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FINE Das Weinmagazin - 02/2015

Fine Das Weinmagazin ist in der Welt der großen Weine zu Hause. Hauptthema: SCHWEIZ

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Dirk Würtz<br />

Botschaften von der Basis<br />

»Ich weiss es ja<br />

auch nicht besser«<br />

Es ist ein Wunder! Die Frage ist nur, ob es ein eher kleines, ein mittleres<br />

oder ein grösseres Wunder ist. Ein Wunder ist es aber in jedem Fall. Ich<br />

tendiere dazu, es, zumindest für den Moment, als kleineres mit Tendenz<br />

zum mittleren Wunder einzustufen. Die Rede ist vom deutschen Wein.<br />

Nachdem der deutsche Wein vor mehr als<br />

einhundert Jahren eine Art Superstar war,<br />

hatte er schnell wieder an Bedeutung verloren.<br />

Der letzte deutsche Kaiser trank gern Riesling<br />

– er trank überhaupt gern –, und seine Verwandtschaft<br />

in Europa trank mit. Der Hochadel<br />

als Trendsetter. Doch damit war es schnell wieder<br />

vorbei, und Ende der zwanziger, Anfang der dreißiger<br />

Jahre lag die deutsche Weinwirtschaft dar nieder.<br />

Ausgerechnet die Nationalsozialisten legten eine Art<br />

Weinwirtschaftsförderungsprogramm auf und sorgten<br />

so innerhalb kürzester Zeit für großes Wachstum.<br />

Nach dem Krieg wurde Wein zu nehmend<br />

Teil der Folklore. Es wurde ge trunken, es wurde<br />

geraucht – schließlich konnte man es sich leisten –,<br />

und hin und wieder sang man ein lustiges Lied dazu.<br />

In den Achtzigern haben wir uns dann, gemeinsam<br />

mit den Freunden aus Österreich, nachhaltig<br />

den Ruf ruiniert, und seitdem versuchen wir alles,<br />

um eine Art Renaissance einzuleiten. Wenngleich<br />

ich mich immer frage, was wir denn da eigentlich<br />

wieder gebären wollen. Orgiastisches royales Trinken?<br />

Wein als Volks folklore? Hoffentlich nicht! Tatsächlich<br />

ist »Renaissance« wohl auch das falsche<br />

Wort. Es ist mehr ein schrittweiser Neubeginn, den<br />

wir in den vergangenen Jahren erleben.<br />

Der deutsche Wein hat sich in den letzten<br />

beiden Jahrzehnten verändert. Zuallererst ist er<br />

verlässlich geworden. Es gibt quasi keinen schlechten<br />

Wein mehr. Zumindest dann nicht, wenn man<br />

»schlecht« mit »untrinkbar« und »unreif«<br />

gleichsetzt. <strong>Das</strong> mag merkwürdig klingen, aber<br />

es ist wahrscheinlich der wichtigste Baustein des<br />

»Wundermosaiks«.<br />

Die Winzer haben gelernt, dass es nicht darum<br />

gehen kann, möglichst viel mit möglichst geringem<br />

Aufwand zu ernten. Zum Selbstverständnis des<br />

durchschnittlichen Winzers gehörte die ein fache<br />

Erkenntnis, dass es so oder so gärt und aus jeder<br />

Traube Wein wird, egal in welchem Zustand sie in<br />

den Keller kommt. Da der Absatz in den deutschen<br />

Regalniederungen mehr oder minder garantiert war,<br />

gab es keinerlei Notwendigkeit, über irgendetwas<br />

nachzudenken. Schon gar nicht über Qualität. Die<br />

Zeiten lieblos zusammengerührter wein haltiger<br />

Getränke sind zwar noch nicht ganz vorbei, aber<br />

im Zukunftskonzept der gut aus gebildeten Winzer<br />

in Deutschland spielen sie keine Rolle mehr. Selbst<br />

wenn einer partout nicht will, hilft ihm wenigstens<br />

der Klimawandel. Reif werden die Trauben in jedem<br />

Fall, und damit steigt auch die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass das Endprodukt irgendwie trinkbar ist.<br />

Heute ist deutscher Wein »in«, zumindest<br />

im Ultra-Premium-Segment. Auch das ist<br />

ein kleines Wunder. Natürlich wurden<br />

hierzulande schon immer großartige Weine erzeugt.<br />

In der Regel hatten die aber meistens Restzucker.<br />

Sie waren süß. Nicht unangenehm pappsüß, zumindest<br />

nicht die Rieslinge. Bei tatsächlich trocknen<br />

Weinen war die heimische Expertise aber nie wirklich<br />

so ausgeprägt und umfassend. <strong>Das</strong> hat sich nachhaltig<br />

geändert. Zum einen durch den enorm gestiegenen<br />

Ausbildungsstand der Protagonisten. Zum<br />

anderen natürlich auch durch den Einzug der Technik.<br />

Genauer betrachtet ist der große Umschwung<br />

hin zu trocknen Weinen von Weltruf aber noch gar<br />

nicht so lange her. Der Knoten platzte endgültig mit<br />

dem Jahrgang 2001. Aus nahmen bestätigen natürlich<br />

immer die Regel. Mit dem Geheimrat »J« war<br />

beispielsweise das Weingut Wegeler im Rheingau<br />

in Sachen großer trockner Riesling seiner Zeit weit<br />

voraus. Mittlerweile entstehen in Deutschland Jahr<br />

für Jahr trockne Rieslinge, die mit zum Besten gehören,<br />

was die internationale Weinwelt zu bieten hat.<br />

Manche davon sind weltweit bekannt, wie etwa die<br />

von Keller und Wittmann in Rheinhessen oder von<br />

Loosen an der Mosel. Andere finden nur in Fachkreisen,<br />

in speziellen Foren im Internet und damit<br />

fast unter Ausschluss der breiten Öffentlichkeit<br />

statt. Die Vielfalt ist groß, da ist es auch nicht einfach,<br />

den Überblick zu behalten.<br />

<strong>Das</strong> mit dem Überblick ist überhaupt so eine<br />

Sache. Der deutsche Wein ist kompliziert. Nicht in<br />

seinem Geschmack, aber in seinen Bezeichnungen.<br />

Zumindest für den Laien. Da kann gelegentlich der<br />

Eindruck entstehen, die seien mit dem Ziel erdacht,<br />

den Kunden lieber fernzuhalten, als ihn zum Kauf<br />

zu animieren. Der Inhalt bleibt davon natürlich<br />

unberührt. Leider dann eben auch von der breiten<br />

Masse. Konsumentenfreundlich geht anders! Hin<br />

und wieder werden neue Konzepte ersonnen. Deren<br />

Erfolge sind überschaubar – um es möglichst diplomatisch<br />

auszudrücken. Damit kein Missverständnis<br />

aufkommt: Ich weiß es ja auch nicht besser!<br />

Zum Mythos Wein gehört zwangsläufig auch<br />

eine andere Sprache. Die muss natürlich nicht mystisch<br />

sein. Kann sie aber. In der Regel ist sie anders.<br />

Wie anders ist egal. Weder gibt es ein Grundrecht<br />

auf Vereinfachung noch den Anspruch, für jede<br />

Weinbeschreibung einen Literaturpreis gewinnen<br />

zu müssen. Alles ist erlaubt. Mit einer Ausnahme:<br />

die Weinsprache, die Ausgrenzung zum Ziel hat.<br />

Die Weinwelt, und damit auch ihre Sprache, hat<br />

sich demokratisiert. <strong>Das</strong> ist gut so! Gleiches gilt<br />

im Übrigen auch für die Etiketten. Deswegen gibt<br />

es jetzt sowohl Weine, auf denen »Sex, Drugs<br />

& Rock’n Roll« oder »Pornfelder« zu lesen ist,<br />

als auch Weine, auf deren Etiketten immer noch<br />

schlicht und ergreifend ganz traditionelle Lagennamen<br />

wie »Ockfener Bockstein« oder »Zeller<br />

Schwarzer Herrgott« zu finden sind.<br />

Ein besonders angenehmer Nebenaspekt der<br />

Demokratisierung der Weinwelt ist ein Höchstmaß<br />

an Toleranz und Kollegialität. Die Winzer haben<br />

erkannt, dass manches gemeinsam wesentlich besser<br />

geht als allein. <strong>Das</strong>s es sinnvoll ist, gemeinschaftlich<br />

Wein zu probieren und darüber zu reden – hin und<br />

wieder auch zu streiten. <strong>Das</strong>s es nur vorangeht, wenn<br />

man an einem Strang zieht. So entstanden Winzervereinigungen<br />

wie »Die 5 Freunde« in der Südpfalz<br />

oder »Message in a bottle« in Rheinhessen.<br />

Ein Zusammenschluss, der das ehemals schlimm<br />

geschundene Anbaugebiet Rheinhessen quasi im<br />

Alleingang qualitativ und medial wieder nach vorn<br />

gebracht hat – oder zumindest den Grundstein<br />

dafür gelegt. Kaum verwunderlich, wenn man die<br />

Namen einiger Gründer liest: Keller, Wittmann,<br />

Battenfeld-Spanier, Wagner-Stempel, Kühling-<br />

Gilllot. Allesamt zählen heute zur nationalen Spitze.<br />

Allesamt sind perfekt ausgebildete und weitgereiste<br />

Spezialisten. Nicht einfach »nur« Winzer.<br />

Wer heute in der Spitzengruppe des Weins<br />

bestehen will, muss viel mehr sein als<br />

einer, der einfach nur Wein macht. Man<br />

darf damit kokettieren, »nur« Winzer zu sein. Am<br />

Ende ist es aber nur die halbe Wahrheit. Es geht um<br />

Präsenz, um Marketing, um große wirtschaftliche<br />

Entscheidungen. Man muss zumindest Englisch<br />

können und sollte weltgewandt und offen sein. <strong>Das</strong><br />

klingt übertrieben, ist es aber nicht. Die Welt im<br />

Jahr <strong>2015</strong> ist ein Dorf. Und zwar ein klitzekleines.<br />

Wer nicht überall mitspielt – oder wenigstens mitspielen<br />

lässt –, der wird es schwer haben.<br />

Foto: Weingut Puder<br />

Die Schulen, insbesondere die Universitäten,<br />

haben sich darauf eingestellt. In Geisenheim, an<br />

der wohl berühmtesten Weinhochschule der Welt,<br />

wird nicht nur noch das Weinmachen gelehrt. Alles<br />

andere hat einen mindestens gleichwertigen Platz<br />

im Lehrplan. Hier werden Generalisten ausgebildet.<br />

Wer Geisenheim erfolgreich abgeschlossen<br />

hat, steht auf einem breiten Fundament. Auch das<br />

ist Teil des deutschen Weinwunders, und es ist nur<br />

logisch, dass man unter den unzähligen jungen wie<br />

alten Talenten ganz viele Geisenheimer trifft.<br />

Eines dieser jungen Talente ist Kristof Puder. Er<br />

ist dreiundzwanzig Jahre alt und kommt aus<br />

dem Zellertal. <strong>Das</strong> Zellertal ist den wenigsten<br />

Weintrinkern ein Begriff. Zumindest war das<br />

bis vor kurzem noch so. Es ist der nördlichste Zipfel<br />

der Pfalz, an der Grenze zu Rheinhessen. Allein das<br />

galt früher für manche schon als Makel. Die Pfalz<br />

war getrennt. In Norden und Süden. Ein wenig<br />

ist sie das leider immer noch. <strong>Das</strong> Zellertal war<br />

lange eine Art Lüchow-Dannenberg des Weinbaus.<br />

Zonenrand gebiet. Viel zu weit im Norden, um überhaupt<br />

eine Rolle zu spielen. <strong>Das</strong> ändert sich gerade.<br />

Kristof Puder vertritt die achte Generation im<br />

Weingut. So etwas nennt man Tradition, und auf<br />

so etwas darf man stolz sein. Es ist ein Irrtum zu<br />

glauben, man müsse grundsätzlich mit allen Traditionen<br />

brechen, um erfolgreich zu sein. Kristof<br />

Puder ist ein außergewöhnlicher junger Mann. Er<br />

ist klar und deutlich, er ist eine Erscheinung – auch<br />

optisch –, und er kann was. Als ich ihn kennenlernte,<br />

fragte er mich nach einem studentischen Job. Auf<br />

meine Frage, was er denn könne, gab er keine Antwort.<br />

Einige Tage später kam er wieder, stellte zwei<br />

Flaschen Riesling auf den Tisch und sagte: »Du<br />

wolltest wissen, was ich kann«. Er bekam den Job.<br />

Er ist ein Naturtalent. Einer, der einen Instinkt<br />

für das Weinmachen hat. Er wird seinen Weg gehen,<br />

daran besteht kein Zweifel. Und der wird nicht einfach<br />

sein. <strong>Das</strong> Zellertal ist klein, die Plätze an der<br />

Sonne werden irgendwann hart umkämpft sein, das<br />

Weingut wird sich eines Tages im Umbruch befinden<br />

– und seine Freundin ist die Tochter eines der<br />

erfolgreichsten Pfälzer Winzer. Alleine das könnte<br />

früher oder später zu einer weitreichenden Entscheidung<br />

führen. Noch ist das zu früh. Er und seine<br />

Freundin sind in den letzten Zügen des Studiums.<br />

Da spricht man von kleineren gemeinsamen Projekten.<br />

Ein Wein vielleicht. Irgendwann einmal. Unabhängig<br />

davon hat er Pläne. Große Pläne.<br />

<strong>Das</strong> Weingut Puder ist immer noch Fassweinvermarkter.<br />

Ganz typisch eben. Der größte Teil des<br />

Weins geht auch so weg. <strong>Das</strong> will Kristof Puder<br />

ändern. Seine eigene Linie wächst, das hilft, auch<br />

die Familie von dem neuen Weg zu überzeugen.<br />

Für den Weinausbau im Herbst ist er bereits verantwortlich.<br />

Die Maschinen arbeiten im Sommer<br />

macht er auch, er kümmert sich um eine neue<br />

Preisliste und um ein neues Design der Etiketten.<br />

Kurzum, er übernimmt Verantwortung. Alles in<br />

Rücksprache mit den Eltern. Auch das ist nicht<br />

selbstverständlich. Betriebs übergaben laufen nicht<br />

immer harmonisch und nach Plan. Der Einstieg<br />

der Kinder ist ein Schnitt. Und wenn aus dem<br />

ehe maligen süßen Wonne proppen auf einmal<br />

ein erwachsener Mensch mit eigener Meinung<br />

wird, kann es kompli ziert werden. <strong>Das</strong> ist menschlich<br />

und nicht neu. Es hat aber noch eine andere<br />

Dimension, wenn man zusammen arbeitet. Bei<br />

den Puders funktioniert es. Die Familie entscheidet<br />

gemeinsam. Kristof ist noch jung, doch bei<br />

allem Elan und all den großen Plänen, dem Talent<br />

und dem Enthusiasmus, ist er doch nicht blind vor<br />

Eifer und davon besessen, alles anders machen zu<br />

wollen. <strong>Das</strong> ist schon erstaunlich!<br />

Erstaunlich sind auch seine eigenen Weine.<br />

Viele sind es noch nicht. Kristofs Weine haben auf<br />

der Preisliste des Weinguts eine eigene Rubrik unter<br />

der Überschrift »Die junge Generation«. <strong>Das</strong> ist<br />

nicht sehr originell, aber immerhin ein Anfang.<br />

An der Basis steht ein trockner Riesling. Der<br />

2013er ist ein saftiger und sehr süffiger Wein.<br />

Er ist kerzengerade, hat Zug, und jedes einzelne<br />

Glas verlangt nach dem nächsten. So muss<br />

Gutsriesling sein. Trinkspaß pur! (84 Punkte)<br />

Die alles überstrahlende Lage im Zellertal, der<br />

»Zeller Schwarze Herrgott«, ist nach dem Kreuz<br />

benannt, das an der Straße steht. Der Herrgott ist<br />

im Lauf der Zeit verwittert und schwarz ge worden.<br />

Umgrenzt von Kalksteinmauern ent stehen hier<br />

auf Tonmergel und Kalkstein herausragende, in<br />

ihrer Typizität einmalige Weine. Ins besondere<br />

der Kalk ist das prägende Element. Kristof Puder<br />

hat 2013 gleich zwei Weine aus dieser grandiosen<br />

Kristof Puder, der Hoffnungsträger aus der Nordpfalz<br />

Lage erzeugt. Zwei Rieslinge. Einer im Barrique<br />

aus gebaut, der andere ganz ohne Holz. Der konventionelle<br />

zeigt im ersten Schluck sofort, was<br />

Sache ist. Er zieht einen förmlich mit sich. <strong>Das</strong><br />

Wasser läuft mir im Mund zusammen, und ich<br />

habe automatisch einen Schluckreflex. Es wäre eine<br />

Schande, diesen Wein auszuspucken. Es ist kein<br />

großer Wein im Sinne von überwältigend, gigantisch<br />

oder ein malig. Aber ein sehr guter. Einer, der<br />

mich packt und den ich trinken will – mit Trinkspaß<br />

auf sehr hohem Niveau. Woanders wäre man<br />

in Versuchung, wenigstens so etwas wie »Erste<br />

Lage« auf die Flasche zu schreiben und viel Geld<br />

dafür zu verlangen. Doch der Wein kostet lächerliche<br />

7,50 Euro. Ein gerade zu obszöner Preis für<br />

einen Wein dieser Kategorie! (88 Punkte)<br />

Riesling aus dem Barrique – was früher<br />

undenkbar war, gehört heute fast schon zur<br />

Normali tät. Ich bin mir nie wirklich sicher,<br />

ob ich das mag, oder doch eher nicht. Irgendwann<br />

habe ich beschlossen, das Ganze fallweise zu beurteilen<br />

und mich von pauschalen Bekundungen zu verabschieden.<br />

Puders »Schwarzer Herrgott« aus dem<br />

Barrique gehört zu den Barrique-Rieslingen, die mir<br />

gefallen. Natürlich ist das Holz sofort wahrnehmbar,<br />

aber nicht laut und aufdringlich: Es passt. Der<br />

Wein hat eine faszinierende und ganz feine Säure.<br />

Er ist nicht dick und fett und rund, sondern exakt<br />

das Gegenteil, und er hat eine wunder bare Phenolstruktur,<br />

die ihm ein Höchstmaß an Seriosität verleiht.<br />

Was ich an Leichtigkeit und Feinheit schmecke<br />

und feststelle, kann ich zum Teil auch auf dem<br />

Etikett ablesen: 11,5 Prozent Alkohol. Herrlich! Ein<br />

Wein für Freaks. (87 Punkte)<br />

Der Jahrgang 2014 war wahrlich kein einfacher.<br />

Schlimmste Wetterkapriolen und Dauerregen<br />

ließen gerade die Ernte zu einem echten<br />

Nerven spiel werden. Für mich war das der emotional<br />

anstrengendste Herbst aller Zeiten. Umso mehr<br />

freut es mich, zu sehen und zu schmecken, dass so<br />

ein junger Kerl allem Anschein nach alles richtig<br />

gemacht hat. Die Fassproben sind blitzsauber, komplett<br />

trocken und getragen von einer wunderbaren<br />

Mineralität – wenngleich ich es immer sehr schwer<br />

finde, Mineralität tatsächlich so zu beschreiben, dass<br />

jeder versteht, was damit gemeint ist. Salzig sind sie,<br />

das muss für den Moment genügen.<br />

Es versteht sich von selbst, dass Puders Weine<br />

noch »unfertig« sind. Er ist jung, am Anfang seiner<br />

Karriere. Aber schon jetzt ist deutlich zu riechen<br />

und zu schmecken, dass da noch einiges zu erwarten<br />

ist. Wie der Junge sich entwickelt, wie sein Weingut<br />

sich entwickelt, kann ich nicht sagen. <strong>Das</strong> ist<br />

aber auch nicht so wichtig. Wichtig ist nur, dass<br />

hier einer mit Herz und Verstand bei der Sache ist.<br />

<strong>Das</strong>s sich hier ein weiteres neues Talent anschickt,<br />

Teil des deutschen Weinwunders zu werden. Von<br />

der Sorte gibt es einen schier unerschöpflichen Pool<br />

in Deutschland. Und deswegen ist es mir um die<br />

Zukunft des deutschen Weins auch nicht bange. •<br />

108 109<br />

<strong>FINE</strong> 2 | <strong>2015</strong> <strong>FINE</strong> Die Würtz Kolumne

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