Ichologie â Eine Einführung - AndreasMascha.de
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Inhaltsverzeichnis<br />
<strong>Ichologie</strong> - <strong>Eine</strong> EinfÄhrung<br />
Von Andreas Mascha………………………..…2<br />
EGO KAI PAN. Fragmentarische Bemerkungen<br />
zu einer egologischen Philosophie<br />
Von Harald Seubert..........................................21<br />
Das ICH als geistiger Wesenskern <strong>de</strong>s<br />
Menschen<br />
Von Wolfgang Peter……………………………..64<br />
Das transdimensionale ICH<br />
Von Michael KÄnig…………………………..…132<br />
Epilog………………………………………….…143<br />
Anmerkungen und Literaturangaben……....147<br />
Verlagshinweis...............................................162
<strong>Ichologie</strong> – <strong>Eine</strong> EinfÄhrung<br />
Von Andreas Mascha<br />
„Das Ego zu Åberschreiten und unser wahres Selbst zu<br />
sein, uns unseres wirklichen Wesens bewusst zu sein, es<br />
zu besitzen, die wirkliche Seinswonne zu besitzen, ist<br />
daher <strong>de</strong>r Letzt-Sinn unseres Lebens hier; es ist <strong>de</strong>r verborgene<br />
Sinn unserer individuellen und irdischen<br />
Existenz.“<br />
Sri Aurobindo, Das GÄttliche Leben<br />
„Im Wesentlichen gibt es nur einen wahren Grund zu<br />
leben: sich selbst zu kennen. Wir sind hier, um zu lernen,<br />
zu lernen, was wir sind, warum wir hier sind, und was wir<br />
zu tun haben.“<br />
Mira Alfassa, Questions and Answers 1954 - 3. Feb. 1954<br />
Bevor wir in die ichologische Forschung einsteigen, wollen<br />
wir <strong>de</strong>n Begriff <strong>de</strong>r <strong>Ichologie</strong> etwas nÄher betrachten. Die<br />
<strong>Ichologie</strong> ist die Forschung zum und Lehre vom Ich (lat. /<br />
griech.: ego). Obwohl durch die Arbeiten <strong>de</strong>s Philosophen<br />
und BegrÅn<strong>de</strong>rs <strong>de</strong>r PhÄnomenologie Edmund Husserl<br />
(1859-1938) dieses Forschungsfeld mit <strong>de</strong>m lateinischgriechischen<br />
Begriff <strong>de</strong>r „Egologie“ bezeichnet wur<strong>de</strong>,<br />
mÅchte ich hier doch <strong>de</strong>n vielleicht noch etwas gewÅhnungsbedÇrftigen,<br />
aber nichts<strong>de</strong>stotrotz sinnvollen<br />
<strong>de</strong>utschen Begriff <strong>de</strong>r <strong>Ichologie</strong> einfÅhren und verwen<strong>de</strong>n,<br />
aus GrÅn<strong>de</strong>n, auf die ich spÄter noch zurÅckkommen<br />
wer<strong>de</strong>.<br />
2
Das Ich – in seinem innersten Wesen sowie all seinen<br />
Aspekten, Ebenen, Dimensionen – ist das Forschungsobjekt<br />
und steht im Zentrum <strong>de</strong>s Erkenntnisinteresses <strong>de</strong>s<br />
Ichologen, d.h. eines Forschergeistes, <strong>de</strong>r sich <strong>de</strong>r tiefstmÑglichen<br />
Erforschung dieses „Dings“, Wesens o<strong>de</strong>r<br />
PhÄnomens verschrieben hat. Im Spektrum <strong>de</strong>r Wissenschaftsdisziplinen<br />
kÑnnte man diese „neue“ und gleichzeitig<br />
doch auch uralte Forschungsrichtung – <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r<br />
Aufruf zur Selbsterforschung und -erkenntnis ist schon seit<br />
<strong>de</strong>r Antike z.B. in <strong>de</strong>r Inschrift am Eingang <strong>de</strong>s Tempels<br />
von Delphi dokumentiert: gnōthi sautÑn: „Erkenne dich<br />
selbst!“, – folgen<strong>de</strong>n Teilbereichen zuordnen: Der<br />
Philosophie – speziell <strong>de</strong>r Philosophie <strong>de</strong>s Geistes, <strong>de</strong>r<br />
Transzen<strong>de</strong>ntalphilosophie, <strong>de</strong>r PhÖnomenologie und<br />
Metaphysik, <strong>de</strong>n Kognitionswissenschaften – speziell <strong>de</strong>r<br />
kognitiven Neurologie –, <strong>de</strong>r Psychologie – speziell <strong>de</strong>r<br />
PersÅnlichkeitspsychologie, <strong>de</strong>r kognitiven Psychologie,<br />
<strong>de</strong>r rationalen, humanistischen, transpersonalen und<br />
integralen Psychologie sowie <strong>de</strong>r „HÅhenpsychologie“<br />
(Max Scheler, Viktor Frankl) –, <strong>de</strong>n Bewusstseinswissenschaften,<br />
einschlieÜlich <strong>de</strong>r empirischen Bewusstseinsforschung<br />
wie Meditation und Kontemplation.<br />
Gleichzeitig tangiert die Frage nach <strong>de</strong>m Wesen <strong>de</strong>s Ich<br />
auch die (philosophische) Anthropologie, die Soziologie<br />
und sogar die Physik. Aufgrund <strong>de</strong>r notwendigen Interund<br />
TransdisziplinaritÖt, die dieser auf <strong>de</strong>n ersten Blick<br />
etwas son<strong>de</strong>rbare Forschungsgegenstand – <strong>de</strong>nn selbst<br />
das Konzept eines ‚Ich’-Gegenstan<strong>de</strong>s wird letztlich<br />
unweigerlich aufgehoben – mit sich bringt und wegen <strong>de</strong>s<br />
wissenschaftstheoretisch noch nÖher zu klÖren<strong>de</strong>n, subjektiven<br />
Erste-Person-Zugangs, mÅchte ich jedoch die<br />
<strong>Ichologie</strong> primÖr in die Disziplin <strong>de</strong>r noch jungen, aber sich<br />
ausprÖgen<strong>de</strong>n Bewusstseinswissenschaften einordnen.<br />
Ein wesentliches Kriterium <strong>de</strong>r bewusstseinswissenschaft-<br />
3
lichen <strong>Ichologie</strong> wird die wissenschaftsmethodisch<br />
intelligente und transzen<strong>de</strong>ntalphilosophisch aufgeklÄrte<br />
Integration <strong>de</strong>s Forschersubjekts sein, o<strong>de</strong>r an<strong>de</strong>rs<br />
ausgedrÅckt: <strong>de</strong>r subjektive Zugang <strong>de</strong>s Ichologen zu<br />
‚seinem’ Ich; o<strong>de</strong>r in <strong>de</strong>r Ersten-Person-Perspektive <strong>de</strong>s<br />
Forschen<strong>de</strong>n formuliert: zu ‚meinem’ Ich.<br />
Ein im ObjektivitÄtsfundamentalismus gefangenes WissenschaftsverstÄndnis,<br />
das <strong>de</strong>r groàe PhÄnomenologe<br />
Edmund Husserl so klar wie kein an<strong>de</strong>rer in seiner Krisis-<br />
Arbeit geisteswissenschaftlich kritisiert und unhintergehbar<br />
transzen<strong>de</strong>ntallogisch falsifiziert hat, wird sich zwar<br />
anfÄnglich noch zu zieren versuchen, aber letztlich wird<br />
doch die Einsicht siegen, dass gera<strong>de</strong> hÑchste ObjektivitÄt<br />
letztlich nur durch die bewusste Integration <strong>de</strong>s Subjekts<br />
erreicht wer<strong>de</strong>n kann. Ein Para<strong>de</strong>beispiel fÅr hÑchstes<br />
Objektivierungsstreben und radikalen methodischen<br />
Zweifel ist <strong>de</strong>r franzÑsische Philosoph und Vor<strong>de</strong>nker <strong>de</strong>s<br />
Rationalismus, Renâ Descartes (1596-1650), <strong>de</strong>n ich als<br />
ersten mo<strong>de</strong>rnen bewusstseinswissenschaftlichen Ichologen<br />
sehe. Nicht zuletzt aus GrÅn<strong>de</strong>n <strong>de</strong>r (nicht unkritischen)<br />
AnschlussfÄhigkeit an die erste mo<strong>de</strong>rne,<br />
wissenschaftlich begrÅn<strong>de</strong>te <strong>Ichologie</strong> mÑchte ich an<br />
dieser Stelle auf Descartes philosophiegeschichtlich<br />
be<strong>de</strong>utsamstes Werk, die Meditationes <strong>de</strong> prima<br />
philosophia von 1641, und hier wie<strong>de</strong>rum speziell auf<br />
seine 2. Meditation, nÄher eingehen.<br />
Cartesianische Meditationen Reloa<strong>de</strong>d<br />
Descartes war neben seinen philosophischen äberlegungen<br />
auch Mathematiker und nutzte die Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r<br />
exakten Naturwissenschaften sowie die skeptische<br />
Grundhaltung fÅr seine ichologische Forschung um zu<br />
grÑàtmÑglicher Zweifelsfreiheit und Gewissheit zu ge-<br />
4
langen. Descartes schlieÜt in seiner „Ersten Philosophie“,<br />
die vor allem eine Metaphysik <strong>de</strong>s Subjekts ist, an die<br />
Tradition <strong>de</strong>r Selbsterforschung und Selbstvergewisserung<br />
z.B. bei Augustinus an und stellt die ichologische Frage:<br />
„Also was bin ich?“ 1 ins Zentrum seiner Philosophie. Hier<br />
ist nun die zentrale ichologische Frage aufgeworfen: Was<br />
bin ich? Da wir unseren ichologischen Forschungshorizont<br />
nicht schon durch das personale Interrogativpronomen<br />
„Wer“ (bin ich?) in <strong>de</strong>r zentralen Forschungsfrage einengen<br />
wollen, liegt die Betonung hier auf <strong>de</strong>m neutralen<br />
Interrogativpronomen „Was“. Die ichologische Kernfrage<br />
„Was bin ich?“ schlieàt <strong>de</strong>n personalen Aspekt, nach <strong>de</strong>m<br />
das „Wer?“ fragt, zwar mit ein, beschrÄnkt sie aber nicht<br />
darauf. Dass es bei <strong>de</strong>r Beantwortung dieser ichologischen<br />
Kernfrage nicht um das private Ich <strong>de</strong>s konkreten<br />
Ichologen Renâ Descartes (o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s Schreibers dieser<br />
Zeilen) geht, son<strong>de</strong>rn um das allgemeine und zugleich<br />
jeweils individuierte Ich-Sein eines je<strong>de</strong>n nach <strong>de</strong>m<br />
eigenen Wesen fragen<strong>de</strong>n Subjekts, ist auch Descartes<br />
sehr wichtig. So schreibt <strong>de</strong>r äbersetzer und Herausgeber<br />
<strong>de</strong>r Meditationen Gerhart Schmidt in seinem Vorwort:<br />
„Descartes kann nur hoffen, dass je<strong>de</strong>r sein je eigenes Ich<br />
in <strong>de</strong>rselben Weise wie er selbst, nÄmlich schonungs- und<br />
vorbehaltlos, auf <strong>de</strong>n angegebenen Weg <strong>de</strong>s Denkens<br />
bringe.(…) Hier muss je<strong>de</strong>r sich selbst Åberzeugen, in<strong>de</strong>m<br />
er streng auf das eigene Ich sieht. (…) Diese Autoren<br />
(Descartes Kritiker) meinten offenbar, dass Descartes<br />
ihnen etwas aus seinem Leben erzÄhlen wolle, und kamen<br />
gar nicht auf die I<strong>de</strong>e, sich selbst mit <strong>de</strong>m Ich <strong>de</strong>r<br />
Meditationen zu i<strong>de</strong>ntifizieren; wobei <strong>de</strong>utlich wird, dass<br />
Fichte nicht Åbertrieben hat, als er schrieb: ‚Die meisten<br />
Menschen wÅr<strong>de</strong>n leichter dazu zu bringen sein, sich fÅr<br />
ein StÅck Lava im Mon<strong>de</strong>, als fÅr ein Ich zu halten.’“ 2 Mit<br />
an<strong>de</strong>rn Worten, philosophische <strong>Ichologie</strong> ist nicht primÄr<br />
5
Privatsache <strong>de</strong>s forschen<strong>de</strong>n konkreten Menschen bzw.<br />
empirischen Ichs, son<strong>de</strong>rn erhebt intersubjektiven Geltungsanspruch<br />
und hat grundsÄtzlich immer Auffor<strong>de</strong>rungscharakter<br />
an das Ich <strong>de</strong>s Lesers bzw. Mitforschen<strong>de</strong>n,<br />
das Gesagte fÖr sich selbst nachzuvollziehen.<br />
<strong>Eine</strong> ichologische Forschungsethik folgt fundamental <strong>de</strong>m<br />
Prinzip pars pro toto.<br />
Wen<strong>de</strong>n wir uns nun <strong>de</strong>r zweiten Meditation (von insgesamt<br />
sechs) zu. Hier sucht Descartes <strong>de</strong>n Archimedischen<br />
Punkt, diesen einen Punkt, <strong>de</strong>r fest, unbeweglich und<br />
gewiss sei und sei er auch nur „dies <strong>Eine</strong>, dass es nichts<br />
Gewisses gibt.“ 3 Und er fin<strong>de</strong>t diesen unbezweifelbaren<br />
Punkt im Ich: „Nach<strong>de</strong>m ich so alles genug und Åbergenug<br />
erwogen habe, muss ich schlieàlich festhalten, dass <strong>de</strong>r<br />
Satz ‚Ich bin, Ich existiere’ (Ego sum, ego existo) sooft ich<br />
ihn ausspreche o<strong>de</strong>r im Geist auffasse, notwendig wahr<br />
sei.“ 4 Aber was ist dies Ich? Descartes ist sich <strong>de</strong>r<br />
Gefahren <strong>de</strong>s Irrtums bei seiner Selbstreflexion bewusst<br />
und fÄhrt fort: „Ich bin mir aber noch nicht hinreichend klar<br />
darÅber, wer <strong>de</strong>nn Ich bin – jener Ich, <strong>de</strong>r notwendigerweise<br />
ist. Ich muss mich von nun an in acht nehmen, dass<br />
ich nicht etwa unvorsichtigerweise etwas an<strong>de</strong>res fÅr mich<br />
selbst halte und so selbst in <strong>de</strong>rjenigen Erkenntnis abirre,<br />
die fÅr mich die gewisseste und evi<strong>de</strong>nteste sein soll.“ 5<br />
Auch wenn ich unzweifelhaft erkannt habe, dass ich bin,<br />
bleibt doch die Frage, was ich bin. Descartes bestimmt<br />
dieses Ich als „<strong>de</strong>nken<strong>de</strong>s Ding“ (res cogitans), d.h. Geist<br />
(mens), bzw. Seele (animus), bzw. Verstand (intellectus)<br />
bzw. Vernunft (ratio). Hier wer<strong>de</strong>n aber viele Ich-Aspekte<br />
in einen Topf geworfen, die ein<strong>de</strong>utig differenziert gehÑren<br />
und gera<strong>de</strong> nicht gleichgesetzt wer<strong>de</strong>n dÅrfen. Das<br />
Seelen-Ich ist eben nicht i<strong>de</strong>ntisch mit <strong>de</strong>m mentalen<br />
Verstan<strong>de</strong>s-Ich und vor einer Vermischung <strong>de</strong>r Dimensionen<br />
<strong>de</strong>s Ich gilt es sich vorsichtigerweise in acht zu<br />
6
nehmen, um eben nicht abzuirren. Neben Descartes<br />
Abirrungen aufgrund mangeln<strong>de</strong>r Differenzierung <strong>de</strong>r<br />
Dimensionen <strong>de</strong>s Ich, liegen weitere Fehlerquellen in <strong>de</strong>n<br />
Begriffen mit <strong>de</strong>n damaligen semantischen Inhalten und<br />
<strong>de</strong>ren äbersetzungen. So Åbersetzt Gerhart Schmidt das<br />
lateinische cogitare Descartes’ interessanterweise nicht<br />
nur mit ‚Denken’ son<strong>de</strong>rn auch mit ‚Bewusstsein’: „Hier<br />
wer<strong>de</strong> ich fÇndig: das Denken [= Bewusstsein] ist es; es<br />
allein kann von mir nicht abgetrennt wer<strong>de</strong>n; Ich bin, Ich<br />
existiere, das ist gewiss.“ 6<br />
Bereits Johann Gottlieb Fichte hatte in seiner Grundlage<br />
<strong>de</strong>r gesamten Wissenschaftslehre von 1794/95 im<br />
berÅhmten å 1 „Erster, schlechthin unbedingter Grundsatz“<br />
darauf hingewiesen, dass Descartes sein cogito,<br />
ergo sum „sehr wohl als unmittelbare Thatsache <strong>de</strong>s<br />
Bewusstseyns betrachtet haben kann. Dann hiesse es<br />
soviel, als cogitans sum, ergo sum (wie wir sagen wÅr<strong>de</strong>n,<br />
sum, ergo sum). Aber dann ist <strong>de</strong>r Zusatz cogitans vÑllig<br />
ÅberflÅssig; man <strong>de</strong>nkt nicht nothwendig, wenn man ist,<br />
aber man ist nothwendig, wenn man <strong>de</strong>nkt. Das Denken<br />
ist gar nicht das Wesen, son<strong>de</strong>rn nur eine beson<strong>de</strong>re<br />
Bestimmung <strong>de</strong>s Seyns; und es giebt ausser jener noch<br />
manche an<strong>de</strong>re Bestimmungen unseres Seyns.“ 7<br />
TatsÄchlich ist es nicht die mentale AktivitÄt <strong>de</strong>s Denkens,<br />
die die unbezweifelbare Seinsgewissheit liefert, son<strong>de</strong>rn<br />
die „unmittelbare Thatsache <strong>de</strong>s Bewusstseyns“ (Fichte) –<br />
Ich bin bewusst, also bin ich! Bālavat bringt diesen<br />
Zusammenhang in seinem bahnbrechen<strong>de</strong>n Werk DAS<br />
SEIENDE NICHTS im Kapitel II.1.3. „äber das begriffsfreie<br />
Denken“, das letztlich ein begriffs<strong>de</strong>nkfreies, transreflexives<br />
Betrachten bzw. Schauen ist, auf <strong>de</strong>n Punkt:<br />
„Ich <strong>de</strong>nke nicht mehr und bin <strong>de</strong>nnoch o<strong>de</strong>r gera<strong>de</strong><br />
<strong>de</strong>shalb und lÄnger als man es <strong>de</strong>nkt.“ 8<br />
7
Das Wesen von „res cogitans“ ist Bewusstsein und<br />
Denken lediglich ein Modus o<strong>de</strong>r wie Fichte es nannte,<br />
eine „beson<strong>de</strong>re Bestimmung“ <strong>de</strong>ssen. Durch die<br />
Anwendung <strong>de</strong>r cartesianischen Metho<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Enthaltung,<br />
<strong>de</strong>r EpochÜ (griech. ZurÅckhaltung) – wie sie Edmund<br />
Husserl spÄter genannt und weiterentwickelt hat – auf das<br />
Denken (cogitare) selbst, kommen wir in <strong>de</strong>r<br />
WeiterfÅhrung unserer Meditation zum <strong>de</strong>nkfreien o<strong>de</strong>r<br />
reinen Bewusstsein: ICH BIN (SUM) 9 .<br />
In diesem reinen Bewusstsein, dass sich seines Seins<br />
unzweifelhaft bewusst und gewahr ist, ist die FaktizitÄt <strong>de</strong>s<br />
Seins unwi<strong>de</strong>rlegbar bzw. „apodiktisch evi<strong>de</strong>nt“ (Husserl).<br />
Dieser Zusammenhang wird auch in <strong>de</strong>m <strong>de</strong>utschen Wort<br />
‚Bewusstsein’ sehr schÑn <strong>de</strong>utlich. Reines Bewusstsein<br />
(Sanskrit: cit) ist einfach bewusstes Sein. Reines Sein<br />
(Sanskrit: sat) ist jedoch, wie auch Bālavat kausallogisch<br />
nachgewiesen hat, ein in sich relationsloses SEIENDES<br />
NICHTS 10 , das zu<strong>de</strong>m noch zuhÑchst subjektiv ist: das<br />
hÑchste und einzig wahre Subjekt – die „Person <strong>de</strong>s<br />
SEIENDEN NICHTS“ 11 (Bālavat). Dieses „absolute<br />
Subject“ (Fichte) ist das hÉchste ICH, das sowohl das<br />
„empirische Ich“ (Fichte) als auch das „Nicht-Ich“ (Fichte)<br />
in sich aufgehoben hat. Dieses hÑchste Subjekt ist jedoch<br />
nicht mehr dualistisch o<strong>de</strong>r als Antithese zu einer<br />
ObjektivitÄt misszuverstehen, son<strong>de</strong>rn es transzendiert<br />
<strong>de</strong>n Subjekt-Objekt-Dualismus in eine „SOBJEKTIVITéT“<br />
(Bālavat). 12<br />
Die unmittelbare Bewusstheit <strong>de</strong>s ICH-BIN (SUM) ist eben<br />
keine mentale Reflexion Åber die Frage, ob ich bin,<br />
son<strong>de</strong>rn ein direktes, <strong>de</strong>nkfreies bzw. „ichfreies“ (Jean<br />
Gebser) Selbstgewahrsein, dass ich bin, ja mehr noch,<br />
dass ICH gar nicht nicht-sein kann, d.h. dass die<br />
‚Information’ <strong>de</strong>s Nichtseins bzw. <strong>de</strong>r ultimativen<br />
8
SelbstauslÑschung nicht wahrer Inhalt meines (reinen)<br />
Bewusstseins sein kann. Ich kann mir das Nichtsein nicht<br />
vorstellen, <strong>de</strong>nn je<strong>de</strong> Vorstellung bedarf eines<br />
Vorstellen<strong>de</strong>n, <strong>de</strong>n es ja aber aufgrund <strong>de</strong>r vorgeblichen<br />
(inhaltlichen) Nichtexistenz nun eben gar nicht mehr<br />
geben dÅrfte. Selbst die totale Nacht bedarf eines Zeugen,<br />
<strong>de</strong>r dieser absoluten SchwÄrze bewusst ist. Das<br />
wesenhafte Subjektsein bzw. das reine ICH kann letztlich<br />
nicht ausgelÑscht wer<strong>de</strong>n – es ist unsterblich, das „Ewige<br />
im Menschen“ (Scheler), ein „Residuum jenseits aller<br />
Weltvernichtung“ (Husserl).<br />
In seinem fÅr die phÄnomenologische Philosophie ganz<br />
zentralen Text „Cartesianische Meditationen – <strong>Eine</strong><br />
Einleitung in die Philosophie“ 13 von 1929 (Husserliana I)<br />
knÅpft Husserl direkt an Descartes an und nennt<br />
Descartes’ Meditationen das „Urbild <strong>de</strong>r philosophischen<br />
Selbstbesinnung“ (å1). Gleichzeitig kritisiert er Descartes<br />
Verfehlungen sehr prÄzise (speziell im å 10) und hebt ihn<br />
im dreifach Hegelschen Sinne in seiner „transzen<strong>de</strong>ntalen<br />
PhÄnomenologie“ auf. Hinter die Logik <strong>de</strong>r „transzen<strong>de</strong>ntal-phÄnomenologischen<br />
Reduktion“ und ihre<br />
Erkenntnis <strong>de</strong>s „’ego cogito’ als transzen<strong>de</strong>ntale<br />
SubjektivitÄt“ (å 8) wollen wir nicht mehr zurÅckfallen.<br />
Somit schlieàt die <strong>Ichologie</strong>, wie ich sie verstehe, nahtlos<br />
an die Egologie Husserls an, bis auf <strong>de</strong>n einen<br />
Unterschied, dass ich im Gegensatz zu Husserl das<br />
einge<strong>de</strong>utschte Wort „Ego“ primÄr als Signifikant fÅr die<br />
Bezeichnung <strong>de</strong>s kleinen, „empirischen“ (Fichte) bzw.<br />
„psychologischen“ (Husserl) Ichs verwen<strong>de</strong>. Auf <strong>de</strong>n<br />
Grund dafÅr wer<strong>de</strong> ich spÄter im Rahmen <strong>de</strong>r<br />
terminologischen KlÄrungen noch etwas nÄher eingehen.<br />
9
Obwohl durch <strong>de</strong>n Rassismus <strong>de</strong>s Nationalsozialismus ein<br />
tiefer Bruch mit Husserls <strong>Ichologie</strong> (vom Entzug <strong>de</strong>r<br />
Lehrbefugnis aufgrund seiner jÅdischen Abstammung bis<br />
hin zur Ermordung seiner ersten Assistentin Edith Stein im<br />
KZ Auschwitz-Birkenau) stattfand, ist er doch auch in <strong>de</strong>r<br />
aktuellen Philosophie <strong>de</strong>s Geistes noch prÄsent. In seinen<br />
„Ansichten <strong>de</strong>r SubjektivitÄt“ 14 diskutiert <strong>de</strong>r Philosoph<br />
Manfred Frank neben <strong>de</strong>n „nichtegologischen Selbstbewusstseinstheorien“<br />
auch die egologischen und gibt<br />
einen sehr fundierten äberblick Åber <strong>de</strong>n aktuellen Stand<br />
<strong>de</strong>r internationalen Diskussion zum Thema Selbstbewusstsein.<br />
Frank selbst schlieàt sich <strong>de</strong>r Position <strong>de</strong>r<br />
sog. „Hei<strong>de</strong>lberger Schule“ <strong>de</strong>r Selbstbewusstseinstheorien<br />
(um <strong>de</strong>n Philosophen Dieter Henrich) an und<br />
sieht Selbstbewusstsein auch im Sinne „Fichtes<br />
ursprÅngliche[r] Einsicht“ (Henrich) als „prÄreflexiv“: „Wir<br />
kommen zum Schluss: Selbstbewusstsein muss nicht nur<br />
prÄreflexiv, son<strong>de</strong>rn Åberhaupt als irrelational gedacht<br />
wer<strong>de</strong>n.“ 15 Womit er auch wie<strong>de</strong>r auf das transzen<strong>de</strong>ntale<br />
ICH, als Ursprung und Endpunkt <strong>de</strong>s wahren<br />
Selbstbewusstseins, d.h. <strong>de</strong>r integralen Selbsterkenntnis<br />
<strong>de</strong>s ICH, verweist.<br />
Das unmittelbare Selbstbewusstsein bzw. das „prÄreflexive<br />
Cogito“ (Sartre) ermÑglicht auch <strong>de</strong>n infiniten<br />
Regress eines sich selbst reflektieren<strong>de</strong>n Bewusstseins<br />
(Ähnlich eines sich selbst spiegeln<strong>de</strong>n Spiegels) zu<br />
vermei<strong>de</strong>n. Wie Jean-Paul Sartre richtig in „Das Sein und<br />
das Nichts“ sah: „Wenn wir die Regression ins Unendliche<br />
vermei<strong>de</strong>n wollen, muss das Bewusstsein unmittelbarer<br />
Bezug sein, nicht aber gedanklicher von sich zu sich.“ 16<br />
FÅr das reflexive Denken ist dies natÅrlich eine<br />
Un<strong>de</strong>nkbarkeit, eine Paradoxie – ganz im Sinne <strong>de</strong>r<br />
10
griechischen Etymologie <strong>de</strong>s Wortes von para =<br />
neben/jenseits und dokein = <strong>de</strong>nken.<br />
Wenn wir nun von <strong>de</strong>r cartesianischen Meditation zu einer<br />
transreflexiven ichologischen Meditation fortschreiten<br />
wollen, sind die drei Husserlschen Reduktionsschritte<br />
hierfÅr Programm:<br />
1) PhÄnomenologische Reduktion,<br />
2) Ei<strong>de</strong>tische Reduktion und schlieàlich<br />
3) Transzen<strong>de</strong>ntale Reduktion, d.h. eine „Enthaltung“<br />
(Husserls Epochâ) aller welthaften Setzungen, sowie eine<br />
„Reinigung“ <strong>de</strong>s Bewusstseins, bis nur noch das Reine<br />
ICH Åbrig bleibt. Am En<strong>de</strong> dieses Prozesses steht dann<br />
ein transreflexives Cogito, das wie das pràreflexive Cogito<br />
unmittelbar mit sich selbst vertraut und selbstgewahr ist,<br />
aber durch die äberwindung <strong>de</strong>r (mentalen) Reflexion im<br />
Sinne eines wissensbasierten „Schweigens <strong>de</strong>s Mentalen“<br />
(Sri Aurobindo), die ursprÅngliche Nichtselbstentfrem<strong>de</strong>theit<br />
wie<strong>de</strong>rherstellt (griech.: apokatastasis).<br />
Es ist sogar so, dass die mentale Reflexion und<br />
Selbstreflexion in ihrer selbstreferenziellen „seltsamen<br />
Schleife“ (D. Hofstadter) 17 das empirische Ich-Empfin<strong>de</strong>n<br />
erst erschafft. So schreibt Alexan<strong>de</strong>r Poraj in seiner<br />
Dissertation „Der Begriff <strong>de</strong>r Ich-Struktur in <strong>de</strong>r Mystik<br />
Meister Eckharts und im Zen-Buddhismus“: „Besteht aber<br />
die TÖtigkeit <strong>de</strong>s Denkens in <strong>de</strong>r Ableitung von Begriffen,<br />
so ist seine Reflexion <strong>de</strong>r permanent stattfin<strong>de</strong>n<strong>de</strong>n<br />
wahrnehmen<strong>de</strong>n Hervorbringung o<strong>de</strong>r hervorbringen<strong>de</strong>n<br />
Wahrnehmung <strong>de</strong>r erscheinen<strong>de</strong>n Vielheit immer nur als<br />
Begriff mÅglich. Das gleiche gilt dann im Vollzug <strong>de</strong>r<br />
Selbstreflexion, in<strong>de</strong>m das sechste Sinnesorgan auf sich<br />
selber gewen<strong>de</strong>t sich selber hervorbringt und dadurch<br />
gleichzeitig erkennt und als ein Ich begreift. (…) Das<br />
Wahrnehmen, Hervorbringen und Erkennen sind daher<br />
Momente einer einzigen Bewegung, <strong>de</strong>ren Vollzug, da<br />
11
Reflexion <strong>de</strong>s Denkens, immer schon ein Ich als Begriff<br />
direkt hervorbringen (Selbstreflexion) o<strong>de</strong>r indirekt<br />
implizieren kann, ist dieses Ich nichts an<strong>de</strong>res als <strong>de</strong>r<br />
Eigenname <strong>de</strong>r Selbstreflexion selbst, mithin nur ein<br />
Begriff.“ 18 Hier wird <strong>de</strong>r Bezug zwischen empirischem und<br />
transzen<strong>de</strong>ntalem Ich bereits etwas <strong>de</strong>utlich, was auch zu<br />
<strong>de</strong>n wesentlichen Forschungsfragen einer <strong>Ichologie</strong><br />
gehÑrt.<br />
In dieser EinfÅhrung kÑnnen Problemstellungen natÅrlich<br />
nur sehr grob umrissen und ein Forschungshorizont<br />
skizziert wer<strong>de</strong>n. Es wird weitere Aufgabe <strong>de</strong>r nÄchsten<br />
BeitrÄge und folgen<strong>de</strong>n BÄn<strong>de</strong> sein, mehr AufklÄrung im<br />
Hinblick auf das SelbstverstÄndnis <strong>de</strong>s Menschen zu<br />
bringen.<br />
Nach<strong>de</strong>m wir nun fÅr unsere ichologische Forschung auf<br />
<strong>de</strong>r cartesianischen Meditation kritisch aufgebaut und<br />
erste AnnÄherungen an das Ich gewagt haben, wollen wir<br />
uns etwas <strong>de</strong>r begrifflichen und terminologischen Arbeit<br />
widmen, um einen mÑglichst klaren und differenzierten<br />
Ich-Begriff in all seinen Dimensionen zu bekommen.<br />
Zur ichologischen Terminologie<br />
Nochmals auf <strong>de</strong>n vielschichtigen Begriff <strong>de</strong>s Denkens<br />
(lat. cogitare) zurÅckkommend, unterschei<strong>de</strong> ich mit<br />
Bālavat begriffliches Denken (Wort<strong>de</strong>nken) und begriffsfreies,<br />
intuitives Denken (Bild<strong>de</strong>nken). 19 Letzteres hat viel<br />
gemein mit <strong>de</strong>m „Herz<strong>de</strong>nken“ (Steiner) auf das Wolfgang<br />
Peter in seinem Beitrag nÄher eingeht. Das Denken<br />
nimmt, abhÄngig von <strong>de</strong>r jeweiligen Bewusstseinsebene<br />
<strong>de</strong>s Denken<strong>de</strong>n, einen an<strong>de</strong>ren Charakter an. Der<br />
Bewusstseinsforscher und Musiker Michel Montecrossa<br />
12
stellt fest, „dass uns im allgemeinen zu wenig bewusst ist,<br />
dass es verschie<strong>de</strong>ne Denkebenen gibt, <strong>de</strong>ren<br />
Schwingungsmuster man nach ihrem Erscheinungsbild<br />
charakterisieren kann“ 20 und unterschei<strong>de</strong>t fÅnf Geisthierarchieebenen:<br />
Objektgeist, Konzeptgeist, I<strong>de</strong>algeist,<br />
Imaginations- und Intuitionsgeist und Erfahrungsgeist.<br />
Martin Hei<strong>de</strong>gger ist daher auch recht zu geben, dass wir<br />
das Denken noch nicht vermÑgen, son<strong>de</strong>rn es erst noch<br />
lernen mÅssen und zwar in<strong>de</strong>m wir uns <strong>de</strong>m primÄr „Zu-<br />
Be<strong>de</strong>nken<strong>de</strong>n“ (<strong>de</strong>m Grund <strong>de</strong>s cogito) zuwen<strong>de</strong>n. 21<br />
Wie es verschie<strong>de</strong>ne Denk-, Geist- und Bewusstseinsebenen<br />
gibt, so gibt es auch verschie<strong>de</strong>ne Ebenen und<br />
Tiefen bzw. HÑhen <strong>de</strong>s Ich-Bewusstseins. Ohne einem<br />
ontologischen Dualismus (im Sinne Descartes) das Wort<br />
zu re<strong>de</strong>n, mÑchte ich im Hinblick auf die <strong>Ichologie</strong> einen<br />
„praktischen Dualismus“ (Sri Aurobindo) vorschlagen, <strong>de</strong>r<br />
die Hei<strong>de</strong>ggersche ontologische Differenz zwischen Sein<br />
und Seien<strong>de</strong>m aufnimmt und zu einer ichologischen<br />
Differenz zwischen transzen<strong>de</strong>ntalem ICH und empirischem<br />
Ich konkretisiert.<br />
Anhand <strong>de</strong>s folgen<strong>de</strong>n Diagramms sollen die Ich-<br />
VerstÄndnisse einiger diesbezÅglich relevanter Denker<br />
veranschaulicht wer<strong>de</strong>n, wobei die kontrastieren<strong>de</strong>,<br />
schematische Darstellung hier gera<strong>de</strong> die Differenzierung<br />
hervorhebt, die jedoch in <strong>de</strong>r Einheit und Ganzheit <strong>de</strong>r<br />
nondualen hÄchsten Subjektivitàt 22 <strong>de</strong>s <strong>Eine</strong>n aufgehoben<br />
ist – ganz im Sinne <strong>de</strong>s Herakliteischen „Hen diapheron<br />
eauto“ (griech.: Das <strong>Eine</strong> in sich selber unterschie<strong>de</strong>ne)<br />
von <strong>de</strong>m auch HÑl<strong>de</strong>rlin in <strong>de</strong>r Athenerre<strong>de</strong> seines<br />
Hyperion 23 spricht.<br />
13
ICH Ego Autoren:<br />
Sein<br />
(Ontologisches)<br />
Seien<strong>de</strong>s<br />
(Ontisches)<br />
M. Hei<strong>de</strong>ggers<br />
ontol. Differenz<br />
Transzen<strong>de</strong>ntales,<br />
Reines ICH<br />
Psychologisches,<br />
empirisches Ich<br />
Edmund<br />
Husserl<br />
purusha<br />
(so’ham)<br />
ahamkara<br />
(prakriti)<br />
Sri Aurobindo<br />
(Sanskrit)<br />
Absolutes ICH Empirisches Ich J.G. Fichte<br />
äberweltliches<br />
Wesens-ICH<br />
Kleines Welt-Ich Karlfried Graf<br />
DÅrckheim<br />
Geistige Person Psychophysikum Viktor Frankl<br />
GEIST, das Ewige Leben Max Scheler<br />
im Menschen<br />
ALL-ICH Welthaftes Ich Harald Seubert<br />
Transdimensionales Raumzeitliches, Michael KÑnig<br />
ICH 3-dimensionales Ich<br />
I C H<br />
Ego<br />
Rudolf Steiner,<br />
Wolfgang Peter<br />
Um diese sprachliche Differenzierung <strong>de</strong>r verschie<strong>de</strong>nen<br />
Wortbe<strong>de</strong>utungen (Signifikate) auch beim Signifikanten<br />
„Ich“ <strong>de</strong>utlich zu machen, plÄdiere ich dafÅr, speziell das<br />
transzen<strong>de</strong>ntale ICH durch die GROSSSCHREIBUNG <strong>de</strong>s<br />
Bezeichnen<strong>de</strong>n (Signans) <strong>de</strong>utlich zu machen.<br />
Durch diese Unterscheidung kÑnnen wir, ohne die Gefahr<br />
noch grÑàere MissverstÄndnisse und Sprachverwirrungen<br />
zu diesen ohnehin schon sehr problematischen Begriffen<br />
zu verursachen, <strong>de</strong>n Be<strong>de</strong>utungsgehalt <strong>de</strong>s nominalisierten<br />
Personalpronomens „ICH“ auch weitestgehend mit<br />
<strong>de</strong>m i<strong>de</strong>ntifizieren, was oftmals mit <strong>de</strong>m nominalisierten<br />
Reflexivpronomen „Selbst“ bezeichnet wird. Wenn hier<br />
von <strong>de</strong>m Selbst die Re<strong>de</strong> ist, dann in <strong>de</strong>r egotranszen<strong>de</strong>nten<br />
Wortbe<strong>de</strong>utung von C.G. Jung o<strong>de</strong>r von<br />
14
Hei<strong>de</strong>ggers „eigentlichem Selbst“ o<strong>de</strong>r Sri Aurobindos<br />
Verwendung <strong>de</strong>s Selbst-Begriffes im Sinne <strong>de</strong>s Sanskrit-<br />
Wortes ātman. So schreibt <strong>de</strong>r integrale Bewusstseinsphilosoph<br />
Ken Wilber in „Eros Kosmos Logos“: „In <strong>de</strong>r<br />
Philosophie hat man eine grobe Unterscheidung getroffen:<br />
einerseits das empirische Ich, das Gegenstand <strong>de</strong>s<br />
Bewusstseins und <strong>de</strong>r Introspektion sein kann, an<strong>de</strong>rerseits<br />
das reine o<strong>de</strong>r transzen<strong>de</strong>ntale ICH [Groäschreibung<br />
A.M.] (Kant, Fichte, Husserl), die reine SubjektivitÄt o<strong>de</strong>r<br />
das betrachten<strong>de</strong> Ich, das unter keinen UmstÄn<strong>de</strong>n als<br />
Gegenstand gesehen wer<strong>de</strong>n kann. In dieser Hinsicht ist<br />
das reine Ich praktisch mit <strong>de</strong>m hinduistischen Ātman o<strong>de</strong>r<br />
‚Selbst’ i<strong>de</strong>ntisch – mit <strong>de</strong>m reinen Zeugen, <strong>de</strong>r niemals<br />
Objekt ist und daher niemals betrachtet wer<strong>de</strong>n kann, aber<br />
alle Objekte in sich enthÄlt. FÅr Denker wie Fichte ist<br />
dieses reine Ich auàer<strong>de</strong>m eins mit <strong>de</strong>m absoluten GEIST,<br />
und das entspricht <strong>de</strong>r hinduistischen Formel Ātman =<br />
Brahman. Der GEIST mit <strong>de</strong>m reinen Ich gleichgesetzt,<br />
das ist fÅr New-Age-Denker ein ziemlicher Schlag, <strong>de</strong>nn<br />
im allgemeinen kennen sie die Geschichte <strong>de</strong>s Begriffs<br />
nicht und hÑren immer gleich ‚Ego’ – das also, was fÅr sie<br />
ganz einfach <strong>de</strong>s Teufels ist, obwohl sie an<strong>de</strong>rseits die<br />
I<strong>de</strong>ntitÄt von Ātman und Brahman akzeptieren.“ 24 Das<br />
transzen<strong>de</strong>ntale ICH kann man durchaus mit <strong>de</strong>m<br />
Sanskrit-Begriff <strong>de</strong>s ātman i<strong>de</strong>ntifizieren, prÄziser wÄre<br />
aber noch jivātman (o<strong>de</strong>r jiva) 25 , da hier die SeelenindividualitÄt<br />
noch mehr betont ist. Aber am besten wÅr<strong>de</strong>,<br />
aus meiner Sicht, <strong>de</strong>r Sanskrit-Begriff <strong>de</strong>s purusha, <strong>de</strong>r<br />
bewussten Seele, d.h. <strong>de</strong>s involutionierten GEISTES,<br />
passen, nicht zuletzt weil dadurch auch die Beziehung<br />
zwischen <strong>de</strong>m Seelen-ICH zu Seinem empirischen Ich –<br />
als Produkt <strong>de</strong>r Natur (Sanskrit: prakriti) – klarer <strong>de</strong>utlich<br />
gemacht wer<strong>de</strong>n kann. Dieses weltliche Natur-Ich, dieses<br />
entwicklungspsychologisch hervorgebrachte Ich-Empfin-<br />
15
<strong>de</strong>n (Sanskrit: ahamkara; von aham = ich und kara =<br />
machend), wollen wir „Ego“ nennen.<br />
Der einge<strong>de</strong>utschte Begriff „Ego“ hat gegenwÄrtig bereits<br />
solch eine starke pejorative Konnotation, dass dieser<br />
Signifikant im heutigen 21. Jahrhun<strong>de</strong>rt nicht mehr wirklich<br />
die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s lateinisch-griechischen Begriffs von<br />
„Ich“ – in all seinen Dimensionen – transportiert, son<strong>de</strong>rn<br />
sie ein<strong>de</strong>utig auf das kleine Welt-Ich, die verkapselte<br />
Einzelwesenhaftigkeit (eines Egoisten) und <strong>de</strong>m Egoismus<br />
schlechthin einschrÄnkt und verkÅrzt. Transzen<strong>de</strong>ntales<br />
ICH-Bewusstseins ist aber gera<strong>de</strong> nicht ichverhaftet<br />
son<strong>de</strong>rn „ichfrei“ 26 (Jean Gebser), eben nicht ego- und<br />
ethnozentrisch, son<strong>de</strong>rn „kosmozentrisch“ (Wilber).<br />
Der Integral-Yogi, Bewusstseinsforscher und Poet Sri<br />
Aurobindo, <strong>de</strong>r in seinem sozialphilosophischen Werk<br />
„Zyklus <strong>de</strong>r menschlichen Entwicklung“, von einem „Aufstieg<br />
<strong>de</strong>s subjektiven Zeitalters“ spricht, schreibt: „Es gibt<br />
offenbar einen falschen wie einen richtigen<br />
Subjektivismus; und die IrrtÇmer, <strong>de</strong>nen die subjektive<br />
Richtung unterworfen sein kann, sind ebenso gewaltig wie<br />
ihre MÅglichkeiten und kÅnnen leicht zu groÜem Unheil<br />
fÇhren. Dieser Unterschied muÜ klar erkannt wer<strong>de</strong>n, soll<br />
<strong>de</strong>r Weg dieser Stufe <strong>de</strong>r sozialen Entwicklung fÇr die<br />
Menschheit gesichert wer<strong>de</strong>n.“ 27 Sri Aurobindo zeigt die<br />
Gefahren eines „falschen Subjektivismus“ am kollektiven<br />
Egoismus und tiefen Fall Nazi-Deutschlands auf; und doch<br />
„muss das gefÄhrliche, aber fruchtbare Abenteuer <strong>de</strong>s<br />
Subjektivismus gewagt wer<strong>de</strong>n.“ 28 „Das nach <strong>de</strong>m Gesetz<br />
seines Wesens suchen<strong>de</strong> Individuum kann dies mit<br />
Sicherheit nur fin<strong>de</strong>n, wenn es zwei groÜe psychologische<br />
Wahrheiten klar erkennt und dieser klaren Einsicht<br />
entsprechend lebt. Zuerst: Das Ego 29 ist nicht das Selbst.<br />
16
Es gibt in allem nur ein Selbst, und die Seele ist Teil<br />
dieser universalen Gottheit.“ 30 Und: „Ein wahrer Subjektivismus<br />
lehrt uns: wir sind ein hÅheres Selbst als unser<br />
Ego 31 o<strong>de</strong>r unsere Teilorgane; und wir sind in unserem<br />
Leben und Wesen nicht nur wir selbst, son<strong>de</strong>rn zugleich<br />
alle an<strong>de</strong>ren. Denn es gibt eine verborgene Gemeinsamkeit,<br />
gegen die unser Egoismus angehen und kÄmpfen<br />
kann, <strong>de</strong>r wir aber nicht entrinnen kÑnnen. Nach alter<br />
indischer Ent<strong>de</strong>ckung ist unser wirkliches ‚ICH’<br />
[Groäschreibung A.M.] ein hÑchstes Wesen, das unser<br />
wahres Selbst ist, und das zu ent<strong>de</strong>cken und bewusst zu<br />
verwirklichen unsere Aufgabe ist.“ 32<br />
Die ichologisch hoch relevante IntersubjektivitÄtsfrage<br />
kann an dieser Stelle nur ange<strong>de</strong>utet wer<strong>de</strong>n und wird uns<br />
auch weiterhin beschÄftigen. Die multipersonalen Erscheinungsaspekte<br />
<strong>de</strong>s transpersonalen ICH weisen<br />
jedoch in Richtung eines sogenannten „Open<br />
Individualism“, wie Daniel Kolak diese Richtung seiner<br />
philosophy of mind und seiner „I-AM-You“-Globalethik<br />
nennt. 33<br />
Wenn Philosophie, wie Wittgenstein meinte, vor allem<br />
Sprachkritik sei, mÅssen zumin<strong>de</strong>st so zentrale Begriffe<br />
wie ICH, Ego o<strong>de</strong>r Selbst im Licht <strong>de</strong>r Sprachspiele ihrer<br />
jeweiligen Zeit grÅndlich beleuchtet wer<strong>de</strong>n. Aus <strong>de</strong>n oben<br />
ange<strong>de</strong>uteten GrÅn<strong>de</strong>n Åbernehme ich <strong>de</strong>n ohnehin<br />
philosophisch nicht son<strong>de</strong>rlich populÄren Husserlschen<br />
Begriff <strong>de</strong>r „Egologie“ nicht unkritisch, son<strong>de</strong>rn verwen<strong>de</strong><br />
primÄr <strong>de</strong>n Neologismus „<strong>Ichologie</strong>“.<br />
Noch einmal zurÅck zur Kritik <strong>de</strong>s Selbst-Begriffes. Zu<br />
Recht kritisiert Manfred Frank „die EntitÄt, die wir mit<br />
einiger Verlegenheit (und nicht gera<strong>de</strong> ermutigt vom<br />
17
Alltagswortgebrauch) ‚das Selbst’ nennen“, als „ziemlich<br />
kÇnstlich“. 34 Das nominalisierte Reflexivpronomen „Selbst“<br />
ist schon auf sprachlicher Ebene eher hin<strong>de</strong>rlich fÅr <strong>de</strong>n<br />
Vollzug (eines Husserlschen Vollzugs-Ichs) <strong>de</strong>r TransreflexionalitÄt,<br />
<strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Selbst-Begriff hat immer schon<br />
etwas VergegenstÄndlichen<strong>de</strong>s und Dualisieren<strong>de</strong>s. Wenn<br />
ich von „meinem (wahren) Selbst“ spreche, bin schon auf<br />
einer semantischen Ebene primÄr mit <strong>de</strong>m Ich bzw. Ego<br />
(als „EigentÅmer“) <strong>de</strong>s Selbst i<strong>de</strong>ntifiziert – so als kÑnnte<br />
„Ich“ ein ‚Ding’ wie „Selbst“ o<strong>de</strong>r „Seele“ haben. So habe<br />
ich mich aber schon sprachlich, im Wort<strong>de</strong>nken von <strong>de</strong>r<br />
Wahrheit ‚meines’ hÑchsten, transzen<strong>de</strong>ntalen Subjekt-<br />
Seins getrennt, <strong>de</strong>nn nur das empirische Ich bzw. Ego<br />
kann in <strong>de</strong>m Unwissen (Sanskrit: avidya) sein, sich im<br />
(von ihm selbst getrennten) Eigentum <strong>de</strong>s ātman o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>s<br />
purusha zu wÄhnen. Der sprachliche Nachvollzug <strong>de</strong>s<br />
unmittelbaren „Selbst“-Bewusstseins, <strong>de</strong>r apodiktischen<br />
FaktizitÄt <strong>de</strong>r Bewusst-Seins <strong>de</strong>s ‚eigenen’ Seins lautet<br />
eben nicht objektivierend „Selbst bin!“ o<strong>de</strong>r gar „Selbst<br />
sein!“, son<strong>de</strong>rn ganz subjektiv, zuhÑchst existenziell<br />
(trans-)personal und super-intim: „ICH BIN!“ Der<br />
authentische Vollzug <strong>de</strong>r reinen, transzen<strong>de</strong>ntalen „ICH-<br />
BIN-heit“ (Wilber) 35 in einem konkreten Punkt <strong>de</strong>r Raum-<br />
Zeit, d.h. vom Ausgangspunkt <strong>de</strong>s bereits mehr o<strong>de</strong>r<br />
weniger gereinigten bzw. gelÄuterten empirischen Ichs<br />
(<strong>de</strong>r IchologInnen), ist <strong>de</strong>r eigentliche Telos ichologischer<br />
Forschung.<br />
Verlagsreihe Ichologische Forschung<br />
Diese Schriftenreihe, die mit diesem ersten Band neue<br />
Impulse fÅr die vielfÄltige Weiter- und FortfÅhrung <strong>de</strong>r<br />
ichologischen Forschung geben will, ist diesem Ziel einer<br />
Neuen Aufklàrung gewidmet. In Erweiterung <strong>de</strong>s<br />
18
verstan<strong>de</strong>sorientierten „Sapere au<strong>de</strong>!“-Aufrufs <strong>de</strong>r alten,<br />
europÄischen AufklÄrung, lautet <strong>de</strong>r ichologische Imperativ<br />
einer neuen, globalen AufklÄrung im heutigen 21.<br />
Jahrhun<strong>de</strong>rt: Wage Dich selbst zu erkennen! – „Au<strong>de</strong><br />
noscere te ipsum!"<br />
Als Herausgeber <strong>de</strong>r neuen und als kontinuierlicher<br />
Forschungsprozess ausgelegten Reihe Ichologische<br />
Forschung im Verlag Andreas Mascha mÑchte ich in<br />
diesem ersten Band „ICHOLOGIE - Grundlagen“ drei<br />
ichologische Essays prÄsentieren:<br />
Den Auftakt macht <strong>de</strong>r Grundlagen-Essay von Prof. Dr.<br />
Harald Seubert zur philosophischen Problemstellung <strong>de</strong>r<br />
Egologie bzw. <strong>Ichologie</strong>. Mit einem Tiefenblick auf die<br />
geistigen HÑhen <strong>de</strong>s Deutschen Transzen<strong>de</strong>ntalen<br />
I<strong>de</strong>alismus nÄhert er sich <strong>de</strong>m Absoluten Subjekt, <strong>de</strong>m<br />
ALL-ICH in subjektiver Wendung <strong>de</strong>r Herakliteischen und<br />
neuplatonischen hen-kai-pan-Erkenntnis 36 zur ichologischen<br />
Erkenntnisspitze: EGO KAI PAN. 37 Denn im<br />
transzen<strong>de</strong>ntalen ICH gilt: EGO = HEN bzw. in <strong>de</strong>r<br />
Sprache <strong>de</strong>s Sanskrit: Tat tvam asi.<br />
Im zweiten Essay fÅhrt uns Wolfgang Peter tiefenfundiert<br />
in die geisteswissenschaftlichen Kernpunkte von Rudolf<br />
Steiners Anthroposophie ein. Diese Weisheit vom<br />
Menschen weià um <strong>de</strong>n geistigen Wesenskern <strong>de</strong>s homo<br />
sapiens und Rudolf Steiner hat in seiner geisteswissenschaftlichen<br />
<strong>Ichologie</strong> die bislang zumeist geheime<br />
Tiefenbe<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>s I C H unzwei<strong>de</strong>utig offenbart.<br />
Der Quantenphysiker Dr. Michael KÑnig gibt uns im dritten<br />
Essay einen Einblick in die Transdimensionenphysik –<br />
eine <strong>de</strong>r spannendsten und potenzialreichsten Richtungen<br />
19
mo<strong>de</strong>rner theoretischer Physik und Meta-Physik – in <strong>de</strong>r<br />
Traditionslinie von Jean êmile Charon und Burkhard<br />
Heim. Dabei fokussiert er im Kontext <strong>de</strong>s neuen multidimensionalen<br />
Hyperraum-Weltbil<strong>de</strong>s auf die Frage nach<br />
<strong>de</strong>n hÑheren Dimensionen <strong>de</strong>r „Essenzelektronengemeinschaft“<br />
im Quantensystem ‚Mensch’ – nach seinem<br />
transdimensionalen ICH.<br />
In diesen drei AufsÄtzen wer<strong>de</strong>n drei erhellen<strong>de</strong> Sichtweisen<br />
auf unser Thema erÑffnet: eine philosophische,<br />
eine geisteswissenschaftlich-anthroposophische und eine<br />
dimensionen-physikalische. In <strong>de</strong>n kommen<strong>de</strong>n BÄn<strong>de</strong>n<br />
wer<strong>de</strong>n die Perspektiven und Aspekte erweitert und<br />
vertieft wer<strong>de</strong>n...<br />
Weitere Informationen und Neuigkeiten gibt es auf <strong>de</strong>r<br />
Webseite: www.ichologie.<strong>de</strong><br />
Auszug aus <strong>de</strong>m Buch ICHOLOGIE – Band 1:<br />
Grundlagen, MÄnchen 2012, ISBN: 978-3-924404-95-6<br />
Ç Verlag@<strong>AndreasMascha</strong>.<strong>de</strong><br />
20
Anmerkungen von Andreas Mascha:<br />
1 Descartes, Renâ: Meditationes <strong>de</strong> Prima Philosophia.<br />
Meditationen Öber die Erste Philosophie.<br />
Lateinisch/Deutsch, Reclam Nr.2888, Stuttgart 1986, S. 87<br />
(Lat.: Sed quid igitur sum?)<br />
2 Vorwort von Gerhart Schmidt, a.a.O., S. 13<br />
3 a.a.O. S. 77<br />
4 a.a.O., S. 79<br />
5 a.a.O., S. 79<br />
6 a.a.O., S. 83 (Lat.: Hic invenio: cogitatio est; haec sola a<br />
me divelli nequit. Ego sum, ego existo; certum est.)<br />
7 Fichte, Johann Gottlieb: Johann Gottlieb Fichtes<br />
sàmtliche Werke. Hrsg. von Immanuel Hermann Fichte,<br />
Berlin 1845–1846, Band 1, S. 100<br />
8 Bālavat: DAS SEIENDE NICHTS, Buch II 1.3., MÅnchen<br />
2010, S. 216<br />
9 Es ist auch interessant dieses SUM nicht nur aus einer<br />
begrifflichen, son<strong>de</strong>rn aus einer phonetischen Perspektive<br />
zu betrachten und es auch einmal experimentell im<br />
meditativen Bewusstseinsvollzug (cogito) zu intonieren.<br />
10 So sieht z.B. auch Hegel, fÅr <strong>de</strong>n das Absolute und das<br />
Sein i<strong>de</strong>ntisch sind, in seiner Enzyklopàdie <strong>de</strong>r<br />
philosophischen Wissenschaften im Grundriss (von 1817)<br />
in seiner „Lehre vom Sein“ im å 87: „Dieses reine Sein ist<br />
nun die reine Abstraktion, damit das Absolut-Negative,<br />
welches, gleichfalls unmittelbar genommen, das Nichts<br />
ist.“ Und im ä 88: „Das Nichts ist als dieses unmittelbare,<br />
sich selbst gleiche, ebenso umgekehrt dasselbe, was das<br />
Sein ist.“<br />
11 Zur Person bzw. PARAPERSON <strong>de</strong>s SEIENDEN<br />
NICHTS vgl. Bālavat, a.a.O., Buch II Kapitel 5.8., 5.9. und<br />
5.10. sowie Buch I Kapitel 2.7. und 2.22.<br />
21
12 Vgl. hierzu: Bālavat a.a.O., Buch II das gesamte Kapitel<br />
2 und speziell das Kapitel 2.11.<br />
13 Husserl, Edmund: Cartesianische Meditationen, Felix<br />
Meiner Verlag, Hamburg, 1995<br />
14 Frank, Manfred: Ansichten <strong>de</strong>r Subjektivitàt, Suhrkamp<br />
Berlin 2012<br />
15 Frank, a.a.O., S. 397<br />
16 Sartre, Jean-Paul: Das Sein und das Nichts, Rowohlt<br />
Reinbeck, 1985, S. 18; siehe hierzu auch die Dissertation<br />
von Wolfgang Brauner: Das pràreflexive Cogito, siehe:<br />
www.geistundkultur.<strong>de</strong>/praereflexive_cogito_wolfgang_brauner.pdf<br />
17 Douglas Hofstadter hat nach seinem sehr erfolgreichen<br />
Werk GÄ<strong>de</strong>l, Escher, Bach – Ein Endloses Geflochtenes<br />
Band (Stuttgart 1985) ein eigenes Buch <strong>de</strong>r ZirkularitÄt<br />
und SelbstbezÅglichkeit in <strong>de</strong>r Selbstreflexion gewidmet:<br />
Ich bin eine seltsame Schleife, (Stuttgart 2008) – so auch<br />
die Krux seiner Selbstreflexion.<br />
18 Poraj, Alexan<strong>de</strong>r: Der Begriff <strong>de</strong>r Ich-Struktur in <strong>de</strong>r<br />
Mystik Meister Eckharts und im Zen-Buddismus, S.147:<br />
www.freidok.uni-freiburg.<strong>de</strong>/volltexte/2751/pdf/dissertation_poraj.pdf<br />
19 Vgl. hierzu auch Bālavat: DAS SEIENDE NICHTS,<br />
MÅnchen 2010, Buch II, Kapitel 1.3.- 1.17.<br />
20 Montecrossa, Michel: Die Sonnenrevolution, Gauting<br />
2011, S. 51<br />
21 Vgl. Hei<strong>de</strong>gger, Martin: Was heiät Denken? Reclam,<br />
Stuttgart 1992<br />
22 Auch Bālavat spricht immer wie<strong>de</strong>r von <strong>de</strong>r hÉchsten<br />
SubjektivitÑt, „die eine, dahinterliegen<strong>de</strong> Person (...),<br />
nÄmlich jene <strong>de</strong>s zuhÑchst subjektiven SEIENDEN<br />
NICHTS.“ (a.a.O., S. 94)<br />
23 HÑl<strong>de</strong>rlin, Friedrich: Hyperion, Reklam, Stuttgart 1958,<br />
S.90<br />
24 Wilber, Ken: Eros Kosmos Logos, Frankfurt a.M., 1996,<br />
S. 284<br />
22
25 Da bestimmte Sanskrit-Begriff zum Teil auch sehr<br />
unterschiedlich verwen<strong>de</strong>t wer<strong>de</strong>n, beziehe ich mich in <strong>de</strong>r<br />
Begriffsverwendung vor allem auf die Werke von Sri<br />
Aurobindo. Vgl. hierzu auch das Verzeichnis <strong>de</strong>r Sanskrit-<br />
AusdrÖcke im Werk Sri Aurobindos, Hin<strong>de</strong>r + Deelmann,<br />
Gla<strong>de</strong>nbach 1989<br />
26 „Betr. die ‚Ichfreiheit’ mit welchem Worte das Befreitsein<br />
von Ichlosigkeit und vom bloÜ Ichhaftem zum Ausdruck<br />
gebracht wer<strong>de</strong>n soll (...)“ Jean Gebser: Ursprung und<br />
Gegenwart, Kommentarband, MÅnchen 1973, S. 54<br />
27 Sri Aurobindo: Zyklus <strong>de</strong>r menschlichen Entwicklung,<br />
Mirapuri-Verlag, Gauting 1992, S. 45<br />
28 Sri Aurobindo, a.a.O., S. 47<br />
29 Ich weiche hier von <strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen äbersetzung <strong>de</strong>s<br />
Mirapuri-Verlags ab, <strong>de</strong>r „ego“ mit „Ich“ Åbersetzt hat. Das<br />
Originalzitat heiàt: „The ego is not the self“ in:<br />
Sri Aurobindo: The Human Cycle, S.46; Download at:<br />
www.sriaurobindoashram.org/ashram/sriauro/downloadpdf.php?id=38<br />
30 Sri Aurobindo, a.a.O., S. 49<br />
31 Auch hier Çbersetze ich das englische Wort „ego“ nicht<br />
mit „Ich“ (wie in <strong>de</strong>r ãbersetzung <strong>de</strong>s Mirapuri-Verlags)<br />
son<strong>de</strong>rn mit „Ego“, zumal Sri Aurobindo im weiteren<br />
Verlauf <strong>de</strong>s Satzes explizit vom „wirklichen ‚ICH’“ („real ‚I’“<br />
in: The Human Cycle, a.a.O., S. 47) spricht und somit<br />
auch ICH (bzw. Selbst) und Ego differenziert.<br />
32 Sri Aurobindo, a.a.O., S. 51<br />
33 Daniel Kolak (http://en.wikipedia.org/wiki/Daniel_Kolak)<br />
sieht in seinem bewusstseinsrevolutionÄren Werk I AM<br />
YOU (Springer 2004) im transzen<strong>de</strong>ntalen Subjekt die<br />
metaphysische BegrÅndung fÅr eine heutige globale Ethik.<br />
Vgl. z.B. a.a.O. å 11.5. „What it is like to be the<br />
Transzen<strong>de</strong>ntal Subject?” (S. 531 ff.)<br />
34 Frank, a.a.O. S. 13<br />
35 Vgl. hierzu auch die Schlussmeditation dieses Buches.<br />
23
36 Der griechische Terminus hen kai pan (<strong>Eine</strong>s und Alles),<br />
die Alleinheit ist die Zentrali<strong>de</strong>e <strong>de</strong>s Pan(en)theismus und<br />
wur<strong>de</strong> auch im Deutschen I<strong>de</strong>alismus (HÑl<strong>de</strong>rlin, Hegel,<br />
Schelling) wie<strong>de</strong>r aufgegriffen.<br />
37 Im Kontext <strong>de</strong>s griechischen „EGO KAI PAN“ ist mit<br />
<strong>de</strong>m Ego-Begriff hier explizit nicht das einge<strong>de</strong>utschte<br />
Wort „Ego“ gemeint, das wir als das kleine Welt-Ich<br />
<strong>de</strong>finiert haben, son<strong>de</strong>rn das Reine ICH. äberhaupt muss<br />
sich die begriffliche Differenzierung, wie sie in diesem<br />
Buch vorgeschlagen wird, noch weiter im konkreten<br />
Sprachgebrauch durchsetzen. Bis dahin wird aber z.B. <strong>de</strong>r<br />
Husserlsche Begriff <strong>de</strong>r Egologie auch noch synonym mit<br />
<strong>de</strong>m Begriff <strong>de</strong>r <strong>Ichologie</strong> verwen<strong>de</strong>t. Die Be<strong>de</strong>utung <strong>de</strong>r<br />
jeweiligen Begriffsverwendung erschlieàt sich in diesem<br />
Buch jedoch relativ klar im jeweiligen Sinn-Kontext <strong>de</strong>s<br />
ganzen Satzzusammenhangs.<br />
Auszug aus <strong>de</strong>m Buch ICHOLOGIE – Band 1:<br />
Grundlagen, MÄnchen 2012, ISBN: 978-3-924404-95-6<br />
Ç Verlag@<strong>AndreasMascha</strong>.<strong>de</strong><br />
24