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Nachhaltigkeitsbericht MAN Gruppe 2007/2008

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<strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong><br />

<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong><br />

<strong>2007</strong>/<strong>2008</strong><br />

E N G I N E E R I N G T H E F U T U R E – S I N C E 17 5 8


Die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong><br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />

ist das größte Unternehmen der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> und<br />

einer der führenden Anbieter von Nutzfahrzeugen und<br />

Transportlösungen.<br />

− Lkw von 7,5 bis 50 t für jeden Einsatz<br />

− Busse für viele Zwecke: von der Linie bis zur Luxusreise<br />

− Komplette Dienstleistungen rund ums Fahrzeug<br />

− Motoren für Fahrzeuge, Schiffe und Industrie<br />

<strong>MAN</strong> Diesel<br />

ist Weltmarktführer bei Zweitakt-Schiffshauptmotoren und<br />

weltweit führender Anbieter von Viertakt-Großdieselmotoren.<br />

− Zweitakt-Dieselmotoren für Schiffsantriebe und Kraftwerke<br />

− Viertakt-Dieselmotoren für Schiffsantriebe, Bordstrom-<br />

erzeugung und Kraftwerke<br />

− Diesel-Gas- und Gas-Otto-Motoren für Kraftwerke und<br />

Offshore-Anwendungen<br />

− Abgas-Turbolader und Propulsionssysteme<br />

− <strong>MAN</strong> Diesel PrimeServ: weltweite After-Sales-Dienst-<br />

leistungen<br />

<strong>MAN</strong> TURBO<br />

ist einer der weltweit führenden Hersteller von thermischen<br />

Turbomaschinen mit Produktionsstandorten in Deutschland,<br />

der Schweiz und Italien.<br />

− Umfangreiches Produktprogramm von Kompressoren, Turbinen<br />

und chemischen Reaktoren<br />

− Entwicklung, Fertigung, Montage und Service kompletter<br />

Maschinenstränge und Anlagen für die Öl- und Gasindustrie,<br />

Grundstoffindustrie sowie Stromerzeugung<br />

− Weltweit einzigartiges Zentrum für Zusammenbau und Erprobung<br />

von Maschinensträngen mit Gewichten bis zu 1 000 t<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal<br />

ist ein weltweit tätiger Anbieter von Industriedienstleistungen.<br />

− Führender Generalunternehmer im internationalen Anlagenbau<br />

in den Bereichen Petrochemie, Öl und Gas, Energie und<br />

Kraftstoffe. Projektentwicklung, Projektmanagement und<br />

Finanzierungskonzepte für schlüsselfertige Industrieanlagen.<br />

− Vertriebs- und Servicepartner für Hersteller von Systemen<br />

und Maschinen, Dienstleistungen für die Automobilindustrie:<br />

Just-in-sequence-Vormontage von kompletten Modulen<br />

− Service- und Vertriebsplattform für den <strong>MAN</strong> Konzern<br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge <strong>Gruppe</strong><br />

Mio ¤ 2005 2006<br />

Auftragseingang 9 434 10 103<br />

Umsatz 7 377 8 685<br />

Operatives Ergebnis 497 698<br />

Mitarbeiter (Anzahl am 31.12.) 33 368 34 040<br />

Umsatzrendite ROS (%) 6,7 8,0<br />

Rendite auf das eingesetzte Kapital ROCE (%) 17,9 26,8<br />

<strong>MAN</strong> Diesel <strong>Gruppe</strong><br />

Mio ¤ 2005 2006<br />

Auftragseingang 2 203 2 619<br />

Umsatz 1 666 1 802<br />

Operatives Ergebnis 117 229<br />

Mitarbeiter (Anzahl am 31.12.) 6 423 6 408<br />

Umsatzrendite ROS (%) 7,1 12,7<br />

Rendite auf das eingesetzte Kapital ROCE (%) 22,8 46,6<br />

<strong>MAN</strong> TURBO <strong>Gruppe</strong><br />

Mio ¤ 2005 2006<br />

Auftragseingang 850 1 498<br />

Umsatz 694 908<br />

Operatives Ergebnis 43 71<br />

Mitarbeiter (Anzahl am 31.12.) 2 476 3 257<br />

Umsatzrendite ROS (%) 6,2 7,8<br />

Rendite auf das eingesetzte Kapital ROCE (%) 18,5 30,5<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal <strong>Gruppe</strong><br />

Mio ¤ 2005 2006<br />

Auftragseingang 1 745 1 982<br />

Umsatz 1 414 1 379<br />

Operatives Ergebnis 64 119<br />

Mitarbeiter (Anzahl am 31.12.) 4 563 4 290<br />

Umsatzrendite ROS (%) 4,5 8,6<br />

Rendite auf das eingesetzte Kapital ROCE (%) 10,9 31,2


Technik zum Wohl der Umwelt<br />

Unsere Produkte:<br />

weniger Verbrauch, weniger Schadstoffe,<br />

alternative Energien<br />

Unsere Prozesse:<br />

Flexibilität bei weltweiten<br />

Qualitätsstandards<br />

Unsere Verantwortung:<br />

neue Energien, neue Märkte<br />

Unsere Mitarbeiter:<br />

Arbeitsplätze für die Zukunft


Entwickelt Hybridmotoren für<br />

Stadtbusse: Dr. Stefan Kerschl,<br />

Leiter der Entwicklung Alternative<br />

Antriebe bei <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge.<br />

12 38<br />

Fördert das Wirtschaftswachstum<br />

des karibischen Inselstaats: Rampersad<br />

Motilal, CEO der Methanol<br />

Holdings (Trinidad) Limited.<br />

50 26<br />

Gibt sein Wissen an die Kollegen<br />

weiter: Dr. Gerd-Ulrich Woelk,<br />

Senior-Partner bei <strong>MAN</strong> TURBO.<br />

Sorgt für die Optimierung der<br />

Prozesse: Dr. Hans-Otto Jeske,<br />

Technik-Vorstand bei <strong>MAN</strong> TURBO.


INHALTSVERZEICHNIS<br />

I<br />

1<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

9<br />

II<br />

10<br />

12<br />

18<br />

20<br />

22<br />

26<br />

32<br />

34<br />

38<br />

44<br />

46<br />

50<br />

54<br />

55<br />

56<br />

III<br />

58<br />

69<br />

71<br />

73<br />

Umschlag<br />

Die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong><br />

Kontakt<br />

Einleitung<br />

Kernaussagen<br />

Inhalt<br />

Wie ich es sehe – Vorwort von Håkan Samuelsson<br />

Unternehmenssituation – Nachhaltiges Wachstum<br />

Corporate Governance – Regeln für das Management<br />

Unternehmensführung – Umgang mit Risiken<br />

Magazin<br />

Technik zum Wohl der Umwelt<br />

Die <strong>MAN</strong>-Energie-Weltkarte<br />

Unsere Produkte<br />

Reportage: Klimafreundliche Busse für die saubere Stadt<br />

Jedes Gramm weniger Schadstoffe zählt<br />

Nachhaltig fallende Verbrauchskurve<br />

Meldungen<br />

Unsere Prozesse<br />

Reportage: Produktion zwischen Hightech und Handarbeit<br />

Weltweite Qualitätsstandards unter dem <strong>MAN</strong>-Bogen<br />

Meldungen<br />

Unsere Verantwortung<br />

Reportage: Wachstum unter Palmen<br />

Neue Energien, neue Märkte<br />

Meldungen<br />

Unsere Mitarbeiter<br />

Reportage: Treffen der Generationen<br />

Weiterbildung für alle<br />

Karrierekick und Kindersegen<br />

Meldungen<br />

Lagebericht<br />

Lagebericht zur Nachhaltigkeit<br />

Ausgewählte konsolidierte Gesellschaften<br />

Glossar<br />

Ansprechpartner, Impressum<br />

3<br />

I<br />

II<br />

III


I EINLEITUNG WIE ICH ES SEHE<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

im Jahr <strong>2008</strong> wird <strong>MAN</strong> 250 Jahre alt, hervorgegangen<br />

aus der ehemaligen Eisenhütte St. Antony im Ruhrgebiet.<br />

Mit dieser langen Geschichte ist die heutige<br />

<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> eines der ältesten deutschen Industrieunternehmen.<br />

250 Jahre Erfahrung, Fachwissen und Kompetenz,<br />

250 Jahre Innovation, Technologie und Fortschritt,<br />

250 Jahre Verlässlichkeit, Ertragskraft und wirtschaftlicher<br />

Erfolg: Diese Historie ist zugleich Ausdruck einer<br />

nachhaltigen Unternehmensführung, ohne die <strong>MAN</strong><br />

viele Umbrüche und Herausforderungen in den zurückliegenden<br />

Jahrzehnten nicht hätte meistern können.<br />

Die Geschichte ist uns Verpflichtung, die nachhaltige<br />

Unternehmensführung als Maßstab für heute und morgen<br />

zu nehmen. Für die Zukunft der <strong>MAN</strong> AG steht der<br />

wirtschaftliche Erfolg im Vordergrund. Nachhaltig<br />

Erfolg zu haben heißt zugleich, dafür zu sorgen, auch in<br />

Zukunft die Bedingungen für Ertragskraft zu gewährleisten.<br />

Diese Bedingungen sind nicht nur geprägt vom<br />

ökonomischen Umfeld, sondern auch von ökologischen<br />

wie sozialen Fragen. Nur in einer intakten Umwelt und<br />

mit der gesellschaftlichen Akzeptanz dessen, was wir<br />

tun, konnten wir in der Vergangenheit erfolgreich wirtschaften<br />

und werden wir in Zukunft profitabel sein.<br />

Durch die alarmierenden Zustandsberichte, die in der<br />

zurückliegenden Zeit publiziert wurden, gerät die Klimadebatte<br />

in den Vordergrund der Nachhaltigkeitsdiskussion.<br />

Als ein Unternehmen, dessen Kernkompetenz das<br />

Transport-Related Engineering ist, sind wir uns unserer<br />

besonderen Verantwortung bewusst. Es ist Ziel unserer<br />

nachhaltigen Unternehmensführung, die Anforderungen<br />

einer mobilen Gesellschaft und einer zunehmend<br />

globalen, transportorientierten Wirtschaft mit Umweltund<br />

Ressourcenschonung zu verbinden.<br />

Das Bestreben, Ökologie und Ökonomie miteinander<br />

zu verbinden und die gesellschaftliche Akzeptanz zu<br />

sichern, hat bei <strong>MAN</strong> Tradition. Das gilt insbesondere<br />

mit Blick auf die CO 2-Emissionen, die in der aktuellen<br />

Klimadiskussion eine prominente Rolle spielen. Wir<br />

investieren einen Großteil unserer F&E-Aufwendungen<br />

darin, die Ökoeffizienz unserer Produkte zu verbessern<br />

und gleichzeitig die technische Spitzenqualität aufrechtzuerhalten.<br />

Dazu nur einige Beispiele unserer an Nachhaltigkeit<br />

orientierten Innovationskraft: Im Nutzfahr-<br />

zeugbereich erreichen wir mit unseren Lkw-Baureihen<br />

TGX und TGS ehrgeizige Umweltziele. Wir entwickeln<br />

die eingesetzten Common-Rail-Motoren gemäß den<br />

kommenden Abgasgrenzwerten intensiv weiter und<br />

bieten diese Motoren so früh wie möglich auf dem<br />

Markt an. Mit ihrem geringen Kraftstoff- und Schmiermittelverbrauch<br />

zählen unsere Motoren zu den umweltfreundlichsten<br />

und wirtschaftlichsten Nutzfahrzeugantrieben.<br />

Auch bei unseren Schiffsdieselmotoren haben<br />

wir weitere Verbesserungen erzielt: Ausgestattet mit<br />

elektronischer Steuerung und Common-Rail-Technik,<br />

verbrauchen die Großdieselmotoren heute rund ein<br />

Viertel weniger Kraftstoff als vor 25 Jahren, haben deutlich<br />

geringere Emissionen und sind damit für die immer<br />

strengeren Anforderungen der International Maritime<br />

Organization (IMO) gerüstet. Im Turbomaschinenbereich<br />

verfügen wir über Kernkomponenten der Technik,<br />

um synthetische Dieselkraftstoffe oder CO 2-neutralen<br />

Kraftstoff aus erneuerbaren Energien herzustellen.<br />

Hier liegt ein für uns attraktiver Zukunftsmarkt, der<br />

ökologisches mit ökonomischem Interesse verbindet.<br />

<strong>2007</strong> sind wir zudem der internationalen Initiative<br />

3C – Combat Climate Change beigetreten, die sich der<br />

weltweiten Verminderung von klimaschädlichen Emissionen<br />

verschrieben hat.<br />

Bei den gesellschaftlich relevanten Themen haben<br />

wir in den zurückliegenden Jahren ebenfalls Fortschritte<br />

erzielt. Mit unserer weit über den eigenen Bedarf hinausgehenden<br />

Ausbildung geben wir jungen Menschen<br />

die Befähigung dazu, in qualifizierte Berufe einzusteigen.<br />

Gleichermaßen haben wir unser Engagement an<br />

Hochschulen ausgeweitet, um die Bildungschancen<br />

junger Menschen zu verbessern und gleichzeitig Spitzenkräfte<br />

als Nachwuchsführungskräfte zu gewinnen.<br />

Schließlich gehen wir im Bereich der Mitarbeiterbindung<br />

neue Wege: Um qualifizierten Frauen künftig noch<br />

bessere Chancen zu bieten, kümmern wir uns intensiv<br />

um Fragen der Kinderbetreuung sowie der Work-Life-<br />

Balance. Wir haben uns zudem verpflichtet, den immer<br />

noch geringen Anteil von Frauen in Führungspositionen<br />

deutlich zu erhöhen.<br />

In unserem neu aufgelegten und aktualisierten Leitbild<br />

legen wir unsere Verantwortung gegenüber den wichtigsten<br />

Stakeholdern – Kunden, Kapitalgebern, Mitarbei-<br />

4


Håkan Samuelsson,<br />

Vorsitzender des Vorstands.<br />

tern und der Gesellschaft – fest. Das Leitbild basiert auf<br />

unseren Unternehmenswerten: zuverlässig, innovativ,<br />

dynamisch und offen. Konkretisiert wird dieses Leitbild<br />

durch einen Code of Conduct, der für alle Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> verpflichtend ist.<br />

Der Verhaltenskodex beschreibt die im Leitbild umrissenen<br />

Rahmenbedingungen unseres Handelns genauer<br />

und macht sie in der täglichen Arbeit umsetzbar. Ein Compliance-Board,<br />

unterstützt von externen Ombudsleuten,<br />

achtet auf die Einhaltung dieser Verhaltensrichtlinie. Mit<br />

diesen Instrumenten sichern wir uns weiterhin die gesellschaftliche<br />

Akzeptanz unseres Handelns.<br />

Diese wenigen Beispiele belegen, dass es uns mit unserer<br />

Strategie der nachhaltigen Unternehmensführung ernst<br />

ist. Getragen wird diese Strategie durch unser Führungskonzept<br />

Industrial Governance, das unseren Anspruch<br />

auf eine zeitgemäße Unternehmenskultur unterstreicht.<br />

Detaillierte Beispiele, Zahlen und Fakten zu unserer Nachhaltigkeitspolitik<br />

finden Sie auf den folgenden Seiten. Mit<br />

diesem Nachhaltigkeitsreport setzen wir unsere Berichterstattung<br />

zum Thema Umwelt und Gesellschaft konti-<br />

nuierlich fort. Wir sehen diesen Bericht zugleich als ein<br />

Bekenntnis zu unserer nachhaltigen Unternehmensführung,<br />

die wir auch in Zukunft weiterverfolgen werden.<br />

Denn wir können unsere Erfolge nur in einer intakten<br />

Gesellschaft und einer gesunden Umwelt erzielen. Dazu<br />

brauchen wir das Vertrauen unserer Stakeholder.<br />

Wir sind überzeugt davon, dass basierend auf dieser<br />

Strategie <strong>MAN</strong> auch in Zukunft nachhaltig erfolgreich<br />

wirtschaften wird.<br />

Ihr<br />

Håkan Samuelsson,<br />

Vorsitzender des Vorstands<br />

der <strong>MAN</strong> Aktiengesellschaft


I EINLEITUNG UNTERNEHMENSSITUATION<br />

NACHHALTIGES WACHSTUM<br />

Die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> ist einer der führenden Engineering-<br />

Konzerne in Europa. Unsere Kernbereiche sind Nutzfahrzeuge,<br />

Dieselmotoren, Turbomaschinen und industrielle<br />

Dienstleistungen. An der Spitze steht die <strong>MAN</strong> Aktiengesellschaft<br />

als Konzernzentrale. Die Unternehmen der<br />

<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> sind auf ihren Märkten jeweils unter den<br />

Top drei der Anbieter. Über 52 000 Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter sind in rund 120 Ländern der Welt aktiv.<br />

Die strategische Führung der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> liegt beim<br />

Management Board. In ihm sind neben dem Vorstandsvorsitzenden<br />

und dem Finanzvorstand alle <strong>MAN</strong>-Bereiche<br />

vertreten. Aufgaben sind die Weiterentwicklung der<br />

<strong>Gruppe</strong> und die Gesamtstrategie. Jeder Geschäftsbereich<br />

muss sich eigenständig weiterentwickeln und am stärksten<br />

Wettbewerber auf seinem Markt messen. Die Bereiche<br />

haben Renditeziele, die sie im Durchschnitt eines<br />

Konjunkturzyklus erreichen müssen, Verluste werden<br />

nicht toleriert. Darüber hinaus gibt es keine Quersubventionen<br />

zwischen den Geschäftsbereichen.<br />

Wichtigste Aufgabe unserer nachhaltigen Unternehmensführung<br />

ist eine stabile und zukunftsorientierte Ertragslage.<br />

Die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> hat in den zurückliegenden Jahren<br />

Rekordergebnisse verzeichnet. Die Umsatzrendite stieg<br />

im Jahr 2006 über acht Prozent, <strong>2007</strong> liegt sie über zehn<br />

Prozent, und über einen längeren Zeitraum soll sie durchschnittlich<br />

8,5 Prozent erreichen. An dieser Zielmarke werden<br />

wir uns in den kommenden Jahren orientieren. Wir<br />

Wichtige Kennzahlen der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> von 2002 bis 2006 (konsolidiert)<br />

Umsatzwachstum 10 Prozent, Umsatzrendite über 8,5 Prozent.<br />

Die Internationalisierung wird weiter vorangetrieben.<br />

Überdurchschnittliche Entwicklung der <strong>MAN</strong>-Aktie.<br />

haben das operative Ergebnis in den vergangenen Jahren<br />

kontinuierlich gesteigert. Diese Entwicklung ist Beleg<br />

dafür, dass wir mit der ständigen Verbesserung unserer<br />

Managementinstrumente sowie mit unserer vorausschauenden<br />

Portfoliopolitik auf dem richtigen Weg sind.<br />

Umso wichtiger ist es, die Stabilität der Ertragslage<br />

auch für die kommenden Jahre zu sichern, um möglichst<br />

unabhängig von eventuellen konjunkturellen Schwankungen<br />

zu sein.<br />

Ein wichtiger Baustein, um uns für die Zukunft gut aufzustellen,<br />

ist die weitere Internationalisierung der <strong>MAN</strong><br />

<strong>Gruppe</strong>. In den zurückliegenden Jahren wuchsen die<br />

Bestellungen aus dem Ausland auf etwa 75 Prozent der<br />

gesamten Orders, Tendenz weiterhin steigend. Auch in<br />

Zukunft werden wir auf den internationalen Markt setzen.<br />

Der Anteil der bei Auslandsgesellschaften beschäftigten<br />

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stieg von knapp<br />

34 Prozent im Jahr 2001 auf rund 42 Prozent im Jahr <strong>2007</strong>.<br />

Auch hier geht der Trend eindeutig zur internationalen<br />

Ausweitung. Wir konzentrieren uns darauf, größere Volumina<br />

umzusetzen und dabei gleichzeitig die operative<br />

Performance aller Unternehmensbereiche zu verbessern.<br />

Für die Zukunft wollen wir unsere Kernbereiche weiter<br />

stärken. Neben dem Wachstum aus eigener Kraft schließen<br />

wir Partnerschaften oder Akquisitionen nicht aus.<br />

Wir gehen davon aus, dass die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> schon in<br />

wenigen Jahren noch größer, noch profitabler und noch<br />

Mio € 2006 2005 2004 2003 2002<br />

Auftragseingang 16 567 14 338 15 645 13 744 15 720<br />

Umsatz 1) (Inland und Ausland) 13 049 11 379 14 038 13 546 16 040<br />

Operatives Ergebnis 2) 1 105 674 557 383 324<br />

Mitarbeiter (Anzahl am 31.12.) 50 290 49 161 59 008 64 158 75 054<br />

Umsatzrendite ROS (%) 8,5 5,9 4,0 2,8 2,0<br />

Rendite auf das eingesetzte Kapital ROCE (%) 28,0 19,1 13,0 8,4 7,1<br />

1) ab 2004 geänderte Umsatzbilanzierung von Nutzfahrzeugverkäufen mit Rücklaufverpflichtung als »Operating Lease«<br />

2) 2006 einschließlich Bonus von 0,50 € je Aktie<br />

6


internationaler auf den Weltmärkten aktiv sein wird.<br />

Für die kommenden Jahre erwarten wir – bei anhaltend<br />

stabiler Konjunktur – eine weiterhin gute Nachfrage<br />

nach unseren Produkten und Dienstleistungen. Bis 2010<br />

haben wir uns ein durchschnittliches Wachstum von<br />

rund zehn Prozent pro Jahr vorgenommen. Für unsere<br />

Kernkennzahlen Umsatzrendite (ROS) und Rendite auf<br />

das eingesetzte Kapital (ROCE) haben wir uns ehrgeizige,<br />

aber realistische Ziele gesetzt: Für die ROS liegt die Zielmarke<br />

nun bei 8,5 Prozent, für die ROCE bei über 22 Prozent.<br />

Diese Werte sollen im Durchschnitt über einen<br />

Konjunkturzyklus erreicht werden.<br />

Die Bereiche haben in Abstimmung mit dem Management<br />

Board folgende strategische Schwerpunkte für die<br />

Jahre bis 2010 gesetzt:<br />

• Nutzfahrzeuge: Restrukturierung des Busbereichs;<br />

Verringerung der Produktkomplexität sowie höhere<br />

Produktivität<br />

• Dieselmotoren: Verbesserung des Produktionsnetzwerks<br />

• Turbomaschinen: Verbesserung der internen Prozesse<br />

und Ausbau des Servicegeschäfts<br />

• Industriedienstleistungen: Konzentration auf Kernkompetenzen<br />

Außerdem wollen wir durch den Ausbau der After-Sales-<br />

Dienstleistungen in allen Bereichen weiter wachsen.<br />

Zugleich forschen und entwickeln wir im Sinne der<br />

nachhaltigen Produktpolitik in allen produzierenden<br />

Unternehmensbereichen kontinuierlich weiter: Für die<br />

kommenden Jahren haben wir rund drei Prozent des<br />

Umsatzes für Forschung und Entwicklung reserviert.<br />

Wir sind überzeugt davon, dass wir mit unseren ehrgeizigen<br />

Zielen die richtigen Herausforderungen an uns gestellt<br />

haben, damit auch in Zukunft all unsere Stakeholder<br />

zufrieden sind mit den Leistungen und Kennzahlen<br />

der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong>. Die langfristige Planung der Ertragssicherheit<br />

der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> ist ein wichtiger Baustein<br />

unserer nachhaltigen Unternehmensführung.<br />

Die <strong>MAN</strong>-Aktie<br />

Die Aktie der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> wird an allen sieben deutschen<br />

Börsen sowie im Xetra gehandelt. <strong>MAN</strong> ist unter<br />

anderem Mitglied des deutschen Börsenindex Dax, der<br />

die Performance der 30 bedeutendsten börsennotierten<br />

Unternehmen Deutschlands misst. Dabei hat sich die<br />

<strong>MAN</strong>-Aktie überdurchschnittlich zum Dax entwickelt.<br />

Eine Anlage in die <strong>MAN</strong>-Stammaktie erwirtschaftete<br />

in den zurückliegenden zehn Jahren eine jährliche<br />

Gesamtrendite von 17,1 Prozent und erzielte so eine höhere<br />

Wertsteigerung als der Dax (+ 8,6 Prozent) und der<br />

DJ Euro Stoxx (+ 11,0 Prozent). Ausschlaggebend dafür<br />

waren unter anderem die signifikant verbesserten Resultate<br />

aller Unternehmensbereiche sowie die konsequente<br />

Ausrichtung des Unternehmensportfolios auf<br />

Transport-Related Engineering.<br />

Im ersten Halbjahr <strong>2007</strong> verzeichnete der Dax einen<br />

Kursgewinn von rund 21 Prozent. In diesem freundlichen<br />

Marktumfeld erzielte unsere Stammaktie vom<br />

1. Januar bis 30. Juni <strong>2007</strong> einen Kursgewinn von<br />

38,30 Euro oder 56 Prozent auf 106,76 Euro. Die <strong>MAN</strong>-<br />

Aktie war damit im ersten Halbjahr <strong>2007</strong> Spitzenreiter<br />

in der Dax-Wertentwicklung.<br />

Die indexrelevante Marktkapitalisierung der <strong>MAN</strong> AG,<br />

basierend auf einem Streubesitz von 70,1 Prozent, betrug<br />

zum 30. Juni <strong>2007</strong> über zehn Milliarden Euro. Damit<br />

belegte <strong>MAN</strong> zum Quartalsende in der Dax-Rangliste<br />

Platz 20 nach Platz 23 im Vorquartal.<br />

Auch in Zukunft werden wir unsere transparente Investor-Relations-Politik<br />

fortsetzen. Damit stärken wir das<br />

Vertrauen der Öffentlichkeit sowie der Investoren und<br />

Analysten in die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong>.<br />

7


I EINLEITUNG CORPORATE GOVERNANCE<br />

REGELN FÜR DAS <strong>MAN</strong>AGEMENT<br />

Zur Strategie nachhaltiger Unternehmensführung gehört<br />

unsere Corporate Governance, also die transparente<br />

Führung und Kontrolle unseres Unternehmens.<br />

Diese Corporate Governance ist Voraussetzung für die<br />

effektive und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit<br />

unseren Stakeholdern.<br />

Um die Standards für eine gute Unternehmensführung<br />

zu vereinheitlichen und überprüfbar zu machen, wurde<br />

2002 der Deutsche Corporate Governance Kodex ins Leben<br />

gerufen. Eine unabhängige Kommission überprüft<br />

jährlich den Kodex und passt ihn je nach Bedarf an.<br />

Vorstand und Aufsichtsrat der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> haben jedes<br />

Jahr die Entsprechungserklärung nach § 161 AktG abgegeben.<br />

Demnach entspricht <strong>MAN</strong> sämtlichen Empfehlungen<br />

des Deutschen Corporate Governance Kodex.<br />

Führungskonzept Industrial Governance<br />

Wir prüfen die Corporate-Governance-Praxis unseres<br />

Unternehmens stetig und verbessern sie gegebenenfalls.<br />

Um die Führung der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> zu optimieren, haben<br />

wir unser Führungskonzept Industrial Governance geschaffen.<br />

Es ruht auf drei Säulen, die die wesentlichen Aufgaben<br />

der Konzernzentrale der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> beschreiben:<br />

• Bestimmung der Strategie und der Geschäftsstrukturen<br />

(Strategie und Struktur)<br />

• Bestimmung der Personalstrategie und Besetzung der<br />

Führungspositionen des Konzerns (Leadership-Supply)<br />

• Planung und Steuerung der Performance (Controlling)<br />

Dazu kommen unter anderem:<br />

• Finanzmanagement<br />

• Präsentation des Unternehmens und seiner Werte<br />

gegenüber dem Kapitalmarkt und der Öffentlichkeit<br />

• Risikomanagement<br />

• Wissensmanagement<br />

Das im Jahr 2005 eingerichtete Management Board<br />

der <strong>MAN</strong> AG gewährleistet, dass sämtliche <strong>MAN</strong>-Bereiche<br />

auf höchster Managementebene vertreten sind.<br />

Das erhöht die interne wie externe Informationsgeschwindigkeit.<br />

Zusätzlich erhöhen wir dadurch Trans-<br />

Die im Corporate Governance Kodex erfassten Standards bilden<br />

die Grundstruktur für eine verantwortungsbewusste Führung des<br />

Unternehmens, transparent und auf Wertschöpfung ausgerichtet.<br />

parenz und Verlässlichkeit, auf die unsere Stakeholder<br />

angewiesen sind.<br />

Die Aktionärsstruktur von <strong>MAN</strong> ist internationaler geworden.<br />

Für ausländische Investoren ist es besonders<br />

wichtig, sich schnell und aktuell über die Performance<br />

des Unternehmens und die praktizierte Corporate Governance<br />

informieren zu können. Wir geben über unsere<br />

Internetseite sowie mittels Finanzpublikationen und Kapitalmarktkonferenzen<br />

allen Interessierten und Stakeholdern<br />

die Möglichkeit, sich ein aktuelles Bild von unserem<br />

Unternehmen zu machen. Darüber hinaus bieten<br />

wir Journalisten und Analysten neben den halbjährlichen<br />

Pressekonferenzen jeweils nach den Quartalsmeldungen<br />

Telefonkonferenzen mit einem oder mehreren<br />

Mitgliedern des Vorstands an. Diese Gespräche helfen,<br />

gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.<br />

Mit unserer Corporate-Governance-Strategie, die nicht<br />

nur darauf baut, den Empfehlungen des Corporate Governance<br />

Kodex zu entsprechen, sondern darüber hinausgeht,<br />

haben wir Richtlinien für nachhaltige Unternehmensführung<br />

festgelegt. Weitere Details, zum Beispiel<br />

zur neu gefassten Vergütungsstruktur für Vorstand und<br />

Aufsichtsrat, erläutern wir in unserem Geschäftsbericht.<br />

COMPLIANCE-SYSTEM<br />

NEUE OMBUDSLEUTE BESTELLT<br />

Im September <strong>2007</strong> hat <strong>MAN</strong> sein Compliance-System<br />

weiter verstärkt: Es wurden zwei externe Ombudsleute<br />

bestellt, an die sich Mitarbeiter vertrauensvoll<br />

und dem Unternehmen gegenüber anonym<br />

wenden können. Die Rechtsanwälte Jan Olaf Leisner,<br />

München, und Dr. Achim Bischoff, Duisburg, verfügen<br />

über umfangreiche Erfahrungen im Bereich Wirtschaftsund<br />

Strafrecht und unterstützen das Compliance Board<br />

der <strong>MAN</strong> AG. Das Board hat die Aufgabe, mögliche<br />

widerrechtliche Handlungen frühzeitig zu erkennen<br />

und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten.<br />

8


I EINLEITUNG UNTERNEHMENSFÜHRUNG<br />

UMGANG MIT RISIKEN<br />

Unter einem Risiko verstehen wir die Gefahr, dass Ereignisse,<br />

Entscheidungen und Handlungen uns hindern,<br />

Ziele zu erreichen oder Strategien erfolgreich zu realisieren.<br />

Gleichwohl müssen Unternehmen Risiken eingehen,<br />

wollen sie auf globalen Märkten Möglichkeiten<br />

realistisch nutzen. Deswegen braucht es wirksame Abläufe,<br />

um eventuelle Risiken beim unternehmerischen<br />

Handeln so gering wie möglich zu halten und gleichzeitig<br />

sich bietende Chancen optimal wahrzunehmen.<br />

Wir haben im Rahmen unseres Risikomanagementsystems<br />

die folgenden kritischen Felder analysiert:<br />

• Markt<br />

• Produkte<br />

• Prozesse<br />

• Mitarbeiter<br />

• Finanzen<br />

Rahmen und Grundlage unseres Risikomanagementsystems<br />

ist das konzernweit gültige Risikomanagement-Handbuch.<br />

Es bildet die normative Basis aller<br />

entsprechenden Aktivitäten und sorgt durch seine<br />

grundlegenden Bestimmungen dafür, dass das Risikomanagementsystem<br />

im Unternehmen einheitlich verstanden<br />

wird. Das Handbuch enthält verbindliche<br />

Regelungen, um wesentliche Risiken zu identifizieren,<br />

zu analysieren, zu bewerten und zu überwachen.<br />

Daraus abgeleitet, sind die Bereiche dezentral dafür<br />

verantwortlich, das Risikomanagementsystem in<br />

ihrem Bereich zu verankern. So kommen wir möglichen<br />

Gefahren am nächsten und verbessern die<br />

Chancen auf Früherkennung.<br />

Risikoboards konzernweit eingerichtet<br />

Wir analysieren Chancen und Risiken für die <strong>MAN</strong><br />

<strong>Gruppe</strong> quartalsweise. Vorstand und zentrales Controlling<br />

bewerten die Ergebnisse dann bei Reviewmeetings.<br />

Gegebenenfalls leiten die Verantwortlichen entsprechende<br />

Gegenmaßnahmen ein. Dem Aufsichtsrat wird<br />

regelmäßig über die Risikolage der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> berichtet.<br />

Eine solche quartalsweise vorgenommene Risikoeinschätzung<br />

findet in allen Bereichen statt. Wir haben kon-<br />

Der Umgang mit dem Unwägbaren ist der Prüfstein für unternehmerischen<br />

Erfolg. Außer auf ihre 250-jährige Erfahrung setzt die<br />

<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> auf ein erprobtes System zum Risikomanagement.<br />

zernweit in allen Bereichen von <strong>MAN</strong> Risikoboards eingerichtet.<br />

Die Risikoboards sind zentrale Steuerungsund<br />

Überwachungsinstanzen. Fachleute aus den Bereichen<br />

Finanzen, Technik und Recht arbeiten im Rahmen<br />

der jeweiligen Boards an der Aufgabe, bislang unbekannte<br />

Gefahren zu identifizieren und zu beurteilen. Darüber<br />

hinaus obliegt es den Risikoboards, vorhandene Maßnahmen<br />

und Instrumente gegen mögliche Gefahren<br />

weiter zu verbessern.<br />

Konzernrevision und Abschlussprüfer bewerten und<br />

kontrollieren die Funktionsfähigkeit des Risikomanagementsystems<br />

der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> regelmäßig,<br />

sodass Kontinuität, Sicherheit und Unabhängigkeit<br />

gewährleistet sind.<br />

Dynamischer Vorsorgeprozess<br />

Derzeit sind auf Basis des bei <strong>MAN</strong> etablierten Risikomanagementsystems<br />

keine Gefahren erkennbar, die<br />

zur dauerhaften und wesentlichen Beeinträchtigung<br />

der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> führen könnten. Gleichwohl ist<br />

umfassende Vorsorge im Rahmen der Nachhaltigkeit<br />

unabdingbar. Aus diesem Grund ist unser Risikomanagement<br />

ein kontinuierlicher wie dynamischer Prozess.<br />

Wir optimieren unsere Systeme ständig und<br />

passen sie an sich verändernde Rahmenbedingungen<br />

an. Wir haben mit unserem Risikomanagementsystem<br />

ein zuverlässiges Instrumentarium zur nachhaltigen<br />

Unternehmensführung entwickelt, das die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong><br />

so weit wie möglich vor Schäden im ökonomischen<br />

Bereich sowie im Produkt-, Prozess- und Mitarbeiterbereich<br />

bewahren wird.<br />

9


II MAGAZIN<br />

TECHNIK ZUM WOHL DER UMWELT<br />

Die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> entwickelt Produkte für die globalen Wachstumsmärkte<br />

Transport, Antrieb und Energie. Im Sinne des Klimaschutzes spielt<br />

die Erforschung alternativer Antriebe und Kraftstoffe eine wichtige Rolle.<br />

Die Mobilität und die Energieversorgung der<br />

Zukunft beschäftigen die gesamte <strong>MAN</strong>. Alle<br />

Geschäftsbereiche engagieren sich für Entwicklung<br />

und Einsatz neuer Technologien, die<br />

Ressourcen schonen und erneuerbare Energien<br />

voranbringen und damit unter anderem gegen<br />

den Klimawandel angehen. Als Systemanbieter<br />

von Nutzfahrzeugen, Dieselmotoren, Turbomaschinen<br />

und Industriedienstleistungen liefert die<br />

<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> Produkte und Services für die globalen<br />

Wachstumsmärkte Transport, Antrieb und<br />

Energie. Bereiche, die sich dynamisch wie nie zuvor<br />

entwickeln – und Güter, Menschen und Kapital in<br />

großem Umfang bewegen.<br />

Im Fokus steht zum einen die Endlichkeit fossiler<br />

Energieträger als Treiber für möglichst effiziente<br />

Fördermethoden ebenso wie für den sparsamen<br />

Verbrauch in Motoren, Turbomaschinen und<br />

Anlagen. Zum anderen kommt der Nutzung erneuerbarer<br />

Energiequellen und der Bereitstellung der<br />

dafür erforderlichen Technologien eine zentrale<br />

Rolle zu. Denn sowohl der Kampf gegen den Klimawandel<br />

als auch die steigenden Energiepreise lassen<br />

alternative Antriebe und Kraftstoffe immer<br />

attraktiver werden.<br />

Zwischen Ökonomie und Ökologie<br />

Alle Entwicklungen stehen im Spannungsfeld<br />

zwischen Ökonomie und Ökologie. Umweltrelevante<br />

Ziele zu erreichen und gleichzeitig den<br />

wirtschaftlichen Interessen der Kunden gerecht<br />

zu werden, ist die Vorgabe für jeden Geschäftsbereich.<br />

Speziell für den Personennahverkehr<br />

konzipierte <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge eine vielversprechende<br />

Lösung für den Transport und Antrieb<br />

von morgen – Stadtomnibusse mit Hybridsystemen,<br />

bei denen Elektro- und Verbrennungsmotor<br />

unter einem Dach kooperieren. Im Lkw-Fernver-<br />

kehr setzt der neue TGX V8 hohe Maßstäbe bezüglich<br />

Leistung, Aerodynamik, Kraftstoffverbrauch<br />

und Emissionswerten.<br />

<strong>MAN</strong> Diesel punktet mit Motoren, die nicht nur<br />

die größten Containerschiffe der Welt bewegen<br />

oder Luxusliner zu den schönsten Flecken der<br />

Erde bringen, sondern auch in Kraftwerksanlagen<br />

Strom erzeugen – wenn gewünscht, sogar mit<br />

Speiseöl. Sämtliche Viertakter und Zweitakter<br />

erfüllen den Kundenwunsch nach Langlebigkeit<br />

und zuverlässigem Betrieb ebenso wie die jeweils<br />

geltenden Umweltschutzbestimmungen.<br />

Auftragsschub durch synthetische Kraftstoffe<br />

<strong>MAN</strong> TURBO war schon immer über die gesamte<br />

Kette von der Erdöl- und Erdgasförderung über<br />

den Energietransport bis zur Weiterverarbeitung<br />

gut aufgestellt. Doch einen solchen Auftragsschub,<br />

wie ihn derzeit speziell Luftzerlegungsanlagen<br />

erleben, gab es noch nie. Wichtigster<br />

Treiber ist neben der stetig wachsenden Stahlindustrie<br />

in China die Gewinnung synthetischer<br />

Kraftstoffe aus Erdgas. In diesen Prozessen kommen<br />

sowohl die großen Turbomaschinen von<br />

<strong>MAN</strong> TURBO als auch Reaktoren der Tochter <strong>MAN</strong><br />

DWE zum Einsatz.<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal setzt als Industriedienstleister<br />

und Generalunternehmer im Anlagenbau verstärkt<br />

auf alternative Ressourcen. Jüngstes Beispiel:<br />

ein solarthermisches Pilotkraftwerk im äußerst<br />

sonnigen spanischen Andalusien. Basierend auf<br />

der wartungsarmen und mit Standardkomponenten<br />

zu bedienenden Fresnel-Technik, soll dieses<br />

Energieprojekt schon <strong>2008</strong> im Praxisbetrieb seine<br />

Wirtschaftlichkeit und Marktreife beweisen. Experten<br />

prognostizieren dieser Technologie ein enormes<br />

Potenzial.


Bewährte Technik: <strong>MAN</strong> besetzt die Kette<br />

von der Erdöl- und Erdgasförderung über den<br />

Transport bis zur Weiterverarbeitung. Der verstärkte<br />

Einsatz erneuerbarer Energien erschließt<br />

Geschäftsfelder für Turbomaschinen und chemische<br />

Reaktoren (Seite 22).<br />

Energietransport: Jedes zweite Schiff auf den<br />

Ozeanen fährt mit Motoren von <strong>MAN</strong> Diesel.<br />

Zukunftsweisend für den Transport fossiler<br />

Ressourcen sind Dual-Fuel-Motoren, die sich<br />

besonders für den Antrieb von LNG-Tankern<br />

(Liquified Natural Gas) anbieten (Seite 19).<br />

Enhanced Oil Recovery (EOR): Für die<br />

effiziente Nutzung von Ölfeldern wird der in<br />

Luftzerlegungsanlagen gewonnene Stickstoff<br />

mit hohem Druck in die Lagerstätten gepumpt,<br />

um dort den für die weitere Förderung nötigen<br />

Druck zu gewährleisten.


Energiegewinnung: Kraftwerke nutzen<br />

Motoren und Turbinen von <strong>MAN</strong>. Bei chemischen<br />

und petrochemischen Prozessen<br />

sowie bei der Produktion synthetischer<br />

Kraftstoffe gehören Maschinen von <strong>MAN</strong><br />

TURBO zur Kernausstattung (Seite 44).<br />

Fahrzeugtechnik: Aerodynamisch ausgefeilte<br />

Lkw-Fahrerhäuser und Fahrzeugaufbauten sowie<br />

Motoren mit modernster Common-Rail-<br />

Einspritztechnik sorgen dafür, dass Busse und<br />

Lkw von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge heute mit weniger<br />

Kraftstoff viel weiter kommen (Seite 18, 20).


Wirkungsgrad steigern: Um die Emissionen<br />

gering zu halten und die Betriebskosten einer<br />

Anlage oder eines Motors zu senken, arbeiten<br />

alle Forschungs- und Entwicklungsabteilungen<br />

von <strong>MAN</strong> an der Effizienzsteigerung ihrer<br />

Produkte (Seite 23).<br />

CO2-Speicherung: Täglich emittieren Kohlekraftwerke<br />

große Mengen des klimaschädlichen<br />

Gases Kohlendioxid. Derzeit werden<br />

Verfahren getestet, mit denen man das Gas<br />

herausfiltern kann, um es dann unterirdisch zu<br />

lagern. <strong>MAN</strong> TURBO liefert die nötige Technik.<br />

Hybridantrieb: Bei der speziell für Stadtomnibusse<br />

entwickelten Technik arbeiten<br />

Elektro- und Verbrennungsmotor zusammen.<br />

Durch die Rückgewinnung der<br />

Bremsenergie lassen sich bis zu 25 Prozent<br />

Kraftstoff einsparen (Seite 12).<br />

Strom aus Sonne: <strong>MAN</strong> Ferrostaal öffnet sich<br />

als Spezialist für den Industrieanlagenbau mit<br />

dem Engagement bei solarthermischen Kraftwerken<br />

einen neuen Markt. Bis zum Jahr 2020<br />

sollen die Kosten auf das Niveau von Strom<br />

aus fossilen Ressourcen sinken (Seite 45).


II MAGAZIN UNSERE PRODUKTE


DR. STEFAN KERSCHL, ENTWICKLER HYBRIDANTRIEBE<br />

»Unser Ziel ist es, eine Größenordnung von 30 Prozent<br />

Kraftstoffersparnis zu erreichen.«<br />

Stefan Kerschl ist Leiter der Entwicklung Alternative Antriebe in der Vorentwicklung von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge in München<br />

13


II MAGAZIN UNSERE PRODUKTE 14<br />

KLIMAFREUNDLICHE BUSSE FÜR DIE SAUBERE STADT<br />

Hybridantriebe entfalten vor allem im Stadtverkehr ihre umweltfreundliche Wirkung.<br />

<strong>MAN</strong> profitiert von Jahrzehnten eigener Forschung und kann mit seinen Bussen<br />

greifbare Ergebnisse vorweisen.<br />

Der Bus der Zukunft schwebt<br />

gut eineinhalb Meter über<br />

dem Hallenboden des Entwicklungsbereichs<br />

von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge.<br />

Sicher aufgebockt auf<br />

vier Radgreifern, harrt der <strong>MAN</strong><br />

Lion’s City der Dinge, die da kommen<br />

sollen. Jeder der vier meerblau<br />

lackierten Minikräne kann gut fünf<br />

Tonnen Gewicht nach oben wuchten.<br />

Der Lion’s City, das erfolgreichste<br />

Stadtbusmodell von <strong>MAN</strong>, bringt es<br />

auf knapp zwölf Tonnen.<br />

Einige Kilo dürften noch hinzukommen,<br />

wenn die Pläne umgesetzt werden,<br />

die Dr. Stefan Kerschl und Josef<br />

Schlosser an diesem Morgen besprechen.<br />

Die beiden arbeiten seit Langem<br />

zusammen. Kerschl verantwortet<br />

seit 2004 die Entwicklung alternativer<br />

Antriebe im Zentralbereich Vorentwicklung<br />

von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />

am Standort München. Schlosser ist<br />

seit sechs Jahren Chef in der Werkshalle,<br />

in der das Hybridteam unter<br />

Kerschls Führung Prototypen neuer<br />

Busse montieren oder umbauen lässt.<br />

Zwei Motoren unter der Haube<br />

»Diesen Lion’s City rüsten wir auf<br />

Hybridtechnik um«, erklärt Kerschl<br />

den Grund für das morgendliche<br />

Zusammentreffen. In der Hybridtechnik<br />

kooperieren, sehr vereinfacht<br />

ausgedrückt, ein Elektro- und ein<br />

Verbrennungsmotor. Dabei wird<br />

der Elektromotor mit der Energie gespeist,<br />

die beim Bremsen gewonnen,<br />

anschließend zwischengespeichert<br />

und dann beim Beschleunigungsvorgang<br />

wieder abgegeben wird. So lässt<br />

sich nicht nur der Dieselverbrauch<br />

spürbar senken, auch die klimaschädigenden<br />

Kohlendioxidemissionen<br />

gehen im gleichen Maße zurück –<br />

was den Hybridbussen im Zeitalter<br />

des Treibhauseffekts zu neuer ökologischer<br />

Bedeutung verhilft.<br />

Fast ein Lebenswerk<br />

Zusammen mit Schlosser geht der<br />

promovierte Maschinenbau-Ingenieur<br />

Kerschl an diesem Morgen den<br />

Zeitplan durch, checkt die Werkteilliste,<br />

bespricht Arbeitsumfänge. Gut<br />

ein halbes Jahr Arbeit liegt vor dem<br />

Team von Schlosser, bis der Bus nach<br />

der Umrüstung ausgeliefert werden<br />

kann. »Wir haben Busse auch schon<br />

auf Gas- und Wasserstoffantrieb umgerüstet«,<br />

verweist der Werkstattleiter<br />

auf seine langjährige Erfahrung.<br />

»Die Hybridtechnologie ist jedoch<br />

deutlich komplexer.«<br />

Mit der Hybridtechnik hat der 40-jährige<br />

Kerschl seit seinen Studientagen<br />

zu tun. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am Institut für Maschinenelemente<br />

der Technischen Universität<br />

München gehörte er 1994 zu einem<br />

interdisziplinären Team, an dem<br />

sechs Lehrstühle beteiligt waren und<br />

das einen Hybridantrieb für einen<br />

Pkw entwickeln sollte. »Wir waren damals<br />

unserer Zeit voraus und sind<br />

oft genug als Exoten an der Uni und<br />

auch in der Industrie belächelt worden«,<br />

erinnert sich Kerschl. Missen<br />

will er die Arbeiten in dem Sonderforschungsbereich<br />

nicht. Das Wissen<br />

um das komplexe Zusammenspiel<br />

aller Komponenten bei einem<br />

Hybridantrieb und um das Potenzial<br />

für Verbesserungen machten<br />

ihn für <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge interessant,<br />

für die Kerschl seit Ende der<br />

Neunzigerjahre in der Vorentwicklung<br />

als Projektleiter tätig ist.<br />

Seit jenen Tagen hat Kerschl nicht nur<br />

live zahlreiche technische Fortschritte,<br />

sondern auch die Medienkarriere der<br />

Hybridtechnologie erlebt. Wenn eine<br />

Antriebstechnik in den vergangenen<br />

Monaten im Rampenlicht stand, dann<br />

die Hybridtechnik. Selbst Boulevardblätter<br />

berichten mittlerweile darüber,<br />

dass Hollywoodstars wie George<br />

Clooney, Cameron Diaz oder Leonardo<br />

DiCaprio ein Auto mit Hybridantrieb<br />

in der Garage stehen haben.<br />

Hybridantriebe stark gefragt<br />

Seit man in Nordamerika über Rekordpreise<br />

an den Zapfsäulen stöhnt,<br />

erlebt der Hybridantrieb dort einen<br />

starken Aufschwung: Laut Marktanalyst<br />

Jato Dynamics sind 2006 fast<br />

270 000 Hybridmodelle in den USA<br />

zugelassen worden. Auch in Deutschland<br />

gewinnt die Hybridtechnik immer<br />

mehr Anhänger. Knapp jeder<br />

dritte Verbraucher hierzulande plant<br />

beim Kauf seines nächsten Autos, »bestimmt<br />

beziehungsweise mit großer


01<br />

02<br />

01 Langjährige Weggefährten: Dr. Stefan<br />

Kerschl und Josef Schlosser (l.).<br />

02 Teil des Ganzen: die Elektromaschine<br />

für Nebenaggregate.<br />

03 Suche nach Ideen, um Spritverbrauch<br />

und Emissionen weiter zu senken.<br />

03


II MAGAZIN UNSERE PRODUKTE<br />

Wahrscheinlichkeit« ein Hybridfahrzeug<br />

zu erwerben. Das berichtete im<br />

Frühsommer <strong>2007</strong> die Welt am Sonntag<br />

unter Berufung auf eine Infratest-<br />

Umfrage unter 1 000 Autofahrern.<br />

Den größten Nutzen haben Hybridantriebe<br />

nicht auf Langstrecken, sondern<br />

sondern bei Fahrten in der Stadt:<br />

Dort ist der ständige Wechsel zwischen<br />

Beschleunigen und Bremsen<br />

typisch, und genau dieser schafft die<br />

idealen Voraussetzungen für die<br />

Rückgewinnung von Bremsenergie.<br />

Dass die Hybridtechnik eine Alternative<br />

zu den bekannten Antriebskonzepten<br />

sein kann, ist für Eberhard Hipp,<br />

Leiter des Zentralbereichs Vorentwicklung<br />

bei <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge, nichts<br />

Neues: »Wir haben bereits in den Siebzigerjahren<br />

begonnen, verschiedene<br />

Hybridvarianten zu testen.« Seitdem<br />

wurden unter anderem hydraulische<br />

Speicher und mechanische Schwungradspeicher<br />

erprobt, in jüngerer Zeit<br />

vor allem die Wandlung in elektrische<br />

Energie und deren effiziente Speicherung.<br />

Im Sommer <strong>2007</strong> lieferte <strong>MAN</strong><br />

bereits die dritte Generation seines<br />

Hybrid-Dieselbusses aus, den jetzt die<br />

Nürnberger Verkehrsbetriebe im Alltagsbetrieb<br />

testen.<br />

Der Zunft voraus<br />

Dass <strong>MAN</strong> dank dieser jahrzehntelangen<br />

Vorarbeiten heute im Nutzfahrzeugsegment<br />

beim Hybridantrieb<br />

die Nase vorn hat, zeigte sich im<br />

Sommer <strong>2007</strong> in Helsinki. Dort fand<br />

das Meeting der Union Internationale<br />

des Transports Publics (UITP)<br />

statt, des weltweit wichtigsten Verbands<br />

für alle, die mit dem öffentlichen<br />

Nahverkehr zu tun haben.<br />

»Wir gehen davon aus, dass sich mit<br />

diesem Fahrzeug einsatzabhängig<br />

derzeit 20 bis 25 Prozent Kraftstoff


und damit auch ebenso viel Kohlendioxid<br />

einsparen lassen«, erklärt Entwickler<br />

Kerschl das große Interesse<br />

an dem Bus nicht nur in Helsinki. Die<br />

Vergleichsgröße ist dabei der »beste<br />

Diesel, den wir derzeit bauen«.<br />

Dass sich der Hybridantrieb für den<br />

Linienbuseinsatz geradezu aufdrängt,<br />

ist für den erfahrenen Ingenieur<br />

keine Frage. Der energieverzehrende<br />

Stop-and-go-Betrieb in der Stadt beschäftigt<br />

Kerschl seit Beginn seiner Ingenieurlaufbahn.<br />

Bremsen gilt als reine<br />

Energieverschwendung, so wenig<br />

vermeidbar es im Verkehrsgeschehen<br />

auch sein mag. Die beträchtliche<br />

Energie eines beschleunigten 12-Tonnen-Busses<br />

wird beim Verzögern vor<br />

allem in Wärme umgewandelt, die<br />

ungenutzt entweicht – für einen Ingenieur<br />

eine Herausforderung.<br />

Magisches Dreieck im Busverkehr<br />

Doch nicht nur das. »Bei unseren Entwicklungsarbeiten«,<br />

sagt Kerschl,<br />

»wollen wir gleich mehrere Ziele erreichen.«<br />

Dazu zählen neben der Reduzierung<br />

des Energieverbrauchs eine<br />

Senkung der Betriebskosten, die Verminderung<br />

der Geräusch- und Abgasemissionen<br />

sowie eine zunehmende<br />

Substitution fossiler Kraftstoffe.<br />

Dieses magische Dreieck des modernen<br />

Busverkehrs erreicht <strong>MAN</strong> bei<br />

seinem dieselelektrischen Hybridantrieb<br />

durch den Einsatz sogenannter<br />

Ultracaps. Diese Hochleistungskondensatoren,<br />

von denen der <strong>MAN</strong><br />

Lion’s City Hybrid zwölf Module unter<br />

der Dachhaube hat, können die<br />

anfallende Bremsenergie kurzzeitig<br />

und effizient speichern. Aber die<br />

Energiespeicher sind nicht die einzige<br />

Besonderheit: Eingesetzt wird ein<br />

serienmäßiger Common-Rail-Dieselmotor<br />

mit dem derzeit besten be-<br />

kannten Abgasstandard EEV (Enhanced<br />

Environmentally Friendly<br />

Vehicle). Der Dieselmotor treibt über<br />

das Getriebe nicht direkt die Achse an,<br />

sondern einen Hochleistungsgenerator,<br />

der seine Leistung wiederum in<br />

zwei Elektromotoren einspeist. Diese<br />

beiden Kraftpakete sind mit dem<br />

elektrischen Speichersystem auf dem<br />

Dach, den Ultracaps, verbunden. So<br />

können die Fahrmotoren entweder<br />

über den Dieselmotor beziehungsweise<br />

Generator plus Energiespeicher<br />

versorgt werden oder vom Energiespeicher<br />

allein.<br />

Das rein elektrische Anfahren hat<br />

einen großen Vorteil, sagt Kerschl:<br />

»Der Bus verlässt die Haltestelle geräusch-<br />

und abgasfrei, was sowohl<br />

Fahrgästen als auch Anwohnern im<br />

Bereich der Bushaltestellen zugutekommt.«<br />

Der Dieselmotor wird erst<br />

bei zunehmendem Leistungsbedarf<br />

gestartet, sprich, wenn der Fahrer<br />

stärker aufs Gaspedal tritt.<br />

Effizienz weiter steigern<br />

Das Interesse an dieser Technik steigt<br />

bei den Verkehrsunternehmen:<br />

»Bei den im Fernverkehr eingesetz-<br />

HYBRIDTECHNOLOGIE<br />

KRAFTSTOFFEINSPARUNG DANK ULTRACAPS<br />

17<br />

ten Lkw sehen wir derzeit den Einsatz<br />

der Hybridtechnologie nicht,<br />

ich bin aber überzeugt davon, dass<br />

sich im innerstädtischen Bereich<br />

die Hybridtechnik, insbesondere bei<br />

Stadtbussen, etablieren, vielleicht<br />

sogar durchsetzen wird«, betont<br />

Kerschl. Im Jahr 2010 will <strong>MAN</strong><br />

Nutzfahrzeuge eine erste Kleinserie<br />

von Hybridbussen ausliefern. Bis<br />

dahin machen Kerschl und sein<br />

Team den Lion’s City Hybrid noch<br />

effizienter und wirtschaftlicher. Die<br />

Verbesserung der Antriebskomponenten,<br />

insbesondere der Speichersysteme<br />

Ultracaps, läuft auf Hochtouren.<br />

Außerdem wird überlegt,<br />

einen kleineren Dieselmotor bei<br />

Hybridfahrzeugen einzusetzen. Das<br />

Ziel ist klar: »Wir wollen die Größenordnung<br />

von 30 Prozent Kraftstoffersparnis<br />

erreichen«, so der Entwickler.<br />

Für 2011 ist bei <strong>MAN</strong> der Serienhochlauf<br />

der Hybridbusse vorgesehen.<br />

Gut anderthalb Jahrzehnte Arbeit<br />

werden dann hinter Stefan Kerschl<br />

liegen: »Der Einsatz für die Umwelt<br />

lohnt sich auf jeden Fall. Und die<br />

Arbeit wird uns in nächster Zeit bestimmt<br />

nicht ausgehen.«<br />

❚<br />

Im Hybridstadtbus von <strong>MAN</strong> treibt ein serienmäßiger Common-Rail-<br />

Dieselmotor über das Getriebe nicht direkt die Achse an, sondern einen<br />

Hochleistungsgenerator, der seine Leistung wiederum in zwei durch ein<br />

Summiergetriebe gekoppelte Elektromotoren einspeist. Diese sind mit<br />

dem elektrischen Speichersystem auf dem Dach, den Ultracaps, verbunden.<br />

Die beim Bremsen gewonnene Energie wird in den Ultracaps gespeichert.<br />

Dabei dienen die Elektromotoren als Generatoren und wandeln die<br />

Bremsenergie für den nächsten Anfahrtvorgang in elektrische Energie um.<br />

Mit dem seriellen Hybridsystem des <strong>MAN</strong> Lion’s City Hybrid sind derzeit<br />

bis zu 25 Prozent Kraftstoffeinsparung möglich.


II MAGAZIN UNSERE PRODUKTE<br />

JEDES GRAMM WENIGER SCHADSTOFFE ZÄHLT<br />

Bis zu acht Jahre dauert die Entwicklung einer neuen Dieselmotorengeneration.<br />

Dennoch gelingt es den Entwicklern von <strong>MAN</strong>, schnell neue Lösungen zu finden, um<br />

die in immer kürzeren Abständen in Kraft tretenden Abgasgrenzwerte zu unterbieten.<br />

Seit gut anderthalb Jahrzehnten<br />

setzt die Europäische Gemeinschaft<br />

in immer kürzeren Abständen<br />

neue Emissionsgrenzwerte,<br />

beispielsweise für Stickoxide oder<br />

Ruß, fest. Gleichzeitig dauert die Entwicklung<br />

einer neuen Lkw-Motoren-<br />

Generation, die in der Regel rund<br />

20 Jahre im Einsatz ist, sechs bis acht<br />

Jahre. Diese Schere schließt <strong>MAN</strong><br />

Nutzfahrzeuge durch kontinuierliche<br />

Detailverbesserungen. »Neben unserer<br />

Verantwortung für die Umwelt ist<br />

die Umweltgesetzgebung mittlerweile<br />

der eigentliche Treiber für die Motorenentwicklung«,<br />

sagt Otto Schnitzer.<br />

Als Abteilungsleiter Konstruktion<br />

V-Motoren im Nürnberger Werk der<br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge AG hat der Ingenieur<br />

in den vergangenen zwei Jahrzehnten<br />

mehrere Motorengenerationen<br />

mitentwickelt.<br />

80 Prozent weniger Stickoxide<br />

Seit Herbst 2005 gilt die Abgasnorm<br />

Euro 4, im Herbst <strong>2008</strong> folgt Euro 5.<br />

In Brüssel wird bereits über neue<br />

Grenzwerte nachgedacht, die dann<br />

Anfang des nächsten Jahrzehnts gültig<br />

werden sollen. Mit Euro 5 werden Lkw<br />

im Vergleich zu 1990 über 80 Prozent<br />

weniger Stickoxide und 97 Prozent weniger<br />

Partikel emittieren. <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />

hat früh auf diese Euro-<br />

Verordnungen reagiert, etwa mit den<br />

heute bewährten und ständig weiterentwickeltenCommon-Rail-Motorplattformen.<br />

Dieses Einspritzsystem<br />

optimiert den Verbrennungsprozess<br />

im Brennraum des Motors, verbessert<br />

so die Laufeigenschaften und sorgt für<br />

einen niedrigeren Kraftstoffverbrauch<br />

sowie reduzierte Emissionen. Um den<br />

Ansprüchen aller europäischen Mitgliedsländer<br />

gerecht zu werden, bietet<br />

<strong>MAN</strong> Lkw an, deren Motoren mit<br />

einem internen Abgasrückführungssystem<br />

ausgestattet sind. Schon bei<br />

der Einführung von Euro 3 im Jahr<br />

2000 stellte <strong>MAN</strong> diese Technik als<br />

einziger Nutzfahrzeughersteller zur<br />

Verfügung. <strong>MAN</strong> kombiniert diese<br />

innermotorische Lösung mit erhöhten<br />

Einspritz- und Ladedrücken.<br />

Weil in Deutschland Euro-5-Fahrzeuge<br />

durch niedrigere Maut begünstigt<br />

werden, bietet <strong>MAN</strong> hier nahezu ausschließlich<br />

Fahrzeuge mit SCR(Selective<br />

Catalytic Reduction)-Technik an,<br />

Entwicklung der Abgasgrenzwerte von EURO 0 BIS EURO 5<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

1988 1992 1995 2000 2005 <strong>2008</strong><br />

0 1 2 3 4 5<br />

18<br />

bei der aus einem zusätzlichen Tank<br />

das Reduktionsmittel AdBlue® in den<br />

heißen Abgasstrom gesprüht wird.<br />

AdBlue® besteht zu einem Drittel aus<br />

Harnstoff und zu zwei Dritteln aus<br />

Wasser. Insbesondere der Harnstoff<br />

wandelt die giftigen Stickoxide in<br />

Wasser und harmlosen Stickstoff um.<br />

So liegen die Kohlendioxidemissionen<br />

eines durchschnittlich mit halber<br />

Nutzlast beladenen 40-Tonners bei<br />

57 Gramm pro Tonnenkilometer,<br />

ein Mittelwertdurchschnittsauto<br />

(Nutzlast 0,5 Tonnen) stößt dagegen<br />

326 Gramm CO 2 je Kilometer und<br />

Tonne Nutzlast aus. Doch die SCR-Methode<br />

ist für die Fahrer aufwendig.<br />

Als Alternative wird <strong>MAN</strong> zum Start<br />

der Euro-5-Norm Motoren anbieten,<br />

die mit innermotorischen Maßnahmen<br />

(Abgasrückführung, zweistufige<br />

Partikelgrenzwert in g/kWh Stickoxidgrenzwert in g/kWh<br />

Euro*<br />

0,7<br />

0,4<br />

0,15<br />

0,10<br />

0,02 0,02<br />

Euro*<br />

* Grenzwerte bei Stickoxiden und Partikeln; Werte im 13-Stufen-Stationär-Zyklus ESC<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

14,4<br />

9,0<br />

7,0<br />

5,0<br />

3,5<br />

2,0<br />

1988 1992 1995 2000 2005 <strong>2008</strong><br />

0 1 2 3 4 5


ZWISCHENBILANZ<br />

Neben den Bemühungen, den Schadstoffausstoß<br />

zu senken, arbeitet <strong>MAN</strong><br />

auch daran, den Lärm von Motoren<br />

und Produktion zu reduzieren. <strong>MAN</strong><br />

Nutzfahrzeuge beispielsweise ist im Umweltpakt<br />

Bayern engagiert. Bei einem<br />

der laufenden Projekte will <strong>MAN</strong> die seit<br />

1995 geltenden Serien-Geräusch-Grenzwerte<br />

für Nutzfahrzeuge mit einem Gesamtgewicht<br />

von mehr als 3,5 Tonnen<br />

bis spätestens Oktober 2010 um ein<br />

Dezibel senken. Dabei soll eine akustische<br />

Optimierung von Motor, Aggregaten<br />

und Komponenten von Fahrzeugen<br />

erreicht werden, die vor allem in innerstädtischem<br />

Verkehr eingesetzt werden.<br />

Aufladung mit Zwischenkühlung) auf<br />

die gleichen Emissionswerte wie die<br />

SCR-Technik kommen.<br />

Schon heute arbeiten die <strong>MAN</strong>-Ingenieure<br />

an Lösungen für Fahrzeugmotoren<br />

für die noch niedrigeren Grenzwerte<br />

der Euro-6-Norm. Gleichzeitig<br />

müssen sie Auswege aus dem Dilemma<br />

finden, dass die ständig sinkenden<br />

Emissionsanforderungen teilweise zu<br />

einem steigenden Kraftstoffverbrauch<br />

führen. So lassen die Abgasrückgewinnungssysteme<br />

bei Stickoxiden den<br />

Wirkungsgrad des Motors sinken, was<br />

zu einem höheren Dieseleinsatz führt.<br />

»Mit einem Mix aus verschiedenen<br />

Ansätzen werden wir auch hier eine Lösung<br />

finden«, ist Dr. Wolfgang Held,<br />

Leiter Motorenentwicklung bei <strong>MAN</strong><br />

Nutzfahrzeuge in Nürnberg, sicher.<br />

Auch bei den Schiffsmotoren setzt<br />

die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> alles daran, Kraftstoffverbrauch<br />

und Abgase zu reduzieren.<br />

Dass Schiffsdiesel in puncto<br />

Schwefeldioxid, Stickoxid und Partikeln<br />

höhere spezifische Emissionen<br />

aufweisen als Lkw-Diesel, hängt weni-<br />

ger mit der Motortechnologie als vielmehr<br />

mit dem als Kraftstoff eingesetzten<br />

Schweröl zusammen. Denn<br />

dieses ist nichts anders als ein Abfallprodukt<br />

des Raffinerieprozesses und<br />

enthält – im Gegensatz zum gefilterten<br />

Diesel – erheblich höhere Schwefeldioxid-<br />

und Partikelanteile. Auf die<br />

Schifffahrt entfallen mehr als sieben<br />

Prozent des weltweiten Schwefeldioxidsowie<br />

13 Prozent des Stickoxidausstoßes.<br />

Schweröl ist aber nur halb so teuer<br />

wie Diesel. Und da die Brennstoffkosten<br />

bis zu 80 Prozent der Betriebskosten<br />

eines Schiffs ausmachen, nutzen<br />

praktisch alle Reedereien Schweröl.<br />

Kunden bestimmen Brennstoffwahl<br />

Technisch haben die Schiffsaggregate<br />

kein Problem, mit schadstoffärmerem<br />

Dieselkraftstoff oder Biofuel betrieben<br />

zu werden. Bestes Beispiel dafür sind<br />

Dual-Fuel-Motoren, die Schweröl,<br />

Diesel, Biokraftstoffe oder Gas nutzen<br />

können. Vor allem für Tanker, die verflüssigtes<br />

Erdgas (Liquefied Natural<br />

Gas) transportieren, bietet sich diese<br />

Alternative an. »Unsere Motoren können<br />

mit allen Kraftstoffen fahren.<br />

Letztlich entscheidet der Kunde die<br />

GLOSSAR<br />

WICHTIGE NORMEN ZUR SCHADSTOFFREDUKTION<br />

19<br />

Brennstoffwahl«, betont Dr. Christian<br />

Vogel, der bei <strong>MAN</strong> Diesel die Konstruktion<br />

der Viertaktmotoren leitet,<br />

die technologische Bandbreite. Damit<br />

die großen Dieselmotoren sauberer<br />

laufen, arbeitet <strong>MAN</strong> unter anderem<br />

mit einer Kraftstoff-Wasser-Emulsion.<br />

Dem Treibstoff beigemischtes entsalztes<br />

Wasser sorgt für eine niedrige Verbrennungstemperatur<br />

und damit für<br />

eine geringere Stickoxidbildung.<br />

Auch am Einsatz der bei Nutzfahrzeugen<br />

bewährten SCR-Technologie wird<br />

bei <strong>MAN</strong> Diesel geforscht. Diese kann<br />

aber nur bei gegenüber üblichen<br />

Schwerölen schwefelärmeren Kraftstoffen<br />

genutzt werden. Schon die SCR-<br />

Technologie kann den Stickoxidausstoß<br />

um bis zu 80 Prozent senken.<br />

Mit seinen Motoren erreicht <strong>MAN</strong><br />

Diesel bereits heute die IMO-Grenzwerte.<br />

Dabei will es <strong>MAN</strong> aber nicht<br />

belassen: Um den Ausstoß von Emissionen<br />

und den Kraftstoffbedarf bei<br />

Schiffsmotoren weiter zu senken, führt<br />

<strong>MAN</strong> mit seinem Wettbewerber Wärtsilä<br />

ein Forschungsprojekt mit dem<br />

Titel HERCULES durch, unterstützt von<br />

der Europäischen Kommission.<br />

IMO: Abkürzung für International Maritime Organization (Internationale<br />

Seeschifffahrts-Organisation). Die IMO, eine Organisation der Vereinten<br />

Nationen, legt für Schiffsmotoren die Grenzwerte bei Stickoxiden und<br />

Schwefeldioxid fest.<br />

Weltbank: Bei stationären Dieselkraftwerken macht die Weltbank Vorgaben<br />

zur Einhaltung strenger Stickoxidwerte, die allerdings regional variieren.<br />

Euro-Abgasnorm: Aktuell gilt für Nutzfahrzeuge die Euro-4-Norm, ab Herbst<br />

<strong>2008</strong> Euro 5, an der sich Hersteller heute orientieren. Laut Euro 5 liegt der<br />

Grenzwert für Stickoxide bei zwei Gramm pro Kilowattstunde (g/kWh), Partikel<br />

dürfen den Grenzwert von 0,03 g/kWh nicht überschreiten. Für das Jahr<br />

2014 ist die Euro-6-Norm geplant, konkrete Werte sind noch nicht bekannt.


II MAGAZIN UNSERE PRODUKTE<br />

NACHHALTIG FALLENDE VERBRAUCHSKURVE<br />

Mit permanenten technischen Verbesserungen schafft es die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> seit<br />

Jahren, den Kraftstoffverbrauch ihrer Dieselmotoren zu reduzieren. Dass der Treibstoff<br />

von morgen jedoch ein anderer sein wird als heute, hat <strong>MAN</strong> längst im Blick.<br />

Anfang der Siebzigerjahre kündigte<br />

der Club of Rome in seinem<br />

Report »Die Grenzen des<br />

Wachstums« für das Jahr 2000 das<br />

Ende des Ölzeitalters an. Zwar fahren<br />

auch heute noch Autos und Schiffe<br />

mit Benzin und Diesel, werden Ölprodukte<br />

in der Chemieindustrie<br />

eingesetzt. Und selbst in den nächsten<br />

Jahrzehnten wird sicherlich<br />

weiter Öl gefördert – jedoch zu immer<br />

höheren Kosten. Deshalb ist es<br />

zum einen aus ökonomischen Gründen<br />

sinnvoll, den Kraftstoffverbrauch<br />

zu senken, zum anderen auch unter<br />

umwelt- und klimapolitischen Gesichtspunkten.<br />

Verbrauch schwerer Lkw sinkt<br />

Die Frage der Energieressourcen beeinflusst<br />

nicht zuletzt den weiteren<br />

Verlauf der Motoren- und der Verkehrsentwicklung.<br />

Nach allen vorliegenden<br />

Studien wird der Güterverkehr<br />

über die Straße auch in den<br />

kommenden beiden Jahrzehnten die<br />

Nummer eins unter allen Transportmöglichkeiten<br />

bleiben. »Kein anderes<br />

Verkehrsmittel an Land ist im<br />

Güterverkehr so variabel und leistungsfähig<br />

wie der Lkw«, begründet<br />

Dr. Walter Hell vom Institut für Mobilitätsforschung<br />

in Berlin diese<br />

Prognose. Wie erfolgreich die Entwicklungsarbeit<br />

von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />

ist, zeigt sich am Beispiel der neuen<br />

Lkw-Baureihen im schweren Segment:<br />

TGX und TGS glänzen mit<br />

zahlreichen Verbesserungen. So re-<br />

duzierten die <strong>MAN</strong>-Ingenieure das<br />

Gewicht im Vergleich zum Vorgängermodell<br />

um rund 100 Kilogramm an<br />

der Vorder- und Hinterachse. Und die<br />

Faustregel lautet: Jedes Kilogramm<br />

weniger Gewicht lässt nicht nur den<br />

Kraftstoffverbrauch sinken, sondern<br />

auch den Kohlendioxidausstoß je<br />

transportierten Kilometer Nutzlast.<br />

Auch der um bis zu vier Prozent verbesserteStrömungswiderstandskoeffizient<br />

(der sogenannte c W-Wert)<br />

senkt den Verbrauch. Dazu haben<br />

gleich mehrere Maßnahmen beigetragen:<br />

Ein neues Design des Fahrerhauses,<br />

aerodynamisch optimierte<br />

Spiegelgehäuse, ein neuartiger, patentierter<br />

Dachspoiler bis hin zur<br />

modifizierten A-Säule, also der Verbindung<br />

zwischen Fahrzeugdach und<br />

Motorhaube. »Bei all diesen Punkten<br />

sehen wir weiteres Reduktionspoten-<br />

Schiffsmotoren werden sparsamer<br />

Spezifischer Kraftstoffverbrauch in g/kWh<br />

210<br />

200<br />

190<br />

180<br />

170<br />

160<br />

150<br />

1970 1980 1990 2000 2010<br />

Mittelschnellläufer Langsamläufer<br />

20<br />

zial«, sagt TGX/TGS-Projektleiter<br />

Stefan Knecht. Es ist eine Vielzahl<br />

von weiteren, kleineren Verbesserungen,<br />

die zum niedrigeren Verbrauch<br />

beiträgt. Ein einflussreicher Faktor<br />

ist das Fahrverhalten: Mit seinem<br />

Profi-Drive-Programm schult <strong>MAN</strong><br />

seit Jahren die Fahrer vieler Speditionen<br />

und gibt ihnen Tipps zum<br />

wirtschaftlichen Fahren. Dank diesen<br />

Trainings konnten Fahrer den<br />

Dieselverbrauch um bis zu zehn Prozent<br />

senken.<br />

Optimierter Hybridantrieb<br />

Im Verteiler- und Stadtbusverkehr<br />

wird <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge mit seinem<br />

optimierten Hybridantrieb noch<br />

mehr Kraftstoff einsparen. »Bei optimalen<br />

Einsatzbedingungen schaffen<br />

wir mit dem Stadtbus maximal 25 bis<br />

30 Prozent Energieeinsparung«, beschreibt<br />

Technikvorstand Karl-Viktor<br />

Schaller die Größenordnung. Im Jahr<br />

2010 will <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge eine<br />

erste Kleinserie des Hybridbusses<br />

ausliefern, ein Jahr später soll die<br />

Serienproduktion folgen.<br />

Auch bei den großen Schiffsdieselmotoren<br />

arbeitet <strong>MAN</strong> seit Jahrzehnten<br />

mit Erfolg an einer Senkung des<br />

Kraftstoffverbrauchs. So sank seit<br />

Beginn der Siebzigerjahre der spezifische<br />

Kraftstoffverbrauch um zweistellige<br />

Prozentsätze – bei Langsamläufern<br />

von weit über 200 Gramm<br />

pro Kilowattstunde auf derzeit 155.<br />

Auch in diesem Bereich setzt <strong>MAN</strong>


BIOGENE KRAFTSTOFFE<br />

GROSSES POTENZIAL FÜR BTL (BIOMASS-TO-LIQUID)<br />

Die großtechnische Produktion von Biokraftstoffen der zweiten Generation<br />

ist technisch machbar und eine der vielversprechendsten Optionen im<br />

Kraftstoffbereich. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung<br />

der Deutschen Energie-Agentur (dena) im Auftrag eines Konsortiums<br />

aus Industrie und Politik. Ein weiteres Fazit der Studie: In Deutschland<br />

ist ausreichend Biomasse verfügbar, um 20 Prozent des heutigen Kraftstoffverbrauchs<br />

mit BTL zu decken.<br />

Erste Anlagen dieser Art sind schon nach heutigem Stand der Technologie<br />

realisierbar. Die Studie zeigt, dass sich die Kosten für die Produktion<br />

von einem Liter BTL-Kraftstoff auf unter 80 Cent senken lassen, wenn<br />

Optimierungspotenziale ausgeschöpft werden.<br />

auf weitere Potenziale durch technischen<br />

Fortschritt.<br />

Noch eine ganz andere Entwicklung<br />

wird den Kraftstoffverbrauch der<br />

<strong>MAN</strong>-Motoren beeinflussen: Die<br />

Vorschriften für die Kraftstoffe selbst<br />

werden sich ändern. <strong>MAN</strong> sieht sich<br />

dabei auf die weiteren Entwicklungen<br />

vorbereitet: »Die Politik kann<br />

uns jeden beliebigen Kraftstoff vorschreiben.<br />

Realistisch betrachtet,<br />

wird das noch für sehr lange Zeit<br />

Diesel mit weiteren Verfeinerungen<br />

sein. Ich würde sagen, in 30 Jahren<br />

sind wir in etwa bei einem regenerativen<br />

Anteil von 30 bis 40 Prozent«,<br />

sagt Schaller.<br />

Erster Schritt Biodiesel<br />

Den größten Absatz unter den biogenen<br />

Kraftstoffen haben hierzulande<br />

heute Biodiesel und mit Abstrichen<br />

Bioethanol. Allerdings sind die<br />

Flächen für den Anbau von Raps,<br />

dem Ausgangsprodukt von Biodiesel,<br />

begrenzt. Auch lassen ökologische<br />

Gründe und die zunehmende Flächenkonkurrenz<br />

zur Nahrungsmit-<br />

telproduktion ein weiteres Anwachsen<br />

der Biodieselproduktion wenig<br />

ratsam erscheinen. Die Mineralölund<br />

Automobilwirtschaft stellen sich<br />

daher auf die sogenannte zweite Generation<br />

biogener Kraftstoffe ein, in<br />

Fachkreisen Biomass-to-Liquid(BTL)-<br />

Kraftstoffe genannt (siehe Kasten).<br />

Dieser Kraftstoff der Zukunft, der<br />

auch als Sundiesel bezeichnet wird,<br />

hat nach der Umwandlung einen<br />

weitaus höheren Energiegehalt als<br />

Biodiesel und Bioethanol. Die <strong>MAN</strong><br />

<strong>Gruppe</strong> sieht in den BTL-Kraftstoffen<br />

ein zukunftsträchtiges Betätigungsfeld:<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal positioniert sich<br />

derzeit an dieser Stelle und übernimmt<br />

künftig als Generalunternehmer<br />

den Bau entsprechender Anlagen,<br />

außerdem hat <strong>MAN</strong> TURBO mit<br />

seinen Kompressoren, Turbinen und<br />

Reaktoren die wichtigsten Komponenten<br />

im Programm, ohne die eine<br />

BTL-Raffinerie nicht laufen kann.<br />

Auch den künftigen Energieträger<br />

Wasserstoff testet <strong>MAN</strong>. Für Forschungszwecke<br />

sammelt <strong>MAN</strong> Nutz-<br />

21<br />

fahrzeuge bereits seit 1999 Erfahrungen<br />

mit 14 Wasserstoffbussen,<br />

die bei den Berliner Verkehrsbetrieben<br />

(BVG) im regulären Linieneinsatz<br />

fahren. <strong>MAN</strong> setzt bei der Technik auf<br />

den Wasserstoffverbrennungsmotor.<br />

Für Matthias Altmann von der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik<br />

GmbH<br />

ist das keine Überraschung: »Mit<br />

dem Know-how vieler Jahre bei der<br />

Motorenentwicklung liegt es für<br />

<strong>MAN</strong> einfach nahe, nach dem Dieselund<br />

dem Erdgasantrieb auch einen<br />

Verbrennungsmotor für Wasserstoff<br />

zu betreiben.«<br />

Zukunftsmotor Wasserstoff<br />

Doch solange der eingesetzte Wasserstoff<br />

nicht aus regenerativen<br />

Energiequellen, sondern beispielsweise<br />

aus fossilem Erdgas gewonnen<br />

wird, ist er keine ökologisch sinnvolle<br />

Alternative zu den heutigen<br />

Kraftstoffen. Nur wenn Wasserstoff<br />

aus unerschöpflichen Energiequellen<br />

wie Sonne, Wind- oder Wasserkraft<br />

gewonnen werden könnte,<br />

wäre der Treibstoff auch die ökologisch<br />

beste Wahl. Die meisten<br />

Experten erwarten dies allerdings<br />

erst in ferner Zukunft.<br />

ZWISCHENBILANZ<br />

Ein Beschluss der 25 europäischen<br />

Staats- und Regierungschefs sieht<br />

einen Anteil von biogenen Kraftstoffen<br />

am gesamten Verbrauch von zehn<br />

Prozent bis zum Jahr 2020 vor. Davon<br />

werden die Betreiber von Biofuel-<br />

Anlagen profitieren. <strong>MAN</strong> Ferrostaal hat<br />

die Potenziale dieses Markts erkannt<br />

und baut als Generalunternehmer eine<br />

Biodieselanlage in Polen. Die Produktion<br />

soll bereits <strong>2008</strong> beginnen. Eine<br />

weitere Biodieselanlage wird in den<br />

Niederlanden errichtet, sie soll planmäßig<br />

2009 in Betrieb gehen.


II MAGAZIN UNSERE PRODUKTE<br />

ALTERNATIVE KRAFTSTOFFE<br />

ENERGIEQUELLEN DER ZUKUNFT<br />

Erdöl wird knapper und teurer, die<br />

Abgasnormen werden strenger. Das<br />

zunehmende Bewusstsein dafür erschließt<br />

<strong>MAN</strong> TURBO einen Wachstumsmarkt<br />

mit Zukunft. So beliefert<br />

der Maschinenbauer Großanlagen<br />

in Katar mit Schlüsselkomponenten<br />

für die Herstellung synthetischer<br />

Flüssigtreibstoffe, bekannt als Gas-<br />

Riesige Turbinen im Wüstensand<br />

Katars: <strong>MAN</strong> TURBO liefert die<br />

Schlüsselkomponenten für GTL.<br />

to-Liquids (GTL). Basis für derart umfangreiche<br />

Aufträge ist das hauseigene<br />

Zentrum für Zusammenbau und<br />

Erprobung von großen Maschinensätzen:<br />

Die garantierte Prozesssicherheit<br />

und Qualität brachte <strong>MAN</strong> den<br />

Auftrag über den Bau von zwölf Reaktoren<br />

für die Anlage in Katar ein.<br />

<strong>MAN</strong>-Kompressoren können zudem<br />

22<br />

dafür eingesetzt werden, Biomasse<br />

in Kraftstoff umzuwandeln (BTL) –<br />

eine der vielversprechendsten Energiequellen<br />

der Zukunft. Auch <strong>MAN</strong><br />

Ferrostaal trägt der steigenden Nachfrage<br />

nach biogenen Kraftstoffen Rechnung:<br />

In Polen und den Niederlanden<br />

baut der Industriedienstleister<br />

schlüsselfertige Biodieselanlagen.


<strong>MAN</strong> D08 Common Rail: umweltfreundliche<br />

Technik bei 260 PS.<br />

MODERNSTE ABGASTECHNIK<br />

KLIMASCHUTZ MIT<br />

HARZER BUSLINIEN<br />

Sechs Serienbusse von NEO<strong>MAN</strong><br />

mit modernster Abgastechnik ergänzen<br />

seit <strong>2007</strong> den Fuhrpark der<br />

Wernigeröder Verkehrsbetriebe<br />

GmbH im Harz. Damit ist das<br />

Unternehmen einer der Vorreiter in<br />

Sachen umweltfreundliche Busse.<br />

Vier der sechs Fahrzeuge sind<br />

Überlandlinienwagen des Typs<br />

<strong>MAN</strong> Lion’s City mit Erdgasmotoren.<br />

Sie sind damit deutlich sauberer<br />

als Busse mit Dieselantrieb,<br />

da sie keine Rußpartikel emittieren.<br />

Die beiden anderen Busse sind<br />

vom Typ <strong>MAN</strong> Lion’s City M und<br />

setzen auf den neuen <strong>MAN</strong> D08<br />

Common Rail. Wie die Erdgasmotoren<br />

erfüllt der 260 PS starke<br />

Sechszylinder-Dieselmotor mit<br />

gekühlter Abgasrückführung und<br />

doppelter Turboaufladung die freiwillige<br />

Abgasnorm EEV (Enhanced<br />

Environmentally Friendly Vehicle).<br />

Sie ist noch strenger als die ab<br />

<strong>2008</strong> geltende Euro-5-Norm. Um<br />

diese Werte zu erreichen, ohne<br />

dass ein zusätzliches Reduktionsmittel<br />

wie AdBlue ® (Harnstoff) in<br />

den Abgasstrom eingespritzt werden<br />

muss, setzt NEO<strong>MAN</strong> einen<br />

geregelten, wartungsarmen<br />

CRTec ® -Partikelfilter ein. Dieser<br />

geschlossene Filter absorbiert bis<br />

zu 99 Prozent der Partikelmasse.<br />

BESSERE ENERGIEBILANZ<br />

ERHÖHTE DAMPFTURBINEN-WIRKUNGSGRADE<br />

<strong>MAN</strong> TURBO arbeitet intensiv an der Verbesserung der Energieumsetzung<br />

in den Dampfturbinen-Beschaufelungen. Die neuen Schaufeln werden<br />

stufenweise in die Produkte eingeführt und bringen Verbesserungen<br />

zwischen vier und sieben Prozentpunkten – je nach Baugröße und Bautyp.<br />

Diese Modifikation basiert auf dreidimensionalen Berechnungsverfahren<br />

und moderner Versuchs- und Messtechnik. Die von <strong>MAN</strong> TURBO<br />

gebauten Dampfturbinen kommen beim Antrieb von Kompressoren oder<br />

Elektrogeneratoren zum Einsatz. Für den Betreiber der Anlage ist das<br />

Verhältnis von Nutzen zu Aufwand, also der Wirkungsgrad, eine wichtige<br />

Kenngröße. Die Verbesserung des Wirkungsgrads erlaubt bei gleichem<br />

Nutzen eine Reduzierung des Energieaufwands.<br />

VORAUSSCHAUENDE VERKEHRSHELFER<br />

SICHERHEIT DURCH FAHRERASSISTENZSYSTEME<br />

Die neuen elektronischen Helfer aus<br />

der Innovationsschmiede Vorentwicklung<br />

bei <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />

heißen Stau-, Spurwechsel- und Abbiegeassistent.<br />

Sie ergänzen die bereits<br />

erhältlichen <strong>MAN</strong>-Sicherheitssysteme<br />

wie den abstandgeregelten<br />

Tempomaten ACC (Adaptive Cruise<br />

Control) oder den Spurverlassenswarner<br />

LGS (Lane Guard System).<br />

23<br />

Gemeinsam ist diesen Innovationen,<br />

dass sie das Fahrumfeld mithilfe von<br />

Sensoren erfassen – eine Technik,<br />

an der <strong>MAN</strong> ständig weiterarbeitet.<br />

Künftig sollen die Sicherheitssysteme<br />

auch innerorts sowie bei niedrigem<br />

Tempo einsetzbar sein und<br />

das Bremsen regulieren, indem sie<br />

die Fracht sowie Wetter- und Straßenverhältnisse<br />

berücksichtigen.


II MAGAZIN UNSERE PRODUKTE<br />

ZÜNDENDE IDEE<br />

ERSTER GASMOTOR<br />

OHNE ZÜNDKERZE<br />

Die Vorteile von Otto- und Dieselmotor<br />

in einem Gasmotor ohne<br />

Zündkerzen zu vereinen – das hat<br />

<strong>MAN</strong> Diesel mit dem neuen Motor<br />

32/40PGI geschafft. Die Typenbezeichnung<br />

PGI steht für Performance<br />

Gas Injection und beschreibt das<br />

neuartige Start- und Zündverfahren:<br />

Zum gewünschten Zündzeitpunkt<br />

wird eine kleine Menge Gas in eine<br />

Vorkammer im Zylinderkopf eingespritzt.<br />

Dort entzündet sich das Gas<br />

an der heißen Oberfläche eines<br />

Glühkörpers und schießt als sogenannter<br />

Zündstrahl durch Bohrungen<br />

in den Hauptbrennraum, wo das<br />

BEIMISCHUNG<br />

LKW-MOTOREN FÜR DEN BIOBETRIEB<br />

Seit <strong>2007</strong> verpflichtet das deutsche<br />

Biokraftstoffquotengesetz (BioKraft<br />

QuG) Mineralölunternehmen, normalem<br />

Benzin oder Diesel einen Anteil<br />

Biokraftstoff beizumischen. Ökokraftstoffe<br />

wie Biodiesel aus Raps<br />

werden aus nachwachsenden Rohstoffen<br />

hergestellt, sind biologisch<br />

abbaubar und hinterlassen bei der<br />

Verbrennung weniger Schadstoffe.<br />

Ein weiteres Ziel der Beimischung<br />

ist eine geringere Abhängigkeit<br />

von Rohölimporten. Laut der europäischen<br />

Spezifikation EN 590 für<br />

sehr magere Gas-Luft-Gemisch auf<br />

die Zündung wartet. Die Technik<br />

verträgt im Gegensatz zu Ottomotoren<br />

hohe Mitteldrücke und steigert<br />

den Wirkungsgrad auf Werte, die<br />

sonst nur von Dieselmotoren erreicht<br />

werden. Dadurch werden eine<br />

effiziente und saubere Verbrennung<br />

und die Senkung der Emissionen<br />

möglich. Die Technik benötigt keinen<br />

zusätzlichen flüssigen Zündkraftstoff.<br />

Ein Argument, das bereits<br />

den russischen Energieversorger<br />

Gazprom überzeugte: Er hat zwei<br />

PGI-Motoren für ein Kraftwerk in<br />

Moskau bestellt.<br />

Dieselkraftstoffe dürfen derzeit bis<br />

zu fünf Prozent Fettsäure-Methylester<br />

(Fatty Acid Methyl Ester =<br />

FAME) beigemischt werden, an<br />

einer Erhöhung auf sieben Prozent<br />

wird gearbeitet. Motoren von<br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge sind auch für<br />

eine Anhebung der Beimischungsquote<br />

gerüstet. Zudem baut <strong>MAN</strong><br />

Nutzfahrzeuge Motoren für den<br />

reinen Biodieselbetrieb, aber auch<br />

stationäre Motoren für Blockheizkraftwerke<br />

(BHKW), die mit Biogas<br />

betrieben werden. Auch Biokraft-<br />

Die PGI-Technik im Detail: Das Startund<br />

Zündverfahren sorgt für eine<br />

effiziente und saubere Verbrennung.<br />

24<br />

stoffe der zweiten Generation wie<br />

BTL(Biomass-to-Liquid)-Kraftstoffe<br />

sind für <strong>MAN</strong>-Dieselmotoren<br />

gut geeignet.<br />

ZWISCHENBILANZ<br />

Dieselmotoren von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />

sind für die Erhöhung der maximalen Biodieselzumischung<br />

von fünf auf sieben<br />

Prozent gerüstet. Neben Motoren für den<br />

reinen Biodieseleinsatz bietet <strong>MAN</strong> auch<br />

stationäre Motoren für Blockheizkraftwerke<br />

an, die mit Biogas betrieben werden.


FERNWARTUNG<br />

SCHNELLE HILFE AUF HOHER SEE<br />

Kundendienst auf den Weltmeeren ist jetzt noch schneller möglich:<br />

Elektronische Sensoren und eine Satellitenverbindung erlauben den Experten<br />

von <strong>MAN</strong> Diesel PrimeServ die Fernwartung von Kraftwerks- und<br />

Schiffsmotoren. Der Datenaustausch läuft über eine gesicherte Verbindung<br />

im Internet. Techniker und Ingenieure erkennen mögliche Probleme<br />

rechtzeitig und können gegensteuern, bevor es zu teuren Ausfällen<br />

kommt. So geben die Ingenieure zur Optimierung des Motorbetriebs<br />

oder im Störungsfall Anleitung zur Selbsthilfe. Gängige Ersatzteile sind<br />

meist im Lager der Maschinenanlage vorrätig, fehlende Komponenten<br />

schickt <strong>MAN</strong> Diesel PrimeServ innerhalb von 24 Stunden an den jeweiligen<br />

Standort auf der ganzen Welt. Zeigen Kunden an der Möglichkeit zur<br />

Onlinediagnose Interesse, werden elektronische Voraussetzungen wie<br />

Computer, Modem und Telefon geprüft und gegebenenfalls installiert. Es<br />

ist geplant, den Service auf vier weitere <strong>MAN</strong> Diesel-Standorte neben<br />

Kopenhagen und Augsburg auszudehnen.<br />

STEUERUNGSTECHNIK<br />

MOTOR<strong>MAN</strong>AGEMENT<br />

25<br />

Bei <strong>MAN</strong> Diesel hat die Steuerungstechnik<br />

von Großdieselmotoren<br />

einen großen Fortschritt erzielt:<br />

Das neue Motormanagementsystem<br />

»Safety and Control System on<br />

Engine« (SaCoS one) geht in die<br />

Testphase. Sein Vorteil ist, dass es<br />

direkt an den Motor montiert wird.<br />

Die Entwicklung spart damit teure<br />

Kabelverbindungen und platzraubende<br />

Schaltschränke. SaCoS one<br />

zeichnet sich durch Modularität<br />

und Flexibilität aus. Es ermöglicht,<br />

alle unterschiedlichen Motortypen<br />

von <strong>MAN</strong> Diesel, vom Common-<br />

Rail- bis zum Dual-Fuel-Motor, optimal<br />

zu steuern und zu überwachen.<br />

Ab August <strong>2008</strong> wird der Motor des<br />

Typs 32/44 CR serienmäßig mit der<br />

Neuentwicklung ausgestattet,<br />

weitere Viertakt-Baureihen folgen<br />

bis zum Jahresbeginn 2009.<br />

LKW-AUSLASTUNG<br />

MEHR FRACHT GELADEN<br />

Der Anteil deutscher Lkw mit Fracht an<br />

Bord ist in den letzten zehn Jahren<br />

kontinuierlich gestiegen, umweltbelastende<br />

Leerfahrten werden seltener. Die<br />

Marke von 80 Prozent ist geknackt –<br />

nur noch unter 20 Prozent der Fahrten<br />

bestreiten Trucks ohne Ladung. Zu verdanken<br />

sei das den Bemühungen der<br />

Spediteure sowie dem Wegfall einengender<br />

Vorschriften, so der Verband<br />

der Automobilindustrie (VDA). Einen<br />

Zusammenhang mit der Lkw-Maut<br />

sieht der VDA allerdings nicht.


DR. HANS-OTTO JESKE, WÄCHTER DER TECHNIK<br />

»Um Fehler zu vermeiden, nutzen wir unsere Laborkompetenz heute<br />

viel stärker zur Qualitätssteigerung der Produktion.«<br />

Hans-Otto Jeske ist Technik-Vorstand bei <strong>MAN</strong> TURBO in Oberhausen


II MAGAZIN UNSERE PROZESSE<br />

PRODUKTION ZWISCHEN HIGHTECH UND HANDARBEIT<br />

Die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> erlebt einen beispiellosen Auftragsboom. Um den Anforderungen der<br />

Märkte heute gerecht zu werden und auf künftige Schwankungen vorbereitet zu sein,<br />

optimieren die Geschäftsbereiche die Organisation und die Prozesse der Fertigung.<br />

Seine Augen strahlen, die Lippen<br />

umspielt ein jungenhaftes Lächeln:<br />

Mit Begeisterung führt<br />

Technik-Vorstand Dr. Hans-Otto Jeske<br />

durch die Werkshallen bei <strong>MAN</strong><br />

TURBO in Oberhausen. Er bleibt keine<br />

Antwort schuldig, kennt die Fertigung<br />

und jedes Teil aus dem Effeff.<br />

Es macht Spaß, ihm zuzuhören und<br />

in die Welt der Turbomaschinen einzutauchen.<br />

Hier werden Spezialprodukte<br />

nach Kundenwunsch gefertigt,<br />

Herzstücke großer Industrieanlagen,<br />

an deren Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit<br />

über 30 bis 40 Jahre höchste<br />

Ansprüche gestellt werden.<br />

Neuausrichtung der gesamten Kette<br />

Diese Parameter erfüllt das Maschinenbauunternehmen<br />

offensichtlich,<br />

denn die Auftragsbücher sind randvoll.<br />

»Eine Auslastung an der Kapazitätsgrenze<br />

verlangt eine neue Ausrichtung<br />

der gesamten Kette vom<br />

Engineering über die Produktion bis<br />

zur Inbetriebnahme«, unterstreicht<br />

Jeske. Das bedeutet, alle Standorte<br />

von <strong>MAN</strong> TURBO müssen sich –<br />

basierend auf ihren Kernkompetenzen<br />

– noch stärker spezialisieren, um<br />

auf ihren Märkten Topqualität zu<br />

wettbewerbsfähigen Preisen in möglichst<br />

kurzer Zeit zu liefern und dabei<br />

keine Ressourcen zu verschwenden.<br />

Riesige Turbomaschinensätze mit einem<br />

Gewicht von 500 bis 800 Tonnen<br />

reisen von der Zentrale in Oberhausen<br />

in alle Welt. Die Packages – komplexe<br />

Anlagen aus Kompressoren, Turbinen<br />

und Kühlern nebst nötiger Infrastruktur<br />

– werden im Stammhaus direkt<br />

am Prüfstand für ihren späteren Aufstellungsort<br />

zusammengebaut und<br />

erprobt. »Diese Testtechnik bereitzustellen<br />

und sicher zu beherrschen war<br />

unsere Eintrittskarte in die Liga der<br />

Megaanlagen«, sagt Jeske. Ein Geschäftsfeld<br />

mit enormem Potenzial,<br />

500–800<br />

Tonnen wiegen die Turbomaschinensätze<br />

aus Kompressoren, Turbinen, Kühlern<br />

und der dazugehörigen Infrastruktur.<br />

denn die Kunden wollen immer größere<br />

und schwerere Anlagen, zum<br />

Beispiel für den Einsatz zur Herstellung<br />

von synthetischen Kraftstoffen<br />

als einem Energieträger der<br />

Zukunft. Um weiter wachsen zu können,<br />

verdoppelt <strong>MAN</strong> TURBO in<br />

Oberhausen derzeit die Prüfstandskapazitäten.<br />

Die enorme Auslastung<br />

verlangt, mehrere dieser Giganten<br />

parallel testen zu können.<br />

Nicht weniger wichtig ist die kontinuierliche<br />

Verbesserung der Spezialprodukte<br />

aus dem Ruhrgebiet: leistungsstarke<br />

Axialverdichter und<br />

Turbinen. Dank einem über Jahre<br />

gefestigten Kundenkontakt erhalten<br />

nicht nur die Ingenieure in der Entwicklungsabteilung,<br />

sondern auch<br />

die Ingenieure in der Produktion<br />

27<br />

wichtige Rückschlüsse über den laufenden<br />

Betrieb der Maschinen und<br />

damit über deren Wirkungsgrad –<br />

das Kriterium für Wirtschaftlichkeit<br />

schlechthin. Alle Fälle von Kundenunzufriedenheit<br />

werden darüber<br />

hinaus konsequent analysiert und<br />

für alle betroffenen Bereiche transparent<br />

gemacht. Auch für die Zulieferer,<br />

die wesentliche Teile der späteren<br />

Turbomaschinenstränge produzieren<br />

und sich ständig über Qualitätskontrollen<br />

neu bewähren müssen.<br />

»Nur so lassen sich Schwachpunkte<br />

beseitigen«, erklärt Jeske.<br />

Labor als Schutzschild<br />

Eine wichtige Schutzschildfunktion<br />

übernimmt auch die hauseigene<br />

Werkstofftechnik. Je nach Aufstellungsort<br />

der Turbomaschinen<br />

differiert die Wasser- und somit die<br />

Dampfqualität enorm, zum Beispiel<br />

im Salzgehalt. Wenn die Werkstoffe<br />

nicht für diese unterschiedlichen<br />

Ansprüche ausgelegt werden, kann<br />

Korrosion an den Metallteilen – als<br />

Lochfraß oder flächig – die Folge sein.<br />

Detaillierte Wasseranalysen helfen<br />

im Vorfeld, Schäden an den Maschinen<br />

und damit betriebliche Stillstandszeiten<br />

zu vermeiden. »Um<br />

Fehlerquellen auszuschließen, nutzen<br />

wir unsere Laborkompetenz<br />

heute viel stärker zur Qualitätssteigerung«,<br />

unterstreicht Jeske. Die boomende<br />

Wirtschaft in China sowie die<br />

Erschließung zusätzlicher Märkte im<br />

Öl- und Gasgeschäft sind wesentliche


II MAGAZIN UNSERE PROZESSE<br />

01<br />

Treiber für die massiv gestiegene<br />

Nachfrage nach Radialverdichtern,<br />

die <strong>MAN</strong> TURBO am Standort Zürich<br />

produziert. Um auf die enormen<br />

Stückzahlen zu kommen, gilt es, die<br />

Zeit vom Engineering bis zur Inbetriebnahme<br />

weiter zu verkürzen.<br />

»Wir können es uns nicht leisten,<br />

Aufträge wegen zu langer Lieferfristen<br />

zu verlieren«, betont Uwe Lauber,<br />

Chefentwickler bei <strong>MAN</strong> TURBO für<br />

Zürich und Berlin. Was bauen wir<br />

künftig selbst, was kaufen wir zu – so<br />

lauten in Zeiten der Globalisierung<br />

die wichtigsten Fragen für eine zukunftsweisende<br />

Produktion.<br />

Abwägen beim Outsourcing<br />

Im Moment lautet die Antwort: Rotierende<br />

Kernbauteile wie Laufräder<br />

und Schaufeln bleiben im Haus, Gehäuse<br />

können ausgelagert werden,<br />

wenn es strategisch sinnvoll ist. Letztere<br />

sind zwar ein wesentlicher Bestandteil<br />

der Maschine und müssen<br />

hohe Belastungen aushalten, sind aber<br />

sehr kostenintensiv in der Fertigung:<br />

Die großen Schweißkonstruktionen<br />

verlangen viel Handarbeit. Da viele<br />

Kompressoren ohnehin für den asiatischen<br />

Markt bestimmt sind, hat sich<br />

<strong>MAN</strong> TURBO für eine Produktion vor<br />

Ort entschieden. Ein neues Produktionswerk<br />

in China soll ab Mitte <strong>2008</strong><br />

verschiedene Bauteile der Verdichterpalette<br />

direkt am Markt fertigen. Die<br />

Schlüsselkomponenten Engineering<br />

und Rotoren kommen aus Europa.<br />

Wesentliche Faktoren für internationales<br />

Wachstum sind für Lauber die<br />

Bündelung von Aufträgen, der Einsatz<br />

möglichst vieler gleicher Bauteile<br />

in unterschiedlichen Modellen sowie<br />

eine stärkere Standardisierung und<br />

Modularisierung. »Wir brauchen eine<br />

Plattform, auf der wir schnell agieren<br />

und trotzdem kundenspezifische Anforderungen<br />

umsetzen können«, sagt<br />

Lauber. Zudem gelte es, die Entwick-<br />

02<br />

01 Technik-Vorstand Dr. Jeske setzt in der<br />

Produktion auf erfahrene Mitarbeiter.<br />

02 Die Auswuchtung eines Rotors erfordert<br />

äußerste Präzision.<br />

03 Das moderne Lasermessgerät erkennt<br />

kleinste Abweichungen.<br />

04 Computergesteuerte Fertigung der<br />

Kernbauteile durch eine vollautomatische<br />

Schaufelfräse.<br />

lungszeiten zu beschleunigen, um<br />

die Schlagzahl deutlich zu erhöhen.<br />

<strong>MAN</strong> Diesel plant Produktion neu<br />

Restlos ausgelastete Kapazitäten und<br />

immer schwieriger einzuhaltende<br />

Liefertermine stellen auch den <strong>MAN</strong>-<br />

Geschäftsbereich für Großdieselmotoren,<br />

<strong>MAN</strong> Diesel, vor Herausforderungen.<br />

Für Dr. Uwe Hansult, Leiter<br />

der Business Unit Production, liegt<br />

auf der Hand: »Unsere Wachstumsziele<br />

und die vom Markt geforderten<br />

Stückzahlen erreichen wir nur durch<br />

eine Umstrukturierung der Produktion.«<br />

Dreh- und Angelpunkt ist in diesem<br />

Fall eine neue Verteilung der Motorenproduktion<br />

auf die Standorte<br />

Augsburg in Süddeutschland, Frederikshavn<br />

in Dänemark und das französische<br />

Saint-Nazaire. Das Montagenetzwerk<br />

soll das Ziel erreichen, bis<br />

2010 über 500 Motoren für den Einsatz<br />

als Schiffsantriebe und in Kraftwerken<br />

selbst zu fertigen. Bisher be-


03 04<br />

trägt die vergleichbare Produktionskapazität<br />

etwa 300 Motoren.<br />

Die vom Vertrieb gewünschte Menge<br />

an großen Viertaktmotoren ist in<br />

Augsburg allein nicht mehr herstellbar,<br />

weil die Produktion komplett<br />

ausgelastet ist und die Expansionsmöglichkeiten<br />

am Standort<br />

beschränkt sind. Zudem gestaltet<br />

sich der Abtransport der bis zu<br />

260 Tonnen schweren Motoren per<br />

Lkw über öffentliche Straßen bis<br />

zum nächstgelegenen Verladehafen<br />

in Heilbronn zunehmend aufwendiger<br />

– bei der für Schiffsantriebe eher<br />

ungünstigen geografischen Lage<br />

der Schwabenmetropole ein wichtiger<br />

Faktor.<br />

Saint-Nazaire und Frederikshavn hingegen<br />

bieten den direkten Zugang<br />

zum Atlantik beziehungsweise zur<br />

Ostsee. Der Weg von der Werkshalle<br />

zum Hafen, von dem aus die Moto-<br />

ren dann in alle Welt reisen, birgt hier<br />

keine Hindernisse. Durch die Einbeziehung<br />

der beiden Standorte in den<br />

Produktionsverbund für große Viertaktmotoren<br />

lassen sich auch der<br />

Typenmix an den Standorten und die<br />

Montageabläufe gezielt optimieren.<br />

Die Entscheidung, sich zukünftig auf<br />

die Eigenfertigung von wenigen Kern-<br />

ZWISCHENBILANZ<br />

Der Auftragsboom bei <strong>MAN</strong> TURBO<br />

brachte die Prüfstandskapazitäten des<br />

Maschinenbauers an ihre Grenzen, denn<br />

Kunden akzeptieren nur noch Maschinen,<br />

die vor der Auslieferung auf volle Funktionsfähigkeit<br />

getestet werden. Um die<br />

engen Fristen einhalten zu können, verdoppelte<br />

<strong>MAN</strong> TURBO seine Prüfstandsflächen:<br />

in Oberhausen von 4 440 auf<br />

8 840, im Züricher Werk von 1 000 auf<br />

2 000 Quadratmeter. Anfang <strong>2008</strong> sind<br />

die Baumaßnahmen abgeschlossen.<br />

29<br />

komponenten zu konzentrieren und<br />

diese auszubauen, ist ein weiterer<br />

Baustein des Zukunftskonzepts.<br />

Die Wettbewerbsfähigkeit von <strong>MAN</strong><br />

Diesel wird gestärkt und die technische<br />

Basis für den Ausbau des After-<br />

Sales-Geschäfts erweitert.<br />

Internationaler Werksverbund<br />

Auch <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge war geprägt<br />

von historisch gewachsenen<br />

Produktionsstrukturen. Das gehört<br />

jetzt ebenfalls der Vergangenheit an.<br />

Der größte Geschäftsbereich der<br />

<strong>MAN</strong> AG steckt in der letzten Phase<br />

einer grundsätzlichen Prozessmodernisierung<br />

mit den Zielen, den<br />

Werksverbund international auszurichten<br />

und durchgängig zu organisieren,<br />

Kernkompetenzen festzulegen<br />

sowie Redundanzen in den Prozessen<br />

zu erkennen und zu beseitigen.<br />

Ein Paradebeispiel ist der Neubau<br />

des Montagewerks für schwere Lkw


II MAGAZIN UNSERE PROZESSE<br />

im polnischen Niepolomice in der<br />

Nähe von Krakau. Auf einem 250 000<br />

Quadratmeter großen Gelände entstanden<br />

Hallen mit einer Gesamtfläche<br />

von 81 000 Quadratmetern.<br />

»Sie bilden eine der modernsten Lkw-<br />

Montagestätten weltweit«, freut sich<br />

Dr. Marc Sielemann, Geschäftsführer<br />

STARKE PARTNER<br />

LIEFERANTENBEZIEHUNGEN ALS SCHLÜSSEL DES ERFOLGS<br />

Die enge Bindung an Schlüssellieferanten<br />

ist für alle Geschäftsbereiche<br />

der <strong>MAN</strong> AG ein Garant für<br />

nachhaltigen Geschäftserfolg. Denn<br />

Verfügbarkeit und gleichbleibend<br />

hohe Qualität der Zukaufsteile<br />

müssen gewährleistet sein, um Zuverlässigkeit<br />

und lange Lebensdauer<br />

der <strong>MAN</strong>-Produkte zu sichern.<br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge konzentriert<br />

sich innerhalb seines Werksverbunds<br />

zunehmend auf Kernkompetenzen,<br />

etwa mit dem Ausbau der<br />

Fahrerhauskapazitäten in Steyr oder<br />

der Motorenfertigung in Nürnberg.<br />

Dies hat eine engere Verzahnung mit<br />

erfahrenen Zulieferern für Fertigungsumfänge<br />

zur Folge, die bisher in<br />

Eigenregie abgewickelt wurden.<br />

<strong>MAN</strong> Diesel<br />

Neben der Eigenfertigung wesentlicher<br />

Bauteile konzentriert sich <strong>MAN</strong><br />

Diesel auf die Zusammenarbeit mit<br />

externen Kooperationspartnern weltweit.<br />

Hierzu wurde in den Jahren<br />

2006 und <strong>2007</strong> ein Produktionsnetz<br />

aufgebaut. Wichtige Ausgangsmaterialien<br />

und Fertigteile werden künftig<br />

aus mindestens zwei Quellen bezogen,<br />

um Lieferengpässe zu ver-<br />

von <strong>MAN</strong> Trucks Sp. zo.o in Polen und<br />

Projektleiter für den Neubau. Der<br />

Entscheidung für Krakau ging eine<br />

aufwendige Suche voraus. Infrastruktur,<br />

Kosten und Verfügbarkeit<br />

von Arbeitskräften sowie rechtliche<br />

und wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />

waren ebenso zu berück-<br />

meiden und Auftragsschwankungen<br />

auszugleichen. Die Sicherstellung<br />

der Versorgung ist wesentlicher<br />

Bestandteil für weiteres Wachstum.<br />

<strong>MAN</strong> TURBO<br />

Gut gefüllte Auftragsbücher rücken<br />

die Logistikkette bei <strong>MAN</strong> TURBO<br />

verstärkt in den Fokus. Anstatt sich<br />

auf Zertifizierungsprotokolle zu verlassen<br />

wird die Qualität der Zulieferer<br />

vor Ort persönlich unter die<br />

Lupe genommen. Um Lieferfristen<br />

einzuhalten, schließt <strong>MAN</strong> TURBO<br />

bindende Rahmenverträge ab mit<br />

den Partnern für Rohmaterialien wie<br />

Stahl, Getriebe oder Kupplungen –<br />

essenziell wichtige Komponenten,<br />

die 50 Prozent der Produkte von<br />

<strong>MAN</strong> TURBO ausmachen.<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal<br />

Der Industriedienstleister verfügt<br />

über breit gefächerte Erfahrung als<br />

Generalunternehmer bei der Konzeption,<br />

Finanzierung und Fertigstellung<br />

von Industrieanlagen. Subunternehmer<br />

liefern den Rückhalt,<br />

um auch umfangreiche Aufträge<br />

abzuwickeln. Darüber hinaus agiert<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal innerhalb der <strong>MAN</strong><br />

AG als Vertriebsplattform für Produkte<br />

und Leistungen aller Bereiche.<br />

30<br />

sichtigen wie das richtige Mittel<br />

zwischen Logistik- und Personalkosten:<br />

Die Lohnkosten werden günstiger,<br />

je weiter man nach Osten geht,<br />

doch der Aufwand für den Transport<br />

der zu montierenden Komponenten<br />

zum Werk steigt. »Krakau war unser<br />

geografisches Optimum«, fasst Sielemann<br />

das Ergebnis zusammen.<br />

Hinzu kam, dass <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />

bereits mit den Werken in<br />

Starachowice und Posen gute<br />

Erfahrungen in Polen gemacht<br />

hatte. Das neue Werk gilt als wichtiger<br />

Bestandteil der internationalen<br />

Wachstumsstrategie. Eine schlanke<br />

Logistik kennzeichnet die neue<br />

Fertigung: Bei der Montage wird<br />

zum Beispiel mit einem vollen und<br />

einem angebrochenen Behälter<br />

gearbeitet. Erst wenn Letzterer leer<br />

ist, rollt der Nachschub. 80 Prozent<br />

des Teilevolumens werden direkt<br />

vom Lkw-Trailer ans Band geliefert<br />

und nur der Rest eingelagert.<br />

Philosophie für die Zukunft<br />

Die Produktionsprozesse wurden<br />

mit den in den Werken Salzgitter<br />

und München abgestimmt. Krakau<br />

war die Chance für die deutschen<br />

Standorte, Neues auszuprobieren:<br />

Jede potenzielle Prozessverbesserung<br />

wurde in beiden deutschen Werken<br />

getestet, bevor sie nach Polen exportiert<br />

wurde. Best Practice Sharing<br />

ist auch die Philosophie für die Zukunft<br />

– ein Credo, das für alle Bereiche<br />

des <strong>MAN</strong> Konzerns gilt, um immer<br />

knapper werdende Ressourcen<br />

zielgerichtet einzusetzen. »Um Verschwendung<br />

in jeder Beziehung zu<br />

vermeiden, müssen Menschen und<br />

Prozesse eine Einheit bilden«, beschreibt<br />

Technik-Vorstand Jeske die<br />

Zielvorgabe für eine erfolgreiche<br />

Zukunft schlechthin.<br />


Ein solides Bauteil: Das Gehäuse<br />

einer Turbine wird in die<br />

richtige Position gebracht.


II MAGAZIN UNSERE PROZESSE<br />

WELTWEITE QUALITÄTSSTANDARDS UNTER DEM <strong>MAN</strong>-BOGEN<br />

<strong>MAN</strong>-Produkte werden rund um den Globus verkauft und produziert, etwa 40 Prozent<br />

der Mitarbeiter sind außerhalb Deutschlands tätig. Standards in Produktion und<br />

Ausbildung sichern eine hohe Qualität – ob in Argentinien, Dänemark oder der Türkei.<br />

Die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> verzeichnet<br />

Auftragsbooms auf wachsenden<br />

und neuen Märkten. Darauf<br />

muss sich die Produktion einstellen,<br />

mit mehr Kapazität, Flexibilität<br />

und weiteren Standorten nah am<br />

Markt. Dazu gehört, die Qualität der<br />

<strong>MAN</strong>-Produkte zu sichern – egal, woher<br />

sie kommen.<br />

Für <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge bedeutet dies<br />

zurzeit vor allem eines: einen einheitlichen<br />

Produktionsstandard über<br />

die Landesgrenzen hinweg. Mit<br />

MNPS – dem <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />

Produktionssystem – soll die Herstellung<br />

beschleunigt, sollen Ausschüsse<br />

vermieden und die Produkte weiter<br />

verbessert werden. Kurz, es geht um<br />

Prozessoptimierung. <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />

sieht das aber keineswegs als<br />

rein technisches Projekt. »Unser Vorhaben<br />

klappt nur, wenn Management<br />

und Mitarbeiter hinter dem Produktionssystem<br />

stehen und wissen, wie<br />

es funktioniert«, sagt Marcus Schnell,<br />

Leiter Produktionssysteme bei <strong>MAN</strong><br />

Nutzfahrzeuge. Dafür hat er mit seiner<br />

Abteilung im Jahr <strong>2007</strong> eine<br />

40-seitige MNPS-Fibel erstellt, die an<br />

27 000 Mitarbeiter verteilt wurde.<br />

Werkspezifische Besonderheiten<br />

MNPS ist keine neue Idee. Schon Ende<br />

der Neunzigerjahre am österreichischen<br />

Produktionsstandort Steyr entwickelt,<br />

wurde das System ab 2000<br />

bereits in München und Salzgitter<br />

eingesetzt. Ähnliche Standards gibt<br />

es an allen 13 europäischen Standorten,<br />

doch in den Feinheiten unterscheiden<br />

sich die Vorgaben. »Wir führen<br />

jetzt die bestehenden Ansätze<br />

aller Werke zusammen«, sagt Schnell.<br />

Regelmäßig treffen sich die Produktionsleiter<br />

deshalb in den verschiedenen<br />

Werken und analysieren die<br />

werkspezifischen Besonderheiten –<br />

um voneinander lernen zu können.<br />

Im Mittelpunkt von MNPS steht nicht<br />

die technische Weiterentwicklung,<br />

sondern der Mitarbeiter: Dessen steter<br />

Wille, sich weiterzuentwickeln, wird<br />

als Innovationsmotor für das ganze<br />

27 000<br />

Mitarbeiter erhielten die neu erstellte<br />

Fibel zu den Richtlinien des <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />

Produktionssystems MNPS.<br />

Unternehmen gesehen. Von Führungskräften<br />

und Mitarbeitern wird ein<br />

Umdenken erwartet: Im Mittelpunkt<br />

steht heute weniger die Fertigung<br />

hoher Stückzahlen als vielmehr die<br />

flexible Produktion unterschiedlicher<br />

Modelle auf derselben Fertigungslinie.<br />

Rasche Fehlerrückmeldung sorgt<br />

zudem für eine verbesserte Qualität.<br />

Ein solcher Mentalitätswandel muss<br />

von Trainings und Schulungen begleitet<br />

werden. Im Alltag bekommt<br />

die Kommunikation einen höheren<br />

Stellenwert, der Informationsfluss<br />

32<br />

vom Mitarbeiter im Werk bis hin zur<br />

Geschäftsführung muss sichergestellt<br />

werden. »Auch dafür brauchen<br />

wir Standards«, so Schnell. »Wie in<br />

einem Stundenplan wird festgehalten,<br />

wann der Schichtleiter mit dem<br />

Betriebsingenieur spricht oder wann<br />

dieser sich mit dem Werksleiter trifft.«<br />

Das hat auch Auswirkungen auf die<br />

Organisation der Betriebe. Ein Meister<br />

mit 100 Mitarbeitern kann unmöglich<br />

regelmäßig mit allen sprechen, große<br />

Teams müssen verkleinert werden.<br />

Mentoren bei <strong>MAN</strong> TURBO<br />

<strong>MAN</strong> TURBO hat zur Qualitätssicherung<br />

ein eigenes Einführungsprogramm<br />

für Neulinge im Betrieb entwickelt.<br />

Um neue Mitarbeiter mit<br />

dem Unternehmen richtig vertraut<br />

zu machen, gibt es erstens standortübergreifende<br />

Schulungen, in<br />

denen vermittelt wird, wofür <strong>MAN</strong><br />

TURBO steht und wie etwa der Code<br />

of Conduct aussieht. Der zweite<br />

Schwerpunkt des Programms liegt<br />

auf einem Patensystem. Aus dem<br />

Kollegenkreis werden Personen<br />

benannt, die sich als Pate um die<br />

Neueinsteiger kümmern. Sie vermitteln<br />

Alltagswissen aus dem Betrieb,<br />

geben aber auch der Geschäftsleitung<br />

Rückmeldungen über die Bedürfnisse<br />

ihrer Schützlinge. Daraus ergeben<br />

sich zielgruppenspezifische Veranstaltungen<br />

für die neuen »Turbos«.<br />

»Wichtig ist vor allem, dass die Neuen<br />

ein Gefühl für unser Unternehmen


ekommen«, sagt Carola Fink, Leiterin<br />

Personalentwicklung bei <strong>MAN</strong><br />

TURBO. Dass die Oberhausener sich<br />

sehr um ihren Führungsnachwuchs<br />

bemühen, zeigt auch die Auszeichnung<br />

mit dem Gütesiegel Fair Company<br />

des Magazins karriere. Das Siegel<br />

erhalten Unternehmen, die Hochschulabsolventen<br />

echte Zukunftschancen<br />

im In- und Ausland bieten.<br />

Deutsch-dänischer Austausch<br />

Als Geschäftsbereich mit Produktionsstandorten<br />

in fünf Ländern hat <strong>MAN</strong><br />

Diesel die interkulturelle Kompetenz<br />

ganz oben auf den Lehrplan für die<br />

Auszubildenden gesetzt. So zählt ein<br />

dreiwöchiger Aufenthalt in den dänischen<br />

Schwesterwerken in Kopenhagen<br />

oder Frederikshavn zum festen<br />

Bestandteil der Ausbildung. »Durch<br />

den Auslandsaufenthalt sollen vor<br />

allem die englischen Sprachkenntnisse<br />

verbessert werden«, sagt Kaspar<br />

Fischer, Leiter des Ausbildungszen-<br />

<strong>MAN</strong> NUTZFAHRZEUGE PRODUKTIONSSYSTEM (MNPS)<br />

trums von <strong>MAN</strong> Diesel in Augsburg.<br />

»Drei Wochen lang müssen die Jugendlichen<br />

in einem fremden Land<br />

klarkommen.« Gleichzeitig ist das<br />

für die Nachwuchskräfte bei <strong>MAN</strong><br />

Diesel auch ein Kurs in interkulturellem<br />

Umgang. »Das Miteinander am<br />

Arbeitsplatz ist in Dänemark viel informeller«,<br />

so die Auszubildenden<br />

unisono. »Es ist dort zum Beispiel<br />

völlig normal, auch Führungskräfte<br />

mit Vornamen anzusprechen.«<br />

Der Ansturm auf freie Plätze im Austauschprogramm<br />

ist groß. Wichtigstes<br />

Kriterium bei der Auswahl ist der<br />

später angestrebte Beruf: Wer etwa<br />

als Industriemechaniker oft auf Montage<br />

ins Ausland muss, hat die besten<br />

Chancen. Das seit dem Jahr 2003 laufende<br />

deutsch-dänische Projekt erhielt<br />

<strong>2007</strong> den »Europäischen Preis<br />

für lebenslanges Lernen«. Auch der<br />

Industriedienstleister <strong>MAN</strong> Ferrostaal<br />

in Essen achtet verstärkt auf<br />

interkulturelle Kompetenz. Neben<br />

PRODUKTIVITÄTSSTEIGERUNG NACH JAPANISCHEM VORBILD<br />

»Kaizen« nennt sich in Japan eine Unternehmensphilosophie, in der<br />

das Streben nach ständiger Verbesserung im Mittelpunkt steht. Sie<br />

hat dort maßgeblich zur Produktivitätssteigerung der Automobilfirmen<br />

beigetragen. An diesem Prinzip orientiert sich MNPS, das als Innovationsmotor<br />

für das Unternehmen mehr ist als lediglich ein Programm<br />

zur Prozessoptimierung.<br />

Entscheidend für den Erfolg von MNPS sind Engagement und Können der<br />

Mitarbeiter. Von ihnen wird ein Umdenken erwartet. Qualitätssicherung<br />

nimmt einen noch höheren Stellenwert als früher ein, es gilt ein Null-Fehler-<br />

Ziel. Zudem soll der gesamte Produktionsprozess stärker an den aktuellen<br />

Kundenwünschen ausgerichtet werden. Sie bestimmen künftig Taktzeit<br />

und Reihenfolge. Nicht mehr allein die schnelle Fertigung hoher Stückzahlen<br />

steht im Vordergrund, sondern eine flexible Produktion. Statt direkter<br />

Stückkosten zählen die Gesamtkosten des Produktionsprozesses. Ein solches<br />

Umdenken erfordert intensive Kommunikation und einige Zeit. »Der<br />

Weg ist das Ziel« lautet daher das Motto für die Durchsetzung von MNPS.<br />

33<br />

landesspezifischen Vorbereitungen<br />

vor einem Auslandseinsatz gibt es<br />

seit Herbst <strong>2007</strong> ein interkulturelles<br />

Sensibilisierungstraining für neue<br />

Mitarbeiter. »Ziel ist es, die Aufmerksamkeit<br />

für kulturelle Unterschiede<br />

zu schärfen«, sagt Reinhold Schramm,<br />

Leiter Personal Ausland. »Bisher<br />

haben unsere Mitarbeiter viel durch<br />

›Trial and Error‹ gelernt, doch es muss<br />

ja nicht jeder die gleichen Fehler wiederholen.«<br />

In den Trainings lernen<br />

Mitarbeiter, sich auf den respektvollen<br />

Umgang mit Menschen aus anderen<br />

Kulturkreisen einzustellen – und<br />

sich darüber bewusst zu werden, was<br />

die deutsche Kultur auszeichnet und<br />

von anderen unterscheidet.<br />

Duales System in der Türkei<br />

Vom fortschrittlichen deutschen<br />

dualen Ausbildungssystem lässt<br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge auch seine<br />

Lehrlinge bei <strong>MAN</strong> Türkiye A. S. in<br />

Ankara profitieren; es hat wesentliche<br />

Teile an den türkischen Produktionsstandort<br />

übertragen. 1997<br />

gründete <strong>MAN</strong> in Ankara eine Lehrwerkstatt,<br />

in der Auszubildende<br />

drei Tage in der Woche fachlichen<br />

und theoretischen Unterricht bekommen.<br />

Daneben besuchen sie<br />

wöchentlich zwei Tage die Dikmen-<br />

Fachschule. Am Ende der dreijährigen<br />

Ausbildung steht die Gesellenprüfung.<br />

Zurzeit werden dort<br />

88 Jugendliche ausgebildet. Ziel dieses<br />

Projekts: den eigenen Bedarf<br />

an gut ausgebildeten Fachkräften<br />

zu decken. Inzwischen hat <strong>MAN</strong><br />

in Ankara auch eine Meisterausbildung<br />

nach deutschem Vorbild<br />

eingeführt. Am Ende steht eine<br />

Prüfung nach den Kriterien der Industrie-<br />

und Handelskammer<br />

(IHK). Deutsche Meister »made in<br />

Turkey« – symbolisch für den globalen<br />

Arbeitgeber <strong>MAN</strong>.


II MAGAZIN UNSERE PROZESSE<br />

Europas modernste Nutzfahrzeugfabrik<br />

steht in Niepolomice bei Krakau.<br />

Dort produziert <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />

seit Sommer <strong>2007</strong> schwere Lkw mit<br />

mehr als 16 Tonnen. In dem Montagewerk<br />

wird nach den Prinzipien der<br />

schlanken und umweltfreundlichen<br />

Produktion gefertigt, mit hocheffizienten<br />

Logistik- und Montageprozessen –<br />

und Effizienz spart Energie sowie Roh-<br />

stoffe. 80 Prozent des benötigten Teilevolumens<br />

werden direkt zum Verbauort<br />

an der Montagelinie geliefert,<br />

nur 20 Prozent zwischengelagert. Das<br />

verkürzt Transportwege. Außerdem<br />

werden sämtliche Chassis in einer umweltfreundlichen<br />

Anlage mit Lack auf<br />

Wasserbasis lackiert. Das Krakauer<br />

Werk ist mittlerweile der dritte <strong>MAN</strong>-<br />

Standort in Polen. Damit hat sich<br />

34<br />

Bis Mitte 2010 wird <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />

im neuen Werk bei Krakau mindestens<br />

650 Mitarbeiter beschäftigen.<br />

LKW-PRODUKTION IN POLEN<br />

SCHLANK UND UMWELTFREUNDLICH<br />

das osteuropäische Land zu einem<br />

wichtigen Eckpfeiler der internationalen<br />

Wachstumsstrategie von <strong>MAN</strong><br />

Nutzfahrzeuge entwickelt. »Wir gehen<br />

davon aus, dass vor allem die Märkte<br />

in Osteuropa und den GUS-Staaten<br />

überproportional wachsen werden. An<br />

diesem Wachstum wollen wir partizipieren«,<br />

betont Lars Wrebo, Vorstand<br />

Produktion von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge.


DRUCKLUFTERZEUGUNG<br />

ENERGIEEINSPARUNG DURCH WÄRMERÜCKGEWINNUNG<br />

Angesichts des gestiegenen Bedarfs an Druckluft und der zusätzlichen<br />

Anforderungen der Motorenentwicklung plant <strong>MAN</strong> Diesel zwei weitere<br />

Schraubenverdichter, die mit Wärmerückgewinnungsanlagen ausgerüstet<br />

werden. Druckluft wird im Augsburger Werk für den Transport von<br />

Sand in die Gießerei eingesetzt, zum Antrieb von Schleifern oder Schraubern<br />

und am Prüfstand für Dieselmotorenversuche. Sie ist vor Strom,<br />

Prozesswärme und Gas die teuerste Energie im Produktionsprozess.<br />

Die Abwärme der Kompressoren geht aber im Werk nicht verloren, sondern<br />

kann für die Brauchwassererwärmung, beispielsweise für die Aufheizung<br />

des Duschwassers, genutzt werden. Im Vorfeld wurde zur Dimensionierung<br />

eine Analyse der Anlage, des Netzes, der Fahrweise und<br />

des Bedarfs durchgeführt. Sie bestätigt, dass die bisherige Auslegung<br />

und der Betrieb optimal sind. Die neuen Anlagen werden in die übergeordnete<br />

Steuerung integriert und vor allem nach dem wirtschaftlichsten<br />

Energieverbrauch ausgesucht.<br />

UMWELTPAKT BAYERN<br />

MIT DER NATUR WACHSEN<br />

Umweltverträgliches Wirtschaftswachstum<br />

lautet die Devise des<br />

»Umweltpakt Bayern«, auf den sich<br />

der Freistaat und mittlerweile über<br />

5 200 Betriebe verständigt haben.<br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge ist seit dem<br />

Start des Abkommens im Jahr 1995<br />

beteiligt. Ziele waren anfangs, Versuche<br />

mit alternativen Brennstoffen<br />

auszuweiten oder Fahr- und Spar-<br />

Vorführung eines<br />

Dieselmotors auf dem<br />

firmeneigenen Prüfstand<br />

im Augsburger<br />

Stammwerk von <strong>MAN</strong><br />

Diesel. Auch hier ist<br />

der Einsatz von Druckluft<br />

unverzichtbar.<br />

trainings für Lkw-Fahrer anzubieten.<br />

2005 verlängerten die Partner das<br />

Abkommen zum zweiten Mal und<br />

formulierten neue Ziele, an deren<br />

Erfüllung <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge kontinuierlich<br />

arbeitet. So sollen die<br />

Serien-Geräuschgrenzwerte für Nutzfahrzeuge<br />

mit einem zulässigen Gesamtgewicht<br />

von mehr als 3,5 Tonnen<br />

bis spätestens Oktober 2010<br />

um ein Dezibel gesenkt werden.<br />

Zudem beteiligt sich <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />

an Initiativen von Automobilherstellern<br />

mit dem Ziel, Messver-<br />

AUSZEICHNUNG<br />

DIE BESTEN ZULIEFERER<br />

Frische Ideen, dynamisches Handeln<br />

sowie qualitäts- und kostenbewusstes<br />

Denken – Zulieferer,<br />

die das bieten, belohnt <strong>MAN</strong><br />

Nutzfahrzeuge einmal im Jahr<br />

mit dem »Trucknology Supplier<br />

Award«. Um die Preisträger zu ermitteln,<br />

werden Lieferanten in den<br />

Kategorien Einkauf, Qualität,<br />

Technik und Logistik bewertet. Zu<br />

vorbildlichem Einkauf zählen Einkaufs-<br />

und Zahlungsbedingungen,<br />

inzwischen aber auch das<br />

Umweltmanagement der Zulieferfirma.<br />

Sozial unverantwortliches<br />

Handeln wie Kinderarbeit lehnt<br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge kategorisch<br />

ab und untersagt sie je nach Land<br />

vorsorglich einzelvertraglich in<br />

den Rahmenverträgen. Über den<br />

Award für das Jahr 2006 freuten<br />

sich unter anderem die Empl<br />

Fahrzeugwerk GmbH, die Federal<br />

Mogul Nürnberg GmbH und die<br />

Guss Komponenten GmbH.<br />

fahren, Produktpolitik und Managementsysteme<br />

in den eigenen Unternehmen<br />

und in Zulieferbetrieben im<br />

Sinne der Umwelt zu optimieren.


01<br />

02<br />

03<br />

II MAGAZIN UNSERE PROZESSE<br />

01 <strong>MAN</strong>-Feuerwehrkommandantentreffen<br />

mit<br />

einem Vorführfahrzeug.<br />

02 Die Werkfeuerwehr<br />

von <strong>MAN</strong> Diesel probt<br />

den Ernstfall.<br />

03 Im Schneechaos 2006<br />

übernahm die Feuerwehr<br />

auch allgemeine<br />

Hilfeleistungen.<br />

WERK- UND BETRIEBSFEUERWEHREN<br />

EINE HEISSE<br />

ANGELEGENHEIT<br />

2 500 Einsätze sind eine beachtliche Zahl, dabei sind<br />

das nicht die einzigen der gemeinsamen Werkfeuerwehr<br />

von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge und MTU Aero Engines<br />

in München: In Kooperation mit der freiwilligen Feuerwehr<br />

übernimmt sie zusätzlich Dienste im Umland.<br />

»Circa 1 000 Einsätze«, schätzt Peter Simkaitis, seit<br />

1982 Leiter der staatlich anerkannten Werkfeuerwehr,<br />

»fahren wir als Rettungsdienst oder als technische<br />

Hilfeleistung bei Wasser-, Öl- und Sturmschäden oder<br />

Starkregen.« Die Werkfeuerwehr gibt es seit 1962,<br />

sie beschäftigt derzeit 39 Mitarbeiter im 24-Stunden-<br />

Schichtbetrieb.<br />

Auch Peter Wittmann, Leiter der Werkfeuerwehr bei<br />

<strong>MAN</strong> Diesel in Augsburg, weiß: »Unser Vorteil ist, dass<br />

wir uns bei Einsätzen an Anlagen oft besser auskennen<br />

als die öffentlichen Feuerwehren und so auch schneller<br />

eingreifen können.« Seine 37-köpfige Einsatztruppe ist<br />

für mehrere Unternehmen zur Stelle: <strong>MAN</strong> Diesel, <strong>MAN</strong><br />

Roland und MT Aerospace. Eingebunden in den allgemeinen<br />

Feuerwehrverbund, rückt sein Team bei<br />

Großeinsätzen – etwa bei erheblichen Sturmschäden<br />

oder Großbränden –, aber auch auf Anforderung der<br />

Berufsfeuerwehr mit aus und stellt das einzige Tragmastkorbfahrzeug<br />

in der Region zur Verfügung.<br />

Bei <strong>MAN</strong> TURBO in Oberhausen dagegen handelt es<br />

sich um eine Betriebsfeuerwehr, die nur bei Notfällen<br />

innerhalb des Werks eingesetzt wird. »34 Einsätze<br />

waren es 2006«, sagt Heerwart Schweers, Leiter der<br />

Betriebsfeuerwehr. Neben den üblichen Arbeitseinsätzen<br />

im Werkshafen, Öl- und Umwelteinsätzen oder<br />

Brandmeldungen ist die Löschtruppe beratend tätig:<br />

»Wir erteilen Schweißerlaubnisscheine und unterrichten<br />

in der Handhabung von Feuerlöschern«, erklärt<br />

Schweers. Die Betriebsfeuerwehr in Oberhausen beschäftigt<br />

derzeit elf Mitarbeiter, die nebenberuflich<br />

für den Turbinenhersteller im Einsatz sind. Über Funkmeldeempfänger<br />

sind sie jedoch jederzeit erreichbar.<br />

36


EUROPÄISCHES CHEMIKALIENRECHT REACH<br />

<strong>MAN</strong> DIESEL REGISTRIERT EINGESETZTE CHEMIKALIEN<br />

Das neue europäische Chemikalienrecht<br />

(REACH) steht für Registrierung,<br />

Bewertung, Zulassung und<br />

Beschränkung chemischer Stoffe.<br />

Die Verordnung fordert Unternehmen,<br />

die mehr als eine Tonne chemischer<br />

Stoffe pro Jahr importieren,<br />

auf, diese künftig in einer zentralen<br />

Datenbank zu registrieren. REACH<br />

ist seit 1. Juni <strong>2007</strong> in Kraft und soll<br />

einen besseren Schutz von Mensch<br />

und Umwelt gewährleisten. <strong>MAN</strong><br />

Diesel bezieht seine REACH-Produkte<br />

derzeit fast ausschließlich<br />

<strong>MAN</strong> UMWELT<strong>MAN</strong>AGEMENT<br />

DIESEL<br />

SCHNELLE INTENSIVER HILFE INFORMATIONSAUSTAUSCH<br />

AUF HOHER SEE<br />

innereuropäisch und ist somit nachgeschalteter<br />

Anwender. »Da wir die<br />

relevanten Arbeitsstoffe voraussichtlich<br />

im Rahmen des ursprünglich<br />

vom Hersteller geplanten Verwendungszwecks<br />

einsetzen, wird<br />

sich der Aufwand der Registrierung<br />

in Grenzen halten«, erklärt<br />

Holger Witte, verantwortlich für<br />

Works Services bei <strong>MAN</strong> Diesel.<br />

Metalle und Legierungsstoffe kauft<br />

der Schiffsdieselbauer auch außereuropäisch,<br />

die infrage kommenden<br />

Metalle werden daher vorregistriert.<br />

Für effizienteren Umweltschutz verwendet <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge ein<br />

Managementsystem, das Qualitäts-, Risiko-, Sicherheits- und Umweltmanagement<br />

umfasst. Aufbau und Abläufe sind in einem Handbuch<br />

dokumentiert und in Richtlinien und Anweisungen konkretisiert, die<br />

für alle Mitarbeiter gelten. Die Gesamtverantwortung liegt beim Vorstand,<br />

zum Beauftragten für den Umweltschutz wurde der Vorstand<br />

der Produktion ernannt. Die Pflichten, Aufgaben und Rechte mit Umwelt-<br />

und Sicherheitsrelevanz werden an die jeweils zuständigen Mitarbeiter<br />

delegiert. Regelmäßige Treffen der Beauftragten über alle<br />

Geschäftseinheiten, Zentralbereiche und Standorte hinweg gewährleisten<br />

einen intensiven Informationsaustausch. Die Standorte<br />

Gustavsburg, München, Nürnberg, Salzgitter, Wien, Steyr und Pilsting<br />

verfügen bereits über ein zertifiziertes Umweltmanagementsystem<br />

nach ISO 14001. Die Standorte in der Türkei und Polen arbeiten<br />

derzeit ebenfalls daran.<br />

Mit REACH werden alle Chemikalien,<br />

auch die, die schon lange im Verkehr<br />

sind, einer Risikoprüfung unterzogen.<br />

Brandschutz<br />

Arbeitsschutz<br />

Gesundheitsschutz<br />

Gefahrenabwehr<br />

INTEGRIERTES<br />

SICHERHEITS<strong>MAN</strong>AGEMENT<br />

Anlagen-/Maschinenschutz<br />

Datensicherheit<br />

Umweltschutz<br />

Datenschutz<br />

Werkschutz<br />

RISIKO-<br />

<strong>MAN</strong>AGEMENT<br />

Das integrierte Managementsystem<br />

richtet sich an den Unternehmensprozessen<br />

von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge aus.<br />

QUALITÄTS-<br />

<strong>MAN</strong>AGEMENT<br />

UMWELT-<br />

<strong>MAN</strong>AGEMENT


II MAGAZIN UNSERE VERANTWORTUNG


RAMPERSAD MOTILAL, FÖRDERER DES AUFSCHWUNGS<br />

»Entwicklung bedeutet für mich nicht den Bau schicker neuer Hochhäuser,<br />

sondern vor allem eines: Ausbildung der Menschen auf Trinidad und Tobago.«<br />

Rampersad Motilal ist CEO der Methanol Holdings (Trinidad) Limited<br />

39


II MAGAZIN UNSERE VERANTWORTUNG<br />

WACHSTUM UNTER PALMEN<br />

Von <strong>MAN</strong> Ferrostaal gebaute und finanzierte Methanol- und Ammoniakanlagen sind<br />

Treiber der ökonomischen Entwicklung auf Trinidad und Tobago. Gezielt fördert der<br />

Industriedienstleister darüber hinaus die universitäre Ausbildung der Inselbewohner.<br />

Entspannt lehnt sich Ian Farmer<br />

auf seinem Plastikstuhl zurück.<br />

Die Luft ist feucht, selbst jetzt<br />

um fünf Uhr nachmittags herrschen<br />

noch über 30 Grad. Doch Farmer<br />

macht die tropische Schwüle Trinidads<br />

nichts aus, zu lange schon lebt er<br />

hier am südlichen Rand der Karibik.<br />

Von seinem Platz aus hat er einen guten<br />

Blick über das Spielfeld, auf dem<br />

gerade das jährliche Fußballturnier<br />

der Industrial Plant Services Limited<br />

(IPSL) in vollem Gange ist. Als Präsident<br />

des Sportklubs von IPSL ist der<br />

50-Jährige für die Organisation des<br />

Wettkampfs verantwortlich, ehrenamtlich,<br />

versteht sich. Denn seine eigentliche<br />

Aufgabe ist nicht der Sport:<br />

Wie fast alle der rund 500 Mitarbeiter<br />

von IPSL ist Farmer in der Methanolproduktion<br />

beschäftigt. Hinter dem<br />

Fußballfeld erheben sich daher auch<br />

keine mit Fans voll besetzten Tribünen,<br />

sondern die mächtigen Anlagen des<br />

Point Lisas Industrial Estate. Gespielt<br />

wird auf dem Firmengelände, der<br />

Sportklub gehört zu den vielfältigen<br />

Freizeitangeboten für Mitarbeiter.<br />

Methanolriese Trinidad<br />

Das Industriegebiet an der Westküste<br />

Trinidads ist das Zentrum der Methanolproduktion<br />

des Karibikstaats Trinidad<br />

und Tobago. Das kleine 1,3-Millionen-Einwohner-Land<br />

ist der<br />

führende Exporteur dieses Basisstoffs,<br />

mehr als ein Drittel des weltweit gehandelten<br />

Methanols kommt von hier.<br />

Treibende Kraft der stark expandie-<br />

renden petrochemischen Industrie in<br />

Point Lisas ist die Methanol Holdings<br />

(Trinidad) Limited (MHTL). Durch eine<br />

Kooperation mit dem lokalen Dienstleister<br />

IPSL schafft das Unternehmen<br />

Hunderte Arbeitsplätze für die Inselbevölkerung.<br />

Die Methanolanlagen in<br />

Point Lisas, die heute im Besitz von<br />

MHTL sind, nahmen ihren Betrieb<br />

bereits 1984 auf. Die Ende 2005 fertiggestellte<br />

M5000 ist nach wie vor die<br />

weltweit größte Industrieanlage zur<br />

Produktion von Methanol. Von Anfang<br />

an war auch <strong>MAN</strong> Ferrostaal mit<br />

an Bord, nicht nur als Generalunternehmer<br />

für die Errichtung der Anlagen,<br />

sondern auch als Inhaber eines<br />

20-prozentigen Anteils an MHTL.<br />

12%<br />

betrug der Anstieg des BIP 2006 in Trinidad<br />

und Tobago – ein Aufschwung, der<br />

unter anderem auf M5000 zurückgeht.<br />

Ein paar Hundert Meter von den kickenden<br />

Mitarbeitern entfernt, lehnt<br />

sich Rampersad Motilal entspannt<br />

zurück. Seit fast 20 Jahren ist er CEO<br />

der MHTL und maßgeblich daran beteiligt,<br />

dass das Unternehmen auf<br />

Rang zwei der weltweit größten Methanolproduzenten<br />

geführt wird.<br />

2006 lag der Ausstoß bei 3,37 Millionen<br />

Tonnen. Mit seinem unternehmerischen<br />

Erfolg kann Motilal<br />

durchaus zufrieden sein, allerdings<br />

hat sein Engagement auch einen ge-<br />

40<br />

sellschaftlichen Aspekt: »Die Energiewirtschaft<br />

– gerade auch die petrochemische<br />

Industrie – wird immer mehr<br />

zu einer ökonomischen Plattform für<br />

die Entwicklung des Landes und seiner<br />

Bewohner«, erklärt Motilal. »Je mehr<br />

wir expandieren, umso mehr Arbeitsplätze<br />

können wir schaffen.«<br />

Perspektiven eröffnen<br />

Zu Anfang waren das oft einfache, unqualifizierte<br />

Jobs. Doch inzwischen<br />

bieten sich vor allem den besser Ausgebildeten<br />

feste, unbefristete Anstellungen.<br />

»Wir zeigen den Menschen<br />

damit auch eine persönliche Perspektive<br />

auf.« Bei der Rekrutierung neuer<br />

Mitarbeiter achtet Motilal darauf, lokale<br />

Arbeitskräfte einzustellen. So sind<br />

bei MHTL wie auch bei IPSL ausschließlich<br />

Einwohner des Zwei-Insel-Staats<br />

beschäftigt. Auch beim Kauf von Material<br />

oder Verträgen mit Dienstleistern<br />

heißt es »Trinidad and Tobago<br />

first«. Durch die vielfältigen Verflechtungen<br />

mit der lokalen Wirtschaft ist<br />

MHTL inzwischen ein wichtiger Faktor<br />

in der Ökonomie des Karibikstaats.<br />

Der MHTL-Chef weiß sich mit seinen<br />

Investitionen in die eigene Wirtschaft<br />

im Einklang mit den erklärten Zielen<br />

seines Landes. Denn um sich von der<br />

Rolle des reinen Rohstofflieferanten<br />

zu lösen, verfolgt die Regierung von<br />

Trinidad und Tobago seit Jahren eine<br />

Wirtschaftspolitik, die auf den Aufbau<br />

einer verarbeitenden Industrie<br />

vor Ort zielt. Für rund 1,6 Milliarden


01 Ingenieure von IPSL inspizieren die<br />

Methanolanlage M5000.<br />

02 Die Megaanlage hat eine Kapazität<br />

von 5 400 Tagestonnen Methanol.<br />

01<br />

02<br />

41<br />

US-Dollar errichtet MHTL in Point<br />

Lisas derzeit einen petrochemischen<br />

Komplex, der ab 2009 jährlich rund<br />

1,5 Millionen Tonnen Ammoniak-<br />

Harnstoff-Lösung sowie 60 000 Tonnen<br />

Melamin produzieren soll. Beide<br />

Stoffe werden aus dem hier reichlich<br />

vorkommenden Erdgas gewonnen.<br />

Umweltschonender Nebeneffekt:<br />

Für die Produktion wird mehr CO 2<br />

benötigt, als die Methanolanlagen<br />

von MHTL ausstoßen, das Unternehmen<br />

wird damit also die Menge des<br />

Treibhausgases in der Atmosphäre<br />

reduzieren.<br />

Auch volkswirtschaftlich sorgt die<br />

größte privatwirtschaftliche Investition,<br />

die in dem Karibikstaat je<br />

getätigt wurde, für einen positiven<br />

Nebeneffekt: Durch die Inbetriebnahme<br />

der Anlage erwartet die Central<br />

Bank of Trinidad and Tobago für<br />

2009 einen kräftigen Anstieg des<br />

Bruttoinlandsprodukts. Schon den<br />

Anstieg des BIP im Jahre 2006 um<br />

zwölf Prozent (2005 waren es noch<br />

8,4 Prozent) führten die Banker unter<br />

anderem auf »M5000« zurück.<br />

Einsatz für die Bildung<br />

»Entwicklung«, betont Motilal, »bedeutet<br />

für mich nicht den Bau<br />

schicker neuer Hochhäuser, sondern<br />

vor allem eines: Ausbildung der Menschen<br />

auf Trinidad und Tobago.« Und<br />

so engagiert sich das Unternehmen<br />

vor allem im Hochschulbereich. Seit<br />

1997 finanziert MHTL an der University<br />

of the West Indies einen Lehrstuhl<br />

für Ingenieurwissenschaften,<br />

regelmäßig werden Absolventen der<br />

Uni eingestellt. Tatsächlich droht im<br />

Zwei-Insel-Staat im stark wachsenden<br />

Energiesektor ein Fachkräftemangel:<br />

Internationale Konzerne und einheimische<br />

Firmen werben sich gegenseitig<br />

die Experten ab. MHTL hat sich


II MAGAZIN UNSERE VERANTWORTUNG<br />

TRINIDAD UND TOBAGO<br />

ENERGIESEKTOR HEIZT WACHSTUM AN<br />

Der gut 5 000 Quadratkilometer große Staat besteht aus den beiden südlichsten<br />

Inseln des karibischen Archipels und beheimatet rund 1,3 Millionen<br />

Einwohner. Die Hauptstadt von Trinidad und Tobago ist Port-of-Spain.<br />

2006 lag das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei 18,2 Milliarden US-Dollar, bei<br />

einem realen Wachstum von zwölf Prozent. Treiber des rasanten wirtschaftlichen<br />

Aufschwungs ist vor allem der Energiesektor, der 2006 für ungefähr<br />

45 Prozent des BIP verantwortlich war. Auch der Staatshaushalt hängt zu<br />

einem Drittel von Einnahmen aus diesem Bereich ab. Die von der Regierung<br />

angestrebte Diversifizierung der Industrie steckt noch in den Kinderschuhen,<br />

allerdings führte der Boom des Energiesektors in der Region zu<br />

einer vergleichsweise niedrigen Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent.<br />

zudem von Anfang an für den Aufbau<br />

der neuen, technisch orientierten<br />

University of Trinidad and Tobago engagiert.<br />

»Anlässlich der Einweihung<br />

der M5000-Anlage haben wir der<br />

Universität fünf Millionen US-Dollar<br />

gespendet, eine der höchsten Spenden,<br />

die es jemals für das Bildungswesen<br />

hier gab«, betont Motilal. Das<br />

Geld wurde unter anderem für den<br />

Aufbau des »Natural Gas Institute of<br />

the Americas« genutzt. Doch auch die<br />

Gemeinden um Point Lisas herum<br />

kommen in den Genuss von MHTL-<br />

Unterstützung: Die Ausbildung von<br />

Handwerkern wird ebenso gefördert<br />

wie die Infrastruktur der Schulen.<br />

Erfolgreiches Finanzkonzept<br />

Auch die Gewinne von MHTL kommen<br />

dem Karibikstaat zugute. Über den<br />

Anteilseigner C L Financial Limited<br />

profitieren rund 40 000 einheimische<br />

Aktienbesitzer vom unternehmerischen<br />

Erfolg. Der Konzern betreibt in<br />

Trinidad ein erfolgreiches Geschäftsmodell:<br />

Statt als Anlagenbauer für<br />

andere Konzerne nur den Bau petrochemischer<br />

Anlagen zu übernehmen,<br />

partizipiert <strong>MAN</strong> Ferrostaal durch<br />

seine Beteiligung an MHTL auch an<br />

deren Erfolg. Der Industriedienstleister<br />

ist an der Konzeption neuer Anlagen,<br />

vor allem aber an deren Finanzierung<br />

beteiligt. Das weltweit tätige<br />

Unternehmen hat es bei Kreditgebern<br />

leichter als eine relativ unbekannte<br />

Firma aus Trinidad. »Von der Idee bis<br />

zur Bauausführung sind wir an der<br />

Projektentwicklung beteiligt«, sagt<br />

Adalbert Graff, Projektdirektor für<br />

den im Bau befindlichen Komplex.<br />

»Wir entwickeln für jede Anlage ein<br />

maßgeschneidertes Konzept, denn<br />

den Kreditgebern können wir in der<br />

Regel außer dem Projekt selbst keine<br />

Sicherheiten geben.«<br />

Für <strong>MAN</strong> Ferrostaal lohnt sich das Engagement<br />

in Trinidad. Der Bedarf an<br />

Methanol und Ammoniak steigt weltweit,<br />

die Preise ebenfalls. Beides sind<br />

wichtige Basisrohstoffe für die chemische<br />

Industrie. Methanol wird vor allem<br />

zur Produktion von Kunststoffen<br />

und Farben und zunehmend zur Herstellung<br />

von Biokraftstoffen eingesetzt.<br />

Ammoniak kommt vorwiegend<br />

als Düngemittel zum Einsatz. Besonders<br />

der steigende Bedarf der<br />

42<br />

Boomregion Asien heizt die weltweite<br />

Nachfrage nach den Rohstoffen an.<br />

Transfer des Geschäftsmodells<br />

Trinidad und Tobago hat als Standort<br />

durchaus Vorteile: Es ist politisch stabil,<br />

hat ausreichend Erdgasvorräte,<br />

und der Staat unterstützt den Aufbau<br />

der petrochemischen Industrie, etwa<br />

durch langfristige Verträge und stabile<br />

Erdgaspreise. »Auch die geografische<br />

Lage ist gut. Benötigte Chemikalien<br />

können schnell geliefert werden,<br />

und wir befinden uns in der Nähe<br />

wichtiger Absatzmärkte«, sagt Graff.<br />

Bei <strong>MAN</strong> Ferrostaal gilt das Geschäftsmodell<br />

als so erfolgreich, dass<br />

es exportiert wurde. Im Oman wird<br />

bereits eine Methanolanlage nach<br />

dem Trinidad-Vorbild gebaut. Das<br />

nötige Know-how kommt direkt aus<br />

Trinidad: IPSL-Mitarbeiter reisen in<br />

den Oman und trainieren einheimische<br />

Fachkräfte. Ian Farmer muss<br />

also manchmal auf einige seiner<br />

Kicker verzichten. Als das Fußballmatch<br />

vorbei ist, macht er sich auf<br />

den Heimweg. Etwa zehn Minuten<br />

braucht er mit dem Auto in seinen<br />

Wohnort Couva. Als er in der Dämmerung<br />

das Industriegebiet verlässt,<br />

flammen hinter ihm die Lichter auf.<br />

Tausende Lampen beleuchten die<br />

Methanolanlagen, ein glitzerndes<br />

Zeichen der industriellen Entwicklung<br />

in der Karibik.<br />

❚<br />

ZWISCHENBILANZ<br />

Mit dem langfristigen Engagement übernehmen<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal und MHTL<br />

gesellschaftliche Verantwortung: Sie<br />

pushen das Wirtschaftswachstum, investieren<br />

in die Ausbildung von Arbeitskräften<br />

und ins Bildungswesen. Das Modell<br />

auf Trinidad ist so erfolgreich, dass es nun<br />

auch in den Oman übertragen wird.


01<br />

01 Routineinspektion in der Anlage. IPSL<br />

beschäftigt rund 500 Mitarbeiter.<br />

02 Unweit der Großanlagen finden jeden<br />

Abend zwei Fußballspiele statt.<br />

03 Rampersad Motilal gratuliert einer<br />

Absolventin des NESC (National<br />

Energy Skills Center), die ihre<br />

Ausbildung erfolgreich beendet hat.<br />

03<br />

02


II MAGAZIN UNSERE VERANTWORTUNG<br />

NEUE ENERGIEN, NEUE MÄRKTE<br />

Energie ist ein zentrales Thema für das Transport-Related Engineering der <strong>MAN</strong> AG.<br />

Gemeinsam spannen alle Bereiche den Bogen von der Förderung und Herstellung<br />

über Transport und Veredelung bis hin zur Nutzung der kostbaren Ressourcen.<br />

Energie ist zum zentralen Thema<br />

der Weltwirtschaft geworden. Der<br />

globale Energiehunger erschließt<br />

neue Geschäftsfelder und fördert die<br />

Entwicklung noch effizienterer Motoren,<br />

Turbomaschinen und Anlagen.<br />

Dem gegenüber stehen die Endlichkeit<br />

fossiler Energieträger, stetig steigende<br />

Preise für Erdöl und Gas sowie<br />

die im Kampf gegen den Klimawandel<br />

notwendige Reduzierung des CO 2 -<br />

Ausstoßes – alternative Fördermethoden<br />

und Kraftstoffe werden immer<br />

attraktiver. Weltweite Energieprojekte<br />

beschäftigen alle Unternehmen der<br />

<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong>: auf Verbraucherseite<br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge und <strong>MAN</strong> Diesel,<br />

bei Gewinnung und Herstellung <strong>MAN</strong><br />

TURBO und <strong>MAN</strong> Ferrostaal.<br />

Herzstücke für den GTL-Prozess<br />

Beispiel Katar: Der erdgasreiche Wüstenstaat<br />

am Arabischen Golf will mithilfe<br />

von Turbomaschinensträngen<br />

aus Oberhausen den Titel GTL-<br />

Hauptstadt der Welt erringen. Gas-to-<br />

Liquid – das moderne Verfahren zur<br />

Erdgaskonversion – basiert auf dem<br />

gleichen Prinzip wie die Kohleverflüssigung<br />

(Coal-to-Liquid, CTL), die<br />

die deutschen Chemiker Franz Fischer<br />

und Hans Tropsch aus Mülheim an<br />

der Ruhr bereits in den Zwanzigerjahren<br />

entwickelten. Doch erst in Zeiten<br />

massiv steigender Energiepreise<br />

rechnet sich diese Methode, mit der<br />

auch Erdgasreserven erschlossen<br />

werden können, die bisher als unwirtschaftlich<br />

galten. <strong>MAN</strong> TURBO liefert<br />

die Herzstücke für den GTL-Prozess:<br />

Luftzerlegungsanlagen und chemische<br />

Reaktoren für alle bisher existierenden<br />

GTL-Anlagen weltweit. Umfangreiche<br />

Referenzen im Kompressoren-<br />

und Turbinenbau öffneten die<br />

Tür zu diesem neuen Markt. Garantierte<br />

Prozesssicherheit und mehr als<br />

50 Jahre Know-how im Reaktorbau<br />

sorgten dafür, dass <strong>MAN</strong> DWE, ein Unternehmen<br />

der <strong>MAN</strong> TURBO <strong>Gruppe</strong>,<br />

bei diesen Projekten den Zuschlag für<br />

den Bau von Reaktoren erhielt.<br />

Energiequellen der Zukunft<br />

Ähnlich wie beim GTL-Verfahren<br />

können Kompressoren auch dafür<br />

eingesetzt werden, Biomasse in kohlendioxidneutrale<br />

Kraftstoffe umzuwandeln<br />

(Biomass-to-Liquid, BTL).<br />

Biomasse zählt nach Meinung von<br />

Fachleuten zu den vielversprechendsten<br />

Energiequellen der Zukunft, nicht<br />

zuletzt für die Stromgewinnung in<br />

kleinen, dezentralen Anlagen.<br />

Die Eintrittskarte in dieses Geschäftsfeld<br />

sicherte sich <strong>MAN</strong> TURBO im<br />

Jahr 2006 mit dem Kauf der Hamburger<br />

Turbinenaktivitäten von Blohm +<br />

Voss. Die ehemalige Tochter des<br />

Thyssen-Krupp-Konzerns zählt bei<br />

Dampfturbinen in der niedrigen<br />

Leistungsklasse ab 1,5 Megawatt zu<br />

den Marktführern. Treiber für den<br />

Bau von Biomassekraftwerken sind<br />

die Senkung des CO 2 -Ausstoßes und<br />

die Steigerung des Anteils regenerativer<br />

Energien an der Stromerzeugung.<br />

Entsprechende Förderprogramme<br />

der Europäischen Union liefern zusätzliche<br />

Anreize und steigern die<br />

Anfragen bei <strong>MAN</strong> TURBO.<br />

44<br />

»Wir wollen in Zukunft Synergien<br />

nicht nur innerhalb der Geschäftsbereiche,<br />

sondern konzernweit verstärkt<br />

nutzen«, kündigt Dr. Thomas<br />

Haneder an, Referent Strategie und<br />

Struktur bei der <strong>MAN</strong> AG. Die solide<br />

Aufstellung in beiden Welten des<br />

Energiesektors biete profitable Möglichkeiten,<br />

die bei Weitem noch<br />

nicht ausgeschöpft seien. Zum Beispiel<br />

in der Erdöl- und Gasförderung:<br />

Der Einsatz von <strong>MAN</strong> Turbomaschinen<br />

auf stationären Bohrinseln<br />

im Küstenbereich hat Tradition. Doch<br />

die stetig wachsende Bedeutung des<br />

Offshoregeschäfts, also der Erschließung<br />

von Erdöl- und Gasfeldern in<br />

immer größeren Wassertiefen durch<br />

schwimmende Bohrinseln, eröffnet<br />

den Produkten von <strong>MAN</strong> TURBO<br />

und <strong>MAN</strong> Diesel gleichermaßen neue<br />

Märkte: Kompressoren und Turbinen<br />

arbeiten auf Deck der mobilen<br />

Fördereinheiten, Motoren von<br />

<strong>MAN</strong> Diesel sorgen für den Antrieb<br />

der Erkundungs-, Förder- und Transportschiffe.<br />

Wachstum im Offshoregeschäft<br />

Auf diese Entwicklung reagierte das<br />

Augsburger Stammhaus von <strong>MAN</strong><br />

Diesel vor drei Jahren mit der Gründung<br />

einer eigenen Abteilung im dänischen<br />

Frederikshavn. Sie verantwortet<br />

– aufgeteilt in die Bereiche Schiffe


sowie flexible Produktions- und Bohrinseln<br />

– alle Offshoreprojekte weltweit.<br />

Zunehmend Bedeutung erlangen<br />

FPSO(Floating, Production,<br />

Storage and Off-Loading System)-Spezialschiffe,<br />

oft ehemalige Tanker, die<br />

zu integrierten Öl- und Gasförderstätten<br />

umgebaut werden und vornehmlich<br />

der Erdölgewinnung aus großen<br />

Meerestiefen dienen. Eine zukunftsweisende<br />

Entwicklung für den Seetransport<br />

fossiler Ressourcen sind<br />

auch Dual-Fuel-Motoren, die wahlweise<br />

mit Schiffsdiesel, Schweröl oder<br />

Gas laufen (siehe Seite 19).<br />

Frittenfett für Kraftwerksmotoren<br />

Um bereits bestehende Ölfelder unter<br />

der Erde bis zum letzten Tropfen auszubeuten,<br />

ist wiederum Technik von<br />

<strong>MAN</strong> TURBO gefragt: Der zuvor in<br />

Luftzerlegungsanlagen gewonnene<br />

Stickstoff wird mit hohem Druck in die<br />

Lagerstätte gepumpt und gewährleistet<br />

dort den für die weitere Förderung<br />

nötigen Druck. Strengere Umweltbestimmungen<br />

in den Zielregionen der<br />

PILOTPROJEKT: SONNENENERGIE AUS SPANIEN<br />

TECHNOLOGIE MIT ENORMER STRAHLKRAFT<br />

Im sonnigen Andalusien startete im Juli <strong>2007</strong> ein richtungsweisendes<br />

Energieprojekt: <strong>MAN</strong> Ferrostaal will<br />

dort mit der Solar Power Group, dem Deutschen<br />

Zentrum für Luft- und Raumfahrt und dem Fraunhofer-<br />

Institut für Solare Energiesysteme in einer einjährigen<br />

Pilotphase die Wirtschaftlichkeit eines Solarkraftwerks<br />

auf Basis der sogenannten Fresnel-Technik nachweisen.<br />

Derzeit kostet die Kilowattstunde Strom aus solarthermischen<br />

Anlagen noch das Dreifache des Stroms aus<br />

Kohle- und Gaskraftwerken. Bei Fotovoltaikanlagen ist<br />

es rund das Zehnfache. Mithilfe der neuen Technik soll<br />

Solarstrom bis 2020 das Preisniveau von Strom aus<br />

fossilen Kraftwerken erreichen. Anders als fotovoltaische<br />

Anlagen, die mit Solarzellen funktionieren und vor<br />

Auftraggeber für CO 2 - und Stickstoffoxidausstoß<br />

zwingen Entwicklungsingenieure<br />

in allen Unternehmensbereichen,<br />

Wirkungsgrad und Schadstoffemission<br />

ihrer Maschinen und<br />

Anlagen zu optimieren. So laufen die<br />

neuen Motorengenerationen von<br />

<strong>MAN</strong> Diesel neben dem klassischen<br />

Schweröl – einem Abfallprodukt der<br />

Raffinerien – mit Biodiesel, Palmöl<br />

oder anderen regenerativen Treibstoffen.<br />

Selbst Frittenfett hat sich bei<br />

Kraftwerksmotoren bewährt, wie ein<br />

Beispiel aus Österreich zeigt. Denn<br />

anders als die sensiblen Einspritzsysteme<br />

kleiner Hochleistungsmotoren<br />

sind sie weit weniger anfällig. In<br />

Fritzens bei Hall in Tirol wird in einer<br />

Heizkraftanlage ein <strong>MAN</strong>-Dieselmotor<br />

mit gebrauchtem Speiseöl betrieben,<br />

das täglich in erheblichen Mengen<br />

als Abfallprodukt entsteht.<br />

Neue Wege beschreitet das Augsburger<br />

Unternehmen zudem erstmals<br />

als Stromproduzent in Pakistan.<br />

Dr. Stephan Mey, Leiter der Business<br />

45<br />

Unit Power Plants bei <strong>MAN</strong> Diesel,<br />

erläutert: »In einem Joint Venture<br />

mit der dort ansässigen Atlas-<strong>Gruppe</strong><br />

bauen und betreiben wir Kraftwerke,<br />

liefern den Service und beteiligen<br />

uns finanziell daran.«<br />

Alternative Antriebe<br />

Auch die Kunden von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />

sind auf der Energieverbraucherseite<br />

angesiedelt. Daher fokussiert<br />

der Lkw- und Bushersteller seit Jahren<br />

Entwicklungen auf ökonomischen und<br />

ökologischen Kraftstoffeinsatz. Dazu<br />

zählt die Optimierung der Motorleistung<br />

durch technische Veränderungen<br />

am Antriebsstrang ebenso wie die<br />

Verringerung der Emissionen oder die<br />

Verbesserung der Aerodynamik der<br />

Lkw. Bereits seit den Siebzigerjahren<br />

arbeiten die Ingenieure an verschiedenen<br />

hybriden Antriebssystemen. Die<br />

neueste Entwicklung ist ein seriennaher<br />

Stadtniederflurbus, mit dem sich<br />

an die 25 Prozent Kraftstoff im Vergleich<br />

zum herkömmlichen Dieselmotor<br />

einsparen lassen (siehe Seite 14).<br />

allem in kleinerem Maßstab Energie erzeugen, rechnen<br />

sich solarthermische Anlagen erst ab einer gewissen<br />

Größe. Für den kommerziellen Einsatz gehen die<br />

Projektpartner von einer Standardleistung von<br />

50 Megawatt aus, halten aber Großkraftwerke mit 400<br />

Megawatt und mehr für realistisch. Das Demokraftwerk<br />

leistet ein Megawatt und ist als Modul ausgelegt,<br />

von dem später viele in Reihe geschaltet werden.<br />

48 bewegliche Flachspiegel bündeln das Sonnenlicht<br />

auf einer Fläche von knapp 1 500 Quadratmetern und<br />

richten den Strahl auf ein Absorberrohr über den<br />

Spiegeln. In diesem Rohr fließt Wasser, das, zu Dampf<br />

erhitzt, die Turbine zur Stromerzeugung antreibt. Alle<br />

Bauteile der Anlage sind Standardkomponenten.


II MAGAZIN UNSERE VERANTWORTUNG<br />

INITIATIVKREIS RUHRGEBIET<br />

ZUKUNFT GESTALTEN<br />

Visionen für die Metropole Ruhr entwickelt<br />

der »Initiativkreis Ruhrgebiet«,<br />

zu dem sich 65 große deutsche<br />

und europäische Unternehmen 1988<br />

zusammenschlossen. Ziel ist es, eine<br />

der wirtschaftlich wie kulturell bedeutendsten<br />

Regionen Europas<br />

weiterzuentwickeln und dem Struk-<br />

Lichtspektakel zur Eröffnungsfeier der<br />

Jahrhunderthalle in Bochum – ein<br />

Wahrzeichen des neuen Ruhrgebiets.<br />

turwandel Impulse zu geben. Auch<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal arbeitet daran mit,<br />

dass sich die Region zwischen Rhein<br />

und Ruhr als europäische Spitze etabliert<br />

– schließlich gilt die St.-Antony-<br />

Hütte im dortigen Oberhausen als<br />

Wiege des <strong>MAN</strong> Konzerns. Mit dem<br />

Projekt ContractFuture Ruhr 2030<br />

46<br />

widmet sich der Initiativkreis Zukunftsfragen,<br />

um auf den Gebieten<br />

Gesundheit, Wirtschaft, Innovation,<br />

Kultur und Infrastruktur Handlungsmöglichkeiten<br />

aufzuzeigen. Auftrieb<br />

erhält die Region nicht zuletzt durch<br />

die Ernennung Essens zur Kulturhauptstadt<br />

Europas 2010.


JUGENDORCHESTER IN VENEZUELA<br />

MUSIK GEGEN ARMUT<br />

In Venezuela werden seit 30 Jahren<br />

Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen<br />

kostenfrei zu Orchestermusikern<br />

ausgebildet. <strong>MAN</strong> Ferrostaal unterstützt<br />

die Stiftung Fundación del Estado<br />

para el Sistema Nacional de las<br />

Orquestas Juveniles e Infantiles de Venezuela<br />

(FESNOJIV), die diese Ausbildung<br />

ermöglicht. Zudem hilft der Industriedienstleister,<br />

indem er Partner<br />

und Kunden zu Konzerten des FESNO-<br />

JIV-Jugendorchesters Simón Bolívar<br />

einlädt. Die 11- bis 19-jährigen Instrumentalisten<br />

begeistern mit einer außergewöhnlichen<br />

Klangqualität, die von<br />

höchstem technischen Niveau und<br />

südamerikanischem Temperament<br />

zeugt. Geleitet werden sie von dem erst<br />

26-jährigen Stardirigenten Gustavo Dudamel,<br />

der selbst an einer der Musikschulen<br />

der Stiftung lernte.<br />

FÖRDERER DER KREATIVITÄT<br />

ALLES NUR THEATER<br />

Im September <strong>2007</strong> wurde<br />

vom Freundeskreis Theater für<br />

Oberhausen zum 13. Mal der<br />

Oberhausener Theaterpreis ausgelobt.<br />

Im Jahr <strong>2007</strong> beliefen sich die Preisgelder auf insgesamt<br />

9 000 Euro. Sponsor des mit 3 000 Euro dotierten ersten Preises<br />

für die oder den Besten ist <strong>MAN</strong> TURBO. Der Oberhausener Turbomaschinenhersteller<br />

unterstreicht damit seine Verbundenheit mit<br />

der Region und ihren Menschen. Zum Gewinner des ersten Preises<br />

<strong>2007</strong> kürte die Jury aus Theaterkritikern Christian Schlüter, Oberspielleiter<br />

am Theater Bielefeld. Er erhielt die Auszeichnung für seine<br />

Inszenierung von Shakespeares »Was ihr wollt«.<br />

200 000<br />

Euro spendet der <strong>MAN</strong> Konzern zur Unterstützung der wissenschaftlichen<br />

Ausgrabungen von Teilen der St.-Antony-Hütte. Seit Mitte 2006 sind dort<br />

Archäologen damit beschäftigt, die Überreste der Hochofenanlage, die<br />

zugleich die erste im gesamten Ruhrrevier war, freizulegen. Durch die Spende<br />

wurde es möglich, die archäologischen Arbeiten fortzusetzen, Funde zu<br />

sichern und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Milena Karabaic,<br />

Kultur- und Umweltdezernentin beim Landschaftsverband Rheinland, sieht<br />

in der St.-Antony-Hütte nicht nur die Wiege des <strong>MAN</strong> Konzerns: »Man kann<br />

sagen, dass hier die Zukunft erfunden wurde.« Bis 2010 soll an der Ausgrabungsstätte<br />

ein industriearchäologischer Park entstehen.<br />

SOZIALES ENGAGEMENT<br />

VERANTWORTUNG FÜR BEHINDERTE<br />

<strong>MAN</strong> TURBO übernimmt ab <strong>2007</strong><br />

eine Patenschaft für das Behindertenzentrum<br />

Alsbachtal in<br />

Oberhausen. Das Unternehmen<br />

spendet jährlich 8 000 Euro, um<br />

den zum Teil mehrfach schwerstbehinderten<br />

Bewohnern des<br />

Zentrums mehr Lebensfreude<br />

und Freizeitspaß zu ermöglichen.<br />

47<br />

Mit dem Geld werden kurze<br />

Urlaube, Volksfest- oder Zoobesuche<br />

und Bastelmaterialien<br />

finanziert, aber auch die Frühförderung<br />

von Kleinstkindern durch<br />

Logopädie und Krankengymnastik<br />

unterstützt. 1965 gründeten<br />

Eltern von Kindern mit Behinderung<br />

das Behindertenzentrum.


II MAGAZIN UNSERE VERANTWORTUNG<br />

AUSSTELLUNG<br />

MASCHINEN<br />

ALS MUSEN<br />

Künstler suchen ständig nach ungewöhnlichen<br />

Motiven. <strong>MAN</strong> Diesel hat<br />

diese zu bieten: So ließen sich 16 Studentinnen<br />

und Studenten der Universität<br />

Augsburg im Sommersemester<br />

<strong>2007</strong> vom Flair und der Ausstattung in<br />

der Gießerei und den Montagehallen im<br />

Augsburger Werk inspirieren – bewaffnet<br />

mit Staffelei, Leinwand und Pinsel.<br />

Das Ergebnis: eine Vielzahl an Werken<br />

in verschiedenen Stilrichtungen, Techniken<br />

und Formaten, die in einer Ausstellung<br />

bei <strong>MAN</strong> Diesel in Augsburg<br />

gezeigt werden. Die Bilder sind bis Mitte<br />

Februar <strong>2008</strong> zu sehen und können<br />

privat erworben werden.<br />

Leistung, Engagement und<br />

Erfolg sind die gemeinsamen<br />

Leitlinien von Cecilia Bartoli<br />

und Håkan Samuelsson:<br />

Nicht zuletzt deshalb unterstützt<br />

<strong>MAN</strong> die Konzerttournee<br />

der Opernsängerin. In<br />

einem zum mobilen Museum<br />

ausgebauten <strong>MAN</strong>-Truck<br />

präsentiert Bartoli eine<br />

Operndiva des 19. Jahrhunderts,<br />

Maria Malibran.<br />

48


<strong>MAN</strong> FERROSTAAL BAUT PLATTFORMWERFT<br />

12 000 NEUE ARBEITSPLÄTZE IN SÜDAFRIKA<br />

Mit der Konstruktion einer Werft zum Bau und zur Umrüstung von<br />

Öl- und Gasplattformen hat <strong>MAN</strong> Ferrostaal in Südafrika einen<br />

neuen Wachstumsmarkt für das Land geschaffen. Zusätzlich zur<br />

Plattformwerft umfasst das Projekt Instandhaltungs- und Servicestationen<br />

für Öl- und Gasplattformen. Damit kann sich Südafrika<br />

verstärkt dem wachsenden Industriezweig auf dem afrikanischen<br />

Kontinent zuwenden. Die Rohstofffelder im Land machen etwa<br />

zehn Prozent der weltweiten Vorkommen aus. Mit der Investition<br />

schafft der Industriedienstleister dort rund 12 000 neue Jobs,<br />

sichert bestehende Arbeitsplätze und fördert die fachliche Qualifikation<br />

der Arbeiter vor Ort.<br />

INTERNATIONALE KOMMISSIONEN<br />

KNOW-HOW EINBRINGEN<br />

Wenn es um neue Gesetze und Richtlinien<br />

für die Industrie geht, sind die<br />

zuständigen Kommissionen auf Fachwissen<br />

und Expertenmeinungen aus<br />

den Unternehmen angewiesen. Die<br />

<strong>MAN</strong> AG und ihre Geschäftsbereiche<br />

stellen ihr technisches Know-how<br />

und ihre Erfahrung diversen Gremien<br />

zur Verfügung: teilweise direkt über<br />

Mitarbeiter, die als Sachverständige in<br />

ein solches Gremium berufen werden,<br />

meist aber mittelbar über Industrieverbände,<br />

in denen <strong>MAN</strong> vertreten ist.<br />

Dazu gehören beispielsweise die European<br />

Association of Internal Combustion<br />

Engine Manufacturers (Euromot)<br />

oder der Verband Deutscher<br />

Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).<br />

KUNSTVEREIN KOPENHAGEN<br />

RUNDER GEBURTSTAG<br />

49<br />

Der unternehmensinterne Kunstverein<br />

von <strong>MAN</strong> Diesel Kopenhagen<br />

feierte am 3. Dezember <strong>2007</strong><br />

sein 60-jähriges Bestehen. 1947<br />

gründete Even Monk Olsen, Kunstliebhaber<br />

und Angestellter des<br />

Unternehmens Burmeister & Wain,<br />

das 1980 von <strong>MAN</strong> Diesel gekauft<br />

wurde, die Gesellschaft. Heute<br />

zählt die Interessengruppe unter<br />

der Leitung von Gregers Thomsen,<br />

Senior Manager Marketing,<br />

425 Mitarbeiter. Vom Mitgliedsbeitrag<br />

und den finanziellen Zuschüssen<br />

der Geschäftsführung werden<br />

Kunstgegenstände von Künstlern<br />

wie Sergei Sviatchenko oder Jan<br />

Sivertsen erstanden, in den Gebäuden<br />

von <strong>MAN</strong> Diesel ausgestellt<br />

und unter den Mitgliedern verlost.


DR. GERD-ULRICH WOELK, BERATER DER MITARBEITER<br />

»Headhunter reagieren überrascht, wenn ich ihnen sage,<br />

dass ich auf die 70 zugehe.«<br />

Gerd-Ulrich Woelk ist Senior-Partner bei <strong>MAN</strong> TURBO in Oberhausen


II MAGAZIN UNSERE MITARBEITER<br />

TREFFEN DER GENERATIONEN<br />

<strong>MAN</strong>-Produkte sind oft auf mehrere Jahrzehnte Lebensdauer ausgelegt. Mitarbeiter,<br />

die an der Entwicklung mitgewirkt haben, werden zu wertvollen Wissensträgern. Wer<br />

sie gezielt einsetzt, kann ihren Erfahrungsschatz für die jüngere Generation nutzen.<br />

<strong>MAN</strong> TURBO, Oberhausen, Zentralgebäude.<br />

Im Konferenzraum<br />

sitzen 14 männliche<br />

und zwei weibliche Mitarbeiter der<br />

Abteilung Anlagentechnik, Technik<br />

Kompressoren. Mit Blick auf an die<br />

Wand projizierte Folien lauschen<br />

sie konzentriert den Ausführungen<br />

eines weißhaarigen Herrn am Overheadprojektor.<br />

Er spricht über Luftzerlegungsanlagen:<br />

Welche Probleme<br />

ergeben sich während des Prozesses,<br />

in dem diese Apparate mittels Kompressoren<br />

die Luft in ihre Inhaltsstoffe<br />

Sauerstoff, Stickstoff sowie Edelgase<br />

zerlegen? Die ruhige Stimme des<br />

betagten Herrn im dunkelblauen<br />

Anzug füllt den Raum, während er<br />

seinen Teleskopzeigestock von einem<br />

Schaubild zum nächsten führt. Immer<br />

wieder sucht er Blickkontakt<br />

mit seinen Zuhörern. Nach zwei Stunden<br />

inklusive Diskussion schiebt<br />

Dr. Gerd-Ulrich Woelk seinen Teleskopstab<br />

zusammen.<br />

Der Grandseigneur der Turbomaschinen<br />

entspricht so gar nicht dem Ideal<br />

deutscher Personalabteilungen, die<br />

das Attribut jung vermeintlich großschreiben:<br />

Woelk wurde bereits vor<br />

knapp vier Jahren von <strong>MAN</strong> TURBO<br />

offiziell in den Ruhestand verabschiedet.<br />

Mit angeblichen Idealen hält er<br />

sich nicht auf: »Die Kollegen kennen<br />

ihre Maschinen in- und auswendig«,<br />

erläutert er, »doch im Prozess ergeben<br />

sich häufig unerwartete Probleme<br />

korrosiver, explosiver oder toxischer<br />

Art, auf die sie vorbereitet sein müssen.<br />

Viele davon kann ich ihnen aufzeigen,<br />

denn mit den meisten wurden<br />

wir bereits früher bei Maschinen konfrontiert,<br />

die jüngere Kollegen gar<br />

nicht kennen können.« Woelk wirkt<br />

auf Basis eines Beratervertrags weiter<br />

bei <strong>MAN</strong> TURBO mit.<br />

Erfahrungsgemäß werden etwa alle<br />

15 Jahre dieselben Fehler gemacht,<br />

weiß Woelk. Schon als er vor 30 Jahren<br />

zu <strong>MAN</strong> kam, hat er sich mit verfahrenstechnischen<br />

Fragen befasst.<br />

»Ich wollte wissen: Was wirkt außer<br />

der Thermodynamik von außen auf<br />

die Maschinen, und was müssen wir<br />

machen, damit sie möglichst widerstandsfähig<br />

und langlebig sind?«<br />

Daran hat er permanent geforscht<br />

und die Ergebnisse in Foliensätze gegossen,<br />

die er jetzt für seine Schulun-<br />

PERSONALENTWICKLUNG MIT SYSTEM<br />

ROTATION RUND UM DEN GLOBUS<br />

51<br />

gen verwendet. Wissen weitergeben<br />

statt horten lautet sein Credo. Dabei<br />

ist der Stettiner kein Verfahrenstechniker,<br />

sondern promovierter Maschinenbauer.<br />

Als Leiter der Berechnung<br />

fing er damals an. Zuletzt verantwortete<br />

er bei <strong>MAN</strong> TURBO Oberhausen<br />

die Bereiche Technik Kompressoren<br />

und Technik Testing – also Prüfstände.<br />

Wer komplexe Zusammenhänge<br />

verständlich erklärt bekommen<br />

möchte, wird oft an ihn verwiesen, einen<br />

auskunftsfreudigen Experten, der<br />

immer ein offenes Ohr und sein Handy<br />

stets auf Empfang hat. »Frag den<br />

Woelk, der weiß das«, heißt es dann.<br />

Gefragter Oldie<br />

So einer ist auch für andere Arbeitgeber<br />

interessant. »Noch heute rufen<br />

mich Headhunter an: Wir haben einen<br />

Platz als Laborleiter zu vergeben,<br />

Die demografische Entwicklung erfordert von Unternehmen, ihre Personalplanung<br />

an den Alterungsprozess anzupassen. Ein Instrument, das<br />

Erfahrung generiert und die Entwicklung der Mitarbeiter vorantreibt, ist<br />

Job Rotation. Bei <strong>MAN</strong> wurden diese Maßnahmen Anfang <strong>2007</strong> weiter<br />

optimiert und durch eine neue Richtlinie in Form gegossen. Mitarbeiter<br />

können nicht nur innerhalb, sondern auch zwischen den vier Bereichen<br />

und darüber hinaus auch zwischen den verschiedenen internationalen<br />

Standorten wechseln. Dabei liegt die Initiative nicht ausschließlich bei<br />

den Mitarbeitern. Vorgesetzte und Personaler prüfen regelmäßig, welche<br />

Positionen mit qualifizierten Kandidaten besetzt werden könnten.


II MAGAZIN UNSERE MITARBEITER<br />

wie sieht’s aus?«, berichtet der Turbomaschinenexperte.<br />

»Die reagieren<br />

überrascht, wenn ich ihnen sage, dass<br />

ich auf die 70 zugehe.«<br />

Älter als 65 Jahre und noch immer im<br />

Job? Bei <strong>MAN</strong> TURBO keine Seltenheit.<br />

Neben Woelk gibt es derzeit<br />

13 weitere Senior-Partner, die seit ihrer<br />

Pensionierung als ständige Berater<br />

im Einsatz sind – vor allem im technischen<br />

Bereich. »Wir wollen geballtes<br />

Wissen nicht verlieren, sondern sukzessive<br />

auf die jüngeren Mitarbeiter<br />

transferieren«, erläutert Uwe Koller,<br />

Personalchef bei <strong>MAN</strong> TURBO. »Die<br />

Seniors sollen unsere jüngeren Ingenieure<br />

und neuen Mitarbeiter unterstützen,<br />

und zwar abseits des Drucks<br />

durch das aktuelle Tagesgeschäft.«<br />

Rat vom Teilzeitexperten<br />

So wie Woelk, der sich direkt nach der<br />

Schulung mit einem seiner Zuhörer<br />

auf den Weg zu den Prüfständen<br />

macht. Dr. Carsten Achtelik ist erst<br />

Mitte August als Ingenieur zu <strong>MAN</strong><br />

TURBO, in den Bereich Technik Global<br />

Engineering, gestoßen. »Vergangene<br />

Woche habe ich ihn in unsere Produkte<br />

und Anwendungen eingewiesen,<br />

jetzt schauen wir uns diese vor Ort<br />

an.« Achtelik ergänzt: »Für mich ist<br />

Dr. Woelk ein Glücksfall, er hat mich in<br />

kürzester Zeit auf den neuesten Informationsstand<br />

gebracht. Allein hätte<br />

ich wahrscheinlich Monate gebraucht,<br />

um das alles in Erfahrung zu bringen,<br />

was er mir in nur ein paar Tagen vermittelt<br />

hat«, so Achtelik. »Kollegen<br />

aus dem Tagesgeschäft haben für<br />

eine solche Einführung kaum Zeit.«<br />

Woelk kann sie sich nehmen.<br />

Der 69-Jährige tut das auch dann,<br />

wenn er gerade über einem aktuellen<br />

Design-Review brütet; die Optimierung<br />

solcher systematischen Unter-<br />

suchungen von Entwürfen in ihrer<br />

Frühphase nimmt fast 50 Prozent<br />

seiner Arbeitszeit in Anspruch. Doch<br />

für einen Blick auf die technische<br />

Präsentation des Zimmerkollegen<br />

Carsten Holldack bleibt Zeit.<br />

Meistens jedoch hat Holldack den<br />

Raum für sich allein, nicht nur, weil<br />

Woelk die 90 Stunden, die er pro Monat<br />

durchschnittlich für <strong>MAN</strong> arbeitet,<br />

auf drei Arbeitstage verteilt und<br />

den Rest der Woche anderen Unternehmen<br />

als Berater zur Verfügung<br />

steht. Sondern auch, weil er stets auf<br />

dem Gelände unterwegs ist: Woelk<br />

arbeitet Kollegen ein, berät bei Entwicklungsfragen<br />

vor allem zu Kompressoren<br />

und Dampfturbinen oder<br />

analysiert Design-Reviews mit dem<br />

zuständigen Projektingenieur. Dabei<br />

prüft er, ob geplante Anlagen die Anforderungen<br />

erfüllen. Ist das nicht<br />

der Fall, hakt er nach: Was muss am<br />

Gehäuse verändert werden, damit<br />

diese Maschine dem erhöhten Druck<br />

standhalten kann? »Um mit der Konkurrenz<br />

mithalten zu können, müssen<br />

unsere Maschinen in zunehmendem<br />

Maße Grenzleistungen erbringen«,<br />

sagt Woelk. Das führe jedoch dazu, dass<br />

sie immer stärkeren vor allem aeround<br />

thermodynamischen Belastungen<br />

ausgesetzt sind. »Denen mögen sie<br />

theoretisch gewachsen sein, die Praxis<br />

jedoch zeigt: Wenn sich mehrere Parameter<br />

verschieben, entsteht schnell<br />

ein Sicherheitsrisiko, das wir schon in<br />

der Projektplanung beheben müssen.«<br />

Know-how-Transfer fördern<br />

Auch in den anderen Bereichen von<br />

<strong>MAN</strong> werden ältere Mitarbeiter als<br />

Know-how-Träger geschätzt. Beim Industriedienstleister<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal<br />

etwa zeigt bereits das hohe Durchschnittsalter<br />

von 46 Jahren, welche<br />

Rolle der Faktor Erfahrung im Unter-<br />

52<br />

nehmen spielt. »Wir produzieren<br />

nicht, wir haben nur unsere Mitarbeiter,<br />

und die müssen wir dementsprechend<br />

fördern und ›pflegen‹, auch<br />

durch unsere Gesundheitsinitiative«,<br />

betont Korinna Recht, Leiterin Human<br />

Resources Development bei Ferrostaal<br />

in Essen. Dass Mitarbeiter nach ihrer<br />

Pensionierung der Firma erhalten<br />

bleiben, ist zwar noch nicht die Regel.<br />

»Es kommt jedoch immer wieder vor,<br />

da Wissen und Kontakte an Einzelpersonen<br />

geknüpft sind und viele Projekte<br />

über fünf bis sechs Jahre laufen«,<br />

so Recht. Oft gleicht das Projekt einer<br />

Unternehmensübergabe: Der ältere<br />

Mitarbeiter und sein Nachfolger arbeiten<br />

einige Zeit parallel, um den Ablösungsprozess<br />

fließend zu gestalten.<br />

Die Betreuung jüngerer Mitarbeiter<br />

durch ältere aktive Kollegen wiederum<br />

gehört bei Ferrostaal wie bei den<br />

anderen Geschäftsbereichen zur<br />

Unternehmensphilosophie. »Mentoring<br />

ist Standard«, bestätigt Yvonne<br />

Benkert von der <strong>MAN</strong>-Zentrale in<br />

München. »Bei <strong>MAN</strong> TURBO existiert<br />

zudem ein Einführungsprogramm<br />

für neue Mitarbeiter. Es dokumentiert<br />

unter anderem die Pflichten<br />

eines betreuenden Paten und soll als<br />

Benchmark für die anderen Teilkonzerne<br />

übernommen werden.«<br />

Allen positiven Aspekten zum Trotz:<br />

Irgendwann ist für jeden Mitarbeiter<br />

Schluss. »Der Jugend eine Chance« ist<br />

auch Woelks langfristiges Ziel. Die wird<br />

er ihr bald geben. Mitte <strong>2008</strong>, wenn er<br />

70 wird, läuft sein Beratervertrag aus.<br />

Ob er nochmals in abgespeckter Form<br />

weiterarbeiten wird? »Ich weiß es<br />

nicht.« So oder so. Irgendwann werden<br />

sich auch die Oberhausener daran<br />

gewöhnen müssen, dass er sein Handy<br />

beim Einkaufen und Kaffeetrinken<br />

mit seiner Frau ausgeschaltet lässt. ❚


01<br />

03<br />

02<br />

01 Dr. Gerd-Ulrich Woelk erklärt<br />

ehemaligen Kollegen Details von<br />

Luftzerlegungsanlagen.<br />

02 Bei Entwicklungsfragen hat<br />

der Experte immer ein offenes Ohr.<br />

03 Gefragter Mann in Theorie und<br />

Praxis: Woelk in der Fertigung.<br />

04 Nach über 30 Jahren bei<br />

<strong>MAN</strong> TURBO kennt er jede noch<br />

so kleine Problemzone.<br />

04


II MAGAZIN UNSERE MITARBEITER<br />

WEITERBILDUNG FÜR ALLE<br />

Lebenslanges Lernen motiviert Mitarbeiter und fördert ihr Potenzial. Neben<br />

dem systematischen Aufbau seiner Führungskräfte unterstützt der Konzern<br />

deshalb alle anderen Mitarbeiter beim Erwerb von zusätzlichen Qualifikationen.<br />

Wer Führungspersonal im eigenen<br />

Haus heranbilden<br />

will, muss möglichst früh<br />

vielversprechende Talente an sich<br />

binden. <strong>MAN</strong> ist daher an zahlreichen<br />

Universitäten aktiv (siehe Kasten).<br />

Jährlich werden rund 800 junge<br />

Menschen ausgebildet und 300 Akademiker<br />

direkt von den Hochschulen<br />

rekrutiert. Regelmäßig aktualisiert<br />

<strong>MAN</strong> konzernweit den Kreis von Mitarbeitern<br />

mit Potenzial für höhere<br />

Aufgaben. Eine wichtige Rolle spielt<br />

dabei die <strong>MAN</strong> Academy. Sie bündelt<br />

alle Aktivitäten zur Förderung und<br />

Qualifizierung der Führungskräfte im<br />

Konzern. Nachwuchskräfte werden<br />

an neue Aufgaben herangeführt, etablierte<br />

Führungskräfte tauschen ihr<br />

Wissen zu Managementthemen aus.<br />

CAMPUS INITIATIVE<br />

Die Trainer kommen aus renommierten<br />

Einrichtungen wie der European<br />

School of Management and Technology.<br />

Eine aktuelle Neuausrichtung<br />

der <strong>MAN</strong> Academy trägt der stärkeren<br />

Internationalisierung Rechnung. »Die<br />

Programme finden schwerpunktmäßig<br />

auf Englisch statt«, sagt Yvonne<br />

Benkert, Referatsleiterin der <strong>MAN</strong> Academy.<br />

»Und mit internationalen Teilnehmern<br />

erreichen wir nicht nur einen<br />

globalen Austausch, sondern auch kollegiales<br />

Networking über Ländergrenzen<br />

hinweg. Inhaltlich werden globale<br />

Aspekte noch stärker berücksichtigt.«<br />

Bildungspass für alle Mitarbeiter<br />

Lebenslanges Lernen erschöpft sich<br />

nicht in der Förderung von Führungskräften.<br />

Die Mitarbeiter aller Ebenen<br />

STIPENDIEN, INNOVATIONSPROJEKTE UND VORLESUNGSREIHEN<br />

<strong>2007</strong> startete die <strong>MAN</strong> AG ihre Campus Initiative. Wissenschaftliche<br />

Kooperationen werden damit auf ausgewählte Universitäten konzentriert;<br />

den Anfang macht die Technische Universität München. Die drei Standbeine<br />

der Initiative:<br />

• Stipendium: Bis zu 100 Maschinenbau- und Informationstechnikstudenten<br />

erhalten finanzielle Unterstützung und können an <strong>MAN</strong>-Veranstaltungen<br />

teilnehmen.<br />

• Innovationsprojekte: Unter Anleitung von <strong>MAN</strong>-Mitarbeitern beschäftigen<br />

sich studentische Arbeitsgruppen mit realen Aufgabenstellungen<br />

aus dem Alltag der Bereiche der <strong>MAN</strong> AG.<br />

• Vorlesungsreihe: Top-Führungskräfte der <strong>MAN</strong> AG und von anderen<br />

Konzernen geben ihr Wissen weiter.<br />

54<br />

sollen sich weiterbilden. Die einzelnen<br />

Geschäftsbereiche haben dafür<br />

eigene Programme entwickelt.<br />

So erstellt <strong>MAN</strong> Ferrostaal für alle<br />

4 000 Mitarbeiter einen individuellen<br />

Plan. »Zusammen mit dem<br />

direkten Vor gesetzten beleuchten<br />

wir, welches Profil eine Stelle zur<br />

optimalen Ausübung erfordert«,<br />

sagt Korina Recht, Head of Management<br />

Development and Training.<br />

Danach werde überprüft, welche der<br />

Fertigkeiten vorhanden sind und<br />

welche noch erlernt werden müssen.<br />

Gemeinsam mit dem Mitarbeiter<br />

wird dann ein passendes Programm<br />

festgelegt. Diese Fortbildungen sind<br />

standardisiert, doch es gibt auch<br />

individuell zugeschnittene Lernwege.<br />

Das Programm ist im Aufbau.<br />

Am Ende soll jeder Mitarbeiter einen<br />

Bildungspass besitzen, in dem unabhängig<br />

von seiner Funktion und<br />

Tätigkeit alle Qualifizierungen dokumentiert<br />

sind.<br />

Auch jenseits der betrieblichen Karriere<br />

bieten sich für die Mitarbeiter<br />

bei <strong>MAN</strong> Ferrostaal Bildungschancen –<br />

etwa durch die Unterstützung bei<br />

einem Studium im Anschluss an die<br />

Ausbildung. Ähnlich bei <strong>MAN</strong> TURBO:<br />

Mit flexiblen Gehalts- und Arbeitszeitmodellen<br />

können sich Mitarbeiter<br />

weiterbilden, die nicht zur Führungsriege<br />

zählen. Carola Fink, Leiterin<br />

Personalentwicklung bei <strong>MAN</strong> TURBO:<br />

»Grundsätzlich ermöglichen wir es<br />

jedem, sich weiterzuqualifizieren.«


KARRIEREKICK UND KINDERSEGEN<br />

Um im Wettbewerb um die besten Köpfe auch hoch qualifizierte weibliche<br />

Führungskräfte zu gewinnen und zu halten, sind familienfreundliche Strukturen<br />

ein entscheidendes Kriterium. Die <strong>MAN</strong> AG hat die Weichen dafür gestellt.<br />

Der Weg zur Arbeit fällt Eleonora<br />

Perin heute leichter als noch<br />

vor ein paar Monaten. Denn<br />

anders als früher nimmt die Ingenieurin<br />

ihre Tochter nun regelmäßig<br />

zur Niederlassung von <strong>MAN</strong> TURBO<br />

im italienischen Schio mit. Bevor Perin<br />

morgens ihr Büro betritt, liefert<br />

sie das neun Monate alte Mädchen in<br />

der betriebsangebundenen Kinderkrippe<br />

ab. Die hat ihr Arbeitgeber<br />

Ende 2003 mit zwei weiteren Firmen<br />

nahe ihrer Arbeitsstätte eingerichtet.<br />

Da dort auch die Kantine untergebracht<br />

ist, kann die Mutter mittags<br />

bei ihrer Kleinen vorbeischauen und<br />

sich dann wieder voll auf ihren Job in<br />

der Arbeitsvorbereitung für Vorkalkulationen<br />

konzentrieren. »Ich bin<br />

froh, dass es diese Kinderbetreuung<br />

gibt«, sagt sie, »denn ich kann mich<br />

entspannter meiner Arbeit widmen,<br />

wenn ich weiß, dass ich in drei Minuten<br />

bei meiner Tochter bin.«<br />

Frauenanteil soll steigen<br />

Noch bietet neben der italienischen<br />

Niederlassung von <strong>MAN</strong> TURBO nur<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal in Essen einige Kindergartenplätze<br />

an. Der Industriedienstleister<br />

kooperiert mit einer<br />

evangelischen Kindertagesstätte in<br />

Bredeney. Im Ruhrgebiet war es auch,<br />

wo das <strong>MAN</strong>-Vorgängerunternehmen<br />

Gutehoffnungshütte schon 1873<br />

den ersten Betriebskindergarten einrichtete.<br />

Aber auch heute ist noch<br />

viel zu tun – und <strong>MAN</strong> arbeitet stetig<br />

daran, familienfreundlichere Struk-<br />

KINDERKRIPPE IN MÜNCHEN<br />

BAUANTRAG NOCH IN DIESEM JAHR<br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge plant eine<br />

Kinderkrippe in der Nähe der<br />

S-Bahn-Station München/Karlsfeld.<br />

Sie soll bereits Ende <strong>2008</strong><br />

mit vier <strong>Gruppe</strong>n zu je zwölf Kindern<br />

ihren Betrieb aufnehmen. Der<br />

Bedarf ist da, wie eine Analyse<br />

ergeben hat, und Vorstandschef<br />

Anton Weinmann ist ein wesentlicher<br />

Treiber und Förderer des<br />

Projekts. Bisher bereitete jedoch<br />

die Standortplanung Probleme.<br />

Nun stellt die Elterninitiative für<br />

einen Kindergartenbetrieb bei<br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge <strong>2007</strong> zumindest<br />

den Bauantrag bei der Stadt<br />

München. Die Verhandlungen mit<br />

Kooperationspartnern laufen, das<br />

pädagogische Konzept steht: In<br />

jeder <strong>Gruppe</strong> wird es drei anstelle<br />

der üblichen zwei Erzieherinnen<br />

geben; jeweils eine ist englische<br />

Muttersprachlerin, die die Kinder<br />

an Mehrsprachigkeit heranführt.<br />

turen zu schaffen sowie den Frauenanteil<br />

im Unternehmen zu erhöhen.<br />

Ein Schritt, der nicht zuletzt wegen<br />

des anhaltenden Fachkräftemangels<br />

notwendig ist. »Weibliche Fachkräfte<br />

sind für uns ein wichtiges Potenzial«,<br />

sagt Dr. Helmut Naber, Leiter Corporate<br />

Development bei der <strong>MAN</strong> AG.<br />

55<br />

So sind in der Konzernzentrale in<br />

München bereits die Hälfte der Mitarbeiter<br />

Frauen, 21 Prozent davon<br />

arbeiten in Teilzeit.<br />

Zudem hat <strong>MAN</strong> Betriebsvereinbarungen<br />

zur Chancengleichheit<br />

von Frauen und Männern abgeschlossen<br />

und den Anteil von Frauen<br />

in Führungspositionen erhöht. Von<br />

2004 bis Anfang <strong>2007</strong> stieg deren<br />

Anzahl im engeren Führungskreis<br />

des Konzerns von zwei auf sieben.<br />

Teilzeit, Telearbeit und Jobsharing<br />

Eine davon – Sabine Drzisga – ist<br />

Vorstandsmitglied beim größten<br />

Teilkonzern <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge.<br />

Am Standort der Controllingchefin<br />

in München wird die Kinderbetreuung<br />

bald erheblich vereinfacht, denn<br />

Ende <strong>2008</strong> soll die betriebseigene<br />

Kinderkrippe eröffnen (siehe Kasten).<br />

Eine solche steht bei <strong>MAN</strong> Diesel<br />

in Augsburg derzeit noch nicht zur<br />

Debatte. »Wir setzen jedoch schon<br />

seit Jahren erfolgreich auf individuelle<br />

Lösungen mit unseren Mitarbeitern«,<br />

erklärt Jürgen Zahnweh, Leiter International<br />

Recruitment, »vor allem<br />

auf flexible Arbeitszeiten, Arbeitszeitkonten,<br />

Teilzeit- und Telearbeit<br />

sowie Jobsharing.« Geht eine Mitarbeiterin<br />

oder ein Mitarbeiter in Erziehungsurlaub,<br />

kommt die Personalabteilung<br />

auf sie oder ihn zu und<br />

sucht einen Weg, damit das Beschäftigungsverhältnis<br />

aufrechterhalten<br />

werden kann – schließlich braucht<br />

<strong>MAN</strong> jede qualifizierte Kraft.


01 Auch Anton Weinmann,<br />

Chef von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge,<br />

besuchte den<br />

Familientag in Nürnberg.<br />

02 Der Hot Sax Club heizte<br />

den Mitarbeitern ein.<br />

03 Besonders Kinder freuten<br />

sich über das bunte Programm<br />

in Nürnberg.<br />

II MAGAZIN UNSERE MITARBEITER<br />

INFORMATIONS- UND FAMILIENTAGE<br />

<strong>MAN</strong> ÖFFNET SEINE TORE<br />

Eine neue Werkshalle, neue Büroräume<br />

oder ein 100-Jahr-Jubiläum waren<br />

<strong>2007</strong> für diverse <strong>MAN</strong>-Standorte<br />

Anlässe, ihre Pforten zu öffnen. So<br />

strömten Mitte Juni rund 3 000 Besucher<br />

in die Deggendorfer Werft,<br />

um sich die neue Fertigungshalle von<br />

<strong>MAN</strong> DWE anzuschauen. Hier werden<br />

salzbadgekühlte Chemiereaktoren<br />

und andere Schwerapparate mit einem<br />

Gewicht von bis zu 800 Tonnen<br />

gebaut und montiert.<br />

01<br />

03<br />

Im italienischen Schio hieß es im<br />

Mai: »Ein Tag bei ... <strong>MAN</strong> TURBO«, zu<br />

dem vormittags die ganze Stadt eingeladen<br />

war und in die neuen Büroräume<br />

und die Werkstatt schnuppern<br />

durfte. Der Nachmittag war den Mitarbeitern<br />

und deren Familien sowie<br />

weiteren Gästen vorbehalten.<br />

Auf eine längere Ära blickte <strong>MAN</strong><br />

TURBO in Hamburg zurück: Hier werden<br />

seit einem Jahrhundert Dampfturbinen<br />

gebaut. Mitarbeiter von<br />

02<br />

56<br />

<strong>MAN</strong> und der 2006 übernommenen<br />

Blohm & Voss Industrietechnik<br />

GmbH feierten im Sommer gemeinsam<br />

dieses Jubiläum. Einen besonderen<br />

Anlass gab es auch für den Familientag<br />

im Nürnberger Motorenwerk<br />

von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge: »Wir wollten<br />

den Mitarbeitern Danke sagen für<br />

den super Job, den sie bei uns machen«,<br />

so die Verantwortlichen. Über<br />

20 000 Gäste sorgten dafür, dass der<br />

Tag zum Erlebnis wurde.


VERBESSERUNGSPROJEKTE<br />

MITARBEITER MITNEHMEN<br />

Mit »Commitment im Management« startete<br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge im Dezember 2006 eine<br />

strategische Initiative mit dem Ziel, die Zusammenarbeit<br />

und Kommunikation über<br />

Ressorts und Ebenen hinweg zu verbessern<br />

sowie das Verständnis für die Entscheidungen<br />

des Topmanagements zu fördern.<br />

Auslöser für die Verbesserungsmaßnahmen<br />

war die Mitarbeiterbefragung 2006: Ein tendenziell<br />

sinkender Commitment-Wert, das<br />

heißt abgeschwächte Verbundenheit und<br />

Motivation der Mitarbeiter, zeigte dem<br />

Management Board, dass etwas getan werden<br />

musste. Zunächst wurde in rund 50 Dialoggruppen<br />

mit knapp 400 Führungskräften<br />

und Mitarbeitern der Handlungsbedarf analysiert.<br />

Seit Juni <strong>2007</strong> widmet sich eine Steuergruppe<br />

den offengelegten Bedürfnissen.<br />

In sechs Teilprojekten wird ein wirkungsvolles<br />

Maßnahmenpaket geschnürt. Es soll die<br />

Organisation dazu befähigen, Führungskräfte<br />

und Mitarbeiter bei Veränderungen wie Prozessoptimierungen<br />

oder Umstrukturierungen<br />

besser einzubinden.<br />

NEUES SYSTEM FÜR BETRIEBSRENTEN<br />

ZUKUNFTSSICHERE VORSORGE<br />

Mit der sukzessiven Umstellung des<br />

<strong>MAN</strong>-Pensionssystems sind Altersversorgungszusagen<br />

zukunftssicherer denn<br />

je. Sah das System vor 2005 nur laufende<br />

Rentenleistungen vor, erhalten Mitarbeiter<br />

beim Eintritt in den Ruhestand<br />

heute grundsätzlich eine Kapitalleistung<br />

in Form einer Einmal- oder Ratenzahlung:<br />

Mitarbeiter, die vor dem 1.7.1999 eine<br />

Versorgungszulage erhielten, können<br />

auch weiterhin eine lebenslange Rentenzahlung<br />

erhalten. Darüber hinaus hat<br />

<strong>MAN</strong> 2005 mit der Kapitaldeckung der<br />

Pensionsverpflichtungen begonnen –<br />

zuvor wurden sie über Rückstellungen<br />

finanziert. Dafür wurde der <strong>MAN</strong> Pension<br />

Trust e. V. gegründet, der derzeit mit rund<br />

900 Millionen Euro dotiert ist. Das Geld<br />

liegt in den Händen von externen Asset-<br />

Managern, die das Vermögen nach risikobewussten<br />

Anlagerichtlinien verwalten.<br />

UNTERNEHMENSSTRATEGIE PRÄVENTION<br />

MEHR EINSATZ FÜR DIE GESUNDHEIT<br />

Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />

wird bei <strong>MAN</strong> großgeschrieben:<br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />

startete im Jahr 2005 das Projekt<br />

»Gesundheit = unser Programm«.<br />

Dabei stehen Aspekte wie Führung,<br />

Arbeitsplatzgestaltung und<br />

-sicherheit, aktive Gesundheitsförderung<br />

und Suchtprävention<br />

im Vordergrund. Bereits eingeleitete<br />

Maßnahmen sind der Einsatz<br />

von Physiotherapeuten in der<br />

Produktion, Gesundheitsworkshops<br />

und die Planung eines ergonomischen<br />

Frühwarnsystems.<br />

Auch bei <strong>MAN</strong> TURBO arbeiten<br />

Mitarbeiter in einem Gesundheitszirkel<br />

an der Verbesserung<br />

NACHWUCHSFÖRDERUNG<br />

FRAUENPOWER BEI <strong>MAN</strong> DIESEL<br />

Schon zum zweiten Mal beteiligte sich <strong>MAN</strong> Diesel <strong>2007</strong> am »Girls’<br />

Day«, einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />

geförderten Aktionstag. Ziel der alljährlichen Veranstaltung ist es,<br />

bei den Mädchen die Vorbehalte gegenüber technisch orientierten<br />

Berufen abzubauen, indem sie in Unternehmen der entsprechenden<br />

Branchen hineinschnuppern können. In diesem Jahr<br />

besichtigten 26 Mädchen zwischen 13 und 16 Jahren die <strong>MAN</strong>-<br />

Werkshallen und -Ausbildungszentren in Augsburg und Hamburg.<br />

57<br />

von Arbeitstätigkeiten und -mitteln<br />

sowie unterschiedlichen<br />

Aspekten des Arbeitsumfelds<br />

wie Lärmbelastung und Lichtverhältnissen.<br />

Der Vorstandsvorsitzende<br />

von <strong>MAN</strong> Diesel, Dr. Georg<br />

Pachta-Reyhofen, erklärte <strong>2007</strong><br />

das betriebsinterne Gesundheitsmanagement<br />

zum Teil der Unternehmensstrategie.<br />

Zahlreiche<br />

Aktionen für Gesundheitsförderung<br />

und -prävention wie »Mit<br />

dem Rad zur Arbeit« oder die<br />

Zeckenimpfung kamen neu hinzu.<br />

Grippeschutzimpfungen und<br />

Kurse zur rückenschonenden Arbeitsweise<br />

zählt <strong>MAN</strong> Diesel seit<br />

Jahren zu seinem Angebot.


III LAGEBERICHT<br />

LAGEBERICHT ZUR NACHHALTIGKEIT<br />

Im Lagebericht stützen wir unsere Maßnahmen und Ergebnisse<br />

mit relevanten Kennzahlen. Bei der Auswahl<br />

orientieren wir uns an den Kriterien und Indikatoren der<br />

Global Reporting Initiative (GRI, www.globalreporting.org),<br />

soweit sie für unsere Unternehmensgruppe sinnvoll und<br />

anwendbar sind. Ganz durchgängig sind Standardkriterien<br />

in der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> nicht umsetzbar: Die Unternehmensbereiche<br />

sind weltweit auf sehr verschiedenen<br />

Märkten aktiv und bauen ihre erfolgreiche Entwicklung<br />

auf einem großen Maß Eigenständigkeit auf. Der Berichtszeitraum<br />

ist das Geschäftsjahr 2006.<br />

Übersicht<br />

Im Berichtszeitraum 2006 bis <strong>2007</strong> haben wir eine Reihe<br />

von Maßnahmen verwirklicht, um die Nachhaltigkeitsziele<br />

zu erreichen. Im Mittelpunkt standen weiterhin die Reduzierung<br />

des Material- und Rohstoffverbrauchs, die Optimierung<br />

des Energieverbrauchs sowie die Entwicklung<br />

und Einführung von neuen Produkten und Produktsystemen.<br />

Besonderes Augenmerk widmeten wir wie bisher der<br />

Verbesserung von Management- und Produktionsprozessen.<br />

Darüber hinaus haben wir bei der Personalentwicklung<br />

sowie bei der Aus- und Weiterbildung neue Akzente<br />

gesetzt, die unsere Nachhaltigkeit im Bereich Mitarbeiter<br />

weiter stärken werden. Für 2006 umfasst die Berichterstattung<br />

im Umweltbereich 23 Standorte in 8 Ländern<br />

(siehe Grafik). Mit einer Ausdehnung von rund 5 Millionen<br />

Quadratmetern liegen etwa 65 % der betrachteten<br />

Produktionsflächen in Deutschland; 35 % (1,8 Millionen<br />

Quadratmeter) liegen im europäischen Ausland. Rund<br />

97 % des Gesamtumsatzes der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> sind damit in<br />

unsere Umweltberichterstattung einbezogen, wovon 81 %<br />

nach einem Umweltmanagementsystem zertifiziert sind.<br />

Anzahl der betrachteten Standorte<br />

Frankreich (1)<br />

Schweiz (1)<br />

Dänemark (2)<br />

Türkei (1)<br />

Polen (2)<br />

Österreich (2)<br />

(1) Italien<br />

(13) Deutschland<br />

59<br />

Umsatz: weiterer Rekord<br />

Der Umsatz der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> erreichte 2006 über<br />

13 Milliarden Euro, er stieg im Vergleich zum Vorjahr um<br />

15 %. Mit einem Auftragseingang in Höhe von 16,6 Milliarden<br />

Euro wurde der Vorjahreswert um 16 % übertroffen.<br />

Genauere Informationen zu unseren ökonomischen<br />

Kennzahlen enthält unser jährlich veröffentlichter Geschäftsbericht,<br />

im Internet verfügbar unter www.man.eu<br />

Geschäftszahlen<br />

Mio Euro 2005 2006 *)<br />

Auftragseingang 17 994 16 567<br />

davon Inland 4 065 4 151<br />

davon Ausland 13 929 12 416<br />

Umsatz 14 671 13 049<br />

davon Inland 3 774 3 394<br />

davon Ausland 10 897 9 655<br />

Operatives Ergebnis 765 1 105<br />

*) unkonsolidierte Zahlen, vgl. Hinweis<br />

Hinweis: Durch die Veräußerung verschiedener<br />

Geschäftsbereiche im Berichtszeitraum, unter anderem<br />

von <strong>MAN</strong> Roland, Teilen des Stahlgeschäfts von<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal und <strong>MAN</strong> TAKRAF Fördertechnik,<br />

haben sich in den Aufstellungen der Daten signifikante<br />

Veränderungen ergeben.


III LAGEBERICHT<br />

Mitarbeiter: weitere Internationalisierung<br />

Ende 2006 beschäftigten die Unternehmen der <strong>MAN</strong><br />

<strong>Gruppe</strong> weltweit 50 290 fest angestellte Mitarbeiter<br />

sowie 3 425 Leiharbeitnehmer. Der Anteil der Mitarbeiter<br />

außerhalb Deutschlands ist auch weiterhin gestiegen<br />

und betrug Ende 2006 41,5 %. Diese zunehmende<br />

Internationalität entspricht der Entwicklung unserer<br />

Geschäfte. Der Trend wird sich auch in den nächsten<br />

Jahren fortsetzen.<br />

Im Jahr 2006 wurden in Summe 2 778 Millionen Euro für<br />

Personal aufgewendet. Die Angestelltenboni, die über<br />

gesetzliche Verpflichtungen hinausgehen, liegen in der<br />

Verantwortung der Geschäftsbereiche. In die betriebliche<br />

Altersversorgung, die zusätzlich zur gesetzlichen<br />

und privaten Vorsorge seitens der <strong>MAN</strong> gewährt wird,<br />

sind alle Mitarbeiter in Deutschland einbezogen.<br />

Unser Verhältnis zu den Gewerkschaften wird bestimmt<br />

durch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland<br />

sowie die internationalen Standards der ILO. Das deutsche<br />

Mitbestimmungsgesetz ermöglicht es, die formelle<br />

Arbeitnehmervertretung in Entscheidungsprozesse des<br />

Managements einzubinden. Das betrifft auch das Thema<br />

Gewerkschaftszugehörigkeit. Geschäftsgrundsätze und<br />

Verfahren zur Information, Beratung und Verhandlung<br />

mit Mitarbeitern/Arbeitnehmervertretungen über Veränderungen<br />

(wie Restrukturierungsmaßnahmen) sind<br />

nach den einschlägigen Richtlinien und Gesetzen zur be-<br />

Fest angestellte Mitarbeiter nach Ländern<br />

Land Mio Euro Anteil %<br />

Deutschland 29 399 58,5<br />

Österreich 4 085 8,1<br />

Polen 3 387 6,7<br />

Türkei 2 783 5,5<br />

Dänemark 2 574 5,1<br />

Großbritannien 1 340 2,7<br />

Frankreich 1 217 2,4<br />

Südafrika 856 1,7<br />

Schweiz 745 1,5<br />

Belgien 665 1,3<br />

47 051 93,6<br />

weitere 26 Länder insgesamt 3 239 6,4<br />

Stand: 31. Dezember 2006<br />

60<br />

2005 2006<br />

Gesamtanzahl Mitarbeiter 58 203 50 290<br />

männlich 87,3 % 87,4 %<br />

weiblich 12,7 % 12,6 %<br />

Teilzeitkräfte 1,9 % 1,6 %<br />

zusätzliche Leiharbeitnehmer 2 573 3 425<br />

trieblichen Mitbestimmung geregelt. Die Besetzung der<br />

Gesundheits- und Sicherheitskomitees in den Geschäftsbereichen<br />

mit Management- und Angestelltenvertretern<br />

ist durch die Arbeitsschutzgesetze festgelegt. Um<br />

die Gesundheit der Mitarbeiter nicht zu gefährden und<br />

die Sicherheit am Arbeitsplatz zu wahren, haben wir dezentrale<br />

Betriebsvereinbarungen abgeschlossen. Die<br />

Gesundheitsquoten lagen im Durchschnitt der Metallindustrie<br />

von 95,7 %. Sie werden dezentral in den Tochtergesellschaften<br />

erfasst und verfolgt, ebenso wie die<br />

Zahl der Arbeitsunfälle. Diese werden <strong>MAN</strong>-weit in Form<br />

der Kennzahlen Unfälle je 1 000 Mitarbeiter, Unfälle je<br />

eine Million Arbeitsstunden und Abwesenheitszeit je<br />

Unfall ausgedrückt. Die Kennzahlen der letzten Jahre<br />

zeigen, dass hierbei der Durchschnitt der Metallindustrie<br />

unterschritten beziehungsweise eingehalten<br />

wurde. Der Sozialbericht der <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge gibt<br />

zum Beispiel darüber Auskunft.<br />

Auch die Erfassung von Verletzungen und arbeitsplatzbezogenen<br />

Todesfällen erfolgt jeweils dezentral in den<br />

Geschäftsbereichen. Eine gesonderte Beschreibung von<br />

Grundsätzen und Programmen zum Thema HIV/AIDS<br />

gibt es zentral in der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> nicht. Die <strong>MAN</strong><br />

Nutzfahrzeuge betreiben jedoch in den südafrikanischen<br />

Werken seit 2001 eine Kampagne, die neben Aufklärung<br />

und Information der Mitarbeiter auch das Angebot anonymer<br />

Tests umfasst. Zudem wurde ein Arzt eingestellt,<br />

der infizierte Mitarbeiter und deren Ehepartner betreut<br />

und behandelt. Die Ermittlung der genauen Anzahl an<br />

Infizierten ist nicht möglich, dennoch zeigt sich der Erfolg<br />

des Programms an weiter sinkenden Todesfallraten.


Aus- und Weiterbildung: überdurchschnittlich<br />

Die Ausbildungsquote der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> in Deutschland<br />

lag 2006 bei rund 7 %. Durch die dezentrale Steuerung<br />

der Aus- und Weiterbildung werden weitere statistische<br />

Details in den Geschäftsbereichen erfasst. Die Geschäftsbereiche<br />

bieten – je nach Anzahl der Mitarbeiter und<br />

ihres Industriezweigs – zahlreiche Programme zur Ausund<br />

Weiterbildung.<br />

Zur Qualifikation und Förderung der Führungskräfte in<br />

der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> bietet die <strong>MAN</strong> Academy Executive-<br />

Development-Programme an. Jährlich nehmen circa<br />

400 Führungskräfte an diesen Entwicklungsprogrammen<br />

teil, die aktuelles Wissen zu Managementthemen<br />

und strategischen Entwicklungen vermitteln. Im Rahmen<br />

der Internationalisierungsstrategie der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong><br />

werden die Veranstaltungen in englischer Sprache<br />

durchgeführt. So setzen sich die oberen Führungskräfte<br />

einmal jährlich im »Executive Management Program«<br />

mit den wesentlichen Herausforderungen der strategischen<br />

Unternehmensführung auseinander, während<br />

ausgewählte Potenzialträger seit <strong>2007</strong> den Studiengang<br />

Master of Business Administration (MBA) an der »European<br />

School of Management and Technology« (esmt) in<br />

Berlin als Vollzeitprogramm absolvieren können. Als<br />

weitere exklusive Qualifikationsmaßnahme bietet die<br />

<strong>MAN</strong> Academy in Kooperation mit der esmt auch einen<br />

Executive MBA in Teilzeit an.<br />

Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen im<br />

ganzen Unternehmen ist uns ein wichtiges Anliegen. So<br />

lag der Anteil an Frauen bei der kaufmännisch orientierten<br />

<strong>MAN</strong> AG 2006 bei 44 % und wird zum Ende des nächsten<br />

Jahres sogar rund 50 % betragen. Der weibliche Anteil<br />

in Führungspositionen ist im Vergleich dazu jedoch noch<br />

immer gering, ebenso der Anteil der weiblichen Angestellten<br />

in den ingenieurwissenschaftlichen Bereichen, die<br />

den für uns hauptsächlich relevanten Personalmarkt darstellen.<br />

Das liegt an der immer noch geringen Anzahl<br />

weiblicher Absolventen, soll aber für die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> Ansporn<br />

sein, die Gleichberechtigung weiterzuverfolgen.<br />

Code of Conduct: Verstärkung durch Ombudsleute<br />

Die Gleichstellungsgrundsätze und die Programme zur<br />

Umsetzung sind in den jeweiligen Betriebsvereinbarungen<br />

der <strong>MAN</strong>-Geschäftsbereiche geregelt. Sie schließen<br />

Maßnahmen ein, die ihre Einhaltung garantieren.<br />

Einen einheitlichen Rahmen dafür bildet der Code of<br />

61<br />

Conduct, ein Verhaltenskodex, der auf dem Leitbild der<br />

<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> aufbaut (einsehbar unter www.man.eu).<br />

Er legt wichtige Grundregeln für die Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter fest, dient der Orientierung und enthält<br />

Mindeststandards, die für jeden Mitarbeiter der <strong>MAN</strong><br />

<strong>Gruppe</strong> weltweit verbindlich sind. Ziel der Verhaltensrichtlinie<br />

ist es, den Mitarbeitern bei rechtlichen und<br />

ethischen Herausforderungen in ihrer täglichen Arbeit<br />

zur Seite zu stehen, Orientierung zu schaffen und richtiges<br />

Verhalten zu fördern.<br />

Ein Compliance Board steht als Ansprechpartner für alle<br />

Fragen rund um den Code of Conduct zur Verfügung und<br />

ist zuständig für seine Einhaltung. Das Compliance Board<br />

setzt sich zusammen aus Mitarbeitern der Abteilungen<br />

Recht, Revision, Personal, Finanzen/Controlling und<br />

Kommunikation aus der Zentrale und je einem Vertreter<br />

der Unternehmensbereiche. Das Compliance Board hat<br />

die Aufgabe, mögliche widerrechtliche Handlungen frühzeitig<br />

zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen<br />

einzuleiten. Dabei setzen die Verantwortlichen auch<br />

auf Hinweise und die Mithilfe von Mitarbeitern.<br />

<strong>2007</strong> hat die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> ihr Compliance-System weiter<br />

verstärkt: Ein zusätzlicher, neutraler Berichts- und<br />

Kommunikationsweg für Hinweise über mögliches<br />

Fehlverhalten im Unternehmen wurde eingeführt. Seit<br />

1. September <strong>2007</strong> stehen zwei externe Ombudsleute zur<br />

Verfügung, an die sich Mitarbeiter vertrauensvoll und<br />

dem Unternehmen gegenüber anonym wenden können.<br />

Sowohl der Code of Conduct als auch das Leitbild der<br />

<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> wenden sich klar gegen Diskriminierung<br />

jedweder Art. Unsere Grundsätze zum Thema Menschenrechte,<br />

die Teil des Code of Conduct sind, orientieren<br />

sich an den bestehenden internationalen Standards,<br />

der »Universal Declaration of Human Rights« und den<br />

»Fundamental Human Rights Conventions«. In unserem<br />

Code of Conduct äußern wir den klaren Wunsch, dass<br />

sich auch unsere Zulieferer und Partner an die Regelungen<br />

halten. Wir wissen, dass eine detailgenaue Überprüfung<br />

nicht immer möglich ist, achten jedoch soweit<br />

möglich darauf, dass unsere Partner diesen Kriterien entsprechen.<br />

Bei unseren internationalen Aktivitäten arbeiten<br />

wir eng mit den Behörden und Institutionen unserer<br />

Gastgeberländer zusammen. Unsere Unternehmen fühlen<br />

sich an ihren Standorten auch als Corporate Citizen<br />

im jeweiligen Umfeld mit allen Pflichten und Rechten.<br />

Unsere Unternehmenspolitik ist darauf ausgerichtet, an


III LAGEBERICHT 62<br />

den Standorten für das Umfeld die entsprechende Verantwortung<br />

wahrzunehmen. Das heißt: Dort, wo wir unsere<br />

Wertschöpfung betreiben, soll auch der lokale Standort<br />

profitieren. Zugleich wissen wir um unsere soziale<br />

Verantwortung in den nationalen und internationalen<br />

Regionen, in denen wir tätig sind.<br />

Produkte: sparsam und sicher<br />

Die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> ist sich der Verantwortung für die Sicherheit<br />

und Gesundheit der Anwender aller Produkte<br />

bewusst. Deshalb werden diese Produkte vor der Auslieferung<br />

aufwendigen Tests und Überprüfungen unterzogen.<br />

Alle Produkte entsprechen den jeweils gültigen Sicherheits-<br />

und Emissionsbestimmungen. Kunden<br />

erhalten ausführliche Produktinformationen und werden<br />

in der Anwendung der Produkte geschult. Für eine<br />

zielgerichtete Weiterentwicklung der Produkte holt die<br />

<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> regelmäßig Feedback der Kunden ein,<br />

meist in persönlichen Gesprächen.<br />

Betriebliches Vorschlagswesen: Erfolge ausgebaut<br />

Das neue System zum Ideenmanagement hat deutliche<br />

Wirkungen gezeigt. An nahezu allen Standorten in<br />

Deutschland und Österreich wird einheitlich nach dem<br />

neuen Modell gearbeitet. Die Anreize für die Mitarbeiter,<br />

sich zu beteiligen, wurden mit Sonderprämien in vielen<br />

Aktionen verstärkt. Im Jahr 2006 gab es einen deutlichen<br />

Zuwachs an Vorschlägen (15 330) und an Einreichern<br />

(6 180). Dies bewirkte einen erneuten Anstieg<br />

der Vorschlagsquote um 3 %-Punkte auf 40 %. Durch<br />

reduzierte Bearbeitungszeiten stieg die Realisierungsquote<br />

auf 65 %.<br />

Ideenmanagement<br />

Verbesserungsvorschläge<br />

16 000<br />

14 000<br />

12 000<br />

10 000<br />

8 000<br />

6 000<br />

4 000<br />

2 000<br />

0<br />

50 %<br />

54 %<br />

2004 2005<br />

65 %<br />

2006<br />

VV-Eingänge VV-Abschlüsse Realisierungsgrad<br />

Forschung und Entwicklung<br />

Mio Euro 2005 2006<br />

F&E-Ausgaben 499 396<br />

F&E-Ausgaben der produzierenden<br />

Bereiche in % vom Umsatz<br />

4,3 3,4<br />

F&E-Eigenmittel 370 297<br />

F&E-Mitarbeiter (Jahresdurchschnitt) 3 987 3 174<br />

F&E-Quote: starke 3,5 %<br />

Turbinen, Großdieselmotoren, Getriebe und Reaktoren<br />

haben eine extrem lange Nutzungsdauer. Deshalb spielt<br />

der Umweltschutz im Hinblick auf Energie- und Betriebsmittelverbrauch,<br />

verlängerte Wartungsintervalle oder<br />

niedrigere Abgasemissionen bei Konstruktion und Betrieb<br />

unserer Produkte eine große Rolle. Bei Motoren und<br />

Turbinen liegt unser Entwicklungsschwerpunkt auf verbrauchs-<br />

und möglichst emissionsarmem Betrieb sowie<br />

auf der Möglichkeit des Recyclings, im Einklang mit<br />

größtmöglicher Sicherheit, Qualität, Wirtschaftlichkeit<br />

und Zuverlässigkeit. Zur Sicherstellung eines marktkonformen<br />

Produktangebots investieren wir kontinuierlich<br />

in die Weiterentwicklung unserer Produktpalette. Die Forschungs-<br />

und Entwicklungsquote liegt mit 3,5 % unter<br />

den Quoten der letzten Jahre, was allerdings auf die Veränderung<br />

des Umsatzes durch die Disposition verschiedener<br />

Unternehmensbereiche zurückzuführen ist. Unsere<br />

besondere Anstrengung gilt der weiteren Verkürzung der<br />

Zeitspanne zwischen Entwicklung und Markteinführung<br />

eines Produkts (Time to Market), um so unsere Technologieführerschaft<br />

weiter auszubauen. Unsere Unternehmensbereiche<br />

ordnen ihre Sparten für Forschung und<br />

Entwicklung den Standorten zu, die als Kompetenzzentrum<br />

für eine Produktlinie (zum Beispiel Motor) verantwortlich<br />

sind. So können Erfahrungen aus Werkstätten<br />

und von Monteuren sowie Kundenanforderungen schnell<br />

in das Produkt einfließen. Dies ist auch von Vorteil für die<br />

Umwelt, denn Umweltbelastungen, die bei der Anwendung<br />

unserer Produkte unabhängig vom Betrieb auftreten,<br />

können so auf kurzem Weg abgestellt werden.


Umweltinvestitionen in immer bessere Technik<br />

An den <strong>MAN</strong>-Standorten wurden 2006 Umweltinvestitionen<br />

für Produktionsanlagen und Sanierungen in<br />

Höhe von rund 2,3 Millionen Euro getätigt. Neben dem<br />

ökologisch und ökonomisch sinnvollen Betrieb der Produktionsanlagen<br />

zielen diese Investitionen hauptsächlich<br />

auf die umweltorientierte Weiterentwicklung aller<br />

<strong>MAN</strong>-Produkte ab. Regelmäßig steigern wir unseren Anspruch<br />

an Funktionstauglichkeit, Wirtschaftlichkeit, Sicherheit<br />

und ökologische Verträglichkeit unserer Produkte.<br />

Die Aspekte der Nachhaltigkeit sind wesentlicher<br />

Bestandteil unserer Produktionsprozesse und begleiten<br />

diese von der Produktidee über Fertigung und Vertrieb<br />

bis zur Anwendung beim Kunden.<br />

Umweltinvestitionen<br />

Tsd Euro<br />

4 000<br />

3 000<br />

2 000<br />

1 000<br />

0<br />

Investitionen in Sachanlagen und immaterielle<br />

Vermögenswerte nach Bereichen<br />

Industriedienstleistungen<br />

1 %<br />

Turbomaschinen<br />

11 %<br />

Dieselmotoren 30 %<br />

2004 2005<br />

2006<br />

4 % Sonstige<br />

54 % Nutzfahrzeuge<br />

Investitionen<br />

Mio Euro 2005 2006<br />

63<br />

in Sachanlagen in immaterielle<br />

Vermögenswerte<br />

412 446<br />

in Beteiligungen 28 1 214<br />

Investitionen 440 1 660<br />

darin Erwerb Scania-Aktien – 1 174<br />

Abschreibungen 378 328<br />

Energieverbrauch: gesenkt<br />

Energie ist für die Maschinenbaubranche neben Stahl<br />

eine der wichtigsten Ressourcen. Unser Energieverbrauch<br />

hat sich unter anderem durch die Disposition des energieintensiven<br />

Unternehmensbereichs <strong>MAN</strong> Roland deutlich<br />

gesenkt. Dennoch sehen wir es als unsere Pflicht an, mit<br />

der Ressource Energie effizient umzugehen. Daher wurden<br />

an nahezu allen Standorten der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> konkrete<br />

Maßnahmen zur effizienten Nutzung des Energieeinsatzes<br />

eingeleitet. Das Energiemanagement umfasst die<br />

wesentlichen Bereiche Drucklufterzeugung, Hallenbeheizung<br />

und Beleuchtung. Aber auch die Einspeisung von<br />

sekundär erzeugtem Strom in das eigene Netz gehört zu<br />

den Realisierungen.<br />

Der Energieverbrauch im Jahr 2006 ist mit 5,4 Millionen<br />

Gigajoule um mehr als 13 % geringer als im Vorjahr. Davon<br />

wurden 1,4 Millionen Gigajoule über Erdgas abgedeckt.<br />

Auch die Nutzung erneuerbarer Energieformen<br />

wurde im Berichtszeitraum analysiert. Unter anderem<br />

waren Fotovoltaikanlagen an einigen Standorten im<br />

Süden Deutschlands zur Energiegewinnung vorgesehen.<br />

Eine Umsetzung war bislang nicht möglich, da die Statik<br />

der Nutzdachflächen unzureichend ist. Die Technik zur<br />

Verwertung erneuerbarer Energieformen ist aber ein bedeutender<br />

Teil des Produktangebots der Unternehmensbereiche<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal und <strong>MAN</strong> TURBO.<br />

Der sonstige indirekte Energieverbrauch, der durch Reisen<br />

und Transporte sowie die Produktnutzung entsteht, wird<br />

nicht auf Konzernebene erfasst.


III LAGEBERICHT 64<br />

Erdgas/Heizöl<br />

Tsd Gigajoule<br />

2 000<br />

1 500<br />

1 000<br />

Energieverbrauch<br />

Mio Gigajoule<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

500<br />

0<br />

2004 2005<br />

Erdgas Heizöl<br />

2006<br />

2004 2005 2006<br />

Wasserverbrauch: zurückgegangen<br />

Der Trinkwasserverbrauch in der gesamten <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong><br />

ist im Jahr 2006 trotz Anstiegs des Produktionsvolumens<br />

auf etwa 0,79 Millionen Kubikmeter um 10 % zurückgegangen.<br />

Dies ist insbesondere auf moderne, Wasser sparende<br />

Produktionsprozesse zurückzuführen, die sich aus<br />

der konsequenten Umsetzung der Umweltprogramme<br />

der jeweiligen Standorte ergeben.<br />

Beim Brauchwasser für Kühlzwecke und Kreislaufwasser<br />

verzeichnen wir 2006 eine Nutzung von 10,1 Millionen<br />

Kubikmetern und damit einen leichten Anstieg von 4,8 %.<br />

Gemessen an der Gesamtsumme des benötigten Wassers,<br />

werden 93 % aus eigenen Brunnen sowie Bachläufen und<br />

nur 7 % über kommunale Netze bezogen. Durch die Wassernutzung<br />

der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> werden keine Ökosysteme<br />

signifikant belastet. Das Brunnen- und Oberflächenwasser<br />

wird zum Großteil zu Kühlzwecken in geschlossenen und<br />

offenen Kühlkreisläufen verwendet. Trinkwasserquellen<br />

und Grundwasser werden durch unsere Produktionsstandorte<br />

ebenfalls nicht belastet. Beim Abwasser ver-<br />

zeichnen wir entsprechend dem Anstieg der Produktionsvolumina<br />

eine Abwassermenge von knapp 1,6 Millionen<br />

Kubikmetern.<br />

Emissionen: erheblich reduziert<br />

Die Emissionen wurden mittels der Emissionsfaktoren<br />

des Umweltbundesamts berechnet. Die direkten Emissionen<br />

klimarelevanter Gase wurden trotz deutlichen Anstiegs<br />

des Produktionsumfangs um mehr als 18 % reduziert<br />

auf 157 500 Tonnen CO 2 -Äquivalente. Dadurch zeigt<br />

sich die Wirksamkeit einer Vielzahl von Energiesparprojekten.<br />

Bei den indirekten Emissionen klimarelevanter<br />

Gase durch Strom- und Fernwärmeverbrauch errechnet<br />

sich eine Fremderzeugung von rund 275 800 Tonnen<br />

CO 2 -Äquivalenten; sie liegt 9 % unter der Erzeugung des<br />

Vorjahrs. Indirekte Emissionen durch Reisen und Transporte<br />

sowie durch die Produktnutzung entstehende Emissionen<br />

sind darin nicht erfasst. Betriebsstoffe und -mittel,<br />

die FCKW und SF6 enthalten und damit weitere klimarelevante<br />

Emissionen erzeugen, verwendet die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong><br />

nicht. In den Dieselmotorabgasen befinden sich Spuren<br />

von N 2 O, welche aus Gründen weiterer motorischer Entwicklungen<br />

nur qualitativ erfasst werden.<br />

Lösemittel: Anstieg produktionsbedingt<br />

Alle Standorte erfassen ihren Verbrauch an Lösemitteln<br />

gemäß der seit 2001 in Kraft getretenen Lösemittelverordnung<br />

(VOC). Anwendungsbereiche sind Oberflächenreinigung<br />

und -beschichtungen. Dort, wo die Technologie den<br />

Einsatz von wasserbasierenden Lacken ermöglicht, haben<br />

Umstellungen stattgefunden. Im Berichtszeitraum wurde<br />

der Lösemittelverbrauch erstmals vergleichbar erfasst: Er<br />

liegt bei hohen 2 837,56 Tonnen, was auf die enorm gestiegene<br />

Produktionstätigkeit zurückzuführen ist.<br />

Wasserverbrauch/Abwasseranfall<br />

Mio Kubikmeter<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

2004 2005 2006<br />

Trinkwasser Brauchwasser Abwasser


Emissionen<br />

Tsd Tonnen CO 2-Äquivalente<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Emissionen<br />

Tonnen Luftschadstoff<br />

525<br />

450<br />

375<br />

300<br />

225<br />

150<br />

75<br />

0<br />

SO 2<br />

2004 2005 2006<br />

direkte Emissionen indirekte Emissionen<br />

2004 2005 2006<br />

CO Staub<br />

Materialverbrauch: konstant optimiert<br />

Die Reduzierung des Material- und Rohstoffverbrauchs<br />

je Produkt ist ein ausdrückliches Unternehmensziel unserer<br />

produzierenden Standorte. Durch die Reduktion<br />

des Gewichts der Produkte und des Ressourcenverbrauchs<br />

ergeben sich Kostenvorteile. Darüber hinaus<br />

muss jede nach EMAS validierte Organisation quantifizierbare<br />

Ziele formulieren. Diese enthalten die Reduzierung<br />

von Betriebsmitteln, Rohstoffen und Energie. In der<br />

<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> werden vorwiegend Stahl, Kupfer, Aluminium,<br />

Mineralöl und diverse Kunststoffe verarbeitet. Im<br />

Jahr 2006 wurden durch die deutlich höhere Produktion<br />

mit 7 087 Millionen Euro etwa 1 000 Millionen Euro<br />

mehr für den Materialeinsatz ausgegeben als 2005.<br />

NOx<br />

65<br />

Abfall: hohe Recyclingquote<br />

Die hohe Lebensdauer der Produkte und der Produktsysteme<br />

der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> führt zu langen Zyklen bei der<br />

Beseitigung. Die Produkte bestehen im Wesentlichen aus<br />

leicht recyclingfähigen Materialien (Metalle, Kunststoffe,<br />

Mineralölprodukte). Die Abfallmengen, die in der Produktion<br />

der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> entstehen, werden wie der<br />

Energieverbrauch sehr stark von den Werten des Bereichs<br />

Nutzfahrzeuge beeinflusst. So belief sich die Abfallmenge<br />

2006 auf insgesamt rund 189 800 Tonnen.<br />

Wir streben danach, immer weniger Abfall je Produkt zu<br />

verursachen und diesen so weit wie möglich zu verwerten.<br />

2006 wurden 95,8 % der Abfallmenge verwertet.<br />

Schwankungen der Verwertungsquoten hängen mit<br />

außerplanmäßigen Beseitigungen von überwachungsbedürftigen<br />

Abfällen aus <strong>MAN</strong>-Unternehmen zusammen.<br />

Gefährliche Abfallstoffe lassen wir durch amtlich zugelassene<br />

Fachfirmen abtransportieren und von Entsorgungsfachbetrieben<br />

beseitigen. Besonderes Gewicht legt<br />

<strong>MAN</strong> auf die Wiederverwertung von Metallen. In den<br />

Gießereien der Unternehmensgruppe wird im hohen<br />

Maß Recycling betrieben. Wir kaufen den Großteil der benötigten<br />

Metalle aus dem externen Recyclingprozess,<br />

setzen aber auch jährlich bis zu 5 800 Tonnen der in der<br />

Produktion anfallenden Späne und Schrotte wieder im<br />

Gießprozess ein.<br />

Abfallaufkommen<br />

Tsd Tonnen<br />

140<br />

126<br />

112<br />

98<br />

84<br />

70<br />

56<br />

42<br />

28<br />

14<br />

0<br />

nicht überwachungsbedürftig zur Verwertung<br />

2004 2005 2006<br />

überwachungsbedürftig zur Verwertung bes. überwachungsbedürftig zur Beseitigung<br />

bes. überwachungsbedürftig zur Verwertung<br />

überwachungsbedürftig zur Beseitigung


III LAGEBERICHT 66<br />

Sonstige Umwelteinflüsse<br />

Umweltbelastungen durch die in der Logistik verwendeten<br />

Transportmittel werden nicht erfasst. Meist kommen<br />

multimodale Transporte zum Einsatz, das bedeutet, dass<br />

mehrere Verkehrsträger in den Transport eines Gutes<br />

involviert sind. Das Ausmaß der direkten Einflüsse der<br />

Produkte von <strong>MAN</strong> auf die Biodiversität, also auf die Artenvielfalt,<br />

ist nicht mit realistischem Aufwand quantifizierbar,<br />

da die Einflüsse der Produkte sehr stark von der<br />

individuellen Nutzung des Kunden abhängen.<br />

Die Produktionsfläche der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> beträgt<br />

4 803 603 Quadratmeter, davon aber keine undurchdringlichen<br />

oder nicht zugänglichen Flächen. Nutzflächen<br />

liegen nicht in artenreichen Gebieten. Wir produzieren<br />

nicht in Schutzgebieten. Es gibt keine derzeit<br />

tätigen oder geplanten Geschäftseinheiten in geschützten<br />

oder empfindlichen Gebieten. In der Summe kommt<br />

es deshalb nicht zu Veränderungen in Naturräumen. Daher<br />

hat sich <strong>MAN</strong> auch nur Nachhaltigkeitsziele gesetzt,<br />

die auf die eigenen Standorte und nicht auf Biodiversität<br />

bezogen sind. In der Roten Liste aufgeführte Arten mit<br />

Lebensräumen in Gebieten, in denen Geschäftstätigkeit<br />

vorliegt, werden durch die betroffenen Standorte erfasst.<br />

Für 2006 wurden keine Ordnungsstrafen für umweltrelevante<br />

Gesetzesverstöße gemeldet. Es sind keine Strafverfahren<br />

wegen Umweltkriminalität anhängig gewesen.<br />

Lieferanten: feste Anforderungen<br />

Um die Unternehmens- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen,<br />

stellen wir nicht nur an uns selbst hohe Anforderungen,<br />

sondern auch an unsere wichtigen Zulieferer, deren<br />

Materialien und Dienstleistungen unmittelbar in der<br />

Herstellung verwendet werden. Unsere Lieferanten müssen<br />

folgende Anforderungen erfüllen: Sie müssen eine<br />

Umweltvorschrift implementieren und wesentliche umweltrelevante<br />

Aspekte bei der Herstellung der gelieferten<br />

Produkte offenlegen. Sie müssen die Erfüllung der geltenden<br />

Umweltschutzbestimmungen und -gesetze in allen<br />

operativen Bereichen und Prozessen gewährleisten<br />

und die Voraussetzungen für eine laufende Verbesserung<br />

des Umweltschutzes schaffen. Dies ist Bestandteil<br />

der Zertifizierungen nach EMAS/DIN EN ISO 14001 sowie<br />

DIN EN ISO 9001 und des Handbuchs für Risikomanagement<br />

der <strong>MAN</strong> AG. In den Unternehmen der <strong>MAN</strong><br />

<strong>Gruppe</strong> ist der Einkauf in die Umwelt- und Qualitätsmanagementsysteme<br />

integriert. Daher ist der umwelt- und<br />

qualitätsbewusste Einkauf Bestandteil der Einkaufsricht-<br />

linien sowie der Verfahrensanweisungen bei validierten/zertifizierten<br />

Standorten nach EMAS/DIN EN ISO<br />

14001. <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge zeichnet jedes Jahr seinen<br />

besten Zulieferer mit dem »Trucknology Supplier<br />

Award« aus. Das Unternehmen würdigt so die gute und<br />

partnerschaftliche Zusammenarbeit.<br />

Ausblick: weiteres Wachstum<br />

Für eine weiterhin nachhaltige Entwicklung wird die<br />

<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> ihren Wachstumskurs fortsetzen. Ein<br />

Schwerpunkt wird darin das Vorantreiben technischer<br />

Innovationen sein, die sich auf Verminderung von Emissionen<br />

sowie Kraftstoffverbrauch, auf Effizienzsteigerung<br />

und die Erschließung alternativer Energiequellen<br />

konzentrieren. Ein weiterer Wachstumsfaktor wird<br />

die Erschließung neuer Märkte sein, vor allem in China,<br />

Indien und Osteuropa. Dazu hat <strong>MAN</strong> unter anderem<br />

bereits <strong>2007</strong> in Polen ein neues Lkw-Montagewerk eröffnet,<br />

<strong>2008</strong> nimmt ein <strong>MAN</strong> TURBO-Werk in China<br />

die Produktion auf.<br />

Ziele: bessere Produkte und Prozesse<br />

Im Berichtszeitraum hat die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> durch eine<br />

Vielzahl von Maßnahmen ihr Nachhaltigkeitsengagement<br />

gestärkt. In der Produktion wurde auf sorgsamen<br />

Umgang mit Ressourcen geachtet, eine Verbesserung der<br />

Prozesse unterstützte dies. In der Entwicklung der Produkte<br />

waren Fortschritte zu verzeichnen, die sich positiv<br />

auf die Umwelt auswirken. Die weitere Konzentration auf<br />

Kernbereiche bedeutete eine nachhaltige Sicherung der<br />

Zukunftsfähigkeit von <strong>MAN</strong> und seiner Arbeitsplätze.<br />

Die Nachhaltigkeitsziele in den Bereichen Ökologie,<br />

Ökonomie und Soziales verfolgt die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> weiter.<br />

In der Produktentwicklung bedeutet das die Erfüllung<br />

der Abgasnormen sowie die Verbesserung alternativer<br />

Antriebe und Projekte für Biokraftstoffe der 2. Generation.<br />

In der Organisation von <strong>MAN</strong> wird der Wissenstransfer<br />

über die Geschäftsbereiche hinweg vorangetrieben.<br />

Ein Ziel ist auch die weitere Verbesserung der<br />

Produktionsprozesse in den Teilbereichen <strong>MAN</strong> Diesel<br />

und <strong>MAN</strong> TURBO.<br />

Für die einzelnen Standorte hat die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> jeweils<br />

relevante Umweltziele für die nächsten Jahre definiert.


UMWELTLEISTUNGEN NACH GRI-RICHTLINIEN (GLOBAL REPORTING INITIATIVE)<br />

Energie<br />

Energieverbrauch (Gigajoule)<br />

67<br />

2004 2005 2006<br />

Gesamt 6 420 069 6 300 100 5 435 897<br />

Direkter Energieverbrauch, gegliedert nach Primärenergieträger (Gigajoule)<br />

feste Brennstoffe 248 798 0 20 477<br />

flüssige Brennstoffe 772 394 1 292 401 1 005 100<br />

gasförmige Brennstoffe 2 196 633 1 736 579 1 442 154<br />

Propan 3 488 2 633 2 363<br />

Gesamt 3 221 313 3 031 612 2 470 094<br />

davon<br />

Heizöl 160 125 266 974 306 814<br />

Erdgas 2 195 770 1 735 558 1 440 848<br />

Diesel 599 724 882 600 680 825<br />

fossile Brennstoffe 248 798 0 20 477<br />

Benzin 7 268 117 587 6 186<br />

Flüssiggas 3 488 2 633 2 363<br />

Azetylen 716 966 1 303<br />

Wasserstoff 147 55 3<br />

Methanol 727 653 782<br />

Schweröl 4 316 24 586 9 637<br />

Schmieröl 0,2 0,3 856,8<br />

Indirekter Energieverbrauch (Gigajoule)<br />

Elektrizität 2 180 036 2 071 552 1 858 683<br />

Fernwärme 1 018 720 1 196 935 1 107 120<br />

Gesamt 3 198 756 3 268 488 2 965 803


III LAGEBERICHT 68<br />

Wasser<br />

Gesamter Wasserverbrauch (Kubikmeter)<br />

Abfall<br />

2004 2005 2006<br />

Gesamt 9 614 144 10 528 992 10 898 572<br />

Trinkwasser 974 662 884 498 793 281<br />

Brauchwasser 8 639 482 9 644 495 10 105 291<br />

Jährliche Entnahmen an Grund- und Oberflächenwasser (Kubikmeter)<br />

Brunnenwasser 3 493 627 3 999 895 3 757 086<br />

Nutzwasser 5 145 855 5 644 600 6 348 205<br />

Abwasser (Kubikmeter)<br />

Gesamt 1 256 547 1 801 939 1 619 312<br />

Emissionen<br />

Emissionen klimarelevanter Gase (Tonnen CO2-Äquivalent)<br />

2004 2005 2006<br />

Gesamt 504 893 496 918 433 289<br />

davon direkte 207 409 192 949 157 469<br />

davon indirekte 297 484 303 969 275 820<br />

durch Stromverbrauch 202 743 192 654 172 858<br />

durch Fernwärmeverbrauch 94 741 111 315 102 962<br />

NO x , SO x und andere signifikante Luftemissionen nach Art der Emission<br />

SO2 32 89 43<br />

NOx 430 386 507<br />

CO 117 125 118<br />

Staub 35 40 45<br />

2004 2005 2006<br />

Gesamtabfallmenge nach Art der Behandlungsform (Tonnen)<br />

Gesamt 190 118 190 094 189 372<br />

davon Verwertung 182 831 182 063 181 378<br />

nicht überwachungsbedürftig 139 834 137 902 147 090<br />

überwachungsbedürftig 29 088 28 715 22 438<br />

bes. überwachungsbedürftig 13 909 15 446 11 850<br />

davon Beseitigung 7 287 8 031 7 994<br />

überwachungsbedürftig 3 895 4 520 4 363<br />

bes. überwachungsbedürftig 3 392 3 511 3 631<br />

Verwertungsquote 96,2 % 95,8 % 95,8 %


AUSGEWÄHLTE KONSOLIDIERTE GESELLSCHAFTEN<br />

Stand 31. Dezember 2006<br />

Kapitalanteil<br />

%<br />

Umsatz<br />

Mio €<br />

69<br />

Beschäftigte am<br />

31.12.2006<br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge 100 6 273 12 571<br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge Österreich AG, Steyr/Österreich 100 1 380 3 091<br />

NEO<strong>MAN</strong> Bus GmbH, Salzgitter 100 1 071 1 499<br />

NEO<strong>MAN</strong> Bus Vertrieb GmbH, Ismaning 100 429 287<br />

NEO<strong>MAN</strong> Bus GmbH, Stuttgart 100 260 653<br />

<strong>MAN</strong> Türkiye A.S., Akyurt (Ankara)/Türkei 100 328 2 617<br />

<strong>MAN</strong> STAR Trucks & Busses Sp. z o.o., Tarnowo Podgórne/Polen 100 306 3 012<br />

<strong>MAN</strong> Automotive (South Africa) (Pty.) Ltd., Johannesburg/Südafrika 1) 100 294 722<br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge Vertrieb GmbH, München 100 2 549 4 640<br />

<strong>MAN</strong> ERF UK Ltd., Swindon (Wiltshire)/Großbritannien 1) 100 678 971<br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge Süd AG, Wien/Österreich 100 815 990<br />

<strong>MAN</strong> Vehiculos Industrieales (España) S.A., Coslada (Madrid)/Spanien 1) 100 625 546<br />

<strong>MAN</strong> Camions et Bus S.A., Evry Cedex/Frankreich 100 456 489<br />

<strong>MAN</strong> Truck & Bus S.A., Kobbegem (Brüssel)/Belgien 1) 100 160 121<br />

<strong>MAN</strong> Last og Bus A/S, Glostrup/Dänemark 100 144 188<br />

<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge (Schweiz) AG, Otelfingen/Schweiz 100 127 118<br />

<strong>MAN</strong> Last og Buss A/S, Lorenskog/Norwegen 100 112 204<br />

<strong>MAN</strong> Veiculos Industriais (Portugal) S.U. Lda., Alges (Lisboa)/Portugal 1) 100 77 94<br />

2)<br />

<strong>MAN</strong> Engines & Components Inc., Pompano Beach/USA 100 45 43<br />

<strong>MAN</strong> uzitková vozidla Ceská republika spol.s.r.o., Cestlice/Tschechien 100 113 79<br />

<strong>MAN</strong> Kamion és Busz Kereskedelmi Kft., Dunaharaszti/Ungarn 100 74 116<br />

<strong>MAN</strong> Gospodarska vozila Slovenija d.o.o., Ljubljana/Slowenien 100 41 34<br />

<strong>MAN</strong>-STAR Trucks Sp. z o.o., Nadarzyn/Polen 100 330 296<br />

<strong>MAN</strong> Úzitkové Vozidlá Slovakia s.r.o., Bratislava/Slowakei 100 41 45<br />

NEOPLAN Omnibus GmbH, Plauen 84 92 349<br />

<strong>MAN</strong> Kamyon ve Otobüs Ticaret A.S. Ankara/Türkei 100 301 157<br />

<strong>MAN</strong> Diesel SE, Augsburg 100 725 2 609<br />

<strong>MAN</strong> Diesel A/S, Kopenhagen/Dänemark 100 851 2 386<br />

<strong>MAN</strong> Diesel Ltd, Stockport/Großbritannien 100 101 286<br />

<strong>MAN</strong> Diesel S.A., Villepinte/Frankreich 100 151 650<br />

<strong>MAN</strong> Diesel Singapore Pte. Ltd./Singapur 100 50 154<br />

PBS Turbo s.r.o., Velka Bites/Tschechien 100 14 147<br />

<strong>MAN</strong> Diesel Canada Ltd., Oakville/Kanada 100 37 33<br />

2)<br />

<strong>MAN</strong> Diesel North America Inc., New York/USA 100 23 81<br />

<strong>MAN</strong> Diesel Australia Pty. Ltd., North Ryde/Australien 100 23 37<br />

Rostock Diesel Service GmbH, Rostock 100 12 25


III LAGEBERICHT 70<br />

Stand 31. Dezember 2006<br />

Kapitalanteil<br />

%<br />

Umsatz<br />

Mio €<br />

Beschäftigte am<br />

31.12.2006<br />

<strong>MAN</strong> TURBO AG, Oberhausen 100 547 1 932<br />

<strong>MAN</strong> TURBO AG Schweiz, Zürich/Schweiz 100 287 627<br />

<strong>MAN</strong> TURBO S.r.l. De Pretto, Schio/Italien 100 37 206<br />

<strong>MAN</strong> TURBO Inc. USA, Houston/USA 100 74 20<br />

<strong>MAN</strong> TURBO South Africa (Pty) Ltd., Elandsfontain/Südafrika 100 11 52<br />

<strong>MAN</strong> DWE GmbH, Deggendorf 3)<br />

2)<br />

100 96 420<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal Aktiengesellschaft, Essen 100 460 690<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal Air Technology GmbH, Essen 100 18 76<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal Industrieanlagen GmbH, Geisenheim 100 128 158<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal Power Industry GmbH, Essen 100 150 76<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal Mexico S.A. de C.V., Mexico, D.F./Mexiko 100 51 136<br />

DSD de Venezuela C.A. de C.V., Mexico, D.F./Mexiko 100 43 99<br />

DSD Construcciones y Montajes S.A., Santiago/Chile 100 79 133<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal do Brasil Comercio e Industria Ltda., São Paulo/Brasilien 100 17 75<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal Automotive GmbH, Essen 1) 100 135 1 468<br />

<strong>MAN</strong> Ferrostaal Piping Supply GmbH, Essen 1) 100 130 95<br />

RENK Aktiengesellschaft, Augsburg 76 342 1 493<br />

<strong>MAN</strong> Finance International GmbH, München 1) 100 – 154<br />

<strong>MAN</strong> Financial Services GmbH, München 100 – 80<br />

<strong>MAN</strong> Financial Services plc, Swindon (Wiltshire)/Großbritannien 100 – 26<br />

1) Umsatz und Beschäftigte einschließlich operativ geführter Gesellschaften<br />

2) Die Anteile werden von <strong>MAN</strong> Capital Corporation, New York, gehalten.<br />

3) Die Anteile werden von <strong>MAN</strong> AG gehalten.


GLOSSAR<br />

3C – Combat Climate Change<br />

Initiative internationaler Unternehmer, die die Integration<br />

von Klimathemen in die Welt der Märkte und<br />

des Handels fordern.<br />

Code of Conduct (Verhaltenskodex)<br />

Zusammenstellung der grundlegenden Verhaltensregeln<br />

für Mitarbeiter in einem Unternehmen. Ein Code<br />

of Conduct umfasst ethische Richtlinien (Ethik-Code),<br />

Entsprechenserklärungen für den Kapitalmarkt (Compliance,<br />

Corporate Governance), Leitlinien für Führungskräfte<br />

sowie Verhaltensregeln, die sich aus Leitbildern<br />

und Mission-Statements ergeben.<br />

Corporate Governance Kodex<br />

Der Deutsche Corporate Governance Kodex enthält<br />

wesentliche gesetzliche Vorschriften zur Leitung und<br />

Überwachung deutscher börsennotierter Gesellschaften<br />

sowie international und national anerkannte Standards<br />

für gute und verantwortungsvolle Unternehmensführung.<br />

Er wurde 2002 von einer Regierungskommission<br />

verabschiedet und seither jährlich aktualisiert.<br />

Der Kodex soll dazu beitragen, das Vertrauen der<br />

internationalen und nationalen Anleger, der Kunden,<br />

der Mitarbeiter und der Öffentlichkeit in die Leitung<br />

und Überwachung deutscher börsennotierter Aktiengesellschaften<br />

zu fördern.<br />

DIN ISO 9001<br />

Die Qualitätsmanagementnormen der Reihe DIN EN ISO<br />

9000 wurden 1987 eingeführt. Sie bilden weltweit für<br />

eine Vielzahl von Organisationen verschiedener Branchen<br />

die Basis für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement.<br />

Die Normenreihe DIN EN ISO 9000:2000<br />

gibt eine Struktur für das Qualitätsmanagement(QM)-<br />

System vor, die Grundanforderungen abdeckt.<br />

Das QM-System des Unternehmens wird in diese Struktur<br />

übersetzt und in regelmäßigen Abständen von einer<br />

berechtigten externen Zertifizierungsstelle überprüft.<br />

DIN ISO 14001<br />

Die Umweltmanagementnormen der Reihe DIN EN<br />

ISO 14000 wurden 1996 eingeführt. In Verbindung mit<br />

kEMAS von 2001 definieren sie begrifflich und inhaltlich<br />

das Umweltmanagement. Die Normen unterstützen<br />

71<br />

Betriebe systematisch beim Aufbau des Umweltmanagementsystems<br />

nach weltweit gültigem Standard und<br />

machen eine Zertifizierung möglich. Die Betriebe erhalten<br />

somit ein wirkungsvolles Instrument, mit dem sie<br />

Umweltbelastungen systematisch erfassen und die Umweltsituation<br />

laufend verbessern können.<br />

EEV-Standard (Enhanced Environmentally<br />

Friendly Vehicle)<br />

Der EEV-Standard ist der gegenwärtig anspruchsvollste<br />

europäische Abgasstandard für Busse und<br />

Lkw. Die besonders umweltschonenden Fahrzeuge<br />

übertreffen die Abgasqualität der Norm k Euro 5,<br />

die ab Oktober <strong>2008</strong> bei Lkw und Bussen für alle neuen<br />

Fahrzeugtypen gilt.<br />

Environmental Management and<br />

Audit Scheme (EMAS)<br />

Die EU-Verordnung Environmental Management and<br />

Audit Scheme (Nr. 761/2001) beschreibt die Richtlinien<br />

für die freiwillige Beteiligung von Unternehmen und<br />

Behörden am Gemeinschaftssystem der Europäischen<br />

Union zur Einführung von Umweltmanagementsystemen.<br />

Als weiter reichende Variante von kDIN ISO 14001<br />

kann sie mit bestehenden Managementsystemen verbunden<br />

werden, verlangt aber beispielsweise die Veröffentlichung<br />

einer regelmäßigen Umwelterklärung.<br />

Euro 4, Euro 5<br />

In den europäischen Abgasnormen für Nutzfahrzeuge<br />

ist die stufenweise Reduzierung von Schadstoffen im<br />

Abgas geregelt. Reduziert werden neben anderen Kohlenmonoxid,<br />

Stickoxide und Rußpartikel. Euro 5 ist ab<br />

Herbst <strong>2008</strong> gültig.<br />

GRI (Global Reporting Initiative)<br />

Die Global Reporting Initiative ist eine internationale<br />

Organisation, die ein System zur einheitlichen, freiwilligen<br />

Berichterstattung von ökonomischen, sozialen<br />

und Umwelteinflüssen auf betrieblicher Ebene und auf<br />

der Ebene von Organisationen entwickelt hat. Die GRI<br />

wurde 1997 mit dem Ziel gegründet, international anerkannte<br />

und vergleichbare Richtlinien für die Berichterstattung<br />

von wirtschaftlichen, sozialen und Umweltaktivitäten<br />

zu erstellen.


III LAGEBERICHT 72<br />

IMO (International Maritime Organization)<br />

Unterorganisation der Vereinten Nationen, die unter<br />

anderem die Richtlinien für Emissionen von Schiffsmotoren<br />

festlegt.<br />

ILO (International Labour Organization)<br />

Sonderorganisation der Vereinten Nationen für die Formulierung<br />

und Durchsetzung internationaler Arbeitsund<br />

Sozialnormen.<br />

Kapitalrendite (Return on Capital Employed, ROCE)<br />

Prozentualer Anteil des operativen Ergebnisses in Beziehung<br />

zur Summe aus dem durchschnittlich eingesetzten<br />

Kapital der Industriebereiche und dem Eigenkapital der<br />

Finanzdienstleistungen. Für die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> liegt das<br />

Ziel für ROCE bei über 22 Prozent.<br />

Umsatzrendite (Return on Sales, ROS)<br />

Prozentualer Anteil des operativen Ergebnisses, bezogen<br />

auf den Umsatz. Für die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> liegt das Ziel für<br />

ROS bei 8,5 Prozent.<br />

Hinweis: An dieser Stelle finden Sie <strong>MAN</strong>-<br />

Projekte zur Nachhaltigkeit, die weit in die<br />

Zukunft reichen. In der Ausgabe 2009/2010 werden<br />

wir über Ergebnisse berichten.


Ansprechpartner<br />

Mit unserem <strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong> informieren wir die Öffentlichkeit,<br />

insbesondere unsere Aktionäre, Kunden und Mitarbeiter,<br />

sowie alle Behörden und die Medien über unsere Nachhaltigkeitsaktivitäten<br />

und laden zum konstruktiven Dialog ein. Für weiter<br />

gehende Fragen, Anregungen und Kritik zum Thema kommen Sie<br />

gerne auf uns zu.<br />

Unternehmenskommunikation:<br />

Wieland Schmitz<br />

Landsberger Straße 110<br />

80339 München<br />

Tel.: +49. 89. 36098-380<br />

public.relations@man.eu<br />

Umwelt- und<br />

Sicherheitsmanagement:<br />

Georg Stember<br />

Vogelweiherstraße 33<br />

90441 Nürnberg<br />

Tel.: +49. 911. 420-3333<br />

georg.stember.a@man.eu<br />

Investor Relations:<br />

Silke Glitza-Stamberger<br />

Landsberger Straße 110<br />

80339 München<br />

Tel.: +49. 89. 36098-334<br />

investor.relations@man.eu<br />

Human Resources:<br />

Jörg Schwitalla<br />

Landsberger Straße 110<br />

80339 München<br />

Tel.: +49. 89. 36098-220<br />

joerg.schwitalla@man.eu<br />

IMpReSSUM<br />

Herausgeber:<br />

<strong>MAN</strong> Aktiengesellschaft<br />

Wieland Schmitz<br />

Unternehmenskommunikation<br />

Landsberger Straße 110<br />

Redaktion:<br />

Inés Gutiérrez (Ltg.)<br />

Telefon: +49. 89. 36098-357<br />

Georg Stember<br />

Verlag: BurdaYukom Publishing GmbH<br />

Konrad-Zuse-Platz 11, 81829 München<br />

Tel.: +49. 89. 30620-0<br />

Redaktion: Wolfgang Miller (Ltg.),<br />

Timm Saalbach, Marlies Viktorin (CvD)<br />

Gestaltung: Heike Nachbaur,<br />

Blasius Thätter (Art-Direktor)<br />

Bildredaktion: Elke Latinovic<br />

Lektorat: Dr. Michael Petrow,<br />

Karin Schlipphak, Jutta Schreiner<br />

produktion: Wolfram Götz (Ltg.),<br />

Franz Kantner, Cornelia Sauer<br />

Fotos: S. 2, S. 12–16, S. 22, S. 26–31, S.<br />

38–43, S. 50–53: Hauke Dressler;<br />

S. 5: Andreas Pohlmann/<strong>MAN</strong>; S. 10, S. 58:<br />

Golden Section Graphics; S. 25: Roman<br />

Klonek; S. 37: Erika Koch/corbis; S. 46:<br />

Enker/laif; S. 47: contrasto/ laif, Klaus<br />

Lefebvre/Theater Oberhausen; S. 49:<br />

Harmsbergung; Rest <strong>MAN</strong><br />

Druck: Pinsker Druck und Medien,<br />

Pinskerstraße 1, 84048 Mainburg<br />

Der vollständige <strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong><br />

<strong>2007</strong>/<strong>2008</strong> der <strong>MAN</strong> AG ist im Internet<br />

unter www.man.eu als PDF downloadbar.<br />

Der <strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong> ist auch in<br />

englischer Sprache erhältlich.


<strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong><br />

<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong><br />

<strong>2007</strong>/<strong>2008</strong><br />

<strong>MAN</strong> Aktiengesellschaft<br />

Landsberger Straße 110<br />

80339 München<br />

Telefon: +49. 89. 36098-0<br />

Fax: +49. 89. 36098-250<br />

www.man.eu

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