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WK 14-Juli-2011

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NACHRICHTEN<br />

NRW | 135 DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />

80 CENT<br />

POLITIK<br />

Österreich will Text<br />

der Hymne ändern<br />

In Österreich findet die Gleichberechtigung<br />

in die Hymne Einzug.<br />

Eine Textpassage über „Söhne“ soll<br />

um „Töchter“ ergänzt werden. S. 7<br />

SPORT<br />

Japan und USA im Finale<br />

der Frauenfußball-WM<br />

Deutschland-Bezwinger Japan und<br />

die USA bestreiten am Sonntag<br />

das Endspiel der Frauenfußball-<br />

Weltmeisterschaft. Seite 11<br />

WISSEN<br />

Die Plastiktüte stirbt<br />

den Tod auf Raten<br />

Brüssel will Plastiktüten europaweit<br />

verbieten. Allein im Mittelmeer<br />

treiben derzeit 250 Milliarden<br />

Kunststoffteilchen. Seite 28<br />

MENSCHEN & MEDIEN<br />

Murdoch verzichtet auf<br />

Übernahme von BSkyB<br />

Rupert Murdoch hat sein Übernahmegebot<br />

für den britischen<br />

Sender BSkyB nach heftigen Protesten<br />

zurückgezogen. Seite 31<br />

IM INTERNET<br />

Tweets des Tages<br />

Eiskalt aufm Sofa eingeschlafen und<br />

die zweite Halbzeit verpasst :( Aber<br />

wenigstens hat die USA 3:1 gewonnen<br />

:) #wwc #FrauenWM heinssen<br />

Nach Griechenland, Portual und<br />

Italien, jetzt: Irland. Gut, dass die<br />

Krise schon so lange überstanden<br />

ist… teh_aSak<br />

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Blick in ein isoliertes Land<br />

Der Berlinale-Siegerfilm „Nader und Simin – Eine Trennung“<br />

zeigt den starren Alltag im Iran Kino, Seiten 24-25<br />

Merkel rüstet Angola auf<br />

Griechische Kreditwürdigkeit<br />

weiter erschüttert<br />

ROM – Die Rating-Agentur Fitch<br />

hat die Kreditwürdigkeit von<br />

Griechenland erneut kräftig<br />

heruntergestuft. Die Agentur<br />

verpasste Griechenland die Note<br />

„CCC“. Dies ist mehrere Stufen<br />

unter der bisherigen Bewertung<br />

„B+“ und die schlechteste<br />

Note vor einem Zahlungsaus-<br />

fall. Die Herabstufung resultiere<br />

daraus, dass es bislang kein<br />

neues, komplett finanziertes<br />

und glaubwürdiges Wirtschaftsprogramm<br />

von EU und<br />

IWF gebe. Der Sondergipfel zur<br />

Schuldenkrise wird wahrscheinlich<br />

erst für kommende<br />

Woche einberufen. Seiten 20/21<br />

BERLIN – An fast jeder zweiten<br />

Schule in Deutschland gibt es<br />

Kinder und Jugendliche, die<br />

über sexuellen Missbrauch<br />

meist im familiären Umfeld berichten.<br />

Das geht aus einer Befragung<br />

des Deutschen Jugendinstituts<br />

hervor. Danach wurden<br />

in 43 Prozent der befragten<br />

Outdoor-Messe: Hersteller<br />

von Funktions-Kleidung<br />

machen gute Geschäfte<br />

Wirtschaft, Seite 22<br />

Deutschland bietet afrikanischem Land Patrouillenboote an. Opposition erzürnt<br />

T Grünen-Chefin nennt<br />

Kanzlerin „Patronin der<br />

Rüstungslobby“<br />

BERLIN/LUANDA – Nach dem<br />

Panzer-Deal mit Saudi-Arabien<br />

sorgt ein von Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel in Aussicht gestellter<br />

Rüstungshandel mit Angola<br />

für neuen politischen<br />

Zündstoff. Die Opposition kritisierte<br />

das deutsche Angebot als<br />

ethisch verwerflich.<br />

Bei ihrem Besuch in dem ölreichen<br />

Staat bot Merkel der<br />

Der Terror ist zurück in Mumbai<br />

Eine Anschlagsserie hat die westindische<br />

Metropole Mumbai erschüttert. Mindestens<br />

21 Menschen kamen am Mittwoch bei<br />

angolanischen Regierung den<br />

Kauf deutscher Patrouillenboote<br />

zur Küstensicherung an. Angola<br />

gehöre zu den Ländern in<br />

der Afrikanischen Union, die<br />

sich sehr für Stabilität in ihrer<br />

Region einsetzten, betonte sie.<br />

Deutschland biete deshalb auch<br />

die Ausbildung von Soldaten an.<br />

Es sei im deutschen Interesse,<br />

dass die afrikanischen Staaten<br />

über Streitkräfte verfügten, die<br />

selbst für Frieden auf ihrem<br />

Kontinent sorgen könnten.<br />

Nach Ansicht von SPD und<br />

Grünen widerspricht das Ange-<br />

bot den Rüstungsexportrichtlinien.<br />

Der außenpolitische Sprecher<br />

der SPD-Bundestagsfrakti-<br />

PREIS AB ZEHN<br />

MILLIONEN EURO<br />

Bei dem Deal geht es um die<br />

Lieferung von sechs bis acht<br />

Booten der Bremer Werft Lürssen.<br />

Sie sind zwischen 28 und 41<br />

Meter lang und kosteten zwischen<br />

zehn und 25 Millionen Euro.<br />

Bombenattentaten ums Leben, mehr als<br />

120 wurden schwer verletzt. Mitten im Berufsverkehr<br />

waren die Sprengsätze in drei<br />

on Rolf Mützenich verwies darauf,<br />

dass das Auswärtige Amt<br />

die Menschenrechtslage in dem<br />

Land als schlecht einschätze.<br />

„Eine Vorzeigedemokratie ist<br />

Angola nämlich nicht.“ Grünen-<br />

Chefin Claudia Roth warf Merkel<br />

vor, völlig unbeeindruckt<br />

von der scharfen Kritik am geplanten<br />

Rüstungsgeschäft mit<br />

Saudi-Arabien „als Patronin der<br />

deutschen Rüstungslobby<br />

durch Afrika“ zu reisen. Sie sei<br />

offenbar bereit, eiskalt die Regelungen<br />

zum Rüstungsexport<br />

zu verletzen. Seite 3<br />

Stadtteilen explodiert. Indiens Innenminister<br />

sprach von einem „koordinierten Anschlag<br />

von Terroristen“. Seite 6<br />

Schüler berichten über<br />

häuslichen Missbrauch<br />

Schulen in den vergangenen<br />

drei Jahren Vorwürfe bekannt.<br />

Die meisten richteten sich gegen<br />

das Elternhaus, aber auch<br />

gegen Mitschüler und andere<br />

Jugendliche. Auch die katholische<br />

Kirche will den Missbrauch<br />

Minderjähriger aufarbeiten<br />

lassen. Seite 4<br />

REUTERS


DAPD/ M. SHEIKH NOR<br />

DAPD/ REBECCA BLACKWELL<br />

SEITE 2 WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />

THEMA DES TAGES<br />

Eine humanitäre<br />

Tragödie: In Ostafrika<br />

leiden HunderttausendeMenschen<br />

Hunger. Sie<br />

flüchten vor bewaffneten<br />

Milizen<br />

und der Dürre in<br />

Auffang-Camps<br />

AFP/ JUDITH SCHULER<br />

DÜRRE AM HORN VON AFRIKA<br />

Zehn Millionen Menschen sind bereits von der schwersten Trockenheit seit 60 Jahren betroffen<br />

AFRIKA<br />

SUDAN<br />

UGANDA<br />

Victoriasee<br />

TANSANIA<br />

300 km<br />

KENIA<br />

3,2 Mio.<br />

ERITREA<br />

ÄTHIOPIEN<br />

3,2 Mio.<br />

JEMEN<br />

DSCHIBUTI<br />

117 000<br />

SOMALIA<br />

2,6 Mio.<br />

Golf<br />

von Aden<br />

Indischer<br />

Ozean<br />

Nahrungsmittelversorgung<br />

angespannt<br />

kritisch<br />

Notlage<br />

XX Anzahl der Betroffenen<br />

*Juni <strong>2011</strong> Schätzung<br />

QUELLE: AFP; OCHA<br />

DAPD/ MOHAMED SHEIKH NOR<br />

Zu sch<br />

Am Horn von Afrika<br />

Aus Angst vor dem Hungertod<br />

daheim hat Faduma Sakow<br />

Abdullahi sich mit ihren<br />

fünf Kindern auf den Weg in ein<br />

rettendes Flüchtlingslager in Kenia<br />

gemacht. Ihre vierjährige Tochter<br />

und ihr fünfjähriger Sohn überlebten<br />

die Reise nicht. Nur einen Tag<br />

vom Ziel entfernt starben sie erschöpft<br />

und ausgezehrt.<br />

Als die beiden nach einer kurzen<br />

Rast nicht aufstehen wollten,<br />

glaubte die Mutter erst, sie schliefen<br />

bloß. Sie musste ihre toten Kinder<br />

unbegraben unter einem Baum<br />

zurücklassen und schleppte sich<br />

mit dem Baby und den zwei und<br />

drei Jahre alten Kleinkindern weiter.<br />

Unterwegs sah sie mehr als 20<br />

weitere Kinder tot oder bewusstlos<br />

am Wegesrand liegen. Endlich kam<br />

ein rettendes Auto vorbei und<br />

nahm, was von der Familie übrig<br />

war, mit. „Ich hätte nie gedacht,<br />

dass ich so etwas Entsetzliches erlebe“,<br />

sagt Abdullahi. Der 29 Jahre<br />

alten Witwe rollen die Tränen über<br />

die Wangen, als sie den 37 Tage langen<br />

Marsch nach Dadaab schildert,<br />

in das größte Flüchtlingslager der<br />

Welt.<br />

Zigtausende Somalier mussten<br />

mit ansehen, wie nach Jahren ohne<br />

Regen ihr Land vertrocknete. Dann<br />

ging das Vieh ein. Schließlich war<br />

überhaupt nichts mehr zu essen da.<br />

Jetzt machen sie sich auf die gefährliche<br />

Reise über verdorrte Erde<br />

in Flüchtlingslager in Kenia und<br />

Äthiopien – Länder, die selbst<br />

schwer unter der Dürre leiden.<br />

In ganz Ostafrika, aber besonders<br />

in Somalia, das sich seit über<br />

20 Jahren im Bürgerkrieg befindet,<br />

hat der geringe Niederschlag in<br />

zwei Regenzeiten dramatische Folgen.<br />

Im Juni flohen 54 000 Menschen<br />

aus dem Land, dreimal so<br />

viele wie im Vormonat. UN-Flüchtlingskommissar<br />

António Guterres<br />

sagt: „Wir müssen alles unternehmen,<br />

um innerhalb Somalias Hilfe<br />

zu leisten.“ Bislang aber war das<br />

angesichts der dort herrschenden<br />

islamistischen Al-Schabab-Milizen<br />

unmöglich. Vor zwei Jahren warfen<br />

sie die meisten Hilfsorganisationen<br />

aus dem Land; inzwischen sind sie<br />

offenbar wieder bereit, Hilfe anzunehmen.<br />

Die Ursachen für die Katastrophe<br />

am Horn von Afrika sind vielfältig.<br />

Die letzten beiden Regenzeiten<br />

brachten in einigen Gebieten<br />

Ostafrikas nur zehn bis 30 Prozent<br />

des erwarteten Niederschlags. In<br />

der jeweils folgenden Dürre starben<br />

Tausende Rinder und Getreide<br />

vertrocknete. Gleichzeitig stiegen<br />

weltweit die Lebensmittelpreise,<br />

was nicht nur Importe für die gebeutelten<br />

Länder sehr teuer macht.<br />

Die Bevölkerung kann sich auch<br />

immer weniger zu essen kaufen. In<br />

Äthiopien etwa stieg der Preis für<br />

Mais innerhalb eines Jahres um 117<br />

Prozent. Eine Mitarbeiterin der<br />

DAPD/ MOHAMED SHEIKH NOR<br />

DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> * WELT KOMPAKT SEITE 3<br />

wach zum Weinen<br />

flüchten Hunderttausende vor Dürre, Krieg und Hunger<br />

UNOCHA (Amt für die Koordinierung<br />

humanitärer Angelegenheiten)<br />

spricht enttäuscht von der „Ignoranz“<br />

der internationalen Gemeinschaft:<br />

„In Somalia ist der Zugang<br />

schwierig. Aber es ist nicht zu<br />

entschuldigen, dass die Krise in Ke-<br />

nia oder Äthiopien derartige Ausmaße<br />

annehmen konnte.“ Die Vereinten<br />

Nationen gehen davon aus,<br />

dass mindestens zehn Millionen<br />

Menschen Lebensmittelhilfe benötigen<br />

werden. Allein Äthiopien bezifferte<br />

die Zahl seiner Bedürftigen<br />

UN: „Die größte Katastrophe<br />

unserer Zeit“<br />

Lage in Ostafrika immer dramatischer<br />

Die Lage für die von der Dürre betroffenen<br />

Flüchtlinge am Horn von<br />

Afrika wird immer dramatischer.<br />

Die Vereinten Nationen sprechen<br />

bereits von der größten Katastrophe<br />

der Gegenwart. Insgesamt sind<br />

zehn Millionen Menschen am Horn<br />

von Afrika von Dürre und Hungersnot<br />

bedroht. „Die Todesrate in den<br />

Camps ist schockierend“, erklärte<br />

ein Mitarbeiter der amerikanischen<br />

Agentur für Internationale Entwicklung<br />

(USAID) bei einem Besuch<br />

im äthiopischen Flüchtlingslager<br />

Dolo Ado. Viele Menschen,<br />

darunter zahlreiche Kinder, sind tagelang<br />

zu Fuß unterwegs und völlig<br />

ausgehungert, wenn sie die Zentren<br />

erreichen. Die Zahl der täglich ankommenden<br />

Flüchtlinge aus Somalia<br />

sei mittlerweile auf 1700 gestiegen<br />

und die drei äthiopischen Zentren<br />

beherbergten jetzt bereits<br />

1<strong>14</strong> 000 Menschen, sagte WFP-<br />

Sprecherin Judith Schuler.<br />

Unterdessen haben die Vereinten<br />

Nationen die kenianische Regierung<br />

dringend dazu aufgerufen,<br />

ein weiteres Flüchtlingscamp im<br />

Norden des Landes zu eröffnen.<br />

Der Chef des UN-Flüchtlingskommissariats<br />

(UNHCR), Antonio Guterres,<br />

sagte, er habe diesbezüglich<br />

„konstruktive“ Gespräche mit dem<br />

kenianischen Minister für Provinzverwaltung<br />

und Innere Sicherheit,<br />

George Saitoti, geführt.<br />

Jedoch sei ein für den Montag<br />

geplantes Treffen mit Präsident<br />

Mwai Kibaki ohne nähere Begründung<br />

abgesagt worden, berichtete<br />

der britische Sender BBC. Nairobi<br />

hat es bisher abgelehnt, ein weite-<br />

Hungernde<br />

Somalis warten<br />

in einem<br />

Flüchtlingscamp<br />

auf überlebenswichtigeEssenslieferungen <br />

res Lager in der Nähe des völlig<br />

überfüllten Dadaab-Camps zu eröffnen.<br />

Die Regierung fürchtet,<br />

dass sich die Hunderttausenden<br />

Flüchtlinge – die vor allem aus dem<br />

Bürgerkriegsland Somalia in die<br />

Nachbarländer strömen –<br />

dauerhaft in Kenia nie-<br />

derlassen könnten. Bei<br />

der Ankunft in den<br />

Camps müssen die<br />

Flüchtlinge, die meist in<br />

ihrer Heimat das gesamte<br />

Vieh und jede Lebensgrundlage<br />

verloren haben,<br />

zunächst ihre Fingerabdrücke<br />

abgeben. So<br />

soll sichergestellt werden,<br />

dass keine Terroristen in die<br />

Lager kommen. Dann erhielten sie<br />

Schlafmatten, Töpfe und eine geringe<br />

Menge Lebensmittel für rund<br />

15 Tage. Es gebe bei weitem nicht<br />

genug Zelte, so dass viele bei Tag<br />

und Nacht den heißen und staubigen<br />

Winden in der Region ausgesetzt<br />

seien. Ein weiteres Problem<br />

sei, dass nun immer mehr alte<br />

Menschen und Flüchtlinge mit körperlichen<br />

Handicaps die Camps erreichten,<br />

die auf spezielle Hilfen<br />

der humanitären Organisationen<br />

angewiesen seien.<br />

Hilfsgelder fließen derzeit aber<br />

spärlicher als nötig. Angesichts der<br />

Katastrophen in Haiti, Japan und<br />

Pakistan sowie der Finanzkrise hat<br />

sich in den reichen Ländern der<br />

Welt eine gewisse Spendenmüdigkeit<br />

eingestellt. Aufforderungen<br />

der UN, rund 300 Millionen Euro<br />

für Ostafrika zu spenden, blieben<br />

bisher unerhört.<br />

AFRIKA<br />

In Ostafrika<br />

herrscht<br />

gegenwärtig<br />

die größte<br />

humanitäre<br />

Katastrophe<br />

welt.de/<br />

ostafrika<br />

am Montag auf 4,5 Millionen, 40<br />

Prozent mehr als im vergangenen<br />

Jahr. Der örtliche Einsatzleiter der<br />

US-Hilfsagentur USAID, Jason Frasier,<br />

hält das noch für untertrieben.<br />

Hilfsorganisationen fordern mehr<br />

als 100 Millionen Dollar Soforthilfe<br />

und warnen andernfalls vor schlimmen<br />

Folgen.<br />

Dadaab wurde ursprünglich für<br />

90 000 Flüchtlinge eingerichtet,<br />

inzwischen sind es über 380 000.<br />

Tag für Tag sterben hier Menschen.<br />

Niemand vermag verlässlich zu<br />

schätzen, wie viele der Dürre zum<br />

Opfer fallen. „Ich muss sagen, ich<br />

habe schon viele Flüchtlingslager<br />

auf der Welt besucht. Ich habe<br />

noch nie Menschen in einer so verzweifelten<br />

Lage ankommen sehen“,<br />

sagt UN-Flüchtlingskommissar Antonio<br />

Guterres, der am Sonntag die<br />

Aufnahme der Neuankömmlinge<br />

besichtigte. Die meisten von ihnen<br />

sind Kleinbauern, deren Felder<br />

brachliegen und deren Viehherden<br />

geschrumpft sind, seit über ihr<br />

kriegszerstörtes Land auch noch<br />

die Dürre hereingebrochen ist.<br />

An den Anmeldestellen der drei<br />

weitläufigen Lager von Dadaab<br />

sammeln sich jeden Morgen um 6<br />

Uhr früh hunderte Mütter und Kinder<br />

mit staubverkrusteten Gesichtern.<br />

Abdullahi berichtet, mit ihrer<br />

Familie sei es seit dem Tod ihres<br />

Mannes im Mai bergab gegangen.<br />

Mit 20 Kühen und einem kleinen<br />

Stück Land hatten sie erst einmal<br />

genug zum Leben. Doch dann blieb<br />

der Regen aus, die Kühe<br />

verendeten, und der Vor-<br />

rat an Mais ging zu Ende.<br />

„Wir fingen an, Baumwurzeln<br />

auszugraben, um zu<br />

überleben“, sagt sie.<br />

Auf dem Weg nach Dadaab<br />

lief sie die ersten<br />

drei Tage gemeinsam mit<br />

Freunden, bis sie und die<br />

Kinder zurückfielen. „Ich<br />

sah zwei ältere Leute auf<br />

der Straße. Sie riefen mir zu: ’Gute<br />

Frau, helfen Sie uns!’ Sie wollten<br />

mich überreden, aber ich antwortete<br />

’Ich kann nicht helfen’ und ging<br />

weiter“, erzählt sie. „Du bist nur<br />

gütig, wenn du etwas hast. Ich wollte<br />

das bisschen Wasser, was ich<br />

hatte, meinen Kindern geben.“<br />

Zwei starben trotzdem.<br />

Der Bauer Abdi Aden verlor seinen<br />

acht Jahre alten Sohn auf dem<br />

langen Marsch auf der Flucht vor<br />

der gefährlichen Dürre. „Er versuchte<br />

zu weinen, bevor er starb,<br />

aber er konnte nicht. Er war so<br />

schwach. Er ist friedlich verhungert“,<br />

sagt der Vater. „Ich habe ihn<br />

eigenhändig in einer flachen Grube<br />

begraben, damit ihn nicht die Hyänen<br />

fressen.“<br />

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Jeges auf Twitter<br />

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THEMA DES TAGES<br />

Patrouillenboote für<br />

angolanisches Militär<br />

Merkel: „Wir helfen, wenn gewünscht“<br />

Zwischen Deutschland und Angola<br />

bahnt sich ein millionenschwerer<br />

Rüstungshandel an.<br />

Deutschland hat dem südwestafrikanischen<br />

Land zur Aufrüstung<br />

seiner Kriegsmarine Patrouillenboote<br />

für die Grenzsicherung<br />

angeboten, wie Kanzlerin<br />

Angela Merkel (CDU) auf ihrer<br />

Afrika-Reise in der angolanischen<br />

Hauptstadt Luanda erklärte.<br />

Nach Angaben des deutschen<br />

Reeders Friedrich Lürßen<br />

geht es um sechs bis acht Boote<br />

mit einem Stückpreis zwischen<br />

zehn und 25 Millionen Euro.<br />

Merkel bot auch die Ausbildung<br />

angolanischer Soldaten an.<br />

Lürßen, der zu Merkels Wirtschaftsdelegation<br />

gehört, erklärte,<br />

die Boote seien 28 und 41 Meter<br />

lang. Der Preis richte sich<br />

nach der Größe des Schiffes, vor<br />

allem aber nach der Ausrüstung.<br />

Lürßen betonte aber auch, dass<br />

sich der Handel „ziemlich am<br />

Anfang der Diskussion“ befinde.<br />

Eine grundsätzliche Genehmigung<br />

für den Vertrieb der<br />

Schiffe liege seiner Werft vor, sie<br />

stamme aus der Zeit der Großen<br />

Koalition, sagte Lürßen. Ein<br />

konkreter Deal müsste aber<br />

noch genehmigt werden, erklärte<br />

er. Die Schiffe seien in der Regel<br />

nur leicht bewaffnet und<br />

könnten beispielsweise zur Küstenpatrouille,<br />

aber auch zur Bewachung<br />

von Offshore-Anlagen<br />

auf dem Meer eingesetzt werden.<br />

Lürßen verwies darauf, dass<br />

Angola derzeit kaum Schiffe zur<br />

Verfügung habe.<br />

Merkel sagte, Angola gehöre<br />

zu den Ländern in der Afrikanischen<br />

Union, die sich sehr für<br />

Stabilität einsetzten. „Und unser<br />

Ziel ist ja, dass regionale Konflikte<br />

auch durch regionale Truppen<br />

dann befriedet werden können“,<br />

sagte die CDU-Vorsitzende und<br />

nannte als Beispiele Somalia und<br />

den Sudan. Deutschland helfe<br />

Medizinische<br />

Hautpflege<br />

auch, „wenn es gewünscht wird,<br />

bei der Ausbildung von Soldaten<br />

in bestimmten Bereichen“.<br />

Der angolanische Präsident<br />

José Eduardo dos Santos erklärte,<br />

die Streitkräfte seines Landes<br />

benötigten eine neue Ausstattung,<br />

derzeit liefen die internationalen<br />

Ausschreibungen. Sein<br />

Land habe „das deutsche Angebot<br />

erhalten für die Kriegsmarine“.<br />

Angola ist der zweitgrößte<br />

Ölexporteur Afrikas nach Nigeria.<br />

Das Land leidet aber immer<br />

noch unter Korruption und den<br />

Folgen von 27 Jahren Bürgerkrieg,<br />

der erst 2002 endete.<br />

Auf der zweiten Station ihrer<br />

Afrika-Reise wurde Merkel von<br />

Santos mit militärischen Ehren<br />

empfangen. Es war das erste<br />

Mal, dass ein deutscher Regierungschef<br />

das Land besuchte.<br />

Merkel mit Angolas Präsident<br />

Jose Eduardo dos Santos<br />

Merkel sprach von einem „neuen<br />

Kapitel der bilateralen Beziehungen“.<br />

Deren Ausbau solle in<br />

Form einer „politischen Partnerschaft“<br />

erfolgen, in die auch<br />

wirtschaftliche Aspekte einfließen.<br />

Die Kanzlerin würdigte, was<br />

Angola nach dem Bürgerkrieg<br />

„bereits geschafft hat“. Die im<br />

vergangenen Jahr verabschiedete<br />

Verfassung sei ein wichtiger<br />

Schritt gewesen, sie müsse jetzt<br />

mit Leben erfüllt werden.<br />

Starke Abwehr für<br />

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DPA/ MICHAEL KAPPELER


SEITE 4 WELT KOMPAKT ** DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />

POLITIK<br />

TERMIN DES TAGES<br />

Die Ministerpräsidentin von<br />

Nordrhein-Westfalen, Hannelore<br />

Kraft (SPD), zieht nach ihrem<br />

ersten Regierungsjahr mit einer<br />

Minderheitsregierung Bilanz.<br />

Die rot-grüne Koalition im bevölkerungsreichsten<br />

deutschen<br />

Bundesland wird von der Fraktion<br />

der Linken toleriert.<br />

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Rackow auf Twitter<br />

twitter.com/wk_rackow<br />

POLITIK KOMPAKT<br />

EHRUNG FÜR PUTIN<br />

Wikipedia-Gründer<br />

fühlt sich benutzt<br />

Der Wirbel um den Einheitspreis<br />

Quadriga für Russlands<br />

Premier Wladimir Putin geht<br />

weiter: Kuratoriumsmitglieder<br />

des preisverleihenden Vereins<br />

Werkstatt Deutschland distanzieren<br />

sich von der Entscheidung.<br />

Wikipedia-Gründer<br />

Jimmy Wales widersprach in<br />

der russischen Zeitung „Iswestija“<br />

der Darstellung des Vereins,<br />

er habe von der Abstimmung<br />

gewusst. „Ich bedaure,<br />

dass Quadriga meinen Namen<br />

in dieser Weise benutzt. Mich<br />

hat niemand gebeten, für oder<br />

gegen jemanden zu stimmen.“<br />

AUTOBAHNBRÜCKEN<br />

Bund stellt Geld für<br />

Sanierung bereit<br />

Für die Erneuerung maroder<br />

Autobahnbrücken stellt der<br />

Bund mehr Geld bereit. In<br />

diesem Jahr sollen 674 Millionen<br />

Euro eingesetzt werden,<br />

mehr als doppelt so viel wie in<br />

den Vorjahren, sagte eine Sprecherin<br />

von Verkehrsminister<br />

Peter Ramsauer (CSU). Dabei<br />

soll die Modernisierung bestehender<br />

Straßen Vorrang vor<br />

neuen Projekten bekommen.<br />

„Der Grundsatz lautet: Erhalt<br />

vor Neubau“, sagte Ramsauer.<br />

Dafür müssten Mittel umgelenkt<br />

werden, so dass neue<br />

Vorhaben nur noch in Einzelfällen<br />

möglich sein dürften.<br />

STUTTGART 21<br />

CDU sperrt sich gegen<br />

Volksabstimmung<br />

Rückschlag für die Gegner des<br />

Bahnprojektes Stuttgart 21: Die<br />

von der grün-roten Landesregierung<br />

angestrebte Erleichterung<br />

der geplanten Volksabstimmung<br />

scheitert am Widerstand<br />

der CDU-Fraktion.<br />

Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit,<br />

auf diese Weise einen<br />

Ausstieg aus der Finanzierung<br />

des Milliardenprojekts erzwingen<br />

zu können. „Die Landesverfassung<br />

darf nicht zum<br />

Spielball politischer Interessen<br />

werden“, sagte der CDU-Abgeordnete<br />

Winfried Mack.<br />

Studie enthüllt Missbrauch<br />

Schüler berichten von Übergriffen. Viele Taten finden im familiären Umfeld statt<br />

T Auch sexuelle Gewalt<br />

unter Jugendlichen spielt<br />

eine große Rolle<br />

An fast jeder zweiten Schule<br />

in Deutschland gibt es<br />

Kinder und Jugendliche,<br />

die über sexuellen Missbrauch<br />

meist im familiären Umfeld berichten.<br />

Das geht aus einer repräsentativen<br />

Befragung des Deutschen<br />

Jugendinstituts hervor, die<br />

am Mittwoch vorgestellt wurde.<br />

Danach wurden in 43 Prozent der<br />

befragten Schulen in den vergangenen<br />

drei Jahren entsprechende<br />

Vorwürfe bekannt. Die meisten<br />

richteten sich gegen das Elternhaus,<br />

aber auch gegen Mitschüler<br />

und andere Jugendliche. In vier<br />

Prozent der Schulen und zehn<br />

Prozent der Heime wurden Lehrer,<br />

Betreuer oder andere Be-<br />

Weggetreten<br />

schäftigte sexueller Übergriffe<br />

verdächtigt oder beschuldigt. Die<br />

Verdachtsmomente wurden in<br />

der Regel durch Andeutungen<br />

oder Berichte an die Lehrer herangetragen.<br />

Nicht unerheblich<br />

ist danach auch die sexuelle Gewalt<br />

unter Jugendlichen selbst.<br />

Opfer sind meist Mädchen. Institutsdirektor<br />

Thomas Rauschen-<br />

Als Verdächtige galten laut der<br />

Studie in rund vier Prozent der<br />

Fälle Lehrer, Erzieher oder<br />

andere Beschäftigte. In Heimen<br />

stand bei jedem zehnten Fall<br />

Personal im Verdacht. Eine größere<br />

Rolle spielte sexuelle Gewalt<br />

von Jugendlichen gegen Gleich-<br />

Mit dynamischem Schwung tritt die Berliner Grünen-Chefin Renate<br />

Künast das Tuch beiseite, das soeben noch die neue Kampagne der<br />

Partei verhüllte. „Da müssen wir ran“, lautet das Motto der Grünen.<br />

Die Partei will mit den Themen Bildung, Arbeit und Klima die<br />

Hauptstadt erobern. Doch der jüngste „Berlin-Trend“ macht wenig<br />

Hoffnung: Demnach kommt Amtsinhaber Klaus Wowereit (SPD) bei<br />

einer Direktwahl auf 62, Künast auf nur 23 Prozent. Insgesamt liegt<br />

die SPD (29 Prozent) klar vor den Grünen (24 Prozent).<br />

DAS SIND DIE TÄTER<br />

DPA/ RAINER JENSEN<br />

bach forderte bei der Präsentation<br />

der Studie von Schulen, Internaten<br />

und Heimen eine andere<br />

„Kultur des Umgangs mit diesem<br />

Missbrauch“. Sexuelle Gewalt sei<br />

kein Thema der 70er- und 80er<br />

Jahre – sondern nach wie vor aktuell,<br />

sagte Rauschenbach.<br />

Die Studie wurde bei einer<br />

Fachtagung des Runden Tisches<br />

altrige: Sie waren an Schulen in 16<br />

bis 17 Prozent der Fälle in Verdacht,<br />

an Heimen waren es 38,9<br />

Prozent. Die meisten Tatverdächtigen<br />

kamen aus dem privaten<br />

Umfeld. In bis zu 32 Prozent<br />

der Fälle galten Verwandte oder<br />

Bekannte als Tatverdächtige.<br />

Wulff fordert mehr<br />

Beteiligung der Bürger<br />

BERLIN – Bundespräsident<br />

Christian Wulff (CDU) ist besorgt<br />

über den Ansehensverlust<br />

von Politikern. Politikverdrossenheit<br />

gebe es bei Bürgern, aber<br />

auch bei Politikern selbst, sagte<br />

Wulff am Mittwoch bei seinem<br />

ersten offiziellen Besuch in<br />

Nordrhein-Westfalen. Die Bürger<br />

wollten Beteiligung und Demokratie.<br />

Die Abgeordneten erlebten<br />

oft, dass ihre Arbeit nicht<br />

gewürdigt und „herunterge-<br />

BERLIN – Die von der<br />

schwarz-gelben Regierungskoalition<br />

geplante<br />

Steuerreform zur Entlastung<br />

niedriger Einkommen<br />

würde den Fiskus in<br />

einer kleinen Variante<br />

acht Milliarden Euro im<br />

Jahr kosten. Eine völlige<br />

Abschaffung des Mittelstandsbauchs<br />

im Tarif der<br />

Einkommensteuer, die<br />

die unteren und mittleren<br />

Einkommen entlasten soll, würde<br />

zu Ausfällen von knapp 28<br />

Milliarden Euro führen.<br />

Dies geht aus einer Anfrage<br />

der steuerpolitischen Sprecherin<br />

der Fraktion Die Linke, Barbara<br />

Höll, an die Bundesregierung<br />

hervor. Mit Blick auf die Antwort,<br />

die vom Finanzministerium<br />

erarbeitet worden ist, sagte<br />

der Bundesregierung zur Aufarbeitung<br />

des sexuellen Kindesmissbrauchs<br />

in Schulen und Heimen<br />

vorgestellt. Die Regierungsbeauftragte<br />

Christine Bergmann<br />

bezeichnete dabei die hohe Anzahl<br />

von Verdachtsfällen in Heimen<br />

als besonders erschreckend.<br />

Darunter waren auch mehrere<br />

kirchliche Einrichtungen.<br />

Auch die katholische Kirche<br />

will den Missbrauch Minderjähriger<br />

in ihren Einrichtungen seit<br />

1945 wissenschaftlich aufarbeiten<br />

lassen. Erstmals öffnet sie für unabhängige<br />

Fachleuten die Archive.<br />

Die Bischöfe wollten eine „ehrliche<br />

Aufklärung“ und „der Wahrheit<br />

auf die Spur kommen“, versicherte<br />

der Trierer Bischof und<br />

Missbrauchsbeauftragte Stephan<br />

Ackermann bei der Vorstellung<br />

des Projekts. Erste Ergebnisse sollen<br />

in gut einem Jahr vorliegen.<br />

macht“ werde, sagte Wulff nach<br />

Mitteilung des Landtags in Gesprächen<br />

mit den Fraktionsvorsitzenden<br />

und dem Parlamentspräsidium.<br />

Mut zum Wandel, politische<br />

Führung und harte<br />

Überzeugungsarbeit seien nötig.<br />

Wichtig sei ihm auch das Thema<br />

Zusammenhalt der Gesellschaft,<br />

sagte Wulff. Es dürfe kein Auseinanderdividieren<br />

in Arm und<br />

Reich oder in Einheimische und<br />

Zugewanderte geben.<br />

Schäuble: Kleine Steuerreform<br />

kostet acht Milliarden Euro<br />

FDP will im Herbst über Details sprechen<br />

Finanzminister Schäuble (CDU) hat die<br />

Steuerentlastung durchrechnen lassen<br />

FDP-Generalsekretär Christian<br />

Lindner dem „Handelsblatt“, die<br />

Zahlen von Finanzminister<br />

Wolfgang Schäuble (CDU) „zeigen<br />

die Bandbreite der Möglichkeiten.<br />

Wenn im Herbst aktuelle<br />

Zahlen zu den Steuereinnahmen<br />

vorliegen, wird die Koalition<br />

über Instrumente und Volumina<br />

entscheiden“.<br />

DPA/ THIERRY MONASSE<br />

DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> ** WELT KOMPAKT SEITE 5<br />

POLITIK<br />

„Betrüger<br />

werden oft<br />

Politiker“<br />

Hamburgs Unipräsident<br />

Dieter Lenzen verlangt von<br />

den Volksvertretern mehr<br />

Engagement gegen Plagiatoren<br />

Nicht „jeder aufstrebende Schreihals“ dürfe zum Politiker gemacht werden: Erziehungswissenschaftler Dieter Lenzen<br />

Der Erziehungswissenschaftler<br />

macht sich Sorgen<br />

um den Ruf des Doktortitels.<br />

Mit dem 63-Jährigen<br />

sprach Manuel Bewarder.<br />

WELT KOMPAKT: Wie belastend<br />

ist eine Promotion?<br />

DIETER LENZEN: Wer promoviert<br />

und nachts gut schläft, arbeitet<br />

nicht richtig. Anspannung<br />

gehört dazu, weil man sicher<br />

sein möchte, dass das, was man<br />

herausgefunden hat, auch tatsächlich<br />

promotionswürdig ist.<br />

Wo verläuft die Grenze zwischen<br />

handwerklichen Fehlern<br />

und einem Plagiat?<br />

Eine Doktorarbeit ist eine Arbeit,<br />

in der ein neuer Beitrag zu<br />

dem bisherigen Stand der Wissenschaft<br />

geleistet wird; von einer<br />

Person, die dafür geradesteht.<br />

Und nicht von jemand anderes.<br />

Das bloße Übernehmen<br />

von fremden Gedanken, vielleicht<br />

noch ohne Kennzeichnung,<br />

ist unzulässig.<br />

Wie erschüttert sind Sie vom<br />

derzeitigen Plagiateboom?<br />

So leicht erschüttert mich<br />

nichts. Aber es ist auffällig, dass<br />

die Betrüger häufig Politiker<br />

BERLIN – Nach langen Verhandlungen<br />

haben sich Verbraucherministerin<br />

Ilse Aigner (CSU)<br />

und Wirtschaftsminister Philipp<br />

Rösler (FDP) offenbar darauf<br />

verständigt, dass Unternehmen<br />

mehr Informationen über ihre<br />

Produkte preisgeben müssen.<br />

Das berichtet das „Handelsblatt“.<br />

Künftig sollen Verbraucher<br />

dem Bericht zufolge formlos<br />

per E-Mail oder Telefon bei<br />

den Landesbehörden Informationen<br />

über Lebensmittel und<br />

deren Hersteller einholen können.<br />

Mit Ausnahme von umfangreichen<br />

Anfragen soll dieser Ser-<br />

werden. Viel wichtiger ist jedoch:<br />

Diese Menschen, egal, was<br />

aus ihnen geworden ist, beschädigen<br />

das Ansehen der Wissenschaft<br />

in Deutschland.<br />

Was muss die Politik tun, um<br />

die Reputation der deutschen<br />

Wissenschaft zu reparieren?<br />

Zwei Dinge: Man muss beim<br />

Aufstieg von Politikern darauf<br />

achten, dass man es mit charakterlich<br />

festen Personen zu tun<br />

hat, und nicht die aufstrebenden<br />

Schreihälse zu Politikern machen.<br />

Das passiert vielleicht bei<br />

Jüngeren häufiger. Und wenn es<br />

Zweifel an einer wissenschaftlichen<br />

Arbeit gibt, dann muss die<br />

Politik dafür eintreten, dass<br />

Mängel abgestellt werden.<br />

Sollte ein Politiker zurücktreten,<br />

wenn ihm sein Doktortitel<br />

entzogen wird?<br />

Ja, eindeutig.<br />

Was müssen Unis unternehmen,<br />

um die Qualität von Abschlussarbeiten<br />

zu sichern?<br />

Ein Professor, der eine schlechte<br />

Arbeit so gut bewertet, wie im<br />

Fall Guttenberg, ist eine wissenschaftliche<br />

Unperson geworden.<br />

Ich kann mir nicht vorstellen,<br />

vice künftig kostenlos sein. Bisher<br />

sah das Verbraucherinformationsgesetz<br />

nur vor, dass Ver-<br />

dass ein Fach dies vergisst. Insofern<br />

ist die aktuelle Öffentlichkeit<br />

völlig angemessen. Es muss<br />

ein hohes Risiko für einen Wissenschaftler<br />

sein, eine schlechte<br />

Arbeit durchgehen zu lassen.<br />

Betreuen Professoren heute<br />

zu viele Doktoranden?<br />

Professoren müssen pro Jahr<br />

zwei bis drei Promotionen betreuen.<br />

Mehr erwarten die Universitäten<br />

meist nicht. Inflati-<br />

Mehr Rechte für Verbraucher<br />

Bald sollen Bürger kostenlos Produktinformationen abfragen dürfen<br />

Ilse Aigner (l.) und Philipp<br />

Rösler haben sich geeinigt<br />

DAPD/ MICHAEL GOTTSCHALK<br />

LENZEN HÄLT<br />

ALTERSREKORD<br />

Dieter Lenzen liebt Herausforderungen.<br />

Mit 28 Jahren war<br />

der Erziehungswissenschaftler<br />

jüngster Hochschuldozent<br />

Deutschlands. Er verwandelte<br />

als Präsident der Freien Universität<br />

Berlin die Massenuniversität<br />

in eine Elite-Einrichtung.<br />

Überraschend wechselte er<br />

2010 an die Spitze der Hamburger<br />

Universität und will<br />

nun diese in die erste Reihe der<br />

Hochschulen führen. Der 63-<br />

Jährige ist Vizepräsident der<br />

Hochschulrektorenkonferenz.<br />

braucher nur schriftlich und gegen<br />

Gebühr Informationen einholen<br />

dürfen. So können sie zum<br />

Beispiel in Erfahrung bringen,<br />

welche Inhaltsstoffe ein Produkt<br />

enthält. Zurzeit nimmt jedoch<br />

kaum ein Bürger seine Auskunftsrechte<br />

in Anspruch.<br />

Das neue Gesetz soll auch für<br />

technische Produkte wie Waschmaschinen<br />

oder Spielzeug gelten.<br />

Allerdings schließe der<br />

überarbeitete Entwurf entgegen<br />

den Forderungen von Verbraucherschutzverbänden<br />

nun nicht<br />

mehr Dienstleistungen und Finanzanlageprodukte<br />

mit ein.<br />

onsfächer sind in ihrer Zahl<br />

überschaubar. Schwierig sind die<br />

Fächer, in denen sich die Absolventen<br />

von den Promotionen einen<br />

beruflichen Vorteil erhoffen.<br />

Etwa in der Betriebswirtschaftslehre,<br />

der Jurisprudenz, der Medizin,<br />

weil der Doktor da gewissermaßen<br />

dazugehört.<br />

Was kann die Politik unternehmen,<br />

um eine enge Betreuung<br />

zu fördern?<br />

Fast alle Bundesländer bewerten<br />

die Betreuung von Doktoranten<br />

nicht als Lehrleistung. Das heißt,<br />

wenn ich zehn Doktoranden betreue,<br />

müsste ich dumm sein,<br />

weil ich trotzdem die gleichen<br />

Lehrverpflichtungen habe. Hier<br />

muss die Politik nachjustieren.<br />

Angela Merkel sagte, man<br />

müsse gemeinsam „über die<br />

Standards guter wissenschaftlicher<br />

Praxis sprechen“.<br />

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />

hat vor Jahren Regeln<br />

wissenschaftlicher Praxis<br />

formuliert. Diese müssen durchgesetzt<br />

und eingehalten werden.<br />

Packen die Universitäten das?<br />

Natürlich. Sonst würde ich nicht<br />

für eine arbeiten.<br />

Suchtforscher: Politiker<br />

anfällig für Alkoholmissbrauch<br />

KÖLN – Politiker und Priester<br />

sind nach Ansicht des Suchtforschers<br />

Michael Klein besonders<br />

anfällig für Alkoholmissbrauch.<br />

In solchen Berufen sei die Gefährdungslage<br />

„einfach höher“,<br />

sagte Klein dem Kölner „domradio“.<br />

Bei ihnen kämen „täglicher<br />

Stress, viel Verantwortung und<br />

Einsamkeit“ zusammen. Das<br />

könne häufig zum Griff zu Alkohol<br />

oder anderen Substanzen<br />

führen. Vor wenigen Tagen hatte<br />

sich der CDU-Bundestagsabgeordnete<br />

Andreas Schockenhoff<br />

öffentlich zu seinen Alkoholproblemen<br />

bekannt.<br />

BERTOLD FABRICIUS<br />

Chatzimarkakis<br />

verliert seinen<br />

Doktortitel<br />

Uni Bonn findet<br />

viele „Passagen“ aus<br />

anderen Arbeiten<br />

BERLIN – Die Universität Bonn<br />

entzieht dem FDP-Politiker Jorgo<br />

Chatzimarkakis den Doktortitel.<br />

Bei der Prüfung seien in<br />

„zahlreichen Fällen aus anderen<br />

Arbeiten entlehnte Passagen“<br />

gefunden worden, die nicht als<br />

wörtliche Übernahmen gekennzeichnet<br />

gewesen seien, teilte<br />

die Hochschule nach einem Beschluss<br />

des Fakultätsrates mit.<br />

Mehr als die Hälfte des Textes<br />

der Dissertation stamme aus<br />

fremden Federn.<br />

So habe der Europa-Abgeordnete<br />

Texte anderer Autoren in<br />

seine Doktorarbeit eingefügt,<br />

deren Anfang und Ende jedoch<br />

nicht durch Anführungszeichen<br />

gekennzeichnet. Lediglich am<br />

Ende der Passagen habe er in einer<br />

Fußnote die Belegstelle genannt.<br />

Dies verletze die Regeln<br />

wissenschaftlichen Arbeitens.<br />

Jorgo Chatzimarkakis hat<br />

frustriert auf die Aberkennung<br />

„Sehr bitter“ nennt Chatzimarkakis<br />

den Titelverlust<br />

seines Doktortitels reagiert.<br />

„Diese Entscheidung ist sehr bitter<br />

für mich“, teilte er in Brüssel<br />

mit. Er bedauere, dass seine damals<br />

gewählte Zitierweise heute<br />

als unzureichend angesehen<br />

werde, sagte der saarländische<br />

FDP-Politiker. Er wolle nun beweisen,<br />

dass er aus Fehlern lernen<br />

könne. „Ich bin bereit, eine<br />

erneute Doktorarbeit in Angriff<br />

zu nehmen.“<br />

Nach Angaben Kleins, der das<br />

Deutsche Institut für Sucht- und<br />

Präventionsforschung an der Katholischen<br />

Hochschule Köln leitet,<br />

gibt es zum Thema „Alkoholismus<br />

unter Kirchenleuten“<br />

noch keine konkreten Untersuchungen.<br />

Eine nicht repräsentative<br />

Studie an alkoholabhängigen<br />

Ordensleuten und Priestern<br />

habe jedoch gezeigt, dass sie sich<br />

besonders stressbelastet fühlten<br />

und hilfebedürftig seien.<br />

Alkohol ist das am weitesten<br />

verbreitete Suchtmittel hierzulande.<br />

Etwa 1,3 Millionen Deutsche<br />

sind alkoholsüchtig.<br />

DAPD/ THOMAS WIECK


SEITE 6 WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />

POLITIK<br />

POLITIK KOMPAKT<br />

VENEZUELA<br />

Chávez rechnet mit<br />

Chemotherapie<br />

Der krebskranke venezolanische<br />

Präsident Hugo Chávez<br />

rechnet damit, dass er sich<br />

einer Chemotherapie unterziehen<br />

muss. Dem Fernsehsender<br />

VTV sagte er per Telefon, nach<br />

der Entfernung seines Tumors<br />

habe er sich „optimal“ erholt.<br />

LIBYEN<br />

Nato garantiert<br />

Rebellen Militärschläge<br />

Die Nato hat der politischen<br />

Führung der Rebellen in Libyen<br />

die Fortsetzung der Militärschläge<br />

zugesichert. Die Truppen<br />

von Machthaber Muammar<br />

al-Gaddafi bedrohten weiter<br />

unschuldige Menschen, sagte<br />

Nato-Generalsekretär Anders<br />

Fogh Rasmussen nach einem<br />

Treffen mit dem Vorsitzenden<br />

der Übergangsregierung der<br />

Aufständischen, Mahmud<br />

Dschibril (Foto).<br />

FRANKREICH<br />

Sozialisten beginnen<br />

Vorwahlkampf<br />

Das Sommer-Duell der Sozialisten<br />

kann beginnen: Die Bewerbungsfrist<br />

für die Präsidentschaftskandidatur<br />

der Linken<br />

ist abgelaufen. Eine Kandidatur<br />

des früheren IWF-Chefs Dominique<br />

Strauss-Kahn ist damit<br />

förmlich ausgeschlossen. Parteichefin<br />

Martine Aubry und<br />

ihrem Amtsvorgänger François<br />

Hollande werden bei der Vorwahl<br />

der Sozialisten die größten<br />

Chancen eingeräumt. Nach<br />

einer aktuellen Umfrage würde<br />

Amtsinhaber Nicolas Sarkozy<br />

derzeit in der ersten Runde<br />

gleichauf mit Hollande und vor<br />

Aubry liegen.<br />

KIM GUCKT<br />

DPA/ OLIVIER HOSLET<br />

Anstatt einer Firma<br />

bestaunt Nordkoreas Führer<br />

Kim Jong-il zur Abwechslung<br />

eine Vase, die ihm Chinas Vizepremier<br />

Zhang Dejiang mitgebracht<br />

hat. Und auch Sohn<br />

Kim Jong-un schaut dem Vater<br />

neugierig über die Schulter.<br />

DAPD/ ZHANG LI<br />

Blutige Anschläge in Mumbai<br />

Mindestens 21 Tote bei Bombenattentaten. Mehr als 120 Menschen werden verletzt<br />

T Innenminister spricht<br />

von einem „koordinierten“<br />

Terroranschlag<br />

Mehr als zweieinhalb<br />

Jahre nach der verheerenden<br />

Terrorserie im<br />

westindischen Mumbai ist die<br />

Finanzmetropole erneut von<br />

Anschlägen erschüttert worden.<br />

Mindestens 21 Menschen seien<br />

getötet worden, als am Mittwoch<br />

in drei Stadtteilen Sprengsätze<br />

explodierten, sagte der Ministerpräsident<br />

des Staates Maharashtra,<br />

Prithviraj Chavan,<br />

dem Sender Times Now. Zudem<br />

habe ihm die Polizei bestätigt,<br />

dass mindestens 120 Menschen<br />

verletzt wurden. Die Zahl der<br />

Opfer könne jedoch noch steigen,<br />

hieß es.<br />

Bei der Explosion von drei<br />

selbstgebauten Sprengsätzen<br />

handele es sich um „Terrorangriffe“,<br />

erklärte das Innenministerium<br />

in Neu Delhi. „Das war<br />

ein koordinierter Anschlag von<br />

Terroristen“, sagte Innenminister<br />

Palaniappan Chidambaram<br />

vor Reportern. Die Sicherheitskräfte<br />

in Mumbai und anderen<br />

Großstädten seien aktuell in<br />

höchste Alarmbereitschaft versetzt<br />

worden. Außerdem seien<br />

Anti-Terroreinheiten aus anderen<br />

Bundesstaaten auf dem Weg<br />

in die Millionenstadt. „Gegenwärtig<br />

gibt es keine Anzeichen<br />

für eine weitere Bedrohung“, erklärte<br />

Chidambaram. Zu möglichen<br />

Attentätern machte er bisher<br />

keine Angaben. In indischen<br />

Medien wurde unterdessen über<br />

eine Verwicklung von radikalen<br />

Islamisten spekuliert.<br />

Den Medienberichten zufolge<br />

explodierten die Sprengsätze innerhalb<br />

von 15 Minuten in belebten<br />

Wohn- und Geschäftsvierteln<br />

im Süden und Westen der<br />

Stadt. Eine der Bomben sei an einer<br />

Bushaltestelle im westlichen<br />

Bezirk Dadar detoniert, die anderen<br />

in den Vierteln Zaveri Bazar<br />

und Opera House, beides<br />

Japans Premier strebt<br />

Ausstieg aus Atomenergie an<br />

TOKIO – Der japanische Ministerpräsident<br />

Naoto Kan strebt<br />

als Konsequenz aus der Reaktorkatastrophe<br />

von Fukushima im<br />

März <strong>2011</strong> langfristig den Ausstieg<br />

aus der Atomenergie an.<br />

Wegen der großen Gefahren<br />

könne die Kerntechnik nicht mit<br />

konventionellen Maßnahmen allein<br />

kontrolliert werden, sagte<br />

Kan. „Ich glaube, wir sollten<br />

nach einer Gesellschaft streben,<br />

die nicht von Atomenergie abhängig<br />

ist“, so der Ministerpräsident.<br />

Noch sei es zu früh, einen<br />

Zeitplan für das Ziel eines kern-<br />

DAPD<br />

DIE MILLIONENSTADT MUMBAI<br />

Mumbai, an der Westküste Indiens<br />

gelegen, ist die Hauptstadt<br />

des Bundesstaates Maharashtra<br />

und zugleich die wichtigste Hafenstadt<br />

des Landes. Bis zum Jahr<br />

1996 wurde sie Bombay genannt.<br />

energiefreien Landes zu setzen.<br />

Derzeit sind in Japan 35 von 54<br />

AKWs vom Netz, der Anteil des<br />

Atomstroms lag im Juni nur<br />

noch bei 18 Prozent, so dass die<br />

drittgrößte Volkswirtschaft unter<br />

Stromausfällen leidet.<br />

VERSEUCHT<br />

Die japanische<br />

Bevölkerung muss<br />

sich nach Fukushima<br />

um ihr Essen<br />

sorgen. Verstrahltes<br />

Rindfleisch wurde<br />

entdeckt:<br />

http://bit.ly/oSd3mw<br />

Oben: Ermittler<br />

begutachten die<br />

Trümmer nach den<br />

tödlichen Anschlägen.<br />

Mitte: Verletzte<br />

werden von Rettungskräften<br />

in<br />

einen Lastwagen<br />

gepfercht<br />

Unten: Polizisten<br />

bewachen einen der<br />

drei Anschlagsorte<br />

Im Stadtzentrum von Mumbai<br />

leben rund 19 Millionen Menschen.<br />

Die Stadt gilt als bedeutender<br />

Wirtschaftsstandort Indiens<br />

und ist Verkehrsknotenpunkt<br />

sowie Kulturzentrum des Landes.<br />

KABUL – Wali Karsai, der ermordete<br />

Bruder des afghanische<br />

Präsidenten Hamid<br />

Karsai, ist einen Tag nach<br />

dem Attentat beigesetzt<br />

worden. Präsident Karsai habe<br />

bei der Beerdigung am Familiensitz<br />

im Dorf Kars unweit<br />

der Provinzhauptstadt<br />

Kandahar öffentlich geweint<br />

und den Leichnam seines<br />

Bruder auf die Stirn geküsst.<br />

Zuvor hatten tausende Menschen<br />

bei einer Trauerfeier in<br />

Kandahar Abschied von Ahmad<br />

Wali Karsai genommen. Der 50-<br />

DAPD<br />

REUTERS/ VIVEK PRAKASH<br />

Zentren der Schmuckindustrie.<br />

Zum Zeitpunkt der Anschläge<br />

gegen 19 Uhr Ortszeit waren auf<br />

den Straßen der Millionenmetropole<br />

zahlreiche Menschen unterwegs.<br />

Viele kamen von der Arbeit<br />

oder erledigten ihre Einkäufe.<br />

Die indische Staatspräsidentin<br />

Pratibha Patil verurteilte die<br />

Anschläge und wünschte den<br />

Verletzten baldige Genesung.<br />

Auch die Regierung des Nachbarlandes<br />

Pakistan verurteilte<br />

den Angriff. Die Nachrichtenagentur<br />

IANS berichtete, Präsident<br />

Asi Ali Zardari und Premier<br />

Yousaf Raza Gilani hätten sich in<br />

einem Schreiben an die indische<br />

Führung gewandt und den Verlust<br />

von Menschenleben bedauert.<br />

Auch US-Präsident Barack<br />

Obama verurteilte die Taten und<br />

bot Indien Hilfe bei den Ermittlungen<br />

an.<br />

Im November 2008 waren bei<br />

einer dreitägigen Terrorserie in<br />

Mumbai mehr als 170 Menschen<br />

getötet worden. Die indische Regierung<br />

macht die aus Pakistan<br />

operierende radikal-islamische<br />

Extremistengruppe Lashkar-e-<br />

Taiba für die Terroraktion. Die<br />

bilateralen Beziehungen der beiden<br />

südasiatischen Atommächte<br />

waren nach den Anschlägen an<br />

einem Tiefpunkt angelangt. Inzwischen<br />

haben sich beide Seiten<br />

auf diplomatischer Ebene jedoch<br />

wieder angenähert.<br />

Mumbai ist in den vergangenen<br />

Jahren immer wieder von<br />

schweren Anschlägen erschüttert<br />

worden. Im <strong>Juli</strong> 2006 wurden<br />

bei einer Serie von Bombenexplosionen<br />

in Vorortzügen<br />

mehr als 180 Menschen getötet.<br />

Außerdem gab es zusätzlich rund<br />

800 Verletzte. Mitte 2003 starben<br />

bei Anschlägen im Stadtzentrum<br />

von Mumbai mehr als 50<br />

Menschen. Bei der bislang größten<br />

Anschlagserie im Jahr 1993<br />

waren 250 Menschen ums Leben<br />

gekommen. Auch für diese Taten<br />

werden muslimische Extremisten<br />

verantwortlich gemacht.<br />

Präsident Karsai trägt seinen<br />

ermordeten Bruder zu Grabe<br />

Verwandte verabschieden sich am<br />

Grab von Ahmed Wali Karsai<br />

Jährige war am Dienstag in Kandahar<br />

von einem seiner Leibwächter<br />

erschossen worden.<br />

DPA/ I. SAMEEM<br />

DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> ** WELT KOMPAKT SEITE 7<br />

POLITIK<br />

Österreichs Hymne wird weiblicher<br />

Neben „Söhnen“ werden nun auch „Töchter“ besungen. Die rechtspopulistische FPÖ ist empört<br />

T Das Parlament<br />

debattiert im September.<br />

Änderung gilt als sicher<br />

OLIVER JEGES<br />

Dass einzelne Bürger ihren<br />

Abgeordneten Vorschläge<br />

zu Gesetzesänderungen<br />

auf die Mobilbox singen,<br />

kommt vermutlich selten vor. In<br />

Österreich ist aber genau das der<br />

Fall. Bürger haben offenbar die<br />

Mobilbox der konservativen Abgeordneten<br />

Dorothea Schittenhelm<br />

(Österreichische Volkspartei)<br />

mit unterschiedlichen Varianten<br />

für eine veränderte Form<br />

Am Boden geblieben<br />

Krawalle nach Explosionsdrama<br />

Zyprioten protestieren gewaltsam gegen „nachlässige Regierung“<br />

NIKOSIA – Nach der Explosionskatastrophe<br />

auf Zypern ist es in<br />

der Hauptstadt Nikosia zu Ausschreitungen<br />

gekommen. Tausende<br />

aufgebrachte Bürger protestierten<br />

gegen die „Nachlässigkeit<br />

der Regierung“, die sie für<br />

die Explosion eines Munitionslagers<br />

in einem Marinestützpunkt<br />

im Süden der Insel verantwortlich<br />

machten. Dabei waren am<br />

Montag zwölf Menschen getötet<br />

und weitere 62 verletzt worden.<br />

Unmittelbar nach der Katastrophe<br />

hatten zyprische Medien<br />

von schriftlichen Warnungen<br />

an die Regierung berichtet, wonach<br />

die Munition nicht vorschriftsgemäß<br />

gelagert worden<br />

Die Flagge soll künftig zu einer<br />

neuen Bundeshymne wehen<br />

der Nationalhymne besungen.<br />

Schittenhelm ist Frauensprecherin<br />

ihrer Partei und verkündete<br />

am Mittwoch zusammen mit ihren<br />

Kolleginnen von SPÖ und<br />

Thailands Kronprinz Maha Vajiralongkorn kann vorerst<br />

nicht in seiner privaten Maschine aus München starten:<br />

In einem spektakulären Coup ließ der Insolvenzverwal-<br />

In Nikosia beteiligen sich Tausende<br />

an Demonstrationen<br />

sei. Bei der Katastrophe entstanden<br />

Schäden, die nach ersten<br />

Schätzungen rund ein Fünftel<br />

RAINER UNKEL<br />

ter des früheren Baukonzerns Walter Bau die Boeing 737<br />

pfänden. Hintergrund ist ein Millionenstreit des insolventen<br />

Baukonzerns mit dem thailändischen Staat.<br />

REUTERS/ ANDREAS MANOLIS<br />

Grünen eine Einigung im Dauerstreit<br />

um eine frauengerechte<br />

Textfassung der Hymne. Dabei<br />

geht es um die Zeile: „Heimat<br />

bist du großer Söhne“ die künftig<br />

„Heimat großer Töchter, Söhne“<br />

heißen soll. Im Parlament<br />

wird darüber am 21. September<br />

debattiert, am 6. Oktober folgt<br />

der Verfassungsausschuss.<br />

Das sind jedoch nur Formalien.<br />

Denn sowohl ÖVP, SPÖ und<br />

Grüne haben sich auf eine Änderung<br />

des Textes bereits geeinigt.<br />

Das BZÖ (Bündnis Zukunft Österreich)<br />

erwägt, das Gesetz mitzutragen.<br />

Nur die rechtspopulistische<br />

FPÖ (Freiheitliche Partei)<br />

weigert sich zuzustimmen. Car-<br />

des Bruttoinlandproduktes<br />

(BIP) der Insel erreichen könnten.<br />

Das größte Elektrizitätswerk<br />

wurde vollständig zerstört.<br />

Nach einer zunächst friedlichen<br />

Demonstration gegen die<br />

Regierung des linken Präsidenten<br />

Dimitris Christofias hatten<br />

Demonstranten versucht, ins<br />

Präsidialgebäude einzudringen.<br />

Rund 300 Protestierern gelang<br />

es, bis zum ersten Wachposten<br />

im Garten des Gebäudes vorzudringen.<br />

Radikale Demonstranten<br />

schleuderten Steine und andere<br />

Gegenstände auf die Polizei.<br />

Die Beamten setzten Tränengas<br />

ein, um die Menschen<br />

auseinander zutreiben.<br />

men Gartelgruber, Frauensprecherin<br />

der FPÖ bezeichnet die<br />

Änderung als „Gender-Klamauk“,<br />

der seriöse Frauenpolitik<br />

ins Lächerliche ziehen würde.<br />

Auch Wissenschaftsminister<br />

Karlheinz Töchterle (ÖVP) sieht<br />

die Umschreibung der Hymne<br />

kritisch: „Niemand hat das<br />

Recht, in einen poetischen Text<br />

einzugreifen. Das ist, wie wenn<br />

man eine Skulptur umbaut“, sagte<br />

Töchterle. Ob die im selben<br />

Text vorkommenden „Brüderchöre“<br />

zu „Schwesterchören“<br />

und das „Vaterland“ zu „Mutterland“<br />

gemacht werden sollen, ist<br />

bisher nicht bekannt. Ein Blick<br />

auf die Texte anderer europäi-<br />

Thailands Außenministeriums spricht von einem Missverständnis:<br />

Die Maschine gehöre nicht der thailändischen<br />

Regierung, sondern dem Kronprinzen.<br />

Schweden dringt weiter auf<br />

Auslieferung von Assange<br />

LONDON – Die schwedische<br />

Justiz hat im<br />

Berufungsverfahren<br />

um die Auslieferung<br />

von Wikileaks-Gründer<br />

<strong>Juli</strong>an Assange den<br />

Vorwurf des sexuellen<br />

Missbrauchs gegen<br />

den Australier bekräftigt.<br />

Die Aussagen der<br />

beiden Frauen wiesen<br />

eindeutig darauf hin, dass sie<br />

nicht, wie von Assange behauptet,<br />

„einvernehmlich“ Geschlechtsverkehr<br />

mit ihm gehabt<br />

hätten, argumentierte das Anwaltsteam<br />

am zweiten Tag des<br />

Verfahrens vor dem Londoner<br />

High Court. Assange hat die Vor-<br />

Wikileaks-Gründer<br />

Assange<br />

scher Hymnen zeigt, dass längst<br />

nicht alles zeitgemäß erscheint.<br />

So heißt es in der italienischen<br />

Hymne an einer Stelle „Wir sind<br />

bereit zum Tod“. Und die Franzosen<br />

singen in ihrer „Marseillaise“:<br />

„Das unreine Blut tränke<br />

unserer Äcker Furchen!“. Österreich<br />

könnte also Vorbild für<br />

entschärfte Hymnen sein.<br />

AFP/ LEON NEAL<br />

ANHÖREN<br />

Der Text der<br />

Bundeshymne<br />

wurde von Paula<br />

Preradovic<br />

1947 geschrieben.<br />

Mehr zu Text und<br />

Melodie gibt es hier:<br />

http://bit.ly/nwZXpQ<br />

würfe gegen ihn stets<br />

zurückgewiesen.<br />

Das schwedische<br />

Anwaltsteam zitierte<br />

eine der Frauen, die<br />

gesagt habe: „Ich habe<br />

keine freie Entscheidung<br />

getroffen.“ Die<br />

zweite Frau gab an, Assange<br />

habe sie im<br />

Schlaf überrascht. As-<br />

sange soll in Schweden wegen<br />

des Verdachts des sexuellen<br />

Missbrauchs und der Vergewaltigung<br />

verhört werden, eine Anklage<br />

gegen ihn gibt es dort<br />

nicht. Er bestreitet die Vorwürfe.<br />

Die Entscheidung des High<br />

Court könnte noch dauern.<br />

DPA/ PETER KNEFFEL


SEITE 8 WELT KOMPAKT ** DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />

KULTUR<br />

KINO-CHARTS<br />

1<br />

Transformers<br />

2<br />

Der<br />

3<br />

Bad<br />

4<br />

Kung<br />

5<br />

Hangover<br />

3<br />

1 656 777<br />

(Vorwoche: 1.)<br />

Zoowärter<br />

279 250<br />

(neu)<br />

Teacher<br />

1 228 667<br />

(Vorwoche: 2.)<br />

Fu Panda 2<br />

1 436 290<br />

(Vorwoche: 3.)<br />

2<br />

3 819 721<br />

(Vorwoche: 4.)<br />

KULTUR KOMPAKT<br />

KUNST<br />

Beuys-Meisterschüler<br />

Norbert Tadeusz tot<br />

Norbert Tadeusz ist im Alter<br />

von 71 Jahren gestorben. Der<br />

Meisterschüler Beuys’ galt als<br />

bedeutender Vertreter der gegenständlichen<br />

und zeitgenössischen<br />

Kunst. Seine oft großformatigen<br />

Bilder zeigen figurative<br />

Malerei. Seine coloristischen<br />

Objekte erhielten durch<br />

ungewöhnliche Perspektiven<br />

oder mit bedeutungsvollen<br />

Schatten die besondere Handschrift<br />

des Malers.<br />

KUNST<br />

Kunsthaus Bregenz<br />

zeigt Ai Weiwei<br />

Im Kunsthaus Bregenz sind ab<br />

Samstag Werke des chinesischen<br />

Künstlers und Regimekritikers<br />

Ai<br />

Weiwei zu<br />

sehen. Gezeigt<br />

werden Fotografien,<br />

Videos<br />

und Architekturmodelle.<br />

Die Schau, die<br />

bis zum 16. Oktober dauert und<br />

von Ai Weiwei bis ins Detail<br />

selbst konzipiert wurde, beleuchtet<br />

bisher eher unterrepräsentierte<br />

Aspekte seiner<br />

breit gefächerten Arbeit.<br />

DAPD/ JÖRG KOCH<br />

OPERNFESTSPIELE<br />

Bayreuther Mäzene<br />

verteidigen Kontingent<br />

Die Mäzene der „Gesellschaft<br />

der Freunde von Bayreuth“<br />

haben ihr Kontingent von<br />

<strong>14</strong> 000 Tickets für die diesjährigen<br />

Wagner-Festspiele verteidigt.<br />

„Das sind keine Freikarten,<br />

jedes Ticket wird bezahlt“,<br />

sagte Vorstandschef<br />

Georg von Waldenfels. Das<br />

Geld fließe direkt an die Festspiele,<br />

ergänzte Geschäftsführerin<br />

Ina Besser-Eichler.<br />

Folgen Sie Jasper Fabian<br />

Wenzel auf Twitter<br />

twitter.com/wk_jwenzel<br />

PA/ DPA/ STEVE C MITCHELL<br />

Vier Jahre Haft für ein Gedicht<br />

Zweimal haben Chinas Behörden Liao Yiwus Manuskripte beschlagnahmt<br />

T Damit das Buch über<br />

seine Haft endlich<br />

erscheinen kann, geht er<br />

in Berlin ins Exil<br />

WIELAND FREUND<br />

Verunkrautete Bürgersteige,<br />

parkende Zweitwagen,<br />

schlichte, aber stattliche<br />

Bürgerhäuser: Hier, in einem<br />

stillen Seitenarm des großen<br />

Stroms Berlin, ist Liao Yiwu<br />

nach stürmischer Überfahrt fürs<br />

Erste vor Anker gegangen. Die<br />

Details seiner Ausreise behält er<br />

für sich. Dass er China zu Fuß<br />

verlassen hat, verrät er aber<br />

doch. Über eine Brücke habe er<br />

Vietnam erreicht. Sei bis in ein<br />

Dorf gewandert, habe einen Zug<br />

genommen und dann in einer<br />

großen vietnamesischen Stadt<br />

ein paar Tage abgewartet.<br />

Europa hat er per Flugzeug erreicht:<br />

erst Polen, dann Berlin.<br />

Seitdem gibt Liao Yiwu fast ununterbrochen<br />

Interviews. Er<br />

sagt: Es ist die Öffentlichkeit, die<br />

ihn jetzt schützt. Eben ist ein Radioreporter<br />

gegangen, zwei<br />

Fernsehteams kommen noch.<br />

Liao Yiwu sagt „Danke“, einstweilen<br />

das einzige deutsche<br />

Wort, das er kennt.<br />

Er ist ein Mann mit geschorenem<br />

Schädel, drahtig, in verwaschenem<br />

T-Shirt und Cargohose.<br />

RETO KLAR<br />

Elektro-Beats in der<br />

Stadt aus Eisen<br />

Gräfenhainichen ist das Mekka für Indie- und Elektrofans. 20 000<br />

von ihnen pilgern an diesem Wochenende zum <strong>14</strong>. „Melt!“-Festival<br />

auf das frühere Tagebaugelände in Sachsen-Anhalt. Mehr als 150<br />

Bands und Solomusiker – unter ihnen Boys Noize (li.) und die Sängerin<br />

Robyn (re.) – kommen zu Europas größtem Festival für Elektronik-Beats.<br />

Die Industriekulturstätte Ferropolis ist dafür die<br />

stimmungsvolle Kulisse. Die Musikfans haben die Wahl zwischen<br />

sechs Bühnen, die rund um die „Stadt aus Eisen“ aufgebaut werden.<br />

„Ich bin legal ausgereist“, das ist<br />

der erste Satz Liao Yiwus, den<br />

die Präsidentin der unabhängigen<br />

chinesischen Schriftstellervereinigung<br />

P.E.N. übersetzt.<br />

Später sagt Liao, er wolle nicht<br />

sein, was er in den Augen seiner<br />

Besucher doch offensichtlich ist:<br />

ein „politischer Flüchtling“.<br />

Liao Yiwu bekommt die Härte<br />

der chinesischen Regierung seit<br />

22 Jahren zu spüren. Unmittelbar<br />

nach der Niederschlagung<br />

der Demokratiebewegung auf<br />

dem Platz des Himmlischen<br />

Friedens in Peking, hat er ein<br />

Gedicht mit dem Titel „Massaker“<br />

geschrieben, das ihm vier<br />

Jahre Haft unter unmenschlichen<br />

Bedingungen eintrug.<br />

Mehrfach hat Liao im Gefängnis<br />

versucht, sich das Leben zu nehmen;<br />

seit nunmehr 17 Jahren<br />

trägt er ein Buch mit sich herum,<br />

in dem er seine Zeit im Gefäng-<br />

nis schildert. Dreimal hat er es<br />

geschrieben. Freunde und Familie<br />

wandten sich von ihm ab.<br />

Zweimal ist das Manuskript beschlagnahmt<br />

worden.<br />

In der Wohnung einer Berliner<br />

Freundin, an einem tiefroten<br />

chinesischen Tisch, beschreibt<br />

Liao den Rekonstruktionsprozess<br />

auf der Grundlage von dreißig,<br />

damals aus dem Gefängnis<br />

geschmuggelten Gedichten. Er<br />

habe mit zum Tode Verurteilten<br />

in der Zelle gesessen, erzählt er.<br />

Er habe sie sich auf das Ende<br />

vorbereiten sehen. Ihr Schicksal<br />

verdiene eine „schöne, gute<br />

Sprache“.<br />

Ihr Schicksal verdiente auch<br />

den letzten Schritt – den Weg ins<br />

Exil, das Liao beharrlich einen<br />

„Wartestand“ nennt. Er hatte<br />

den Behörden zugesichert, sein<br />

Buch nicht im Ausland zu veröffentlichen.<br />

Eine Zusicherung, an<br />

Von Liao<br />

Yiwus Buch<br />

erscheinen<br />

auch amerikanische,<br />

australische<br />

und taiwanesischeAusgaben<br />

die er sich nicht gebunden fühlt.<br />

In zehn Tagen wird „Für ein Lied<br />

und hundert Lieder“, Liao Yiwus<br />

„Zeugenbericht aus chinesischen<br />

Gefängnissen“, bei S. Fischer<br />

erscheinen. „Wäre ich jetzt<br />

in China“, sagt Liao, „drohte mir<br />

wieder die Haft.“<br />

In seiner Stimme schwingt Erleichterung<br />

mit, doch von einem<br />

Triumph ist nichts zu spüren.<br />

„China ist meine Heimat“, sagt<br />

Liao, „als Autor bin ich dem<br />

Land, seiner Erde und den Menschen<br />

verbunden.“ Dafür aber ist<br />

sich Liao auch allzu sehr bewusst,<br />

dass seine Ausreise durch<br />

das Publikationsverbot erzwungen<br />

wurde. „Auch ich habe eine<br />

Würde“, sagt er. „Ich will mich<br />

nicht verstecken, um meine Freiheit<br />

zu genießen. Natürlich weiß<br />

ich, dass ich jetzt nicht zurückkann.<br />

Doch irgendwann werde<br />

ich die Chance bekommen.“<br />

Liao Yiwu wird bis Ende des<br />

Jahres in die USA, nach Australien<br />

und nach Taiwan reisen; das<br />

Jahr 2012 wird er als Gast des<br />

DAAD in Berlin verbringen. Bis<br />

dahin, hofft er, wird Xi Jinping in<br />

Peking an der Macht sein – ein<br />

Mann, der in Berlin gewesen sei<br />

und zu dem Angela Merkel einen<br />

Draht habe. Und ja, auch ein demokratisches<br />

China könne er<br />

sich vorstellen. Nur wisse er<br />

nicht, ob bis dahin alle Flüsse<br />

vergiftet seien und der Himmel<br />

über China nicht mehr blau.<br />

PA/ DPA/ JAN WOITAS<br />

PA/ DPA/ ANGELIKA WARMUTH<br />

DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> * WELT KOMPAKT SEITE 9<br />

KULTUR<br />

Zauberlehrling<br />

am Broadway<br />

Was macht Harry Potter im Ruhestand?<br />

Daniel Radcliffe singt und tanzt<br />

T Achtmal in der Woche<br />

steht der 22-jährige<br />

Engländer auf der Bühne<br />

MANUEL BRUG<br />

Er zieht sich vor seinem<br />

Publikum aus. Und das<br />

nicht nur im übertragenen<br />

Sinn. Dabei könnte es Daniel<br />

Radcliffe so einfach haben.<br />

Der bald 22-jährige Engländer<br />

hat genug Millionen auf der<br />

Bank. Beständig wer-<br />

den ihm dank seines<br />

Harry-Potter-Ruhms<br />

weitere Filmstudios<br />

eine schützende Projekthülle<br />

anbieten, auf<br />

dass die Metamorphose<br />

vom ewig bebrillten<br />

Internatszauberlehrling<br />

in andere Rollenidentitäten<br />

gelinge.<br />

Doch Radcliffe,<br />

dem von bösen Kritiker-Muggels<br />

oft nachgeätzt<br />

wurde, er sei<br />

nur eine weitgehend<br />

talentlose Projektionsfläche mit<br />

Blitzmal auf der Stirn, hat in den<br />

vergangenen Jahren schauspielerisch<br />

die Flucht nach vor angetreten.<br />

Ob als geiler, mit Kondom<br />

wedelnder Pfadfinder in Ricky<br />

Gervais’ gemeiner Sitcom<br />

„Extras“ bis zum Pferde folternden<br />

Stallburschen in Peter Shaffers<br />

„Equus“ in London und<br />

New York, wo er 2007 wirklich<br />

die Hosen runter ließ. Harry Potter<br />

blank, heimlich mit der Han-<br />

RADCLIFFE<br />

Über den Code geht es zu<br />

einem Interview mit Daniel<br />

Radcliffe, der dort über<br />

seine aktuelle Rolle am<br />

Broadway spricht.<br />

http://bit.ly/qjHjAR<br />

dykamera in aller Deutlichkeit<br />

gefilmt, sorgt auf „Naked Celebrities“-Portalen<br />

nach wie vor<br />

für erhebliche Klickraten.<br />

Und Radcliffe hat noch nicht<br />

genug vom Face-to-Face-Exhibitionismus<br />

im Theater. Diesmal<br />

direkt am Broadway stellt er sich<br />

wieder nackt aus – und das nicht<br />

nur für ein paar sensationelle Sekunden.<br />

Singend und tanzend,<br />

obwohl er das nie professionell<br />

gelernt hat, muss er als Star und<br />

Hauptcharakter ein hochprofessionelles<br />

Ensemble<br />

anführen – und das<br />

nicht nur auf dem<br />

zwölf Meter hohen,<br />

glühbirnenumblinkten<br />

Poster am Häuserblock<br />

zwischen 47.<br />

und 48. Straße. Wobei<br />

er selbst ein paar<br />

Blocks weiter, im Al<br />

Hirshfeld Theatre,<br />

achtmal die Woche<br />

den Stücktitel „How<br />

to Succeed in Business<br />

Without Really<br />

Trying“ in sein Gegenteil<br />

umkehrt: Er hat in einem<br />

ihm eigentlich fremden Geschäft<br />

Erfolg, das er zwar nicht lange,<br />

aber doch intensiv geübt hat.<br />

In Frank Loessers sanft kapitalismuskritischem<br />

Musical von<br />

1961 muss Radcliffe als eigentlich<br />

identitätsloser Fensterputzer,<br />

der dank einer zufällig gefunden<br />

Berufsaufsteigerfibel unaufhaltsam<br />

anpassungsfähig die Karriereleiter<br />

erklimmt, nicht nur Töne<br />

treffen und mit den Füßen im<br />

Daniel Radcliffe probt für seine Auftritte am Broadway<br />

Takt bleiben. Er schafft hier keine<br />

Rolle aus dem Nichts, sondern<br />

hat gegen eine ganze Reihe<br />

von Vorgängern anzutreten. Anders<br />

als sonst wurde das einst<br />

von Bob Fosse choreografierte<br />

Broadway-Original weitgehend<br />

eins zu eins zur Bühnenaufführung<br />

und mit denselben Darstellern<br />

1967 verfilmt. Zuletzt spielte<br />

1995 in New York Matthew Broderick<br />

den J. Pierrepont Finch,<br />

der seinen Putzoverall dank eines<br />

plagiierten Lebenslaufs mit<br />

dem Manageranzug vertauscht.<br />

Radcliffe ist zwölf Jahre jünger<br />

als der damals und weniger<br />

zynisch zielorientiert. Als eine<br />

Art nostalgischer Mark Zuckerberg<br />

geht er seinen Weg zwischen<br />

bunt strahlenden Lamellenschiebewände<br />

in einem „Mad<br />

Men“-Büroambiente. Mit seinen<br />

Showstoppern bringt er das Theater<br />

zum Beben. Und nicht nur<br />

seine Potter-Fans. Obwohl der<br />

Reißverschluss zu bleibt. Aus<br />

dem Zauberlehrling ist also zumindest<br />

ein Musicalgeselle geworden.<br />

PA/ DPA/ ARI MINTZ<br />

HÖREN<br />

Der Soundtrack<br />

seiner Jugend<br />

The Head Cat: Walk The<br />

Walk... Talk The Talk (Niji) –<br />

Lemmy Kilmister hat nie verschwiegen,<br />

dass er mit Heavy<br />

Metal nichts zu schaffen haben<br />

möchte. „Good evening, we’re<br />

Motörhead and play some<br />

Rock’n’Roll“, grüßt er seit 36<br />

Jahren seine Gäste im Konzert.<br />

Der Soundtrack seiner eigenen<br />

Jugend in den späten Fünfzigern<br />

und frühen Sechzigern, mit Motörhead<br />

spielt er nichts anderes.<br />

Nur geschwinder und in der<br />

Lautstärke dem Altersdurchschnitt<br />

seiner Hörer angemessen.<br />

Lemmy hat auch niemals<br />

sein nostalgisches Gemüt verhehlt.<br />

Als er vom 20. Jahrhundert<br />

Abschied nehmen musste,<br />

lud er Slim Jim Phantom von<br />

den Stray Cats und Danny B.<br />

Harvey von den Rockats ein.<br />

Seither pflegen sie Klassiker von<br />

Elvis Presley, Buddy Holly und<br />

Carl Perkins. Das aktuelle Album<br />

hat rührselige Fassungen<br />

von Eddie Cochrans „Something<br />

Else“, Chuck Berry „Let It<br />

Rock“ und Robert Johnsons<br />

„Crossroads“. Lemmy hat die<br />

Gitarre an Danny B. Harvey abgetreten<br />

und sich<br />

wieder für<br />

den Bass<br />

entschieden.<br />

So können<br />

Head<br />

Cat jetzt sogar<br />

zwei<br />

Lieder aus dem Repertoire der<br />

Beatles spielen, „Bad Boy“ und<br />

„You Can’t Do That“, weil Lemmy<br />

Kilmister die Beatles für<br />

noch einflussreicher hält als<br />

Motörhead. Michael Pilz<br />

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SEITE 10 WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />

KULTUR<br />

Vom Rhythmus der arabischen Revolution<br />

Als Diktator Ben Ali vor sechs Monaten aus Tunis floh, machten sich die Künstler an die Arbeit<br />

T Raus aus den Ateliers,<br />

raus aus den Museen –<br />

das ist der neue<br />

Geist des Landes<br />

WERNER BLOCH<br />

Schade eigentlich um die<br />

schönen Autos. Die glitzernden<br />

Ferraris, die Spyder<br />

und Cayenne. Alles Neuwagen<br />

für die tunesische Oberschicht.<br />

Jetzt sind sie Schrott.<br />

Kaum im Hafen von Karthago,<br />

eine halbe Autostunde entfernt<br />

von Tunis, von der Rampe gerollt,<br />

übergossen Jugendliche die<br />

Karosserien mit Benzin und fackelten<br />

sie ab. Es war kurz nach<br />

dem <strong>14</strong>. Januar. Gerade hatte sich<br />

der feiste Diktator Ben Ali ins<br />

saudische Exil abgesetzt. Die<br />

brennenden Autos wurden zum<br />

Symbol für eine Ära. Ein Fanal<br />

zum Ende einer Unrechtsherrschaft.<br />

Es war das Feuer der tunesischen<br />

Revolution.<br />

„Als ich bei einem Spaziergang<br />

die ausgebrannten Schrottautos<br />

sah, wusste ich sofort: das<br />

sind wunderbare Skulpturen“,<br />

sagt Faten Rouissi. Tunesiens<br />

wohl wichtigste Gegenwartskünstlerin<br />

ist Mitte dreißig. Sie<br />

hat ein Atelier gleich um die<br />

Ecke in Karthago. Einer weißen<br />

Stadt auf einem Hügel am Meer,<br />

die aussieht wie Saint-Tropez<br />

vor 50 Jahren.<br />

„Ich habe sofort andere<br />

Künstler eingeladen. Wir haben<br />

die Wracks bemalt, beschrieben,<br />

die Hymne auf ein neues Tunesien<br />

drauf eingeritzt.“ Rouissi<br />

strahlt. Sie erklärt ihr Werk zur<br />

Geburtsurkunde einer neuen,<br />

autonomen Kunstszene Tunesiens.<br />

„Wir Künstler waren alle getrennt.<br />

Unter Ben Ali wusste keiner,<br />

was der andere macht. Hier<br />

fanden wir zum ersten Mal zu-<br />

Nach mehr als 100 Jahren ist<br />

möglicherweise wieder ein Gemälde<br />

von Leonardo da Vinci<br />

aufgetaucht. Bei dem in New<br />

York entdeckten Werk „Salvator<br />

Mundi“, das einen Christus mit<br />

zum Segen erhobener rechter<br />

Hand zeigt, soll es sich um eine<br />

verschollen geglaubte Arbeit des<br />

Universalgenies handeln. Der<br />

New Yorker Galerist Robert Simon<br />

zog eigenen Angaben zufolge<br />

eine Reihe internationaler Experten<br />

zurate: Sie alle kamen zu<br />

dem Ergebnis, dass es sich bei<br />

„Salvator Mundi“ um das von<br />

Leonardo da Vinci gemalte Original<br />

handele.<br />

Dagegen plädiert der deutsche<br />

Experte Frank Zöllner für<br />

Die Aufnahme einer Demonstrantin von Hammedin Bouali ist das berühmteste Abbild der Revolution<br />

sammen. Das ist das Entscheidende:<br />

Raus aus den Ateliers,<br />

raus aus den Museen. Wer das<br />

nicht versteht, hat nichts verstanden.“<br />

Zum ersten Mal erobert die<br />

Kunst die Straße. Doch es<br />

herrscht eine merkwürdige<br />

Stimmung im Land. Euphorie,<br />

Unbeschwertheit, als könne man<br />

jetzt beschwingter, aufrechter<br />

gehen. Die Menschen reden miteinander,<br />

diskutieren wild. Einerseits.<br />

Vor den Zeitungsausla-<br />

Kunstwelt streitet über<br />

angeblichen Leonardo<br />

weitere Untersuchungen des Gemäldes.<br />

Die Echtheit sei noch<br />

nicht vollständig geklärt. Der<br />

Schätzwert beträgt <strong>14</strong>2 Millionen<br />

Euro. „Das Ganze ist eine sehr<br />

interessante Hypothese, man<br />

wird sehen, ob sie Bestand hat“,<br />

sagte Zöllner. Es wäre das erste<br />

Mal seit 1909, dass ein Bild von<br />

Leonardo auftaucht. Damals<br />

hatte ein Archivar die „Madonna<br />

Benois“ entdeckt, das Bild einer<br />

ungewöhnlich lachenden Madonna<br />

mit dem Kind auf dem<br />

Schoß. Leonardo da Vinci (<strong>14</strong>52-<br />

1519) gilt als einer der einflussreichsten<br />

Maler der Kunstgeschichte.<br />

Seine „Mona Lisa“ im<br />

Pariser Louvre ist das bekannteste<br />

Bild der Welt.<br />

gen auf der Avenue Bourghiba,<br />

wo die Parolen der Revolution<br />

an den Hausecken bereits weiß<br />

übertüncht wurden, blättern<br />

Männer in Magazinen und geraten<br />

über die Berichterstattung<br />

aneinander. „Früher hätte man<br />

uns dafür längst abgeführt“, ruft<br />

einer.<br />

Keiner weiß, was werden wird<br />

aus der Revolution. Zeitweise<br />

herrscht Ausgangssperre. Alle<br />

müssen um 21 Uhr zu Hause<br />

sein. Demonstranten sammeln<br />

„Wenn sich das Volk erhebt,<br />

muss sich das Schicksal seinem<br />

Willen fügen“ Aus Tunesiens Nationalhymne<br />

„Ein Feingefühl für Richtigkeit“<br />

Der Regisseur und Schriftsteller Oliver Storz ist tot<br />

Der Schriftsteller, Regisseur und<br />

Drehbuchautor Oliver Storz ist<br />

am 6. <strong>Juli</strong> im Alter von 82 Jahren<br />

nach schwerer Krankheit in seinem<br />

Haus in Egling bei München<br />

gestorben. Er wurde bereits<br />

beigesetzt. Der Adolf-Grimme-Preisträger<br />

setzte sich in seinen<br />

Filmen und Büchern oft mit<br />

zeit- und gesellschaftskritischen<br />

Themen auseinander.<br />

2003 sorgte er mit dem ARD-<br />

Zweiteiler „Im Schatten der<br />

Macht“ über den ehemaligen<br />

deutschen Bundeskanzler Willy<br />

Brandt für Aufsehen. Hochgelobt<br />

wurde auch der Fernsehfilm<br />

„Drei Tage im April“ über KZ-<br />

Häftlinge in einem württembergischen<br />

Dorf.<br />

sich in Seitenstraßen und schlagen<br />

sich mit Polizisten. Schwere<br />

Mannschaftswagen und hoher<br />

Stacheldraht versperren die Allee.<br />

Alles kann kippen. Das spürt<br />

abends jeder in der Avenue<br />

Bourghiba.<br />

Der Fotograf Hammedin<br />

Bouali holt zwei Gegenstände<br />

aus seinem Aktenkoffer: eine Lumix<br />

und eine Atemmaske aus Papier.<br />

„Die führe ich immer bei<br />

mir, gegen das Tränengas. Hat<br />

mir schon in vielen Situationen<br />

geholfen.“<br />

Hammedin Bouali ist der Fotograf<br />

der Revolution. Eines seiner<br />

Bilder ist zur Ikone geworden:<br />

eine schöne, wilde, zu allem<br />

entschlossene junge Frau, die ihre<br />

Wut wild herausschreit und<br />

eine große rote tunesische Fah-<br />

Bekannte Werke sind die TV-<br />

Serie „Raumpatrouille – Die fantastischen<br />

Abenteuer des Raumschiffes<br />

Orion“ (1966) oder sein<br />

Buch „Die Freibadclique“.<br />

Noch in hohem Alter hat<br />

Storz Filme gedreht und Bücher<br />

geschrieben, die auch bei jungen<br />

Ein kritischer und kreativer<br />

Kopf: Oliver Storz<br />

WERNER BLOCH<br />

DAPD/ JOCHEN LUEBKE<br />

ne über die ausgebreiteten Arme<br />

hält. Bouali erinnert sich: „Ich<br />

wusste gleich, dass dort etwas<br />

passiert. Es war auf einer Demonstration<br />

gegen die Islamisten,<br />

für ein säkulares Tunesien.<br />

Ich fühlte, dass dort etwas explodiert.“<br />

Hammedin Bouali drückte ab,<br />

es war eine Zweihundertfünfzigstel<br />

Sekunde, die einem Bild<br />

zur Ewigkeit verhilft. Bouali erinnert<br />

sich, was auf dem T-Shirt<br />

des Mädchens steht: „Tunesien<br />

gehört dir, es gehört mir, Tunesien<br />

gehört uns allen.<br />

Heißt: Niemand<br />

wird ausgeschlossen.<br />

Egal, ob man<br />

Schleier trägt, Alkohol<br />

trinkt oder<br />

nicht. Das ist das<br />

neue Tunesien.“<br />

Bouali ist nachdenklich.<br />

Andere<br />

auch. Es gibt schon Fotograf Ham-<br />

ein paar Rückmedin Bouali<br />

schritte in Tunis:<br />

der Platz vor der Kasbah, wo früher<br />

die Oppositionellen campierten,<br />

das einstige Zentrum<br />

der Revolution, ist leer. Drum<br />

herum nur Soldaten und Stacheldraht,<br />

dahinter ein gigantischer<br />

Platz mit dem Charme eines<br />

nordkoreanischen Monumentalpalastes.<br />

Aber dann gibt es in Tunis diese<br />

überraschenden Momente. Die<br />

Schaufenster sind nach nur ein<br />

paar Monaten voll mit Büchern<br />

zur Revolution. Bildbände, Analysen,<br />

Berichte. Und während man<br />

darin blättert, spricht einen<br />

plötzlich eine Dame an. „Wissen<br />

Sie“, sagt sie, „warum die Menschen<br />

immer die Nationalhymne<br />

singen, wenn sie auf Demonstrationen<br />

gehen? Weil es die schönste<br />

Hymne der Welt ist. Und weil<br />

es darin heißt: Wenn sich das<br />

Volk erhebt, muss sich das<br />

Schicksal seinem Willen fügen.“<br />

Leuten Eindruck gemacht hätten.<br />

Schriftsteller Martin Walser<br />

bezeichnete Storz in einem<br />

Nachruf in der „Süddeutschen<br />

Zeitung“ als „Erzähler mit einem<br />

Feingefühl für Richtigkeit, Gerechtigkeit<br />

und Schicksalspointen,<br />

die moralisch nicht anfechtbar<br />

sind“.<br />

Auch ARD-Programmdirektor<br />

Volker Herres äußerte Bewunderung<br />

für den Verstorbenen.<br />

„Sein unbestechlicher Blick, seine<br />

künstlerische Präzision und<br />

seine intellektuelle Redlichkeit<br />

werden uns allen fehlen“, sagte<br />

Herres. Das Erste zeigt am Freitag,<br />

15. <strong>Juli</strong>, um 23.30 Uhr Storz’<br />

Fernsehdrama „Die Frau, die im<br />

Wald verschwand“.<br />

WERNER BLOCH<br />

DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> ** WELT KOMPAKT SEITE 11<br />

SPORT<br />

VIERTELFINALE 1<br />

Samstag, 9.7., 20:45 Uhr, Wolfsburg, ZDF<br />

JAPAN<br />

ZAHL DES TAGES<br />

57<br />

:<br />

0 1 n.V.<br />

DEUTSCHLAND JAPAN<br />

VIERTELFINALE 2<br />

Sonntag, 10.7., 13:00 Uhr, Augsburg, ARD<br />

3 1<br />

:<br />

SCHWEDEN AUSTRALIEN<br />

VIERTELFINALE 3<br />

Samstag, 9.7., 18:00 Uhr, Leverkusen, ZDF<br />

4: 5 n.E.<br />

ENGLAND FRANKREICH<br />

VIERTELFINALE 4<br />

Sonntag, 10.7., 17:30 Uhr, Dresden, ARD<br />

5: 7 n.E.<br />

BRASILIEN USA<br />

HALBFINALE 1<br />

Mittwoch, 13.7., 20:45 Uhr, Frankfurt/Main, ZDF<br />

:<br />

HALBFINALE 2<br />

Mittwoch, 13.7., 18:00 Uhr, Mönchenglad., ZDF<br />

1: 3<br />

FRANKREICH USA<br />

SPIEL UM DEN 3. PLATZ<br />

Samstag, 16.7., 17:30 Uhr, Sinsheim, ARD<br />

SCHWEDEN<br />

VERLIERER<br />

HALBFINALE 1<br />

:<br />

FINALE<br />

Sonntag, 17.7., 20:45 Uhr, Frankfurt/Main, ARD<br />

JAPAN<br />

SIEGER<br />

HALBFINALE 1<br />

3 1<br />

:<br />

SCHWEDEN<br />

FRANKREICH<br />

USA<br />

Jahre alt wird Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel am Sonntag.<br />

Doch statt ihren Geburtstag im<br />

Kreis der Familie zu feiern, will<br />

sie beim Finale der Frauen-WM<br />

in Frankfurt dabei sein. Über<br />

Bundestrainerin Silvia Neid<br />

sagte Merkel unterdessen in<br />

der „Sport Bild“, sie sei eine<br />

herausragende Trainerin.<br />

MÖNCHENGLADBACH – Der amerikanische<br />

Traum geht weiter:<br />

Topfavorit USA hat zum dritten<br />

Mal das Endspiel einer Frauenfußball-WM<br />

erreicht. Der Olympiasieger<br />

gewann ein spannendes<br />

Halbfinale gegen Frankreich<br />

3:1 (1:0) und steht vor dem dritten<br />

Titelgewinn nach 1991 und<br />

1999. Er würde die USA zum alleinigen<br />

Rekord-Weltmeister<br />

machen. Gegner im Finale am<br />

Sonntag (20.45 Uhr/ARD) ist Japan,<br />

das sich im Halbfinale gegen<br />

Schweden durchsetzte.<br />

Während Schwedens Torfrau Hedvig Lindahl (l.) durch den Strafraum irrt, trifft Japans Spielführerin Homare Sawa (M.) per Kopf zum 2:1<br />

Japan zaubert sich ins Finale<br />

Nach einem 3:1-Sieg über Schweden spielen die Asiatinnen erstmals um den Titel<br />

T Am Sonntag kommt es<br />

in Frankfurt zum großen<br />

Duell mit den USA<br />

Zauberfußball und Traumtore:Deutschland-Bezwinger<br />

Japan steht nach<br />

einer Frauenfußball-Gala erstmals<br />

im WM-Finale. Schweden<br />

hat ausgetanzt. Vier Tage nach<br />

dem sensationellen Triumph gegen<br />

die DFB-Auswahl bezwangen<br />

die Asiatinnen den nächsten<br />

Titelfavoriten 3:1 (1:1) und treffen<br />

am Sonntag im WM-Finale in<br />

Frankfurt auf die USA (20.45<br />

Uhr/ARD), die sich ebenfalls 3:1<br />

gegen Frankreich durchgesetzt<br />

hatten. Dagegen verpasste<br />

Schweden den zweiten WM-Finaleinzug<br />

nach 2003 und muss<br />

sich am Samstag in Sinsheim mit<br />

dem Spiel um Platz drei gegen<br />

die Französinnen begnügen.<br />

Die Japanerin Yuki Nagasato<br />

vom deutschen Meister Turbine<br />

Potsdam sagte: „Wir wollen un-<br />

bedingt ins Finale. Wir sind viel<br />

gelaufen, das war der Unterschied.<br />

Wir haben den richtigen<br />

Geist verkörpert.“<br />

Vor 45 434 Zuschauern im<br />

Frankfurter Stadion sorgte zunächst<br />

Josefine Öqvist für die<br />

frühe Führung der Schwedinnen<br />

(10.), später erzielten Japans Angreiferin<br />

Nahomi Kawasumi (2<br />

Tore) und Homare Sawa die<br />

Treffer zu Japans 3:1-Sieg.<br />

Die Schwedinnen hatten bereits<br />

vor Spielbeginn einen bitteren<br />

personellen Rückschlag hinnehmen<br />

müssen. Spielführerin<br />

Caroline Seger stand zwar auf<br />

dem Berichtsbogen in der Startformation,<br />

musste nach dem<br />

Warmlaufen aber verletzungsbedingt<br />

passen. Für Seger rückte<br />

Marie Hammerström in die erste<br />

Elf der Schwedinnen.<br />

Doch der WM-Zweite von<br />

2003 begann unter den Augen<br />

von DFB-Boss Theo Zwanziger<br />

und Bundestrainerin Silvia Neid<br />

dennoch zunächst gut organi-<br />

Lauren Cheney (9.), Abby<br />

Wambach (79.) und Alex Morgan<br />

(82.) trafen für die Amerikanerinnen.<br />

Die Französinnen, für<br />

die Sonia Bompastor (55.) den<br />

zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt<br />

hatte, dürfen sich mit dem<br />

besten WM-Abschneiden ihrer<br />

Geschichte trösten.<br />

Während sich die USA vor<br />

25 676 Zuschauern in Mönchengladbach<br />

auf ihre Zweikampfstärke<br />

und lange Pässe verließen,<br />

suchte Deutschlands Vorrundengegner<br />

Frankreich sein<br />

siert und ging nach zehn Minuten<br />

in Führung. Nach einem kapitalen<br />

Fehlpass von Sawa, die<br />

gegen Deutschland das entscheidende<br />

Tor eingeleitet hatte,<br />

schnappte sich die schnelle<br />

Öqvist 35 Meter vor dem Gehäuse<br />

der Asiatinnen den Ball und<br />

erzielte mit einem strammen<br />

Linksschuss das 1:0.<br />

Davon wiederum ließen sich<br />

die spielstarken Japanerinnen<br />

nicht aus dem Rhythmus bringen.<br />

Sawa wollte ihren Fehler<br />

schnell wieder gut machen, und<br />

auch die übrigen Japanerinnen<br />

beeindruckten wie schon gegen<br />

Deutschland vor allem mit fußballerischen<br />

Qualitäten. So gelang<br />

Kawasumi der 1:1-Ausgleichstreffer<br />

nach einer herrlichen<br />

Flanke von Aya Miyama.<br />

Anschließend spielte fast nur<br />

noch der Olympia-Vierte. In der<br />

28. Minute hatte erneut Kawasumi<br />

die Chance zum 2:1, doch<br />

Schwedens Keeperin Hedvig<br />

Lindahl parierte sicher. In der 34.<br />

Glück in schnellen Kombinationen.<br />

Mehr Erfolg hatten zunächst<br />

die USA: Amy Rodriguez<br />

bediente nach einem Sololauf<br />

die mitgeeilte Cheney, die aus<br />

kurzer Distanz vollendete (9.).<br />

Nach dem Seitenwechsel luden<br />

die USA Frankreich förmlich zu<br />

Chancen ein. Die Strafe folgte<br />

prompt: Eine Flanke von Bompastor<br />

landete hinter der verdutzten<br />

Torfrau Hope Solo im<br />

langen Eck. In der Schlussphase<br />

hatten beide Teams den Siegtreffer<br />

auf dem Fuß. Erst in den<br />

Minute lenkte Lindahl zudem einen<br />

Freistoß von Miyama gerade<br />

noch zur Ecke. Von den Schwedinnen<br />

war bis zur Pause indes<br />

kaum noch etwas zu sehen, vor<br />

allem Starstürmerin Lotta Schelin<br />

konnte sich überraschend<br />

selten in Szene setzen.<br />

Auch nach dem Seitenwechsel<br />

hatte gleich wieder die japanische<br />

Elf die erste Großchance.<br />

Shinobu Ohno zog aus rund 20<br />

Metern ab, doch der Ball landete<br />

an der Latte (46.). Anschließend<br />

drehten die Japanerinnen auf<br />

und begeisterten das Publikum<br />

mit Traumkombinationen. Die<br />

Tore von Sawa und Kawasumi<br />

waren die logische Konsequenz.<br />

Jetzt können die USA alleiniger Rekord-Weltmeister werden<br />

Auf dem Weg zu ihrem dritten Titelgewinn schlagen die US-Girls Frankreich im Halbfinale mit 3:1<br />

Abby Wambach (M.) steigt höher<br />

als Marie-Laure Delie (l.)<br />

DAPD/ JUERGEN SCHWARZ<br />

TRIKOT-TAUSCH<br />

Schweden-Star<br />

Josefine Öqvist<br />

lässt sich nach dem<br />

Sieg gegen Nordkorea<br />

auf einen<br />

Trikot-Tausch mit<br />

einem Fan ein:<br />

http://bit.ly/lmakGw<br />

letzten Minuten machten die<br />

USA alles klar: Wambach sorgte<br />

mit ihrem Kopfballtreffer für die<br />

Führung, Morgan legte nach einem<br />

Konter nach.<br />

Mit dem Finaleinzug der USA<br />

steigen auch die Chancen auf einen<br />

Deutschland-Besuch von<br />

First Lady Michelle Obama. „Ich<br />

habe Signale erhalten, dass Michelle<br />

Obama möglicherweise<br />

nach Deutschland kommen<br />

wird”, hatte WM-OK-Präsidentin<br />

Steffi Jones noch vor der Partie<br />

gesagt.<br />

AFP/ JOHN MACDOUGALL


SEITE 12 WELT KOMPAKT ** DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />

SPORT<br />

FUSSBALL KOMPAKT<br />

NATIONALMANNSCHAFT<br />

Löw: DFB-Pokal<br />

statt WM-Auslosung<br />

Joachim Löw wird am 30. <strong>Juli</strong><br />

nicht zur Auslosung der Qualifikationsgruppen<br />

für die Weltmeisterschaft<br />

20<strong>14</strong> nach Brasilien<br />

reisen. Stattdessen wird der<br />

Bundestrainer einige seiner<br />

Nationalspieler in der ersten<br />

Runde des DFB-Pokals beobachten.<br />

Die deutsche Delegation<br />

wird angeführt von Teammanager<br />

Oliver Bierhoff.<br />

HAMBURGER SV<br />

Rost wechselt zu den<br />

New York Red Bulls<br />

Der langjährige Bundesligatorhüter<br />

Frank Rost lässt seine<br />

Karriere in den USA ausklingen.<br />

Der 38-Jährige, der zuletzt<br />

beim Hamburger SV unter<br />

Vertrag stand, wechselt in die<br />

Major League Soccer zu den<br />

New York Red Bulls. Rost soll<br />

Samstag im Duell mit Chivas<br />

USA sein Debüt geben.<br />

FSV MAINZ 05<br />

Fathi unterschreibt<br />

Dreijahresvertrag<br />

Abwehrspieler Malik Fathi wird<br />

in der kommenden Saison<br />

wieder für den FSV Mainz 05<br />

auflaufen. Die Rheinhessen<br />

einigten sich mit Spartak Moskau<br />

über eine Rückkehr des<br />

27-Jährigen zum FSV. Fathi, der<br />

seit Januar 2010 auf Leihbasis<br />

33 Mal für Mainz spielte, wird<br />

einen Dreijahresvertrag bis Juni<br />

20<strong>14</strong> unterschreiben.<br />

Folgen Sie David<br />

Riedel auf Twitter<br />

twitter.com/wk_riedel<br />

Endlos-Poker um Freiburgs<br />

Toptorjäger Cisse geht weiter MÜNCHEN – Im zähen Transfer-<br />

SCHRUNS – Der wochenlange<br />

Poker um den Freiburger Topstürmer<br />

Papiss Demba Cisse (22<br />

Tore in der vergangenen Saison)<br />

nimmt kein Ende. Angeblich stehen<br />

andere Vereine seit Monaten<br />

Schlange, um den 26-Jährigen<br />

abzuwerben. Doch allmählich<br />

stellt sich die Frage, ob er Freiburg<br />

in diesem Sommer überhaupt<br />

verlässt. „Die Chancen<br />

stehen Fifty-Fifty”, sagte SC-<br />

Sportdirektor Dirk Dufner im<br />

Trainingslager im österreichischen<br />

Schruns. „Fakt ist, dass<br />

er bei uns noch drei Jahre Vertrag<br />

hat.” Den Blackburn Rovers,<br />

dem FC Fulham und sogar dem<br />

DPA/ MALTE CHRISTIANS „Neid<br />

muss kritikfähig sein“<br />

Frankfurts Manager Siegfried Dietrich über die glücklose Bundestrainerin<br />

Silvia Neid bleibt Bundestrainerin.<br />

Das gab der<br />

Deutsche Fußball-Bund<br />

(DFB) offiziell bekannt, nachdem<br />

sich DFB-Präsident Theo<br />

Zwanziger, Generalsekretär<br />

Wolfgang Niersbach und Neid<br />

noch einmal persönlich ausgesprochen<br />

hatten. Die Bundestrainerin<br />

freue sich nun „auf die<br />

nächsten Herausforderungen“.<br />

Was Silvia Neid jetzt ändern<br />

muss und was ihre Fehler waren,<br />

sagt Frankfurts Manager Siegfried<br />

Dietrich im Gespräch mit<br />

„Welt Kompakt“.<br />

WELT KOMPAKT: Der DFB<br />

geht bislang erstaunlich kritiklos<br />

mit dem WM-Aus um.<br />

Wundern Sie sich auch?<br />

SIEGFRIED DIETRICH: Der Forderung<br />

von allen Seiten schließe<br />

ich mich an: Was geschehen ist,<br />

muss analysiert und dann in seinen<br />

Konsequenzen diskutiert<br />

werden. Die Bundestrainerin<br />

muss nach einer so fatalen Niederlage<br />

kritikfähig sein, denn sicher<br />

hat auch sie einige Dinge<br />

nicht richtig gemacht. Falsch ist<br />

allerdings, nun voreilig Rücktrittsforderungen<br />

in den Raum<br />

zu stellen, denn dadurch würde<br />

Silvia Neid sich ja nur der Verantwortung<br />

entziehen.<br />

Was hat Neid Ihrer Meinung<br />

nach falsch gemacht?<br />

Nach einer so langen Vorbereitung<br />

ist ein solches Ergebnis<br />

nicht akzeptabel. Im Detail will<br />

ich Neids Basisanalyse allerdings<br />

nicht vorgreifen, die wird nach<br />

ihrer Vorlage zu diskutieren sein<br />

– ich schlage einem Runden<br />

Tisch mit der Bundestrainerin,<br />

den DFB-Verantwortlichen sowie<br />

einigen Bundesligavertretern<br />

vor. Wichtig wird sein, am<br />

Ende wieder positiv nach vorn<br />

blicken zu können, denn in der<br />

deutschen Mannschaft steckt so<br />

viel mehr als sie bei dieser so<br />

wichtigen WM gezeigt hat.<br />

FC Arsenal oder dem FC Liverpool<br />

wurde ein Interesse an Cisse<br />

nachgesagt. Konkret wurde es<br />

aber nie. „Ich habe kein einziges<br />

Angebot vorliegen”, versicherte<br />

Dufner. Allerdings hat SC-Sprecher<br />

Rudi Raschke ein Interesse<br />

von Dynamo Kiew bestätigt.<br />

Und laut russischer Medien soll<br />

nun auch Dynamo Moskau, der<br />

Klub von Kevin Kuranyi, seine<br />

Fühler ausgestreckt haben.<br />

Freiburg fordert angeblich 15<br />

Millionen Euro für seinen Toptorjäger.<br />

„Wir geben ein solches<br />

Juwel natürlich nicht für einen<br />

Appel und ein Ei her”, stellte<br />

Sportdirektor Dufner klar.<br />

Bundestrainerin Silvia Neid steht nach dem WM-Aus in der Kritik<br />

Es soll innerhalb des Teams<br />

große Unstimmigkeiten gegeben<br />

haben.<br />

Wir waren alle nicht dabei. Doch<br />

sicher hätte die Bundestrainerin<br />

der einen oder anderen Spielerin<br />

mehr den Rücken stärken können<br />

und auch müssen. Birgit<br />

Prinz zum Beispiel, die sich nun<br />

in der schlimmen Situation eines<br />

beispiellos enttäuschenden Kar-<br />

Neapel, Turin oder doch München?<br />

Trotz neuer Angebote aus Italien kämpft Bayern weiter um Vidal<br />

poker zwischen Bayern München<br />

und Bayer Leverkusen um<br />

Arturo Vidal sieht sich der wechselwillige<br />

Mittelfeldspieler nach<br />

Alternativen um. Angeblichen<br />

Angeboten der italienischen<br />

Erstligisten SSC Neapel und Juventus<br />

Turin steht der 24 Jahre<br />

alte Chilene offen gegenüber:<br />

„Es handelt sich alles um europäische<br />

Spitzenvereine“, sagte<br />

Vidal der „Sport Bild“. Erste Priorität<br />

habe allerdings weiterhin<br />

Bayern München.<br />

Vidal betonte, dass „von Bayern<br />

ein offizielles Angebot vorliegt.<br />

Dort ist Jupp Heynckes, ein<br />

riereendes befindet, das sie in<br />

dieser Form ganz sicher nicht<br />

verdient hat.<br />

Bedeutet das Ausscheiden,<br />

dass auch die Aussicht auf einen<br />

anhaltenden Boom im<br />

Frauenfußball geplatzt ist?<br />

Von wegen, jetzt geht es trotzdem<br />

erst richtig los. Ich glaube<br />

daran, dass Frauenfußball unter<br />

Vergangene Saison spielte<br />

Vidal (l.) noch für Leverkusen<br />

Trainer, der mich kennt, den ich<br />

kenne. Das ist wichtig.“ Einen<br />

Verbleib in Leverkusen schloss<br />

der Chilene, der derzeit noch<br />

mit seinem Nationalteam bei der<br />

Copa America weilt, so gut wie<br />

DAPD/ AXEL HEIMKEN<br />

BONGARTS/ GETTY IMAGES<br />

den Frauen die Sportart dieses<br />

Jahrtausends ist.<br />

Das ist eine gewagte These.<br />

Überhaupt nicht! Sehen Sie nur<br />

die Dimensionen dieser WM!<br />

Die Zuschauerzahlen in den Stadien,<br />

die Einschaltquoten, das<br />

Medieninteresse – die Zuwächse<br />

sind überall gigantisch. Der einzige<br />

Vergleich, der für den Frauenfußball<br />

unangemessen ist, ist<br />

der mit dem anderen Geschlecht<br />

im gleichen Sport.<br />

Fußball der Frauen als Sportart<br />

Nummer zwei hinter den<br />

Männern?<br />

Langfristig sehe ich das auf jeden<br />

Fall so.<br />

In welchem Zeitraum?<br />

Von den nächsten fünf bis zehn<br />

Jahren. Wir sind in denselben<br />

hoch professionalisierten Verbänden<br />

organisiert: DFB, Uefa,<br />

Fifa. Und wie die WM sowohl in<br />

den Stadien als auch vor den<br />

Fernsehgeräten beweist, begeistern<br />

wir eine riesige Bandbreite:<br />

Eltern mit ihren Kindern, teilweise<br />

auch deren Großeltern.<br />

Solche Großfamilien sind das<br />

Potenzial für unsere Zukunft.<br />

Das Gespräch führten<br />

Daniel Stolpe und Patrick Krull<br />

DAS IST SIEGFRIED<br />

DIETRICH<br />

Siegfried Dietrich<br />

ist seit 1993<br />

Manager und<br />

Investor des<br />

Branchenprimus<br />

1.FFC Frankfurt.<br />

Der 54-Jährige<br />

war früher Physiotherapeut, u.a.<br />

von Boris Becker, und promotete<br />

Eiskunstlaufgalas für<br />

Katarina Witt, ehe er beim<br />

Frauenfußball einstieg.<br />

DPA/ MARIUS BECKER<br />

aus: „Letztes Jahr wollten sie<br />

nicht mit mir verlängern. Ich<br />

möchte darum jetzt gehen.“<br />

Heynckes ist „zuversichtlich,<br />

dass Vidal zu uns kommt. Denn<br />

einen Spieler zurückzuhalten,<br />

der wechseln will, das hat noch<br />

nie funktioniert“, sagte er dem<br />

Münchner Merkur. Ähnlich optimistisch<br />

ist Bayerns Trainer im<br />

Bezug auf die Verpflichtung von<br />

Nationalspieler Jerome Boateng<br />

(Manchester City). „Ich hätte<br />

Boateng gerne schon jetzt hier.<br />

Ich bin zuversichtlich, dass das<br />

noch klappt. Wir brauchen dringend<br />

einen Innenverteidiger“, so<br />

Heynckes.<br />

DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> * WELT KOMPAKT SEITE 13<br />

SPORT<br />

Auf Kaymer kann<br />

man wieder wetten<br />

Deutschlands bester Golfer hat seine Krise überwunden<br />

T „Ich fühle mich viel<br />

besser“, sagt der<br />

26-Jährige vor dem Start<br />

der British Open<br />

SVEN FLOHR<br />

Martin Kaymer (26) hat<br />

sich viel vorgenommen<br />

für das dritte Majorturnier<br />

des Jahres. Zwar verlief<br />

seine Saison anfangs erfolgreich<br />

– einem frühen Turniersieg folgten<br />

acht Wochen auf Platz eins<br />

der Weltrangliste –,<br />

doch in den vergangenen<br />

Monaten kamen<br />

keine weiteren Erfolge<br />

hinzu. Der Rechtshänder<br />

spielte nach<br />

wie vor weit über dem<br />

Schnitt, eroberte einen<br />

dritten und einen<br />

vierten Platz, bei den<br />

Großereignissen aber<br />

erfüllte er die Erwartungen<br />

nicht. Beim<br />

ersten Major des Jahres,<br />

dem Masters,<br />

scheiterte Kaymer am<br />

Cut. Beim zweiten, den US<br />

Open, kam er auf dem 39. Platz<br />

an. Von einem Weltklassespieler<br />

wird anderes erwartet.<br />

Auch Kaymer selbst erwartet<br />

Anderes von sich. Deshalb hat er<br />

Änderungen am Schwung vorgenommen.<br />

Und er hat die vielleicht<br />

sensibelste Position im<br />

Umfeld eines Profispielers neu<br />

besetzt. Kaymer hat einen neuen<br />

Taschenträger. Der Engländer<br />

Christian Donald, älterer Bruder<br />

des Weltranglistenersten Luke<br />

Donald, ist seit Ende Juni der<br />

neue Mann an Kaymers Seite.<br />

GEILE TRICKS<br />

Mateschitz spricht Machtwort: Webber bleibt<br />

Red-Bull-Boss sorgt für Ruhe und beendet die Diskussionen in Vettels Weltmeisterteam<br />

KÖLN/ LONDON – Formel-1-Weltmeister<br />

Sebastian Vettel kann<br />

sich weiter auf eine erfolgreiche<br />

Titelverteidigung konzentrieren<br />

und muss nicht um den Hausfrieden<br />

bei Red Bull fürchten.<br />

Während sein Teamkollege Mark<br />

Webber bei Teamchef Christian<br />

Horner zum Rapport antreten<br />

musste, sorgte Red-Bull-Boss<br />

Dietrich Mateschitz mit seinem<br />

Machtwort für Ruhe.<br />

„Die Vertragsverlängerung<br />

mit Mark steht doch außer Zweifel.<br />

Er fühlt sich wohl bei uns, im<br />

Team ist er sehr populär“, sagte<br />

Konzernchef Mateschitz im Gespräch<br />

mit den Salzburger Nachrichten:<br />

„Er kann kein besseres<br />

Auto bekommen, und wir können<br />

keinen besseren Fahrer auf<br />

dem Markt verpflichten.“<br />

Abschläge aus dem<br />

Hubschrauber und von<br />

Dach zu Dach: Martin<br />

Kaymer zeigt spektakuläre<br />

Tricks. Das Video:<br />

http://bit.ly/p5Amna<br />

Die meisten Spieler sehen ihre<br />

Caddies weit öfter als ihre Frauen,<br />

die Angestellten dienen als<br />

Ratgeber und Freunde. „Ich<br />

brauche jemanden an der Tasche,<br />

der motiviert, der mich<br />

pusht“, sagt Kaymer und lobt<br />

den einstigen Profispieler Donald:<br />

„Beim Lesen der Puttlinie<br />

ist er ein Genie.“<br />

Tatsächlich kam Kaymer mit<br />

seinem neuen Caddie zuletzt<br />

wieder besser in Form. Bei den<br />

Open de France in Paris spielte<br />

er vor zwei Wochen um den Sieg<br />

mit. „Ich hätte gewinnen müssen“,<br />

haderte Kaymer<br />

zwar, dürfte mit Rang<br />

vier und 150 000 Euro<br />

Preisgeld dennoch<br />

ganz zufrieden gewesen<br />

sein. Sein Trainer<br />

Günter Kessler hält<br />

ihn jedenfalls wieder<br />

für siegfähig. 100<br />

Pfund würde er auf<br />

einen British-Open-<br />

Erfolg seines Schützlings<br />

wetten, sagte<br />

Kessler nach den gemeinsamenÜbungseinheiten:<br />

„Sein<br />

Schwung wird immer runder, es<br />

geht weiter vorwärts.“ Kaymer<br />

teilt diesen Optimismus: „Ich<br />

fühle mich wieder viel besser.<br />

Ich hatte ein paar Probleme in<br />

den vergangenen zwei, drei Monaten,<br />

aber die letzten Turniere<br />

waren wieder gut.“<br />

Nun also die British Open.<br />

„Das ist mein Lieblingsturnier“,<br />

sagt der Deutsche. Er hoffe inständig,<br />

es eines Tages gewinnen<br />

zu können. Im Vorjahr wurde<br />

Kaymer, der an den ersten beiden<br />

Tagen mit Vorjahressieger<br />

Louis Oosthuizen aus Südafrika<br />

Nach den Attacken gegen seinen<br />

Teamkollegen Vettel beim<br />

Rennen in Silverstone war Webber<br />

auch in den eigenen Reihen<br />

unter Beschuss geraten. Insbesondere<br />

Red-Bull-Teamchef<br />

Christian Horner hatte deutliche<br />

Worte gefunden und den 34-jährigen<br />

Australier hart kritisiert.<br />

PA/ DPA/ GERO BRELOR<br />

und dem amerikanischen Star<br />

Phil Mickelson auf die Runde<br />

geht, Siebter. Ein Ergebnis, das<br />

für die nächste Auflage wenig<br />

Aussagekraft hat, denn die British<br />

Open werden auf wechselnden<br />

Kursen gespielt. Nach der<br />

139. Auflage 2010 im schottischen<br />

St. Andrews wird diesmal<br />

an der südostenglischen Küste<br />

im Royal St. George’s Golf Club<br />

gespielt. Wie immer bei den<br />

Open kommt es auch hier nicht<br />

nur auf das beste Spiel, sondern<br />

auf den richtigen Zeitpunkt der<br />

Runde an. Während am Vormittag<br />

noch die Sonne scheint, können<br />

die Ergebnisse schon am<br />

Nachmittag durch Wind und Regen<br />

beeinflusst werden. Für die<br />

jetzige Turnierwoche sind häufige<br />

Schauer und Böen mit bis zu<br />

50 km/h vorausgesagt. „Es ist ein<br />

großartiger Kampf, du darfst nie<br />

aufgeben. Ich genieße diese Herausforderung“,<br />

beschreibt Kaymer<br />

den Reiz des Unvorhersehbaren,<br />

der sich auch darin äußert,<br />

dass sein Trainer noch eine<br />

Einschränkung bei seiner Wette<br />

machte: „Ich würde auch noch<br />

auf 30 andere Spieler 100 Pfund<br />

setzen“, sagt Günter Kessler.<br />

Eine Konsultation der Buchmacher<br />

ergibt folgendes Bild:<br />

Mit einer Quote von 21:1 belegt<br />

Kaymer bei Mybet Rang vier der<br />

Favoritenliste. Drei weitere Europäer<br />

liegen vor ihm: die Engländer<br />

Donald (16:1) und Lee<br />

Westwood (11:1) sowie der neue<br />

Überflieger der Branche, Rory<br />

McIlroy, mit einer Quote von 7:1.<br />

Der 22-jährige Nordire hatte im<br />

Juni den Sprung zum Superstar<br />

geschafft, als er bei den US Open<br />

einen überlegenen Start-Ziel-<br />

Sieg herausspielte. Beim Schlag hat Martin Kaymer den Ball immer im Blick<br />

„Wir haben Mark zur Brust genommen.<br />

Er hat den zweiten<br />

Platz von Sebastian, seinen dritten<br />

Rang und die 33 Punkte für<br />

das Team riskiert“, sagte Horner<br />

im Bild-Interview: „Wenn alle<br />

500 Leute bei uns nur an sich<br />

denken würden, könnten wir<br />

niemals unsere Ziele erreichen.“<br />

Mögen und<br />

schätzen sich<br />

sehr: Red-<br />

Bull-Fahrer<br />

Mark Webber<br />

(l.) und Konzernchef<br />

Dietrich<br />

Mateschitz<br />

Als Webber in der Schlussphase<br />

des Rennens mehrfach auf<br />

Funksprüche seines Renningenieurs<br />

nicht reagiert und weiter<br />

den hinter dem späteren Sieger<br />

Fernando Alonso auf Platz zwei<br />

fahrenden Vettel angegriffen<br />

hatte, griff Horner in der letzten<br />

Runde selbst zum Mikrofon. Er<br />

forderte Webber auf, seine Position<br />

zu halten. Eine Teamorder<br />

ist seit Beginn dieser Saison<br />

nicht mehr verboten.<br />

Laut Horner habe Webber<br />

durch seine Fahrweise beide Piloten<br />

an zwei Stellen völlig sinnlos<br />

in Crash-Gefahr gebracht.<br />

Mateschitz hingegen kann verstehen,<br />

„dass Webber noch nach<br />

vorn kommen wollte. Er wäre<br />

ein schlechter Rennfahrer, hätte<br />

er es nicht versucht.“<br />

Herzoperation<br />

bei Triathlet<br />

Normann Stadler<br />

HEIDELBERG – Normann Stadler,<br />

zweimaliger Gewinner des Ironman-Triathlons<br />

auf Hawaii, hat<br />

sich einer Operation am Herzen<br />

unterzogen. Der Eingriff an einer<br />

Herzklappe und der herznahen<br />

Hauptschlagader erfolgte<br />

bei dem 38 Jahre alten Wertheimer<br />

bereits am 4. <strong>Juli</strong> im Universitätsklinikum<br />

Heidelberg. Nach<br />

Angaben des behandelnden Arztes<br />

sei die Operation gut verlaufen<br />

und Stadler auf dem Weg der<br />

Besserung. Zum Zeitpunkt einer<br />

möglichen Rückkehr wollte seine<br />

Familie keine weiteren Angaben<br />

machen. Stadler war zuletzt<br />

am 11. Juni bei einem Wettkampf<br />

in Zarautz im Baskenland gestartet.<br />

Dort fiel der Athlet wegen<br />

technischer Probleme aus.<br />

PA/ DPA/ PHILIPPE LECOEUR


SEITE <strong>14</strong> WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />

SPORT<br />

„Alle werden<br />

akzeptieren, dass<br />

ich der Chef bin“<br />

Bundestrainer Martin Heuberger über<br />

das schwere Erbe von Heiner Brand<br />

Der neue Handball-Bundestrainer<br />

Martin Heuberger<br />

will Vorgänger<br />

Heiner Brand nicht kopieren,<br />

sondern die Erfolge dessen <strong>14</strong>jähriger<br />

Amtszeit übertrumpfen.<br />

WELT KOMPAKT: Herr Heuberger,<br />

was macht denn Ihr<br />

Bartwuchs?<br />

MARTIN HEUBERGER (47):<br />

Wie bitte?<br />

Alle Welt hält Sie für einen<br />

Klon Heiner Brands. Das<br />

schließt ja wohl einen üppigen<br />

Schnauzer mit ein.<br />

Ich werde mir mit Sicherheit keinen<br />

Schnauzbart wachsen lassen<br />

und bin auch kein Brand-Klon.<br />

QUOTE FÜR<br />

DEUTSCHE SPIELER<br />

Die deutsche Toyota Handball-<br />

Bundesliga gilt als die beste<br />

Liga der Welt. Doch Top-Klubs<br />

wie der THW Kiel setzen vermehrt<br />

auf Handballer aus dem<br />

Ausland. Bundestrainer Martin<br />

Heuberger findet daher, dass<br />

„eine Quotenregelung für<br />

deutsche Spieler wünschenswert<br />

wäre“. So könnten die<br />

Klubs dazu verpflichtet werden,<br />

auch auf Handballer aus<br />

Deutschland zu setzen. Wichtig<br />

ist Heuberger zudem, dass<br />

deutsche Talente „in den Vereinen<br />

mehr Aufmerksamkeit im<br />

täglichen Training bekommen“.<br />

CHIO: Die ersten zwei Siege<br />

für Familie Beerbaum<br />

AACHEN – Guter Start für die<br />

Deutschen beim CHIO: Ex-Europameisterin<br />

Meredith Michaels-Beerbaum<br />

(Thedinghausen)<br />

und ihr Schwager Ludger Beerbaum<br />

haben den deutschen<br />

Springreitern die ersten Siege in<br />

Aachen beschert.<br />

In der wichtigsten Prüfung<br />

des Tages, im Preis der Europa,<br />

erzielte die dreimalige Weltcup-<br />

Siegerin mit Shutterfly in 46,27<br />

Sekunden die schnellste Zeit ohne<br />

Fehler. Zweiter wurde Ludger<br />

Beerbaum auf Chaman, der für<br />

seinen Nullfehlerritt im Stechen<br />

47,18 Sekunden benötigte. Platz<br />

drei ging an die US-Amerikanerin<br />

Laura Kraut mit Teirra (0<br />

Fehlerpunkte/49,92). Für den<br />

Sie sind seit Jahren als Brands<br />

Assistent sehr nah an der<br />

Mannschaft. Ist das ein Voroder<br />

Nachteil bei Ihrem Auftrag,<br />

das Nationalteam zurück<br />

in die Weltspitze zu führen?<br />

Ganz klar ein Vorteil. Ich kenne<br />

alle Spieler seit vielen Jahren<br />

sehr gut und weiß, wie sie ticken.<br />

Die Jungs kennen wiederum<br />

mich, deswegen verschwenden<br />

wir keine Zeit damit, uns abzutasten.<br />

Ich werde auch in meiner<br />

neuen Position authentisch bleiben.<br />

Alle werden akzeptieren,<br />

dass ich nun der Chef bin. Ich erwarte<br />

bedingungslosen Einsatz<br />

von jedem, der zum Nationalteam<br />

kommt. Die Spieler müssen<br />

stolz sein, für ihr Land auflaufen<br />

zu dürfen. Ich hatte das<br />

Gefühl, dass das bei der WM in<br />

Schweden nicht bei jedem der<br />

Fall war.<br />

Es könnte auch gesagt werden,<br />

dass Sie Teil des Systems<br />

sind, das bei den vergangenen<br />

beiden Turnieren gescheitert<br />

ist, und ein Außenstehender<br />

besser geeignet wäre, Missstände<br />

zu beheben.<br />

Es standen ja auch Kandidaten<br />

zur Auswahl, die bisher noch<br />

nichts mit der Nationalmannschaft<br />

zu tun hatten. Mit denen<br />

wurden genauso ja Gespräche<br />

geführt wie mit mir. Am Ende<br />

hat sich der Deutsche Handballbund<br />

für mich entschieden, weil<br />

ich klare Vorstellungen davon<br />

habe, wie sich die Nationalmannschaft<br />

in den nächsten Jahren<br />

entwickeln soll.<br />

Sieg strich Michaels-Beerbaum<br />

19 600 Euro ein. In der kleineren<br />

Prüfung um den Preis der Städteregion<br />

Aachen triumphierte<br />

dann ihr Schwager mit Couleur<br />

Rubin und sicherte sich eine<br />

Siegprämie von 7000 Euro.<br />

Beerbaum blieb im Stechen in<br />

45,51 Sekunden fehlerfrei und gewann<br />

vor dem Briten Michael<br />

Whitaker mit Twister (45,74)<br />

und dem Schweizer Pius Schwizer<br />

mit Ulysse (46,00).<br />

Ebenfalls mit großen Zielen<br />

starten heute Abend die deutschen<br />

Springreiter in ihren Nationenpreis.<br />

Spätestens seit dem<br />

WM-Sieg im vergangenen<br />

Herbst gehören sie international<br />

wieder zur ersten Garde.<br />

Gemeinsam standen Martin Heuberger (r.) und Heiner Brand letztmals am 12. Juni an der Seitenlinie<br />

Dann legen Sie mal los!<br />

Kurzfristiges Ziel muss die<br />

Olympiaqualifikation sein.<br />

Das klingt nach dem elften<br />

Platz bei der WM und dem<br />

zehnten bei der EM davor<br />

aber nach reichlich großem<br />

Optimismus.<br />

Deswegen denke ich zweigleisig.<br />

Natürlich haben wir dieses große<br />

Ziel, noch nach London zu<br />

kommen. Aber niemand kann<br />

uns die Garantie geben, dass das<br />

klappt. Dann muss unser mittelfristiges<br />

Ziel sein, spätestens<br />

2015 wieder eine Auswahl zu haben,<br />

die in der Weltspitze um Titel<br />

mitspielen kann.<br />

Klitschko-Brüder<br />

betrauern Tod<br />

ihres Vaters<br />

HAMBURG – Die Brüder Vitali<br />

und Wladimir Klitschko betrauern<br />

den Tod ihres Vaters. Wladimir<br />

Rodionowitsch Klitschko ist<br />

am Mittwoch seinem schweren<br />

Krebsleiden erlegen. Das gab Vitali<br />

Klitschko bekannt. Klitschko<br />

senior wurde 64 Jahre alt.<br />

Als Oberst der Luftwaffe war<br />

Klitschko Liquidator nach der<br />

Atomkatastrophe von Tschernobyl<br />

im April 1986. Vermutlich ist<br />

die Krebs-Erkrankung auf die<br />

Strahlenbelastung bei dieser Tätigkeit<br />

zurückzuführen. Die beiden<br />

Box-Weltmeister haben<br />

erstmals vor vier Wochen über<br />

die schwere Erkrankung ihres<br />

Vaters gesprochen.<br />

Heißt das anders formuliert<br />

also, dass es unter ihrer Leitung<br />

im nächsten Jahr den<br />

großen Umbruch im Nationalteam<br />

geben wird?<br />

Den wird es nicht geben, weil wir<br />

schon in den vergangenen Jahren<br />

sukzessive junge Talente wie<br />

Markus Richwien, Sven-Sören<br />

Christophersen oder Patrick Wiencek<br />

dazugeholt haben. Diesen<br />

Weg werde ich weitergehen. Eine<br />

Spitzenmannschaft entsteht<br />

nicht von heute auf morgen. So<br />

etwas muss über Jahre zusammenwachsen,<br />

deswegen ist es<br />

wichtig, hoffnungsvolle Nachwuchsspieler<br />

möglichst schnell<br />

zum Nationalteam zu holen.<br />

Cavendish gewinnt die elfte<br />

Etappe, Greipel wird Zweiter<br />

LAVAUR – Der deutsche Sprinter<br />

Andre Greipel (Team Omega-<br />

Lotto) hat einen Tag nach seinem<br />

ersten Etappensieg bei der<br />

Tour de France einen weiteren<br />

Tageserfolg verpasst. Im Massensprint<br />

auf der elften Etappe<br />

der 98. Frankreich-Rundfahrt<br />

Etappensieger Cavendish jubelt,<br />

Greipel (r.) als Zweiter nicht<br />

DPA/ IAN LANGSDON<br />

Was ist mit Routiniers wie<br />

Christian Zeitz oder Torsten<br />

Jansen, die unter Brand keine<br />

Chance mehr auf Einsätze im<br />

DHB-Trikot hatten?<br />

Ich werde mit allen Spielern Gespräche<br />

führen, die für das Nationalteam<br />

in Frage kommen.<br />

Dazu gehören auch diese beiden,<br />

wobei ich zumindest bei „Toto“<br />

abwarten muss, wie sein Körper<br />

die hohen Belastungen wegsteckt.<br />

Trotzdem werde ich mit<br />

ihm sprechen. Bei Christian ist<br />

die Situation etwas anders. Er<br />

hatte ja vor drei Jahren von sich<br />

aus gesagt, nicht mehr für<br />

Deutschland spielen zu wollen.<br />

Interview: Simon Pausch<br />

musste sich der gebürtige Rostocker<br />

seinem Dauerrivalen<br />

Mark Cavendish (Team HTC-<br />

Highroad) geschlagen geben. Am<br />

Dienstag hatte Greipel den Briten<br />

noch besiegt und damit den<br />

größten Triumph seiner Karriere<br />

gefeiert. Für Cavendish war es<br />

bereits der dritte Tagessieg bei<br />

der diesjährigen Tour und der 18.<br />

insgesamt.<br />

Der Brite sagte nach der 167,5<br />

Kilometer langen Fahrt von<br />

Blaye-les-Mines nach Lavaur:<br />

„Ich hatte heute eine perfekte<br />

Vorbereitung, dann habe ich beschleunigt.<br />

Da können die anderen<br />

nichts mehr ausrichten.“ Das<br />

Gelbe Trikot trägt weiter Thomas<br />

Voeckler (Team Europcar).<br />

DPA/ THOMAS FREY<br />

Oliver Voss<br />

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SEITE 16 WELT KOMPAKT DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />

BILDER<br />

DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> WELT KOMPAKT SEITE 17<br />

BILDER<br />

Zum letzten Gefecht<br />

Libysche Rebellen rüsten auf im Kampf gegen den wütenden<br />

Diktator Muammar al-Gaddafi. Seit Mitte Februar<br />

lehnt sich die Mehrheit der Bevölkerung gegen den<br />

schießwütigen Herrscher auf. Sogar Kinder helfen in der<br />

Rebellenhochburg Misrata bei der Revolution, indem sie<br />

fleißig Waffen reinigen. Gaddafi selbst ist der Erfinder<br />

der sozialistischen Libysch-Arabischen Volks-Dschamahirija,<br />

einer eigenen Interpretation von Demokratie. Dass<br />

diese wenig mit der Realität im Lande zu tun hat, muss<br />

der geplagte Diktator nun regelmäßig feststellen, wenn<br />

seine Truppen unter Beschuss geraten. Vielleicht hätte<br />

Gaddafi sich besser als Literat verdingen sollen. Schließlich<br />

hat der „Revolutionsführer“ einst ein Buch mit dem<br />

griffigen Titel: „Das Dorf, das Dorf, die Erde, die Erde<br />

und der Selbstmord des Astronauten“ verfasst.<br />

REUTERS/ THAIER AL-SUDANI


SEITE 18 WELT KOMPAKT DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />

FORUM<br />

KOPFNOTEN<br />

Flucht<br />

nach<br />

vorn<br />

Sabine Menkens<br />

LEITARTIKEL<br />

NOTE 3 Dass er in seiner<br />

Doktorarbeit plagiiert hat,<br />

hat Jorgo Chatzimarkakis<br />

stets bestritten. Lediglich<br />

eine missverständliche<br />

Zitierweise räumte er<br />

ein. Gestern nun erkannte<br />

die Uni Bonn ihm die<br />

Doktorwürde ab. Doch<br />

schon vorher kündigte der<br />

FDP-Politiker an, den<br />

Titelverlust nicht kampflos<br />

hinzunehmen. „Notfalls<br />

schreibe ich eine<br />

zweite Dissertation.“<br />

NOTE 5 Seit 2007 gehört<br />

Polen zum Schengen-<br />

Raum, und man war der<br />

Meinung, offene Grenzen<br />

seien ein Kernelement<br />

Europas. Die Zwillingsstadt<br />

Guben/Gubin bewarb<br />

sich gar als „Stadt<br />

2030“. Jetzt würde Gubens<br />

Bürgermeister<br />

Klaus-Dieter Hübner<br />

gerne wieder Kontrollen<br />

einführen, der Kriminalität<br />

wegen. Solche Nachbarn<br />

wünscht man sich.<br />

Giftige Enthüllungen<br />

THOMAS KIELINGER<br />

Der Skandal um „News of the<br />

World“ und die Verfilzung Rupert<br />

Murdochs mit der Politik haben<br />

die Briten tief erschüttert. Im<br />

Staate Britanniens ist mehr faul,<br />

als sie sich je träumen ließen<br />

Vielen Analysen, die den britischen<br />

Medienskandal in den<br />

Griff zu bekommen versuchen,<br />

haftet etwas Hilfloses an – lauter vorletzte<br />

Worte, die durch das Geschehen<br />

des jeweils nächsten Tages wieder<br />

Makulatur zu werden drohen. Dennoch<br />

müssen wir einhalten und erste Bilanz<br />

zu ziehen versuchen, denn Großbritannien<br />

durchlebt derzeit eine beispiellose<br />

Krise seiner Institutionen. Wer geglaubt<br />

hatte, mit dem vor zwei Jahren<br />

aufgedeckten Spesenskandal im Unterhaus<br />

und dem durch die Finanzkrise<br />

ausgelösten gleichzeitigem Ansehensverlust<br />

der Bankenkultur sei bereits ein<br />

Nonplusultra institutioneller Verwerfungen<br />

erreicht, muss in diesen Tagen<br />

nachlernen: Es ist mehr faul im Staate<br />

Britanniens, als unsere Schulweisheit<br />

sich träumen lässt.<br />

Und mehr als nur mit den Medien.<br />

Deren Ansehen freilich ist durch die<br />

Enthüllungen um die sonntägliche<br />

Skandalpostille „News of the World“<br />

auf einen absoluten Tiefstand gesunken.<br />

Doch geht es um mehr: Die Komplizenschaft<br />

einiger Beamter von Scotland<br />

Yard mit den Abhörpraktiken des<br />

Murdoch-Imperiums beschädigt jetzt<br />

auch das Vertrauen in die polizeilichen<br />

Ordnungshüter des Landes. Gewiss,<br />

das ist in beiden Fällen ungerecht, wie<br />

es kollektive Verurteilungen meist sind;<br />

es war schließlich die mit legalen Mitteln<br />

verfolgte Recherche einer Zeitung,<br />

des „Guardian“, welche die skandalösen<br />

Zustände um den Murdoch-Boulevard<br />

und die Bestechlichkeit einiger<br />

Polizeibeamter ans Tageslicht beförderte.<br />

Und es ist keineswegs so, dass<br />

Scotland Yard, diese verehrte Institution,<br />

insgesamt unter Korruptionsverdacht<br />

stünde.<br />

Aber das Urteil eines Kommentators<br />

liegt nicht weit von der Wahrheit: dass<br />

sich innerhalb des „Yard“ so etwas wie<br />

eine „Privatarmee Rupert Murdochs“<br />

befunden habe, bereit zur (bezahlten)<br />

Auskunft über vertrauliche Informationen<br />

und zum Abwiegeln nötiger Ermittlungen.<br />

Die Leitungsfiguren der<br />

Londoner Polizei gaben sich zwar alle<br />

Mühe, in dieser Woche vor dem parlamentarischen<br />

Untersuchungsausschuss<br />

den anklagenden Finger auf Murdochs<br />

Offiziere zu lenken. Das beantwortet<br />

aber nicht die Frage, warum die Ermittler<br />

2009, als der „Guardian“ Beweise<br />

großflächigen Missbrauchs auf<br />

den Tisch legte, die Murdoch-Journaille<br />

weiterhin mit Glacéhandschuhen anfassten<br />

und den Fall nicht näher untersuchten.<br />

An diesem Punkt kommen wir<br />

zum verseuchten Kern: Warum sollte<br />

sich die Polizei mit der Ahndung eines<br />

Mächtigen der Meinungsführung wie<br />

Die britische<br />

Nation steht<br />

unter Schock.<br />

Zu viel institutionelle<br />

Erosion ist zu lange<br />

ignoriert worden<br />

NOTE 1 Normalerweise<br />

protzen junge Männer mit<br />

vielen Sexualkontakten.<br />

Er sei „treu wie ein Priester“<br />

und Jungfrau, meint<br />

hingegen WBO-Box-Weltmeister<br />

Marco Huck<br />

(26). Das sei zwar heutzutage<br />

nicht normal, aber<br />

deshalb so besonders,<br />

erklärte Huck der „Bild“.<br />

Überdies löst sich das<br />

Problem bald von selbst.<br />

Am 30. <strong>Juli</strong> heiratet Huck<br />

seine Freundin Amina.<br />

WELT KOMPAKT erscheint auch im Abonnement: frei Haus monatlich Euro 15,90 inkl. 7% MwSt., Zustell- und Vertriebskosten. Abonnementgebühren im Voraus zahlbar.<br />

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DAPD/ BERTHOLD STADLER<br />

STADT GUBEN<br />

Rupert Murdoch die Finger verbrennen,<br />

wo doch die Politik mit dem gleichen<br />

Mann vertraulichen Austausch<br />

pflegte? Jeder mutige Polizist, jeder<br />

Politiker, der gegen den Murdoch-<br />

Stachel löckte, musste mit subtilen<br />

Rachemaßnahmen der betroffenen<br />

Blätter rechnen, ob die tägliche „Sun“<br />

oder die wöchentliche „News of the<br />

World“, gegen deren Enthüllungsmacht<br />

schier kein Kraut gewachsen war. Kein<br />

Zweifel: News International, der britische<br />

Arm von Murdochs globaler News<br />

Corporation, besaß dank seiner<br />

Lauscherfahrungen Erpressungsmaterial<br />

über weite Kreise Großbritanniens.<br />

Und da die Politik gleichzeitig um die<br />

Unterstützung durch Murdochs auflagenschwere<br />

Meinungsmache buhlte,<br />

unterblieb jede seriöse Auseinandersetzung<br />

mit dem Amerikaner australischer<br />

Herkunft, auch jede seriöse Ermittlung<br />

illegaler Aktivitäten.<br />

Damit ist es urplötzlich vorbei. Murdoch<br />

selber bestätigte mit der Einstellung<br />

der toxischen „News of the<br />

World“, dass nichts mehr an dem Blatt<br />

zu retten war. Aber ist sein übriges<br />

britisches Imperium damit gerettet?<br />

Man erschrickt, wenn jetzt ruchbar<br />

wird, dass auch der Marktführer unter<br />

den renommierten Sonntagszeitungen,<br />

die „Sunday Times“, von den Usancen<br />

der Murdoch-Presse befallen war, der<br />

sie neben der täglichen „Times“<br />

schließlich auch angehört. Finanzakten<br />

Gordon Browns, als dieser noch<br />

Schatzkanzler war, gelangten durch<br />

Bestechung und Vorspiegelung falscher<br />

Identitäten von den Anwaltsbüros des<br />

Politikers in den Besitz der Zeitung,<br />

die damit ihre Kampagne gegen den<br />

ungeliebten Labour-Mann anzuheizen<br />

wusste. Was steht uns an weiteren<br />

Enthüllungen noch bevor, vielleicht<br />

auch bei der „Times“, der ältesten<br />

britischen Tageszeitung? Schon bröckelt<br />

die Auflage beider Titel im Gefolge<br />

des Skandals um die „News of<br />

the World“ – es färbt ab, zum gleichen<br />

DPA/ ANDREAS GEBERT<br />

NOTE 2 Eine treue Seele<br />

ist auch Schlagersänger<br />

Roland Kaiser. Der steht<br />

wieder auf der Bühne –<br />

und bietet sich prompt als<br />

Wahlkampfhelfer für die<br />

SPD an. „Wenn mich der<br />

Kanzlerkandidat bittet,<br />

werde ich als Mitglied<br />

gern im Vorprogramm<br />

auftreten.“ Das spricht<br />

gegen einen Kandidaten<br />

Steinbrück: Der würde<br />

wohl eher einen Shanty-<br />

Chor kommen lassen.<br />

Unternehmen, Murdochs globaler<br />

News Corporation, zu gehören.<br />

Die Politik ihrerseits ist entschlossen,<br />

diesen Augiasstall, für den sie selber<br />

durch ihre langjährige Murdoch-Hörigkeit<br />

mitverantwortlich war, auszumisten:<br />

Der Medienmogul, decouvriert,<br />

steht zu weiterem Abschuss frei. Ist<br />

Macht erst einmal gebrochen, tritt es<br />

sich leicht hinterher. So verabschiedete<br />

das Unterhaus gestern mit großer<br />

Mehrheit eine Resolution, es sei „im<br />

öffentlichen Interesse, wenn Rupert<br />

Murdoch und News Corporation ihre<br />

Bewerbung um die Übernahme von<br />

BSkyB zurückzögen“. BSkyB ist der<br />

größte Bezahlkanal der britischen Fernsehlandschaft,<br />

mit 39 Prozent Anteilen<br />

ist Murdoch bereits dabei – jetzt peilt<br />

er auch die übrigen Prozente an. Das<br />

zu entscheiden obliegt eigentlich der<br />

britischen Kartellbehörde, der Competition<br />

Commission. Doch wird es nahezu<br />

unmöglich sein, den Wunsch der<br />

Volksvertreter zu ignorieren, Murdoch<br />

kein Stück des britischen Familiensilbers<br />

mehr auszuliefern.<br />

Eine Nation wie unter Schock. Zu viel<br />

institutionelle Erosion wurde einfach<br />

ignoriert. Die gehobene Presse spielte<br />

lange Zeit Shakespeare: das Duell zwischen<br />

Tony Blair und Gordon Brown<br />

etwa oder andere Schurkenstücke unter<br />

Politikern auf dem Weg zur Macht.<br />

Großes Theater allemal. Auf dem Boulevard<br />

dagegen das Protoplasma aus<br />

Sex, Enthüllung und dem Appeal jeder<br />

Art von Zelebrität, dazu Kampagnen<br />

namens des kleinen Mannes, den man<br />

gleichzeitig aushorchte bis in die Handy-Mailbox<br />

eines ermordeten Teenagers<br />

oder die Telefonate unter Angehörigen<br />

von im Irak gefallenen Soldaten.<br />

Hohes Drama und niederer<br />

Kitzel, während die repräsentative<br />

Demokratie sich schlafen legte und ein<br />

mächtiger Medienkonzern sich zum<br />

Impresario des Geschehens aufwerfen<br />

konnte. Wir sind noch lange nicht am<br />

Ende der Geschichte angelangt.<br />

PA/ DPA/ BODO SCHACKOW<br />

DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> WELT KOMPAKT SEITE 19<br />

WIRTSCHAFT<br />

Kaffeebars<br />

schließen sich<br />

zusammen<br />

HAMBURG – Fusion in der Kaffeebar-Szene:<br />

Die beiden Hamburger<br />

Unternehmen Balzac<br />

Coffee und World Coffee Company<br />

gehören seit Mittwoch zusammen,<br />

wie Balzac und Investor<br />

Granville Baird in Hamburg<br />

mitteilten. Die neu firmierende<br />

Balzac Coffee Company GmbH<br />

& Co KG wird demnach 57 Kaffeebars<br />

in 18 Städten betreiben.<br />

Das neue Unternehmen mit<br />

23 Millionen Euro Umsatz habe<br />

eine Größe und eine Marktposition,<br />

die eine gute Ausgangsbasis<br />

für die weitere Entwicklung böten,<br />

erklärte Balzac-Gründerin<br />

Vanessa Kullman. Alle Mitarbeiter<br />

sollen übernommen werden.<br />

FINANZMÄRKTE<br />

DAX-WERTE<br />

Name Xetra Vortag +/-<br />

Schluss Schluss %<br />

Adidas 56,33 54,73 2,92<br />

Allianz 90,93 89,99 1,04<br />

BASF 68,23 67,00 1,84<br />

Bayer 55,41 55,68 -0,48<br />

Beiersdorf 43,80 43,66 0,33<br />

BMW 70,18 67,24 4,37<br />

Commerzbank 2,69 2,70 -0,22<br />

Daimler 53,17 51,68 2,88<br />

Deutsche Bank 37,92 38,10 -0,47<br />

Deutsche Börse 53,29 52,41 1,68<br />

Deutsche Post 12,65 12,60 0,40<br />

Deutsche Telekom 10,31 10,16 1,43<br />

E.ON 18,88 18,63 1,37<br />

Fresenius 73,38 71,86 2,12<br />

Fres.Med.Care 52,49 51,78 1,37<br />

Heidelbg.Cement 42,27 41,15 2,73<br />

Henkel Vz. 48,34 48,16 0,39<br />

Infineon 7,50 7,48 0,23<br />

K+S 55,48 54,22 2,32<br />

Linde 123,10 121,05 1,69<br />

Lufthansa <strong>14</strong>,35 <strong>14</strong>,26 0,63<br />

MAN 84,42 84,46 -0,05<br />

Merck 76,70 75,85 1,12<br />

Metro 40,53 39,81 1,82<br />

Münchener Rück 101,85 100,10 1,75<br />

RWE 35,87 35,49 1,04<br />

SAP 42,05 41,92 0,30<br />

Siemens 94,15 92,98 1,26<br />

ThyssenKrupp 32,42 31,69 2,30<br />

VW Vz. <strong>14</strong>6,90 <strong>14</strong>4,55 1,63<br />

7600 DAX<br />

7400<br />

7200<br />

7000<br />

1<strong>14</strong>50 MDAX<br />

11100<br />

10750<br />

10400<br />

12900 Dow Jones<br />

12550<br />

12200<br />

11850<br />

16.06.11 13.07.11<br />

1,48 Euro in Dollar<br />

1,45<br />

1,42<br />

1,39<br />

125 Brent-Öl<br />

118<br />

111<br />

104<br />

1600 Goldpreis pro Unze<br />

1560<br />

1520<br />

<strong>14</strong>80<br />

7267,87<br />

16.06.11 13.07.11<br />

10930,68<br />

16.06.11 13.07.11<br />

12583,79<br />

1,4169<br />

16.06.11 13.07.11<br />

119,57<br />

16.06.11 13.07.11<br />

1584,25<br />

16.06.11 13.07.11<br />

RWE tritt auf die Bremse<br />

Energiekonzern baut vorläufig keine neuen konventionellen Kraftwerke mehr<br />

T Regierung will Gas- und<br />

Kohlekraftwerke mit Geld<br />

aus Klimafonds fördern<br />

Trotz drohender Stromengpässe<br />

in Deutschland<br />

tritt der Energiekonzern<br />

RWE beim Bau neuer Kohle- und<br />

Gaskraftwerke auf die Bremse.<br />

Der Chef der für den Kraftwerksbau<br />

zuständigen Konzernsparte<br />

RWE Technology, Matthias<br />

Hartung, sagte, der Konzern<br />

werde vorläufig keine weiteren<br />

Neubauten konventioneller<br />

Kraftwerke in Auftrag geben.<br />

Denn derartige Projekte rechneten<br />

sich für Deutschlands größten<br />

Stromproduzenten nicht.<br />

Insbesondere die Errichtung<br />

von Gaskraftwerken sei angesichts<br />

der aktuellen Strom- und<br />

Gaspreise unattraktiv. Um den<br />

Kraftwerksbau wieder rentabel<br />

zu machen, seien staatliche Förderprogramme<br />

oder die Schaffung<br />

eines Kapazitätsmarkts<br />

notwendig, bei dem schon die<br />

Bereithaltung der Kraftwerke<br />

bezahlt werde, hieß es in Essen.<br />

Doch ist Abhilfe offenbar bereits<br />

in Sicht. Die Bundesregierung<br />

hält die Förderung von<br />

Gas- und Kohlekraftwerken mit<br />

Millionensummen aus dem<br />

Energie- und Klimafonds für<br />

sachgerecht. „Den neuen Kraftwerken<br />

kommt im Zuge der<br />

Energiewende eine zentrale Bedeutung<br />

zu, um die schwankende<br />

Elektrizitätserzeugung aus<br />

den erneuerbaren Energien auch<br />

auszugleichen“, so ein Sprecher<br />

des Wirtschaftsministeriums.<br />

Die „Berliner Zeitung“ hatte<br />

zuvor unter Berufung auf eine<br />

Antwort des Wirtschaftsministeriums<br />

auf eine Frage der Grünen-Fraktion<br />

berichtet, dass im<br />

Jahr 2013 bis zu 166,5 Millionen<br />

Euro in die Förderung für neue<br />

Chinas Wirtschaft wächst fast ungebremst<br />

Bruttoinlandsprodukt steigt im zweiten Quartal um 9,5 Prozent. Einzelhandel zieht an<br />

PEKING – Ungeachtet steigender<br />

Zinsen, hoher Inflation und der<br />

Schuldenkrise beim wichtigsten<br />

Handelspartner Europa wächst<br />

die chinesische Wirtschaft fast<br />

ungebremst. Das Bruttoinlandsprodukt<br />

erhöhte sich im zweiten<br />

Quartal um 9,5 Prozent gemessen<br />

am Vorjahreszeitraum, teilte<br />

das Nationale Statistikbüro mit.<br />

Das war zwar der geringste Zuwachs<br />

seit knapp zwei Jahren,<br />

doch wurden die Prognosen der<br />

Analysten leicht übertroffen. Zu<br />

Jahresbeginn hatte es ein Plus<br />

von 9,7 Prozent gegeben.<br />

„China ist es sehr gut gelungen,<br />

sein schnelles Wachstum<br />

Das RWE-Braunkohlekraftwerk Neurath in Grevenbroich wird um zwei neue Blöcke vergrößert<br />

Kohle- und Gaskraftwerke fließen<br />

könnten. Im Jahr 20<strong>14</strong> seien<br />

es bis zu 163,5 Millionen Euro.<br />

Der RWE-Konzern betonte,<br />

dass die derzeit im Bau befindlichen<br />

Kraftwerksprojekte – die<br />

beiden neuen Blöcke im rheinischen<br />

Braunkohle-Kraftwerk<br />

trotz der komplexen und unbeständigen<br />

globalen Lage beizubehalten“,<br />

sagte ein Sprecher<br />

des Statistikamtes. Das sehen<br />

auch Analysten so. „Das sind<br />

hervorragende Daten“, sagte Liu<br />

Li-Gang von ANZ in Hongkong.<br />

Experten gehen davon aus, dass<br />

die nach den USA zweitgrößte<br />

Volkswirtschaft der Welt auch<br />

im Gesamtjahr um mehr als<br />

neun Prozent wachsen wird.<br />

Diese Zunahme entspricht in etwa<br />

dem jährlichen Bruttoinlandsprodukt<br />

der Schweiz.<br />

Allerdings wird in der zweiten<br />

Jahreshälfte ein etwas langsameres<br />

Tempo erwartet. „Dafür<br />

Neurath und die neuen Blöcke D<br />

und E des Steinkohle-Kraftwerks<br />

Westfalen in Hamm – fertiggestellt<br />

würden. Hier sei auch<br />

die Rentabilität gesichert. Den<br />

Ausbau erneuerbarer Energien<br />

will der Konzern auf jeden Fall<br />

weiter forcieren und setzt dabei<br />

KEIN VORANKOMMEN MIT GAZPROM<br />

Der Energiekonzern RWE kommt<br />

in den Verhandlungen mit dem<br />

russischen Gazprom-Konzern<br />

offenbar nicht entscheidend<br />

voran. Es geht um eine Überarbeitung<br />

der laufenden Gaspreisverträge<br />

und möglicherweise<br />

sogar um engere Geschäftsbeziehungen<br />

zu den<br />

Russen. RWE bemüht sich, die<br />

langfristigen Verträge mit Gazprom<br />

günstiger zu gestalten, da<br />

der Bezugspreis derzeit deutlich<br />

über den Marktpreisen liege. Zu<br />

einem Einstieg von Gazprom bei<br />

RWE hieß es nur vage: „Man<br />

versucht Möglichkeiten zu finden,<br />

was man anbieten kann.“<br />

sprechen sowohl die bereits erfolgten<br />

Zinserhöhungen als auch<br />

der starke Anstieg der Nahrungsmittelpreise“,<br />

sagte Uni-<br />

Credit-Ökonom Andreas Rees.<br />

Die Teuerungsrate hat im Juni<br />

mit 6,4 Prozent ein Drei-Jahres-<br />

Hoch erreicht.<br />

Experten erwarten aber, dass<br />

China künftig nicht mehr so rasant<br />

aufholen wird wie bislang.<br />

„Auf Sicht der nächsten zehn<br />

Jahre dürfte China sein bisheriges<br />

Wachstumstempo nicht vollständig<br />

halten können“, sagte<br />

Rees voraus. Sei die Wirtschaftsleistung<br />

in den vergangenen drei<br />

Jahrzehnten um durchschnitt-<br />

vor allem auf Windkraft. Den<br />

Löwenanteil des Windstroms<br />

sollen Offshore-Anlagen vor Europas<br />

Küsten liefern. Bis 20<strong>14</strong><br />

will RWE Windparks mit einer<br />

Leistung von mehr als 1000 Megawatt<br />

errichten.<br />

Unterdessen steht der Konzern<br />

offenbar unmittelbar vor<br />

dem Verkauf der Mehrheit seiner<br />

Stromnetztochter Amprion.<br />

„Der Deal wird in den kommenden<br />

Tagen abgeschlossen“, sagte<br />

eine mit der Angelegenheit vertraute<br />

Person der Nachrichtenagentur<br />

Reuters. Der Preis könne<br />

bei bis zu 1,1 Milliarden Euro<br />

einschließlich Schulden liegen.<br />

Amprion betreibt ein Hochspannungsnetz<br />

mit einer Länge von<br />

12 000 Kilometern, über das<br />

mehr als 25 Millionen Kunden<br />

mit Strom versorgt werden.<br />

lich zehn Prozent gewachsen,<br />

dürften es in der kommenden<br />

Dekade nur etwa acht Prozent<br />

jährlich sein. „Dafür spricht insbesondere<br />

das Erreichen eines<br />

reiferen Stadiums der Wirtschaftsentwicklung,<br />

wodurch<br />

der Aufholprozess etwas gebremst<br />

werden dürfte“, so Rees.<br />

SOLARBRANCHE<br />

Chinas Solarkonzerne<br />

erobern<br />

den Weltmarkt.<br />

Hersteller aus<br />

Deutschland und<br />

den USA verlieren<br />

Marktanteile.<br />

http://bit.ly/qeTTvu<br />

PICTURE ALLIANCE


SEITE 20 WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />

DIE SCHULDENKRISE<br />

WIE DIE DEUTSCHEN SPAREN<br />

Das Geldvermögen<br />

der Deutschen<br />

beträgt etwa<br />

4 932<br />

MILLIARDEN EURO.<br />

Es verteilt sich auf:<br />

Spar-, Sicht-,<br />

Termineinlagen<br />

und Bargeld<br />

Geldanlagen bei<br />

Versicherungen<br />

Investmentfonds<br />

Festverzinsliche<br />

Wertpapiere, Zertifikate<br />

Aktien<br />

Sonstiges<br />

BERLIN – Angesichts der anhaltenden<br />

Euro-Schuldenkrise sind<br />

Millionen in Sorge um ihr Erspartes.<br />

Pessimisten sprechen<br />

von einer drohenden Mega-Inflation<br />

und möglichen Währungsreform.<br />

Wie sicher ist das<br />

Geld? „Welt Kompakt“ beantwortet<br />

die wichtigsten Fragen.<br />

Was müssen Sparer jetzt tun?<br />

Anleger sind derzeit in der<br />

Zwickmühle. Nur wenige Tagesgeld-Angebote<br />

toppen derzeit<br />

die Inflationsrate von aktuell 2,3<br />

Prozent. Viele Sparer verlieren<br />

damit real Kaufkraft. Sirk Möllmann,<br />

Analyst der Sparda Bank<br />

Berlin, warnt aber vor einem<br />

vorschnellen Umschichten. Sein<br />

Ratschlag lautet, das Geld mög-<br />

lichst breit zu streuen. Von europäischen<br />

Aktienfonds rät Möllmann<br />

eher ab, wie im Übrigen<br />

auch viele andere Experten.<br />

„Breit“ legt man sein Geld mit<br />

Aktienfonds an, die weltweit orientiert<br />

sind. Dazu rät Möllmann<br />

und zu „ausgewählten Fonds aus<br />

Schwellenländern“. Wer in Sachen<br />

Euro besonders pessimistisch<br />

ist, sollte sich ohnehin<br />

nach Anlagen außerhalb des Euro-Raums<br />

erkundigen. In den sogenannten<br />

sicheren Häfen wird<br />

in Schweizer Franken, norwegischen<br />

Kronen und kanadischen<br />

Dollar gehandelt. Allerdings: Da<br />

die Krise schon eine Weile<br />

schwelt, hat der Euro gegenüber<br />

diesen Währungen deutlich abgewertet.<br />

Dies bedeutet: Es ist<br />

schon teuer geworden.<br />

Schützt man sich nicht am<br />

besten mit Sachwerten wie<br />

Immobilien?<br />

Aktien gelten auch als Sachwerte,<br />

da man sich mit ihnen an Unternehmen<br />

beteiligt. Immobilien<br />

sind jedoch der Klassiker: Sicherheit<br />

in den eigenen vier<br />

STAND ENDE 2010<br />

1 868 Mrd.<br />

1 386<br />

587<br />

403<br />

231<br />

457<br />

QUELLE: GLOBUS/DPA; BANKENVERBAND<br />

Frisst die Euro-Krise<br />

unser Erspartes auf ?<br />

„Welt Kompakt“ sagt, was Anleger tun sollen<br />

Immobilien<br />

sind der<br />

Klassiker<br />

Wänden oder regelmäßige Mieteinnahmen<br />

aus einem Objekt,<br />

das man besitzt. Viele Immobilien<br />

haben sich im Wert erhöht.<br />

„Auf Basis der Schuldenkrise<br />

würde ich kein Haus kaufen, auf<br />

Basis der immer noch niedrigen<br />

Zinsen schon“, erläutert Möllmann.<br />

Die Zinsen liegen – trotz<br />

der jüngsten Erhöhung durch die<br />

Europäische Zentralbank – immer<br />

noch auf einem fast historischen<br />

Tief. Angst vor drohender<br />

Geldentwertung und relativ geringe<br />

Finanzierungskosten machen<br />

die Immobilie derzeit zum<br />

attraktiven Investment.<br />

Geht am Ende doch nichts<br />

über Gold?<br />

Wer dem Papiergeld misstraut,<br />

nimmt das Edelmetall. So war<br />

das schon immer. Erst am Mittwoch<br />

erreichte Gold einen neuen<br />

Höchststand mit 1578,50 Dollar<br />

je Feinunze (31 Gramm). Am<br />

Goldkurs lässt sich das Misstrauen<br />

gegen eine Währung vortrefflich<br />

ablesen. Demnach ist es<br />

um Dollar und Euro nicht gut<br />

bestellt. Die Einwände gegen<br />

Gold als Wertanlage sind allerdings<br />

auch bekannt: Es wirft keinerlei<br />

Erträge ab, zudem steigt<br />

der Goldkurs seit Jahren, nicht<br />

wenige reden von einer Spekulationsblase.<br />

Allerdings hat die<br />

Liebe zum Gold einen nachvollziehbaren<br />

Grund, wenn man das<br />

schlechte Krisenmanagement<br />

der EU im Umgang mit dem Euro<br />

betrachtet. Und im Zehn-Jahresvergleich<br />

hat Gold seit 2001<br />

um rund 500 Prozent zugelegt,<br />

der Dax im selben Zeitraum nur<br />

etwa 15 Prozent. Eine Gewähr für<br />

die Zukunft ist das allerdings<br />

nicht. Zudem ist die Frage, wie<br />

genau man in Gold investiert,<br />

entscheidend. Ein Fonds oder<br />

Zertifikat ist zwar problemlos zu<br />

erwerben. Doch wenn es wirklich<br />

düster wird, wer garantiert<br />

einem dann das Edelmetall?<br />

Goldbarren sind schwer und unpraktisch.<br />

Wo aufbewahren?<br />

Trotzdem sehen einflussreiche<br />

Investoren wie Markus Steinbeis,<br />

Manager der Anlagegesellschaft<br />

Pioneer, Gold noch längst<br />

nicht ausgereizt.<br />

Sondergipfel wohl<br />

erst nächste Woche<br />

Euroland unter Druck. Irland und Griechenland abgestuft<br />

T Ringen um Einigung über<br />

zweites Rettungspaket für<br />

das verschuldete Athen<br />

Der Sondergipfel zur Euro-<br />

Schuldenkrise wird nach<br />

Informationen aus EU-<br />

Kreisen wahrscheinlich erst für die<br />

kommende Woche einberufen. Das<br />

Spitzentreffen werde aber erst<br />

stattfinden, wenn es eine Einigung<br />

über die Beteiligung der Privatgläubiger<br />

am zweiten Rettungspaket<br />

für Griechenland gebe, erklärten<br />

mehrere EU-Diplomaten in Brüssel.<br />

EU-Ratspräsident Herman Van<br />

Rompuy hatte den Krisengipfel angesichts<br />

der jüngsten Turbulenzen<br />

an den Finanzmärkten zunächst<br />

schon für Freitagabend geplant.<br />

Doch Deutschland bestand darauf,<br />

dass erst eine Lösung in der Kontroverse<br />

gefunden werden müsse.<br />

Eine Regierungssprecherin erklärte<br />

in Berlin, die Finanzminister<br />

müssten zunächst die Einzelheiten<br />

des neuen Hilfspakets festlegen.<br />

Andere Euro-Länder halten dagegen<br />

das Treffen der Chefs für notwendig,<br />

weil sich die Finanzminister<br />

am Montag erneut nicht einigen<br />

konnten und die Märkte darauf mit<br />

Panikverkäufen von Staatsanleihen<br />

und Bankaktien reagierten.<br />

Die Euro-Länder stehen unter<br />

enormem Druck, ihren Streit über<br />

die Beteiligung des Privatsektors<br />

an neuen Milliardenhilfen für Griechenland<br />

beizulegen. An den Finanzmärkten<br />

werden noch stärkere<br />

Turbulenzen befürchtet, sollten<br />

der Gipfel nicht zustande kommen<br />

oder Beschlüsse weiter ausbleiben.<br />

Die Ratingagentur Fitch stufte<br />

Griechenlands Bonität erneut her-<br />

US-Sozialhilfeempfänger bangen um ih<br />

Präsident Obama spricht offen über Folgen einer Staatspleite. Eine Woche bl<br />

NEW YORK –Bislang sind zumindest<br />

die hochrangigen Politiker im Schuldenstreit<br />

halbwegs höflich miteinander<br />

umgegangen. Das ist jetzt vorbei.<br />

Je näher der Stichtag rückt, ab dem<br />

der amerikanische Staat seine Schulden<br />

nicht mehr begleichen kann, desto<br />

rauer wird der Ton. Senator Mitch<br />

McConnell sprach nun das aus, was<br />

die meisten seiner republikanischen<br />

Parteifreunde ohnehin denken:<br />

„Nach jahrelangen Diskussionen und<br />

den Verhandlungen der vergangenen<br />

Monate scheint es unwahrscheinlich,<br />

dass eine tragfähige Lösung gefunden<br />

wird, solange dieser Präsident im<br />

Oval Office sitzt.“<br />

Anstatt sich ganz auf die Sache zu<br />

konzentrieren, ist Washington damit<br />

beschäftigt, sich die Schuld für das<br />

drohende Scheitern der Gespräche<br />

unter mit der Begründung, dass<br />

noch immer kein neues Programm<br />

für das pleitebedrohte Land vorliegt.<br />

Nach Portugal musste auch<br />

Irland seine Anleihen von einer Ratingagentur<br />

zu Ramsch erklären<br />

lassen. Nach den drei kleinen Euro-Staaten<br />

steht zudem das<br />

Schwergewicht Italien an den Finanzmärkten<br />

wegen seiner hohen<br />

Staatsverschuldung unter Beschuss.<br />

Für Nervosität sorgt auch<br />

die Bekanntgabe der Ergebnisse<br />

der Banken-Stresstests, bei dem<br />

womöglich zehn Geldhäuser<br />

durchgefallen sind.<br />

Ein EU-Diplomat sagte, beim<br />

Gipfel gehe es vor allem um die<br />

Möglichkeit, die privaten Gläubiger<br />

zur Rettung heranzuziehen und<br />

über einen Rückkauf griechischer<br />

Staatspapiere. Dazu müssten aber<br />

rote Linien überschritten werden:<br />

Die von Deutschland geforderte<br />

HELABA FÄLLT BEIM<br />

STRESSTEST DURCH<br />

Die europäische Aufsichtsbehörde<br />

EBA lässt die Helaba bei dem<br />

umstrittenen Banken-Stresstest in<br />

letzter Minute aus formalen<br />

Gründen durchfallen. In Deutschland<br />

hat dies einen Sturm der<br />

Entrüstung ausgelöst. Die nationalen<br />

Bankenaufseher stellten<br />

sich hinter die Landesbank aus<br />

Frankfurt. Die Helaba sei „auch<br />

unter den strengen Annahmen des<br />

europäischen Stresstests ausreichend<br />

kapitalisiert“ attestierte<br />

ihr die Vizepräsidentin der Bundesbank,<br />

Sabine Lautenschläger.<br />

0,91<br />

Schuldengrenze<br />

DIE SCHULDEN DER USA<br />

Gläubigerbeteiligung über einen<br />

Anleihetausch wäre nicht zu haben,<br />

ohne dass die Ratingagenturen<br />

Griechenland den Makel eines<br />

„teilweisen Zahlungsausfalls“ verpassen.<br />

Das hatte der jüngste EU-<br />

Gipfel ausgeschlossen. Der Euro-<br />

Rettungsfonds EFSF soll außerdem<br />

Anleiherückkäufe am Sekundärmarkt<br />

finanzieren – auch das galt<br />

bisher als Tabu.<br />

Diskutiert werde ein Konzept,<br />

dass Griechenland eigene Staatsanleihen<br />

zurückkauft und dafür im<br />

Durchschnitt 50 Prozent des Nominalwertes<br />

zahlt, berichtete die<br />

„Financial Times Deutschland“.<br />

Die Verschuldung solle so von derzeit<br />

über 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />

auf 120 Prozent –<br />

absolut um 70 Milliarden Euro –<br />

gesenkt werden. Nach der neuesten<br />

Prognose des Internationalen<br />

Währungsfonds erreicht der Schuldenberg<br />

im kommenden Jahr 172<br />

Prozent. Sollte Griechenland das<br />

Ruder nicht herumreißen, seien die<br />

Schulden bis zum Ende des Jahrzehnts<br />

nicht mehr beherrschbar,<br />

warnte der Fonds. Ein Beitrag der<br />

Privatgläubiger sei angemessen.<br />

Der Sprecher von Bundesfinanzminister<br />

Wolfgang Schäuble erläuterte,<br />

schon nach den aktuellen Regeln<br />

des EFSF sei es „theoretisch“<br />

möglich, Griechenland Geld für<br />

den Rückkauf seiner Anleihen zu<br />

geben. „In Kürze“ sollen Vorschläge<br />

einer Arbeitsgruppe vorliegen.<br />

Deutschland wolle Einvernehmen<br />

mit der EZB. Diese lehnt es aber ab,<br />

Griechenland per Definition pleite<br />

gehen zu lassen.<br />

Bundesbank-Chef Weidmann<br />

bewertete unterdessen die von der<br />

Bundesregierung betriebene Betei-<br />

Staatsschulden in Billionen US-Dollar 20,82<br />

15,48<br />

<strong>14</strong>,29<br />

1980 1990<br />

*ab <strong>2011</strong> Schätzung<br />

2000 2010 <strong>2011</strong>*<br />

QUELLE: OFFICE OF MANAGEMENT AND BUDGET, WHITE HOUSE / DPA<br />

DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> * WELT KOMPAKT SEITE 21<br />

DIE SCHULDENKRISE<br />

Eine Frau vor einer Bank in Dublin. Das kleine Irland gerät wieder in den Fokus der Euro-Krise<br />

ligung von Banken und Versicherungen<br />

an den Kosten der Rettung<br />

klammer Staaten als problematisch.<br />

In einem Interview der<br />

„Zeit“ sprach er sich auch dagegen<br />

aus, die Zinsen auf die Rettungskredite<br />

zu senken oder dem europäischen<br />

Rettungsfonds zu erlauben,<br />

Staatsanleihen der Krisenländer<br />

zu kaufen. „Das hätte hohe<br />

gegenseitig anzulasten. Präsident<br />

Obama steht seinem politischen Gegner<br />

da in nichts nach. Er versuchte in<br />

einem Fernsehinterview klar zu machen,<br />

was eine Staatspleite bedeuten<br />

würde – etwa dass Sozialhilfeempfänger<br />

und die Familienangehörigen gefallener<br />

Soldaten ab Anfang August<br />

vergeblich auf ihre monatlichen<br />

Schecks warten könnten. „Das Geld<br />

dafür könnte ganz einfach nicht in<br />

der Staatskasse sein“, so Obama.<br />

Wie groß das Problem ist, hat das<br />

Bipartisan Policy Center in Washington<br />

vorgerechnet. Demzufolge ist der<br />

Staat auf Bundesebene ab 2. August<br />

verpflichtet, 307 Milliarden Dollar an<br />

Bürger und öffentliche Einrichtungen<br />

auszahlen. In dem Monat nimmt er<br />

aber nur 172 Milliarden Dollar durch<br />

Steuern und Gebühren ein.<br />

Kosten, einen geringen Nutzen und<br />

gefährliche Nebenwirkungen zur<br />

Folge.“<br />

Die Finanzminister hatten am<br />

Montagabend den Streit über die<br />

Gläubigerbeteiligung nicht lösen<br />

können. Die Märkte hätten darauf<br />

sehr schlecht reagiert, sagte ein<br />

EU-Diplomat. „Wenn die sich nicht<br />

einigen können, muss es auf die<br />

Eine Woche bleibt Obama noch,<br />

um die größte Volkswirtschaft der<br />

Welt vor der Pleite zu bewahren. Spätestens<br />

am kommenden Freitag muss<br />

ein entsprechendes Gesetz auf den<br />

Weg gebracht werden. Andernfalls<br />

reicht die Zeit nicht aus, um das Gesetz<br />

von beiden Kammern des Kongresses<br />

absegnen zu lassen. Ab dem 2.<br />

August braucht der amerikanische<br />

Staat frisches Geld am Kapitalmarkt.<br />

Dies darf er sich nicht mehr besorgen,<br />

seit er im Mai die Schuldengrenze<br />

von <strong>14</strong>,3 Billionen Dollar überschritten<br />

hat. Eigentlich sollte schon<br />

damals eine Lösung gefunden werden.<br />

Doch der endgültige Stichtag<br />

wurde durch finanzpolitische Tricks<br />

immer weiter hinausgezögert.<br />

Ratingagenturen und Ökonomen<br />

warnen schon lange davor, dass<br />

höchste Ebene.“ Der Vertreter eines<br />

Euro-Landes erklärte jedoch,<br />

die Zeit für eine Entscheidung über<br />

das Griechenland-Paket sei zu<br />

kurz. „Wenn es einen Gipfel am<br />

Freitag gibt, kann es nur psychologische<br />

Unterstützung bringen.“ Irlands<br />

Regierungschef Kenny sagte,<br />

ein Gipfel sei nur sinnvoll, wenn es<br />

auch zu einer Lösung führe.<br />

re Schecks<br />

eibt ihm noch – aber bislang ist keine Lösung für den Schuldenstreit in Sicht<br />

selbst eine kurze Zahlungsunfähigkeit<br />

der USA zu erheblichen Unruhen<br />

an den Finanzmärkten führen kann,<br />

deren Folgen sich ähnlich wie bei der<br />

Pleite von Lehman Brothers im Vorfeld<br />

nicht richtig abschätzen lassen.<br />

Nun sind auch die Chefs der großen<br />

US-Konzerne nervös geworden und<br />

haben an das Weiße Haus und den<br />

Kongress einen Brief geschrieben, in<br />

dem sie vor einer Staatspleite warnen.<br />

Unterzeichnet haben ihn 470<br />

Top-Manager, unter ihnen die Chefs<br />

des Stahlherstellers Alcoa und des<br />

Konsumgüterkonzerns Procter &<br />

Gamble. Sie schreiben, dass die Zinsen<br />

auf Staatsanleihen nicht nur die<br />

Finanzierungskosten für Firmen beeinflussen,<br />

sondern sich auch auf Hypotheken,<br />

Kredite für den Autokauf<br />

oder Studentenkredite auswirken.<br />

REUTERS/ CATHAL MCNAUGHTON<br />

KOMMENTAR<br />

OLAF GERSEMANN<br />

Fleißpunkte zählen nicht<br />

Ratingagenturen dafür zu beschimpfen,<br />

dass sie ihre Arbeit<br />

machen, ist für Europas Politiker<br />

zu einer beinahe alltäglichen<br />

Übung geworden. Gemessen daran<br />

fallen die ersten Kommentare<br />

zur neuesten Herabstufung<br />

Irlands durch Moody’s – „nicht<br />

hilfreich“, „enttäuschend“ – fast<br />

schon glimpflich aus.<br />

Auf den ersten Blick mag die<br />

neuerliche Kritik verständlich<br />

wirken. Schließlich haben die<br />

Iren seit Ausbruch der Schuldenkrise<br />

tapfer Entbehrungen aller<br />

Art ertragen, schließlich deutet<br />

sich in ihrem Land bereits ein<br />

zarter konjunktureller Aufschwung<br />

an – im Vergleich zu<br />

Griechenland und auch Portugal<br />

oder Spanien ist Irland der Musterschüler<br />

unter den europäischen<br />

Schuldenkrisenländern.<br />

Doch bei den Einstufungen<br />

der Ratingagenturen geht es<br />

nicht darum zu bewerten, ob eine<br />

Regierung oder eine Nation<br />

sich gemüht hat, ihre Kreditwürdigkeit<br />

zu verbessern – sondern<br />

um die Kreditwürdigkeit selbst.<br />

Nicht Fleißpunkte zählen, sondern<br />

Ergebnisse. Und erst recht<br />

nicht zählen dürfen Überlegungen,<br />

was gerade politisch opportun<br />

ist oder beruhigend auf die<br />

Märkte wirkt. Ratingagenturen,<br />

die sich darauf einließen, machten<br />

sich selbst überflüssig. Moody’s<br />

& Co scheinen das zu wissen<br />

– und geben sich vom Geze-<br />

Italien kündigt<br />

härteren Sparkurs an<br />

Beschlüsse noch diese Woche geplant<br />

MÜNCHEN – Die italienische Regierung<br />

kündigt angesichts der<br />

internationalen Schuldenkrise<br />

einen härteren Sparkurs und<br />

Wirtschaftsreformen an. „Das<br />

Dekret, das den ausgeglichenen<br />

Haushalt vorsieht, wird gestärkt<br />

und bis Freitagabend beschlossen“,<br />

sagte Finanzminister Giulio<br />

Tremonti. Einen Rücktritt,<br />

über den zuletzt spekuliert worden<br />

war, schloss er aus. Italien<br />

möchte auf diese Weise das Vertrauen<br />

der Finanzmärkte in den<br />

Reformwillen der Regierung zurückgewinnen.<br />

Auch die meisten<br />

Oppositionsparteien erklärten<br />

sich bereit, das Sparprogramm<br />

aus diesem Grund nicht zu blockieren.<br />

Tremonti möchte durch<br />

Einsparungen und Mehreinnahmen,<br />

die zuletzt auf 40 Milliarden<br />

Euro beziffert wurden, bis<br />

20<strong>14</strong> den Haushalt ausgleichen.<br />

Italiens Zentralbank übt erheblichen<br />

Druck aus. Bankchef<br />

Mario Draghi, der im Sommer an<br />

die Spitze der Europäischen<br />

Zentralbank rücken soll, warnte:<br />

„Wenn man nicht die Ausgaben<br />

weiter kürzt, sind Steuererhöhungen<br />

unvermeidbar.“ Einen<br />

solchen Schritt dürfte der wegen<br />

ter und den Drohungen der Politik<br />

unbeeindruckt. So gesehen<br />

hat die Entscheidung, Irland auf<br />

„Ramschniveau“ herunterzustufen,<br />

auch eine gute Seite.<br />

Keine gute Seite haben dagegen<br />

das Gezeter und die Drohungen<br />

selbst. Jeder weiß, dass<br />

die Ratingagenturen durch ihr<br />

Verhalten zum Entstehen und<br />

zur Eskalation der Finanzkrise<br />

2008/09 beigetragen haben und<br />

dass die Rolle, die ihre Urteile<br />

spielen sollen, grundsätzlich<br />

überdacht werden müsste. Für<br />

die maroden Staatsfinanzen in<br />

Ländern wie Griechenland allerdings<br />

sind die Agenturen nicht<br />

einmal indirekt verantwortlich.<br />

Griechenland, Irland und Portugal<br />

stünden auch an einem fiskalischen<br />

Abgrund, wenn Ratingagenturen<br />

nie erfunden worden<br />

wären. Das weiß auch die Politik.<br />

Die Kritik an den Agenturen<br />

kann daher als deutliches Indiz<br />

dafür begriffen werden, dass es<br />

einem Großteil der politischen<br />

Entscheidungsträger in Europa<br />

nach wie vor nicht vorrangig darum<br />

geht, sachgerechte Lösungen<br />

für die Euro-Krise zu erarbeiten.<br />

Sondern eher darum,<br />

Buhmänner zu finden und die eigene<br />

Ratlosigkeit zu verschleiern.<br />

Nach anderthalb Jahren Euro-Krise<br />

und erst recht nach der<br />

neuerlichen Eskalation in den<br />

vergangenen Tagen hätte man<br />

mehr erwarten dürfen.<br />

seiner Justizskandale angeschlagene<br />

Ministerpräsident Silvio<br />

Berlusconi vermeiden wollen.<br />

Berlusconi hatte vor Kurzem<br />

von Tremonti sogar Steuersenkungen<br />

verlangt. Die Zentralbank<br />

warnt zudem vor den Folgen<br />

hoher Zinskosten. Italien ist<br />

mit 1,8 Billionen Euro verschuldet,<br />

das sind 120 Prozent der<br />

Wirtschaftsleistung. In der Euro-Schuldenkrise<br />

war das Land<br />

zuletzt unter Druck geraten.<br />

Tremonti nahm keine Stellung<br />

dazu, ob der Umfang des<br />

Sparpakets erhöht wird und kündigte<br />

Privatisierungen an. Der<br />

Staat ist größter Eigner des Ölund<br />

Gaskonzerns Eni, des Energiekonzerns<br />

Enel und des Rüstungskonzerns<br />

Finmeccanica.<br />

Unterdessen teilte die Ratingagentur<br />

Fitch mit, das von der<br />

italienischen Regierung geplante<br />

Sparpaket dürfte bei der Stabilisierung<br />

der Finanzen Roms helfen.<br />

Wenn es keine negativen Erschütterungen<br />

gebe, werde Fitch<br />

seine Bewertung beibehalten.<br />

Die Ratingagenturen Moody’s<br />

und Standard & Poor’s haben dagegen<br />

vor einer möglichen Herabstufung<br />

Roms gewarnt.


SEITE 22 WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />

WIRTSCHAFT<br />

WIRTSCHAFT<br />

KOMPAKT<br />

CONVERSE<br />

Arbeiter in Indonesien<br />

misshandelt<br />

Bei der Herstellung von Converse-Schuhen<br />

sind Arbeiter in<br />

indonesischen Fabriken misshandelt<br />

worden. Der Sportartikelhersteller<br />

Nike, dem<br />

Converse gehört, sieht sich<br />

damit erneut mit Vorwürfen<br />

konfrontiert, dass Partnerfirmen<br />

internationale Arbeitsstandards<br />

ignoriert und Angestellte<br />

unwürdig behandelt haben.<br />

2001 hatte der US-Sportartikelhersteller<br />

angekündigt, jegliche<br />

Kooperation mit solchen Betrieben<br />

einzustellen.<br />

EU<br />

Mehr Rechte für<br />

Autoren und Künstler<br />

Die EU-Kommission will die<br />

Urheberrechte für Videos und<br />

Musik im Internet stärken. In<br />

einem ersten Schritt soll nun<br />

die Öffentlichkeit zu Rate gezogen<br />

werden. EU-Kommissar<br />

Michel Barnier rief dazu auf,<br />

sich an der Diskussion zu beteiligen:<br />

„Es ist mir wichtig, die<br />

Meinung aller betroffenen<br />

Akteure – Urheber, ausführende<br />

Künstler, Produzenten, Vertriebsfirmen<br />

und Verbraucher -<br />

zu hören.“ Interessierte können<br />

noch bis zum 18. November<br />

ihre Meinung im Internet abgeben.<br />

2012 soll ein Gesetzesvorschlag<br />

für länderübergreifende<br />

Online-Lizenzen folgen.<br />

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PA/ DPA/ WOLFRAM STEINBERG<br />

In schwierigem Gelände<br />

Hersteller von Funktionskleidung machen weltweit gute Geschäfte<br />

T In Friedrichshafen<br />

startet Europas größte<br />

Outdoor-Messe. Die Zahl<br />

der Anbieter ist auch in<br />

diesem Jahr gewachsen<br />

JENS HARTMANN<br />

MÜNCHEN<br />

Nur nicht loslassen. Die<br />

Finger, mit Kalk gepudert,<br />

umklammern grellbunte<br />

Griffe, die in den grauen<br />

Beton der Steilwand gebohrt<br />

sind. Füße, in knallenge Schuhe<br />

gezwängt, suchen ununterbrochen<br />

Halt. Karabinerhaken<br />

schlagen gegen den künstlichen<br />

Fels. Wer fällt, hängt in den Seilen.<br />

Es ist heiß an diesem Wochenende,<br />

gut 30 Grad, doch<br />

nicht alle Münchner hat es ins<br />

Freibad, an die Isar oder in die<br />

Berge getrieben.<br />

Die weltgrößte Kletteranlage,<br />

die der Deutsche Alpenverein im<br />

Münchner Stadtteil Thalkirchen<br />

betreibt, ist gut besucht. Da tragen<br />

tätowierte Muskelmänner in<br />

ärmellosen T-Shirts ihre Kinder<br />

in Kraxen auf die Anlage. Auch<br />

viele Frauen mühen sich an den<br />

Steilwänden nach oben.<br />

Das Hallenklettern ist zurzeit<br />

eine der populärsten Spielarten<br />

der Outdoor-Industrie. Und die<br />

Branche feiert sich dieser Tage<br />

mit einer Messe selbst. In Friedrichshafen<br />

am Bodensee startet<br />

heute mit 890 Ausstellern aus 38<br />

Ländern Europas größte Branchenschau<br />

„Outdoor“. Seit Jahren<br />

geht es nach oben, auch<br />

wenn bedingt durch das Wetter<br />

das erste Halbjahr schwächer<br />

ausfiel. Für Zuwächse sorgten jedoch<br />

immerhin Bergschuhe und<br />

auch Rucksäcke.<br />

Europas größter Sporthändlerverbund<br />

Intersport taxiert<br />

den Outdoor-Markt hierzulande<br />

Media-Saturn: Razzia wegen<br />

Bestechungsvorwürfen<br />

INGOLSTADT/AUGSBURG – Wegen<br />

Bestechungsvorwürfen haben<br />

Staatsanwaltschaft und Polizei<br />

bei einer bundesweiten Razzia<br />

am Mittwoch rund 20 Büros<br />

und Privatwohnungen durchsucht.<br />

Darunter war auch die<br />

Zentrale von Media-Saturn in<br />

Ingolstadt, Europas größter<br />

Elektronikmarkt-Kette. Gegen<br />

sechs Beschuldigte werde – zum<br />

Teil wegen Bestechung in besonders<br />

schwerem Fall – ermittelt,<br />

sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft<br />

Augsburg. Die weiteren<br />

Vorwürfe lauten auf Bestechlichkeit<br />

sowie Beihilfe zur Bestechung.<br />

Ein Media-Saturn-Sprecher<br />

bestätigte die von dem Unternehmen<br />

initiierte Untersu-<br />

Adrenalin-Kick: Klettern mit der richtigen Ausrüstung<br />

auf gut und gerne 1,8 Milliarden<br />

Euro, europaweit auf 5,9 Milliarden<br />

Euro. Im vergangenen Jahr<br />

lag das Plus bei 18 Prozent, im<br />

ersten Halbjahr <strong>2011</strong> weist Outdoor<br />

bei Intersport jedoch ein<br />

Minus von drei Prozent aus. Der<br />

langfristige Wachstumstrend sei<br />

aber intakt, heißt es bei dem<br />

Handelsverbund. Der Dämpfer<br />

chung. „Wir kooperieren vollständig<br />

mit den Behörden“, sagte<br />

er. Drei der Beschuldigten<br />

sind nach Informationen der<br />

„Süddeutschen Zeitung“ Manager<br />

der im bayerischen Ingolstadt<br />

angesiedelten Metro-Tochter<br />

Media-Saturn. Einer von ihnen<br />

gehöre der neunköpfigen<br />

Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding<br />

an. Die Vorwürfe<br />

sollen in Zusammenhang mit<br />

Geschäften von Media-Saturn<br />

mit Dienstleistern und Lieferanten<br />

stehen. Bei einer internen<br />

Prüfung sollen die Unregelmäßigkeiten<br />

aufgefallen sein, welche<br />

das Unternehmen daraufhin<br />

der Staatsanwaltschaft meldete<br />

– ohne Strafanzeige zu stellen.<br />

komme gar zur rechten Zeit, da<br />

sich allzu viele auf dem Markt<br />

getummelt hätten und nun wieder<br />

Markenhersteller an Bedeutung<br />

gewännen. Sporthändler<br />

nehmen bereits jeden fünften<br />

Euro beim Verkauf von Wanderschuhen,<br />

Rucksäcken, Jacken,<br />

Schlafsäcken und Klettergurten<br />

ein. Tendenz steigend.<br />

BGH stärkt Rechte von<br />

Gebrauchtwagenkäufern<br />

KARLSRUHE – Wenn Firmen ihre<br />

gebrauchten Autos an Privatpersonen<br />

verkaufen, haften sie für<br />

Mängel an den Fahrzeugen ebenso<br />

wie Autohändler und können<br />

Gewährleistungsansprüche<br />

nicht generell ausschließen. Das<br />

entschied der Bundesgerichts-<br />

Auch Käufer von gebrauchten<br />

Autos erhalten Gewährleistung<br />

PA/ DPA/ XANDI KREUZEDER<br />

PA/ DPA/ WOLFRAM STEINBERG<br />

Davon will auch Adidas profitieren.<br />

Vor dreieinhalb Jahren<br />

trat Rolf Reinschmidt eine „Mission<br />

Impossible“ an. Zwar rühmt<br />

sich Adidas damit, dass schon<br />

vor gut drei Jahrzehnten Extrembergsteiger<br />

Reinhold Messner<br />

Bergschuhe mit drei Streifen<br />

auf dem Weg ins Basislager des<br />

Mount Everest trug. Einer der<br />

großen Spieler ist Adidas in dieser<br />

Sparte jedoch bis heute nicht<br />

geworden. Mittlerweile konnte<br />

Adidas im ersten Quartal seinen<br />

Umsatz mit Trekkingschuhen,<br />

kleinen Rucksäcken und wetterfesten<br />

Jacken um ein Viertel<br />

steigern. 2010 setzten die Herzogenauracher<br />

mit diesen Produkten<br />

200 Millionen Euro um. 2015<br />

sollen bereits 500 Millionen Euro<br />

jährlich erlöst werden.<br />

Die Versuche von Adidas und<br />

auch Nike, in der Branche Fuß<br />

zu fassen, sind ein Zeichen, dass<br />

der Markt zunehmend interessant<br />

wird. Ein anderes sind die<br />

neuen finanziellen Dimensionen<br />

bei Firmenübernahmen. So stehen<br />

die Verhandlungen über einen<br />

Verkauf von Deutschlands<br />

größtem Anbieter Jack Wolfskin<br />

dem Vernehmen nach kurz vor<br />

dem Abschluss.<br />

Angeblich 700 Millionen Euro<br />

will der amerikanische Finanzinvestor<br />

Blackstone aufbieten.<br />

Wolfskin setzte im vergangenen<br />

Jahr rund 300 Millionen Euro<br />

um und gehört mehrheitlich den<br />

Finanzinvestoren Barclays Private<br />

Equity und Quadriga Capital.<br />

Die beiden hatten vor fünf<br />

Jahren nur rund 90 Millionen<br />

Euro für das Unternehmen bezahlt.<br />

Auch die umgerechnet 1,4<br />

Milliarden Euro, die der amerikanische<br />

Bekleidungskonzern<br />

VF (The North Face, Eastpak,<br />

Wrangler, Lee) für den Outdoor-<br />

Hersteller Timberland zu überweisen<br />

bereit ist, zeugt vom Ende<br />

der Bescheidenheit.<br />

hof (BGH) und verwies darauf,<br />

dass die Regeln des Verbrauchsgüterkaufs<br />

zum Schutz der Konsumenten<br />

auch dann gelten,<br />

wenn ein Unternehmen mit dem<br />

Autoverkauf ein „branchenfremdes“<br />

Nebengeschäft tätigt. Im<br />

entschiedenen Fall hatte eine<br />

Drucktechnik GmbH einen gebrauchten<br />

Renault zum Preis<br />

von 7500 Euro an eine Frau verkauft<br />

und alle Gewährleistungsrechte<br />

ausgeschlossen. Die Käuferin<br />

forderte wenig später die<br />

Rückabwicklung des Vertrags<br />

wegen eines Klappergeräuschs<br />

im Motor. Den Mangel bestritt<br />

die Firma und lehnte die Rückabwicklung<br />

des Kaufs mit Verweis<br />

auf den Vertrag ab.<br />

DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> WELT KOMPAKT SEITE 23<br />

WIRTSCHAFT<br />

EU mit neuem<br />

Fischerei-Kurs<br />

Brüssel legt Reform vor und will so die<br />

schwindenden Meeresbestände retten<br />

T Viele Fischer haben<br />

bereits heute wegen der<br />

geringen Fänge Probleme<br />

Die EU zieht angesichts<br />

schwindender Fänge in<br />

europäischen Gewässern<br />

die Reißleine und will ihre Fischereipolitik<br />

umkrempeln. Am<br />

Mittwoch stellte die zuständige<br />

EU-Kommissarin Maria Damanaki<br />

ihre lang erwarteten Reformpläne<br />

vor. Zentraler Punkt<br />

ist, dass künftig langfristige wissenschaftlich<br />

basierte Managementpläne<br />

festlegen sollen, wie<br />

viel Fisch gefangen werden darf.<br />

Bislang handelten die Agrarminister<br />

jedes Jahr aufs neue untereinander<br />

die Fangmengen<br />

aus. Dabei überschritten sie regelmäßig<br />

von Wissenschaftlern<br />

gesetzte Höchstmengen, was<br />

viele Bestände bereits an den<br />

Rande des Kollaps führte.<br />

Die Lage ist ernst: Fast drei<br />

Viertel aller Bestände in Europa<br />

sind überfischt. Im Mittelmeer<br />

sind es vier von fünf Beständen.<br />

Viele Fischer stellt diese Situation<br />

bereits vor ernste wirtschaftliche<br />

Probleme. Viele haben<br />

schon aufgegeben – eine ganze<br />

Reihe weitere könnten folgen.<br />

„Weitermachen ist keine Option“,<br />

stellte Damanaki klar, die<br />

die bisherige EU-Politik für gescheitert<br />

erklärte. „Wenn wir es<br />

tun, werden unsere Kinder Fisch<br />

nicht mehr auf dem Teller sehen,<br />

sondern nur noch Bilder davon“,<br />

sagte sie. Der Verlust eines<br />

Fischbestands nach dem anderen<br />

sei die Folge. Auch mit dem<br />

ungewollten Beifang soll nun<br />

Schluss sein. Schätzungen zufolge<br />

wird derzeit fast jeder vierte<br />

gefangene Fisch wieder zurück<br />

ins Wasser geworfen – die meisten<br />

davon tot oder fast tot. In<br />

manchen Gebieten sind sogar 60<br />

Prozent der Fische in den Netzen<br />

ungewollter Beifang. Damit<br />

sich hier etwas bewegt, will die<br />

EU-Kommissarin die Fischer<br />

Thunfische im Mittelmeer: Auch deren Bestand ist in den vergangenen Jahren stark gesunken<br />

künftig zwingen, alle Fische –<br />

auch die unerwünschten – mit<br />

an Land zu nehmen. Sie sollen<br />

dann bei anderen Fischern in ihrem<br />

Land Lizenzen kaufen können,<br />

mit denen sie zu viel gefangene<br />

Fische noch auf den Markt<br />

bringen können. Auch bessere<br />

Ausrüstung soll helfen, das Beifangproblem<br />

zu lösen.<br />

Um zusätzliche Härten für die<br />

Fischer zu vermeiden, soll die<br />

Reform von umfangreichen Hilfen<br />

für die Branche flankiert<br />

werden. Subventionen, die der<br />

Überfischung Vorschub leisten,<br />

sollen aber abgeschafft werden.<br />

Große Hoffnung setzt Damanaki<br />

in den Ausbau von Aquakulturen,<br />

den die EU unterstützen<br />

will. Hier erhofft sich die Kommissarin<br />

viele neue Jobs.<br />

Die Länder und das Europaparlament<br />

müssen der Reform,<br />

die nach dem Willen der Kommission<br />

bereits im Januar 2013 in<br />

Kraft treten soll, zustimmen.<br />

Hier dürfte es zähe Verhandlungen<br />

geben. Vor allem seitens der<br />

Fischfangnation Spanien wird<br />

Widerstand erwartet. Die Umweltorganisation<br />

Greenpeace<br />

forderte erneut, die Fischfangflotten<br />

deutlich zu reduzieren.<br />

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Ohne Gewissensbisse können<br />

Verbraucher laut WWF zum<br />

Nordsee-Hering oder zur Makrele<br />

aus dem Nordatlantik,<br />

zum Karpfen oder Zander<br />

greifen. Zudem sind alle Meerestiere<br />

aus Öko-Aquakulturen<br />

meist unproblematisch.<br />

Bei Krabben und Garnelen heißt<br />

es dagegen genau hinschauen.<br />

Dies gilt auch für den Pangasius.<br />

Eine Publikation der MARQUARD MEDIEN<br />

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SEITE 24 WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />

KINO<br />

Das wars dann<br />

wohl: Mach’s<br />

gut, Harry!<br />

Es ist ein Problem: Wie aufhören?<br />

Die Frage stellt sich bei jedem<br />

Werk, wie aber, wenn man<br />

eine Serie daraus gemacht, wenn<br />

man die Spannung von einem<br />

Teil zum nächsten immer gesteigert<br />

hat? Die Buchhysterie ist<br />

längst durchgestanden, jedes<br />

Kind weiß, wie die Serie endet<br />

und dass eben doch keiner sterben<br />

muss. Aber „Potter“, die<br />

Filmsaga, ist unendlich mehr.<br />

Es hat sich ausgepottert:<br />

Harry geht in Rente<br />

Zum ersten Mal in der Filmgeschichte<br />

haben wir zehn Jahre<br />

lang drei Filmkindern wachsen<br />

sehen und zugeschaut, wie sich<br />

ihre schauspielerischen Begabungen<br />

unterschiedlich entwickelt<br />

haben. Viel mehr gehtzu<br />

Ende als nur ein Epos, so dass<br />

kein Film dieser Welt diese Erwartungen<br />

zur Zufriedenheit aller<br />

erfüllen könnte.<br />

Und doch, das sei allen gesagt,<br />

die nach „Heiligtümer 1“ nicht<br />

weiterschauen wollten, die Serie<br />

kommt mit „Heiligtümer 2“ mit<br />

großem Anstand würdig zu Ende.<br />

Das Ende vom Ende fängt exakt<br />

da an, wo der Anfang vom<br />

Ende aufgehört hat. Aber diesmal<br />

gibt es keine Blaupause, das<br />

Zelt im Nebelnirgendwo ist endgültig<br />

abgebaut. Das Zauberlehrlingstrio<br />

hat seine Krisis ausgetragen.<br />

Jetzt geht es, endlich, gegen<br />

den Feind. Jetzt gibt es auch<br />

keine umständlichen Umwege<br />

mehr, Voldemort, dem Übelgeist,<br />

dem die Nase fehlt, geht es<br />

jetzt direkt an den Kragen. Die<br />

Konfrontation, sie findet in Hogwarts<br />

statt, und sie muss hier<br />

stattfinden. Die Special-Effects-<br />

Abteilung fährt noch einmal alle<br />

Zauberei auf, und es gibt ein<br />

Wiedersehen mit vielen alten<br />

Bekannten, die man etwas aus<br />

den Augen verloren hat, wie die<br />

gute Maggie Smith. Der ganz<br />

große Showdown bleibt am Ende<br />

allerdings aus, das lang ersehnte<br />

Finale, es verpufft ein wenig, die<br />

Bösen lösen sich doch eher banal<br />

auf.<br />

●●●●�<br />

Ein würdiger Abschied<br />

<strong>2011</strong> WARNER BROS.<br />

FINALE<br />

Im letzten Teil der<br />

Filmreihe muss sich<br />

der Zauberer Harry<br />

Potter dem Bösen<br />

stellen. Den Trailer<br />

zum Film sehen Sie<br />

hier:<br />

http://bit.ly/qdTZaF<br />

Die Koran-<br />

Hotline<br />

weiß Rat<br />

„Nader und Simin. Eine Trennung“ –<br />

der Berlinale-Sieger kommt ins Kino<br />

T Gut gegen Böse. So<br />

einfach ist die Welt nicht,<br />

erst recht nicht im Iran<br />

JENNY HOCH<br />

Nehmen wir einmal an, „Nader<br />

und Simin. Eine Trennung“ sei ein<br />

französischer Film. Dann würde<br />

man ihn begeistert „Beziehungsfilm“<br />

oder „Familiendrama“ nennen<br />

und ohne Zweitgedanken die<br />

emotionale Tiefe und Komplexität<br />

seines Plots loben. Nun ist „Nader<br />

und Simin“ aber ein iranischer<br />

Film – und damit automatisch politisch.<br />

Egal, wie universell die Geschichte<br />

ist, die er erzählt. Seine<br />

leise, unaufgeregte Erzählweise<br />

hat dem Regisseur Asghar Farhadi<br />

neben viel Lob auch den Vorwurf<br />

eingebracht, ein Opportunist zu<br />

sein, einer, der keine klare Haltung<br />

gegenüber dem Regime einnimmt.<br />

Die Situation ist kompliziert.<br />

Noch ist der Regisseur bei dem Regime<br />

in Teheran nicht in Ungnade<br />

gefallen, seine Filme werden nicht<br />

zensiert. Will er nicht riskieren,<br />

wie seine Kollegen Jafar Panahi<br />

und Mohammad Rasoulof zu Haftstrafen<br />

und Berufsverbot verurteilt<br />

zu werden, muss er jede Sequenz<br />

seiner Filme und jedes öffentliche<br />

Wort genau abwägen.<br />

Wohl deshalb hat der diesjährige<br />

Berlinale-Gewinner – „Nader und<br />

Simin“ wurde mit dem Goldenen<br />

Bären als Bester Film ausgezeich-<br />

net, zwei ungewöhnliche Silberne<br />

Bären gingen an die Schauspieler,<br />

einer für alle weiblichen, einer für<br />

die männlichen Darsteller – bei Interviews<br />

stets einen Dolmetscher<br />

an seiner Seite. Er spricht lieber<br />

seine Muttersprache Farsi, wohl<br />

wissend, dass ein einziges unglücklich<br />

ins Englische übersetzte<br />

Wort eine Katastrophe nach sich<br />

ziehen könnte.<br />

Dieses Prinzip der Zurückhaltung<br />

hat Farhadi auf seine Filme<br />

übertragen. Es kommt in ihnen auf<br />

jede Nuance an. Er stellt Fragen,<br />

gibt aber keine konkreten Antworten.<br />

Die muss sich der Zuschauer<br />

selbst geben – zum Glück, denn<br />

„Nader und Simin“ ist genau aus<br />

diesen Gründen auch in künstlerischer<br />

Hinsicht ein überragender<br />

Film. Er schafft scheinbar mühelos<br />

den Spagat, zugleich eine sensible<br />

Innenschau einer fragilen Liebesbeziehung<br />

und ein weit aufgezogenes<br />

iranisches Gesellschaftspanorama<br />

zu sein.<br />

Nader (Peyman Moadi) und Simin<br />

(Leila Hatami) sind ein Ehepaar<br />

Ende dreißig, sie wohnen zusammen<br />

mit ihrer pubertierenden<br />

Tochter Termeh (Sarina Farhadi)<br />

und Naders alzheimerkranken Vater<br />

in einer geräumigen Wohnung<br />

im Stadtzentrum von Teheran. Es<br />

gibt viele Bücher in diesem Apartment,<br />

im Flur steht ein Mountainbike,<br />

in einem Zimmer steht ein<br />

Kickertisch. Nader arbeitet bei einer<br />

Bank, Simin ist Lehrerin.<br />

Dreimal verheiratet: Barney hat einfach kein Glück mit den Frauen<br />

UNIVERSAL STUDIOS/ SABRINA LANTOS Liebenswerter<br />

Angespannte Situation in den eigenen vier Wänden: Trennungskind Termeh<br />

Eine typische Mittelklasse-Familie<br />

mit typischen Mittelklasse-Problemen:<br />

Nader und Simin haben<br />

verlernt, über ihre Gefühle zu sprechen,<br />

es herrscht Schweigen zwischen<br />

ihnen. Die Mutter zieht zu<br />

ihrer Mutter, die Tochter, zwischen<br />

beiden Elternteilen hin- und hergerissen,<br />

bleibt bei ihrem Vater. Damit<br />

der kranke Opa versorgt ist,<br />

stellt Nader eine Pflegekraft ein.<br />

Die Frau ist mit der Aufgabe heillos<br />

überfordert, die Situation eskaliert,<br />

als Nader seinen Vater eines Tages<br />

auf dem Boden liegend und mit beiden<br />

Händen am Bett gefesselt findet.<br />

Es kommt zum Streit, an dessen<br />

Ende die Pflegerin im Treppenhaus<br />

stürzt und ihr ungeborenes<br />

Kind verliert. Nader droht eine Anklage<br />

wegen Totschlags, ein Ringen<br />

um Lüge und Wahrheit beginnt.<br />

Dass diese Geschichte im Iran<br />

spielt, zeigt sich in Details, die im<br />

JENS HINRICHSEN<br />

Wie war das mit Barney Panofsky,<br />

an jenem Tag am See? Angeblich<br />

hat sich folgendes abgespielt: Barney<br />

erwischt seine Ehefrau mit dem<br />

bestem Freund im Bett. Die Gattin<br />

flüchtet, und Barney jagt dem Kumpel<br />

Bobby eine Kugel in den Kopf.<br />

So weit die Theorie eines Kriminalbeamten<br />

namens O’Hearne. „Barney’s<br />

Version“ sieht anders aus: In<br />

der bewegten Lebensgeschichte eines<br />

liebenswerten Menschenfeinds,<br />

spielt das Rätsel ums Ableben des<br />

Freundes keine große Rolle. Ein<br />

Hauch Thrillerhandlung steckt in<br />

der Verfilmung des Romans „Wie<br />

Verlauf der Handlung wie wuchernde<br />

Flechtwurzeln in jede<br />

noch so kleine Verästelung des Geschehens<br />

vordringen und dieses<br />

maßgeblich beeinflussen. Als der<br />

alzheimerkranke Opa sich einnässt,<br />

ruft die streng gläubige Pflegerin<br />

erst einmal bei einer Koran-<br />

Hotline an und erkundigt sich, ob<br />

es eine Sünde sei, einen nicht zur<br />

Familie gehörigen Mann zu waschen.<br />

Zu den religiösen Vorschriften<br />

und Verboten, denen sich auch<br />

die wohlhabende, säkularisierte<br />

Schicht nicht entziehen kann,<br />

kommt die autoritäre Justiz. In der<br />

ersten Szene sitzen Nader und Simin<br />

vor dem Scheidungsrichter.<br />

Sie wollten gemeinsam auswandern,<br />

erklärt Simin, doch nun wolle<br />

ihr Mann lieber bei seinem kranken<br />

Vater bleiben. Deshalb plane<br />

sie, das Land ohne ihren Mann zu<br />

Menschen<br />

Paul Giamatti hätte für „Barney’s Version“ den Oscar<br />

Barney es sieht“, auf die am ehesten<br />

das Etikett Tragikomödie passt.<br />

Zugegeben, die als Barneys Autobiographie<br />

getarnte Romanvorlage<br />

des Kanadiers Mordecai Richler ist<br />

bissiger. Trotzdem hat der Film es in<br />

sich. Der Mix aus komischen und<br />

dramatischen Momenten gerät dank<br />

Paul Giamatti nie aus dem Lot. Verblüffend,<br />

wie der rundliche, oft melancholisch<br />

blickende Titeldarsteller<br />

seinen Charakter vier Lebensjahrzehnte<br />

lang im Griff hat. Bei aller Begeisterung<br />

für das fantastische Make-Up:<br />

Warum die Maskenbildner<br />

des Films für einen Oscar nominiert<br />

waren, der Schauspieler aber leer<br />

ausging, bleibt schleierhaft. Immer-<br />

DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> * WELT KOMPAKT SEITE 25<br />

KINO<br />

bleibt bei ihrem Vater<br />

verlassen, um ihrem Kind eine bessere<br />

Zukunft bieten zu können.<br />

Der Richter lehnt die Scheidung<br />

ab.<br />

Das Herzstück des Konfliktes<br />

von „Nader und Simin“ aber bildet<br />

der Zusammenprall zwischen Tradition<br />

und Moderne, dem Kampf<br />

zwischen arm und reich. Auf der<br />

einen Seite stehen die Pflegerin<br />

und ihr arbeitsloser Ehemann, denen<br />

nach dem Verlust ihres Kindes<br />

nicht viel mehr geblieben ist als ihre<br />

Ehre und der Glaube an Allah.<br />

Auf der anderen Seite stehen die<br />

Eheleute Nader und Simin, denen<br />

es materiell zwar an nichts fehlt,<br />

die aber verzweifelt um ihre Liebe<br />

ringen – und ihren Konflikt auf<br />

dem Rücken ihrer Tochter austragen.<br />

Beide Parteien sind gleichermaßen<br />

schuldig wie unschuldig. Es<br />

gibt kein Gut und Böse in dieser<br />

Konstellation, so einfach ist die<br />

Welt nicht, scheint uns Farhadi sagen<br />

zu wollen, und erst recht nicht<br />

das Leben im Iran. Es sind diese<br />

schwebenden Uneindeutigkeiten,<br />

die beiläufigen Beobachtungen, die<br />

der Regisseur mit ständig wechselnden<br />

Kameraeinstellungen in<br />

energiegeladene Bilder gegossen<br />

hat, die „Nader und Simin“ zu einem<br />

Meisterwerk machen.<br />

Wer behauptet, Farhadi zeige<br />

nicht genügend Haltung, übersieht,<br />

dass der Film gerade deswegen<br />

subversiv wirkt, weil man zwischen<br />

den Zeilen lesen muss. Möglicherweise<br />

eine viel effektivere<br />

Strategie als jede flammende Anklage,<br />

die sowieso auf Nimmerwiedersehen<br />

in den Giftschränken der<br />

Zensurbehörde landen würde.<br />

●●●●●<br />

Ein herausragendes Drama<br />

feind<br />

verdient, bekam aber einen Golden Globe<br />

hin gab es einen Golden Globe für<br />

Paul Giamatti.<br />

Mit seinen schillernden Charakteren<br />

wirkt die kanadische Produktion<br />

so europäisch wie<br />

viele Filme von Woody<br />

Allen. Im Unterschied zu<br />

Allen bevorzugt Regisseur<br />

Richard J. Lewis einen<br />

Erzählrhythmus, der<br />

zur phlegmatischen<br />

Hauptfigur passt. Mit<br />

Barneys beruflichem<br />

Ehrgeiz ist es nicht weit<br />

her: In Montreal leitet er<br />

eine Fernsehfirma namens<br />

„Total überflüssige<br />

Produktionen“ – eine<br />

PREISVERDÄCHTIG<br />

Im Trailer zum Film sehen<br />

Sie Paul Giamatti als<br />

„Barney“.<br />

http://bit.ly/g6F5Md<br />

Seifenopernwelt, die Lewis, selbst<br />

Regisseur und Produzent von „CSI“<br />

und anderen Serien, mit Sinn für<br />

Selbstironie zeichnet.<br />

Drei Ehefrauen ver-<br />

schleißt Barney. Es sind<br />

starke, erstklassig besetzte<br />

Figuren. Rachelle<br />

Lefevre brilliert als unglücklichesHippiemädchen.<br />

Minnie Driver<br />

rauscht als kapriziöse<br />

Mrs. Panofsky Nummer<br />

zwei herein. Rosamund<br />

Pike verkörpert mit<br />

Wärme Barneys Traumfrau<br />

Miriam. Leider gelingt<br />

es der Regie nicht,<br />

Stolz wie Oscar: Asghar Farhadi<br />

ABRÄUMER<br />

Der Trailer bietet<br />

einen kleinen Vorgeschmack<br />

auf<br />

Asghar Farhadis<br />

preisgekröntes<br />

Meisterwerk „Nader<br />

und Simin“.<br />

http://bit.ly/pdGXwA<br />

den Zerfall der Ehe von Miriam und<br />

Barney überzeugend zu erzählen.<br />

Dagegen zeichnen Lewis und Giamatti<br />

den Niedergang ihres Helden<br />

ohne Gefühlsduselei nach, aber mit<br />

großer emotionaler Kraft.<br />

Ihr Film erzählt nicht von<br />

schuldhaftem Scheitern, sondern<br />

von einem Mann, der sein Leben<br />

lebt, mal recht, mal schlecht, immer<br />

nachvollziehbar. Ist Barney Panofsky<br />

einer wie wir? Darin könnte<br />

ein Grund liegen, warum „Barney’s<br />

Version“ zum Kino-Erlebnis wird.<br />

●●●��<br />

Tragikomödie mit brillanter<br />

Besetzung<br />

DAPD/ ALAMODE FILMVERLEIH<br />

PA/ DPA/ MICHAEL GOTTSCHALK<br />

Alle wollen den<br />

Goldenen Leoparden<br />

Locarno <strong>2011</strong>: Starkes deutsches Kino<br />

Beim 64. Internationalen<br />

Filmfestival von<br />

Locarno wird das deutsche<br />

Kino stark vertreten<br />

sein. Allein im<br />

Hauptwettbewerb<br />

„Concorso Internazionale“<br />

konkurrieren drei<br />

Produktionen mit deutscher<br />

Beteiligung um<br />

den Goldenen Leoparden.<br />

In dieser Konkurrenz<br />

laufen insgesamt<br />

20 lange Spielund<br />

Dokumentarfilme. Das teilten<br />

die Veranstalter mit. Das<br />

Schweizer Festival zeigt vom 3.<br />

bis 13. August fast 300 Filme.<br />

Um den begehrten Hauptpreis,<br />

den Goldenen Leopard,<br />

bewerben sich die mit starkem<br />

finanziellen deutschen Engagement<br />

entstandenen internationalenGemeinschaftsproduktionen<br />

„Tanathur (Last Days in Jerusalem)“<br />

des in Israel lebenden<br />

Palästinensers Tawfik Abu Wael,<br />

„The Loneliest Planet“ der aus<br />

Russland stammenden US-Amerikanerin<br />

<strong>Juli</strong>a Loktev und „Un<br />

Amour de Jeunesse“ von der<br />

THOMAS ABELTSHAUSER<br />

Es ist ein Film des Fahrens, den<br />

der portugiesische Wahlberliner<br />

Hugo Vieira da Silva in den Straßen,<br />

Skateboardparks und Klinikfluren<br />

der Stadt inszeniert.<br />

Und so wie Berlin in Bewegung<br />

ist, sind auch seine Figuren nicht<br />

angekommen. Zu Beginn landen<br />

Vater und Sohn aus Portugal auf<br />

dem Flughafen Tegel. Die Ex-<br />

Freundin von Tarso (Ralph Herforth)<br />

liegt im Koma, deshalb<br />

reist er mit dem gemeinsamen<br />

Sohn Manuel (Kai Hillebrandt)<br />

an, verbringt Stunden an ihrem<br />

Krankenbett, während der 16jährige<br />

Manuel Skateboard fährt.<br />

Der Junge hat ein distanziertes<br />

Verhältnis zum Vater und zur<br />

Mutter im Grunde gar keins. Er<br />

ist doppelt verloren, als Teenager,<br />

aber auch fremd in der<br />

Auf der Piazza Grande bekommen rund<br />

8000 Zuschauer 18 Filme zu sehen<br />

Französin Mia Hansen-Løve.<br />

Auf der Piazza Grande, dem<br />

Marktplatz Locarnos, werden<br />

Filme für rund 8000 Zuschauer<br />

gezeigt. Von den 18 Filmen, die<br />

hier laufen werden, wurden<br />

sechs, also ein Drittel, mit deutschem<br />

Geld realisiert. Dazu gehören<br />

„Le Havre“ des Finnen<br />

Aki Kaurismäki und „4 Tage im<br />

Mai“ des Bayern Achim von Borries.<br />

Eröffnet wird das Festival<br />

am 3. August auf der Piazza<br />

Grande mit dem von Steven<br />

Spielberg produzierten und von<br />

J. J. Abrams inszenierten Science-Fiction-Thriller<br />

„Super 8“.<br />

In „Swans“ ist Berlin ein<br />

kalter, abweisender Ort<br />

Stadt. Stattdessen beginnt er<br />

sich für die Mitbewohnerin seiner<br />

Mutter zu interessieren, die<br />

transsexuelle Kim mit ihren Sexspielzeugen.<br />

Auch der eigene<br />

Körper wird in einer drastischen<br />

Szene erkundet, bis Manuel, in<br />

den Augen seines Vaters indifferent<br />

seiner Mutter gegenüber,<br />

sich auch mit deren Körper auseinandersetzt.<br />

Das Berlin da Silvas ist ein kalter,<br />

abweisender Ort. Ebenso<br />

kühl und unnahbar sind die<br />

Menschen in „Swans“. Was<br />

„Swans“ besonders macht, ist,<br />

wie konsequent er die Sprachlosigkeit<br />

dieser reduzierten Figuren<br />

in kühle Bilder überträgt, die<br />

den Zuschauer bis zur Frustrationsgrenze<br />

fordern.<br />

●●●��<br />

Bedrückend, aber sehenswert<br />

Manuel besucht die kranke Ex-Freundin des Vaters<br />

KEYSTONE/ JCB<br />

SALZGEBER/ STEPHANIE KULBACH


SEITE 26 WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />

INTERNET<br />

SURFTIPP<br />

VON EVA LINDNER<br />

Walyou.com: Ich bin dein Steak, Luke<br />

Darth Vader geht immer: Jede<br />

Mottoparty erlebt schnell ihren<br />

Höhepunkt, wenn ein Gast im<br />

Kostüm des Star-Wars-Bösewichts<br />

auftaucht. Seine metallenen<br />

Worte „Ich bin dein Vater“<br />

sind in Gesprächen an vielfältigen<br />

Stellen zitierbar. Einiges<br />

von dem Kultfilm über Luke<br />

Skywalker und seinen Vater von<br />

der dunklen Seite der Macht zu<br />

wissen, ist immer sexy. Das<br />

dachten sich wohl auch die<br />

Macher der Design-Seite<br />

www.walyou.com. Die Website<br />

informiert über die neuesten<br />

Design-Trends und stellt Blogs,<br />

Videos und Geschenkideen zu<br />

den Themen zur Verfügung.<br />

Walyou hat zwölf Dinge zusammen<br />

getragen, die dem<br />

Sith-Lord verblüffend ähnlich<br />

sehen. Der alte Filmprojektor,<br />

eine Kaffeemaschine, eine Qualle<br />

oder ein Zelt im Anakin-<br />

Skywalker-Look sind wirklich<br />

zum Ablachen. Besonders schön<br />

kommen auch die Gebäude<br />

daher, die aussehen, wie die<br />

Maske des Star-Wars-Antagonisten.<br />

Das Must-See der Seite<br />

LESERBRIEFE<br />

Interesse des<br />

Steuerzahlers vertreten<br />

Zu: Rettung des Euro<br />

Es kann nicht sein, das der<br />

Steuerzahler für die Fehler der<br />

Banken einstehen soll. Wie<br />

kann man 116 Milliarden Euro<br />

zu einem hohen Zinssatz an<br />

ein Land verleihen, dessen<br />

Schieflage bekannt war? Wenn<br />

die Banken zuerst die hohen<br />

Zinsen kassieren und dadurch<br />

ihren Gewinn und Bonuszahlungen<br />

steigern, so sollen diese<br />

auch für die Zinsverluste durch<br />

niedrige Zinsen oder zinsloses<br />

Darlehen grade stehen und<br />

nicht die Steuerzahler. Auch<br />

das gehört zur freien Marktwirtschaft.<br />

Frau Merkel wäre<br />

gut beraten, in diesem Fall die<br />

Interessen des Steuerzahlers<br />

zu vertreten und nicht die<br />

Lobby der Banken und Versicherungen<br />

und deren Interesse.<br />

Ich hoffe doch sehr, das die<br />

Banken und Versicherungen in<br />

die Verpflichtung genommen<br />

werden und die Steuerentlastung<br />

der Bürger beim Niedrig-<br />

und Mitteleinkommen fürs<br />

nächste Jahr durchgesetzt<br />

wird, damit nicht noch unsere<br />

Wirtschaft abgewürgt wird.<br />

Beatrix Katzinger, per E-Mail<br />

Das Comeback der<br />

Rolling Stones<br />

Zu: SPD-Kanzler-Kandidat<br />

Das SPD-Sommertheater kann<br />

beginnen. Peer Steinbrück<br />

oder Frank-Walter Steinmeier,<br />

wer wird der nächste SPD-<br />

Kanzlerkandidat? Beide Herren<br />

ist aber definitiv das Darth-<br />

Vader-Schweinekotelett.<br />

Wer danach noch nicht genug<br />

hat und sich beim Blick in den<br />

Spiegel so richtig gruseln will,<br />

für den hat die Seite auch noch<br />

einen Föhn in Darth-Vader-<br />

Design parat. Seinen Coolnessfaktor<br />

könnte der Haartrockner<br />

noch steigern, wenn er auf<br />

Knopfdruck nicht nur heiße<br />

Luft blasen, sondern auch noch<br />

„Ich bin dein Föhn“ im Vader-<br />

Duktus sagen könnte. Fehlt nur<br />

noch das passende Glätteeisen<br />

in Laserschwert-Optik.<br />

www.walyou.com/darth-vader-design<br />

Folgen Sie Tobias<br />

Dupke auf Twitter<br />

twitter.com/wk_dupke<br />

liegen im „Politikbarometer“<br />

derzeit vor Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel. Und während<br />

der selbstgefällige Peer Steinbrück<br />

Deutschland bereist und<br />

seine Weisheiten unter das<br />

Volk bringt, mimt der langweilige<br />

Frank-Walter Steinmeier<br />

den knallharten Oppositionsführer<br />

im Deutschen Bundestag.<br />

Das Comeback der<br />

Hartz-IV-Stalinisten und Rolling<br />

Stones der SPD scheint<br />

sicher: Stone(d)brück and<br />

Stone(d)meier are back. Oder<br />

wird es etwa doch Sigmar<br />

Gabriel, der Rest-SPD-Parteivorsitzende?<br />

Roland Klose, per E-Mail<br />

Dramatisch fürs Land<br />

Zu: Situation der Regierung<br />

Angela Merkel hat sich unangreifbar<br />

gemacht. Was für<br />

die einstige Volkspartei tragisch<br />

sein mag, ist für das<br />

Land dramatisch. Wer glaubt,<br />

wir würden von Stümpern<br />

regiert, irrt sich womöglich:<br />

Es ist weit schlimmer. Mit<br />

anderen Worten: Absolut<br />

hoffnungslos. Und das Allerschlimmste:<br />

Es gibt keinen<br />

Aufstand der Anständigen in<br />

diesem Land. Der Bürger<br />

scheint sich von der Politik<br />

total abgewandt zu haben. Also<br />

fährt der Karren weiter mit<br />

voller Wucht vor die Wand,<br />

und anschließend will es zum<br />

einen niemand gewesen sein<br />

(Politiker), zum anderen niemand<br />

gewusst haben (Bürger)<br />

– trotz aller Berichte.<br />

Rita Abendroth, Aschau<br />

Der Feind in meinem<br />

Die britische Abhöraffäre macht offensichtlich, wie angreif<br />

T Programme zum Abhören<br />

von Telefonaten sind schon<br />

für 70 Euro erhältlich<br />

ULRICH CLAUSS<br />

Die Internetkriminalität<br />

nimmt rapide zu und mit<br />

ihr die Angst vor ihr. Während<br />

es jedoch Jahre gedauert hatte,<br />

bis beim Gebrauch stationärer<br />

Computer Angriffe aus dem Netz<br />

für jedermann zur realen Gefahr<br />

wurden, sieht es beim jüngsten<br />

Technologieschub anders aus. Mobiles<br />

Surfen, die Benutzung vernetzter<br />

Smartphones mit Googles<br />

Android-System oder des iPhone<br />

von Apple, ist von Beginn an eine<br />

regelrechte Einladung zum Datenklau.<br />

Die Experten warnen einhellig:<br />

Beim mobilen Computing sind<br />

die Risiken noch viel größer, zumal<br />

der Benutzer kaum nachvollziehen<br />

kann, was in seinem Smartphone<br />

wirklich vor sich geht.<br />

Das liegt schlicht an der Funktionsmächtigkeit<br />

moderner Handys<br />

sowie an den Geschäftsmodellen<br />

der Hersteller, Netzwerkbetreiber<br />

und den Lieferanten der Betriebssysteme.<br />

Haupteinfallstor für<br />

Schadsoftware bei Smartphones<br />

sind die sogenannten App-Stores,<br />

über die eine unüberschaubar große<br />

Zahl von Anwendungsprogrammen<br />

heruntergeladen werden können.<br />

Schutzprogramme gegen<br />

mögliche Risiken dagegen sind<br />

kaum in Gebrauch.<br />

Am 12. August 2010 war es so<br />

weit. Der Sicherheitshersteller Kaspersky<br />

Labs entdeckte das erste<br />

Schadprogramm für Handys mit<br />

dem Android-Betriebssystem.<br />

Schon zuvor hatte es Angriffe auf<br />

das iPhone von Apple gegeben. Nur<br />

Stunden nachdem der Kurzbotschaftendienst<br />

Twitter die Anwendung<br />

„Twitter für iPhone“ freigegeben<br />

hatte, wurde der erste Computerwurm<br />

gemeldet, der sich auf die-<br />

Electronic Arts (EA) stößt tiefer in<br />

die Welt der Online-Spiele vor. Die<br />

Kalifornier kaufen PopCap Games,<br />

den Hersteller von Titeln wie<br />

„Plants vs. Zombies“, „Bejeweled“<br />

oder „Zuma“. EA lässt sich die<br />

Übernahme bis zu 1,3 Milliarden<br />

Dollar kosten (900 Millionen Euro).<br />

Konzernchef John Riccitiello<br />

sprach von einer „unwiderstehlichen<br />

Kombination“ der beiden<br />

Unternehmen.<br />

EA ist mit klassischen PC-Spielen<br />

groß geworden. Von den Kaliforniern<br />

stammen „Need for<br />

Speed“, „Medal of Honor“ oder die<br />

„Sims“. Der Konzern schreibt aber<br />

immer wieder Verluste, weil viele<br />

Kunden nicht mehr bereit sind,<br />

Schauspieler und Hacker-Opfer Hugh Grant unterschreibt eine Petition,<br />

sem Wege verbreitete. Sein Ziel: das<br />

Ausspähen von Adressbuch- und<br />

anderen Nutzerinformationen, die<br />

neben E-Mails, Texten und Passwörtern<br />

in Minicomputern lagern.<br />

Nicht nur anonyme Übeltäter sind<br />

eine Bedrohung für Smartphones.<br />

den vergleichsweise hohen Preis<br />

für die aufwendig produzierten Videospiele<br />

zu zahlen. Stattdessen<br />

spielen sie gratis oder für kleines<br />

Geld online.<br />

Mit dem Kauf von PopCap<br />

stärkt EA sein Online-Standbein.<br />

Der Konzern hatte sich bereits En-<br />

Oft interessiert sich der Lebensoder<br />

Geschäftspartner ebenso für<br />

das Gerät. Häufig werden kommerzielle<br />

Spionageanwendungen mit so<br />

illustren Namen wie FlexiSpy, Mobile<br />

Spy, MobiStealth benutzt, die<br />

geführte Telefonate, Inhalte von<br />

Electronic Arts kauft Online-Anbieter<br />

US-Spielekonzern übernimmt für 1,3 Milliarden Dollar PopCap Games<br />

PopCap Games bietet unter anderem<br />

das Spiel „Bejeweled“ an<br />

DPA/ FRANZ-PETER TSCHAUNER<br />

de 2009 für rund 300 Millionen<br />

Dollar den Anbieter Playfish einverleibt.<br />

Später kam auch noch der<br />

britische Handy-Spiele-Spezialist<br />

Chillingo hinzu. In Medien war damals<br />

von 20 Millionen Dollar die<br />

Rede, die Electronic Arts habe hinblättern<br />

müssen.<br />

Die Beliebtheit der Online-Spiele<br />

treibt die Preise: Die PopCap-<br />

Besitzer erhalten 650 Millionen<br />

Dollar in bar, zudem Electronic-<br />

Arts-Aktien im Wert von 100 Millionen<br />

Dollar und darüber hinaus einen<br />

Bonus von bis zu 550 Millionen<br />

Dollar, wenn sich das Geschäft<br />

in den kommenden zwei Jahren<br />

gut entwickelt. Für die Übernahme<br />

muss EA einen Kredit aufnehmen.<br />

DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> * WELT KOMPAKT SEITE 27<br />

INTERNET<br />

Handy<br />

bar moderne Mobiltelefone sind<br />

um zu helfen, den Abhörskandal in Großbritannien aufzuklären<br />

SMS und GPS-Daten an fremde<br />

Server schicken und auch das Aufnehmen<br />

von Fotos unterstützen.<br />

Solche Programme sind schon für<br />

100 Dollar im Internet erhältlich.<br />

Smartphones sind multifunktionale<br />

Taschencomputer mit einer<br />

Rechenleistung, wie sie noch vor<br />

Jahren nur in guten Laptops zu finden<br />

war. Im Gegensatz zum Personal<br />

Computer ist der Smartphone-<br />

Nutzer aber nicht der einzige Herr<br />

seines Kleinrechners. Es gibt Gesellschaft:<br />

Mobilfunkbetreiber, Ge-<br />

rätehersteller und Betriebssystem-<br />

Lieferant sitzen praktisch mit uns<br />

vor dem Display – in den allermeisten<br />

Fällen mit weitergehenden Benutzerrechten,<br />

als der Besitzer sie<br />

selber hat. Streng genommen gehört<br />

das Smartphone seinem Benutzer<br />

oft gar nicht, er hat nur einen<br />

Nutzungsvertrag geschlossen.<br />

Eingriffe in Soft- und Hardware stehen<br />

mitunter sogar unter Strafe.<br />

Eine neue „Rechte-Komplexität“<br />

nennt das Antonius Klingler, Referatsleiter<br />

für „sicheres mobiles Arbeiten“<br />

beim Bundesamt für Sicherheit<br />

in der Informationstechnik<br />

(BSI). Netzbetreiber und Gerätehersteller<br />

verkaufen eine Dienstleistung,<br />

von der wir gar nicht mehr<br />

wissen, wie sie zustande kommt. Es<br />

sind Kommunikationsdienste, die<br />

im Hintergrund über gleich mehrere<br />

Schnittstellen unserer Geräte erfolgen<br />

und von denen wir weder<br />

wissen, welche Informationen<br />

sie übertragen,<br />

noch, welche Änderungen<br />

an unseren<br />

Planking war gestern, Owling ist in<br />

Internet-User lassen sich seit Kurzem in Eulen-Pose fotografieren<br />

„Planking“ war gestern – jetzt will<br />

das „Owling“ zum nächsten Trend<br />

eines schrägen Internet-Humors<br />

werden, bei dem es darum geht,<br />

Fotos in einer bestimmten Pose ins<br />

Netz zu stellen. Die Teilnehmer<br />

stellen sich dabei nicht mehr als<br />

steifes Brett dar wie beim „Planking“,<br />

sondern machen die Eule:<br />

Sie gehen mit geschlossenen Beinen<br />

in die Hocke, legen die Arme<br />

wie Flügel an und blicken mit starren<br />

Augen ins Leere.<br />

Ob die Masche wirklich zum<br />

„Mem“ werden kann – also zu einer<br />

Idee, die sich über die Kommunikation<br />

im Netz immer weiter<br />

verbreitet –, ist noch unklar. Internet-Portale<br />

wie die „Huffington<br />

GETTY IMAGES/ PETER MACDIARMID<br />

VERALTETE<br />

TECHNIK<br />

Für Materialkosten in Höhe von<br />

etwas mehr als zehn Euro kann<br />

man jedes beliebige Handy zu<br />

einem Abhörgerät umbauen.<br />

Möglich ist das, weil die digitale<br />

Funktechnologie veraltet ist. Sie<br />

sieht eine Verschlüsselung mit nur<br />

einem 64 Bit langen Schlüssel vor.<br />

Heute üblich sind 128 oder 256 Bit.<br />

Die Rechenleistung von PCs reicht<br />

zum Knacken des kurzen GSM-<br />

Codierschlüssels aus. Mangelnde<br />

Sorgfalt der Netzbetreiber bei der<br />

Sicherheit sorgt zudem für eine<br />

leichte Ortbarkeit eines Handys.<br />

Die Kennung, mit der sich Handys<br />

in das Funknetz einbuchen, wird<br />

oft nur nachlässig verschlüsselt.<br />

Post“, der „Salon“ oder ein Blog<br />

der „Washington Post“ berichteten<br />

jetzt mit teilweise ironischem Unterton<br />

über das „Owling“.<br />

Die Macher der Website „Buzz-<br />

Feed“ präsentierten eine erste<br />

Sammlung von „Owling“-Fotos<br />

und schrieben: „Diese fixe Idee<br />

entstand erst vor 15 Stunden, aber<br />

„Owling“ wird mehr und mehr viral“,<br />

verbreitet sich im Netz also so<br />

schnell wie ein Virus. Auch bei<br />

Twitter und Facebook ist „Owling“<br />

angekommen. Die Webanwendung<br />

trendsmap.com dokumentiert,<br />

dass über „Owling“ in den USA sowie<br />

in Belgien und den Niederlanden,<br />

aber auch in Kenia, Südafrika,<br />

Laos und Malaysia getwittert wird. Seite BuzzFeed mit Owling-Foto<br />

PA/ DPA/ MIKKO STIG<br />

Daten dabei geschehen. „Smartphones<br />

stellen im Gegensatz zu<br />

Personal Computern ein komplexes<br />

Rechtethema dar. Der Hersteller<br />

des Handys besitzt ebenso wie<br />

der Netzanbieter Besitzerrechte,<br />

die über die praktische Verfügungsmacht<br />

des Handybenutzers<br />

weit hinausgehen“, erklärt BSI-Referatsleiter<br />

Klingler.<br />

Im Gegensatz zum PC beginnt<br />

das Verwirrspiel beim Smartphone<br />

schon in dem Augenblick,<br />

wenn wir es zum ersten Mal anschalten.<br />

GPS, WLAN, Funk-Internet-Dienste<br />

des Telefonnetzbetreibers,<br />

Bluetooth und der Telefonservice<br />

(GSM), sechs verschiedene<br />

drahtlose Kommunikationsschnittstellen<br />

nehmen in der<br />

Regel an einem modernen Smartphone<br />

unmittelbar nach dem Einschalten<br />

automatisch ihren Betrieb<br />

auf. Über diese Schnittstellen<br />

werden Daten gesendet und<br />

empfangen, ohne dass ein Laie<br />

davon überhaupt etwas mitbekommt<br />

– zum Beispiel Standort,<br />

Termine und Kontakte.<br />

Der größte Vorteil der<br />

Smartphone-Technologie,<br />

nämlich nach einem<br />

einzigen Knopfdruck<br />

hochkomplexe Dienste<br />

über diverse Kanäle anzustoßen<br />

und tausende von Apps<br />

herunterladen zu können, ist<br />

gleichzeitig eines ihrer größten<br />

Sicherheitsrisiken. Experten raten<br />

deshalb, zuallererst GPS,<br />

Bluetooth und WLAN abzuschalten,<br />

wenn sie nicht tatsächlich gebraucht<br />

werden. Das zumindest<br />

ist die Voraussetzung für die bislang<br />

einzige vom BSI zertifizierte<br />

Sicherheitssoftware für Smartphones:<br />

„SimKo 2“. Wer auch beruflich<br />

Datenverkehr über sein<br />

Smartphone abwickelt, dürfte<br />

sich eigentlich ohne ein solches<br />

Sicherheitssystem nicht mit seinem<br />

Smartphone vor die Tür<br />

trauen.<br />

Werbemarkt:<br />

Das Netz holt<br />

deutlich auf<br />

Das Internet ist weltweit das Werbemedium<br />

mit den höchsten Zuwachsraten.<br />

2013 werde das Netz<br />

bei den Werbeausgaben hinter<br />

dem Fernsehen auf Platz zwei vorrücken<br />

und die Tageszeitungen<br />

von diesem Rang verdrängen, teilte<br />

die Agenturgruppe ZenithOptimedia<br />

mit. Auf Internet und Fernsehen<br />

entfallen in Deutschland laut<br />

Mediaagentur im laufenden Jahr<br />

3,5 Milliarden Euro beziehungsweise<br />

4,1 Milliarden Euro an Werbeeinnahmen.<br />

Dabei legt das Internet<br />

um 13,2 Prozent zu. 2013 werde<br />

das Internet das Fernsehen vom<br />

zweiten Platz verdrängen, hieß es.<br />

DAS WIRD GESUCHT<br />

Suchanfragen bei Google zeigen,<br />

worüber Menschen nachdenken<br />

und welche Themen sie<br />

beschäftigen. Hier sind die Top<br />

Ten der Google-Suchbegriffe,<br />

deren Häufigkeit am schnellsten<br />

wächst, in Deutschland<br />

vom Mittwoch.<br />

1. Jorgo Chatzimarkakis<br />

2. Cascada Playboy<br />

3. Mirco Grefrath<br />

4. Andre Greipel<br />

5. Frauenfußball WM Halbfinale<br />

6. Rupert Murdoch<br />

7. Depiladora<br />

8.Mark Webber<br />

9. weekly world news<br />

10. Euro Schuldenkrise<br />

DER MOBILE VIDEO-TIPP<br />

Wie seltsam das Verhalten online<br />

ist, hat sich ein Brite gefragt – und<br />

die Facebook-Sprache<br />

in die<br />

Realität<br />

übersetzt.<br />

Die Reaktionen<br />

sind<br />

meist anders<br />

als im<br />

Netz<br />

http://bit.ly/kCOw0H<br />

INTERNET KOMPAKT<br />

NETZWERK<br />

Google Plus: Falscher<br />

Regierungssprecher<br />

Bei Google Plus zieht ein falscher<br />

Steffen Seibert seine<br />

Kreise. Wie das Bundespresseamt<br />

mitteilte, ist ein mit<br />

Texten und Fotos von Steffen<br />

Seibert getarntes Profil des<br />

Regierungssprechers „nicht<br />

echt“. Das Amt werde zur Klärung<br />

des Sachverhalts mit dem<br />

Internet-Konzern Google in<br />

Verbindung treten. Der falsche<br />

Seibert kopierte auf Google<br />

Plus offensichtlich die Einträge<br />

Seiberts aus dessen Profil bei<br />

Twitter.<br />

TELEKOMMUNIKATION<br />

US-Firma verspricht<br />

Gratis-SMS ab August<br />

Mithilfe einer Art Internetspiel<br />

sollen Handy-Besitzer in<br />

Deutschland ab August kostenlose<br />

SMS verschicken können.<br />

Erspielen könnten sie sich ihre<br />

Frei-SMS über Apple- oder<br />

Android-Geräte, teilte das US-<br />

Unternehmen Pinger am Mittwoch<br />

in San Francisco mit. Es<br />

ist das erste Engagement des<br />

US-Unternehmens in Europa.<br />

Später solle ein ähnliches Angebot<br />

für Internet-Telefonie<br />

folgen.


SEITE 28 WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />

WISSENSCHAFT<br />

WISSEN KOMPAKT<br />

ANTHROPOLOGIE<br />

Schon früher mehr<br />

Rechtshänder<br />

Aus Kratzspuren an fossilen<br />

Zähnen schließen Forscher,<br />

dass die Menschen bereits vor<br />

mehr als 500 000 Jahren vorwiegend<br />

die rechte Hand nutzten.<br />

Neun von zehn Urmenschen<br />

waren Rechtshänder. Das<br />

sei auch heute noch so,<br />

schreibt David Frayer von der<br />

University of Kansas in „Laterality:<br />

Asymmetries of Body,<br />

Brain and Cognition“.<br />

ARCHÄOLOGIE<br />

5200 Jahre alte<br />

Felszeichnung entdeckt<br />

Archäologen haben in der ägyptischen<br />

Stadt Assuan eine 5200<br />

Jahre alte Felszeichnung entdeckt.<br />

Sie zeigt eine Feier des<br />

Herrscherhauses aus der ältesten<br />

Dynastie des Landes,<br />

hieß es.<br />

ZOOLOGIE<br />

Eidechsen so schlau<br />

wie Säugetiere<br />

Eidechsen sind beim Lösen von<br />

Aufgaben so gut wie Säugetiere<br />

oder Vögel, berichten US-Forscher<br />

von der Duke University<br />

und bezeichneten den Befund<br />

als „vollkommen unerwartet“.<br />

Die im Journal „Biology Letters“<br />

veröffentlichte Studie<br />

widerlegt die gängige Ansicht,<br />

dass Eidechsen begrenzte geistige<br />

Fähigkeiten hätten.<br />

MEDIZIN<br />

Gehörsinn bereits ab<br />

40 beeinträchtigt<br />

Schon ab dem 40. Lebensjahr<br />

fällt es dem Hirn schwerer,<br />

Nebengeräusche auszublenden.<br />

Deshalb können ältere Menschen<br />

nicht mehr so gut folgen,<br />

wenn mehrere Menschen<br />

gleichzeitig reden, erklärt der<br />

Neuroforscher Benedikt Grothe<br />

von der Uni München. Ursache<br />

ist vermutlich ein Missverhältnis<br />

bestimmter Botenstoffe.<br />

GÜRTLERS<br />

GESAMMELTE GRÜTZE<br />

Die heutige jordanische Hauptstadt<br />

Amman hieß vom 3. Jahrhundert<br />

vor bis zum 6. Jahrhundert nach<br />

Christus Philadelphia.<br />

MEHR GRÜTZE: WELT.DE/GRUETZE<br />

Folgen Sie Lea<br />

Fließ auf Twitter<br />

twitter.com/wk_fliess<br />

PA/ ARCO IMAGES/C. WERMTER<br />

Das kommt gar nicht in die Tüte<br />

Brüssel will die Beutel aus Kunststoff verbieten – aber ist das ökologisch sinnvoll?<br />

T Jeder Europäer<br />

verwendet rund<br />

jedes Jahr 500 Tüten<br />

MICHAEL BEE<br />

Die Plastiktüte stirbt einen<br />

Tod auf Raten: In<br />

Frankreich und Italien<br />

ist ihr Schicksal schon besiegelt,<br />

genau wie in Großbritannien,<br />

China, Australien und in einer<br />

Handvoll US-Bundesstaaten, wo<br />

mit Abgaben oder Teilverboten<br />

gegen die Tüte vorgegangen<br />

wird. Auch die Deutschen müssen<br />

sich wohl damit abfinden,<br />

ihre Einkäufe künftig in Jute<br />

oder Papier zu stopfen. Denn<br />

Brüssel will ein europaweites<br />

Verbot der Plastikbeutel. Umweltkommissar<br />

Janez Potocnik<br />

präsentierte zu diesem Zweck<br />

einschlägige Statistiken: Jeder<br />

Europäer verwende durchschnittlich<br />

500 Tüten pro Jahr.<br />

Allein im Mittelmeer trieben<br />

derzeit rund 250 Milliarden<br />

Kunststoffteilchen mit einem<br />

Gesamtgewicht von 500 Tonnen.<br />

Bis zu ihrer Zersetzung<br />

könnte es Jahrhunderte dauern.<br />

Wie aber sieht die die Ökobilanz<br />

aus? Studien zeigen, dass eine<br />

Tüte durchschnittlich 25 Minuten<br />

benutzt wird. Allerdings<br />

landet sie in Deutschland nach<br />

ihrer tragenden Rolle nicht direkt<br />

im Müll. Etwa drei Mal nutzen<br />

die Deutschen ihre Plastikbeutel.<br />

Rund 70 Prozent der<br />

deutschen Tüten werden recycelt.<br />

Das Bundesumweltamt urteilt,<br />

dass der vermeintliche<br />

Ökosünder im Vergleich zur Papiertüte<br />

gar nicht so schlecht abschneide<br />

– wenn auch der Energieverbrauch<br />

bei der Herstellung<br />

berücksichtigt werde.<br />

Es gibt mehr solcher Ökoirrtümer.<br />

Eine kleine Bestandsaufnahme.<br />

Google versus Bibliothek<br />

Riesige Serverfarmen, gigantische<br />

Datenmengen: Jede Internetabfrage<br />

kostet Strom. Wie<br />

Forscher der TU Dresden<br />

errechneten, ist<br />

der Energiehunger des<br />

Internets immens.<br />

Demnach soll das Web<br />

um 2030 bereits so viel<br />

Strom verbrauchen<br />

wie heute die gesamte<br />

Weltbevölkerung. Eine<br />

Suche bei Google beispielsweise<br />

verursacht<br />

laut Unternehmensangaben<br />

0,2 Gramm Kohlendioxid<br />

– das entspricht einem Energieverbrauch<br />

von 0,0003 Kilowattstunden.<br />

Der Betrieb des eigenen<br />

PCs, Tablets oder Smartphones<br />

ist dabei nicht einberechnet.<br />

Vogel versus Katze<br />

Der größte Klimafeind unter den<br />

Haustieren ist die Katze. Das ist<br />

ONLINE<br />

Mehr zu den<br />

Themen<br />

Nachhaltigkeit,<br />

Umwelt und<br />

Energiesparen<br />

finden Sie hier:<br />

welt.de/<br />

dieweltbewegen<br />

Im Schnitt wird ein Beutel 25 Minuten durch die Gegend getragen<br />

das Ergebnis einer Untersuchung<br />

des Beratungsunternehmens<br />

Climate Partner. Demnach<br />

fällt bei Katzen allein für die<br />

Herstellung von Tiernahrung<br />

und deren Verpackung pro Jahr<br />

rund eine Tonne CO 2<br />

an. Die<br />

Müllentsorgung von Futterdosen<br />

und nicht kompostierbarer<br />

Katzenstreu bei Wohnungshaltung<br />

belastet das Klima zusätzlich<br />

mit weiteren 1250 kg Kohlendioxid.<br />

Hinzu kommt der<br />

Wasserverbrauch für die Reinigung<br />

des Katzenklos.<br />

Aus ökologischen Ge-<br />

sichtspunkten ist der<br />

Kanarienvogel mit nur<br />

28 Kilogramm CO 2-Verbrauch<br />

im Jahr das<br />

ideale Haustier.<br />

Steak versus Gemüse<br />

Gemüse auf dem Grill<br />

belastet die Umwelt<br />

deutlich weniger als<br />

Fleisch. Das ergibt die Studie des<br />

TÜV Rheinlandes zur Ökobilanz<br />

beim Grillen. Wenn statt Rindfleisch<br />

lieber Gemüse gegrillt<br />

würde, fielen rund 18 Prozent<br />

weniger klimaschädliche Emissionen<br />

an. Klimasünder ist demnach<br />

vor allem Rindfleisch, gefolgt<br />

von Grillkäse. Hähnchenfleisch<br />

liegt im Mittelfeld.<br />

Schwein und Würstchen schnei-<br />

den noch deutlich günstiger ab.<br />

Aber am besten für das Klima ist<br />

gegrillter Mais.<br />

Bioapfel versus Flugapfel<br />

Auf den ersten Blick erscheint es<br />

widersinnig: Äpfel aus Neusee-<br />

In Entwicklungs- und Schwellenländern<br />

entstehen stabile, preisgünstige<br />

und umweltfreundliche<br />

Häuser – aus leeren Getränkeflaschen.<br />

In Ländern wie Honduras,<br />

Nicaragua, Brasilien und<br />

Thailand werden die leeren Flaschen,<br />

vorzugsweise aus PET<br />

(Polyethylenterephthalat), mit<br />

Erde, Schutt oder Sand gefüllt<br />

und mit etwas Mörtel zu Häuserwänden<br />

hochgezogen. Das nimmt<br />

den Müll von der Straße und<br />

liefert umweltschonend und<br />

preisgünstig Wohnraum, der mit<br />

einfacher Technik herzustellen ist.<br />

Einer der Vorreiter der „Plastikmüll-Architektur“<br />

ist der Zimmermann<br />

Andreas Froese aus<br />

Herford, der die nützliche Lowtech-Idee<br />

nach Südamerika brachte.<br />

Die Hightech-Variante des<br />

Bauens mit Recyclingplastik entwickelte<br />

Professor Arthur Huang.<br />

GETTY IMAGES/ CATE GILLON<br />

land haben keine schlechtere<br />

Ökobilanz als heimische Früchte.<br />

Aber es stimmt, auch wenn<br />

generell gilt, dass lange Transportwege<br />

mit dem Flugzeug die<br />

Bilanz drastisch verschlechtern.<br />

Containerschiffe jedoch transportieren<br />

die Ware vom anderen<br />

Ende der Welt bis zu uns recht<br />

umweltfreundlich. So kann der<br />

Apfel aus Neuseeland durchaus<br />

mit einem bei uns erzeugten Lagerapfel<br />

konkurrieren. Unter<br />

CO 2-Gesichtspunkten ist die<br />

langfristige Lagerung von Äpfeln<br />

sogar umweltschädlicher als ihr<br />

weiter Transport das Meer.<br />

Insekten versus Rindfleisch<br />

Für zahllose Menschen in Afrika,<br />

in Asien und Lateinamerika gehören<br />

Insekten schon lange zu<br />

den Nahrungsmitteln – vor allem<br />

dort, wo Fleisch und Fisch<br />

rar sind. Weil knapp eine Milliarde<br />

Menschen weltweit hungern<br />

und es auch sonst gute Gründe<br />

dafür gibt, kommt die UN-Organisation<br />

für Ernährung und<br />

Landwirtschaft (FAO) auf die etwa<br />

1000 essbaren Insektenarten<br />

auf der Erde zurück. Sie startete<br />

eine Kampagne, um diese eiweißreichen<br />

Tiere auf leere Teller<br />

zu bringen. Ob aber hier bald<br />

die frittierte Wasserwanze das<br />

Steak ersetzt? Wohl eher nicht.<br />

Die Aktion richtet sich an Länder<br />

im asiatisch-pazifischen Rau.<br />

Der ökologische Fußabdruck der<br />

Insekten ist jedenfalls laut FAO<br />

gering: Grillen etwa fressen um<br />

ein Vielfaches weniger als Rinder,<br />

um die gleiche Proteinmenge<br />

aufzubauen. Sie tragen auch<br />

weniger zu den Treibhausgasen<br />

bei und können in vielen Fällen<br />

auf organischem Abfall aufwachsen.<br />

Gute Gründe also, warum<br />

Insekten auch bei uns bald auf<br />

dem Teller landen könnten.<br />

GANZE HÄUSER AUS PLASTIKMÜLL<br />

Der taiwanesische Architekt ging<br />

weiter und produzierte ein Material,<br />

das in Taiwan schon als einer<br />

der Baustoffe der Zukunft<br />

betrachtet wird und auch in<br />

Europa kurz vor der Einführung<br />

steht. Auch er recycelt alte Plastikflaschen<br />

sowie anderen Plastikmüll<br />

aus PET. Aber er lässt sie<br />

zu neuen, mit Luft gefüllten Hohlformen<br />

von etwa acht Litern<br />

Fassungsvermögen gießen. Das<br />

Material dämmt gut, ist bruchsicher<br />

und schwer entflammbar.<br />

BGZ/ WIEBKE SCHWIRTEN<br />

DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> WELT KOMPAKT SEITE 29<br />

RÄTSEL<br />

VON STEFAN HEINE<br />

Jede Ziff er von eins bis neun wird in jeder Spalte, jeder Zeile und in jedem 3x3-Feld<br />

genau einmal eingetragen. Das linke Sudoku ist von mittlerer Schwierigkeit, das Rätsel<br />

rechts daneben etwas leichter. Mehr Sudoku-Rätsel auf welt.de/sudoku<br />

KREUZWORTRÄTSEL<br />

Comic verpasst? Alle Strips unter www.wulffmorgenthaler.de<br />

Aufl ösung der letzten Rätsel:<br />

WIDDER (21.03.-20.04.)<br />

Fragen Sie unbedingt Ihre Freunde, wenn<br />

Sie heute in einer sehr wichtigen geschäftli<br />

chen Sache nicht richtig weiterkommen.<br />

Einerseits wollen Sie endlich mal wieder<br />

etwas erleben, andererseits lieben Sie<br />

Ihre Sicherheit. Sie sitzen zwischen den<br />

Stühlen.<br />

STIER (21.04.-20.05.)<br />

Die Erwartungen, die an Sie gestellt werden,<br />

sind sehr groß. Aber so haben Sie die<br />

Mög lichkeit, weit über Ihr Ziel hinaus zuschie<br />

ßen. Sie verfügen über ausreichend<br />

Energie und Abwehrkräfte und können<br />

sich auf einen ausgeglichenen Alltag einstellen.<br />

ZWILLINGE (21.05.-21.06.)<br />

Positive Strahlen! Sie befi nden sich auf<br />

ganz sicherem Kurs und fühlen sich körperlich<br />

und seelisch ganz hervorragend.<br />

Das Glück fällt Ihnen nicht in den Schoß,<br />

aber auch nicht allzu weit daneben. Sie<br />

benötigen ein waches Herz und viel Geduld.<br />

KREBS (22.06.-22.07.)<br />

Am Arbeitshimmel regt sich etwas. Neue<br />

Ideen brauchen dennoch sehr viel Zeit<br />

und Geduld, um umgesetzt und verwirklicht<br />

zu werden. Wo viel Licht ist, ist viel<br />

Schat ten. Sie sollten keine Schwierigkeiten<br />

scheuen und gemeinsam nach Lösungen<br />

suchen.<br />

LÖWE (23.07.-23.08.)<br />

Kritik, die jetzt an Ihnen geübt wird, sollte<br />

nicht kopfscheu machen. Positiv aufgenommen<br />

ist sie sehr konstruktiv im<br />

Beruf. Eine Liebesbeziehung ist nahe daran<br />

auseinanderzudriften. Da Ihnen viel<br />

daran liegt, sollten Sie dem etwas entgegensetzen.<br />

JUNGFRAU (24.08.-23.09.)<br />

Mogeln Sie sich im Job auf keinen Fall um<br />

die Beantwortung eines Schreibens herum.<br />

Sonst müssen Sie mit Einbußen rechnen.<br />

Sie müssen dringend ausspannen<br />

und Abstand zum Stress bekommen.<br />

Wenn Sie sich ausgepowert fühlen, ist<br />

viel Ruhe nötig.<br />

WAAGE (24.09.-23.10.)<br />

Am Arbeitsplatz: cool bleiben! Dass Ihrem<br />

Gegner wirklich jedes Mittel recht<br />

ist, darf Sie nicht verleiten, ebenso zu<br />

handeln. Wo rauf warten Sie? Sie sind in<br />

keiner Weise angeschlagen. Am heutigen<br />

Tage können Sie alles erreichen, wenn Sie<br />

nur wollen.<br />

SKORPION (24.10.-22.11.)<br />

Ihnen sei eine erholsame Verschnaufpause<br />

gegönnt. Stress und harte Pfl ichten<br />

treten am Feierabend in den Hintergrund.<br />

Sie sind in der Stimmung, die ganze<br />

Welt zu umarmen. Das kann in Beziehungen,<br />

die zu viel Eifersucht neigen,<br />

Probleme geben.<br />

SCHÜTZE (23.11.-21.12.)<br />

Genießen Sie die vielen Komplimente,<br />

die man Ihnen macht! Sie werden bestimmt<br />

nicht zu ichsüchtig durch dieses<br />

Glücksgefühl. Die Sterne verleihen Ihnen<br />

großes Verhandlungsgeschick. Sie sollten<br />

gezielt an Ihrer Karriere basteln. Finanzielles<br />

Glück!<br />

STEINBOCK (22.12.-20.01.)<br />

Lassen Sie die genießerische Seite des Lebens<br />

mehr zu. Vieles relativiert sich dadurch<br />

und Sie werden etwas ausgeglichener.<br />

Sagen Sie einfach mal Ja, ohne schon<br />

genau zu wissen, was passieren wird. Ihr<br />

Sicherheitsdrang verbaut sonst das neue<br />

Glück.<br />

WASSERMANN (21.01.-19.02.)<br />

Unerwartete Neuigkeiten verändern Ihren<br />

Alltag und es kommt alles ganz anders,<br />

als erwartet. Sie passen sich schnell<br />

an. Ihnen wird am heutigen Tage manchmal<br />

ein wenig kühl ums Herz. Aber bis<br />

zum Abend ist auch die letzte Träne getrocknet.<br />

FISCHE (20.02.-20.03.)<br />

Die Sterne bescheinen Ihren berufl ichen<br />

Alltag weniger freundlich. Einsichten<br />

können die Karriereaussichten verbessern.<br />

Das Glück gehört denen, die sich<br />

selber genügen. Auch Sie sollten Unzufriedenheiten<br />

nicht auf Ihre Beziehung<br />

projizieren.


SEITE 30 WELT KOMPAKT DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />

TV-PROGRAMM<br />

ARD ZDF RTL SAT.1 PRO 7 VOX<br />

5.30 Morgenmagazin 9.00 heute<br />

9.05 Rote Rosen – Specials 9.55<br />

Wetter 10.00 heute 10.03 Brisant.<br />

10.30 H¥Seine Mutter und ich.<br />

Familiendrama, D/A 2009 (Wh.)<br />

12.00 heute 12.15 ARD-Buffet.<br />

13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />

<strong>14</strong>.00Tagesschau<br />

<strong>14</strong>.10¥ Sportschau live<br />

Tour de France, 12. Etappe:<br />

Cugnaux – Luz-Ardiden.<br />

Moderation: Thomas Braml,<br />

Reporter: Florian Kurz und<br />

Florian Naß (Übertragung<br />

aus Luz-Ardiden)<br />

17.50¥ Tagesschau<br />

18.00Verbotene Liebe Serie.<br />

18.50Das Duell im Ersten<br />

19.45¥ Wissen vor 8 Was bedeutet<br />

Blutdruck 120 / 90?<br />

Mit Ranga Yogeshwar<br />

19.50Das Wetter / Börse<br />

20.00¥ Tagesschau<br />

20.15¥ Frag doch mal die Maus<br />

(VPS 20.<strong>14</strong>) Die große Familienshow.<br />

Gäste: Hannelore<br />

Kraft, Maite Kelly, Axel<br />

Prahl, Guido Cantz, Frank<br />

Plasberg, Herbert Knaup<br />

22.15¥ Monitor Eurokrise – wie<br />

Hedgefonds gegen Südeuropa<br />

wetten; Gewalt in<br />

Stuttgart – wie die Polizei<br />

mit der Wahrheit umgeht<br />

22.45Tagesthemen / Wetter<br />

23.15H Auf der anderen Seite<br />

Drama, D/TR/I 2007.<br />

1.05 Nachtmagazin (VPS 0.35)<br />

1.25H õ¥Ghost Dog –<br />

Der Weg des Samurai<br />

(VPS 0.55) Thriller, USA/F/J/<br />

D 1999. Mit Forest Whitaker,<br />

John Tormey<br />

3.15 Tagesschau (VPS 2.45)<br />

3.20¥ Geld.Macht.Liebe<br />

(VPS 2.50) Familien-Serie.<br />

Mit Roland Koch.<br />

6.05 One Piece 7.00 Street Football<br />

7.25 Joyce Meyer – Das Leben genießen<br />

7.55 Missionswerk Karlsruhe<br />

8.00 Homeshopping 12.30 Earth:<br />

Final Conflict (Wh.) 13.20 Smallville<br />

(Wh.) <strong>14</strong>.15 Stargate (Wh.) 15.10<br />

Star Trek – Das nächste Jahrhundert<br />

(Wh.) 16.10 Earth: Final Conflict<br />

17.10 Smallville 18.05 Stargate<br />

19.05 Star Trek – Das nächste Jahrhundert.<br />

Der Schachzug/Der Schachzug<br />

/ Traumanalyse (1) 22.15 Akte X.<br />

Im Bermuda-Dreieck 23.15 Crossing<br />

Jordan. 0.10 Star Trek – Das nächste<br />

Jahrhundert (Wh.) 1.00 Akte X<br />

(Wh.) 1.55 Crossing Jordan<br />

15.00 Planet Wissen 16.00 ¥ WDR<br />

aktuell 16.15 daheim & unterwegs<br />

18.00 Lokalzeit 18.05 ¥ hier und<br />

heute 18.20 ¥ Servicezeit 18.50 ¥<br />

Akt. Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 ¥<br />

Tagesschau 20.15 ¥ Reiten im<br />

Westen, live. Aus der Aachener Soers.<br />

CHIO Aachen – Springen – Nationen-Preis<br />

21.00 ¥ WDR aktuell<br />

21.15 ¥ Reiten im Westen, live. Aus<br />

der Aachener Soers. CHIO Aachen –<br />

Springen – Nationen-Preis 22.45 ¥<br />

Menschen hautnah 23.30 H ¥<br />

Séraphine. Biografie, F/D 2008. Mit<br />

Yolande Moreau, Ulrich Tukur 1.30 ¥<br />

hier und heute 2.00 Lokalzeit<br />

5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00<br />

heute 9.05 Volle Kanne – Service<br />

täglich 10.30 Die Ärzte 11.15 hallo<br />

deutschland emotionen 12.00<br />

heute 12.15 drehscheibe Deutschland<br />

13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />

<strong>14</strong>.00heute – in Deutschland<br />

<strong>14</strong>.15Die Küchenschlacht<br />

15.00heute<br />

15.05Topfgeldjäger<br />

16.00heute – in Europa<br />

16.15¥ Herzflimmern –<br />

Die Klinik am See<br />

17.00¥ heute / Wetter<br />

17.15hallo deutschland Magazin<br />

17.45¥ Leute heute<br />

18.05¥ SOKO Stuttgart<br />

Krimi-Serie. Zahltag.<br />

19.00¥ heute<br />

19.20¥ Wetter<br />

19.25Notruf Hafenkante<br />

Polizei-Serie. Heißer Abriss<br />

20.15H ¥Inspector Barnaby<br />

Krimi, GB 2007. Denn<br />

du bist Staub. Mit John<br />

Nettles. Regie: Sarah Hellings.<br />

Sergeant Ben Jones<br />

ist nicht begeistert, als er<br />

den Midsomer-Wanderclub<br />

auf eine mehrtägige Tour in<br />

den Lake District begleiten<br />

muss. Doch es gilt ein<br />

Leben zu schützen.<br />

21.45¥ heute-journal<br />

22.12¥ Wetter<br />

22.15Maybrit Illner Polit-Talk<br />

23.15Markus Lanz Talk-Show<br />

0.20 heute nacht<br />

0.35H õ¥Das 11. Gebot<br />

Psychothriller, USA/GB ’05.<br />

Mit Gael García Bernal<br />

2.15 heute<br />

2.20H ¥Inspector Barnaby<br />

Krimi, GB 2007. Denn<br />

du bist Staub (Wh.)<br />

3.50 heute<br />

3.55 Notruf Hafenkante (Wh.)<br />

10.00 Die geheimnisvollen Städte<br />

des Goldes 10.30 Living Gospel –<br />

Antworten aus Gottes Wort 11.00<br />

Das Vierte Lebensberatung, live<br />

<strong>14</strong>.00 Zorro – Der schwarze Rächer<br />

<strong>14</strong>.30 Teleshopping 16.00 Tarzan<br />

16.30 Teleshopping 18.30 Grusel,<br />

Grauen, Gänsehaut 19.00 Akte<br />

Zack 19.30 Teleshopping 20.15 H®<br />

Teufelskommando. Abenteuerfilm,<br />

USA 1956. Mit John Payne, Mona Freeman,<br />

Peter Graves, Chuck Connors.<br />

Buch: John C. Higgins und Walter Doniger.<br />

Regie: Allan Dwan 22.15 Teleshopping<br />

23.00 Heiße Girls 0.55<br />

DAS VIERTE Girls 2.00 Heiße Girls<br />

16.10 ¥ Inselgeschichten 17.10<br />

Leopard, Seebär & Co. 18.00 Ländermagazine<br />

18.15 ¥ Typisch! Die<br />

Schiedsrichterin 18.45 ¥ DAS!<br />

19.30 NDR Ländermagazine 20.00<br />

¥ Tagesschau 20.15 ¥ Immer ostwärts<br />

– Von Berlin nach Wladiwostok.<br />

Reihe 21.00 New Brunswick –<br />

Kanadas unbekannter Osten. Reportage<br />

21.45 ¥ NDR aktuell 22.00<br />

H ¥ Die Hüttenwirtin. Liebeskomödie,<br />

D/A 2010. Mit Christina<br />

Plate 23.30 H¥Polizeiruf 110. Krimi,<br />

D 2001. Bei Klingelzeichen Mord.<br />

1.00 Unsere Geschichte – Was den<br />

Norden bewegte (Wh.)<br />

6.00 Punkt 6 7.30 Alles, was zählt<br />

8.00 Unter uns. Serie. Mit Joy Lee<br />

Juana Abiola 8.30 GZSZ 9.00<br />

Punkt 9. Mit Wolfram Kons und<br />

Jennifer Knäble 9.30 Mitten im Leben!<br />

Doku-Soap 11.30 Unsere<br />

erste gemeinsame Wohnung.<br />

Doku-Soap 12.00 Punkt 12 – Das<br />

RTL-Mittagsjournal. Magazin<br />

<strong>14</strong>.00Mitten im Leben!<br />

15.00Verdachtsfälle<br />

16.00Familien im Brennpunkt<br />

17.00Die Schulermittler<br />

17.30Unter uns Serie<br />

18.00Explosiv – Magazin<br />

18.30Exclusiv – Magazin<br />

Mit Frauke Ludowig<br />

18.45RTL Aktuell<br />

19.03RTL Aktuell – Das Wetter<br />

19.05Alles, was zählt<br />

Familien-Serie<br />

19.40GZSZ<br />

20.15Alarm für Cobra 11 –<br />

Die Autobahnpolizei<br />

Action-Serie. Am Abgrund.<br />

Mit Erdogan Atalay<br />

21.15õ Bones – Die Knochenjägerin<br />

Krimi-Serie.<br />

Schrottskulptur mit Schädel.<br />

Mit Emily Deschanel,<br />

David Boreanaz<br />

22.15CSI: Den Tätern auf der<br />

Spur Krimi-Serie. Grabesstille<br />

(2). Mit William Petersen,<br />

Marg Helgenberger<br />

23.10CSI: Den Tätern auf der<br />

Spur Herr der Fliegen<br />

0.00RTL Nachtjournal<br />

0.27Das Wetter<br />

0.30õ Bones (Wh.)<br />

1.25CSI: Den Tätern auf der<br />

Spur Krimi-Serie (Wh.)<br />

2.15CSI: Den Tätern auf der<br />

Spur Krimi-Serie (Wh.)<br />

3.10RTL Nachtjournal (Wh.)<br />

3.37RTL Wetter (Wh.)<br />

3.40Das Strafgericht<br />

KABEL 1 TIPPS DES TAGES<br />

RTL 2<br />

15.55 What’s up, Dad? 16.50 kabel<br />

eins news 17.00 Two and a Half<br />

Men 17.55 Abenteuer Leben – täglich<br />

Wissen 18.45 Die Super-Heimwerker<br />

19.15 Achtung Kontrolle!<br />

20.15 Navy CIS. Kopfsache / Familiengeheimnis<br />

22.10 Numb3rs – Die<br />

Logik des Verbrechens. Krimi-Serie.<br />

Abwärts / Entführt, verfolgt 0.00 Navy<br />

CIS. Kopfsache / Familiengeheimnis.<br />

(Wh.) 1.51 kabel eins late news 1.55<br />

Numb3rs – Die Logik des Verbrechens<br />

(Wh.) 3.17 kabel eins late news<br />

3.20 Eine schrecklich nette Familie<br />

4.05 Blockbuster TV – Making-of:<br />

„Barney’s Version“.)<br />

Auf der anderen Seite<br />

ARD|23.15 Nachdem sein Vater<br />

eher aus Versehen eine türkische<br />

Prostituierte erschlagen hat, will sein<br />

Sohn Nejat (Baki Davrak)Sühne tun.<br />

Er reist in die Türkei, um die Tochter<br />

der Verstorbenen zu finden.<br />

Verliebt in die Braut<br />

SAT.1|20.15 Frauenheld Tom (Patrick<br />

Dempsey) und Hannah (Michelle<br />

Monaghan) sind seit zehn Jahren<br />

die besten Freunde. Als sich Hannah<br />

verliebt und heiraten will, merkt Tom,<br />

dass sie seine große Liebe ist.<br />

TELE 5 DAS VIERTE 3 SAT ARTE KI.KA PHOENIX<br />

<strong>14</strong>.30 Im Garten der Lüste 15.15<br />

Kauai – die Garteninsel Hawaiis<br />

16.00 Tief im Regenwald (1/2) 17.30<br />

Die Odyssee des Menschen – Die<br />

Eroberung der Neuen Welt 18.00<br />

Ländermagazin 18.30 Traumhäuser<br />

19.00 heute 19.20 Kulturzeit<br />

kompakt 19.30 Die Donauten (4):<br />

2800 Kilometer mit dem Kanu auf<br />

der Donau 20.00 Tagesschau 20.15<br />

Giganten im Kornfeld (1). Von der<br />

Sense zum Mähdrescher 21.00 scobel<br />

– Risiko 22.00 Der Kampf ums<br />

Kreuz 22.25 H In 3 Tagen bist Du<br />

tot II. Horrorthriller, A 2008. Mit Sabrina<br />

Reiter 0.15 10 vor 10<br />

16.00 rbb aktuell 16.05 ARD-Buffet<br />

16.50 kurz vor 5 17.00 rbb aktuell<br />

17.05 Seehund, Puma & Co. 17.55<br />

Sandmännchen 18.00 rbb um<br />

sechs – Das Ländermagazin 18.30<br />

zibb 19.30 Regionalnachrichten<br />

20.00 ¥ Tagesschau 20.15 H¥Liebe<br />

am Fjord – Das Meer der Frauen.<br />

Familiendrama, D <strong>2011</strong>. 21.45 rbb<br />

aktuell 22.15 Mauerjahre – Leben<br />

im geteilten Berlin 22.30 Meine<br />

DDR 23.15 Und wenn sie nicht gestorben<br />

sind … (1): Die Kinder von<br />

Golzow – Das Ende der unendlichen<br />

Geschichte 1.45 Abendschau<br />

2.15 Brandenburg aktuell<br />

5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen,<br />

live 10.00 Lenßen & Partner<br />

11.00 Richterin Barbara Salesch<br />

12.00 Richter Alexander Hold<br />

13.00Britt Trockengelegt – wir<br />

sitzen in der Liebeswüste<br />

<strong>14</strong>.00Zwei bei Kallwass Psychologie<br />

und Lebensberatung<br />

mit Angelika Kallwass<br />

15.00Richterin Barbara Salesch<br />

Gerichtsshow<br />

16.00Richter Alexander Hold<br />

17.00Niedrig und Kuhnt<br />

17.30Das Sat.1-Magazin<br />

18.00Hand aufs Herz Telenovela<br />

18.30Anna und die Liebe<br />

19.00K 11 – Kommissare im<br />

Einsatz Reihe. Der<br />

ungeliebte Pflegesohn<br />

19.30K 11 – Kommissare im<br />

Einsatz Reihe. Kommissare<br />

im Fadenkreuz<br />

20.00Sat.1 Nachrichten, live<br />

20.15H õVerliebt in die Braut<br />

Komödie, USA/GB 2008. Mit<br />

Patrick Dempsey, Michelle<br />

Monaghan, Kevin McKidd.<br />

Regie: Paul Weiland<br />

22.15Kerner U. a.: Schulter an<br />

Schulter – Knochenjob: Gurkenernte;<br />

Höher, schneller und<br />

weiter – Die spektakulärsten<br />

Wasserrutschen der Welt<br />

23.30H õRitter aus Leidenschaft<br />

Abenteuerkomödie,<br />

USA 2001. Mit Heath Ledger,<br />

Mark Addy. (Wh.)<br />

1.55Richter Alexander Hold<br />

Gerichtsshow<br />

2.45Richter Alexander Hold<br />

Gerichtsshow<br />

3.30Richterin Barbara Salesch<br />

4.15Zwei bei Kallwass Psychologie<br />

und Lebensberatung<br />

mit Angelika Kallwass<br />

5.05Das Sat.1-Magazin<br />

Mit Annika Kipp<br />

Palermo Shooting<br />

ARTE | 20.15 Der Düsseldorfer<br />

Modefotograf Finn (Campino)<br />

steckt in einer Lebenskrise und<br />

reist überstürzt nach Palermo. Hier<br />

setzt er sich mit seinen Sehnsüchten<br />

und Ängsten auseinander.<br />

19.00 ARTE Journal 19.30 Über den<br />

Inseln Afrikas (4). Reihe. S„o Tomé<br />

und Príncipe 20.15 H Palermo<br />

Shooting. Psychodrama, D/F 2008.<br />

Mit Campino 22.00 H Spuren von<br />

Blut. Polizeithriller, F 1999. Mit Charles<br />

Berling, André Dussollier, Ludovic<br />

Schoendoerffer. Regie: Frédéric<br />

Schoendoerffer 23.40 H Sasori-Jailhouse<br />

41. Gefängnisfilm, J 1972. Mit<br />

Meiko Kaji, Fumio Watanabe, Kayoko<br />

Shiraishi. Regie: Shunya Ito 1.10 Mit<br />

dem Zug durch … das Salzkammergut.<br />

Reihe 1.35 Das Schicksal<br />

Roms (1/2). Szenische Doku 3.50<br />

Männer vom Aussterben bedroht<br />

15.30 Wir in Bayern – Lust auf Heimat<br />

16.45 Rundschau 17.00 Bergbauern<br />

– wie’s weitergeht 17.30<br />

Frankenschau aktuell / Schwaben<br />

und Altbayern aktuell 18.00<br />

Abendschau 18.45 ¥ Rundschau<br />

19.00 ¥ laVita 19.45 ¥ Dahoam is<br />

Dahoam 20.15 ¥ quer 21.00 Rundschau-Magazin<br />

21.15 ¥ freizeit.<br />

21.45 Sketche mit Herbert &<br />

Schnipsi 22.30 Capriccio. U. a.: Gnadenlos!<br />

– Der Karikaturist Gerhard<br />

Haderer 23.00 Nachtlinie 23.30<br />

Rundschau-Nacht 23.40 BR-Klassik:<br />

Die R&B-Show 0.40 on3-südwild<br />

1.40 ¥ Dahoam is Dahoam<br />

4.20 We are Family! 5.05 U20 5.55<br />

Malcolm mittendrin 6.45 ¥ The<br />

Big Bang Theory (Wh.) 7.40 ¥<br />

How I Met Your Mother 8.35<br />

Scrubs – Die Anfänger 10.25 õ<br />

EUReKA 11.20 Malcolm 12.20 ¥<br />

The Big Bang Theory 13.15 ¥<br />

How I Met Your Mother<br />

<strong>14</strong>.10Scrubs – Die Anfänger<br />

<strong>14</strong>.35Scrubs – Die Anfänger<br />

15.05Scrubs – Die Anfänger<br />

15.30Scrubs – Die Anfänger<br />

16.00Das Model und der Freak<br />

17.00taff Boulevardmagazin.<br />

U. a.: Schlau und Schön (4)<br />

18.00Newstime<br />

18.10Die Simpsons<br />

Bart packt aus<br />

18.40Die Simpsons<br />

Liebhaber der Lady B.<br />

19.10Galileo U. a.: Einmal<br />

Nordkap für 100 Euro<br />

20.15Sommermädchen <strong>2011</strong><br />

Dokutainment mit Jana Ina<br />

und Giovanni Zarrella<br />

22.15red! Stars, Lifestyle<br />

& More Magazin.<br />

U. a.: Don’t smoke on the<br />

water (2) – Fünf Stars,<br />

eine Mission: endlich<br />

Nichtraucher werden!<br />

23.15Quatsch Comedy Club<br />

Gäste: Johann König,<br />

Guido Cantz, Oliver Polak<br />

23.50Quatsch Comedy Club<br />

Gäste: Ingo Appelt, Ingo<br />

Oschmann, Sebastian 23<br />

0.20 talk talk talk –<br />

Die Late Show<br />

Best of. Mit Sonya Kraus<br />

1.05 WE LOVE<br />

in Concert: Milow<br />

Aufzeichnung aus<br />

dem Parkbad Süd<br />

in Castrop-Rauxel<br />

1.35 Old Ass Bastards<br />

Comedy-Serie<br />

In 3 Tagen bist Du tot II<br />

3Sat | 22.25 Nina (Sabrina Reiter)<br />

macht sich auf die Suche nach ihrer<br />

Freundin Mona, die sich offenbar<br />

in den Tiroler Bergen aufhält<br />

und Hilfe benötigt. Die Spur führt<br />

sie zu einem einsamen Berghof.<br />

12.55 Matzes Monster 13.20 õ<br />

Rocket & Ich 13.45 Mimis Plan<br />

<strong>14</strong>.08 logo! Die Welt und ich. <strong>14</strong>.10<br />

Schloss Einstein – Erfurt 15.00<br />

Hauptstadtpraktikanten 15.25 õ<br />

Blue Water High – Surf-Academy<br />

16.18 logo! Die Welt und ich. 16.20<br />

õ Piets irre Pleiten (3) 16.45 õ<br />

Garfield 17.10 Take 5 17.35 Der<br />

kleine Nick 17.55 Das Zauberkarussell<br />

18.15 õ Babar und die Abenteuer<br />

von Badou 18.40 õ Zoés<br />

Zauberschrank 18.50 Sandmännchen<br />

19.00 Little Amadeus – Abenteuer<br />

des jungen Mozart (2) 19.25<br />

pur+ 19.50 logo! 20.00 KI.KA LIVE<br />

WDR NDR RBB BR SWR HR<br />

18.00 Landesschau aktuell Baden-<br />

Württemberg 18.09 Börsen-Info<br />

18.15 Geschichten aus Ballendorf<br />

(2) 18.45 Landesschau Baden-<br />

Württemberg 19.45 ¥ Landesschau<br />

aktuell Baden-Württemberg<br />

20.00 ¥ Tagesschau 20.15 Zur Sache<br />

Baden-Württemberg! 21.00 ¥<br />

Marktcheck. U. a.: Abzocke an der<br />

Haustür – Kanalreiniger gehen hausieren<br />

21.45 Landesschau aktuell<br />

21.58 Wetter 22.00 Odysso. 22.30<br />

Wir Reiseweltmeister – Deutschland<br />

macht Urlaub (1) 23.15 Nachtkultur<br />

23.45 Literatur im Foyer 0.15<br />

Station Solitude 1.45 Odysso<br />

5.45 Menschen, Tiere & Doktoren<br />

6.45 Die Nanny Mit Fran Drescher,<br />

Charles Shaughnessy, Daniel<br />

Davis (Wh.) 8.35 Eine himmlische<br />

Familie 9.30 Gilmore Girls.<br />

Serie. Tanzmarathon/Mit List und<br />

Tücke. Mit Lauren Graham, Alexis<br />

Bledel 11.25 Nachrichten 11.30<br />

Prominent! 11.50 mieten, kaufen,<br />

wohnen<br />

<strong>14</strong>.00Mieterzoff (9)<br />

Doku-Reihe<br />

15.55Menschen,<br />

Tiere & Doktoren<br />

16.55Menschen,<br />

Tiere & Doktoren<br />

18.00mieten, kaufen, wohnen<br />

Doku-Soap<br />

19.00Das perfekte Dinner<br />

im Schlafrock<br />

Tag 4: Lars / Hamburg.<br />

Koch-Doku<br />

20.00Prominent!<br />

20.15H Hulk Comicverfilmung,<br />

USA 2003. Mit Eric<br />

Bana, Jennifer Connelly,<br />

Sam Elliott, Nick Nolte.<br />

Buch: John Turman,<br />

Michael France und James<br />

Schamus. Regie: Ang Lee<br />

23.00H Mad Max II –<br />

Der Vollstrecker<br />

Actionfilm, AUS 1981.<br />

Mit Mel Gibson, Bruce<br />

Spence, Vernon G.<br />

Wells, Emil Minty.<br />

Regie: George Miller<br />

0.40 Nachrichten<br />

1.00H Hulk Comicverfilmung,<br />

USA 2003. Mit Eric Bana.<br />

Regie: Ang Lee (Wh.)<br />

3.10H Mad Max II – Der Vollstrecker<br />

Actionfilm, AUS<br />

1981. Mit Mel Gibson. (Wh.)<br />

4.40 Making-of …<br />

4.55 Schneller als die<br />

Polizei erlaubt<br />

15.20 King of Queens (Wh.) 16.45<br />

Still Standing 18.00 X-Diaries –<br />

Love, Sun & Fun 19.00 Big Brother.<br />

Tag 73 20.00 News 20.15 Die Kochprofis<br />

– Einsatz am Herd. Heute:<br />

„Hüttenhotel Elbhöhe“ in Vietze<br />

21.10 Frauentausch 23.05 exklusiv<br />

– die reportage. Geil, geiler, Molly! –<br />

Deutschlands dickste Hure gibt Gas<br />

0.05 Law & Order: New York 1.00<br />

Blood Ties – Biss aufs Blut 1.40 Dead<br />

Zone 2.20 Die Geheimnisse von<br />

Whistler 3.00 Law & Order: New<br />

York (Wh.) 3.40 H Trügerische<br />

Freiheit – Der Mörder wartet auf<br />

dich. Thriller, USA 2007 (Wh.)<br />

8.15 Das Phantom von Uruk (Wh.)<br />

9.00 Bosporus (4) 9.45 Alles nur Lüge<br />

10.30 Bedingungslos glücklich?<br />

11.15 Über Nacht zur Konzernchefin<br />

12.00 Vor Ort (VPS 12.01). Paris:<br />

Militärparade anl. der Feiern zum<br />

französischen Nationalfeiertag <strong>14</strong>.00<br />

Die Schwebefähre in Portugalete,<br />

Spanien <strong>14</strong>.15 Bosporus (4) (Wh.)<br />

15.00 Vor Ort 21.00 Angriff auf das<br />

Paradies 21.45 heute-journal 22.15<br />

Burma VJ 23.40 Nargis – Als die<br />

Zeit aufhörte zu atmen 1.10 Im Fadenkreuz<br />

der Attentäter 2.25 Mumien<br />

– Rätselhafte Zeugen der<br />

Vergangenheit 3.10 Tal der Könige<br />

15.00 Eisenbahnen 15.30 Das Tessin<br />

– der zauberhafte Schweizer<br />

Süden 16.00 ¥ Gernstls Deutschlandreise<br />

(3). 4. Teil folgt am 15. <strong>Juli</strong>.<br />

16.45 hessenschau 17.00 Nashorn,<br />

Zebra & Co. 17.50 hessenschau<br />

18.00 maintower 18.20 ¥ Brisant<br />

Classix 18.50 service: gesundheit<br />

19.15 alle wetter! 19.30 hessenschau<br />

20.00 Tagesschau 20.15<br />

Schlagerparty. Die Zweite 21.45 service:<br />

garten 22.30 hessenschau<br />

kompakt 22.45 Schwarz greift ein.<br />

Die Versuchung 23.30 ® Familie<br />

Hesselbach. 0.20 ¥ Lindenstraße<br />

0.50 Schlagerparty (VPS 0.20)<br />

DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> * WELT KOMPAKT SEITE 31<br />

MENSCHEN & MEDIEN<br />

Puppenspiel: Ein Demonstrant trägt eine Rupert-Murdoch-Maske und spielt mit einer David-Cameron-Marionette<br />

Murdoch gibt vorerst auf<br />

Medienunternehmer zieht Angebot für britische Sendergruppe BSkyB zurück<br />

T News Corporation<br />

betont, trotzdem<br />

langfristig Aktionär<br />

bleiben zu wollen<br />

SEBASTIAN BORGER<br />

LONDON<br />

Unter dem Druck von Regierung<br />

und Öffentlichkeit<br />

hat die US-Medienholding<br />

News Corporation das<br />

Übernahme-Angebot für den<br />

britischen Bezahl-Sender BSkyB<br />

zurückgezogen. Der Druck auf<br />

den Konzern des Medienunternehmers<br />

Rupert Murdoch war<br />

nach dem Abhörskandal bei der<br />

inzwischen eingestellten Zeitung<br />

„News of the World“ und<br />

wegen immer neuer Enthüllungen<br />

krimineller Machenschaften<br />

Schwarzenegger<br />

kehrt auf die<br />

Leinwand zurück<br />

LOS ANGELES – Exgouverneur<br />

Arnold Schwarzenegger hat sein<br />

Comeback als Filmschauspieler<br />

bestätigt: In dem Western „The<br />

Last Stand“ werde er die Rolle eines<br />

Sheriffs spielen, teilte sein<br />

Sprecher Daniel Ketchell mit. Es<br />

ist Schwarzeneggers erste Hauptrolle<br />

seit dem Actionfilm „Terminator<br />

3“ von 2003. Im Mai hatte<br />

Schwarzenegger erklärt, er habe<br />

wegen des Scheiterns seiner Ehe<br />

mit Maria Shriver seine Comeback-Pläne<br />

gestoppt.<br />

Verleger Axel Springer (1985 †)<br />

Herausgeber Thomas Schmid<br />

Chefredakteur: Jan-Eric Peters<br />

Stellv. Chefred.: Dr. Ulf Poschardt;<br />

Oliver Michalsky, Frank Schmiechen,<br />

Andrea Seibel, Cornelius Tittel<br />

Leitender Redakteur: Matthias<br />

Leonhard Stellvertreter: Henning<br />

zu groß geworden. Der konservative<br />

Premierminister David<br />

Cameron begrüßte die Entscheidung,<br />

die er kurz zuvor im Unterhaus<br />

gefordert hatte: „Das<br />

Unternehmen sollte jetzt den eigenen<br />

Laden in Ordnung bringen“,<br />

sagte er. Labour-Oppositionsführer<br />

Edward Miliband<br />

sprach von „einem Sieg für die<br />

Menschen in unserem Land“.<br />

Murdochs Einfluss auf der Insel<br />

solle „bis hierher und nicht weiter“<br />

reichen.<br />

Der Vize-Chairman von News<br />

Corp, Chase Carey, betonte in<br />

einer kurzen Erklärung, der Deal<br />

im Wert von mehr als acht Milliarden<br />

Pfund hätte beiden Unternehmen<br />

Vorteile bringen können.<br />

Er räumte jedoch ein, das<br />

„derzeitige Klima“ sei zu<br />

„schwierig“. Man bleibe jedoch<br />

ein langfristiger Aktionär. Der-<br />

PARIS – Zwei Wochen nach der<br />

Hochzeit hängt der Haussegen<br />

beim monegassischen Fürstenpaar<br />

angeblich schief. Die französische<br />

Zeitung „Le Figaro“ berichtet,<br />

dass Albert und Charlene<br />

während ihrer Hochzeitsreise<br />

nach Südafrika nicht im selben<br />

Hotel übernachtet hätten. Aber<br />

nicht nur die getrennten Übernachtungen<br />

führte der „Figaro“<br />

als Hinweis auf eine Ehekrise an.<br />

Als Boulevardfotografen das<br />

frisch getraute Paar um einen<br />

Kuss für die Kameras gebeten<br />

Kruse (v.i.S.d.P.) Redaktion: Politik:<br />

Torsten Krauel, Marcus Heithecker<br />

Internet & Wissen: Jürgen<br />

Stüber Wirtschaft: Olaf Gersemann,<br />

Thomas Exner Kultur, Magazin:<br />

Philipp Haibach Sport: Stefan<br />

Frommann Menschen & Medien/Aus<br />

aller Welt: Sandra Garbers<br />

Regionalredaktionen: Berlin:<br />

Matthias Leonhard Düsseldorf:<br />

Nicole Lange, Anne Heidrich<br />

Frankfurt: Jan Küveler, Jan-Otto<br />

Weber Hamburg: Jörn Lauterbach<br />

Köln: Tobias Dupke, Stefan Kaufmann<br />

München: Christian Böhm,<br />

Ruth Wenger Foto: Stefan A. Runne<br />

Layout und Produktion: Ronny<br />

Wahliß, Gesa Vollborn, Holger Bade<br />

zeit gehören News Corp 39,1 Prozent<br />

des Satellitensenders.<br />

Branchenbeobachter werten<br />

die Kehrtwende nach 13-monatiger<br />

Bieterzeit als schwere Niederlage,<br />

schließen aber auch einen<br />

taktischen motivierten<br />

Rückzug nicht aus.<br />

Im Unterhaus sah sich der<br />

Murdoch-Konzern<br />

dem Unmut der geschlossenenpolitischen<br />

Elite Großbritanniens<br />

gegenüber:<br />

Einen Entschließungsantrag<br />

der Labour-Party<br />

gegen die<br />

geplante BSkyB-Gesamtübernahmehatten<br />

nicht nur Abgeordnete<br />

der konservativ-liberalenRegierungskoalitionunterschrieben.<br />

Auch sämt-<br />

Ein Paar, zwei Zimmer, viele Grüchte<br />

Albert und Charlene sollen in verschiedenen Hotels übernachtet haben<br />

Charlene und Albert auf einer<br />

Dinner Party in Südafrika<br />

hätten, habe die Braut ihren<br />

Kopf weggedreht und ihrem<br />

Mann nur die Wange hingehal-<br />

Impressum<br />

WELT KOMPAKT erscheint in Kooperation<br />

mit der Axel Springer Akademie.<br />

Leitung: Marc Thomas Spahl<br />

(www.axel-springer-akademie.de)<br />

Verlagsgeschäftsführung: Jan<br />

Bayer (Vorsitzender), Christoph<br />

Rüth, Frank Mahlberg<br />

Gesamtanzeigenleiter: Stephan<br />

Madel (v.i.S.d.P.) Nationale<br />

MEDIEN-SKANDAL<br />

Rupert Murdoch verzichtet<br />

auf die Übernahme<br />

des Pay-TV-Senders BSkyB.<br />

Der Druck aus den Reihen<br />

der Politik wurde zu groß .<br />

http://bit.ly/q0hui2<br />

GETTY IMAGES/ JASPER JUINEN<br />

liche kleinere Parteien im Parlament<br />

unterstützten die Machtprobe.<br />

Durch sein entschlossenes<br />

Vorgehen in der Causa Murdoch<br />

hat Labour-Chef Miliband bei<br />

Freund und Feind gepunktet.<br />

Sein Gegenüber Cameron hingegen<br />

war von Beginn an gehandicapt:<br />

Noch als Oppo-<br />

ten, als wäre sie genervt. Albert<br />

gibt ihr ein eher schmallippiges<br />

Bussi. Außerdem seien der Fürst<br />

und seine Frau nach einem Besuch<br />

beim südafrikanischen<br />

Staatschef Jacob Zuma in getrennten<br />

Autos weggefahren. Albert<br />

dementierte Gerüchte über<br />

Eheprobleme: „Das alles ist nur,<br />

um unsere Ehe ins Wanken zu<br />

bringen, es ist ungerecht.“ Albert<br />

hat in der Vergangenheit zwei<br />

uneheliche Kinder anerkannt<br />

und die Existenz weiterer Fälle<br />

nicht ausgeschlossen.<br />

Vermarktung: Philipp Zwez (Display),<br />

Peter M. Müller (Handel)<br />

Anzeigenpreislisten Nr. 89b, gültig<br />

ab 30.01.<strong>2011</strong> für DIE WELT<br />

Gesamtausgabe. Alle Rechte vorbehalten.<br />

Die Rechte für die Nutzung von<br />

Artikeln für elektronische Presse-<br />

sitionsführer hatte<br />

der Konservative den<br />

früheren Chefredakteur<br />

von „News ofthe<br />

World“, Andy Coulson,<br />

als Presseberater<br />

angeworben und<br />

nach Regierungsantritt<br />

auch in die<br />

Downing Street mitgenommen.<br />

Im Januar<br />

war Coulson von<br />

seinem Posten zurückgetreten.<br />

DAPD/ IRSTY WIGGLESWORTH<br />

spiegel erhalten Sie über die PMG<br />

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Straße 65. Telefon: 030/25910,<br />

20350 Hamburg, Axel-Springer-<br />

Platz 1, Telefon: 040/34700<br />

Zippert zappt<br />

Abschreckende Bilder auf Zigarettenschachteln<br />

beeindrucken<br />

Raucher nicht. Der Nikotin-Entzug<br />

setzt nach neuen Erkenntnissen<br />

das Angstzentrum im Gehirn<br />

außer Kraft. Deshalb kann<br />

man Raucher durch Horrorbilder<br />

von Raucherlungen oder zerstörten<br />

Mundhöhlen kaum schocken.<br />

Nichtraucher sind dagegen<br />

stark beeindruckt. Die Tabakfirmen<br />

wollen sich diese Hirnstörungen<br />

zunutze machen und<br />

bieten demnächst auf ihren Packungen<br />

Fotos von entstellten<br />

Nikotinopfern als Sammleredition<br />

an. Auch im politischen Bereich<br />

kennt man das Phänomen<br />

der wirkungslosen Schreckensbilder.<br />

Obwohl die Parteien gesetzlich<br />

verpflichtet sind,<br />

Schockfotos von Kandidaten auf<br />

die Plakate zu drucken, lassen<br />

sich die meisten Wähler nicht<br />

vom Wählen abhalten. In diesem<br />

Fall hat der Stimmabgabeentzug<br />

ihr Angstzentrum lahmgelegt.<br />

Anders ist es nicht zu erklären,<br />

warum 2009 Millionen Menschen<br />

die FDP gewählt haben,<br />

obwohl die Partei mit abschreckenden<br />

Bildern von Guido<br />

Westerwelle oder Dirk Nebel<br />

wirklich alles getan hatte, um die<br />

Süchtigen vom Griff zum<br />

Stimmzettel abzuhalten.<br />

LEUTE VON WELT<br />

USA<br />

Stalker verurteilt<br />

Halle Berry hat<br />

eine einstweilige<br />

Verfügung gegen<br />

einen mutmaßlichen<br />

Stalker<br />

erreicht. Der<br />

27-Jährige stand<br />

plötzlich vor ihrer Küchentür.<br />

Jetzt darf er ihr nicht näher als<br />

90 Meter kommen.<br />

DPA/ JENS KALAENE<br />

DEUTSCHLAND<br />

Heiratswunsch<br />

Trotz ihrer gescheiterten<br />

Ehe<br />

mit Marc Terenzi<br />

würde Sarah<br />

Connor gern<br />

ihren derzeitigen<br />

Freund heiraten.<br />

„Es gibt noch keinen konkreten<br />

Termin, aber Flo und ich<br />

möchten auf jeden Fall irgendwann<br />

heiraten“, sagt die 31-<br />

Jährige. Florian und sie erwarten<br />

im September ein Kind.<br />

DAPD/ AXEL HEIMKEN<br />

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SEITE 32 WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />

AUS ALLER WELT<br />

KOMPAKT<br />

GROSSBRITANNIEN<br />

185 Millionen Euro im<br />

Lotto gewonnen<br />

Der 185 Millionen Euro schwere<br />

Jackpot der Europa-Lotterie<br />

Euromillions ist geknackt. Die<br />

britische Gesellschaft teilte<br />

mit, dass der Tippschein in<br />

Großbritannien abgegeben<br />

wurde. Laut eines Sprechers<br />

ist das der höchste Gewinn,<br />

den Europa je gesehen hat.<br />

USA<br />

Frau häckselt Penis<br />

ihres Mannes<br />

Eine Kalifornierin hat ihrem<br />

Mann den Penis abgeschnitten<br />

und in den Müllzerkleinerer<br />

geworfen. Die 48-Jährige soll<br />

ihren drei Jahre älteren Mann<br />

betäubt und ans Bett gefesselt<br />

haben. Erst als er erwachte,<br />

schnitt die Frau ihm mit einem<br />

Küchenmesser das Glied<br />

ab. Dann rief sie die Polizei.<br />

„Er hat es verdient“, soll sie<br />

gesagt haben.<br />

DEUTSCHLAND<br />

<strong>14</strong>-Jähriger in Papas<br />

Ferrari unterwegs<br />

Ein <strong>14</strong>-Jähriger ist im oberfränkischen<br />

Hof mit dem vor<br />

einer Polizeidienststelle abgestellten<br />

Ferrari seines Vaters<br />

weggefahren. Die Folge war<br />

eine mehrstündige Fahndung.<br />

Der Sohn sollte vor dem Revier<br />

auf das Auto aufpassen,<br />

verschwand aber kurzerhand.<br />

LOTTO<br />

Die Zahlen<br />

Lotto: 1 – 25 – 26 – 30 – 39 – 47<br />

Zusatzzahl: 5, Superzahl: 1<br />

Spiel 77: 2444087<br />

Super 6: 637375<br />

(Alle Angaben ohne Gewähr)<br />

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Europa hin<br />

und zurück<br />

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18<br />

4<br />

Kiel<br />

17<br />

13<br />

Bremen<br />

Emden 17<br />

18<br />

12<br />

Hamburg<br />

18<br />

<strong>14</strong><br />

Rostock<br />

20<br />

<strong>14</strong><br />

6<br />

16<br />

13 Münster<br />

Hannover<br />

18<br />

13<br />

Berlin<br />

Leipzig<br />

21<br />

<strong>14</strong><br />

Düsseldorf Kassel<br />

Köln 17 18<br />

18 13 13<br />

13<br />

Frankfurt<br />

19<br />

Saarbrücken 13<br />

18<br />

11<br />

Stuttgart<br />

21<br />

Dresden<br />

20<br />

13 21<br />

Hof 13<br />

16<br />

9<br />

Nürnberg<br />

19<br />

11<br />

4 12<br />

Friedrichshafen 20<br />

11<br />

München<br />

18<br />

12<br />

3<br />

-9 bis -5 -4 bis 0 1 bis 5 6 bis 10 11 bis 15<br />

16 bis 20 21 bis 25 26 bis 30 31 bis 35 über 35<br />

Deutsche (13) ertrinkt in Bulgarien<br />

Hotel-Pool offenbar illegal errichtet. Schülerin war 20 Minuten lang unter Wasser<br />

T Behörden überprüfen<br />

240 Schwimmbecken.<br />

Ergebnis: Nur 61 haben<br />

offizielle Zulassung<br />

Ein deutsches Mädchen ist<br />

in einem illegalen Swimmingpool<br />

in Bulgarien<br />

tödlich verunglückt. Die 13-Jährige<br />

wurde nach Polizeiangaben<br />

von einem ungenügend gesicherten<br />

Abwasserrohr der Kläranlage<br />

aufgesaugt und blieb 20<br />

Schutzengel<br />

Puerto de la Cruz, Teneriffa: Die Fiesta del Carmen<br />

ist das feucht-fröhlichste Fest des Jahres. Es<br />

ist das Sommer-Highlight der Kanaren-Insel. Die<br />

Deutschland heute<br />

Im Norden nass und sehr windig<br />

Über Norddeutschland regnet es teils anhaltend und<br />

ergiebig. In Nordrhein-Westfalen und Oberbayern fällt<br />

zeitweilig Regen. Sonst gibt es bei einem Mix aus Sonne<br />

und Wolken nur einzelne Schauer. Die Werte erreichen 16<br />

bis 23 Grad. Im Norden gibt es stürmische Böen.<br />

Vorhersage<br />

Norden<br />

Mitte<br />

Süden<br />

Freitag<br />

Samstag<br />

Jetzt unter lufthansa.com oder<br />

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Sonntag<br />

Montag<br />

13 21 12 22 <strong>14</strong> 20 13 20<br />

12 18 12 22 <strong>14</strong> 20 13 19<br />

12 20 11 23 13 22 12 16<br />

Minuten unter Wasser. Sie starb<br />

später in einer Klinik der<br />

Schwarzmeerstadt Warna. Der<br />

Pool in dem Hotel mit dem deutschen<br />

Namen „Berlin“ war nach<br />

ersten Angaben der Gemeinde<br />

Warna noch nicht offiziell zugelassen.<br />

Die Tragödie geschah am<br />

Montagnachmittag in dem international<br />

bekannten Schwarzmeer-Badeort<br />

Slatni Pjassazi<br />

(Goldstrand) nördlich von Warna.<br />

Es war der dritte Urlaubstag<br />

des Mädchens in Bulgarien. Dass<br />

Reykjavik<br />

<strong>14</strong><br />

Dublin<br />

19 London<br />

22<br />

Paris<br />

21<br />

H<br />

21<br />

Oslo<br />

Helsinki<br />

Helsinki<br />

Stockholm<br />

Stockholm<br />

Kopenhagen<br />

Kopenhagen<br />

18 T<br />

18<br />

T Berlin<br />

Brüssel<br />

Brüssel 21 Warschau<br />

Warschau<br />

28<br />

15<br />

Wien<br />

Wien H<br />

Bern<br />

Bern H 25<br />

St. Petersburg<br />

22<br />

Moskau<br />

25<br />

Kiew<br />

30<br />

19<br />

Lissabon Madrid<br />

28 30<br />

Malaga<br />

Malaga<br />

27 23 28<br />

Las Palmas<br />

Bordeaux Bordeaux<br />

19<br />

25<br />

Nizza<br />

T<br />

25<br />

27<br />

Barcelona<br />

Barcelona<br />

24<br />

Rom<br />

Palma<br />

23 27 24 30<br />

Algier Tunis<br />

Tunis<br />

29<br />

33<br />

Budapest<br />

Zagreb T 35<br />

33<br />

33<br />

Athen<br />

38<br />

24<br />

Istanbul<br />

29<br />

H<br />

T<br />

es mit seinen Eltern aus München<br />

kam, hat die Polizei nicht<br />

bestätigt. Das Hotel wollte sich<br />

zu dem Unfall nicht äußern.<br />

In dem Urlaubsland Bulgarien<br />

ist es keine Seltenheit, dass eine<br />

Anlage noch vor der offiziellen<br />

Zulassung in Betrieb genommen<br />

wird. Eine Überprüfung aller 240<br />

Schwimmbecken in den Badeorten<br />

im Raum Warna ergab nach<br />

Medienangaben, dass davon lediglich<br />

61 eine Betriebszulassung<br />

haben. Die anderen hätten nach<br />

amtlichen Angaben eine Geneh-<br />

„Virgin del Carmen“ ist die Schutzpatronin der Fischer.<br />

Sie soll Männer schützen, die raus aufs Meer<br />

fahren und eine sichere Heimkehr bescheren.<br />

Hoch/Tief Warmfront Kaltfront Okklusion Warmluft Kaltluft Kaltluft in der Höhe<br />

AFP/ DESIREE MARTIN<br />

migung beantragt und noch vor<br />

deren Erteilung geöffnet. Der<br />

Unglückspool wurde sofort geschlossen.<br />

Auch in anderen Ländern sind<br />

bereits ähnliche Unglücke passiert:<br />

Vor zwei Jahren wurde in<br />

Thailand ein <strong>14</strong>-jähriger Engländer<br />

von der Pumpenanlage eines<br />

Schwimmbeckens regelrecht<br />

verschlungen. Ein Achtjähriger<br />

aus Nordrhein-Westfalen ertrank<br />

2006 im Swimmingpool<br />

einer Ferienanlage an der türkischen<br />

Ägäisküste.<br />

Fall Bögerl:<br />

Polizei<br />

durchsucht Haus<br />

HEIDENHEIM – Die Polizei untersucht<br />

mit Hochdruck die Hintergründe<br />

des Selbstmords von<br />

Thomas Bögerl, dem Witwer der<br />

2010 entführten und ermordeten<br />

Bankiersgattin. Ein Sprecher der<br />

Polizei Heidenheim bestätigte<br />

einen Bericht der „Bild“-Zeitung,<br />

dass Ermittler das Haus<br />

der Familie durchsucht hätten.<br />

Bögerl hatte sich am Montag erhängt.<br />

„Das war keine Razzia.<br />

Wir haben lediglich in normalem<br />

Ausmaß Spuren gesichert“, erklärte<br />

der Sprecher. „Wir suchen<br />

auf der einen Seite nach dem<br />

Motiv für den Selbstmord und<br />

auf der anderen Seite nach möglichen<br />

Zusammenhängen mit<br />

dem Entführungs- und Mordfall“,<br />

sagte er. Zudem werde in<br />

diesem Zusammenhang nach einer<br />

blonden Frau gesucht.<br />

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Weltwetter<br />

Amsterdam 16°<br />

regnerisch<br />

Barcelona 25°<br />

wolkig<br />

Buenos Aires17°<br />

heiter<br />

Djerba 31°<br />

sonnig<br />

Genf 21°<br />

wolkig<br />

Hongkong 31°<br />

Regen<br />

Innsbruck 17°<br />

Regen<br />

Kapstadt 24°<br />

sonnig<br />

Kairo 38°<br />

sonnig<br />

Kreta 29°<br />

heiter<br />

Los Angeles 20°<br />

bedeckt<br />

Mailand 28°<br />

einzelne Schauer<br />

Malta 31°<br />

heiter<br />

Miami 32°<br />

heiter<br />

New York 28°<br />

sonnig<br />

Palermo 30°<br />

heiter<br />

Peking 29°<br />

Gewitterneigung<br />

Prag 20°<br />

wolkig<br />

Salzburg 18°<br />

Regen<br />

Sydney 13°<br />

wolkig<br />

Tel Aviv 29°<br />

heiter<br />

Tokio 33°<br />

heiter

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