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syndrome - Rheuma-Kinderklinik Garmisch-Partenkirchen

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Was ist ein Schmerzverstärkungssyndrom?<br />

Als Schmerzverstärkungssyndrom bezeichnet man<br />

Schmerzen im Bereich der Gelenke, an Muskeln, auch im<br />

Rücken, die über Monate oder gar Jahre anhalten. Bei<br />

ausführlichen Untersuchungen können Entzündungen<br />

oder andere Erkrankungen an den schmerzhaften Bereichen<br />

ausgeschlossen werden; dennoch werden die<br />

Schmerzen oft heftiger und beeinträchtigen den Alltag<br />

erheblich. Der Schmerz ist da, auch wenn keine körperlichen<br />

Ursachen gefunden werden können. Neben den<br />

Schmerzen am Bewegungsapparat können auch Kopf-<br />

und Bauchschmerzen sowie Schlafprobleme auftreten.<br />

Manchmal betreffen die Schmerzen nur einzelne Stellen,<br />

z.B. ein Gelenk, Hand oder Fuß, Arm oder Bein. Man<br />

spricht dann von einem lokalisierten Schmerzverstärkungssyndrom.<br />

Oft breitet sich der Schmerz jedoch über<br />

weite Teile des Körpers aus oder zeigt sich an wechselnden<br />

Stellen. Man bezeichnet dies als generalisiertes<br />

Schmerzverstärkungssyndrom.<br />

Welche Auswirkungen können die<br />

Schmerzen auf den Alltag haben?<br />

Schmerzen, die über längere Zeit bestehen, beeinträchtigen<br />

Euren Alltag erheblich. Viele Kinder und Jugendliche<br />

geben deshalb Freizeit- und Schulsport auf, auch wenn<br />

sie dabei früher viel Freude hatten. Eventuell wird der<br />

Kontakt zu Freunden seltener und immer schwieriger, da<br />

Ihr das Gefühl habt, bei Unternehmungen nicht mehr<br />

mithalten zu können. Schließlich nehmen die Schmerzen<br />

so viel Raum ein, dass Euch auch der Schulbesuch nicht<br />

mehr in vollem Umfang möglich ist. Dadurch ist nicht<br />

nur die Ausbildung gefährdet, sondern es gehen auch<br />

wichtige soziale Begegnungen verloren. Möglicherweise<br />

kennt Ihr einige dieser Auswirkungen aus Eurem Leben.<br />

Wie entstehen Schmerzen und was<br />

passiert dabei im Körper?<br />

Akuter Schmerz ist ein wichtiges Signal, das unseren<br />

Körper vor Gefahren schützt.<br />

Bei einer Schädigung unseres Körpers wie z.B. einer Verletzung<br />

oder Verbrennung, wird von der geschädigten<br />

Stelle ein Signal über die Nervenbahnen an das Gehirn<br />

geleitet, dort komplex verarbeitet und uns als Schmerz bestimmter<br />

Lokalisation und Qualität bewusst. Unser Schmerzempfinden<br />

entsteht also im Gehirn.<br />

Auf dem Weg ins Gehirn gelangen die Signale auch ins Rückenmark.<br />

Bereits dort werden auf die Schädigung bezogene Reaktionen<br />

ausgelöst, die automatisch ablaufen und uns nicht bewusst<br />

sind. Von dort erhalten z.B. die Muskeln und Gelenke<br />

„Befehle“, so dass die Hand sofort von der heißen Herdplatte<br />

weggezogen wird oder Blutgefäße eng gestellt werden, damit<br />

wir durch eine Wunde weniger Blut verlieren.<br />

Warum spüren wir Schmerzen, auch wenn<br />

keine Schädigung vorliegt?<br />

In jedem Augenblick verarbeitet unser Gehirn eine Fülle von<br />

Informationen, angenehmen und unangenehmen. Häufige und<br />

intensive Informationen wie z.B. Schmerzen prägen sich dem<br />

Gehirn nachdrücklich ein. So entwickelt sich das so genannte<br />

Schmerzgedächtnis. Belastungen aller Art können dieses<br />

Schmerzgedächtnis aktivieren und überschießende chronische<br />

Schmerzreaktionen auch ohne aktuelle körperliche Ursache auslösen.<br />

Belastungen können köperliche Verletzungen, Entzündungen,<br />

ein anstregendes Fußballspiel, Kummer, Angst, Überforderung,<br />

Ärger mit Freunden und einfach alles sein, was<br />

Stress bei uns auslöst. An Entstehung, Aufrechterhaltung und<br />

Verlauf eines Schmerzverstärkungs<strong>syndrome</strong>s sind also biologisch-körperliche,<br />

seelische und soziale Faktoren beteiligt. Die<br />

Schmerzen sind heftig und trotz fehlender aktueller körperlicher<br />

Ursache ernstzunehmen; die Schmerzen an sich sind zu einer<br />

Erkrankung geworden, dem Schmerzverstärkungssyndrom.<br />

Warum helfen Schmerzmedikamente<br />

nicht?<br />

Die meisten Medikamente, die man gegen Gelenkschmerzen<br />

einsetzt, wirken am Ort der Schädigung, z.B.<br />

an einem entzündeten oder verletzten Gelenk. Da beim<br />

Schmerzverstärkungssyndrom keine körperliche Schädigung<br />

vorliegt, könnt Ihr Euch leicht vorstellen, dass<br />

die Medikamente nicht wirklich helfen können. Aber<br />

auch Schmerzmedikamente, die in den Gehirnstoffwechsel<br />

eingreifen, sind bei Kindern und Jugendlichen<br />

wenig hilfreich. Sie zeigen außerdem häufig Nebenwirkungen<br />

wie Müdigkeit, Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen,<br />

und verstärken somit die bereits bestehenden<br />

Beschwerden. Die Einnahme von Schmerzmedikamenten<br />

als uns allen gewohnte Schmerz maßnahme ist<br />

verständlich, aber nicht hilfreich.<br />

Was passiert auf unserer<br />

Station für Schmerztherapie?<br />

Ihr werdet bei uns von einem Team aus Ärzten, Pflegekräften,<br />

Psychologen, Sozial- und Heilpädagogen,<br />

Physiotherapeuten, Masseuren und Ergotherapeuten im<br />

Rahmen unserer multimodalen Schmerztherapie betreut,<br />

in der auf die verschiedenen Faktoren der Entstehung<br />

und Aufrechterhaltung eines Schmerzverstärkungs<strong>syndrome</strong>s<br />

eingegangen wird.<br />

Die Schmerzen „wegmachen“ können wir nicht. Aber<br />

Ihr könnt mit unserer Unterstützung lernen, anders mit<br />

den Schmerzen umzugehen, sodass sie sich vermindern<br />

und langfristig auch verschwinden. Hierzu gehört ein<br />

aktives Verändern des Denkens, z.B. „es tut zwar weh,<br />

aber es geht nichts kaputt“, des Fühlens, z.B. „ich leide<br />

nicht unter einer gefährlichen Krankheit, also brauchen<br />

mir die Schmerzen keine Angst mehr einzujagen“ und<br />

des Verhaltens, z.B. „sich ins Bett verziehen bringt<br />

nichts, stattdessen aktiv zu werden hat mich schon<br />

manchmal die Schmerzen vergessen lassen“.<br />

Als sehr bedeutsam hat sich eine Rückkehr zum Alltag<br />

herausgestellt. Die oben beschriebenen Reaktionen wie<br />

Rückzug, Schonung, Schulfehlzeiten führen zu einer<br />

Verschlimmerung der Situation, zu verstärkter Aufmerksamkeit<br />

auf den Schmerz und zunehmender Hilf-<br />

und Hoffnungslosigkeit. Es ist daher entscheidend, dass

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