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Frauen und Grafik-Design / Women in Graphic Design

978-3-86859-153-8

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WOMEN<br />

IN GRAPHIC<br />

DESIGN<br />

GERDA BREUER · JULIA MEER (ED./HG.)


women <strong>in</strong> graphic design<br />

ELLEN LUPTON<br />

fig. 1 Nancy Skolos /<br />

Thomas Wedell:<br />

Poster ‘Light of Hope<br />

for Indonesia’, 2005<br />

In 1853, The New York Times ran a brief article applaud<strong>in</strong>g the establishment of The<br />

Ladies Paper, a publication that employed women to create the ‘typography’ of its<br />

pages. The journal’s bus<strong>in</strong>ess management and editorial content rema<strong>in</strong>ed safely <strong>in</strong><br />

the care of men, while the ‘merely mechanical rout<strong>in</strong>e’ of typesett<strong>in</strong>g was delegated<br />

to women. Prais<strong>in</strong>g this arrangement, the writer expla<strong>in</strong>ed that giv<strong>in</strong>g women opportunities<br />

for employment would improve their lot far more than argu<strong>in</strong>g about<br />

lofty concepts of ‘<strong>Women</strong>’s Rights’ or the ‘<strong>in</strong>tellectual equality’ of the sexes. What<br />

women really needed was paid work. Respectable positions could be fo<strong>und</strong> <strong>in</strong> typesett<strong>in</strong>g<br />

for the weekly press, <strong>in</strong> the ‘composition of books’, and <strong>in</strong> other areas of the<br />

decorative arts, from the ‘niceties of watch-case mak<strong>in</strong>g’ to jewelry manufacture,<br />

engrav<strong>in</strong>g, pr<strong>in</strong>t-color<strong>in</strong>g, and ornamental pa<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g. ‘The arts of design’, the writer<br />

proclaimed, ‘are all atta<strong>in</strong>able by female as well as mascul<strong>in</strong>e skill … In short, wherever<br />

muscular strength and great powers of endurance are not required, there<br />

women may venture with entire propriety, and there they ought to be.’<br />

<strong>Graphic</strong> design is a mode of art, a form of discourse, and a contribution to the<br />

broader sphere of culture. For the vast majority of designers, however, graphic design<br />

is first and foremost an economic activity. <strong>Design</strong> has offered women a decent<br />

means of support s<strong>in</strong>ce the n<strong>in</strong>eteenth century, and it cont<strong>in</strong>ues to do so today. In<br />

the United States (USA), tens of thousands of women f<strong>in</strong>d employment at every<br />

level of the field, from stay-at-home pieceworker to production artist to <strong>in</strong>dependent<br />

entrepreneur to creative director.<br />

This essay offers a brief survey of women graphic designers <strong>in</strong> the USA. Like any<br />

survey, this account is representative rather than exhaustive, pick<strong>in</strong>g out key figures<br />

who became known as shapers of the profession. Such leaders represent the<br />

visible edge of a vast, humm<strong>in</strong>g hive of women who have made their lives <strong>in</strong> graphic<br />

design. They have used their hands and m<strong>in</strong>ds to establish economic <strong>in</strong>dependence<br />

<strong>in</strong> a world where nearly everyone has to know how to butter their own bread.<br />

67


höre Vorlesungen <strong>und</strong> ärgere mich über mich selbst – ich gebe den Glauben auf, daß<br />

ich etwas machen kann wie geplant: du fängst an, <strong>und</strong> es kommt etwas ganz anderes<br />

heraus. Zu wenig Schulung. Bei Gustav ist das anders. Er ist e<strong>in</strong> Meister, hat<br />

großes Können <strong>und</strong> Erfahrung […].« 6<br />

Modernismus <strong>und</strong> Swiss Style im Schweizer Plakatschaffen<br />

Ebenso wie die frühe Sowjetunion besitzt auch die Schweiz e<strong>in</strong>e nur wenig bekannte<br />

Pionier<strong>in</strong> des Fotoplakats. Die <strong>Grafik</strong>er<strong>in</strong> maja allenbach (s. 396) arbeitete<br />

mit ihrem Mann Werner Allenbach, e<strong>in</strong>em Architekten, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen<br />

Studio <strong>in</strong> Bern. Die gebürtige Frieda Meier nahm den Namen ihres Mannes an, unterzeichnete<br />

auch ihre Werke mit diesem <strong>und</strong> änderte ihren Vornamen später <strong>in</strong><br />

Maja. Viele ihrer grafischen Arbeiten, Plakate <strong>und</strong> Buchgestaltungen wurden lange<br />

Zeit ihrem Mann zugeschrieben, der wohl teilweise daran beteiligt war. Schon aufgr<strong>und</strong><br />

der unterschiedlichen Berufsausbildungen darf heute aber davon ausgegangen<br />

werden, dass Maja Allenbach die eigentliche Urheber<strong>in</strong> ist. Sie steht damit <strong>in</strong><br />

der Nachfolge von Jan Tschichold, der 1933 <strong>in</strong> die Schweiz emigrierte <strong>und</strong> hier zum<br />

Vermittler der Bauhaus-Ideen wurde. Während die Foto-<strong>Grafik</strong> von Herbert Matter<br />

abb. 5 Mary Vieira:<br />

Plakat ›Brasilien baut‹,<br />

Aus stellung des Kunst -<br />

gewerbemuseums<br />

Zürich, 1954<br />

abb. 6 Nelly Rud<strong>in</strong>:<br />

Plakat ›Saffa‹, Aus -<br />

stellung des Kunstgewerbe<br />

museums<br />

Zürich, 1958<br />

beide Museum<br />

für Gestaltung Zürich,<br />

Plakatsammlung.<br />

Franz Xaver Jaggy<br />

© ZHdK<br />

56


6 Walent<strong>in</strong>a Kulag<strong>in</strong>a: Das<br />

Leben wie es ist. In: Hubertus<br />

Gaßner / Roland Nachtigäller:<br />

Gustav Klucis – Retrospektive.<br />

Ausst.-Kat. Museum Fridericianum<br />

Kassel, Kassel 1991,<br />

S. 345–353, hier S. 349.<br />

für e<strong>in</strong>e neue Ästhetik im Bereich der Tourismuswerbung sorgte, <strong>in</strong>te grierte Maja<br />

Allenbach Fotografie <strong>und</strong> Typografie <strong>in</strong> das Konsumplakat. In ihren besten Arbeiten<br />

verb<strong>in</strong>den sich modernistische Auffassung <strong>und</strong> surreale Inspiration. Exemplarisch<br />

dafür ist ihr Plakat für Astra-Fett von 1935 (abb. s. 442). Nicht nur die gelungene<br />

Mischung aus grafischen, typografischen <strong>und</strong> fotografischen Elementen mit den<br />

gep<strong>in</strong>selten Wolken, auch die <strong>in</strong>haltliche Botschaft ist bei aller Skurrilität von frappierender<br />

E<strong>in</strong>fachheit: Dank Astra-Erdnussfett wandelt sich der kräftige Säugl<strong>in</strong>g<br />

zum strahlenden jungen Mann, der forschen Schrittes <strong>in</strong> die Zukunft marschiert.<br />

Und doch mag Maja Allenbachs Haltung zur klassischen Rollenverteilung der Zeit,<br />

die sich <strong>in</strong> diesem Plakat sowohl <strong>in</strong> der Bildf<strong>in</strong>dung als auch im zielgerichteten Appell<br />

an die Mütter ausdrückt, mitverantwortlich dafür se<strong>in</strong>, dass ihre Arbeiten lange<br />

nicht als die eigenen ausgewiesen wurden.<br />

Politisch bed<strong>in</strong>gt bot die Schweiz <strong>in</strong> den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg das<br />

ideale Wirkungsumfeld für viele vor allem aus Deutschland immigrierte <strong>Grafik</strong>er-<br />

Innen, TypografInnen <strong>und</strong> FotografInnen, die modernistische Ideen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en experimentellen<br />

E<strong>in</strong>satz von Typografie <strong>und</strong> Fotografie verfolgten. Im engen Austausch<br />

mit ihnen machten auch die Zürcher Konkreten gestalterische Askese zum<br />

Programm. Sowohl <strong>in</strong> ihren freien künstlerischen Arbeiten als auch im angewandten<br />

Schaffen verfolgten sie ähnliche Ziele. Im Plakat erhielt die Typografie e<strong>in</strong>e klare<br />

Rolle <strong>in</strong> der Bildarchitektur <strong>und</strong> diente der objektiven Informationsvermittlung.<br />

E<strong>in</strong> puristischer Detailverzicht, die grafische Reduktion auf geometrische Gr<strong>und</strong>formen<br />

sowie farbliche Konzentration waren weitere Merkmale des konstrukti vistischen<br />

Schweizer Plakats. In den Kriegsjahren, selbst im Kontext der Geistigen<br />

Landes verteidigung <strong>in</strong> den H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> gedrängt, gewann dieser Plakatstil <strong>in</strong> den<br />

1950er Jahren als Swiss Style oder International Style <strong>in</strong>ternationalen E<strong>in</strong>fluss.<br />

verena loewensberg (s. 505), warja lavater-honegger (s. 498) <strong>und</strong><br />

nelly rud<strong>in</strong> (s. 537, abb. 7) schufen grafische Werke im rationalen Swiss Style,<br />

konnten sich aber auch als konstruktivistische Künstler<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>en Namen machen.<br />

Gleiches gilt für die brasilianische Bildhauer<strong>in</strong>, <strong>Grafik</strong>- <strong>und</strong> Industriedesigner<strong>in</strong><br />

mary vieira (s. 578), die <strong>in</strong> Mailand <strong>und</strong> Basel tätig war. 1952 wurde sie Mitabb.<br />

7 Nelly Rud<strong>in</strong>:<br />

Werbung für das Medikament<br />

›Insidon‹ von<br />

Geigy, um 1968<br />

57


86


1896 gestaltete Ludwig von Zumbusch e<strong>in</strong> Titelblatt der Zeitschrift Jugend, die als so<br />

e<strong>in</strong>flussreich für die Wende der Gestaltungsdebatte <strong>in</strong> der Kunstgewerbe-Reformbewegung<br />

seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts <strong>in</strong> Deutschland galt, dass<br />

nach ihr e<strong>in</strong> ganzer Stil benannt wurde. Auf dem Bild wird e<strong>in</strong> schwächlicher Greis<br />

von zwei vitalen jungen <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> beschw<strong>in</strong>gtem Schritt über e<strong>in</strong>e Wiese geleitet.<br />

Während die <strong>Frauen</strong> Grazie <strong>und</strong> Frische verkörpern, wirkt der alte Mann wie e<strong>in</strong><br />

lächerlicher geschrumpfter Zwerg (abb. 2). Jugend <strong>und</strong> Alter, das Neue <strong>und</strong> die<br />

Tra dition – das waren die Oppositionen, die die Rhetorik von dieser Zeit an mit<br />

kämp f erischem Duktus bestimmen würden. Man könnte auch me<strong>in</strong>en, dass mit<br />

den mädchenhaften Figuren e<strong>in</strong>e neue <strong>Frauen</strong>generation geme<strong>in</strong>t sei, die das Patriarchat<br />

ablösen will. Diese Interpretation liegt nahe, entwickelt sich der Jugendstil<br />

doch <strong>in</strong> der Zeit der Ersten <strong>Frauen</strong>bewegung.<br />

Zwei Jahre später veröffentlichte Peter Behrens se<strong>in</strong>en Farbholzschnitt ›Der Kuß‹<br />

<strong>in</strong> der Zeitschrift Pan, 1 der viel Beachtung fand <strong>und</strong> als Initialzündung für e<strong>in</strong>e stilistische<br />

Wende <strong>in</strong> der Auffassung vom Ornament gewirkt haben soll (abb. 3). Erotik<br />

stand <strong>in</strong> diesen Diskursen symbolisch für das Fließende, Auflösende, das letztendlich,<br />

<strong>in</strong> der Vere<strong>in</strong>igung der Pole Mann <strong>und</strong> Frau, zu neuem Leben führt. Der<br />

Künstler, der sich an der Münchener Kunstakademie hatte ausbilden lassen, verschrieb<br />

sich zu dieser Zeit der angewandten Moderne, die die ger<strong>in</strong>g geschätzten<br />

sogenannten Nutzkünste, wie man <strong>Design</strong> zu dieser Zeit nannte, erneuern <strong>und</strong> die<br />

Gattungshierarchien zwischen ›hoher‹ Kunst <strong>und</strong> den ›niederen‹ Künsten aufheben<br />

wollte. Es g<strong>in</strong>g ihm auch darum, die schablonenhaften Verhärtungen der Formgebung<br />

<strong>in</strong> der ›Kunst<strong>in</strong>dustrie‹, dem <strong>in</strong> der Gründerzeit grassierenden Kunstgewer be,<br />

aufzuheben <strong>und</strong> ihr e<strong>in</strong>e Gestaltung entgegenzusetzen, die fließende, spannungsreiche<br />

Formen zuließ. Auch den ›Kuß‹ könnte man als Appell lesen, die Gleichwertigkeit<br />

der Geschlechter zu e<strong>in</strong>em neuen Leitziel zu erklären. Doch wie <strong>in</strong> der<br />

bildenden Kunst allgeme<strong>in</strong> waren <strong>in</strong> der angewandten Kunst <strong>Frauen</strong> nicht als Subgender<br />

<strong>und</strong> kreativität<br />

Zur Professionalisierung des Berufs der <strong>Grafik</strong>-<strong>Design</strong>er<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Moderne<br />

gerda breuer<br />

abb. 1 Grete Stern: Reklame<br />

entwurf ›D. L. H.‹,<br />

1925. Brom silbergelat<strong>in</strong>e,<br />

Druck, Fotocollage, 21,5 ×<br />

16 cm; Inv.-Nr. 106/93,<br />

Museum Folkwang, Essen,<br />

Fotografische Sammlung<br />

1 Pan, Jg. 4, H. 2.<br />

87


164


Born to Jewish parents <strong>in</strong> Poland <strong>in</strong> 1908, P<strong>in</strong>eles came to the US <strong>in</strong> 1923 at the age of<br />

fifteen. Three years later, she enrolled as a commercial art student at the Pratt Instithe<br />

tenth pioneer<br />

Thoughts on Cipe P<strong>in</strong>eles<br />

Martha Scotford<br />

fig. 1 Cipe P<strong>in</strong>eles:<br />

Cover for ‘Charm’,<br />

January 1954, photography<br />

by William Helburn<br />

Cipe P<strong>in</strong>eles was a design <strong>in</strong>novator. Why, when the history came to be written, was<br />

she left out? Traditional accounts of design history have some obvious bl<strong>in</strong>dspots<br />

when it comes to the careers of women designers. Written from a predom<strong>in</strong>antly<br />

male perspective, they tend to ignore the <strong>in</strong>teractions of the personal and the professional,<br />

the private and the public, which play such a decisive role <strong>in</strong> the shap<strong>in</strong>g<br />

of women’s work<strong>in</strong>g lives. They are equally <strong>in</strong>different to the variety of career paths<br />

taken by women, the nature of collaboration between colleagues and the social and<br />

political roles played by women professionals.<br />

The career of the American designer Cipe P<strong>in</strong>eles presents us with a much needed<br />

opportunity to explore new ways of writ<strong>in</strong>g design history. As an illustrator, design<br />

teacher and art director work<strong>in</strong>g primarily <strong>in</strong> women’s magaz<strong>in</strong>es, she was an<br />

exemplary professional, an <strong>in</strong>trigu<strong>in</strong>g <strong>in</strong>dividual, and a valuable role model. Yet<br />

despite her many achievements, P<strong>in</strong>eles has never entirely received her due.<br />

The most recent historical study of <strong>in</strong>dividual American designers, R. Roger<br />

Rem<strong>in</strong>gton and Barbara J. Hodik’s N<strong>in</strong>e Pioneers <strong>in</strong> American <strong>Graphic</strong> <strong>Design</strong>, 1 profiled<br />

n<strong>in</strong>e male designers who worked <strong>in</strong> and aro<strong>und</strong> New York between the late 1920s<br />

and early 1970s, and who ‘have helped shape graphic design as a profession and<br />

have made a dist<strong>in</strong>ctive and <strong>in</strong>novative contribution’. P<strong>in</strong>eles’ career fits the criteria<br />

for <strong>in</strong>clusion, yet though both her husbands — William Golden and Will Burt<strong>in</strong> —<br />

are among the chosen n<strong>in</strong>e, she has been overlooked. Should P<strong>in</strong>eles have been the<br />

tenth pioneer?<br />

Def<strong>in</strong>ed by her husbands<br />

1 Barbara J. Hodik: N<strong>in</strong>e<br />

Pioneers <strong>in</strong> American <strong>Graphic</strong><br />

<strong>Design</strong>. Cambridge 1989.<br />

165


age group — needed a magaz<strong>in</strong>e that would help them fit their jobs <strong>in</strong>to their lives.<br />

The cover of Charm carried the subtitle ‘the magaz<strong>in</strong>e for women who work’ —<br />

twelve years before Ms. and twenty-six years before there would be a magaz<strong>in</strong>e<br />

named Work<strong>in</strong>g Woman.<br />

Valent<strong>in</strong>e brought P<strong>in</strong>eles and Ellis with her to Charm. The first issue conta<strong>in</strong>ed<br />

five stories about members of staff, show<strong>in</strong>g them to be part of the def<strong>in</strong>ed audience.<br />

The content of subsequent issues <strong>in</strong>cluded articles about work, money, education,<br />

career opportunities, men’s reactions to work<strong>in</strong>g wives and women employees,<br />

profiles of women work<strong>in</strong>g <strong>in</strong> different professions and arts reviews, as well as<br />

housekeep<strong>in</strong>g advice for time- and energy-strapped readers, and fashion for work<br />

and after hours. Decades before it became known as ‘the double shift’, Charm recognised<br />

that work<strong>in</strong>g women held down two jobs.<br />

Initially, the design of Charm bore a resemblance to Seventeen, but over the years<br />

it changed with the times. P<strong>in</strong>eles cont<strong>in</strong>ued to use f<strong>in</strong>e artists as illustrators for<br />

both fiction and features, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g Doris Lee, Robert Osborne, Tomi Ungerer, R. O.<br />

Blechman and her close friends Lucille Corcos and Edgar Levy. While not as consistently<br />

playful as other designers, she did use objects comb<strong>in</strong>ed with letterforms<br />

and as substitutes for them to create visual puns and experimented with a variety of<br />

headl<strong>in</strong>e faces (a legacy from her days with Agha).<br />

The new editorial vision was revealed <strong>in</strong> the presentation of fashion. The clothes<br />

were for women who worked, so they were shown <strong>in</strong> the context of work — <strong>in</strong> the<br />

office, <strong>in</strong> the city, commut<strong>in</strong>g, dur<strong>in</strong>g lunch-hour shopp<strong>in</strong>g — as practical answers<br />

to everyday problems. As P<strong>in</strong>eles put it <strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>t <strong>in</strong> 1955, ‘We try to make the prosaic<br />

attractive without us<strong>in</strong>g the tired cliches of false glamour. You might say we are<br />

try<strong>in</strong>g to convey the attractiveness of reality, as opposed to the glitter of a nevernever<br />

land.’<br />

The greatest elaboration of the agenda was a highly successful series called ‘She<br />

works <strong>in</strong> [city name]’, the result of a concerted research and promotion effort by<br />

Ellis. Week-long celebrations of work<strong>in</strong>g women <strong>in</strong> n<strong>in</strong>eteen cities across the country<br />

were organised over a period of four years. In each location, city fathers, chamfig.<br />

6–7 Cipe P<strong>in</strong>eles:<br />

Spreads for ‘Charm’,<br />

January 1957, photography<br />

by Gerald Hochman<br />

170


ers of commerce, stores, corporations and women’s groups were brought together<br />

to show how much women contributed to the economic life of the metropolis. The<br />

April 1956 issue <strong>in</strong> Detroit <strong>in</strong>cluded a profile of a textile designer and an article<br />

about local work<strong>in</strong>g conditions. The city was used as a backdrop for the fashion<br />

pages and the overall design was governed by the city theme, play<strong>in</strong>g on its connection<br />

with the automotive <strong>in</strong>dustry.<br />

Resist<strong>in</strong>g stereotypes<br />

With<strong>in</strong> the conf<strong>in</strong>es of mass market<strong>in</strong>g, Valent<strong>in</strong>e, P<strong>in</strong>eles and Ellis were resist<strong>in</strong>g,<br />

if not subvert<strong>in</strong>g, the standard construction of women. Between advertisements<br />

that limited the roles assigned to girls and women, the editorial pages showed<br />

someth<strong>in</strong>g different: a way of see<strong>in</strong>g oneself <strong>in</strong>volved <strong>in</strong> the wider world and <strong>in</strong> possession<br />

of knowledge and money. Valent<strong>in</strong>e, P<strong>in</strong>eles and Ellis were models of the<br />

new work<strong>in</strong>g woman: serious, committed, <strong>in</strong>ventive and hard work<strong>in</strong>g, with families<br />

and all the stresses they create. They built a magaz<strong>in</strong>e that spoke to them and<br />

that made sense of a lifestyle that was new to America.<br />

Given P<strong>in</strong>eles’ record of activity and achievement, could she not have been a<br />

tenth pioneer? When I asked Rem<strong>in</strong>gton and Hodik why P<strong>in</strong>eles had been excluded,<br />

Hodik wrote that, ‘at the time we began our research, we felt that her contributions<br />

were not of the “pioneer<strong>in</strong>g” magnitude of those of the other “pioneer<strong>in</strong>gs” we covered.<br />

While we realised that she was certa<strong>in</strong>ly a pioneer for women <strong>in</strong> the profession,<br />

we chose not to <strong>in</strong>clude her for that reason solely.’<br />

To me, it seems that P<strong>in</strong>eles perfectly fulfils the criteria for <strong>in</strong>clusion put forward<br />

by the authors <strong>in</strong> their preface: she accomplished her major work <strong>in</strong> New York<br />

dur<strong>in</strong>g the prescribed time period; she helped shape the graphic design profession<br />

<strong>in</strong> its formative years through her work as an art director and mentor; her dist<strong>in</strong>ctive<br />

and <strong>in</strong>novative contributions were <strong>in</strong> the use of f<strong>in</strong>e artists as illustrators for<br />

the mass market audience, <strong>in</strong> the more realistic visual presentation of women’s<br />

lives and options, and <strong>in</strong> the visual education of women; her story has not been adequately<br />

told (only two profiles have appeared, both <strong>in</strong> Pr<strong>in</strong>t, <strong>in</strong> 1955 and 1985, and<br />

one <strong>in</strong>terview <strong>in</strong> U&lc <strong>in</strong> 1978). P<strong>in</strong>eles was more than a token first woman art director;<br />

she was an <strong>in</strong>novator <strong>in</strong> art direction. She created the role of the modern woman<br />

designer <strong>in</strong> America and she had no (female) peers.<br />

<strong>Design</strong> — a male history<br />

Rem<strong>in</strong>gton and Hodik’s <strong>in</strong>sistence on ‘pioneer<strong>in</strong>g magnitude’ is typical of traditional,<br />

patriarchal art and design history, which tends to use a narrow def<strong>in</strong>ition of<br />

design practice based on how men practise, and privileges formal and stylistic <strong>in</strong>novation<br />

over broader social, cultural or political achievements. Or could it be that<br />

171


186


Im Kontext der Vorurteile drängt sich die Frage auf: Gibt es weibliche Schriften?<br />

Wenn Sie damit geschwungene, liebliche oder Schriften me<strong>in</strong>en, die wie gestickt<br />

aussehen: Ne<strong>in</strong>, solche Entwürfe stammen genauso häufig von Männern wie von<br />

<strong>Frauen</strong>. Aber Sie sprechen e<strong>in</strong>en spannenden Punkt an – lassen Sie mich sheila<br />

levrant de bretteville (s. 414, s. 236, s. 310) zitieren, die solche Konnotationen<br />

als h<strong>in</strong>derliche benennt <strong>und</strong> aufzubrechen versucht. Wenn e<strong>in</strong>e/r ihrer Studierenden<br />

Schriften als typisch weiblich beschreibt, <strong>in</strong>sistiert sie auf e<strong>in</strong>er differenzierteren<br />

Beschreibung, die sich auf die Struktur der Schrift, ihre dekorativen<br />

Aspekte, die L<strong>in</strong>ienführung et cetera bezieht – etwas provokativ formuliert sie ihre<br />

Frage: »Is your language rich enough to f<strong>in</strong>d other ways to describe what you are<br />

look<strong>in</strong>g at, rather than to have to use gender as a referent?«<br />

E<strong>in</strong> weiteres Vorurteil ist, <strong>Frauen</strong> hätten Angst vor Technik oder gar e<strong>in</strong> mangelndes<br />

technisches Verständnis. Auch hier zeigt die Typografiegeschichte e<strong>in</strong> anstichprobe<br />

typograf<strong>in</strong><br />

E<strong>in</strong>e Untersuchung von Typografie <strong>und</strong> weiblichem Verhalten<br />

Susanne Dechant<br />

abb. 1<br />

Carol Twombly:<br />

Type design ›Myriad‹,<br />

1992 (mit Robert<br />

Slimbach); ›Nueva‹,<br />

1994; ›Trajan‹, 1989;<br />

›Chaparral‹, 2000,<br />

<strong>und</strong> ›Lithos‹, 1989<br />

Frau Dechant, <strong>in</strong> Ihrem Projekt ›Stichprobe Typograph<strong>in</strong> – Type persons who happen to be<br />

female‹ haben Sie sich <strong>in</strong>tensiv mit der Frage befasst, warum so wenige <strong>Frauen</strong> im Bereich<br />

der Schriftgestaltung arbeiten. Zu welchen Erkenntnissen s<strong>in</strong>d Sie gekommen?<br />

Zunächst e<strong>in</strong>mal, dass es gar nicht so wenige <strong>Frauen</strong> <strong>in</strong> diesem Bereich gibt.<br />

Schon e<strong>in</strong>e erste Zusammenstellung umfasste r<strong>und</strong> 400 Schriftgestalter<strong>in</strong>nen, die<br />

ke<strong>in</strong>esfalls nur im späten 20. Jahrh<strong>und</strong>ert zu f<strong>in</strong>den s<strong>in</strong>d. Es s<strong>in</strong>d vielmehr die Vorurteile,<br />

die diesen E<strong>in</strong>druck entstehen ließen <strong>und</strong> bis heute konservieren. Dazu gehört<br />

auch die stereotype Me<strong>in</strong>ung, Schriftgestalter<strong>in</strong>nen würden hauptsächlich an<br />

›unseriösen‹ Schriften arbeiten oder besäßen nicht die für e<strong>in</strong>en großen Schriftentwurf<br />

nötige Geduld oder das unverzichtbare Durchhaltevermögen – merkwürdig,<br />

dass ausgerechnet im Bereich der Schriftgestaltung diese Eigenschaften plötzlich<br />

männlich konnotiert s<strong>in</strong>d.<br />

187


198


schrift-bilder<br />

Bild-Text-Relationen im Werk zeitgenössischer Künstler<strong>in</strong>nen<br />

Sab<strong>in</strong>e bartelsheim<br />

abb. 1 Fiona<br />

Banner: Colour Bl<strong>in</strong>d<br />

(Arsewoman) 2001.<br />

Siebdruck, geschlitzt,<br />

270 × 150 cm; Courtesy:<br />

The Artist and Frith<br />

Street Gallery, London<br />

1 Elles@centrepompidou.<br />

Artistes femmes dans la<br />

collection du Musée national<br />

d’Art moderne. Ausst.-Kat.<br />

Centre de création <strong>in</strong>dustrielle,<br />

Paris 2009, S. 182–219.<br />

2 So z. B. Wolfgang Max<br />

Faust: Bilder werden Worte.<br />

Zum Verhältnis von bildender<br />

Kunst <strong>und</strong> Literatur. Vom<br />

Kubismus bis zur Gegenwart.<br />

Köln 1987, S. 7.<br />

3 Klaus Dirscherl (Hg.): Text<br />

<strong>und</strong> Bild im Dialog. Passau<br />

1993, S. 25.<br />

4 Beispielsweise bei Stephanie<br />

Rentsch: Hybrides Erzählen:<br />

Text-Bild-Komb<strong>in</strong>ationen bei<br />

Jean Le Gac <strong>und</strong> Sophie Calle.<br />

München 2010.<br />

Le Mot à l’œuvre: Unter diesem Titel widmete die Ausstellung ›elles‹ im Centre Pompidou<br />

<strong>in</strong> Paris 2009 dem Phänomen ›Sprache <strong>in</strong> der Kunst von <strong>Frauen</strong>‹ e<strong>in</strong> eigenes<br />

Kapitel. 1 Die starke Gewichtung des Themas trägt der immensen Zunahme an<br />

sprachgeb<strong>und</strong>enen Arbeiten <strong>in</strong> der Kunst des 20. <strong>und</strong> 21. Jahrh<strong>und</strong>erts Rechnung,<br />

die sich <strong>in</strong> den Werken von Künstler<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> besonderem Maße widerspiegelt.<br />

Schrift <strong>in</strong> der Kunst ist ke<strong>in</strong> Phänomen, das erst im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert auftritt.<br />

Dennoch wird der mit den Kubisten e<strong>in</strong>setzenden Praxis, Wörter <strong>und</strong> Buchstaben<br />

<strong>in</strong> Bilder aufzunehmen, regelmäßig die Qualität des ›Neuen‹ zugewiesen. 2 Andere<br />

sehen dar<strong>in</strong> eher e<strong>in</strong>e »Kreisbewegung« zurück zur Kunst des Mittelalters, <strong>in</strong> der<br />

Bild <strong>und</strong> Text als gleichwertig betrachtet wurden. 3 Über die aktualisierte Gleichwertigkeit<br />

h<strong>in</strong>aus zeichnet sich die jüngere Kunst jedoch durch e<strong>in</strong> ausgeprägtes Interesse<br />

an e<strong>in</strong>er bildhaften Qualität von Schrift aus, die sich nicht auf repräsentative,<br />

symbolische oder illustrative Zwecke reduzieren lässt. Schon früh wurde die Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

mit Schrift dabei von e<strong>in</strong>em Interesse an Typografie <strong>und</strong> <strong>Grafik</strong>-<br />

<strong>Design</strong> begleitet. In den letzten Jahrzehnten ist e<strong>in</strong>e sehr <strong>in</strong>tensive Interaktion zwischen<br />

zeitgenössischer Kunst <strong>und</strong> <strong>Design</strong> zu beobachten, die die Gestaltung mit<br />

Schrift <strong>in</strong> beiden Sphären berührt.<br />

Das Verhältnis der bildenden Kunst zur Sprache wurde seit der Antike unter der<br />

Formel ›Kunst <strong>und</strong> Literatur‹ respektive ›Malerei <strong>und</strong> Poesie‹ diskutiert. Im 20. <strong>und</strong><br />

mehr noch im 21. Jahrh<strong>und</strong>ert ändert sich auch das Sprechen über dieses Phänomen,<br />

es wird weniger anhand der Kunstgattungen reflektiert als vielmehr anhand<br />

der verwendeten Medien ›Bild‹ <strong>und</strong> ›Text‹. Während man die Beziehung von Bild<br />

<strong>und</strong> Text allgeme<strong>in</strong> vor allem unter dem Begriff der ›Inter-‹ oder ›Transmedialität‹<br />

diskutiert, wird <strong>in</strong> der Kunstwissenschaft oftmals der Begriff der ›Hybridität‹ bevorzugt.<br />

4 Insgesamt aber signalisiert die umfangreiche <strong>in</strong>terdiszipl<strong>in</strong>äre Forschung,<br />

dass das Thema an Bedeutung gewonnen hat – verstärkt noch mit dem Aufkommen<br />

der digitalen Medien.<br />

199


never do<br />

anyth<strong>in</strong>g<br />

just for<br />

money!<br />

an <strong>in</strong>terview with irma boom<br />

Irma Boom is one of the most important contemporary book designers<br />

and probably the best known female designer <strong>in</strong> Europe. Her books reflect<br />

on the medium ‘book ’, they are artistic objects and part of many museum<br />

collections. She has worked for the Museum für Gestaltung Zürich, Vitra and<br />

the Dutch Steenkolen Handels-Vereenig<strong>in</strong>g, for which she created a book with<br />

2136 pages. She lives and works <strong>in</strong> Amsterdam.<br />

226


Is graphic design still a boys’ club? Or <strong>in</strong> other words: is it still harder for<br />

women to become successful?<br />

Well, I don’t th<strong>in</strong>k it is any different than <strong>in</strong> other fields. But it is <strong>in</strong>deed<br />

remarkable: at schools you see many women, but less <strong>in</strong> professional life.<br />

Certa<strong>in</strong>ly, gett<strong>in</strong>g somewhere demands time, stam<strong>in</strong>a and a belief <strong>in</strong> what<br />

you are do<strong>in</strong>g. I spend seven days a week on my work. People always say<br />

to me: ‘You are so ambitious!’ But I never feel that way; I love my work.<br />

I love to create. I don’t even th<strong>in</strong>k of it <strong>in</strong> terms of work<strong>in</strong>g, not at all —<br />

I just do it. It took quite a while until there were some <strong>in</strong>terest<strong>in</strong>g results.<br />

Produc<strong>in</strong>g is important, then you develop.<br />

Did you want to become famous from the beg<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g? Did you choose jobs<br />

because they would br<strong>in</strong>g you attention?<br />

Oh, no, not at all, I do not th<strong>in</strong>k with that k<strong>in</strong>d of strategy <strong>in</strong> m<strong>in</strong>d. The<br />

basis for accept<strong>in</strong>g or work<strong>in</strong>g on a project is what I can offer to the person<br />

or <strong>in</strong>stitution who commissions it and what I learn from it. Mak<strong>in</strong>g and design<strong>in</strong>g<br />

books like I do is a very time-consum<strong>in</strong>g process: I do a lot of research,<br />

the edit<strong>in</strong>g of images, etc. Therefore every book has its own autonomous<br />

appearance. I would never accept a job just for the money. It hap -<br />

pened to me after the SHV book: a private bank offered me a bag of money<br />

and asked me if I could do a jubilee book like the SHV Th<strong>in</strong>k Book [for the<br />

Steenkolen Handels-Vereenig<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Utrecht]. They thought I would say yes<br />

— an offer you can’t refuse … The bank had no idea what it means to do a<br />

book like that. I always choose how and with whom I want to spend time.<br />

It could be a variety of subjects, like a book about Ferrari eng<strong>in</strong>es or Vitra<br />

furniture. I collaborate a lot with artists, which is an <strong>in</strong>terest<strong>in</strong>g chal lenge.<br />

I do books I am <strong>in</strong>terested <strong>in</strong>, and if there is a possibility to collaborate,<br />

that’s the key to success.<br />

But you are k<strong>in</strong>d of stubborn when it comes to push<strong>in</strong>g your ideas, aren’t you?<br />

Isn’t that part of your success as well?<br />

I fight for my ideas. But that’s part of my character — get th<strong>in</strong>gs done —<br />

it is not a strategy. But I do have a problem with authority. I cannot handle it.<br />

An important part of the success is the collaborative part. That’s one of my<br />

conditions: to work closely on an equal level with the ‘commissioner ’. Otherwise<br />

it doesn’t work. Success is when all parties <strong>in</strong>volved have succeeded<br />

— the artist, the author, the pr<strong>in</strong>ter and the bookb<strong>in</strong>der. I have no clients,<br />

but commissioners. For me this represents a different relationship. Hav<strong>in</strong>g<br />

a client implies serv<strong>in</strong>g someone’s wish, and that’s not my idea. Together<br />

with the commissioner, we work on a completely equal level and try to do<br />

our best, as <strong>in</strong>telligently and creatively as possible, to <strong>in</strong>form each other, to<br />

be generous — and then you are creat<strong>in</strong>g someth<strong>in</strong>g new. That’s also why<br />

all the books look different, as I mentioned before. All books are specific.<br />

fig. 1–3<br />

Book design ‘Wertewandel’ for the<br />

Museum für Gestaltung Zürich, 2009<br />

227


me<strong>in</strong>e Greencard bekommen, ne<strong>in</strong>, auch Paula rief mich an <strong>und</strong> sagte, sie<br />

würde mich gerne als Creative Director fürs MoMA vorschlagen. Da sagte<br />

ich natürlich zu, denn ganz ehrlich: Das war e<strong>in</strong>e ›one time chance‹!<br />

abb. 4–5 Kampagne ›Summer at<br />

MoMA‹, 2009<br />

Pentagram, CP+B, MoMA – das s<strong>in</strong>d alles große Namen. Suchst Du Dir<br />

bewusst renommierte Arbeitsplätze? Und erforderte es Mut, sich dort zu<br />

bewerben?<br />

Nun, bei Pentagram habe ich e<strong>in</strong> Praktikum gemacht, <strong>und</strong> wenn man sich<br />

da anstrengt, fällt man irgendwann auf. Ich habe immer Praktika gemacht,<br />

das ganze Studium h<strong>in</strong>durch. Den Platz bei Pentagram bekam ich über me<strong>in</strong>e<br />

Lehrer<strong>in</strong> car<strong>in</strong> goldberg (s. 453). Es läuft viel über Beziehungen, aber hier<br />

<strong>in</strong> Amerika s<strong>in</strong>d das ehrliche Beziehungen. Man bekommt die Stelle nicht,<br />

weil man die Tochter von irgendwem ist, sondern weil man hart gearbeitet<br />

hat. Das e<strong>in</strong>zige Mal, dass ich mir mutig vorkam, war, als ich aus der <strong>Grafik</strong>-<br />

Branche ausgestiegen <strong>und</strong> <strong>in</strong> die Werbung gegangen b<strong>in</strong>. Da haben mir alle<br />

gesagt: ›Bist Du verrückt, Du kommst nur e<strong>in</strong>mal direkt von Paula Scher, vergeude<br />

das nicht, Du schmeißt De<strong>in</strong>e Karriere weg …‹ Ich staune noch heute,<br />

dass ich damals so entschlossen aus me<strong>in</strong>er ›Comfort Zone‹ raus gegangen<br />

b<strong>in</strong>. Und erfolgreich war. Aber sonst muss ich e<strong>in</strong>fach sagen: Ich hatte immer<br />

Glück.<br />

Noch e<strong>in</strong> Beispiel: Nach me<strong>in</strong>em Praktikum bei Pentagram beziehungsweise<br />

Paula Scher habe ich me<strong>in</strong> Portfolio bei Doyle Partners abgegeben <strong>und</strong><br />

die haben zufälligerweise gerade jemanden gesucht. Nach e<strong>in</strong>em Jahr dort<br />

bekam ich e<strong>in</strong> wenig Heimweh, aber als ich dann den Anruf von Paula bekam,<br />

b<strong>in</strong> ich gleich wieder zurück nach Amerika geflogen – obwohl die Wohnungen<br />

<strong>in</strong> Manhattan w<strong>in</strong>zig s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> obwohl me<strong>in</strong>e Familie weit weg ist. Es war<br />

immer me<strong>in</strong> Traum, bei Paula zu arbeiten. Denn bis heute bestehe ich darauf<br />

– <strong>und</strong> empfehle das auch nachdrücklich me<strong>in</strong>en Studenten –, dort zu arbeiten,<br />

wo ich noch etwas lernen kann. Ich will nicht an der Spitze se<strong>in</strong>, ich habe<br />

nicht <strong>und</strong> werde nie auslernen! Ich möchte immer irgendwo h<strong>in</strong> gehen, wo<br />

ich a) jemanden bew<strong>und</strong>ern kann <strong>und</strong> b) etwas lernen kann. Daher entschied<br />

ich mich auch für das MoMA. Hier habe ich das ganze Management gelernt<br />

<strong>und</strong> leite e<strong>in</strong> Team von dreizehn Leuten.<br />

Die Startbed<strong>in</strong>gungen waren allerd<strong>in</strong>gs nicht unproblematisch, denn me<strong>in</strong><br />

Vorgänger war aufgr<strong>und</strong> von Krankheit bereits vor längerer Zeit ausgeschieden<br />

<strong>und</strong> wurde zunächst nicht ersetzt, was bedeutete, dass das Team längere<br />

Zeit ohne Führung <strong>und</strong> im Begriff war, ause<strong>in</strong>anderzubrechen. Die Leute<br />

sagten mir: ›It’s the wild west‹.<br />

Me<strong>in</strong>e erste Aufgabe war folglich die Konsolidierung des Departments.<br />

Das Ersche<strong>in</strong>ungsbild von Außenwerbung (also Anzeigen, Broschüren <strong>und</strong><br />

anderem) <strong>und</strong> der Gestaltung im Museum (also der Ausstellungen, des<br />

Leitsystems et cetera) war völlig <strong>in</strong>konsistent. Lediglich das Logo war konstant,<br />

wurde allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> verschiedenen Farben verwendet. Das lag an der<br />

244


großen Anzahl von Freelancern, die ihre eigenen Schrift- <strong>und</strong> Stilvorlieben<br />

hatten. Viel schlimmer war jedoch, dass die <strong>Grafik</strong>-<strong>Design</strong>- <strong>und</strong> die Market<strong>in</strong>g<br />

abteilung nicht nur <strong>in</strong> unterschiedlichen Gebäuden saßen, sondern auch<br />

nie mite<strong>in</strong>ander kommunizierten. Die ersten sechs Monate waren also re<strong>in</strong>e<br />

Politik. Es gab viele Vorurteile abzubauen, denn <strong>Grafik</strong>-<strong>Design</strong>er arbeiten<br />

nie gern mit dem Market<strong>in</strong>g zusammen. Sie glauben, das m<strong>in</strong>dere die Qualität<br />

ihrer Arbeiten – es war also harte Arbeit für mich. Zumal die <strong>Grafik</strong>er<br />

sagten: ›We don’t need a creative director.‹. Es gab diese ›<strong>in</strong>ternal resistance‹.<br />

Das wusste ich anfangs gar nicht, ich kam ganz naiv hier her.<br />

Wie bist Du mit diesem Widerstand umgegangen?<br />

Es gab zu dieser Zeit e<strong>in</strong>en Berater am MoMA <strong>und</strong> er schlug vor, e<strong>in</strong>e ex -<br />

terne Agentur mit dem Re-<strong>Design</strong> beziehungsweise der Erstellung e<strong>in</strong>es<br />

konsistenten Corporate <strong>Design</strong> zu beauftragen. Das war hart für mich,<br />

denn ich hatte schließlich gerade hochmotiviert hier angefangen <strong>und</strong> wollte<br />

natürlich diesen Job selbst machen. Zumal es Paula Scher war, die den Auftrag<br />

bekam. Ich arbeitete also im Gr<strong>und</strong>e schon wieder für sie <strong>und</strong> schwamm<br />

<strong>in</strong> ihrem Ruhm, statt alle<strong>in</strong> etwas aufzubauen!<br />

Aber ich sagte mir: ›I have to play this game‹ – Und es war die richtige<br />

Entscheidung. Paula hat natürlich e<strong>in</strong> sehr schönes <strong>und</strong> gutes <strong>Design</strong> gemacht,<br />

<strong>und</strong> da ich lange mit ihr zusammengearbeitet hatte, wusste ich<br />

genau, wie ich damit umgehen konnte – sie brauchte nicht mal e<strong>in</strong>en Style<br />

Guide zu erstellen. Und Paula erlaubt mir natürlich, das <strong>Design</strong> zu variieren<br />

<strong>und</strong> anzupassen, falls es s<strong>in</strong>nvoll wäre. Heute arbeite ich gern <strong>in</strong> diesem<br />

Corporate <strong>Design</strong>, aber es ist immer noch e<strong>in</strong> w<strong>und</strong>er Punkt. Immerh<strong>in</strong> habe<br />

ich viel ›Be<strong>in</strong>arbeit‹ gemacht, ich war es, die die Ausgangssituation analysiert<br />

hat: Wir haben e<strong>in</strong> tolles Logo, e<strong>in</strong>e eigens für uns gezeichnete Schrift <strong>und</strong><br />

hervorragende Kunst. Genau aus diesen drei Elementen besteht heute unser<br />

Corporate <strong>Design</strong>.<br />

Und obwohl es so e<strong>in</strong>fach aussieht, macht es viel Arbeit. Es sieht beispielsweise<br />

vor, die Kunstwerke stark zu beschneiden, was weder die Kuratoren,<br />

noch die Künstler ohne Weiteres erlauben. Es ist also e<strong>in</strong> ständiger<br />

Kampf. Außerdem muss ich natürlich ständig kontrollieren, ob die 750 an<br />

der Gestaltung beteiligten Personen auch <strong>in</strong> der konsistenten Gestaltung<br />

bleiben.<br />

Anstrengend waren <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d auch die Diskussionen über die Titel.<br />

Non-Profit-Organisationen neigen, <strong>in</strong>sbesondere auf ihren Internetseiten<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> ihren Broschüren, dazu, etwas kompliziert auszusehen, weil jeder<br />

gerne viel schreibt. Das ist oftmals nicht nur ästhetisch <strong>und</strong> organisatorisch<br />

schwierig, sondern auch <strong>in</strong>haltlich überflüssig. E<strong>in</strong> Beispiel: Wenn man e<strong>in</strong>e<br />

Broschüre mit unserem Logo <strong>in</strong> der Hand hält, muss der Titel nicht ›MoMA<br />

Family and Teachers Brochure‹ lauten. ›Family and Teachers‹ reicht aus,<br />

alles andere wäre red<strong>und</strong>ant beziehungsweise wird durch das Objekt erklärt.<br />

abb. 6–8 Kampagne ›Summer at<br />

MoMA‹, 2009<br />

245


frauen<br />

mit k<strong>in</strong>dern<br />

haben<br />

größere<br />

erfolgschancen.<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong>terview mit heike greb<strong>in</strong><br />

Heike Greb<strong>in</strong> arbeitet seit 1986 als <strong>Design</strong>er<strong>in</strong>. 1990 trat sie dem Berl<strong>in</strong>er<br />

<strong>Grafik</strong>büro grappa blotto bei, das sie bis heute als blotto design führt. Zu den<br />

K<strong>und</strong>en zählen Museen <strong>und</strong> kulturelle Institutionen, für die sie preisgekrönte<br />

Arbeiten entwarf. Seit 2003 ist die Mutter zweier Töchter Professor<strong>in</strong><br />

für Typografie an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg.<br />

270


Frau Greb<strong>in</strong>, aus welchen Gründen haben Sie sich entschieden, <strong>Grafik</strong>-Desig -<br />

n er<strong>in</strong> zu werden?<br />

Anfang der 1980er Jahre machte ich me<strong>in</strong> Diplom als Architekt<strong>in</strong>, hatte<br />

aber das Gefühl, mich nicht entwickeln zu können. Ich konnte D<strong>in</strong>ge nicht<br />

ausprobieren <strong>und</strong> verwerfen oder aus Fehlern lernen – jeder Prozess dauerte<br />

e<strong>in</strong>e Ewigkeit. Ich wollte schnellere Resultate <strong>und</strong> versuchte mich <strong>in</strong> der Ausstellungsgestaltung<br />

<strong>und</strong> im <strong>Grafik</strong>design. Neben me<strong>in</strong>er Arbeit als Architekt<strong>in</strong><br />

besuchte ich Kurse an e<strong>in</strong>er Berufsschule für Drucker, wechselte dann<br />

den Beruf <strong>und</strong> arbeitete als Typograf<strong>in</strong>, unter anderem im K<strong>in</strong>derbuchverlag.<br />

1990 wurde ich Partner<strong>in</strong> von grappa design <strong>und</strong> somit selbstständige <strong>Grafik</strong>design<br />

er<strong>in</strong>.<br />

abb. 1–2 Heike Greb<strong>in</strong> / Elvira Ba -<br />

rriga (blotto design): Gestaltung des<br />

von Susanne Baer <strong>und</strong> Sab<strong>in</strong>e Grenz<br />

heraus gegebenen Buches ›<strong>Frauen</strong> <strong>in</strong><br />

den Geisteswissenschaften‹, 2007<br />

Haben Sie sich bereits vor oder im Studium Gedanken über Ihre Position als<br />

Frau im späteren Berufsleben gemacht?<br />

Als junge Frau habe ich mich eher <strong>in</strong> me<strong>in</strong>en Partnerbeziehungen als im<br />

Berufsleben mit me<strong>in</strong>er Rolle als Frau ause<strong>in</strong>andergesetzt. Ich hatte stets<br />

das Gefühl, me<strong>in</strong>en Platz als Frau <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Beziehung def<strong>in</strong>ieren zu müssen.<br />

Für mich waren sogar so simple D<strong>in</strong>ge wie der Führersche<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Symbol der<br />

Emanzipation. Schon im Studium wusste ich, dass ich mich über me<strong>in</strong>en<br />

Beruf identifizieren würde.<br />

Aber über me<strong>in</strong>e Rolle als Frau im Berufsleben habe ich noch nicht nachgedacht.<br />

Ich wusste, dass ich e<strong>in</strong>e tolle Architekt<strong>in</strong> werden würde <strong>und</strong> auf<br />

ke<strong>in</strong>en Fall e<strong>in</strong>e Hausfrau <strong>und</strong> Mutter. Ich wollte me<strong>in</strong> Leben anders gestalten<br />

als me<strong>in</strong>e eigene Mutter, die zwar ihr Abitur machen konnte, aber nach<br />

dem Krieg nicht studierte. Sie wurde nicht glücklich an der Seite me<strong>in</strong>es<br />

Vaters, der sich beruflich entwickeln konnte.<br />

271


If we def<strong>in</strong>e success by titles, accomplishments,<br />

and money, then men may<br />

be more visible. Many women tend to<br />

def<strong>in</strong>e success <strong>in</strong> terms of their well<br />

be<strong>in</strong>g and success <strong>in</strong> their overall<br />

life experience at work, home, and <strong>in</strong><br />

the community. ann willoughby Only once, I<br />

did attend the meet<strong>in</strong>gs. I was <strong>in</strong> my<br />

early 20s, shy, a woman and perceived<br />

as only Jock’s assistant. Unfortunately<br />

on one occasion, he was ill and,<br />

because the committee was made up<br />

of so many important people from<br />

various <strong>in</strong>stitutions <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g the<br />

police the meet<strong>in</strong>g couldn’t be postponed.<br />

you can imag<strong>in</strong>e their comments.<br />

margaret calvert Men probably realize<br />

the importance of network<strong>in</strong>g and<br />

act on it <strong>in</strong> a way that we don’t. We<br />

tend to spend all our time work<strong>in</strong>g<br />

332<br />

and no time network<strong>in</strong>g. emily oberman


designers and visibility<br />

<strong>Design</strong> — not biology — is dest<strong>in</strong>y<br />

Véronique Vienne<br />

Zitat Margaret Calvert, S. 332<br />

Vgl. Phil Ba<strong>in</strong>es: The Time of the<br />

Signs – An Interview with<br />

Margaret Calvert, 2009. www.<br />

frieze.com/issue/pr<strong>in</strong>t_article/<br />

the_time_of_the_signs/<br />

In 1993, the designer moira cullen (p. 426) wrote a piece on gender and design<br />

<strong>in</strong> which she proposed Hillary Rodham Cl<strong>in</strong>ton as a role model — a risk taker will<strong>in</strong>g<br />

to spark controversy <strong>in</strong> order to cut across gender, class, culture, and party l<strong>in</strong>es.<br />

Today, <strong>in</strong> spite of her high visibility (or maybe because of it) the wife of the president<br />

is fight<strong>in</strong>g an image battle she apparently cannot w<strong>in</strong>. All exemplary woman<br />

by all accounts, she is treated by the media like just another celebrity, not like the<br />

hard-work<strong>in</strong>g public advocate she is. In contrast — and <strong>in</strong> retrospect — Jackie Onassis<br />

could do no wrong. When she died she seemed to have only admirers, no detractors.<br />

Unlike Hillary, who is a powerful player, a savvy communicator, and an accomplished<br />

speaker, the former Mrs. Kennedy had no political voice, was obsessed with<br />

privacy, and spoke softly, almost <strong>in</strong>audibly. So why did the popular press lionize her<br />

to the po<strong>in</strong>t of idolatry? Jackie seemed to have a natural aff<strong>in</strong>ity with the pr<strong>in</strong>ted<br />

page. Paper was her natural element; <strong>in</strong>k was her true medium. She was simply a<br />

liv<strong>in</strong>g icon. While her consistent two-dimensional image was a visual treat, Hillary’s<br />

ever-chang<strong>in</strong>g hair, makeup, and wandrobe style has become a press joke. Every<br />

new attempt at def<strong>in</strong><strong>in</strong>g her image only adds to the confusion. Ubiquity is not synonymous<br />

with visibility. The eye is all edit<strong>in</strong>g device: we only see what we recognize<br />

and we only recognize what we already know. <strong>Design</strong> — not biology — is dest<strong>in</strong>y.<br />

ellen shapiro (p. 551), a New York graphic designer who makes her high<br />

profile clients more visible (American Express, Goldman Sachs, Pa<strong>in</strong>e Webber, just to<br />

name a few), once tried to challenge the known content of a universal image. ‘I saw<br />

this mother and child <strong>in</strong> the subway’, she tells. ‘The baby was dressed <strong>in</strong> p<strong>in</strong>k, with<br />

match<strong>in</strong>g ruffles, bonnet, socks, and booties. 0n impulse, I wondered what it would<br />

be like to ask the mother if her baby was a boy or a girl.’ She never fo<strong>und</strong> out —<br />

question<strong>in</strong>g some of our shared assumptions is simply unth<strong>in</strong>kable. Confo<strong>und</strong>ed<br />

by the irrevocable character of her perception, she realized that gender is first and<br />

foremost a powerful optical illusion.<br />

333


Ljubow Popowa: Umschlagentwurf ›Leto 1924‹ (Sommer 1924) für e<strong>in</strong>e Modezeitschrift, 1924; Galerie Gmurzynska<br />

372


Die Fülle der Kurzbiografien täuscht zunächst über ihre Lücken h<strong>in</strong>weg. Trotz monatelanger<br />

Forschungsarbeit wurden manche Gestalter<strong>in</strong>nen wie Carolyn Davidson,<br />

die den ›Swoosh‹ für Nike gestaltete, oder Sonya Dyakova, Art Director<strong>in</strong> im<br />

Phaidon Verlag, erst nach Redaktionsschluss ›entdeckt‹. Im Gr<strong>und</strong>e ist die Tatsache,<br />

dass weiterh<strong>in</strong> neue Gestalter<strong>in</strong>nen zu entdecken s<strong>in</strong>d, erfreulich – zeigt sie doch,<br />

dass e<strong>in</strong>e sehr große Anzahl von <strong>Frauen</strong> nicht nur gestalterisch tätig war <strong>und</strong> ist,<br />

sondern auch als erfolgreich <strong>und</strong> für die Branche bedeutend e<strong>in</strong>gestuft wird. Bereits<br />

an dieser Stelle werden zwei wesentliche Problematiken unseres Forschungsprojektes<br />

deutlich: Zum e<strong>in</strong>en konnten wir niemals alle Gestalter<strong>in</strong>nen erfassen,<br />

zum anderen wurde die Auswahl stark durch das uns zugängliche Material beder,<br />

die, das …<br />

der buchstabe, die frau,<br />

das problem?<br />

– E<strong>in</strong>leitung zu den Kurzbiografien<br />

julia meer<br />

Die ständige politische <strong>und</strong> wissenschaftliche Diskussion der Themen Gender <strong>und</strong><br />

Gleichberechtigung macht deutlich, wie komplex, weitläufig <strong>und</strong> tief verwurzelt<br />

die Differenzen der Geschlechter <strong>und</strong> deren Ursachen s<strong>in</strong>d. Die vorliegende Publikation<br />

ist Teil dieser Diskussion <strong>und</strong> daher konfrontiert selbst e<strong>in</strong>e sche<strong>in</strong>bar e<strong>in</strong>fache<br />

Tätigkeit wie das Zusammenstellen von Kurzbiografien mit den verzweigten<br />

Problematiken. Zwar fehlt bislang e<strong>in</strong>e umfassende Auflistung <strong>und</strong> Bearbeitung<br />

der von 1890 bis heute tätigen Gestalter<strong>in</strong>nen, – sodass dieses Feld als unbearbeitet<br />

gilt –, doch bereits die ersten Schritte machten die Probleme deutlich. E<strong>in</strong>ige dieser<br />

Probleme zu ›entschärfen‹ oder wenigstens zu benennen, ist das Ziel dieses e<strong>in</strong>führenden<br />

Textes.<br />

Problem Nr. 1 – Die Vergessenen<br />

373


oben l<strong>in</strong>ks Anna Sipkema: Buch umschlag<br />

für ›De leugen der eer‹ von H. Borel,<br />

hg. bei Van Kampen & Zoon, 1903<br />

oben rechts Sarah Wyman Whitman:<br />

Buchumschlag für ›The Country of the Po<strong>in</strong> ted<br />

Firs‹ von Sarah Orne Jewett, hg. bei Houghton,<br />

Miffl<strong>in</strong> Co., 1896; Boston Public Library<br />

Collections<br />

unten l<strong>in</strong>ks Anna Sipkema: Buchumschlag<br />

für ›Lente-leven‹ von J. J. L. ten Kate,<br />

hg. bei A. W. Sijthoff, 1909<br />

394


A<br />

Lilo Ade (D, Lebensdaten unbekannt) Die <strong>Grafik</strong>-<strong>Design</strong>er<strong>in</strong><br />

arbeitete geme<strong>in</strong>sam mit ihrem Mann Albrecht Ade<br />

<strong>in</strong> Stuttgart. In der Zeitschrift Gebrauchsgraphik wurde sie<br />

als »Mitarbeiter<strong>in</strong>« im Atelier ihres Mannes, wo sie »vornehm<br />

lich für alle Aufgaben figürlichen <strong>und</strong> illustrativen<br />

Chara kters zuständig« wäre, bezeichnet.* Lilo Ade studierte,<br />

wie ihr Mann, bei Roland Brudi, anschließend arbeitete<br />

sie mehrere Jahre als Hausgrafiker<strong>in</strong> der Zeitschrift hobby<br />

<strong>und</strong> war <strong>in</strong>sbesondere für die Gestaltung der Publikumswerbung<br />

zuständig. // Lilo Ade, a graphic designer, worked together<br />

with her husband Albrecht Ade <strong>in</strong> Stuttgart. In the journal<br />

Gebrauchsgraphik, she was mentioned as an ‘employee’ <strong>in</strong> her<br />

husband’s studio, where she was ‘primarily responsible for all<br />

tasks of a figurative or illustrative nature’.* Both Lilo Ade and her<br />

husband studied <strong>und</strong>er Roland Brudi. She subsequently worked<br />

for several years as the <strong>in</strong>-house graphic designer for the journal<br />

hobby and was specifically responsible for the design of public<br />

advertis<strong>in</strong>g. // Gebrauchsgraphik, Jg. 29, H. 11, 1958, S. 26–31 // Gebrauchsgraphik,<br />

Jg. 35, H. 7, 1964, S. 8–15 // Werbeform 3 // * Gebrauchsgraphik, Jg. 29, H. 11,<br />

1958, S. 26–31, hier S. 30 // abb. s. 462<br />

Beatrice Afflerbach, geb. Hefti (CH, 1920–2003)<br />

Nach dem Studium an der Basler Gewerbeschule gründete sie<br />

1942 geme<strong>in</strong>sam mit ihrem späteren Mann ›Ferdi‹ e<strong>in</strong> Büro,<br />

<strong>in</strong> dem kommerziell erfolgreiche <strong>und</strong> gestalterisch hochwertige<br />

Gebrauchsgrafik entstand. // After complet<strong>in</strong>g studies<br />

at the Basler Gewerbeschule, Beatrice Afflerbach (née Hefti)<br />

fo<strong>und</strong>ed a firm together with her future husband ‘Ferdi’ <strong>in</strong> 1942.<br />

Their office produced applied graphic art that was both commercially<br />

successful and aesthetically accomplished. // Gebrauchsgraphik,<br />

Jg. 25, H. 2, 1954, S. 26–33 // Der Nachlass des Ehepaares liegt <strong>in</strong> der Hochschule<br />

für Gestaltung Basel.<br />

headl<strong>in</strong>e fonts as well as revivals and digital re<strong>in</strong>terpretations of<br />

traditional typefaces, which are distributed by onl<strong>in</strong>e retailers<br />

such as MyFonts. After complet<strong>in</strong>g her studies at the University<br />

of Toronto, Alaccari worked <strong>in</strong> design firms with an emphasis<br />

on typography. // www.canadatype.com<br />

Elena Albertoni (I, 1979) Die italienische Schriftgestalter<strong>in</strong><br />

studierte bis 2004 <strong>in</strong> Amiens <strong>und</strong> Paris, g<strong>in</strong>g anschließend<br />

zu LucasFonts <strong>und</strong> vertrieb gleichzeitig ihre eigenen<br />

Schriften über den seit 2005 zusammen mit Pascal<br />

Duez geführten Schriftenverlag Anatoletype. Für die wegweisende<br />

Art der Programmierung bei den von ihr entworfenen<br />

Schreibschriften, u. a. den vom TDC ausgezeichenten<br />

Schriften ›Dolce‹, ›Gregoria‹ <strong>und</strong> ›Dyna‹, nutzte Albertoni<br />

die Möglichkeiten der OpenType-Technologie. So gelang es<br />

ihr beispielsweise, das Paradoxon digitalisierter Schreibschriften<br />

aufzulösen, <strong>in</strong>dem sie e<strong>in</strong>e Vielzahl von Buchstabenvarianten<br />

anlegte, die je passend zum Folgebuchstaben<br />

ausgewählt werden <strong>und</strong> so e<strong>in</strong> zusammenhängendes Wortbild<br />

schaffen. Zusätzlich g<strong>in</strong>g sie bei der ›Dyna‹ freier mit<br />

der Gr<strong>und</strong>l<strong>in</strong>ie <strong>und</strong> den Buchstabenachsen um, sodass das<br />

Schriftbild e<strong>in</strong>er Handschrift sehr ähnlich ist. 2007 sprach<br />

Elena Alber toni auf der TypoBerl<strong>in</strong>. // The Italian type designer<br />

Elena Albertoni studied <strong>in</strong> Amiens and Paris before jo<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

LucasFonts <strong>in</strong> 2004. She simultaneously marketed her own typefaces<br />

through the font fo<strong>und</strong>ry Anatoletype, which she established<br />

together with Pascal Duez <strong>in</strong> 2005. For the pioneer<strong>in</strong>g programm<strong>in</strong>g<br />

of her designs of script typefaces, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g the TDC<br />

award-w<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g fonts ‘Dol ce’, ‘Gregoria’ and ‘Dyna’, she utilised<br />

the possibilities of Open Type technology. For example, she successfully<br />

overcame the paradox of digital script fonts by creat<strong>in</strong>g<br />

numerous letter alternates, which are selected accord<strong>in</strong>g to the<br />

surro<strong>und</strong><strong>in</strong>g context to achieve a unified word shape. In the development<br />

of ‘Dyna’, she also worked more freely with the basel<strong>in</strong>e<br />

and letter axes, so that the font is very similar to handwrit<strong>in</strong>g.<br />

Elena Albertoni was a speaker at the conference Typo Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

2007. // www.abcdarium.de/elena-albertoni // www.anatoletype.net // Informationen<br />

über das Kl<strong>in</strong>g spor-Museum Offenbach // abb. s. 566 <strong>und</strong> s. 568<br />

Rebecca Alaccari (CDN, 1972) Die Schriftgestalter<strong>in</strong><br />

betreibt zusammen mit Patrick Griff<strong>in</strong> das Fontlabel<br />

Cana da Type <strong>in</strong> Toronto. Der Schriftenverlag kann auf e<strong>in</strong>e<br />

umfangreiche Entwurfsliste von spielerischen Head l<strong>in</strong>e-<br />

Fonts sowie Neuauflagen <strong>und</strong> Digitalisierungen von traditionellen<br />

Schriften verweisen, deren Absatz über Onl<strong>in</strong>e-<br />

Vertriebe wie MyFonts erfolgt. Alaccari erhielt ihre Ausbildung<br />

an der University of Toronto, anschließend arbeitete sie<br />

<strong>in</strong> De signbüros mit typografischem Schwerpunkt. // Rebecca<br />

Alaccari is a type designer who, together with Patrick Griff<strong>in</strong>,<br />

runs the Toronto-based font fo<strong>und</strong>ry Canada Type. This small<br />

typeface publisher has designed an extensive number of playful<br />

Ruth Albitz, geb. Geiß (D, 1924–?) Von 1942–46 erhielt<br />

sie <strong>in</strong> verschiedenen Berl<strong>in</strong>er Ateliers e<strong>in</strong>e gebrauchsgrafische<br />

Ausbildung, von 1946–49 studierte sie an der Hochschule<br />

für Bildende Künste <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Geme<strong>in</strong>sam mit ihrem<br />

Ehemann war sie ab 1949 erfolgreich als freie <strong>Grafik</strong>er<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> tätig – hauptsächlich im Bereich Kultur. Das Paar gewann<br />

regelmäßig Wettbewerbe <strong>und</strong> erhielt zahlreiche Auszeichnungen.<br />

E<strong>in</strong> Artikel <strong>in</strong> der Gebrauchsgraphik im Jahr<br />

1952 be schreibt nicht nur die Zusammenarbeit, sondern<br />

spiegelt ebenso die Geschlechterstereotypen der 1950er<br />

Jahre wider: »Der Erfolg der Zusammenarbeit des Ehepaares<br />

beruht auf dem Gesetz der Polarität […]. Hans Adolf<br />

395


daniela haufe (s. 470) and heike greb<strong>in</strong> (s. 457).<br />

Kerst<strong>in</strong> Baarmann has given numerous lectures at art and design<br />

schools. She left the group grappa design, later called blotto design,<br />

and has s<strong>in</strong>ce headed the graphic design firm umbra-dor <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> together with Dieter Feseke. // Friedl 1998 // www.umbra-dor.de<br />

barbara Bättig (CH, 1978) Geme<strong>in</strong>sam mit vera<br />

rammelmeyer (s. 530) <strong>und</strong> Harri Kuhn führt sie das<br />

Büro Mischen <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Ehe sie sich 2005 selbstständig<br />

machten, waren die drei Gestalter <strong>in</strong>ternational <strong>in</strong> Verlagen<br />

<strong>und</strong> Agenturen tätig; Bättig nach ihrem Studium <strong>in</strong><br />

Luzern beim Die Gestalten Verlag, Leonardi.Wolle<strong>in</strong> sowie Fons<br />

Hick mann m23. Aufgr<strong>und</strong> des Erfolges <strong>und</strong> vermehrter Anfragen<br />

expandierte das Büro Mischen schnell. Neben Arbeiten<br />

für Großk<strong>und</strong>en wie die Allianz <strong>und</strong> die Deutsche Post<br />

profilierte es sich über Arbeiten für K<strong>und</strong>en aus der Architektur-<br />

<strong>und</strong> Kulturbranche sowie Museen, u. a. das Jüdische<br />

Museum Berl<strong>in</strong>. Die Arbeiten wurden mehrfach, u. a. bei den<br />

100 Besten Plakaten <strong>und</strong> durch den TDC, ausgezeichnet,<br />

ausgestellt <strong>und</strong> <strong>in</strong> Überblickswerken publiziert. // Barbara<br />

Bättig runs the Berl<strong>in</strong> design firm Mischen together with vera<br />

rammel meyer (p. 530) and Harri Kuhn. Prior to start<strong>in</strong>g<br />

this bus<strong>in</strong>ess <strong>in</strong> 2005, all three designers had worked for <strong>in</strong>ternational<br />

publish<strong>in</strong>g houses and design agencies. Bättig studied <strong>in</strong><br />

Lucerne and then worked at Die Gestalten Verlag, Leonardi.<br />

Wolle<strong>in</strong> and Fons Hickmann m23. Thanks to its success and a<br />

grow<strong>in</strong>g client base, the Mischen office experienced rapid expansion.<br />

In addition to its work for corporate customers such as<br />

Allianz and Deutsche Post, it drew attention through commissions<br />

<strong>in</strong> the sectors of architecture, culture and museums — the<br />

Jüdisches Museum Berl<strong>in</strong> be<strong>in</strong>g a prom<strong>in</strong>ent example. Their<br />

work was selected among the ‘100 Best Posters’; it has also received<br />

a TDC award and has been widely exhibited and published<br />

<strong>in</strong> surveys of contemporary design. // Christ<strong>in</strong>e Moosmann: Die Mischung<br />

macht’s. In: Novum, April 2010, S. 32–34 // www.mischen-berl<strong>in</strong>.de<br />

Randa Abdel Baki (Libanon, 1971) Die Gestalter<strong>in</strong> arbeitete<br />

nach ihrem Studium am Pratt Institute bis 1998 zunächst<br />

<strong>in</strong> New York, dann <strong>in</strong> Beirut, wo sie e<strong>in</strong>e Assistenzprofessur<br />

an der Lebanese American University <strong>in</strong>ne hat <strong>und</strong><br />

Vorsitzende des <strong>Graphic</strong> <strong>Design</strong> Department ist. Sie unterrichtet<br />

Typografie mit e<strong>in</strong>em Schwerpunkt auf arabischer<br />

Schrift <strong>und</strong> den sich aufgr<strong>und</strong> von Bil<strong>in</strong>gualität <strong>und</strong> dem<br />

Zusammenspiel von arabischen <strong>und</strong> late<strong>in</strong>ischen Schriftzeichen<br />

ergebenden Besonderheiten im Layout. 2010 sprach<br />

sie auf der ATypI, 2011 auf der TypoBerl<strong>in</strong>. // After complet<strong>in</strong>g<br />

her studies at Pratt Institute, the designer Randa Abdel Baki<br />

worked <strong>in</strong> New York until 1998, when she moved to Beirut to assume<br />

a position as assistant professor at Lebanese American<br />

University, where she is chair of the graphic design department.<br />

She teaches typography with an emphasis on Arabic script and<br />

the particularities of layouts that accommodate bil<strong>in</strong>gual texts<br />

and a mixture of Arabic and Lat<strong>in</strong> glyphs. She was a speaker at<br />

the 2010 ATypI conference and also at TypoBerl<strong>in</strong> <strong>in</strong> 2011. // www.<br />

atypi.org/03_Dubl<strong>in</strong>/40_speakers/#4617 // www.redpaprika.com<br />

Marian Bantjes (CDN, 1963) Die Arbeiten der Kanadier<strong>in</strong><br />

überschreiten die Grenzen zwischen <strong>Grafik</strong>-<strong>Design</strong>,<br />

Illustration <strong>und</strong> Typografie <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d durch die Ideen postmoderner<br />

Gestaltung, wie beispielsweise Mehrdeutigkeit<br />

<strong>und</strong> die Integration des Betrachters, geprägt. Sie nennt<br />

sich selbst ›graphic artist‹ <strong>und</strong> hat e<strong>in</strong>e Vorliebe für Ornamente<br />

<strong>und</strong> Muster aus komplexen, detaillierten Vektor-<br />

<strong>Grafik</strong>en. In e<strong>in</strong>em TED-Talk führte sie ihren Erfolg auf die<br />

Tatsache zurück, dass sie 2004 begann, mehr ›persönlichen<br />

Ausdruck‹ <strong>in</strong> ihre Arbeiten zu legen, um so den Betrachter<br />

auf emotionaler Ebene zu <strong>in</strong>volvieren. Es gel<strong>in</strong>gt ihr, häufig<br />

zu verschleiern, dass es sich bei den von ihr gestalteten<br />

Produkten um massenproduzierte handelt, <strong>in</strong>dem sie ihre<br />

künstlerisch-handwerkliche Fertigkeit <strong>in</strong> den Vordergr<strong>und</strong><br />

stellt. E<strong>in</strong>e Tätigkeit als freie Künstler<strong>in</strong> <strong>in</strong>teressiert sie jedoch<br />

wenig, da sie durch <strong>Grafik</strong>-<strong>Design</strong> bzw. ›<strong>Graphic</strong> Art‹<br />

mehr Menschen erreichen kann. Dem <strong>Grafik</strong>-<strong>Design</strong> wandte<br />

sich Marian Bantjes nach e<strong>in</strong>er Ausbildung zur Schriftsetzer<strong>in</strong><br />

von 1984–94 zu – zunächst arbeitete sie mit e<strong>in</strong>em<br />

Partner <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em bis zu 12 Mitarbeiter umfassenden Büro,<br />

später selbstständig. Sie arbeitet erfolgreich für K<strong>und</strong>en<br />

wie Pentagram (Michael Bierut), Sagmeister Inc., Saks Fifth<br />

Avenue, Ogilvy & Mather, Young & Rubicam, Random House,<br />

Hough ton Miffl<strong>in</strong>, Wallpaper, WIRED, The Guardian <strong>und</strong> die<br />

New York Times. Seit 2004 f<strong>in</strong>det ihre Arbeit große öffentliche<br />

Anerkennung <strong>und</strong> wird <strong>in</strong>ternational <strong>in</strong> Büchern <strong>und</strong><br />

Zeitschriften publiziert, u. a. <strong>in</strong> IDEA, Eye, Communication<br />

Arts, STEP, Varoom, <strong>Grafik</strong>, DPI, Form, D2B, <strong>Design</strong> Indaba<br />

<strong>und</strong> étapes. Ihre Arbeiten s<strong>in</strong>d außerdem Teil mehrerer<br />

Sammlungen, u. a. des Cooper-Hewitt National <strong>Design</strong> Museum<br />

<strong>in</strong> New York. Das AGI-Mitglied ist als Juror<strong>in</strong> aktiv,<br />

lehrt am Emily Carr Institute <strong>in</strong> Vancouver, hält weltweit<br />

Vorträge <strong>und</strong> übernahm Vorsitze <strong>in</strong> größeren <strong>Design</strong>organisationen<br />

wie der Society of <strong>Graphic</strong> <strong>Design</strong>ers <strong>in</strong> British Columbia.<br />

// The work of Canadian designer Marian Bantjes transcends<br />

the bo<strong>und</strong>aries between graphic design, illustration and<br />

typography and reflects postmodern concepts <strong>in</strong> design such as<br />

ambiguity and the <strong>in</strong>tegration of the viewer. She calls herself a<br />

‘graphic artist’ and has a passion for ornamentation and patterns<br />

created from complex, detailed vector graphics. In a TED talk<br />

Bantjes attributes her success to the decision, made <strong>in</strong> 2004, to<br />

pursue a more personal approach to her work and <strong>in</strong>volve the<br />

viewer on an emotional level. Most of the products she designs are<br />

mass produced, yet this is often concealed by the predom<strong>in</strong>ance of<br />

the manual artistic skills that go <strong>in</strong>to their creation. However,<br />

she is not <strong>in</strong>terested <strong>in</strong> mak<strong>in</strong>g <strong>in</strong>dividual works of f<strong>in</strong>e art, s<strong>in</strong>ce<br />

her graphic design work — or ‘graphic art’ — can reach a much<br />

402


l<strong>in</strong>ks oben Julie Wolfthorn: Plakat für die Wäschefabrik<br />

›Wolff & Lachmann‹, 1898; Deutsches Historisches<br />

Museum Berl<strong>in</strong> oben rechts Ethel Reed: Plakat<br />

für den Roman ›Miss Träumerei‹ von Albert Morris<br />

Bagby, Boston 1895 unten l<strong>in</strong>ks Grete Uhland:<br />

Plakat für die ›Sonderausstellung für Mode <strong>und</strong> Ausstattung‹<br />

<strong>in</strong> Stuttgart, 1914; Staatsgalerie Stuttgart<br />

403


10


l<strong>in</strong>ks Ljubow Popowa: Umschlag für die Zeitschrift ›Filmkünstler‹, Nr. 2, um 1922; State Museum of Contemporary Art, Thessaloniki,<br />

Sammlung George Costakis unten Warwara Stepanowa: Umschlag für die Zeitschrift ›Sowjet-K<strong>in</strong>o‹, 1927; Privatbesitz<br />

11


dem neben Büchern wie ›Workspirit‹ für Vitra u. a. die bekannte<br />

Schmetterl<strong>in</strong>gs-Briefmarkenserie für die niederländische<br />

Post entstand. Zu den K<strong>und</strong>en zählen auch der<br />

Phaidon Verlag, das MoMA, das Rijksmuseum Amsterdam, der<br />

Pr<strong>in</strong>ce Claus F<strong>und</strong>, OMA (Rem Koolhaas), die Vere<strong>in</strong>ten Nationen<br />

<strong>und</strong> Zumtobel. Seit 1992 hält sie Vorlesungen an der Yale<br />

University, ab 1998 auch an der Van Eyck Academie <strong>in</strong> Maastricht.<br />

1996 veröffentlichte sie das mehrfach ausgezeichnete<br />

›Th<strong>in</strong>k Book‹, an dem sie fünf Jahre gearbeitet hat. Die ersten<br />

dreie<strong>in</strong>halb Jahre verwendete sie auf Recherchen <strong>in</strong> Archiven<br />

<strong>und</strong> besuchte Geschäftstreffen – aus den gewonnenen<br />

Erkenntnissen entwickelte sie e<strong>in</strong> Gestaltungskonzept.<br />

Das Ergebnis möchte sie als Entdeckungsreise verstanden<br />

wissen, die sich über die 2136 Seiten des meh rere Pf<strong>und</strong><br />

schweren Buches erstreckt. Sie erhielt für ihre Buchgestaltungen<br />

zahlreiche Preise, wie etwa die Auszeichnung ›Most<br />

Beautiful Book <strong>in</strong> the World‹ der Leipziger Buchmesse <strong>und</strong><br />

2001 den Gutenberg-Preis der Stadt Leipzig. Im selben Jahr<br />

hatte sie ihre erste <strong>in</strong>ternationale E<strong>in</strong>zelausstellung <strong>in</strong> der<br />

Bibliothèque Nationale de France <strong>in</strong> Paris; <strong>in</strong> Den Haag wurden<br />

ihre Arbeiten bereits 1998 ausgestellt. E<strong>in</strong> Großteil ihrer<br />

Arbeiten ist außerdem <strong>in</strong> der Sammlung des MoMA vertreten<br />

<strong>und</strong> seit 1997 ist sie Mitglied der AGI. Mit dem Buch<br />

›Gutenberg Galaxie‹ schuf Irma Boom e<strong>in</strong>e Monografie ihrer<br />

eigenen Arbeiten. // Self-reflection is a dist<strong>in</strong>guish<strong>in</strong>g characteristic<br />

of the books by <strong>in</strong>ternationally renowned graphic designer<br />

Irma Boom. She regards them as objects that are not only<br />

concerned with their respective contents, but also with the ‘book’<br />

as a medium of communication. Boom has created block-like<br />

books, such as the collection catalogue of the Museum für Gestaltung<br />

Zürich, and the Th<strong>in</strong>k Book for the firm SHV, which<br />

conta<strong>in</strong>s over 2000 pages. Another of her book designs requires<br />

eighty different colours of pr<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g <strong>in</strong>k. Irma Boom takes a playful<br />

approach to expectations and conventions, whether <strong>in</strong> relation<br />

to dimensions, volumes, pr<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g techniques or layouts. She<br />

typically works on several books at the same time and <strong>in</strong>sists on<br />

hav<strong>in</strong>g the greatest possible design freedom, position<strong>in</strong>g herself<br />

on the border between art and design. She was tra<strong>in</strong>ed at the AKI<br />

hogeschool voor de kunsten <strong>in</strong> Enschede from 1979 to 1985 before<br />

work<strong>in</strong>g for the Dutch government publish<strong>in</strong>g office <strong>in</strong> The<br />

Hague. In 1991 she opened her own design studio — with an <strong>in</strong>tentionally<br />

small staff — and began to produce books such as<br />

Workspirit for Vitra and the famous butterfly postage stamp<br />

series for the Netherlands Postal Service. Also number<strong>in</strong>g<br />

among her clients are Phaidon, MoMA, Rijksmuseum Amsterdam,<br />

Pr<strong>in</strong>ce Claus F<strong>und</strong>, OMA (Rem Koolhaas), the United<br />

Nations and Zumtobel. Boom has lectured at Yale University<br />

s<strong>in</strong>ce 1992 and at the Van Eyck Academie <strong>in</strong> Maastricht s<strong>in</strong>ce<br />

1998. In 1996 she published the award-w<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g Th<strong>in</strong>k Book, <strong>in</strong><br />

which she <strong>in</strong>vested five years of work. She spent the first threeand-a-half<br />

years do<strong>in</strong>g archival research and attend<strong>in</strong>g bus<strong>in</strong>ess<br />

meet<strong>in</strong>gs before develop<strong>in</strong>g the book’s design on the basis of her<br />

acquired <strong>in</strong>sights and knowledge. She th<strong>in</strong>ks of the result as a<br />

journey of discovery that leads through the 2136 pages of the<br />

book, which weighs several po<strong>und</strong>s. She has received numerous<br />

prizes for her designs, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g the ‘Most Beautiful Book <strong>in</strong> the<br />

World’ from the Leipzig Book Fair and the Gutenberg Prize, presented<br />

by the city of Leipzig <strong>in</strong> 2001. In that year she also held her<br />

first <strong>in</strong>ternational solo exhibition at the Bibliothèque Nationale<br />

de France <strong>in</strong> Paris, which was preceded by a show of her work<br />

<strong>in</strong> The Hague <strong>in</strong> 1998. A large number of her book designs are <strong>in</strong>cluded<br />

<strong>in</strong> the collection of MoMA, and she has been a member of<br />

the AGI s<strong>in</strong>ce 1997. Irma Boom has published a monograph of her<br />

own work, the Gutenberg Galaxie. // Julia Blume / Günther Karl Bose /<br />

Irma Boom: Gutenberg-Galaxie II. Leipzig 2003 // Friedl 1998 // Gomez-Palacio<br />

2008 // Videomitschnitt e<strong>in</strong>es Vortrags im Walker Art Center auf www.channel.<br />

walkerart.org // www.irmaboom.nl // <strong>in</strong>terview ab s. 226<br />

Julia Born (CH, 1975) Die <strong>in</strong> der Schweiz geborene Gestalter<strong>in</strong><br />

studierte an der Gerrit Rietveld Academie <strong>in</strong> Amsterdam.<br />

Nach ihrem Abschluss im Jahr 2000 machte sie<br />

sich selbstständig <strong>und</strong> arbeitete für K<strong>und</strong>en wie das Museum<br />

Boijmans van Beun<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Rotterdam, das Stedelijk Museum<br />

Amsterdam, das B<strong>und</strong>esamt für Kultur <strong>in</strong> Bern <strong>und</strong> TNT<br />

Post. Von 2005–08 war sie Art Director<strong>in</strong> des niederländischen<br />

Magaz<strong>in</strong>s Metropolis M für zeitgenössische Kunst. Born<br />

kooperiert häufig mit bildenden Künst lern. Ihre Arbeiten<br />

waren <strong>in</strong> Ausstellungen <strong>in</strong> der Schweiz, Frankreich, Großbritannien<br />

etc. vertreten, <strong>und</strong> wurden 2009 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>zelausstellung<br />

<strong>in</strong> der Galerie für Zeit genössische Kunst <strong>in</strong> Leipzig<br />

gezeigt. Den zugehörigen, gestalterisch <strong>und</strong> kon zeptionell<br />

eng mit der Ausstellung verb<strong>und</strong>enen Katalog gestaltete<br />

ebenfalls Julia Born. Ihre Arbeiten wurden mehrfach ausgezeichnet,<br />

beispielsweise 2007 mit dem Eidgenössischen<br />

<strong>Design</strong> Preis. Von 2003–07 war sie Jurymitglied des Wettbewerbs<br />

Schönste Schweizer Bücher, seit 2003 unterrichtet<br />

sie an der Gerrit Rietveld Academie <strong>in</strong> Amsterdam, zuvor an<br />

der École cantonale d’art de Lausanne <strong>und</strong> seit 2008 ist sie Visit<strong>in</strong>g<br />

Professor an der Yale University. // Swiss-born designer<br />

Julia Born studied at Gerrit Rietveld Academie <strong>in</strong> Amsterdam.<br />

After receiv<strong>in</strong>g her diploma <strong>in</strong> 2000, she established her own<br />

bus<strong>in</strong>ess and has s<strong>in</strong>ce worked for clients such as the Museum<br />

Boijmans van Beun<strong>in</strong>gen <strong>in</strong> Rotterdam, the Stedelijk Museum<br />

Amsterdam, the B<strong>und</strong>esamt für Kultur <strong>in</strong> Berne and TNT<br />

Post. From 2005 to 2008 she was art director at Metropolis M, a<br />

Dutch magaz<strong>in</strong>e devoted to contemporary art. In addition to her<br />

commissioned work, she frequently collaborates with f<strong>in</strong>e artists.<br />

Her work has been shown <strong>in</strong> exhibitions <strong>in</strong> Switzerland, France,<br />

the United K<strong>in</strong>gdom and elsewhere. In 2009 she presented a solo<br />

exhibition at the Galerie für Zeitgenössische Kunst <strong>in</strong> Leipzig<br />

and also designed the accompany<strong>in</strong>g catalogue, which was closely<br />

related to the design and concept of the exhibition. Her work<br />

has received numerous awards, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g the 2007 Swiss <strong>Design</strong><br />

Prize. She served as a jury member for ‘The Most Beautiful Swiss<br />

Books’ competition from 2003 to 2007. Julia Born has been an <strong>in</strong>-<br />

412


oben Dolly Rudeman: Plakat für den Film ›Panzerkreuzer Potemk<strong>in</strong>‹,<br />

um 1926; Reclame-Arsenaal, Amsterdam oben rechts Dolly<br />

Rudeman: Plakat für den Film ›Opstand<strong>in</strong>g‹, 1928; Reclame-Arsenaal,<br />

Amsterdam l<strong>in</strong>ks Dolly Rudeman: Plakat für den Film ›Tragedie<br />

eener deerne‹ (Dirnentragödie), 1927; EYE Film Instituut Nederland<br />

413


Grete Stern: Umschlagentwurf für die Zeitschrift ›Uhu‹, 1926 <strong>und</strong> Signets, um 1927<br />

438


Th<strong>in</strong>kmap geleitet, wo sie u. a. an dem preisgekrönten Projekt<br />

›Visual Thesaurus‹ mitarbeitete. Ihre Gestaltung ist im<br />

klaren <strong>und</strong> eleganten Schweizer <strong>Design</strong> verwurzelt – e<strong>in</strong><br />

Stil, den sie <strong>in</strong> ihrer Lehre an der Parsons School for <strong>Design</strong><br />

<strong>und</strong> ihren eigenen Arbeiten mit der humorvolleren, ungezwungeneren<br />

visuellen Kultur Amerikas verb<strong>in</strong>det. Über<br />

ihre Tätigkeit als Blogger<strong>in</strong> <strong>und</strong> die von ihr organisierte<br />

Vor tragsreihe ›CreativeMorn<strong>in</strong>gs‹ steht sie <strong>in</strong> engem Kontakt<br />

mit den aktuellen <strong>und</strong> populären Entwicklungen im<br />

<strong>Design</strong>. // Born, raised and educated <strong>in</strong> Switzerland, the designer<br />

T<strong>in</strong>a Roth Eisenberg atta<strong>in</strong>ed prom<strong>in</strong>ence through her blog Swiss<br />

Miss, which she <strong>in</strong>itiated <strong>in</strong> 2005 as a personal visual archive,<br />

and which today attracts an average of 900 visitors per month.<br />

Parallel to her activities as a blogger, she runs a design studio <strong>in</strong><br />

New York for such clients as MoMA. After complet<strong>in</strong>g her studies<br />

<strong>in</strong> Geneva and Munich and relocat<strong>in</strong>g to the USA <strong>in</strong> 1999, she previously<br />

headed the design departments at such pro m<strong>in</strong>ent firms<br />

as Th<strong>in</strong>kmap, where she contributed to the prize-w<strong>in</strong>n<strong>in</strong>g ‘Visual<br />

Thesaurus’ project, among others. Her work is rooted <strong>in</strong> the<br />

clean and elegant aesthetic of Swiss design — a style that she<br />

comb<strong>in</strong>es <strong>in</strong> her teach<strong>in</strong>g at Parsons School for <strong>Design</strong> and <strong>in</strong><br />

her own work with the more humorous and <strong>in</strong>formal visual culture<br />

of America. In her role as a blogger and as organiser of the<br />

lecture series ‘CreativeMorn<strong>in</strong>gs’, she keeps close tabs on current<br />

and popular developments <strong>in</strong> design. // www.swiss-miss.com // <strong>in</strong>terview<br />

ab s. 250<br />

Veronika Elsner (D, 1952) Ihr Studium an der Fachhochschule<br />

für Gestaltung Hamburg von 1970–74 f<strong>in</strong>anzierte<br />

sie sich durch die Digitalisierung von Schriften. Bereits<br />

1977 begann sie im geme<strong>in</strong>sam mit Günther Flake geführten<br />

Büro mit experimentellen typografischen Arbeiten, die<br />

<strong>in</strong> die Zusammenarbeit mit führenden Unternehmensberatern<br />

mündeten <strong>und</strong> zu neuen Ansätzen <strong>in</strong> der Konzeption<br />

führten. Sehr früh entstand so e<strong>in</strong>e Formensprache, die<br />

sich erst <strong>in</strong> den späten 1980ern, mit der Verbreitung der<br />

Personal Computer, durchsetzte. 1986 gründete das Gestalterduo<br />

die Firma Elsner+Flake, die Schriften <strong>in</strong> digitaler<br />

Form anbot. 1992 folgte die Gründung der Mail-Order-Firma<br />

Elsner + Flake Font<strong>in</strong>form GmbH, deren Schriftbibliothek<br />

2010 ca. 2500 Schriften umfasste. Das vielfältige Angebot<br />

wird unterteilt <strong>in</strong> verschiedene Bibliotheken, darunter die<br />

Gruppe ›Typoart‹ mit 40 Schriften aus der ehemaligen DDR<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>e Edition digitalisierter Bleisatzschriften. Seit im<br />

Zu ge der Globalisierung <strong>in</strong>ternational e<strong>in</strong>setzbare Schrif -<br />

ten an Bedeutung gewonnen haben, werden auch Schriften<br />

mit griechischen, hebräischen <strong>und</strong> kyrillischen Glyphen<br />

angeboten. Neben dem Schriftvertrieb bietet das Gestalterpaar<br />

auch Schriftberatung, Erstellung von firmenspezifischen<br />

Schriften, technische Beratung etc. an <strong>und</strong> macht so<br />

das <strong>Design</strong> büro zum Verb<strong>in</strong>dungsstück zwischen Schriftgestaltung<br />

<strong>und</strong> -herstellung. // Veronika Elsner f<strong>in</strong>anced her<br />

studies at the Fachhochschule für Gestaltung Ham burg from<br />

1970 to 1974 by digitis<strong>in</strong>g typefaces. As early as 1977 she began to<br />

work on experimental typography together with Günther Flake<br />

<strong>in</strong> their jo<strong>in</strong>t office, which led to collaborations with lead<strong>in</strong>g management<br />

consultants and to new conceptual approaches. Very<br />

early on, a style emerged that f<strong>in</strong>ally ga<strong>in</strong>ed acceptance <strong>in</strong> the<br />

late 1980s with the advance of the personal computer. In 1986 the<br />

design duo fo<strong>und</strong>ed the firm Elsner + Flake, which marketed<br />

fonts <strong>in</strong> digital formats. In 1992 they fo<strong>und</strong>ed the mail order company<br />

Elsner+Flake Font<strong>in</strong>form GmbH; by 2010 its font libra ­<br />

ry had grown to roughly 2500 typefaces. The extensive product<br />

l<strong>in</strong>e is divided <strong>in</strong>to various fo<strong>und</strong>ries, <strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g the category ‘Typoart’<br />

with 40 typefaces from the former GDR and an edition of<br />

digitised hot metal typefaces. S<strong>in</strong>ce globalisation has <strong>in</strong>creased<br />

the importance of fonts that can be used <strong>in</strong>ternationally, the firm<br />

now also offers Greek, Cyrillic and Hebrew fonts. In addition to<br />

market<strong>in</strong>g typefaces, the design partners consult <strong>in</strong>dividually<br />

with clients, create custom fonts, provide technical advice, etc. In<br />

this way their design office spans the gap between type design<br />

and production. // Friedl 1998 // www.fonts4ever.com // www.typografie.<strong>in</strong>fo/<br />

typowiki/<strong>in</strong>dex.php?title=Elsner-Flake<br />

Violetta Engelberg (A, Lebensdaten unbekannt)<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit Julius Kl<strong>in</strong>ger, Lucian Zabel, Hermann Kosel,<br />

Rolf Frey, Wilhelm Willrab, A. A. Haas <strong>und</strong> margit<br />

schwarz (s. 549) gehörte sie zur ›Wiener Gruppe‹, die<br />

sich dem Alltag <strong>und</strong> dessen Gestaltung verpflichtet sah.<br />

1923 publizierte die Gruppe e<strong>in</strong> programmatisches ›Musterbuch‹<br />

für Ge brauchs grafik mit dem Titel ›Poster Art <strong>in</strong><br />

Vienna‹, durch das sie <strong>in</strong>ternational bekannt wurde – sogar<br />

der renommierte Verlag The Studio besprach die Ideen <strong>und</strong><br />

Arbeiten der Gruppe <strong>in</strong> ›Art and publicity. F<strong>in</strong>e pr<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g<br />

and design‹ von Sydney Jones. // Together with Julius Kl<strong>in</strong>ger,<br />

Lucian Zabel, Hermann Kosel, Rolf Frey, Wilhelm Willrab,<br />

A. A. Haas and margit schwarz (p. 549), Violetta Engelberg<br />

belonged to the ‘Wiener Gruppe’, a group of designers that<br />

devoted themselves to design for everyday life. In 1923 the group<br />

published a programmatic ‘sample book’ of commercial graphics<br />

<strong>und</strong>er the title Poster Art <strong>in</strong> Vienna. This publication brought<br />

them <strong>in</strong>ternational fame — even the renowned publisher The<br />

Studio discussed the group’s ideas and work <strong>in</strong> the book Art and<br />

Publicity: F<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g and <strong>Design</strong> by Sydney Jones. // Gebrauchsgraphik,<br />

Jg. 3, H. 7, 1927, S. 29 // Sydney Jones: Art and publicity. London<br />

1925 // Julius Wisotzki: Poster Art <strong>in</strong> Vienna. Chicago 1923 // abb. s. 427<br />

Susanne Epp<strong>in</strong>ger-Curdes (D, 1929) Sie begann<br />

1948 an der <strong>Frauen</strong>arbeitsschule <strong>in</strong> Stuttgart <strong>und</strong> anderen<br />

Württembergischen Städten zu unterrichten, ließ sich 1956<br />

für e<strong>in</strong> Studium an der Kunstakademie sowie e<strong>in</strong>e Beschäftigung<br />

als ›Camp Counselor‹ <strong>in</strong> den USA beurlauben <strong>und</strong><br />

begann 1958 ihr Studium an der HfG Ulm <strong>in</strong> der Abteilung<br />

439


Berl<strong>in</strong>, später als Creative Director bei Icon Medialab <strong>und</strong> FutureBrand.<br />

Seit 2002 arbeitet sie selbstständig mit den Embassyexperts<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Zu ihren Auftraggebern gehörten die<br />

tageszeitung, die B<strong>und</strong>estagsfraktion Bündnis 90 / Die Grünen,<br />

die Berl<strong>in</strong>er Verkehrsbetriebe, der Flughafen Düsseldorf International.<br />

Ihr Arbeitsschwerpunkt ›Informationsdesign‹ prägt<br />

die Herangehensweise an sämtliche Gestaltungsaufgaben,<br />

seien es Ausstellungen, Internetauftritte oder Markenbildung.<br />

Seit 2003 unterrichtet Hartwig Visuelle Kommunikation<br />

an der Hochschule Anhalt <strong>in</strong> Dessau. Als Gegenentwurf<br />

zur Omnipräsenz der digitalen Medien zielt sie <strong>in</strong><br />

ihrer Lehre darauf, persönliche Kommunikation zwischen<br />

Menschen <strong>und</strong> Gruppen zu gestalten <strong>und</strong> den öffentlichen<br />

Raum als Ort der Diskussion <strong>und</strong> Teilhabe zurückzugew<strong>in</strong>nen.<br />

// After study<strong>in</strong>g communication design at the FH Mathildenhöhe,<br />

Brigitte Hartwig pursued further studies <strong>in</strong> exhibition<br />

design at the UdK Berl<strong>in</strong>. In 1990 she assumed a position as design<br />

director at Meta<strong>Design</strong> <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, where she stayed for ten<br />

years before becom<strong>in</strong>g creative director at Icon Medialab and<br />

FutureBrand. S<strong>in</strong>ce 2002 she has worked as a freelance professional<br />

for Embassyexperts <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>. Previous clients have <strong>in</strong>cluded<br />

the tageszeitung, Berl<strong>in</strong>er Verkehrsbetriebe, B<strong>und</strong>estagsfraktion<br />

Bündnis 90 / Die Grünen, Flughafen Düsseldorf<br />

International and many others. All of her work, which encompasses<br />

exhibitions, Internet websites and brand development, is<br />

<strong>in</strong>fluenced by her focus on ‘<strong>in</strong>formation design’. S<strong>in</strong>ce 2003 Hartwig<br />

has taught visual communication at the Hochschule Anhalt<br />

<strong>in</strong> Dessau. As an alternative to the omnipresence of digital<br />

media, her teach<strong>in</strong>g aims to facilitate personal communication<br />

between <strong>in</strong>dividuals and groups, and to reclaim public spaces as<br />

venues for discussion and participation. // Becker 2008 // Ins Netz gegangen.<br />

In: Page, H. 8, 1992 // Stiftung Bauhaus Dessau: Projektdokumentation<br />

Internationale Sommerwerkstatt. Beweg die Stadt – Change your city, change<br />

your life. Dessau 2010 // Informationen über die Hochschule Anhalt<br />

Dom<strong>in</strong>ika Hasse (D, 1963) Nach e<strong>in</strong>em Studium der<br />

Visuellen Kommunikation an der UdK Berl<strong>in</strong> gründete sie<br />

1990 mit vier Partnern die Agentur K/PLEX Konzepte für<br />

Kommunikation GmbH, heute PLEX GmbH. Die Agentur profilierte<br />

sich auf dem Gebiet der Markenbildung <strong>und</strong> neben<br />

der zweidimensionalen Kommunikation auch im Bereich<br />

Ausstellungen, Messestände <strong>und</strong> Medienfassaden. Im Jahr<br />

2000 eröffnete sie mit PLEX Niederlassungen <strong>in</strong> London<br />

<strong>und</strong> Madrid. Seit 1998 ist Dom<strong>in</strong>ika Hasse außerdem <strong>in</strong> der<br />

Lehre tätig: seit 2002 als Professor<strong>in</strong> für Corporate <strong>und</strong> Editorial<br />

<strong>Design</strong>, zunächst <strong>in</strong> Essen, dann an der HAWK <strong>in</strong> Hildesheim.<br />

Zusätzlich engagiert sie sich im Verlag Frühwerk,<br />

der sich als Beraternetzwerk für Buchprojekte versteht,<br />

<strong>und</strong> gab das Buch ›<strong>Design</strong> Zoom‹ heraus, das der Frage der<br />

Transdiszipl<strong>in</strong>arität nachgeht. Weitere Aktivitäten s<strong>in</strong>d<br />

Jurorentätigkeiten wie z. B. bei der Stiftung Buchkunst im<br />

Wettbewerb ›Schönste Bücher aus aller Welt‹. // After com-<br />

plet<strong>in</strong>g studies <strong>in</strong> visual communication at the UdK Berl<strong>in</strong>, Dom<strong>in</strong>ika<br />

Hasse jo<strong>in</strong>ed four partners <strong>in</strong> fo<strong>und</strong><strong>in</strong>g the agency K/<br />

PLEX Konzepte für Kommunikation GmbH, today PLEX<br />

GmbH. The agency established its reputation <strong>in</strong> the areas of<br />

brand<strong>in</strong>g and 2-D communications as well as exhibitions, trade<br />

booths and media façades. In the year 2000, PLEX branch offices<br />

were opened <strong>in</strong> London and Madrid. S<strong>in</strong>ce 1998 Hasse has also<br />

been active as an educator; she has taught as a professor of corporate<br />

and editorial design s<strong>in</strong>ce 2002, first <strong>in</strong> Essen and later at the<br />

HAWK <strong>in</strong> Hildesheim. In addition, she participates <strong>in</strong> the publish<strong>in</strong>g<br />

group Frühwerk, which def<strong>in</strong>es itself as a network of consultants<br />

for book projects. She co-edited the book <strong>Design</strong> Zoom,<br />

which addresses the topic of transdiscipl<strong>in</strong>arity. She also serves<br />

as a member of design juries for competitions such as the ‘Most<br />

Beautiful Books of the World’, organised by the Stiftung Buchkunst.<br />

// www.fruehwerk-verlag.de // www.hawh-hhg.de // www.plexgroup.com<br />

Julia Hast<strong>in</strong>g (D, 1970) Die Gestalter<strong>in</strong> machte ihren<br />

Abschluss an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe,<br />

arbeitete von 1993–98 <strong>in</strong> den Bereichen Corporate<br />

Identity, Plakat- <strong>und</strong> Buchgestaltung für Kultur<strong>in</strong>stitutionen.<br />

Sie g<strong>in</strong>g zunächst als Freelancer<strong>in</strong> nach London, wo<br />

sie erste Bücher für den Phai don-Verlag gestaltete, im Jahr<br />

2000 übernahm Hast<strong>in</strong>g die Art Direction der neu gegründeten<br />

De sign abteilung der Dependence <strong>in</strong> New York, 2007<br />

die <strong>Design</strong> Direction des britischen Verlags. Die <strong>in</strong>zwischen<br />

<strong>in</strong> Zürich ansässige <strong>Design</strong>er<strong>in</strong> ist bekannt für ihre experimentelle<br />

Gestaltung – das durch se<strong>in</strong>e rosa Färbung an<br />

Haut er<strong>in</strong>nernde Buch ›Fresh Cream‹ beispielsweise ist <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er aus transparentem Plastik verarbeiteten ›Blase‹ verpackt,<br />

›Sample‹ wiederum überrascht gleichermaßen optisch<br />

<strong>und</strong> taktil, denn der Umschlag ist vielfach aus Papier<br />

gefaltet <strong>und</strong> er<strong>in</strong>nert somit an Bügelfalten aus Stoff. Ihre<br />

Bücher gleichen Skulpturen, Hast<strong>in</strong>g begreift sie als ganzheitlich<br />

zu gestaltende Objekte, nie werden Cover <strong>und</strong> Innenteil<br />

von unterschiedlichen <strong>Design</strong>ern gestaltet, wie bei<br />

vielen Verlagen üblich; ausschlaggebend für die Formf<strong>in</strong>dung<br />

ist immer der Inhalt, der durch die Form gesteigert<br />

wird. Sie selbst gestaltet bis zu acht Bücher im Jahr, für die<br />

übrigen Titel bestimmt sie die Gestalter. Julia Hast<strong>in</strong>g wurde<br />

im Jahr 2000 <strong>in</strong> die AGI aufgenommen, unterrichtet,<br />

referiert <strong>und</strong> juriert weltweit. Über ihre Arbeiten wird <strong>in</strong><br />

Fachzeitschriften, aber auch außerhalb der <strong>Design</strong>szene<br />

berichtet. // Julia Hast<strong>in</strong>g received her design diploma from the<br />

Staatliche Hochschule für Gestaltung Karlsruhe and designed<br />

corporate identities, posters and books for cultural clients<br />

from 1993 to 1998. In 1998 she moved to London as a freelance designer<br />

and began to design books for Phaidon Press. She relocated<br />

to New York <strong>in</strong> 2000, accept<strong>in</strong>g the position of art director<br />

for the new design department at Phaidon’s office there, and <strong>in</strong><br />

2007 she became design director of the British publish<strong>in</strong>g house.<br />

Hast<strong>in</strong>g, who currently lives <strong>in</strong> Zurich, is known for her experi-<br />

468


Pegge Hopper: Plakate für das Kaufhaus<br />

›La R<strong>in</strong>ascente‹, 1962; The Pegge Hopper<br />

Gallery<br />

469


oben April Greiman: Buchgestaltung ›Workspirit‹ für Vitra, 1989<br />

Arts, 1991 <strong>und</strong> ›Hommage à Toulouse-Lautrec‹ für Scheufelen, 2001<br />

unten Paula Scher: Plakate ›The Big A‹ für Ambassador<br />

508


Ella Margold (A, 1886–1961) Die meist h<strong>in</strong>ter dem<br />

Namen ihres erfolgreichen Ehemannes Emanuel Josef firdenken.<br />

New York 2004 // Ellen Lupton: D. I. Y.: <strong>Design</strong> It Yourself. New York 2005<br />

// Ellen Lupton (Hg.): <strong>Graphic</strong> <strong>Design</strong> Th<strong>in</strong>k<strong>in</strong>g. New York 2001 // Gomez-Palacio<br />

2008 // Interview <strong>in</strong> der Serie ›Typeradio‹ 2007, verfügbar als Podcast unter ›Archive‹<br />

auf www.typeradio.org // Videomitschnitt e<strong>in</strong>es Vortrags im Walker Art Center<br />

auf www.channel.walkerart.org // www.elupton.com // text ab s. 324,<br />

aufsatz ab s. 66, abb. s. 558<br />

Anja Lutz (D, 1970) Nach ihrem Studium am London College<br />

of Pr<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g <strong>und</strong> der Jan van Eyck Academie machte sie sich<br />

als Buchgestalter<strong>in</strong> selbstständig. Sie arbeitet u. a. für Hatje<br />

Cantz, Die Gestalten Verlag, die Jan van Eyck Editions, Charta,<br />

den Kieser Verlag, das Haus der Kulturen der Welt <strong>und</strong> das Deutsche<br />

Theater. 1995 <strong>in</strong>itiierte sie das <strong>in</strong>ternationale Kunst<strong>und</strong><br />

<strong>Design</strong>projekt ›shift!‹, das taktil ansprechende Publikationen<br />

herausgibt. Ihre Vorliebe für außergewöhnlich<br />

ge staltete Bücher führte 2005 zur Gründung des Verlages<br />

The Green Box, der sich auf die Herstellung von Künstlerbüchern<br />

spezialisiert. Anja Lutz erhielt den Europäischen<br />

Adobe <strong>Design</strong> Award, war Gastprofessor<strong>in</strong> an der American<br />

University of Beirut <strong>und</strong> Stipendiat<strong>in</strong> der Akademie Schloss<br />

Solitude. // After complet<strong>in</strong>g studies at the London College of<br />

Pr<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g and the Jan van Eyck Academie, Anja Lutz has<br />

worked as a freelance book designer for such clients as Hatje<br />

Cantz, Die Gestalten Verlag, Jan van Eyck Editions, Charta,<br />

Kieser Verlag, Haus der Kulturen der Welt and Deutsches<br />

Theater. In 1995, she <strong>in</strong>itiated the <strong>in</strong>ternational art and design<br />

project ‘shift!’, which serves as a platform for publications with<br />

tactile appeal. In 2005, she co-fo<strong>und</strong>ed the publish<strong>in</strong>g house The<br />

Green Box, which specialises <strong>in</strong> the production of exceptionally<br />

designed artists’ books. Anja Lutz received the European Adobe<br />

<strong>Design</strong> Award, taught as a visit<strong>in</strong>g professor at the American<br />

University of Beirut and was a fellow <strong>in</strong> residence at the Akademie<br />

Schloss Solitude. // www.anjalutz.com<br />

Rob<strong>in</strong> Lynch (USA, Lebensdaten unbekannt) Die Afroamerikaner<strong>in</strong><br />

studierte bis 1989 an der Howard University<br />

<strong>und</strong> der Yale University <strong>und</strong> war bis 1997 Art Director<strong>in</strong> bei<br />

Warner Bros. Records, <strong>Design</strong> Director bei Electra Records <strong>und</strong><br />

Vizepräsident<strong>in</strong> der Kreativabteilung bei GRP Records. Rob<strong>in</strong><br />

Lynch war Vizepräsident<strong>in</strong> des AIGA New York <strong>und</strong><br />

sprach auf zahlreichen Konferenzen. Ihre Arbeiten wurden<br />

<strong>in</strong>ternational ausgezeichnet, seit 2003 ist sie Professor<strong>in</strong><br />

am Purchase College <strong>in</strong> New York. // The African-American<br />

Rob<strong>in</strong> Lynch studied at Howard University and Yale University<br />

through 1989 and worked as art director at Warner Bros. Records,<br />

director of design at Electra Records and vice-president<br />

of creative services at GRP Records until 1997. She also served as<br />

vice-president of AIGA’s New York chapter and has been a presenter<br />

at numerous conferences. Her work has been recognised<br />

with multiple design awards. S<strong>in</strong>ce 2003, she has been a professor<br />

at Purchase College <strong>in</strong> New York. // www.purchase.edu<br />

M<br />

Margaret Macdonald <strong>und</strong> Frances Macdonald/McNair<br />

(GB, 1865–1933 / 1874–1921) Die Schwestern<br />

gehören zu den prom<strong>in</strong>entesten Vertreter<strong>in</strong>nen des<br />

Glasgow Style. Beide studierten an der progressiven Glasgow<br />

School of Art, die sie als Töchter der Mittelschicht tagsüber<br />

besuchten (<strong>Frauen</strong> der Arbeiterklasse wurden meist<br />

auf die Abendkurse verwiesen). 1893 schlossen sie sich mit<br />

Charles Rennie Mack<strong>in</strong>tosh <strong>und</strong> dessen Kollegen James<br />

Herbert McNair zu der Gruppe ›The Glasgow Four‹, kurz:<br />

›The Four‹, zusammen. Deren Arbeiten gelten als treibende<br />

Kraft <strong>in</strong> der Entwicklung des Secessionistischen Stils, <strong>in</strong>sbesondere<br />

aufgr<strong>und</strong> der großen Öffentlichkeitswirkung der<br />

Ausstellung 1900 <strong>in</strong> Wien. 1899 heirateten Frances <strong>und</strong> Mc-<br />

Nair, 1900 Margaret <strong>und</strong> Mack<strong>in</strong>tosh. Geme<strong>in</strong>sam gestalteten<br />

sie Plakate, illustrierten Bücher <strong>und</strong> entwarfen Möbel<br />

sowie Metallgegenstände. E<strong>in</strong>e von Frances <strong>und</strong> Margaret<br />

gestaltete Anzeige für Joseph Wrights Regenschirm-Manufaktur<br />

Drooko wurde zwar <strong>in</strong> den Glasgow Even<strong>in</strong>g News im<br />

Februar 1895 heftig kritisiert, etablierte aber den Ruf, ›The<br />

Four‹ seien die e<strong>in</strong>zigen <strong>in</strong> Glasgow, die ›neue‹ Plakate gestalteten.<br />

Die Arbeiten der Gruppe gewannen <strong>in</strong> dieser Zeit<br />

an Popularität, <strong>und</strong> auch das eigene Studio der Schwestern<br />

florierte. // The sisters Margaret and Frances MacDonald are<br />

among the most prom<strong>in</strong>ent representatives of the Glasgow Style.<br />

They both studied at the progressive Glasgow School of Art,<br />

which they were able to attend dur<strong>in</strong>g the day as daughters of<br />

middle class families, unlike work<strong>in</strong>g class women who were<br />

generally restricted to even<strong>in</strong>g courses. In 1893, they jo<strong>in</strong>ed forces<br />

with Charles Rennie Mack<strong>in</strong>tosh and his colleague James Herbert<br />

McNair to form the group ‘The Glasgow Four’, or ‘The Four’ for<br />

short. Their works were a driv<strong>in</strong>g force <strong>in</strong> the development of the<br />

Secessionist style, especially after the movement’s <strong>in</strong>creased visibility<br />

follow<strong>in</strong>g the 1900 exhibition <strong>in</strong> Vienna. In 1899, Frances<br />

married McNair, followed a year later by the marriage of Margaret<br />

and Mack<strong>in</strong>tosh. Together they designed posters, illustrated<br />

books and designed furniture as well as pieces of metal work. An<br />

advertisement Frances and Margaret created <strong>in</strong> February 1895 for<br />

Joseph Wright’s Drooko Umbrellas drew sharp criticism <strong>in</strong> the<br />

Glasgow Even<strong>in</strong>g News but established the reputation of ‘The<br />

Four’ as the only ones design<strong>in</strong>g ‘new’ posters <strong>in</strong> Glasgow. The<br />

group’s works soon grew <strong>in</strong> popularity and the sisters’ own studio<br />

flourished as well. // Ades 1984 // Gaze 2001 // Janice Helland: The Studios of<br />

Frances and Margaret Macdonald. Manchester 1996 // abb. s. 8 <strong>und</strong> 95<br />

509


oben Fiona Ross / Tim Holloway / Tiro Typeworks: Gestaltung der Schrift ›Adobe Devanagari‹, 2005<br />

Fiona Ross / Tim Holloway: Gestaltung der Schrift ›L<strong>in</strong>otype Bengali‹ für die Zeitung ›Ananda Bazar Patrika‹, 1978–80<br />

mitte Nathalie Fallaha (vit-e design studio): Corporate <strong>Design</strong> <strong>und</strong> Leitsystem für das Beirut Art Center, 2009<br />

unten N<strong>in</strong>a Neusitzer / Nicolas Markwald (markwald+neusitzer): Entwurf e<strong>in</strong>es Corporate <strong>Design</strong> für die Kunst- <strong>und</strong><br />

Ausstellungshalle der B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>in</strong> Bonn, 2010/11<br />

Gestaltung der Druckmedien für die Ausstellung ›Erró – Portrait <strong>und</strong> Landschaft‹ <strong>in</strong> der Schirm Kunsthalle Frankfurt, 2011/12<br />

Corporate <strong>Design</strong> für die Deutsche Oper am Rhe<strong>in</strong> Düsseldorf Duisburg / Ballett am Rhe<strong>in</strong> Düsseldorf Duisburg, 2009<br />

532


Emma Red<strong>in</strong>gton Lee Thayer (USA, 1874–1973)<br />

Sie studierte an der Cooper Union <strong>und</strong> am Pratt Institute <strong>in</strong><br />

New York, nahm an der Chicagoer Weltausstellung teil, gestaltete<br />

Buchumschläge <strong>und</strong> schrieb außerdem von 1919–66<br />

sechzig Krim<strong>in</strong>alromane. Gestalterische Arbeiten fertigte<br />

sie für die Firma Decorative <strong>Design</strong>ers (1885–1931) an, die als<br />

e<strong>in</strong>zige Firma mehrere Gestalter mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten<br />

anstellte <strong>und</strong> so den früh en Versuch<br />

e<strong>in</strong>er ›Agentur‹ darstellt. Der Gründer Henry Thayer <strong>und</strong><br />

Emma Red<strong>in</strong>gton Lee Thayer waren von 1909–32 verheiratet.<br />

// Emma Red<strong>in</strong>gton Lee Thayer studied at the Cooper Union<br />

and Pratt Institute <strong>in</strong> New York City, took part <strong>in</strong> the Chicago<br />

World’s Fair, designed book jackets and wrote sixty detective novels<br />

between 1919 and 1966. Her design works were executed for<br />

the company Decorative <strong>Design</strong>ers (1885–1931), which was the<br />

only company at the time to employ multiple designers with<br />

vary<strong>in</strong>g areas of expertise and thus constituted an early attempt<br />

at the agency model. The fo<strong>und</strong>er Henry Thayer and Emma Red<strong>in</strong>gton<br />

Lee Thayer were married from 1909 to 1932. // O’Donnell 2008<br />

Ethel Reed (USA, 1874–?) Die Amerikaner<strong>in</strong> zählt zu<br />

den bekanntesten Plakatgestalter<strong>in</strong>nen ihrer Zeit, <strong>und</strong> ihre<br />

Arbeiten wurden kont<strong>in</strong>uierlich <strong>in</strong> wichtigen <strong>in</strong>ternationalen<br />

Überblicksdarstellungen zur Plakatgeschichte ab gedruckt<br />

– <strong>in</strong> der Regel ist Ethel Reed als e<strong>in</strong>zige vor 1960 tätige<br />

Gestalter<strong>in</strong> vertreten. Folgende Aussage illustriert ihre<br />

Be deutung <strong>in</strong> der <strong>Design</strong>geschichte: »Amerika konnte sich<br />

zu jener Zeit auch schmeicheln, Plakatkünstler<strong>in</strong>nen zu haben,<br />

was <strong>in</strong> Europa praktisch nicht der Fall war.«* Trotz der<br />

hohen Anerkennung ist wenig über ihre Biografie bekannt:<br />

Sie studierte bei der M<strong>in</strong>iaturmaler<strong>in</strong> Laura Hill <strong>und</strong> wurde<br />

bereits im Alter von 18 Jahren für ihre Buchillustrationen<br />

bekannt, bald darauf für ihre Plakate. Sie war Mitarbeiteter<strong>in</strong><br />

bei der Zeitschrift Punch, gestaltete Poster für Boston<br />

Herald, Copeland & Day <strong>und</strong> Louis Prang & Co; später arbeitete<br />

sie fast ausschließlich für den Verlag Lamson, Wolffe and<br />

Co. <strong>in</strong> Boston. In der Rezeption dieser Gestalter<strong>in</strong> wurden<br />

die zeitgenössischen Geschlechterstereotypen lange Zeit<br />

übernommen, noch 1985 heißt es: »Ethel Reed variierte bew<strong>und</strong>ernswert<br />

über Frau, K<strong>in</strong>d <strong>und</strong> Blume.«** // One of the<br />

pre-em<strong>in</strong>ent poster designers of her day, the works of the American<br />

Ethel Reed are regularly featured <strong>in</strong> important <strong>in</strong>ternational<br />

anthologies on the history of posters, <strong>in</strong> which she is often the<br />

only female designer represented from the pre-1960 era. The follow<strong>in</strong>g<br />

quote illustrates her significance: ‘America can flatter itself<br />

with hav<strong>in</strong>g had women poster artists dur<strong>in</strong>g that period,<br />

which was not the case <strong>in</strong> Europe.’* Despite this high level of recognition,<br />

little is known about her biography. She studied <strong>und</strong>er<br />

the m<strong>in</strong>iature pa<strong>in</strong>ter Laura Hill and achieved renown for her<br />

book illustrations as a young 18-year-old and soon thereafter for<br />

her poster designs as well. She was an employee of the magaz<strong>in</strong>e<br />

Punch, designed posters for the Boston Herald, Copeland &<br />

Day as well as Louis Prang & Co and later worked almost exclusively<br />

for the publisher Lamson, Wolffe and Company <strong>in</strong> Boston.<br />

The reception of this designer was long plagued by l<strong>in</strong>ger<strong>in</strong>g<br />

gender stereotypes, such as <strong>in</strong> the 1985 assessment: ‘Ethel Reed<br />

depicted woman, child, and flower admirably.’** // Keay 1975 // Margol<strong>in</strong><br />

1976 // Spielmann 1973 // Weill 1985 // * Weill 1985, S. 79 // ** Ebd. // abb.<br />

s. 6 <strong>und</strong> s. 403<br />

Henriette Reiss (GB, 1889–1992) Nach ihrem Studium<br />

<strong>in</strong> freier Kunst <strong>und</strong> <strong>Design</strong> <strong>in</strong> Basel, München <strong>und</strong> Liverpool<br />

emigrierte sie 1913 mit ihrem Mann, dem Maler <strong>und</strong><br />

Gestalter W<strong>in</strong>old Reiss, <strong>in</strong> die USA. Nach der Scheidung<br />

1923 zog sie nach New York <strong>und</strong> machte sich dort e<strong>in</strong>en Namen<br />

als Gestalter<strong>in</strong>; sie führte e<strong>in</strong> eigenes Studio mit mehreren<br />

Angestellten. Sowohl Reiss’ Textilentwürfe als auch<br />

Buchumschläge <strong>und</strong> Anzeigengestaltungen fanden große<br />

Anerkennung, sie arbeitete u. a. für Putnam, Cosmopolitan,<br />

Scribner’s, Doubleday <strong>und</strong> Harcourt <strong>und</strong> gestaltete Anzeigen<br />

für die Cutex Northam Warren Corp., das Film Bureau <strong>und</strong><br />

Pr<strong>in</strong>ce Matchabelli. Die Musik hatte großen E<strong>in</strong>fluss auf ihre<br />

Gestaltung <strong>und</strong> die von ihr entwickelte Lehrmethode des<br />

›Rhythmic <strong>Design</strong>‹. // After tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g <strong>in</strong> f<strong>in</strong>e art and design <strong>in</strong><br />

Basel, Munich and Liverpool, Henriette Reiss immigrated to the<br />

USA <strong>in</strong> 1913 together with her husband, the pa<strong>in</strong>ter and designer<br />

W<strong>in</strong>old Reiss. Follow<strong>in</strong>g their divorce <strong>in</strong> 1923, she moved to New<br />

York and made a name for herself as a designer, operat<strong>in</strong>g her own<br />

studio with several employees. Her textile patterns, book covers<br />

and advertis<strong>in</strong>g designs met with wide acclaim, created for publishers<br />

<strong>in</strong>clud<strong>in</strong>g Putnam, Cosmopolitan, Scribner’s, Doubleday<br />

and Harcourt as well as the Cutex Northam Warren<br />

Corp., the Film Bureau and Pr<strong>in</strong>ce Matchabelli. Music had a<br />

major <strong>in</strong>fluence on her creations and also on her ‘Rhythmic <strong>Design</strong>’<br />

method of teach<strong>in</strong>g. // R. L. Leonard / C. A. Glassgold: Modern American<br />

<strong>Design</strong>. New York 1930, Repr<strong>in</strong>t 1992 // www.w<strong>in</strong>oldreiss.org/studiocircle/<br />

henriettereiss/<strong>in</strong>dex.htm<br />

Nancy Rice (USA, 1948) Nach ihrem Studium nahm ihr<br />

kommerzieller <strong>und</strong> gestalterischer Erfolg beständig zu,<br />

ihre Arbeiten wurden häufig ausgezeichnet <strong>und</strong> <strong>in</strong> Fachzeitschriften<br />

besprochen <strong>und</strong> sie war regelmäßig Wettbewerbsjuror<strong>in</strong>.<br />

1985 gründete sie mit ihrem Ehemann Rice &<br />

Rice, 1999 wurde sie Manag<strong>in</strong>g Partner bei Ogilvy & Mather<br />

<strong>in</strong> Chicago, später Vize-Präsident<strong>in</strong> bei BBDO, 2001 Creative<br />

Director an der Miami Ad School, <strong>und</strong> 2003 g<strong>in</strong>g sie nach<br />

M<strong>in</strong>neapolis an das College of Art and <strong>Design</strong>, wo sie selbst<br />

studiert hatte. Die Geburt ihrer Zwill<strong>in</strong>ge stellte sie vor die<br />

Herausforderung, ihre eigenen Ansprüche im Arbeits- wie<br />

im Privatleben weiterh<strong>in</strong> zu erfüllen. In dem anlässlich ihrer<br />

Aufnahme <strong>in</strong> die ›Hall of Fame‹ des ADC verfassen Artikel<br />

heißt es: »If she needed to leave work early to attend a<br />

teacher conference, she later burned the midnight oil. If<br />

533


Warwara Stepanowa et al.: Programm der Konstruktivisten, 1921 // W. Stepanowa:<br />

Fotomontage. 1928 // W. Stepanowa: Über den Konstruktivismus. 1921 // Bojko<br />

1972 // John E. Bowlt (Hg.): Varvara Stepanova – The Complete Work. Cambridge<br />

1988 // Bowlt 1993 // Bowlt 1999 // Gaze 2001 // Alexander Lawrentjew: Warwara Stepanowa<br />

– E<strong>in</strong> Leben für den Konstruktivismus. We<strong>in</strong>garten 1988 // Peter Noever:<br />

Rodtschenko/Stepanowa. München 1991 // Ada Raev: Warwara Stepanowa – Konstruktivist<strong>in</strong><br />

aus Überzeugung. In: Dies. et al. (Hg.): Die Neue Frau. Herausforderung<br />

für die Bildmedien der Zwanziger Jahre. Marburg 1993, S. 67–82 // * Brief von<br />

Rodtschenko an Jan Tschichold, 28.10.1931, Getty Archiv, Los Angeles //<br />

abb. s. 11, s. 111, s. 113 <strong>und</strong> s. 118 f.<br />

Jennifer Sterl<strong>in</strong>g (USA, 1964) Ihre Gestaltung zeichnet<br />

sich durch e<strong>in</strong> hohes Maß an taktiler Qualität aus – sowohl<br />

die typografische Gestaltung als auch die Papier- <strong>und</strong><br />

Materialwahl, Prägungen, die Art der B<strong>in</strong>dung sowie die<br />

Herstellung <strong>in</strong> der Buchdruckpresse machen ihre Gestaltungen<br />

zu ›Objekten‹, die zur Erk<strong>und</strong>ung anregen. Die Arbeiten<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Farb- <strong>und</strong> Formgebung fe<strong>in</strong> abgestimmt,<br />

<strong>in</strong> der Anordnung dynamisch; e<strong>in</strong>ige er<strong>in</strong>nern formal an<br />

die dadaistische Typografie, haben aber ke<strong>in</strong>en revolutionären<br />

Impetus, sondern s<strong>in</strong>d eher poetisch <strong>und</strong> zart. Seit<br />

1996 hat Jennifer Sterl<strong>in</strong>g e<strong>in</strong> eigenes Büro, zuvor war sie<br />

fünf Jahre lang Art Director<strong>in</strong> bei Tolleson <strong>Design</strong> <strong>in</strong> San<br />

Francisco. Seit 1996 ist sie <strong>in</strong> der Lehre tätig, gegenwärtig<br />

an der Academy of Art University <strong>in</strong> San Francisco. Arbeit<br />

<strong>und</strong> Lehre von Sterl<strong>in</strong>g s<strong>in</strong>d geprägt von der Überzeugung,<br />

dass gute Gestaltung e<strong>in</strong>e gesellschaftsformende Kraft se<strong>in</strong><br />

kann. // Jennifer Sterl<strong>in</strong>g’s designs are characterised by dist<strong>in</strong>ctive<br />

tactile qualities: the typography as well as the selection of<br />

papers and materials, emboss<strong>in</strong>gs, the type of b<strong>in</strong>d<strong>in</strong>g and the<br />

letterpress pr<strong>in</strong>t<strong>in</strong>g technique make her designs ‘objects’ that <strong>in</strong>vite<br />

exploration. The works are subtly ref<strong>in</strong>ed <strong>in</strong> their colour<strong>in</strong>g<br />

and forms, dynamic <strong>in</strong> their layout. Sometimes formally rem<strong>in</strong>iscent<br />

of Dadaist typography, her creations have no <strong>und</strong>erly<strong>in</strong>g<br />

revolutionary impulse, but are delicate and poetic. In 1996, Sterl<strong>in</strong>g<br />

opened her own studio, hav<strong>in</strong>g previously worked for five<br />

years as art director at Tolleson <strong>Design</strong> <strong>in</strong> San Francisco. S<strong>in</strong>ce<br />

1996, she has been active as an <strong>in</strong>structor, presently at the Academy<br />

of Art University <strong>in</strong> San Francisco. In both her professional<br />

work and her teach<strong>in</strong>g, Sterl<strong>in</strong>g is guided by the conviction<br />

that good design can have socially formative power. // Gomez-Palacio<br />

2008, S. 64–69 // Phaidon 2005 // www.jennifersterl<strong>in</strong>gdesign.com<br />

Grete Stern (D, 1904–99) Bekannt wurde die Fotograf<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> ausgebildete Gebrauchsgrafiker<strong>in</strong> durch ihre Zusammenarbeit<br />

mit Ellen Auerbach (1906–2004) mit der sie<br />

<strong>in</strong> ihrem geme<strong>in</strong> samen Fotostudio r<strong>in</strong>gl+pit – die Spitznamen<br />

aus K<strong>in</strong>derzeiten – <strong>in</strong>novative Werbefotografien, -grafiken<br />

<strong>und</strong> Porträts schuf. Ihre Ausbildung erhielt Stern von<br />

1923–25 an der Württembergischen Kunstgewerbeschule <strong>in</strong> der<br />

Klasse von F. H. E. Schneidler, e<strong>in</strong>em renommierten Schriftgestalter.<br />

1925/26 fertigte sie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> Wuppertal gebrauchsgrafische<br />

Arbeiten im Bereich der Buchgestaltung,<br />

aber auch der Werbung an. Im Berl<strong>in</strong>er Studio von Walter<br />

Peterhans lernte sie Ellen, damals noch Rosenberg, kennen,<br />

mit der sie e<strong>in</strong> Atelier gründete. E<strong>in</strong>e Erbschaft ermöglichte<br />

es den aus liberalen jüdischen Familien stammenden<br />

<strong>Frauen</strong>, Peterhans se<strong>in</strong> Equipment abzukaufen<br />

<strong>und</strong> selbstständig zu arbeiten. Stern alias ›R<strong>in</strong>gl‹ gestaltete<br />

das Logo <strong>und</strong> die Geschäftsausstattung des Ateliers, das<br />

e<strong>in</strong>e Art »eigenständigen Lebensraum« bildete, <strong>in</strong> dem Leben<br />

<strong>und</strong> Arbeit e<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>heit waren – e<strong>in</strong>e Erfahrung, die<br />

beide »als wesentlich <strong>in</strong> ihrem Emanzipationsprozess begriffen«.*<br />

In den eigenen <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>samen Projekten entstanden<br />

zahlreiche Werbefotografien, häufig im Stil der<br />

Neuen Sachlichkeit. Zwischen 1929 <strong>und</strong> 1933 arbeitete das<br />

Studio mit der Bildagentur Mauritius zusammen, die Fotografien<br />

vertrieb, aber auch K<strong>und</strong>en vermittelte, u. a. Pétrole<br />

Hahn <strong>und</strong> Heliocit<strong>in</strong>. Zu den bekanntesten Arbeiten des Gestalterpaares<br />

gehört der Entwurf für das Haartönungsmittel<br />

Komol aus dem Jahr 1932, e<strong>in</strong>e werbewirksame, <strong>in</strong>haltlich<br />

wie ästhetisch vielschichtig <strong>in</strong>szenierte Bild idee. 1933<br />

emigrierte Stern nach London, wo sie als Reklamefotograf<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> Werbegrafiker<strong>in</strong> tätig war, 1936 wan derte sie zusammen<br />

mit ihrer Tochter <strong>und</strong> ihrem Ehemann, dem Fo tografen<br />

Horacio Coppola, nach Argent<strong>in</strong>ien aus <strong>und</strong> eröffnet<br />

dort mit ihm e<strong>in</strong> Werbe- <strong>und</strong> Fotostudio. // The photographer<br />

and tra<strong>in</strong>ed commercial artist Grete Stern achieved renown<br />

through her collaboration with Ellen Auerbach (1906–2004). In<br />

their shared photography studio r<strong>in</strong>gl + pit — derived from their<br />

childhood nicknames — they produced <strong>in</strong>novative commercial<br />

photography, graphics and portraits. Stern received her tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

from 1923 to 1925 at the Württembergische Kunstgewerbeschule<br />

<strong>in</strong> the class of F. H. E. Schneidler, a renowned typeface designer.<br />

In 1925/26 she executed commercial art commissions <strong>in</strong><br />

562


Berl<strong>in</strong> and Wuppertal <strong>in</strong> the area of book design as well as advertis<strong>in</strong>g.<br />

In the Berl<strong>in</strong> studio of Walter Peterhans, she met Ellen,<br />

then still go<strong>in</strong>g by her maiden name Rosenberg, with whom she<br />

opened a studio. An <strong>in</strong>heritance allowed the two women from liberal<br />

Jewish families to purchase Peterhans’ equipment and go <strong>in</strong>to<br />

bus<strong>in</strong>ess for themselves. Stern, alias ‘R<strong>in</strong>gl’, designed the logo and<br />

the furnish<strong>in</strong>gs of the studio, which constituted an ‘<strong>in</strong>dependent<br />

liv<strong>in</strong>g space’ where the women enjoyed a unity of life and work<br />

— an experience that both ‘<strong>und</strong>erstood as key to their personal<br />

emancipation’.* Their <strong>in</strong>dependent and jo<strong>in</strong>t projects resulted <strong>in</strong><br />

numerous advertis<strong>in</strong>g photographs, frequently executed <strong>in</strong> the<br />

‘New Objectivity’ style. Between 1929 and 1933, the studio worked<br />

with the picture agency Mauritius, which marketed photographs<br />

but also referred clients, such as Pétrole Hahn and Heliocit<strong>in</strong>.<br />

The pair’s best-known works <strong>in</strong>clude the 1932 design for<br />

the hair dye Komol, which met the goal of effective advertis<strong>in</strong>g<br />

with a multilayered presentation of <strong>in</strong>formation and aesthetics.<br />

In 1933, Stern emigrated to London where she worked as a freelance<br />

commercial photographer and graphic designer, followed<br />

by subsequent emigration <strong>in</strong> 1936 to Argent<strong>in</strong>a together with her<br />

daughter and husband, the photographer Horacio Coppola, with<br />

whom she opened an advertis<strong>in</strong>g and photography studio. // Susanne<br />

Baumann: Komol <strong>und</strong> Heliocith<strong>in</strong> – Reklameentwürfe des Studios R<strong>in</strong>gl+Pit.<br />

In: Ute Eskildsen (Hg.): R<strong>in</strong>gl + Pit. Essen 1993 // Gebrauchsgraphik, Jg. 6, H. 11,<br />

1929, S. 57 // Gebrauchsgraphik, Jg. 8, H. 2, 1931, S. 34 // Kathar<strong>in</strong>a Sykora: Doppelspiele<br />

– Über die fotografische Zusammenarbeit von R<strong>in</strong>gl + Pit. In: Renate Berger<br />

(Hg.): Liebe Macht Kunst. Künstlerpaare im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert. Köln/Weimar/Berl<strong>in</strong><br />

2000, S. 87–108 // www.r<strong>in</strong>glandpit.com // * Vgl. Ute Eskildsen: Fotografie <strong>und</strong> Berl<strong>in</strong><br />

– Ausgangspunkte e<strong>in</strong>er <strong>Frauen</strong>fre<strong>und</strong>schaft. In: Ute Eskildsen (Hg.): R<strong>in</strong>gl+<br />

Pit. Essen 1993, S. 8–15, hier S. 11 // abb. s. 86, s. 436 <strong>und</strong> s. 438<br />

Olivera Stojad<strong>in</strong>ovic (Serbien, 1953) Die Schriftgestalter<strong>in</strong><br />

ist Professor<strong>in</strong> an der Akademie für angewandte<br />

Kunst Belgrad, wo sie selbst bis 1985 studiert hat <strong>und</strong> 2001<br />

ihren Master <strong>in</strong> Schriftgestaltung machte. Nach ihrem Abschluss<br />

mit Auszeichnung arbeitete sie an e<strong>in</strong>em Projekt<br />

zur Rekonstruktion kyrillischer Schriften aus dem 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

mit <strong>und</strong> entwarf eigene kyrillische Schriften. Seit<br />

2000 arbeitet sie für ITC <strong>und</strong> entwarf dort u. a. die Druckschrift<br />

›Aspera‹, die 2001 vom TDC prämiert wurde. All<br />

ihre Schriftentwürfe verfügen über e<strong>in</strong>e late<strong>in</strong>ische <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>e kyrillische Version <strong>und</strong> Stojad<strong>in</strong>ovic engagiert sich<br />

kont<strong>in</strong>uierlich für e<strong>in</strong>e Modernisierung der kyrillischen<br />

Schrift. Neben dem digitalen Schriftentwurf arbeitet sie<br />

kalligrafisch – die Ergebnisse wurden mehrfach ausgezeichnet,<br />

ebenso ihre Buchgestaltungen <strong>und</strong> die Arbeiten<br />

<strong>in</strong> der angewandten Typografie. Die Arbeiten wurden <strong>in</strong>ternational<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zel- <strong>und</strong> Gruppenausstellungen gezeigt.<br />

// The font designer Olivera Stojad<strong>in</strong>ovic is a professor at the<br />

Academy of Applied Arts <strong>in</strong> Belgrade, where she herself did her<br />

<strong>und</strong>ergraduate work through 1985 and received her master’s degree<br />

<strong>in</strong> type design <strong>in</strong> 2001. After graduat<strong>in</strong>g with honours, she<br />

participated <strong>in</strong> a project to reconstruct n<strong>in</strong>eteenth-century Cyrillic<br />

typefaces and also developed Cyrillic fonts of her own. S<strong>in</strong>ce<br />

2000 she has worked for the ITC where she conceived the block<br />

letter face ‘Aspera’, which was recognised by the TDC <strong>in</strong> 2011.<br />

Creat<strong>in</strong>g both Lat<strong>in</strong> and Cyrillic versions for all of her font designs,<br />

Stojad<strong>in</strong>ovic rema<strong>in</strong>s committed to the modernisation of<br />

Cyrillic letterforms. In addition to the production of digital fonts,<br />

she has worked <strong>in</strong> the area of calligraphy — the results of which<br />

have received numerous dist<strong>in</strong>ctions, along with her book designs<br />

and works of applied typography. Her works have been presented<br />

<strong>in</strong>ternationally <strong>in</strong> both solo and group exhibitions. // Haley 2005 //<br />

www.tipometar.org // abb. s. 569<br />

Marieke Stolk (NL, 1967) Nach ihrem Studium an der<br />

Gerrit Rietveld Academie gründete sie 1997 mit ihren ehemaligen<br />

Kommilitonen Danny van den Dungen <strong>und</strong> Erw<strong>in</strong><br />

Br<strong>in</strong>kers das <strong>Design</strong>studio Experimental Jetset, das für den<br />

häufigen Gebrauch der Schrift ›Helvetica‹ bekannt ist. Der<br />

Arbeitsschwerpunkt des Amsterdamer Studios liegt im Bereich<br />

Pr<strong>in</strong>tmedien, zu den K<strong>und</strong>en zählen das Stedelijk Museum<br />

Amsterdam, das Centre Georges Pompidou, Colette, Le<br />

Cent Quatre, Droog <strong>Design</strong>, die niederländische Post, De Theatercompagnie<br />

<strong>und</strong> 2K/G<strong>in</strong>gham, für die sie das populäre, mit<br />

›John & Paul & R<strong>in</strong>go & George‹ beschriebene T-Shirt entwarfen.<br />

Die Arbeiten des Studios wurden <strong>in</strong>ternational <strong>in</strong><br />

Galerien ausgestellt, <strong>und</strong> das MoMA nahm 2007 e<strong>in</strong>e große<br />

unten Debbie Millman / Sterl<strong>in</strong>gbrands: Redesign <strong>und</strong><br />

Bran d<strong>in</strong>g für die Firmen: Ben & Jerry’s (2007); Campell’s<br />

(2010); Uncle Ben’s (2008/09); Dunk<strong>in</strong>’ Donuts (2007/08);<br />

Häagen-Dazs (2010/11) <strong>und</strong> Axe (2008/09)<br />

563


oben Petra Knyrim: Plakate für die Ausstellung ›iran.com – Iranische<br />

Kunst heute‹, 2006 unten Reneé L<strong>in</strong>e Hagen (Blueroom): Corporate<br />

<strong>Design</strong> für ›Dignitas Regnskap‹, 2006<br />

576


sie zunächst <strong>in</strong> Boston <strong>und</strong> nahm dann an dem von Bigelow<br />

geleiteten Programm für Digitale Typografie der Stanford<br />

University teil. Ihre erste Schrift, ›Mirarae‹, entstand kurze<br />

Zeit später, wurde 1984 ausgezeichnet <strong>und</strong> von Morisawa<br />

vertrieben. Zunächst <strong>in</strong> Teilzeit, ab 1988 <strong>in</strong> Vollzeit, war Carol<br />

Twombly Mitglied des Schriftentwicklungsteams bei<br />

Adobe <strong>und</strong> arbeitete dort u. a. mit Robert Slimbach zusammen.<br />

1994 erhielt sie als erste Frau den Prix Charles Peignot,<br />

der von der ATypI <strong>in</strong> unregelmäßigen Abständen an<br />

herausragende Schriftgestalter vergeben wird. Bereits 1999<br />

zog sie sich aus der Schriftgestaltung zurück. Ihre Arbeiten<br />

zeugen von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>tensiven Ause<strong>in</strong>andersetzung mit<br />

traditioneller Schrift – ›Lithos‹ <strong>und</strong> ›Trajan‹ s<strong>in</strong>d von antiken<br />

bzw. römischen Schriften <strong>in</strong>spiriert, die ›Chaparral‹<br />

ist e<strong>in</strong>e Schrift, die traditionelle Buchschriften aus dem<br />

16. Jahrh<strong>und</strong>ert mit den serifenbetonten des 19. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

vere<strong>in</strong>t <strong>und</strong> die ›Adobe Caslon‹ basiert auf der von Caslon<br />

entworfenen Barockantiqua. Twombly orientierte sich<br />

bei der Digitalisierung eng an den Orig<strong>in</strong>alzeichnungen –<br />

dies ist beachtenswert, da Digitalisierungen häufig auf Basis<br />

der Bleilettern oder gar der Fotosatzschriften erfolgen,<br />

die ihrerseits bereits stark vom orig<strong>in</strong>ären Entwurf abweichen.<br />

Twombly h<strong>in</strong>gegen untersuchte die ursprünglichen<br />

Qualitäten der Entwürfe <strong>und</strong> adaptierte sie für das digitale<br />

Format. Die ›Myriad‹ h<strong>in</strong>gegen ist e<strong>in</strong> eigenständiger Entwurf,<br />

geformt wie e<strong>in</strong>e Antiqua, jedoch ohne Serifen. In<br />

den Strichstärkenunterschieden ist sie der ›Gill Sans‹ verwandt,<br />

<strong>in</strong> den Formen jedoch den Handschriften verb<strong>und</strong>en.<br />

// Although her ‘Trajan’ typeface has become omnipresent<br />

and ‘My riad’ reigns as the system font on Mac<strong>in</strong>tosh computers,<br />

the designer who created them, Carol Twombly, is not widely<br />

known. Ini tially <strong>in</strong>tend<strong>in</strong>g to study architecture at the Rhode<br />

Island School of <strong>Design</strong>, there she discovered her <strong>in</strong>terest <strong>in</strong> typography<br />

and graphic design, not least thanks to her teacher<br />

Charles Bigelow. While still a student, she began work<strong>in</strong>g at the<br />

company Bigelow & Holmes, where kris holmes (p. 477)<br />

taught her how to draw fonts and use Ikarus software. After complet<strong>in</strong>g<br />

her studies, she worked first <strong>in</strong> Boston before head<strong>in</strong>g to<br />

Stanford University to take part <strong>in</strong> the digital typography programme<br />

headed by Bigelow. Her first font ‘Mirarae’ resulted soon<br />

afterward and received first prize <strong>in</strong> a 1984 competition sponsored<br />

by Morisawa, which subsequently licensed and marketed<br />

the typeface. First as a part-time employee and then full-time after<br />

1988, Carol Twombly was a member of the font development<br />

team at Adobe, where she worked with Robert Slimbach and<br />

other colleagues. In 1994 she was the first woman to w<strong>in</strong> the Prix<br />

Charles Peignot, which is periodically awarded to outstand<strong>in</strong>g<br />

type designers by the ATypI. By 1999 she had already retired from<br />

font design. Her designs attest to an <strong>in</strong>tensive <strong>in</strong>vestigation of<br />

traditional fonts — ‘Lithos’ and ‘Trajan’ are <strong>in</strong>spired by ancient<br />

and Roman typefaces, while ‘Chaparral’ comb<strong>in</strong>es traditional<br />

book letter<strong>in</strong>g from the sixteenth century with the slab serif typefaces<br />

of the n<strong>in</strong>eteenth century, and ‘Adobe Caslon’ is based on<br />

Caslon’s ‘Baroque-Antiqua’. Twombly’s digitalisations are closely<br />

oriented to the orig<strong>in</strong>al draw<strong>in</strong>gs. This is noteworthy as many<br />

digitalisations are based on lead type or even the phototypesett<strong>in</strong>g<br />

fonts, which <strong>in</strong> turn deviate quite considerably from the<br />

orig<strong>in</strong>al design. Twombly <strong>in</strong>stead sought to identify the orig<strong>in</strong>al<br />

qualities of the designs and adapt them for the digital format. By<br />

contrast, ‘Myriad’ is an autonomous design, shaped like an Antiqua,<br />

but without serifs. In the l<strong>in</strong>e thicknesses, it is related to ‘Gill<br />

Sans’ but its forms are associated with manuscript handwrit<strong>in</strong>g.<br />

// Margery Cantor: Carol Twombly: Type <strong>Design</strong> and Other Sports. In: F<strong>in</strong>e Pr<strong>in</strong>t,<br />

Nr. 3, 1990 // Crull 1995 // Haley 1998 // MacMillan 2006 // abb. s. 186<br />

U<br />

Rochelle Udell (USA, 1945) Die Editorial-<strong>Design</strong>er<strong>in</strong><br />

machte ihren Bachelor am Brooklyn College, wo sie u. a. bei<br />

Milton Glaser lernte, <strong>und</strong> im Anschluss 1967 ihren Master<br />

am Pratt Institute <strong>in</strong> New York. Später lehrte sie selbst <strong>und</strong><br />

war von 1971–89 Art Director<strong>in</strong> der Magaz<strong>in</strong>e Harper’s Bazaar,<br />

Vogue, GQ <strong>und</strong> Esquire, <strong>Design</strong> Director bei House & Garden<br />

<strong>und</strong> Self sowie Vize-Präsident<strong>in</strong> der Abteilung von Condé<br />

Nast Publications, die sich auf Entwicklung <strong>und</strong> Market<strong>in</strong>g<br />

neuer Medien spezialisierte. Seit 2002 arbeitet sie für Revlon<br />

als Chief Creative Officer. Udell wurde 1994 <strong>in</strong> die ›Hall<br />

of Fame‹ des ADC aufgenommen <strong>und</strong> erhielt u. a. den Matrix<br />

Award for <strong>Women</strong> <strong>in</strong> Communications sowie den Herb<br />

Lubal<strong>in</strong> Award of Excellence der Society of Publications<br />

<strong>Design</strong>ers. // The editorial designer Rochelle Udell received her<br />

<strong>und</strong>ergraduate education at Brooklyn College where she tra<strong>in</strong>ed<br />

<strong>und</strong>er such figures as Milton Glaser and subsequently obta<strong>in</strong>ed a<br />

master’s degree from the New York-based Pratt Institute <strong>in</strong> 1967.<br />

Later she served as a teacher herself and from 1971 to 1989 as art<br />

director of the magaz<strong>in</strong>es Harper’s Bazaar, Vogue, Esquire and<br />

GQ. She was design director at House & Garden and Self before<br />

assum<strong>in</strong>g a position as vice-president of the Condé Nast Publications<br />

division specialised <strong>in</strong> the development and market<strong>in</strong>g of<br />

new media. S<strong>in</strong>ce 2002 she has held the post of chief creative officer<br />

at Revlon. Udell was <strong>in</strong>ducted <strong>in</strong>to the ADC ‘Hall of Fame’<br />

<strong>in</strong> 1994 and has received the Matrix Award (<strong>Women</strong> <strong>in</strong> Communications)<br />

and the Herb Lubal<strong>in</strong> Award of Excellence from the<br />

Society of Publications <strong>Design</strong>ers among other dist<strong>in</strong>ctions. // Informationen<br />

über den ADC<br />

Grete Uhland (D, Lebensdaten unbekannt) Die spätestens<br />

<strong>in</strong> den 1920er Jahren <strong>in</strong> Stuttgart ansässige <strong>Grafik</strong>er<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> Architekt<strong>in</strong> studierte bei J. V. Cissarz. Ihre Arbeiten<br />

wurden sowohl <strong>in</strong> zeitgenössischen (u. a. <strong>in</strong> der Zeit -<br />

577


kathar<strong>in</strong>a sykora / annette<br />

dorgerloh et al. (Hg.): Die Neue<br />

Frau. Herausforderung für die Bildmedien<br />

der Zwanziger Jahre. Marburg<br />

1993<br />

lisa tickner: The Spectacle of<br />

<strong>Women</strong>. Imagery of the Suffrage<br />

Campaign 1907–14. Chicago 1988<br />

triggs 2003 Teal Triggs: Type<br />

<strong>Design</strong> – Radical Innovations and<br />

Experimentation. London 2003<br />

patty wageman (Hg.): Russian<br />

Legends. Folk Tales and Fairy Tales.<br />

Ausst.-Kat. Gron<strong>in</strong>ger Museum,<br />

Gron<strong>in</strong>gen/Rotterdam 2007<br />

karl klaus walter: Lexikon<br />

der Buchkunst <strong>und</strong> Bibliophilie.<br />

Hamburg 2006<br />

klaus waschik / n<strong>in</strong>a ba -<br />

bu r<strong>in</strong>a: Werben für die Utopie.<br />

Russische Plakatkunst des 20.<br />

Jahrh<strong>und</strong>erts. Bietigheim-Bis -<br />

s<strong>in</strong>gen 2003<br />

krystyna wasserman:<br />

The Book as Art – Artists’ Books<br />

from the National Museum of<br />

<strong>Women</strong> <strong>in</strong> the Arts. New York 2007<br />

weill 1985 Ala<strong>in</strong> Weill: Plakatkunst<br />

International. Berl<strong>in</strong> 1985<br />

werbeform 3 Scherpe Verlag<br />

(Hg.): Werbeform 3. Krefeld o. J.<br />

werbeform 1954 Scherpe<br />

Verlag (Hg.): Werbeform. Krefeld<br />

1954<br />

werbeform 1958 Scherpe<br />

Verlag (Hg.): Werbeform. Krefeld<br />

1958<br />

angelika wetterer (Hg.):<br />

Die soziale Konstruktion von Geschlecht<br />

<strong>in</strong> Professionalisierungsprozessen.<br />

Frankfurt a. M./New York<br />

1995<br />

wismer 1995 Beat Wismer (Hg.):<br />

Karo Dame – Konstruktive, Konkrete<br />

<strong>und</strong> Radikale Kunst von <strong>Frauen</strong> von<br />

1914 bis heute. Baden-Baden 1995<br />

wrede 1988: Stuart Wrede:<br />

The Modern Poster. New York 1988<br />

z e i t s c h r i f t e n // j o u r n a l s<br />

das plakat – Zeitschrift des<br />

Vere<strong>in</strong>s der Plakatfre<strong>und</strong>e e. V.,<br />

Berl<strong>in</strong>, 1909–21<br />

gebrauchsgraphik / novum,<br />

Berl<strong>in</strong>/München, ab 1924<br />

die reklame – Zeitschrift des<br />

Verbandes Deutscher Reklamefachleute<br />

e. V., Berl<strong>in</strong> 1907–33<br />

farbe <strong>und</strong> form, Berl<strong>in</strong>, 1920–34<br />

graphis, Zürich/New York, ab 1944<br />

Alle Ausgaben onl<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>sehbar auf:<br />

www.graphis.com<br />

eye – The International Review<br />

of <strong>Graphic</strong> <strong>Design</strong>, London, ab 1990.<br />

Sämtliche Artikel onl<strong>in</strong>e auf:<br />

www.eyemagaz<strong>in</strong>e.com<br />

step <strong>in</strong>side design magaz<strong>in</strong>e,<br />

o. O., 1984–2008<br />

Sämtliche Artikel onl<strong>in</strong>e auf:<br />

www.step<strong>in</strong>sidedesign.com<br />

pr<strong>in</strong>t, New York, ab 1940<br />

seidels reklame – Das Blatt für<br />

Werbewesen <strong>und</strong> Verkaufstechnik,<br />

Berl<strong>in</strong>/Wien, 1916–32<br />

O n l i n e - Q u e l l e n //<br />

<strong>in</strong>ternet-sources<br />

michael bierut: The <strong>Graphic</strong><br />

Glass Ceil<strong>in</strong>g: www.observatory.<br />

designobserver.com/<br />

entry=5017html?entry=5017<br />

rebecca w. davidson: Unseen<br />

Hands: <strong>Women</strong> Pr<strong>in</strong>ters, B<strong>in</strong>ders and<br />

Book <strong>Design</strong>ers. Pr<strong>in</strong>ceton University<br />

Library, <strong>Graphic</strong> Arts Collection, Onl<strong>in</strong>e-Ausstellung:<br />

http://<strong>in</strong>foshare1.<br />

pr<strong>in</strong>ceton.edu/rbsc2/ga/unseenhands/<br />

<strong>in</strong>dex.html<br />

laura sue fuderer: <strong>Women</strong><br />

Pr<strong>in</strong>ters and Booksellers – A Checklist<br />

of Sources: www.sharpweb.org/<br />

bibwomen.htm<br />

rachel irw<strong>in</strong>: <strong>Women</strong> and<br />

<strong>Graphic</strong> <strong>Design</strong>: www. womenand<br />

graphicdesign.blogspot.com siehe<br />

auch: www.issuu.com/rachel_irw<strong>in</strong><br />

ellen lupton: Sheila Levrant de<br />

Bretteville – Dirty <strong>Design</strong> and Fuzzy<br />

Theory. Interview: www.elupton.<br />

com/2010/07/de-bretteville-sheilalevrant<br />

andrea reithmayr: Beauty for<br />

Commerce: Publishers’ Bookb<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs<br />

1830–1910. Ausstellung <strong>in</strong> der Rare<br />

Books and Special Collections Library<br />

der University of Rochester Rush<br />

Rhees Library 2002: www.lib.<br />

rochester.edu/<strong>in</strong>dex.cfm?PAGE=3350<br />

jessica svendsen: Good <strong>Design</strong><br />

is Fem<strong>in</strong>ist <strong>Design</strong>. Interview, April<br />

2009: www.broadrecognition.com/<br />

arts/good-design-is-fem<strong>in</strong>istdesign-an-<strong>in</strong>terview-with-sheilade-bretteville<br />

publishers’ b<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs onl<strong>in</strong>e,<br />

1815–1930. Onl<strong>in</strong>e-Präsentation der<br />

Sammlung der University of Alabama:<br />

http://b<strong>in</strong>d<strong>in</strong>gs.lib.ua.edu/<br />

designers.html<br />

www.adc.org<br />

www.aiga.org<br />

www.designobserver.com<br />

www.elupton.com<br />

www.fokusfrau.de<br />

www.frauen-hfg-ulm.de<br />

www.frauen<strong>in</strong>bewegung.onb.ac.at<br />

www.graphicbirdwatch<strong>in</strong>g.com<br />

www.sessions.edu/notes-on-design<br />

www.typeradio.com<br />

www.walkerart.org/channel/genre/<br />

falls nicht anders vermerkt,<br />

gilt für alle angegebenen<br />

<strong>in</strong>ternetquellen:<br />

zuletzt abgerufen am<br />

12.8.2011 // all <strong>in</strong>ternet<br />

sources were last accessed<br />

on 12 august 2011, unless<br />

otherwise noted.<br />

600


601<br />

Barbara Kruger: Untitled (Who is free to choose?), 1989. Fotogravur auf Magnesium, 64,8 × 54,6 cm;<br />

© Barbara Kruger, Courtesy: Mary Boone Gallery, New York


4


<strong>in</strong>halt // contents<br />

24 Gerda Breuer / Julia Meer: Vorwort <strong>und</strong> Dank // Preface and acknowledgements<br />

27 Christel Hornste<strong>in</strong>: Grußwort // Foreword<br />

29 Gerda Breuer / Julia Meer: E<strong>in</strong>leitung // Introduction<br />

texte / Essays<br />

48 Bett<strong>in</strong>a Richter: Plakatgestalter<strong>in</strong>nen – E<strong>in</strong>e Spurensuche //<br />

<strong>Women</strong> poster designers — An <strong>in</strong>vestigation of traces<br />

66 Ellen Lupton: <strong>Women</strong> <strong>in</strong> graphic design<br />

86 Gerda Breuer: Gender <strong>und</strong> Kreativität – Zur Professionalisierung des<br />

Berufes der <strong>Grafik</strong>-<strong>Design</strong>er<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Moderne // Gender and creativity<br />

106 Ada Raev: <strong>Grafik</strong>-<strong>Design</strong>er<strong>in</strong>nen der russischen Avantgarde //<br />

<strong>Women</strong> graphic designers <strong>in</strong> the russian avant-garde<br />

120 Patrick Rössler: E<strong>in</strong>e vergessene Pionier<strong>in</strong> – Irmgard Sörensen-Popitz,<br />

Art Director<strong>in</strong> im Beyer-Verlag // A forgotten pioneer — Irmgard Sörensen-Popitz<br />

132 Ute Brün<strong>in</strong>g: Dore Mönkemeyer-Corty – E<strong>in</strong>e Plakatkünstler<strong>in</strong> auf verlorenem<br />

Posten? // Dore Mönkemeyer-Corty — Fight<strong>in</strong>g a los<strong>in</strong>g battle as a poster artist?<br />

144 Ute Brün<strong>in</strong>g: Anna Simons // Anna Simons<br />

152 Jochen Eisenbrand: Ray Eames // Ray Eames<br />

164 Martha Scotford: The tenth pioneer — Thoughts on Cipe P<strong>in</strong>eles<br />

174 Judith Siegm<strong>und</strong>: ›Die Möglichkeiten waren gleich‹ – E<strong>in</strong> Bericht über zwei<br />

<strong>Grafik</strong>-<strong>Design</strong>-Paare aus der ehemaligen DDR // ‘The opportunities were equal’ —<br />

A report on two graphic design couples from the former GDR<br />

186 Susanne Dechant: Stichprobe Typograf<strong>in</strong> – E<strong>in</strong>e Untersuchung von Typografie<br />

<strong>und</strong> weiblichem Verhalten // ‘Type persons who happen to be female’ —<br />

Investigat<strong>in</strong>g typo graphy and the role and reputation of women<br />

198 Sab<strong>in</strong>e Bartelsheim: Schrift-Bilder – Bild-Text-Relationen im Werk zeit -<br />

genössischer Künstler<strong>in</strong>nen // The art of letters — Relations between image<br />

and text <strong>in</strong> the work of contemporary artists


Interviews<br />

226 Irma Boom – Never do anyth<strong>in</strong>g just for money!<br />

232 Paula Scher – I am an <strong>in</strong>dividual — not a ‘role model’.<br />

236 Sheila Levrant de Bretteville – More of the young men are fem<strong>in</strong>ists.<br />

242 Julia Hoffmann – <strong>Frauen</strong> arbeiten, um glücklich zu se<strong>in</strong>.<br />

250 T<strong>in</strong>a Roth Eisenberg – Ich habe immer das gemacht, was ich für richtig hielt.<br />

258 Katja M. Becker – Man lernt, Fachliches von Persönlichem zu trennen.<br />

264 Anna Berkenbusch – Man muss e<strong>in</strong>fach dranbleiben.<br />

270 Heike Greb<strong>in</strong> – <strong>Frauen</strong> mit K<strong>in</strong>dern haben größere Erfolgschancen.<br />

278 Gisela Grosse – Ich musste lernen, Stärke auszustrahlen.<br />

284 Miriam <strong>und</strong> N<strong>in</strong>a Lambert – <strong>Frauen</strong> wollen geliebt werden.<br />

292 Iris Utikal – <strong>Frauen</strong> müssen es selber wollen.<br />

300 Judith Grieshaber – Gute Gestaltung ist nicht männlich oder weiblich.<br />

dokumente / documents<br />

307 Natalia Gontscharowa: E<strong>in</strong> offener Brief<br />

310 Sheila Levrant de Bretteville: Some aspects of design from the perspective of a<br />

women designer<br />

319 Paula Scher: The boat<br />

324 Ellen Lupton / Laurie Haycock Makela: Undergro<strong>und</strong> matriarchy <strong>in</strong> graphic design<br />

333 Véronique Vienne: <strong>Design</strong>ers and visibility. <strong>Design</strong> — not biology — is identity<br />

340 Martha Scotford: Messy history vs. neat history — Toward an expanded view of<br />

women <strong>in</strong> graphic design<br />

354 Alissa Walker: Higher education<br />

360 Astrid Stavro: Beyond the glass ceil<strong>in</strong>g — An open discussion<br />

Kurzbiografien / short biographies<br />

372 Julia Meer: Der, die, das … Der Buchstabe, die Frau, das Problem?<br />

E<strong>in</strong>leitung zu den Kurzbiografien // He, she, it … <strong>Women</strong> and the problems of<br />

gender <strong>in</strong> the history of graphic design — Introduction to the short biographies<br />

393 Kurzbiografien A–Z // Short biographies A–Z<br />

594 Abkürzungen // Abbreviations<br />

596 Bibliografie // Bibliography<br />

602 Abbildungsnachweis // Image credits<br />

604 Über die Autoren // About the authors<br />

608 Impressum // Impr<strong>in</strong>t<br />

6

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