WK 14-Juli-2011
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NACHRICHTEN<br />
NRW | 135 DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />
80 CENT<br />
POLITIK<br />
Österreich will Text<br />
der Hymne ändern<br />
In Österreich findet die Gleichberechtigung<br />
in die Hymne Einzug.<br />
Eine Textpassage über „Söhne“ soll<br />
um „Töchter“ ergänzt werden. S. 7<br />
SPORT<br />
Japan und USA im Finale<br />
der Frauenfußball-WM<br />
Deutschland-Bezwinger Japan und<br />
die USA bestreiten am Sonntag<br />
das Endspiel der Frauenfußball-<br />
Weltmeisterschaft. Seite 11<br />
WISSEN<br />
Die Plastiktüte stirbt<br />
den Tod auf Raten<br />
Brüssel will Plastiktüten europaweit<br />
verbieten. Allein im Mittelmeer<br />
treiben derzeit 250 Milliarden<br />
Kunststoffteilchen. Seite 28<br />
MENSCHEN & MEDIEN<br />
Murdoch verzichtet auf<br />
Übernahme von BSkyB<br />
Rupert Murdoch hat sein Übernahmegebot<br />
für den britischen<br />
Sender BSkyB nach heftigen Protesten<br />
zurückgezogen. Seite 31<br />
IM INTERNET<br />
Tweets des Tages<br />
Eiskalt aufm Sofa eingeschlafen und<br />
die zweite Halbzeit verpasst :( Aber<br />
wenigstens hat die USA 3:1 gewonnen<br />
:) #wwc #FrauenWM heinssen<br />
Nach Griechenland, Portual und<br />
Italien, jetzt: Irland. Gut, dass die<br />
Krise schon so lange überstanden<br />
ist… teh_aSak<br />
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Blick in ein isoliertes Land<br />
Der Berlinale-Siegerfilm „Nader und Simin – Eine Trennung“<br />
zeigt den starren Alltag im Iran Kino, Seiten 24-25<br />
Merkel rüstet Angola auf<br />
Griechische Kreditwürdigkeit<br />
weiter erschüttert<br />
ROM – Die Rating-Agentur Fitch<br />
hat die Kreditwürdigkeit von<br />
Griechenland erneut kräftig<br />
heruntergestuft. Die Agentur<br />
verpasste Griechenland die Note<br />
„CCC“. Dies ist mehrere Stufen<br />
unter der bisherigen Bewertung<br />
„B+“ und die schlechteste<br />
Note vor einem Zahlungsaus-<br />
fall. Die Herabstufung resultiere<br />
daraus, dass es bislang kein<br />
neues, komplett finanziertes<br />
und glaubwürdiges Wirtschaftsprogramm<br />
von EU und<br />
IWF gebe. Der Sondergipfel zur<br />
Schuldenkrise wird wahrscheinlich<br />
erst für kommende<br />
Woche einberufen. Seiten 20/21<br />
BERLIN – An fast jeder zweiten<br />
Schule in Deutschland gibt es<br />
Kinder und Jugendliche, die<br />
über sexuellen Missbrauch<br />
meist im familiären Umfeld berichten.<br />
Das geht aus einer Befragung<br />
des Deutschen Jugendinstituts<br />
hervor. Danach wurden<br />
in 43 Prozent der befragten<br />
Outdoor-Messe: Hersteller<br />
von Funktions-Kleidung<br />
machen gute Geschäfte<br />
Wirtschaft, Seite 22<br />
Deutschland bietet afrikanischem Land Patrouillenboote an. Opposition erzürnt<br />
T Grünen-Chefin nennt<br />
Kanzlerin „Patronin der<br />
Rüstungslobby“<br />
BERLIN/LUANDA – Nach dem<br />
Panzer-Deal mit Saudi-Arabien<br />
sorgt ein von Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel in Aussicht gestellter<br />
Rüstungshandel mit Angola<br />
für neuen politischen<br />
Zündstoff. Die Opposition kritisierte<br />
das deutsche Angebot als<br />
ethisch verwerflich.<br />
Bei ihrem Besuch in dem ölreichen<br />
Staat bot Merkel der<br />
Der Terror ist zurück in Mumbai<br />
Eine Anschlagsserie hat die westindische<br />
Metropole Mumbai erschüttert. Mindestens<br />
21 Menschen kamen am Mittwoch bei<br />
angolanischen Regierung den<br />
Kauf deutscher Patrouillenboote<br />
zur Küstensicherung an. Angola<br />
gehöre zu den Ländern in<br />
der Afrikanischen Union, die<br />
sich sehr für Stabilität in ihrer<br />
Region einsetzten, betonte sie.<br />
Deutschland biete deshalb auch<br />
die Ausbildung von Soldaten an.<br />
Es sei im deutschen Interesse,<br />
dass die afrikanischen Staaten<br />
über Streitkräfte verfügten, die<br />
selbst für Frieden auf ihrem<br />
Kontinent sorgen könnten.<br />
Nach Ansicht von SPD und<br />
Grünen widerspricht das Ange-<br />
bot den Rüstungsexportrichtlinien.<br />
Der außenpolitische Sprecher<br />
der SPD-Bundestagsfrakti-<br />
PREIS AB ZEHN<br />
MILLIONEN EURO<br />
Bei dem Deal geht es um die<br />
Lieferung von sechs bis acht<br />
Booten der Bremer Werft Lürssen.<br />
Sie sind zwischen 28 und 41<br />
Meter lang und kosteten zwischen<br />
zehn und 25 Millionen Euro.<br />
Bombenattentaten ums Leben, mehr als<br />
120 wurden schwer verletzt. Mitten im Berufsverkehr<br />
waren die Sprengsätze in drei<br />
on Rolf Mützenich verwies darauf,<br />
dass das Auswärtige Amt<br />
die Menschenrechtslage in dem<br />
Land als schlecht einschätze.<br />
„Eine Vorzeigedemokratie ist<br />
Angola nämlich nicht.“ Grünen-<br />
Chefin Claudia Roth warf Merkel<br />
vor, völlig unbeeindruckt<br />
von der scharfen Kritik am geplanten<br />
Rüstungsgeschäft mit<br />
Saudi-Arabien „als Patronin der<br />
deutschen Rüstungslobby<br />
durch Afrika“ zu reisen. Sie sei<br />
offenbar bereit, eiskalt die Regelungen<br />
zum Rüstungsexport<br />
zu verletzen. Seite 3<br />
Stadtteilen explodiert. Indiens Innenminister<br />
sprach von einem „koordinierten Anschlag<br />
von Terroristen“. Seite 6<br />
Schüler berichten über<br />
häuslichen Missbrauch<br />
Schulen in den vergangenen<br />
drei Jahren Vorwürfe bekannt.<br />
Die meisten richteten sich gegen<br />
das Elternhaus, aber auch<br />
gegen Mitschüler und andere<br />
Jugendliche. Auch die katholische<br />
Kirche will den Missbrauch<br />
Minderjähriger aufarbeiten<br />
lassen. Seite 4<br />
REUTERS
DAPD/ M. SHEIKH NOR<br />
DAPD/ REBECCA BLACKWELL<br />
SEITE 2 WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />
THEMA DES TAGES<br />
Eine humanitäre<br />
Tragödie: In Ostafrika<br />
leiden HunderttausendeMenschen<br />
Hunger. Sie<br />
flüchten vor bewaffneten<br />
Milizen<br />
und der Dürre in<br />
Auffang-Camps<br />
AFP/ JUDITH SCHULER<br />
DÜRRE AM HORN VON AFRIKA<br />
Zehn Millionen Menschen sind bereits von der schwersten Trockenheit seit 60 Jahren betroffen<br />
AFRIKA<br />
SUDAN<br />
UGANDA<br />
Victoriasee<br />
TANSANIA<br />
300 km<br />
KENIA<br />
3,2 Mio.<br />
ERITREA<br />
ÄTHIOPIEN<br />
3,2 Mio.<br />
JEMEN<br />
DSCHIBUTI<br />
117 000<br />
SOMALIA<br />
2,6 Mio.<br />
Golf<br />
von Aden<br />
Indischer<br />
Ozean<br />
Nahrungsmittelversorgung<br />
angespannt<br />
kritisch<br />
Notlage<br />
XX Anzahl der Betroffenen<br />
*Juni <strong>2011</strong> Schätzung<br />
QUELLE: AFP; OCHA<br />
DAPD/ MOHAMED SHEIKH NOR<br />
Zu sch<br />
Am Horn von Afrika<br />
Aus Angst vor dem Hungertod<br />
daheim hat Faduma Sakow<br />
Abdullahi sich mit ihren<br />
fünf Kindern auf den Weg in ein<br />
rettendes Flüchtlingslager in Kenia<br />
gemacht. Ihre vierjährige Tochter<br />
und ihr fünfjähriger Sohn überlebten<br />
die Reise nicht. Nur einen Tag<br />
vom Ziel entfernt starben sie erschöpft<br />
und ausgezehrt.<br />
Als die beiden nach einer kurzen<br />
Rast nicht aufstehen wollten,<br />
glaubte die Mutter erst, sie schliefen<br />
bloß. Sie musste ihre toten Kinder<br />
unbegraben unter einem Baum<br />
zurücklassen und schleppte sich<br />
mit dem Baby und den zwei und<br />
drei Jahre alten Kleinkindern weiter.<br />
Unterwegs sah sie mehr als 20<br />
weitere Kinder tot oder bewusstlos<br />
am Wegesrand liegen. Endlich kam<br />
ein rettendes Auto vorbei und<br />
nahm, was von der Familie übrig<br />
war, mit. „Ich hätte nie gedacht,<br />
dass ich so etwas Entsetzliches erlebe“,<br />
sagt Abdullahi. Der 29 Jahre<br />
alten Witwe rollen die Tränen über<br />
die Wangen, als sie den 37 Tage langen<br />
Marsch nach Dadaab schildert,<br />
in das größte Flüchtlingslager der<br />
Welt.<br />
Zigtausende Somalier mussten<br />
mit ansehen, wie nach Jahren ohne<br />
Regen ihr Land vertrocknete. Dann<br />
ging das Vieh ein. Schließlich war<br />
überhaupt nichts mehr zu essen da.<br />
Jetzt machen sie sich auf die gefährliche<br />
Reise über verdorrte Erde<br />
in Flüchtlingslager in Kenia und<br />
Äthiopien – Länder, die selbst<br />
schwer unter der Dürre leiden.<br />
In ganz Ostafrika, aber besonders<br />
in Somalia, das sich seit über<br />
20 Jahren im Bürgerkrieg befindet,<br />
hat der geringe Niederschlag in<br />
zwei Regenzeiten dramatische Folgen.<br />
Im Juni flohen 54 000 Menschen<br />
aus dem Land, dreimal so<br />
viele wie im Vormonat. UN-Flüchtlingskommissar<br />
António Guterres<br />
sagt: „Wir müssen alles unternehmen,<br />
um innerhalb Somalias Hilfe<br />
zu leisten.“ Bislang aber war das<br />
angesichts der dort herrschenden<br />
islamistischen Al-Schabab-Milizen<br />
unmöglich. Vor zwei Jahren warfen<br />
sie die meisten Hilfsorganisationen<br />
aus dem Land; inzwischen sind sie<br />
offenbar wieder bereit, Hilfe anzunehmen.<br />
Die Ursachen für die Katastrophe<br />
am Horn von Afrika sind vielfältig.<br />
Die letzten beiden Regenzeiten<br />
brachten in einigen Gebieten<br />
Ostafrikas nur zehn bis 30 Prozent<br />
des erwarteten Niederschlags. In<br />
der jeweils folgenden Dürre starben<br />
Tausende Rinder und Getreide<br />
vertrocknete. Gleichzeitig stiegen<br />
weltweit die Lebensmittelpreise,<br />
was nicht nur Importe für die gebeutelten<br />
Länder sehr teuer macht.<br />
Die Bevölkerung kann sich auch<br />
immer weniger zu essen kaufen. In<br />
Äthiopien etwa stieg der Preis für<br />
Mais innerhalb eines Jahres um 117<br />
Prozent. Eine Mitarbeiterin der<br />
DAPD/ MOHAMED SHEIKH NOR<br />
DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> * WELT KOMPAKT SEITE 3<br />
wach zum Weinen<br />
flüchten Hunderttausende vor Dürre, Krieg und Hunger<br />
UNOCHA (Amt für die Koordinierung<br />
humanitärer Angelegenheiten)<br />
spricht enttäuscht von der „Ignoranz“<br />
der internationalen Gemeinschaft:<br />
„In Somalia ist der Zugang<br />
schwierig. Aber es ist nicht zu<br />
entschuldigen, dass die Krise in Ke-<br />
nia oder Äthiopien derartige Ausmaße<br />
annehmen konnte.“ Die Vereinten<br />
Nationen gehen davon aus,<br />
dass mindestens zehn Millionen<br />
Menschen Lebensmittelhilfe benötigen<br />
werden. Allein Äthiopien bezifferte<br />
die Zahl seiner Bedürftigen<br />
UN: „Die größte Katastrophe<br />
unserer Zeit“<br />
Lage in Ostafrika immer dramatischer<br />
Die Lage für die von der Dürre betroffenen<br />
Flüchtlinge am Horn von<br />
Afrika wird immer dramatischer.<br />
Die Vereinten Nationen sprechen<br />
bereits von der größten Katastrophe<br />
der Gegenwart. Insgesamt sind<br />
zehn Millionen Menschen am Horn<br />
von Afrika von Dürre und Hungersnot<br />
bedroht. „Die Todesrate in den<br />
Camps ist schockierend“, erklärte<br />
ein Mitarbeiter der amerikanischen<br />
Agentur für Internationale Entwicklung<br />
(USAID) bei einem Besuch<br />
im äthiopischen Flüchtlingslager<br />
Dolo Ado. Viele Menschen,<br />
darunter zahlreiche Kinder, sind tagelang<br />
zu Fuß unterwegs und völlig<br />
ausgehungert, wenn sie die Zentren<br />
erreichen. Die Zahl der täglich ankommenden<br />
Flüchtlinge aus Somalia<br />
sei mittlerweile auf 1700 gestiegen<br />
und die drei äthiopischen Zentren<br />
beherbergten jetzt bereits<br />
1<strong>14</strong> 000 Menschen, sagte WFP-<br />
Sprecherin Judith Schuler.<br />
Unterdessen haben die Vereinten<br />
Nationen die kenianische Regierung<br />
dringend dazu aufgerufen,<br />
ein weiteres Flüchtlingscamp im<br />
Norden des Landes zu eröffnen.<br />
Der Chef des UN-Flüchtlingskommissariats<br />
(UNHCR), Antonio Guterres,<br />
sagte, er habe diesbezüglich<br />
„konstruktive“ Gespräche mit dem<br />
kenianischen Minister für Provinzverwaltung<br />
und Innere Sicherheit,<br />
George Saitoti, geführt.<br />
Jedoch sei ein für den Montag<br />
geplantes Treffen mit Präsident<br />
Mwai Kibaki ohne nähere Begründung<br />
abgesagt worden, berichtete<br />
der britische Sender BBC. Nairobi<br />
hat es bisher abgelehnt, ein weite-<br />
Hungernde<br />
Somalis warten<br />
in einem<br />
Flüchtlingscamp<br />
auf überlebenswichtigeEssenslieferungen <br />
res Lager in der Nähe des völlig<br />
überfüllten Dadaab-Camps zu eröffnen.<br />
Die Regierung fürchtet,<br />
dass sich die Hunderttausenden<br />
Flüchtlinge – die vor allem aus dem<br />
Bürgerkriegsland Somalia in die<br />
Nachbarländer strömen –<br />
dauerhaft in Kenia nie-<br />
derlassen könnten. Bei<br />
der Ankunft in den<br />
Camps müssen die<br />
Flüchtlinge, die meist in<br />
ihrer Heimat das gesamte<br />
Vieh und jede Lebensgrundlage<br />
verloren haben,<br />
zunächst ihre Fingerabdrücke<br />
abgeben. So<br />
soll sichergestellt werden,<br />
dass keine Terroristen in die<br />
Lager kommen. Dann erhielten sie<br />
Schlafmatten, Töpfe und eine geringe<br />
Menge Lebensmittel für rund<br />
15 Tage. Es gebe bei weitem nicht<br />
genug Zelte, so dass viele bei Tag<br />
und Nacht den heißen und staubigen<br />
Winden in der Region ausgesetzt<br />
seien. Ein weiteres Problem<br />
sei, dass nun immer mehr alte<br />
Menschen und Flüchtlinge mit körperlichen<br />
Handicaps die Camps erreichten,<br />
die auf spezielle Hilfen<br />
der humanitären Organisationen<br />
angewiesen seien.<br />
Hilfsgelder fließen derzeit aber<br />
spärlicher als nötig. Angesichts der<br />
Katastrophen in Haiti, Japan und<br />
Pakistan sowie der Finanzkrise hat<br />
sich in den reichen Ländern der<br />
Welt eine gewisse Spendenmüdigkeit<br />
eingestellt. Aufforderungen<br />
der UN, rund 300 Millionen Euro<br />
für Ostafrika zu spenden, blieben<br />
bisher unerhört.<br />
AFRIKA<br />
In Ostafrika<br />
herrscht<br />
gegenwärtig<br />
die größte<br />
humanitäre<br />
Katastrophe<br />
welt.de/<br />
ostafrika<br />
am Montag auf 4,5 Millionen, 40<br />
Prozent mehr als im vergangenen<br />
Jahr. Der örtliche Einsatzleiter der<br />
US-Hilfsagentur USAID, Jason Frasier,<br />
hält das noch für untertrieben.<br />
Hilfsorganisationen fordern mehr<br />
als 100 Millionen Dollar Soforthilfe<br />
und warnen andernfalls vor schlimmen<br />
Folgen.<br />
Dadaab wurde ursprünglich für<br />
90 000 Flüchtlinge eingerichtet,<br />
inzwischen sind es über 380 000.<br />
Tag für Tag sterben hier Menschen.<br />
Niemand vermag verlässlich zu<br />
schätzen, wie viele der Dürre zum<br />
Opfer fallen. „Ich muss sagen, ich<br />
habe schon viele Flüchtlingslager<br />
auf der Welt besucht. Ich habe<br />
noch nie Menschen in einer so verzweifelten<br />
Lage ankommen sehen“,<br />
sagt UN-Flüchtlingskommissar Antonio<br />
Guterres, der am Sonntag die<br />
Aufnahme der Neuankömmlinge<br />
besichtigte. Die meisten von ihnen<br />
sind Kleinbauern, deren Felder<br />
brachliegen und deren Viehherden<br />
geschrumpft sind, seit über ihr<br />
kriegszerstörtes Land auch noch<br />
die Dürre hereingebrochen ist.<br />
An den Anmeldestellen der drei<br />
weitläufigen Lager von Dadaab<br />
sammeln sich jeden Morgen um 6<br />
Uhr früh hunderte Mütter und Kinder<br />
mit staubverkrusteten Gesichtern.<br />
Abdullahi berichtet, mit ihrer<br />
Familie sei es seit dem Tod ihres<br />
Mannes im Mai bergab gegangen.<br />
Mit 20 Kühen und einem kleinen<br />
Stück Land hatten sie erst einmal<br />
genug zum Leben. Doch dann blieb<br />
der Regen aus, die Kühe<br />
verendeten, und der Vor-<br />
rat an Mais ging zu Ende.<br />
„Wir fingen an, Baumwurzeln<br />
auszugraben, um zu<br />
überleben“, sagt sie.<br />
Auf dem Weg nach Dadaab<br />
lief sie die ersten<br />
drei Tage gemeinsam mit<br />
Freunden, bis sie und die<br />
Kinder zurückfielen. „Ich<br />
sah zwei ältere Leute auf<br />
der Straße. Sie riefen mir zu: ’Gute<br />
Frau, helfen Sie uns!’ Sie wollten<br />
mich überreden, aber ich antwortete<br />
’Ich kann nicht helfen’ und ging<br />
weiter“, erzählt sie. „Du bist nur<br />
gütig, wenn du etwas hast. Ich wollte<br />
das bisschen Wasser, was ich<br />
hatte, meinen Kindern geben.“<br />
Zwei starben trotzdem.<br />
Der Bauer Abdi Aden verlor seinen<br />
acht Jahre alten Sohn auf dem<br />
langen Marsch auf der Flucht vor<br />
der gefährlichen Dürre. „Er versuchte<br />
zu weinen, bevor er starb,<br />
aber er konnte nicht. Er war so<br />
schwach. Er ist friedlich verhungert“,<br />
sagt der Vater. „Ich habe ihn<br />
eigenhändig in einer flachen Grube<br />
begraben, damit ihn nicht die Hyänen<br />
fressen.“<br />
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THEMA DES TAGES<br />
Patrouillenboote für<br />
angolanisches Militär<br />
Merkel: „Wir helfen, wenn gewünscht“<br />
Zwischen Deutschland und Angola<br />
bahnt sich ein millionenschwerer<br />
Rüstungshandel an.<br />
Deutschland hat dem südwestafrikanischen<br />
Land zur Aufrüstung<br />
seiner Kriegsmarine Patrouillenboote<br />
für die Grenzsicherung<br />
angeboten, wie Kanzlerin<br />
Angela Merkel (CDU) auf ihrer<br />
Afrika-Reise in der angolanischen<br />
Hauptstadt Luanda erklärte.<br />
Nach Angaben des deutschen<br />
Reeders Friedrich Lürßen<br />
geht es um sechs bis acht Boote<br />
mit einem Stückpreis zwischen<br />
zehn und 25 Millionen Euro.<br />
Merkel bot auch die Ausbildung<br />
angolanischer Soldaten an.<br />
Lürßen, der zu Merkels Wirtschaftsdelegation<br />
gehört, erklärte,<br />
die Boote seien 28 und 41 Meter<br />
lang. Der Preis richte sich<br />
nach der Größe des Schiffes, vor<br />
allem aber nach der Ausrüstung.<br />
Lürßen betonte aber auch, dass<br />
sich der Handel „ziemlich am<br />
Anfang der Diskussion“ befinde.<br />
Eine grundsätzliche Genehmigung<br />
für den Vertrieb der<br />
Schiffe liege seiner Werft vor, sie<br />
stamme aus der Zeit der Großen<br />
Koalition, sagte Lürßen. Ein<br />
konkreter Deal müsste aber<br />
noch genehmigt werden, erklärte<br />
er. Die Schiffe seien in der Regel<br />
nur leicht bewaffnet und<br />
könnten beispielsweise zur Küstenpatrouille,<br />
aber auch zur Bewachung<br />
von Offshore-Anlagen<br />
auf dem Meer eingesetzt werden.<br />
Lürßen verwies darauf, dass<br />
Angola derzeit kaum Schiffe zur<br />
Verfügung habe.<br />
Merkel sagte, Angola gehöre<br />
zu den Ländern in der Afrikanischen<br />
Union, die sich sehr für<br />
Stabilität einsetzten. „Und unser<br />
Ziel ist ja, dass regionale Konflikte<br />
auch durch regionale Truppen<br />
dann befriedet werden können“,<br />
sagte die CDU-Vorsitzende und<br />
nannte als Beispiele Somalia und<br />
den Sudan. Deutschland helfe<br />
Medizinische<br />
Hautpflege<br />
auch, „wenn es gewünscht wird,<br />
bei der Ausbildung von Soldaten<br />
in bestimmten Bereichen“.<br />
Der angolanische Präsident<br />
José Eduardo dos Santos erklärte,<br />
die Streitkräfte seines Landes<br />
benötigten eine neue Ausstattung,<br />
derzeit liefen die internationalen<br />
Ausschreibungen. Sein<br />
Land habe „das deutsche Angebot<br />
erhalten für die Kriegsmarine“.<br />
Angola ist der zweitgrößte<br />
Ölexporteur Afrikas nach Nigeria.<br />
Das Land leidet aber immer<br />
noch unter Korruption und den<br />
Folgen von 27 Jahren Bürgerkrieg,<br />
der erst 2002 endete.<br />
Auf der zweiten Station ihrer<br />
Afrika-Reise wurde Merkel von<br />
Santos mit militärischen Ehren<br />
empfangen. Es war das erste<br />
Mal, dass ein deutscher Regierungschef<br />
das Land besuchte.<br />
Merkel mit Angolas Präsident<br />
Jose Eduardo dos Santos<br />
Merkel sprach von einem „neuen<br />
Kapitel der bilateralen Beziehungen“.<br />
Deren Ausbau solle in<br />
Form einer „politischen Partnerschaft“<br />
erfolgen, in die auch<br />
wirtschaftliche Aspekte einfließen.<br />
Die Kanzlerin würdigte, was<br />
Angola nach dem Bürgerkrieg<br />
„bereits geschafft hat“. Die im<br />
vergangenen Jahr verabschiedete<br />
Verfassung sei ein wichtiger<br />
Schritt gewesen, sie müsse jetzt<br />
mit Leben erfüllt werden.<br />
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DPA/ MICHAEL KAPPELER
SEITE 4 WELT KOMPAKT ** DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />
POLITIK<br />
TERMIN DES TAGES<br />
Die Ministerpräsidentin von<br />
Nordrhein-Westfalen, Hannelore<br />
Kraft (SPD), zieht nach ihrem<br />
ersten Regierungsjahr mit einer<br />
Minderheitsregierung Bilanz.<br />
Die rot-grüne Koalition im bevölkerungsreichsten<br />
deutschen<br />
Bundesland wird von der Fraktion<br />
der Linken toleriert.<br />
Folgen Sie Alexander<br />
Rackow auf Twitter<br />
twitter.com/wk_rackow<br />
POLITIK KOMPAKT<br />
EHRUNG FÜR PUTIN<br />
Wikipedia-Gründer<br />
fühlt sich benutzt<br />
Der Wirbel um den Einheitspreis<br />
Quadriga für Russlands<br />
Premier Wladimir Putin geht<br />
weiter: Kuratoriumsmitglieder<br />
des preisverleihenden Vereins<br />
Werkstatt Deutschland distanzieren<br />
sich von der Entscheidung.<br />
Wikipedia-Gründer<br />
Jimmy Wales widersprach in<br />
der russischen Zeitung „Iswestija“<br />
der Darstellung des Vereins,<br />
er habe von der Abstimmung<br />
gewusst. „Ich bedaure,<br />
dass Quadriga meinen Namen<br />
in dieser Weise benutzt. Mich<br />
hat niemand gebeten, für oder<br />
gegen jemanden zu stimmen.“<br />
AUTOBAHNBRÜCKEN<br />
Bund stellt Geld für<br />
Sanierung bereit<br />
Für die Erneuerung maroder<br />
Autobahnbrücken stellt der<br />
Bund mehr Geld bereit. In<br />
diesem Jahr sollen 674 Millionen<br />
Euro eingesetzt werden,<br />
mehr als doppelt so viel wie in<br />
den Vorjahren, sagte eine Sprecherin<br />
von Verkehrsminister<br />
Peter Ramsauer (CSU). Dabei<br />
soll die Modernisierung bestehender<br />
Straßen Vorrang vor<br />
neuen Projekten bekommen.<br />
„Der Grundsatz lautet: Erhalt<br />
vor Neubau“, sagte Ramsauer.<br />
Dafür müssten Mittel umgelenkt<br />
werden, so dass neue<br />
Vorhaben nur noch in Einzelfällen<br />
möglich sein dürften.<br />
STUTTGART 21<br />
CDU sperrt sich gegen<br />
Volksabstimmung<br />
Rückschlag für die Gegner des<br />
Bahnprojektes Stuttgart 21: Die<br />
von der grün-roten Landesregierung<br />
angestrebte Erleichterung<br />
der geplanten Volksabstimmung<br />
scheitert am Widerstand<br />
der CDU-Fraktion.<br />
Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit,<br />
auf diese Weise einen<br />
Ausstieg aus der Finanzierung<br />
des Milliardenprojekts erzwingen<br />
zu können. „Die Landesverfassung<br />
darf nicht zum<br />
Spielball politischer Interessen<br />
werden“, sagte der CDU-Abgeordnete<br />
Winfried Mack.<br />
Studie enthüllt Missbrauch<br />
Schüler berichten von Übergriffen. Viele Taten finden im familiären Umfeld statt<br />
T Auch sexuelle Gewalt<br />
unter Jugendlichen spielt<br />
eine große Rolle<br />
An fast jeder zweiten Schule<br />
in Deutschland gibt es<br />
Kinder und Jugendliche,<br />
die über sexuellen Missbrauch<br />
meist im familiären Umfeld berichten.<br />
Das geht aus einer repräsentativen<br />
Befragung des Deutschen<br />
Jugendinstituts hervor, die<br />
am Mittwoch vorgestellt wurde.<br />
Danach wurden in 43 Prozent der<br />
befragten Schulen in den vergangenen<br />
drei Jahren entsprechende<br />
Vorwürfe bekannt. Die meisten<br />
richteten sich gegen das Elternhaus,<br />
aber auch gegen Mitschüler<br />
und andere Jugendliche. In vier<br />
Prozent der Schulen und zehn<br />
Prozent der Heime wurden Lehrer,<br />
Betreuer oder andere Be-<br />
Weggetreten<br />
schäftigte sexueller Übergriffe<br />
verdächtigt oder beschuldigt. Die<br />
Verdachtsmomente wurden in<br />
der Regel durch Andeutungen<br />
oder Berichte an die Lehrer herangetragen.<br />
Nicht unerheblich<br />
ist danach auch die sexuelle Gewalt<br />
unter Jugendlichen selbst.<br />
Opfer sind meist Mädchen. Institutsdirektor<br />
Thomas Rauschen-<br />
Als Verdächtige galten laut der<br />
Studie in rund vier Prozent der<br />
Fälle Lehrer, Erzieher oder<br />
andere Beschäftigte. In Heimen<br />
stand bei jedem zehnten Fall<br />
Personal im Verdacht. Eine größere<br />
Rolle spielte sexuelle Gewalt<br />
von Jugendlichen gegen Gleich-<br />
Mit dynamischem Schwung tritt die Berliner Grünen-Chefin Renate<br />
Künast das Tuch beiseite, das soeben noch die neue Kampagne der<br />
Partei verhüllte. „Da müssen wir ran“, lautet das Motto der Grünen.<br />
Die Partei will mit den Themen Bildung, Arbeit und Klima die<br />
Hauptstadt erobern. Doch der jüngste „Berlin-Trend“ macht wenig<br />
Hoffnung: Demnach kommt Amtsinhaber Klaus Wowereit (SPD) bei<br />
einer Direktwahl auf 62, Künast auf nur 23 Prozent. Insgesamt liegt<br />
die SPD (29 Prozent) klar vor den Grünen (24 Prozent).<br />
DAS SIND DIE TÄTER<br />
DPA/ RAINER JENSEN<br />
bach forderte bei der Präsentation<br />
der Studie von Schulen, Internaten<br />
und Heimen eine andere<br />
„Kultur des Umgangs mit diesem<br />
Missbrauch“. Sexuelle Gewalt sei<br />
kein Thema der 70er- und 80er<br />
Jahre – sondern nach wie vor aktuell,<br />
sagte Rauschenbach.<br />
Die Studie wurde bei einer<br />
Fachtagung des Runden Tisches<br />
altrige: Sie waren an Schulen in 16<br />
bis 17 Prozent der Fälle in Verdacht,<br />
an Heimen waren es 38,9<br />
Prozent. Die meisten Tatverdächtigen<br />
kamen aus dem privaten<br />
Umfeld. In bis zu 32 Prozent<br />
der Fälle galten Verwandte oder<br />
Bekannte als Tatverdächtige.<br />
Wulff fordert mehr<br />
Beteiligung der Bürger<br />
BERLIN – Bundespräsident<br />
Christian Wulff (CDU) ist besorgt<br />
über den Ansehensverlust<br />
von Politikern. Politikverdrossenheit<br />
gebe es bei Bürgern, aber<br />
auch bei Politikern selbst, sagte<br />
Wulff am Mittwoch bei seinem<br />
ersten offiziellen Besuch in<br />
Nordrhein-Westfalen. Die Bürger<br />
wollten Beteiligung und Demokratie.<br />
Die Abgeordneten erlebten<br />
oft, dass ihre Arbeit nicht<br />
gewürdigt und „herunterge-<br />
BERLIN – Die von der<br />
schwarz-gelben Regierungskoalition<br />
geplante<br />
Steuerreform zur Entlastung<br />
niedriger Einkommen<br />
würde den Fiskus in<br />
einer kleinen Variante<br />
acht Milliarden Euro im<br />
Jahr kosten. Eine völlige<br />
Abschaffung des Mittelstandsbauchs<br />
im Tarif der<br />
Einkommensteuer, die<br />
die unteren und mittleren<br />
Einkommen entlasten soll, würde<br />
zu Ausfällen von knapp 28<br />
Milliarden Euro führen.<br />
Dies geht aus einer Anfrage<br />
der steuerpolitischen Sprecherin<br />
der Fraktion Die Linke, Barbara<br />
Höll, an die Bundesregierung<br />
hervor. Mit Blick auf die Antwort,<br />
die vom Finanzministerium<br />
erarbeitet worden ist, sagte<br />
der Bundesregierung zur Aufarbeitung<br />
des sexuellen Kindesmissbrauchs<br />
in Schulen und Heimen<br />
vorgestellt. Die Regierungsbeauftragte<br />
Christine Bergmann<br />
bezeichnete dabei die hohe Anzahl<br />
von Verdachtsfällen in Heimen<br />
als besonders erschreckend.<br />
Darunter waren auch mehrere<br />
kirchliche Einrichtungen.<br />
Auch die katholische Kirche<br />
will den Missbrauch Minderjähriger<br />
in ihren Einrichtungen seit<br />
1945 wissenschaftlich aufarbeiten<br />
lassen. Erstmals öffnet sie für unabhängige<br />
Fachleuten die Archive.<br />
Die Bischöfe wollten eine „ehrliche<br />
Aufklärung“ und „der Wahrheit<br />
auf die Spur kommen“, versicherte<br />
der Trierer Bischof und<br />
Missbrauchsbeauftragte Stephan<br />
Ackermann bei der Vorstellung<br />
des Projekts. Erste Ergebnisse sollen<br />
in gut einem Jahr vorliegen.<br />
macht“ werde, sagte Wulff nach<br />
Mitteilung des Landtags in Gesprächen<br />
mit den Fraktionsvorsitzenden<br />
und dem Parlamentspräsidium.<br />
Mut zum Wandel, politische<br />
Führung und harte<br />
Überzeugungsarbeit seien nötig.<br />
Wichtig sei ihm auch das Thema<br />
Zusammenhalt der Gesellschaft,<br />
sagte Wulff. Es dürfe kein Auseinanderdividieren<br />
in Arm und<br />
Reich oder in Einheimische und<br />
Zugewanderte geben.<br />
Schäuble: Kleine Steuerreform<br />
kostet acht Milliarden Euro<br />
FDP will im Herbst über Details sprechen<br />
Finanzminister Schäuble (CDU) hat die<br />
Steuerentlastung durchrechnen lassen<br />
FDP-Generalsekretär Christian<br />
Lindner dem „Handelsblatt“, die<br />
Zahlen von Finanzminister<br />
Wolfgang Schäuble (CDU) „zeigen<br />
die Bandbreite der Möglichkeiten.<br />
Wenn im Herbst aktuelle<br />
Zahlen zu den Steuereinnahmen<br />
vorliegen, wird die Koalition<br />
über Instrumente und Volumina<br />
entscheiden“.<br />
DPA/ THIERRY MONASSE<br />
DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> ** WELT KOMPAKT SEITE 5<br />
POLITIK<br />
„Betrüger<br />
werden oft<br />
Politiker“<br />
Hamburgs Unipräsident<br />
Dieter Lenzen verlangt von<br />
den Volksvertretern mehr<br />
Engagement gegen Plagiatoren<br />
Nicht „jeder aufstrebende Schreihals“ dürfe zum Politiker gemacht werden: Erziehungswissenschaftler Dieter Lenzen<br />
Der Erziehungswissenschaftler<br />
macht sich Sorgen<br />
um den Ruf des Doktortitels.<br />
Mit dem 63-Jährigen<br />
sprach Manuel Bewarder.<br />
WELT KOMPAKT: Wie belastend<br />
ist eine Promotion?<br />
DIETER LENZEN: Wer promoviert<br />
und nachts gut schläft, arbeitet<br />
nicht richtig. Anspannung<br />
gehört dazu, weil man sicher<br />
sein möchte, dass das, was man<br />
herausgefunden hat, auch tatsächlich<br />
promotionswürdig ist.<br />
Wo verläuft die Grenze zwischen<br />
handwerklichen Fehlern<br />
und einem Plagiat?<br />
Eine Doktorarbeit ist eine Arbeit,<br />
in der ein neuer Beitrag zu<br />
dem bisherigen Stand der Wissenschaft<br />
geleistet wird; von einer<br />
Person, die dafür geradesteht.<br />
Und nicht von jemand anderes.<br />
Das bloße Übernehmen<br />
von fremden Gedanken, vielleicht<br />
noch ohne Kennzeichnung,<br />
ist unzulässig.<br />
Wie erschüttert sind Sie vom<br />
derzeitigen Plagiateboom?<br />
So leicht erschüttert mich<br />
nichts. Aber es ist auffällig, dass<br />
die Betrüger häufig Politiker<br />
BERLIN – Nach langen Verhandlungen<br />
haben sich Verbraucherministerin<br />
Ilse Aigner (CSU)<br />
und Wirtschaftsminister Philipp<br />
Rösler (FDP) offenbar darauf<br />
verständigt, dass Unternehmen<br />
mehr Informationen über ihre<br />
Produkte preisgeben müssen.<br />
Das berichtet das „Handelsblatt“.<br />
Künftig sollen Verbraucher<br />
dem Bericht zufolge formlos<br />
per E-Mail oder Telefon bei<br />
den Landesbehörden Informationen<br />
über Lebensmittel und<br />
deren Hersteller einholen können.<br />
Mit Ausnahme von umfangreichen<br />
Anfragen soll dieser Ser-<br />
werden. Viel wichtiger ist jedoch:<br />
Diese Menschen, egal, was<br />
aus ihnen geworden ist, beschädigen<br />
das Ansehen der Wissenschaft<br />
in Deutschland.<br />
Was muss die Politik tun, um<br />
die Reputation der deutschen<br />
Wissenschaft zu reparieren?<br />
Zwei Dinge: Man muss beim<br />
Aufstieg von Politikern darauf<br />
achten, dass man es mit charakterlich<br />
festen Personen zu tun<br />
hat, und nicht die aufstrebenden<br />
Schreihälse zu Politikern machen.<br />
Das passiert vielleicht bei<br />
Jüngeren häufiger. Und wenn es<br />
Zweifel an einer wissenschaftlichen<br />
Arbeit gibt, dann muss die<br />
Politik dafür eintreten, dass<br />
Mängel abgestellt werden.<br />
Sollte ein Politiker zurücktreten,<br />
wenn ihm sein Doktortitel<br />
entzogen wird?<br />
Ja, eindeutig.<br />
Was müssen Unis unternehmen,<br />
um die Qualität von Abschlussarbeiten<br />
zu sichern?<br />
Ein Professor, der eine schlechte<br />
Arbeit so gut bewertet, wie im<br />
Fall Guttenberg, ist eine wissenschaftliche<br />
Unperson geworden.<br />
Ich kann mir nicht vorstellen,<br />
vice künftig kostenlos sein. Bisher<br />
sah das Verbraucherinformationsgesetz<br />
nur vor, dass Ver-<br />
dass ein Fach dies vergisst. Insofern<br />
ist die aktuelle Öffentlichkeit<br />
völlig angemessen. Es muss<br />
ein hohes Risiko für einen Wissenschaftler<br />
sein, eine schlechte<br />
Arbeit durchgehen zu lassen.<br />
Betreuen Professoren heute<br />
zu viele Doktoranden?<br />
Professoren müssen pro Jahr<br />
zwei bis drei Promotionen betreuen.<br />
Mehr erwarten die Universitäten<br />
meist nicht. Inflati-<br />
Mehr Rechte für Verbraucher<br />
Bald sollen Bürger kostenlos Produktinformationen abfragen dürfen<br />
Ilse Aigner (l.) und Philipp<br />
Rösler haben sich geeinigt<br />
DAPD/ MICHAEL GOTTSCHALK<br />
LENZEN HÄLT<br />
ALTERSREKORD<br />
Dieter Lenzen liebt Herausforderungen.<br />
Mit 28 Jahren war<br />
der Erziehungswissenschaftler<br />
jüngster Hochschuldozent<br />
Deutschlands. Er verwandelte<br />
als Präsident der Freien Universität<br />
Berlin die Massenuniversität<br />
in eine Elite-Einrichtung.<br />
Überraschend wechselte er<br />
2010 an die Spitze der Hamburger<br />
Universität und will<br />
nun diese in die erste Reihe der<br />
Hochschulen führen. Der 63-<br />
Jährige ist Vizepräsident der<br />
Hochschulrektorenkonferenz.<br />
braucher nur schriftlich und gegen<br />
Gebühr Informationen einholen<br />
dürfen. So können sie zum<br />
Beispiel in Erfahrung bringen,<br />
welche Inhaltsstoffe ein Produkt<br />
enthält. Zurzeit nimmt jedoch<br />
kaum ein Bürger seine Auskunftsrechte<br />
in Anspruch.<br />
Das neue Gesetz soll auch für<br />
technische Produkte wie Waschmaschinen<br />
oder Spielzeug gelten.<br />
Allerdings schließe der<br />
überarbeitete Entwurf entgegen<br />
den Forderungen von Verbraucherschutzverbänden<br />
nun nicht<br />
mehr Dienstleistungen und Finanzanlageprodukte<br />
mit ein.<br />
onsfächer sind in ihrer Zahl<br />
überschaubar. Schwierig sind die<br />
Fächer, in denen sich die Absolventen<br />
von den Promotionen einen<br />
beruflichen Vorteil erhoffen.<br />
Etwa in der Betriebswirtschaftslehre,<br />
der Jurisprudenz, der Medizin,<br />
weil der Doktor da gewissermaßen<br />
dazugehört.<br />
Was kann die Politik unternehmen,<br />
um eine enge Betreuung<br />
zu fördern?<br />
Fast alle Bundesländer bewerten<br />
die Betreuung von Doktoranten<br />
nicht als Lehrleistung. Das heißt,<br />
wenn ich zehn Doktoranden betreue,<br />
müsste ich dumm sein,<br />
weil ich trotzdem die gleichen<br />
Lehrverpflichtungen habe. Hier<br />
muss die Politik nachjustieren.<br />
Angela Merkel sagte, man<br />
müsse gemeinsam „über die<br />
Standards guter wissenschaftlicher<br />
Praxis sprechen“.<br />
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft<br />
hat vor Jahren Regeln<br />
wissenschaftlicher Praxis<br />
formuliert. Diese müssen durchgesetzt<br />
und eingehalten werden.<br />
Packen die Universitäten das?<br />
Natürlich. Sonst würde ich nicht<br />
für eine arbeiten.<br />
Suchtforscher: Politiker<br />
anfällig für Alkoholmissbrauch<br />
KÖLN – Politiker und Priester<br />
sind nach Ansicht des Suchtforschers<br />
Michael Klein besonders<br />
anfällig für Alkoholmissbrauch.<br />
In solchen Berufen sei die Gefährdungslage<br />
„einfach höher“,<br />
sagte Klein dem Kölner „domradio“.<br />
Bei ihnen kämen „täglicher<br />
Stress, viel Verantwortung und<br />
Einsamkeit“ zusammen. Das<br />
könne häufig zum Griff zu Alkohol<br />
oder anderen Substanzen<br />
führen. Vor wenigen Tagen hatte<br />
sich der CDU-Bundestagsabgeordnete<br />
Andreas Schockenhoff<br />
öffentlich zu seinen Alkoholproblemen<br />
bekannt.<br />
BERTOLD FABRICIUS<br />
Chatzimarkakis<br />
verliert seinen<br />
Doktortitel<br />
Uni Bonn findet<br />
viele „Passagen“ aus<br />
anderen Arbeiten<br />
BERLIN – Die Universität Bonn<br />
entzieht dem FDP-Politiker Jorgo<br />
Chatzimarkakis den Doktortitel.<br />
Bei der Prüfung seien in<br />
„zahlreichen Fällen aus anderen<br />
Arbeiten entlehnte Passagen“<br />
gefunden worden, die nicht als<br />
wörtliche Übernahmen gekennzeichnet<br />
gewesen seien, teilte<br />
die Hochschule nach einem Beschluss<br />
des Fakultätsrates mit.<br />
Mehr als die Hälfte des Textes<br />
der Dissertation stamme aus<br />
fremden Federn.<br />
So habe der Europa-Abgeordnete<br />
Texte anderer Autoren in<br />
seine Doktorarbeit eingefügt,<br />
deren Anfang und Ende jedoch<br />
nicht durch Anführungszeichen<br />
gekennzeichnet. Lediglich am<br />
Ende der Passagen habe er in einer<br />
Fußnote die Belegstelle genannt.<br />
Dies verletze die Regeln<br />
wissenschaftlichen Arbeitens.<br />
Jorgo Chatzimarkakis hat<br />
frustriert auf die Aberkennung<br />
„Sehr bitter“ nennt Chatzimarkakis<br />
den Titelverlust<br />
seines Doktortitels reagiert.<br />
„Diese Entscheidung ist sehr bitter<br />
für mich“, teilte er in Brüssel<br />
mit. Er bedauere, dass seine damals<br />
gewählte Zitierweise heute<br />
als unzureichend angesehen<br />
werde, sagte der saarländische<br />
FDP-Politiker. Er wolle nun beweisen,<br />
dass er aus Fehlern lernen<br />
könne. „Ich bin bereit, eine<br />
erneute Doktorarbeit in Angriff<br />
zu nehmen.“<br />
Nach Angaben Kleins, der das<br />
Deutsche Institut für Sucht- und<br />
Präventionsforschung an der Katholischen<br />
Hochschule Köln leitet,<br />
gibt es zum Thema „Alkoholismus<br />
unter Kirchenleuten“<br />
noch keine konkreten Untersuchungen.<br />
Eine nicht repräsentative<br />
Studie an alkoholabhängigen<br />
Ordensleuten und Priestern<br />
habe jedoch gezeigt, dass sie sich<br />
besonders stressbelastet fühlten<br />
und hilfebedürftig seien.<br />
Alkohol ist das am weitesten<br />
verbreitete Suchtmittel hierzulande.<br />
Etwa 1,3 Millionen Deutsche<br />
sind alkoholsüchtig.<br />
DAPD/ THOMAS WIECK
SEITE 6 WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />
POLITIK<br />
POLITIK KOMPAKT<br />
VENEZUELA<br />
Chávez rechnet mit<br />
Chemotherapie<br />
Der krebskranke venezolanische<br />
Präsident Hugo Chávez<br />
rechnet damit, dass er sich<br />
einer Chemotherapie unterziehen<br />
muss. Dem Fernsehsender<br />
VTV sagte er per Telefon, nach<br />
der Entfernung seines Tumors<br />
habe er sich „optimal“ erholt.<br />
LIBYEN<br />
Nato garantiert<br />
Rebellen Militärschläge<br />
Die Nato hat der politischen<br />
Führung der Rebellen in Libyen<br />
die Fortsetzung der Militärschläge<br />
zugesichert. Die Truppen<br />
von Machthaber Muammar<br />
al-Gaddafi bedrohten weiter<br />
unschuldige Menschen, sagte<br />
Nato-Generalsekretär Anders<br />
Fogh Rasmussen nach einem<br />
Treffen mit dem Vorsitzenden<br />
der Übergangsregierung der<br />
Aufständischen, Mahmud<br />
Dschibril (Foto).<br />
FRANKREICH<br />
Sozialisten beginnen<br />
Vorwahlkampf<br />
Das Sommer-Duell der Sozialisten<br />
kann beginnen: Die Bewerbungsfrist<br />
für die Präsidentschaftskandidatur<br />
der Linken<br />
ist abgelaufen. Eine Kandidatur<br />
des früheren IWF-Chefs Dominique<br />
Strauss-Kahn ist damit<br />
förmlich ausgeschlossen. Parteichefin<br />
Martine Aubry und<br />
ihrem Amtsvorgänger François<br />
Hollande werden bei der Vorwahl<br />
der Sozialisten die größten<br />
Chancen eingeräumt. Nach<br />
einer aktuellen Umfrage würde<br />
Amtsinhaber Nicolas Sarkozy<br />
derzeit in der ersten Runde<br />
gleichauf mit Hollande und vor<br />
Aubry liegen.<br />
KIM GUCKT<br />
DPA/ OLIVIER HOSLET<br />
Anstatt einer Firma<br />
bestaunt Nordkoreas Führer<br />
Kim Jong-il zur Abwechslung<br />
eine Vase, die ihm Chinas Vizepremier<br />
Zhang Dejiang mitgebracht<br />
hat. Und auch Sohn<br />
Kim Jong-un schaut dem Vater<br />
neugierig über die Schulter.<br />
DAPD/ ZHANG LI<br />
Blutige Anschläge in Mumbai<br />
Mindestens 21 Tote bei Bombenattentaten. Mehr als 120 Menschen werden verletzt<br />
T Innenminister spricht<br />
von einem „koordinierten“<br />
Terroranschlag<br />
Mehr als zweieinhalb<br />
Jahre nach der verheerenden<br />
Terrorserie im<br />
westindischen Mumbai ist die<br />
Finanzmetropole erneut von<br />
Anschlägen erschüttert worden.<br />
Mindestens 21 Menschen seien<br />
getötet worden, als am Mittwoch<br />
in drei Stadtteilen Sprengsätze<br />
explodierten, sagte der Ministerpräsident<br />
des Staates Maharashtra,<br />
Prithviraj Chavan,<br />
dem Sender Times Now. Zudem<br />
habe ihm die Polizei bestätigt,<br />
dass mindestens 120 Menschen<br />
verletzt wurden. Die Zahl der<br />
Opfer könne jedoch noch steigen,<br />
hieß es.<br />
Bei der Explosion von drei<br />
selbstgebauten Sprengsätzen<br />
handele es sich um „Terrorangriffe“,<br />
erklärte das Innenministerium<br />
in Neu Delhi. „Das war<br />
ein koordinierter Anschlag von<br />
Terroristen“, sagte Innenminister<br />
Palaniappan Chidambaram<br />
vor Reportern. Die Sicherheitskräfte<br />
in Mumbai und anderen<br />
Großstädten seien aktuell in<br />
höchste Alarmbereitschaft versetzt<br />
worden. Außerdem seien<br />
Anti-Terroreinheiten aus anderen<br />
Bundesstaaten auf dem Weg<br />
in die Millionenstadt. „Gegenwärtig<br />
gibt es keine Anzeichen<br />
für eine weitere Bedrohung“, erklärte<br />
Chidambaram. Zu möglichen<br />
Attentätern machte er bisher<br />
keine Angaben. In indischen<br />
Medien wurde unterdessen über<br />
eine Verwicklung von radikalen<br />
Islamisten spekuliert.<br />
Den Medienberichten zufolge<br />
explodierten die Sprengsätze innerhalb<br />
von 15 Minuten in belebten<br />
Wohn- und Geschäftsvierteln<br />
im Süden und Westen der<br />
Stadt. Eine der Bomben sei an einer<br />
Bushaltestelle im westlichen<br />
Bezirk Dadar detoniert, die anderen<br />
in den Vierteln Zaveri Bazar<br />
und Opera House, beides<br />
Japans Premier strebt<br />
Ausstieg aus Atomenergie an<br />
TOKIO – Der japanische Ministerpräsident<br />
Naoto Kan strebt<br />
als Konsequenz aus der Reaktorkatastrophe<br />
von Fukushima im<br />
März <strong>2011</strong> langfristig den Ausstieg<br />
aus der Atomenergie an.<br />
Wegen der großen Gefahren<br />
könne die Kerntechnik nicht mit<br />
konventionellen Maßnahmen allein<br />
kontrolliert werden, sagte<br />
Kan. „Ich glaube, wir sollten<br />
nach einer Gesellschaft streben,<br />
die nicht von Atomenergie abhängig<br />
ist“, so der Ministerpräsident.<br />
Noch sei es zu früh, einen<br />
Zeitplan für das Ziel eines kern-<br />
DAPD<br />
DIE MILLIONENSTADT MUMBAI<br />
Mumbai, an der Westküste Indiens<br />
gelegen, ist die Hauptstadt<br />
des Bundesstaates Maharashtra<br />
und zugleich die wichtigste Hafenstadt<br />
des Landes. Bis zum Jahr<br />
1996 wurde sie Bombay genannt.<br />
energiefreien Landes zu setzen.<br />
Derzeit sind in Japan 35 von 54<br />
AKWs vom Netz, der Anteil des<br />
Atomstroms lag im Juni nur<br />
noch bei 18 Prozent, so dass die<br />
drittgrößte Volkswirtschaft unter<br />
Stromausfällen leidet.<br />
VERSEUCHT<br />
Die japanische<br />
Bevölkerung muss<br />
sich nach Fukushima<br />
um ihr Essen<br />
sorgen. Verstrahltes<br />
Rindfleisch wurde<br />
entdeckt:<br />
http://bit.ly/oSd3mw<br />
Oben: Ermittler<br />
begutachten die<br />
Trümmer nach den<br />
tödlichen Anschlägen.<br />
Mitte: Verletzte<br />
werden von Rettungskräften<br />
in<br />
einen Lastwagen<br />
gepfercht<br />
Unten: Polizisten<br />
bewachen einen der<br />
drei Anschlagsorte<br />
Im Stadtzentrum von Mumbai<br />
leben rund 19 Millionen Menschen.<br />
Die Stadt gilt als bedeutender<br />
Wirtschaftsstandort Indiens<br />
und ist Verkehrsknotenpunkt<br />
sowie Kulturzentrum des Landes.<br />
KABUL – Wali Karsai, der ermordete<br />
Bruder des afghanische<br />
Präsidenten Hamid<br />
Karsai, ist einen Tag nach<br />
dem Attentat beigesetzt<br />
worden. Präsident Karsai habe<br />
bei der Beerdigung am Familiensitz<br />
im Dorf Kars unweit<br />
der Provinzhauptstadt<br />
Kandahar öffentlich geweint<br />
und den Leichnam seines<br />
Bruder auf die Stirn geküsst.<br />
Zuvor hatten tausende Menschen<br />
bei einer Trauerfeier in<br />
Kandahar Abschied von Ahmad<br />
Wali Karsai genommen. Der 50-<br />
DAPD<br />
REUTERS/ VIVEK PRAKASH<br />
Zentren der Schmuckindustrie.<br />
Zum Zeitpunkt der Anschläge<br />
gegen 19 Uhr Ortszeit waren auf<br />
den Straßen der Millionenmetropole<br />
zahlreiche Menschen unterwegs.<br />
Viele kamen von der Arbeit<br />
oder erledigten ihre Einkäufe.<br />
Die indische Staatspräsidentin<br />
Pratibha Patil verurteilte die<br />
Anschläge und wünschte den<br />
Verletzten baldige Genesung.<br />
Auch die Regierung des Nachbarlandes<br />
Pakistan verurteilte<br />
den Angriff. Die Nachrichtenagentur<br />
IANS berichtete, Präsident<br />
Asi Ali Zardari und Premier<br />
Yousaf Raza Gilani hätten sich in<br />
einem Schreiben an die indische<br />
Führung gewandt und den Verlust<br />
von Menschenleben bedauert.<br />
Auch US-Präsident Barack<br />
Obama verurteilte die Taten und<br />
bot Indien Hilfe bei den Ermittlungen<br />
an.<br />
Im November 2008 waren bei<br />
einer dreitägigen Terrorserie in<br />
Mumbai mehr als 170 Menschen<br />
getötet worden. Die indische Regierung<br />
macht die aus Pakistan<br />
operierende radikal-islamische<br />
Extremistengruppe Lashkar-e-<br />
Taiba für die Terroraktion. Die<br />
bilateralen Beziehungen der beiden<br />
südasiatischen Atommächte<br />
waren nach den Anschlägen an<br />
einem Tiefpunkt angelangt. Inzwischen<br />
haben sich beide Seiten<br />
auf diplomatischer Ebene jedoch<br />
wieder angenähert.<br />
Mumbai ist in den vergangenen<br />
Jahren immer wieder von<br />
schweren Anschlägen erschüttert<br />
worden. Im <strong>Juli</strong> 2006 wurden<br />
bei einer Serie von Bombenexplosionen<br />
in Vorortzügen<br />
mehr als 180 Menschen getötet.<br />
Außerdem gab es zusätzlich rund<br />
800 Verletzte. Mitte 2003 starben<br />
bei Anschlägen im Stadtzentrum<br />
von Mumbai mehr als 50<br />
Menschen. Bei der bislang größten<br />
Anschlagserie im Jahr 1993<br />
waren 250 Menschen ums Leben<br />
gekommen. Auch für diese Taten<br />
werden muslimische Extremisten<br />
verantwortlich gemacht.<br />
Präsident Karsai trägt seinen<br />
ermordeten Bruder zu Grabe<br />
Verwandte verabschieden sich am<br />
Grab von Ahmed Wali Karsai<br />
Jährige war am Dienstag in Kandahar<br />
von einem seiner Leibwächter<br />
erschossen worden.<br />
DPA/ I. SAMEEM<br />
DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> ** WELT KOMPAKT SEITE 7<br />
POLITIK<br />
Österreichs Hymne wird weiblicher<br />
Neben „Söhnen“ werden nun auch „Töchter“ besungen. Die rechtspopulistische FPÖ ist empört<br />
T Das Parlament<br />
debattiert im September.<br />
Änderung gilt als sicher<br />
OLIVER JEGES<br />
Dass einzelne Bürger ihren<br />
Abgeordneten Vorschläge<br />
zu Gesetzesänderungen<br />
auf die Mobilbox singen,<br />
kommt vermutlich selten vor. In<br />
Österreich ist aber genau das der<br />
Fall. Bürger haben offenbar die<br />
Mobilbox der konservativen Abgeordneten<br />
Dorothea Schittenhelm<br />
(Österreichische Volkspartei)<br />
mit unterschiedlichen Varianten<br />
für eine veränderte Form<br />
Am Boden geblieben<br />
Krawalle nach Explosionsdrama<br />
Zyprioten protestieren gewaltsam gegen „nachlässige Regierung“<br />
NIKOSIA – Nach der Explosionskatastrophe<br />
auf Zypern ist es in<br />
der Hauptstadt Nikosia zu Ausschreitungen<br />
gekommen. Tausende<br />
aufgebrachte Bürger protestierten<br />
gegen die „Nachlässigkeit<br />
der Regierung“, die sie für<br />
die Explosion eines Munitionslagers<br />
in einem Marinestützpunkt<br />
im Süden der Insel verantwortlich<br />
machten. Dabei waren am<br />
Montag zwölf Menschen getötet<br />
und weitere 62 verletzt worden.<br />
Unmittelbar nach der Katastrophe<br />
hatten zyprische Medien<br />
von schriftlichen Warnungen<br />
an die Regierung berichtet, wonach<br />
die Munition nicht vorschriftsgemäß<br />
gelagert worden<br />
Die Flagge soll künftig zu einer<br />
neuen Bundeshymne wehen<br />
der Nationalhymne besungen.<br />
Schittenhelm ist Frauensprecherin<br />
ihrer Partei und verkündete<br />
am Mittwoch zusammen mit ihren<br />
Kolleginnen von SPÖ und<br />
Thailands Kronprinz Maha Vajiralongkorn kann vorerst<br />
nicht in seiner privaten Maschine aus München starten:<br />
In einem spektakulären Coup ließ der Insolvenzverwal-<br />
In Nikosia beteiligen sich Tausende<br />
an Demonstrationen<br />
sei. Bei der Katastrophe entstanden<br />
Schäden, die nach ersten<br />
Schätzungen rund ein Fünftel<br />
RAINER UNKEL<br />
ter des früheren Baukonzerns Walter Bau die Boeing 737<br />
pfänden. Hintergrund ist ein Millionenstreit des insolventen<br />
Baukonzerns mit dem thailändischen Staat.<br />
REUTERS/ ANDREAS MANOLIS<br />
Grünen eine Einigung im Dauerstreit<br />
um eine frauengerechte<br />
Textfassung der Hymne. Dabei<br />
geht es um die Zeile: „Heimat<br />
bist du großer Söhne“ die künftig<br />
„Heimat großer Töchter, Söhne“<br />
heißen soll. Im Parlament<br />
wird darüber am 21. September<br />
debattiert, am 6. Oktober folgt<br />
der Verfassungsausschuss.<br />
Das sind jedoch nur Formalien.<br />
Denn sowohl ÖVP, SPÖ und<br />
Grüne haben sich auf eine Änderung<br />
des Textes bereits geeinigt.<br />
Das BZÖ (Bündnis Zukunft Österreich)<br />
erwägt, das Gesetz mitzutragen.<br />
Nur die rechtspopulistische<br />
FPÖ (Freiheitliche Partei)<br />
weigert sich zuzustimmen. Car-<br />
des Bruttoinlandproduktes<br />
(BIP) der Insel erreichen könnten.<br />
Das größte Elektrizitätswerk<br />
wurde vollständig zerstört.<br />
Nach einer zunächst friedlichen<br />
Demonstration gegen die<br />
Regierung des linken Präsidenten<br />
Dimitris Christofias hatten<br />
Demonstranten versucht, ins<br />
Präsidialgebäude einzudringen.<br />
Rund 300 Protestierern gelang<br />
es, bis zum ersten Wachposten<br />
im Garten des Gebäudes vorzudringen.<br />
Radikale Demonstranten<br />
schleuderten Steine und andere<br />
Gegenstände auf die Polizei.<br />
Die Beamten setzten Tränengas<br />
ein, um die Menschen<br />
auseinander zutreiben.<br />
men Gartelgruber, Frauensprecherin<br />
der FPÖ bezeichnet die<br />
Änderung als „Gender-Klamauk“,<br />
der seriöse Frauenpolitik<br />
ins Lächerliche ziehen würde.<br />
Auch Wissenschaftsminister<br />
Karlheinz Töchterle (ÖVP) sieht<br />
die Umschreibung der Hymne<br />
kritisch: „Niemand hat das<br />
Recht, in einen poetischen Text<br />
einzugreifen. Das ist, wie wenn<br />
man eine Skulptur umbaut“, sagte<br />
Töchterle. Ob die im selben<br />
Text vorkommenden „Brüderchöre“<br />
zu „Schwesterchören“<br />
und das „Vaterland“ zu „Mutterland“<br />
gemacht werden sollen, ist<br />
bisher nicht bekannt. Ein Blick<br />
auf die Texte anderer europäi-<br />
Thailands Außenministeriums spricht von einem Missverständnis:<br />
Die Maschine gehöre nicht der thailändischen<br />
Regierung, sondern dem Kronprinzen.<br />
Schweden dringt weiter auf<br />
Auslieferung von Assange<br />
LONDON – Die schwedische<br />
Justiz hat im<br />
Berufungsverfahren<br />
um die Auslieferung<br />
von Wikileaks-Gründer<br />
<strong>Juli</strong>an Assange den<br />
Vorwurf des sexuellen<br />
Missbrauchs gegen<br />
den Australier bekräftigt.<br />
Die Aussagen der<br />
beiden Frauen wiesen<br />
eindeutig darauf hin, dass sie<br />
nicht, wie von Assange behauptet,<br />
„einvernehmlich“ Geschlechtsverkehr<br />
mit ihm gehabt<br />
hätten, argumentierte das Anwaltsteam<br />
am zweiten Tag des<br />
Verfahrens vor dem Londoner<br />
High Court. Assange hat die Vor-<br />
Wikileaks-Gründer<br />
Assange<br />
scher Hymnen zeigt, dass längst<br />
nicht alles zeitgemäß erscheint.<br />
So heißt es in der italienischen<br />
Hymne an einer Stelle „Wir sind<br />
bereit zum Tod“. Und die Franzosen<br />
singen in ihrer „Marseillaise“:<br />
„Das unreine Blut tränke<br />
unserer Äcker Furchen!“. Österreich<br />
könnte also Vorbild für<br />
entschärfte Hymnen sein.<br />
AFP/ LEON NEAL<br />
ANHÖREN<br />
Der Text der<br />
Bundeshymne<br />
wurde von Paula<br />
Preradovic<br />
1947 geschrieben.<br />
Mehr zu Text und<br />
Melodie gibt es hier:<br />
http://bit.ly/nwZXpQ<br />
würfe gegen ihn stets<br />
zurückgewiesen.<br />
Das schwedische<br />
Anwaltsteam zitierte<br />
eine der Frauen, die<br />
gesagt habe: „Ich habe<br />
keine freie Entscheidung<br />
getroffen.“ Die<br />
zweite Frau gab an, Assange<br />
habe sie im<br />
Schlaf überrascht. As-<br />
sange soll in Schweden wegen<br />
des Verdachts des sexuellen<br />
Missbrauchs und der Vergewaltigung<br />
verhört werden, eine Anklage<br />
gegen ihn gibt es dort<br />
nicht. Er bestreitet die Vorwürfe.<br />
Die Entscheidung des High<br />
Court könnte noch dauern.<br />
DPA/ PETER KNEFFEL
SEITE 8 WELT KOMPAKT ** DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />
KULTUR<br />
KINO-CHARTS<br />
1<br />
Transformers<br />
2<br />
Der<br />
3<br />
Bad<br />
4<br />
Kung<br />
5<br />
Hangover<br />
3<br />
1 656 777<br />
(Vorwoche: 1.)<br />
Zoowärter<br />
279 250<br />
(neu)<br />
Teacher<br />
1 228 667<br />
(Vorwoche: 2.)<br />
Fu Panda 2<br />
1 436 290<br />
(Vorwoche: 3.)<br />
2<br />
3 819 721<br />
(Vorwoche: 4.)<br />
KULTUR KOMPAKT<br />
KUNST<br />
Beuys-Meisterschüler<br />
Norbert Tadeusz tot<br />
Norbert Tadeusz ist im Alter<br />
von 71 Jahren gestorben. Der<br />
Meisterschüler Beuys’ galt als<br />
bedeutender Vertreter der gegenständlichen<br />
und zeitgenössischen<br />
Kunst. Seine oft großformatigen<br />
Bilder zeigen figurative<br />
Malerei. Seine coloristischen<br />
Objekte erhielten durch<br />
ungewöhnliche Perspektiven<br />
oder mit bedeutungsvollen<br />
Schatten die besondere Handschrift<br />
des Malers.<br />
KUNST<br />
Kunsthaus Bregenz<br />
zeigt Ai Weiwei<br />
Im Kunsthaus Bregenz sind ab<br />
Samstag Werke des chinesischen<br />
Künstlers und Regimekritikers<br />
Ai<br />
Weiwei zu<br />
sehen. Gezeigt<br />
werden Fotografien,<br />
Videos<br />
und Architekturmodelle.<br />
Die Schau, die<br />
bis zum 16. Oktober dauert und<br />
von Ai Weiwei bis ins Detail<br />
selbst konzipiert wurde, beleuchtet<br />
bisher eher unterrepräsentierte<br />
Aspekte seiner<br />
breit gefächerten Arbeit.<br />
DAPD/ JÖRG KOCH<br />
OPERNFESTSPIELE<br />
Bayreuther Mäzene<br />
verteidigen Kontingent<br />
Die Mäzene der „Gesellschaft<br />
der Freunde von Bayreuth“<br />
haben ihr Kontingent von<br />
<strong>14</strong> 000 Tickets für die diesjährigen<br />
Wagner-Festspiele verteidigt.<br />
„Das sind keine Freikarten,<br />
jedes Ticket wird bezahlt“,<br />
sagte Vorstandschef<br />
Georg von Waldenfels. Das<br />
Geld fließe direkt an die Festspiele,<br />
ergänzte Geschäftsführerin<br />
Ina Besser-Eichler.<br />
Folgen Sie Jasper Fabian<br />
Wenzel auf Twitter<br />
twitter.com/wk_jwenzel<br />
PA/ DPA/ STEVE C MITCHELL<br />
Vier Jahre Haft für ein Gedicht<br />
Zweimal haben Chinas Behörden Liao Yiwus Manuskripte beschlagnahmt<br />
T Damit das Buch über<br />
seine Haft endlich<br />
erscheinen kann, geht er<br />
in Berlin ins Exil<br />
WIELAND FREUND<br />
Verunkrautete Bürgersteige,<br />
parkende Zweitwagen,<br />
schlichte, aber stattliche<br />
Bürgerhäuser: Hier, in einem<br />
stillen Seitenarm des großen<br />
Stroms Berlin, ist Liao Yiwu<br />
nach stürmischer Überfahrt fürs<br />
Erste vor Anker gegangen. Die<br />
Details seiner Ausreise behält er<br />
für sich. Dass er China zu Fuß<br />
verlassen hat, verrät er aber<br />
doch. Über eine Brücke habe er<br />
Vietnam erreicht. Sei bis in ein<br />
Dorf gewandert, habe einen Zug<br />
genommen und dann in einer<br />
großen vietnamesischen Stadt<br />
ein paar Tage abgewartet.<br />
Europa hat er per Flugzeug erreicht:<br />
erst Polen, dann Berlin.<br />
Seitdem gibt Liao Yiwu fast ununterbrochen<br />
Interviews. Er<br />
sagt: Es ist die Öffentlichkeit, die<br />
ihn jetzt schützt. Eben ist ein Radioreporter<br />
gegangen, zwei<br />
Fernsehteams kommen noch.<br />
Liao Yiwu sagt „Danke“, einstweilen<br />
das einzige deutsche<br />
Wort, das er kennt.<br />
Er ist ein Mann mit geschorenem<br />
Schädel, drahtig, in verwaschenem<br />
T-Shirt und Cargohose.<br />
RETO KLAR<br />
Elektro-Beats in der<br />
Stadt aus Eisen<br />
Gräfenhainichen ist das Mekka für Indie- und Elektrofans. 20 000<br />
von ihnen pilgern an diesem Wochenende zum <strong>14</strong>. „Melt!“-Festival<br />
auf das frühere Tagebaugelände in Sachsen-Anhalt. Mehr als 150<br />
Bands und Solomusiker – unter ihnen Boys Noize (li.) und die Sängerin<br />
Robyn (re.) – kommen zu Europas größtem Festival für Elektronik-Beats.<br />
Die Industriekulturstätte Ferropolis ist dafür die<br />
stimmungsvolle Kulisse. Die Musikfans haben die Wahl zwischen<br />
sechs Bühnen, die rund um die „Stadt aus Eisen“ aufgebaut werden.<br />
„Ich bin legal ausgereist“, das ist<br />
der erste Satz Liao Yiwus, den<br />
die Präsidentin der unabhängigen<br />
chinesischen Schriftstellervereinigung<br />
P.E.N. übersetzt.<br />
Später sagt Liao, er wolle nicht<br />
sein, was er in den Augen seiner<br />
Besucher doch offensichtlich ist:<br />
ein „politischer Flüchtling“.<br />
Liao Yiwu bekommt die Härte<br />
der chinesischen Regierung seit<br />
22 Jahren zu spüren. Unmittelbar<br />
nach der Niederschlagung<br />
der Demokratiebewegung auf<br />
dem Platz des Himmlischen<br />
Friedens in Peking, hat er ein<br />
Gedicht mit dem Titel „Massaker“<br />
geschrieben, das ihm vier<br />
Jahre Haft unter unmenschlichen<br />
Bedingungen eintrug.<br />
Mehrfach hat Liao im Gefängnis<br />
versucht, sich das Leben zu nehmen;<br />
seit nunmehr 17 Jahren<br />
trägt er ein Buch mit sich herum,<br />
in dem er seine Zeit im Gefäng-<br />
nis schildert. Dreimal hat er es<br />
geschrieben. Freunde und Familie<br />
wandten sich von ihm ab.<br />
Zweimal ist das Manuskript beschlagnahmt<br />
worden.<br />
In der Wohnung einer Berliner<br />
Freundin, an einem tiefroten<br />
chinesischen Tisch, beschreibt<br />
Liao den Rekonstruktionsprozess<br />
auf der Grundlage von dreißig,<br />
damals aus dem Gefängnis<br />
geschmuggelten Gedichten. Er<br />
habe mit zum Tode Verurteilten<br />
in der Zelle gesessen, erzählt er.<br />
Er habe sie sich auf das Ende<br />
vorbereiten sehen. Ihr Schicksal<br />
verdiene eine „schöne, gute<br />
Sprache“.<br />
Ihr Schicksal verdiente auch<br />
den letzten Schritt – den Weg ins<br />
Exil, das Liao beharrlich einen<br />
„Wartestand“ nennt. Er hatte<br />
den Behörden zugesichert, sein<br />
Buch nicht im Ausland zu veröffentlichen.<br />
Eine Zusicherung, an<br />
Von Liao<br />
Yiwus Buch<br />
erscheinen<br />
auch amerikanische,<br />
australische<br />
und taiwanesischeAusgaben<br />
die er sich nicht gebunden fühlt.<br />
In zehn Tagen wird „Für ein Lied<br />
und hundert Lieder“, Liao Yiwus<br />
„Zeugenbericht aus chinesischen<br />
Gefängnissen“, bei S. Fischer<br />
erscheinen. „Wäre ich jetzt<br />
in China“, sagt Liao, „drohte mir<br />
wieder die Haft.“<br />
In seiner Stimme schwingt Erleichterung<br />
mit, doch von einem<br />
Triumph ist nichts zu spüren.<br />
„China ist meine Heimat“, sagt<br />
Liao, „als Autor bin ich dem<br />
Land, seiner Erde und den Menschen<br />
verbunden.“ Dafür aber ist<br />
sich Liao auch allzu sehr bewusst,<br />
dass seine Ausreise durch<br />
das Publikationsverbot erzwungen<br />
wurde. „Auch ich habe eine<br />
Würde“, sagt er. „Ich will mich<br />
nicht verstecken, um meine Freiheit<br />
zu genießen. Natürlich weiß<br />
ich, dass ich jetzt nicht zurückkann.<br />
Doch irgendwann werde<br />
ich die Chance bekommen.“<br />
Liao Yiwu wird bis Ende des<br />
Jahres in die USA, nach Australien<br />
und nach Taiwan reisen; das<br />
Jahr 2012 wird er als Gast des<br />
DAAD in Berlin verbringen. Bis<br />
dahin, hofft er, wird Xi Jinping in<br />
Peking an der Macht sein – ein<br />
Mann, der in Berlin gewesen sei<br />
und zu dem Angela Merkel einen<br />
Draht habe. Und ja, auch ein demokratisches<br />
China könne er<br />
sich vorstellen. Nur wisse er<br />
nicht, ob bis dahin alle Flüsse<br />
vergiftet seien und der Himmel<br />
über China nicht mehr blau.<br />
PA/ DPA/ JAN WOITAS<br />
PA/ DPA/ ANGELIKA WARMUTH<br />
DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> * WELT KOMPAKT SEITE 9<br />
KULTUR<br />
Zauberlehrling<br />
am Broadway<br />
Was macht Harry Potter im Ruhestand?<br />
Daniel Radcliffe singt und tanzt<br />
T Achtmal in der Woche<br />
steht der 22-jährige<br />
Engländer auf der Bühne<br />
MANUEL BRUG<br />
Er zieht sich vor seinem<br />
Publikum aus. Und das<br />
nicht nur im übertragenen<br />
Sinn. Dabei könnte es Daniel<br />
Radcliffe so einfach haben.<br />
Der bald 22-jährige Engländer<br />
hat genug Millionen auf der<br />
Bank. Beständig wer-<br />
den ihm dank seines<br />
Harry-Potter-Ruhms<br />
weitere Filmstudios<br />
eine schützende Projekthülle<br />
anbieten, auf<br />
dass die Metamorphose<br />
vom ewig bebrillten<br />
Internatszauberlehrling<br />
in andere Rollenidentitäten<br />
gelinge.<br />
Doch Radcliffe,<br />
dem von bösen Kritiker-Muggels<br />
oft nachgeätzt<br />
wurde, er sei<br />
nur eine weitgehend<br />
talentlose Projektionsfläche mit<br />
Blitzmal auf der Stirn, hat in den<br />
vergangenen Jahren schauspielerisch<br />
die Flucht nach vor angetreten.<br />
Ob als geiler, mit Kondom<br />
wedelnder Pfadfinder in Ricky<br />
Gervais’ gemeiner Sitcom<br />
„Extras“ bis zum Pferde folternden<br />
Stallburschen in Peter Shaffers<br />
„Equus“ in London und<br />
New York, wo er 2007 wirklich<br />
die Hosen runter ließ. Harry Potter<br />
blank, heimlich mit der Han-<br />
RADCLIFFE<br />
Über den Code geht es zu<br />
einem Interview mit Daniel<br />
Radcliffe, der dort über<br />
seine aktuelle Rolle am<br />
Broadway spricht.<br />
http://bit.ly/qjHjAR<br />
dykamera in aller Deutlichkeit<br />
gefilmt, sorgt auf „Naked Celebrities“-Portalen<br />
nach wie vor<br />
für erhebliche Klickraten.<br />
Und Radcliffe hat noch nicht<br />
genug vom Face-to-Face-Exhibitionismus<br />
im Theater. Diesmal<br />
direkt am Broadway stellt er sich<br />
wieder nackt aus – und das nicht<br />
nur für ein paar sensationelle Sekunden.<br />
Singend und tanzend,<br />
obwohl er das nie professionell<br />
gelernt hat, muss er als Star und<br />
Hauptcharakter ein hochprofessionelles<br />
Ensemble<br />
anführen – und das<br />
nicht nur auf dem<br />
zwölf Meter hohen,<br />
glühbirnenumblinkten<br />
Poster am Häuserblock<br />
zwischen 47.<br />
und 48. Straße. Wobei<br />
er selbst ein paar<br />
Blocks weiter, im Al<br />
Hirshfeld Theatre,<br />
achtmal die Woche<br />
den Stücktitel „How<br />
to Succeed in Business<br />
Without Really<br />
Trying“ in sein Gegenteil<br />
umkehrt: Er hat in einem<br />
ihm eigentlich fremden Geschäft<br />
Erfolg, das er zwar nicht lange,<br />
aber doch intensiv geübt hat.<br />
In Frank Loessers sanft kapitalismuskritischem<br />
Musical von<br />
1961 muss Radcliffe als eigentlich<br />
identitätsloser Fensterputzer,<br />
der dank einer zufällig gefunden<br />
Berufsaufsteigerfibel unaufhaltsam<br />
anpassungsfähig die Karriereleiter<br />
erklimmt, nicht nur Töne<br />
treffen und mit den Füßen im<br />
Daniel Radcliffe probt für seine Auftritte am Broadway<br />
Takt bleiben. Er schafft hier keine<br />
Rolle aus dem Nichts, sondern<br />
hat gegen eine ganze Reihe<br />
von Vorgängern anzutreten. Anders<br />
als sonst wurde das einst<br />
von Bob Fosse choreografierte<br />
Broadway-Original weitgehend<br />
eins zu eins zur Bühnenaufführung<br />
und mit denselben Darstellern<br />
1967 verfilmt. Zuletzt spielte<br />
1995 in New York Matthew Broderick<br />
den J. Pierrepont Finch,<br />
der seinen Putzoverall dank eines<br />
plagiierten Lebenslaufs mit<br />
dem Manageranzug vertauscht.<br />
Radcliffe ist zwölf Jahre jünger<br />
als der damals und weniger<br />
zynisch zielorientiert. Als eine<br />
Art nostalgischer Mark Zuckerberg<br />
geht er seinen Weg zwischen<br />
bunt strahlenden Lamellenschiebewände<br />
in einem „Mad<br />
Men“-Büroambiente. Mit seinen<br />
Showstoppern bringt er das Theater<br />
zum Beben. Und nicht nur<br />
seine Potter-Fans. Obwohl der<br />
Reißverschluss zu bleibt. Aus<br />
dem Zauberlehrling ist also zumindest<br />
ein Musicalgeselle geworden.<br />
PA/ DPA/ ARI MINTZ<br />
HÖREN<br />
Der Soundtrack<br />
seiner Jugend<br />
The Head Cat: Walk The<br />
Walk... Talk The Talk (Niji) –<br />
Lemmy Kilmister hat nie verschwiegen,<br />
dass er mit Heavy<br />
Metal nichts zu schaffen haben<br />
möchte. „Good evening, we’re<br />
Motörhead and play some<br />
Rock’n’Roll“, grüßt er seit 36<br />
Jahren seine Gäste im Konzert.<br />
Der Soundtrack seiner eigenen<br />
Jugend in den späten Fünfzigern<br />
und frühen Sechzigern, mit Motörhead<br />
spielt er nichts anderes.<br />
Nur geschwinder und in der<br />
Lautstärke dem Altersdurchschnitt<br />
seiner Hörer angemessen.<br />
Lemmy hat auch niemals<br />
sein nostalgisches Gemüt verhehlt.<br />
Als er vom 20. Jahrhundert<br />
Abschied nehmen musste,<br />
lud er Slim Jim Phantom von<br />
den Stray Cats und Danny B.<br />
Harvey von den Rockats ein.<br />
Seither pflegen sie Klassiker von<br />
Elvis Presley, Buddy Holly und<br />
Carl Perkins. Das aktuelle Album<br />
hat rührselige Fassungen<br />
von Eddie Cochrans „Something<br />
Else“, Chuck Berry „Let It<br />
Rock“ und Robert Johnsons<br />
„Crossroads“. Lemmy hat die<br />
Gitarre an Danny B. Harvey abgetreten<br />
und sich<br />
wieder für<br />
den Bass<br />
entschieden.<br />
So können<br />
Head<br />
Cat jetzt sogar<br />
zwei<br />
Lieder aus dem Repertoire der<br />
Beatles spielen, „Bad Boy“ und<br />
„You Can’t Do That“, weil Lemmy<br />
Kilmister die Beatles für<br />
noch einflussreicher hält als<br />
Motörhead. Michael Pilz<br />
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SEITE 10 WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />
KULTUR<br />
Vom Rhythmus der arabischen Revolution<br />
Als Diktator Ben Ali vor sechs Monaten aus Tunis floh, machten sich die Künstler an die Arbeit<br />
T Raus aus den Ateliers,<br />
raus aus den Museen –<br />
das ist der neue<br />
Geist des Landes<br />
WERNER BLOCH<br />
Schade eigentlich um die<br />
schönen Autos. Die glitzernden<br />
Ferraris, die Spyder<br />
und Cayenne. Alles Neuwagen<br />
für die tunesische Oberschicht.<br />
Jetzt sind sie Schrott.<br />
Kaum im Hafen von Karthago,<br />
eine halbe Autostunde entfernt<br />
von Tunis, von der Rampe gerollt,<br />
übergossen Jugendliche die<br />
Karosserien mit Benzin und fackelten<br />
sie ab. Es war kurz nach<br />
dem <strong>14</strong>. Januar. Gerade hatte sich<br />
der feiste Diktator Ben Ali ins<br />
saudische Exil abgesetzt. Die<br />
brennenden Autos wurden zum<br />
Symbol für eine Ära. Ein Fanal<br />
zum Ende einer Unrechtsherrschaft.<br />
Es war das Feuer der tunesischen<br />
Revolution.<br />
„Als ich bei einem Spaziergang<br />
die ausgebrannten Schrottautos<br />
sah, wusste ich sofort: das<br />
sind wunderbare Skulpturen“,<br />
sagt Faten Rouissi. Tunesiens<br />
wohl wichtigste Gegenwartskünstlerin<br />
ist Mitte dreißig. Sie<br />
hat ein Atelier gleich um die<br />
Ecke in Karthago. Einer weißen<br />
Stadt auf einem Hügel am Meer,<br />
die aussieht wie Saint-Tropez<br />
vor 50 Jahren.<br />
„Ich habe sofort andere<br />
Künstler eingeladen. Wir haben<br />
die Wracks bemalt, beschrieben,<br />
die Hymne auf ein neues Tunesien<br />
drauf eingeritzt.“ Rouissi<br />
strahlt. Sie erklärt ihr Werk zur<br />
Geburtsurkunde einer neuen,<br />
autonomen Kunstszene Tunesiens.<br />
„Wir Künstler waren alle getrennt.<br />
Unter Ben Ali wusste keiner,<br />
was der andere macht. Hier<br />
fanden wir zum ersten Mal zu-<br />
Nach mehr als 100 Jahren ist<br />
möglicherweise wieder ein Gemälde<br />
von Leonardo da Vinci<br />
aufgetaucht. Bei dem in New<br />
York entdeckten Werk „Salvator<br />
Mundi“, das einen Christus mit<br />
zum Segen erhobener rechter<br />
Hand zeigt, soll es sich um eine<br />
verschollen geglaubte Arbeit des<br />
Universalgenies handeln. Der<br />
New Yorker Galerist Robert Simon<br />
zog eigenen Angaben zufolge<br />
eine Reihe internationaler Experten<br />
zurate: Sie alle kamen zu<br />
dem Ergebnis, dass es sich bei<br />
„Salvator Mundi“ um das von<br />
Leonardo da Vinci gemalte Original<br />
handele.<br />
Dagegen plädiert der deutsche<br />
Experte Frank Zöllner für<br />
Die Aufnahme einer Demonstrantin von Hammedin Bouali ist das berühmteste Abbild der Revolution<br />
sammen. Das ist das Entscheidende:<br />
Raus aus den Ateliers,<br />
raus aus den Museen. Wer das<br />
nicht versteht, hat nichts verstanden.“<br />
Zum ersten Mal erobert die<br />
Kunst die Straße. Doch es<br />
herrscht eine merkwürdige<br />
Stimmung im Land. Euphorie,<br />
Unbeschwertheit, als könne man<br />
jetzt beschwingter, aufrechter<br />
gehen. Die Menschen reden miteinander,<br />
diskutieren wild. Einerseits.<br />
Vor den Zeitungsausla-<br />
Kunstwelt streitet über<br />
angeblichen Leonardo<br />
weitere Untersuchungen des Gemäldes.<br />
Die Echtheit sei noch<br />
nicht vollständig geklärt. Der<br />
Schätzwert beträgt <strong>14</strong>2 Millionen<br />
Euro. „Das Ganze ist eine sehr<br />
interessante Hypothese, man<br />
wird sehen, ob sie Bestand hat“,<br />
sagte Zöllner. Es wäre das erste<br />
Mal seit 1909, dass ein Bild von<br />
Leonardo auftaucht. Damals<br />
hatte ein Archivar die „Madonna<br />
Benois“ entdeckt, das Bild einer<br />
ungewöhnlich lachenden Madonna<br />
mit dem Kind auf dem<br />
Schoß. Leonardo da Vinci (<strong>14</strong>52-<br />
1519) gilt als einer der einflussreichsten<br />
Maler der Kunstgeschichte.<br />
Seine „Mona Lisa“ im<br />
Pariser Louvre ist das bekannteste<br />
Bild der Welt.<br />
gen auf der Avenue Bourghiba,<br />
wo die Parolen der Revolution<br />
an den Hausecken bereits weiß<br />
übertüncht wurden, blättern<br />
Männer in Magazinen und geraten<br />
über die Berichterstattung<br />
aneinander. „Früher hätte man<br />
uns dafür längst abgeführt“, ruft<br />
einer.<br />
Keiner weiß, was werden wird<br />
aus der Revolution. Zeitweise<br />
herrscht Ausgangssperre. Alle<br />
müssen um 21 Uhr zu Hause<br />
sein. Demonstranten sammeln<br />
„Wenn sich das Volk erhebt,<br />
muss sich das Schicksal seinem<br />
Willen fügen“ Aus Tunesiens Nationalhymne<br />
„Ein Feingefühl für Richtigkeit“<br />
Der Regisseur und Schriftsteller Oliver Storz ist tot<br />
Der Schriftsteller, Regisseur und<br />
Drehbuchautor Oliver Storz ist<br />
am 6. <strong>Juli</strong> im Alter von 82 Jahren<br />
nach schwerer Krankheit in seinem<br />
Haus in Egling bei München<br />
gestorben. Er wurde bereits<br />
beigesetzt. Der Adolf-Grimme-Preisträger<br />
setzte sich in seinen<br />
Filmen und Büchern oft mit<br />
zeit- und gesellschaftskritischen<br />
Themen auseinander.<br />
2003 sorgte er mit dem ARD-<br />
Zweiteiler „Im Schatten der<br />
Macht“ über den ehemaligen<br />
deutschen Bundeskanzler Willy<br />
Brandt für Aufsehen. Hochgelobt<br />
wurde auch der Fernsehfilm<br />
„Drei Tage im April“ über KZ-<br />
Häftlinge in einem württembergischen<br />
Dorf.<br />
sich in Seitenstraßen und schlagen<br />
sich mit Polizisten. Schwere<br />
Mannschaftswagen und hoher<br />
Stacheldraht versperren die Allee.<br />
Alles kann kippen. Das spürt<br />
abends jeder in der Avenue<br />
Bourghiba.<br />
Der Fotograf Hammedin<br />
Bouali holt zwei Gegenstände<br />
aus seinem Aktenkoffer: eine Lumix<br />
und eine Atemmaske aus Papier.<br />
„Die führe ich immer bei<br />
mir, gegen das Tränengas. Hat<br />
mir schon in vielen Situationen<br />
geholfen.“<br />
Hammedin Bouali ist der Fotograf<br />
der Revolution. Eines seiner<br />
Bilder ist zur Ikone geworden:<br />
eine schöne, wilde, zu allem<br />
entschlossene junge Frau, die ihre<br />
Wut wild herausschreit und<br />
eine große rote tunesische Fah-<br />
Bekannte Werke sind die TV-<br />
Serie „Raumpatrouille – Die fantastischen<br />
Abenteuer des Raumschiffes<br />
Orion“ (1966) oder sein<br />
Buch „Die Freibadclique“.<br />
Noch in hohem Alter hat<br />
Storz Filme gedreht und Bücher<br />
geschrieben, die auch bei jungen<br />
Ein kritischer und kreativer<br />
Kopf: Oliver Storz<br />
WERNER BLOCH<br />
DAPD/ JOCHEN LUEBKE<br />
ne über die ausgebreiteten Arme<br />
hält. Bouali erinnert sich: „Ich<br />
wusste gleich, dass dort etwas<br />
passiert. Es war auf einer Demonstration<br />
gegen die Islamisten,<br />
für ein säkulares Tunesien.<br />
Ich fühlte, dass dort etwas explodiert.“<br />
Hammedin Bouali drückte ab,<br />
es war eine Zweihundertfünfzigstel<br />
Sekunde, die einem Bild<br />
zur Ewigkeit verhilft. Bouali erinnert<br />
sich, was auf dem T-Shirt<br />
des Mädchens steht: „Tunesien<br />
gehört dir, es gehört mir, Tunesien<br />
gehört uns allen.<br />
Heißt: Niemand<br />
wird ausgeschlossen.<br />
Egal, ob man<br />
Schleier trägt, Alkohol<br />
trinkt oder<br />
nicht. Das ist das<br />
neue Tunesien.“<br />
Bouali ist nachdenklich.<br />
Andere<br />
auch. Es gibt schon Fotograf Ham-<br />
ein paar Rückmedin Bouali<br />
schritte in Tunis:<br />
der Platz vor der Kasbah, wo früher<br />
die Oppositionellen campierten,<br />
das einstige Zentrum<br />
der Revolution, ist leer. Drum<br />
herum nur Soldaten und Stacheldraht,<br />
dahinter ein gigantischer<br />
Platz mit dem Charme eines<br />
nordkoreanischen Monumentalpalastes.<br />
Aber dann gibt es in Tunis diese<br />
überraschenden Momente. Die<br />
Schaufenster sind nach nur ein<br />
paar Monaten voll mit Büchern<br />
zur Revolution. Bildbände, Analysen,<br />
Berichte. Und während man<br />
darin blättert, spricht einen<br />
plötzlich eine Dame an. „Wissen<br />
Sie“, sagt sie, „warum die Menschen<br />
immer die Nationalhymne<br />
singen, wenn sie auf Demonstrationen<br />
gehen? Weil es die schönste<br />
Hymne der Welt ist. Und weil<br />
es darin heißt: Wenn sich das<br />
Volk erhebt, muss sich das<br />
Schicksal seinem Willen fügen.“<br />
Leuten Eindruck gemacht hätten.<br />
Schriftsteller Martin Walser<br />
bezeichnete Storz in einem<br />
Nachruf in der „Süddeutschen<br />
Zeitung“ als „Erzähler mit einem<br />
Feingefühl für Richtigkeit, Gerechtigkeit<br />
und Schicksalspointen,<br />
die moralisch nicht anfechtbar<br />
sind“.<br />
Auch ARD-Programmdirektor<br />
Volker Herres äußerte Bewunderung<br />
für den Verstorbenen.<br />
„Sein unbestechlicher Blick, seine<br />
künstlerische Präzision und<br />
seine intellektuelle Redlichkeit<br />
werden uns allen fehlen“, sagte<br />
Herres. Das Erste zeigt am Freitag,<br />
15. <strong>Juli</strong>, um 23.30 Uhr Storz’<br />
Fernsehdrama „Die Frau, die im<br />
Wald verschwand“.<br />
WERNER BLOCH<br />
DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> ** WELT KOMPAKT SEITE 11<br />
SPORT<br />
VIERTELFINALE 1<br />
Samstag, 9.7., 20:45 Uhr, Wolfsburg, ZDF<br />
JAPAN<br />
ZAHL DES TAGES<br />
57<br />
:<br />
0 1 n.V.<br />
DEUTSCHLAND JAPAN<br />
VIERTELFINALE 2<br />
Sonntag, 10.7., 13:00 Uhr, Augsburg, ARD<br />
3 1<br />
:<br />
SCHWEDEN AUSTRALIEN<br />
VIERTELFINALE 3<br />
Samstag, 9.7., 18:00 Uhr, Leverkusen, ZDF<br />
4: 5 n.E.<br />
ENGLAND FRANKREICH<br />
VIERTELFINALE 4<br />
Sonntag, 10.7., 17:30 Uhr, Dresden, ARD<br />
5: 7 n.E.<br />
BRASILIEN USA<br />
HALBFINALE 1<br />
Mittwoch, 13.7., 20:45 Uhr, Frankfurt/Main, ZDF<br />
:<br />
HALBFINALE 2<br />
Mittwoch, 13.7., 18:00 Uhr, Mönchenglad., ZDF<br />
1: 3<br />
FRANKREICH USA<br />
SPIEL UM DEN 3. PLATZ<br />
Samstag, 16.7., 17:30 Uhr, Sinsheim, ARD<br />
SCHWEDEN<br />
VERLIERER<br />
HALBFINALE 1<br />
:<br />
FINALE<br />
Sonntag, 17.7., 20:45 Uhr, Frankfurt/Main, ARD<br />
JAPAN<br />
SIEGER<br />
HALBFINALE 1<br />
3 1<br />
:<br />
SCHWEDEN<br />
FRANKREICH<br />
USA<br />
Jahre alt wird Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel am Sonntag.<br />
Doch statt ihren Geburtstag im<br />
Kreis der Familie zu feiern, will<br />
sie beim Finale der Frauen-WM<br />
in Frankfurt dabei sein. Über<br />
Bundestrainerin Silvia Neid<br />
sagte Merkel unterdessen in<br />
der „Sport Bild“, sie sei eine<br />
herausragende Trainerin.<br />
MÖNCHENGLADBACH – Der amerikanische<br />
Traum geht weiter:<br />
Topfavorit USA hat zum dritten<br />
Mal das Endspiel einer Frauenfußball-WM<br />
erreicht. Der Olympiasieger<br />
gewann ein spannendes<br />
Halbfinale gegen Frankreich<br />
3:1 (1:0) und steht vor dem dritten<br />
Titelgewinn nach 1991 und<br />
1999. Er würde die USA zum alleinigen<br />
Rekord-Weltmeister<br />
machen. Gegner im Finale am<br />
Sonntag (20.45 Uhr/ARD) ist Japan,<br />
das sich im Halbfinale gegen<br />
Schweden durchsetzte.<br />
Während Schwedens Torfrau Hedvig Lindahl (l.) durch den Strafraum irrt, trifft Japans Spielführerin Homare Sawa (M.) per Kopf zum 2:1<br />
Japan zaubert sich ins Finale<br />
Nach einem 3:1-Sieg über Schweden spielen die Asiatinnen erstmals um den Titel<br />
T Am Sonntag kommt es<br />
in Frankfurt zum großen<br />
Duell mit den USA<br />
Zauberfußball und Traumtore:Deutschland-Bezwinger<br />
Japan steht nach<br />
einer Frauenfußball-Gala erstmals<br />
im WM-Finale. Schweden<br />
hat ausgetanzt. Vier Tage nach<br />
dem sensationellen Triumph gegen<br />
die DFB-Auswahl bezwangen<br />
die Asiatinnen den nächsten<br />
Titelfavoriten 3:1 (1:1) und treffen<br />
am Sonntag im WM-Finale in<br />
Frankfurt auf die USA (20.45<br />
Uhr/ARD), die sich ebenfalls 3:1<br />
gegen Frankreich durchgesetzt<br />
hatten. Dagegen verpasste<br />
Schweden den zweiten WM-Finaleinzug<br />
nach 2003 und muss<br />
sich am Samstag in Sinsheim mit<br />
dem Spiel um Platz drei gegen<br />
die Französinnen begnügen.<br />
Die Japanerin Yuki Nagasato<br />
vom deutschen Meister Turbine<br />
Potsdam sagte: „Wir wollen un-<br />
bedingt ins Finale. Wir sind viel<br />
gelaufen, das war der Unterschied.<br />
Wir haben den richtigen<br />
Geist verkörpert.“<br />
Vor 45 434 Zuschauern im<br />
Frankfurter Stadion sorgte zunächst<br />
Josefine Öqvist für die<br />
frühe Führung der Schwedinnen<br />
(10.), später erzielten Japans Angreiferin<br />
Nahomi Kawasumi (2<br />
Tore) und Homare Sawa die<br />
Treffer zu Japans 3:1-Sieg.<br />
Die Schwedinnen hatten bereits<br />
vor Spielbeginn einen bitteren<br />
personellen Rückschlag hinnehmen<br />
müssen. Spielführerin<br />
Caroline Seger stand zwar auf<br />
dem Berichtsbogen in der Startformation,<br />
musste nach dem<br />
Warmlaufen aber verletzungsbedingt<br />
passen. Für Seger rückte<br />
Marie Hammerström in die erste<br />
Elf der Schwedinnen.<br />
Doch der WM-Zweite von<br />
2003 begann unter den Augen<br />
von DFB-Boss Theo Zwanziger<br />
und Bundestrainerin Silvia Neid<br />
dennoch zunächst gut organi-<br />
Lauren Cheney (9.), Abby<br />
Wambach (79.) und Alex Morgan<br />
(82.) trafen für die Amerikanerinnen.<br />
Die Französinnen, für<br />
die Sonia Bompastor (55.) den<br />
zwischenzeitlichen Ausgleich erzielt<br />
hatte, dürfen sich mit dem<br />
besten WM-Abschneiden ihrer<br />
Geschichte trösten.<br />
Während sich die USA vor<br />
25 676 Zuschauern in Mönchengladbach<br />
auf ihre Zweikampfstärke<br />
und lange Pässe verließen,<br />
suchte Deutschlands Vorrundengegner<br />
Frankreich sein<br />
siert und ging nach zehn Minuten<br />
in Führung. Nach einem kapitalen<br />
Fehlpass von Sawa, die<br />
gegen Deutschland das entscheidende<br />
Tor eingeleitet hatte,<br />
schnappte sich die schnelle<br />
Öqvist 35 Meter vor dem Gehäuse<br />
der Asiatinnen den Ball und<br />
erzielte mit einem strammen<br />
Linksschuss das 1:0.<br />
Davon wiederum ließen sich<br />
die spielstarken Japanerinnen<br />
nicht aus dem Rhythmus bringen.<br />
Sawa wollte ihren Fehler<br />
schnell wieder gut machen, und<br />
auch die übrigen Japanerinnen<br />
beeindruckten wie schon gegen<br />
Deutschland vor allem mit fußballerischen<br />
Qualitäten. So gelang<br />
Kawasumi der 1:1-Ausgleichstreffer<br />
nach einer herrlichen<br />
Flanke von Aya Miyama.<br />
Anschließend spielte fast nur<br />
noch der Olympia-Vierte. In der<br />
28. Minute hatte erneut Kawasumi<br />
die Chance zum 2:1, doch<br />
Schwedens Keeperin Hedvig<br />
Lindahl parierte sicher. In der 34.<br />
Glück in schnellen Kombinationen.<br />
Mehr Erfolg hatten zunächst<br />
die USA: Amy Rodriguez<br />
bediente nach einem Sololauf<br />
die mitgeeilte Cheney, die aus<br />
kurzer Distanz vollendete (9.).<br />
Nach dem Seitenwechsel luden<br />
die USA Frankreich förmlich zu<br />
Chancen ein. Die Strafe folgte<br />
prompt: Eine Flanke von Bompastor<br />
landete hinter der verdutzten<br />
Torfrau Hope Solo im<br />
langen Eck. In der Schlussphase<br />
hatten beide Teams den Siegtreffer<br />
auf dem Fuß. Erst in den<br />
Minute lenkte Lindahl zudem einen<br />
Freistoß von Miyama gerade<br />
noch zur Ecke. Von den Schwedinnen<br />
war bis zur Pause indes<br />
kaum noch etwas zu sehen, vor<br />
allem Starstürmerin Lotta Schelin<br />
konnte sich überraschend<br />
selten in Szene setzen.<br />
Auch nach dem Seitenwechsel<br />
hatte gleich wieder die japanische<br />
Elf die erste Großchance.<br />
Shinobu Ohno zog aus rund 20<br />
Metern ab, doch der Ball landete<br />
an der Latte (46.). Anschließend<br />
drehten die Japanerinnen auf<br />
und begeisterten das Publikum<br />
mit Traumkombinationen. Die<br />
Tore von Sawa und Kawasumi<br />
waren die logische Konsequenz.<br />
Jetzt können die USA alleiniger Rekord-Weltmeister werden<br />
Auf dem Weg zu ihrem dritten Titelgewinn schlagen die US-Girls Frankreich im Halbfinale mit 3:1<br />
Abby Wambach (M.) steigt höher<br />
als Marie-Laure Delie (l.)<br />
DAPD/ JUERGEN SCHWARZ<br />
TRIKOT-TAUSCH<br />
Schweden-Star<br />
Josefine Öqvist<br />
lässt sich nach dem<br />
Sieg gegen Nordkorea<br />
auf einen<br />
Trikot-Tausch mit<br />
einem Fan ein:<br />
http://bit.ly/lmakGw<br />
letzten Minuten machten die<br />
USA alles klar: Wambach sorgte<br />
mit ihrem Kopfballtreffer für die<br />
Führung, Morgan legte nach einem<br />
Konter nach.<br />
Mit dem Finaleinzug der USA<br />
steigen auch die Chancen auf einen<br />
Deutschland-Besuch von<br />
First Lady Michelle Obama. „Ich<br />
habe Signale erhalten, dass Michelle<br />
Obama möglicherweise<br />
nach Deutschland kommen<br />
wird”, hatte WM-OK-Präsidentin<br />
Steffi Jones noch vor der Partie<br />
gesagt.<br />
AFP/ JOHN MACDOUGALL
SEITE 12 WELT KOMPAKT ** DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />
SPORT<br />
FUSSBALL KOMPAKT<br />
NATIONALMANNSCHAFT<br />
Löw: DFB-Pokal<br />
statt WM-Auslosung<br />
Joachim Löw wird am 30. <strong>Juli</strong><br />
nicht zur Auslosung der Qualifikationsgruppen<br />
für die Weltmeisterschaft<br />
20<strong>14</strong> nach Brasilien<br />
reisen. Stattdessen wird der<br />
Bundestrainer einige seiner<br />
Nationalspieler in der ersten<br />
Runde des DFB-Pokals beobachten.<br />
Die deutsche Delegation<br />
wird angeführt von Teammanager<br />
Oliver Bierhoff.<br />
HAMBURGER SV<br />
Rost wechselt zu den<br />
New York Red Bulls<br />
Der langjährige Bundesligatorhüter<br />
Frank Rost lässt seine<br />
Karriere in den USA ausklingen.<br />
Der 38-Jährige, der zuletzt<br />
beim Hamburger SV unter<br />
Vertrag stand, wechselt in die<br />
Major League Soccer zu den<br />
New York Red Bulls. Rost soll<br />
Samstag im Duell mit Chivas<br />
USA sein Debüt geben.<br />
FSV MAINZ 05<br />
Fathi unterschreibt<br />
Dreijahresvertrag<br />
Abwehrspieler Malik Fathi wird<br />
in der kommenden Saison<br />
wieder für den FSV Mainz 05<br />
auflaufen. Die Rheinhessen<br />
einigten sich mit Spartak Moskau<br />
über eine Rückkehr des<br />
27-Jährigen zum FSV. Fathi, der<br />
seit Januar 2010 auf Leihbasis<br />
33 Mal für Mainz spielte, wird<br />
einen Dreijahresvertrag bis Juni<br />
20<strong>14</strong> unterschreiben.<br />
Folgen Sie David<br />
Riedel auf Twitter<br />
twitter.com/wk_riedel<br />
Endlos-Poker um Freiburgs<br />
Toptorjäger Cisse geht weiter MÜNCHEN – Im zähen Transfer-<br />
SCHRUNS – Der wochenlange<br />
Poker um den Freiburger Topstürmer<br />
Papiss Demba Cisse (22<br />
Tore in der vergangenen Saison)<br />
nimmt kein Ende. Angeblich stehen<br />
andere Vereine seit Monaten<br />
Schlange, um den 26-Jährigen<br />
abzuwerben. Doch allmählich<br />
stellt sich die Frage, ob er Freiburg<br />
in diesem Sommer überhaupt<br />
verlässt. „Die Chancen<br />
stehen Fifty-Fifty”, sagte SC-<br />
Sportdirektor Dirk Dufner im<br />
Trainingslager im österreichischen<br />
Schruns. „Fakt ist, dass<br />
er bei uns noch drei Jahre Vertrag<br />
hat.” Den Blackburn Rovers,<br />
dem FC Fulham und sogar dem<br />
DPA/ MALTE CHRISTIANS „Neid<br />
muss kritikfähig sein“<br />
Frankfurts Manager Siegfried Dietrich über die glücklose Bundestrainerin<br />
Silvia Neid bleibt Bundestrainerin.<br />
Das gab der<br />
Deutsche Fußball-Bund<br />
(DFB) offiziell bekannt, nachdem<br />
sich DFB-Präsident Theo<br />
Zwanziger, Generalsekretär<br />
Wolfgang Niersbach und Neid<br />
noch einmal persönlich ausgesprochen<br />
hatten. Die Bundestrainerin<br />
freue sich nun „auf die<br />
nächsten Herausforderungen“.<br />
Was Silvia Neid jetzt ändern<br />
muss und was ihre Fehler waren,<br />
sagt Frankfurts Manager Siegfried<br />
Dietrich im Gespräch mit<br />
„Welt Kompakt“.<br />
WELT KOMPAKT: Der DFB<br />
geht bislang erstaunlich kritiklos<br />
mit dem WM-Aus um.<br />
Wundern Sie sich auch?<br />
SIEGFRIED DIETRICH: Der Forderung<br />
von allen Seiten schließe<br />
ich mich an: Was geschehen ist,<br />
muss analysiert und dann in seinen<br />
Konsequenzen diskutiert<br />
werden. Die Bundestrainerin<br />
muss nach einer so fatalen Niederlage<br />
kritikfähig sein, denn sicher<br />
hat auch sie einige Dinge<br />
nicht richtig gemacht. Falsch ist<br />
allerdings, nun voreilig Rücktrittsforderungen<br />
in den Raum<br />
zu stellen, denn dadurch würde<br />
Silvia Neid sich ja nur der Verantwortung<br />
entziehen.<br />
Was hat Neid Ihrer Meinung<br />
nach falsch gemacht?<br />
Nach einer so langen Vorbereitung<br />
ist ein solches Ergebnis<br />
nicht akzeptabel. Im Detail will<br />
ich Neids Basisanalyse allerdings<br />
nicht vorgreifen, die wird nach<br />
ihrer Vorlage zu diskutieren sein<br />
– ich schlage einem Runden<br />
Tisch mit der Bundestrainerin,<br />
den DFB-Verantwortlichen sowie<br />
einigen Bundesligavertretern<br />
vor. Wichtig wird sein, am<br />
Ende wieder positiv nach vorn<br />
blicken zu können, denn in der<br />
deutschen Mannschaft steckt so<br />
viel mehr als sie bei dieser so<br />
wichtigen WM gezeigt hat.<br />
FC Arsenal oder dem FC Liverpool<br />
wurde ein Interesse an Cisse<br />
nachgesagt. Konkret wurde es<br />
aber nie. „Ich habe kein einziges<br />
Angebot vorliegen”, versicherte<br />
Dufner. Allerdings hat SC-Sprecher<br />
Rudi Raschke ein Interesse<br />
von Dynamo Kiew bestätigt.<br />
Und laut russischer Medien soll<br />
nun auch Dynamo Moskau, der<br />
Klub von Kevin Kuranyi, seine<br />
Fühler ausgestreckt haben.<br />
Freiburg fordert angeblich 15<br />
Millionen Euro für seinen Toptorjäger.<br />
„Wir geben ein solches<br />
Juwel natürlich nicht für einen<br />
Appel und ein Ei her”, stellte<br />
Sportdirektor Dufner klar.<br />
Bundestrainerin Silvia Neid steht nach dem WM-Aus in der Kritik<br />
Es soll innerhalb des Teams<br />
große Unstimmigkeiten gegeben<br />
haben.<br />
Wir waren alle nicht dabei. Doch<br />
sicher hätte die Bundestrainerin<br />
der einen oder anderen Spielerin<br />
mehr den Rücken stärken können<br />
und auch müssen. Birgit<br />
Prinz zum Beispiel, die sich nun<br />
in der schlimmen Situation eines<br />
beispiellos enttäuschenden Kar-<br />
Neapel, Turin oder doch München?<br />
Trotz neuer Angebote aus Italien kämpft Bayern weiter um Vidal<br />
poker zwischen Bayern München<br />
und Bayer Leverkusen um<br />
Arturo Vidal sieht sich der wechselwillige<br />
Mittelfeldspieler nach<br />
Alternativen um. Angeblichen<br />
Angeboten der italienischen<br />
Erstligisten SSC Neapel und Juventus<br />
Turin steht der 24 Jahre<br />
alte Chilene offen gegenüber:<br />
„Es handelt sich alles um europäische<br />
Spitzenvereine“, sagte<br />
Vidal der „Sport Bild“. Erste Priorität<br />
habe allerdings weiterhin<br />
Bayern München.<br />
Vidal betonte, dass „von Bayern<br />
ein offizielles Angebot vorliegt.<br />
Dort ist Jupp Heynckes, ein<br />
riereendes befindet, das sie in<br />
dieser Form ganz sicher nicht<br />
verdient hat.<br />
Bedeutet das Ausscheiden,<br />
dass auch die Aussicht auf einen<br />
anhaltenden Boom im<br />
Frauenfußball geplatzt ist?<br />
Von wegen, jetzt geht es trotzdem<br />
erst richtig los. Ich glaube<br />
daran, dass Frauenfußball unter<br />
Vergangene Saison spielte<br />
Vidal (l.) noch für Leverkusen<br />
Trainer, der mich kennt, den ich<br />
kenne. Das ist wichtig.“ Einen<br />
Verbleib in Leverkusen schloss<br />
der Chilene, der derzeit noch<br />
mit seinem Nationalteam bei der<br />
Copa America weilt, so gut wie<br />
DAPD/ AXEL HEIMKEN<br />
BONGARTS/ GETTY IMAGES<br />
den Frauen die Sportart dieses<br />
Jahrtausends ist.<br />
Das ist eine gewagte These.<br />
Überhaupt nicht! Sehen Sie nur<br />
die Dimensionen dieser WM!<br />
Die Zuschauerzahlen in den Stadien,<br />
die Einschaltquoten, das<br />
Medieninteresse – die Zuwächse<br />
sind überall gigantisch. Der einzige<br />
Vergleich, der für den Frauenfußball<br />
unangemessen ist, ist<br />
der mit dem anderen Geschlecht<br />
im gleichen Sport.<br />
Fußball der Frauen als Sportart<br />
Nummer zwei hinter den<br />
Männern?<br />
Langfristig sehe ich das auf jeden<br />
Fall so.<br />
In welchem Zeitraum?<br />
Von den nächsten fünf bis zehn<br />
Jahren. Wir sind in denselben<br />
hoch professionalisierten Verbänden<br />
organisiert: DFB, Uefa,<br />
Fifa. Und wie die WM sowohl in<br />
den Stadien als auch vor den<br />
Fernsehgeräten beweist, begeistern<br />
wir eine riesige Bandbreite:<br />
Eltern mit ihren Kindern, teilweise<br />
auch deren Großeltern.<br />
Solche Großfamilien sind das<br />
Potenzial für unsere Zukunft.<br />
Das Gespräch führten<br />
Daniel Stolpe und Patrick Krull<br />
DAS IST SIEGFRIED<br />
DIETRICH<br />
Siegfried Dietrich<br />
ist seit 1993<br />
Manager und<br />
Investor des<br />
Branchenprimus<br />
1.FFC Frankfurt.<br />
Der 54-Jährige<br />
war früher Physiotherapeut, u.a.<br />
von Boris Becker, und promotete<br />
Eiskunstlaufgalas für<br />
Katarina Witt, ehe er beim<br />
Frauenfußball einstieg.<br />
DPA/ MARIUS BECKER<br />
aus: „Letztes Jahr wollten sie<br />
nicht mit mir verlängern. Ich<br />
möchte darum jetzt gehen.“<br />
Heynckes ist „zuversichtlich,<br />
dass Vidal zu uns kommt. Denn<br />
einen Spieler zurückzuhalten,<br />
der wechseln will, das hat noch<br />
nie funktioniert“, sagte er dem<br />
Münchner Merkur. Ähnlich optimistisch<br />
ist Bayerns Trainer im<br />
Bezug auf die Verpflichtung von<br />
Nationalspieler Jerome Boateng<br />
(Manchester City). „Ich hätte<br />
Boateng gerne schon jetzt hier.<br />
Ich bin zuversichtlich, dass das<br />
noch klappt. Wir brauchen dringend<br />
einen Innenverteidiger“, so<br />
Heynckes.<br />
DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> * WELT KOMPAKT SEITE 13<br />
SPORT<br />
Auf Kaymer kann<br />
man wieder wetten<br />
Deutschlands bester Golfer hat seine Krise überwunden<br />
T „Ich fühle mich viel<br />
besser“, sagt der<br />
26-Jährige vor dem Start<br />
der British Open<br />
SVEN FLOHR<br />
Martin Kaymer (26) hat<br />
sich viel vorgenommen<br />
für das dritte Majorturnier<br />
des Jahres. Zwar verlief<br />
seine Saison anfangs erfolgreich<br />
– einem frühen Turniersieg folgten<br />
acht Wochen auf Platz eins<br />
der Weltrangliste –,<br />
doch in den vergangenen<br />
Monaten kamen<br />
keine weiteren Erfolge<br />
hinzu. Der Rechtshänder<br />
spielte nach<br />
wie vor weit über dem<br />
Schnitt, eroberte einen<br />
dritten und einen<br />
vierten Platz, bei den<br />
Großereignissen aber<br />
erfüllte er die Erwartungen<br />
nicht. Beim<br />
ersten Major des Jahres,<br />
dem Masters,<br />
scheiterte Kaymer am<br />
Cut. Beim zweiten, den US<br />
Open, kam er auf dem 39. Platz<br />
an. Von einem Weltklassespieler<br />
wird anderes erwartet.<br />
Auch Kaymer selbst erwartet<br />
Anderes von sich. Deshalb hat er<br />
Änderungen am Schwung vorgenommen.<br />
Und er hat die vielleicht<br />
sensibelste Position im<br />
Umfeld eines Profispielers neu<br />
besetzt. Kaymer hat einen neuen<br />
Taschenträger. Der Engländer<br />
Christian Donald, älterer Bruder<br />
des Weltranglistenersten Luke<br />
Donald, ist seit Ende Juni der<br />
neue Mann an Kaymers Seite.<br />
GEILE TRICKS<br />
Mateschitz spricht Machtwort: Webber bleibt<br />
Red-Bull-Boss sorgt für Ruhe und beendet die Diskussionen in Vettels Weltmeisterteam<br />
KÖLN/ LONDON – Formel-1-Weltmeister<br />
Sebastian Vettel kann<br />
sich weiter auf eine erfolgreiche<br />
Titelverteidigung konzentrieren<br />
und muss nicht um den Hausfrieden<br />
bei Red Bull fürchten.<br />
Während sein Teamkollege Mark<br />
Webber bei Teamchef Christian<br />
Horner zum Rapport antreten<br />
musste, sorgte Red-Bull-Boss<br />
Dietrich Mateschitz mit seinem<br />
Machtwort für Ruhe.<br />
„Die Vertragsverlängerung<br />
mit Mark steht doch außer Zweifel.<br />
Er fühlt sich wohl bei uns, im<br />
Team ist er sehr populär“, sagte<br />
Konzernchef Mateschitz im Gespräch<br />
mit den Salzburger Nachrichten:<br />
„Er kann kein besseres<br />
Auto bekommen, und wir können<br />
keinen besseren Fahrer auf<br />
dem Markt verpflichten.“<br />
Abschläge aus dem<br />
Hubschrauber und von<br />
Dach zu Dach: Martin<br />
Kaymer zeigt spektakuläre<br />
Tricks. Das Video:<br />
http://bit.ly/p5Amna<br />
Die meisten Spieler sehen ihre<br />
Caddies weit öfter als ihre Frauen,<br />
die Angestellten dienen als<br />
Ratgeber und Freunde. „Ich<br />
brauche jemanden an der Tasche,<br />
der motiviert, der mich<br />
pusht“, sagt Kaymer und lobt<br />
den einstigen Profispieler Donald:<br />
„Beim Lesen der Puttlinie<br />
ist er ein Genie.“<br />
Tatsächlich kam Kaymer mit<br />
seinem neuen Caddie zuletzt<br />
wieder besser in Form. Bei den<br />
Open de France in Paris spielte<br />
er vor zwei Wochen um den Sieg<br />
mit. „Ich hätte gewinnen müssen“,<br />
haderte Kaymer<br />
zwar, dürfte mit Rang<br />
vier und 150 000 Euro<br />
Preisgeld dennoch<br />
ganz zufrieden gewesen<br />
sein. Sein Trainer<br />
Günter Kessler hält<br />
ihn jedenfalls wieder<br />
für siegfähig. 100<br />
Pfund würde er auf<br />
einen British-Open-<br />
Erfolg seines Schützlings<br />
wetten, sagte<br />
Kessler nach den gemeinsamenÜbungseinheiten:<br />
„Sein<br />
Schwung wird immer runder, es<br />
geht weiter vorwärts.“ Kaymer<br />
teilt diesen Optimismus: „Ich<br />
fühle mich wieder viel besser.<br />
Ich hatte ein paar Probleme in<br />
den vergangenen zwei, drei Monaten,<br />
aber die letzten Turniere<br />
waren wieder gut.“<br />
Nun also die British Open.<br />
„Das ist mein Lieblingsturnier“,<br />
sagt der Deutsche. Er hoffe inständig,<br />
es eines Tages gewinnen<br />
zu können. Im Vorjahr wurde<br />
Kaymer, der an den ersten beiden<br />
Tagen mit Vorjahressieger<br />
Louis Oosthuizen aus Südafrika<br />
Nach den Attacken gegen seinen<br />
Teamkollegen Vettel beim<br />
Rennen in Silverstone war Webber<br />
auch in den eigenen Reihen<br />
unter Beschuss geraten. Insbesondere<br />
Red-Bull-Teamchef<br />
Christian Horner hatte deutliche<br />
Worte gefunden und den 34-jährigen<br />
Australier hart kritisiert.<br />
PA/ DPA/ GERO BRELOR<br />
und dem amerikanischen Star<br />
Phil Mickelson auf die Runde<br />
geht, Siebter. Ein Ergebnis, das<br />
für die nächste Auflage wenig<br />
Aussagekraft hat, denn die British<br />
Open werden auf wechselnden<br />
Kursen gespielt. Nach der<br />
139. Auflage 2010 im schottischen<br />
St. Andrews wird diesmal<br />
an der südostenglischen Küste<br />
im Royal St. George’s Golf Club<br />
gespielt. Wie immer bei den<br />
Open kommt es auch hier nicht<br />
nur auf das beste Spiel, sondern<br />
auf den richtigen Zeitpunkt der<br />
Runde an. Während am Vormittag<br />
noch die Sonne scheint, können<br />
die Ergebnisse schon am<br />
Nachmittag durch Wind und Regen<br />
beeinflusst werden. Für die<br />
jetzige Turnierwoche sind häufige<br />
Schauer und Böen mit bis zu<br />
50 km/h vorausgesagt. „Es ist ein<br />
großartiger Kampf, du darfst nie<br />
aufgeben. Ich genieße diese Herausforderung“,<br />
beschreibt Kaymer<br />
den Reiz des Unvorhersehbaren,<br />
der sich auch darin äußert,<br />
dass sein Trainer noch eine<br />
Einschränkung bei seiner Wette<br />
machte: „Ich würde auch noch<br />
auf 30 andere Spieler 100 Pfund<br />
setzen“, sagt Günter Kessler.<br />
Eine Konsultation der Buchmacher<br />
ergibt folgendes Bild:<br />
Mit einer Quote von 21:1 belegt<br />
Kaymer bei Mybet Rang vier der<br />
Favoritenliste. Drei weitere Europäer<br />
liegen vor ihm: die Engländer<br />
Donald (16:1) und Lee<br />
Westwood (11:1) sowie der neue<br />
Überflieger der Branche, Rory<br />
McIlroy, mit einer Quote von 7:1.<br />
Der 22-jährige Nordire hatte im<br />
Juni den Sprung zum Superstar<br />
geschafft, als er bei den US Open<br />
einen überlegenen Start-Ziel-<br />
Sieg herausspielte. Beim Schlag hat Martin Kaymer den Ball immer im Blick<br />
„Wir haben Mark zur Brust genommen.<br />
Er hat den zweiten<br />
Platz von Sebastian, seinen dritten<br />
Rang und die 33 Punkte für<br />
das Team riskiert“, sagte Horner<br />
im Bild-Interview: „Wenn alle<br />
500 Leute bei uns nur an sich<br />
denken würden, könnten wir<br />
niemals unsere Ziele erreichen.“<br />
Mögen und<br />
schätzen sich<br />
sehr: Red-<br />
Bull-Fahrer<br />
Mark Webber<br />
(l.) und Konzernchef<br />
Dietrich<br />
Mateschitz<br />
Als Webber in der Schlussphase<br />
des Rennens mehrfach auf<br />
Funksprüche seines Renningenieurs<br />
nicht reagiert und weiter<br />
den hinter dem späteren Sieger<br />
Fernando Alonso auf Platz zwei<br />
fahrenden Vettel angegriffen<br />
hatte, griff Horner in der letzten<br />
Runde selbst zum Mikrofon. Er<br />
forderte Webber auf, seine Position<br />
zu halten. Eine Teamorder<br />
ist seit Beginn dieser Saison<br />
nicht mehr verboten.<br />
Laut Horner habe Webber<br />
durch seine Fahrweise beide Piloten<br />
an zwei Stellen völlig sinnlos<br />
in Crash-Gefahr gebracht.<br />
Mateschitz hingegen kann verstehen,<br />
„dass Webber noch nach<br />
vorn kommen wollte. Er wäre<br />
ein schlechter Rennfahrer, hätte<br />
er es nicht versucht.“<br />
Herzoperation<br />
bei Triathlet<br />
Normann Stadler<br />
HEIDELBERG – Normann Stadler,<br />
zweimaliger Gewinner des Ironman-Triathlons<br />
auf Hawaii, hat<br />
sich einer Operation am Herzen<br />
unterzogen. Der Eingriff an einer<br />
Herzklappe und der herznahen<br />
Hauptschlagader erfolgte<br />
bei dem 38 Jahre alten Wertheimer<br />
bereits am 4. <strong>Juli</strong> im Universitätsklinikum<br />
Heidelberg. Nach<br />
Angaben des behandelnden Arztes<br />
sei die Operation gut verlaufen<br />
und Stadler auf dem Weg der<br />
Besserung. Zum Zeitpunkt einer<br />
möglichen Rückkehr wollte seine<br />
Familie keine weiteren Angaben<br />
machen. Stadler war zuletzt<br />
am 11. Juni bei einem Wettkampf<br />
in Zarautz im Baskenland gestartet.<br />
Dort fiel der Athlet wegen<br />
technischer Probleme aus.<br />
PA/ DPA/ PHILIPPE LECOEUR
SEITE <strong>14</strong> WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />
SPORT<br />
„Alle werden<br />
akzeptieren, dass<br />
ich der Chef bin“<br />
Bundestrainer Martin Heuberger über<br />
das schwere Erbe von Heiner Brand<br />
Der neue Handball-Bundestrainer<br />
Martin Heuberger<br />
will Vorgänger<br />
Heiner Brand nicht kopieren,<br />
sondern die Erfolge dessen <strong>14</strong>jähriger<br />
Amtszeit übertrumpfen.<br />
WELT KOMPAKT: Herr Heuberger,<br />
was macht denn Ihr<br />
Bartwuchs?<br />
MARTIN HEUBERGER (47):<br />
Wie bitte?<br />
Alle Welt hält Sie für einen<br />
Klon Heiner Brands. Das<br />
schließt ja wohl einen üppigen<br />
Schnauzer mit ein.<br />
Ich werde mir mit Sicherheit keinen<br />
Schnauzbart wachsen lassen<br />
und bin auch kein Brand-Klon.<br />
QUOTE FÜR<br />
DEUTSCHE SPIELER<br />
Die deutsche Toyota Handball-<br />
Bundesliga gilt als die beste<br />
Liga der Welt. Doch Top-Klubs<br />
wie der THW Kiel setzen vermehrt<br />
auf Handballer aus dem<br />
Ausland. Bundestrainer Martin<br />
Heuberger findet daher, dass<br />
„eine Quotenregelung für<br />
deutsche Spieler wünschenswert<br />
wäre“. So könnten die<br />
Klubs dazu verpflichtet werden,<br />
auch auf Handballer aus<br />
Deutschland zu setzen. Wichtig<br />
ist Heuberger zudem, dass<br />
deutsche Talente „in den Vereinen<br />
mehr Aufmerksamkeit im<br />
täglichen Training bekommen“.<br />
CHIO: Die ersten zwei Siege<br />
für Familie Beerbaum<br />
AACHEN – Guter Start für die<br />
Deutschen beim CHIO: Ex-Europameisterin<br />
Meredith Michaels-Beerbaum<br />
(Thedinghausen)<br />
und ihr Schwager Ludger Beerbaum<br />
haben den deutschen<br />
Springreitern die ersten Siege in<br />
Aachen beschert.<br />
In der wichtigsten Prüfung<br />
des Tages, im Preis der Europa,<br />
erzielte die dreimalige Weltcup-<br />
Siegerin mit Shutterfly in 46,27<br />
Sekunden die schnellste Zeit ohne<br />
Fehler. Zweiter wurde Ludger<br />
Beerbaum auf Chaman, der für<br />
seinen Nullfehlerritt im Stechen<br />
47,18 Sekunden benötigte. Platz<br />
drei ging an die US-Amerikanerin<br />
Laura Kraut mit Teirra (0<br />
Fehlerpunkte/49,92). Für den<br />
Sie sind seit Jahren als Brands<br />
Assistent sehr nah an der<br />
Mannschaft. Ist das ein Voroder<br />
Nachteil bei Ihrem Auftrag,<br />
das Nationalteam zurück<br />
in die Weltspitze zu führen?<br />
Ganz klar ein Vorteil. Ich kenne<br />
alle Spieler seit vielen Jahren<br />
sehr gut und weiß, wie sie ticken.<br />
Die Jungs kennen wiederum<br />
mich, deswegen verschwenden<br />
wir keine Zeit damit, uns abzutasten.<br />
Ich werde auch in meiner<br />
neuen Position authentisch bleiben.<br />
Alle werden akzeptieren,<br />
dass ich nun der Chef bin. Ich erwarte<br />
bedingungslosen Einsatz<br />
von jedem, der zum Nationalteam<br />
kommt. Die Spieler müssen<br />
stolz sein, für ihr Land auflaufen<br />
zu dürfen. Ich hatte das<br />
Gefühl, dass das bei der WM in<br />
Schweden nicht bei jedem der<br />
Fall war.<br />
Es könnte auch gesagt werden,<br />
dass Sie Teil des Systems<br />
sind, das bei den vergangenen<br />
beiden Turnieren gescheitert<br />
ist, und ein Außenstehender<br />
besser geeignet wäre, Missstände<br />
zu beheben.<br />
Es standen ja auch Kandidaten<br />
zur Auswahl, die bisher noch<br />
nichts mit der Nationalmannschaft<br />
zu tun hatten. Mit denen<br />
wurden genauso ja Gespräche<br />
geführt wie mit mir. Am Ende<br />
hat sich der Deutsche Handballbund<br />
für mich entschieden, weil<br />
ich klare Vorstellungen davon<br />
habe, wie sich die Nationalmannschaft<br />
in den nächsten Jahren<br />
entwickeln soll.<br />
Sieg strich Michaels-Beerbaum<br />
19 600 Euro ein. In der kleineren<br />
Prüfung um den Preis der Städteregion<br />
Aachen triumphierte<br />
dann ihr Schwager mit Couleur<br />
Rubin und sicherte sich eine<br />
Siegprämie von 7000 Euro.<br />
Beerbaum blieb im Stechen in<br />
45,51 Sekunden fehlerfrei und gewann<br />
vor dem Briten Michael<br />
Whitaker mit Twister (45,74)<br />
und dem Schweizer Pius Schwizer<br />
mit Ulysse (46,00).<br />
Ebenfalls mit großen Zielen<br />
starten heute Abend die deutschen<br />
Springreiter in ihren Nationenpreis.<br />
Spätestens seit dem<br />
WM-Sieg im vergangenen<br />
Herbst gehören sie international<br />
wieder zur ersten Garde.<br />
Gemeinsam standen Martin Heuberger (r.) und Heiner Brand letztmals am 12. Juni an der Seitenlinie<br />
Dann legen Sie mal los!<br />
Kurzfristiges Ziel muss die<br />
Olympiaqualifikation sein.<br />
Das klingt nach dem elften<br />
Platz bei der WM und dem<br />
zehnten bei der EM davor<br />
aber nach reichlich großem<br />
Optimismus.<br />
Deswegen denke ich zweigleisig.<br />
Natürlich haben wir dieses große<br />
Ziel, noch nach London zu<br />
kommen. Aber niemand kann<br />
uns die Garantie geben, dass das<br />
klappt. Dann muss unser mittelfristiges<br />
Ziel sein, spätestens<br />
2015 wieder eine Auswahl zu haben,<br />
die in der Weltspitze um Titel<br />
mitspielen kann.<br />
Klitschko-Brüder<br />
betrauern Tod<br />
ihres Vaters<br />
HAMBURG – Die Brüder Vitali<br />
und Wladimir Klitschko betrauern<br />
den Tod ihres Vaters. Wladimir<br />
Rodionowitsch Klitschko ist<br />
am Mittwoch seinem schweren<br />
Krebsleiden erlegen. Das gab Vitali<br />
Klitschko bekannt. Klitschko<br />
senior wurde 64 Jahre alt.<br />
Als Oberst der Luftwaffe war<br />
Klitschko Liquidator nach der<br />
Atomkatastrophe von Tschernobyl<br />
im April 1986. Vermutlich ist<br />
die Krebs-Erkrankung auf die<br />
Strahlenbelastung bei dieser Tätigkeit<br />
zurückzuführen. Die beiden<br />
Box-Weltmeister haben<br />
erstmals vor vier Wochen über<br />
die schwere Erkrankung ihres<br />
Vaters gesprochen.<br />
Heißt das anders formuliert<br />
also, dass es unter ihrer Leitung<br />
im nächsten Jahr den<br />
großen Umbruch im Nationalteam<br />
geben wird?<br />
Den wird es nicht geben, weil wir<br />
schon in den vergangenen Jahren<br />
sukzessive junge Talente wie<br />
Markus Richwien, Sven-Sören<br />
Christophersen oder Patrick Wiencek<br />
dazugeholt haben. Diesen<br />
Weg werde ich weitergehen. Eine<br />
Spitzenmannschaft entsteht<br />
nicht von heute auf morgen. So<br />
etwas muss über Jahre zusammenwachsen,<br />
deswegen ist es<br />
wichtig, hoffnungsvolle Nachwuchsspieler<br />
möglichst schnell<br />
zum Nationalteam zu holen.<br />
Cavendish gewinnt die elfte<br />
Etappe, Greipel wird Zweiter<br />
LAVAUR – Der deutsche Sprinter<br />
Andre Greipel (Team Omega-<br />
Lotto) hat einen Tag nach seinem<br />
ersten Etappensieg bei der<br />
Tour de France einen weiteren<br />
Tageserfolg verpasst. Im Massensprint<br />
auf der elften Etappe<br />
der 98. Frankreich-Rundfahrt<br />
Etappensieger Cavendish jubelt,<br />
Greipel (r.) als Zweiter nicht<br />
DPA/ IAN LANGSDON<br />
Was ist mit Routiniers wie<br />
Christian Zeitz oder Torsten<br />
Jansen, die unter Brand keine<br />
Chance mehr auf Einsätze im<br />
DHB-Trikot hatten?<br />
Ich werde mit allen Spielern Gespräche<br />
führen, die für das Nationalteam<br />
in Frage kommen.<br />
Dazu gehören auch diese beiden,<br />
wobei ich zumindest bei „Toto“<br />
abwarten muss, wie sein Körper<br />
die hohen Belastungen wegsteckt.<br />
Trotzdem werde ich mit<br />
ihm sprechen. Bei Christian ist<br />
die Situation etwas anders. Er<br />
hatte ja vor drei Jahren von sich<br />
aus gesagt, nicht mehr für<br />
Deutschland spielen zu wollen.<br />
Interview: Simon Pausch<br />
musste sich der gebürtige Rostocker<br />
seinem Dauerrivalen<br />
Mark Cavendish (Team HTC-<br />
Highroad) geschlagen geben. Am<br />
Dienstag hatte Greipel den Briten<br />
noch besiegt und damit den<br />
größten Triumph seiner Karriere<br />
gefeiert. Für Cavendish war es<br />
bereits der dritte Tagessieg bei<br />
der diesjährigen Tour und der 18.<br />
insgesamt.<br />
Der Brite sagte nach der 167,5<br />
Kilometer langen Fahrt von<br />
Blaye-les-Mines nach Lavaur:<br />
„Ich hatte heute eine perfekte<br />
Vorbereitung, dann habe ich beschleunigt.<br />
Da können die anderen<br />
nichts mehr ausrichten.“ Das<br />
Gelbe Trikot trägt weiter Thomas<br />
Voeckler (Team Europcar).<br />
DPA/ THOMAS FREY<br />
Oliver Voss<br />
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SEITE 16 WELT KOMPAKT DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />
BILDER<br />
DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> WELT KOMPAKT SEITE 17<br />
BILDER<br />
Zum letzten Gefecht<br />
Libysche Rebellen rüsten auf im Kampf gegen den wütenden<br />
Diktator Muammar al-Gaddafi. Seit Mitte Februar<br />
lehnt sich die Mehrheit der Bevölkerung gegen den<br />
schießwütigen Herrscher auf. Sogar Kinder helfen in der<br />
Rebellenhochburg Misrata bei der Revolution, indem sie<br />
fleißig Waffen reinigen. Gaddafi selbst ist der Erfinder<br />
der sozialistischen Libysch-Arabischen Volks-Dschamahirija,<br />
einer eigenen Interpretation von Demokratie. Dass<br />
diese wenig mit der Realität im Lande zu tun hat, muss<br />
der geplagte Diktator nun regelmäßig feststellen, wenn<br />
seine Truppen unter Beschuss geraten. Vielleicht hätte<br />
Gaddafi sich besser als Literat verdingen sollen. Schließlich<br />
hat der „Revolutionsführer“ einst ein Buch mit dem<br />
griffigen Titel: „Das Dorf, das Dorf, die Erde, die Erde<br />
und der Selbstmord des Astronauten“ verfasst.<br />
REUTERS/ THAIER AL-SUDANI
SEITE 18 WELT KOMPAKT DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />
FORUM<br />
KOPFNOTEN<br />
Flucht<br />
nach<br />
vorn<br />
Sabine Menkens<br />
LEITARTIKEL<br />
NOTE 3 Dass er in seiner<br />
Doktorarbeit plagiiert hat,<br />
hat Jorgo Chatzimarkakis<br />
stets bestritten. Lediglich<br />
eine missverständliche<br />
Zitierweise räumte er<br />
ein. Gestern nun erkannte<br />
die Uni Bonn ihm die<br />
Doktorwürde ab. Doch<br />
schon vorher kündigte der<br />
FDP-Politiker an, den<br />
Titelverlust nicht kampflos<br />
hinzunehmen. „Notfalls<br />
schreibe ich eine<br />
zweite Dissertation.“<br />
NOTE 5 Seit 2007 gehört<br />
Polen zum Schengen-<br />
Raum, und man war der<br />
Meinung, offene Grenzen<br />
seien ein Kernelement<br />
Europas. Die Zwillingsstadt<br />
Guben/Gubin bewarb<br />
sich gar als „Stadt<br />
2030“. Jetzt würde Gubens<br />
Bürgermeister<br />
Klaus-Dieter Hübner<br />
gerne wieder Kontrollen<br />
einführen, der Kriminalität<br />
wegen. Solche Nachbarn<br />
wünscht man sich.<br />
Giftige Enthüllungen<br />
THOMAS KIELINGER<br />
Der Skandal um „News of the<br />
World“ und die Verfilzung Rupert<br />
Murdochs mit der Politik haben<br />
die Briten tief erschüttert. Im<br />
Staate Britanniens ist mehr faul,<br />
als sie sich je träumen ließen<br />
Vielen Analysen, die den britischen<br />
Medienskandal in den<br />
Griff zu bekommen versuchen,<br />
haftet etwas Hilfloses an – lauter vorletzte<br />
Worte, die durch das Geschehen<br />
des jeweils nächsten Tages wieder<br />
Makulatur zu werden drohen. Dennoch<br />
müssen wir einhalten und erste Bilanz<br />
zu ziehen versuchen, denn Großbritannien<br />
durchlebt derzeit eine beispiellose<br />
Krise seiner Institutionen. Wer geglaubt<br />
hatte, mit dem vor zwei Jahren<br />
aufgedeckten Spesenskandal im Unterhaus<br />
und dem durch die Finanzkrise<br />
ausgelösten gleichzeitigem Ansehensverlust<br />
der Bankenkultur sei bereits ein<br />
Nonplusultra institutioneller Verwerfungen<br />
erreicht, muss in diesen Tagen<br />
nachlernen: Es ist mehr faul im Staate<br />
Britanniens, als unsere Schulweisheit<br />
sich träumen lässt.<br />
Und mehr als nur mit den Medien.<br />
Deren Ansehen freilich ist durch die<br />
Enthüllungen um die sonntägliche<br />
Skandalpostille „News of the World“<br />
auf einen absoluten Tiefstand gesunken.<br />
Doch geht es um mehr: Die Komplizenschaft<br />
einiger Beamter von Scotland<br />
Yard mit den Abhörpraktiken des<br />
Murdoch-Imperiums beschädigt jetzt<br />
auch das Vertrauen in die polizeilichen<br />
Ordnungshüter des Landes. Gewiss,<br />
das ist in beiden Fällen ungerecht, wie<br />
es kollektive Verurteilungen meist sind;<br />
es war schließlich die mit legalen Mitteln<br />
verfolgte Recherche einer Zeitung,<br />
des „Guardian“, welche die skandalösen<br />
Zustände um den Murdoch-Boulevard<br />
und die Bestechlichkeit einiger<br />
Polizeibeamter ans Tageslicht beförderte.<br />
Und es ist keineswegs so, dass<br />
Scotland Yard, diese verehrte Institution,<br />
insgesamt unter Korruptionsverdacht<br />
stünde.<br />
Aber das Urteil eines Kommentators<br />
liegt nicht weit von der Wahrheit: dass<br />
sich innerhalb des „Yard“ so etwas wie<br />
eine „Privatarmee Rupert Murdochs“<br />
befunden habe, bereit zur (bezahlten)<br />
Auskunft über vertrauliche Informationen<br />
und zum Abwiegeln nötiger Ermittlungen.<br />
Die Leitungsfiguren der<br />
Londoner Polizei gaben sich zwar alle<br />
Mühe, in dieser Woche vor dem parlamentarischen<br />
Untersuchungsausschuss<br />
den anklagenden Finger auf Murdochs<br />
Offiziere zu lenken. Das beantwortet<br />
aber nicht die Frage, warum die Ermittler<br />
2009, als der „Guardian“ Beweise<br />
großflächigen Missbrauchs auf<br />
den Tisch legte, die Murdoch-Journaille<br />
weiterhin mit Glacéhandschuhen anfassten<br />
und den Fall nicht näher untersuchten.<br />
An diesem Punkt kommen wir<br />
zum verseuchten Kern: Warum sollte<br />
sich die Polizei mit der Ahndung eines<br />
Mächtigen der Meinungsführung wie<br />
Die britische<br />
Nation steht<br />
unter Schock.<br />
Zu viel institutionelle<br />
Erosion ist zu lange<br />
ignoriert worden<br />
NOTE 1 Normalerweise<br />
protzen junge Männer mit<br />
vielen Sexualkontakten.<br />
Er sei „treu wie ein Priester“<br />
und Jungfrau, meint<br />
hingegen WBO-Box-Weltmeister<br />
Marco Huck<br />
(26). Das sei zwar heutzutage<br />
nicht normal, aber<br />
deshalb so besonders,<br />
erklärte Huck der „Bild“.<br />
Überdies löst sich das<br />
Problem bald von selbst.<br />
Am 30. <strong>Juli</strong> heiratet Huck<br />
seine Freundin Amina.<br />
WELT KOMPAKT erscheint auch im Abonnement: frei Haus monatlich Euro 15,90 inkl. 7% MwSt., Zustell- und Vertriebskosten. Abonnementgebühren im Voraus zahlbar.<br />
Abbestellung nur schriftlich mindestens 7 Tage zum Monatsende (lt. Eingangsstempel). Abonnenten-Service: 01805 – 63 63 64; welt-kompakt.de<br />
DAPD/ BERTHOLD STADLER<br />
STADT GUBEN<br />
Rupert Murdoch die Finger verbrennen,<br />
wo doch die Politik mit dem gleichen<br />
Mann vertraulichen Austausch<br />
pflegte? Jeder mutige Polizist, jeder<br />
Politiker, der gegen den Murdoch-<br />
Stachel löckte, musste mit subtilen<br />
Rachemaßnahmen der betroffenen<br />
Blätter rechnen, ob die tägliche „Sun“<br />
oder die wöchentliche „News of the<br />
World“, gegen deren Enthüllungsmacht<br />
schier kein Kraut gewachsen war. Kein<br />
Zweifel: News International, der britische<br />
Arm von Murdochs globaler News<br />
Corporation, besaß dank seiner<br />
Lauscherfahrungen Erpressungsmaterial<br />
über weite Kreise Großbritanniens.<br />
Und da die Politik gleichzeitig um die<br />
Unterstützung durch Murdochs auflagenschwere<br />
Meinungsmache buhlte,<br />
unterblieb jede seriöse Auseinandersetzung<br />
mit dem Amerikaner australischer<br />
Herkunft, auch jede seriöse Ermittlung<br />
illegaler Aktivitäten.<br />
Damit ist es urplötzlich vorbei. Murdoch<br />
selber bestätigte mit der Einstellung<br />
der toxischen „News of the<br />
World“, dass nichts mehr an dem Blatt<br />
zu retten war. Aber ist sein übriges<br />
britisches Imperium damit gerettet?<br />
Man erschrickt, wenn jetzt ruchbar<br />
wird, dass auch der Marktführer unter<br />
den renommierten Sonntagszeitungen,<br />
die „Sunday Times“, von den Usancen<br />
der Murdoch-Presse befallen war, der<br />
sie neben der täglichen „Times“<br />
schließlich auch angehört. Finanzakten<br />
Gordon Browns, als dieser noch<br />
Schatzkanzler war, gelangten durch<br />
Bestechung und Vorspiegelung falscher<br />
Identitäten von den Anwaltsbüros des<br />
Politikers in den Besitz der Zeitung,<br />
die damit ihre Kampagne gegen den<br />
ungeliebten Labour-Mann anzuheizen<br />
wusste. Was steht uns an weiteren<br />
Enthüllungen noch bevor, vielleicht<br />
auch bei der „Times“, der ältesten<br />
britischen Tageszeitung? Schon bröckelt<br />
die Auflage beider Titel im Gefolge<br />
des Skandals um die „News of<br />
the World“ – es färbt ab, zum gleichen<br />
DPA/ ANDREAS GEBERT<br />
NOTE 2 Eine treue Seele<br />
ist auch Schlagersänger<br />
Roland Kaiser. Der steht<br />
wieder auf der Bühne –<br />
und bietet sich prompt als<br />
Wahlkampfhelfer für die<br />
SPD an. „Wenn mich der<br />
Kanzlerkandidat bittet,<br />
werde ich als Mitglied<br />
gern im Vorprogramm<br />
auftreten.“ Das spricht<br />
gegen einen Kandidaten<br />
Steinbrück: Der würde<br />
wohl eher einen Shanty-<br />
Chor kommen lassen.<br />
Unternehmen, Murdochs globaler<br />
News Corporation, zu gehören.<br />
Die Politik ihrerseits ist entschlossen,<br />
diesen Augiasstall, für den sie selber<br />
durch ihre langjährige Murdoch-Hörigkeit<br />
mitverantwortlich war, auszumisten:<br />
Der Medienmogul, decouvriert,<br />
steht zu weiterem Abschuss frei. Ist<br />
Macht erst einmal gebrochen, tritt es<br />
sich leicht hinterher. So verabschiedete<br />
das Unterhaus gestern mit großer<br />
Mehrheit eine Resolution, es sei „im<br />
öffentlichen Interesse, wenn Rupert<br />
Murdoch und News Corporation ihre<br />
Bewerbung um die Übernahme von<br />
BSkyB zurückzögen“. BSkyB ist der<br />
größte Bezahlkanal der britischen Fernsehlandschaft,<br />
mit 39 Prozent Anteilen<br />
ist Murdoch bereits dabei – jetzt peilt<br />
er auch die übrigen Prozente an. Das<br />
zu entscheiden obliegt eigentlich der<br />
britischen Kartellbehörde, der Competition<br />
Commission. Doch wird es nahezu<br />
unmöglich sein, den Wunsch der<br />
Volksvertreter zu ignorieren, Murdoch<br />
kein Stück des britischen Familiensilbers<br />
mehr auszuliefern.<br />
Eine Nation wie unter Schock. Zu viel<br />
institutionelle Erosion wurde einfach<br />
ignoriert. Die gehobene Presse spielte<br />
lange Zeit Shakespeare: das Duell zwischen<br />
Tony Blair und Gordon Brown<br />
etwa oder andere Schurkenstücke unter<br />
Politikern auf dem Weg zur Macht.<br />
Großes Theater allemal. Auf dem Boulevard<br />
dagegen das Protoplasma aus<br />
Sex, Enthüllung und dem Appeal jeder<br />
Art von Zelebrität, dazu Kampagnen<br />
namens des kleinen Mannes, den man<br />
gleichzeitig aushorchte bis in die Handy-Mailbox<br />
eines ermordeten Teenagers<br />
oder die Telefonate unter Angehörigen<br />
von im Irak gefallenen Soldaten.<br />
Hohes Drama und niederer<br />
Kitzel, während die repräsentative<br />
Demokratie sich schlafen legte und ein<br />
mächtiger Medienkonzern sich zum<br />
Impresario des Geschehens aufwerfen<br />
konnte. Wir sind noch lange nicht am<br />
Ende der Geschichte angelangt.<br />
PA/ DPA/ BODO SCHACKOW<br />
DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> WELT KOMPAKT SEITE 19<br />
WIRTSCHAFT<br />
Kaffeebars<br />
schließen sich<br />
zusammen<br />
HAMBURG – Fusion in der Kaffeebar-Szene:<br />
Die beiden Hamburger<br />
Unternehmen Balzac<br />
Coffee und World Coffee Company<br />
gehören seit Mittwoch zusammen,<br />
wie Balzac und Investor<br />
Granville Baird in Hamburg<br />
mitteilten. Die neu firmierende<br />
Balzac Coffee Company GmbH<br />
& Co KG wird demnach 57 Kaffeebars<br />
in 18 Städten betreiben.<br />
Das neue Unternehmen mit<br />
23 Millionen Euro Umsatz habe<br />
eine Größe und eine Marktposition,<br />
die eine gute Ausgangsbasis<br />
für die weitere Entwicklung böten,<br />
erklärte Balzac-Gründerin<br />
Vanessa Kullman. Alle Mitarbeiter<br />
sollen übernommen werden.<br />
FINANZMÄRKTE<br />
DAX-WERTE<br />
Name Xetra Vortag +/-<br />
Schluss Schluss %<br />
Adidas 56,33 54,73 2,92<br />
Allianz 90,93 89,99 1,04<br />
BASF 68,23 67,00 1,84<br />
Bayer 55,41 55,68 -0,48<br />
Beiersdorf 43,80 43,66 0,33<br />
BMW 70,18 67,24 4,37<br />
Commerzbank 2,69 2,70 -0,22<br />
Daimler 53,17 51,68 2,88<br />
Deutsche Bank 37,92 38,10 -0,47<br />
Deutsche Börse 53,29 52,41 1,68<br />
Deutsche Post 12,65 12,60 0,40<br />
Deutsche Telekom 10,31 10,16 1,43<br />
E.ON 18,88 18,63 1,37<br />
Fresenius 73,38 71,86 2,12<br />
Fres.Med.Care 52,49 51,78 1,37<br />
Heidelbg.Cement 42,27 41,15 2,73<br />
Henkel Vz. 48,34 48,16 0,39<br />
Infineon 7,50 7,48 0,23<br />
K+S 55,48 54,22 2,32<br />
Linde 123,10 121,05 1,69<br />
Lufthansa <strong>14</strong>,35 <strong>14</strong>,26 0,63<br />
MAN 84,42 84,46 -0,05<br />
Merck 76,70 75,85 1,12<br />
Metro 40,53 39,81 1,82<br />
Münchener Rück 101,85 100,10 1,75<br />
RWE 35,87 35,49 1,04<br />
SAP 42,05 41,92 0,30<br />
Siemens 94,15 92,98 1,26<br />
ThyssenKrupp 32,42 31,69 2,30<br />
VW Vz. <strong>14</strong>6,90 <strong>14</strong>4,55 1,63<br />
7600 DAX<br />
7400<br />
7200<br />
7000<br />
1<strong>14</strong>50 MDAX<br />
11100<br />
10750<br />
10400<br />
12900 Dow Jones<br />
12550<br />
12200<br />
11850<br />
16.06.11 13.07.11<br />
1,48 Euro in Dollar<br />
1,45<br />
1,42<br />
1,39<br />
125 Brent-Öl<br />
118<br />
111<br />
104<br />
1600 Goldpreis pro Unze<br />
1560<br />
1520<br />
<strong>14</strong>80<br />
7267,87<br />
16.06.11 13.07.11<br />
10930,68<br />
16.06.11 13.07.11<br />
12583,79<br />
1,4169<br />
16.06.11 13.07.11<br />
119,57<br />
16.06.11 13.07.11<br />
1584,25<br />
16.06.11 13.07.11<br />
RWE tritt auf die Bremse<br />
Energiekonzern baut vorläufig keine neuen konventionellen Kraftwerke mehr<br />
T Regierung will Gas- und<br />
Kohlekraftwerke mit Geld<br />
aus Klimafonds fördern<br />
Trotz drohender Stromengpässe<br />
in Deutschland<br />
tritt der Energiekonzern<br />
RWE beim Bau neuer Kohle- und<br />
Gaskraftwerke auf die Bremse.<br />
Der Chef der für den Kraftwerksbau<br />
zuständigen Konzernsparte<br />
RWE Technology, Matthias<br />
Hartung, sagte, der Konzern<br />
werde vorläufig keine weiteren<br />
Neubauten konventioneller<br />
Kraftwerke in Auftrag geben.<br />
Denn derartige Projekte rechneten<br />
sich für Deutschlands größten<br />
Stromproduzenten nicht.<br />
Insbesondere die Errichtung<br />
von Gaskraftwerken sei angesichts<br />
der aktuellen Strom- und<br />
Gaspreise unattraktiv. Um den<br />
Kraftwerksbau wieder rentabel<br />
zu machen, seien staatliche Förderprogramme<br />
oder die Schaffung<br />
eines Kapazitätsmarkts<br />
notwendig, bei dem schon die<br />
Bereithaltung der Kraftwerke<br />
bezahlt werde, hieß es in Essen.<br />
Doch ist Abhilfe offenbar bereits<br />
in Sicht. Die Bundesregierung<br />
hält die Förderung von<br />
Gas- und Kohlekraftwerken mit<br />
Millionensummen aus dem<br />
Energie- und Klimafonds für<br />
sachgerecht. „Den neuen Kraftwerken<br />
kommt im Zuge der<br />
Energiewende eine zentrale Bedeutung<br />
zu, um die schwankende<br />
Elektrizitätserzeugung aus<br />
den erneuerbaren Energien auch<br />
auszugleichen“, so ein Sprecher<br />
des Wirtschaftsministeriums.<br />
Die „Berliner Zeitung“ hatte<br />
zuvor unter Berufung auf eine<br />
Antwort des Wirtschaftsministeriums<br />
auf eine Frage der Grünen-Fraktion<br />
berichtet, dass im<br />
Jahr 2013 bis zu 166,5 Millionen<br />
Euro in die Förderung für neue<br />
Chinas Wirtschaft wächst fast ungebremst<br />
Bruttoinlandsprodukt steigt im zweiten Quartal um 9,5 Prozent. Einzelhandel zieht an<br />
PEKING – Ungeachtet steigender<br />
Zinsen, hoher Inflation und der<br />
Schuldenkrise beim wichtigsten<br />
Handelspartner Europa wächst<br />
die chinesische Wirtschaft fast<br />
ungebremst. Das Bruttoinlandsprodukt<br />
erhöhte sich im zweiten<br />
Quartal um 9,5 Prozent gemessen<br />
am Vorjahreszeitraum, teilte<br />
das Nationale Statistikbüro mit.<br />
Das war zwar der geringste Zuwachs<br />
seit knapp zwei Jahren,<br />
doch wurden die Prognosen der<br />
Analysten leicht übertroffen. Zu<br />
Jahresbeginn hatte es ein Plus<br />
von 9,7 Prozent gegeben.<br />
„China ist es sehr gut gelungen,<br />
sein schnelles Wachstum<br />
Das RWE-Braunkohlekraftwerk Neurath in Grevenbroich wird um zwei neue Blöcke vergrößert<br />
Kohle- und Gaskraftwerke fließen<br />
könnten. Im Jahr 20<strong>14</strong> seien<br />
es bis zu 163,5 Millionen Euro.<br />
Der RWE-Konzern betonte,<br />
dass die derzeit im Bau befindlichen<br />
Kraftwerksprojekte – die<br />
beiden neuen Blöcke im rheinischen<br />
Braunkohle-Kraftwerk<br />
trotz der komplexen und unbeständigen<br />
globalen Lage beizubehalten“,<br />
sagte ein Sprecher<br />
des Statistikamtes. Das sehen<br />
auch Analysten so. „Das sind<br />
hervorragende Daten“, sagte Liu<br />
Li-Gang von ANZ in Hongkong.<br />
Experten gehen davon aus, dass<br />
die nach den USA zweitgrößte<br />
Volkswirtschaft der Welt auch<br />
im Gesamtjahr um mehr als<br />
neun Prozent wachsen wird.<br />
Diese Zunahme entspricht in etwa<br />
dem jährlichen Bruttoinlandsprodukt<br />
der Schweiz.<br />
Allerdings wird in der zweiten<br />
Jahreshälfte ein etwas langsameres<br />
Tempo erwartet. „Dafür<br />
Neurath und die neuen Blöcke D<br />
und E des Steinkohle-Kraftwerks<br />
Westfalen in Hamm – fertiggestellt<br />
würden. Hier sei auch<br />
die Rentabilität gesichert. Den<br />
Ausbau erneuerbarer Energien<br />
will der Konzern auf jeden Fall<br />
weiter forcieren und setzt dabei<br />
KEIN VORANKOMMEN MIT GAZPROM<br />
Der Energiekonzern RWE kommt<br />
in den Verhandlungen mit dem<br />
russischen Gazprom-Konzern<br />
offenbar nicht entscheidend<br />
voran. Es geht um eine Überarbeitung<br />
der laufenden Gaspreisverträge<br />
und möglicherweise<br />
sogar um engere Geschäftsbeziehungen<br />
zu den<br />
Russen. RWE bemüht sich, die<br />
langfristigen Verträge mit Gazprom<br />
günstiger zu gestalten, da<br />
der Bezugspreis derzeit deutlich<br />
über den Marktpreisen liege. Zu<br />
einem Einstieg von Gazprom bei<br />
RWE hieß es nur vage: „Man<br />
versucht Möglichkeiten zu finden,<br />
was man anbieten kann.“<br />
sprechen sowohl die bereits erfolgten<br />
Zinserhöhungen als auch<br />
der starke Anstieg der Nahrungsmittelpreise“,<br />
sagte Uni-<br />
Credit-Ökonom Andreas Rees.<br />
Die Teuerungsrate hat im Juni<br />
mit 6,4 Prozent ein Drei-Jahres-<br />
Hoch erreicht.<br />
Experten erwarten aber, dass<br />
China künftig nicht mehr so rasant<br />
aufholen wird wie bislang.<br />
„Auf Sicht der nächsten zehn<br />
Jahre dürfte China sein bisheriges<br />
Wachstumstempo nicht vollständig<br />
halten können“, sagte<br />
Rees voraus. Sei die Wirtschaftsleistung<br />
in den vergangenen drei<br />
Jahrzehnten um durchschnitt-<br />
vor allem auf Windkraft. Den<br />
Löwenanteil des Windstroms<br />
sollen Offshore-Anlagen vor Europas<br />
Küsten liefern. Bis 20<strong>14</strong><br />
will RWE Windparks mit einer<br />
Leistung von mehr als 1000 Megawatt<br />
errichten.<br />
Unterdessen steht der Konzern<br />
offenbar unmittelbar vor<br />
dem Verkauf der Mehrheit seiner<br />
Stromnetztochter Amprion.<br />
„Der Deal wird in den kommenden<br />
Tagen abgeschlossen“, sagte<br />
eine mit der Angelegenheit vertraute<br />
Person der Nachrichtenagentur<br />
Reuters. Der Preis könne<br />
bei bis zu 1,1 Milliarden Euro<br />
einschließlich Schulden liegen.<br />
Amprion betreibt ein Hochspannungsnetz<br />
mit einer Länge von<br />
12 000 Kilometern, über das<br />
mehr als 25 Millionen Kunden<br />
mit Strom versorgt werden.<br />
lich zehn Prozent gewachsen,<br />
dürften es in der kommenden<br />
Dekade nur etwa acht Prozent<br />
jährlich sein. „Dafür spricht insbesondere<br />
das Erreichen eines<br />
reiferen Stadiums der Wirtschaftsentwicklung,<br />
wodurch<br />
der Aufholprozess etwas gebremst<br />
werden dürfte“, so Rees.<br />
SOLARBRANCHE<br />
Chinas Solarkonzerne<br />
erobern<br />
den Weltmarkt.<br />
Hersteller aus<br />
Deutschland und<br />
den USA verlieren<br />
Marktanteile.<br />
http://bit.ly/qeTTvu<br />
PICTURE ALLIANCE
SEITE 20 WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />
DIE SCHULDENKRISE<br />
WIE DIE DEUTSCHEN SPAREN<br />
Das Geldvermögen<br />
der Deutschen<br />
beträgt etwa<br />
4 932<br />
MILLIARDEN EURO.<br />
Es verteilt sich auf:<br />
Spar-, Sicht-,<br />
Termineinlagen<br />
und Bargeld<br />
Geldanlagen bei<br />
Versicherungen<br />
Investmentfonds<br />
Festverzinsliche<br />
Wertpapiere, Zertifikate<br />
Aktien<br />
Sonstiges<br />
BERLIN – Angesichts der anhaltenden<br />
Euro-Schuldenkrise sind<br />
Millionen in Sorge um ihr Erspartes.<br />
Pessimisten sprechen<br />
von einer drohenden Mega-Inflation<br />
und möglichen Währungsreform.<br />
Wie sicher ist das<br />
Geld? „Welt Kompakt“ beantwortet<br />
die wichtigsten Fragen.<br />
Was müssen Sparer jetzt tun?<br />
Anleger sind derzeit in der<br />
Zwickmühle. Nur wenige Tagesgeld-Angebote<br />
toppen derzeit<br />
die Inflationsrate von aktuell 2,3<br />
Prozent. Viele Sparer verlieren<br />
damit real Kaufkraft. Sirk Möllmann,<br />
Analyst der Sparda Bank<br />
Berlin, warnt aber vor einem<br />
vorschnellen Umschichten. Sein<br />
Ratschlag lautet, das Geld mög-<br />
lichst breit zu streuen. Von europäischen<br />
Aktienfonds rät Möllmann<br />
eher ab, wie im Übrigen<br />
auch viele andere Experten.<br />
„Breit“ legt man sein Geld mit<br />
Aktienfonds an, die weltweit orientiert<br />
sind. Dazu rät Möllmann<br />
und zu „ausgewählten Fonds aus<br />
Schwellenländern“. Wer in Sachen<br />
Euro besonders pessimistisch<br />
ist, sollte sich ohnehin<br />
nach Anlagen außerhalb des Euro-Raums<br />
erkundigen. In den sogenannten<br />
sicheren Häfen wird<br />
in Schweizer Franken, norwegischen<br />
Kronen und kanadischen<br />
Dollar gehandelt. Allerdings: Da<br />
die Krise schon eine Weile<br />
schwelt, hat der Euro gegenüber<br />
diesen Währungen deutlich abgewertet.<br />
Dies bedeutet: Es ist<br />
schon teuer geworden.<br />
Schützt man sich nicht am<br />
besten mit Sachwerten wie<br />
Immobilien?<br />
Aktien gelten auch als Sachwerte,<br />
da man sich mit ihnen an Unternehmen<br />
beteiligt. Immobilien<br />
sind jedoch der Klassiker: Sicherheit<br />
in den eigenen vier<br />
STAND ENDE 2010<br />
1 868 Mrd.<br />
1 386<br />
587<br />
403<br />
231<br />
457<br />
QUELLE: GLOBUS/DPA; BANKENVERBAND<br />
Frisst die Euro-Krise<br />
unser Erspartes auf ?<br />
„Welt Kompakt“ sagt, was Anleger tun sollen<br />
Immobilien<br />
sind der<br />
Klassiker<br />
Wänden oder regelmäßige Mieteinnahmen<br />
aus einem Objekt,<br />
das man besitzt. Viele Immobilien<br />
haben sich im Wert erhöht.<br />
„Auf Basis der Schuldenkrise<br />
würde ich kein Haus kaufen, auf<br />
Basis der immer noch niedrigen<br />
Zinsen schon“, erläutert Möllmann.<br />
Die Zinsen liegen – trotz<br />
der jüngsten Erhöhung durch die<br />
Europäische Zentralbank – immer<br />
noch auf einem fast historischen<br />
Tief. Angst vor drohender<br />
Geldentwertung und relativ geringe<br />
Finanzierungskosten machen<br />
die Immobilie derzeit zum<br />
attraktiven Investment.<br />
Geht am Ende doch nichts<br />
über Gold?<br />
Wer dem Papiergeld misstraut,<br />
nimmt das Edelmetall. So war<br />
das schon immer. Erst am Mittwoch<br />
erreichte Gold einen neuen<br />
Höchststand mit 1578,50 Dollar<br />
je Feinunze (31 Gramm). Am<br />
Goldkurs lässt sich das Misstrauen<br />
gegen eine Währung vortrefflich<br />
ablesen. Demnach ist es<br />
um Dollar und Euro nicht gut<br />
bestellt. Die Einwände gegen<br />
Gold als Wertanlage sind allerdings<br />
auch bekannt: Es wirft keinerlei<br />
Erträge ab, zudem steigt<br />
der Goldkurs seit Jahren, nicht<br />
wenige reden von einer Spekulationsblase.<br />
Allerdings hat die<br />
Liebe zum Gold einen nachvollziehbaren<br />
Grund, wenn man das<br />
schlechte Krisenmanagement<br />
der EU im Umgang mit dem Euro<br />
betrachtet. Und im Zehn-Jahresvergleich<br />
hat Gold seit 2001<br />
um rund 500 Prozent zugelegt,<br />
der Dax im selben Zeitraum nur<br />
etwa 15 Prozent. Eine Gewähr für<br />
die Zukunft ist das allerdings<br />
nicht. Zudem ist die Frage, wie<br />
genau man in Gold investiert,<br />
entscheidend. Ein Fonds oder<br />
Zertifikat ist zwar problemlos zu<br />
erwerben. Doch wenn es wirklich<br />
düster wird, wer garantiert<br />
einem dann das Edelmetall?<br />
Goldbarren sind schwer und unpraktisch.<br />
Wo aufbewahren?<br />
Trotzdem sehen einflussreiche<br />
Investoren wie Markus Steinbeis,<br />
Manager der Anlagegesellschaft<br />
Pioneer, Gold noch längst<br />
nicht ausgereizt.<br />
Sondergipfel wohl<br />
erst nächste Woche<br />
Euroland unter Druck. Irland und Griechenland abgestuft<br />
T Ringen um Einigung über<br />
zweites Rettungspaket für<br />
das verschuldete Athen<br />
Der Sondergipfel zur Euro-<br />
Schuldenkrise wird nach<br />
Informationen aus EU-<br />
Kreisen wahrscheinlich erst für die<br />
kommende Woche einberufen. Das<br />
Spitzentreffen werde aber erst<br />
stattfinden, wenn es eine Einigung<br />
über die Beteiligung der Privatgläubiger<br />
am zweiten Rettungspaket<br />
für Griechenland gebe, erklärten<br />
mehrere EU-Diplomaten in Brüssel.<br />
EU-Ratspräsident Herman Van<br />
Rompuy hatte den Krisengipfel angesichts<br />
der jüngsten Turbulenzen<br />
an den Finanzmärkten zunächst<br />
schon für Freitagabend geplant.<br />
Doch Deutschland bestand darauf,<br />
dass erst eine Lösung in der Kontroverse<br />
gefunden werden müsse.<br />
Eine Regierungssprecherin erklärte<br />
in Berlin, die Finanzminister<br />
müssten zunächst die Einzelheiten<br />
des neuen Hilfspakets festlegen.<br />
Andere Euro-Länder halten dagegen<br />
das Treffen der Chefs für notwendig,<br />
weil sich die Finanzminister<br />
am Montag erneut nicht einigen<br />
konnten und die Märkte darauf mit<br />
Panikverkäufen von Staatsanleihen<br />
und Bankaktien reagierten.<br />
Die Euro-Länder stehen unter<br />
enormem Druck, ihren Streit über<br />
die Beteiligung des Privatsektors<br />
an neuen Milliardenhilfen für Griechenland<br />
beizulegen. An den Finanzmärkten<br />
werden noch stärkere<br />
Turbulenzen befürchtet, sollten<br />
der Gipfel nicht zustande kommen<br />
oder Beschlüsse weiter ausbleiben.<br />
Die Ratingagentur Fitch stufte<br />
Griechenlands Bonität erneut her-<br />
US-Sozialhilfeempfänger bangen um ih<br />
Präsident Obama spricht offen über Folgen einer Staatspleite. Eine Woche bl<br />
NEW YORK –Bislang sind zumindest<br />
die hochrangigen Politiker im Schuldenstreit<br />
halbwegs höflich miteinander<br />
umgegangen. Das ist jetzt vorbei.<br />
Je näher der Stichtag rückt, ab dem<br />
der amerikanische Staat seine Schulden<br />
nicht mehr begleichen kann, desto<br />
rauer wird der Ton. Senator Mitch<br />
McConnell sprach nun das aus, was<br />
die meisten seiner republikanischen<br />
Parteifreunde ohnehin denken:<br />
„Nach jahrelangen Diskussionen und<br />
den Verhandlungen der vergangenen<br />
Monate scheint es unwahrscheinlich,<br />
dass eine tragfähige Lösung gefunden<br />
wird, solange dieser Präsident im<br />
Oval Office sitzt.“<br />
Anstatt sich ganz auf die Sache zu<br />
konzentrieren, ist Washington damit<br />
beschäftigt, sich die Schuld für das<br />
drohende Scheitern der Gespräche<br />
unter mit der Begründung, dass<br />
noch immer kein neues Programm<br />
für das pleitebedrohte Land vorliegt.<br />
Nach Portugal musste auch<br />
Irland seine Anleihen von einer Ratingagentur<br />
zu Ramsch erklären<br />
lassen. Nach den drei kleinen Euro-Staaten<br />
steht zudem das<br />
Schwergewicht Italien an den Finanzmärkten<br />
wegen seiner hohen<br />
Staatsverschuldung unter Beschuss.<br />
Für Nervosität sorgt auch<br />
die Bekanntgabe der Ergebnisse<br />
der Banken-Stresstests, bei dem<br />
womöglich zehn Geldhäuser<br />
durchgefallen sind.<br />
Ein EU-Diplomat sagte, beim<br />
Gipfel gehe es vor allem um die<br />
Möglichkeit, die privaten Gläubiger<br />
zur Rettung heranzuziehen und<br />
über einen Rückkauf griechischer<br />
Staatspapiere. Dazu müssten aber<br />
rote Linien überschritten werden:<br />
Die von Deutschland geforderte<br />
HELABA FÄLLT BEIM<br />
STRESSTEST DURCH<br />
Die europäische Aufsichtsbehörde<br />
EBA lässt die Helaba bei dem<br />
umstrittenen Banken-Stresstest in<br />
letzter Minute aus formalen<br />
Gründen durchfallen. In Deutschland<br />
hat dies einen Sturm der<br />
Entrüstung ausgelöst. Die nationalen<br />
Bankenaufseher stellten<br />
sich hinter die Landesbank aus<br />
Frankfurt. Die Helaba sei „auch<br />
unter den strengen Annahmen des<br />
europäischen Stresstests ausreichend<br />
kapitalisiert“ attestierte<br />
ihr die Vizepräsidentin der Bundesbank,<br />
Sabine Lautenschläger.<br />
0,91<br />
Schuldengrenze<br />
DIE SCHULDEN DER USA<br />
Gläubigerbeteiligung über einen<br />
Anleihetausch wäre nicht zu haben,<br />
ohne dass die Ratingagenturen<br />
Griechenland den Makel eines<br />
„teilweisen Zahlungsausfalls“ verpassen.<br />
Das hatte der jüngste EU-<br />
Gipfel ausgeschlossen. Der Euro-<br />
Rettungsfonds EFSF soll außerdem<br />
Anleiherückkäufe am Sekundärmarkt<br />
finanzieren – auch das galt<br />
bisher als Tabu.<br />
Diskutiert werde ein Konzept,<br />
dass Griechenland eigene Staatsanleihen<br />
zurückkauft und dafür im<br />
Durchschnitt 50 Prozent des Nominalwertes<br />
zahlt, berichtete die<br />
„Financial Times Deutschland“.<br />
Die Verschuldung solle so von derzeit<br />
über 150 Prozent des Bruttoinlandsprodukts<br />
auf 120 Prozent –<br />
absolut um 70 Milliarden Euro –<br />
gesenkt werden. Nach der neuesten<br />
Prognose des Internationalen<br />
Währungsfonds erreicht der Schuldenberg<br />
im kommenden Jahr 172<br />
Prozent. Sollte Griechenland das<br />
Ruder nicht herumreißen, seien die<br />
Schulden bis zum Ende des Jahrzehnts<br />
nicht mehr beherrschbar,<br />
warnte der Fonds. Ein Beitrag der<br />
Privatgläubiger sei angemessen.<br />
Der Sprecher von Bundesfinanzminister<br />
Wolfgang Schäuble erläuterte,<br />
schon nach den aktuellen Regeln<br />
des EFSF sei es „theoretisch“<br />
möglich, Griechenland Geld für<br />
den Rückkauf seiner Anleihen zu<br />
geben. „In Kürze“ sollen Vorschläge<br />
einer Arbeitsgruppe vorliegen.<br />
Deutschland wolle Einvernehmen<br />
mit der EZB. Diese lehnt es aber ab,<br />
Griechenland per Definition pleite<br />
gehen zu lassen.<br />
Bundesbank-Chef Weidmann<br />
bewertete unterdessen die von der<br />
Bundesregierung betriebene Betei-<br />
Staatsschulden in Billionen US-Dollar 20,82<br />
15,48<br />
<strong>14</strong>,29<br />
1980 1990<br />
*ab <strong>2011</strong> Schätzung<br />
2000 2010 <strong>2011</strong>*<br />
QUELLE: OFFICE OF MANAGEMENT AND BUDGET, WHITE HOUSE / DPA<br />
DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> * WELT KOMPAKT SEITE 21<br />
DIE SCHULDENKRISE<br />
Eine Frau vor einer Bank in Dublin. Das kleine Irland gerät wieder in den Fokus der Euro-Krise<br />
ligung von Banken und Versicherungen<br />
an den Kosten der Rettung<br />
klammer Staaten als problematisch.<br />
In einem Interview der<br />
„Zeit“ sprach er sich auch dagegen<br />
aus, die Zinsen auf die Rettungskredite<br />
zu senken oder dem europäischen<br />
Rettungsfonds zu erlauben,<br />
Staatsanleihen der Krisenländer<br />
zu kaufen. „Das hätte hohe<br />
gegenseitig anzulasten. Präsident<br />
Obama steht seinem politischen Gegner<br />
da in nichts nach. Er versuchte in<br />
einem Fernsehinterview klar zu machen,<br />
was eine Staatspleite bedeuten<br />
würde – etwa dass Sozialhilfeempfänger<br />
und die Familienangehörigen gefallener<br />
Soldaten ab Anfang August<br />
vergeblich auf ihre monatlichen<br />
Schecks warten könnten. „Das Geld<br />
dafür könnte ganz einfach nicht in<br />
der Staatskasse sein“, so Obama.<br />
Wie groß das Problem ist, hat das<br />
Bipartisan Policy Center in Washington<br />
vorgerechnet. Demzufolge ist der<br />
Staat auf Bundesebene ab 2. August<br />
verpflichtet, 307 Milliarden Dollar an<br />
Bürger und öffentliche Einrichtungen<br />
auszahlen. In dem Monat nimmt er<br />
aber nur 172 Milliarden Dollar durch<br />
Steuern und Gebühren ein.<br />
Kosten, einen geringen Nutzen und<br />
gefährliche Nebenwirkungen zur<br />
Folge.“<br />
Die Finanzminister hatten am<br />
Montagabend den Streit über die<br />
Gläubigerbeteiligung nicht lösen<br />
können. Die Märkte hätten darauf<br />
sehr schlecht reagiert, sagte ein<br />
EU-Diplomat. „Wenn die sich nicht<br />
einigen können, muss es auf die<br />
Eine Woche bleibt Obama noch,<br />
um die größte Volkswirtschaft der<br />
Welt vor der Pleite zu bewahren. Spätestens<br />
am kommenden Freitag muss<br />
ein entsprechendes Gesetz auf den<br />
Weg gebracht werden. Andernfalls<br />
reicht die Zeit nicht aus, um das Gesetz<br />
von beiden Kammern des Kongresses<br />
absegnen zu lassen. Ab dem 2.<br />
August braucht der amerikanische<br />
Staat frisches Geld am Kapitalmarkt.<br />
Dies darf er sich nicht mehr besorgen,<br />
seit er im Mai die Schuldengrenze<br />
von <strong>14</strong>,3 Billionen Dollar überschritten<br />
hat. Eigentlich sollte schon<br />
damals eine Lösung gefunden werden.<br />
Doch der endgültige Stichtag<br />
wurde durch finanzpolitische Tricks<br />
immer weiter hinausgezögert.<br />
Ratingagenturen und Ökonomen<br />
warnen schon lange davor, dass<br />
höchste Ebene.“ Der Vertreter eines<br />
Euro-Landes erklärte jedoch,<br />
die Zeit für eine Entscheidung über<br />
das Griechenland-Paket sei zu<br />
kurz. „Wenn es einen Gipfel am<br />
Freitag gibt, kann es nur psychologische<br />
Unterstützung bringen.“ Irlands<br />
Regierungschef Kenny sagte,<br />
ein Gipfel sei nur sinnvoll, wenn es<br />
auch zu einer Lösung führe.<br />
re Schecks<br />
eibt ihm noch – aber bislang ist keine Lösung für den Schuldenstreit in Sicht<br />
selbst eine kurze Zahlungsunfähigkeit<br />
der USA zu erheblichen Unruhen<br />
an den Finanzmärkten führen kann,<br />
deren Folgen sich ähnlich wie bei der<br />
Pleite von Lehman Brothers im Vorfeld<br />
nicht richtig abschätzen lassen.<br />
Nun sind auch die Chefs der großen<br />
US-Konzerne nervös geworden und<br />
haben an das Weiße Haus und den<br />
Kongress einen Brief geschrieben, in<br />
dem sie vor einer Staatspleite warnen.<br />
Unterzeichnet haben ihn 470<br />
Top-Manager, unter ihnen die Chefs<br />
des Stahlherstellers Alcoa und des<br />
Konsumgüterkonzerns Procter &<br />
Gamble. Sie schreiben, dass die Zinsen<br />
auf Staatsanleihen nicht nur die<br />
Finanzierungskosten für Firmen beeinflussen,<br />
sondern sich auch auf Hypotheken,<br />
Kredite für den Autokauf<br />
oder Studentenkredite auswirken.<br />
REUTERS/ CATHAL MCNAUGHTON<br />
KOMMENTAR<br />
OLAF GERSEMANN<br />
Fleißpunkte zählen nicht<br />
Ratingagenturen dafür zu beschimpfen,<br />
dass sie ihre Arbeit<br />
machen, ist für Europas Politiker<br />
zu einer beinahe alltäglichen<br />
Übung geworden. Gemessen daran<br />
fallen die ersten Kommentare<br />
zur neuesten Herabstufung<br />
Irlands durch Moody’s – „nicht<br />
hilfreich“, „enttäuschend“ – fast<br />
schon glimpflich aus.<br />
Auf den ersten Blick mag die<br />
neuerliche Kritik verständlich<br />
wirken. Schließlich haben die<br />
Iren seit Ausbruch der Schuldenkrise<br />
tapfer Entbehrungen aller<br />
Art ertragen, schließlich deutet<br />
sich in ihrem Land bereits ein<br />
zarter konjunktureller Aufschwung<br />
an – im Vergleich zu<br />
Griechenland und auch Portugal<br />
oder Spanien ist Irland der Musterschüler<br />
unter den europäischen<br />
Schuldenkrisenländern.<br />
Doch bei den Einstufungen<br />
der Ratingagenturen geht es<br />
nicht darum zu bewerten, ob eine<br />
Regierung oder eine Nation<br />
sich gemüht hat, ihre Kreditwürdigkeit<br />
zu verbessern – sondern<br />
um die Kreditwürdigkeit selbst.<br />
Nicht Fleißpunkte zählen, sondern<br />
Ergebnisse. Und erst recht<br />
nicht zählen dürfen Überlegungen,<br />
was gerade politisch opportun<br />
ist oder beruhigend auf die<br />
Märkte wirkt. Ratingagenturen,<br />
die sich darauf einließen, machten<br />
sich selbst überflüssig. Moody’s<br />
& Co scheinen das zu wissen<br />
– und geben sich vom Geze-<br />
Italien kündigt<br />
härteren Sparkurs an<br />
Beschlüsse noch diese Woche geplant<br />
MÜNCHEN – Die italienische Regierung<br />
kündigt angesichts der<br />
internationalen Schuldenkrise<br />
einen härteren Sparkurs und<br />
Wirtschaftsreformen an. „Das<br />
Dekret, das den ausgeglichenen<br />
Haushalt vorsieht, wird gestärkt<br />
und bis Freitagabend beschlossen“,<br />
sagte Finanzminister Giulio<br />
Tremonti. Einen Rücktritt,<br />
über den zuletzt spekuliert worden<br />
war, schloss er aus. Italien<br />
möchte auf diese Weise das Vertrauen<br />
der Finanzmärkte in den<br />
Reformwillen der Regierung zurückgewinnen.<br />
Auch die meisten<br />
Oppositionsparteien erklärten<br />
sich bereit, das Sparprogramm<br />
aus diesem Grund nicht zu blockieren.<br />
Tremonti möchte durch<br />
Einsparungen und Mehreinnahmen,<br />
die zuletzt auf 40 Milliarden<br />
Euro beziffert wurden, bis<br />
20<strong>14</strong> den Haushalt ausgleichen.<br />
Italiens Zentralbank übt erheblichen<br />
Druck aus. Bankchef<br />
Mario Draghi, der im Sommer an<br />
die Spitze der Europäischen<br />
Zentralbank rücken soll, warnte:<br />
„Wenn man nicht die Ausgaben<br />
weiter kürzt, sind Steuererhöhungen<br />
unvermeidbar.“ Einen<br />
solchen Schritt dürfte der wegen<br />
ter und den Drohungen der Politik<br />
unbeeindruckt. So gesehen<br />
hat die Entscheidung, Irland auf<br />
„Ramschniveau“ herunterzustufen,<br />
auch eine gute Seite.<br />
Keine gute Seite haben dagegen<br />
das Gezeter und die Drohungen<br />
selbst. Jeder weiß, dass<br />
die Ratingagenturen durch ihr<br />
Verhalten zum Entstehen und<br />
zur Eskalation der Finanzkrise<br />
2008/09 beigetragen haben und<br />
dass die Rolle, die ihre Urteile<br />
spielen sollen, grundsätzlich<br />
überdacht werden müsste. Für<br />
die maroden Staatsfinanzen in<br />
Ländern wie Griechenland allerdings<br />
sind die Agenturen nicht<br />
einmal indirekt verantwortlich.<br />
Griechenland, Irland und Portugal<br />
stünden auch an einem fiskalischen<br />
Abgrund, wenn Ratingagenturen<br />
nie erfunden worden<br />
wären. Das weiß auch die Politik.<br />
Die Kritik an den Agenturen<br />
kann daher als deutliches Indiz<br />
dafür begriffen werden, dass es<br />
einem Großteil der politischen<br />
Entscheidungsträger in Europa<br />
nach wie vor nicht vorrangig darum<br />
geht, sachgerechte Lösungen<br />
für die Euro-Krise zu erarbeiten.<br />
Sondern eher darum,<br />
Buhmänner zu finden und die eigene<br />
Ratlosigkeit zu verschleiern.<br />
Nach anderthalb Jahren Euro-Krise<br />
und erst recht nach der<br />
neuerlichen Eskalation in den<br />
vergangenen Tagen hätte man<br />
mehr erwarten dürfen.<br />
seiner Justizskandale angeschlagene<br />
Ministerpräsident Silvio<br />
Berlusconi vermeiden wollen.<br />
Berlusconi hatte vor Kurzem<br />
von Tremonti sogar Steuersenkungen<br />
verlangt. Die Zentralbank<br />
warnt zudem vor den Folgen<br />
hoher Zinskosten. Italien ist<br />
mit 1,8 Billionen Euro verschuldet,<br />
das sind 120 Prozent der<br />
Wirtschaftsleistung. In der Euro-Schuldenkrise<br />
war das Land<br />
zuletzt unter Druck geraten.<br />
Tremonti nahm keine Stellung<br />
dazu, ob der Umfang des<br />
Sparpakets erhöht wird und kündigte<br />
Privatisierungen an. Der<br />
Staat ist größter Eigner des Ölund<br />
Gaskonzerns Eni, des Energiekonzerns<br />
Enel und des Rüstungskonzerns<br />
Finmeccanica.<br />
Unterdessen teilte die Ratingagentur<br />
Fitch mit, das von der<br />
italienischen Regierung geplante<br />
Sparpaket dürfte bei der Stabilisierung<br />
der Finanzen Roms helfen.<br />
Wenn es keine negativen Erschütterungen<br />
gebe, werde Fitch<br />
seine Bewertung beibehalten.<br />
Die Ratingagenturen Moody’s<br />
und Standard & Poor’s haben dagegen<br />
vor einer möglichen Herabstufung<br />
Roms gewarnt.
SEITE 22 WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />
WIRTSCHAFT<br />
WIRTSCHAFT<br />
KOMPAKT<br />
CONVERSE<br />
Arbeiter in Indonesien<br />
misshandelt<br />
Bei der Herstellung von Converse-Schuhen<br />
sind Arbeiter in<br />
indonesischen Fabriken misshandelt<br />
worden. Der Sportartikelhersteller<br />
Nike, dem<br />
Converse gehört, sieht sich<br />
damit erneut mit Vorwürfen<br />
konfrontiert, dass Partnerfirmen<br />
internationale Arbeitsstandards<br />
ignoriert und Angestellte<br />
unwürdig behandelt haben.<br />
2001 hatte der US-Sportartikelhersteller<br />
angekündigt, jegliche<br />
Kooperation mit solchen Betrieben<br />
einzustellen.<br />
EU<br />
Mehr Rechte für<br />
Autoren und Künstler<br />
Die EU-Kommission will die<br />
Urheberrechte für Videos und<br />
Musik im Internet stärken. In<br />
einem ersten Schritt soll nun<br />
die Öffentlichkeit zu Rate gezogen<br />
werden. EU-Kommissar<br />
Michel Barnier rief dazu auf,<br />
sich an der Diskussion zu beteiligen:<br />
„Es ist mir wichtig, die<br />
Meinung aller betroffenen<br />
Akteure – Urheber, ausführende<br />
Künstler, Produzenten, Vertriebsfirmen<br />
und Verbraucher -<br />
zu hören.“ Interessierte können<br />
noch bis zum 18. November<br />
ihre Meinung im Internet abgeben.<br />
2012 soll ein Gesetzesvorschlag<br />
für länderübergreifende<br />
Online-Lizenzen folgen.<br />
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Abut auf Twitter<br />
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PA/ DPA/ WOLFRAM STEINBERG<br />
In schwierigem Gelände<br />
Hersteller von Funktionskleidung machen weltweit gute Geschäfte<br />
T In Friedrichshafen<br />
startet Europas größte<br />
Outdoor-Messe. Die Zahl<br />
der Anbieter ist auch in<br />
diesem Jahr gewachsen<br />
JENS HARTMANN<br />
MÜNCHEN<br />
Nur nicht loslassen. Die<br />
Finger, mit Kalk gepudert,<br />
umklammern grellbunte<br />
Griffe, die in den grauen<br />
Beton der Steilwand gebohrt<br />
sind. Füße, in knallenge Schuhe<br />
gezwängt, suchen ununterbrochen<br />
Halt. Karabinerhaken<br />
schlagen gegen den künstlichen<br />
Fels. Wer fällt, hängt in den Seilen.<br />
Es ist heiß an diesem Wochenende,<br />
gut 30 Grad, doch<br />
nicht alle Münchner hat es ins<br />
Freibad, an die Isar oder in die<br />
Berge getrieben.<br />
Die weltgrößte Kletteranlage,<br />
die der Deutsche Alpenverein im<br />
Münchner Stadtteil Thalkirchen<br />
betreibt, ist gut besucht. Da tragen<br />
tätowierte Muskelmänner in<br />
ärmellosen T-Shirts ihre Kinder<br />
in Kraxen auf die Anlage. Auch<br />
viele Frauen mühen sich an den<br />
Steilwänden nach oben.<br />
Das Hallenklettern ist zurzeit<br />
eine der populärsten Spielarten<br />
der Outdoor-Industrie. Und die<br />
Branche feiert sich dieser Tage<br />
mit einer Messe selbst. In Friedrichshafen<br />
am Bodensee startet<br />
heute mit 890 Ausstellern aus 38<br />
Ländern Europas größte Branchenschau<br />
„Outdoor“. Seit Jahren<br />
geht es nach oben, auch<br />
wenn bedingt durch das Wetter<br />
das erste Halbjahr schwächer<br />
ausfiel. Für Zuwächse sorgten jedoch<br />
immerhin Bergschuhe und<br />
auch Rucksäcke.<br />
Europas größter Sporthändlerverbund<br />
Intersport taxiert<br />
den Outdoor-Markt hierzulande<br />
Media-Saturn: Razzia wegen<br />
Bestechungsvorwürfen<br />
INGOLSTADT/AUGSBURG – Wegen<br />
Bestechungsvorwürfen haben<br />
Staatsanwaltschaft und Polizei<br />
bei einer bundesweiten Razzia<br />
am Mittwoch rund 20 Büros<br />
und Privatwohnungen durchsucht.<br />
Darunter war auch die<br />
Zentrale von Media-Saturn in<br />
Ingolstadt, Europas größter<br />
Elektronikmarkt-Kette. Gegen<br />
sechs Beschuldigte werde – zum<br />
Teil wegen Bestechung in besonders<br />
schwerem Fall – ermittelt,<br />
sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft<br />
Augsburg. Die weiteren<br />
Vorwürfe lauten auf Bestechlichkeit<br />
sowie Beihilfe zur Bestechung.<br />
Ein Media-Saturn-Sprecher<br />
bestätigte die von dem Unternehmen<br />
initiierte Untersu-<br />
Adrenalin-Kick: Klettern mit der richtigen Ausrüstung<br />
auf gut und gerne 1,8 Milliarden<br />
Euro, europaweit auf 5,9 Milliarden<br />
Euro. Im vergangenen Jahr<br />
lag das Plus bei 18 Prozent, im<br />
ersten Halbjahr <strong>2011</strong> weist Outdoor<br />
bei Intersport jedoch ein<br />
Minus von drei Prozent aus. Der<br />
langfristige Wachstumstrend sei<br />
aber intakt, heißt es bei dem<br />
Handelsverbund. Der Dämpfer<br />
chung. „Wir kooperieren vollständig<br />
mit den Behörden“, sagte<br />
er. Drei der Beschuldigten<br />
sind nach Informationen der<br />
„Süddeutschen Zeitung“ Manager<br />
der im bayerischen Ingolstadt<br />
angesiedelten Metro-Tochter<br />
Media-Saturn. Einer von ihnen<br />
gehöre der neunköpfigen<br />
Geschäftsführung der Media-Saturn-Holding<br />
an. Die Vorwürfe<br />
sollen in Zusammenhang mit<br />
Geschäften von Media-Saturn<br />
mit Dienstleistern und Lieferanten<br />
stehen. Bei einer internen<br />
Prüfung sollen die Unregelmäßigkeiten<br />
aufgefallen sein, welche<br />
das Unternehmen daraufhin<br />
der Staatsanwaltschaft meldete<br />
– ohne Strafanzeige zu stellen.<br />
komme gar zur rechten Zeit, da<br />
sich allzu viele auf dem Markt<br />
getummelt hätten und nun wieder<br />
Markenhersteller an Bedeutung<br />
gewännen. Sporthändler<br />
nehmen bereits jeden fünften<br />
Euro beim Verkauf von Wanderschuhen,<br />
Rucksäcken, Jacken,<br />
Schlafsäcken und Klettergurten<br />
ein. Tendenz steigend.<br />
BGH stärkt Rechte von<br />
Gebrauchtwagenkäufern<br />
KARLSRUHE – Wenn Firmen ihre<br />
gebrauchten Autos an Privatpersonen<br />
verkaufen, haften sie für<br />
Mängel an den Fahrzeugen ebenso<br />
wie Autohändler und können<br />
Gewährleistungsansprüche<br />
nicht generell ausschließen. Das<br />
entschied der Bundesgerichts-<br />
Auch Käufer von gebrauchten<br />
Autos erhalten Gewährleistung<br />
PA/ DPA/ XANDI KREUZEDER<br />
PA/ DPA/ WOLFRAM STEINBERG<br />
Davon will auch Adidas profitieren.<br />
Vor dreieinhalb Jahren<br />
trat Rolf Reinschmidt eine „Mission<br />
Impossible“ an. Zwar rühmt<br />
sich Adidas damit, dass schon<br />
vor gut drei Jahrzehnten Extrembergsteiger<br />
Reinhold Messner<br />
Bergschuhe mit drei Streifen<br />
auf dem Weg ins Basislager des<br />
Mount Everest trug. Einer der<br />
großen Spieler ist Adidas in dieser<br />
Sparte jedoch bis heute nicht<br />
geworden. Mittlerweile konnte<br />
Adidas im ersten Quartal seinen<br />
Umsatz mit Trekkingschuhen,<br />
kleinen Rucksäcken und wetterfesten<br />
Jacken um ein Viertel<br />
steigern. 2010 setzten die Herzogenauracher<br />
mit diesen Produkten<br />
200 Millionen Euro um. 2015<br />
sollen bereits 500 Millionen Euro<br />
jährlich erlöst werden.<br />
Die Versuche von Adidas und<br />
auch Nike, in der Branche Fuß<br />
zu fassen, sind ein Zeichen, dass<br />
der Markt zunehmend interessant<br />
wird. Ein anderes sind die<br />
neuen finanziellen Dimensionen<br />
bei Firmenübernahmen. So stehen<br />
die Verhandlungen über einen<br />
Verkauf von Deutschlands<br />
größtem Anbieter Jack Wolfskin<br />
dem Vernehmen nach kurz vor<br />
dem Abschluss.<br />
Angeblich 700 Millionen Euro<br />
will der amerikanische Finanzinvestor<br />
Blackstone aufbieten.<br />
Wolfskin setzte im vergangenen<br />
Jahr rund 300 Millionen Euro<br />
um und gehört mehrheitlich den<br />
Finanzinvestoren Barclays Private<br />
Equity und Quadriga Capital.<br />
Die beiden hatten vor fünf<br />
Jahren nur rund 90 Millionen<br />
Euro für das Unternehmen bezahlt.<br />
Auch die umgerechnet 1,4<br />
Milliarden Euro, die der amerikanische<br />
Bekleidungskonzern<br />
VF (The North Face, Eastpak,<br />
Wrangler, Lee) für den Outdoor-<br />
Hersteller Timberland zu überweisen<br />
bereit ist, zeugt vom Ende<br />
der Bescheidenheit.<br />
hof (BGH) und verwies darauf,<br />
dass die Regeln des Verbrauchsgüterkaufs<br />
zum Schutz der Konsumenten<br />
auch dann gelten,<br />
wenn ein Unternehmen mit dem<br />
Autoverkauf ein „branchenfremdes“<br />
Nebengeschäft tätigt. Im<br />
entschiedenen Fall hatte eine<br />
Drucktechnik GmbH einen gebrauchten<br />
Renault zum Preis<br />
von 7500 Euro an eine Frau verkauft<br />
und alle Gewährleistungsrechte<br />
ausgeschlossen. Die Käuferin<br />
forderte wenig später die<br />
Rückabwicklung des Vertrags<br />
wegen eines Klappergeräuschs<br />
im Motor. Den Mangel bestritt<br />
die Firma und lehnte die Rückabwicklung<br />
des Kaufs mit Verweis<br />
auf den Vertrag ab.<br />
DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> WELT KOMPAKT SEITE 23<br />
WIRTSCHAFT<br />
EU mit neuem<br />
Fischerei-Kurs<br />
Brüssel legt Reform vor und will so die<br />
schwindenden Meeresbestände retten<br />
T Viele Fischer haben<br />
bereits heute wegen der<br />
geringen Fänge Probleme<br />
Die EU zieht angesichts<br />
schwindender Fänge in<br />
europäischen Gewässern<br />
die Reißleine und will ihre Fischereipolitik<br />
umkrempeln. Am<br />
Mittwoch stellte die zuständige<br />
EU-Kommissarin Maria Damanaki<br />
ihre lang erwarteten Reformpläne<br />
vor. Zentraler Punkt<br />
ist, dass künftig langfristige wissenschaftlich<br />
basierte Managementpläne<br />
festlegen sollen, wie<br />
viel Fisch gefangen werden darf.<br />
Bislang handelten die Agrarminister<br />
jedes Jahr aufs neue untereinander<br />
die Fangmengen<br />
aus. Dabei überschritten sie regelmäßig<br />
von Wissenschaftlern<br />
gesetzte Höchstmengen, was<br />
viele Bestände bereits an den<br />
Rande des Kollaps führte.<br />
Die Lage ist ernst: Fast drei<br />
Viertel aller Bestände in Europa<br />
sind überfischt. Im Mittelmeer<br />
sind es vier von fünf Beständen.<br />
Viele Fischer stellt diese Situation<br />
bereits vor ernste wirtschaftliche<br />
Probleme. Viele haben<br />
schon aufgegeben – eine ganze<br />
Reihe weitere könnten folgen.<br />
„Weitermachen ist keine Option“,<br />
stellte Damanaki klar, die<br />
die bisherige EU-Politik für gescheitert<br />
erklärte. „Wenn wir es<br />
tun, werden unsere Kinder Fisch<br />
nicht mehr auf dem Teller sehen,<br />
sondern nur noch Bilder davon“,<br />
sagte sie. Der Verlust eines<br />
Fischbestands nach dem anderen<br />
sei die Folge. Auch mit dem<br />
ungewollten Beifang soll nun<br />
Schluss sein. Schätzungen zufolge<br />
wird derzeit fast jeder vierte<br />
gefangene Fisch wieder zurück<br />
ins Wasser geworfen – die meisten<br />
davon tot oder fast tot. In<br />
manchen Gebieten sind sogar 60<br />
Prozent der Fische in den Netzen<br />
ungewollter Beifang. Damit<br />
sich hier etwas bewegt, will die<br />
EU-Kommissarin die Fischer<br />
Thunfische im Mittelmeer: Auch deren Bestand ist in den vergangenen Jahren stark gesunken<br />
künftig zwingen, alle Fische –<br />
auch die unerwünschten – mit<br />
an Land zu nehmen. Sie sollen<br />
dann bei anderen Fischern in ihrem<br />
Land Lizenzen kaufen können,<br />
mit denen sie zu viel gefangene<br />
Fische noch auf den Markt<br />
bringen können. Auch bessere<br />
Ausrüstung soll helfen, das Beifangproblem<br />
zu lösen.<br />
Um zusätzliche Härten für die<br />
Fischer zu vermeiden, soll die<br />
Reform von umfangreichen Hilfen<br />
für die Branche flankiert<br />
werden. Subventionen, die der<br />
Überfischung Vorschub leisten,<br />
sollen aber abgeschafft werden.<br />
Große Hoffnung setzt Damanaki<br />
in den Ausbau von Aquakulturen,<br />
den die EU unterstützen<br />
will. Hier erhofft sich die Kommissarin<br />
viele neue Jobs.<br />
Die Länder und das Europaparlament<br />
müssen der Reform,<br />
die nach dem Willen der Kommission<br />
bereits im Januar 2013 in<br />
Kraft treten soll, zustimmen.<br />
Hier dürfte es zähe Verhandlungen<br />
geben. Vor allem seitens der<br />
Fischfangnation Spanien wird<br />
Widerstand erwartet. Die Umweltorganisation<br />
Greenpeace<br />
forderte erneut, die Fischfangflotten<br />
deutlich zu reduzieren.<br />
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zum Karpfen oder Zander<br />
greifen. Zudem sind alle Meerestiere<br />
aus Öko-Aquakulturen<br />
meist unproblematisch.<br />
Bei Krabben und Garnelen heißt<br />
es dagegen genau hinschauen.<br />
Dies gilt auch für den Pangasius.<br />
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SEITE 24 WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />
KINO<br />
Das wars dann<br />
wohl: Mach’s<br />
gut, Harry!<br />
Es ist ein Problem: Wie aufhören?<br />
Die Frage stellt sich bei jedem<br />
Werk, wie aber, wenn man<br />
eine Serie daraus gemacht, wenn<br />
man die Spannung von einem<br />
Teil zum nächsten immer gesteigert<br />
hat? Die Buchhysterie ist<br />
längst durchgestanden, jedes<br />
Kind weiß, wie die Serie endet<br />
und dass eben doch keiner sterben<br />
muss. Aber „Potter“, die<br />
Filmsaga, ist unendlich mehr.<br />
Es hat sich ausgepottert:<br />
Harry geht in Rente<br />
Zum ersten Mal in der Filmgeschichte<br />
haben wir zehn Jahre<br />
lang drei Filmkindern wachsen<br />
sehen und zugeschaut, wie sich<br />
ihre schauspielerischen Begabungen<br />
unterschiedlich entwickelt<br />
haben. Viel mehr gehtzu<br />
Ende als nur ein Epos, so dass<br />
kein Film dieser Welt diese Erwartungen<br />
zur Zufriedenheit aller<br />
erfüllen könnte.<br />
Und doch, das sei allen gesagt,<br />
die nach „Heiligtümer 1“ nicht<br />
weiterschauen wollten, die Serie<br />
kommt mit „Heiligtümer 2“ mit<br />
großem Anstand würdig zu Ende.<br />
Das Ende vom Ende fängt exakt<br />
da an, wo der Anfang vom<br />
Ende aufgehört hat. Aber diesmal<br />
gibt es keine Blaupause, das<br />
Zelt im Nebelnirgendwo ist endgültig<br />
abgebaut. Das Zauberlehrlingstrio<br />
hat seine Krisis ausgetragen.<br />
Jetzt geht es, endlich, gegen<br />
den Feind. Jetzt gibt es auch<br />
keine umständlichen Umwege<br />
mehr, Voldemort, dem Übelgeist,<br />
dem die Nase fehlt, geht es<br />
jetzt direkt an den Kragen. Die<br />
Konfrontation, sie findet in Hogwarts<br />
statt, und sie muss hier<br />
stattfinden. Die Special-Effects-<br />
Abteilung fährt noch einmal alle<br />
Zauberei auf, und es gibt ein<br />
Wiedersehen mit vielen alten<br />
Bekannten, die man etwas aus<br />
den Augen verloren hat, wie die<br />
gute Maggie Smith. Der ganz<br />
große Showdown bleibt am Ende<br />
allerdings aus, das lang ersehnte<br />
Finale, es verpufft ein wenig, die<br />
Bösen lösen sich doch eher banal<br />
auf.<br />
●●●●�<br />
Ein würdiger Abschied<br />
<strong>2011</strong> WARNER BROS.<br />
FINALE<br />
Im letzten Teil der<br />
Filmreihe muss sich<br />
der Zauberer Harry<br />
Potter dem Bösen<br />
stellen. Den Trailer<br />
zum Film sehen Sie<br />
hier:<br />
http://bit.ly/qdTZaF<br />
Die Koran-<br />
Hotline<br />
weiß Rat<br />
„Nader und Simin. Eine Trennung“ –<br />
der Berlinale-Sieger kommt ins Kino<br />
T Gut gegen Böse. So<br />
einfach ist die Welt nicht,<br />
erst recht nicht im Iran<br />
JENNY HOCH<br />
Nehmen wir einmal an, „Nader<br />
und Simin. Eine Trennung“ sei ein<br />
französischer Film. Dann würde<br />
man ihn begeistert „Beziehungsfilm“<br />
oder „Familiendrama“ nennen<br />
und ohne Zweitgedanken die<br />
emotionale Tiefe und Komplexität<br />
seines Plots loben. Nun ist „Nader<br />
und Simin“ aber ein iranischer<br />
Film – und damit automatisch politisch.<br />
Egal, wie universell die Geschichte<br />
ist, die er erzählt. Seine<br />
leise, unaufgeregte Erzählweise<br />
hat dem Regisseur Asghar Farhadi<br />
neben viel Lob auch den Vorwurf<br />
eingebracht, ein Opportunist zu<br />
sein, einer, der keine klare Haltung<br />
gegenüber dem Regime einnimmt.<br />
Die Situation ist kompliziert.<br />
Noch ist der Regisseur bei dem Regime<br />
in Teheran nicht in Ungnade<br />
gefallen, seine Filme werden nicht<br />
zensiert. Will er nicht riskieren,<br />
wie seine Kollegen Jafar Panahi<br />
und Mohammad Rasoulof zu Haftstrafen<br />
und Berufsverbot verurteilt<br />
zu werden, muss er jede Sequenz<br />
seiner Filme und jedes öffentliche<br />
Wort genau abwägen.<br />
Wohl deshalb hat der diesjährige<br />
Berlinale-Gewinner – „Nader und<br />
Simin“ wurde mit dem Goldenen<br />
Bären als Bester Film ausgezeich-<br />
net, zwei ungewöhnliche Silberne<br />
Bären gingen an die Schauspieler,<br />
einer für alle weiblichen, einer für<br />
die männlichen Darsteller – bei Interviews<br />
stets einen Dolmetscher<br />
an seiner Seite. Er spricht lieber<br />
seine Muttersprache Farsi, wohl<br />
wissend, dass ein einziges unglücklich<br />
ins Englische übersetzte<br />
Wort eine Katastrophe nach sich<br />
ziehen könnte.<br />
Dieses Prinzip der Zurückhaltung<br />
hat Farhadi auf seine Filme<br />
übertragen. Es kommt in ihnen auf<br />
jede Nuance an. Er stellt Fragen,<br />
gibt aber keine konkreten Antworten.<br />
Die muss sich der Zuschauer<br />
selbst geben – zum Glück, denn<br />
„Nader und Simin“ ist genau aus<br />
diesen Gründen auch in künstlerischer<br />
Hinsicht ein überragender<br />
Film. Er schafft scheinbar mühelos<br />
den Spagat, zugleich eine sensible<br />
Innenschau einer fragilen Liebesbeziehung<br />
und ein weit aufgezogenes<br />
iranisches Gesellschaftspanorama<br />
zu sein.<br />
Nader (Peyman Moadi) und Simin<br />
(Leila Hatami) sind ein Ehepaar<br />
Ende dreißig, sie wohnen zusammen<br />
mit ihrer pubertierenden<br />
Tochter Termeh (Sarina Farhadi)<br />
und Naders alzheimerkranken Vater<br />
in einer geräumigen Wohnung<br />
im Stadtzentrum von Teheran. Es<br />
gibt viele Bücher in diesem Apartment,<br />
im Flur steht ein Mountainbike,<br />
in einem Zimmer steht ein<br />
Kickertisch. Nader arbeitet bei einer<br />
Bank, Simin ist Lehrerin.<br />
Dreimal verheiratet: Barney hat einfach kein Glück mit den Frauen<br />
UNIVERSAL STUDIOS/ SABRINA LANTOS Liebenswerter<br />
Angespannte Situation in den eigenen vier Wänden: Trennungskind Termeh<br />
Eine typische Mittelklasse-Familie<br />
mit typischen Mittelklasse-Problemen:<br />
Nader und Simin haben<br />
verlernt, über ihre Gefühle zu sprechen,<br />
es herrscht Schweigen zwischen<br />
ihnen. Die Mutter zieht zu<br />
ihrer Mutter, die Tochter, zwischen<br />
beiden Elternteilen hin- und hergerissen,<br />
bleibt bei ihrem Vater. Damit<br />
der kranke Opa versorgt ist,<br />
stellt Nader eine Pflegekraft ein.<br />
Die Frau ist mit der Aufgabe heillos<br />
überfordert, die Situation eskaliert,<br />
als Nader seinen Vater eines Tages<br />
auf dem Boden liegend und mit beiden<br />
Händen am Bett gefesselt findet.<br />
Es kommt zum Streit, an dessen<br />
Ende die Pflegerin im Treppenhaus<br />
stürzt und ihr ungeborenes<br />
Kind verliert. Nader droht eine Anklage<br />
wegen Totschlags, ein Ringen<br />
um Lüge und Wahrheit beginnt.<br />
Dass diese Geschichte im Iran<br />
spielt, zeigt sich in Details, die im<br />
JENS HINRICHSEN<br />
Wie war das mit Barney Panofsky,<br />
an jenem Tag am See? Angeblich<br />
hat sich folgendes abgespielt: Barney<br />
erwischt seine Ehefrau mit dem<br />
bestem Freund im Bett. Die Gattin<br />
flüchtet, und Barney jagt dem Kumpel<br />
Bobby eine Kugel in den Kopf.<br />
So weit die Theorie eines Kriminalbeamten<br />
namens O’Hearne. „Barney’s<br />
Version“ sieht anders aus: In<br />
der bewegten Lebensgeschichte eines<br />
liebenswerten Menschenfeinds,<br />
spielt das Rätsel ums Ableben des<br />
Freundes keine große Rolle. Ein<br />
Hauch Thrillerhandlung steckt in<br />
der Verfilmung des Romans „Wie<br />
Verlauf der Handlung wie wuchernde<br />
Flechtwurzeln in jede<br />
noch so kleine Verästelung des Geschehens<br />
vordringen und dieses<br />
maßgeblich beeinflussen. Als der<br />
alzheimerkranke Opa sich einnässt,<br />
ruft die streng gläubige Pflegerin<br />
erst einmal bei einer Koran-<br />
Hotline an und erkundigt sich, ob<br />
es eine Sünde sei, einen nicht zur<br />
Familie gehörigen Mann zu waschen.<br />
Zu den religiösen Vorschriften<br />
und Verboten, denen sich auch<br />
die wohlhabende, säkularisierte<br />
Schicht nicht entziehen kann,<br />
kommt die autoritäre Justiz. In der<br />
ersten Szene sitzen Nader und Simin<br />
vor dem Scheidungsrichter.<br />
Sie wollten gemeinsam auswandern,<br />
erklärt Simin, doch nun wolle<br />
ihr Mann lieber bei seinem kranken<br />
Vater bleiben. Deshalb plane<br />
sie, das Land ohne ihren Mann zu<br />
Menschen<br />
Paul Giamatti hätte für „Barney’s Version“ den Oscar<br />
Barney es sieht“, auf die am ehesten<br />
das Etikett Tragikomödie passt.<br />
Zugegeben, die als Barneys Autobiographie<br />
getarnte Romanvorlage<br />
des Kanadiers Mordecai Richler ist<br />
bissiger. Trotzdem hat der Film es in<br />
sich. Der Mix aus komischen und<br />
dramatischen Momenten gerät dank<br />
Paul Giamatti nie aus dem Lot. Verblüffend,<br />
wie der rundliche, oft melancholisch<br />
blickende Titeldarsteller<br />
seinen Charakter vier Lebensjahrzehnte<br />
lang im Griff hat. Bei aller Begeisterung<br />
für das fantastische Make-Up:<br />
Warum die Maskenbildner<br />
des Films für einen Oscar nominiert<br />
waren, der Schauspieler aber leer<br />
ausging, bleibt schleierhaft. Immer-<br />
DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> * WELT KOMPAKT SEITE 25<br />
KINO<br />
bleibt bei ihrem Vater<br />
verlassen, um ihrem Kind eine bessere<br />
Zukunft bieten zu können.<br />
Der Richter lehnt die Scheidung<br />
ab.<br />
Das Herzstück des Konfliktes<br />
von „Nader und Simin“ aber bildet<br />
der Zusammenprall zwischen Tradition<br />
und Moderne, dem Kampf<br />
zwischen arm und reich. Auf der<br />
einen Seite stehen die Pflegerin<br />
und ihr arbeitsloser Ehemann, denen<br />
nach dem Verlust ihres Kindes<br />
nicht viel mehr geblieben ist als ihre<br />
Ehre und der Glaube an Allah.<br />
Auf der anderen Seite stehen die<br />
Eheleute Nader und Simin, denen<br />
es materiell zwar an nichts fehlt,<br />
die aber verzweifelt um ihre Liebe<br />
ringen – und ihren Konflikt auf<br />
dem Rücken ihrer Tochter austragen.<br />
Beide Parteien sind gleichermaßen<br />
schuldig wie unschuldig. Es<br />
gibt kein Gut und Böse in dieser<br />
Konstellation, so einfach ist die<br />
Welt nicht, scheint uns Farhadi sagen<br />
zu wollen, und erst recht nicht<br />
das Leben im Iran. Es sind diese<br />
schwebenden Uneindeutigkeiten,<br />
die beiläufigen Beobachtungen, die<br />
der Regisseur mit ständig wechselnden<br />
Kameraeinstellungen in<br />
energiegeladene Bilder gegossen<br />
hat, die „Nader und Simin“ zu einem<br />
Meisterwerk machen.<br />
Wer behauptet, Farhadi zeige<br />
nicht genügend Haltung, übersieht,<br />
dass der Film gerade deswegen<br />
subversiv wirkt, weil man zwischen<br />
den Zeilen lesen muss. Möglicherweise<br />
eine viel effektivere<br />
Strategie als jede flammende Anklage,<br />
die sowieso auf Nimmerwiedersehen<br />
in den Giftschränken der<br />
Zensurbehörde landen würde.<br />
●●●●●<br />
Ein herausragendes Drama<br />
feind<br />
verdient, bekam aber einen Golden Globe<br />
hin gab es einen Golden Globe für<br />
Paul Giamatti.<br />
Mit seinen schillernden Charakteren<br />
wirkt die kanadische Produktion<br />
so europäisch wie<br />
viele Filme von Woody<br />
Allen. Im Unterschied zu<br />
Allen bevorzugt Regisseur<br />
Richard J. Lewis einen<br />
Erzählrhythmus, der<br />
zur phlegmatischen<br />
Hauptfigur passt. Mit<br />
Barneys beruflichem<br />
Ehrgeiz ist es nicht weit<br />
her: In Montreal leitet er<br />
eine Fernsehfirma namens<br />
„Total überflüssige<br />
Produktionen“ – eine<br />
PREISVERDÄCHTIG<br />
Im Trailer zum Film sehen<br />
Sie Paul Giamatti als<br />
„Barney“.<br />
http://bit.ly/g6F5Md<br />
Seifenopernwelt, die Lewis, selbst<br />
Regisseur und Produzent von „CSI“<br />
und anderen Serien, mit Sinn für<br />
Selbstironie zeichnet.<br />
Drei Ehefrauen ver-<br />
schleißt Barney. Es sind<br />
starke, erstklassig besetzte<br />
Figuren. Rachelle<br />
Lefevre brilliert als unglücklichesHippiemädchen.<br />
Minnie Driver<br />
rauscht als kapriziöse<br />
Mrs. Panofsky Nummer<br />
zwei herein. Rosamund<br />
Pike verkörpert mit<br />
Wärme Barneys Traumfrau<br />
Miriam. Leider gelingt<br />
es der Regie nicht,<br />
Stolz wie Oscar: Asghar Farhadi<br />
ABRÄUMER<br />
Der Trailer bietet<br />
einen kleinen Vorgeschmack<br />
auf<br />
Asghar Farhadis<br />
preisgekröntes<br />
Meisterwerk „Nader<br />
und Simin“.<br />
http://bit.ly/pdGXwA<br />
den Zerfall der Ehe von Miriam und<br />
Barney überzeugend zu erzählen.<br />
Dagegen zeichnen Lewis und Giamatti<br />
den Niedergang ihres Helden<br />
ohne Gefühlsduselei nach, aber mit<br />
großer emotionaler Kraft.<br />
Ihr Film erzählt nicht von<br />
schuldhaftem Scheitern, sondern<br />
von einem Mann, der sein Leben<br />
lebt, mal recht, mal schlecht, immer<br />
nachvollziehbar. Ist Barney Panofsky<br />
einer wie wir? Darin könnte<br />
ein Grund liegen, warum „Barney’s<br />
Version“ zum Kino-Erlebnis wird.<br />
●●●��<br />
Tragikomödie mit brillanter<br />
Besetzung<br />
DAPD/ ALAMODE FILMVERLEIH<br />
PA/ DPA/ MICHAEL GOTTSCHALK<br />
Alle wollen den<br />
Goldenen Leoparden<br />
Locarno <strong>2011</strong>: Starkes deutsches Kino<br />
Beim 64. Internationalen<br />
Filmfestival von<br />
Locarno wird das deutsche<br />
Kino stark vertreten<br />
sein. Allein im<br />
Hauptwettbewerb<br />
„Concorso Internazionale“<br />
konkurrieren drei<br />
Produktionen mit deutscher<br />
Beteiligung um<br />
den Goldenen Leoparden.<br />
In dieser Konkurrenz<br />
laufen insgesamt<br />
20 lange Spielund<br />
Dokumentarfilme. Das teilten<br />
die Veranstalter mit. Das<br />
Schweizer Festival zeigt vom 3.<br />
bis 13. August fast 300 Filme.<br />
Um den begehrten Hauptpreis,<br />
den Goldenen Leopard,<br />
bewerben sich die mit starkem<br />
finanziellen deutschen Engagement<br />
entstandenen internationalenGemeinschaftsproduktionen<br />
„Tanathur (Last Days in Jerusalem)“<br />
des in Israel lebenden<br />
Palästinensers Tawfik Abu Wael,<br />
„The Loneliest Planet“ der aus<br />
Russland stammenden US-Amerikanerin<br />
<strong>Juli</strong>a Loktev und „Un<br />
Amour de Jeunesse“ von der<br />
THOMAS ABELTSHAUSER<br />
Es ist ein Film des Fahrens, den<br />
der portugiesische Wahlberliner<br />
Hugo Vieira da Silva in den Straßen,<br />
Skateboardparks und Klinikfluren<br />
der Stadt inszeniert.<br />
Und so wie Berlin in Bewegung<br />
ist, sind auch seine Figuren nicht<br />
angekommen. Zu Beginn landen<br />
Vater und Sohn aus Portugal auf<br />
dem Flughafen Tegel. Die Ex-<br />
Freundin von Tarso (Ralph Herforth)<br />
liegt im Koma, deshalb<br />
reist er mit dem gemeinsamen<br />
Sohn Manuel (Kai Hillebrandt)<br />
an, verbringt Stunden an ihrem<br />
Krankenbett, während der 16jährige<br />
Manuel Skateboard fährt.<br />
Der Junge hat ein distanziertes<br />
Verhältnis zum Vater und zur<br />
Mutter im Grunde gar keins. Er<br />
ist doppelt verloren, als Teenager,<br />
aber auch fremd in der<br />
Auf der Piazza Grande bekommen rund<br />
8000 Zuschauer 18 Filme zu sehen<br />
Französin Mia Hansen-Løve.<br />
Auf der Piazza Grande, dem<br />
Marktplatz Locarnos, werden<br />
Filme für rund 8000 Zuschauer<br />
gezeigt. Von den 18 Filmen, die<br />
hier laufen werden, wurden<br />
sechs, also ein Drittel, mit deutschem<br />
Geld realisiert. Dazu gehören<br />
„Le Havre“ des Finnen<br />
Aki Kaurismäki und „4 Tage im<br />
Mai“ des Bayern Achim von Borries.<br />
Eröffnet wird das Festival<br />
am 3. August auf der Piazza<br />
Grande mit dem von Steven<br />
Spielberg produzierten und von<br />
J. J. Abrams inszenierten Science-Fiction-Thriller<br />
„Super 8“.<br />
In „Swans“ ist Berlin ein<br />
kalter, abweisender Ort<br />
Stadt. Stattdessen beginnt er<br />
sich für die Mitbewohnerin seiner<br />
Mutter zu interessieren, die<br />
transsexuelle Kim mit ihren Sexspielzeugen.<br />
Auch der eigene<br />
Körper wird in einer drastischen<br />
Szene erkundet, bis Manuel, in<br />
den Augen seines Vaters indifferent<br />
seiner Mutter gegenüber,<br />
sich auch mit deren Körper auseinandersetzt.<br />
Das Berlin da Silvas ist ein kalter,<br />
abweisender Ort. Ebenso<br />
kühl und unnahbar sind die<br />
Menschen in „Swans“. Was<br />
„Swans“ besonders macht, ist,<br />
wie konsequent er die Sprachlosigkeit<br />
dieser reduzierten Figuren<br />
in kühle Bilder überträgt, die<br />
den Zuschauer bis zur Frustrationsgrenze<br />
fordern.<br />
●●●��<br />
Bedrückend, aber sehenswert<br />
Manuel besucht die kranke Ex-Freundin des Vaters<br />
KEYSTONE/ JCB<br />
SALZGEBER/ STEPHANIE KULBACH
SEITE 26 WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />
INTERNET<br />
SURFTIPP<br />
VON EVA LINDNER<br />
Walyou.com: Ich bin dein Steak, Luke<br />
Darth Vader geht immer: Jede<br />
Mottoparty erlebt schnell ihren<br />
Höhepunkt, wenn ein Gast im<br />
Kostüm des Star-Wars-Bösewichts<br />
auftaucht. Seine metallenen<br />
Worte „Ich bin dein Vater“<br />
sind in Gesprächen an vielfältigen<br />
Stellen zitierbar. Einiges<br />
von dem Kultfilm über Luke<br />
Skywalker und seinen Vater von<br />
der dunklen Seite der Macht zu<br />
wissen, ist immer sexy. Das<br />
dachten sich wohl auch die<br />
Macher der Design-Seite<br />
www.walyou.com. Die Website<br />
informiert über die neuesten<br />
Design-Trends und stellt Blogs,<br />
Videos und Geschenkideen zu<br />
den Themen zur Verfügung.<br />
Walyou hat zwölf Dinge zusammen<br />
getragen, die dem<br />
Sith-Lord verblüffend ähnlich<br />
sehen. Der alte Filmprojektor,<br />
eine Kaffeemaschine, eine Qualle<br />
oder ein Zelt im Anakin-<br />
Skywalker-Look sind wirklich<br />
zum Ablachen. Besonders schön<br />
kommen auch die Gebäude<br />
daher, die aussehen, wie die<br />
Maske des Star-Wars-Antagonisten.<br />
Das Must-See der Seite<br />
LESERBRIEFE<br />
Interesse des<br />
Steuerzahlers vertreten<br />
Zu: Rettung des Euro<br />
Es kann nicht sein, das der<br />
Steuerzahler für die Fehler der<br />
Banken einstehen soll. Wie<br />
kann man 116 Milliarden Euro<br />
zu einem hohen Zinssatz an<br />
ein Land verleihen, dessen<br />
Schieflage bekannt war? Wenn<br />
die Banken zuerst die hohen<br />
Zinsen kassieren und dadurch<br />
ihren Gewinn und Bonuszahlungen<br />
steigern, so sollen diese<br />
auch für die Zinsverluste durch<br />
niedrige Zinsen oder zinsloses<br />
Darlehen grade stehen und<br />
nicht die Steuerzahler. Auch<br />
das gehört zur freien Marktwirtschaft.<br />
Frau Merkel wäre<br />
gut beraten, in diesem Fall die<br />
Interessen des Steuerzahlers<br />
zu vertreten und nicht die<br />
Lobby der Banken und Versicherungen<br />
und deren Interesse.<br />
Ich hoffe doch sehr, das die<br />
Banken und Versicherungen in<br />
die Verpflichtung genommen<br />
werden und die Steuerentlastung<br />
der Bürger beim Niedrig-<br />
und Mitteleinkommen fürs<br />
nächste Jahr durchgesetzt<br />
wird, damit nicht noch unsere<br />
Wirtschaft abgewürgt wird.<br />
Beatrix Katzinger, per E-Mail<br />
Das Comeback der<br />
Rolling Stones<br />
Zu: SPD-Kanzler-Kandidat<br />
Das SPD-Sommertheater kann<br />
beginnen. Peer Steinbrück<br />
oder Frank-Walter Steinmeier,<br />
wer wird der nächste SPD-<br />
Kanzlerkandidat? Beide Herren<br />
ist aber definitiv das Darth-<br />
Vader-Schweinekotelett.<br />
Wer danach noch nicht genug<br />
hat und sich beim Blick in den<br />
Spiegel so richtig gruseln will,<br />
für den hat die Seite auch noch<br />
einen Föhn in Darth-Vader-<br />
Design parat. Seinen Coolnessfaktor<br />
könnte der Haartrockner<br />
noch steigern, wenn er auf<br />
Knopfdruck nicht nur heiße<br />
Luft blasen, sondern auch noch<br />
„Ich bin dein Föhn“ im Vader-<br />
Duktus sagen könnte. Fehlt nur<br />
noch das passende Glätteeisen<br />
in Laserschwert-Optik.<br />
www.walyou.com/darth-vader-design<br />
Folgen Sie Tobias<br />
Dupke auf Twitter<br />
twitter.com/wk_dupke<br />
liegen im „Politikbarometer“<br />
derzeit vor Bundeskanzlerin<br />
Angela Merkel. Und während<br />
der selbstgefällige Peer Steinbrück<br />
Deutschland bereist und<br />
seine Weisheiten unter das<br />
Volk bringt, mimt der langweilige<br />
Frank-Walter Steinmeier<br />
den knallharten Oppositionsführer<br />
im Deutschen Bundestag.<br />
Das Comeback der<br />
Hartz-IV-Stalinisten und Rolling<br />
Stones der SPD scheint<br />
sicher: Stone(d)brück and<br />
Stone(d)meier are back. Oder<br />
wird es etwa doch Sigmar<br />
Gabriel, der Rest-SPD-Parteivorsitzende?<br />
Roland Klose, per E-Mail<br />
Dramatisch fürs Land<br />
Zu: Situation der Regierung<br />
Angela Merkel hat sich unangreifbar<br />
gemacht. Was für<br />
die einstige Volkspartei tragisch<br />
sein mag, ist für das<br />
Land dramatisch. Wer glaubt,<br />
wir würden von Stümpern<br />
regiert, irrt sich womöglich:<br />
Es ist weit schlimmer. Mit<br />
anderen Worten: Absolut<br />
hoffnungslos. Und das Allerschlimmste:<br />
Es gibt keinen<br />
Aufstand der Anständigen in<br />
diesem Land. Der Bürger<br />
scheint sich von der Politik<br />
total abgewandt zu haben. Also<br />
fährt der Karren weiter mit<br />
voller Wucht vor die Wand,<br />
und anschließend will es zum<br />
einen niemand gewesen sein<br />
(Politiker), zum anderen niemand<br />
gewusst haben (Bürger)<br />
– trotz aller Berichte.<br />
Rita Abendroth, Aschau<br />
Der Feind in meinem<br />
Die britische Abhöraffäre macht offensichtlich, wie angreif<br />
T Programme zum Abhören<br />
von Telefonaten sind schon<br />
für 70 Euro erhältlich<br />
ULRICH CLAUSS<br />
Die Internetkriminalität<br />
nimmt rapide zu und mit<br />
ihr die Angst vor ihr. Während<br />
es jedoch Jahre gedauert hatte,<br />
bis beim Gebrauch stationärer<br />
Computer Angriffe aus dem Netz<br />
für jedermann zur realen Gefahr<br />
wurden, sieht es beim jüngsten<br />
Technologieschub anders aus. Mobiles<br />
Surfen, die Benutzung vernetzter<br />
Smartphones mit Googles<br />
Android-System oder des iPhone<br />
von Apple, ist von Beginn an eine<br />
regelrechte Einladung zum Datenklau.<br />
Die Experten warnen einhellig:<br />
Beim mobilen Computing sind<br />
die Risiken noch viel größer, zumal<br />
der Benutzer kaum nachvollziehen<br />
kann, was in seinem Smartphone<br />
wirklich vor sich geht.<br />
Das liegt schlicht an der Funktionsmächtigkeit<br />
moderner Handys<br />
sowie an den Geschäftsmodellen<br />
der Hersteller, Netzwerkbetreiber<br />
und den Lieferanten der Betriebssysteme.<br />
Haupteinfallstor für<br />
Schadsoftware bei Smartphones<br />
sind die sogenannten App-Stores,<br />
über die eine unüberschaubar große<br />
Zahl von Anwendungsprogrammen<br />
heruntergeladen werden können.<br />
Schutzprogramme gegen<br />
mögliche Risiken dagegen sind<br />
kaum in Gebrauch.<br />
Am 12. August 2010 war es so<br />
weit. Der Sicherheitshersteller Kaspersky<br />
Labs entdeckte das erste<br />
Schadprogramm für Handys mit<br />
dem Android-Betriebssystem.<br />
Schon zuvor hatte es Angriffe auf<br />
das iPhone von Apple gegeben. Nur<br />
Stunden nachdem der Kurzbotschaftendienst<br />
Twitter die Anwendung<br />
„Twitter für iPhone“ freigegeben<br />
hatte, wurde der erste Computerwurm<br />
gemeldet, der sich auf die-<br />
Electronic Arts (EA) stößt tiefer in<br />
die Welt der Online-Spiele vor. Die<br />
Kalifornier kaufen PopCap Games,<br />
den Hersteller von Titeln wie<br />
„Plants vs. Zombies“, „Bejeweled“<br />
oder „Zuma“. EA lässt sich die<br />
Übernahme bis zu 1,3 Milliarden<br />
Dollar kosten (900 Millionen Euro).<br />
Konzernchef John Riccitiello<br />
sprach von einer „unwiderstehlichen<br />
Kombination“ der beiden<br />
Unternehmen.<br />
EA ist mit klassischen PC-Spielen<br />
groß geworden. Von den Kaliforniern<br />
stammen „Need for<br />
Speed“, „Medal of Honor“ oder die<br />
„Sims“. Der Konzern schreibt aber<br />
immer wieder Verluste, weil viele<br />
Kunden nicht mehr bereit sind,<br />
Schauspieler und Hacker-Opfer Hugh Grant unterschreibt eine Petition,<br />
sem Wege verbreitete. Sein Ziel: das<br />
Ausspähen von Adressbuch- und<br />
anderen Nutzerinformationen, die<br />
neben E-Mails, Texten und Passwörtern<br />
in Minicomputern lagern.<br />
Nicht nur anonyme Übeltäter sind<br />
eine Bedrohung für Smartphones.<br />
den vergleichsweise hohen Preis<br />
für die aufwendig produzierten Videospiele<br />
zu zahlen. Stattdessen<br />
spielen sie gratis oder für kleines<br />
Geld online.<br />
Mit dem Kauf von PopCap<br />
stärkt EA sein Online-Standbein.<br />
Der Konzern hatte sich bereits En-<br />
Oft interessiert sich der Lebensoder<br />
Geschäftspartner ebenso für<br />
das Gerät. Häufig werden kommerzielle<br />
Spionageanwendungen mit so<br />
illustren Namen wie FlexiSpy, Mobile<br />
Spy, MobiStealth benutzt, die<br />
geführte Telefonate, Inhalte von<br />
Electronic Arts kauft Online-Anbieter<br />
US-Spielekonzern übernimmt für 1,3 Milliarden Dollar PopCap Games<br />
PopCap Games bietet unter anderem<br />
das Spiel „Bejeweled“ an<br />
DPA/ FRANZ-PETER TSCHAUNER<br />
de 2009 für rund 300 Millionen<br />
Dollar den Anbieter Playfish einverleibt.<br />
Später kam auch noch der<br />
britische Handy-Spiele-Spezialist<br />
Chillingo hinzu. In Medien war damals<br />
von 20 Millionen Dollar die<br />
Rede, die Electronic Arts habe hinblättern<br />
müssen.<br />
Die Beliebtheit der Online-Spiele<br />
treibt die Preise: Die PopCap-<br />
Besitzer erhalten 650 Millionen<br />
Dollar in bar, zudem Electronic-<br />
Arts-Aktien im Wert von 100 Millionen<br />
Dollar und darüber hinaus einen<br />
Bonus von bis zu 550 Millionen<br />
Dollar, wenn sich das Geschäft<br />
in den kommenden zwei Jahren<br />
gut entwickelt. Für die Übernahme<br />
muss EA einen Kredit aufnehmen.<br />
DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> * WELT KOMPAKT SEITE 27<br />
INTERNET<br />
Handy<br />
bar moderne Mobiltelefone sind<br />
um zu helfen, den Abhörskandal in Großbritannien aufzuklären<br />
SMS und GPS-Daten an fremde<br />
Server schicken und auch das Aufnehmen<br />
von Fotos unterstützen.<br />
Solche Programme sind schon für<br />
100 Dollar im Internet erhältlich.<br />
Smartphones sind multifunktionale<br />
Taschencomputer mit einer<br />
Rechenleistung, wie sie noch vor<br />
Jahren nur in guten Laptops zu finden<br />
war. Im Gegensatz zum Personal<br />
Computer ist der Smartphone-<br />
Nutzer aber nicht der einzige Herr<br />
seines Kleinrechners. Es gibt Gesellschaft:<br />
Mobilfunkbetreiber, Ge-<br />
rätehersteller und Betriebssystem-<br />
Lieferant sitzen praktisch mit uns<br />
vor dem Display – in den allermeisten<br />
Fällen mit weitergehenden Benutzerrechten,<br />
als der Besitzer sie<br />
selber hat. Streng genommen gehört<br />
das Smartphone seinem Benutzer<br />
oft gar nicht, er hat nur einen<br />
Nutzungsvertrag geschlossen.<br />
Eingriffe in Soft- und Hardware stehen<br />
mitunter sogar unter Strafe.<br />
Eine neue „Rechte-Komplexität“<br />
nennt das Antonius Klingler, Referatsleiter<br />
für „sicheres mobiles Arbeiten“<br />
beim Bundesamt für Sicherheit<br />
in der Informationstechnik<br />
(BSI). Netzbetreiber und Gerätehersteller<br />
verkaufen eine Dienstleistung,<br />
von der wir gar nicht mehr<br />
wissen, wie sie zustande kommt. Es<br />
sind Kommunikationsdienste, die<br />
im Hintergrund über gleich mehrere<br />
Schnittstellen unserer Geräte erfolgen<br />
und von denen wir weder<br />
wissen, welche Informationen<br />
sie übertragen,<br />
noch, welche Änderungen<br />
an unseren<br />
Planking war gestern, Owling ist in<br />
Internet-User lassen sich seit Kurzem in Eulen-Pose fotografieren<br />
„Planking“ war gestern – jetzt will<br />
das „Owling“ zum nächsten Trend<br />
eines schrägen Internet-Humors<br />
werden, bei dem es darum geht,<br />
Fotos in einer bestimmten Pose ins<br />
Netz zu stellen. Die Teilnehmer<br />
stellen sich dabei nicht mehr als<br />
steifes Brett dar wie beim „Planking“,<br />
sondern machen die Eule:<br />
Sie gehen mit geschlossenen Beinen<br />
in die Hocke, legen die Arme<br />
wie Flügel an und blicken mit starren<br />
Augen ins Leere.<br />
Ob die Masche wirklich zum<br />
„Mem“ werden kann – also zu einer<br />
Idee, die sich über die Kommunikation<br />
im Netz immer weiter<br />
verbreitet –, ist noch unklar. Internet-Portale<br />
wie die „Huffington<br />
GETTY IMAGES/ PETER MACDIARMID<br />
VERALTETE<br />
TECHNIK<br />
Für Materialkosten in Höhe von<br />
etwas mehr als zehn Euro kann<br />
man jedes beliebige Handy zu<br />
einem Abhörgerät umbauen.<br />
Möglich ist das, weil die digitale<br />
Funktechnologie veraltet ist. Sie<br />
sieht eine Verschlüsselung mit nur<br />
einem 64 Bit langen Schlüssel vor.<br />
Heute üblich sind 128 oder 256 Bit.<br />
Die Rechenleistung von PCs reicht<br />
zum Knacken des kurzen GSM-<br />
Codierschlüssels aus. Mangelnde<br />
Sorgfalt der Netzbetreiber bei der<br />
Sicherheit sorgt zudem für eine<br />
leichte Ortbarkeit eines Handys.<br />
Die Kennung, mit der sich Handys<br />
in das Funknetz einbuchen, wird<br />
oft nur nachlässig verschlüsselt.<br />
Post“, der „Salon“ oder ein Blog<br />
der „Washington Post“ berichteten<br />
jetzt mit teilweise ironischem Unterton<br />
über das „Owling“.<br />
Die Macher der Website „Buzz-<br />
Feed“ präsentierten eine erste<br />
Sammlung von „Owling“-Fotos<br />
und schrieben: „Diese fixe Idee<br />
entstand erst vor 15 Stunden, aber<br />
„Owling“ wird mehr und mehr viral“,<br />
verbreitet sich im Netz also so<br />
schnell wie ein Virus. Auch bei<br />
Twitter und Facebook ist „Owling“<br />
angekommen. Die Webanwendung<br />
trendsmap.com dokumentiert,<br />
dass über „Owling“ in den USA sowie<br />
in Belgien und den Niederlanden,<br />
aber auch in Kenia, Südafrika,<br />
Laos und Malaysia getwittert wird. Seite BuzzFeed mit Owling-Foto<br />
PA/ DPA/ MIKKO STIG<br />
Daten dabei geschehen. „Smartphones<br />
stellen im Gegensatz zu<br />
Personal Computern ein komplexes<br />
Rechtethema dar. Der Hersteller<br />
des Handys besitzt ebenso wie<br />
der Netzanbieter Besitzerrechte,<br />
die über die praktische Verfügungsmacht<br />
des Handybenutzers<br />
weit hinausgehen“, erklärt BSI-Referatsleiter<br />
Klingler.<br />
Im Gegensatz zum PC beginnt<br />
das Verwirrspiel beim Smartphone<br />
schon in dem Augenblick,<br />
wenn wir es zum ersten Mal anschalten.<br />
GPS, WLAN, Funk-Internet-Dienste<br />
des Telefonnetzbetreibers,<br />
Bluetooth und der Telefonservice<br />
(GSM), sechs verschiedene<br />
drahtlose Kommunikationsschnittstellen<br />
nehmen in der<br />
Regel an einem modernen Smartphone<br />
unmittelbar nach dem Einschalten<br />
automatisch ihren Betrieb<br />
auf. Über diese Schnittstellen<br />
werden Daten gesendet und<br />
empfangen, ohne dass ein Laie<br />
davon überhaupt etwas mitbekommt<br />
– zum Beispiel Standort,<br />
Termine und Kontakte.<br />
Der größte Vorteil der<br />
Smartphone-Technologie,<br />
nämlich nach einem<br />
einzigen Knopfdruck<br />
hochkomplexe Dienste<br />
über diverse Kanäle anzustoßen<br />
und tausende von Apps<br />
herunterladen zu können, ist<br />
gleichzeitig eines ihrer größten<br />
Sicherheitsrisiken. Experten raten<br />
deshalb, zuallererst GPS,<br />
Bluetooth und WLAN abzuschalten,<br />
wenn sie nicht tatsächlich gebraucht<br />
werden. Das zumindest<br />
ist die Voraussetzung für die bislang<br />
einzige vom BSI zertifizierte<br />
Sicherheitssoftware für Smartphones:<br />
„SimKo 2“. Wer auch beruflich<br />
Datenverkehr über sein<br />
Smartphone abwickelt, dürfte<br />
sich eigentlich ohne ein solches<br />
Sicherheitssystem nicht mit seinem<br />
Smartphone vor die Tür<br />
trauen.<br />
Werbemarkt:<br />
Das Netz holt<br />
deutlich auf<br />
Das Internet ist weltweit das Werbemedium<br />
mit den höchsten Zuwachsraten.<br />
2013 werde das Netz<br />
bei den Werbeausgaben hinter<br />
dem Fernsehen auf Platz zwei vorrücken<br />
und die Tageszeitungen<br />
von diesem Rang verdrängen, teilte<br />
die Agenturgruppe ZenithOptimedia<br />
mit. Auf Internet und Fernsehen<br />
entfallen in Deutschland laut<br />
Mediaagentur im laufenden Jahr<br />
3,5 Milliarden Euro beziehungsweise<br />
4,1 Milliarden Euro an Werbeeinnahmen.<br />
Dabei legt das Internet<br />
um 13,2 Prozent zu. 2013 werde<br />
das Internet das Fernsehen vom<br />
zweiten Platz verdrängen, hieß es.<br />
DAS WIRD GESUCHT<br />
Suchanfragen bei Google zeigen,<br />
worüber Menschen nachdenken<br />
und welche Themen sie<br />
beschäftigen. Hier sind die Top<br />
Ten der Google-Suchbegriffe,<br />
deren Häufigkeit am schnellsten<br />
wächst, in Deutschland<br />
vom Mittwoch.<br />
1. Jorgo Chatzimarkakis<br />
2. Cascada Playboy<br />
3. Mirco Grefrath<br />
4. Andre Greipel<br />
5. Frauenfußball WM Halbfinale<br />
6. Rupert Murdoch<br />
7. Depiladora<br />
8.Mark Webber<br />
9. weekly world news<br />
10. Euro Schuldenkrise<br />
DER MOBILE VIDEO-TIPP<br />
Wie seltsam das Verhalten online<br />
ist, hat sich ein Brite gefragt – und<br />
die Facebook-Sprache<br />
in die<br />
Realität<br />
übersetzt.<br />
Die Reaktionen<br />
sind<br />
meist anders<br />
als im<br />
Netz<br />
http://bit.ly/kCOw0H<br />
INTERNET KOMPAKT<br />
NETZWERK<br />
Google Plus: Falscher<br />
Regierungssprecher<br />
Bei Google Plus zieht ein falscher<br />
Steffen Seibert seine<br />
Kreise. Wie das Bundespresseamt<br />
mitteilte, ist ein mit<br />
Texten und Fotos von Steffen<br />
Seibert getarntes Profil des<br />
Regierungssprechers „nicht<br />
echt“. Das Amt werde zur Klärung<br />
des Sachverhalts mit dem<br />
Internet-Konzern Google in<br />
Verbindung treten. Der falsche<br />
Seibert kopierte auf Google<br />
Plus offensichtlich die Einträge<br />
Seiberts aus dessen Profil bei<br />
Twitter.<br />
TELEKOMMUNIKATION<br />
US-Firma verspricht<br />
Gratis-SMS ab August<br />
Mithilfe einer Art Internetspiel<br />
sollen Handy-Besitzer in<br />
Deutschland ab August kostenlose<br />
SMS verschicken können.<br />
Erspielen könnten sie sich ihre<br />
Frei-SMS über Apple- oder<br />
Android-Geräte, teilte das US-<br />
Unternehmen Pinger am Mittwoch<br />
in San Francisco mit. Es<br />
ist das erste Engagement des<br />
US-Unternehmens in Europa.<br />
Später solle ein ähnliches Angebot<br />
für Internet-Telefonie<br />
folgen.
SEITE 28 WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />
WISSENSCHAFT<br />
WISSEN KOMPAKT<br />
ANTHROPOLOGIE<br />
Schon früher mehr<br />
Rechtshänder<br />
Aus Kratzspuren an fossilen<br />
Zähnen schließen Forscher,<br />
dass die Menschen bereits vor<br />
mehr als 500 000 Jahren vorwiegend<br />
die rechte Hand nutzten.<br />
Neun von zehn Urmenschen<br />
waren Rechtshänder. Das<br />
sei auch heute noch so,<br />
schreibt David Frayer von der<br />
University of Kansas in „Laterality:<br />
Asymmetries of Body,<br />
Brain and Cognition“.<br />
ARCHÄOLOGIE<br />
5200 Jahre alte<br />
Felszeichnung entdeckt<br />
Archäologen haben in der ägyptischen<br />
Stadt Assuan eine 5200<br />
Jahre alte Felszeichnung entdeckt.<br />
Sie zeigt eine Feier des<br />
Herrscherhauses aus der ältesten<br />
Dynastie des Landes,<br />
hieß es.<br />
ZOOLOGIE<br />
Eidechsen so schlau<br />
wie Säugetiere<br />
Eidechsen sind beim Lösen von<br />
Aufgaben so gut wie Säugetiere<br />
oder Vögel, berichten US-Forscher<br />
von der Duke University<br />
und bezeichneten den Befund<br />
als „vollkommen unerwartet“.<br />
Die im Journal „Biology Letters“<br />
veröffentlichte Studie<br />
widerlegt die gängige Ansicht,<br />
dass Eidechsen begrenzte geistige<br />
Fähigkeiten hätten.<br />
MEDIZIN<br />
Gehörsinn bereits ab<br />
40 beeinträchtigt<br />
Schon ab dem 40. Lebensjahr<br />
fällt es dem Hirn schwerer,<br />
Nebengeräusche auszublenden.<br />
Deshalb können ältere Menschen<br />
nicht mehr so gut folgen,<br />
wenn mehrere Menschen<br />
gleichzeitig reden, erklärt der<br />
Neuroforscher Benedikt Grothe<br />
von der Uni München. Ursache<br />
ist vermutlich ein Missverhältnis<br />
bestimmter Botenstoffe.<br />
GÜRTLERS<br />
GESAMMELTE GRÜTZE<br />
Die heutige jordanische Hauptstadt<br />
Amman hieß vom 3. Jahrhundert<br />
vor bis zum 6. Jahrhundert nach<br />
Christus Philadelphia.<br />
MEHR GRÜTZE: WELT.DE/GRUETZE<br />
Folgen Sie Lea<br />
Fließ auf Twitter<br />
twitter.com/wk_fliess<br />
PA/ ARCO IMAGES/C. WERMTER<br />
Das kommt gar nicht in die Tüte<br />
Brüssel will die Beutel aus Kunststoff verbieten – aber ist das ökologisch sinnvoll?<br />
T Jeder Europäer<br />
verwendet rund<br />
jedes Jahr 500 Tüten<br />
MICHAEL BEE<br />
Die Plastiktüte stirbt einen<br />
Tod auf Raten: In<br />
Frankreich und Italien<br />
ist ihr Schicksal schon besiegelt,<br />
genau wie in Großbritannien,<br />
China, Australien und in einer<br />
Handvoll US-Bundesstaaten, wo<br />
mit Abgaben oder Teilverboten<br />
gegen die Tüte vorgegangen<br />
wird. Auch die Deutschen müssen<br />
sich wohl damit abfinden,<br />
ihre Einkäufe künftig in Jute<br />
oder Papier zu stopfen. Denn<br />
Brüssel will ein europaweites<br />
Verbot der Plastikbeutel. Umweltkommissar<br />
Janez Potocnik<br />
präsentierte zu diesem Zweck<br />
einschlägige Statistiken: Jeder<br />
Europäer verwende durchschnittlich<br />
500 Tüten pro Jahr.<br />
Allein im Mittelmeer trieben<br />
derzeit rund 250 Milliarden<br />
Kunststoffteilchen mit einem<br />
Gesamtgewicht von 500 Tonnen.<br />
Bis zu ihrer Zersetzung<br />
könnte es Jahrhunderte dauern.<br />
Wie aber sieht die die Ökobilanz<br />
aus? Studien zeigen, dass eine<br />
Tüte durchschnittlich 25 Minuten<br />
benutzt wird. Allerdings<br />
landet sie in Deutschland nach<br />
ihrer tragenden Rolle nicht direkt<br />
im Müll. Etwa drei Mal nutzen<br />
die Deutschen ihre Plastikbeutel.<br />
Rund 70 Prozent der<br />
deutschen Tüten werden recycelt.<br />
Das Bundesumweltamt urteilt,<br />
dass der vermeintliche<br />
Ökosünder im Vergleich zur Papiertüte<br />
gar nicht so schlecht abschneide<br />
– wenn auch der Energieverbrauch<br />
bei der Herstellung<br />
berücksichtigt werde.<br />
Es gibt mehr solcher Ökoirrtümer.<br />
Eine kleine Bestandsaufnahme.<br />
Google versus Bibliothek<br />
Riesige Serverfarmen, gigantische<br />
Datenmengen: Jede Internetabfrage<br />
kostet Strom. Wie<br />
Forscher der TU Dresden<br />
errechneten, ist<br />
der Energiehunger des<br />
Internets immens.<br />
Demnach soll das Web<br />
um 2030 bereits so viel<br />
Strom verbrauchen<br />
wie heute die gesamte<br />
Weltbevölkerung. Eine<br />
Suche bei Google beispielsweise<br />
verursacht<br />
laut Unternehmensangaben<br />
0,2 Gramm Kohlendioxid<br />
– das entspricht einem Energieverbrauch<br />
von 0,0003 Kilowattstunden.<br />
Der Betrieb des eigenen<br />
PCs, Tablets oder Smartphones<br />
ist dabei nicht einberechnet.<br />
Vogel versus Katze<br />
Der größte Klimafeind unter den<br />
Haustieren ist die Katze. Das ist<br />
ONLINE<br />
Mehr zu den<br />
Themen<br />
Nachhaltigkeit,<br />
Umwelt und<br />
Energiesparen<br />
finden Sie hier:<br />
welt.de/<br />
dieweltbewegen<br />
Im Schnitt wird ein Beutel 25 Minuten durch die Gegend getragen<br />
das Ergebnis einer Untersuchung<br />
des Beratungsunternehmens<br />
Climate Partner. Demnach<br />
fällt bei Katzen allein für die<br />
Herstellung von Tiernahrung<br />
und deren Verpackung pro Jahr<br />
rund eine Tonne CO 2<br />
an. Die<br />
Müllentsorgung von Futterdosen<br />
und nicht kompostierbarer<br />
Katzenstreu bei Wohnungshaltung<br />
belastet das Klima zusätzlich<br />
mit weiteren 1250 kg Kohlendioxid.<br />
Hinzu kommt der<br />
Wasserverbrauch für die Reinigung<br />
des Katzenklos.<br />
Aus ökologischen Ge-<br />
sichtspunkten ist der<br />
Kanarienvogel mit nur<br />
28 Kilogramm CO 2-Verbrauch<br />
im Jahr das<br />
ideale Haustier.<br />
Steak versus Gemüse<br />
Gemüse auf dem Grill<br />
belastet die Umwelt<br />
deutlich weniger als<br />
Fleisch. Das ergibt die Studie des<br />
TÜV Rheinlandes zur Ökobilanz<br />
beim Grillen. Wenn statt Rindfleisch<br />
lieber Gemüse gegrillt<br />
würde, fielen rund 18 Prozent<br />
weniger klimaschädliche Emissionen<br />
an. Klimasünder ist demnach<br />
vor allem Rindfleisch, gefolgt<br />
von Grillkäse. Hähnchenfleisch<br />
liegt im Mittelfeld.<br />
Schwein und Würstchen schnei-<br />
den noch deutlich günstiger ab.<br />
Aber am besten für das Klima ist<br />
gegrillter Mais.<br />
Bioapfel versus Flugapfel<br />
Auf den ersten Blick erscheint es<br />
widersinnig: Äpfel aus Neusee-<br />
In Entwicklungs- und Schwellenländern<br />
entstehen stabile, preisgünstige<br />
und umweltfreundliche<br />
Häuser – aus leeren Getränkeflaschen.<br />
In Ländern wie Honduras,<br />
Nicaragua, Brasilien und<br />
Thailand werden die leeren Flaschen,<br />
vorzugsweise aus PET<br />
(Polyethylenterephthalat), mit<br />
Erde, Schutt oder Sand gefüllt<br />
und mit etwas Mörtel zu Häuserwänden<br />
hochgezogen. Das nimmt<br />
den Müll von der Straße und<br />
liefert umweltschonend und<br />
preisgünstig Wohnraum, der mit<br />
einfacher Technik herzustellen ist.<br />
Einer der Vorreiter der „Plastikmüll-Architektur“<br />
ist der Zimmermann<br />
Andreas Froese aus<br />
Herford, der die nützliche Lowtech-Idee<br />
nach Südamerika brachte.<br />
Die Hightech-Variante des<br />
Bauens mit Recyclingplastik entwickelte<br />
Professor Arthur Huang.<br />
GETTY IMAGES/ CATE GILLON<br />
land haben keine schlechtere<br />
Ökobilanz als heimische Früchte.<br />
Aber es stimmt, auch wenn<br />
generell gilt, dass lange Transportwege<br />
mit dem Flugzeug die<br />
Bilanz drastisch verschlechtern.<br />
Containerschiffe jedoch transportieren<br />
die Ware vom anderen<br />
Ende der Welt bis zu uns recht<br />
umweltfreundlich. So kann der<br />
Apfel aus Neuseeland durchaus<br />
mit einem bei uns erzeugten Lagerapfel<br />
konkurrieren. Unter<br />
CO 2-Gesichtspunkten ist die<br />
langfristige Lagerung von Äpfeln<br />
sogar umweltschädlicher als ihr<br />
weiter Transport das Meer.<br />
Insekten versus Rindfleisch<br />
Für zahllose Menschen in Afrika,<br />
in Asien und Lateinamerika gehören<br />
Insekten schon lange zu<br />
den Nahrungsmitteln – vor allem<br />
dort, wo Fleisch und Fisch<br />
rar sind. Weil knapp eine Milliarde<br />
Menschen weltweit hungern<br />
und es auch sonst gute Gründe<br />
dafür gibt, kommt die UN-Organisation<br />
für Ernährung und<br />
Landwirtschaft (FAO) auf die etwa<br />
1000 essbaren Insektenarten<br />
auf der Erde zurück. Sie startete<br />
eine Kampagne, um diese eiweißreichen<br />
Tiere auf leere Teller<br />
zu bringen. Ob aber hier bald<br />
die frittierte Wasserwanze das<br />
Steak ersetzt? Wohl eher nicht.<br />
Die Aktion richtet sich an Länder<br />
im asiatisch-pazifischen Rau.<br />
Der ökologische Fußabdruck der<br />
Insekten ist jedenfalls laut FAO<br />
gering: Grillen etwa fressen um<br />
ein Vielfaches weniger als Rinder,<br />
um die gleiche Proteinmenge<br />
aufzubauen. Sie tragen auch<br />
weniger zu den Treibhausgasen<br />
bei und können in vielen Fällen<br />
auf organischem Abfall aufwachsen.<br />
Gute Gründe also, warum<br />
Insekten auch bei uns bald auf<br />
dem Teller landen könnten.<br />
GANZE HÄUSER AUS PLASTIKMÜLL<br />
Der taiwanesische Architekt ging<br />
weiter und produzierte ein Material,<br />
das in Taiwan schon als einer<br />
der Baustoffe der Zukunft<br />
betrachtet wird und auch in<br />
Europa kurz vor der Einführung<br />
steht. Auch er recycelt alte Plastikflaschen<br />
sowie anderen Plastikmüll<br />
aus PET. Aber er lässt sie<br />
zu neuen, mit Luft gefüllten Hohlformen<br />
von etwa acht Litern<br />
Fassungsvermögen gießen. Das<br />
Material dämmt gut, ist bruchsicher<br />
und schwer entflammbar.<br />
BGZ/ WIEBKE SCHWIRTEN<br />
DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> WELT KOMPAKT SEITE 29<br />
RÄTSEL<br />
VON STEFAN HEINE<br />
Jede Ziff er von eins bis neun wird in jeder Spalte, jeder Zeile und in jedem 3x3-Feld<br />
genau einmal eingetragen. Das linke Sudoku ist von mittlerer Schwierigkeit, das Rätsel<br />
rechts daneben etwas leichter. Mehr Sudoku-Rätsel auf welt.de/sudoku<br />
KREUZWORTRÄTSEL<br />
Comic verpasst? Alle Strips unter www.wulffmorgenthaler.de<br />
Aufl ösung der letzten Rätsel:<br />
WIDDER (21.03.-20.04.)<br />
Fragen Sie unbedingt Ihre Freunde, wenn<br />
Sie heute in einer sehr wichtigen geschäftli<br />
chen Sache nicht richtig weiterkommen.<br />
Einerseits wollen Sie endlich mal wieder<br />
etwas erleben, andererseits lieben Sie<br />
Ihre Sicherheit. Sie sitzen zwischen den<br />
Stühlen.<br />
STIER (21.04.-20.05.)<br />
Die Erwartungen, die an Sie gestellt werden,<br />
sind sehr groß. Aber so haben Sie die<br />
Mög lichkeit, weit über Ihr Ziel hinaus zuschie<br />
ßen. Sie verfügen über ausreichend<br />
Energie und Abwehrkräfte und können<br />
sich auf einen ausgeglichenen Alltag einstellen.<br />
ZWILLINGE (21.05.-21.06.)<br />
Positive Strahlen! Sie befi nden sich auf<br />
ganz sicherem Kurs und fühlen sich körperlich<br />
und seelisch ganz hervorragend.<br />
Das Glück fällt Ihnen nicht in den Schoß,<br />
aber auch nicht allzu weit daneben. Sie<br />
benötigen ein waches Herz und viel Geduld.<br />
KREBS (22.06.-22.07.)<br />
Am Arbeitshimmel regt sich etwas. Neue<br />
Ideen brauchen dennoch sehr viel Zeit<br />
und Geduld, um umgesetzt und verwirklicht<br />
zu werden. Wo viel Licht ist, ist viel<br />
Schat ten. Sie sollten keine Schwierigkeiten<br />
scheuen und gemeinsam nach Lösungen<br />
suchen.<br />
LÖWE (23.07.-23.08.)<br />
Kritik, die jetzt an Ihnen geübt wird, sollte<br />
nicht kopfscheu machen. Positiv aufgenommen<br />
ist sie sehr konstruktiv im<br />
Beruf. Eine Liebesbeziehung ist nahe daran<br />
auseinanderzudriften. Da Ihnen viel<br />
daran liegt, sollten Sie dem etwas entgegensetzen.<br />
JUNGFRAU (24.08.-23.09.)<br />
Mogeln Sie sich im Job auf keinen Fall um<br />
die Beantwortung eines Schreibens herum.<br />
Sonst müssen Sie mit Einbußen rechnen.<br />
Sie müssen dringend ausspannen<br />
und Abstand zum Stress bekommen.<br />
Wenn Sie sich ausgepowert fühlen, ist<br />
viel Ruhe nötig.<br />
WAAGE (24.09.-23.10.)<br />
Am Arbeitsplatz: cool bleiben! Dass Ihrem<br />
Gegner wirklich jedes Mittel recht<br />
ist, darf Sie nicht verleiten, ebenso zu<br />
handeln. Wo rauf warten Sie? Sie sind in<br />
keiner Weise angeschlagen. Am heutigen<br />
Tage können Sie alles erreichen, wenn Sie<br />
nur wollen.<br />
SKORPION (24.10.-22.11.)<br />
Ihnen sei eine erholsame Verschnaufpause<br />
gegönnt. Stress und harte Pfl ichten<br />
treten am Feierabend in den Hintergrund.<br />
Sie sind in der Stimmung, die ganze<br />
Welt zu umarmen. Das kann in Beziehungen,<br />
die zu viel Eifersucht neigen,<br />
Probleme geben.<br />
SCHÜTZE (23.11.-21.12.)<br />
Genießen Sie die vielen Komplimente,<br />
die man Ihnen macht! Sie werden bestimmt<br />
nicht zu ichsüchtig durch dieses<br />
Glücksgefühl. Die Sterne verleihen Ihnen<br />
großes Verhandlungsgeschick. Sie sollten<br />
gezielt an Ihrer Karriere basteln. Finanzielles<br />
Glück!<br />
STEINBOCK (22.12.-20.01.)<br />
Lassen Sie die genießerische Seite des Lebens<br />
mehr zu. Vieles relativiert sich dadurch<br />
und Sie werden etwas ausgeglichener.<br />
Sagen Sie einfach mal Ja, ohne schon<br />
genau zu wissen, was passieren wird. Ihr<br />
Sicherheitsdrang verbaut sonst das neue<br />
Glück.<br />
WASSERMANN (21.01.-19.02.)<br />
Unerwartete Neuigkeiten verändern Ihren<br />
Alltag und es kommt alles ganz anders,<br />
als erwartet. Sie passen sich schnell<br />
an. Ihnen wird am heutigen Tage manchmal<br />
ein wenig kühl ums Herz. Aber bis<br />
zum Abend ist auch die letzte Träne getrocknet.<br />
FISCHE (20.02.-20.03.)<br />
Die Sterne bescheinen Ihren berufl ichen<br />
Alltag weniger freundlich. Einsichten<br />
können die Karriereaussichten verbessern.<br />
Das Glück gehört denen, die sich<br />
selber genügen. Auch Sie sollten Unzufriedenheiten<br />
nicht auf Ihre Beziehung<br />
projizieren.
SEITE 30 WELT KOMPAKT DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />
TV-PROGRAMM<br />
ARD ZDF RTL SAT.1 PRO 7 VOX<br />
5.30 Morgenmagazin 9.00 heute<br />
9.05 Rote Rosen – Specials 9.55<br />
Wetter 10.00 heute 10.03 Brisant.<br />
10.30 H¥Seine Mutter und ich.<br />
Familiendrama, D/A 2009 (Wh.)<br />
12.00 heute 12.15 ARD-Buffet.<br />
13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />
<strong>14</strong>.00Tagesschau<br />
<strong>14</strong>.10¥ Sportschau live<br />
Tour de France, 12. Etappe:<br />
Cugnaux – Luz-Ardiden.<br />
Moderation: Thomas Braml,<br />
Reporter: Florian Kurz und<br />
Florian Naß (Übertragung<br />
aus Luz-Ardiden)<br />
17.50¥ Tagesschau<br />
18.00Verbotene Liebe Serie.<br />
18.50Das Duell im Ersten<br />
19.45¥ Wissen vor 8 Was bedeutet<br />
Blutdruck 120 / 90?<br />
Mit Ranga Yogeshwar<br />
19.50Das Wetter / Börse<br />
20.00¥ Tagesschau<br />
20.15¥ Frag doch mal die Maus<br />
(VPS 20.<strong>14</strong>) Die große Familienshow.<br />
Gäste: Hannelore<br />
Kraft, Maite Kelly, Axel<br />
Prahl, Guido Cantz, Frank<br />
Plasberg, Herbert Knaup<br />
22.15¥ Monitor Eurokrise – wie<br />
Hedgefonds gegen Südeuropa<br />
wetten; Gewalt in<br />
Stuttgart – wie die Polizei<br />
mit der Wahrheit umgeht<br />
22.45Tagesthemen / Wetter<br />
23.15H Auf der anderen Seite<br />
Drama, D/TR/I 2007.<br />
1.05 Nachtmagazin (VPS 0.35)<br />
1.25H õ¥Ghost Dog –<br />
Der Weg des Samurai<br />
(VPS 0.55) Thriller, USA/F/J/<br />
D 1999. Mit Forest Whitaker,<br />
John Tormey<br />
3.15 Tagesschau (VPS 2.45)<br />
3.20¥ Geld.Macht.Liebe<br />
(VPS 2.50) Familien-Serie.<br />
Mit Roland Koch.<br />
6.05 One Piece 7.00 Street Football<br />
7.25 Joyce Meyer – Das Leben genießen<br />
7.55 Missionswerk Karlsruhe<br />
8.00 Homeshopping 12.30 Earth:<br />
Final Conflict (Wh.) 13.20 Smallville<br />
(Wh.) <strong>14</strong>.15 Stargate (Wh.) 15.10<br />
Star Trek – Das nächste Jahrhundert<br />
(Wh.) 16.10 Earth: Final Conflict<br />
17.10 Smallville 18.05 Stargate<br />
19.05 Star Trek – Das nächste Jahrhundert.<br />
Der Schachzug/Der Schachzug<br />
/ Traumanalyse (1) 22.15 Akte X.<br />
Im Bermuda-Dreieck 23.15 Crossing<br />
Jordan. 0.10 Star Trek – Das nächste<br />
Jahrhundert (Wh.) 1.00 Akte X<br />
(Wh.) 1.55 Crossing Jordan<br />
15.00 Planet Wissen 16.00 ¥ WDR<br />
aktuell 16.15 daheim & unterwegs<br />
18.00 Lokalzeit 18.05 ¥ hier und<br />
heute 18.20 ¥ Servicezeit 18.50 ¥<br />
Akt. Stunde 19.30 Lokalzeit 20.00 ¥<br />
Tagesschau 20.15 ¥ Reiten im<br />
Westen, live. Aus der Aachener Soers.<br />
CHIO Aachen – Springen – Nationen-Preis<br />
21.00 ¥ WDR aktuell<br />
21.15 ¥ Reiten im Westen, live. Aus<br />
der Aachener Soers. CHIO Aachen –<br />
Springen – Nationen-Preis 22.45 ¥<br />
Menschen hautnah 23.30 H ¥<br />
Séraphine. Biografie, F/D 2008. Mit<br />
Yolande Moreau, Ulrich Tukur 1.30 ¥<br />
hier und heute 2.00 Lokalzeit<br />
5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00<br />
heute 9.05 Volle Kanne – Service<br />
täglich 10.30 Die Ärzte 11.15 hallo<br />
deutschland emotionen 12.00<br />
heute 12.15 drehscheibe Deutschland<br />
13.00 ZDF-Mittagsmagazin<br />
<strong>14</strong>.00heute – in Deutschland<br />
<strong>14</strong>.15Die Küchenschlacht<br />
15.00heute<br />
15.05Topfgeldjäger<br />
16.00heute – in Europa<br />
16.15¥ Herzflimmern –<br />
Die Klinik am See<br />
17.00¥ heute / Wetter<br />
17.15hallo deutschland Magazin<br />
17.45¥ Leute heute<br />
18.05¥ SOKO Stuttgart<br />
Krimi-Serie. Zahltag.<br />
19.00¥ heute<br />
19.20¥ Wetter<br />
19.25Notruf Hafenkante<br />
Polizei-Serie. Heißer Abriss<br />
20.15H ¥Inspector Barnaby<br />
Krimi, GB 2007. Denn<br />
du bist Staub. Mit John<br />
Nettles. Regie: Sarah Hellings.<br />
Sergeant Ben Jones<br />
ist nicht begeistert, als er<br />
den Midsomer-Wanderclub<br />
auf eine mehrtägige Tour in<br />
den Lake District begleiten<br />
muss. Doch es gilt ein<br />
Leben zu schützen.<br />
21.45¥ heute-journal<br />
22.12¥ Wetter<br />
22.15Maybrit Illner Polit-Talk<br />
23.15Markus Lanz Talk-Show<br />
0.20 heute nacht<br />
0.35H õ¥Das 11. Gebot<br />
Psychothriller, USA/GB ’05.<br />
Mit Gael García Bernal<br />
2.15 heute<br />
2.20H ¥Inspector Barnaby<br />
Krimi, GB 2007. Denn<br />
du bist Staub (Wh.)<br />
3.50 heute<br />
3.55 Notruf Hafenkante (Wh.)<br />
10.00 Die geheimnisvollen Städte<br />
des Goldes 10.30 Living Gospel –<br />
Antworten aus Gottes Wort 11.00<br />
Das Vierte Lebensberatung, live<br />
<strong>14</strong>.00 Zorro – Der schwarze Rächer<br />
<strong>14</strong>.30 Teleshopping 16.00 Tarzan<br />
16.30 Teleshopping 18.30 Grusel,<br />
Grauen, Gänsehaut 19.00 Akte<br />
Zack 19.30 Teleshopping 20.15 H®<br />
Teufelskommando. Abenteuerfilm,<br />
USA 1956. Mit John Payne, Mona Freeman,<br />
Peter Graves, Chuck Connors.<br />
Buch: John C. Higgins und Walter Doniger.<br />
Regie: Allan Dwan 22.15 Teleshopping<br />
23.00 Heiße Girls 0.55<br />
DAS VIERTE Girls 2.00 Heiße Girls<br />
16.10 ¥ Inselgeschichten 17.10<br />
Leopard, Seebär & Co. 18.00 Ländermagazine<br />
18.15 ¥ Typisch! Die<br />
Schiedsrichterin 18.45 ¥ DAS!<br />
19.30 NDR Ländermagazine 20.00<br />
¥ Tagesschau 20.15 ¥ Immer ostwärts<br />
– Von Berlin nach Wladiwostok.<br />
Reihe 21.00 New Brunswick –<br />
Kanadas unbekannter Osten. Reportage<br />
21.45 ¥ NDR aktuell 22.00<br />
H ¥ Die Hüttenwirtin. Liebeskomödie,<br />
D/A 2010. Mit Christina<br />
Plate 23.30 H¥Polizeiruf 110. Krimi,<br />
D 2001. Bei Klingelzeichen Mord.<br />
1.00 Unsere Geschichte – Was den<br />
Norden bewegte (Wh.)<br />
6.00 Punkt 6 7.30 Alles, was zählt<br />
8.00 Unter uns. Serie. Mit Joy Lee<br />
Juana Abiola 8.30 GZSZ 9.00<br />
Punkt 9. Mit Wolfram Kons und<br />
Jennifer Knäble 9.30 Mitten im Leben!<br />
Doku-Soap 11.30 Unsere<br />
erste gemeinsame Wohnung.<br />
Doku-Soap 12.00 Punkt 12 – Das<br />
RTL-Mittagsjournal. Magazin<br />
<strong>14</strong>.00Mitten im Leben!<br />
15.00Verdachtsfälle<br />
16.00Familien im Brennpunkt<br />
17.00Die Schulermittler<br />
17.30Unter uns Serie<br />
18.00Explosiv – Magazin<br />
18.30Exclusiv – Magazin<br />
Mit Frauke Ludowig<br />
18.45RTL Aktuell<br />
19.03RTL Aktuell – Das Wetter<br />
19.05Alles, was zählt<br />
Familien-Serie<br />
19.40GZSZ<br />
20.15Alarm für Cobra 11 –<br />
Die Autobahnpolizei<br />
Action-Serie. Am Abgrund.<br />
Mit Erdogan Atalay<br />
21.15õ Bones – Die Knochenjägerin<br />
Krimi-Serie.<br />
Schrottskulptur mit Schädel.<br />
Mit Emily Deschanel,<br />
David Boreanaz<br />
22.15CSI: Den Tätern auf der<br />
Spur Krimi-Serie. Grabesstille<br />
(2). Mit William Petersen,<br />
Marg Helgenberger<br />
23.10CSI: Den Tätern auf der<br />
Spur Herr der Fliegen<br />
0.00RTL Nachtjournal<br />
0.27Das Wetter<br />
0.30õ Bones (Wh.)<br />
1.25CSI: Den Tätern auf der<br />
Spur Krimi-Serie (Wh.)<br />
2.15CSI: Den Tätern auf der<br />
Spur Krimi-Serie (Wh.)<br />
3.10RTL Nachtjournal (Wh.)<br />
3.37RTL Wetter (Wh.)<br />
3.40Das Strafgericht<br />
KABEL 1 TIPPS DES TAGES<br />
RTL 2<br />
15.55 What’s up, Dad? 16.50 kabel<br />
eins news 17.00 Two and a Half<br />
Men 17.55 Abenteuer Leben – täglich<br />
Wissen 18.45 Die Super-Heimwerker<br />
19.15 Achtung Kontrolle!<br />
20.15 Navy CIS. Kopfsache / Familiengeheimnis<br />
22.10 Numb3rs – Die<br />
Logik des Verbrechens. Krimi-Serie.<br />
Abwärts / Entführt, verfolgt 0.00 Navy<br />
CIS. Kopfsache / Familiengeheimnis.<br />
(Wh.) 1.51 kabel eins late news 1.55<br />
Numb3rs – Die Logik des Verbrechens<br />
(Wh.) 3.17 kabel eins late news<br />
3.20 Eine schrecklich nette Familie<br />
4.05 Blockbuster TV – Making-of:<br />
„Barney’s Version“.)<br />
Auf der anderen Seite<br />
ARD|23.15 Nachdem sein Vater<br />
eher aus Versehen eine türkische<br />
Prostituierte erschlagen hat, will sein<br />
Sohn Nejat (Baki Davrak)Sühne tun.<br />
Er reist in die Türkei, um die Tochter<br />
der Verstorbenen zu finden.<br />
Verliebt in die Braut<br />
SAT.1|20.15 Frauenheld Tom (Patrick<br />
Dempsey) und Hannah (Michelle<br />
Monaghan) sind seit zehn Jahren<br />
die besten Freunde. Als sich Hannah<br />
verliebt und heiraten will, merkt Tom,<br />
dass sie seine große Liebe ist.<br />
TELE 5 DAS VIERTE 3 SAT ARTE KI.KA PHOENIX<br />
<strong>14</strong>.30 Im Garten der Lüste 15.15<br />
Kauai – die Garteninsel Hawaiis<br />
16.00 Tief im Regenwald (1/2) 17.30<br />
Die Odyssee des Menschen – Die<br />
Eroberung der Neuen Welt 18.00<br />
Ländermagazin 18.30 Traumhäuser<br />
19.00 heute 19.20 Kulturzeit<br />
kompakt 19.30 Die Donauten (4):<br />
2800 Kilometer mit dem Kanu auf<br />
der Donau 20.00 Tagesschau 20.15<br />
Giganten im Kornfeld (1). Von der<br />
Sense zum Mähdrescher 21.00 scobel<br />
– Risiko 22.00 Der Kampf ums<br />
Kreuz 22.25 H In 3 Tagen bist Du<br />
tot II. Horrorthriller, A 2008. Mit Sabrina<br />
Reiter 0.15 10 vor 10<br />
16.00 rbb aktuell 16.05 ARD-Buffet<br />
16.50 kurz vor 5 17.00 rbb aktuell<br />
17.05 Seehund, Puma & Co. 17.55<br />
Sandmännchen 18.00 rbb um<br />
sechs – Das Ländermagazin 18.30<br />
zibb 19.30 Regionalnachrichten<br />
20.00 ¥ Tagesschau 20.15 H¥Liebe<br />
am Fjord – Das Meer der Frauen.<br />
Familiendrama, D <strong>2011</strong>. 21.45 rbb<br />
aktuell 22.15 Mauerjahre – Leben<br />
im geteilten Berlin 22.30 Meine<br />
DDR 23.15 Und wenn sie nicht gestorben<br />
sind … (1): Die Kinder von<br />
Golzow – Das Ende der unendlichen<br />
Geschichte 1.45 Abendschau<br />
2.15 Brandenburg aktuell<br />
5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen,<br />
live 10.00 Lenßen & Partner<br />
11.00 Richterin Barbara Salesch<br />
12.00 Richter Alexander Hold<br />
13.00Britt Trockengelegt – wir<br />
sitzen in der Liebeswüste<br />
<strong>14</strong>.00Zwei bei Kallwass Psychologie<br />
und Lebensberatung<br />
mit Angelika Kallwass<br />
15.00Richterin Barbara Salesch<br />
Gerichtsshow<br />
16.00Richter Alexander Hold<br />
17.00Niedrig und Kuhnt<br />
17.30Das Sat.1-Magazin<br />
18.00Hand aufs Herz Telenovela<br />
18.30Anna und die Liebe<br />
19.00K 11 – Kommissare im<br />
Einsatz Reihe. Der<br />
ungeliebte Pflegesohn<br />
19.30K 11 – Kommissare im<br />
Einsatz Reihe. Kommissare<br />
im Fadenkreuz<br />
20.00Sat.1 Nachrichten, live<br />
20.15H õVerliebt in die Braut<br />
Komödie, USA/GB 2008. Mit<br />
Patrick Dempsey, Michelle<br />
Monaghan, Kevin McKidd.<br />
Regie: Paul Weiland<br />
22.15Kerner U. a.: Schulter an<br />
Schulter – Knochenjob: Gurkenernte;<br />
Höher, schneller und<br />
weiter – Die spektakulärsten<br />
Wasserrutschen der Welt<br />
23.30H õRitter aus Leidenschaft<br />
Abenteuerkomödie,<br />
USA 2001. Mit Heath Ledger,<br />
Mark Addy. (Wh.)<br />
1.55Richter Alexander Hold<br />
Gerichtsshow<br />
2.45Richter Alexander Hold<br />
Gerichtsshow<br />
3.30Richterin Barbara Salesch<br />
4.15Zwei bei Kallwass Psychologie<br />
und Lebensberatung<br />
mit Angelika Kallwass<br />
5.05Das Sat.1-Magazin<br />
Mit Annika Kipp<br />
Palermo Shooting<br />
ARTE | 20.15 Der Düsseldorfer<br />
Modefotograf Finn (Campino)<br />
steckt in einer Lebenskrise und<br />
reist überstürzt nach Palermo. Hier<br />
setzt er sich mit seinen Sehnsüchten<br />
und Ängsten auseinander.<br />
19.00 ARTE Journal 19.30 Über den<br />
Inseln Afrikas (4). Reihe. S„o Tomé<br />
und Príncipe 20.15 H Palermo<br />
Shooting. Psychodrama, D/F 2008.<br />
Mit Campino 22.00 H Spuren von<br />
Blut. Polizeithriller, F 1999. Mit Charles<br />
Berling, André Dussollier, Ludovic<br />
Schoendoerffer. Regie: Frédéric<br />
Schoendoerffer 23.40 H Sasori-Jailhouse<br />
41. Gefängnisfilm, J 1972. Mit<br />
Meiko Kaji, Fumio Watanabe, Kayoko<br />
Shiraishi. Regie: Shunya Ito 1.10 Mit<br />
dem Zug durch … das Salzkammergut.<br />
Reihe 1.35 Das Schicksal<br />
Roms (1/2). Szenische Doku 3.50<br />
Männer vom Aussterben bedroht<br />
15.30 Wir in Bayern – Lust auf Heimat<br />
16.45 Rundschau 17.00 Bergbauern<br />
– wie’s weitergeht 17.30<br />
Frankenschau aktuell / Schwaben<br />
und Altbayern aktuell 18.00<br />
Abendschau 18.45 ¥ Rundschau<br />
19.00 ¥ laVita 19.45 ¥ Dahoam is<br />
Dahoam 20.15 ¥ quer 21.00 Rundschau-Magazin<br />
21.15 ¥ freizeit.<br />
21.45 Sketche mit Herbert &<br />
Schnipsi 22.30 Capriccio. U. a.: Gnadenlos!<br />
– Der Karikaturist Gerhard<br />
Haderer 23.00 Nachtlinie 23.30<br />
Rundschau-Nacht 23.40 BR-Klassik:<br />
Die R&B-Show 0.40 on3-südwild<br />
1.40 ¥ Dahoam is Dahoam<br />
4.20 We are Family! 5.05 U20 5.55<br />
Malcolm mittendrin 6.45 ¥ The<br />
Big Bang Theory (Wh.) 7.40 ¥<br />
How I Met Your Mother 8.35<br />
Scrubs – Die Anfänger 10.25 õ<br />
EUReKA 11.20 Malcolm 12.20 ¥<br />
The Big Bang Theory 13.15 ¥<br />
How I Met Your Mother<br />
<strong>14</strong>.10Scrubs – Die Anfänger<br />
<strong>14</strong>.35Scrubs – Die Anfänger<br />
15.05Scrubs – Die Anfänger<br />
15.30Scrubs – Die Anfänger<br />
16.00Das Model und der Freak<br />
17.00taff Boulevardmagazin.<br />
U. a.: Schlau und Schön (4)<br />
18.00Newstime<br />
18.10Die Simpsons<br />
Bart packt aus<br />
18.40Die Simpsons<br />
Liebhaber der Lady B.<br />
19.10Galileo U. a.: Einmal<br />
Nordkap für 100 Euro<br />
20.15Sommermädchen <strong>2011</strong><br />
Dokutainment mit Jana Ina<br />
und Giovanni Zarrella<br />
22.15red! Stars, Lifestyle<br />
& More Magazin.<br />
U. a.: Don’t smoke on the<br />
water (2) – Fünf Stars,<br />
eine Mission: endlich<br />
Nichtraucher werden!<br />
23.15Quatsch Comedy Club<br />
Gäste: Johann König,<br />
Guido Cantz, Oliver Polak<br />
23.50Quatsch Comedy Club<br />
Gäste: Ingo Appelt, Ingo<br />
Oschmann, Sebastian 23<br />
0.20 talk talk talk –<br />
Die Late Show<br />
Best of. Mit Sonya Kraus<br />
1.05 WE LOVE<br />
in Concert: Milow<br />
Aufzeichnung aus<br />
dem Parkbad Süd<br />
in Castrop-Rauxel<br />
1.35 Old Ass Bastards<br />
Comedy-Serie<br />
In 3 Tagen bist Du tot II<br />
3Sat | 22.25 Nina (Sabrina Reiter)<br />
macht sich auf die Suche nach ihrer<br />
Freundin Mona, die sich offenbar<br />
in den Tiroler Bergen aufhält<br />
und Hilfe benötigt. Die Spur führt<br />
sie zu einem einsamen Berghof.<br />
12.55 Matzes Monster 13.20 õ<br />
Rocket & Ich 13.45 Mimis Plan<br />
<strong>14</strong>.08 logo! Die Welt und ich. <strong>14</strong>.10<br />
Schloss Einstein – Erfurt 15.00<br />
Hauptstadtpraktikanten 15.25 õ<br />
Blue Water High – Surf-Academy<br />
16.18 logo! Die Welt und ich. 16.20<br />
õ Piets irre Pleiten (3) 16.45 õ<br />
Garfield 17.10 Take 5 17.35 Der<br />
kleine Nick 17.55 Das Zauberkarussell<br />
18.15 õ Babar und die Abenteuer<br />
von Badou 18.40 õ Zoés<br />
Zauberschrank 18.50 Sandmännchen<br />
19.00 Little Amadeus – Abenteuer<br />
des jungen Mozart (2) 19.25<br />
pur+ 19.50 logo! 20.00 KI.KA LIVE<br />
WDR NDR RBB BR SWR HR<br />
18.00 Landesschau aktuell Baden-<br />
Württemberg 18.09 Börsen-Info<br />
18.15 Geschichten aus Ballendorf<br />
(2) 18.45 Landesschau Baden-<br />
Württemberg 19.45 ¥ Landesschau<br />
aktuell Baden-Württemberg<br />
20.00 ¥ Tagesschau 20.15 Zur Sache<br />
Baden-Württemberg! 21.00 ¥<br />
Marktcheck. U. a.: Abzocke an der<br />
Haustür – Kanalreiniger gehen hausieren<br />
21.45 Landesschau aktuell<br />
21.58 Wetter 22.00 Odysso. 22.30<br />
Wir Reiseweltmeister – Deutschland<br />
macht Urlaub (1) 23.15 Nachtkultur<br />
23.45 Literatur im Foyer 0.15<br />
Station Solitude 1.45 Odysso<br />
5.45 Menschen, Tiere & Doktoren<br />
6.45 Die Nanny Mit Fran Drescher,<br />
Charles Shaughnessy, Daniel<br />
Davis (Wh.) 8.35 Eine himmlische<br />
Familie 9.30 Gilmore Girls.<br />
Serie. Tanzmarathon/Mit List und<br />
Tücke. Mit Lauren Graham, Alexis<br />
Bledel 11.25 Nachrichten 11.30<br />
Prominent! 11.50 mieten, kaufen,<br />
wohnen<br />
<strong>14</strong>.00Mieterzoff (9)<br />
Doku-Reihe<br />
15.55Menschen,<br />
Tiere & Doktoren<br />
16.55Menschen,<br />
Tiere & Doktoren<br />
18.00mieten, kaufen, wohnen<br />
Doku-Soap<br />
19.00Das perfekte Dinner<br />
im Schlafrock<br />
Tag 4: Lars / Hamburg.<br />
Koch-Doku<br />
20.00Prominent!<br />
20.15H Hulk Comicverfilmung,<br />
USA 2003. Mit Eric<br />
Bana, Jennifer Connelly,<br />
Sam Elliott, Nick Nolte.<br />
Buch: John Turman,<br />
Michael France und James<br />
Schamus. Regie: Ang Lee<br />
23.00H Mad Max II –<br />
Der Vollstrecker<br />
Actionfilm, AUS 1981.<br />
Mit Mel Gibson, Bruce<br />
Spence, Vernon G.<br />
Wells, Emil Minty.<br />
Regie: George Miller<br />
0.40 Nachrichten<br />
1.00H Hulk Comicverfilmung,<br />
USA 2003. Mit Eric Bana.<br />
Regie: Ang Lee (Wh.)<br />
3.10H Mad Max II – Der Vollstrecker<br />
Actionfilm, AUS<br />
1981. Mit Mel Gibson. (Wh.)<br />
4.40 Making-of …<br />
4.55 Schneller als die<br />
Polizei erlaubt<br />
15.20 King of Queens (Wh.) 16.45<br />
Still Standing 18.00 X-Diaries –<br />
Love, Sun & Fun 19.00 Big Brother.<br />
Tag 73 20.00 News 20.15 Die Kochprofis<br />
– Einsatz am Herd. Heute:<br />
„Hüttenhotel Elbhöhe“ in Vietze<br />
21.10 Frauentausch 23.05 exklusiv<br />
– die reportage. Geil, geiler, Molly! –<br />
Deutschlands dickste Hure gibt Gas<br />
0.05 Law & Order: New York 1.00<br />
Blood Ties – Biss aufs Blut 1.40 Dead<br />
Zone 2.20 Die Geheimnisse von<br />
Whistler 3.00 Law & Order: New<br />
York (Wh.) 3.40 H Trügerische<br />
Freiheit – Der Mörder wartet auf<br />
dich. Thriller, USA 2007 (Wh.)<br />
8.15 Das Phantom von Uruk (Wh.)<br />
9.00 Bosporus (4) 9.45 Alles nur Lüge<br />
10.30 Bedingungslos glücklich?<br />
11.15 Über Nacht zur Konzernchefin<br />
12.00 Vor Ort (VPS 12.01). Paris:<br />
Militärparade anl. der Feiern zum<br />
französischen Nationalfeiertag <strong>14</strong>.00<br />
Die Schwebefähre in Portugalete,<br />
Spanien <strong>14</strong>.15 Bosporus (4) (Wh.)<br />
15.00 Vor Ort 21.00 Angriff auf das<br />
Paradies 21.45 heute-journal 22.15<br />
Burma VJ 23.40 Nargis – Als die<br />
Zeit aufhörte zu atmen 1.10 Im Fadenkreuz<br />
der Attentäter 2.25 Mumien<br />
– Rätselhafte Zeugen der<br />
Vergangenheit 3.10 Tal der Könige<br />
15.00 Eisenbahnen 15.30 Das Tessin<br />
– der zauberhafte Schweizer<br />
Süden 16.00 ¥ Gernstls Deutschlandreise<br />
(3). 4. Teil folgt am 15. <strong>Juli</strong>.<br />
16.45 hessenschau 17.00 Nashorn,<br />
Zebra & Co. 17.50 hessenschau<br />
18.00 maintower 18.20 ¥ Brisant<br />
Classix 18.50 service: gesundheit<br />
19.15 alle wetter! 19.30 hessenschau<br />
20.00 Tagesschau 20.15<br />
Schlagerparty. Die Zweite 21.45 service:<br />
garten 22.30 hessenschau<br />
kompakt 22.45 Schwarz greift ein.<br />
Die Versuchung 23.30 ® Familie<br />
Hesselbach. 0.20 ¥ Lindenstraße<br />
0.50 Schlagerparty (VPS 0.20)<br />
DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong> * WELT KOMPAKT SEITE 31<br />
MENSCHEN & MEDIEN<br />
Puppenspiel: Ein Demonstrant trägt eine Rupert-Murdoch-Maske und spielt mit einer David-Cameron-Marionette<br />
Murdoch gibt vorerst auf<br />
Medienunternehmer zieht Angebot für britische Sendergruppe BSkyB zurück<br />
T News Corporation<br />
betont, trotzdem<br />
langfristig Aktionär<br />
bleiben zu wollen<br />
SEBASTIAN BORGER<br />
LONDON<br />
Unter dem Druck von Regierung<br />
und Öffentlichkeit<br />
hat die US-Medienholding<br />
News Corporation das<br />
Übernahme-Angebot für den<br />
britischen Bezahl-Sender BSkyB<br />
zurückgezogen. Der Druck auf<br />
den Konzern des Medienunternehmers<br />
Rupert Murdoch war<br />
nach dem Abhörskandal bei der<br />
inzwischen eingestellten Zeitung<br />
„News of the World“ und<br />
wegen immer neuer Enthüllungen<br />
krimineller Machenschaften<br />
Schwarzenegger<br />
kehrt auf die<br />
Leinwand zurück<br />
LOS ANGELES – Exgouverneur<br />
Arnold Schwarzenegger hat sein<br />
Comeback als Filmschauspieler<br />
bestätigt: In dem Western „The<br />
Last Stand“ werde er die Rolle eines<br />
Sheriffs spielen, teilte sein<br />
Sprecher Daniel Ketchell mit. Es<br />
ist Schwarzeneggers erste Hauptrolle<br />
seit dem Actionfilm „Terminator<br />
3“ von 2003. Im Mai hatte<br />
Schwarzenegger erklärt, er habe<br />
wegen des Scheiterns seiner Ehe<br />
mit Maria Shriver seine Comeback-Pläne<br />
gestoppt.<br />
Verleger Axel Springer (1985 †)<br />
Herausgeber Thomas Schmid<br />
Chefredakteur: Jan-Eric Peters<br />
Stellv. Chefred.: Dr. Ulf Poschardt;<br />
Oliver Michalsky, Frank Schmiechen,<br />
Andrea Seibel, Cornelius Tittel<br />
Leitender Redakteur: Matthias<br />
Leonhard Stellvertreter: Henning<br />
zu groß geworden. Der konservative<br />
Premierminister David<br />
Cameron begrüßte die Entscheidung,<br />
die er kurz zuvor im Unterhaus<br />
gefordert hatte: „Das<br />
Unternehmen sollte jetzt den eigenen<br />
Laden in Ordnung bringen“,<br />
sagte er. Labour-Oppositionsführer<br />
Edward Miliband<br />
sprach von „einem Sieg für die<br />
Menschen in unserem Land“.<br />
Murdochs Einfluss auf der Insel<br />
solle „bis hierher und nicht weiter“<br />
reichen.<br />
Der Vize-Chairman von News<br />
Corp, Chase Carey, betonte in<br />
einer kurzen Erklärung, der Deal<br />
im Wert von mehr als acht Milliarden<br />
Pfund hätte beiden Unternehmen<br />
Vorteile bringen können.<br />
Er räumte jedoch ein, das<br />
„derzeitige Klima“ sei zu<br />
„schwierig“. Man bleibe jedoch<br />
ein langfristiger Aktionär. Der-<br />
PARIS – Zwei Wochen nach der<br />
Hochzeit hängt der Haussegen<br />
beim monegassischen Fürstenpaar<br />
angeblich schief. Die französische<br />
Zeitung „Le Figaro“ berichtet,<br />
dass Albert und Charlene<br />
während ihrer Hochzeitsreise<br />
nach Südafrika nicht im selben<br />
Hotel übernachtet hätten. Aber<br />
nicht nur die getrennten Übernachtungen<br />
führte der „Figaro“<br />
als Hinweis auf eine Ehekrise an.<br />
Als Boulevardfotografen das<br />
frisch getraute Paar um einen<br />
Kuss für die Kameras gebeten<br />
Kruse (v.i.S.d.P.) Redaktion: Politik:<br />
Torsten Krauel, Marcus Heithecker<br />
Internet & Wissen: Jürgen<br />
Stüber Wirtschaft: Olaf Gersemann,<br />
Thomas Exner Kultur, Magazin:<br />
Philipp Haibach Sport: Stefan<br />
Frommann Menschen & Medien/Aus<br />
aller Welt: Sandra Garbers<br />
Regionalredaktionen: Berlin:<br />
Matthias Leonhard Düsseldorf:<br />
Nicole Lange, Anne Heidrich<br />
Frankfurt: Jan Küveler, Jan-Otto<br />
Weber Hamburg: Jörn Lauterbach<br />
Köln: Tobias Dupke, Stefan Kaufmann<br />
München: Christian Böhm,<br />
Ruth Wenger Foto: Stefan A. Runne<br />
Layout und Produktion: Ronny<br />
Wahliß, Gesa Vollborn, Holger Bade<br />
zeit gehören News Corp 39,1 Prozent<br />
des Satellitensenders.<br />
Branchenbeobachter werten<br />
die Kehrtwende nach 13-monatiger<br />
Bieterzeit als schwere Niederlage,<br />
schließen aber auch einen<br />
taktischen motivierten<br />
Rückzug nicht aus.<br />
Im Unterhaus sah sich der<br />
Murdoch-Konzern<br />
dem Unmut der geschlossenenpolitischen<br />
Elite Großbritanniens<br />
gegenüber:<br />
Einen Entschließungsantrag<br />
der Labour-Party<br />
gegen die<br />
geplante BSkyB-Gesamtübernahmehatten<br />
nicht nur Abgeordnete<br />
der konservativ-liberalenRegierungskoalitionunterschrieben.<br />
Auch sämt-<br />
Ein Paar, zwei Zimmer, viele Grüchte<br />
Albert und Charlene sollen in verschiedenen Hotels übernachtet haben<br />
Charlene und Albert auf einer<br />
Dinner Party in Südafrika<br />
hätten, habe die Braut ihren<br />
Kopf weggedreht und ihrem<br />
Mann nur die Wange hingehal-<br />
Impressum<br />
WELT KOMPAKT erscheint in Kooperation<br />
mit der Axel Springer Akademie.<br />
Leitung: Marc Thomas Spahl<br />
(www.axel-springer-akademie.de)<br />
Verlagsgeschäftsführung: Jan<br />
Bayer (Vorsitzender), Christoph<br />
Rüth, Frank Mahlberg<br />
Gesamtanzeigenleiter: Stephan<br />
Madel (v.i.S.d.P.) Nationale<br />
MEDIEN-SKANDAL<br />
Rupert Murdoch verzichtet<br />
auf die Übernahme<br />
des Pay-TV-Senders BSkyB.<br />
Der Druck aus den Reihen<br />
der Politik wurde zu groß .<br />
http://bit.ly/q0hui2<br />
GETTY IMAGES/ JASPER JUINEN<br />
liche kleinere Parteien im Parlament<br />
unterstützten die Machtprobe.<br />
Durch sein entschlossenes<br />
Vorgehen in der Causa Murdoch<br />
hat Labour-Chef Miliband bei<br />
Freund und Feind gepunktet.<br />
Sein Gegenüber Cameron hingegen<br />
war von Beginn an gehandicapt:<br />
Noch als Oppo-<br />
ten, als wäre sie genervt. Albert<br />
gibt ihr ein eher schmallippiges<br />
Bussi. Außerdem seien der Fürst<br />
und seine Frau nach einem Besuch<br />
beim südafrikanischen<br />
Staatschef Jacob Zuma in getrennten<br />
Autos weggefahren. Albert<br />
dementierte Gerüchte über<br />
Eheprobleme: „Das alles ist nur,<br />
um unsere Ehe ins Wanken zu<br />
bringen, es ist ungerecht.“ Albert<br />
hat in der Vergangenheit zwei<br />
uneheliche Kinder anerkannt<br />
und die Existenz weiterer Fälle<br />
nicht ausgeschlossen.<br />
Vermarktung: Philipp Zwez (Display),<br />
Peter M. Müller (Handel)<br />
Anzeigenpreislisten Nr. 89b, gültig<br />
ab 30.01.<strong>2011</strong> für DIE WELT<br />
Gesamtausgabe. Alle Rechte vorbehalten.<br />
Die Rechte für die Nutzung von<br />
Artikeln für elektronische Presse-<br />
sitionsführer hatte<br />
der Konservative den<br />
früheren Chefredakteur<br />
von „News ofthe<br />
World“, Andy Coulson,<br />
als Presseberater<br />
angeworben und<br />
nach Regierungsantritt<br />
auch in die<br />
Downing Street mitgenommen.<br />
Im Januar<br />
war Coulson von<br />
seinem Posten zurückgetreten.<br />
DAPD/ IRSTY WIGGLESWORTH<br />
spiegel erhalten Sie über die PMG<br />
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20350 Hamburg, Axel-Springer-<br />
Platz 1, Telefon: 040/34700<br />
Zippert zappt<br />
Abschreckende Bilder auf Zigarettenschachteln<br />
beeindrucken<br />
Raucher nicht. Der Nikotin-Entzug<br />
setzt nach neuen Erkenntnissen<br />
das Angstzentrum im Gehirn<br />
außer Kraft. Deshalb kann<br />
man Raucher durch Horrorbilder<br />
von Raucherlungen oder zerstörten<br />
Mundhöhlen kaum schocken.<br />
Nichtraucher sind dagegen<br />
stark beeindruckt. Die Tabakfirmen<br />
wollen sich diese Hirnstörungen<br />
zunutze machen und<br />
bieten demnächst auf ihren Packungen<br />
Fotos von entstellten<br />
Nikotinopfern als Sammleredition<br />
an. Auch im politischen Bereich<br />
kennt man das Phänomen<br />
der wirkungslosen Schreckensbilder.<br />
Obwohl die Parteien gesetzlich<br />
verpflichtet sind,<br />
Schockfotos von Kandidaten auf<br />
die Plakate zu drucken, lassen<br />
sich die meisten Wähler nicht<br />
vom Wählen abhalten. In diesem<br />
Fall hat der Stimmabgabeentzug<br />
ihr Angstzentrum lahmgelegt.<br />
Anders ist es nicht zu erklären,<br />
warum 2009 Millionen Menschen<br />
die FDP gewählt haben,<br />
obwohl die Partei mit abschreckenden<br />
Bildern von Guido<br />
Westerwelle oder Dirk Nebel<br />
wirklich alles getan hatte, um die<br />
Süchtigen vom Griff zum<br />
Stimmzettel abzuhalten.<br />
LEUTE VON WELT<br />
USA<br />
Stalker verurteilt<br />
Halle Berry hat<br />
eine einstweilige<br />
Verfügung gegen<br />
einen mutmaßlichen<br />
Stalker<br />
erreicht. Der<br />
27-Jährige stand<br />
plötzlich vor ihrer Küchentür.<br />
Jetzt darf er ihr nicht näher als<br />
90 Meter kommen.<br />
DPA/ JENS KALAENE<br />
DEUTSCHLAND<br />
Heiratswunsch<br />
Trotz ihrer gescheiterten<br />
Ehe<br />
mit Marc Terenzi<br />
würde Sarah<br />
Connor gern<br />
ihren derzeitigen<br />
Freund heiraten.<br />
„Es gibt noch keinen konkreten<br />
Termin, aber Flo und ich<br />
möchten auf jeden Fall irgendwann<br />
heiraten“, sagt die 31-<br />
Jährige. Florian und sie erwarten<br />
im September ein Kind.<br />
DAPD/ AXEL HEIMKEN<br />
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SEITE 32 WELT KOMPAKT * DONNERSTAG, <strong>14</strong>. JULI <strong>2011</strong><br />
AUS ALLER WELT<br />
KOMPAKT<br />
GROSSBRITANNIEN<br />
185 Millionen Euro im<br />
Lotto gewonnen<br />
Der 185 Millionen Euro schwere<br />
Jackpot der Europa-Lotterie<br />
Euromillions ist geknackt. Die<br />
britische Gesellschaft teilte<br />
mit, dass der Tippschein in<br />
Großbritannien abgegeben<br />
wurde. Laut eines Sprechers<br />
ist das der höchste Gewinn,<br />
den Europa je gesehen hat.<br />
USA<br />
Frau häckselt Penis<br />
ihres Mannes<br />
Eine Kalifornierin hat ihrem<br />
Mann den Penis abgeschnitten<br />
und in den Müllzerkleinerer<br />
geworfen. Die 48-Jährige soll<br />
ihren drei Jahre älteren Mann<br />
betäubt und ans Bett gefesselt<br />
haben. Erst als er erwachte,<br />
schnitt die Frau ihm mit einem<br />
Küchenmesser das Glied<br />
ab. Dann rief sie die Polizei.<br />
„Er hat es verdient“, soll sie<br />
gesagt haben.<br />
DEUTSCHLAND<br />
<strong>14</strong>-Jähriger in Papas<br />
Ferrari unterwegs<br />
Ein <strong>14</strong>-Jähriger ist im oberfränkischen<br />
Hof mit dem vor<br />
einer Polizeidienststelle abgestellten<br />
Ferrari seines Vaters<br />
weggefahren. Die Folge war<br />
eine mehrstündige Fahndung.<br />
Der Sohn sollte vor dem Revier<br />
auf das Auto aufpassen,<br />
verschwand aber kurzerhand.<br />
LOTTO<br />
Die Zahlen<br />
Lotto: 1 – 25 – 26 – 30 – 39 – 47<br />
Zusatzzahl: 5, Superzahl: 1<br />
Spiel 77: 2444087<br />
Super 6: 637375<br />
(Alle Angaben ohne Gewähr)<br />
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18<br />
4<br />
Kiel<br />
17<br />
13<br />
Bremen<br />
Emden 17<br />
18<br />
12<br />
Hamburg<br />
18<br />
<strong>14</strong><br />
Rostock<br />
20<br />
<strong>14</strong><br />
6<br />
16<br />
13 Münster<br />
Hannover<br />
18<br />
13<br />
Berlin<br />
Leipzig<br />
21<br />
<strong>14</strong><br />
Düsseldorf Kassel<br />
Köln 17 18<br />
18 13 13<br />
13<br />
Frankfurt<br />
19<br />
Saarbrücken 13<br />
18<br />
11<br />
Stuttgart<br />
21<br />
Dresden<br />
20<br />
13 21<br />
Hof 13<br />
16<br />
9<br />
Nürnberg<br />
19<br />
11<br />
4 12<br />
Friedrichshafen 20<br />
11<br />
München<br />
18<br />
12<br />
3<br />
-9 bis -5 -4 bis 0 1 bis 5 6 bis 10 11 bis 15<br />
16 bis 20 21 bis 25 26 bis 30 31 bis 35 über 35<br />
Deutsche (13) ertrinkt in Bulgarien<br />
Hotel-Pool offenbar illegal errichtet. Schülerin war 20 Minuten lang unter Wasser<br />
T Behörden überprüfen<br />
240 Schwimmbecken.<br />
Ergebnis: Nur 61 haben<br />
offizielle Zulassung<br />
Ein deutsches Mädchen ist<br />
in einem illegalen Swimmingpool<br />
in Bulgarien<br />
tödlich verunglückt. Die 13-Jährige<br />
wurde nach Polizeiangaben<br />
von einem ungenügend gesicherten<br />
Abwasserrohr der Kläranlage<br />
aufgesaugt und blieb 20<br />
Schutzengel<br />
Puerto de la Cruz, Teneriffa: Die Fiesta del Carmen<br />
ist das feucht-fröhlichste Fest des Jahres. Es<br />
ist das Sommer-Highlight der Kanaren-Insel. Die<br />
Deutschland heute<br />
Im Norden nass und sehr windig<br />
Über Norddeutschland regnet es teils anhaltend und<br />
ergiebig. In Nordrhein-Westfalen und Oberbayern fällt<br />
zeitweilig Regen. Sonst gibt es bei einem Mix aus Sonne<br />
und Wolken nur einzelne Schauer. Die Werte erreichen 16<br />
bis 23 Grad. Im Norden gibt es stürmische Böen.<br />
Vorhersage<br />
Norden<br />
Mitte<br />
Süden<br />
Freitag<br />
Samstag<br />
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Sonntag<br />
Montag<br />
13 21 12 22 <strong>14</strong> 20 13 20<br />
12 18 12 22 <strong>14</strong> 20 13 19<br />
12 20 11 23 13 22 12 16<br />
Minuten unter Wasser. Sie starb<br />
später in einer Klinik der<br />
Schwarzmeerstadt Warna. Der<br />
Pool in dem Hotel mit dem deutschen<br />
Namen „Berlin“ war nach<br />
ersten Angaben der Gemeinde<br />
Warna noch nicht offiziell zugelassen.<br />
Die Tragödie geschah am<br />
Montagnachmittag in dem international<br />
bekannten Schwarzmeer-Badeort<br />
Slatni Pjassazi<br />
(Goldstrand) nördlich von Warna.<br />
Es war der dritte Urlaubstag<br />
des Mädchens in Bulgarien. Dass<br />
Reykjavik<br />
<strong>14</strong><br />
Dublin<br />
19 London<br />
22<br />
Paris<br />
21<br />
H<br />
21<br />
Oslo<br />
Helsinki<br />
Helsinki<br />
Stockholm<br />
Stockholm<br />
Kopenhagen<br />
Kopenhagen<br />
18 T<br />
18<br />
T Berlin<br />
Brüssel<br />
Brüssel 21 Warschau<br />
Warschau<br />
28<br />
15<br />
Wien<br />
Wien H<br />
Bern<br />
Bern H 25<br />
St. Petersburg<br />
22<br />
Moskau<br />
25<br />
Kiew<br />
30<br />
19<br />
Lissabon Madrid<br />
28 30<br />
Malaga<br />
Malaga<br />
27 23 28<br />
Las Palmas<br />
Bordeaux Bordeaux<br />
19<br />
25<br />
Nizza<br />
T<br />
25<br />
27<br />
Barcelona<br />
Barcelona<br />
24<br />
Rom<br />
Palma<br />
23 27 24 30<br />
Algier Tunis<br />
Tunis<br />
29<br />
33<br />
Budapest<br />
Zagreb T 35<br />
33<br />
33<br />
Athen<br />
38<br />
24<br />
Istanbul<br />
29<br />
H<br />
T<br />
es mit seinen Eltern aus München<br />
kam, hat die Polizei nicht<br />
bestätigt. Das Hotel wollte sich<br />
zu dem Unfall nicht äußern.<br />
In dem Urlaubsland Bulgarien<br />
ist es keine Seltenheit, dass eine<br />
Anlage noch vor der offiziellen<br />
Zulassung in Betrieb genommen<br />
wird. Eine Überprüfung aller 240<br />
Schwimmbecken in den Badeorten<br />
im Raum Warna ergab nach<br />
Medienangaben, dass davon lediglich<br />
61 eine Betriebszulassung<br />
haben. Die anderen hätten nach<br />
amtlichen Angaben eine Geneh-<br />
„Virgin del Carmen“ ist die Schutzpatronin der Fischer.<br />
Sie soll Männer schützen, die raus aufs Meer<br />
fahren und eine sichere Heimkehr bescheren.<br />
Hoch/Tief Warmfront Kaltfront Okklusion Warmluft Kaltluft Kaltluft in der Höhe<br />
AFP/ DESIREE MARTIN<br />
migung beantragt und noch vor<br />
deren Erteilung geöffnet. Der<br />
Unglückspool wurde sofort geschlossen.<br />
Auch in anderen Ländern sind<br />
bereits ähnliche Unglücke passiert:<br />
Vor zwei Jahren wurde in<br />
Thailand ein <strong>14</strong>-jähriger Engländer<br />
von der Pumpenanlage eines<br />
Schwimmbeckens regelrecht<br />
verschlungen. Ein Achtjähriger<br />
aus Nordrhein-Westfalen ertrank<br />
2006 im Swimmingpool<br />
einer Ferienanlage an der türkischen<br />
Ägäisküste.<br />
Fall Bögerl:<br />
Polizei<br />
durchsucht Haus<br />
HEIDENHEIM – Die Polizei untersucht<br />
mit Hochdruck die Hintergründe<br />
des Selbstmords von<br />
Thomas Bögerl, dem Witwer der<br />
2010 entführten und ermordeten<br />
Bankiersgattin. Ein Sprecher der<br />
Polizei Heidenheim bestätigte<br />
einen Bericht der „Bild“-Zeitung,<br />
dass Ermittler das Haus<br />
der Familie durchsucht hätten.<br />
Bögerl hatte sich am Montag erhängt.<br />
„Das war keine Razzia.<br />
Wir haben lediglich in normalem<br />
Ausmaß Spuren gesichert“, erklärte<br />
der Sprecher. „Wir suchen<br />
auf der einen Seite nach dem<br />
Motiv für den Selbstmord und<br />
auf der anderen Seite nach möglichen<br />
Zusammenhängen mit<br />
dem Entführungs- und Mordfall“,<br />
sagte er. Zudem werde in<br />
diesem Zusammenhang nach einer<br />
blonden Frau gesucht.<br />
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Weltwetter<br />
Amsterdam 16°<br />
regnerisch<br />
Barcelona 25°<br />
wolkig<br />
Buenos Aires17°<br />
heiter<br />
Djerba 31°<br />
sonnig<br />
Genf 21°<br />
wolkig<br />
Hongkong 31°<br />
Regen<br />
Innsbruck 17°<br />
Regen<br />
Kapstadt 24°<br />
sonnig<br />
Kairo 38°<br />
sonnig<br />
Kreta 29°<br />
heiter<br />
Los Angeles 20°<br />
bedeckt<br />
Mailand 28°<br />
einzelne Schauer<br />
Malta 31°<br />
heiter<br />
Miami 32°<br />
heiter<br />
New York 28°<br />
sonnig<br />
Palermo 30°<br />
heiter<br />
Peking 29°<br />
Gewitterneigung<br />
Prag 20°<br />
wolkig<br />
Salzburg 18°<br />
Regen<br />
Sydney 13°<br />
wolkig<br />
Tel Aviv 29°<br />
heiter<br />
Tokio 33°<br />
heiter