ThemaForschungTextUrsula HorvathFotoPhotos.comKraftfeld ForschungSpitzenmedizin erfordert Spitzenforschung. Undgeforscht wird fleißig in Österreich. Hat sich dochunser Land beispielsweise auf dem Gebiet derBiowissenschaft international einen Namen gemacht.Aber auch die Pharmaindustrie baut ihreForschungsaktivitäten hierzulande ständig aus.UmitP e r s o n a l i s i e r t e M e d i z i nJedem seine MedizinMenschen reagieren unterschiedlich aufMedikamente. Während der eine von einerBehandlung profitiert, wirkt die gleiche Arzneibei einem anderen kaum oder es treten ungewollteNebenwirkungen auf. „Wenn man heutezum Arzt geht, hat man nur eine 50-prozentigeWahrscheinlichkeit, dass man auf das verschriebeneMedikament anspricht“, sagt NicoleGorfer von der Pharmafirma Roche. Die personalisierteMedizin soll das verhindern. Bevorein Präparat verschrieben wird, macht derPatient einen Test. Erst wenn klar ist, dass dasMedikament wirkt und keine Nebenwirkungenhat, wird mit der Behandlung begonnen.Die personalisierte Medizin könnte die Behandlungvon Rheuma, Alzheimer oder Krebsrevolutionieren. Namhafte Wissenschaftler wieUwe Siebert, der einen Lehrstuhl an der privatenHealth und Life Sciences Universität Umitin Hall innehat, arbeitet an entsprechendenForschungsprogrammen von Roche mit. „Inder gezielten Behandlung liegt die großeChance der personalisierten Medizin“, sagtSiebert, „es geht darum, mit weniger Aufwandmehr zu erreichen. So wird weniger Geld fürsinnlose Behandlungen ausgegeben und mehrfür Therapien, die ein gut austariertes Wirkung-Nebenwirkung-Profil haben.“ Nachsatz: „Medizinwird allerdings nicht gemacht, um Geldeinzusparen, sondern um Patienten zu heilen.“„Mit weniger Aufwand mehrerreichen“: Uwe SiebertWir können mithalten. Die(bio)medizinische Forschung wurdein Österreich in den vergangenen zehnJahren gezielt ausgebaut. Federführendsind dabei die drei medizinischen Universitätenund die naturwissenschaftlichenFakultäten. Gefördert werden dieForschungsaktivitäten zum Beispiel vomFonds zur Förderung der wissenschaftlichenForschung, der ÖsterreichischenForschungsförderungsgesellschaft, derAustria Wirtschaftsservice Gesellschaftund der Europäischen Kommission. Einbesonders erfolgreiches Beispiel ist dasösterreichische GenomforschungsprogrammGEN-AU des Wissenschaftsministeriums:Mit 100 Mio. Euro für zehn Jahreist das Programm das bis jetzt höchstdotiertenationale Forschungsprogramm.Förderzusagen für einen längerenZeitraum wünschen sich auch die Wissenschaftler.„Wir Forscher brauchen einemittelfristige Planungssicherheit. Wirleben in einem Ein- bis Zwei-Jahresrhythmus.Dabei würden wir für unsere Arbeitfinanzielle Zusagen bis 2020 brauchen“,sagt Lukas A. Huber vom Biozentrum derMedizinischen Universität Innsbruck.Aber: „Es ist spürbar, dass es von Seitender Politik die Bestrebungen für eine stabilereForschungspolitik gibt.“ Bei derzuständigen Stelle im Wissenschaftsministeriumgibt man sich optimistisch: „Österreichist es gelungen, sich im Bereich derBiowissenschaft international als starkerStandort zu etablieren.“ Und tatsächlichhat sich das kleine Österreich internationaldamit einen Namen gemacht.Österreichisches Know-how alsStandortfaktor„Wir haben mitgeholfen, Österreichinternational als Biotech-Nation zu positionieren“,freut sich Alexander vonGabain. Der Mikrobiologe hat vor elf Jahrenseinen Lehrstuhl aufgegeben, um dieBiotech-Firma Intercell zu gründen undImpfstoffe zu entwickeln. Heute hat Intercell420 Mitarbeiter, davon 220 in Wien.„Es gibt hier eine erfreuliche Grundlagenforschungslandschaft.Nicht umsonsthaben große Pharma-Forschungsfirmenwie Baxter oder Boehringer IngelheimStandorte in Österreich“, so Gabain.Als Zentrum für Krebsforschung hatetwa das Boehringer Ingelheim RegionalCenter Vienna internationale Bedeutung.2008 wurden für die Forschung am WienerStandort immerhin 74 Mio. Euro aufgewendet.Baxter beschäftigt heute mehrals 75 Prozent seiner im Bereich Biosciencetätigen Wissenschafter in Österreich.Das Zentrum ist mit rund 3.600Mitarbeitern der größte Unternehmensstandortaußerhalb der USA.„Wir sind nicht nach Österreich gegangen,weil uns hier besonders attraktiverechtliche oder steuerliche Bedingungengeboten werden, sondern weil wir hier dieMenschen finden, die das Wissen haben,das wir brauchen“, sagt Baxter-VorstandMarkus Reinhard. „Das Ausbildungsniveauder österreichischen Arbeitskräfteist exzellent und die Hochschulabgängersind top ausgebildet.“ Österreich habe einsehr gutes Ausbildungssystem, meint auchPeter Kowalski, zuständiger Sektionschefim Wissenschaftsministerium (BMWF):„In den Bereichen Medizin, Pharmazie,Biomedizin und Molekularbiologie gibt esein reiches Angebot an Bachelor-, MasterundFachhochschulstudien. Darauf aufbauendbieten die heimischen Universitäteninternationale Doktoratskollegs an. Diein Österreich ausgebildeten Absolventenkönnen im internationalen Wettbewerbsehr gut bestehen.“Medizinische Forschungsaktivitätensind eine wichtige Triebfeder für Entwicklungund Innovation im Land. „Tech-30 Dezember 09
TextAlfred ArmlehenerFotos/IllustrationReinhard ArmlehenerThemaForschung Persönlichnologien in diesem Bereich entwickelnsich sehr rasch. Daher ist es eine großeHerausforderung für die Forschungspolitik,sich stetig auf die aktuellen Entwicklungeneinzustellen und kontinuierlichdie optimalen Förderinstrumente bereitzu-stellen“,sagt Kowalski. Er ist sich derAuswirkungen auf Staat und Gesellschaftbewusst: „Mit neuen Erkenntnissen undEntwicklungen in diesen Forschungsbereichenstellen sich auch immer wiederFragen in ethischer, rechtlicher und ökonomischerHinsicht. Die aufwendige Diagnostikgeht außerdem Hand in Hand mitder Frage der Finanzierung des Gesundheitssystems.“Noch mehr Forschung in den SpitälernDie medizinische Versorgung in Österreichist ausgezeichnet. „Doch die Qualitätder Krankenhäuser könnte noch bessersein, wenn Ärzte verstärkt in die klinischeForschung involviert wären“, sagtIntercell-Gründer Gabain. „Schon in dermedizinischen Ausbildung müsste mehrForschungsarbeit geleistet werden.“ Esgibt im deutschsprachigen Raum wenigemedizinische Doktorarbeiten und wenigForschungsaktivitäten im Turnus oder derFacharztausbildung.„Die Kosten für die Ausbildung würdensich bald amortisieren. Denn dasGeld, das die Gesellschaft hier spart,muss sie später bezahlen“, so Gabain.„Wenn neue Wirkstoffe entwickelt werden,sind die Patienten kürzer im Spitalund verursachen weniger Kosten für denSteuerzahler. Die Qualität der Gesundheitsversorgungist umso besser, je mehrForschungsaktivitäten es gibt.“„Die in Österreich ausgebildetenAbsolventenkönnen im internationalenWettbewerb sehrgut bestehen.“Peter Kowalski, Bundesministeriumfür Wissenschaft und ForschungBMWFWir machen Gesundheit verfügbarPromotionAus einer Apothekergenossenschaftvor 90 Jahren hervorgegangen, istdie Herba Chemosan Apotheker-AGheute das führende österreichischeHandels- und Dienstleistungsunternehmenim Pharmamarkt.Die Anforderungen steigen ständig.Der Arzneimittelbedarf nimmt durchBevölkerungswachstum und Alterungstetig zu. Neue hochkomplexeArzneimittel erweitern den Arzneimittelschatz- gleichzeitig sinken diePreise der meisten Arzneimittel durchdie Einführung einer Vielzahl vonGenerika.Neue Qualitätskriterien sind gefordert.Alleine jedes zweite Arzneimittelbenötigt bereits spezielle Vorkehrungenin der Auslieferung. Derökonomische und ökologische Aspektim Distributionsgeschäft tritt in denVordergrund.Nicht zuletzt findet eine unaufhaltsameAusrichtung der Apothekenauf mehr Wettbewerb und höhereKooperationsbereitschaft statt. Wirals Marktführer im heimischen Pharmagroßhandelbegegnen der Zukunftzielbewusst - durch gewachseneGröße, gelernte Kompetenz undPartnerschaft mit allen Beteiligten imPharmamarkt.Dezember 09 41 31