PSP-Rundschau
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<strong>PSP</strong>-<strong>Rundschau</strong><br />
Einzige deutschsprachige Zeitschrift zur Progressiven supranukleären Blickparese (<strong>PSP</strong>)<br />
Heft Nr. 18 (1/2015)<br />
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Warum ist die <strong>PSP</strong>-Erkrankung kein Parkinson Syndrom?<br />
Abteilung Neurologie im Krankenhaus Agatharied<br />
Bewegungsambulanz der Goethe-Universität Frankfurt/Main<br />
<strong>PSP</strong> und Demenz<br />
Verhaltensauffälligkeiten bei progressiver supranukleärer<br />
Blickparese und frontotemporaler Demenz<br />
Nicht-motorische Symptome bei <strong>PSP</strong><br />
Die Lebensqualität erhalten – das geht nur zusammen<br />
Palliativmedizin und Palliative Care<br />
Pro-<strong>PSP</strong> Studie: Langzeitbeobachtung des Krankheitsverlaufs<br />
Atypische Parkinsonsyndrome: Update <strong>PSP</strong>
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
Liebe Leserinnen und Leser,<br />
es ist seit der letzten Ausgabe der <strong>PSP</strong>-<br />
<strong>Rundschau</strong> im September 2014 viel passiert<br />
.<br />
Im Rahmen der 1. Internationalen <strong>PSP</strong>-<br />
Konferenz im Oktober 2014 in München konnten<br />
wir gemeinsam auf 10 Jahre <strong>PSP</strong>-<br />
Gesellschaft zurückblicken. Durch das Einrichten<br />
einer Geschäftsstelle in Bad Nauheim und<br />
die Unterstützung von Vorstandsmitglied Rolf<br />
Stiening, Koordinator der Selbsthilfe-Gruppe<br />
Niedersachsen/Bremen, konnte die Öffentlichkeitsarbeit<br />
vorangebracht werden. Dabei wurden<br />
u. a. zahlreiche Neurologische Kliniken<br />
gebeten, ihre Patienten über unsere Arbeit zu<br />
informieren. Seit wenigen Wochen arbeiten wir<br />
mit dem Deutschen Logopäden Verband zusammen,<br />
um unseren Mitgliedern eine gute<br />
logopädische Versorgung zu ermöglichen. Eine<br />
Online-Suche nach geeigneten Logopäden<br />
vor Ort finden Sie auf Seite 21.<br />
Unser Film-Projekt, die “<strong>PSP</strong>-Film-Akademie“<br />
ist vor wenigen Tagen fertiggestellt worden<br />
und kann über den YouTube Kanal der <strong>PSP</strong>-<br />
Akademie https://goo.gl/zB0j0R erprobt werden.<br />
Seit Januar 2015 gibt es nun in Tübingen eine<br />
„Selbsthilfegruppe Baden-Württemberg“, zudem<br />
arbeitet die „Selbsthilfegruppe NRW“ jetzt<br />
neu in Essen. Auch im Bundesland Schleswig-<br />
Holstein wird es n der zweiten Hälfte dieses<br />
Jahres eine <strong>PSP</strong>-Selbsthilfegruppe in Flensburg<br />
geben. Wir hoffen, dass auch in Mecklenburg-Vorpommern<br />
2015 eine Selbsthilfegruppe<br />
aufgebaut werden kann.<br />
Am 16.05.2015 fand im Seniorenzentrum des<br />
St. Josef-Krankenhauses, Essen-Kupferdreh<br />
eine Angehörigenschulung mit unserem Vorstandsmitglied<br />
Dr. Grit Mallien zum Thema<br />
„Sprechen und Schlucken bei <strong>PSP</strong>“ sowie mit<br />
dem Pflegeberater Norbert Kinzel statt. Auch<br />
in Berlin wird auf der Mitgliederversammlung<br />
am 4. Juli 2015 eine Angehörigenschulung angeboten.<br />
Die Deutsche <strong>PSP</strong>-Gesellschaft wird in Kürze<br />
damit beginnen, Informationen über die beiden<br />
anderen atypischen Parkinsonsyndrome MSA<br />
und CBD zu erstellen, sodass in Zukunft auch<br />
Betroffene dieser neurologischen Erkrankungen<br />
eine bundesweite Anlaufstelle erhalten.<br />
Für die sich ständig ausweitenden Aktivitäten<br />
in den Bundesländern, die von unseren Mitgliedern<br />
immer wieder nachgefragt werden,<br />
suchen wir dringend weitere Unterstützung<br />
durch ehrenamtliche Mitarbeiter/innen. Bei Interesse<br />
melden Sie sich bitte in der Geschäftsstelle<br />
bei Eveline Stasch. Tel.:06032-9244000.<br />
Für die vorliegende <strong>PSP</strong>-<strong>Rundschau</strong> 1/2015<br />
konnten wir neun Neurologen/innen gewinnen,<br />
die uns insgesamt 10 Beiträge zur Veröffentlichung<br />
zuschickt haben: Der einführende Beitrag<br />
beschäftigt sich mit der Fragestellung:<br />
„Warum die <strong>PSP</strong>-Erkrankung kein Parkinson-<br />
Syndrom ist?“ (Prof. Dr. Dirk Woitalla, Essen-<br />
Kupferdreh) – Anschließend stellen wir die<br />
„Abteilung Neurologie“ im Krankenhaus Agatharied,<br />
(Prof. Dr. Stefan Lorenzl, Hausham/<br />
Oberbayern) und die „Bewegungsambulanz“<br />
der Goethe-Universität Frankfurt/Main vor. (PD<br />
Dr. Johannes C. Klein) vor.<br />
Zur Diagnostik und Therapie bei <strong>PSP</strong> geht es<br />
in den weiteren Untersuchungen um „<strong>PSP</strong> und<br />
Demenz“ (Dr.I. Csoti, Biskirchen), um „Verhaltensauffälligkeiten<br />
bei <strong>PSP</strong> und frontotemporaler<br />
Demenz“, (Dr. Thomas H. Bak, E-<br />
dinburgh) sowie um die Behandlung „Nichtmotorischer<br />
Symptome bei <strong>PSP</strong>“, (Prof. Dr.<br />
Daniela Berg u. Dr. Andrea Pilotto, Tübingen).<br />
Mit dem Thema „Die Lebensqualität erhalten –<br />
das geht nur zusammen!“ befasst sich PD Dr.<br />
Johannes Klein, Frankfurt – die Aufgaben der<br />
Palliativmedizin und die Pflege und Betreuung<br />
von Menschen mit einer unheilbaren Erkrankung,<br />
(Palliative Care) stellt Prof. Dr. Stefan<br />
Lorenzl, Hausham in seinem Beitrag dar.<br />
Seite 2
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
Abschließend stellen Prof. Dr. Günter Höglinger<br />
und Dr. Gesinde Repondek die laufende<br />
„Beobachtungsstudie zur Erforschung des<br />
Krankheitsverlaufs bei <strong>PSP</strong>“ vor.<br />
In der Kongresszeitung des 9. Deutschen Parkinson<br />
und des 5. Deutschen Botulinumtoxin<br />
Kongresses vom 16. – 18. April 2015 hat Prof.<br />
Dr. GU Höglinger auf Seite 25 einen Beitrag<br />
über jüngste klinisch-pathologische Untersuchungen<br />
veröffentlicht, den wir hier mit Genehmigung<br />
des Verfassers unter dem Beitragstitel<br />
„Atypische Parkinsonsyndrome. : Up-date <strong>PSP</strong>“<br />
veröffentlichen.<br />
Wir wünschen Ihnen einen schönen Sommer<br />
und hoffen, Sie am 04.07.2015 in Berlin zahlreich<br />
begrüßen zu können.<br />
Dr. Susanne Wagner,<br />
Eveline Stasch,<br />
Rolf Stiening<br />
Der Vorstand der Deutschen <strong>PSP</strong>‐Gesellscha<br />
Von links nach rechts:<br />
Marina Günther, Dr. Grit Mallien, Rolf Sening<br />
Teresa Chrzanowska, Eveline Stasch<br />
Dr. Susanne Wagner<br />
Impressum<br />
<strong>PSP</strong>-<strong>Rundschau</strong> Zeitschrift zur Information & Kommunikation über die Progressive<br />
Supranukleäre Blickparese (<strong>PSP</strong>).<br />
Herausgeberin:<br />
Deutsche <strong>PSP</strong>-Gesellschaft e.V<br />
Die <strong>PSP</strong>-<strong>Rundschau</strong> erscheint unregelmäßig. Sie ist für Mitglieder der Deutschen<br />
<strong>PSP</strong>-Gesellschaft kostenlos. Preis für Nicht-Mitglieder: 8,50 Euro<br />
Redaktionsanschrift <strong>PSP</strong>-<strong>Rundschau</strong><br />
c/o Susanne Wagner<br />
Könneritzstr. 29 / WHaus<br />
04229 Leipzig<br />
Kontakt<br />
rundschau@psp-gesellschaft.de<br />
Tel. 06032-9244000<br />
Fax 06032-9244009<br />
Anzeigen<br />
Es gilt die Anzeigenpreisliste vom 1. Januar 2005.<br />
Druck:<br />
Seite 3
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
Progressive Supranukleäre Paralyse (<strong>PSP</strong>)<br />
Prof. Dr. Dirk Woitalla<br />
Warum die <strong>PSP</strong>-Erkrankung kein<br />
Parkinson-Syndrom ist<br />
Die Progressive Supranukleäre Paralyse<br />
(<strong>PSP</strong>) und die Parkinson Erkrankung haben<br />
viele Gemeinsamkeiten und werden deshalb<br />
oft verwechselt. Die folgende kleine Übersicht<br />
soll die Gemeinsamkeiten und die Unterschiede<br />
beider Erkrankungen erklären.<br />
Dem kanadischen Neurologen Richardson fiel<br />
1955 bei einem Freund, der ihn wegen eines<br />
Parkinson-Syndroms konsultierte auf, dass<br />
dieser neben der Steifigkeit auch Veränderungen<br />
der geistigen Flexibilität aufwies, aber insbesondere<br />
eine Blicklähmung in vertikaler<br />
Richtung (d.h. nach oben und unten). Sein damaliger<br />
Mitarbeiter Steele beschrieb dieses<br />
Krankheitsbild, welches von dem Pathologen<br />
Olszewski auch hinsichtlich der Veränderung<br />
im Gehirn charakterisiert wurde. Die Krankheit<br />
wurde in der Folge als Steele-Richardson-<br />
Olszewski-Syndrom benannt. In den Folgejahren<br />
kamen weitere Fallberichte hinzu, ohne<br />
dass man bis dahin wusste, wodurch diese<br />
Erkrankung hervorgerufen wurde. Auffälliges<br />
klinisches Zeichen der betroffenen Patienten<br />
war ein erstarrter Blick. Dieses Symptom ist<br />
ein wichtiges klinisches Kennzeichen der Erkrankung.<br />
Der Name als Steele-Richardson-<br />
Olszewski-Syndrom ist heute nicht mehr gebräuchlich,<br />
wir nennen diese Erkrankung seit<br />
einigen Jahren Progressive Supranukleäre<br />
Paralyse (<strong>PSP</strong>), aber auch heute wird bei den<br />
meisten Patienten zunächst ein Parkinson<br />
Syndrom diagnostiziert.<br />
Weshalb ist das so?<br />
Der Beginn der Erkrankung unterscheidet sich<br />
bei beiden Erkrankungen nicht<br />
Die meisten Patienten, bei denen später eine<br />
<strong>PSP</strong> diagnostiziert wird, bemerken eine Veränderung<br />
ihrer Beweglichkeit und Feinmotorik.<br />
Tritt eine Verlangsamung der Beweglichkeit,<br />
vielleicht sogar ein Zittern oder eine Steifigkeit<br />
auf, so wird der Arzt in der Regel den Verdacht<br />
auf eine Parkinsonerkrankung stellen.<br />
Auch bei der Parkinsonerkrankung treten diese<br />
Symptome auf, weshalb die beiden Erkrankungen<br />
oft verwechselt werden. Da es bisher<br />
keinen Bluttest gibt um die korrekte Diagnose<br />
zu stellen, ist der Arzt auf die klinische Untersuchung<br />
angewiesen.<br />
Zu den klinischen Symptomen anhand derer<br />
die Parkinsonerkrankung definiert wird, zählen:<br />
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Tremor (Zittern)<br />
Muskuläre Rigidität (Steifigkeit)<br />
Bradykinesie<br />
(Verlangsamte Bewegungen)<br />
Posturale Instabilität<br />
(Gleichgewichtsstörung)<br />
Die Parkinsonerkrankung spricht in den allermeisten<br />
Fällen auf die Therapie mit L-Dopa<br />
oder einem ähnlichen Wirkstoff an. Deshalb<br />
werden diese Wirkstoffe zunächst ausprobiert<br />
und man hofft die Symptome der Erkrankung<br />
zu lindern. Typischerweise helfen die Therapien<br />
aber nicht bei der <strong>PSP</strong>. In diesem Fall<br />
müssen differential-diagnostische Überlegungen<br />
angestellt werden, um andere Erkrankungen<br />
auszuschließen, bei denen zu Beginn<br />
ebenfalls Parkinson Symptome vorliegen. Gerade<br />
zu Beginn sind die typischen Symptome<br />
der <strong>PSP</strong> oft noch nicht vorhanden, sondern<br />
treten erst im weiteren Verlauf der Erkrankung<br />
auf.<br />
Die Ursachen von Parkinson und <strong>PSP</strong><br />
unterscheiden sich<br />
Bei der <strong>PSP</strong> und bei der Parkinson Erkrankung<br />
können abnormale Eiweißablagerungen<br />
im Gehirn festgestellt werden. Bei der Parkinson<br />
Erkrankung wird das Eiweiß: Alpha-<br />
Synuklein abgelagert, bei der <strong>PSP</strong> das Eiweiß:<br />
Tau. Dies ist ein wichtiger Unterschied, der die<br />
Erkrankungen charakterisiert. Während bei<br />
der Parkinsonerkrankung das Synuclein ein<br />
wichtiger Eiweißbaustein der Bläschen ist die<br />
in den Nervenzellen die Nervenübertragungsstoffe<br />
enthalten, ist das Tau-Protein wahrscheinlich<br />
für eine Art Skelett für die Nervenzellen<br />
wichtig damit diese ihre Form behalten.<br />
Bis heute existieren allerdings keine Methoden,<br />
um die Art der Eiweißablagerungen im<br />
Gehirn zu bestimmen. Dies ist erst möglich<br />
wenn das Gehirn nach dem Tode durch einen<br />
Seite 4
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
einen Pathologen unter dem Mikroskop untersucht<br />
wird. Die Eiweiße lagern sich in bestimmten<br />
Arealen des Gehirns ab, die in der Folge<br />
nicht mehr richtig arbeiten können. Dies erklärt<br />
die unterschiedlichen neurologischen Symptome<br />
beider Erkrankungen.<br />
Bei der <strong>PSP</strong> treten früh im Krankheitsverlauf<br />
Stürze auf, die vertikale Blicklähmung ist üblich,<br />
des Weiteren finden sich Störungen der<br />
Konzentration. Die Erkrankung tritt im Gegensatz<br />
zur Parkinson Erkrankung häufiger bei<br />
Männern auf als bei Frauen. Nicht alle Patienten<br />
mit einer <strong>PSP</strong>-Erkrankung haben eine vertikale<br />
Blickparese, weshalb wir von einer hohen<br />
Dunkelziffer der Erkrankung ausgehen.<br />
Wie bereits erwähnt sind die bildgebenden Verfahren<br />
nicht entscheidend für die Diagnosestellung.<br />
Trotzdem wurden in den vergangen Jahren<br />
bestimmte Veränderungen beschrieben die<br />
bei dieser Erkrankung auftreten. Dazu gehört z.<br />
B. eine Verschmächtigung des Hirnstammes,<br />
die aber nur von erfahrenen Untersuchern festgestellt<br />
werden kann.<br />
Wirksamkeit bei der <strong>PSP</strong>-Erkrankung getestet.<br />
Die Forscher glauben, dass sie die Mechanismen<br />
der <strong>PSP</strong>-Erkrankung bald noch besser<br />
verstehen, als jene der Parkinsonerkrankung.<br />
Von daher ist davon auszugehen, dass in Zukunft<br />
auch eher Medikamente gegen die <strong>PSP</strong>-<br />
Erkrankung gefunden werden, die den Verlauf<br />
der Erkrankung möglicherweise abmildern, als<br />
solche gegen die Parkinsonerkrankung.<br />
Zusammenfassend ist festzustellen, dass die<br />
Parkinsonerkrankung und die <strong>PSP</strong> Erkrankung<br />
gemeinsame Merkmale zeigen, die zumindest<br />
am Beginn der Erkrankung beide Symptome<br />
zum verwechseln ähnlich erscheinen lassen.<br />
Trotzdem sind beide Erkrankungen sehr unterschiedlich<br />
und haben eine unterschiedliche<br />
Prognose. Oft gelingt es erst im Krankheitsverlauf<br />
die richtige Diagnose zu stellen.<br />
Die Therapieoptionen der <strong>PSP</strong> sind begrenzt,<br />
Hoffnung besteht bei neuen Therapieansätzen<br />
Therapeutisch wird auch bei der <strong>PSP</strong>-<br />
Erkrankung versucht die Symptome der Erkrankung<br />
mit L-Dopa zu bessern. Gelegentlich<br />
kommt es darunter zu einer diskreten Besserung<br />
der Beweglichkeit. Auch die Therapie mit<br />
Amantadin kann helfen. Leider sind die Erfolge<br />
der Therapie nicht so groß wie beim Parkinson-<br />
Syndrom. Im Verlauf der Erkrankung kommt es<br />
regelhaft zum Auftreten von Stürzen, weshalb<br />
passive Maßnahmen wir Protektoren oder Helme<br />
wichtig sein könnten.<br />
Auch die zunehmende Beeinträchtigung der<br />
Konzentration oder Kognition verlangt Rücksicht<br />
von allen Beteiligten auf die Probleme der<br />
Patienten. Besondere Probleme bereiten<br />
Schluckstörungen die bei einem Teil der Patienten<br />
auftreten und eine Änderung der Nahrungszufuhr<br />
bedingen. Leider hat man bis jetzt<br />
keinen goldenen Therapieweg bei der <strong>PSP</strong>-<br />
Erkrankung gefunden. In der Forschung werden<br />
jedoch zahlreiche Substanzen auf ihre<br />
Prof. Dr. Dirk Woitalla<br />
Neurologie St. Josef-Krankenhaus<br />
Heidbergweg 22-24<br />
45257 Essen-Kupferdreh<br />
Seite 5
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
Neurologische Kliniken und Bewegungsmbulanzen stellen sich vor:<br />
Die Abteilung Neurologie im Krankenhaus Agatharied<br />
Prof. Dr. Stefan Lorenzl, Hausham<br />
Agatharied ist ein Ortsteil von Hausham, dem<br />
wunderbaren Urlaubsort im Bayerischen Voralpenland,<br />
gelegen zwischen Schliersee und Tegernsee.<br />
Das Krankenhaus ist das letzte aus<br />
öffentlicher Hand gebaute Krankenhaus in Bayern<br />
und zeugt von hohem architektonischen<br />
Feinsinn. Bei dem Bau wurde viel mit Holz gearbeitet<br />
und große Glasfronten lassen die Sonne<br />
in die Gänge, Innenhöfe und insbesondere<br />
in unsere Patientenzimmer scheinen.<br />
Die Anlage wird von Bächen und kleinen Tümpeln<br />
durchzogen und ist eingebettet<br />
in die Hügellandschaft der Voralpen. Der Blick<br />
auf die Berge und die umliegenden Bauerngehöfte<br />
transportiert die Natur direkt ins Haus.<br />
Der nahegelegene Ort Hausham ist sei Jahrzehnten<br />
ein beliebtes Ausflugsziel im Sommer<br />
wie im Winter und die lädt dazu ein, die gute<br />
Luft des Voralpenraumes zu genießen.<br />
Das Krankenhaus Agatharied verfügt mit seinen<br />
über 400 Betten über alle notwendigen<br />
medizinischen Abteilungen. Hierzu gehören neben<br />
der großen Abteilung für Innere Medizin, in<br />
der Spezialisten der Herz-Kreislauf-<br />
Erkrankungen sowie Magen-Darm-<br />
Erkrankungen, arbeiten, eine Abteilung für Gynäkologie<br />
und Geburtshilfe und eine große Abteilung<br />
für Chirurgie. Viele weitere kleine Abteilungen<br />
ergänzen das Bild.<br />
Seit dem 01. April 2014 gibt es auch eine Abteilung<br />
für Neurologie.<br />
Die Abteilung ist derzeit auf zwei Stationsebenen<br />
aufgeteilt und ist mit modernsten Diagnostikmöglichkeiten<br />
ausgestattet. Unser Schwerpunkt<br />
liegt auf der Behandlung von Patienten<br />
mit Bewegungsstörungen und hier insbesondere<br />
auf Menschen mit progressive supranukleärer<br />
Blickparese und corticobasaler Degeneration.<br />
Daher sind im Haus nicht nur die bildgebenden<br />
Verfahren mit modernsten kernspintomographischen<br />
Geräten und SPECT vorhanden,<br />
sondern auch wichtige diagnostische<br />
Möglichkeiten wie eine elektronische Schwin<br />
delbrille zur Messung der Augenbewegung und<br />
ein Posturographiegürtel, der die Bewegungsfähigkeit<br />
bei Patienten, den Gang und den<br />
Stand analysiert. Er kann gleichzeitig als Therapiegerät<br />
eingesetzt werden.<br />
Die Klinik weist weiterhin ein umfangreiches<br />
Angebot an krankengymnastischen Maßnahmen<br />
auf mit einer großen Abteilung für<br />
Physio- und Ergotherapie. Des weiteren verfügt<br />
das Haus über ein Bewegungsbad.<br />
Es wird eine endoskopische Schluckdiagnostik<br />
und eine Schluck- und Sprechtherapie durchgeführt.<br />
Wir erproben medikamentöse und<br />
nicht-medikamentöse Therapieverfahren während<br />
des stationären Aufenthaltes der Patienten.<br />
Alternativ kann man sich auch in unserer<br />
Ambulanz vorstellen.<br />
Unsere Pflegekräfte wurden in eigens erarbeiteten<br />
Fortbildungen im Umgang mit Menschen<br />
mit Bewegungsstörungen geschult und verfügen<br />
über eine hohe pflegerische Kompetenz.<br />
In unseren Zweibettzimmern haben wir die<br />
Möglichkeit, dass Angehörige gemeinsam<br />
mit dem Patienten in der Klinik verbleiben.<br />
Dadurch gelingt gleichzeitig die Schulung der<br />
Angehörigen und wichtige Fragen zur Krankheit<br />
können gemeinsam gestellt werden.<br />
Natürlich besteht auch die Möglichkeit den Aufenthalt<br />
in unserer Klinik mit einem schönen Urlaub<br />
im Voralpenland zu verbinden.<br />
In Kooperation mit der Neurologischen Klinik<br />
der Ludwig-Maximilians-Universität und der<br />
Parkinson-Allianz München werden an unserem<br />
Krankenhaus klinische Studien durchgeführt.<br />
Prof. Dr. Stefan Lorenzl<br />
Krankenhaus Agatharied GmbH<br />
Norbert-Kerkel-Platz<br />
83734 Hausham<br />
Seite 6
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
Die Bewegungsambulanz der Goethe-Universität Frankfurt am Main<br />
PD. Dr. med. Johannes C. Klein<br />
Die Spezialambulanz für Bewegungsstörungen<br />
ist eine Einrichtung der Klinik für Neurologie der<br />
Goethe-Universität Frankfurt, deren Aufgabe es<br />
ist, allen an einer Bewegungsstörung erkrankten<br />
Patienten eine optimale und individuell zugeschnittene<br />
Behandlung nach aktuellen medizinischen<br />
Erkenntnissen zu bieten. Dies geschieht<br />
in enger Kooperation mit den niedergelassenen<br />
Neurologen und den Kollegen der stationären<br />
neurologischen Versorgung. Abgedeckt wird das<br />
gesamte Spektrum der Bewegungsstörungen,<br />
also sowohl alle häufigen (wie der „gewöhnliche“<br />
Morbus Parkinson oder der Essenzielle Tremor),<br />
als auch alle selteneren Erkrankungen wie insbesondere<br />
atypische Parkinson-Syndrome, zu<br />
denen auch die <strong>PSP</strong> zählt, ferner die Ataxien,<br />
Chorea und Dystonien.<br />
Das Ambulanzteam besteht derzeit aus einer<br />
speziell qualifizierten Krankenpflegerin und fünf<br />
Ärzten unter der ärztlichen Leitung von PD Dr.<br />
med. Johannes C. Klein und Dr. med. Jun-Suk<br />
Kang, beides langjährige Experten auf dem Gebiet<br />
der Behandlung und wissenschaftlichen Erforschung<br />
von Bewegungsstörungserkrankungen.<br />
Mit großem Engagement setzt sich das gesamte<br />
Team für ihre Patienten ein. Für Patienten,<br />
die sich zum ersten Mal in der Sprechstunde<br />
vorstellen, werden für die Anamneseerhebung<br />
und die körperliche Untersuchung bis zu<br />
einer Stunde Zeit veranschlagt. Diese Zeit wird<br />
benötigt, um die Diagnose zu verifizieren und<br />
einen optimalen Behandlungsplan zu erstellen.<br />
In Fällen, bei denen die Natur der Erkrankung<br />
trotzdem noch unklar bleibt, werden die nötigen<br />
weiteren Schritte eingeleitet, um zur richtigen<br />
Diagnose zu kommen. Sämtliche hierfür erforderlichen<br />
weiterführenden Untersuchungsmethoden<br />
(wie z.B. Tremoranalyse, Riechtest, endoskopische<br />
Schluckuntersuchung, Ultraschall,<br />
3T-Kernspintomographie etc.) stehen der Ambulanz<br />
entweder hausintern oder über entsprechende<br />
Kooperationen in den eng benachbarten<br />
universitären Zentren (Neuroradiologie, Nuklearmedizin<br />
etc.) zur Verfügung. Damit ist garantiert,<br />
dass die Untersuchungen zeitnah und in<br />
gleichbleibender, hoher Qualität durchgeführt<br />
werden können.<br />
Das Team der Bewegungsambulanz überwacht<br />
zudem die stationäre Parkinson-Komplexbehandlung.<br />
Diese intensive Therapie können Patienten<br />
mit einer schwierig zu behandelnden Parkinson-Erkrankung,<br />
und zwar gerade solchen<br />
Patienten, die an einem atypischen Parkinson-<br />
Syndrom wie der <strong>PSP</strong> erkrankt sind, wahrnehmen.<br />
Im Rahmen dieser Parkinson-<br />
Komplexbehandlung werden diese Patienten für<br />
zwei (bis zu drei) Wochen stationär in unsere<br />
neurologische Klinik aufgenommen. Therapieschwerpunkte<br />
bilden - neben einer Optimierung<br />
der Medikation - sehr engmaschige, intensive<br />
Übungsbehandlungen, welche von unserem kliniksinternen<br />
multidisziplinären Team aus engagierten<br />
Logopäden, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten<br />
durchgeführt werden. Hierbei sollen<br />
bestehende motorische und sprachliche<br />
Probleme (wie z.B. Gang-, Haltungs- und<br />
Gleichgewichtsstörungen; undeutliche Sprache,<br />
Schluckstörungen) erkannt und durch gezielte<br />
Übungen gebessert werden. Vorhandene Fähigkeiten<br />
werden stabilisiert, ein spezielles Augenmerk<br />
liegt hierbei auf den Alltagsfähigkeiten.<br />
Die Parkinson-Komplexbehandlung erfolgt in enger<br />
Zusammenarbeit des Ärzteteams der Spezialambulanz<br />
für Bewegungsstörungen mit den<br />
Therapeuten der verschiedenen Fachrichtungen<br />
sowie dem Pflegepersonal auf Station. So können<br />
unterschiedliche Aspekte der Erkrankung<br />
berücksichtigt werden und gemeinsam eine optimale<br />
Therapie gefunden werden.<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Johannes C. Klein<br />
Facharzt für Neurologie<br />
Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität<br />
Zentrum der Neurologie und Neurochirurgie<br />
Klinik für Neurologie<br />
Theodor-Stern-Kai 7<br />
Seite 7
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
Progressive supranukleäre Blickparese (<strong>PSP</strong>) und Demenz<br />
Dr. Ilona Csoti, Gertrudis Klinik, Biskirchen<br />
Einleitung<br />
Die progressive supranukleäre Blickparese<br />
(<strong>PSP</strong>), auch Steele-Richardson-Olszewski-<br />
Syndrom (SROS) genannt, gehört zu den atypischen<br />
Parkinson-Syndromen. Sie ist gekennzeichnet<br />
durch ein rasch fortschreitendes, nur<br />
gering oder nicht auf Parkinson-Medikamente<br />
ansprechendes Parkinson-Syndrom mit zusätzlich<br />
bestehenden Störungen der Augenbewegung,<br />
Fallneigung und axialer Steifheit (Rigor).<br />
Da der Rigor aus diesem Grund in der Körpermitte<br />
stär-ker ausgeprägter ist als in Armen und<br />
Beinen (axial), ist die Haltung auffallend aufrecht<br />
(bei Parkinson-Patienten eher nach vorn<br />
geneigt). Die Augen sind weit geöffnet, wobei<br />
dabei die Stirnmuskulatur zu Hilfe genommen<br />
wird, welche aus diesem Grund angespannt ist<br />
(Stirnfalten). Die Blinzelrate der Augen ist deutlich<br />
reduziert, so dass der Blick oft starr oder<br />
erschrocken erscheint. Der Körper bewegt sich<br />
automatenhaft, insbesondere beim Hinsetzen<br />
und beim Drehen. Im Verlauf der Erkrankung<br />
kommt es zu schweren Schluckstörungen mit<br />
Aspirationsgefahr (Verschlucken), zu multiplen<br />
Verletzungen durch Stürze und zu ausgeprägten<br />
Verständigungsschwierigkeiten bei zuletzt<br />
aufgehobener Sprechfähigkeit.<br />
Neben diesen schweren Störungen im Bereich<br />
der Motorik kommt es auch zu Veränderungen<br />
der Persönlichkeit mit Verhaltensstörungen und<br />
zur Einschränkung der kognitiven Leistungsfähigkeit;<br />
Veränderungen, die neuropsychologisch<br />
einer subkortikalen Demenz zugeordnet<br />
werden. Da diese Strukturen mit Bereichen im<br />
Stirnhirn (Frontalhirn) verbunden sind, wird<br />
häufig auch der Begriff „Frontalhirnsyndrom“<br />
verwendet.<br />
Was ist eine Demenz?<br />
Hört man den Begriff Demenz, denkt man zunächst<br />
spontan an Symptome der Alzheimerdemenz<br />
mit ausgeprägter Vergesslichkeit und<br />
Verlust der Persönlichkeit.<br />
Demenz ist jedoch ein Überbegriff für verschiedene<br />
Erkrankungen. Er leitet sich vom lateinischen<br />
„dementia“ ab und bedeutet so viel wie<br />
„Unvernunft“. Man versteht darunter Erkrankungen<br />
bei denen es aufgrund verschiedener Ursachen<br />
zu einem fortschreitenden Verlust intellektueller<br />
Fähigkeiten mit zunehmenden Hirnleistungsstörungen<br />
und psychischen Veränderungen<br />
kommt, welche zur vollständigen Hilfebedürftigkeit<br />
des Betroffenen führen können.<br />
Dabei können ganz verschiedene Bereiche der<br />
geistigen Leistungsfähigkeit beeinträchtigt werden.<br />
Das Zusammenspiel dieser unterschiedlichen<br />
Ausfälle ist charakteristisch für die jeweilige<br />
Demenzart:<br />
1. Lernen und Gedächtnis<br />
Fähigkeit, neue Informationen zu speichern und<br />
auf früher Gelerntes zurückzugreifen<br />
2. Denken<br />
Lösung von Problemen, Urteilsbildung, Kritikfähigkeit,<br />
Schlussfolgerungen ziehen<br />
3. Sprache<br />
Wortfindung, Wortflüssigkeit, Informationsgehalt<br />
4. Aufmerksamkeit<br />
Informationsverarbeitungsgeschwindigkeit,<br />
selektive (ein Reiz) und geteilte<br />
Aufmerksamkeit (mehrere Reize)<br />
5. Praxie<br />
Planen und Durchführen von Bewegungs- und<br />
Handlungsabläufen<br />
6. Visuokonstruktion<br />
Fähigkeit, komplexe Formen oder Muster zu<br />
erkennen und zu reproduzieren<br />
7. Exekutive Funktionen<br />
Fähigkeit, komplexes und zielgerichtetes Verhalten<br />
zu planen, zu beginnen und bis zum Ende<br />
durchzuführen<br />
Seite 8
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
Abb. 1 Einteilung der Hirnrinde in verschiedene Bereiche<br />
(Lappen) und die dazugehörigen Funktionen<br />
Hinzu kommen häufig Störungen des Verhaltens<br />
und der Persönlichkeit:<br />
1. Persönlichkeitsveränderungen<br />
sehr individuell, z.B. ausgeprägter Eigensinn,<br />
mürrisches Verhalten, Jähzorn<br />
2. Depressivität und Angst<br />
Traurigkeit, Interesselosigkeit, Antriebsmangel,<br />
Rückzugstendenz<br />
3. Psychotische Symptome<br />
Wahngedanken (z.B. Vergiftungswahn, Eifersuchtswahn,<br />
Verarmungswahn)<br />
Halluzinationen (Sinnestäuschungen, Trugwahrnehmungen),<br />
z.B. Sehen von nicht anwesenden<br />
Menschen oder Tieren, Hören von<br />
Stimmen<br />
4. Verhaltensstörungen<br />
gestörtes Essverhalten, Umkehr des Tag-Nacht<br />
-Rhythmus, Enthemmung, innere Unruhe, Aggressivität<br />
Ort der Schädigung bestimmt die klinischen<br />
Symptome<br />
Das Gehirn wird in verschiedene Bereiche unterteilt.<br />
Da sind zum einen die verschiedenen<br />
Hirnlappen - z.B. Frontallappen, Temporallappen<br />
usw. Jedem dieser Regionen werden verschiedenen<br />
Hirnfunktionen zugeordnet. So entstehend<br />
Sprachstörungen bei einer Schädigung<br />
des Temporallappens (Schläfenlappen), Sehstörungen<br />
bei einer Schädigung des Occipitalla<br />
(Hinterhauptslappen) (siehe Abbildung 1).<br />
Neben dieser Einteilung in Hirnlappen - ähnlich<br />
einer Landkarte der Hirnoberfläche, auch Hirnrinde<br />
genannt, erfolgt eine Einteilung in kortikal<br />
- die Hirnrinde betreffend- und subkortikal - in<br />
der Tiefe des Gehirns gelegen (Basalganglienbereich).<br />
Je nach dem Störungsmuster unterscheidet<br />
man kortikale und subkortikale Demenzen. Die<br />
bekannteste kortikale Demenz ist die Alzheimer<br />
Demenz, die bekannteste subkortikale Demenz<br />
ist die Demenz bei progressiver supranukleärer<br />
Blickparese<br />
Was geschieht bei einer subkortikalen<br />
Demenz?<br />
Die subkortikale Demenz ist durch eine allgemeine<br />
Verlangsamung der Denkabläufe mit<br />
Sprachverarmung, Uneinsichtigkeit und Apathie<br />
verbunden. Besonders gestört sind auch die<br />
visuell-räumlichen und visuell-konstruktiven<br />
Leistungen, die kognitive Flexibilität und die<br />
Wortflüssigkeit. Abhängig ist das Ausfallsmuster<br />
von den jeweils betroffenen Funktionsbereichen<br />
im subkortikalen Bereich und von den gestörten<br />
Verbindungen zum Frontalhirn.<br />
Funktionsbereiche des Subkortex<br />
1. Motorische Bereiche:<br />
Basalganglien, Kleinhirn, Hirnstamm, Bewegungsvorbereitung,<br />
Augenbewegungen,<br />
Reizantworten<br />
Seite 9
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
2. Emotionale Bereiche:<br />
Limbisches System, Positive Gefühle (Hirnrinde<br />
ist mitbeteiligt), Aktivierung, Wut, Aggression<br />
3. Sensorische Bereiche: Thalamus<br />
Fühlen, Sehen, Hören, Schmecken, Schmerz<br />
4. Homöostatische Bereiche: Hypothalamus,<br />
Epiphyse, Hypophyse, Hirnstamm<br />
Temperatur, Blutdruck, Atmung, Stresssystem,<br />
Stimmungen, Schlafrhythmus<br />
5. Aktivierende Bereiche: Formatio retikularis<br />
im Hirnstamm,<br />
Wachheitsgrad, Aufmerksamkeit<br />
Kennzeichen einer subkortikalen Demenz<br />
Das auffälligste Zeichen einer subkortikalen Demenz<br />
ist die ausgeprägte Antriebsstörung, die<br />
Patienten wirken völlig apathisch, zurückgezogen<br />
und interesselos. Ein zweites wichtiges<br />
Symptom ist die deutliche Verlangsamung aller<br />
psychomotorischen Funktionen, auch Bradyphrenie<br />
genannt.<br />
Die Patienten sind nicht besonders vergesslich,<br />
sondern sie benötigen viel Zeit, um eine Information<br />
abzurufen. Die Antwort auf eine Frage<br />
kann lange auf sich warten lasse, wenn sie dann<br />
aber kommt, ist sie richtig. In Testuntersuchungen<br />
wird dies als „verbale Flüssigkeit“ bezeichnet,<br />
welche ausgesprochen verlangsamt ist.<br />
Auch das Wiedererkennen von Zielwörtern ist<br />
möglich, was für eine erhaltene Lernfähigkeit bei<br />
erschwertem Zugriff spricht.<br />
Es besteht keine Aphasie (Sprachabruf ist gegeben),<br />
jedoch eine schwere und zunehmende Dysarthrie<br />
(Sprechstörung, erschwerte Artikulation),<br />
welche sich bis zur Anarthrie<br />
(Sprechunvermögen) ausweiten kann.<br />
Typisch sind Veränderungen im Affektverhalten<br />
und eine Wesensänderung. Diese führen dazu,<br />
dass der Patient „schwieriger“ zu versorgen<br />
wird, er wird immer weniger lenkbar und eigensinnig.<br />
In neuropsychologischen Testuntersuchungen<br />
wird eine charakteristische Frontallappendysfunktion<br />
beschrieben. In einer Studie zu neuropsychiatrischen<br />
Auffälligkeiten von Litvan<br />
(1996) wurden Apathie (Teilnahmslosigkeit,<br />
mangelnde Gefühlsansprechbarkeit) (91%), Enthemmung<br />
(36%), Dysphorie (Verstimmung)<br />
(18%) und Angst (18%) beschrieben. Die Apathie<br />
war sehr häufig mit Störungen der Exekutivfunktionen<br />
(siehe oben) assoziiert.<br />
Warum kommt es bei <strong>PSP</strong> zu einer Demenz?<br />
Die kognitiven Störungen sind die Folge des Absterbens<br />
von Nervenzellen in verschiedenen<br />
wichtigen Kerngebieten in der Tiefe des Gehirns,<br />
welche jedoch in engem Kontakt zum Stirnhirn<br />
stehen (Frontalhirn), welches maßgeblich an der<br />
Steuerung erlernter Denkprozesse beteiligt ist.<br />
Die genaue Ursache dieser Zellzerstörung ist<br />
noch nicht bekannt. Ähnlich wie beim Parkinson-<br />
Syndrom findet man jedoch in den kranken Zellen<br />
wieder Einschlusskörperchen, die sich ebenfalls<br />
aus einem abnorm veränderten Eiweiß zusammensetzen.<br />
Dieses Eiweiß heißt Tau bzw.<br />
Tau-Protein.<br />
Das Tau-Protein gehört zu den Eiweißen, welche<br />
wichtig für den Transport von Nahrungsstoffen<br />
zwischen den Zellen sind, welcher wiederum<br />
bei einer Fehlfunktion gestört ist. Im Rahmen der<br />
sogenannten Eiweißfaltungs-Krankheiten wird<br />
die <strong>PSP</strong> aus diesem Grund zu den<br />
„Tauopathien“ gezählt.<br />
Wie äußert sich diese Demenz bei <strong>PSP</strong><br />
klinisch?<br />
Veränderungen der Persönlichkeit (mangelhafter<br />
Einfluss des Stirnhirns - frontale Enthemmung<br />
genannt) und des Sozialverhaltene sind<br />
typisch für die <strong>PSP</strong>.<br />
Eine Angehörige beschrieb dieses Phänomen<br />
mit den Worten: „Mein Mann wirkt „schlecht erzogen“,<br />
obgleich er früher die Höflichkeit in Person<br />
war. Durch die Einschränkung von Kritikund<br />
Urteilsfähigkeit erscheinen die Patienten<br />
„stur“ und „dickköpfig“. So war ein Patient mitten<br />
im Winter nicht davon abzuhalten, eine dünne,<br />
kurze Bermudahose zu tragen. Auch nehmen<br />
sie die Gefahr eines Sturzes nicht wahr. Obwohl<br />
sie mehrfach am Tag stürzen, hilft es nichts sie<br />
zu bitten, nicht alleine aufzustehen. Sie sagen<br />
zwar: „Ja natürlich Frau Doktor, ich bleibe sitzen.“,<br />
sobald man jedoch aus dem Zimmer geht,<br />
stehen sie auch schon auf und der nächste<br />
Sturz ist vorgeplant.<br />
Im medizinischen Sprachgebrauch gibt es dafür<br />
den Begriff der „Anosognosie „ – das Nichtwahrnehmen<br />
der eigenen Krankheit. Er wird zwar in<br />
einem anderen Zusammenhang und bei anderen<br />
Krankheiten verwendet, trifft jedoch ganz typisch<br />
das Verhalten dieser Patienten bezüglich<br />
Seite 10
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
bezüglich der Sturzgefahr. Für Angehörige ist es<br />
wichtig zu wissen, dass dies kein böser Wille des<br />
Patienten ist, sondern dass er die Gefahr nicht<br />
sehen kann, in die er sich begibt.<br />
Obgleich ausgeprägte Schluckstörungen vorliegen,<br />
essen die Patienten am Anfang der Erkrankung<br />
ungesteuert und hastig und gefährden sich<br />
durch die Gefahr des Verschluckens erheblich.<br />
Die Nahrung muss aus diesem Grund oft klein<br />
geschnitten und unbedingt angereicht werden<br />
Das Denken wird ausgesprochen langsam, die<br />
Wortflüssigkeit erheblich reduziert. Angehörige<br />
empfinden dies als „wortkarg“ und leiden unter<br />
der immer mehr abnehmenden Kommunikation.<br />
Typisch sind Wiederholungen von Silben, Worten<br />
oder ganzen Sätzen, zum Beispiel: „Mir ist so<br />
schwindlig, schwindlig, schwindlig....“, in der Medizin<br />
als Palilalie bezeichnet. Palilalie (griechisch<br />
páli - wieder und laló - ich rede) ist der krankhafte<br />
Zwang, eigene Sätze und Wörter wiederholt zu<br />
sprechen.<br />
Auch bestimmte Bewegungen sind stereotyp und<br />
können nicht abgebremst werden (Echopraxie).<br />
Beim Applaustest zum Beispiel wird der Patient<br />
aufgefordert, 3-mal hintereinander in die Hände<br />
zu klatschen. <strong>PSP</strong>-Patienten können<br />
nach dem dritten Klatschen nicht aufhören und<br />
klatschen immer weiter, sie applaudieren.<br />
Die emotionale Schwingungsfähigkeit wird flacher<br />
(Apathie) und die Patienten erscheinen uninteressiert.<br />
Im affektiven Bereich kann es zu einem<br />
Zwangsweinen oder Zwangslachen kommen.<br />
Es handelt sich um ein situativ und von der<br />
Gefühlslage her nicht begründetes Lachen oder<br />
Weinen. Häufig wird das Zwangseinen mit einer<br />
Depression verwechselt.<br />
Wie kann man die Demenz bei <strong>PSP</strong> feststellen?<br />
Zum einen gibt es die Möglichkeit, in Anlehnung<br />
an andere Demenzen unterschiedlichste Testuntersuchungen<br />
durchzuführen. In der Praxis sehr<br />
einfach durchführbar sind der Uhrentest<br />
(Zeichnen einer Uhr) oder Wortflüssigkeitsaufgaben<br />
(maximale Anzahl der Wörter in einer Minute).<br />
Auch kann man den Sprichworttest (ein<br />
Sprichwort erklären lassen) einsetzen. Die Veränderungen<br />
der Persönlichkeit werden von den<br />
pflegenden Angehörigen jedoch auch ohne Testung<br />
wahrgenommen.<br />
Die durch den Zelluntergang bedingte Hirnatrophie<br />
(Schrumpfung) kann mit Hilfe der Kernspintomographie<br />
nachgewiesen werden, diese betrifft<br />
vor allem das Mittelhirn und den Stirnlappen.<br />
Durch den Zelluntergang kommt es auch zu einer<br />
Reduktion des Hirnstoffwechsels, den man mit<br />
Hilfe des Glucose-PET (Positronen-Emissions-<br />
Tomographie mit Zucker – Zucker ist ein<br />
Hauptenergielieferant für das Gehirn) darstellen<br />
kann. Patienten mit <strong>PSP</strong> zeigen einen deutlich<br />
verminderten Zuckerstoffwechsel im Bereich des<br />
Stirnlappens, der Basalganglien und des Mittelhirns<br />
(Hosaka 2002). Mit SPECT-Technik kann<br />
u.a. der Blutfluss dargestellt werden, der bei <strong>PSP</strong><br />
im oberen Frontallappen reduziert ist (Golbe<br />
1993).<br />
Im Gehirnwasser gibt es für die Alzheimer Krankheit<br />
typische Eiweißveränderungen. So ist die<br />
Konzentration von A-Beta-42 (Isoform des Beta-<br />
Amyloid) zum Beispiel deutlich erhöht. Bei <strong>PSP</strong><br />
dagegen ist dieser Wert normal (Holmberg<br />
2003).<br />
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?<br />
Noch gibt es kein zugelassenes Medikament für<br />
die Demenz bei <strong>PSP</strong>. Aufgrund des Mangels an<br />
Acetylcholin wäre es denkbar, dass die für Alzheimer<br />
Demenz zugelassenen Acetylcholin Abbauhemmer<br />
Rivastigmin (Exelon®), Donepezil<br />
(Aricept®) und Galantamin (Reminyl®) wirksam<br />
sein könnten. Bis auf einige wenige Studien mit<br />
geringen Fallzahlen mit Donepezil gibt es zu dieser<br />
Fragestellung kaum verlässliche Studiendaten.<br />
Zu Donepezil gibt es eine kleine Studie mit 21<br />
Patienten (Litvan 2001), in der es zwar zu einer<br />
Besserung der kognitiven Funktionen, aber zu<br />
einer Verschlechterung der Aktivitäten des täglichen<br />
Lebens kam, so dass keine Empfehlung für<br />
dieses Medikament bei <strong>PSP</strong> gegeben werden<br />
konnte. Eine Zulassung gibt es für keines dieser<br />
drei Medikamente.<br />
Gute Erfahrungen haben wir immer wieder mit<br />
Amantadinsulfat (PK-Merz®), sowohl in Form<br />
von intravenösen Infusionen als auch in Tablettenform.<br />
Es führt unter anderem zur Verbesserung<br />
des Antriebs und der Wachheit.<br />
Antidepressiva können erfolgreich gegen das<br />
Zwangsweinen und depressive Verstimmungen<br />
eingesetzt werden. In der Literatur wird immer<br />
wieder Amitriptylin erwähnt. Da dieses Medikament<br />
jedoch kein günstiges Nebenwirkungsspektrum<br />
aufweist, sind eher neuere Antidepressiva<br />
zu empfehlen, z.B. Serotoninwiederaufnahmehemmer<br />
(SSRI).<br />
Sollte es unter einer dopaminergen Behandlung<br />
Seite 11
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
-<br />
Abb. 3 MRT‐Aufnahme eines<br />
<strong>PSP</strong>‐Paenten<br />
(Magnet‐Resonanz‐Tomographie<br />
Durch die Schrumpfung des Mielhirns<br />
entsteht das typische „Mickey‐Mouse“<br />
Zeichen<br />
ler jeder guten Basisbehandlung.<br />
Hilfestellung dabei finden Patienten und Angehörige<br />
bei der Deutschen <strong>PSP</strong>-Gesellschaft<br />
(www.psp-gesellschaft.de).<br />
zu psychomotorischer Unruhe oder psychotischen<br />
Erscheinungen (Wahngedanken, Halluzinationen)<br />
kommen, so können die für Parkinson<br />
-Patienten möglich atypischen Neuroleptika<br />
(Clozapin, Quetiapin) eingesetzt werden.<br />
Sämtliche Studien mit anderen Medikamenten,<br />
z.B. Riluzol, sind in den letzten Jahren negativ<br />
ausgefallen.<br />
Den wichtigsten Stellenwert für den Patienten<br />
und seine pflegenden Angehörigen hat jedoch<br />
die richtige Diagnosestellung und danach das<br />
Eingehen auf die Besonderheiten dieser Erkrankung,<br />
die bereits ohne die demenzielle Symptomatik<br />
zu einer vollständigen Pflegebedürftigkeit<br />
führt.<br />
Regelmäßige Krankengymnastik, Bewegung an<br />
der frischen Luft, ausreichende Flüssigkeitszufuhr<br />
und gesunde Ernährung sind die Grundpfei<br />
Dr. med. Ilona Csoti,<br />
Ärztliche Direktorin der<br />
Gertrudis-Klinik Biskirchen<br />
Karl-Ferdinand-Broll-Str. 2-4<br />
D-35638 Leun-Biskirchen<br />
Germany<br />
ilona.csoti@parkinson.de<br />
www.parkinson.de<br />
Seite 12
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
Verhaltensauffälligkeiten bei progressiver supranukleärer<br />
Blickparese und frontotemporaler Demenz<br />
Thomas H. Bak, Linda M. Crawford, German Berrios, et. al.: Journal of Neurology, Neurosurgery & Psychiatry 2010<br />
81: 1057-1059 (aus dem Englischen übersetzt von Anke Welzel)<br />
Innerhalb des Spektrums der frontotemporalen<br />
Demenz (FTD) ist die Variante behaviroural variant<br />
(bvFTD = frontotemporale Demenz mit<br />
Verhaltensänderungen) durch Veränderungen<br />
in der Persönlichkeitsstruktur gekennzeichnet,<br />
wobei besonders folgende Symptome auffallen:<br />
Enthemmtheit, Empathieverlust, stereotype Verhaltensmuster,<br />
Wechsel zwischen Esssucht<br />
und Apathie. Diese Symptome werden mit einer<br />
orbitofrontalen und mesial-zingulären Pathologie<br />
verbunden.Dagegen ist über Verhaltensänderungen<br />
bei der progressiven supranukleären<br />
Blickparese (<strong>PSP</strong>) wenig bekannt. Der Fokus<br />
liegt dort auf den motorischen und kognitiven<br />
Beeinträchtigungen sowie der Blicklähmung.<br />
Eine Studie kam zu dem Ergebnis, dass <strong>PSP</strong>-<br />
Patienten apathischer und enthemmter waren,<br />
wo hingegen Parkinson-Erkrankte stärker an<br />
Halluzinationen, Wahnvorstellungen und Depressionen<br />
litten. Bildgebende Verfahren haben<br />
bei der <strong>PSP</strong> gezeigt, dass eine Atrophie des<br />
Frontallappens mit exekutiven Störungen und<br />
Verhaltensänderungen, wie sie beim Betroffen<br />
sein des frontalen Hirnlappens auftreten, korreliert.<br />
Mithilfe des erst vor kurzem standardisierten<br />
Cambridge Behavioural Inventory-Test haben<br />
wir eine große Kohorte an <strong>PSP</strong>-Patienten<br />
mit Patienten verglichen, die an der bvFTD erkrankt<br />
waren.<br />
Von den 185 <strong>PSP</strong>-Patienten waren 100 Männer<br />
und 85 Frauen. Das Durchschnittsalter betrug<br />
69.3+/- 6.6 Jahre. 210 Betreuer von <strong>PSP</strong>-<br />
Erkrankten wurden durch die englische <strong>PSP</strong>-<br />
Gesellschaft kontaktiert; 135 er<br />
klärten sich bereit, an der Studie teilzunehmen,<br />
was einer Rücklaufquote von 64% entspricht.<br />
50 weitere Patienten waren in Cambridge mit<br />
<strong>PSP</strong> diagnostiziert worden. Diejenigen, die über<br />
die <strong>PSP</strong>-Gesellschaft kontaktiert worden waren,<br />
wurden gebeten, eine Symptomliste auszufüllen,<br />
um sicherzustellen, dass das klinische Erscheinungsbild<br />
der typischen <strong>PSP</strong> entsprach.<br />
Da der Vergleich der demographischen Besonderheiten,<br />
der Krankheitsdauer und der Ergebnisse<br />
im Cambridge Behavioural Inventory-Test<br />
keine Unterschiede zwischen den Untergruppen<br />
der <strong>PSP</strong> ergab, wurden die Gruppen zusammengenommen.<br />
Die <strong>PSP</strong> Kohorte wurde entsprechend<br />
der Krankheitsdauer in vier Gruppen<br />
unterteilt: 31 Patienten mit einer Krankheitsdauer<br />
von 1 - 2 Jahren, 50 Patienten mit einer<br />
Krankheitsdauer von 3 – 4 Jahren, 37 Patienten<br />
mit einer Krankheitsdauer von 5 – 6 Jahren und<br />
37 Patienten, sie seit mehr als 7 Jahren an <strong>PSP</strong><br />
erkrankt waren. Die Kohorte der an bvFTD-<br />
Erkrankten bestand aus 47 Patienten, von denen<br />
34 Männer und 13 Frauen waren. Das<br />
Durchschnittsalter betrug 60.8 +/- 6.7 Jahre.<br />
Alle waren in Cambridge diagnostiziert worden.<br />
Die Studie wurde vom Cambridgeshire Research<br />
Ethics Committee genehmigt.<br />
Der Cambridge Behavioural Inventory-Test 4<br />
umfasst einen Fragebogen, der auf den Aussagen<br />
der Betreuer der Erkrankten beruht und<br />
sich von einer neurologisch-psychiatrischen Testung<br />
unterscheidet. Er dient dazu, charakteristische<br />
Unterschiede zwischen FTD-, <strong>PSP</strong>- und<br />
Alzheimer-Patienten festzustellen. 4 Der Test<br />
beinhaltet Fragen nach der Stimmung<br />
(Depression, Euphorie), nach psychotischen<br />
Auffälligkeiten (Wahnvorstellungen, Halluzinationen),<br />
herausforderndem Verhalten, Aggression,<br />
Enthemmtheit (einschließlich sexueller Enthemmtheit),<br />
Essgewohnheiten, stereotypen<br />
Verhaltensmustern, Schlafauffälligkeiten und<br />
Motivationsänderungen (Interessenverlust, Antriebslosigkeit,<br />
Rückzug aus sozialen Beziehungen).<br />
Die Betreuer bewerten die Häufigkeit jedes<br />
Verhaltens, das in den letzten Monaten auftrat,<br />
auf einer Skala von 0 (nie) bis 4 (ständig).<br />
Wie es auch bei anderen Studien üblich ist 4 ,<br />
haben wir die Ergebnisse zweigeteilt: Eine<br />
Punktzahl von 0 – 2 haben wir als geringe, eine<br />
Punktzahl von 3 – 4 dagegen als hohe Bestätigung<br />
eingestuft. Unterschiede in der Verteilung<br />
wurden analysiert, indem wir den χ 2 -Test mit<br />
Bonferroni-Korrektur angewandt haben.<br />
Diagramm 1A zeigt die Verteilung einer hohen<br />
Bestätigung von verschiedenen Cambridge Behavioural<br />
Inventory-Untertests in beiden Patientengruppen.<br />
Eine geringe Motivation (Apathie)<br />
war das herausragende Merkmal bei der bvFTD<br />
(70%), und sie wurde in einem hohen Maße<br />
Seite 13
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
auch bei den <strong>PSP</strong>-Patienten bestätigt (35%). Die<br />
bvFTD-Patienten erzielten deutlich höhere Werte<br />
in allen Untertests im Vergleich zu den <strong>PSP</strong>-<br />
Patienten (p
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
scheinen deshalb nicht mit der Dauer der<br />
Krankheit zusammenzuhängen. Diese Beobachtung<br />
deutet deshalb eher auf einen qualitativen<br />
als auf einen quantitativen Unterschied<br />
zwischen den Bedingungen hin. Keine der<br />
Gruppen zeigte auffallende psychotische<br />
Symptome. Zwar gibt es Berichte über das Auftreten<br />
von Wahnvorstellungen und Halluzinationen<br />
bei der bvFTD 1 , aber diese sind selten.<br />
Der einzige Untertest, in dem die <strong>PSP</strong>-<br />
Patienten einen höheren Wert erzielten als die<br />
bvFTD Kohorte, waren Schlafstörungen. Diese<br />
nahmen bei zunehmender Dauer der Krankheit<br />
linear zu, ebenso wie die Veränderungen in der<br />
Motivation. Leider erlaubten es die vorhandenen<br />
Daten nicht, die Ursache der Schlafstörungen<br />
genauer zu erkunden.<br />
Die festgestellten Unterschiede bei den Verhaltensauffälligkeiten<br />
zwischen der <strong>PSP</strong> und der<br />
bvFTD spiegeln möglicherweise Unterschiede<br />
in der Pathologie wider. Bei der bvFTD nimmt<br />
man an, dass die pathologischen Veränderungen<br />
in der orbitofrontalen und mesialen Region<br />
des Gehirns beginnen, was zu Defiziten bei den<br />
sozialen Verhaltensweisen, beim emotionalen<br />
Erkennen, beim moralischen Urteilsvermögen<br />
und bei Entscheidungsprozessen führt. Apathie<br />
ist dagegen typischerweise mit einer mesiofrontalen<br />
Pathologie assoziiert. Das häufige Auftreten<br />
einer Apathie bei <strong>PSP</strong>-Patienten legt nahe,<br />
dass diese Gehirnregion nicht mehr richtig<br />
funktioniert, entweder weil sie selbst pathologisch<br />
involviert ist oder durch Deafferenzierung,<br />
die im Zuge einer subkortikalen Pathologie sekundär<br />
entstanden ist. 3<br />
Diese Ergebnisse sind für die Betreuer wichtig,<br />
weil sie zeigen, dass die <strong>PSP</strong> höchst selten zu<br />
aggressivem, herausforderndem, unvorhersehbarem<br />
oder gefährlichem Verhalten führt - Verhaltensweisen,<br />
die die Betreuung von bvFTD-<br />
Patienten so erschweren. Auf der anderen Seite<br />
mag die Erkenntnis, dass die Apathie eine<br />
organische Ursache hat, den Betreuern helfen,<br />
bessere Bewältigungsstrategien zu entwickeln.<br />
Dr. Thomas H. Bak<br />
Universität Edinburgh<br />
Hochschule für Philosophie, Psychologie und<br />
Sprachwissenschaft<br />
1Bozeat S., Gregory C.A., Lambon Ralph M.A., et al. (2000). Which neuropsychiatric and beha-vioural fea-tures distinguish frontal and<br />
temporal variants of fronto-temporal dementia from Alzheimer’s disease? J Neurol Neurosurg Psychiatry 69 (2), 178-186.<br />
2 Kipps C.M., Nestor P.J., Acosta-Cabronero J., et.al. (2009). Understanding social dys- function in the behav-ioural variant of frontotemporal<br />
dementia: the role of emotion and sarcasm processing. Brain 132 (Pt3), 592-603.<br />
3Aarsland D., Litvan I., Larsen J.P. (2001). Neuropsychi-atric symptoms of patients with progressive supranucle-ar palsy and Parkinson’s<br />
disease. J Neuropsychiatry Clin Neurosci 13 (1), 42-49.<br />
4Cordato N.J., Duggins A.J., Halliday G.M., et. al. (2005). Clinical defi correlate with regional cerebral atrophy in progressive supranuclear<br />
palsy. Brain, 128 (Pt 6), 1259-1266. 5Wedderburn C., Wear H., Brown J., et al. (2008). The utility of the Cambridge beha- vioural inventory<br />
in neuro-degenerative disease; J Neurol Neurosurg Psychiatry 79 (5), 500-503.<br />
5Wedderburn C., Wear H., Brown J., et al. (2008). The utility of the Cambridge behavioural inventory in neurodegenerative disease; J<br />
Neurol Neurosurg Psychiatry 79 (5), 500-503.<br />
Seite 15
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
Nicht-motorische Symptome bei <strong>PSP</strong><br />
Prof. Dr. Daniela Berg und Dr. Andrea Pilotto<br />
Wie bei der typischen Parkinson Krankheit, entwickeln<br />
auch die meisten Patienten mit einem<br />
atypischen Parkinsonsyndrom, und somit auch<br />
<strong>PSP</strong>-Patienten, im Verlauf der Krankheit nichtmotorische<br />
Symptome – d.h. Veränderungen,<br />
die nicht die Bewegung betreffen. Diese stellen<br />
nicht selten eine ausgesprochene Beeinträchtigung<br />
dar. Wissenschaftliche Erhebungen zeigen,<br />
dass nicht-motorische Symptome einen<br />
starken Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten<br />
haben, zu häufigeren Pflegeheimeinweisung<br />
beitragen und sogar mit einer erhöhten<br />
Sterblichkeit einhergehen können.<br />
Nicht-motorische Symptome können eine direkte<br />
Folge des neurologischen Verlaufs der<br />
Krankheit sein. Allerdings können sie auch<br />
durch die medikamentöse Behandlung verursacht<br />
oder zumindest verstärkt werden. Daher<br />
kann das Erkennen dieser Symptome für Patienten<br />
und Angehörige äußerst relevant sein<br />
und praktische Konsequenzen für die alltägliche<br />
Lebensqualität haben.<br />
Die Behandlung der nicht-motorischen Symptome<br />
beginnt mit einer aufmerksamen kritischen<br />
Analyse der bestehenden Beschwerden<br />
und medikamentösen Therapie, um mögliche<br />
Nebenwirkungen minimieren zu können. Falls<br />
die Probleme weiterhin sehr relevant für die Patienten<br />
bleiben, kann für einige der nichtmotorischen<br />
Symptome auch eine zusätzliche<br />
medikamentöse Behandlung angeboten werden.<br />
Hier muss allerdings berücksichtigt werden,<br />
dass jede weitere Medikation natürlich ebenfalls<br />
Auswirkungen auf das fragile Gleichgewicht<br />
der körperlichen Funktionen bei der der<br />
Krankheit haben kann.<br />
Aber was genau sind nicht-motorische Symptome<br />
bei <strong>PSP</strong>?<br />
Sie sind in verschiedene Bereiche klassifiziert<br />
worden. Am häufigsten sind neuropsychiatrische<br />
Symptome, Schlafstörungen, gastrointestinale<br />
und autonome Symptome, Probleme<br />
beim Wasserlassen.<br />
Neuropsychiatrische<br />
Symptome:<br />
Diese sind für die Patienten und Angehörigen<br />
besonders belastend, weil sie das Miteinander<br />
im Alltag erschweren. Daher ist es besonders<br />
wichtig, sie zu verstehen. Oft ist schon die Erkenntnis,<br />
dass eine gewisse Verhaltensweise<br />
Teil der Erkrankung sein kann, für Angehörige<br />
im Umgang wichtig. Ebenso wichtig ist, über die<br />
erkannten Symptome mit dem behandelnden<br />
Arzt zu sprechen, damit, wenn möglich, eine<br />
Verbesserung erzielt werden kann.<br />
Unter anderem kann es zu folgenden neuropsychiatrischen<br />
Symptomen kommen: Irritabilität,<br />
vermehrte Impulsivität und Veränderungen<br />
der Persönlichkeit, emotionale Labilität<br />
(viele Patienten sagen, sie seien „dünnhäutiger“)<br />
bis hin zur Depression und klassisch Beeinträchtigung<br />
der exekutiven Funktionen – d.h.<br />
bei der Ausführung von Handlungen, insbesondere<br />
wenn sie komplex sind, z.B. wenn 2<br />
Dinge gleichzeitig bedacht werden müssen.<br />
Schlussendlich kann es auch zu einer Demenz<br />
kommen. Erfreulicherweise sind diese Symptome<br />
insbesondere zu Beginn der Erkrankung<br />
häufig nur leicht ausgeprägt, daher aber oft<br />
auch nicht einfach zu erkennen, was zu Missverständnissen<br />
führen kann. z.B. können Veränderungen<br />
der Persönlichkeit häufig nicht einfach<br />
von einer reaktiven Depression (d.h. einer<br />
Depression als Reaktion auf die Diagnose) unterschieden<br />
werden. Deshalb existieren bei der<br />
klinischen Arbeit verschiedene Skalen und Fragebögen<br />
um die psychiatrischen Veränderungen<br />
„messen zu können“ – z.B. ein Fragebogen<br />
für die Stimmung. Bei Veränderungen von<br />
Konzentration, Gedächtnis und dem Ausführen<br />
komplexer Handlungen - auch als kognitive<br />
Störung bezeichnet - muss zunächst, wie bereits<br />
erwähnt, die bestehende Pharmakotherapie<br />
kritisch analysiert werden: bestimmte Substanzen,<br />
die Denkfunktionen negativ beeinflussen<br />
können – z.B. anticholinerg wirkende Substanzen<br />
- sollen, wenn möglich, abgesetzt werden.<br />
Die Therapie der bestehenden Bewegungsstörung<br />
muss vereinfacht werden – die<br />
Dosis von z.B. Levodopa oder Amantadin muss<br />
sorgfältig der Wirkung angepasst werden.<br />
Wenn keine sichere Wirkung zu erzielen ist,<br />
können diese Medikamente reduziert oder gar<br />
Seite 16
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
gar abgesetzt werden. Medikamente, die einen<br />
positiven Effekt auf Denkleistungen haben können<br />
und aus der Alzheimertherapie bekannt<br />
sind wie Rivastigmin und Donepezil, können<br />
auch bei <strong>PSP</strong> manchmal einen positiven Einfluss<br />
haben, wobei dieser nicht sicher vorausgesagt<br />
werden kann. Es ist daher sinnvoll, einen<br />
Therapieversuch zu machen. Wichtig ist natürlich,<br />
das soziale und kulturelle Leben möglichst<br />
aktiv zu gestalten, was nicht nur Freude macht,<br />
sondern auch die Aktivität des Gehirns positiv<br />
beeinflusst.<br />
Depressive Symptome sollen von Ärzten und<br />
Angehörigen erkannt werden, da sie die Lebensqualität<br />
vom Patienten im hohen Maße beeinträchtigen<br />
können. Die Patienten profitieren<br />
in vielen Fällen gut von einer antidepressive<br />
Medikation. Aber auch eine Tagesstruktur ist<br />
wichtig, die Elemente enthalten, die den Blick<br />
von der Erkrankung weglenken.<br />
Der Schlaf ist oft durch das nächtliche Auftreten<br />
der motorischen Symptome, durch Nebenwirkungen<br />
der Therapie oder durch eine Zunahme<br />
des Harndrangs gestört. Als Neben-wirkungen<br />
der medikamentösen Therapie können Alpträume<br />
und Halluzinationen auftreten. Diese sollten<br />
in der Regel zu einer Reduktion von z.B.<br />
Amantadin und L-Dopa führen. Manchmal müssen<br />
auch Medikamente gegen Halluzinationen<br />
gegeben werden. Auch Störungen des Schlafmusters<br />
kommen vor. Sehr selten kommt es zu<br />
einer Störung des Traumschlafes (REM-Schlaf-<br />
Verhaltensstörung) bei der die Trauminhalte von<br />
lebhaften Bewegun-gen begleitet sein können.<br />
Autonome Störungen sind Veränderungen die<br />
das vegetative Nervensystem betreffen – z.B.<br />
Störungen des Stuhlgangs, Wasserlassens oder<br />
der Blutdruckregulation. All diese Symptome<br />
können auch bei <strong>PSP</strong> vorkommen. Da zumindest<br />
einige therapeutische Optionen bestehen,<br />
ist es wichtig, sie mit dem behandelnden Arzt zu<br />
besprechen. Bei Störungen des Stuhlgangs –<br />
meist Verstopfung – sind eine ballaststoffeiche<br />
Ernährung, genügend Flüssigkeit und ausreichend<br />
Bewegung wesentlich, um die Darmtätigkeit<br />
anzuregen. Darüber hinaus können Substanzen,<br />
die das Stuhlvolumen erhöhen, wie<br />
Marcogol, hilfreich sein. Störungen des Wasserlassens<br />
sind häufig weniger gut zu behandeln,<br />
v.a. da Medikamente, die z.B. den vermehrten<br />
Harndrang vermindern sollen, Auswirkungen<br />
auf Konzentration und Gedächtnis haben<br />
können. Hier ist es wichtig, die mögli-chen<br />
Wirkungen aber auch Nebenwirkungen mit dem<br />
Arzt zu erwägen. Veränderungen der Blutdruckregulation<br />
können die aufgrund der Störung der<br />
Lagestabilität ohnehin bereits bestehende<br />
Sturzneigung verstärken. Daher ist es wichtig,<br />
dies zu erkennen. Einfache Maßnahmen wie<br />
langsames Aufstehen, genügend Flüssigkeitszufuhr,<br />
etwas salzreichere Nahrung und<br />
Prof. Dr. D. Berg<br />
Stützstrümpfe können manchmal bereits hilfreich<br />
sein. Auch medikamentöse Therapien stehen<br />
zur Verfügung und können probiert werden,<br />
wobei nicht immer eine starke Wirkung zu erwarten<br />
ist. Wichtig ist auch zu wissen, dass L-<br />
Dopa den Blutdruck senken kann. Ggfs. müssen<br />
dies, und andere Medikamente, die den<br />
Blutdruck beeinflussen können, reduziert oder<br />
sogar abgesetzt werden.<br />
Wichtig ist, zu verstehen, dass allein was die<br />
Dr. A. Pillotta<br />
motorische Symptomatik anbetrifft, keine <strong>PSP</strong>-<br />
Erkrankung wie die andere verläuft. Während<br />
einige Patienten sehr früh gangunsicher sind<br />
und stürzen (diese Form wird als <strong>PSP</strong>-Richardsonsyndrom<br />
– <strong>PSP</strong>-RS bezeichnet), verlaufen<br />
andere Formen eher wie eine typische Parkinsonerkrankung<br />
(diese Form wird als <strong>PSP</strong>-<br />
Seite 17
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
Parkinsonsyndrom – <strong>PSP</strong>-P bezeichnet) und<br />
sprechen auch eine Zeit lang gut auf die Parkinsonmedikamente<br />
an. Ebenso treten die nicht<br />
motorischen Symptome in unterschiedlicher Art<br />
und Stärke bei Menschen mit <strong>PSP</strong> auf. Zum Teil<br />
kommen einige der nicht motorischen Symptome<br />
etwas stärker bei bestimmten Unterformen der<br />
<strong>PSP</strong> vor. So leiden Menschen mit einer <strong>PSP</strong>-RS<br />
häufig etwas früher unter Schwierigkeiten, komplexe<br />
Dinge gleichzeitig zu ver-richten und Veränderungen<br />
im Umgang mit komplexen Situationen<br />
gut zu bewältigen als Patienten mit <strong>PSP</strong>-P.<br />
Eine andere Unterform – <strong>PSP</strong>-Corticobasales<br />
Syndroms (<strong>PSP</strong>-CBS) – geht hingegen mit anderen<br />
Veränderungen einher, z.B. Sprachstörungen<br />
im Sinne von Wortfindungsstörungen und<br />
Schwierigkeiten bestimmte Handlungen umzusetzen<br />
(Apraxie). Generell – und das ist wichtig<br />
– können aber alle nicht-motorischen Symptome<br />
bei Menschen mit <strong>PSP</strong> auftreten, so dass es<br />
wichtig ist, diesbezüglich aufmerksam zu sein.<br />
Andererseits aber muss es nicht zu diesen<br />
Symptomen kommen.<br />
Insgesamt ist neben der auch für die nichtmotorischen<br />
Symptome begrenzten Therapie-<br />
möglichkeit konservatives Training von großer<br />
Relevanz. Das Gehirn muss die Chance bekommen,<br />
sich auf die neue Situation ein- und umzustellen.<br />
Dies gilt auch für neuropsychiatrische<br />
Symptome. Hier helfen einerseits Medikamente<br />
(z.B. Antidepressiva bei stark gedrückter Stimmung),<br />
andererseits müssen z.B. Denken, das<br />
Ausführen und schwierigerer Handlungen und<br />
das Finden der richtigen Worte immer wieder<br />
geübt werden.<br />
Prof. Dr. Daniela Berg und Dr. Andrea Pilotto<br />
Zentrum für Neurologie, Abteilung Neurodegeneration,<br />
Hertie-Institut für klinische Hirnforschung und<br />
Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen<br />
(DZNE)<br />
Hoppe-Seyler-Str. 3<br />
72076 Tübingen<br />
Die Lebensqualität erhalten – das geht nur zusammen!<br />
PD Dr.med. Johannes C. Klein<br />
Die Progressive Supranukleäre Paralyse (<strong>PSP</strong>)<br />
stellt Patienten und ihre Ärzte vor besondHerausforderungen,<br />
die gemeinsam gemeistert werden<br />
müssen. An erster Stelle stehen hier naturgemäß<br />
die Einschränkungen der Mobilität, die<br />
sich sowohl in einer Bewegungsverlangsamung<br />
als auch – für viele Patienten noch belastender –<br />
in Gleichgewichtsstörungen und Stürzen ausdrückt.<br />
Befragungen von Patienten und ihren Angehörigen<br />
zeigen, dass auch viele andere Aspekte<br />
des täglichen Lebens beeinträchtigt werden:<br />
Häufig wird in diesen Befragungen berichtet,<br />
wie schwierig es ist, am gesellschaftlichen<br />
Leben teilzunehmen. Dazu gehören Schwierigkeiten<br />
beim Besuch eines Theaters oder Restaurants,<br />
und damit zusammenhängend Schwierigkeiten,<br />
sich mit Menschen außerhalb des unmittelbaren<br />
Umkreises zu treffen. Hobbies können<br />
nicht mehr verfolgt werden, auch die Besorgung<br />
des Haushalts fällt schwerer. Depressionen und<br />
andere Störungen der Hirnfunktion können auftreten<br />
und zusätzlich zu den körperlichen Beschwerden<br />
belasten.<br />
Eine Behandlung der <strong>PSP</strong> muß all diese Aspekte<br />
berücksichtigen und individuell auf den Patienten<br />
abgestimmt werden. Dazu müssen die<br />
hausärztliche Versorgung mit der fachärztlich<br />
neurologischen Betreuung sowie den Physio-,<br />
Ergo- und Sprachtherapeuten verzahnt werden.<br />
Hilfe bei Problemen bieten auch die Bewegungsambulanzen<br />
der Universitäts- und anderer großer<br />
Kliniken.<br />
Ähnlich wie beim „klassischen“ Parkinson besteht<br />
bei der <strong>PSP</strong> ein Ungleichgewicht von Neurotransmittern<br />
im Gehirn, es kommt zu einem<br />
Mangel an Dopamin im motorischen System. Im<br />
Unterschied zu der „klassischen“ Parkinson-<br />
Erkrankung kommt es bei der <strong>PSP</strong> aber früh zu<br />
Veränderungen der postsynaptischen dopaminergen<br />
Neurone, also derjenigen Zellen, die das<br />
Dopamin-„ Signal“ empfangen. Damit wird die<br />
Wirksamkeit von L-Dopa und den Dopaminagonisten<br />
beeinträchtigt, welche das den Dopaminmangel<br />
bessern sollen.<br />
Da hierdurch die medikamentöse Linderung der<br />
Mobilitätseinschränkungen schwierig sein kann,<br />
Seite 18
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
treten andere Modalitäten der Behandlung in<br />
den Vordergrund: Die regelmäßige ambulante<br />
Physiotherapie hilft, die Bewegungsverarmung<br />
zu bessern und kann Strategien zur Vermeidung<br />
von Stürzen vermitteln. Die Ergotherapie hilft<br />
beim Erhalt von Alltagsfähigkeiten. Eine sprachtherapeutische<br />
Behandlung verbessert die Kommunikation<br />
mit Anderen und erhält so die Selbstbestimmtheit<br />
der Patienten.<br />
Publikationen und Informationen<br />
Manchmal reichen diese Maßnahmen aber nicht<br />
aus, um eine optimale Behandlung der Einschränkungen<br />
im Alltag zu erreichen. In spezialisierten<br />
Zentren wie etwa der Goethe-Universität<br />
Frankfurt ist die stationäre Parkinson Komplexbehandlung<br />
verfügbar, bei welcher in einem<br />
mehrwöchigen therapeutischen Aufenthalt eine<br />
Optimierung der Medikamententherapie mit intensiver<br />
Physio- Ergo- und Sprachtherapie erfolgt.<br />
Ziel ist hierbei eine alltagsrelevante Verbesserung<br />
von Einschränkungen der Mobilität,<br />
der Alltagsfähigkeiten und der Kommunikation.<br />
Eine Beratung über die Chancen und Erfolgsaussichten<br />
einer solchen Behandlung bieten<br />
die Bewegungsambulanzen dieser Kliniken auf<br />
fachärztliche Überweisung an.<br />
Einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Lebensqualität<br />
leisten außerdem Selbsthilfegruppen, so<br />
wie die Deutsche <strong>PSP</strong>-Gesellschaft. Die von den<br />
Selbsthilfegruppen organisierten Treffen bieten<br />
nicht nur Gelegenheit zum Austausch mit anderen<br />
Betroffenen, sondern bringen ein Stück Normalität<br />
zurück, sei es mit dem Besuch des Treffens<br />
in einem Restaurant oder sei es in Form<br />
eines fachlichen Vortrags. Auch für Angehörige<br />
können diese Treffen sehr hilfreich sein, um das<br />
Wissen über die Erkrankung zu erweitern und<br />
Tipps für den Alltag auszutauschen.<br />
Abschließend bleibt zu sagen, dass der Erhalt<br />
der Lebensqualität in ihren vielen unterschiedlichen<br />
Aspekten eine ständige Herausforderung<br />
bleibt, die nur gemeinsam zu bewältigen ist.<br />
Wenn aber Patienten, Angehörige, Ärzte und<br />
Therapeuten gut zusammen arbeiten, dann ist<br />
dieses wichtige Ziel auch erreichbar.<br />
Diese und weitere Informationsmaterialien<br />
können Sie in der Geschäftsstelle der<br />
Deutschen <strong>PSP</strong>-Gesellschaft anfordern.<br />
Priv.-Doz. Dr. med. Johannes C. Klein<br />
Facharzt für Neurologie<br />
Klinikum der Johann Wolfgang Goethe-Universität<br />
Zentrum der Neurologie und Neurochirurgie<br />
Klinik für Neurologie<br />
Theodor-Stern-Kai 7<br />
60590 Frankfurt / Main<br />
Seite 19
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
Palliativmedizin und Palliative Care<br />
Prof. Dr. med. Stefan Lorenzl<br />
Facharzt für Neurologie, Palliativmedizin, Dipl. Pall. Med. (Univ. Cardiff)<br />
Palliative Care beschäftigt sich mit der Pflege<br />
und Betreuung von Menschen mit einer unheilbaren<br />
und fortschreitenden chronischen Erkrankung.<br />
Darunter verstehen die meisten<br />
Menschen Tumorerkrankungen, wie Brustkrebs<br />
oder Hirntumore. Oft wird Palliative Care<br />
auch missverstanden, wenn es lediglich auf die<br />
letzte Lebensphase eines Menschen beschränkt<br />
wird. Palliative Care umfasst allerdings<br />
viel mehr. Das Wort hat seinen Ursprung<br />
im Lateinischen „palliare“ und bedeutet nichts<br />
anderes als lindern. Teilweise wird auch das<br />
lateinische Wort „pallium“, das Mantel bedeutet,<br />
zur Erklärung von Palliative Care herangezogen.<br />
Wenn man die beiden Begriffe zusammenführt,<br />
so entsteht die Idee vom „Geborgen<br />
sein“, den Mensch im Mittelpunkt sehend und<br />
damit einer Medizin, die sich dazu verschrieben<br />
hat, das Leiden kranker Menschen zu lindern.<br />
Damit ist allerdings Palliative Care nicht<br />
auf die Endphase der Erkrankungen beschränkt.<br />
Vielmehr gehört Palliative Care frühzeitig<br />
in die Behandlung eingebunden. Neuere<br />
Studien haben gezeigt, dass dadurch die Lebensqualität<br />
der betroffenen Patienten und der<br />
Angehörigen verbessert werden kann und sich<br />
die Lebenszeit, die man im guten Zustand verbringt,<br />
sogar noch verlängert.<br />
Palliative Care sieht den Menschen im Mittelpunkt,<br />
allerdings berücksichtigt sie auch das<br />
Umfeld. Der Patient ist immer der Erkrankte,<br />
aber die Angehörigen tragen oft die Last und<br />
die Widrigkeiten, die mit einer chronischen Erkrankung<br />
verbunden sind, mit. Man spricht daher<br />
von der „Unit of Care“ und meint damit,<br />
dass der Patient und die Angehörigen eine Einheit<br />
bilden. Das betont auch, dass sich die Bedürfnisse<br />
der Angehörigen eng an die des Patienten<br />
anlehnen. Auch sie bedürfen häufig einer<br />
Begleitung und einer besonderen Beachtung.<br />
Die oft lange aufopfernde Pflege und der<br />
tägliche Kampf mit Veränderungen lasten nicht<br />
selten schwer auf ihnen.<br />
Im Mittelpunkt von Palliative Care oder Palliativmedizin<br />
steht die Behandlung von belastenden<br />
Symptomen. Dies müssen nicht immer<br />
Schmerzen sein, sondern gerade bei unseren<br />
Patienten mit neurodegenerativen Erkrankungen<br />
kann es sich in einem vermehrten Speichelfluss<br />
aufgrund eines verminderten Schluckens,<br />
vermehrten Stürzen, Depressionen und<br />
Antriebsmangel manifestieren. Dazu kommen<br />
immer wieder die Schwierigkeiten im sozialmedizinischen<br />
Bereich. Das Einordnen der<br />
Pflegebedürftigkeit, das Erlangen einer Parkerleichterung<br />
oder der Wechsel aus einer lange<br />
bekannten Wohnung in eine neue andere<br />
Wohnung. Bei sehr komplexer und schwerer<br />
Symptomkontrolle, ist oft die ambulante Therapie<br />
nicht möglich. In diesen Fällen kann man<br />
beispielsweise auf eine Palliativstation eingewiesen<br />
werden. Dort ist der Personalschlüssel<br />
in der Regel deutlich höher als auf regulären<br />
Krankenhausstationen, sodass sämtliche<br />
Therapeuten für die Pflege und die Ärzte auch<br />
mehr Zeit für die Patienten aufwenden können.<br />
Die Aufnahme auf eine Palliativstation bedeutet<br />
nicht, dass man sterbend sein muss. Lediglich<br />
die Höhe der Symptomlast entscheidet<br />
über die Aufnahme.<br />
Quelle: Fotalia<br />
Seite 20
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
Für manche Betroffene ist die Symptomlast bereits<br />
früh im Verlauf der Erkrankung sehr hoch.<br />
Die Angst vor einem Verlust von Autonomie und<br />
Würde und die vermehrte Hilfsbedürftigkeit stellen<br />
für viele eine schier untragbare Last dar. Insbesondere,<br />
da die zunehmenden Einschränkungen<br />
mit einem vermehrten Angewiesen sein auf<br />
andere, in der Regel die Angehörigen einhergehen.<br />
Vielen Menschen fällt es schwer, die Fürsorge<br />
nahestehender Menschen anzunehmen.<br />
Die Angst andere zu überfordern und zu belasten<br />
überwiegt in solchen Momenten. Und tatsächlich<br />
ist in der Betreuung von Patienten mit<br />
progressiver supranukleärer Blickparese ein<br />
großer Aufwand notwendig.<br />
Viele Patienten verzweifeln aber so stark, dass<br />
auch Gedanken an Selbstmord oder Sterbehilfe<br />
aufkommen können. Das sollte mit den behandelnden<br />
Ärzten offen diskutiert werden und insbesondere<br />
sollte hinterfragt werden, welche<br />
Gründe dahinter stehen. Die Angst vor zunehmenden<br />
Einschränkungen und den damit verbundenen<br />
Belastungen für sich selbst und die<br />
Angehörigen, steht am häufigsten hinter dem<br />
Wunsch nach Sterbehilfe Das wird den Angehörigen<br />
in der Regel aber so nicht kommuniziert<br />
und sollte in einem therapeutischen Gespräch<br />
offen dargelegt werden. Alleine die offene Kommunikation<br />
kann hilfreich sein. Wenn es den<br />
Partner gelingt offen über Wünsche und Belastungen<br />
zu sprechen, sich gegenseitig zu respektieren<br />
und Freiräume zu schaffen, können Sterbewünsche<br />
effektiv therapiert werden.<br />
Die Verbesserung der häuslichen Pflegesituation<br />
durch kompetente sozialmedizinische Unterstützung<br />
kann dem entgegenwirken.<br />
Den allermeisten Patienten gelingt ein würdevolles<br />
Leben bis zuletzt.<br />
Prof Dr. Stefan Lorenzl<br />
Neurologische Abteilung<br />
Krankenhaus Agatharied<br />
Norbert-Kerkel Platz<br />
83734 Hausham<br />
.<br />
Seite 21
dbl-Logopädensuche<br />
Die Online-Logopädensuche des Deutschen Bundesverbandes für Logopädie e. V. (dbl) finden Sie unter<br />
folgendem Link: http://www.dbl-ev.de/service/logopaedensuche.html<br />
Dort werden Ihnen verschiedene Möglichkeiten der Suche angeboten:<br />
1. Schnellsuche (Abb. 1):<br />
Hier erfolgt die Suche über die Postleitzahl ohne Angabe<br />
weiterer Kriterien.<br />
Geben Sie einfach die Postleitzahl (mind. 3 Stellen) des<br />
Ortes ein, in dem Sie eine Logopädin suchen und klicken<br />
Sie auf „Suche starten“. Die angezeigten Suchergebnisse<br />
werden alphabetisch sortiert.<br />
2. Detailsuche (Abb. 2):<br />
Hier haben Sie mehrere Möglichkeiten, durch<br />
zusätzliche Angaben Ihre Suche einzugrenzen.<br />
Dies ist z. B. dann hilfreich, wenn Sie nach einer<br />
Logopädin mit einer bestimmten Zusatzqualifikation suchen.<br />
Zusätzlich zur Postleitzahl (mind. 5 Stellen) können Sie auch<br />
den Umkreis (in km) festlegen, in dem gesucht werden soll.<br />
Wenn Sie nach einer bestimmten Praxis oder nach einem<br />
bestimmten Logopäden suchen, können Sie in den darunter<br />
liegenden Feldern direkt den Ort, den Namen der Praxis<br />
und/oder den Nachnamen der gesuchten Person eingeben.<br />
Zudem können Sie die Suche durch Auswahl bestimmter<br />
Behandlungsschwerpunkte (Bsp. Abb. 3), einer speziellen<br />
Behandlungssprache oder besonderer Zusatzqualifikationen<br />
verfeinern.<br />
Am Ende können Sie noch unter „Ausgabe pro Seite“<br />
auswählen, wie viele Suchergebnisse Ihnen auf einer Seite<br />
angezeigt werden sollen.<br />
Abb. 1.: Schnellsuche<br />
Nachdem Sie rechts unten auf „Suche starten“ geklickt haben,<br />
erscheinen die Suchergebnisse in alphabetischer Reihenfolge.<br />
Abb. 2.: Detailsuche<br />
Zusätzlich zu den Kontaktdaten und den in der Suchmaske genannten<br />
Schwerpunkten werden Ihnen auch persönliche Zusatzqualifikationen der<br />
Logopädinnen in der Ergebnisliste angezeigt.<br />
Das können z. B. Fort- und Weiterbildungen oder erworbene Zertifikate<br />
sein. So können Sie sich bereits vor der persönlichen Kontaktaufnahme ein<br />
erstes Bild vom Profil der angezeigten Logopädinnen machen.<br />
Wenn Sie Fragen zur Logopädensuche haben, wenden Sie sich bitte<br />
per E-Mail an: internet@dbl-ev.de<br />
Abb. 3.: Behandlungsschwerpunkte<br />
© Deutscher Bundesverband für Logopädie e. V. (dbl) 2015
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
Pro-<strong>PSP</strong>-Studie<br />
Eine prospektive Beobachtungsstudie zur Erforschung<br />
des Krankheitsverlaufs der Progressiven Supranukleären<br />
Parese (<strong>PSP</strong>)<br />
Prof. Dr. Günther Höglinger, Dr. Gesine Respondek<br />
Wir freuen uns, anlässlich der ersten Ausgabe<br />
der <strong>PSP</strong>-<strong>Rundschau</strong> in 2015 die Pro-<strong>PSP</strong> Studie<br />
vorstellen zu dürfen, die in diesem Jahr starten<br />
wird. Diese Studie ist eine Initiative der<br />
„Arbeitsgruppe <strong>PSP</strong> und andere atypische Parkinson-Syndrome“<br />
unter dem Dach der Deutschen<br />
Parkinson Gesellschaft (DPG) und wird<br />
von der Deutschen <strong>PSP</strong>-Gesellschaft unterstützt.<br />
Das Ziel der Pro-<strong>PSP</strong> Studie ist die<br />
Langzeitbeobachtung des Krankheitsverlaufs<br />
von Patienten mit Progressiver Supranukleärer<br />
Parese (<strong>PSP</strong>) und von Patienten, bei denen<br />
die Diagnose noch unklar ist, welche aber<br />
Symptome zeigen, die auf eine <strong>PSP</strong> als mögliche<br />
Ursache hinweisen.<br />
Als typische Symptome der <strong>PSP</strong> gelten ein früh<br />
im Krankheitsverlauf auftretende Gangunsicherheit<br />
mit Stürzen und eine Verlangsamung der<br />
Augenbewegungen bzw. eine Blicklähmung. Bei<br />
einigen Patienten fehlen diese für die Diagnosestellung<br />
wichtigen Kernmerkmale in den ersten<br />
Krankheitsjahren oder treten nie auf. Auch existieren<br />
bislang keine Marker, z.B. aus Blut, Urin<br />
oder Nervenwasser, die eine Diagnose möglich<br />
machen. Die Diagnose wird dadurch oft sehr<br />
spät oder überhaupt nicht gestellt.<br />
Eine frühe Diagnose und Vorhersage des<br />
Krankheitsverlaufs ist nicht nur wichtig für die<br />
Lebensplanung der Patienten und Angehörigen.<br />
Auch zu neuen Therapiestudien, die es in absehbarer<br />
Zukunft für <strong>PSP</strong> geben wird, sollten<br />
die Patienten natürlich möglichst in einem frühen<br />
Krankheitsstadium Zugang haben Vorangegangene<br />
Studien haben gezeigt, dass die<br />
Symptome, der Krankheitsprogress und die<br />
Überlebenszeit mit <strong>PSP</strong> von Patient zu Patient<br />
sehr unterschiedlich sein können. In unserer im<br />
November 2014 veröffentlichten Arbeit mit dem<br />
Titel „The phenotypic spectrum of progressive<br />
supranuclear palsy: a retrospective multicenter<br />
study of 100 definite cases” *<br />
(deutsch: „Das phänotypische Spektrum der<br />
Progressiven Supranukleären Parese: eine retrospektive<br />
multizentrische Studie von 100 definitiven<br />
Fällen“) hatten 75% der <strong>PSP</strong> Patienten einen<br />
ungewöhnlichen Krankheitsverlauf und nur<br />
70% der Patienten erhielten zu Lebzeiten die<br />
richtige Diagnose. Symptome, die innerhalb der<br />
ersten zwei Jahre aufgetreten waren, gaben in<br />
unserer Untersuchung Hinweise auf den weiteren<br />
Krankheitsverlauf.<br />
Die Ergebnisse der meisten Studien wurden allerdings<br />
rückblickend (retrospektiv) aus den<br />
Krankenakten von <strong>PSP</strong> Patienten extrahiert und<br />
basieren daher auf unvollständigen und unsystematisch<br />
erhobenen Daten.<br />
In der Pro-<strong>PSP</strong> Studie möchten wir nun genauere<br />
und verlässlichere Daten zum Krankheitsverlauf<br />
der <strong>PSP</strong> sammeln. Ab einem sehr frühen<br />
Krankheitsstadium möchten wir bei jedem Patienten<br />
die gleichen Daten über einen langen<br />
Zeitraum in regelmäßigen Abständen systematisch<br />
erheben und speichern. Diese Form der<br />
Studiendurchführung heißt prospektiv. Durch die<br />
enge Zusammenarbeit vieler Kompetenzzentren<br />
in Deutschland und Luxemburg (s. Tabelle und<br />
Abbildung) hoffen wir, vielen Patienten eine Teilnahme<br />
an der Studie zu ermöglichen<br />
Was ist das Ziel der Pro-<strong>PSP</strong> Studie?<br />
Das Ziel der Studie ist die systematische Beobachtung<br />
und Dokumentation des Krankheitsverlaufs<br />
der <strong>PSP</strong>. Mit den Daten der Pro-<strong>PSP</strong><br />
Studie möchten wir 1) die Erkrankungsursachen<br />
der <strong>PSP</strong> besser verstehen, 2) die Diagnose früher<br />
und mit einer größeren Sicherheit stellen<br />
können, 3) den Krankheitsverlauf frühzeitig vorhersagen<br />
können und 4) Ansatzpunkte für Therapien<br />
finden.<br />
Wer kann an dieser Studie teilnehmen?<br />
Die Studie richtet sich an Patienten, bei denen<br />
entweder eine <strong>PSP</strong> diagnostiziert wurde, und an<br />
Patienten, die bestimmte Symptome haben, die<br />
auf eine <strong>PSP</strong> als mögliche Ursache hinweisen.<br />
Wie ist der Ablauf der Studie?<br />
Im Rahmen der Pro-<strong>PSP</strong> Studie wird in regelmäßigen<br />
Abständen - alle sechs Monate – der<br />
Seite 23
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
Die Erhebung erfolgt im Rahmen von ambulanten<br />
Besuchen an den teilnehmenden Zentren<br />
(s. Tabelle). Zusätzlich können freiwillig so genannte<br />
Biomaterialien von den Probanden gespendet<br />
werden (Blut, Urin, Nervenwasser und<br />
Hautgewebe), die ebenfalls verschlüsselt aufbewahrt<br />
werden und der Erforschung von diagnostischen<br />
Markern und Krankheitsprozessen<br />
dienen.<br />
Wo gibt es nähere Informationen?<br />
Nach Abschluss des Genehmigungsverfahrens<br />
der Ethikkommissionen möchten wir detaillierte<br />
Studieninformationen unter anderem auf der<br />
Internetseite der Deutschen <strong>PSP</strong>-Gesellschaft<br />
(http://www.psp-gesellschaft.de/) bereitstellen.<br />
Prof. Dr. Günter Höglinger,<br />
Deutsches Zentrum für<br />
Neurodegenerative Erkrankungen e.V.<br />
(DZNE) und Technische Universität<br />
München<br />
Dr. Gesine Respondek<br />
Klinikum rechts der Isar<br />
München<br />
Pro-<strong>PSP</strong> Studie: teilnehmende Zentren<br />
Klinik für Neurologie der Charité Berlin<br />
Klinik für Neurologie der Friedrich-Wilhelms-<br />
Universität Bonn<br />
Krankenhaus Lindenbrunn Coppenbrügge<br />
Klinik für Neurologie der Technischen Universität<br />
Dresden<br />
Klinik für Neurologie der Heinrich-Heine-Universität<br />
Düsseldorf<br />
Klinik für Neurologie, Katholische Kliniken<br />
Ruhrhalbinsel, Essen<br />
Klinik Haag in Oberbayern<br />
Klinik für Neurologie, Paracelsus-Elena-Klinik Kassel<br />
Klinik für Neurologie der Universität Leipzig<br />
Klinik für Neurologie der Universität zu Lübeck<br />
Klinik für Neurologie der Otto-von-Guericke-<br />
Universität Magdeburg<br />
Klinik für Neurologie der Philipps-Universität Marburg<br />
Klinik für Neurologie der Ludwig-Maximilian-<br />
Universität München<br />
Klinik für Neurologie der Technischen Universität<br />
München<br />
Klinik für Neurologie der Eberhard Karls Universität<br />
Tübingen<br />
Klinik für Neurologie der Universität Ulm<br />
Parkinson-Klinik Wolfach<br />
Seite 24
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
9. Deutschen Parkinson und des 5. Deutschen Botulinumtoxin Kongresses,<br />
16. - 18. April 2015<br />
Atypische Parkinsonsyndrome: Update <strong>PSP</strong><br />
Prof. Dr. Günther Höglinger, TU München<br />
Die Progressive Supranukleäre Parese ist eine<br />
neuropathologisch definierte Krankheitsentität,<br />
identifiziert durch Aggregation des Microtubuliassoziierten<br />
Proteins Tau in Nervenzellen und<br />
proximalen Astrozytenfortsätzen.<br />
Typischerweise manifestiert sich die <strong>PSP</strong> klinisch<br />
als Richardson Syndrom, d.h. mit einem<br />
progredienten akinetisch-rigiden Syndrom mit<br />
markanter Haltungsinstabilität, supranukleärer<br />
Blickparese, frontotemporaler Demenz und bulbärer<br />
Dysarthrie / Dysphagie (Abb. 1).<br />
Jüngste klinisch-pathologische Untersuchungen<br />
identifizierten eine überraschende Heterogenität<br />
der klinischen Symptomatik: Pathologisch definierte<br />
<strong>PSP</strong> kann sich mitunter auch mit einem<br />
prädominanten Parkinson Syndrom (<strong>PSP</strong>-<br />
Parkinsonismus), einer prädominanten Frontotemporalen<br />
Demenz (<strong>PSP</strong>-FTD), einer puren A-<br />
kinese mit Gang Freezing (<strong>PSP</strong>-PAGF), einem<br />
Corticobasalen Syndrom (<strong>PSP</strong>-CBS) und anderen<br />
selteneren klinischen Bildern wie etwa einer<br />
zerebellären Ataxie (<strong>PSP</strong>-C) oder einer primären<br />
Lateralsklerose (<strong>PSP</strong>-MND) manifestieren<br />
(Respondek et al., 2014).<br />
Diese klinische Heterogeneität ist in bemerkenswertem<br />
Kontrast zu anderen neurodegenerativen<br />
Erkrankungen, die einem eher uniformen klinischen<br />
Verlauf folgen, und wirft wichtige Fragen<br />
auf:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Welches ist die neurobiologische Ursache<br />
dieses heterogenen Ausbreitungsmusters?<br />
Wie können klinische diagnostische Kriterien<br />
dieser Heterogenität gerecht werden?<br />
Wie können die Patienten frühestmöglich<br />
identifiziert werden?<br />
Welche Prognose haben die unterschiedlichen<br />
Verlaufsformen?<br />
großen Erkenntnisgewinn erbracht (Höglinger et<br />
al., 2011). Eine Genomweite DNA-Methylierungs<br />
-Studie und eine Exom-Sequenzierungs-Studie<br />
sind in der Phase der Komplettierung. Diese<br />
neuen identifizierte Risikogene ermöglichen<br />
hochrelevante neue Einsichten in die Krankheitsmechanismen.<br />
Experimentelle Untersuchungen<br />
konnten zuletzt nachweisen, dass das auch das<br />
Tau Protein in Prion-artiger Weise innerhalb des<br />
Gehirns pathologische Aggregation und Ausbreitung<br />
der Pathologie vermitteln kann, und dies<br />
offensichtlich sogar in Krankheits-spezifischer<br />
Weise. Diese Einsichten haben neue attraktive<br />
neue Therapieziele hervorgebracht (Stamelou et<br />
al., 2010), insbesondere auch Tau-Antikörper,<br />
welche die Ausbreitung der Pathologie verhindern<br />
sollen.<br />
Von einer therapeutischen Perspektive, haben<br />
zwei kürzlich publizierte Studien die Machbarkeit<br />
von professionellen multi-zentrischen, randomisierten,<br />
kontrollierten klinischen Studien nachgewiesen<br />
(Boxer et al., 2014; Höglinger et al.,<br />
2014). Obwohl diese keinen Nachweis einer klinisch<br />
relevanten therapeutischen Effizienz erbringen<br />
konnten, haben diese Studien doch<br />
wichtige Einsichten hinsichtlich des Designs und<br />
der Realisierung von Studien mit <strong>PSP</strong> Patienten<br />
ergeben. Auf dieser Basis befinden sich weitere<br />
klinische Prüfungen in Vorbereitung.<br />
Dieser Vortrag wird ein verständliches, klinisch<br />
relevantes und umfassendes Update über die<br />
jüngsten Fortschritte und aktuellen Entwicklungen<br />
in diesem dynamischen Feld der modernen<br />
Neurologie geben .<br />
Neue diagnostische Hilfsmittel wie der Tau-PET<br />
und innovative MRT-Modalitäten können hier in<br />
naher Zukunft wertvolle Informationen beitragen.<br />
Hinsichtlich der Ätiopathogenese (Abb. 2), hat<br />
eine Genom-weite Assoziations-Studie einen<br />
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<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
Abb. 1: Das Richardson Syndrom; A) Vertikale supranukleäre Blickparese, B) Dysphagie, C) Frontalhirnzeichen, D) Fallneigung<br />
Abbildung 2: Dimensionen der<br />
Progressiven Supranukleären<br />
Parese.<br />
A) Genetisch determinierte Risiko<br />
-Polymorphismen<br />
B) Epigenetische Veränderungen<br />
der DNA-Methylierung.<br />
C) Neuropathologische Tau-<br />
Aggregation.<br />
D) Regional akzentuierte Hirnatrophie<br />
Bild links:<br />
Prof. Dr. Günter Höglinger,<br />
Deutsches Zentrum für<br />
Neurodegenerave<br />
Erkrankungen e.V. (DZNE)<br />
und Technische Universität<br />
München<br />
Bild rechts:<br />
Dr. Gesine Respondek<br />
Klinikum rechts der Isar<br />
München<br />
Seite 26
<strong>PSP</strong>‐<strong>Rundschau</strong> Nr. 18<br />
Bitte schicken Sie den ausgefüllten Antrag an: Mitgliederverwaltung der Deutschen <strong>PSP</strong>-<br />
Gesellschaft e.V. c/o Eveline Stasch, Weingartenstr.28a, 61231 Bad Nauheim<br />
Mitgliedsantrag für die Deutsche <strong>PSP</strong>-Gesellschaft e.V. -<br />
Bitte für jede Person einen gesonderten Antrag ausfüllen! Danke!<br />
Name, Vorname<br />
Straße, Nr. PLZ, Ort<br />
Telefon(e)*<br />
eMail:<br />
Ich möchte Mitglied der Deutschen <strong>PSP</strong>-Gesellschaft werden.<br />
oder<br />
(<strong>PSP</strong>-<strong>Rundschau</strong>, Informationen über die Krankheit, Veranstaltungen und Selbsthilfegruppen, Stimmrecht<br />
im Verein etc.)<br />
Ich bin<br />
0 an <strong>PSP</strong> erkrankt: Jahresbeitrag derzeit 40 Euro oder<br />
0 Angehörige/r: Jahresbeitrag derzeit 20 Euro, wenn ein Familienmitglied mit <strong>PSP</strong> ebenfalls Vereinsmitglied ist<br />
(wer? .........................), sonst 40 Euro oder<br />
O<br />
anderes, und zwar .................................................:Jahresbeitrag wie Angehörige/r<br />
0 Ich möchte Fördermitglied der Deutschen <strong>PSP</strong>-Gesellschaft werden<br />
(<strong>PSP</strong>-<strong>Rundschau</strong>, Informationen über Veranstaltungen etc., kein Stimmrecht).<br />
Ich lege meinen Jahresbeitrag fest auf (Minimum laut Satzung: 30 Euro): ........ Euro<br />
Datum, Unterschrift<br />
0 Ich bin NICHT damit einverstanden, dass andere Betroffene und <strong>PSP</strong>-Selbsthilfe-Koordinatorlnnen meine<br />
Kontakt-Daten erhalten.<br />
Beitragszahlung<br />
0 Ich zahle meinen Jahresbeitrag per Dauerauftrag an: Deutsche <strong>PSP</strong>-Gesellschaft e.V., Kto.-<br />
Nr. 8205114, Sparkasse Landsberg-Dießen (BLZ 70052060).<br />
oder<br />
0 Ich erteile der <strong>PSP</strong>-Gesellschaft eine SEPA- Einzugsermächtigung .<br />
Hiermit wird die Deutsche <strong>PSP</strong>-Gesellschaft e.V. ermächtigt , meinen Jahresbeitrag entsprechend<br />
meinen oben gemachten Angaben (derzeit 20 Euro, 40 Euro oder Förderbeitrag) von folgendem<br />
Konto einzuziehen:<br />
Kontoinhaber/in: Konto-Nr. .<br />
BLZ, Kreditinstitut<br />
Datum, Unterschri<br />
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Die <strong>PSP</strong>-Gesellschaft<br />
- wurde 2004 gegründet<br />
- ist gemeinnützig<br />
- berät Betroffene<br />
- fördert die Kommunikation über <strong>PSP</strong><br />
- informiert die Öffentlichkeit<br />
- ist (gesundheits-) politisch tätig<br />
- fördert die <strong>PSP</strong>-Forschung<br />
- uvm.<br />
Kontakt<br />
Deutsche <strong>PSP</strong>-Gesellschaft e.V.<br />
Geschäftsstelle Weingartenstraße 28A<br />
61231 Bad Nauheim<br />
Tel. 06032-9244000<br />
Fax 06032-9244009<br />
E-Mail: buero@psp-gesellschaft.de<br />
Internet: www.psp-gesellschaft.de<br />
Spenden<br />
Unterstützen Sie die Arbeit der <strong>PSP</strong>-Gesellschaft<br />
durch eine Spende! (von der Steuer absetzbar)<br />
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Deutsche <strong>PSP</strong>-Gesellschaft e.V.<br />
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BIC: BYLADEM1LLD<br />
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Selbsthilfegruppen<br />
Bayern (Marina Günther)<br />
Tel. 06032/9244000<br />
sh.muenchen@psp-gesellschaft.de<br />
Berlin/Brandenburg (Anke Welzel)<br />
Tel. 030/75478996<br />
sh.berlin@psp-gesellschaft.de<br />
Baden-Würrtemberg/Tübingen<br />
Kommissarisch: Eveline Stasch/Rolf Stiening<br />
Tel. 06032/924400<br />
buero@psp-gesellschaft.de<br />
Bremen/Niedersachsen (Rolf Stiening)<br />
Theodor-Storm-Weg 40,<br />
27777 Ganderkesee Tel. 04222/1600<br />
Tel. 01520/9845460<br />
Fax 04222/209819<br />
sh.bremen@psp-gesellschaft.de<br />
Frankfurt/Main, Hessen, PLZ 7, Saarland<br />
(Eveline Stasch)<br />
Wiesenstraße 10, 61231 Bad Nauheim<br />
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Hamburg (Natalie Danke)<br />
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Leipzig/Mitteldeutschland (Susanne Wagner)<br />
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Ruhrgebiet/NRW, Rheinland-Pfalz<br />
Kommissarisch Eveline Stasch/Rolf Stiening<br />
Tel. 06032/9244000<br />
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Schleswig-Holstein (Colette Wolters)<br />
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sh.schleswig-holstein@psp-gesellschaft.de<br />
Sprecher des medizinisch-wissenschaftlichen Beirats<br />
Prof. Dr. med. Stefan Lorenzl (Chefarzt der<br />
Neurologie, Krankenhaus Agatharied, Hausham/<br />
Oberbayern; Professor für Palliative Care, Universität<br />
Salzburg)<br />
Prof. Dr. med. Günter Höglinger (Klinik für<br />
Neurologie & Translationale Neurodegeneration;<br />
Technische Universität München)<br />
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