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Workpackage 6 Final Report

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Endbericht zu Arbeitspaket 6 „Benutzeranforderungen“AnforderungskatalogAutoren:Clemens Geitner, Universität InnsbruckWerner Gruban, Landeshauptstadt MünchenSigbert Huber, Umweltbundesamt WienMonika Tulipan, Umweltbundesamt WienMarkus Tusch, Universität InnsbruckBeiträge zur Datenerfassung:Alex Borer, Stadt ZürichThomas Bork, Landeshauptstadt MünchenReinhard Braxmaier, Stadt ReutlingenGiovanna Dessi, Autonome Provinz BozenMarc Fürst, Stadt ZürichHelmer Honrich, Landeshauptstadt MünchenVlasta Krmelj, Stadt MariborMonika Mensah Offei, Landeshauptstadt LinzLaura Poggio, Universität TurinBeiträge zur Datenauswertung:Andreas Bartel, Umweltbundesamt WienErik Obersteiner, Umweltbundesamt Wien31. August 2004


Zitiervorschlag:TUSCH, M., W. GRUBAN, M. TULIPAN, C. GEITNER und S. HUBER (2004): Bodenschutz in den Städtendes Alpenraums – Anforderungen an die Bodenbewertung. – Interner Endbericht zu Arbeitspaket 6"Benutzeranforderungen" für das Projekt TUSEC-IP im Rahmen der EU-Gemeinschaftsinitiative Interreg-III-BAlpenraum. – (Koordination Arbeitspaket 6: Institut für Geographie, Universität Innsbruck). – Innsbruck. 83 S.


Einleitung1. Einleitung1.1. ZielsetzungZiel des Arbeitspakets 6 (AP 6) ist es, die Anforderungen zu ermitteln, denen ein Verfahrenzur Bewertung der Bodenfunktionen und -eigenschaften aus Sicht der potentiellen Anwendereines solchen Verfahrens – hauptsächlich im Bereich der kommunalen räumlichen Planungund des Umweltschutzes gerecht werden sollte.Das Ergebnis von AP 6 ist ein so genanntes Anforderungsprofil mit dem (bereits existierendeund noch zu schaffende) Rahmenbedingungen, aktuelle Gegebenheiten in den kommunalenVerwaltungen sowie notwendige fachliche Voraussetzungen und Grundlagen aufgezeigtwerden, um ein effizientes und geeignetes Bodenbewertungsverfahren zu entwickeln.Die Ergebnisse von AP 6 fließen hauptsächlich in die Arbeitspakete 7, 8 und 9 ein und bildendie Grundlagen, auf denen die weitere Projektarbeit aufbaut. Der zeitliche Ablauf derBearbeitung von AP 6 erfordert iterative Anpassung von AP 7, 8 und 9 und Einarbeitung derErgebnisse.Für AP 7 liefert AP 6 wichtige Informationen, um bedarfsgerecht und an den Verhältnissenin den Kommunen der jeweiligen (Bundes-)Länder angepasst das Bodenbewertungsverfahrenentwickeln zu können. Das sind z. B. Informationen zu den aktuellen rechtlichen,verwaltungsorganisatorischen, personellen, finanziellen, fachlichen, infrastrukturellen (EDV,Informationsgrundlagen) Rahmenbedingungen in den Kommunen. Da das Bodenbewertungsverfahrenflexibel handhabbar sein soll, sind die ermittelten unterschiedlichen Ansprüche undBedarfe Grundlage für dessen modulartigen Aufbau.Für AP 8 und 9 liefert AP 6 wertvolle Informationen, die eine Einschätzung dergegenwärtigen Bedeutung von Boden und vorsorgendem Bodenschutz in der kommunalenPlanung ermöglichen und Ansatzpunkte aufzeigen, geeignete Strategien zur Einbindung desBodenbewertungsverfahrens in die kommunalen Planungsverfahren zu entwickeln.Hierzu hilfreich sind auch die ermittelten Informationen zu den partizipativen Verfahren, wiez. B. die der Lokalen Agenda 21-Aktivitäten in den Kommunen. Eine Beteiligung derÖffentlichkeit und Bürgerschaft über die in Planungsverfahren vorgesehene, formaleBeteiligung hinaus, eröffnet zusätzliche Möglichkeiten zur Thematisierung desBodenschutzes in der kommunalen Planungsarbeit.- 3 -


EinleitungNeben der eigentlichen Absicht, inhaltliche Vorgaben für die weitere Projektbearbeitung zuerhalten, hat AP 6 mit seinem gewählten Vorgehen (schriftliche Befragung) in einem erstenSchritt auch dazu beigetragen, einen Teil der Zielgruppe von TUSEC-IP (Vertreter derGemeinden, politische wie auch administrative) mit der Thematik zu konfrontieren und somitauch für einen vorsorgenden Bodenschutz zu sensibilisieren.1.2. DefinitionDas Anforderungsprofil soll die vor allem aus der Anwendersicht erforderlichenLeistungsmerkmale des Bodenbewertungsverfahrens definieren. Damit das Bewertungsverfahrenpraxistauglich konzipiert werden kann, sollen im Anforderungsprofil die zubewertenden Fragestellungen und die Art der Ergebnisdarstellung herausgearbeitet werden.Das Anforderungsprofil hat die verschiedenen Anwendungsebenen des Bewertungsverfahrensin der Raumplanung sowie die unterschiedliche Datenlage zu berücksichtigen. Aus deraktuellen Situation bzgl. Datenverfügbarkeit und den Bedarfsmeldungen einerseits und denbisherigen bzw. zukünftigen Anwendungsbereichen des Bewertungsverfahrens andererseitslassen sich Rückschlüsse hinsichtlich der Maßstabsebene (Überblick- oder Detailebene) undder Umsetzbarkeit des Verfahrens ziehen. Jede Bewertungsmethode erfordert ein bestimmtesSet an Eingangsdaten, woraus ein Minimal- bzw. Optimaldatensatz der jeweils zubewertenden Fragestellung definierbar ist.Anforderungen hinsichtlich der Planungsebenen und Behörden, die das Bewertungsverfahreneinsetzen sollen, sowie Auskünfte über die lokale Expertise und die Bereitschaft fürzusätzlichen Aufwand bzw. die technische Ausstattung in den Kommunen geben wertvolleAnhaltspunkte für das Design des Bewertungsverfahrens. Die Ansprüche und Erwartungen andas Verfahren und die vorhandenen Möglichkeiten in den Kommunen sowie die rechtlichenAnforderungen sind zwischen den Alpenländern und auch innerhalb derer oft rechtunterschiedlich. Das Anforderungsprofil soll entsprechende Unterschiede undGemeinsamkeiten aufzeigen, auf die in der Entwicklung des Bewertungsverfahrens Rücksichtzu nehmen ist.Das aus allen gesammelten Informationen abgeleitete Anforderungsprofil soll die Situation imAlpenraum möglichst gut widerspiegeln, wobei im Einzelfall andere Anforderungenhinzukommen oder gar im Vordergrund stehen können.- 4 -


Einleitung1.3. Methode und Datenbasis1.3.1. Vorgehensweise und DatenerhebungenAP 6 soll mit dem Anforderungsprofil einen Input für die Bearbeitung von AP 7, AP 8 undAP 9 liefern. Um an die Informationen zu gelangen, die erkennen lassen, welcheAnforderungen das Bodenbewertungsverfahren erfüllen muss, um effizient in denvorsorgenden Bodenschutz integriert werden zu können, wurde die Methode der schriftlichenBefragung mittels Fragebogen gewählt und um persönliche Einschätzungen von Experten ausder Planungspraxis ergänzt.Diesem Bericht liegen folgende Inputs zugrunde:• Q-MUC (siehe Anhang A1)• Q-UHOH (siehe Anhang A2)• Q-IGUI (siehe Anhang A3)• weitere Workshop-Ergebnisse Hohenheim (Januar 04) und München (Mai 04)• persönliche Gespräche mit RaumplanernDie Datenerhebung in AP 6 fand in mehreren Schritten statt. Am Beginn stand die schriftlicheBefragung der involvierten Städte und Gemeinden durch den Lead-Partner LH München imOktober 2003. Ein Fragebogen in Tabellenform (Q-MUC) wurde an die Projektpartner inLinz, Zürich, Maribor, München und Reutlingen versandt, um einen ersten Überblick überden Status Quo des kommunalen Bodenschutzes zu gewinnen und um aus den erhaltenenAntworten wertvolle Hinweise und Anregungen zu gewinnen, welche für die nachfolgendgeplante, umfassende Befragung hilfreich sein könnten. Die aktuelle oder gewünschteBerücksichtigung von Bodenschutzaspekten in einzelnen Planungsfeldern wurde ebensoerhoben wie die aktuell vorliegenden und verwendeten Datengrundlagen und die bekanntenDefizite hinsichtlich Bodeninformation und gesetzlichen Rahmenbedingungen. DieVorschläge zu möglichen Lösungsansätzen für einen effizienteren Bodenschutz fielenangesichts des frühen Zeitpunkts der Befragung im Projektverlauf noch recht vage aus.In einem zweiten Schritt wurden die inhaltlichen Anforderungen an das Bewertungssystem imRahmen einer qualifizierten Befragung beim Arbeitsgruppentreffen in Hohenheim (Januar2004) noch einmal konkretisiert und dabei festgelegt, welche Bodenfunktionen für die Planerin den beteiligten Gemeinden von besonderer Wichtigkeit sind (Q-UHOH).- 5 -


EinleitungDie Rücklaufquote betrug bis Anfang Juni rund 25 % (195 Antworten) und ist als erfreulichhoch einzuschätzen, zumal ein sehr umfangreicher Fragenkatalog bearbeitet werden musste,der darüber hinaus ein heute noch relativ unbekanntes Themengebiet behandelte. Der Erfolgder Fragebogenaktion konnte nur durch fortgesetzte Bemühungen seitens der nationalenKontaktpersonen erreicht werden, welche über mehrere Wochen mit den Gemeinden inVerbindung standen und wiederholt per E-Mail, schriftlich und telefonisch Antwortenreklamierten.Abgerundet wird die Einschätzung der Benutzeranforderungen durch persönliche Erfahrungenaus Gesprächen mit Umweltreferenten, Bauamtsleitern und Bürgermeistern im GroßraumInnsbruck.1.3.2. Einschränkungen der AuswertungDie Repräsentativität der Ergebnisse kann nur grob abgeschätzt werden. Im günstigsten Fallbildet das Ergebnis tatsächlich den derzeitigen Stand des Bodenschutzes und Vorstellungenzur künftigen Integration von Bodenbewertung in Planungsverfahren in den Stadtregionen desAlpenraums ab. Allerdings muss realistischerweise die Möglichkeit in Betracht gezogenwerden, dass sich zu einem Großteil jene Gemeinden an der Fragebogenaktion beteiligthaben, die mit der Thematik bereits vertraut bzw. prinzipiell daran interessiert sind (vgl.Frage 1, Abb. S. 11). Dies sollte bei der Betrachtung der nachfolgend erläutertenErgebnisse immer berücksichtigt werden!Der Fragebogen (Q-IGUI) enthält einige über die vorgegebene Zielsetzung von AP 6hinausgehende Fragen, die zur Erfassung des aktuellen „Bodenbewusstseins“ seitens derPlaner dienen sollen. Die Ergebnisse werden im Rahmen des vorliegenden Berichts nur kurzangesprochen.1.3.3. DatenbasisDie nachfolgend angeführten Daten beziehen sich auf die Fragebogenaktion der UniversitätInnsbruck (Q-IGUI). Für sämtliche Prozentangaben gilt als Basis (100 %) die Anzahl derjeweils gültigen und demzufolge gewerteten Antworten, in den Diagrammen mit „n=“angegeben. Die Anzahl nicht beantworteter (=„ungültiger“) Fragen wird nicht explizit- 7 -


Einleitungangeführt, ihr Anteil liegt generell unter 10 %, im Falle höherer Werte wird dies im Texterwähnt.Insgesamt wurden 195 Fragebögen ausgewertet, die nach unterschiedlichen Gesichtspunktenklassifiziert werden können:a) nach NationenBeantwortete Fragebögen nach Nationen(n=195)Deutschland91 (46%)Österreich64 (33%)Slowenien 7(4%)Italien 8(4%)Schweiz 25(13%)Quelle: eigene ErhebungenDie Auswertung erfolgte zum einen auf Basis aller zurück gesendeten Fragebögen, zumanderen länderspezifisch klassifiziert um eventuelle nationale Unterschiede aufdecken zukönnen. Aufgrund der geringen Rücklaufzahl an Antworten aus Italien (9 Antworten) undSlowenien (7 Antworten) und der daraus resultierenden statistischen Unschärfe wurde aufeine gesonderte Darstellung der Ergebnisse aus diesen zwei Staaten verzichtet – dieitalienischen und slowenischen Antworten sind somit lediglich im Gesamtergebnisberücksichtigt.Im vorliegenden Bericht sind ausschließlich die Gesamtergebnisse grafisch dargestellt!Die detaillierte Auswertung der wichtigsten Fragen nach Ländern bzw. nach Gemeindegrößeist in Anhang B ersichtlich.b) nach GemeindegrößeHinsichtlich der Gemeindegröße (Frage 53, Abb. S. 9) ergeben sich signifikante Unterschiedezwischen den einzelnen Ländern. Während in Österreich fast die Hälfte aller Antworten auf- 8 -


EinleitungGemeinden mit 3.000 bis 10.000 Einwohnern entfiel, lag der Schwerpunkt in Deutschland(73%) und der Schweiz (79 %) auf Städtenmit 10.000 bis 50.000 Einwohnern. In dieseFrage 53: Einwohnerzahl (n=195)Kategorie fallen jedoch lediglich 39 % derbeteiligten österreichischen Gemeinden.8% 1%Deshalb erfolgt die Auswertung der9%22%Ergebnisse nicht nur nach nationalenGesichtspunkten, sondern auch differenziertnach Gemeindegröße in drei Klassen:• 44 „kleine Gemeinden“ mit wenigerals 10.000 Einwohnern,• 117 „mittlere Gemeinden“ mit 10.000bis 50.000 Einwohnern und• 34 „größere Städte“ mit mehr als50.000 Einwohnern60%500.000Quelle: eigene Erhebungenc) nach der SiedlungsentwicklungDie bisherige Siedlungsentwicklung (Frage 56, ohne Abb.) verlief in allen Ländern mitkleinen Abweichungen ähnlich, als Dekade mit der größten Zunahme von Bau- undVerkehrsflächen sind die 70er-Jahre zu sehen; die darauf folgenden Perioden waren –besonders deutlich in der Schweiz – von einer geringeren Wachstumsdynamik geprägt.Interessant ist, dass die Siedlungsdynamik in größeren Städten ihren Höhepunkt in den 60erund 70er Jahren des 20. Jahrhunderts erreicht hat, während kleine und mittlere Gemeindenerst in den 1980ern und 1990ern besonders stark wuchsen. Was die absehbare zukünftigeBevölkerungsentwicklung (und den damit verbundenen Siedlungsdruck) betrifft, gibt es kaumUnterschiede zwischen den Ländern (Frage 57, ohne Abb.). Generell ist eine gleich bleibendebis leicht ansteigende Bevölkerungszahl zu erwarten.Anm.: Den genannten statistischen Kennziffern (Gemeindegröße, vergangene Entwicklung,Anteil des Baulandes) liegen ausschließlich Angaben aus den beantworteten Fragebögenzugrunde, die NICHT anhand der amtlichen Statistik überprüft wurden!- 9 -


Einleitungd) nach den BaulandreservenSignifikante Differenzen, die auch auf den generellen Umgang mit den Flächenressourcenschließen lassen, ergeben sich bei der Betrachtung der Baulandreserven (Fragen 58 und 59,Abb. S. 10): Während in Österreich in 73 % aller befragten Gemeinden 10 bis 40 % desgesamten als Bauland ausgewiesenen Gebietes unbebaut sind, trifft dies in der Schweiz undDeutschland auf jeweils deutlich unter 50 % der Gemeinden zu. In mehr als der Hälfte allerdeutschen und Schweizer Gemeinden betragen die Baulandreserven weniger als ein Zehnteldes gewidmeten Baulandes, in Österreich ist dies nur in jeder sechsten Gemeinde (16 %) derFall, d.h. dort sind tendenziell größere Baulandreserven vorhanden.Frage 58: Welcher Anteil desGemeindegebiets ist alsBauland gewidmet? (n=165)Frage 59: Welcher Anteil desgewidmeten Baulandes ist nochunbebaut? (n=162)8%5%12%7%40%30%57%41%weniger als 25% 26 bis 50%51 bis 75% mehr als 75%weniger als 10% 20 bis 25%26 bis 40% mehr als 40%Quelle: eigene ErhebungenWeniger überraschend erscheint die Tatsache, dass die Baulandreserven in mittleren undgrößeren Städten tendenziell bereits ausgeschöpft sind und nur in Einzelfällen noch über 25 %des Baulands umfassen.e) nach der Bedeutung des kommunalen BodenschutzesDie Antwort auf die Frage 1 (Abb. S. 11) stellt ein eindeutiges Bekenntnis zur Wichtigkeitdes Bodenschutzes dar – ein Drittel der Befragten gab an, Bodenschutz für eher wichtig, zweiDrittel sogar für sehr wichtig zu halten! Natürlich kann nur gemutmaßt werden, inwieweit dieBetrachtung von Boden als schützenswertem Gut tatsächlich der Meinung der Befragtenentspricht bzw. ob entsprechende Antworten gegeben wurden, um die Teilnahme an der- 10 -


EinleitungDas generelle und in Alpentälern besonders prekäre Problem der mangelnden räumlichenErweiterungsmöglichkeiten für Siedlungen und die damit verbundenen Interessenskonfliktesind als Grund dafür zu sehen, dass ohne gesetzliche Verpflichtung zur Berücksichtigung vonBodenschutzmaßnahmen in der Raumplanung kaum Aktivitäten in diese Richtung gesetztwerden.Frage 3: Wo liegen die Schwierigkeiten, Bodenschutz inder Raumplanung umzusetzen? (n=70)sonstige Gründe14%fehlendeDatengrundlagen1%mangelndesFachw issen4%w irtschaftlicheAspekte,Bodenpreise7%mangelndegesetzlicheGrundlagen30%mangelnderpolitischer Wille10%fehlendesVerständnis /Bew usstsein13%Interessens- /Zuständigkeitskonflikte21%Quelle: eigene ErhebungenAls Konsequenz für TUSEC-IP ergibt sich die Aufgabe, einerseits einen Beitrag zurBewusstseinsbildung für „Bodenschutz“ zu leisten und andererseits Vorschläge für dieUmsetzung von Bodenschutz in einer Form auszuarbeiten, die mittelfristig als Grundlage fürgesetzliche Vorgaben dienen könnte.1.4. AnforderungsbereicheBefragung (Q-IGUI) und Auswertung wurden nach folgenden Gesichtspunkten gegliedert, diein Kapitel 2 im Detail erläutert werden:a) Inhaltliche Ansprüche an das Bewertungssystem• Sinnvolle und wünschenswerte Berücksichtigung von Bodeneigenschaften fürverschiedene Nutzungsformen- 12 -


Einleitung• Interessante Bodeninformationen aus Sicht der Planer• Belastung / Gefährdung von (Stadt-)Bödenb) Formale Ansprüche an das Bewertungssystem• Darstellung der Ergebnisse• GIS-Einbindung• Gewünschte Maßstabsebene und Detaillierungsgrad• Akzeptabler Aufwand für die Bodenbewertung• Beitrag zum Bodenbewertungsverfahren seitens der Gemeinden• Möglicher Einsatzbereich des Bewertungssystems in der Raumplanungc) Rechtliche Grundlagen und Lokale Agenda 21• Rechtliche Grundlagen (aus AP 5) und erkannte Defizite• (mögliche) Bodenschutzmaßnahmen im Rahmen der Lokalen Agenda 21d) Datengrundlagen• Datenbestand in den Gemeinden• Daten aus Kartierungen und Eigenerhebungen, Untersuchungen zu Stoffbelastungen,Umweltverträglichkeitsprüfungen• Daten über (nicht sanierte) Altlasten / Verdachtsflächene) Anwenderprofil und bisherige Erfahrungen• Technische Ausstattung (GIS) und persönliche / fachliche Kompetenz• Generelle Akzeptanz und Stellenwert des Bodenschutzes in der Raumplanung• Stellenwert der Landwirtschaft• Bisherige Bodenerhebungen im Rahmen von Raumplanungsfragen, Untersuchungenzu Stoffbelastungen• Bisher durchgeführte Bodenschutzmaßnahmen- 13 -


Allgemeine Anforderungen2. Anforderungsprofil2.1. Allgemeine AnforderungenNeben den in AP 6 ermittelten speziellen Anforderungen potenzieller Anwender (siehe 2.2.und 2.3.) sollten beim Entwurf eines Bodenbewertungssystems allgemeine Anforderungenberücksichtigt werden (LABO 2003, STASCH 2004). Ein Bewertungssystem muss demnach• auf fachlich richtigen, wissenschaftlich fundierten Methoden basieren,• transparente und nachvollziehbare Ergebnisse liefern,• die Möglichkeit zur einfachen Anpassung an regionalspezifische Problemstellungen,in unterschiedlicher Qualität vorhandene Datengrundlagen und geänderte rechtlicheoder planerische Rahmenbedingungen bieten,• um zusätzliche Module erweitert werden können,• in seiner Anwendung möglichst geringen zeitlichen, finanziellen und personellenAufwand verursachen und• in der Praxis auch für „bodenkundliche Laien“ einfach anwendbar sein.Eine gewisse Problematik entsteht durch die Forderung, Böden mit wissenschaftlichenMethoden korrekt zu bewerten und gleichzeitig einfach und mit möglichst geringem Aufwandanwendbar zu sein. Die Vereinfachung des äußerst komplexen Mediums „Boden“ durch dieReduktion auf wenige, leicht zu ermittelnde Kriterien bringt zwangsläufig einenQualitätsverlust mit sich. Bei der Entwicklung eines Bodenbewertungssystems muss also eingangbarer Kompromiss zwischen der erwarteten Qualität der Ergebnisse und demerforderlichen Umfang und der Qualität der benötigten Eingangsdaten sowie den bodenkundlichenAnforderungen an den Endbenutzer gefunden werden.Die Aussagekraft der Bodenbewertung für ein bestimmtes Gebiet ist abhängig vonverschiedenen Faktoren, die wieder untereinander querverbunden sind (TUSCH et al. 2004):• Datengrundlagen: Welche bodenrelevanten Daten sind in welcher Qualität verfügbar?Welche Sekundärdaten, die Rückschlüsse auf Bodeneigenschaften erlauben, sindvorhanden, welche Parameter müssen im Rahmen einer Kartierung erhoben werden?• Detaillierungsgrad: In welchem Maßstab und in welcher Detailschärfe werden dieErgebnisse benötigt?• Nutzungskategorien: Welche und wie viele Kriterien sind für bestimmteLandnutzungen zu beurteilen?- 14 -


Allgemeine AnforderungenEine konsequente Weiterentwicklung und Vereinfachung der verwendetenBewertungsmethoden ist in jedem Falle anzustreben.- 15 -


Inhaltliche Ansprüche an das Bewertungsverfahren2.2. Inhaltliche Ansprüche an das Bewertungsverfahren2.2.1. GegenstandEs soll hier erhoben werden, auf welchen Planungsebenen und für welche Formen derLandnutzung die Berücksichtigung von Bodenfunktionen gefordert, sinnvoll undwünschenswert ist. Welchen Bodenfunktionen kommt daher eine besonders hohe Priorität beider Bewertung zu, welche Bodeninformationen sind aus Sicht der Planer von Interesse undsollten daher im Rahmen von Planungsverfahren bewertet werden (können)? Darüber hinauswerden mögliche Gefährdungen und Belastungen für Stadtböden aus Sicht der Planer eruiert.Da der Inhalt des zu entwickelnden Bewertungsverfahrens auch Gegenstand projektinternerBefragungen war (Q-MUC, Q-UHOH) werden Vergleiche angestellt, was von den TUSEC-Partnergemeinden und von anderen Städten und urbanen Gemeinden des Alpenraums fürwichtig erachtet wird. Analog dazu werden signifikante Unterschiede in Gemeindenverschiedener Länder und verschiedener Größe, falls vorhanden, aufgezeigt.2.2.2. ErgebnisseTab. 2: Planungsrelevante Bodenfunktionen, -eigenschaften und -leistungenAnzahlNennungenPlanungsrelevante Bodenfunktionen und Leistungen5 Versickerungspotenzial / Eignung für dezentrale Versickerung4 Eignung für bestimmte Nutzungen, v. a. Kinderspielplätze, Kleingärten, Landbau,Baugrundaktuelle und potenzielle Schadstoffbelastung, ggf. durch spezifische StoffeEmpfindlichkeit gegenüber Erosion, Verdichtung, Humusverlust, Rutschungen3 Grundwasserschutz, GrundwasserneubildungBoden als KlimaregulatorPflanzenstandortWasserspeicherungBoden als Kohlendioxid-Senke2 BiotoppotenzialHochwasserschutzAusbringung von Bodenaushub1 EntsiegelungsmaßnahmenSchaffung von Ausgleichsflächen für den Bodenschutz- 16 -


Inhaltliche Ansprüche an das BewertungsverfahrenDie wichtigsten zu bewertenden Boden(teil)funktionen, -eigenschaften und -leistungen ausSicht von acht Projektpartnern wurden beim Arbeitsgruppentreffen in Hohenheim, Januar2004, ermittelt (Tab. 2, vgl. Anhang A2).NutzungseignungDie Trennung von Bodenfunktionen einerseits und Nutzungseignung andererseits ist einwenig problematisch, da der Erfüllungsgrad der Bodenfunktionen für jede Nutzungsform inunterschiedlichem Ausmaß relevant ist. Um diese Frage nicht zu komplex zu gestalten, wurdesie dennoch in zwei Teilen (Frage 5 und 6) gestellt.100%90%Frage 5/1: Bei welchen Nutzungen wird die Eignung des Bodensbereits heute in Planungsprozessen berücksichtigt? (n >160)80%70%gültige Einträge60%50%40%30%20%10%0%Friedhöfelw. NutzflächenKinderspielplätzefw. NutzflächenWohnbauSport- und FreizeitflächenGewerbeIndustrieKleingärtenParksVerkehrHausgärtenunbedingte fallweise keine BerücksichtigungQuelle: eigene Erhebungen- 17 -


Inhaltliche Ansprüche an das BewertungsverfahrenDie "unbedingte" Berücksichtigung von Bodeneigenschaften in der Planung (Frage 5/1, Abb.S. 17) ist noch auf eher niedrigem Niveau. Nur in etwa einem Viertel der Gemeinden wird derBoden bei der Ausweisung von Flächen für bestimmte Nutzungen generell in Betrachtgezogen, mit leichten Abweichungen nach oben und unten je nach Nutzungsart. Interessant istvor allem, dass in mehr als 60 % der Gemeinden der Boden keine Rolle spielt, wenn es umdie Einrichtung von Hausgärten, sprich Gärten im unmittelbaren Siedlungsbereich geht.Im transnationalen Vergleich treten besonders niedrige Werte in der Schweiz auf, vor allemfür die Nutzungsformen Hausgarten, Park, Wohnbau und Verkehr wird nur in einzelnenGemeinden angegeben, dass Bodeneigenschaften "unbedingt berücksichtigt" werden.100%90%Frage 5/2: Bei welchen Nutzungen soll die Eignung des Bodens inZukunft in Planungsprozessen berücksichtigt werden? (n >161)80%70%gültige Einträge60%50%40%30%20%10%0%lw. NutzflächenFriedhöfeKinderspielplätzeWohnbauKleingärtenfw. NutzflächenSport- und FreizeitflächenGewerbeIndustrieParksHausgärtenVerkehrunbedingte fallweise keine BerücksichtigungQuelle: eigene ErhebungenAllerdings sollen in Zukunft – je nach Nutzungsform – in 25 bis 60 % der GemeindenBodeneigenschaften in Planungsverfahren "unbedingt berücksichtigt" werden, die Werte für- 18 -


Inhaltliche Ansprüche an das Bewertungsverfahren"keine Berücksichtigung" liegen mit wenigen Ausnahmen um und unter 10 % (Frage 5/2,Abb. S. 18).Die größten Diskrepanzen zwischen aktueller und gewünschter Berücksichtigung vonBodeneigenschaften, sprich größter Handlungsbedarf und in weiterer Folge Priorität für denmöglichen Einsatz eines Bewertungssystems ergibt sich für Kleingärten (hier wird vor allemin Schweizer Gemeinden überdurchschnittlich oft die "unbedingte Berücksichtigung" vonBodeneigenschaften gefordert), Kinderspielplätzen (vor allem in Deutschland) undlandwirtschaftliche Nutzflächen in den urbanen Räumen.Aus österreichischer Sicht ist interessant, dass Bodeneigenschaften generell bislang wenigerhäufig berücksichtigt wurden als in den anderen Partnerländern, dass also in dieser Hinsichtein gewisser Aufholbedarf besteht. Aber auch in der Schweiz werden teilweise große Defiziteerkannt, vergleicht man die Angaben, wo Bodeneigenschaften heute nicht berücksichtigtwerden, in Zukunft aber in den Planungsprozess integriert werden sollte.Hinsichtlich der Gemeindegröße gibt es kaum gravierende Unterschiede, tendenziell isteinerseits in größeren Städten und andererseits in kleinen Gemeinden die Forderung nachunbedingter Berücksichtigung der Bodeneigenschaften etwas stärker als im „Mittelfeld“(Gemeinden zwischen 10.000 und 50.000 Einwohnern). Die starke Berücksichtigung desFaktors Boden in der Ausweisung von landwirtschaftlich genutzten Flächen in größerenStädten (sowohl derzeitiger Ist- als auch erwünschter Soll-Zustand) kann dahingehendinterpretiert werden, dass hier eher Sonderkulturen wie etwa Feldgemüse vorherrschen unddaher Bodeneigenschaften von größerer Bedeutung sind als für Flächen, die lediglich alsFutterwiesen und Mähweiden genutzt werden.BodenfunktionenBei der Erhebung der Interessensgebiete von Gemeindeplanern (Frage 6, Abb. S. 20) zeigtsich in allen Ländern ein hoher Informationsbedarf zur Funktion des Bodens imWasserkreislauf bzw. zum aktuellen Grundwasserstand.Als weitere Prioritäten hinsichtlich raumplanerischen Entscheidungen sind die aktuelleSchadstoffbelastung von Böden (besonders in Deutschland und in größeren Städten), dieLebensraumfunktion für Tiere, Bodenorganismen und natürliche Vegetation (auch hierbesonders stark in Gemeinden mit über 50.000 Einwohnern) und mechanische Eigenschaften(Bodenstabilität – vor allem in österreichischen Gemeinden von Bedeutung) zu sehen. Etwas- 19 -


Inhaltliche Ansprüche an das Bewertungsverfahrenüberraschend für Stadtregionen ist der relativ hohe Stellenwert der „Lebensraumfunktion fürKulturpflanzen“, sprich der natürlichen Landbaueignung.Von vergleichsweise geringer Bedeutung ist die Rolle des Bodens als kulturräumlichesArchiv und die Fähigkeit, saure Einträge zu puffern.Generell wird der Berücksichtigung von Bodenfunktionen bei raumplanerischenEntscheidungen in größeren Städten eine höhere Bedeutung zugemessen als in kleinerenGemeinden.100%90%80%70%Frage 6: Welche Informationen über den Boden sind fürEntscheidungen in der Raumplanung von Interesse? (n >167) *)gültige Einträge60%50%40%30%20%10%0%Funktion im Wasserkreislauf (K)Grundwasserstand (K)aktuelle Schadstoffbelastung (F)Lebensraum für natürliche Vegetation (L)Bodenstabilität (S)Lebensraum für Tiere (L)Bodenversiegelung (S)natürliche Landbaueignung (L)Erosionsgefährdung (S)Rohstoffquelle (S)naturräumliches Archiv (A)Empfindlichkeit gg. Schadstoffeinträgen (F)Filter, Puffer und Transformator für org. Stoffe (F)Seltenheit von Bodentypen (L)Filter und Puffer für anorganische Stoffe (F)natürlicher Zustand des Bodens (L)Nitratrückhaltevermögen (F)Kohlenstoffspeicher (S)Verdichtung (S)kulturräumliches Archiv (A)Säurepufferfunktion (F)Funktion im Nährstoffkreislauf (K)hohe mittlere geringe oder keine Priorität*) n = 112 bei "Funktion im Nährstoffkreislauf" Quelle: eigene Erhebungen(L)(K)(F)(A)(S)Lebensraumfunktion – Boden als Lebensgrundlage für Menschen, Tiere, Pflanzen und BodenorganismenKreislauffunktion – Boden als Bestandteil des NaturhaushaltsFilterfunktion – Boden als Abbau-, Ausgleichs- und Aufbaumedium für stoffliche EinwirkungenArchivfunktion – Boden als Archiv der Natur- und Kulturgeschichtesonstige Bodenfunktionen und Interessensfelder- 20 -


Inhaltliche Ansprüche an das BewertungsverfahrenGefährdungsbereicheDie Frage nach den Gefährdungen des Bodens (Frage 7, Abb. S. 21) wird in allen Länderneindeutig beantwortet: In mehr als 60 % der Gemeinden sind Böden vor allem durchÜberbauung und Versiegelung stark bis sehr stark beansprucht. Mit einigem Abstand werdenSchadstoffeinträge (diffus und punktuell durch lokale Kontaminationsquellen) als weitereGefahr für den Boden gesehen, Erosionsprozessen kommt in den Siedlungsbereichenerwartungsgemäß die geringste Bedeutung zu.100%90%80%70%Frage 7: Wodurch werden Böden beansprucht oder gefährdet?(n >173)gültige Einträge60%50%40%30%20%10%0%Flächenverbrauchorganische Schadstoffelokale SchadstoffquellenÜberschwemmunganorganische SchadstoffeBodenbewegungenGrundwasserschwankungenmechanische BeanspruchungWassererosionWinderosionstarke bis sehr starke geringe bis mäßige keine BeanspruchungQuelle: eigene ErhebungenVor allem in größeren Städten mit über 50.000 Einwohnern ist der Flächenverbrauch eingravierendes Problem, 85 % dieser Gemeinden sehen ihre Böden durch Versiegelungen amstärksten gefährdet. Hingegen schätzt nur ein Drittel der kleinen Gemeinden mit weniger als10.000 Einwohnern den Flächenverbrauch als starke bis sehr starke Beanspruchung ein,- 21 -


Inhaltliche Ansprüche an das Bewertungsverfahrenweitere 52 % sehen ihre Böden dadurch gering bis mäßig in Mitleidenschaft gezogen. Auchlokale Schadstoffquellen werden eher in größeren Gemeinden als Bedrohung gesehen.Hingegen scheinen Schwankungen des Grundwassers und Überschwemmungen in kleinenGemeinden eine wichtigere Rolle zu spielen.2.2.3. TendenzenVon Seiten der Projektpartner wird eine Orientierung an der Eignung für bestimmteBodennutzungen gefordert, da einzelne Bodenfunktionen in ihrer Bedeutung für die jeweiligeNutzung unterschiedlich bewertet werden.Generell wird aber die Rolle des Bodens im Wasserkreislauf, konkret das Versickerungspotenzial(die Eignung des Bodens zur dezentralen und flächenhaften Versickerung vonNiederschlagswässern) und die Speicherkapazität der Böden als Grundlage zur Vermeidungoder Verminderung von Hochwasserschäden als äußerst wichtig angesehen. Die Eignung vonBöden für deren Nutzung als Kinderspielplatz, Familien- und Kleingarten oder für Landbauist ebenso von Interesse wie die aktuellen und potenziellen Schadstoffbelastungen und dieAuswirkungen des Bodens (hier vor allem im Sinne von: unversiegelten Flächen) auf dasStadtklima (siehe Tab. 2).Darüber hinaus divergieren die Anforderungen entsprechend lokalspezifischerProblemstellungen. So hat beispielsweise in Zürich die Bewertung der Schadstoffbelastungvon Kleingärten Priorität, in Linz steht die Eignung bestimmter Flächen für Kinderspielplätzeund Wohngebiete im Vordergrund und in Maribor sind Versickerungspotenzial und dieFunktion des Bodens als Schadstofffilter zur Nutzung von Grundwasser als Trinkwasser vonspezieller Bedeutung. Abgesehen von einigen Sonderfällen decken sich also dieInteressensfelder der Partnergemeinden mit jenen der Teilnehmer an der Fragebogenaktion,wie die Abbildungen zu Frage 5 und 6 zeigen (siehe oben).Frage 5 (Abb. S. 17 und 18) lässt den grundlegenden Schluss auf ein erkennbares – und vonden Planern auch als solches erkanntes – Bodenschutzdefizit zu. Nur in Einzelfällen (


Inhaltliche Ansprüche an das BewertungsverfahrenDer hohe Informationsbedarf zur Funktion des Bodens im Wasserkreislauf bzw. zumaktuellen Grundwasserstand muss eventuell durch die Angaben zu Frage 7 (Abb. S. 21) einwenig relativiert werden. Die Beanspruchung und Gefährdung von Böden durchGrundwasserschwankungen und Überschwemmungen wird von nur rund 12 % der Befragten– mit Abweichungen nach oben in Österreich – als „stark bis sehr stark“ und von weiteren50% als „gering bis mäßig“ eingestuft und damit in weniger Gemeinden als Problem gesehenals beispielsweise Schadstoffbelastungen oder mechanische Beanspruchung von Böden.In den meisten Fällen dürfte sich das Interesse an den hydrologischen Eigenschaften derBöden auf die Eignung für dezentrale Versickerung und die dadurch ermöglichte Schaffungvon Ausgleichsflächen für versiegelte Areale beziehen.2.2.4. Diskussion und Schlussfolgerungen für TUSEC-IP• Orientierung an den Bedürfnissen der PlanerIm Vordergrund der Bewertung steht nicht die Erfüllung bestimmter (ökologischer)Bodenfunktionen per se, sondern deren Bedeutung für die Eignung oder Nicht-Eignung verschiedener Formen der Landnutzung. Diese Vorgehensweise hat denVorteil, dass parallel zur Bewertung der Eignung für verschiedene Nutzungsformenauch die Schutzwürdigkeit oder Schutzbedürftigkeit von Böden bewertet werden kann.• Anpassungsfähigkeit des Systems an unterschiedliche AufgabenstellungenSowohl die Einschätzung, für welche Nutzungsformen die Bodeneigenschaften (mit)zu bewerten seien, als auch das Interesse an Bodenfunktionen an sich, ist in denGemeinden äußerst unterschiedlich. Daher muss das Bewertungssystem entweder vonvornherein eine Beurteilung für alle erdenklichen Nutzungsformen ermöglichen oderaber Erweiterungsmöglichkeiten in Form von einfach integrierbaren Zusatzmodulenbieten.• Bereitstellung geeigneter Methoden mit Schwerpunkt WasserhaushaltDie Entwicklung neuer Bewertungsmethoden zur Beurteilung einzelnerBodenfunktionen ist – wie oben erwähnt – nicht die primäre Aufgabe von TUSEC-IP,das Hauptaugenmerk sollte auf der Bewertung der Nutzungseignung liegen. ZurBewertung einzelner Bodenfunktionen, die als Zwischenschritt nötig ist, könnenbestehende und in der Praxis erprobte Methoden herangezogen werden, wie sie- 23 -


Inhaltliche Ansprüche an das Bewertungsverfahrenbeispielsweise im Bericht der Bund/Länder-Arbeitsgemeinschaft Bodenschutz(LABO, 2003) oder im Methodenkatalog der AD-HOC-AG BODEN (2003) angeführtsind.Für das Bewertungssystem soll eine (Vor-)Auswahl geeigneter Methoden nach denspeziellen Anforderungen für Stadtregionen getroffen werden, wobei im Hinblick aufdie Interessenslage der Planer die Bewertungsmethoden zur Beurteilung der Funktiondes Bodens im Wasserhaushalt mit besonderer Sorgfalt auszuwählen sind.• Möglichkeit zum Einbau verbesserter oder angepasster BewertungsmethodenDa die angesprochene Methodenauswahl zur Beurteilung von Bodenfunktionen nurnach allgemeinen Kriterien erfolgen kann, muss das Bewertungssystem über definierteSchnittstellen offen für die Integration zusätzlicher Bewertungsmethoden sein, die denlokal unterschiedlichen Rahmenbedingungen besser angepasst sind. Auf diese Weisekönnen auch heute noch unzureichende Methoden, wie etwa zur Beurteilung derArchivfunktion, in Zukunft problemlos durch verbesserte Versionen ersetzt werden.• Indikatoren für weitere UntersuchungenHinsichtlich der Untersuchung aktueller Schadstoffbelastungen bzw. derEmpfindlichkeit gegenüber zukünftigen Schadstoffeinträgen soll ein Indikatorenseterarbeitet werden, mit dessen Hilfe bereits auf einer kleinen Maßstabsebene(Übersichtsmaßstab < 1:10.000) abgeschätzt werden kann, in welchen Bereichendetailliertere Analysen sinnvoll sind.• Definition „Stadtboden“Im Rahmen von TUSEC-IP sollen sowohl anthropogen überprägte, also(teil)versiegelte, umgelagerte, verfüllte, aufgetragene und städtisch-industriellvorbelastete Böden in Verdichtungsräumen, als auch heute noch landwirtschaftlichgenutzte bzw. brach liegende Böden am Siedlungsrand –potenzielles „Entwicklungsgebiet“– jeweils bis zu einer Tiefe von einem Meter bewertet werden (vgl. BLUME1992, PIETSCH & KAMIETH 1991). Das Bewertungssystem kann also keineumfassende Beurteilung der Baugrundeignung einer Fläche im Sinne einesbaugeologischen Gutachtens liefern, da lediglich hydropedologische undbodenmechanische Eigenschaften bis in einen Meter Tiefe erhoben werden.- 24 -


Inhaltliche Ansprüche an das BewertungsverfahrenDie Beurteilung von Waldflächen und nicht für die Nutzung geeignetenHangbereichen ist vorerst sekundär, kann aber in einem Ausbauschritt integriertwerden.• Reduzierung des Flächenverbrauchs als EndzielDas Bewertungssystem sollte nicht nur die Eignung von Böden für Landnutzungenbeurteilen sondern auch die Möglichkeit bieten, solche Flächen auszuweisen, dieaufgrund einer besonders hohen Funktionserfüllung auf alle Fälle bebauungsfreibleiben sollten bzw. wo auf eine Minimierung der Versiegelung geachtet werdenmuss.Als wertvolles Instrument zur Steuerung künftiger Entsiegelungsmaßnahmen und zurBewusstseinsbildung, wie stark der Flächenverbrauch in einzelnen Gemeinden in derVergangenheit zugenommen hat bzw. welche Ausmaße heute erreicht sind, kann eineVersiegelungskarte incl. Darstellung der historischen Entwicklung dienen.• Grenzen der EinsatzmöglichkeitenAufgabe von TUSEC-IP ist aber nicht, auf Grundlage Bodenbewertung die Siedlungsentwicklungzu be- oder gar verhindern. Das Bewertungsverfahren soll im Gegenteildazu beitragen, die räumliche Entwicklung auf ökologisch verträgliche Standorte zulenken. Es kann dabei aber nicht mehr als ein – bislang fehlender – Baustein in einemvielschichtigen Entscheidungsprozess sein, in dem kommunale Raumplanung unterdem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit ermöglicht wird.- 25 -


Formale Ansprüche an das Bewertungsverfahren2.3. Formale Ansprüche an das Bewertungsverfahren2.3.1. GegenstandZur Steigerung der Praktikabilität des Bewertungsinstruments wird die gewünschteDarstellungsform, sowie die für die Planung erforderliche Genauigkeit hinsichtlich Maßstabund Detaillierungsgrad der Ergebnisse erhoben. Wird eine Einbindung in ein vorhandenesGIS gewünscht oder sind kartographische Darstellungen in einem bestimmtenplanungsrelevanten Maßstab ausreichend? Sind die Bewertungsergebnisse für einzelneTeilfunktionen von Interesse oder ist ein Planer hauptsächlich an einem einfachen,aggregierten Summenwert interessiert, der die Eignung eines Bodens für bestimmteNutzungen angibt?Da die Arbeit mit einem Bewertungssystem einen gewissen zusätzlichen Aufwand bedingtsoll abgeschätzt werden, welcher Aufwand von Gemeinden für die Bodenbewertungakzeptiert wird bzw. welcher Beitrag von ihnen geleistet werden kann. Schließlich soll nochabgeschätzt werden, auf welcher Planungsebene ein Bewertungssystem sinnvoller weise zumEinsatz kommen könnte.2.3.2. ErgebnisseMehr als ein Drittel der befragten Gemeinden ist nicht bereit, zusätzliche Mittel für dieIntegration von Bodenschutz in die Raumplanung bereitzustellen (Frage 47, Abb. S. 27),wobei dieser Wert in der Schweiz sogar noch deutlich höher liegt (52 %). Allerdings könntensich immerhin rund 30 % vorstellen, ein Bewertungssystem einzusetzen, solange damitlediglich „Schreibtischarbeit“ und keine Primärerhebungen (Geländebegehungen,Kartierungen) verbunden sind. Nötige Erhebungen würden von lediglich 6 % der Befragtenselbst durchgeführt werden, allerdings wäre für 40 % die „Auslagerung“ der Bodenbewertung(incl. nötiger Erhebungen) an externe Experten denkbar, zumal in einem ähnlichenProzentanteil der Gemeinden raumplanerische Maßnahmen ohnehin von oder in Kooperationmit externen Büros erarbeitet werden. Lediglich in größeren Städten mit über 50.000Einwohnern scheint die Bereitschaft größer zu sein, ein Bodenbewertungssystem mit (18 %)oder ohne Eigenerhebungen (41 %) einzusetzen, in 11 von 31 dieser Städte könnten lauteigenen Angaben Bodenkartierungen selbständig durchgeführt werden.- 26 -


Formale Ansprüche an das BewertungsverfahrenFrage 47: Welcher Aufwand wäre im Zusammenhang mitBodenschutz für die Gemeinde akzeptabel? (n=184)50%gültige Einträge40%30%20%10%0%kein zusätzlicherAufwandArbeit mitBewertungssystem(ohneEigenerhebungen)Arbeit mitBewertungssystem(mitEigenerhebungen)Bodenbewertungdurch externeExpertenQuelle: eigene ErhebungenDie Bodenbewertung ohne Einbeziehung von Experten wird auch dadurch erschwert, dasslediglich in einem Sechstel aller Gemeindeverwaltungen (in Österreich, bedingt durch dieandere Größenstruktur, ebenso wie in kleineren Gemeinden in der Schweiz und Deutschlandjeweils weniger als 10 %) Personen beschäftigt sind, die entsprechende Untersuchungenselbständig durchführen könnten (Frage 48, Abb. S. 27).Frage 48: Gibt es in Ihrer Gemeinde einePerson, die Bodenkartierungen eigenständigdurchführen könnte? (n=186)unbekannt24%ja18%nein58%Quelle: eigene Erhebungen- 27 -


Formale Ansprüche an das BewertungsverfahrenDie Integration des Bodenbewertungssystems in ein Geographisches Informationssystem(GIS) wird von 77 % gefordert. Betrachtet man nur jene Gemeinden, die bereits mit einemGIS ausgestattet sind (145 Gemeinden, vgl. Frage 43, Abb. S. 55), so steigt dieser Wert auffast 90 %. 55 % der Gemeinden (CH: 73 %, A: 45 %) würden sich mit einer einfachenBewertungskarte zufrieden geben, eine detaillierte Kartendarstellung aufgegliedert nachBodenfunktionen und Nutzungen fordern immerhin 25 %. Gering (ca. 5 %) ist die Nachfragenach einem eigenständigen Bodeninformationssystem (Frage 49, Abb. S. 29).Die Möglichkeit einer zusätzlichen textlichen Erläuterung der Ergebnisse wird von 23 % derGemeinden gewünscht, lediglich 2 % würden sich mit einer reinen Textversion zufriedengeben.Eine parzellenscharfe Bewertung bzw. Darstellung der Ergebnisse wird von 17 % derBefragten gewünscht, weitere 26 % fordern eine parzellenscharfe Bewertung zusätzlich zueiner Übersicht. Lediglich in der Schweiz erachten 82 % eine Übersichtsdarstellung fürausreichend (Frage 50, Abb. S. 30). Mit zunehmender Gemeindegröße wächst auch derBedarf nach einer Umsetzung beider Darstellungsvarianten.- 28 -


Formale Ansprüche an das BewertungsverfahrenFrage 49: In welcher Form sollte ein Bewertungssystem Informationenüber Böden als Entscheidungshilfe für raumplanerische Maßnahmenbereitstellen? (n=184)100%90%80%70%gültige Einträge60%50%40%30%20%10%0%textliche Erläuterungeinfache Bewertungskartedetaillierte KarteEinbindung in ein GISBodeninformationssystemQuelle: eigene ErhebungenWird die Frage nach der Ergebnispräsentation weiter spezifiziert (Frage 51, Abb. S. 30), so istsowohl eine Aggregierung der Teilergebnisse zu einem Summenwert wie auch dieDarstellung einzelner Teilergebnisse erwünscht: 56 % der Befragten fordern beideDarstellungsmöglichkeiten, nur rund 18 % erachten einen einzelnen Summenwert („Ein-Wert-Bewertung“) als ausreichend. Auch hier gilt: je größer die Gemeinde, umso stärker dieForderung nach beiden Varianten.Die Antworten auf 50 und 51 sind allerdings auch unter dem Aspekt zu sehen, dass noch keinBewertungssystem existiert bzw. eingesetzt wird und die Frage nach Darstellungsdetails nurtheoretisch zu beantworten ist – die Unsicherheit, wie ein Bewertungssystem überhauptaussehen könnte ist vermutlich Mitgrund dafür, dass immerhin 18 % der Befragten (23 % inDeutschland, 24 % in der Schweiz, 9 % in Österreich) Frage 51 unbeantwortet ließen.- 29 -


Formale Ansprüche an das BewertungsverfahrenFrage 50: In welcher räumlichen Auflösungsoll das Bewertungsergebnis dargestelltwerden? (n=184)beideVarianten26%parzellenscharfeDarstellung17%Übersichtsdarstellung57%Frage 51: In welcher inhaltlichen Auflösungsoll das Bewertungsergebnis dargestelltwerden? (n=160)beideVarianten56%aggregierterSummenwert18%Teilresultateseparat26%Quelle: eigene ErhebungenDie Einsetzbarkeit eines Bewertungssystems wird eher auf lokaler Ebene und dort vor allemim Rahmen der Flächenwidmungsplanung gesehen (Frage 52, Abb. S. 31), nur etwa 22 % derdeutschen und 35 % der österreichischen Gemeinden gaben an, ein solches System wäre inder überörtlichen Planung (z.B. regionale Grünzonen) sinnvoll einzusetzen. Anders das- 30 -


Formale Ansprüche an das Bewertungsverfahren2.3.3. TendenzenDie Ansprüche der Projektpartner an das Bewertungssystem wurden bereits im Winter2003/2004 erhoben und in der Arbeit an AP 7 berücksichtigt. So wurde etwa der Forderungseitens der Partnergemeinden entsprochen, einerseits als Grundlage für vorbereitendePlanungen (z.B. örtliches Raumordnungskonzept, Stadtentwicklungskonzept) eine Bewertungauf einer rechtlich nicht verbindlichen, lokalen bis regionalen Maßstabsebene durchzuführen(TUSEC-intern: „B-Ebene“) und andererseits auch detaillierte Bewertungen imrechtsverbindlichen Planungsmaßstab („A-Ebene“) zu ermöglichen. Diese Vorgehensweisewird durch die Ergebnisse der Gemeindebefragung bestätigt.Seitens der Projektpartner wird festgehalten, dass die Einbeziehung von Bodenspezialistendurchaus wünschenswert und bodenkundliche Expertise vor allem bei der Erhebung vonPrimärdaten auf der A-Ebene unerlässlich ist. Allerdings sind die Bewertungsergebnisse soaufzubereiten, dass Verantwortliche der örtlichen Raumplanung diese einfach interpretierenund als Entscheidungsgrundlage heranziehen können.Betrachtet man die Umfrageergebnisse so muss man allerdings feststellen, dass dieBereitschaft, Zeit, Geld oder Personal für den Bodenschutz bereit zu stellen eher gering ist,solange dies nicht durch gesetzliche Vorgaben explizit gefordert wird. Angesichts der ohnehinschon komplexen Planungsverfahren in Kombination mit der angespannten finanziellenSituation in vielen Kommunen ist dieses Ergebnis (Frage 47, Abb. S. 27) nicht weiterverwunderlich – trotzdem wird das eindeutige Bekenntnis zum Bodenschutz (Frage 5/2,Frage 1) dadurch ein wenig relativiert.Die Entwicklung eines digitalen Systems, das in einem weiteren Schritt in ein bestehendesGeographisches Informationssystem (GIS) integriert werden kann, ist eine zentraleForderung. Diese zielt nicht zuletzt auf das erkannte Defizit ab, bodenschutzrelevanteInformationen bislang nur unzureichend an die jeweiligen Entscheidungsträgerkommunizieren zu können. Der von Seiten einiger Projektpartner angestrebte Aufbau einerBodendatenbank wird dadurch ebenfalls erheblich erleichtert.Die Entwicklung eines eigenständigen Bodeninformationssystems hat vorerst keine Priorität.Aus den Angaben zum Fragekomplex 47 bis 52 können auch Rückschlüsse aufunterschiedliche Ansichten zur Verantwortung für Bodenschutz im Allgemeinen gezogenwerden. In einer groben Verallgemeinerung könnte man die Ergebnisse dahingehend- 32 -


Formale Ansprüche an das Bewertungsverfahreninterpretieren, dass in Deutschland und Österreich eher die Kommunen, hingegen in derSchweiz eher die Kantonsverwaltungen als zuständig für Bodenschutzmaßnahmen gesehenwerden. Dies geht d’accord mit Angaben zur fachlichen Zuständigkeit für den Bodenschutz,die ein Viertel der Schweizer Gemeinden nicht auf lokaler Ebene angesiedelt sieht (vgl. Frage46, Abb. S. 59). Zieht man die Gemeindegröße in Betracht, so wird in größeren Gemeinden(mehr als 50.000 Einwohner) tendenziell eher die Möglichkeit gesehen, die Bodenbewertungsowohl auf lokaler als auch regionaler Ebene in die Raumplanung einfließen zu lassen.Die Projektpartner aus Linz wiesen in Diskussionen wiederholt darauf hin, dass Bodenaspekteunbedingt bereits im örtlichen Raumordnungskonzept und im Flächenwidmungsplanberücksichtigt werden müssen, da entsprechende Lenkungsmaßnahmen im Rahmen derBebauungsplanung nur mehr sehr eingeschränkt möglich sind. Diese Forderung entsprichtauch durchaus der aktuellen Praxis in österreichischen Gemeinden, die ein wenig von dendeutschen Gepflogenheiten abweicht (vgl. Frage 16 – 2.6.2., Punkt „Bodenschutzmaßnahmen“).2.3.4. Diskussion und Schlussfolgerungen für TUSEC-IP• Verwendung vorhandener DatengrundlagenDer Mangel an Zeit, Geld und bodenkundlichem Fachpersonal vor allem in kleinerenGemeinden lässt eine detaillierte Bodenbewertung auf Grundlage umfangreicherEigenerhebungen in vielen Fällen nicht zu. Daher sollte die Möglichkeit gebotenwerden, zur Bewertung weitestgehend vorhandene Daten („Sekundärdaten“)heranziehen zu können und Kartierungen, Geländebegehungen usw. auf ein absolutunerlässliches Mindestmaß zu reduzieren. Dieser Ansatz scheint für die B-Ebene(siehe Tab. 3) praktikabel.• Modularer AufbauGemäß der allgemeinen Forderung (siehe 2.1.) nach Anpassungsfähigkeit des Systemsan besondere nationale, regionale oder lokale Problemstellungen und rechtlicheVorgaben (siehe 2.4.), technische Ausrüstung und Datengrundlagen von starkschwankender Quantität und Qualität, lokal divergierende planerische Zielsetzungenund nicht zuletzt unterschiedliche bodenkundliche Kompetenz der Anwender soll dasBewertungssystem Eingriffsmöglichkeiten für den Bearbeiter bieten, durch die dasSystem für die gewünschten Zwecke adaptiert und erweitert werden kann.- 33 -


Formale Ansprüche an das Bewertungsverfahren• Konzeption des Bewertungssystems auf zwei EbenenUm den Forderungen nach einer Übersichtsdarstellung einerseits und einerdetaillierten, parzellenscharfen Bewertung andererseits nachzukommen, wird einBewertungssystem mit zwei Modulen entwickelt, die sich untereinander ergänzensollen.Tab. 3: Zweistufiges BewertungssystemPlanungsebene „A“Übersichtsebene „B“Maßstab größer als 1:10.000 1:10.000 und kleinerVerbindlichkeit rechtlich bindend rechtlich nicht bindendEinsetzbarkeitDatengrundlageSchnittstellenfür Einzelflächen (z.B. beigeplanten Nutzungsänderungen,Verdachtsflächen, …)Kartierungen; ExpertenwissenunerlässlichEinsatz von „A“ zur punktuellenVerifizierung von Ergebnissen aufEbene „B“für gesamtes Gemeindegebiet (bzw.Dauersiedlungsraum)hauptsächlich bereits vorhandeneDaten („Sekundärdaten“, z.B. auchin Form von Konzeptbodenkarten)Resultate von „A“ könnenaggregiert als Input für „B“verwendet werden• Einfache Darstellung der Bewertungsergebnisse nicht ausreichendDie im Vorfeld angedachte Reduzierung der Ergebnisdarstellung auf eine simple "Ein-Wert"-Bewertungskarte, sprich der Ausweisung von Flächen als "geeignet","eingeschränkt geeignet", "nicht geeignet" für eine bestimmte Nutzung ist nichtausreichend. Zwar ist auch diese einfachste Form der Ergebnispräsentation erwünscht,allerdings ist die Darstellung einzelner Teilergebnisse (etwa Erfüllungsgradbestimmter Bodenfunktionen) ebenfalls von Interesse.• Expertenwissen ist prinzipiell verfügbarIn Detailfragen sind Eigenerhebungen unbedingt nötig, um brauchbare Ergebnisse ausder Bewertung zu erhalten. Wie heute in anderen Bereichen der Planung durchausüblich (vgl. Frage 45, Abb. S. 58), kann die Datenaufnahme oder sogar das gesamteBewertungsverfahren an externe Experten ausgelagert werden. Dadurch kann das- 34 -


Formale Ansprüche an das BewertungsverfahrenBewertungssystem (auf der A-Ebene – siehe Tab. 3) höhere Anforderungen an diebodenkundliche Kompetenz des Bearbeiters stellen.• GIS-TauglichkeitDas Bewertungssystem sollte in ein Geographisches Informationssystem integriertwerden können, wobei die Vielzahl eingesetzter Systeme eine plattformunabhängigeLösung nahe legt.Aufgrund zeitlicher, personeller und finanzieller Einschränkungen ist es nichtmöglich, das Bewertungssystem als fertiges GIS-Tool zu implementieren. Im Rahmenvon TUSEC-IP wird lediglich die Grundstruktur zur Bodenbewertung und eineAnleitung zur Anwendung durch Planer entwickelt – die Umsetzung in GIS kannAufgabe eines Nachfolgeprojekts sein.• Minimum und Optimum-VariantenAufgrund der unterschiedlichen lokalen Gegebenheiten im Hinblick aufDatenverfügbarkeit, vorhandener technischer, personeller und finanzieller Ausstattungsind beim Bodenbewertungsverfahren Möglichkeiten zu entwickeln, die eineBewertung der Bodenfunktionen mit einem Minimum und alternativ dazu mit einemOptimum an erforderlichen Daten zulassen.• Einsatz auf lokaler Ebene mit Möglichkeit zur Anwendung in überörtlichenPlanungsverfahrenPrinzipiell ist das Bodenbewertungssystem so zu konzipieren, dass es aufverschiedenen Maßstabsebenen einsetzbar ist (siehe oben, Tab. 3). In der Praxis solltedas Verfahren vor allem im Rahmen der Flächenwidmungsplanung bzw. der zugrundeliegenden Erstellung örtlicher Entwicklungskonzepte erprobt werden.Die Implementierung des Systems auf rechtlich bindender Planungsebene (A-Ebene)ermöglicht auch den versuchsweisen Einsatz in der Bebauungsplanung sowie beiallfälligen Umweltverträglichkeitsprüfungen, die auf Übersichtsebene (B-Ebene)ermittelten Ergebnisse könnten im Bedarfsfall in der regionalen Planung (z.B.überörtliche Grünzonen) herangezogen werden.- 35 -


Rechtliche Grundlagen und Lokale Agenda 212.4. Rechtliche Grundlagen und Lokale Agenda 212.4.1. GegenstandDas Anforderungsprofil mitbestimmend sind die rechtlichen Grundlagen, die auf europäischerund nationaler Ebene, auf der Ebene der Bundesländer und der Kommunen inunterschiedlichster Ausprägung und rechtlicher Bindungsstärke das Handlungsfeld desBodenschutzes begrenzen. Sie sind wesentlicher Bestandteil der Ausgangssituation und legensehr stark den Handlungsrahmen von Kommunen für die räumliche Planung und Maßnahmenfür den Bodenschutz fest.Das betrifft beispielsweise gesetzliche Vorgaben für den Bereich des stofflichen Zustands vonBöden, d.h. Grenz- und Richtwerte oder für die verschiedenen Verfahren der räumlichenPlanung in den Kommunen.Da die konkrete Ermittlung der rechtlichen Grundlagen in den jeweiligen PartnerländernGegenstand der Untersuchungen in AP 5 sind und dort detailliert behandelt werden(LÜSCHER et al. 2004), interessiert im Zusammenhang mit der Bearbeitung von AP 6 vorallem der „weiche“ Bereich des Rechtsrahmens, der für die Entwicklung von Strategien in AP9 von Bedeutung sein kann.Ein solcher Bereich ist die Möglichkeit einer aktiven Mitgestaltung von Planungs- undOrtsentwicklungsprozessen, die Bürgerinnen und Bürgern einer Kommune z. B. im Rahmenvon Lokalen Agenda 21-Prozessen gewährt wird und die über das gesetzlich vorgegebeneBeteiligungsgebot weit hinausgehen kann und damit die Einflussnahme der Bürgerschaft undTräger öffentlicher Belange stärkt.In diesem Zusammenhang wurden für AP 6 Informationen abgefragt, die das Vorhandenseinund die Qualität von LA 21-Aktivitäten betreffen. Für AP 9 lassen sich daraus wertvolleHinweise für eine praktizierte offene Planungskultur und einem Potenzial für Maßnahmen desvorsorgenden Bodenschutzes ableiten.2.4.2. ErgebnisseGefragt wurde nach bestehenden LA 21-Aktivitäten. 54 % (99 von 183 gewertetenNennungen) der Befragten gaben an, dass es in ihrer Kommune Aktivitäten im Rahmen derLA 21 gibt (Frage 34, Abb. S. 37), wobei eine starke Korrelation mit der Gemeindegrößeerkennbar ist: in 85 % der größeren Städte, 55 % der Gemeinden mittlerer Größe (10.000 bis50.000 Einwohner) und 23 % der kleineren Gemeinden wurden oder werden LA 21-Prozessedurchgeführt.- 36 -


Rechtliche Grundlagen und Lokale Agenda 21Die Themen, mit denen sich die LA 21-Akteure befassen, sind ziemlich gleich verteilt (Frage35, Abb. S. 38); meistgenannt und mit großer Nähe zum Bodenschutz sind die ThemenfelderNatur und Landschaft sowie Ortsentwicklung. Zusätzlich angegeben wurden auch Themenwie z. B. Stadtökologie, Immissionen, Wasserver- und -entsorgung oder Boden selbst.Frage 34: Gibt es in Ihrer GemeindeAktivitäten im Rahmen der LA 21? (n=136)nein46%ja54%Quelle: eigene ErhebungenWas Entscheidungen der Gemeinden anbelangt, gaben 40 % (43 von 107 gewertetenNennungen) der Befragten an, dass LA-21-Akteure an Entscheidungen der Kommunebeteiligt werden bzw. 43 % (46 von 107 gewerteten Nennungen) fallweise in kommunaleEntscheidungsprozesse miteinbezogen werden (Frage 36, Abb. S. 38). In 27 % (30 von 112gewerteten Nennungen) gibt es mit Beteiligung der LA 21-Akteure einen Umwelt- bzw.Nachhaltigkeitsbeirat (Frage 37, Abb. S. 39). Die Ergebnisse von LA 21-Prozessen sind inden Stadtverwaltungen einsehbar (Planungsamt, Bauamt, Umweltabteilung) oder vielfachauch im Internet veröffentlicht (Frage 38, ohne Abb.)Die länderspezifische Interpretation der Daten ist schwierig. LA 21-Aktivitäten ganzallgemein überwiegen nach den Befragungsergebnissen in Deutschland und Slowenien mitdeutlich mehr Ja- als Nein-Stimmen.Ein Umwelt- oder Nachhaltigkeitsbeirat ist in vielen Kommunen vorhanden, vor allem inÖsterreich und Deutschland mit Beteiligung der LA 21-Akteure. Die Themenfelder der LA21 lassen sich länderspezifisch wenig differenziert interpretieren. Allen Ländern gemeinsam- 37 -


Rechtliche Grundlagen und Lokale Agenda 21ist eine gleiche hohe Bedeutung von Themen, die sich mit der Ortsentwicklung und Natur undLandschaft befassen.Frage 35: Mit welchen Themen befasst sich die LA21hauptsächlich? (n=98)166561684576OrtsentwicklungWirtschaftNatur und LandschaftVerkehrEnergiesozialer Zusammenhaltsonstige63Quelle: eigene ErhebungenFrage 36: Wird die Gemeindebevölkerung imRahmen der LA 21 an Entscheidungenbeteiligt? (n=107)ja (43)nein (18)fallweise(46)- 38 -Quelle: eigene Erhebungen


Rechtliche Grundlagen und Lokale Agenda 21Frage 37: Gibt es in Ihrer Gemeinde einenUmwelt- bzw. Nachhaltigkeitsbeirat o. ä.?ja, ohneBeteiligungder LA 21-Akteure (17)(n=112)nein (67)ja, mitBeteiligungder LA 21-Akteure (30)Quelle: eigene ErhebungenDie Antwort auf Frage 40 (Abb. S. 40), wonach gesetzliche Anforderungen auf Grundlage dervorliegenden Informationen zu einem überwiegenden Teil ausreichend erfüllbar sind, musskritisch betrachtet werden. So wurde die Frage von knapp 30 % der Gemeinden nichtbeantwortet, bezeichnenderweise war der Anteil an fehlenden Antworten in Deutschland – woes mit dem Bundesbodenschutzgesetz zumindest eine nationale Rechtsmaterie gibt – mit 47 %mit Abstand am höchsten.Zu den näher spezifizierenden Fragen 41 und 42 (Vollzugsdefizite undVerbesserungsvorschläge, ohne Abb.) fanden sich nur 21 respektive 15 gültige Angaben, diefür eine statistische Auswertung nicht herangezogen werden können. Tendenziell wurdenfehlende Bodeninformationen am stärksten bemängelt.In lediglich 21 Gemeinden (11 %) – vor allem in größeren Städten – gibt es Regelungen mitBodenbezug, welche über die gesetzlichen Bestimmungen von Land und Bund hinausgehen(Frage 31, ohne Abb.). Dabei handelt es sich zumeist um Versiegelungsbeschränkungen bzw.Entsiegelungsgebote, Regelungen zur Begrenzung von Schadstoffeinträgen oder um dieAusweisung von Schutzgebieten wie etwa örtlichen landwirtschaftlichen Vorrangflächen inÖsterreich (Frage 32, ohne Abb.). Die Frage nach der Motivation für diese Maßnahmen ist- 39 -


Rechtliche Grundlagen und Lokale Agenda 21aufgrund des geringen Rücklaufs nicht statistisch auswertbar, tendenziell scheinen aber vorallem ökologische Interessen wichtigster Beweggrund zu sein (Frage 33, ohne Abb.).Frage 40: Sind die gesetzlichenAnforderungen mit den vorliegendenInformationen ausreichend erfüllbar? (n=139)nein4%teilweise23%ja73%Quelle: eigene Erhebungen2.4.3. TendenzenDie Ergebnisse aus Q-MUC und AP 5 legen den Schluss nahe, dass gesetzliche Regelungenentweder überhaupt nicht existieren oder eher vage formuliert sind und vor allem dadurch vondrei Viertel der Gemeinden als unter gegebenen Voraussetzungen erfüllbar angesehenwerden. In dieses Bild passt das Ergebnis von Frage 3 (Abb. S. 12), wonach mangelndegesetzliche Vorgaben ein wesentlicher Hinderungsgrund für die Umsetzung vonBodenschutzmaßnahmen in der Raumplanung sind.Nach wie vor scheinen LA 21-Prozesse ein wichtiges Element im Gemeindeleben zu sein,wenn auch mit länderspezifischen Unterschieden. Die Existenz von Umwelt- oderNachhaltigkeitsbeiräten bestätigt die Bedeutung, die (zumindest theoretisch) von denKommunen dem Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung zugewiesen wird.2.4.4. Diskussion und Schlussfolgerungen für TUSEC-IP• Orientierung am Deutschen BundesbodenschutzgesetzDa entsprechende Vorgaben in anderen Ländern entweder fehlen oder aber an dasDeutsche Bundesbodenschutzgesetz (BBodSchG) angelehnt sind, sollten allgemein- 40 -


Rechtliche Grundlagen und Lokale Agenda 21gültige Definitionen (z.B. Bodenfunktionen laut BBodSchG 1998, §2, Abs. 2) ausdiesem Gesetzestext entnommen werden. Außerdem sind Deutschland und dieNiederlande im europäischen Kontext als Vorreiter in Sachen Bodenschutz anzusehen,weshalb sich eine europäische Bodenschutzrichtlinie oder ähnliche, in Vorbereitungbefindliche rechtliche Regelungen wohl ebenfalls an den Bestimmung dieser Länderorientieren könnte.• Anpassungsfähigkeit des Systems an unterschiedliche gesetzliche VorgabenIn einzelnen Planungsbereichen sind nationale, in den traditionell föderalistischenLändern Mitteleuropas auch regionale Unterschiede in der Rechtslage (Bsp.:Maßnahmen-, Prüf- und Vorsorgewerte zu Schadstoffbelastungen von Böden)vorhanden. Das System muss dem Anwender die Möglichkeit geben, vorgegebeneWerte entsprechend adaptieren zu können.Dies ist auch sinnvoll hinsichtlich möglicher Änderungen der gesetzlichenRahmenbedingungen im zeitlichen Ablauf.• Grundlage für gesetzliche VorgabenDurch die Schaffung eines wissenschaftlich fundierten und praxisorientiertenBewertungsinstruments leistet TUSEC-IP methodische Grundlagenarbeit, die mittelbislangfristig in die Optimierung bislang unzureichende gesetzliche Vorgaben zurBodenbewertung mit einfließen könnte.• Einbindung von LA 21-AkteurenDie erhaltenen Antworten lassen natürlich nur sehr begrenzten Rückschluss auf dasPotenzial zu, das im Bereich des Nutzbarmachens von LA 21-Prozessen für einestrategische Implementierung des Bodenbewertungsverfahrens liegt. Aber dieErgebnisse geben kleine Anhaltspunkte dafür, mit welchen Chancen undMöglichkeiten Boden und Bodenschutz als Thema von außen, von der Bürgerschaftbzw. LA 21-Akteuren in die kommunale Planungsarbeit eingebracht werden kann.Für die Anwendung des Bodenbewertungsverfahrens in AP 8 und der Entwicklungvon Strategien und Maßnahmen zur erfolgreichen Implementierung desBodenbewertungsverfahrens wird daher empfohlen, von Anfang an neben deneigentlichen Anwendern in der räumlichen Planung auch Vertreter der LA 21 mithinzuziehen:- 41 -


Rechtliche Grundlagen und Lokale Agenda 21o In AP 8, um LA 21-Akteure am Lern- und Entwicklungsprozess der Bodenbewertungteilhaben zu lassen und von deren Bewertung derAnwendungsphase möglicherweise zusätzliche wertvolle Ratschläge zuerhalten.o In AP 9, um Erfahrungen der LA 21-Akteure in der Auseinandersetzung mitKommunen und kommunalen Vertretern mit zu nutzen und in dieEntwicklungsarbeit der Strategien und Maßnahmen mit einbeziehen zukönnen.- 42 -


Datengrundlagen2.5. Datengrundlagen2.5.1. GegenstandIn einer Reihe von Fragen wurde ermittelt, welche Informationen, die für einBodenbewertungssystem relevant sein könnten, bei den Gemeinden vorhanden sind. Dazuzählen Informationen über Altlasten / Verdachtsflächen, über Untersuchungen zu stofflichenBelastungen und die Verfügbarkeit von Planungs- und Bewertungsgrundlagen. Einwesentliches Ergebnis für die Entwicklung des Bewertungsverfahrens und desAnforderungsprofils ist die Information über Datengrundlagen, die nicht vorhanden aber ausSicht der Gemeinden hilfreich für die Berücksichtigung von Böden in der Raumplanungwären.2.5.2. ErgebnisseAltlastenNach der Befragung (Frage 13, Abb. S. 44 und Tab. 4) sind die häufigsten Typen vonAltlasten bzw. Verdachtsflächen ehem. Tankstellen (1) und alte Industrie- undGewerbeflächen (6). Daneben treten Hausmülldeponien (2) am häufigsten auf. Während beiden meisten Typen die Anzahl der sanierten Standorte größer ist, als die der nicht sanierten(bei Tankstellen (1) etwa doppelt so viele), ist bei diesen Hausmülldeponien (2) und beiaufgelassenen Bahntrassen (8) die Zahl der nicht sanierten die höhere. Diese Typen werdenwohl weniger vordringlich bei der Sanierung behandelt.Tab. 4:Nr. Typen von Altlasten/Verdachtsflächen n (Anzahl Nennungen)1 ehem. Tankstellen 1742 ehem. Deponien f. Hausmüll 2133 ehem. Deponien f. gefährliche Abfälle 634 ehem. Chemischreiniger 715 Abraumhalden f. Bergbau 206 alte Industrie -/Gewerbeflächen 1617 Militärgelände (Kaserne, Schießplatz) 798 aufgelassene Bahngelände/ Bahntrassen 719 Sonstige Flächen mit erhöhtem Schadstoffeintrag18- 43 -


DatengrundlagenFrage 13: Vorliegen und Zustand von Altlasten/Verdachtsflächen Gesamt120100gültige Einträge8060402001 2 3 4 5 6 7 8 9Typen von Altlasten / Verdachtsflächensaniert nicht saniert Sanierung geplantQuelle: eigene ErhebungenAls weitere Typen von Altlasten wurden genannt (n=13):• in Österreich: Kalkschlammdeponie, Kinderspielplatz, Klärteiche, Tanklager /Raffinerien / Gaswerke• in der Schweiz: Bauschutt 50er-70er Jahre, Unfallstandorte• in Deutschland: ehem. Gasbehälter, ehem. Gaswerk, Gaswerk, NATO-Flugplatz,quecksilberbelastete Fläche, Rüstungsaltlasten, verfüllteKiesgruben.StoffbelastungenInsgesamt liegen in 65 % der Gemeinden Untersuchungen zu Stoffbelastungen vor (Frage 26,Abb. S. 45). Diese verteilen sich auf flächendeckende Untersuchungen und/oder aufVerdachtsflächen begrenzte Untersuchungen, wobei einzelne Verdachtsflächen ca. 30-50 %häufiger angegeben sind, als flächendeckende Untersuchungen. In einigen Fällen kann auchbeides angegeben sein. Starke nationale Unterschiede waren erkennbar, denn in der Schweizwerden in allen Gemeinden, in Deutschland in 2/3 und in Österreich in 1/3 der GemeindenUntersuchungen zu Schadstoffbelastungen durchgeführt. Signifikant auch der Unterschied beiKategorisierung nach Gemeindegröße: Während in 91 % der Gemeinden mit über 50.000Einwohnern Daten vorliegen – wobei mehr als die Hälfte dieser Städte sowohl flächen-- 44 -


Datengrundlagendeckende, als auch punktuelle Untersuchungen auf einzelnen Verdachtsflächen durchführte –gilt dies nur für 25 % der kleinen Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern.Frage 26: Gibt es in Ihrer GemeindeUntersuchungen zur Stoffbelastung vonBöden? (n=184)nein35%ja65%Quelle: eigene ErhebungenFrage 27/1: Analysierte Stoffe bei flächendeckendenUntersuchungen im Stadtbereich (n=111)Stickstoff22%Radionukleide5%Schwermetalle42%organischeSchadstoffe31%Quelle: eigene Erhebungen- 45 -


DatengrundlagenIn der Gesamtauswertung über alle Länder zeigt sich bei den analysierten Stoffen ausflächendeckenden Untersuchungen, dass Schwermetalle mit knapp über 40% allerUntersuchungen am häufigsten erfasst werden (Frage 27/1, Abb. S. 45). Ein sehr ähnlichesBild ergibt sich bei untersuchten Verdachtsflächen (Frage 29/1, Anhang B3).Bei den analysierten organischen Schadstoffen ergibt sich bei beiden Untersuchungstypeneine fast idente Verteilung von CKW, HCH (26 %), PAK, PAH (ca. 25 %), PCB (17 %),Dioxine und Furane (ca. 15 %), Zyanide (12 %) und 5 % teilen sich auf sonstige sehrspezifische Organika auf, die z. T. nur bei spezifischem Verdacht untersucht werden. Beiflächigen Untersuchungen sind dies MKW, BTEX [1], Tenside, Asbest, Triazin, beiVerdachtsflächen spezifischer, da aufgrund z. T. sehr spezifischer Kontamination:Sonderuntersuchung Anthrax, Schwermetalle (Pb, Hg), Arsen, Kampfstoffe (LOST, [2]),Nitrit, Chromat.90%80%70%60%50%40%30%20%10%0%Frage 28: Vorliegen der Analysenergebnisse ausflächendeckenden Untersuchungen(119 Nennugnen aus 67 Gemeinden)digitaleKarte/PlananalogeKarte/PlanEDV-DatenbankschriftlichErgebnisseexternnicht für weitereUntersuchungenverfügbarAnteil der GemeindenQuelle: eigene Erhebunge nBezüglich der Analysenergebnisse zeigen sich bei beiden Untersuchungstypen ähnlicheTrends (Frage 28, Abb. S. 46; vgl. Frage 30, Anhang B3). Die Untersuchungen liegenüberwiegend (ca. 80 % bzw. 50 %) in schriftlicher Form vor, relativ oft (ca. 40 % bzw. 20 %)auch als analoge Karten. Digital als Karten oder in Form einer EDV-Datenbank speichert nurein sehr geringer Teil der Gemeinden (um 10 %) die Information ab. Ebenso geringe Angabenwerden zum Vorliegen der Daten extern bzw. zur Nichtverfügbarkeit für weitereUntersuchungen gemacht.- 46 -


DatengrundlagenSo die Daten nicht bei der ausfüllenden Institution liegen sind weitere zu nennende Quellenfür Bodeninformationen• Deutschland: IRA, Universität Bamberg (Diplomarbeit), Firmen (z.B. Fa. LUBAG,Regensburg), Bahn-AG, Grundstückseigentümer• Schweiz: Kantone, AWEL - Baudirektion (Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft,Abteilung Lufthygiene), versch. Auftraggeber• Österreich: In den Ländern, bei den Landesregierungen, Kaufinteressenten, Vbg.Umweltinstitut, Umweltbundesamt• Italien: APPA (Umweltamt Bozen), Landesagentur für Umwelt – Bozen, LandesamtAllgemeine DatenverfügbarkeitFür die Abschätzung der Datenlage ist die Information über die in den Gemeindenvorliegenden Datengrundlagen besonders wichtig, da sie wesentlichen Einfluss auf dieUmsetzung des Bewertungsverfahrens hat. In den folgenden Abbildungen sind neben denNennungen zu den explizit abgefragten Datengrundlagen auch die zusätzlich genanntenDatengrundlagen enthalten (geringe Anzahl der Gemeinden).Die erhaltenen Antworten lassen erkennen, dass nur Basisgrundlagen wie Katasterplan,Flächenwidmungsplan und Luftbilder bzw. Orthophotos sehr häufig und vollständigvorhanden sind (Frage 39/1, Abb. S. 48). Relativ häufig liegen auch Bebauungsplan, Ortsbzw.Stadtentwicklungs-plan, Altlastenatlas und Verdachtsflächenkataster sowieBiotopkartierungsergebnisse und Schutzgebietskarten vor. Schon weit weniger häufigvorhanden bzw. bekannt sind Datengrundlagen wie Baulückenatlas, forstlicheStandortskarten, geologische und hydrologische Karten. Abweichend davon sind inSchweizer Gemeinden oft hydrologische Karten und in deutschen Gemeinden vielfachgeologische Karten vorhanden. Bei den direkt bodenbezogenen Datengrundlagen und denWassergütedaten ist das Wissen über das Vorhandensein gering, besonders in Deutschlandund der Schweiz.- 47 -


SchutzgebietskartenÜberschwemmungsgebieteUmweltplanVerdachtsflächenkatasterVersiegelungskarteWasserschutzgebieteReichsbodenschätzungskarteOrts-/ StadtentwicklungsplanLuftbilder / Orthophotos120100806040200DatengrundlagenFrage 39/1: Vorliegende DatengrundlagenDaten der Bodenzustandsinvent..Daten des WassergütekatastersEntsiegelungskennz.FlächenwidmungsplanForstliche StandortkarteGeolog. KatasterGeologische KarteGewässerpflegeplanGrundwasserdatenGrundwasserschongebieteHydrogeolog. KarteHydrologische KarteKatasterplanKonzeptbodenkarteLandschafts- + Naturschutzgeb.LandschaftsplanLandw. BodenkarteLebensraumtypenkarten (Moor..weiß nicht teilw. vollständig48Quelle: eigene ErhebungenBodenschätzungsergebnisseBodenkarteBodenbewertungskarteBiotopkartierungsergebnisseBebauungsplanBaulückenatlasBaugrundplanungskarteArten+BiotopschutzprogrammAltlastenatlasAnzahl Gemeinden


180160140120801006040200DatengrundlagenFrage 39/2: Art der vorliegenden DatengrundlagenDaten der Bodenzustandsinvent..Daten des WassergütekatastersDiv. BodenkartenatlasEntsiegelungskennzahlenFlächenwidmungsplanFlurabstandskarteForstliche StandortkarteGefahrenzonenplanGeolog. KatasterGeologische KarteGewässerpflegeplanGrundwasserschongebieteHydrogeolog. KarteHydrologische KarteKatasterplanKonzeptbodenkarteLandnutzungstypenLandschafts- und Naturschutzgeb.LandschaftsplanLandw. BodenkarteLärmkarteLebensraumtypenkarten (Moor..Luftbilder / OrthophotosOrts- / StadtentwicklungsplanPlanungskarte BodenqualitätRegionale topografische KarteReichsbodenschätzungskarteSchutzgebietskartenÜberschwemmungsgebieteUmweltplanVegetationskundl. KarteVerdachtsflächenkatasterVersickerungskarteVersiegelungskarteWasserschutzgebieteWeinbaukatasteranalog digital- 49 -Quelle: eigene ErhebungenBodenbewertungskarteBodenfunktionskarteBodenkarteBodenschätzungsergebnisseBiotopkartierungsergebnisseBaumkatasterBebauungsplanAltlastenatlasArten+BiotopschutzprogrammBaugrundplanungskarteBaulückenatlasAnzahl Gemeinden


454035302520151050DatengrundlagenFrage 39/3: Nicht vorliegende, aber für den Bodenschutz als wichtig eingeschätzteDatengrundlagenAltlastenatlasBaugrundplanungskarteBaulückenatlasBebauungsplanBiotopkartierungsergebnisseBodenbewertungskarteBodenerosionskatasterBodenkarteBodenschätzungsergebnisseDaten der Bodenzustandsinventur...Daten des WassergütekatastersErosionsgefährdungFlächenwidmungsplanForstliche StandortkarteGeologische KarteHydrologische KarteKonzeptbodenkarteLandw. BodenkarteLebensraumtypenkarten (Moore,...Luftbilder / OrthophotosOrts- / StadtentwicklungsplanSchutzgebietskartenVerdachtsflächenkatasterVersiegelungskarteQuelle: eigene Erhebungen- 50 -Anzahl Nennungen


VersickerungskarteVersiegelungskarteVerdachtsflächenkatasterVegetationskundl. KarteSchutzgebietskarten706050403020100DatengrundlagenFrage 39/4: Maßstab vorliegender InformationenBodenkarteBodenschätzungsergebnisseDiv. BodenkartenatlasFlächenwidmungsplanFlurabstandskarteForstliche StandortkarteGefahrenzonenplanGeologische KarteHydrogeolog. KarteHydrologische KarteKatasterplanKonzeptbodenkarteLandschaftskonzeptLandschaftsplanLandw. BodenkarteLärmkarteLebensraumtypenkarten (Moor..Luftbilder / OrthophotosOrts- / StadtentwicklungsplanRegionale topografische KarteM >= 1:1000 M >= 1:10.000 M >= 1:100.000 M < 1:100.000- 51 -Quelle: eigene ErhebungenBodenfunktionskarteBodenbewertungskarteBiotopkartierungsergebnisseBebauungsplanBaulückenatlasBaugrundrisikokarteAltlastenatlasBaugrundplanungskarteAnzahl Nennungen


DatengrundlagenHinsichtlich der Form der Datengrundlagen zeigt sich zumeist ein starker Überhang deranalogen Form (Frage 39/2, Abb. S. 49). Nur die Basisgrundlagen sind sehr häufig in digitalerForm vorhanden. Datengrundlagen, die relativ häufig vorliegen, wie Bebauungsplan, Ortsbzw.Stadtentwicklungsplan, Altlastenatlas und Verdachtsflächenkataster sowieSchutzgebiets-karten sind ca. zu einem Drittel digital verfügbar. BodenbezogeneDatengrundlagen sind relativ selten digital vorhanden. Besonders selten ist die digitale Formbei forstlichen Standortskarten, geologischen und hydrologischen Karten. Abweichend vondiesem Gesamtbild sind in Österreich relativ viele Datengrundlagen zu mehr als 50 % digitalin den Gemeinden vorhanden, wenn auch nicht sehr zahlreich.Betrachtet man die Maßstabsinformation der vorliegenden Datengrundlagen (Frage 39/4,Abb. S. 51), so sind nur Bebauungspläne und Katasterpläne in Maßstäbe größer gleich 1:1.000vorhanden. Sehr viele Datengrundlagen sind in Maßstäben zwischen 1:1.000 und 1:10.000vorliegend. Einige Datengrundlagen sind öfter nur in Maßstäben zwischen 1:10.000 und1:100.000 verfügbar, vor allem Bodenkarten, hydrologische und geologische Karten. Sehrselten sind diese sogar nur in Maßstäben kleiner 1:100.000 vorliegend.Nach den Ergebnissen sind in vielen Gemeinden für die Bodenbewertung wichtigeGrundlagen nicht vorhanden (Frage 39/3, Abb. S. 50). Betrachtet man die als hilfreicheeingestuften Datengrundlagen, so wurden gerade die selten Vorhandenen, wie Bodenkartenund Versiegelungskarten am häufigsten genannt. Bebauungs- und Flächenwidmungsplan,Luftbilder und Orthophotos sowie Schutzgebietskarten, die sehr oder relativ häufig vorhandensind, wurden hingegen selten genannt. Auch hier wurden zusätzlich zu den explizitabgefragten Datengrundlagen noch weitere genannt, z.B. zur Abschätzung derErosionsgefährdung.2.5.3. TendenzenAltlasten aus industrieller Tätigkeit treten oft gehäuft in bestimmten Gebieten auf. DieInformationsgrundlagen zu Altlasten scheinen bei 195 Gemeinden und 883 Nennungen relativausführlich. In Frage 39 (Datenbestand, Abb. S. 48) haben fast 50 % Gemeinden angegeben,einen Altlastenatlas oder Verdachtsflächenkataster zu führen, ca. 30 % davon digital.Daher sind die oben angegebenen Durchschnittswerte tendenziell unterschätzt, und dieAnnahme ist begründet, dass solche Häufungen an Altlasten einigermaßen gut erfasst sind. Esist anzunehmen, dass vor allem diese Gemeinden Kenntnis über das Vorhandensein und den52


DatengrundlagenZustand von Altlasten bzw. Verdachtsflächen haben und die entsprechenden Nennungenabgegeben haben. Dabei sind hier sicher die großen Gemeinden führend und somit ist dieFlächenabdeckung auch größer als 50 %.Es zeigt sich, dass Stoffuntersuchungen relativ häufig durchgeführt werden, jedoch mitstarken nationalen Unterschieden, was auf die rechtlichen Vorgaben zurückzuführen seinkönnte. Es werden vorwiegend Schwermetalle, aber auch organische Schadstoffe untersucht.Deutliche Unterschiede zwischen flächendeckenden und Einzeluntersuchungen sind nichtvorhanden. Nachteilig für die Verknüpfung mit anderen Daten für die Bodenbewertung ist,dass die Ergebnisse vor allem schriftlich vorliegen. Das gute Abschneiden der schriftlichenUnterlagen liegt möglicherweise darin begründet, dass diese Unterlagen den höchstenBekanntheitsgrad haben und weitere Datenverfügbarkeit nicht ausreichend bekannt sind.Zudem werden externe Untersuchungsaufträge oft mit der Übergabe schriftlicher Berichteerfüllt und die Messdaten verbleiben beim Auftragnehmer.Das Ausmaß der Verfügbarkeit von Datengrundlagen und das Wissen darüber lassenvermuten, dass die Bodenbewertung in der Praxis noch wenig Einzug gehalten hat undzeigen, dass die erforderlichen Datengrundlagen selten verfügbar oder nicht bekannt sind. DerBedarf für diese Datengrundlagen und das Endergebnis (Bodenbewertungskarte) wurdenjedoch vielfach erkannt. Wenn die Datengrundlagen vorhanden sind, liegen sie vorwiegend inanaloger Form vor, was für die Einbeziehung in der Planungspraxis nicht förderlich ist.Günstig ist die hohe Verfügbarkeit in kleinen Maßstäben (> 1.10.000) zu beurteilen.2.5.4. Diskussion und Schlussfolgerungen für TUSEC-IP• StoffuntersuchungenDa in den Gemeinden, vor allem in der Schweiz, sehr häufig Stoffuntersuchungendurchgeführt werden, sollten viele Daten zu Schadstoffgehalten vorliegen, wenn auchvermehrt für Einzelflächen (Altlasten oder Verdachtsflächen). Allerdings liegen siezumeist schriftlich und analog vor, was für die Kombination mit anderenBodenparametern und die Ergebnisdarstellung nachteilig ist. Der hohe Bedarf derGemeinden nach Beurteilung aktueller Stoffbelastungen – diese Information hat diedritthöchste Priorität von den für die Raumplanung interessanten Bewertungsfragenzum Boden (siehe 2.2.2) – dürfte nach der sich bietenden Datenlage zumeist erfüllbarsein.- 53 -


Datengrundlagen• Allgemeine DatenverfügbarkeitFür die Anwendung des Bewertungsverfahrens bedeutet die geringe Verfügbarkeitvon bodenbezogenen und anderen umweltbezogenen Datengrundlagen im Gegensatzzu Planungsgrundlagen eine Einschränkung. Es ist zu hoffen, dass für vieleGemeinden diese Datengrundlagen zwar vorhanden, aber nicht bekannt sind. Voneinigen Datengrundlagen kann man ersatzweise indirekt für die Bewertungerforderliche Parameter ableiten und eine orientierende Bewertung durchführen. FürAussagen im Zuge von rechtlich bindenden Planungen werden Erhebungen dieserDatengrundlagen (z.B. Bodenkartierungen) erforderlich sein.• DatenverwendbarkeitFür das Bewertungsverfahren ist für die Zusammenschau mit Planungsgrundlagen(z.B. Bebauungs-, Flächenwidmungs- oder Ortsentwicklungsplan) ein Vorliegen indigitaler Form vordringlich. Die derzeitige Situation in den Gemeinden zeigt jedochein vorwiegend analoges Vorliegen der Datengrundlagen. Durch die technischeEntwicklung ist jedoch eine baldige Zunahme der digitalen Form zu erwarten. Dieswird auch erforderlich sein, um den sehr zahlreich geäußerten Wunsch der Gemeindennach einer Einbindung der Bodenbewertungsergebnisse in ein geografischesInformationssystem zu erfüllen.Das überwiegende Vorhandensein von Datengrundlagen in kleinen Maßstäben(>1:10.000) ist für die Durchführung der Bodenbewertung, vor allem auf derDetailebene vorteilhaft zu beurteilen. Nur in wenigen Gemeinden sind ein paarrelevante Datengrundlagen nur in einem für die Bewertung von Böden inStadtregionen zu groben Maßstab vorhanden.- 54 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige Erfahrungen2.6. Profil der potenziellen Anwender und bisherige Erfahrungen2.6.1. GegenstandIn diesem Abschnitt wird versucht, eine Vorstellung davon zu gewinnen, wer unter welchenRahmenbedingungen und mit welchen Vorkenntnissen ein Bewertungssystem einsetzenkönnte. Gefragt ist einerseits der Stand der technischen Infrastruktur, besonders dieAusstattung einer Gemeinde mit Geographischen Informationssystemen und andererseits dieKompetenzverteilung innerhalb der Gemeindeverwaltung mit einer Analyse derZuständigkeiten für Raumplanungs- und Umweltschutzagenden.Zweiter Schwerpunkt sind die bisherigen Erfahrungen im Bodenschutz: Inwieweit wird dasSchutzgut Boden bereits als solches in Planungsverfahren, bei Baumaßnahmen und in derLandwirtschaft berücksichtigt? Welche Bodenschutzmaßnahmen wurden in derVergangenheit durchgeführt und gab es Erhebungen von Bodendaten im Rahmen vonRaumplanungsfragen, Untersuchungen zu Stoffbelastungen oder Umweltverträglichkeitsprüfungen(vgl. 2.5.)?2.6.2. ErgebnisseTechnische Ausstattung und DatenverfügbarkeitFrage 43/1: Ist in Ihrer Gemeinde ein GIS inVerwendung (n=191)nein26%ja74%Quelle: eigene Erhebungen- 55 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige ErfahrungenBezüglich des Vorliegens von GIS in den einzelnen Gemeinden zeigt sich ein erfreulicherTrend, über 70 % haben ein GIS in Verwendung. Bei 195 retournierten Fragebögen ist dieBeantwortungsquote mit n=191 fast 100 %, was eine sehr gute Einschätzung gewährleistet(Frage 43/1, Abb. S. 55).Frage 43/2: Verwendete GIS - Systeme (n=89)Magellan, Cubic(GeoInform)7%GTI/RDB (IBB)3%GeoMedia(Intergraph)10%Mapinfo6%ESRI - Produkte(z.B. Arc View)18%GemGis(Synergis) =ArcView, ArcGis(ESRI) - Produkt12%Autocad,MapGuide(Autodesk)10%Andere(Individuallösungen)19% Ingrada/Geograph(Ingrada, HHK-Datentechnik)9%Topobase (cplan)=Autocad,MapGuide(Autodesk) -Produkt6%Quelle: eigene ErhebungenZu den verwendeten GIS ist zu sagen, dass in der Gesamtauswertung 30 % durch ESRI-Produkte abgedeckt sind (Frage 43/2, Abb. S. 56). Zu 16 % sind AUTOCAD – Produkte inVerwendung, GEOMEDIA zu 10 %. Einen doch relativ beachtlichen Anteil mit 19 % machenIndividuallösungen aus. Dabei kann davon ausgegangen werden, dass die Schaffung einerSchnittstelle zu den anderen Systemen – wenn auch eventuell mit erhöhtem Arbeitsaufwand –möglich ist.Um die digitale Verfügbarkeit von Datengrundlagen abschätzen zu können, wurde nach denThemen gefragt, die in Gemeinde-GIS vorgehalten werden (Tab. 5). Die Hauptrolle spielt hierder digitale Kataster (D: Automatisches Liegenschaftsbuch) und die Verwaltung vonInfrastrukturen wie Kanal- oder Leitungskataster. Daneben sind in den meisten Gemeindenmit GIS auch Nutzungsplanungen wie Bebauungsplan, Flächenwidmung, Schutzgebiete undzum Teil auch Verkehrsflächen digital vorhanden. Ein in allen Ländern relativ hoher Anteil- 56 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige Erfahrungensetzt sich aus einer unterschiedlichen Mischung verschiedener einzeln genannter Datenebenen("Sonstige") zusammen.Tab. 5: Frage 44 – Planungsrelevante Daten im GIS (n = 109 Gemeinden)A CH D Gesamt (%)Digitale Katastralmappe 22 5 25 52 48 %Flächenwidmungsplan 22 3 13 38 35 %Orthophoto 11 2 14 27 25 %Bebauungspläne 11 - 15 26 24 %Naturschutz/Biotopkartierung 3 - 22 25 23 %Leitungskataster 15 9 - 24 22 %Kanalkataster - - 15 15 14 %Wasserdaten - - 13 13 12 %Freiflächen, Grünflächen 4 - 5 9 8 %Verkehr 6 2 - 8 7 %Naturstand 8 - - 8 7 %Altlastenkataster - - 6 6 6 %Gefahrenzonen/Überschwemmungsgebiete 3 - - 6 6 %keine / im Aufbau - - 6 6 6 %Baumkataster - - 4 4 4 %ÖK 3 - - 3 3 %Beleuchtungskataster - - 3 3 3 %Sonstige 15 7 36 58 53 %Quelle: eigene Erhebungen*) "Sonstige" siehe Anhang B3Zuständigkeiten und FachkompetenzRaumplanungsmaßnahmen werden großteils von den Gemeinden selbst erarbeitet, allerdingslagern immerhin 40 % aller befragten Gemeinden Teile der Aufgaben aus, indem externeBüros zu Rate gezogen werden (Frage 45, Abb. S. 58). Deutliche Unterschiede treten je nachGemeindegröße zutage: Sämtliche in der Umfrage erfassten größeren Städte sind mit einereigenen Planungsabteilung ausgestattet, wogegen in 86 % der kleineren Gemeinden dieRaumplanung eine Teilaufgabe der verwaltungsinternen Bauämter ist. In den Städten undGemeinden mittlerer Größe (10.000 bis 50.000 Einwohner) sind zu jeweils knapp der HälftePlanungsabteilungen und Bauämter zuständig.- 57 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige ErfahrungenDie Dienste externer Experten werden demnach eher von kleineren Gemeinden in Anspruchgenommen. Unter nationalen Gesichtspunkten betrachtet sind externe Planungsbüros inÖsterreich (54 %) und der Schweiz (52 %) deutlich stärker involviert als in Deutschland(33%).Im Bereich Umweltschutz zeigt sich, dass mehr als die Hälfte aller befragten Gemeinden(tendenziell eher größere Städte) eine eigene Umweltabteilung eingerichtet haben (Frage 46,Abb. S. 59). Aber auch im klein strukturierten Österreich ist der Anteil von Gemeinden miteigener Umweltabteilung überdurchschnittlich hoch (63 %). Hingegen ist in der Schweizentweder das Planungsamt bzw. Bauamt (78 %) oder aber zu einem signifikant höherenAnteil als in anderen Ländern eine überörtliche Behörde mit Umweltschutzfragen betraut.Frage 45: Wer ist zuständig für die Erarbeitung vonRaumplanungsmaßnahmen? (n=192)gültige Einträge60%50%40%30%20%10%0%Planungsamt / -abteilungBauamtBürgermeisterexternes Büroanderes Gemeindeorgananderegeteilte Kompetenz - interngeteilte Kompetenz - externQuelle: eigene ErhebungenIn diesem Zusammenhang ist auch interessant, von wem der Fragebogen ausgefüllt wurde(Frage 60, ohne Abb.). In 54 % der Fälle wurde dies von einem Mitarbeiter / einerMitarbeiterin des Bauamtes erledigt, in anderen Gemeinden nahmen sich Mitarbeiter derUmweltabteilung (31 %) oder der Gemeindeamtsleiter persönlich (27 %) dieser Aufgabe an.Die Kategorie andere (12 %) umfasst großteils Mitarbeiter der Planungsabteilung, die bei- 58 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige Erfahrungendieser Frage nicht explizit als Auswahlmöglichkeit angeboten wurde. In mehr als einemViertel der Gemeinden wurde der Fragebogen von mehreren Personen ausgefüllt.Bei der Frage nach der bodenkundlichen Kompetenz (Frage 61 und 62, ohne Abb.) derausfüllenden Person fällt auf, dass sämtliche Fragebögen aus Italien die Antworten „5“ oder„6“ (=sehr geringe Kenntnisse) enthalten. Ansonsten sind die Eigeneinschätzungen in deneinzelnen Ländern ähnlich, Österreich fällt ein wenig hinter die anderen zurück – dafür wirddort der höchste Wert hinsichtlich Einschätzung der raumplanerischen Kenntnisse erzielt(welche generell höher eingeschätzt werden als die bodenkundlichen Kenntnisse). Dies lässtsich in der Zusammenschau mit Frage 60 dadurch erklären, dass in Österreich die Angabenmehrheitlich von Mitarbeitern des Bauamtes, in Deutschland hingegen in signifikantgrößerem Ausmaß von Umweltexperten der entsprechenden Fachabteilung stammen.Insgesamt schätzen lediglich 3 % ihre Kenntnisse in bodenkundlichen Sachfragen als „sehrgroß“, weitere 14 % als „groß“ ein, wobei diese Werte in kleinen Gemeinden unter 10.000Einwohnern deutlich niedriger liegen. Im Vergleich dazu sehen 19 % der Befragten ihreraumplanerischen Kenntnisse als „sehr groß“, weitere 37 % als „groß“.Frage 46: Wer ist fachlich zuständig für den Umweltschutz(Bodenschutz)? (n=187)60%50%gültige Einträge40%30%20%10%0%Planungsamt / BauamtUmweltamt / Umweltabteilunganderes Gemeindeorgananderegeteilte KompetenzQuelle: eigene Erhebungen- 59 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige ErfahrungenWährend die raumplanerische Kompetenz nicht mit der Gemeindegröße korreliert, bringt esdie zunehmende Spezialisierung der Verwaltung mit sich (vgl. Frage 45 und 46, Abb. S. 58und 59), dass in größeren Gemeinden eher „Bodenfachleute“ beschäftigt sind.Bedeutung der LandwirtschaftAngaben zu landwirtschaftlichen Flächen (Frage 8 bis 11) wurden von 38 % der Gemeindengemacht, wobei der Anteil in Deutschland leicht höher (44 %), in Österreich und der Schweiz(31 % respektive 20 %) darunter lag. Dominierende Nutzungsformen in den befragtenGemeinden sind mit fast gleich großen Anteilen Grünland (43 %) und Getreidefeldbau incl.Mais (41 %). Der Rest entfällt auf Sonderkulturen wie Gemüse-, Obst- und Weinbau, derenBedeutung in größeren Städten relativ höher ist, während in kleineren Gemeinden dieGrünlandnutzung eindeutig dominiert (Frage 8, Abb. S. 60).Rund ein Zehntel der landwirtschaftlichen Flächen wird nach den Richtlinien der„biologischen Landwirtschaft“ bestellt.Frage 8: Anteil an der gesamten lw. genutztenFläche der Gemeinde? (n=75)Getreide23 %Grünland43 %Mais18 %Obst & Wein8 %Gemüse8 %Quelle: eigene Erhebungen- 60 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige ErfahrungenFrage 9: Ist die Düngung mit Klärschlammoder Kompost auf den lw. Flächen üblich?(n=136)nein35%ja21%früher üblich44%Quelle: eigene ErhebungenDie aufgrund potenzieller Schadstoffeinträge als nicht ganz unproblematisch angeseheneKlärschlammdüngung ist in lediglich einem Fünftel der Gemeinden ein Thema (Frage 9, Abb.S. 61), weitere 45 % gaben an, dass diese Maßnahme früher üblich war, jedoch heute nichtmehr durchgeführt wird. Nur in einem Drittel der Gemeinden wurden gezielteBodenverbesserungsmaßnahmen wie etwa Drainagen oder künstliche Bodenaufträgedurchgeführt (Frage 10, ohne Abb.).Die hier genannten Zahlen sind allerdings mit einigen Unsicherheiten behaftet, der Anteilfehlender Antworten liegt in diesem Fragekomplex unabhängig von Nation und Gemeindegrößedurchwegs zwischen 20 und 40 %.Fast 40 % der Antworten verneinen die Verwendung der Kennzahlen der Bodenschätzung(Frage 11, Abb. S. 62). Etwas über 60 % verwenden die Bodenschätzung zumindest inEinzelfällen. Angesichts der Tatsache, dass diese Kennzahlen für landwirtschaftlicheGrundstücke flächendeckend vorliegen, fällt die Verwendung erstaunlich gering aus. ImLändervergleich fällt Deutschland mit einer relativ höheren Nutzungshäufigkeit (fast 80 %)dieser Information gegenüber der Schweiz und Österreich (je um 40 %) auf. Entweder sinddie Bodenschätzungsergebnisse hier nicht gut verfügbar oder unzulänglich aufbereitet, oderdie Aufgaben der Gemeinden sind anders definiert, so dass kein Informationsbedarf besteht,den die Bodenkennzahlen befriedigen könnten.- 61 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige ErfahrungenFrage 11: Werden die Kennzahlen derBodenschätzung (Acker-/Grünlandzahl)verwendet? (n=133)nein39%ja28%teilweise33%Quelle: eigene ErhebungenBodenschutzmaßnahmenIm Zuge von Bauvorhaben wird in den meisten Gemeinden der anfallende Bodenaushubzwischengelagert und an der gleichen Stelle wieder aufgebracht bzw. an anderer Stelle zurAbdeckung von Grabarbeiten oder ähnlichem verwendet (Frage 14, Abb. S. 63). DieErgebnisse sind in den einzelnen Ländern ähnlich, allerdings waren in deutschen GemeindenMehrfachantworten häufiger als beispielsweise in Österreich. Der erstaunlich hohe Wert inder Kategorie „Deponie“ – im Sinne von: Bodenaushub wird nicht wieder verwendet undentsorgt – muss relativiert werden. Zum größten Teil handelt es sich dabei um einezusätzliche Maßnahme für nicht weiter verwendbares Aushubmaterial, da in lediglich 5 %(Österreich: 11 %) aller Fälle die Deponierung von Boden als einzige Maßnahme angegebenwurde. Als „sonstige Verwendung“ wurde in Deutschland von mehreren Gemeindenangegeben, Aushubmaterial zu Straßen begleitenden Lärmschutzwällen aufzuschütten.Während bei Bauvorhaben (Frage 15, Abb. S. 64) die getrennte Lagerung von Humus, OberundUnterboden in Deutschland und der Schweiz gang und gäbe ist, wird diese Maßnahme innur der Hälfte aller österreichischen Gemeinden durchgeführt. Dort ist auch der mit Abstandgrößte Anteil an Gemeinden, die im Zuge von Bauvorhaben die Schonung des Bodens nichtberücksichtigen (47 %, im Gegensatz zu 10 % in Deutschland – in der Schweiz gab es keine- 62 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige Erfahrungeneinzige Nennung in der Kategorie „keine Maßnahmen“!). Insgesamt gilt auch bei dieser Fragewieder: je größer die befragte Gemeinde, umso eher und umso mehr Maßnahmen werdengesetzt.Frage 14: Was geschieht mit dem Bodenaushub bei Bauprojekten?(n=189)100%90%80%gültige Einträge70%60%50%40%30%20%10%0%Zw ischenlagerung Verfüllung Verkauf Deponie sonstigeVerw endungQuelle: eigene ErhebungenInteressant auch hinsichtlich zukünftiger Einsatzmöglichkeiten eines Bodenbewertungssystemswar die Antwort auf Frage 16 (Abb. S. 64). In nur 21 % der befragten Gemeindenwird Boden demnach in Raumplanungsverfahren überhaupt nicht berücksichtigt, wobei dieserWert in Deutschland deutlich niedriger ist (10 %) als in Österreich (31 %) oder in derSchweiz (36 %). Ebenso ergibt sich ein Zusammenhang mit der Gemeindegröße: In nur 6 %der größeren Städte, jedoch in 27 % der Gemeinden mit weniger als 10.000 Einwohnern spieltBoden keine Rolle in Raumplanungsverfahren.- 63 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige ErfahrungenFrage 15: Welche Boden schonenden Maßnahmen sind beiBauprojekten einzuhalten? (n=174)100%90%80%gültige Einträge70%60%50%40%30%20%10%0%getrennte LagerungeingeschränkteBefahrungAuflagen sonstige keineQuelle: eigene ErhebungenFrage 16: Wurden bzw. werden Bodeneigenschaften inRaumplanungsverfahren berücksichtigt? (n=186)100%90%80%gültige Einträge70%60%50%40%30%20%10%0%spez. PlanungsbereicheRaumordnungskonzept / FWPBebauungsplanBaugenehmigungsverfahrenkeine BerücksichtigungQuelle: eigene Erhebungen- 64 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige ErfahrungenGroße nationale Unterschiede sind auch bei genauerer Analyse der Planungsinstrumente zuerkennen: So werden Bodeneigenschaften in Deutschland in 78 % der Gemeinden im Rahmender Bauleitplanung berücksichtigt. Auf dieser Planungsebene liegt der entsprechende Wert inÖsterreich bei gerade 17 % und in der Schweiz bei 27 %. In diesen beiden Ländern ist dasMedium Boden am ehesten bei Erstellung von Raumordnungskonzepten und / oderFlächenwidmungsplänen integriert. Generell ist die Berücksichtigung von Bodeneigenschaftenin Deutschland auf mehreren Planungsebenen üblich, als dies in den restlichenLändern der Fall ist.Im Zusammenhang mit der Berücksichtigung von bodenspezifischen Aspekten in räumlichenPlanungsverfahren gaben mehr als 100 Antworten nähere Auskunft darüber, für welcheBauvorhaben bzw. geplante Nutzungen Bodenbewertungen durchgeführt werden (Frage 17,Abb. S. 65 - aus Gründen der Übersichtlichkeit werden nur die Angaben zu konkretenNutzungen und nicht die allgemeinen Aussagen über die betreffende Planungsebenedargestellt).Frage 17: Für welche Bauvorhaben werdenBodenbewertungen durchgeführt (n=88)sonstige18%gefährdeteBereiche19%generell beiBebauung16%Altlasten /Verdachtsflächen11%gemäßgesetzlichenVorgaben6%Straßen- undTiefbau11%Spielplätze3%Schutzflächen7%Wohnnutzung9%Quelle: eigene ErhebungenIn Österreich werden hauptsächlich in gefährdeten Bereichen Bodenbewertungendurchgeführt. Hochwasser gefährdeten Bereichen und instabilen Hangbereichen gilt hier das- 65 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige ErfahrungenHauptaugenmerk. Vergleichsweise mehr als in den anderen Ländern werden in Österreichauch Bodenbewertungen im Rahmen der landwirtschaftlichen Nutzung durchgeführt.In Deutschland überwiegen Bodenbewertungen im Umfeld von Altlasten(-verdachtsflächen)oder Konversionsflächen, bei der Ausweisung von Naturschutz- und Wasserschutzgebieten,in der Grünplanung und im Bereich Straßen-, Brücken- und Tiefbau.In der Schweiz werden Bodenbewertungen vorzugsweise bei der Ausweisung vonBaugebieten und ebenso bei Altlasten(-verdachtsflächen) und in gefährdeten Bereichendurchgeführt.Frage 18: Welche Bodeneigenschaften wurden bewertet? (n=133)100%90%80%70%gültige Einträge60%50%40%30%20%10%0%bodenmechanischeEigenschaften(„Baugrundeignung“)Eignung alsLebensraum für Tiereund PflanzennatürlicheBodenfruchtbarkeitSeltenheit undNaturnäheFunktion imWasserkreislaufEignung alsSchadstofffilter und -pufferaktuelleSchadstoffbelastungArchivfunktion(archäologischeAspekte)Quelle: eigene ErhebungenVon den 133 gewerteten Antworten auf die Frage nach den in der Vergangenheit bewertetenBodeneigenschaften (Frage 18, Abb. S. 66) entfielen die meisten Nennungen auf die- 66 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige ErfahrungenBewertung der bodenmechanischen Eigenschaften (Baugrundeignung) mit 104 (79 %). DieseEinschätzung wird von allen Partnerländern gleichermaßen geteilt.Mit 76 Nennungen (58 %) wurde auch der Funktion im Wasserkreislauf eine hohe Bedeutungzugewiesen. Annähernd gleiche Bedeutung haben die Bodeneigenschaften aktuelleSchadstoffbelastung (63 Nennungen; 48 %) und Eignung als Lebensraum für Pflanzen undTiere (61 Nennungen; 46 %). Überraschenderweise wird der Archivfunktion mit 46Nennungen (35 %) mehr Bedeutung zugeordnet als den Bodeneigenschaften Seltenheit undNaturnähe (38 Nennungen; 29 %), natürliche Bodenfruchtbarkeit (35 Nennungen; 27 %) undEignung als Schadstofffilter und -puffer (30 Nennungen; 23 %). LänderspezifischeUnterschiede ergeben sich vor allen bei den Bodeneigenschaften Eignung als Lebensraum fürPflanzen und Tiere und der Archivfunktion. Die Lebensraumfunktion wird in Österreichbedeutsamer als die Wasserkreislauffunktion gehalten. Die Archivfunktion interessiert vorallem in der Schweiz und in Italien.Die aus Sicht von AP 9 interessanten, aber nicht überraschenden Antworten auf Frage 19(ohne Abb.) ergaben, dass hauptsächlich in den Fällen, in denen Naturschutz- undWasserschutzflächen, Wald-, Grün- sowie Überflutungsbereiche betroffen waren, keineBaugenehmigung erteilt wurde.Als Hauptgrund für die Probleme bei der bisherigen Durchführung von Bodenbewertungenim Rahmen von Planungsprozessen (Frage 20, Abb. S. 68) wird der Mangel anBodeninformationen gesehen (60 Nennungen; 64 %). Mitverantwortlich sind auch Mangel anUmsetzungswillen (47 Nennungen; 50 %) und zu ungenaue gesetzliche Anforderungen (40Nennungen; 43 %).Fehlende Ressourcen (EDV / GIS, Personal, Geld) wurden von 33 (35 %) als Grund gesehen;für 22 Gemeinden (23 %) war die fehlende Kommunizierbarkeit ausschlaggebend. DasGesamtergebnis gibt mit nur geringen Unterschieden die Einschätzung der jeweiligen Länderwieder. Zur Verbesserung der Situation werden vor allem konkrete gesetzliche Vorgaben undflächendeckende, einheitliche Datengrundlagen gefordert (Frage 21, ohne Abb.).- 67 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige ErfahrungenFrage 20: Worin lagen Probleme in der Bodenbewertung begründet?(n=94)100%90%80%70%60%50%40%30%20%10%0%ungenaue gesetzlicheAnforderungenMangel anBodeninformationen,DatengrundlagenMangel an Fachwissenüber Böden bzw.fehlendesBewertungsverfahrenMangel an Ressourcen(EDV / GIS, Personal,Geld)Mangel an politischemUmsetzungswillenfehlendeKommunizierbarkeit vonBewertungsergebnissenan dieEntscheidungsträgergültige EinträgeQuelle: eigene ErhebungenBei der Bewertung von Böden im Zuge von Umweltverträglichkeitsprüfungen (Frage 22,Abb. S. 69) zeigen sich hingegen sowohl nationale als auch Gemeindegrößen abhängigeUnterschiede: In Deutschland und in der Schweiz wurden in mehr als der Hälfte der befragtenGemeinden UVPs durchgeführt, bei denen Bodendaten erhoben wurden - in Österreichlediglich in 8 von 60 Gemeinden (13 %). In 21 von 33 Städten (63 %) mit über 50.000Einwohnern liegen Bodendaten aus UVPs vor, hingegen nur in 17 % der kleinen und 38 %der mittelgroßen Gemeinden.Der Schwerpunkt der UVPs lag dabei auf Verkehrs- und Gewerbeansiedlungsprojekten(Frage 23, ohne Abb.).- 68 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige ErfahrungenFrage 22: Wurden im Rahmen von UVP-Verfahren für Bauprojekte Bodendatenerhoben? (n=189)nichtbekannt32%ja38%nein30%Quelle: eigene ErhebungenDie Antworten auf die Frage 24 (Abb. S. 70), welche Bodeneigenschaften im Rahmen einerUVP bewertet werden, liefern ein ähnliches Ergebnis wie die Antworten auf Frage 18 (Abb.S. 66). Aus deutscher Perspektive werden alle aufgeführten Bodeneigenschaften häufigberücksichtigt (43 bis 88 %). In der Schweiz sind es hauptsächlich Baugrundeignung (82 %),Wasserkreislauffunktion (82 %) und aktuelle Schadstoffbelastung (55 %). Da nur insgesamt14 Antworten aus Österreich, Italien und Slowenien hierzu abgegeben wurden, wird auf eineentsprechende Auswertung verzichtet.Die Ergebnisse aus UVP-pflichtigen Projekten liegen in 58 der 68 auswertbaren Gemeinden(85 %) in schriftlicher Form vor, teilweise (49 %) gibt es analoge Pläne dazu. Digitale Kartengibt es nur in 13 % der Fälle, in 10 % der Gemeinden sind diese Ergebnisse grundsätzlichnicht für andere Vorhaben verfügbar (Frage 25, ohne Abb.).- 69 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige ErfahrungenFrage 24: Welche Bodeneigenschaften wurden im Rahmen von UVPsbewertet? (n=66)100%90%80%70%60%50%40%30%20%10%0%bodenmechanischeEigenschaften(„Baugrundeignung“)Eignung alsLebensraum für Tiereund PflanzennatürlicheBodenfruchtbarkeitSeltenheit undNaturnäheFunktion imWasserkreislaufEignung alsSchadstofffilter und -pufferaktuelleSchadstoffbelastunggültige EinträgeQuelle: eigene Erhebungen2.6.3. TendenzenTechnische AusstattungDer überwiegende Teil der Gemeinden führt ein GIS, wobei unterschiedliche Systeme zumEinsatz kommen. Die Hauptanwendungen liegen im Katasterbereich und für lokaleNutzungsplanungen (Flächenwidmungsplan, Bebauungsplan, siehe auch Frage 39, Kap. 2.5.Datengrundlagen). Andere Datengrundlagen sind national in sehr unterschiedlichem Ausmaßim GIS verfügbar. Wegen der Heterogenität der verwendeten Systeme sollte für ein TUSEC-IP Bewertungssystem eine Lösung angestrebt werden, die nicht auf ein bestimmtesSoftwarepaket zugeschnitten ist. Stattdessen ist eine gut definierte, offene Schnittstelle zur- 70 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige ErfahrungenÜbergabe von Ein- und Ausgangsdaten flexibler und auch bei Änderungen oderWeiterentwicklungen in der Softwareausstattung besser anzubinden (modulares Konzept).Zuständigkeiten und FachkompetenzDa der Bereich „Boden“ bislang in der Raumplanung noch nicht oder nur auf seinemechanischen Eigenschaften beschränkt thematisiert wurde und zudem in kleinerenGemeinden Umweltbelange von anderen Abteilungen mitbetreut werden müssen, ist diefachliche Kompetenz in Bodenfragen eher gering einzustufen – diese Sichtweise wird von denbefragten Gemeindevertretern selbst geteilt.Die Zuständigkeiten sowohl für die Raumplanung als auch für den Umweltschutz sind wederinnerhalb der einzelnen Alpenländer geschweige denn Länder übergreifend einheitlich. Sosind Personen mit sehr unterschiedlichem fachlichem Background (Bauingenieure,Architekten, Biologen, Ökologen, Geologen, Geographen, Juristen, Wirtschaftsfachleute,ausgebildete Raumplaner, ...) und dadurch unterschiedlich gelagertem Fachwissen mit derThematik befasst und somit potenzielle Anwender eines TUSEC-IP-Bewertungssystems.Bedeutung der LandwirtschaftDer Wunsch nach Berücksichtigung landwirtschaftlicher Flächen im Bodenbewertungssystemwurde von den Projektpartnern nur vereinzelt geäußert, generell kommt dem primärenWirtschaftssektor (Land- und Forstwirtschaft) in Stadtregionen eher geringe Bedeutung zu.Es kann nicht exakt abgeschätzt werden, welche Rolle die Landwirtschaft in den befragtenGemeinden tatsächlich spielt. Zwar lautete die Vorgabe im Fragebogen, Angaben zu denFragen 8 bis 11 müssen nur dann gemacht werden, falls entweder mehr als 20 % desGemeindegebietes landwirtschaftlich genutzt werden oder der Landwirtschaft inwirtschaftlicher Hinsicht Bedeutung zukommt. Daraus kann nun aber nicht unmittelbar derUmkehrschluss gezogen werden, dass in Gemeinden, die diese Fragen nicht beantworteten,die Landwirtschaft völlig unbedeutend ist, vor allem wenn aus der Frage nach derBerücksichtigung von Bodeneigenschaften in Planungsprozessen hervorgeht, dass in fast 70%der Gemeinden Bodenaspekte bei der Ausweisung landwirtschaftlicher Nutzflächenzumindest fallweise in Betracht gezogen werden.Die Tatsache, dass ein Großteil der Gemeinden heute auf Klärschlammdüngung verzichtet,mag einerseits auf gesetzliche Restriktionen, andererseits auf ein gesteigertes Problembewusstseinzurückzuführen sein.- 71 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige ErfahrungenMit den Ergebnissen der Bodenschätzung liegt (zumindest in Österreich und Deutschland)eine wichtige, wenn auch nicht vorbehaltlos zu interpretierende Datengrundlage vor, die fürBewertungen auf Grundstücksebene sicher eine wichtige Rolle spielen kann, bislang jedochnur vergleichsweise wenig genutzt wird. Der Trend in den Gemeinden geht mit denResultaten des Fragebogens Q-MUC konform. Die teilweise geringe Akzeptanz in bisherigenGemeindeplanungsverfahren liegt vermutlich einerseits in den Vorbehalten gegenüber derGültigkeit von Ackerzahl und Grünlandzahl unter heutigen Nutzungsbedingungen, zumaldiese Informationen teilweise noch aus den 1960er- und 1970er-Jahren datieren, undandererseits in der bislang wenig praktikablen Form, in der die Daten vorliegen. Bei einerdigitalen Verfügbarkeit wäre diese Informationsebene besonders durch den flächendeckendenBestand und die relativ gute Vergleichbarkeit der Kennwerte trotzdem eine wesentlicheBasisinformation für eine Bewertung.Großes Manko der Bodenschätzung ist, dass sie nur die landwirtschaftlich genutzten Flächenabdeckt und daher in urbanen Gebieten große Lücken vorhanden sind.BodenschutzmaßnahmenDen Bodenschutzmaßnahmen im Zuge von Bauvorhaben sowie den Angaben zur bisherigenBerücksichtigung von Boden in der Raumplanung ist zu entnehmen, dass Deutschland einegewisse Vorreiterrolle gegenüber den anderen Alpenländern zukommt. Bodeneigenschaftenwerden dort noch auf einem verbesserungsfähigen Niveau, aber doch stärker als anderswo, inder Raumplanung berücksichtigt, was weniger auf unmittelbare gesetzliche Vorgaben ausdem Bundesbodenschutzgesetz – welches hauptsächlich auf „nachsorgenden Bodenschutz“,sprich Sanierung von Altlasten ausgelegt ist –, sondern möglicherweise auf ein bereits etwasstärker ausgeprägtes Bewusstsein der Wichtigkeit der Ressource Boden zurückzuführen ist.Die Schaffung von „Bodenbörsen“, wie von Seiten einiger Projektpartner angeregt, könntezukunftsträchtig sein, zumal in einigen Gemeinden bereits heute Handel mit Bodenaushubgetrieben wird. In der Schweiz lassen sich keine großen Unterschiede zu anderen Ländern imUmgang mit Aushubmaterial feststellen, obwohl dort die gesetzliche Forderung besteht, dassnur schadstofffreie bzw. gering schadstoffbelastete Böden auf andere Flächen transferiertwerden dürfen.- 72 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige ErfahrungenDie Bewertung des Bodens hinsichtlich Baugrundeignung und Wasserkreislauffunktionfinden am häufigsten Eingang in UVPs. Die Lebensraumfunktion wird im Rahmen von UVPshäufiger bewertet als die aktuelle Schadstoffbelastung.Die Antworten auf Frage 26 (siehe 2.5.2., Abb. S. 45) scheinen den teilweise aus Frage 16(Abb. S. 64) und vor allem aus Frage 22 (Abb. S. 69) ableitbaren, generell etwas höherenStellenwert des Bodenschutzes in der Schweiz und Deutschland zu bestätigen: Während es inder Schweiz üblich ist, Untersuchungen zur Stoffbelastung von Böden durchzuführen unddies auch in Deutschland in 80 % der befragten Gemeinden der Fall ist, beträgt derentsprechende Wert in Österreich nur 34 %. Betrachtet man zur besseren Vergleichbarkeit nurgrößere Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern, so gleicht sich das Verhältnis zwaretwas aus, der Unterschied ist aber trotzdem immer noch signifikant.2.6.4. Diskussion und Schlussfolgerungen für TUSEC-IP• Aufholbedarf in kleineren GemeindenVor allem in kleineren Gemeinden unter 10.000 Einwohnern mangelte es bislang ander Berücksichtigung von Bodenschutzaspekten in der Raumplanung, häufig aufgrundfehlender Informationen und fehlendem Problembewusstsein. Doch gerade in kleinenGemeinden im Einzugsgebiet von Ballungszentren ist im Laufe der nächsten Jahre derstärkste Siedlungsdruck zu erwarten. Da dort auch tendenziell noch Freiflächen undBaulandreserven in größerem Ausmaß vorhanden sind als in großen Städten, bietensich gute Einsatzmöglichkeiten für ein Bodenbewertungssystem. Die Bodenbewertungsollte einerseits auf lokaler Ebene und andererseits im Rahmen regionaler Strategienzur Problembewältigung auch überörtlich in Planungsmaßnahmen integriert werden.• Unterschiedliches FachwissenUm das Bodenbewertungssystem auch in kleineren Gemeinden mit in bodenkundlichenSachfragen tendenziell unerfahrenen Sachbearbeitern aus sehr unterschiedlichenFachbereichen einsetzen zu können, muss ein einfach handhabbaresVerfahren zur Verfügung gestellt werden, das keinerlei (oder nur minimales)bodenkundliches Fachwissen voraussetzt und auf der Verwendung bereitsvorliegender Daten basiert.Für größere Gemeinden mit entsprechenden Boden-Fachleuten (bzw. generell durchdie Einbindung von externen Experten in diverse Planungsverfahren) muss es- 73 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige Erfahrungengleichzeitig möglich sein, das Verfahren mit exakteren Ergebnissen auf Basisentsprechend genauerer Eingangsdaten verwenden zu können.• Bedarf an Informationen über BödenUm in Zukunft die Bodenbewertung zu einem über Einzelfalluntersuchungenhinausgehenden, integrierten Bestandteil von Planungsmaßnahmen zu machen,müssen Bodeninformationen für Planungsverantwortliche und Entscheidungsträgereinfach zugänglich gemacht werden. Vielfach ist das Vorhandensein vonBodeninformationen schlichtweg unbekannt, die Bodenbewertung beschränkt sich aufeine Abschätzung der bodenmechanischen Eigenschaften im Bauland, für die derjeweilige Bauherr im Zuge des Genehmigungsverfahrens verantwortlich ist und dievon Baufachleuten durchgeführt wird.• Nutzung der BodenschätzungsergebnisseFür die Bewertung und Beplanung des potenziellen „Entwicklungsgebiets“, sprich denheute brach liegenden oder landwirtschaftlich genutzten Flächen am Siedlungsrand,sollten die Ergebnisse der Finanzbodenschätzung (D: Reichsbodenschätzung)herangezogen werden, die in zahlreichen Gemeinden heute bereits in Verwendungsind.• Plattformunabhängige GIS-LösungEinerseits ist der Anteil von Gemeinden, die ein Geographisches Informationssystemverwenden – mit nationalen Schwankungen – groß. Andererseits sind Systeme vielerverschiedener Anbieter im Einsatz. Die Implementierung des Bewertungssystems imRahmen eines GIS muss also plattformunabhängig erfolgen und wird aus bereitsgenannten Gründen nicht von TUSEC-IP durchgeführt werden können (zurProblematik siehe 2.3.4.)• Grundverständnis für das Schutzgut Boden vorhandenDie in zahlreichen Gemeinden bereits durchgeführten Maßnahmen zurBerücksichtigung von Bodenschutz in der Raumplanung bzw. bei Bauprojektenzeigen, dass ein grundsätzliches Bewusstsein der Schutzwürdigkeit des Bodensvorhanden ist bzw. durch in Einzelfällen vorhandene rechtliche Rahmenbedingungen- 74 -


Profil der potenziellen Anwender und bisherige Erfahrungenbereits geschaffen wurde. Dies stellt eine gute Basis für den zukünftigen Einsatz einesBewertungssystems dar.• Weitere Bewusstseinsbildung nötigTrotzdem muss sowohl Planungsverantwortlichen, als auch politischenEntscheidungsträgern und letztlich vor allem der Bevölkerung die Bedeutung vonBoden als ein auch und gerade im Siedlungsbereich schützenswertes Gut nähergebracht werden. Zwar ist diese Form der Bewusstseinsbildung nicht expliziteAufgabe von TUSEC-IP, allerdings kann das Projekt durch die Integration vonkommunalen Planungsverantwortlichen in den Entwicklungsprozess (Arbeitspakete 8und 9) und nicht zuletzt durch wiederholte Konfrontation mit dem Problembereich –etwa in Form der diesem Bericht zugrunde liegende Fragebogenaktion – einenwertvollen Beitrag leisten, die Bedeutung des Bodenschutzes für eine nachhaltigeSiedlungsentwicklung in den Köpfen der Entscheidungsträger zu verankern.- 75 -


Zusammenfassung3. ZusammenfassungZielsetzung und DatenbasisDer vorliegende Bericht beinhaltet eine Zusammenschau der im Rahmen von Arbeitspaket 6("Benutzeranforderungen") gewonnenen Erkenntnisse über Inhalt, Form und möglicheEinsatzmöglichkeiten des als Endprodukt von TUSEC-IP angestrebten Bodenbewertungsverfahrens.Darüber hinaus wird ein Blick auf das vorhandene und genutzte Datenmaterial,bestehende rechtliche Grundlagen (als Ergänzung zu Arbeitspaket 5), bisherige Erfahrungenim Bodenschutz und das Profil der potenziellen Anwender geworfen. Die Ergebnisse vonArbeitspaket 6 sollen in die nachfolgenden – teilweise schon angelaufenen – Arbeitspakete 7,8 und 9 einfließen und eine an den Bedürfnissen der Endbenutzer orientierte Entwicklung undUmsetzung des Bewertungssystems ermöglichen.Dazu wurden in mehreren Schritten Ansichten, Einschätzungen, Wünsche und Erfahrungenvon Personen eingeholt, die unter teilweise sehr verschiedenen Voraussetzungen und ausunterschiedlichen Beweggründen mit dem Themenbereich "Bodenschutz und Raumplanung"beschäftigt sind. Der Bericht beinhaltet nunmehr die Ergebnisse aus projektinternenBefragungen und Diskussionsrunden, persönlichen Gesprächen mit Planungsverantwortlichenin ausgewählten Gemeinden und vor allem einer umfangreichen Fragebogenaktion unter 800Gemeinden aus fünf Ländern des Alpenraums. Bei einer Rücklaufquote von ca. 25 % bestehtdie Datenbasis aus 195 ausgefüllten Fragebögen.Inhaltliche Ansprüche an das BewertungsverfahrenBesonderes Interesse besteht in der Funktion des Bodens im Wasserkreislauf, vor allemhinsichtlich der Eignung für dezentrale Versickerung und der Neubildung von Grundwasser,aber auch in weiterer Folge als Regulator des urbanen Mikroklimas. Dieser Bodenfunktionsowie der aktuellen Schadstoffbelastung sollte daher bei der Bodenbewertung besondereBeachtung geschenkt werden.Bei der Betrachtung der Nutzungseignung von Böden wird ein generelles Bodenschutzdefizitdeutlich, für die Zukunft wird eine stärkere Berücksichtigung der Bodeneigenschaften in derPlanung verschiedener Landnutzungen gefordert. Die Ansprüche sind lokal sehrunterschiedlich, gewisse Prioritäten sind für die Nutzungsformen "Kleingarten","Kinderspielplatz" und "Landwirtschaft" zu erkennen. Die stärkste Gefährdung der Bödengeht laut einhelliger Meinung von der Überbauung und Versiegelung aus, die Notwendigkeitkontrollierten Wachstums unter Berücksichtigung der naturräumlichen Gegebenheiten wird- 76 -


Zusammenfassungalso erkannt und bietet eine gute Voraussetzung für die Akzeptanz von Bodenbewertung inder Raumplanung.Formale Ansprüche an das BewertungsverfahrenKompromisse müssen eingegangen werden angesichts der Forderung, einerseits möglichstpräzise und in die einzelnen Teilaspekte aufgegliederte Ergebnisse zu liefern und andererseitsmöglichst keinen zusätzlichen Aufwand zu verursachen. Die beste Lösung würde dieIntegration eines Bewertungsinstruments in ein bestehendes GIS darstellen, wofür TUSEC-IPaber bestenfalls ein Konzept entwickeln kann, welches in Folgeprojekten implementiertwerden müsste.Allgemein erscheint bodenkundliche Expertise zur Arbeit mit dem Bewertungssystemunerlässlich, wobei entsprechender Input durchaus von externen Experten geliefert werdenkönnte. Das Bewertungssystem soll abhängig von lokalen Anforderungen und verfügbaremDatenmaterial auf verschiedenen Maßstabsebenen zum Einsatz kommen. Die effektivsteflächendeckende Verwendung ist dabei im Rahmen der Flächenwidmungsplanung zu sehen,für einzelfallbezogene Standortentscheidungen ist auch eine Integration in die Erstellung vonBebauungsplänen oder bei der Ausweisung örtlicher Grünflächen denkbar.Rechtliche Grundlagen und Lokale Agenda 21Die Erhebung der gesetzlichen Rahmenbedingungen auf europäischer, nationaler undregionaler Ebene war Gegenstand von Arbeitspaket 5. Darauf aufbauend wird hier dieMöglichkeit zur Einbindung von Bodenschutzmaßnahmen in Lokale Agenda 21-Aktivitätenbeleuchtet. Die generelle Popularität von LA 21-Prozessen ist von Land zu Landunterschiedlich, der hohe Stellenwert des Themas "Natur und Landschaft" innerhalb der LA21 ist aber in allen Ländern ähnlich. Umwelt- oder Nachhaltigkeitsbeiräte sind zwar nur ineinem Teil der befragten Gemeinden fixe Institutionen, dafür ist die Einbindung derBevölkerung in die Entscheidungsfindung im Rahmen der LA 21 großteils gegeben.Mehrheitlich werden gesetzliche Anforderungen auf Grundlage der verfügbaren Bodendatenund -informationen als erfüllbar gesehen, allerdings ist dies weniger der guten Datenlage,sondern eher den mangelnden oder unzureichenden rechtlichen Rahmenbedingungenzuzuschreiben.- 77 -


ZusammenfassungDatengrundlagenPlanungsgrundlagen wie Bebauungs-, Flächenwidmungs- oder Katasterpläne sind weitgehendflächendeckend vorhanden, in etwa einem Drittel der Gemeinden auch in digitaler Form. Dieim Hinblick auf Verwendung als Datenquelle für die Bodenbewertung interessanten umweltundbodenbezogenen Informationen sind hingegen weit weniger stark verbreitet, wovorhanden liegen sie tendenziell eher in analoger Form vor. Allerdings ist eine baldigeZunahme digitaler Daten im Zuge der technischen Entwicklung zu erwarten. Diedominierende Maßstabsebene der vorhandenen Karten und Pläne liegt zwischen 1:1.000 und1:10.000.Nach den Ergebnissen sind in vielen Gemeinden für die Bodenbewertung wichtigeGrundlagen also nicht oder nur in ungenügendem Ausmaß vorhanden bzw. nicht bekannt.Anwenderprofil und bisherige ErfahrungenDie potenziellen Anwender des Bewertungssystems gehören einer fachlich heterogenenGruppe mit unterschiedlich umfangreichen bodenkundlichen Kenntnissen an. Grundsätzlichmuss die bodenkundliche Kompetenz aber eher gering angenommen und daher davonausgegangen werden, dass allfällige Geländearbeiten und Kartierungen nicht in Eigenregiedurchgeführt werden können. Der technische Ausstattungsgrad mit GeographischenInformationssystemen ist als hoch einzuschätzen, allerdings sind sehr viele unterschiedlicheSysteme in Verwendung, was die Entwicklung eines allgemein anwendbaren GIS-Toolserschwert.Große Unterschiede zwischen den einzelnen Ländern sind hinsichtlich des bisherigenStellenwerts von Untersuchungen zu Stoffbelastungen und Bodenerhebungen im Zuge vonUmweltverträglichkeitsprüfungen zu erkennen – tendenziell wurde in der Vergangenheit inDeutschland und der Schweiz Boden stärker thematisiert als in Österreich. DieBerücksichtigung von Bodeneigenschaften in Raumplanungsverfahren ist in Deutschland amstärksten verbreitet.Generell kann man von einem grundsätzlichen Verständnis der Schutzwürdigkeit des Bodensseitens lokaler Planungsverantwortlicher ausgehen, allerdings erscheint weitere Arbeit zurBewusstseinsbildung unerlässlich.- 78 -


ZusammenfassungDiskussion und Schlussfolgerungen für TUSEC-IPArbeitspaket 7 "Bewertungssystem"• Orientierung an der Terminologie und rechtlichen Vorgaben des Deutschen Bundesbodenschutzgesetzes(sofern keine anderen Regelungen existieren) bzw. Möglichkeitzur einfachen Adaption an die entsprechende Rechtssituation vor Ort• Modularer Aufbau des Systems, um die Anpassungsfähigkeit an unterschiedlicheAnsprüche hinsichtlich der Bedeutung von Bodenfunktionen, geplanten Landnutzungen,regional und lokal differenzierten gesetzlichen (z.B. Schadstoffgrenzwerte),naturräumlichen (z.B. Hochwassergefährdung) und planerischen (z.B.Erhaltung landwirtschaftlich genutzter Gebiete) Rahmenbedingungen, sowie unterschiedlicheVoraussetzungen (verfügbare Datengrundlagen, technische Ausstattung,finanzielle und personelle Mittel) zu gewährleisten• Konzeption eines zweistufigen Bewertungsverfahrens auf verschiedenen Maßstabsebenenund unterschiedlichen Anforderungen an Umfang und Qualität der Eingangsdaten• Bereitstellung adäquater, erprobter Bewertungsmethoden mit der Möglichkeit zurIntegration verbesserter oder angepasster Verfahren für einzelne Bodenfunktionen• Weitest gehende Verwendung vorhandener Datengrundlagen, allerdings durch diegeringe Verfügbarkeit von bodenbezogenen und anderen umweltbezogenenInformationsquellen nur eingeschränkt möglich• Parallele Entwicklung von "minimalen" und "optimalen" Lösungen• GIS-Tauglichkeit als Endziel in technischer HinsichtArbeitspaket 8 "Pilotprojekte"• Sollten Bewertungsmethoden existieren, welche die Situation im jeweiligenPlanungsgebiet besser abbilden, so können diese problemlos ins Bewertungssystemintegriert werden• Enge Zusammenarbeit mit lokalen Planern und Entscheidungsträgern, um zusätzlichepraxisorientierte Inputs für die Weiterentwicklung und Verfeinerung des Bewertungssystemszu gewinnen• Einbindung von LA 21-Akteuren in die Testphase zur Anpassung desBewertungssystems an lokale Anforderungen einerseits und als Bewusstseins bildendeMaßnahme andererseits- 79 -


ZusammenfassungArbeitspaket 9 "Implementierung"• Einsatz des Bewertungssystems vor allem auf der Ebene der Flächenwidmungsplanungbzw. einzelfallbezogen bei der Erstellung von Bebauungsplänenund Grünzonenplänen, konkreten Standortentscheidungen für Bauprojekte und imRahmen von Umweltverträglichkeitsprüfungen• Verfeinerung der bislang in einigen Gemeinden gängigen Praxis, Bodeneigenschaftenerst bei der Vergabe von Baugenehmigungen zu überprüfen, durch Berücksichtigungin früheren Planungsschritten• Möglichkeit zur Integration von Bewertungsergebnissen in der Regionalplanung, z.B.bei der Abgrenzung von überörtlichen Grünzonen• Vorschläge aus AP 6 – in Kombination mit Ergebnissen aus AP 5 – zur Optimierungder gesetzlichen Bestimmungen• Eigene Datenerhebungen sind als Input für detaillierte, parzellenscharfe Bewertungnötig, daher wird vor allem für kleinere Gemeinden ohne bodenkundlichesFachpersonal die Auslagerung der Datenerhebung an externe Experten empfohlen• Nutzung der Erfahrungen aus LA 21-Prozessen zur Entwicklung vonImplementierungsstrategien bzw. Einbindung der Bodenbewertung in laufende LA 21-Prozesse• Bewusstseinsbildung bei Planungsverantwortlichen, politischen Entscheidungsträgernund vor allem der Bevölkerung für die Bedeutung von Boden als schützenswertemGut- 80 -


4. LiteraturAD-HOC-AG BODEN (2003): Methodenkatalog zur Bewertung natürlicherBodenfunktionen, der Archivfunktion des Bodens, der Gefahr der Entstehung schädlicherBodenveränderungen sowie der Nutzungsfunktion „Rohstofflagerstätte“ nach BBodSchG.Hannover.BGBl. I, S. 502 (1998): Gesetz zum Schutz vor schädlichen Bodenveränderungen und zurSanierung von Altlasten (Bundes-Bodenschutzgesetz – BBodSchG).BLUME, H.-P. (Hrsg.) (1992): Handbuch des Bodenschutzes. Bodenökologie und -belastung.Vorbeugende und abwehrende Schutzmaßnahmen. 2. Auflage. Landsberg/Lech.BUND/LÄNDER-ARBEITSGEMEINSCHAFT BODENSCHUTZ (LABO) (2003):Zusammenfassung und Strukturierung von relevanten Methoden und Verfahren zurKlassifikation und Bewertung von Bodenfunktionen für Planungs- und Zulassungsverfahrenmit dem Ziel der Vergleichbarkeit. Hannover, Hamburg.HOCHFELD, B., A. GRÖNGRÖFT & G. MIEHLICH (2003): GroßmaßstäbigeBodenfunktionsbewertung für Hamburger Böden. Verfahrensbeschreibung und Begründung.Hamburg.LÜSCHER C., K. MEYER, M. ZÜRRER. & J. LEIMBACHER (2004): Soil Protection inUrban Environments. Legislation and planning procedures of selected city regions.Unveröffentlichte Studie für TUSEC-IP. Zürich.PIETSCH, J. & H. KAMIETH (1991): Stadtböden – Entwicklungen, Belastungen,Bewertungen und Planung. Taunusstein.STASCH, D. (2004): Bodenbewertung in Stadtregionen der Alpenraumländer.Unveröffentlichte Literaturstudie für TUSEC-IP. Hohenheim.TUSCH, M., C. GEITNER, S. HUBER & M. TULIPAN (2004): Bodenbewertung inStadtregionen des Alpenraums – Projekt TUSEC-IP. in: Mitteilungen der ÖsterreichischenBodenkundlichen Gesellschaft, Heft 71. Wien – im Druck.81


5. Glossar[1] BTXE/BTXBenzol, Toluol, Xylol, Ethylbenzol (nach RUV) sind Substanzen, die einzeln analysiert abersummarisch dokumentiert werden. Diese Stoffe können aus der Lösungsmittelverwendung,Altablagerungen (z.B. Gaswerke), Autoabgasen und Benzinversickerungen stammen. Ihretoxische Wirkung ist durch Leberschäden und chronische Nervenschäden charakterisiert.Benzol ist darüber hinaus krebserregend (Leukämie).[2] Kampfstoffe – LOST/SenfgasDie Stickstoff-LOSTE und das Schwefel-LOST unterliegen nur einer langsamen Hydrolyse.Bekannt geworden sind LOST-Vergiftungen dänscher Fischer, die im Bereich von Bornholmmit Schleppnetzen LOST aus versenkter Munition vom Meeresgrund holten. LOST-Vergiftungen äußern sich in schwersten Hautschäden, die Wunden heilen nur sehr schlecht.LOSTE sind carcinogen, Stickstoff-LOST wird als Cytostatikum eingesetzt (KLIMMEK et al.1983- 82 -


AnhangA1 Fragebogen Lead-Partner München (Q-MUC)A2 Qualifizierte Befragung der Partnergemeinden (Q-UHOH)A3 Fragebogen für Gemeindebefragung (Q-IGUI)B1 Ergebnisse ausgewählter Fragen nach LändernB2 Ergebnisse ausgewählter Fragen nach GemeindegrößeB3 Ausgewertete Zusatzinformationen- 83 -

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