DIE WIRTSCHAFT
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30 LEBEN &WISSEN<br />
Betonfiguren erobern Telgte<br />
Christel Lechners „Alltagsmenschen“ sind der Renner.<br />
Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Juli in der Emsstadt zu sehen.<br />
Die Alltagsmenschen begeistern derzeit Telgte. Vor allem diese Throngesellschaft auf dem Marktplatz ist bei den Fotografen der Star. Diese Aufnahme entstand in einer speziellen HDR-Technik.<br />
Foto: Jürgen Hangschlitt<br />
Die Alltagsmenschen haben Telgte<br />
im Sturmerobert und sorgen für jede<br />
Menge gute Laune: Die Wittener<br />
Künstlerin Christel Lechner stellt in<br />
der Emsstadt 50 ihrer pummeligen<br />
Betonfiguren aus, die die Innenstadt<br />
zu einem großen Freiluft-Museum<br />
machen. Noch bis<br />
zum 26. Juli sind die<br />
Kunstwerke zwischen<br />
Bahnhof und Marktplatz,<br />
Fußgängerzone und<br />
Emspark zu<br />
sehen.<br />
Ob im Badeanzug oder im Arbeitskittel: Die Alltagsmenschen machen<br />
immer eine gute Figur.<br />
Foto: Jürgen Peperhowe<br />
Die pummeligen Betonfiguren<br />
hängen körbeweise<br />
Kochwäsche auf, genießen,<br />
im Blumenbeet sitzend,<br />
das guteWetter oder<br />
ringen gut gelaunt bei dem Spiel „Reise<br />
nach Jerusalem“ nach dem noch verbliebenen<br />
Stuhl: Die Skulpturen<br />
der Künstlerin Christel Lechnersind<br />
der Renner.Tausendfach<br />
klickten in den ersten<br />
vier Wochen seit der Eröffnung<br />
Fotoapparate.<br />
36 000 Flyer wurden bereits<br />
verteilt. Insofern geht die Stadt<br />
bislang auch von mindestens<br />
ähnlich vielen Besuchern aus.<br />
„Die Figuren machen ganz<br />
Telgte verrückt“, sagt Simone<br />
Thieringer, Leiterin von<br />
„Tourismus + Kultur“ und<br />
strahlt dabei unübersehbar. Das<br />
Feedback sowohl der Einheimischen<br />
als auch der Auswärtigen sei<br />
unglaublich. Nahezu täglich kämen<br />
Gedichte, kleine Filme oder Fotos in<br />
der Stadtverwaltung an, fast immer<br />
verbunden mit einem begeisterten<br />
Schreiben.<br />
„Ich möchte die Leute dort<br />
abholen, wo sie ihren Alltag<br />
verbringen.“<br />
Christel Lechner<br />
Das ist ganz im Sinne der Künstlerin.<br />
Christel Lechner geht mit ihren Alltagsmenschen<br />
gezielt zu den Menschen in die<br />
Städte. „Ich möchte die Leute dort abholen,<br />
wo sie ihren Alltag verbringen“, sagt<br />
die Künstlerin. Um ihre Betonfiguren zu<br />
sehen und sich daran zu erfreuen, müsse<br />
niemand ins Museum gehen. Eine weitere<br />
Besonderheit ist die Interaktion, zu der<br />
„Die Figuren machen ganz Telgte<br />
verrückt.“<br />
Simone Thieringer,<br />
Leiterin von „Tourismus +Kultur“<br />
die Figuren trotz ihrer Unbeweglichkeit<br />
geradezu einladen. Ein Beispiel ist die<br />
Schützengesellschaft auf dem Telgter<br />
Marktplatz. Wiefür ein Thronfotohaben<br />
sich die Alltagsmenschen bereits positioniert,<br />
und der noch verbleibendeStuhl in<br />
der ersten Reihe wird nur zu gerne von<br />
Passanten benutzt, die damit Teil des Projektes<br />
werden.<br />
Telgte ist nach Angaben von Christel<br />
Lechner der ersteOrt, an dem sie bereits<br />
zum zweiten Mal mit einer Ausstellung in<br />
dieser Größenordnung vertreten ist. „Ich<br />
mag die Stadt“, sagt die Künstlerin. Sie<br />
selbst bezeichnete ihre Figuren als Sympathieträger.Ein<br />
echter Renner sind auch<br />
die Führungen, die „Tourismus+Kultur“<br />
anbietet. Bereits 70 wurden in den ersten<br />
vier Wochen gebucht. Bei einem rund<br />
eineinhalbstündigen Rundgang durch<br />
die Altstadt erfahren die Interessierten<br />
nicht nur viel über die Ausstellung, ihre<br />
Entstehung und die Künstlerin, sondern<br />
auch über die Emsstadt.<br />
Schon 2009 waren Betonfiguren von<br />
Christel Lechner in Telgte zusehen. Die<br />
Resonanz warbereits seinerzeit überwältigend.<br />
„Insofern haben sich die Telgter<br />
geradezu darauf gefreut, die Alltagsmenschen<br />
wieder in ihrer Mitte zuhaben“,<br />
sagt Bürgermeister Wolfgang Pieper. Finanziert<br />
wird die Schau ausschließlich<br />
über Sponsoren. Ein großer Teil davon<br />
kommt aus den Reihen der örtlichen<br />
Kaufmannschaft.<br />
Auch nach dem Ende der Ausstellung, die<br />
noch bis zum 26. Juli zu sehen ist, wird<br />
etwas davon in Telgte bleiben. „Heinrich“,<br />
eine pummelige Betonfigur eines<br />
typischen Münsterländers, hat Christel<br />
Lechner der Stadt bereits geschenkt. Er<br />
wird „Paul“ Gesellschaft leisten. Der<br />
Schwimmreifenmann lässt es sich bereits<br />
seit 2009 in der Ems in der Nähe des<br />
Christoph-Bernsmeyer-Hauses gut gehen<br />
und ist ebenfalls ein begehrtes Fotomotiv<br />
für die Tausenden Touristen und Wallfahrer,<br />
die jährlich nach Telgte kommen.<br />
Andreas Große Hüttmann<br />
Heinrich, der typische Münsterländer, wird nach dem Ende der<br />
Ausstellung in Telgte bleiben.<br />
Foto: Andreas Große Hüttmann