Waschanleitung
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Rubrik
Waschanleitung
für ungewöhnliche
Geschäfte
Einkaufserlebnis: Bar und
Café im Departmentstore
Quartier 206
1 Trend&Style
Herbst 2013
Rubrik
Der stationäre Einzelhandel
muss sich in Zeiten des
Umbruchs neu definieren.
Und wieder einzigartige Einkaufswelten
mit einem
behaglichen Ambiente
schaffen. Die Wege dahin
sind unterschiedlich, wie
mehrere Beispiele zeigen.
Internetseite von Die Wäscherei:
Unverwechselbarer und
kultiger Marktauftritt
„Der Einzelhandel befindet sich im
Umbruch: Schnelllebigkeit, Multi Channeling,
Mobile Commerce, neue Technologien
und Betriebsformen, neue Verbraucherstrukturen
und – Bedürfnisse, veränderte
Anforderungen an die Kundenkommunikation
– all diese Entwicklungen stürmen auf
die Unternehmen ein. Das erzeugt einen
enormen Anpassungsdruck. Nicht jeder hält
dem Stand“, sagte jüngst Stefan Genth,
Hauptgeschäftsführer des Handelsverbands
Deutschland (HDE). Das Stakkato der
Schlagwörter und Sätze geht hier mit dem
Inhalt einher und zeigt sich vor allem bei den
kleinen bis mittelgroßen stationären Einzelhändlern
in verschiedenen Reaktionen.
Während die einen Händler angesichts der
ungewohnten Situation resignieren, krempeln
die anderen die Ärmel hoch. Unter dem
Motto „jetzt erst recht“ wollen sie neue, frische
Konzepte umsetzen und die Käufer trotz
des Internetbooms wieder mehr in die
Ladengeschäfte locken. Dabei soll der Einkaufsbummel
wieder zum Erlebnis werden
und die Konsumlaune steigern. Im Mittelpunkt
steht zumeist ein Ambiente und Angebot,
das verschiedene Produktbereiche vereinigt.
Guerilla-Stores für die Internetgeneration
Auf diesem Weg unterscheiden sich aber die
Strategien, Einrichtungskonzepte und Zielgruppen.
So hat vielerorts das schnelle, überraschende
und traditionsbrechende Guerilla-
Marketing Einzug gehalten und sich zum
Konzept der Guerilla-Läden verselbstständigt.
Der Ladentrend ist aus den USA und
Asien hierüber geschwappt; als Pionier gilt
das japanische Label Comme des garçons mit
der ungewöhnlichen Präsentation seiner
Lifestyle-Accessoires und Modeartikel. Es
drapiert die Produkte wie Kunstobjekte und
nutzt wechselnde Kulissen wie etwa eine frühere
Buchhandlung in Berlin-Mitte mit ihren
Lesesesseln und Buchregalen. Die Wechselhaftigkeit
und Abgeklärtheit der Präsentation
soll vor allem das Lebensgefühl von jungen
Leuten und Trendsettern ansprechen. Und
wie es die Internetgeneration mit den aufblickenden
und schnelllebigen Elementen des
Word Wide Webs gewohnt ist, wird insbesondere
die preisgünstige Variante als „Pop-
Up-Shop“ bezeichnet. Diesem Phänomen
gilt allerdings auch manche Kritik, wie sie
Monika Dürrer vom HDE geäußert hat:
„Diesen Läden geht es nicht vordergründig
ums Verkaufen, sondern um aggressives
Marketing.“ Damit steht der Vorwurf im
Raum, das Anbieter mehr an dem Ruf ihrer
Marken interessiert sein könnten, als an der
attraktiven und beständigen Entwicklung
eines Einkaufsstandortes.
Buntes Design für Normalos
und Trendsetter
In dem Kontext taucht immer wieder der
Name des Hamburger Kultladens Die
Wäscherei auf. Dahinter steckt ein kunterbuntes
Möbelhaus, das sowohl mit bodenständigen
und verspielten Einrichtungsgegenständen
und Utensilien als auch mit
einem ungewöhnlichen Marktauftritt lockt.
Es hat sich in den Räumen einer ehemaligen
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Trend&Style 2
Rubrik
Interieur-Angebot
im Quartier 206
Store-Inhaberin
Anna Maria Jagdfeld:
„Dialog der Stile“
HDE-Geschäftsführer
Stefan Genth: Harter
Umbruch im Einzelhandel
Selbstständiger Handelsberater
Alexander
von Keyserlingk:
„Herz schlägt für den
mittelständischen
Einzelhandel“
Großwäscherei breit gemacht, nutzt die Symbole
von Waschanleitungen für sein Marketing
und streut auf seiner Internetseite CD-
Tipps, Videosequenzen und Partyfotos ein.
Das macht Sinn, schließlich führt das selbsternannte
Lifestylehaus ein breites Produktportfolio
bis hin zu Modeartikeln, Musikmedien,
Blumen und Büchern und feiert seine
gewachsene Popularität: „Dazu kamen viele
spezielle Highlights, die angesagtesten Partys,
geschminktes und kostümiertes Kassenpersonal
und ein DJ am Samstag.“ Bei allem
Bemühen um zeitgemäße Akzente, die auf
manchen Beobachter übertrieben oder
albern wirken, legt das Unternehmen wert
auf seinen Ursprung: „Auch der Wohn- und
Möbelbereich zeigt die übliche Kompetenz,
die durch das Preis-Leistungsverhältnis überzeugt.“
Als wären die mahnenden Worte der
HDE-Expertin angekommen, entschuldigt
Die Wäscherei fast schon ihr schnelles
Wachstum und den im vergangenen Jahr
vollzogenen Umzug an eine neue Adresse.
Einkaufserlebnis für Jedermann
„Gekauft wird, was gefällt. Spannende Sortimente
brauchen Querdenker“, sagt auch der
Gladbecker Handelsberater Alexander von
Keyserlingk. Er kommt aus dem Einzelhandel,
war hier in verantwortlichen Positionen
tätig und hat zuletzt die Ladengeschäfte von
Manufactum mit aufgebaut. „Mein Herz
schlägt für den mittelständischen Einzelhandel“,
erklärt der 45-Jährige. Er hat das Slow
Retail Konzept entwickelt, das einen „Einzelhandel
mit Seele“ und „Wachstum durch
Entschleunigung“ fördert. Kurzum: Wer im
immer härteren Wettbewerb bestehen will,
sollte einen äußerst vielschichtigen, individuellen
und vom Internethype unabhängigen
Marktauftritt hinlegen. „Im Fokus muss
immer dies stehen: die Kundenwünsche und
das Einkaufserlebnis. Das Einkaufen mit
allen Sinnen und das haptische Erlebnis kann
kein Onlineshop der Welt ersetzen. Die
Attraktivität entsteht am Point of Sale“,
betont von Keyserlingk.
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Rubrik
Seine Beratungskunden sind breit gestreut
und reichen von Traditionsbetrieben über
Online- und Versandhändler bis hin zu kleinen
Startups. Diese hat der Einzelhandelsexperte
auf seiner Internetseite slowretail.de in
einer Conceptstore-Liste mitaufgeführt. Hier
fällt auf, dass die deutschen Anbieter durchweg
ein branchenübergreifendes Sortiment
führen, wenngleich der Fokus oft auf Modeartikeln
liegt, die durch jede Menge Accessoires
für das Wohnen und den Lebensstil
abgerundet werden. Mal wirken die Ladengeschäfte
traditionell, mal hipp oder auch
besonders edel – in jedem Fall aber unverwechselbar.
Individueller Luxus für Kosmopoliten
Ein herausragendes Beispiel ist der Berliner
Departmentstore Quartier 206, der Luxusartikel
offeriert und in einer 1A-Lage an der
Friedrichstraße residiert. Die Inhaberin Anna
Maria Jagdfeld freut sich darüber, dass sie
eine „elegante und kosmopolitische Einkaufswelt“
realisieren konnte, zu der ein
„Living“-Sortiment gehört. Es bietet unter
anderem Raumdüfte, Designobjekte, Tafelgeschirr,
Tabletts, Lifestyle-Accessoires,
Papeterie-Artikel, Geschenke sowie Kissen
und Bezüge. „Das internationale Konzept
setzt auf den Dialog der Stile - auf Kommunikation
zwischen den unterschiedlichsten
Kulturen. Wir suchen stets nach internationalen
Lifestyle-Produkten, die man in
Deutschland sonst nicht oder selten findet.
Bei uns gibt es Dinge, für die man früher
nach Paris, Mailand, Hongkong oder London
reisen musste. Auch das ist Luxus.“
Für manchen Einzelhändler geht die Reise
erst richtig los, auf dem Weg zu einem erfolgreichen
Umbruch und wirklich zufriedenstellenden
Geschäft.
Arnd Westerdorf
IN KÜRZE
Fotonachweis: istockphoto.com, Krasyuk
• Der Handel nutzt neue Ladenkonzepte, die
der Online-Konkurrenz vor allem das Einkaufserlebnis
und sinnliche Erleben der Produkte
vor Ort entgegensetzt. Ob Guerilla-
Läden oder Concepstores der Slow Retail
Initiative, beide pflegen diesen Stil:
• Unverwechselbarer und stimmiger Auftritt
• branchenübergreifendes Sortiment
• Produkt- und Erlebnisqualität
• Motivation zum Genuss statt schnellen
Konsum
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