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Soziale Ungleichheit und kulturelle Vielfalt in - Paulo Freire Zentrum

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Maßnahmen zur Erhöhung der BildungschancenBildungsreformen <strong>in</strong> DeutschlandDie Debatte über den durch die demografischeEntwicklung zunehmenden Arbeitskräftemangel <strong>in</strong>Deutschland <strong>und</strong> die gleichzeitige Bildungsmisere hatauf dem nationalen Integrationsgipfel im November2010 e<strong>in</strong>en Aktionsplan hervorgebracht, der die Quoteder deutschen <strong>und</strong> ausländischen SchulabbrecherInnenbis zum Jahr 2015 nivellieren soll. In vielen B<strong>und</strong>esländernwerden Reformansätze diskutiert, die nicht nur ane<strong>in</strong>er Schulstrukturreform ansetzen, sondern den E<strong>in</strong>bezuglokaler <strong>und</strong> kommunaler KooperationspartnerInnenmitvorsehen. Übere<strong>in</strong>stimmung besteht unter den B<strong>und</strong>esländerndar<strong>in</strong>, dass der Bedarf an e<strong>in</strong>er Sprachförderungder K<strong>in</strong>der im vorschulischen Alter mit Sprachtestsermittelt <strong>und</strong> e<strong>in</strong> entsprechendes Förderangebotbereit gestellt werden muss, da Sprachkenntnisse e<strong>in</strong>eSchlüsselkompetenz für Bildung <strong>und</strong> für e<strong>in</strong>e langfristigeIntegration s<strong>in</strong>d. Die Festlegung von Bildungsstandardsbezieht damit bereits die K<strong>in</strong>dertagesstätten e<strong>in</strong>.Eltern werden zunehmend als PartnerInnen gesehen,deren Erziehungskompetenz durch die Förderung partizipativerStrukturen im Schulalltag mehr E<strong>in</strong>gang f<strong>in</strong>denmuss (thematische Elterncafés, Elternschule, Elternals MentorInnen usw.). Vorausgegangen war die Verpflichtungaller Schulen zur Schulentwicklungsplanung<strong>und</strong> Evaluation zur Qualitätssteigerung. Die E<strong>in</strong>führungder Ressourcenzuteilung an den Schulen e<strong>in</strong>iger B<strong>und</strong>esländernicht nur nach der Anzahl an K<strong>in</strong>dern nichtdeutscherHerkunftssprache, sondern nach dem Anteilan Lernmittelbefreiungen ist der Erkenntnis geschuldet,dass der sozioökonomische vor dem ethnischen H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>den Schulerfolg bee<strong>in</strong>flusst.Die deutschlandweite Tendenz geht zu e<strong>in</strong>em zweisäuligenSchulmodell, das mehr Durchlässigkeit <strong>und</strong> damitdie Chance, e<strong>in</strong>en hochwertigen Schulabschluss zu erreichen,bietet. Dieses Modell wird am Beispiel Berl<strong>in</strong>s,deren Bildungsverwaltung mit Beg<strong>in</strong>n des Schuljahres2010/2011 e<strong>in</strong>e neue Schulstruktur e<strong>in</strong>geführt hat, dargestellt.Reformierte Schullandschaft <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>Im Schuljahr 2010/2011 wurde die Sek<strong>und</strong>arschule alsZusammenfassung von Haupt-, Real- <strong>und</strong> Gesamtschulemit der Möglichkeit, das Abitur zu erlangen, nebendem Gymnasium e<strong>in</strong>geführt. Daneben existiert dasSondermodell „Geme<strong>in</strong>schaftsschule“ mit e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samenBeschulung von der ersten bis zur 13. Klasse,das im Jahr 2013 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Sek<strong>und</strong>arschule besondererForm umgewandelt wird. Mit dieser Schulformwerden verschiedene Ziele verfolgt: Die Erweiterungauf 13 Schuljahre bietet e<strong>in</strong>e höhere Durchlässigkeit<strong>und</strong> Attraktivität als die bisherigen Haupt- <strong>und</strong> Realschulen<strong>und</strong> die Möglichkeit, e<strong>in</strong>en höherwertigenSchulabschluss zu erreichen. In der Umwandlung zuGanztagsschulen liegt die Hoffnung, die Bildungschancenaller SchülerInnen durch e<strong>in</strong>e lernförderlicheUmgebung zu erhöhen. Die Verzahnung an den Übergängenvon der K<strong>in</strong>dertagesstätte <strong>in</strong> die Gr<strong>und</strong>schule,von dort <strong>in</strong> die Sek<strong>und</strong>arstufe I der Sek<strong>und</strong>arschuleoder des Gymnasiums wird durch e<strong>in</strong>en fachlichen Austauschgewährleistet. LehrerInnen aus der Gr<strong>und</strong>schuleunterrichten an Sek<strong>und</strong>arschulen <strong>und</strong> Gymnasien <strong>und</strong>umgekehrt.Duales Lernen soll an allen Schularten verstärkt werden,um die berufliche Orientierung frühzeitig zu ermöglichen.Die Spanne reicht von der E<strong>in</strong>richtung vonPraxisklassen als Regelangebot für abschlussgefährdeteJugendliche bis h<strong>in</strong> zu Kursen an der Universitätzum Erwerb e<strong>in</strong>es Bachelor-Moduls für leistungsstarkeSchülerInnen ab 16 Jahre. Das Vergabeverfahren fürübernachgefragte Sek<strong>und</strong>arschulen <strong>und</strong> Gymnasienwurde dah<strong>in</strong> gehend verändert, dass nicht mehr derWohnort, sondern e<strong>in</strong> Auswahlverfahren maßgebendist. Dabei kann sich die Schulleitung 70% der SchülerInnenschaftaussuchen (darunter 10% Härtefälle) <strong>und</strong>30% der Plätze verlosen.Nachteilig ist die mangelnde e<strong>in</strong>heitliche Regelung zurschul<strong>in</strong>ternen Organisation. An manchen Sek<strong>und</strong>arschulenwerden Haupt- <strong>und</strong> RealschülerInnen getrenntunterrichtet, wor<strong>in</strong> die Gefahr besteht, dass e<strong>in</strong>e homogenbenachteiligte <strong>und</strong> lernschwache SchülerInnenschaftweiterh<strong>in</strong> unter sich bleibt <strong>und</strong> dadurch ger<strong>in</strong>geLeistungszuwächse hat.32 // <strong>Soziale</strong> <strong>Ungleichheit</strong> <strong>und</strong> <strong>kulturelle</strong> <strong>Vielfalt</strong> <strong>in</strong> europäischen Städten // Aktion & Reflexion

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