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Rede im Hessischen Landtag zur Großen Anfrage der SPD ...

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<strong>Rede</strong> von MdL Claudia Ravensburg<strong>zur</strong> Großen <strong>Anfrage</strong> <strong>der</strong> <strong>SPD</strong> betreffend Stand <strong>der</strong> Umsetzungdes Gen<strong>der</strong> Mainstreamings in Hessen (DS 16/5563)Plenarsitzung am 28.03.2007Sehr geehrter Herr Präsident,sehr geehrte Damen und Herren,Wir beschäftigen uns heute mit <strong>der</strong> Beantwortung einer umfangreichen Großen <strong>Anfrage</strong> <strong>SPD</strong> mit 56Einzelfragen, die die Sozialministerin ausführlich beantwortet hat. Allerdings habe ich mich be<strong>im</strong>Durchlesen <strong>der</strong> Fragen zunächst ernstlich gefragt, ob wir uns hier <strong>im</strong> <strong>Hessischen</strong> <strong>Landtag</strong> o<strong>der</strong> beiJörg Pilawa <strong>im</strong> Fernsehquiz befinden.Die ersten 20 Fragen sind reine Wissensfragen - die Antworten hierzu hätte die <strong>SPD</strong> in jedembesseren Fachbuch zum Gen<strong>der</strong> Mainstreaming nachlesen können. Lesen bildet, meine Damen undHerren.O<strong>der</strong> sollte eine solche Art <strong>der</strong> Fragestellung etwa <strong>der</strong> Versuch sein, die Landesregierung zudiskreditieren? Dann ist dieser Versuch schon <strong>im</strong> Ansatz gescheitert. Denn die Landesregierungbekennt sich nicht nur <strong>zur</strong> Chancengleichheitspolitik, son<strong>der</strong>n sie handelt auch danach. Das ist indiesem Bericht mehr als deutlich geworden.Trotz Kopfschütteln be<strong>im</strong> Lesen <strong>der</strong> Fragen, will ich mich jetzt lieber den Antworten <strong>der</strong> Großen<strong>Anfrage</strong> widmen.Gen<strong>der</strong> Mainstreaming ist vor zwei Jahren in die Gemeinsame Geschäftsordnung <strong>der</strong> Ministerien desLandes Hessen (GGO) aufgenommen worden. Damit wurde die Verpflichtung aus den Vertrag vonNizza <strong>zur</strong> Herstellung von Chancengleichheit von Frauen und Männern in geltendes Rechtumgesetzt.Aber die Verankerung von Gen<strong>der</strong> Mainstreaming in <strong>der</strong> GGO war keineswegs <strong>der</strong> Anfang einesProzesses hin zu mehr Chancengleichheit von Männern und Frauen. Seit <strong>der</strong> Regierungsübernahmein 1999 hat sich die Hessische Landesregierung die Verbesserung <strong>der</strong> Vereinbarkeit von Familie undBeruf, die Verbesserung <strong>der</strong> Chancen für Frauen zum Ziel gesetzt.


So war die Aufnahme des Leitprinzips <strong>der</strong> Europäischen Union <strong>zur</strong> Chancengleichheit von Frauenund Männern <strong>im</strong> <strong>Hessischen</strong> Gleichberechtigungsgesetz ein weiterer Schritt, die unterschiedlichenAusgangsbedingungen und Situationen von Männern und Frauen in den Entscheidungsprozessenmitzubeachten.Behauptungen, die Hessische Landesregierung könnte mit Verweis auf Gen<strong>der</strong> Mainstreaming diespezifische Frauenför<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> gar das Hess. Gleichberechtigungsgesetz abschaffen, sind völligohne Grundlage. Gen<strong>der</strong> Mainstreaming ergänzt vielmehr die klassische Frauenför<strong>der</strong>ung als eineQuerschnittsaufgabe. Folgerichtig misst die Landesregierung deshalb beson<strong>der</strong>e Bedeutung <strong>der</strong>Weiterbildung <strong>der</strong> Führungskräfte in allen Bereichen <strong>der</strong> Landesverwaltung bei. Das können sie inden Antworten gern nachlesen.Denn die Implementation erfolgt natürlich als Top Down Gen<strong>der</strong>-Prozess, <strong>der</strong> von <strong>der</strong>Führungsebene vorgelebt und umgesetzt wird, aber auch bereits in <strong>der</strong> untersten Ebene einGrundprinzip ist.Meine Damen und Herren, an dieser Stelle unterscheiden wir uns aber deutlich von <strong>der</strong> <strong>SPD</strong>. UnsereAuffassung ist Pragmatismus statt Dogmatik. Uns geht es um eine pragmatische Umsetzung desGen<strong>der</strong> Mainstreaming-Ansatzes. Wir sind davon überzeugt, dass nur mit individuell auf die Situation<strong>der</strong> jeweiligen Verwaltung zugeschnittenen Lösungen wirksam gearbeitet werden kann. Anreize wiez.B. ein Erfolgsbudget, einem <strong>im</strong> Hochschulpakt verankerten Topf, aus dem Frauen in denUniversitäten zusätzlich geför<strong>der</strong>t werden können, das sind Erfolg versprechende Wege.Lassen Sie mich noch einen weiteren wichtigen Punkt erwähnen.Die Personalentwicklung. Ihr kommt auf dem Weg <strong>zur</strong> Chancengleichheit eine ganz beson<strong>der</strong>eBedeutung zu. Deshalb muss das Ziel Herstellung von Chancengleichheit schon in die Vereinbarungjeglicher Personalentwicklungsstrategien verankert werden. Dazu gehört die Beachtung <strong>der</strong>Beson<strong>der</strong>heiten von Frauen <strong>im</strong> Beurteilungswesen. Viele Frauen leisten neben ihrer beruflichenTätigkeit noch wertvolle Arbeit für die Familie. Dadurch waren Frauen früher oftmals <strong>im</strong> Berufbenachteiligt, z.B. Familienarbeit leistende Frauen haben meist geringe Bereitschaft zu Mobilität alsungebundene Kollegen, Sie benötigen mehr Flexibilität. Das darf ihnen bei <strong>der</strong> Beurteilung o<strong>der</strong> <strong>der</strong>Zahlung von Leistungsprämien aber nicht negativ angerechnet werden.


dass man Gen<strong>der</strong> Mainstreaming einfach von oben Top-Down verordnen kann, hat in meinen Augenunrecht. Gen<strong>der</strong> Mainstreaming ist ein Prozess, <strong>der</strong> sich entwickeln muss bis er auch Bottom Upselbstverständlich von unten bis in die kleinste Verwaltungsstelle hinein gelebt wird.Ich danke für meine Fraktion für die umfangreiche Beantwortung <strong>der</strong> Großen <strong>Anfrage</strong>.(Hinweis: Es gilt das gesprochene Wort!)

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