Nachhaltigkeitsbericht MAN Gruppe 2007/2008
Nachhaltigkeitsbericht MAN Gruppe 2007/2008
Nachhaltigkeitsbericht MAN Gruppe 2007/2008
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<strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong><br />
<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong><br />
<strong>2007</strong>/<strong>2008</strong><br />
E N G I N E E R I N G T H E F U T U R E – S I N C E 17 5 8
Die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong><br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />
ist das größte Unternehmen der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> und<br />
einer der führenden Anbieter von Nutzfahrzeugen und<br />
Transportlösungen.<br />
− Lkw von 7,5 bis 50 t für jeden Einsatz<br />
− Busse für viele Zwecke: von der Linie bis zur Luxusreise<br />
− Komplette Dienstleistungen rund ums Fahrzeug<br />
− Motoren für Fahrzeuge, Schiffe und Industrie<br />
<strong>MAN</strong> Diesel<br />
ist Weltmarktführer bei Zweitakt-Schiffshauptmotoren und<br />
weltweit führender Anbieter von Viertakt-Großdieselmotoren.<br />
− Zweitakt-Dieselmotoren für Schiffsantriebe und Kraftwerke<br />
− Viertakt-Dieselmotoren für Schiffsantriebe, Bordstrom-<br />
erzeugung und Kraftwerke<br />
− Diesel-Gas- und Gas-Otto-Motoren für Kraftwerke und<br />
Offshore-Anwendungen<br />
− Abgas-Turbolader und Propulsionssysteme<br />
− <strong>MAN</strong> Diesel PrimeServ: weltweite After-Sales-Dienst-<br />
leistungen<br />
<strong>MAN</strong> TURBO<br />
ist einer der weltweit führenden Hersteller von thermischen<br />
Turbomaschinen mit Produktionsstandorten in Deutschland,<br />
der Schweiz und Italien.<br />
− Umfangreiches Produktprogramm von Kompressoren, Turbinen<br />
und chemischen Reaktoren<br />
− Entwicklung, Fertigung, Montage und Service kompletter<br />
Maschinenstränge und Anlagen für die Öl- und Gasindustrie,<br />
Grundstoffindustrie sowie Stromerzeugung<br />
− Weltweit einzigartiges Zentrum für Zusammenbau und Erprobung<br />
von Maschinensträngen mit Gewichten bis zu 1 000 t<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal<br />
ist ein weltweit tätiger Anbieter von Industriedienstleistungen.<br />
− Führender Generalunternehmer im internationalen Anlagenbau<br />
in den Bereichen Petrochemie, Öl und Gas, Energie und<br />
Kraftstoffe. Projektentwicklung, Projektmanagement und<br />
Finanzierungskonzepte für schlüsselfertige Industrieanlagen.<br />
− Vertriebs- und Servicepartner für Hersteller von Systemen<br />
und Maschinen, Dienstleistungen für die Automobilindustrie:<br />
Just-in-sequence-Vormontage von kompletten Modulen<br />
− Service- und Vertriebsplattform für den <strong>MAN</strong> Konzern<br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge <strong>Gruppe</strong><br />
Mio ¤ 2005 2006<br />
Auftragseingang 9 434 10 103<br />
Umsatz 7 377 8 685<br />
Operatives Ergebnis 497 698<br />
Mitarbeiter (Anzahl am 31.12.) 33 368 34 040<br />
Umsatzrendite ROS (%) 6,7 8,0<br />
Rendite auf das eingesetzte Kapital ROCE (%) 17,9 26,8<br />
<strong>MAN</strong> Diesel <strong>Gruppe</strong><br />
Mio ¤ 2005 2006<br />
Auftragseingang 2 203 2 619<br />
Umsatz 1 666 1 802<br />
Operatives Ergebnis 117 229<br />
Mitarbeiter (Anzahl am 31.12.) 6 423 6 408<br />
Umsatzrendite ROS (%) 7,1 12,7<br />
Rendite auf das eingesetzte Kapital ROCE (%) 22,8 46,6<br />
<strong>MAN</strong> TURBO <strong>Gruppe</strong><br />
Mio ¤ 2005 2006<br />
Auftragseingang 850 1 498<br />
Umsatz 694 908<br />
Operatives Ergebnis 43 71<br />
Mitarbeiter (Anzahl am 31.12.) 2 476 3 257<br />
Umsatzrendite ROS (%) 6,2 7,8<br />
Rendite auf das eingesetzte Kapital ROCE (%) 18,5 30,5<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal <strong>Gruppe</strong><br />
Mio ¤ 2005 2006<br />
Auftragseingang 1 745 1 982<br />
Umsatz 1 414 1 379<br />
Operatives Ergebnis 64 119<br />
Mitarbeiter (Anzahl am 31.12.) 4 563 4 290<br />
Umsatzrendite ROS (%) 4,5 8,6<br />
Rendite auf das eingesetzte Kapital ROCE (%) 10,9 31,2
Technik zum Wohl der Umwelt<br />
Unsere Produkte:<br />
weniger Verbrauch, weniger Schadstoffe,<br />
alternative Energien<br />
Unsere Prozesse:<br />
Flexibilität bei weltweiten<br />
Qualitätsstandards<br />
Unsere Verantwortung:<br />
neue Energien, neue Märkte<br />
Unsere Mitarbeiter:<br />
Arbeitsplätze für die Zukunft
Entwickelt Hybridmotoren für<br />
Stadtbusse: Dr. Stefan Kerschl,<br />
Leiter der Entwicklung Alternative<br />
Antriebe bei <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge.<br />
12 38<br />
Fördert das Wirtschaftswachstum<br />
des karibischen Inselstaats: Rampersad<br />
Motilal, CEO der Methanol<br />
Holdings (Trinidad) Limited.<br />
50 26<br />
Gibt sein Wissen an die Kollegen<br />
weiter: Dr. Gerd-Ulrich Woelk,<br />
Senior-Partner bei <strong>MAN</strong> TURBO.<br />
Sorgt für die Optimierung der<br />
Prozesse: Dr. Hans-Otto Jeske,<br />
Technik-Vorstand bei <strong>MAN</strong> TURBO.
INHALTSVERZEICHNIS<br />
I<br />
1<br />
2<br />
4<br />
6<br />
8<br />
9<br />
II<br />
10<br />
12<br />
18<br />
20<br />
22<br />
26<br />
32<br />
34<br />
38<br />
44<br />
46<br />
50<br />
54<br />
55<br />
56<br />
III<br />
58<br />
69<br />
71<br />
73<br />
Umschlag<br />
Die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong><br />
Kontakt<br />
Einleitung<br />
Kernaussagen<br />
Inhalt<br />
Wie ich es sehe – Vorwort von Håkan Samuelsson<br />
Unternehmenssituation – Nachhaltiges Wachstum<br />
Corporate Governance – Regeln für das Management<br />
Unternehmensführung – Umgang mit Risiken<br />
Magazin<br />
Technik zum Wohl der Umwelt<br />
Die <strong>MAN</strong>-Energie-Weltkarte<br />
Unsere Produkte<br />
Reportage: Klimafreundliche Busse für die saubere Stadt<br />
Jedes Gramm weniger Schadstoffe zählt<br />
Nachhaltig fallende Verbrauchskurve<br />
Meldungen<br />
Unsere Prozesse<br />
Reportage: Produktion zwischen Hightech und Handarbeit<br />
Weltweite Qualitätsstandards unter dem <strong>MAN</strong>-Bogen<br />
Meldungen<br />
Unsere Verantwortung<br />
Reportage: Wachstum unter Palmen<br />
Neue Energien, neue Märkte<br />
Meldungen<br />
Unsere Mitarbeiter<br />
Reportage: Treffen der Generationen<br />
Weiterbildung für alle<br />
Karrierekick und Kindersegen<br />
Meldungen<br />
Lagebericht<br />
Lagebericht zur Nachhaltigkeit<br />
Ausgewählte konsolidierte Gesellschaften<br />
Glossar<br />
Ansprechpartner, Impressum<br />
3<br />
I<br />
II<br />
III
I EINLEITUNG WIE ICH ES SEHE<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
im Jahr <strong>2008</strong> wird <strong>MAN</strong> 250 Jahre alt, hervorgegangen<br />
aus der ehemaligen Eisenhütte St. Antony im Ruhrgebiet.<br />
Mit dieser langen Geschichte ist die heutige<br />
<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> eines der ältesten deutschen Industrieunternehmen.<br />
250 Jahre Erfahrung, Fachwissen und Kompetenz,<br />
250 Jahre Innovation, Technologie und Fortschritt,<br />
250 Jahre Verlässlichkeit, Ertragskraft und wirtschaftlicher<br />
Erfolg: Diese Historie ist zugleich Ausdruck einer<br />
nachhaltigen Unternehmensführung, ohne die <strong>MAN</strong><br />
viele Umbrüche und Herausforderungen in den zurückliegenden<br />
Jahrzehnten nicht hätte meistern können.<br />
Die Geschichte ist uns Verpflichtung, die nachhaltige<br />
Unternehmensführung als Maßstab für heute und morgen<br />
zu nehmen. Für die Zukunft der <strong>MAN</strong> AG steht der<br />
wirtschaftliche Erfolg im Vordergrund. Nachhaltig<br />
Erfolg zu haben heißt zugleich, dafür zu sorgen, auch in<br />
Zukunft die Bedingungen für Ertragskraft zu gewährleisten.<br />
Diese Bedingungen sind nicht nur geprägt vom<br />
ökonomischen Umfeld, sondern auch von ökologischen<br />
wie sozialen Fragen. Nur in einer intakten Umwelt und<br />
mit der gesellschaftlichen Akzeptanz dessen, was wir<br />
tun, konnten wir in der Vergangenheit erfolgreich wirtschaften<br />
und werden wir in Zukunft profitabel sein.<br />
Durch die alarmierenden Zustandsberichte, die in der<br />
zurückliegenden Zeit publiziert wurden, gerät die Klimadebatte<br />
in den Vordergrund der Nachhaltigkeitsdiskussion.<br />
Als ein Unternehmen, dessen Kernkompetenz das<br />
Transport-Related Engineering ist, sind wir uns unserer<br />
besonderen Verantwortung bewusst. Es ist Ziel unserer<br />
nachhaltigen Unternehmensführung, die Anforderungen<br />
einer mobilen Gesellschaft und einer zunehmend<br />
globalen, transportorientierten Wirtschaft mit Umweltund<br />
Ressourcenschonung zu verbinden.<br />
Das Bestreben, Ökologie und Ökonomie miteinander<br />
zu verbinden und die gesellschaftliche Akzeptanz zu<br />
sichern, hat bei <strong>MAN</strong> Tradition. Das gilt insbesondere<br />
mit Blick auf die CO 2-Emissionen, die in der aktuellen<br />
Klimadiskussion eine prominente Rolle spielen. Wir<br />
investieren einen Großteil unserer F&E-Aufwendungen<br />
darin, die Ökoeffizienz unserer Produkte zu verbessern<br />
und gleichzeitig die technische Spitzenqualität aufrechtzuerhalten.<br />
Dazu nur einige Beispiele unserer an Nachhaltigkeit<br />
orientierten Innovationskraft: Im Nutzfahr-<br />
zeugbereich erreichen wir mit unseren Lkw-Baureihen<br />
TGX und TGS ehrgeizige Umweltziele. Wir entwickeln<br />
die eingesetzten Common-Rail-Motoren gemäß den<br />
kommenden Abgasgrenzwerten intensiv weiter und<br />
bieten diese Motoren so früh wie möglich auf dem<br />
Markt an. Mit ihrem geringen Kraftstoff- und Schmiermittelverbrauch<br />
zählen unsere Motoren zu den umweltfreundlichsten<br />
und wirtschaftlichsten Nutzfahrzeugantrieben.<br />
Auch bei unseren Schiffsdieselmotoren haben<br />
wir weitere Verbesserungen erzielt: Ausgestattet mit<br />
elektronischer Steuerung und Common-Rail-Technik,<br />
verbrauchen die Großdieselmotoren heute rund ein<br />
Viertel weniger Kraftstoff als vor 25 Jahren, haben deutlich<br />
geringere Emissionen und sind damit für die immer<br />
strengeren Anforderungen der International Maritime<br />
Organization (IMO) gerüstet. Im Turbomaschinenbereich<br />
verfügen wir über Kernkomponenten der Technik,<br />
um synthetische Dieselkraftstoffe oder CO 2-neutralen<br />
Kraftstoff aus erneuerbaren Energien herzustellen.<br />
Hier liegt ein für uns attraktiver Zukunftsmarkt, der<br />
ökologisches mit ökonomischem Interesse verbindet.<br />
<strong>2007</strong> sind wir zudem der internationalen Initiative<br />
3C – Combat Climate Change beigetreten, die sich der<br />
weltweiten Verminderung von klimaschädlichen Emissionen<br />
verschrieben hat.<br />
Bei den gesellschaftlich relevanten Themen haben<br />
wir in den zurückliegenden Jahren ebenfalls Fortschritte<br />
erzielt. Mit unserer weit über den eigenen Bedarf hinausgehenden<br />
Ausbildung geben wir jungen Menschen<br />
die Befähigung dazu, in qualifizierte Berufe einzusteigen.<br />
Gleichermaßen haben wir unser Engagement an<br />
Hochschulen ausgeweitet, um die Bildungschancen<br />
junger Menschen zu verbessern und gleichzeitig Spitzenkräfte<br />
als Nachwuchsführungskräfte zu gewinnen.<br />
Schließlich gehen wir im Bereich der Mitarbeiterbindung<br />
neue Wege: Um qualifizierten Frauen künftig noch<br />
bessere Chancen zu bieten, kümmern wir uns intensiv<br />
um Fragen der Kinderbetreuung sowie der Work-Life-<br />
Balance. Wir haben uns zudem verpflichtet, den immer<br />
noch geringen Anteil von Frauen in Führungspositionen<br />
deutlich zu erhöhen.<br />
In unserem neu aufgelegten und aktualisierten Leitbild<br />
legen wir unsere Verantwortung gegenüber den wichtigsten<br />
Stakeholdern – Kunden, Kapitalgebern, Mitarbei-<br />
4
Håkan Samuelsson,<br />
Vorsitzender des Vorstands.<br />
tern und der Gesellschaft – fest. Das Leitbild basiert auf<br />
unseren Unternehmenswerten: zuverlässig, innovativ,<br />
dynamisch und offen. Konkretisiert wird dieses Leitbild<br />
durch einen Code of Conduct, der für alle Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> verpflichtend ist.<br />
Der Verhaltenskodex beschreibt die im Leitbild umrissenen<br />
Rahmenbedingungen unseres Handelns genauer<br />
und macht sie in der täglichen Arbeit umsetzbar. Ein Compliance-Board,<br />
unterstützt von externen Ombudsleuten,<br />
achtet auf die Einhaltung dieser Verhaltensrichtlinie. Mit<br />
diesen Instrumenten sichern wir uns weiterhin die gesellschaftliche<br />
Akzeptanz unseres Handelns.<br />
Diese wenigen Beispiele belegen, dass es uns mit unserer<br />
Strategie der nachhaltigen Unternehmensführung ernst<br />
ist. Getragen wird diese Strategie durch unser Führungskonzept<br />
Industrial Governance, das unseren Anspruch<br />
auf eine zeitgemäße Unternehmenskultur unterstreicht.<br />
Detaillierte Beispiele, Zahlen und Fakten zu unserer Nachhaltigkeitspolitik<br />
finden Sie auf den folgenden Seiten. Mit<br />
diesem Nachhaltigkeitsreport setzen wir unsere Berichterstattung<br />
zum Thema Umwelt und Gesellschaft konti-<br />
nuierlich fort. Wir sehen diesen Bericht zugleich als ein<br />
Bekenntnis zu unserer nachhaltigen Unternehmensführung,<br />
die wir auch in Zukunft weiterverfolgen werden.<br />
Denn wir können unsere Erfolge nur in einer intakten<br />
Gesellschaft und einer gesunden Umwelt erzielen. Dazu<br />
brauchen wir das Vertrauen unserer Stakeholder.<br />
Wir sind überzeugt davon, dass basierend auf dieser<br />
Strategie <strong>MAN</strong> auch in Zukunft nachhaltig erfolgreich<br />
wirtschaften wird.<br />
Ihr<br />
Håkan Samuelsson,<br />
Vorsitzender des Vorstands<br />
der <strong>MAN</strong> Aktiengesellschaft
I EINLEITUNG UNTERNEHMENSSITUATION<br />
NACHHALTIGES WACHSTUM<br />
Die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> ist einer der führenden Engineering-<br />
Konzerne in Europa. Unsere Kernbereiche sind Nutzfahrzeuge,<br />
Dieselmotoren, Turbomaschinen und industrielle<br />
Dienstleistungen. An der Spitze steht die <strong>MAN</strong> Aktiengesellschaft<br />
als Konzernzentrale. Die Unternehmen der<br />
<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> sind auf ihren Märkten jeweils unter den<br />
Top drei der Anbieter. Über 52 000 Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter sind in rund 120 Ländern der Welt aktiv.<br />
Die strategische Führung der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> liegt beim<br />
Management Board. In ihm sind neben dem Vorstandsvorsitzenden<br />
und dem Finanzvorstand alle <strong>MAN</strong>-Bereiche<br />
vertreten. Aufgaben sind die Weiterentwicklung der<br />
<strong>Gruppe</strong> und die Gesamtstrategie. Jeder Geschäftsbereich<br />
muss sich eigenständig weiterentwickeln und am stärksten<br />
Wettbewerber auf seinem Markt messen. Die Bereiche<br />
haben Renditeziele, die sie im Durchschnitt eines<br />
Konjunkturzyklus erreichen müssen, Verluste werden<br />
nicht toleriert. Darüber hinaus gibt es keine Quersubventionen<br />
zwischen den Geschäftsbereichen.<br />
Wichtigste Aufgabe unserer nachhaltigen Unternehmensführung<br />
ist eine stabile und zukunftsorientierte Ertragslage.<br />
Die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> hat in den zurückliegenden Jahren<br />
Rekordergebnisse verzeichnet. Die Umsatzrendite stieg<br />
im Jahr 2006 über acht Prozent, <strong>2007</strong> liegt sie über zehn<br />
Prozent, und über einen längeren Zeitraum soll sie durchschnittlich<br />
8,5 Prozent erreichen. An dieser Zielmarke werden<br />
wir uns in den kommenden Jahren orientieren. Wir<br />
Wichtige Kennzahlen der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> von 2002 bis 2006 (konsolidiert)<br />
Umsatzwachstum 10 Prozent, Umsatzrendite über 8,5 Prozent.<br />
Die Internationalisierung wird weiter vorangetrieben.<br />
Überdurchschnittliche Entwicklung der <strong>MAN</strong>-Aktie.<br />
haben das operative Ergebnis in den vergangenen Jahren<br />
kontinuierlich gesteigert. Diese Entwicklung ist Beleg<br />
dafür, dass wir mit der ständigen Verbesserung unserer<br />
Managementinstrumente sowie mit unserer vorausschauenden<br />
Portfoliopolitik auf dem richtigen Weg sind.<br />
Umso wichtiger ist es, die Stabilität der Ertragslage<br />
auch für die kommenden Jahre zu sichern, um möglichst<br />
unabhängig von eventuellen konjunkturellen Schwankungen<br />
zu sein.<br />
Ein wichtiger Baustein, um uns für die Zukunft gut aufzustellen,<br />
ist die weitere Internationalisierung der <strong>MAN</strong><br />
<strong>Gruppe</strong>. In den zurückliegenden Jahren wuchsen die<br />
Bestellungen aus dem Ausland auf etwa 75 Prozent der<br />
gesamten Orders, Tendenz weiterhin steigend. Auch in<br />
Zukunft werden wir auf den internationalen Markt setzen.<br />
Der Anteil der bei Auslandsgesellschaften beschäftigten<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stieg von knapp<br />
34 Prozent im Jahr 2001 auf rund 42 Prozent im Jahr <strong>2007</strong>.<br />
Auch hier geht der Trend eindeutig zur internationalen<br />
Ausweitung. Wir konzentrieren uns darauf, größere Volumina<br />
umzusetzen und dabei gleichzeitig die operative<br />
Performance aller Unternehmensbereiche zu verbessern.<br />
Für die Zukunft wollen wir unsere Kernbereiche weiter<br />
stärken. Neben dem Wachstum aus eigener Kraft schließen<br />
wir Partnerschaften oder Akquisitionen nicht aus.<br />
Wir gehen davon aus, dass die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> schon in<br />
wenigen Jahren noch größer, noch profitabler und noch<br />
Mio € 2006 2005 2004 2003 2002<br />
Auftragseingang 16 567 14 338 15 645 13 744 15 720<br />
Umsatz 1) (Inland und Ausland) 13 049 11 379 14 038 13 546 16 040<br />
Operatives Ergebnis 2) 1 105 674 557 383 324<br />
Mitarbeiter (Anzahl am 31.12.) 50 290 49 161 59 008 64 158 75 054<br />
Umsatzrendite ROS (%) 8,5 5,9 4,0 2,8 2,0<br />
Rendite auf das eingesetzte Kapital ROCE (%) 28,0 19,1 13,0 8,4 7,1<br />
1) ab 2004 geänderte Umsatzbilanzierung von Nutzfahrzeugverkäufen mit Rücklaufverpflichtung als »Operating Lease«<br />
2) 2006 einschließlich Bonus von 0,50 € je Aktie<br />
6
internationaler auf den Weltmärkten aktiv sein wird.<br />
Für die kommenden Jahre erwarten wir – bei anhaltend<br />
stabiler Konjunktur – eine weiterhin gute Nachfrage<br />
nach unseren Produkten und Dienstleistungen. Bis 2010<br />
haben wir uns ein durchschnittliches Wachstum von<br />
rund zehn Prozent pro Jahr vorgenommen. Für unsere<br />
Kernkennzahlen Umsatzrendite (ROS) und Rendite auf<br />
das eingesetzte Kapital (ROCE) haben wir uns ehrgeizige,<br />
aber realistische Ziele gesetzt: Für die ROS liegt die Zielmarke<br />
nun bei 8,5 Prozent, für die ROCE bei über 22 Prozent.<br />
Diese Werte sollen im Durchschnitt über einen<br />
Konjunkturzyklus erreicht werden.<br />
Die Bereiche haben in Abstimmung mit dem Management<br />
Board folgende strategische Schwerpunkte für die<br />
Jahre bis 2010 gesetzt:<br />
• Nutzfahrzeuge: Restrukturierung des Busbereichs;<br />
Verringerung der Produktkomplexität sowie höhere<br />
Produktivität<br />
• Dieselmotoren: Verbesserung des Produktionsnetzwerks<br />
• Turbomaschinen: Verbesserung der internen Prozesse<br />
und Ausbau des Servicegeschäfts<br />
• Industriedienstleistungen: Konzentration auf Kernkompetenzen<br />
Außerdem wollen wir durch den Ausbau der After-Sales-<br />
Dienstleistungen in allen Bereichen weiter wachsen.<br />
Zugleich forschen und entwickeln wir im Sinne der<br />
nachhaltigen Produktpolitik in allen produzierenden<br />
Unternehmensbereichen kontinuierlich weiter: Für die<br />
kommenden Jahren haben wir rund drei Prozent des<br />
Umsatzes für Forschung und Entwicklung reserviert.<br />
Wir sind überzeugt davon, dass wir mit unseren ehrgeizigen<br />
Zielen die richtigen Herausforderungen an uns gestellt<br />
haben, damit auch in Zukunft all unsere Stakeholder<br />
zufrieden sind mit den Leistungen und Kennzahlen<br />
der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong>. Die langfristige Planung der Ertragssicherheit<br />
der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> ist ein wichtiger Baustein<br />
unserer nachhaltigen Unternehmensführung.<br />
Die <strong>MAN</strong>-Aktie<br />
Die Aktie der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> wird an allen sieben deutschen<br />
Börsen sowie im Xetra gehandelt. <strong>MAN</strong> ist unter<br />
anderem Mitglied des deutschen Börsenindex Dax, der<br />
die Performance der 30 bedeutendsten börsennotierten<br />
Unternehmen Deutschlands misst. Dabei hat sich die<br />
<strong>MAN</strong>-Aktie überdurchschnittlich zum Dax entwickelt.<br />
Eine Anlage in die <strong>MAN</strong>-Stammaktie erwirtschaftete<br />
in den zurückliegenden zehn Jahren eine jährliche<br />
Gesamtrendite von 17,1 Prozent und erzielte so eine höhere<br />
Wertsteigerung als der Dax (+ 8,6 Prozent) und der<br />
DJ Euro Stoxx (+ 11,0 Prozent). Ausschlaggebend dafür<br />
waren unter anderem die signifikant verbesserten Resultate<br />
aller Unternehmensbereiche sowie die konsequente<br />
Ausrichtung des Unternehmensportfolios auf<br />
Transport-Related Engineering.<br />
Im ersten Halbjahr <strong>2007</strong> verzeichnete der Dax einen<br />
Kursgewinn von rund 21 Prozent. In diesem freundlichen<br />
Marktumfeld erzielte unsere Stammaktie vom<br />
1. Januar bis 30. Juni <strong>2007</strong> einen Kursgewinn von<br />
38,30 Euro oder 56 Prozent auf 106,76 Euro. Die <strong>MAN</strong>-<br />
Aktie war damit im ersten Halbjahr <strong>2007</strong> Spitzenreiter<br />
in der Dax-Wertentwicklung.<br />
Die indexrelevante Marktkapitalisierung der <strong>MAN</strong> AG,<br />
basierend auf einem Streubesitz von 70,1 Prozent, betrug<br />
zum 30. Juni <strong>2007</strong> über zehn Milliarden Euro. Damit<br />
belegte <strong>MAN</strong> zum Quartalsende in der Dax-Rangliste<br />
Platz 20 nach Platz 23 im Vorquartal.<br />
Auch in Zukunft werden wir unsere transparente Investor-Relations-Politik<br />
fortsetzen. Damit stärken wir das<br />
Vertrauen der Öffentlichkeit sowie der Investoren und<br />
Analysten in die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong>.<br />
7
I EINLEITUNG CORPORATE GOVERNANCE<br />
REGELN FÜR DAS <strong>MAN</strong>AGEMENT<br />
Zur Strategie nachhaltiger Unternehmensführung gehört<br />
unsere Corporate Governance, also die transparente<br />
Führung und Kontrolle unseres Unternehmens.<br />
Diese Corporate Governance ist Voraussetzung für die<br />
effektive und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit<br />
unseren Stakeholdern.<br />
Um die Standards für eine gute Unternehmensführung<br />
zu vereinheitlichen und überprüfbar zu machen, wurde<br />
2002 der Deutsche Corporate Governance Kodex ins Leben<br />
gerufen. Eine unabhängige Kommission überprüft<br />
jährlich den Kodex und passt ihn je nach Bedarf an.<br />
Vorstand und Aufsichtsrat der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> haben jedes<br />
Jahr die Entsprechungserklärung nach § 161 AktG abgegeben.<br />
Demnach entspricht <strong>MAN</strong> sämtlichen Empfehlungen<br />
des Deutschen Corporate Governance Kodex.<br />
Führungskonzept Industrial Governance<br />
Wir prüfen die Corporate-Governance-Praxis unseres<br />
Unternehmens stetig und verbessern sie gegebenenfalls.<br />
Um die Führung der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> zu optimieren, haben<br />
wir unser Führungskonzept Industrial Governance geschaffen.<br />
Es ruht auf drei Säulen, die die wesentlichen Aufgaben<br />
der Konzernzentrale der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> beschreiben:<br />
• Bestimmung der Strategie und der Geschäftsstrukturen<br />
(Strategie und Struktur)<br />
• Bestimmung der Personalstrategie und Besetzung der<br />
Führungspositionen des Konzerns (Leadership-Supply)<br />
• Planung und Steuerung der Performance (Controlling)<br />
Dazu kommen unter anderem:<br />
• Finanzmanagement<br />
• Präsentation des Unternehmens und seiner Werte<br />
gegenüber dem Kapitalmarkt und der Öffentlichkeit<br />
• Risikomanagement<br />
• Wissensmanagement<br />
Das im Jahr 2005 eingerichtete Management Board<br />
der <strong>MAN</strong> AG gewährleistet, dass sämtliche <strong>MAN</strong>-Bereiche<br />
auf höchster Managementebene vertreten sind.<br />
Das erhöht die interne wie externe Informationsgeschwindigkeit.<br />
Zusätzlich erhöhen wir dadurch Trans-<br />
Die im Corporate Governance Kodex erfassten Standards bilden<br />
die Grundstruktur für eine verantwortungsbewusste Führung des<br />
Unternehmens, transparent und auf Wertschöpfung ausgerichtet.<br />
parenz und Verlässlichkeit, auf die unsere Stakeholder<br />
angewiesen sind.<br />
Die Aktionärsstruktur von <strong>MAN</strong> ist internationaler geworden.<br />
Für ausländische Investoren ist es besonders<br />
wichtig, sich schnell und aktuell über die Performance<br />
des Unternehmens und die praktizierte Corporate Governance<br />
informieren zu können. Wir geben über unsere<br />
Internetseite sowie mittels Finanzpublikationen und Kapitalmarktkonferenzen<br />
allen Interessierten und Stakeholdern<br />
die Möglichkeit, sich ein aktuelles Bild von unserem<br />
Unternehmen zu machen. Darüber hinaus bieten<br />
wir Journalisten und Analysten neben den halbjährlichen<br />
Pressekonferenzen jeweils nach den Quartalsmeldungen<br />
Telefonkonferenzen mit einem oder mehreren<br />
Mitgliedern des Vorstands an. Diese Gespräche helfen,<br />
gegenseitiges Vertrauen aufzubauen.<br />
Mit unserer Corporate-Governance-Strategie, die nicht<br />
nur darauf baut, den Empfehlungen des Corporate Governance<br />
Kodex zu entsprechen, sondern darüber hinausgeht,<br />
haben wir Richtlinien für nachhaltige Unternehmensführung<br />
festgelegt. Weitere Details, zum Beispiel<br />
zur neu gefassten Vergütungsstruktur für Vorstand und<br />
Aufsichtsrat, erläutern wir in unserem Geschäftsbericht.<br />
COMPLIANCE-SYSTEM<br />
NEUE OMBUDSLEUTE BESTELLT<br />
Im September <strong>2007</strong> hat <strong>MAN</strong> sein Compliance-System<br />
weiter verstärkt: Es wurden zwei externe Ombudsleute<br />
bestellt, an die sich Mitarbeiter vertrauensvoll<br />
und dem Unternehmen gegenüber anonym<br />
wenden können. Die Rechtsanwälte Jan Olaf Leisner,<br />
München, und Dr. Achim Bischoff, Duisburg, verfügen<br />
über umfangreiche Erfahrungen im Bereich Wirtschaftsund<br />
Strafrecht und unterstützen das Compliance Board<br />
der <strong>MAN</strong> AG. Das Board hat die Aufgabe, mögliche<br />
widerrechtliche Handlungen frühzeitig zu erkennen<br />
und entsprechende Gegenmaßnahmen einzuleiten.<br />
8
I EINLEITUNG UNTERNEHMENSFÜHRUNG<br />
UMGANG MIT RISIKEN<br />
Unter einem Risiko verstehen wir die Gefahr, dass Ereignisse,<br />
Entscheidungen und Handlungen uns hindern,<br />
Ziele zu erreichen oder Strategien erfolgreich zu realisieren.<br />
Gleichwohl müssen Unternehmen Risiken eingehen,<br />
wollen sie auf globalen Märkten Möglichkeiten<br />
realistisch nutzen. Deswegen braucht es wirksame Abläufe,<br />
um eventuelle Risiken beim unternehmerischen<br />
Handeln so gering wie möglich zu halten und gleichzeitig<br />
sich bietende Chancen optimal wahrzunehmen.<br />
Wir haben im Rahmen unseres Risikomanagementsystems<br />
die folgenden kritischen Felder analysiert:<br />
• Markt<br />
• Produkte<br />
• Prozesse<br />
• Mitarbeiter<br />
• Finanzen<br />
Rahmen und Grundlage unseres Risikomanagementsystems<br />
ist das konzernweit gültige Risikomanagement-Handbuch.<br />
Es bildet die normative Basis aller<br />
entsprechenden Aktivitäten und sorgt durch seine<br />
grundlegenden Bestimmungen dafür, dass das Risikomanagementsystem<br />
im Unternehmen einheitlich verstanden<br />
wird. Das Handbuch enthält verbindliche<br />
Regelungen, um wesentliche Risiken zu identifizieren,<br />
zu analysieren, zu bewerten und zu überwachen.<br />
Daraus abgeleitet, sind die Bereiche dezentral dafür<br />
verantwortlich, das Risikomanagementsystem in<br />
ihrem Bereich zu verankern. So kommen wir möglichen<br />
Gefahren am nächsten und verbessern die<br />
Chancen auf Früherkennung.<br />
Risikoboards konzernweit eingerichtet<br />
Wir analysieren Chancen und Risiken für die <strong>MAN</strong><br />
<strong>Gruppe</strong> quartalsweise. Vorstand und zentrales Controlling<br />
bewerten die Ergebnisse dann bei Reviewmeetings.<br />
Gegebenenfalls leiten die Verantwortlichen entsprechende<br />
Gegenmaßnahmen ein. Dem Aufsichtsrat wird<br />
regelmäßig über die Risikolage der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> berichtet.<br />
Eine solche quartalsweise vorgenommene Risikoeinschätzung<br />
findet in allen Bereichen statt. Wir haben kon-<br />
Der Umgang mit dem Unwägbaren ist der Prüfstein für unternehmerischen<br />
Erfolg. Außer auf ihre 250-jährige Erfahrung setzt die<br />
<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> auf ein erprobtes System zum Risikomanagement.<br />
zernweit in allen Bereichen von <strong>MAN</strong> Risikoboards eingerichtet.<br />
Die Risikoboards sind zentrale Steuerungsund<br />
Überwachungsinstanzen. Fachleute aus den Bereichen<br />
Finanzen, Technik und Recht arbeiten im Rahmen<br />
der jeweiligen Boards an der Aufgabe, bislang unbekannte<br />
Gefahren zu identifizieren und zu beurteilen. Darüber<br />
hinaus obliegt es den Risikoboards, vorhandene Maßnahmen<br />
und Instrumente gegen mögliche Gefahren<br />
weiter zu verbessern.<br />
Konzernrevision und Abschlussprüfer bewerten und<br />
kontrollieren die Funktionsfähigkeit des Risikomanagementsystems<br />
der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> regelmäßig,<br />
sodass Kontinuität, Sicherheit und Unabhängigkeit<br />
gewährleistet sind.<br />
Dynamischer Vorsorgeprozess<br />
Derzeit sind auf Basis des bei <strong>MAN</strong> etablierten Risikomanagementsystems<br />
keine Gefahren erkennbar, die<br />
zur dauerhaften und wesentlichen Beeinträchtigung<br />
der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> führen könnten. Gleichwohl ist<br />
umfassende Vorsorge im Rahmen der Nachhaltigkeit<br />
unabdingbar. Aus diesem Grund ist unser Risikomanagement<br />
ein kontinuierlicher wie dynamischer Prozess.<br />
Wir optimieren unsere Systeme ständig und<br />
passen sie an sich verändernde Rahmenbedingungen<br />
an. Wir haben mit unserem Risikomanagementsystem<br />
ein zuverlässiges Instrumentarium zur nachhaltigen<br />
Unternehmensführung entwickelt, das die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong><br />
so weit wie möglich vor Schäden im ökonomischen<br />
Bereich sowie im Produkt-, Prozess- und Mitarbeiterbereich<br />
bewahren wird.<br />
9
II MAGAZIN<br />
TECHNIK ZUM WOHL DER UMWELT<br />
Die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> entwickelt Produkte für die globalen Wachstumsmärkte<br />
Transport, Antrieb und Energie. Im Sinne des Klimaschutzes spielt<br />
die Erforschung alternativer Antriebe und Kraftstoffe eine wichtige Rolle.<br />
Die Mobilität und die Energieversorgung der<br />
Zukunft beschäftigen die gesamte <strong>MAN</strong>. Alle<br />
Geschäftsbereiche engagieren sich für Entwicklung<br />
und Einsatz neuer Technologien, die<br />
Ressourcen schonen und erneuerbare Energien<br />
voranbringen und damit unter anderem gegen<br />
den Klimawandel angehen. Als Systemanbieter<br />
von Nutzfahrzeugen, Dieselmotoren, Turbomaschinen<br />
und Industriedienstleistungen liefert die<br />
<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> Produkte und Services für die globalen<br />
Wachstumsmärkte Transport, Antrieb und<br />
Energie. Bereiche, die sich dynamisch wie nie zuvor<br />
entwickeln – und Güter, Menschen und Kapital in<br />
großem Umfang bewegen.<br />
Im Fokus steht zum einen die Endlichkeit fossiler<br />
Energieträger als Treiber für möglichst effiziente<br />
Fördermethoden ebenso wie für den sparsamen<br />
Verbrauch in Motoren, Turbomaschinen und<br />
Anlagen. Zum anderen kommt der Nutzung erneuerbarer<br />
Energiequellen und der Bereitstellung der<br />
dafür erforderlichen Technologien eine zentrale<br />
Rolle zu. Denn sowohl der Kampf gegen den Klimawandel<br />
als auch die steigenden Energiepreise lassen<br />
alternative Antriebe und Kraftstoffe immer<br />
attraktiver werden.<br />
Zwischen Ökonomie und Ökologie<br />
Alle Entwicklungen stehen im Spannungsfeld<br />
zwischen Ökonomie und Ökologie. Umweltrelevante<br />
Ziele zu erreichen und gleichzeitig den<br />
wirtschaftlichen Interessen der Kunden gerecht<br />
zu werden, ist die Vorgabe für jeden Geschäftsbereich.<br />
Speziell für den Personennahverkehr<br />
konzipierte <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge eine vielversprechende<br />
Lösung für den Transport und Antrieb<br />
von morgen – Stadtomnibusse mit Hybridsystemen,<br />
bei denen Elektro- und Verbrennungsmotor<br />
unter einem Dach kooperieren. Im Lkw-Fernver-<br />
kehr setzt der neue TGX V8 hohe Maßstäbe bezüglich<br />
Leistung, Aerodynamik, Kraftstoffverbrauch<br />
und Emissionswerten.<br />
<strong>MAN</strong> Diesel punktet mit Motoren, die nicht nur<br />
die größten Containerschiffe der Welt bewegen<br />
oder Luxusliner zu den schönsten Flecken der<br />
Erde bringen, sondern auch in Kraftwerksanlagen<br />
Strom erzeugen – wenn gewünscht, sogar mit<br />
Speiseöl. Sämtliche Viertakter und Zweitakter<br />
erfüllen den Kundenwunsch nach Langlebigkeit<br />
und zuverlässigem Betrieb ebenso wie die jeweils<br />
geltenden Umweltschutzbestimmungen.<br />
Auftragsschub durch synthetische Kraftstoffe<br />
<strong>MAN</strong> TURBO war schon immer über die gesamte<br />
Kette von der Erdöl- und Erdgasförderung über<br />
den Energietransport bis zur Weiterverarbeitung<br />
gut aufgestellt. Doch einen solchen Auftragsschub,<br />
wie ihn derzeit speziell Luftzerlegungsanlagen<br />
erleben, gab es noch nie. Wichtigster<br />
Treiber ist neben der stetig wachsenden Stahlindustrie<br />
in China die Gewinnung synthetischer<br />
Kraftstoffe aus Erdgas. In diesen Prozessen kommen<br />
sowohl die großen Turbomaschinen von<br />
<strong>MAN</strong> TURBO als auch Reaktoren der Tochter <strong>MAN</strong><br />
DWE zum Einsatz.<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal setzt als Industriedienstleister<br />
und Generalunternehmer im Anlagenbau verstärkt<br />
auf alternative Ressourcen. Jüngstes Beispiel:<br />
ein solarthermisches Pilotkraftwerk im äußerst<br />
sonnigen spanischen Andalusien. Basierend auf<br />
der wartungsarmen und mit Standardkomponenten<br />
zu bedienenden Fresnel-Technik, soll dieses<br />
Energieprojekt schon <strong>2008</strong> im Praxisbetrieb seine<br />
Wirtschaftlichkeit und Marktreife beweisen. Experten<br />
prognostizieren dieser Technologie ein enormes<br />
Potenzial.
Bewährte Technik: <strong>MAN</strong> besetzt die Kette<br />
von der Erdöl- und Erdgasförderung über den<br />
Transport bis zur Weiterverarbeitung. Der verstärkte<br />
Einsatz erneuerbarer Energien erschließt<br />
Geschäftsfelder für Turbomaschinen und chemische<br />
Reaktoren (Seite 22).<br />
Energietransport: Jedes zweite Schiff auf den<br />
Ozeanen fährt mit Motoren von <strong>MAN</strong> Diesel.<br />
Zukunftsweisend für den Transport fossiler<br />
Ressourcen sind Dual-Fuel-Motoren, die sich<br />
besonders für den Antrieb von LNG-Tankern<br />
(Liquified Natural Gas) anbieten (Seite 19).<br />
Enhanced Oil Recovery (EOR): Für die<br />
effiziente Nutzung von Ölfeldern wird der in<br />
Luftzerlegungsanlagen gewonnene Stickstoff<br />
mit hohem Druck in die Lagerstätten gepumpt,<br />
um dort den für die weitere Förderung nötigen<br />
Druck zu gewährleisten.
Energiegewinnung: Kraftwerke nutzen<br />
Motoren und Turbinen von <strong>MAN</strong>. Bei chemischen<br />
und petrochemischen Prozessen<br />
sowie bei der Produktion synthetischer<br />
Kraftstoffe gehören Maschinen von <strong>MAN</strong><br />
TURBO zur Kernausstattung (Seite 44).<br />
Fahrzeugtechnik: Aerodynamisch ausgefeilte<br />
Lkw-Fahrerhäuser und Fahrzeugaufbauten sowie<br />
Motoren mit modernster Common-Rail-<br />
Einspritztechnik sorgen dafür, dass Busse und<br />
Lkw von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge heute mit weniger<br />
Kraftstoff viel weiter kommen (Seite 18, 20).
Wirkungsgrad steigern: Um die Emissionen<br />
gering zu halten und die Betriebskosten einer<br />
Anlage oder eines Motors zu senken, arbeiten<br />
alle Forschungs- und Entwicklungsabteilungen<br />
von <strong>MAN</strong> an der Effizienzsteigerung ihrer<br />
Produkte (Seite 23).<br />
CO2-Speicherung: Täglich emittieren Kohlekraftwerke<br />
große Mengen des klimaschädlichen<br />
Gases Kohlendioxid. Derzeit werden<br />
Verfahren getestet, mit denen man das Gas<br />
herausfiltern kann, um es dann unterirdisch zu<br />
lagern. <strong>MAN</strong> TURBO liefert die nötige Technik.<br />
Hybridantrieb: Bei der speziell für Stadtomnibusse<br />
entwickelten Technik arbeiten<br />
Elektro- und Verbrennungsmotor zusammen.<br />
Durch die Rückgewinnung der<br />
Bremsenergie lassen sich bis zu 25 Prozent<br />
Kraftstoff einsparen (Seite 12).<br />
Strom aus Sonne: <strong>MAN</strong> Ferrostaal öffnet sich<br />
als Spezialist für den Industrieanlagenbau mit<br />
dem Engagement bei solarthermischen Kraftwerken<br />
einen neuen Markt. Bis zum Jahr 2020<br />
sollen die Kosten auf das Niveau von Strom<br />
aus fossilen Ressourcen sinken (Seite 45).
II MAGAZIN UNSERE PRODUKTE
DR. STEFAN KERSCHL, ENTWICKLER HYBRIDANTRIEBE<br />
»Unser Ziel ist es, eine Größenordnung von 30 Prozent<br />
Kraftstoffersparnis zu erreichen.«<br />
Stefan Kerschl ist Leiter der Entwicklung Alternative Antriebe in der Vorentwicklung von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge in München<br />
13
II MAGAZIN UNSERE PRODUKTE 14<br />
KLIMAFREUNDLICHE BUSSE FÜR DIE SAUBERE STADT<br />
Hybridantriebe entfalten vor allem im Stadtverkehr ihre umweltfreundliche Wirkung.<br />
<strong>MAN</strong> profitiert von Jahrzehnten eigener Forschung und kann mit seinen Bussen<br />
greifbare Ergebnisse vorweisen.<br />
Der Bus der Zukunft schwebt<br />
gut eineinhalb Meter über<br />
dem Hallenboden des Entwicklungsbereichs<br />
von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge.<br />
Sicher aufgebockt auf<br />
vier Radgreifern, harrt der <strong>MAN</strong><br />
Lion’s City der Dinge, die da kommen<br />
sollen. Jeder der vier meerblau<br />
lackierten Minikräne kann gut fünf<br />
Tonnen Gewicht nach oben wuchten.<br />
Der Lion’s City, das erfolgreichste<br />
Stadtbusmodell von <strong>MAN</strong>, bringt es<br />
auf knapp zwölf Tonnen.<br />
Einige Kilo dürften noch hinzukommen,<br />
wenn die Pläne umgesetzt werden,<br />
die Dr. Stefan Kerschl und Josef<br />
Schlosser an diesem Morgen besprechen.<br />
Die beiden arbeiten seit Langem<br />
zusammen. Kerschl verantwortet<br />
seit 2004 die Entwicklung alternativer<br />
Antriebe im Zentralbereich Vorentwicklung<br />
von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />
am Standort München. Schlosser ist<br />
seit sechs Jahren Chef in der Werkshalle,<br />
in der das Hybridteam unter<br />
Kerschls Führung Prototypen neuer<br />
Busse montieren oder umbauen lässt.<br />
Zwei Motoren unter der Haube<br />
»Diesen Lion’s City rüsten wir auf<br />
Hybridtechnik um«, erklärt Kerschl<br />
den Grund für das morgendliche<br />
Zusammentreffen. In der Hybridtechnik<br />
kooperieren, sehr vereinfacht<br />
ausgedrückt, ein Elektro- und ein<br />
Verbrennungsmotor. Dabei wird<br />
der Elektromotor mit der Energie gespeist,<br />
die beim Bremsen gewonnen,<br />
anschließend zwischengespeichert<br />
und dann beim Beschleunigungsvorgang<br />
wieder abgegeben wird. So lässt<br />
sich nicht nur der Dieselverbrauch<br />
spürbar senken, auch die klimaschädigenden<br />
Kohlendioxidemissionen<br />
gehen im gleichen Maße zurück –<br />
was den Hybridbussen im Zeitalter<br />
des Treibhauseffekts zu neuer ökologischer<br />
Bedeutung verhilft.<br />
Fast ein Lebenswerk<br />
Zusammen mit Schlosser geht der<br />
promovierte Maschinenbau-Ingenieur<br />
Kerschl an diesem Morgen den<br />
Zeitplan durch, checkt die Werkteilliste,<br />
bespricht Arbeitsumfänge. Gut<br />
ein halbes Jahr Arbeit liegt vor dem<br />
Team von Schlosser, bis der Bus nach<br />
der Umrüstung ausgeliefert werden<br />
kann. »Wir haben Busse auch schon<br />
auf Gas- und Wasserstoffantrieb umgerüstet«,<br />
verweist der Werkstattleiter<br />
auf seine langjährige Erfahrung.<br />
»Die Hybridtechnologie ist jedoch<br />
deutlich komplexer.«<br />
Mit der Hybridtechnik hat der 40-jährige<br />
Kerschl seit seinen Studientagen<br />
zu tun. Als wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />
am Institut für Maschinenelemente<br />
der Technischen Universität<br />
München gehörte er 1994 zu einem<br />
interdisziplinären Team, an dem<br />
sechs Lehrstühle beteiligt waren und<br />
das einen Hybridantrieb für einen<br />
Pkw entwickeln sollte. »Wir waren damals<br />
unserer Zeit voraus und sind<br />
oft genug als Exoten an der Uni und<br />
auch in der Industrie belächelt worden«,<br />
erinnert sich Kerschl. Missen<br />
will er die Arbeiten in dem Sonderforschungsbereich<br />
nicht. Das Wissen<br />
um das komplexe Zusammenspiel<br />
aller Komponenten bei einem<br />
Hybridantrieb und um das Potenzial<br />
für Verbesserungen machten<br />
ihn für <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge interessant,<br />
für die Kerschl seit Ende der<br />
Neunzigerjahre in der Vorentwicklung<br />
als Projektleiter tätig ist.<br />
Seit jenen Tagen hat Kerschl nicht nur<br />
live zahlreiche technische Fortschritte,<br />
sondern auch die Medienkarriere der<br />
Hybridtechnologie erlebt. Wenn eine<br />
Antriebstechnik in den vergangenen<br />
Monaten im Rampenlicht stand, dann<br />
die Hybridtechnik. Selbst Boulevardblätter<br />
berichten mittlerweile darüber,<br />
dass Hollywoodstars wie George<br />
Clooney, Cameron Diaz oder Leonardo<br />
DiCaprio ein Auto mit Hybridantrieb<br />
in der Garage stehen haben.<br />
Hybridantriebe stark gefragt<br />
Seit man in Nordamerika über Rekordpreise<br />
an den Zapfsäulen stöhnt,<br />
erlebt der Hybridantrieb dort einen<br />
starken Aufschwung: Laut Marktanalyst<br />
Jato Dynamics sind 2006 fast<br />
270 000 Hybridmodelle in den USA<br />
zugelassen worden. Auch in Deutschland<br />
gewinnt die Hybridtechnik immer<br />
mehr Anhänger. Knapp jeder<br />
dritte Verbraucher hierzulande plant<br />
beim Kauf seines nächsten Autos, »bestimmt<br />
beziehungsweise mit großer
01<br />
02<br />
01 Langjährige Weggefährten: Dr. Stefan<br />
Kerschl und Josef Schlosser (l.).<br />
02 Teil des Ganzen: die Elektromaschine<br />
für Nebenaggregate.<br />
03 Suche nach Ideen, um Spritverbrauch<br />
und Emissionen weiter zu senken.<br />
03
II MAGAZIN UNSERE PRODUKTE<br />
Wahrscheinlichkeit« ein Hybridfahrzeug<br />
zu erwerben. Das berichtete im<br />
Frühsommer <strong>2007</strong> die Welt am Sonntag<br />
unter Berufung auf eine Infratest-<br />
Umfrage unter 1 000 Autofahrern.<br />
Den größten Nutzen haben Hybridantriebe<br />
nicht auf Langstrecken, sondern<br />
sondern bei Fahrten in der Stadt:<br />
Dort ist der ständige Wechsel zwischen<br />
Beschleunigen und Bremsen<br />
typisch, und genau dieser schafft die<br />
idealen Voraussetzungen für die<br />
Rückgewinnung von Bremsenergie.<br />
Dass die Hybridtechnik eine Alternative<br />
zu den bekannten Antriebskonzepten<br />
sein kann, ist für Eberhard Hipp,<br />
Leiter des Zentralbereichs Vorentwicklung<br />
bei <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge, nichts<br />
Neues: »Wir haben bereits in den Siebzigerjahren<br />
begonnen, verschiedene<br />
Hybridvarianten zu testen.« Seitdem<br />
wurden unter anderem hydraulische<br />
Speicher und mechanische Schwungradspeicher<br />
erprobt, in jüngerer Zeit<br />
vor allem die Wandlung in elektrische<br />
Energie und deren effiziente Speicherung.<br />
Im Sommer <strong>2007</strong> lieferte <strong>MAN</strong><br />
bereits die dritte Generation seines<br />
Hybrid-Dieselbusses aus, den jetzt die<br />
Nürnberger Verkehrsbetriebe im Alltagsbetrieb<br />
testen.<br />
Der Zunft voraus<br />
Dass <strong>MAN</strong> dank dieser jahrzehntelangen<br />
Vorarbeiten heute im Nutzfahrzeugsegment<br />
beim Hybridantrieb<br />
die Nase vorn hat, zeigte sich im<br />
Sommer <strong>2007</strong> in Helsinki. Dort fand<br />
das Meeting der Union Internationale<br />
des Transports Publics (UITP)<br />
statt, des weltweit wichtigsten Verbands<br />
für alle, die mit dem öffentlichen<br />
Nahverkehr zu tun haben.<br />
»Wir gehen davon aus, dass sich mit<br />
diesem Fahrzeug einsatzabhängig<br />
derzeit 20 bis 25 Prozent Kraftstoff
und damit auch ebenso viel Kohlendioxid<br />
einsparen lassen«, erklärt Entwickler<br />
Kerschl das große Interesse<br />
an dem Bus nicht nur in Helsinki. Die<br />
Vergleichsgröße ist dabei der »beste<br />
Diesel, den wir derzeit bauen«.<br />
Dass sich der Hybridantrieb für den<br />
Linienbuseinsatz geradezu aufdrängt,<br />
ist für den erfahrenen Ingenieur<br />
keine Frage. Der energieverzehrende<br />
Stop-and-go-Betrieb in der Stadt beschäftigt<br />
Kerschl seit Beginn seiner Ingenieurlaufbahn.<br />
Bremsen gilt als reine<br />
Energieverschwendung, so wenig<br />
vermeidbar es im Verkehrsgeschehen<br />
auch sein mag. Die beträchtliche<br />
Energie eines beschleunigten 12-Tonnen-Busses<br />
wird beim Verzögern vor<br />
allem in Wärme umgewandelt, die<br />
ungenutzt entweicht – für einen Ingenieur<br />
eine Herausforderung.<br />
Magisches Dreieck im Busverkehr<br />
Doch nicht nur das. »Bei unseren Entwicklungsarbeiten«,<br />
sagt Kerschl,<br />
»wollen wir gleich mehrere Ziele erreichen.«<br />
Dazu zählen neben der Reduzierung<br />
des Energieverbrauchs eine<br />
Senkung der Betriebskosten, die Verminderung<br />
der Geräusch- und Abgasemissionen<br />
sowie eine zunehmende<br />
Substitution fossiler Kraftstoffe.<br />
Dieses magische Dreieck des modernen<br />
Busverkehrs erreicht <strong>MAN</strong> bei<br />
seinem dieselelektrischen Hybridantrieb<br />
durch den Einsatz sogenannter<br />
Ultracaps. Diese Hochleistungskondensatoren,<br />
von denen der <strong>MAN</strong><br />
Lion’s City Hybrid zwölf Module unter<br />
der Dachhaube hat, können die<br />
anfallende Bremsenergie kurzzeitig<br />
und effizient speichern. Aber die<br />
Energiespeicher sind nicht die einzige<br />
Besonderheit: Eingesetzt wird ein<br />
serienmäßiger Common-Rail-Dieselmotor<br />
mit dem derzeit besten be-<br />
kannten Abgasstandard EEV (Enhanced<br />
Environmentally Friendly<br />
Vehicle). Der Dieselmotor treibt über<br />
das Getriebe nicht direkt die Achse an,<br />
sondern einen Hochleistungsgenerator,<br />
der seine Leistung wiederum in<br />
zwei Elektromotoren einspeist. Diese<br />
beiden Kraftpakete sind mit dem<br />
elektrischen Speichersystem auf dem<br />
Dach, den Ultracaps, verbunden. So<br />
können die Fahrmotoren entweder<br />
über den Dieselmotor beziehungsweise<br />
Generator plus Energiespeicher<br />
versorgt werden oder vom Energiespeicher<br />
allein.<br />
Das rein elektrische Anfahren hat<br />
einen großen Vorteil, sagt Kerschl:<br />
»Der Bus verlässt die Haltestelle geräusch-<br />
und abgasfrei, was sowohl<br />
Fahrgästen als auch Anwohnern im<br />
Bereich der Bushaltestellen zugutekommt.«<br />
Der Dieselmotor wird erst<br />
bei zunehmendem Leistungsbedarf<br />
gestartet, sprich, wenn der Fahrer<br />
stärker aufs Gaspedal tritt.<br />
Effizienz weiter steigern<br />
Das Interesse an dieser Technik steigt<br />
bei den Verkehrsunternehmen:<br />
»Bei den im Fernverkehr eingesetz-<br />
HYBRIDTECHNOLOGIE<br />
KRAFTSTOFFEINSPARUNG DANK ULTRACAPS<br />
17<br />
ten Lkw sehen wir derzeit den Einsatz<br />
der Hybridtechnologie nicht,<br />
ich bin aber überzeugt davon, dass<br />
sich im innerstädtischen Bereich<br />
die Hybridtechnik, insbesondere bei<br />
Stadtbussen, etablieren, vielleicht<br />
sogar durchsetzen wird«, betont<br />
Kerschl. Im Jahr 2010 will <strong>MAN</strong><br />
Nutzfahrzeuge eine erste Kleinserie<br />
von Hybridbussen ausliefern. Bis<br />
dahin machen Kerschl und sein<br />
Team den Lion’s City Hybrid noch<br />
effizienter und wirtschaftlicher. Die<br />
Verbesserung der Antriebskomponenten,<br />
insbesondere der Speichersysteme<br />
Ultracaps, läuft auf Hochtouren.<br />
Außerdem wird überlegt,<br />
einen kleineren Dieselmotor bei<br />
Hybridfahrzeugen einzusetzen. Das<br />
Ziel ist klar: »Wir wollen die Größenordnung<br />
von 30 Prozent Kraftstoffersparnis<br />
erreichen«, so der Entwickler.<br />
Für 2011 ist bei <strong>MAN</strong> der Serienhochlauf<br />
der Hybridbusse vorgesehen.<br />
Gut anderthalb Jahrzehnte Arbeit<br />
werden dann hinter Stefan Kerschl<br />
liegen: »Der Einsatz für die Umwelt<br />
lohnt sich auf jeden Fall. Und die<br />
Arbeit wird uns in nächster Zeit bestimmt<br />
nicht ausgehen.«<br />
❚<br />
Im Hybridstadtbus von <strong>MAN</strong> treibt ein serienmäßiger Common-Rail-<br />
Dieselmotor über das Getriebe nicht direkt die Achse an, sondern einen<br />
Hochleistungsgenerator, der seine Leistung wiederum in zwei durch ein<br />
Summiergetriebe gekoppelte Elektromotoren einspeist. Diese sind mit<br />
dem elektrischen Speichersystem auf dem Dach, den Ultracaps, verbunden.<br />
Die beim Bremsen gewonnene Energie wird in den Ultracaps gespeichert.<br />
Dabei dienen die Elektromotoren als Generatoren und wandeln die<br />
Bremsenergie für den nächsten Anfahrtvorgang in elektrische Energie um.<br />
Mit dem seriellen Hybridsystem des <strong>MAN</strong> Lion’s City Hybrid sind derzeit<br />
bis zu 25 Prozent Kraftstoffeinsparung möglich.
II MAGAZIN UNSERE PRODUKTE<br />
JEDES GRAMM WENIGER SCHADSTOFFE ZÄHLT<br />
Bis zu acht Jahre dauert die Entwicklung einer neuen Dieselmotorengeneration.<br />
Dennoch gelingt es den Entwicklern von <strong>MAN</strong>, schnell neue Lösungen zu finden, um<br />
die in immer kürzeren Abständen in Kraft tretenden Abgasgrenzwerte zu unterbieten.<br />
Seit gut anderthalb Jahrzehnten<br />
setzt die Europäische Gemeinschaft<br />
in immer kürzeren Abständen<br />
neue Emissionsgrenzwerte,<br />
beispielsweise für Stickoxide oder<br />
Ruß, fest. Gleichzeitig dauert die Entwicklung<br />
einer neuen Lkw-Motoren-<br />
Generation, die in der Regel rund<br />
20 Jahre im Einsatz ist, sechs bis acht<br />
Jahre. Diese Schere schließt <strong>MAN</strong><br />
Nutzfahrzeuge durch kontinuierliche<br />
Detailverbesserungen. »Neben unserer<br />
Verantwortung für die Umwelt ist<br />
die Umweltgesetzgebung mittlerweile<br />
der eigentliche Treiber für die Motorenentwicklung«,<br />
sagt Otto Schnitzer.<br />
Als Abteilungsleiter Konstruktion<br />
V-Motoren im Nürnberger Werk der<br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge AG hat der Ingenieur<br />
in den vergangenen zwei Jahrzehnten<br />
mehrere Motorengenerationen<br />
mitentwickelt.<br />
80 Prozent weniger Stickoxide<br />
Seit Herbst 2005 gilt die Abgasnorm<br />
Euro 4, im Herbst <strong>2008</strong> folgt Euro 5.<br />
In Brüssel wird bereits über neue<br />
Grenzwerte nachgedacht, die dann<br />
Anfang des nächsten Jahrzehnts gültig<br />
werden sollen. Mit Euro 5 werden Lkw<br />
im Vergleich zu 1990 über 80 Prozent<br />
weniger Stickoxide und 97 Prozent weniger<br />
Partikel emittieren. <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />
hat früh auf diese Euro-<br />
Verordnungen reagiert, etwa mit den<br />
heute bewährten und ständig weiterentwickeltenCommon-Rail-Motorplattformen.<br />
Dieses Einspritzsystem<br />
optimiert den Verbrennungsprozess<br />
im Brennraum des Motors, verbessert<br />
so die Laufeigenschaften und sorgt für<br />
einen niedrigeren Kraftstoffverbrauch<br />
sowie reduzierte Emissionen. Um den<br />
Ansprüchen aller europäischen Mitgliedsländer<br />
gerecht zu werden, bietet<br />
<strong>MAN</strong> Lkw an, deren Motoren mit<br />
einem internen Abgasrückführungssystem<br />
ausgestattet sind. Schon bei<br />
der Einführung von Euro 3 im Jahr<br />
2000 stellte <strong>MAN</strong> diese Technik als<br />
einziger Nutzfahrzeughersteller zur<br />
Verfügung. <strong>MAN</strong> kombiniert diese<br />
innermotorische Lösung mit erhöhten<br />
Einspritz- und Ladedrücken.<br />
Weil in Deutschland Euro-5-Fahrzeuge<br />
durch niedrigere Maut begünstigt<br />
werden, bietet <strong>MAN</strong> hier nahezu ausschließlich<br />
Fahrzeuge mit SCR(Selective<br />
Catalytic Reduction)-Technik an,<br />
Entwicklung der Abgasgrenzwerte von EURO 0 BIS EURO 5<br />
0,8<br />
0,7<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,1<br />
0<br />
1988 1992 1995 2000 2005 <strong>2008</strong><br />
0 1 2 3 4 5<br />
18<br />
bei der aus einem zusätzlichen Tank<br />
das Reduktionsmittel AdBlue® in den<br />
heißen Abgasstrom gesprüht wird.<br />
AdBlue® besteht zu einem Drittel aus<br />
Harnstoff und zu zwei Dritteln aus<br />
Wasser. Insbesondere der Harnstoff<br />
wandelt die giftigen Stickoxide in<br />
Wasser und harmlosen Stickstoff um.<br />
So liegen die Kohlendioxidemissionen<br />
eines durchschnittlich mit halber<br />
Nutzlast beladenen 40-Tonners bei<br />
57 Gramm pro Tonnenkilometer,<br />
ein Mittelwertdurchschnittsauto<br />
(Nutzlast 0,5 Tonnen) stößt dagegen<br />
326 Gramm CO 2 je Kilometer und<br />
Tonne Nutzlast aus. Doch die SCR-Methode<br />
ist für die Fahrer aufwendig.<br />
Als Alternative wird <strong>MAN</strong> zum Start<br />
der Euro-5-Norm Motoren anbieten,<br />
die mit innermotorischen Maßnahmen<br />
(Abgasrückführung, zweistufige<br />
Partikelgrenzwert in g/kWh Stickoxidgrenzwert in g/kWh<br />
Euro*<br />
0,7<br />
0,4<br />
0,15<br />
0,10<br />
0,02 0,02<br />
Euro*<br />
* Grenzwerte bei Stickoxiden und Partikeln; Werte im 13-Stufen-Stationär-Zyklus ESC<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
14,4<br />
9,0<br />
7,0<br />
5,0<br />
3,5<br />
2,0<br />
1988 1992 1995 2000 2005 <strong>2008</strong><br />
0 1 2 3 4 5
ZWISCHENBILANZ<br />
Neben den Bemühungen, den Schadstoffausstoß<br />
zu senken, arbeitet <strong>MAN</strong><br />
auch daran, den Lärm von Motoren<br />
und Produktion zu reduzieren. <strong>MAN</strong><br />
Nutzfahrzeuge beispielsweise ist im Umweltpakt<br />
Bayern engagiert. Bei einem<br />
der laufenden Projekte will <strong>MAN</strong> die seit<br />
1995 geltenden Serien-Geräusch-Grenzwerte<br />
für Nutzfahrzeuge mit einem Gesamtgewicht<br />
von mehr als 3,5 Tonnen<br />
bis spätestens Oktober 2010 um ein<br />
Dezibel senken. Dabei soll eine akustische<br />
Optimierung von Motor, Aggregaten<br />
und Komponenten von Fahrzeugen<br />
erreicht werden, die vor allem in innerstädtischem<br />
Verkehr eingesetzt werden.<br />
Aufladung mit Zwischenkühlung) auf<br />
die gleichen Emissionswerte wie die<br />
SCR-Technik kommen.<br />
Schon heute arbeiten die <strong>MAN</strong>-Ingenieure<br />
an Lösungen für Fahrzeugmotoren<br />
für die noch niedrigeren Grenzwerte<br />
der Euro-6-Norm. Gleichzeitig<br />
müssen sie Auswege aus dem Dilemma<br />
finden, dass die ständig sinkenden<br />
Emissionsanforderungen teilweise zu<br />
einem steigenden Kraftstoffverbrauch<br />
führen. So lassen die Abgasrückgewinnungssysteme<br />
bei Stickoxiden den<br />
Wirkungsgrad des Motors sinken, was<br />
zu einem höheren Dieseleinsatz führt.<br />
»Mit einem Mix aus verschiedenen<br />
Ansätzen werden wir auch hier eine Lösung<br />
finden«, ist Dr. Wolfgang Held,<br />
Leiter Motorenentwicklung bei <strong>MAN</strong><br />
Nutzfahrzeuge in Nürnberg, sicher.<br />
Auch bei den Schiffsmotoren setzt<br />
die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> alles daran, Kraftstoffverbrauch<br />
und Abgase zu reduzieren.<br />
Dass Schiffsdiesel in puncto<br />
Schwefeldioxid, Stickoxid und Partikeln<br />
höhere spezifische Emissionen<br />
aufweisen als Lkw-Diesel, hängt weni-<br />
ger mit der Motortechnologie als vielmehr<br />
mit dem als Kraftstoff eingesetzten<br />
Schweröl zusammen. Denn<br />
dieses ist nichts anders als ein Abfallprodukt<br />
des Raffinerieprozesses und<br />
enthält – im Gegensatz zum gefilterten<br />
Diesel – erheblich höhere Schwefeldioxid-<br />
und Partikelanteile. Auf die<br />
Schifffahrt entfallen mehr als sieben<br />
Prozent des weltweiten Schwefeldioxidsowie<br />
13 Prozent des Stickoxidausstoßes.<br />
Schweröl ist aber nur halb so teuer<br />
wie Diesel. Und da die Brennstoffkosten<br />
bis zu 80 Prozent der Betriebskosten<br />
eines Schiffs ausmachen, nutzen<br />
praktisch alle Reedereien Schweröl.<br />
Kunden bestimmen Brennstoffwahl<br />
Technisch haben die Schiffsaggregate<br />
kein Problem, mit schadstoffärmerem<br />
Dieselkraftstoff oder Biofuel betrieben<br />
zu werden. Bestes Beispiel dafür sind<br />
Dual-Fuel-Motoren, die Schweröl,<br />
Diesel, Biokraftstoffe oder Gas nutzen<br />
können. Vor allem für Tanker, die verflüssigtes<br />
Erdgas (Liquefied Natural<br />
Gas) transportieren, bietet sich diese<br />
Alternative an. »Unsere Motoren können<br />
mit allen Kraftstoffen fahren.<br />
Letztlich entscheidet der Kunde die<br />
GLOSSAR<br />
WICHTIGE NORMEN ZUR SCHADSTOFFREDUKTION<br />
19<br />
Brennstoffwahl«, betont Dr. Christian<br />
Vogel, der bei <strong>MAN</strong> Diesel die Konstruktion<br />
der Viertaktmotoren leitet,<br />
die technologische Bandbreite. Damit<br />
die großen Dieselmotoren sauberer<br />
laufen, arbeitet <strong>MAN</strong> unter anderem<br />
mit einer Kraftstoff-Wasser-Emulsion.<br />
Dem Treibstoff beigemischtes entsalztes<br />
Wasser sorgt für eine niedrige Verbrennungstemperatur<br />
und damit für<br />
eine geringere Stickoxidbildung.<br />
Auch am Einsatz der bei Nutzfahrzeugen<br />
bewährten SCR-Technologie wird<br />
bei <strong>MAN</strong> Diesel geforscht. Diese kann<br />
aber nur bei gegenüber üblichen<br />
Schwerölen schwefelärmeren Kraftstoffen<br />
genutzt werden. Schon die SCR-<br />
Technologie kann den Stickoxidausstoß<br />
um bis zu 80 Prozent senken.<br />
Mit seinen Motoren erreicht <strong>MAN</strong><br />
Diesel bereits heute die IMO-Grenzwerte.<br />
Dabei will es <strong>MAN</strong> aber nicht<br />
belassen: Um den Ausstoß von Emissionen<br />
und den Kraftstoffbedarf bei<br />
Schiffsmotoren weiter zu senken, führt<br />
<strong>MAN</strong> mit seinem Wettbewerber Wärtsilä<br />
ein Forschungsprojekt mit dem<br />
Titel HERCULES durch, unterstützt von<br />
der Europäischen Kommission.<br />
IMO: Abkürzung für International Maritime Organization (Internationale<br />
Seeschifffahrts-Organisation). Die IMO, eine Organisation der Vereinten<br />
Nationen, legt für Schiffsmotoren die Grenzwerte bei Stickoxiden und<br />
Schwefeldioxid fest.<br />
Weltbank: Bei stationären Dieselkraftwerken macht die Weltbank Vorgaben<br />
zur Einhaltung strenger Stickoxidwerte, die allerdings regional variieren.<br />
Euro-Abgasnorm: Aktuell gilt für Nutzfahrzeuge die Euro-4-Norm, ab Herbst<br />
<strong>2008</strong> Euro 5, an der sich Hersteller heute orientieren. Laut Euro 5 liegt der<br />
Grenzwert für Stickoxide bei zwei Gramm pro Kilowattstunde (g/kWh), Partikel<br />
dürfen den Grenzwert von 0,03 g/kWh nicht überschreiten. Für das Jahr<br />
2014 ist die Euro-6-Norm geplant, konkrete Werte sind noch nicht bekannt.
II MAGAZIN UNSERE PRODUKTE<br />
NACHHALTIG FALLENDE VERBRAUCHSKURVE<br />
Mit permanenten technischen Verbesserungen schafft es die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> seit<br />
Jahren, den Kraftstoffverbrauch ihrer Dieselmotoren zu reduzieren. Dass der Treibstoff<br />
von morgen jedoch ein anderer sein wird als heute, hat <strong>MAN</strong> längst im Blick.<br />
Anfang der Siebzigerjahre kündigte<br />
der Club of Rome in seinem<br />
Report »Die Grenzen des<br />
Wachstums« für das Jahr 2000 das<br />
Ende des Ölzeitalters an. Zwar fahren<br />
auch heute noch Autos und Schiffe<br />
mit Benzin und Diesel, werden Ölprodukte<br />
in der Chemieindustrie<br />
eingesetzt. Und selbst in den nächsten<br />
Jahrzehnten wird sicherlich<br />
weiter Öl gefördert – jedoch zu immer<br />
höheren Kosten. Deshalb ist es<br />
zum einen aus ökonomischen Gründen<br />
sinnvoll, den Kraftstoffverbrauch<br />
zu senken, zum anderen auch unter<br />
umwelt- und klimapolitischen Gesichtspunkten.<br />
Verbrauch schwerer Lkw sinkt<br />
Die Frage der Energieressourcen beeinflusst<br />
nicht zuletzt den weiteren<br />
Verlauf der Motoren- und der Verkehrsentwicklung.<br />
Nach allen vorliegenden<br />
Studien wird der Güterverkehr<br />
über die Straße auch in den<br />
kommenden beiden Jahrzehnten die<br />
Nummer eins unter allen Transportmöglichkeiten<br />
bleiben. »Kein anderes<br />
Verkehrsmittel an Land ist im<br />
Güterverkehr so variabel und leistungsfähig<br />
wie der Lkw«, begründet<br />
Dr. Walter Hell vom Institut für Mobilitätsforschung<br />
in Berlin diese<br />
Prognose. Wie erfolgreich die Entwicklungsarbeit<br />
von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />
ist, zeigt sich am Beispiel der neuen<br />
Lkw-Baureihen im schweren Segment:<br />
TGX und TGS glänzen mit<br />
zahlreichen Verbesserungen. So re-<br />
duzierten die <strong>MAN</strong>-Ingenieure das<br />
Gewicht im Vergleich zum Vorgängermodell<br />
um rund 100 Kilogramm an<br />
der Vorder- und Hinterachse. Und die<br />
Faustregel lautet: Jedes Kilogramm<br />
weniger Gewicht lässt nicht nur den<br />
Kraftstoffverbrauch sinken, sondern<br />
auch den Kohlendioxidausstoß je<br />
transportierten Kilometer Nutzlast.<br />
Auch der um bis zu vier Prozent verbesserteStrömungswiderstandskoeffizient<br />
(der sogenannte c W-Wert)<br />
senkt den Verbrauch. Dazu haben<br />
gleich mehrere Maßnahmen beigetragen:<br />
Ein neues Design des Fahrerhauses,<br />
aerodynamisch optimierte<br />
Spiegelgehäuse, ein neuartiger, patentierter<br />
Dachspoiler bis hin zur<br />
modifizierten A-Säule, also der Verbindung<br />
zwischen Fahrzeugdach und<br />
Motorhaube. »Bei all diesen Punkten<br />
sehen wir weiteres Reduktionspoten-<br />
Schiffsmotoren werden sparsamer<br />
Spezifischer Kraftstoffverbrauch in g/kWh<br />
210<br />
200<br />
190<br />
180<br />
170<br />
160<br />
150<br />
1970 1980 1990 2000 2010<br />
Mittelschnellläufer Langsamläufer<br />
20<br />
zial«, sagt TGX/TGS-Projektleiter<br />
Stefan Knecht. Es ist eine Vielzahl<br />
von weiteren, kleineren Verbesserungen,<br />
die zum niedrigeren Verbrauch<br />
beiträgt. Ein einflussreicher Faktor<br />
ist das Fahrverhalten: Mit seinem<br />
Profi-Drive-Programm schult <strong>MAN</strong><br />
seit Jahren die Fahrer vieler Speditionen<br />
und gibt ihnen Tipps zum<br />
wirtschaftlichen Fahren. Dank diesen<br />
Trainings konnten Fahrer den<br />
Dieselverbrauch um bis zu zehn Prozent<br />
senken.<br />
Optimierter Hybridantrieb<br />
Im Verteiler- und Stadtbusverkehr<br />
wird <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge mit seinem<br />
optimierten Hybridantrieb noch<br />
mehr Kraftstoff einsparen. »Bei optimalen<br />
Einsatzbedingungen schaffen<br />
wir mit dem Stadtbus maximal 25 bis<br />
30 Prozent Energieeinsparung«, beschreibt<br />
Technikvorstand Karl-Viktor<br />
Schaller die Größenordnung. Im Jahr<br />
2010 will <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge eine<br />
erste Kleinserie des Hybridbusses<br />
ausliefern, ein Jahr später soll die<br />
Serienproduktion folgen.<br />
Auch bei den großen Schiffsdieselmotoren<br />
arbeitet <strong>MAN</strong> seit Jahrzehnten<br />
mit Erfolg an einer Senkung des<br />
Kraftstoffverbrauchs. So sank seit<br />
Beginn der Siebzigerjahre der spezifische<br />
Kraftstoffverbrauch um zweistellige<br />
Prozentsätze – bei Langsamläufern<br />
von weit über 200 Gramm<br />
pro Kilowattstunde auf derzeit 155.<br />
Auch in diesem Bereich setzt <strong>MAN</strong>
BIOGENE KRAFTSTOFFE<br />
GROSSES POTENZIAL FÜR BTL (BIOMASS-TO-LIQUID)<br />
Die großtechnische Produktion von Biokraftstoffen der zweiten Generation<br />
ist technisch machbar und eine der vielversprechendsten Optionen im<br />
Kraftstoffbereich. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Untersuchung<br />
der Deutschen Energie-Agentur (dena) im Auftrag eines Konsortiums<br />
aus Industrie und Politik. Ein weiteres Fazit der Studie: In Deutschland<br />
ist ausreichend Biomasse verfügbar, um 20 Prozent des heutigen Kraftstoffverbrauchs<br />
mit BTL zu decken.<br />
Erste Anlagen dieser Art sind schon nach heutigem Stand der Technologie<br />
realisierbar. Die Studie zeigt, dass sich die Kosten für die Produktion<br />
von einem Liter BTL-Kraftstoff auf unter 80 Cent senken lassen, wenn<br />
Optimierungspotenziale ausgeschöpft werden.<br />
auf weitere Potenziale durch technischen<br />
Fortschritt.<br />
Noch eine ganz andere Entwicklung<br />
wird den Kraftstoffverbrauch der<br />
<strong>MAN</strong>-Motoren beeinflussen: Die<br />
Vorschriften für die Kraftstoffe selbst<br />
werden sich ändern. <strong>MAN</strong> sieht sich<br />
dabei auf die weiteren Entwicklungen<br />
vorbereitet: »Die Politik kann<br />
uns jeden beliebigen Kraftstoff vorschreiben.<br />
Realistisch betrachtet,<br />
wird das noch für sehr lange Zeit<br />
Diesel mit weiteren Verfeinerungen<br />
sein. Ich würde sagen, in 30 Jahren<br />
sind wir in etwa bei einem regenerativen<br />
Anteil von 30 bis 40 Prozent«,<br />
sagt Schaller.<br />
Erster Schritt Biodiesel<br />
Den größten Absatz unter den biogenen<br />
Kraftstoffen haben hierzulande<br />
heute Biodiesel und mit Abstrichen<br />
Bioethanol. Allerdings sind die<br />
Flächen für den Anbau von Raps,<br />
dem Ausgangsprodukt von Biodiesel,<br />
begrenzt. Auch lassen ökologische<br />
Gründe und die zunehmende Flächenkonkurrenz<br />
zur Nahrungsmit-<br />
telproduktion ein weiteres Anwachsen<br />
der Biodieselproduktion wenig<br />
ratsam erscheinen. Die Mineralölund<br />
Automobilwirtschaft stellen sich<br />
daher auf die sogenannte zweite Generation<br />
biogener Kraftstoffe ein, in<br />
Fachkreisen Biomass-to-Liquid(BTL)-<br />
Kraftstoffe genannt (siehe Kasten).<br />
Dieser Kraftstoff der Zukunft, der<br />
auch als Sundiesel bezeichnet wird,<br />
hat nach der Umwandlung einen<br />
weitaus höheren Energiegehalt als<br />
Biodiesel und Bioethanol. Die <strong>MAN</strong><br />
<strong>Gruppe</strong> sieht in den BTL-Kraftstoffen<br />
ein zukunftsträchtiges Betätigungsfeld:<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal positioniert sich<br />
derzeit an dieser Stelle und übernimmt<br />
künftig als Generalunternehmer<br />
den Bau entsprechender Anlagen,<br />
außerdem hat <strong>MAN</strong> TURBO mit<br />
seinen Kompressoren, Turbinen und<br />
Reaktoren die wichtigsten Komponenten<br />
im Programm, ohne die eine<br />
BTL-Raffinerie nicht laufen kann.<br />
Auch den künftigen Energieträger<br />
Wasserstoff testet <strong>MAN</strong>. Für Forschungszwecke<br />
sammelt <strong>MAN</strong> Nutz-<br />
21<br />
fahrzeuge bereits seit 1999 Erfahrungen<br />
mit 14 Wasserstoffbussen,<br />
die bei den Berliner Verkehrsbetrieben<br />
(BVG) im regulären Linieneinsatz<br />
fahren. <strong>MAN</strong> setzt bei der Technik auf<br />
den Wasserstoffverbrennungsmotor.<br />
Für Matthias Altmann von der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik<br />
GmbH<br />
ist das keine Überraschung: »Mit<br />
dem Know-how vieler Jahre bei der<br />
Motorenentwicklung liegt es für<br />
<strong>MAN</strong> einfach nahe, nach dem Dieselund<br />
dem Erdgasantrieb auch einen<br />
Verbrennungsmotor für Wasserstoff<br />
zu betreiben.«<br />
Zukunftsmotor Wasserstoff<br />
Doch solange der eingesetzte Wasserstoff<br />
nicht aus regenerativen<br />
Energiequellen, sondern beispielsweise<br />
aus fossilem Erdgas gewonnen<br />
wird, ist er keine ökologisch sinnvolle<br />
Alternative zu den heutigen<br />
Kraftstoffen. Nur wenn Wasserstoff<br />
aus unerschöpflichen Energiequellen<br />
wie Sonne, Wind- oder Wasserkraft<br />
gewonnen werden könnte,<br />
wäre der Treibstoff auch die ökologisch<br />
beste Wahl. Die meisten<br />
Experten erwarten dies allerdings<br />
erst in ferner Zukunft.<br />
ZWISCHENBILANZ<br />
Ein Beschluss der 25 europäischen<br />
Staats- und Regierungschefs sieht<br />
einen Anteil von biogenen Kraftstoffen<br />
am gesamten Verbrauch von zehn<br />
Prozent bis zum Jahr 2020 vor. Davon<br />
werden die Betreiber von Biofuel-<br />
Anlagen profitieren. <strong>MAN</strong> Ferrostaal hat<br />
die Potenziale dieses Markts erkannt<br />
und baut als Generalunternehmer eine<br />
Biodieselanlage in Polen. Die Produktion<br />
soll bereits <strong>2008</strong> beginnen. Eine<br />
weitere Biodieselanlage wird in den<br />
Niederlanden errichtet, sie soll planmäßig<br />
2009 in Betrieb gehen.
II MAGAZIN UNSERE PRODUKTE<br />
ALTERNATIVE KRAFTSTOFFE<br />
ENERGIEQUELLEN DER ZUKUNFT<br />
Erdöl wird knapper und teurer, die<br />
Abgasnormen werden strenger. Das<br />
zunehmende Bewusstsein dafür erschließt<br />
<strong>MAN</strong> TURBO einen Wachstumsmarkt<br />
mit Zukunft. So beliefert<br />
der Maschinenbauer Großanlagen<br />
in Katar mit Schlüsselkomponenten<br />
für die Herstellung synthetischer<br />
Flüssigtreibstoffe, bekannt als Gas-<br />
Riesige Turbinen im Wüstensand<br />
Katars: <strong>MAN</strong> TURBO liefert die<br />
Schlüsselkomponenten für GTL.<br />
to-Liquids (GTL). Basis für derart umfangreiche<br />
Aufträge ist das hauseigene<br />
Zentrum für Zusammenbau und<br />
Erprobung von großen Maschinensätzen:<br />
Die garantierte Prozesssicherheit<br />
und Qualität brachte <strong>MAN</strong> den<br />
Auftrag über den Bau von zwölf Reaktoren<br />
für die Anlage in Katar ein.<br />
<strong>MAN</strong>-Kompressoren können zudem<br />
22<br />
dafür eingesetzt werden, Biomasse<br />
in Kraftstoff umzuwandeln (BTL) –<br />
eine der vielversprechendsten Energiequellen<br />
der Zukunft. Auch <strong>MAN</strong><br />
Ferrostaal trägt der steigenden Nachfrage<br />
nach biogenen Kraftstoffen Rechnung:<br />
In Polen und den Niederlanden<br />
baut der Industriedienstleister<br />
schlüsselfertige Biodieselanlagen.
<strong>MAN</strong> D08 Common Rail: umweltfreundliche<br />
Technik bei 260 PS.<br />
MODERNSTE ABGASTECHNIK<br />
KLIMASCHUTZ MIT<br />
HARZER BUSLINIEN<br />
Sechs Serienbusse von NEO<strong>MAN</strong><br />
mit modernster Abgastechnik ergänzen<br />
seit <strong>2007</strong> den Fuhrpark der<br />
Wernigeröder Verkehrsbetriebe<br />
GmbH im Harz. Damit ist das<br />
Unternehmen einer der Vorreiter in<br />
Sachen umweltfreundliche Busse.<br />
Vier der sechs Fahrzeuge sind<br />
Überlandlinienwagen des Typs<br />
<strong>MAN</strong> Lion’s City mit Erdgasmotoren.<br />
Sie sind damit deutlich sauberer<br />
als Busse mit Dieselantrieb,<br />
da sie keine Rußpartikel emittieren.<br />
Die beiden anderen Busse sind<br />
vom Typ <strong>MAN</strong> Lion’s City M und<br />
setzen auf den neuen <strong>MAN</strong> D08<br />
Common Rail. Wie die Erdgasmotoren<br />
erfüllt der 260 PS starke<br />
Sechszylinder-Dieselmotor mit<br />
gekühlter Abgasrückführung und<br />
doppelter Turboaufladung die freiwillige<br />
Abgasnorm EEV (Enhanced<br />
Environmentally Friendly Vehicle).<br />
Sie ist noch strenger als die ab<br />
<strong>2008</strong> geltende Euro-5-Norm. Um<br />
diese Werte zu erreichen, ohne<br />
dass ein zusätzliches Reduktionsmittel<br />
wie AdBlue ® (Harnstoff) in<br />
den Abgasstrom eingespritzt werden<br />
muss, setzt NEO<strong>MAN</strong> einen<br />
geregelten, wartungsarmen<br />
CRTec ® -Partikelfilter ein. Dieser<br />
geschlossene Filter absorbiert bis<br />
zu 99 Prozent der Partikelmasse.<br />
BESSERE ENERGIEBILANZ<br />
ERHÖHTE DAMPFTURBINEN-WIRKUNGSGRADE<br />
<strong>MAN</strong> TURBO arbeitet intensiv an der Verbesserung der Energieumsetzung<br />
in den Dampfturbinen-Beschaufelungen. Die neuen Schaufeln werden<br />
stufenweise in die Produkte eingeführt und bringen Verbesserungen<br />
zwischen vier und sieben Prozentpunkten – je nach Baugröße und Bautyp.<br />
Diese Modifikation basiert auf dreidimensionalen Berechnungsverfahren<br />
und moderner Versuchs- und Messtechnik. Die von <strong>MAN</strong> TURBO<br />
gebauten Dampfturbinen kommen beim Antrieb von Kompressoren oder<br />
Elektrogeneratoren zum Einsatz. Für den Betreiber der Anlage ist das<br />
Verhältnis von Nutzen zu Aufwand, also der Wirkungsgrad, eine wichtige<br />
Kenngröße. Die Verbesserung des Wirkungsgrads erlaubt bei gleichem<br />
Nutzen eine Reduzierung des Energieaufwands.<br />
VORAUSSCHAUENDE VERKEHRSHELFER<br />
SICHERHEIT DURCH FAHRERASSISTENZSYSTEME<br />
Die neuen elektronischen Helfer aus<br />
der Innovationsschmiede Vorentwicklung<br />
bei <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />
heißen Stau-, Spurwechsel- und Abbiegeassistent.<br />
Sie ergänzen die bereits<br />
erhältlichen <strong>MAN</strong>-Sicherheitssysteme<br />
wie den abstandgeregelten<br />
Tempomaten ACC (Adaptive Cruise<br />
Control) oder den Spurverlassenswarner<br />
LGS (Lane Guard System).<br />
23<br />
Gemeinsam ist diesen Innovationen,<br />
dass sie das Fahrumfeld mithilfe von<br />
Sensoren erfassen – eine Technik,<br />
an der <strong>MAN</strong> ständig weiterarbeitet.<br />
Künftig sollen die Sicherheitssysteme<br />
auch innerorts sowie bei niedrigem<br />
Tempo einsetzbar sein und<br />
das Bremsen regulieren, indem sie<br />
die Fracht sowie Wetter- und Straßenverhältnisse<br />
berücksichtigen.
II MAGAZIN UNSERE PRODUKTE<br />
ZÜNDENDE IDEE<br />
ERSTER GASMOTOR<br />
OHNE ZÜNDKERZE<br />
Die Vorteile von Otto- und Dieselmotor<br />
in einem Gasmotor ohne<br />
Zündkerzen zu vereinen – das hat<br />
<strong>MAN</strong> Diesel mit dem neuen Motor<br />
32/40PGI geschafft. Die Typenbezeichnung<br />
PGI steht für Performance<br />
Gas Injection und beschreibt das<br />
neuartige Start- und Zündverfahren:<br />
Zum gewünschten Zündzeitpunkt<br />
wird eine kleine Menge Gas in eine<br />
Vorkammer im Zylinderkopf eingespritzt.<br />
Dort entzündet sich das Gas<br />
an der heißen Oberfläche eines<br />
Glühkörpers und schießt als sogenannter<br />
Zündstrahl durch Bohrungen<br />
in den Hauptbrennraum, wo das<br />
BEIMISCHUNG<br />
LKW-MOTOREN FÜR DEN BIOBETRIEB<br />
Seit <strong>2007</strong> verpflichtet das deutsche<br />
Biokraftstoffquotengesetz (BioKraft<br />
QuG) Mineralölunternehmen, normalem<br />
Benzin oder Diesel einen Anteil<br />
Biokraftstoff beizumischen. Ökokraftstoffe<br />
wie Biodiesel aus Raps<br />
werden aus nachwachsenden Rohstoffen<br />
hergestellt, sind biologisch<br />
abbaubar und hinterlassen bei der<br />
Verbrennung weniger Schadstoffe.<br />
Ein weiteres Ziel der Beimischung<br />
ist eine geringere Abhängigkeit<br />
von Rohölimporten. Laut der europäischen<br />
Spezifikation EN 590 für<br />
sehr magere Gas-Luft-Gemisch auf<br />
die Zündung wartet. Die Technik<br />
verträgt im Gegensatz zu Ottomotoren<br />
hohe Mitteldrücke und steigert<br />
den Wirkungsgrad auf Werte, die<br />
sonst nur von Dieselmotoren erreicht<br />
werden. Dadurch werden eine<br />
effiziente und saubere Verbrennung<br />
und die Senkung der Emissionen<br />
möglich. Die Technik benötigt keinen<br />
zusätzlichen flüssigen Zündkraftstoff.<br />
Ein Argument, das bereits<br />
den russischen Energieversorger<br />
Gazprom überzeugte: Er hat zwei<br />
PGI-Motoren für ein Kraftwerk in<br />
Moskau bestellt.<br />
Dieselkraftstoffe dürfen derzeit bis<br />
zu fünf Prozent Fettsäure-Methylester<br />
(Fatty Acid Methyl Ester =<br />
FAME) beigemischt werden, an<br />
einer Erhöhung auf sieben Prozent<br />
wird gearbeitet. Motoren von<br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge sind auch für<br />
eine Anhebung der Beimischungsquote<br />
gerüstet. Zudem baut <strong>MAN</strong><br />
Nutzfahrzeuge Motoren für den<br />
reinen Biodieselbetrieb, aber auch<br />
stationäre Motoren für Blockheizkraftwerke<br />
(BHKW), die mit Biogas<br />
betrieben werden. Auch Biokraft-<br />
Die PGI-Technik im Detail: Das Startund<br />
Zündverfahren sorgt für eine<br />
effiziente und saubere Verbrennung.<br />
24<br />
stoffe der zweiten Generation wie<br />
BTL(Biomass-to-Liquid)-Kraftstoffe<br />
sind für <strong>MAN</strong>-Dieselmotoren<br />
gut geeignet.<br />
ZWISCHENBILANZ<br />
Dieselmotoren von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />
sind für die Erhöhung der maximalen Biodieselzumischung<br />
von fünf auf sieben<br />
Prozent gerüstet. Neben Motoren für den<br />
reinen Biodieseleinsatz bietet <strong>MAN</strong> auch<br />
stationäre Motoren für Blockheizkraftwerke<br />
an, die mit Biogas betrieben werden.
FERNWARTUNG<br />
SCHNELLE HILFE AUF HOHER SEE<br />
Kundendienst auf den Weltmeeren ist jetzt noch schneller möglich:<br />
Elektronische Sensoren und eine Satellitenverbindung erlauben den Experten<br />
von <strong>MAN</strong> Diesel PrimeServ die Fernwartung von Kraftwerks- und<br />
Schiffsmotoren. Der Datenaustausch läuft über eine gesicherte Verbindung<br />
im Internet. Techniker und Ingenieure erkennen mögliche Probleme<br />
rechtzeitig und können gegensteuern, bevor es zu teuren Ausfällen<br />
kommt. So geben die Ingenieure zur Optimierung des Motorbetriebs<br />
oder im Störungsfall Anleitung zur Selbsthilfe. Gängige Ersatzteile sind<br />
meist im Lager der Maschinenanlage vorrätig, fehlende Komponenten<br />
schickt <strong>MAN</strong> Diesel PrimeServ innerhalb von 24 Stunden an den jeweiligen<br />
Standort auf der ganzen Welt. Zeigen Kunden an der Möglichkeit zur<br />
Onlinediagnose Interesse, werden elektronische Voraussetzungen wie<br />
Computer, Modem und Telefon geprüft und gegebenenfalls installiert. Es<br />
ist geplant, den Service auf vier weitere <strong>MAN</strong> Diesel-Standorte neben<br />
Kopenhagen und Augsburg auszudehnen.<br />
STEUERUNGSTECHNIK<br />
MOTOR<strong>MAN</strong>AGEMENT<br />
25<br />
Bei <strong>MAN</strong> Diesel hat die Steuerungstechnik<br />
von Großdieselmotoren<br />
einen großen Fortschritt erzielt:<br />
Das neue Motormanagementsystem<br />
»Safety and Control System on<br />
Engine« (SaCoS one) geht in die<br />
Testphase. Sein Vorteil ist, dass es<br />
direkt an den Motor montiert wird.<br />
Die Entwicklung spart damit teure<br />
Kabelverbindungen und platzraubende<br />
Schaltschränke. SaCoS one<br />
zeichnet sich durch Modularität<br />
und Flexibilität aus. Es ermöglicht,<br />
alle unterschiedlichen Motortypen<br />
von <strong>MAN</strong> Diesel, vom Common-<br />
Rail- bis zum Dual-Fuel-Motor, optimal<br />
zu steuern und zu überwachen.<br />
Ab August <strong>2008</strong> wird der Motor des<br />
Typs 32/44 CR serienmäßig mit der<br />
Neuentwicklung ausgestattet,<br />
weitere Viertakt-Baureihen folgen<br />
bis zum Jahresbeginn 2009.<br />
LKW-AUSLASTUNG<br />
MEHR FRACHT GELADEN<br />
Der Anteil deutscher Lkw mit Fracht an<br />
Bord ist in den letzten zehn Jahren<br />
kontinuierlich gestiegen, umweltbelastende<br />
Leerfahrten werden seltener. Die<br />
Marke von 80 Prozent ist geknackt –<br />
nur noch unter 20 Prozent der Fahrten<br />
bestreiten Trucks ohne Ladung. Zu verdanken<br />
sei das den Bemühungen der<br />
Spediteure sowie dem Wegfall einengender<br />
Vorschriften, so der Verband<br />
der Automobilindustrie (VDA). Einen<br />
Zusammenhang mit der Lkw-Maut<br />
sieht der VDA allerdings nicht.
DR. HANS-OTTO JESKE, WÄCHTER DER TECHNIK<br />
»Um Fehler zu vermeiden, nutzen wir unsere Laborkompetenz heute<br />
viel stärker zur Qualitätssteigerung der Produktion.«<br />
Hans-Otto Jeske ist Technik-Vorstand bei <strong>MAN</strong> TURBO in Oberhausen
II MAGAZIN UNSERE PROZESSE<br />
PRODUKTION ZWISCHEN HIGHTECH UND HANDARBEIT<br />
Die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> erlebt einen beispiellosen Auftragsboom. Um den Anforderungen der<br />
Märkte heute gerecht zu werden und auf künftige Schwankungen vorbereitet zu sein,<br />
optimieren die Geschäftsbereiche die Organisation und die Prozesse der Fertigung.<br />
Seine Augen strahlen, die Lippen<br />
umspielt ein jungenhaftes Lächeln:<br />
Mit Begeisterung führt<br />
Technik-Vorstand Dr. Hans-Otto Jeske<br />
durch die Werkshallen bei <strong>MAN</strong><br />
TURBO in Oberhausen. Er bleibt keine<br />
Antwort schuldig, kennt die Fertigung<br />
und jedes Teil aus dem Effeff.<br />
Es macht Spaß, ihm zuzuhören und<br />
in die Welt der Turbomaschinen einzutauchen.<br />
Hier werden Spezialprodukte<br />
nach Kundenwunsch gefertigt,<br />
Herzstücke großer Industrieanlagen,<br />
an deren Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit<br />
über 30 bis 40 Jahre höchste<br />
Ansprüche gestellt werden.<br />
Neuausrichtung der gesamten Kette<br />
Diese Parameter erfüllt das Maschinenbauunternehmen<br />
offensichtlich,<br />
denn die Auftragsbücher sind randvoll.<br />
»Eine Auslastung an der Kapazitätsgrenze<br />
verlangt eine neue Ausrichtung<br />
der gesamten Kette vom<br />
Engineering über die Produktion bis<br />
zur Inbetriebnahme«, unterstreicht<br />
Jeske. Das bedeutet, alle Standorte<br />
von <strong>MAN</strong> TURBO müssen sich –<br />
basierend auf ihren Kernkompetenzen<br />
– noch stärker spezialisieren, um<br />
auf ihren Märkten Topqualität zu<br />
wettbewerbsfähigen Preisen in möglichst<br />
kurzer Zeit zu liefern und dabei<br />
keine Ressourcen zu verschwenden.<br />
Riesige Turbomaschinensätze mit einem<br />
Gewicht von 500 bis 800 Tonnen<br />
reisen von der Zentrale in Oberhausen<br />
in alle Welt. Die Packages – komplexe<br />
Anlagen aus Kompressoren, Turbinen<br />
und Kühlern nebst nötiger Infrastruktur<br />
– werden im Stammhaus direkt<br />
am Prüfstand für ihren späteren Aufstellungsort<br />
zusammengebaut und<br />
erprobt. »Diese Testtechnik bereitzustellen<br />
und sicher zu beherrschen war<br />
unsere Eintrittskarte in die Liga der<br />
Megaanlagen«, sagt Jeske. Ein Geschäftsfeld<br />
mit enormem Potenzial,<br />
500–800<br />
Tonnen wiegen die Turbomaschinensätze<br />
aus Kompressoren, Turbinen, Kühlern<br />
und der dazugehörigen Infrastruktur.<br />
denn die Kunden wollen immer größere<br />
und schwerere Anlagen, zum<br />
Beispiel für den Einsatz zur Herstellung<br />
von synthetischen Kraftstoffen<br />
als einem Energieträger der<br />
Zukunft. Um weiter wachsen zu können,<br />
verdoppelt <strong>MAN</strong> TURBO in<br />
Oberhausen derzeit die Prüfstandskapazitäten.<br />
Die enorme Auslastung<br />
verlangt, mehrere dieser Giganten<br />
parallel testen zu können.<br />
Nicht weniger wichtig ist die kontinuierliche<br />
Verbesserung der Spezialprodukte<br />
aus dem Ruhrgebiet: leistungsstarke<br />
Axialverdichter und<br />
Turbinen. Dank einem über Jahre<br />
gefestigten Kundenkontakt erhalten<br />
nicht nur die Ingenieure in der Entwicklungsabteilung,<br />
sondern auch<br />
die Ingenieure in der Produktion<br />
27<br />
wichtige Rückschlüsse über den laufenden<br />
Betrieb der Maschinen und<br />
damit über deren Wirkungsgrad –<br />
das Kriterium für Wirtschaftlichkeit<br />
schlechthin. Alle Fälle von Kundenunzufriedenheit<br />
werden darüber<br />
hinaus konsequent analysiert und<br />
für alle betroffenen Bereiche transparent<br />
gemacht. Auch für die Zulieferer,<br />
die wesentliche Teile der späteren<br />
Turbomaschinenstränge produzieren<br />
und sich ständig über Qualitätskontrollen<br />
neu bewähren müssen.<br />
»Nur so lassen sich Schwachpunkte<br />
beseitigen«, erklärt Jeske.<br />
Labor als Schutzschild<br />
Eine wichtige Schutzschildfunktion<br />
übernimmt auch die hauseigene<br />
Werkstofftechnik. Je nach Aufstellungsort<br />
der Turbomaschinen<br />
differiert die Wasser- und somit die<br />
Dampfqualität enorm, zum Beispiel<br />
im Salzgehalt. Wenn die Werkstoffe<br />
nicht für diese unterschiedlichen<br />
Ansprüche ausgelegt werden, kann<br />
Korrosion an den Metallteilen – als<br />
Lochfraß oder flächig – die Folge sein.<br />
Detaillierte Wasseranalysen helfen<br />
im Vorfeld, Schäden an den Maschinen<br />
und damit betriebliche Stillstandszeiten<br />
zu vermeiden. »Um<br />
Fehlerquellen auszuschließen, nutzen<br />
wir unsere Laborkompetenz<br />
heute viel stärker zur Qualitätssteigerung«,<br />
unterstreicht Jeske. Die boomende<br />
Wirtschaft in China sowie die<br />
Erschließung zusätzlicher Märkte im<br />
Öl- und Gasgeschäft sind wesentliche
II MAGAZIN UNSERE PROZESSE<br />
01<br />
Treiber für die massiv gestiegene<br />
Nachfrage nach Radialverdichtern,<br />
die <strong>MAN</strong> TURBO am Standort Zürich<br />
produziert. Um auf die enormen<br />
Stückzahlen zu kommen, gilt es, die<br />
Zeit vom Engineering bis zur Inbetriebnahme<br />
weiter zu verkürzen.<br />
»Wir können es uns nicht leisten,<br />
Aufträge wegen zu langer Lieferfristen<br />
zu verlieren«, betont Uwe Lauber,<br />
Chefentwickler bei <strong>MAN</strong> TURBO für<br />
Zürich und Berlin. Was bauen wir<br />
künftig selbst, was kaufen wir zu – so<br />
lauten in Zeiten der Globalisierung<br />
die wichtigsten Fragen für eine zukunftsweisende<br />
Produktion.<br />
Abwägen beim Outsourcing<br />
Im Moment lautet die Antwort: Rotierende<br />
Kernbauteile wie Laufräder<br />
und Schaufeln bleiben im Haus, Gehäuse<br />
können ausgelagert werden,<br />
wenn es strategisch sinnvoll ist. Letztere<br />
sind zwar ein wesentlicher Bestandteil<br />
der Maschine und müssen<br />
hohe Belastungen aushalten, sind aber<br />
sehr kostenintensiv in der Fertigung:<br />
Die großen Schweißkonstruktionen<br />
verlangen viel Handarbeit. Da viele<br />
Kompressoren ohnehin für den asiatischen<br />
Markt bestimmt sind, hat sich<br />
<strong>MAN</strong> TURBO für eine Produktion vor<br />
Ort entschieden. Ein neues Produktionswerk<br />
in China soll ab Mitte <strong>2008</strong><br />
verschiedene Bauteile der Verdichterpalette<br />
direkt am Markt fertigen. Die<br />
Schlüsselkomponenten Engineering<br />
und Rotoren kommen aus Europa.<br />
Wesentliche Faktoren für internationales<br />
Wachstum sind für Lauber die<br />
Bündelung von Aufträgen, der Einsatz<br />
möglichst vieler gleicher Bauteile<br />
in unterschiedlichen Modellen sowie<br />
eine stärkere Standardisierung und<br />
Modularisierung. »Wir brauchen eine<br />
Plattform, auf der wir schnell agieren<br />
und trotzdem kundenspezifische Anforderungen<br />
umsetzen können«, sagt<br />
Lauber. Zudem gelte es, die Entwick-<br />
02<br />
01 Technik-Vorstand Dr. Jeske setzt in der<br />
Produktion auf erfahrene Mitarbeiter.<br />
02 Die Auswuchtung eines Rotors erfordert<br />
äußerste Präzision.<br />
03 Das moderne Lasermessgerät erkennt<br />
kleinste Abweichungen.<br />
04 Computergesteuerte Fertigung der<br />
Kernbauteile durch eine vollautomatische<br />
Schaufelfräse.<br />
lungszeiten zu beschleunigen, um<br />
die Schlagzahl deutlich zu erhöhen.<br />
<strong>MAN</strong> Diesel plant Produktion neu<br />
Restlos ausgelastete Kapazitäten und<br />
immer schwieriger einzuhaltende<br />
Liefertermine stellen auch den <strong>MAN</strong>-<br />
Geschäftsbereich für Großdieselmotoren,<br />
<strong>MAN</strong> Diesel, vor Herausforderungen.<br />
Für Dr. Uwe Hansult, Leiter<br />
der Business Unit Production, liegt<br />
auf der Hand: »Unsere Wachstumsziele<br />
und die vom Markt geforderten<br />
Stückzahlen erreichen wir nur durch<br />
eine Umstrukturierung der Produktion.«<br />
Dreh- und Angelpunkt ist in diesem<br />
Fall eine neue Verteilung der Motorenproduktion<br />
auf die Standorte<br />
Augsburg in Süddeutschland, Frederikshavn<br />
in Dänemark und das französische<br />
Saint-Nazaire. Das Montagenetzwerk<br />
soll das Ziel erreichen, bis<br />
2010 über 500 Motoren für den Einsatz<br />
als Schiffsantriebe und in Kraftwerken<br />
selbst zu fertigen. Bisher be-
03 04<br />
trägt die vergleichbare Produktionskapazität<br />
etwa 300 Motoren.<br />
Die vom Vertrieb gewünschte Menge<br />
an großen Viertaktmotoren ist in<br />
Augsburg allein nicht mehr herstellbar,<br />
weil die Produktion komplett<br />
ausgelastet ist und die Expansionsmöglichkeiten<br />
am Standort<br />
beschränkt sind. Zudem gestaltet<br />
sich der Abtransport der bis zu<br />
260 Tonnen schweren Motoren per<br />
Lkw über öffentliche Straßen bis<br />
zum nächstgelegenen Verladehafen<br />
in Heilbronn zunehmend aufwendiger<br />
– bei der für Schiffsantriebe eher<br />
ungünstigen geografischen Lage<br />
der Schwabenmetropole ein wichtiger<br />
Faktor.<br />
Saint-Nazaire und Frederikshavn hingegen<br />
bieten den direkten Zugang<br />
zum Atlantik beziehungsweise zur<br />
Ostsee. Der Weg von der Werkshalle<br />
zum Hafen, von dem aus die Moto-<br />
ren dann in alle Welt reisen, birgt hier<br />
keine Hindernisse. Durch die Einbeziehung<br />
der beiden Standorte in den<br />
Produktionsverbund für große Viertaktmotoren<br />
lassen sich auch der<br />
Typenmix an den Standorten und die<br />
Montageabläufe gezielt optimieren.<br />
Die Entscheidung, sich zukünftig auf<br />
die Eigenfertigung von wenigen Kern-<br />
ZWISCHENBILANZ<br />
Der Auftragsboom bei <strong>MAN</strong> TURBO<br />
brachte die Prüfstandskapazitäten des<br />
Maschinenbauers an ihre Grenzen, denn<br />
Kunden akzeptieren nur noch Maschinen,<br />
die vor der Auslieferung auf volle Funktionsfähigkeit<br />
getestet werden. Um die<br />
engen Fristen einhalten zu können, verdoppelte<br />
<strong>MAN</strong> TURBO seine Prüfstandsflächen:<br />
in Oberhausen von 4 440 auf<br />
8 840, im Züricher Werk von 1 000 auf<br />
2 000 Quadratmeter. Anfang <strong>2008</strong> sind<br />
die Baumaßnahmen abgeschlossen.<br />
29<br />
komponenten zu konzentrieren und<br />
diese auszubauen, ist ein weiterer<br />
Baustein des Zukunftskonzepts.<br />
Die Wettbewerbsfähigkeit von <strong>MAN</strong><br />
Diesel wird gestärkt und die technische<br />
Basis für den Ausbau des After-<br />
Sales-Geschäfts erweitert.<br />
Internationaler Werksverbund<br />
Auch <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge war geprägt<br />
von historisch gewachsenen<br />
Produktionsstrukturen. Das gehört<br />
jetzt ebenfalls der Vergangenheit an.<br />
Der größte Geschäftsbereich der<br />
<strong>MAN</strong> AG steckt in der letzten Phase<br />
einer grundsätzlichen Prozessmodernisierung<br />
mit den Zielen, den<br />
Werksverbund international auszurichten<br />
und durchgängig zu organisieren,<br />
Kernkompetenzen festzulegen<br />
sowie Redundanzen in den Prozessen<br />
zu erkennen und zu beseitigen.<br />
Ein Paradebeispiel ist der Neubau<br />
des Montagewerks für schwere Lkw
II MAGAZIN UNSERE PROZESSE<br />
im polnischen Niepolomice in der<br />
Nähe von Krakau. Auf einem 250 000<br />
Quadratmeter großen Gelände entstanden<br />
Hallen mit einer Gesamtfläche<br />
von 81 000 Quadratmetern.<br />
»Sie bilden eine der modernsten Lkw-<br />
Montagestätten weltweit«, freut sich<br />
Dr. Marc Sielemann, Geschäftsführer<br />
STARKE PARTNER<br />
LIEFERANTENBEZIEHUNGEN ALS SCHLÜSSEL DES ERFOLGS<br />
Die enge Bindung an Schlüssellieferanten<br />
ist für alle Geschäftsbereiche<br />
der <strong>MAN</strong> AG ein Garant für<br />
nachhaltigen Geschäftserfolg. Denn<br />
Verfügbarkeit und gleichbleibend<br />
hohe Qualität der Zukaufsteile<br />
müssen gewährleistet sein, um Zuverlässigkeit<br />
und lange Lebensdauer<br />
der <strong>MAN</strong>-Produkte zu sichern.<br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge konzentriert<br />
sich innerhalb seines Werksverbunds<br />
zunehmend auf Kernkompetenzen,<br />
etwa mit dem Ausbau der<br />
Fahrerhauskapazitäten in Steyr oder<br />
der Motorenfertigung in Nürnberg.<br />
Dies hat eine engere Verzahnung mit<br />
erfahrenen Zulieferern für Fertigungsumfänge<br />
zur Folge, die bisher in<br />
Eigenregie abgewickelt wurden.<br />
<strong>MAN</strong> Diesel<br />
Neben der Eigenfertigung wesentlicher<br />
Bauteile konzentriert sich <strong>MAN</strong><br />
Diesel auf die Zusammenarbeit mit<br />
externen Kooperationspartnern weltweit.<br />
Hierzu wurde in den Jahren<br />
2006 und <strong>2007</strong> ein Produktionsnetz<br />
aufgebaut. Wichtige Ausgangsmaterialien<br />
und Fertigteile werden künftig<br />
aus mindestens zwei Quellen bezogen,<br />
um Lieferengpässe zu ver-<br />
von <strong>MAN</strong> Trucks Sp. zo.o in Polen und<br />
Projektleiter für den Neubau. Der<br />
Entscheidung für Krakau ging eine<br />
aufwendige Suche voraus. Infrastruktur,<br />
Kosten und Verfügbarkeit<br />
von Arbeitskräften sowie rechtliche<br />
und wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />
waren ebenso zu berück-<br />
meiden und Auftragsschwankungen<br />
auszugleichen. Die Sicherstellung<br />
der Versorgung ist wesentlicher<br />
Bestandteil für weiteres Wachstum.<br />
<strong>MAN</strong> TURBO<br />
Gut gefüllte Auftragsbücher rücken<br />
die Logistikkette bei <strong>MAN</strong> TURBO<br />
verstärkt in den Fokus. Anstatt sich<br />
auf Zertifizierungsprotokolle zu verlassen<br />
wird die Qualität der Zulieferer<br />
vor Ort persönlich unter die<br />
Lupe genommen. Um Lieferfristen<br />
einzuhalten, schließt <strong>MAN</strong> TURBO<br />
bindende Rahmenverträge ab mit<br />
den Partnern für Rohmaterialien wie<br />
Stahl, Getriebe oder Kupplungen –<br />
essenziell wichtige Komponenten,<br />
die 50 Prozent der Produkte von<br />
<strong>MAN</strong> TURBO ausmachen.<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal<br />
Der Industriedienstleister verfügt<br />
über breit gefächerte Erfahrung als<br />
Generalunternehmer bei der Konzeption,<br />
Finanzierung und Fertigstellung<br />
von Industrieanlagen. Subunternehmer<br />
liefern den Rückhalt,<br />
um auch umfangreiche Aufträge<br />
abzuwickeln. Darüber hinaus agiert<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal innerhalb der <strong>MAN</strong><br />
AG als Vertriebsplattform für Produkte<br />
und Leistungen aller Bereiche.<br />
30<br />
sichtigen wie das richtige Mittel<br />
zwischen Logistik- und Personalkosten:<br />
Die Lohnkosten werden günstiger,<br />
je weiter man nach Osten geht,<br />
doch der Aufwand für den Transport<br />
der zu montierenden Komponenten<br />
zum Werk steigt. »Krakau war unser<br />
geografisches Optimum«, fasst Sielemann<br />
das Ergebnis zusammen.<br />
Hinzu kam, dass <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />
bereits mit den Werken in<br />
Starachowice und Posen gute<br />
Erfahrungen in Polen gemacht<br />
hatte. Das neue Werk gilt als wichtiger<br />
Bestandteil der internationalen<br />
Wachstumsstrategie. Eine schlanke<br />
Logistik kennzeichnet die neue<br />
Fertigung: Bei der Montage wird<br />
zum Beispiel mit einem vollen und<br />
einem angebrochenen Behälter<br />
gearbeitet. Erst wenn Letzterer leer<br />
ist, rollt der Nachschub. 80 Prozent<br />
des Teilevolumens werden direkt<br />
vom Lkw-Trailer ans Band geliefert<br />
und nur der Rest eingelagert.<br />
Philosophie für die Zukunft<br />
Die Produktionsprozesse wurden<br />
mit den in den Werken Salzgitter<br />
und München abgestimmt. Krakau<br />
war die Chance für die deutschen<br />
Standorte, Neues auszuprobieren:<br />
Jede potenzielle Prozessverbesserung<br />
wurde in beiden deutschen Werken<br />
getestet, bevor sie nach Polen exportiert<br />
wurde. Best Practice Sharing<br />
ist auch die Philosophie für die Zukunft<br />
– ein Credo, das für alle Bereiche<br />
des <strong>MAN</strong> Konzerns gilt, um immer<br />
knapper werdende Ressourcen<br />
zielgerichtet einzusetzen. »Um Verschwendung<br />
in jeder Beziehung zu<br />
vermeiden, müssen Menschen und<br />
Prozesse eine Einheit bilden«, beschreibt<br />
Technik-Vorstand Jeske die<br />
Zielvorgabe für eine erfolgreiche<br />
Zukunft schlechthin.<br />
❚
Ein solides Bauteil: Das Gehäuse<br />
einer Turbine wird in die<br />
richtige Position gebracht.
II MAGAZIN UNSERE PROZESSE<br />
WELTWEITE QUALITÄTSSTANDARDS UNTER DEM <strong>MAN</strong>-BOGEN<br />
<strong>MAN</strong>-Produkte werden rund um den Globus verkauft und produziert, etwa 40 Prozent<br />
der Mitarbeiter sind außerhalb Deutschlands tätig. Standards in Produktion und<br />
Ausbildung sichern eine hohe Qualität – ob in Argentinien, Dänemark oder der Türkei.<br />
Die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> verzeichnet<br />
Auftragsbooms auf wachsenden<br />
und neuen Märkten. Darauf<br />
muss sich die Produktion einstellen,<br />
mit mehr Kapazität, Flexibilität<br />
und weiteren Standorten nah am<br />
Markt. Dazu gehört, die Qualität der<br />
<strong>MAN</strong>-Produkte zu sichern – egal, woher<br />
sie kommen.<br />
Für <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge bedeutet dies<br />
zurzeit vor allem eines: einen einheitlichen<br />
Produktionsstandard über<br />
die Landesgrenzen hinweg. Mit<br />
MNPS – dem <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />
Produktionssystem – soll die Herstellung<br />
beschleunigt, sollen Ausschüsse<br />
vermieden und die Produkte weiter<br />
verbessert werden. Kurz, es geht um<br />
Prozessoptimierung. <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />
sieht das aber keineswegs als<br />
rein technisches Projekt. »Unser Vorhaben<br />
klappt nur, wenn Management<br />
und Mitarbeiter hinter dem Produktionssystem<br />
stehen und wissen, wie<br />
es funktioniert«, sagt Marcus Schnell,<br />
Leiter Produktionssysteme bei <strong>MAN</strong><br />
Nutzfahrzeuge. Dafür hat er mit seiner<br />
Abteilung im Jahr <strong>2007</strong> eine<br />
40-seitige MNPS-Fibel erstellt, die an<br />
27 000 Mitarbeiter verteilt wurde.<br />
Werkspezifische Besonderheiten<br />
MNPS ist keine neue Idee. Schon Ende<br />
der Neunzigerjahre am österreichischen<br />
Produktionsstandort Steyr entwickelt,<br />
wurde das System ab 2000<br />
bereits in München und Salzgitter<br />
eingesetzt. Ähnliche Standards gibt<br />
es an allen 13 europäischen Standorten,<br />
doch in den Feinheiten unterscheiden<br />
sich die Vorgaben. »Wir führen<br />
jetzt die bestehenden Ansätze<br />
aller Werke zusammen«, sagt Schnell.<br />
Regelmäßig treffen sich die Produktionsleiter<br />
deshalb in den verschiedenen<br />
Werken und analysieren die<br />
werkspezifischen Besonderheiten –<br />
um voneinander lernen zu können.<br />
Im Mittelpunkt von MNPS steht nicht<br />
die technische Weiterentwicklung,<br />
sondern der Mitarbeiter: Dessen steter<br />
Wille, sich weiterzuentwickeln, wird<br />
als Innovationsmotor für das ganze<br />
27 000<br />
Mitarbeiter erhielten die neu erstellte<br />
Fibel zu den Richtlinien des <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />
Produktionssystems MNPS.<br />
Unternehmen gesehen. Von Führungskräften<br />
und Mitarbeitern wird ein<br />
Umdenken erwartet: Im Mittelpunkt<br />
steht heute weniger die Fertigung<br />
hoher Stückzahlen als vielmehr die<br />
flexible Produktion unterschiedlicher<br />
Modelle auf derselben Fertigungslinie.<br />
Rasche Fehlerrückmeldung sorgt<br />
zudem für eine verbesserte Qualität.<br />
Ein solcher Mentalitätswandel muss<br />
von Trainings und Schulungen begleitet<br />
werden. Im Alltag bekommt<br />
die Kommunikation einen höheren<br />
Stellenwert, der Informationsfluss<br />
32<br />
vom Mitarbeiter im Werk bis hin zur<br />
Geschäftsführung muss sichergestellt<br />
werden. »Auch dafür brauchen<br />
wir Standards«, so Schnell. »Wie in<br />
einem Stundenplan wird festgehalten,<br />
wann der Schichtleiter mit dem<br />
Betriebsingenieur spricht oder wann<br />
dieser sich mit dem Werksleiter trifft.«<br />
Das hat auch Auswirkungen auf die<br />
Organisation der Betriebe. Ein Meister<br />
mit 100 Mitarbeitern kann unmöglich<br />
regelmäßig mit allen sprechen, große<br />
Teams müssen verkleinert werden.<br />
Mentoren bei <strong>MAN</strong> TURBO<br />
<strong>MAN</strong> TURBO hat zur Qualitätssicherung<br />
ein eigenes Einführungsprogramm<br />
für Neulinge im Betrieb entwickelt.<br />
Um neue Mitarbeiter mit<br />
dem Unternehmen richtig vertraut<br />
zu machen, gibt es erstens standortübergreifende<br />
Schulungen, in<br />
denen vermittelt wird, wofür <strong>MAN</strong><br />
TURBO steht und wie etwa der Code<br />
of Conduct aussieht. Der zweite<br />
Schwerpunkt des Programms liegt<br />
auf einem Patensystem. Aus dem<br />
Kollegenkreis werden Personen<br />
benannt, die sich als Pate um die<br />
Neueinsteiger kümmern. Sie vermitteln<br />
Alltagswissen aus dem Betrieb,<br />
geben aber auch der Geschäftsleitung<br />
Rückmeldungen über die Bedürfnisse<br />
ihrer Schützlinge. Daraus ergeben<br />
sich zielgruppenspezifische Veranstaltungen<br />
für die neuen »Turbos«.<br />
»Wichtig ist vor allem, dass die Neuen<br />
ein Gefühl für unser Unternehmen
ekommen«, sagt Carola Fink, Leiterin<br />
Personalentwicklung bei <strong>MAN</strong><br />
TURBO. Dass die Oberhausener sich<br />
sehr um ihren Führungsnachwuchs<br />
bemühen, zeigt auch die Auszeichnung<br />
mit dem Gütesiegel Fair Company<br />
des Magazins karriere. Das Siegel<br />
erhalten Unternehmen, die Hochschulabsolventen<br />
echte Zukunftschancen<br />
im In- und Ausland bieten.<br />
Deutsch-dänischer Austausch<br />
Als Geschäftsbereich mit Produktionsstandorten<br />
in fünf Ländern hat <strong>MAN</strong><br />
Diesel die interkulturelle Kompetenz<br />
ganz oben auf den Lehrplan für die<br />
Auszubildenden gesetzt. So zählt ein<br />
dreiwöchiger Aufenthalt in den dänischen<br />
Schwesterwerken in Kopenhagen<br />
oder Frederikshavn zum festen<br />
Bestandteil der Ausbildung. »Durch<br />
den Auslandsaufenthalt sollen vor<br />
allem die englischen Sprachkenntnisse<br />
verbessert werden«, sagt Kaspar<br />
Fischer, Leiter des Ausbildungszen-<br />
<strong>MAN</strong> NUTZFAHRZEUGE PRODUKTIONSSYSTEM (MNPS)<br />
trums von <strong>MAN</strong> Diesel in Augsburg.<br />
»Drei Wochen lang müssen die Jugendlichen<br />
in einem fremden Land<br />
klarkommen.« Gleichzeitig ist das<br />
für die Nachwuchskräfte bei <strong>MAN</strong><br />
Diesel auch ein Kurs in interkulturellem<br />
Umgang. »Das Miteinander am<br />
Arbeitsplatz ist in Dänemark viel informeller«,<br />
so die Auszubildenden<br />
unisono. »Es ist dort zum Beispiel<br />
völlig normal, auch Führungskräfte<br />
mit Vornamen anzusprechen.«<br />
Der Ansturm auf freie Plätze im Austauschprogramm<br />
ist groß. Wichtigstes<br />
Kriterium bei der Auswahl ist der<br />
später angestrebte Beruf: Wer etwa<br />
als Industriemechaniker oft auf Montage<br />
ins Ausland muss, hat die besten<br />
Chancen. Das seit dem Jahr 2003 laufende<br />
deutsch-dänische Projekt erhielt<br />
<strong>2007</strong> den »Europäischen Preis<br />
für lebenslanges Lernen«. Auch der<br />
Industriedienstleister <strong>MAN</strong> Ferrostaal<br />
in Essen achtet verstärkt auf<br />
interkulturelle Kompetenz. Neben<br />
PRODUKTIVITÄTSSTEIGERUNG NACH JAPANISCHEM VORBILD<br />
»Kaizen« nennt sich in Japan eine Unternehmensphilosophie, in der<br />
das Streben nach ständiger Verbesserung im Mittelpunkt steht. Sie<br />
hat dort maßgeblich zur Produktivitätssteigerung der Automobilfirmen<br />
beigetragen. An diesem Prinzip orientiert sich MNPS, das als Innovationsmotor<br />
für das Unternehmen mehr ist als lediglich ein Programm<br />
zur Prozessoptimierung.<br />
Entscheidend für den Erfolg von MNPS sind Engagement und Können der<br />
Mitarbeiter. Von ihnen wird ein Umdenken erwartet. Qualitätssicherung<br />
nimmt einen noch höheren Stellenwert als früher ein, es gilt ein Null-Fehler-<br />
Ziel. Zudem soll der gesamte Produktionsprozess stärker an den aktuellen<br />
Kundenwünschen ausgerichtet werden. Sie bestimmen künftig Taktzeit<br />
und Reihenfolge. Nicht mehr allein die schnelle Fertigung hoher Stückzahlen<br />
steht im Vordergrund, sondern eine flexible Produktion. Statt direkter<br />
Stückkosten zählen die Gesamtkosten des Produktionsprozesses. Ein solches<br />
Umdenken erfordert intensive Kommunikation und einige Zeit. »Der<br />
Weg ist das Ziel« lautet daher das Motto für die Durchsetzung von MNPS.<br />
33<br />
landesspezifischen Vorbereitungen<br />
vor einem Auslandseinsatz gibt es<br />
seit Herbst <strong>2007</strong> ein interkulturelles<br />
Sensibilisierungstraining für neue<br />
Mitarbeiter. »Ziel ist es, die Aufmerksamkeit<br />
für kulturelle Unterschiede<br />
zu schärfen«, sagt Reinhold Schramm,<br />
Leiter Personal Ausland. »Bisher<br />
haben unsere Mitarbeiter viel durch<br />
›Trial and Error‹ gelernt, doch es muss<br />
ja nicht jeder die gleichen Fehler wiederholen.«<br />
In den Trainings lernen<br />
Mitarbeiter, sich auf den respektvollen<br />
Umgang mit Menschen aus anderen<br />
Kulturkreisen einzustellen – und<br />
sich darüber bewusst zu werden, was<br />
die deutsche Kultur auszeichnet und<br />
von anderen unterscheidet.<br />
Duales System in der Türkei<br />
Vom fortschrittlichen deutschen<br />
dualen Ausbildungssystem lässt<br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge auch seine<br />
Lehrlinge bei <strong>MAN</strong> Türkiye A. S. in<br />
Ankara profitieren; es hat wesentliche<br />
Teile an den türkischen Produktionsstandort<br />
übertragen. 1997<br />
gründete <strong>MAN</strong> in Ankara eine Lehrwerkstatt,<br />
in der Auszubildende<br />
drei Tage in der Woche fachlichen<br />
und theoretischen Unterricht bekommen.<br />
Daneben besuchen sie<br />
wöchentlich zwei Tage die Dikmen-<br />
Fachschule. Am Ende der dreijährigen<br />
Ausbildung steht die Gesellenprüfung.<br />
Zurzeit werden dort<br />
88 Jugendliche ausgebildet. Ziel dieses<br />
Projekts: den eigenen Bedarf<br />
an gut ausgebildeten Fachkräften<br />
zu decken. Inzwischen hat <strong>MAN</strong><br />
in Ankara auch eine Meisterausbildung<br />
nach deutschem Vorbild<br />
eingeführt. Am Ende steht eine<br />
Prüfung nach den Kriterien der Industrie-<br />
und Handelskammer<br />
(IHK). Deutsche Meister »made in<br />
Turkey« – symbolisch für den globalen<br />
Arbeitgeber <strong>MAN</strong>.
II MAGAZIN UNSERE PROZESSE<br />
Europas modernste Nutzfahrzeugfabrik<br />
steht in Niepolomice bei Krakau.<br />
Dort produziert <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />
seit Sommer <strong>2007</strong> schwere Lkw mit<br />
mehr als 16 Tonnen. In dem Montagewerk<br />
wird nach den Prinzipien der<br />
schlanken und umweltfreundlichen<br />
Produktion gefertigt, mit hocheffizienten<br />
Logistik- und Montageprozessen –<br />
und Effizienz spart Energie sowie Roh-<br />
stoffe. 80 Prozent des benötigten Teilevolumens<br />
werden direkt zum Verbauort<br />
an der Montagelinie geliefert,<br />
nur 20 Prozent zwischengelagert. Das<br />
verkürzt Transportwege. Außerdem<br />
werden sämtliche Chassis in einer umweltfreundlichen<br />
Anlage mit Lack auf<br />
Wasserbasis lackiert. Das Krakauer<br />
Werk ist mittlerweile der dritte <strong>MAN</strong>-<br />
Standort in Polen. Damit hat sich<br />
34<br />
Bis Mitte 2010 wird <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />
im neuen Werk bei Krakau mindestens<br />
650 Mitarbeiter beschäftigen.<br />
LKW-PRODUKTION IN POLEN<br />
SCHLANK UND UMWELTFREUNDLICH<br />
das osteuropäische Land zu einem<br />
wichtigen Eckpfeiler der internationalen<br />
Wachstumsstrategie von <strong>MAN</strong><br />
Nutzfahrzeuge entwickelt. »Wir gehen<br />
davon aus, dass vor allem die Märkte<br />
in Osteuropa und den GUS-Staaten<br />
überproportional wachsen werden. An<br />
diesem Wachstum wollen wir partizipieren«,<br />
betont Lars Wrebo, Vorstand<br />
Produktion von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge.
DRUCKLUFTERZEUGUNG<br />
ENERGIEEINSPARUNG DURCH WÄRMERÜCKGEWINNUNG<br />
Angesichts des gestiegenen Bedarfs an Druckluft und der zusätzlichen<br />
Anforderungen der Motorenentwicklung plant <strong>MAN</strong> Diesel zwei weitere<br />
Schraubenverdichter, die mit Wärmerückgewinnungsanlagen ausgerüstet<br />
werden. Druckluft wird im Augsburger Werk für den Transport von<br />
Sand in die Gießerei eingesetzt, zum Antrieb von Schleifern oder Schraubern<br />
und am Prüfstand für Dieselmotorenversuche. Sie ist vor Strom,<br />
Prozesswärme und Gas die teuerste Energie im Produktionsprozess.<br />
Die Abwärme der Kompressoren geht aber im Werk nicht verloren, sondern<br />
kann für die Brauchwassererwärmung, beispielsweise für die Aufheizung<br />
des Duschwassers, genutzt werden. Im Vorfeld wurde zur Dimensionierung<br />
eine Analyse der Anlage, des Netzes, der Fahrweise und<br />
des Bedarfs durchgeführt. Sie bestätigt, dass die bisherige Auslegung<br />
und der Betrieb optimal sind. Die neuen Anlagen werden in die übergeordnete<br />
Steuerung integriert und vor allem nach dem wirtschaftlichsten<br />
Energieverbrauch ausgesucht.<br />
UMWELTPAKT BAYERN<br />
MIT DER NATUR WACHSEN<br />
Umweltverträgliches Wirtschaftswachstum<br />
lautet die Devise des<br />
»Umweltpakt Bayern«, auf den sich<br />
der Freistaat und mittlerweile über<br />
5 200 Betriebe verständigt haben.<br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge ist seit dem<br />
Start des Abkommens im Jahr 1995<br />
beteiligt. Ziele waren anfangs, Versuche<br />
mit alternativen Brennstoffen<br />
auszuweiten oder Fahr- und Spar-<br />
Vorführung eines<br />
Dieselmotors auf dem<br />
firmeneigenen Prüfstand<br />
im Augsburger<br />
Stammwerk von <strong>MAN</strong><br />
Diesel. Auch hier ist<br />
der Einsatz von Druckluft<br />
unverzichtbar.<br />
trainings für Lkw-Fahrer anzubieten.<br />
2005 verlängerten die Partner das<br />
Abkommen zum zweiten Mal und<br />
formulierten neue Ziele, an deren<br />
Erfüllung <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge kontinuierlich<br />
arbeitet. So sollen die<br />
Serien-Geräuschgrenzwerte für Nutzfahrzeuge<br />
mit einem zulässigen Gesamtgewicht<br />
von mehr als 3,5 Tonnen<br />
bis spätestens Oktober 2010<br />
um ein Dezibel gesenkt werden.<br />
Zudem beteiligt sich <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />
an Initiativen von Automobilherstellern<br />
mit dem Ziel, Messver-<br />
AUSZEICHNUNG<br />
DIE BESTEN ZULIEFERER<br />
Frische Ideen, dynamisches Handeln<br />
sowie qualitäts- und kostenbewusstes<br />
Denken – Zulieferer,<br />
die das bieten, belohnt <strong>MAN</strong><br />
Nutzfahrzeuge einmal im Jahr<br />
mit dem »Trucknology Supplier<br />
Award«. Um die Preisträger zu ermitteln,<br />
werden Lieferanten in den<br />
Kategorien Einkauf, Qualität,<br />
Technik und Logistik bewertet. Zu<br />
vorbildlichem Einkauf zählen Einkaufs-<br />
und Zahlungsbedingungen,<br />
inzwischen aber auch das<br />
Umweltmanagement der Zulieferfirma.<br />
Sozial unverantwortliches<br />
Handeln wie Kinderarbeit lehnt<br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge kategorisch<br />
ab und untersagt sie je nach Land<br />
vorsorglich einzelvertraglich in<br />
den Rahmenverträgen. Über den<br />
Award für das Jahr 2006 freuten<br />
sich unter anderem die Empl<br />
Fahrzeugwerk GmbH, die Federal<br />
Mogul Nürnberg GmbH und die<br />
Guss Komponenten GmbH.<br />
fahren, Produktpolitik und Managementsysteme<br />
in den eigenen Unternehmen<br />
und in Zulieferbetrieben im<br />
Sinne der Umwelt zu optimieren.
01<br />
02<br />
03<br />
II MAGAZIN UNSERE PROZESSE<br />
01 <strong>MAN</strong>-Feuerwehrkommandantentreffen<br />
mit<br />
einem Vorführfahrzeug.<br />
02 Die Werkfeuerwehr<br />
von <strong>MAN</strong> Diesel probt<br />
den Ernstfall.<br />
03 Im Schneechaos 2006<br />
übernahm die Feuerwehr<br />
auch allgemeine<br />
Hilfeleistungen.<br />
WERK- UND BETRIEBSFEUERWEHREN<br />
EINE HEISSE<br />
ANGELEGENHEIT<br />
2 500 Einsätze sind eine beachtliche Zahl, dabei sind<br />
das nicht die einzigen der gemeinsamen Werkfeuerwehr<br />
von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge und MTU Aero Engines<br />
in München: In Kooperation mit der freiwilligen Feuerwehr<br />
übernimmt sie zusätzlich Dienste im Umland.<br />
»Circa 1 000 Einsätze«, schätzt Peter Simkaitis, seit<br />
1982 Leiter der staatlich anerkannten Werkfeuerwehr,<br />
»fahren wir als Rettungsdienst oder als technische<br />
Hilfeleistung bei Wasser-, Öl- und Sturmschäden oder<br />
Starkregen.« Die Werkfeuerwehr gibt es seit 1962,<br />
sie beschäftigt derzeit 39 Mitarbeiter im 24-Stunden-<br />
Schichtbetrieb.<br />
Auch Peter Wittmann, Leiter der Werkfeuerwehr bei<br />
<strong>MAN</strong> Diesel in Augsburg, weiß: »Unser Vorteil ist, dass<br />
wir uns bei Einsätzen an Anlagen oft besser auskennen<br />
als die öffentlichen Feuerwehren und so auch schneller<br />
eingreifen können.« Seine 37-köpfige Einsatztruppe ist<br />
für mehrere Unternehmen zur Stelle: <strong>MAN</strong> Diesel, <strong>MAN</strong><br />
Roland und MT Aerospace. Eingebunden in den allgemeinen<br />
Feuerwehrverbund, rückt sein Team bei<br />
Großeinsätzen – etwa bei erheblichen Sturmschäden<br />
oder Großbränden –, aber auch auf Anforderung der<br />
Berufsfeuerwehr mit aus und stellt das einzige Tragmastkorbfahrzeug<br />
in der Region zur Verfügung.<br />
Bei <strong>MAN</strong> TURBO in Oberhausen dagegen handelt es<br />
sich um eine Betriebsfeuerwehr, die nur bei Notfällen<br />
innerhalb des Werks eingesetzt wird. »34 Einsätze<br />
waren es 2006«, sagt Heerwart Schweers, Leiter der<br />
Betriebsfeuerwehr. Neben den üblichen Arbeitseinsätzen<br />
im Werkshafen, Öl- und Umwelteinsätzen oder<br />
Brandmeldungen ist die Löschtruppe beratend tätig:<br />
»Wir erteilen Schweißerlaubnisscheine und unterrichten<br />
in der Handhabung von Feuerlöschern«, erklärt<br />
Schweers. Die Betriebsfeuerwehr in Oberhausen beschäftigt<br />
derzeit elf Mitarbeiter, die nebenberuflich<br />
für den Turbinenhersteller im Einsatz sind. Über Funkmeldeempfänger<br />
sind sie jedoch jederzeit erreichbar.<br />
36
EUROPÄISCHES CHEMIKALIENRECHT REACH<br />
<strong>MAN</strong> DIESEL REGISTRIERT EINGESETZTE CHEMIKALIEN<br />
Das neue europäische Chemikalienrecht<br />
(REACH) steht für Registrierung,<br />
Bewertung, Zulassung und<br />
Beschränkung chemischer Stoffe.<br />
Die Verordnung fordert Unternehmen,<br />
die mehr als eine Tonne chemischer<br />
Stoffe pro Jahr importieren,<br />
auf, diese künftig in einer zentralen<br />
Datenbank zu registrieren. REACH<br />
ist seit 1. Juni <strong>2007</strong> in Kraft und soll<br />
einen besseren Schutz von Mensch<br />
und Umwelt gewährleisten. <strong>MAN</strong><br />
Diesel bezieht seine REACH-Produkte<br />
derzeit fast ausschließlich<br />
<strong>MAN</strong> UMWELT<strong>MAN</strong>AGEMENT<br />
DIESEL<br />
SCHNELLE INTENSIVER HILFE INFORMATIONSAUSTAUSCH<br />
AUF HOHER SEE<br />
innereuropäisch und ist somit nachgeschalteter<br />
Anwender. »Da wir die<br />
relevanten Arbeitsstoffe voraussichtlich<br />
im Rahmen des ursprünglich<br />
vom Hersteller geplanten Verwendungszwecks<br />
einsetzen, wird<br />
sich der Aufwand der Registrierung<br />
in Grenzen halten«, erklärt<br />
Holger Witte, verantwortlich für<br />
Works Services bei <strong>MAN</strong> Diesel.<br />
Metalle und Legierungsstoffe kauft<br />
der Schiffsdieselbauer auch außereuropäisch,<br />
die infrage kommenden<br />
Metalle werden daher vorregistriert.<br />
Für effizienteren Umweltschutz verwendet <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge ein<br />
Managementsystem, das Qualitäts-, Risiko-, Sicherheits- und Umweltmanagement<br />
umfasst. Aufbau und Abläufe sind in einem Handbuch<br />
dokumentiert und in Richtlinien und Anweisungen konkretisiert, die<br />
für alle Mitarbeiter gelten. Die Gesamtverantwortung liegt beim Vorstand,<br />
zum Beauftragten für den Umweltschutz wurde der Vorstand<br />
der Produktion ernannt. Die Pflichten, Aufgaben und Rechte mit Umwelt-<br />
und Sicherheitsrelevanz werden an die jeweils zuständigen Mitarbeiter<br />
delegiert. Regelmäßige Treffen der Beauftragten über alle<br />
Geschäftseinheiten, Zentralbereiche und Standorte hinweg gewährleisten<br />
einen intensiven Informationsaustausch. Die Standorte<br />
Gustavsburg, München, Nürnberg, Salzgitter, Wien, Steyr und Pilsting<br />
verfügen bereits über ein zertifiziertes Umweltmanagementsystem<br />
nach ISO 14001. Die Standorte in der Türkei und Polen arbeiten<br />
derzeit ebenfalls daran.<br />
Mit REACH werden alle Chemikalien,<br />
auch die, die schon lange im Verkehr<br />
sind, einer Risikoprüfung unterzogen.<br />
Brandschutz<br />
Arbeitsschutz<br />
Gesundheitsschutz<br />
Gefahrenabwehr<br />
INTEGRIERTES<br />
SICHERHEITS<strong>MAN</strong>AGEMENT<br />
Anlagen-/Maschinenschutz<br />
Datensicherheit<br />
Umweltschutz<br />
Datenschutz<br />
Werkschutz<br />
RISIKO-<br />
<strong>MAN</strong>AGEMENT<br />
Das integrierte Managementsystem<br />
richtet sich an den Unternehmensprozessen<br />
von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge aus.<br />
QUALITÄTS-<br />
<strong>MAN</strong>AGEMENT<br />
UMWELT-<br />
<strong>MAN</strong>AGEMENT
II MAGAZIN UNSERE VERANTWORTUNG
RAMPERSAD MOTILAL, FÖRDERER DES AUFSCHWUNGS<br />
»Entwicklung bedeutet für mich nicht den Bau schicker neuer Hochhäuser,<br />
sondern vor allem eines: Ausbildung der Menschen auf Trinidad und Tobago.«<br />
Rampersad Motilal ist CEO der Methanol Holdings (Trinidad) Limited<br />
39
II MAGAZIN UNSERE VERANTWORTUNG<br />
WACHSTUM UNTER PALMEN<br />
Von <strong>MAN</strong> Ferrostaal gebaute und finanzierte Methanol- und Ammoniakanlagen sind<br />
Treiber der ökonomischen Entwicklung auf Trinidad und Tobago. Gezielt fördert der<br />
Industriedienstleister darüber hinaus die universitäre Ausbildung der Inselbewohner.<br />
Entspannt lehnt sich Ian Farmer<br />
auf seinem Plastikstuhl zurück.<br />
Die Luft ist feucht, selbst jetzt<br />
um fünf Uhr nachmittags herrschen<br />
noch über 30 Grad. Doch Farmer<br />
macht die tropische Schwüle Trinidads<br />
nichts aus, zu lange schon lebt er<br />
hier am südlichen Rand der Karibik.<br />
Von seinem Platz aus hat er einen guten<br />
Blick über das Spielfeld, auf dem<br />
gerade das jährliche Fußballturnier<br />
der Industrial Plant Services Limited<br />
(IPSL) in vollem Gange ist. Als Präsident<br />
des Sportklubs von IPSL ist der<br />
50-Jährige für die Organisation des<br />
Wettkampfs verantwortlich, ehrenamtlich,<br />
versteht sich. Denn seine eigentliche<br />
Aufgabe ist nicht der Sport:<br />
Wie fast alle der rund 500 Mitarbeiter<br />
von IPSL ist Farmer in der Methanolproduktion<br />
beschäftigt. Hinter dem<br />
Fußballfeld erheben sich daher auch<br />
keine mit Fans voll besetzten Tribünen,<br />
sondern die mächtigen Anlagen des<br />
Point Lisas Industrial Estate. Gespielt<br />
wird auf dem Firmengelände, der<br />
Sportklub gehört zu den vielfältigen<br />
Freizeitangeboten für Mitarbeiter.<br />
Methanolriese Trinidad<br />
Das Industriegebiet an der Westküste<br />
Trinidads ist das Zentrum der Methanolproduktion<br />
des Karibikstaats Trinidad<br />
und Tobago. Das kleine 1,3-Millionen-Einwohner-Land<br />
ist der<br />
führende Exporteur dieses Basisstoffs,<br />
mehr als ein Drittel des weltweit gehandelten<br />
Methanols kommt von hier.<br />
Treibende Kraft der stark expandie-<br />
renden petrochemischen Industrie in<br />
Point Lisas ist die Methanol Holdings<br />
(Trinidad) Limited (MHTL). Durch eine<br />
Kooperation mit dem lokalen Dienstleister<br />
IPSL schafft das Unternehmen<br />
Hunderte Arbeitsplätze für die Inselbevölkerung.<br />
Die Methanolanlagen in<br />
Point Lisas, die heute im Besitz von<br />
MHTL sind, nahmen ihren Betrieb<br />
bereits 1984 auf. Die Ende 2005 fertiggestellte<br />
M5000 ist nach wie vor die<br />
weltweit größte Industrieanlage zur<br />
Produktion von Methanol. Von Anfang<br />
an war auch <strong>MAN</strong> Ferrostaal mit<br />
an Bord, nicht nur als Generalunternehmer<br />
für die Errichtung der Anlagen,<br />
sondern auch als Inhaber eines<br />
20-prozentigen Anteils an MHTL.<br />
12%<br />
betrug der Anstieg des BIP 2006 in Trinidad<br />
und Tobago – ein Aufschwung, der<br />
unter anderem auf M5000 zurückgeht.<br />
Ein paar Hundert Meter von den kickenden<br />
Mitarbeitern entfernt, lehnt<br />
sich Rampersad Motilal entspannt<br />
zurück. Seit fast 20 Jahren ist er CEO<br />
der MHTL und maßgeblich daran beteiligt,<br />
dass das Unternehmen auf<br />
Rang zwei der weltweit größten Methanolproduzenten<br />
geführt wird.<br />
2006 lag der Ausstoß bei 3,37 Millionen<br />
Tonnen. Mit seinem unternehmerischen<br />
Erfolg kann Motilal<br />
durchaus zufrieden sein, allerdings<br />
hat sein Engagement auch einen ge-<br />
40<br />
sellschaftlichen Aspekt: »Die Energiewirtschaft<br />
– gerade auch die petrochemische<br />
Industrie – wird immer mehr<br />
zu einer ökonomischen Plattform für<br />
die Entwicklung des Landes und seiner<br />
Bewohner«, erklärt Motilal. »Je mehr<br />
wir expandieren, umso mehr Arbeitsplätze<br />
können wir schaffen.«<br />
Perspektiven eröffnen<br />
Zu Anfang waren das oft einfache, unqualifizierte<br />
Jobs. Doch inzwischen<br />
bieten sich vor allem den besser Ausgebildeten<br />
feste, unbefristete Anstellungen.<br />
»Wir zeigen den Menschen<br />
damit auch eine persönliche Perspektive<br />
auf.« Bei der Rekrutierung neuer<br />
Mitarbeiter achtet Motilal darauf, lokale<br />
Arbeitskräfte einzustellen. So sind<br />
bei MHTL wie auch bei IPSL ausschließlich<br />
Einwohner des Zwei-Insel-Staats<br />
beschäftigt. Auch beim Kauf von Material<br />
oder Verträgen mit Dienstleistern<br />
heißt es »Trinidad and Tobago<br />
first«. Durch die vielfältigen Verflechtungen<br />
mit der lokalen Wirtschaft ist<br />
MHTL inzwischen ein wichtiger Faktor<br />
in der Ökonomie des Karibikstaats.<br />
Der MHTL-Chef weiß sich mit seinen<br />
Investitionen in die eigene Wirtschaft<br />
im Einklang mit den erklärten Zielen<br />
seines Landes. Denn um sich von der<br />
Rolle des reinen Rohstofflieferanten<br />
zu lösen, verfolgt die Regierung von<br />
Trinidad und Tobago seit Jahren eine<br />
Wirtschaftspolitik, die auf den Aufbau<br />
einer verarbeitenden Industrie<br />
vor Ort zielt. Für rund 1,6 Milliarden
01 Ingenieure von IPSL inspizieren die<br />
Methanolanlage M5000.<br />
02 Die Megaanlage hat eine Kapazität<br />
von 5 400 Tagestonnen Methanol.<br />
01<br />
02<br />
41<br />
US-Dollar errichtet MHTL in Point<br />
Lisas derzeit einen petrochemischen<br />
Komplex, der ab 2009 jährlich rund<br />
1,5 Millionen Tonnen Ammoniak-<br />
Harnstoff-Lösung sowie 60 000 Tonnen<br />
Melamin produzieren soll. Beide<br />
Stoffe werden aus dem hier reichlich<br />
vorkommenden Erdgas gewonnen.<br />
Umweltschonender Nebeneffekt:<br />
Für die Produktion wird mehr CO 2<br />
benötigt, als die Methanolanlagen<br />
von MHTL ausstoßen, das Unternehmen<br />
wird damit also die Menge des<br />
Treibhausgases in der Atmosphäre<br />
reduzieren.<br />
Auch volkswirtschaftlich sorgt die<br />
größte privatwirtschaftliche Investition,<br />
die in dem Karibikstaat je<br />
getätigt wurde, für einen positiven<br />
Nebeneffekt: Durch die Inbetriebnahme<br />
der Anlage erwartet die Central<br />
Bank of Trinidad and Tobago für<br />
2009 einen kräftigen Anstieg des<br />
Bruttoinlandsprodukts. Schon den<br />
Anstieg des BIP im Jahre 2006 um<br />
zwölf Prozent (2005 waren es noch<br />
8,4 Prozent) führten die Banker unter<br />
anderem auf »M5000« zurück.<br />
Einsatz für die Bildung<br />
»Entwicklung«, betont Motilal, »bedeutet<br />
für mich nicht den Bau<br />
schicker neuer Hochhäuser, sondern<br />
vor allem eines: Ausbildung der Menschen<br />
auf Trinidad und Tobago.« Und<br />
so engagiert sich das Unternehmen<br />
vor allem im Hochschulbereich. Seit<br />
1997 finanziert MHTL an der University<br />
of the West Indies einen Lehrstuhl<br />
für Ingenieurwissenschaften,<br />
regelmäßig werden Absolventen der<br />
Uni eingestellt. Tatsächlich droht im<br />
Zwei-Insel-Staat im stark wachsenden<br />
Energiesektor ein Fachkräftemangel:<br />
Internationale Konzerne und einheimische<br />
Firmen werben sich gegenseitig<br />
die Experten ab. MHTL hat sich
II MAGAZIN UNSERE VERANTWORTUNG<br />
TRINIDAD UND TOBAGO<br />
ENERGIESEKTOR HEIZT WACHSTUM AN<br />
Der gut 5 000 Quadratkilometer große Staat besteht aus den beiden südlichsten<br />
Inseln des karibischen Archipels und beheimatet rund 1,3 Millionen<br />
Einwohner. Die Hauptstadt von Trinidad und Tobago ist Port-of-Spain.<br />
2006 lag das Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei 18,2 Milliarden US-Dollar, bei<br />
einem realen Wachstum von zwölf Prozent. Treiber des rasanten wirtschaftlichen<br />
Aufschwungs ist vor allem der Energiesektor, der 2006 für ungefähr<br />
45 Prozent des BIP verantwortlich war. Auch der Staatshaushalt hängt zu<br />
einem Drittel von Einnahmen aus diesem Bereich ab. Die von der Regierung<br />
angestrebte Diversifizierung der Industrie steckt noch in den Kinderschuhen,<br />
allerdings führte der Boom des Energiesektors in der Region zu<br />
einer vergleichsweise niedrigen Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent.<br />
zudem von Anfang an für den Aufbau<br />
der neuen, technisch orientierten<br />
University of Trinidad and Tobago engagiert.<br />
»Anlässlich der Einweihung<br />
der M5000-Anlage haben wir der<br />
Universität fünf Millionen US-Dollar<br />
gespendet, eine der höchsten Spenden,<br />
die es jemals für das Bildungswesen<br />
hier gab«, betont Motilal. Das<br />
Geld wurde unter anderem für den<br />
Aufbau des »Natural Gas Institute of<br />
the Americas« genutzt. Doch auch die<br />
Gemeinden um Point Lisas herum<br />
kommen in den Genuss von MHTL-<br />
Unterstützung: Die Ausbildung von<br />
Handwerkern wird ebenso gefördert<br />
wie die Infrastruktur der Schulen.<br />
Erfolgreiches Finanzkonzept<br />
Auch die Gewinne von MHTL kommen<br />
dem Karibikstaat zugute. Über den<br />
Anteilseigner C L Financial Limited<br />
profitieren rund 40 000 einheimische<br />
Aktienbesitzer vom unternehmerischen<br />
Erfolg. Der Konzern betreibt in<br />
Trinidad ein erfolgreiches Geschäftsmodell:<br />
Statt als Anlagenbauer für<br />
andere Konzerne nur den Bau petrochemischer<br />
Anlagen zu übernehmen,<br />
partizipiert <strong>MAN</strong> Ferrostaal durch<br />
seine Beteiligung an MHTL auch an<br />
deren Erfolg. Der Industriedienstleister<br />
ist an der Konzeption neuer Anlagen,<br />
vor allem aber an deren Finanzierung<br />
beteiligt. Das weltweit tätige<br />
Unternehmen hat es bei Kreditgebern<br />
leichter als eine relativ unbekannte<br />
Firma aus Trinidad. »Von der Idee bis<br />
zur Bauausführung sind wir an der<br />
Projektentwicklung beteiligt«, sagt<br />
Adalbert Graff, Projektdirektor für<br />
den im Bau befindlichen Komplex.<br />
»Wir entwickeln für jede Anlage ein<br />
maßgeschneidertes Konzept, denn<br />
den Kreditgebern können wir in der<br />
Regel außer dem Projekt selbst keine<br />
Sicherheiten geben.«<br />
Für <strong>MAN</strong> Ferrostaal lohnt sich das Engagement<br />
in Trinidad. Der Bedarf an<br />
Methanol und Ammoniak steigt weltweit,<br />
die Preise ebenfalls. Beides sind<br />
wichtige Basisrohstoffe für die chemische<br />
Industrie. Methanol wird vor allem<br />
zur Produktion von Kunststoffen<br />
und Farben und zunehmend zur Herstellung<br />
von Biokraftstoffen eingesetzt.<br />
Ammoniak kommt vorwiegend<br />
als Düngemittel zum Einsatz. Besonders<br />
der steigende Bedarf der<br />
42<br />
Boomregion Asien heizt die weltweite<br />
Nachfrage nach den Rohstoffen an.<br />
Transfer des Geschäftsmodells<br />
Trinidad und Tobago hat als Standort<br />
durchaus Vorteile: Es ist politisch stabil,<br />
hat ausreichend Erdgasvorräte,<br />
und der Staat unterstützt den Aufbau<br />
der petrochemischen Industrie, etwa<br />
durch langfristige Verträge und stabile<br />
Erdgaspreise. »Auch die geografische<br />
Lage ist gut. Benötigte Chemikalien<br />
können schnell geliefert werden,<br />
und wir befinden uns in der Nähe<br />
wichtiger Absatzmärkte«, sagt Graff.<br />
Bei <strong>MAN</strong> Ferrostaal gilt das Geschäftsmodell<br />
als so erfolgreich, dass<br />
es exportiert wurde. Im Oman wird<br />
bereits eine Methanolanlage nach<br />
dem Trinidad-Vorbild gebaut. Das<br />
nötige Know-how kommt direkt aus<br />
Trinidad: IPSL-Mitarbeiter reisen in<br />
den Oman und trainieren einheimische<br />
Fachkräfte. Ian Farmer muss<br />
also manchmal auf einige seiner<br />
Kicker verzichten. Als das Fußballmatch<br />
vorbei ist, macht er sich auf<br />
den Heimweg. Etwa zehn Minuten<br />
braucht er mit dem Auto in seinen<br />
Wohnort Couva. Als er in der Dämmerung<br />
das Industriegebiet verlässt,<br />
flammen hinter ihm die Lichter auf.<br />
Tausende Lampen beleuchten die<br />
Methanolanlagen, ein glitzerndes<br />
Zeichen der industriellen Entwicklung<br />
in der Karibik.<br />
❚<br />
ZWISCHENBILANZ<br />
Mit dem langfristigen Engagement übernehmen<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal und MHTL<br />
gesellschaftliche Verantwortung: Sie<br />
pushen das Wirtschaftswachstum, investieren<br />
in die Ausbildung von Arbeitskräften<br />
und ins Bildungswesen. Das Modell<br />
auf Trinidad ist so erfolgreich, dass es nun<br />
auch in den Oman übertragen wird.
01<br />
01 Routineinspektion in der Anlage. IPSL<br />
beschäftigt rund 500 Mitarbeiter.<br />
02 Unweit der Großanlagen finden jeden<br />
Abend zwei Fußballspiele statt.<br />
03 Rampersad Motilal gratuliert einer<br />
Absolventin des NESC (National<br />
Energy Skills Center), die ihre<br />
Ausbildung erfolgreich beendet hat.<br />
03<br />
02
II MAGAZIN UNSERE VERANTWORTUNG<br />
NEUE ENERGIEN, NEUE MÄRKTE<br />
Energie ist ein zentrales Thema für das Transport-Related Engineering der <strong>MAN</strong> AG.<br />
Gemeinsam spannen alle Bereiche den Bogen von der Förderung und Herstellung<br />
über Transport und Veredelung bis hin zur Nutzung der kostbaren Ressourcen.<br />
Energie ist zum zentralen Thema<br />
der Weltwirtschaft geworden. Der<br />
globale Energiehunger erschließt<br />
neue Geschäftsfelder und fördert die<br />
Entwicklung noch effizienterer Motoren,<br />
Turbomaschinen und Anlagen.<br />
Dem gegenüber stehen die Endlichkeit<br />
fossiler Energieträger, stetig steigende<br />
Preise für Erdöl und Gas sowie<br />
die im Kampf gegen den Klimawandel<br />
notwendige Reduzierung des CO 2 -<br />
Ausstoßes – alternative Fördermethoden<br />
und Kraftstoffe werden immer<br />
attraktiver. Weltweite Energieprojekte<br />
beschäftigen alle Unternehmen der<br />
<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong>: auf Verbraucherseite<br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge und <strong>MAN</strong> Diesel,<br />
bei Gewinnung und Herstellung <strong>MAN</strong><br />
TURBO und <strong>MAN</strong> Ferrostaal.<br />
Herzstücke für den GTL-Prozess<br />
Beispiel Katar: Der erdgasreiche Wüstenstaat<br />
am Arabischen Golf will mithilfe<br />
von Turbomaschinensträngen<br />
aus Oberhausen den Titel GTL-<br />
Hauptstadt der Welt erringen. Gas-to-<br />
Liquid – das moderne Verfahren zur<br />
Erdgaskonversion – basiert auf dem<br />
gleichen Prinzip wie die Kohleverflüssigung<br />
(Coal-to-Liquid, CTL), die<br />
die deutschen Chemiker Franz Fischer<br />
und Hans Tropsch aus Mülheim an<br />
der Ruhr bereits in den Zwanzigerjahren<br />
entwickelten. Doch erst in Zeiten<br />
massiv steigender Energiepreise<br />
rechnet sich diese Methode, mit der<br />
auch Erdgasreserven erschlossen<br />
werden können, die bisher als unwirtschaftlich<br />
galten. <strong>MAN</strong> TURBO liefert<br />
die Herzstücke für den GTL-Prozess:<br />
Luftzerlegungsanlagen und chemische<br />
Reaktoren für alle bisher existierenden<br />
GTL-Anlagen weltweit. Umfangreiche<br />
Referenzen im Kompressoren-<br />
und Turbinenbau öffneten die<br />
Tür zu diesem neuen Markt. Garantierte<br />
Prozesssicherheit und mehr als<br />
50 Jahre Know-how im Reaktorbau<br />
sorgten dafür, dass <strong>MAN</strong> DWE, ein Unternehmen<br />
der <strong>MAN</strong> TURBO <strong>Gruppe</strong>,<br />
bei diesen Projekten den Zuschlag für<br />
den Bau von Reaktoren erhielt.<br />
Energiequellen der Zukunft<br />
Ähnlich wie beim GTL-Verfahren<br />
können Kompressoren auch dafür<br />
eingesetzt werden, Biomasse in kohlendioxidneutrale<br />
Kraftstoffe umzuwandeln<br />
(Biomass-to-Liquid, BTL).<br />
Biomasse zählt nach Meinung von<br />
Fachleuten zu den vielversprechendsten<br />
Energiequellen der Zukunft, nicht<br />
zuletzt für die Stromgewinnung in<br />
kleinen, dezentralen Anlagen.<br />
Die Eintrittskarte in dieses Geschäftsfeld<br />
sicherte sich <strong>MAN</strong> TURBO im<br />
Jahr 2006 mit dem Kauf der Hamburger<br />
Turbinenaktivitäten von Blohm +<br />
Voss. Die ehemalige Tochter des<br />
Thyssen-Krupp-Konzerns zählt bei<br />
Dampfturbinen in der niedrigen<br />
Leistungsklasse ab 1,5 Megawatt zu<br />
den Marktführern. Treiber für den<br />
Bau von Biomassekraftwerken sind<br />
die Senkung des CO 2 -Ausstoßes und<br />
die Steigerung des Anteils regenerativer<br />
Energien an der Stromerzeugung.<br />
Entsprechende Förderprogramme<br />
der Europäischen Union liefern zusätzliche<br />
Anreize und steigern die<br />
Anfragen bei <strong>MAN</strong> TURBO.<br />
44<br />
»Wir wollen in Zukunft Synergien<br />
nicht nur innerhalb der Geschäftsbereiche,<br />
sondern konzernweit verstärkt<br />
nutzen«, kündigt Dr. Thomas<br />
Haneder an, Referent Strategie und<br />
Struktur bei der <strong>MAN</strong> AG. Die solide<br />
Aufstellung in beiden Welten des<br />
Energiesektors biete profitable Möglichkeiten,<br />
die bei Weitem noch<br />
nicht ausgeschöpft seien. Zum Beispiel<br />
in der Erdöl- und Gasförderung:<br />
Der Einsatz von <strong>MAN</strong> Turbomaschinen<br />
auf stationären Bohrinseln<br />
im Küstenbereich hat Tradition. Doch<br />
die stetig wachsende Bedeutung des<br />
Offshoregeschäfts, also der Erschließung<br />
von Erdöl- und Gasfeldern in<br />
immer größeren Wassertiefen durch<br />
schwimmende Bohrinseln, eröffnet<br />
den Produkten von <strong>MAN</strong> TURBO<br />
und <strong>MAN</strong> Diesel gleichermaßen neue<br />
Märkte: Kompressoren und Turbinen<br />
arbeiten auf Deck der mobilen<br />
Fördereinheiten, Motoren von<br />
<strong>MAN</strong> Diesel sorgen für den Antrieb<br />
der Erkundungs-, Förder- und Transportschiffe.<br />
Wachstum im Offshoregeschäft<br />
Auf diese Entwicklung reagierte das<br />
Augsburger Stammhaus von <strong>MAN</strong><br />
Diesel vor drei Jahren mit der Gründung<br />
einer eigenen Abteilung im dänischen<br />
Frederikshavn. Sie verantwortet<br />
– aufgeteilt in die Bereiche Schiffe
sowie flexible Produktions- und Bohrinseln<br />
– alle Offshoreprojekte weltweit.<br />
Zunehmend Bedeutung erlangen<br />
FPSO(Floating, Production,<br />
Storage and Off-Loading System)-Spezialschiffe,<br />
oft ehemalige Tanker, die<br />
zu integrierten Öl- und Gasförderstätten<br />
umgebaut werden und vornehmlich<br />
der Erdölgewinnung aus großen<br />
Meerestiefen dienen. Eine zukunftsweisende<br />
Entwicklung für den Seetransport<br />
fossiler Ressourcen sind<br />
auch Dual-Fuel-Motoren, die wahlweise<br />
mit Schiffsdiesel, Schweröl oder<br />
Gas laufen (siehe Seite 19).<br />
Frittenfett für Kraftwerksmotoren<br />
Um bereits bestehende Ölfelder unter<br />
der Erde bis zum letzten Tropfen auszubeuten,<br />
ist wiederum Technik von<br />
<strong>MAN</strong> TURBO gefragt: Der zuvor in<br />
Luftzerlegungsanlagen gewonnene<br />
Stickstoff wird mit hohem Druck in die<br />
Lagerstätte gepumpt und gewährleistet<br />
dort den für die weitere Förderung<br />
nötigen Druck. Strengere Umweltbestimmungen<br />
in den Zielregionen der<br />
PILOTPROJEKT: SONNENENERGIE AUS SPANIEN<br />
TECHNOLOGIE MIT ENORMER STRAHLKRAFT<br />
Im sonnigen Andalusien startete im Juli <strong>2007</strong> ein richtungsweisendes<br />
Energieprojekt: <strong>MAN</strong> Ferrostaal will<br />
dort mit der Solar Power Group, dem Deutschen<br />
Zentrum für Luft- und Raumfahrt und dem Fraunhofer-<br />
Institut für Solare Energiesysteme in einer einjährigen<br />
Pilotphase die Wirtschaftlichkeit eines Solarkraftwerks<br />
auf Basis der sogenannten Fresnel-Technik nachweisen.<br />
Derzeit kostet die Kilowattstunde Strom aus solarthermischen<br />
Anlagen noch das Dreifache des Stroms aus<br />
Kohle- und Gaskraftwerken. Bei Fotovoltaikanlagen ist<br />
es rund das Zehnfache. Mithilfe der neuen Technik soll<br />
Solarstrom bis 2020 das Preisniveau von Strom aus<br />
fossilen Kraftwerken erreichen. Anders als fotovoltaische<br />
Anlagen, die mit Solarzellen funktionieren und vor<br />
Auftraggeber für CO 2 - und Stickstoffoxidausstoß<br />
zwingen Entwicklungsingenieure<br />
in allen Unternehmensbereichen,<br />
Wirkungsgrad und Schadstoffemission<br />
ihrer Maschinen und<br />
Anlagen zu optimieren. So laufen die<br />
neuen Motorengenerationen von<br />
<strong>MAN</strong> Diesel neben dem klassischen<br />
Schweröl – einem Abfallprodukt der<br />
Raffinerien – mit Biodiesel, Palmöl<br />
oder anderen regenerativen Treibstoffen.<br />
Selbst Frittenfett hat sich bei<br />
Kraftwerksmotoren bewährt, wie ein<br />
Beispiel aus Österreich zeigt. Denn<br />
anders als die sensiblen Einspritzsysteme<br />
kleiner Hochleistungsmotoren<br />
sind sie weit weniger anfällig. In<br />
Fritzens bei Hall in Tirol wird in einer<br />
Heizkraftanlage ein <strong>MAN</strong>-Dieselmotor<br />
mit gebrauchtem Speiseöl betrieben,<br />
das täglich in erheblichen Mengen<br />
als Abfallprodukt entsteht.<br />
Neue Wege beschreitet das Augsburger<br />
Unternehmen zudem erstmals<br />
als Stromproduzent in Pakistan.<br />
Dr. Stephan Mey, Leiter der Business<br />
45<br />
Unit Power Plants bei <strong>MAN</strong> Diesel,<br />
erläutert: »In einem Joint Venture<br />
mit der dort ansässigen Atlas-<strong>Gruppe</strong><br />
bauen und betreiben wir Kraftwerke,<br />
liefern den Service und beteiligen<br />
uns finanziell daran.«<br />
Alternative Antriebe<br />
Auch die Kunden von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />
sind auf der Energieverbraucherseite<br />
angesiedelt. Daher fokussiert<br />
der Lkw- und Bushersteller seit Jahren<br />
Entwicklungen auf ökonomischen und<br />
ökologischen Kraftstoffeinsatz. Dazu<br />
zählt die Optimierung der Motorleistung<br />
durch technische Veränderungen<br />
am Antriebsstrang ebenso wie die<br />
Verringerung der Emissionen oder die<br />
Verbesserung der Aerodynamik der<br />
Lkw. Bereits seit den Siebzigerjahren<br />
arbeiten die Ingenieure an verschiedenen<br />
hybriden Antriebssystemen. Die<br />
neueste Entwicklung ist ein seriennaher<br />
Stadtniederflurbus, mit dem sich<br />
an die 25 Prozent Kraftstoff im Vergleich<br />
zum herkömmlichen Dieselmotor<br />
einsparen lassen (siehe Seite 14).<br />
allem in kleinerem Maßstab Energie erzeugen, rechnen<br />
sich solarthermische Anlagen erst ab einer gewissen<br />
Größe. Für den kommerziellen Einsatz gehen die<br />
Projektpartner von einer Standardleistung von<br />
50 Megawatt aus, halten aber Großkraftwerke mit 400<br />
Megawatt und mehr für realistisch. Das Demokraftwerk<br />
leistet ein Megawatt und ist als Modul ausgelegt,<br />
von dem später viele in Reihe geschaltet werden.<br />
48 bewegliche Flachspiegel bündeln das Sonnenlicht<br />
auf einer Fläche von knapp 1 500 Quadratmetern und<br />
richten den Strahl auf ein Absorberrohr über den<br />
Spiegeln. In diesem Rohr fließt Wasser, das, zu Dampf<br />
erhitzt, die Turbine zur Stromerzeugung antreibt. Alle<br />
Bauteile der Anlage sind Standardkomponenten.
II MAGAZIN UNSERE VERANTWORTUNG<br />
INITIATIVKREIS RUHRGEBIET<br />
ZUKUNFT GESTALTEN<br />
Visionen für die Metropole Ruhr entwickelt<br />
der »Initiativkreis Ruhrgebiet«,<br />
zu dem sich 65 große deutsche<br />
und europäische Unternehmen 1988<br />
zusammenschlossen. Ziel ist es, eine<br />
der wirtschaftlich wie kulturell bedeutendsten<br />
Regionen Europas<br />
weiterzuentwickeln und dem Struk-<br />
Lichtspektakel zur Eröffnungsfeier der<br />
Jahrhunderthalle in Bochum – ein<br />
Wahrzeichen des neuen Ruhrgebiets.<br />
turwandel Impulse zu geben. Auch<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal arbeitet daran mit,<br />
dass sich die Region zwischen Rhein<br />
und Ruhr als europäische Spitze etabliert<br />
– schließlich gilt die St.-Antony-<br />
Hütte im dortigen Oberhausen als<br />
Wiege des <strong>MAN</strong> Konzerns. Mit dem<br />
Projekt ContractFuture Ruhr 2030<br />
46<br />
widmet sich der Initiativkreis Zukunftsfragen,<br />
um auf den Gebieten<br />
Gesundheit, Wirtschaft, Innovation,<br />
Kultur und Infrastruktur Handlungsmöglichkeiten<br />
aufzuzeigen. Auftrieb<br />
erhält die Region nicht zuletzt durch<br />
die Ernennung Essens zur Kulturhauptstadt<br />
Europas 2010.
JUGENDORCHESTER IN VENEZUELA<br />
MUSIK GEGEN ARMUT<br />
In Venezuela werden seit 30 Jahren<br />
Kinder aus sozial schwierigen Verhältnissen<br />
kostenfrei zu Orchestermusikern<br />
ausgebildet. <strong>MAN</strong> Ferrostaal unterstützt<br />
die Stiftung Fundación del Estado<br />
para el Sistema Nacional de las<br />
Orquestas Juveniles e Infantiles de Venezuela<br />
(FESNOJIV), die diese Ausbildung<br />
ermöglicht. Zudem hilft der Industriedienstleister,<br />
indem er Partner<br />
und Kunden zu Konzerten des FESNO-<br />
JIV-Jugendorchesters Simón Bolívar<br />
einlädt. Die 11- bis 19-jährigen Instrumentalisten<br />
begeistern mit einer außergewöhnlichen<br />
Klangqualität, die von<br />
höchstem technischen Niveau und<br />
südamerikanischem Temperament<br />
zeugt. Geleitet werden sie von dem erst<br />
26-jährigen Stardirigenten Gustavo Dudamel,<br />
der selbst an einer der Musikschulen<br />
der Stiftung lernte.<br />
FÖRDERER DER KREATIVITÄT<br />
ALLES NUR THEATER<br />
Im September <strong>2007</strong> wurde<br />
vom Freundeskreis Theater für<br />
Oberhausen zum 13. Mal der<br />
Oberhausener Theaterpreis ausgelobt.<br />
Im Jahr <strong>2007</strong> beliefen sich die Preisgelder auf insgesamt<br />
9 000 Euro. Sponsor des mit 3 000 Euro dotierten ersten Preises<br />
für die oder den Besten ist <strong>MAN</strong> TURBO. Der Oberhausener Turbomaschinenhersteller<br />
unterstreicht damit seine Verbundenheit mit<br />
der Region und ihren Menschen. Zum Gewinner des ersten Preises<br />
<strong>2007</strong> kürte die Jury aus Theaterkritikern Christian Schlüter, Oberspielleiter<br />
am Theater Bielefeld. Er erhielt die Auszeichnung für seine<br />
Inszenierung von Shakespeares »Was ihr wollt«.<br />
200 000<br />
Euro spendet der <strong>MAN</strong> Konzern zur Unterstützung der wissenschaftlichen<br />
Ausgrabungen von Teilen der St.-Antony-Hütte. Seit Mitte 2006 sind dort<br />
Archäologen damit beschäftigt, die Überreste der Hochofenanlage, die<br />
zugleich die erste im gesamten Ruhrrevier war, freizulegen. Durch die Spende<br />
wurde es möglich, die archäologischen Arbeiten fortzusetzen, Funde zu<br />
sichern und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Milena Karabaic,<br />
Kultur- und Umweltdezernentin beim Landschaftsverband Rheinland, sieht<br />
in der St.-Antony-Hütte nicht nur die Wiege des <strong>MAN</strong> Konzerns: »Man kann<br />
sagen, dass hier die Zukunft erfunden wurde.« Bis 2010 soll an der Ausgrabungsstätte<br />
ein industriearchäologischer Park entstehen.<br />
SOZIALES ENGAGEMENT<br />
VERANTWORTUNG FÜR BEHINDERTE<br />
<strong>MAN</strong> TURBO übernimmt ab <strong>2007</strong><br />
eine Patenschaft für das Behindertenzentrum<br />
Alsbachtal in<br />
Oberhausen. Das Unternehmen<br />
spendet jährlich 8 000 Euro, um<br />
den zum Teil mehrfach schwerstbehinderten<br />
Bewohnern des<br />
Zentrums mehr Lebensfreude<br />
und Freizeitspaß zu ermöglichen.<br />
47<br />
Mit dem Geld werden kurze<br />
Urlaube, Volksfest- oder Zoobesuche<br />
und Bastelmaterialien<br />
finanziert, aber auch die Frühförderung<br />
von Kleinstkindern durch<br />
Logopädie und Krankengymnastik<br />
unterstützt. 1965 gründeten<br />
Eltern von Kindern mit Behinderung<br />
das Behindertenzentrum.
II MAGAZIN UNSERE VERANTWORTUNG<br />
AUSSTELLUNG<br />
MASCHINEN<br />
ALS MUSEN<br />
Künstler suchen ständig nach ungewöhnlichen<br />
Motiven. <strong>MAN</strong> Diesel hat<br />
diese zu bieten: So ließen sich 16 Studentinnen<br />
und Studenten der Universität<br />
Augsburg im Sommersemester<br />
<strong>2007</strong> vom Flair und der Ausstattung in<br />
der Gießerei und den Montagehallen im<br />
Augsburger Werk inspirieren – bewaffnet<br />
mit Staffelei, Leinwand und Pinsel.<br />
Das Ergebnis: eine Vielzahl an Werken<br />
in verschiedenen Stilrichtungen, Techniken<br />
und Formaten, die in einer Ausstellung<br />
bei <strong>MAN</strong> Diesel in Augsburg<br />
gezeigt werden. Die Bilder sind bis Mitte<br />
Februar <strong>2008</strong> zu sehen und können<br />
privat erworben werden.<br />
Leistung, Engagement und<br />
Erfolg sind die gemeinsamen<br />
Leitlinien von Cecilia Bartoli<br />
und Håkan Samuelsson:<br />
Nicht zuletzt deshalb unterstützt<br />
<strong>MAN</strong> die Konzerttournee<br />
der Opernsängerin. In<br />
einem zum mobilen Museum<br />
ausgebauten <strong>MAN</strong>-Truck<br />
präsentiert Bartoli eine<br />
Operndiva des 19. Jahrhunderts,<br />
Maria Malibran.<br />
48
<strong>MAN</strong> FERROSTAAL BAUT PLATTFORMWERFT<br />
12 000 NEUE ARBEITSPLÄTZE IN SÜDAFRIKA<br />
Mit der Konstruktion einer Werft zum Bau und zur Umrüstung von<br />
Öl- und Gasplattformen hat <strong>MAN</strong> Ferrostaal in Südafrika einen<br />
neuen Wachstumsmarkt für das Land geschaffen. Zusätzlich zur<br />
Plattformwerft umfasst das Projekt Instandhaltungs- und Servicestationen<br />
für Öl- und Gasplattformen. Damit kann sich Südafrika<br />
verstärkt dem wachsenden Industriezweig auf dem afrikanischen<br />
Kontinent zuwenden. Die Rohstofffelder im Land machen etwa<br />
zehn Prozent der weltweiten Vorkommen aus. Mit der Investition<br />
schafft der Industriedienstleister dort rund 12 000 neue Jobs,<br />
sichert bestehende Arbeitsplätze und fördert die fachliche Qualifikation<br />
der Arbeiter vor Ort.<br />
INTERNATIONALE KOMMISSIONEN<br />
KNOW-HOW EINBRINGEN<br />
Wenn es um neue Gesetze und Richtlinien<br />
für die Industrie geht, sind die<br />
zuständigen Kommissionen auf Fachwissen<br />
und Expertenmeinungen aus<br />
den Unternehmen angewiesen. Die<br />
<strong>MAN</strong> AG und ihre Geschäftsbereiche<br />
stellen ihr technisches Know-how<br />
und ihre Erfahrung diversen Gremien<br />
zur Verfügung: teilweise direkt über<br />
Mitarbeiter, die als Sachverständige in<br />
ein solches Gremium berufen werden,<br />
meist aber mittelbar über Industrieverbände,<br />
in denen <strong>MAN</strong> vertreten ist.<br />
Dazu gehören beispielsweise die European<br />
Association of Internal Combustion<br />
Engine Manufacturers (Euromot)<br />
oder der Verband Deutscher<br />
Maschinen- und Anlagenbau (VDMA).<br />
KUNSTVEREIN KOPENHAGEN<br />
RUNDER GEBURTSTAG<br />
49<br />
Der unternehmensinterne Kunstverein<br />
von <strong>MAN</strong> Diesel Kopenhagen<br />
feierte am 3. Dezember <strong>2007</strong><br />
sein 60-jähriges Bestehen. 1947<br />
gründete Even Monk Olsen, Kunstliebhaber<br />
und Angestellter des<br />
Unternehmens Burmeister & Wain,<br />
das 1980 von <strong>MAN</strong> Diesel gekauft<br />
wurde, die Gesellschaft. Heute<br />
zählt die Interessengruppe unter<br />
der Leitung von Gregers Thomsen,<br />
Senior Manager Marketing,<br />
425 Mitarbeiter. Vom Mitgliedsbeitrag<br />
und den finanziellen Zuschüssen<br />
der Geschäftsführung werden<br />
Kunstgegenstände von Künstlern<br />
wie Sergei Sviatchenko oder Jan<br />
Sivertsen erstanden, in den Gebäuden<br />
von <strong>MAN</strong> Diesel ausgestellt<br />
und unter den Mitgliedern verlost.
DR. GERD-ULRICH WOELK, BERATER DER MITARBEITER<br />
»Headhunter reagieren überrascht, wenn ich ihnen sage,<br />
dass ich auf die 70 zugehe.«<br />
Gerd-Ulrich Woelk ist Senior-Partner bei <strong>MAN</strong> TURBO in Oberhausen
II MAGAZIN UNSERE MITARBEITER<br />
TREFFEN DER GENERATIONEN<br />
<strong>MAN</strong>-Produkte sind oft auf mehrere Jahrzehnte Lebensdauer ausgelegt. Mitarbeiter,<br />
die an der Entwicklung mitgewirkt haben, werden zu wertvollen Wissensträgern. Wer<br />
sie gezielt einsetzt, kann ihren Erfahrungsschatz für die jüngere Generation nutzen.<br />
<strong>MAN</strong> TURBO, Oberhausen, Zentralgebäude.<br />
Im Konferenzraum<br />
sitzen 14 männliche<br />
und zwei weibliche Mitarbeiter der<br />
Abteilung Anlagentechnik, Technik<br />
Kompressoren. Mit Blick auf an die<br />
Wand projizierte Folien lauschen<br />
sie konzentriert den Ausführungen<br />
eines weißhaarigen Herrn am Overheadprojektor.<br />
Er spricht über Luftzerlegungsanlagen:<br />
Welche Probleme<br />
ergeben sich während des Prozesses,<br />
in dem diese Apparate mittels Kompressoren<br />
die Luft in ihre Inhaltsstoffe<br />
Sauerstoff, Stickstoff sowie Edelgase<br />
zerlegen? Die ruhige Stimme des<br />
betagten Herrn im dunkelblauen<br />
Anzug füllt den Raum, während er<br />
seinen Teleskopzeigestock von einem<br />
Schaubild zum nächsten führt. Immer<br />
wieder sucht er Blickkontakt<br />
mit seinen Zuhörern. Nach zwei Stunden<br />
inklusive Diskussion schiebt<br />
Dr. Gerd-Ulrich Woelk seinen Teleskopstab<br />
zusammen.<br />
Der Grandseigneur der Turbomaschinen<br />
entspricht so gar nicht dem Ideal<br />
deutscher Personalabteilungen, die<br />
das Attribut jung vermeintlich großschreiben:<br />
Woelk wurde bereits vor<br />
knapp vier Jahren von <strong>MAN</strong> TURBO<br />
offiziell in den Ruhestand verabschiedet.<br />
Mit angeblichen Idealen hält er<br />
sich nicht auf: »Die Kollegen kennen<br />
ihre Maschinen in- und auswendig«,<br />
erläutert er, »doch im Prozess ergeben<br />
sich häufig unerwartete Probleme<br />
korrosiver, explosiver oder toxischer<br />
Art, auf die sie vorbereitet sein müssen.<br />
Viele davon kann ich ihnen aufzeigen,<br />
denn mit den meisten wurden<br />
wir bereits früher bei Maschinen konfrontiert,<br />
die jüngere Kollegen gar<br />
nicht kennen können.« Woelk wirkt<br />
auf Basis eines Beratervertrags weiter<br />
bei <strong>MAN</strong> TURBO mit.<br />
Erfahrungsgemäß werden etwa alle<br />
15 Jahre dieselben Fehler gemacht,<br />
weiß Woelk. Schon als er vor 30 Jahren<br />
zu <strong>MAN</strong> kam, hat er sich mit verfahrenstechnischen<br />
Fragen befasst.<br />
»Ich wollte wissen: Was wirkt außer<br />
der Thermodynamik von außen auf<br />
die Maschinen, und was müssen wir<br />
machen, damit sie möglichst widerstandsfähig<br />
und langlebig sind?«<br />
Daran hat er permanent geforscht<br />
und die Ergebnisse in Foliensätze gegossen,<br />
die er jetzt für seine Schulun-<br />
PERSONALENTWICKLUNG MIT SYSTEM<br />
ROTATION RUND UM DEN GLOBUS<br />
51<br />
gen verwendet. Wissen weitergeben<br />
statt horten lautet sein Credo. Dabei<br />
ist der Stettiner kein Verfahrenstechniker,<br />
sondern promovierter Maschinenbauer.<br />
Als Leiter der Berechnung<br />
fing er damals an. Zuletzt verantwortete<br />
er bei <strong>MAN</strong> TURBO Oberhausen<br />
die Bereiche Technik Kompressoren<br />
und Technik Testing – also Prüfstände.<br />
Wer komplexe Zusammenhänge<br />
verständlich erklärt bekommen<br />
möchte, wird oft an ihn verwiesen, einen<br />
auskunftsfreudigen Experten, der<br />
immer ein offenes Ohr und sein Handy<br />
stets auf Empfang hat. »Frag den<br />
Woelk, der weiß das«, heißt es dann.<br />
Gefragter Oldie<br />
So einer ist auch für andere Arbeitgeber<br />
interessant. »Noch heute rufen<br />
mich Headhunter an: Wir haben einen<br />
Platz als Laborleiter zu vergeben,<br />
Die demografische Entwicklung erfordert von Unternehmen, ihre Personalplanung<br />
an den Alterungsprozess anzupassen. Ein Instrument, das<br />
Erfahrung generiert und die Entwicklung der Mitarbeiter vorantreibt, ist<br />
Job Rotation. Bei <strong>MAN</strong> wurden diese Maßnahmen Anfang <strong>2007</strong> weiter<br />
optimiert und durch eine neue Richtlinie in Form gegossen. Mitarbeiter<br />
können nicht nur innerhalb, sondern auch zwischen den vier Bereichen<br />
und darüber hinaus auch zwischen den verschiedenen internationalen<br />
Standorten wechseln. Dabei liegt die Initiative nicht ausschließlich bei<br />
den Mitarbeitern. Vorgesetzte und Personaler prüfen regelmäßig, welche<br />
Positionen mit qualifizierten Kandidaten besetzt werden könnten.
II MAGAZIN UNSERE MITARBEITER<br />
wie sieht’s aus?«, berichtet der Turbomaschinenexperte.<br />
»Die reagieren<br />
überrascht, wenn ich ihnen sage, dass<br />
ich auf die 70 zugehe.«<br />
Älter als 65 Jahre und noch immer im<br />
Job? Bei <strong>MAN</strong> TURBO keine Seltenheit.<br />
Neben Woelk gibt es derzeit<br />
13 weitere Senior-Partner, die seit ihrer<br />
Pensionierung als ständige Berater<br />
im Einsatz sind – vor allem im technischen<br />
Bereich. »Wir wollen geballtes<br />
Wissen nicht verlieren, sondern sukzessive<br />
auf die jüngeren Mitarbeiter<br />
transferieren«, erläutert Uwe Koller,<br />
Personalchef bei <strong>MAN</strong> TURBO. »Die<br />
Seniors sollen unsere jüngeren Ingenieure<br />
und neuen Mitarbeiter unterstützen,<br />
und zwar abseits des Drucks<br />
durch das aktuelle Tagesgeschäft.«<br />
Rat vom Teilzeitexperten<br />
So wie Woelk, der sich direkt nach der<br />
Schulung mit einem seiner Zuhörer<br />
auf den Weg zu den Prüfständen<br />
macht. Dr. Carsten Achtelik ist erst<br />
Mitte August als Ingenieur zu <strong>MAN</strong><br />
TURBO, in den Bereich Technik Global<br />
Engineering, gestoßen. »Vergangene<br />
Woche habe ich ihn in unsere Produkte<br />
und Anwendungen eingewiesen,<br />
jetzt schauen wir uns diese vor Ort<br />
an.« Achtelik ergänzt: »Für mich ist<br />
Dr. Woelk ein Glücksfall, er hat mich in<br />
kürzester Zeit auf den neuesten Informationsstand<br />
gebracht. Allein hätte<br />
ich wahrscheinlich Monate gebraucht,<br />
um das alles in Erfahrung zu bringen,<br />
was er mir in nur ein paar Tagen vermittelt<br />
hat«, so Achtelik. »Kollegen<br />
aus dem Tagesgeschäft haben für<br />
eine solche Einführung kaum Zeit.«<br />
Woelk kann sie sich nehmen.<br />
Der 69-Jährige tut das auch dann,<br />
wenn er gerade über einem aktuellen<br />
Design-Review brütet; die Optimierung<br />
solcher systematischen Unter-<br />
suchungen von Entwürfen in ihrer<br />
Frühphase nimmt fast 50 Prozent<br />
seiner Arbeitszeit in Anspruch. Doch<br />
für einen Blick auf die technische<br />
Präsentation des Zimmerkollegen<br />
Carsten Holldack bleibt Zeit.<br />
Meistens jedoch hat Holldack den<br />
Raum für sich allein, nicht nur, weil<br />
Woelk die 90 Stunden, die er pro Monat<br />
durchschnittlich für <strong>MAN</strong> arbeitet,<br />
auf drei Arbeitstage verteilt und<br />
den Rest der Woche anderen Unternehmen<br />
als Berater zur Verfügung<br />
steht. Sondern auch, weil er stets auf<br />
dem Gelände unterwegs ist: Woelk<br />
arbeitet Kollegen ein, berät bei Entwicklungsfragen<br />
vor allem zu Kompressoren<br />
und Dampfturbinen oder<br />
analysiert Design-Reviews mit dem<br />
zuständigen Projektingenieur. Dabei<br />
prüft er, ob geplante Anlagen die Anforderungen<br />
erfüllen. Ist das nicht<br />
der Fall, hakt er nach: Was muss am<br />
Gehäuse verändert werden, damit<br />
diese Maschine dem erhöhten Druck<br />
standhalten kann? »Um mit der Konkurrenz<br />
mithalten zu können, müssen<br />
unsere Maschinen in zunehmendem<br />
Maße Grenzleistungen erbringen«,<br />
sagt Woelk. Das führe jedoch dazu, dass<br />
sie immer stärkeren vor allem aeround<br />
thermodynamischen Belastungen<br />
ausgesetzt sind. »Denen mögen sie<br />
theoretisch gewachsen sein, die Praxis<br />
jedoch zeigt: Wenn sich mehrere Parameter<br />
verschieben, entsteht schnell<br />
ein Sicherheitsrisiko, das wir schon in<br />
der Projektplanung beheben müssen.«<br />
Know-how-Transfer fördern<br />
Auch in den anderen Bereichen von<br />
<strong>MAN</strong> werden ältere Mitarbeiter als<br />
Know-how-Träger geschätzt. Beim Industriedienstleister<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal<br />
etwa zeigt bereits das hohe Durchschnittsalter<br />
von 46 Jahren, welche<br />
Rolle der Faktor Erfahrung im Unter-<br />
52<br />
nehmen spielt. »Wir produzieren<br />
nicht, wir haben nur unsere Mitarbeiter,<br />
und die müssen wir dementsprechend<br />
fördern und ›pflegen‹, auch<br />
durch unsere Gesundheitsinitiative«,<br />
betont Korinna Recht, Leiterin Human<br />
Resources Development bei Ferrostaal<br />
in Essen. Dass Mitarbeiter nach ihrer<br />
Pensionierung der Firma erhalten<br />
bleiben, ist zwar noch nicht die Regel.<br />
»Es kommt jedoch immer wieder vor,<br />
da Wissen und Kontakte an Einzelpersonen<br />
geknüpft sind und viele Projekte<br />
über fünf bis sechs Jahre laufen«,<br />
so Recht. Oft gleicht das Projekt einer<br />
Unternehmensübergabe: Der ältere<br />
Mitarbeiter und sein Nachfolger arbeiten<br />
einige Zeit parallel, um den Ablösungsprozess<br />
fließend zu gestalten.<br />
Die Betreuung jüngerer Mitarbeiter<br />
durch ältere aktive Kollegen wiederum<br />
gehört bei Ferrostaal wie bei den<br />
anderen Geschäftsbereichen zur<br />
Unternehmensphilosophie. »Mentoring<br />
ist Standard«, bestätigt Yvonne<br />
Benkert von der <strong>MAN</strong>-Zentrale in<br />
München. »Bei <strong>MAN</strong> TURBO existiert<br />
zudem ein Einführungsprogramm<br />
für neue Mitarbeiter. Es dokumentiert<br />
unter anderem die Pflichten<br />
eines betreuenden Paten und soll als<br />
Benchmark für die anderen Teilkonzerne<br />
übernommen werden.«<br />
Allen positiven Aspekten zum Trotz:<br />
Irgendwann ist für jeden Mitarbeiter<br />
Schluss. »Der Jugend eine Chance« ist<br />
auch Woelks langfristiges Ziel. Die wird<br />
er ihr bald geben. Mitte <strong>2008</strong>, wenn er<br />
70 wird, läuft sein Beratervertrag aus.<br />
Ob er nochmals in abgespeckter Form<br />
weiterarbeiten wird? »Ich weiß es<br />
nicht.« So oder so. Irgendwann werden<br />
sich auch die Oberhausener daran<br />
gewöhnen müssen, dass er sein Handy<br />
beim Einkaufen und Kaffeetrinken<br />
mit seiner Frau ausgeschaltet lässt. ❚
01<br />
03<br />
02<br />
01 Dr. Gerd-Ulrich Woelk erklärt<br />
ehemaligen Kollegen Details von<br />
Luftzerlegungsanlagen.<br />
02 Bei Entwicklungsfragen hat<br />
der Experte immer ein offenes Ohr.<br />
03 Gefragter Mann in Theorie und<br />
Praxis: Woelk in der Fertigung.<br />
04 Nach über 30 Jahren bei<br />
<strong>MAN</strong> TURBO kennt er jede noch<br />
so kleine Problemzone.<br />
04
II MAGAZIN UNSERE MITARBEITER<br />
WEITERBILDUNG FÜR ALLE<br />
Lebenslanges Lernen motiviert Mitarbeiter und fördert ihr Potenzial. Neben<br />
dem systematischen Aufbau seiner Führungskräfte unterstützt der Konzern<br />
deshalb alle anderen Mitarbeiter beim Erwerb von zusätzlichen Qualifikationen.<br />
Wer Führungspersonal im eigenen<br />
Haus heranbilden<br />
will, muss möglichst früh<br />
vielversprechende Talente an sich<br />
binden. <strong>MAN</strong> ist daher an zahlreichen<br />
Universitäten aktiv (siehe Kasten).<br />
Jährlich werden rund 800 junge<br />
Menschen ausgebildet und 300 Akademiker<br />
direkt von den Hochschulen<br />
rekrutiert. Regelmäßig aktualisiert<br />
<strong>MAN</strong> konzernweit den Kreis von Mitarbeitern<br />
mit Potenzial für höhere<br />
Aufgaben. Eine wichtige Rolle spielt<br />
dabei die <strong>MAN</strong> Academy. Sie bündelt<br />
alle Aktivitäten zur Förderung und<br />
Qualifizierung der Führungskräfte im<br />
Konzern. Nachwuchskräfte werden<br />
an neue Aufgaben herangeführt, etablierte<br />
Führungskräfte tauschen ihr<br />
Wissen zu Managementthemen aus.<br />
CAMPUS INITIATIVE<br />
Die Trainer kommen aus renommierten<br />
Einrichtungen wie der European<br />
School of Management and Technology.<br />
Eine aktuelle Neuausrichtung<br />
der <strong>MAN</strong> Academy trägt der stärkeren<br />
Internationalisierung Rechnung. »Die<br />
Programme finden schwerpunktmäßig<br />
auf Englisch statt«, sagt Yvonne<br />
Benkert, Referatsleiterin der <strong>MAN</strong> Academy.<br />
»Und mit internationalen Teilnehmern<br />
erreichen wir nicht nur einen<br />
globalen Austausch, sondern auch kollegiales<br />
Networking über Ländergrenzen<br />
hinweg. Inhaltlich werden globale<br />
Aspekte noch stärker berücksichtigt.«<br />
Bildungspass für alle Mitarbeiter<br />
Lebenslanges Lernen erschöpft sich<br />
nicht in der Förderung von Führungskräften.<br />
Die Mitarbeiter aller Ebenen<br />
STIPENDIEN, INNOVATIONSPROJEKTE UND VORLESUNGSREIHEN<br />
<strong>2007</strong> startete die <strong>MAN</strong> AG ihre Campus Initiative. Wissenschaftliche<br />
Kooperationen werden damit auf ausgewählte Universitäten konzentriert;<br />
den Anfang macht die Technische Universität München. Die drei Standbeine<br />
der Initiative:<br />
• Stipendium: Bis zu 100 Maschinenbau- und Informationstechnikstudenten<br />
erhalten finanzielle Unterstützung und können an <strong>MAN</strong>-Veranstaltungen<br />
teilnehmen.<br />
• Innovationsprojekte: Unter Anleitung von <strong>MAN</strong>-Mitarbeitern beschäftigen<br />
sich studentische Arbeitsgruppen mit realen Aufgabenstellungen<br />
aus dem Alltag der Bereiche der <strong>MAN</strong> AG.<br />
• Vorlesungsreihe: Top-Führungskräfte der <strong>MAN</strong> AG und von anderen<br />
Konzernen geben ihr Wissen weiter.<br />
54<br />
sollen sich weiterbilden. Die einzelnen<br />
Geschäftsbereiche haben dafür<br />
eigene Programme entwickelt.<br />
So erstellt <strong>MAN</strong> Ferrostaal für alle<br />
4 000 Mitarbeiter einen individuellen<br />
Plan. »Zusammen mit dem<br />
direkten Vor gesetzten beleuchten<br />
wir, welches Profil eine Stelle zur<br />
optimalen Ausübung erfordert«,<br />
sagt Korina Recht, Head of Management<br />
Development and Training.<br />
Danach werde überprüft, welche der<br />
Fertigkeiten vorhanden sind und<br />
welche noch erlernt werden müssen.<br />
Gemeinsam mit dem Mitarbeiter<br />
wird dann ein passendes Programm<br />
festgelegt. Diese Fortbildungen sind<br />
standardisiert, doch es gibt auch<br />
individuell zugeschnittene Lernwege.<br />
Das Programm ist im Aufbau.<br />
Am Ende soll jeder Mitarbeiter einen<br />
Bildungspass besitzen, in dem unabhängig<br />
von seiner Funktion und<br />
Tätigkeit alle Qualifizierungen dokumentiert<br />
sind.<br />
Auch jenseits der betrieblichen Karriere<br />
bieten sich für die Mitarbeiter<br />
bei <strong>MAN</strong> Ferrostaal Bildungschancen –<br />
etwa durch die Unterstützung bei<br />
einem Studium im Anschluss an die<br />
Ausbildung. Ähnlich bei <strong>MAN</strong> TURBO:<br />
Mit flexiblen Gehalts- und Arbeitszeitmodellen<br />
können sich Mitarbeiter<br />
weiterbilden, die nicht zur Führungsriege<br />
zählen. Carola Fink, Leiterin<br />
Personalentwicklung bei <strong>MAN</strong> TURBO:<br />
»Grundsätzlich ermöglichen wir es<br />
jedem, sich weiterzuqualifizieren.«
KARRIEREKICK UND KINDERSEGEN<br />
Um im Wettbewerb um die besten Köpfe auch hoch qualifizierte weibliche<br />
Führungskräfte zu gewinnen und zu halten, sind familienfreundliche Strukturen<br />
ein entscheidendes Kriterium. Die <strong>MAN</strong> AG hat die Weichen dafür gestellt.<br />
Der Weg zur Arbeit fällt Eleonora<br />
Perin heute leichter als noch<br />
vor ein paar Monaten. Denn<br />
anders als früher nimmt die Ingenieurin<br />
ihre Tochter nun regelmäßig<br />
zur Niederlassung von <strong>MAN</strong> TURBO<br />
im italienischen Schio mit. Bevor Perin<br />
morgens ihr Büro betritt, liefert<br />
sie das neun Monate alte Mädchen in<br />
der betriebsangebundenen Kinderkrippe<br />
ab. Die hat ihr Arbeitgeber<br />
Ende 2003 mit zwei weiteren Firmen<br />
nahe ihrer Arbeitsstätte eingerichtet.<br />
Da dort auch die Kantine untergebracht<br />
ist, kann die Mutter mittags<br />
bei ihrer Kleinen vorbeischauen und<br />
sich dann wieder voll auf ihren Job in<br />
der Arbeitsvorbereitung für Vorkalkulationen<br />
konzentrieren. »Ich bin<br />
froh, dass es diese Kinderbetreuung<br />
gibt«, sagt sie, »denn ich kann mich<br />
entspannter meiner Arbeit widmen,<br />
wenn ich weiß, dass ich in drei Minuten<br />
bei meiner Tochter bin.«<br />
Frauenanteil soll steigen<br />
Noch bietet neben der italienischen<br />
Niederlassung von <strong>MAN</strong> TURBO nur<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal in Essen einige Kindergartenplätze<br />
an. Der Industriedienstleister<br />
kooperiert mit einer<br />
evangelischen Kindertagesstätte in<br />
Bredeney. Im Ruhrgebiet war es auch,<br />
wo das <strong>MAN</strong>-Vorgängerunternehmen<br />
Gutehoffnungshütte schon 1873<br />
den ersten Betriebskindergarten einrichtete.<br />
Aber auch heute ist noch<br />
viel zu tun – und <strong>MAN</strong> arbeitet stetig<br />
daran, familienfreundlichere Struk-<br />
KINDERKRIPPE IN MÜNCHEN<br />
BAUANTRAG NOCH IN DIESEM JAHR<br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge plant eine<br />
Kinderkrippe in der Nähe der<br />
S-Bahn-Station München/Karlsfeld.<br />
Sie soll bereits Ende <strong>2008</strong><br />
mit vier <strong>Gruppe</strong>n zu je zwölf Kindern<br />
ihren Betrieb aufnehmen. Der<br />
Bedarf ist da, wie eine Analyse<br />
ergeben hat, und Vorstandschef<br />
Anton Weinmann ist ein wesentlicher<br />
Treiber und Förderer des<br />
Projekts. Bisher bereitete jedoch<br />
die Standortplanung Probleme.<br />
Nun stellt die Elterninitiative für<br />
einen Kindergartenbetrieb bei<br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge <strong>2007</strong> zumindest<br />
den Bauantrag bei der Stadt<br />
München. Die Verhandlungen mit<br />
Kooperationspartnern laufen, das<br />
pädagogische Konzept steht: In<br />
jeder <strong>Gruppe</strong> wird es drei anstelle<br />
der üblichen zwei Erzieherinnen<br />
geben; jeweils eine ist englische<br />
Muttersprachlerin, die die Kinder<br />
an Mehrsprachigkeit heranführt.<br />
turen zu schaffen sowie den Frauenanteil<br />
im Unternehmen zu erhöhen.<br />
Ein Schritt, der nicht zuletzt wegen<br />
des anhaltenden Fachkräftemangels<br />
notwendig ist. »Weibliche Fachkräfte<br />
sind für uns ein wichtiges Potenzial«,<br />
sagt Dr. Helmut Naber, Leiter Corporate<br />
Development bei der <strong>MAN</strong> AG.<br />
55<br />
So sind in der Konzernzentrale in<br />
München bereits die Hälfte der Mitarbeiter<br />
Frauen, 21 Prozent davon<br />
arbeiten in Teilzeit.<br />
Zudem hat <strong>MAN</strong> Betriebsvereinbarungen<br />
zur Chancengleichheit<br />
von Frauen und Männern abgeschlossen<br />
und den Anteil von Frauen<br />
in Führungspositionen erhöht. Von<br />
2004 bis Anfang <strong>2007</strong> stieg deren<br />
Anzahl im engeren Führungskreis<br />
des Konzerns von zwei auf sieben.<br />
Teilzeit, Telearbeit und Jobsharing<br />
Eine davon – Sabine Drzisga – ist<br />
Vorstandsmitglied beim größten<br />
Teilkonzern <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge.<br />
Am Standort der Controllingchefin<br />
in München wird die Kinderbetreuung<br />
bald erheblich vereinfacht, denn<br />
Ende <strong>2008</strong> soll die betriebseigene<br />
Kinderkrippe eröffnen (siehe Kasten).<br />
Eine solche steht bei <strong>MAN</strong> Diesel<br />
in Augsburg derzeit noch nicht zur<br />
Debatte. »Wir setzen jedoch schon<br />
seit Jahren erfolgreich auf individuelle<br />
Lösungen mit unseren Mitarbeitern«,<br />
erklärt Jürgen Zahnweh, Leiter International<br />
Recruitment, »vor allem<br />
auf flexible Arbeitszeiten, Arbeitszeitkonten,<br />
Teilzeit- und Telearbeit<br />
sowie Jobsharing.« Geht eine Mitarbeiterin<br />
oder ein Mitarbeiter in Erziehungsurlaub,<br />
kommt die Personalabteilung<br />
auf sie oder ihn zu und<br />
sucht einen Weg, damit das Beschäftigungsverhältnis<br />
aufrechterhalten<br />
werden kann – schließlich braucht<br />
<strong>MAN</strong> jede qualifizierte Kraft.
01 Auch Anton Weinmann,<br />
Chef von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge,<br />
besuchte den<br />
Familientag in Nürnberg.<br />
02 Der Hot Sax Club heizte<br />
den Mitarbeitern ein.<br />
03 Besonders Kinder freuten<br />
sich über das bunte Programm<br />
in Nürnberg.<br />
II MAGAZIN UNSERE MITARBEITER<br />
INFORMATIONS- UND FAMILIENTAGE<br />
<strong>MAN</strong> ÖFFNET SEINE TORE<br />
Eine neue Werkshalle, neue Büroräume<br />
oder ein 100-Jahr-Jubiläum waren<br />
<strong>2007</strong> für diverse <strong>MAN</strong>-Standorte<br />
Anlässe, ihre Pforten zu öffnen. So<br />
strömten Mitte Juni rund 3 000 Besucher<br />
in die Deggendorfer Werft,<br />
um sich die neue Fertigungshalle von<br />
<strong>MAN</strong> DWE anzuschauen. Hier werden<br />
salzbadgekühlte Chemiereaktoren<br />
und andere Schwerapparate mit einem<br />
Gewicht von bis zu 800 Tonnen<br />
gebaut und montiert.<br />
01<br />
03<br />
Im italienischen Schio hieß es im<br />
Mai: »Ein Tag bei ... <strong>MAN</strong> TURBO«, zu<br />
dem vormittags die ganze Stadt eingeladen<br />
war und in die neuen Büroräume<br />
und die Werkstatt schnuppern<br />
durfte. Der Nachmittag war den Mitarbeitern<br />
und deren Familien sowie<br />
weiteren Gästen vorbehalten.<br />
Auf eine längere Ära blickte <strong>MAN</strong><br />
TURBO in Hamburg zurück: Hier werden<br />
seit einem Jahrhundert Dampfturbinen<br />
gebaut. Mitarbeiter von<br />
02<br />
56<br />
<strong>MAN</strong> und der 2006 übernommenen<br />
Blohm & Voss Industrietechnik<br />
GmbH feierten im Sommer gemeinsam<br />
dieses Jubiläum. Einen besonderen<br />
Anlass gab es auch für den Familientag<br />
im Nürnberger Motorenwerk<br />
von <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge: »Wir wollten<br />
den Mitarbeitern Danke sagen für<br />
den super Job, den sie bei uns machen«,<br />
so die Verantwortlichen. Über<br />
20 000 Gäste sorgten dafür, dass der<br />
Tag zum Erlebnis wurde.
VERBESSERUNGSPROJEKTE<br />
MITARBEITER MITNEHMEN<br />
Mit »Commitment im Management« startete<br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge im Dezember 2006 eine<br />
strategische Initiative mit dem Ziel, die Zusammenarbeit<br />
und Kommunikation über<br />
Ressorts und Ebenen hinweg zu verbessern<br />
sowie das Verständnis für die Entscheidungen<br />
des Topmanagements zu fördern.<br />
Auslöser für die Verbesserungsmaßnahmen<br />
war die Mitarbeiterbefragung 2006: Ein tendenziell<br />
sinkender Commitment-Wert, das<br />
heißt abgeschwächte Verbundenheit und<br />
Motivation der Mitarbeiter, zeigte dem<br />
Management Board, dass etwas getan werden<br />
musste. Zunächst wurde in rund 50 Dialoggruppen<br />
mit knapp 400 Führungskräften<br />
und Mitarbeitern der Handlungsbedarf analysiert.<br />
Seit Juni <strong>2007</strong> widmet sich eine Steuergruppe<br />
den offengelegten Bedürfnissen.<br />
In sechs Teilprojekten wird ein wirkungsvolles<br />
Maßnahmenpaket geschnürt. Es soll die<br />
Organisation dazu befähigen, Führungskräfte<br />
und Mitarbeiter bei Veränderungen wie Prozessoptimierungen<br />
oder Umstrukturierungen<br />
besser einzubinden.<br />
NEUES SYSTEM FÜR BETRIEBSRENTEN<br />
ZUKUNFTSSICHERE VORSORGE<br />
Mit der sukzessiven Umstellung des<br />
<strong>MAN</strong>-Pensionssystems sind Altersversorgungszusagen<br />
zukunftssicherer denn<br />
je. Sah das System vor 2005 nur laufende<br />
Rentenleistungen vor, erhalten Mitarbeiter<br />
beim Eintritt in den Ruhestand<br />
heute grundsätzlich eine Kapitalleistung<br />
in Form einer Einmal- oder Ratenzahlung:<br />
Mitarbeiter, die vor dem 1.7.1999 eine<br />
Versorgungszulage erhielten, können<br />
auch weiterhin eine lebenslange Rentenzahlung<br />
erhalten. Darüber hinaus hat<br />
<strong>MAN</strong> 2005 mit der Kapitaldeckung der<br />
Pensionsverpflichtungen begonnen –<br />
zuvor wurden sie über Rückstellungen<br />
finanziert. Dafür wurde der <strong>MAN</strong> Pension<br />
Trust e. V. gegründet, der derzeit mit rund<br />
900 Millionen Euro dotiert ist. Das Geld<br />
liegt in den Händen von externen Asset-<br />
Managern, die das Vermögen nach risikobewussten<br />
Anlagerichtlinien verwalten.<br />
UNTERNEHMENSSTRATEGIE PRÄVENTION<br />
MEHR EINSATZ FÜR DIE GESUNDHEIT<br />
Betriebliches Gesundheitsmanagement<br />
wird bei <strong>MAN</strong> großgeschrieben:<br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge<br />
startete im Jahr 2005 das Projekt<br />
»Gesundheit = unser Programm«.<br />
Dabei stehen Aspekte wie Führung,<br />
Arbeitsplatzgestaltung und<br />
-sicherheit, aktive Gesundheitsförderung<br />
und Suchtprävention<br />
im Vordergrund. Bereits eingeleitete<br />
Maßnahmen sind der Einsatz<br />
von Physiotherapeuten in der<br />
Produktion, Gesundheitsworkshops<br />
und die Planung eines ergonomischen<br />
Frühwarnsystems.<br />
Auch bei <strong>MAN</strong> TURBO arbeiten<br />
Mitarbeiter in einem Gesundheitszirkel<br />
an der Verbesserung<br />
NACHWUCHSFÖRDERUNG<br />
FRAUENPOWER BEI <strong>MAN</strong> DIESEL<br />
Schon zum zweiten Mal beteiligte sich <strong>MAN</strong> Diesel <strong>2007</strong> am »Girls’<br />
Day«, einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung<br />
geförderten Aktionstag. Ziel der alljährlichen Veranstaltung ist es,<br />
bei den Mädchen die Vorbehalte gegenüber technisch orientierten<br />
Berufen abzubauen, indem sie in Unternehmen der entsprechenden<br />
Branchen hineinschnuppern können. In diesem Jahr<br />
besichtigten 26 Mädchen zwischen 13 und 16 Jahren die <strong>MAN</strong>-<br />
Werkshallen und -Ausbildungszentren in Augsburg und Hamburg.<br />
57<br />
von Arbeitstätigkeiten und -mitteln<br />
sowie unterschiedlichen<br />
Aspekten des Arbeitsumfelds<br />
wie Lärmbelastung und Lichtverhältnissen.<br />
Der Vorstandsvorsitzende<br />
von <strong>MAN</strong> Diesel, Dr. Georg<br />
Pachta-Reyhofen, erklärte <strong>2007</strong><br />
das betriebsinterne Gesundheitsmanagement<br />
zum Teil der Unternehmensstrategie.<br />
Zahlreiche<br />
Aktionen für Gesundheitsförderung<br />
und -prävention wie »Mit<br />
dem Rad zur Arbeit« oder die<br />
Zeckenimpfung kamen neu hinzu.<br />
Grippeschutzimpfungen und<br />
Kurse zur rückenschonenden Arbeitsweise<br />
zählt <strong>MAN</strong> Diesel seit<br />
Jahren zu seinem Angebot.
III LAGEBERICHT<br />
LAGEBERICHT ZUR NACHHALTIGKEIT<br />
Im Lagebericht stützen wir unsere Maßnahmen und Ergebnisse<br />
mit relevanten Kennzahlen. Bei der Auswahl<br />
orientieren wir uns an den Kriterien und Indikatoren der<br />
Global Reporting Initiative (GRI, www.globalreporting.org),<br />
soweit sie für unsere Unternehmensgruppe sinnvoll und<br />
anwendbar sind. Ganz durchgängig sind Standardkriterien<br />
in der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> nicht umsetzbar: Die Unternehmensbereiche<br />
sind weltweit auf sehr verschiedenen<br />
Märkten aktiv und bauen ihre erfolgreiche Entwicklung<br />
auf einem großen Maß Eigenständigkeit auf. Der Berichtszeitraum<br />
ist das Geschäftsjahr 2006.<br />
Übersicht<br />
Im Berichtszeitraum 2006 bis <strong>2007</strong> haben wir eine Reihe<br />
von Maßnahmen verwirklicht, um die Nachhaltigkeitsziele<br />
zu erreichen. Im Mittelpunkt standen weiterhin die Reduzierung<br />
des Material- und Rohstoffverbrauchs, die Optimierung<br />
des Energieverbrauchs sowie die Entwicklung<br />
und Einführung von neuen Produkten und Produktsystemen.<br />
Besonderes Augenmerk widmeten wir wie bisher der<br />
Verbesserung von Management- und Produktionsprozessen.<br />
Darüber hinaus haben wir bei der Personalentwicklung<br />
sowie bei der Aus- und Weiterbildung neue Akzente<br />
gesetzt, die unsere Nachhaltigkeit im Bereich Mitarbeiter<br />
weiter stärken werden. Für 2006 umfasst die Berichterstattung<br />
im Umweltbereich 23 Standorte in 8 Ländern<br />
(siehe Grafik). Mit einer Ausdehnung von rund 5 Millionen<br />
Quadratmetern liegen etwa 65 % der betrachteten<br />
Produktionsflächen in Deutschland; 35 % (1,8 Millionen<br />
Quadratmeter) liegen im europäischen Ausland. Rund<br />
97 % des Gesamtumsatzes der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> sind damit in<br />
unsere Umweltberichterstattung einbezogen, wovon 81 %<br />
nach einem Umweltmanagementsystem zertifiziert sind.<br />
Anzahl der betrachteten Standorte<br />
Frankreich (1)<br />
Schweiz (1)<br />
Dänemark (2)<br />
Türkei (1)<br />
Polen (2)<br />
Österreich (2)<br />
(1) Italien<br />
(13) Deutschland<br />
59<br />
Umsatz: weiterer Rekord<br />
Der Umsatz der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> erreichte 2006 über<br />
13 Milliarden Euro, er stieg im Vergleich zum Vorjahr um<br />
15 %. Mit einem Auftragseingang in Höhe von 16,6 Milliarden<br />
Euro wurde der Vorjahreswert um 16 % übertroffen.<br />
Genauere Informationen zu unseren ökonomischen<br />
Kennzahlen enthält unser jährlich veröffentlichter Geschäftsbericht,<br />
im Internet verfügbar unter www.man.eu<br />
Geschäftszahlen<br />
Mio Euro 2005 2006 *)<br />
Auftragseingang 17 994 16 567<br />
davon Inland 4 065 4 151<br />
davon Ausland 13 929 12 416<br />
Umsatz 14 671 13 049<br />
davon Inland 3 774 3 394<br />
davon Ausland 10 897 9 655<br />
Operatives Ergebnis 765 1 105<br />
*) unkonsolidierte Zahlen, vgl. Hinweis<br />
Hinweis: Durch die Veräußerung verschiedener<br />
Geschäftsbereiche im Berichtszeitraum, unter anderem<br />
von <strong>MAN</strong> Roland, Teilen des Stahlgeschäfts von<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal und <strong>MAN</strong> TAKRAF Fördertechnik,<br />
haben sich in den Aufstellungen der Daten signifikante<br />
Veränderungen ergeben.
III LAGEBERICHT<br />
Mitarbeiter: weitere Internationalisierung<br />
Ende 2006 beschäftigten die Unternehmen der <strong>MAN</strong><br />
<strong>Gruppe</strong> weltweit 50 290 fest angestellte Mitarbeiter<br />
sowie 3 425 Leiharbeitnehmer. Der Anteil der Mitarbeiter<br />
außerhalb Deutschlands ist auch weiterhin gestiegen<br />
und betrug Ende 2006 41,5 %. Diese zunehmende<br />
Internationalität entspricht der Entwicklung unserer<br />
Geschäfte. Der Trend wird sich auch in den nächsten<br />
Jahren fortsetzen.<br />
Im Jahr 2006 wurden in Summe 2 778 Millionen Euro für<br />
Personal aufgewendet. Die Angestelltenboni, die über<br />
gesetzliche Verpflichtungen hinausgehen, liegen in der<br />
Verantwortung der Geschäftsbereiche. In die betriebliche<br />
Altersversorgung, die zusätzlich zur gesetzlichen<br />
und privaten Vorsorge seitens der <strong>MAN</strong> gewährt wird,<br />
sind alle Mitarbeiter in Deutschland einbezogen.<br />
Unser Verhältnis zu den Gewerkschaften wird bestimmt<br />
durch das Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland<br />
sowie die internationalen Standards der ILO. Das deutsche<br />
Mitbestimmungsgesetz ermöglicht es, die formelle<br />
Arbeitnehmervertretung in Entscheidungsprozesse des<br />
Managements einzubinden. Das betrifft auch das Thema<br />
Gewerkschaftszugehörigkeit. Geschäftsgrundsätze und<br />
Verfahren zur Information, Beratung und Verhandlung<br />
mit Mitarbeitern/Arbeitnehmervertretungen über Veränderungen<br />
(wie Restrukturierungsmaßnahmen) sind<br />
nach den einschlägigen Richtlinien und Gesetzen zur be-<br />
Fest angestellte Mitarbeiter nach Ländern<br />
Land Mio Euro Anteil %<br />
Deutschland 29 399 58,5<br />
Österreich 4 085 8,1<br />
Polen 3 387 6,7<br />
Türkei 2 783 5,5<br />
Dänemark 2 574 5,1<br />
Großbritannien 1 340 2,7<br />
Frankreich 1 217 2,4<br />
Südafrika 856 1,7<br />
Schweiz 745 1,5<br />
Belgien 665 1,3<br />
47 051 93,6<br />
weitere 26 Länder insgesamt 3 239 6,4<br />
Stand: 31. Dezember 2006<br />
60<br />
2005 2006<br />
Gesamtanzahl Mitarbeiter 58 203 50 290<br />
männlich 87,3 % 87,4 %<br />
weiblich 12,7 % 12,6 %<br />
Teilzeitkräfte 1,9 % 1,6 %<br />
zusätzliche Leiharbeitnehmer 2 573 3 425<br />
trieblichen Mitbestimmung geregelt. Die Besetzung der<br />
Gesundheits- und Sicherheitskomitees in den Geschäftsbereichen<br />
mit Management- und Angestelltenvertretern<br />
ist durch die Arbeitsschutzgesetze festgelegt. Um<br />
die Gesundheit der Mitarbeiter nicht zu gefährden und<br />
die Sicherheit am Arbeitsplatz zu wahren, haben wir dezentrale<br />
Betriebsvereinbarungen abgeschlossen. Die<br />
Gesundheitsquoten lagen im Durchschnitt der Metallindustrie<br />
von 95,7 %. Sie werden dezentral in den Tochtergesellschaften<br />
erfasst und verfolgt, ebenso wie die<br />
Zahl der Arbeitsunfälle. Diese werden <strong>MAN</strong>-weit in Form<br />
der Kennzahlen Unfälle je 1 000 Mitarbeiter, Unfälle je<br />
eine Million Arbeitsstunden und Abwesenheitszeit je<br />
Unfall ausgedrückt. Die Kennzahlen der letzten Jahre<br />
zeigen, dass hierbei der Durchschnitt der Metallindustrie<br />
unterschritten beziehungsweise eingehalten<br />
wurde. Der Sozialbericht der <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge gibt<br />
zum Beispiel darüber Auskunft.<br />
Auch die Erfassung von Verletzungen und arbeitsplatzbezogenen<br />
Todesfällen erfolgt jeweils dezentral in den<br />
Geschäftsbereichen. Eine gesonderte Beschreibung von<br />
Grundsätzen und Programmen zum Thema HIV/AIDS<br />
gibt es zentral in der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> nicht. Die <strong>MAN</strong><br />
Nutzfahrzeuge betreiben jedoch in den südafrikanischen<br />
Werken seit 2001 eine Kampagne, die neben Aufklärung<br />
und Information der Mitarbeiter auch das Angebot anonymer<br />
Tests umfasst. Zudem wurde ein Arzt eingestellt,<br />
der infizierte Mitarbeiter und deren Ehepartner betreut<br />
und behandelt. Die Ermittlung der genauen Anzahl an<br />
Infizierten ist nicht möglich, dennoch zeigt sich der Erfolg<br />
des Programms an weiter sinkenden Todesfallraten.
Aus- und Weiterbildung: überdurchschnittlich<br />
Die Ausbildungsquote der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> in Deutschland<br />
lag 2006 bei rund 7 %. Durch die dezentrale Steuerung<br />
der Aus- und Weiterbildung werden weitere statistische<br />
Details in den Geschäftsbereichen erfasst. Die Geschäftsbereiche<br />
bieten – je nach Anzahl der Mitarbeiter und<br />
ihres Industriezweigs – zahlreiche Programme zur Ausund<br />
Weiterbildung.<br />
Zur Qualifikation und Förderung der Führungskräfte in<br />
der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> bietet die <strong>MAN</strong> Academy Executive-<br />
Development-Programme an. Jährlich nehmen circa<br />
400 Führungskräfte an diesen Entwicklungsprogrammen<br />
teil, die aktuelles Wissen zu Managementthemen<br />
und strategischen Entwicklungen vermitteln. Im Rahmen<br />
der Internationalisierungsstrategie der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong><br />
werden die Veranstaltungen in englischer Sprache<br />
durchgeführt. So setzen sich die oberen Führungskräfte<br />
einmal jährlich im »Executive Management Program«<br />
mit den wesentlichen Herausforderungen der strategischen<br />
Unternehmensführung auseinander, während<br />
ausgewählte Potenzialträger seit <strong>2007</strong> den Studiengang<br />
Master of Business Administration (MBA) an der »European<br />
School of Management and Technology« (esmt) in<br />
Berlin als Vollzeitprogramm absolvieren können. Als<br />
weitere exklusive Qualifikationsmaßnahme bietet die<br />
<strong>MAN</strong> Academy in Kooperation mit der esmt auch einen<br />
Executive MBA in Teilzeit an.<br />
Chancengleichheit zwischen Männern und Frauen im<br />
ganzen Unternehmen ist uns ein wichtiges Anliegen. So<br />
lag der Anteil an Frauen bei der kaufmännisch orientierten<br />
<strong>MAN</strong> AG 2006 bei 44 % und wird zum Ende des nächsten<br />
Jahres sogar rund 50 % betragen. Der weibliche Anteil<br />
in Führungspositionen ist im Vergleich dazu jedoch noch<br />
immer gering, ebenso der Anteil der weiblichen Angestellten<br />
in den ingenieurwissenschaftlichen Bereichen, die<br />
den für uns hauptsächlich relevanten Personalmarkt darstellen.<br />
Das liegt an der immer noch geringen Anzahl<br />
weiblicher Absolventen, soll aber für die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> Ansporn<br />
sein, die Gleichberechtigung weiterzuverfolgen.<br />
Code of Conduct: Verstärkung durch Ombudsleute<br />
Die Gleichstellungsgrundsätze und die Programme zur<br />
Umsetzung sind in den jeweiligen Betriebsvereinbarungen<br />
der <strong>MAN</strong>-Geschäftsbereiche geregelt. Sie schließen<br />
Maßnahmen ein, die ihre Einhaltung garantieren.<br />
Einen einheitlichen Rahmen dafür bildet der Code of<br />
61<br />
Conduct, ein Verhaltenskodex, der auf dem Leitbild der<br />
<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> aufbaut (einsehbar unter www.man.eu).<br />
Er legt wichtige Grundregeln für die Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter fest, dient der Orientierung und enthält<br />
Mindeststandards, die für jeden Mitarbeiter der <strong>MAN</strong><br />
<strong>Gruppe</strong> weltweit verbindlich sind. Ziel der Verhaltensrichtlinie<br />
ist es, den Mitarbeitern bei rechtlichen und<br />
ethischen Herausforderungen in ihrer täglichen Arbeit<br />
zur Seite zu stehen, Orientierung zu schaffen und richtiges<br />
Verhalten zu fördern.<br />
Ein Compliance Board steht als Ansprechpartner für alle<br />
Fragen rund um den Code of Conduct zur Verfügung und<br />
ist zuständig für seine Einhaltung. Das Compliance Board<br />
setzt sich zusammen aus Mitarbeitern der Abteilungen<br />
Recht, Revision, Personal, Finanzen/Controlling und<br />
Kommunikation aus der Zentrale und je einem Vertreter<br />
der Unternehmensbereiche. Das Compliance Board hat<br />
die Aufgabe, mögliche widerrechtliche Handlungen frühzeitig<br />
zu erkennen und entsprechende Gegenmaßnahmen<br />
einzuleiten. Dabei setzen die Verantwortlichen auch<br />
auf Hinweise und die Mithilfe von Mitarbeitern.<br />
<strong>2007</strong> hat die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> ihr Compliance-System weiter<br />
verstärkt: Ein zusätzlicher, neutraler Berichts- und<br />
Kommunikationsweg für Hinweise über mögliches<br />
Fehlverhalten im Unternehmen wurde eingeführt. Seit<br />
1. September <strong>2007</strong> stehen zwei externe Ombudsleute zur<br />
Verfügung, an die sich Mitarbeiter vertrauensvoll und<br />
dem Unternehmen gegenüber anonym wenden können.<br />
Sowohl der Code of Conduct als auch das Leitbild der<br />
<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> wenden sich klar gegen Diskriminierung<br />
jedweder Art. Unsere Grundsätze zum Thema Menschenrechte,<br />
die Teil des Code of Conduct sind, orientieren<br />
sich an den bestehenden internationalen Standards,<br />
der »Universal Declaration of Human Rights« und den<br />
»Fundamental Human Rights Conventions«. In unserem<br />
Code of Conduct äußern wir den klaren Wunsch, dass<br />
sich auch unsere Zulieferer und Partner an die Regelungen<br />
halten. Wir wissen, dass eine detailgenaue Überprüfung<br />
nicht immer möglich ist, achten jedoch soweit<br />
möglich darauf, dass unsere Partner diesen Kriterien entsprechen.<br />
Bei unseren internationalen Aktivitäten arbeiten<br />
wir eng mit den Behörden und Institutionen unserer<br />
Gastgeberländer zusammen. Unsere Unternehmen fühlen<br />
sich an ihren Standorten auch als Corporate Citizen<br />
im jeweiligen Umfeld mit allen Pflichten und Rechten.<br />
Unsere Unternehmenspolitik ist darauf ausgerichtet, an
III LAGEBERICHT 62<br />
den Standorten für das Umfeld die entsprechende Verantwortung<br />
wahrzunehmen. Das heißt: Dort, wo wir unsere<br />
Wertschöpfung betreiben, soll auch der lokale Standort<br />
profitieren. Zugleich wissen wir um unsere soziale<br />
Verantwortung in den nationalen und internationalen<br />
Regionen, in denen wir tätig sind.<br />
Produkte: sparsam und sicher<br />
Die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> ist sich der Verantwortung für die Sicherheit<br />
und Gesundheit der Anwender aller Produkte<br />
bewusst. Deshalb werden diese Produkte vor der Auslieferung<br />
aufwendigen Tests und Überprüfungen unterzogen.<br />
Alle Produkte entsprechen den jeweils gültigen Sicherheits-<br />
und Emissionsbestimmungen. Kunden<br />
erhalten ausführliche Produktinformationen und werden<br />
in der Anwendung der Produkte geschult. Für eine<br />
zielgerichtete Weiterentwicklung der Produkte holt die<br />
<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> regelmäßig Feedback der Kunden ein,<br />
meist in persönlichen Gesprächen.<br />
Betriebliches Vorschlagswesen: Erfolge ausgebaut<br />
Das neue System zum Ideenmanagement hat deutliche<br />
Wirkungen gezeigt. An nahezu allen Standorten in<br />
Deutschland und Österreich wird einheitlich nach dem<br />
neuen Modell gearbeitet. Die Anreize für die Mitarbeiter,<br />
sich zu beteiligen, wurden mit Sonderprämien in vielen<br />
Aktionen verstärkt. Im Jahr 2006 gab es einen deutlichen<br />
Zuwachs an Vorschlägen (15 330) und an Einreichern<br />
(6 180). Dies bewirkte einen erneuten Anstieg<br />
der Vorschlagsquote um 3 %-Punkte auf 40 %. Durch<br />
reduzierte Bearbeitungszeiten stieg die Realisierungsquote<br />
auf 65 %.<br />
Ideenmanagement<br />
Verbesserungsvorschläge<br />
16 000<br />
14 000<br />
12 000<br />
10 000<br />
8 000<br />
6 000<br />
4 000<br />
2 000<br />
0<br />
50 %<br />
54 %<br />
2004 2005<br />
65 %<br />
2006<br />
VV-Eingänge VV-Abschlüsse Realisierungsgrad<br />
Forschung und Entwicklung<br />
Mio Euro 2005 2006<br />
F&E-Ausgaben 499 396<br />
F&E-Ausgaben der produzierenden<br />
Bereiche in % vom Umsatz<br />
4,3 3,4<br />
F&E-Eigenmittel 370 297<br />
F&E-Mitarbeiter (Jahresdurchschnitt) 3 987 3 174<br />
F&E-Quote: starke 3,5 %<br />
Turbinen, Großdieselmotoren, Getriebe und Reaktoren<br />
haben eine extrem lange Nutzungsdauer. Deshalb spielt<br />
der Umweltschutz im Hinblick auf Energie- und Betriebsmittelverbrauch,<br />
verlängerte Wartungsintervalle oder<br />
niedrigere Abgasemissionen bei Konstruktion und Betrieb<br />
unserer Produkte eine große Rolle. Bei Motoren und<br />
Turbinen liegt unser Entwicklungsschwerpunkt auf verbrauchs-<br />
und möglichst emissionsarmem Betrieb sowie<br />
auf der Möglichkeit des Recyclings, im Einklang mit<br />
größtmöglicher Sicherheit, Qualität, Wirtschaftlichkeit<br />
und Zuverlässigkeit. Zur Sicherstellung eines marktkonformen<br />
Produktangebots investieren wir kontinuierlich<br />
in die Weiterentwicklung unserer Produktpalette. Die Forschungs-<br />
und Entwicklungsquote liegt mit 3,5 % unter<br />
den Quoten der letzten Jahre, was allerdings auf die Veränderung<br />
des Umsatzes durch die Disposition verschiedener<br />
Unternehmensbereiche zurückzuführen ist. Unsere<br />
besondere Anstrengung gilt der weiteren Verkürzung der<br />
Zeitspanne zwischen Entwicklung und Markteinführung<br />
eines Produkts (Time to Market), um so unsere Technologieführerschaft<br />
weiter auszubauen. Unsere Unternehmensbereiche<br />
ordnen ihre Sparten für Forschung und<br />
Entwicklung den Standorten zu, die als Kompetenzzentrum<br />
für eine Produktlinie (zum Beispiel Motor) verantwortlich<br />
sind. So können Erfahrungen aus Werkstätten<br />
und von Monteuren sowie Kundenanforderungen schnell<br />
in das Produkt einfließen. Dies ist auch von Vorteil für die<br />
Umwelt, denn Umweltbelastungen, die bei der Anwendung<br />
unserer Produkte unabhängig vom Betrieb auftreten,<br />
können so auf kurzem Weg abgestellt werden.
Umweltinvestitionen in immer bessere Technik<br />
An den <strong>MAN</strong>-Standorten wurden 2006 Umweltinvestitionen<br />
für Produktionsanlagen und Sanierungen in<br />
Höhe von rund 2,3 Millionen Euro getätigt. Neben dem<br />
ökologisch und ökonomisch sinnvollen Betrieb der Produktionsanlagen<br />
zielen diese Investitionen hauptsächlich<br />
auf die umweltorientierte Weiterentwicklung aller<br />
<strong>MAN</strong>-Produkte ab. Regelmäßig steigern wir unseren Anspruch<br />
an Funktionstauglichkeit, Wirtschaftlichkeit, Sicherheit<br />
und ökologische Verträglichkeit unserer Produkte.<br />
Die Aspekte der Nachhaltigkeit sind wesentlicher<br />
Bestandteil unserer Produktionsprozesse und begleiten<br />
diese von der Produktidee über Fertigung und Vertrieb<br />
bis zur Anwendung beim Kunden.<br />
Umweltinvestitionen<br />
Tsd Euro<br />
4 000<br />
3 000<br />
2 000<br />
1 000<br />
0<br />
Investitionen in Sachanlagen und immaterielle<br />
Vermögenswerte nach Bereichen<br />
Industriedienstleistungen<br />
1 %<br />
Turbomaschinen<br />
11 %<br />
Dieselmotoren 30 %<br />
2004 2005<br />
2006<br />
4 % Sonstige<br />
54 % Nutzfahrzeuge<br />
Investitionen<br />
Mio Euro 2005 2006<br />
63<br />
in Sachanlagen in immaterielle<br />
Vermögenswerte<br />
412 446<br />
in Beteiligungen 28 1 214<br />
Investitionen 440 1 660<br />
darin Erwerb Scania-Aktien – 1 174<br />
Abschreibungen 378 328<br />
Energieverbrauch: gesenkt<br />
Energie ist für die Maschinenbaubranche neben Stahl<br />
eine der wichtigsten Ressourcen. Unser Energieverbrauch<br />
hat sich unter anderem durch die Disposition des energieintensiven<br />
Unternehmensbereichs <strong>MAN</strong> Roland deutlich<br />
gesenkt. Dennoch sehen wir es als unsere Pflicht an, mit<br />
der Ressource Energie effizient umzugehen. Daher wurden<br />
an nahezu allen Standorten der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> konkrete<br />
Maßnahmen zur effizienten Nutzung des Energieeinsatzes<br />
eingeleitet. Das Energiemanagement umfasst die<br />
wesentlichen Bereiche Drucklufterzeugung, Hallenbeheizung<br />
und Beleuchtung. Aber auch die Einspeisung von<br />
sekundär erzeugtem Strom in das eigene Netz gehört zu<br />
den Realisierungen.<br />
Der Energieverbrauch im Jahr 2006 ist mit 5,4 Millionen<br />
Gigajoule um mehr als 13 % geringer als im Vorjahr. Davon<br />
wurden 1,4 Millionen Gigajoule über Erdgas abgedeckt.<br />
Auch die Nutzung erneuerbarer Energieformen<br />
wurde im Berichtszeitraum analysiert. Unter anderem<br />
waren Fotovoltaikanlagen an einigen Standorten im<br />
Süden Deutschlands zur Energiegewinnung vorgesehen.<br />
Eine Umsetzung war bislang nicht möglich, da die Statik<br />
der Nutzdachflächen unzureichend ist. Die Technik zur<br />
Verwertung erneuerbarer Energieformen ist aber ein bedeutender<br />
Teil des Produktangebots der Unternehmensbereiche<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal und <strong>MAN</strong> TURBO.<br />
Der sonstige indirekte Energieverbrauch, der durch Reisen<br />
und Transporte sowie die Produktnutzung entsteht, wird<br />
nicht auf Konzernebene erfasst.
III LAGEBERICHT 64<br />
Erdgas/Heizöl<br />
Tsd Gigajoule<br />
2 000<br />
1 500<br />
1 000<br />
Energieverbrauch<br />
Mio Gigajoule<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
500<br />
0<br />
2004 2005<br />
Erdgas Heizöl<br />
2006<br />
2004 2005 2006<br />
Wasserverbrauch: zurückgegangen<br />
Der Trinkwasserverbrauch in der gesamten <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong><br />
ist im Jahr 2006 trotz Anstiegs des Produktionsvolumens<br />
auf etwa 0,79 Millionen Kubikmeter um 10 % zurückgegangen.<br />
Dies ist insbesondere auf moderne, Wasser sparende<br />
Produktionsprozesse zurückzuführen, die sich aus<br />
der konsequenten Umsetzung der Umweltprogramme<br />
der jeweiligen Standorte ergeben.<br />
Beim Brauchwasser für Kühlzwecke und Kreislaufwasser<br />
verzeichnen wir 2006 eine Nutzung von 10,1 Millionen<br />
Kubikmetern und damit einen leichten Anstieg von 4,8 %.<br />
Gemessen an der Gesamtsumme des benötigten Wassers,<br />
werden 93 % aus eigenen Brunnen sowie Bachläufen und<br />
nur 7 % über kommunale Netze bezogen. Durch die Wassernutzung<br />
der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> werden keine Ökosysteme<br />
signifikant belastet. Das Brunnen- und Oberflächenwasser<br />
wird zum Großteil zu Kühlzwecken in geschlossenen und<br />
offenen Kühlkreisläufen verwendet. Trinkwasserquellen<br />
und Grundwasser werden durch unsere Produktionsstandorte<br />
ebenfalls nicht belastet. Beim Abwasser ver-<br />
zeichnen wir entsprechend dem Anstieg der Produktionsvolumina<br />
eine Abwassermenge von knapp 1,6 Millionen<br />
Kubikmetern.<br />
Emissionen: erheblich reduziert<br />
Die Emissionen wurden mittels der Emissionsfaktoren<br />
des Umweltbundesamts berechnet. Die direkten Emissionen<br />
klimarelevanter Gase wurden trotz deutlichen Anstiegs<br />
des Produktionsumfangs um mehr als 18 % reduziert<br />
auf 157 500 Tonnen CO 2 -Äquivalente. Dadurch zeigt<br />
sich die Wirksamkeit einer Vielzahl von Energiesparprojekten.<br />
Bei den indirekten Emissionen klimarelevanter<br />
Gase durch Strom- und Fernwärmeverbrauch errechnet<br />
sich eine Fremderzeugung von rund 275 800 Tonnen<br />
CO 2 -Äquivalenten; sie liegt 9 % unter der Erzeugung des<br />
Vorjahrs. Indirekte Emissionen durch Reisen und Transporte<br />
sowie durch die Produktnutzung entstehende Emissionen<br />
sind darin nicht erfasst. Betriebsstoffe und -mittel,<br />
die FCKW und SF6 enthalten und damit weitere klimarelevante<br />
Emissionen erzeugen, verwendet die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong><br />
nicht. In den Dieselmotorabgasen befinden sich Spuren<br />
von N 2 O, welche aus Gründen weiterer motorischer Entwicklungen<br />
nur qualitativ erfasst werden.<br />
Lösemittel: Anstieg produktionsbedingt<br />
Alle Standorte erfassen ihren Verbrauch an Lösemitteln<br />
gemäß der seit 2001 in Kraft getretenen Lösemittelverordnung<br />
(VOC). Anwendungsbereiche sind Oberflächenreinigung<br />
und -beschichtungen. Dort, wo die Technologie den<br />
Einsatz von wasserbasierenden Lacken ermöglicht, haben<br />
Umstellungen stattgefunden. Im Berichtszeitraum wurde<br />
der Lösemittelverbrauch erstmals vergleichbar erfasst: Er<br />
liegt bei hohen 2 837,56 Tonnen, was auf die enorm gestiegene<br />
Produktionstätigkeit zurückzuführen ist.<br />
Wasserverbrauch/Abwasseranfall<br />
Mio Kubikmeter<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
2004 2005 2006<br />
Trinkwasser Brauchwasser Abwasser
Emissionen<br />
Tsd Tonnen CO 2-Äquivalente<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Emissionen<br />
Tonnen Luftschadstoff<br />
525<br />
450<br />
375<br />
300<br />
225<br />
150<br />
75<br />
0<br />
SO 2<br />
2004 2005 2006<br />
direkte Emissionen indirekte Emissionen<br />
2004 2005 2006<br />
CO Staub<br />
Materialverbrauch: konstant optimiert<br />
Die Reduzierung des Material- und Rohstoffverbrauchs<br />
je Produkt ist ein ausdrückliches Unternehmensziel unserer<br />
produzierenden Standorte. Durch die Reduktion<br />
des Gewichts der Produkte und des Ressourcenverbrauchs<br />
ergeben sich Kostenvorteile. Darüber hinaus<br />
muss jede nach EMAS validierte Organisation quantifizierbare<br />
Ziele formulieren. Diese enthalten die Reduzierung<br />
von Betriebsmitteln, Rohstoffen und Energie. In der<br />
<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> werden vorwiegend Stahl, Kupfer, Aluminium,<br />
Mineralöl und diverse Kunststoffe verarbeitet. Im<br />
Jahr 2006 wurden durch die deutlich höhere Produktion<br />
mit 7 087 Millionen Euro etwa 1 000 Millionen Euro<br />
mehr für den Materialeinsatz ausgegeben als 2005.<br />
NOx<br />
65<br />
Abfall: hohe Recyclingquote<br />
Die hohe Lebensdauer der Produkte und der Produktsysteme<br />
der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> führt zu langen Zyklen bei der<br />
Beseitigung. Die Produkte bestehen im Wesentlichen aus<br />
leicht recyclingfähigen Materialien (Metalle, Kunststoffe,<br />
Mineralölprodukte). Die Abfallmengen, die in der Produktion<br />
der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> entstehen, werden wie der<br />
Energieverbrauch sehr stark von den Werten des Bereichs<br />
Nutzfahrzeuge beeinflusst. So belief sich die Abfallmenge<br />
2006 auf insgesamt rund 189 800 Tonnen.<br />
Wir streben danach, immer weniger Abfall je Produkt zu<br />
verursachen und diesen so weit wie möglich zu verwerten.<br />
2006 wurden 95,8 % der Abfallmenge verwertet.<br />
Schwankungen der Verwertungsquoten hängen mit<br />
außerplanmäßigen Beseitigungen von überwachungsbedürftigen<br />
Abfällen aus <strong>MAN</strong>-Unternehmen zusammen.<br />
Gefährliche Abfallstoffe lassen wir durch amtlich zugelassene<br />
Fachfirmen abtransportieren und von Entsorgungsfachbetrieben<br />
beseitigen. Besonderes Gewicht legt<br />
<strong>MAN</strong> auf die Wiederverwertung von Metallen. In den<br />
Gießereien der Unternehmensgruppe wird im hohen<br />
Maß Recycling betrieben. Wir kaufen den Großteil der benötigten<br />
Metalle aus dem externen Recyclingprozess,<br />
setzen aber auch jährlich bis zu 5 800 Tonnen der in der<br />
Produktion anfallenden Späne und Schrotte wieder im<br />
Gießprozess ein.<br />
Abfallaufkommen<br />
Tsd Tonnen<br />
140<br />
126<br />
112<br />
98<br />
84<br />
70<br />
56<br />
42<br />
28<br />
14<br />
0<br />
nicht überwachungsbedürftig zur Verwertung<br />
2004 2005 2006<br />
überwachungsbedürftig zur Verwertung bes. überwachungsbedürftig zur Beseitigung<br />
bes. überwachungsbedürftig zur Verwertung<br />
überwachungsbedürftig zur Beseitigung
III LAGEBERICHT 66<br />
Sonstige Umwelteinflüsse<br />
Umweltbelastungen durch die in der Logistik verwendeten<br />
Transportmittel werden nicht erfasst. Meist kommen<br />
multimodale Transporte zum Einsatz, das bedeutet, dass<br />
mehrere Verkehrsträger in den Transport eines Gutes<br />
involviert sind. Das Ausmaß der direkten Einflüsse der<br />
Produkte von <strong>MAN</strong> auf die Biodiversität, also auf die Artenvielfalt,<br />
ist nicht mit realistischem Aufwand quantifizierbar,<br />
da die Einflüsse der Produkte sehr stark von der<br />
individuellen Nutzung des Kunden abhängen.<br />
Die Produktionsfläche der <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> beträgt<br />
4 803 603 Quadratmeter, davon aber keine undurchdringlichen<br />
oder nicht zugänglichen Flächen. Nutzflächen<br />
liegen nicht in artenreichen Gebieten. Wir produzieren<br />
nicht in Schutzgebieten. Es gibt keine derzeit<br />
tätigen oder geplanten Geschäftseinheiten in geschützten<br />
oder empfindlichen Gebieten. In der Summe kommt<br />
es deshalb nicht zu Veränderungen in Naturräumen. Daher<br />
hat sich <strong>MAN</strong> auch nur Nachhaltigkeitsziele gesetzt,<br />
die auf die eigenen Standorte und nicht auf Biodiversität<br />
bezogen sind. In der Roten Liste aufgeführte Arten mit<br />
Lebensräumen in Gebieten, in denen Geschäftstätigkeit<br />
vorliegt, werden durch die betroffenen Standorte erfasst.<br />
Für 2006 wurden keine Ordnungsstrafen für umweltrelevante<br />
Gesetzesverstöße gemeldet. Es sind keine Strafverfahren<br />
wegen Umweltkriminalität anhängig gewesen.<br />
Lieferanten: feste Anforderungen<br />
Um die Unternehmens- und Nachhaltigkeitsziele zu erreichen,<br />
stellen wir nicht nur an uns selbst hohe Anforderungen,<br />
sondern auch an unsere wichtigen Zulieferer, deren<br />
Materialien und Dienstleistungen unmittelbar in der<br />
Herstellung verwendet werden. Unsere Lieferanten müssen<br />
folgende Anforderungen erfüllen: Sie müssen eine<br />
Umweltvorschrift implementieren und wesentliche umweltrelevante<br />
Aspekte bei der Herstellung der gelieferten<br />
Produkte offenlegen. Sie müssen die Erfüllung der geltenden<br />
Umweltschutzbestimmungen und -gesetze in allen<br />
operativen Bereichen und Prozessen gewährleisten<br />
und die Voraussetzungen für eine laufende Verbesserung<br />
des Umweltschutzes schaffen. Dies ist Bestandteil<br />
der Zertifizierungen nach EMAS/DIN EN ISO 14001 sowie<br />
DIN EN ISO 9001 und des Handbuchs für Risikomanagement<br />
der <strong>MAN</strong> AG. In den Unternehmen der <strong>MAN</strong><br />
<strong>Gruppe</strong> ist der Einkauf in die Umwelt- und Qualitätsmanagementsysteme<br />
integriert. Daher ist der umwelt- und<br />
qualitätsbewusste Einkauf Bestandteil der Einkaufsricht-<br />
linien sowie der Verfahrensanweisungen bei validierten/zertifizierten<br />
Standorten nach EMAS/DIN EN ISO<br />
14001. <strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge zeichnet jedes Jahr seinen<br />
besten Zulieferer mit dem »Trucknology Supplier<br />
Award« aus. Das Unternehmen würdigt so die gute und<br />
partnerschaftliche Zusammenarbeit.<br />
Ausblick: weiteres Wachstum<br />
Für eine weiterhin nachhaltige Entwicklung wird die<br />
<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> ihren Wachstumskurs fortsetzen. Ein<br />
Schwerpunkt wird darin das Vorantreiben technischer<br />
Innovationen sein, die sich auf Verminderung von Emissionen<br />
sowie Kraftstoffverbrauch, auf Effizienzsteigerung<br />
und die Erschließung alternativer Energiequellen<br />
konzentrieren. Ein weiterer Wachstumsfaktor wird<br />
die Erschließung neuer Märkte sein, vor allem in China,<br />
Indien und Osteuropa. Dazu hat <strong>MAN</strong> unter anderem<br />
bereits <strong>2007</strong> in Polen ein neues Lkw-Montagewerk eröffnet,<br />
<strong>2008</strong> nimmt ein <strong>MAN</strong> TURBO-Werk in China<br />
die Produktion auf.<br />
Ziele: bessere Produkte und Prozesse<br />
Im Berichtszeitraum hat die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> durch eine<br />
Vielzahl von Maßnahmen ihr Nachhaltigkeitsengagement<br />
gestärkt. In der Produktion wurde auf sorgsamen<br />
Umgang mit Ressourcen geachtet, eine Verbesserung der<br />
Prozesse unterstützte dies. In der Entwicklung der Produkte<br />
waren Fortschritte zu verzeichnen, die sich positiv<br />
auf die Umwelt auswirken. Die weitere Konzentration auf<br />
Kernbereiche bedeutete eine nachhaltige Sicherung der<br />
Zukunftsfähigkeit von <strong>MAN</strong> und seiner Arbeitsplätze.<br />
Die Nachhaltigkeitsziele in den Bereichen Ökologie,<br />
Ökonomie und Soziales verfolgt die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> weiter.<br />
In der Produktentwicklung bedeutet das die Erfüllung<br />
der Abgasnormen sowie die Verbesserung alternativer<br />
Antriebe und Projekte für Biokraftstoffe der 2. Generation.<br />
In der Organisation von <strong>MAN</strong> wird der Wissenstransfer<br />
über die Geschäftsbereiche hinweg vorangetrieben.<br />
Ein Ziel ist auch die weitere Verbesserung der<br />
Produktionsprozesse in den Teilbereichen <strong>MAN</strong> Diesel<br />
und <strong>MAN</strong> TURBO.<br />
Für die einzelnen Standorte hat die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> jeweils<br />
relevante Umweltziele für die nächsten Jahre definiert.
UMWELTLEISTUNGEN NACH GRI-RICHTLINIEN (GLOBAL REPORTING INITIATIVE)<br />
Energie<br />
Energieverbrauch (Gigajoule)<br />
67<br />
2004 2005 2006<br />
Gesamt 6 420 069 6 300 100 5 435 897<br />
Direkter Energieverbrauch, gegliedert nach Primärenergieträger (Gigajoule)<br />
feste Brennstoffe 248 798 0 20 477<br />
flüssige Brennstoffe 772 394 1 292 401 1 005 100<br />
gasförmige Brennstoffe 2 196 633 1 736 579 1 442 154<br />
Propan 3 488 2 633 2 363<br />
Gesamt 3 221 313 3 031 612 2 470 094<br />
davon<br />
Heizöl 160 125 266 974 306 814<br />
Erdgas 2 195 770 1 735 558 1 440 848<br />
Diesel 599 724 882 600 680 825<br />
fossile Brennstoffe 248 798 0 20 477<br />
Benzin 7 268 117 587 6 186<br />
Flüssiggas 3 488 2 633 2 363<br />
Azetylen 716 966 1 303<br />
Wasserstoff 147 55 3<br />
Methanol 727 653 782<br />
Schweröl 4 316 24 586 9 637<br />
Schmieröl 0,2 0,3 856,8<br />
Indirekter Energieverbrauch (Gigajoule)<br />
Elektrizität 2 180 036 2 071 552 1 858 683<br />
Fernwärme 1 018 720 1 196 935 1 107 120<br />
Gesamt 3 198 756 3 268 488 2 965 803
III LAGEBERICHT 68<br />
Wasser<br />
Gesamter Wasserverbrauch (Kubikmeter)<br />
Abfall<br />
2004 2005 2006<br />
Gesamt 9 614 144 10 528 992 10 898 572<br />
Trinkwasser 974 662 884 498 793 281<br />
Brauchwasser 8 639 482 9 644 495 10 105 291<br />
Jährliche Entnahmen an Grund- und Oberflächenwasser (Kubikmeter)<br />
Brunnenwasser 3 493 627 3 999 895 3 757 086<br />
Nutzwasser 5 145 855 5 644 600 6 348 205<br />
Abwasser (Kubikmeter)<br />
Gesamt 1 256 547 1 801 939 1 619 312<br />
Emissionen<br />
Emissionen klimarelevanter Gase (Tonnen CO2-Äquivalent)<br />
2004 2005 2006<br />
Gesamt 504 893 496 918 433 289<br />
davon direkte 207 409 192 949 157 469<br />
davon indirekte 297 484 303 969 275 820<br />
durch Stromverbrauch 202 743 192 654 172 858<br />
durch Fernwärmeverbrauch 94 741 111 315 102 962<br />
NO x , SO x und andere signifikante Luftemissionen nach Art der Emission<br />
SO2 32 89 43<br />
NOx 430 386 507<br />
CO 117 125 118<br />
Staub 35 40 45<br />
2004 2005 2006<br />
Gesamtabfallmenge nach Art der Behandlungsform (Tonnen)<br />
Gesamt 190 118 190 094 189 372<br />
davon Verwertung 182 831 182 063 181 378<br />
nicht überwachungsbedürftig 139 834 137 902 147 090<br />
überwachungsbedürftig 29 088 28 715 22 438<br />
bes. überwachungsbedürftig 13 909 15 446 11 850<br />
davon Beseitigung 7 287 8 031 7 994<br />
überwachungsbedürftig 3 895 4 520 4 363<br />
bes. überwachungsbedürftig 3 392 3 511 3 631<br />
Verwertungsquote 96,2 % 95,8 % 95,8 %
AUSGEWÄHLTE KONSOLIDIERTE GESELLSCHAFTEN<br />
Stand 31. Dezember 2006<br />
Kapitalanteil<br />
%<br />
Umsatz<br />
Mio €<br />
69<br />
Beschäftigte am<br />
31.12.2006<br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge 100 6 273 12 571<br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge Österreich AG, Steyr/Österreich 100 1 380 3 091<br />
NEO<strong>MAN</strong> Bus GmbH, Salzgitter 100 1 071 1 499<br />
NEO<strong>MAN</strong> Bus Vertrieb GmbH, Ismaning 100 429 287<br />
NEO<strong>MAN</strong> Bus GmbH, Stuttgart 100 260 653<br />
<strong>MAN</strong> Türkiye A.S., Akyurt (Ankara)/Türkei 100 328 2 617<br />
<strong>MAN</strong> STAR Trucks & Busses Sp. z o.o., Tarnowo Podgórne/Polen 100 306 3 012<br />
<strong>MAN</strong> Automotive (South Africa) (Pty.) Ltd., Johannesburg/Südafrika 1) 100 294 722<br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge Vertrieb GmbH, München 100 2 549 4 640<br />
<strong>MAN</strong> ERF UK Ltd., Swindon (Wiltshire)/Großbritannien 1) 100 678 971<br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge Süd AG, Wien/Österreich 100 815 990<br />
<strong>MAN</strong> Vehiculos Industrieales (España) S.A., Coslada (Madrid)/Spanien 1) 100 625 546<br />
<strong>MAN</strong> Camions et Bus S.A., Evry Cedex/Frankreich 100 456 489<br />
<strong>MAN</strong> Truck & Bus S.A., Kobbegem (Brüssel)/Belgien 1) 100 160 121<br />
<strong>MAN</strong> Last og Bus A/S, Glostrup/Dänemark 100 144 188<br />
<strong>MAN</strong> Nutzfahrzeuge (Schweiz) AG, Otelfingen/Schweiz 100 127 118<br />
<strong>MAN</strong> Last og Buss A/S, Lorenskog/Norwegen 100 112 204<br />
<strong>MAN</strong> Veiculos Industriais (Portugal) S.U. Lda., Alges (Lisboa)/Portugal 1) 100 77 94<br />
2)<br />
<strong>MAN</strong> Engines & Components Inc., Pompano Beach/USA 100 45 43<br />
<strong>MAN</strong> uzitková vozidla Ceská republika spol.s.r.o., Cestlice/Tschechien 100 113 79<br />
<strong>MAN</strong> Kamion és Busz Kereskedelmi Kft., Dunaharaszti/Ungarn 100 74 116<br />
<strong>MAN</strong> Gospodarska vozila Slovenija d.o.o., Ljubljana/Slowenien 100 41 34<br />
<strong>MAN</strong>-STAR Trucks Sp. z o.o., Nadarzyn/Polen 100 330 296<br />
<strong>MAN</strong> Úzitkové Vozidlá Slovakia s.r.o., Bratislava/Slowakei 100 41 45<br />
NEOPLAN Omnibus GmbH, Plauen 84 92 349<br />
<strong>MAN</strong> Kamyon ve Otobüs Ticaret A.S. Ankara/Türkei 100 301 157<br />
<strong>MAN</strong> Diesel SE, Augsburg 100 725 2 609<br />
<strong>MAN</strong> Diesel A/S, Kopenhagen/Dänemark 100 851 2 386<br />
<strong>MAN</strong> Diesel Ltd, Stockport/Großbritannien 100 101 286<br />
<strong>MAN</strong> Diesel S.A., Villepinte/Frankreich 100 151 650<br />
<strong>MAN</strong> Diesel Singapore Pte. Ltd./Singapur 100 50 154<br />
PBS Turbo s.r.o., Velka Bites/Tschechien 100 14 147<br />
<strong>MAN</strong> Diesel Canada Ltd., Oakville/Kanada 100 37 33<br />
2)<br />
<strong>MAN</strong> Diesel North America Inc., New York/USA 100 23 81<br />
<strong>MAN</strong> Diesel Australia Pty. Ltd., North Ryde/Australien 100 23 37<br />
Rostock Diesel Service GmbH, Rostock 100 12 25
III LAGEBERICHT 70<br />
Stand 31. Dezember 2006<br />
Kapitalanteil<br />
%<br />
Umsatz<br />
Mio €<br />
Beschäftigte am<br />
31.12.2006<br />
<strong>MAN</strong> TURBO AG, Oberhausen 100 547 1 932<br />
<strong>MAN</strong> TURBO AG Schweiz, Zürich/Schweiz 100 287 627<br />
<strong>MAN</strong> TURBO S.r.l. De Pretto, Schio/Italien 100 37 206<br />
<strong>MAN</strong> TURBO Inc. USA, Houston/USA 100 74 20<br />
<strong>MAN</strong> TURBO South Africa (Pty) Ltd., Elandsfontain/Südafrika 100 11 52<br />
<strong>MAN</strong> DWE GmbH, Deggendorf 3)<br />
2)<br />
100 96 420<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal Aktiengesellschaft, Essen 100 460 690<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal Air Technology GmbH, Essen 100 18 76<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal Industrieanlagen GmbH, Geisenheim 100 128 158<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal Power Industry GmbH, Essen 100 150 76<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal Mexico S.A. de C.V., Mexico, D.F./Mexiko 100 51 136<br />
DSD de Venezuela C.A. de C.V., Mexico, D.F./Mexiko 100 43 99<br />
DSD Construcciones y Montajes S.A., Santiago/Chile 100 79 133<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal do Brasil Comercio e Industria Ltda., São Paulo/Brasilien 100 17 75<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal Automotive GmbH, Essen 1) 100 135 1 468<br />
<strong>MAN</strong> Ferrostaal Piping Supply GmbH, Essen 1) 100 130 95<br />
RENK Aktiengesellschaft, Augsburg 76 342 1 493<br />
<strong>MAN</strong> Finance International GmbH, München 1) 100 – 154<br />
<strong>MAN</strong> Financial Services GmbH, München 100 – 80<br />
<strong>MAN</strong> Financial Services plc, Swindon (Wiltshire)/Großbritannien 100 – 26<br />
1) Umsatz und Beschäftigte einschließlich operativ geführter Gesellschaften<br />
2) Die Anteile werden von <strong>MAN</strong> Capital Corporation, New York, gehalten.<br />
3) Die Anteile werden von <strong>MAN</strong> AG gehalten.
GLOSSAR<br />
3C – Combat Climate Change<br />
Initiative internationaler Unternehmer, die die Integration<br />
von Klimathemen in die Welt der Märkte und<br />
des Handels fordern.<br />
Code of Conduct (Verhaltenskodex)<br />
Zusammenstellung der grundlegenden Verhaltensregeln<br />
für Mitarbeiter in einem Unternehmen. Ein Code<br />
of Conduct umfasst ethische Richtlinien (Ethik-Code),<br />
Entsprechenserklärungen für den Kapitalmarkt (Compliance,<br />
Corporate Governance), Leitlinien für Führungskräfte<br />
sowie Verhaltensregeln, die sich aus Leitbildern<br />
und Mission-Statements ergeben.<br />
Corporate Governance Kodex<br />
Der Deutsche Corporate Governance Kodex enthält<br />
wesentliche gesetzliche Vorschriften zur Leitung und<br />
Überwachung deutscher börsennotierter Gesellschaften<br />
sowie international und national anerkannte Standards<br />
für gute und verantwortungsvolle Unternehmensführung.<br />
Er wurde 2002 von einer Regierungskommission<br />
verabschiedet und seither jährlich aktualisiert.<br />
Der Kodex soll dazu beitragen, das Vertrauen der<br />
internationalen und nationalen Anleger, der Kunden,<br />
der Mitarbeiter und der Öffentlichkeit in die Leitung<br />
und Überwachung deutscher börsennotierter Aktiengesellschaften<br />
zu fördern.<br />
DIN ISO 9001<br />
Die Qualitätsmanagementnormen der Reihe DIN EN ISO<br />
9000 wurden 1987 eingeführt. Sie bilden weltweit für<br />
eine Vielzahl von Organisationen verschiedener Branchen<br />
die Basis für Qualitätssicherung und Qualitätsmanagement.<br />
Die Normenreihe DIN EN ISO 9000:2000<br />
gibt eine Struktur für das Qualitätsmanagement(QM)-<br />
System vor, die Grundanforderungen abdeckt.<br />
Das QM-System des Unternehmens wird in diese Struktur<br />
übersetzt und in regelmäßigen Abständen von einer<br />
berechtigten externen Zertifizierungsstelle überprüft.<br />
DIN ISO 14001<br />
Die Umweltmanagementnormen der Reihe DIN EN<br />
ISO 14000 wurden 1996 eingeführt. In Verbindung mit<br />
kEMAS von 2001 definieren sie begrifflich und inhaltlich<br />
das Umweltmanagement. Die Normen unterstützen<br />
71<br />
Betriebe systematisch beim Aufbau des Umweltmanagementsystems<br />
nach weltweit gültigem Standard und<br />
machen eine Zertifizierung möglich. Die Betriebe erhalten<br />
somit ein wirkungsvolles Instrument, mit dem sie<br />
Umweltbelastungen systematisch erfassen und die Umweltsituation<br />
laufend verbessern können.<br />
EEV-Standard (Enhanced Environmentally<br />
Friendly Vehicle)<br />
Der EEV-Standard ist der gegenwärtig anspruchsvollste<br />
europäische Abgasstandard für Busse und<br />
Lkw. Die besonders umweltschonenden Fahrzeuge<br />
übertreffen die Abgasqualität der Norm k Euro 5,<br />
die ab Oktober <strong>2008</strong> bei Lkw und Bussen für alle neuen<br />
Fahrzeugtypen gilt.<br />
Environmental Management and<br />
Audit Scheme (EMAS)<br />
Die EU-Verordnung Environmental Management and<br />
Audit Scheme (Nr. 761/2001) beschreibt die Richtlinien<br />
für die freiwillige Beteiligung von Unternehmen und<br />
Behörden am Gemeinschaftssystem der Europäischen<br />
Union zur Einführung von Umweltmanagementsystemen.<br />
Als weiter reichende Variante von kDIN ISO 14001<br />
kann sie mit bestehenden Managementsystemen verbunden<br />
werden, verlangt aber beispielsweise die Veröffentlichung<br />
einer regelmäßigen Umwelterklärung.<br />
Euro 4, Euro 5<br />
In den europäischen Abgasnormen für Nutzfahrzeuge<br />
ist die stufenweise Reduzierung von Schadstoffen im<br />
Abgas geregelt. Reduziert werden neben anderen Kohlenmonoxid,<br />
Stickoxide und Rußpartikel. Euro 5 ist ab<br />
Herbst <strong>2008</strong> gültig.<br />
GRI (Global Reporting Initiative)<br />
Die Global Reporting Initiative ist eine internationale<br />
Organisation, die ein System zur einheitlichen, freiwilligen<br />
Berichterstattung von ökonomischen, sozialen<br />
und Umwelteinflüssen auf betrieblicher Ebene und auf<br />
der Ebene von Organisationen entwickelt hat. Die GRI<br />
wurde 1997 mit dem Ziel gegründet, international anerkannte<br />
und vergleichbare Richtlinien für die Berichterstattung<br />
von wirtschaftlichen, sozialen und Umweltaktivitäten<br />
zu erstellen.
III LAGEBERICHT 72<br />
IMO (International Maritime Organization)<br />
Unterorganisation der Vereinten Nationen, die unter<br />
anderem die Richtlinien für Emissionen von Schiffsmotoren<br />
festlegt.<br />
ILO (International Labour Organization)<br />
Sonderorganisation der Vereinten Nationen für die Formulierung<br />
und Durchsetzung internationaler Arbeitsund<br />
Sozialnormen.<br />
Kapitalrendite (Return on Capital Employed, ROCE)<br />
Prozentualer Anteil des operativen Ergebnisses in Beziehung<br />
zur Summe aus dem durchschnittlich eingesetzten<br />
Kapital der Industriebereiche und dem Eigenkapital der<br />
Finanzdienstleistungen. Für die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> liegt das<br />
Ziel für ROCE bei über 22 Prozent.<br />
Umsatzrendite (Return on Sales, ROS)<br />
Prozentualer Anteil des operativen Ergebnisses, bezogen<br />
auf den Umsatz. Für die <strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong> liegt das Ziel für<br />
ROS bei 8,5 Prozent.<br />
Hinweis: An dieser Stelle finden Sie <strong>MAN</strong>-<br />
Projekte zur Nachhaltigkeit, die weit in die<br />
Zukunft reichen. In der Ausgabe 2009/2010 werden<br />
wir über Ergebnisse berichten.
Ansprechpartner<br />
Mit unserem <strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong> informieren wir die Öffentlichkeit,<br />
insbesondere unsere Aktionäre, Kunden und Mitarbeiter,<br />
sowie alle Behörden und die Medien über unsere Nachhaltigkeitsaktivitäten<br />
und laden zum konstruktiven Dialog ein. Für weiter<br />
gehende Fragen, Anregungen und Kritik zum Thema kommen Sie<br />
gerne auf uns zu.<br />
Unternehmenskommunikation:<br />
Wieland Schmitz<br />
Landsberger Straße 110<br />
80339 München<br />
Tel.: +49. 89. 36098-380<br />
public.relations@man.eu<br />
Umwelt- und<br />
Sicherheitsmanagement:<br />
Georg Stember<br />
Vogelweiherstraße 33<br />
90441 Nürnberg<br />
Tel.: +49. 911. 420-3333<br />
georg.stember.a@man.eu<br />
Investor Relations:<br />
Silke Glitza-Stamberger<br />
Landsberger Straße 110<br />
80339 München<br />
Tel.: +49. 89. 36098-334<br />
investor.relations@man.eu<br />
Human Resources:<br />
Jörg Schwitalla<br />
Landsberger Straße 110<br />
80339 München<br />
Tel.: +49. 89. 36098-220<br />
joerg.schwitalla@man.eu<br />
IMpReSSUM<br />
Herausgeber:<br />
<strong>MAN</strong> Aktiengesellschaft<br />
Wieland Schmitz<br />
Unternehmenskommunikation<br />
Landsberger Straße 110<br />
Redaktion:<br />
Inés Gutiérrez (Ltg.)<br />
Telefon: +49. 89. 36098-357<br />
Georg Stember<br />
Verlag: BurdaYukom Publishing GmbH<br />
Konrad-Zuse-Platz 11, 81829 München<br />
Tel.: +49. 89. 30620-0<br />
Redaktion: Wolfgang Miller (Ltg.),<br />
Timm Saalbach, Marlies Viktorin (CvD)<br />
Gestaltung: Heike Nachbaur,<br />
Blasius Thätter (Art-Direktor)<br />
Bildredaktion: Elke Latinovic<br />
Lektorat: Dr. Michael Petrow,<br />
Karin Schlipphak, Jutta Schreiner<br />
produktion: Wolfram Götz (Ltg.),<br />
Franz Kantner, Cornelia Sauer<br />
Fotos: S. 2, S. 12–16, S. 22, S. 26–31, S.<br />
38–43, S. 50–53: Hauke Dressler;<br />
S. 5: Andreas Pohlmann/<strong>MAN</strong>; S. 10, S. 58:<br />
Golden Section Graphics; S. 25: Roman<br />
Klonek; S. 37: Erika Koch/corbis; S. 46:<br />
Enker/laif; S. 47: contrasto/ laif, Klaus<br />
Lefebvre/Theater Oberhausen; S. 49:<br />
Harmsbergung; Rest <strong>MAN</strong><br />
Druck: Pinsker Druck und Medien,<br />
Pinskerstraße 1, 84048 Mainburg<br />
Der vollständige <strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong><br />
<strong>2007</strong>/<strong>2008</strong> der <strong>MAN</strong> AG ist im Internet<br />
unter www.man.eu als PDF downloadbar.<br />
Der <strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong> ist auch in<br />
englischer Sprache erhältlich.
<strong>Nachhaltigkeitsbericht</strong><br />
<strong>MAN</strong> <strong>Gruppe</strong><br />
<strong>2007</strong>/<strong>2008</strong><br />
<strong>MAN</strong> Aktiengesellschaft<br />
Landsberger Straße 110<br />
80339 München<br />
Telefon: +49. 89. 36098-0<br />
Fax: +49. 89. 36098-250<br />
www.man.eu