Vertrauensmarketing
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BDVI INTERN INHALT<br />
Gedanken des neuen BDVI-Präsidenten<br />
zur »Perspektive Zukunft«<br />
DES BERUFES KERN<br />
In diesem Jahr wird der BDVI 60 Jahre alt und dieser Verband hat dabei<br />
gerade mal fünf Präsidenten benötigt. Das zeugt von großer Kontinuität.<br />
Vor 30 Jahren war ich als Student das erste Mal mit meinem Vater auf einem Jahreskongress des<br />
BDVI in Lahnstein. Damals hieß das noch Jahreshauptversammlung. An diesem Tag vor 30 Jahren<br />
stand auch ein Präsidentenwechsel an: seinerzeit von unserem heutigen Ehrenpräsidenten Dr. Wil-<br />
helm Kühnhausen auf Ernst Simon. Herr Esser wurde damals zum neuen Justitiar gewählt, beglei-<br />
tet uns also heute auch schon 30 Jahre. Seinerzeit haben mich einige Personen als Protagonisten<br />
beeindruckt, die beispielsweise Kühnhausen, Leber, Hils und Kruse hießen. Damals und auch später,<br />
mit einem Präsidenten Dr. Otmar Schuster und einem Präsidenten Volkmar Teetzmann, in der De-<br />
pression der zweiten Hälfte der 80er Jahre und der Euphorie der Wiedervereinigung Anfang der<br />
90er Jahre – immer fühlte ich mich dabei, wäre aber nie auf den Gedanken gekommen, einmal als<br />
Kandidat für das Präsidentenamt vor Ihnen zu stehen.<br />
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MICHAEL ZURHORST | WERNE<br />
Preiskampf wird als Honorarflexibilität verklausuliert.<br />
Man hätte vereinfacht auch schreiben können: Seht zu, wie ihr klarkommt!<br />
Aber bevor ich hier weiterrede, möchte ich es nicht versäumen,<br />
auch hier noch einmal in der Mitgliederversammlung<br />
meinen und unser aller Dank an den scheidenden Präsidenten<br />
Volkmar Teetzmann auszusprechen. Du, Volkmar, hast<br />
Großes geleistet und hinterlässt deinem Nachfolger ein<br />
großes Erbe im doppelten Sinne:<br />
1 | hat der BDVI unter deiner Führung viel<br />
erreicht, worauf sich aufbauen lässt, und<br />
2 | sind die Fußspuren und das Schrittmaß –<br />
kein Wunder bei deiner Statur – eine<br />
echte Vorgabe.<br />
Nun zurück: Vor sechs Monaten hat man die Frage an mich<br />
gerichtet, ob ich für das Präsidentenamt kandidieren wolle.<br />
Nachdem ich wie gesagt vor 30 Jahren das erste Mal mit<br />
meinem Vater dabei war, habe ich heute das Glück, mit<br />
meinem Sohn Alexander als jüngstem Neumitglied des BDVI<br />
an meiner Seite hier zu sein. Das mag Ihnen verdeutlichen,<br />
dass ich durch meinen Sohn gewisse Freiräume in der Zeitgestaltung<br />
gewonnen habe. Die nächste Generation schickt<br />
sich an, sich in unserem Beruf aufzustellen.<br />
Da es für ein Rentnerdasein mit 50 Jahren vielleicht ein wenig<br />
früh ist, habe ich mich mit dem Gedanken angefreundet,<br />
heute vor Ihnen zu stehen und für das Präsidentenamt<br />
zu kandidieren.<br />
Damit Ihre Entscheidung für einen neuen Präsidenten nicht<br />
nur eine Formsache wird, möchte ich Ihnen ein paar Gedanken<br />
zur Zukunft unseres Berufsstandes unterbreiten, die<br />
auch eine Art Programm darstellen. Als Kommunalpolitiker<br />
habe ich zwar gelernt, dass bei Wahlen Programme kaum<br />
jemanden interessieren, aber trotzdem wage ich unter unserem<br />
Kongressmotto »Perspektive Zukunft« ein paar Ausführungen.<br />
PERSPEKTIVE ZUKUNFT<br />
Für den aufmerksamen Beobachter unterliegt der Berufsstand<br />
des Öffentlich bestellten Vermessungsingenieurs (ÖbVI)<br />
seit Jahren einem intensiven Wandel, der eher an Dynamik<br />
gewinnt, als dass er als abgeschlossen betrachtet werden<br />
kann. Globalisierung, Europatauglichkeit, Entbürokratisierung,<br />
Harmonisierung, Wettbewerb, Honorarflexibilisierung,<br />
betriebswirtschaftliche Kalkulation sind Stichworte für sich<br />
verändernde Rahmenbedingungen, die die Freien Berufe im<br />
BDVI INTERN<br />
Allgemeinen und den ÖbVI-Beruf im Speziellen vor Orientierungsaufgaben<br />
für die Zukunft stellen.<br />
Professor Dr. Hommerich hat kürzlich in einem Interwiev für<br />
den Verband Freier Berufe (VFB) NRW unter dem Titel »Modernisierung<br />
versus Trivialisierung der Freien Berufe« angemahnt,<br />
dass die Freien Berufe in jeder Teildisziplin einen Wertekern<br />
erarbeiten und diesen im Sinne eines <strong>Vertrauensmarketing</strong>s<br />
veröffentlichen müssen. Darüber hinaus müsse durch ein nachvollziehbares<br />
Qualitätsmanagement eine verbürgte Qualität<br />
dem Markt angeboten werden. Wenn man diese Fragen bezüglich<br />
des ÖbVI-Berufes reflektiert, muss man zu folgender<br />
Erkenntnis kommen: Die vordringlichen Baustellen zur Modernisierung<br />
unseren Berufsstandes würden sein:<br />
1 | Wertekern definieren<br />
2 | <strong>Vertrauensmarketing</strong> schaffen<br />
3 | Qualitätsmanagement sichern<br />
Nach Auffassung von Prof. Hommerich liegt die Trivialisierung<br />
der Freien Berufe in der »ökonomistischen« Verengung der Perspektive,<br />
die das Thema Verbraucherschutz nicht kennen will.<br />
Der Verbraucherschutz wird von der Politik zwar häufig unter<br />
dem Stichwort »asymmetrische Wissensverteilung« grundsätzlich<br />
gesehen, aber unter dem Deckmantel der Entbürokratisierung<br />
zugunsten des »mündigen Bürgers« weggewischt.<br />
Ein eklatantes Beispiel hierfür ist der gerade vorgelegte Referentenentwurf<br />
zur HOAI-Novelle. Die geplante HOAI ist das Papier<br />
nicht wert, auf dem sie gedruckt werden wird. Das gilt für<br />
alle Bauingenieur- und Architektenleistungen, aber für Vermessungsleistungen<br />
insbesondere. Man lasse sich die Wortwahl<br />
der Gesetzesbegründung auf der Zunge zergehen:<br />
Mit der neuen Honorarordnung für Architekten und Ingenieure<br />
soll der Wettbewerb gefördert und der Bürokratieabbau<br />
vorangebracht werden. Deshalb wird der Anwendungsbereich<br />
der Honorarordnung eingeschränkt,<br />
um Auftraggeberinnen und Auftraggebern sowie Auftragnehmerinnen<br />
und Auftragnehmern mehr Freiraum<br />
zur Vertragsgestaltung zu lassen.<br />
Damit soll in diesem Bereich eine höhere Honorarflexibilität,<br />
die für moderne komplexe Planungsprozesse unabdingbar<br />
ist, erreicht werden. Die Büros werden konsequenter<br />
als bisher zur betriebswirtschaftlichen Kalkulation<br />
und Vertragsgestaltung angehalten.<br />
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