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Das Stadtmagazin 8

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22 Feuerwehr<br />

„Kommt und guckt zu –<br />

ihr werdet bleiben!“<br />

Es gab zwei Traumata in meiner Kinderzeit,<br />

das eine bestand darin, dass ich zu<br />

jung war, um Feuerwehrmann zu werden.<br />

Damals war ich neun Jahre alt. Hätte<br />

man Kinder damals schon zum Psychologen<br />

geschickt, ich wäre deshalb dort gelandet.<br />

Heute würde man mir sagen: „Warte man<br />

noch ein Jährchen, dann gehst du in die Jugendfeuerwehr!“<br />

Und nicht einmal die Tatsache,<br />

dass ich nie ein Mann sein werde, hätte<br />

dem im Weg stehen können – wie gut, dass<br />

sich die Zeiten geändert haben, wie großartig,<br />

dass es die Jugendfeuerwehr Cloppenburg<br />

gibt! Denn die sind das, was man sich<br />

vorstellt, wenn man als Kind was Besonderes<br />

sein will.<br />

Ansgar Ostendorf-Witte<br />

Torsten Kern<br />

<strong>Das</strong> vermitteln nicht etwa die Kids selber,<br />

sondern die noch amtierenden Stadtjugendfeuerwehrwarte<br />

Ansgar Ostendorf-Witte (51)<br />

und Torsten Kern (39). Und zwar so eindrücklich,<br />

dass man bald dahinter kommt, was dieses<br />

Selbstbewusstsein ausmacht: Die Arbeit<br />

mit den derzeit 24 Kindern und Jugendlichen<br />

der Jugendfeuerwehr, zwei Mädchen inklusive.<br />

Seit dem 21. September 1969 existiert<br />

diese Abteilung der Freiwilligen Feuerwehr<br />

Cloppenburg, Ansgar war ihr 1982 beigetreten<br />

und Torsten sieben Jahre später. Weil<br />

der eine dann doch nicht Fußballer werden<br />

wollte und der andere von einem Kumpel<br />

mitgenommen worden war. Die Lust dabei<br />

zu bleiben etablierte sich bei beiden und<br />

so war es nur konsequent, dass sie diverse<br />

Ausbildungen innerhalb der Feuerwehr absolvierten<br />

und nicht zuletzt auch die zum<br />

Gruppenführer. Was sie dazu befähigt, die ihnen<br />

Anvertrauten aus der Jugendfeuerwehr<br />

auszubilden.<br />

An dieser Stelle schließt sich ein Kreis, denn<br />

so viel Spaß es offensichtlich bringt, in der<br />

hiesigen Jugendfeuerwehr zu sein – es ist<br />

da viel von urkomischen Begebenheiten im<br />

alljährlichen Pfingstlager die Rede oder von<br />

Treffen bei der Partner-Jugendfeuerwehr in<br />

Tollwitz und auch andernorts scheinen die<br />

Kiddies sich prächtig und ausgiebig amüsieren<br />

zu können – doch in der Feuerwehr sein,<br />

bedeutet an erster Stelle Verantwortung zu<br />

tragen. <strong>Das</strong>, und daran lassen Ansgar Ostendorf-Witte<br />

und Torsten Kern keinen Zweifels,<br />

das ist die Bestimmung auch der Jugendfeuerwehr,<br />

nicht zuletzt weil aus ihr auch ein<br />

112<br />

Gutteil der dann über 18-jährigen Freiwilligen<br />

Feuerwehr Cloppenburg oder andernorts<br />

erwächst.<br />

„Verantwortung.“ Schon im letzten Beitrag<br />

über unsere Feuerwehr war dies ein Begriff,<br />

der oft und selbstverständlich benannt wurde.<br />

Wie auch hier, wo das Bekenntnis erneut<br />

ohne Pathos, aber im vollen Bewusstsein<br />

formuliert wird. „Verantwortung sich selbst<br />

und der Gesellschaft gegenüber.“ Die beiden<br />

Männer sagen das nicht leichthin, denn<br />

sie wissen um den Status dieses Grundgedankens,<br />

und so nehmen sie die Ausbildung<br />

ihrer Schützlinge auch nicht als etwas, das<br />

ihnen ausschließlich Spaß macht oder etwa<br />

ihre Position stärkt. Nein, denn da auch sie<br />

diese Wertigkeit praktizieren im Zusammensein<br />

mit den Kindern und Jugendlichen für<br />

deren Ausbildung, können sie die Überzeugung<br />

dazu mühelos weitergeben.<br />

„Na ja, mühelos ist das nicht immer,“ betonen<br />

Ansgar Ostendorf-Witte und Torsten<br />

Kern. Gerade heutzutage, wo so mancher junge<br />

Mensch keinen oder nur noch wenig Halt<br />

in seinem direkten sozialen Umfeld findet<br />

und mit den daraus erwachsenen Defiziten<br />

den Ansprüchen der Gesellschaft aus purem<br />

Selbstschutz lieber als Krawallmacher begegnet<br />

– „solche Kinder muss man dann eben so<br />

nehmen wie sie sind, als Kinder! Denen man<br />

alles von vorne beibringt. Aber diesmal so,<br />

dass das Erlernte und die Erfahrungen für<br />

immer prägen.“ Ansgar und Torsten lächeln,<br />

denn in ihren langen Jahren in dem Job, der<br />

immerhin ehrenamtlich ist! – haben sie so gut<br />

wie alles an Menschlichem erlebt, haben circa<br />

250 Jugendliche ausgebildet, wovon 27 Männer<br />

und eine Frau noch jetzt in der Freiwilligen<br />

Feuerwehr Cloppenburg aktiv sind.<br />

Darauf sind sie stolz, und das zu Recht,<br />

ebenso wie auf die Tatsache, dass sie in ihren<br />

Zeiten als Stadtjugendfeuerwehrwarte von<br />

Cloppenburg ihre fünf angemeldeten Gruppen<br />

durch die anspruchsvollen Ausbildungen<br />

zur Leistungsspange gebracht haben.<br />

Fünf Gruppen mit je neun Beteiligten aus der<br />

Cloppenburger Jugendfeuerwehr im nationalen<br />

Vergleich, das macht so leicht keine andere<br />

nach! Denn um diese Herausforderung<br />

erfolgreich zu beenden, dazu gehört Biss und<br />

Wissen! Vermittelt von den beiden Jugendwarten<br />

im Sport bei 1500 Meter Staffellauf<br />

und Kugelstoßen oder eine große Anzahl von<br />

Feuerwehrschläuchen zusammen kuppeln<br />

mit einem simulierten Löschangriff zum Ende<br />

hin. Schnell müssen die neun Jungfeuerwehrleute<br />

da sein und blitzgescheit bei Fragen zu<br />

Allgemeinwissen und zu Wissen rund um das<br />

„Wehren von Feuer und Katastrophen.“<br />

Generell zum Vorteil der Mitmenschen,<br />

bei den Kämpfen um die Leistungsspange<br />

für die Gruppe. „Die nur so stark ist wie das<br />

schwächste Glied,“ Ostendorf-Witte und Kern<br />

müssen die Schlussfolgerung daraus nicht<br />

betonen, denn es ist klar, dass „ihre Kinder“<br />

alle für die Schwächeren einstehen. „<strong>Das</strong> ist<br />

normal.“ Es wird auch keiner nach Hause geschickt,<br />

weil er was nicht kann. „Irgendwann<br />

können er oder sie es,“ sagt Ostendorf-Witte,<br />

„und wenn wir es 75 Mal vormachen.“ Auch<br />

mussten weder er noch sein Kollegen jemals<br />

mit Eltern reden, um im Verhalten des Kindes<br />

etwas zu verändern. „<strong>Das</strong> erledigt sich durch<br />

uns und durch die ganze Gruppe von selbst.“<br />

Torsten Kern ergänzt: „Wer kommt und guckt,<br />

der bleibt auch. Weil er das Bleiben lernt, das<br />

sich anpassen, als Teil einer funktionierenden<br />

Gesellschaft. Wo es Spaß macht zu sein und<br />

wo man erfährt, dass jeder darin etwas Besonderes<br />

ist.“ Weil man den Biss hat, sich den

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