong> Kilo.<br />
Die gelungene Ergonomie trägt<br />
dazu bei, dass das Ballern möglichst<br />
stressfrei abläuft. Der Lenker geriet<br />
13 Millimeter breiter und zirka 80 mm<br />
höher als bei der Nackten. Dazu reicht<br />
er rund 30 mm näher an den Fahrer<br />
heran. Auch der Kniewinkel ist dank<br />
der größeren Distanz von der Sitzbank<br />
zu den Rasten (plus 35 mm) entspannter.<br />
Wegen der längeren Federwege<br />
stieg die Sitzhöhe von 814 auf 840 mm.<br />
Für Normalos passt das perfekt, Kleinund<br />
Großgewachsene können auf<br />
entsprechende Sitzhöhen zurückgreifen.<br />
Auch in Sachen Windschutz überzeugt<br />
die BMW. Im Verhältnis zur Größe<br />
liefert die zweifach einstellbare Scheibe<br />
sehr ordentlichen Schutz für den<br />
Oberkörper und leitet darüber hinaus<br />
die Luft gleichmäßig zum Helm.<br />
Und wie steht’s um den Motor? Bis<br />
auf minimale Mapping-Änderungen<br />
steckt in der XR exakt der gleiche impulsive<br />
Treibsatz wie im Naked Bike.<br />
Heißt: Gewaltige 160 Gäule zerren am<br />
Getriebe. Unterhalb von zirka 7000/min<br />
marschiert der gewohnt etwas rau laufende<br />
Vierling zwar schon sehr stramm.<br />
Doch erst ab dieser Marke feuert er<br />
richtig los und erzeugt bei Unbedarften<br />
Schnappatmung. Für ein Bike dieser<br />
Kategorie ein echter Hammer! Dazu<br />
passend der Sound: Auch die XR brüllt<br />
kernig, doch mit dem neuen, voluminöseren<br />
Auspufftopf schreit sie nicht ganz<br />
so barbarisch wie ihre nackte Schwester.<br />
Dazu erlaubt der Schaltassistent Pro<br />
kupplungsfreies Hoch- und Runterschalten<br />
und vermittelt echtes Racing-<br />
Feeling. Das Durchladen der Gänge verlangt<br />
jedoch einen beherzten Einsatz<br />
des Schaltfußes. Was zum markigen<br />
Charakter der XR passt – und zu stürmischen<br />
Begegnungen.<br />
DATEN<br />
BMW<br />
S 1000 XR<br />
ANTRIEB<br />
Vierzylinder-Reihenmotor, vier Ventile/<br />
Zylinder, 118 kW (160 <strong>PS</strong>) bei 11000/min*,<br />
112 Nm bei 9250/min*, 999 cm³, Bohrung/<br />
Hub: 80,0/49,7 mm, Verdichtung: 12,0:1,<br />
Zünd-/Einspritzanlage, 48-mm-Drosselklappen,<br />
mechanisch betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung,<br />
Sechsganggetriebe, Kette<br />
FAHRWERK<br />
Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
64,5 Grad, Nachlauf: 117 mm,<br />
Radstand: 1548 mm, Durchmesser Gabelinnenrohr:<br />
46 mm, Federweg v./h.:<br />
150/140 mm<br />
RÄDER UND BREMSEN<br />
Leichtmetall-Gussräder, 3.50 x 17/6.00 x<br />
17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17, hinten:<br />
190/55 ZR 17, 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit radial angeschlagenen Vierkolben-Festsätteln<br />
vorn, 265-mm-Einzelscheibe<br />
mit Zweikolben-Schwimmsattel<br />
hinten<br />
GEWICHT<br />
(90% vollgetankt) 228 kg*<br />
(Gemäß Richtlinie 93/93/EWG mit allen<br />
Betriebsmitteln, betankt mit mindestens<br />
90% des nutzbaren Tankvolumens)<br />
GRUNDPREIS<br />
15200 Euro (zzgl. NK)*<br />
* Herstellerangabe<br />
URTEIL<br />
Die S 1000 XR setzt die Tradition ihrer vierzylindrigen Schwestern fort und geriet<br />
sehr sportlich. Sie ist Mitbegründerin des neuen Genres sportiver und<br />
halbverkleideter Maschinen ohne Offroad-Anspruch, die ein sehr breites Einsatzspektrum<br />
abdecken. Allerdings kratzt die XR mit entsprechender Ausstattung<br />
an der 18 000-Euro-Marke. Die Münchner setzen auf die kaufkräftige<br />
Kundschaft in diesem Segment. Mit welchem Erfolg, bleibt abzuwarten.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 53
SERVICE<br />
NEUE MICHELIN-REIFEN<br />
POWER-<br />
ATTACKE<br />
Der Begriff „Power“ ist fester<br />
Bestandteil der Bezeichnung<br />
für sportliche Michelin-Sohlen.<br />
Auf der Piste von Mugello<br />
präsentierten die Franzosen<br />
eine wahre Neuheitenflut.<br />
Text: Volkmar Jacob; Fotos: Hersteller<br />
Michelin macht Ernst. 2016<br />
steigt der französische<br />
Reifenhersteller nach sieben Jahren<br />
GP-Abstinenz wieder in die<br />
Königsklasse ein und löst damit<br />
Bridgestone als Alleinausrüster ab.<br />
Das ist aber nur ein einzelner Schritt<br />
in einem Paket, welches das sportliche<br />
Profil der Marke wieder schärfen soll.<br />
Ein anderer betrifft die Modellpalette.<br />
Sage und schreibe sechs neue Sportpellen<br />
rollen die Franzosen an den<br />
Start. Einige stehen jetzt schon in den<br />
gängigen Größen beim Händler. Die<br />
komplette Riege reicht vom Supermoto-Gummi<br />
über einen rennstreckenfähigen<br />
Straßenpneu bis zum Profi-<br />
Slick. Bei der Präsentation auf der anspruchsvollen<br />
Mugello-Piste richtete<br />
sich unser Fokus hauptsächlich auf<br />
zwei der sechs Pellen: Power Supersport<br />
Evo und Power Cup Evo. Erstgenannter<br />
ist ein Straßenreifen, der auch<br />
für heiße Runden auf dem Kreisel taugen<br />
soll. Letzteren empfiehlt Michelin<br />
dagegen ausschließlich für die Rennstrecke.<br />
Beiden gemein ist die neue<br />
Technologie „Adaptive Casing Technology“<br />
(ACT). In unterschiedlichen Winkeln<br />
angeordnete und an den Flanken<br />
dreifach übereinandergelegte Karkasslagen<br />
sollen guten Abrollkomfort beim<br />
Geradeausfahren und gleichzeitig hohe<br />
Stabilität in Schräglage bieten. Michelin<br />
verwendet diese Technik ausschließlich<br />
bei den hinteren Pellen. „Dadurch<br />
können wir den Vorderreifen steifer<br />
gestalten“, freut sich ein Michelin-Sprecher.<br />
„Das bringt Zielgenauigkeit, Handling<br />
und Feedback.“ Außer diesen beiden<br />
Kandidaten prügelten wir noch die<br />
komplett modifizierte Profi-Pelle „Power<br />
Slick Ultimate“ um den Kurs.<br />
Power Supersport Evo<br />
Bereits zwei Jahre nach der Präsentation<br />
des Supersport überraschen die<br />
Power Supersport Evo<br />
54 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
Franzosen mit dem Nachfolger<br />
„Evo“. Außer beim Hinterreifen<br />
formten die Entwickler auch<br />
die Karkasse der vorderen<br />
Pelle komplett neu. Dazu spendierten<br />
sie beiden Pneus frische<br />
Gummimischungen – an<br />
den Flanken wie gewohnt weichere<br />
als in der Laufflächenmitte.<br />
Außerdem steckt im Hinterreifen<br />
des Evo wieder die als 2CT+ bezeichnete<br />
Technik, bei der die<br />
härtere Mischung der Mitte bis<br />
unter die weichere der Flanken<br />
gezogen wird. Das soll die Seiten<br />
noch etwas mehr festigen. Beim<br />
Probelauf auf dem Kringel gefiel<br />
vor allem, dass der für Straßenund<br />
Rennstreckenbetrieb ausgelegte<br />
Reifen den Attacken von<br />
200- <strong>PS</strong>-Boliden mühelos standhielt.<br />
Selbst ein scharf gefahrener 20-Minuten-Turn<br />
konnte ihm nichts anhaben.<br />
Handling, Zielgenauigkeit und Grip<br />
sind auf ordentlichem, wenn auch<br />
nicht rekordverdächtigem Niveau.<br />
Michelin beziffert die Anteile von Landstraße<br />
und Rennstrecke auf 50 zu 50.<br />
Wir sehen eher ein Verhältnis von 80<br />
zu 20. Der Vorderreifen wirkt leicht indifferent,<br />
hinten ist das Feedback dagegen<br />
sehr passabel. Wie der Supersport<br />
Evo im Vergleich zur Konkurrenz abschneidet,<br />
wird ein Vergleichstest in<br />
der nächsten <strong>PS</strong>-Ausgabe zeigen.<br />
Power Cup Evo/Power Slick<br />
Evo<br />
Obwohl der Power Cup Evo eine Straßenzulassung<br />
hat, erstellt Michelin keine<br />
Freigaben für ihn. Grund: Der Gummi<br />
wurde für Rennserien entwickelt,<br />
die profilierte Straßengummis zwingend<br />
vorschreiben. Entsprechend hohe<br />
Temperaturen steckt er mühelos weg,<br />
benötigt sie aber auch. Bei kühlem<br />
Wetter auf öffentlichen Straßen wird’s<br />
da schon sehr eng. Von Nässe ganz<br />
zu schweigen. In seinem anberaumten<br />
Jagdgebiet kann der Evo aber voll<br />
überzeugen. Grip ohne Ende, prima<br />
Feedback, ordentliche Zielgenauigkeit<br />
und hohe Stabilität zeichnen ihn aus.<br />
Einzig Korrekturen in Schräglage mag<br />
der Nachfolger des Power Cup nicht so<br />
sehr und weicht nur mit etwas Nachdruck<br />
von der einmal gewählten Linie<br />
ab. Gleiches dürfte auch für den Power<br />
Slick Evo gelten. Technisch entspricht<br />
er eins zu eins seinem profilierten<br />
Verwandten. Leider bestand keine<br />
Möglichkeit, dem Slick auf die Flanken<br />
zu fühlen. Für Experimentierfreudige<br />
ist er wegen der überwiegend positiven<br />
Eigenschaften des Power Cup Evo<br />
aber sicher eine Sünde wert. Beide<br />
Versionen sind in nur einer Mischung<br />
erhältlich.<br />
Power Slick Ultimate/Power<br />
Cup Ultimate<br />
Noch vor knapp zwei Jahren waren<br />
Profi-Slicks von Michelin selbst für<br />
talentierte Hobbypiloten unfahrbar. Die<br />
beinharte Pelle leitete jede Unebenheit<br />
der Strecke gnadenlos ins Fahrwerk<br />
weiter, das mitunter brutal auszuschlagen<br />
begann. Um den Reifen zum Arbeiten<br />
zu bekommen, musste das Setup<br />
haarfein auf den Reifen abgestimmt<br />
werden, und der Pilot musste schmerzfrei<br />
am Kabel ziehen. Heute ist das<br />
anders. Der Power Slick Ultimate ist ein<br />
angenehmer und dazu pfeilschneller<br />
Geselle, der sämtliche Eigenschaften<br />
fürs Kampfkreiseln mitbringt. Leider ist<br />
er in Deutschland noch nicht erhältlich,<br />
möglicherweise aber nächstes Jahr.<br />
Die profilierte Variante des Slicks heißt<br />
Power Cup Ultimate.<br />
Power Supermoto (Foto unten), Power<br />
Cup Ultimate und Power Slick Ultimate<br />
(beide nicht im Bild) vervollständigen<br />
die Modelloffensive von Michelin.<br />
Insgesamt rollt der Hersteller sechs<br />
neue Pellen an den Start<br />
Power Cup Evo<br />
Power Slick Evo<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
TECHNIK<br />
LESERFRAGEN<br />
WERNER KOCH<br />
8<br />
5<br />
6<br />
8<br />
8<br />
7<br />
4<br />
4<br />
KLAUENGETRIEBE<br />
Die Getriebeingangswelle<br />
1 gibt die Kraft an die Ausgangswelle<br />
2 weiter. An<br />
deren Verzahnung wird das<br />
Kettenritzel befestigt 3 .<br />
Für jeden Gang steht ein<br />
Zahnradpaar 4 zur<br />
Verfügung. Beim<br />
Gangwechsel dreht<br />
sich die Schaltwalze<br />
1<br />
5 um etwa 45 Grad.<br />
Die eingefrästen<br />
Nuten 6 verschieben<br />
die auf einer Welle 7<br />
gelagerten Schaltgabeln 8<br />
<strong>PS</strong>-Technik-Versteher und<br />
Motorrad-Flüsterer Werner<br />
„Mini“ Koch tüftelt und bastelt<br />
ständig selbst in seiner eigenen<br />
Werkstatt, und kein Technik-<br />
Thema ist ihm zu verworren.<br />
Und weiß er tatsächlich mal<br />
selbst nicht weiter, weiß er<br />
genau, wo man fragen muss.<br />
Sie haben eine<br />
Technik-Frage, die<br />
Sie schon lange<br />
umtreibt? Im Forum<br />
behauptet jeder<br />
etwas anderes?<br />
Sie sind mit Ihrem<br />
Latein am Ende?<br />
Dann stellen Sie uns<br />
Ihre Frage. <strong>PS</strong> geht<br />
der Sache hier auf<br />
den Grund, erklärt<br />
die Zusammenhänge<br />
oder fragt die<br />
Experten der Industrie<br />
oder Rennteams.<br />
Fragen an:<br />
<strong>PS</strong>@motorpresse.<br />
de, bitte „Technik“<br />
im Betreff angeben.<br />
Text: Werner Koch<br />
Fotos: Archiv, Koch<br />
DOG RING-<br />
GETRIEBE<br />
? Hallo <strong>PS</strong>, im Testbericht der Kawasaki<br />
H2 war von einem Dog Ring-Getriebe<br />
zu lesen, das wie im MotoGP funktionieren<br />
soll. Ist das ein anderer Name für<br />
Seamless? Stefan Grabinger<br />
<strong>PS</strong>-Antwort<br />
Ein Getriebe ist ein komplexes Gebilde und<br />
die Antwort deshalb entsprechend kompliziert.<br />
Das klassische Klauengetriebe<br />
besteht aus Eingangs- und Ausgangswelle,<br />
auf denen die Getrieberäder sitzen. Für<br />
jede Gangstufe steht ein Zahnradpaar zur<br />
Verfügung. Da diese ständig im Eingriff<br />
sind, müssen diese Paarungen aus je<br />
einem Fest- und einem Losrad bestehen.<br />
Losräder sind nicht fest mit der Welle verbunden,<br />
sondern drehen sich auf Nadeloder<br />
Gleitlagerbuchsen frei auf der jeweiligen<br />
Getriebewelle. Der Kraftschluss zur<br />
Welle wird durch das benachbarte Festrad<br />
hergestellt, das sich seitlich verschiebt<br />
und mit den Klauen in die Gegenklauen<br />
oder Aussparungen einrastet. Festräder<br />
sind nochmals unterteilt in starre, nicht<br />
verschiebbare oder auf die Welle gefräste<br />
oder aufgepresste Zahnräder und die sogenannten<br />
Schieberäder, die sich auf einer<br />
Innenverzahnung axial auf der Welle von<br />
den Schaltgabeln verschieben lassen<br />
2<br />
3<br />
(Foto oben). Der Nachteil des Klauengetriebes:<br />
Die relativ schweren Gangräder,<br />
oftmals auch als Doppelrad ausgeführt,<br />
müssen blitzschnell axial auf den Verzahnungen<br />
verschoben werden. Um diesen<br />
Vorgang zu vereinfachen, hat Kawasaki<br />
das sogenannte Dog Ring-Getriebe in<br />
den H2-Motoren verbaut. Dabei wird der<br />
Kraftschluss zwischen Zahnrädern und<br />
Welle mittels Schaltmuffen hergestellt, die<br />
wie beim Klauengetriebe auch über eine<br />
Schaltgabel und Schaltwelle axial bewegt<br />
werden. Allerdings sind diese Schaltmuffen<br />
deutlich leichter und damit schneller<br />
zu bewegen als ganze Zahnräder. Zudem<br />
können die Mitnehmer (Klauen) feiner<br />
gestaltet werden, das macht das Schalten<br />
geschmeidiger.<br />
So neu sind die Schaltmuffen der Kawasaki<br />
jedoch nicht. Bei Autogetrieben sind<br />
sie inklusive der sogenannten Synchronringe<br />
gang und gäbe. Auch die 125er- und<br />
250er-KTM-Rennzweitakter von Harald<br />
Bartol hatten solche Dog-Ringe zur<br />
Kraftüber tragung. Und natürlich sämtliche<br />
BMW Motorräder mit schräg verzahnten<br />
Getriebe rädern. Denn wegen der durch die<br />
Schrägverzahnung erzeugten Seitenkraft<br />
müssten die Schalt gabeln das Getrieberad<br />
axial in seiner Position fixieren. Dem wären<br />
die Schalt gabeln nicht gewachsen, da<br />
56 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
HRC-SEAMLESS-GETRIEBE<br />
Die Getrieberäder (grau) werden über je<br />
zwei Lastklinken (grün = Motordrehmoment)<br />
und Gegenlastklinken (rot = Motorbremsmoment)<br />
mit der Welle verbunden.<br />
Federn (blau) aktivieren sie, die Stößel<br />
(gelb) entsperren die Verzahnung<br />
Die zierlichen Klinken übertragen 260 <strong>PS</strong>.<br />
In jedem Zahnrad werden je zwei Lastklinken<br />
(grün) und Gegenlastklinken (rot),<br />
zwei Stößel (gelb), Schraubenfedern (blau) und<br />
vier Wellen (grau) verbaut – ein Meisterwerk<br />
ZIEHKEILGETRIEBE<br />
Im Aufbau gleicht das<br />
alte Maico RS 125-Getriebe<br />
aus den 70er-<br />
Jahren dem der Honda<br />
RC 213 V. Auch<br />
hier sind alle sechs<br />
Los räder 1 und die<br />
innen liegende Schaltbetätigung<br />
2 auf der<br />
Ausgangswelle 3<br />
untergebracht<br />
2<br />
3<br />
1<br />
DOG RING-GETRIEBE<br />
Beim Kawasaki H2-<br />
Sechsganggetriebe<br />
(links) stellen die Zahnräder<br />
einer Getriebewelle<br />
den Kraftschluss<br />
her. Dabei werden<br />
jedoch nicht die Zahnräder<br />
verschoben,<br />
sondern nur die Dog-<br />
Ringe, die von schmalen<br />
und leichten Schaltgabeln<br />
geführt werden<br />
diese Stahl auf Stahl laufen und somit<br />
einer hohen Reibung ausgesetzt sind.<br />
Weshalb bei den konventionellen Klauenschaltungen<br />
verschlissene oder defekte<br />
Mitnehmerzapfen dafür sorgen, dass sich<br />
die Zahnräder gegen den Widerstand der<br />
Schaltgabeln aus ihrer Position schieben.<br />
Folge: Die Schaltgabeln laufen stark ein<br />
und glühen bei längerem Gebrauch regelrecht<br />
aus. Ein kapitaler Schaden droht.<br />
Bei den Dog Ring-Konstruktionen<br />
hingegen ließen sich die leise laufenden<br />
Schrägverzahnungen ohne Probleme<br />
umsetzen, da die Zahnräder axial auf der<br />
Welle fixiert sind und die Schaltmuffen,<br />
neudeutsch „Dog Ring“, die Verbindung<br />
zwischen Getriebewelle und Zahnrad herstellen.<br />
Und um eines klar zu sagen: Auch<br />
die neuen Dog Ring-Getriebe sind keine<br />
Seamless-Getriebe. Bis diese Bauart aus<br />
dem MotoGP in die Serie einfließt, wird<br />
noch viel Zeit vergehen, denn die feinmechanischen<br />
Kunstwerke be nötigen eine<br />
regelmäßige Wartung, um die feingliedrigen<br />
Sperrklinken und die dazugehörige<br />
Steuermechanik zuverlässig am Laufen zu<br />
halten (siehe Skizzen oben).<br />
Ganz ähnlich aufgebaut, aber eben nur<br />
mit einer Zugkraftunterbrechung schaltbar,<br />
waren die sogenannten Ziehkeilgetriebe<br />
vieler 50er-Mopeds aus den 60ern und<br />
70ern. Schmal, kompakt und ohne Innenverzahnung<br />
auf der Getriebewelle sortiert,<br />
sperren eine in der Welle liegende Klinke<br />
oder Kugeln den Freilauf und stellen somit<br />
den Kraftfluss zum Hinterrad her.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
LESERPOST<br />
UNGLAUBLICH?<br />
Zum Superbike-Test, <strong>PS</strong> 5/<strong>2015</strong><br />
Wie lange, glaubt Ihr, wird Euch diese<br />
Punktewertung noch abgenommen<br />
werden? Während viele andere Tester<br />
rund um den Globus von „A clear winner:<br />
Yamaha R1!“ sprechen, gewinnt bei<br />
Euch die BMW. Zweite: die Ducati. Das<br />
hätte man erraten können, ohne den<br />
Test zu lesen. Auch das Urteil über<br />
die Yamaha: „...fehlt die letzte Konsequenz...“<br />
Da lachen ja die Hühner!<br />
Nicht nur nach meinem Empfinden verspielt<br />
Ihr bei Euren Lesern mehr und<br />
mehr Glaubwürdigkeit. Und: Dass die<br />
BMW die Schnellste war, liegt vielleicht<br />
an der Strecke? Das wird nirgendwo<br />
erwähnt! Auch nicht, dass andere<br />
Teams auf anderen Strecken testeten,<br />
und dort die Yamaha der BMW beinahe<br />
0,8 Sekunden abnahm, der Ducati<br />
knapp eine Sekunde! Andererseits:<br />
Abgesehen von Eurer offensichtlichen<br />
Parteilichkeit seid Ihr sehr informativ,<br />
interessant und unterhaltsam. Besonders<br />
Zonkos Attacken gefallen mir!<br />
Weiter so!<br />
Adrian Pawelczyk per E-Mail<br />
Gewonnen hat den Test die Ducati!<br />
Da ist etwas mit unserer Parteilichkeit<br />
ganz schön schiefgegangen.<br />
Die Red.<br />
Ich finde <strong>PS</strong> echt super. Aber den aktuellen<br />
Test mit der Yamaha R1, BMW S<br />
1000 RR und der Ducati 1299 Panigale<br />
S finde ich so nicht richtig. Ich kann<br />
doch nicht eine Yamaha R1 ohne aktives<br />
Fahrwerk mit einer BMW und einer<br />
Ducati, die beide ein solches besitzen,<br />
auf der Rennstrecke vergleichen. Warum<br />
nicht gleiche Fahrwerks-Komponenten<br />
für alle?<br />
Patrick Tausch per E-Mail<br />
Wir wollten genau das und haben<br />
die Yamaha R1M für den Test bestellt.<br />
Kurz vor dem Testbeginn<br />
war aber klar, dass die M nicht<br />
rechtzeitig zur Verfügung stehen<br />
wird, und wir mussten die Yamaha<br />
R1 nehmen. Ducati hat aktuell nur<br />
eine S im Fuhrpark und BMW stattet<br />
Test-Motorräder immer voll aus.<br />
Da waren uns die Hände gebunden.<br />
Allerdings ist unsere Punktewertung<br />
so unterteilt, dass man<br />
diese einzelnen Punkte auch herausrechnen<br />
und sein entsprechendes<br />
Ergebnis ermitteln kann.<br />
Die Red.<br />
Sehr detailliert und fundiert wird über<br />
alle Neuerungen und Besonderheiten<br />
der technischen Möglichkeiten berichtet<br />
und verglichen. Damit werden wir<br />
Leser natürlich schlauer und hinterfra-<br />
gen viel mehr, als dies womöglich früher<br />
der Fall war. Dass man heute bei<br />
den modernen Sportmotorrädern absolute<br />
Highend-Geräte kaufen kann, ist<br />
bestimmt auch Euren Vergleichen und<br />
stets kritischen Anmerkungen zu verdanken.<br />
Dennoch kann ich bei dem aktuellen<br />
Vergleich eines nicht verstehen:<br />
BMW S 1000 RR (Slick-Modus), Ducati<br />
1299 S (Race-Modus), aber Yamaha<br />
YZF-R1 (PWR 2-Modus) – sollte die<br />
Yamaha bewusst „gedrosselt“ sein,<br />
sollte die Yamaha nicht gewinnen?<br />
Uwe Deboben per E-Mail<br />
Laut unseren Messungen generiert<br />
die Yamaha auf Stufe „PWR 2“<br />
exakt gleich viel Leistung wie auf<br />
„PWR 1“. Der Unterschied: In<br />
„PWR2“ geht sie etwas weicher<br />
ans Gas, was gegenüber der sehr<br />
harten Gasannahme in „PWR1“<br />
das Beschleunigen aus den Kurven<br />
erleichtert.<br />
Die Red.<br />
Danke für das grandiose Heft 5! Von<br />
vorn bis hinten Supersportler bzw.<br />
sportliche Themen. Schon der Bericht<br />
der beiden H2-Kawas. Dann weiter mit<br />
dem lang ersehnten Kampf der Giganten<br />
mit <strong>PS</strong>-Zahlen jenseits der Kilo-Angaben,<br />
und endlich gewinnt keine<br />
BMW (nicht, dass ich zu den notorischen<br />
BMW-Hassern gehöre, aber man<br />
gönnt den Roten ja nicht nur im MotoGP<br />
wieder Erfolge). Als nächstes haut<br />
Suzuki endlich ein Power-Naked raus.<br />
Auch Zonkos Attacke auf der Fireblade<br />
war top, ich finde seinen Schreibstil<br />
super und unverwechselbar. Und zu<br />
guter Letzt ein super Thema über Fahrwerke<br />
und ein toller Bericht über die<br />
Rennserie aus dem fernen Osten.<br />
Benjamin Gubsch per E-Mail<br />
REIFENTEST<br />
Zu geplanten Tests in <strong>PS</strong><br />
Da ich mich sehr für Eure Fachbeiträge<br />
und Tests interessiere, würde ich gerne<br />
wissen, ob noch ein Reifentest mit<br />
Slicks geplant ist?<br />
Dieter Wiesmann per E-Mail<br />
Foto: fact<br />
Lang ersehnte Tests sorgen für Spannung und Erwartungshaltung, aber Testergebnisse<br />
sind kein Wunschkonzert, sondern Resultat harter, akribischer Arbeit<br />
In <strong>PS</strong> 7 werden wir die neuen Hypersport-Reifen<br />
testen (siehe auch<br />
S. 54). Die neuen Slicks interessieren<br />
uns aber auch.<br />
Die Red.<br />
LESERBRIEFE AN DIE REDAKTION: Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, Redaktion <strong>PS</strong>, 70162 Stuttgart,<br />
E-Mail: ps@motorpresse.de Leserbriefe bitte mit vollständigem Namen und Wohnort unterzeichnen<br />
Facebook: <strong>PS</strong> Das Sport-Motorrad Magazin
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TUNING-<br />
Foto: fact, jkuenstle.de, Markus Jahn<br />
SPECIAL<br />
70 IRRES PROJEKT<br />
Jochen Schmid, Kurt Stückle und<br />
Roland Eckert bauen die stärkste und<br />
schnellste Honda RC 30 aller Zeiten<br />
76 WUNDERSTOFF<br />
KARBON<br />
Wissenswertes und Hintergründiges<br />
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Kohlenstoff-Produkt und der Herstellung<br />
84 DAS GEHEIMNIS DER<br />
LEISTUNGSMESSUNG<br />
Messen und tunen auf dem<br />
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Prozedere und die Ergebnisse<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 69
HONDA REV 840<br />
M<br />
Der Ex-Grand Prix-Star und Superbiker Jochen Schmid hatte Sehnsucht nach<br />
der Piste. Aber so ein ganz normales Seriengerät kam dem schwäbischen Perfektionisten<br />
nicht in den Transporter. Es musste etwas ganz Besonderes sein.<br />
Die wohl aufwendigste Honda-V4-Maschine außer Marc Márquez´ RC 213 V.<br />
Text: Michael Pfeiffer; Fotos: fact<br />
70 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
AXIMAL<br />
TUNING<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 71
01 Die Honda-Tuning-<br />
Legende Roland Eckert<br />
schuf sich mit der REV 840<br />
ein V4-Denkmal. Besser<br />
geht es kaum noch<br />
02 Perfektion und Genialität:<br />
Ölabscheider als<br />
Feinblechnerarbeit, Rahmenrohre<br />
als Leitungen<br />
konstruktiv integriert<br />
01<br />
03<br />
02<br />
Jochen Schmid fährt Bus. Sieben<br />
lange Jahre nach dem Ende seiner<br />
Rennkarriere 1999 kümmerte er sich<br />
ausschließlich um den Familienbetrieb.<br />
Dann trieb ihn die Langeweile zum<br />
Honda-Guru Roland Eckert, den Älteren<br />
unter uns seit den 70er-Jahren<br />
als der deutsche Honda-Veredler<br />
von Weltniveau bekannt. Seine Langstrecken-Renner<br />
auf CB 750 Four-Basis<br />
sind legendär.<br />
Irgendetwas Ähnliches spukte<br />
Schmid im Kopf herum, als er von einer<br />
Eckert-Bol d´Or träumte. Doch der<br />
Meister sprach zu ihm: „Das ist nichts<br />
für dich, du brauchst eine RC 30!“<br />
Schmid sah das ein, kaufte eine zerlegte<br />
RC 30 und baute sie für die Renne<br />
auf. Nach ein paar Runden war klar:<br />
„Das ist es immer noch, die RC 30 ist<br />
unschlagbar in ihrer Ausgewogenheit.“<br />
Aber nun mussten Nägel mit Köpfen<br />
gemacht werden, und Schmid beauftragte<br />
Meister Eckert mit einer zweiten<br />
Maschine. Und zwar einer ohne Kompromisse<br />
und konkurrenzfähig zu den<br />
aktuellen 1000ern. „Dann musst du 840<br />
Kubik fahren.“ Eckert, Schmid und der<br />
inzwischen dazugestoßene frühere<br />
Chefmechaniker Kurt Stückle waren<br />
sich einig. Das Projekt REV 840 war<br />
geboren.<br />
Fünf Jahre sollte es dauern, bis die<br />
Hyper-RC 30 fertig war. Fünf Jahre lang<br />
testete Jochen Schmid jedes einzelne<br />
Teil auf Tauglichkeit unter Rennbedingungen.<br />
Am Ende fand sich außer<br />
Motorgehäuse und Rahmen kaum noch<br />
etwas im Originalzustand aus der Serienmaschine.<br />
Dafür glänzt die REV 840<br />
mit Eckdaten, die so manchen Superbiker<br />
etwas ehrfürchtiger werden lassen.<br />
Aus exakt 836 cm³ zaubert Eckert<br />
171 <strong>PS</strong> bei 12800/min. Beachtliche 101<br />
Nm Drehmoment bei 10500/min sagen<br />
dem Fachmann, wie gut die 39er-Flachschiebervergaser<br />
auf die Steuerzeiten<br />
des Motors abgestimmt wurden. Ohne<br />
03 Klassische Langstreckenoptik mit<br />
asymmetrischem Licht. Überarbeitete<br />
konventionelle Gabel mit aus dem<br />
Vollen gefertigten Gabelschützern.<br />
Die Karbonteile wurden alle bei CFP<br />
im Autoklaven gebacken<br />
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01<br />
01 Zweckmäßiges Cockpit,<br />
voll analog, Tankdeckel als<br />
Kunstwerk, voll mechanisch<br />
02 Von den bearbeiteten<br />
Rädern bis zur Titanauspuffanlage,<br />
vom Auspuffhalter<br />
bis zur Gabelbrücke herrscht<br />
handwerkliche Perfektion<br />
03 Alu-Kettenrad, Hinterachse<br />
und Momentabstützung<br />
aus Titan, hochpräzise<br />
Federbeinanlenkung<br />
03<br />
04<br />
04 Vier 39er-FCR-Keihins<br />
beatmen den auf 171 <strong>PS</strong><br />
getunten 840er-V4. Karbon-<br />
Airbox mit Luftzuführung von<br />
vorne, integriertem Luftfilter<br />
und Tankunterseite als Deckel<br />
Benzin wiegt die V4-Honda nur noch<br />
158 Kilogramm. Herzstück des Ganzen:<br />
Eckert entwickelte Dreiring-Kolben mit<br />
74 Millimeter Durchmesser. Zusammen<br />
mit größeren Ventilen und bearbeiteten<br />
Kanälen und den HRC-Nockenwellen<br />
war das Kraftpaket schon einmal de finiert.<br />
In die Zylinder kamen unempfindliche<br />
Gusslaufbuchsen, von HRC<br />
stammen der obere Kühler sowie eine<br />
tiefere Ölwanne mit mehr Volumen und<br />
niedrigerem Ölniveau. Um frei atmen<br />
zu können, spendierte das Team dem<br />
V4 eine neu entwickelte, dreiteilige<br />
Airbox mit Luftführung von vorn. Ausatmen<br />
darf der Motor durch eine teure<br />
Titananlage in HRC-Kit-Optik. Selbstverständlich<br />
wurden alle Teile penibel<br />
feinbearbeitet, wo es ging teures<br />
Titan verwendet und unnützes Zeug,<br />
wie die verspannten Zahnräder für<br />
den Nockenwellenantrieb oder den<br />
Kupplungskorb, ganz weggelassen.<br />
„Manchmal dachte ich, jetzt übertreibt<br />
er aber.“ Ein Airboxgehäuse auf<br />
das Zehntel genau zu bauen, sei ja<br />
wohl doch ein wenig zu pedantisch,<br />
so Schmid über Eckert. Aber Roland<br />
Eckert, inzwischen 73 Lenze alt, bohrte<br />
sich schon immer tief ins Detailproblem.<br />
Was man auch schön am Fahr-<br />
74 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
02<br />
werk festmachen kann. Auch hier blieb<br />
kaum ein Teil unangetastet. Ein Blick<br />
auf die aus dem Vollen gefrästen<br />
Gabel schützer genügt. Das macht nur<br />
Eckert. Natürlich wurden auch hier alle<br />
Stahlteile durch solche aus Alu und<br />
Titan ersetzt, die Lenkkopflager sogar<br />
durch solche mit Wälzkörpern aus Keramik,<br />
ein Ersatzteil der MotoGP-Honda.<br />
Um die Federelemente kümmerte<br />
sich HH-Racetech. Neue Cartridge-<br />
Einsätze für die Gabel und eine spezielle<br />
Umlenkung für das Öhlins TTX<br />
36- Federbein stammen aus Pfäffingen.<br />
Um weiter Gewicht zu sparen und<br />
an Optik zu gewinnen, wurden alle Verkleidungsteile<br />
in Sichtkarbon bei CFP<br />
im Autoklaven gebacken. Auch die Halter<br />
entstanden aus edlem Kohlenstoff.<br />
Bestes Bremswerk von ISR, ultraleichte<br />
Schmiederäder von Eckert und noch<br />
unzählige Goodies und Spezialitäten<br />
mehr zeigen eine unglaubliche Perfektion.<br />
Mehr geht eigentlich nicht.<br />
Zu schade zum Fahren? Mal sehen,<br />
ob Jochen Schmid die REV 840 bald<br />
über die Rennstrecken der Welt treibt.<br />
Zuzutrauen ist es ihm jedenfalls. Bus<br />
fahren tut er übrigens immer noch.<br />
Aber langweilig war es ihm die letzten<br />
fünf Jahre keine Minute.<br />
DATEN<br />
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Zylinder, 126 kW (171 <strong>PS</strong>) bei 12800/min*,<br />
101 Nm bei 10500/min*, 836 cm³, Bohrung/Hub:<br />
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12,8:1, Keihin FCR-Flachschiebervergaser,<br />
39 mm Durchlass, mechanisch<br />
betätigte Mehrscheiben-Ölbad-Anti-Hopping-Kupplung,<br />
Sechsganggetriebe, Kette<br />
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Leichtmetall-Brückenrahmen, Lenkkopfwinkel:<br />
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Radstand: 1410 mm, Federweg v./h.:<br />
110/115 mm<br />
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Leichtmetall-Schmiederäder, 3.50 x<br />
17/5.75 x 17, Reifen vorn: 120/70 ZR 17,<br />
hinten: 180/55 ZR 17, 320-mm-Doppelscheibenbremse<br />
mit Sechskolben-Festsätteln<br />
vorn, 220-mm-Einzelscheibe<br />
mit Einkolben-Schwimmsattel hinten<br />
GEWICHT<br />
(Ohne Benzin) 158 kg*,<br />
Leistungsgewicht: 0,92 kg/<strong>PS</strong><br />
PREIS<br />
Nicht verkäuflich<br />
* Herstellerangabe<br />
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Foto: jkuenstle.de<br />
TUNING-SPEZIAL: KARBON<br />
SCHWARZE<br />
76 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong><br />
MAGI
Jeder kennt es, jeder<br />
liebt es. Wenn’s ums<br />
Reduzieren von Gewicht<br />
oder ums Veredeln<br />
des Schätzchens geht,<br />
kommt niemand um<br />
Karbon herum. Wir<br />
sagen, was Sie über<br />
den magischen Stoff<br />
wissen sollten.<br />
Text: Volkmar Jacob<br />
E<br />
<strong>PS</strong><br />
Schon Thomas Alva Edison arbeitete<br />
mit Kohlefaser. 1881 erhielt der<br />
berühmte Erfinder ein Patent für die<br />
von ihm entwickelte Kohlefaserglühlampe<br />
mit Glühfäden aus speziell behandelten<br />
Bambusfasern. Als die Fäden<br />
später aus Metall gewonnen wurden,<br />
verschwand der schwarze Stoff in der<br />
Versenkung. Vorerst. In den Fünfzigern<br />
dann das Revival. Die Luftfahrtindustrie<br />
forderte leichtes und gleichermaßen<br />
festes Material für ihre Flieger –<br />
der Startschuss für eine außergewöhnliche<br />
Karriere. Doch erst in den späten<br />
achtziger Jahren entdeckte man Karbon<br />
auch fürs Motorrad. Damals war<br />
die Substanz allerdings sehr schwer<br />
zu bekommen, und die Qualität ließ<br />
noch zu wünschen übrig. Heute ist das<br />
glücklicherweise anders. Jeder gute<br />
Zubehörhändler führt mittlerweile Teile<br />
aus Karbon, teils in erstklassiger Qualität.<br />
Doch woran erkennt man die? Und<br />
worauf muss man beim Kauf achten?<br />
Wie werden Karbonteile überhaupt<br />
hergestellt? Und wie der Grundstoff<br />
gewonnen? Diese und weitere Antworten<br />
liefern die folgenden Seiten. Damit<br />
das schwarze Material nicht die Grüne<br />
Minna auf den Plan ruft, vorab noch<br />
eine wichtige Information: Karbonteile<br />
aus dem Zubehör müssen in die Fahrzeugpapiere<br />
eingetragen werden. Oder<br />
man führt alternativ eine ABE mit sich.<br />
Das hätte es zu Edisons Zeiten freilich<br />
nicht gegeben.<br />
6/<strong>2015</strong> 77
Foto: Hersteller<br />
JULIUS ILMBERGER<br />
ist Inhaber der Firma Ilmberger<br />
Carbonparts in Oberhaching<br />
bei München. Der<br />
ehemalige Racer ist seit<br />
jeher fasziniert von Karbon<br />
und gründete das Unternehmen<br />
1990. Im <strong>PS</strong>-Interview<br />
erläutert der Spezialist alles<br />
Wissenswerte über das<br />
schwarze, leichte und edle<br />
Material.<br />
„TEILWEISE GIBT ES SEHR GUT<br />
GETARNTE MINDERWERTIGE<br />
QUALITÄTEN AUF DEM MARKT.<br />
SIE ZU UNTERSCHEIDEN, IST<br />
FÜR LAIEN NICHT EINFACH“<br />
INTERVIEW JULIUS ILM<br />
? Welche Vorteile hat<br />
Karbon außer Gewichtsersparnis<br />
eigentlich noch?<br />
! Karbon ist dank des<br />
strukturellen Aufbaus sehr<br />
stabil. Daher reißt es nicht so<br />
schnell wie beispielsweise<br />
glasfaserverstärkter Kunststoff,<br />
kurz GFK. Die Zähigkeit<br />
von Karbon schützt die darunterliegenden<br />
Teile sehr<br />
gut. Außerdem ist die Gefahr<br />
wesentlich geringer, dass<br />
der Motor oder Rahmenteile<br />
bei einem Sturz beschädigt<br />
werden.<br />
? Was spricht, außer dem<br />
Preis, gegen Fahrwerksteile<br />
wie Rahmen oder Schwinge<br />
aus Karbon?<br />
! Karbon ist im Wesentlichen<br />
nur auf Druck oder<br />
Zug belastbar. Deshalb ist es<br />
extrem wichtig, dass beim<br />
Aufbau der Teile die Laminatlagen<br />
in gewissen Richtungen<br />
zueinander gelegt werden,<br />
um die gewünschte Festigkeit<br />
zu erzielen. Bei Fahrwerksteilen<br />
verhält sich Karbon<br />
völlig anders als Aluminium<br />
oder Stahl, daher verändert<br />
sich die teils gewünschte<br />
Flexibilität von Rahmen oder<br />
Schwinge deutlich. Deshalb<br />
können solche Teile nicht<br />
einfach ausgetauscht und aus<br />
Karbon gefertigt werden.<br />
Aber es gibt Motorradrahmen<br />
aus Karbon, die hervorragend<br />
funktionieren.<br />
? Beim genauen Hinsehen<br />
fallen unterschiedliche<br />
Muster bei Karbonteilen auf.<br />
Wie kommt das?<br />
! Karbonmatten werden<br />
auf zwei Arten gewoben: Köper-<br />
und Leinwandbindung.<br />
In geringem Maße unterscheiden<br />
sie sich in der Zugfestigkeit,<br />
jedoch ist dies zu<br />
vernachlässigen. Zusätzlich<br />
zu Leinwand und Köperbindung<br />
wird auch noch nach<br />
Gramm unterschieden. Dies<br />
gibt dann die Größe und Breite<br />
der gewebten Fadenstränge<br />
an. Der Zubehörteilebau<br />
verwendet meist Köper oder<br />
Leinwand.<br />
? Wie werden die Matten<br />
weiter verarbeitet? Gibt es<br />
unterschiedliche Verfahren?<br />
HERSTELLUNG<br />
03<br />
01 02<br />
Fotos: Stefan Wolf<br />
Wir sind zu Gast bei der<br />
Firma CFP Driesch in Neustadt<br />
an der Weinstraße.<br />
Dort schauen wir den Spezialisten<br />
bei der Herstel-<br />
78 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
BERGER<br />
Foto: Matt Baker - Fotolia<br />
alpha Competence Center<br />
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! Grundsätzlich unterscheidet<br />
man zwischen Nasslaminieren<br />
und dem Gebrauch<br />
von sogenannten Prepreg-Matten.<br />
Im ersten Fall<br />
werden die Matten kurz vor<br />
der Verarbeitung in Harz<br />
getränkt und in eine Form<br />
gegeben. Danach kommt die<br />
Form zum Trocknen bei zirka<br />
50 Grad in einen gewöhnlichen<br />
Ofen. Das nenne ich<br />
Tempern. Bei korrekter Umsetzung<br />
liefert diese Methode<br />
ordentliche Sichtergebnisse.<br />
Allerdings erzielt sie nicht die<br />
hohe Steifigkeit und Stabilität,<br />
wie sie beim Backen in einem<br />
Autoklaven erreicht wird.<br />
Außerdem kann man Nasslaminate<br />
wegen schlechter<br />
Oberflächenbeschaffenheit,<br />
Luft- und Harzeinschlüssen<br />
nicht so gut lackieren. Teilweise<br />
arbeiten Hersteller<br />
auch mit Presstechnik. Dabei<br />
wird das Gewebe mit einem<br />
Stempel in die Form gedrückt.<br />
Bis auf diesen Unterschied<br />
entspricht das Verfahren<br />
dem Nasslaminieren –<br />
mit den gleichen Nachteilen.<br />
Die Verwendung von Prepreg-<br />
Matten (Prepreg = „preimpregnatet<br />
fibres“, zu Deutsch:<br />
vorimprägnierte Fasern, die<br />
Red.) garantiert dagegen einen<br />
gleichbleibend niedrigen<br />
Anteil an Bindemitteln, da sie<br />
maschinell hergestellt werden.<br />
Dadurch sind die Bauteile<br />
sehr maßhaltig und haben<br />
eine klar definierte Stabilität.<br />
? Müssen Prepreg-Matten<br />
noch nachlaminiert werden?<br />
Und härten sie mit der<br />
Zeit nicht von selbst aus?<br />
! Prepreg-Karbonmatten<br />
beinhalten bereits die nötigen<br />
Bindemittel und müssen<br />
nicht mehr, wie früher oder<br />
bei Nasslaminaten, mit Harz<br />
oder Ähnlichem getränkt<br />
werden. Wir verwenden je<br />
nach Anwendungsart verschiedene<br />
Prepreg-Gewebe<br />
mit unterschiedlicher Temperaturfestigkeit<br />
und unterschiedlicher<br />
Aushärtetemperatur<br />
und -dauer. Prepreg-<br />
Gewebe muss gebacken werden,<br />
um auszuhärten. Aber<br />
man sollte es in einem gewissen<br />
Zeitraum verarbeiten,<br />
sonst wird es unbrauchbar.<br />
? Sie haben beim Verarbeitungsprozess<br />
vorher<br />
von Autoklaven gesprochen.<br />
Was ist das genau?<br />
! Ein Autoklav ist ein gasdicht<br />
verschließbarer Druckbehälter,<br />
in dem Teile unter<br />
Druck und bei hohen Temperaturen<br />
gebacken werden.<br />
? Welchen Vorteil bietet<br />
diese Methode?<br />
! Wegen des Überdrucks<br />
wird das Gewebe stärker in<br />
die Form gedrückt, wodurch<br />
die einzelnen Laminatschichten<br />
stärker miteinander verbunden<br />
werden. Dadurch geraten<br />
die Teile deutlich stabiler<br />
als bei nur frei übereinandergelegten<br />
Lagen.<br />
Außerdem behalten die im<br />
Autoklaven hergestellten Teile<br />
ihre Festigkeit und werden<br />
nicht weich. Bei Nasslaminaten<br />
kann das bei Erwärmung<br />
Competence Center<br />
verschiedene Prüfstände<br />
Fahrwerksabstimmung<br />
04 05<br />
Aufbau Race-Bikes<br />
lung von Karbonteilen zu. 01 Zuerst werden<br />
die vorbehandelten Matten zugeschnitten<br />
02 und 03 Nach dem Reinigen der Form wird<br />
der Zuschnitt darin ausgelegt. Dabei müssen<br />
die Arbeiter darauf achten, dass die Matten<br />
faltenfrei eingelegt werden 04 Der Unterdrucksack<br />
entzieht während des Backens<br />
überschüssige Bindemittel aus den Teilen<br />
05 Im Autoklaven werden die Teile unter<br />
Druck und hohen Temperaturen gebacken<br />
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alpha Technik / alpha Racing<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
passieren, beispielsweise<br />
durch Sonneneinstrahlung.<br />
? Welcher Druck und<br />
welche Temperaturen<br />
herrschen denn in einem<br />
Autoklaven?<br />
! Bitte haben Sie Verständnis,<br />
dass wir dazu keine<br />
genauen Angaben machen<br />
können. Aber ein Autoklav arbeitet<br />
in der Regel mit bis zu<br />
10 bar Druck bei einer Temperatur<br />
von bis zu 250 Grad.<br />
Diese Grenzwerte müssen jedoch<br />
bei der Prepreg-Technologie<br />
nicht erreicht werden.<br />
? Vorm Backen im Autoklaven<br />
werden die Teile in<br />
Unterdrucksäcke verpackt.<br />
Wozu ist das nötig?<br />
! Ständiges Absaugen<br />
erzeugt einen bestimmten<br />
Unterdruck im Sack. Das<br />
entzieht die überschüssigen<br />
Bindemittel aus den Teilen.<br />
Zu viel Bindemittel und Harze<br />
stören die Stabilität von Karbon.<br />
Daher soll nur eine vorbestimmte<br />
Menge im Bauteil<br />
verbleiben.<br />
? Warum verwenden Sie<br />
Formen aus CNC-gefrästem<br />
Aluminium?<br />
! Aluformen sind zwar in<br />
der Herstellung sehr kostenintensiv,<br />
bieten aber den Vorteil,<br />
dass sie praktisch nicht<br />
verschleißen und eine gleichbleibende<br />
Qualität der Bauteile<br />
garantieren. Formen aus<br />
speziellem CFK sind problemlos<br />
möglich, aber sie<br />
bieten leider eine sehr begrenzte<br />
Lebensdauer und<br />
verschleißen stark.<br />
? Je stabiler ein Bauteil sein<br />
muss, desto mehr Lagen<br />
braucht es logischerweise.<br />
Aber aus wie vielen Lagen<br />
besteht denn beispielsweise<br />
die Seitenverkleidung eines<br />
Supersportlers?<br />
! Diese Frage lässt sich<br />
nicht generell beantworten.<br />
Die Anzahl der Lagen kommt<br />
auf den Bereich an. Besonders<br />
sturzgefährdete oder<br />
hochbelastete Flächen können<br />
auch mal fünf oder sechs<br />
Lagen aufweisen. Während<br />
wiederum in anderen Bereichen<br />
ein bis zwei Lagen ausreichend<br />
sein können.<br />
? Woran erkennt der Laie<br />
hochwertige Karbonteile?<br />
! Die Unterscheidung ist<br />
für Laien unter Umständen<br />
nicht einfach, denn es gibt<br />
teilweise sehr gut getarnte<br />
minderwertige Qualitäten.<br />
Hochwertige Karbonteile sind<br />
in sich sehr stabil und lassen<br />
sich im Verhältnis zur Stärke<br />
und zum Gewicht nur sehr<br />
schwer verformen. Nasslaminate<br />
erkennt man an der<br />
Oberfläche. Bei genauer Betrachtung<br />
fallen viele kleine<br />
Mikrolöcher auf. Es gibt auch<br />
zahlreiche Nasslaminat-Teile<br />
am Markt, die bereits mit<br />
Klarlack überzogen wurden.<br />
Die sind aber aufgrund der<br />
vielen Lackschichten verhältnismäßig<br />
schwer. Wie erwähnt,<br />
werden Nasslaminate<br />
zudem bei Erwärmung weich.<br />
? Teilweise werden GFK-<br />
Teile ja mit einer Kohlefasermatte<br />
überzogen. Im eingebauten<br />
Zustand ist das aber<br />
nur schwer von echten Karbonteilen<br />
zu unterscheiden,<br />
oder?<br />
! Das stimmt. Da in solchen<br />
Fällen aber meist nur<br />
die oberste Schicht aus Karbon<br />
besteht, kann man die<br />
GFK-Struktur auf der Innenseite<br />
gut erkennen. Auch<br />
dann, wenn sie schwarz eingefärbt<br />
ist. Außerdem sind<br />
solche Mixteile meistens sehr<br />
labil. Sie lassen sich durch<br />
einfaches Drücken der Oberfläche<br />
von echten Kohlefaserteilen<br />
unterscheiden. Komplett<br />
aus Karbon hergestellte<br />
Teile weisen außerdem auch<br />
auf der Innenseite die typische<br />
Struktur auf. Allerdings<br />
sieht diese etwas anders aus<br />
als auf der Oberfläche.<br />
? Als Versiegelung verwendet<br />
Ihre Firma Pulverbeschichtung.<br />
Warum arbeiten<br />
Sie nicht mit Spritzlack?<br />
! Die Kunststoffbeschichtung<br />
von Karbonteilen ist<br />
<strong>06</strong> Nach dem Backen wird das Bauteil aus der Form gelöst 07 Nun folgt die<br />
Nachbehandlung mit Band- und Exzenterschleifer. Dabei schneidet ein Mitarbeiter<br />
die überstehenden Ränder ab, entgratet das Teil und bereitet es fürs Lackieren<br />
vor. Die Maske versorgt den Mann mit Frischluft 08 Letzter Schritt ist das<br />
Lackieren – meist mit Klar-, mitunter auch mit Buntlack. Oder als Kombination<br />
08<br />
<strong>06</strong> 07<br />
Fotos: Stefan Wolf<br />
80 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
nicht üblicher Standard. In<br />
der Regel wird, wenn überhaupt,<br />
nur mit Spritzklarlack<br />
lackiert. Unsere Kunststoffbeschichtung<br />
sieht ähnlich<br />
aus wie dünner Klarlack,<br />
übertrifft diesen jedoch in der<br />
Stabilität und Kratzfestigkeit<br />
erheblich. Wir haben den erhöhten<br />
Schutz gegen Kratzer<br />
und UV-Licht nachgewiesen.<br />
Oft werden auch völlig unlackierte,<br />
nur polierte Teile<br />
auf dem Markt angeboten.<br />
? Ihre Firma genießt in<br />
der Szene einen erstklassigen<br />
Ruf und führt nach eigenen<br />
Angaben international<br />
mit seinen Karbonprodukten.<br />
Wie hoch ist denn ungefähr<br />
der Marktanteil in<br />
Prozent?<br />
! Wir sind in sehr vielen<br />
verschiedenen Bereichen<br />
aktiv. Deshalb ist es eher<br />
schwer, über Marktanteile zu<br />
spekulieren.<br />
Diese Tankabdeckung<br />
weist beide Karbon-<br />
Webarten auf: außen<br />
Köperbindung, innen<br />
Leinwandbindung<br />
Foto: Hersteller<br />
HC 3 radial geberzylinder<br />
MeHr FaHrspass,<br />
MeHr siCHerHeit,<br />
MeHr Kontrolle!<br />
Der neue HC 3 Radial Geberzylinder von MAGURA verbessert die Brems- und<br />
Kupplungskontrolle beeindruckend. Custombike-Experten und Rennsport-<br />
Profis bestätigen, dass die patentierte und innovative Hard Core Technology<br />
Maßstäbe setzt. Der HC 3 begeistert komfort- und sicherheitsbewusste Motorradfahrer.<br />
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VIELSEITIGER STOFF<br />
Beliebt sind Karboneinlagen<br />
bei Sporthandschuhen.<br />
Schlagtests bestätigten eine<br />
erhöhte Schutzwirkung<br />
Besonders exklusiv sind Räder<br />
aus dem feinen Stoff. Bei Fahrtests<br />
litt allerdings mitunter<br />
die Fahrstabilität der Bikes<br />
Mittlerweile<br />
führen die<br />
meisten großen<br />
Helmhersteller einen<br />
Kopfschutz aus Karbon<br />
Als reines Kohlenstoff-Teil<br />
zu brüchig. Daher bestehen<br />
solche Lenker innen aus Alu<br />
und sind mit Karbon verziert<br />
Im MotoGP kommen Karbonbremsen<br />
zum Einsatz. Vorteile:<br />
geringere Kreiselkräfte, extrem<br />
hitzebeständig<br />
Bei Endtöpfen arbeiten die<br />
Hersteller entweder durchgängig<br />
mit Kohlefaser oder verpassen<br />
den Teilen eine Lage Sichtkarbon<br />
Fotos: mps-Fotostudio, Hersteller, 2snap<br />
WAS IST KARBON?<br />
Karbon ist ein Verbundwerkstoff aus Kohlefasern<br />
und Kunststoff. Die einzelnen Fasern werden<br />
in einem thermo-chemischen Verfahren<br />
(Pyrolyse) aus kohlenstoffhaltigen Materialien<br />
gewonnen. Sie sind sechs- bis zehnmal dünner<br />
als ein menschliches Haar. Die Fasern werden<br />
zu einem Endlosstrang gebündelt, aufgespult<br />
und zu Matten gewoben. Beim Weben entsteht<br />
die charakteristische Netzstruktur, die sich bei<br />
Belastung nicht gegeneinander verschiebt.<br />
Dadurch widersteht sie hohen Zugkräften aus<br />
jeder Richtung. Außerdem sehen Karbonmuster<br />
super aus. Vor der Verarbeitung werden die<br />
Matten in Kunstharz getränkt (Imprägnieren<br />
oder Laminieren) und in Formen gelegt.<br />
Zum Aushärten kommen die<br />
Formen in einen Ofen oder<br />
einen Autoklaven. Im ersten<br />
Fall spricht man von „Tempern“,<br />
im zweiten von „Backen“.<br />
Das ausgehärtete<br />
Material heißt carbonfaserverstärkter<br />
Kunststoff (CFK)<br />
oder auch kohlenstofffaserverstärkter<br />
Kunststoff (KFK).<br />
Oder schlicht Karbon.<br />
Nach dem Spulen<br />
zu Endlosfäden<br />
wird das<br />
Material zu Matten<br />
gewoben<br />
Foto: SGL Group<br />
82 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
HINTERGRUND PRÜFSTANDSMESSUNG<br />
Bike auf die Prüfstandsrolle<br />
spannen, Hahn<br />
auf Anschlag drehen,<br />
fertig ist die Leistungsmessung?<br />
Ganz so einfach<br />
funktioniert das<br />
Ermitteln von Leistung<br />
und Drehmoment<br />
dann doch nicht.<br />
ROLLEN<br />
Text: Volkmar Jacob<br />
Fotos: Markus Jahn, Archiv<br />
SPIELE<br />
Ohrenbetäubender Lärm durchdringt<br />
den Raum. Der Antrieb<br />
brüllt sich die Seele aus dem Motorblock,<br />
und die beiden Frischluftgebläse<br />
pfeifen in den höchsten Tönen. Dazu<br />
dröhnt die Absaugvorrichtung für das<br />
Abgas. Ohne Gehörschutz geht hier<br />
nichts. Wir sind auf unserem Prüfstand,<br />
wo jede Testmaschine die gleiche Prozedur<br />
durchläuft: Leistung und Drehmoment<br />
ermitteln. Diese Werte erscheinen<br />
regelmäßig im Heft als Kurven in<br />
einem Diagramm. Doch wie funktioniert<br />
die Leistungsmessung genau?<br />
Vereinfacht ausgedrückt misst das<br />
System, wie schnell eine vom Hinterrad<br />
angetriebene Rolle beschleunigt. Dazu<br />
erfasst es, in welcher Zeit die Rolle welche<br />
Geschwindigkeit aufbaut. Aus der<br />
Beschleunigung errechnet der Computer<br />
unter Berücksichtigung des Massenträgheitsmoments<br />
der Rolle das Drehmoment<br />
und daraus die Hinterradleistung.<br />
Wer genau wissen möchte, wie das<br />
funktioniert, liest den letzten Abschnitt.<br />
Damit der Computer auch ausspuckt,<br />
bei welcher Drehzahl wie viel Power anliegt,<br />
zapft der Tester das Zünd- beziehungsweise<br />
Drehzahlsignal am Bike an.<br />
Beim Messen jagen wir die Motoren<br />
84 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
TUNING PER PRÜFSTAND<br />
POWERSUCHE<br />
Wer das Optimum aus seinem Bike<br />
kitzeln möchte, kommt um eine andere<br />
Motorabstimmung ("Mapping")<br />
nicht herum. Das gilt insbesondere<br />
für getunte Maschinen. Beim Elektronik-Tuning<br />
greifen die Spezialisten<br />
auf unterschiedliche Methoden<br />
zurück: originale Motorsteuerung<br />
(ECU) überschreiben ("flashen"),<br />
Zusatzmodul wie beispielsweise<br />
einen Powercommander zwischenschalten,<br />
Kit-Steuergerät verwenden.<br />
Alle Maßnahmen korrigieren<br />
leistungsfördernd und selbsttätig<br />
das Kraftstoff/Luft-Verhältnis –<br />
selbst unter verschiedensten Bedingungen<br />
und bei unterschiedlichen<br />
Tuning-Levels. Die Methoden<br />
bieten Vor- und Nachteile. Die Kit-<br />
Steuergeräte der Hersteller sind<br />
teuer und benötigen meist einen<br />
speziellen Kabelbaum. Ausnahmen<br />
bilden BMW und Aprilia, die auch<br />
mit dem originalen Kabelstrang<br />
funktionieren. Vorteil: Die komplette<br />
Elektronik ist perfekt aufeinander<br />
abgestimmt. Zusatzmodule<br />
sind vor allem für ältere Bikes<br />
sinnvoll, die serienmäßig weder<br />
eine Traktionskontrolle noch einen<br />
Schaltautomaten besitzen. Meistens<br />
bieten die kleinen Kästchen<br />
diese Features. Flashen ist die<br />
günstigste Art des Elektronik-Tunings.<br />
Außerdem ist es unauffällig,<br />
da von außen nicht erkennbar. Vollprofis<br />
haben das Flashen super im<br />
Griff. Allerdings hört man auch immer<br />
mal wieder von Fehlfunktionen<br />
der komplexen Elektronik moderner<br />
Bikes. Der Vollständigkeit halber<br />
sei erwähnt: Alle Methoden sind<br />
auf öffentlichen Straßen illegal...<br />
Mappings zu erarbeiten, bedeutet<br />
viel Prüfstandsarbeit. Sinnvoll<br />
speziell bei getunten Bikes<br />
grundsätzlich in den Begrenzer, um die<br />
Maximaldrehzahl zu erfassen.<br />
Die Hinterradleistung kennen wir<br />
nun. Doch wie gelangt man von ihr zur<br />
Leistung an der Kurbelwelle? Diesen<br />
(höheren) Wert geben die Hersteller in<br />
ihren Daten an, und wir zeigen ihn in<br />
den Diagrammen. Die Kurbelwellenleistung<br />
kann man nicht messen, nur errechnen.<br />
Zwei Schritte sind dazu nötig.<br />
Zuerst ermittelt der Prüfstand die sogenannte<br />
Verlust- oder Reibleistung. Sie<br />
entsteht im Antriebsstrang zwischen<br />
der Kurbelwelle und dem Hinterrad. Zu<br />
ihm gehören der Sekundärtrieb (Ritzel,<br />
Kette, Kettenrad), das Getriebe und die<br />
Kupplung. Auch Reifen kosten Leistung<br />
– sehr weiche mehr, ganz harte weniger.<br />
Die Verlustleistung rechnet der<br />
Prüfstand aus, sobald man das ausge-<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 85
Motorleistung<br />
Beschleunigung in m/s 2<br />
1,3596 <strong>PS</strong> = 1 kW<br />
0,7355 kW = 1 <strong>PS</strong><br />
MESS- UND RECHENWERTE<br />
kuppelte Motorrad eine Weile ausrollen<br />
lässt. Dieser Wert wird zur Hinterradleistung<br />
addiert, schon kennt man die<br />
Leistung an der Kupplung. Jetzt nur<br />
noch zwei Prozent dieses Wertes oben-<br />
205<br />
200<br />
200<br />
195 Leistung<br />
Leistung am Hinterrad<br />
190 100 190<br />
100<br />
185<br />
100<br />
drauf packen, fertig ist die Kurbelwellenleistung.<br />
Beispiel: Eine Maschine<br />
180 130 180<br />
130<br />
130 Kawasaki Versys 1000<br />
Kawasaki Versys 1000: 90,3 kW (123 <strong>PS</strong>) bei 9100/min 104 Nm Kawasaki bei 7700/min Versys<br />
175<br />
83,5 kW (114 <strong>PS</strong>) bei 8900/min<br />
17090<br />
170<br />
90<br />
165 120<br />
120<br />
120<br />
leistet 200 <strong>PS</strong> an der Kupplung. An der<br />
160<br />
160<br />
155<br />
15080<br />
110 150<br />
110<br />
80 110<br />
Kurbelwelle liegen dann 204 <strong>PS</strong> an.<br />
Yamaha MT-09: 86,6 kW (118 <strong>PS</strong>) bei 10500/min 90 Nm bei 8400/min<br />
145<br />
Warum? In den meisten Motoren steckt<br />
Kawasaki Versys<br />
140 100 140<br />
100<br />
100<br />
135<br />
13070<br />
130<br />
01 70<br />
02 zwischen der Kupplung und der Kurbelwelle<br />
eine Übersetzung – ein weite-<br />
125 90<br />
90<br />
90<br />
120<br />
120<br />
115<br />
110<br />
60<br />
60<br />
rer Leistungsfresser. Eine EU-Richtlinie<br />
80 110<br />
80<br />
80<br />
105<br />
beziffert diesen Leistungsverlust mit<br />
100<br />
100<br />
9550<br />
70<br />
70<br />
50<br />
70<br />
zwei Prozent.<br />
1,3596 90 <strong>PS</strong> = 1 kW90<br />
85<br />
0,7355 80<br />
60<br />
kW = 1 <strong>PS</strong> 80<br />
60<br />
60<br />
Um die Verlustleistung so gering<br />
7540<br />
40<br />
wie möglich zu halten, achten die Tester<br />
stets auf eine gut geschmierte Kette,<br />
70 50 70<br />
50<br />
50<br />
65<br />
205 60<br />
60<br />
200 5530<br />
190<br />
40 200<br />
40<br />
30 40<br />
korrekten Durchhang und den passenden<br />
Reifenluftdruck (zirka 2,5 bar).<br />
50<br />
50<br />
45<br />
190<br />
185 40 30 40 100 30<br />
30<br />
175<br />
3520<br />
180<br />
130<br />
20<br />
Grobstollige Reifen (Sportenduros,<br />
30<br />
30<br />
170 25 20<br />
Kawasaki Versys 1000<br />
20<br />
20<br />
160<br />
17090,3 kW (123 <strong>PS</strong>) bei 9100/min<br />
Crosser) werden durch Straßenreifen<br />
2010<br />
20<br />
120<br />
15<br />
10<br />
160<br />
155 10<br />
10<br />
10Yamaha MT-09 10<br />
10 Verlustleistung<br />
ersetzt.<br />
150 5<br />
150<br />
86,6 kW (118 <strong>PS</strong>)bei 110500/min<br />
kW <strong>PS</strong> 5,8 kW (7,9 <strong>PS</strong>) bei 9800/min<br />
kW<br />
1450<br />
<strong>PS</strong> 0 0<br />
0<br />
Lust auf Formeln und Gleichungen?<br />
Bitte sehr!<br />
140 0 1 2 140 3 4 5 6 7 100 8 9 10 11 12<br />
135<br />
130 Motordrehzahl 130 in 1/min x 1000<br />
-10<br />
125<br />
90<br />
-10<br />
120<br />
120<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 Falls Sie bis hierhin durchgehalten haben,<br />
freuen Sie sich sicher auch über<br />
115<br />
110 110<br />
80<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
Als 105Standarddiagramme zeigen wir gewöhnlich<br />
100<br />
100<br />
95die Leistung an der Kurbelwelle 70 (Diagramm<br />
90<br />
90<br />
Drehmoment<br />
ein paar Formeln und Gleichungen.<br />
85 01) und das Drehmoment (03). Für<br />
Treue Leser mögen sich erinnern, dass<br />
80<br />
80<br />
60<br />
110<br />
diesen speziellen Vergleich legten wir die<br />
wir dieses Thema vor einigen Jahren<br />
75<br />
Kurven 70 der Kawasaki 70 Versys 1000 50 (grün) und<br />
65<br />
100<br />
03 schon einmal beackert haben. Hier<br />
der 60Yamaha MT-09 60 (rot) übereinander. Beide<br />
nochmals etwas Sachkunde zum Auffrischen.<br />
55<br />
40<br />
Maschinen 50 haben 50 eine ähnliche Spitzenleistung,<br />
45<br />
90<br />
40 unterscheiden 40 sich aber beim 30 Hubraum<br />
35 deutlich. Außerdem spielen sie in einer<br />
Wie eingangs erwähnt, erfasst der<br />
30<br />
30<br />
80<br />
anderen 25 Gewichts-Liga. In den<br />
20<br />
Prüfstand die Beschleunigung der Rolle.<br />
Dazu benötigt er zwei Werte: erstens<br />
Diagrammen<br />
20<br />
20<br />
01 15 und 03 sieht man die motorische<br />
10<br />
10<br />
10 Überlegenheit<br />
5 der Kawasaki bis zum maximalen<br />
Kawasaki Versys 1000 Yamaha MT-09<br />
die Geschwindigkeitsdifferenz der ein-<br />
70<br />
0<br />
0<br />
104 Nm bei 7700/min 90 Nm bei 8400/min<br />
Output deutlich. Das ist bei 0 einem Hubraumüberschuss<br />
von über 23 Prozent (1043 zu<br />
vau) und zweitens deren Zeitdifferenz<br />
60<br />
zelnen Messungen (∆v, sprich: Delta-<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />
Motordrehzahl in 1/min x 1000<br />
847 Kubik) keine große Überraschung. Auch<br />
(∆t, sprich Delta-te). Die Beschleunigung<br />
(Formelzeichen: a) errechnet sich<br />
bei der Zugkraft im dritten Gang (04) liegt<br />
die Grüne noch vorn, aber schon knapper.<br />
Zugkraft im 3. Gang<br />
2500<br />
so: a = ∆v/∆t. Beispiel: Erhöht die Rolle<br />
Die Zugkraft ist jene Kraft, die am Hinterrad<br />
ihre Rotationsgeschwindigkeit sekündlich<br />
um vier Umdrehungen/Sekunde<br />
wirkt. Im Gegensatz zu den herkömmlichen 2000<br />
Diagrammen fließt bei der Zugkraft die Gesamtübersetzung<br />
(Primär-, Sekundär- und 1500<br />
04<br />
(in der ersten Sekunde dreht sie sich<br />
Getriebeübersetzung) mit ein. Die Yamaha<br />
viermal, in der zweiten achtmal, in<br />
ist also etwas kürzer übersetzt als die Kawasaki.<br />
Diagramm 05 zeigt die Beschleuni-<br />
eine Beschleunigung von 4/s². Die Be-<br />
der dritten zwölfmal, etc.), ergibt das<br />
1000<br />
Kawasaki Versys 1000<br />
gung. Ein rein rechnerischer Wert ohne<br />
500<br />
schleunigung allein bringt uns aber<br />
Yamaha MT-09<br />
nicht weiter, wir benötigen auch noch<br />
0<br />
das Massenträgheitsmoment (Formelzeichen:<br />
Q) der Prüfstandsrolle. Grob<br />
Beschleunigung im 3. Gang<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />
9<br />
Geschwindigkeit in km/h<br />
Yamaha MT-09<br />
8<br />
formuliert drückt diese physikalische<br />
7<br />
Fahrwiderstände (Roll-und Luftwiderstand).<br />
Kawasaki Versys 1000<br />
6<br />
Dieser Wert berücksichtigt auch das Fahrzeuggewicht<br />
5<br />
und steht für die Dynamik, die<br />
4<br />
05 der Pilot spürt. Und siehe da: Plötzlich liegt<br />
3<br />
die MT-09 vorn. Mit 192 Kilo ist die Yam satte<br />
63 Kilo leichter als die Versys (255 Kilo).<br />
Kawasaki Versys 1000<br />
2<br />
Yamaha MT-09<br />
Die untere Kurve in Diagramm 02 zeigt die<br />
1<br />
Verlustleistung. Sie wird zur oberen Kurve<br />
(Hinterradleistung) addiert.<br />
0<br />
0 20 40 60 80 100 120 140 160<br />
Geschwindigkeit in km/h<br />
Leistung am Hinterrad<br />
Drehmoment in Nm<br />
Zugkraft in Newton<br />
Größe aus, wie sehr sich ein starrer<br />
Körper wehrt, in eine Drehung versetzt<br />
oder aus einer solchen gebremst zu<br />
werden. Das Massenträgheitsmoment<br />
errechnet sich aus der Masse (m) der<br />
Rolle und deren Radius (r). Dabei gilt<br />
folgende Formel: Q = m • r² • 0,5. Beispiel:<br />
Eine 1000 Kilogramm schwere<br />
Rolle hat einen Durchmesser von 46<br />
Zentimetern (entspricht einem Radius<br />
von 23 Zentimetern, = 0,23 Meter). Das<br />
86 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
Massenträgheitsmoment Q beträgt also<br />
1000 kg • (0,23 m)² • 0,5 = 26,45 kg m².<br />
Mit dieser Größe rechnet der Prüfstands-Computer<br />
das Drehmoment (Formelzeichen:<br />
M) aus, mit der die Rolle mit<br />
dem Massenträgheitsmoment Q um das<br />
Maß a beschleunigt wird. Es gilt: M =<br />
Q • a. Für unser Beispiel bedeutet das:<br />
M = 26,45 kg m² • 4/s² = 105,8 kg m²/s².<br />
Die Einheit für Kraft (Newton, N) kann<br />
man auch als kg m/s² schreiben. Daher<br />
gilt: 105,8 kg m²/s² entsprechen exakt<br />
105,8 Newtonmeter (Nm).<br />
Daraus können wir gleich die kW-<br />
Leistung (Formelzeichen: P) bei einer<br />
bestimmten Drehzahl (Formelzeichen:<br />
n) errechnen. Dazu benötigen wir nur<br />
noch eine Konstante, die von Umdrehungen<br />
pro Minute auf Meter pro<br />
Sekunde umrechnet. Diese Konstante<br />
lautet 60000/2π, also zirka 9549. π<br />
beschreibt das Verhältnis von Kreisumfang<br />
zu Kreisdurchmesser und beträgt<br />
etwa 3,1415. Es gilt: P = n • M /9549.<br />
Wenn die 105,8 Nm beispielsweise bei<br />
4450/min anliegen, leistet der Antrieb<br />
bei dieser Drehzahl folgerichtig 49,3<br />
kW, was 67,1 <strong>PS</strong> gleichkommt. Denn<br />
bekanntermaßen entspricht ein kW<br />
1,36 <strong>PS</strong>. Fragen?<br />
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hier beim <strong>PS</strong>-<br />
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auf dem Redaktions-Prüfstand,<br />
Leistungsmessung<br />
ist Pflicht<br />
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BESCHLEUNIGUNG:<br />
Geschwindigkeitsdifferenz/Zeitdifferenz<br />
Formel: a = Δv / Δt<br />
MASSENTRÄGHEITSMOMENT DER ROLLE:<br />
Masse Radius² 0,5<br />
Formel: Q = m r² 0,5<br />
DREHMOMENT:<br />
Massenträgheitsmoment Beschleunigung<br />
Formel: M = Q a<br />
LEISTUNG: (in kW)<br />
Drehmoment Drehzahl/9549<br />
Formel: P = M n/9549<br />
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Die europaweit größte Vereinigung von ak<br />
TERMINE FREIES FAHREN<br />
Das ‚Hugo Emde Freie Fahren’ erfreut sich bei DSK-Mitgliedern<br />
einer immer wachsenden Beliebtheit. In diesem<br />
Jahr stehen 13 Termine im Kalender. Gefahren wird in<br />
Deutschland und dem benachbarten Ausland, denn nach<br />
dem großen Erfolg in diesem Jahr stehen <strong>2015</strong> auch wieder<br />
Spa-Francorchamps in Belgien und Zandvoort in den<br />
Niederlanden auf dem Plan.<br />
Hockenheimring / GP-Kurs ..........................07. März <strong>2015</strong><br />
Spa-Francorchamps .....................................23. März <strong>2015</strong><br />
Nürburgring Nordschleife ............................ 09. April <strong>2015</strong><br />
Bilster Berg Drive Resort .............................. 20. April <strong>2015</strong><br />
etropolis Arena Oschersleben ........................04. Mai <strong>2015</strong><br />
Papenburg ................................................... 01. Juni <strong>2015</strong><br />
Circuit Park Zandvoort ................................. 15. Juni <strong>2015</strong><br />
Nürburgring Nordschleife (nur Motorrad) .......17. Juli <strong>2015</strong><br />
Bilster Berg Drive Resort .................................27. Juli <strong>2015</strong><br />
Circuit Park Zandvoort ............................ 24. August <strong>2015</strong><br />
etropolis Arena Oschersleben .................12. Oktober <strong>2015</strong><br />
Nürburgring Nordschleife .......................23. Oktober <strong>2015</strong><br />
Hockenheimring / GP-Kurs ..................14. November <strong>2015</strong><br />
Hinweis: Die Anmeldung erfolgt ab Januar online über www.dskev.de.<br />
Zukunftsfähiger Motorsport<br />
Ausgelöst durch den tragischen<br />
Unfall auf der Nordschleife bewegt<br />
uns die Auseinandersetzung<br />
um die zukünftige Sicherheit<br />
des Motorsports, der Fahrer,<br />
der Sportwarte und der Zuschauer.<br />
Dabei treffen mit großer<br />
Wucht unterschiedliche Ansichten<br />
aufeinander. Breitensport<br />
und gewerblicher Motorsport,<br />
Zuschauerwünsche und<br />
Arbeitsplätze, Sicherheitsfragen,<br />
DSK-Präsident<br />
Dr. Karl-Friedrich Ziegahn<br />
EDITORIAL<br />
Veranstalter, Rennstreckenbetreiber<br />
und Fahrerinteressen – es<br />
ist bei genauem Hinsehen kaum<br />
möglich, eine gemeinsame Lösung zu entwickeln. Das<br />
spüren wir auch im DSK. Wir setzen uns für Sicherheit ein,<br />
für Fahrerinteressen aber eben auch für unsere Fans und<br />
Zuschauer, die die Faszination erleben wollen. Im Mittelpunkt<br />
steht aus Sicht unserer Aktiven der Breitensport,<br />
also bezahlbarer und attraktiver Sport. Dazu gehören<br />
Slalom, Kart, nationale Rallyes, Berg- und Rundstreckenrennen,<br />
gerne auch als Markenpokale, in bezahlbaren<br />
Kategorien. Aber wo strömen viele Fans hin? Wenn Spitzenleistung,<br />
moderne Technik und die große Show locken,<br />
wenn spektakuläre Sprünge und mutige Ausbremsmanöver<br />
den Puls beschleunigen, wird die Hütte voll. Zugleich treffe ich<br />
auch viele Zuschauer, die sich am fahrerischen Können der ‚Kleinen‘<br />
ergötzen, die vom Marketing der Firmen eher abgestoßen<br />
werden.<br />
Zukunftsfähiger Motorsport muss gemeinsam entwickelt werden.<br />
Verbieten wir die Zugpferde, bremsen wir die technische Entwicklung<br />
und entschärfen wir die Pisten, geht ein Aufschrei durchs<br />
Land. Trotzdem müssen wir immer wieder ansetzen, Auswüchse<br />
beschneiden und ungesunde Entwicklungen stoppen. Kritik ist<br />
wichtig, denn jeder lebt mit dem Risiko von eigenen Denkfehlern.<br />
Die alleinige Weisheit hat keiner gepachtet. Der DMSB als nationale<br />
Sporthoheit setzt die Regeln, aber er darf sich gerade deswegen<br />
nicht im Elfenbeinturm verschanzen. Man sollte sich nicht<br />
wundern, wenn Beschlüsse, die im stillen Kämmerchen entstanden<br />
sind, draussen nicht verstanden werden. Auch der DSK muss viele<br />
unterschiedliche Interessen aufnehmen, aber wir konnten damit<br />
wichtige Entwicklungen in Gang gesetzt. Selbstkritisch räume ich<br />
ein, dass wir darüber manchmal nicht deutlich genug berichtet<br />
haben. Um unseren Sport zukunftsfähig zu gestalten, müssen wir<br />
uns ständig neu erfinden, alte Zöpfe abschneiden und Verantwortung<br />
übernehmen. Dafür werden wir uns als DSK noch mehr einsetzen.<br />
Herzlichst<br />
Euer<br />
ÜBER DEN DSK<br />
Mit fast 13 000 Mitgliedern ist der Deutsche Sportfahrer Kreis<br />
e.V. die europaweit größte Vereinigung von aktiven Fahrern<br />
und Motorsport-Fans – und das mit langer Tradition. 1958<br />
wurde der DSK mit dem Ziel gegründet, den Motorsport – und<br />
vor allem die Sicherheit in selbigem – zu fördern und zu verbessern<br />
und als Bindeglied zwischen Fahrern, Organisationen und<br />
Funktionären zu agieren. Zu den prominentesten Gründungsmitgliedern<br />
gehört Wolfgang Graf Berghe von Trips. Dabei<br />
setzt sich der DSK damals wie heute für die gleichen Ziele ein.<br />
Heute, mehr als fünf Jahrzehnte nach der Gründung, bestimmen<br />
auch die Themengebiete Sicherheit, Fairness und Zukunftsfähigkeit<br />
die Arbeit des DSK. Das elfköpfige Team rund<br />
um Präsident Dr. Karl-Friedrich Ziegahn hat zusammen einen<br />
Erfahrungsschatz aus mehr als 250 Jahren Motorsport – ob<br />
als Fahrer bei Rundstrecken- oder Bergrennen, im Rallye-Sport<br />
oder als Funktionär hinter den Kulissen; die Präsidiumsmitglieder<br />
kennen sich in der Szene aus.<br />
Die Mitglieder profitieren in vielerlei Hinsicht von den Stärken<br />
des DSK: Regelmäßig führt der DSK das beliebte „Freie Fahren“<br />
auf deutschen Rennstrecken durch, und auf viele Eintrittskarten<br />
und die Produkte der Partner erhalten Mitglieder<br />
satte Rabatte. Zudem ist im Mitgliedsbeitrag ein Jahres-Abo<br />
der Fachzeitschriften „sport auto“, „<strong>PS</strong>“ oder „MotorKlassik“<br />
enthalten.<br />
MITGLIED WERDEN<br />
Mitglied werden ist ganz einfach: Besuchen Sie und im Internet<br />
unter www.dskev.de und klicken Sie im rechten Bereich<br />
der Webseite auf den entsprechenden<br />
Menüpunkt – oder scannen Sie mit<br />
Ihrem Mobiltelefon den rechts abgedruckten<br />
Code ein, der Sie automatisch<br />
auf die richtige Seite weiterleitet.<br />
PARTNER<br />
Auf zwei Rädern zum 24h-Rennen an den Ring<br />
Planen auch Sie einen Trip zum größten Autorennen<br />
der Welt? Mit 160 Autos auf der Nordschleife<br />
und mehr als 200.000 Zuschauern rund<br />
um die Strecke, die ihren Helden rund um die<br />
Uhr begeistert zujubeln? Die Rede ist natürlich<br />
vom 24h-Rennen auf dem Nürburgring (14. bis<br />
17. Mai), das mit seinem riesigen Feld und der<br />
einzigartigen Grillparty-Atmosphäre über vier<br />
Tage weltweit seinesgleichen sucht – und doch<br />
nie findet. Dazu kommt noch, dass mit der<br />
WTCC erstmals seit 1983 ein offizielles WM-<br />
Rennen auf der Nordschleife ausgetragen wird.<br />
Dass der Sport am Himmelfahrt-Wochenende<br />
ausschließlich auf vier Rädern stattfindet, heißt<br />
®<br />
aber noch lange nicht, dass auch rund um die<br />
Strecke nur auf vier Rädern gefahren werden<br />
dürfte. Und auch Ihr Bike dürfte sich nach dem<br />
langen Winterschlaf über eine längere Ausfahrt<br />
in den Frühling freuen. Warum satteln Sie also<br />
nicht Ihr Motorrad und machen den Trip in die<br />
Eifel auf zwei Rädern? Zumal das den Vorteil<br />
bietet, dass Sie mit dem Bike auf den oft überfüllten<br />
Straßen rund um die legendäre Grüne<br />
Hölle deutlich besser durchkommen.<br />
DSK-Mitglieder erhalten vor Ort auf den Eintrittspreis<br />
übrigens einen deutlichen Rabatt –<br />
Weitere Informationen dazu gibt es bei der<br />
DSK-Geschäftsstelle.
DSK NACHRICHTEN<br />
tiven Fahrern und Motorsport-Fans mit über 13.000 Mitgliedern<br />
Im Hafen ist die Hölle los...<br />
An Pfingsten (24./25. Mai) ist es mal wieder soweit - der<br />
Fischereihafen Bremerhaven öffnet seine Pforten für<br />
Motorsportfans. Praktisch über Nacht wird der Hafen in<br />
eine der attraktivsten Stadt-Rennstrecken Europas verwandelt,<br />
auf der insgesamt rund 400 Bikes beim Fischereihafen-Rennen<br />
an den Start gehen.<br />
Bereits 1952 wurde das Rennen zum ersten Mal ausgetragen<br />
und heute, bei der 58. Ausgabe, ist die Veranstaltung<br />
auch international fest etabliert und bei den<br />
Fans extrem beliebt. Mehr Zuschauer als beim Superbike-WM-Lauf<br />
auf dem Nürburgring beweisen dies –<br />
und es gibt gute Gründe dafür:<br />
In zehn Klassen geht hier von der 125er Rennmaschine<br />
übers 1300er Superbike bis zu historischen Rennmaschinen<br />
verschiedenster Kategorien alles an den Start,<br />
was im Motorrad-Rennsport Rang und Namen hat. Hinzu<br />
kommen noch Production Racer und dieses Jahr<br />
erstmals die Corsa Speciale für klassische italienische<br />
Rennmaschinen und Spezialanfertigungen ab 250 ccm.<br />
Außerdem dürfen auch die beliebten Gespanne nicht<br />
fehlen.<br />
Erwartet werden – neben mehr als 20.000 Zuschauern<br />
– über 400 Fahrer, die auf den Geraden je nach Klasse<br />
mit über 200 km/h unterwegs sind und Runden-Durchschnittsgeschwindigkeiten<br />
von mehr als 110 km/h erreichen.<br />
Unter ihnen findet sich beispielsweise Seriensieger<br />
Thomas Kreuz, der ansonsten in der International<br />
Road Racing Championship und Neuseelands TriSeries<br />
an den Start geht und Publikumsliebling Thilo Günther,<br />
der das Publikum regelmäßig nicht nur mit schnellen<br />
Rundenzeiten sondern auch mit Showeinlagen begeistert.<br />
An beiden Tagen gibt es Race-Action satt von<br />
08:00 bis 18:00 Uhr. Mittagspause? Nie gehört!<br />
Am Pfingstsonntag stehen die Freien Trainingsläufe und<br />
die Qualifyings auf dem Programm, am Montag dann<br />
die Rennen. Im Anschluss gehen alle Fahrer für Abschiedsrunde<br />
sogar noch einmal ohne Helm auf die<br />
Strecke. Ein Bild, das man einfach gesehen haben<br />
muss!<br />
Auch in punkto Sicherheit hat sich etwas getan: Insgesamt<br />
werden 300 Meter hochmoderner ‚Air Fences’<br />
verbaut, um in kritischen Kurven für mehr Sicherheit zu<br />
sorgen, und riskante Bordsteine werden mit mobilen<br />
Curbs entschärft.<br />
So nah an die Strecke kommen die Zuschauer nirgends<br />
sonst, das Fahrerlager ist für jeden offen und die Protagonisten<br />
stehen nur zu gern für ein Schwätzchen über<br />
ihr Bike und den Motorradsport im Allgemeinen zur<br />
Verfügung. Auch intensive Blicke auf die Technik der<br />
Rennfahrzeuge sind nicht nur erlaubt, sondern sogar<br />
erwünscht.<br />
Doch natürlich ist das sportliche Programm nur die eine<br />
Seite der Medaille, denn die ganze Veranstaltung hat<br />
Volksfestcharakter und bietet rund um die Strecke und<br />
im Infield auch jede Menge Highlights abseits der Action<br />
auf der Piste.<br />
Wer mag hat die Möglichkeit, direkt an der Strecke zu<br />
campen und sich so morgens vom Dröhnen der vorbeijagenden<br />
Maschinen wecken zu lassen. Im Infield gibt<br />
es eine Händlermeile, auf der der geneigte Fan alles<br />
vom T-Shirt über Handschuhe, Helme und Lederkombis<br />
bis zum 200-<strong>PS</strong>-Bike erwerben kann. Rund um die Strecke<br />
stehen gut 50 Stände, an denen die Besucher mit<br />
den verschiedensten kulinarischen Genüssen und Getränken<br />
versorgt werden. Und dazu Party und Live-<br />
Musik am Samstag- und Sonntagabend. Kurzum: Es<br />
scheint, als gehe das 24h-Rennen vom Nürburgring 14<br />
Tage später in Bremerhaven auf zwei Rädern in die<br />
zweite Runde - das sollte man sich nicht entgehen lassen!<br />
www.sachs-race-engineering.de<br />
Wenn der Biker<br />
mit dem Toaster...<br />
Dass es gilt, nach dem Winterschlaf nicht nur das<br />
Bike, sondern auch sich selbst wieder in Form zu<br />
bringen, dürfte sich mittlerweile herumgesprochen<br />
haben. Ebenso bekannt ist, dass selbst die<br />
kleinste Ablenkung im Straßenverkehr schwerwiegende,<br />
ja sogar tödliche Folgen haben kann.<br />
Dennoch neigen wir nur allzu oft dazu, derlei<br />
Dinge zu missachten, obwohl wir es besser wissen.<br />
Aus diesem Grund hat das Institut für Zweiradsicherheit<br />
(IZH) nun zwei gleichermaßen unterhaltsame<br />
wie einprägsame Spots gedreht, die eindringlich<br />
klar machen, dass man ohne<br />
Vorbereitung und die notwendige Konzentration<br />
nicht weit kommt. Location: die Küche. Hauptdarsteller:<br />
der Biker und der Toaster. Ablenkung:<br />
die attraktive Lebensabschnittsgefährtin des Bikers.<br />
Anschauen? Hier: http://bit.ly/1K2M7Gu.<br />
Also ansehen, dann ab in die Küche und trainieren.<br />
Singles dürfen sich auch gern von Hund,<br />
Katze, Wellensittich oder Schildkröte ablenken<br />
lassen, wobei letztere für eine schnelle Ablenkung<br />
nicht ganz so geeignet sein dürfte.<br />
Doch Spaß beiseite: Seien Sie sich bewusst, dass<br />
Sie über den Winter wahrscheinlich etwas „eingerostet“<br />
sind, und machen Sie sich fit, bevor sie<br />
wieder aufs Bike steigen. Zu Ihrer eigenen Sicherheit<br />
und der der anderen Verkehrsteilnehmer.<br />
IMPRESSUM<br />
Geschäftsstelle: Karl-Wirth-Str. 16, 76694 Forst, Tel. 07251-<br />
30284-0, Telefax 07251-30284-19 Internet: http://www.<br />
dskev.de E-Mail: info@dskev.de Präsident: Dr. Karl-Friedrich<br />
Ziegahn Vizepräsidenten: Karl-Heinz Stümpert, Friedhelm Kissel<br />
Schatzmeister: Reinhard Michel Schriftführer: Hans-Walter<br />
Kling Präsidialmitglied zbV.: Armin Schwarz Beisitzer: Altfrid<br />
Heger, Johannes Scheid, Ralf Waldmann, Peter Bonk, Sabine<br />
Fischer Redaktion: Nicolaus C. Koretzky, Patrik Koziolek,<br />
Thorsten Schlottmann Fotografen: Jochen Merkle, Jörg Schanz,<br />
Peter Lange
SPORT<br />
HINTERGRUND:<br />
GP-ELEKTRONIK<br />
Wir schreiben den Sommer<br />
1990. Wayne Rainey sitzt<br />
in seinem Wohnmobil<br />
und konzentriert sich<br />
aufs erste Training. Da klopft es an seiner<br />
Tür. Ein paar Team Roberts-Mechaniker<br />
stecken den Kopf rein. „Hey<br />
Wayne, wir brauchen einen Schalter<br />
für etwas, was wir in dein Bike einbauen<br />
wollen.“ Als Rainey wissen will,<br />
was das ist, bekommt er zur Antwort:<br />
„Wir bauen einen Schalter ein, mit dem<br />
du das Mapping während der Fahrt<br />
ändern kannst.“ Rainey schüttelt<br />
ungläubig den Kopf: „Wow, verrückt.“<br />
WIE<br />
DAM HE<br />
Das ist genau der Moment, als elektronische<br />
Kontrollsysteme tatsächlich<br />
im Grand Prix Racing aufschlugen –<br />
mit einem billigen Lichtschalter aus<br />
Raineys Wohnmobil. Den Schalter montierten<br />
sie ans Cockpit, mit dem der<br />
Amerikaner wahlweise zwei Mappings<br />
für seine Yamaha YZR 500 hatte.<br />
Aber um den Einstieg in die Fahrhilfen-Elektronik<br />
voll zu verstehen,<br />
müssen wir noch weiter zurückgehen.<br />
Sowohl Traktions- als auch Wheeliekontrollen<br />
gelten als völlig neumodisches<br />
Zeug. Wann glauben Sie, tauchte<br />
das erstmals in den Boxen auf? In den<br />
späten 1990ern, nach 2000?<br />
90 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
Man mag sie hassen oder lieben,<br />
aber elektronische Fahrhilfen<br />
waren mit das größte Entwicklungsfeld<br />
im GP-Sport. Die bald<br />
eingeführte Einheits-ECU setzt<br />
dem ein vermeintliches Ende.<br />
Zeit für die „kleine Elektronikgeschichte<br />
des MotoGP“.<br />
Text: Mat Oxley<br />
Fotos: 2snap, Oxley, Bryan,<br />
Masters, Gold & Goose<br />
UTE<br />
ALS<br />
einer Anti-Spin-Technologie, die sie in Zündunterbrechung in den 500ern, um<br />
ihr innovatives KR 500-GP-Bike einbauten.<br />
Das System erfasste die Kurbel- gen in den Griff zu bekommen. Firmen<br />
das Drehmoment in den unteren Gän-<br />
wellen-Beschleunigung und nahm die wie Nippon Denso programmierten die<br />
Zündung weg, um das Drehmoment zu Chips in Japan und schickten diese<br />
Völlig daneben! Die erste Traktionskontrolle<br />
kam 1981, als der gemeine<br />
Motorradfahrer mit Suzuki Katana oder<br />
Yamaha LC unterwegs war. Die ersten<br />
Experimente mit Wheeliekontrolle gab<br />
es 1988. Sie taugten bloß alle nichts,<br />
und es sollte dauern, bis es tatsächlich<br />
funktionierte! Kawasaki war Erster mit<br />
zügeln, sobald die Kurbelwelle schneller<br />
beschleunigte als im vorausberechneten<br />
Fenster. Einstellen konnte man<br />
noch nichts. Die Techniker wussten<br />
nicht, wie sie die Effektivität erfassen<br />
sollten und die Fahrer spürten keinen<br />
Vorteil, also ließ man das Projekt<br />
klammheimlich sterben.<br />
In den späten 1980ern nutzten mehrere<br />
Hersteller eine vorberechnete<br />
nach Europa, wo die Teams die weitere<br />
Programmierung übernahmen.<br />
Suzuki war der erste Hersteller, der<br />
Ende der 80er-Jahre mit Wheeliekontrolle<br />
arbeitete. Mit einer sogenannten<br />
PI-Elektronik glichen sie Vorder- und<br />
Hinterrad-Drehzahl ab, um Wheelies<br />
erkennen zu können, und nahmen Zündung<br />
weg. Aber das System arbeitete<br />
derart grob, dass die Front richtig auf<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 91
01<br />
02<br />
03<br />
01 Rechts vom Drehzahlmesser<br />
erkennt man den Schalter<br />
für die Mappings – der war<br />
mal fürs Licht in Raineys Wohnmobil<br />
02 + 03 Cagiva war<br />
einer der Innovationstreiber<br />
in Sachen Elektronik im GP.<br />
Als John Kocinski 1993 für<br />
die Italiener fuhr, hatten sie<br />
bereits umfangreiches Data-<br />
Recording mit vielen Sensoren<br />
den Asphalt zurückklatschte. Die Fahrer<br />
hassten das, und man legte auch<br />
diese Nummer zu den Akten.<br />
Was die Motorrad-Ingenieure erst<br />
einmal brauchten, um die Elektronik<br />
verstehen und entwickeln zu können,<br />
waren Daten – und zwar jede Menge<br />
davon. Data-Recording kam erstmals<br />
in den frühen 1980ern auf, als Freddie<br />
Spencer für die NS 500-Tests in Australien<br />
einen kleinen Rucksack umbekam.<br />
Darin wurden auf eine handelsübliche<br />
90-Minuten-Kassette – die<br />
später mit dem C64-Rechner als „Datasette“<br />
bekannt wurde – ein paar grundlegende<br />
Daten aufgezeichnet: Drehzahlen,<br />
Drosselklappenstellung und<br />
Wassertemperatur. Alles mit einfachsten<br />
Sensoren. Hondas Rennabteilung<br />
HRC nutzte diese Daten, um damit auf<br />
dem Prüfstand rennähnliche Simulationen<br />
für die Haltbarkeitstests von<br />
Renngetrieben und –motoren durchführen<br />
zu können.<br />
Das innovationsfreudige Team<br />
Roberts – Teamchef Kenny Roberts<br />
schielte immer auf die neueste Technik<br />
der Formel 1 – war das erste Motorrad-<br />
Team, das Data-Recording ernsthaft zu<br />
nutzen begann. Zunächst waren auch<br />
hier die gesammelten Daten sehr<br />
bescheiden, so um die 256 Kb, die in<br />
einem angeschweißten Kästchen unter<br />
dem Sitzhöcker aufgezeichnet wurden.<br />
Erfasst wurden Drosselklappen-Position,<br />
Geschwindigkeit und Drehzahlen,<br />
noch heute die wichtigsten Parameter<br />
für die Elektronik.<br />
Damit war der Geist aus der Flasche,<br />
und die Elektronik verbreitete<br />
sich nun sehr schnell im GP, bis Laptops<br />
so normal waren wie Kettenspanner.<br />
Cagiva experimentierte schon<br />
1989 mit Einspritzung, brachte sie aber<br />
nicht zur Rennreife. Aber obwohl Leute<br />
wie die von Cagiva oder Kenny Roberts<br />
der Zukunft zugewandt waren, gab<br />
es genügend, die damit nichts zu tun<br />
haben wollten – vor allem die Fahrer.<br />
Sie verließen sich lieber auf ihr Können,<br />
nicht auf imaginäre Zahlenketten<br />
aus Einsen und Nullen.<br />
Während der frühen 90er-Jahre<br />
stieg HRC dann im großen Stil in<br />
die Elektronik-Entwicklung ein, mit<br />
Launch-Control, Einspritzung und<br />
weiteren Elementen. Aber das ganze<br />
Zeug wurde von „Quick“ Mick Doohan<br />
einfach abgelehnt, der schon 1993 mit<br />
Einspritzung fuhr, aber wieder die Vergaser<br />
verlangte. So erging es auch der<br />
Launch-Control: Doohan interessierte<br />
das alles nicht, solange ihn Teamkollege<br />
Itoh damit am Start nicht ablederte.<br />
Das passierte aber nie, denn das<br />
menschliche Hirn war noch mächtiger<br />
als die Algorithmen. Selbst visionäre<br />
Entwicklungsingenieure hatten ihre<br />
Zweifel am Sinn der Rechner. „Ich glaube<br />
nicht, dass Elektronik die Antwort<br />
ist“, sagte Bud Aksland, Team Roberts’<br />
großer Motorentuner. „Die PCs sind<br />
vielleicht ein Pflaster für Probleme, die<br />
ganz anders gelöst werden sollten.“<br />
Die Geschichte lehrt uns<br />
aber, dass Technikfeinde<br />
nicht lange obenauf<br />
schwimmen. Ob gut oder<br />
schlecht, der Fortschritt<br />
gewinnt immer. Wieder einmal<br />
war das Team Roberts Vorreiter.<br />
Dank der Marlboro-Millionen finanziell<br />
mächtig ausgestattet,<br />
montierten sie 1993 sündhaft<br />
teure Beschleunigungsmesser<br />
aus<br />
der Raumfahrt an<br />
ihre YZR 500,<br />
ursprüng-<br />
Die Sensorbox von Magneti Marelli<br />
mit gyroskopischen und axialen<br />
Sensoren hat heute im Grand Prix<br />
die Größe einer Streichholzschachtel<br />
92 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
lich um dem Chattering auf den Grund<br />
zu kommen. Aber was bei Entwicklung<br />
oft herauskommt, sind Antworten auf<br />
Fragen, die niemand gestellt hat, und<br />
so sagten ihnen die Datenaufzeichnungsgeräte<br />
mehr über Chattering als<br />
die damit gesammelten Daten selbst.<br />
Die Box wurde ganz hinten aufs Motorrad<br />
montiert, und das auch nur im<br />
Training, weil sie fürs Rennen viel zu<br />
schwer war. Wochenende um Wochenende<br />
hatte Wayne Rainey mit der<br />
Yamaha keine Chattering-Probleme in<br />
den Trainings, während es ihm in den<br />
Rennen schier das Hirn rausschüttelte.<br />
Schließlich fiel der Groschen: Der<br />
Beschleunigungsmesser unterband<br />
das Chattering. Das Ding wog zwar nur<br />
zwei Kilo, war aber – eher zufällig – so<br />
günstig am Chassis positioniert, dass<br />
sich dadurch die Maschine stabilisierte.<br />
Das war das ganze Geheimnis.<br />
Kenny Roberts’ Team war 1996 das<br />
einzige, das ein funktionierendes Anti-<br />
Spin-System nutzte. Und das nicht lange,<br />
nachdem seine Ingenieure vorhergesagt<br />
hatten, Traktionskontrollen<br />
könnten bei Bikes niemals so funktionieren<br />
wie bei Autos. Roberts’ System<br />
glich die Hinter- und Vorderrad-Geschwindigkeiten<br />
ab – genau wie heute.<br />
Wenn die Geschwindigkeit hinten signifikant<br />
zum Vorderrad anstieg, wusste<br />
der Computer, dass das Rad hinten<br />
durchdrehte und reduzierte die Zündfunken,<br />
um das Drehmoment abzufedern<br />
– und damit den Horror dieser<br />
Jahre, den Highsider.<br />
Als 2002 die MotoGP-Viertakter<br />
kamen, änderte sich alles – wenn auch<br />
nicht über Nacht. Die erste Yamaha M1<br />
hatte noch Vergaser, weil die Ingenieure<br />
überzeugt waren, der Motor würde<br />
auf diese Art sanfter Gas annehmen als<br />
mit Einspritzung. Immer noch war für<br />
viele Old School besser als etwas Neues.<br />
Das galt auch für die Traktionskontrolle.<br />
„Das hier ist nicht die Formel 1“,<br />
sagte M1-Chef Masakuza Shiohara. „Racer<br />
brauchen Wheelspin, um aus den<br />
Kurven zu lenken. In diesen Situationen<br />
gibt es keinen Zweifel: Die Fahrer sind<br />
besser als jeder Computer.“<br />
Tatsächlich aber standen die Hersteller<br />
am Kurveneingang vor ihrem<br />
größten Problem, denn hoch verdichtete<br />
Viertakter erzeugen in Kurven hinein<br />
ein sehr hohes Bremsmoment. Anti-<br />
Hopping-Kupplungen halfen zwar, aber<br />
lösten das Problem nicht. Yamaha fing<br />
also mit einem Motorsteuerungssystem<br />
an, das Parameter wie Geschwindigkeit,<br />
Drehzahl, Verzögerung, Gangwahl<br />
und Position auf der Strecke anhand<br />
der Fahrzeit nutzte. Diese Infos befahlen<br />
der Steuereinheit dann, die Drosselklappen<br />
eines Zylinders zu öffnen,<br />
um das Bremsmoment zu reduzieren.<br />
Honda brachte daraufhin seinen<br />
eigenen ECU-gesteuerten Leerlauf-<br />
Regler mit einem magnetgesteuerten<br />
Abgasventil für einen Zylinder. Und<br />
gleichzeitig kam ihre erste Launch-<br />
Control – aber wieder zeigten die Fahrer<br />
kein Interesse.<br />
Die erste Viertaktsaison war eine<br />
einzige Testphase. 2003 wussten die<br />
Hersteller dann genau, was zu tun war<br />
und legten ernsthaft los. Valentino Rossi<br />
fuhr die erste Traktionskontrolle der<br />
Honda RCV während der Wintertests<br />
und sagte sofort: „Das ist wie Betrug!“<br />
Gleichzeitig betrat Aprilia die Bühne<br />
mit der RS3 Cube, vollgestopft mit Formel<br />
1-Technik und dem ersten Rideby-Wire.<br />
Suzuki versuchte sich 2003<br />
auch am Ride-by-Wire, aber es wurde<br />
zum Albtraum, weil die Sensoren und<br />
die Software noch nicht so weit waren<br />
und das Know-how fehlte. Der elektronische<br />
Gasgriff versetzte Kenny Roberts<br />
junior und John Hopkins in Angst<br />
und Schrecken, und einmal fuhren<br />
sie sich deshalb gegenseitig über den<br />
Haufen. Nur weil der Fahrer das Gas<br />
zudrehte, hieß das nicht, dass sich<br />
auch die Drosselklappen schlossen.<br />
Suzuki war nicht der einzige Hersteller,<br />
der sich so technologisch selbst<br />
überholte. Viele Elektronik-Spezialisten,<br />
die nun wie Pilze aus dem Boden<br />
schossen, waren nicht selten davon<br />
überzeugt, die Antwort auf alles zu<br />
haben. Aber die Motorrad-Dynamik ist<br />
viel komplexer als die von Autos. Es<br />
galt noch sehr viel dazuzulernen. Und,<br />
wie sich zeigte, wieder zu verlernen.<br />
Während sich die Suzuki-Ingenieure in<br />
Nullen und Einsen verloren, erlebte<br />
Yamaha 2003 seine schlimmste GP-Saison<br />
überhaupt: Kein Sieg und nur ein<br />
einziges Podium in 16 Rennen. Vordergründig<br />
machte man das Chassis dafür<br />
verantwortlich, dass die Fahrer so<br />
langsam waren oder dauernd stürzten.<br />
Tatsächlich lag es an der Elektronik –<br />
die war zu vorlaut und behinderte die<br />
Fahrer eher, als dass sie ihnen half.<br />
Yamaha programmierte die M1 für eine<br />
perfekte Runde – in jeder Runde. Dazu<br />
nutzten sie eine Positionserfassung,<br />
und das Bike wurde auf genau einen<br />
Gang für die jeweilige Kurve festgelegt.<br />
Was aber, wenn der Fahrer einen anderen<br />
Gang etwa zum Überholen wollte?<br />
Der M1-Pilot musste dann plötzlich damit<br />
klarkommen, dass die Drosselklappen<br />
aufmachten, statt sich zu schließen,<br />
um seinen „Fehler“ auszubügeln.<br />
Mick Doohans kräftige Big Bang-NSR 500 von 1992 hatte<br />
noch Vergaser, doch die Luftdruck- und Wassertemperatursensoren<br />
deuten darauf hin, dass bereits mit Einspritzung<br />
getestet wurde. 1993 war es dann auch so weit,<br />
aber Doohan beharrte auf den Vergasern und ließ den<br />
Teamkollegen Itoh die Entwicklung allein machen<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE
01 Die Truppe um Kenny Roberts (mit Kappe) beschäftigte<br />
mit Paul Treacy (am Heck der YZR 500) einen der ersten<br />
Data-Recording-Techniker. Hier tauscht er die Disketten<br />
zur Datenaufzeichnung im Training zu einem GP 1990<br />
02 Auch am Fahrwerk hielt Elektronik Einzug. An Raineys<br />
Yamaha arbeitete Öhlins schon damit, las Daten aus und<br />
stimmte elektronisch ab. Heute ist das im GP verboten<br />
01<br />
01<br />
02<br />
Kein Wunder also, dass Alex Barros<br />
fast die ganze Saison 2003 verletzt fuhr.<br />
Andere Fahrer bettelten regelrecht<br />
bei den Technikern, die Traktionskontrolle<br />
auszuschalten und wollten sich<br />
lieber auf sich selbst verlassen als auf<br />
eine Technik, die genau dann durchdrehte,<br />
wenn man sie am meisten<br />
brauchte. Die wilden Jahre der Elektronik-Pioniere<br />
war damit aber vorbei und<br />
man begann zu begreifen, dass man<br />
manche Dinge vereinfachen musste.<br />
Statt Komplexität und damit oft einhergehender<br />
Unberechenbarkeit brauchten<br />
die Fahrer Konstanz bei der elektronischen<br />
Regelung. Als Rossi und sein<br />
pragmatischer Techniker Jeremy Burgess<br />
2004 zu Yamaha kamen, mussten<br />
die Ingenieure die M1-Elektronik einfacher<br />
aufbauen und dem Motorrad ein<br />
natürliches Gefühl zurückgeben. Yamaha<br />
und die anderen bauten neue Spritsteuersysteme,<br />
die das Beste aus beiden<br />
Welten vereinten. Die neue M1<br />
nutzte die Gasbefehle des Fahrers über<br />
zwei Drosselklappen, während zwei<br />
weitere vom Computer gesteuert wurden<br />
– von Mappings der Ingenieure.<br />
Dann war auch die Traktionskontrolle<br />
so weit – dank gyroskopischer<br />
Sensoren, Beschleunigungsmessern<br />
und Fahrwerksensorik, die Schräglagen<br />
erfassten und den Griplevel messen<br />
konnten – leicht erkennbar am<br />
Rat-rat-rat-Sound der gewollten Zündaussetzer.<br />
Gleiches gilt für Wheelieund<br />
Launch-Control.<br />
Als 2005 der Sprit von 24 auf 22 Liter<br />
reduziert wurde, spielten die Drosselklappen-Steuerungen<br />
und die Elektronik<br />
plötzlich eine ganz entscheidende<br />
Rolle, denn Spritsparen ohne Leistungsverlust<br />
war nur so lösbar. Und<br />
die Bikes dachten auf einmal selbst.<br />
Die Pitlane-Nerds hatten so viele Daten<br />
gesammelt und eingebaut, dass die<br />
Bikes langsam in allen Situationen<br />
wussten, was als Nächstes passieren<br />
würde. Die Kontrollsysteme wurden<br />
vorausberechnend statt reaktiv.<br />
Entsprechend der Schräglage, dem<br />
Schlupf, der Gasgriffstellung und einer<br />
Vielzahl anderer Kennfelder konnten<br />
die Rechner in Echtzeit reagieren und<br />
auch Veränderungen wie des Griplevels<br />
während der Rennen berücksichtigen,<br />
sodass Wheelspin zu jeder<br />
Zeit unterbunden werden konnte. Und<br />
um Sprit zu sparen, wurde die Zufuhr<br />
einfach abgestellt, wenn man ihn nicht<br />
brauchte, in Kurven hinein beispielsweise.<br />
Den gesparten Sprit nutzte man<br />
dann auf der nächsten Geraden oder<br />
gegen Ende des Rennens, denn die<br />
ECU hatte immer im Blick, wie viel<br />
Sprit nötig war, um das Rennen zu beenden.<br />
Natürlich ging das anfangs<br />
auch mal schief. Ducatis System stellte<br />
den Motor einfach komplett ab oder<br />
wieder an, je nach Fahrsituation. Als<br />
die Fahrer deshalb allzu oft zu Boden<br />
mussten, verwarf man das wieder.<br />
Binnen zwei Jahren waren die Elektronikingenieure<br />
die wichtigsten Leute<br />
im Fahrerlager. Die Umstellung von den<br />
990ern auf die 800er-Motoren stellte<br />
die Elektronik dann endgültig über<br />
alles, denn die 800er waren viel wilder<br />
und die richtige Elektronik, um sie im<br />
Zaum zu halten, entschied fast allein<br />
über Sieg oder Niederlage. Dazu kam<br />
ein neues Limit von 21 Litern Sprit, was<br />
auf den meisten Strecken bei Vollgas<br />
niemals gereicht hätte – ohne noch<br />
bessere Elektronik. Einige Hersteller<br />
lernten freilich schneller als andere.<br />
Ducatis GP7 war ein Wunder und sparte<br />
so viel Sprit, dass sie die Hondas<br />
und Yamahas auf den Geraden eindoste.<br />
Honda hatte echte Probleme damals.<br />
Als der amtierende MotoGP-Champ<br />
Nicky Hayden in Assen 2008 ohne Sprit<br />
liegen blieb und deswegen das Podium<br />
94 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
verpasste, bekam er vor den Kameras<br />
einen Wutanfall sondersgleichen.<br />
Die 21-Liter-Regel veränderte<br />
MotoGP noch auf eine andere Art. Die<br />
Fahrer konnten dadurch das Hinterrad<br />
nicht mehr so durchdrehen lassen, um<br />
das Bike zu lenken, denn Wheelspin<br />
kostet Sprit. Deshalb musste die Traktionskontrolle<br />
anders funktionieren,<br />
denn auch die Zündaussetzer schluckten<br />
Benzin weg. Statt zu viel Power, die<br />
man dann per Zündaussetzer wieder<br />
wegnehmen muss, sollten die Bikes<br />
nun immer genau die richtige Leistung<br />
am richtigen Ort abliefern. Deshalb<br />
hört man heute das laute Rat-rat-rat-<br />
Geräusch am Kurvenausgang auch<br />
nicht mehr. Honda stellte sich natürlich<br />
mal wieder am besten an, was auch<br />
daran liegt, dass sie das meiste Geld<br />
für Elektroniker im Fahrerlager haben.<br />
Seit 2010 benutzen sie einen Drehmomentsensor<br />
am Getriebe der RCV,<br />
das perfekte Drehmomentsteuerung<br />
in jeder Kurve liefert.<br />
Die Systeme wurden durch die<br />
Software-Fortschritte, feiner arbeitende,<br />
verlässlichere und deutlich mehr<br />
Sensoren und das angesammelte<br />
Know-how in alle Richtungen immer<br />
besser. Die neuesten Radsensoren<br />
übermitteln Daten 24-mal pro Radumdrehung<br />
oder alle 15 Grad. Die Elektronik<br />
reagiert schneller als jemals zuvor:<br />
Ist ein MotoGP-Bike mit etwa 240 km/h<br />
unterwegs, kann das Kontrollsystem<br />
innerhalb einer Drittel-Radumdrehung<br />
das Problem erkennen und beheben.<br />
Die meisten MotoGP-Bikes haben heute<br />
sechs Gyro- und sechs Beschleunigungssensoren,<br />
die alle in eine Streichholzschachtel<br />
passen. Die Kontrolleinheit<br />
nutzt je drei davon, die anderen<br />
sind das Sicherheitsnetz, denn Sensorausfälle<br />
und entsprechende Desaster<br />
haben den Leuten gezeigt, dass nichts<br />
ohne doppelten Boden geht.<br />
Diese sechs und viele weitere<br />
Sensoren füttern etwa 850 Datenkanäle<br />
im Data-Logger plus 500 Rechenkanäle,<br />
die ständige Berechnungen und<br />
auch Prognosen erstellen – etwa zur<br />
Reifenauflagefläche, Chassis-Geometrie<br />
usw. Diese Logger speichern heute<br />
8 GB Daten. Das sind 30 000-mal mehr<br />
als die ersten Speicher oder etwa acht<br />
Millionen DIN-A4-Blätter voll Zahlen.<br />
Dank all dieser Infos weiß ein Motorrad<br />
heute genau, was läuft. Es kann<br />
anhand der Daten aus den vorigen<br />
Runden etwa das Drehmoment an jede<br />
Kurve in jeder Runde anpassen. Falls<br />
also der Pilot in Runde sechs nicht allen<br />
Grip in Kurve vier ausnutzt, öffnen<br />
sich die Drosselklappen eben in der<br />
nächsten Runde an dieser Stelle weiter<br />
– unabhängig vom Fahrer. Oder sollte<br />
das Rad in Kurve vier in der sechsten<br />
Runde durchdrehen, werden die Drosselklappen<br />
künftig mehr Drehmoment<br />
dort verhindern. Anders ausgedrückt:<br />
Der Gasgriff ist bei einem MotoGP-Bike<br />
nicht mehr die Kontrollinstanz, wie wir<br />
sie auch heute noch von unseren Motorrädern<br />
kennen. Die rechte Hand des<br />
Fahrers spielt eine viel kleinere Rolle,<br />
denn Algorithmen sind heute eindeutig<br />
mächtiger als unser Hirn. Wird die Einheits-ECU<br />
ab 2016 das alles ändern?<br />
Die GP-Raketen werden immer noch<br />
Vom Ende der 1980er bis in die frühen<br />
90er testete Suzuki Anti-Wheelie-Systeme,<br />
die so grob regelten,<br />
dass Kevin Schwantz sich schließlich<br />
weigerte, sie einzusetzen<br />
Computer-überwacht sein und dieser<br />
wird wohl immer cleverer und vorausschauender<br />
arbeiten. Und deshalb<br />
werden die Teams mit Geld nach wie<br />
vor mit ihren Spezialisten mehr herausholen<br />
können als die kleinen Trupps<br />
mit ihrem einzelnen Computer-Nerd.<br />
DATA-RECORDING-VERGLEICH YAMAHA M1<br />
2007: Passive Wheelie-Kontrolle 2008--2011: Berechnende Wheelie-Kontrolle<br />
Eingreifbereich<br />
Wheelie-Kontrolle<br />
Vorderrad-Geschwindigkeit<br />
verkürzte Regelzeit<br />
Drehmoment<br />
Gabelbewegung<br />
Eingreifbereich<br />
Wheelie-Kontrolle<br />
Vorderrad-Geschwindigkeit<br />
Drehmoment<br />
Gabelbewegung<br />
berechnete<br />
Wheeliehöhe<br />
Im Vergleich sieht man deutlich,<br />
wie die Regel-Elektronik der Yamaha<br />
M1 bereits binnen eines Jahres<br />
gewaltige Fortschritte machte.<br />
2007 unterbrach die Wheeliekontrolle<br />
die Zündung für die gesamte<br />
Dauer des Wheelies und setzte<br />
dann wieder recht grob ein. Erfasst<br />
wurde das Wheelie über den<br />
Sensor an der Gabel, der das Ausfedern<br />
misst. Ab 2008 konnte das<br />
System schon die Höhe des Wheelies<br />
berechnen (roter Teil der<br />
unteren Linie) und passte die Drehmomentregelung<br />
entsprechend an.<br />
Das machte es dem Fahrer viel<br />
leichter, sorgte durch kürzere Eingriffe<br />
für schnellere Rundenzeiten<br />
und ein deutlich ruhigeres Motorrad.<br />
An der oberen Linie kann man<br />
erkennen, dass das Vorderrad<br />
deutlich sanfter abgesetzt wurde.<br />
WWW.<strong>PS</strong>-ONLINE.DE <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong> 95
PITLANE<br />
NEWS<br />
Foto: Bike Promotion<br />
AUF-<br />
TAKT-<br />
SHOW<br />
MOST Im tschechischen Most konnte<br />
sich beim Auftaktrennen des BMW<br />
S 1000 RR-Cups Kim Phillip in beiden<br />
Rennen gegen die Konkurrenz durchsetzen<br />
– im ersten Rennen sogar mit ansehnlichem<br />
Vorsprung vor Jan Christiansen,<br />
der wie der Sieger aus Dänemark<br />
stammt. Im zweiten Rennen wurde es<br />
zwischen Phillip und Sergeii Grygorovych<br />
(UKR) schon viel enger, aber da war die<br />
gesamte Spitze aus sieben Piloten sehr<br />
nah beieinander. Die dritten Plätze<br />
sicherten sich Heinz-Reiner Düssel und<br />
Murat Yaman (TUR). Die Advanced-Wertung<br />
für Hobbyfahrer entschied Thomas<br />
Mattivi (AUT) für sich. Hinter ihm sahen<br />
beide Male Andreas Triebel als Zweiter<br />
und als Dritte Neuzugang Jesper Joergensen<br />
und Uwe Stark die Zielflagge.<br />
Infos: www.bmw-cup.de<br />
LANGSTRECKE IN SPA<br />
EINSCHREIBUNG OFFEN<br />
Am 9. August findet wieder das Langstreckenrennen<br />
im belgischen Spa-Francorchamps statt.<br />
In diesem Jahr ist das Event allerdings auf einen<br />
Tag beschränkt, finden sowohl die Test-Sessions,<br />
das Quali und das 6-Stunden-Rennen am Sonntag<br />
statt. Punkt Mittag soll es mit dem Le Mans-<br />
Start losgehen. DG Sport ruft für die Nennung<br />
200 Euro auf und verspricht ein völlig unbürokratisches<br />
Lizenzverfahren. Sogar Fahrer ohne<br />
jegliche Lizenz-Rennerfahrung können sich in<br />
einem gesonderten Trainingsdurchgang die<br />
Starterlaubnis erfahren. Infos: www.dgsport.eu<br />
Foto: Archiv<br />
Foto: Nico Schneider<br />
IDM-AUFTAKT<br />
LIVE-STREAM AM START<br />
Neben den Rennen zur IDM feierte beim Saisonauftakt Anfang Mai<br />
am Lausitzring auch der Live-Stream Premiere. Am Rennsonntag<br />
waren alle Rennen über die Homepage www.superbike-idm.de zu<br />
verfolgen – vom KTM Junior Cup bis zum Seitenwagen-Rennen.<br />
Nicht zu sehen war das erste Rennen des neuen Suzuki-Gladius-<br />
Cups, das Kai-Uwe Lenz gewann<br />
(rechts). Auch das <strong>PS</strong>-unterstützte<br />
Yamaha R1-Team Langenscheidt-Racing<br />
mit Mathieu<br />
Gines (unten) schlug sich in<br />
der Superstock hervorragend,<br />
erreichte zwei zweite Plätze<br />
und führt die Meisterschaft an.<br />
„Lenzer“ macht zu Recht<br />
auf dicke Hose, Mathieu<br />
Gines stürmte mit <strong>PS</strong>-<br />
Sticker zur Führung in<br />
der Superstock-Klasse<br />
Foto: amylee-photography.de<br />
96 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong>
NEU! CLUBMITGLIED<br />
BEREITS IM PROBEABO<br />
Foto: Hertrampf<br />
Saisonabschluss-Termin<br />
AM 24./25. SEPTEMBER BIE-<br />
TET DAS MOTORRAD ACTION<br />
TEAM AM SACHSENRING EIN<br />
SAISONABSCHLUSS-TRAI-<br />
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SPORTFAHRER-LEHRGANG<br />
UND GRILLPARTY SOWOHL<br />
EIN- ALS AUCH ZWEITÄGIG<br />
AN. INFOS UNTER TELEFON<br />
0711/1 82-19 77<br />
1199 R-SONDEREDITION<br />
DO IT LIKE MAX<br />
Zwar fährt Max Neukirchner aktuell im MGM<br />
Yamaha-Team die R1, aber als Hommage an seine<br />
letztjährige Ducati-Saison in der IDM bringt Hertrampf<br />
Racing eine Max-Sonderedition der 1199 R<br />
komplett rennfertig heraus – mit Tuning in Hülle<br />
und Fülle vom Karbon-Kleid bis zur Titananlage<br />
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www.ducatiplus.de oder Telefon 0 59 21/3 77 78.<br />
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Foto: racepixx<br />
Motor Presse Stuttgart GmbH & Co. KG, 70162 Stuttgart. Registergericht Stuttgart HRA 9302. Geschäftsführer: Dr. Volker Breid, Norbert Lehmann.<br />
Vertrieb: Belieferung, Betreuung und Inkasso erfolgen durch DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Nils Oberschelp (Vorsitz), Heino Dührkop,<br />
Dr. Michael Rathje, Düsternstraße 1, 20355 Hamburg, als leistender Unternehmer. AG Hamburg, HRB 95752.<br />
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SEPA-Lastschriftmandat: Ich ermächtige die DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH, Düsternstr. 1-3, 20355 Hamburg, Gläubiger-Identifikationsnummer<br />
DE77ZZZ00000004985, wiederkehrende Zahlungen von meinem Konto mittels Lastschrift einzuziehen. Zugleich weise ich<br />
mein Kreditinstitut an, die von der DPV Deutscher Pressevertrieb GmbH auf mein Konto gezogenen Lastschriften einzulösen. Die Mandatsreferenz<br />
wird mir separat mitgeteilt. – Hinweis: Ich kann innerhalb von acht Wochen, beginnend mit dem Belastungs datum, die Erstattung<br />
des belasteten Betrages verlangen. Es gelten dabei die mit meinem Kreditinstitut vereinbarten Bedingungen.<br />
Ich bezahle per Rechnung<br />
Verlagsgarantie: Sie können die Bestellung binnen 14 Tagen ohne Angabe von Gründen formlos widerrufen. Die Frist beginnt an dem<br />
Tag, an dem Sie die erste bestellte Aus gabe erhalten, nicht jedoch vor Erhalt einer Widerrufsbelehrung gemäß den Anfor derungen von Art.<br />
246a § 1 Abs. 2 Nr. 1 EGBGB. Zur Wahrung der Frist genügt bereits das rechtzeitige Absenden Ihres eindeutig erklärten Entschlusses, die<br />
Bestellung zu widerrufen. Sie können hierzu das Widerrufs-Muster aus Anlage 2 zu Art. 246a EGBGB nutzen. Der Widerruf ist zu richten<br />
an: <strong>PS</strong> Aboservice, Postfach, 70138 Stuttgart, Telefon: + 49 (0)711 32<strong>06</strong>-8899, Telefax: +49 (0)711 182-2550, E-Mail: ps@dpv.de<br />
Datum Unterschrift für Ihren Auftrag<br />
Lieferung der Zugabe nach Zahlungseingang solange Vorrat reicht, Ersatzlieferung vorbehalten.<br />
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Bitte Bestell-Nr. angeben<br />
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<strong>PS</strong> 7/<strong>2015</strong> ERSCHEINT AM MITTWOCH, 17. JUNI <strong>2015</strong><br />
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Austria-to-Deutsche<br />
Autobahn-Test mit<br />
dem brutalen<br />
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wer die beste<br />
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Falls Sie nach dem Test keine weiteren Hefte wünschen, sagen Sie spätestens 14 Tage nach Erhalt der 2. Ausgabe ab.<br />
Ansonsten erhalten Sie <strong>PS</strong> weiterhin monatlich zu den im Impressum angegebenen Preisen mit jederzeitigem Kündigungsrecht.<br />
98 <strong>PS</strong> 6/<strong>2015</strong><br />
Fotos: Aprilia, fact, Jahn<br />
IMPRESSUM<br />
MOTOR PRESSE STUTTGART GMBH & CO. KG<br />
Leuschnerstraße 1, 70174 Stuttgart<br />
Postfachanschrift: 70162 Stuttgart<br />
Telefon 07 11/182-13 74 (Redaktion)<br />
Telefax 07 11/182-17 81 (Redaktion)<br />
E-Mail: ps@motorpresse.de<br />
HERAUSGEBER Paul Pietsch †<br />
REDAKTIONELLE GESAMTLEITUNG<br />
UND CHEFREDAKTEUR<br />
Dipl.-Ing. (FH) Michael Pfeiffer<br />
CHEF VOM DIENST Matthias Ackermann<br />
LEITENDER REDAKTEUR Uwe Seitz M. A.<br />
REDAKTION Volkmar Jacob<br />
SCHLUSSREDAKTION Lothar Kutschera<br />
FOTOSTUNTS Volkmar Jacob, Jo Bauer<br />
GRAFIK UND PRODUKTION<br />
Jörg Rettenmayr (Ltg.), Andrea Lehre,<br />
Thomas Waldhauer<br />
MEDIENPRODUKTION<br />
Stefan Widmann (Ltg.), Catherine Pröschild (i.V.),<br />
Iris Heer, Sabine Heilig-Schweikert,<br />
Yvonne Hertler (verantwortl. Bild redaktion),<br />
Ralph Söhner (Archiv/Dokumen tation)<br />
SEKRETARIAT Gaby Dussler<br />
FOTOS Jacek Bilski, fact, Rossen Gargolov,<br />
Markus Jahn, Friedemann Kirn, Jörg Künstle<br />
STÄNDIGE MITARBEITER Alan Cathcart, Friedemann<br />
Kirn, Mat Oxley, Jo Bauer, Pascal Eckhardt, Fritz<br />
„Zonko“ Triendl, Werner Koch<br />
LEITUNG GESCHÄFTSBEREICH MOTORRAD<br />
Peter-Paul Pietsch<br />
STELLVERTRETENDE VERLAGSLEITUNG<br />
Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Eva-Maria Gerst<br />
BRANDMANAGER Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Natalie Lehn<br />
ANZEIGENLEITER<br />
Marcus Schardt, verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />
Iris Eifrig. Anzeigenpreisliste Nummer 60.<br />
Bei Anzeigen aus dem Ausland Vorkasse.<br />
Gerichtsstand Stuttgart.<br />
VERTRIEB EINZELVERKAUF<br />
Vertriebsleiter: Dirk Geschke,<br />
DPV Deutscher Pressevertrieb,<br />
22773 Hamburg<br />
HERSTELLUNG Rainer Jüttner (verantwortlich)<br />
DRUCK Vogel Druck und Medienservice GmbH,<br />
97204 Höchberg<br />
<strong>PS</strong> erscheint monatlich mittwochs. Lieferung durch<br />
den Verlag, Post, Buch- und Zeitschriftenhandel.<br />
Höhere Gewalt entbindet den Verlag von der<br />
Lieferungspflicht. Ersatzansprüche können in einem<br />
solchen Fall nicht anerkannt werden. Alle Rechte<br />
vorbehalten © by Motor Presse Stuttgart GmbH &<br />
Co. KG. Für unverlangt eingesandte Manuskripte,<br />
Fotos und Zeichnungen wird keine Gewähr<br />
übernommen.<br />
FOTOSERVICE/SYNDICATION/LIZENZEN<br />
Motor-Presse International, Telefon 07 11/182-01<br />
ABONNEMENT-SERVICE<br />
<strong>PS</strong> Abo-Service, 70138 Stuttgart,<br />
Telefon 07 11/32 <strong>06</strong> 88 99, Telefax 07 11/182-25 50,<br />
E-Mail: ps@dpv.de<br />
Einzelpreis 3,90 Euro; Jahresabonnement über<br />
12 Aus gaben frei Haus: 46,80 im Inland<br />
(A: 50,00 Euro; CH: 84,00 sfr).<br />
Übriges Ausland auf Anfrage.<br />
Studenten erhalten gegen Vorlage einer<br />
Immatrikula tionsbescheinigung das Abo mit einem<br />
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Preis von 28,08 Euro (A: 31,68 Euro; CH: 51,84 SFr);<br />
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Jahresabonnement mit 25 % Rabatt.<br />
Einzelheftbestellung<br />
Telefon 07 11/32 <strong>06</strong> 88 99,<br />
Telefax 07 11/182-25 50<br />
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Einzelheft 3,90 Euro<br />
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