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„Die 42er sind ein Hit“ - Pfadfindergruppe Wien 42 "St. Sebastian"

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f r e i z e i t i P fa d f i n d e r<br />

f r e irz e i st ei n Pi faA dL fI Ci nA dN eT rE<br />

<strong>„Die</strong> <strong><strong>42</strong>er</strong><br />

<strong>sind</strong> <strong>ein</strong> <strong>Hit“</strong><br />

„Do in der Rochusgossen, do steht <strong>ein</strong> oltes Haus.“<br />

So beginnt das alte Gruppenlied der Gruppe <strong>42</strong>.<br />

Das nennt man <strong>ein</strong> Gruppenfoto!<br />

– T e x t : F r e d d i e K r ä f t n e r –<br />

Das große Jubiläumsfest der <strong><strong>42</strong>er</strong>.<br />

Ein kl<strong>ein</strong>er Zweckbau neben der<br />

auch kulturgeschichtlich hochinteressanten<br />

Rochus-Kirche in<br />

<strong>Wien</strong> 3 gelegen. Sie wird geführt<br />

vom Oratorium des Hl. Philipp<br />

Neri und dort gibt es die vielleicht<br />

besten Prediger der <strong>St</strong>adt. Den besten<br />

aber wohl nicht mehr so oft: Er<br />

hat <strong>ein</strong>e Professur in Graz erhalten.<br />

Diese Kirche ist auch zu Randzeiten<br />

(Mittwoch Früh zum Beispiel) nicht<br />

leer. Gelebtes, vorbildliches Pfarrwesen.<br />

Wenn der Geist stimmt, stimmt<br />

auch die Seele.<br />

Doch zurück zum Zweckbau:<br />

Dort <strong>sind</strong> die „<strong><strong>42</strong>er</strong>“ daheim, mit<br />

mehr als 320 Mitgliedern <strong>ein</strong>e der<br />

größten <strong>Pfadfindergruppe</strong>n Österreichs.<br />

Heuer feiern sie ihren 80.<br />

Geburtstag und sie können – zweite<br />

<strong>St</strong>rophe in ihrem Lied – mit Fug<br />

und Recht behaupten: <strong>„Die</strong> <strong><strong>42</strong>er</strong><br />

<strong>sind</strong> <strong>ein</strong> <strong>Hit“</strong>.<br />

Gem<strong>ein</strong>schaftserlebnis. M<strong>ein</strong>e<br />

Tochter kam zufällig zu den <strong><strong>42</strong>er</strong>n.<br />

Zu Beginn der Volksschule gab es <strong>ein</strong><br />

Flugblatt, ab der zweiten Klasse war<br />

sie dann dabei. Da hatte sie freilich<br />

Glück: Weil der Ruf so gut ist, gibt es<br />

Inzwischen Wartelisten. Mittlerweile<br />

ist m<strong>ein</strong>e Tochter elf Jahre alt und<br />

Guide – und so was von stolz auf<br />

ihre vielen Uniform-„Spezis“ (Spezialabzeichen<br />

für diverse Übungen<br />

wie Morsen etc.).<br />

Für die hohe soziale Kompetenz<br />

der <strong><strong>42</strong>er</strong> spricht unter anderem: Die<br />

„Pfadi-Namen“ für die Wichtel und<br />

Wölflinge – die erste Gruppe (sieben<br />

bis zehn Jahre) – <strong>sind</strong> oft zur Überraschung<br />

vieler Eltern sehr treffsicher<br />

gewählt. Gute Charakterstudien: Einer,<br />

der viel redet, heißt dann „Ikki“<br />

(Papagei). Die Pfadfinderführer <strong>sind</strong><br />

– anders natürlich als gem<strong>ein</strong>e Lehrer<br />

– echte Respektpersonen. Und wie!<br />

Die Lager waren stets der Höhepunkt<br />

des Jahres – „adventure your<br />

life“, so der Slogan. Dagegen <strong>sind</strong><br />

Urlaube mit den Eltern – nun ja,<br />

ganz nett. Und dann das Jubiläumslager.<br />

14 Tage im Zelt, ohne <strong>St</strong>rom<br />

(warmes Wasser gab es). Ohne Handy,<br />

ohne Fernseher. Zwei-Tages-<br />

Wanderung ohne Zelt, geführt von<br />

der 13-jährigen Patrouillen-Führe-<br />

Lagerfeuerromantik à la Pfadfinder . . .<br />

rin, Nachtlager im Wald zugedeckt<br />

mit Reisig. Natürlich überwacht<br />

von den Pfadfinderführern. Einfach<br />

aufregend.<br />

Die große Abschlussfeier war<br />

Pflichttermin für viele Eltern, die<br />

extra nach Kärnten gereist <strong>sind</strong>.<br />

Einen 80er feiert man nur <strong>ein</strong>mal.<br />

Ohne <strong>St</strong>rom für dann in Summe 450<br />

Personen Schnitzel und Kartoffelsalat<br />

zu servieren, ist <strong>ein</strong>e logistische<br />

Meisterleitung. Lagerleiter und<br />

Gruppenführer Florian Pummerer<br />

fasst es ganz knapp und treffend<br />

zusammen: „Das ist echtes<br />

Projekt-Management, für das<br />

man anderswo in <strong>ein</strong>em Kurs<br />

zigtausend Euro bezahlt.“<br />

Die Reise hat sich ausgezahlt:<br />

Es war schlicht<br />

und <strong>ein</strong>fach bewegend.<br />

In <strong>ein</strong>er Waldlichtung<br />

mit viel Feuer auf extra<br />

gebauten Türmen, die<br />

feierlichen „Überstellungen“<br />

in die nächsten<br />

Altersstufen, gute<br />

(und vor allem nicht zu<br />

lange) Reden: Das hatte<br />

was. Überall strahlendes<br />

Lachen. Und da<br />

und dort Tränen der<br />

Rührung.<br />

><br />

18 wiener journal 34|2008<br />

wiener journal 34|2008 19


f r e i z e i t i P fa d f i n d e r<br />

f r e i z e i t i P fa d f i n d e r<br />

starb am 8. Januar 1941 im Alter<br />

von fast 84 Jahren in Kenia. In s<strong>ein</strong>em<br />

letzten Brief hinterließ er der<br />

Pfadfinderbewegung ihre bis heute<br />

wichtigsten Sätze: „Versucht,<br />

die Welt <strong>ein</strong> bisschen besser zurückzulassen,<br />

als ihr sie vorgefunleitbild<br />

der pfadfinder<br />

b Demokratie und Frieden erleben<br />

b kritisch, parteipolitisch unabhängig s<strong>ein</strong><br />

b unsere Umwelt beachten, die Natur schützen<br />

b Gem<strong>ein</strong>schaft erleben, Kompetenzen stärken<br />

b Bedürfnisse erkennen, Individualität fördern<br />

b Abenteuer erleben<br />

b ehrenamtlich aktiv s<strong>ein</strong>,<br />

Fähigkeiten nützen<br />

b ständige Weiterentwicklung<br />

fordern und fördern<br />

Zu den Freizeitvergnügen gehört neben Schwimmen auch das Entdecken<br />

der Umgebung – inklusive Höhlenforschung.<br />

Die Pfadfinder<br />

<strong>sind</strong> die grösste<br />

Jugendbewegung<br />

der Welt.<br />

><br />

Lange Tradition. Es kommt wohl<br />

nicht von ungefähr, dass die Pfadfinder<br />

mit rund 38 Millionen Mitgliedern<br />

die größte Kinder- und<br />

Jugendbewegung der Welt <strong>sind</strong>. In<br />

Österreich gibt es 300 Gruppen mit<br />

85.000 Pfadfindern und Pfadfinderinnen.<br />

Sie veranstalten jährlich rund<br />

100.000 Heimstunden, 10.000 Ausflüge,<br />

9000 Wochend- und Pfingstlager,<br />

600 Sommerlager mit rund<br />

15.000 Teilnehmern und 200.000<br />

Verpflegstage auf Sommerlagern.<br />

Alles ehrenamtlich natürlich.<br />

Im Vorjahr feierte die Bewegung<br />

ihren 100. Geburtstag. Der<br />

britische Offizier Robert Baden-<br />

Powell hielt 1907 s<strong>ein</strong> erstes Lager<br />

ab. Mit gerade mal 22 Burschen.<br />

Damals schon in Uniform – diese<br />

sollte die Kinder aus unterschiedlichen<br />

sozialen Verhältnissen zumindest<br />

optisch gleichstellen.<br />

Zu den prominentesten Mitgliedern<br />

zählen US-Präsident<br />

George W. Bush, der britische Ex-<br />

Premier Tony Blair und der französische<br />

Ex-Präsident Jacques Chirac<br />

– sowie Fußballstar David Beckham<br />

und der Musiker Paul McCartney.<br />

K<strong>ein</strong>e Gruppen gibt es nur in wenigen<br />

Ländern, etwa China, Kuba,<br />

Laos und Nordkorea.Der Gründer<br />

Nicht nur beim<br />

Raften <strong>sind</strong> Überblick<br />

und Orientierung<br />

gefragt . . .<br />

der gründer<br />

Robert Baden Powell war das Soziale<br />

und das Gruppendenken wohl in die<br />

Wiege gelegt worden. Er wurde 1857<br />

in London als siebenter von acht<br />

Söhnen unter insgesamt zehn<br />

Kindern geboren. S<strong>ein</strong> Vater hatte<br />

außerdem vier weitere Kinder aus<br />

<strong>ein</strong>er früheren Ehe. Der Großvater<br />

weckte im jungen Robert die<br />

Abenteuerlust und die Freude an<br />

der Natur. Er nutzte jede freie Minute,<br />

um Spuren der Tiere zu suchen und den<br />

Wald kennenzulernen.<br />

Nachdem der Großvater starb, unternahm<br />

Baden-Powell zahlreiche <strong>St</strong>reifzüge durch<br />

die Armenviertel der <strong>St</strong>adt und lernte<br />

so das Leid und das Elend kennen. Der<br />

damals 8-Jährige erkannte, dass die Bewohner<br />

der Armenviertel sich hauptsächlich<br />

durch die Kleidung von den anderen<br />

zu unterscheiden schienen. Dies war wohl<br />

der wichtigste Grund für s<strong>ein</strong>e spätere<br />

Entscheidung, die Pfadfinderuniform<br />

<strong>ein</strong>zuführen.<br />

In der Schule lernte er das<br />

Anschleichen im großen Schulpark,<br />

ohne von dem Aufsicht<br />

habenden Lehrer bemerkt<br />

zu werden. Er konnte <strong>ein</strong><br />

Feuer machen, das nicht<br />

rauchte und deshalb<br />

s<strong>ein</strong>en Aufenthaltsort nicht<br />

verriet.<br />

Baden Powell diente der British<br />

Army von 1876 bis 1910<br />

in Indien und Afrika.<br />

In Indien entwickelte er das „System der<br />

kl<strong>ein</strong>en Gruppen“: Er fasste die Soldaten<br />

in Gruppen von fünf bis acht Mann<br />

zusammen; diese wählten dann <strong>ein</strong>en<br />

Patrouillenleiter aus ihren Reihen. So<br />

förderte er Verantwortungsbewussts<strong>ein</strong><br />

und eigenständiges Denken. Wegen s<strong>ein</strong>er<br />

Fähigkeiten im Spurenlesen wurde er<br />

beauftragt, die Spurenleser (Scouts) auszubilden.<br />

Nach dem Zweiten Burenkrieg<br />

wurde er in England zum Kriegshelden.<br />

den habt.“ „Der wahre Weg, um<br />

Glücklichkeit zu erlangen, besteht<br />

darin, andere Menschen glücklich<br />

zu machen.“<br />

Die <strong><strong>42</strong>er</strong> leben das. Tag für Tag.<br />

www.<strong><strong>42</strong>er</strong>.at, www.pfadfinder.at<br />

20 wiener journal 34|2008<br />

wiener journal 34|2008 21<br />

Fotos: Fotolia, Pfadfinder <strong>42</strong>

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