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4.4 Veränderungsprojekte steuern: Qualifizierung für ... - INDINA

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<strong>4.4</strong> Veränderungsprojekte <strong>steuern</strong>:<br />

<strong>Qualifizierung</strong> für Führungskräfte<br />

on-the-job<br />

Renate Steinbrinck<br />

<strong>4.4</strong>.1 Hintergrund<br />

Die in diesem Kapitel vorzustellenden Führungskonzepte und<br />

–instrumente zur Steuerung umfassender Veränderungsvorhaben<br />

wurden in jeweils abgewandelter und an die spezifischen Belange<br />

angepassten Form in einem Großteil der Projekt-Unternehmen erprobt.<br />

Sie sind Voraussetzung zur effektiven Steuerung der jeweiligen Optimierungsvorhaben<br />

und unterstützen die Umsetzung eines Mitarbeiterführungskonzeptes,<br />

das zunehmend auf Delegation einerseits und<br />

Verantwortungsübernahme andererseits, auf Eigeninitiative, Beteiligung<br />

und Kooperation setzt. Gleichzeitig erlauben sie die Erprobung<br />

von Inhalten parallel laufender Führungstrainings in der betrieblichen<br />

Praxis (vgl. Einleitung).<br />

Kennzeichnend für die Ausgangssituation in den Unternehmen waren<br />

in der Regel eher spontane, punktuelle, bereichsspezifische Besprechungen<br />

zwischen Geschäftsführung und einzelnen Abteilungs- oder<br />

Bereichsleitungen bzw. Fachexperten. Gezielte, regelmäßige Leitungsrunden,<br />

die alle Bereiche (Support und Produktion) einbinden<br />

und einen Beitrag zur übergreifenden Lösungsfindung, Entscheidungsvorbereitung<br />

und Steuerung leisten, sind in Unternehmen dieser<br />

Größenordnung eher die Ausnahme.<br />

Eine intensivere Einbindung der zweiten Ebene, d.h. die explizite Delegation<br />

von Aufgaben, die gemeinsame Entwicklung eines für das<br />

Unternehmen passenden Führungskonzeptes, das den o.g. Zielen<br />

folgt, wurde in der Regel als zu zeitintensiv und die Flexibilität des<br />

Unternehmens eher beeinträchtigend betrachtet.<br />

Im Rahmen der jeweiligen Veränderungsprojekte konnten Nutzen<br />

und Notwendigkeit dieser Führungskonzepte erprobt und geprüft<br />

werden.<br />

Kooperative<br />

Führung und<br />

effektive<br />

Steuerung<br />

!<br />

4. Führungskräfteentwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen 187


<strong>4.4</strong>.2 Auftrag und Ziel der Maßnahme<br />

!<br />

Beteiligung und verantwortliche Einbindung der zweiten Ebene, um<br />

strukturiertes Vorgehen, optimalere Koordination und Umsetzung<br />

der Veränderungsmaßnahmen zu forcieren, standen im Mittelpunkt<br />

der Maßnahmen. Führungskräfte und Fachexperten (z.B. Qualitätsbeauftragte)<br />

sollen in der Lage sein, die Mitarbeiter in den Projekten<br />

so einzusetzen und zu begleiten, dass die dort gefragten Kompetenzen<br />

sich entwickeln bzw. optimiert werden können.<br />

<strong>4.4</strong>.3 Vorgehen und Methode<br />

An zwei Beispielen sollen hier kurz die Grundzüge des Vorgehens erläutert<br />

werden.<br />

Sie wurden in Unternehmen des produzierenden Gewerbes in einer<br />

Größe zwischen 170 bis 200 Mitarbeitern erprobt, in denen Prozessoptimierungsprojekte<br />

in Produktion und Supportbereichen durchgeführt<br />

wurden.<br />

Das Design sieht vor, dass alle (zukünftigen) Entscheider aufgabenspezifisch<br />

(Fach-/Führungsverantwortung) in die Gesamtgestaltung<br />

der Prozessoptimierung eingebunden sind. Bei Unternehmen dieser<br />

Größenordnung handelt es sich, inklusive Unternehmensleitung, dabei<br />

um ca. 8–10 Teilnehmer einer Führungs- bzw. Managementrunde<br />

(der Managementbegriff wird hier verwendet, wenn auch Fachexperten<br />

ohne explizite Mitarbeiterverantwortung, sprich Führungsverantwortung,<br />

teilnehmen).<br />

Die Installation dieser Steuerungsrunde und die Auswahl ihrer Teilnehmer<br />

waren in der Regel auch der Start in ein neues Verständnis<br />

von Führung, von Führungsaufgaben und manchmal auch einer<br />

Neupositionierung von Mitarbeitern im Organigramm des Unternehmens.<br />

188 4. Führungskräfteentwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen


Beispiel 1<br />

Installieren eines Management–Teams zur nachhaltigen<br />

Umsetzung von betrieblichen Veränderungen<br />

Das erste Beispiel stellt nach intensiver Begleitung der Geschäftsführung<br />

bei der Zusammensetzung eines Management–Teams die gemeinsam<br />

mit diesem Team entwickelten Aufgaben, Arbeitsweisen<br />

und Besprechungsinstrument vor (Abb.1). Arbeitsweise und Instrument<br />

wurden in einer Pilotphase erprobt und an die Anforderungen<br />

des Unternehmens angepasst. Dieses Vorgehen wurde auch im zweiten<br />

vorzustellenden Beispiel angewandt und sollte bei Einführung<br />

solcher Strukturen dringend beachtet werden (siehe auch Kap. 1.4 Erfolgsfaktoren).<br />

Gemeinsam wurde im Management–Team die zukünftige Arbeitsweise<br />

vereinbart und eine Grobstruktur für den Sitzungsablauf festgelegt.<br />

Die folgenden Schaubilder (Abb. 1-3) sollen das Verfahren<br />

verdeutlichen:<br />

!<br />

Erfolgsfaktoren<br />

Projektsteuerung Management-Team<br />

Aufgaben:<br />

• Informationsaustausch zwischen allen allen Bereichen<br />

• gemeinsame Vorgehensweise abstimmen<br />

• Moderation effektiv effektiv und und effizient effizient gestalten<br />

••Controlling der der Maßnahmen<br />

Turnus Turnus<br />

14- 14-tägig<br />

....... ....... tag tag 13:00 13:00 bis bis 15:00 15:00 Uhr Uhr mit mit festgelegtem Ablauf Ablauf<br />

Aufgaben<br />

Externe Externe Begleitung<br />

Die Die Begleitung der der Management-Teamsitzung umfasst: umfasst:<br />

• anfängliche Moderationsunterstützung (bis (bis.........)<br />

• Coaching der der Moderatoren (Besprechungen leiten) leiten)<br />

• Vorschläge, Ergänzungen zu zu Steuerungsinstrumenten<br />

Abb. 1 Aufgaben und Coaching der Einführung<br />

4. Führungskräfteentwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen 189


‣Muster Ablauf Management-Teamsitzungen<br />

Besprechungs<br />

struktur<br />

Top Top 1<br />

Maßnahmencontrolling<br />

15’-30’ 15’-30’ Kurzberichte der der Verantwortlichen zur zur Information<br />

des des Leitungsteams über über Stand Stand der der Projekte<br />

Top Top 2 Sachstand // Ergebnisse Thema Thema (Priorität A) A)<br />

30’ 30’ Bsp: Bsp: Prozesse optimieren im im Bereich Bereich X .......................<br />

Top Top 3<br />

Aktuelle Themen aus aus dem dem Management Team Team<br />

30’ 30’ Bsp.: Bsp.: Überstundenregelungen<br />

Top Top 4<br />

Informationen der der Geschäftsführung<br />

15’ 15’<br />

Top Top 5<br />

Ausblick:<br />

5’ 5’ Berichte Berichte // Themen Themen nächste nächste MT–Sitzung<br />

!<br />

Abb. 2<br />

Besprechungsstruktur<br />

Arbeitsweise<br />

Arbeitsweise<br />

vereinbaren<br />

•Die Management–Team–Sitzungen finden nach dieser Grobstruktur statt.<br />

• Der Sitzungsleiter verschickt diesen Ablauf, versehen mit konkreten Themen zu den<br />

Tops 2 – 4 rechtzeitig vor Sitzungsbeginn an die Teilnehmer.<br />

• Themen zu Top 3 sind bei der Sitzungsleitung anzumelden, damit sie in die Einladung<br />

aufgenommen werden und die Zeitbedarfe der einzelnen Tops abgestimmt werden können.<br />

• Zum Maßnamencontrolling (Top 1+2) wird ein Formblatt benutzt, an das die Ergebnisse der<br />

Tops 3 - 4 zum Gesamtprotokoll angefügt werden..<br />

• Die Protokollführung (es empfiehlt sich über Beamer bzw. Folie zur direkten<br />

Nachvollziehbarkeit (Visualisierung) in der Sitzung (= wichtig ) zu arbeiten) sollte von einem<br />

Verantwortlichen aus dem Leitungsteam vorgenommen werden (Sitzungsleiter/Vertreter).<br />

• Endfassung erfolgt über PC und wird an alle per E-mail verschickt.<br />

Visualisierung der Ergebnisse während der Sitzung ist wichtig (!). Beamer oder Folie<br />

erleichtern die weitere Bearbeitung des Protokolls.<br />

(sofortige Kopie der Folien bzw. Weiterbearbeitung über PC)<br />

Die Nutzung von Flipchart oder Karten empfiehlt sich eher bei einer (auch zeitlich)<br />

intensiveren gemeinsamen Sitzung zu Problemlösung, Entscheidungsfindung; strategischen<br />

Debatten u.ä.<br />

Abb. 3<br />

Arbeitsweise<br />

Die ersten Sitzungen wurden in einem vereinbarten Zeitraum durch<br />

Beratung der GF unterstützt. Die Sitzungsleitung wurde mit Blick auf<br />

eine professionelle Besprechungsmoderation gecoacht.<br />

190 4. Führungskräfteentwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen


Ergänzend wurden Formblätter zur Ergebnissicherung und zum<br />

Maßnahmencontrolling (Abb. 4 und 5: Mustervorlagen) eingesetzt,<br />

die im Verlauf der Sitzungen an die konkreten Erfordernisse bzw. an<br />

die vorhandene Dokumentenstruktur des Unternehmens angepasst<br />

wurden. Ziel war es, für die an der Umsetzung der Maßnahmen beteiligten<br />

Mitarbeiter ein lesbares und transparentes Instrument zu<br />

haben.<br />

Maßnahmencontrolling<br />

Projekt/Thema:<br />

Maßnahmen<br />

Wer<br />

Ergebnis<br />

Das wurde umgesetzt ...<br />

Erfolgte<br />

Optimierung<br />

Verbessert hat sich dadurch...<br />

an vorhandene<br />

Dokumentenstruktur<br />

anpassen<br />

Abb. 4 Muster Maßnahmencontrolling<br />

Besprechungsprotokoll<br />

vom:<br />

Teilnehmer:<br />

Nr.<br />

Ergebnisse<br />

Maßnahmen<br />

Beschlüsse<br />

Verantwortlich<br />

Wer mit wem?<br />

Termin<br />

Ab/bis wann<br />

Steuerung<br />

am:<br />

mit:<br />

Erledigt<br />

zu...%<br />

Abb. 5 Muster Besprechungsprotokoll<br />

4. Führungskräfteentwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen 191


Beispiel 2<br />

Optimierung der Führungsrunde zur Gesamtsteuerung der<br />

Veränderungsprojekte<br />

Ziel der Zusammenarbeit zwischen Geschäftsführung und Führungskräften<br />

der zweiten Ebene waren eine optimale Koordination und<br />

Abstimmung der laufenden Veränderungsvorhaben in der Führungsrunde.<br />

Auch hier wurde im Laufe einer Erprobungsphase die endgültige<br />

Arbeitsweise inklusive der Aufgaben dieser Steuerungsrunde<br />

vereinbart.<br />

Die Führungsrunde (alle Abteilungs- bzw. Bereichsleitungen plus Geschäftsführung)<br />

war im Unternehmen installiert, traf sich in unregelmäßigen<br />

Zeitabständen und in unterschiedlicher, eher unverbindlicher<br />

Zusammensetzung.<br />

Es gab keine eindeutige Konzentration auf Themenfelder, weil im<br />

Zuge der Optimierungsvorhaben zunächst alles gleich wichtig erschien.<br />

Im Verlauf des Projektes stellte sich schnell heraus, dass einzelne<br />

Themenfelder ökonomischer und zielgerichteter mit den direkt<br />

betroffenen Akteuren zu bearbeiten sind und diese Steuerungsergebnisse<br />

in die Gesamtsteuerung einfließen müssen (vgl. Abb. 10).<br />

Diese Differenzierung half, die Inhalte der Führungsrunde zu entschlacken,<br />

Prioritäten zu setzen und eine für alle sinnvolle und verbindliche<br />

Struktur einzuführen. Die Abbildungen 7-10 verdeutlichen<br />

das Vorgehen.<br />

Zur endgültigen Konkretisierung der Gesamtsteuerung waren folgende<br />

Fragen zu klären:<br />

192 4. Führungskräfteentwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen


Aufgaben und Arbeitsweise der<br />

Führungsrunde<br />

Themen : WAS steuert eine 14-tägige<br />

Führungsrunde ?<br />

Zentrale gemeinsame Aufgabenfelder,<br />

die immer auf der Aufgabenliste der Führungsrunde stehen.<br />

Daraus leiten sich jeweils konkrete Aufgaben/Fragen/Aufträge<br />

zur Bearbeitung und Klärung ab<br />

-Fertigung<br />

-Supportbereiche<br />

-GF<br />

Ablauf : WIE steuert sich die Führungsrunde ?<br />

Instrumente effektiver Arbeit<br />

1. Vorgegebene Themenstruktur (s.o.)<br />

2. Ergebnissicherung (Moderation und Protokoll)<br />

3. Regelmäßiges Controlling der Aufträge<br />

4. Protokollstruktur zur Ergebnissicherung und Controlling<br />

5. Moderation,<br />

die im Sinne der Punkte 1.-4. steuert, am besten in einer Hand:<br />

- als Aufgabe der GF<br />

- als Aufgabe, die von einer Person/einem Team<br />

der Fertigungsverantwortlichen übernommen wird.<br />

Abb. 7 Klärung Aufgaben und Arbeitsweise<br />

Ziele der Führungsrunde und ihre Verzahnung mit der<br />

Gesamtprojektsteuerung:<br />

Hauptanliegen war, die Rahmenbedingungen der Veränderungsvorhaben<br />

so zu gestalten, dass die Fertigung einen optimalen Output<br />

erbringen kann.<br />

Dazu gehört es, dass einheitliche und transparente Informationen<br />

über kurzfristige Zielsetzungen und die dazugehörigen Maßnahmen<br />

an alle betroffenen Akteure in Fertigung und Support gegeben werden.<br />

!<br />

4. Führungskräfteentwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen 193


Schließlich soll eine effektive Unterstützung der Maßnahmenumsetzung<br />

in den Projektbereichen der Fertigung, des Supports und zur<br />

Gesamtsteuerung Produktion erfolgen.<br />

Das Unternehmen hat sich für folgende Struktur entschieden:<br />

Teilnehmer<br />

vier zentrale Themenfelder<br />

Kleiner Kreis: Produktion<br />

bei Bedarf<br />

14-tägige und alle vier Wochen<br />

große Info-Runde (alle BL)<br />

s. Abb. 9<br />

Verantwortlichkeiten für Projekte/Aufträge<br />

Zulieferer/Bearbeiter haben Bringschuld<br />

Vereinbarung mit GF über regelmäßige Teilnahme<br />

Bedingung<br />

Moderation der Runde in einer Hand (bis ...)<br />

Verantwortliche festgelegt<br />

effektive Protokollstruktur<br />

Vorlage vorhanden<br />

regelmäßiges Monitoring (Controlling)<br />

Regelmäßige Abfrage und<br />

Berichterstattung<br />

GF= Geschäftsführung<br />

BL= Bereichsleitung<br />

Exp= Fachexperte<br />

Abb. 8 Struktur und Arbeitsweise Führungsrunde<br />

Zentrale Themenfelder<br />

Verbesserung der Schnittstellen<br />

Vertrieb<br />

Logistik<br />

Fertigung<br />

Verbesserung der Dienstleistung<br />

Controlling<br />

QS<br />

Fertigung<br />

Kooperation Geschäftsführung<br />

Instandhaltung<br />

AVO<br />

Projekte<br />

-Projekte<br />

Abb. 9 Zentrale Themenfelder<br />

194 4. Führungskräfteentwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen


Qualitätskreis<br />

wöchentlich<br />

wöchentlich<br />

monatlich<br />

monatlich<br />

Produktions-<br />

Führungsrunde<br />

‣Gesamt-<br />

‣steuerung<br />

Feinsteuerung<br />

Fertigung<br />

Tägl.<br />

Tägl.<br />

15<br />

15<br />

min<br />

min<br />

Business-<br />

Review Review<br />

14-<br />

14-<br />

tägig<br />

tägig<br />

Führungsrunde<br />

alle<br />

alle<br />

4<br />

4<br />

Wochen<br />

Wochen<br />

Abb. 10 Gesamtsteuerung<br />

<strong>4.4</strong>.4 Ergebnisse<br />

In beiden Beispielen erforderte die Umsetzung und Anwendung der<br />

Instrumente in der Regel eine Neudefinition der eigenen Führungsrolle:<br />

Neben dem Fokus auf den je persönlichen Verantwortungsbereich<br />

der Führungskräfte wurde das Gesamtgeschehen im Unternehmen<br />

stärker zur eigenen Sache gemacht und gemeinsam der<br />

Rahmen dafür geschaffen, die Mitarbeiter aktiv zu beteiligen.<br />

Ein wesentlicher Erfolgsgarant war hierbei das definitive Commitment<br />

der jeweiligen Unternehmensleitung zur Erprobung einer neuen<br />

Steuerungs- und Führungsstruktur und eine im Vorwege oder begleitend<br />

mit jedem Führungsmitglied stattfindende Rollen-, Kompetenzund<br />

Ziel-(Aufgaben)vereinbarung.<br />

Neudefinition<br />

der<br />

Führungsrollen<br />

Commitment<br />

der<br />

Unternehmensleitung<br />

Im Beispiel 1 führte diese Rollen- und Aufgabenklärung mit den zukünftigen<br />

Teilnehmerinnen des Managementteams neben einer veränderten<br />

Aufbau- und Ablauforganisation relativ schnell zu deren<br />

Bereitschaft, sich als Führungskraft in eine Gesamtverantwortung für<br />

umfassende Veränderungsvorhaben einbinden zu lassen. Die Einbindung<br />

der nachgeordneten Mitarbeiter zur Umsetzung der aus<br />

dem Managementteam erteilten Aufträge und ihre Integration in das<br />

Alltagsgeschäft stellte für viele der (neuen) Führungskräfte eine Herausforderung<br />

dar. Trainings- und Coachingkonzepte , wie in Kapitel<br />

4. Führungskräfteentwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen 195


4.2. und 4.3. vorgestellt, waren eine wichtige begleitende Maßnahme.<br />

!<br />

Ein weiteres wesentliches Element, das aus Führungsrunde oder<br />

Management–Team in kleinen und mittleren Unternehmen eine erfolgreiche<br />

Steuerung von Veränderungsprozessen macht, ist ihre<br />

Verzahnung mit dem operativen Geschäft, z.B. mit der täglichen<br />

Feinsteuerung in der Fertigung oder mit der Qualitätsbesprechung,<br />

wie das Beispiel 2 verdeutlicht. Durch die hier vorgestellte Optimierung<br />

der Führungsrunde wurden in diesem Unternehmen wesentliche<br />

Steuerungsgruppen auf der operativen Ebene entweder erstmals ins<br />

Leben gerufen oder in ihren Verantwortlichkeiten und Arbeitsabläufen<br />

neu definiert und in die Gesamtsteuerung integriert.<br />

Arbeitshilfen und Hinweise<br />

Das Verfahren zu Ablauf und Arbeitsweise einer Management-<br />

Teamsitzung (Abb. 2, 3) sowie die Muster für Besprechungsprotokoll<br />

und Maßnahmencontrolling (Abb. 4, 5) finden sich als Kopiervorlage<br />

im Anhang des Readers auf der beigelegten CD.<br />

196 4. Führungskräfteentwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen


4.5 Ausblick<br />

Die in diesem Kapitel beschriebenen Beispiele innerbetrieblicher<br />

Führungskräftequalifizierung im Mittelstand machen zwei Dinge<br />

deutlich:<br />

1. Im Rahmen der permanenten Marktanforderungen und des daraus<br />

resultierenden betrieblichen Veränderungsdrucks gerät unweigerlich<br />

das Zusammenwirken von Führungskräften sowohl untereinander<br />

als auch mit ihren Mitarbeitern verstärkt in das Blickfeld.<br />

Das Selbstverständnis von Funktionen und Abläufen und die<br />

vorherrschenden Konzepte von Führung und selbstverantwortlich<br />

handelnden Mitarbeitern gilt es zu überprüfen.<br />

Inhouse-Führungskräfteprogramme sind ein entscheidender<br />

Erfolgsfaktor, die jeweiligen Change-Prozesse im Unternehmen<br />

erfolgreich zu gestalten. Sie setzen, wie die vorstehenden Artikel<br />

beschreiben, direkt an der Praxis der Beteiligten an, Ergebnisse<br />

können sofort umgesetzt werden, Neues kann ausprobiert und<br />

Handeln korrigiert werden.<br />

2. Die Wirksamkeit und Nachhaltigkeit von innerbetrieblichen<br />

Führungstrainings ist punktuellen Einzelmaßnahmen (einzelne<br />

Führungskräfte nehmen an außerbetrieblichen Trainingsangeboten<br />

teil) überlegen. Dies gilt vor allem im Hinblick auf die Entwicklung<br />

eines gemeinsamen Konzeptes von Führung, auf die „Einstimmung“<br />

der Mitarbeiter (!) auf dieses Konzept und auf die Einführung<br />

einer strategischen Zielen folgenden Unterstützungsstruktur<br />

(PE-Programm; kollegiale Beratung; Einsatz innerbetrieblicher<br />

Mentoren oder Coaches etc.). Vor allem Formen kollegialer Beratung<br />

im jeweiligen Führungskreis schaffen eine neue Art von Vertrauenskultur<br />

und innerbetrieblichem Lernen durch Know-how-<br />

Austausch, der über die rein fachlichen Themen hinausgeht und<br />

gleichzeitig auch für den fachlichen Austausch beispielhaft sein<br />

kann.<br />

Die Chance außerbetrieblicher Trainings hingegen liegt vor allem<br />

im „ungestörten Fokus“ auf das je individuelle Führungsverhalten: Es<br />

wird ein Raum zur Selbstreflexion geschaffen; die Trainingsteilnehmer<br />

müssen sich nicht vor Kollegen oder Vorgesetzten „entblößen“.<br />

In den hier dargestellten innerbetrieblichen <strong>Qualifizierung</strong>sbeispielen<br />

wird diesem Anliegen durch das Angebot fakultativer Coachings zu<br />

einem Teil Rechnung getragen, wenngleich die Nachfrage (noch) relativ<br />

zögerlich ist. Der Coachingbegriff ist in aller Munde, die Vorstel-<br />

4. Führungskräfteentwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen 197


lung davon, was sich konkret Nützliches für den Einzelnen damit verbinden<br />

lässt, ist offensichtlich noch nicht ausreichend vermittelt.<br />

Kollegiale Beratung und Coaching in Inhouse-Programmen ersetzen<br />

nicht den Bedarf von Führungskräften nach Austausch<br />

(Feedback) mit Kollegen aus anderen Unternehmen, Branchen<br />

und Organisationen.<br />

Auch für den Mittelstand wird ein überbetrieblicher Erfahrungsaustausch<br />

zum Thema Führung in Form von Netzwerkbildung immer<br />

wichtiger. Ein Blick auf die bestehende „Netzwerklandschaft“ der<br />

KMU (Stand 1/2005) zeigt, dass es vor allem auf der oberen Führungsebene<br />

eine Reihe von Initiativen gibt.<br />

Ein Netzwerk Personalentwicklung im Mittelstand, das auch einen<br />

Fokus auf die Führungskräfte der Ebenen unterhalb der Geschäftsführung<br />

oder Betriebsleitung legt, wird in Zukunft eine wichtige Ergänzung<br />

zur innerbetrieblichen Führungskräfte-entwicklung sein<br />

(vgl. die ffw-Initiative: Netzwerk Personalentwicklung / Werkstatt Führung<br />

).<br />

198 4. Führungskräfteentwicklung in kleinen und mittleren Unternehmen

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