„Alles Vollkommene in seiner Art muß über seine Art hinausgehen.“ Johann Wolfgang von Goethe, dt. Dichter PRESTO The New Generation Thermodynamik in Perfektion. Arbeitstemperaturbereich von -40 bis +250 °C. Leistungsstarke Pumpe. Robust und zuverlässig bis +40 °C Umgebungstemperatur. Klare Bedienung und einfache Überwachung über Industrie-Touchpanel. Weitere Vorteile und mehr Informationen unter www. julabo.de
editorial Bauchgefühle Für die Lebensbewältigung in einer modernen Informationsgesellschaft scheinen Gefühle eine untergeordnete Rolle zu spielen. Ein klarer Blick auf die Dinge, nüchterner Sachverstand und Expertentum sind gefragt und der Erwerb von Wissen wird allgemein im Kopf und nicht im Bauch verortet. Wobei der Bauch hier symbolisch für Emotionen steht, die – wie wir dank neurobiologischer Forschung wissen – in den verschiedenen Hirnregionen entstehen. Auch wissen wir zunehmend mehr über die Wechselwirkung von Gefühl und Geist. In diesem Wechselwirkungsfeld bewegen sich auch die Medien. Diese vermitteln, da per definitionem unabhängig, Informationen und tragen zur Wissens- und Meinungsbildung des modernen Individuums bei. Ebenfalls einen entscheidenden Beitrag leisten die modernen Medien zur Entstehung von Gefühlen, sie spiegeln nicht nur Befindlichkeiten wider, sondern bewirken diese maßgeblich. Und nun stehen wir alle vor der großen Herausforderung, damit umzugehen, dass das gesamte Weltgeschehen quasi in den eigenen vier Wänden stattfindet. So löste die Berichterstattung über die Geschehnisse in Japan hier zu Lande vor ein allem eine der so genannten Basisemotionen aus – Angst. Eine Folgereaktion war beispielsweise – begleitet von Dauerdiskussionen und Expertenbefragungen – der Ausverkauf von Messgeräten wie Dosimetern und Geigerzählern oder auch Jodtabletten. Dieses mag dem Einzelnen ein subjektiv besseres Gefühl geben, trägt aber objektiv sicher nicht zu einer realistischen und angemessenen Einschätzung der Gefahren und Risiken bei. „Fuhyo-higai“ – so lautet ein japanisches Sprichwort – der Schaden kommt mit dem Wind, mit den Gerüchten. Das ist derzeit bittere Realität und der Schaden, der der mitgenommenen Nation durch die mediale Darstellung der Dreifach-Katastrophe entstanden ist, stellt deren vierte Dimension dar. Mitte April appellierte das japanische Außenministerium an ausländische Medien, die Situation nicht zu dramatisieren. Mehr als zwei Monate liegen die dramatischen Ereignisse nun zurück, der Alltag muss sowohl in Japan als auch dem Rest der Welt bewältigt werden, das Leben muss gelebt werden. Neue Ereignisse haben den Platz in den Headlines der Medien eingenommen. Die Bilder des Tsunamis und der havarierten Atomanlagen sind neuen Tagesthemen gewichen und werden von der Frühlingssonne überstrahlt. „Sonne, Sonne, Sonne“ meldete der Spiegel in seiner Onlineausgabe vom Wochenende und die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung hatte, pünktlich zum Frühlings beginn, in der Wissenschaftsrubrik die Philematologie im Fokus, die Wissenschaft des Küssens. Und doch – die Folgen des Erdbebens sowie der Atomunfall sind nicht dadurch schlagartig vorbei, dass der Alltag wieder einkehrt. Bewundernswert ist hierbei die Haltung und Unerschütterlichkeit der Japaner angesichts der Krise, die noch lange nachwirken wird. Bewundernswert ist auch die weltweite Hilfsbereitschaft und Solidarität. So bieten beispielsweise Wissenschaftler ihren japanischen Kollegen Hilfe und Unterstützung an. Eine Gruppe von Berliner Wissenschaftlern hat eine weltweite Initiative gestartet und eine Hilfsbörse für Kollegen in Japan eingerichtet, deren Labore zerstört oder beschädigt wurden – sicher haben auch die Wissenschaftler in Japan dringendere und auch persönliche Probleme, doch steht auch der Wiederaufbau der Forschungsinfrastruktur an. Es ist eine der erfreulichen Nachrichten dieser Tage zu erfahren, wie sich spontane und unbürokratische Hilfe umsetzen lässt – vielleicht können auch Sie, die Sie jetzt diese Zeilen lesen, an diesem Netzwerk mitwirken (www.nipponsciencesupport.net). Und so wollen wir mit labor&more gerne die Bestätigung der Tatsache widerlegen, dass der schreibenden Zunft unterstellt wird, sie sei gar nicht an guten Nachrichten interessiert. Wir sind es – und das wollen wir gemeinsam mit unseren Autoren gerne kommunizieren. Und wir wollen auch hoffen, dass Sie trotz der Anforderungen von Arbeit und Alltag ein wenig die sonnigen Frühlingstage genießen, samt der einhergehenden Gefühle. > > Ihre Claudia Schiller 3.11 1