Naturfreundehäuser im Wandel der Zeit - NaturFreunde Deutschlands
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Seite 1 von 3 © NaturFreunde Deutschlands e.V., 2004 – www.naturfreunde.de / www.naturfreundehaus.net [Hinweis: Seitenverweise im Text beziehen sich auf das Verzeichnis der Naturfreundehäuser in Deutschland; 21. Ausgabe 2005/2006] Naturfreundehäuser im Wandel der Zeit Die Naturfreunde gründeten sich 1895 in Wien als sozialdemokratische Gegenorganisation der Arbeiterbewegung zum bürgerlich elitären Alpenverein. Mit dem Gruß „Berg frei“ kämpften sie in der Folge für das freie Wegerecht für jedermann und gegen Betretungsprivilegien von Fürsten und Bourgeoisie. Zu den Gründern der Naturfreunde gehörte Karl Renner, späterer Präsident der Republik Österreich. Und auch der aktuelle Bundespräsident Heinz Fischer kann darauf verweisen, dass er langjähriger Vorsitzender der österreichischen Naturfreunde war. „Lasst weit zurück die Stätten Eurer Fron“ ist ein Motto, unter dem die Naturfreunde als erste Arbeitertouristen ab 1905 auch in Deutschland und der Schweiz die Natur erkunden, miteinander und voneinander lernen und neue Kraft schöpfen wollten. Heute umfasst die Naturfreundebewegung mehr als 600.000 Mitglieder in 21 Länderorganisationen. Der Aufbau der Naturfreundeorganisation in Ortsgruppen folgte den Stätten der Industrialisierung. Noch heute findet man die meisten Ortsgruppen in Deutschland aufgereiht an Flüssen und Eisenbahnlinien. Als Wanderunterkunft und Freiraum für die ungestörte politische Betätigung schaffen sich die Naturfreunde ab 1907 (Naturfreundehaus Padasterjoch, Österreich) ein eigenes Häuserwerk. Sie wollen raus aus Kneipen und Spelunken und in eigenen Wanderheimen selbst bestimmen können. So entsteht als erstes Naturfreundehaus (NFH) in Deutschland 1911 das NFH Maschen (C 3) am Rande Hamburgs in der Heide. Bis zur Weltkriegskatastrophe entstehen so etwa 30 Naturfreundehäuser wie z.B. das vom sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Carl Schreck 1914 eingeweihte Bielefelder Naturfreundehaus (D 1) in Oerlinghausen mit 60 Schlafplätzen und großer Selbstkocherküche. Die Arbeiter- und Soldatenrevolution von 1918 bringt in Bayern das freie Wegerecht und den Naturfreunden z.B. das Naturfreundehaus Wimbachgrieshütte (N 53) im heutigen Nationalpark Berchtesgadener Land. Heute ein besonderes Schmuckstück der Umwelt- und Klimaschutzanstrengungen des Naturfreundeverbandes, das durch seine vorbildliche solare Energieversorgung und ein naturverträgliche Konzept der Wasserver- und Entsorgung beispielgebend für angepasste Nutzung des alpinen Raumes ist. In den zwanziger Jahren erhalten die Naturfreunde großen Zulauf. In Zeiten von Massenarbeitslosigkeit, wirtschaftlicher Krise und Inflation ist der Genossenschaftsgedanke, das selbst Hand anlegen für viele Arbeiterinnen und Arbeiter attraktiv. Aus Abbruchmaterial eines alten Schornsteins, das zum Teil in Rucksäcken von den Naturfreundemitgliedern zum Lönssee getragen und selbst verbaut wurde, schaffen sich die Hannoveraner Naturfreunde 1924 nicht nur ein schmuckes Naturfreundehaus in Mellendorf (E 4), sondern auch eine besondere emotionale Bindung an ihr Arbeitereigentum. „Jedes Naturfreundehaus, das neu entsteht, ist ein Stück Klassenkampf“ heißt es auf der Reichsversammlung der Naturfreunde 1928. Auch als „grüne Inseln im Klassenkampf“ werden Naturfreundehäuser in diesen Jahren durchaus ambivalent bezeichnet, von den einen als Rückzugsgebiet aus (über-)politisierten Kämpfen der Arbeiterparteien untereinander geschätzt, von anderen als Ruhezone, die neue Kraft für die politische Auseinandersetzung geben soll. Ganz pragmatisch schaffen sich die Naturfreunde im Sinne der Gegenkultur der Arbeiterbewegung ein eigenes Netzwerk ihrer Häuser. So können die Kölner
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© <strong>NaturFreunde</strong> <strong>Deutschlands</strong> e.V., 2004 – www.naturfreunde.de / www.naturfreundehaus.net<br />
[Hinweis: Seitenverweise <strong>im</strong> Text beziehen sich auf das Verzeichnis <strong>der</strong> <strong>Naturfreundehäuser</strong> in Deutschland; 21. Ausgabe 2005/2006]<br />
<strong>Naturfreundehäuser</strong> <strong>im</strong> <strong>Wandel</strong> <strong>der</strong> <strong>Zeit</strong><br />
Die Naturfreunde gründeten sich 1895 in Wien als sozialdemokratische Gegenorganisation <strong>der</strong><br />
Arbeiterbewegung zum bürgerlich elitären Alpenverein. Mit dem Gruß „Berg frei“ kämpften sie in<br />
<strong>der</strong> Folge für das freie Wegerecht für je<strong>der</strong>mann und gegen Betretungsprivilegien von Fürsten und<br />
Bourgeoisie. Zu den Grün<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Naturfreunde gehörte Karl Renner, späterer Präsident <strong>der</strong><br />
Republik Österreich. Und auch <strong>der</strong> aktuelle Bundespräsident Heinz Fischer kann darauf verweisen,<br />
dass er langjähriger Vorsitzen<strong>der</strong> <strong>der</strong> österreichischen Naturfreunde war. „Lasst weit zurück die<br />
Stätten Eurer Fron“ ist ein Motto, unter dem die Naturfreunde als erste Arbeitertouristen ab 1905<br />
auch in Deutschland und <strong>der</strong> Schweiz die Natur erkunden, miteinan<strong>der</strong> und voneinan<strong>der</strong> lernen und<br />
neue Kraft schöpfen wollten. Heute umfasst die Naturfreundebewegung mehr als 600.000<br />
Mitglie<strong>der</strong> in 21 Län<strong>der</strong>organisationen.<br />
Der Aufbau <strong>der</strong> Naturfreundeorganisation in Ortsgruppen folgte den Stätten <strong>der</strong> Industrialisierung.<br />
Noch heute findet man die meisten Ortsgruppen in Deutschland aufgereiht an Flüssen und<br />
Eisenbahnlinien. Als Wan<strong>der</strong>unterkunft und Freiraum für die ungestörte politische Betätigung<br />
schaffen sich die Naturfreunde ab 1907 (Naturfreundehaus Padasterjoch, Österreich) ein eigenes<br />
Häuserwerk. Sie wollen raus aus Kneipen und Spelunken und in eigenen Wan<strong>der</strong>he<strong>im</strong>en selbst<br />
best<strong>im</strong>men können. So entsteht als erstes Naturfreundehaus (NFH) in Deutschland 1911 das NFH<br />
Maschen (C 3) am Rande Hamburgs in <strong>der</strong> Heide. Bis zur Weltkriegskatastrophe entstehen so etwa<br />
30 <strong>Naturfreundehäuser</strong> wie z.B. das vom sozialdemokratischen Reichstagsabgeordneten Carl<br />
Schreck 1914 eingeweihte Bielefel<strong>der</strong> Naturfreundehaus (D 1) in Oerlinghausen mit 60<br />
Schlafplätzen und großer Selbstkocherküche. Die Arbeiter- und Soldatenrevolution von 1918 bringt<br />
in Bayern das freie Wegerecht und den Naturfreunden z.B. das Naturfreundehaus<br />
W<strong>im</strong>bachgrieshütte (N 53) <strong>im</strong> heutigen Nationalpark Berchtesgadener Land. Heute ein beson<strong>der</strong>es<br />
Schmuckstück <strong>der</strong> Umwelt- und Kl<strong>im</strong>aschutzanstrengungen des Naturfreundeverbandes, das durch<br />
seine vorbildliche solare Energieversorgung und ein naturverträgliche Konzept <strong>der</strong> Wasserver- und<br />
Entsorgung beispielgebend für angepasste Nutzung des alpinen Raumes ist.<br />
In den zwanziger Jahren erhalten die Naturfreunde großen Zulauf. In <strong>Zeit</strong>en von<br />
Massenarbeitslosigkeit, wirtschaftlicher Krise und Inflation ist <strong>der</strong> Genossenschaftsgedanke, das<br />
selbst Hand anlegen für viele Arbeiterinnen und Arbeiter attraktiv. Aus Abbruchmaterial eines alten<br />
Schornsteins, das zum Teil in Rucksäcken von den Naturfreundemitglie<strong>der</strong>n zum Lönssee getragen<br />
und selbst verbaut wurde, schaffen sich die Hannoveraner Naturfreunde 1924 nicht nur ein<br />
schmuckes Naturfreundehaus in Mellendorf (E 4), son<strong>der</strong>n auch eine beson<strong>der</strong>e emotionale<br />
Bindung an ihr Arbeitereigentum. „Jedes Naturfreundehaus, das neu entsteht, ist ein Stück<br />
Klassenkampf“ heißt es auf <strong>der</strong> Reichsversammlung <strong>der</strong> Naturfreunde 1928. Auch als „grüne Inseln<br />
<strong>im</strong> Klassenkampf“ werden <strong>Naturfreundehäuser</strong> in diesen Jahren durchaus ambivalent bezeichnet,<br />
von den einen als Rückzugsgebiet aus (über-)politisierten Kämpfen <strong>der</strong> Arbeiterparteien<br />
untereinan<strong>der</strong> geschätzt, von an<strong>der</strong>en als Ruhezone, die neue Kraft für die politische<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung geben soll. Ganz pragmatisch schaffen sich die Naturfreunde <strong>im</strong> Sinne <strong>der</strong><br />
Gegenkultur <strong>der</strong> Arbeiterbewegung ein eigenes Netzwerk ihrer Häuser. So können die Kölner
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Naturfreunde auch Mehrtagestouren anbieten, bei denen die Wan<strong>der</strong>ung vom NFH Laachersee (F<br />
27) in <strong>der</strong> Eifel durch das Brohltal und per Personenfähre über den Rhein zum in den Leutesdorfer<br />
Weinbergen gelegenen NFH Edmundhütte (K 1) und weiter auf die Naturfreundehütte „Auf dem<br />
H<strong>im</strong>merich“ <strong>im</strong> Siebengebirge bei Bad Honnef (von den Nazis enteignet und zerstört) führte.<br />
Einflüsse <strong>der</strong> Lebensreformbewegung kommen auch bei den Naturfreunden zum Tragen und<br />
insbeson<strong>der</strong>e die Freikörperkultur irritiert manchen Dorfbewohner. So erinnern sich heute noch<br />
etwa <strong>im</strong> Örtchen Naundorf <strong>im</strong> Brandenburger Spreewald Einwohner an die Nackerten <strong>im</strong><br />
Naturfreundehaus be<strong>im</strong> Sonnenbaden. In ihren Fachgruppen entwickeln die Naturfreunde eine<br />
eigene „Volkshochschule“, sie wan<strong>der</strong>n nicht einfach, son<strong>der</strong>n machen „soziales Wan<strong>der</strong>n“ zu<br />
ihrem Programm, wollen schauen, entdecken und begreifen. In den späten 20er Jahren sind viele<br />
Ortsgruppen <strong>der</strong> Naturfreunde in <strong>der</strong> Lage auch mit kommunaler Unterstützung <strong>Naturfreundehäuser</strong><br />
als Übernachtungshäuser und „proletarische Jugendherberge“ beson<strong>der</strong>s für Kin<strong>der</strong>- und<br />
Jugendliche zu errichten. Große Kin<strong>der</strong>lager und Kin<strong>der</strong>wan<strong>der</strong>ungen führen zum Beispiel in das<br />
NFH Hedtberg (G 4) am Herbergsweg in Bochum-Dahlhausen.<br />
Hatten manche Alpenvereinshütten schon in den zwanziger Jahren aus eigener Überzeugung die<br />
Hakenkreuzfahne gehisst, so erlitten die <strong>Naturfreundehäuser</strong> dieses Schicksal durch Verbot und<br />
Enteignung ihrer angeblich „marxistischen“ Naturfreundeorganisation 1933. Die Naturfreunde<br />
verlieren ihre Freiheit, ihre Organisation, ihre Einkaufsgenossenschaft für sportlichen Bedarf und<br />
ihre Häuser. <strong>Naturfreundehäuser</strong> gehen in den Besitz <strong>der</strong> NSDAP, <strong>der</strong> SA, <strong>der</strong> Hitlerjugend <strong>der</strong><br />
Jugendherbergsorganisation o<strong>der</strong> den von privaten Profiteuren des Hitlerreg<strong>im</strong>es über. Der<br />
Stützpunkt <strong>der</strong> Naturfreundebergsteiger <strong>im</strong> Elbsandsteingebirge, das NFH Königstein (S 9) wird<br />
von <strong>der</strong> SA ebenso als KZ missbraucht wie manche an<strong>der</strong>e <strong>Naturfreundehäuser</strong>. Viele Naturfreunde<br />
kämpfen <strong>im</strong> Wi<strong>der</strong>stand und bezahlen ihr Engagement für die Freiheit mit ihrem Leben.<br />
Abhängig von den jeweiligen Möglichkeiten <strong>der</strong> Besatzungszone gründen sich die Naturfreunde<br />
nach dem fürchterlichen Ende des „tausendjährigen Reiches“ wie<strong>der</strong>. Aber die zwölf Jahre <strong>der</strong><br />
Nazidiktatur hatten für die <strong>Naturfreundehäuser</strong> nicht nur Zerstörung o<strong>der</strong> Einquartierung von<br />
Flüchtlingen gebracht. Die Naturfreundeorganisation kann nur gestützt auf die internationale<br />
Solidarität <strong>der</strong> Naturfreunde in an<strong>der</strong>en Nationen neu aufgebaut werden. In <strong>der</strong> Frankfurter<br />
Rundschau erscheint ein Aufruf <strong>der</strong> amerikanischen Naturfreunde zur Wie<strong>der</strong>begründung <strong>der</strong><br />
Naturfreunde in Deutschland. In <strong>der</strong> sowjetisch besetzten Zone kommen die<br />
Gründungsbemühungen nicht über die örtliche Ebene hinaus, die Naturfreunde und ihr<br />
Jugendverband werden als <strong>im</strong> Sinne <strong>der</strong> neuen Machthaber unzuverlässige Organisation wie die<br />
an<strong>der</strong>en <strong>der</strong> Arbeiterbewegung in die Einheitsorganisation in Jugend, Sport und Kultur (später in<br />
<strong>der</strong> DDR: FDJ, Deutscher Bund für Wan<strong>der</strong>n und Orientierungslauf o<strong>der</strong> Kulturbund) gepresst.<br />
Als „Entschädigungsleistung“ für ihre Verfolgung zwischen 1933 und 1945 erhalten die<br />
Naturfreunde eine begonnene SS-Lebensborn-Baustelle an <strong>der</strong> Kanzelwand in den Allgäuer Alpen.<br />
Mit Ausstrahlung auch in die „Ostzone“ errichten dort die Naturfreunde in den fünfziger Jahren in<br />
Workcamps und finanziert mit Genossenschaftsbausteinen und Ortsgruppendarlehen das<br />
Naturfreundeferienhe<strong>im</strong> Kanzelwandhaus (N 1). Der kalte Krieg jedoch beendet auch die deutschdeutschen<br />
Naturfreundebeziehungen. In <strong>der</strong> DDR waren die <strong>Naturfreundehäuser</strong> z.B. Parteischule<br />
<strong>der</strong> SED wie das NFH Ü<strong>der</strong>see (B 8) o<strong>der</strong> hießen z.B. „Jugendherberge Hans Dankner“ wie das
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zwischen 1912 und 1914 errichtete NFH Zirkelstein(S 10). Hans Dankner war Mitglied <strong>der</strong><br />
Leipziger Naturfreunde gewesen und wurde 1944 wegen seines Kampfs gegen Faschismus und<br />
Krieg <strong>im</strong> KZ Auschwitz umgebracht.<br />
In <strong>der</strong> jungen Bundesrepublik haben die Naturfreunde mit ihren Häusern vielen jungen Leuten<br />
etwas zu bieten, die nach dem Krieg Naturerlebnis, Geselligkeit, sportliche und kulturelle Betätigung<br />
suchten. Viele neue <strong>Naturfreundehäuser</strong> entstehen als quasi gemeinsames Ferien- o<strong>der</strong><br />
Wochenendhaus <strong>der</strong> Naturfreundeortsgruppe. Volkstanz ist beliebt und findet auch baulichen<br />
Ausdruck in entsprechend angelegten Volkstanzkreisen wie etwa <strong>im</strong> NFH Stadtjugendhe<strong>im</strong> Köln-<br />
Kalk (F 22) noch heute zu besichtigen. Die Naturfreunde wachsen schnell als Freizeitorganisation,<br />
Camping- und Motortouristen. Wie<strong>der</strong> werden Häuser durch symbolische „Bausteine“ mit<br />
Abwohnrecht errichtet. Die „Verkleinbürgerlichung“ <strong>der</strong> Arbeiterbewegung bringt gelegentlich<br />
auch Auswüchse mit sich wie vererbbare Stellplätze auf Naturfreunde-Campingplätzen. Viele<br />
kleinere Ortsgruppenhäuser entstehen in den fünfziger und sechziger Jahren und wurden o<strong>der</strong><br />
werden bis heute von ehrenamtlichen Hausdiensten <strong>der</strong> Ortsgruppe geführt. Baulich sind dies<br />
gelegentlich „Patchworkhäuser“, in denen sich jede Hausdienstgeneration durch eigene<br />
Handwerksleistungen und Geschmack eingebracht hat. Viele dieser Häuser sind heute an Gastwirte<br />
verpachtet. Traditionshäuser wie das ursprünglich in Bayern, heute in Rheinland-Pfalz gelegene<br />
Naturfreundehaus am Rahnenhof (K 9) o<strong>der</strong> das NFH Elmstein (K 14) werden in den siebziger und<br />
achtziger Jahren zu mo<strong>der</strong>nen Familienferien- o<strong>der</strong> Tagungshäusern ausgebaut. Anknüpfend an die<br />
von den Naturfreunden mitbegründete Ostermarschbewegung gegen die Atomrüstung erklären sich<br />
in den achtziger Jahren <strong>im</strong> Rahmen <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung um die Stationierung atomarer<br />
Mittelstreckenraketen in Deutschland viele <strong>Naturfreundehäuser</strong> symbolisch zu „Atomwaffenfreien<br />
Zonen“. Im NFH Bodensee (L 51) und weiteren Häusern werden die bestehenden<br />
Gemeinschaftsunterkünfte durch Familienappartements und so genannte Studios für Kleingruppen<br />
ergänzt. Reisefreudige Naturfreunde unterstützen italienische Naturfreunde be<strong>im</strong> Bau neuer Häuser wie <strong>im</strong><br />
toskanischen Volterra o<strong>der</strong> errichten noch ohne einhe<strong>im</strong>ische Naturfreundeorganisation ein<br />
Naturfreundehaus in Viladamat in <strong>der</strong> Empordá in Spanien.<br />
Mit <strong>der</strong> Gründung <strong>der</strong> „Naturfreunde DDR“ nach dem Mauerfall in <strong>der</strong> Jugendherberge „Julius<br />
Fucik“ (NFH Königstein) am 18. März 1990 und dem bald folgenden Zusammenschluss <strong>der</strong><br />
deutschen Naturfreundeorganisation stellt sich für die Naturfreunde die Frage des Neuaufbaus eines<br />
Häuserwerks in den neuen Län<strong>der</strong>n. In komplizierten Restitutionsverfahren, die bis heute nicht<br />
abgeschlossen sind, kehren einige <strong>der</strong> 1933 enteigneten Traditionshäuser wie Zirkelstein,<br />
Königstein, Ü<strong>der</strong>see in die Obhut <strong>der</strong> Naturfreunde zurück und zwingen die Naturfreunde zu großen<br />
Investitionen, wenn sie ihr Erbe nicht ausschlagen wollen. Mit öffentlicher För<strong>der</strong>ung werden neue<br />
Stützpunkte für große Familienferienstätten <strong>der</strong> Naturfreunde wie das NFH Usedom (O 1) o<strong>der</strong> das<br />
NFH Oberhof (T 5) am Rennsteig geschaffen. Als Betreiberverein von zehn Häusern in den neuen<br />
Län<strong>der</strong>n wird das „Familienferien- und Häuserwerk <strong>der</strong> Naturfreunde <strong>Deutschlands</strong>“ in Berlin<br />
errichtet.<br />
International wächst die Naturfreundebewegung durch die europäische Einigung, mehr als 1000<br />
<strong>Naturfreundehäuser</strong> existieren in Europa, die Naturfreunde wagen den Sprung auf den afrikanischen<br />
Kontinent und unterstützen den Bau eines Naturfreundehauses in Senegal verbunden mit einer<br />
Baumschule und einem Ausbildungsprojekt für Jugendliche.
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Die unterschiedlichen Entstehungsbedingungen von <strong>Naturfreundehäuser</strong>n, ihre differenzierte<br />
Ausrichtung als Wan<strong>der</strong>- o<strong>der</strong> Berghütte, Freizeit- o<strong>der</strong> Ferienhe<strong>im</strong>, Familienferienstätte o<strong>der</strong><br />
Jugendherberge machen einheitliche Konzepte für <strong>Naturfreundehäuser</strong> schwierig. Als politische<br />
Organisation geben sich die Naturfreunde jedoch ein international einheitliches Leitbild für<br />
<strong>Naturfreundehäuser</strong>. In Deutschland verstärken die Naturfreunde <strong>im</strong> ersten Jahrzehnt des 21.<br />
Jahrhun<strong>der</strong>ts ihre Anstrengungen zu Energieeinsparung und für einen Beitrag ihrer Häuser zum<br />
Kl<strong>im</strong>aschutz. Als Verband für eine nachhaltige Entwicklung för<strong>der</strong>n sie regionaltypische<br />
Verpflegung, beispielhaft <strong>im</strong> NFH Hirzwald (M 47) o<strong>der</strong> NFH Vereinshe<strong>im</strong> Neustadt (L 32), und<br />
umweltfreundliche Mobilität <strong>im</strong> Projekt „Einsteigen: naturfreundlich unterwegs“.<br />
Mit einer min<strong>im</strong>alen Übernachtungsabgabe in Höhe von 40-Cent tragen die Gäste <strong>der</strong><br />
<strong>Naturfreundehäuser</strong> zum Erhalt dieses Häuserwerks bei. Die Naturfreunde sind für alle offen, sie<br />
sind ökologisch und sozial. In diesem Sinne betreiben sie ihre Häuser.<br />
Weiter Informationen & Kontakt:<br />
<strong>NaturFreunde</strong> <strong>Deutschlands</strong> e.V.<br />
Warschauer Str. 58a<br />
10243 Berlin<br />
Telefon (030) 29 77 32 -60<br />
Fax (030) 29 77 32 -80<br />
info@naturfreunde.de<br />
www.naturfreunde.de / www.naturfreundehaus.net / www.naturfreunde-verlag.de