strassenfeger
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strassen|feger<br />
www.<strong>strassenfeger</strong>.org<br />
1,50 Euro, davon 90 Cent für den Verkäufer<br />
Ausgabe 21 Oktober 2011<br />
Soziale Straßenzeitung<br />
Mit Hartz-IV-Ratgeber!<br />
MODESPEZIALAUSGABE<br />
DETLEF 8 LEDERJACKEN 8 GESCHICHTEN 1 MANN KLEIDERSTUBE<br />
PANKOW STRASSENPORTRÄTS ROGER EBERHARD IN GOOD LIGHT
2 Mitglied im<br />
Partner im<br />
2<br />
3 3<br />
EDITO<br />
strassen|feger<br />
21/2011<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
Anett Steinbrecher ist ein Glücksfall für den <strong>strassenfeger</strong>. Warum? Ganz<br />
einfach: Wir wollten eigentlich schon lange mal eine Ausgabe mit dem<br />
Titelthema „MODE“ machen, haben es aber immer ein wenig vor uns<br />
hergeschoben. Uns war klar, wenn wir eine MODE-Ausgabe machen,<br />
dann muss sie auch richtig gut werden. Einfach so ein paar Topmodels<br />
in irgendwelchen Modemarken zu präsentieren oder die berühmten<br />
Modedesigner zum tausendsten Mal zu präsentieren, das war nicht<br />
unser Anspruch. Es sollt schon etwas sein, was auch mit uns, unserem<br />
Verein mob – obachlose machen mobil e.V., mit den Verkäufern des<br />
<strong>strassenfeger</strong> zu tun haben. Anders eben als die Modemagazine der<br />
etablierten Zeitschriften. Na ja und dann kam da plötzlich diese Mail, in<br />
der es hiess: „Ich heiße Anett, studiere an der Modeschule AMD in Berlin<br />
und würde gerne meine Abschlussarbeit mit Euch als Modeausgabe<br />
des <strong>strassenfeger</strong> produzieren.“ Da haben wir nicht lange gezögert<br />
und schnell Nägel mit Köpfen gemacht. Anett stellte ihr Konzept in der<br />
Redaktionssitzung vor und verteidigte es auch gegen viele Zweifler. Jetzt<br />
ist die Ausgabe fertig und wir finden sie sehr gelungen. Danke, Anett!<br />
Und viel Erfolg auf Deinem Weg als Modejournalistin!<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />
Andreas Düllick<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
wie jeder Student des 6. Semesters der Akademie Mode und Design<br />
(AMD) stand ich vor der Aufgabe, eine Abschlussarbeit in Form eines<br />
Booklets abzugeben. Überthema: „Mode als Kulturphänomen“. Für<br />
gewöhnlich sucht man sich ein Thema, überlegt sich dazu fünf Texte<br />
und ein, zwei Fotostrecken, druckt und bindet das Ganze, um es dann<br />
an einem festgelegten Tag in der Uni abzugeben. Die Dozenten der<br />
Hauptfächer schauen sich das an und vergeben Noten in Modejournalismus,<br />
Journalismus, Visuelle Kommunikation und Marketing. Schön und<br />
gut, nur fragte ich mich, ob man diese ganze Energie, die schlaflosen<br />
Nächte nicht in etwas Sinnvolleres stecken könnte. Etwas wie - exakt, die<br />
vorliegende Ausgabe: eine Modeausgabe für eine Obdachlosenzeitung.<br />
Die Herausgeber des <strong>strassenfeger</strong> stimmten schnell zu. Doch nun galt<br />
es, auch die ständigen, ehrenamtlichen Autoren von meinem Projekt<br />
zu überzeugen. So richtig toll fanden diese Idee anfangs nur wenige.<br />
Ich erinnere mich an die erste Redaktionssitzung, als wäre sie gestern<br />
gewesen. Da saßen sie, die Autoren des <strong>strassenfeger</strong>: Viele deutlich<br />
älter als ich, stark bezweifelnd, dass dieses junge Ding so eine Ausgabe<br />
stemmen kann. Ich erzählte, wer ich bin, was ich mache - und da kamen<br />
sie auch schon, die ersten Reaktionen: Es wurde gestöhnt und mit den<br />
Augen gerollt. Das eine oder andere Lächeln und zustimmendes Nicken<br />
gab es allerdings auch. So ging ich mit gemischten Gefühlen, aber auch<br />
immer bestärkt von der Redaktionsleitung, in die Produktion.<br />
Nun halten Sie das Ergebnis in den Händen. Entstanden sind die<br />
Seiten in enger Zusammenarbeit mit der Redaktion. Ziel war es, der<br />
Grundphilosophie des <strong>strassenfeger</strong> treu zu bleiben und mit dem zu<br />
arbeiten, was vorhanden war: den Autoren, dem Layoutgerüst, den<br />
Prinzipien des Vereins.<br />
Meine persönliche Lieblingsgeschichte ist die von Detlef. Zu jeder<br />
seiner acht Lederjacken verfasste er die damit verbundene Erinnerung<br />
und betitelte diese als „Kennlernjacke“ oder als „Musikjacke“. Es sind<br />
Geschichten aus seinem Leben, die bewegen. Detlefs Seiten bringen<br />
meine Intention für dieses Heft auf den Punkt: Mode von einem ganz<br />
anderen Blickwinkel zu beleuchten. Denn Mode ist mehr als das oberflächliche<br />
Getue, als das sie oft und gerne abgetan wird. Mode ist ein<br />
Kulturphänomen!<br />
ICH BEDANKE MICH BEI ALLEN, DIE MIR GEHOLFEN HABEN!<br />
Viel Spaß beim Lesen wünscht<br />
Anett Steinbrecher<br />
strassen|feger<br />
Die soziale Straßenzeitung <strong>strassenfeger</strong> wird<br />
vom Verein mob – obdachlose machen mobil e.V.<br />
herausgegeben. Das Grundprinzip des <strong>strassenfeger</strong> ist:<br />
Wir bieten Hilfe zur Selbsthilfe! Der <strong>strassenfeger</strong> wird<br />
produziert von einem Team ehrenamtlicher Autoren, die<br />
aus allen sozialen Schichten kommen. Der Verkauf des<br />
<strong>strassenfeger</strong> bietet obdachlosen, wohnungslosen und<br />
armen Menschen die Möglichkeit zur selbstbestimmten<br />
Arbeit. Sie können selbst entscheiden, wo und wann<br />
sie den <strong>strassenfeger</strong> anbieten. Die Verkäufer erhalten<br />
einen Verkäuferausweis, der auf Verlangen vorzuzeigen<br />
ist. Der Verein mob e.V. finanziert durch den Verkauf des<br />
<strong>strassenfeger</strong> soziale Projekte wie die Notübernachtung<br />
und den sozialen Treffpunkt „Kaffee Bankrott“ in der<br />
Prenzlauer Allee 87.<br />
Der Verein erhält keine staatliche Unterstützung.<br />
Spenden für die Aktion „Ein Dach über dem Kopf“<br />
bitte an:<br />
mob e.V., Bank für Sozialwirtschaft,<br />
BLZ: 100 205 00, Kto.: 32838 01<br />
Titel<br />
DETLEF – 8 Jacken, 8 Geschichten, 1 Mann. 3-7<br />
ROGER EBERHARD – Interview zu IN GOOD LIGHT 8-13<br />
KLEIDERSTUBE PANKOW – Fotostrecke 14-21<br />
STRAßENPORTRAITS 26-28<br />
art <strong>strassenfeger</strong><br />
ANITA – Über ihre Bachelor Arbeit in Modedesign 22/23<br />
zum Thema Identität<br />
<strong>strassenfeger</strong>-radio<br />
iC BERLIN-CHEF RALPH ANDERL im Interview 24-25<br />
Hartz-IV-Ratgeber<br />
EIN-EURO-JOBS UND DAS URTEIL DES BSG 29<br />
Mittendrin<br />
VON KPTN GRAUBÄR 30<br />
Vorletzte Seite<br />
LESERBRIEFE, IMPRESSUM, VORSCHAU 31<br />
Detlef Flister über seine Lebederjacken und<br />
die damit verbundenen Erinnerungen<br />
8 Jacken,<br />
8 Geschichten,<br />
1 Mann.<br />
Fotos Harry Weber<br />
DIE KENNLERNJACKE<br />
Titel DETLEF<br />
Es begann im März 1995. Mein bester Kumpel<br />
Klaus Marx fragte mich, ob ich am Nachmittag<br />
zu ihm in den Garten kommen wolle.<br />
Marita, seine Ex-Freundin würde auch dabei<br />
sein. Ich kannte sie, war aber nie sonderlich<br />
beeindruckt von ihr. An jenem Nachmittag war<br />
sie erstaunlich gut aufgelegt, wir lachten und<br />
scherzten die ganze Zeit. Dann fragte sie mich,<br />
ob ich nicht noch zu ihr mitkommen und was<br />
trinken wolle. Der Abend wurde der Auftakt<br />
zu den glücklichsten Jahren meines Lebens.<br />
Unsere Liebe war gegenseitig, ehrlich und<br />
innig. Sie hielt acht Jahre lang. Bis zu ihrem<br />
Tod an Hirnschlag im Jahre 2003.<br />
Nie wieder hat mich eine Frau ohne viele Worte<br />
so verstanden wie sie, und nie wieder habe<br />
ich eine Frau mit derartiger Hingabe lieben<br />
können.<br />
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„Meine Mode soll zu<br />
meinem Lebensgefühl<br />
passen & meinen Typ<br />
unterstreichen. Aus<br />
Trends oder Marken<br />
mach ich mir nichts.“<br />
Detlef Flister<br />
WAS IST MODE ?<br />
MODE, WIE ICH SIE SEHE<br />
VON DETLEF FLISTER<br />
Die meisten verbinden Mode mit Glamour und Reichtum. Feine Kleider oder Designeranzüge<br />
sind schon für den normalen Bürger unerschwinglich. Und für den Grundsicherungsempfänger<br />
bleiben sie einfach nur ein Traum. Ich glaube aber nicht, dass Mode nur etwas für<br />
die Reichen ist. Denn ich mache mir schon Gedanken, was ich anziehe. Ich mag Mode, wenn<br />
sie mir hilft den Menschen darzustellen, der ich wirklich bin. Ein teurer Designeranzug<br />
würde mir ja gar nicht stehen. Wie verkleidet würde ich mir vorkommen. Meine Mode<br />
sollte zu meinem Lebensgefühl passen und meinen Typ unterstreichen. Aus Trends oder<br />
Marken mach ich mir nichts. Das Wichtigste ist, dass ich mich wohl fühle. Meine Klamotten<br />
müssen schön weit sein, damit ich mich gut darin bewegen kann und meinen dicken Bauch<br />
kaschieren kann. Es ist zwar nicht so, dass er mich stört, er hat mir aber in meinem Leben<br />
schon viel Spott eingebracht. Am liebsten trage ich eine hüftlange Lederjacke, ein buntes<br />
Hawaiihemd und Jeans. Dazu Schuhe ohne Schnürband. Seitdem mir Elke, eine ehemalige<br />
Heimmitbewohnerin, vier Basecaps geschenkt hat, trage ich meistens eines. Der Hell-Dunkel<br />
Kontrast ist mir wichtig. Zu einer dunklen Lederjacke trage ich also ein helles Basecap und<br />
ein buntes Hawaiihemd. Zu einer hellen Jacke ein dunkles Basecap. Einige Sachen trage<br />
ich in der Kombination auch durchgängig hell oder dunkel. Meine hellbraune Lederjacke<br />
zusammen mit einer beigen Hose und ein helles Oberteil. Oder mein schwarzes Ledersakko,<br />
ein dunkles Oberteil und dazu meine schwarze Lammlederhose. Ich wähle je nach Feeling<br />
und versuche mein augenblickliches Gefühl durch meine Klamotten auszudrücken. Aus<br />
finanziellen Gründen sind dem ganzen leider Grenzen gesetzt. Ich glaube aber, dass die<br />
Klamotten, die ich trage meinem Typ und mein Lebensgefühl ausdrücken.<br />
Die Jacke, die ich auf diesem Bild trage, hat keine tiefere Geschichte – das Leder ist schön<br />
leicht, im Sommer kann ich sie überwerfen, ohne dass es zu warm wird. Meine restlichen<br />
Lederjacken sind eben zu dick für den Sommer.<br />
DIE AUFBRUCHSJACKE<br />
Leider bin ich schon seit 2000 auf dem absteigenden Ast gewesen.<br />
Ich trank immer mehr bis ich zum Alkoholiker wurde. Dies führte auch zu<br />
körperlichen und geistigen Behinderungen.<br />
Die Ärzte diagnostizierten etwa eine Störung des Arbeitsplanungsgedächtnisses<br />
und chronisch entzündete Füße, die ich durch mangelnde<br />
Körperhygiene bekam. Als ich nicht mehr laufen konnte, kam ich – auf<br />
dem Höhepunkt meines Abstiegs und meiner Verwahrlosung – für drei<br />
Wochen ins Krankenhaus Spandau.<br />
Danach ging ich für vier Monate nach Motzen um einen Neuanfang zu<br />
machen. Am Tag des Neuaufbruchs trug ich jene Jacke.<br />
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DIE MUSIKJACKE<br />
Diese Lederjacke hat mir Glück gebracht. Im September 2001 nahm ich<br />
zum ersten Mal an einem Karaokewettbewerb im Kastanienwäldchen<br />
teil. Ich sang „Unchain My Heart“ von Joe Cocker und „Vergangen,<br />
Vergessen, Vorüber“ von Freddy Quinn und kam auf Platz 6 von 18<br />
Finalisten. Ich fühlte mich wie der Star des Kastanienwäldchens und<br />
der Karaokeszene. Obwohl ich damals noch regelmäßig arbeitete,<br />
ging ich pro Woche vier, fünf Mal zur Karaoke. Dort lernte ich auch<br />
den Künstler Benyu Bendero kennen, der mich immer mal wieder<br />
als Moderator für Karaokeveranstaltungen engagierte. Das brachte<br />
mir einen guten Nebenverdienst ein, und ich konnte meinem neuen<br />
Hobby ganz nah sein.<br />
DIE FREIHEITSTRAUMJACKE<br />
Im Jahr 2004 hatte ich den Wahn einen Motorradführerschein zu<br />
machen. Mit 200 km/h über die Autobahn sausen und sich den Wind<br />
um die Nase wehen lassen – das müsste einfach ein tolles Gefühl sein.<br />
Der Inbegriff von Freiheit! Mein Kumpel Gerhard hatte eine Honda,<br />
die er für nur 2.000 Euro an mich verkaufen wollte, wenn ich meinen<br />
Motorradführerschein machen und bestehen würde. Die passende<br />
Jacke hatte ich bei EBAY schon bestellt. Zum Führerschein kam es aber<br />
aufgrund meiner Sucht bis heute nicht.<br />
DIE MODERATORENJACKE<br />
Diese Jacke trug ich 2005, während ich im Offenen Kanal Berlin meine<br />
eigene Hörfunksendung „Play Me The Blues“ moderierte. Es war die<br />
Ausgabe mit dem Bluesgitarristen Jan Hirte, worauf ich sehr stolz war.<br />
Die Live-Sendung stand um 15.00 Uhr auf dem Programm. Ich war aber<br />
auf 16.00 Uhr eingestellt und erschien 15.45 Uhr. Nachdem ich merkte<br />
welcher Irrtum mir passiert war, ging ich davon aus, dass die Sendung<br />
geplatzt war. Aber mein Freund Jan verhandelte unnachgiebig mit<br />
dem Medienassistenten. Resultat: Da das Studio um 17.00 Uhr frei war,<br />
durften wir eine Aufzeichnung machen, welche für einen späteren<br />
Sendetermin ausgestrahlt wurde.<br />
DIE ABSTURZJACKE<br />
Damals – etwa 2005 – war ich bereits aktiver Alkoholiker und hatte<br />
in dieser Jacke einen fürchterlichen Absturz. Ich schlenderte in<br />
Kreuzberg umher und musste die ganze Zeit an meine Kindheit denken.<br />
Diese Gedanken quälten mich und irgendwann konnte ich sie nicht<br />
mehr aushalten. Um 18.00 Uhr rum habe ich im Yorkschlösschen<br />
angefangen: Immer ein Bier und ein Schnaps! Ich tingelte die ganze<br />
Nacht durch mehrere Kneipen in Kreuzberg und Tempelhof. Am<br />
nächsten Morgen wachte ich, ohne mich an den Vorabend zu erinnern,<br />
in der Ausnüchterungszelle in einem Polizeirevier in Kreuzberg auf.<br />
Man sagte man habe mich besoffen und auf den Boden schlafend vor<br />
dem S-Bahnhof Tempelhof aufgegriffen.<br />
DIE UNFALLJACKE<br />
Es geschah im Jahr 2002. Ich hatte mich vormittags mit meiner<br />
Freundin Marita getroffen. Die Zeit mit ihr war wie immer wunderschön<br />
und von phänomenaler Empathie geprägt. Wir verstanden uns<br />
auch ohne viele Worte. Gern wäre ich länger geblieben. Doch eine<br />
Produktionsbesprechung im Offenen Kanal zwang mich zu gehen. Im<br />
U-Bahnhof Parascelsus-Bad passierte es dann: Ich rutschte aus und<br />
fiel von der Rolltreppe nach unten. Ich konnte nicht mehr aufstehen<br />
und weinte vor Schmerzen. Aber keiner half mir. Nach einigen Minuten<br />
rappelte ich mich wieder auf. Rund vier Wochen humpelte ich mit einer<br />
schweren Knie- und Fußprellung durch Berlin. Trotz dieses Handicaps<br />
verpasste ich in dieser Zeit keinen einzigen Termin - darauf bin ich im<br />
Nachhinein besonders stolz.<br />
DIE SCHÖNHEITSJACKE<br />
Diese Jacke nenne ich so, weil in ihr mein schönstes Foto entstand.<br />
Am 20. August 2010 zog ich in die Wohngemeinschaft der Bürgerhilfe<br />
und brauchte neue Passfotos, u.a. für meinen Berlinpass. Ich ging zu<br />
einem Fotografen in der Nähe der Marksburgstraße. Der machte ein<br />
herrliches Foto von mir, lobte mich als sehr fotogen und meinte, dass<br />
ich als Modell taugen würde. Ich wirke auf diesem Foto tatsächlich sehr<br />
hübsch. Es ist das schönste, das jemals von mir gemacht wurde.<br />
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Titel ROGER EBERHARD<br />
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IN GOOD LIGHT<br />
ROGER EBERHARD<br />
„Aus dem Wegschauen resultierte die Idee<br />
des genauen Hinschauens.“<br />
Der Fotograf Roger Eberhard porträtiert in seinem Bildband „In Good Light“ Menschen,<br />
die obdachlos sind. Es sind besondere, oft eigensinnige Persönlichkeiten. Und auch,<br />
wenn das Leben auf der Straße Spuren in ihren Gesichtern hinterlassen hat – ihre<br />
Würde haben sie sich bewahrt<br />
Interview Anett Steinbrecher<br />
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Roger, „In Good Light“ entstand während Deines Studiums in<br />
Kalifornien – wie kamst du auf die Idee?<br />
Genau. In Santa Barbara im Sommer 2007, zwischen Mai und Juli. Wir<br />
nehmen diese Menschen auf der Straße wahr, wir kategorisieren sie.<br />
Und trotzdem leben wir sehr unberührt von ihnen. Unser tägliches<br />
Leben wird eben nicht durch Obdachlosigkeit bestimmt.<br />
Wie bist Du an Diese Arbeit herangegangen?<br />
Die Idee entstand eineinhalb Jahre bevor ich sie umgesetzt habe.<br />
So etwas entwickelt sich nicht von heute auf morgen, sondern über<br />
Wochen und Monate. Ich habe diese Menschen jeden Tag gesehen,<br />
weil sie direkt vor meinem Studio gelebt haben. Irgendwann habe ich<br />
angefangen, sie zu beobachten, uns zu beobachten.<br />
Was hast Du gesehen?<br />
Es waren die kleinen Details: wie wir an Obdachlosen vorbeigehen<br />
und gezielt wegschauen. Nicht unbedingt, weil wir sie nicht sehen<br />
möchten oder uns das Bild missfällt. Nein, banaler, weil man gerade<br />
kein Kleingeld dabei hat oder man dem davor schon etwas gegeben<br />
hat. Und auch aus Schamgefühl. Man hat und sie eben nicht. Aus dem<br />
Wegschauen resultierte die Idee des genaueren Hinschauens.<br />
Deine Bilder sind auffallend simpel.<br />
Beabsichtigt. Es sind Portraits, auf denen man alles erkennen kann.<br />
Ich entblöße die Menschen nicht, aber sie können sich auch nicht<br />
verstecken.<br />
Weshalb hast Du sie nicht in ihrer natürlichen Umgebung, auf der<br />
Straße fotografiert?<br />
Ich habe es als Experiment gesehen: Was geschieht mit diesen Leuten,<br />
wenn ich sie vor einem neutralen Hintergrund fotografiere? Wenn ich<br />
jemanden auf der Straße sitzend, womöglich noch von oben herab<br />
fotografiere, dann wirkt er immer schwächer, als er ist.<br />
Und man nimmt vorweg, dass er oder sie obdachlos ist.<br />
Richtig. Es ging darum, sich eine eigene Meinung zu bilden: Sieht man,<br />
dass diese Menschen obdachlos sind? Oder transformieren sie sich mit<br />
ihren verwaschenen Jeans und den gelebten Lederjacken womöglich<br />
in Hollywood-Stars? Ich habe sie alle in sehr klassisches Licht gesetzt,<br />
weich und schön. Und dann traf genau das ein, worauf ich gehofft<br />
hatte: Den meisten hat man ihre Obdachlosigkeit nicht angesehen.<br />
Hast Du Lieblingsbilder?<br />
Ja, vor allem aber habe ich Lieblingsgeschichten. Die der lächelnden,<br />
älteren Frau zum Beispiel. Sie ist kurz nach der Produktion verstorben.<br />
Ihre Familie, die lange keinen Kontakt zu ihr hatte, meldete sich bei<br />
mir und fragte, ob sie meine Aufnahme für die Todesanzeige verwenden<br />
könne. Klar, dass mir dann ein solches Bild mehr bedeutet. Es hat<br />
Reg<br />
eine Geschichte, die berührt.<br />
Wie sucht man bei so vielen Bildern ein Cover aus?<br />
So etwas bespricht man mit dem Verlag. Wenn es nur nach mir gegangen<br />
wäre, dann hätte ich ein anderes, nicht ganz so offensichtliches<br />
Cover gewählt. Zum Beispiel den Jungen mit dem Hund.<br />
Wie lang hast Du für die insgesamt 30 gedruckten Portraits<br />
gebraucht?<br />
Über den Sommer hinweg. Ich konnte durchschnittlich vier Portraits an<br />
einem Tag schießen.<br />
Erzähl mir von solch einem Tag.<br />
Ich habe mich einen Tag zuvor mit einigen Obdachlosen getroffen und<br />
ihnen gesagt: „Du, morgen fotografieren wir - bist Du dabei?“ Zwei sind<br />
dann meistens gekommen, manche haben noch jemanden mitgebracht.<br />
Hast Du sie alle in Dein Atelier bestellt?<br />
Nein. Um flexibel zu sein, haben wir das Studio draußen aufgebaut.<br />
War es schwierig, auf die Obdachlosen zuzugehen?<br />
Ich mochte das eigentlich und es wurde mit der Zeit einfacher.<br />
Insgesamt habe ich bestimmt 60 Leute angesprochen. Die meisten,<br />
die nicht fotografiert werden wollten, hatten Angst ausgenutzt oder<br />
bloßgestellt zu werden.<br />
In Deinem Buch sind drei Frauen und 27 Männer abgebildet. Ist das<br />
Verhältnis wirklich so unausgeglichen?<br />
Das war nicht die Regel auf der Straße. Es waren zwar mehr Männer als<br />
Frauen, aber es hielt sich eher im Gleichgewicht.<br />
Hattest du einen Verbündeten unter den Obdachlosen, der die<br />
Leute zusammengehalten hat?<br />
Ja, den gab es tatsächlich. Reg, er ist auf dem ersten Bild im Buch.<br />
Mit ihm habe ich am Anfang, bevor ich fotografiert habe, immer<br />
gesprochen. Er leitete den Obdachlosen-Schach-Club in Santa Barbara<br />
– interessanter Mann! Er war so etwas wie das Alphatier und hat mir<br />
sehr geholfen.<br />
Wann wurde aus Deinen Bildern ein Buch?<br />
Zwischen dem Fotografieren und dem Druck vergingen vier Jahre.<br />
Also hattest Du nicht die Intention, die Bilder in einem Bildband zu<br />
veröffentlichen?<br />
Nein. So unbekannt mal eben publiziert zu werden, das wäre anmaßend<br />
gewesen. Damals gab es ja noch kein Buch von mir. Die Intention<br />
war einfach eine schöne Arbeit zu produzieren.<br />
Du hast „In Good Light“ im Alter von 23 Jahren fotografiert. Das ist<br />
sehr jung. Haben Dich Arbeiten von bekannteren Fotografen, wie<br />
„The American West“ von Avedon inspiriert?<br />
Klar. Wenn man so eine Arbeit macht, dann denkt man an Irving >><br />
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Penns „Worlds in a Small Room“, ein grandioses Buch und das<br />
Ergebnis seiner Jahre dauernden Reise. Oder an Avedon. Man weiß, wo<br />
man irgendwie anknüpft.<br />
Bernhard Schlink („Der Vorleser“) hat dein Vorwort geschrieben.<br />
Wie kam es dazu?<br />
Ich hatte ihn mal für den Diogenes Verlag fotografiert. Wir sind in<br />
Kontakt geblieben und haben uns einige Male hier in Berlin getroffen.<br />
Ich habe ihm von diesem Buch erzählt und ihm damals mein Dummy-<br />
Book gezeigt. Er mochte es und hat zugesagt.<br />
Wie war das Feedback zu Deinem Buch?<br />
Es wurde unterschiedlich wahrgenommen. Zwischenzeitlich gab es die<br />
Wirtschaftskrise, dadurch wurden die Bilder neu gelesen – was auch in<br />
Ordnung ist. Ich glaube, die Bilder werden immer wieder neu gelesen.<br />
Wurde Dir unterstellt, die Menschen ausgenutzt zu haben?<br />
Im April wurde ich nach London ins Somerset House eingeladen,<br />
um eine Rede über mein Buch zu halten. Dort wurde ich darauf<br />
angesprochen, aber diese Frage stellt sich für mich nicht. Ich habe<br />
den Obdachlosen Geld gegeben, Aufmerksamkeit und Zeit geschenkt.<br />
Ich glaube fest, dass es für alle Beteiligten eine spannende Zeit, sowie<br />
eine interessante Zusammenarbeit war.<br />
Du warst letzte Woche in Santa Barbara – hast Du einige der<br />
Obdachlosen wieder gesehen?<br />
Ja, zwei. Der eine auf dem Bild im Rollstuhl hat jetzt lange Haare. Den<br />
Akkordeonspieler habe ich auch wieder gesehen.<br />
Haben sie Dich erkannt?<br />
Nein.<br />
Was sehen wir als nächstes von Dir?<br />
Ende Oktober wird der Peperoni Verlag mein neues Buch herausbrin-<br />
gen, „Tumulus“.<br />
Erzähl kurz davon.<br />
Die Tumulus-Arbeit befasst sich mit den Ablagerungen unserer Träume<br />
und Ambitionen. Es sind Bilder von Häusern, die längst nicht mehr als<br />
solche erkennbar sind, sondern eher als Hügel wahrgenommen werden.<br />
Hügel, die vom Wald verschluckt werden und verschwinden.<br />
>><br />
Foto: Ester Vonplon<br />
Buchcover<br />
Roger Eberhard, geboren 1984 in<br />
Zürich, studierte Fotografie am<br />
Brooks Institute of Photography in<br />
Santa Barbara, CA.<br />
2008 erschien sein erstes Buch<br />
Callas (Modernbook Editions),<br />
danach veröffentlichte er Wilted<br />
Country und In Good Light (beide<br />
Verlag Scheidegger & Spiess).<br />
Eberhard lebt in Berlin und Zürich.<br />
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Titel KLEIDERSTUBE<br />
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KLEIDUNG AUS<br />
DER KLEIDERSTUBE<br />
PANKOW(IN DER KLEIDERSTUBE PANKOW)<br />
GAB BERLIN – GESELLSCHAFT FÜR ARBEITS- UND<br />
BERUFSFÖRDERUNG BERLIN MBH<br />
THULESTRAßE 48 - 64, 13189 BERLIN<br />
FOTOGRAFIERT AM 19.09.2011<br />
FOTOGRAF • Jonas Lindström<br />
HAIR.MAKE-UP • Catrin Kreyss // Perfectprops<br />
MODEL • Ani // Iconic Management<br />
PRODUKTION • Anett Steinbrecher<br />
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20 20 Sozialprojekt Möbelspenden 21 21<br />
030-479 09 93-29 oder -16<br />
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Pankower Kleiderstube Kleiderspenden<br />
030-479 09 93-28<br />
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art <strong>strassenfeger</strong> ANITA<br />
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Foto: Christoph Mack<br />
Als wir uns zum ersten Mal am 30. August in einem Café in Berlin-<br />
Mitte treffen, trägt Anita Krizanovic ihre Haare streng nach oben<br />
gekämmt und auf der Kopfspitze zu einem Knoten gebunden, eine<br />
weite Jacke im Militärlook mit aufgekrempelten Ärmeln, einen schwarzen<br />
Schal und schwarze Leggins. Zwei Wochen später besuche ich sie in ihrer<br />
Wohnung mit Blick auf den Landwehrkanal in Kreuzberg. Anita trägt eine<br />
schwarze kurzärmlige Bluse aus weich fließendem Jersey und eine getigerte<br />
Pluderhose. Ihre Haare sind seitlich gekämmt und zu einem Zopf<br />
geflochten. Eine widerspenstige Strähne liegt lässig auf ihrer Schulter.<br />
„Wir selbst wissen eigentlich gar nicht, wie wir wirklich aussehen“, sagt<br />
die zukünftige Modeschöpferin. „Wenn wir uns im Spiegel angucken,<br />
sehen wir uns seitenverkehrt, auf Fotografien ebenfalls. Es ist immer eine<br />
Verzerrung dabei. Ich glaube, der Blick in den Spiegel ist gar nicht narzisstischen<br />
Ursprungs, sondern Ausdruck dieser Unsicherheit im Alltag.<br />
Reflexion und Identität sind die beiden Fragen, die mich interessieren.“<br />
Mut und Mode<br />
Wie viele kleine Mädchen träumte Anita davon, Modedesignerin zu<br />
werden, doch es dauerte einige Zeit, bis sie sich entschlossen hat, ihren<br />
Traum zu verwirklichen. Die am 14. Januar 1981 in Frankfurt am Main<br />
Geborene machte nach ihrem Abitur eine Ausbildung zur PR-Beraterin.<br />
„Damals habe ich angefangen, mich um Sponsoring und um Styling der<br />
Künstler zu kümmern, ich habe mich mit Luxuskleidung von Max Mara,<br />
Kenzo etc. beschäftigt. Mit 19 hatte ich Kleidung in der Hand, die 10.000<br />
DM kostete!“, erinnert sie sich. Sie begann, darüber nachzudenken,<br />
„was die Kleidung mit uns macht, warum wir ein Gefühl haben, darin<br />
etwas Besonderes zu sein?“ Bevor sie diese Fragen näher erforschen<br />
konnte, studierte sie Kommunikation und Betriebswirtschaft in Köln.<br />
„Ich habe mich damals noch zu sehr von der Zustimmung der Anderen<br />
beeinflussen lassen und mich auch ein bisschen nach dem Wunsch<br />
meiner Eltern gerichtet, etwas Handfestes zu machen, und bin dann<br />
auf Umwegen zur Mode gestoßen“, erklärt sie. Sie kam vor sieben<br />
Jahren nach Berlin, arbeitete als Stylistin für Film, Fernsehen und<br />
Musikvideos, war sehr erfolgreich und verdiente viel Geld. Das war für<br />
sie eine prägende Zeit: Sie begriff, das alles, was sie bisher gemacht<br />
hatte, „mit Menschen, mit Mode, mit Ankleiden, mit Styling verbunden<br />
war.“ Sie lernte damals, was es bedeutet, erwachsen zu werden, nämlich<br />
Verantwortung für sich selbst zu tragen, sich Ängsten zu stellen und<br />
bewusst zu entscheiden. „Irgendwann wurde dieses Bauchgefühl immer<br />
stärker, das Selbstbewusstsein war gereift, und mit 28 habe ich den Mut<br />
gefasst, Modedesign zu studieren. Ich habe mich nur an einer Schule<br />
beworben, an der Akademie für Mode und Design (AMD) in Berlin – und<br />
es hat geklappt.“<br />
Foto: Urszula Usakowska-Wolff<br />
„BIN ICH DIE, DIE ICH BIN?<br />
Anita Krizanovic nähert sich ihren Kleiderentwürfen über den Text und beschäftigt sich mit denFragen zu<br />
Mode und Identität Text Urszula Usakowska-Wolff<br />
Text und Textil<br />
Nach sieben Semestern geht ihr Studium im Februar des nächsten Jahres<br />
zu Ende, und Anita hat rechtzeitig begonnen, sich darauf einzustellen.<br />
„Manche finden, dass ich wahnsinnig organisiert bin, aber ich brauche<br />
keinen Zeitdruck, um etwas zu machen. Ich fange jetzt schon an, meine<br />
Bachelorarbeit zu schreiben und meine Abschlusskollektion vorzubereiten.“,<br />
sagt sie. Als Kind hatte sie Klavier- und Ballettunterricht genommen<br />
und gelernt, diszipliniert zu sein und ihrem Leben eine feste Struktur<br />
zu geben, denn kontinuierliche Übung macht bekanntlich die Meisterin.<br />
Sie steht jeden Morgen um sieben Uhr auf, joggt und bringt danach ihre<br />
Ideen zu Papier. Das Ungewöhnliche in Anitas Vorgehensweise besteht<br />
vor allem darin, dass sie ihre Entwürfe zuerst schriftlich formuliert und<br />
danach zeichnet. Am Anfang der von ihr designten Kleider aus fließenden<br />
Textilien wie Jersey und Seide, in denen sich Frauen wohlfühlen sollen,<br />
stehen Texte. Das Schreiben gibt Anita Halt und bestärkt sie in ihrer<br />
Haltung gegenüber der Mode: Die Frauen zu kleiden und nicht zu verkleiden,<br />
ihnen auch im Alltag Sicherheit zu geben, ihr Selbstvertrauen<br />
zu steigern und ihre Identität zu unterstützen. „Kleidung ist ein Spiel mit<br />
den Reizen, bei dem man viel zeigen, aber auch viel verstecken kann“,<br />
sagt Anita. „Deshalb werde ich in meiner Abschlusskollektion mit Spitze<br />
arbeiten, denn sie zeigt die Widersprüchlichkeit der Identität, das teils<br />
Durchbrochene und teils Verdeckende in der Materie: Man sieht die erste<br />
Haut, die wir versuchen, nicht zu zeigen: Die erste Haut als die wahre<br />
Identität und das Spiel mit der zweiten Haut.“ Auf ihrer Haut trägt Anita<br />
gern Kleider von Patrizia Pepe, aber auch Designer-Fundstücke, „die<br />
einfach schön sein müssen.“ Sie hat ein sicheres Auge dafür, was ihr auf<br />
Anhieb gut steht: „Ich probiere die Sachen nie an, denn ich mag das nicht.<br />
Ich kaufe sie mir einfach – und zu 95 Prozent passen sie.“<br />
Selbst und Sein<br />
Auf dem Innenumschlag des Ringbuchs, in dem Anita ihren Weg vom<br />
„Text“ zum „Textil“ dokumentiert, hat sie ein schwarzes Blatt mit dem<br />
Zitat „Das Große ist nicht, dies oder das zu sein, sondern man selbst zu<br />
sein“ geklebt. Es stammt vom dänischen Philosophen Søren Kierkegaard<br />
und wurde zum Leitfaden ihrer Bachelorarbeit und Abschlusskollektion.<br />
„Wir versuchen, im Alltag jemand anderer zu sein, und auch durch die Kleidung<br />
jemanden anderen darzustellen. Wir wollen uns besser darstellen,<br />
in der Kleidung wohlfühlen oder eine Stimmung ausdrücken. Dieser Satz<br />
hilft, das Bewusstsein zu schärfen und zu verstehen, was wirklich wichtig<br />
ist.“ Das ist für Anita, deren Eltern als junge Leute der Hippiebewegung<br />
angehörten und 1968 nach der Niederschlagung des Prager Frühlings aus<br />
der slowakischen Hauptstadt Bratislava nach Deutschland emigrierten,<br />
sicherlich ein Problem, mit dem sie sich auch persönlich befassen musste:<br />
Mit dem Leben in ihrem Geburtsland, ohne die slowakischen Wurzeln<br />
ihrer Familie zu vergessen. Ihre Abschlusskollektion hat sie im global<br />
verständlichen Englisch mit der Frage „Am I who I am?“ betitelt. Der<br />
Titel „Bin ich die, die ich bin?“ gab ihr den Impuls, verstärkt über sich<br />
selbst nachzudenken, um zuerst sich und dann auch den Anderen das<br />
Unbewusste bewusst zu machen. „Die Identität kann erst richtig erfasst<br />
werden, wenn wir jemanden gut kennen, seine Gestik und Mimik. Doch<br />
der erste Eindruck, den wir von einem Menschen haben, geht unbewusst<br />
über die Kleidung“, meint Anita. „Für uns ziehen wir uns so an, dass wir<br />
uns wohlfühlen, aber unbewusst bewusst machen wir das eigentlich<br />
immer für den Blick des Anderen, dem wir gefallen wollen. Dieses<br />
Gefallenwollen ist von Geburt an da, genauso wie Neugierde. Wenn wir<br />
keine Liebe erfahren, werden wir krank. Wenn wir keine Aufmerksamkeit<br />
erfahren, werden wir auch krank.“<br />
Etwas und Jemand<br />
Die Hauptfarbe ihrer Abschlusskollektion, die Anita Krizanovic Mitte<br />
Dezember in Berlin präsentieren wird und die laut Vorgaben der Akademie<br />
für Mode und Design aus mindestens sechs Outfits mit zwölf Teilen<br />
bestehen soll, ist schwarz, denn, wie die Designerin sagt und sich auf<br />
Coco Chanel bezieht, „sie lenkt von nichts ab und bringt die Frau zur<br />
Geltung.“ Sie wird fast alles, inklusive Taschen und Strumpfhosen, selbst<br />
nähen und den Haarschmuck, für den sie ein großes Faible hat, auch<br />
selbst fertigen. „Die Schuhe bekomme ich von einer Freundin, die ein Jahr<br />
vor mir ihren Abschluss gemacht hat“, erzählt sie. „Ich werde jedes Paar<br />
bearbeiten und es passend zum Outfit entweder farblich oder strukturell<br />
verändern.“ In allem, was Anita schreibt, schafft und schneidert, möchte<br />
sie „die natürliche Schönheit unterstützen, denn wir sind alle schön, aber<br />
wir müssen wir selbst sein.“ Wie muss man sein, um man selbst zu sein?<br />
Das ist die Frage der Philosophie und der Modeschöpfung. Eine ihrer<br />
wichtigsten Protagonistinnen im 20. Jahrhundert, die besagte Coco<br />
Chanel, deren aufs Wesentliche reduzierten Kreationen bis heute – auch<br />
für Anita – stilprägend und wegweisend sind, fasste es so zusammen:<br />
„Wie viele Sorgen hat man weniger, wenn man sich entschließt, nicht<br />
etwas, sondern jemand zu sein.“<br />
Info über die Akademie für Mode und Design: www.hochschule.amdnet.de<br />
strassen|feger<br />
21/2011
24 24<br />
25 25<br />
<strong>strassenfeger</strong>-radio 88,4 MHz<br />
strassen|feger<br />
21/2011<br />
Sie heißen „Irrlicht“,<br />
„Wasserflut“ und „Rast“<br />
Extravagante Brillenmode aus der Berliner<br />
Manufaktur von „ic! berlin“<br />
Text Guido Fahrendholz<br />
Er hat erfolgreich als David gegen die Goliaths der Brillenbranche<br />
rebelliert. Im Februar 1999 gründete er seine Manufaktur, die mittlerweile<br />
ein echtes Berliner Vorzeigeunternehmen ist. Vier Mal schon<br />
wurden seine Modelle in Tokyo als „Brille des Jahres“ ausgezeichnet.<br />
Neben ihrem reduzierten, hochwertigen Design überzeugen sie durch<br />
ihr patentiertes schraubenloses Federscharnier-Stecksystem und die<br />
Verwendung von extrem leichtem, außerordentlich flexiblem Federstahl.<br />
Seine Brillen sind nahezu unzerstörbar. Korrektur- und Sonnengläser<br />
können beliebig eingepasst und ohne Hilfsmittel schnell ausgetauscht<br />
werden. Die Rede ist von Ralph Anderl, Gründer und Firmenchef von „ic!<br />
berlin“. Guido Fahrendholz sprach für den <strong>strassenfeger</strong> mit ihm über<br />
Brillen, Handwerk, Mode, Konstanz und seinen Mut los lassen zu können.<br />
Persönlicher Steckbrief<br />
„Oldenburger, ich bin Oldenburger! Ich habe in Hildesheim Kulturpädagogik<br />
studiert – ganz schnell, um wieder ganz schnell von dort weg zu<br />
kommen, weil Hildesheim eine Stadt ist, in der man sehr gut studieren<br />
kann, aber eben auch nicht sehr viel mehr. Danach bin ich wieder zurück<br />
nach Oldenburg und habe dort vor dem Bild ‚Der ungläubige Thomas‘<br />
in der Staatsgalerie meine Diplomarbeit geschrieben. Dann habe ich<br />
hier in Berlin über Robert Musils Zusammenbruch der Kultur promoviert.<br />
Schließlich wurde ich vom Schreiben ins Reich der Brillen entführt.“<br />
Die Idee<br />
„Zwei Freunde, die ich bereits aus Oldenburg kannte, fragten mich,<br />
ob sie ihre Brillen auf meinem Kopf fotografieren könnten, um sie<br />
einem Brillenhersteller schmackhaft zu machen. Das waren von Hand<br />
ausgesägte, sehr fragile Aluminiumbrillen. Als ich sie sah, dachte ich<br />
nur, ‚wow, die sehen ja gut aus. Die sind viel zu gut für einen doofen<br />
süddeutschen Brillenproduzenten‘. Ich sagte zu den beiden: ‚Lasst uns<br />
die selber machen‘! Das wollten die aber wiederum nicht. Zum Glück hat<br />
der Brillenhersteller die Idee dahinter nicht erkannt und wies uns ab.<br />
Damit gab er für mich das Startzeichen, selbst zu recherchieren. So habe<br />
ich erfahren, wie man Blechbrillen ausschneidet. Woher bekommt man<br />
Startgelder? Wie macht man dafür Werbung? Wie findet man Käufer?“<br />
Das Verhältnis zwischen Mode und Nutzwert<br />
„Diese Frage ist für mich eine spannende Integralfrage, weil es immer<br />
wieder zu beobachten ist, dass die Mode sich aus Nutzbereichen<br />
Ideen adaptiert, ganze Produkte daraus gleichsam klaut. Soll heißen,<br />
Gegenstände, die durch ihren Gebrauch überzeugen, bekommen einen<br />
Sekundärwert durch die Mode. Und dafür ist gerade die Brille ebenfalls<br />
ein Beispiel, weil sie einerseits modisch ist in der Formgebung, also<br />
über die Form ein Statement abgibt zu einer Zeit, aber gleichzeitig auch<br />
überzeitlich ist, weil beispielsweise dieses Brillengelenk keinesfalls<br />
modisch und schnelllebig ist. Mode ist ihrem Sinn nach der schnelle<br />
Wechsel, der nur in sich selbst besteht, Funktionalität dagegen zeitlos.“<br />
Die Brille als Identifikationsfaktor<br />
„Gerade bei Brillen ist es so, dass der Träger den äußeren Charakter<br />
extrem wechseln kann. Wenn jemand in der Kneipe auf die Toilette geht<br />
und dort die Brille wechselt, könnte er bei seiner Rückkehr aufgefordert<br />
werden, seinen Platz freizugeben, weil man ihn nicht wiedererkennen<br />
könnte. Das liegt daran, dass Brillen sich in einem zentralen Bereich<br />
des Menschen, dem Gesicht, befinden und den Ausdruck desselben stark<br />
beeinflussen können.“<br />
Das Material Blech & die Zielgruppe<br />
„Blech ist ein sehr weites Feld. Limitierend ist die Farbgebung, weil wir<br />
darauf verzichten sie zu lackieren. Lackierungen haben tendenziell<br />
die Neigung, sich wieder vom Material zu trennen, abzugehen. Wir<br />
behandeln das Metall nur atomar durch Zusammenbringung mit den<br />
Farbpigmenten. Deshalb gibt es eben auch die Plastik-Acetat-Brillen,<br />
bei denen wir das Gelenk mit dem Acetat verbinden. Dieses ermöglicht<br />
dann die vielen Farben und die dreidimensionale Formgebung.“<br />
„Über den Funktionsnutzen hinaus gibt es sie eigentlich nicht. Die<br />
Zielgruppe bleibt immer im eingeschränktesten Maße die Spezies von<br />
Lebewesen, die diese Nase, zwei Augen und diese Ohren haben. Das ist<br />
im weitesten Sinn eben der Mensch. Da sind Kinder genauso geliebte „ic!<br />
berlin“-Opfer wie neunzigjährige alte Damen, die von der Leichtigkeit<br />
der Brille begeistert sind.“<br />
Foto: Mr.Winyu_Leelasitorn<br />
Foto: Guido Fahrendholz<br />
Schnittmengen zwischen Produkt, Kultur<br />
und Außenwirkung<br />
„Das ist ein integraler Faktor, denn „ic! berlin“ ist eine Kulturfirma. Wir<br />
arbeiten stark atypisch in der Weise, dass wir von Anbeginn als Firma<br />
auch immer der Firma das Geld geschenkt haben, das wir verdient<br />
haben. Das ist fast schon sozialistisch. Die Gewinne wurden und<br />
werden zu keinem Zeitpunkt – auch nicht in der Gegenwart und auch<br />
nicht in der Zukunft – ausgeschüttet, sondern sie blieben und bleiben<br />
in der Firma. Sie finanzieren die Unabhängigkeit der Firma und deren<br />
Freiheit und machen die Dinge möglich, die eben anders sind und sich<br />
äußern in solchen plakativ deutlichen Aspekten wie beispielsweise<br />
den Firmenchor. Wie ich höre, spürt man dies auch, wenn man zu uns<br />
kommt. Dann arbeiten wir ausdrücklich und gern mit jungen Leuten.<br />
Überspitzt formuliert suchen wir immer Leute, die eher von den Sachen<br />
keine Ahnung haben, dadurch offen sind für unsere Firmenphilosophie<br />
und dann eben von der Pike auf die Sachen lernen. Das ist uns lieber,<br />
als die Leute, die immer schon alles wissen und dann ihr Wissen in die<br />
Firma hineinoktroyieren wollen, damit aber eigentlich die Philosophie<br />
der Firma auf uns übertragen, bei der sie vorher waren.“<br />
Der Firmenchor<br />
„Jeder Mensch kann sprechen und viele denken ‚Ich kann nicht singen‘!<br />
Im Prinzip ist es aber so, dass man jedem Menschen mit einem guten<br />
Gesangslehrer, der das Singen auch als technischen Vorgang sieht, der<br />
das Singen auf das Sprechen aufsetzt, das Singen beibringen kann. Und<br />
dann ist es auch eine große Freude, wenn man gemeinsam mit dem<br />
Rhythmus des Gesangs, des Liedes in den Tag und in die Woche startet.<br />
Dies ist auch eine gute Motivation dafür, dass man als Blechbrillenverkäufer,<br />
der über das Sprechen funktioniert, mit seiner Stimme arbeiten<br />
kann und weiß, wie man gezielt artikuliert.“<br />
Der Standort<br />
„Wir sind eine Berliner Firma, die auch immer noch hier in Berlin herstellt.<br />
Das ist ein ganz wichtiger Faktor, der den Geist und das Herz der Firma<br />
umfasst. Wir stellen die Brillen wirklich hier her und zahlen auch die<br />
Löhne, die hier bezahlt werden müssen. Im Gegenzug verschafft uns das<br />
den Luxus, alle Sachen sehr dicht bei uns zu haben. Dadurch bekommen<br />
wir Inspiration auch wieder direkt aus der Produktion. Das wäre nicht<br />
der Fall, wenn wir die Produktion z.B. nach China abgeben würden.<br />
Man bekommt dann zwar auch die Endprodukte, würde aber nicht die<br />
Zwischenschritte sehen. In der Philosophie unseres Produktes hoffen<br />
wir damit – und wir sehen es inzwischen auch, dass unsere Kunden<br />
zu Multiplikatoren werden, ihren Bekannten wie Freunden die „ic!<br />
berlin“-Geschichte erzählen, ohne dass wir auch noch Anzeigen in<br />
hochglänzenden Fashion-Magazinen schalten müssen.“<br />
Der klassische Manufakturbetrieb<br />
„In den Brillen steht drin ‚Handgefertigt in eigener Herstellung‘. In<br />
diesem Sinne kann man also wirklich davon sprechen, dass wir eine<br />
echte Manufaktur sind. Der handwerkliche Manufakturbetrieb fand ja<br />
im Hause des Handwerkers statt und war eben auch Familienbetrieb<br />
im unmittelbarsten Sinne, weil alles in der Umfriedung des Hauses<br />
stattgefunden hat. Das ist in einer neuzeitlichen Modulation auch<br />
hier der Fall. Ein Sachverhalt, der uns ganz wichtig ist und der in jeder<br />
unserer Brillen zu spüren ist. Es ist der Duft von Berlin, der durch die<br />
Hände in das Produkt geht. Die neuen Brillen für das kommende Frühjahr<br />
haben Namen wie ‚Irrlicht, Wasserflut, Rast‘. Das sind Namen aus der<br />
Winterreise, aus Liedtexten die ich auch singe und wo der Kunde seine<br />
Brille als Musik hören kann. Das Ringen mit der Materie, im Handwerk<br />
wie in der Kunst, kann immer in die Hose gehen. Dieses Risiko, sich<br />
nicht abzusichern. Und – sich keine Fallstricke zu bauen, das lässt uns<br />
wach bleiben und macht aus uns eine Kulturfirma und einen Manufakturbetrieb.“<br />
Der Chef<br />
„Unternehmer bzw. Firmengründer sind ja Pioniere, sind Leute die<br />
irgendwas anstoßen. Gleichzeitig gilt man schnell als der Oberexperte,<br />
der sich alles Wissen angeeignet hat. Die Gefahr besteht darin, dass man<br />
irgendwann nicht mehr den Hintern von allen Stühlen bekommt. Das<br />
bedeutet, dass man sich in allen Bereichen auch als Experte fühlt, weil<br />
man dies ja von Anfang an auch war und gar nicht mehr mitbekommt,<br />
dass man es keinesfalls mehr ist. Jetzt muss man seinen Hintern auf<br />
kleinere Stühle setzen, obwohl man noch der Oberhäuptling ist. Dies<br />
wahrzunehmen, mich herauszunehmen, abzugeben, das war für mich<br />
eine sehr spannende Herausforderung. Dann ist es auch sehr schön als<br />
übergreifendes Bindeglied zu wirken. ‚Pausenclown‘ ist sicherlich das<br />
falsche Wort, aber manchmal eben auch als Störfaktor zu agieren, weil<br />
es ja darum geht, eine Firma zu leiten die uhrwerksartig funktioniert und<br />
sich in ihren Gewerken ausdifferenziert. Deshalb kann ich die Firmenphilosophie<br />
grob umreissen, aber für spezielle Probleme gibt es andere<br />
Experten. Natürlich ist es ein schönes Bild vom allwissenden Firmenchef,<br />
de facto ist das aber eher trügerisch und gefährlich, weil es dazu führt,<br />
keine wirklich mitdenkenden Mitarbeiter heranzubilden. Für mich ist<br />
es somit eine schöne Sache, als das singende kulturell-philosophische<br />
Herz zu fungieren und gleichzeitig eine funktionierende Firmenstruktur<br />
entwicklet zu haben, die aus sich selbst heraus funktioniert und das<br />
Tagesgeschäft abwickelt.“<br />
strassen|feger<br />
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26 26<br />
FOTOS CHRISTOPH MACK 27 27<br />
TEXT ANETT STEINBRECHER<br />
Titel STRAßENPORTRAITS<br />
strassen|feger<br />
21/2011<br />
Foto: Christoph Mack<br />
KLAUS,<br />
VIOLA,<br />
JULE<br />
UND<br />
BERND<br />
>> Straßenportraits<br />
„Dieses Hemd hat<br />
noch meine guten<br />
Zeiten erlebt.“<br />
Bernd ist 55 und gelernter Bürokaufmann.<br />
Mit seinen „guten Zeiten“ meint<br />
er die Jahre vor 2009 – danach wurde<br />
er schlagartig krank und hat sich nie<br />
wieder vollkommen erholt: „Hier das<br />
Knie, da die Artrose. Leicht ist’s nicht.“<br />
Um sein Hartz IV aufzubessern, spielte<br />
Klaus ein Fernsehquiz nach dem<br />
anderen. „Mein Geld reicht hinten und<br />
vorne nicht. Irgendwas muss man ja<br />
machen.“ Bei einem der Spiele gewann<br />
Klaus 1.000 Euro und bekam daraufhin<br />
eine Telefonrechnung in gleicher<br />
Höhe. „Plus minus null - was soll ich ‘n<br />
damit?“ Er machte weiter und weiter<br />
und weiter. Und irgendwann waren die<br />
Schulden da. „Ich werde den sagen,<br />
dass es Abzocke ist. Da kann man gar<br />
nicht gewinnen!“<br />
„Die Mode ist verrückt.“<br />
Viola ist 53 und zieht jeden Tag etwas anderes an. Ihre Kleidung transportiert<br />
sie in einem kleinen Wagen, den sie für fünf Euro auf dem Markt<br />
gekauft hat. Sogar eine rote Perücke hat sie dabei: „Kann ich ja mal aufziehen,<br />
sieht besser aus.“ Eigentlich wohnt sie im Wohnheim, aber momentan<br />
ist sie mit ihrem Freund unterwegs und weil der stark alkoholabhängig ist,<br />
dürfen sie nicht über Nacht bleiben: „Der pöbelt alle Leute an. Ich hab die<br />
letzten beiden Tage Platte mit ihm gemacht“. Platte machen, das bedeutet<br />
auf der Straße zu schlafen. Ihre Kleidung, erzählt Viola, kommt ihr so<br />
entgegen (in diesem Moment hebt sie ein schwarzes Gummiarmband vom<br />
Gehweg auf.) „Die Mode ist verrückt. Musst mal nach England gehen, da<br />
tragen die Leute Lampen auf’m Kopf.“<br />
strassen|feger<br />
21/2011
28 28<br />
29 29<br />
ACHTUNG!<br />
Mehr zu Alg II und Sozialhilfe<br />
„Mein Hund ist das Einzige,<br />
›› Der Leitfaden Alg II/Sozialhilfe von A-Z<br />
›› mit Ergänzungsblatt • Stand Mai 2010<br />
was ich habe.“<br />
strassen|feger<br />
21/2011<br />
Jule lebt auf der Straße, seitdem sie 15 ist. Sie hat einen<br />
Realschulabschluss, aber weil auf ihrem Zeugnis nur Fünfen und<br />
Sechsen standen, möchte sie die zehnte Klasse jetzt wiederholen.<br />
Auf einer Abendschule, ab September. „Ich geh da auf jeden Fall<br />
hin!“ An ihrer Halskette trägt Jule die Erkennungsmarke von<br />
Daisy, ihrem verstorbenen Hund. Nächtelang hatte sie nach ihr<br />
gesucht, nach drei Monaten kam ein Brief von der Polizei – Daisy<br />
wurde von einem Auto überfahren und Jule sollte 200 Euro für<br />
die Beerdigung bezahlen. Inzwischen hat Jule einen neuen Hund.<br />
„Wenn ich auf der Straße bin, ist er das Einzige, was ich habe.“ Ein<br />
Statement zu ihrer Kleidung: „Die Armbänder hat mir mein Freund<br />
geschenkt. Er hat sie auf der Straße gefunden.“<br />
„Ich mach Musik.<br />
Das ist mein Leben.“<br />
Wenn man Bernd nach seinem Alter fragt,<br />
dann antwortet er: „Fünf Null.“ Er wohnt<br />
in einer Pension, draußen in Ahrensfelde.<br />
Aber dort sind nur Alkoholiker und<br />
deswegen ist Bernd auf Wohnungssuche:<br />
„Dringend. Ich geh dort nur zum Schlafen<br />
hin.“ Vor ein paar Monaten ist seine Frau<br />
gestorben. Sie waren 17 Jahre zusammen,<br />
dann bekam sie Leberzirrhose. Bernd<br />
stürzte ab, begann zu trinken, verlor seine<br />
Wohnung und kam schließlich ins Krankenhaus.<br />
Dort macht er jetzt eine Therapie und<br />
ist seit zweieinhalb Wochen wieder trocken.<br />
Bernd trägt einen Hut, Lederboots und eine<br />
schwarze Jeans, sein Kleidungsstil wirkt<br />
rockig: „Ich mach Jazzmusik: Gitarre und<br />
Klavier.“ Und die vielen Ringe an seinen<br />
Fingern? „Alles Erinnerungen an meine<br />
Frau.“<br />
Allgemeine Rechtsberatung<br />
Jeden Montag von 11 bis 15 Uhr<br />
im Kaffee Bankrott bei mob e.V.<br />
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Rechtsanwältin Simone Krauskopf<br />
Bei Bedürftigkeit wird von der Rechtsanwältin ein<br />
Beratungsschein beantragt. Bitte entsprechende<br />
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›› www.tacheles-sozialhilfe.de<br />
›› www.erwerbslosenforum.de<br />
Ein-Euro-Jobs und das Urteil des BSG<br />
Mehrmals sind Alg II-Bezieher vor den Arbeitsgerichten gescheitert,<br />
wenn sie versuchten regulären Lohn einzuklagen, wenn sie zu einem Ein-<br />
Euro-Job verdonnert wurden, in dem sie Arbeiten verrichten mussten,<br />
die nicht zusätzlich waren. Die Arbeitsgerichte erklärten sich für nicht<br />
zuständig.<br />
Jetzt hat sich eine Alg II-Bezieherin bis zum Bundessozialgericht<br />
(BSG) durchgeklagt. Auch sie war vor dem Arbeitsgericht gescheitert,<br />
weil dies auch hier feststellte, dass eine Beschäftigung mit<br />
Mehraufwandsentschädigung(MAE) kein Arbeitsverhältnis ist. Daraufhin<br />
verklagte die Frau den Beschäftigungsträger. Hier wurde die Klage an<br />
die Sozialgerichtsbarkeit verwiesen. Auch hier unterlag sie in den<br />
Vorinstanzen. Die Frau war von ihrem Jobcenter zu einem Ein-Euro-Job<br />
in einem Pflegeheim der Arbeiterwohlfahrt verpflichtet worden. Dort<br />
wurde sie als Putzfrau eingesetzt. Da sie diese Arbeit als nicht zusätzlich<br />
ansah, klagte sie.<br />
Das BSG hat mit seinem Urteil vom 27.8.2011 Az. B 4 AS 1/10 R festgestellt,<br />
dass die Frau keinen Arbeitsentgeltanspruch hat, weil aus einer<br />
Beschäftigung mit MAE kein Arbeitsverhältnis mit Arbeitsentgeltanspruch<br />
werden kann. Dies ist gesetzlich ausgeschlossen. Jedoch hat<br />
das BSG, unter bestimmten Voraussetzungen, die Möglichkeit eines<br />
Wertersatzes für geleistete Arbeit im Wege eines öffentlich -rechtlichen<br />
Erstattungsanspruchs gegen das Jobcenter festgestellt.<br />
Eine der Voraussetzungen ist der fehlende Rechtsgrund. Nach Ansicht<br />
des BSG fehlte es bei dem Zuweisungsschreiben des Jobcenters an die<br />
Klägerin an einer abschließenden Regelung, weil die Nennung der<br />
konkret auszuübenden Tätigkeit fehlt. Deshalb erkennt das Gericht<br />
das Zuweisungsschreiben nicht als Verwaltungsakt an. Wo kein Verwaltungsakt<br />
ist, fehlt es an einem Rechtsgrund. Die Klägerin war aus ihrer<br />
Sicht jedoch gezwungen, diese Beschäftigung aufzunehmen, weil sie<br />
mit Sanktionen von 30 Prozent bedroht wurde.<br />
Die zweite Voraussetzung ist die Zusätzlichkeit der Maßnahme. Zur<br />
Feststellung der Zusätzlichkeit hat das BSG den Fall an das Landessozialgericht<br />
(LSG) zurück verwiesen. Sollte das LSG die Zusätzlichkeit<br />
verneinen, steht der Frau ein Wertersatz für geleistete Arbeit in Höhe<br />
der Differenz zwischen der MAE und dem Tarif- bzw. ortsüblichen Lohn<br />
einer Putzfrau zu, die ihr das Jobcenter dann zahlen muss.<br />
Eigentlich waren die Arbeitslosenbehörden zwar schon immer gesetzlich<br />
verpflichtet, sich an solche Vorgaben zu halten, doch hatten diese<br />
Rechtsverstöße in der Regel keine Folgen. Immer wieder hat auch<br />
dieser Ratgeber darauf hingewiesen, dass viele der Zuweisungen zu<br />
MAE-Maßnahmen aus eben diesen Gründen rechtswidrig sind.<br />
Das Urteil wird nicht nur für die Jobcenter Folgen haben. Sie können sich<br />
nicht mehr mit der Tatsache „Hauptsache beschäftigt“ gegenüber den<br />
Betroffenen zurück lehnen. Es hat zur Folge, dass sie nicht nur die Träger,<br />
sondern auch die Einsatzorte prüfen müssen, um sich nicht eventuell<br />
einer Erstattungsklage durch die Betroffenen auszusetzen. Denn nach<br />
verschiedenen Schätzungen sind 50-80 Prozent der MAE-Maßnahmen<br />
nicht zusätzlich! Wenn die Maßnahmen nicht zusätzlich sind, vernichten<br />
sie reguläre Arbeitsplätze.<br />
Vor der klagenden Alg II-Berechtigten kann man nur den Hut ziehen!<br />
Ihr ist natürlich zu wünschen, dass das LSG die fehlende Zusätzlichkeit<br />
feststellt und sie entsprechend entschädigt wird. Aber unabhängig vom<br />
Urteil, hat sie schon jetzt mit ihrer Zähigkeit, die ihr bestimmt viel Kraft<br />
gekostet hat, in Sachen MAE einen Meilenstein gesetzt. Denn durch<br />
ihre Beharrlichkeit sich durch die Gerichte zu klagen, steht erstmals<br />
eindeutig fest, welche Gerichte für diese Klagen zuständig sind und<br />
wer zahlen muss.<br />
Ich weiß natürlich nicht, ob die Frau nur ihr eigenes Recht durchsetzen<br />
will, was ihr natürlich auch zusteht. Doch weiß ich, dass manche Alg<br />
II-Bezieher klagen, um eine Sache prinzipiell, also auch für andere<br />
Betroffene, zu klären. Gäbe es solche Menschen nicht, sähe es um die<br />
Rechte des SGB II, auch Strafgesetzbuch II genannt, für die Betroffenen<br />
noch viel schlimmer aus. Deshalb gilt unser Dank dieser unbekannten<br />
Klägerin, stellvertretend für alle, die immer wieder auch für andere<br />
klagen!<br />
n Jette Stockfisch<br />
Der Hartz IV-Ratgeber vom <strong>strassenfeger</strong> steht<br />
auf unserer Internetseite www.<strong>strassenfeger</strong>.org<br />
kostenlos zur Verfügung – auch zum Ausdrucken<br />
und Weiterleiten.<br />
Für die Richtigkeit der Aussagen kann keine Garantie übernommen werden.<br />
Ratgeber<br />
strassen|feger<br />
21/2011
30 30<br />
„Was sind das denn für neue Moden?“ pflegten die Eingangsworte und der Wechsel der Farben wiederholen sich immer wieder. Eine wahre<br />
31 31<br />
Mittendrin<br />
strassen|feger<br />
21/2011<br />
Prüstel auf Seite 30<br />
K<br />
meiner Großmutter zu sein, wenn sie mich mal wieder bei einer Übeltat<br />
ertappt hatte und mich zur Rechenschaft zog. Man sieht schon, auch<br />
wenn man sie nicht kennt: Von Moden hielt sie nicht viel. Sie war in<br />
solchen Dingen sehr konservativ und hat deshalb auch immer SPD<br />
gewählt. Meine Mutter war da schon anders. Sie wollte immer wissen,<br />
„was man so trägt“, und hatte deshalb immer neue Modezeitschriften<br />
herumliegen. An diesen Magazinen faszinierten mich besonders die<br />
Schnittmusterbogen, dieses für ein Kind unüberschaubare Gewirr von<br />
Linien, und ebenso wenig nachvollziehbar ist mir zeitlebens dieser<br />
Vorgang geblieben, den man Mode<br />
nennt.<br />
In Berlin wird zwar viel über Mode<br />
geredet, aber in der Stadt sieht man sie<br />
nicht. Was in Berlin Mode heißen könnte,<br />
ist meist einfach nur schlecht angezogen,<br />
eben passend zur Stadt. Dabei war<br />
das Herstellen von Kleidungsstücken<br />
neben dem Elektrischen und den<br />
Maschinen mal eine Haupteinnahmequelle<br />
der Berliner. Aber DOB (Damenoberbekleidung)<br />
und HAKA (Herren- und<br />
Knabenkleidung) sind Geschichte. Weil<br />
Mode eine Industrie ist, muss sie darauf<br />
achten, dass immer viel umgesetzt<br />
wird. Dummerweise hält Kleidung bei<br />
guter Pflege ziemlich lange, was den<br />
Umsatz behindert. Deshalb gibt es die<br />
Mode, sozusagen das vom Hersteller definierte Haltbarkeitsdatum.<br />
Damit jeder weiß, was nicht mehr Mode ist, gibt es den Ausverkauf,<br />
der heute bei Chic & Ärmlich und ihren Freunden Sale heißt. Da wird<br />
das Unmoderne ausgestellt.<br />
Welche große Bedeutung die Mode für das Bekleidungsgeschäft hat,<br />
erhellt diese kleine Anekdote: Ein verschuldeter armer Schneider<br />
erklärte seinem Gläubiger, dass er sofort gerettet wäre, wenn morgen<br />
das Jüngste Gericht stattfände, weil dann alle Toten nackt auferstehen<br />
und eingekleidet werden müssten. „Das sehe ich nicht so optimistisch“,<br />
meinte der Gläubiger, „denn alle Schneider der Weltgeschichte werden<br />
doch auch auferstehen.“ – „Vor denen fürchte ich mich nicht“, erwiderte<br />
der Schneider, „die kennen doch die neueste Mode nicht!“<br />
Neue Moden sind selten wirklich neu. Das Auf und Ab der Rocksäume<br />
Moderevolution fand unsichtbar statt. Na ja, meistens unsichtbar.<br />
Vor gut 200 Jahren wurde für Männer und bald auch für Frauen die<br />
Unterhose erfunden, natürlich mit Schlitz, da wo er anatomisch richtig<br />
hingehörte. Und erst vor gut 100 Jahren wurde in der Damenunterhose<br />
die Öffnung im Schritt gestrichen. Das nannte man aber nicht Mode<br />
sondern Reform.<br />
Mode wird erst Mode, wenn Stars sie dazu machen. Was die Stars<br />
anhaben, wollen auch die Sternchen in ihrem Kleiderschrank haben.<br />
Angela Merkel ist kein Star. Andernfalls<br />
würden alle Frauen in Hosenanzügen im<br />
uckermärkischen Stil herumlaufen. Tun<br />
sie aber nicht.<br />
Ein richtiger Trendsetter könnte in<br />
diesem Herbst der Papst werden. Er und<br />
die anderen Würdenträger legen immer<br />
wert auf eine aparte und farbenfrohe<br />
Kleidung, dabei wollen sie doch hoffentlich<br />
niemanden verführen, wenn sie<br />
in edlen Stoffen, Spitzen, Stickereien<br />
und bunten Applikationen auftreten.<br />
Im Olympiastadion hat der Papst Grün<br />
getragen. Da das vier Tage nach der<br />
Wahl war, konnte man ihm darin keine<br />
parteipolitische Unterstützung unterstellen.<br />
Es ging also nur um den guten<br />
Geschmack. Wenn nun der Papst wirklich<br />
ein Star ist, sollte im kommenden Winter leuchtendes Grün die Farbe<br />
der Saison sein, dazu rote Schuhe.<br />
Als Mann ist man ja nicht so anfällig für die Einflüsterungen der<br />
Modeindustrie. Eigentlich hat es in den vergangenen 100 Jahren nur<br />
zwei große Veränderungen gegeben. Einmal war das der Siegeszug<br />
der Jeans aus den Goldgräberquartieren Kaliforniens in nahezu alle<br />
Bekleidungsvarianten und dann die Einführung der Bügelfalte anfangs<br />
des 20. Jahrhunderts. Letzteres war eher einem Zufall zu verdanken.<br />
Der Prince of Wales erschien auf einer Reise zum Dinner in einer Hose,<br />
die im Koffer eine Druckfalte in den Beinen bekommen hatte, und<br />
am nächsten Abend ahmten das alle Herren nach. Ich selbst bin seit<br />
mehr als 50 Jahren meiner 501 treu. Eine modische Entscheidung im<br />
Leben muss reichen …<br />
KptnGraubär<br />
Liebe Redaktion!<br />
Der <strong>strassenfeger</strong> freut sich über Leserbriefe. Wir behalten uns den Abdruck und die Kürzung von Briefen vor.<br />
Die abgedruckten Leserbriefe geben nicht notwendigerweise die Meinung der <strong>strassenfeger</strong>-Redaktion wieder.<br />
K<br />
Foto: Andreas Düllick<br />
OL auf Seite 31<br />
Ausgabe 22: „WOHNEN“<br />
ab 17. Oktober 2011<br />
Mietspiegel, Mietwucher, Mieterberatung<br />
Interview: „Berliner Mieter Gemeinschaft“<br />
Grips-Theater: „Schöner Wohnen in Berlin“<br />
Kältehilfe: Start der mit Hindernissen<br />
strassen|feger<br />
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Straßenzeitungen (INSP)<br />
ISSN 1437-1928<br />
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Vorsitzende: Dr. Dan-Christian Ghattas,<br />
Lothar Markwardt, Andreas Düllick (V.i.S.d.P.)<br />
Chefredakteur Andreas Düllick<br />
Idee • Produktion • CvD Anett Steinbrecher<br />
Redaktionelle Mitarbeit Ralph Anderl, Andreas<br />
Düllick, Guido Fahrendholz, Detlef Flister,<br />
r.Werner Franke, Laura F., Kleiderstube Pankow,<br />
OL, Manuela P., Andreas Prüstel, Manfred Wolff,<br />
Urszula Wolff<br />
Titelbild<br />
Foto: Jonas Lindstöm<br />
Karikaturen<br />
Andreas Prüstel, OL<br />
Satz und Layout<br />
Ins Kromminga<br />
Belichtung & Druck<br />
Union Druckerei Berlin<br />
Redaktionsschluss der Ausgabe<br />
26. September 2011<br />
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Leserbriefe & Impressum<br />
strassen|feger<br />
21/2011
Bitte schicken Sie mir eine Spendenbescheinigung zu. Einzugsermächtigung (Die Einzugsermächtigung gilt bis auf Widerruf)<br />
Name, Vorname<br />
Straße<br />
Ein Dach über<br />
dem Kopf<br />
Die Musikerin und Stilikone Nina Hagen unterstützt das Projekt „Ein Dach über den Kopf“<br />
Die Aktion »Ein Dach über dem Kopf« wurde von uns ins Leben gerufen, um Mitmenschen,<br />
die in Not und ohne Bleibe sind, wirksam helfen zu können. Damit wir diesen Menschen<br />
weiterhin helfen können, benötigen wir nach wie vor Ihre Hilfe und Unterstützung.<br />
Einmalig<br />
Auch Sie können mit 2 Euro pro Tag helfen!<br />
Buchen Sie einen Platz bei der Aktion »Ein Dach über<br />
dem Kopf«. Weniger als eine Schachtel Zigaretten kostet<br />
ein Platz für einen Menschen pro Tag!<br />
Ja, ich möchte für eine Woche einem Menschen<br />
»Ein Dach über dem Kopf« ermöglichen und zahle 14 Euro.<br />
Ja, ich möchte für zwei Wochen einem Menschen<br />
»Ein Dach über dem Kopf« ermöglichen und zahle 28 Euro.<br />
Ja, ich möchte für einen Monat einem Menschen<br />
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dem Kopf«. Nur 2 Euro am Tag oder 60 Euro im Monat<br />
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Bank<br />
Ja, ich möchte einem Menschen dauerhaft<br />
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