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Juli 2014 € 2,50
Abseits des Alltäglichen
Linkin
Park
„Rock ’n’ Roll
ist schlappschwänzig“
Lukas
Podolski
„Elferschießen
ist geil“
12
Seiten
Reiseziele für
Extremsportler
Neymar Júnior,
Brasiliens
Fußballstar
N EY M AR !
Ring frei für das Interview
zur Schicksals-WM
EUR 2,50 Juli 2014
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Die Welt von Red Bull
64
Hauptsache zweirad
Moto-GP-Champion Marc
Márquez pflügt mit uns über
seinen privaten Dirt Track.
david clerihew (cover), jim krantz heri irawan (cover)
Willkommen!
Kein Sportler steht diesen Sommer so im
Mmittelpunkt, keiner so unter Erwartungsdruck
wie Neymar: Der 22-Jährige, 64 Kilo, 1,75 Meter,
soll Brasiliens Nationalteam zum Fußballweltmeister
machen. Neymar hat The Red
Bulletin in Barcelona zu einem seiner seltenen
Interviews empfangen, die Frage nach dem
Druck war die erste. Er schüttelte den Kopf,
„da sind nur Freude und Stolz“. Und dann sagte
er ein paar Worte, in denen alle Kraft und alle
Zerbrechlichkeit des Neymar da Silva Santos
Júnior stecken: „Wenn man glücklich ist,
klappen Dinge ganz von selbst; wenn man
unglücklich ist, klappt gar nichts.“
Viel Vergnügen mit diesem Heft!
Die Redaktion
„Druck? Nie.
Ich bin immer
locker.“
neymar, SEITE 58
the red bulletin 5
Juli 2014
Auf einen Blick
Bullevard
34
Extrem Reisen
Urlaub abseits des Reisebüros:
Extremsportler empfehlen ihre
aufregendsten Playgrounds.
16
Rebellen für den Frieden
Vor 100 Jahren brach der Erste Weltkrieg
aus. Wir ehren 101 Helden, die seither
für eine friedvollere Welt kämpften.
78
Die Salzwasser-Rakete
Im Super Aviator wie ein Hai durch
Hawaiis Unterwasserwelt tauchen. Wir
haben die Gebrauchsanleitung für Sie.
Bayrischer jäger
Vom Operationstisch direkt zum Interview:
Der deutsche MotoGP-Pilot Stefan
Bradl kann mit Schmerz umgehen.
79
48
Bunter Vogel
Rickie Fowler bringt Farbe auf die
Golf-Tour. Diese Ausrüstung verhilft
ihm zu Birdies und Eagles.
10 Gallery Die besten Bilder
16 Bullevard Kämpfer für den Frieden:
101 Rebellen für eine bessere Welt.
Features
34 Into the Wild
Zu Wasser, zu Lande, durch die Luft:
wo Urlaub machen richtig weh tut.
46 Lukas Podolski
Die geheimen Leidenschaften des
deutschen Teamstürmers.
48 Stefan Bradl
Ein Interview über das Leben eines
Motorradfahrers an der Rutschgrenze.
54 New-Metal-Media
Wie Linkin Park der zunehmenden
Beliebigkeit des Rock ’n’ Roll trotzen.
58 Interview: Neymar
Brasiliens WM-Hoffnung über Druck,
Dribblings und Kabinen-Gospel.
64 Vollgas mit Márquez
Der Racer als Dirt-Dämon: am privaten
Track des MotoGP-Champions.
Action!
78 Travel Im Panorama-U-Boot
79 Pro Tools Damit golft Rickie Fowler
80 city-Guide Schanghai
82 club Das „Fabric“ in London
84 Training Tipps vom Hochsprungprofi
86 Musik Owen Palletts Playlist
88 Starke Uhren 50 Faden tief tauchen
90 Gaming Neue Konsolen-Challenges
92 TV-Highlights Red Bulls TV-Fenster
94 save the date Events zum Merken
96 Read Bull Bernhard Aichner
98 Magic Moment
Kolesky/Nikon/Red Bull Content Pool, picturedesk.com, lcr honda, stephen frink,getty images
6 the red bulletin
wir Danken aLLen,
Die Zur HöcHStLeiStung aufgeLaufen SinD.
Den Läufern. Den SponSoren. Den HeLfern an Der Strecke.
iHr wart rieSig.
BiS ZuM näcHSten MaL:
03.05.2015
jetZt inforMieren:
wingSforLifeworLDrun.coM
Contributors
mit an Bord
im Juli
bernd aichneR
Sein aktueller Thriller „Totenfrau“
wird gerade von Feuilleton und
Publikum gelobt, obwohl die Titelheldin
eine höchst aktive Serienmörderin
ist. Für das Red Bulletin
ließ Aichner im Text „Der letzte
Zahn des Paul Glückmann“ nicht
ganz so viel Blut fließen, wiewohl
auch in dieser
Kurzgeschichte zu
spüren ist, dass
der Autor gerne
auf nachdrückliche
Bilder setzt,
die geeignet sind,
sich im Hirn des
Lesers festzu krallen. Das hat wohl
mit Aichners zweitem Beruf zu
tun: Der gebürtige Tiroler ist ausgebildeter
Fotograf.
Der Mann
mit dem
gefährlichen
Lächeln
Brasiliens Fußballstar
Neymar kam, sah und
wickelte sowohl Red
Bulletin-Fotograf
David Clarihew als
auch unseren Autor
Simon Kuper um den
Finger. Clarihew: „Er
ist cool, sieht gut aus,
war entspannt – die
Hälfte des Jobs war
bereits vor dem ersten
Foto erledigt.“ Kuper:
„Kaum ein Fußballer
ist pünktlich, wenn er
sich mit Leuten trifft,
die nichts mit Fußball
Simon
Kuper
David
Clerihew
zu tun haben. Neymar
schon.“ Und dann war
da dieses Lächeln, das
man lieben müsse, so
Kolumnist („Financial
Times“) und Buchautor
(„Football
Against the Enemy“)
Kuper: „Nach seinem
Dribbling sicher seine
gefährlichste Waffe.“
Das Interview mit
Neymar hält Kuper für
das beste, das dieser
jim
krantz
Für Jim Krantz
und Assistent
Ethan Sharkey war es ein echter
Herzensauftrag, Marc Márquez,
21, den aktuellen MotoGP-Weltmeister,
zu fotografieren, sind
die beiden doch selbst sportlich
ambitionierte Motorrad fahrer. Die
Chemie zwischen dem amerikanischen
Starfotografen und dem
spanischen MotoGP-Dominator
stimmte jedenfalls von der ersten
Sekunde an: „Der Kerl ist verrückt“,
lautete die wechselseitige
Einschätzung nach dem gemeinsamen
Tag, an dessen Ende ein
infizierter Krantz ein Superbike-
Training buchte – allerdings nicht
beim Weltmeister, sondern einem
privaten Anbieter in den USA.
David Clarihew (knieend), Neymar: „Es machte Spaß!“
je gegeben hat – und
Kuper hat sich intensiv
vorbereitet. Noch
etwas fiel ihm auf:
„Ist es nicht unfair,
dass Barcelona nicht
nur eine der bezauberndsten
Städte der
Welt ist, sondern
auch einen der besten
Fußballklubs besitzt?
Sollte sich die Stadt
nicht für das eine oder
andere entscheiden?“
THE RED BULLETIN
Deutschland, ISSN 2079-4258
Herausgeber und Verleger
Red Bull Media House GmbH
General Manager Wolfgang Winter
Verlagsleitung Franz Renkin
Chefredaktion Alexander Macheck, Robert Sperl
Editor-at-large Boro Petric
Creative Director Erik Turek
Art Director Kasimir Reimann
Fotodirektion Fritz Schuster
Chefin vom Dienst Marion Wildmann
Managing Editor Daniel Kudernatsch
Redaktion
Werner Jessner (Leitender Redakteur),
Lisa Blazek, Ulrich Corazza, Florian Obkircher,
Arek Piatek, Andreas Rottenschlager
Mitarbeit Stefan Wagner
Bullevard
Georg Eckelsberger, Sophie Haslinger, Holger Potye,
Clemens Stachel, Manon Steiner und das Konsorten-Kollektiv
(Raffael Fritz, Marianne Minar, Martina Powell,
Mara Simperler, Lukas Wagner)
Lektorat Hans Fleißner, Monika Hasleder
Grafik Miles English (Ltg.), Martina de Carvalho-Hutter,
Silvia Druml, Kevin Goll, Carita Najewitz, Esther Straganz
Fotoredaktion Susie Forman (Creative Photo Director),
Rudi Übelhör (Deputy Photo Director),
Marion Batty, Eva Kerschbaum
Lithografie Clemens Ragotzky (Ltg.),
Karsten Lehmann, Josef Mühlbacher
Herstellung Michael Bergmeister
Produktion Wolfgang Stecher (Ltg.),
Walter O. Sádaba, Matthias Zimmermann (App)
Druck Prinovis Ltd. & Co. KG, D-90471 Nürnberg
Finanzen Siegmar Hofstetter, Simone Mihalits
Marketing & Country Management
Stefan Ebner (Ltg.), Elisabeth Salcher,
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Marketing-Grafik Julia Schweikhardt, Peter Knehtl
Abo und Vertrieb Mag. Klaus Pleninger (Vertrieb),
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Kuwait, Mexiko, Neuseeland, Österreich, der Schweiz,
Südafrika und den USA.
Leserbriefe bitte an leserbriefe@at.redbulletin.com
8 the red bulletin
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Freizeitvergnügen
Alfredo Gómez ist einer der besten Enduro-Piloten
der Welt und als solcher üblicherweise im Gelände zu
Hause. Denn Enduro heißt: das Bike über Steilhänge
prügeln, bis man erschöpft aus dem Sitz fällt. Dieses
Bild zeigt den Spanier beim Freizeit vergnügen, er
pflügt seine Husqvarna über den flachen Dirt Track.
Kann der Kerl nie abschalten? „Ich liebe einfach
alles, was Benzin verbrennt.“
www.alfredogomez.com
Bild: Alberto Lessmann/Red Bull Content Pool
11
Melbourne, Australien
Schneller Russe
Daniil Kvyat ist Experten zufolge eines der weltweit größten
Motorsport-Talente. Beim Saisonstart in Melbourne – sei nem
Formel-1-Debüt – holte der Toro Rosso-Russe Platz neun.
Erstes Rennen, erste WM-Punkte mit 19 Jahren und 324 Tagen,
das ist neuer Rekord. Den alten hielt kein Geringerer als
Sebastian Vettel. Bei Redaktionsschluss hat Daniil seinen
20. Geburtstag hinter sich und beachtliche vier WM-Punkte
auf dem Konto. Ist er ein Wunderkind? „Im Motorsport gibt’s
keine Wunder“, sagt er. „Nur harte Arbeit.“
www.scuderiatororosso.com
Bild: Robert Cianflone/Getty Images/Red Bull Content Pool
12
Algarve, Portugal
Wasser-Fall
Jari-Matti Latvala ist einer der schnellsten Rallyepiloten
der Gegenwart – genau wie sein Teamkollege,
der amtierende Weltmeister Sébastien Ogier. Wer das
VW-interne Duell gewinnt, hat gute Chancen auf den
Sieg. Bei der Portugal-Rallye – wo dieses Foto entstand
– erwischte Jari-Matti leichtes Untersteuern
und überschlug sich spektakulär. „So ist Rallye“,
kommentiert er gewohnt lakonisch, um gleich da r-
auf die Argentinien-Rallye souverän zu gewinnen.
www.jmlatvala.com
Bild: Richard Balint/Volkswagen Motorsport
14
GIVE PEACE A CHANCE!
1914
Menschlichkeit
Lieber kICken
statt töten
weihnachtswunder Nach Monaten heftiger
Kämpfe im „Großen Krieg“ vereinbaren
hunderte deutsche und britische Soldaten
in Flandern einen privaten Waffenstillstand.
Das Weihnachtsfest geht vor. Und so
schießen die verfeindeten Truppen einen
Nachmittag lang Tore statt Blei. Das Niemandsland
zwischen den Schützengräben
wird zum Fußballplatz, Mützen werden zu
Torpfosten. Die deutsche Auswahl siegt der
Legende nach 3:2. Dafür spendieren die
Gewinner dann auch ein Fass Bier.
Vor hundert Jahren begann der Erste Weltkrieg, ein Ausbruch
des globalen Wahnsinns. Wir ehren 101 Menschen und Ideen,
die seither diesem Wahn sinn trotzten und sich für Frieden und
einsetzten. Krieg dem Krieg!
1915
Working
Woman
Die Sozialistin Rosa
Luxemburg sagt:
Streiken statt streiten!
Sie setzt sich für
Arbeiterrechte und
den Frieden ein –
und wird wegen „Aufforderung
zum Ungehorsam“
eingesperrt.
Blutbank Oswald Hope Robertson
gelingt erstmals eine Transfusio n
mit gelagerte m Blut. Ein medizinischer
Durchbruch, der Millionen
Menschen das Leben rettet – und
ein echter Fortschritt, verglichen
mit der ersten bekannten „Transfusion“
im Jahr 1492: Damals
trank der im Sterben liegende
Papst Innozenz VIII. das Blut
dreier zehnjähriger Knaben. Das
Resultat: Erst starben die Blutspender,
dann der Papst.
1916
1917
NOBELPREIS
Noch bevor der Krieg
zu Ende ist, bekommt
das Rote Kreuz für
seine Verdienste den
Friedensnobelpreis.
Bis heute sind
Lazarett e und Persona l
mit dem rote n Symbo l
per Völker recht im
Krieg tabu.
imperial war museum, Getty Images
16 the red bulletin
Bullevard
1914
WeihnachtSWunder
1915
Rosa LuxemBurg
1916
BlutBank
1917
rotes kreuz
1918
Nelson Mandela
Der spätere Überwinder
der Apartheid
und das große Vorbild
für Vergebung wird
in Süd afrika geboren.
1919
Suffragetten
1922
radio Die British Broadcasting
Company (BBC)
geht on air und wird
zum globalen Grundpfeiler
der Presse- und
Redefreiheit. Menschen
in Kriegs- und Krisengebieten
auf der ganzen
Welt hören – oft unter
Lebensgefahr – die BBC
News. Hear, hear!
1920
Elektromusik
Friedlicher kann
technologischer Fortschritt
nicht sein: Das
Theremin, der Vorreiter
des Synthesizers,
wird erfunden.
1921
PEACE DOLLAR
Lady Liberty schaut
entspannt: Die USA
prägen Friedensdollars
im Art-déco-Stil.
1922
BBC
1925
Clarence Darrow ist ein grimmiger Mann
auf großer Mission: Gerechtigkeit und
Lieb e möchte der Anwalt aus Ohio
verbreite n. Deshalb vertritt er in einem
spektakulären Prozess eine Gruppe
schwarzer Männer, denen völlig zu Unrecht
der Mord an einem Weißen vorgeworfen
wird. In seinem sieben stündigen Schlussplädoyer
überzeugt Darrow die Geschworenen
von der Unschuld der Angeklagten
– und rettet ihnen so das Leben. Seine
Mandanten werden alle freigesprochen.
1923
Hitler Raus!
Anwältin Anita Augspurg
und Frauenrechtlerin
Lida Gus tava
Heymann beantragen
Hitlers Ausweisung
aus Deutschland
wegen Volksverhetzung
– erfolglos.
corbis martin udovicic
1919
Sie haben
die Wahl
powerfrauen Ohne sie gäb’s keine Demokratie:
Die Suffragetten der 1910er Jahre
wollen nicht mehr in der Küche stehen,
sie wollen ihr Kreuz auf dem Wahlzettel
machen. Dafür krempeln sie die Puffärmel
hoch, streiken, demonstrieren und werfen
auch so manchen Pflasterstein. Nach dem
Ersten Weltkrieg tragen die Bemühungen
in Nordamerika und Europa Früchte – das
Frauenwahlrecht kommt. Schlusslicht: die
Schweiz. Im Kanton Appenzell Innerrhoden
dürfen Frauen erst seit 1990 wählen.
1924
Peace Award
Der von Edward W.
Bok gestiftete und
mit 100.000 Dollar
dotierte American
Peace Award wird
erstmals vergeben.
Das zweite Mal: 2008.
1925
clarence darrow
1926
„Pu der Bär“
Ferkel und Bär? Eule
und Esel? Kaninchen
und Tiger? Kein Problem!
Alle leben sie
im Wald. Denn das
Wichtigste ist Freundschaft.
Und Honig.
„Ich glaube nicht an
das Gesetz des Hasses.
Ich mag meinen
Idealen nicht immer
treu sein, doch ich
glaube an das Gesetz
der Liebe, und ich
glaube, dass man
mit Hass nichts
erreichen kann.“
c l a r e n c e d a r r o w (18 5 7 — 1 9 3 8)
the red bulletin 17
Bullevard
1927
12.000 PUPPEN
sendet der US-
Missiona r Sidney
Gulick nach Japan,
um Freundschaften
zwischen Kindern
zu knüpfen.
1928
erich maria remarque
schreibt mit „Im Westen
nichts Neues“ den
pazifistischen Kultroman
des 20. Jahrhunderts.
Umsonst?
1929
Mutter Teresa
kommt nach Indien.
Ihre Mission: ein
Lebe n im Dienste
der Ärmsten.
1930
Mahatma Gandhi
lebt Gewaltfreiheit
und führt Indien in die
Unabhängigkeit.
1931
KRIEG DEM KATER
Und Frieden dem
Magen: Alka-Seltzer
ist das neue Wundermittel
gegen Brummschädel
und Übelkeit.
1932
Einstein und Freud
1933
Mutige Oma
Die 91-jährige Julie
Bonhoeffer durchschreitet
eine Nazi-
Absperrung und kauft
demonstrativ im
„jüdische n“ Kaufhaus
des Westens in Berlin
ein. Eine große Frau!
1934
Mutter mit
totem Sohn
Die deutsche
Bildhauerin Käthe
Kollwitz verewigt den
Schmerz von Millionen
Frauen in Stein.
1935
ANONYME ALKOHOLIKER
treffen einander zum
ersten Mal: Bleibt
trocke n und redet
darüber!
1936
PHANTOM
rettet als erster
Strumpfhosen-Comic-
Superheld die Welt.
1937
GUERNICA
1937
GUERNICA
Deutsche Bomber zerstören
im Spanischen
Bürgerkrieg die baskische
Stadt Gernika.
Pablo Picass o bannt
die Ruinen und Leiden
in seinem berühmten
Gemälde auf Leinwand
und verfügt, das Bild
soll der künftigen
spanischen Republik
gehören. Das Geschenk
wird erst 44 Jahre
später, nach Ende der
faschistischen Franco-
Diktatur, übergeben.
Picasso ist da schon
acht Jahre tot.
„ Ich bi n
militanter
Pazifist. Ich will
für den Frieden
kämpfen.“
a l b e r t e i n s t e i n
1932
Warum Krieg? Alber t
Einstein ist der klügste
Kopf der Welt, aber ein
Problem kann er nicht
lösen: „Gibt es einen
Weg, die Menschen von
dem Verhängnis des
Krieges zu befreien?“
Die Frage stellt er
einem anderen Genie,
Sigmund Freud. Der
antwortet: „Ein Blick auf
die Erfolglosigkeit der
Bemühungen der letzten
Jahrzehnte, dieses Ziel
zu erreichen, lässt jeden
deutlich fühlen, dass
mächtige psychologische
Kräfte am Werke
sind, die diese Bemühungen
paralysieren.“
Heißt übersetzt? Die
Menschen lieben es
dummerweise, Dinge
kaputtzumachen.
Getty Images dietmar kainrath
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Bullevard
1939
Das Revue-gIrl
der RésistaNCE
josephine baker Ein Mädchen aus Missouri
tanzt sich in skandalösen Revuen
zuerst in die Herzen des Pariser Publikums
und bezaubert dann ganz Europa. Als die
Nazis 1940 Frankreich besetzen, will sie
„nicht mehr singen“. Stattdessen arbeitet
sie für die Résistance, bezirzt Offiziere,
um ihnen Informationen herauszulocken,
und schmuggelt geheime Dokumente über
die Grenzen. Nach dem Krieg ist vor dem
Krieg: Baker unterstützt nun die afroamerikanische
Bürgerrechtsbewegung.
1945
Gründung
der Vere
i n t e n
Nation e n
„Den Frieden auf der
Welt dauerhaft zu
sichern“, lautet die
Mission der internationalen
Organisation
mit 51 Gründungsmitgliedern
(heute: 193).
Auch wenn nicht alle
ihre Aktionen erfolgreich
sind: Ambitionierter
kann man
einen Auftrag wohl
nicht formulieren.
1938
NEIN sagen!
„Dieser Zug fährt
in die Hölle“, soll der
fromme Franz Jägerstätter
im Traum
gehört haben, weshalb
er als Einziger in
seinem Heimatdorf
gegen den Anschluss
Österreichs an Nazi-
Deutschland stimmt.
1939
Josephine baker
1940
SPORT ALS PROTEST
Als Norwegen von
Hitler besetzt wird,
radelt der Marineoffizier
Olaf Kullmann
protestierend durch
das ganze Land.
Was ist der größere
Skandal: nackte
Frauen auf der
Bühne – oder
Männer in Uniform?
Josephine Baker
kennt die Antwort.
1941
Mutter Courage
zieht in Bertolt
Brechts Theaterstück
durch den Dreißigjährigen
Krieg.
1942
anne Frank
bekommt zum 13. Geburtstag
ein rot-weiß
kariertes Notizbuch
geschenkt. Eigentlich
als Poesie album gedacht,
verwendet sie
es als Tagebuch und
schreibt darin statt
über die erste Liebe
über den Krieg. Anne
stirbt 1945 im KZ.
1943
Ehrensache
Der albanische Ehrenkodex
Besa rettet
nahezu allen Juden
des Landes das Leben.
Besa besagt: In Zeiten
der Not muss jeder
die Verantwortung für
das Leben anderer
übernehmen.
1944
Lebensliste
Der deutsche Industrielle
Oskar Schindler
listet für die Nazi-
Büro kratie alle Mitarbeiter
auf, die für den
Betrieb seiner Munitionsfabrik
unersetzbar
sind – und rettet
so 1098 Juden das
Leben. Ein Gerechter
unter den Völkern.
1945
Vereinte Nationen
Getty Images
20
Introducing
NYJAH VULC
TOTAL IMPACT PROTECTION & ENHANCED BOARD-FEEL. TWO FEATURES NOT USUALLY FOUND IN THE SAME SHOE – UNTIL NOW
Bullevard
1946
VOLL BRIGHT
Das Fulbright-Stipendium
lässt Studenten
die Welt entdecken.
Ein Projekt für die
Völkerverständigung.
1947
Gegen Genozid
Raphael Lemkin prägt
den juristischen
Begrif f des Genozids
und schafft damit die
Grundlage der Verhütung
und Bestrafung
von Völkermord.
1948
Friedenstruppen
Die junge UNO entsendet
erstmals
Peacekeeper – nach
Israe l und Palästina.
1949
Friedenstaube
1958
EIN ZEICHEN Gerald Holtom soll für die
„Campaign for Nuclear Disarmament“ ein
Logo entwerfen. Dafür wählt er zwei Buchstaben
aus dem Winker alphabet: N und D
für N(uclear) D(isarmament). Bei den
Matrosen sehen diese Zeichen halt etwa s
ungewöhnlich aus: nämlich wie ein „I“ und
ein verkehrtes „V“. Übereinandergelegt
in eine m Kreis bilden sie das Peace Sign.
1950
HELGOLAND
Zwei Studenten
bewahren die Nordseeinsel
vor militärischer
Nutzung.
1951
Recht auf Flucht
Die UNO regelt den
humanitären Umgang
mit Flüchtlingen.
1952
„MAD“
Satire und Kritik des
US-Magazins inspirieren
Studentenbewegungen
in aller Welt.
1953
IMRE NAGY
setzt sich im kommunistischen
Ungarn
für Neutralität und
Demokratie ein.
1954
ALBERT SCHWEITZER
warnt vor den
Gefahren des atomaren
Wettrüstens.
1955
ROSA PARKS
1956
NIKITA CHRUSCHTSCHOW
Leitet die Entstalinisierun
g der
Sowjetunion ein.
1957
SPUTNIK 1
1958
PEACE-ZEICHEN
„ E s dauer t
sehr lange,
bis man
jung wird.“
pa b l o p i c a s s o
( 18 8 1 — 1 9 7 3)
1949
Das Genie
Für Frieden
pablo picasso erfindet das Symbol nicht
neu – denn schon in der Bibel steht die
weiße Taube mit Olivenzweig im Schnabel
für Frieden. Doch der Maler aus Málaga
ist es, der den Vogel zum Wappentier der
modernen Friedensbewegung macht. Als er
gebeten wird, für den Pariser Weltfriedenskongress
ein Plakat zu entwerfen, setzt
Picasso die weiße Taube ins Zentrum des
Sujets. Vielleicht hat er sich aber auch bloß
von seinem Vater inspirieren lassen, der
in Pablos Kindheit am liebsten Bilder von
Vögeln malte – fürs heimische Esszimmer.
1957
sputnik 1 wird vom heutigen
Kasachstan aus in
den Weltraum geschossen.
Mit dem sowjetischen
„Weggefährten“
beginnt das Zeitalter
der Raumfahrt. Und es
eröffnet sich ein neuer
Blick auf die Erde: Denn
bald reift die Erkenntnis,
dass unser Planet
kleiner und schützenswerter
ist, als wir immer
angenommen haben.
1955
rosa parks, eine afroamerikanische Sekretärin aus
Alabam a, weigert sich, im Bus ihren Sitzplatz einem
weiße n Fahrgast zu überlassen – der Beginn der afroamerikanischen
Bürgerrechtsbewegung in den USA.
picturedesk.com(2)
Bullevard
„T rot z der
Schwierigkeiten
von heute und
morgen habe ich
einen Traum ...“
m a r t i n lu t h e r k i n g
1959
EisIGER FRIEDEN
IM KALTEN KRIEG
Zwölf Staaten, darunter
die Sowjetunion
und die USA, einigen
sich darauf, dass die
unbewohnte Antarktis
ausschließlich friedlich
und zur wissenschaftlichen
Forschung
genutzt
werden soll.
1960
IMRE KERTÉSZ
1963
Getty Images
1961
AMNESTY
INTERNATIONAL
1962
DAS TELEGRAMM
Der britische Philosoph
Bertrand Russell
meldet sich mit Telegrammen
an Kennedy
und Chruschtschow
in der Kuba-Krise zu
Wort. Er warnt vor den
Folge n des drohenden
Atomkriegs – und
finde t Gehör.
1963
MARTIN LUTHER KING
Ich habe
einen Traum
hunderttausende Menschen versammeln
sich vor dem Lincoln Memorial in
Washington, D. C., als der Bürgerrechtler
Martin Luther King seine Rede über
Gleichheit und gegen Rassismus hält.
Eigent lich hatten ihm seine Berater die
Passage „I have a dream …“ schon rausgestrichen,
King improvisiert den Satz
jedoc h wieder hinzu und geht damit in
die Geschichte ein.
1960
Buch des
Schicksals
Das ungarische Regime
übt politischen
Druck auf ihn aus,
doch der ungarische
Autor Imre Kertész
schreibt weiter. An
seinem „Roman eines
Schicksallosen“ –
einem der bedeutendsten
Werke über
den Holocaust – wird
er 13 Jahre lang
schreiben.
Zwei Studenten stoßen in Lissabon
auf die Freiheit an und werden
deshalb festgenommen. Diese
krasse Ungerechtigkeit soll der
Anlass für die Gründung von
Amnesty International gewesen
sein. Ob das nun stimmt oder
nicht: Die Organisation kämpft fortan
für politische Gefangene in aller
Welt – nicht nur für Studenten.
1961
23
Bullevard
1964
„Dr. Seltsam
oder: Wie ich lernte,
die Bombe zu lieben“.
Der verrückte US-
General Jack D. Ripper
versucht einen Atomkrieg
anzuzetteln, den
keine der beiden Seiten
überleben würde.
Stanley Kubrick führt
in seinem satirischen
Kultfilm den Unsinn
des Wettrüstens vor.
1965
Flower-Power
Der Slogan der Antikriegsbewegung
fiel
dem US-Poeten Allen
Ginsberg vermutlich
während eines LSD-
Trips ein. Oder war’s
doch Marihuana?
1966
Stimme des Friedens
Abie Nathan fliegt mit
der „Shalom 1“ von Israel
nach Ägypten, um
Friedensgespräche zu
erwirken. 1973 gründet
er ein israelischpalästinensisches
Piratenradio an Bord
des „Peace Ship“.
1967
Gänseblümchen
Jane Rose Kasmir
hält bei einer Demo
vor dem Pentagon ein
Gänseblümchen vor
die Bajonette der Soldaten
und wird zur
Ikone der Anti-Vietnamkriegs-Bewegung.
1968
Black Power
Die 200-m-Sprinter
Tommi e Smith und
John Carlos strecken
bei der olympischen
Siegerehrung in Mexico
City die Faust empor
aus Protest gegen
den US-Rassismus.
1969
Bed in
1970
Óscar Romero
Unermüdlich kämpft
der Geistliche gegen
Armut und kriminelle
Banden in El Salvador.
1971
greenpeace
Tierschützer aus
Vancouve r ziehen mit
Schlauchboot und
Video kamera gegen
Walfänger.
Frieden im bett So verbringen John Lennon und
seine große Liebe Yoko Ono ihre Flitterwochen. In
der Prä sidenten suite des Amsterdamer Hilton Hotels
empfangen sie eine Woche lang Journalisten, um den
Weltfrieden zu promoten. Die Pressemeute erwartet
einen großen Skandal – doch das Pärchen bleibt
züchtig. Sie sitzen einfach da zwischen Polstern und
1969Postern. „Wie Engel“, soll John Lennon gesagt haben.
Bullevard
AFP/picturedesk.com
the red bulletin 25
1972
Napalm-Mädchen
Nick Úts Foto flüchtender
Kinder ist der
Anfang vom Ende des
Vietnamkrieges.
1973
Aloha from Hawaii
Über eine Milliarde
Menschen sehen ein
Elvis-Presley-Konzert,
das als erstes live via
Sat übertragen wird.
1974
Rumble in the Jungle
1975
FREUNDE im All
1976
community of
peace people
ist Nord irlands erste
Friedensbewegung,
die von Katholiken
und Protestante n
getrage n wird.
1977
MUTIGE GROSSMÜTTER
In Argentinien wollen
die Abuelas de Plaza
de Mayo wissen, was
mit ihren Enkeln passiert
ist, die während
der Militärdiktatur
verschleppt wurden.
1978
bob marley
versöhnt on stage
verfeindete jamaikanische
Politiker beim
One Love Peace-
Konzer t in Kingston.
1979
„Apocalypse now“
kommt ins Kino.
1974
Gib endlich Frieden!
Muhammad
Ali gegen George
Foreman – und für
Menschen rechte
Fäuste für
den Frieden
rumble in the jungle Muhammad Ali
und George Foreman schlagen sich die
Nase n blutig – und das soll Frieden sein?
Nicht unmittelbar im Ring, aber auf der
ganzen Welt: Der legendäre Kampf in
Kinshasa, Zaïre (der heutigen Demokratischen
Republik Kongo), hebt das Selbstwertgefühl
eines ganzen Kontinents. Noch
nie hatte ein solches Mega-Sportereignis
mit angehängtem Großkonzert in Afrika
stattgefunden. Es gewinnt Muhammad
Ali, der Kriegsdienstverweigerer.
1 9 7 5
Star
Peace
In 230 Kilometer Höhe
herrscht in den
1970ern höchstens
George Lucas’ „Krieg
der Sterne“. Im echten
Leben kuschelt der
Kosmonaut Alexei
Leono w schwerelos
mit dem Astronauten
Deke Slayton (li.). Die
Apollo-Sojus-Mission
ist das erste russischamerikanische
Weltraummeeting
– zehn
Jahre vor Perestroika.
AP Photo, nasa
26 the red bulletin
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b o b g e l d o f
1980
Ein Baum
Jadav Payeng pflanzt
einen Baum am öden
Ufer des Brahmaputra
in Indien, heute
stehen dort über fünf
Millionen Bäume.
1981
ein Zelt
William Thomas
schlägt aus Protest
gegen Atomwaffen
vor dem Weißen Haus
sein Zelt auf. Er wird
27 Jahre bleiben.
1982
Ein Brief
Samantha Smith, 10,
schreibt einen Brief
an Juri Andropow,
KPdSU-Generalsekretär.
Der antwortet ihr.
Samantha erkennt:
„Die sind ja wie wir!“
1983
Muhammad yunus
gründet die Grameen
Bank. Sie vergibt
Mikro kredite an die
Ärmsten der Armen.
1984
Ein T-Shirt
Designerin Katharine
Hamnett mogelt sich
zu einem Shakehands
mit Margaret Thatcher
– angetan mit einem
großen „58 % don’t
want Pershing“-T-Shirt
gegen Atomraketen.
1985
live-aid-konzert
1986
brennstoff Hexenverbrennungen sind so
„1586“ – und helfen wirklich niemandem.
Vierhundert Jahre später brennt am Baker
Beach in San Francisco zum ersten Mal die
namensgebende Holzskulptur des Burning-
Man-Festivals. Mittlerweile treffen sich die
Pyromanen in der Black-Rock-Wüste, Nevada,
und huldigen ihren zehn Geboten: radikale
Inklusion, Beschenken, Dekommodifizierung,
radikale Selbstverantwortung, radikale
Selbstverwirklichung, gemeinschaftliche
Bemühungen, bürgerliche Verantwortung,
keine Spuren hinterlassen, Teilnahme und
Unmittelbarkeit. Kurz gesagt: Peace!
beste Peace-Songs
der Pop-Geschichte
1985
Wir singen, lasst
was springen
klingelbeutel Wenn Queen, Elton John,
Madonna, Tina Turner und Bryan Adams
gemeinsam gratis ein Konzert geben, hat
wohl Bob Geldof wieder mal eine Rundmail
geschickt (pardon, 1985 nannte man
das noch Kettenbrief). Für die Bekämpfung
des Hungers in Äthiopien (und ein bisschen
Publicity) tun sich sogar Led Zeppelin,
The Who und Black Sabbath wieder
zusammen. Über 1,5 Milliarden Menschen
schauen zu – und spenden (umgerechnet)
über 100 Millionen Euro für Live Aid.
1986
burning-man-festival
1987
Wütende Omas
In Kanada protestieren
die Raging
Grannies gegen das
atomare Wettrüsten.
1988
„Die letzten
Glühwürmchen“
Einer der stärksten
Antikriegsfilme (Zeichentrick
aus Japan)
kommt ins Kino.
1989
BERLINER MAUER
David Hasselhoff
singt vor 100.000
Berlinern „Looking for
Freedom“. Und die
Mauer bricht zusammen.
So erzählt es
zumindest The Hoff.
1967
The Youngbloods
„Get Together“
„Come on people now.
Smile on your brother.
Everybody get together.
Try to love one another.
Right now! “
1971
Cat Stevens
„Peace Train“
„Everyone jump upon
the peace train
Come on, come on,
come on.
Yes, come on
the peace train.
Yes, it’s a peace train.“
1985
Queen
„One Vision“
„No hate no fight
Just excitation!
All through the night
It’s celebration.
Wowowowo yeah.“
2003
Michael Franti
„Bomb the World“
„We can chase down
all our enemies, bring
them to their knees.
We can bomb
the world to pieces.
But we can’t bomb
it into peace.“
getty images(3), corbis, Reuters
28 the red bulletin
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Bullevard
1991
Abschiedskuss
für Kommunisten
polit-erotische kunst Leonid Breschnew
und Erich Honecker haben sicherlich viel
Zeit miteinander verbracht. Dieser Kuss
war jedoch keine Liebesbekundung, sondern
politisches Statement zweier kommunistischer
Politbonzen: Der Bruderkuss
sollte für Solidarität und Gleichheit stehen.
1991 zeigt sich die UdSSR endlich mit der
DDR solidarisch und vertschüsst sich aus
der Weltgeschichte. Und auf der Berliner
Mauer, als Teil der East Side Gallery, malt
der Moskauer Künstler Dmitri Wrubel sein
berühmtestes Bild – ein Abschiedsbussi.
1990
tim Berners-Lee
erfindet das World
Wide Web. Dank ihm
können wir heute
Liebesbotschaften als
Hyperlink twittern.
1991
Bruderkuss
1992
cellist von sarajevo
1993
Wiktor Popkow
Der russische Pazifist
liefert Lebensmittel in
von Russen belagerte
Städte Georgie ns.
1994
Sex Bomb
1995
Peace Villages
schaffen gewaltfreie
Zonen in krisengebeutelten
Regionen
Lateinamerikas.
1996
Wunschzettel
Yoko Ono bittet Fans,
Wünsche auf Papierblättern
auf den Wish
Trees in ihren Ausstellungen
zu befestigen.
1992
In den Ruinen sarajevos sitzt
Vedran Smajlović und spielt auf
seinem Cello das Adagio in g‐Moll
von Remo Giazotto, während die
Stadt von bosnisch-serbischen
Truppen umzingelt ist und heftig
beschossen wird. Es wird tausende
Tote geben. 22 Zivilisten, die um
Brot anstehen, zählen zu den
ersten Opfern. Für sie gibt der
Cellist an 22 aufeinanderfolgenden
Tagen 22 Solokonzerte –
exakt am Ort und zum Zeitpunkt
des verhängnisvollen Granateinschlags,
jedes Mal im Frack und
stets unter eigener Lebensgefahr.
„Ich bin ein Teil dieser Stadt.
Ich tue, was ich kann.“
v e d r a n s m a j l ov i ć ( i m b i l d i n s a r a j e v o s
z e r b o m b t e r nat i o n a l b i b l i o t h e k )
die Sex-
Bombe
Love Kills Das US-Pentagon
entwickelt das Konzept dieser
neuartigen „Waffe“: der Sex
Bomb – produziert sie aber
(leider?) nie. Aphrodisiaka sollen
den Gegner in sexuelle Ekstase
bringen und ihn ganz ohne
Waffengewalt außer Gefecht
setzen. Auch in die Schublade
verbannt: die Mundgeruchs-
Bombe.
Sex-Hormone
Musik
Körperduft
Drogen
1994
Liebe
action press, Mikhail EvSTAfiev tom mackinger
30 the red bulletin
Bullevard
„Hört auf, euch
zu beschweren.
Wenn ihr etwas
nicht mögt,
ändert es.“
ta r a s t i l e s
1997
Bücher-esel
Luis Soriano reitet
mit seinen Eseln durch
entlegene Dörfer Kolumbiens
und verleiht
von ihren Rücken aus
Bücher (Biblioburro).
Von 70 Titeln wuchs
seine Bibliothek in
den folgenden Jahren
auf über 4500 an.
1998
viagra
1999
Anna Politkowskaja
Die russische
Journalisti n beginnt
ihre Kreml-kritischen
Kolumnen über die
Schrecken des Tschetschenien-Kriegs.
Sieben Jahre fällt sie
einem Schussattentat
zum Opfer.
2000
Peng!
2001
Radtour um die WElt
2002
sports united
bringt Amerikaner ins
Ausland und Jugendliche
aus aller Welt in
die USA, um gemeinsam
Sport zu treiben.
Soll internationalen
Dialog und Zusammenarbeit
fördern.
CARLOS SERRAO
1998
Geile Pille
Bei der Suche nach
eine m Mittel gegen
Bluthochdruck wird
ausgerechnet ein
Wirkstoff entdeckt, der
an einer ganz speziellen
Stelle Hochdruck
auslöst. Fortan sorgt
Viagra für Bettfrieden.
2000
PENG!
Die britische Royal
Navy befiehlt ihren
Soldaten, keine scharfe
Munition mehr zu
verwenden. Stattdessen
sollen sie nur
„Peng!“ rufen. Leider
gilt das nur während
des Trainings. Und nur
für neue Rekruten.
2004
2001
Friedenscrashkurs
Der Koreaner Okhwan
Yoon macht sich auf
den Weg. Er radelt
zehn Jahre lang um die
Welt, um Nord- und
Südkorea zu versöhnen.
Bereiste Länder:
192. Autounfälle: 6.
yoga: Für den
inneren Frieden
„Sonnengruß“ und „ruhender Berg“. Yoga
sorgt seit Jahrtausenden für Harmonie von
Körper und Geist. Die verschiedenen Yoga-
Stellungen hat aber erst Bellur Krishnamachar
Sundararaja Iyengar (*1918) systematisiert.
So wurde Yoga im Westen
populär. Vom „Time“-Magazin wurde der
Guru dafür sogar unter die 100 einflussreichsten
Menschen der Welt gewählt. Eine
Ehre, die Yoga-Starlet Tara Stiles (o.) wohl
nie zuteil werden wird. Dafür, finden wir,
sieht sie weit besser aus als der alte Guru.
2003
Peace Race
Tegla Loroupe gewinnt
als erste Afrikanerin
den New York
City Marathon. In ihrer
Heimt Kenia organisiert
sie ein alljährliches
„Peace Race“:
Politiker und Soldaten
aus ganz Ostafrika
laufen gemeinsam,
statt einander zu
bekriegen.
2004
Yoga
2005
Fussball-Friede
Als die Elfenbeinküste
sich für die Fußball-
WM in Deutschland
qualifiziert, bittet
Didier Drogba die
Bürgerkriegsparteien
seines Landes via TV:
„Legt die Waffen nieder!“
Und es passiert.
2006
grenzöffnung
Nach 44 Jahren wird
der Grenzübergang
zwischen Indien und
China am Nathu-La-
Pass wieder geöffnet.
2007
Skateistan
2008
fussball-diplomatie
Der armenische
Präsiden t Sersch
Sargsjan und der
türkisch e Präsident
Abdulla h Gül schauen
gemeinsam das WM-
Qualifikationsspiel
ihre r beiden Länder
im TV. Hoffnung auf
eine Versöhnung nach
dem osmanischen
Völker mord an den
Armeniern im Ersten
Weltkrieg.
2009
KRIEGERISCHE KLÄNGE
Das britische Post
War Orchestra macht
aus alten Waffen
Musik instrumente.
Aus Schädlingen
werde n Nützlinge.
2010
Doppelt gut
spielen der Inder
Rohan Bopanna und
der Pakistani Aisamul-Haq
Qureshi und
zeigen, dass Sport
politische Differenzen
überbrücken kann.
Die beiden erreichen
das Doppelfinale bei
den US Open.
2011
Tomo Križnar
2012
Brown Moses
2013
Kid President
2014
PEACE EVENT SARAJEVO
100 Jahre nach dem
Attentat von Sarajevo,
das den Ersten Weltkrieg
auslöste: In
Bosniens Hauptstadt
treffen sich tausende
Jugendliche, Aktivisten
und Friedensforscher
aus aller
Welt – zum Informieren,
zum Diskutieren
und zum Feiern.
Za mir u svijetu! Für
Frieden auf der Welt!
2007
Ein Ollie in Afghanistan
oliver percovich reist 2007 zum ersten Mal aus seiner Heimat
Australien ins kriegsgebeutelte Kabul. Mit drei Skateboards im
Gepäck. Es dauert nicht lange, und die Bretter entfalten ihre
Magie: Die Kids fahren drauf ab, soziale Grenzen verschwinden,
Glück erhellt den Alltag. Ollie hat eine Idee, und er nennt sie
„Skateistan“. Er gibt Lehrgänge, organisiert den Bau einer Skate-
Halle. Bald sieht man seine jungen Freestyle-Schüler überall
in der Stadt. Fast die Hälfte davon sind übrigens Mädchen.
Skateistan
Bullevard
Frieden auf Knopfdruck
Das Internet hat den Peace-Aktivismus entdeckt: Wofür setzt du
dich ein? Welcher Pazifismus-Typ bist du? Ein Peace-Test.
j
Sind soziale
Medien dein
Revier?
N
j JA N NEIN
j
Teilst du
Inhalte,
ohne nachzudenken?
n
Schaust du
gerne Videos
auf YouTube?
N
Gehst du
gerne feiern?
2012
KONY 2012 wollte
gleich ganz Afrika
retten. Die naive
Mega-Kampagne
wurde mega kritisiert
und verpuffte.
N
Kennst du
dich mit
Waffen aus?
J
J
N
J
Motivierst
du dich
selbst vorm
Spiegel?
N
J
2013
kid president
hält Motivationsreden
auf YouTube.
Danach glaubst du
an das Gute im
Menschen.
Sitzt du am
liebsten
vor dem
Computer?
N
J
Schreibst du
gerne in
Nullen und
Einsen?
J
N
2011
Katzenvideos
Wer stundenlang
der Nyan Cat zuschaut,
kann nicht
an Böses denken.
J
Schnurrst du,
wenn dir was
gefällt?
N
2012
Brown Moses
analysiert Waffen
aus dem syrischen
Bürgerkrieg –
anhand von You-
Tube-Videos.
2011
Tomo Križnar
bringt Kameras
zu den Nuba in
den Südsudan.
Sie solle n Kriegsverbrechen
filmen.
Legst du dich
gerne mit
Politikern und
Konzernen an?
N
J
you tube, Getty Images, shutterstock(2)
Peace PartYs gibt
es überall auf der
#royalbaby
Welt, nicht nur in
war 2013 einer der Sara jevo. Tanz mit
häufigsten Hash-
Freunden. Setze dein
tags. Bringt gar
persönliches Zeichen
Knuddel-George
für eine bessere
den Weltfrieden?
Welt. Oder stoße
ganz einfach nur auf
den Frieden an.
2014
2013
2014
anonymous
hacken für mehr
Freiheit, mehr Unabhängigkeit
und
mehr großspurige
Sprüche im Netz.
33
extrem reisen
into
the
wild
Paragleiten vor Riesen-Wasserfällen,
Klettern in einer glühenden Wand,
Wildwasser-Kajakfahren über Ruinen.
Hier verraten Extremsportler die Playgrounds,
von denen sogar sie träumen.
Text: Arek Piatek
eric parker
34
Die zweistufigen Toketee-
Wasserfälle im US-Bundesstaat
Oregon – 36 Meter
hoch, abgeschieden, anspruchsvoll,
gefährlich –
ziehen Extrem-Kajakfahrer
unwiderstehlich an. Fred
Norquist (USA) nahm einiges
auf sich, seilte sein Kajak
und sich ab, um zu den
Fällen zu gelangen. „Die
Belohnung rechtfertigte
alle Strapazen: ein grandioser
Ausblick und am Ende
ein 20-Meter-Freifall im
tosenden Wasser. Herrlich!“
„Ich kenne keine
höheren Wellen
als hier.
Zu Atem Kommen?
Keine Chance.“
eric parker, John Rathwell/Red Bull Content Pool
Wildwasserkajak
Ottawa River ·
Kanada
Faszinierend und gefährlich: die
Deschênes-Stromschnellen des
Ottawa River kurz vor Kanadas
Metropole Ottawa. „The Ruins“,
die Ruinen eines Staudamms
aus dem 19. Jahrhundert, verwandeln
die Stromschnellen in
ein Kajak-Paradies aus Strudeln
und Wellen. Vor allem wenn der
Fluss im Frühjahr Hochwasser
führt, gibt es für Wildwasser-
Freaks keinen besseren Platz.
Das sagt der Pro
Dane
Jackson
Regierender
Freestyle-Kajak-
Weltmeister
Vor zehn Jahren wollte die Stadt
den verfallenen Damm wieder
aufbauen. Zum Glück haben sie es
nicht getan. Die Ruinen werfen
extreme Wellen auf, die größten,
die ich kenne. Das bedeutet:
enorme Airtime bei Sprüngen –
du kannst also Tricks performen
wie nirgendwo sonst. Dazu ist
der Fluss verdammt schnell,
stark und konstant. Du musst
nie auf eine Welle warten. Oder
anders gesagt: Du kommst nie zu
Atem. Ein Paradies!
37
Johannes Mair/Red Bull Content Pool, Elias Holzknecht
„Der rote Sandstein
wird in der Sonne
Brennheiss,
doch für dieses
Klettergefühl
nimmst du das
gern in Kauf.“
Sportklettern
Badami · Indien
Etwa 150 Kilometer südöstlich
des bekannten indischen
Boulder-Spots Hampi liegt die
Kleinstadt Badami – ein Geheimtipp
für Sportkletterer.
Herrlich zu kletternder Sandstein,
viele unberührte Routen.
Dass Badami touristisch kaum
erschlossen ist, hat den Vorteil
der freien Routenwahl und des
erfrischenden Abenteuer-Feelings.
Und den Nachteil, sagen
wir, authentisch indischer Infrastruktur
und Hygienestandards.
Das sagt der Pro
Kilian
Fischhuber
Sportkletterer
& Boulderer
der absoluten
Weltklasse
Ein Sandsteinparadies. Du kannst
aus einem genial großen Angebot
anspruchsvoller, unberührter
Routen wählen. Das Allerbeste ist
die Felsqualität: Der kompakte
Sandstein hat nur angenehme
Gri≠flächen ohne scharfe Kanten
oder Risse. Ein echter Luxus,
selbst wenn der Fels bei Hitze so
sehr aufheizt, dass Freiklettern in
diesem Schwierigkeitsgrad unmöglich
wäre. Apropos: aufpassen
auf die Affen hier! Sie sind
wieselflink und überzeugte Kleptomanen.
Egal ob Essen, Rucksack
oder Feuerzeug. Niemals deinen
Kram aus den Augen lassen!
39
Surfen
Tahiti · Französisch-
Polynesien
Gesurft wird auf Tahiti seit
den 1960er Jahren. Besonders
von Mai bis September herrschen
konstant gute Bedingungen.
Da erzeugt der Wind in den
sogenannten „Roaring Forties“,
also rund um den 40. Breitengrad,
permanent Wellen, die vor
Tahitis Küste brechen.
Das sagt der Pro
Michel
Bourez
Frankreichs Top-
Surf-Pro, Sieger
des Margaret
River Pro 2014
Auf Tahiti findet das Leben im
Wasser statt. Und wir haben mit
Teahupoo einen der berüchtigtsten
Surfspots der Welt: Seine
kraftvollen Wellen und das
knapp unter der Wasseroberfläche
liegende Riff sind eine
gefährliche Kombination und
jagen auch Top-Surfern Angst
ein. Mein Tipp für deinen ersten
Teahupoo-Surf-Trip: Warte auf die
harmlosesten Bedingungen! Am
besten paddelst du bei Ebbe
raus, so zwischen fünf und neun
Uhr früh. Optimal wären noch
Wellen von Südwest, Nordwind
und klares Wasser. Viel Glück!
„Zum
erSTen Mal
auf Teahupoo?
warte beSSer auf die
harmloseSTen
Bedingungen.“
Ben Thouard/red bull content pool, alex laurel/red bull content pool
40
Fallschirmspringen
Eloy (Arizona) · USA
„Skydive Arizona“ nennt sich
das größte Skydive-Areal der
USA, und das Städtchen Eloy
mitten in Arizonas Wüste ist
sein Zentrum. Die Bedingungen
an dieser Pilgerstätte für unzählige
Skydiving-Clubs aus
aller Welt sind phantastisch:
ganzjährig mildes Klima, kaum
Regen, Wind und Wolken, atemberaubende
Fernsicht.
michael clark,/red bull content pool(2), Dimitrios Kontzias/Red Bull Illume
Das sagt der Pro
Jon DeVore
17.000 Absprünge,
500
BASE-Jumps,
Leader der„Red
Bull Air Force“
Ein echtes Paradies für uns Skydiver.
Ein riesiges Gebiet, perfekt
isoliert mitten in der Wüste – also
garantiert kein Stress mit Anrainern
–, Himmel, so weit das Auge
reicht, über die Wüste und Berge
kannst du im Freifall sogar nach
Mexiko hinübersehen. Ein unvergessliches
Erlebnis: Sprünge bei
Sonnenuntergang. Herrlich, wenn
sich in der Wüste Sand, Felsen und
Kakteen in orangenes Licht hüllen,
während du mit 300 Sachen kopfüber
auf die Erde zurast.
coverfoto
Extratipp
BASE-Jump-
Hotspot: Navagio-Strand,
Zakynthos
(GRE).
Sonne, Meer
und 200 Meter
hohe Klippen.
„Mit 300 km/h
Richtung Erde –
und den Sonnenuntergang
geniessen.“
Paragleiten
Victoria Falls ·
Sambia/Simbabwe
Die Victoria Falls im Grenzgebiet
von Simbabwe und Sambia
sind Afrikas größte Wasserfälle:
Auf fast 1700 Meter
Breite stürzt der Sambesi über
100 Meter tief in eine kleine
Schlucht. Den dabei entstehenden
300 Meter hohen Sprühnebel
nennen Einheimische
„Mosi-oa-Tuny“ („donnernder
Rauch“). Wer die Falls von oben
sehen will, muss einen hiesigen
Helikopter mit Pilot buchen.
Andere Arten des Sightseeings
aus der Luft sind verboten.
Das sagt der Pro
Thomas de
Dorlodot
Paragleit-Star,
längster Flug:
225 km in
acht Stunden
Um fünf Uhr früh flogen wir mit
Motorschirmen los, bei Sonnenaufgang,
knapp über den Bäumen. Der
Plan: ein – nicht ganz legaler –
Rundflug über die Victoria Falls,
bevor die ersten Sightseeing-
Hubschrauber kommen. Denn
dann wird’s gefährlich: Touristen-
Helis in der Luft, Militär, das Paragleiter
hier gar nicht gern sieht,
und keine Lande-Option, falls der
Motor Probleme hat. Aber alles
ging gut, das Erlebnis war atemberaubend:
unglaubliche Regenbögen
im Nebel, das gewaltige
Tosen des Wassers. Angesichts
des weltgrößten Wasservorhangs
fühlten wir uns wie Livingstone,
der 1855 die Falls als Erster sah.
Thomas de Dorlodot/Red Bull Content Pool, Vitek Ludvik/Red Bull Content Pool
42
„Das Erlebnis war
atemberaubend.
Regenbögen im Nebel,
gewaltig tosendes
Wasser.
Unvergesslich!“
„Jeder Eispickelschlag
ging durch
Mark und Bein.
Das Eis
schrie
richtig.“
Eisbergklettern
Labrador · Kanada
Nur 400 Einwohner zählt das
Nest Makkovik an Kanadas
Nordküste. Jahres-Durchschnittstemperatur:
null Grad
Celsius. Das heißt: Selbst im
Hochsommer ziehen zahlreiche
Eisberge an der Küste vorbei.
Eine Besonderheit der weißen
Kolosse: Die enormen Temperaturunterschiede
zwischen
Kern und Oberfläche setzen sie
unter derart große Spannung,
dass der Eisberg jederzeit
explodieren und in zahllose
Teile zer brechen kann.
Das sagt der Pro
Will Gadd
Einer der
erfahrensten
und besten
Eiskletterer
der Welt
Wer in Makkovik Eisberg klettern
will, muss zunächst Locals
überzeugen, einen per Boot zum
Eisberg zu bringen. Nicht einfach,
denn die Leute halten dich für verrückt,
wenn du sagst, was du vorhast.
Der Eisberg rollt ständig und
kann dabei brechen, was ihn extrem
gefährlich macht: Jeder Eispickelschlag
fuhr mir bis in die
Zehen. Das Eis schrie! Bei jedem
Einschlag glaubte ich, der Teil, an
dem ich hing, würde abbrechen
und mich in die Tiefe reißen. Als
ich wieder im Boot saß, wusste ich:
Das Klettern war ein unglaubliches
Erlebnis, aber ich werd’s
nie – niemals! – wiederholen.
Christian Pondella/red bull content pool
45
Lukas Podolski
Der Scharfschütze
Der Kölner Teamstürmer über seine Lehrjahre als Straßenkicker, den Kampf gegen
Kinderarmut, gebrochene Torhüter-Hände und seine Liebe zum Elfmeter.
Interview: Andreas Rottenschlager
the red bulletin: Im Anfang März erschienenen
Buch über Ihren Weg vom
Straßenfußballer zum Nationalspieler
schreiben Sie, dass Sie als Junge mit
Ihrem wuchtigen Schuss drei Torhütern
die Hand gebrochen haben …
lukas podolski: … och, am Bolzplatz
in Bergheim (bei Köln; Anm.) standen ja
keine Profis im Tor. Die haben bei der
Abwehr oft die Hand falsch hingehalten.
Trotzdem: Wie kriegt man so einen
Hammer?
Mein linker Fuß war immer schon stark.
Als ich kleiner war, habe ich gemeinsam
mit meinem Vater trainiert oder allein
Bälle gegen Betonwände geknallt, stundenlang,
nur mit links. Ich bin eben drangeblieben
– auch bei der Schusstechnik.
Gab’s Ärger wegen der gebrochenen
Hände?
Nein. Aber wenn ich mit dem Ball unterm
Arm am Platz auftauchte, wollte niemand
mehr ins Tor.
Von welcher Straßenkicker-Tugend
profitieren Sie heute noch, als Profi?
Man lernt auf dem Bolzplatz, dass man
nie aufgibt. Und dass man sich behauptet.
Ich bin in einer Hochhaussiedlung aufgewachsen.
Ich kam aus Polen und war
der einzige blonde Junge unter Türken,
Tunesiern und Marokkanern. Bei uns ging
es zur Sache. Trotzdem hatten wir Spaß.
Wir kannten keine Vorurteile. Einige der
Bolzplatz-Jungs sind heute enge Freunde.
Als Nachwuchskicker sammelten Sie
Pfandbecher, um Ihr Taschengeld aufzubessern.
Heute stürmen Sie für den
FC Arsenal, Ihr Marktwert beträgt
23 Millionen Euro. Komisches Gefühl?
Das ist eine Summe, die irgendjemand
geschätzt hat. Die bedeutet nichts. Ein
hoher Marktwert macht dich nicht zu
einem besseren Menschen.
Wie man hört, fahren Sie in London
gelegentlich auch mal Bus?
Klar, wozu sind Busse denn da?
Nun, Sie könnten auf Fans gegnerischer
Mannschaften treffen. Die Rivalität
unter den Londoner Vereinen ist sehr
ausgeprägt.
Die Medien dramatisieren das oft: „Der
Podolski fährt Bus!“; „Der Podolski stellt
sich in die Fan-Kurve!“ Für mich sind das
normale Sachen.
Die Medien schreiben aber auch:
„Der Podolski hilft Kindern aus sozial
schwachen Familien.“ Wie sieht das
aus, wenn der Podolski mit seiner 2010
gegründeten Stiftung hilft?
„Das ganze Stadion
ist still, der Druck
unbeschreiblich.
Ich gehe hin und hau
den Ball rein.“
Wenn du helfen willst, musst du zuerst
verstehen, dass es um mehr geht als um
Kohle. Du kannst nicht einfach einem
Kind 100 Euro zustecken und sagen: „Geh
mal schön spielen.“ Es geht um Zeit, um
Geborgenheit. Ich investiere auch Zeit.
Erzähle den Jungs zum Beispiel meine
Geschichte. Ich sage ihnen aber auch, dass
nicht jeder Profifußballer werden kann.
Und dass es genauso viel wert ist, wenn
einer Mechaniker, Büroangestellter oder
Feuerwehrmann wird.
Ein Moment, der Sie berührt hat?
Meine Stiftung unterstützt ja den Kölner
Verein „Die Arche“, in dem die Kids Sportkurse
bekommen, Hilfe bei den Haus-
aufgaben und eine warme Mahlzeit. Als
ich dort im Dezember auf Besuch war, kam
ein Junge im T-Shirt, weil er keine warmen
Klamotten hatte. Solche Dinge …
Also geht es doch vor allem um Kohle?
Nicht nur. Zu Weihnachten haben wir
gemeinsam Plätzchen gebacken. Mit
meiner Stiftung bringen wir die Idee der
Arche nun ins Ausland. Wir sind nach
Warschau gefahren und haben dort ein
Haus gemietet, in dem bald fünfzig Kinder
betreut werden sollen. Ich telefoniere
fast täglich mit meinen Mitarbeitern.
Polen, mein Geburtsland, liegt mir am
Herzen. Nach meiner Karriere möchte ich
die Arche dort noch öfter besuchen.
Aber zuvor haben Sie noch in Brasilien
einen wichtigen Job zu erledigen. In
Ihrem Buch steht, Sie würden Elfmeterschießen
lieben – die extremste Drucksituation,
in die ein Fußballer bei einer
Weltmeisterschaft geraten kann. Sagen
Sie uns: Was soll daran toll sein?
Elferschießen ist einfach eine geile
Situation.
Das glaube ich Ihnen nicht.
Nehmen Sie meinen Elfmeter bei der WM
2006 im Viertelfinale gegen Argentinien.
Im Stadion ist die Hölle los: Die argentinischen
Fans pfeifen, die deutschen Fans
jubeln. Du schnappst dir den Ball. Legst
ihn auf den Punkt. Plötzlich ist das ganze
Stadion still. (Podolski verwandelte zum
4:2; Anm.) Diese Atmosphäre, der Druck,
das ist unbeschreiblich. Der Torwart hat
nichts zu verlieren. Schießt der Schütze
daneben, heißt es, er hätte gar nicht erst
hingehen sollen.
Was denken Sie in so einer Situation?
Ich denke an gar nichts. Ich gehe hin und
hau den Ball rein.
Podolskis Buch „Dranbleiben!“ ist im Handel
erhältlich; Infos: www.lukas-podolski-stiftung.de
Nina Stiller
46 the red bulletin
Nationalspieler
Podolski (29):
Tore schießen,
Plätzchen backen
Stefan Bradl ist der einzige Deutsche in der MotoGP.
In seiner erst zweiten Saison jagt der junge Bayer
einem Werks-Cockpit hinterher. Ein Interview über
das ganz normale Leben am Limit. Text: Werner JeSSner
Bayrischer
Getty Images
Jäger
49
Auf der Straße fährt Stefan Bradl gemütlich: „Zum Austoben hab ich eh die Rennstrecke.“
Und Kollegen, die Probleme haben, dem 24-jährigen Zahlinger zu folgen.
Vim Rennen kommt dafür der Faktor Stress
dazu. In der MotoGP ist diese Operation
nahezu Standard: Andrea Dovizioso, Cal
Crutchlow und viele andere. Dani Pedrosa
hat es einen Tag vor mir machen lassen.
Deine heftigsten Verletzungen?
or fünf Stunden noch am OP-Tisch, jetzt
beim Interview: Was wurde repariert?
stefan bradl: Der rechte Unterarm. Es
nennt sich Kompartmentsyndrom, auch
bekannt als Faszienspaltung. Vereinfacht
gesagt hat jeder Muskel eine Hülle, und
die wurde bei mir durch die ständige
Beanspruchung zu eng. Das resultiert in
Taubheit, Schmerzen und vermindertem
Gefühl bis hin zu Lähmungserscheinungen
– ungünstig, wenn du mit rechts ein
340 km/h schnelles Bike dirigieren musst.
Am Bremspunkt ziehen wir mit voller
Kraft am Hebel, um die Carbonbremsen
auf Temperatur zu bringen, und dosieren
tief in die Kurve rein, reduzieren also sehr
feinfühlig den Bremsdruck und ziehen
mit derselben Hand gefühlvoll das Gas
auf. Dafür brauchst du volle Sensibilität.
Die Narbe am Unterarm war aber
schon vorher da …
Ich habe diese Operation vor eineinhalb
Jahren schon einmal durchführen lassen.
Weil wieder Beschwerden aufgetreten
sind, habe ich mich am vorderen und am
hinteren Ansatz des Muskels noch mal aufschneiden
lassen. Somit ist der gesamte
Unterarmmuskel freigelegt.
Krass. Du erzählst das so locker. Hätte
sich die OP verhindern lassen?
Manche sagen, du sollst nicht mit Gewichten
trainieren, damit der Muskel nicht
wächst. Andererseits brauchst du halt die
Kraft. Dehnen und aufwärmen hilft, aber
50
Offener Schien- und Wadenbeinbruch.
Handgelenk links. Knöchelbruch rechts.
Mittelhand links.
Wessen bedarf es, um einen Motorradfahrer
vom Bike fernzuhalten? Jorge
Lorenzo ist einst mit gebrochenem
Knöchel gefahren.
Wenn der Rennarzt sagt, dass du fit to
race bist, dann fährst du. Und du tust alles
dafür, fit to race zu sein. Die besten Ärzte,
die beste Behandlung, die besten Painkiller.
Wenn es um die WM geht, lohnt es,
auf die Zähne zu beißen. Der Schmerz ist
da, aber der Wille ist stärker.
Es gibt Serienmaschinen mit 200 PS
und mehr, die auch 300 km/h schaffen.
Wie weit ist die MotoGP da entfernt?
Das kann man überhaupt nicht vergleichen.
Ein MotoGP-Bike kostet allein
drei Millionen Euro an Leasinggebühren
pro Jahr und ist ausschließlich zum
Schnellfahren konstruiert. Wenn du nur
zehn Sekunden auf die Bestzeit verlierst
– was ein guter Fahrer vielleicht schaffen
könnte –, funktioniert das Bike nicht:
Bremsen nicht auf Temperatur, Fahrwerk
zu hart, die steinharten Reifen nicht in
dem schmalen Temperaturfenster, in dem
sie richtig arbeiten, die Regel-Elektronik
nicht in ihrem Bereich, in dem sie dir was
bringt. Da hat man keine Freude.
Ertappst du dich beim Fahren manchmal
beim Gedanken: Boah, wie geil ist
das denn?
Spaß machen tut’s schon, aber es ist auch
immer Stress dabei. Du musst immer ans
Limit gehen, und an einem Rennwochen-
ende arbeitest du dein Programm ab. Viel
mehr als ein keiner Wheelie aus Spaß hie
und da ist leider nicht drin.
Wie fühlt es sich an, wenn in der Kurve
nicht nur die Knie, sondern auch die
Ellbogen am Asphalt streifen?
Unsere Motorräder erlauben Schräglagen
von 63 Grad. Wir wissen nicht mehr,
wohin mit den Armen. Wir tragen an den
Ellbogen inzwischen ganz normal auswechselbare
Schleifpads. Der Fahrstil hat
sich so gewandelt, dass wir in Schräglage
mit dem durchdrehenden Hinterrad lenken,
während das Vorderrad stabil bleibt.
Um schnell zu sein, musst du die Phase der
Schräglage möglichst kurz halten, damit
du beim Beschleunigen die volle Aufstandsfläche
der Reifen nutzen kannst. Sonst
verpufft die viele Leistung im Reifen.
Was brauchst du, um so fahren zu
können?
Das Motorrad muss mir Gefühl fürs Limit
vermitteln. Dann kann ich Gas geben.
Das ist einerseits Erfahrung und Talent,
andererseits akribische Arbeit am Setup.
Wie viel von der Abstimmungsarbeit ist
Hardware, wie viel Software?
Der elektronische Teil wird immer mehr.
Traktionskontrolle, Launch Control,
Motorbrems-Kontrolle: Die Kontaktfläche
mit der Straße hat die Größe einer Kreditkarte.
Wenn du in Schräglage ohne Trak-
„Die besten Ärzte,
die beste Behandlung,
die besten
Painkiller. Der
Schmerz ist da,
aber der Wille ist
stärker.“
Getty Images, James Pipino
Schau mir in die Augen:
Unter dem Helm von
Vettel-Designer Jens
Munser steckt ein Racer.
tionskontrolle das Gas aufmachen würdest,
würdest du sofort am Boden liegen.
Wie weit ist deine LCR-Honda von den
Repsol-Werksmaschinen entfernt?
Wenn ich das bloß wüsste!
Was fehlt zum ersten Sieg?
Von überall muss ein bisschen kommen.
An einem sehr guten Wochenende kann
ich jetzt schon ums Podium kämpfen, das
ist das Ziel für heuer. In der jüngsten
Vergangenheit hat kein Fahrer aus einem
Satelliten-Team einen Sieg geschafft.
Von den vier Plätzen in Werksteams,
zwei bei Honda, zwei bei Yamaha,
werden nach dieser Saison zwei frei.
Ich probiere natürlich, diesen nächsten
Schritt zu tun, den Werksfahrern Feuer
unterm Hintern zu machen und zu beweisen,
dass ich ein Werksmotorrad verdiene.
Lernst du schnell?
Schneller als die meisten. Aber langsamer
als Márquez.
Was zeichnet ihn aus?
Wir alle versuchen, ihn zu knacken. Er ist
der beste Fahrer der Gegenwart, vielleicht
aller Zeiten. Seine Lernkurve war brutal,
dazu kommt Selbstbewusstsein. Er bremst
da, wo wir auch bremsen, aber alles, was
er am Limit macht, schaut spielerisch
leicht aus. Der macht mit dem Bike, was
er will, und hat immer noch Spielraum.
Der junge Rossi war auch spektakulär,
aber Márquez legt noch was drauf.
Was kann Altmeister Rossi noch?
Er mag zwar auf eine Runde nicht mehr
der Schnellste sein, aber seine Konstanz
ist brutal. Und strategisch ist er mit allen
Wassern gewaschen.
Ex-Weltmeister Lorenzo?
Mit der Yamaha wie verheiratet. Schnell,
gleichmäßig, und sein größtes Problem
kommt aus dem gleichen Land wie er.
Wie auch der Vierte im Bunde, Dani
Pedrosa. Der wurde von Teamkollege
Márquez im ersten Jahr entzaubert.
Der Konkurrenzkampf der drei Spanier ist
enorm. Dani ist es gewohnt, starke Teamkollegen
zu haben. Auch hat er oft Pech
Werkscockpit im Auge:
In seiner zweiten Saison
im Satellitenteam
von Lucio Cecchinello
hat sich Stefan als
schärfster Verfolger
der Werkspiloten
etabliert.
gehabt und war viel verletzt, dazu kommt
seine geringe Körpergröße: Es ist in der
MotoGP kein Vorteil, wenn du so klein und
leicht bist wie er (158 cm, 51 kg; Anm.).
Wer wird der nächste Márquez, der aus
der Moto2 nach oben drängt?
Da fällt mir der nächste Spanier ein:
Maverick Viñales. Die Spanier haben die
beste Nachwuchsarbeit gemacht. Strecken,
Sponsoren, Medien: Da findest du Förderer.
Davon profitiert das Land.
Deine Landsleute?
Vielleicht schafft es Philipp Öttl, wenn er
das schwierige zweite Jahr in der WM gut
meistert. Bei Sandro Cortese und Jonas
Folger muss man sehen, wie sie sich in
der Moto2 entwickeln.
Dein Weg war mit dem WM-Rücktritt
2007 denkbar ungewöhnlich. Würdest
du das heute wieder so machen?
Es war hart, aber heute bin ich da, wo ich
hinwollte. 2005 war ich Deutscher Meister.
Der Start in die WM 2006 war wie ein
Schlag ins Genick. Die Deutsche Meisterschaft
war wie ein Kindergarten, plötzlich
stand ich im richtigen Leben. Danach die
Spanische Meisterschaft zu fahren war
genau die richtige Entscheidung und hat
den Grundstein für alles Spätere gelegt.
„Jedem Jungen
muss klar sein,
dass es nicht
leicht ist,
Motorrad-
Rennfahrer
zu werden.“
Viel schneller hätte ich es auch bei einem
linearen Karriereverlauf nicht in die
MotoGP geschafft. Immerhin muss man
nebenbei ja auch die Pubertät bewältigen.
Brauchen junge Fahrer Härte?
Unbedingt. Zuckerbrot und Peitsche.
Jedem muss klar sein, dass es nicht leicht
ist, Rennfahrer zu werden.
Seit wann lebst du vom Motorrad?
Seit dem WM-Titel 2011, auch wenn ich
weit von Gagen der Formel 1 entfernt bin.
Wirst du auf der Straße erkannt?
In Spanien ja, daheim ist mein Name
bekannter als mein Gesicht. Liegt wahrscheinlich
daran, dass wir mit Helm
fahren. Wenn du in Deutschland bekannt
werden willst, musst du Fußball spielen
oder F1 fahren. Crazy Typen tun sich bei
der Selbstvermarktung leichter. Ich hingegen
will mich über Leistung verkaufen.
Überlegt, nach Spanien zu übersiedeln?
Das Wetter ist besser, aber ich bin eh nicht
sonderlich kälteempfindlich. Ich könne mir
nicht vorstellen, auf Dauer meiner Heimat
den Rücken zu kehren. Alt werden möchte
ich in Zahling (bei Augsburg; Anm.).
Publikumslieblinge am Sachsenring?
Motorrad hat im Osten einen höheren
Stellenwert als im Westen. Valentino
Rossi ist überall Fan-Liebling Nummer 1,
Márquez holt auf. Am Sachsenring werde
ich wohl auch ein paar Fans anlocken.
Dein Vater war 1991 Vizeweltmeister.
Sprecht ihr über die Unterschiede zwischen
damals und heute?
Für uns wurde die Strecke in Laguna Seca
völlig umgebaut. Bei ihm gab’s fünf Meter
hinter der Zielkurve ein paar Strohballen,
dann die Betonmauer. Unvorstellbar!
www.sachsenring-gp.de
honda(2)
52 the red bulletin
Die Beachvolleyball-Stars machen die Welle:
Das Baggern ist des Sommers Lust!
Kostenlose FIVB LIVE-Streams auf www.laola1.tv
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Die FIVB World Tour
auch in der LAOLA1.tv
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Copa del Rey
- Deutsche Eishockey Liga
- Kontinental Hockey League
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- Handball
- u.v.m.
Die Musikindustrie steckt in der Krise, Linkin Park
geht’s besser denn je: 60 Millionen verkaufte Alben,
62 Millionen Fans auf Facebook. Mehr als jede andere Band.
d i g i t a l
Chester Bennington, Dave Farrell, Brad Delson,
Joe Hahn, Rob Bourdon, Mike Shinoda (v. li.).
Oder mit zwei Wörtern: Linkin Park
54
ist
b e s s e r
W i e s i c h d i e k a l i f o r n i s c h e n P l a t i n - R o c k e r s e i t
1 4 J a h r e n a n d e r S p i t z e h a l t e n ? M i t t e c h n i s c h e r
i n n o v a t i o n , m u s i k a l i s c h e r H ä r t e – u n d S e l b s t i r o n i e .
interview: Ann Donahue
Bill Boyd
Vor knapp 14 Jahren veröffentlichten Linkin
Park ihr Debütalbum „Hybrid Theory“.
Im Jahr 2000. Als Alben noch auf
Kassette veröffentlicht wurden, Napster
sich im Teststadium befand und die Menschen
Radio noch mit, ähm, Radiogeräten
hörten. Viele Bands überlebten den radikalen Wandel
der nächsten Jahre nicht. Linkin Park dagegen sind
populärer denn je. Das neue Album der Kalifornier
erscheint dieser Tage – und stürmt garantiert auf Nummer
eins der US-Charts. Warum so sicher? Weil dem
Sextett das auch mit den letzten vier Platten gelang.
Dabei klingt „The Hunting Party“ richtig ungestüm. Es
ist ein Album, das in seiner Härte an die Anfangstage der
Band erinnert. Als wir Rapper Mike Shinoda und Bassist
Dave Farrell trafen, wollten wir wissen: Wie begeistert
man eine junge Generation für den Nu-Metal-Sound?
Und wie hält man 62 Millionen Facebook-Fans bei Laune?
The Red Bulletin und Linkin Park, ein Gespräch über
Technologie, Telefonzellen und Schlappschwänze-Rock.
the red bulletin: Euer neues Album
klingt entschlossen und hart. Härter als
die meisten Rockplatten momentan.
Woher kommt dieses Feuer?
mike shinoda: Da war vor kurzem ein
Artikel im Internet mit einer coolen Überschrift:
„Aktueller Rock ’n’ Roll klingt
scheiße und depressiv.“ Der Schreiber verglich
die Musik zur Zeit von Nirvana mit
der von heute. Er meinte: „Mumford and
Sons geht heute als Rockmusik durch?
Ernsthaft?“ Er beschrieb die Bands der
Gegenwart als „schlappschwänzig“.
Was du wohl auch so empfindest?
shinoda: Ich fand das sehr treffend. Es
gibt derzeit zu wenig geile, harte Bands.
Und dieses Vakuum wollen wir mit unserem
neuen Album füllen. Wir holten uns
dazu Inspiration von den Helden unserer
Jugend. Von Bands wie Refused, Helmet
und At the Drive-In. Wenn du die frühen
Platten dieser Gruppen anhörst, spürst du
diese Spontaneität, diese Räudigkeit, die
der Rockmusik heute fehlen.
Songs, die dich zum Schwitzen und Mitgrölen
bringen …
dave farrell: Ja, Mann! Ein wichtiges
Kriterium beim Schreiben eines neuen
Songs war: Wird er auf der Bühne ab-
56 the red bulletin
Corbis, getty images
„Anfangs
fragten wir
Besucher bei
Konzerten nach
ihren Adressen,
um sie über uns
auf dem Laufenden
zu hALten.
Per Brief!
E‐mAil-Adresse
hatte ja noch
KAum wer.“
gehen? Werden wir Spaß daran haben,
ihn live zu spielen?
Wird der Plan aufgehen?
shinoda: Das sehen wir auf unserer
Sommer-Tour mit 30 Seconds to Mars. Wir
haben uns dafür viel vorgenommen und
uns eine ganz neue Show einfallen lassen.
Mit Laser-Blitzen und Pyro-Kanonen?
shinoda: Das nicht (lacht). Es geht nicht
um eine pompöse Lichtshow. Sondern
wie wir unsere Konzerte aufbauen.
Was meinst du damit?
shinoda: Als wir mit unserer ersten Platte
auf Tour gingen, mussten wir alle Songs
spielen, die wir hatten – einfach um auf
Konzertlänge zu kommen. Nach dem zweiten
Album konnten wir selektieren. Bei der
dritten Platte wurde es dann aber heikel.
Wir hatten schon so viele Hits und Songs,
die unsere Fans unbedingt hören wollten,
dass es immer schwieriger wurde, einige
davon wegzulassen. Weil das Publikum
bei Konzerten lautstark danach verlangte.
Das nennt man Jammern auf sehr
hohem Niveau …
shinoda: Klar. Trotzdem wird es einfach
langweilig, immer wieder die gleichen
Songs in der gleichen Reihenfolge abzuspulen.
Deshalb wollen wir für die
Als Neunzehnjähriger gründete Mike Shinoda
(re.) Linkin Park mit zwei Schulfreunden. Inzwischen
hat man weltweit 60 Millionen Platten
verkauft und zwei Grammys gewonnen.
kommende Tour einen neuen Weg finden,
um unsere Fans zufriedenzustellen – und
die Konzerte für uns spannend zu halten.
Der Plan: Wir gestalten die Setlist flexibel.
Jedes Konzert klingt anders. Und wir
mischen die Songs des neuen Albums
unter die Hits, bei jeder Show neu.
Euer erstes Album wurde 2000 auch
noch als Musikkassette veröffentlicht.
Das sagt ziemlich viel über eure Karriere
aus, findet ihr nicht?
shinoda: Du wirst es nicht glauben, aber
unsere Alben werden heute noch auf Kassette
gehört. In Asien erleben wir das oft.
Die stehen total auf Kassetten.
farrell: Genau wie Trucker in Nashville.
shinoda: Es ist schon absurd. Als wir mit
der Band anfingen, fragten wir Besucher
bei Konzerten nach ihren Adressen, um
sie über die Band auf dem Laufenden zu
halten. Per Brief! E-Mail-Adresse hatte ja
damals noch kaum wer.
Und keine Handys.
farrell: Ja! Hahaha! Wenn wir auf Tour
telefonieren wollten, zum Beispiel, um
den Club in der nächsten Stadt anzurufen,
musste sich der Busfahrer auf die Suche
nach einer Telefonzelle machen. Bizarr!
Statt Briefe zu schreiben, promotet
ihr eure Musik heute über den Musik-
Identifikationsdienst Shazam.
shinoda: Weil die App genial und sehr
verbreitet ist. Ich verwendete sie zum
ersten Mal in einer Hotelbar in Mexiko.
Im Radio lief ein Song, den ich großartig
fand. Aber ich hatte keine Ahnung, von
wem er stammte. Ich startete also Shazam,
und binnen Sekunden hatte ich Künstler
und Songtitel auf meinem Handy-Display.
Wie hilft das euren Albumverkäufen?
shinoda: Wir arbeiten mit den Jungs
zusammen. Wenn du einen unserer Songs
via Shazam suchst, bekommst du das Ergebnis
– und dazu einen Link zu unserer
neuen Single. Die kannst du dann auf
Shazam exklusiv vorab hören.
Ihr komponiert Tracks für Computerspiele
und entwickelt Musik-Software:
Habt ihr als Band die digitale Revolution
aufgrund eurer Technologie-
Affinität überlebt?
shinoda: Das könnte sein. Technologie
war immer ein wichtiger Motor der Band.
Nicht, weil wir das Gefühl hatten, mit dem
Zeitgeist mithalten zu müssen. Es hat uns
einfach immer interessiert. Schon als Kinder
waren wir verrückt nach Videospielen
auf der Amiga-Konsole. Heute teste ich
ständig neue Apps am Smartphone.
Eine Empfehlung?
shinoda: Kennst du Facetune? Damit
kannst du Falten auf Porträtfotos wegretuschieren.
Die meisten Leute verwenden
die App, um sich hübscher zu
machen. Ich mache genau das Gegenteil
damit: Menschen entstellen. Erst jage ich
das Foto durch meine Zombify-App, damit
das Gesicht schön halbtot aussieht – und
dann lasse ich Facetune die Visage glattbügeln.
Sieht irre aus: wie ein Zombie,
geschminkt für einen Fernsehauftritt.
Solche Dinge machen mir Spaß.
Klingt, ähm, nach einem amüsanten
Zeitvertreib.
shinoda: Ich finde Technologie nicht
deshalb spannend, weil man damit die
Welt verändern kann. Sondern weil du
damit Zeit totschlagen und deine Freunde
zum Lachen bringen kannst.
Für jemanden, der 62 Millionen Facebook-Fans
hat – mehr als jede andere
Band –, klingt das aber gar kokett,
nicht?
farrell: Da musst du unterscheiden:
Klar ist Facebook für Künstler heute
extrem wichtig. Auf unserem Band-Profil
geben wir uns Mühe, unsere Fans zu verwöhnen.
Wir haben Online-Spiele für sie,
posten Videos aus dem Studio und lassen
unsere Fans so gut wie möglich am Band-
Geschehen teilhaben. Aber daneben hab
ich noch mein privates Profil, auf dem ich
meinen eigenen Sinn für Humor pflege.
Der mit der Band nicht unbedingt etwas
zu tun hat.
… das heißt?
farrell: Nimm zum Beispiel mein
Instagram-Profil. Da habe ich kein Interesse
daran, den Leuten unter die Nase zu
reiben, wie geil das Rockstarleben ist. Viel
lieber poste ich Fotos von den hässlichsten
Dingen, die ich finden kann. Nicht, weil
ich ein schlechter Mensch bin. Es ist mehr
ein soziales Experiment: Folgen mir Leute
auch, wenn ich nur Bilder meiner Mülltonne
hochlade?
Noch hast du 31.000 Instagram-Fans.
farrell: Verdammt, wirklich? Dann muss
ich wohl noch radikaler werden (lacht).
www.linkinpark.com
the red bulletin 57
Seit Sommer 2013
spielt Neymar in
Europa, bei Barcelona,
an der Seite des
großen Argentiniers
Lionel Messi. „Ich
habe ihm schon mal
gesagt: Diesmal
gehört der Pott uns!“
Ich bin nICht unter Druck.
Ich bin
glucklich.
Neymar im Interview am Vorabend jener
Weltmeisterschaft, die das Leben von
192 Millionen Menschen verändern wird.
Und sein eigenes.
Interview: Simon Kuper, Bilder: David Clerihew, Produktion: Josef Siegle
Das Erste, was einem bei der persönlichen Begegnung an Neymar
auffällt, am einzigen wirklich großen Fußballer, den Brasilien
im letzten Jahrzehnt hervorgebracht hat, am Mädchenschwarm,
am globalen Superstar: Der Bursche ist noch viel dünner und
kleiner als im Fernsehen. Der Stürmer, der mit 22 Jahren die
Hoffnungen seines Landes auf den sechsten WM-Titel auf seinen
Schultern trägt, wirkt zerbrechlich.
Als er das alte, zum Studio umgebaute Industrie-Loft in einer ruhigen Ecke Barcelonas
betritt, grüßt er uns mit diesem magischen Lächeln, mit dem er dich zugleich
um den Finger wickelt und auf Distanz hält. Dann geht er in die Umkleidekabine,
und wir bekommen das zu sehen, wofür einige wohl töten würden: Neymar zieht
sein Shirt aus. Unter den Tätowierungen steckt ein zierlicher, sehniger Körper. Man
wundert sich fast darüber, wie unversehrt der nach einem Jahr in Europa aussieht,
Ende Juli des Vorjahres bestritt er sein erstes Spiel für den FC Barcelona.
Die Kamera liebt Neymar. Er ist nicht klassisch schön, nicht im David-Beckham-
Sinn schön, doch sein Lächeln ist zauberhaft, und er hat Ginga – diese ureigene
brasilianische Art, sich rhythmisch-schwungvoll zu bewegen, es ist fast ein Tanzen.
Schließlich setzt er sich hin, die Schultern hochgezogen, dieses Lächeln im
Gesicht, und spricht eine Stunde lang darüber, wie es ist, Neymar zu sein.
59
Ich bin glucklich,
wenn ich spiele.
Wenn man glücklich ist, klappen Dinge
ganz von selbst. Wenn man unglücklich
ist, klappt gar nichts.“
the red bulletin: Wie erträgt man den Druck
von 192 Millionen Menschen, die einen WM-Titel
von einem erwarten?
neymar: Von der WM träume ich, seit ich ein Kind
war. Jetzt ist dieser Traum zum Greifen nah. Ich bin
Brasiliens Nummer zehn, ich werde an der Weltmeisterschaft
teilnehmen, noch dazu in meiner Heimat.
Da ist kein Druck. Nur Freude und Stolz.
Kein bisschen Unsicherheit, Angst?
Ich höre zwar ständig: „Du stehst unter Druck, weil
du der große Name in der Mannschaft bist“, ich höre
es von allen Seiten. Aber ich stehe nicht unter Druck.
Ich bin glücklich. Nichts als glücklich. Wissen Sie, ich
habe die Dinge immer schon auf meine Art gemacht.
Seit ich dreizehn bin, stehe ich unter Beobachtung
der Presse, der Öffentlichkeit. Ich bin jemand, der
sich über so was nicht wirklich den Kopf zerbricht.
Ich verspüre keinen Druck. Vielleicht fehlt mir das
Sinnesorgan, mit dem man Druck wahrnimmt.
Sie waren zehn Jahre alt, als Brasilien 2002
zuletzt Weltmeister wurde. Ihre Erinnerungen?
Ich bin noch vor Tagesanbruch aufgestanden, um mir
das Finale anzusehen, es wurde ja in Japan gespielt.
Ich trug sogar Ronaldos Frisur. Meine Eltern und
meine Schwester sahen sich das Spiel gemeinsam mit
mir an. Danach grillten wir bei meiner Oma, und wie
es sich für richtige Fans gehört, brüllten wir die ganze
Zeit „Wir sind die Champions!“.
Wie war Ihre Kindheit?
Wir hatten wenig Geld, aber mein Vater
sorgte dafür, dass ich nie hungern musste.
Ich glaube nicht, dass ich jemals unglücklich
war – auch wenn ich nicht alles hatte,
was meine Freunde hatten. Zu meiner
Mutter sagte ich mal: „Wenn ich reich
werde, kaufe ich mir eine Keks-Fabrik.
Dann kann ich Kekse essen, wann immer
ich will.“ An solche Dinge erinnere ich
mich. Aber ich habe mich nie beschwert,
habe nie gejammert. Ich habe immer
um alles gekämpft. Meine ganze Familie
tat das.
Sie gelten als begnadeter Dribbler.
Haben Sie sich Tricks von anderen
Spielern abgeschaut?
Ich habe Robinho studiert, als ich zu
Santos kam, er war dort der absolute
Star. Ich habe mir Ronaldinho, Ronaldo,
Messi und Cristiano Ronaldo angesehen.
Von jedem talentierten Spieler habe ich
mir immer wieder Videos angesehen, bis
zu Zidanes „Roulette“. Im Training oder
beim Rumkicken habe ich dann jeden
60
Name
Neymar da Silva
Santos Júnior
Geburtsdatum/-ort
5. Februar 1992, Mogi
das Cruzes, São Paulo
Größe, Gewicht
175 cm (das sind 6 mehr
als Lionel Messi), 64 kg
(3 weniger als Messi)
Vereine
2003 – 2013 FC Santos
(Brasilien), ab Sommer
2013 FC Barcelona
(Spanien, Vertrag läuft
bis 2018)
Rückennummer
10 (Seleçao),
11 (Barcelona)
Erfolge (Auswahl)
Copa Libertadores 2011,
Olympia-Silber 2012,
spanischer Supercup
2013, Confed-Cup 2013
Trick so lange probiert, bis er mir in Fleisch und Blut
übergangen war. So sehr, dass ich ihn in einem
Match einsetzen konnte.
Woher kommt dieses Talent zum Dribbling?
Es ist nicht so sehr eine Frage des Talents. Es geht einfach
um Üben, Üben, Üben. Ich beobachte, kopiere,
übe. Ich habe noch keinen Trick selbst entwickelt.
Ihr Fußball sieht nach purer Freude aus. Empfinden
Sie noch immer Freude beim Spielen, oder
ist es mittlerweile eher ein Job?
Es ist geordneter Spaß. Ja, so kann man das sagen,
geordneter Spaß. Spaß, den man ernst nehmen muss.
Aber ich bin immer glücklich, wenn ich spiele. Wenn
man glücklich ist, klappen Dinge ganz von selbst;
wenn man unglücklich ist, klappt gar nichts.
Was würden Sie über Ihre erste Saison in Barcelona
rückblickend sagen?
Sie war nicht perfekt, aber sie war auch nicht schlecht.
Es ist das erste Mal, dass ich außerhalb meines Heimatlandes
lebe. Ich vermisse meine Freunde und meine
Familie. Anfangs war das wirklich hart. Aber ich habe
in Europa vor allem eine Menge gelernt, auf professioneller
wie auf persönlicher Ebene. Ich lerne von
meinen Mitspielern, worüber sie sprechen, wie sie mit
anderen Leuten umgehen. Ich schaue mir von vielen
Spielern Kleinigkeiten ab und passe sie meinem Stil
an. Manche Leute sind gut auf dem Spielfeld, andere
abseits davon, manche zeigen besonders gutes Verhalten
im Training. Man kann von jedem
lernen.
Hat Sie an Lionel Messi etwas überrascht,
nachdem Sie ihn ja nun jeden
Tag sehen?
Er hat mich in jeder Hinsicht überrascht.
Bevor ich hierher kam, hörte ich nur die
Dinge, die die Leute über ihn erzählen:
dass er sehr reserviert sei und mit niemandem
rede. Aber er ist völlig anders.
Abgesehen davon, dass er auf dem Feld
ein Genie ist, ist er auch sonst immer toll
zu mir – und nicht nur zu mir. Es gibt nur
Gutes, was ich über ihn sagen könnte.
Beschreiben Sie uns die Stimmung in
der Barça-Kabine.
Es geht echt lustig zu, jeder plaudert,
albert rum, ähnlich wie bei den Brasilianern.
Das ist wahrscheinlich der Grund,
warum sie so gut zusammenspielen. Es
wird auch Musik gespielt in der Kabine –
vor dem Match und danach, wie in
Brasilien. Auch bei Santos haben wir
immer Songs gespielt, wenn wir aufs
Feld gelaufen sind.
Beim exklusiven
Shooting für The Red
Bulletin in Barcelona:
Neymar und sein
Lächeln, mit dem er
zugleich Nähe und
Distanz schafft.
Oh Gott,
Lass mich
ein so berühmter Fussballer
werden, damit ich meiner
Familie alles geben kann,
was sie will – Darum habe
ich schon Als Kind gebetet.“
Die WM ist das
harteste Turnier.
Sie ist so kurz, du darfst dir keinen Fehler
erlauben. Du muSSt von der ersten bis
zur letzten Sekunde alles geben.“
Es könnte passieren, dass Sie bei der WM gegen
einige Teamkollegen von Barça spielen. Sprechen
Sie mit denen über so was?
Wir scherzen rum, klar. Jeder von uns sagt: „Wir
gewinnen die WM!“ Wir wissen, dass die WM für uns
alle ziemlich schwierig wird. Deshalb machen wir
Witze. Ich habe mit Messi rumgeblödelt und ihm
schon mal gesagt: „Diesmal gehört der Pott uns!“
Wie kam es zu Ihrer Social-Media-Kampagne
#somostodosmacacos („Wir sind alle Affen“) gegen
Rassismus? Das Bild von Ihnen und Ihrem Sohn
mit Bananen ging um die Welt …
Rassismus ist eine Sache von Hirnlosen. Und ich weiß
aus eigener Erfahrung, aus anderen Spielen, wie es
sich anfühlt, von Rassismus betroffen zu sein. Also
wollten wir etwas dagegen tun. Ich sprach mit meinem
Vater und mit ein paar Leuten, die für uns arbeiten,
und wir entwarfen diese Kampagne. Die war quasi
startklar, dann passierte dieser Zwischenfall mit Dani
Alves (Barça-Teamkollege, hob eine Banane, die man
während eines Matchs nach ihm geworfen hatte, einfach
auf und aß sie; Anm.). Ich dachte, das ist der
richtige Moment, um die Kampagne zu starten.
Sie stehen mit Ihren Fans über Social-Media-Plattformen
in engem Kontakt, aber die Fans verlangen
Ihnen auch eine Menge ab. Stört Sie das?
Nicht wirklich. Was mich stört, ist, wenn man vor
meinem Privatleben nicht haltmacht. Ich verstehe,
dass die Fans gerne alles wissen wollen, aber wenn’s
um mein Privatleben geht, bin ich wie jeder andere.
Das soll meine Sache sein und bleiben.
Diego Maradona hat sich nach den Tagen vor dem
Ruhm zurückgesehnt. Geht es Ihnen auch so?
Nein. Ich verstehe aber, worum es ihm geht. Es ist
schwierig für mich, Dinge zu machen, die eine
normale Person macht. Zum Beispiel kann ich nicht
mit meinem Sohn in Santos an den Strand gehen.
Unmöglich. Wir hätten sofort eine Menschenmenge
um uns, die Leute würden Fotos machen und alles.
Auf der Straße erkennt mich ein Brasilianer aus einem
Kilometer Entfernung. Dann kommt er angerannt und
brüllt „Neymar, Neymar!“. Hier in Barcelona sind die
Leute relaxter, mehr in die Richtung „Neymar, dürfte
ich ein Foto mit dir machen?“.
Fehlt Ihnen dieses normale Leben?
Man vermisst es natürlich, mit seinem Kind an den
Strand gehen zu können, ganz normale Sachen zu
machen. Ich glaube, das ist, was Maradona gemeint
hat. Aber ich beklage mich nicht darüber, denn ein
berühmter Fußballer zu werden ist das, worum ich
Gott gebeten habe. Ich habe immer zu Ihm gesagt: Ich
möchte als Fußballer so gut werden, dass ich meiner
Familie alles geben kann, was sie will. Da gehört die
Kehrseite dazu. Wenn ich mit fünfzig Leuten reden
muss, rede ich eben mit fünfzig Leuten. Sobald ich
auf die Straße gehe, muss ich mich daran erinnern,
dass ich Neymar bin, dass das jeder weiß, dass ich
mich entsprechend verhalten muss. Aber zu Hause
bin ich der Neymar, den die Familie kennt. Zu Hause
bin ich nicht mal „Neymar“. Da bin ich „Juninho“.
Sprechen wir über die brasilianische Nationalmannschaft,
die Seleção. Wer wählt die Musik in
der Umkleidekabine aus?
Mal der, mal der. Die Stereoanlage ist da, und jeder
kann sich einen Song aussuchen. Am häufigsten
spielen wir Pagode, Funk, Sertanejo. Auf meinem
Weg zum Stadion höre ich immer Gospelmusik aus
dem Kopfhörer. Bevor wir rausgehen, spielen wir in
der Kabine einen Pagode-Song über die Stereoanlage,
laut. Wir stehen da, scherzen rum, die Egos bleiben
draußen vor der Tür. Wir wissen, wir haben nur ein
Ziel, und das ist ein gemeinsames Ziel.
Brasiliens Nationaltrainer Felipe Scolari gewann
die WM 2002. Was erzählt er darüber?
Er sagt, dass die WM das härteste aller Turniere ist.
Weil sie ein so kurzes Turnier ist, darfst du dir keine
Fehler erlauben. Du musst von der ersten Sekunde an
alles geben. Und er spricht häufig darüber, wie phantastisch
es sich anfühlt zu gewinnen.
Wie unterscheidet sich das Spiel Brasiliens vom
Spiel Barcelonas?
Taktisch und technisch ist es sehr ähnlich.
Mit weniger brasilianischem Ginga bei Barcelona?
Mit ein bisschen weniger, ja.
Während des Confed-Cups im Vorjahr gab’s in Brasilien
Proteste gegen Korruption, den Zustand des
öffentlichen Diensts und die Kosten der Stadien.
Auf einem der Banner war zu lesen: „Ein Lehrer
ist mehr wert als Neymar.“ Was sagen Sie dazu?
Lehrer sollten genauso viel verdienen wie Leute in
anderen Berufen. Auch wie Fußballer, denn man
vergisst so leicht, dass vielleicht fünf Prozent von uns
mehr verdienen als die anderen. Ich stimme voll zu,
dass wir alle für eine bessere Welt mit Bildung,
Gesundheit und Sicherheit kämpfen müssen.
Soll auch während der WM protestiert werden?
Solange es ohne Gewalt passiert, sehe ich kein Problem
darin, dass Leute für ein besseres Brasilien
kämpfen. Ich stehe auf ihrer Seite. Aber wir sollten
die WM genießen, denke ich. Wir haben die Gelegenheit,
der Welt zu zeigen, was für ein Gastgeber wir
sind, und wir sollten vor allem zeigen, was toll ist an
Brasilien, nicht nur die schlechten Seiten.
Wird Brasilien Weltmeister?
Das wünsche ich mir mehr als alles andere.
www.neymaroficial.com
63
MáRQU
DEMon
of DiRt
Lleida, Spanien, ein schöner Frühlingstag: Heimspiel
bei Motogp-Weltmeister Marc Márquez. Kumpels,
Bikes, Girls, Dirt Track. Keine Vorderbremse, kein
Führerschein, aber viel SpaSS. Aufsteigen bitte!
Text: Werner Jessner, Bilder: Jim Krantz
64
66
„Motocross schult die
Kreativität“, sagt Marc Márquez.
„Die Strecke ändert sich in jeder
Runde, du musst permanent
improvisieren. Diese Fähigkeit
hilft dir auf der Rundstrecke.“
„An mein erstes Mal an einer
Rennstrecke kann ich mich nicht
erinnern. Ich war erst ein Jahr alt,
da hat mich mein Vater schon zu
Motocross-Rennen mitgenommen.“
68
Training in der Gruppe
macht mehr SpaSS.
Die Herausforderung iST,
schneller als die anderen
zu sein. Und sie wollen
den WeltmeiSTer schlagen.
„Mein perfekter
Tag? Motocross
in der Früh, Dirt
Track zu Mittag,
Motogp am
Nachmittag. Und
abends vielleicht
Essen mit einer
schönen Frau.“
v
or 30 Jahren platzte ein junger Mann in die Straßenmotorrad-Rennszene
und machte allen Rekorden
den Garaus: Debüt in der Königsklasse mit 19 Jahren,
Weltmeister mit 21. Die Experten waren sicher: Niemals
würden diese Rekorde gebrochen werden. Der
Name des Genies war „Fast“ Freddie Spencer, und
Dirt Track war sein Geheimnis: Eine Jugend auf den
amerikanischen Sandbahnen hatte sein motorisches
Feingefühl geschult. Dirt Track Bikes haben keine
Vorderbremse. Man lenkt sie mit Gas und Gewichtsverteilung,
permanent sideways im leichten Drift.
2013 platzte wieder ein junger Mann in die
Königsklasse. Er war so gut, dass speziell für ihn die
Regeln geändert wurden: Normalerweise müssen
sich Rookies in Satelliten-Teams hochdienen, bevor
sie in Werksteams fahren dürfen. Doch der mächtige
Honda-Konzern sah im amtierenden Weltmeister der
„kleinen“ Moto2-Kategorie die Zukunft: Man würde
ihm auf jeden Fall ein Werksmotorrad geben. So kam
es, dass Marc Márquez, gerade 20 Jahre alt geworden,
bei Repsol Honda fahren durfte, an der Seite seines
erfahrenen Landsmanns Dani Pedrosa. Im ersten
MotoGP-Rennen fuhr Márquez aufs Podium, sein
zweites gewann er. Im Herbst wurde er, mit 20 Jahren
und 266 Tagen, jüngster MotoGP-Weltmeister der
Geschichte. Sein Erfolgsgeheimnis: Dirt Track.
Die Wiege von Marcs Erfolgen ist idyllisch in die
Weinberge eingebettet, die seine Heimatstadt Lleida
umgeben, 135 Kilometer westlich von Barcelona
gelegen. Unten im Flachen ein gepflegter Dirt Track
und eine Motocross-Piste, Container zum Umziehen
und für eine kleine Kantine. Nicht unbedingt der Platz,
an dem man einen Weltmeister vermuten würde, der
in seinem Heimatland – wie sonst nur noch Fußballstars
– nicht mehr unerkannt vor die Tür gehen kann:
„Das erste gemeinsame Foto mit einem Fan löst in der
Regel eine Kettenreaktion aus. Auf einer Tribüne in
Spanien habe ich ein Transparent entdeckt, auf dem
stand: ‚Ich ziehe meine Unterwäsche aus für ein Foto
mit dir.‘ Letztes Jahr habe ich Frauen brüste signiert,
einen Männerhintern, ein Baby und einen 500-Euro-
Schein. Wahrscheinlich hofft der Besitzer, dass der
im Wert steigt.“
Hier in Lleida trainieren Marc Márquez, sein
jüngerer Bruder Álex, selbst erfolgreicher Rennfahrer
in der Moto3, und „Tito“ Rabat aus der Moto2: „Sie
wollen mich schlagen; ich will eine halbe Sekunde pro
Runde schneller sein als sie.“ Genau wie in der Moto-
GP schenken sich die Jungs auf der Strecke nichts:
„Ich mag harte Kämpfe. Siege mit vier, fünf Sekunden
Vorsprung geben mir nicht so viel wie ein adrenalinsattes
Rennen, das in der letzten Kurve entschieden
wird. Als mich zum Beispiel Jorge Lorenzo in Silverstone
in der letzten Kurve aus der Bahn rempelte, hat
the red bulletin 73
„Der Moment bis zum Crash
dauert ewig, vor allem wenn sich
ein Highsider ankündigt. Du
kämpfst, kämpfst, kämpfst – und
Bamm!, dann geht es blitzschnell.“
Als amtierender MotoGP-Weltmeister hätte Marc Márquez das
Recht auf Startnummer 1. Er behält aber seine vertraute 93.
Gold & Goose/Red Bull Content Pool
mich das nicht aufgeregt. Es gibt ein Limit, aber es ist
situationsabhängig. In der letzten Kurve versucht jeder
alles.“ Einschätzung seiner Gegner: „Lorenzos Stärke
ist seine Konstanz, Rossi ist vor allem in der letzten
Runde eine Macht.“ Márquez sieht auf jedem Bike
aggressiv aus, driftend, scheinbar außer Kontrolle:
„Wenn ich schnell sein will, muss ich so fahren. Ein
runder, entspannter Stil funktioniert bei mir nicht.“
Obwohl er WM-Titel in allen Kategorien gewonnen
hat, wohnt Marc noch zu Hause in seinem Jugendzimmer,
an den Wänden Poster des FC Barcelona und
Valentino Rossis. „Rossi war mein Vorbild, Pedrosa
mein Maßstab.“ Inzwischen hat er beide hinter sich
gelassen und ist Team-Leader des traditionsreichen
HRC-Teams: „Vielleicht wird es diese Saison härter,
weil jeder Großes von mir erwartet. Aber ich mag
Druck.“ Auf die japanische Arbeitsweise hat er sich
inzwischen eingestellt: „Japaner evaluieren und besprechen
gern. Beim ersten Test wollte ich die Lenkergriffe
tauschen. Das hatte nichts mit der Performance
des Bikes zu tun, bloß mit persönlichem Geschmack.
Es hat ein Meeting gebraucht, um sie zu wechseln.
Aber diese Akribie macht Hondas Erfolg aus.“
Marc, der „Big Balls“-Strecken wie Phillip Island mit
ihren blinden Vollgaskurven liebt, verbindet Furchtlosigkeit
mit tiefer Entspanntheit: „In der Nacht vor
Rennen schlafe ich exzellent: neun, manchmal zehn
Stunden.“ Einziges Zugeständnis an den Renntag: „Im
Training trage ich blaue Unterhosen, im Rennen rote.“
Eine Überlegung war, diesen Winter endlich den
Motorrad-Führerschein zu machen. Der weltschnellste
Mann auf zwei Rädern darf auf der Straße zwar legal
Auto fahren, nicht aber Motorrad. Doch wenige Tage
nach dem entspannten Tag mit Kumpels und dem
Red Bulletin in Lleida ist Marc Márquez eine Hauptmeldung
der Motorsportnachrichten: Er habe sich ein
Bein gebrochen – beim Dirt-Track-Fahren. Was war
passiert? „Der Crash war ein bissl blöd: Ein Freund
kam vor mir zu Sturz. Ich wich ihm aus, die Situation
war schon bereinigt, da drehte ich mich noch mal um,
um nach ihm zu sehen. Dabei blieb ich mit einem Fuß
an der Streckenbegrenzung hängen. Kein Sturz, aber
das rechte Wadenbein war durch.“ Erst zu Saisonbeginn
konnte er wieder auf steigen und begann eine
große Siegesserie, als wäre nichts gewesen. Ist nun
trotzdem Schluss mit Dirt Track? „Aber wo. War ja
das erste Mal, dass ich mir dabei weh getan habe.“
„On Any Sunday: The Next Chapter“ mit Marc Márquez,
Travis Pastrana und Co ab Herbst im Kino
www.onanysundayfilm.com
75
RED BULL fÜR
jEDEn gEschmack.
CRANBERRY LimEttE HEidELBEERE
RED BULL vERLEiht fLÜÜÜgEL.
iPhone-Boxen aus
Holz: bambustischer
Sound ohne Strom.
Seite 86
Ihr Programm im Juli
action!
REisen / Equipment / Party / WorkOut / city guide / MUSIk / Events / TV
Stephen Frink
Runter!
An Bord des „Super Aviator“ erleben
Sie Hawaiis Unterwasserwelt
wie nie zuvor: Ein Tipp mit Tiefgang.
Reisen, Seite 78
the red bulletin 77
Action!
travel
Der Unterwasser-
Flieger taucht bis
300 Meter tief.
Hawaii
mal drei
Was Sie im Inselparadies
sonst
noch unternehmen
sollten
Paddeln
Ein 25-Kilometer-
Kajak-Trip durch die
raue See entlang
Kauais abgelegener
Na-Pali-Küste ist
nichts für schwache
Oberarme –
aber ein unvergessliches
Erlebnis
für Abenteurer.
hawaiiactive.com
Torpedoooh!
Unterwasser extrem Der knapp sieben Meter
lange Super Aviator schwimmt nicht, er fliegt.
Sagen Sie niemals U-Boot zu ihm. Der Super Aviator,
6,7 Meter lang und 1,7 Tonnen schwer, sieht aus wie
eine ins Meer gefallene Rakete und verhält sich – zumindest
ein bisschen – auch so: schnell, stark, wendig.
Der Zweisitzer mit der völlig intuitiven Steuerung
kann abrupt anhalten und auf der Stelle schweben,
enge Kurven ziehen. Und jetzt das Allerbeste: Wenn
der Super Aviator gerade nicht für Film- oder Wissenschaftsprojekte
im Einsatz ist, kann man ihn tageweise
mieten. Freilich nicht für den romantischen
Ausflug mit der Dame des Herzens, sondern mit John
Lewis als Co-Pilot, dem Geschäftsführer von Sub
Aviator Systems. Trotzdem geil. „Der Unterwasser-
Flieger beschleunigt auf immerhin 11 km/h“, sagt er.
„Bubble-Subs (motorisierte Glaskuppeln; Anm.) sind
nur halb so schnell. Das reicht, wenn du in der Nähe
eines Riffs tauchst. Aber bei Strömung kommst du
nicht voran. Mit dem Super Aviator dagegen kannst
du als Taucher völlig neue Gefilde erkunden.“ Der
US-Ozeanograph John Englander verwendete das
Vehikel vor der Küste von Hawaii. „Ich steckte schon
tausende Stunden in Taucheranzügen“, sagt er, „ich
steuerte U-Boote und Flugzeuge. Aber den Ozean im
Super Aviator zu erforschen war selbst für mich eine
Die Tagesmiete für
den Super Aviator
auf Hawaii beginnt
bei 3350 Dollar.
www.incredibleadventures.com
neue, faszinierende Erfahrung:
Die Ausrüstung ist dir nicht im
Weg. Es ist faszinierend: Du sitzt
im Trockenen und hast einen
ganz klaren Blick auf die Meereswelt
um dich herum.“
Tipps vom Profi
Videospielen
„Beim Tauchgang mit dem Super Aviator gibt es keine
Passagiere. Nur Piloten“, sagt John Lewis. „Beide Cockpits
sind mit Steuergeräten ausgestattet. Das Tolle dran: Jeder
mit etwas Videospiel-Erfahrung gewöhnt sich mühelos an
den Umgang mit Joystick und Steuerpedal.“
Unterwasser-Cabrio
„Wer den Film ‚Das Boot‘ gesehen hat,
erwartet, dass eine Unterwasserfahrt zur klaustrophobischen
Grenzerfahrung gerät“, sagt John Englander. „Aber
wenn der Super Aviator ins Wasser eintaucht, verschwindet
die Glaskuppel scheinbar. Der Ausblick ist klar, es fühlt
sich an, wie in einem offenen Doppeldecker zu fliegen.“
Schwitzen
Die Besteigung
des Kilauea, eines
der aktivsten Vulkane
der Erde, ist
spektakulär: Man
kann sich den glühenden
Lava-Ausläufern
bis auf wenige
Meter nähern.
kalapanalavaboat.com
Staunen
Es gibt nicht viele
Surfer, die es mit
den Wellen der
Jaws-Bucht aufnehmen.
Aber die
Weltbesten dabei
zu beobachten ist
schon ein Erlebnis
für sich.
gohawaii.com
Stephen Frink, shutterstock(2), Brian Bielmann/Red Bull Content Pool
78 the red bulletin
Action!
Profi-Gear
Bissig
Rickie Fowler
spielt Schläger
der Marke Cobra.
Sein Equipment:
Erleichtert
Die neue Rovencia-Plus-Mikrofaser
reduziert
das Gewicht des
Schuhs auf
366 Gramm.
Gebunden
Das Schnürsystem
ist vom Obermaterial
abgesetzt
und verbessert
dadurch den Halt
am Mittelfuß.
Cobra Bio Cell
Pro Driver
Acht verschiedene
Loft-Einstellungen:
Über die Neigungswinkel
der
Schlagfläche lässt
sich die Flugkurve
des Balles feinjustieren.
Tiefer gelegt
Standfest: Die
austausch baren
Swing Speed Quill
Spikes reduzieren
die Standhöhe
um 32 Prozent.
Farbenspiel
Golf Rickie Fowler bringt Farbe auf die Grüns. Sein HiGH-
Tech-Schuh ist aber weit mehr als ein Modegag.
Angepasst
Die 1,4 mm dünne
Power-Frame
Außensohle mit
Flex-Fugen macht
sämtliche Fußbewegungen
mit.
Cobra Bio
Cell Eisen
Mehr Fehlertoleranz:
Lange und
mittlere Eisen sind
an Spitze und Ferse
mit dem Schwermetall
Wolfram
gewichtet.
Jungstar Rickie
Fowler, 25, gilt bei
den 114. US Open
(12. bis 15. Juni)
als einer der Mitfavoriten.
2009 tauchte Rickie Fowler als
Zwanzigjähriger auf der PGA Tour
auf. Und fiel nicht nur mit seinem
Spiel auf (der Kalifornier war 2010
„Rookie of the Year“), sondern auch
mit individuellen Fashion-Statements.
Einen Hang zu extravaganten
Outfits drückt er auch in seinem
neuen Schuh aus (gibt’s derzeit in
sechs verschiedenen Farben), den
er gemeinsam mit Wissenschaftlern
und Technikern entwickelt hat.
„Flexibilität, Seitenhalt und Tragekomfort
sind perfekt – der Biofusion
ist der beste Schuh, den ich je
ge tragen habe, die perfekte Unterstützung
für meinen Schwung.“
www.rickiefowler.com
Cobra Bio
Staff Bag
Rund 20 Kilo Ausrüstung
und Verpflegung
schleppt
Fowlers Caddie auf
der Runde.
www.cobragolf.com
the red bulletin 79
Action!
City Guide
Schanghai
Changshou Road
3
D a c h
& Fac h
Indoor-SpaSS
in Schanghai
Xinjian Road Tunnel
Schanghai, China
Beijing Road
4
5
Yan’An Road
Huaihai Road
2
Xietu Road
1
Xizang South Road
Lujiabang Road
inner Ring Elevated Road
Huangpu river
DISC KART
Eine geniale Indoor-Rennstrecke,
4500 Quadratmeter
groß, und
dazu eine Bar, die
alle Stücke spielt.
„Drive and drink“,
genau in dieser
Reihenfolge.
kartingchina.com
Zhongshan North Road
Cheng Liang,
Rregisseur und
Filmemacher
aus Schanghai
Der Westen
im Osten
Schanghai RegiSSeur Cheng Liang über
fünf Lieblingsplätze in seiner Heimatstadt –
zwischen gedämpften Teigtaschen, kämpfenden
Grillen und Grossmüttern beim Tai-Chi.
„Das Besondere an Schanghai? Es ist eine Metropole,
in der sich die modernsten und traditionellsten Seiten
der chinesischen Gesellschaft zeigen“, sagt Cheng
Liang, einer der wenigen jungen Regisseure, die sich
intensiv mit Schanghai auseinandersetzen. Und das
mit Erfolg: Sein Kurzfilm „City of Black and White“
wurde über zwei Millionen Mal gesehen, in diesem
Jahr will Cheng in Cannes an den Start gehen.
„Schanghai hat als Kolonialstadt Weltoffenheit gelernt,
ja lernen müssen“, sagt er. „Die westliche und
die chinesische Kultur sind hier miteinander verschmolzen
wie nirgends sonst.“ Cheng absolvierte
die Pekinger Filmakademie, kehrte aber nach dem
Studium bald in seine Heimatstadt zurück. „Keine
andere Stadt inspiriert mich so wie Schanghai.“
bit.ly/1rYhkjZ
TOp Five
CHENGS CITY-HIGHLIGHTS
1 Fuxing Park
2 Gaolan Road
Dieser Park im französischen Stil
steckt für mich voller Jugenderinnerungen.
Du triffst dort
Lleute aus allen Schichten, junge
Liebespaare ebenso wie Großmütter
beim täglichen Tai-Chi.
2 Yongkang Road,
Die Bar-Meile
Globalisierungs-Trubel neben
chinesischer Kontemplation. Ich
lebte hier und castete meine
Nachbarin, eine elegante ältere
Dame, für einen meiner Filme.
3 SchloSS am FluSS
400 North Suzhou Road
Für mich Schanghais schönstes
Gebäude im Kolonialstil. Am
Ufer des Suzhou gelegen, britisches
Art déco, innen erinnert
es an ein Labyrinth. Ein kleines
Hotel ist darin untergebracht,
die Aussicht aus den Zimmern
ist schlicht phantastisch.
4 Wanshang Flower
& Bird Market
417 South Xizang Road
Für mich der beste Blumen- und
Vogelmarkt in ganz China: ein
einziges atemberaubendes
Spektakel mit Grillenkämpfen
und traditionellen Spielen wie
dem „Goldfischschöpfen“.
5 Shanshan Restaurant
774 Xianxia Road
Ein völlig unscheinbares Restaurant,
aber für mich ein Fixpunkt.
Ich frühstücke immer hier. Hier
gibt es die besten gedämpften
Teigtaschen, die man sich vorstellen
kann, zu unschlagbaren
Preisen.
Big E Entertainment
Lasergames,
Minigolf? Na ja.
Aber wer in Chinas
einzigem fluoreszierendem
Freizeitpark
weiße Klamotten
trägt, hat
garantiert Spaß.
bigecn.com
CR Wind
Lust auf Skydiving-
Abenteuer, aber
keine Lust auf Skydiving-Risiko?
Die
einfachste Art, die
Schwerkraft zu
überwinden, bietet
Chinas einziger
vertikaler Indoor-
Windtunnel.
www.crwind.com
corbis(4), shutterstock(3) Xifan Yang
80 the red bulletin
edbulletin
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Fan PACkage
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Action!
Feierabend
Der britische
Rapper JME ist
Stammgast auf
der Fabric-Bühne.
Club-
Klang
Seit 13 Jahren
veröffentlicht
Fabric Mix-CDs
SEiner Stamm-
DJs. Die bESten
drei von biSHEr
150 rELEaSES:
Bass-Massage
london Vom Kühlhaus zum coolsten
Club der Insel: Seit 15 Jahren setzt
Fabric auf Underground-MusIK und
einen vibrierenden floor.
Volles Fabric, das heißt: 2500
Tänzer, drei Nächte pro Woche
JacqUES
Lu Cont
Ultimativer Party-
Mix des Madonna-
Produzenten. Sein
eleganter Übergang
von „Also
sprach Zarathustra“
auf „Sweet
Dreams“ von
Eurythmics ist bis
heute unerreicht.
Früher baumelte im Fabric Fleisch von der
Decke. Vor der Club-Eröffnung 1999 war
das Gebäude in Ostlondon ein Kühlhaus
des Fleischmarkts nebenan. „Kulturell
war die Gegend damals Brachland. Keine
Szene, nicht einmal Taxis“, erinnert sich
Betreiber Cameron Leslie. „Wie wir die
Besucher anlockten? Wir starteten parallel
ein billiges Taxi-Unternehmen. Vor
dem Club standen immer Wagen, die dich
heimbrachten.“ Die Raver waren begeistert.
2300 m² Tanzfläche, bassige Underground-Sounds
von Techno bis Dubstep,
drei Floors. Einer davon heißt Bodysonic:
Der Boden ist mit 400 Sensoren ausgestattet,
die Schallwellen in Vibrationen
umwandeln. Dreimal wurde Fabric vom
Szene-Organ „DJ Mag“ zum besten Club
der Welt gewählt. Was liebt Leslie an seinem
Laden? „Viele finden den labyrinthartigen
Aufbau des Clubs verwirrend“,
sagt Leslie. „Aber genau darin liegt seine
Stärke: Oft landest du zufällig in einem
Raum – und entdeckst so neue DJs.“
Fabric
77A Charterhouse Street
London EC1M 6HJ, England
www.fabriclondon.com
After-Party
Es ist Sonntag, 8 Uhr
Früh. Das Fabric macht
dicht, doch du bist noch
HELLWach. Was tun?
Frühstücken
Im Fox & Anchor nebenan
treffen einander morgens
Marktarbeiter und Raver,
Speck und Spiegelei.
115 Charterhouse Street,
London EC1M 6AA
Stöbern
Vom Fabric aus sind’s vier
U‐Bahn-Stationen bis zum
coolsten Flohmarkt: Am
Brick Lane Market gibt’s
Hipster-Klamotten und Retro-
Möbel zu fairen Preisen.
Brick Lane, London E1 6PU
Weitertanzen
Londons beste Afterhour-
Party heißt Jaded und startet
sonntags um 5 Uhr. Ausdauer-Tänzer
sowie Frühaufsteher
feiern dort bei Tee
und Techno-Beats.
Corsica Studios, 4 Elephant
Road, London SE17 1LB
David Rodigan
Der bald 63-jährige
Radio-DJ gilt als
Volksheld, weil er
Reggae in den
1970ern in England
populär machte.
Auf seiner CD mixt
er sich durch vier
Dekaden jamaikanischer
Musik.
Four Tet
Der Meister der
feingliedrigen
Electronica trat
mit diesem Mix
ein Revival des
britischen Dance-
Genres Garage los:
Vergessene Klassiker
treffen auf Hits
junger Talente wie
der Floating Points.
jasper Brown(2), Sarah Ginn(2)
82 the red bulletin
LIVE-KONZERT GLASPERLENSPIEL
GARY PAFFETT
MERCEDES-BENZ
MIKE ROCKENFELLER AUDI
AUGUSTO FARFUS BMW
1.– 3. AUgust
2014
Spielberg
TICKETS DTM.COM
ODER 0720 303097-72
Folge der #DTM
LIVE IN DER ARD
QUALIFYING SAMSTAG 18:00 UHR
RENNEN SONNTAG 13:15 UHR
Action!
workout
Stabhochsprung: ,
das Parade beispiel
leicht athletischer
Körperbeherrschung
Raphael Holzdeppe holte
2012 in London Olympia-
Bronze und wurde 2013
in Moskau Weltmeister.
Höhentraining
Leichtathletik Wie macht sich Stabhochspringer
Raphael Holzdeppe
zum Champion?
Training mit Mehrzweck
Rumpf und Bauch kräftigen, Gleichgewichtssinn fördern – alles mit nur einer Übung.
1 2
„Mein tägliches Training ist ein brutales
Ganzkörper-Workout“, sagt Raphael Holzdeppe,
24, seit vier Jahren einer der besten
Stabhochspringer der Welt, „denn für
unseren Sport brauchst du jeden Muskel:
starke Beine für einen schnellen Anlauf,
einen durchtrainierten Oberkörper, um
dich am Stab aufwärts zu ziehen, ausgeprägte
Bauchmuskeln für einen raschen
Hüftknick in der Luft sowie einen kräftigen
Rumpf für die Stabilität: Je stabiler
und ruhiger du deinen Körper in der Luft
halten kannst, desto mehr Höhe gewinnst
du.“ Der Zweibrücker trainiert sechseinhalb
Stunden täglich von Montag
bis Freitag: „Gewichte stemmen in der
Kraftkammer, Sprints auf der Laufbahn,
Balancetraining mit Medizinbällen – und
nicht zu vergessen: Stabhochsprünge,
rund hundert die Woche.“
raphael-holzdeppe.net
Teil 1: Seitenlage, Arme und Beine strecken, Körperspannung
aufbauen, Oberkörper und Unterschenkel
anheben, die Balance zehn Sekunden halten.
Schneller, härter, höher: „Als Stabhochspringer
darfst du keinen Muskel vernachlässigen.“
Es folgt Teil 2 für die Bauchmuskeln: Oberschenkel
und Arme zusammenführen, Balance zehn Sekunden
halten. Gesamte Übung fünfmal wiederholen.
Rollenspiele
Auf dieses Tool schwört der Weltmeister.
Blackroll
„Die Blackroll ist Trainingsgerät, Physiotherapeut
und Masseur in einem. Für mich ein unverzichtbares
Tool. Die Blackroll legst du unter eine beliebige
Muskelpartie, etwa den Unterschenkel, und rollst
aktiv mit deinem Körpergewicht hin und her. Das
Ding löst Verspannungen und
fördert die Regeneration
in Rekordzeit.
Und
passt in jede
Reisetasche.“
Ray Demski/Red Bull Content Pool(3), blackroll heri irawan
84 the red bulletin
TM_1402_Cover_Kumari_Marketing [P];1.indd 220 06.02.14 15:38
Cover_AT_CH_DVD_DE_komplett_1404 [P];4_View.indd 223 15.05.14 13:54
TM_1403_Cover_AT_CH_DVD_DE_komplett [P];3.indd 223 17.03.14 13:46
3. Juni 1965
US-Weltraumspaziergang,
Edward White
beim ersten
HOLEN SIE SICH DIE WELT NACH HAUSE
Begeben Sie sich mit Terra Mater, dem Natur- und Wissensmagazin, auf eine spannende Reise
durch Raum und Zeit: zu entlegenen Orten, exotischen Völkern
und erstaunlichen Naturphänomenen.
aufbruch ins all
45 Jahre Mondlandung –
eine amerikanische Heldensaga
wassErmEnschEn
Wie das „venedig afrikas“ gegen den untergang kämpft
NEPALS
LEBENDE GÖTTINNEN
Wie der Kumari-Kult aus Kindern Gottheiten macht
WEISSE HAIE, HAUTNAH Mit einem Forscher den Rätseln des Raubfischs auf der Spur
BRASILIEN UND DIE LIEBE ZUM FUSSBALL Bilder, die ein Land erklären
GEFAHR AUS DEM ALL Wie die Erde vor Asteroiden geschützt werden soll
DAS BEDroHTE PArADIES Drama im brasilianischen Regenwald
NEUSEElANDS SCHrÄGE vöGEl kiwi, kakapo & Co
EINE PUBLIKATION VON
AlTErNATIvE ENErGIE algen – der treibstoff der Zukunft
EINE PUBLIKATION VON
AUS DEM ALL Wie die Erde vor Asteroiden geschützt werden soll
GEFAHR
BRASILIEN UND DIE LIEBE ZUM FUSSBALL Bilder, die ein Land erklären
Mit einem Forscher den Rätseln des Raubfischs auf der Spur
HAUTNAH HAIE, WEISSE eine publikation von
Edward White
beim ersten
US-Weltraumspaziergang,
3. Juni 1965
UNBEKANNTE MEGACITY 24 Stunden in Chinas Monsterstadt Chongqing
DEr lETzTE KöNIG voN AMErIKA Julio pinedos kurioses Reich in bolivien
DAS GroSSE FlATTErN Rendezvous mit 12 Millionen Flughunden
JETZT
ABO
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Rendezvous mit 12 Millionen Flughunden
DAS GroSSE FlATTErN eine publikation von
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N AMErIKA Julio pinedos kurioses Reich in bolivien
DEr lETzTE Kö
NIG
eine publikation von UNBEKANNTE MEGACITY
Chongqing
Monsterstadt Chinas in Stunden 24 Wie der Kumari-Kult aus Kindern Gottheiten macht
– der tre
ibstoff der Zukunft
algen
AlTErNATIvE ENErGIE
LEBENDE GÖTTINNEN
NEUSEElANDS SCHrÄGE vöGEl
kiwi, kakapo & Co
DAS ERWARTET SIE IN DER AKTUELLEN AUSGABE
NEPALS
DAS BEDroHTE PArADIES Drama im brasilianischen Regenwald
FOTOS: DOMENICO PUGLIESE, TUI DE ROY
DAS BEDROHTE PARADIES
Im Regenwald Brasiliens leben die Awá-Indianer. Weil illegale Holzfäller
ihre Reservate zerstören, gilt dieses Volk als das am stärksten
bedrohte der Welt. Unser Autor Tiemo Rink hat Zeit mit den Awá
im Dschungel verbracht und erfuhr, dass ihre Hoffnung auf eine
fried liche Zukunft nicht ganz unberechtigt ist.
NEUSEELANDS SCHRÄGE VÖGEL
Die Insel überrascht mit einzigartigen, vom Aussterben bedrohten
Kreaturen: Flugunfähige Vögel, die wie Fahrradpumpen klingen,
und einfältiges Federvieh, das die Kappe eines Rangers für einen
Artgenossen hält. Wir berichten über die Bemühungen, den schrägen
Vögeln das Überleben zu sichern.
SICHERN SIE SICH IHR JAHRESABO
Das Terra Mater-Jahresabo (6 Ausgaben) inklusive der DVD
„Die wunderbare Welt der Enten“ zum Preis von 29,20 Euro* –
oder das Terra Mater-DVD-Jahresabo (6 Ausgaben inkl. DVD
zu jeder Ausgabe) zum Preis von 39,90 Euro*.
*Österreich, Deutschland inkl. Versandkosten, andere Länder zzgl. 15 Euro Versandkosten.
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im Internet: www.terramatermagazin.com/abo
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Action!
laden & Lauschen
Owen Pallett, 35,
kanadischer
Indie-Pop-
Musiker und
Film komponist
Songs, durchdacht
wie ein
Schachspiel
Playlist Gespenstische Gitarren,
primitive Grooves: Der Arcade-Fire-
Geiger über die fünf Platten, die
in seinem neuen Album stecken.
In den letzten zehn Jahren hat sich Owen Pallett den
Ruf eines Paganini des Pop erarbeitet: 2004 heuerte
er als Violinist bei Arcade Fire an und schreibt seitdem
alle Streicher-Arrangements für ihre Alben.
Heute lassen auch Kollegen wie Robbie Williams
und The National ihre Songs von ihm symphonisch
veredeln. Palletts Herzensangelegenheit ist aber sein
Soloprojekt. Seine emotionalen,
melodiös komplexen Indie-Pop-
Songs klingen, als würde Brian Eno
den jungen David Bowie auf einer
Stradivari begleiten. Im Februar
war Palletts Soundtrack für Spike
Jonzes Film „Her“ für einen Oscar
nominiert, nun veröffentlicht er
sein viertes Album „In Conflict“.
Welche Songs ihn bei der Arbeit
daran inspirierten, verrät er hier.
www.owenpalletteternal.com
Feiern
m i t
Plan
Drei Must-haves
für den Festival-
Sommer:
Yelpie
Der mobile Tresor
für kleine Wertsachen.
Wird seine
Position ohne Eingabe
der Nummernkombi
verändert,
ertönt ein
90-Dezibel-Alarm.
1
Eurythmics
„Love Is a Stranger“
2
Silver Apples
„Program“
3
The Luyas
„Moodslayer“
Als ich fünf
Jahre alt war,
hörte ich fast
nur klassische
Musik – Bach,
Mozart. Aber
Eurythmics
passten auch
irgendwie
dazu. Weil der Synth-Pop des Duos so
präzise und mathematisch ist, so durchdacht
wie ein Schachspiel. Dieser Song
ist die perfekte Fusion aus sterilen, synthetischen
Klängen und emotionaler
Tiefe in der Melodie.
Ich war 19, als
mir ein Schallplattenverkäufer
diese
Scheibe in die
Hand drückte.
„Brauchst du“,
meinte er. Und
hatte recht.
Der trockene Beat dieses Psychedelic-
Klassikers ist genial. Auf meinem Album
kopierte ich den Drum-Sound. Der Trick:
Mein Schlagzeuger spielte ohne Tempovorgabe.
Dadurch klingen Songs wie
„The Sky Behind the Flag“ sehr lebendig.
Das Hauptinstrument
dieser kanadischen
Band
heißt Moodswinger.
Eine
Kreuzung aus
Zither und Gitarre,
die aussieht,
als hätte sie ein Kind entworfen.
Der Klang ist gespenstisch, die Sounds
der Saiten verschwimmen ineinander.
Genial! Auf Songs wie „The Passions“
stellte ich den Klang mit meiner Geige
und vielen Effekten nach.
SpeakaBoo
Handlicher Bambus-Lautsprecher
fürs iPhone. Verstärkt
die Musik
ohne Stromquelle,
daher perfekt für
lauschige Partys
am Lagerfeuer.
The Blue Nile
4 5
„A Walk Across the Rooftops“
Diese schottische
Band
brachte in den
1980ern zwei
Alben raus.
Das erste
trägt den Titel
dieses Songs
– und ist ein
Meisterwerk. Seine eisige Stimmung
und klangliche Klarheit hatten großen
Einfluss auf meinen Song „The Secret
Seven“: Die Stille am Anfang, dazu trillernde
Synthesizer – den Aufbau hab
ich mir von The Blue Nile abgeschaut.
Green Velvet
„The Stalker“
Bis vor kurzem
konnte ich
mit House-
Musik wenig
anfangen. Das
änderte sich,
als ich auf diesen
Klassiker
aus Chicago
stieß. Er besteht aus zwei primitiven
Rhythmus-Mustern, die übereinandergeschichtet
einen extrem packenden
Groove erzeugen. Ebendiese rohe Atmosphäre
versuchte ich auch mit den
Beats auf meiner Platte zu kreieren.
Mobiles Mixen
Gadget des Monats
Monster Go-DJ
Das erste Profi-DJ-Pult für die Jackentasche:
auf den zwei Touchscreens die
am Gerät gespeicherten Tracks auswählen
und in Echtzeit bearbeiten.
Mit dem Mikro-Mischpult in der Mitte
die Stücke einfach ineinandermixen.
Danach an die Clubanlage anschließen
und loslegen!
Opteka
BP-SC4000
Solar-Ladegerät,
kleiner als ein
Smartphone. Nach
acht Sonnenstunden
reicht die
Energie, um Handys
oder Kameras
voll aufzuladen.
Peter Juhl
86 the red bulletin
Aufgenommen mit Nokia Lumia 1020
Foto: Ray Demski
Norwegisches Eis
„Ich war das erste Mal im nördlichen Norwegen unterwegs und ich
muss sagen: es war einmalig. Die Landschaft ist atemberaubend und
wohin das Auge auch blickt – überall ist Eis. Und das Licht ist unglaublich.
Noch nie in meinem Leben habe ich solches Licht gesehen. Wie ein
Sonnenuntergang, der den ganzen Tag andauert.
Angesichts der ganzen Ausrüstung, die ich fürs Eisklettern mit mir
herumschleppen musste, war ich froh, mit dem Nokia Lumia eine leichte
Kamera dabei gehabt zu haben, die bequem in die Tasche passt.
Nach dem Aufstieg kamen die Jungs herunter und ich begann, meine
Ausrüstung zu packen. Ich schaute mir kurz die Fotos an und da waren
einige ganz erstaunliche Aufnahmen dabei. Schier unglaublich, welche
Details in diesen Aufnahmen beim Vergrößern sichtbar werden. Einsame
Klasse, wie ich finde.“
Nokia Lumia 1020
Weitere Informationen über Red Bull Photography in
Zusammenarbeit mit Nokia Lumia finden Sie unter
www.redbullphotography.com/partners
– Ray Demski, Red Bull-Fotograf
Action!
Starke Uhren
Die Taucher-
U(h)rmutter
Blancpain „Fifty Fathoms“
Ein visionärer Tüftler und
ein Kampfschwimmer entwickelten
die erste moderne
Taucheruhr der Welt.
Frische
Fifties
Aktuelle VErsionen
der Legende:
Taucheruhren? Haben keine
Zzukunft. Das war die generelle
Meinung der Schweizer Uhrenhersteller
zu Beginn der 1950er
Jahre. Ein Mann sah das jedoch
anders: der Sporttaucher Jean-
Jacques Fiechter. Er war CEO von
Blancpain und tüftelte gerade an
seiner ersten Taucheruhr.
Etwa zur selben Zeit gründete
Hauptmann Robert „Bob“ Maloubier
die „École des Nageurs de
Combat“, eine Kampfschwimmer-
Einheit der französischen Armee.
Maloubier suchte Armbanduhren,
die seine Männer bei Unterwassereinsätzen
tragen konnten.
Fiechter und Maloubier fanden
zusammen. Der Hauptmann
wünschte sich eine bis zu
100 Meter wasserdichte,
robuste, gut ablesbare Uhr
mit drehbarer Lünette
(Ring am Außenrand
der Uhr). Zifferblatt und
Lünette sollten schwarz
sein, die Indexe und Zahlen
hell, groß und auch im
Dunkeln ablesbar.
Fiechter entwickelte ein
doppeltes Kronen-Dichtungssystem,
verpasste dem Gehäuse einen
verschraubten Boden, verbaute ein
Automatikwerk, schützte es durch
einen Weicheisen-Innenkäfig vor
Magnetfeldern und brachte am
Zifferblatt auf sechs Uhr einen
Feuchtigkeitsindikator in Form
eines blau-rosa Kreises an. Wurde
er feucht, wechselte er seine Farbe
von Blau-Rosa zu Rosa.
Nebenbei revolutionierte Fiechter
die Lünette: Sie war nur noch
gegen den Uhrzeigersinn drehbar.
Drehte man versehentlich an ihr,
so veränderte man den markierten
Eine „Fifty
Fathoms“ aus
dem Jahr 1953
„No Radiations“-Zeichen
auf dem Zifferblatt
einer „Fifty“
aus 1968
Beginn des Tauchgangs in Richtung
„früher“, aber nicht „später“.
Tauchgänge konnten also nicht
irrtümlich (und damit über den
Atemluftvorrat hinaus) „verlängert“
werden.
Maloubier bekam mit der
„Fifty Fathoms“ (50 Faden
entsprechen einer Tiefe
von 91,44 Metern) die
erste moderne Taucheruhr
der Welt. Aber nicht nur
er, auch amerikanische,
deutsche, israelische und
spanische Spezialeinheiten
und sogar Jacques Cousteau
kauften sie. Letzterer
verschaffte der „Fifty
Fathoms“ einen prominenten Auftritt
in dem preisgekrönten Unterwasserfilm
„Silent World“.
Radioaktiv? Besonders beliebt
unter Sammlern sind alte „Fifty
Fathoms“ mit einem „No Radiations“-Zeichen
auf dem Zifferblatt.
Hintergrund: Für eine „Mil-Spec 1“-
Einstufung durch das US-Militär
ist die uneingeschränkte Ablesbarkeit
der Uhrzeit bei Dunkelheit
erforderlich. Deshalb kam bei einigen
Modellen ein Promethium-Isotop
als Leuchtmittel zum Einsatz.
Am Gehäuseboden dieser US-Navy-
Uhren war eingraviert: „Danger.
If found return to nearest military
facility.“ Um damals rein zivile
Ausführungen klar von militärischen
zu unterscheiden, ersetzte
Blancpain den Feuchtigkeitsindikator
durch das gelbe Radioaktiv-
Zeichen, strich es zweimal durch
und schrieb „No Radiations“ darunter.
Eine Legende war geboren.
Robert „Bob“
Maloubier heute
(li.) und 1955 (u.)
bei der Rückkehr
von einem Tauchgang,
mit seiner
„Fifty“ am
Handgelenk
KLassisch
Die „Fifty“ von
heute ist bis 300
Meter wasserdicht.
MassivgoLD
Die Edelmetall-
Version des Blancpain-Klassikers
500 Fathoms
Auf 500 Stück
limitiert. Wasserdicht
bis 914,4 m
Alexander Linz
88 the red bulletin
EINTRITT
5 EURO
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KINDER BIS 12 JAHRE HABEN
FREIEN EINTRITT
MIT DEN BESTEN WAKEBOARDERN DER WELT!
SONNTAG 22. JUNI ’14
WASSERSKIANLAGE HAMM
AB 12 UHR CONTEST START
16 UHR BIG AIR FINAL
MEHR INFOS: REDBULL.COM/RISINGHIGH
#RISINGHIGH
Action!
games
12.000 E-Sport-Fans
besuchten die
„Dota 2“-Finals
2013 in Katowice.
Let’s
Play
drei der erfolgreichsten
Multiplayer-Games
der Welt
League
oF lEGEnds
Das mit monatlich
rund 67 Millionen
aktiven Usern
populärste kostenlose
Multiplayer-
Strategiespiel. Bei
Pro-Turnieren geht
es um sechs- bis
siebenstellige
Beträge.
leagueoflegends.com
E-Gaming-Profi:
Kuro „KuroKy“
Salehi Takhasomi
(21) aus Berlin
Krieger mit Grips
ESL ONE FRANKFURT Profi-Gamer KUROKy kämPFT bei Europas
GRöSSTEm „DOTA 2“-TURNiER um 200.000 Dollar PREiSGELD.
the red bulletin: Mehr als
sieben Millionen Menschen
zocken das Multiplayer-Game
„DotA 2“. Du bist einer von
nur 109 Profis weltweit. Wie
hast du das geschafft?
kuroky: Ich spiele seit acht
Jahren und wollte schon immer
der Beste sein. Dafür trainiere
ich oft acht Stunden täglich.
Wir arbeiten mit Videoanalyse
und Ernährungsplan.
Softdrinks und Pizza?
Nein, ungesundes Essen verschlechtert
die Hand-Augen-
Koordination. Als Profi isst du
Fleisch, Fisch, Reis und viel
Gemüse.
Deine größte Stärke?
Strategisches Denken. „DotA 2“
ist wie Schach, du musst die
Aktionen deiner Gegner
vorhersehen.
Wie trainierst du das?
Ich simuliere Spielsituationen
mit meinem Team. Nebenbei
studiere ich Psychologie und
lerne so, eine positive Wettkampfmentalität
aufzubauen.
Wie viel verdient man als
Pro-Gamer?
Vor ein paar Jahren ging es
noch um Headsets, mittlerweile
um Beträge von 100.000 Dollar
aufwärts. Die Preisgelder haben
sich 2013 verzehnfacht.
Beim europaweit größten
„DotA 2“-Turnier der ESL One
Frankfurt winken 200.000
Dollar Preisgeld. Dein Team
Na’Vi zählt zu den engeren
Favoriten. Eure Siegchancen?
Es wird hart. Jedes der acht
Teams hat reelle Chancen auf
den Sieg. Entscheidend ist die
Tagesform. Und dir muss egal
sein, vor über 20.000 Leuten in
einem Stadion zu spielen.
„DotA 2“-Turnier, ESL One Frankfurt:
28./29. 6. in der Commerzbank-Arena
factbox
ESL ONE
Die Zahlen zum
Gaming-Gipfel
An die 20.000 Besucher
werden erwartet. Bisheriger
Europarekord für E-Sport-
Events: 12.000 (Katowice 2013).
Eine 400 m² große Leinwand wird in der Commerzbank-Arena
aufgebaut, der laut Stadionbetreiber
weltgrößten Public-Viewing-Stage. Veranstalter
Electronic Sports League rechnet mit
über 40 Millionen Streaming-Aufrufen im Netz.
Das Tagesticket für den Event kostet 19,90, ein
Wochenendticket 34,90 Euro. www.esl-one.com
DOTA 2
Worum
geht’s?
2003 von Hobby-
Programmierern
als Nachfolger
des Multiplayer-
Games „Defense
of the Ancients“
entwickelt. Zwei
Teams mit je fünf
Spielern treffen
aufeinander und
versuchen, das
Hauptgebäude
des Gegners zu
zerstören. Im Rahmen der gamescom Köln fand
2011 das erste internationale „DotA 2“-Turnier
statt. 2013 kürte das Computer-Onlinemagazin
„IGN“ das Spiel zum „Best PC Multiplayer
Game“. www.dota2.com
World
of Warcraft
2004 vom amerikanischen
Spieleentwickler
Blizzard
erstveröffentlicht,
wird das Multiplayer-Rollenspiel
derzeit von zirka
8,7 Millionen aktiven
Abonnenten
genutzt.
worldofwarcraft.com
fifa 14
Der Fußballklassiker
ist auch online
ein Hit: Weltweit
werden Ligen ausgetragen,
allein an
der virtuellen
„Bundesliga
2013/14“ nahmen
mehr als 200.000
Gamer teil.
www.ea.com/fifa-14
Helena Kristiansson
90 the red bulletin
promotion
Must-haves!
1
2
1 gloryfy – Icon
by Werner Schreyer
Die Icon „Werner!“ im Havanna-Look mit
schwarzen Bügeln und goldenen Metall-
Logos ist das neueste Mitglied in der gloryfy
LIFEstyle Kollektion. Ein modischer Schnitt,
kombiniert mit innovativer Technologie, macht
aus der Icon ein unverzichtbares modisches
Must-have. Durch den filigranen, dennoch
unzerbrechlichen Rahmen mit unbreakable
STRATOS Gläsern in Anthrazit ist diese Brille
noch dazu ein absolutes Leichtgewicht und
bietet besten Tragekomfort.
www.gloryfy.com
3
2 Ich steh auf Edeltreter
Zünftig, rockig und frech sind die EDEL-
TRETER-Schmuckstücke der Trachtenmarke
EDELZEIT! Der ausgelatschte Bergschuh aus
gelb- oder roségoldbeschichtetem Edelstahl
baumelt an einem Lederband als Kette. Doch
auch als Schlüsselanhänger oder als Charm-
Anhänger verwendet, ist seinem Träger die
Aufmerksamkeit auf jedem zünftigen Fest
von Bayern bis Brandenburg gewiss!
www.timemode.com
4
3 JOOP! lanciert MADE TO MOVE
Die internationale Fashion- und Lifestylemarke
JOOP! lanciert ab Herbst 2014 die
Limited Edition „MADE TO MOVE“. Von der
Dynamik und Präzision eines Parkourläufers
inspiriert, vereint die exklusive Business-Kollektion
traditionelle Bekleidungsstücke mit
Hightech-Elementen und kommt dem Bedürfnis
nach avantgardistischer, stilvoller und
trotzdem bequemer Bekleidung entgegen.
joop.com
5
4 Kompromisslos kompakt
Das neue Sony Xperia Z1 Compact verbindet
Premium-Ausstattung mit einem Gerät in
Hosentaschen-Format: Die 20,7-Megapixel-
Kamera hält die wichtigen Momente im Leben
fest, die extralange Akkulaufzeit ermöglicht
bis zu 94 Stunden Musikgenuss, und obendrein
ist das schicke Smartphone auch noch
wasserdicht (bis zu 1,5 Meter für 30 min.).
dare-to-compare.at
5 Danny MacAskills Traumwelt –
jetzt auf DVD/Blu-Ray
Ein riesiges Kinderzimmer mit lebensgroßen
Spielfiguren und Fahrmanöver auf allerhöchstem
Niveau – so verwirklichte Street-Trial-
Legende Danny MacAskill seinen Kindheitstraum
im jüngsten Meisterwerk „MacAskill’s
Imaginate“. Dieses gibt es ab sofort zusammen
mit einer packenden Behind-the-Scenes-
Doku und dem Bonusfilm „Way Back Home“
als DVD (14,99 Euro) und Blu-ray Disc
(16,99 Euro) zu kaufen.
www.imaginate.redbull.com
Action!
TV-HighligHTs
Volles Programm
das red bull tv-fenster bei servus-tv
Must
See
Helden AUF
ihrem Bildschirm
Ring frei für
die SPeedgang
Die Speedgangster
rund um David
Coulthard treiben
Schabernack mit
schellen Geräten.
11. 6., 22.20 Uhr
Erstbegehung: Berger (hi.) und Vettel
(2. v. re.) 2011 bei der Eröffnung des Red
Bull Rings mit Bernie Ecclestone, Niki
Lauda und Heinz Kinigadner (3. v. li.)
Freitag, 20. 6., 20.15 Uhr
Das Comeback der Formel 1
1997 bestritt Gerhard Berger in Spielberg seinen letzten Großen Preis von
Österreich. 2014 fährt Sebastian Vettel auf dem Red Bull Ring seinen ersten
– und dreht zuvor mit Berger einige Aufwärmrunden. Berger sitzt dabei in
einem 1988er-Ferrari, Vettel im RB8 (mit dem er 2012 Weltmeister wurde).
Und die Kamera ist dabei. Zudem gibt’s auf ServusTV noch zwei Sendungen
zum Thema Motorsport am Ring („Drehmomente“, 16./23. 6., 20.15 Uhr).
Samstag, 21. 6., 12.00 Uhr
Red Bull Cliff
Diving: USA
Nach ihrem ersten Stopp
in der kubanischen Hauptstadt
machen die Red Bull
Cliff Diver nun Halt im
texanischen Fort Worth.
Mittwoch, 2. 7., 21.15 Uhr
Operation
Erebus
1979 stürzt in der Antarktis
ein Jet mit 257 Passagieren
ab. Elf Polizisten sollen daraufhin
das mysteriöse Unglück
vor Ort untersuchen.
Samstag, 5. 7., 12.00 Uhr
X-Fighters:
Madrid
Die weltbesten Freestyle-
Motocrosser gastieren einmal
mehr in Madrids gewaltiger
Stierkampfarena Plaza
de Toros de Las Ventas.
Mittwoch, 18. 6., 21.15 Uhr
Weekend
of a Champion
Für den Grand Prix von Monaco
1971 hatte Jackie Stewart, britischer
Formel-1-Weltmeister 1969,
nur ein Ziel – zu gewinnen, um
jeden Preis. Filmemacher Roman
Polanski begleitete Stewart damals
das gesamte Wochenende
mit seiner Kamera und gewann
Einblick in das Leben des Rennfahrers,
auf der Strecke und abseits
davon. 40 Jahre später treffen
die zwei erneut aufeinander.
Mountain bike
World cup
In Leogang will
Steve Smith
(CAN), Gesamtsieger
2013, neuerlich
gewinnen.
21. 6., 10.30 Uhr
Polen-Rallye
Auf der Strecke in
Mikołajki steht er
im Mittelpunkt:
Lokalmatador und
Ex-Formel-1-Pilot
Robert Kubica.
30. 6., 22.45 Uhr
Sie finden
ServusTV mit dem
Red Bull TV-Fenster
nicht auf Ihrem
Fernsehgerät?
Rat und Hilfe zum
Nulltarif unter
0800 100 30 70
GEPA pictures/Red Bull Content Pool, Dean Treml/Red Bull Cliff Diving, Rogue Films, Jörg Mitter/Red Bull Content Pool, JoachimHausleitner,
Alfred Jürgen Westermeyer/Red Bull Content Pool, Paris Gore / Red Bull Content Pool, McKlein/Red Bull Content Pool
92 the red bulletin
RING FREI
FÜR DIE SPEEDGANG.
Das etwas andere Motorsport-Magazin.
Mittwoch
22:20
© Philip Platzer/Red Bull Content Pool
© Philip Platzer/Red Bull Content Pool © Philip Platzer/Red Bull Content Pool
JUNGS MIT SPRIT IM BLUT.
Die Speedgang geht in die 3. Staffel. David Coulthard hat als kreativer
Kopf der Truppe erneut viele Ideen im Gepäck. Unterstützt wird er
dabei von anderen PS-Junkies wie Mark Webber, Heinz Kinigadner
oder Sébastien Loeb. Das Ergebnis sind waghalsige Duelle, rasante
Tests und spektakuläre Aktionen, die man in keinem anderen
Motorsport-Magazin zu sehen bekommt.
ServusTV Deutschland ist über Satellit, Kabel und IPTV empfangbar.
Kostenfreie Service-Hotline 0800 100 30 70 | www.servustv.com
Wir wünschen Ihnen
bessere Unterhaltung.
Action!
Events
28./29. 6., Aichwald (bei Stuttgart)
ADAC Motocross Masters
Europas beste Motocrosser messen sich vor 18.000 Fans „in den Horben“. Noch gut in Erinnerung
ist Max Nagls Sensationsshow aus dem Vorjahr: Von Platz elf ins Rennen gehend, raste
der Weltmeisterschaftszweite von 2009 nach unwiderstehlicher
Aufholjagd mit 16 Sekunden Vorsprung zum Sieg. Nagl ist, ebenso
wie Dennis Ullrich (Bild), auch in diesem Jahr Aushängeschild.
www.adac-mx-masters.de
ab 6. 7., Musik-Arena, München
Max Herre
Der Rapper und Singer/Songwriter
geht mit seiner „MTV
Unplugged Kahedi Radio Show“
auf eine 30-Konzerte-Tour quer
durch Deutschland.
Alle Termine: www.maxherre.de
5. 7., Reitstadion, Stuttgart
HipHop Open
Wieder lockt ein Weltklasse-
Line-up 14.000 Besucher zu
Deutschlands größtem Hip-
Hop-Festival. Internationale
Highlights in diesem Jahr: Nas,
der seit seinem Rap-Meilenstein
„Illmatic“ aus dem Jahr 1994
die Szene wesentlich mitprägt,
und Angel Haze (im Bild), die
Hits von Eminem oder Jay Z neu
interpretiert. Dazu Deutschlands
erste Rap-Liga mit
Casper oder Genetikk.
www.mixeryhiphopopen.de
Einer der Sieganwärter
in Aichwald:
Dennis Ullrich
22. 6., Wasserskianlage, Hamm
Red Bull Rising High
Dieser Big-Air-Contest für Wakeboarder
ist weltweit einzigartig: Top-Rider wie
die Deutschen Dominik Gührs und Felix
Georgii oder der Thailänder Daniel
Grant duellieren sich auf der größten
Rampe ihres Sports (ab 12 Uhr). Das
Obstacle mit einer Gesamtlänge von
60 Metern erlaubt Sprünge an die
24 Meter, die Athleten führen ihre
Tricks in bis zu acht Meter Höhe aus.
www.redbull.com/risinghigh
ADAC/Steve Bauerschmidt, Erik Weiss, Florian SüSS/Red Bull Content Pool, Richard Walch/Red Bull Content Pool, TRANSFILM INTERNATIONAL,
Dutch Photo Agency/Red Bull Content Pool, Jörg Mitter/Red Bull Content Pool, Michael Kremer
94 the red bulletin
20. – 22. 6., Porsche Arena, Stuttg.
27. – 29. 6., Lanxess Arena, Köln
Red Bull
Flying Illusion
Nach ihrem Welterfolg Red
Bull Flying Bach präsentiert
die Breakdance-
Crew Flying Steps nun
ihre neue Show. Einige
der weltbesten Tänzer inszenieren
einen packenden
Kampf zwischen Gut und
Böse, bei dem die Grenzen
zwischen Realität und Illusion
verschwimmen. Tickets:
www.redbullflyingillusion.com
seit 5. 6. in den Kinos
„Brick Mansions“
Der am 30. November 2013
tragisch ums Leben gekommene
Hollywoodstar Paul Walker in
seiner letzten vollständig abgedrehten
Hauptrolle. Walker
sorgt als Undercover-Cop Damien
Collier für Action, Rapper
RZA verkörpert seinen Gegenspieler,
Drogenboss Tremaine.
Schauplatz des Duells: ein fiktives,
durch eine Mauer abgetrenntes
Ghetto in Detroit.
www.universumfilm.de
29. 6., Norisring, Nürnberg
DTM
Das „Monaco Deutschlands“ nennt man den Stadtkurs
in Nürnberg. Eigenschaften: 2,3 Kilometer
lang, Top-Speed bis 260 km/h und die berüchtigte
„Grundig-Kehre“, in der die Autos von 250 km/h
auf 50 gebremst werden müssen. Ende Juni gastiert
hier wieder der populärste Tourenwagenbewerb
der Welt. Bei der spektakulären Materialschlacht
– mit dabei: der amtierende DTM-Champ
Mike Rockenfeller (Audi) – werden wie jedes
Jahr 140.000 Motorsport-Fans erwartet.
www.dtm.com
6. 7., Suhl
Red Bull Vogelfrei
Zum 50-jährigen Jubiläum der „Schwalbe“ findet
in Thüringen Deutschlands kultigstes Mopedrennen
statt. Am Start: die Modelle „Schwalbe“,
„Spatz“, „Star“, „Sperber“ oder „Habicht“ aus der
Simson-Vogelserie. Im Rahmen der 50 Kilometer
langen Ausfahrt sind sechs Wertungsprüfungen
zu absolvieren, Rad-an-Rad-Duelle sind dabei
unerwünscht, der Top-Speed ist unwichtig. Preise
winken unter anderem jenem Fahrer, der bei
seiner Ausfahrt der Durchschnittsgeschwindigkeit
aller Teilnehmer am nächsten kommt.
www.redbull.com/vogelfrei
S a v e
t h e
Date
Unverzichtbare
Termine in den
nächsten Wochen
19
juni
24-Stunden-
Rennen
Die „Grüne Hölle“
wird für einen Tag
zum Spielplatz
der Tourenwagen-
(Neo-)Stars. Unter
anderen am Start:
Stratosphären-
Springer Felix
Baumgartner.
19. – 22. 6.,
Nürburgring
24h-rennen.de
27
Juni
The
BossHoss
Die Rock-’n’-Roll-
Cowboys live –
mit ihrem aktuellen
Hit-Album
„Flames of Fame“,
von dem bereits
über 100.000
Stück verkauft
wurden.
27. 6., Balingen;
28. 6., Meiningen
thebosshoss.com
19. 7., Olympiapark, München
Red Bull X-Fighters
Nach dem umjubelten Debüt 2012 gastiert die Elite des
Freestyle-Motocross erneut in Bayerns Landeshauptstadt.
Dabei wird auch eine Weltneuheit präsentiert: Erstmals in
der Freestyle-Motocross-Geschichte messen sich die Rider
vor 28.000 Zuschauern auf einem FMX-Kurs auf dem
Olympiasee. Unter anderen am Start: das erst 16-jährige
deutsche Ausnahmetalent Luc Ackermann und der
amtierende World Tour Champion Thomas Pagès aus
Frankreich. Tickets ab 39 Euro, ServusTV überträgt live.
www.redbullxfighters.com; www.servustv.com/redbullxfighters
26
Juni
„Unter Be
OBACHTUNG“
Actionthriller mit
Eric Bana: Nach
einem vermeintlichen
Terroranschlag
in London
kommt der
Anwalt Martin
Rose einer gigantischen
Verschwörung
auf die Spur.
ab 26. 6. in den Kinos
the red bulletin 95
ead bull
Der
letzte
Zahn
des Paul
Glückmann
Von Bernhard Aichner
Bernhard Aichner,
geboren 1972, lebt als Schriftsteller in Innsbruck. Für
seine Arbeiten erhielt Aichner bereits mehrere Literaturpreise
und -stipendien. Neben Romanen schreibt er Theaterstücke
und Hörspiele, er veröffentlicht in Zeitschriften und
Anthologien. Nach den Spannungsromanen „Nur Blau“
und „Schnee kommt“ erschienen drei Krimis mit dem auf
eigene Faust ermittelnden Totengräber Max Broll, „Die
Schöne und der Tod“
(2010), „Für immer tot“
(2011) und „Leichenspiele“
(2012). Der Thriller
„Totenfrau“ erschien im
März 2014 bei btb und
schaffte es auf Anhieb in
die Bestsellerlisten. Die
„Totenfrau“ wurde bereits
in mehr als 15 Länder
verkauft, unter anderem
in die USA und nach Großbritannien,
eine Verfilmung
ist in Vorbereitung.
Immer schon war ich neugierig. Ich will mehr wissen,
frage nach, höre zu. Es sind diese Momente, die
überraschen und schockieren, die inspirieren und
wärmen. Irgendwo aufgeschnappt, eingeatmet,
bewegende Schicksale, Begegnungen, einfach das
Leben. Wahre Geschichten. Oder auch nicht.
Irgendwo in Südamerika war ich. Unterwegs im Spätherbst,
um meinen Thriller fertig zu schreiben. Auszeit
von Familie und Alltag, nur mein Text und ich, irgendwo
am Ende der Welt, auf einer Hochebene in einem kleinen
Dorf. Exotisch alles, was ich gesehen, gerochen und
gegessen habe, drei Wochen lang nur mein Schreiben,
die Landschaft und die Menschen, die dort lebten. Anders
alles, langsamer, stille Tage, die am Abend bei einem Bier
zu Ende gingen. In der einzigen Bar weit und breit saß
ich und schaute der untergehenden Sonne und spielenden
Kindern zu, als der Zahnarzt sich einfach neben mich
setzte. Der einzige Mensch weit und breit, der Deutsch
sprach. Er wollte sich unterhalten und trinken mit mir.
Begeistert war ich von dem, was er erzählte. Über das
Leben im Hochtal, über einen jungen Sportler, den er
behandelt hatte. In langen Schlucken die Geschichte von
Paul Glückmann.
Einer der weltbesten Kletterer, verschollen seit Jahren.
Von heute auf morgen verschwunden. Glückmann, ein Star
in der Szene, einer, der tatsächlich gut von diesem Sport
leben konnte, einer, der ständig Rekorde brach, immer noch
weiter ging als andere. Schneller, höher. Ein Verrückter.
Lebensmüde, sagten die einen, visionär, die anderen. Free
Solo heißt dieser Sport, beeindruckend und verstörend
zugleich. Klettern ohne Seil und Sicherung, kein Karabiner,
kein Haken, nur der Mensch und der Fels, hunderte Meter
über dem Boden. Nur die Luft unter den Füßen, immer
bereit, zu sterben, das Leben in sich aufzusaugen, Adrenalin,
wo man hinfühlt, russisches Roulette. Momente des Glücks.
Solange man nicht fällt.
Ich fand ihn dort, wo mich sein Zahnarzt hingeschickt
hatte. Eine kleine Holzhütte am Waldrand, ein Mann und
eine Frau, wie sie nebeneinandersaßen und Kartoffeln
schälten. Ein offenes Feuer und ein Topf, in dem eine Suppe
kochte. Kein Luxus, kein Strom, nur das Leben. Reduziert
alles, nur das Wesentliche war an diesem Ort, Paul Glückmann
und seine Frau Luiza. Wie sie mich anlachten und
einluden, zu bleiben. Mit eigenen Worten erzählte er mir
alles noch einmal. Noch eindringlicher war alles. Dieses
Gesicht vor meinen Augen, unwirklich alles, ein Aussteiger
mitten im Nirgendwo, diese Zufriedenheit, der ich nicht
trauen wollte, die mir unangenehm war. Mit so wenig glücklich
zu sein, auf so vieles zu verzichten. Kein Strom, kein
Telefon, nichts. Was sein Name sagte, es stand in seinem
Gesicht. Glück war in seinen Augen. Ich hatte den Eindruck,
dass er alles hatte, als er mit mir zu dieser Wand
ging und mir zeigte, wo es passiert war.
fotowerk aichner
96 the red bulletin
EAD bull
Siebenhundert Meter steil nach oben. Spiegelglatter
Fels, fast kein Griff. Unvorstellbar war es für mich, dass er
ohne Hilfsmittel sein Ziel erreicht hatte. Wie ein Hohn,
dass er es sich zugetraut hatte und dass es ihm tatsächlich
gelungen war. Nach zwei Stunden und vierunddreißig
Minuten war er oben angekommen. Das YouTube-Video, das
seinen Aufstieg zeigte, habe ich mir mittlerweile unzählige
Male angesehen. Der Blick nach oben, nach unten, die
Kamera auf seinem Kopf befestigt. Der Beweis, dass es
gelungen ist, dass er geschafft hat, woran viele vor ihm
gescheitert waren. Eine der schwierigsten Wände der Welt,
Paul Glückmann hat sie bezwungen, heil und glücklich am
Ende seines Traumes. Dann der Abstieg. Auch den sieht man
auf dem Video. Der Weg zurück. Wie er atmet, der Fels, wie
sich seine Finger festklammern. Und dann wie er fällt.
Dokumentiert alles. Zuerst rutscht Paul Glückmann die
Wand entlang, dann der freie Fall. Wie er den Halt verliert,
wie er schreit, wie er versucht, sich irgendwo festzuhalten.
Man sieht einen Mann kurz vor seinem Tod. Keine Sekunde
glaubt man daran, dass es gut ausgehen könnte, dass er überleben
würde. Man hat gesehen, wie er nach oben gestiegen
ist, wie weit es nach unten ging. Keine Hoffnung mehr in
diesem Moment, vier Millionen Klicks, vier Millionen Mal
Angst. Die Welt kann zusehen, wie er stirbt. Neugier, Voyeurismus,
auch ich habe es mir immer wieder angesehen, weil
ich es nicht glauben konnte, dass seine Hand diesen Griff
noch finden würde. Dass er weiterleben würde. Finger, die
sich festhalten. Und sein Kopf, der wild auf den Stein schlägt.
Mit Wucht verschont. Wie ein Tausch war es, sagte
er. Seine Zähne für sein Leben. Fünf Stück hat
er verloren, zwei oben, drei unten. Paul Glückmann
hat den Absturz wie durch ein Wunder überlebt.
Kein Schädeltrauma, kein Kieferbruch, nur eine Gehirnerschütterung,
ein gebrochener Arm und seine verlorenen
Zähne. Aus seinem Mund in die Tiefe. Wie es ihm gelang,
nach unten zu kommen, zurück ins Dorf zu laufen. Der
Schock ließ ihn einfach immer weiter rennen, er spürte
keine Schmerzen, er lief einfach. Ein junger Mann am Ende.
Wie er am Dorfplatz stand und nach Hilfe schrie. Kaputt
alles in diesem Moment, sein Leben, seine Träume, nichts
mehr war ganz. Da war nur noch ein Mund voller Blut.
Paul Glückmann beschrieb es. Alles, woran er sich
noch erinnerte. Der Transport in die Klinik, der Arzt, der
ihm sagte, dass er die Zahnhälse und die Wurzeln entfernen
müsse, die Narkose, aus der er erwachte. Ein Albtraum war
es. Alles, was kurz vorher noch gut gewesen war, war jetzt
kaputt. Von diesem Tag an war da nur noch Angst. Angst zu
sterben, Angst zu leben, Angst, nie wieder zurückzufinden,
dorthin, wo er hergekommen war. Angst. Ein Gefühl, das er
nicht gekannt hatte, gegen das er sich immer gestellt hatte.
Von diesem Tag an beherrschte sie ihn, lähmte ihn. Paul
hatte sein Glück verloren.
Vier Millionen Klicks,
vier Millionen Mal Angst.
Die Welt kann zusehen,
wie er stirbt.
Aber Paul blieb. Anstatt nach Hause zu fliegen,
versuchte er mit den Löchern in seinem Mund
zu leben. Keine Brücken, kein Zahnersatz, nur die
Erinnerung an den Sturz, jedes Mal, wenn er in den Spiegel
starrte. Ein widerliches Bild. Und trotzdem weigerte er sich,
neue Zähne machen zu lassen. Paul hörte nicht auf den
Zahnarzt, er wollte nicht, dass sein altes Leben damit aufhörte.
Er wollte es zurück. Mit Gewalt hielt er daran fest, er
war davon überzeugt, dass sein Glück nicht zurückkommen
würde, solange er seine Zähne nicht wiedergefunden hatte.
Aberglaube, der ihn immer wieder zu dieser Wand gehen
ließ. Gesichert stieg er nach oben und suchte den Fels ab,
die Wiese unten. Jeden Zentimeter Erde grub er um. Er
suchte nach seinen Zähnen. Kleine weiße Stummel, die sich
vor ihm versteckten. Paul Glückmann wollte daran glauben,
dass die Angst verschwinden würde, wenn er alles wiederherstellte,
wie es gewesen war. Zahn für Zahn zurück. Vier
Monate lang suchte er. Besessen am Anfang. So, als wäre
ihm nichts wichtiger. Als würde er sterben müssen, würde
er scheitern. Ein Mann am Boden. Wie er herumkroch und
seine Zähne suchte. Ein Spinner, über den man sich lustig
machte im Dorf.
Woche um Woche verging. Und Paul begann wieder zu
leben. Aber anders als vorher. Früher sei da nur diese Leidenschaft
gewesen, sagte er. Plötzlich war da noch vieles andere
mehr. Der Alltag im Dorf, die Hütte, die er sich baute, die
Menschen, die er kennenlernte, der Tischler, bei dem er
arbeitete. Und Luiza. Zahn für Zahn veränderte sich alles.
Der Wunsch, in sein altes Leben zurückzukehren, wurde
von Tag zu Tag kleiner. Der Wunsch, in die Wand zu steigen,
verging. Weit weg war plötzlich alles.
Vier Zähne hat Paul Glückmann gefunden. Vier
Implantate hat er sich von dem deutschen Zahnarzt einsetzen
lassen. Vier, nicht fünf. Eine Zahnlücke ist geblieben.
Als ich ihn fragte, warum er aufgegeben hatte, nach dem
letzten Zahn zu suchen, schüttelte er nur den Kopf. Ich habe
nicht damit aufgehört, sagte er. Zufrieden schaute er mich
an. Paul Glückmann lächelte.
Read Bull
Lesevergnügen im Red Bulletin: Jeden Monat
widmet ein namhafter Autor unseren Lesern
eine Kurzgeschichte. Diesmal der Österreicher
Bernhard Aichner, der aktuell mit seinem Krimi
„Totenfrau“ (btb Verlag) von sich reden macht.
the red bulletin 97
Magic Moment
Donautal, Österreich,
4. Mai 2014
35.397 Läufer legten gleichzeitig
an 34 Orten weltweit insgesamt
530.928 Kilometer im Dienst der
Rückenmarksforschung zurück,
ehe sie von den Catcher Cars, die
ihnen mit zunehmendem Tempo
folgten, eingeholt wurden. Last
Man Running war der Äthiopier
Lemawork Ketema. Nach 78,58 km
setzte er sich gegen den Peruaner
Remigio Huamán Quispe durch –
der in Lima, 11.200 km entfernt,
um bloß 90 Meter zurücklag.
www.wingsforlifeworldrun.com
Nach 78 Kilometern:
„Ich wusste, am Ende
muss ich sprinten.
Dafür sparte ich Kraft.“
Lemawork Ketema, 28, aus Äthiopien, Sieger des Wings for Life World Run
Die nächste Ausgabe des Red Bulletin erscheint am 8. Juli 2014.
Philip Platzer/Red Bull Content Pool
98 the red bulletin
Daniel Ricciardo für Pepe Jeans London