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Die Kunstwerk- statt - Gossen Kommunikation

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6 MENSCHEN BERICHT MENSCHEN BERICHT 7„Ich will mein Leben selber in die Hand nehmen.“Sie gehört zum Team: Manuela Büchels mit den Herbergs„eltern“ Rainer und Irmgard Jansen.ManuelaBüchelshat ein ZielBereits um 6.30 Uhr hat heute ihr <strong>Die</strong>nst in derJugendherberge Aachen begonnen. Doch sie isthellwach und voller Energie. Im Gespräch wirddeutlich: <strong>Die</strong> selbstbewusste junge Frau will etwaserreichen.In ihren jungen 26 Jahren hat Manuela Büchels bereits eine Mengeberuflicher Erfahrungen gesammelt – zunächst im Bereich derSüßwarenverpackung in der Werk<strong>statt</strong>, später in den Außenarbeitsgruppenbei Zentis und Pro Idee. Seit Februar 2009 arbeitetsie nun als bereichsübergreifende Kraft in der JugendherbergeAachen. Hier hilft sie in der Küche, unterstützt die Reinigungsfrauen,bezieht Betten oder übernimmt vertretungsweise Aufgabender Zivildienstleistenden.Mit ihrer Arbeit ist Manuela Büchels sehr zufrieden. „Ich habe eingutes Verhältnis zu den Kollegen“, sagt sie. Und ihre Chefs, dieHerbergsleiter Rainer und Irmgard Jansen, seien sehr nett. Sie istEinzelhandelskauffrau, er hat Tischler gelernt, war dann 12 JahreSoldat und absolvierte eine Ausbildung in Erziehungs- und Freizeitpädagogik.Der pure Zufall führte das Paar schließlich auf den Wegzur Herbergsleitung.Jugendherbergen sind moderne Übernachtungsbetriebe. <strong>Die</strong>Zeiten strenger Herbergseltern und muffiger Etagenbetten fürRomantiker und Wanderer, die selbst Kartoffeln schälen und jedenMorgen den Schlafsaal ausfegen, sind längst vorbei. Heute sorgtlaut Hausprospekt „ein junges und dynamisches Service-Team füreinen entspannten und komfortablen Aufenthalt“.Um diesen Service zu gewährleisten, besteht das Team des „UnternehmensJugendherberge“ aus 25 Mitarbeitern, von der Leitungüber das Stammpersonal für Rezeption und Küche bis zum Hausmeister,den teilzeitbeschäftigten Reinigungskräften und den Zivis.„Und eben Manuela“, ergänzt Leiter Rainer Jansen. „Sie empfindetsich als Teil der Familie.“ Sie mache ihre Arbeit gerne, jeden Morgenerscheine sie mit einem Lächeln bei der Arbeit.Anlass für Beschwerden über Manuela hat es bisher keine gegeben,weder von Kollegen noch von Gästen. „Es ist gut für mich,dass keiner aufpassen muss“, sagt die allein stehende junge Frau,die in einer eigenen Wohnung lebt und auch privat Wert aufSelbstständigkeit legt.Bei Manuelas Vorgänger, einem jungen Mann, funktionierte dieZusammenarbeit allerdings nicht so gut. Nach vier Monaten warSchluss. „Ich mochte den Burschen“, erzählt Rainer Jansen. „Er hattedie Spülküche hervorragend im Griff“. Leider jedoch war er der„Macho in Person“ und insofern der Meinung, Spülen sei Frauen-sache. Trotz dieser Erfahrung sagten die Jansens direkt zu, als dieWerk<strong>statt</strong> als neue Kraft Manuela vorschlug. „Wir haben das imTeam besprochen, und alle waren der Meinung: Wir probieren es.“„Manuela hat viele Ressourcen, die sie gut in unserem Betriebeinbringen kann“, unterstreicht Irmgard Jansen. Zwar brauchesie enge Führung und direkte Ansprache, aber sie habe im erstenPraxisjahr gewaltige Fortschritte gemacht. Was danach kommt,ob es die Chance auf Übernahme in ein normales Beschäftigungsverhältnisgibt, sei abzuwarten, sagen die Herbergsleiter.Manuela jedenfalls weiß, dass sie sich anstrengen und dran bleibenmuss. Ihr großes Ziel: „Ich will mein Leben selber in die Handnehmen.“ Und für die Jansens steht nach dem ersten erfolgreichenJahr fest, dass sie auch weiterhin Menschen mit einem Handicapeine Chance geben werden. Als interkulturelle Begegnungsstättefür Menschen aus aller Welt gehöre dies zu ihrem Auftrag. Und alsUnternehmen könne man anderen Arbeitgebern nur Mut machen,ihrem Vorbild zu folgen.Fördermodelle für ArbeitgeberFür Arbeitgeber, die Menschen mit Behinderungen im Bereich vonHelfertätigkeiten beschäftigen wollen, sich eine direkte Einstellungaber noch nicht vorstellen können, gibt es interessante Zuschuss-,Beratungs- und Qualifizierungsmodelle. Neben der UnterstütztenBeschäftigung (vgl. Seite 9) zählt dazu das Kombi-Lohnmodell desLandschaftsverbands Rheinland (LVR). Weitere Informationen gibtes dazu auf unserer Internetseite www.werk<strong>statt</strong>-ac.de im BereichBerufliche Integration.Das Euregionale Jugendgästehaus180 Betten, rund 37.000 Übernachtungen pro Jahr, eineüberdurchschnittliche Auslastung von 55 Prozent: Seit derErweiterung und Modernisierung im Jahr 1998 läuft dieJugend herberge Aachen richtig gut. Sie versteht sich alsBegegnungsstätte für Menschen aus ganz Europa – undist es auch in der Praxis: 40 Prozent der Gäste kommen ausdem Ausland. Das Haus befindet sich im Besitz der StadtAachen, Betreiber ist der Landesverband des DeutschenJugendherbergswerks. Irmgard und Rainer Jansen leiten dieJugendherberge seit 1993. Außer übernachten kann man hierauch tagen: Auch externe Veranstalter können zehn moderneSeminarräume für 15 bis 70 Personen, eine umfangreiche Medienaus<strong>statt</strong>ungund günstige Tagungspauschalen nutzen.Weitere Informationen:Jugendherberge Aachen, Euregionales Jugendgästehaus,Maria-Theresia-Allee 260, 52074 Aachen,Tel: 0241/71101-0, E-Mail: aachen@jugendherberge.de,www.aachen.jugendherberge.de


10 MENSCHEN SPECIAL OLYMPICSMENSCHEN SPECIAL OLYMPICS 11Special OlympicsZwei Teilnehmerinnen machen sich fit für Olympia.Das Waldstadion: Optimale Bedingungen für das Trainer-DuoAndrea Moritz und Friedhelm Hogen (hinten).Sieht schon ganz gut aus: Ein Meister der Kugelstoß-Technik.Veranstalter der National Games ist Special Olympics Deutschland,die deutsche Organisation der weltweit größten Sportbewegungfür Menschen mit geistiger Behinderung. In 180 Nationen sindüber 2,8 Millionen Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit geistigerBehinderung erfasst. <strong>Die</strong> Philosophie von Special Olympicsist es, mit den Mitteln des Sports das Selbstbewusstsein und dieAkzeptanz von Menschen mit geistiger Behinderung in der Gesellschaftzu steigern. Schirmherr der diesjährigen Spiele in Bremen istBundespräsident Horst Köhler. In 20 Sportarten gehen 4.550 SpecialOlympics Athletinnen und Athleten an den Start – nach demMotto „In jedem von uns steckt ein Held“.Weitere Informationen:www.nationalgames.de und www.specialolympics.deGänsehaut in Bremen?Sechs Athletinnen und Athleten werden dieAachener Werk<strong>statt</strong> bei den Nationalen Spielender Special Olympics für Menschen mit geistigerBehinderung vertreten. Der Wettkampf findetvom 14. bis 19. Juni 2010 in Bremen <strong>statt</strong>. AnfangMärz begann das Training.Bis zum Juni heißt es für Anja, Franz-Josef, Marc, Jessica, Nadineund Walburga jeden Mittwochnachmittag: auf ins Waldstadion.Begleitet von Andrea Moritz und Friedhelm Hogen, den beidenSportlehrern der Werk<strong>statt</strong>, schnüren sie die Turnschuhe undmachen sich fit für Bremen. Ihr Ziel: Gewinnen.In Deutschland werden im Wechsel alle zwei Jahre jeweils NationaleWinter- und Sommerspiele ausgetragen. Von den letztenSommerspielen 2008 in Karlsruhe brachte das Badminton-Teamder Werk<strong>statt</strong> fünf Goldmedaillen und eine Bronzemedaille mit.„Das war eine tolle Stimmung damals“, sagt Andrea Moritz. „Beider Siegerehrung hatten wir alle ein richtiges Gänsehautgefühl.“Nun stehen drei Leichtathletik-Disziplinen auf dem Meldezettelfür Bremen: Laufen, Kugelstoßen und Schlagballwerfen. „Wirhaben uns für Leichtathletik entschieden.“ erklärt FriedhelmHogen. „So können diesmal andere Aktive aus der Werk<strong>statt</strong> anden Spielen teilnehmen.“ Anfangs stand lediglich fest, dasshöchstens sechs Teilnehmer nach Bremen reisen können.Von den Mitarbeitern, die regelmäßig die Angebote des Sportvereinsder Werk<strong>statt</strong> nutzen (s. Artikel unten), hat das Trainer-Duogezielt die „Ehrgeizigen“ angesprochen. Sich auf eine neue Sportartund eine intensive Vorbereitung einzulassen komme nichtfür jeden in Frage. Manche wollten eben nur Tischtennis spielen.Nadine hat gleich Ja gesagt. Sie spielt auch Fußball und ist in derTanzgruppe aktiv. Jetzt stemmt sie die drei Kilogramm schwere Kugelin den blauen Himmel über dem Waldstadion. Mit dem neuenSportgerät und der Technik ist sie noch nicht recht vertraut – keinWunder: Es ist erst der zweite Trainingstag.Das Training und der Wettbewerb in olympischen Leichtathletik-Disziplinen geben den sechs Mitarbeitern die Chance, aus eigenerKraft Anerkennung zu gewinnen und Selbstbewusstsein zutanken. Entscheidend ist, dabei zu sein. Durch die Einteilung inhomogene Leistungsgruppen hat jede und jeder die Chance zugewinnen. Am 14. Juni ist Abfahrt. Daumen drücken!Sport im VereinSeit Anfang 2009 gibt es den Lebenshilfe Aachen Sportverein e.V.Gegründet wurde er, um sportlich Aktiven innerhalb und außerhalbder Lebenshilfe ein übergreifendes und vielfältiges Angebotzu ermöglichen. Der Verein hat vor allem zwei Aufgaben: Zumeinen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Werk<strong>statt</strong> einAngebot bereitzustellen, das während der Arbeitszeit genutztwerden kann. Hierzu zählen beispielsweise Badminton, Psychomotorik,Tischtennis, Yoga, Schwimmen, Tanzen und Rollstuhlsport.Rund 350 Mitarbeiter nehmen das Sportangebot regelmäßigwahr. Aus Kapazitätsgründen sind pro Beschäftigtem maximalzwei Stunden pro Woche vorgesehen.Zum anderen soll der Verein den Menschen, die in Wohnheimenoder im Betreuten Wohnen leben, nach Feierabend Aktivitäten imBereich des Rehabilitationssports ermöglichen. So gibt es zum Beispielfür Herren jeden Donnerstag von 16 bis 18 Uhr das Angebotvon Bewegungsspielen und an zwei Samstagen im Monat Fußball.Für Frauen stehen jeden zweiten Montagnachmittag Bewegungsspieleauf dem Programm. Darüber hinaus bieten die Sportlehrerder Werk<strong>statt</strong> alle zwei Jahre im Wechsel zwei große Sportprojektean: eine Sportfreizeit gemeinsam mit anderen Werkstätten sowiedie Teilnahme an den Special Olympics.Weitere Informationen:Helmut Heimich, 1. Vorsitzender Lebenshilfe Aachen Sportverein e.V.,Telefon: 02 41 / 9 28 11 – 132, Fax: 02 41 / 56 28 00,E-Mail: heimich@werk<strong>statt</strong>-ac.de


12 WERKSTATT KUNSTWERKSTATT WERKSTATT KUNSTWERKSTATT 13„Das Wesentliche für die künstlerische Entwicklung ist die Motivation,die Freude am Gestalten.“ Beatrix Al-KhadraVon Beruf:KunstmalerKunst kennt keine Grenzen – ebenso wenig wiedie Arbeit mit Menschen mit Behinderung. Dasstellt die <strong>Kunstwerk</strong><strong>statt</strong>, die vor achtzehn Monatendie Arbeit aufgenommen hat, eindrucksvollunter Beweis.Wer die Halle 2 der Werk<strong>statt</strong> in Haaren betritt, fühlt sich in einAtelier versetzt. Staffeleien stehen im Raum, in Regalen und aufTischen liegen Holzrahmen bereit, unzählige Pinsel ragen ausFarbtöpfen heraus, an den Wänden hängen Skizzen und Bilder inallen Farben und Größen. Den hinteren Teil des Raums füllt einegemütliche Sofaecke: Hierhin haben sich die neun Künstlerinnenund Künstler der Werk<strong>statt</strong> gerade zurückgezogen. Zeit für denWochenendrückblick: Jeden Montagmorgen werden die Erlebnissevom Wochenende in Bildern und Worten erzählt, anschließendstellt jeder reihum sein Bild vor.„Das ist es, was wir erreichen wollen“, kommentiert BeatrixAl-Khadra das Geschehen. In der Besprechungsrunde werdenFragen gestellt und Ideen ausgetauscht. Für die Leiterin der<strong>Kunstwerk</strong><strong>statt</strong> ist klar: „In der Gemeinschaft der Gruppe, in derReibung mit dem Gegenüber finden Menschen mit Behinderungneue Wege, sich selbst zu erfahren.“ In der Kunst liege die Chance,sich herauszufordern, das kreative Potenzial zu entdecken. „Dasgilt für jeden Menschen“, betont die Kunsttherapeutin.Auftrag der <strong>Kunstwerk</strong><strong>statt</strong> ist nicht nur die Persönlichkeitsförderungvon Menschen mit Behinderung, Kunst ist hier auchHerausforderung und Arbeit, es geht um berufliche Integrationund Weiterentwicklung. So sind die Bilder, die hier entstehen,selbstverständlich zum Verkauf gedacht. Zahlreiche Werke wurdenbereits von kunstinteressierten Käufern erworben. „Nachandert halb Jahren Aufbauphase gehen wir jetzt stärker in dieVer marktung. Wir wollen uns und unsere Bilder der Öffentlichkeitpräsentieren“, sagt Gruppenleiterin Heike Hahner.<strong>Die</strong> erste Veröffentlichung war ein großformatiger Jahreskalender,der mit Unterstützung des Ehepaars Schartmann (Förderer) denWeg in den Aachener Einzelhandel fand und vielfach verkauft wurde.Bei der bundesweiten Werk<strong>statt</strong>messe in Nürnberg Mitte Märzwar man erstmals mit einem Stand vertreten und erhielt ausgesprochenpositive Resonanz von Besuchern, Kunstinteressiertenund Werkstättenverantwortlichen. Im Sommer starten mehrereAusstellungen.<strong>Die</strong> Möglichkeit zum Malen hatten Werk<strong>statt</strong>mitarbeiter alsarbeits begleitende Maßnahme schon vor dem Start der <strong>Kunstwerk</strong><strong>statt</strong>im September 2008. Mariele Storms, die damaligeBereichsleiterin, entwickelte in Zusammenarbeit mit BeatrixAL-Khadra ein Konzept, um aus dem Förderangebot einen eigenständigenArbeitsbereich der Werk<strong>statt</strong> zu gestalten. Dabeiwechselten zunächst zwölf beschäftigte Mitarbeiter aus demVerpackungsbereich in die <strong>Kunstwerk</strong><strong>statt</strong>, um sich in einerGruppe zu finden. Von den anfänglichen Unsicherheiten beimMalen ist heute nichts mehr zu spüren. Selbstsicher gehen dieKünstler mit Pinsel und Farben um und bringen ihre eigenen Ideendurch Farbe und Form zum Ausdruck. Beatrix Al-Khadra: „ DasWesentliche für die künstlerische Entwicklung ist die Motivation,die Freude am Gestalten, erst dann kommt das Ausbilden in MalundZeichentechniken. Besonders wichtige Erfahrungen für dieWerk<strong>statt</strong> teilnehmer sind tägliche Bildbesprechungen und dieneuen Eindrücke, die beim Besuch von Ausstellungen und Museengewonnen werden. Ebenso der anregende Austausch mit Künstlernder Maastrichter Ateliergemeinschaft Glasshoes. Durch diesevielfältige Auseinandersetzung mit „Kunst“ haben die angehendenKünstlerinnen und Künstler viel gelernt und sind auf einem gutenWeg, ihren eigenen Stil zu entwickeln.“ Interaktion, Neugier, Anerkennung– darüber habe sich die Gruppe gefunden. „Und beiallen“, ergänzt Heike Hahner, „ist das Selbstbewusstsein gewachsen“.So stellt sich Jürgen Kirschbaum Besuchern mit den Wortenvor: „Ich bin von Beruf Kunstmaler.“Nicht alle aus der Anfangszeit sind noch dabei. Interessierte ausanderen Gruppen müssen sich bewerben. In Praktika können sieherausfinden, ob die <strong>Kunstwerk</strong><strong>statt</strong> das individuell passendeAngebot ist. Manche bringen viel Talent mit: So wechselte etwadie 19-jährige Sürejja Durovska im vergangenen Jahr von derKleebachschule direkt in die <strong>Kunstwerk</strong><strong>statt</strong>.In der Halle 2 herrscht eine kreative Aufbruchstimmung. Das Teamhat große Pläne. Neben den Ausstellungen denkt man auch anKooperationen mit Künstlergemeinschaften, die Künstler mit undohne Behinderung zusammenführen. <strong>Die</strong> Frage, ob ein geistig behinderterMensch Kunst machen kann oder ob seine Werke Kunstdarstellen, ist längst überholt. Was zählt, ist allein die Qualität.Ausstellungstermineab 18. Juli 2010:Ballsaal im Alten Kurhaus: Ausstellung im Rahmen der Eröffnungder Euriade 2010ab 8. August 2010:Ausstellung im Kreuzgang der Abtei Rolduc, KerkradeTermine und Orte finden Sie unter www.werk<strong>statt</strong>-ac.de.Eine Dauerausstellung gibt es im Café Life im Lebenshilfe-Haus,Adenauerallee 38.


18 WERKSTATT KARNEVAL WERKSTATT KARNEVAL 19Das Projekt KarnevalKarneval ist ein Höhepunkt imJahresverlauf – für viele Beschäf tigteder Werk<strong>statt</strong> sogar der Höhepunkt.Spätestens mit dem Jahreswechsel steigt die Vorfreude von Wochezu Woche, und wenige Tage vorher ist sie GesprächsthemaNummer eins: die traditionelle große Karnevalssitzung der Werk<strong>statt</strong>an Fettdonnerstag. Während die einen (Jecken im Saal) amVortag ihre Schränke nach dem Kostüm durchsuchen, haben dieanderen (Akteure auf der Bühne) – Lampenfieber. Haben wir genuggeübt? Wird der Auftritt klappen? Um es vorwegzunehmen:Alles lief glatt, und es gab begeisterten Applaus.Zwei Aufführungen ragten im diesjährigen Programm besondersheraus. Zum einen präsentierte die Tanzgruppe der Werk<strong>statt</strong>,angeleitet von Friedhelm Hogen, ihre neueste Choreographie.<strong>Die</strong> zweite Gruppe, angeleitet von Anja Remer, führte den Tanz„Mexikanischer Kaktus“ auf. Wie sich die Mitarbeiter auf ihrenAuftritt vorbereitet haben und wie Karneval zum Auslöser fürIdeen reichtum in der täglichen Werk<strong>statt</strong>arbeit wird – das schildernFriedhelm Hogen und Anja Remer exklusiv für die WIB.Friedhelm Hogen:„Eine kontinuierliche Entwicklung“Vier Wochen vor Karneval ging es los. Zunächst schlugen die Tänzerinnenund Tänzer einige Musikstücke vor. Mit großer Mehrheitentschied sich die Gruppe dann für „Jump That Rock – WhateverYou Want“ von Scooter.Nach dem Motto „Kreativität setzt Freiheit voraus“ durfte dannjeder alleine seine eigene Tanzgeschichte zur Musik finden. Immerwieder hörten die Tänzer die Musik. Dabei stellte ich fest, dass füreinige Teilnehmer schnell klar wurde, unbedingt zu viert bleiben zuwollen. <strong>Die</strong> übrigen Tänzer waren noch unschlüssig und beobachtetendas Geschehen. Da nur ein Tanz im Programm vorgesehenwar, trennte ich die Gruppe. So konnten die noch „Unschlüssigen“in Ruhe etwas Eigenes entwickeln.Auf sich alleine gestellt, fanden sie schließlich eigene Tanzformen.Bei sechs Terminen wurde immer weiter an der eigenen Tanzgeschichtegearbeitet. In den letzten Jahren habe ich mich dabeizunehmend zurückgehalten. <strong>Die</strong>smal griff ich nur noch ganzselten in das Geschehen ein, indem ich gelegentlich kleine Tippsgab.So kam es schließlich zu „zwei Tanzgruppen“, die zu einem Musikstückzwei unterschiedliche Choreographien fanden und dieseauf einer Bühne nebeneinander aufführten. Ganz interessant wardabei, dass einige Elemente miteinander harmonierten. Für denunwissenden Betrachter war wahrscheinlich nichts von den unterschiedlichenEntwicklungen bei der Probenarbeit zu erahnen.Vor fünf Jahren hatte die Tanzgruppe ihren ersten öffentlichenAuftritt. Rückblickend kann ich sagen, dass seither eine kontinuierlicheEntwicklung <strong>statt</strong>fand, die sich vor allem in einer zunehmendenSelbständigkeit ausdrückt.Anja Remer:„Der Gruppenraum wird zur Kreativabteilung“24 geschenkte Hüte lagen seit drei Jahren auf der Fensterbank unseresGruppenraums. Und seit drei Jahren immer die gleiche Frage:„Macht ihr damit was für Karneval?“ Zunächst zögerlich, dannmutig sagten wir dieses Mal „Ja“, ohne eine Idee zu haben, was.Darsteller zu finden, war in den Gruppen der Halle 3 in Haarenweniger schwierig. Im Gegensatz zu Musik und Choreographie.Im Dezember nutzten wir spontan zwei Tage, um mit der Bühnendekorationzu beginnen. Unser Gruppenraum wurde umfunktioniertin eine Kreativabteilung. Es wurde Papier gerissen, geknüllt,farblich sortiert und anschließend in stundenlanger Arbeit auf dieaus Pappe vorbereiteten Kaktusformen aufgetragen. Alle warenmit Feuereifer dabei. Zunächst waren die Kakteen als Bühnendekogedacht: Doch als sie in sattem Grün erstrahlten und zumTrocknen an der Stange hingen, fanden wir es zu schade, sie in denHintergrund zu stellen. <strong>Die</strong> Idee der tanzenden Kakteen war geboren.Im Januar stellten wir fest, dass Karneval jetzt ganz plötzlichkommt, die Proben sollten beginnen. Aber irgendwie fehlte dasgewisse Etwas: Kaktus vor dem Bauch, Hut auf dem Kopf – warumnicht aus eins zwei machen.Kollegin Gisela Hensen nähte die Ponchos, Tobias Lennartz skizziertedie charakteristischen Mexikaner auf Pappteller, die wir alsGruppenarbeit vollendeten. Jeder kann sich sicher vorstellen, dassso manche Lachträne floss, als wir die Schurken mit den jeweiligenMaskenträgern verglichen. Zum Proben trafen wir uns mehrmalsin der Woche im Sportraum. Anfangs war es schon eine Herausforderung,mit den breiten Kakteen aneinander vorbei zu kommenund sich zu fragen: Laufe ich nun vorwärts oder rückwärts?! Dochirgendwann fand jeder seinen Weg und war ein Teil eines großenGanzen – dem mexikanischen Kaktus für Karneval in Dürwiß.Arbeitsbegleitende AngeboteZum Auftrag der Werkstätten, die berufliche Integration vonMenschen mit Behinderung zu fördern, gehört, die Mitarbeiterauch in möglichst vielen Lebensbereichen in ihrer Persönlichkeitzu fördern und ihr Entwicklungspotenzial auszuschöpfen. <strong>Die</strong>semZiel dienen die sogenannten Arbeitsbegleitenden Angebote.Sie umfassen ein breites Spektrum an Sportangeboten, diejeder Mensch mit Behinderung wahrnehmen kann, z.B. Yoga,Psycho motorik, Bewegungsspiele, Tischtennis, Badminton,Therapeutisches Reiten, Kegeln oder Tai-Chi.Weitere begleitende Angebote sind Musiktherapie, Lese-, SchreibundRechenkurse, Krankengymnastik, mehrtägige Freizeiten, Gruppenausflüge– und Feste.Stimmung in DürwißSeit einigen Jahren feiert die Werk<strong>statt</strong> ihre große Karnevalspartyimmer an Fettdonnerstag in der Festhalle Eschweiler-Dürwiß. In diesem Jahr ging es vor über 500 toll kostümiertenJecken und dem Elferrat um 10 Uhr mit der Band Lampen fieberlos.<strong>Die</strong> Mitglieder der Tanzgruppe: Jessica Kulka, Bianca Gülicher, Beate Sperling, Nadine Dubois, Hans-<strong>Die</strong>ter Lauven, Alex Wengert, Anja Legewie, IsmehanDhahri, Michaela NießenAls mexikanische Kakteen waren dabei: Daniel Bransch, Stefan Möller, JürgenAbele, Pascal Wittig, Michael Reinart, René Paulus, Jasmin Walraven,Michael Wienands, Guido Bucholz, Harald Kiesewalter, Michaela Nießenund Anja Remer


20 ARBEIT & MEHR KURZNACHRICHTENARBEIT & MEHR KURZNACHRICHTEN 21EURIADEALTERSTEILZEITWERKSTATTRATBETRIEBSRATDas Erlebnis des Werk<strong>statt</strong>dialogsPaul Keyzers gehtNeuwahlen mit hoher BeteiligungNeuer Betriebsrat ab Juni im AmtIm vergangenen November besuchten uns siebzig junge Menschenaus aller Welt. <strong>Die</strong> Jugendlichen im Alter zwischen 15 und18 Jahren waren als Teilnehmer des Projekts „Jugend im Dialog“des Internationalen Kultur- und Wissenschaftsfestivals Euriadezu Gast in Deutschland. Bei dem Projekt geht es darum, jungeMenschen die Bedeutung von Verständnis, Toleranz, Respektund Verantwortung erfahren zu lassen.So verbrachten unsere Gäste einen Tag in der Werk<strong>statt</strong> undhaben im ganzen Haus in Gruppen mitgearbeitet, so auch in der<strong>Kunstwerk</strong><strong>statt</strong> (Foto). Es gab Begegnungen, bei der man aufeinanderzu ging und einander zuhörte, um – ganz nach dem„Dialogischen Prinzip“ des Philosophen und Pädagogen MartinBuber – „auf dem Weg zum Anderen“ mehr voneinander zu erfahren.Das Erleben anderer Herkunft, Tradition, Religion undKultur stand im Mittelpunkt des Tages. Ohne Berührungs ängste,mit viel Spaß und Freude am gemeinsamen Austausch vergingdie Zeit wie im Flug. Ein gelungener Tag im Sinne von ICH undDU, der auch in diesem Jahr wieder unter dem gleichen Motto<strong>statt</strong>finden wird.Im Herbst dieses Jahres ist Schluss. Dann geht unser BetriebsstättenleiterPaul Keyzers kurz vor Vollendung seiner 30-jährigenBetriebszugehörigkeit in den wohlverdienten Ruhestand. Der gelernteFahrzeugbauer mit der 1. Staatsprüfung zum Gewerbelehrertrat am 29.11.1982 seinen <strong>Die</strong>nst als Gruppenleiter in der Werk<strong>statt</strong>an, um den eingeschlagenen Weg in der Erwachsenenbildung fortsetzenzu können. Im Jahr 1990 übernahm Paul Keyzers die Leitungdes Verpackungsbereichs und 2003 schließlich die Betriebsstättenleitungder Werk<strong>statt</strong> Neuenhofstraße. Schon zum 10-jährigen<strong>Die</strong>nstjubiläum wurde ihm für seine mitreißende Art der Zusatz„PPA“ verliehen. <strong>Die</strong>s deutete nicht etwa auf eine Prokura hin, sondernsteht für „POWER-PAULE-AACHEN“.Paul Keyzers ist ein Mensch, der seine Arbeit immer mit Herz undVerstand ausgeführt hat. Als „Mister Katschhof“ sorgte er beimFest der Begegnung jahrzehntelang dafür, dass es eine große Tombolamit attraktiven Preisen gab. Im Herbst ist für den gebürtigenNiederrheinländer Schluss mit der aktiven Arbeit. Er freut sich auflange Spaziergänge mit seinem Hund und auf die Zeit mit seinerFamilie. Im Rahmen unseres Sommerfestes werden wir „unseremPaul“ einen schönen Abschied bereiten.Im November 2009 fanden an beiden Standorten die Wahlenfür den neuen Werk<strong>statt</strong>rat <strong>statt</strong>. Insgesamt folgten 497 Mit arbeiterdem Aufruf zur Wahl, das entspricht einer Wahlbeteiligungvon rund 70 Prozent. Für die kommende Amtszeit von vier Jahrenwurden gewählt: Regina Offergeld, Andrea Bongard, DirkVomend, Monique Gottschlich, Hubert Thouet, Andreas Kurthund als Vorsitzender Max Haberland (Foto, vorne rechts). Eineerste Veränderung in der Zusammensetzung des Werk<strong>statt</strong>ratesergab sich bereits im Februar 2010. Andreas Kurth trat aus persönlichenGründen zurück. Sein Amt im Werk<strong>statt</strong>rat übernahmMirella Haberland. „Wir bedanken uns für die Wahl“, sagt MaxHaberland. „Wir möchten weiterhin die Interessen und Belangeder Mitarbeiter so gut wie in den letzten Jahren vertreten.“Zusätzlich zu seinen Aufgaben in der Werk<strong>statt</strong> wurde MaxHaberland im Februar zum Delegierten der Landesarbeitsgemeinschaftder Werk<strong>statt</strong>räte NRW gewählt. Nach der Werkstätten-Mitwirkungsverordnung vertritt der Werk<strong>statt</strong>rat die Interessender Mitarbeiter mit Behinderung. Er nimmt ihre Anregungen undBeschwerden entgegen und verhandelt darüber mit der Werk<strong>statt</strong>.Auf Landes- und Bundesebene setzen sich die Werk<strong>statt</strong>räte vorallem für die Weiterentwicklung der Mitwirkung zu echter Mitbestimmungein.Auch der Betriebsrat wurde neu gewählt. <strong>Die</strong> Wahlen fanden am24. März in beiden Betriebstätten <strong>statt</strong>, vorbereitet und organisiertdurch den Wahlvorstand mit Ralf Bohr, Stefan Felder undMarcus Dreindl. <strong>Die</strong> Wahlbeteiligung lag über 75 Prozent. Derneue Betriebsrat besteht aus folgenden Mitarbeiterinnen undMitarbeitern: der bisherigen Vorsitzenden Martina Lintzen, StellvertreterRalf Bohr, Renè Mertens, Marcus Dreindl, Anne Nacken,Robert Ervens und Isabell da Silva Martins. Endgültig wird dasWahl ergebnis erst, wenn alle aufgeführten Personen die Wahlangenommen haben.Zu Beginn der neuen Legislaturperiode ab Juni tritt der gewählteBetriebsrat zur konstituierenden Sitzung zusammen. Dabei wirdsich das Gremium neu aufstellen und den Betriebsratsvorsitzendenwählen. Über die genaue Aufgabenverteilung der Mitgliederinformiert der Betriebsrat anschließend durch einen neuen Flyer.Für Martina Lintzen steht fest: „In Zeiten dieses wirtschaftlichenund sozialen Wandels bleibt es auch für den neuen Betriebsrateine Herausforderung, auf Basis der gesetzlichen GrundlagenLösungen und Alternativen bei Problemen und Konflikten zumWohl des gesamten Personals und den Interessen der betrieblichenOrdnung zu erarbeiten und zu vertreten.“


22 ARBEIT & MEHR FOTOALBUM ARBEIT & MEHR FOTOALBUM 23Weihnachten 2009Am letzten Arbeitstag des Jahres feiern wir unser traditionelles Weihnachtsfestmit einem vielfältigen Programm. Hier einige Impressionenvon der Feier am Standort Haaren.Der Nikolaus darf natürlich auf gar keinen Fallfehlen.Ehrungfür unsereJubilarePetra Venzke feierte ihr 15-jähriges Jubiläum in derWerk<strong>statt</strong>. In dieser Zeit hat sie in verschiedenenGruppen gearbeitet. Seit gut einem Jahr ist Petranun in der Gruppe 4. Durch ihren Arbeitseinsatz istPetra eine große Hilfe für die Gruppe und wir freuenuns, dass sie bei uns ist.Ob jemand artig war oder nicht, wusste Nikolausnatürlich sofort.Ende vergangenen Jahres konnte dieWerk<strong>statt</strong> erneut zahlreichen Mitarbeiterinnenund Mitarbeitern für ihrelangjährige Treue danken.Bei der Jubilarfeier im Hergelsmühlenwegwurden 69 Jubilare und in derNeuenhofstraße 55 Jubilare mit einerUrkunde und Präsenten geehrt. AusPlatz gründen können wir hier nureinige vorstellen.Josef-Hubert Stenten, besser bekannt als „Jobi’’,arbeitet seit 45 Jahren für die Lebenshilfe. Er warschon in der Anfangszeit der Anlernwerk<strong>statt</strong> dabei.Er ist ein lustiger und kontaktfreudiger Zeitgenosseund sehr charmant. So begrüßt er die Damenzum Beispiel mit Handkuss.Ismehan Dhahri und Harald Kiesewalter haben mitdem Chor für weihnachtliche Stimmung gesorgt.Auch Walter Strauch ist seit 15 Jahren in der Werk<strong>statt</strong>.Er ist stets hilfsbereit und erledigt sämtlicheAufgaben gerne. Durch seine ruhige und zurückhaltendeArt hat er einen festen Platz in der Gruppe.Besonders die volkstümliche Musik liegt ihm amHerzen. Bei Festlichkeiten in der Werk<strong>statt</strong> singt eroft fleißig mit, genauso wie bei Alemannia-Liedern.


Das Café Life ist ein besonderes Café. Hier bedienen Sie Menschenmit Handicap. Hier ist es normal, verschieden zu sein.Café Life: Einmalig in Aachen. Erleben Sie selbst.Wir bieten Mittagstisch an Werktagen und sonntags Frühstück undein Mittagsmenü. Unsere Räume können Sie mieten. Oder feiern Siezu Hause mit unserem Catering.Café Life, im Lebenshilfe-Haus, Adenauerallee 38, Aachen-ForstTel. Nr. 0241 / 41 31 02 23, E-Mail: info@cafelife-ac.com, www.cafelife-ac.comÖffnungszeiten: Mo-Do 12-15 h, Fr-Sa 12-22 h, So 10-18 h

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